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Lauritz Schoof: Sportler des Jahres 2012 in Schleswig-Holstein ...

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Vere<strong>in</strong>e und V ERBÄNDE<br />

Drei Fragen an Klaus Michael Pötzke, Leiter <strong>des</strong> Projektes „Sport gegen Gewalt“<br />

„Wir müssen besonders auf die Außenseiter achten“<br />

Klaus Michael Pötzke kann getrost als Mister „Sport gegen<br />

Gewalt“ bezeichnet werden. Der 56-jährige Vater von zwei<br />

Töchtern, der mit se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong> Kiel lebt, entwickelte nicht<br />

nur das Konzept. Der Diplom-Sozialpädagoge, Projektmanager<br />

und ehemalige Fußballer von Holste<strong>in</strong> Kiel und dem Heider SV<br />

ist seit der ersten Stunde 1993 Leiter <strong>des</strong> LSV-Projektes „Sport<br />

gegen Gewalt, Intoleranz und Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit“.<br />

Herr Pötzke, <strong>in</strong> welchem Klima wurde das Projekt „Sport gegen<br />

Gewalt“ entwickelt und 1993 schließlich gegründet?<br />

Pötzke: Es war e<strong>in</strong> Klima <strong>des</strong> Aufbruchs. Viele gesellschaftliche<br />

Organisationen waren bereit, Rassismus und Gewaltbereitschaft<br />

entgegenzuwirken, damit sich Anschläge wie die 1992 <strong>in</strong> Mölln<br />

oder Rostock-Lichtenhagen nicht wiederholen. Der se<strong>in</strong>erzeit<br />

amtierende LSV-Präsident Hans Hansen sagte damals: ,Wir<br />

machen das!’. Das war e<strong>in</strong> Glücksfall für viele K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche. Der LSV hat damit se<strong>in</strong>e soziale Komponente noch<br />

weiter geschärft.<br />

Und <strong>in</strong> welchem Klima bewegt sich das Projekt heute?<br />

Im Laufe der Jahre haben wir an 40 Standorten Gruppen gegründet,<br />

wo es vorher ke<strong>in</strong>e Projekte gab. Derzeit haben wir 70<br />

Gruppen mit wöchentlich 2.000 K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. In<br />

bestimmten Bereichen gab es e<strong>in</strong>e Sättigung, dann wieder neue<br />

Schwerpunkte und Entwicklungen. Die Fälle der U-Bahn-Schläger<br />

beispielsweise zeigen doch, wie wichtig Gewaltprävention weiterh<strong>in</strong><br />

ist. Immer noch rutschen Jugendliche durchs gesellschaftliche<br />

Netz. Und Tragödien wie die der Amokläufer von Erfurt oder<br />

W<strong>in</strong>nenden s<strong>in</strong>d überragende Beispiele dafür, dass e<strong>in</strong>erseits<br />

gewaltbereite Jugendliche auch <strong>in</strong> gut situierten Familien aufwachsen<br />

und wir andererseits besonders auf die Außenseiter<br />

achten müssen. Es s<strong>in</strong>d nicht immer nur die Lauten, sondern oft<br />

die Leisen, Schüchternen, die ihre Aggressionen durch solche<br />

Gewalttaten ausleben.<br />

Wie fällt nach 20 Jahren Ihr Zwischenfazit aus? Und was möchten<br />

Sie unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> den kommenden Jahren erreichen?<br />

Ich möchte unsere Basisarbeit mit den Vere<strong>in</strong>en und<br />

Fachverbänden fortführen. Die Idee, dass Sport, wenn er gut<br />

gemacht ist, e<strong>in</strong>e präventive Wirkung hat, ist nachgewiesen. Wir<br />

haben <strong>in</strong> 20 Jahren mit 200 Veranstaltungen wie der Fair&Fun-<br />

Tour und Integrativen Sportfesten geschätzt 70.000 Menschen<br />

erreicht, haben viele K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Sportvere<strong>in</strong>e gebracht. Wir<br />

haben gute und kompetente Leute im Projekt, lan<strong>des</strong>weit 40<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter. Ich wünsche mir weiterh<strong>in</strong><br />

solche engagierten Kräfte. In den großen Städten wie Lübeck, wo<br />

die Stadt leider gerade aus der Co-F<strong>in</strong>anzierung ausgestiegen ist,<br />

können wir <strong>in</strong> den Stadtteilen noch zulegen. Ich würde es toll f<strong>in</strong>den,<br />

könnten wir ,Sportzentren’ mit Gruppen, die zwei- bis dreimal<br />

wöchentlich angeboten werden, e<strong>in</strong>richten. Die Vernetzung<br />

<strong>in</strong> Kiel ist schon vorbildlich. Bei uns lernen K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

Fairness, Respekt und Rücksicht. Wir br<strong>in</strong>gen Menschen zusammen,<br />

die sich sonst nicht begegnen würden.<br />

Interview: Tamo Schwarz<br />

Für das Quartett aus dem Amrumr<strong>in</strong>g steht die „Sport<br />

gegen Gewalt"-Gruppe im Nienbrügger Weg seit Jahren<br />

fest auf dem Programm (von l<strong>in</strong>ks): Leon (12), Ilyas (12),<br />

Noemy (9) und Leon (11).<br />

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SPORTforum • Nr. 98 • März 2013

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