Normalerweise denkt man nicht viel darüber nach: Die an die ...
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Bleifrei Löten?<br />
Das Blei in der Legierung vermindert <strong>nicht</strong> nur den Schmelzpunkt, sondern es macht <strong>die</strong> Lötverbindung in<br />
Grenzen auch zäh und damit mech<strong>an</strong>isch be<strong>an</strong>spruchbar. Zudem trägt es zur Benetzung der zu<br />
verbindenden Teile bei, weil es <strong>die</strong> Oberflächensp<strong>an</strong>nung des flüssigen Lotes reduziert.<br />
Vor der ‚bleifreien Zeit’ industriell hergestellte Baugruppen sind bei etwa 210 bis 230 °C gelötet worden,<br />
unabhängig davon, ob es sich um bedrahtete Bauteile geh<strong>an</strong>delt hat oder um SMD-Bauteile. Alle auf<br />
einer Leiterplatte montierten Komponenten mußten beim Lötvorg<strong>an</strong>g <strong>die</strong>ser Temperatur st<strong>an</strong>dhalten. Daß<br />
das <strong>nicht</strong> immer so g<strong>an</strong>z der Fall war, erkennt <strong>m<strong>an</strong></strong> <strong>an</strong> Plastikteilen wie Steckerw<strong>an</strong>nen, <strong>die</strong> bisweilen<br />
deutliche Spuren der Wärmeeinwirkung zeigen. Im großen und g<strong>an</strong>zen vertragen aber elektronische<br />
Bauteile und auch <strong>die</strong> auf den Leiterplatten verwendeten Kunststoffteile eine erstaunlich hohe<br />
Temperatur, wenn auch nur für kurze Zeit.<br />
Bleifreies Lot<br />
<strong>Die</strong> verfügbaren Lote haben gemäß Tabelle 1 eine recht unterschiedliche Zusammensetzung und <strong>die</strong><br />
Industrie ist derzeit noch auf der Suche <strong>nach</strong> besseren (=billigeren) Materialien und Verfahren. Bleifreies<br />
Lot ist <strong>nicht</strong> so benetzungsfreudig wie das alte, weswegen beim Lötvorg<strong>an</strong>g mehr Aufmerksamkeit<br />
gefordert ist. <strong>Die</strong> Oberfläche einer Lötstelle mit bleifreiem Lot ist in der Regel <strong>nicht</strong> mehr so glatt und hat<br />
eine hellere Farbe. Das ermöglicht uns mit ein wenig Erfahrung <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen einer<br />
bleifreien und einer bleihaltigen Lötstelle.<br />
<strong>Die</strong> Liquidus-Temperatur für Lote <strong>die</strong>ser Art liegt um oder auch ein Stück über 217 °C, was bedeutet, daß<br />
<strong>die</strong> Löttemperatur bei industrieller Fertigung je <strong>nach</strong> Lötprozeß zwischen 240 bis 260 °C erreichen muß -<br />
es sollen ja alle Lötstellen einer Baugruppe <strong>an</strong>gemessen durchgewärmt werden, um das Lot<br />
aufzuschmelzen. <strong>Die</strong>s ist nur sichergestellt, wenn sie für eine Mindestzeit in der Zone mit hoher<br />
Temperatur verweilt.<br />
Nachteile des bleifreien Lotes<br />
Weil <strong>die</strong> Schmelztemperatur des neuen Lotes um ca. 35 °C höher ist, müssen auch wir, wenn wir es<br />
verwenden wollen, <strong>die</strong> Lötkolbentemperatur um <strong>die</strong>sen Betrag erhöhen. Damit und wegen der<br />
verlängerten Lötdauer steigt <strong>die</strong> Be<strong>an</strong>spruchung der Leiterplatte jedoch g<strong>an</strong>z wesentlich <strong>an</strong>: Bei<br />
Phenolharzplatten, Teflonmaterial und insbesondere bei Hartpapier k<strong>an</strong>n das bei einem etwas längeren<br />
Lötvorg<strong>an</strong>g durchaus zum Ablösen von Lötaugen führen. In <strong>die</strong>sem Zusammenh<strong>an</strong>g sei auch wieder<br />
einmal darauf hingewiesen, daß ein gutes Lötergebnis nur mit einer temperaturgeregelten, einstellbaren<br />
Lötstation erreicht werden k<strong>an</strong>n, <strong>die</strong> über entsprechende Leistungsfähigkeit verfügt.<br />
<strong>Die</strong> für das Bleifrei-Löten notwendige höhere Lötspitzentemperatur hat natürlich auch einen schnelleren<br />
Verschleiß von Lötspitze und Heizelement zur Folge. Zudem verhält sich bleifreies Lot gegenüber dem<br />
Material der Lötspitze aggressiver, sodaß <strong>die</strong> St<strong>an</strong>dzeit der Lötspitze <strong>nicht</strong> nur wegen der höheren<br />
Temperatur, sondern auch aus <strong>die</strong>sem Grund reduziert wird.<br />
Bleifreies Lot benetzt wegen der größeren Oberflächensp<strong>an</strong>nung <strong>die</strong> zu verbindenden Teile <strong>nicht</strong> so gut<br />
wie herkömmliches Lot. <strong>Die</strong>s ist nur durch ein besseres Flußmittel und längere Lötzeit wettzumachen.<br />
Insgesamt ist das Löten mit den neuen Materialien etwas komplizierter geworden, was auch den<br />
Aussagen der Elektronikhersteller [5] zu entnehmen ist:<br />
Es gibt derzeit kein bleifreies Lot, das in Summe <strong>an</strong> <strong>die</strong> Eigenschaften des bleihaltigen Lotes<br />
her<strong>an</strong>kommt. <strong>Die</strong> mech<strong>an</strong>ische Festigkeit ist ebenfalls verändert, weil bleifreies Lot härter und spröder ist.<br />
Wie sich das auf Dauer auswirkt, k<strong>an</strong>n <strong>m<strong>an</strong></strong> derzeit nur abschätzen, denn zuverlässige L<strong>an</strong>gzeiterfahrungen<br />
liegen noch <strong>nicht</strong> vor. Allerdings hat sich in der Zwischenzeit herausgestellt, daß bei<br />
<strong>m<strong>an</strong></strong>chen Loten thermisch hoch be<strong>an</strong>spruchte Lötstellen wegen der Sprödigkeit des Lotes leichter zum<br />
Reißen neigen, bei <strong>an</strong>deren ist jedoch das Gegenteil der Fall.<br />
Von der Unterhaltungselektronik, insbesondere von Fernsehgeräten, ist bek<strong>an</strong>nt, daß Lötstellen mit<br />
bleihaltigem Lot <strong>an</strong> <strong>m<strong>an</strong></strong>chen großen Widerständen und Leistungshalbleitern erst <strong>nach</strong> 10 oder 15 Jahren<br />
defekt werden, weil sie reißen. Hervorgerufen wird das durch ständiges, durch <strong>die</strong> starke Temperaturänderung<br />
bedingtes und räumlich eng begrenztes, Ausdehnen und Zusammenziehen im unmittelbaren<br />
bleifrei01.doc September 2006 Seite 3 von 9