Jorinde Und Joringel - Kirche im Aufbruch

Märchengottesdienst zu „Jorinde und Joringel“
Pfarrer Christian Trappe, Kosterkirchengemeinde Lippoldsberg
DEUTUNG III
Es ist nicht die Blume, das magische Ding an sich, das den Bann bricht.
Viel wichtiger ist die Kraft, mit der Joringel der Blume nachgeht,
die er in Traum gesehen hat – so lange, bis sie ihm in der Realität erscheint.
Von diesem Vertrauen, an etwas zu glauben, was man (noch) nicht sieht,
hat Jesus gesagt, dass es eine Kraft ist, die Berg versetzen kann.
In vielen Gleichnisgeschichten spricht er davon (Mt 13,44-46):
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker,
den ein Mensch fand und verbarg;
und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte,
und kaufte den Acker.
Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte,
und als er eine kostbare Perle fand,
ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
War Joringel zuvor durch die Zweispältigkeit seiner Gefühle gelähmt,
so ist es jetzt die Entschiedenheit, die ihn zum Handeln befähigt:
Jetzt vermag er alles auf eine Karte zu setzen. - Bzw. auf eine Blume.
Natürlich hat die Blume auch eine Bedeutung:
Es ist ein Symbol, das zwei Bestandteilen zusammengesetzt ist:
Die rote, aus der Erde emporwachsende, entfaltend sich öffnende Blüte -
und dem Himmel entstammende Tautropfen wie eine Perle, hart und klar -
beide zusammen versinnbildlichen die Vereinigung von Mann und Frau.
Es ist die elementare Kraft der Sexualität,
die in Joringel jetzt in reifer Klarheit erwacht ist
und die ihm letztlich die Macht gibt,
die eifersüchtige Alte beiseite zu drängen.
Wie heißt es in der Bibel (1.Mose 2,24):
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen
und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“
Aber das ist in Wahrheit oft - ein langer Weg.
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