Dr. Christoph Maisack - Ministerium für Ländlichen Raum und ...
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Berlin, 15.3.2013<br />
Aktuelle Entwicklungen im Tierschutzrecht<br />
Auswirkungen auf Pferdesport <strong>und</strong> Pferdehaltung<br />
Anwaltliche Strategien im tierschutzrechtlichen Mandat<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Christoph</strong> <strong>Maisack</strong><br />
Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V.<br />
Stellvertretender Landestierschutzbeauftragter,<br />
<strong>Ministerium</strong> für Ländlichen <strong>Raum</strong> <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Stuttgart
Berlin, 15.3.2013<br />
Themen-Übersicht:<br />
1. Die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen<br />
- Rechtsnatur als sog. antizipierte Sachverständigengutachten<br />
- einzelne Aussagen zur Einzelhaltung von Pferden in Boxen<br />
- Aussagen zur Frage "Witterungsschutz bei Weidehaltung“<br />
2. Das Urteil des Amtsgerichts Starnberg<br />
vom 06.02.2012
Berlin, 15.3.2013<br />
3. Schlachten <strong>und</strong> Töten von Pferden<br />
4. Doping im Sinne von § 3 Nr. 1 Tierschutzgesetz<br />
5. Schenkelbrand<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Leitlinien als sog. antizipierte<br />
Sachverständigengutachten<br />
§ 2 Tierschutzgesetz:<br />
Foto: Wikipedia<br />
"Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,<br />
1. muss das Tier seiner Art <strong>und</strong> seinen Bedürfnissen<br />
entsprechend angemessen ernähren, pflegen <strong>und</strong><br />
verhaltensgerecht unterbringen,<br />
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer<br />
Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen<br />
oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt<br />
werden …"
Berlin, 15.3.2013<br />
Antizipierte Sachverständigengutachten = allgemeine, für eine<br />
Vielzahl von vergleichbaren Fällen geschaffene Ausarbeitungen<br />
von (zumeist) Gremien von Sachverständigen, die sich mit den<br />
spezifischen Verhaltensbedürfnissen bestimmter Tierarten unter<br />
bestimmten Haltungsbedingungen oder bei bestimmten<br />
Nutzungs- <strong>und</strong> Umgangsformen <strong>und</strong> den daraus resultierenden<br />
Anforderungen beschäftigen.
Berlin, 15.3.2013<br />
Leitlinien als sog. antizipierte<br />
Sachverständigengutachten<br />
VGH München:<br />
Foto: Wikipedia<br />
Die Leitlinien sind "eine sachverständige Zusammenfassung<br />
dessen, was insoweit als verlässlicher <strong>und</strong><br />
gesicherter wissenschaftlicher<br />
Kenntnisstand gelten kann."<br />
OVG Münster:<br />
Die Leitlinien enthalten "aussagekräftige Anhaltspunkte für die<br />
tierschutzgerechte Ausgestaltung der<br />
Haltung von Pferden."
Berlin, 15.3.2013<br />
Leitlinien zum Sozialverhalten:<br />
"Die Kontaktmöglichkeiten zwischen den Pferden dürfen<br />
durch die Haltungsform <strong>und</strong> ihre konkrete Ausgestaltung nur<br />
so wenig wie möglich behindert werden."<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Leitlinien zum Bewegungsverhalten:<br />
"Unter natürlichen Bedingungen bewegen sich Pferde im<br />
Sozialverband bis zu 16 St<strong>und</strong>en täglich …<br />
Mangelnde Bewegung kann die Ursache von<br />
Verhaltensstörungen sein <strong>und</strong> bedingt Schäden,<br />
insbesondere am Bewegungsapparat. Darüber hinaus<br />
beeinträchtigt Bewegungsmangel auch die<br />
Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege sowie den<br />
gesamten Stoffwechsel …<br />
Kontrollierte Bewegung (Arbeit, Training) kann die freie<br />
Bewegung nicht vollständig ersetzen. Allen Pferden,<br />
insbesondere Zuchtstuten, Fohlen <strong>und</strong> Jungpferden muss so<br />
oft wie möglich Weidegang <strong>und</strong>/oder Auslauf angeboten<br />
werden.“
Nationaler Bewertungsrahmen<br />
Tierhaltungsverfahren:<br />
Berlin, 15.3.2013<br />
"Auch bei kontrollierter Bewegung (Training, Arbeit) ist freie<br />
Bewegung täglich erforderlich; bei nicht täglicher Bewegung<br />
anderes Haltungsverfahren wählen."<br />
Verwaltungsgericht Düsseldorf, Urteil vom 04.12.2006,<br />
23 K 4059/05:<br />
"Die Anordnung, allen gehaltenen Pferden täglich eine mindestens<br />
3-4-stündige Bewegungsmöglichkeit im Freien anzubieten, betrifft<br />
sowohl die verhaltensgerechte Unterbringung wie auch die<br />
Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung (vgl. § 2 Nr. 1 u. Nr. 2<br />
TierSchG) <strong>und</strong> ist zur Erfüllung der dort genannten Anforderungen<br />
erforderlich."
Berlin, 15.3.2013<br />
Was bedeuten Aussagen wie "so oft wie möglich„?<br />
Bestehende Paddocks <strong>und</strong> Koppeln müssen genutzt werden<br />
(Ausnahme: Krankheit, Unverträglichkeit, dauernde Nicht-<br />
Integrierbarkeit);<br />
neue Ställe müssen mit Auslauf- <strong>und</strong> Weideflächen<br />
ausgestattet sein;<br />
sieht ein älterer Stall keine Möglichkeiten vor, evtl. Stallwechsel.
Berlin, 15.3.2013<br />
Ökonomische Gründe<br />
sind zur Ausfüllung des Rechtsbegriffs "vernünftiger Gr<strong>und</strong>"<br />
nicht ausreichend, weil bei Anlegung eines allein<br />
ökonomischen Maßstabes die Gr<strong>und</strong>konzeption des<br />
Tierschutzgesetzes als eines ethisch ausgerichteten<br />
Tierschutzes aus den Angeln gehoben würde(OLG Frankfurt a.<br />
M., NStZ 1985, 130).<br />
Auch das Interesse, Kosten einzusparen (z. B. durch Haltung<br />
des Pferdes in einem billigen Stall ohne Ausläufe) ist ein<br />
solcher ökonomischer Gr<strong>und</strong>.
Berlin, 15.3.2013<br />
Witterungsschutz bei Weidehaltung:<br />
Zwecke:<br />
Schutz vor anhaltendem Niederschlag<br />
Schutz vor niedrigen Temperaturen, verb<strong>und</strong>en mit<br />
starkem Wind<br />
Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung bei hohen<br />
Temperaturen<br />
Stechmückenplage<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Wann erforderlich?<br />
bei ganzjähriger Weidehaltung<br />
bei ganztägiger Weidehaltung über einen längeren Zeitraum<br />
hinweg<br />
auch "in anderen Fällen" (Leitlinien S. 19). Was bedeutet<br />
das?<br />
Foto: Wikipedia
Rechtsprechung zu Witterungsschutz<br />
Berlin, 15.3.2013<br />
VGH München:<br />
"künstlicher Witterungsschutz, der auf drei Seiten<br />
geschlossen <strong>und</strong> mit einem Dach versehen sein muss, der<br />
mit der geöffneten Seite von der Hauptwindrichtung<br />
abgewandt ist <strong>und</strong> der den Pferden bei durchschnittlicher<br />
Widerristhöhe von 1,67 m einen geschützten, trockenen<br />
Platz von 7 m² pro Pferd bietet".<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
VG Aachen:<br />
bei Weidehaltung von November bis Mai ist ein geeigneter<br />
künstlicher Witterungsschutz erforderlich; bei Weidehaltung<br />
von Juni bis Oktober genügt ein geeigneter künstlicher<br />
Schutz vor intensiver Sonnenbestrahlung <strong>und</strong> Insektenplage<br />
VG Gießen:<br />
Witterungsschutz auch<br />
bei sog. Robustpferderassen<br />
Foto: Wikipedia (Robustpferde auf der Weide)
Berlin, 15.3.2013<br />
Pferdeführanlagen mit elektrisierenden<br />
Treibhilfen?<br />
§ 3 Nr. 11 Tierschutzgesetz:<br />
"Es ist verboten, ein Gerät zu verwenden, das durch direkte<br />
Stromeinwirkung das artgemäße Verhalten eines Tieres,<br />
insbesondere seine Bewegung, erheblich einschränkt oder es<br />
zur Bewegung zwingt <strong>und</strong> dem Tier dadurch nicht unerhebliche<br />
Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt, soweit dies nicht<br />
nach b<strong>und</strong>es- oder landesrechtlichen Vorschriften zulässig ist."
B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht (mit Bezug auf<br />
H<strong>und</strong>e):<br />
Berlin, 15.3.2013<br />
Es kommt nicht auf die konkrete Handhabung des Gerätes im<br />
Einzelfall an, sondern allein darauf, dass das Gerät nach<br />
seiner Bauart <strong>und</strong> Funktionsweise generell geeignet ist, die<br />
untersagten Folgen herbeizuführen. Das ist auch bei sog.<br />
Niederstromgeräten der Fall.<br />
Siehe auch Leitlinien "Tierschutz im Pferdesport" S. 11:<br />
Elektroführmaschinen mit stromführenden Treibhilfen<br />
"unerlaubt <strong>und</strong> tierschutzwidrig."
Berlin, 15.3.2013<br />
2. Amtsgericht Starnberg, Urt. v. 6. 2. 2012<br />
Pferdehalterin wird wegen Verstoßes gegen § 17 Nr. 2 b<br />
Tierschutzgesetz zu einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu<br />
je 150 EUR verurteilt.<br />
§ 17 Nr. 2 b:<br />
"Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird<br />
bestraft, wer einem Wirbeltier länger anhaltende oder sich<br />
wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt."
Berlin, 15.3.2013<br />
Zu Amtsgericht Starnberg: Haltung in Einzelboxen ohne freie<br />
Bewegungsmöglichkeit =<br />
Zufügung von erheblichen Leiden?<br />
"erheblich" dient der Ausgrenzung von Bagatellfällen (vgl. z. B.<br />
Pfohl, Münchener Kommentar zum StGB Bd. 5, § 17<br />
TierSchG Rn 147: "strafrechtliches Bagatellprinzip").
Berlin, 15.3.2013<br />
für "erheblich" benötigt man in der Regel<br />
"Verhaltensstörungen, Funktionsstörungen oder andere<br />
Indikatoren im Verhalten der Tiere" (BGH, NJW 1987, 1833,<br />
1834).<br />
Festgestellt wurden u. a.:<br />
schmerzvermeidende Abwehrreaktionen beim Abtasten<br />
des Rückens<br />
Stehen in sog. "Sägebockstellung"<br />
Stehen mit Anlehnen des Hinterteils an die Boxenwände
Berlin, 15.3.2013<br />
Bedeutung des Urteils des Amtsgerichts Starnberg auch<br />
für andere Tierarten?<br />
Das Gericht sagt sinngemäß: Unabhängig davon, ob<br />
Verhaltens- oder Funktionsstörungen feststellbar sind, kann sich<br />
die Erheblichkeit von Leiden auch daraus ergeben,<br />
in welchem Ausmaß ein Bedürfnis unterdrückt ist,<br />
aus der Zahl unterdrückter oder zurückgedrängter<br />
Bedürfnisse,<br />
aus der Wesentlichkeit einzelner Bedürfnisse für das<br />
Wohlbefinden,<br />
aus der Entwicklungshöhe des Tieres.
Berlin, 15.3.2013<br />
Gr<strong>und</strong>:<br />
Die EU-Kommission sagt (Legehennenmitteilung 1998):<br />
"Ist ein Tier nicht in der Lage, ein Bedürfnis zu befriedigen,<br />
so wird sein Befinden früher oder später darunter leiden."<br />
Wenn also bereits die Unterdrückung eines einzelnen<br />
Bedürfnisses zu Leiden führt, …<br />
Kein Widerspruch zu BGH aaO
Berlin, 15.3.2013<br />
Weitere, von dem Amtsgericht Starnberg abgeurteilte Verstöße:<br />
- Sporeneinsatz so, dass die Pferde wiederholt offene,<br />
blutende W<strong>und</strong>en hatten.<br />
- Reiten in Hyperflexionsstellung, dadurch<br />
schmerzhafte Muskelverspannungen,<br />
beidseitige Vergrößerung der Genickschleimbeutel,<br />
zeitweise Atemnot (laute Geräusche beim Einatmen),<br />
ständiges nervöses Schweifschlagen <strong>und</strong> Zurücklegen der Ohren
Berlin, 15.3.2013<br />
Tötung eines Pferdes, wenn im Equidenpass steht "nicht zur<br />
Schlachtung bestimmt":<br />
§ 17 Nr. 1 Tierschutzgesetz:<br />
"Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe<br />
wird bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Gr<strong>und</strong><br />
tötet …"<br />
"Gewinnung eines Nahrungsmittels" scheidet als vernünftiger<br />
Gr<strong>und</strong> aus.
Berlin, 15.3.2013<br />
Einsparung weiterer Ernährungs-, Pflege <strong>und</strong><br />
Unterbringungskosten kein vernünftiger Gr<strong>und</strong>, denn<br />
- s. OLG Frankfurt aaO: ökonomische Gründe zur<br />
Ausfüllung des Rechstbegriffs 'vernünftiger Gr<strong>und</strong>' nicht<br />
ausreichend;<br />
- s. auch § 9 Abs. 2 Nr. 3 Tierschutzgesetz: Verbot, Tieren<br />
Schmerzen, Leiden oder Schäden aus Gründen der Arbeits-,<br />
Zeit- oder Kostenersparnis zuzufügen (allgemeiner, nicht auf<br />
das Recht der Tierversuche beschränkter Rechtsgedanke;<br />
Tod = größter Schaden, der einem Lebewesen zugefügt<br />
werden kann).
3. Tötung eines nicht zur Schlachtung<br />
bestimmten Pferdes bei Krankheit oder<br />
Verletzung?<br />
Berlin, 15.3.2013<br />
Nottötung erlaubt, wenn nach tierärztlichem Urteil als nicht<br />
behebbar eingeschätzte Schmerzen oder Leiden<br />
vorliegen, die erheblich sind, also keine bloße Bagatelle<br />
darstellen, sondern als hinreichend gewichtig eingestuft<br />
werden können.
Berlin, 15.3.2013<br />
Zumutbarkeitsgrenze bei besonders hohen<br />
Therapiekosten?<br />
Binder: Behandlungskosten insoweit zumutbar, "als ein<br />
verständiger, mit den Werten des Tierschutzgesetzes<br />
verb<strong>und</strong>ener Tierhalter in der Lage des Betroffenen noch<br />
bereit wäre, die Aufwendungen zu tätigen".<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Tötung eines ges<strong>und</strong>en Pferdes, das lt. Equidenpass "zur<br />
Schlachtung bestimmt" ist, unproblematisch?<br />
- Scheinbar ist hier die Gewinnung eines Nahrungsmittels<br />
ein vernünftiger Gr<strong>und</strong>.<br />
- Aber Rechtsprechung (z. B. KG Berlin): Werden mit<br />
einem Eingriff mehrere Zwecke verfolgt, so ist für die<br />
Rechtfertigung allein der Hauptzweck maßgeblich.<br />
- Hauptzweck ist in der Regel: Einsparung weiterer<br />
Ernährungs-, Pflege <strong>und</strong> Unterbringungskosten.<br />
- Fehlen eines vernünftigen Gr<strong>und</strong>es, weil rein<br />
ökonomische Erwägungen?
Berlin, 15.3.2013<br />
Fazit:<br />
Der Rat, ein Pferd im Zweifel als "zur Schlachtung bestimmt"<br />
einzutragen, ist kein guter, denn<br />
er löst das Problem des Tötens untauglich gewordener<br />
Sport- <strong>und</strong> Freizeitpferde (außer in den Fällen einer<br />
medizinisch indizierten Nottötung) nicht,<br />
außerdem lassen sich ges<strong>und</strong>heitlicher Verbraucherschutz<br />
für Lebensmittel liefernde Tiere <strong>und</strong> moderne<br />
Pferdesportmedizin nicht in Einklang bringen.
Berlin, 15.3.2013<br />
4. Verbotenes Doping<br />
§ 3 Nr. 1 b Tierschutzgesetz:<br />
"Es ist verboten … an einem Tier bei sportlichen Wettkämpfen<br />
oder ähnlichen Veranstaltungen Dopingmittel anzuwenden."
Berlin, 15.3.2013<br />
Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Tierschutzgesetz, Nr.<br />
2.1.1: zwei Fallgruppen des Dopings<br />
Fallgruppe 1:<br />
Verabreichung einer pharmakologisch wirksamen Substanz,<br />
damit die absolute Leistungsgrenze überschritten wird<br />
Fallgruppe 2:<br />
Tier hat ein "Ges<strong>und</strong>heitsproblem", das seine<br />
Leistungsfähigkeit mindert; Verabreichung einer<br />
pharmakologisch wirksamen Substanz mit dem Ziel, die<br />
normale Leistungsfähigkeit wiederherzustellen, trotz Fortdauer<br />
des Ges<strong>und</strong>heitsproblems.
Berlin, 15.3.2013<br />
Beispiel für Fallgruppe 1:<br />
Stimulantien, die dazu führen sollen, dass die aktuelle<br />
Leistungsgrenze eines Pferdes in Ausdauerdisziplinen<br />
überschritten wird.<br />
Beispiel: für Fallgruppe 2:<br />
Analgetika, um die zur Lahmheit führenden Schmerzen<br />
zeitweise auszuschalten. Evtl. auch Altrenogest an stark<br />
rossende Stuten oder Stuten mit Dauerrosse (hier<br />
möglicherweise auch Verstoß gegen § 3 Nr. 1 a<br />
Tierschutzgesetz).
Berlin, 15.3.2013<br />
Verhältnis zwischen § 3 Nr. 1 b Tierschutzgesetz <strong>und</strong> den<br />
Dopinglisten von Verbänden?<br />
Ist in der Dopingliste eine Substanz aufgenommen, so<br />
stellt ihre Verabreichung in jedem Fall ein nach<br />
§ 3 Nr. 1 b verbotenes Doping dar.<br />
Ist das nicht der Fall, liegt aber eine der beiden<br />
Fallgruppen nach Nr. 2.1.1 Allgemeine<br />
Verwaltungsvorschrift vor, so handelt es sich ebenfalls um<br />
einen Verstoß gegen § 3 Nr. 1 b.
Berlin, 15.3.2013<br />
5. Schenkelbrand bei Fohlen<br />
Bisherige gesetzliche Regelung in § 5 Abs. 3<br />
Nr. 7 Tierschutzgesetz:<br />
"Eine Betäubung ist ferner nicht erforderlich … für die<br />
Kennzeichnung … durch Schenkelbrand beim Pferd."<br />
Hannoveraner-/Holsteiner-/Oldenburger-/Deutsches Sportpferd-Brandzeichen<br />
Fotos: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Neue Regelung in § 6 Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 b<br />
Tierschutzgesetz:<br />
"Das Verbot gilt nicht, wenn…<br />
eine Kennzeichnung von Pferden durch Schenkelbrand<br />
vorgenommen wird."
Berlin, 15.3.2013<br />
Zulässigkeit der Kennzeichnung durch Schenkelbrand<br />
anstelle der Transponderkennzeichnung?<br />
Voraussetzungen nach Art. 11 <strong>und</strong> 12 der Verordnung (EG)<br />
Nr. 504/2008:<br />
- Genehmigung durch die zuständige deutsche Behörde<br />
- gleichwertige Garantie zur Verhinderung der mehrfachen<br />
Ausstellung von Identifizierungsdokumenten<br />
- Sicherstellung, dass die Mehrheit der Equiden in D durch<br />
Transponder gekennzeichnet ist<br />
Nein, denn<br />
- meines Wissens keine Genehmigungen, auf den<br />
Transponder zugunsten des Heißbrands zu verzichten.
Berlin, 15.3.2013<br />
Zulässigkeit der Kennzeichnung durch Schenkelbrand<br />
zusätzlich zur Transponderkennzeichnung?<br />
- Nach EU-Recht: ja<br />
- Nach deutschem Recht: scheinbar ja<br />
- Es gibt aber Fragen:
Berlin, 15.3.2013<br />
Muss § 6 Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 b - im Licht der<br />
Staatszielbestimmung Tierschutz - nicht folgendermaßen<br />
ausgelegt werden: "… wenn es zur Kennzeichnung des<br />
Pferdes erforderlich ist …"?<br />
Fehlt es nicht an einer solchen Erforderlichkeit, wenn das<br />
Pferd bereits durch Transponder gekennzeichnet ist?<br />
Foto: Wikipedia
Berlin, 15.3.2013<br />
Dieselbe Frage stellt sich, wenn das Pferd (weil es eine<br />
behördliche Genehmigung, zugunsten des<br />
Schenkelbrands auf die Transponderkennzeichnung zu<br />
verzichten, in D nicht gibt) noch mit Transponder<br />
gekennzeichnet werden muss?<br />
Wäre also ein behördliches Verbot des Schenkelbrands<br />
angebracht, wenn erkennbar ist, dass der Brand nicht "zur<br />
Kennzeichnung erforderlich" ist, sondern überwiegend<br />
Werbezwecken dient?
Berlin, 15.3.2013<br />
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!