VI-Report - Performance
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Finanzinformationen auf den Punkt gebracht<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong><br />
N 0 31 vom 14.9.2010<br />
Vorsorge<br />
Invest<br />
Senioren.<br />
Was Golden Ager wirklich brauchen 1<br />
Lebensversicherung.<br />
Idee für Muster-Produktinformationsblatt 2<br />
Bauspartarife.<br />
Neuer Vergleichsrechner 3<br />
Rückkaufswert.<br />
Begrenzte Rückerstattung nach Kündigung 4<br />
Berater-Studie.<br />
Vermögensverwaltende Fonds im Fokus 5<br />
Rohstofffonds<br />
Weizen-Rally geht an Anlegern vorbei 5<br />
Nachhaltige Kapitalanlagen.<br />
Nischenmarkt auf Rekordniveau 6<br />
Offene Immobilienfonds.<br />
Der tiefe Fall des Morgan Stanley P2 Value 7<br />
KanAM.<br />
Probleme mit Xanadu 8<br />
Geschlossene Fonds.<br />
Finanzinstrumente unter Gewerberecht 9<br />
Riesenradfonds.<br />
Singapore Flyer kurz vor dem Absturz? 9<br />
Maklerbüro.<br />
Werkzeuge für die Produktauswahl 10<br />
Versicherer.<br />
Weiterhin solider Arbeitgeber 11<br />
Provision.<br />
Angestellte unterliegen der SV-Pflicht 12<br />
Versicherer-Extranets.<br />
Zugang soll erleichtert werden 12<br />
Märkte Vertrieb<br />
Senioren.<br />
Was Golden Ager wirklich brauchen<br />
Spezielle Beratungskonzepte und Produkte sollen<br />
die meist wohlhabenden Älteren aus der Reserve<br />
locken. „Den Endfünfzigern braucht aber niemand<br />
mit Senioren-Unfallpolicen zu kommen oder Ängste<br />
vor Oberschenkelhalsbruch zu schüren“, kritisiert<br />
Versicherungsmakler Wolfgang Wüller aus Lüdinghausen<br />
im Münsterland.<br />
Die jung gebliebenen Konsumenten ab 55 sollten<br />
vor allem den finanziellen Wohlstand absichern und<br />
die Gesundheitsvorsorge verstärken. Neben der<br />
Wohngebäudeversicherung, die für Hauseigentümer<br />
sinnvoll und nötig ist, bleibt für Berufstätige die Absicherung<br />
der Arbeitskraft möglichst bis 65 unverzichtbar.<br />
„Zunehmend ist die Generation 55+ für das Thema Pflegefall<br />
sensibilisiert“, weiß Makler Wüller aus Erfahrung. Dabei gehe<br />
es weniger um die Best Ager selbst, sondern zumeist um<br />
deren Elterngeneration,<br />
„wobei im Münsterland<br />
die persönliche Pflege<br />
der Eltern meist noch<br />
Ehrensache ist“. Wer<br />
nicht für Absicherung<br />
im Pflegefall der Eltern<br />
vorsorgt, bestraft sich am<br />
Ende selbst, denn der<br />
finanzielle Super-Gau<br />
ist im schlimmsten Fall<br />
programmiert: Schwere<br />
Pflegefälle überleben<br />
ihren Schicksalsschlag<br />
heute durchschnittlich<br />
noch sechs Jahre. „Da<br />
Wolfgang Wüller<br />
hält nichts von Senioren-Unfallpolicen<br />
für Endfünfziger<br />
kommen auf Familien Kosten von rund 140.000 Euro zu“,<br />
heißt es beim Senioren-Spezialisten Ideal-Versicherung.<br />
1 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE
2 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
An Pflege-Zusatzversicherungen entwickelt sich ein<br />
breites Produktspektrum, das für die Zielgruppe 60+<br />
jedoch nur noch eingeschränkt vorhanden ist. Beim<br />
Pflegetagegeld wird die Kostenerstattung nicht um einen<br />
festen Prozentsatz aufgestockt, sondern ein individuelles<br />
Tagegeld im Pflegefall versichert. Hier ist für 60-Jährige<br />
ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis nur selten zu finden.<br />
Laut Marktbeobachter KVpro.de tun sich insbesondere<br />
AXA, Düsseldorfer, Münchener Verein, Concordia, LVM,<br />
Continentale und Europa hervor. Allerdings muss man für<br />
70 Euro Tagegeld im Pflegefall, was 2.100 Euro im Monat<br />
entspricht, mindestens rund 90 Euro Monatsbeitrag<br />
aufbringen (Frau: 137 Euro) – siehe Tabelle.<br />
Mehr Details stehen in <strong>Performance</strong>, Ausgabe 9/2010.<br />
<br />
<br />
Top-10 Pflege-Tagegeldversicherungen der PKV<br />
Anbieter<br />
Beitrag Erstattungssatz je Tarif<br />
Leistungs-Rating<br />
Mann / Frau 1 Pflegestufe (Prozent)<br />
AXA 154/239 100/100/100 2 Flex1+Flex2+Flex3 A+<br />
Düsseldorfer 142/238 100/100/100 PZTarifstufe 1+2+3 A+<br />
Münchener Verein 153/239 100/100/100 Select Care Pflege (421 + 421B) A+<br />
Concordia 100/163 25/50/100 3 PT A+<br />
LVM 96/160 40/60/100 3 PZT Komfort A+<br />
Continentale/ Europa 137/198 100/100/100 PTK A+<br />
R + V 93/144 30/70/100 4 PK A<br />
Bewertung von A+ (hohe Erstattung des Versicherers, geringere oder keine SB) bis F (keine Erstattung des<br />
Versicherers, hohe oder maximale SB); sortiert nach Leistungs-Rating<br />
1<br />
Eintrittsalter 60; Monatsbeitrag in Euro für 70 Euro Tagegeld; nur bundesweite Anbieter<br />
2<br />
+ 20 Prozent Pflegegeld bei Demenz ab 20. Geburtstag, falls keine Stufe II oder III vorliegt<br />
3<br />
bei voll stationärer Pflege immer 100 Prozent;<br />
4<br />
zusätzlich 30 Prozent bei Pflegestufe 0<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010|Quelle: KVpro.de; Stand: 6. August 2010<br />
Lebensversicherung.<br />
Idee für Muster-Produktinformationsblatt<br />
Die Kostenangaben in Produkt-Informationsblättern<br />
stehen in der Kritik. Als Folge sieht das Institut<br />
für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA) den<br />
Gesetzgeber in der Pflicht (siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 22/2010).<br />
Die ersten Versicherer wollen nun dem Ruf nach mehr<br />
Kostentransparenz folgen. Positive Überraschung: Dies<br />
soll durch Ausweis der Brutto-Rendite und der Reduction<br />
in Yield (RIY) geschehen.<br />
Gemeint sind die Effektivkosten. RIY drückt den<br />
Renditeverlust aufgrund der Gesamtkosten einer<br />
Versicherung aus, berücksichtigt jedoch die<br />
Garantieerzeugungskosten nicht. Es sei fraglich, ob<br />
die gesamte Branche zu einer Selbstregulierung und<br />
Überwachung eines einheitlichen Standards in der<br />
Lage ist, meint ITA-Geschäftsführer Dr. Mark Ortmann.<br />
Er hat daher schon ein Muster-Kosteninformationsblatt<br />
entwickelt, das neben sämtlichen Kostenangaben eine<br />
Gesamtkostenkennzahl (Effektivkosten/Reduction in<br />
Yield) und eine Effektivrendite ausweist. Eine Kurzform<br />
daraus, die Produkt- und Anlagekosten sowie individuell<br />
vom Kundenverhalten abhängige Kosten ausspart,<br />
steht in der Tabelle. Will man alle Altersvorsorge-<br />
Angebote vergleichbar machen, sollte der erwartete<br />
Renditeverlust aufgrund sämtlicher Kosten ausgewiesen<br />
werden (erwartete Reduction in Yield), schlägt ITA vor<br />
(siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 29/2010).<br />
<br />
Muster-Produktinformationsblatt<br />
Gesamtkostenbelastung Höhe Zusatzinformation<br />
Renditeerwartung vor Kosten jährlich 8 Prozent Wir erwarten für Ihren Vertrag eine jährliche, nicht<br />
garantierte Rendite in Höhe von durchschnittlich 8 Prozent<br />
vor Kosten<br />
Gesamtkostenbelastung<br />
(Effektivkosten)<br />
Erwartete Rendite nach Kosten<br />
(Effektivrendite)<br />
jährlich 3,5 Prozent<br />
jährlich 4,5 Prozent<br />
Die erwartete Rendite Ihres Vertrages reduziert sich durch<br />
Entnahme der bekannten und oben genannten Kosten<br />
voraussichtlich um 3,5 Prozent p. a.<br />
Wegen der durchschnittlichen Kostenbelastung in Höhe von<br />
jährlich 3,5 Prozent reduziert sich die erwartete Rendite auf<br />
4,5Prozent p. a. nach Abzug der bekannten und oben<br />
genannten Kosten<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010|Quelle: ITA 2010
3 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Bauspartarife.<br />
Neuer Vergleichsrechner<br />
Das Internet-Portal FSS online AG hat einen<br />
unabhängigen, anonymen Bauspartarifvergleich auf<br />
seine Seiten gestellt (www.fss-online.de). Ein solches<br />
Angebot war lange überfällig. „Schätzungen gehen<br />
davon aus, dass es in Deutschland rund 30 Millionen<br />
Bausparverträge gibt. Grund genug sich mit der Analyse<br />
von Baukassenprodukten intensiver zu beschäftigen“, so<br />
FSS-Vorstand Karl- Heinz Reimer.<br />
Grundsätzlich hilfreich ist die Unterteilung nach<br />
„Finanzier-Typ“ (zu Bau oder Kauf entschlossen), „Sparer-<br />
Typ“ (Renditeinteresse) und dem „Möglich ist alles-Typ“<br />
(Unentschlossene). Die Auflistung zeigt, dass ein nahezu<br />
vollständiges Anbieter- und Tarifangebot berücksichtigt<br />
wird. Bausparkassen, die nicht teilnehmen, werden<br />
namentlich genannt.<br />
Problematisch ist und bleibt aber die Frage, ob der<br />
Online-Vergleich für eine Abschlussentscheidung von<br />
Verbrauchern ausreicht. Moderne Optionstarife, die<br />
nicht nur viele Tarifvarianten enthalten, sondern vielfältig<br />
Wechselmöglichkeiten bis zur Zuteilung einschließen,<br />
sowie Tarifmerkmale wie Wahl- oder Mehrzuteilung sind<br />
hochgradig beratungsbedürftig.<br />
Abgesehen davon hat die Erfahrung bewiesen, dass<br />
„Rennlisten“ vor allem bei Renditetarifen ins Abseits führen<br />
können, wie das Beispiel der inzwischen aufgelösten<br />
Quelle Bauspar AG beweist, die jahrelang die Hitlisten<br />
der Stiftung Warentest anführte (siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 16/09).<br />
Das Unternehmen ist nicht nur am Reputationsverlust<br />
des Namens „Quelle“ gescheitert, sondern ursächlich<br />
am aufgeblähten Renditetarifgeschäft, das nicht mehr<br />
refinanziert werden konnte.<br />
Trotzdem ist der Bauspartarifvergleich von fss-online<br />
wertvoll, und zwar vor allem für Makler. Sie können<br />
ihn im Rahmen des Partnerprogramms auf ihrer<br />
Homepage integrieren oder – noch besser – ihn in der<br />
Profivariante zur Grundlage ihrer Beratung von Baus<br />
parkunden machen. <br />
4 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Rückkaufswert.<br />
Begrenzte Rückerstattung nach Kündigung<br />
Wer seine Lebens- oder Rentenversicherung vorzeitig<br />
kündigt, bei dem verjähren Ansprüche auf eine<br />
Rückvergütung (Rückkaufswert + Überschussbeteiligung)<br />
spätestens fünf Jahre nach Ablauf des Jahres, in dem der<br />
Versicherer den Vertrag abgerechnet hat. Dies gilt auch<br />
dann, wenn die Kündigung vor Veröffentlichung der<br />
BGH-Urteile vom 12. Oktober 2005 lag.<br />
Mit dieser Entscheidung vom 14. Juli 2010 hat<br />
der Bundesgerichtshof für eine Neuberechnung<br />
der Rückvergütungen gekündigter Lebens- und<br />
Rentenversicherungen gesorgt (Az.: IV ZR 208/09).<br />
Betroffen waren vor dem BGH solche Policen, die zwischen<br />
1995 und 1998 abgeschlossen und zwischen 1996 und<br />
2000 gekündigt und abgerechnet worden waren.<br />
Demnach gingen die meisten Kunden leer aus, weil die<br />
Ansprüche verjährt sind. Generell steht Verbrauchern<br />
nach einer Kündigung allerdings eine Rückvergütung<br />
zu, bei der kein Stornoabzug vorgenommen und ein<br />
Mindestrückkaufswert nicht unterschritten werden dürfe.<br />
Allerdings könnte die Lage für Kunden, die Policen von<br />
Mitte 2001 bis 2007 abgeschlossen und nach 2004 gekündigt<br />
hatten, besser<br />
aussehen. „Für<br />
sie gibt es<br />
möglicherweise<br />
einen höheren<br />
Rückkaufswert,<br />
der sogar bei<br />
mehr als 40<br />
Prozent der<br />
eingezahlten<br />
B e i t r ä g e<br />
liegen kann.<br />
Vorenthaltene<br />
Stornoabzüge<br />
Lebensversicherungskunden<br />
können womöglich auf Geldsegen hoffen.<br />
können noch<br />
Quelle: Bund der Versicherten/Dreyling<br />
hinzukommen“ sagt Lilo Blunck.<br />
Die Vorstandsvorsitzende des Bundes der Versicherten<br />
verweist auf neuere Urteile des Hanseatischen<br />
Oberlandesgerichtes gegen Deutscher Ring, Ergo<br />
(Hamburg-Mannheimer), Generali (Volksfürsorge) und<br />
Iduna (Az.: 9 U 233/09, 235/09, 236/09 und 9 U 20/10). Sie<br />
sind jedoch nicht rechtskräftig, da die Versicherer Revision<br />
beim BGH eingelegt haben.
5 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
INVEST<br />
Berater-Studie.<br />
Vermögensverwaltende Fonds im Fokus<br />
Vermögensverwaltende Fonds sollten in der aktuellen<br />
wirtschaftlichen Situation zur Kapitalbildung eingesetzt<br />
werden. Dieser Einschätzung stimmten 93,5 Prozent der<br />
Finanzberater zu, davon 79 Prozent in vollem Umfang.<br />
Charakteristisch für diese Fonds ist, dass sie weder an einer<br />
Benchmark kleben noch einer festgelegten Aufteilung<br />
nach Anlageklassen folgen.<br />
„Sicherheit und Kapitalerhalt sind neben Flexibilität die<br />
Faktoren, auf die Verbraucher beim Vermögensaufbau<br />
achten. Verlustvermeidung ist das Ziel der<br />
Vermögensverwalter, das ist langfristig die erfolgreichere<br />
Strategie“, bewertet Johannes Sczepan, Geschäftsführer<br />
der Plansecur das Ergebnis. Für ihre diesjährige<br />
Sommerstudie hatte die Kasseler Beratungsgesellschaft<br />
allerdings nur 62 Finanzberater befragt.<br />
Während der Einsatz von Aktienfonds ebenfalls<br />
befürwortet wurde, war dies bei Renten- und Offenen<br />
Immobilienfonds nur zu 30,6 bzw. 40,3 Prozent der Fall.<br />
Der Einstieg in Nachhaltigkeitsfonds fand immerhin noch<br />
bei knapp 60 Prozent der Befragten eine Zustimmung<br />
bzw. volle Zustimmung (24,2 Prozent). Jenseits von<br />
Fondsanlagen waren Immobilien und fondsgebundene<br />
Rentenversicherungen sowie With-Profit-Produkte<br />
angelsächsischer Anbieter im Fokus. Bausparverträge<br />
und Spareinlagen/Einlagenprodukte fielen hingegen bei<br />
den Beratern durch.<br />
Drei Ziele standen beim Vermögensaufbau der Kunden<br />
im Vordergrund: die Bildung finanzieller Rücklagen,<br />
Altersvorsorge sowie der Erwerb eines Eigenheims –<br />
siehe Grafik. Nicht unerwartet werden unabhängige<br />
Finanzberater und -makler von den Verbrauchern<br />
als maßgebliche Institution beim Thema Geld und<br />
Vermögen genannt. <br />
<br />
Ziele des Vermögensaufbaus (in Prozent)<br />
Freizeit<br />
Urlaub<br />
Kauf von<br />
Gebrauchsgütern<br />
Absicherung der<br />
Familie<br />
51,6<br />
54,8<br />
59,7<br />
Eigene 4 Wände 75,8<br />
Altersvorsorge 79,1<br />
Finanzielle<br />
Rücklagen<br />
0 20 40 60 80 100<br />
80,7<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010|Quelle: Plansecur-Umfrage<br />
Rohstofffonds.<br />
Weizen-Rally geht an Anlegern vorbei<br />
Monaten von 130 auf bis 230 Euro pro Tonne gestiegen.<br />
Neben dem Getreide haben sich aber auch Mais und<br />
Zucker zuletzt stark verteuert.<br />
Die schlechte Nachricht: Partizipieren lässt sich für den<br />
privaten Anleger nicht an diesem Run auf das „Ackergold“.<br />
Denn vor allem die Eigenarten des Terminhandels machen<br />
ein direktes Engagement in Agrarrohstoffe über Exchange<br />
Traded Commodities (ETC) oder Zertifikate kompliziert und<br />
für Privatanleger undurchsichtig.<br />
So mancher Anleger dürfte in den vergangenen<br />
Wochen große Ohren bekommen haben angesichts<br />
der Meldungen über stark steigende Agrarrohstoffpreise.<br />
So ist etwa der Preis für Weizen in den vergangenen zwei<br />
Statt in Rohstoffe direkt sollten Anleger lieber auf<br />
spezialisierte Investmentfonds setzen. Die Produkte<br />
partizipieren nicht direkt an den Preisen von Weizen und<br />
Co., sondern investieren vorwiegend in Unternehmen,<br />
die Technologien für die Landwirtschaft bereitstellen.
6 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Dazu gehören Düngemittelfirmen ebenso wie<br />
Traktorenhersteller oder Firmen aus der Lebensmittellogistik.<br />
Sie können die Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten<br />
direkt an den Endverbraucher weiterreichen und somit<br />
Ihre Gewinne weiter potenzieren, was letztendlich zu<br />
steigenden Aktienkursen führen sollte.<br />
Mittlerweile gibt es eine breite Palette an diesen<br />
Agrarbusiness-Fonds. Auch wenn nicht die Dimensionen<br />
von Weizen und Co. erreicht werden: Die <strong>Performance</strong><br />
beläuft sich auf Sicht von einem Jahr zwischen 25 und 38<br />
Prozent und ist damit deutlich besser als das, was man<br />
im selben Zeitraum durchschnittlich mit internationalen<br />
Aktienfonds bekommen hätte.<br />
Im Gegensatz zu Aktien- oder Rentenmärkten weisen die<br />
Rohstoffmärkte größere Ineffizienzen auf. Das führt bisweilen<br />
zu starken Schwankungen und Übertreibungen, sowohl<br />
nach unten als auch nach oben. Allerdings steckt genau<br />
darin auch der Vorteil eines Agrar-Rohstoff-Investments:<br />
Die Ineffizienzen lassen sich durch einen fokussierten und<br />
aktiven Management-Ansatz ausnutzen. <br />
Nachhaltige Kapitalanlagen.<br />
Nischenmarkt auf Rekordniveau<br />
Mit Rekordständen geht der nachhaltige<br />
Kapitalanlagemarkt im deutschsprachigen Raum aus<br />
der Finanzkrise hervor. Im vergangenen Jahr legten<br />
nachhaltige Investments gegenüber 2008 um 67 Prozent<br />
auf rund 38 Milliarden Euro zu. Die größten Zuwächse<br />
kamen aus dem Segment der Publikumsfonds mit einem<br />
Plus von 73 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro.<br />
Etwas geringer fällt das Volumen der nachhaltigen<br />
Mandate aus. Das geht aus dem „Marktbericht<br />
Nachhaltige Geldanlagen 2010 – Deutschland, Österreich<br />
und die Schweiz“ hervor, den das Forum Nachhaltige<br />
Geldanlagen (FNG) jetzt im vierten Jahr vorgestellt hat.<br />
Befragt wurden Assetmanager, institutionelle Investoren<br />
und andere Anbieter wie Banken oder Pensionsfonds.<br />
beim Anlagemanagement stellt die Studie fest, dass der Bestin-Class-Ansatz<br />
hierzulande im Vergleich zu den Vorjahren<br />
stark an Bedeutung gewonnen hat. Hierbei werden jene<br />
Unternehmen ausgewählt, die im Vergleich ihrer Branche<br />
eine herausragende Stellung bei ökologischen, sozialen und<br />
ethischen Kriterien besitzen.<br />
Noch etwas stärker werden wertbasierte Ausschlusskriterien<br />
genutzt. Unternehmen, die etwa im Rüstungsbereich<br />
aktiv sind oder Kinderarbeit unterstützen, sind dann<br />
für den Fonds tabu. Gespräche mit Fondsmanagern<br />
zeigen allerdings, dass solche Strategien nicht immer<br />
mit der gleichen Konsequenz umgesetzt werden.<br />
<br />
<br />
„Wir beobachten in Deutschland und<br />
der Schweiz, dass private Investoren in<br />
nachhaltige Geldanlagen gegenüber<br />
den institutionellen Investoren<br />
Marktanteile hinzugewinnen“, sagte<br />
FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober.<br />
Insgesamt wird innerhalb der nächsten<br />
drei Jahre ein weiteres Plus von 56 Prozent<br />
erwartet. Dennoch fristen nachhaltige<br />
Kapitalanlagen weiter ein Nischendasein:<br />
Hierzulande beträgt ihr Anteil am<br />
Gesamtmarkt knapp 0,8 Prozent, in<br />
Österreich sind es 1,5 Prozent und in der<br />
Schweiz immerhin 3,8 Prozent.<br />
Hinsichtlich der Nachhaltigkeitsprozesse<br />
Nachhaltige Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010|Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: PERFORMANCE Verlag GmbH<br />
Dr.-Gessler-Straße 16 A | 93051 Regensburg,<br />
Tel.: +49 (0) 941 / 465 270 270 | Fax: +49 (0) 941 / 465 270 279<br />
info@performance-online.de | www.performance-online.de<br />
Erscheinung: 1x wöchentlich, jeweils dienstags<br />
Abo-Service: abo-service@performance-online.de<br />
Produktion: CALLAS Marketing, performance@callas-marketing.de<br />
Chef vom Dienst dieser Ausgabe: Detlef Pohl<br />
Autoren und redaktionelle Mitarbeiter:<br />
Detlef Pohl, Hans Pfeifer, Peter Zeuke, Kay Schelauske,<br />
Beatrix Boutonnet, Peggy Ehlers, Arthur Bornstedt,<br />
Björn Drescher, Heino Reents<br />
Kontakt: vi-report@performance-online.de<br />
Bildnachweise : www.fotocommunity.de: Transparenz © Hans Pokorny (Seite 2), Der Rechner © Ralf Bratz<br />
(Seite 3), Im Fokus © E-Punkt (Seite 5), Getreide © jenny04 (Seite 6), Nachhaltigkeit © Woyzeck (Seite 6),<br />
Tiefer Fall © Wolfgang Hermann Mayer (Seite 7) Baustelle © Fotonormalverbraucher (Seite 8), Singapore ©<br />
Robin Orszulik RCSpotter (Seite 9), Menschen © Josef_Zenner (Seite 11), Money © Sabine Hempel (Seite 12)
7 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Offene Immobilienfonds<br />
Der tiefe Fall des Morgan Stanley P2 Value<br />
Wie die Immobilien KAG Morgan Stanley am<br />
6. September bekannt gab, berichtigt sie den Wert<br />
ihres offenen Immobilienfonds Morgan Stanley P2<br />
Value um weitere 18 Prozent nach unten und plant<br />
eine Wiedereröffnung des Fonds für Anfang November.<br />
Rechnet man die früheren Abwertungen und die bis<br />
Ende Oktober noch avisierten Abschläge hinzu, hat das<br />
Management das Kundengeld in den vergangenen zwei<br />
Jahren in etwa halbiert.<br />
Und dies bei einer nicht selten als mündelsicher<br />
eingestuften Produktgattung! Die massiven Abwertungen<br />
des Fonds lassen die an der Sache beteiligten Akteure<br />
in keinem guten Licht erscheinen. Der Verwalter sieht<br />
sich dem Vorwurf des Missmanagements ausgesetzt,<br />
die Gutachter müssen die Realitätsnähe der von ihnen<br />
ermittelten Verkehrswerte hinterfragen lassen und die<br />
Aufsicht erweckt den Eindruck, als sei mit ihr kurz vor<br />
Ablauf einer zweijährigen Aussetzung der Anteilsrücknahme<br />
so ziemlich alles zu machen.<br />
Als Entschuldigung kann an dieser Stelle allein die<br />
Tatsache angeführt werden, dass alle drei derzeit Neuland<br />
beschreiten. Zudem liefert das bestehende Gesetzeswerk<br />
vergleichsweise wenig Aufschluss darüber, was nach einer<br />
zweijährigen Schließung genau zu geschehen hat. Aktuell<br />
entsteht der Eindruck, als würden die Verkehrswerte im<br />
letzten Augenblick auf die Höhe erzielbarer Marktpreise<br />
gedrückt und die Aufsicht toleriere dieses Verhalten, um<br />
die offizielle Anordnung von Liquidationen vermeiden<br />
zu können. Zu groß scheint die Angst, selbst in Regress<br />
genommen zu werden.<br />
Morgan Stanley bietet bisher zwar die größte<br />
Bewertungsamplitude, ist aber kein Einzelfall. Degi (Europa)<br />
und KanAm (US-Grundinvest) bringen es ebenfalls auf<br />
zweistellige Abwertungen im laufenden Jahr. Und so stellt<br />
sich die Frage, ob die drei Fonds „Sonderfälle“ sind, als die<br />
sie die Mitbewerber gerne abstempeln, oder Vorboten<br />
eines Schicksals, dass früher oder später auch andere von<br />
der Anteilsrücknahme ausgesetzte Fonds teilen werden.<br />
<br />
<br />
ABO-BESTELLUNG<br />
Firma<br />
Aktuelle Ausgabe<br />
PERFORMANCE 9/2010<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ<br />
Telefon<br />
Name<br />
Haus-Nr.<br />
Ort<br />
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8 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
MÄRKTE<br />
KanAM.<br />
Probleme mit Xanadu<br />
Meadowland Xanadu sollte alle Rekorde sprengen –<br />
im positiven Sinne. Unweit von New York sollte in New<br />
Jersey Amerikas größte Shopping- und Entertainment<br />
Mall entstehen. Als Finanziers zeichneten deutsche<br />
Anleger geschlossene Fondsanteile über der Münchner<br />
Initiator KanAm, der später auch offene Immobilienfonds<br />
auflegte.<br />
Doch Erfolgsmeldungen gibt es bislang keine. Das 1996<br />
angepeilte Großprojekt ist nämlich immer noch nicht<br />
fertig. Nicht nur das: Die KanAm Anleger, die einen Teil<br />
des Projekts über die KanAm-Fonds 15,16, 20, 22 und dem<br />
Real Partners 1 finanziert haben, bekamen kürzlich sehr<br />
unangenehme Post. Die finanzierenden Banken haben<br />
mit Wirkung vom 9. August 2010 die Kontrolle über die<br />
Mall übernommen, so das Schreiben.<br />
Grund: KanAM und seine Partner Colony Capital (Los<br />
Angeles) und Dune Real Estate Partners (New York)<br />
mussten das rund zwei Milliarden US-Dollar schwere<br />
Projekt dem Bankenkonsortium übergeben, weil bei den<br />
Kreditverhandlungen keine Übereinkunft erzielt wurde.<br />
Findet sich nun kein geeigneter Investor, dürfte ein Großteil<br />
des eingesetzten Kapitals weg sein. KanAm und Partner<br />
hoffen aber immer noch auf eine Einigung.<br />
Insgesamt stecken 410 Millionen US-Dollar Anlegergeld<br />
in dem Projekt. Zurückgeflossen sind bislang nach<br />
Aussagen von KanAm- Sprecher Michael Birnbaum<br />
rund ein Viertel der Summe über die Ausschüttungen,<br />
die bis 2007 prospektgemäß ausbezahlt wurden. Die<br />
Rückzahlungshöhe jedoch ist von Fonds zu Fonds<br />
unterschiedlich – zwischen 20 und 80 Prozent. Für den<br />
Real Estate Partner 1 dagegen, der zwischen 2007 und<br />
2008 platziert wurde, dürfte es magerer aussehen.<br />
Wie geht es weiter? Nach Einschätzung von Birnbaum<br />
bräuchte man noch rund 12 Monate zur Fertigstellung und<br />
zusätzlich rund 500 Millionen US-Dollar. Ob die Mietverträge<br />
von einem Neuinvestor so übernommen werden können,<br />
ist noch offen. Ohne frisches Geld ist ein Debakel erster<br />
Klasse zu befürchten, zumal KanAM auch zwei offene<br />
Immobilienfonds vorübergehend geschlossen hat.<br />
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9 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Geschlossene Fonds.<br />
Finanzinstrumente unter Gewerberecht<br />
Geschlossene Fonds und Beteiligungen werden zwar<br />
künftig als Finanzinstrumente eingestuft, ihre Vermittler<br />
sollen aber nicht die dafür übliche Lizenz (nach § 32<br />
Wertpapierhandelsgesetz) oder alternativ den Schutz<br />
eines Haftungsdachs nachweisen müssen. Stattdessen<br />
sollen für sie die gleichen Ausnahmen gelten wie für<br />
Vermittler von Investmentfonds.<br />
Das ist das Ergebnis eines zwischen Bundesfinanz- und<br />
Wirtschaftsministerium erzielten Kompromisses um<br />
die Ausgestaltung des Gesetzentwurfs zur Stärkung<br />
des Anlegerschutzes. Damit hat sich die harte Linie<br />
von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble,<br />
der geschlossene Fonds unter das Regime des<br />
Kreditwesengesetzes und der Finanzaufsicht BaFin stellen<br />
wollte, nicht durchgesetzt.<br />
Gewöhnen müssen sich die Beteiligungsvermittler<br />
aber an einen Sachkundenachweis, eine<br />
Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, ein Register<br />
sowie Beratungs- und Dokumentationspflichten. Sie<br />
werden damit wie Versicherungsvermittler behandelt<br />
und unterliegen der Gewerbeaufsicht.<br />
Die Branche feiert das als Sieg, rettet die Regelung doch<br />
rund 70.000 Verkäufern den Job. Verbraucherschützer<br />
werden monieren, dass<br />
das nicht ausreicht,<br />
um den Schwarzen<br />
Schafen das Handwerk<br />
zu legen. Die<br />
Siegesstimmung wird<br />
allerdings kaum von<br />
langer Dauer sein. Denn<br />
in Brüssel sind längst<br />
Initiativen auf den Weg<br />
gebracht, die den<br />
deutschen Sonderweg<br />
über kurz oder lang<br />
obsolet machen.<br />
Schon 2011 wird der<br />
V e r b r a u c h e r s c h u t z<br />
bei geschlossenen<br />
Fonds gestärkt, wenn<br />
Wolfgang Schäuble<br />
weicht von der harten Linie gegen<br />
Vermittler geschlossener Fonds ab.<br />
auch nicht über die Vermittler, sondern über Manager<br />
alternativer Investmentfonds (AIFM). Auf die Emittenten<br />
kommen erhöhte Anforderungen an die Qualifikation und<br />
die Kapitalausstattung zu. Beim Vertrieb von alternativen<br />
Investments – wozu geschlossene Fonds und Beteiligungen<br />
gehören – an Kleinanleger soll der nationale Gesetzgeber<br />
zusätzliche Schutzmaßnahmen vorsehen.<br />
<br />
<br />
Riesenradfonds.<br />
Singapore Flyer kurz vor dem Absturz?<br />
Rund läuft das Aussichtsrad in Singapore schon lange<br />
nicht mehr. Die Einnahmen der Projektgesellschaft sind<br />
deutlich geringer als erwartet. Der von der Frankfurter<br />
Bank Delbrück Bethmann Maffei aufgelegte Fonds<br />
„Singapore Flyer“ kämpft mit Schwierigkeiten: Die Tilgung<br />
der Fremdfinanzierung ist nicht mehr möglich. Es drohe die<br />
Insolvenz der Projektgesellschaft, heißt es in einem Schreiben<br />
an die Anleger.<br />
Zwar ist seine Lage nicht ganz so dramatisch wie beim<br />
Fonds „Global View“ (siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 14/2010), wo die<br />
holländische Bankenmutter ABM AMRO den Anlegern ein<br />
Ausstiegsangebot machen musste. Dennoch ist die Lage<br />
sehr ernst. Ein Restrukturierungsprogramm soll dem Fonds<br />
neues Leben einhauchen, doch dazu muss die Finanzierung<br />
geändert werden.<br />
Nach langem Hin und Her hat die Geschäftsführung<br />
der Singapore Flyer GmbH & Co. KG sehr<br />
kurzfristig eine Einladung für eine außerordentliche<br />
Gesellschafterversammlung verschickt. Termin ist der 21.<br />
September. Anleger sollen dort über die Restrukturierung<br />
der vorhandenen Fremdfinanzierung durch eine<br />
Mezzanine-Finanzierungsstruktur abstimmen.<br />
Laut Zwischenbericht hat sich die leicht positive Entwicklung<br />
der Besucherzahlen seit Jahresanfang fortgesetzt – allerdings<br />
auf Basis reduzierter Zahlen. Dreh- und Angelpunkt bleibt,<br />
dass die Anleger der Restrukturierung dieser langfristigen<br />
Fremdfinanzierung zustimmen, insbesondere der Streckung<br />
der Tilgungsleistung. Die ursprünglich geplante Tilgung von<br />
56 Millionen Singapore-Dollar 2008 bis 2013 würde auf 17,5<br />
Millionen Singapore-Dollar sinken.<br />
Anleger, die nicht teilnehmen oder keine Weisung an die<br />
Fondsgesellschaft geben, stimmen gemäß Treuhandund<br />
Verwaltungsvertrag für die Beschlussempfehlung der<br />
Geschäftsführung und genehmigen somit die Finanzierung.<br />
Unlösbares Problem: Vor wenigen Monaten hat genau<br />
neben dem Riesenrad ein fast doppelt so hohes Mega-<br />
Hotelprojekt mit riesiger Aussichtsplattform eröffnet, das den<br />
Besuchern für weniger Geld Singapore zu Füßen legt.<br />
<br />
10 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
VERTRIEB<br />
Maklerbüro.<br />
Werkzeuge für die Produktauswahl<br />
Makler sind zur ausgewogenen, objektiven<br />
Marktuntersuchung verpflichtet. Ein Versicherer aus<br />
dem Mittelfeld reicht nicht aus, entschied kürzlich das<br />
Landgericht Itzehoe (Az.: 7 O 29/09 – nicht rechtskräftig).<br />
Allerdings blieben die Beurteilungskriterien im Dunkeln.<br />
Daher wird das Urteil womöglich in der Berufung<br />
keinen Bestand haben. Dennoch reicht Mittelmaß<br />
in der Leistung nicht aus, erklärte Rechtsanwalt<br />
Hans-Ludger Sandkühler auf einer Fachtagung<br />
des Berliner Arbeitskreises Maklerprozesse<br />
(www.maklerprozesse.de).<br />
Als Werkzeuge ausgewogener Marktuntersuchung sieht<br />
der Vorstandschef des Bundesverbandes mittelständischer<br />
Versicherungs- und Finanzmakler (www.bmvf.de)<br />
insbesondere solche Informationsmedien wie Ratings,<br />
Zeitschriften, Messen, Software und Pools im Aufwind. Es<br />
gebe viele allgemeine Auswahlkriterien. „Doch ist eine<br />
Systematisierung notwendig“, so Sandkühler. Relevant<br />
seien Gesellschafts-, Produkt- und Servicequalität.<br />
Allgemein zählten bei der Marktuntersuchung vor allem<br />
neun Kriterien: Finanzstärke, Insolvenzsicherungsfonds,<br />
Bedingungen, Preis, Rentabilität/Anlagerisiko, Kalkulation,<br />
Antragsgestaltung, Service und Tarifmerkmale.<br />
Michael Salzburg legte Erfahrungen mit der Tarifanalyse im<br />
Standardgeschäft vor. „Das Standardgeschäft ist für den<br />
Makler das Geschäft, das er unabhängig vom konkreten<br />
Kunden analysieren kann“, so der Geschäftsführer der<br />
Maklerfirma Friedels Fairsicherungsbüro Langer & Salzburg<br />
(www.fairsicher.de). Im Standardgeschäft erfolge die<br />
Auswahl geeigneter Produkte weitgehend vor der<br />
Beratung einzelner Kunden.<br />
Dabei gehe es zunächst um die Vorauswahl von<br />
möglichst wenigen Produkten aus dem Markt.<br />
Der Berliner Arbeitskreis Maklerprozesse<br />
will Versicherern den Vertriebsweg Makler näher bringen.<br />
Der Makler verbindet im Idealfall mehrere „Unterziele“ mit<br />
dieser Vorauswahl. So die Haftungssicherheit – die nach<br />
Vorauswahl verbleibenden Produkte müssen den Markt<br />
abbilden. Lösung: Man wählt eine Top-Produkt-Strategie.<br />
Zur Vereinfachung der Beratung bräuchte man dann<br />
Merkmale, die alle vorausgewählten Produkte in gleicher<br />
Ausprägung aufweisen, gar nicht mit dem Kunden zu<br />
besprechen.<br />
Um Einzelfallrecherchen zu vermeiden, rät Salzburg<br />
dazu, die Empfehlungen aus dem Maklerbetrieb<br />
so zu standardisieren und zu vereinheitlichen, dass<br />
unterschiedliche Sachbearbeiter demselben Kunden<br />
stets die gleiche Empfehlung aussprechen. Dazu werde<br />
eine Empfehlungsreihenfolge festgelegt.<br />
Beispiel: „Wir empfehlen das Top-Produkt der<br />
X-Gesellschaft, weil..., falls dies nicht gewünscht ist,<br />
dann das Produkt der Y-Gesellschaft mit geringerem<br />
Deckungsumfang, aber niedrigerem Beitrag.“ Letztlich<br />
werde die Recherche zentral archiviert und wegen<br />
laufender Marktbeobachtung möglichst zweimal pro<br />
Jahr aktualisiert, berichtete Salzburg.<br />
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11 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Versicherer.<br />
Weiterhin solider Arbeitgeber<br />
Mehr als eine halbe Million Menschen arbeiteten Ende<br />
2009 in der Versicherungswirtschaft. Damit ist die Branche<br />
weiterhin ein großer und zuverlässiger Arbeitgeber.<br />
Im Vergleich zu 2008 hat die Zahl der abhängig<br />
oder selbstständig Beschäftigen um rund 24.000 auf<br />
555,5 Millionen zugenommen. Diese Zahlen stammen<br />
aus neu erschienenen „Statistischen Taschenbuch<br />
der Versicherungswirtschaft 2010“, das kostenlos<br />
aus dem Internet herunter geladen werden kann:<br />
www.gdv.de/Downloads.<br />
Als Angestellte sind branchenweit insgesamt 300.000<br />
Menschen beschäftigt, 216.500 davon direkt in den<br />
Versicherungsunternehmen, weitere 83.500 in Agenturen<br />
und anderen Vermittlerbetrieben. Dazu kommen knapp<br />
255.500 selbstständige Versicherungsvermittler und<br />
–berater – siehe Tabelle, so dass allein im Vertrieb knapp<br />
340.000 Menschen ihr Auskommen finden.<br />
Was die Angestellten in den Versicherungsunternehmen<br />
betrifft, arbeitet der überwiegende Teil bei Schaden-<br />
Aufsplittung der Versicherungsvermittler<br />
Vermittler Stand 2009 Stand 2008<br />
gebundene Vermittler 176.750 172.600<br />
Ein- und Mehrfirmenvertreter<br />
mit Erlaubnis<br />
33.770 32.500<br />
Makler 42.000 38.800<br />
produktakzessorische<br />
Vermittler<br />
2.900 2.460<br />
Versicherungsberater 174 165<br />
<strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010|Quelle: GDV; Stand: 31. Dezember 2009<br />
und Unfallversicherern (123.600). Bei Lebens- und<br />
privaten Krankversicherern sind es 46.600 bzw. 40.900.<br />
Die Rückversicherer beschäftigen lediglich 5.400 Leute. Die<br />
meisten Angestellten der Versicherer sind im Innendienst<br />
tätig (160.300). Rund 43.600 Menschen arbeiten im<br />
angestellten Außendienst und 12.600 befinden sich<br />
in Ausbildung.<br />
Nach wie vor ist Nordrhein-Westfalen (NRW) mit fast<br />
124.000 Erwerbstätigen in der Versicherungswirtschaft<br />
einsame Spitze, gefolgt von Bayern mit 107.000. In beiden<br />
Ländern sind auch mit Abstand die meisten Vermittler am<br />
Markt, nämlich gut 47.000 in NRW und knapp 45.500 in<br />
Bayern. Schlusslicht ist Bremen (gesamt: 4.600, davon 1.400<br />
im Vertrieb).<br />
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nicht innerhalb drei Monaten vor Ablauf gekündigt werden.<br />
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12 <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 31/2010, 14. September 2010 PERFORMANCE<br />
Provision.<br />
Angestellte unterliegen der SV-Pflicht<br />
Wer neben seiner Bürotätigkeit als Angestellter im<br />
Maklerbüro auch Provisionen für nebenher vermittelte<br />
Versicherungen erhält, muss darauf Sozialabgaben<br />
entrichten, wenn der Mitarbeiter vom Makler persönlich<br />
abhängig ist. So hat das Landessozialgerichts<br />
(LSG) Berlin-Brandenburg am 12. Februar 2010 entschieden<br />
(Az.: L 1 KR 97/08).<br />
Wie der „Wirtschaftsdienst Versicherungsmakler“<br />
in Heft 6/2010 berichtet, gilt dies laut Urteil selbst<br />
dann, wenn für die Vermittlungstätigkeit extra ein<br />
Handelsvertretervertrag abgeschlossen wurde. Die<br />
Bürokraft hatte einen solchen Vertrag unterzeichnet.<br />
Später schloss der Makler mit der Bürokraft<br />
„Regelungen zur Zusatzvergütung für selbst akquirierte<br />
und selbst abgeschlossene Versicherungsverträge“<br />
ab. Danach gab es neben der Vergütung für die<br />
hauptberufliche Tätigkeit im Angestelltenverhältnis<br />
eine Zusatzvergütung für Versicherungsabschlüsse.<br />
Bei einer Betriebsprüfung hat die gesetzliche<br />
Rentenversicherung die Provisionszahlungen als<br />
Arbeitslohn eingestuft und SV-Beiträge nacherhoben.<br />
Zu Recht, befand das LSG. Die Provisionen seien<br />
Arbeitsentgelt im Sinne von § 14 SGB IV, weil<br />
sie im Zusammenhang mit einem abhängigen<br />
Mitarbeiterverhältnis zu sehen sind.<br />
Zwar sei eine Trennung zwischen Arbeits- und<br />
Handelsvertretervertrag vereinbart worden. Bei der<br />
Vermittlungstätigkeit habe es sich jedoch im Ergebnis<br />
nicht um eine selbstständige Tätigkeit gehandelt,<br />
heißt es in dem Branchendienst, der im Internet ein<br />
kostenloses Probe-Abo bietet (www.iww.de).<br />
Selbst wenn das LSG die Mitarbeiter für selbstständig<br />
gehalten hätte, wären sie aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach zumindest rentenversicherungspflichtig gewesen<br />
und hätten dann die Rentenversicherungsbeiträge<br />
allein tragen müssen. Grund: Das SGB <strong>VI</strong> sieht SV-<br />
Pflicht vor, wenn man in seiner selbstständigen<br />
Tätigkeit nur für einen Auftraggeber tätig ist und<br />
selbst keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer<br />
beschäftigt (§ 2 Nr. 9). <br />
<br />
<br />
Versicherer-Extranets.<br />
Zugang soll erleichtert werden<br />
Der einfache und schnelle Zugang zu den Makler-<br />
Extranets der Versicherer spielt für freie Vermittler eine<br />
große Rolle. Daher stoßen noch relativ junge Initiativen zur<br />
Vereinfachung der Kommunikation zwischen Makler<br />
und Versicherer wie „Single Sign-On“ und „Prometheus<br />
Foundation“(siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 11/2010) auf höchstes<br />
Interesse bei den Maklern.<br />
Beide Initiativen wollen künftig gemeinsam ehrgeizige<br />
Projekte wie vereinfachten Datenaustausch und die<br />
Bereitstellung freier Software auf der Grundlage von<br />
BiPro-Standards vorantreiben. BiPro ist eine weitere<br />
Brancheninitiative, die sich die Optimierung der<br />
elektronischen Prozesse auf die Fahnen geschrieben hat.<br />
Das lässt zum Beispiel darauf hoffen, dass es in absehbarer<br />
Zeit statt -zig verschiedener Zugänge zu den Extranets einen<br />
einzigen geben wird. „Knapp drei Viertel der Makler würden<br />
die Extranets gern häufiger nutzen, wäre der Zugang nicht<br />
zu kompliziert und nach Versicherern unterschiedlich“,<br />
erklärt Friedel Rohde, Vorstand des Vereins Single Sign-On,<br />
das Ergebnis einer Umfrage (siehe <strong>VI</strong>-<strong>Report</strong> 06/2010).<br />
Rund 80 Prozent der Befragten sehen in einem einheitlichen<br />
Authentifizierungsverfahren,<br />
einer Single-Sign-On-Lösung,<br />
der sich möglichst viele<br />
Versicherer anschließen,<br />
die beste Lösung für diese<br />
Probleme. Derzeit sind<br />
bei Single-Sign-On (www.<br />
easy-login.de) rund 7.500<br />
Vermittler registriert und mit<br />
der entsprechender Log-in-<br />
Technologie ausgestattet,<br />
Prometheus Foundation (www.<br />
prometheus-foundation.<br />
de) zählt rund 35 Mitglieder.<br />
Mit dem Zusammenschluss,<br />
Rolf Louis<br />
will Makler-Zugänge zu den<br />
Extranets vereinfachen.<br />
betonen die Vorstände Rolf Louis und Dr. Elmar Helten<br />
übereinstimmend, wolle man die Marktakzeptanz<br />
deutlich erhöhen.<br />
Derzeit beteiligen sich an der Single-Sign-On-Initiative<br />
lediglich sieben Versicherer und die BCA AG. „Vermittler<br />
fragen immer häufiger direkt bei den Gesellschaften<br />
nach, wann denn auch das Extranet ihrer Gesellschaft<br />
angebunden wird“, bekräftigt Rohde.