Gianfranco Soldera - Schweizerische Weinzeitung
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G i a n f r a n c o S o l d e r a<br />
Es war in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 2012,<br />
als ein zunächst Unbekannter eine Tür aufbrach, um in<br />
<strong>Soldera</strong>s Kellergebäude zu gelangen. Dort ging es dem<br />
Täter offenkundig einzig um einen Akt des Vandalismus:<br />
Er entwendete keinerlei Gegenstände, und auch die<br />
bereits abgefüllten Flaschen 2006er Riserva, die im selben<br />
Gebäude lagerten, liess er unangetastet. Doch er verwandelte<br />
den Fasskeller in einen Weinsee und zerstörte so den<br />
grössten Teil der letzten sechs Jahrgänge von Case Basse.<br />
Dieser Umstand lässt manche Beobachter an Verhaltensweisen<br />
des organisierten Verbrechens denken. Auch gäbe es ein<br />
naheliegendes Motiv für einen Racheakt: Schon Jahre vor<br />
dem sogenannten Brunello-Skandal hatte <strong>Soldera</strong> gemeinsam<br />
mit Franco Biondi Santi die immer mehr um sich greifende<br />
Unterminierung des Brunello-Status angeprangert – und immer<br />
wieder darauf gedrängt, dass die dort vorgeschriebene<br />
Reinsortigkeit des Sangiovese auch eingehalten und durch<br />
das Consorzio del Brunello di Montalcino überwacht werde.<br />
Als die Staatsanwaltschaft Siena in den Jahren 2007 und 2008<br />
ihre Ermittlungen aufnahm, entdeckte sie auf 400 Hektaren,<br />
also rund einem Sechstel der Rebfläche Montalcinos,<br />
interna tionale Sorten wie Merlot, die als Sangiovese in den<br />
Büchern geführt wurden. Ein Motiv und mögliche Motivierte<br />
für einen Racheakt an <strong>Soldera</strong> gibt es also durchaus.<br />
Noch vor Weihnachten nahmen die Carabinieri einen ehemaligen<br />
Hilfsarbeiter <strong>Soldera</strong>s fest: Der 39-jährige aus Rom<br />
stammende Andrea Di Gisi hatte sich durch ein abgehörtes<br />
Telefonat verdächtig gemacht, die Ermittler fanden in seiner<br />
Wohnung eine mit Rotwein getränkte Jeans und andere<br />
Indizien, die für seine Tatbeteiligung sprachen. Am 21. März<br />
wurde der Beschuldigte nach einem abgekürzten Strafverfahren<br />
zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach der Verkündung des<br />
Urteils gab <strong>Soldera</strong> nicht nur den Austritt aus dem Consorzio<br />
del Brunello di Montalcino bekannt, sondern auch die Wiederaufnahme<br />
seiner im Dezember gestoppten Weinverkäufe.<br />
Geblieben sind ihm die bereits abgefüllten Flaschen des<br />
Jahrgangs 2006 sowie in kleineren Fässern lagernde Mengen<br />
der hauptsächlich von der Tat betroffenen Jahrgänge 2007<br />
bis 2012, insgesamt rund 22 000 Liter. Die SCHWEIZERISCHE<br />
WEINZEITUNG sprach mit <strong>Gianfranco</strong> <strong>Soldera</strong> über den Fall und<br />
den Ausgang des Prozesses.<br />
GESCHÄTZTER<br />
VERLUST:<br />
10 MILLIONEN<br />
EURO<br />
Andrea Di Gisi, ehemaliger Hilfsarbeiter<br />
auf dem Gut, wurde für den Vandalenakt<br />
zu vier Jahren Haft verurteilt.<br />
S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u n g — 3 6