Seibold
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Off-label-use<br />
von Arzneimitteln in der<br />
Palliativmedizin<br />
Dissertation von Katrin <strong>Seibold</strong><br />
Doktorandenkolloquium<br />
25.04.2009<br />
Bonn 1
Palliativmedizin<br />
<br />
Palliativmedizin ist die aktive und ganzheitliche Behandlung von<br />
Patienten, die an einer fortschreitenden Erkrankung mit einer<br />
begrenzten Lebenserwartung leiden.<br />
<br />
Palliativmedizin beschreibt ein Gesamtkonzept mit folgenden<br />
Inhalten:<br />
- Exzellente Schmerz- und Symptomkontrolle<br />
- Integration der psychischen, sozialen und seelsorgerischen<br />
Bedürfnisse der Patienten und Angehörigen<br />
- Akzeptanz des Sterbens als Teil des Lebens<br />
- Die Kompetenz in Kommunikation und Ethik<br />
2
Off-label-use<br />
Off-label-use ist die Anwendung eines zugelassenen<br />
Arzneimittels außerhalb der von den nationalen oder<br />
europäischen Zulassungsbehörden genehmigten Indikationen.<br />
→ zulassungsüberschreitender Einsatz von Arzneimitteln<br />
3
Gründe und Risiken des Off-label-use<br />
<br />
<br />
Rasante Entwicklung medizinischer Erkenntnisse über<br />
Krankheiten und deren medikamentöse<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Antrag auf Erweiterung oder Änderung der Zulassung kann nur<br />
vom pharmazeutischen Unternehmer gestellt werden und dieser<br />
beantragt oft aus wirtschaftlichen Gründen keine<br />
Zulassungserweiterung!<br />
Bestmögliche Therapie von Patienten<br />
⇔<br />
Potentielle Gefährdung durch ein für diese Indikation ungeprüftes bzw. nicht<br />
ausreichend geprüftes Arzneimittel<br />
4
Politisch rechtliche Situation<br />
BSG-Urteil vom 19.03.2002<br />
Es existieren 3 Hürden für die Verordnungsfähigkeit im Off-label !<br />
Diese müssen gleichzeitig vorliegen:<br />
1. Das Medikament darf nur zur Behandlung einer<br />
schwerwiegenden (lebensbedrohlichen oder die<br />
Lebensqualität auf Dauer nachhaltig beeinträchtigenden)<br />
Erkrankung eingesetzt werden.<br />
2. Es darf keine Therapiealternative vorliegen.<br />
3. Aufgrund der Datenlage muss die begründete Aussicht<br />
bestehen, dass mit dem betreffenden Präparat ein<br />
Behandlungserfolg erzielt werden kann.<br />
5
Probleme für Ärzte im Umgang mit<br />
Off-label-use<br />
<br />
<br />
Ärzte sind auf der einen Seite verpflichtet, „qualitätsgesichert,<br />
nach den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin“ zu<br />
behandeln und die Qualität der Behandlung weiter zu entwickeln<br />
(§§2,70,72,135 SGBV)<br />
Auf der anderen Seite sind sie aber angehalten nach dem<br />
Wirtschaftlichkeitsgebot (§92 SGBV) ausreichend und<br />
zweckgemäß zu arbeiten<br />
⇒ Beim Off-label-use muss der Arzt jeden Einzelfall<br />
sorgfältig sowohl unter haftungsrechtlichen als auch<br />
verordnungsrechtlichen Gesichtspunkten prüfen!<br />
6
Evaluierung der aktuellen Situation<br />
Befragung von Palliativmedizinern mittels Interviews<br />
Befragung von Krankenkassen<br />
Nachfrage bei den pharmazeutischen Herstellern<br />
Datenbankrecherche :<br />
– Medline<br />
– Drugbase (AHFS Drug Information)<br />
7
Befragung von Palliativmedizinern<br />
<br />
Entwicklung eines Fragebogens für Palliativmediziner<br />
<br />
Anschreiben von Palliativmediziner in ganz Deutschland und der<br />
teilnehmenden Ärzte vom Hausärztesymposium 2008 in<br />
Augsburg<br />
<br />
Ansprechen von Palliativmediziner auf dem Palliativkongress in<br />
Wiesbaden 2008<br />
<br />
Terminvereinbarung (persönliches Interview vor Ort bzw.<br />
Telefoninterview)<br />
<br />
Reinschrift und Auswertung der aufgezeichneten Interviews<br />
8
Erste Ergebnisse aus dem Fragenkatalog<br />
Frage 1:<br />
Off-label-use wird in der Palliativmedizin laut Literaturangaben sehr häufig eingesetzt.<br />
Er ist jedoch nur im bestimmten, individuellen Fall zugelassen. Sehen Sie persönlich eine<br />
Problematik im Einsatz von Off-label in der jeweiligen individuellen Situation?<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Probleme gibt es va.dann, wenn es sich um teuere AM handelt<br />
In der Palliativmedizin ist die Problematik eher geringer<br />
Der Einsatz von off-label wird nicht als Problematik, sondern<br />
vielmehr als eine Notwendigkeit gesehen<br />
Palliativmedizinische Versorgung geht nicht ohne Off-label-use<br />
Bei ordnungsgemäßer Dokumentation und Begründung des Offlabel-use<br />
gibt es selten Schwierigkeiten<br />
9
Erste Ergebnisse aus dem Fragenkatalog<br />
Frage 2:<br />
BSG-Urteil vom 19.03.2002<br />
Wie erfolgt die Umsetzung dieses Urteils in der Praxis bzw. im Klinikalltag?<br />
Auf die Einhaltung dieser 3 Bedingungen wird genau geachtet!<br />
Bedingung 1: Schwerwiegende Erkrankung<br />
-> Ist in der palliativmedizinischen Situation per Definition stets gegeben!<br />
Bedingung 2: Keine Therapiealternative<br />
-> Nachweis liefert die Patientenakte, in der genau dokumentiert und<br />
festgehalten wird, was schon alles versucht wurde.<br />
Bedingung 3: Nachweis klinisch relevanter Wirksamkeit<br />
-> Sollte immer gegeben sein, da sonst das Risiko für eine solche<br />
Therapie zu hoch wäre!<br />
-> Nachweis erfolgt mittels Studien, Fachaustausch,eigene Erfahrungen,<br />
Kongressbesuche etc.<br />
10
Erste Ergebnisse aus dem Fragenkatalog<br />
Frage 3:<br />
Wie erfolgt die Dokumentationspflicht bzw. Informationspflicht gegenüber dem Patienten<br />
und den Angehörigen?<br />
<br />
<br />
Eine Aufklärung des Patienten findet immer statt<br />
Zur Dokumentation gibt es unterschiedliche Auffassungen:<br />
<br />
<br />
Off-label-use wird nicht speziell als solcher dokumentiert/ Patient<br />
muss keine Einverständniserklärung unterzeichnen<br />
⇔<br />
Off-label-use wird in der Patientenakte dokumentiert/ Einsatz<br />
selbsterstellter Formulare der Kliniken, die der Patient unterschreibt<br />
11
Befragung von Krankenkassen<br />
<br />
<br />
Entwicklung eines Fragenkatalogs für Krankenkassen<br />
Anschreiben der großen Krankenkassen in Deutschland:<br />
– AOK (Zentrale, Berlin)<br />
– Barmer (Hauptverwaltung, Wuppertal/ Weiterleitung nach<br />
München)<br />
– Techniker Krankenkasse ( Hauptverwaltung, Hamburg)<br />
– DAK ( Zentrale, Hamburg)<br />
– Vereinigte IKK( Bundesverband, Bergisch Gladbach/ Weiterleitung<br />
nach Augsburg<br />
– BKK (Bundesverband, Essen/ Weiterleitung nach München)<br />
Kooperation zeigten lediglich DAK und IKK!<br />
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Ziel des Dissertationsvorhabens<br />
<br />
<br />
Detaillierte Übersicht über möglichst alle in der Palliativmedizin<br />
Off-label eingesetzter Arzneistoffe<br />
Bereitstellung von fundiertem Wissen bei der Therapie,<br />
Betreuung und Beratung von Patienten in einer palliativen<br />
Lebenssituation<br />
Wichtig:<br />
Der Off-label-use darf in der Therapie immer nur eine<br />
Ausnahme sein, der im konkreten Einzelfall fundiert<br />
belegt werden muss!<br />
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Ausblick<br />
<br />
Abschließen der Befragung von Palliativmedizinern<br />
<br />
Kontaktaufnahme mit den pharmazeutischen Herstellern<br />
<br />
Datenbankrecherche in Medline<br />
14
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />
15