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E<strong>in</strong>e Wanderausstellung <strong>für</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
Herz<br />
verschenken
Vorwort Alexander Schweitzer<br />
M<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> Soziales, Arbeit, Gesundheit<br />
und Demografie des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz 4<br />
„Organe spenden – Leben schenken“ 6<br />
H<strong>in</strong>tergründe zur Wanderausstellung 9<br />
Interview mit Fotograf Michael Hagedorn 10<br />
Fotografien der Wanderausstellung 14<br />
Wichtige Fragen und Antworten im Überblick 54<br />
Impressum 59
Vorwort<br />
Organspenden retten Leben. Aber leider gibt<br />
es nicht genug Menschen, die sich bereit<br />
er klären, Spender<strong>in</strong>nen und Spender zu werden.<br />
In Deutschland sterben jeden Tag drei<br />
Menschen, weil sie nicht recht zeitig e<strong>in</strong> Organ<br />
erhalten haben. Zwar ist <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im<br />
ersten Halbjahr 2013 die Zahl der Organ spenden<br />
im Gegensatz zum Bundestrend gestiegen.<br />
Trotzdem müssen wir weiter <strong>in</strong>formieren und<br />
durch Aufklärungs arbeit dazu bei tragen, dass<br />
die Bereitschaft zur Organspende weiter wächst.<br />
Organ spende darf ke<strong>in</strong> Tabuthema se<strong>in</strong>.<br />
Seit 2002 sensibilisiert die „Initiative<br />
Organspende Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz“, e<strong>in</strong> Netzwerk<br />
aus Gesundheitspartner<strong>in</strong>nen und -partnern unter<br />
dem Dach der <strong>Landeszentrale</strong> <strong>für</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. (LZG), <strong>für</strong><br />
das Thema Organspende.<br />
Die Wanderausstellung „Herz verschenken“<br />
stellt Menschen vor, denen durch e<strong>in</strong>e Organspende<br />
e<strong>in</strong> „zweites“ Leben geschenkt werden<br />
konnte. Sie zeigt auch Menschen, die noch auf<br />
e<strong>in</strong> passendes Organ warten. E<strong>in</strong>ige haben der<br />
Organentnahme e<strong>in</strong>es geliebten Ehepartners oder<br />
K<strong>in</strong>des nach dessen Hirntod zugestimmt. Andere<br />
s<strong>in</strong>d beruflich mit der Organspende befasst, so<br />
wie zwei Ärzte e<strong>in</strong>er Transplan tationskl<strong>in</strong>ik, e<strong>in</strong><br />
Organtransporteur und e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> der<br />
Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).<br />
Seit September 2013 reist die Wande r ausstellung<br />
mit Unterstützung vieler Partner<strong>in</strong>nen und Partner<br />
durch Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. Ich danke allen, die<br />
zum Gel<strong>in</strong>gen dieser großartigen Kampagne beigetragen<br />
haben. Ganz besonderer Dank gilt den<br />
Betroffenen, die sich <strong>für</strong> die Wanderausstellung<br />
mit ihren persönlichen Beiträgen zur Verfügung<br />
gestellt haben und uns e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> ihr<br />
Leben schenken. Sie machen deutlich:<br />
Wir alle können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Situation geraten, <strong>in</strong> der<br />
wir auf e<strong>in</strong> Spenderorgan angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />
Es ist wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema<br />
Organspende ause<strong>in</strong>anderzu setzen und den<br />
eigenen Standpunkt mit den Familienangehörigen<br />
zu besprechen. Deshalb freue ich<br />
mich, dass die Ausstellung dazu beiträgt, sich<br />
über das Thema Organspende zu <strong>in</strong>formieren<br />
und sich e<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung zu bilden.<br />
Alexander Schweitzer<br />
M<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> Soziales, Arbeit,<br />
Gesundheit und Demografie<br />
des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
4 5
Organe spenden,<br />
Leben schenken<br />
Organe von e<strong>in</strong>em Körper auf e<strong>in</strong>en anderen zu<br />
übertragen – davon träumten Menschen bereits<br />
vor vielen hundert Jahren. Doch bis aus der Vision<br />
Wirklichkeit wurde, verg<strong>in</strong>g noch viel Zeit. Erst<br />
Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war die<br />
Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Lage, Organe zu transplantieren<br />
und über längere Zeit funktionstüchtig zu<br />
er halten. Die ersten erfolgreichen Nierenverpflanzungen<br />
wurden <strong>in</strong> den fünfziger Jahren<br />
durchgeführt. Etwa e<strong>in</strong> Jahrzehnt danach folgten<br />
Leber-, Bauchspeicheldrüsen, Herz- und Lungentransplantationen.<br />
Weitere 20 Jahre später wurde<br />
erstmals erfolgreich e<strong>in</strong> Dünndarm übertragen.<br />
E<strong>in</strong> Ereignis von besonderem öffentlichem Interesse<br />
war die erste Herzverpflanzung. Sie wurde<br />
im Jahr 1967 von Christiaan Barnard im Groote<br />
Schuur Hospital <strong>in</strong> Kapstadt vorgenommen – der<br />
Patient überlebte 18 Tage. Bereits kurze Zeit später<br />
nahm der Arzt den E<strong>in</strong>griff an e<strong>in</strong>em weiteren<br />
Patienten vor. Dieser lebte bereits e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahre<br />
mit se<strong>in</strong>em neuen Herz weiter. Während <strong>in</strong> der<br />
Anfangszeit der Transplanta tionsmediz<strong>in</strong> zunächst<br />
die chirurgischen Möglichkeiten als limitierend<br />
<strong>für</strong> Organverpflanzungen betrachtet wurden,<br />
zeichnete sich bald ab, dass es noch e<strong>in</strong>e viel<br />
größere Hürde gab: die Abstoßung körperfremden<br />
Gewebes. Erst als es Mitte der achtziger Jahre<br />
gelang, das Immunsystem des Empfängers gezielt<br />
lahmzulegen, damit das transplantierte Organ<br />
vom Körper nicht abgestoßen wird, stieg die Zahl<br />
der Transplantationen erheblich an.<br />
Versorgungslücken schließen<br />
Um passende Organe schneller ver mitteln zu<br />
können, gründete der Immunologe Prof. Jon J. van<br />
Rood bereits im Jahr 1967 die Ver gabe-Stiftung<br />
„Eurotransplant“ <strong>in</strong> Leiden. Seit 1984 gibt es<br />
darüber h<strong>in</strong>aus die Deutsche Stiftung Organtransplantation<br />
(DSO). Sie koord<strong>in</strong>iert die Abläufe<br />
der postmortalen Organspende <strong>in</strong>nerhalb<br />
Deutschlands und sorgt da<strong>für</strong>, dass die Organe<br />
vom Spender zum Empfänger kommen.<br />
Seit 1997 regelt das Transplantationsgesetz die<br />
juristischen Rahmenbe d<strong>in</strong>gungen von Organspenden.<br />
Das Gesetz sieht vor, dass im Falle<br />
des Hirntodes e<strong>in</strong>e Organentnahme nur dann<br />
zulässig ist, wenn die Spender<strong>in</strong> oder der<br />
Spender selbst oder nahe Familienan gehörige der<br />
Entnahme zugestimmt haben. Mit der Änderung<br />
des Transplantationsge setzes im Jahr 2012 wurde<br />
die bisherige „erweiterte Zustimmungslösung“<br />
durch die „Entschei dungs lösung“ ersetzt. Damit<br />
wurde das Ziel, die Organspendebereitschaft der<br />
Bevölkerung zu erhöhen, gesetzlich ver ankert. Die<br />
Reform des Gesetzes sieht e<strong>in</strong>e breite Aufklärung<br />
der Bevölkerung über die Möglichkeiten der<br />
Organ- und Gewebe spende vor. Künftig sollen<br />
alle Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> Deutschland, die<br />
das 16. Lebensjahr vollendet haben, regelmäßig<br />
von ihrer Krankenkasse <strong>in</strong>formiert und aufgefordert<br />
werden, e<strong>in</strong>e Entscheidung zur Organund<br />
Gewebespende zu treffen. Dazu versenden<br />
die gesetzlichen und privaten Krankenkassen<br />
Informations materialien und Organspende ausweise<br />
an ihre Versicherten.<br />
Aufklärung hilft<br />
Tatsache ist: Obwohl die meisten Bundes bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bundesbürger e<strong>in</strong>e Organspende<br />
Organtransplantationen beim Menschen – E<strong>in</strong> kurzer historischer Abriss<br />
• 1944 Entdeckung der Gewebe kompatibilität und Immunreaktion bei Tieren (Grundlagen der<br />
modernen Transplantationsimmunologie) durch Sir Peter Medawar<br />
• 1954 erste erfolgreiche Nierentrans plantation zwischen e<strong>in</strong>eiigen Zwill<strong>in</strong>gen<br />
• 1958 Entdeckung der HLA-Antigene (Mechanismus zur Unterscheidung<br />
zwischen körpereigenem und -fremdem Gewebe)<br />
• 1959 erste erfolgreiche Nierentrans plantation zwischen genetisch ver schiedenen Personen<br />
• 1966 erste erfolgreiche Bauchspeichel drüsentransplantation<br />
• 1967 erste erfolgreiche Lebertrans plantation / erste erfolgreiche Herztrans plantation<br />
• 1967 Gründung von Eurotransplant<br />
• 1968 erste erfolgreiche Lungen trans plantation<br />
• 1969 erste erfolgreiche Herz-Lungen-Transplantation<br />
• 1984 Gründung der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)<br />
• 1987 erste erfolgreiche Dünndarm-Transplantation<br />
• 1997 Inkrafttreten des Transplantations gesetzes<br />
6<br />
• 2012 Gesetzliche Änderungen im Transplantationsgesetz<br />
7
grundsätzlich be<strong>für</strong>worten, besitzt bislang nur<br />
Pfalz arbeitet unter der Federführung der<br />
• Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung<br />
stehenden durch ihre Authentizität Zugang zu<br />
etwa e<strong>in</strong> Viertel der Deutschen e<strong>in</strong>en Organ-<br />
<strong>Landeszentrale</strong> <strong>für</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>in</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
diesem schwierigen Thema.<br />
spendeausweis. Dies soll sich mit der Reform<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. (LZG).<br />
• Apothekerverband<br />
Zu sehen s<strong>in</strong>d Menschen, <strong>in</strong> deren Leben<br />
des Transplantationsgesetzes ändern. Neben den<br />
Ihr gehören folgende Mitglieder an:<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. – LAV<br />
das Thema Organspende e<strong>in</strong>e Rolle spielt:<br />
Krankenkassen arbeiten auch die Länder, die<br />
• Landesapothekerkammer und Landes -<br />
Menschen, die bereits mit e<strong>in</strong>em Spender organ<br />
Bundes zentrale <strong>für</strong> gesundheitliche Auf klärung<br />
• M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Soziales, Arbeit, Gesundheit<br />
apothekerverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
leben und solche, die noch auf die Möglichkeit<br />
(BZgA) und die Deutsche Stiftung Organtrans-<br />
und Demografie Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (MSAGD)<br />
• Krankenhausgesellschaft<br />
e<strong>in</strong>er Transplantation hoffen. E<strong>in</strong>ige der<br />
plantation (DSO) an der <strong>in</strong>tensiven Aufklärung<br />
• <strong>Landeszentrale</strong> <strong>für</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong> <strong>in</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V.<br />
Portraitierten haben der Organentnahme bei<br />
der Bevölkerung. In Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz hat sich<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. (LZG)<br />
• Landessportbund Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
e<strong>in</strong>em Elternteil, der Ehepartner<strong>in</strong> oder dem<br />
die Initiative Organspende RLP dieser Aufgabe<br />
• Bundeszentrale <strong>für</strong> gesundheitliche<br />
• Gesetzliche Krankenversicherungen<br />
K<strong>in</strong>d nach Feststellung des Hirntodes zuge-<br />
angenommen.<br />
Aufklärung (BZgA)<br />
<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz:<br />
stimmt. Andere s<strong>in</strong>d beruflich mit der Organ-<br />
• Deutsche Stiftung Organtrans plantation<br />
AOK / BKK / IKK / LSV / vdek<br />
spende befasst und setzen sich täglich da<strong>für</strong><br />
Initiative Organspende Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
(DSO) Region Mitte<br />
e<strong>in</strong>, Patient<strong>in</strong>nen und Patienten zu helfen, die<br />
Intensive, aktive und vor allem professionelle<br />
Aufklärungsarbeit zu leisten sowie die persönliche<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen<br />
Spendebereitschaft zu fördern, dies s<strong>in</strong>d die<br />
erklärten Ziele der Initiative Organspende<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (IO-RLP), e<strong>in</strong>em seit 2002<br />
tätigen Zusammenschluss von Organisationen,<br />
Institutionen und Selbsthilfeverbänden. Besonders<br />
junge Menschen sollen dazu angehalten<br />
werden, e<strong>in</strong>e Entscheidung zu treffen und diese<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Organspendeausweis zu dokumentieren.<br />
Die Initiative Organspende Rhe<strong>in</strong>land-<br />
• Bundesverband der<br />
Organtransplantierten e.V. (BDO)<br />
• Bundesverband Niere e.V.<br />
• IG der Dialysepatienten Kaiserslautern e.V.<br />
• IG der Dialysepatienten Ma<strong>in</strong>z e.V.<br />
• Lebertransplantierte Deutschland e.V.<br />
• Verband Organtransplantierter<br />
Deutschland (VOD) e.V.<br />
• Deutsches Rotes Kreuz,<br />
Landesverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
• Landesärztekammer Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
• Malteser Hilfsdienst e.V.<br />
Wanderausstellung<br />
„Herz verschenken“<br />
Die Foto-Ausstellung „Herz verschenken“<br />
möchte bei den Betrachter<strong>in</strong>nen und Betrachtern<br />
e<strong>in</strong>en Denkprozess anstoßen und sie dar<strong>in</strong><br />
unterstützen, e<strong>in</strong>e Entscheidung zu ihrer eigenen<br />
Spendebereitschaft zu treffen. Die Portraits<br />
Betroffener, die der Künstler Michael Hagedorn<br />
<strong>in</strong> ihrer vertrauten Um gebung zu Hause professionell<br />
<strong>in</strong> Szene gesetzt hat, verschaffen Außen-<br />
dr<strong>in</strong>gend auf e<strong>in</strong>e lebens rettende Spende<br />
warten. Die namentliche Vorstellung und kurze<br />
Lebensgeschichte dieser Menschen macht es<br />
leichter, sich mit ihnen, mit ihrem Schicksal<br />
und damit auch mit dem Thema Organspende<br />
ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Die Wanderausstellung<br />
ist seit September 2013 auf Reisen durch<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz.<br />
8 9
„Wir alle könnten<br />
betroffen se<strong>in</strong>“<br />
weil nicht rechtzeitig e<strong>in</strong> passender Spender<br />
gefunden werden konnte. Oder dann, wenn sie<br />
e<strong>in</strong>er der Aufnahmen zu sehen. Daneben gehören<br />
auch e<strong>in</strong> Intensivmedi z<strong>in</strong>er, e<strong>in</strong> Organtrans-<br />
Gab es weitere Begegnungen, die Ihnen<br />
<strong>in</strong> besonderer Er<strong>in</strong>nerung geblieben s<strong>in</strong>d?<br />
entscheiden müssen, ob sie ihre E<strong>in</strong>willigung<br />
porteur und e<strong>in</strong> Chirurg zu me<strong>in</strong>en Modellen.<br />
Alle betroffenen Menschen, die ich kennen lernen<br />
Interview mit Fotograf<br />
<strong>für</strong> die Organentnahme bei ihrem verstor benen<br />
durfte, haben bewegende Geschichten erzählt.<br />
Michael Hagedorn<br />
Angehörigen geben. Meist ist das <strong>für</strong> die Be-<br />
Sie haben die Menschen nicht im<br />
Besonders <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung ist mir e<strong>in</strong> Ehepaar,<br />
troffenen sehr schwer.<br />
Studio fotografiert, sondern <strong>in</strong> deren<br />
dessen K<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>em Badeunfall verunglückt<br />
Was hat Sie dazu bewogen,<br />
gewohnter Umgebung zu Hause.<br />
ist und e<strong>in</strong>ige Zeit im Koma lag. In dieser Phase<br />
sich des Themas „Organspende“<br />
Nach welchen Kriterien haben<br />
Warum?<br />
mussten sich die Eltern damit befassen, ob sie<br />
anzunehmen?<br />
Sie Ihre Modelle ausgewählt?<br />
Die Bilder sollten authentisch se<strong>in</strong> und<br />
die Organe des K<strong>in</strong>des im Falle se<strong>in</strong>es Todes<br />
Ich befasse mich schon seit langem mit Themen<br />
Wir haben bewusst ganz unterschied liche<br />
die Betroffenen <strong>in</strong> ihrer Lebenswirklichkeit<br />
zur Spende freigeben. E<strong>in</strong>e sehr schwere Zeit,<br />
rund um unsere irdische Endlichkeit. Krankheit,<br />
Personen ausgesucht, da wir e<strong>in</strong> möglichst brei-<br />
darstellen – das ist me<strong>in</strong> persönlicher Anspruch<br />
die aber auch notwendig war, um die <strong>für</strong> sie<br />
Alter, Tod, Sterben – das alles gehört dazu. So<br />
tes Spektrum von Betroffenen zeigen wollten:<br />
an me<strong>in</strong>e Aufnahmen. Deshalb wollte ich ke<strong>in</strong>e<br />
richtige Entscheidung zu treffen. Dabei war<br />
arbeite ich bereits seit acht Jahren an dem Thema<br />
Ältere, Jüngere, Frauen, Männer, K<strong>in</strong>der. Es war<br />
nüchterne Fotostudioatmosphäre. Im vertrauten<br />
auch die Betreuung der Ärzte und des Kranken-<br />
„Demenz“, woraus auch die erfolgreiche Kam-<br />
uns wichtig, neben den direkt Betroffenen auch<br />
Umfeld der Modelle bekommt man am ehesten<br />
hauspersonals sehr wichtig <strong>für</strong> die Eltern.<br />
pagne <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz „Demenz ist anders“<br />
Familienmitglieder e<strong>in</strong>zubeziehen. Unter den<br />
e<strong>in</strong>e Idee über die Grenzerfahrungen, die diese<br />
Nach dem Hirntod des damals e<strong>in</strong>zigen K<strong>in</strong>des<br />
hervorg<strong>in</strong>g. Auch „Organspende“ passt sehr gut<br />
zwanzig Personen, die ich <strong>für</strong> die Ausstellung<br />
Menschen machen. So hält e<strong>in</strong>e der Dargestellten<br />
stimmten sie der Organentnahme zu. Heute s<strong>in</strong>d<br />
zu me<strong>in</strong>en Tätigkeits- und Interessenschwer-<br />
fotografiert habe, waren beispielsweise e<strong>in</strong><br />
beispielsweise das Foto des geliebten Vaters<br />
sie stolz auf diese Entscheidung und wissen, dass<br />
punkten. Es betrifft nicht nur diejenigen, die<br />
Mann, der se<strong>in</strong>e Ehefrau verloren hat, sowie<br />
unter ihrem Arm – so, wie sie es <strong>in</strong> ihrem<br />
dadurch zwei anderen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> neues Leben<br />
auf e<strong>in</strong> neues Herz oder e<strong>in</strong>e neue Niere warten.<br />
Eltern, die um ihr K<strong>in</strong>d trauern. Bei der<br />
Herzen trägt. Auf e<strong>in</strong>em anderen Bild leuchtet<br />
geschenkt werden konnte. Für die heute drei-<br />
Vielmehr geht es uns alle an, weil sich jeder e<strong>in</strong>-<br />
Auswahl der Modelle beriet mich Anne-Bärbel<br />
im H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> Licht. Für mich steht es<br />
jährige Tochter des Ehepaars, die ihren Bruder<br />
zelne von uns darüber Gedanken machen muss,<br />
Blaes-Eise. Sie ist seit 1993 Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />
symbolisch <strong>für</strong> das neue Leben, das <strong>für</strong> die<br />
selbst nie kennen gelernt hat, lebt dieser <strong>in</strong> den<br />
ob er se<strong>in</strong>e Organe im Falle se<strong>in</strong>es Todes<br />
Organspende <strong>für</strong> die Deutsche Stiftung Organ-<br />
junge Nierenempfänger<strong>in</strong> begann, als sie ihr<br />
geretteten K<strong>in</strong>dern weiter.<br />
spenden will. Darüber h<strong>in</strong>aus betrifft es aber<br />
transplantation (DSO) <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />
neues Organ erhielt.<br />
auch unsere Ange hörigen. Besonders dann, wenn<br />
der Region Mitte. Ihr liegt besonders die Ange-<br />
sie e<strong>in</strong>en geliebten Menschen verloren haben,<br />
hörigenbetreuung am Herzen. Auch sie ist auf<br />
10 11
Welche Reaktionen auf Ihre<br />
Was haben Sie persönlich aus der Arbeit<br />
Michael Hagedorn<br />
Bilder erhoffen Sie sich von den<br />
mit Ihren Modellen gelernt?<br />
Ausstellungs besuchern?<br />
An der Schnittstelle zwischen Leben und Tod<br />
Michael Hagedorn wurde 1965 ge boren. Als<br />
Die Initiative Organspende Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und<br />
e<strong>in</strong>e Entscheidung zu treffen und sich mit neuen<br />
Teenager kaufte er sich von se<strong>in</strong>em Ersparten<br />
ich wollen mit dieser Ausstellung e<strong>in</strong>e möglichst<br />
Situationen ause<strong>in</strong>anderzusetzen, ist e<strong>in</strong>e sehr<br />
se<strong>in</strong>e erste Kamera. Nur e<strong>in</strong> Jahr später ver-<br />
große Aufmerksamkeit und Sensibilisierung<br />
große Herausforderung. Für mich war genau<br />
kaufte er erste Bilder an Tageszeitungen und<br />
<strong>für</strong> die Organspende erreichen. Vielleicht ist es<br />
das hochfasz<strong>in</strong>ierend. Wenn ich etwas aus der<br />
Zeitschriften. Seit dem Abitur im Jahr 1985 ist<br />
sogar möglich, das Thema, das so mit Vorurtei-<br />
Arbeit mitgenommen habe, ist es, noch mehr<br />
er als freier Fotojournalist tätig. Zu se<strong>in</strong>en Pro-<br />
len beladen ist, e<strong>in</strong> Stück weit zu enttabuisieren.<br />
Respekt vor dem Leben, aber auch vor dem Tod<br />
jekten zählen Auftragsproduktionen <strong>für</strong> deutsche<br />
Die Dar gestellten s<strong>in</strong>d Menschen wie Du und ich.<br />
zu haben. Für das tägliche Leben ist mir bewusst<br />
und <strong>in</strong>ternationale Magaz<strong>in</strong>e und Zeitungen.<br />
Das zeigt uns: Wir alle könnten betroffen se<strong>in</strong>.<br />
geworden, wie wichtig es ist, dass sich jeder<br />
Die Fotografie eignet sich gut als Transport mittel<br />
e<strong>in</strong>zelne von uns mit dem Thema Organspende<br />
Im Mittelpunkt von Hagedorns Schaffen stehen<br />
Kontakt:<br />
<strong>für</strong> diese Botschaften. Sie besitzt e<strong>in</strong>e starke<br />
<strong>in</strong>tensiv ause<strong>in</strong>andersetzt. Menschen, die sich im<br />
der Mensch und dessen irdische Endlichkeit.<br />
Michael Hagedorn<br />
Unmittelbarkeit, die wir durch die Wahl e<strong>in</strong>es<br />
Falle e<strong>in</strong>es Falles als Spender zur Verfügung<br />
E<strong>in</strong>en Schwerpunkt se<strong>in</strong>er Arbeiten bildet seit<br />
Schmiedestr. 3<br />
großen Bildformates noch unterstrichen haben.<br />
stellen wollen, sollten ihren Organ spende ausweis<br />
vielen Jahren das Thema Alter mit all se<strong>in</strong>en<br />
25462 Rell<strong>in</strong>gen<br />
Für die Darstellung unserer Modelle habe ich<br />
immer mitführen, um gegebenenfalls Klarheit<br />
Facetten.<br />
<strong>in</strong>fo@michaelhagedorn.de<br />
deshalb auch den direkten Blickkontakt gewählt.<br />
<strong>für</strong> alle Beteiligten zu schaffen.<br />
www.michaelhagedorn.de<br />
Das alles erzeugt e<strong>in</strong>e große Präsenz der Abge-<br />
Hagedorn wurde mehrfach aus gezeichnet.<br />
lichteten. Ich denke, dass man mit dieser Form<br />
Er ist Mit-Initiator und Co-Organisator der<br />
der Darstellung dem Betrachter mehr Emotionen<br />
preisgekrönten Demenzkampagne<br />
übermitteln kann als dies mit e<strong>in</strong>er klassischen<br />
„KONFETTI IM KOPF“.<br />
Foto reportage möglich wäre.<br />
Michael Hagedorn wohnt <strong>in</strong> Rell<strong>in</strong>gen bei<br />
Hamburg. Er ist verheiratet und hat zwei<br />
Töchter.<br />
12 13
Leander Smeets, 11 Jahre<br />
Frankfurt, März 2013<br />
Organempfänger (Herz)<br />
In se<strong>in</strong>em Zimmer mit Blick <strong>in</strong>s Grüne türmen<br />
sich spannende Bücher, auf dem Schreibtisch<br />
liegen halbfertige Hausaufgaben, gelegentlich<br />
holt sich die Katze ihre Streichele<strong>in</strong>heiten ab<br />
und der Fußboden ist übersät mit Figuren und<br />
Flugmasch<strong>in</strong>en der Star-Wars-Saga.<br />
Leander Smeets wurde mit e<strong>in</strong>em Herzfehler<br />
geboren, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en ersten zwei Lebensjahren<br />
zu immer größeren Komplikationen führte. Als<br />
sich se<strong>in</strong> Gesundheitszustand derart verschlechtert<br />
hatte, dass er kaum noch die Kraft zum<br />
Essen aufbrachte und er das Krankenhaus über<br />
viele Wochen nicht mehr verlassen durfte, stand<br />
unwiderruflich fest, dass nur e<strong>in</strong>e Transplantation<br />
se<strong>in</strong> Leben retten konnte. E<strong>in</strong>e Zeit des<br />
qualvollen Wartens begann. Doch Leander hatte<br />
Glück: Mit der erfolgreichen Transplantation<br />
e<strong>in</strong>es Spenderorgans begann <strong>für</strong> Leander und<br />
se<strong>in</strong>e Familie e<strong>in</strong>e neue Zeitrechnung. Nur e<strong>in</strong>e<br />
Narbe auf der Brust und die tägliche E<strong>in</strong>nahme<br />
von Medikamenten er<strong>in</strong>nern heute noch an die<br />
schwere Zeit.<br />
14
Gerhard Häck, 54 Jahre<br />
Köln, April 2013<br />
Wartet auf e<strong>in</strong> Spenderorgan<br />
(Niere)<br />
Gerhard Häck führte e<strong>in</strong> Leben auf der Überholspur.<br />
Als dem Veranstaltungsmanager, der<br />
<strong>für</strong> viele berühmte Musiker arbeitete, vor sechse<strong>in</strong>halb<br />
Jahren die Nieren versagten, kam dies<br />
zunächst e<strong>in</strong>er Katastrophe gleich.<br />
E<strong>in</strong>e Dialysetherapie 1 war unumgänglich und e<strong>in</strong><br />
normales Leben schien <strong>in</strong> weite Ferne zu rücken.<br />
Er entschied sich <strong>für</strong> den Weg der Peritonealoder<br />
Bauchfelldialyse. Diese gab ihm gegenüber<br />
der klassischen, gerätegebundenen Dialyse<br />
sehr viel mehr Bewegungs frei heit und Eigenständigkeit.<br />
Se<strong>in</strong>e spezielle Dialyseform gab ihm die Freiheit<br />
dazu. Bei e<strong>in</strong>er klassischen Dialyse wären die<br />
täglichen Fahrten zu den mehrstündigen Proben<br />
<strong>in</strong> Köln unmöglich gewesen. Als er gerade die<br />
Aufführungen abgeschlossen hatte, erreichte ihn<br />
der lang ersehnte Anruf, man habe e<strong>in</strong>e Niere<br />
<strong>für</strong> ihn gefunden. Die Transplantation am 5. Juni<br />
2013 verlief komplikationsfrei. Gerhard Häck ist<br />
sehr glücklich: „Erst nach der Transplantation<br />
habe ich wieder erfahren, was es bedeutet, mit<br />
e<strong>in</strong>er gesunden Niere zu leben. Da<strong>für</strong> b<strong>in</strong> ich<br />
sehr dankbar.“<br />
Gerhard Häck war sofort begeistert von e<strong>in</strong>em<br />
Theaterkonzept der Dramaturg<strong>in</strong> Barbara<br />
Wachendorff, das sich künstlerisch dem Thema<br />
Organspende widmet. Er übernahm e<strong>in</strong>e der<br />
Hauptrollen <strong>in</strong> dem Theaterstück „Stay<strong>in</strong>g Alive“<br />
(im Rahmen des Kölner Sommerblut-Festivals).<br />
1<br />
Dialyse ist e<strong>in</strong> Verfahren der Nierenersatz therapie. Bei<br />
Menschen mit e<strong>in</strong>er chronischen Nierenerkrankung erfolgt mit<br />
dieser Behandlungsmethode die lebensnotwendige Re<strong>in</strong>igung<br />
des Blutes. Dabei werden Giftstoffe und Flüssigkeit dem Blut<br />
entzogen. Die Dialysebehandlung wird üblicherweise dreimal<br />
pro Woche jeweils 4 - 5 Stunden durchgeführt.<br />
16
Birgit Krupp, 48 Jahre<br />
Kempenich, Januar 2013<br />
Angehörige<br />
Birgit Krupps Sohn René wurde nur 19 Jahre<br />
alt. Am 22. Februar 2010 erlitt der gelernte<br />
Krankenpfleger e<strong>in</strong>en Unfall, lag acht Tage auf<br />
der Intensiv station und verstarb schließlich am<br />
2. März 2010. Die Familie gab se<strong>in</strong>e Organe zur<br />
Organspende frei.<br />
René hatte zu Lebzeiten se<strong>in</strong>e Entscheidung <strong>für</strong><br />
die Organspende auf e<strong>in</strong>em Organ spendeausweis<br />
dokumentiert und damit se<strong>in</strong>e Familie <strong>in</strong> der<br />
ohneh<strong>in</strong> schon schwierigen Situation entlastet.<br />
Mit se<strong>in</strong>er Bereitschaft zur Organspende konnten<br />
zwei Menschen leben gerettet werden.<br />
Der junge Mann war als Rettungssani täter beim<br />
Deutschen Roten Kreuz engagiert und als E<strong>in</strong>satzhelfer<br />
oft bei Unfällen mit dem Notarzt vor<br />
Ort. Se<strong>in</strong>e Mutter sprach er immer wieder darauf<br />
an, ob auch sie bereits e<strong>in</strong>en Organspendeausweis<br />
habe.<br />
Als Birgit Krupp durch e<strong>in</strong>en zunächst anonymen<br />
Brief erfuhr, dass e<strong>in</strong> Mann aus Belgien<br />
und e<strong>in</strong>e Frau aus Bayern mit den gespendeten<br />
Organen ihres Sohnes weiter leben konnten,<br />
machte sie das sehr glücklich. Heute steht sie<br />
<strong>in</strong> engem brieflichen, aber weiterh<strong>in</strong> anonymen<br />
Kontakt mit den Empfängern.<br />
René Krupps Eltern hätten auch dann e<strong>in</strong>er<br />
Organspende zugestimmt, wenn ihr Sohn ke<strong>in</strong>en<br />
Organspendeausweis besessen hätte, denn sie<br />
waren sich se<strong>in</strong>er Haltung zu diesem Thema sehr<br />
sicher. Zu oft hatte er davon ge sprochen, als dass<br />
es an der Richtigkeit der Entscheidung irgende<strong>in</strong>en<br />
Zweifel geben konnte.<br />
18
Dr. med. Tanja Knol<strong>in</strong>ski, 43 Jahre<br />
Hamburg, Juni 2013<br />
Transplantationsbeauftragte<br />
Dr. Tanja Knol<strong>in</strong>ski ist seit sechs Jahren Oberärzt<strong>in</strong><br />
der Intensivstation und Transplantationsbeauftragte<br />
am Bethesda-Krankenhaus <strong>in</strong><br />
Hamburg-Bergedorf. Vorher sammelte sie am<br />
Universitäts-Kl<strong>in</strong>ikum <strong>in</strong> Hamburg-Eppendorf<br />
jahrelang Erfahrung auf diesem speziellen<br />
Gebiet.<br />
Bei ihrem Bemühen, durch Organentnahmen bei<br />
Spender<strong>in</strong>nen und Spendern Menschen zu helfen<br />
und Leben zu retten, erfahren Frau Dr. Knol<strong>in</strong>ski<br />
und ihre Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mit arbeiter sehr<br />
gute Unterstützung durch die DSO.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen kle<strong>in</strong>eren<br />
Kl<strong>in</strong>iken steht das Bethesda-Krankenhaus trotz<br />
des hohen Aufwandes zu se<strong>in</strong>er Entscheidung,<br />
potentielle Organspender zu betreuen und<br />
Organentnahmen, sogenannte Explantationen,<br />
zu ermöglichen. Damit schafft es e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die dann andernorts durchgeführten<br />
Transplantationen.<br />
20
Jens Bossers, 15 Jahre<br />
Seeheim-Jugenheim, Januar 2013<br />
Organempfänger (Herz)<br />
Er<strong>in</strong>nerungen an jene Zeit hat Jens Bossers nicht<br />
mehr und eigentlich führt er das Leben e<strong>in</strong>es<br />
normalen Teenagers. Aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Brust schlägt<br />
e<strong>in</strong> fremdes Herz, das se<strong>in</strong> Leben rettete.<br />
Alles f<strong>in</strong>g damit an, dass Jens im Alter von vier<br />
Wochen auf e<strong>in</strong>mal blau anlief. Se<strong>in</strong>e Mutter<br />
fuhr mit dem Säugl<strong>in</strong>g sofort <strong>in</strong>s Krankenhaus<br />
und fiel aus allen Wolken, als ihr die Ärzte<br />
eröffneten, ihr Sohn besitze nur e<strong>in</strong>e Herzhälfte.<br />
In vier Operationen am offenen Herzen wurde<br />
das kle<strong>in</strong>e Organ notdürftig „repariert“. Doch<br />
es war klar, dass dies nur e<strong>in</strong> Aufschub <strong>für</strong><br />
ungewisse Zeit se<strong>in</strong> würde. Im Alter von fünf<br />
Jahren wurde Jens schließlich e<strong>in</strong> neues Herz<br />
transplantiert.<br />
Innerhalb von zehn Jahren wurde das Herz vier<br />
Mal abgestoßen. Diese Abstoßungs reaktion des<br />
Körpers tritt auf, wenn das Immunsystem e<strong>in</strong><br />
transplan tiertes Organ bzw. Gewebe als fremd<br />
erkennt und bekämpft. Wie andere Organempfänger<strong>in</strong>nen<br />
und -empfänger nimmt Jens<br />
deshalb zweimal täglich Immunsuppressiva.<br />
Die Medikamente verh<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e er neute<br />
Abstoßung se<strong>in</strong>es Herzens.<br />
E<strong>in</strong>schränkungen im Alltagsleben gibt es <strong>für</strong> ihn<br />
kaum. Nur beim Sport muss er darauf achten,<br />
rechtzeitig vor e<strong>in</strong>er Überlastung e<strong>in</strong>e Pause zu<br />
machen.<br />
22
Ingrid Holl<strong>in</strong>ger, 65 Jahre und<br />
Karl He<strong>in</strong>z Holl<strong>in</strong>ger, 65 Jahre<br />
Völkl<strong>in</strong>gen, März 2013<br />
Beide Organ empfänger (Niere bzw. Leber)<br />
Ingrid Holl<strong>in</strong>ger war sehr müde und hatte<br />
ke<strong>in</strong>en Appetit. Der Hausarzt stellte e<strong>in</strong>e akute<br />
Nierenerkrankung fest. E<strong>in</strong> halbes Jahr später<br />
waren die Nierenwerte der damals 41-Jährigen so<br />
schlecht, dass e<strong>in</strong>e Dialysetherapie unumgänglich<br />
war. Ingrid Holl<strong>in</strong>ger musste lernen, mit<br />
den damit verbundenen E<strong>in</strong>schränkungen der<br />
Lebensqualität zu leben. Nach drei Jahren<br />
Wartezeit konnte e<strong>in</strong>e geeignete Spenderniere<br />
<strong>für</strong> sie gefunden werden. Mit dem neuen<br />
Organ fühlte sie sich von Beg<strong>in</strong>n an wie e<strong>in</strong><br />
neuer Mensch.<br />
Die e<strong>in</strong>zige Chance zu überleben sei e<strong>in</strong>e Lebertransplantation,<br />
so die Ärzte. Sie gaben ihm noch<br />
e<strong>in</strong> halbes Jahr Lebenszeit, wenn ke<strong>in</strong> Spenderorgan<br />
gefunden werden könne. Als endlich am<br />
Abend des 19. Oktober 1993 der lang ersehnte<br />
Anruf kam, fuhr Karl He<strong>in</strong>z Holl<strong>in</strong>ger mit dem<br />
Taxi <strong>in</strong> das Transplantationszentrum der Charité,<br />
wo er bereits erwartet wurde. Die sofort durchgeführte<br />
Transplantation verlief ohne Komplikationen,<br />
die neue Leber wurde gut von se<strong>in</strong>em<br />
Körper angenommen. Seitdem führt er wieder<br />
e<strong>in</strong> weitgehend normales Leben.<br />
Nur wenige Monate nach der Nierentransplantation<br />
se<strong>in</strong>er Frau g<strong>in</strong>g es Karl He<strong>in</strong>z Holl<strong>in</strong>ger<br />
plötzlich sehr schlecht. Die Diagnose: Chronische<br />
Leberentzündung im Endstadium.<br />
Das Ehepaar Holl<strong>in</strong>ger ist nunmehr seit über<br />
30 Jahren verheiratet. Überaus dankbar über die<br />
lebensrettende Organspende sagen beide nach<br />
über 20 Jahren: „Es war das größte Glück.“<br />
24
Björn Jockwig, 29 Jahre<br />
Schieder-Schwalenberg, März 2013<br />
Wartet auf e<strong>in</strong> Spenderorgan (Herz)<br />
Ohne „Harald“ macht Björn Jockwig ke<strong>in</strong>en<br />
Schritt mehr. Seit etwa e<strong>in</strong>em Jahr s<strong>in</strong>d der junge<br />
Mann und se<strong>in</strong> mobiles Herzunterstützungssystem<br />
unzertrennlich, e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung auf<br />
Leben und Tod.<br />
Es begann damit, dass se<strong>in</strong> richtiges Herz vor<br />
vier Jahren anf<strong>in</strong>g zu flattern. Der Garten- und<br />
Landschaftsbauer konnte se<strong>in</strong>er körperlichen<br />
Arbeit nicht mehr nachgehen, hatte plötzlich<br />
ke<strong>in</strong>e Kraft und Ausdauer mehr. Sogar beim<br />
Spazierengehen bekam er Luftnot. E<strong>in</strong> Defibrillator,<br />
den er zur Aufrechter haltung se<strong>in</strong>es<br />
Herzrhythmus implantiert bekam, war e<strong>in</strong>e<br />
vorübergehende Lösung – bis zum Moment des<br />
Rückfalls. Sofort wurde er <strong>in</strong> das Herz- und<br />
Dia beteszentrum Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>in</strong> Bad<br />
Oeynhausen e<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Dort wartete Björn Jockwig fünf Monate vergeblich<br />
auf e<strong>in</strong> Spenderorgan. Se<strong>in</strong> Zustand<br />
verschlechterte sich nach vier Monaten so sehr,<br />
dass e<strong>in</strong> Herzunter stützungssystem die e<strong>in</strong>zige<br />
Option war, um die Zeit bis zu e<strong>in</strong>er Transplantation<br />
zu überbrücken. Mit dem tragbaren Gerät<br />
kann er e<strong>in</strong> weit gehend normales Leben führen<br />
und es macht ihm und se<strong>in</strong>er Frau große Freude,<br />
<strong>in</strong> Vor trägen und auf Veranstaltungen anderen<br />
Menschen das Thema Organspende näher zu<br />
br<strong>in</strong>gen. Wer könnte die Bedeutung e<strong>in</strong>er Organspende<br />
authentischer vermitteln als er?<br />
26
Bernhard Schmitt, 62 Jahre<br />
B<strong>in</strong>gen, Januar 2013<br />
Wartet auf e<strong>in</strong> Spenderorgan<br />
(Niere)<br />
Auch wenn man es ihm kaum ansieht –<br />
Bernhard Schmitt ist Dialysepatient. Zum Zeitpunkt<br />
des Interviews wartete er bereits seit über<br />
500 Tagen auf e<strong>in</strong> Spenderorgan, um wieder e<strong>in</strong><br />
normales Leben führen zu können.<br />
Er war erst neun Jahre alt, als bei ihm e<strong>in</strong> verkapselter<br />
Nierenste<strong>in</strong> entdeckt wurde. Vier Jahre<br />
später erhielt er die Diagnose „Zystenniere“ und<br />
damit die Aussicht auf fortschreitendes Nierenversagen.<br />
Vor neun Jahren schließlich wurde bei<br />
e<strong>in</strong>er Rout<strong>in</strong>e untersuchung e<strong>in</strong> Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong> wert von<br />
13,5 festgestellt – die Hausärzt<strong>in</strong> schlug Alarm.<br />
Schon se<strong>in</strong> Vater musste 18 Jahre lang zur<br />
Dialysetherapie gehen. Dass ihn dieses Schicksal<br />
nun auch traf, war <strong>für</strong> Bernhard Schmitt wie e<strong>in</strong><br />
„Gang zum Schafott.“<br />
Doch er trat die Flucht nach vorne an und wurde<br />
aktiv. Großen Mut macht Bernhard Schmitt der<br />
Kontakt zu Menschen, die teilweise schon über<br />
30 Jahre mehrmals wöchentlich zur Dialyse<br />
müssen. Unterstützt von se<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong>formierte<br />
er sich über die Krankheit und tauscht sich<br />
seitdem regelmäßig <strong>in</strong> der Selbsthilfegruppe mit<br />
anderen Betroffenen aus. Als se<strong>in</strong> Nierenfacharzt<br />
ihm die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Organtransplantation<br />
vor stellte, lehnte er sie zunächst ab – zu groß<br />
war se<strong>in</strong>e Angst vor möglichen Konse quenzen<br />
und Kompli kationen. Vier Jahre später fragte der<br />
Arzt erneut nach. Nun entschied sich Bernhard<br />
Schmitt nach reiflicher Überlegung da<strong>für</strong>, sich<br />
auf die Warteliste <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e neue Niere setzen<br />
zu lassen.<br />
28
Günter Riehm, 56 Jahre<br />
Homburg, März 2013<br />
Organtransporteur<br />
Es ist <strong>für</strong> ihn mehr als e<strong>in</strong> Job. Wenn Günter<br />
Riehm die weiße Transportkiste der DSO im<br />
Kofferraum hat, ist er sich der besonderen<br />
Verantwortung sehr bewusst.<br />
Besonders bei Leber- und Herztransporten zählt<br />
jede M<strong>in</strong>ute, da die Überlebenschance dieser<br />
Organe nur wenige Stunden beträgt.<br />
Seit über 15 Jahren führt er <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Transportunternehmen<br />
Organtrans porte im In- und Ausland<br />
durch. In der Regel s<strong>in</strong>d es Fahrten aus den<br />
entnehmenden Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, im<br />
Saarland, Hessen und Baden-Württemberg <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>es der Transplantationszentren der Region.<br />
Wenn er dort mit Blaulicht ankommt, wird er<br />
von e<strong>in</strong>em Spezialistenteam erwartet.<br />
30
Simone Simon, 36 Jahre<br />
Ste<strong>in</strong>wenden, März 2013<br />
Organempfänger<strong>in</strong> (Niere)<br />
Wasser, immer wieder Wasser. Die Träume von<br />
Simone Simon kreisten häufig nur um dieses<br />
e<strong>in</strong>e Motiv. Buchstäblich ausgetrocknet fühlte sie<br />
sich während der langen Zeit der Dialyse, als sie<br />
nur sehr wenig tr<strong>in</strong>ken durfte und auch sonst auf<br />
vieles verzichten musste.<br />
Bei e<strong>in</strong>em schweren Autounfall hatte Simone<br />
Simon e<strong>in</strong>e unheilbare Verletzung der Nieren<br />
davon getragen. Von e<strong>in</strong>er Sekunde zur nächsten<br />
nahm damit ihr Leben e<strong>in</strong>e schicksalhafte<br />
Wendung: Fortan war sie abhängig von e<strong>in</strong>er<br />
Masch<strong>in</strong>e, die mehrmals <strong>in</strong> der Woche ihr Blut<br />
re<strong>in</strong>igte und sie damit am Leben erhielt. Die<br />
Dialyse war belastend.<br />
Als sie 2008 erfuhr, dass e<strong>in</strong> Spender organ <strong>für</strong><br />
sie zur Verfügung stand, begann <strong>für</strong> die junge<br />
Frau e<strong>in</strong> zweites Leben.<br />
Dass sie nun, fünf Jahre später, mit ihrem Mann<br />
e<strong>in</strong> Haus umbauen würde, war <strong>für</strong> Simone<br />
Simon vorher undenkbar gewesen. Zurzeit freuen<br />
sich beide auf den ersten Nachwuchs.<br />
32
Alexandra Seis, 31 Jahre<br />
Heusweiler, März 2013<br />
Organempfänger<strong>in</strong> (Lunge)<br />
Nur 12 bis 14 Jahre, länger gaben die Ärzte dem<br />
kle<strong>in</strong>en Mädchen nicht. Mukoviszidose lautete<br />
kurz nach der Geburt von Alexandra Seis die<br />
niederschmetternde Diagnose, die e<strong>in</strong>em Todesurteil<br />
gleichkam. Doch Alex andra trotzte allen<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten. Erst im Alter von 30<br />
Jahren holte sie ihre schwere Krankheit wieder<br />
e<strong>in</strong>. Die junge Frau baute so sehr ab, dass sie<br />
sich trotz Sauerstoff zufuhr kaum noch bewegen<br />
konnte und auf die ständige Unterstützung ihres<br />
Mannes angewiesen war. Ihre Lungenfunktion<br />
lag bei nur noch 16 Prozent.<br />
Alexandra Seis war zu diesem Zeitpunkt klar:<br />
Entweder es kommt rechtzeitig e<strong>in</strong> Spenderorgan<br />
oder das Leben geht zu Ende.<br />
Als ihr e<strong>in</strong>e Krankenschwester mitteilte, dass<br />
e<strong>in</strong> Angebot <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e neue Lunge vorliege, war<br />
das Glücksgefühl unbeschreiblich. „Das war<br />
<strong>für</strong> mich der wohl schönste Moment <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Leben, weil ich zuvor dachte, ich würde sterben.“<br />
Überwältigend war <strong>für</strong> sie auch das Gefühl,<br />
direkt nach der Transplantation mit e<strong>in</strong>er<br />
gesunden Lunge atmen zu können.<br />
Heute kann Alexandra Seis wieder Sport treiben,<br />
mit ihrem Hund spazieren gehen und all das<br />
nachholen, was sie <strong>in</strong> den Monaten des Wartens<br />
und der Todesangst so sehr vermisst hatte.<br />
34
Karl-He<strong>in</strong>z Zilken, 83 Jahre<br />
Andernach, April 2013<br />
Angehöriger<br />
Karl-He<strong>in</strong>z Zilken und se<strong>in</strong>e Frau hatten sich<br />
schon öfter über das Thema Organ spende unterhalten<br />
und führten ihren Organspendeausweis<br />
immer mit sich. Sie waren sich sicher, wie sie im<br />
Fall des Falles entscheiden würden. Und doch<br />
hätten sie nie gedacht, dass es sie selbst ohne<br />
Vorbereitung treffen könnte.<br />
Se<strong>in</strong>e zweite Frau war <strong>für</strong> Karl-He<strong>in</strong>z Zilken<br />
das größte Glück. Noch heute bricht se<strong>in</strong>e<br />
Stimme immer wieder, schießen ihm Tränen <strong>in</strong><br />
die Augen, wenn er von ihr spricht. Als er an<br />
jenem Tag, vor gut drei Jahren, aus dem Keller<br />
nach oben <strong>in</strong> die Wohnung kam, fand er se<strong>in</strong>e<br />
Frau <strong>in</strong> der Küche liegend. Ansonsten bei bester<br />
Gesundheit, hatte sie plötzlich aufgrund e<strong>in</strong>es<br />
Gehirnaneurysmas e<strong>in</strong>e massive Hirnblutung<br />
erlitten und war zu Boden gestürzt.<br />
Im Krankenhaus <strong>in</strong> Koblenz konnten die Ärzte<br />
nur noch ihren Hirntod feststellen.<br />
Trotz der vorherigen Entscheidung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Organspende fiel Karl-He<strong>in</strong>z Zilken die Freigabe<br />
der Spenderorgane und -gewebe – Nieren, Leber<br />
und die Hornhäute der Augen – nicht e<strong>in</strong>fach.<br />
Heute jedoch ist er stolz auf die Entscheidung,<br />
die fünf Menschen zugutekam und ihnen Weiterleben<br />
und mehr Lebensqualität ermöglichte.<br />
36
Rolf Schwartner, 49 Jahre<br />
Remagen, April 2013<br />
Organempfänger (Niere und<br />
Bauchspeicheldrüse)<br />
Wer ihn zum ersten Mal trifft, kann sich kaum<br />
vorstellen, dass Rolf Schwartners Leben bereits<br />
mehrfach am seidenen Faden h<strong>in</strong>g. Seit November<br />
2012 ist er zum zweiten Mal nieren- und<br />
bauchspeicheldrüsentrans plantiert. „In gewisser<br />
Weise lebe ich nun me<strong>in</strong> drittes Leben“, sagt er.<br />
Im Alter von elf Jahren wurde bei Rolf Schwartner<br />
Diabetes diagnostiziert. Die Krankheit<br />
schädigte im Verlaufe der Zeit se<strong>in</strong>e Nieren und<br />
Augen.<br />
1997 kam es zu e<strong>in</strong>em Nierenversagen, woraufh<strong>in</strong><br />
der Kraftfahrer fortan zur Dialysetherapie<br />
musste, mit all den damit zusammen hängenden<br />
E<strong>in</strong>schränkungen. Zwei Jahre später konnten<br />
e<strong>in</strong>e passende Niere und Bauch speicheldrüse<br />
gefunden werden.<br />
Als nach neun Jahren die neue Bauchspeicheldrüse<br />
nicht mehr funktionierte, musste Rolf<br />
Schwartner wieder Insul<strong>in</strong> spritzen. Drei Jahre<br />
danach versagte auch die transplantierte Niere<br />
und er musste sich erneut e<strong>in</strong>er Dialysebehandlung<br />
unterziehen.<br />
Es dauerte noch e<strong>in</strong> gutes Jahr, bis schließlich<br />
2012 e<strong>in</strong>e weitere Transplantation erfolgen<br />
konnte. Sie verlief komplikationsfrei. Seitdem<br />
führt der leidenschaftliche Motorradfahrer<br />
wieder e<strong>in</strong> normales Leben.<br />
38
Anne-Bärbel Blaes-Eise, 49 Jahre<br />
Lebach/Saarland, April 2013<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong> der Deutschen Stiftung<br />
Organ transplantation (DSO)<br />
Anne-Bärbel Blaes-Eise arbeitet seit 1993<br />
mit großem Engagement als Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
der Organspende <strong>für</strong> die Deutsche Stiftung<br />
Organtrans plantation (DSO).<br />
Ihr Schwerpunkt ist die psychologisch sehr<br />
anspruchsvolle Betreuung der Angehörigen von<br />
Organspendern.<br />
Das Foto zeigt sie bei e<strong>in</strong>er Ange hörigen ehrung<br />
<strong>in</strong> Lebach/Saarland im April 2013.<br />
40
Hans-Kurt Graff, 66 Jahre<br />
Höhfröschen, Januar 2013<br />
Organempfänger (Leber)<br />
E<strong>in</strong>es Tages g<strong>in</strong>g es Hans-Kurt Graff so<br />
schlecht, dass er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus die Treppen<br />
nicht mehr laufen konnte. Stetig verschlimmerte<br />
sich se<strong>in</strong> Gesundheitszustand, die Sorgen<br />
wuchsen <strong>in</strong>s Unermessliche. Die Untersuchung<br />
im Krankenhaus ergab zwei Leberzellkarz<strong>in</strong>ome,<br />
die operativ nicht zu entfernen waren.<br />
Verlegt an die Universitätsmediz<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z wurde<br />
ihm mitgeteilt, dass e<strong>in</strong>e Lebertransplantation<br />
unumgänglich sei. Nach langem, bangem Warten<br />
erhielt er im Dezember 2003 endlich die ersehnte<br />
Nachricht, dass e<strong>in</strong> Spenderorgan <strong>für</strong> ihn<br />
gefunden werden konnte.<br />
Seit rund zehn Jahren führt Hans-Kurt Graff<br />
wieder e<strong>in</strong> normales Leben ohne größere E<strong>in</strong>schränkungen.<br />
Mit se<strong>in</strong>er Frau genießt er das<br />
Leben im Ruhestand und als Großvater.<br />
42
Nad<strong>in</strong>e Vervoort, 30 Jahre<br />
Wiesbaden, März 2013<br />
Angehörige<br />
Noch immer er<strong>in</strong>nert so viel an ihn, auch jetzt,<br />
vier Jahre später. Nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>griff an der<br />
Hauptschlagader verlor Nad<strong>in</strong>e Vervoort ihren<br />
Vater <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er Hirn blutung. Dabei war er<br />
gut gelaunt wie immer zu der nicht ungefährlichen<br />
Operation <strong>in</strong>s Krankenhaus gefahren.<br />
Se<strong>in</strong>er Frau und der im Nebenhaus wohnenden<br />
Tochter hatte er das Gefühl vermittelt, dass ihm<br />
nichts etwas anhaben könne. Doch er irrte.<br />
Wenige Stunden später konnten die Mediz<strong>in</strong>er<br />
nur noch se<strong>in</strong>en Hirntod feststellen.<br />
E<strong>in</strong> Schock und tiefe Trauer ergriffen die<br />
Familie – und doch galt es nach vorn zu blicken.<br />
Sehr respektvoll und e<strong>in</strong>fühlsam wurden Nad<strong>in</strong>e<br />
Vervoort und ihre Mutter von den Ärzten<br />
gefragt, ob sie die Organe des Verstorbenen zur<br />
Organspende frei geben möchten. Nach reiflicher<br />
Über legung stimmte die Familie der Organentnahme<br />
zu.<br />
Mit dieser Entscheidung konnten drei Menschenleben<br />
gerettet werden. Die anonyme Kontaktaufnahme<br />
zu den Empfängern ist <strong>für</strong> Nad<strong>in</strong>e<br />
Vervoort e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, ihre Trauer<br />
besser zu bewältigen. Dass Menschen, die dem<br />
Tod nahe waren, durch ihre Entscheidung<br />
weiterleben können, ist <strong>für</strong> die Tochter mehr<br />
als e<strong>in</strong> Trost.<br />
44
Kar<strong>in</strong> und Stefan Wenglorz, 42 Jahre<br />
Niddatal-Assenheim, April 2013<br />
Angehörige<br />
Vor sieben Jahren änderte sich <strong>für</strong> Kar<strong>in</strong> und<br />
Stefan Wenglorz von e<strong>in</strong>em Moment auf den<br />
nächsten ihr komplettes Leben. Ihr knapp fünfjähriger<br />
Sohn Sven-Nico, damals das e<strong>in</strong>zige<br />
K<strong>in</strong>d, kam durch e<strong>in</strong>en tragischen Badeunfall<br />
ums Leben. Sechzehn Tage lang lag Sven-Nico<br />
im Koma, doch schon bald war den Eltern klar,<br />
dass er nicht mehr zurück kommen würde.<br />
Während dieser Zeit der schw<strong>in</strong>denden Hoffnung<br />
begannen sich die beiden mit der Möglichkeit<br />
e<strong>in</strong>er Organspende ause<strong>in</strong>ander zu setzen und<br />
baten die Ärzte um In formationen.<br />
Als Sven-Nicos‘ Hirntod schließlich feststand,<br />
stimmten Kar<strong>in</strong> und Stefan Wenglorz e<strong>in</strong>er<br />
Organentnahme zu. Die Leber und das Herz<br />
ihres Sohnes ermöglichten zwei kle<strong>in</strong>en<br />
Mädchen das Weiterleben.<br />
Für die heute dreijährige Tochter Leonie lebt<br />
der große Bruder, den sie nie kennen gelernt hat,<br />
damit weiter. Die immer sehr uneigennützige<br />
E<strong>in</strong>stellung ihres Sohnes machte Kar<strong>in</strong> und<br />
Stefan Wenglorz die Entscheidung leichter.<br />
„Se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung war: Was ich nicht mehr<br />
brauche, das sollen andere bekommen. Wir s<strong>in</strong>d<br />
uns sicher, dass er der Organspende zu gestimmt<br />
hätte und stolz auf unsere Ent scheidung wäre.“<br />
Der anonyme Kontakt zu e<strong>in</strong>er der beiden Empfängerfamilien<br />
gibt ihnen zusätzlich Kraft. Der<br />
erste Brief kam kurz vor dem ersten Weihnachtsfest,<br />
als sie ihren Sohn so sehr vermissten.<br />
„Wir fühlten, was diese Eltern fühlten. Wir<br />
freuen uns mit den anderen Familien und s<strong>in</strong>d<br />
dankbar <strong>für</strong> die Möglichkeiten der modernen<br />
Mediz<strong>in</strong>.“<br />
46
Marianne Verhoeven, 56 Jahre<br />
Kevelaer am Niederrhe<strong>in</strong>, März 2013<br />
Organempfänger<strong>in</strong> (Leber)<br />
Von der ersten Diagnose bis zur Transplantation<br />
verg<strong>in</strong>gen bei Marianne Verhoeven gerade e<strong>in</strong>mal<br />
vier Monate. Nichts ahnend g<strong>in</strong>g sie im Juni<br />
2010 zum Arzt. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Check-ups<br />
wurden bei ihr stark erhöhte Leberwerte festgestellt.<br />
Die Diagnose war niederschmetternd:<br />
E<strong>in</strong> neuroendokr<strong>in</strong>er Tumor hatte bereits auf die<br />
Leber gestreut und diese zerstört. Nachdem der<br />
Tumor e<strong>in</strong>en Monat später entfernt worden war,<br />
teilten die Ärzte Marianne Verhoeven mit, dass<br />
sie nur durch e<strong>in</strong>e Lebertransplantation gerettet<br />
werden könne.<br />
Für die mehrfache Mutter und Großmutter brach<br />
damit e<strong>in</strong>e Welt zu sammen. Dennoch gab es e<strong>in</strong><br />
Fünkchen Hoffnung, an das sie sich klammerte.<br />
Und tatsächlich: Marianne Verhoeven kam Ende<br />
September 2010 auf die Warteliste von Eurotransplant,<br />
der zentralen Vermittlungsstelle <strong>für</strong><br />
Organspenden <strong>in</strong> den Niederlanden, drei Wochen<br />
später stand bereits e<strong>in</strong> passendes neues Organ<br />
zur Verfügung. Mit der komplikationsfreien<br />
Transplantation wurde Marianne Verhoeven e<strong>in</strong><br />
neues Leben geschenkt. Es vergeht ke<strong>in</strong> Tag, an<br />
dem sie nicht voller Dankbarkeit an den Organspender<br />
und se<strong>in</strong>e Familie denkt.<br />
48
PD Dr. med. Christian Mönch, 42 Jahre<br />
Kaiserslautern, April 2013<br />
Transplantationsmediz<strong>in</strong>er<br />
PD Dr. Christian Mönch ist seit dem 1. Februar<br />
2012 als Chefarzt der Kl<strong>in</strong>ik <strong>für</strong> Allgeme<strong>in</strong>-,<br />
Viszeral- und Transplantationschirurgie am<br />
Westpfalz-Kl<strong>in</strong>ikum <strong>in</strong> Kaiserslautern tätig.<br />
Seitdem hat er ca. 50 Transplantationen durchgeführt.<br />
Dazu zählen postmortale Nieren/Pankreastransplantationen<br />
und Nierenlebendspenden.<br />
50
Alexandra W<strong>in</strong>ter, 17 Jahre<br />
Ma<strong>in</strong>z, Januar 2013<br />
Organempfänger<strong>in</strong> (Herz)<br />
Während e<strong>in</strong>er langwierigen schweren Erkältung<br />
verschlechterte sich Alexandra W<strong>in</strong>ters Allgeme<strong>in</strong>zustand.<br />
Schließlich wurde festgestellt, dass<br />
ihr Herz stark vergrößert war, e<strong>in</strong> Anzeichen<br />
<strong>für</strong> fortgeschrittene Myokarditis (Herzmuskelentzündung).<br />
Die Ärzte sagten Alexandra, die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass sie e<strong>in</strong> neues Herz<br />
brauche sei größer als die, dass das eigene Herz<br />
sich wieder erhole. Sehr bald gab es nur noch die<br />
Möglichkeit, mit e<strong>in</strong>er Transplantation zu überleben.<br />
Dies war e<strong>in</strong> großer Schock <strong>für</strong> die junge<br />
Frau. Als die eigene Herzleistung nur noch zehn<br />
Prozent betrug, rieten die Ärzte vorübergehend<br />
zu e<strong>in</strong>em Herzunterstützungssystem. Mit diesem<br />
System g<strong>in</strong>g es ihr zwar etwas besser, starke<br />
Herzrhythmusstörungen machten die Wartezeit<br />
auf e<strong>in</strong>e Transplantation jedoch unerträglich.<br />
Dann kam endlich die erlösende Nachricht – e<strong>in</strong><br />
Spenderherz war <strong>für</strong> Alexandra gefunden. Dennoch<br />
überwog anfangs die Angst vor möglichen<br />
Komplikationen die Freude auf das neue Organ.<br />
Die Operation verlief gut und direkt nach dem<br />
Aufwachen spürte Alexandra das kräftige Herz<br />
<strong>in</strong> ihrer Brust schlagen.<br />
Heute kann Alexandra wieder unbeschwert Sport<br />
treiben und mit ihrem Hund toben. Wer ihr das<br />
Herz ge spendet hat, weiß die junge Frau nicht:<br />
„Ich weiß nur, dass der Spender nicht älter als<br />
30 Jahre alt war“. Dankbar sagt sie: „Ich muss<br />
gut auf me<strong>in</strong> neues Herz aufpassen“.<br />
52
Wichtige Fragen<br />
und Antworten<br />
im Überblick<br />
1. Welche Organe können<br />
gespendet werden?<br />
Gespendet werden können Organe wie Herz,<br />
Durch die Bereitschaft zur Organspende kann<br />
bis zu sieben Menschen geholfen werden. In<br />
Ausnahmefällen sogar bis zu neun Menschen,<br />
wenn Leber und Lunge geteilt und an jeweils<br />
3. Wer kann e<strong>in</strong>en<br />
Organ spende ausweis ausfüllen?<br />
M<strong>in</strong>derjährige können ab dem vollendeten<br />
Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse<br />
zwei Patienten gespendet werden.<br />
16. Lebensjahr ihre Bereitschaft zur Organ-<br />
und Darm sowie Gewebe wie die Hornhaut<br />
spende auf e<strong>in</strong>em Ausweis dokumentieren. Der<br />
der Augen, Gehörknöchelchen, Herzklappen,<br />
Widerspruch kann bereits ab dem vollendeten<br />
Blut gefäße, Hirnhaut, Knochengewebe, Knorpel-<br />
2. Wer kann<br />
14. Lebensjahr erklärt werden. E<strong>in</strong>e Regist-<br />
gewebe, Sehnen und Haut. Auf dem Organ-<br />
Organspender se<strong>in</strong>?<br />
rierung von Daten im Zusammenhang mit der<br />
spendeausweis kann vermerkt werden, ob e<strong>in</strong>er<br />
Bereitschaft zur Organspende f<strong>in</strong>det nicht statt.<br />
generellen Organ- und Gewebe spende nach dem<br />
Für die Organ- und Gewebespende gibt es<br />
Tod zugestimmt wird oder ob die Zustimmung<br />
ke<strong>in</strong>e Altersgrenzen, entscheidend ist alle<strong>in</strong> der<br />
nur <strong>für</strong> bestimmte Organe und Gewebe<br />
Gesundheitszustand der Organe. E<strong>in</strong>e Organ-<br />
4. Warum ist es wichtig, e<strong>in</strong>e<br />
gelten soll.<br />
entnahme wird grundsätzlich aus geschlossen,<br />
Entscheidung zu treffen?<br />
wenn bei der oder dem Verstorbenen e<strong>in</strong>e<br />
akute Krebserkrankung sowie e<strong>in</strong> positiver<br />
Liegt im Falle des eigenen Hirntodes ke<strong>in</strong>e<br />
HIV-Befund vorliegen. Bei allen anderen<br />
schriftliche Erklärung vor, kann e<strong>in</strong>e belastende<br />
Erkrankungen entscheiden die Ärzte nach den<br />
Situation <strong>für</strong> die Angehörigen entstehen. Sie<br />
vor liegenden Befunden, ob Organe <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />
haben e<strong>in</strong>en schweren persönlichen Verlust<br />
Entnahme <strong>in</strong> Frage kommen.<br />
erlitten und müssen im gleichen Augenblick den<br />
mutmaßlichen Willen des verstorbenen Angehörigen<br />
zur Organspende bedenken. Diese<br />
Situa tion führt häufig dazu, dass Familienangehörige<br />
e<strong>in</strong>e Entnahme von Organen bei<br />
e<strong>in</strong>em nahen Verwandten ablehnen.<br />
54 55
5. Sollte ich me<strong>in</strong>e Entscheidung<br />
ärztliche Maßnahmen durch geführt werden, die<br />
8. Unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen ist<br />
der Intensivmediz<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> auf dieses Ziel<br />
mit me<strong>in</strong>en Familienange hörigen<br />
ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Patientenverfügung ausgeschlossen<br />
e<strong>in</strong>e Lebendspende möglich?<br />
ausgerichtet. Manchmal kommt die ärztliche<br />
besprechen?<br />
habe, dann geht die von mir erklärte Bereitschaft<br />
Hilfe zu spät, Krankheit oder Unfallfolgen s<strong>in</strong>d<br />
zur Organspende vor.“<br />
Die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die Lebendspende regelt<br />
zu weit fortgeschritten, die Personen können<br />
Es ist unbed<strong>in</strong>gt ratsam, mit Familienange-<br />
das Transplantationsgesetz. Dabei räumt der<br />
nicht mehr gerettet werden.<br />
hörigen über das Thema Organspende und die<br />
Gesetzgeber der Organspende nach dem Tode<br />
Nur bei e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe von Patient<strong>in</strong>nen<br />
eigene Entscheidung dazu zu sprechen. Denn<br />
7. Welche Voraus setzungen<br />
grundsätzlich Vorrang vor der Lebendspende<br />
und Patienten stellt sich die Frage e<strong>in</strong>er Organ-<br />
e<strong>in</strong> Gespräch mit den Verwandten zu Lebzeiten<br />
müssen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Organ entnahme<br />
e<strong>in</strong>. In Deutschland ist e<strong>in</strong>e Organspende zu<br />
spende: Die Durchblutung und die Funktionen<br />
stellt sicher, dass diese im Falle des Todes die<br />
erfüllt se<strong>in</strong>?<br />
Lebzeiten nur unter Verwandten ersten oder<br />
ihres Gehirns s<strong>in</strong>d aus verschiedenen Ursachen<br />
persönliche E<strong>in</strong>stellung zur Organspende<br />
zweiten Grades, unter Ehepartnern, Verlobten<br />
vollständig ausgefallen; Kreislauf und Atmung<br />
kennen.<br />
Es muss der Tod der Spender<strong>in</strong> oder des<br />
und unter Menschen möglich, die sich <strong>in</strong> beson-<br />
werden künstlich durch Beatmung und Medi-<br />
Spenders durch den endgültigen, nicht beheb-<br />
derer persönlicher Verbundenheit nahe stehen.<br />
kamente aufrecht erhalten. Erst wenn der Tod<br />
baren Ausfall der Gesamtfunktion des Gehirns<br />
durch vollständiges irreversibles Hirnversagen<br />
6. Ist e<strong>in</strong>e Organspende möglich,<br />
(Hirntod) fest gestellt worden se<strong>in</strong>. Es muss<br />
(Hirntod) festgestellt worden ist, wird die Frage<br />
wenn gleichzeitig e<strong>in</strong>e Patienten-<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>willigung vorliegen, entweder <strong>in</strong> Form<br />
9. Ich habe bereits e<strong>in</strong>en<br />
der Organspende erörtert.<br />
verfügung existiert?<br />
e<strong>in</strong>er schriftlichen E<strong>in</strong>verständniserklärung<br />
Organspendeausweis. Wird auf<br />
des Verstorbenen (Organspendeausweis) oder<br />
e<strong>in</strong>er Intensivstation trotzdem<br />
Es ist möglich, die Patientenverfügung so zu<br />
<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e vom verstorbenen Menschen dazu<br />
alles mediz<strong>in</strong>isch Mögliche <strong>für</strong><br />
10. Kann die Familie das ver storbene<br />
verfassen, dass die Möglichkeit zur Organspende<br />
be stimmte Person oder e<strong>in</strong> Familienange höriger<br />
mich getan, wenn ich<br />
Familienmitglied nach der<br />
erhalten bleibt. Um Unsicherheiten und Kon-<br />
im S<strong>in</strong>ne des Verstorbenen e<strong>in</strong>er Entnahme<br />
lebensbedrohlich erkranke?<br />
Organentnahme nochmals sehen?<br />
flikte zu vermeiden, ist es wichtig, e<strong>in</strong>deutige<br />
zustimmt.<br />
Angaben zu machen. Zum Beispiel: „Komme<br />
Ziel aller mediz<strong>in</strong>ischen Maßnahmen im Falle<br />
Die Familie kann <strong>in</strong> der von ihr gewünschten<br />
ich nach ärztlicher Beur teilung bei e<strong>in</strong>em sich<br />
e<strong>in</strong>es Unfalls oder e<strong>in</strong>er schweren Erkrankung<br />
Weise Abschied von dem Familienmitglied<br />
abzeichnen den Hirntod als Organspender<strong>in</strong> bzw.<br />
ist es, das Leben des Menschen zu retten. Die<br />
nehmen. Nach der Organentnahme wird die<br />
Organspender <strong>in</strong> Betracht und müssen da<strong>für</strong><br />
Bemühungen der Notärzte, Rettungsteams und<br />
Operationswunde mit der gebührenden Sorgfalt<br />
56 57
verschlossen. Der Leichnam kann aufgebahrt<br />
stelle von acht europäischen Ländern: Belgien,<br />
Impressum<br />
Herausgeber<strong>in</strong>:<br />
werden und die Bestattung wie gewünscht<br />
Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande,<br />
Initiative Organspende Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz,<br />
stattf<strong>in</strong>den.<br />
Österreich, Slowenien und Ungarn. Bei Euro-<br />
c/o <strong>Landeszentrale</strong> <strong>für</strong> <strong>Gesundheitsförderung</strong><br />
transplant laufen die Daten aller Patient<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e.V. (LZG)<br />
und Patienten, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der angeschlossenen<br />
Hölderl<strong>in</strong>straße 8, 55131 Ma<strong>in</strong>z<br />
11. Welche Aufgaben haben die<br />
Länder auf e<strong>in</strong>e Transplantation warten, und<br />
Telefon: 06131 2069-0, Fax: 06131 2069-69<br />
Deutsche Stiftung Organtrans-<br />
die Daten der gespendeten Organe zusammen.<br />
www.<strong>in</strong>itiative-organspende-rlp.de<br />
plantation (DSO) und<br />
Die relevanten Daten der Menschen, die auf e<strong>in</strong><br />
die Stiftung Eurotransplant?<br />
Spender organ warten, erhält Eurotransplant aus<br />
V.i.S.d.P.:<br />
den Transplantations zentren. Wird von der DSO<br />
Jupp Arldt, Geschäftsführer der LZG<br />
Seit dem Jahr 2000 fungiert die DSO als<br />
e<strong>in</strong>e Organ spender<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong> Organspender<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle <strong>für</strong> die Organ spende <strong>in</strong><br />
gemeldet, so ermittelt Eurotransplant computer-<br />
Kontaktperson:<br />
Deutschland. Sobald bei e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> oder<br />
ge steuert <strong>für</strong> jedes gemeldete Organ die passen-<br />
Jessica Lange, LZG; jlange@lzg-rlp.de<br />
e<strong>in</strong>em Patienten im Krankenhaus der Verdacht<br />
de Empfänger<strong>in</strong> oder den passenden Empfänger<br />
auf Hirntod besteht oder bereits festgestellt<br />
von der Warteliste.<br />
Autor:<br />
wurde, wird die zuständige regionale Koord<strong>in</strong>ie-<br />
Dr. Elke Matuschek; Kompass Life Science<br />
rungsstelle der DSO <strong>in</strong>formiert. Nach Hirntod-<br />
Als Kriterien <strong>für</strong> die Organvermittlung werden<br />
www.kompass-pr.de<br />
feststellung und Zustimmung zur Organspende<br />
verschiedene Faktoren wie die mediz<strong>in</strong>ische<br />
durch den oder die Verstorbene oder durch die<br />
Dr<strong>in</strong>glichkeit, die bis herige Wartezeit auf e<strong>in</strong><br />
Bildnachweis:<br />
Ange hörigen kümmert sie sich um alle not-<br />
Spenderorgan, die Übere<strong>in</strong>stimmung der Blut-<br />
Michael Hagedorn Photographie<br />
wendigen Untersuchungen und <strong>in</strong>formiert die<br />
gruppe und die Gewebemerkmale von Spender<br />
www.michaelhagedorn.de<br />
Stiftung Eurotransplant.<br />
und Empfänger herangezogen.<br />
Die Stiftung Eurotransplant, mit Sitz im niederländischen<br />
Leiden, ist die zentrale Vermittlungs-<br />
15<br />
2013<br />
Druck:<br />
Druckerei Eckoldt GmbH & Co. KG<br />
LZG-Schriftreihen Nr. 27<br />
2.000 Stück<br />
58 59
„Herz verschenken“<br />
Die Wanderausstellung wird unterstützt durch das<br />
M<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie,<br />
die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO),<br />
die AOK Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse,<br />
die Mitgliedskassen des Verbands der Ersatzkassen e.V. (vdek)<br />
und den Paritätischen Landesverband Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz/Saarland e.V.<br />
Initiative Organspende Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
www.<strong>in</strong>itiative-organspende-rlp.de<br />
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