28.04.2014 Aufrufe

Olinda, Brasilien - Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Olinda, Brasilien - Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

Olinda, Brasilien - Missions-Benediktinerinnen von Tutzing

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SEGENSWÜNSCHE AUS OLINDA 5<br />

PAX!<br />

ACADEMIA SANTA GERTRUDES,<br />

13.12.2013<br />

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Verwandte und Freunde<br />

<strong>von</strong> nah und fern!<br />

Heute möchte ich Euch wieder ein wenig <strong>von</strong> hier und mir erzählen. Der<br />

Advent kam so schnell, gleichsam überraschend nach den vielen<br />

Ereignissen und Aktivitäten im November. Im Rückblick möchte ich zwei<br />

Feste erwähnen. Die Jubelprofess unserer Sr. Rosamaria und Sr. Martha<br />

am 21.11. und das Jubelfest der Abschlussklasse der<br />

Lehrerinnenausbildung 1963 am 23.11.<br />

Vor 50 Jahren war ich hier in <strong>Olinda</strong> als Noviziats Leiterin tätig und die beiden Schwestern sind mir<br />

als ehemalige Novizinnen sehr vertraut. Zugleich unterrichtete ich auch verschiedene Fächer u.a.<br />

Philosophie und Psychologie in der Oberstufe, sodass die Freude des Wiedersehens mit den früheren<br />

Schülerinnen, die zum Teil schon „Omas“ sind, auf beiden Seiten groß war. Eine kreativ begabte<br />

Gruppe hat die Feier bestens vorbereitet. Sie starteten mit eine Eucharistiefeier, einem<br />

Dankgottesdienst. Ich war berührt <strong>von</strong> der Tiefe der Fürbitten und des Glaubenszeugnisses Einzelner.<br />

Mit Innigkeit haben die Meisten die Weihe an Maria nach der Hl. Messe vollzogen. Die Freude am<br />

Glauben war zu spüren. Nicht wenige <strong>von</strong> ihnen sind eifrig in ihren Gemeinden engagiert, arbeiten in<br />

der charimatischen Erneuerung und in Famliengruppen (Equipe Notre Dame). Manche sind schon<br />

gezeichnet durch körperliche Beschwerden, aber der Elan war in allen spürbar. Ich staunte, wieviele<br />

Worte, Sätze und lustige Begebenheiten <strong>von</strong> früher ans Licht kamen, an die ich mich garnicht mehr<br />

erinnerte. Eine große Dankbarkeit für diese kostbare Schulzeit, in ihrer geliebten Academia Sta.<br />

Gertrudes, beherrschte das Fest. Obgleich es stundenlang dauerte, denn immer folgte noch eine<br />

Nummer… war ich und die anderen Schwestern nicht erschöpft, sondern dankbar für die gute „Ernte“,<br />

die Gottes Liebe ermöglicht hat.<br />

Die Jubelprofess am 21.11. war für uns alle eine gute Gelegenheit zur Erneuerung der eigenen<br />

Ganzhingabe. Die Verwandten und Freunde der beiden Schwestern wurden zum Empfang an der<br />

Klosterpforte eingeladen. Die Säfte und der traditionelle große Festtagskuchen schmeckten den<br />

Gästen und die Wiedersehensfreude zeigte sich in einem lebhaften, frohen Austausch.<br />

Sr. Rosamaria ist Direktorin des Klinikums in Barbalha, Ceará. Das<br />

bedeutet härteste Arbeit und unermüdlicher Einsatz. Ich staunte wie<br />

sehr sich dieses Krankenhaus vergrößert und entfaltet hat. Ca. 600<br />

Angestellte, 300 Ärzte, Eine große Onkologische Abteilung mit Hospiz<br />

für die Ärmsten, die als unheilbar Kranke kein Zuhause haben und<br />

vieles mehr…<br />

Als ich 2011 unsere Schwestern dort besuchte (heuer war ich noch<br />

nicht dort) „entführte“ Sr. Rosamaria mich in einen Natur-Park in der weiteren, höher gelegenen<br />

Umgebung, wo frische Luft, vielerlei hohe Bäume und üppige Pflanzen einen ursprünglichen fast<br />

paradiesischen Eindruck machen, wie ihr auf dem Foto sehen könnt. Ein herrliches Gelände, das <strong>von</strong><br />

einer Gruppe <strong>von</strong> Ärzten erstanden und „parkähnlich“ konzipiert wurde. Badegelegenheiten und<br />

vielerlei Sport- und Spielplätze sowie Ruhe-Möglichkeiten sind willkommene Angebote für Familien,<br />

Kinder, Junge und Ältere. Die kleinen Waldgebiete mit verschlungenen Pfaden, seltenen Vögeln,<br />

Brücken sind gepflegt und wirken erholsam. Dieser beliebte Ausflugsort für Angestellte, „gestresste<br />

Funktionäre“ und Famlien steht im Kontrast mit der dürren und meist ärmlichen Umgebung.<br />

Allerdings bietet die Instituition auch etliche Arbeitsplätze für die Bevölkerung an. Die Sehnsucht<br />

nach Erholung, Fest und Feier ist bemerkenswert und meistens auch lautstark.<br />

1


SEGENSWÜNSCHE AUS OLINDA 5<br />

Dauernd hört man hier schon früh morgens und abends Böllerschüsse. Familien, Fußball-Vereine und<br />

Behörden, vor allem bei politischen Anlässen, zeigen, dass wieder „was los ist“, durch vielerlei<br />

Feuerwerke. Für mich wird deutlich, hier in diesem großen Land, wo so viele Herausforderungen,<br />

extreme Natureinflüsse wie Dürre, Überschwemmungen das Leben schwer machen und eine<br />

ständige Bedrohung bilden. Auch die Ballungsgebiete mit dichter Bevölkerung, wie unsere<br />

Millionenmetropole <strong>Olinda</strong>-Recife sind dauernd bedroht durch plötzliche Überfälle und Mordschlag,<br />

Korruption und Betrug. Dies alles verursacht für die Betroffenen unsägliches Leid und plötzlicher<br />

Verlust der Existenzgrundlage. Da brauchen die Menschen Gelegenheiten zur Festfreude. Sie sehnen<br />

sich nach frohem Miteinander, wollen im jetzt leben oder wenigstens überleben, feiern und<br />

nochmals feiern, etwas Gutes erleben, ja, das gönnen sich die Menschen.<br />

Wir sind durch unseren <strong>Missions</strong>auftrag eng mit „dieser Welt“ verbunden, ja wir leben „mittendrin“.<br />

Die Menschen sindt uns gleichsam aufs Herz gelegt. Auch wir können nur bestehen und durchhalten<br />

in der uns geschenkten Glaubenskraft und Hingabe, die im Feiern und in der Freude Ausdruck findet.<br />

Deshalb ist unsere Liturgie besonders im Advent <strong>von</strong> einer starken, wenn auch eher leisen Freude<br />

bestimmt, die im äußeren Schmuck und in kreativer Gestaltung deutlich wird. Am Vorabend der<br />

Adventssonntage „erscheinen“ sehr große kunstvoll gemalte Engelikonen jeweils an den vier Wänden<br />

des Refektoriums (Speisesaals). Adventsgestecke und Adventskränze sind überall im Klosterbereich<br />

und erinnern an das Nahen des Herrn. Die „Edeltannen“ im Pfortengärtlein werden jährlich<br />

beschnitten, liefern das frische Grün, das auch der Hitze standhält – und wachsen immer wieder<br />

reichlich nach.<br />

Ich bin tief beeindruckt <strong>von</strong> dem Reichtum der Adventsliturgie und den<br />

sinnvollen überlieferten Gebräuchen. Bei der 1. Vesper des ersten<br />

Adventssonntags nach der Lesung und dem Responsorium singen alle den<br />

Vers: „O Licht des Herrn, das aufstrahlt über der Erde, durchdringe mich ganz<br />

und bleibe bei uns.“ Die Priorin zündet die 1. Kerze des großen Adventskranzes<br />

neben dem Hochaltar an und betet: „Gepriesen bist Du, Gott der Verheißungen, weil du unser Leben<br />

erleuchtest mit dem Licht deines Sohnes Jesus Christus, auf den wir mit all der Zärtlichkeit unseres<br />

Herzens warten.“ Dasselbe folgt an den 3 weiteren Adventssonntagen.<br />

Das Messgewand und Stola in einem zarten hellen lila, mit entsprechenden Symbolen erinnern an<br />

diese entscheidende Vorbereitungszeit. Auch die Bedeckung der Altäre, des Ambo und des Tischleins<br />

für die Opfergaben sind kunstvoll gestaltet in denselben diskreten feinen Farben. Kein Wunder, denn<br />

in früheren Zeiten gab es hier eine berühmte Paramenten-Stickerei. Ich erlebte sie noch mit Sr.<br />

Nikomedes, die mich damals mit ihrer Kunst und durch ihr liebevolles Wesen, sehr beeindruckte.<br />

Tropische Blütengewächse aus unserem Gartengelände – siehe oben und hier -<br />

– in vielen rosa Schattierungen sind <strong>von</strong> Natur aus Zeichen einer kommenden<br />

Fülle, die sich aus dürrem, trockenem Land zart aber fest emporringt und<br />

durchsetzt, Zeichen der Hoffnung auf den Kommenden.<br />

Die Zeit der Erwartung vergeht, die dritte Kerze brennt schon, der Herr ist<br />

nahe. Bekanntlich ist die Vorfreude besonders geeignet, uns zu beleben und<br />

„aufbrechen“ zu lassen. Das Störende in den Beziehungen, alte Muster,<br />

Enge/Ängste sind zu überwinden, um mutig den neuen Weg zu wagen „Kind zu<br />

werden mit dem KIND“. Menschlich und liebend zu werden mit dem einmalig<br />

Liebenden, der sich ausliefert für alle, auch für die Feinde. Wie trostvoll und<br />

anziehend wirkt das Prophetenwort vom „Heiligen Weg“, (vgl. Jesaja 35) auf den Gottes Erbarmen<br />

uns führen will. Er lädt uns heute neu ein: „hab keine Angst vor den Höhen und Tiefen, wirf die<br />

Zuversicht nicht weg, lasse dich nicht verwirren und weiche nicht ab, sondern „eile nach Bethlehem“<br />

und staune: Seine Liebe ist immer stärker, im Kleinen und Unscheinbaren enthüllt ER Großes, auch in<br />

Dir!“<br />

2


SEGENSWÜNSCHE AUS OLINDA 5<br />

Inzwischen sind die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest in vollem Gange. Hunderte <strong>von</strong> Armen<br />

kommen an den Vortagen an die Pforte - jährlich wächst die Zahl der Bedürftigen (Zustrom der<br />

Flüchtlinge aus den Dürregebieten), die sich den Weihnachtskorb holen, der Lebensnützliches und<br />

Süßes enthält und viel Freude bereitet. …<br />

Wieder möchte ich allen herzlich danken, die so liebevoll an unsere unzähligen Armen dachten und<br />

auf meinen Namen Spenden überwiesen haben. Das ist für uns alle eine große Erleichterung und löst<br />

Freude sowie Dankbarkeit aus, die auf Euch doppelt zurückfällt und allen zugute kommt. Denkt<br />

daran: „Nichts gering achten, keine Gabe ist zu klein, nichts zu groß für die Ärmsten, die der Herr<br />

uns anvertraut, in denen ER selbst beschenkt wird. Er dankt Euch und <strong>von</strong> Herzen danke auch ich<br />

jedem einzelnen Spender/in! Seid gesegnet! 1<br />

Unvergesslich und in lebendiger Erinnerung ist mir „meine“ und unsere „Gemeinschaft Lumen<br />

Christi“ und ihre Werke, das „Kloster Maihingen“, Parzham. Ebenso die dringenden Anliegen der<br />

Leitung, Martin Rutz, Ingrid Graf und Thomas Kart, ihre finanziellen Nöte, ihre Familien, alle<br />

Mitglieder vom Inneren und Äußeren Kreis der Gemeinschaft Lumen Christi und, unsere lieben<br />

Mitarbeiter/innen und Freunde. Die Pfarrei, das Dorf mit seinen Bewohnern. Ich stelle mir jetzt alles<br />

im winterlichen, weihnachtlichen Gewand vor und sende <strong>von</strong> hier die sehr warmen Sonnenstrahlen,<br />

einen Blick in den blauen Himmel, auf das blaugraue Meer, zur Zeit sieht man jagende Wolken, es<br />

weht ein untypischer, starker Wind, der alles wegfegt, was nicht fest gemacht ist.<br />

Im Austausch der Güter und Gnaden, die der Herr uns schenkt werden wir füreinander zur Gabe und<br />

können uns <strong>von</strong> Herzen freuen. Diese Freude, die auch Leid und Nöte umgreift wünsche ich Euch und<br />

uns allen für jeden neuen Tag und jede dunkle Nacht, denn „Seine Liebe, die uns trägt, ist stärker!“<br />

Ein frohes Weihnachtsfest und<br />

gesegnetes Neue Jahr<br />

wünsche ich Euch und bete, dass wir alle ergriffen werden<br />

<strong>von</strong> der neuen Freude und Gewissheit, Geliebt zu sein <strong>von</strong><br />

unserem großen Gott, der sich für uns im KIND so klein<br />

gemacht, um in demütiger Liebe für uns immer dienend da zu<br />

sein. Lassen wir uns anstecken <strong>von</strong> dieser persönlichen,<br />

einmaligen Liebe, die Zärtlichkeit und Festigkeit schenkt, die grenzenlos und<br />

bedingungslos wirklich jedem <strong>von</strong> uns gilt und uns verwandeln will.<br />

In dieser Liebe sind und bleiben wir verbunden, auch über weite äußere<br />

Entfernungen hinweg…<br />

Mit brasilianisch herzhaften Segensgrüßen, Eure im Gebet nahe,<br />

Sr. M. Lucida Schmieder OSB – Academia Santa Gertrudes-<br />

Alto de Misericordia – Carmo – 53020-185 OLINDA, - PE – BRASIL<br />

1 Zur Erinnerung: <strong>Missions</strong>-Prokura- Benediktenweg 5 – D-82327 <strong>Tutzing</strong> - +49 08158 90710-20 –<br />

sr.martha@prokuratutzing.de / Bankverbindung: Kreissparkasse München Starnberg<br />

Kto. 430 570 986 - BLZ 702 501 50<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!