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Ein Motorschiff fährt durch die Welt. Ein Narrenschiff ... - VISARTE Biel

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und `Strapazin` dem Kunsthaus Örlikon mit Martin Senn, Roli Fischbacher und Pipilotti<br />

Rist.<br />

Am meisten blieben in mir <strong>die</strong> afrikanische Kindheit in <strong>Biel</strong> und das<br />

Wunschland `Zaffaraya` hängen. Irgendwie verstärkte sich das Gefühl,<br />

hier sei der Pulp gross geworden. Das ganze Bastian-Universum,<br />

`Bastropolis`, <strong>die</strong> `Bastian-Bean`s` <strong>die</strong> ganze Überbevölkerung seiner<br />

Bastianwelt hätte hier ihren Ursprung, ihre unversiegbare Quelle. <strong>Ein</strong>e<br />

Narrations-Schnur aus der Kindheit. Gespenstergeschichten und Grotesken.<br />

Wohlgroth`sche Schlösser. Hilfesuchende Hände, Skelette, Gehängte,<br />

abgeschlagene Köpfe: <strong>Ein</strong> Selbstbildnis. Die permanente `Meuterei der<br />

Bounty` als Akt der Befreiung. Der Comic als Fortsetzungs-Märchen.<br />

Aber <strong>die</strong> Comic-Kunst ist auch <strong>die</strong> politische Speerspitze der<br />

zeitgenössischen Bilderproduktion, jedenfalls <strong>die</strong> breiteste, schnellste<br />

und vor allem schärfste. Nur <strong>die</strong> internationale Fumetto-Gemeinde stürzt<br />

sich noch in das reale Chaos, versucht sich zeichnend und textend im<br />

Wahnsinn der Warenproduktion, des `totalitären Konsumismus` (Tinguely)<br />

und des permanenten Me<strong>die</strong>n-Hypes zu behaupten. Sie sind <strong>die</strong> späten<br />

Verbündeten von Guy Debord und legen <strong>die</strong> Prophetien seiner<br />

`Gesellschaft des Spektakels` auch im Heute offen. Sie bilden <strong>die</strong><br />

wiedergeborene Phalanx der Situationistischen Internationale, in deren<br />

historischem Umfeld <strong>die</strong> `Bandes déssinées` erstmals in <strong>die</strong> `hohe` Kunst<br />

eintraten. Sie beackern das Schlachtfeld der Gegenwart und des utopische<br />

Neuland der Zukunft <strong>durch</strong> eine fortlaufende, permanente und überspitzte Collagierung.<br />

Bastians jüngster Albtraum stammt aus Tokyo. Mangas mit grossen<br />

schreckhaften Augen bevölkern <strong>die</strong> Strassen, deren Fliehkraft von der<br />

Werbung beschleunigt wird.<br />

Was für ein Gegensatz zur lieblichen <strong>Welt</strong> von Franz von Assisi, den<br />

der kleine Marcel mit zehn Jahren malend beerdigt hat.<br />

So tritt er heute mit Zeichnungen und Skulpturen, Bildergeschichten<br />

und Animationsfilmen, mit seinem insgesamten Erfindungsinventar und<br />

beschleunigt von Isabelle L. gegen eine <strong>Welt</strong>, deren Fugen nicht mehr<br />

mit Finanzspritzen zu kitten sind. In der `Bastian World` werden wir<br />

fröhlich überleben. Der soziale Darwinismus schreit nach Nonsens.<br />

Das `Floss der Medusa` (=Alinghi) treibt hilflos vor den Azoren -<br />

<strong>die</strong> Arche `M.S. Bastian` ist hoffnungsvoll überfüllt.<br />

Es leben <strong>die</strong> Kanar(i)en-Vögel!<br />

Guido Magnaguagno

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