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Besser sehen und hören 01/2013

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Oktober 2<strong>01</strong>3<br />

<strong>Besser</strong> <strong>hören</strong><br />

Eltern bei Diagnose mitgefragt<br />

Nur ein gutes Gehör ermöglicht eine gute Sprachentwicklung<br />

Je früher eine Schwerhörigkeit<br />

behandelt wird, desto<br />

besser kann sich ein Kind<br />

weitgehend normal entwickeln.<br />

lternkönnen einem Hör-<br />

ihres Nach-<br />

Eproblem<br />

wuchses zum Beispiel auf<br />

die Spur kommen, wenn ein<br />

Säugling nach sechs Monaten<br />

aufhört zu brabbeln.<br />

„Eine frühe Behandlung der<br />

Schwerhörigkeit innerhalb<br />

des ersten Lebensjahres ist<br />

wichtig, um irreversible Defizite<br />

in der Hörbahnreifung<br />

zu verhindern“, erläutert<br />

Robin Hübner, Facharzt für<br />

Phoniatrie, Pädaudiologie<br />

<strong>und</strong> Hals-Nasen-Ohren-<br />

Heilk<strong>und</strong>e in Münster. „Erfolgt<br />

eine Stimulation der<br />

Hörbahn im ersten Jahr<br />

nicht oder nur unzureichend,<br />

kann dies später<br />

nicht nachgeholt werden.“<br />

Eine nicht therapierte<br />

Schwerhörigkeit in dieser<br />

besonders sensiblen Phase<br />

führt dazu, dass die Kinder<br />

nicht mehr richtig <strong>hören</strong><br />

lernen <strong>und</strong> somit auch die<br />

Sprachsignale nicht angemessen<br />

analysieren können.<br />

Das Sprachvermögen <strong>und</strong><br />

letztlich die gesamte Entwicklung<br />

des Kindes bleiben<br />

dadurch dauerhaft beeinträchtigt.<br />

Bei angeborener oder<br />

frühkindlicher Schwerhörigkeit<br />

liegt häufig ein Defekt<br />

des Innenohrs, genauer<br />

der Hörschnecke (lateinisch<br />

Eine Innenohrprothese (Cochleaimplantat) kann schwerhörigen Kindern helfen, Sprache<br />

<strong>und</strong> Geräusche wahrzunehmen.<br />

Foto: Peter Endig/dpa<br />

Cochlea), vor – eine sogenannte<br />

Innenohrschwerhörigkeit.<br />

Wird diese diagnostiziert,<br />

ist zwar keine Heilung<br />

möglich. Moderne<br />

kindgerechte Hörgeräte<br />

können jedoch vielen kleinen<br />

Patienten zu einem guten<br />

Hörergebnis <strong>und</strong> einer<br />

normalen Entwicklung verhelfen.<br />

Ihr Einsatz ist schon<br />

bei ganz jungen Säuglingen<br />

möglich. Technisch ließen<br />

sichalle Hörtestverfahren in<br />

diese Hörgeräte programmieren<br />

<strong>und</strong> somit an das Gehör<br />

des Kindesanpassen, erläutert<br />

Jens Pietschmann,<br />

Hörgeräteakustiker in<br />

Frankfurt amMain.<br />

Bei hochgradiger Schwerhörigkeit<br />

oder vollständiger<br />

Ertaubung reicht ein Hörgerät<br />

allerdings zumeist nicht<br />

mehr aus. In diesen Fällen<br />

istder Einsatz vonspeziellen<br />

elektronischen Innenohrprothesen,<br />

sogenannten<br />

Cochleaimplantaten, eine<br />

erfolgversprechende Therapieoption.<br />

Inder Regel erfolgt<br />

eine Implantation ab<br />

etwa einem Jahr.Vorab werden<br />

die Kinder mit Hörgeräten<br />

versorgt, um einer verminderten<br />

Hörentwicklung<br />

bestmöglich vorzubeugen.<br />

Berührungsängste sollten<br />

Eltern ablegen. Jeder Tag,<br />

den sie warten, sei in der<br />

Hörentwicklung nicht mehr<br />

aufzuholen. „Die Entwicklungder<br />

Hörfähigkeit istmit<br />

dem dritten bis vierten Lebensjahr<br />

abgeschlossen“,<br />

betont Pietschmann.<br />

Ob Kinder mit Schwerhörigkeit<br />

Hörgeräte, eine Hörprothese<br />

oder eine andere<br />

Therapie benötigen, hängt<br />

vonder Ursache der Schwerhörigkeit<br />

ab. Im Kleinkindalter<br />

neu auftretende<br />

Schwerhörigkeiten sind am<br />

häufigsten durch Paukenergüsse<br />

bedingt.<br />

Dabei sammelt sich Flüssigkeit<br />

im Bereich des Mittelohrs<br />

an. Dadurch ist die<br />

Weiterleitung des Schalls<br />

zum Innenohr gestört, das<br />

selbst aber normal funktioniert.<br />

„Wenn Kinder im Alter<br />

von zwei Jahren schlecht<br />

sprechen, stellen wir häufig<br />

fest, dass eine Schallleitungsstörung<br />

vorliegt, also<br />

das Gehör für die verzögerte<br />

Sprachentwicklung verantwortlichist“,<br />

erklärtdie Kinderärztin<br />

Mechthild Vocks-<br />

Hauck in Berlin. Auch diese<br />

Hördefizite werden meistim<br />

Rahmen der U-Untersuchungen<br />

entdeckt. Bei länger<br />

bestehenden Paukenergüssen<br />

wirddas Trommelfell<br />

meist operativ geöffnet <strong>und</strong><br />

dort ein sogenanntes Paukenröhrchen<br />

eingelegt. Damit<br />

lässt sich sicherstellen,<br />

dass sich das Kind ges<strong>und</strong><br />

entwickelt.<br />

(dpa)<br />

Früher Vogel hört den Wurm<br />

Hörgerät so früh wie möglich benutzen<br />

M it Hörschwierigkeiten<br />

sollte man sich nicht<br />

erst befassen, wenn man fast<br />

taub ist. Denn wer längere<br />

Zeit nicht mehr gut hört,<br />

verlerne das Hören teilweise,<br />

erläutert der<br />

Fachverband<br />

Deutscher Hörgeräte-Akustiker.<br />

Betroffene,<br />

die erst nach<br />

längerer<br />

Hörminderung<br />

ein Hörgerät<br />

bekommen,<br />

müssten daher<br />

das Hören erst<br />

wieder trainieren.<br />

Das Hirn brauche<br />

Zeit, um Sprache<br />

<strong>und</strong><br />

störende Nebengeräusche<br />

wieder voneinander unterscheiden<br />

<strong>und</strong> verarbeiten zu<br />

können, heißtesinder neuen<br />

Broschüre „Das Leben<br />

<strong>hören</strong>“. (dpa)<br />

Foto: Rainer Stur,/pixelio.de

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