Podologie Hautveränderungen erkennen und beurteilen (Vorschau)
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5Mai 2014 · 65. Jahrgang<br />
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Journal für die professionelle medizinische Fußpflege<br />
<strong>Hautveränderungen</strong> <strong>erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>beurteilen</strong><br />
Viele Aspekte ergeben ein Gesamtbild/Teil II Seite 10<br />
Risiken – von Eiweißfehler bis Seifenfehler<br />
Im Umgang mit Desinfektionsmitteln/Teil I Seite 19<br />
Richtig delegieren ist (k)eine Kunst<br />
Geben Sie Arbeit ab – zu Ihrer eigenen Entlastung! Seite 33
PERSÖNLICH.<br />
PROFESSIONELL.<br />
MOBIL.<br />
Die mobile Fußpfl ege ganz neu<br />
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<strong>und</strong> Abläufe intelligent organisieren.<br />
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Es ist wieder so weit:<br />
Bewerben Sie sich für den<br />
<strong>Podologie</strong> Award 2014!<br />
Der Termin der FUSS in Kassel rückt<br />
langsam näher. „Das hat doch noch<br />
Zeit, die Veranstaltung ist doch erst<br />
im Oktober“ – dies mögen Sie vielleicht<br />
jetzt denken. Doch damit liegen Sie nicht<br />
ganz richtig. Denn in diesem Jahr wird<br />
zum zweiten Mal der <strong>Podologie</strong> Award<br />
der Zeitschrift PODOLOGIE auf der FUSS<br />
in Kassel vergeben. Das heißt: Ab jetzt<br />
können Sie sich wieder um den Preis<br />
beim Verlag Neuer Merkur, München,<br />
bewerben! Nutzen Sie die Chance auf<br />
diese Auszeichnung, <strong>und</strong> reichen Sie die<br />
dafür erforderlichen Unterlagen bis Freitag,<br />
den 29.08.2014, ein. (Alle weiteren<br />
Informationen zur Ausschreibung finden<br />
Sie auf S. 8.)<br />
Mit einem Scheck über 2.000 Euro <strong>und</strong><br />
mit den Gutscheinen der beteiligten Firmen<br />
liegt der Podolgie Award bei einem<br />
Gesamtwert von 2.750 Euro. Damit ist<br />
dieser Preis – verglichen mit anderen<br />
Auszeichnungen – außergewöhnlich<br />
hoch dotiert. Ohne die Unterstützung<br />
von Firmen aus der Branche wäre dies<br />
nicht möglich. Und deshalb freuen wir<br />
uns sehr, dass – wie bereits im vergangenen<br />
Jahr – der Spangenhersteller 3TO<br />
GmbH sowie die Gharieni Group, Hersteller<br />
podologischer Behandlungsstühle<br />
<strong>und</strong> Kabineneinrichtungen, wieder<br />
„mit an Bord“ sind. Als dritten Sponsor<br />
konnten wir die Firma Busch gewinnen,<br />
die mit ihren rotierenden Qualitätsinstrumenten<br />
Ihnen als Fußpflegeprofis<br />
wohlbekannt ist.<br />
Mit der Unterstützung des <strong>Podologie</strong><br />
Award zeigen die Sponsoren, wie sehr<br />
sie berufliches Engagement im Bereich<br />
der <strong>Podologie</strong> zu<br />
schätzen wissen<br />
<strong>und</strong> dass sie den<br />
persönlichen Einsatz<br />
in der Fort<strong>und</strong><br />
Weiterbildung<br />
auch finanziell<br />
fördern wollen.<br />
Denn, das wissen<br />
wir alle, wer<br />
entsprechende<br />
Seminare, Workshops<br />
<strong>und</strong> Kurse<br />
besucht, investiert<br />
nicht nur Zeit<br />
<strong>und</strong> Energie, sondern<br />
auch „bare Münze“. Deshalb an<br />
dieser Stelle ein ganz herzliches „Dankeschön“<br />
an die Firmen Busch, 3TO <strong>und</strong><br />
Gharieni sowie den Zentralverband der<br />
Podologen <strong>und</strong> Fußpfleger Deutschlands<br />
e.V. (ZFD). Besonderer Dank gilt außerdem<br />
dem ZFD dafür, dass er die Verleihung<br />
des Preises auf der FUSS in Kassel<br />
ermöglicht.<br />
Barbara von Wirth M. A.,<br />
Redakteurin <strong>und</strong> Fachautorin<br />
Nicht zuletzt möchten wir uns an dieser<br />
Stelle auch bei Ihnen, als unseren Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Lesern bedanken. Denn nur<br />
durch Ihr reges Interesse, Ihre Anregungen<br />
ebenso wie durch Ihre Kritik ist<br />
es uns als Redaktion möglich, mit der<br />
PODOLOGIE eine Zeitschrift zu machen,<br />
die Sie fachlich <strong>und</strong> praktisch in Ihrer<br />
Arbeit unterstützt. Die Ihnen Nutzen bietet<br />
<strong>und</strong> Wissen vermittelt, das über das<br />
fachliche Gebiet der reinen <strong>Podologie</strong><br />
hinausgeht. Denn „Alles hängt mit allem<br />
zusammen“. Diese Erkenntnis gilt<br />
ganz besonders für den menschlichen<br />
Körper <strong>und</strong> dessen Ges<strong>und</strong>heit. Sie als<br />
Podologen sind in Ihrer täglichen Arbeit<br />
genau damit konfrontiert, beispielsweise<br />
dann, wenn ein Diabetes mellitus sich<br />
auf die Empfindungsfähigkeit der Füße<br />
auswirkt oder eine periphere arterielle<br />
Verschlusskrankheit die Fußges<strong>und</strong>heit<br />
gefährdet.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen wie<br />
immer eine informative Lektüre!<br />
Ihre<br />
Editorial<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 3
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jeweils 4 Wochen vor Veranstaltung.<br />
Gebühr: jeweils 119,– Euro zzgl. MwSt., inkl. Seminarunterlagen, -getränke <strong>und</strong> Mittagessen.<br />
Bei Buchung von zwei Seminaren 5% Rabatt, bei Buchung von 3 Seminaren 10% Rabatt.<br />
Dauer: jeweils ganztägig 9 bis 17 Uhr, je 8 UE mit umfangreichem Seminarskript<br />
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Anmeldung online unter www.vnm-akademie.de oder per Fax +49 89/31 89 05-53<br />
Anmeldung/Rücktritt: Gleich nach dem Erhalt Ihrer<br />
An mel dung senden wir Ih nen eine Eingangsbestätigung<br />
mit allen nötigen Informationen. Zur Begleichung der<br />
Seminargebühr erhalten Sie zum Anmeldeschlusstermin<br />
eine Rechnung, die gleich zeitig als An melde be stätigung<br />
Anmeldung<br />
Hiermit melde ich mich<br />
verbindlich zu folgender<br />
Veranstaltung 2014 an:<br />
Seminar Nr.<br />
Seminar Nr.<br />
Seminar Nr.<br />
Seminar Nr.<br />
Ja, ich bin einverstanden,<br />
dass Sie mich ggf. per E-Mail/<br />
Telefon über weitere Verlagsangebote<br />
informieren.<br />
Ich bin <strong>Podologie</strong>-Abonnent/-in. K<strong>und</strong>ennummer <strong>und</strong> Gutscheine unbedingt bei Anmeldung angeben.<br />
Nachträgliche Gewährung von Rabatten ist ausgeschlossen.<br />
Ich bin rhw-Abonnent/-in.<br />
K<strong>und</strong>ennr.<br />
Name/Vorname<br />
Telefon/Fax<br />
Straße/Nr.<br />
Datum/Unterschrift<br />
dient. Wenn Sie nach dem Anmeldeschluss Ihre Teilnahme<br />
stor nieren, müssen wir die gesamte Gebühr<br />
in Rechnung stellen. Stor nie ren Sie Ihre Teil nahme vor<br />
dem Anmelde schluss, müs sen wir 25,– Euro Bearbeitungsgebühr<br />
erheben.<br />
Ich bin Mitglied im Berufsverband Hauswirtschaft.<br />
PLZ/Ort<br />
E-Mail<br />
Zur Koordination von Fahrgemeinschaften bin ich mit der Weitergabe meiner<br />
Kontaktdaten ausschließlich an die anderen Kursteilnehmer einverstanden.<br />
Mit meiner Unterschrift erkenne ich die oben genannten Bedingungen zu Anmeldung <strong>und</strong> Rücktritt an.<br />
Ihr Vorteil: Sie können in beiden Fällen eine Er satzper<br />
son als Vertretung schicken.<br />
Alle Preise verstehen sich zzgl. MwSt.<br />
Podo<br />
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Absage: Der Veranstalter<br />
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behält sich das Recht vor,<br />
die Se mi nare aus wichtigem<br />
Gr<strong>und</strong> ab zusagen.<br />
Änderungen <strong>und</strong> Irrtümer<br />
vor behalten.<br />
Ansprechpartner:<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon:<br />
(0 89) 31 89 05-15,<br />
Fax:<br />
(0 89) 31 89 05-53<br />
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ggf. kopieren <strong>und</strong><br />
einsenden an:<br />
vnm-Akademie,<br />
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81206 München
Inhalt<br />
Editorial<br />
Es ist wieder so weit:<br />
Bewerben Sie sich für den<br />
<strong>Podologie</strong> Award 2014! 3<br />
Aktuelles<br />
Podo<br />
logie Award 2014<br />
Termine 8<br />
Teilnahmebedingungen 8<br />
BEAUTY DÜSSELDORF 2014:<br />
Mit solider Bilanz 8<br />
Kostenfreier Ges<strong>und</strong>heitsratgeber:<br />
„Basisch gut zu Fuß“ 9<br />
Teilzeitausbildung zum Podologen:<br />
Berufsfachschulen des DEB stehen<br />
in den Startlöchern 9<br />
Im Fokus<br />
Viele Aspekte ergeben ein Gesamtbild/Teil II:<br />
<strong>Hautveränderungen</strong> <strong>erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>beurteilen</strong> 10<br />
Heilkräftiger Sanddorn:<br />
Ein Allro<strong>und</strong>er in der Hautpflege 14<br />
Für die Praxis<br />
Interview:<br />
Bei der mobilen Fußpflege:<br />
Durchdachter geht´s besser! 17<br />
Im Umgang mit Desinfektionsmitteln/Teil I:<br />
Risiken – von Eiweißfehler bis Seifenfehler 19<br />
Was kann die Wirkung von Desinfektionsmitteln beeinträchtigen?<br />
Erfahren Sie alles Wichtige dazu in dem Beitrag ab S. 19.<br />
Dieser Ausgabe liegt eine Buchbeilage des Verlages<br />
Neuer Merkur, München, bei. Wir bitten um<br />
fre<strong>und</strong>liche Beachtung.<br />
6<br />
Journal<br />
Für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
mentale Fitness:<br />
Trinken – mit dem<br />
Alter immer wichtiger! 24<br />
Interview:<br />
Basenanwendungen<br />
für die (Haut-)Ges<strong>und</strong>heit 28<br />
Recht & Geld<br />
Das rechtliche Gerüst für Ihre Praxis/Teil II:<br />
Das Haftungsrisiko in Grenzen halten! 30<br />
Ausbildung & Job<br />
Geben Sie Arbeit ab – zu Ihrer<br />
eigenen Entlastung!<br />
Richtig delegieren ist (k)eine Kunst 33<br />
Erfolgreich(er) verkaufen/Teil II:<br />
So steuern Sie das Verkaufsgespräch! 38<br />
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Impressum 42<br />
Titelbild: © travnikovstudio - Fotolia.com<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 5
Podo<br />
logie Award 2014<br />
Die Sponsoren:<br />
„Als Herausgeber der Fachzeitschrift<br />
PODOLOGIE liegt uns Weiterbildung<br />
ganz besonders am<br />
Herzen. So ist es für uns naheliegend,<br />
mit dem PODOLOGIE<br />
Award demjenigen einen Preis zu<br />
verleihen, der sich hier besonders<br />
hervorhebt. Wer weiß, wie wichtig<br />
f<strong>und</strong>iertes, aktuelles Wissen ist,<br />
das über die schon breit aufgestellte<br />
Ausbildung zur Podologin/zum Podologen hinausgeht,<br />
<strong>und</strong> wer Zeit, Mühe <strong>und</strong> letztlich auch Geld in die kontinuierliche<br />
Vertiefung <strong>und</strong> Erweiterung seines fachlichen Wissens<br />
steckt, der soll dafür auch belohnt werden!“<br />
Dr. Angelika Schaller, Geschäftsführerin <strong>und</strong><br />
Redaktionsdirektorin, Verlag Neuer Merkur, München<br />
„Lernen <strong>und</strong> üben macht die<br />
wahre Meisterin bzw. den wahren<br />
Meister! Deshalb ist es auch<br />
so wichtig, Neuem ebenso wie<br />
bereits Bewährtem gegenüber<br />
stets aufgeschlossen zu sein<br />
<strong>und</strong> fachliches Know-how durch<br />
kontinuierliches Lernen zu erweitern.<br />
Das gilt auch für den<br />
Bereich der <strong>Podologie</strong>. Wer sich<br />
hier auszeichnet, hat einen Preis wie den PODOLOGIE<br />
Award verdient!“<br />
Franziska Sutor, Geschäftsführerin der 3TO GmbH,<br />
Deisenhofen<br />
„Kompetenz <strong>und</strong> höchste Professionalität<br />
sind nicht nur<br />
wesentliche Bausteine für<br />
geschäftlichen Erfolg, sie garantieren<br />
vor allem Patienten<br />
eine bestmögliche Qualität in<br />
der Behandlung. Wer sich deshalb<br />
auf dem Gebiet der <strong>Podologie</strong><br />
engagiert weiterbildet,<br />
dem gilt nicht nur Anerkennung<br />
sondern ebenso Unterstützung, wie sie der PODOLOGIE<br />
Award darstellt. Ein Gr<strong>und</strong> für uns, auch in diesem Jahr<br />
wieder als Sponsor dabei zu sein.“<br />
Andreas Beckmann, Vertriebsleiter Deutschland der Gharieni<br />
Group GmbH, Moers<br />
„Außergewöhnliche fachliche Expertise,<br />
die besonders in einem<br />
medizinischen Assistenzberuf so<br />
wichtig ist, zeichnet sich durch ein<br />
umfangreiches, in die Tiefe gehendes<br />
theoretisches <strong>und</strong> praktisches<br />
Wissen aus, das weit über<br />
das ursprünglich Erlernte hinausgeht. Und das lässt sich nur<br />
mit großem Engagement in der beruflichen Weiterbildung erreichen.<br />
Wer beständig an seiner Qualifikation <strong>und</strong> der Qualität<br />
seiner Tätigkeit arbeitet – <strong>und</strong> das neben seinen beruflichen<br />
Aufgaben –, dem gebührt größte Anerkennung. Für Qualität<br />
einzutreten, ist uns selbstverständlich, <strong>und</strong> deshalb unterstützen<br />
wir gerne als Sponsor den PODOLOGIE Award.“<br />
Jochen Schneider, Marketing- <strong>und</strong> Vertriebsleiter, Busch & CO.<br />
GmbH & Co. KG<br />
„Als immer noch junger Berufszweig<br />
ist die <strong>Podologie</strong> auf<br />
Experten angewiesen, welche<br />
die Profession in der Öffentlichkeit<br />
bekannt machen. Die<br />
exzellente Arbeit eines jeden<br />
Einzelnen trägt hier dazu bei,<br />
die Reputation eines ganzen Berufsbildes zu stärken. Wesentliche<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung dafür ist Wissen, das auf<br />
regelmäßiger, umfassender Weiterbildung basiert. So ist<br />
es für uns selbstverständlich, den PODOLOGIE Award zu<br />
unterstützen, der dieses Engagement auszeichnet.“<br />
Dirk Reher, Präsident des Zentralverbandes der Podologen <strong>und</strong><br />
Fußpfleger Deutschlands e.V.<br />
6 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Podo<br />
logie<br />
logie Award 2014<br />
Für außergewöhnliches Engagement in der<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Gewinnen Sie einen Preis in Höhe von<br />
2.000 €<br />
<strong>und</strong> je einen Einkaufs-Gutschein<br />
der BUSCH & CO. GmbH & Co. KG, der 3TO GmbH<br />
sowie der Gharieni Group im Wert von 250,- Euro!<br />
● Sie sind Podologin/Podologe?<br />
● Sie haben die Fachzeitschrift PODOLOGIE abonniert?<br />
● Sie nehmen regelmäßig an Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen teil?<br />
Dann machen Sie mit!<br />
Teilnahmebedingungen siehe nächste Seite<br />
<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 7
Aktuelles<br />
Termine<br />
17.05.–18.05.2014 COSMETICA<br />
Stuttgart<br />
Kosmetik-Fachmesse<br />
Messe Stuttgart<br />
Info: KOSMETIK international<br />
Messe GmbH, Gaggenau<br />
Telefon (0 72 25) 9 16–159<br />
E-Mail messe@ki-verlag.de<br />
17.05.–18.05.2014 Gut zu Fuß<br />
Stuttgart<br />
Fachmesse für Fußpflege <strong>und</strong><br />
<strong>Podologie</strong> in der Neuen Messe<br />
Stuttgart<br />
Info: KOSMETIK international<br />
Messe GmbH, Gaggenau<br />
Telefon (0 72 25) 9 16–155<br />
E-Mail messe@ki-verlag.de<br />
24.05.2014 Seminar: Diabetespatienten<br />
Düsseldorf mit Demenz in der podologischen<br />
Praxis<br />
Referentin: Anke Niederau<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
28.06.–29.06.2014 COSMETICA<br />
Frankfurt a. M. Kosmetik-Fachmesse<br />
Messe Frankfurt<br />
Info: KOSMETIK international<br />
Messe GmbH, Gaggenau<br />
Telefon (0 72 25) 9 16–159<br />
E-Mail messe@ki-verlag.de<br />
27.09.2014 Seminar: Umgang mit chro-<br />
Würzburg nisch Kranken<br />
Referentin: Elvi Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
27.09.2014 Seminar: Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
Würzburg Dermatologie<br />
Referent: Dr. med. Pierre Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
10.10.–11.10.2014 Fuss 2014<br />
Kassel<br />
Fachmesse <strong>und</strong> Kongress für<br />
Podologen <strong>und</strong> Fußpfleger,<br />
Stadthalle Kassel<br />
Info: ZFD<br />
Telefon (0 25 91) 98 07 36–0<br />
E-Mail m.geismann@zfd.de<br />
25.10.2014 Seminar: Diabetes Typ 1 <strong>und</strong> 2<br />
Weiskirchen/ bei Kindern/Jugendlichen <strong>und</strong><br />
Saarland<br />
die podologische Prävention<br />
Referentin: Elvi Foss<br />
(8 Weiterbildungspunkte)<br />
Info: vnm-Akademie<br />
Birgit Hemscheidt<br />
Telefon (089) 31 89 05–15<br />
E-Mail birgit.hemscheidt@<br />
vnmonline.de<br />
Teilnahmebedingungen<br />
Bitte reichen Sie folgende Unterlagen ein:<br />
● Podologen-Zeugnis<br />
● Belege von Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen von 1/2013 bis 7/2014<br />
● Eine kurze schriftliche Begründung, warum Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
für Sie so wichtig sind.<br />
● Nennen Sie ein Beispiel aus Ihrem Praxisalltag, bei dem Sie Ihr erweitertes<br />
Wissen nutzbringend für einen Patienten einsetzen konnten<br />
(wie zum Beispiel das Erkennen einer Thrombose etc.).<br />
Schicken Sie Ihre Unterlagen* bitte an:<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
z. Hd. Frau Madeleine Golke<br />
Paul-Gerhardt-Allee 46<br />
81245 München<br />
Einsendeschluss ist Freitag, der 29. August 2014.<br />
Die Preisverleihung findet am Samstag, dem 11. Oktober 2014, auf der<br />
FUSS in Kassel statt.<br />
BEAUTY DÜSSELDORF 2014:<br />
Mit solider Bilanz<br />
Aussteller <strong>und</strong> Besucher<br />
der BEAUTY<br />
DÜSSELDORF 2014 waren<br />
einmal mehr begeistert<br />
von der führenden<br />
Fachmesse für professionelle<br />
Kosmetik, die<br />
wie gewohnt im März in<br />
der Landeshauptstadt<br />
stattfand. R<strong>und</strong> 50.000<br />
Besucher nutzten das Angebot<br />
der 1.250 Aussteller<br />
<strong>und</strong> Marken aus 40<br />
Ländern. Damit untermauerte<br />
die BEAUTY<br />
DÜSSELDORF ihre Leitfunktion<br />
als führende Messe für die Dienstleistungskosmetik.<br />
„Die Branche schätzt die Messe<br />
als wichtigstes Forum für Innovationen,<br />
Trendinformation <strong>und</strong><br />
Weiterbildung. Die stabilen Aussteller-<br />
<strong>und</strong> Besucherzahlen zeigen,<br />
dass die BEAUTY DÜSSEL-<br />
DORF die führende Veranstaltung<br />
für Dienstleistungskosmetik<br />
ist. Das liegt nicht zuletzt am umfangreichen<br />
Fach- <strong>und</strong> Weiterbildungsprogramm,<br />
das in dieser<br />
Fülle <strong>und</strong> Vielfalt nur in Düsseldorf<br />
geboten wird“, bilanzierten<br />
Joachim Schäfer, Geschäftsführer<br />
der Messe Düsseldorf GmbH,<br />
<strong>und</strong> Helmut Winkler, Direktor der<br />
BEAUTY DÜSSELDORF. R<strong>und</strong><br />
Podo<br />
logie Award 2014<br />
* Sämtliche Unterlagen unterliegen selbstverständlich dem geltenden Datenschutzgesetz.<br />
10.000 Besucher nahmen<br />
an dem praxisorientierten<br />
Weiterbildungsprogramm<br />
zu den Schwerpunkten Kosmetik, Nail,<br />
Fuß, Wellness <strong>und</strong> Spa mit r<strong>und</strong> 130 Veranstaltungen<br />
teil. In verschiedenen Meisterschaften<br />
im Rahmen der BEAUTY<br />
DÜSSELDORF, so bei der Deutschen <strong>und</strong><br />
Internationalen Make-up Meisterschaft<br />
sowie der Nationalen <strong>und</strong> Internationalen<br />
Nail-Meisterschaft (Kategorie Gel<br />
<strong>und</strong> Liquid Powder), zeigten die Besten<br />
ihres Fachs ihr Können.<br />
Ganz hervorragend besucht waren auch<br />
die Sonderschauen, das Trend Forum<br />
<strong>und</strong> die Preisverleihungen. Besonders<br />
gut kamen bei den Besuchern das hochwertige<br />
<strong>und</strong> stilvolle Ambiente sowie das<br />
umfassende Serviceangebot in Düsseldorf<br />
an.<br />
Die Bedeutung der BEAUTY DÜSSEL-<br />
DORF als Leitmesse unterstrichen Aus-<br />
(Fotos: © Messe Düsseldorf/C. Tillmann)<br />
8 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Kostenfreier Ges<strong>und</strong>heitsratgeber:<br />
„Basisch gut zu Fuß“<br />
Basisch gut zu Fuß – so lautet<br />
der Titel des neuen kostenfreien<br />
P. Jentschura-Themenratgebers.<br />
In der 24-seitigen<br />
Broschüre beschreiben<br />
die Autoren, wie wichtig die<br />
Bedeutung eines ausbalancierten<br />
Säure-Basen-Haushaltes<br />
für ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> schöne<br />
Füße ist. In dem Ratgeber<br />
werden zudem viele nützliche<br />
Tipps für eine intensiv-regenerative<br />
Pflege präsentiert,<br />
um bestens vorbereitet in die<br />
Sommermonate zu starten.<br />
Die Publikation „Basisch gut<br />
steller aus allen Bereichen, als<br />
sie nach drei Tagen mit guten<br />
Gesprächen <strong>und</strong> Kontakten<br />
zufrieden Bilanz zogen.<br />
Mechtild Geismann, Vizepräsidentin<br />
des Zentralverbands<br />
der Podologen <strong>und</strong> Fußpfleger<br />
Deutschlands e.V. (ZFD),<br />
zog ebenfalls ein positives Fazit:<br />
„Für uns ist Düsseldorf neben<br />
unserer eigenen Veranstaltung<br />
die wichtigste Messe.<br />
Wir sind sehr zufrieden mit<br />
dem Interesse <strong>und</strong> den Nachfragen<br />
am Stand <strong>und</strong> haben<br />
viele gute Gespräche geführt.<br />
Die Besucher haben sich vor<br />
allem für den Bereich Hygiene<br />
<strong>und</strong> die Sonderschau Ergonomie<br />
interessiert.“<br />
Die nächste BEAUTY DÜS-<br />
SELDORF findet von Freitag bis<br />
Sonntag, den 27. bis 29. März<br />
2015, statt. red<br />
zu Fuß“ kann kostenfrei telefonisch<br />
bestellt werden unter<br />
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Teilzeitausbildung zum Podologen:<br />
Berufsfachschulen des DEB<br />
stehen in den Startlöchern<br />
Anders als in anderen B<strong>und</strong>esländern,<br />
konnte die<br />
Ausbildung zum Podologen in<br />
Bayern bisher nur als zweijährige<br />
Vollzeitausbildung absolviert<br />
werden. Nun hat das<br />
Bayerische Staatsministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Kultus, Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Kunst der Teilzeitvariante<br />
in der Ausbildung<br />
von Podologen zugestimmt.<br />
Im Vorgriff auf die Änderung<br />
der Berufsfachschulordnung<br />
wird der Beginn der Teilzeitausbildung<br />
bereits im Sommer<br />
2014 erstmals auch an den<br />
bayrischen Berufsfachschulen<br />
möglich sein. Aus diesem Anlass<br />
stecken die staatlich anerkannten<br />
Berufsfachschulen<br />
für <strong>Podologie</strong> des Deutschen<br />
Erwachsenen-Bildungswerks<br />
(DEB) in Plattling <strong>und</strong> Schwa-<br />
bach in den Vorbereitungen,<br />
um die berufsbegleitende Ausbildung<br />
bereits zum nächsten<br />
Schuljahr anbieten zu können.<br />
Zugangsvoraussetzung für die<br />
Ausbildung mit staatlich anerkanntem<br />
Berufsabschluss<br />
sind der Realschul- oder Hauptschulabschluss<br />
mit mindestens<br />
zweijähriger abgeschlossener<br />
Berufsausbildung sowie<br />
die ges<strong>und</strong>heitliche Eignung.<br />
Beispielsweise für Fußpfleger<br />
oder Kosmetiker ergibt sich<br />
durch diese neue Regelung<br />
die Möglichkeit, berufsbegleitend<br />
die zusätzliche Anerkennung<br />
im Ges<strong>und</strong>heitsbereich<br />
zu erlangen <strong>und</strong> ihre<br />
Qualifikation zu erweitern.<br />
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Sie unter www. deb.de oder<br />
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 9<br />
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Im Fokus<br />
Viele Aspekte ergeben ein Gesamtbild/Teil II:<br />
<strong>Hautveränderungen</strong><br />
<strong>erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>beurteilen</strong><br />
Von Barbara von Wirth, M.A., Fachjournalistin, Witten<br />
Bereits bei der Anamnese erfahren Sie eine<br />
Menge über den ges<strong>und</strong>heitlichen Zustand eines<br />
Patienten <strong>und</strong> natürlich über seine ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Probleme. Die Inspektion der Füße gibt<br />
Ihnen dann weitere Auskünfte – auch über mögliche<br />
Ursachen <strong>und</strong> medizinische Risiken. Manchmal<br />
erhalten Sie zudem Hinweise auf eine ernsthafte<br />
Gr<strong>und</strong>erkrankung, die Sie veranlassen sollten,<br />
Ihren Patienten zur Abklärung an einen Arzt<br />
zu verweisen. Lesen Sie in diesem Teil unserer<br />
Serie alles Wissenswerte nicht nur über <strong>Hautveränderungen</strong>,<br />
sondern auch, worauf Sie bei der<br />
Bef<strong>und</strong>erhebung außerdem achten sollten.<br />
Bevor die Inspektion der<br />
Füße erfolgt, erhält der<br />
aufmerksame Betrachter<br />
des Patienten bereits Hinweise<br />
auf Erkrankungen, die<br />
auch an den Füßen Symptome<br />
vermuten lassen bzw. zeigen<br />
können. Der geschulte<br />
Blick auf Gesicht, Hals, Arme<br />
<strong>und</strong> Hände des Patienten ver-<br />
rät unter Umständen schon<br />
manche Erkrankung. Hierzu<br />
gehört die in Schüben verlaufende<br />
Neurodermitis, auch<br />
als „atopisches Ekzem“, „atopische<br />
Dermatitis“ oder „endogenes<br />
Ekzem“ bekannt.<br />
Trocken, rot, entzündet<br />
<strong>und</strong> verdickt<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Haut bei<br />
einer Neurodermitis extrem<br />
trocken <strong>und</strong> empfindlich. Es<br />
zeigen sich rote, schuppende,<br />
stark juckende, abgeschürfte<br />
(exkoriierte), manchmal nässende<br />
<strong>und</strong> krustige Hauteffloreszenzen<br />
(Abb. 1–4). Diese<br />
treten im Erwachsenenalter<br />
vor allem an den Beugeseiten<br />
der Extremitäten, im Gesicht<br />
(vor allem an der Stirn <strong>und</strong> den<br />
Augenlidern) sowie im Halsbereich<br />
auf. Aber auch an den<br />
Füßen lassen sich unter Umständen<br />
entsprechende <strong>Hautveränderungen</strong><br />
finden.<br />
1 2 3 4<br />
An den stark betroffenen Hautarealen<br />
kommt es zudem zu<br />
einer Lichenifikation („lichen“,<br />
griech. = „Flechte“). Hierbei<br />
handelt es sich um eine flächenhafte<br />
Verdickung der<br />
Haut mit einer vergrößerten<br />
Felderzeichnung.<br />
Außerdem können sich sogenannte<br />
Atopiestigmata zeigen.<br />
Hierzu zählen eine doppelte<br />
Lidfalte unter den Augen,<br />
dunkle Schatten um die Augen<br />
herum, eine dunkle Hautfärbung<br />
im Nackenbereich<br />
(als „dirty neck“ bezeichnet),<br />
Gesichtsblässe, eine deutliche<br />
seitliche Ausdünnung der Augenbrauen,<br />
eine verstärkte<br />
Zeichnung der Linien an den<br />
Handinnenflächen sowie glänzende<br />
Fingernägel.<br />
Schuppige rote Herde<br />
Mit stark schuppenden, punktförmigen<br />
bis handtellergroßen<br />
Hautstellen zeigt sich die<br />
(Fotos: Abb. 1 © Arne Borsum wikimedia commons; Abb. 2 © Anke Niederau; Abb. 3 © Ana Sofia Fernandes Ferreirae wikimedia commons; Abb. 4 © Dr. med. Norbert Scholz)<br />
Abb. 1: Typische Prädilektionsstelle für eine Neurodermitis sind auch die Hände. Da die sehr empfindliche, oft rissige Haut mit einem gestörten<br />
Gleichgewicht der natürlichen Hautflora einhergeht, kommt es hier häufig zu bakteriellen Infektionen.<br />
Abb. 2: Neurodermitis am Fuß.<br />
Abb. 3 <strong>und</strong> 4: Das „dyshidrotische Ekzem“ mit seinen kleinen, juckenden Bläschen ist eine Sonderform des atopischen Ekzems.<br />
10 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Im Fokus<br />
Schuppenflechte (Psoriasis). Besonders<br />
häufig tritt diese entzündliche Hauterkrankung<br />
an der Kopfhaut, den Ellenbogen,<br />
Fingerknöcheln, Knien <strong>und</strong> Waden<br />
auf. Doch auch hier kann es, wie bei<br />
der Neurodermitis, zu Symptomen an<br />
den Füßen kommen (Abb. 5 <strong>und</strong> 6).<br />
Die Schuppung hat eine talgartige Konsistenz<br />
(sogenanntes Kerzenwachsphänomen).<br />
Das darunter liegende Gewebe,<br />
die unterste Zellschicht der Oberhaut,<br />
welche die Grenze zur Lederhaut (Dermis)<br />
bildet, ist auf Gr<strong>und</strong> des vermehrten<br />
Wachstums stark durchblutet <strong>und</strong> erscheint<br />
daher unter den leicht entfernbaren<br />
Schuppen als kräftige Rötung. Es<br />
lösen sich leicht auch noch tiefere Zelllagen<br />
(Phänomen des letzten Häutchens).<br />
Kann das dünne Häutchen vorsichtig mit<br />
einem Spatel abgelöst werden, gilt dies<br />
fast immer als sicheres Zeichen einer<br />
Schuppenflechte. Nach der Entfernung<br />
kommt es zu einer punktförmigen Blutung<br />
(Phänomen des „blutigen Taus“).<br />
Gerötete Knoten<br />
Eine weitere Erkrankung, die sich unter<br />
Umständen <strong>erkennen</strong> lässt, ist die Gicht<br />
Abb. 7 <strong>und</strong> 8). So zeigen sich zum Beispiel<br />
Gichtknoten („Gichttophi“) nicht<br />
nur an den Fingergelenken, sondern unter<br />
Umständen auch auf dem Nasenrücken<br />
oder am äußeren Rand der Ohrmuscheln.<br />
Am Fuß kann vor allem das<br />
Großzehengr<strong>und</strong>gelenk bzw. -endgelenk<br />
betroffen sein. Typisch für die Fußgicht,<br />
in der Fachsprache „Podagra“ genannt,<br />
sind eine starke Rötung sowie<br />
schmerzhafte Schwellung.<br />
Wassereinlagerungen<br />
Am Gesicht des Patienten (vor allem um<br />
die Augen herum) lässt sich unter Umständen<br />
bereits auch <strong>erkennen</strong>, ob dieser<br />
an Ödemen leidet. Denn Wassereinlagerungen<br />
im Gewebe – unter anderem<br />
Folge einer Herz- oder Niereninsuffizienz<br />
– zeigen sich auch hier <strong>und</strong> nicht nur<br />
in einer teigig geschwollenen Fuß- bzw.<br />
Unterschenkelhaut.<br />
Ödeme der Unterschenkel, Knöchel <strong>und</strong><br />
Füße können zudem Folge einer chronisch<br />
venösen Erkrankung oder einer<br />
lymphatischen Abflussstörung sein. Zeigt<br />
sich das Ödem einseitig, liegt meist eine<br />
lokale Störung zugr<strong>und</strong>e, wie etwa<br />
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vor Fuß- <strong>und</strong> Nagelpilz<br />
Schöne Füße,<br />
gute Pflege!<br />
5<br />
6<br />
Abb. 4: Typisch für die Psoriasis sind rötliche,<br />
meist r<strong>und</strong>liche, inselförmige, scharf begrenzte<br />
<strong>und</strong> leicht erhabene Herde mit silbrig glänzenden<br />
grob-lamellösen Schuppen.<br />
Abb. 5: Zeigen sich psoriatrische Herde an der<br />
Fußhaut, können diese unter Umständen mit<br />
einer Dermatomykose verwechselt werden. Das<br />
gilt übrigens auch für das dyshidrotische Ekzem.<br />
(Fotos: Abb. 4 © Jacopo188 – wikimedia commons; Abb. 6–8 © Dr. med. Norbert Scholz)<br />
7 8<br />
Abb. 7 <strong>und</strong> 8: Bei<br />
chronischer Gicht<br />
zeigen sich häufig<br />
Gichtknoten. Denn<br />
infolge einer erhöhten<br />
Harnsäurekonzentration<br />
im Blut<br />
lagern sich Harnsäurekristalle<br />
vor<br />
allem in Gelenken<br />
<strong>und</strong> im Knorpelgewebe<br />
ab.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 11<br />
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Im Fokus<br />
Aufschlussreich bei der<br />
Inspektion ist auch, ob<br />
Symptome einseitig oder<br />
beidseitig aufreten<br />
nach einer tiefen Beinvenenthrombose.<br />
Was verraten Füße<br />
<strong>und</strong> Unterschenkel?<br />
Die Inspektion der Füße <strong>und</strong> Unterschenkel<br />
erfolgt von dorsal<br />
(vom Fußrücken aus) nach medial<br />
(innen) <strong>und</strong> dann lateral<br />
(nach außen). Danach werden<br />
die Zehenzwischenräume (interdigital),<br />
die Fußunterseiten<br />
(plantar) <strong>und</strong> dann die Unterschenkel<br />
inspiziert.<br />
Auf folgende Aspekte ist bei<br />
der Untersuchung zu achten:<br />
u Zeigen sich <strong>Hautveränderungen</strong>,<br />
die beispielsweise<br />
durch Druck <strong>und</strong> Reibung<br />
entstanden sind? Hierzu zählen<br />
Rötungen an prominenten<br />
Stellen, Hyperkeratosen,<br />
Callositas <strong>und</strong> Clavi. Sind die<br />
Verhornungen eher schuppig<br />
<strong>und</strong> locker oder fest? Gehen<br />
Sie mit einer Rötung <strong>und</strong><br />
Juckreiz der Haut einher?<br />
(Dies kann der Fall bei einer<br />
Mykose sein.)<br />
u An welchen Stellen bestehen<br />
Hyperkeratosen <strong>und</strong> Callositas?<br />
Handelt es sich um<br />
stark belastete Hautareale<br />
– etwa auch in Zusammenhang<br />
mit einer Fußfehlstellung<br />
oder Zehendeformation?<br />
u Bestehen Fissuren <strong>und</strong> Rhagaden?<br />
Wie tief reichen letztere<br />
<strong>und</strong> sind sie trocken<br />
oder feucht?<br />
Eine starke plantare Hornhautbildung<br />
mit schmerzhaften<br />
Hauteinrissen <strong>und</strong> mit<br />
Rötung kann zum Beispiel<br />
Zeichen einer „Plantardermatose“<br />
infolge einer Psoriasis<br />
oder Neurodermitis sein.<br />
Kommt es infolge der Hyperkeratosen<br />
zu Spannungs-/<br />
Druckgefühlen oder Schmerzen?<br />
Fragen Sie (nicht nur)<br />
in diesem Zusammenhang,<br />
ob bisher eine Behandlung<br />
erfolgte. Wenn ja, über welchen<br />
Zeitraum erstreckte<br />
Auch die Schuhe inspizieren!<br />
Ein Blick auf <strong>und</strong> in die Schuhe verrät ebenfalls so<br />
Manches. Wichtig ist nicht nur zu sehen, welche<br />
Art von Schuhen Ihr Patient trägt, sondern auch<br />
welche Spuren diese zeigen. Deshalb achten Sie<br />
auf Folgendes:<br />
u Sitzen die Schuhe gut? Oder sind sie zu schmal,<br />
zu weit, zu kurz oder zu lang? Sind die Absätze<br />
zu hoch? Handelt es sich um zu spitze Schuhe?<br />
Ist das Material zu hart oder zu weich?<br />
u Sind die Schuhe für den Patienten adäquat?<br />
Beispielsweise sollten Diabetiker keine Schuhe<br />
mit Ziernähten tragen, die scheuern könnten.<br />
Dies gilt ebenso für das Innenfutter.<br />
u Ist das Material der Schuhe atmungsaktiv?<br />
u Zeigen die Schuhe ausgeprägte Gebrauchsspuren oder sind sie noch wie neu? (Manche Patienten<br />
ziehen für den Besuch beim Podologen/Fußpfleger extra neue „schöne“ Exemplare an. Hier<br />
stellt sich die Frage, welche Art von Schuhen sie sonst tragen. Im Fall orthopädischer Schuhzurichtung<br />
oder orthopädischer Maßschuhe ist ebenfalls auf Gebrauchsspuren zu achten. Denn oft<br />
bleiben diese Schuhe im Schrank stehen, da sie „unbequem“ sind.<br />
u Welche Abnutzungserscheinungen sind an Sohlen <strong>und</strong> Absätzen zu sehen? Sind diese am linken<br />
oder rechten Schuh stärker ausgeprägt?<br />
u Ist das Obermaterial durch Fuß- bzw. Zehendeformationen verformt? Und zeigen sich an den<br />
Füßen entsprechende Druck- <strong>und</strong> Reibungsstellen?<br />
u Ist das Innenmaterial noch intakt? Oftmals lässt sich gerade an den Fersen eine aufgelöste „Auskleidung“<br />
feststellen, die scheuern kann.<br />
u Verräterisch sind ebenso Abdrücke von Fußpartien oder Zehen auf der Innensohle. Hieran lassen<br />
sich besonders druckbelastete Areale <strong>erkennen</strong>.<br />
u Vor allem bei Patienten mit einer Polyneuropathie-bedingten Empfindungsstörung können sich unter<br />
Umständen auf der Brandsohle <strong>und</strong>/oder im Innenfutter Flecken eines nässenden Fußgeschwürs<br />
zeigen. Aber auch eine Hyperhidrose hinterlässt hier ihre Spuren.<br />
u Und nicht zuletzt: Sind die Socken passend <strong>und</strong> atmungsaktiv? Sitzen die Strumpfbündchen<br />
locker genug? (Starke Eindellungen in der Haut können hier auf ein Ödem hinweisen.)<br />
sich diese, <strong>und</strong> wie sah die<br />
Behandlung aus?<br />
u Sind eventuell Nagelfalze<br />
verhornt?<br />
u Gibt es Warzen oder warzenähnliche<br />
Gebilde?<br />
u Weitere <strong>Hautveränderungen</strong>,<br />
die unter Umständen<br />
Zeichen einer dermatologischen<br />
Erkrankung sein können,<br />
sind Bläschen (vesikulae),<br />
Blasen (bullae), Papeln<br />
(papulae), Knoten (nodi),<br />
Quaddeln (urticae) <strong>und</strong> Pusteln<br />
(pustulae). Aus diesen<br />
„Primär-Effloreszenzen“ können<br />
sich „Sek<strong>und</strong>är-Effloreszenzen“<br />
entwickeln. Hierzu<br />
zählen Schuppen (squamae),<br />
erhabene, flächige Veränderungen<br />
sowie Krusten (crustae).<br />
Beispielsweise können<br />
trockene, schuppige <strong>und</strong> gerötete<br />
Zehenkuppen Zeichen<br />
eines Ekzems etwa bei einer<br />
Neurodermitis sein.<br />
u Wichtig auch: Bestehen Epitheldefekte<br />
(Erosionen), oder<br />
hat der Patient ein Ulkus am<br />
Fuß? Im Fall eines Hautdefektes<br />
bzw. Ulkus kommt es<br />
auf dessen genaue Beurteilung<br />
an. Wo ist die Läsion lokalisiert?<br />
Sind nur die oberen<br />
Hautschichten betroffen oder<br />
reicht der Defekt tief in das<br />
Gewebe hinein? Zeigen sich<br />
Entzündungszeichen wie eine<br />
Erwärmung <strong>und</strong> Rötung<br />
der umgebenden Haut? Sondert<br />
die W<strong>und</strong>e Sekret ab,<br />
<strong>und</strong> wie ist dieses beschaffen?<br />
Ist die W<strong>und</strong>e mit Eiter<br />
oder Fibrin belegt? Achten Sie<br />
auch darauf, ob die W<strong>und</strong>e<br />
unangenehm riecht.<br />
All dies ist zu dokumentieren;<br />
<strong>und</strong> ebenso, dass Sie in solch<br />
einem Fall den Patienten an<br />
einen Arzt zur Behand-lung<br />
verwiesen haben!<br />
u Bei der Inspektion der Zehenzwischenräume<br />
können<br />
sich Rötungen, Schuppungen<br />
<strong>und</strong>/oder Mazerationen<br />
(weißliche, aufgequollene,<br />
durchweichte Haut) <strong>und</strong> Rhagaden<br />
zeigen, die eventuell<br />
mit Juckreiz einhergehen.<br />
Dies legt den Verdacht auf<br />
eine Interdigitalmykose nahe.<br />
Mazerationen (auch an<br />
der Fußsohle) treten aber<br />
ebenso in Zusammenhang<br />
mit einer Hyperhidrose auf.<br />
(Foto: © JPC-PROD - Fotolia.com)<br />
12 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
8Internettipp<br />
DermIS (Dermatology Information<br />
System) ist der umfangreichste<br />
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<strong>und</strong> Differentialdiagnosen,<br />
Fallbeispiele <strong>und</strong> weitergehende<br />
Informationen zu<br />
fast allen Hauterkrankungen.<br />
Zu finden unter:<br />
www.dermis.net<br />
u Sind Unterschenkel, Knöchelregion<br />
<strong>und</strong>/oder Fuß geschwollen?<br />
Ist dies ein- oder<br />
beidseitig? Eine beidseitige<br />
Schwellung spricht für ein<br />
Ödem beispielsweise in Folge<br />
einer Veneninsuffizienz<br />
oder einer Lymphabflussstörung.<br />
Typisches Zeichen für<br />
letzere ist eine Eindellbarkeit<br />
des Gewebes mit dem<br />
Finger, die sich nur langsam<br />
zurückbildet.<br />
u Bestehen Besenreiser <strong>und</strong>/<br />
oder Krampfadern?<br />
u Gibt es Hämatome? Dies ist<br />
vor allem bei Sportlern möglicherweise<br />
der Fall.<br />
Abgesehen von Rötungen infolge<br />
von Reibung, Druck, einer<br />
Infektion oder Entzündung,<br />
können die Farbe <strong>und</strong><br />
Beschaffenheit der Haut von<br />
Füßen <strong>und</strong> Unterschenkeln<br />
ebenfalls Auskunft über eine<br />
mögliche Störung bzw. Erkrankung<br />
geben:<br />
u Ist die Haut dünn <strong>und</strong> durchscheinend<br />
(atrophiert)? Dies<br />
findet sich oftmals bei alten<br />
Menschen (Altershaut).<br />
u Bräunliche Verfärbungen<br />
zusammen mit atrophischer<br />
Haut im Bereich von Innenknöchel<br />
<strong>und</strong> Unterschenkel<br />
lassen auf eine Venenklappeninsuffizienz<br />
oder ein<br />
postthrombotisches Syndrom<br />
schließen.<br />
Eine (gelblich-)bräunliche<br />
<strong>und</strong>/oder rötlich-braune Färbung<br />
an Unterschenkeln <strong>und</strong><br />
Füßen, in Kombination mit<br />
einer Atrophie der Haut <strong>und</strong><br />
manchmal auch mit Knötchenbildung,<br />
können Zeichen<br />
einer diabetischen Dermopathie<br />
sein.<br />
Scharf begrenzte, randbetonte<br />
rötlich-braune Flecken<br />
seitlich der Schienbeine sprechen<br />
für eine Necrobiosis<br />
lipoidica, die ebenfalls häufig<br />
in Zusammenhang mit einem<br />
Diabetes auftritt. Oftmals<br />
zeigen sich die r<strong>und</strong>lich<br />
bis ovalen Herde an beiden<br />
Seiten des Unterschenkels.<br />
Später können auch beide<br />
Streckseiten des Unterschenkels<br />
betroffen sein. In der Region<br />
um den Fußknöchel<br />
herum sowie auf dem Fußrücken<br />
kann es ebenfalls zu<br />
entsprechenden <strong>Hautveränderungen</strong><br />
kommen. An diesen<br />
Stellen bilden sich unter<br />
Umständen leichte Schuppungen<br />
als Vorzeichen von<br />
nur schlecht heilenden Läsionen.<br />
u Werden die Zehen anfallsweise<br />
weiß, färben sie sich<br />
anschließend tiefblau <strong>und</strong><br />
dann rot, kann dies Zeichen<br />
eines Morbus Raynaud sein.<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
eine Gefäßerkrankung, bei<br />
der es zu Gefäßkrämpfen (Vasospasmen)<br />
kommt. Oftmals<br />
zeigt sich dieses Krankheitsbild<br />
auch an den Fingern.<br />
Frauen sind bis zu zehnmal<br />
häufiger von diesem Ischämie-Syndrom<br />
betroffen.<br />
u Ist die Haut bläulich (livide),<br />
bläulich-violett oder bläulich<br />
marmoriert verfärbt, zeigt das<br />
einen Sauerstoffmangel an.<br />
Ursache hierfür kann eine<br />
periphere arterielle Durchblutungsstörung<br />
(pAVK) sein.<br />
Typische Symptome sind in<br />
diesem Fall auch ein Schweregefühl<br />
in den Beinen <strong>und</strong><br />
Missempfindungen wie Kribbeln<br />
<strong>und</strong> Taubheitsgefühle<br />
sowie Schmerzen beim Gehen.<br />
In der nächsten Folge erfahren<br />
Sie alles Wichtige zur Palpation,<br />
zu Fuß- <strong>und</strong> Zehenfehlstellungen<br />
sowie zu Deformationen<br />
an den Füßen.<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Barbara von Wirth M. A.<br />
Fachjournalistin<br />
Rüsbergstr. 20c<br />
58456 Witten<br />
E-Mail: bvwirth@t-online.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 13
Im Fokus<br />
Heilkräftiger Sanddorn:<br />
Ein Allro<strong>und</strong>er in der<br />
Hautpflege<br />
Von Dipl. oec. troph. Susanne Ahrndt, München<br />
„Zitrone des Nordens“ wird Sanddorn aufgr<strong>und</strong><br />
seines hohen Vitamin-C-Gehalts genannt, der allerdings<br />
den von Zitrusfrüchten bei weitem übertrifft.<br />
Davon abgesehen aber hat der Strauch<br />
noch viel mehr zu bieten. Sanddorn gehört zu<br />
den nährstoff- <strong>und</strong> vitaminreichsten Früchten, die<br />
wir kennen. In jüngster Zeit erfreut sich Sanddorn<br />
zunehmender Beliebtheit – als wertvoller Zusatz<br />
in einer Vielzahl von Hautpflegeprodukten. Denn<br />
das Öl der herben Sanddornbeeren zeichnet sich<br />
durch eine einzigartig schützende, pflegende <strong>und</strong><br />
heilende Wirkung auf die Haut aus. Mittlerweile<br />
hat sich das heilkräftige Öl auch in Produkten zur<br />
Pflege der Füße einen festen Platz erobert.<br />
Der Sanddorn-Strauch<br />
gehört zu den Ölweidegewächsen;<br />
botanisch<br />
„Hippophae rhamnoides“ oder<br />
übersetzt „glänzender Pferdedorn“.<br />
Der erste Teil des Namens<br />
kommt vom griech. „hippos“<br />
= „Pferd“ <strong>und</strong> „phaes“ =<br />
„leuchtend, glänzend“. Diese<br />
Bezeichnung soll auf die alten<br />
Griechen zurückgehen, die ins<br />
Futter ihrer Pferde Blätter <strong>und</strong><br />
Zweige des Sanddornstrauchs<br />
mischten, damit die Pferde ein<br />
glänzendes Fell bekamen. Der<br />
Beiname „rhamnoides“ leitet<br />
sich von griech. „rhamnus“ ab<br />
<strong>und</strong> bedeutet „Dorn“.<br />
Die erbsengroßen, r<strong>und</strong>en bis<br />
eiförmigen Beeren erweisen<br />
Urheimat Zentralasien<br />
Es waren eiszeitliche Verschiebungen, denen wir heute die reichlichen Sanddornvorkommen<br />
in Europa verdanken. Denn im Anschluss an die letzte Eiszeit, vor r<strong>und</strong> 170.000 Jahren, hat<br />
sich der bis zu sieben Meter hohe baumartige Strauch von seinem ursprünglichen Heimatgebiet,<br />
dem tibetischen Hochland, den<br />
mongolischen Steppen <strong>und</strong> dem Altai-<br />
Gebirge bis nach Europa ausgebreitet.<br />
Heute findet man Sanddorn am Küstenrand<br />
der Nord- <strong>und</strong> Ostsee von Südostengland<br />
über Nordwestfrankreich,<br />
Norddeutschland, Litauen, Estland bis<br />
hin nach Finnland <strong>und</strong> Norwegen, aber<br />
auch in den Pyrenäen, Alpen <strong>und</strong> den<br />
Karpaten samt den Gebirgsausläufern.<br />
Die Gebiete mit den größten natürlichen<br />
Sanddornvorkommen sind China, die<br />
Mongolei <strong>und</strong> Russland.<br />
sich bereits seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
als echte Kraftpakete. So<br />
ist überliefert, dass Sanddorn<br />
seit über 1.200 Jahren in Tibet<br />
medizinisch genutzt wird.<br />
Uralte Heilpflanze<br />
Aus verschiedenen tibetischen<br />
Medizinwerken sind mehr als<br />
300 Arzneizubereitungen mit<br />
Sanddorn bekannt. Mit dem<br />
Buddhismus kam im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
das Heilwissen über<br />
Sanddorn aus Tibet in die Mongolei.<br />
So sollen Dschingis Khan,<br />
der berühmte mongolische<br />
Heerführer, <strong>und</strong> seine Gefolgsleute<br />
auf ihren Eroberungsfeldzügen<br />
im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
stets Sanddornöl in<br />
den Satteltaschen mitgeführt<br />
haben, um sich zu stärken <strong>und</strong><br />
Verw<strong>und</strong>ungen zu heilen.<br />
Schließlich breitete sich das<br />
Wissen über die Heilwirkungen<br />
des Sanddorns über Sibirien<br />
<strong>und</strong> andere russische Gebiete<br />
in Richtung Skandinavien<br />
<strong>und</strong> weiter nach Westen<br />
(Fotos: unten © J© Evgeny Dubinchuk - Fotolia.com; oben © Barbara von Wirth)<br />
14 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Im Fokus<br />
aus <strong>und</strong> fand Eingang in die Volksmedizin.<br />
Abkochungen von Sanddornbeeren wurden<br />
in Sibirien zum Beispiel bei Hauterkrankungen,<br />
zur W<strong>und</strong>behandlung,<br />
Verbrennungen <strong>und</strong> Erfrierungen eingesetzt.<br />
In Russland ist Sanddorn bis heute<br />
ausgesprochen populär <strong>und</strong> auch ein<br />
offizielles Arzneimittel. Seit 1977 wird<br />
Sanddorn in der chinesischen Pharmakopoe<br />
– eine Sammlung von Vorschriften<br />
über die Qualität von Arzneimitteln –<br />
gelistet <strong>und</strong> unter anderem zur Behandlung<br />
von Verbrennungen, Hautgeschwüren<br />
<strong>und</strong> Strahlenschäden eingesetzt.<br />
Mittlerweile wird Sanddorn intensiv erforscht<br />
– nicht nur, aber vor allem in Russland<br />
<strong>und</strong> China.<br />
Vielzahl von Inhaltsstoffen<br />
Dass Sanddorn für Ernährung, Medizin<br />
<strong>und</strong> Kosmetik zunehmend an Bedeutung<br />
gewinnt, liegt an dem „Cocktail“ aus<br />
wertvollen Nährstoffen <strong>und</strong> bioaktiven<br />
Substanzen, der in den Beeren enthalten<br />
ist. Dazu gehören Vitamine, Beta-Carotin<br />
(Provitamin A) <strong>und</strong> weitere Carotinoide.<br />
Des Weiteren zählen Flavonoide<br />
dazu, freie Aminosäuren, mehrfach ungesättigte<br />
Fettsäuren, zahlreiche Mineralstoffe<br />
<strong>und</strong> Spurenelemente (unter anderem<br />
Eisen, Kalium, Kalzium, Kobalt,<br />
Kupfer, Magnesium <strong>und</strong> Zink).<br />
Vitamin C, Vitamin E <strong>und</strong> Beta-Carotin<br />
sowie Flavonoide sind im Pflanzenreich<br />
weit verbreitete Antioxidantien – Substanzen,<br />
die aggressive, zellschädigende<br />
Sauerstoffverbindungen („freie Radikale“)<br />
unschädlich machen <strong>und</strong> so in<br />
Genügsam, aber sonnenhungrig<br />
Sanddorn ist ein echter Überlebenskünstler. Mit<br />
Dürre, sibirischem Dauerfrost <strong>und</strong> Höhenlagen bis<br />
5.000 Meter wie in Tibet kommt er ebenso zurecht<br />
wie mit kargen, sandigen Böden. Er wächst an<br />
Standorten, wo andere Pflanzen kaum eine Chance<br />
haben. Und obwohl Sanddorn sehr anpassungsfähig<br />
<strong>und</strong> genügsam ist, hat er aber in<br />
punkto Licht äußerst hohe Ansprüche. Sonnenlicht,<br />
in der Anthroposophie auch als kosmische<br />
Nahrung bezeichnet, braucht Sanddorn nämlich<br />
im Übermaß, um gedeihen zu können.<br />
Sanddorn gehört mit zu den wichtigen Pflanzen<br />
der anthroposophischen Medizin, die aus dem<br />
Wechselspiel zwischen Natur, Mensch <strong>und</strong><br />
Kosmos auf das Wesen der Pflanze schließt.<br />
Nach der anthroposophischen Vorstellung<br />
übertragen sich Widerstandskraft, Ausdauer<br />
<strong>und</strong> Regenerationsfähigkeit des Sanddorns auf<br />
denjenigen, der die Beeren zu sich nimmt oder<br />
mit dem Öl der Sanddornbeeren seine Haut <strong>und</strong><br />
Schleimhaut pflegt.<br />
der Vorbeugung beispielsweise von Herzkreislauf-Erkrankungen<br />
<strong>und</strong> Krebs eine<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
In Sanddornbeeren kommen diese Stoffe<br />
besonders konzentriert vor. Vor allem<br />
der Vitamin-C-Gehalt ist hoch. Abhängig<br />
von der Art, geografischen Lage <strong>und</strong><br />
vom Reifestadium, reicht dieser von 360<br />
mg/100 g Beeren bei europäischen Arten<br />
bis hin zu 2.500 mg/100 g bei chinesischen<br />
Sorten. Damit ist er deutlich höher<br />
als der Vitamin-C-Gehalt zum Beispiel<br />
von Kiwis, Zitronen oder Orangen.<br />
Die Bedeutung von Vitamin C für die Ges<strong>und</strong>heit<br />
ist vielfältig. So stärkt das Vitamin<br />
zum Beispiel das Immunsystem<br />
<strong>und</strong> wird bei Erkältungskrankheiten geschätzt.<br />
Es verbessert die Eisenaufnahme<br />
<strong>und</strong> wird für die Bildung von Bindegewebe<br />
sowie Knochen, Knorpel <strong>und</strong><br />
Zähnen benötigt. Zudem wirkt Vitamin<br />
C Konzentrationsstörungen <strong>und</strong> Erschöpfungszuständen<br />
entgegen.<br />
Der Gehalt an Beta-Carotin wird mit<br />
2–12 mg <strong>und</strong> der für Vitamin E mit 5–15<br />
mg pro 100 g frische Früchte angegeben.<br />
In Sanddornöl, das sich inzwischen<br />
als schützender <strong>und</strong> heilender Pflegewirkstoff<br />
bei verschiedensten Hautproblemen<br />
erwiesen hat, ist sein Gehalt noch<br />
weit höher.<br />
Eine Pflanze – drei Öle<br />
Aus Sanddornbeeren können drei Öle<br />
gewonnen werden <strong>und</strong> zwar:<br />
u aus dem Fruchtfleisch der Beeren,<br />
u aus den schwarzen Samen<br />
u aus Fruchtfleisch <strong>und</strong> Kernen. Diese Mischung<br />
wird Tresteröl genannt.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 15<br />
Illustration: Wikipedia commons)<br />
Fusspflege<br />
natürlich basisch<br />
Basische Körperpflege mit einem<br />
pH-Wert von 8,5 verschafft ein<br />
einzigartiges Hautgefühl mit dem<br />
Ergebnis zart gepflegter <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar<br />
regenerierter Füße. Erleben<br />
Sie die Faszination dieser verwöhnenden<br />
Ursprünglichkeit in Form<br />
von Fußbädern, Peelings, Stulpen,<br />
Strümpfen <strong>und</strong> vielen weiteren<br />
basischen Anwendungen.<br />
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Dülmener Str. 33 · D-48163 Münster<br />
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Im Fokus<br />
8 Buchtipps<br />
Luetjohann, Sylvia: Sanddorn<br />
„Starke Frucht <strong>und</strong><br />
heilsames Öl“. Windpferd<br />
Verlagsgesellschaft mbH,<br />
Oberstdorf 2004, 3. aktual.<br />
Auflage, 204 S., 9,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-89385-269-7<br />
Löser, Frank: Der Sanddorn.<br />
Herkunft, Anwendung, Rezepte.<br />
Demmler Verlag,<br />
Ilmenau 2006, 2. überarb.<br />
Auflage, 128 S., 8,95 Euro,<br />
ISBN 978-3-910150-71-3<br />
Das Fruchtfleischöl des<br />
Sanddorns<br />
Aufgr<strong>und</strong> seines hohen Gehalts<br />
an Carotinoiden – neben<br />
Beta-Carotin (etwa 20 mg/100 g<br />
Öl) unter anderem auch Lutein<br />
<strong>und</strong> Zeaxanthin – ist das<br />
Öl des Fruchtfleisches von<br />
kräftig orange-roter Farbe. Beta-Carotin<br />
wirkt antioxidativ,<br />
schützt Haut <strong>und</strong> Schleimhaut<br />
<strong>und</strong> verstärkt den Eigenschutz<br />
der Haut vor UV-Strahlen.<br />
Klinische Studien haben gezeigt,<br />
dass sowohl die Einnahme<br />
als auch äußere Anwendung<br />
von Lutein/Zeaxanthin<br />
auf der Haut deren Hydratation<br />
um 60 Prozent erhöht. Die<br />
Hautelastizität nimmt um r<strong>und</strong><br />
20 Prozent zu <strong>und</strong> die Hautlipide<br />
werden um etwa 50 Prozent<br />
erhöht. Darüber hinaus<br />
ist das Öl reich an Phytosterolen,<br />
die antientzündlich, antibakteriell,<br />
antiulzerativ <strong>und</strong><br />
antitumorös wirken.<br />
Phytosterole sind für die Kosmetik<br />
von Bedeutung, weil sie<br />
den Sterolen der Haut ähneln.<br />
Sie wirken feuchtigkeitsbindend,<br />
hautpflegend <strong>und</strong> halten<br />
die Haut insgesamt in einem<br />
guten Zustand. Hoch ist<br />
auch der Gehalt an Vitamin E<br />
(bis zu 220 mg/100 g Öl). Dieses<br />
schützt durch seine oxidativen<br />
Eigenschaften die Lipide<br />
der Haut, aber auch das<br />
Öl selbst vor Oxidation (ranzig<br />
werden). Darüber hinaus<br />
hat Vitamin E eine Reihe von<br />
positiven Wirkungen auf die<br />
Haut: Es erhöht den Feuchtigkeitsgehalt<br />
in der Hornschicht,<br />
wirkt entzündungshemmend,<br />
zellerneuernd <strong>und</strong><br />
glättet die Haut. Zudem reduziert<br />
es Schäden durch UV-<br />
Strahlen, fördert die W<strong>und</strong>heilung<br />
<strong>und</strong> schützt vor vorzeitiger<br />
Hautalterung.<br />
Das Außergewöhnliche am<br />
Fruchtfleischöl des Sanddorns<br />
ist jedoch sein Fettsäuremuster.<br />
Denn von allen pflanzlichen<br />
Ölen weist<br />
das Öl aus dem Fruchtfleisch<br />
der Sanddornbeeren mit etwa<br />
30 Prozent den höchsten Gehalt<br />
an Palmitoleinsäure auf.<br />
Diese einfach ungesättigte<br />
Fettsäure, die auch in unserer<br />
Haut vorkommt, ist ausgesprochen<br />
hautfre<strong>und</strong>lich. Sie fördert<br />
die W<strong>und</strong>heilung, Epithelisierung<br />
<strong>und</strong> Regenerierung<br />
der Haut. Außerdem verbessert<br />
sie die Spreiteigenschaften<br />
des Öls <strong>und</strong> lässt dieses<br />
gut in die Haut einziehen. Erwähnenswerte<br />
Mengen sind<br />
außer im Öl des Sanddornfruchtfleisches<br />
nur noch im<br />
Avocado- <strong>und</strong> Macadamia-<br />
Nussöl enthalten. Palmitoleinsäure<br />
wird als wertvoller Wirkstoff<br />
in der Behandlung von<br />
Verbrennungen <strong>und</strong> zur W<strong>und</strong>heilung<br />
angesehen.<br />
Die Haut profitiert<br />
Insbesondere trockene, reife,<br />
empfindliche, spröde <strong>und</strong> leicht<br />
rissige Haut profitiert von<br />
Sanddornfruchtfleischöl. Das<br />
Öl macht die Haut glatt, elastisch<br />
<strong>und</strong> widerstandsfähiger.<br />
Sanddornfruchtfleischöl wirkt<br />
antioxidativ, entzündungshemmend,<br />
zellregenerierend<br />
<strong>und</strong> w<strong>und</strong>heilend. Es kommt<br />
bei Entzündungen der Haut<br />
(Akne, Rosacea, Hautverbrennungen)<br />
<strong>und</strong> Schleimhaut zur<br />
Anwendung, wie etwa bei einem<br />
Magengeschwür oder bei<br />
einer Speiseröhrenentzündung.<br />
Darüber hinaus wirkt<br />
es vorbeugend <strong>und</strong> heilend<br />
bei einer Schädigung der Haut<br />
durch Verbrennungen oder<br />
Verbrühungen, Strahlen wie<br />
UV-Strahlen, aber auch Röntgen-<br />
<strong>und</strong> Laserstrahlen. Sogar<br />
Haut- <strong>und</strong> Schleimhautreizungen<br />
<strong>und</strong> -schädigungen in Folge<br />
von Bestrahlung <strong>und</strong> Chemotherapie<br />
bei einer Krebsbehandlung,<br />
die mit Symptomen<br />
wie trockener Haut, Rötungen,<br />
Schwellung <strong>und</strong> Juckreiz<br />
einhergehen, lassen sich<br />
mit dem Fruchfleischöl des<br />
Sanddorns in Grenzen halten<br />
oder sogar beheben.<br />
Sanddornkernöl<br />
Im Vergleich zum Öl des Fruchtfleisches<br />
enthält das Kernöl<br />
Das Fruchtfleisch wird durch<br />
Zentrifugation ohne thermische<br />
Behandlung <strong>und</strong> Lösungsmittel<br />
gewonnen. Das<br />
Öl wird aus den Kernen<br />
schonend kaltgepresst. Aus<br />
einer Tonne Beeren lassen<br />
sich 650 l Saft gewinnen.<br />
Nur ein bis zwei Prozent davon<br />
ergeben das wertvolle<br />
Fruchtfleisch- <strong>und</strong> Kernöl.<br />
weniger Carotinoide, weshalb<br />
es auch nicht so stark rötlich<br />
gefärbt ist.<br />
Wenn überhaupt – macht der<br />
Anteil hautfre<strong>und</strong>licher Palmitoleinsäure<br />
an der Gesamtzusammensetzung<br />
der Fettsäure<br />
des Kernöls nur einige<br />
wenige Prozent aus. Dafür ist<br />
aber der Anteil an Linolsäure<br />
<strong>und</strong> Alpha-Linolensäure deutlich<br />
höher als im Fruchtfleischöl.<br />
Linolsäure <strong>und</strong> Alpha-Linolensäure<br />
sind essentielle<br />
(lebenswichtige) Fettsäuren,<br />
die zusammen mit den Phytosterolen<br />
<strong>und</strong> Vitamin E epithelisiered,<br />
feuchtigkeitsbindend<br />
<strong>und</strong> heilend wirken. So kann<br />
dieses Öl besonders für trockene,<br />
schuppige, irritierte <strong>und</strong><br />
empfindliche Haut eine Wohltat<br />
sein.<br />
Die umfassenden Wirkungen<br />
von Sanddornöl auf die Haut<br />
fasst die Sanddorn-Expertin<br />
Silvia Luetjohann in ihrem<br />
Ratgeber (s. Buchtipps links)<br />
wie folgt zusammen: „Der ges<strong>und</strong>en<br />
Haut bietet es vorbeugend<br />
Schutz <strong>und</strong> Pflege;<br />
die geschädigte Haut, ob sie<br />
nun verletzt, krank oder einfach<br />
nur besonders empfindlich<br />
ist, vermag es zu regenerieren<br />
<strong>und</strong> heilen.“<br />
Wir danken der Podolux GmbH<br />
(www.podotop.com) für die Zusammenstellung<br />
der wissenschaftlichen<br />
Literatur. g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Susanne Ahrndt<br />
Fachjournalistin<br />
Nockherstraße 52<br />
81541 München<br />
E-Mail susanne.ahrndt@<br />
t-online.de<br />
(Foto: © Andris T - Fotolia.com)<br />
16 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Für die Praxis<br />
Interview:<br />
Bei der mobilen Fußpflege:<br />
Durchdachter geht´s besser!<br />
Von Georg H. Birkner, Fachautor, Pforzheim<br />
Die podologische/fußpflegerische Versorgung<br />
von K<strong>und</strong>en zu Hause stellt eine besondere Herausforderung<br />
dar. Denn „vor Ort“ ist man oftmals<br />
nicht nur unter rückenbelastenden Arbeitsbedingungen<br />
tätig. Auch das Tragen der notwendigen<br />
Ausstattung <strong>und</strong> Arbeitsmaterialien verlangt der<br />
Wirbelsäule ebenso wie Bändern <strong>und</strong> Sehnen viel<br />
ab. Fußpflege-Profi Georg Birkner sprach über<br />
dieses Thema mit Sarah Fettback, die in der mobilen<br />
Fußpflege tätig ist.<br />
Georg Birkner: Frau Fettback,<br />
Sie sind als Fußpflegerin häufig<br />
auch mobil tätig. Sicher keine<br />
einfache Aufgabe. Macht es<br />
trotzdem noch Spaß?<br />
Sarah Fettback: Ja, auf jeden<br />
Fall. Bei der mobilen Tätigkeit<br />
trifft man die K<strong>und</strong>en zuhause<br />
an. In der eigenen Umgebung<br />
sind sie entspannt. Da<br />
ist es leicht, optimal auf den<br />
K<strong>und</strong>en einzugehen.<br />
Georg Birkner: Mit dem Einsatz<br />
„in den eigenen vier Wänden“<br />
dringen Sie in die Privatsphäre<br />
des K<strong>und</strong>en ein. Wie<br />
reagieren diese darauf?<br />
Sarah Fettback: Das ist recht<br />
problemlos. Die K<strong>und</strong>en wissen<br />
ja, dass ich komme. Sie sind<br />
sehr offen. Sie bieten meistens<br />
eine Fußschüssel oder eigene<br />
Handtücher an. Sie lassen mich<br />
auch wählen, wo der beste Behandlungsort<br />
wäre. Ob das<br />
Wohnzimmer oder das Bad geeigneter<br />
ist – das kann ich selber<br />
aussuchen.<br />
Georg Birkner: Die Mitnahme<br />
der Fußpflegeausrüstung ist ja<br />
nicht ganz ohne. Das Schlep-<br />
pen <strong>und</strong> Treppensteigen geht<br />
an die Substanz. Können Sie<br />
Ihren Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
Empfehlungen für einen<br />
leichteren Transport geben?<br />
Sarah Fettback: Das ist in der<br />
mobilen Fußpflege tatsächlich<br />
immer ein wirklich belastendes<br />
Problem, bei welchem jeder<br />
Abhilfe sucht. Zum Glück<br />
war ich Testk<strong>und</strong>in für ein neues<br />
Konzept bei Ruck. Hier hat<br />
man das Problem erkannt <strong>und</strong><br />
ein durchdachtes System für<br />
den mobilen Einsatz entwickelt.<br />
Dieses Konzept besteht<br />
aus einem praktischen Transportroller<br />
<strong>und</strong> drei Taschen,<br />
die damit bequem transportiert<br />
werden können. Zudem<br />
sind die Taschen mit Tragegurten<br />
ausgestattet, so dass<br />
sich das Gewicht komfortabel<br />
auf beide Schultern verteilen<br />
lässt. Auf diese Weise kommt<br />
man leicht auch in höhere<br />
Stockwerke.<br />
Georg Birkner: Bisher galt in<br />
der mobilen Fußpflege das<br />
Prinzip „Alles in einen Koffer“.<br />
Die daraus resultierenden<br />
Transportprobleme sind<br />
bekannt. Mit diesem neuen<br />
Sarah Fettback arbeitet<br />
selbstständig in der mobilen<br />
Fußpflege <strong>und</strong> ist als<br />
Mitarbeiterin der K<strong>und</strong>enbetreuung<br />
bei der Hellmut<br />
Ruck GmbH tätig.<br />
Weitere Informationen finden<br />
Sie unter:<br />
www.natuerlich-barfuss.de<br />
System wird alles Notwendige<br />
auf drei Einheiten verteilt<br />
– haben Sie diese dann immer<br />
im Gepäck?<br />
Sarah Fettback: Das richtet<br />
sich nach der jeweiligen Situation.<br />
In der Regel bleibt<br />
meine Nachschubeinheit im<br />
Auto. Nach der Behandlung<br />
kann ich dann meine Instrumentensätze<br />
einfach austauschen,<br />
so dass ich lediglich die<br />
Technikeinheit <strong>und</strong> die Tasche<br />
für das Arbeitsmaterial mitnehmen<br />
muss; <strong>und</strong> natürlich auch<br />
die Fußstütze, den Falthocker<br />
<strong>und</strong> die faltbare Fußschüssel.<br />
Georg Birkner: Wie kommt ein<br />
neues System bei Ihren K<strong>und</strong>en<br />
an? Wie profitieren Sie als<br />
Behandlerin von einer neuen<br />
Praktisch ist, wenn nicht<br />
das gesamte Material zu<br />
jedem K<strong>und</strong>en mitgenommen<br />
werden muss<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 17
Für die Praxis<br />
Alles, was den Rücken entlastet,<br />
ist auch in der mobilen<br />
Fußpflege für den Erhalt<br />
der Ges<strong>und</strong>heit wichtig<br />
Der Autor Georg H. Birkner<br />
war viele Jahre Leiter von<br />
Vertrieb <strong>und</strong> Marketing bei<br />
der Hellmut Ruck GmbH.<br />
Jetzt ist er im Ruhestand,<br />
aber als freier Mitarbeiter,<br />
Dozent an der Fachschule<br />
<strong>und</strong> als Seminarreferent<br />
nach wie vor mit der<br />
Fußpflege eng verb<strong>und</strong>en.<br />
Konzeption für den gesamten<br />
Arbeitsablauf?<br />
Sarah Fettback: Beim K<strong>und</strong>en<br />
kommt dieses System sehr gut<br />
an. Es wirkt professionell, der<br />
Aufbau geht schnell <strong>und</strong> ist<br />
platzsparend. Und auch beim<br />
Arbeitsablauf bringt das System<br />
nur Vorteile. Alles passt<br />
in den Kofferraum, die Taschen<br />
lassen sich durch praktische<br />
Tragegriffe leicht entnehmen,<br />
<strong>und</strong> mit dem Transportroller<br />
wird auch das Treppensteigen<br />
enorm erleichtert.<br />
Beim K<strong>und</strong>en geht das Auspacken<br />
dann leicht von der Hand.<br />
Fußstütze aufstellen – Technikeinheit<br />
öffnen – Gerät anschließen<br />
– fertig. Besonders<br />
nützlich ist auch die faltbare<br />
Fußschüssel, da ich generell<br />
vor der Behandlung bei den<br />
K<strong>und</strong>en ein Fußbad durchführe<br />
<strong>und</strong> diese nicht immer eine<br />
eigene Schüssel bereitstellen<br />
oder zur Verfügung haben.<br />
Georg Birkner: Wie ist es am<br />
Einsatzort – sicher finden Sie<br />
nicht immer optimale Verhältnisse<br />
vor. Gibt es Tipps, wie man<br />
seine Arbeit erleichtern kann?<br />
Sarah Fettback: Wichtig ist es,<br />
den K<strong>und</strong>en von Anfang an mit<br />
einzubinden. Den richtigen Behandlungsort<br />
auswählen, einen<br />
bequemen Stuhl für den<br />
K<strong>und</strong>en finden – das alles kann<br />
man am besten im direkten<br />
Kontakt klären. Eine wichtige<br />
Hilfe bietet die Fußstütze. Diese<br />
lässt sich für jede Behandlungssituation<br />
optimal anpassen.<br />
Hilfreich ist zudem das<br />
Verlängerungskabel im Set,<br />
da eine Steckdose nicht immer<br />
direkt im Arbeitsbereich<br />
verfügbar ist.<br />
Georg Birkner: Die Hygiene ist<br />
auch beim mobilen Einsatz<br />
ein wichtiger Aspekt <strong>und</strong> wird<br />
von den Ges<strong>und</strong>heitsbehörden<br />
genau so bewertet, wie<br />
bei der stationären Tätigkeit.<br />
Haben Sie hier praxisnahe<br />
Ratschläge?<br />
Sarah Fettback: Meine persönliche<br />
Hygiene führe ich immer<br />
mit, das heißt, Händewaschmittel<br />
<strong>und</strong> ein Präparat<br />
zur Händedesinfektion. Für<br />
die Flächendesinfektion nach<br />
der Behandlung verwende ich<br />
Desinfektionstücher. Damit<br />
kann ich leicht die Arbeitsgeräte,<br />
Fußstütze etc. desinfizieren.<br />
Instrumente verwende ich<br />
generell sterilisiert aus der Box<br />
für einen K<strong>und</strong>en. Nach der<br />
Behandlung gebe ich diese<br />
zurück in die Box <strong>und</strong> drehe<br />
den Spanngurt auf „kontaminiert“<br />
– so behalte ich den<br />
Überblick beim Instrumenteneinsatz.<br />
Aus der Nachschubeinheit<br />
hole ich mir dann einen<br />
frischen Instrumentensatz<br />
für den nächsten K<strong>und</strong>en.<br />
Georg Birkner: In der Klinik,<br />
im Seniorenheim – auch hier<br />
warten besondere Herausforderungen.<br />
Wie stellen Sie sich<br />
auf die jeweilige Situation gezielt<br />
ein?<br />
Sarah Fettback:Hier arbeite ich<br />
gerne mit dem CLAX- Mobil,<br />
einem Transportwagen, der das<br />
Zurücklegen der oftmals langen<br />
Wege in der Klinik oder<br />
dem Heim erleichtert <strong>und</strong> wo<br />
die Technikeinheit schon startbereit<br />
aufgebaut bleiben kann.<br />
Das ist einepraktische Sache, da<br />
alles draufpasst <strong>und</strong> das CLAX-<br />
Mobil leicht zu lenken ist.<br />
Bei diesen Einsätzen ist es empfehlenswert,<br />
die Lage schoneinmal<br />
vorab zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
sich auch bei der Pflegedienstleitung<br />
vorzustellen.<br />
Georg Birkner: Den optimalen<br />
Arbeitsablauf für den Mobildienst<br />
zu finden, ist nicht leicht.<br />
Wie gestalten Sie Ihre Routenplanung<br />
im Tagesablauf?<br />
Sarah Fettback: Da helfen mir<br />
die modernen Möglichkeiten,<br />
welche das Smartphone bietet.<br />
Terminplanung, die Routenplanung<br />
über maps – für<br />
eine Organisation hat man eigentlich<br />
alles zur Hand.<br />
Georg Birkner: Kommen wir<br />
zu Ihren K<strong>und</strong>en: Wie ist die<br />
Erwartungshaltung an Ihren<br />
mobilen Dienst?<br />
Sarah Fettback: Im Gegensatz<br />
zu früher haben die K<strong>und</strong>en<br />
heute eine sehr hohe Erwartungshaltung.<br />
Nägel kürzen<br />
<strong>und</strong> Hornhaut abtragen allein<br />
reichen nicht mehr aus. Ein gewisser<br />
Wellness- Faktor muss<br />
schon dazukommen. So gibt es<br />
bei mir nicht nur vorab ein Fußbad,<br />
sondern zum Abschluss<br />
auch eine Fußmassage. Diese<br />
ist für die K<strong>und</strong>en immer ein<br />
besonderes Highlight.<br />
Wichtig ist zudem schon die<br />
Vorbereitung beim ersten Telefonat.<br />
Den Zeitrahmen abstecken,<br />
die örtlichen Gegebenheiten<br />
abklären – das alles lässt<br />
sich gut vorbesprechen.<br />
Georg Birkner: Jetzt noch eine<br />
eher heikle Frage: Die Preisgestaltung<br />
ist gewissermaßen<br />
ein „Tabuthema“. Wir möchten<br />
trotzdem gerne wissen, wie<br />
Sie Ihre Preise für die Behandlung<br />
berechnen <strong>und</strong> wie Ihre<br />
K<strong>und</strong>en dies annehmen.<br />
Sarah Fettback: Da ist zum einen<br />
der Zeitfaktor; auf der anderen<br />
Seite der Aspekt wie<br />
schwierig sich die Behandlung<br />
gestaltet <strong>und</strong> welches Material<br />
benötigt wird. Für eine Komplettbehandlung<br />
verlange ich<br />
ab 28 Euro, je nach Schwierigkeit<br />
kommen dann noch<br />
Aufschläge dazu. Was die Anfahrt<br />
anbelangt, so berech-ne<br />
ich bis 5 km Entfernung keinen<br />
Fahrtkostenzuschuss. Bei<br />
Strecken, die darüber hinausgehen,<br />
kommen 0,30 Euro pro<br />
km hinzu sowie die Anrechnung<br />
der Fahrt als Arbeitszeit.<br />
Meine K<strong>und</strong>en akzeptieren<br />
diese Preisgestaltung, wenn<br />
natürlich auch immer wieder<br />
einmal Klagen kommen. Das<br />
beruht dann aber eher auf den<br />
persönlichen Umständen.<br />
Meine Preisgestaltung kann<br />
ich betriebswirtschaftlich belegen<br />
<strong>und</strong> „Discounter- Preise“<br />
in der Fußversorgung halte ich<br />
nicht für leistungsgerecht.<br />
Georg Birkner: Frau Fettback,<br />
herzlichen Dank für das offene<br />
Gespräch. Ich bin sicher,<br />
dass es vielen Ihrer Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen hilft, den<br />
mobilen Einsatz mit all seinen<br />
Kompromissen zu überdenken<br />
<strong>und</strong> Verbesserungen zu<br />
finden, für die K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
auch für sich selbst.<br />
g<br />
18 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Für die Praxis<br />
Im Umgang mit Desinfektionsmitteln/Teil I:<br />
Risiken – von Eiweißfehler<br />
bis Seifenfehler<br />
Von Priv. Doz. Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Mikrobiologe, <strong>und</strong><br />
Dr. med. Sebastian Werner, Facharzt für Hygiene <strong>und</strong> Umweltmedizin<br />
Für die Hygiene in der podologischen <strong>und</strong> fußpflegerischen<br />
Praxis sind Desinfektionsmittel<br />
unverzichtbar. Deshalb ist es wichtig zu wissen,<br />
was deren Wirkungen beeinträchtigen kann.<br />
Denn nur mit dem entsprechenden Know-how<br />
sind Ihre Patienten <strong>und</strong> Sie wirklich geschützt.<br />
Die Wirkung von Desinfektionsmitteln<br />
gegenüber<br />
Mikroorganismen<br />
<strong>und</strong> Viren basiert auf unterschiedlichen<br />
Prinzipien:<br />
u Oxydierende Wirkstoffe gehen<br />
chemische Bindungen<br />
mit Krankheitserregern ein<br />
<strong>und</strong> zerstören auf diese Weise<br />
deren Funktionsfähigkeit.<br />
u Mittel mit tensidischen Eigenschaften<br />
(das heißt mit lipophilen<br />
<strong>und</strong> hydrophilen<br />
Molekülstrukturen wie Bi<strong>und</strong><br />
Diguanide, Phenole,<br />
QAV <strong>und</strong> Amphotenside) zeigen<br />
dagegen meist membranzerstörende<br />
Effekte. Sie<br />
wirken deshalb oft nur auf solche<br />
Erreger, die Cytoplasmamembranen<br />
besitzen. Dies ist<br />
bei allen zellulär organisierten<br />
Mikroorganismen sowie<br />
bei behüllten Viren der Fall.<br />
u Einige Substanzen wirken zudem<br />
über pH-Wert Effekte,<br />
indem sie Erreger destabilisieren.<br />
Meist sind derartige<br />
Wirkungen aber sehr selektiv<br />
<strong>und</strong> man beobachtet sie<br />
vorzugsweise bei behüllten<br />
Viren.<br />
u Säuren <strong>und</strong> Laugen können<br />
auch über ihre Ätzwirkung<br />
antimikrobiell bzw. viruzid<br />
wirken.<br />
u Wieder andere Wirkstoffe<br />
hemmen oder destabilisieren<br />
Enzyme <strong>und</strong> damit auch Stoffwechselfunktionen<br />
von Mikroorganismen.<br />
Letzterer Vorgang<br />
lässt sich vorzugsweise<br />
bei Metallverbindungen beobachten.<br />
Bei diesen kennt<br />
man auch Kontakteffekte, die<br />
aber oft erst dann zum Tragen<br />
kommen, wenn ein direkter<br />
Kontakt der Metalloberfläche<br />
mit dem zu tötenden beziehungsweise<br />
zu inaktivierenden<br />
Erreger besteht.<br />
Die Hilfsstoffe einer Desinfektionsmittelrezeptur<br />
zeigen dagegen<br />
in aller Regel zwar keine<br />
besondere Eigenwirksamkeit,<br />
sie können aber einen starken<br />
Einfluss auf die Wirkung einer<br />
Desinfektion haben.<br />
Mit dem zu desinfizierenden<br />
Gut, dessen Art, Beschaffenheit<br />
<strong>und</strong> Verschmutzungsgrad<br />
bringt man einen dritten wichtigen<br />
Einflussfaktor in das ohnehin<br />
schon komplizierte Desinfektionsgeschehen.<br />
Es verw<strong>und</strong>ert<br />
daherkaum, dass man<br />
auch hierdurch die Wirksamkeit<br />
entsprechender Mittel erheblich<br />
beeinflussen kann.<br />
Typische Fehlerquellen<br />
in der Praxis<br />
Doch dies sind längst noch<br />
nicht alle Faktoren, die unter<br />
Praxisbedingungen die Wirk-<br />
samkeit<br />
von Desinfektionsverfahren<br />
beeinflussen.<br />
Einige der besonders<br />
wichtigen Faktoren sind auf<br />
Gr<strong>und</strong> langer Erfahrungen inzwischen<br />
gut bekannt <strong>und</strong> als<br />
„Fehlerquellen“ identifiziert.<br />
In der Fachsprache werden sie<br />
mit Begriffen wie „Eiweiß-“,<br />
„Seifen-“ <strong>und</strong> „Kältefehler“<br />
oder Ähnlichem benannt. Darüber<br />
hinaus gibt es weitere entscheidende<br />
Einflüsse, die aber<br />
bislang noch keinen festen Ausdruck<br />
in der „Fehlerterminologie“<br />
erhalten haben.<br />
Der Eiweißfehler<br />
Dieser ist sicherlich eine der<br />
bedeutendsten Fehlerquellen<br />
bei der Anwendung von<br />
Desinfektionsmitteln. Darunter<br />
versteht man die Reduktion<br />
von deren Wirksamkeit<br />
durch organisches Material.<br />
Krankheitserreger werden<br />
stets mit Begleitmaterialien<br />
freigesetzt. Dies sind zum Beispiel<br />
Blut <strong>und</strong> Eiter, Serum<br />
<strong>und</strong> Gewebe, Hautkrusten sowie<br />
Hornhaut- <strong>und</strong> Nagelspäne.<br />
Hauptbestandteile dieser<br />
Materialien sind vorwie-<br />
(Foto: © Per Thomson - Fotolia.com)<br />
Andere, für die <strong>Podologie</strong><br />
weniger bedeutende Begleitmaterialien<br />
sind Tränenflüssigkeit,<br />
Sputum, Nasensekret<br />
<strong>und</strong> sonstige Schleimhautsekrete,<br />
Muttermilch<br />
<strong>und</strong> Sperma sowie Urin<br />
<strong>und</strong> Stuhl<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 19
Für die Praxis<br />
Tab. 1: Beispiele für<br />
Wirk- <strong>und</strong> Hilfsstoffe in<br />
einfachen Desinfektionsmittelrezepturen.<br />
Die<br />
Auswahl der Hilfsstoffe<br />
hängt von der Art der<br />
Präparate ab, deren Anwendungsbereich<br />
sowie<br />
von deren Kompatibilität<br />
untereinander <strong>und</strong> von<br />
deren Wirkstoffen.<br />
Wirkstoffe<br />
Aldehyde<br />
Alkohole<br />
Amine<br />
amphotere Verbindungen<br />
(Tenside)<br />
anorganische Laugen<br />
Bi- <strong>und</strong> Diguanide<br />
Halogene (Chlorverbindungen,<br />
Iod-Verbindungen<br />
Metalle <strong>und</strong> Metallverbindungen<br />
(insbesondere Silber)<br />
organisch <strong>und</strong> anorganische<br />
Säuren<br />
Peroxide/Sauerstoffabspalter<br />
Phenole<br />
quaternäre Ammoniumverbindungen<br />
Oxidierend wirkende Desinfektionsmittel<br />
sind Aldehyde,<br />
Aktivsauerstofffreisetzende<br />
Verbindungen<br />
<strong>und</strong> Halogene<br />
Hilfsstoffe<br />
Additive zur Oberflächenausrüstung<br />
Depotmoleküle zur Wirkstofffreisetzung<br />
Duftstoffe<br />
Emulgiermittel<br />
Entschäumer<br />
Farbstoffe<br />
Formulierungs- <strong>und</strong> Konfektionierungshilfen<br />
Komplexbildner<br />
Korrosionsinhibitoren<br />
Lösungsmittel<br />
Lösungsvermittler<br />
Netzmittel (Tenside)<br />
pH-Aktivatoren<br />
pH-Wert Stabilisatoren<br />
Reinigungsverstärker (Tenside)<br />
Spezialzusätze für Kunststoffoberflächen<br />
Verdickungsmittel<br />
Wirkstoffaktivatoren<br />
gend Eiweiße, seltener auch<br />
Fette <strong>und</strong> Kohlenhydrate (Zucker).<br />
Im Blut findet sich mit<br />
den darin enthaltenen Erythrozyten<br />
vor allem Hämoglobin.<br />
Alle nicht oxidierend wirkenden<br />
Substanzen besitzen nur<br />
einen geringen Eiweißfehler.<br />
Denn sie gehen keine chemischen<br />
Verbindungen mit organischem<br />
Material, insbesondere<br />
mit Eiweißen ein, <strong>und</strong><br />
wirken daher vorzugsweise<br />
nur auf Mikroorganismen <strong>und</strong><br />
behüllte Viren.<br />
Die drei oxidierend wirkenden<br />
Desinfektionsmittel hingegen<br />
machen keinen Unterschied<br />
zwischen organischen Begleitmaterialien<br />
<strong>und</strong> Krankheitserregern.<br />
Sie gehen chemische<br />
Bindungen ein, ganz<br />
gleich, ob es sich dabei um lebende<br />
Mikroorganismen, aktive<br />
Viren oder nur um organisches<br />
Material handelt. So<br />
kommt es stets zu einer ungewollten,<br />
jedoch nicht vermeidbaren<br />
Wirkstoffzehrung, die<br />
um so größer ist, je höher die<br />
Relation von Begleitmaterial<br />
zu der in ihnen enthaltenen<br />
Erregermenge bei dem zu desinfizierenden<br />
Gut ist.<br />
Die drei oxidierenden Wirkstoffe<br />
unterscheiden sich jedoch<br />
in ihren Eiweißfehlern:<br />
Aldehyde<br />
Insbesondere Formaldehyd<br />
reagiert mit Eiweißen wie auch<br />
mit genetischem Material. Die<br />
oxydierende Wirkung gegen<br />
DNA <strong>und</strong> RNA ist dabei noch<br />
deutlich besser als die gegenüber<br />
Proteinen. Erlaubt ein<br />
Krankheitserreger also einen<br />
„guten“ Zutritt zu seinen Biomolekülen<br />
– dies ist besonders<br />
bei nackten Viren zu beobachten<br />
–, führt das zu einer erheblichen<br />
Wirkstoffzehrung.<br />
Handelt es sich bei den zu desinfizierenden<br />
Krankheitserregern<br />
dagegen um Bakterien<br />
<strong>und</strong> Pilze, erhält der Wirkstoff<br />
weniger Zugang zu genetischem<br />
Material, <strong>und</strong> es kommt<br />
vorzugsweise zur Proteinreaktion,<br />
die sich gegen die Zelloberflächen<br />
<strong>und</strong> Begleitproteine<br />
des Erregers richtet.<br />
Formaldehyd besitzt nur eine<br />
Aldehydgruppe, die chemisch<br />
reagieren kann. Ein anderer<br />
häufig in Desinfektionsmitteln<br />
angewendeter Aldehyd ist Glutaraldehyd<br />
(auch als Glutaral,<br />
Glutardialdehyd bezeichnet).<br />
Dieser besitzt insgesamt zwei<br />
Aldehydgruppen, mit denen ein<br />
Wirkstoffmolekül chemische<br />
Bindungen eingehen kann. In<br />
Gegenwart von Proteinbegleitmaterial<br />
kann sich so ein Eiweißfehler<br />
scheinbar in das Gegenteil<br />
verkehren: Indem Glutardialdehyd<br />
Krankheitserreger<br />
an den Begleiteiweißen<br />
verankert, können diese die<br />
Wirksamkeit des Desinfektionsmittels<br />
so scheinbar verstärken.<br />
Der Effekt wird vor allem bei<br />
nackten Viren beobachtet. Ob<br />
die Wirkung von Glutardialdehyd<br />
aber tatsächlich mit einer<br />
Abtötung von Mikroorganismen<br />
bzw. Inaktivierung von<br />
Viren einhergeht, kann nicht<br />
zuverlässig vorausgesagt werden.<br />
Allein das ist ein gewichtiger<br />
Gr<strong>und</strong> bei Anwendung<br />
von Glutardialdehyd-haltigen<br />
Präparaten, verschmutztes Material<br />
gründlichst zu reinigen.<br />
Aktivsauerstofffreisetzende<br />
Verbindungen<br />
Auch diese gehen sowohl mit<br />
organischen Verschmutzungen<br />
als auch mit Mikroorganismen<br />
chemische Bindungen ein. Besondere<br />
Unterschiede zwischen<br />
Proteinen, genetischem<br />
Material <strong>und</strong> sogar Lipiden<br />
sowie Mikroorganismen <strong>und</strong><br />
Viren werden hier in der Praxis<br />
nicht beobachtet. Dagegen<br />
zeigt sich beim Verhalten<br />
gegenüber Blut ein höherer<br />
„Eiweißfehler“. Denn Blut<br />
enthält neben Eiweißen auch<br />
Hämoglobin <strong>und</strong> Katalase, ein<br />
Enzym der Erythrozyten. Beide<br />
sind darauf ausgelegt, die<br />
Wirksamkeit von Aktivsauerstoff<br />
zu neutralisieren. Damit<br />
ergeben sich qualitative Unterschiede<br />
zwischen proteinhaltigen<br />
<strong>und</strong> bluthaltigen Verschmutzungen.<br />
Letztere können<br />
einen deutlich höheren Eiweißfehler<br />
zeigen als blutfreie<br />
Proteinverschmutzungen.<br />
Halogene<br />
Sie sind die dritte Gruppe oxidierend<br />
wirkender Desinfektionsmittel<br />
mit hohem Eiweißfehler.<br />
Der Begriff „Halogene“<br />
steht für die so genannten<br />
Salzbildner. Sie basieren auf<br />
den Elementen Fluor, Chlor,<br />
Brom <strong>und</strong> Iod. Früher kamen<br />
sie alle zu Desinfektionszwecken<br />
zum Einsatz. Inzwischen<br />
finden aber nur noch Aktivchlor<br />
<strong>und</strong> Iod in der Desinfektionspraxis<br />
Anwendung.<br />
Chlorverbindungen zeigen einen<br />
ausgeprägten Eiweißfehler<br />
<strong>und</strong> man versucht deshalb,<br />
Protein- <strong>und</strong> Blutverschmutzungen<br />
nach Möglichkeit im<br />
vorhinein zu vermeiden.<br />
Auch Iod besitzt einen deutlichen<br />
Eiweißfehler, der zudem<br />
durch Konzentrations-<br />
(Foto: © Africa Studio - Fotolia.com)<br />
20 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Für die Praxis<br />
<strong>und</strong> pH-Effekte überlagert<br />
werden kann. Zusätzlich muss<br />
man auch mit Depoteffekten<br />
rechnen, denn Iod besitzt die<br />
Tendenz, sich in komplexe organische<br />
Moleküle einzulagern<br />
<strong>und</strong> von dort aus ins<br />
Gleichgewicht mit freiem Iod<br />
zu treten. Es ist jedoch das<br />
freie Iod, welches für die Wirksamkeit<br />
verantwortlich ist <strong>und</strong><br />
nicht der in organischen Molekülstrukturen<br />
assoziierte<br />
Teil. Kaum ein Wirkstoff ist also<br />
unter Praxisbedingungen<br />
schwieriger in seiner Wirksamkeit<br />
einzuschätzen als Iod.<br />
Andererseits besitzt wohl auch<br />
kaum eine andere Substanz<br />
in Gegenwart von Eiweiß eine<br />
bessere Depotwirkung.<br />
Alkohole<br />
Auch sie können eine sehr<br />
spezifische Art von Eiweißfehlern<br />
provozieren, indem sie<br />
stark proteinhaltiges Begleitmaterial<br />
koagulieren. Das heißt,<br />
sie fällen die Eiweiße aus, <strong>und</strong><br />
die Erreger werden in diese<br />
Ausflockungen eingeschlossen.<br />
Hierbei darf ebenso wenig<br />
von einer wirklichen Beseitigung<br />
der Krankheitserreger<br />
ausgegangen werden.<br />
Keratinhaltige<br />
Substanzen<br />
Bei Nagelspänen oder Hautpartikeln<br />
zeigen sich keine Eiweißfehler<br />
im eigentlichen<br />
Sinne, obgleich sie zur Hauptsache<br />
ebenfalls aus Eiweiß<br />
(Keratin) bestehen. Denn hier<br />
kommt es erst gar nicht zu einer<br />
ausreichenden Penetration<br />
in die Partikel; <strong>und</strong> bei Aldehyden<br />
wie auch Sauerstoffabspaltern<br />
muss zudem mit<br />
einer erheblichen Wirkstoffzehrung<br />
gerechnet werden.<br />
Aldehyde haben darüber hinaus<br />
noch die Eigenschaft, die<br />
Oberflächen solcher Partikel<br />
zu härten <strong>und</strong> die in ihnen enthaltenen<br />
Erreger dadurch möglicherweise<br />
sogar zu schützen.<br />
Fette <strong>und</strong> Kohlenhydrate<br />
Wirkstoffe<br />
korrekte Vorbehandlung<br />
<strong>und</strong> Lagerung<br />
Art der zu desinfizierenden<br />
Erreger<br />
Grafik: Zentrale Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit von Desinfektionswirkstoffen<br />
im praktischen Einsatz<br />
Hierbei handelt es sich zwar<br />
um völlig andere Substanzklassen,<br />
doch wie bei den Eiweißen<br />
– ebenfalls um organisches<br />
Material. Es lässt sich in<br />
diesem Zusammenhang also<br />
nicht direkt von einem Eiweißfehler<br />
sprechen, obgleich in<br />
der Praxis in dem Fall keine<br />
exakte Unterscheidung getroffen<br />
wird.<br />
In welchem Umfang Fette die<br />
Wirksamkeit von Sauerstoffabspaltern<br />
insbesondere von<br />
Persäuren reduzieren, ist kaum<br />
untersucht. Lediglich für tensidhaltige<br />
Rezepturen lässt<br />
sich eine Reduktion der Wirksamkeit<br />
voraussetzen. Bei behüllten<br />
Viren können Fette<br />
allerdings zu gegenteiligen Effekten<br />
führen <strong>und</strong> sogar für<br />
sich allein eine inaktivierende<br />
Wirksamkeit zeigen.<br />
Hinter dem Begriff „Eiweißfehler“<br />
verbergen sich also<br />
recht gegensätzliche Prinzipien,<br />
die auf einer echten Wirkstoffzehrung<br />
beruhen können<br />
oder auch auf anderen Begleiteffekten<br />
wie vor allem der<br />
Ausfällung von Krankheitserregern,<br />
der Kreutzvernetzungen<br />
mit Proteinen <strong>und</strong> schließlich<br />
sogar auf einer einfachen<br />
Barrierewirkung.<br />
Dem Praktiker mag die Aufzählung<br />
aller dieser Effekte<br />
zunächst wenig hilfreich erscheinen.<br />
Für ihn hat die Existenz<br />
dieser Effekte jedoch eine<br />
wichtige Konsequenz. Sie<br />
besteht darin, organische Verschmutzungen<br />
vor einer Desinfektion<br />
entweder durch intensive<br />
Reinigung sorgfältig<br />
zu entfernen, oder aber „bestimmungsgemäß“<br />
zu arbeiten.<br />
Durch die Vorprüfung von<br />
Desinfektionsmitteln im Labor<br />
werden diese nämlich an<br />
die voraussichtlichen Praxissituationen<br />
angepasst. Dies allein<br />
ist bereits ein triftiger<br />
Gr<strong>und</strong>, nur zertifizierte Mittel<br />
(zum Beispiel VAH-zertifizierte<br />
Mittel) zu verwenden<br />
<strong>und</strong> bei Verschmutzungssituationen<br />
die Mittel immer mit<br />
der entsprechend ausgewiesenen<br />
Anwendungskonzentration<br />
<strong>und</strong> Einwirkungszeit<br />
anzuwenden.<br />
Leider gibt es Präparategruppen,<br />
deren Eiweißfehler bislang<br />
noch überhaupt nicht<br />
klar einzuschätzen sind. Dies<br />
sind vor allem W<strong>und</strong>antiseptika.<br />
Zwar sind die Mittel mit<br />
anscheinend verlässlichen Anwendungsparametern<br />
ausgestattet,<br />
die Kenntnis über deren<br />
Wirksamkeit in W<strong>und</strong>en<br />
ist jedoch in aller Regel äußerst<br />
lückenhaft. Dies liegt vor<br />
allem an noch völlig fehlenden<br />
Standardmethoden zur<br />
Prüfung der Präparate unter<br />
Praxisbedingungen. So lässt<br />
sich bei dieser Präparategruppe<br />
so gut wie nichts zur tatsächlichen<br />
Wirksamkeit unter<br />
stark blut- <strong>und</strong> proteinhaltigen<br />
Verhältnissen in W<strong>und</strong>en<br />
sagen. Man muss sich hier auf<br />
empirische Erfahrungen stützen,<br />
die aus der langjährigen<br />
Anwendung der Präparate am<br />
Menschen resultieren.<br />
Der Härtefehler<br />
Hierunter versteht man den<br />
Wirksamkeitsverlust von<br />
Desinfektionsmitteln durch die<br />
Wasserhärte <strong>und</strong> damit durch<br />
im Wasser gelöste Substanzen.<br />
Wasser nimmt Kohlendioxyd<br />
(CO 2 ) aus der Luft auf,<br />
wobei sich im Wasser Kohlensäure<br />
bildet. Diese säuert das<br />
Wasser nicht nur an, sondern<br />
erleichtert auch das Lösungsvermögen<br />
von Kalk <strong>und</strong> Magnesiumcarbonaten,<br />
wenn das<br />
Wasser durch Böden dringt.<br />
Wird solches Wasser nun zum<br />
Lösen von Desinfektionsmitteln<br />
oder zum Verdünnen von<br />
Desinfektionsmittelkonzentraten<br />
verwendet, können die<br />
Hilfsstoffe<br />
Wirksamkeit<br />
Begleitmaterial<br />
(Grafik: © Klaus von Wirth)<br />
physikalische<br />
Parameter<br />
Anwendungsweise<br />
Umfeld, in dem<br />
desinfiziert wird<br />
Die Wasserhärte wird aus<br />
dem Gehalt des Wassers<br />
an Kalzium <strong>und</strong> Magnesium<br />
berechnet<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 21
Für die Praxis<br />
Netzmittel sind Substanzen,<br />
die die Oberflächenspannung<br />
einer Flüssigkeit<br />
herabsetzen <strong>und</strong> die Bildung<br />
von Dispersionen ermöglichen<br />
oder unterstützen<br />
bzw. als Lösungsvermittler<br />
wirken<br />
bare Wasser überschritten, so<br />
muss das durch die Erhöhung<br />
der Anwendungskonzentration<br />
kompensiert werden.<br />
Eine Verlängerung der<br />
Einwirkungszeit hingegen ist<br />
keine geeignete Maßnahme<br />
zur Korrektur.<br />
In welchem Umfang die Konzentration<br />
zu korrigieren ist,<br />
erfragt man am besten beim<br />
Hersteller der Präparate. Sie<br />
sollten über entsprechendes<br />
Datenmaterial verfügen <strong>und</strong><br />
präzise Hilfen geben können.<br />
Der Kältefehler<br />
Im medizinischen Bereich wird<br />
bei der praktischen Desinfektion<br />
meist bei Raumtemperatur<br />
gearbeitet – zwischen<br />
18 °C <strong>und</strong> 22 °C. Kaum einem<br />
Anwender ist aber bekannt,<br />
wie dramatisch die Wirksamkeitseinbußen<br />
einiger Wirkstoffe<br />
sind, wenn die Temperatur<br />
auch nur leicht darunter<br />
liegt. Hierfür prägte man den<br />
Begriff Kältefehler.<br />
QAV, Biguanide <strong>und</strong> Amphotenside<br />
sind oft weniger empfindlich,<br />
können im Einzelfall<br />
aber immer noch beträchtlich<br />
in ihrer Wirksamkeit reduziert<br />
werden. Alkohole <strong>und</strong> Aktivsauerstoff<br />
werden dagegen<br />
erst dann unwirksam, wenn es<br />
zum Gefrieren der Anwendungslösungen<br />
kommt. Vorher<br />
werden sie kaum beeinflusst.<br />
Bei Aldehyden jedoch ist beim<br />
Abfall der Temperatur von<br />
20 °C auf 10 °C mit einer um<br />
2,5- bis 3-fachen Erhöhung<br />
der Anwendungskonzentration<br />
zu kalkulieren. Durch Verlängerung<br />
der Einwirkungszeit<br />
lässt sich dies nicht kompensieren.<br />
Gleiches gilt für orga-<br />
8Tipp<br />
Ein Hautschutz- <strong>und</strong> Desinfektionsplan<br />
zum kostenlosen<br />
Download bietet die Firma<br />
Schülke & Mayr unter:<br />
www.schuelke.com/<br />
download/pdf/cde_<br />
lde_Desinfektionsplan_<br />
<strong>Podologie</strong>.pdf<br />
darin befindlichen Kalzium<strong>und</strong><br />
Magnesium-Ionen mit allen<br />
tensidischen Bestandteilen<br />
des Desinfektionsmittels<br />
reagieren <strong>und</strong> diese ausfällen.<br />
Der Härtefehler kann also auch<br />
indirekt über den Einfluss auf<br />
Hilfsstoffe, insbesondere von<br />
Netzmitteln auftreten.<br />
Die klassischen oxidierenden<br />
Substanzen Persäuren, Aldehyde<br />
<strong>und</strong> Halogene zeigen<br />
dagegen nur geringe Härtefehler;<br />
<strong>und</strong> Alkohole werden<br />
durch die Wasserhärte überhaupt<br />
nicht beeinflusst. Sie<br />
werden jedoch in aller Regel<br />
auch nicht weiter mit Wasser<br />
verdünnt. Vielmehr handelt<br />
es sich um „ready-to-use Präparate",<br />
so dass man sich hier<br />
ohnehin nicht um Härtefehler<br />
Gedanken machen muss.<br />
Tensidische Wirkstoffe sind<br />
dagegen durch die Wasserhärte<br />
erheblich zu beeinflussen.<br />
Hier kommt es beim Kontakt<br />
bzw. Verdünnen der Konzentrate<br />
mit hartem Wasser zu<br />
einer Reaktion, bei der die<br />
Wirkstoffe als unlösliche Reaktionsprodukte<br />
schlimmstenfalls<br />
ausfallen können. Das Ergebnis<br />
sind massive Wirksamkeitseinbußen.<br />
In der Textilhygiene<br />
werden Härtefehler daher<br />
durch den Einsatz von demineralisiertem<br />
Wasser kompensiert.<br />
Auch bei der Flächendesinfektion<br />
sollte man sich<br />
über die Wasserhärte des zur<br />
Verdünnung der Konzentrate<br />
verwendeten Wassers Klarheit<br />
verschaffen. Dabei ist zu<br />
berücksichtigen, dass die Wirksamkeit<br />
der Mittel auf Wasser<br />
standardisierter Härte <strong>und</strong> damit<br />
auf einen Härtegrad (°dH)<br />
von etwas über 8 °dH eingestellt<br />
wird. Wird dieser Härtegrad<br />
durch das lokal verfügnische<br />
Säuren. Wird die Temperatur<br />
dagegen in den Bereich<br />
über 20 °C angehoben,<br />
so steigt nicht nur die Wirksamkeit<br />
exponentiell mit der<br />
Erhöhung, sondern auch die<br />
Wirkungsbreite. Zum Beispiel<br />
wirkt Zitronensäure bei Raumtemperatur<br />
nicht sporizid. Bei<br />
einer Temperatur von 70 °C<br />
bis 80 °C werden jedoch sogar<br />
bakterielle Sporen in wenigen<br />
Minuten bis Sek<strong>und</strong>en<br />
abgetötet.<br />
Der pH-Fehler<br />
Die Wirksamkeit vieler Desinfektionsmittel<br />
ändert sich<br />
mit dem pH-Wert. Besonders<br />
ausgeprägt ist dies bei Glutardialdehyd,<br />
welcher im alkalischen<br />
Bereich äußerst wirksam,<br />
im Neutralbereich deutlich<br />
reduzierter <strong>und</strong> im sauren<br />
pH-Bereich praktisch unwirksam<br />
ist.<br />
Ein vergleichbares Verhalten<br />
zeigt auch Wasserstoffperoxid.<br />
Peressigsäure ist dagegen<br />
als Säure besonders reaktiv<br />
<strong>und</strong> wirksam, dagegen im Neutralen<br />
oder gar Alkalischen<br />
weniger wirksam, dafür aber<br />
stabiler. So lässt sich Peressigsäure<br />
besser lagern <strong>und</strong> zeigt<br />
sich auch verträglicher gegenüber<br />
dem zu desinfizieren-<br />
(Fotos: © Archiv - Fotolia.com)<br />
22 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Für die Praxis<br />
den Gut. Bei der Validierung<br />
der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln<br />
ist deshalb die<br />
Feststellung des pH-Wertes eine<br />
der wichtigsten Kenngrößen.<br />
Wer sich durch Nachfrage<br />
beim Hersteller Prüfgutachten<br />
beschaffen kann, der<br />
sollte unbedingt die pH-Werte<br />
der Mittel beachten <strong>und</strong> mit<br />
denjenigen der Fertigpräparate<br />
vergleichen. Dies lässt sich<br />
in aller Regel mit Indikatorstreifen<br />
durchführen <strong>und</strong> ist<br />
überhaupt nicht schwierig.<br />
Finden sich erhebliche Abweichungen,<br />
zwischen dem<br />
Soll- <strong>und</strong> dem Ist-pH-Wert der<br />
Anwendungslösungen von<br />
Desinfektionsmitteln, sollte<br />
man auch die Wirksamkeit vor<br />
Ort überprüfen <strong>und</strong> wenn dies<br />
nicht möglich ist, mindestens<br />
Rücksprache mit dem Hersteller<br />
halten.<br />
In der Praxis selbst gibt es vielerlei<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Risiken,<br />
welche den pH-Wert einer<br />
Anwendungslösung verfälschen.<br />
So können organische<br />
Verschmutzungen den Wert<br />
verändern. Insbesondere Blut<br />
<strong>und</strong> Blutserum besitzen eine<br />
beachtliche Pufferkapazität,<br />
welche dafür sorgt, dass sich<br />
der pH-Wert in Richtung des<br />
Neutralpunktes (pH 7) bewegt.<br />
Aber auch Hilfsmittel können<br />
den Wert verändern. Enthält<br />
zum Beispiel ein Spray-Desinfektionsmittel<br />
als Treibgas<br />
CO 2 <strong>und</strong> werden Gas <strong>und</strong> Desinfektionsmittel<br />
nicht durch<br />
eine entsprechende Technologie<br />
in der Sprühdose von<br />
einander getrennt, säuert das<br />
Treibgas das Desinfektionsmittel<br />
an. Je höher der Wassergehalt<br />
des Desinfektionsmittels<br />
dabei ist, desto ausgeprägter<br />
zeigt sich der Effekt.<br />
Der Seifenfehler<br />
Der Begriff „Seifenfehler“<br />
findet sich gelegentlich als<br />
Synonym für den zuvor beschriebenen<br />
Härtefehler. Beim<br />
Seifenfehler handelt es sich<br />
also nicht um eine Wirksamkeitseinbuße<br />
oder Modifikation<br />
durch den Zusatz von Reinigern<br />
oder sogar von Seife,<br />
sondern um die Beeinflussung<br />
der Wirksamkeit durch die<br />
Wasserhärte. Was man jedoch<br />
aus dem Begriff lernen kann,<br />
ist die Tatsache, dass man<br />
durch Tenside, Reiniger oder<br />
Waschmittel, die man einem<br />
Desinfektionsmittel zusetzt,<br />
dessen Wirksamkeit erheblich<br />
beeinflussen kann. Dies gilt<br />
für alle Desinfektionsmittelinhaltsstoffe<br />
<strong>und</strong> trifft für Mischungen<br />
von Konzentraten<br />
(Desinfektionsmittelkonzentrat<br />
plus Reinigerkonzentrat<br />
<strong>und</strong> nachfolgende Verdünnung<br />
der Mischung auf Anwendungsbedingungen)<br />
zu<br />
wie auch auf Anwendungslösungen<br />
(vorverdünntes Desinfektionsmittelkonzentrat<br />
plus vorverdünntes Reinigerkonzentrat<br />
<strong>und</strong> nachfolgende<br />
Verdünnung der Mischung<br />
auf Anwendungsbedingungen).<br />
Wer hier nach Gutdünken<br />
mischt, kann weder von<br />
einer ausreichenden Reinigung<br />
noch von einer annähernd<br />
sicheren Desinfektionswirkung<br />
der Kombination ausgehen.<br />
Ein sicheres Indiz für<br />
den Totalverlust beider Leistungen<br />
(also der Reinigungsleistung<br />
wie der Desinfektionsleistung)<br />
ist die Mischung von<br />
alkalischen Präparaten mit<br />
sauren Präparaten (also Mischungen<br />
von alkalischen Reinigern<br />
mit sauren Desinfek-<br />
8 Buchtipp<br />
Umfassendes Basiswissen<br />
zum Thema Hygiene,<br />
Infektiologie <strong>und</strong> Mikrobiologie<br />
bietet dieses<br />
Buch aus dem Thieme<br />
Verlag. Leicht verständlich<br />
geschrieben, erhält<br />
der Leser einen Überblick<br />
zur Mikrobiologie<br />
<strong>und</strong> Infektiologie. Darüber<br />
hinaus erfährt er alles Wichtige<br />
zu hygienisch korrektem Arbeiten sowie<br />
über Sicherheit zum Schutz für Patienten<br />
<strong>und</strong> sich selbst.<br />
Jassoy, Christian; Schwarzkopf,<br />
Andreas: Hygiene, Infektiologie,<br />
Mikrobiologie. Thieme Verlag,<br />
Stuttgart 2013, 2. Aufl., 376 S. ,<br />
220 Abb., brosch., 29,99 Euro,<br />
ISBN: 9783131361325<br />
tionsmitteln oder umgekehrt).<br />
Aber selbst Schwankungen<br />
beider Komponenten innerhalb<br />
des sauren oder alkalischen<br />
pH-Bereichs über mehr<br />
als zwei pH-Stufen sind problematisch.<br />
Wer also Reinigung<br />
<strong>und</strong> Desinfektion in einem Arbeitsgang<br />
<strong>und</strong> durch die Mischung<br />
entsprechender Präparate<br />
durchführen möchte,<br />
der kann sich nur auf geprüfte<br />
Kombinationen verlassen.<br />
Interessanter Weise ist dabei<br />
in aller Regel nur das Ergebnis<br />
der Desinfektionsleistung<br />
zu erfahren, soweit die Hersteller<br />
der Präparate derartige<br />
Kombinationen empfehlen.<br />
Als Anwender sollte man aber<br />
auch den Beleg einer erfolgreich<br />
getesteten Reinigungsleistung<br />
einfordern. Dieser<br />
wird ihm nämlich in aller Regel<br />
vorenthalten <strong>und</strong> oft genug<br />
überhaupt nicht erbracht.<br />
Als Konsequenz daraus sollte<br />
besonders auf die Qualität<br />
der Reinigungsleistung geachtet<br />
<strong>und</strong> das Mittel nicht gemischt<br />
werden.<br />
Selbst die totale Übereinstimmung<br />
beider pH-Werte<br />
ist nicht die Garantie für<br />
eine erfolgreich anwendbare<br />
Mischung<br />
Lesen Sie im zweiten Teil dieses<br />
Beitrages alles Wichtige<br />
zu Wirkungslücke <strong>und</strong> Wirkungsschwäche,<br />
zu Fehlern bei<br />
der Einwirkzeit <strong>und</strong> beim Ansetzen<br />
der Lösung sowie bei<br />
der Lagerung von Gebinden<br />
<strong>und</strong> bei der Entsorgung. g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
PD Dr. Dr. Friedrich von<br />
Rheinbaben<br />
Garather Weg 21<br />
40789 Monheim<br />
E-Mail: F.v.Rheinbaben@<br />
t-online.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 23
Journal<br />
Für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> mentale Fitness:<br />
Trinken – mit dem Alter<br />
immer wichtiger!<br />
Von Dipl. oec. troph. Dorothea Kammerer, Fachjournalistin, Grafrath<br />
Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann<br />
unser Stoffwechsel nicht funktionieren. Doch<br />
viele Menschen trinken nicht ausreichend. Das<br />
gilt vor allem für Senioren, denn im Alter lässt<br />
das Durstempfinden nach <strong>und</strong> weitere altersbedingte<br />
Faktoren beeinflussen den Wassergehalt<br />
des Körpers. Doch unter einem Flüssigkeitsmangel<br />
leiden nicht nur körperliche <strong>und</strong> geistige<br />
Leistungsfähigkeit, der gesamte Organismus<br />
<strong>und</strong> auch die Haut sind davon betroffen.<br />
Wasser macht etwa zwei<br />
Drittel unseres Körpergewichtes<br />
aus, wobei<br />
der Wasseranteil alters<strong>und</strong><br />
geschlechtsabhängig ist.<br />
So liegt er bei Neugeborenen<br />
bei r<strong>und</strong> 75 Prozent. Bei Erwachsenen<br />
mittleren Alters<br />
macht das Gesamtkörperwasser<br />
etwa 65 Prozent aus <strong>und</strong><br />
bei älteren Menschen zirka 55<br />
Prozent. Ein ausgeglichener<br />
Flüssigkeitshaushalt ist für<br />
viele unserer Körperfunktionen<br />
unabdingbar. Wasser dient als<br />
Lösungsmittel im Stoffwechselgeschehen<br />
<strong>und</strong> sorgt für die<br />
optimale Funktionsfähigkeit<br />
der Körperflüssigkeiten wie<br />
Blut <strong>und</strong> Lymphe <strong>und</strong> damit für<br />
den Transport der Nährstoffe<br />
sowie den Abtransport von<br />
Stoffwechselprodukten <strong>und</strong><br />
Salzen. Es dient als Zellbaustoff,<br />
reguliert den Elektrolyt<strong>und</strong><br />
Säure-Basen-Haushaltsowie<br />
die Leistungsfähigkeit der<br />
Nieren. Zudem ist Wasser für<br />
die Steuerung der Körpertemperatur<br />
unerlässlich.<br />
Etwa ein Drittel unserer täglich<br />
aufgenommenen Flüssigkeit<br />
stammt aus dem Wassergehalt<br />
von Lebensmitteln, den<br />
größeren Teil führen wir über<br />
Getränke zu. R<strong>und</strong> 300 ml entstehen<br />
bei der Verbrennung<br />
von Fettsäuren <strong>und</strong> von Glukose<br />
(sogenanntes Oxidationswasser).<br />
Dieses wird ebenfalls<br />
als aufgenommene Flüssigkeitsmenge<br />
berechnet.<br />
Zwischen Wasseraufnahme<br />
<strong>und</strong> -ausscheidung besteht in<br />
der Regel ein Gleichgewicht<br />
(sogenannte Wasserbilanz).<br />
Deren Regulation erfolgt vor<br />
allem über das Durstgefühl<br />
(Foto: © goodluz - Fotolia.com)<br />
Welche Trinkmengen <strong>und</strong><br />
welche Getränke?<br />
Normalerweise sollte die tägliche Wasserbilanz<br />
bei Senioren r<strong>und</strong> 2,3 Liter ausmachen.<br />
Zieht man davon r<strong>und</strong> 700 ml<br />
Wasser aus fester Nahrung <strong>und</strong> etwa<br />
300 ml aus dem Oxidationsprozess ab,<br />
sind noch etwa 1,3 Liter zu trinken, um<br />
eine ausgeglichene Flüssigkeitsbilanz zu<br />
erreichen. Dabei sollte Wasser bevorzugt<br />
werden oder ungesüßter Kräutertee<br />
<strong>und</strong> Saftschorle (mindestens im Verhältnis<br />
2:1 verdünnt). Kaffee <strong>und</strong> schwarzer<br />
Tee zählen auch zu dieser Trinkmenge.<br />
Doch mehr als drei bis vier Tassen am<br />
Tag sollten es nicht sein. Diätetische<br />
Getränke sind ebenfalls erlaubt.<br />
Abzuraten ist von Limonaden <strong>und</strong> Softdrinks,<br />
denn in ihnen ist sehr viel Zucker<br />
enthalten. Sogenannte Near-water-Getränke,<br />
die zwar wie Wasser aussehen,<br />
aber ein leichtes Frucht- oder Kräuteraroma<br />
haben, sind ebenfalls nicht zu empfehlen.<br />
Zum einen können auch sie stark<br />
zuckerhaltig sein, zum anderen enthalten<br />
sie Zitronensäure. Bei häufigem Konsum<br />
greift diese die Zähne an.<br />
24 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Journal<br />
Die Flüssigkeitsverteilung im Körper<br />
Bei einem ges<strong>und</strong>en, jüngeren Erwachsenen befinden sich 60<br />
bis 70 Prozent des Gesamtkörperwassers in den Körperzellen<br />
(intrazellulär), der Rest außerhalb (extrazellulär), das heißt in dem<br />
Raum zwischen den Zellwänden (Interstitium), dem Blutplasma<br />
(dem zu 90 Prozent aus Wasser bestehenden flüssigen, zelllosen<br />
Anteil des Blutes) sowie dem epithelialen Lumina (dem<br />
transzellulären – zwischen den Zellen – gelegenen Raum). Natrium<br />
als wichtiges Salz des Körpers reguliert dabei die Volumenanteile<br />
<strong>und</strong> hält diese konstant. Überhaupt ist die Menge<br />
des Körperwassers eng mit dem Salzgehalt des Körpers verb<strong>und</strong>en.<br />
Wird Kochsalz mit der Nahrung aufgenommen, bindet<br />
dieses die entsprechende Menge Wasser im Körper.<br />
<strong>und</strong> die Nieren mit Hilfe des<br />
antidiuretischen Hormons<br />
(ADH). Die Hauptausscheidung<br />
von Flüssigkeit geschieht<br />
über die Nieren. Ein weiterer<br />
wichtiger Ausscheidungsmechanismus<br />
ist die Schweißsekretion.<br />
Eine geringe Menge<br />
an Wasser wird auch über die<br />
Atemluft ebenso wie über den<br />
Stuhl abgegeben. Dabei erhöht<br />
sich die Menge der Flüssigkeitsausscheidung<br />
bei hohen<br />
Temperaturen, starkem<br />
nächtlichen Schwitzen oder<br />
bei sportlicher Betätigung.<br />
Aber auch akute Erkrankungen<br />
wie ein Magen-Darm-Infekt<br />
oder chronische Krankheiten<br />
– zum Beispiel eine<br />
Herzinsuffizienz oder Diabetes<br />
mellitus – gehen mit einer<br />
vermehrten Wasserausscheidung<br />
einher. So ist bei einem<br />
erhöhten Blutzuckerspiegel<br />
häufiges, auch nächtliches Wasserlassen<br />
typisch. In diesem<br />
Fall ist die Harnmenge erhöht,<br />
da der Körper versucht, den<br />
vermehrten Zucker im Blut<br />
mittels Ausscheidung über die<br />
Nieren zu senken.<br />
Flüssigkeitsmangel<br />
<strong>und</strong> die Folgen<br />
Die Dehydration, die Austrocknung<br />
des Körpers aufgr<strong>und</strong><br />
einer nicht ausgeglichenen<br />
Flüssigkeitsbilanz, wird auch<br />
als Exsikkose bezeichnet. Eine<br />
leichte Form liegt vor, wenn<br />
das Flüssigkeitsdefizit weniger<br />
als fünf Prozent des Körpergewichtes<br />
ausmacht. Von<br />
einer mittelschweren Exsikkose<br />
spricht man bei einem<br />
Mangel an Körperwasser von<br />
r<strong>und</strong> 10 Prozent. Eine schwere<br />
Exsikkose besteht bei einem<br />
Flüssigkeitsmangel von<br />
10 bis 15 Prozent.<br />
Bereits bei einem Verlust von<br />
ein bis zwei Prozent des Gesamtkörperwassers<br />
dickt das<br />
Blut ein. Hierdurch verschlechtert<br />
sich dessen Fließfähigkeit<br />
<strong>und</strong> das Gewebe wird nicht<br />
mehr optimal versorgt. Die<br />
Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten<br />
über die Nieren<br />
nimmt ab <strong>und</strong> das Herzschlagvolumen<br />
ist reduziert.<br />
Der Blutdruck sinkt <strong>und</strong> die<br />
Durchblutung der Haut verschlechtert<br />
sich. Auch der Sauerstofftransport<br />
in die Muskelzellen<br />
ist vermindert, wodurch<br />
beanspruchte Muskeln rascher<br />
übersäuern <strong>und</strong> ermüden.<br />
Typische Zeichen<br />
Äußere Zeichen eines Flüssigkeitsdefizites<br />
sind trockene<br />
Haut <strong>und</strong> Schleimhäute<br />
(M<strong>und</strong>trockenheit durch geringere<br />
Speichelproduktion,<br />
Schluckbeschwerden), die Zunge<br />
ist belegt oder geschwollen<br />
<strong>und</strong> der Hauttugor (Spannungszustand<br />
der Haut) wird<br />
schlaff. – Ein einfacher Test ist<br />
hier das Abheben einer Hautfalte<br />
auf dem Handrücken. Bildet<br />
sich diese nicht rasch wieder<br />
zurück, besteht ein Mangel<br />
an Flüssigkeit. – Wird nicht<br />
genügend Flüssigkeit ersetzt,<br />
halten die Nieren zudem Wasser<br />
zurück <strong>und</strong> scheiden sehr<br />
konzentrierten, stark riechenden<br />
Harn aus <strong>und</strong> auch Ver-<br />
Mit r<strong>und</strong> 80 Prozent …<br />
… ist die Haut als unser größtes<br />
Organ besonders wasserhaltig.<br />
Damit sie ihre<br />
Schutz- <strong>und</strong> Abwehrfunktion<br />
gegenüber äußeren Einflüssen<br />
optimal erfüllen kann, ist<br />
sie auf eine ausreichende<br />
Wasserzufuhr angewiesen.<br />
Dies zeigte auch eine Untersuchung<br />
an der Berliner<br />
Charité. Mit Hilfe neuer optischer,<br />
an der Hautoberfläche<br />
anwendbarer Messmethoden<br />
konnten Wissenschaftler<br />
unter Leitung<br />
von Dr. Michael Boschmann<br />
zeigen, dass bereits etwa<br />
zehn Minuten nach der Aufnahme<br />
von Flüssigkeit die<br />
Haut besser durchblutet<br />
wird. Mit der verbesserten<br />
Sauerstoffversorgung<br />
nimmt auch der Hautstoffwechsel<br />
zu, <strong>und</strong> die erhöhte<br />
Aktivität des Hautstoffwechsels<br />
unterstützt deren<br />
Schutz- <strong>und</strong> Abwehrfunktion.<br />
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Journal<br />
Viel trinken: Zur Vorbeugung eines zweiten Schlaganfalls<br />
Dem ärztlichen Rat,<br />
viel zu trinken, fehlte<br />
bislang die wissenschaftliche<br />
Untermauerung.<br />
Einen<br />
Beleg für den Nutzen<br />
für Patienten mit<br />
einem Schlaganfall<br />
(Hirninfarkt, medizinisch:<br />
zerebraler<br />
oder apoplektischer<br />
Insult, verkürzend<br />
auch Apoplex oder<br />
Insult genannt) lieferte<br />
nun eine Doktorarbeit an der Medizinischen Fakultät der<br />
Universität Münster. Zentrale Erkenntnis: Wer bereits einen<br />
Schlaganfall erlitten hat, sollte tatsächlich viel trinken. Denn das<br />
verringert das erhebliche Risiko eines Re-Infarktes.<br />
Meistens sind Veränderungen an den Blutgefäßen, die das Gehirn<br />
versorgen, so genannte arteriosklerotische Plaques, für einen<br />
Schlaganfall verantwortlich. Lösen sich Teile dieser Plaques<br />
<strong>und</strong> werden in die immer feiner werdenden Verästelungen<br />
der Hirngefäße getragen, kann es zu einem Gefäßverschluss<br />
<strong>und</strong> damit zum Schlaganfall kommen. Für die Münsteraner Studie<br />
mussten die Patienten nach einem ersten Schlaganfall einen<br />
Trinkkalender führen. Beim Vergleich der Re-Infarkte zeigte<br />
sich, dass eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr offenbar das Risiko,<br />
einen erneuten Schlaganfall zu erleiden, deutlich verringerte.<br />
„Mehr als zwei Liter am Tag zu trinken scheint also sinnvoll,<br />
um einem weiteren Hirninfarkt vorzubeugen. Aber vermutlich<br />
auch generell, um einen ersten Schlaganfall <strong>und</strong> andere Probleme<br />
des Herz-Kreislauf-Systems zu vermeiden“, so das Fazit<br />
der Studienleiterin. – Bereits amerikanische Wissenschaftler<br />
hatten Belege dafür gef<strong>und</strong>en, dass eine hohe Flüssigkeitsaufnahme<br />
das Risiko für Herzinfarkte vermindert. Allerdings gibt<br />
es auch Ausnahmen: Patienten mit einer Herzschwäche oder<br />
bestimmten Nierenleiden sollten vor einer Heraufsetzung ihrer<br />
täglichen Flüssigkeitszufuhr ihren Arzt zu Rate ziehen.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Dorothea Kammerer<br />
Lerchenstr. 27c<br />
82284 Grafrath<br />
E-Mail doro_kammerer@<br />
web.de<br />
stopfung ist eine Folge des<br />
Flüssigkeitsdefizits.<br />
Ein Mangel an Flüssigkeit<br />
schlägt sich in einem insgesamt<br />
verschlechterten Allgemeinbefinden<br />
nieder. So kann<br />
es unter anderem zu Kopfschmerzen<br />
kommen, zu Kreislaufbeschwerden,<br />
Müdigkeit,<br />
Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen<br />
<strong>und</strong> Wadenkrämpfen.<br />
Und die Haut leidet<br />
ebenfalls. Denn fehlt dem<br />
Körper Wasser, reduziert sich<br />
auch der Flüssigkeitsgehalt in<br />
den Hautzellen sowie im Zellzwischenbereich.<br />
Die Wasserbindungsfähigkeit,<br />
Widerstandskraft<br />
<strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />
der Haut verschlechtern<br />
sich. Sie wird rau, schuppig,<br />
spannt <strong>und</strong> juckt. Kommt<br />
es durch Kratzen zu Hautläsionen,<br />
sind diese besonders<br />
anfällig für Infektionen.<br />
Nicht nur das<br />
Durstgefühl nimmt ab<br />
Normalerweise versucht der<br />
Organismus, Wasserverluste<br />
rasch zu ersetzen <strong>und</strong> signalisiert<br />
das durch zunehmenden<br />
Durst. Schon wenn 150 bis<br />
300 Milliliter (bei einem normalgewichtigen<br />
Mann) fehlen,<br />
meldet sich das Durstgefühl.<br />
Allerdings wird dieses<br />
Signal bei den meisten Menschen<br />
mit den Jahren immer<br />
schwächer. In der Folge verringert<br />
sich mit zunehmendem<br />
Alter die Trinkmenge kontinuierlich.<br />
So trinken über 65-<br />
Jährige r<strong>und</strong> 25 Prozent weniger<br />
als Jüngere. Mit dem Alter<br />
verändert sich aber auch<br />
die Zusammensetzung des<br />
Körpers <strong>und</strong> damit sinkt dessen<br />
Wassergehalt. Denn durch<br />
den altersbedingten Abbau<br />
der Muskelmasse <strong>und</strong> die Zunahme<br />
des Fettgewebes verringert<br />
sich die Menge der intrazellulären<br />
Flüssigkeit. Außerdem<br />
kommt es zu einem<br />
Umbau von wasserreichem zu<br />
wasserärmerem Bindegewebe.<br />
Darüber hinaus lässt mit<br />
dem Alterungssprozess die Filterfunktion<br />
sowie die Konzentrations-<br />
<strong>und</strong> Verdünnungsfähigkeit<br />
der Nieren nach. Verringert<br />
sich mit dem Alter auch<br />
der Appetit, wird die Flüssigkeitszufuhr<br />
über die Nahrung<br />
ebenfalls weniger. Ist die Salzaufnahme<br />
ebenfalls reduziert,<br />
scheiden die Nieren größere<br />
Mengen Wasser <strong>und</strong> Natrium<br />
aus, denn dann ist die Regulation<br />
des Wasserhaushaltes<br />
gestört.<br />
Gerade aber bei alten Menschen<br />
kann ein Flüssigkeitsmangel<br />
gravierende Folgen<br />
haben. So kommt es bereits<br />
bei einem Flüssigkeitsmangel<br />
von drei bis fünf Prozent zu<br />
einer Verminderung der muskulären<br />
Kraftleistung, zu Lethargie,<br />
Schwindel <strong>und</strong> eingeschränkter<br />
Wahrnehmungsfähigkeit.<br />
Hierdurch steigen<br />
das Unfall- <strong>und</strong> Sturzrisiko,<br />
<strong>und</strong> damit nehmen Knochenbrüche<br />
<strong>und</strong> Immobilität zu. Bei<br />
einem Wassermangel von 10<br />
bis 15 Prozent können Apathie<br />
bis hin zu Kreislauf- <strong>und</strong><br />
Nierenversagen die Folge sein.<br />
Die Haut, durch die hormonellen<br />
Veränderungen <strong>und</strong> den<br />
Alterungsprozess insgesamt<br />
deutlich trockener <strong>und</strong> dünner,<br />
leidet unter dem Flüssigkeitsmangel<br />
ebenfalls erheblich.<br />
Sie wird anfälliger für<br />
Entzündungen <strong>und</strong> Ekzeme.<br />
Außerdem beeinflussen Flüssigkeitsmangel<br />
bzw. Dehydration<br />
die Gehirnleistung. So<br />
gehen eine Beeinträchtigung<br />
des Kurzzeit-Gedächtnisses<br />
ebenso wie plötzlich auftretende<br />
Verwirrtheitszustände,<br />
die eine Demenz befürchten<br />
lassen, unter Umständen auf<br />
das Konto fehlenden Gesamtkörperwassers.<br />
Manchmal sind jedoch nicht<br />
allein das nachlassende Durstgefühl<br />
<strong>und</strong> physiologische<br />
Veränderungen im Körper der<br />
Gr<strong>und</strong> für eine Flüssigkeitsunterversorgung.<br />
Nicht selten<br />
veranlasst Senioren die Angst,<br />
die Blase nicht im Griff zu haben<br />
– vor allem außer Haus<br />
<strong>und</strong> in der Nacht – dazu, wenig<br />
zu trinken. Auch das oft<br />
mühsame Aus- <strong>und</strong> Ankleiden<br />
bringt den Wunsch mit<br />
sich, möglichst selten zur Toilette<br />
zu müssen. Besteht bereits<br />
eine ausgeprägte Inkontinenz,<br />
wollen die Betroffenen<br />
ihre Flüssigkeitsaufnahme aus<br />
verständlichen Gründen reduzieren.<br />
Im Zweifel den Arzt fragen<br />
Liegt die durchschnittliche<br />
empfohlene tägliche Flüssigkeitsbilanz<br />
für Senioren bei<br />
2,3 Litern, so sollte sie dennoch<br />
individuell bemessen<br />
werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich empfiehlt<br />
sich eine tägliche Wasserzufuhr<br />
durch Getränke <strong>und</strong><br />
feste Nahrung (bei einer normalen<br />
Ernährung) von etwa<br />
30 ml Wasser pro kg Körpergewicht.<br />
Bei großer sommerlicher<br />
Hitze, warmer <strong>und</strong> trockener<br />
Heizungsluft sowie<br />
langem Aufenthalt im Freien<br />
bei starkem Wind ist der Flüssigkeitsbedarf<br />
jedoch höher.<br />
Das gilt auch bei dem Verzehr<br />
stark gesalzener Nahrung, einer<br />
hohen Zufuhr an Eiweißen<br />
ebenso wie bei Erkrankungen,<br />
die mit Fieber, Erbrechen <strong>und</strong>/<br />
oder Durchfall einhergehen.<br />
(Illustration: © psdesign1 - Fotolia.com)<br />
26 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Journal<br />
Es gibt jedoch Ausnahmen: Menschen,<br />
die an einer Herz-insuffizienz, Nierenerkrankung<br />
oder Leberzirrhose leiden,<br />
müssen unter Umständen ihre tägliche<br />
Flüssigkeitszufuhr streng kontrollieren.<br />
Hier ist der gut gemeinte Rat, möglichst<br />
viel zu trinken, kontraindiziert! Diese Patienten<br />
sollten die Höhe der erforderlichen<br />
Trinkmenge nur nach Rücksprache<br />
mit ihrem behandelnden Arzt anpassen.<br />
Dies gilt auch bei der Einnahme<br />
von Medikamenten wie Diuretika <strong>und</strong><br />
Laxantien (Abführmittel). Sie können einen<br />
erhöhten Flüssigkeitsverlust zur Folge<br />
haben. In solch einem Fall sollte ebenfalls<br />
der behandelnde Arzt nach der richtigen<br />
Trinkmenge gefragt werden.<br />
Um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
zu erreichen, empfiehlt es sich, möglichst<br />
schon frühzeitig „Trinkrituale“ zu<br />
trainieren. So sollte man sich bereits ab<br />
etwa 40 angewöhnen, vor <strong>und</strong> zu jeder<br />
Mahlzeit ein Glas Wasser zu trinken <strong>und</strong><br />
stets ein gefülltes Glas ins Blickfeld zu<br />
stellen. Empfehlenswert ist es auch, sich<br />
seine Tagestrinkmenge morgens bereitzustellen<br />
<strong>und</strong> diese dann im Laufe des<br />
Tages „abzuarbeiten“.<br />
g<br />
(Foto: © pixel&korn - Fotolia.com)<br />
Ratgeber bei<br />
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Wissen r<strong>und</strong> um das<br />
Thema „Trinken“<br />
Viele Menschen achten sorgsam auf ihre<br />
Ernährung, aber kaum auf ihre Trinkmenge.<br />
Wer erst etwas trinkt, wenn ein<br />
deutliches Durstgefühl besteht, hat oft bereits<br />
ein Flüssigkeitsdefizit. Für unsere Ges<strong>und</strong>heit<br />
aber ist das richtige, ausreichende<br />
Trinken mindestens ebenso wichtig<br />
wie eine ausgewogene Ernäh-rung. Hier<br />
die wichtigsten Fragen <strong>und</strong> Antworten:<br />
Wie können sich Trinkmuffel helfen?<br />
Es gibt Menschen mit einem gering ausgeprägten Durstgefühl. Mit zunehmendem Alter<br />
gehören immer mehr Menschen in diese Gruppe. Zum einen ist es für die Betroffenen<br />
wichtig, dass sie möglichst rechtzeitig ein Trinkritual entwickeln, das sie auch konsequent<br />
befolgen. Das kann beispielsweise so aussehen, dass man sich morgens eine<br />
Kanne Kräutertee auf den Schreibtisch stellt <strong>und</strong> sich zum Ziel setzt, dass diese mittags<br />
geleert ist. Für den Nachmittag kann man sich dann beispielsweise eine große<br />
Saftschorle mischen. Hat man keinen festen Arbeitsplatz oder ist man überwiegend<br />
zu Hause, so sollte an verschiedenen Punkten, die man öfter „ansteuert“, ein Getränk<br />
stehen, sodass man das Trinken nicht vergessen kann. Getränke sollten außerdem fester<br />
Bestandteil jeder Mahlzeit sein. Trinkmuffel können außerdem darauf achten, dass<br />
sie möglichst viele Suppen <strong>und</strong> reichlich Obst <strong>und</strong> Gemüse zu sich nehmen. In diesen<br />
Nahrungsmitteln bzw. Speisen ist viel Flüssigkeit enthalten.<br />
Wann trinken?<br />
Wer regelmäßig kleine Mengen über den Tag verteilt trinkt, schafft es, durchschnittlich fast<br />
einen Liter mehr zu trinken als diejenigen, die ihre „Trinkpflicht“ dreimal täglich zu erledigen<br />
versuchen. Übrigens: Männer brauchen mehr Flüssigkeit als Frauen, Gestresste<br />
mehr als Entspannte. Wer viel Brot <strong>und</strong> Fleisch verzehrt, braucht mehr Wasser als derjenige,<br />
der viel Obst <strong>und</strong> Gemüse isst.<br />
Kaffee galt jahrelang als Flüssigkeitsräuber. Es hieß, er rege die Nierentätigkeit<br />
<strong>und</strong> damit die Ausschwemmung von Wasser <strong>und</strong> Mineralien an. Nun scheint es<br />
andere Erkenntnisse zu geben.<br />
Es ist nach wie vor nicht schlecht, wenn nach dem Genuss einer Tasse Kaffee zusätzlich<br />
ein Glas Wasser getrunken wird, aber es ist nicht – wie lange angenommen – notwendig,<br />
um den Flüssigkeitshaushalt in einem ausgeglichenen Zustand zu halten. Der<br />
rasche Konsum großer Mengen von Kaffee führt im Zeitraum von 24 St<strong>und</strong>en nicht<br />
nur zu einer Steigerung der Wasserausscheidung über die Nieren, sondern auch zur<br />
Natriumausscheidung. Werden Wasser <strong>und</strong> Natrium im Verhältnis des Extrazellularraumes,<br />
dem Raum außerhalb der Zellen, ausgeschieden, dann berührt die Abnahme der<br />
Gesamtkörperwassermenge den Flüssigkeitsversorgungsstatus nicht. Kompensationsmechanismen<br />
werden erst bei großen Verlusten des Extrazellularvolumens aktiviert.<br />
Wird unter der Vorstellung, dass Kaffee einen Flüssigkeitsverlust provoziert, ein Glas<br />
Wasser zusätzlich aufgenommen, so wird das aufgenommene Wasser wie überschüssiges<br />
Wasser rasch wieder ausgeschieden. Das Getränk Kaffee gilt deshalb als ein<br />
wichtiger Teil der täglichen Gesamtwasserzufuhr. In der Flüssigkeitsbilanz kann Kaffee<br />
in aller Regel so wie jedes andere Getränk behandelt werden.<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 27<br />
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Roland Jentschura erklärt, warum neben<br />
einer basenreichen Ernährung auch basische<br />
Körperpflege wie zum Beispiel basische Fußbäder<br />
eine wichtige Option ist, um einer ständig<br />
überschüssigen Säurelast <strong>und</strong> deren ges<strong>und</strong>heitsschädlichen<br />
Folgen gegenzusteuern.<br />
Die Bezeichnung<br />
„pH-Wert“<br />
„pH“ ist die Abkürzung des<br />
lateinischen „potentia hydrogenii“<br />
– die Wasserstoffionen-<br />
Konzentration in einer Lösung.<br />
Durch diesen Wert lassen<br />
sich Laugen von Säuren unterscheiden.<br />
Die Skala des<br />
pH-Wertes reicht von 0 bis<br />
14. Der Mittelwert von 7 ist<br />
neutral (Wasser liegt zum<br />
Beispiel in diesem Bereich).<br />
Ist der pH-Wert niedriger als<br />
7, handelt es sich um eine<br />
saure Lösung. Liegt er darüber,<br />
ist die Lösung alkalisch.<br />
Da der menschliche Körper<br />
ebenso wie der Hydrolipidfilm<br />
der Haut wasserhaltig ist,<br />
lassen sich auch hier physiologische<br />
pH-Werte zuordnen,<br />
die durch den Säure-Basenhaushalt<br />
reguliert werden.<br />
u Herr Jentschura, was versteht<br />
man unter „Basen“?<br />
Roland Jentschura: Basen bilden<br />
zusammen mit Säuren ein<br />
Stoffwechselprinzip in unserem<br />
Körper. Der sogenannte Säure-Basen-Haushalt<br />
reguliert<br />
im menschlichen Organismus<br />
das genaue Zusammenspiel<br />
dieser beiden chemischen Moleküle,<br />
ausgedrückt durch den<br />
pH-Wert. Säuren <strong>und</strong> Basen<br />
entstehen einerseits im Stoffwechsel,<br />
etwa bei der Energiegewinnung,<br />
andererseits<br />
werden sie mit der Nahrung<br />
zugeführt. Alle Zelltypen, Organe<br />
<strong>und</strong> Körperflüssigkeiten<br />
haben einen definierten pH-<br />
Wert – zum Beispiel ist die Magensäure<br />
sauer <strong>und</strong> das Blut<br />
basisch. Der Organismus strebt<br />
danach, dieses Gleichgewicht<br />
bzw. diesen pH-Wert genau<br />
einzuhalten, denn nur dann<br />
können alle Stoffwechselprozesse<br />
optimal ablaufen.<br />
Dipl.-oec.-troph. Roland<br />
Jentschura, fand als Neurodermitiker<br />
bereits in jungen<br />
Jahren zahlreiche Heilungsansätze<br />
in der Ernährung.<br />
Deshalb entschloss er sich<br />
1996 zu einem vertiefenden<br />
Studium. Der Ernährungswissenschaftler<br />
spezialisierte<br />
sich auf den Säure-Basen-<br />
Haushalt <strong>und</strong> ist seit 2001 als<br />
Referent <strong>und</strong> Seminarleiter<br />
auf internationalen Veranstaltungen,<br />
Messen <strong>und</strong> Kongressen<br />
tätig. Roland Jentschura<br />
ist Autor zahlreicher Ratgeber <strong>und</strong> gibt zudem sein Wissen<br />
als Säure-Basen-Berater weiter – insbesondere auch<br />
an Spitzensportler <strong>und</strong> Sportverbände.<br />
u Warum sind basenreiche<br />
Ernährung <strong>und</strong> basische Körperpflege<br />
für unser Wohlbefinden<br />
von Bedeutung?<br />
Roland Jentschura: Unsere<br />
heutige Lebensweise ist mit<br />
vielen säurebetonten Genüssen<br />
<strong>und</strong> Verhaltensweisen verb<strong>und</strong>en.<br />
Dazu zählt eine Ernährung,<br />
die reich an tierischen<br />
Proteinen ist wie Fleisch- <strong>und</strong><br />
Wurstwaren sowie an Fertigprodukten,<br />
Weißmehlprodukten<br />
oder Süßigkeiten. Hinzu<br />
kommen mangelnde Bewegung<br />
oder – im Gegenteil –<br />
übertriebene sportliche Betätigung,<br />
die auch zu Lasten<br />
des Säure-Basen-Haushaltes<br />
geht, denn dabei entstehen<br />
übermäßig Säuren.<br />
Es gilt einen Gegenpol herzustellen,<br />
um das Zuviel an Säuren<br />
auszugleichen. Das heißt,<br />
die Ernährung sollte zu 80 Prozent<br />
basenüberschüssige Lebensmittel<br />
wie Gemüse, Samen<br />
<strong>und</strong> Obst enthalten.<br />
Durch basische Körperpflege<br />
werden die Ausscheidungsorgane<br />
Nieren, Lunge <strong>und</strong><br />
Darm entlastet, indem man die<br />
Haut dazu nutzt, anfallende<br />
Säuren über die zahlreichen<br />
Schweißdrüsen aus dem Körper<br />
auszuscheiden. Dies unterstützt<br />
die Säure-Basen-Balance<br />
effektiv. Denn das Säure-<br />
Basen-Gleichgewicht ist wichtig<br />
für dauerhafte Ges<strong>und</strong>heit,<br />
Vitalität <strong>und</strong> Wohlbefinden.<br />
u Welche Wirkung hat eine basische<br />
Pflege speziell im Bereich<br />
der Füße <strong>und</strong> Beine?<br />
Roland Jentschura: Die Füße<br />
gelten in der Naturheilk<strong>und</strong>e<br />
als „Hilfsnieren“. Das heißt,<br />
dass über die Schweißdrüsen<br />
an den Fußsohlen <strong>und</strong> Unterschenkeln<br />
Säuren <strong>und</strong> Schadstoffe<br />
ausgeschieden werden<br />
können. So kann man die<br />
Nieren in ihrer Reinigungsfunktion<br />
unterstützen <strong>und</strong> den<br />
gesamten Organismus zu Gunsten<br />
des Säure-Basen-Haushaltes<br />
entlasten.<br />
28 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Journal<br />
Darüber hinaus dienen regelmäßige<br />
basische Fußbäder der<br />
Pilzprophylaxe, denn sie entziehen<br />
den Pilzen – die besonders<br />
gut in einem sauren<br />
Milieu gedeihen – ihre Existenzgr<strong>und</strong>lage.<br />
u Wie werden basischen Anwendungen<br />
praktisch durchgeführt<br />
<strong>und</strong> was gehört alles<br />
dazu?<br />
Roland Jentschura: Die Handhabung<br />
der basischen Körperpflege<br />
ist sehr einfach: Ein<br />
basisch-mineralisches Körperpflegesalz,<br />
wie zum Beispiel<br />
MeineBase, eignet sich für alle<br />
Anwendungen von Fußbädern,<br />
Vollbädern bis hin zu<br />
Peelings, Massagen <strong>und</strong> Wickeln.<br />
Für Fuß- bzw. Vollbäder<br />
werden nur ein Teelöffel<br />
bzw. drei Esslöffel des Basensalzes<br />
in das Badewasser gegeben.<br />
Die Badedauer sollte<br />
dann mindestens 30 Minuten<br />
betragen.<br />
Sehr wirkungsvoll sind auch<br />
die basischen Strümpfe, Stulpen<br />
<strong>und</strong> Wickel, die sich als<br />
lokale Anwendungen, über<br />
Nacht <strong>und</strong> auch beim Sport<br />
einsetzen lassen. In diesem<br />
Fall werden die Textilien in eine<br />
Lauge aus MeineBase <strong>und</strong><br />
Wasser getränkt, stramm ausgewrungen<br />
<strong>und</strong> angelegt bzw.<br />
angezogen.<br />
u Bei welchen Erkrankungen<br />
<strong>und</strong> Fußproblemen sind basische<br />
Anwendungen im Bereich<br />
der Füße <strong>und</strong> Beine besonders<br />
empfehlenswert?<br />
Roland Jentschura: Symptome<br />
einer Übersäuerung können<br />
vielseitig sein. Sie können<br />
sich in Form von übermäßiger<br />
Schweißbildung (Schweißfüße)<br />
oder verstärkter Hornhautbildung<br />
äußern, die mit<br />
basischen Fußbädern gut in<br />
den Griff zu bekommen sind.<br />
Auch bei schweren Beinen,<br />
Wasseransammlungen in den<br />
Beinen, Entzündungen im Fußbereich,<br />
Hautproblemen wie<br />
Schuppenflechte oder Erkrankungen<br />
wie Gicht sind basische<br />
Anwendungen ideal.<br />
Nicht nur Fußbäder sondern<br />
auch basische Strümpfe oder<br />
basische Stulpen können dort<br />
gezielt eingesetzt werden, um<br />
die Regeneration zu unterstützen.<br />
u Welche positiven Vorteile gehen<br />
in diesen Fällen mit den<br />
Basenanwendungen einher?<br />
Roland Jentschura: Neben der<br />
Pilzprophylaxe <strong>und</strong> -behandlung<br />
wird durch die Entsäuerung<br />
über die Füße der ganze<br />
Organismus spürbar entlastet:<br />
Schwellungen <strong>und</strong> Schmerzen<br />
können gemildert werden,<br />
übermäßige Schweißbildung<br />
wird reguliert, <strong>und</strong> das Hautbild<br />
verbessert sich deutlich.<br />
u Worauf ist bei der Durchführung<br />
im Fall einer bestehenden<br />
Erkrankung an den<br />
Füßen zu achten?<br />
Roland Jentschura: Nach dem<br />
Gr<strong>und</strong>satz: „Desolate Strukturen<br />
schonen – über intakte<br />
Strukturen ausscheiden!“ spart<br />
man die angegriffenen Strukturen<br />
von der basischen Körperpflege<br />
aus. Bei Problemfüßen,<br />
wie sie zum Beispiel<br />
Diabetiker haben können, <strong>und</strong><br />
zur Entlastung von stark beanspruchtem<br />
Gewebe (offene<br />
W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ähnlichem) sind<br />
nur das alleinige Baden des<br />
ges<strong>und</strong>en Fußes oder Handbäder,<br />
das Anlegen von basischen<br />
Stulpen etc. empfehlenswert.<br />
Bei starken Krampfadern ist<br />
darauf zu achten, dass die Badetemperatur<br />
nicht mehr als<br />
36 bis 38 Grad Celsius beträgt<br />
<strong>und</strong> die betroffenen Stellen<br />
nicht durch enganliegende<br />
Wickel etc. gestaut werden.<br />
u Sommer- <strong>und</strong> Urlaubszeit<br />
stehen bevor. Welche basischen<br />
Anwendungen können<br />
Sie deshalb besonders bei Sommer-<br />
<strong>und</strong> Sonnen-gestressten<br />
Beinen <strong>und</strong> Füßen empfehlen<br />
<strong>und</strong> wie werden diese durchgeführt?<br />
Roland Jentschura: Auf jeden<br />
Fall gehört ein basisches Fußbad<br />
dazu, denn es ist eine w<strong>und</strong>erbare<br />
Vorbereitung auf die<br />
weitere Fußpflege. Danach<br />
lassen sich die Zehennägel<br />
8 Buchtipp<br />
Lohmann, Maria: Der Basen-Doktor:<br />
Basische Ernährung:<br />
gezielte Hilfe bei<br />
den häufigsten Beschwerden.<br />
TRIAS Verlag, Stuttgart<br />
2013, 2. Aufl., brosch.,<br />
160 S., 14,99 Euro, ISBN<br />
10: 3830467656<br />
besser schneiden <strong>und</strong> die Hornhaut<br />
leichter entfernen. An heißen<br />
Tagen ist ein kühles basisches<br />
Fußbad eine Wohltat!<br />
Fußpeelings sind ein Geheimtipp<br />
für beanspruchte Füße,<br />
die im Nu wieder schön <strong>und</strong><br />
gepflegt aussehen sollen. Dazu<br />
werden ein bis zwei Teelöffel<br />
basisch-mineralisches Körperpflegesalz<br />
über die schon<br />
angefeuchteten Füße gestreut<br />
<strong>und</strong> dann sanft von der Ferse<br />
in Richtung Zehenspitzen einmassiert.<br />
Verhornungen <strong>und</strong><br />
überschüssige Hautzellen <strong>und</strong><br />
Nagelhaut lassen sich dadurch<br />
gut entfernen.<br />
Eine Massage kann natürlich<br />
auch am ganzen Bein bzw.<br />
Unterschenkel durchgeführt<br />
werden. Der besondere Tipp,<br />
um die Füße wieder fit zu bekommen,<br />
ist das zusätzliche<br />
Bürsten. Nass- sowie Trockenbürstungen<br />
regen die Durchblutung<br />
<strong>und</strong> den Lymphfluss<br />
an <strong>und</strong> erhöhen die Entsäuerungsleistung<br />
über die Haut.<br />
u Herr Jentschura, herzlichen<br />
Dank für das aufschlussreiche<br />
Gespräch.<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Susanne Ahrndt<br />
Fachjournalistin<br />
Nockherstraße 52<br />
81541 München<br />
E-Mail susanne.ahrndt@<br />
t-online.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 29<br />
Gute<br />
Gründe<br />
für Ihre Empfehlung<br />
bei Nagelpilz<br />
Patentierter Nagellack mit<br />
zuverlässigem Wirkstoff<br />
leicht anzuwenden,<br />
leicht zu entfernen<br />
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in den Nagel ein<br />
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Nagelwachstum<br />
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Nagellack enthält 80 mg Ciclopirox. Sonstige Bestandteile:<br />
Ethylacetat, Ethanol 96%, Cetylstearylalkohol,<br />
Hydroxypropylchitosan, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete:<br />
Durch Dermatophyten <strong>und</strong>/oder andere Ciclopirox-sensitive<br />
Pilze hervorgerufene Pilzerkrankungen der<br />
Nägel. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen einen<br />
der Inhaltsstoffe. Kinder unter 18 Jahren (fehlende Erfahrung).<br />
Nebenwirkungen: Sehr selten Rötung, Schuppung,<br />
Brennen <strong>und</strong> Jucken an den behandelten Stellen. Warnhinweis:<br />
Enthält Cetylstearylalkohol, örtlich begrenzte Hautreizungen<br />
(z. B. irritative Kontaktdermatitis) möglich. Packungsgrößen:<br />
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Stand: Mai 2013.<br />
Taurus Pharma GmbH, Benzstr. 11, 61352 Bad Homburg.
Recht & Geld<br />
Das rechtliche Gerüst für Ihre Praxis/Teil II:<br />
Das Haftungsrisiko in<br />
Grenzen halten!<br />
Von Dipl. oec. troph. Susanne Ahrndt, München<br />
Mit der Wahl der Rechtsform geben Sie Ihrer Praxis<br />
das „rechtliche Gerüst“ <strong>und</strong> signalisieren Ihren<br />
K<strong>und</strong>en, Patienten <strong>und</strong> Geschäftspartnern wie Ihre<br />
<strong>Podologie</strong>-/Fußpflegepraxis am Wirtschaftsleben<br />
teilnehmen soll. Im ersten Teil unserer zweiteiligen<br />
Serie standen mit Einzelunternehmen <strong>und</strong><br />
GbR Rechtsformen im Mittelpunkt, bei denen<br />
Unternehmer bzw. Gesellschafter voll <strong>und</strong> ganz<br />
mit allem, was sie haben, haften. In dieser Folge<br />
werden nun die Gr<strong>und</strong>züge der Partnerschaftsgesellschaft<br />
<strong>und</strong> der GmbH einschließlich der<br />
Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)<br />
vorgestellt. Hierbei handelt es sich um Rechtsformen,<br />
die eine begrenzte bzw. eine volle Beschränkung<br />
der Haftung erlauben.<br />
Auch ein Einzelunternehmen<br />
kann in eine<br />
Ein-Mann-GmbH umgewandelt<br />
werden<br />
Eine Partnerschaftsgesellschaft<br />
können nur Freiberufler<br />
gründen. Eine<br />
GmbH dagegen ist nicht ausschließlich<br />
Gewerbetreibenden<br />
bzw. Kaufleuten vorbehalten.<br />
Vielmehr können nach<br />
§ 1 GmbH-Gesetz (GmbHG)<br />
Gesellschaften mit beschränkter<br />
Haftung „zu jedem gesetzlich<br />
zulässigen Zweck durch<br />
eine oder mehrere Personen<br />
errichtet werden.“ Daher lässt<br />
sich eine GmbH auch als Ein-<br />
Mann-GmbH gründen.<br />
Die Partnerschaftsgesellschaft<br />
nur für Freie<br />
Ausschließlich Angehörigen<br />
Freier Berufe, die sich zur Ausübung<br />
ihrer Berufe zusammenschließen<br />
wollen, steht<br />
die Partnerschaftsgesellschaft<br />
offen. Es können Freiberufler<br />
desselben Fachs eine Partnerschaft<br />
gründen; aber auch interprofessionelle<br />
Zusammenschlüsse,<br />
also zwischen verschiedenen<br />
freien Berufen,<br />
sind unter Beachtung des jeweiligen<br />
Berufsrechts möglich.<br />
Eine Partnerschaftsgesellschaft<br />
übt kein Handelsgewerbe aus<br />
<strong>und</strong> Gesellschafter können<br />
nur natürliche Personen sein.<br />
Gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage ist das<br />
Partnerschaftsgesellschaftsgesetz<br />
(PartGG). Nach §1 Absatz<br />
2 Satz 1 haben die Freien<br />
Berufe im Allgemeinen auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage besonderer beruflicher<br />
Qualifikation die persönliche,<br />
eigenverantwortliche<br />
<strong>und</strong> fachlich unabhängige<br />
Erbringung von Dienstleistungen<br />
höherer Art im Interesse<br />
der Auftraggeber <strong>und</strong> der<br />
Allgemeinheit zum Inhalt.<br />
Ausgehend von dieser Definition,<br />
werden nicht nur die im<br />
PartGG (§ 1 Absatz 2 Satz 2)<br />
explizit aufgeführten Heilberufe,<br />
wie zum Beispiel die<br />
selbstständige Berufstätigkeit<br />
von Ärzten oder Zahnärzten,<br />
sondern auch weitere Heilberufe<br />
wie etwa der Ergotherapeut,<br />
Physiotherapeut <strong>und</strong><br />
der Medizinische Fußpfleger<br />
zu den Freien Berufen gezählt<br />
(Bährle, Ralph Jürgen: Praxisrecht<br />
für Therapeuten; siehe<br />
Buch-Tipps S. 32).<br />
Das Besondere der Partnerschaftsgesellschaft<br />
ist die Möglichkeit,<br />
die Haftung zu beschränken.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich haften<br />
für Verbindlichkeiten der<br />
Partnerschaft gegenüber den<br />
Gläubigern neben dem Vermögen<br />
der Partnerschaftsgesellschaft<br />
die Partner als Gesamtschuldner<br />
<strong>und</strong> persönlich,<br />
also auch mit dem Privatvermögen.<br />
Allerdings macht § 8<br />
Absatz 2 PartGG eine Einschränkung:<br />
„Waren nur einzelne<br />
Partner mit der Bearbeitung<br />
eines Auftrags befasst, so<br />
haften nur sie gemäß Absatz<br />
1 für berufliche Fehler neben<br />
der Partnerschaft; ausgenommen<br />
sind Bearbeitungsaufträge<br />
von untergeordneter Bedeutung.“<br />
Danach wird die<br />
Haftung für Fehler in der Berufsausübung<br />
auf denjenigen<br />
Partner beschränkt, der für den<br />
Fehler verantwortlich ist, <strong>und</strong><br />
nur dieser haftet neben dem<br />
Vermögen der Partnerschaft<br />
mit seinem Privatvermögen<br />
(soweit seine Haftpflichtver-<br />
(Illustration: © stockWERK - Fotolia.com)<br />
30 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Recht & Geld<br />
sicherung nicht einspringt).<br />
Die anderen Partner, die nicht<br />
mit dem Auftrag befasst waren,<br />
müssen nicht mit ihrem<br />
Privatvermögen einstehen.<br />
Für die Gründung einer Partnerschaftsgesellschaft<br />
ist ein<br />
schriftlicher Vertrag erforderlich,<br />
der mindestens folgende<br />
Angaben enthalten muss:<br />
u Namen der Partnerschaft,<br />
u Sitz der Partnerschaft,<br />
u Name, Vorname <strong>und</strong> den in<br />
der Partnerschaft ausgeübten<br />
Beruf jeden Partners,<br />
u den Wohnort jeden Partners,<br />
u den Gegenstand der Partnerschaft,<br />
also das Geschäft,<br />
das die Gesellschaft ausüben<br />
will.<br />
Darüber hinaus wird empfohlen,<br />
weitere Regelungen in den<br />
Partnerschaftsvertrag aufzunehmen,<br />
wie den Beginn der<br />
Partnerschaft, die Befugnis zur<br />
Geschäftsführung, die Vertretung<br />
nach außen, die Verteilung<br />
des Gewinns usw.<br />
Für die Gründung einer Partnerschaftsgesellschaft<br />
ist kein<br />
Mindestkapital vorgeschrieben.<br />
Allerdings muss eine solche<br />
Gesellschaft beim Partnerschaftsregister<br />
angemeldet <strong>und</strong><br />
eingetragen werden. Dafür sind<br />
neben den vorgeschriebenen<br />
Angaben im Gesellschaftsvertrag<br />
auch das Geburtsdatum<br />
eines jeden Partners <strong>und</strong> die<br />
Vertretungsmacht (§ 4 PartGG)<br />
zu nennen. Anmeldung <strong>und</strong><br />
Eintragung erfolgt durch einen<br />
Notar, der zu diesem Zweck<br />
die Unterschriften der Partner<br />
notariell beglaubigen muss.<br />
Die Vorteile der Partnerschaftsgesellschaft<br />
sind:<br />
u Ein Mindestkapital ist nicht<br />
vorgeschrieben.<br />
u Die Vorteile des Freiberufler-<br />
Status bleiben erhalten (zum<br />
Beispiel keine Gewerbesteuer,<br />
keine Pflicht zur doppelten<br />
Buchführung).<br />
u Jeder Partner haftet persönlich<br />
nur für seine eigenen<br />
beruflichen Fehler.<br />
u Ansehen <strong>und</strong> Kreditwürdigkeit<br />
sind hoch.<br />
Die Nachteile der Partnerschaftsgesellschaft<br />
sind:<br />
u Umfangreichere Gründungsformalitäten<br />
im Vergleich<br />
zur GbR.<br />
u Gegenüber einer GmbH ist<br />
der Haftungsumfang größer.<br />
Die GmbH – eher<br />
untypisch, aber möglich<br />
Die Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung (GmbH)<br />
ist für Heilberufe nicht typisch,<br />
aber dennoch kommt sie vor.<br />
Diese Unternehmensform<br />
wird hauptsächlich gewählt,<br />
um die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen<br />
zu beschränken.<br />
Denn Gläubigern<br />
gegenüber haftet nur das Vermögen<br />
der GmbH. Die Gesellschafter<br />
einer GmbH verlieren<br />
im Krisenfall zwar ihre<br />
geleistete Einlage, aber sie<br />
haften nicht zusätzlich mit<br />
ihrem privaten Vermögen. Das<br />
ist die Regel. Allerdings haften<br />
die Gesellschafter zusätzlich<br />
mit ihrem Privatvermögen<br />
in Ausnahmenfällen, zum<br />
Beispiel, wenn Banken bei<br />
Krediten an die GmbH von<br />
den Gesellschaftern eine persönliche<br />
Bürgschaft verlangen<br />
<strong>und</strong> diese im Fall des Falles<br />
fällig werden würde.<br />
Auch wenn Gesellschafter einer<br />
GmbH zugleich Geschäftsführer<br />
sind <strong>und</strong> beispielsweise<br />
ihre Sorgfaltspflichten verletzen,<br />
sind diese gegen ein<br />
persönliches Haftungsrisiko<br />
nicht mehr gefeit. Nach § 43<br />
GmbHG haben Geschäftsführer<br />
in den Angelegenheiten<br />
der Gesellschaft die Sorgfalt<br />
eines ordentlichen Geschäftsmannes<br />
anzuwenden. Die<br />
Aufgaben eines GmbH-Geschäftsführers<br />
sind sehr umfangreich.<br />
Dazu ge hören neben<br />
der Leitung des Unternehmens<br />
unter anderem ordnungsgemäße<br />
Buchfüh rung,<br />
Abführung der Sozialversicherungsabgaben,<br />
Vertretung<br />
der GmbH, sämtliche Handelsregistereintragungen,<br />
Einberufung<br />
der Gesellschafterversammlung<br />
sowie – im<br />
schlimmsten Fall – die Pflicht,<br />
Insolvenz zu beantragen.<br />
Die GmbH ist eine Kapitalgesellschaft<br />
mit eigener Rechtspersönlichkeit<br />
(= juristische<br />
Person) <strong>und</strong> damit Träger von<br />
Rechten <strong>und</strong> Pflichten. So<br />
kann eine GmbH Verträge<br />
schließen, Vermögen besitzen,<br />
klagen oder verklagt werden<br />
<strong>und</strong> muss natürlich auch Steuern<br />
zahlen. Neben Körperschaftssteuer,<br />
Solidaritätszuschlag<br />
<strong>und</strong> Umsatzsteuer fällt<br />
auch Gewerbesteuer an. Denn<br />
eine GmbH ist Kaufmann kraft<br />
Rechtsform durch die Anmeldung<br />
<strong>und</strong> Eintragung ins Handelsregister,<br />
was bei einer<br />
GmbH immer erforderlich ist.<br />
Zur Gründung einer GmbH<br />
ist ein Gesellschaftsvertrag<br />
oder bei einfachen Gründungen<br />
(mit höchstens drei Gesellschaftern,<br />
ein Geschäftsführer,<br />
Bargründung) ein Musterprotokoll<br />
erforderlich, wobei<br />
beides notariell beurk<strong>und</strong>et<br />
werden muss. Die beiden<br />
im GmbH-Gesetz enthaltenen<br />
Auch Gewerbesteuer<br />
fällt an<br />
<br />
<br />
<br />
! " # $<br />
% &' ( ) * % % %<br />
# !% *+ !%,%- (.(* <br />
· · <br />
! " #"" · $ ! " #"" <br />
%&'()(*& · +++*()(*&<br />
<br />
15:21:27<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 31
Recht & Geld<br />
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Bährle, Ralph Jürgen: Praxisrecht<br />
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Heidelberg 2011, 243 S.,<br />
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Gründung. C. H. Beck,<br />
München 2010, 1. Aufl.,<br />
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Dipl. oec. troph.<br />
Susanne Ahrndt<br />
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Musterprotokolle – je eines<br />
für Ein- bzw. Mehr-Personen-<br />
Gründungen – sind eine Kombination<br />
aus Gesellschaftsvertrag,<br />
Gesellschafterliste<br />
<strong>und</strong> Bestellung des Geschäftsführers.<br />
Enthält das Musterprotokoll<br />
lediglich die unbedingt<br />
notwendigen Bestimmungen<br />
des Gesellschaftsvertrages,<br />
können im GmbH-<br />
Gesellschaftsvertrag noch<br />
weitere individuelle Vereinbarungen<br />
getroffen werden.<br />
Der GmbH-Gesellschaftsvertrag<br />
muss enthalten:<br />
u die Firma (= Name) <strong>und</strong> den<br />
Sitz der Gesellschaft,<br />
u den Gegenstand des Unternehmens,<br />
u die Summe des Stammkapitals,<br />
u die Zahl <strong>und</strong> Nennbeträge<br />
der Geschäftsanteile, welche<br />
jeder Gesellschafter gegen<br />
Einlage auf das Stammkapital<br />
(sogenannte Stammeinlage)<br />
übernimmt.<br />
Im GmbH-Gesellschaftsvertrag<br />
kann enthalten sein:<br />
u Dauer der GmbH, wenn das<br />
Unternehmen auf gewisse<br />
Zeit beschränkt sein soll.<br />
u Nebenleistungen, wenn den<br />
Gesellschaftern außer der<br />
Leistung von Kapitaleinlagen<br />
noch andere Verpflichtungen<br />
gegenüber der Gesellschaft<br />
auferlegt werden.<br />
u Weitere mögliche Regelungen<br />
(wie zum Beispiel Berufung<br />
der Geschäftsführer,<br />
Umfang der Vertretungsbefugnis<br />
der Geschäftsführer,<br />
Abhalten der Gesellschaftsversammlungen,<br />
Gewinnverteilung,<br />
Jahresabschluss,<br />
Ausscheiden oder Kündigung<br />
eines Gesellschafters).<br />
u Schiedsklausel (im Streitfall<br />
wird ein Schiedsrichter oder<br />
Schiedsgutachter eingeschaltet).<br />
u Wettbewerbsverbot (Gesellschafter<br />
machen der Gesellschaft<br />
nicht Konkurrenz).<br />
Hat der Notar den GmbH-Vertrag<br />
beurk<strong>und</strong>et, ist eine Vorgesellschaft,<br />
eine GmbH in<br />
Gründung (i. G.), entstanden.<br />
Diese kann auch als solche<br />
auftreten <strong>und</strong> geschäftlich<br />
tätig werden. Doch Vorsicht:<br />
Die IHK München <strong>und</strong> Oberbayern<br />
weist in ihrem Merk-<br />
Fachliche Beratung finden<br />
Bei der Wahl der Rechtsform gibt es viele Aspekte zu bedenken<br />
sowie Vor- <strong>und</strong> Nachteile abzuwägen. Deshalb sollte die Rechtsform<br />
für eine podologische/fußpflegerische Praxis nicht einfach<br />
willkürlich <strong>und</strong> auf gut Glück gewählt werden. Wichtige Ansprechpartner<br />
sind Rechtsanwalt, Steuerberater <strong>und</strong> Notar. Helfen bei<br />
der Suche nach der geeigneten Fachfrau/dem geeigneten Fachmann<br />
das Branchenverzeichnis vor Ort, Empfehlungen durch<br />
Kollegen oder den Berufsverband nicht weiter, besteht die Möglichkeit,<br />
verschiedene Suchdienste im Internet zu nutzen:<br />
– Der Deutsche Anwaltverein bietet Informationen unter<br />
www.anwaltauskunft.de<br />
– die B<strong>und</strong>esnotarkammer eine Online-Suche unter<br />
www.deutsche-notarauskunft.de<br />
– die B<strong>und</strong>essteuerberatungskammer einen Such-Service unter<br />
www.bstbk.de<br />
– sowie der Deutsche Steuerberaterverband e.V. unter<br />
www.dstv.de/suchservice<br />
blatt „Wie gründet man eine<br />
GmbH?“ darauf hin, dass eine<br />
GmbH rechtlich erst mit<br />
Eintragung in das Handelsregister<br />
entstanden ist. „Mit der<br />
Eintragung tritt deshalb auch<br />
erst die beschränkte Haftung<br />
ein. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
können deshalb Gründungsgesellschafter<br />
bzw. für die Gesellschaft<br />
Handelnde persönlich<br />
in Anspruch genommen<br />
werden.“<br />
Bei Gründung einer GmbH<br />
beträgt das gesetzliche Mindeststammkapital<br />
25.000 Euro<br />
<strong>und</strong> kann aus Bareinlagen,<br />
Sacheinlagen (Wirtschaftsgütern<br />
wie Gr<strong>und</strong>stücken, Maschinen,<br />
Lizenzen etc.) oder<br />
gemischt aus Geld- <strong>und</strong> Sachwerten<br />
bestehen. Vor Anmeldung<br />
zum Handelsregister<br />
müssen die Sacheinlagen bereits<br />
voll aufgebracht <strong>und</strong> deren<br />
Wert in einem Sachgründungsbericht<br />
nachgewiesen<br />
sein. Bei den Bareinlagen muss<br />
ein Viertel des Geldbetrags<br />
einbezahlt sein. Insgesamt sind<br />
von den Bareinlagen plus etwaiger<br />
Sacheinlagen bei Anmeldung<br />
zur Eintragung die<br />
Hälfte des Mindeststammkapitals<br />
zu erbringen, also 12.500<br />
Euro, die dem Geschäftsführer<br />
frei zur Verfügung stehen.<br />
Eine mögliche Variante:<br />
die Mini-GmbH<br />
Die Unternehmergesellschaft<br />
(haftungsbeschränkt), kurz<br />
auch UG oder Mini-GmbH genannt,<br />
ist eine Variante der<br />
klassischen GmbH. Das Stammkapital<br />
der UG kann unter<br />
dem des für die GmbH geforderten<br />
Mindestkapitals liegen,<br />
weshalb zumindest theoretisch<br />
ein Euro Stammkapital<br />
für die Gründung ausreicht.<br />
Allerdings, um der Insolvenzgefahr<br />
vorzubeugen, ist eine<br />
Kapitalausstattung, die sich<br />
realistisch nach dem tatsächlichen<br />
Bedarf orientiert, sinnvoller.<br />
Das Mindeststammkapital<br />
kann ausschließlich<br />
nur als Geldeinlage erbracht<br />
werden <strong>und</strong> muss vor der Anmeldung<br />
zum Handelsregister<br />
in voller Höhe eingezahlt worden<br />
sein. Das Stammkapital<br />
ist bis zur Höhe von 25.000 Euro<br />
im Laufe der Geschäftstätigkeit<br />
nach <strong>und</strong> nach anzusparen,<br />
weshalb die Gewinne<br />
jedes Jahr nicht voll<br />
ausgeschüttet werden. Ein<br />
Viertel der jährlichen Gewinne<br />
muss so lang in eine gesetzliche<br />
Rücklage fließen, bis<br />
das Stammkapital von 25.000<br />
Euro erreicht ist. Dann lässt<br />
sich die UG in eine GmbH umwandeln.<br />
Ferner gibt es bei<br />
unkomplizierten GmbH-Standardgründungen<br />
mit höchstens<br />
drei Gesellschaftern <strong>und</strong><br />
einem Geschäftsführer ein<br />
Musterprotokoll. Dieses muss<br />
zwar auch notariell beurk<strong>und</strong>et<br />
werden – bei niedrigem<br />
Stammkapital aber zu niedrigeren<br />
Gebühren.<br />
g<br />
32 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
Ausbildung & Job<br />
Geben Sie Arbeit ab – zu Ihrer eigenen Entlastung!<br />
Richtig delegieren ist<br />
(k)eine Kunst<br />
Von Christine Preiherr, Fachjournalistin, München<br />
Delegieren bedeutet, als Chefin oder Chef Aufgaben<br />
an andere abzugeben. So kann man sich<br />
– auch als Inhaber/in einer podologischen/fußpflegerischen<br />
Praxis entlasten <strong>und</strong> Freiräume für<br />
Wichtiges schaffen. Doch Delegieren heißt Loslassen<br />
können, <strong>und</strong> das fällt vielen Menschen<br />
schwer. Lesen Sie im Folgenden, welche Gedanken<br />
hinderlich sind, wenn es um die eigene Entlastung<br />
geht, <strong>und</strong> welche Aufgaben Sie ruhigen<br />
Gewissens übertragen können.<br />
Überarbeitet? Im Dauerstress?<br />
Ausgebrannt?<br />
Wenn das tägliche Pensum<br />
zu viel wird, raten Betriebspsychologen<br />
dazu, einen<br />
Teil der eigenen Aufgaben<br />
an andere zu delegieren.<br />
So gewinnt man nicht nur Zeit<br />
<strong>und</strong> Energie für Wesentliches,<br />
sondern baut auch kontraproduktiven<br />
Stress ab.<br />
Wer die Kunst des Delegierens<br />
beherrscht, verfügt über<br />
eine wirksame Erfolgsstrategie.<br />
Nur wer die Fähigkeit besitzt,<br />
bestimmte Verantwortungsbereiche<br />
abzutreten,<br />
kann sich auf das Wichtigste<br />
sowie vor allem auf das konzentrieren,<br />
was er oder sie am<br />
besten kann. Den Rest überlässt<br />
man anderen! Freilich ist<br />
dies leichter gesagt als getan.<br />
Denn egal, wie überlastet wir<br />
auch sind, den meisten von<br />
uns, gerade Führungskräften<br />
<strong>und</strong> erfolgsverwöhnten Menschen,<br />
fällt es schwer, Verantwortung<br />
abzugeben. Gemäß<br />
dem Motto: „Vertrauen<br />
ist gut, Kontrolle ist besser“<br />
halten wir meist nicht viel davon,<br />
unsere Aufgaben anderen<br />
zu übertragen. Die häufigsten<br />
Gründe für diese Skepsis sind:<br />
u Es fällt schwer, die Zügel aus<br />
der Hand zu geben, weil<br />
man damit meint, die Kontrolle<br />
zu verlieren. Typisch<br />
hierfür sind Gedanken wie:<br />
„Wenn ich da nicht aufpasse,<br />
geht das bestimmt daneben!”<br />
oder „Wem kann man<br />
schon trauen?”<br />
u Man will nicht riskieren, dass<br />
der Mitarbeiter Fehler macht.<br />
Denn das fällt unter Umständen<br />
auf die Praxis zurück.<br />
u Man fühlt sich wichtig, wenn<br />
man viel zu tun hat.<br />
u Schlechte Erfahrungen in<br />
der Vergangenheit.<br />
u Der Glaube, es selbst doch<br />
am besten zu machen. Kein<br />
anderer kann die Aufgabe<br />
so schnell <strong>und</strong> so perfekt<br />
ausführen nach dem Motto:<br />
„Das macht sowieso keiner<br />
richtig!”, „Keiner außer mir<br />
weiß, wie das geht!”<br />
u Angst vor Konkurrenz <strong>und</strong><br />
damit als Chefin oder Chef<br />
Kompetenzverlust.<br />
u Starker Ehrgeiz – man möchte<br />
die Anerkennung lieber<br />
selbst ernten.<br />
Doch liegt man damit immer<br />
richtig? Ist man wirklich un-<br />
(Foto: © vege - Fotolia.com)<br />
Meine Aufgaben kann mir<br />
doch keiner abnehmen!<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 33
Ausbildung & Job<br />
Wann macht es Sinn zu delegieren?<br />
Welche Verantwortlichkeiten man delegieren<br />
sollte, entscheidet sich normalerweise<br />
von Fall zu Fall bzw. je nach Situation. Trotzdem<br />
gibt es Orientierungshilfen. So sind etwa<br />
folgende Aufgaben leicht delegierbar:<br />
u Routineaufgaben<br />
u Spezialistentätigkeiten<br />
u Gut vorbereitete Aufgaben, die quasi anhand<br />
einer Checkliste erledigt werden<br />
u Aufgaben, für deren Durchführung es keiner<br />
besonderen Abstimmung bedarf<br />
u Aufgaben, die andere besser ausführen als<br />
man selbst<br />
Zum Delegieren eher ungeeignet sind:<br />
u Führungsaufgaben (diese sind nur für den<br />
Vertretungsfall zu delegieren!)<br />
u vertrauliche Angelegenheiten<br />
u ungewöhnliche oder besonders bedeutungsvolle<br />
Aufgaben<br />
Delegieren heißt<br />
Vertrauen schenken!<br />
entbehrlich? Falls ja, müsste<br />
alles zusammenbrechen, wenn<br />
man mal krank ist – was bei<br />
Dauerstress im Übrigen irgendwann<br />
der Fall sein wird.<br />
Weg vom Anspruch,<br />
alles allein zu machen<br />
Das Wort Delegieren leitet sich<br />
vom lateinischen „delegare“<br />
= anvertrauen oder übertragen<br />
ab. Es bezeichnet die Übertragung<br />
von Zuständigkeiten<br />
oder Handlungskompetenzen<br />
an andere Mitarbeiter. Das<br />
Onlinelexikon Wikipedia definiert<br />
Delegieren als „Organisationskonzept<br />
<strong>und</strong> spezifisches<br />
Mittel der Arbeitsteilung“.<br />
Ziel des Instruments sei<br />
es, Vorgesetzte <strong>und</strong> übergeordnete<br />
Stellen zu entlasten,<br />
damit sich diese auf wichtigere<br />
Aspekte konzentrieren<br />
können. Zudem sollen durch<br />
das Delegieren von Aufgaben<br />
die Motivation der Mitarbeiter<br />
erhöht <strong>und</strong> deren Potenziale<br />
optimal ausgeschöpft<br />
werden. Die Übertragung von<br />
Kompetenzen an andere erfolgt<br />
also in der Regel von<br />
oben nach unten, <strong>und</strong> je einfacher<br />
eine Aufgabe ist, desto<br />
besser lässt sie sich delegieren.<br />
Umgekehrt gilt, dass mit<br />
der Qualifikation eines Mitarbeiters<br />
auch dessen Eignung<br />
wächst, Aufgaben an ihn<br />
zu delegieren. Arbeit <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten<br />
abzugeben,<br />
ist durchaus als eine berufliche<br />
Qualifikation anzusehen,<br />
die einen befähigt, die Arbeitslast<br />
auf mehrere Schultern<br />
zu verteilen.<br />
Delegieren – vieles<br />
spricht dafür<br />
Auch wenn es für die meisten<br />
Menschen zunächst ungewohnt<br />
ist <strong>und</strong> schwer fällt, für<br />
ein konsequentes Delegieren<br />
sprechen viele Gründe:<br />
u Bessere Arbeitsergebnisse:<br />
Niemand kann alles <strong>und</strong> ist<br />
in allen Bereichen gleich gut.<br />
Es ist deshalb sinnvoll <strong>und</strong><br />
intelligent, Tätigkeiten, für<br />
die sich andere besser eignen<br />
als man selbst, diesen<br />
Mitarbeitern zu übertragen.<br />
Die betreffenden Aufgaben<br />
werden dadurch schneller,<br />
effizienter <strong>und</strong> erfolgreicher<br />
erledigt. Am besten ist es,<br />
ein Team fähiger Kräfte zusammenzustellen,<br />
in dem jeder<br />
seinen speziellen Fähigkeiten<br />
gemäß positioniert<br />
<strong>und</strong> eingesetzt wird. So lassen<br />
sich unterschiedliche<br />
Fähigkeiten optimal kombinieren<br />
<strong>und</strong> ausschöpfen. Ihnen<br />
als Chefin bzw. Chef<br />
bleibt dadurch die Zeit, sich<br />
auf Ihre Kernkompetenzen<br />
zu fokussieren <strong>und</strong> Ihre eigenen<br />
Stärken auszubauen.<br />
u Mitarbeiter werden gefördert:<br />
Wer als Vorgesetzter Teile<br />
der eigenen Aufgaben seinen<br />
Mitarbeitern anvertraut,<br />
„adelt“ diese gewissermaßen<br />
<strong>und</strong> steigert damit deren<br />
Selbstbewusstsein, Motivation<br />
<strong>und</strong> Eigeninitiative. All<br />
das kommt den Arbeitsergebnissen<br />
<strong>und</strong> -abläufen zugute.<br />
u Anerkennung als Führungskraft:<br />
Vorgesetzte, die es verstehen,<br />
richtig zu delegieren,<br />
ernten für diese Fähigkeit<br />
Anerkennung. Denn<br />
delegieren zu können gilt<br />
als Führungsstärke.<br />
u Weniger Stress: Delegieren<br />
ist die beste Prävention gegen<br />
Stress <strong>und</strong> Burnout. Wer<br />
es versteht, Arbeiten an andere<br />
abzugeben, vereinfacht<br />
damit sein Leben, lernt loszulassen<br />
<strong>und</strong> gewinnt an Lebensqualität.<br />
Da man unter<br />
deutlich weniger Druck arbeitet,<br />
macht die Arbeit auch<br />
mehr Spaß.<br />
Zuerst analysieren,<br />
dann Arbeit abgeben<br />
Verschiedene Aufgaben erfordern<br />
unterschiedliche Delegationsstrategien.<br />
Doch welche<br />
Aufgaben lassen sich überhaupt<br />
weiterleiten? Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
die meisten, sagen<br />
Experten. Der erste Schritt besteht<br />
deshalb darin, sich einen<br />
Überblick über die anstehenden<br />
Aufgaben zu verschaffen<br />
<strong>und</strong> dann zu entscheiden, was<br />
man anderen übergeben will.<br />
Allerdings: Delegieren heißt<br />
zunächst einmal, sich Zeit zu<br />
nehmen. Je genauer Sie die<br />
Aufgabe <strong>und</strong> Ihre Erwartungen<br />
an deren Erledigung erklären,<br />
desto größer ist die<br />
Chance, dass sie zu Ihrer Zufriedenheit<br />
ausgeführt wird.<br />
Unter Umständen muss dies<br />
auch mehrfach geschehen.<br />
Erst wenn ein detaillierter Arbeitsplan<br />
steht – zum Beispiel<br />
für wiederkehrende Aufgaben<br />
wie Arbeitsmaterial- <strong>und</strong><br />
Produktbestellung, das hygienische<br />
Aufbereiten der Praxiswäsche<br />
–, ist zu prüfen, wer<br />
welche Aufgaben übernehmen<br />
kann <strong>und</strong> was man davon lieber<br />
selbst erledigt. Bei der Erstellung<br />
des Arbeitsplans ist<br />
es hilfreich, verschiedene Kategorien<br />
von Aufgaben zu schaffen,<br />
zum Beispiel:<br />
Fortsetzung auf S. 36<br />
(Foto: © vege - Fotolia.com)<br />
34 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
[Das aktuelle Buch]<br />
Theorie der medizinischen Fußbehandlung - Band 3<br />
Podologische Biomechanik<br />
Im dritten Band der Reihe „Theorie der medizinischen Fußbehandlung“ beschreibt Klaus Grünewald die Gr<strong>und</strong>lagen<br />
der podologischen Biomechanik. Es werden mögliche Ursachen fehlbelasteter Füße <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Auswirkungen erläutert. Hierzu werden die Verfahren der biomechanischen Fußuntersuchung<br />
herangezogen <strong>und</strong> anschließend Problemlösungen vorgestellt. Für die Praxis lassen sich diese Kenntnisse dort<br />
einsetzen, wo Schmerzzustände am Fuß durch Podologen zu beheben sind.<br />
Klaus Grünewald<br />
Theorie der medizinischen Fußbehandlung - Band 3<br />
Verlag Neuer Merkur<br />
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1. Auflage 2014 • 75,90 Euro • 336 Seiten • geb<strong>und</strong>en<br />
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Ausbildung & Job<br />
Fortsetzung von S. 34<br />
u Routineaufgaben, die sich<br />
wiederholen: In jeder podologischen/fußpflegerischen<br />
Praxis fallen Routinejobs an,<br />
die immer gleich ablaufen,<br />
wie zum Beispiel das Aufräumen<br />
des Empfangs- <strong>und</strong> Wartebereiches<br />
oder das Ansetzen<br />
<strong>und</strong> Erneuern von Instrumentenlösungen.<br />
Allerdings<br />
wäre es hier unklug, solche<br />
Aufgaben stets dem selben<br />
Mitarbeiter aufzutragen, denn<br />
Typische Schwierigkeiten <strong>und</strong> mögliche Lösungen<br />
Beim Delegieren tauchen immer wieder einige typische Probleme<br />
auf. Um als Vorgesetzter mit diesen zurechtzukommen,<br />
ist es ratsam, sich mit geeigneten Strategien vertraut machen.<br />
Schließlich soll das Delegieren ja ent- <strong>und</strong> nicht belasten.<br />
Hier die häufigsten Probleme <strong>und</strong> ihre Lösung:<br />
Das Problem: Ständige Störungen seitens des Mitarbeiters:<br />
Derjenige, an den Sie eine Arbeit delegiert haben,<br />
kommt immer wieder zu Ihnen, um etwas zu fragen oder<br />
Sie zu bitten, eine Entscheidung zu treffen.<br />
Die Lösung: Fordern Sie den Mitarbeiter durch Gegenfragen<br />
dazu auf, selbst eine Lösung zu finden <strong>und</strong> eigenständig<br />
eine Entscheidung zu treffen. Erklären Sie ihm, dass Sie<br />
von ihm selbstständiges Handeln erwarten. Legen Sie hierfür<br />
eventuell neue, messbare <strong>und</strong> kontrollierbare Kriterien<br />
fest, an denen der Mitarbeiter sich orientieren kann.<br />
Das Problem: Die Rückdelegation; die delegierte Aufgabe<br />
„landet“ letztlich wieder bei Ihnen.<br />
Die Lösung: Überprüfen Sie, ob die Aufgabe zu komplex<br />
oder zu schwierig für die betreffende Person war. Am besten<br />
überlegen Sie gemeinsam mit dieser, ob <strong>und</strong> wie die<br />
Aufgabe in kleine oder andere Schritte unterteilt werden<br />
kann, welche leichter zu bewältigen sind. Auch die Unterstützung<br />
durch ein Coaching zumindest für bestimmte<br />
Teilbereiche der Aufgabe ist zu erwägen <strong>und</strong> mit dem Mitarbeiter<br />
zu besprechen.<br />
Das Problem: Sie geben zu viel Hilfe. Um Zeit zu sparen<br />
oder die Wahrscheinlichkeit von Fehlern zu minimieren,<br />
greifen Sie immer wieder in die Ausführung des Mitarbeiters<br />
ein. Statt also wirklich Arbeit zu delegieren, bürden Sie sich<br />
zusätzliche auf.<br />
Die Lösung: Legen Sie für sich selbst Kontrollpunkte fest,<br />
an die Sie sich halten. Überprüfen Sie, ob Sie im Delegationsgespräch<br />
ein eindeutiges Ziel formuliert haben. Falls<br />
nicht, tun Sie dies nachträglich. Fragen Sie sich selbst, weshalb<br />
Sie das Bedürfnis haben einzugreifen. Welche Gründe<br />
stecken dahinter? Wie schaffen Sie es, die Aufgabe endgültig<br />
loszulassen?<br />
Das Problem: Der Mitarbeiter ist unsicher. Er kommt ständig<br />
zu Ihnen, damit Sie bisherige Ergebnisse überprüfen <strong>und</strong><br />
dem weiteren Vorgehen zustimmen.<br />
Die Lösung: Gehen Sie mit dem Mitarbeiter nochmals die<br />
Kontrollkriterien durch. Prüfen Sie dabei, ob er tatsächlich<br />
in der Lage ist, eine Selbstkontrolle durchzuführen.<br />
Loben Sie die Fähigkeiten des Mitarbeiters <strong>und</strong> bereits<br />
bewältigte Teilbereiche der Aufgabe. Erinnern Sie ihn daran,<br />
dass er ähnliche Aufgaben bereits realisiert hat.<br />
der wird sich bald langweilen,<br />
unterfordert fühlen <strong>und</strong><br />
mit Frustration reagieren. Genauso<br />
wie Überforderung<br />
bremst auch Unterforderung<br />
die Motivation <strong>und</strong> damit die<br />
Identifizierung mit der Arbeit.<br />
Routineaufgaben sollten deshalb<br />
möglichst oft mit kleinen<br />
Herausforderungen kombiniert<br />
werden, um Mitarbeiter<br />
nicht zu demotivieren.<br />
Auch ein Plan, wer turnusmäßig<br />
für welche Aufgabe zuständig<br />
ist (der aufgehängt<br />
<strong>und</strong> abgezeichnet wird), kann<br />
hilfreich sein.<br />
u Einmalaufgaben: Hier handelt<br />
es sich um einfach zu<br />
erledigende Aufgaben wie<br />
die Entgegennahme einer<br />
Lieferung, das Auffüllen von<br />
Kästen mit Einmalhandtüchern<br />
… Der Idealfall ist,<br />
dass es einen Mitarbeiter<br />
gibt, der solcherlei Aufgaben<br />
von selbst erkennt <strong>und</strong><br />
eigenständig ausführt, so<br />
dass man selbst den Kopf<br />
frei hat. Bei Einmalaufgaben<br />
ist meist schnell zu entscheiden,<br />
ob ein Delegieren<br />
Sinn macht oder ob es sinnvoller<br />
ist, wenn man einfach<br />
rasch selbst zupackt.<br />
u Komplexe <strong>und</strong> schwierige<br />
Tätigkeiten: Zu diesen gehören<br />
Aufgaben, für deren<br />
Durchführung Know how, Erfahrung<br />
oder Spezialkenntnisse<br />
erforderlich sind, aber<br />
auch prestigeträchtige Aufgaben,<br />
umfassende Planungen<br />
oder Aufgaben in Krisensituationen.<br />
Auch wenn man sich hier auf<br />
keinen Fall gänzlich „raushalten“<br />
kann oder will, gibt<br />
es doch meist Teilbereiche,<br />
die sich abgeben lassen.<br />
Im Hinblick auf ein mögliches<br />
Delegieren bestimmter<br />
Aspekte ist es (nicht nur hier)<br />
nützlich, wenn alle Mitarbeiter<br />
stets über die Belange<br />
<strong>und</strong> Zusammenhänge der<br />
Praxis informiert sind. Teilziele<br />
sollten dann auf alle<br />
Fälle mit dem betreffenden<br />
Mitarbeiter formuliert <strong>und</strong><br />
eventuell auftauchende Probleme<br />
regelmäßig besprochen<br />
werden.<br />
u Anforderungen, die an die eigene<br />
Person geb<strong>und</strong>en sind:<br />
Hierbei handelt es sich beispielsweise<br />
um Einladungen<br />
zu wichtigen Terminen wie<br />
etwa einem Vortrag, das<br />
Verfassen eines Fachartikels<br />
oder andere Anfragen an Ihre<br />
Person. Sofern Sie diese<br />
Tätigkeit nicht auf jeden Fall<br />
selbst ausführen möchten,<br />
empfiehlt es sich darüber<br />
nachzudenken, ob für diese<br />
Aufgabe jemand anderes aus<br />
dem Team besonders geeignet<br />
ist. Wenn es eine Mitarbeiterin<br />
oder einen Mitarbeiter<br />
Ihres Vertrauens gibt,<br />
können Sie in (enger) Absprache<br />
mit dieser bzw. diesem,<br />
die Aufgabe abgeben.<br />
Vier Faktoren für<br />
erfolgreiches Delegieren<br />
Damit das Delegieren gelingt<br />
<strong>und</strong> konstruktiv verläuft, sind<br />
vier Aspekte entscheidend:<br />
u Vertrauen: Besteht zu der Person,<br />
welche die Aufgabe<br />
übernehmen soll, ein gutes<br />
Verhältnis, sprich, vertraut<br />
man dieser <strong>und</strong> vertraut die<br />
Person umgekehrt einem<br />
selbst? Delegieren bedeutet<br />
mehr, als eine Arbeitsanweisung<br />
oder einen „Befehl“<br />
zu geben. Soll die Übertragung<br />
von Aufgaben produktiv<br />
verlaufen, ist gegenseitiges<br />
Vertrauen unverzichtbar.<br />
Denn mit der Verantwortung<br />
geben wir auch<br />
ein Stück Kontrolle ab – ein<br />
Vertrauensbeweis.<br />
Für die Person, der wir im<br />
wahrsten Sinne eine Aufgabe<br />
anvertrauen, wird es durch<br />
das in sie gesetzte Vertrauen<br />
leichter, eigenverantwortlich<br />
zu handeln. Mitarbeiter<br />
spüren, wenn man ihnen<br />
nicht zutraut, dass sie eine<br />
bestimmte Sache richtig erledigen<br />
können. Es ist beim<br />
Delegieren deshalb besonders<br />
wichtig, dem Mitarbeiter<br />
zu signalisieren, dass man<br />
ihm vertraut, auch wenn dies<br />
anfangs vielleicht schwer<br />
fällt. Leichter wird das „Loslassen<br />
<strong>und</strong> Vertrauen“ durch<br />
– einen offenen <strong>und</strong> konstruktiven<br />
Umgangston,<br />
36 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
– eine entspanntere Einstellung zu Fehlern<br />
nach dem Motto „Aus Fehlern<br />
lernt man“,<br />
– die Bereitschaft anzu<strong>erkennen</strong>, dass<br />
andere bestimmte Aufgaben ebenso<br />
gut wie man selbst oder sogar besser<br />
erledigen,<br />
– die Bereitschaft, bei Problemen oder<br />
Fehlern nach Lösungen statt nach einem<br />
Sündenbock zu suchen,<br />
– die eigene Bereitschaft, stets dazuzulernen.<br />
Unerlässlich ist auch das Vertrauen der<br />
Mitarbeiter. Dieses gewinnt, wer den<br />
Mut hat, vor seinem Team Fehler einzugestehen<br />
<strong>und</strong> auch mal zuzugeben,<br />
dass eine bestimmte Aufgabe ihn überfordert<br />
oder er Unterstützung braucht.<br />
Förderlich ist hier ebenfalls eine konstruktive<br />
Atmosphäre, die von Offenheit<br />
<strong>und</strong> einer positiven Kritikkultur geprägt<br />
ist.<br />
u Transparenz: Wurde die Aufgabe klar<br />
<strong>und</strong> eindeutig formuliert? Diese Frage<br />
ist von zentraler Bedeutung. Ob die beauftragte<br />
Person ihre Aufgabe korrekt<br />
<strong>und</strong> erfolgreich erledigt, hängt wesentlich<br />
davon ab, ob der „Auftraggeber“<br />
klare Anweisungen dazu gegeben<br />
hat, was er erwartet <strong>und</strong> was zu<br />
tun ist. Deshalb ist es auch wichtig, sich<br />
stets nochmals rückzuversichern, ob<br />
wirklich alles verstanden wurde. Denn<br />
was für einen selbst klar ist, muss für<br />
jemand anderen noch lange nicht so<br />
sein.<br />
Wurde das Ziel klar formuliert? Auch<br />
über das Ziel ist ausreichend zu informieren<br />
<strong>und</strong> dieses muss klar festgesetzt<br />
sein. Leider ist das nicht immer<br />
selbstverständlich. Meist wird zwar die<br />
Aufgabe beschrieben, nicht aber, was<br />
warum damit erreicht werden soll. Fazit:<br />
Beim Delegieren stets auf eine konkrete<br />
Formulierung der Zielsetzung<br />
achten! Nur wenn der Mitarbeiter weiß,<br />
was das Ziel ist, kann er mitdenken <strong>und</strong><br />
-handeln <strong>und</strong> so das Ziel schließlich erreichen.<br />
Wurden alle Informationen gegeben,<br />
die für die Erledigung der Aufgabe<br />
nötig sind? Optimale Ergebnisse kann<br />
der mit der Aufgabe betraute Mitarbeiter<br />
nur dann erzielen, wenn er über<br />
alle Informationen <strong>und</strong> Mittel verfügt,<br />
die er dafür benötigt. Man sollte hier<br />
nicht darauf vertrauen, dass der Mitarbeiter<br />
schon nachfragen wird, wenn<br />
ihm etwas fehlt, sondern es müssen von<br />
Anfang an alle Information offen bereitgestellt<br />
werden. Auch größere Zusammenhänge,<br />
innerhalb derer die Aufgabe<br />
ihren Platz hat, müssen dem Mitarbeiter<br />
dargelegt werden. So kann er<br />
Ausbildung & Job<br />
den Sinn <strong>und</strong> Zweck des Ganzen <strong>erkennen</strong><br />
<strong>und</strong> sieht, dass man auf Augenhöhe<br />
mit ihm kommuniziert.<br />
Wer seine Mitarbeiter ernst nimmt <strong>und</strong><br />
den Mut hat, sie in alle Aspekte mit einzubeziehen,<br />
bewirkt damit, dass sie mitdenken<br />
<strong>und</strong> eigenständig Lösungen<br />
finden. Wer lediglich befiehlt, bekommt<br />
bestenfalls Untergebene, die tun, was<br />
man ihnen sagt.<br />
u Feedback: Job erledigt – alles erledigt?<br />
Keineswegs. Eine Aufgabe zu delegieren<br />
heißt nicht, dass man sich selbst<br />
dann vollkommen abmeldet <strong>und</strong> um<br />
nichts mehr kümmert. Richtiges, also<br />
erfolgreiches Delegieren endet nicht,<br />
wenn der Beauftragte seine „Schuldigkeit“<br />
getan hat. Denn auch der Auftraggeber<br />
schuldet etwas, nämlich eine<br />
Rückmeldung an die Person, welche<br />
die Aufgabe übernommen hat. Zu<br />
diesem Feedback gehört es<br />
u Zwischenergebnisse zu kontrollieren<br />
<strong>und</strong> zu kommentieren.<br />
u Dem Mitarbeiter mitzuteilen, ob man<br />
zufrieden ist oder nicht.<br />
u Bei einem fehlerhaften oder unbefriedigenden<br />
Ergebnis sicherzustellen,<br />
dass der Mitarbeiter begreift, wie der<br />
Fehler zustande kam <strong>und</strong> wie er ihn<br />
künftig meiden kann.<br />
u Nicht zu vergessen, wie wichtig <strong>und</strong><br />
motivierend Lob ist: Wer mit der Ausführung<br />
der delegierten Arbeit zufrieden<br />
ist, sollte den betreffenden Mitarbeiter<br />
loben, selbst wenn die Aufgabe<br />
nur klein war. Positives Feedback wirkt<br />
enorm motivierend <strong>und</strong> steigert den<br />
Spaß an der Arbeit!<br />
u Sparsam mit Kritik zu sein, <strong>und</strong> falls<br />
Kritik nötig ist, diese immer konstruktiv<br />
zu formulieren: Es ist viel wichtiger,<br />
Lösungen <strong>und</strong> Ideen zu entwickeln, damit<br />
die Ergebnisse künftig besser sind,<br />
als lange darauf „herumzuhacken“,<br />
was schiefgelaufen ist.<br />
Auch derjenige, dem man eine Aufgabe<br />
übertragen hat, sollte im Übrigen ein<br />
Feedback geben – beispielsweise zu folgenden<br />
Punkten:<br />
u Waren die Arbeitsanweisungen klar genug?<br />
u Gab es ausreichend Informationen <strong>und</strong><br />
Mittel?<br />
u Lässt sich künftig etwas verbessern?<br />
Auf diese Weise gelingt optimales Arbeiten<br />
im Team!<br />
g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Christine Preiherr<br />
Fachjournalistin, Autorin<br />
80636 München<br />
E-Mail preiherr@t-online.de<br />
© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 37<br />
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Ausbildung & Job<br />
Erfolgreich(er) verkaufen/Teil II:<br />
So steuern Sie das<br />
Verkaufsgespräch!<br />
Von Dipl. oec. troph. Susanne Ahrndt, München<br />
Welcher Emotionstyp ein Mensch ist, darüber<br />
geben seine Stimme, Sprechweise, Körpersprache<br />
<strong>und</strong> Kleidung Auskunft ebenso wie seine<br />
Wertvorstellungen. Je nach limbischen Typ sind<br />
dann die Verkaufsgespräche darauf abzustimmen.<br />
Dabei gilt es im Sinne von Limbic ® Sale<br />
positive Emotionen zu maximieren <strong>und</strong> negative<br />
Emotionen zu minimieren. Ziel ist es dabei, die<br />
Wünsche des K<strong>und</strong>en zu <strong>erkennen</strong>, seine Probleme<br />
zu lösen <strong>und</strong> ihm das zu verkaufen, was<br />
für ihn wirklich von Nutzen ist.<br />
Der erste Eindruck zählt!<br />
Er ist, so wird vermutet,<br />
in drei von vier Fällen<br />
ausschlaggebend für die Kaufentscheidung.<br />
Wirkt ein Verkäufer<br />
fre<strong>und</strong>lich oder unfre<strong>und</strong>lich?<br />
Ist er kompetent?<br />
Scheinen seine Verkaufsabsichten<br />
seriös? Hat er das im<br />
Angebot, was ich wirklich brauche?<br />
– diese Fragen <strong>und</strong> deren<br />
Beantwortung erfolgt beim<br />
K<strong>und</strong>en innerhalb weniger Sek<strong>und</strong>en<br />
ganz unbewusst. Denn<br />
aufgr<strong>und</strong> von gespeicherten<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Gefühlen läuft im<br />
menschlichen Gehirn in Windeseile<br />
ein Bewertungsprogramm<br />
ab. Umso wichtiger ist<br />
es daher, gleich zu Beginn des<br />
Verkaufsgesprächs eine vertrauensvolle<br />
Beziehung aufzubauen.<br />
Positive Signale senden<br />
Denken Sie also stets daran:<br />
Ein K<strong>und</strong>e registriert – unbewusst<br />
aber auch bewusst – alle<br />
Signale, die Sie aussenden.<br />
Das heißt, nicht nur was Sie<br />
sagen, sondern auch wie Sie<br />
etwas sagen <strong>und</strong> wie Sie sich<br />
verhalten. Stimmen etwa Ihre<br />
Gestik, Mimik oder Ihr Tonfall<br />
nicht mit dem überein, was<br />
Sie sagen, erzeugt das bei<br />
Ihrem Gegenüber ein ungutes<br />
Gefühl.<br />
Es kommt deshalb darauf an,<br />
dass Sie sich zur Vorbereitung<br />
eines Beratungs- <strong>und</strong>/oder<br />
Verkaufsgesprächs selbst in<br />
einen guten emotionalen Zustand<br />
bringen. Düstere <strong>und</strong><br />
negative Gedanken wie „Ich<br />
habe kein Verkaufstalent“,<br />
„Verkaufen liegt mir nicht“<br />
oder „Der/die kauft sowieso<br />
nichts“ bringen Sie in eine<br />
schlechte Stimmung, verderben<br />
Ihnen die Laune <strong>und</strong><br />
dämpfen Ihre Motivation. Dagegen<br />
wirken positive Gedanken<br />
<strong>und</strong> Gefühle wie Begeisterung,<br />
Lust, Spaß <strong>und</strong><br />
Vorfreude auf ein Gespräch<br />
sowie Erinnerungen an Verkaufserfolge<br />
beflügelnd <strong>und</strong><br />
positiv nicht nur auf Ihre Ausstrahlung,<br />
sondern auch auf<br />
Ihr Verhalten. Und das ist für<br />
den Verkaufsprozess von unschätzbarem<br />
Wert. Denn jeder<br />
weiß aus Erfahrung: Gute<br />
Laune wirkt ansteckend!<br />
Mit dem K<strong>und</strong>en auf<br />
gleicher Wellenlänge<br />
Erst seit relativ kurzer Zeit wissen<br />
wir, warum sich unsere<br />
persönliche Stimmung auf andere<br />
Menschen auswirkt <strong>und</strong><br />
Gefühle somit ansteckend sind.<br />
Verantwortlich dafür sind die<br />
sogenannten Spiegelneuronen,<br />
die der Neurophysiologe<br />
Giacomo Rizzolatti <strong>und</strong> sein<br />
Forscherteam an der Universität<br />
Parma 1995 bei Versuchen<br />
mit Affen entdeckt haben.<br />
Hierbei handelt es sich<br />
um Nervenzellen, die nicht<br />
nur aktiv sind, wenn wir selbst<br />
handeln <strong>und</strong> fühlen, sondern<br />
sie werden auch durch die<br />
Handlungen <strong>und</strong> Stimmungen<br />
anderer aktiviert, die wir<br />
beobachten. In einer inneren<br />
Simulation erleben wir, wie<br />
Fortsetzung auf S. 40<br />
(Illustration: © freshidea - Fotolia.com)<br />
38 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 39
Ausbildung & Job<br />
Fortsetzung von S. 38<br />
Emotionales Verkaufen – das<br />
Wichtigste auf einen Blick<br />
andere handeln <strong>und</strong> wie andere<br />
fühlen. Nicht nur Gefühle,<br />
die ansteckend sind,<br />
sondern auch andere Menschen<br />
in ihrem Verhalten nachzuahmen<br />
sowie Intuition, Einfühlungsvermögen,<br />
Vertrauen<br />
<strong>und</strong> Sympathie beruhen<br />
u Bringen Sie sich in eine gute Stimmung;<br />
gehen Sie positiv an das<br />
Verkaufsgespräch heran.<br />
u Konzentrieren Sie sich auf das Verkaufsgespräch.<br />
u Schenken Sie dem K<strong>und</strong>en ein<br />
echtes Lächeln, <strong>und</strong> zeigen Sie ihm<br />
echtes Interesse.<br />
u Sprechen Sie den K<strong>und</strong>en mit<br />
Namen an.<br />
u Nehmen Sie ihn <strong>und</strong> sein Befinden<br />
sensibel wahr.<br />
u Wecken Sie Aufmerksamkeit mit<br />
Geschichten, Neuigkeiten, Vorführungen<br />
etc.<br />
u Fragen <strong>und</strong> reden Sie emotionalisierend,<br />
das heißt, wecken Sie Gefühle <strong>und</strong> Wünsche, entdecken<br />
Sie Motive <strong>und</strong> Werte. Befeuern Sie die Emotionssysteme,<br />
indem Sie emotionalisierende Eigenschaften nennen.<br />
Hier einige Beispiele für das<br />
– Dominanz-System: erfolgreich, wirtschaftlich, effizient,<br />
erstklassig, führend, optimal<br />
– das Stimulanz-System: neu, modern, einmalig, kreativ,<br />
phantastisch, fortschrittlich, positiv<br />
– das Bilanz-Bewahrer-System: kompetent, zuverlässig, sicher,<br />
dauerhaft, erprobt, bewährt, erfahren, verlässlich, belegt<br />
– das Bilanz-Unterstützer-System: gemeinsam, fre<strong>und</strong>lich,<br />
persönlich, einfach, herzlich, glücklich, natürlich, menschlich,<br />
bequem<br />
u Achten Sie dabei auf k<strong>und</strong>enorientierte Formulierungen, indem<br />
Sie nicht das „Ich“, sondern das „Sie“ betonen wie etwa „Sie<br />
erhalten …“. „Sie gewinnen …“, „Sie erfahren …“ oder „Möchten<br />
Sie sich davon überzeugen?“<br />
u Stellen Sie im Gespräch Bestätigungsfragen wie etwa „Gefällt<br />
Ihnen das so bisher?“. So sichern Sie kleine Teilerfolge.<br />
u Achten Sie auf Kaufsignale, wie fre<strong>und</strong>licher Blickkontakt, zustimmendes<br />
Kopfnicken, das In-die-Hand-nehmen des Produktes,<br />
Fragen nach Details <strong>und</strong> Konditionen oder Fragen zu<br />
Themen, die erst nach dem Kauf relevant sind.<br />
u Stellen Sie entschlossen die Abschlussfrage, wie etwa „Wollen<br />
Sie Produkt A oder B kaufen? Wollen Sie bar oder mit Karte<br />
zahlen?“<br />
u Geben Sie den K<strong>und</strong>en zum Abschluss noch ein Feedback, indem<br />
Sie ihm bestätigen, dass seine Entscheidung gut <strong>und</strong> richtig<br />
war (zum Beispiel „Eine gute Wahl, Sie werden begeistert<br />
sein!“).<br />
u Gestalten Sie die Verabschiedung des K<strong>und</strong>en fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />
positiv – denn auch der letzte Eindruck zählt!<br />
auf der Aktivität der Spiegelneuronen.<br />
Schwingen wir mit<br />
anderen Menschen im Gleichklang,<br />
entsteht eine gute Atmosphäre<br />
<strong>und</strong> wir fühlen uns<br />
wohl. Das passiert ganz automatisch<br />
<strong>und</strong> natürlich bei<br />
Menschen, mit denen wir uns<br />
gut verstehen. Gemeinsame<br />
Schwingungen<br />
lassen sich aber auch<br />
ganz bewusst herstellen,<br />
beispielsweise<br />
durch Angleichen der<br />
Körperhaltung, Gestik,<br />
Mimik, Wortwahl<br />
<strong>und</strong> Sprechgeschwindigkeit.<br />
Diesen Gleichklang<br />
bewusst herbeizuführen,<br />
davor sollte<br />
man keine Angst haben,<br />
stellt der Autor<br />
Helmut Seßler in seinem<br />
Buch „Limbic ®<br />
Sales“ fest <strong>und</strong> empfiehlt:<br />
„Probieren Sie<br />
es aus, <strong>und</strong> Sie werden<br />
bald merken, wie<br />
verb<strong>und</strong>en sich Ihre<br />
K<strong>und</strong>en mit Ihnen fühlen.“<br />
Wer seinen K<strong>und</strong>en sensibel<br />
wahrnimmt, kann den limbischen<br />
K<strong>und</strong>entyp besser einschätzen<br />
<strong>und</strong> sein Verhalten<br />
<strong>und</strong> seine Wortwahl <strong>und</strong> Gesprächsführung<br />
danach ausrichten.<br />
Der K<strong>und</strong>e wiederum<br />
fühlt sich verstanden <strong>und</strong> angenommen,<br />
seine Kauflust<br />
wird befeuert. So entsteht eine<br />
Win-Win-Situation für beide<br />
Seiten. Trainieren Sie daher<br />
Ihre Spiegelneuronen so oft<br />
wie nur möglich.<br />
Emotionalisierende<br />
Fragen<br />
Natürlich können Sie nicht<br />
wissen, was ein K<strong>und</strong>e tatsächlich<br />
denkt <strong>und</strong> braucht;<br />
<strong>und</strong> Routinefragen bringen<br />
Sie hier nicht weiter. Was sich<br />
hinter seiner Stirn tatsächlich<br />
abspielt, dem können Sie nur<br />
durch echtes Interesse auf die<br />
Spur kommen.<br />
Emotionen, Wünsche <strong>und</strong> Werte<br />
des K<strong>und</strong>en gilt es zu entdecken.<br />
Das richtige „Handwerkszeug“<br />
dafür sind emotionalisierende<br />
Fragen, die sich mit<br />
der Sichtweise, den Wünschen,<br />
Zielen, Motiven <strong>und</strong> dem Gefühlsleben<br />
des K<strong>und</strong>en beschäftigen.<br />
Ein K<strong>und</strong>e fragt<br />
zum Beispiel nach einer pflegenden<br />
Fußcreme. – Aber was<br />
wünscht er sich tatsächlich?<br />
Das Wandern mit blasenfreier<br />
Fußhaut zu genießen? Mit<br />
zarter Fußhaut in schicken<br />
Sandalen zu beeindrucken?<br />
Um hier die passende, wirklich<br />
nutzbringende Pflegelösung<br />
zu empfehlen, gilt es die<br />
wahren Gefühle, Motive <strong>und</strong><br />
Wünsche aufzuspüren. Dafür<br />
könnten Sie zum Beispiel unter<br />
anderem folgende Limbic ® -<br />
Sales- Fragen stellen:<br />
u Worauf legen Sie Wert?<br />
u Was möchten Sie wissen?<br />
u Was ist für Sie am wichtigsten?<br />
u Was wünschen Sie besonders?<br />
u Warum ist das für Sie so<br />
wichtig?<br />
u Wie sollte es keinesfalls sein?<br />
(Zum Beispiel in Hinblick auf<br />
die Textur des Pflegeproduktes)<br />
u Wie geht es ihnen mit der<br />
Behandlung/den Pflegeprodukten?<br />
Wie kommen Sie<br />
damit zurecht?<br />
u Wie ist Ihre Meinung dazu?<br />
u Was verstehen Sie unter …?<br />
u Was meinen Sie genau mit …?<br />
u Was genau haben Sie sich<br />
vorgestellt?<br />
Um den K<strong>und</strong>en „zum Reden“<br />
zu bringen, können Sie die<br />
Frage mit der fre<strong>und</strong>lichen<br />
Aufforderung „Erzählen Sie<br />
doch mal …“ verbinden. Denn<br />
die lockere Gesprächsatmosphäre<br />
hilft den K<strong>und</strong>en, sich<br />
zu öffnen <strong>und</strong> darüber zu sprechen,<br />
was ihn wirklich emotional<br />
bewegt <strong>und</strong> umtreibt.<br />
Dadurch erhalten Sie die Hinweise,<br />
die Sie brauchen, um<br />
das Angebot entsprechend<br />
dem bevorzugten Emotionssystem<br />
des K<strong>und</strong>en zu präsentieren<br />
<strong>und</strong> erfolgreich zum<br />
Abschluss zu bringen. g<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Dipl. oec. troph.<br />
Susanne Ahrndt<br />
Fachjournalistin<br />
Nockherstraße 52<br />
81541 München<br />
E-Mail susanne.ahrndt@<br />
t-online.de<br />
(Foto: © tmc_photos - Fotolia.com)<br />
40 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
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© <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014 41
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g<br />
Hellmut Ruck GmbH, 75305 Neuenbürg, Daimlerstraße 23,<br />
Telefon (0 70 82) 9 44 20, Telefax (0 70 82) 9 44 2-222, www.<br />
hellmut-ruck.de, E-Mail kontakt@hellmut-ruck.de<br />
Podo<br />
logie<br />
5<br />
65. Jahrgang<br />
Journal für die professionelle<br />
medizinische Fußpflege<br />
Herausgeber: Burkhard P. Bierschenck<br />
Chefredaktion: Dr. Angelika Schaller (verantwortlich),<br />
E-Mail: angelika.schaller@vnmonline.de<br />
Redaktion/Layout: Text & Gestaltung, Barbara von Wirth, 58456 Witten, Rüsbergstr. 20c,<br />
Telefon: (02302) 2022759, E-Mail: bvwirth@t-online.de<br />
Fachbeirat: Prof. Dr. Dietrich Abeck, München; Dr. Bettina Born, Reutlingen; Zürich; Elvi Foss,<br />
Podologin, W<strong>und</strong>therapeutin, Wadern; Dr. med. Pierre Foss, Dermatologe, Wadern; Klaus<br />
Grünewald, RA Thomas Hollweck, Berlin; Braunschweig; Priv.-Doz. Dr. Thomas Klycsz, Straubing;<br />
Sonia Lechtenbörger, Podologin, Diabetesberaterin DDG, Witten; Beatrix Negel-Riegel,<br />
Podologin, Bernau; Priv.-Doz. Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Düsseldorf; Dr. med. Norbert<br />
Scholz, Krefeld; Prof. Dr. Maximilian Spraul, Rheine; Prof. Dr. Manfred Wolff, Witten-Herdecke<br />
Verlags-, Anzeigen- <strong>und</strong> Vertriebsleitung: Elke Zimmermann, Telefon: (0 89) 31 89 05-76,<br />
Fax: (0 89) 31 89 05-53, E-Mail: elke.zimmermann@vnmonline.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 41a vom 1. 10. 2013<br />
Informationen über Symposien <strong>und</strong> Fortbildungen: <strong>Podologie</strong>-Fortbildung:<br />
Telefon: (0 89) 31 89 05-54 (Ulrich Bartel), E-Mail: akademie@vnmonline.de<br />
Marketingleitung: Burkhard P. Bierschenck<br />
ABONNENTEN- <strong>und</strong> KUNDENSERVICE: Leserservice Verlag Neuer Merkur,<br />
65341 Eltville, Tel. (0 61 23) 9 23 82 30, Fax: (0 61 23) 9 23 82 44,<br />
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<strong>Podologie</strong> erscheint 10× im Jahr. Jahresabonnement 99,– Euro/198,– SFr. Für Referendare,<br />
Studenten, Schüler <strong>und</strong> Azubis gegen Einsendung einer entsprechenden Bescheinigung<br />
51,– Euro/102,– SFr. Einzelheft 13,– Euro/26,– SFr. Die Euro-Preise beinhalten die<br />
Versandkosten für Deutschland <strong>und</strong> Österreich, die SFr-Preise die Versandkosten für die<br />
Schweiz. Bei Versand ins übrige Ausland werden die Porto-Mehrkosten berechnet.<br />
Die Abodauer beträgt ein Jahr. Das Abo verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr,<br />
wenn es nicht zwei Monate vor Ablauf schriftlich gekündigt wird. Rabatte für<br />
Sammelabonnements auf Anfrage.<br />
SCHULEN, KLASSEN, LEHRER: Telefon (089) 31 89 05-54, Telefax (089) 31 89 05-53<br />
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Redaktion vnmonline.de: Markus Duffhaus<br />
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(zugleich Anschrift aller Verantwortlichen)<br />
Druck: Bosch Druck GmbH, Festplatzstraße 6, 84030 Ergolding<br />
ISSN 1430-8886<br />
Geschäftsführer: Burkhard P. Bierschenck, Dr. Angelika Schaller<br />
Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrecht: Für unverlangt eingesandte Manuskripte <strong>und</strong> Bilder wird<br />
keine Haftung übernommen. Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge<br />
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42 © <strong>Podologie</strong>, LXV, Heft 5/2014
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»Morgens beim Rasieren sieht Leo Petermann<br />
in das liebenswürdig lächelnde Gesicht eines<br />
Mörders…«<br />
Herrn Petermanns<br />
unbedingter Wunsch<br />
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