Im Blickpunkt - Lebenshilfe Rhein Sieg
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Inklusion in der Schule<br />
BLICKPUNKT<br />
Besondere Kinder brauchen besondere Fördermaßnahmen und Angebote<br />
Nico ist zehn Jahre alt und besucht<br />
die vierte Klasse einer Grundschule.<br />
Dort findet im gemeinsamen<br />
Unterricht differenziertes Lernen an<br />
einem Unterrichtsthema statt. Nico<br />
benötigt aufgrund seiner Behinderung<br />
besondere Unterstützung<br />
um seinen Schulalltag zu meistern.<br />
Nico steht daher eine Integrationshelferin<br />
zur Seite, die ihm in unterschiedlichen<br />
Situationen assistiert.<br />
Nico braucht im Schulalltag sehr<br />
viel Körperkontakt, Motivation,<br />
Zuspruch und mehrere Auszeiten.<br />
So kann er sich beispielsweise nicht<br />
lange auf eine Aufgabe konzentrieren.<br />
<strong>Im</strong> Mathematikunterricht gibt<br />
Nico noch schnell auf und sagt:<br />
„Mein Gehirn arbeitet nicht gut. Es<br />
dreht gerade durch!“ In solchen<br />
Situationen ermutigt ihn dann die<br />
Schulbegleiterin zum Weiterarbeiten.<br />
Kurze Zeit später gibt Nico wieder<br />
auf und sagt: „Mein Gehirn ist<br />
nicht gut bearbeitet!“ Dann benötigt<br />
Nico eine Auszeit. In dieser<br />
Auszeit sitzt er auf der Couch und<br />
schaltet für ein paar Minuten ab. Er<br />
ist in dieser Zeit in seiner Welt: „Der<br />
Deckel ist das Ufo. Das Ufo fliegt.<br />
Es sind Außerirdische. Das war<br />
alles!“<br />
Viele Autisten sind sehr geräuschempfindlich.<br />
Nico kann es nicht<br />
ertragen, wenn im Unterricht<br />
Musik gehört oder gesungen wird.<br />
So ist der Musikunterricht für Nico<br />
eine Herausforderung: „Musik<br />
macht mich verrückt! Die macht<br />
mich wahnsinnig. Das kribbelt in<br />
meinem Bauch!“ So beschreibt Nico<br />
Musik. Aufgrund seiner auditiven<br />
Empfindlichkeit darf sich Nico häufig<br />
aus dem Musikunterricht<br />
zurückziehen und die Integrationshelferin<br />
erarbeitet mit Nico andere<br />
Themen des Unterrichts.<br />
Nico hat seine Schulbegleiterin<br />
akzeptiert und weiß, dass sie ihm<br />
eine Hilfe ist. Er beschreibt die<br />
Schulbegleiterin so: „Ich finde es ein<br />
bisschen gut, nun ja, besonders gut<br />
ist, dass sie bei Sachkunde hilft.“<br />
Auf die Frage, was er an der<br />
Schulbegleitung nicht mag, antwortet<br />
er: „Die Aufgaben in Mathe sind<br />
schwerer!“ Die Integrationshelferin<br />
erarbeitet mit Nico Mathematikaufgaben<br />
mit verschiedenen<br />
Hilfsmitteln. Nico rechnet mit Hilfe<br />
von unterschiedlichsten Legematerial,<br />
er kann Aufgaben mit<br />
Klötzen/Steinen legen und rechnen.<br />
Aus Holzsteinen kann er so genannte<br />
Päckchen legen, wodurch gleichzeitig<br />
das Lernen von Addition zu<br />
Multiplikation erarbeitet wird. Mit<br />
möglichst vielen Sinnen Mathematikaufgaben<br />
er- und begreifen!<br />
Die Integrationshelferin zeigt ihm<br />
weitere Lösungsmöglichkeiten auf,<br />
gibt Strukturierungs- und Visualisierungshilfen.<br />
<strong>Im</strong> sozialen Bereich<br />
zeigt die Integrationshelferin Nico<br />
Handlungsmöglichkeiten im Umgang<br />
mit seinen Mitschülern auf. All<br />
diese Hilfen sind unentbehrlich für<br />
Kinder mit einer besonderen<br />
Wahrnehmung.<br />
Ein weiteres Kind mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf aus der<br />
Klasse beschreibt seine Schulbegleiterin<br />
wie folgt: „Zum Jacke zumachen,<br />
sie hilft mir beim Aufräumen.<br />
Ich bin glücklich, weil du mir hilfst<br />
und da bin ich froh!“<br />
Nico sitzt auf der Couch und schaltet ein paar Minuten ab.<br />
Newsletter 40 l Juli 2013 7