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Vernetzungstreffen ESIS macht Schule Zusammenfassung der ...

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<strong>Vernetzungstreffen</strong> <strong>ESIS</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />

15. Mai 2006, Graz, ÖSZ<br />

<strong>Zusammenfassung</strong> <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Teilnehmerinnen:<br />

• VD Elfriede Arth und VOL Veronika Racz: Volksschule Weiden bei Rechnitz (Bgld)<br />

• VOL Michaela Esterl, Dr. Gabriele Lener: Europa-Volksschule Wien 20<br />

• Brigitte Klingenberg: Volksschule Lieboch (Stmk)<br />

• Danijela Matijević: VS Neuhofen/Krems (OÖ)<br />

• VD Liselotte Metelko und Dott. ssa Chiara Percuzzi: Theodor Körner Volksschule 10 Klagenfurt<br />

• Dipl.-Päd. Gertrude Hladik: Berufsschule Steyr 2 (OÖ)<br />

• Mag. Susanne Reif-Breitwieser: GRG Wien 23 ( Vienna Bilingual Schooling)<br />

• Österreichisches Sprachen-Kompetenz-Zentrum: Dr. Dagmar Heindler (Begrüßung) und<br />

Dr. Carla Carnevale (Mo<strong>der</strong>ation+Protokoll)<br />

1. Begrüßung<br />

Dagmar Heindler begrüßt als Geschäftsführerin des ÖSZ die Anwesenden und heißt die<br />

Vertreterinnen von sieben <strong>ESIS</strong> ausgezeichneten <strong>Schule</strong>n aus fünf Bundeslän<strong>der</strong>n herzlich<br />

willkommen. Das <strong>ESIS</strong>-Treffen ist Teil eines Veranstaltungsschwerpunktes im Mai in Graz<br />

zum Thema Sprachen: zwei weitere Veranstaltungen finden in den darauf folgenden Tagen<br />

statt: eine Spracheninnovationsmesse, an dem das vom ÖSZ und dem LSR für Steiermark<br />

aufgebaute regionale SPrachenInnovationsNetzwerk (SPIN) bekannt ge<strong>macht</strong> wird und ein<br />

Workshop zum Thema teacher training to use the European language portfolio, den das Europäische<br />

Fremdsprachenzentrum des Europarats (EFSZ) in Graz in Kooperation mit dem<br />

ÖSZ und <strong>der</strong> Universität Graz veranstaltet.<br />

Heindler erläutert die Kernaufgaben des ÖSZ, das ein Fachinstitut für Innovationen im Bereich<br />

des Sprachenlernens ist und aktuelle Entwicklungen zu Sprachenpolitik und Sprachendidaktik<br />

verfolgt und mitgestaltet. Das ÖSZ wirkt in Fachgremien des Europarats und <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission mit und bringt österreichische Erfahrungen in den europäischen<br />

sprachenpolitischen Diskurs ein. Es werden aber auch europäische Entwicklungen (z.B. die<br />

Einführung des Europäischen Sprachenportfolios) in Österreich umgesetzt. Das ÖSZ konzipiert<br />

und führt Projekte zur Weiterentwicklung des Sprachunterrichts durch und begleitet diese<br />

bis zur praktischen Umsetzung in den <strong>Schule</strong>n. Mit Maßnahmen wie SPIN und <strong>ESIS</strong> werden<br />

auch Aktivitäten gesetzt, die bundesweit Personen im Sprachlehrbereich besser miteinan<strong>der</strong><br />

vernetzen und innovative Sprachenprojekte unterstützen und verbreiten.<br />

2. Innovation und Sprachenlernen<br />

Carla Carnevale nennt die Ziele des Treffens – zu erfahren, wo die <strong>ESIS</strong> ausgezeichneten<br />

Projekte heute stehen und wie die gegenwärtige Sprachenarbeit an den <strong>ESIS</strong>-<strong>Schule</strong>n aussieht.<br />

Sie erläutert kurz den Begriff Innovation und nennt innovative Themen im<br />

(Fremd)sprachenunterricht. (Literaturhinweis: Elisabeth Jantscher: Innovationen im Sprachenlernen.<br />

Impulse zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Schulbereich. Graz,<br />

ÖSZ 2004 → in <strong>der</strong> Sitzungsmappe);<br />

Carnevale verweist im Folgenden auf die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>ESIS</strong>-Evaluationsstudie von Bernhard<br />

Kettemann, Michaela Haller und Rudolf De Cillia: Demzufolge definiert sich Innovation<br />

als eine relative Qualität – was in einem Kontext innovativ ist, muss es nicht im an<strong>der</strong>en sein.<br />

Innovation ist eine „geplante und geleitete Verän<strong>der</strong>ung“ und unterscheidet sich dadurch<br />

vom spontanen Ausprobieren von Ideen. Innovation ist ein Prozess: Am Anfang steht <strong>der</strong><br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 1


Wille zur Verän<strong>der</strong>ung. Ausschlaggebend dafür ist meist ein Zustand <strong>der</strong> Unzufriedenheit<br />

bzw. ein Bedarf, <strong>der</strong> besteht → es folgt die Identifizierung <strong>der</strong> Person, die Verän<strong>der</strong>ung in die<br />

Hand nimmt → danach Diagnose des zu verän<strong>der</strong>nden IST-Zustandes → Planungsphase →<br />

Umsetzung → Evaluation <strong>der</strong> Ziele und Resultate → Übernahme <strong>der</strong> Innovation in die Praxis.<br />

Die Umsetzung einer innovativen Maßnahme hängt wesentlich von organisatorischen Parametern<br />

ab. Sehr oft verharrt eine Initiative mangels organisatorisch effizienter Abwicklung in<br />

<strong>der</strong> Planungsphase und führt zu keinem Ergebnis/Erfolg. Wesentlich für den Erfolg eines<br />

Projekts ist ein gutes Schulklima (Kooperation mit Eltern, zwischen den Lehrenden, Unterstützung<br />

durch die Direktion) sowie die Unterstützung durch die Behörden. Folgende Themen<br />

gelten im (Fremd)sprachenunterricht als innovativ:<br />

Wege/Methoden, die den Aufbau einer Mehrsprachenkompetenz unterstützen und zur<br />

Diversifizierung des Sprachenangebots beitragen. Beson<strong>der</strong>s Angebote zu weniger häufig<br />

gelernte Sprachen gelten als innovativ.<br />

Interkulturelles Lernen bzw. die Vermittlung von kulturellen Inhalten parallel zur Vermittlung<br />

von sprachlichen Inhalten.<br />

Einsatz einer Fremdsprache als Arbeitssprache UND bilingualer Unterricht: zukunftsweisend<br />

sind vor allem Modelle, die an<strong>der</strong>e Sprachen als Englisch einbeziehen<br />

o<strong>der</strong> durchgehende Konzepte bilingualen Unterrichts anbieten.<br />

Kontakte mit SprecherInnen <strong>der</strong> Zielsprache: Native Speaker, Kontakte im Rahmen von<br />

Austauschprojekten und Auslandsaufenthalten, Kontakte mittels neuer Technologien<br />

Frühbeginn: <strong>der</strong> frühe Kontakt mit einer zweiten lebenden Fremdsprache nicht erst ab<br />

Sekundarstufe II<br />

Einbeziehung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen und kontinuierliches<br />

Arbeiten mit dem Europäischen Sprachenportfolio<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Lehrenden an einer <strong>Schule</strong> (klassenübergreifend, team teaching)<br />

Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen – Öffnung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> nach außen (Gemeinde,<br />

an<strong>der</strong>e Bildungseinrichtungen am Standort)<br />

Die Teilnehmerinnen werden auf das ÖSZ-Projekt SPIN (SPrachenInnovationsNetzwerk)<br />

hingewiesen, das als Vernetzungs- und Unterstützungsstruktur für <strong>Schule</strong>n gedacht ist, die<br />

innovative Maßnahmen setzen. Alle <strong>ESIS</strong> ausgezeichneten <strong>Schule</strong>n wurden bereits über den<br />

Aufbau von SPIN informiert. Nähere Informationen zu SPIN und wie man eine „SPIN-<strong>Schule</strong>“<br />

wird, sind in einem Handout (→ Sitzungsmappe) nachlesbar. Für weitere Fragen bezüglich<br />

SPIN sind am ÖSZ Mag. Elisabeth Jantscher jantscher@sprachen.ac.at und Dr. Michaela<br />

Haller haller@sprachen.ac.at die Ansprechparterinnen.<br />

3. Vorstellungsrunde<br />

Carnevale bittet die Teilnehmerinnen zu berichten, was sich seit <strong>der</strong> <strong>ESIS</strong>-Auszeichnung<br />

ihrer <strong>Schule</strong> getan hat.<br />

Zweisprachige Volksschule Weiden bei Rechnitz/Bgld: „Offenes buntes kreatives Sprachenlernen“<br />

(<strong>ESIS</strong>-Auszeichnung 2003). In dieser burgenländischen Volksschule wird Kroatisch<br />

nicht nur als Muttersprache, son<strong>der</strong>n auch als Zweitsprache für deutschsprachige<br />

SchülerInnen geför<strong>der</strong>t. Die <strong>Schule</strong> bindet die Gemeinde, örtliche Vereine und vor allem die<br />

Eltern mit ein – so wurden z.B. Kroatischkurse für Eltern und Gemeindebedienstete organisiert.<br />

Alle SchülerInnen besuchen den zweisprachigen Unterricht und sehr viele SchülerIn-<br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 2


nen wechseln nach ihrem Austritt in das zweisprachige Gymnasium in Oberwart o<strong>der</strong> in Kroatischklassen<br />

<strong>der</strong> Hauptschule.<br />

Elfriede Arth und Veronika Rasz berichten über durchwegs positive Entwicklungen: eine Evaluation<br />

zeigte, dass die Eltern äußerst zufrieden seien. An <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> wird sehr viel Projektarbeit<br />

ge<strong>macht</strong> und eine weitere Maßnahme zur Intensivierung des Kroatisch-Unterrichts<br />

gesetzt. Und zwar findet 1x/Wo ein Kroatischtag zusätzlich zu den 3 Std/Wo statt, d.h. dass<br />

im gesamten Unterricht an diesem Tag nur kroatisch gesprochen wird. Dies bedarf zwar einer<br />

genauen Vorbereitung, lohnt sich jedoch, da wirklich die ganze <strong>Schule</strong> mit<strong>macht</strong>. Die<br />

Volksschule Weiden/Rechnitz liegt in einem zweisprachigen Gebiet und hat beson<strong>der</strong>e Gegebenheiten:<br />

es sind keine Kin<strong>der</strong> mit Migrationshintergrund in den Klassen; die <strong>Schule</strong> führt<br />

alle Projekte zweisprachig durch – ein bilingualer Scherpunkt wird in ALLEN Fächern gesetzt;<br />

die Lehrerinnen sind selbst zweisprachig. Die Initiativen an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> werden maßgeblich<br />

von <strong>der</strong> zuständigen Behörde (Landesschulinspektorin Edith Mühlgaszner) unterstützt<br />

– die Idee eines Kroatischtags stammt z.B. von ihr – wurde auch als Schulversuch<br />

„Rotation und Immersion“ beim Bildungsministerium eingereicht.<br />

Volksschule Neuhofen/Krems: Wir sind multikulturell (<strong>ESIS</strong>-Auszeichnung 2005)<br />

Im Gegensatz zur Situation an <strong>der</strong> VS Weiden/Rechnitz besuchen auch Kin<strong>der</strong> mit Migrationshintergrund<br />

diese <strong>Schule</strong>. Die Initiative wird im Wesentlichen von Danijela Matijević getragen<br />

und verfolgt das Ziel, den Kin<strong>der</strong>n mit nicht deutscher Muttersprache die sprachliche<br />

und kulturelle Vielfalt ihrer Umgebung zu vermitteln. Auch hier werden die Eltern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

mit nicht deutscher Muttersprache in den Lernprozess miteinbezogen und unterstützen z.B.<br />

die Kin<strong>der</strong> beim Übersetzen ausgewählter deutschsprachiger Texte und Spielanleitungen in<br />

die jeweilige Muttersprache. Für Eltern mit nicht deutscher Muttersprache wurden Deutschkurse<br />

angeboten.<br />

Frau Matijević führt diese Maßnahmen auch in einer zweiten Volksschule (St. Martin/Traun,<br />

OÖ) durch und arbeitet weiter an <strong>der</strong> Erstellung mehrsprachiger Unterrichtsmaterialien. Bei<br />

<strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> Geschichte „Der Löwe und die Maus“ unterstützten sie z.B. KollegInnen<br />

die in Österreich verschiedene Sprachen unterrichten – auch KollegInnen aus Schweden,<br />

USA und Slowenien. Folgende Sprachen stehen beim Projekt im Mittelpunkt: Albanisch,<br />

Arabisch, Aramäisch, B/K/S, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Kurdisch, Persisch,<br />

Rumänisch, Russisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch,<br />

Ungarisch und Vietnamesisch. Frau Matijević weist auf die schwierige Situation als<br />

Native Speaker Lehrerin nicht österreichischer Herkunft hin. Sie ist in ihrer Heimat geprüfte<br />

Hauptschullehrerin, absolvierte die österreichische Ausbildung an <strong>der</strong> PÄDAK, erhielt inzwischen<br />

auch die österreichische Staatsbürgerschaft und wird trotzdem seit 14 Jahren nur mit<br />

befristeten Son<strong>der</strong>verträgen angestellt. Es ist zu hoffen, dass sich die Situation <strong>der</strong> Native<br />

Speaker Lehrenden in Österreich verbessert.<br />

GRG Wien 23 (Vienna Bilingual Schooling): Wir sprechen zehn Sprachen<br />

(<strong>ESIS</strong> Auszeichnung 2003)<br />

Auch in diesem Klassenprojekt beschäftigten sich SchülerInnen eingehen<strong>der</strong> mit den Sprachen<br />

ihrer MitschülerInnen nichtdeutschsprachiger Herkunft, um die Mehrsprachigkeit an <strong>der</strong><br />

<strong>Schule</strong> sichtbar zu machen. Aktivitäten dazu: Aufstellen von Schil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> gesprochenen<br />

Sprachen im Schulhaus, Selbstreflexion über die Beziehung zur jeweils eigenen Sprache,<br />

z.B. wann die SchülerInnen wie oft ihre Muttersprache in welcher Form verwenden; Minisprachkurse<br />

für Mandarin, Afrikaans, Polnisch, Slowakisch, Tagalog und Türkisch.<br />

Kollegin Reif-Breitwieser erzählt, dass das GRG Wien 23 eine bilinguale <strong>Schule</strong> (Englisch)<br />

sei, die von mehrsprachigen Kin<strong>der</strong>n besucht wird. Auch ihre Initiative stieß auf positives<br />

Echo <strong>der</strong> Eltern und SchülerInnen. So kamen neue Ideen hinzu: 2005 wurde ein Materialien-<br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 3


koffer erstellt, mit dem SchülerInnen und LehrerInnen nicht nur die Projektarbeit dokumentieren,<br />

son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e Lehrende anregen wollen, ähnliche Aktivitäten zu setzen. Entworfen<br />

wurden dazu u.a. Sprachquizze, Arbeiten mit Lyrik (Szenisches Darstellen, Rhythmisches<br />

Umsetzen, kreatives Schreiben), Dialoge in bis zu fünf Sprachen und Vokabelarbeiten.<br />

Das erstellte Material wird vom Bildungsministerium (Abteilung für muttersprachlichen Unterricht,<br />

Mag. Elfie Fleck, elfie.fleck@bmbwk.gv.at) publiziert werden.<br />

Frau Reif-Breitwieser beteiligt sich mit ihrer <strong>Schule</strong> – wie viele <strong>der</strong> anwesenden Kolleginnen<br />

auch – am Europäischen Tag <strong>der</strong> Sprachen. In diesem Jahr wird anlässlich dieses Aktionstages<br />

ein Sprachenfest für die Unterstufe veranstaltet werden. Reif-Breitwieser betont die<br />

Wichtigkeit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung und Sichtbarmachung von Mehrsprachigkeit. Der Umgang mit und<br />

die Vermittlung von Mehrsprachigkeit sollten auch in <strong>der</strong> Lehreraus- und -fortbildung verankert<br />

sein. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf den Akademielehrgang „Europakompetenzen<br />

an <strong>der</strong> AHS in Wien“ (nähere Info unter www.pi-wien.at/studien/index.html).<br />

Volksschule Lieboch: Bil<strong>der</strong> - Words – Suoni (<strong>ESIS</strong> Auszeichnung 2002)<br />

In diesem 3-jährigen COMENIUS-Projekt erfolgte <strong>der</strong> Zugang zu den Sprachen Deutsch und<br />

Englisch über den Kontakt mit Partnerschulen, wobei Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

eine tragende Rolle spielten. Die neuen Technologien dienten hier nicht bloß<br />

<strong>der</strong> Informationsbeschaffung, son<strong>der</strong>n ermöglichten vielfältige Kommunikationsformen visuell-auditiver<br />

Natur durch authentische Hör-, Bild- und Wortbeispiele. Z.B. wurden zu verschiedenen<br />

Themen Wörterbücher (inkl. Sound) in PowerPoint erstellt und von den Partnerkin<strong>der</strong>n<br />

mit englischem Sound ergänzt. Frau Brigitte Klingenberg erzählt über ihre positiven<br />

Erfahrungen mit diesem Projekt, das in den 2.-4. Klassen durchgeführt wurde. Anfängliche<br />

Skepsis, in <strong>der</strong> Volksschule mit PC zu arbeiten, erwies sich als unbegründet. Man erarbeitete<br />

ein multimediales Bil<strong>der</strong>buch und führte „Videokonferenzen“ durch. Für die Kin<strong>der</strong> war es<br />

eine tolle Erfahrung, über Internet eigene muttersprachliche Materialien zu erstellen und mit<br />

an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n in England zu kommunizieren. Da <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> VS Lieboch lei<strong>der</strong> verstarb,<br />

wurde auch das Projekt nicht mehr fortgesetzt. Zudem ist die eigens dafür notwendige<br />

Technik nicht mehr verfügbar. Derzeit läuft eine Kooperation mit einer slowenischen <strong>Schule</strong>.<br />

Eine erste PowerPoint Präsentation haben die Kin<strong>der</strong> bereits für die <strong>Schule</strong> in Maribor erstellt.<br />

Ansonsten läuft dieses Projekt über reale Treffen entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Steiermark o<strong>der</strong> in<br />

Maribor. Dabei müssen die Kin<strong>der</strong> immer in gemischten Gruppen (österreichische und slowenische<br />

Kin<strong>der</strong>) verschiedene Aufgaben gemeinsam lösen. Frau Klingenberg wird sich beruflich<br />

verän<strong>der</strong>n und nach Budapest an die Österreichisch-Ungarische Europaschule, Istenhegyi<br />

út. 32, 1126 Budapest, Web: www.europaschule.hu gehen.<br />

Europa-Volksschule Wien 20: Multilinguales Sprachenlernen an <strong>der</strong> Europa-Volksschule<br />

Wien 20 mit bilingualen Schwerpunkten in Italienisch und Türkisch (<strong>ESIS</strong> Auszeichnung<br />

2005)<br />

Ausgezeichnet wurde diese <strong>Schule</strong> für ihr Gesamtkonzept sprachlicher Bildung, wobei die<br />

Initiativen „Scuola Elementare Italiana Bilingue (SIB)" – bilingualer Unterricht Deutsch-<br />

Italienisch, und „Türkçe ĺkidilli Proje (TIP)“ – bilingualer Unterricht Deutsch-Türkisch, den<br />

Kernbereich bilden. Neben Italienisch und Türkisch werden täglich 10- bis 20-minütige integrative<br />

Unterrichtssequenzen in Englisch und/o<strong>der</strong> Französisch ab <strong>der</strong> ersten Schulstufe<br />

angeboten. Muttersprachenunterricht wird in B/K/S und Albanisch angeboten. Deutschunterricht<br />

für Kin<strong>der</strong> mit nicht deutscher Muttersprache vor dem Volkschuleintritt sowie für nicht<br />

deutschsprachige Mütter zählen ebenso zum Sprachenangebot <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

Michaela Esterl berichtet über die Italienischaktivitäten, die auch über das Programm Comenius<br />

geför<strong>der</strong>t werden, z.B. eine Projektwoche <strong>der</strong> 4. Klasse in Sizilien. Unbegründet seien<br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 4


die Ängste, Kin<strong>der</strong> in diesem Alter allein (ohne Eltern) ins Ausland fahren zu lassen – die<br />

Erfahrungen waren sehr positiv und die Kin<strong>der</strong> begeistert. Esterl nennt einige Problemfel<strong>der</strong><br />

aus ihrer Erfahrung: Schülerreisen müssen von den Eltern selbst finanziert werden. Native<br />

Speaker Lehrende werden über den SSR für Wien angestellt aber vergleichsmäßig gering<br />

entlohnt, obwohl sie dieselbe Arbeit leisten wie ihre österreichischen KollegInnen. Den Kin<strong>der</strong>n,<br />

die Italienisch als bilingualen Zweig wählten, wird Italienisch in einer weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong> lei<strong>der</strong> nur als Freifach angeboten.<br />

Gabriele Lener berichtet über den bilingualen Schwerpunkt Türkisch/Deutsch an <strong>der</strong> Europa<br />

Volksschule Wien 20 und die Tatsache, dass dieser Schwerpunkt von den Eltern türkischer<br />

Kin<strong>der</strong> selbst nur sehr schlecht angenommen wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits<br />

liegt es am geringen Prestige <strong>der</strong> Migrationssprache Türkisch und am vor<strong>der</strong>gründigen<br />

Interesse <strong>der</strong> Eltern, ihre Kin<strong>der</strong> in erster Linie deutsch lernen zu lassen. Zum an<strong>der</strong>en seien<br />

keine Tendenzen von bildungspolitischer Seite erkennbar, den Türkisch-Unterricht zu för<strong>der</strong>n:<br />

so gibt es z.B. noch immer kein Lehramtstudium Türkisch, obwohl Universitäten dies<br />

unterstützen würden. Schritte seien daher notwendig um Türkisch aufzuwerten. Es wird auch<br />

<strong>der</strong> dringende Wunsch geäußert, in <strong>der</strong> Lehrerfortbildung zu informieren, welchen Stellenwert<br />

die <strong>Schule</strong> in <strong>der</strong> Türkei hat, um das Verhalten türkischer Eltern besser zu verstehen.<br />

Berufsschule Steyr 2: Englisch als Arbeitssprache (<strong>ESIS</strong> Auszeichnung 2004)<br />

An dieser <strong>Schule</strong> werden im Rahmen <strong>der</strong> kaufmännischen Ausbildung die Fachgegenstände<br />

Textverarbeitung, Wirtschaftskunde mit Schriftverkehr und das Fachpraktikum in englischer<br />

Sprache angeboten. Obgleich <strong>der</strong> Einsatz von Englisch als Arbeitssprache in zahlreichen<br />

<strong>Schule</strong>n Österreichs mittlerweile zum fixen Bestandteil <strong>der</strong> Curricula avanciert ist, wird das<br />

im speziellen Kontext unüblich hohe Stundenausmaß an Englischunterricht und die Einbettung<br />

in Fachgegenstände als innovativ bewertet. Die Schüler haben mit entsprechendem<br />

Zeugniszusatz einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt. Gertrude Hladik verweist auf die<br />

Tatsache, dass BerufsschülerInnen nur einen Tag in <strong>der</strong> Woche Unterricht haben und in dieser<br />

kurzen Zeit <strong>der</strong> gesamte Unterricht untergebracht werden muss. Auch seien die SchülerInnen<br />

sehr heterogen was ihre bisherige Ausbildung betrifft: so finden sich in einer Klasse<br />

z.B. AHS-MaturantInnen ebenso wie SchulabbrecherInnen o<strong>der</strong> AbsolventInnen einer polytechnischen<br />

<strong>Schule</strong>. Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, dass es an <strong>der</strong> Berufsschule<br />

keine/n geprüfte/n Sprachlehrer/in für Englisch gibt, son<strong>der</strong>n FachlehrerInnen EAA unterrichten.<br />

Die <strong>Schule</strong> kämpft mit sinkenden SchülerInnenzahlen und um finanzielle Mittel. So muss<br />

z.B. <strong>der</strong> Einsatz eines Native Speakers von <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> selbst bezahlt werden. Durch Zuschüsse<br />

(Begabtenför<strong>der</strong>ung, Mittel des Landes) kann <strong>der</strong> Schwerpunkt EAA weiter geführt<br />

werden.<br />

Theodor-Körner-Volksschule 10 Klagenfurt: Due lingue per parlare, leggere e scrivere<br />

(<strong>ESIS</strong> Auszeichnung 2005)<br />

Schwerpunkt dieses Schulversuchs bildet ein in den Sachfächern integrierter Italienischunterricht<br />

im Ausmaß von 11 Wochenstunden ab <strong>der</strong> 1. Klasse, <strong>der</strong> von einer österreichischen<br />

Lehrperson mit Zusatzausbildung in Italienisch gemeinsam mit einer italienischen Muttersprachlerin<br />

durchgeführt wird. Mit einer Partnerschule in Udine kommt es zu gemeinsamen<br />

Aktivitäten und zu einem intensiven interkulturellen Austausch. Ein reger Erfahrungsaustausch<br />

findet mit <strong>der</strong> Volksschule Villach Lind, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> bilinguale Schulversuch 2001/2002<br />

eingeführt wurde, statt.<br />

Liselotte Metelko und Chiara Percuzzi berichten über das ständig wachsende Interesse – vor<br />

allem nach <strong>der</strong> <strong>ESIS</strong>-Auszeichnung – an diesem bilingualen Angebot. Ein Zusatzlehrplan<br />

wurde nun nach fünf Jahren Laufzeit erstellt und bereits an das Bildungsministerium übermit-<br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 5


telt, lei<strong>der</strong> bisher ohne Rückmeldung. Sollte dieser Schulversuch ins Regelschulwesen übernommen<br />

werden, wäre ein wichtiges Ziel erreicht. Von Seiten <strong>der</strong> Schulbehörde müsste<br />

mehr Unterstützung kommen: so bedauert Frau Metelko, dass eine Sprachenklasse erst ab<br />

20 SchülerInnen eröffnet werden könne. Alle Projektmaßnahmen seien auf eigene Kosten<br />

durchführt worden. Bezüglich Evaluationsmaßnahmen for<strong>der</strong>t man mehr Unterstützung von<br />

Seiten <strong>der</strong> Schulaufsicht, die für die jährliche Evaluation zuständig sei. Der Erfolg dieses Unterrichts<br />

zeigt sich bei den Kin<strong>der</strong>n, die am Ende <strong>der</strong> 2. Klasse in einem Gespräch ad hoc auf<br />

italienisch antworten. Künftig bemüht man sich auch um eine bereichsübergreifende Vernetzung<br />

mit dem vorschulischen Bereich – Kontakte wurden bereits hergestellt.<br />

Frau Metelko spricht noch künftige Desi<strong>der</strong>ate an: die Verknüpfung des bilingualen Unterrichts<br />

mit dem Konzept <strong>der</strong> Reformpädagogik, <strong>der</strong>en Berücksichtigung eine Erleichterung<br />

beim Sprachenlernen bringen würde. Die Situation <strong>der</strong> Native Speaker-Lehrkräfte wurde<br />

noch einmal angesprochen und dabei <strong>der</strong> Wunsch geäußert, dass bundesweit ein einheitlicher<br />

Status gelten sollte. Frau Reif-Breitwieser erzählt in diesem Zusammenhang über die<br />

Lösung, die an ihrer <strong>Schule</strong> getroffen wurde: es wurde mit den Eltern ein Verein gegründet,<br />

in den die Eltern jährlich einen Beitrag einzahlen. Mit diesen Mitteln werden Native Speaker<br />

Lehrende finanziell bezuschusst.<br />

4. Ergebnisse + Ausblick<br />

Die Teilnehmerinnen äußern einstimmig den Wunsch, öfters die Gelegenheit zu erhalten,<br />

sich auszutauschen. Carnevale zieht die Möglichkeit in Betracht, im nächsten Jahr erneut ein<br />

Treffen zu organisieren und betont, dass das ÖSZ sich bemühen werde, weitere Maßnahmen<br />

zur Vernetzung zu setzen. Bei einem nächsten Treffen könnte auch ein thematischer<br />

Fokus (z.B. Mehrsprachigkeitskonzepte o<strong>der</strong> bilinguale Lernformen) gesetzt werden.<br />

Als wichtigste For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Anwesenden lassen sich folgende Punkte zusammenfassen:<br />

Lehrerbildung<br />

Konzepte des bilingualen Unterrichts und metasprachliche Kompetenzen sollen bereits<br />

in <strong>der</strong> LehrerInnenausbildung vermittelt werden.<br />

Interkulturelles Lernen und Mehrsprachigkeitskonzepte sollten ebenfalls in <strong>der</strong> Lehrerausbildung<br />

verankert werden – vor allem für den AHS-Bereich fehlen hier noch Angebote.<br />

Für den Grundschulbereich wird eine Verknüpfung des bilingualen Unterrichts mit dem<br />

Konzept <strong>der</strong> Reformpädagogik empfohlen.<br />

Organisation und Legistik<br />

SchülerInnen sollten die Möglichkeit haben, die jeweilige Sprache auch in einer weiterführenden<br />

<strong>Schule</strong> angeboten zu bekommen → bessere schulübergreifende Vernetzung<br />

und aufeinan<strong>der</strong> abgestimmtes Sprachenangebot.<br />

Sprachenklassen sollten auch mit weniger als 20 SchülerInnen eröffnet werden können.<br />

Die Situation <strong>der</strong> Native Speaker-Lehrkräfte ist zu verbessern – ein einheitlicher Status<br />

sollte bundesweit gelten.<br />

Carnevale Ergebnisse <strong>ESIS</strong>-<strong>Vernetzungstreffen</strong> Seite 6

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