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10 • BUCHMESSE<br />
50 Jahre Eulenspiegel<br />
Verlag<br />
Lesungen im „Pfeffermühlenclub“,<br />
Thomaskirchhof<br />
16<br />
25. März<br />
18 Uhr – Ernst Röhl:<br />
Der Ostler ...<br />
20 Uhr – Die Zeitschrift<br />
„Eulenspiegel“ stellt sich vor<br />
(Autorenlesung)<br />
26. März<br />
18 Uhr – Mathias Wedel: Bei<br />
uns auf dem Dorfe<br />
20 Uhr – Matthias Biskupek:<br />
Horrido, Genossen<br />
27. März<br />
16 Uhr – Die Marken bitte –<br />
KONSUM-Geschichten<br />
18 Uhr – Gabriele Stave: Das<br />
Chamäleon bin ich<br />
20 Uhr –Arno Funke: Ente<br />
kross<br />
28. März<br />
18 Uhr – Janine Stahl: Eine<br />
unsterbliche Seele. Bob<br />
Stahls nachgelassene Texte<br />
Eulenspiegel Verlag<br />
<strong>Neue</strong>rscheinungen<br />
Das dicke Ottokar-Buch. Mit<br />
Illustrationen von Karl Schrader.<br />
224 Seiten, 19,90 Euro<br />
Die trauen sich was!<br />
50 Jahre Eulenspiegel Verlag.<br />
Geschichte, Geschichten<br />
und ein Gesamtverzeichnis.<br />
250 Seiten, mit zahlreichen<br />
Illustrationen. 12,90 Euro<br />
Volker Kluge: Das Sportbuch<br />
DDR. 224 Seiten,<br />
durchgängig vierfarbig, mit<br />
vielen Fotos und Dokumenten.<br />
19.90 Euro<br />
Frank Willmann (Hrsg.):<br />
Fußball-Land DDR. 192 Seiten,<br />
mit zahlreichen Fotos<br />
und Dokumenten. 14.90<br />
Euro.<br />
Manfred Kirsch: Die Marken<br />
bitte! KONSUM-Geschichten.<br />
192 Seiten, durchgängig<br />
vierfarbig mit zahlreichen<br />
Abbildungen. 14.90 Euro<br />
Leipziger<br />
Erinnerungen<br />
Die Freitagswerkstatt „Erzählen<br />
und Schreiben“ / Verein<br />
DIALOG e. V. veröffentlicht im<br />
Buchverlag Schkeuditz ihre<br />
zweite Anthologie unter dem<br />
Titel „Leipziger Rückspiegel.<br />
Literarische und publizistische<br />
Texte zur Stadt- und Regionalgeschichte“.<br />
Zur BUCHPREMIERE am Freitag,<br />
26. März, 13 Uhr (Congreß-Center<br />
auf dem Messegelände)<br />
stellt die Literaturwissenschaftlerin<br />
und Werkstattberaterin<br />
Dr. Christel Hartinger<br />
die Schreibenden und ihre Leipziger<br />
Lebenserinnerungen vor.<br />
Porträts herausragender<br />
Persönlichkeiten hatten<br />
stets ihren Leserkreis. Die<br />
vorliegende Sammlung umfasst<br />
50 der bedeutsamsten politischen<br />
Denker aus über zweieinhalb<br />
Jahrtausenden. Sie beginnt<br />
mit Konfuzius und endet mit<br />
Habermas. Dazwischen befinden<br />
sich, um nur einige zu nennen,<br />
Essays zu Platon, Aristoteles,<br />
Morus, Campanella, Spinoza,<br />
Kant, Fichte, Hegel, Bakunin,<br />
Marx, Nietzsche, Weber,<br />
Lenin und Arendt. Im Unterschied<br />
zum sehr breit gefassten<br />
Buchtitel – die angeführten Namen<br />
signalisieren es – handelt es<br />
sich um Vertreter der Politischen<br />
Philosophie, also um eine Richtung<br />
innerhalb des politischen<br />
Denkens. Über sie schreiben die<br />
Herausgeber zutreffend: „Seit<br />
ihren Anfängen hat die Politische<br />
Philosophie in zumeist<br />
normativer Absicht den Grundlagen<br />
menschlichen Zusammenlebens<br />
nachgespürt, die Grundsätze<br />
politischen Verhaltens erörtert<br />
und dabei immer wieder<br />
die verfasste Gesellschaft, die<br />
Polis, den Staat ins Blickfeld<br />
gerückt als empirisches Phänomen<br />
wie als ,sittliche Idee‘ (Hegel),<br />
an seiner faktischen und in<br />
seiner idealen Gestalt, als zentrales<br />
Medium bürgerlicher Sozialität<br />
und als politisches Herrschaftsinstrument<br />
einer Klasse<br />
(Marx).“ Es ist somit das Spannungsfeld<br />
zwischen Ideal und<br />
Wirklichkeit, in der seit eh und je<br />
die Politische Philosophie agiert.<br />
Für die Autoren war es schwierig,<br />
auf knappstem Raum die<br />
wesentlichsten Seiten des Profils<br />
der von ihnen Porträtierten<br />
darzulegen, ein Bild zu zeichnen,<br />
das der jeweiligen Person<br />
gerecht wird. Doch das dürfte<br />
LEIPZIGS NEUE • 6 ‘04 • 19. MÄRZ 2004<br />
Das österreichische Exil aufgearbeitet<br />
Quelle für Identität in unserer Zeiten?<br />
Karl Müller und Primus<br />
Heinz Kucher ermittelten,<br />
dass sich unter den<br />
ab 1938 aus Österreich Vertriebenen<br />
130 000 etwa 1200 Autorinnen<br />
und Autoren befanden.<br />
Es gibt kaum einen angesehenen<br />
österreichischen Schriftsteller<br />
aus dieser Zeit, der nicht im Exil<br />
gewesen war, so beispielsweise<br />
Hermann Broch, Elias Canetti,<br />
Erich Fried, Theodor Kramer,<br />
Robert Musil, Hilde Spiel, Franz<br />
Werfel oder Stefan Zweig. Das<br />
Exil stelle deshalb einen Bruch<br />
in der Kulturgeschichte des Landes<br />
mit langfristigen Auswirkungen<br />
dar.<br />
Konstantin Kaiser registriert<br />
wenige Jahre nach 1945 einen<br />
Schnitt in der unmittelbaren<br />
Wirksamkeit der Exilliteratur<br />
sowie ihre einsetzende distanzierte<br />
Wahrnehmung: „1948 ist<br />
das Jahr, in dem sich in Österreich<br />
jene politische Allianzen<br />
aufgelöst haben, die im antifaschistischen<br />
Widerstand entstanden<br />
waren, es ist das Jahr der<br />
weitgehenden Rehabilitierung<br />
der ehemaligen National-sozialisten,<br />
das Jahr, in dem der Kalte<br />
Krieg begonnen hat.“ Einblicke<br />
erhält der Leser, wie weit das<br />
Theater, die Wissenschaft, das<br />
Bibliothekswesen, die Presse im<br />
Exil und deren Überwachung<br />
durch die Nazis erforscht sind.<br />
Einige Beiträge berichten über<br />
die Vernetzung der neueren Forschung,<br />
die Arbeit an Hochschulen<br />
und von Dokumentationszentren,<br />
andere zeigen Perspektiven<br />
zukünftiger Aufarbeitung<br />
auf. Zudem befassen sich einige<br />
Autoren mit Details der Biografien<br />
der ins Exil getriebenen<br />
Personen und deren spätere<br />
Lebenswege. So wird auch der<br />
Frage nachgegangen, warum<br />
viele Österreicher nicht in ihre<br />
Heimat zurückkehrten.<br />
Durch einzelne Untersuchungen<br />
zieht sich der Gedanke, die politische<br />
Haltung und die literarischen<br />
Leistungen von Österreichern<br />
im Exil für eine Identität<br />
in der heutigen Zeit auszuloten.<br />
Wie Die Österreichische Post<br />
im Dezember 1938 in Paris werteten<br />
zahlreiche Autoren die<br />
Emigration als einen Protest gegen<br />
den Faschismus und die Betätigung<br />
der meisten Exilanten<br />
als aktiven antifaschistischen<br />
Kampf. Einige verfolgten jedoch<br />
gemeinschaftliche Aktionen mit<br />
im Exil lebenden französischen<br />
und deutschen Autoren gegen<br />
den Faschismus zurückhaltend.<br />
Viele Schriftsteller veröffentlichten<br />
ihre Manuskripte in Verlagen<br />
des Gastlandes und auf<br />
Grund der Marktlage in französischer<br />
Sprache.<br />
Das Exil brachte Einmaliges in<br />
der Literatur und Publizistik<br />
hervor. Es war aber auch eine<br />
schwer zu ertragende Last. Manche<br />
gingen an ihr zugrunde. Dazu<br />
kam, dass aus verschiedensten<br />
Gründen die „westlichen<br />
Demokratien“ Zugeständnisse<br />
an Hitlers Politik eingingen und<br />
Warnungen der Exilanten vor<br />
Faschismus und Krieg oft missachteten.<br />
Außerdem führte ab<br />
1939 der Hitler-Stalin-Pakt zu<br />
tiefgreifenden Wirkunken auf<br />
das Exil. Überdies vertrieb der<br />
Ausbruch des Krieges viele<br />
Österreicher aus ihrem vor kurzer<br />
Zeit erreichten Gastland<br />
oder sie wurden im besetzten<br />
Land erneut verfolgt.<br />
Stefan Zweig war erschüttert,<br />
als englische Behörden ihn nach<br />
dem März 1938 als staatenlos<br />
behandelten. Das Freie Öster-<br />
ihnen nahezu durchgehend gelungen<br />
sein. Alles in allem: Das<br />
Buch ist ein Nachschlagewerk<br />
für jeden, der sich schnell informieren<br />
will, der Verständlichkeit<br />
und Anspruch schätzt.<br />
Strittig erscheint die Aufnahme<br />
von Carl Schmitt (1888–1985),<br />
dessen Werk, wie zu Recht vermerkt<br />
wird, „der Skandal der<br />
reich meldete im Mai 1940 in<br />
Paris, mit Beginn des Krieges<br />
würden alle österreichischen<br />
Flüchtlinge in Frankreich als<br />
Flüchtlinge aus Deutschland<br />
behandelt. Aktiver Kampf, hohe<br />
literarische Leistungen und<br />
schwer zu tragende Last lagen<br />
eng zusammen.<br />
Die Aktivitäten des Dokumentationsarchiv<br />
des Widerstandes,<br />
ihres Leiters Prof. Neugebauer,<br />
des österreichischen PEN-Clubs,<br />
der Theodor-Kramer-Gesellschaft,<br />
der Österreichischen<br />
Exilbibliothek, des Vereins zur<br />
Förderung und Erforschung der<br />
antifaschistischen Literatur und<br />
der Aktion gegen Antisemitismus<br />
in Österreich haben in der<br />
Vergangenheit und Gegenwart<br />
die gesamte Exilforschung wesentlich<br />
befördert, damit auch<br />
den vorliegenden Band. Das<br />
Buch „Die Rezeption des Exils“<br />
verdankt sein Erscheinen dem<br />
Einsatz von Evelin Adunka und<br />
Peter Roesseler, die die überarbeiteten<br />
Beiträge eines Symposiums<br />
sinnvoll zusammenfügten.<br />
• OTTO SEIFERT<br />
Die Rezeption des Exils. Geschichte<br />
und Perspektiven der<br />
österreichischen Exilforschung.<br />
Hg.: Evelin Adunka, Peter Roessler.<br />
Mandelbaum Verlag Wien,<br />
2003. 374 S., 29,80 Euro<br />
Von Konfuzius bis Habermas<br />
Anzeige<br />
deutschen Rechtsgeschichte“<br />
ist. Schmitt, der erfolgreich<br />
bemüht war, in der Zeit der faschistischen<br />
Diktatur Karriere<br />
zu machen, sah als Verfassungsrechtler<br />
im Ermächtigungsgesetz<br />
die „vorläufige Verfassung“,<br />
die durch den „Vorrang<br />
der politischen Führung“ gekennzeichnet<br />
ist. Für ihn trat an<br />
die Stelle der Repräsentation die<br />
„unbedingte Artgleichheit zwischen<br />
Führer und Gefolgschaft“.<br />
Als Herausgeber der Deutschen<br />
Juristen Zeitung schrieb er zur<br />
„Nacht der langen Messer“ den<br />
Leitartikel: „Der Führer schützt<br />
das Recht“. Das und mehr dazu<br />
ist im Essay nachzulesen. Auch,<br />
dass „jetzt eine große Welle der<br />
wissenschaftlichen Auseinandersetzung“<br />
mit Schmitts<br />
Parlamentarismusanalyse ansteht,<br />
wobei „neben zeitgeschichtlichen<br />
Themen die Politische<br />
Theologie die Haupt-rolle“<br />
spielt.<br />
• KURT SCHNEIDER<br />
Porträtgalerie der politischen<br />
Denker. Hg. von P. C. Mayer-<br />
Tasch und B. Mayerhofer.<br />
Stämpfli Verlag, Bern / Wallstein<br />
Verlag, Göttingen 2004. 328 S.,<br />
50 Abb., 27,80 Euro