WS 2 - Malangre - Erlebnispädagogik.pdf - Ganztägig Lernen ...
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6. Saarländischer Ganztagsschulkongress<br />
16.06.2012<br />
„Vielfalt erleben – Grenzen überwinden“<br />
Workshop 2:<br />
Grenzen erfahren – Erlebnispädagogische Elemente in<br />
der Ganztagsschule<br />
Andreas <strong>Malangre</strong> Diplomsportlehrer, Anti-<br />
Aggressivitäts- und Coolnesstrainer,<br />
Erlebnispädagoge, NLP-Ausbildung
Workshop <strong>Erlebnispädagogik</strong><br />
Eine Definition: “<strong>Erlebnispädagogik</strong> ist eine handlungsorientierte Methode und will<br />
durch exemplarische Lernprozesse, in denen jungen Menschen vor physische,<br />
psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese in ihrer<br />
Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt<br />
verantwortlich zu gestalten.” (Heckmair/Michl, S. 90)<br />
Erlebnisse können Ausgangssituation für selbstbewusstes <strong>Lernen</strong> sein. “Nur wenn<br />
Erlebnisse auch reflektiert werden, lassen sich Erkenntnisse gewinnen und<br />
Erfahrungen sammeln. Indem das Erlebte mit der eigenen Lebenssituation in<br />
Verbindung gebracht wird und die TeilnehmerInnen daraus neue Visionen und Ziele<br />
formulieren können, grenzt sich <strong>Erlebnispädagogik</strong> vom bloßen Erlebniskonsum ab.<br />
Gerede die Reflexion und das zielbewusste Vorgehen unterscheiden die<br />
<strong>Erlebnispädagogik</strong> von Fun-Sportarten” (Senninger, S. 7)<br />
<strong>Erlebnispädagogik</strong> nutzt Abenteuer- und Kooperationsübungen, Wildnispädagogik,<br />
Hoch- und Niedrigseilgärten, sowie verschiedene Natursportarten als Medien, um die<br />
Erfahrung der Selbstwirksamkeit und soziales <strong>Lernen</strong> zu ermöglichen.<br />
Der mittlerweile verstorbene amerikanische Professor Randy Pausch sprach in<br />
einem ähnlichen Zusammenhang auch von „head-fake-learning“: Man beschäftigt<br />
sich mit einer Sache (z.B. der Lösung einer Kooperationsaufgabe) und lernt quasi<br />
nebenbei auch noch weitere Dinge über sich und die anderen Teilnehmer: Alle<br />
Übungen finden spielerisch und auf freiwilliger Basis statt. In folgendem Satz kann<br />
der Ansatz der <strong>Erlebnispädagogik</strong> zusammengefasst werden.<br />
„Erzähle mir und ich vergesse - zeige mir und ich erinnere - Lass es mich tun und es wird<br />
ein Teil von mir.“<br />
Im Vordergrund der Veranstaltung steht das eigene Kennenlernen und Erleben<br />
verschiedener Interaktionsspiele/ Übungen. Zudem werden Grundlagen über die<br />
<strong>Erlebnispädagogik</strong> vermittelt.
Als eine grundlegendes Lernmodell der <strong>Erlebnispädagogik</strong> dient das Modell der<br />
„Komfortzone“:<br />
Das Modell der Komfortzone beschreibt den Mechanismus des <strong>Lernen</strong>s durch<br />
eigene Erfahrungen und der Erweiterung unseres Verhaltensrepertoires, wenn wir<br />
unsere ganz persönlichen “roten Linien” überschreiten. Letztlich wird das <strong>Lernen</strong> auf<br />
das Erleben der Konsequenz des Überschreitens eigener Grenzen zurückgeführt. So<br />
lange man sich nicht in die so genannte Panikzone begibt, bleibt das gute Gefühl<br />
zurück, es getan zu haben. Dieses gute Gefühl sorgt dafür, dass wir uns das nächste<br />
Mal wieder in die gleiche Situation begeben. Allmählich gewöhnen wir uns an die<br />
Situation und unsere “Komfortzone” ist gewachsen, unser Verhaltensrepertoire hat<br />
sich erweitert.<br />
Allerdings wird uns der Schritt über unsere roten Linien verwehrt von Gefühlen der<br />
Aufgeregtheit oder Angst. Sie gilt es zu überwinden, um Lernerfahrungen und<br />
persönliches Wachstum zu erleben.
Gruppendynamik<br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der <strong>Erlebnispädagogik</strong> ist das initiieren und<br />
reflektieren von Gruppendynamik und gemeinsamen Erlebnissen.<br />
Was wir heute unter „Gruppendynamik“ verstehen, wurde in den 1920-er Jahren von<br />
Kurt Lewin (und anschließend seinen Schülern) erforscht und festgestellt: Es gibt<br />
nach seiner Theorie „keine Situation, die für einen Menschen neutral ist, sondern<br />
jede Situation ist subjektiv gefärbt und besitzt anziehende oder abstoßende Kräfte<br />
(„Valenzen“), je nachdem welche Personen, Aufgaben und Objekte sich in der<br />
Situation befinden oder erlebt werden. Diese Situation beschreibt er als „soziales<br />
Kraftfeld“, als einen „Lebensraum“, der zu jedem Zeitpunkt eine eigene, subjektive<br />
Charakteristik hat, die das individuelle Verhalten bestimmt. (S. 3)<br />
Ursprünglich bedeutete der Begriff „Gruppendynamik“ die Erforschung der<br />
Gruppenprozesse und des soziales Kraftfeldes in einer Gruppe. Lewins Schüler<br />
haben die Erkenntnisse der Forschung übertragen auf die Arbeit mit<br />
Gruppen. <br />
Menschen ermöglichen, Gruppenprozesse zu analysieren als auch „die methodische<br />
Anwendung gruppenpsychologischer Erkenntnisse“ (a.a.O., S.6)<br />
Zur Gruppendynamik gehört auch die Erkenntnis, dass sich eine Gruppe im Laufe<br />
der Zeit entwickelt und dabei (idealtypisch) verschiedene Phasen durchläuft (vgl.<br />
zum Folgenden: Wellhöfer, S. 12 ff):<br />
Phase 1: Beginn – Orientierung und Exploration:<br />
Es herrscht Rollenunsicherheit, man versucht sich kennen zu lernen, testet Grenzen<br />
aus, Konflikte werden eher vorsichtig angegangen, man versucht sich einen<br />
Überblick zu verschaffen<br />
Phase 2: Rollenklärung – Auseinandersetzung und Machtkampf:<br />
Die Beziehungen sind noch nicht stabil, jeder versucht einen Platz im<br />
Beziehungsgefüge der Gruppe zu finden, es entsteht eine Rangordnung, dazu<br />
besteht ein gewisses Konkurrenzverhalten. Es geht eher um Differenzierung als um<br />
Integration.<br />
Phase 3: Konsolidierung – Bindung und Vertrautheit:<br />
Die Situation ist deutlich entspannter, es entsteht ein „Wir-Gefühl“, die<br />
Rollensicherheit in der Gruppe ermöglicht, dass der Einzelne sich emotional öffnen<br />
kann. Die Integration überwiegt.<br />
Phase 4: Differenzierung und Festigung:
Die Gruppe ist „erwachsen“ geworden, es gibt ein festes Beziehungsgefüge, sie ist<br />
gut arbeitsfähig, es gibt einen starken Zusammenhalt und oft auch gemeinsame<br />
Feindbilder außerhalb der Gruppe.<br />
Übungen:<br />
„Die Flussüberquerung“<br />
„Der Geburtstagskreis“<br />
„Ballkreis – Namensball“<br />
„Ha-So-Ko“<br />
„Namensschild“<br />
„Seillaufen“<br />
„Cola-Fanta-Sprite“<br />
„1-2-3“<br />
„Pistol-Pete“<br />
„Konkurrenz der Supermärkte“<br />
Literatur<br />
Heckmair/ Michel (2002). Erleben und <strong>Lernen</strong>. 4. Auflage. Neuwied.<br />
Senninger, T. (2000). Abenteuer leiten. Münster.