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Was kann eine Parallelwährung leisten? - Opaion

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<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>eine</strong> Parallelwährung <strong>leisten</strong>?<br />

Grundsätzlich stellen regionale Währungen bzw. Netzwerke aus regionalen (oder sektoralen)<br />

Währungen <strong>eine</strong>n wirkungsvollen Gegenpol gegen die Ideologie und Praxis der nationalen<br />

und internationalen Währungssysteme dar. Sie sind <strong>eine</strong> wirksame Gegenkraft gegen die<br />

negativen Auswirkungen der Globalisierung – nicht der Globalisierung als solcher, die an sich<br />

nichts anderes als <strong>eine</strong> Verdichtung aller Beziehungen auf globaler Ebene meint. Und ob<br />

diese gut oder schlecht für uns und den <strong>eine</strong>n Planeten, den wir uns teilen, ist, hängt ganz<br />

davon ab, von welchem Geist unser Denken und Handeln dabei erfüllt ist.<br />

Menschen, die <strong>eine</strong> regionale Währung verwenden, tun dies, weil sie sich ganz bewusst zur<br />

Kooperation untereinander bekennen und dazu entschlossen haben. Die Konkurrenz,<br />

verstanden als spielerischer Wettstreit, bleibt dabei durchaus erhalten und wird aufgrund der<br />

verbesserten Chancengleichheit für alle sogar noch gefördert. Zugleich wird das – was auch<br />

heute noch den Charme des regionalen Wirtschaftens ausmacht, nämlich das Gefühl – trotz<br />

aller Konkurrenz – voneinander abhängig zu sein, ebenfalls gefördert und <strong>kann</strong> sich zum<br />

Bewusstsein, für einander da zu sein, erweitern.<br />

Die Gespaltenheit unserer Gesellschaft, hervorgerufen von der Vorstellung, dass für die<br />

Wirtschaft angeblich der genau entgegen gesetzte Wert - der eigene Vorteil - gelten würde als<br />

für unsere privaten Beziehungen - das Vertrauen - wird dadurch auf regionaler Ebene<br />

aufgehoben.<br />

Regionale Währungen können dadurch <strong>eine</strong>n substantiellen Beitrag zu <strong>eine</strong>r Transformation<br />

des gesamten Wirtschafts- und Finanzsystems hin zu <strong>eine</strong>r Gemeinwohl-Ökonomie, wie diese<br />

zuletzt Christian Felber in s<strong>eine</strong>m gleichnamigen Entwurf umrissen hat, beitragen, weil sie<br />

erlauben und fördern auf regionaler Ebene genau das Gegenteil von dem zu praktizieren, was<br />

unsere nationalen, europäischen und globalen Probleme verursacht:<br />

- Kooperation statt Konkurrenz<br />

- private und unternehmerische Initiative statt Berieselung und Abhängigkeit<br />

- ein freier Markt, zu dem jeder das s<strong>eine</strong> beitragen <strong>kann</strong>, auch Private, auch, z.B., in<br />

Form von eigenen Läden, in denen das regionale Angebot auf die regionale Nachfrage<br />

trifft


- regionales Handwerk statt industrieller Massenfertigung und Ausbeutung der<br />

Arbeitskraft in anderen Ländern<br />

- <strong>eine</strong> regionale Landwirtschaft, die frische biologische Lebensmittel ohne lange<br />

Transportwege zur Verfügung stellt<br />

- regionale Energieversorgung statt Abhängigkeit von Konzernen<br />

- ein tragfähiges soziales Netz, für alle die sich (noch) nicht (mehr) mit ihren<br />

Leistungen in die Gemeinschaft einbringen können in Anerkennung ihrer Würde und<br />

ihrer Beiträge in der Vergangenheit oder Zukunft<br />

Der einzigartige Vorteil von regionalem leistungsgedecktem Geld ist, dass diejenigen, die sich<br />

damit untereinander austauschen, genau dadurch dessen Schöpfung selbst in die Hand<br />

nehmen. Selbst geschöpftes Geld ist von vornherein zinsfrei. Denn wer sich sein eigenes Geld<br />

macht, braucht es sich nicht zu leihen. Zusätzlich verdoppelt regionales Geld, das gegen Euro<br />

gekauft werden <strong>kann</strong>, wenn es nicht zurückgetauscht wird, die Kaufkraft in der Region und<br />

<strong>kann</strong>, so wie Rücktauschgebühren, für gemeinschaftliche Projekte verwendet werden.<br />

Das Mangelbewusstsein, in dem das Zinsdenken viele Menschen gefangen hält, <strong>kann</strong> sich<br />

dadurch auflösen. Selbst geschöpftes Geld ist weder knapp noch teuer – aber es erfordert, sich<br />

des eigenen Vermögens, des eigenen Bezogenseins auf andere bewusst zu sein und damit<br />

verantwortlich umgehen zu können.<br />

Darüber hinaus <strong>kann</strong> regionales Geld <strong>eine</strong>n wertvollen Beitrag zur Entwicklung der<br />

Demokratie <strong>leisten</strong>. Nicht nur auf regionaler Ebene, auf der sich für die Verwendung der<br />

durch das Regionalgeld geschöpften zusätzlichen Ressourcen <strong>eine</strong> demokratische<br />

Entscheidungsfindung von selbst anbietet, sondern weit über diese hinaus, da das veränderte<br />

Bewusstsein im regionalen Umgang miteinander nicht nur anderen ein Beispiel zu geben<br />

imstande ist, sondern auch die Menschen der Region die politischen und wirtschaftlichen<br />

Ereignisse auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene mit anderen Augen sehen<br />

und dementsprechend im Rahmen ihrer Möglichkeiten reagieren lässt.<br />

So rückt die Vorstellung in greifbare Nähe, dass aus dem Zusammenspiel von regionalen<br />

Initiativen mit den Bestrebungen <strong>eine</strong>r Demokratisierung des Bankwesens<br />

(http://www.demokratische-bank.at) es zu <strong>eine</strong>r demokratischen Erneuerung unseres<br />

gesamten Wirtschafts- und Finanzsystems kommt.<br />

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Das größte Potential von eigenem Geld jedoch, aus der heraus erst alles andere in<br />

Erscheinung treten <strong>kann</strong>, ist die Angstfreiheit – sowohl im wirtschaftlichen Miteinander (statt<br />

Gegeneinander) als auch in Bezug auf die eigene wirtschaftliche und soziale Existenz -<br />

insbesondere in Verbindung mit <strong>eine</strong>m bedingungslosen Grundeinkommen.<br />

Literatur<br />

FELBER, Christian: Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft (Wien<br />

2010).<br />

PLETTENBACHER, Tobias: Neues Geld Neue Welt. Die drohende Wirtschaftskrise –<br />

Ursachen und Auswege (5. Aufl., Wien 2009).<br />

Download: http://www.timesozial.org/fileadmin/Download/Neues_Geld_-_Neue_Welt_V2.3.pdf<br />

Richard Michael Pummer (Dezember 2010)<br />

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