elementare Eigenschaften der Abstandsfunktion
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ERGÄNZUNG ZUR ÜBUNG VOM 02.05.2013<br />
Zusammenfassung. In Ergänzung zur Übung vom 02.05.2013 wollen wir hier<br />
einige wichtige und häufig genutzte Grundtatsachen über die <strong>Abstandsfunktion</strong><br />
festhalten.<br />
Im Folgenden sei (V, ‖·‖) ein normierter Raum und A und B nichtleere Teilmengen<br />
von V . Für v ∈ V definieren wir<br />
dist(v, A) := inf{‖v − a‖; a ∈ A}<br />
sowie<br />
dist(A, B) := inf{‖a − b‖; a ∈ A, b ∈ B}.<br />
1. Lemma. Es seien A und B wie vor. Dann gelten die nachstehenden Aussagen.<br />
(a) Die Abbildung<br />
dist(·, A) : V → [0, ∞); v ↦→ dist(v, A)<br />
ist Lipschitz-stetig mit Lipschitzkonstante 1.<br />
(b) Ist v ∈ V , so gilt dist(v, A) = 0 dann und nur dann, wenn v ∈ A erfüllt ist.<br />
(c) Ist v ∈ V und A kompakt, so existiert ein a 0 ∈ A mit ‖v − a 0 ‖ = dist(v, A).<br />
(d) Ist V endlichdimensional, so gilt die Aussage aus c) bereits, wenn A lediglich<br />
als abgeschlossen angenommen wird.<br />
(e) Sind A und B abgeschlossen und disjunkt und ist wenigstens eine <strong>der</strong> beiden<br />
Mengen kompakt, so gilt dist(A, B) > 0.<br />
(f) Für alle v ∈ V gilt dist(A, B) ≤ dist(v, A) + dist(v, B).<br />
Beweis. zu (a): Es seien v 1 , v 2 ∈ V beliebig und ɛ > 0 beliebig. Dann gibt es a 1 , a 2 ∈<br />
A mit ‖v j − a j ‖ ≤ dist(v j , A) + ɛ (j ∈ {1, 2}). O.B.d.A. dürfen wir dist(v 1 , A) ≥<br />
dist(v 2 , A) annehmen (an<strong>der</strong>nfalls än<strong>der</strong>n wir einfach die Nummerierung). Dann<br />
erhalten wir (wegen dist(v 1 , A) ≤ ‖v 1 − a‖ für alle a ∈ A)<br />
| dist(v 1 , A) − dist(v 2 , A)| = dist(v 1 , A) − dist(v 2 , A) ≤ ‖v 1 − a 2 ‖ − (‖v 2 − a 2 ‖ − ɛ)<br />
≤ ∣ ∣ ‖v1 − a 2 ‖ − ‖v 2 − a 2 ‖ ∣ ∣ + ɛ<br />
≤ ‖(v 1 − a 2 ) − (v 2 − a 2 )‖ + ɛ<br />
= ‖v 1 − v 2 ‖ + ɛ.<br />
Aus dieser Ungleichungskette folgt durch Grenzübergang ɛ → 0 + die Abschätzung<br />
| dist(v 1 , A) − dist(v 2 , A)| ≤ ‖v 1 − v 2 ‖<br />
und damit die Behauptung.<br />
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2 ERGÄNZUNG ZUR ÜBUNG VOM 02.05.2013<br />
zu (b): Die Äquivalenzen<br />
zeigen die Behauptung.<br />
dist(v, A) = 0 ⇐⇒ inf{‖v − a‖; a ∈ A} = 0<br />
⇐⇒ ∃ (a n ) n ∈ A N : lim<br />
n→∞<br />
‖v − a n ‖ = 0<br />
⇐⇒ ∃ (a n ) n ∈ A N : lim<br />
n→∞<br />
a n = v in (V, ‖ · ‖)<br />
⇐⇒ v ∈ A<br />
zu (c): Wir wählen eine Folge (a n ) n ∈ A N mit lim n→∞ ‖v−a n ‖ = dist(v, A). Da A hier<br />
als kompakt vorausgesetzt ist, können wir zu einer in A konvergenten Teilfolge (a nk ) k<br />
mit Grenzwert a 0 übergehen. Es folgt dann dist(v, A) = lim k→∞ ‖v−a nk ‖ = ‖v−a 0 ‖<br />
und somit die Behauptung.<br />
zu (d): Sei nun V endlichdimensional, A abgeschlossen und sei ρ := dist(v, A) ≥ 0.<br />
Dann ist die Menge U ρ+1 (v) ∩ A als Schnitt abgeschlossener Mengen abgeschlossen<br />
und daher als Teilmenge <strong>der</strong> kompakten Menge U ρ+1 (v) selbst kompakt und zudem<br />
nach Wahl von ρ auch nichtleer. Folglich existiert nach Teil (c) ein a 0 ∈ U ρ+1 (v) ∩ A<br />
mit ‖v − a 0 ‖ = dist(v, U ρ+1 (v) ∩ A). Für alle a ∈ A \ U ρ+1 (v) gilt nun offenkundig<br />
Mithin erhalten wir<br />
‖v − a 0 ‖ ≤ ρ + 1 < ‖v − a‖.<br />
dist(v, A) ≤ ‖v − a 0 ‖ ≤ min { dist(v, U ρ+1 (v) ∩ A), dist(v, A \ U ρ+1 (v)) } = dist(v, A),<br />
also ‖v − a 0 ‖ = dist(v, A).<br />
zu (e): Ohne Einschränkung dürfen wir annehmen, dass A kompakt ist. Es gilt<br />
nun dist(A, B) = inf b∈B dist(b, A). Wir können daher eine Folge (b n ) n in B mit<br />
lim n→∞ dist(b n , A) = dist(A, B) wählen. Nach Teil c) gibt es nun zu jedem n ∈ N<br />
ein a n ∈ A mit dist(b n , A) = ‖a n − b n ‖. Da A kompakt ist, können wir zu einer in A<br />
konvergenten Teilfolge (a nk ) k mit Grenzwert a 0 übergehen. Wäre nun dist(A, B) = 0,<br />
so erhielten wir<br />
0 ≤ ‖b nk − a 0 ‖ ≤ ‖b nk − a nk ‖ + ‖a nk − a 0 ‖ = dist(b nk , A) + ‖a nk − a 0 ‖ −−−→<br />
k→∞ 0,<br />
was a 0 ∈ B = B nach sich zöge. Insbeson<strong>der</strong>e würde dann a 0 ∈ A ∩ B gelten im<br />
Wi<strong>der</strong>spruch zur Disjunktheit <strong>der</strong> Mengen A und B.<br />
zu (f): Sei v ∈ V beliebig. Für alle a ∈ A und b ∈ B gilt dann<br />
dist(A, B) ≤ dist(b, A) ≤ ‖a − b‖ ≤ ‖a − v‖ + ‖v − b‖,<br />
woraus durch Übergang zum Infimum bezüglicher aller a ∈ A die Ungleichung<br />
dist(A, B) ≤ dist(v, A) + ‖v − b‖<br />
folgt, aus <strong>der</strong> sich wie<strong>der</strong>um durch Übergang zum Infimum bezüglicher aller b ∈ B<br />
die Abschätzung<br />
dist(A, B) ≤ dist(v, A) + dist(v, B)<br />
ergibt. Damit ist alles gezeigt.<br />
□
ERGÄNZUNG ZUR ÜBUNG VOM 02.05.2013 3<br />
1. Bemerkung. Die Aussage aus Teil e) des Lemmas ist im Allgemeinen ohne<br />
Kompaktheitsvoraussetzung falsch.<br />
Beweis. Sei (V, ‖ · ‖) = (R 2 , ‖ · ‖ 2 ). Dann sind A := {(t, e −t ); t ∈ R} und B :=<br />
{(t, 0); t ∈ R} nichtleere, disjunkte, abgeschlossene Mengen mit dist(A, B) = 0. □<br />
2. Bemerkung. Die Aussagen (a)-(c) und (e)-(f) des obigen Lemmas gelten in<br />
unverän<strong>der</strong>ter Fassung auch für sog. metrische Räume. Die Beweise übertragen sich<br />
unmittelbar auf diese allgemeinere Situation.