Sarah hat in Deutsch eine Fünf. - Stadt Mannheim
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Seite 2 MANNHEIM<br />
30. Januar 2014<br />
Zeichen wider das Vergessen gesetzt<br />
Bewegende Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus<br />
Gedenken. Der damalige Bundespräsident<br />
Roman Herzog erklärte 1996<br />
den 27. Januar zum offiziellen Gedenktag<br />
für die Opfer des Nationalsozialismus,<br />
denn an diesem Tag des Jahres<br />
1945 wurde das Konzentrations- und<br />
Vernichtungslager Auschwitz befreit.<br />
Seit 1999 f<strong>in</strong>det auch <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
jährlich e<strong>in</strong>e Gedenkveranstaltung<br />
statt, die Schüler mitgestalten. Das<br />
Thema der diesjährigen Veranstaltung<br />
lautete „Wie die K<strong>in</strong>-der von Izieu. K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche als Opfer des Nationalsozialismus.“<br />
44 K<strong>in</strong>der und acht Erwachsene jüdischer<br />
Abstammung bef<strong>in</strong>den sich am<br />
6. April 1944 <strong>in</strong> der im Bugey gelegenen<br />
K<strong>in</strong>derkolonie des Dorfes Izieu. Es<br />
ist der erste Ferientag der Osterferien,<br />
als vor der K<strong>in</strong>derkolonie e<strong>in</strong> Wehrmachtskommando<br />
auf Befehl von<br />
Klaus Barbie auftaucht. Alle werden<br />
auf brutalste Weise verhaftet. Nur<br />
Léon Reifman gel<strong>in</strong>gt die Flucht. Nach<br />
zwei Tagen Haft im Gefängnis von<br />
Montluc <strong>in</strong> Lyon werden die 44 K<strong>in</strong>der<br />
und sieben Erwachsenen mit dem Zug<br />
<strong>in</strong>s Sammellager von Drancy transportiert,<br />
von wo sie zwischen April und Juni<br />
1944 nach Auschwitz-Birkenau beziehungsweise<br />
nach Reval (heute Tall<strong>in</strong>)<br />
<strong>in</strong> Estland deportiert werden. Bis<br />
auf Léa Feldblum werden alle brutal ermordet.<br />
Vier der K<strong>in</strong>der von Izieu<br />
stammten aus <strong>Mannheim</strong>: Sami Adelsheimer,<br />
Max Le<strong>in</strong>er, Fritz Löbmann und<br />
Ob für Gäste oder E<strong>in</strong>heimische – <strong>in</strong><br />
<strong>Mannheim</strong> gibt es immer Neues zu<br />
entdecken. Langeweile kommt sicher<br />
nicht auf. Wie vielseitig und abwechslungsreich<br />
die Quadratestadt ist, zeigen<br />
zahlreiche Broschüren, die<br />
pünktlich zum Jahresbeg<strong>in</strong>n neu aufgelegt<br />
wurden. E<strong>in</strong>en Überblick über<br />
<strong>Mannheim</strong> gew<strong>in</strong>nen, das passende<br />
Hotel buchen und sich über das Kultur-<br />
und Veranstaltungsprogramm <strong>in</strong>formieren<br />
– das alles fällt dank der<br />
Broschüren noch leichter.<br />
Bisher stand Besucher<strong>in</strong>nen und<br />
Besuchern e<strong>in</strong>e Fülle an Informationsmaterial<br />
zur Verfügung, um<br />
<strong>Mannheim</strong> zu erkunden. Seit diesem<br />
Jahr vere<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Broschüre alles Wissenswerte<br />
zur Quadratestadt und<br />
vermittelt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von ihrer<br />
Schönheit und Vielfältigkeit. „<strong>Mannheim</strong><br />
erleben. Im Quadrat. Individualund<br />
Gruppenreisen. 2014“ heißt sie<br />
und mit ihr ist das Auff<strong>in</strong>den von Informationen<br />
zu <strong>Stadt</strong>führungen, Kultur-<br />
und Freizeitangebot, Übernach-<br />
OB Dr. Peter Kurz würdigte die Verdienste der Zeitzeugen.<br />
Otto Wertheimer.<br />
„Der Blick auf die Opferschicksale<br />
von K<strong>in</strong>dern offenbart die ganze Grausamkeit<br />
dieses Regimes“, betonte<br />
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.<br />
„Wir gedenken heute der vorgestellten<br />
K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, die brutal<br />
ermordet wurden, und nehmen ihre<br />
E<strong>in</strong>zelschicksale zum Anlass, um uns<br />
der Gesamtheit aller Schicksale zu er<strong>in</strong>nern.“<br />
Der Oberbürgermeister richtete<br />
se<strong>in</strong>en Blick auch auf die Überlebenden<br />
des NS-Regimes: Die Zeitzeugen<br />
„leisten e<strong>in</strong>en großen und wichtigen<br />
Beitrag, e<strong>in</strong>e gerechte und<br />
menschliche Gesellschaft zu schaffen,<br />
obwohl sie selbst unvorstellbare Grau-<br />
<strong>Mannheim</strong>s schönste Ecken<br />
Die Quadratestadt mit neuen Broschüren rundum kennenlernen<br />
Alle wichtigen Informationen<br />
über <strong>Mannheim</strong> f<strong>in</strong>den Gäste ab<br />
sofort gesammelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Broschüre.<br />
FOTO: STADTMARKETING MANNHEIM<br />
tungen und vielem mehr nun erheblich<br />
e<strong>in</strong>facher. Zusätzlich zu den umfassenden<br />
Informationen bietet die<br />
Broschüre <strong>Stadt</strong>pläne und e<strong>in</strong> Kontaktverzeichnis<br />
aller genannten<br />
<strong>Mannheim</strong>er Institutionen.<br />
Wer sich ausschließlich für Übernachtungsmöglichkeiten<br />
<strong>in</strong>teressiert,<br />
f<strong>in</strong>det das Angebot der Hotels²<br />
FOTO: GAIER<br />
samkeiten erlebt haben. Sie haben ihr<br />
Leben der Versöhnung gewidmet.“<br />
Walter Wassermann ist e<strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong>er<br />
Zeitzeuge, der seit mehreren<br />
Jahren trotz se<strong>in</strong>es Alters von bald 90<br />
Jahren <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong>er Schulen auftritt.<br />
„Wassermann berichtete im Gespräch<br />
mit dem Journalisten Veit Lennartz<br />
von der Deklassierung der jüdischen<br />
Bevölkerung im Dritten Reich:<br />
„1938 war es nicht mehr zumutbar für<br />
e<strong>in</strong>en arischen Schüler mit e<strong>in</strong>em jüdischen<br />
Schüler e<strong>in</strong>e Schulbank zu drücken.<br />
Damit endete me<strong>in</strong>e schulische<br />
Laufbahn und für mich begann der Arbeitse<strong>in</strong>satz<br />
als Junge.“ Über den<br />
Zwang, e<strong>in</strong>en Judenstern zu tragen, erklärte<br />
Wassermann: „Ich war plötzlich<br />
für jedermann sichtbar. Ich fühlte mich<br />
vogelfrei. Ich war der Juden-Bub.“<br />
Nach dem Krieg blieb er im Gegensatz<br />
zu fast all se<strong>in</strong>en jungen Bekannten <strong>in</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land. „Man <strong>hat</strong> uns Juden erklärt,<br />
ihr seid ke<strong>in</strong>e <strong>Deutsch</strong>en, ihr seid<br />
Juden. Eigentlich b<strong>in</strong> ich dageblieben<br />
aus e<strong>in</strong>er Trotzreaktion. Ich dachte mir,<br />
wenn wir alle gehen, dann <strong>hat</strong> Hitler im<br />
Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Ziel erreicht.“<br />
In e<strong>in</strong>er szenischen Aufführung er<strong>in</strong>nerten<br />
Schüler des Elisabeth-Gymnasiums<br />
an den 2001 verstorbenen Oskar<br />
Althausen: „<strong>Mannheim</strong> – Gurs –<br />
und trotzdem wieder <strong>Mannheim</strong>.“ Paul<br />
Niedermann, der im Prozess gegen<br />
Klaus Barbie 1987 aussagte, wurde<br />
von den Schülern der Berufsschule<br />
und des Kunstkurses des Wirtschaftsgymnasiums<br />
der Friedrich-List-Schule<br />
<strong>Mannheim</strong> als „Botschafter gegen das<br />
Vergessen“ vorgestellt. In e<strong>in</strong>er Powerpo<strong>in</strong>t-Präsentation<br />
gedachte das Karl-<br />
Friedrich-Gymnasium dem Schicksal<br />
Werner Friedbergers. Die Geschichte<br />
der Schwestern Ursula und Lilli Michel<br />
erzählten Schüler des Ludwig-Frank-<br />
Gymnasiums. Gelungener Abschluss<br />
war die szenische Aufführung der Wilhelm-Wundt-Schule<br />
„Wir werden es<br />
nicht vergessen!“. Die Cellist<strong>in</strong>nen Marie<br />
Schöne, Carol<strong>in</strong>e Böhm, Rosanna<br />
Farth<strong>in</strong>g und Tabea Simonis bereicherten<br />
die Veranstaltung mit bewegenden<br />
musikalischen Beiträgen. (red)<br />
e.V. <strong>in</strong> der Broschüre „Übernachten.<br />
Im Quadrat. 2014“. Hotels² e.V. ist e<strong>in</strong>e<br />
Vere<strong>in</strong>igung <strong>Mannheim</strong>er Hotels,<br />
die geme<strong>in</strong>sam die Entwicklung des<br />
Tourismus <strong>in</strong> der Quadratestadt fördert.<br />
Veranstaltungshighlights und<br />
Tipps zur Anreise sowie Vorschläge<br />
für 24- bzw. 72-Stunden-Touren <strong>in</strong><br />
<strong>Mannheim</strong> s<strong>in</strong>d ebenfalls <strong>in</strong> der Broschüre<br />
enthalten und machen jeden<br />
Kurztrip zum Ereignis. Bei e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Stadt</strong>rundfahrt, e<strong>in</strong>er Schlossbesichtigung,<br />
e<strong>in</strong>em Ausstellungsbesuch <strong>in</strong><br />
den Reiss-Engelhorn-Museen oder<br />
der Kunsthalle und e<strong>in</strong>em Konzert <strong>in</strong><br />
der SAP Arena lassen sich die Besonderheiten<br />
der Quadratestadt <strong>in</strong> wenigen<br />
Stunden erkunden.<br />
Die Hälfte der <strong>Mannheim</strong>er <strong>Stadt</strong>fläche<br />
ist grün und rund 48 Quadratkilometer<br />
s<strong>in</strong>d Natur- und Landschaftsschutzgebiete.<br />
Es lohnt sich<br />
also für Neuankömml<strong>in</strong>ge, Gäste und<br />
E<strong>in</strong>heimische, sich auf die Suche<br />
nach Grünflächen zu begeben. „Grüne<br />
Orte <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong>“ stellt diese anhand<br />
von ausdrucksstarken Bildern<br />
mit kurzen, <strong>in</strong>formativen Texten auf<br />
67 Seiten vor. Tipps zu Radfahren,<br />
Joggen und Erholung <strong>in</strong>klusive. Die<br />
Broschüre liegt seit Januar <strong>in</strong> den 16<br />
Bürgerdienststellen und im Welcome<br />
Center <strong>Mannheim</strong> kostenlos aus.<br />
Ab Februar wird es dort außerdem,<br />
speziell für H<strong>in</strong>zugezogene, die „Neubürgerbroschüre<br />
2014/2015. Informationen<br />
zur <strong>Stadt</strong> <strong>Mannheim</strong>.“ geben,<br />
die e<strong>in</strong> Gesamtbild der <strong>Stadt</strong> vermittelt<br />
und e<strong>in</strong>e erste Orientierung<br />
bietet. Enthalten s<strong>in</strong>d Zahlen, Daten<br />
und Fakten über <strong>Mannheim</strong>, Geschichte,<br />
Politik und sämtliche Anliegen<br />
von A bis Z.<br />
Alle Broschüren s<strong>in</strong>d kostenlos im<br />
Welcome Center <strong>Mannheim</strong> sowie<br />
teilweise als Download unter<br />
www.tourist-mannheim.de erhältlich.<br />
Das Team unterstützt außerdem<br />
gerne mit kompetenter und freundlicher<br />
Beratung bei der Planung von<br />
Aufenthalten <strong>in</strong> der Quadratestadt.<br />
(red)<br />
Das „Wochenblatt“-Interview<br />
„E<strong>in</strong> täglicher Überlebenskampf“<br />
In <strong>Mannheim</strong> gibt es seit Juli vergangenen<br />
Jahres e<strong>in</strong>e Beratungsstelle für<br />
Frauen <strong>in</strong> der Prostitution, „Amalie“. F<strong>in</strong>anziert<br />
wird „Amalie“ von Land und<br />
<strong>Stadt</strong>, der Aktion Mensch sowie aus Mitteln<br />
der Diakonie. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
Spenden und Stiftungsgelder. Die Leiter<strong>in</strong><br />
der E<strong>in</strong>richtung, die Sozialarbeiter<strong>in</strong><br />
Julia Wege (29), <strong>in</strong>formierte im Gespräch<br />
mit „Wochenblatt“-Redakteur<br />
Christian Gaier über ihre Arbeit.<br />
???: Frau Wege, wie s<strong>in</strong>d Sie darauf gekommen,<br />
sich mit dem Thema Prostitution zu beschäftigen?<br />
Julia Wege: Dadurch, dass ich <strong>Mannheim</strong>er<strong>in</strong><br />
b<strong>in</strong> hört man e<strong>in</strong>fach viele Geschichten<br />
über das Milieu und ich habe mich immer gefragt,<br />
wie geht es den Frauen und gibt es e<strong>in</strong>e<br />
Anlaufstelle für die Frauen. Als ich mit obdachlosen<br />
Jugendlichen gearbeitet habe,<br />
Julia Wege.<br />
FOTO: GAIER<br />
gab es dort auch e<strong>in</strong>en Jungen dessen Freund<strong>in</strong> als Prostituierte arbeitete, und<br />
mich um Rat gefragt <strong>hat</strong>. Das <strong>hat</strong> mich beschäftigt und da habe ich recherchiert<br />
und Interviews geführt. So ist der Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Rollen gekommen. Ich habe dann<br />
zum Abschluss me<strong>in</strong>es Studiums an der SRH auch me<strong>in</strong>e Masterarbeit über<br />
das Thema Prostitution geschrieben.<br />
???: Wie viele Prostituierte gibt es <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong>?<br />
Julia Wege: Es gibt leider ke<strong>in</strong>e genaue Zahlen, weil es ke<strong>in</strong>e zentrale Stelle<br />
gibt, die Daten erfasst. Früher, als es noch die mediz<strong>in</strong>ischen Zwangsuntersuchungen<br />
gab, <strong>hat</strong> man Zahlen gehabt. E<strong>in</strong>e Schätzung aus dem Jahr 2009 geht<br />
von 500 bis 1200 Prostituierten <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong> aus. Jetzt <strong>hat</strong> man allerd<strong>in</strong>gs<br />
überhaupt ke<strong>in</strong>en Überblick mehr, weil <strong>in</strong> der Neckarstadt die Zahl grade rumänischer<br />
und bulgarischer Frauen zugenommen <strong>hat</strong>, die außerhalb der Lup<strong>in</strong>enstraße<br />
der Prostitution nachgehen. Da <strong>hat</strong> sich e<strong>in</strong> paralleler Markt entwickelt.<br />
Die Krim<strong>in</strong>alpolizei geht <strong>in</strong> <strong>Mannheim</strong> von 300 Prostituierten aus, 200 im Hellfeld,<br />
100 im Dunkelfeld. Wir <strong>hat</strong>ten bis jetzt bei unseren Streetworkaktionen<br />
600 Kontakte zu Frauen.<br />
???: Wie kommen Sie mit den Frauen <strong>in</strong>s Gespräch?<br />
Julia Wege: Wir gehen immer zu Zweit <strong>in</strong> die Lup<strong>in</strong>enstraße, und haben auch<br />
e<strong>in</strong>e Dolmetscher<strong>in</strong> dabei. Wir haben für jede Frau e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Geschenk. Die<br />
Frauen freuen sich, sie kennen das auch nicht, dass jemand bei ihnen vorbeikommt.<br />
In unseren Räumen haben wir bisher 24 Frauen beraten. Zehn Frauen<br />
kommen regelmäßig und fünf s<strong>in</strong>d schon ausgestiegen. Es wären noch viel<br />
mehr, wenn die Wohnsituation besser wäre und die rechtlichen Ansprüche klarerer<br />
wären.<br />
???: Was macht den Frauen den Ausstieg schwer?<br />
Julia Wege: E<strong>in</strong> Problem ist, dass wir sofort e<strong>in</strong>e neue Unterkunft brauchen,<br />
Die gibt es aber nicht, denn die Frauenhäuser s<strong>in</strong>d überfüllt. Dann ist auch der<br />
Wohnungsmarkt sehr schwierig, es gibt e<strong>in</strong>fach wenig günstigen Wohnraum.<br />
Es ist auch so, dass sich ke<strong>in</strong> Vermieter e<strong>in</strong>e ehemalige Prostituierte als Mieter<strong>in</strong><br />
wünscht. Wenn die Frauen Hartz IV beziehen, wird die Miete zwar übernommen,<br />
dennoch haben wir Schwierigkeiten, rumänische und bulgarische Frauen<br />
unterzubekommen. Wir überlegen, dass wir e<strong>in</strong>e Schutzwohnung eröffnen, <strong>in</strong><br />
der die Frauen nach dem Ausstieg erst e<strong>in</strong>mal sicher s<strong>in</strong>d.<br />
???: Zur Zeit wird auch e<strong>in</strong> Prostitutionsverbot diskutiert. Wie stehen Sie dazu?<br />
Julia Wege: Für <strong>Mannheim</strong> muss ich e<strong>in</strong>fach sagen, dass die Lebenssituation<br />
der Frauen gravierend ist. E<strong>in</strong>e Frau die hier drei, vier Jahre <strong>in</strong> der Prostitution<br />
gearbeitet <strong>hat</strong>, ist psychisch und körperlich kaputt. Früher gab es nicht wenige<br />
Frauen, die sehr selbstbewusst damit umgegangen s<strong>in</strong>d, aber heute arbeiten<br />
hier viele junge Frauen, die das gar nicht richtig e<strong>in</strong>schätzen können. Wenn ich<br />
Frauen frage, die freiwillig e<strong>in</strong>gestiegen s<strong>in</strong>d, und dann aufgehört haben, dann<br />
sagen sie, diese Tätigkeit macht e<strong>in</strong>en nur kaputt.<br />
???: Für viele Frauen, die freiwillig e<strong>in</strong>steigen, ist ja das so genannte schnelle<br />
Geld der Grund, sich zu prostituieren.<br />
Julia Wege: Wer <strong>in</strong> der Lup<strong>in</strong>enstraße arbeitet, <strong>hat</strong> tägliche Ausgaben: 150 Euro<br />
Miete für das Zimmer, 25 Euro Steuer, dann noch für die Security und e<strong>in</strong><br />
Essen, dann ist man bei 200 Euro. Wenn man davon ausgeht, dass e<strong>in</strong>e Frau pro<br />
Gast 20 bis 30 Euro verdient, muss sie zuerst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Menge Männer bedienen,<br />
um die Ausgaben decken zu können. Es gibt Frauen, die arbeiten 15<br />
Stunden am Tag und haben am Ende zehn Euro verdient. Das schnelle Geld ist<br />
die verme<strong>in</strong>tliche Attraktion, aber wenn die Frauen ehrlich s<strong>in</strong>d, ist es e<strong>in</strong> täglicher<br />
Überlebenskampf. Man begibt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Teufelskreis. Der E<strong>in</strong>stieg ist<br />
e<strong>in</strong>fach, aber der Ausstieg dauert Jahre.