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Nr. 67 Krumm / Rosemann / Strotmann Regionale Standortfaktoren<br />
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Raimund Krumm<br />
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Martin Rosemann<br />
Harald Strotmann<br />
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Regionale Standortfaktoren und<br />
ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik<br />
und die Entwicklung<br />
von Industriebetrieben in<br />
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IAW-Forschungsbericht<br />
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Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. Tübingen<br />
Direktorin: Professor Dr. Claudia Buch<br />
IAW-Forschungsberichte Nr. 67<br />
Raimund Krumm<br />
Martin Rosemann<br />
Harald Strotmann<br />
Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung<br />
für die Arbeitsplatzdynamik und die Entwicklung<br />
von Industriebetrieben in Baden-Württemberg<br />
Tübingen 2007<br />
Die Studie wurde vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln der Zukunftsoffensive III<br />
(Projekt Förderung von Existenzgründungen und von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Anpassung<br />
an den strukturellen Wandel – Projektbereich Wissenschafts- und Forschungsprojekte –) finanziert.
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliographie:<br />
detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über<br />
http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
ISBN 978-3-88573-052-1<br />
© IAW e.V., Tübingen 2007<br />
1. Auflage<br />
Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.<br />
Ob dem Himmelreich 1, 72074 Tübingen<br />
Tel.: 0 70 71 / 9 89 60, Fax: 0 70 71 / 98 96 99<br />
E-Mail: iaw@iaw.edu, Internet: www.iaw.edu<br />
Alle Rechte vorbehalten, auch die des Nachdrucks von Auszügen der fotomechanischen Wiedergabe<br />
und der Übersetzung.<br />
Druck: SPRINT-Digital-DRUCK GmbH Stuttgart
Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik<br />
und die Entwicklung von Industriebetrieben in Baden-Württemberg<br />
Raimund Krumm, Martin Rosemann, Harald Strotmann 1<br />
Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Tübingen<br />
1. Hintergrund und Motivation der Studie............................................................................4<br />
1.1 Hintergrund und grundlegende Ziele der Studie ............................................................4<br />
1.2 Grundlage: Innovative Kooperation zwischen amtlicher Statistik und IAW<br />
mit effizienter Nutzung amtlicher Daten .........................................................................5<br />
1.3 Forschungsziele im Detail – Überblick über die Projektteile...........................................6<br />
1.3.1 Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg ..........................6<br />
1.3.2 Regionale Analyse der Unterschiede in der Jobschaffung und im<br />
Jobabbau.........................................................................................................8<br />
Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
in Baden-Württemberg auf Kreisebene..........................................................................10<br />
2. Zur Datengrundlage: Konstruktion und Struktur des Industriebetriebspanels<br />
Baden-Württemberg.........................................................................................................10<br />
3. Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in den 1980erund<br />
1990er-Jahren in Baden-Württemberg....................................................................12<br />
3.1 Das Konzept der Job-Turnover-Analyse – Kenngrößen und Indikatoren.....................14<br />
3.2 Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in den Kreisen Baden-Württembergs......................16<br />
3.2.1 Ausgangspunkt: Entwicklung der Beschäftigung...........................................17<br />
3.2.2 Entwicklung der Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau .........................21<br />
3.2.3 Regionale Jobschaffung: Wachstum, Gründungen und Kreiswechsel ..........28<br />
3.2.4 Regionaler Jobabbau: Schrumpfung, Schließungen und Kreiswechsel........36<br />
3.2.5 Veränderung des durchschnittlichen Beschäftigungswachstums und<br />
desren Bestimmungsgründe im Vergleich zwischen den Kreisen .................42<br />
1 Dr. Harald Strotmann ist Geschäftsführer, Dr. Raimund Krumm und Dr. Martin Rosemann sind Wissenschaftliche<br />
Referenten am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen, Ob dem<br />
Himmelreich 1, 72074 Tübingen, E-Mail: harald.strotmann@iaw.edu, raimund.krumm@iaw.edu,<br />
martin.rosemann@iaw.edu. An der Erstellung des Berichts haben außerdem Ines Pelger als Praktikantin<br />
sowie Franziska Peter als studentische Mitarbeiterin am IAW mitgearbeitet.
2 Inhaltsverzeichnis<br />
Teil II:<br />
Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung..................................48<br />
4. Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung: theoretische<br />
Grundlagen und empirische Evidenz .............................................................................51<br />
4.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren .................................................53<br />
4.1.1 Standortfaktor Boden.....................................................................................53<br />
4.1.2 Standortfaktor Arbeit......................................................................................55<br />
4.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung ....................................................................58<br />
4.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung .........................................................59<br />
4.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren ..............................................62<br />
4.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren .......................................................62<br />
4.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren .....................................................63<br />
4.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten ...................................................65<br />
4.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad..................................................66<br />
4.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte.................................................................69<br />
4.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten..................................................70<br />
4.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration ..........................................70<br />
4.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten ...............................................................74<br />
5. Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />
und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen ........76<br />
5.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren .................................................79<br />
5.1.1 Standortfaktor Boden....................................................................................79<br />
5.1.2 Standortfaktor Arbeit.....................................................................................83<br />
5.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung ...................................................................93<br />
5.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung ........................................................95<br />
5.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren ............................................105<br />
5.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren ....................................................105<br />
5.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren ..................................................111<br />
5.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten .................................................114<br />
5.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad...............................................114<br />
5.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte..............................................................120<br />
5.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten................................................122<br />
5.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration .......................................122<br />
5.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten ............................................................126
Inhaltsverzeichnis 3<br />
6. Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen ..............131<br />
6.1 Grundfragen und Ziele einer Analyse der räumlichen Autokorrelation.......................131<br />
6.2 Tests auf globale räumliche Autokorrelation ..............................................................131<br />
6.3 Tests auf lokale räumliche Autokorrelation ................................................................134<br />
7. Einfluss regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung –<br />
Ergebnisse multivariater Panelschätzungen auf Kreisebene ....................................138<br />
7.1 Ökonometrisches Modell, Schätzmethode und Operationalisierung der<br />
regionalen Einfluss- bzw. Standortfaktoren................................................................138<br />
7.2 Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Veränderungsrate<br />
der Beschäftigung (Nettogrößenanalyse)...................................................................142<br />
7.3 Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Jobschaffungsund<br />
Jobabbaurate (Bruttogrößenanalyse)..................................................................149<br />
8. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.........................................................153<br />
Literatur ...................................................................................................................................158<br />
Anhang ...................................................................................................................................164
4 Hintergrund und Motivation der Studie<br />
1. Hintergrund und Motivation der Studie<br />
1.1 Hintergrund und grundlegende Ziele der Studie<br />
„[The] process of incessant rise and decay of firms and industries [...] is the central – though<br />
much neglected – fact about the Capitalist system” (Schumpeter 1939: 9)<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit einer Region sowie die regionale Wirtschaftskraft und Beschäftigungssituation<br />
hängen entscheidend davon ab, ob die in der Region angesiedelten Unternehmen<br />
international und national konkurrenzfähig sind. Nicht nur Volkswirtschaften, sondern auch<br />
kleinere regionale Einheiten stehen somit in einem intensiven Wettbewerb um die Ansiedelung<br />
wettbewerbsfähiger Unternehmen und daher auch um die Bereitstellung möglichst attraktiver<br />
Rahmenbedingungen für Unternehmen und ihre Beschäftigten. Die Position von Regionen und<br />
Kreisen in diesem Standortwettbewerb ist dabei nicht nur von übergeordneten Einflüssen, sondern<br />
auch und gerade von eigenen Potenzialen und deren Nutzung abhängig.<br />
Bei unternehmerischen Standort- und Investitionsentscheidungen, wie auch bei der Entscheidung,<br />
zusätzliche Arbeitsplätze bereitzustellen bzw. Arbeitsplätze abzubauen, spielen eine Vielzahl<br />
möglicher Einflussfaktoren eine Rolle. Schon frühere Standorttheorien weisen auf die besondere<br />
Rolle des regionalen Umfeldes für das Entscheidungskalkül der Unternehmen und den<br />
Erfolg eines Unternehmens am Markt hin. Die Bedeutung der regionalen Gegebenheiten für die<br />
Ansiedelung von Unternehmen und deren Erfolg im Wettbewerb wurde für andere Länder und<br />
Zeiträume bereits von verschiedenen Wissenschaftlern empirisch untermauert (vgl. z.B. Allmendinger<br />
2005, Audretsch und Fritsch 1994, 1999, Eckey 2005, Funke/Niebuhr 2005, Gerlach und<br />
Wagner 1994).<br />
Die vorliegende Studie verfolgt daher das Ziel, mit Mikrodaten aus der amtlichen Industriestatistik<br />
für Baden-Württemberg in der Kombination mit amtlichen Regionaldaten theoretische Hypothesen<br />
über die Bedeutung verschiedener regionaler Einflussfaktoren einer fundierten empirischen<br />
Überprüfung zu unterziehen. Die Vorgehensweise im Detail und die forschungsleitenden<br />
Fragen werden in Abschnitt 1.3 näher beschrieben. Zuvor soll jedoch noch kurz auf die besondere<br />
Form der Kooperation zwischen amtlicher Statistik und der Wissenschaft eingegangen<br />
werden, die diesem Vorgehen zugrunde liegt.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 5<br />
1.2 Grundlage: Innovative Kooperation zwischen amtlicher Statistik und IAW<br />
mit effizienter Nutzung amtlicher Daten<br />
Die inhaltliche Besonderheit der Vorgehensweise der vorliegenden Studie besteht darin, dass<br />
die amtlichen Betriebsdaten aus der Industriestatistik zu einem Paneldatensatz verknüpft werden,<br />
der das Nachvollziehen betriebsindividueller Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf<br />
ermöglicht. Da entsprechende Betriebspaneldaten für den Dienstleistungssektor leider noch<br />
nicht verfügbar sind, beschränken sich die Auswertungen auf den industriellen Sektor. Die Datenlage<br />
hierfür ist hervorragend, da es sich dabei durch die Verknüpfung der Monatsberichte aus<br />
dem Produzierenden Gewerbe und der industriellen Kleinbetriebserhebung praktisch um eine<br />
Vollerhebung der Industriebetriebe in Baden-Württemberg handelt (zu entsprechenden Details<br />
vgl. Kapitel 2). Den Daten aus den Monatsberichten im Produzierenden Gewerbe und der industriellen<br />
Kleinbetriebserhebung wurden dann ergänzend und erstmals auf möglichst kleiner regionaler<br />
Ebene (Kommunen oder Kreise) detaillierte Regionalinformationen – soweit möglich auch<br />
in Panelform – zugespielt.<br />
Die Arbeit mit den amtlichen Mikrodaten wurde möglich, da das Statistische Landesamt Baden-<br />
Württemberg als Projektkooperationspartner Wissenschaftlern des IAW Tübingen einen Gastwissenschaftlerstatus<br />
eingeräumt hat, so dass die IAW-Mitarbeiter unter Wahrung des Statistikgeheimnisses<br />
vor Ort mit den Daten aus der amtlichen Industriestatistik arbeiten konnten. Diese<br />
Kooperation ist auch deshalb beispielhaft, da auf diesem Wege vorhandene amtliche Datenschätze,<br />
deren Erhebung mit erheblichen Kosten verbunden ist, einer ergänzenden Nutzung<br />
durch die Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den<br />
Statistischen Ämtern haben häufig keine freien Kapazitäten, um Analysen, die über das gesetzliche<br />
Pflichtprogramm der amtlichen Statistik hinausgehen, selbst durchzuführen. Insofern garantiert<br />
die Kooperation eine Nutzung amtlicher Datenbestände, die nicht nur neue und multivariate<br />
Analysen interessanter Fragestellungen ermöglicht, sondern gleichzeitig für beide Seiten –<br />
die amtliche Statistik und die externe Wissenschaft – sehr befruchtend ist. 2 Unser herzlicher<br />
Dank für die angenehme Zusammenarbeit gilt daher Herrn Walla, Herrn Brachat-Schwarz, Herrn<br />
Steiger, Herrn Dr. Votteler, Frau Kopecky, Frau Kulling und Frau Hackl. Der Präsidentin des<br />
Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg Frau Dr. Meister-Scheufelen danken wir ebenfalls<br />
herzlich für die Bereitschaft zur Kooperation mit dem IAW.<br />
2 Die Statistischen Ämter in Deutschland sind in dieser Hinsicht gemeinsam mit dem Statistischen<br />
Bundesamt in den vergangenen Jahren sehr bemüht, um amtliche Daten der Wissenschaft auf verschiedenen<br />
Wegen besser verfügbar zu machen. Einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten<br />
des Datenzugangs gibt die Homepage der Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter<br />
des Bundes und der Länder unter www.forschungsdatenzentrum.de/
6 Hintergrund und Motivation der Studie<br />
1.3 Forschungsziele im Detail – Überblick über die Projektteile<br />
Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, das Ausmaß der betrieblichen Arbeitsplatzdynamik in<br />
der baden-württembergischen Industrie auf regionaler Ebene darzustellen und zu analysieren.<br />
Im Zentrum der Studie stehen daher die beiden folgenden Teile, deren forschungsleitende Fragen<br />
in den Abschnitten 1.3.1 und 1.3.2 noch detaillierter ausgeführt werden:<br />
• Analyse der Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg – Ausmaß,<br />
Struktur und zeitliche Entwicklung.<br />
• Untersuchung der regionalen Jobschaffung und des regionalen Jobabbaus sowie<br />
Überprüfung der Bedeutung regionaler Standortfaktoren für den (Beschäftigungs)Erfolg.<br />
1.3.1 Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg<br />
Das Ausmaß und die Veränderung der regionalen Beschäftigung sind wichtige Ergebnisindikatoren<br />
für die Beschäftigungssituation in einer Region. Versucht man jedoch, die Ursachen der regionalen<br />
Beschäftigungsentwicklungen detaillierter zu analysieren und besser zu verstehen, so<br />
greift deren alleinige Betrachtung aus mehreren Gründen zu kurz:<br />
• Eine Analyse der aggregierten regionalen Beschäftigungsveränderungen lässt keine fundierten<br />
Schlussfolgerungen über das Ausmaß der im Hintergrund stehenden Arbeitsmarktdynamik<br />
zu. So kann sich hinter der stagnierenden Gesamtbeschäftigung einer<br />
Region einerseits ein Arbeitsmarkt verbergen, auf dem keinerlei Neueinstellungen erfolgen,<br />
aber auch keine Beschäftigten entlassen werden. Andererseits könnte ein Markt im<br />
Hintergrund stehen, in dem gleichzeitig in erheblichem Umfang Neueinstellungen erfolgen,<br />
die jedoch von Entlassungen in demselben Umfang kompensiert werden. Mit Blick<br />
auf die resultierende aggregierte Beschäftigungsentwicklung sind beide Regionen als i-<br />
dentisch zu beurteilen, sie unterscheiden sich jedoch grundlegend hinsichtlich des im<br />
Hintergrund stehenden Ausmaßes an Dynamik der Prozesse am Arbeitsmarkt und somit<br />
des betrieblichen Strukturwandels und sind damit aus wirtschaftspolitischer Sicht unterschiedlich<br />
zu beurteilen. So kann ein höheres Maß an Arbeitsplatzdynamik als Indikator<br />
für eine bessere Fähigkeit zum Strukturwandel interpretiert werden. Gleichzeitig zeigen<br />
Studien u.a. von Bailey et al. (1992) und Olley und Pakes (1996), dass im Zuge der Reallokation<br />
von Arbeitsplätzen typischerweise Produktivitätsgewinne entstehen. Regelmäßig<br />
geht jedoch eine hohe Arbeitsplatzdynamik mit einer größeren Instabilität der vorhandenen<br />
Arbeitsplätze und somit einer Vernichtung von Humankapital einher.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 7<br />
• Ein Anstieg der Beschäftigung in einer Region kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits<br />
kann er daraus resultieren, dass ein Teil der bereits in der Region ansässigen<br />
Unternehmen expandiert und mehr zusätzliche Arbeitsplätze bereitstellt als in den<br />
schrumpfenden Betrieben verloren gehen. Andererseits können neue Jobs im Zuge der<br />
Ansiedelung neuer Betriebe in der Region entstehen, sofern dadurch ein Jobabbau<br />
durch Betriebsschließungen und -verlagerungen aus der Region heraus überkompensiert<br />
wird.<br />
Sowohl eine Analyse der Arbeitsplatzdynamik auf regionaler Ebene als auch die Quantifizierung<br />
der Beschäftigungsbeiträge von wachsenden, schrumpfenden, wegfallenden und neu auftretenden<br />
Betrieben wird erst möglich, wenn man über einen Paneldatensatz verfügt und somit<br />
betriebsindividuelle Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf verfolgen kann. Erst diese erlauben<br />
einen fundierten Blick hinter die Kulissen von Aggregatdaten und deren Entwicklung.<br />
Beantwortet werden sollen dabei für den industriellen Sektor insbesondere die folgenden Fragestellungen:<br />
• Welche Kreise sind mit Blick auf die regionale Jobschaffung und den regionalen Jobabbau<br />
im industriellen Sektor mehr, welche weniger arbeitsplatzdynamisch?<br />
• In welchen Kreisen findet in erheblichem Maße ein gleichzeitiges Nebeneinander von<br />
Jobschaffung und Jobabbau in den Betrieben statt, welche Kreise sind eher einseitig<br />
durch Jobschaffung oder Jobabbau geprägt?<br />
• In welchem Maße lässt sich eine bessere regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />
durch größere Raten der Jobschaffung oder aber durch geringere Raten des Jobabbaus<br />
und somit eine höhere Stabilität der vorhandenen Arbeitsplätze erklären?<br />
• Welche Bedeutung kommt Ansiedlungen und neu auftretenden Industriebetrieben in den<br />
einzelnen Regionen gemessen am Betriebs- und Beschäftigungsanteil zu?
8 Hintergrund und Motivation der Studie<br />
1.3.2 Regionale Analyse der Unterschiede in der Jobschaffung und im Jobabbau<br />
Aufbauend auf der deskriptiven Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik soll in einem zweiten<br />
Teil im Rahmen multivariater Analysen untersucht werden, ob sich systematische Zusammenhänge<br />
zwischen unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten/Standortfaktoren und Unterschieden<br />
in der industriellen Arbeitsplatzentwicklung bzw. -dynamik beobachten lassen. Dabei<br />
sollen unter anderem Antworten auf die folgenden Fragen gefunden werden:<br />
• Was unterscheidet – auch im Rahmen multivariater Analysen – Kreise mit hoher industrieller<br />
Jobschaffung, geringem Jobabbau oder wachsender Zahl von Betrieben und Beschäftigten<br />
von solchen Kreisen, die eine geringe Jobschaffung, einen hohen Jobabbau<br />
und rückläufige Betriebs- und Beschäftigtenzahlen aufweisen?<br />
• Welche Rolle spielen die Verfügbarkeit und die Preise inputbezogener Produktionsfaktoren<br />
(Löhne, Bodenpreise, …) für die Entwicklung der Industriebeschäftigung auf regionaler<br />
Ebene? Welche Rolle spielen Gewerbesteuerhebesätze?<br />
• Kommt der regionalen Humankapitalausstattung eine Bedeutung für die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
zu und lassen sich positive Beschäftigungswirkungen eines hohen<br />
Anteils an FuE-Beschäftigten nachweisen?<br />
• Lässt sich zeigen, dass die Verkehrsinfrastruktur für die regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />
von größerer Bedeutung ist?<br />
• Welche Rolle spielt die Unternehmensgrößenstruktur für die regionale Arbeitsplatzdynamik?<br />
Welche Bedeutung kommt der regionalen Branchenstruktur für die Arbeitsplatzdynamik<br />
zu? Entwickelt sich die Industriebeschäftigung, die Jobschaffung und der Jobabbau<br />
in Kreisen, die in besonderem Maße vom Verarbeitenden Gewerbe geprägt sind,<br />
anders als in Kreisen, in denen der Dienstleistungssektor von überdurchschnittlicher Bedeutung<br />
ist?<br />
• Lässt sich ein Einfluss der Homogenität bzw. Heterogenität der regionalen Industriestruktur<br />
auf das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik erkennen?<br />
Die multivariaten Analysen werden auf Ebene der Landkreise und somit in aggregierter Betrachtung<br />
durchgeführt werden, da die regionale Arbeitsplatzdynamik erklärt werden soll. Mit der vorliegenden<br />
Studie soll daher für die baden-württembergische Industrie systematisch empirisch<br />
analysiert werden, welche Rolle verschiedene regionale Gegebenheiten bzw. Standortfaktoren<br />
bei der Erklärung des Beschäftigungserfolgs spielen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 9<br />
Bei der Identifikation möglicher Einflussgrößen, welche die betriebliche und somit auch die regionale<br />
Entwicklung beeinflussen, können Theorien aus verschiedenen Richtungen der Regionalökonomik<br />
hilfreich sein. Neben einzelwirtschaftlichen Standorttheorien, welche die unternehmensindividuelle<br />
Entscheidung bezüglich des betrieblichen Standortes in den Mittelpunkt stellen,<br />
können auch gesamtwirtschaftliche Theorien, die räumliche Gleichgewichtszustände bestimmen<br />
und analysieren sowie Erkenntnisse der Außenhandelstheorie, der neuen Wachstumstheorie<br />
oder der Industrieökonomik verwendet werden, um mögliche Hypothesen über regionale Einflussfaktoren<br />
abzuleiten.<br />
Auf der Grundlage theoretischer Überlegungen und der Literaturanalyse werden daher zunächst<br />
Hypothesen über die Richtung möglicher, insbesondere regionaler Einflussgrößen formuliert.<br />
Bevor diese in multivariaten Modellen empirisch überprüft werden, werden vorab bewusst noch<br />
bivariate Korrelationsanalysen durchgeführt. Diese liefern erste Indizien über mögliche Zusammenhänge<br />
und zeigen dabei auf, welche baden-württembergischen Kreise hinsichtlich welcher<br />
Einflussfaktoren über- bzw. unterdurchschnittlich positioniert waren. Um unbeobachtete Heterogenität,<br />
d.h. wesentliche Einflussfaktoren, die nicht explizit in die Modelle eingebaut werden können,<br />
kontrollieren zu können, und nicht nur den Querschnitt, sondern gleichzeitig auch die zeitliche<br />
Entwicklung zu berücksichtigen, werden im Rahmen der multivariaten Analyse ökonometrische<br />
Paneldatenmodelle geschätzt. Dem möglichen methodischen Problem der räumlichen<br />
Autokorrelation, das sich jedoch für die vorliegende Studie als zeitlich wenig persistent erweist,<br />
wird in einem eigenen Exkurs-Kapitel für den methodisch interessierten Leser Rechnung<br />
getragen.<br />
Entsprechende Analysen für den Dienstleistungssektor sind bislang auf Mikroebene einzelner<br />
Betriebe – mangels geeigneter amtlicher Daten – nicht möglich. Die Untersuchung beschränkt<br />
sich daher auf den industriellen Bereich. Die neue Dienstleistungsstatistik, die zumindest den<br />
Bereich der unternehmensorientierten Dienstleistungen besser abbildet, eignet sich bislang nicht<br />
für detaillierte Job-Flow-Analysen auf Kreisebene. Außerdem ist fraglich, ob bei der Stichprobenziehung<br />
tatsächlich ein Panel realisiert werden kann. Mittelfristig ist auf das Unternehmensregister<br />
zu hoffen, das bislang jedoch noch nicht in einer für die Analysen geeigneten Form vorliegt.<br />
Betont werden soll zum Abschluss dieser Einleitung, dass es nicht Gegenstand dieser Studie<br />
ist, grundsätzliche Aussagen über die allgemeinen Stärken und Schwächen von Regionen<br />
bzw. Kreisen abzuleiten. Vielmehr soll der Blick auf einen ganz speziellen Aspekt, die regionale<br />
industrielle Arbeitsplatzdynamik, gelenkt und dabei versucht werden, Zusammenhänge zwischen<br />
der regionalen Jobschaffung bzw. dem regionalen Jobabbau im industriellen Sektor und<br />
spezifischen regionalen Gegebenheiten aufzuzeigen.
10 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
in Baden-Württemberg auf Kreisebene<br />
2. Zur Datengrundlage: Konstruktion und Struktur des Industriebetriebspanels<br />
Baden-Württemberg<br />
Im Rahmen dieser Studie werden zwei regelmäßige Erhebungen der amtlichen Industriestatistik<br />
verwendet, die folgende Betriebseinheiten erfassen: Baden-württembergische Industrie- und<br />
Handwerksbetriebe, die selbst über mindestens 20 Beschäftigte verfügen oder einem Unternehmen<br />
angehören, das über mindestens 20 Beschäftigte verfügt, werden monatlich im Rahmen<br />
des „Monatsberichts für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung<br />
von Steinen und Erden" erfasst. Alle übrigen industriellen Kleinbetriebe sind einmal jährlich<br />
in der im September durchgeführten „Erhebung für industrielle Kleinbetriebe im Verarbeitenden<br />
Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden" zur Meldung an das Statistische<br />
Landesamt verpflichtet. Zu beachten ist dabei, dass der Berichtskreis der Kleinbetriebserhebung<br />
im Gegensatz zu den Monatsberichten keine Handwerksbetriebe enthält, so dass<br />
Handwerksbetriebe, die nicht in den Monatserhebungen erfasst werden, keinen Eingang in das<br />
Panel finden. Für die folgenden Auswertungen stehen amtliche Industriedaten der Jahre 1980<br />
bis 2002 zur Verfügung. Dieser relativ lange Zeitraum ermöglicht es, dass eine inhaltliche Auswertung<br />
sich nicht nur auf Querschnittsanalysen beschränken muss, sondern auch und gerade<br />
zeitliche Entwicklungen der Beschäftigung auf Betriebsebene abgebildet werden können.<br />
Im vorliegenden Kontext müssen allerdings drei „Brüche" in der Zusammensetzung des Berichtskreises<br />
der amtlichen Industriestatistik beachtet werden: Als Konsequenz der Arbeitsstättenzählung<br />
des Jahres 1987 erfolgte 1989 eine Anpassung des Berichtskreises, bei der mehr<br />
als 2500 Betriebe in den Berichtskreis aufgenommen wurden. 3 Da für das Jahr 1989 nur der<br />
bereits korrigierte Berichtskreis verfügbar ist, wird ein möglicher Einfluss der Periode 1988/89<br />
auf die Analyseergebnisse dadurch ausgeschlossen, dass bei der Berechnung jahresdurchschnittlicher<br />
Veränderungen und Ergebnisse regelmäßig auf eine Einbeziehung der Periode<br />
1988/89 verzichtet wird.<br />
Eine Handwerkszählung führte 1997 zu einer weiteren Aktualisierung des Berichtskreises, die<br />
jedoch für die vorliegende Studie kein Problem darstellt, da für das Jahr 1997 sowohl der alte als<br />
auch der neue Berichtskreis verfügbar sind. Ein dritter Bruch im Berichtskreis entstand durch die<br />
3 Vgl. dazu die ausführlichen Erläuterungen bei Steiger (1991).
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 11<br />
Tatsache, dass 1995 eine Änderung der Wirtschaftszweigsystematik von der „Systematik der<br />
Wirtschaftszweige, Fassung für die Statistik im Produzierenden Gewerbe" (kurz: SYPRO) auf<br />
die „Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993" (kurz: WZ 93) erfolgte, die mit erheblichen<br />
Veränderungen in der Zusammensetzung des Industrieberichtskreises und insbesondere<br />
der einzelnen Branchen verbunden war. 4 Auf die Einbeziehung der Analyseperiode 1994/95<br />
muss daher verzichtet werden.<br />
Da die Auswertungen der vorliegenden Studie sich auf die Gesamtheit aller baden-württembergischer<br />
Industriebetriebe beziehen und die Kleinbetriebserhebung nur jährlich erfolgt, wurden<br />
die Angaben der Monatsberichte für jedes Jahr zunächst zu Jahresdurchschnittswerten bzw.<br />
Jahressummen aggregiert und anschließend die Ergebnisse der industriellen Kleinbetriebserhebung<br />
zugespielt. Bei vereinzelten Betrieben, die bei der Aggregation beider Erhebungen doppelt<br />
auftraten, handelte es sich um Kleinbetriebe, die „dank" einer Septemberbeschäftigung im Vorjahr<br />
von mindestens 20 Beschäftigten im Folgejahr zunächst als Monatsmelder vorgesehen waren,<br />
dann aber glaubhaft machen konnten, in den anderen Vorjahresmonaten weniger als 20<br />
Beschäftigte gehabt zu haben, und somit wieder in den Kreis der Jahresmelder entlassen wurden.<br />
Daher wurden jeweils die Angaben aus den Monatsberichten gelöscht.<br />
Dieser zunächst für jedes einzelne Jahr vorhandene Querschnitt der baden-württembergischen<br />
Gesamtindustrie wurde dann anhand der Betriebsnummern intertemporal verknüpft. Aufgrund<br />
der erwähnten einschneidenden Änderungen in der Klassifikation der Wirtschaftszweige und im<br />
Berichtskreis im Jahr 1995 wurden zwei Betriebspaneldatensätze aufgebaut, wobei der erste<br />
Datensatz den Zeitraum 1980 bis 1994 und der zweite Datensatz den Zeitraum 1995 bis 2002<br />
umfasst. Aufgrund des Auftretens neuer Betriebe und des Ausscheidens von Betrieben handelt<br />
es sich dabei jeweils um ein „unbalanced panel". Dieser für die baden-württembergische Industrie<br />
erstmals erstellte Betriebspaneldatensatz verfügt zwar über relativ wenige Variablen, zeichnet<br />
sich jedoch durch eine sehr hohe Fallzahl sowie sehr verlässliche Daten aus und erlaubt<br />
neben Querschnitts- und aggregierten Längsschnittsanalysen auch die Analyse betriebsindividueller<br />
Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf.<br />
4 Eine fundierte Beschreibung der wesentlichen Unterschiede zwischen der SYPRO und der WZ 93<br />
findet man in Steiger (1997).
12 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
3. Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in den 1980er- und<br />
1990er-Jahren in Baden-Württemberg<br />
Die Entwicklung der Beschäftigung ist das Ergebnis vielschichtiger und komplexer Prozesse auf<br />
dem Arbeitsmarkt und die Folge eines interdependenten Zusammenspiels von Arbeitsangebot<br />
und Arbeitsnachfrage. Auf der Angebotsseite des Marktes suchen Personen, die entweder bereits<br />
beschäftigt oder arbeitslos sind, nach einem neuen Arbeitsplatz, der ihren Qualifikationen,<br />
Lohnansprüchen und Präferenzen besser gerecht wird. Auf der Nachfrageseite agieren Firmen,<br />
die Arbeitskräfte freisetzen oder nach Arbeitskräften Ausschau halten, um neu geschaffene oder<br />
frei gewordene Stellen zu besetzen. Das Geschehen auf einem Arbeitsmarkt kann somit als ein<br />
gleichzeitiges und fortlaufendes Nebeneinander von „Job-Matching"-Prozessen charakterisiert<br />
werden. Ein funktionierender Arbeitsmarkt hat dabei die Aufgabe, Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage<br />
möglichst reibungslos zusammenzubringen.<br />
Eine Analyse der personenbezogenen Ströme auf dem Arbeitsmarkt, die aus dem Beenden bestehender<br />
und dem Eingehen neuer Arbeitsverhältnisse resultieren, wird als Worker-Flow-<br />
Analyse bezeichnet. Von dieser Untersuchung der Arbeitskräftefluktuation ist die Analyse der<br />
Arbeitsplatzdynamik im Rahmen von Job-Flow-Analysen zu unterscheiden, bei der die Ergebnisse<br />
der Entscheidungen über das Eingehen und das Lösen von Job-Matches aus der Sicht der<br />
Firmen und Betriebe untersucht werden, indem die betriebliche Arbeitsplatzschaffung und der<br />
betriebliche Arbeitsplatzabbau in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt werden. Beide sind<br />
Bestandteil und Ergebnis vielfältiger und komplexer Anpassungs-, Reallokations- und Wachstumsprozesse<br />
auf Betriebsebene. In ihnen schlagen sich die Diffusion und Einführung neuer<br />
Produkte und Technologien, der Erfolg oder Misserfolg von Forschungsanstrengungen, das<br />
Ausmaß der Einstellungs- und Entlassungskosten auf dem Arbeitsmarkt, Lohndifferenziale, Veränderungen<br />
der Marktstrukturen, der Wettbewerbs- und der Nachfragebedingungen, Veränderungen<br />
institutioneller Rahmenbedingungen oder auch das Wachstum bzw. der Niedergang von<br />
Branchen nieder.<br />
Die Betrachtung aggregierter Beschäftigungsveränderungen greift zu kurz, wenn man die Dynamik<br />
messen will, die auf einem Arbeitsmarkt herrscht. So kann sich hinter einem Arbeitsmarkt<br />
mit stagnierender Gesamtbeschäftigung einerseits ein Markt verbergen, auf dem in den Betrieben<br />
keine Einstellungen erfolgen, gleichzeitig jedoch auch kein Betrieb Personen entlässt. Andererseits<br />
könnte jedoch auch ein Markt im Hintergrund stehen, auf dem ein Teil der Betriebe in<br />
erheblichem Maße brutto oder netto neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, die jedoch durch<br />
Personalabgänge (ebenfalls brutto oder netto) in anderen Betrieben kompensiert werden. Beide
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 13<br />
Märkte unterscheiden sich nicht hinsichtlich der resultierenden Ergebnisgröße, wohl aber mit<br />
Blick auf die im Hintergrund stehende Dynamik. Da es sich bei den neuen Arbeitsplätzen, etwa<br />
hinsichtlich der Qualifikationsanforderungen oder der Produktivität, typischerweise um andere<br />
Arbeitsplätze handelt als bei den abgebauten Jobs, ist das Wissen um diese Arbeitsplatz- bzw.<br />
Arbeitskräftefluktuation eine wichtige Information. 5<br />
Ziel einer Job-Turnover-Analyse 6 der Arbeitsplatzdynamik ist es daher, das Ausmaß solcher<br />
betrieblichen Reallokationsprozesse zu quantifizieren und ihre Struktur zu analysieren, um somit<br />
einen Blick hinter die Kulissen der aggregierten Entwicklungen zu werfen und fundiertere Einsichten<br />
in die nachfrageseitige Dynamik betrieblicher Arbeitsplatzumschichtungen und die Relevanz<br />
des Matching-Prozesses auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen. Ausgehend von Unternehmens-<br />
oder Betriebsdaten liegt der Analyseschwerpunkt der Job-Turnover-Analyse damit auf der<br />
Nachfrageseite des Arbeitsmarktes und bildet die Ergebnisse der Entscheidungen von Firmen<br />
über die Einstellung und Entlassung von Personen ab.<br />
Eine empirische Analyse der Struktur und des Ausmaßes der betrieblichen Job-Flows ist sowohl<br />
aus wirtschaftspolitischer als auch aus theoretischer Sicht von Interesse.<br />
Ein hohes Maß an Arbeitsplatzdynamik ist Ausdruck eines beweglichen, sich verändernden Arbeitsmarktes.<br />
Gleichzeitig ist eine entsprechende Dynamik für die beteiligten Marktteilnehmer<br />
sowie die Gesamtwirtschaft mit Chancen und Risiken verbunden. Ein Vorteil eines trägeren Arbeitsmarktes<br />
mit geringer Arbeitsplatzdynamik kann darin gesehen werden, dass existierende<br />
Arbeitsplätze eine relativ hohe Stabilität aufweisen. Gleichzeitig geht jedoch mit einer geringen<br />
Arbeitsplatzdynamik die Gefahr einher, dass im Zuge unzureichender Reallokationsprozesse<br />
eine erforderliche Auffrischung des Personals unterbleibt und somit neues Wissen und qualifikatorischer<br />
Fortschritt nicht hinreichend in die Betriebe Eingang finden. Bleibt ein notwendiger<br />
Strukturwandel als Folge mangelnder Arbeitsplatzdynamik aus, so kann mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Betrieben oder auch Branchen in Gefahr geraten. Eine ausgeprägte Arbeitsplatzdynamik<br />
kann daher Ausdruck eines funktionierenden Wettbewerbs sein, bei dem neue<br />
5 Auch aus theoretischer Perspektive ist eine Analyse der Bruttobewegungen auf dem Arbeitsmarkt<br />
von Interesse. Zahlreiche wirtschaftstheoretische Erklärungsmodelle, insbesondere auch Modelle des<br />
betrieblichen Arbeitsnachfrageverhaltens, basieren auf der Annahme repräsentativer Marktakteure.<br />
Bei Gültigkeit dieses Homogenitätspostulats müsste man folglich erwarten, dass in der Gesamtindustrie<br />
oder zumindest innerhalb eng abgegrenzter Gruppen von Betrieben die Beschäftigungsentwicklungen<br />
weitgehend ähnlich ausfallen. Eine erhebliche Heterogenität betrieblicher Beschäftigungsentwicklungen<br />
dagegen begründet Zweifel, ob und inwieweit sich das Geschehen am Arbeitsmarkt tatsächlich<br />
durch homogene Marktakteure beschreiben lässt.<br />
6 Erstmals wurde das Konzept der Job-Turnover-Analyse von der OECD im Jahre 1987 vorgeschlagen<br />
(vgl. OECD (1987)). Eine knappere, teilweise auch ergänzte Darstellung des Konzeptes mit einem<br />
Überblick über Ergebnisse einiger wichtiger Studien in der Folgezeit findet man in OECD (1994).
14 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Betriebe sich am Markt etablieren und andere Betriebe aus dem Markt ausscheiden. Die Fähigkeit<br />
zum Strukturwandel und zu einer im Wettbewerbsprozess erforderlichen Anpassung des<br />
Betriebes an veränderte Umwelt- und Wettbewerbsbedingungen scheint auf einem dynamischen<br />
Arbeitsmarkt eher gegeben zu sein als auf einem weniger dynamischen Markt. 7 Job-Flows sind<br />
insoweit ein Indikator für die Stabilität der Arbeitsplätze, aber auch für die Fähigkeit einer Wirtschaft<br />
zum Strukturwandel. 8<br />
Außerdem ermöglicht die Analyse der Job-Flows Aussagen darüber, ob und in welchem Maße<br />
neu auftretende und wegfallende Betriebe wesentlich zur Beschäftigungsentwicklung beitragen<br />
bzw. inwieweit sich bereits am Markt befindliche Betriebe für die Schaffung und den Abbau von<br />
Arbeitsplätzen verantwortlich zeichnen.<br />
3.1. Das Konzept der Job-Turnover-Analyse – Kenngrößen und Indikatoren<br />
Im Zentrum einer Job-Turnover-Analyse steht der Versuch, die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />
auf der Grundlage von Betriebspaneldaten in ihre Bestimmungskomponenten zu zerlegen.<br />
9 Die Veränderungsrate der Beschäftigung lässt sich dabei als Differenz aus der Jobschaffungsrate<br />
und der Jobabbaurate darstellen. 10 Als Jobschaffungsrate wird dabei die Relation aus<br />
der Summe der in den wachsenden Betrieben netto geschaffenen Arbeitsplätze zur Gesamtbeschäftigung<br />
bezeichnet, als Jobabbaurate die entsprechende Summe der netto abgebauten<br />
Jobs in Relation zur Gesamtbeschäftigung:<br />
Veränderungsrate der Beschäftigung [%] = Jobschaffungsrate [%] - Jobabbaurate [%]<br />
7 Vgl. OECD (1987), S. 102ff.<br />
8 Vgl. Bradbury (1999), S. 33.<br />
9 Vgl. dazu u.a. Cramer/Koller (1988), S. 361f.; Strotmann (2001), S. 16. Diese Vorgehensweise führt<br />
allerdings zu einer „systematischen Unterschätzung“ der tatsächlichen Arbeitsplatzdynamik, da dieses<br />
Konzept „zwar Arbeitsplatzverschiebungen zwischen Betrieben und somit die betriebsexterne Arbeitsplatzdynamik“<br />
erfasst, „Arbeitsplatzveränderungen innerhalb von Betrieben (betriebsinterne Arbeitsplatzdynamik),<br />
die zum Beispiel aus einer Veränderung der betriebsinternen Qualifikations- oder<br />
Produktionsstruktur resultieren“ können jedoch nicht berücksichtigt (vgl. Strotmann (2001, S. 17).<br />
Cramer/Koller (1988, S. 363) weisen in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass „substantielle<br />
innerbetriebliche Umschichtungen“ indirekt auch zu einer externen Beschäftigungsveränderung führen<br />
können, welche wiederum zumindest teilweise in der betriebsexternen Arbeitsplatzdynamik eingeht.<br />
10 Um von der betriebsbezogenen Beschäftigungsentwicklung auf die Arbeitsplatzentwicklung schließen<br />
zu können, wird üblicherweise vereinfachend die Anzahl einzelbetrieblich tatsächlich besetzter Arbeitsplätze<br />
mit der betrieblichen Beschäftigtenzahl gleichgesetzt. Die geschaffenen bzw. abgebauten<br />
Arbeitsplätze eines Betriebes ergeben sich somit aus der Differenz der Beschäftigtenzahl zwischen<br />
zwei Beobachtungszeitpunkten.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 15<br />
Sowohl die Jobschaffungsrate als auch die Jobabbaurate können dabei weiter in drei Komponenten<br />
zerlegt werden. Basierten Jobschaffung oder Jobabbau auf den bereits am Markt befindlichen<br />
Betrieben, so liegen den Beschäftigungsveränderungen „Wachstumsprozesse“ bzw.<br />
„Schrumpfungsprozesse“ zugrunde. Darüber hinaus kann eine Jobschaffung auf einem Neueintritt<br />
von Betrieben in den Berichtskreis basieren und ein Jobabbau auf einem Wegfall eines Betriebs<br />
aus dem Berichtskreis beruhen. Da hinter dem Neueintritt häufig Gründungen und hinter<br />
einem Wegfall regelmäßig Schließungen stehen, werden die entsprechenden Raten auch als<br />
Gründungs- und Schließungsraten bezeichnet. 11 Die dritte Komponente auf Jobschaffungs- und<br />
Jobabbauseite sind Beschäftigungseffekte durch Kreiswechsler innerhalb Baden-Württembergs,<br />
die anhand der Paneldaten identifiziert werden können. Die nachstehende Abbildung fasst die<br />
Zerlegungen der grundlegenden Kenngrößen der Job-Turnover-Analysen auf Kreisebene noch<br />
einmal graphisch zusammen.<br />
Abbildung 3.1: Die grundlegenden Kenngrößen der Job-Turnover-Analysen<br />
Veränderungsrate der<br />
Beschäftigung auf Kreisebene<br />
Jobschaffungsrate auf Kreisebene<br />
Wachstum<br />
Neueintritt<br />
(Gründung)<br />
Kreiswechsel<br />
=<br />
-<br />
Jobabbaurate auf Kreisebene<br />
Schrumpfung<br />
Austritt<br />
(Schließung)<br />
Kreiswechsel<br />
Je größer die Bruttoströme der Jobschaffung und des Jobabbaus – gerade auch im Vergleich<br />
zur resultierenden Beschäftigungsveränderung – ausfallen, desto größer ist das Ausmaß der<br />
Arbeitsplatzdynamik, d.h. der gleichzeitigen Heterogenität betrieblicher Beschäftigungsentwicklungen.<br />
Ein hohes Ausmaß dieser beiden Job-Flows spricht somit dafür, dass Beschäftigungsanpassungen<br />
vergleichsweise häufig stattfinden, die Beschäftigungsverhältnisse insoweit recht<br />
flexibel auf- bzw. abgebaut werden und eher weniger stabil sind. Die Summe aus der Jobschaffungsrate<br />
und der Jobabbaurate wird als Job-Turnover-Rate JT (auch: Job-Reallokationsrate 12 )<br />
bezeichnet und informiert über das Gesamtausmaß der Bruttobewegungen 13 :<br />
11 Darüber hinaus können z.B. auch Wechsel des Branchenschwerpunktes oder Verlagerungen des<br />
regionalen Standorts aus einem anderen Bundesland oder dem Ausland nach Baden-Württemberg<br />
hinein verantwortlich für einen Eintritt in den Berichtskreis sein. Ebenso können Sonderaspekte der<br />
statistischen Erhebung, z.B. bei Handwerksbetrieben mit mehr oder weniger als 20 Beschäftigten, zu<br />
einem Neueintritt in den bzw. einem Austritt aus dem Berichtskreis führen.<br />
12 Diese Bezeichnung ist allerdings nur in Verbindung mit dem hier angewandten Konzept der Ratenbildung<br />
zulässig.<br />
13 Erstmals wurde das Untersuchungskonzept der Job-Turnover-Analyse 1987 von der OECD vorgeschlagen<br />
(vgl. OECD 1987, OECD 1994).
16 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Job-Turnover-Rate [%] = Jobschaffungsrate [%] + Jobabbaurate [%]<br />
Allerdings kann eine hohe Job-Turnover-Rate auch daraus resultieren, dass eine Komponente,<br />
die Jobschaffung oder der Jobabbau, sehr hoch ausfallen, daher ist die „Überschuss-Turnover-<br />
Rate“, die definiert ist als Job-Turnover-Rate abzüglich des Betrags der Veränderungsrate der<br />
Beschäftigung, als Heterogenitätsmaß besser geeignet. Sie gibt das Ausmaß der Arbeitsplatzreallokation<br />
an, das nicht erforderlich gewesen wäre, um die Veränderung der Beschäftigung zu<br />
ermöglichen.<br />
Überschuss-Turnover-Rate [%] = Job-Turnover-Rate [%] - |Veränderungsrate der Beschäftigung [%] |<br />
Die weiteren Untersuchungen für Baden-Württemberg konzentrieren sich weitgehend auf eine<br />
Analyse der Jobschaffung und des Jobabbaus in den Kreisen. Das Gesamtausmaß der Bruttoströme<br />
und somit eine Analyse der Job-Turnover-Raten wird – wenn überhaupt – nur an einzelnen<br />
Stellen ergänzend durchgeführt<br />
3.2. Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in den Kreisen Baden-Württembergs<br />
Der vorliegende Abschnitt präsentiert nun die Ergebnisse der Analyse der Arbeitsplatzdynamik<br />
in den 44 Kreisen des Landes Baden-Württemberg. Dabei liegt das Augenmerk auf einer Untersuchung<br />
der längerfristigen Entwicklungen in den 1980er- und 1990er-Jahren. Ergebnisse für<br />
die Jahre 2000 bis 2002 werden ergänzend im Anhang dargestellt. In Unterabschnitt 3.2.1 wird<br />
zunächst die Veränderung der Industriebeschäftigung in den Kreisen in den 1980er- und<br />
1990er-Jahren dargestellt, bevor in 3.2.2 untersucht wird, in welchem Maße sich diese Veränderungen<br />
durch Unterschiede im Ausmaß der Jobschaffung und des Jobabbaus auf Kreisebene<br />
erklären lassen. Die Unterabschnitte 3.2.3 und 3.2.4 wenden sich dann einer Zerlegung der<br />
Jobschaffung in Wachstums-, Gründungs- und Kreiswechslerbeiträge bzw. des Jobabbaus in<br />
Schrumpfungs-, Schließungs- und Kreiswechslerbeiträge zu. Dabei wird auch untersucht, welche<br />
Komponenten die treibenden Kräfte in der zeitlichen Entwicklung von Jobschaffung und<br />
Jobabbau in den 1980er- und 1990er-Jahren waren. In 3.2.5 werden dann die Ergebnisse insoweit<br />
zusammengefasst, als die Entwicklung der Industriebeschäftigung auf den Saldo aus den<br />
Beschäftigungsentwicklungen in den bestehenden Betrieben durch Wachstum und Schrumpfung,<br />
auf den Netto-Gründungssaldo durch Eintritte in den und Austritte aus dem Berichtskreis<br />
sowie auf den Saldo aus den Kreiswechslern zurückgeführt . Detaillierte Tabellen mit sämtlichen<br />
Einzelergebnissen können im Anhang nachgelesen werden.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 17<br />
3.2.1 Ausgangspunkt: Entwicklung der Beschäftigung<br />
Die Entwicklung der Industriebeschäftigung in den baden-württembergischen Kreisen fiel in den<br />
1980er-Jahren recht heterogen aus. Immerhin in der Hälfte der 44 Kreisen stieg die Industriebeschäftigung<br />
im Durchschnitt dieses Jahrzehnts an, während in der anderen Hälfte der Kreise ein<br />
Rückgang der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe verzeichnet werden musste. 14 Erhebliche<br />
Beschäftigungsgewinne wiesen der Landkreis Böblingen (Nr. 2, +1,8%) sowie die Landkreise<br />
Schwäbisch-Hall (Nr. 10, +1,7%) und Breisgau-Hochschwarzwald (Nr. 27, +1,7%) auf, am<br />
Ende der Skala und damit im Minusbereich rangierten die Stadtkreise Ulm (Nr. 39, -2,2%) und<br />
Mannheim (Nr. 19, -2,0%).<br />
Wie die direkte Gegenüberstellung der Veränderungsraten der Beschäftigungen in den 1980er<br />
und 1990er Jahren in Abbildung 3.2, aber auch Abbildung 3.3 jeweils anschaulich zeigen, verlief<br />
die Entwicklung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren im Durchschnitt erheblich ungünstiger.<br />
Ganzen sechs Kreisen (Stadtkreis Baden-Baden, Landkreise Heilbronn, Schwäbisch-Hall, Hohenlohekreis,<br />
Biberach und Freudenstadt) gelang es, die Industriebeschäftigung auszuweiten –<br />
wenn auch nur mit Wachstumsraten von deutlich unter 1% pro Jahr. In den anderen 38 Kreisen<br />
fiel die Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren, darunter in 34 Kreisen sogar um mehr als<br />
1% pro Jahr. Am schlimmsten betroffen vom Rückgang der Industriebeschäftigung waren die<br />
Stadtkreise Pforzheim (-4,5%), Heidelberg (-4,3%) und Karlsruhe (-4,0%) mit einem jahresdurchschnittlichen<br />
Minus von jeweils über 4%.<br />
Bemerkenswert ist, dass auf Kreisebene eine erhebliche positive Korrelation zwischen den<br />
Wachstumsraten der Beschäftigung der 1980er- und der 1990er-Jahre besteht. Im Durchschnitt<br />
entwickelten sich somit diejenigen Kreise, in denen die Industriebeschäftigung in den 1980er-<br />
Jahren stärker zugenommen hatte, auch in den 1990er-Jahren (und im Zeitraum 2000 bis 2002)<br />
besser (vgl. Tabelle 3.1). Dies deutet an, dass die Ursachen für eine bessere oder schlechtere<br />
Entwicklung der Industriebeschäftigung zumindest teilweise auch „struktureller Art“ sind und<br />
gerade in den Regionen selbst gesucht werden müssen.<br />
14 Berechnet wurden hier jeweils arithmetische Mittel der jährlichen Veränderungsraten der Beschäftigung.<br />
Diese fallen etwas höher aus als die methodisch korrekten geometrischen Mittel, die Unterschiede<br />
sind aber insgesamt zu vernachlässigen, so dass hier und im Weiteren als Jahresdurchschnitte<br />
immer arithmetische Mittel präsentiert werden.
18 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Abbildung 3.2: Durchschnittliche Veränderungsraten der Industriebeschäftigung in den 44<br />
Kreisen Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Tabelle 3.1:<br />
Stabilität der Rangfolge bei der Veränderung der Industriebeschäftigung auf Kreisebene<br />
– Berechnung von Korrelationskoeffizienten nach Bravais-Pearson<br />
Veränderungsrate der<br />
Beschäftigung<br />
1980er-Jahre 1990er-Jahre 2000/2002<br />
1980er-Jahre 1.0000<br />
1990er-Jahre<br />
2000/2002<br />
Quelle: IAW-Berechnungen<br />
0.666<br />
(0.0000)***<br />
0.422<br />
(0.004)***<br />
1.0000<br />
0.3383<br />
(0.025)**<br />
1.0000<br />
Dies belegt auch Abbildung 3.3, in der die regionalen Veränderungsraten der Beschäftigung der<br />
1990er-Jahre denen der 1980er-Jahre gegenübergestellt sind. Dabei markieren der vertikale<br />
und der horizontale Trennstrich jeweils die durchschnittliche jährliche Beschäftigungsentwicklung<br />
in den 1980er bzw. 1990er-Jahren. In Quadrant I liegen somit alle Kreise, in denen die Be-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 19<br />
schäftigungsentwicklung sowohl in den 1980er als auch in den 1990er-Jahren überdurchschnittlich<br />
gut ausfiel, in Quadrant III dagegen alle Kreise, in denen sich in beiden Jahrzehnten die Industriebeschäftigung<br />
unterdurchschnittlich entwickelte.<br />
Abbildung 3.3:<br />
Gegenüberstellung der Veränderungsraten der Beschäftigung im Verarbeitenden<br />
Gewerbe in den 1980er- und den 1990er-Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />
Kreis<br />
Kreis<br />
42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Die positive Korrelation zwischen den Veränderungsraten der Beschäftigung in den 1980er- und<br />
1990er-Jahren bestätigt sich auch anhand dieser Graphik, da die meisten Kreise in den Quadranten<br />
I und III liegen und somit sowohl in den 1980er- als auch den 1990er-Jahren jeweils eine<br />
über- oder unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung verzeichneten. Die in das Dia-
20 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
gramm aufgenommene Gerade kennzeichnet alle Punkte, bei denen das durchschnittliche Beschäftigungswachstum<br />
in den 1980er- und 1990er-Jahren jeweils gleich groß ausgefallen wäre.<br />
Punkte oberhalb der entsprechenden Diagonale stehen für Fälle, in denen das Beschäftigungswachstum<br />
der 1990er-Jahre höher als das der 1980er-Jahre war. Für Punkte unterhalb dieser<br />
Diagonale gilt der zugekehrte Zusammenhang.<br />
Abbildung 3.3 zeigt, dass insgesamt sieben Kreise sich in beiden Jahrzehnten jeweils unter den<br />
besten zehn Kreisen platzieren konnten (Landkreis Heilbronn (8), Hohenlohekreis (9), Landkreis<br />
Schwäbisch-Hall (10), Landkreis Rastatt (17), Landkreis Freudenstadt (25), Landkreis Breisgau-<br />
Hochschwarzwald (27) und Alb-Donau-Kreis (40)). Die Stadtkreise Pforzheim (22) und Karlsruhe<br />
(15), Mannheim (19) und Stuttgart (1) sowie der Schwarzwald-Baar-Kreis (31) gehörten in beiden<br />
Jahrzehnten jeweils zu den schlechtesten zehn Kreisen, was die Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />
betrifft.<br />
Darüber hinaus verdeutlicht Abbildung 3.3, dass mit Ausnahme des Stadtkreises Baden-Baden<br />
(14), der sein Beschäftigungswachstum in den 1990er-Jahren sogar verbessern konnte, und<br />
dem Stadtkreis Freiburg, dessen industrielle Beschäftigungsentwicklung in beiden Jahrzehnten<br />
bei rund -1,1% pro Jahr lag, alle anderen Kreise in den 1990er-Jahren eine ungünstigere Entwicklung<br />
der Industriebeschäftigung aufwiesen als in den 1980er-Jahren: Sämtliche Kreise liegen<br />
unterhalb der Diagonalen. Den größten Sprung nach oben im relativen Ranking der Kreise<br />
machten von den 1980er-Jahren zu den 1990er-Jahren der Stadtkreis Freiburg (29 Plätze von<br />
Rang 41 auf Rang 12), der Landkreis Tübingen (16 Plätze von 31 auf 15) sowie der Stadtkreis<br />
Baden-Baden (15 Plätze von 16 auf 1). Absteiger waren insbesondere der Landkreis Sigmaringen<br />
(25 Plätze von 15 auf 40), der Stadtkreis Heidelberg (22 Plätze von 21 auf 43), und der<br />
Landkreis Esslingen (20 Plätze von 19 auf 39).<br />
In den weiteren Abschnitten wird nun im Rahmen von Job-Flow-Analysen untersucht, ob und in<br />
welchem Maße sich in den Kreisen in den vergangenen Jahrzehnten systematische Unterschiede<br />
im Ausmaß der Jobschaffung und des Jobabbaus nachweisen lassen. Dabei kann auch analysiert<br />
werden, ob eine ungünstige Entwicklung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren<br />
auf einer zu geringen Jobschaffung oder einem großen Jobabbau basiert, und welche Komponenten<br />
der Jobschaffung und des Jobabbaus für die unterschiedliche Beschäftigungsentwicklung<br />
verantwortlich sind.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 21<br />
3.2.2 Entwicklung der Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau<br />
Die Job-Flow-Analysen der Arbeitsplatzdynamik zeigen, dass der Rückgang der Veränderungsraten<br />
der Industriebeschäftigung primär auf einem deutlichen Anstieg des Jobabbaus von den<br />
1980er- zu den 1990er-Jahren und weniger auf einem Rückgang der Jobschaffung beruhte. Der<br />
Blick auf die Boxplots in Abbildung 3.4 zeigt, dass der Median der Raten der Jobschaffung auf<br />
Kreisebene im Durchschnitt der 1980er-Jahre 4,2% betrug, die entsprechende Jobabbaurate lag<br />
bei 4,0%. Während sich in den 1990er-Jahren die Verteilung der Jobschaffungsraten auf Kreisebene<br />
gegenüber den 1980er-Jahren kaum verschob – der Median sank von 4,2 auf 4,0% –,<br />
gab es auf Seiten des Jobabbaus einen beträchtlichen Anstieg der betreffenden Raten von 4,0%<br />
im Durchschnitt der 1980er-Jahre auf 6,1% in den 1990er-Jahren. Entsprechende Entwicklungen<br />
lassen sich auch an dem ersten und dem dritten Quartil der Veränderungsraten der Beschäftigung<br />
festmachen.<br />
Abbildung 3.4:<br />
Vergleich von Jobschaffungs- und Jobabbaurate in den 1980er- und 1990er-<br />
Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs (Boxplot-Darstellung)<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen. Zur Interpretation vgl. die Anmerkungen in Kasten I.<br />
Auffällig ist, dass auch in den 1990er-Jahren trotz der insgesamt rückläufigen Industriebeschäftigung<br />
weiterhin in erheblichem Maße neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, aber eben nicht<br />
genug, um den deutlich gestiegenen Jobabbau zu kompensieren.
22 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
In den 1990er-Jahren reichten die Jobschaffungsraten von jahresdurchschnittlich 6,3% (Stadtkreis<br />
Karlsruhe) bis zu 2,8% (Landkreis Heidenheim), in den 1980er-Jahren war das entsprechende<br />
Intervall mit 6,1% bis zu 2,5% ähnlich groß (vgl. Abbildung 3.5). Die jährlichen Jobabbauraten<br />
bewegten sich auf Kreisebene in den 1990er-Jahren zwischen 10,3% im Stadtkreis<br />
Karlsruhe, 7,4% im Stadtkreis Heidelberg und nur 3,2% im Landkreis Biberach. Die entsprechende<br />
Spannweite lag in den 1980er-Jahren noch deutlich niedriger bei Werten zwischen 5,5%<br />
und 2,3% (vgl. Abbildung 3.6).
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 23<br />
Abbildung 3.5:<br />
Gegenüberstellung der durchschnittlichen Jobschaffungsraten in den 44 Kreisen<br />
Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Interessanterweise besteht auf Kreisebene zwischen der Höhe der Jobschaffung und der entsprechenden<br />
Jobabbaurate kein negativer Zusammenhang. Vielmehr ist der Korrelationskoeffizient<br />
mit 0,26 in den 1980er-Jahren und 0,22 in den 1990er-Jahren sogar positiv, für die 1980er-<br />
Jahre ist der positive Zusammenhang sogar signifikant. Kreise mit einer ausgeprägten Jobschaffung<br />
verfügen dabei im Durchschnitt auch über einen größeren Arbeitsplatzabbau. Dies spricht<br />
dafür, dass grundsätzliche Einflussgrößen in den Kreisen dazu führen, dass das Ausmaß der<br />
Bruttoströme und somit das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik insgesamt höher sind. Eine konkretere<br />
Ursachenforschung erfolgt an späterer Stelle der Studie.
24 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Abbildung 3.6:<br />
Gegenüberstellung der durchschnittliche Jobabbauraten in den 44 Kreisen<br />
Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Tabelle 3.2:<br />
Korrelation zwischen den Jobschaffungs- und den Jobabbauraten in den Kreisen<br />
Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren – Korrelationskoeffizienten<br />
von Pearson-Bravais<br />
Jobschaffungsrate<br />
1980er-Jahre<br />
Jobschaffungsrate<br />
1.0000<br />
1980er-Jahre<br />
Jobschaffungsrate<br />
0.428<br />
1990er-Jahre<br />
(0.004)***<br />
Jobabbaurate<br />
0.258<br />
1980er-Jahre<br />
(0.091)*<br />
Jobabbaurate<br />
-0.270<br />
1990er-Jahre<br />
(0.076)*<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Jobschaffungsrate<br />
1990er-Jahre<br />
1.0000<br />
0.308<br />
(0.042)*<br />
0.216<br />
(0.1594)<br />
Jobabbaurate<br />
1980er-Jahre<br />
1.0000<br />
0.509<br />
(0.000)***<br />
Jobabbaurate<br />
1990er-Jahre<br />
1.0000<br />
Eindeutig signifikant ist dagegen der Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der jeweiligen<br />
Bruttoströme auf Kreisebene in den 1980er-Jahren und in den 1990er-Jahren (vgl. Tabelle 3.2).<br />
Kreise, die sich in den 1980er-Jahren durch eine überdurchschnittliche Jobschaffung auszeichneten,<br />
taten dies im Durchschnitt auch in den 1990er-Jahren (Korrelationskoeffizient: 0,43). Bei
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 25<br />
der Jobabbaurate ist der entsprechende Zusammenhang mit einem Korrelationskoeffizienten<br />
von r=0,51 sogar noch stärker ausgeprägt.<br />
Die Vierfelderschemata in den Abbildungen 3.7 und 3.8 verdeutlichen diese intertemporalen<br />
Zusammenhänge. Die horizontalen und vertikalen Linien kennzeichnen jeweils das arithmetische<br />
Mittel der Jobschaffungs- bzw. -abbauraten. Im Fall der Jobschaffung (Abbildung 3.7) liegen<br />
in Quadrant I somit diejenigen Kreise, die in beiden Jahrzehnten überdurchschnittliche Jobschaffungsraten<br />
verzeichnen konnten. Dazu gehören insbesondere der Landkreis Schwäbisch-<br />
Hall (10), der Enzkreis (24), der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (27) und der Stadtkreis<br />
Baden-Baden (14).<br />
Abbildung 3.7:<br />
Gegenüberstellung der Jobschaffungsraten in den 1980er- und den 1990er-<br />
Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs im Vergleich<br />
IV<br />
I<br />
III<br />
II<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />
Kreis<br />
Kreis<br />
42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
26 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Immerhin 17 der 44 Kreise konnten von den 1980er-Jahren zu den 1990er-Jahren im Bereich<br />
der Industriebeschäftigung ihre durchschnittlichen Jobschaffungsraten trotz landesweit rückläufiger<br />
Jobschaffung steigern – und liegen damit oberhalb der Diagonalen –, darunter insbesondere<br />
die Stadtkreise Freiburg (26, +2,8 Prozentpunkte), Karlsruhe (15, +2,5 Prozentpunkte) und<br />
Ulm (39, +1,4 Prozentpunkte) oder auch der Landkreis Konstanz (33, +1,3 Prozentpunkte). Da<br />
in 3.2.1 gezeigt wurde, dass in fast allen Kreisen in den 1990er-Jahren eine Verschlechterung<br />
der Beschäftigungsentwicklung gegenüber den 1980er-Jahren beobachtet werden konnte, wird<br />
auch hier deutlich, dass nicht die Jobschaffungsseite insgesamt die treibende Kraft der ungünstigeren<br />
Beschäftigungsentwicklung war.<br />
In gut der Hälfte aller Kreise ging dagegen die Jobschaffungsrate von den 1980er- zu den<br />
1990er-Jahren zurück, besonders stark im Landkreis Sigmaringen (44, -1,8 Prozentpunkte), im<br />
Main-Tauber-Kreis (11, -1,6 Prozentpunkte) oder auch im Alb-Donau-Kreis (40, -1,4 Prozentpunkte).<br />
Deutlich weniger heterogen sieht die Entwicklung von den 1980er- zu den 1990er-Jahren aus,<br />
wenn man die Jobabbauraten betrachtet. In 42 von 44 Kreisen ist die Jobabbaurate in den<br />
1990er-Jahren im Vergleich zum Durchschnitt der 1980er-Jahre gestiegen. Nur zwei Kreise, der<br />
Stadtkreis Baden-Baden (14, -0,4 Prozentpunkte) und der Landkreis Biberach (41, -0,2 Prozentpunkte),<br />
konnten ihre Jobabbauraten im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich der beiden Jahrzehnte<br />
reduzieren. Besonders stark war der Anstieg der Jobabbauraten in den Stadtkreisen<br />
Karlsruhe (15, +5,4 Prozentpunkte), Heidelberg (18, +3,7 Prozentpunkte) und Pforzheim (22,<br />
+3,3 Prozentpunkte) sowie im Landkreis Waldshut (35, +3,1 Prozentpunkte).
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 27<br />
Abbildung 3.8:<br />
Gegenüberstellung der Jobabbauraten in den 1980er- und den 1990er-Jahren<br />
in den Kreisen Baden-Württembergs im Vergleich<br />
IV<br />
I<br />
III<br />
II<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />
Kreis<br />
Kreis<br />
42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
28 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
3.2.3 Regionale Jobschaffung: Wachstum, Gründungen und Kreiswechsel<br />
Wie in Abschnitt 3.1 beschrieben, erlauben es die Daten aus dem Industriebetriebspanel Baden-<br />
Württemberg, einen ergänzenden Blick hinter die Ursachen der Jobschaffung (und in Abschnitt<br />
3.2.4 dann auch des Jobabbaus) zu werfen. So kann eine Jobschaffung in den Industriebetrieben<br />
innerhalb eines Kreises<br />
(a)<br />
(b)<br />
(c)<br />
erstens darauf basieren, dass in den bereits am Markt befindlichen Betrieben im Saldo<br />
neue Arbeitsplätze entstehen („Expansion, Wachstum“),<br />
zweitens darauf zurückzuführen sein, dass Betriebe neu in den Berichtskreis der baden-württembergischen<br />
Industriestatistik gelangen, was regelmäßig – wenn auch wie<br />
erwähnt nicht in jedem Fall – als „Gründung“ 15 interpretiert werden kann,<br />
drittens darin begründet sein, dass Betriebe ihren Schwerpunkt von einem Kreis in<br />
einen anderen Kreis verlagern („Zuwanderung, Kreiswechsler“). Dies ist anhand der<br />
Daten nachvollziehbar, wenn die Verlagerung innerhalb Baden-Württembergs stattfindet.<br />
Die Rate der Jobschaffung kann additiv in die obigen drei Komponenten zerlegt werden. Betrachtet<br />
man zunächst am Beispiel der 1990er-Jahre die Struktur der Jobschaffungsströme (entsprechende<br />
Angaben für die 1980er-Jahre vgl. Anhang), so erkennt man, dass in den 1990er-<br />
Jahren ein Großteil der Jobschaffung (grob etwa 70-80%) durch Wachstumsprozesse in den<br />
bereits am Markt befindlichen Betrieben erklärt werden konnte.<br />
Das arithmetische Mittel der Jobschaffungsraten auf Kreisebene betrug in den 1990er-Jahren<br />
4,2%. Davon entfallen 3,1 Prozentpunkte auf Arbeitsplatzgewinne in wachsenden Betrieben, die<br />
Jobschaffungsrate durch neu in den Berichtskreis eintretende Betriebe betrug 1,0 Prozentpunkte.<br />
Dagegen ist die Jobschaffung durch Regionswechsler mit 0,1 Prozentpunkten von sehr nachrangiger<br />
Bedeutung.<br />
Die Jobschaffungsraten durch Wachstum bestehender Betriebe lagen in den 1990er-Jahren in<br />
einer Bandbreite von 4,4% im Stadtkreis Baden-Baden (14) bis zu knapp 2% im Stadtkreis Ulm.<br />
Der Anteil des Wachstums bestehender Betriebe an der gesamten Jobschaffung ist am höchs-<br />
15 Eine „Gründung“ ist hier ein neu im Berichtskreis der baden-württembergischen Industriestatistik auftauchender<br />
Betrieb. Neben echten Gründungen können sich dahinter auch Betriebe verbergen, die<br />
ihren regionalen Standort nach Baden-Württemberg verlagern. Darüber hinaus können auch Schwerpunktwechsler,<br />
deren Tätigkeitsschwerpunkt sich in den industriellen Bereich verändert, hier als<br />
Gründungen erfasst werden. Dies ist bei der Interpretation der Gründungsraten zu berücksichtigen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 29<br />
ten im Hohenlohekreis mit über 88% und am niedrigsten im Stadtkreis Ulm mit nur 50% der gesamten<br />
Jobschaffung. Im Durchschnitt der Kreise lag der Anteil bei rund 75%.<br />
Abbildung 3.9: Jobschaffungsraten in den bereits bestehenden Betrieben („Wachstum“) in den<br />
1980er- und 1990er-Jahren im Vergleich<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Der durchschnittliche Beitrag neu auftretender Betriebe zur Jobschaffung betrug auf Kreisebene<br />
gut 22%, wobei die Anteile zwischen fast 50% im Stadtkreis Ulm und unter 10% im Stadtkreis<br />
Baden-Baden und im Hohenlohekreis streuen. Die höchsten Raten der Jobschaffung durch<br />
Gründungen wiesen im Durchschnitt der 1990er-Jahre die Stadtkreise Freiburg (+2,2%) und<br />
Karlsruhe (+2,1%), der Bodenseekreis (+1,7%) und der Landkreis Konstanz (+1,5%) auf, die<br />
geringsten Raten der Stadtkreis Baden-Baden – als fünftbester Kreis bei der Jobschaffung insgesamt<br />
–, der Hohenlohekreis, der Landkreis Biberach und der Neckar-Odenwald-Kreis mit jeweils<br />
nur rund 0,4% auf. Angemerkt werden soll, dass die saldierten Effekte unter Berücksichtigung<br />
der Schließungen, d.h. die Nettogründungseffekte, in Abschnitt 3.2.5 betrachtet werden.
30 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Abbildung 3.10: Jobschaffungsraten durch neu auftretende Betriebe („Gründungen“) in den<br />
1980er- und 1990er-Jahren im Vergleich<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
In Einzelfällen können, wie ein Blick auf Abbildung 3.11 zeigt, auch die Arbeitsplatzgewinne<br />
durch Betriebe, die aus anderen Kreisen Baden-Württembergs in den betrachteten Kreis ziehen,<br />
beträchtlich sein. Insbesondere auch der Landkreis Karlsruhe und der Stadtkreis Baden-Baden<br />
wiesen hier deutlich positive Raten auf.<br />
Abbildung 3.11 fasst die Ergebnisse der Zerlegungen für die 1990er-Jahre noch einmal zusammen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 31<br />
Abbildung 3.11: Determinanten der Jobschaffung in den 1990er-Jahren in den Kreisen<br />
Baden-Württembergs<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Freiburg<br />
LK Heilbronn<br />
Enzkreis<br />
SK Baden-Baden<br />
LK Schwaebisch-Hall<br />
LK Tuebingen<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Karlsruhe<br />
LK Rastatt<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
LK Rottweil<br />
LK Freudenstadt<br />
LK Reutlingen<br />
LK Tuttlingen<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
LK Ravensburg<br />
LK Konstanz<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
LK Emmendingen<br />
Hohenlohekreis<br />
Bodenseekreis<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
SK Pforzheim<br />
LK Lörrach<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Calw<br />
SK Ulm<br />
LK Boeblingen<br />
Ortenaukreis<br />
SK Heilbronn<br />
LK Ludwigsburg<br />
LK Waldshut<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
SK Mannheim<br />
LK Goeppingen<br />
LK Biberach<br />
LK Esslingen<br />
LK Sigmaringen<br />
SK Heidelberg<br />
SK Stuttgart<br />
Ostalbkreis<br />
LK Heidenheim<br />
Wachstum<br />
Gründung<br />
Regionswechsel<br />
0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% 7,0%<br />
Rate in %<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
32 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Betrachtet man nun die zeitliche Entwicklung der Jobschaffungskomponenten von den 1980erzu<br />
den 1990er-Jahren, die bereits in den Kartendiagrammen deutlich wurde, im Detail, so verbirgt<br />
sich hinter der Konstanz der durchschnittlichen Jobschaffungsrate in den Kreisen von 4,2%<br />
in den 1980er- und 1990er-Jahren ein leichter Rückgang der Jobschaffung in den bestehenden<br />
Betrieben (knapp -0,3 Prozentpunkte), der durch den gleichzeitig leichten Anstieg der Jobschaffung<br />
durch Gründungen (+0,025 Prozentpunkte) fast kompensiert wurde (vgl. auch Abbildung<br />
3.12). Veränderungen durch Regionswechsler spielten für die Abnahme der Jobschaffung auf<br />
Kreisebene im Durchschnitt keine Rolle.<br />
Abbildung 3.12: Komponenten der Jobschaffung und ihre Entwicklung in den 1980er- und 1990er-<br />
Jahren (Boxplot-Darstellung)<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen.<br />
(Eine knappe Erläuterung der Interpretation von Boxplots findet man in Kasten 1 auf Seite 22).<br />
Tabelle 3.3 und Abbildung 3.13 zeigen jedoch, dass zwischen den Kreisen teilweise ganz erhebliche<br />
Unterschiede bestehen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 33<br />
Tabelle 3.3:<br />
Veränderung der Jobschaffungsrate und der einzelnen Komponenten von den<br />
1980er- zu den 1990er-Jahren<br />
Jobschaffungsrate<br />
Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />
der<br />
in Prozentpunkten<br />
Kreis<br />
1990er-Jahre Jobschaffung Wachstum Gründungsrate Kreiswechsler<br />
SK Stuttgart 2,9 0,3 -0,2 0,4 0,0<br />
LK Böblingen 3,8 -0,3 -0,6 0,3 0,0<br />
LK Esslingen 3,3 -0,5 -0,7 0,1 0,0<br />
LK Göppingen 3,3 0,0 -0,3 0,2 0,1<br />
LK Ludwigsburg 3,7 -0,4 -0,4 0,0 -0,1<br />
Rems-Murr-Kreis 4,8 0,4 -0,4 0,8 0,0<br />
SK Heilbronn 3,7 0,8 0,0 0,8 0,0<br />
LK Heilbronn 5,3 0,8 0,2 0,5 0,1<br />
Hohenlohekreis 4,1 -0,2 0,0 -0,2 0,1<br />
LK Schwäbisch-Hall 5,2 -0,9 -0,6 -0,3 0,0<br />
Main-Tauber-Kreis 3,6 -1,6 -1,2 -0,4 0,0<br />
LK Heidenheim 2,8 -0,6 -1,0 0,2 0,1<br />
Ostalbkreis 2,9 -0,4 -0,7 0,1 0,1<br />
SK Baden-Baden 5,2 0,0 -0,3 0,0 0,4<br />
SK Karlsruhe 6,3 2,5 1,1 1,5 -0,1<br />
LK Karlsruhe 5,0 0,8 0,4 0,2 0,2<br />
LK Rastatt 4,9 0,9 0,3 0,6 0,1<br />
SK Heidelberg 3,1 -0,7 -0,8 0,2 -0,2<br />
SK Mannheim 3,4 0,6 0,5 0,0 0,2<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 4,1 -0,6 -0,3 -0,5 0,1<br />
Rhein-Neckar-Kreis 4,3 0,2 -0,3 0,5 0,0<br />
SK Pforzheim 4,0 0,0 -0,6 0,5 0,0<br />
LK Calw 3,9 -1,0 -0,9 0,0 -0,1<br />
Enzkreis 5,3 -0,5 -0,4 -0,2 0,1<br />
LK Freudenstadt 4,7 -0,3 -0,2 0,0 -0,1<br />
SK Freiburg 5,5 2,8 1,2 1,7 -0,1<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 5,1 -0,5 -0,5 0,0 0,0<br />
LK Emmendingen 4,2 -0,1 -0,3 0,2 0,0<br />
Ortenaukreis 3,8 -0,6 -0,6 0,0 0,0<br />
LK Rottweil 4,8 -0,4 -0,4 0,1 0,0<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis 4,3 -0,1 -0,1 0,0 0,0<br />
LK Tuttlingen 4,7 0,0 -0,1 0,1 0,0<br />
LK Konstanz 4,4 1,3 0,1 0,9 0,2<br />
LK Lörrach 3,9 0,3 -0,1 0,4 0,0<br />
LK Waldshut 3,6 0,0 -0,1 0,1 0,0<br />
LK Reutlingen 4,7 0,2 -0,2 0,3 0,1<br />
LK Tübingen 5,2 0,2 0,7 -0,6 0,1<br />
Zollernalbkreis 3,9 -0,2 -0,4 0,2 0,0<br />
SK Ulm 3,9 1,4 -0,2 1,5 0,0<br />
Alb-Donau-Kreis 4,5 -1,4 -0,7 0,0 -0,7<br />
LK Biberach 3,3 -0,9 -0,4 -0,6 0,0<br />
Bodenseekreis 4,1 0,3 -1,0 1,3 0,0<br />
LK Ravensburg 4,5 -0,1 -0,3 0,2 0,0<br />
LK Sigmaringen 3,2 -1,8 -1,2 -0,5 -0,1<br />
Quelle: IAW-Berechnungen
34 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Die sehr günstige Entwicklung der Jobschaffungsraten im Stadtkreis Karlsruhe (+2,5 Prozentpunkte)<br />
und im Stadtkreis Freiburg (+2,8 Prozentpunkte) basiert jeweils sowohl auf einem stärkeren<br />
Wachstum der bereits existierenden Betriebe (Karlsruhe: +1,1 Prozentpunkte; Freiburg:<br />
+1,2 Prozentpunkte) als auch auf einer in den 1990er-Jahren um 1,5 bzw. 1,7 Prozentpunkte<br />
höhere Jobschaffungsrate durch neue Betriebe. Die Kreiswechslerkomponente war dagegen in<br />
beiden Kreisen in den 1990er-Jahren etwas kleiner als in den 1980er-Jahren.<br />
Auffällig sind der Landkreis Tübingen und der Bodenseekreis. Im Kreis Tübingen stieg die Jobschaffungsrate<br />
der bestehenden Betriebe mit +0,7 Prozentpunkten pro Jahr an, während die<br />
Jobschaffungsrate durch Gründungen in den 1990er-Jahren mit -0,6 Prozentpunkten hier deutlich<br />
geringer ausfiel als in den 1980er-Jahren. Umgekehrt verhält es sich im Bodenseekreis, wo<br />
eine Verschlechterung der Jobschaffung in den bestehenden Betrieben um 1,0 Prozentpunkte<br />
durch eine Steigerung der Gründungsrate um 1,3 Prozentpunkte mehr als kompensiert werden<br />
konnte.<br />
Der starke Rückgang der Jobschaffungsraten im Landkreis Sigmaringen (44, -1,8 Prozentpunkte)<br />
und im Main-Tauber-Kreis (11, -1,6 Prozentpunkte) geht jeweils gleichzeitig auf einen Rückgang<br />
der Jobschaffung in den bereits bestehenden Betrieben und einen Rückgang in der Jobschaffung<br />
durch neu auftretende Betriebe zurück.<br />
Der Stadtkreis Baden-Baden profitierte in erheblichem Maße von Kreiswechslern, die im Durchschnitt<br />
der 1990er-Jahre einen Beitrag zur Veränderung der Jobschaffung von +0,4 Prozentpunkten<br />
erbrachten, welcher dem Rückgang der Jobschaffung in den bestehenden Betrieben<br />
zumindest entgegenwirkte. Der Alb-Donau-Kreis musste durch regionale Verlagerungen von<br />
Betrieben einen negativen Effekt auf die Jobschaffung von 0,7 Prozentpunkten verkraften, der<br />
immerhin fast die Hälfte des dortigen Rückgangs der Jobschaffung von den 1980er- auf die<br />
1990er-Jahre ausmachte.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 35<br />
Abbildung 3.13: Beiträge der Jobschaffungskomponenten zur Veränderung der Jobschaffungsrate<br />
in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in den Kreisen Baden-<br />
Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in %-Punkten<br />
SK Freiburg<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Ulm<br />
LK Konstanz<br />
LK Rastatt<br />
LK Heilbronn<br />
Wachstumsbeitrag<br />
Gründungsbeitrag<br />
Kreiswechsler<br />
SK Heilbronn<br />
LK Karlsruhe<br />
SK Mannheim<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
Bodenseekreis<br />
LK Lörrach<br />
SK Stuttgart<br />
LK Tübingen<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
LK Reutlingen<br />
LK Waldshut<br />
SK Baden-Baden<br />
LK Tuttlingen<br />
LK Göppingen<br />
SK Pforzheim<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
LK Emmendingen<br />
LK Ravensburg<br />
Hohenlohekreis<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Boeblingen<br />
LK Freudenstadt<br />
LK Rottweil<br />
LK Ludwigsburg<br />
Ostalbkreis<br />
Enzkreis<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Esslingen<br />
Ortenaukreis<br />
LK Heidenheim<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
SK Heidelberg<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
LK Biberach<br />
LK Calw<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
LK Sigmaringen<br />
-3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />
Veränderung von den 80er zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
36 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
3.2.4 Regionaler Jobabbau: Schrumpfung, Schließungen und Kreiswechsel<br />
Während in Unterabschnitt 3.2.3 die Jobschaffung untersucht wurde, wendet sich der vorliegende<br />
Unterabschnitt der Analyse des Jobabbaus und seiner Determinanten zu. Wie bereits an früherer<br />
Stelle angedeutet, kann ein Anstieg des Jobabbaus in einem Kreis<br />
• erstens darauf basieren, dass in den bereits am Markt befindlichen Betrieben im Saldo<br />
Arbeitsplätze abgebaut werden („Schrumpfung“),<br />
• zweitens darauf zurückzuführen sein, dass Betriebe aus dem Berichtskreis der badenwürttembergischen<br />
Industriestatistik ausscheiden, was regelmäßig – wenn auch keinesfalls<br />
in jedem Fall – als Schließung interpretiert werden kann („Schließung“), 16<br />
• drittens darin begründet sein, dass Betriebe ihren Schwerpunkt von einem Kreis in einen<br />
anderen Kreis verlagern („Abwanderung, Kreiswechsler“). Dies ist anhand der Daten<br />
nachvollziehbar, wenn die Verlagerung innerhalb Baden-Württembergs stattfindet, sonst<br />
wird sie als „Schließung“ identifiziert.<br />
Dabei entfällt der Großteil des gesamten Jobabbaus auf den Jobabbau in den weiter bestehenden<br />
Betrieben im Zuge von Schrumpfungsprozessen. Die durchschnittliche Jobabbaurate der<br />
Kreise betrug in den 1990er-Jahren knapp 6%, wovon 4,7 Prozentpunkte auf Schrumpfungsprozesse<br />
entfielen. Der Jobabbau durch aus dem Berichtskreis wegfallende Betriebe, kurz auch<br />
„Schließungen“ genannt, betrug im Kreisdurchschnitt jährlich rund 1,1% und machte somit rund<br />
ein Fünftel bis ein Sechstel des Bruttojobabbaus aus. Kreiswechsler sind im Durchschnitt auch<br />
hier mit einem Beitrag von 0,1% eher vernachlässigbar.<br />
Die Schrumpfungsraten lagen in den 1990er-Jahren zwischen 8,1% im Stadtkreis Karlsruhe<br />
bzw. 6,6% im Stadtkreis Pforzheim und knapp 2,8% im Landkreis Biberach.<br />
16 Analog zur Problematik bei den „Gründungen“ gilt auch hier, dass es sich nicht zwingend um originäre<br />
Schließungen handeln muss. Vielmehr können die Betriebe auch den Berichtskreis verlassen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 37<br />
Abbildung 3.14: Jobabbauraten durch schrumpfende Betriebe („Schrumpfung“) in den 1980erund<br />
1990er-Jahren im Vergleich<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Der Landkreis Biberach weist zusammen mit den Landkreisen Böblingen und Heidenheim mit<br />
knapp 0,5% im Jahresdurchschnitt auch die geringste Jobabbaurate durch Schließungen auf, an<br />
der Spitze liegt hier erneut der Stadtkreis Karlsruhe mit 1,9% und der Stadtkreis Heilbronn mit<br />
1,8%. Spürbare Beschäftigungsverluste durch Regionswechsler hatten insbesondere die Stadtkreise<br />
zu verzeichnen, am höchsten in den Stadtkreisen Baden-Baden (jahresdurchschnittlich<br />
0,5%), Heidelberg (0,4%), Pforzheim (0,4%), Karlsruhe (0,3%), Freiburg (0,25%) und Stuttgart<br />
(0,25%).
38 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Abbildung 3.15: Jobabbauraten durch wegfallende Betriebe („Schließung“) in den 1980er- und<br />
1990er-Jahren im Vergleich<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
Betrachtet man die Veränderungen der Jobabbauraten von den 1980er- zu den 1990er-Jahren,<br />
so fällt insbesondere auf, dass die Homogenität auch in der Entwicklung der einzelnen Komponenten<br />
erheblich ausgeprägter war als bei den Komponenten der Jobschaffung. In den meisten<br />
Kreisen trugen sämtliche drei Komponenten gleichzeitig zu einer Intensivierung des Jobabbaus<br />
bei. Relevante Ausnahmen sind hinsichtlich der Schließungskomponente der Stadtkreis Baden-<br />
Baden (-0,8 Prozentpunkte) und der Landkreis Heidenheim (-0,8% Prozentpunkte) sowie der<br />
Rückgang der Regionswechslerkomponente im Landkreis Göppingen um 0,3 Prozentpunkte.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 39<br />
Abbildung 3.16: Determinanten des Jobabbaus in den 1990er-Jahren in den Kreisen<br />
Baden-Württembergs<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Pforzheim<br />
SK Heidelberg<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Reutlingen<br />
LK Waldshut<br />
SK Freiburg<br />
LK Konstanz<br />
SK Ulm<br />
LK Karlsruhe<br />
LK Esslingen<br />
LK Calw<br />
LK Tübingen<br />
LK Rottweil<br />
SK Stuttgart<br />
LK Sigmaringen<br />
Enzkreis<br />
SK Heilbronn<br />
SK Mannheim<br />
LK Göppingen<br />
LK Lörrach<br />
LK Ravensburg<br />
LK Ludwigsburg<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Bodenseekreis<br />
LK Emmendingen<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Rastatt<br />
LK Boeblingen<br />
LK Tuttlingen<br />
LK Heilbronn<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
Ostalbkreis<br />
Ortenaukreis<br />
LK Heidenheim<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
LK Freudenstadt<br />
SK Baden-Baden<br />
Hohenlohekreis<br />
LK Biberach<br />
Schrumpfungsrate<br />
Schließungsrate<br />
Kreiswechslerrate<br />
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%<br />
Rate in %<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
40 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Tabelle 3.4:<br />
Veränderung der Jobabbaurate und der einzelnen Komponenten von den<br />
1980er- zu den 1990er-Jahren<br />
Kreis<br />
Jobabbaurate<br />
1990er<br />
Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />
in Prozentpunkten<br />
Jobabbau Schrumpfung Schließung Regionswechsler<br />
SK Stuttgart 6,3 2,8 2,5 0,3 0,0<br />
LK Böblingen 5,1 2,8 2,5 0,1 0,1<br />
LK Esslingen 6,4 2,9 2,5 0,2 0,1<br />
LK Göppingen 6,1 1,8 1,6 0,6 -0,3<br />
LK Ludwigsburg 5,6 1,7 1,5 0,3 -0,1<br />
Rems-Murr-Kreis 7,0 2,9 2,3 0,5 0,1<br />
SK Heilbronn 6,3 2,5 1,3 1,0 0,2<br />
LK Heilbronn 5,0 1,9 1,8 0,1 0,0<br />
Hohenlohekreis 3,9 1,0 1,0 -0,1 0,0<br />
LK Schwäbisch-Hall 5,0 0,7 0,7 0,0 0,0<br />
Main-Tauber-Kreis 4,8 0,9 1,0 -0,1 0,1<br />
LK Heidenheim 4,9 1,5 2,2 -0,8 0,0<br />
Ostalbkreis 5,0 1,6 1,5 0,1 0,0<br />
SK Baden-Baden 4,4 -0,4 0,3 -0,8 0,1<br />
SK Karlsruhe 10,3 5,4 4,6 0,7 0,2<br />
LK Karlsruhe 6,6 1,7 1,0 0,7 0,0<br />
LK Rastatt 5,2 2,1 2,1 0,0 0,0<br />
SK Heidelberg 7,4 3,7 2,9 0,5 0,3<br />
SK Mannheim 6,2 1,4 1,1 0,4 0,0<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 5,6 0,6 0,5 0,1 0,0<br />
Rhein-Neckar-Kreis 6,9 2,1 2,1 0,0 0,1<br />
SK Pforzheim 8,5 3,3 3,2 0,0 0,1<br />
LK Calw 6,4 1,4 0,9 0,4 0,1<br />
Enzkreis 6,3 1,5 1,2 0,3 0,0<br />
LK Freudenstadt 4,7 0,9 1,1 -0,1 0,0<br />
SK Freiburg 6,6 2,8 2,3 0,3 0,1<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 5,2 1,3 1,0 0,4 -0,1<br />
LK Emmendingen 5,4 0,8 0,9 -0,1 0,0<br />
Ortenaukreis 4,9 1,0 0,9 0,1 0,0<br />
LK Rottweil 6,3 0,9 0,6 0,3 0,0<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis 7,3 2,1 2,1 0,0 0,0<br />
LK Tuttlingen 5,1 1,1 1,1 0,0 0,0<br />
LK Konstanz 6,6 2,4 2,1 0,3 0,0<br />
LK Lörrach 5,9 2,2 1,8 0,4 0,0<br />
LK Waldshut 6,7 3,1 2,1 1,0 0,0<br />
LK Reutlingen 6,7 1,6 1,1 0,5 0,1<br />
LK Tübingen 6,4 0,8 0,5 0,3 0,0<br />
Zollernalbkreis 6,9 1,9 1,6 0,3 0,0<br />
SK Ulm 6,6 1,9 1,9 -0,1 0,1<br />
Alb-Donau-Kreis 5,3 1,0 0,4 0,5 0,1<br />
LK Biberach 3,2 -0,2 0,0 -0,1 0,0<br />
Bodenseekreis 5,5 2,4 2,3 -0,1 0,1<br />
LK Ravensburg 5,6 2,0 1,2 0,6 0,2<br />
LK Sigmaringen 6,3 1,9 1,7 0,2 0,1<br />
Quelle: IAW-Berechnungen
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 41<br />
Abbildung 3.17: Beiträge der Jobabbaukomponenten zur Veränderung der Jobabbaurate<br />
in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in den Kreisen Baden-<br />
Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in Prozentpunkten<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Heidelberg<br />
SK Pforzheim<br />
LK Waldshut<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
LK Esslingen<br />
Schrumpfungsbeitrag<br />
Schließungsbeitrag<br />
Kreiswechsler<br />
SK Stuttgart<br />
SK Freiburg<br />
LK Böblingen<br />
SK Heilbronn<br />
LK Konstanz<br />
Bodenseekreis<br />
LK Lörrach<br />
LK Rastatt<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
LK Ravensburg<br />
SK Ulm<br />
LK Sigmaringen<br />
LK Heilbronn<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Göppingen<br />
LK Ludwigsburg<br />
LK Karlsruhe<br />
LK Reutlingen<br />
Ostalbkreis<br />
Enzkreis<br />
LK Heidenheim<br />
SK Mannheim<br />
LK Calw<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Tuttlingen<br />
Ortenaukreis<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
Hohenlohekreis<br />
LK Freudenstadt<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
LK Rottweil<br />
LK Tübingen<br />
LK Emmendingen<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
LK Biberach<br />
SK Baden-Baden<br />
-2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />
Veränderung von den 80er zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
42 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
3.2.5 Veränderung des durchschnittlichen Beschäftigungswachstums und<br />
deren Bestimmungsgründe im Vergleich zwischen den Kreisen<br />
Nachdem die Bruttokomponenten der Jobschaffung und des Jobabbaus betrachtet wurden,<br />
kann nun abschließend – ergänzend zu den Ausführungen in Abschnitt 3.2.1 – noch ein ergänzender<br />
Blick auf die Veränderungsraten der Beschäftigung aus anderen Bestimmungsgründen<br />
geworfen werden. So kann sich die Beschäftigung in einem Kreis verbessern,<br />
• weil in den bereits am Markt befindlichen Betrieben der Arbeitsplatzbeitrag der wachsenden<br />
Betriebe größer ist als der Arbeitsplatzabbau der schrumpfenden Betriebe („Saldo<br />
der bestehenden Betriebe“),<br />
• weil der Arbeitsplatzsaldo aus den neu in den Berichtskreis eintretenden Betrieben und<br />
den wegfallenden Betrieben positiv ist, d.h. der Beschäftigungsbeitrag durch Gründungen<br />
größer ist als der Beschäftigungsverlust durch Schließungen („Netto-Gründungssaldo“),<br />
• weil der Beschäftigungsgewinn durch Betriebe, die in den Kreis gewechselt sind, größer<br />
ist als der Beschäftigungsverlust durch Betriebe, die innerhalb Baden-Württembergs in<br />
einen anderen Kreis gewechselt sind („Saldo aus den Kreiswechsel“).<br />
Abbildung 3.18 zeigt die Zerlegung der Veränderungsraten der Beschäftigung in den 1990er-<br />
Jahren in diese drei Komponenten. Dabei wird zunächst deutlich, dass – mit Ausnahme des<br />
Landkreises Heilbronn – alle Kreise, die sich insgesamt günstig entwickelt haben, dies insbesondere<br />
einer positiven Beschäftigungsentwicklung in den bestehenden Betrieben zu verdanken<br />
haben. Jedoch war der Saldo der bestehenden Betriebe in nur sechs von 44 Kreisen positiv.<br />
Auffällig groß war der Beschäftigungsgewinn in diesem Bereich mit jahresdurchschnittlich knapp<br />
1,3% im Stadtkreis Baden-Baden, die ungünstigste Beschäftigungsentwicklung bei den bestehenden<br />
Betrieben verzeichnete Karlsruhe mit -4,0%.<br />
Einen positiven Netto-Gründungssaldo konnten in den 1990er-Jahren immerhin 13 von 44 Kreisen<br />
erzielen. Sehr stark positiv war der Gründungssaldo mit Beschäftigungsgewinnen von über<br />
1% im Stadtkreis Freiburg, im Bodenseekreis und im Stadtkreis Ulm. Die ungünstigsten Entwicklungen<br />
beim Gründungssaldo wiesen die Landkreise Calw, Waldshut und Reutlingen, der Zollernalbkreis<br />
und der Neckar-Odenwald-Kreis mit jeweils rund -0,8% pro Jahr auf.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 43<br />
Abbildung 3.18: Determinanten der Beschäftigungsveränderung in den 1990er-Jahren in den<br />
Kreisen Baden-Württembergs<br />
SK Baden-Baden<br />
LK Heilbronn<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
Hohenlohekreis<br />
LK Biberach<br />
Bestehende Betriebe<br />
Netto-Gründungssaldo<br />
Saldo Regionswechsler<br />
LK Freudenstadt<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Rastatt<br />
LK Tuttlingen<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
Enzkreis<br />
SK Freiburg<br />
LK Ravensburg<br />
LK Tübingen<br />
Ortenaukreis<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
LK Emmendingen<br />
LK Böblingen<br />
Bodenseekreis<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
LK Rottweil<br />
LK Karlsruhe<br />
LK Ludwigsburg<br />
LK Lörrach<br />
LK Reutlingen<br />
LK Heidenheim<br />
Ostalbkreis<br />
LK Konstanz<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
LK Calw<br />
SK Heilbronn<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
SK Ulm<br />
LK Göppingen<br />
SK Mannheim<br />
Zollernalbkreis<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
LK Waldshut<br />
LK Esslingen<br />
LK Sigmaringen<br />
SK Stuttgart<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Heidelberg<br />
SK Pforzheim<br />
-5% -4% -3% -2% -1% 0% 1% 2%<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
44 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Betrachtet man die Veränderungen in der Beschäftigungsentwicklung von den 1980er zu den<br />
1990er-Jahren, so kann die Zerlegung ebenfalls aufzeigen, welche Komponenten insbesondere<br />
für die Verbesserung der Beschäftigungsentwicklung verantwortlich waren. Abbildung 3.19 sowie<br />
Tabelle 3.5 ordnen die Kreise nach der Veränderung der Wachstumsraten der Beschäftigung<br />
in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in Prozentpunkten an.<br />
Dabei werden sehr unterschiedliche Ursachen für die Veränderung der Beschäftigungsentwicklung<br />
in den 1990er- gegenüber den 1980er-Jahren sichtbar:<br />
• Der Stadtkreis Baden-Baden verdankt seine Verbesserung der relativen Position bei der<br />
Veränderung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren insbesondere einer unterdurchschnittlichen<br />
Verschlechterung des Beschäftigungssaldos in den bestehenden<br />
Betrieben, aber auch einer Verbesserung des Nettogründungssaldos und einem deutlicheren<br />
Anstieg des Saldos der Kreiswechsler zu verdanken.<br />
• Die Stadtkreise Freiburg und Ulm dagegen, die sich relativ gesehen ebenfalls deutlich<br />
verbessert haben, kompensieren jeweils vergleichsweise hohe zusätzliche Verluste bei<br />
den bestehenden Betrieben durch eine erhebliche Verbesserung bei den Netto-<br />
Gründungssalden.<br />
• In den Kreisen, die gegenüber den 1980er-Jahren am meisten verloren haben, trug die<br />
Entwicklung aller drei Komponenten zu der ungünstigen Veränderung bei. Im Stadtkreis<br />
Heidelberg, dem Landkreis Sigmaringen und dem Landkreis Esslingen haben sich gegenüber<br />
den 1980er-Jahren alle drei Salden negativ entwickelt.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 45<br />
Abbildung 3.19: Beiträge der drei Bruttosalden der Beschäftigungsveränderung zur Veränderung<br />
des Beschäftigungswachstums in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-<br />
Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung<br />
in Prozentpunkten<br />
SK Baden-Baden<br />
SK Freiburg<br />
SK Ulm<br />
LK Tübingen<br />
LK Biberach<br />
SK Mannheim<br />
LK Karlsruhe<br />
LK Emmendingen<br />
LK Tuttlingen<br />
Bestehende Betriebe<br />
Netto-Gründungssaldo<br />
Netto-Kreiswechsler<br />
LK Heilbronn<br />
Hohenlohekreis<br />
LK Konstanz<br />
LK Rastatt<br />
LK Rottweil<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
LK Freudenstadt<br />
LK Reutlingen<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
Ortenaukreis<br />
SK Heilbronn<br />
LK Göppingen<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
LK Lörrach<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Enzkreis<br />
Ostalbkreis<br />
Bodenseekreis<br />
LK Ludwigsburg<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Ravensburg<br />
LK Heidenheim<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
LK Calw<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
SK Stuttgart<br />
SK Karlsruhe<br />
LK Böblingen<br />
LK Waldshut<br />
SK Pforzheim<br />
LK Esslingen<br />
LK Sigmaringen<br />
SK Heidelberg<br />
-5,0 -4,0 -3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0<br />
Veränderungen von den 80er Jahren zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
46 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />
Tabelle 3.5:<br />
Beiträge der drei Bruttosalden der Beschäftigungsveränderung zur Veränderung<br />
des Beschäftigungswachstums in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren<br />
in den Kreisen Baden-Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in<br />
Prozentpunkten<br />
Kreis<br />
Veränderungsrate<br />
der Beschäftigung<br />
1990er<br />
gesamt<br />
Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />
in Prozentpunkten<br />
Saldo der bestehenden<br />
Betriebe<br />
Netto-<br />
Gründungssaldo<br />
Saldo der Kreiswechsler<br />
SK Stuttgart -3,4 -2,5 -2,6 0,1 0,0<br />
LK Böblingen -1,3 -3,0 -3,2 0,2 0,0<br />
LK Esslingen -3,1 -3,4 -3,2 -0,1 -0,1<br />
LK Göppingen -2,8 -1,8 -1,9 -0,4 0,4<br />
LK Ludwigsburg -2,0 -2,1 -1,8 -0,2 0,0<br />
Rems-Murr-Kreis -2,2 -2,5 -2,7 0,3 -0,1<br />
SK Heilbronn -2,6 -1,7 -1,3 -0,2 -0,2<br />
LK Heilbronn 0,3 -1,1 -1,6 0,4 0,1<br />
Hohenlohekreis 0,2 -1,1 -1,0 -0,1 0,1<br />
LK Schwäbisch-Hall 0,2 -1,5 -1,3 -0,3 0,0<br />
Main-Tauber-Kreis -1,2 -2,5 -2,2 -0,3 0,0<br />
LK Heidenheim -2,1 -2,1 -3,2 1,0 0,1<br />
Ostalbkreis -2,1 -2,0 -2,1 0,0 0,1<br />
SK Baden-Baden 0,8 0,4 -0,6 0,8 0,2<br />
SK Karlsruhe -4,0 -2,9 -3,5 0,9 -0,3<br />
LK Karlsruhe -1,6 -0,9 -0,6 -0,6 0,3<br />
LK Rastatt -0,3 -1,2 -1,8 0,6 0,1<br />
SK Heidelberg -4,3 -4,4 -3,7 -0,2 -0,5<br />
SK Mannheim -2,8 -0,8 -0,6 -0,4 0,2<br />
Neckar-Odenwald-Kreis -1,5 -1,2 -0,8 -0,6 0,1<br />
Rhein-Neckar-Kreis -2,6 -1,9 -2,4 0,5 -0,1<br />
SK Pforzheim -4,5 -3,4 -3,7 0,5 -0,1<br />
LK Calw -2,5 -2,3 -1,7 -0,4 -0,2<br />
Enzkreis -1,1 -2,0 -1,6 -0,5 0,1<br />
LK Freudenstadt 0,1 -1,3 -1,3 0,1 -0,1<br />
SK Freiburg -1,1 0,0 -1,1 1,4 -0,3<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald -0,2 -1,8 -1,5 -0,4 0,1<br />
LK Emmendingen -1,2 -0,9 -1,2 0,3 0,0<br />
Ortenaukreis -1,2 -1,6 -1,5 -0,1 0,0<br />
LK Rottweil -1,6 -1,2 -1,0 -0,2 0,0<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis -3,0 -2,1 -2,2 0,0 0,0<br />
LK Tuttlingen -0,4 -1,1 -1,2 0,1 0,0<br />
LK Konstanz -2,2 -1,1 -2,0 0,7 0,2<br />
LK Lörrach -2,0 -1,9 -1,9 -0,1 0,0<br />
LK Waldshut -3,1 -3,0 -2,2 -0,9 0,0<br />
LK Reutlingen -2,0 -1,5 -1,3 -0,2 0,0<br />
LK Tübingen -1,2 -0,6 0,3 -0,9 0,0<br />
Zollernalbkreis -3,0 -2,1 -2,0 -0,1 0,0<br />
SK Ulm -2,7 -0,6 -2,1 1,6 -0,1<br />
Alb-Donau-Kreis -0,8 -2,4 -1,1 -0,5 -0,7<br />
LK Biberach 0,1 -0,8 -0,4 -0,4 0,0<br />
Bodenseekreis -1,4 -2,1 -3,3 1,4 -0,1<br />
LK Ravensburg -1,2 -2,1 -1,5 -0,4 -0,2<br />
LK Sigmaringen -3,2 -3,7 -2,8 -0,7 -0,2<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 47<br />
Im folgenden Teil II dieser Studie soll nun untersucht werden, welche regionalen Einflussgrößen<br />
einen Beitrag zur Erklärung der Beschäftigungsentwicklung liefern können. Bei den betreffenden<br />
empirischen Untersuchungen wird dabei nicht nur auf die entsprechende Nettobeschäftigungsänderung<br />
abgestellt. Vielmehr werden auch die Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau sowie<br />
deren Komponenten betrachtet.
48 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
In Teil I der vorliegenden Studie wurde das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in der badenwürttembergischen<br />
Industrie auf Kreisebene in den 1980er- und 1990er Jahren dargestellt und<br />
interpretiert. Dabei wurde deutlich, wie ausgeprägt die Unterschiede in den regionalen Beschäftigungsentwicklungen<br />
sowie in den Raten der Jobschaffung und des Jobabbaus auf Kreisebene<br />
jeweils ausfielen. Teil II dieser Studie wendet sich daher nun der Frage zu, ob und in welchem<br />
Maße regionale Gegebenheiten auf Kreisebene zu einer Erklärung dieser Unterschiede bei der<br />
Entwicklung der industriellen Beschäftigung beitragen können.<br />
Dabei wird in folgenden Schritten vorgegangen (vgl. dazu auch Übersicht 4.1):<br />
Übersicht 4.1: Konzeptionelle Zusammenhänge zwischen ausgewählten Kapiteln der Studie<br />
Theoretische Fundierung (Kapitel 4)<br />
Aufstellen von Hypothesen über den Zusammenhang zwischen einzelnen Standortfaktoren<br />
(und anderen Beschäftigungsdeterminanten) und der Beschäftigungsentwicklung<br />
Empirische Analyse<br />
Überprüfung der empirischen Evidenz der theoriegestützten Hypothesen<br />
Bivariate Analyse (Kapitel 5)<br />
Darstellung statistischer<br />
Zusammenhänge zwischen<br />
regionalen Standortfaktoren und<br />
Beschäftigungsentwicklung<br />
→ Korrelationen<br />
Exkurs: Räumliche<br />
Autokorrelation<br />
zwischen den<br />
Kreisen?<br />
(Kapitel 6)<br />
Multivariate Analyse (Kapitel 7)<br />
Untersuchung in Hinblick auf den<br />
statistisch gesicherten Einfluss von<br />
regionalen Standortfaktoren auf<br />
die Beschäftigungsentwicklung<br />
→ Kausalitäten<br />
Kapitel 4: Theoretische Grundlagen und Ergebnisse bisheriger Studien<br />
In Kapitel 4 werden zunächst die regionalen Determinanten erörtert, die aus theoretischer Sicht<br />
und auf der Grundlage bisheriger empirischer Evidenz einen Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
in den Kreisen haben könnten. Die entsprechenden Determinanten werden dabei<br />
zur Strukturierung der Darstellung in zwei Gruppen eingeteilt. Zum einen in solche Beschäfti-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 49<br />
gungsdeterminanten, die für die Unternehmen den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren<br />
haben. Zum anderen in Determinanten der Beschäftigungsentwicklung, die keine einzelwirtschaftlichen<br />
Standortfaktoren darstellen, sondern siedlungs- und wirtschaftsstrukturelle Aspekte<br />
abbilden, die gleichwohl aber auch die Beschäftigungsentwicklung beeinflussen. Die in<br />
Kapitel 4 erörterten regionalen Standortfaktoren sowie siedlungs- und wirtschaftsstrukturellen<br />
Charakteristika bilden dann die theoretische Grundlage für die in den nachfolgenden Kapiteln<br />
durchgeführten empirischen Analysen.<br />
Kapitel 5: Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />
und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen für<br />
die 1980er- und die 1990er Jahre<br />
Kapitel 5 stellt dabei einleitend im Rahmen bivariater Korrelationsbetrachtungen auf Kreisebene<br />
die einzelnen Standortfaktoren jeweils der durchschnittlichen Veränderung der Beschäftigung<br />
und den zentralen Brutto-Job-Flows gegenüber. Der Vorgehensweise in Teil I des Gutachtens<br />
folgend werden dabei die 1980er- und die 1990er-Jahre unterschieden. Die Korrelationsanalysen<br />
erlauben erste Aussagen darüber, ob und in welchem Maße zwischen den Regionalindikatoren<br />
und der regionalen Beschäftigungsentwicklung bzw. den dahinter stehenden Bruttogrößen<br />
Jobschaffungs- und Jobabbaurate statistisch belastbare Zusammenhänge bestehen. Ergänzende<br />
Streuungsdiagramme informieren darüber, welche baden-württembergischen Kreise hinsichtlich<br />
welcher Einflussgrößen über- bzw. unterdurchschnittlich positioniert sind. Zu beachten ist<br />
bei der betreffenden Interpretation jedoch, dass diese Korrelationen nicht als Kausalitäten interpretiert<br />
werden dürfen, da ein möglicher bivariater Zusammenhang von vielen anderen Einflüssen<br />
überlagert sein kann. Fundiertere Aussagen über mögliche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />
werden erst in Kapitel 7 im Rahmen multivariater Analysen ableitbar.<br />
Kapitel 6: Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen<br />
Die Korrelationsbetrachtungen in Kapitel 5 unterstellen, dass der regionale Hintergrund eines<br />
Kreises bereits mit den eigenen Kreisvariablen zufriedenstellend beschrieben werden kann. Allerdings<br />
deuten theoretische Überlegungen aus verschiedenen Blickwinkeln an, dass Niveau,<br />
Struktur und Entwicklung der Regionalindikatoren in den Nachbarkreisen ebenso von wesentlicher<br />
Bedeutung für die Entwicklung in einem Kreis sein können. Daher könnte es auch der Fall<br />
sein, dass zwischen der Beschäftigungsentwicklung in einem bestimmten Kreis und der entsprechenden<br />
Entwicklung in den Nachbarkreisen Zusammenhänge bestehen. Diese räumliche<br />
Autokorrelation kann dabei positiv sein, so dass sich die Kreise in ihrer Entwicklung komplementär<br />
verhalten bzw. positiv beeinflussen („positive Clustereffekte“). Andererseits ist denkbar, dass<br />
Kreise untereinander im Wettbewerb um Arbeitsplätze stehen, so dass eine günstige Entwicklung<br />
in einem Kreis c.p. mit einer ungünstigeren Entwicklung in den Nachbarkreisen einhergeht
50 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
(„Substitutionseffekte, Wettbewerb“). In Kapitel 6 wird daher das Ausmaß und die Struktur der<br />
räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg auf Kreisebene anhand geeigneter Indikatoren<br />
beleuchtet werden. Sollten die Analysen zeigen, dass die räumliche Autokorrelation hinsichtlich<br />
der verschiedenen Variablen beträchtlich und im Zeitablauf stabil von Bedeutung ist, so<br />
müsste dies ggf. auch bei den weiteren multivariaten Analysen in Kapitel 7 berücksichtigt werden.<br />
Kapitel 7: Untersuchung der Bedeutung von regionalen Einflussfaktoren für die regionale<br />
Beschäftigungentwicklung in multivariaten Analysen<br />
Abschließend wird in multivariaten Analysen gleichzeitig der Einfluss verschiedener Regionalvariablen<br />
auf aggregierter Ebene kontrolliert. Zu diesem Zwecke werden auf der Grundlage von<br />
Jahresdaten für den Zeitraum von 1980 bis 1999 Paneldatenmodelle mit fixen Regional- und<br />
Zeiteffekten geschätzt, bei denen die regionale Entwicklung auch im Zeitablauf in die Analysen<br />
einfließen kann. Dabei wird einerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung erklärt. Darüber<br />
hinaus wird jedoch auch untersucht, inwieweit sich die regionalen Standortfaktoren unterschiedlich<br />
auf die hinter der Nettobeschäftigungsentwicklung stehenden Bruttogrößen, regionale Jobschaffung<br />
und regionaler Jobabbau, auswirken.<br />
Kapitel 8 fasst die zentralen Ergebnisse der empirischen Analysen zusammen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 51<br />
4. Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung:<br />
theoretische Grundlagen und empirische Evidenz<br />
In diesem Kapitel sollen die regionalen Determinanten erörtert werden, die aus theoretischer<br />
und empirischer Sicht maßgeblichen Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung der entsprechenden<br />
Wirtschaftsräume haben. In diesem Zusammenhang wird zum Teil auch speziell auf<br />
solche Determinanten eingegangen, die spezifische Komponenten der Beschäftigungsentwicklung<br />
beeinflussen. Dies betrifft insbesondere die durch Unternehmensgründungen induzierte<br />
Beschäftigung, so dass nachfolgend auch Aspekte der ökonomischen Gründungstheorie behandelt<br />
werden. Die entsprechenden Erkenntnisse sind bis zu einem gewissen Grad auch auf andere<br />
Komponenten der Beschäftigungsentwicklung übertragbar, etwa die Expansion bereits ansässiger<br />
Unternehmen oder die Zuwanderung von Unternehmen in den betreffenden Wirtschaftsraum.<br />
Die nachstehende Erörterung der Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
stützt sich nicht allein auf Erkenntnisse der „reinen“ Wirtschaftstheorie, sondern<br />
bezieht auch die Ergebnisse empirischer Untersuchungen mit ein, die von den theoretisch abgeleiteten<br />
Thesen zum Teil abweichen bzw. gänzlich neue, theoretisch (noch) nicht fundierte Zusammenhänge<br />
dokumentieren. Dabei erfolgt keine Verengung auf solche wissenschaftlichen<br />
Arbeiten, die sich nur ausschließlich mit dem Verarbeitenden Gewerbe befassen. Vielmehr wird<br />
auch auf Studien Bezug genommen, die aufgrund einer sektorenübergreifenden Betrachtung<br />
den industriellen Sektor nur implizit mitberücksichtigen. Dies hat zur Folge, dass hier im Einzelfall<br />
auch solche Aussagen auftreten können, die eher für den Dienstleistungssektor und weniger<br />
den industriellen Sektor relevant sind.<br />
Zu den regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung existiert bislang noch keine<br />
Systematisierung, die aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht allgemein als „optimal“ anerkannt<br />
würde. Gleichwohl soll sich die hier zugrunde liegende Gliederung – im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Studien zu dieser Thematik – nicht auf die enumerative Aufzählung entsprechender<br />
Determinanten beschränken. Vielmehr werden die regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
zunächst in zwei Hauptgruppen untergliedert: zum einen in solche Determinanten,<br />
die aus der Sicht von Unternehmen einzelwirtschaftliche Standortfaktoren darstellen und<br />
zum zweiten in solche, die nicht den Charakter entsprechender Standortfaktoren haben, gleichwohl<br />
aber auch die regionale Beschäftigungsentwicklung beeinflussen (vgl. Übersicht 4.2).<br />
Bei den einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren wird in input- und outputbezogene Standortfaktoren<br />
unterschieden. Diese Unterteilung orientiert sich an den für die einzelnen Phasen des betrieblichen<br />
Produktionsprozesses maßgeblichen Produktionsfaktoren. So zählt zu den inputbezogenen<br />
Standortfaktoren beispielsweise der Faktor Arbeit und der Faktor Boden. Darüber hin-
52 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
aus werden in dem entsprechenden Abschnitt 4.1 auch die regionale Ausstattung mit FuE-<br />
Kapazitäten sowie die Infrastrukturausstattung erfasst. Unter 4.2 werden dann outputbezogene<br />
Standortfaktoren behandelt, die wie Kaufkraftkennziffern oder Erreichbarkeitsindikatoren absatzmarktliche<br />
Rahmenbedingungen abbilden. In dem betreffenden Abschnitt werden aber auch<br />
solche Standortfaktoren erörtert, die nicht den mengenbezogenen Output von Unternehmen<br />
betreffen, sondern den Output im Sinne des unternehmerischen Gewinns. Insofern steht der<br />
entsprechende Teil unter der Überschrift „Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren“.<br />
Übersicht 4.2: Systematisierung der regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
Regionale Determinanten<br />
der Beschäftigungsentwicklung<br />
Einzelwirtschaftliche<br />
Standortfaktoren<br />
Andere Determinanten der<br />
Beschäftigungsentwicklung<br />
Inputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Outputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Siedlungsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Wirtschaftsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Quelle: IAW-Entwurf<br />
Die zweite Hauptgruppe der regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung hat nicht<br />
den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren, beinflusst aber auch die Beschäftigung.<br />
Zunächst geht es dabei um die in Abschnitt 4.3 diskutierten „Siedlungsstrukturellen Determinanten“.<br />
Diese beinhalten die so genannten „Urbanisationseffekte“ als einer spezifischen Form von<br />
Agglomerationseffekten. Dabei geht es um den Einfluss der Siedlungsstruktur bzw. des anhand<br />
der Bevölkerungsdichte o. ä. bemessenen Verdichtungsgrades auf die regionale Beschäftigungsentwicklung.<br />
In diesem Zusammenhang ergeben sich zwischen siedlungsstrukturellen<br />
Größen und der regionalen Beschäftigungsentwicklung sowohl direkte als auch indirekte Abhängigkeiten.<br />
Ein Teil des Einflusses ist insofern indirekt, als die siedlungsstrukturellen Größen,<br />
etwa die Bevölkerungsdichte, Einfluss auf die mengen- bzw. preisbezogenen Ausprägungen der<br />
o.a. input- und outputbezogenen Standortfaktoren haben, die ihrerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung<br />
beeinflussen. So impliziert beispielsweise einer hoher Verdichtungsgrad i.d.R.<br />
ein hohes Bodenpreisniveau, was die Beschäftigungsentwicklung eher negativ beeinflusst. Ein<br />
Teil des Einflusses der siedlungsstrukturellen Determinanten ist jedoch direkter Art, d.h. er läuft
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 53<br />
nicht über die „Schiene einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren“. Aus diesem Grund werden die<br />
siedlungsstrukturellen Aspekte, wie auch in anderen entsprechenden Studien, als eigenständige<br />
regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung betrachtet. In dem betreffenden Abschnitt<br />
wird auch noch der Aspekt abgehandelt, dass die Beschäftigungsentwicklung nicht nur<br />
von den in der betreffenden Region selbst „vorherrschenden“ Standortfaktoren, sondern über<br />
interregionale Spillovers bis zu einem gewissen Grad auch von regionsexternen Determinanten<br />
beeinflusst wird.<br />
Die letzte Gruppe der Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung erfasst unter<br />
Abschnitt 4.4 Einflussgrößen wirtschaftsstruktureller Art. Darunter fallen Aspekte der regionalen<br />
Branchenkonzentration, aber auch so genannte Lokalisationseffekte als einer weiteren Form der<br />
Agglomerationseffekte, die einen spezifisch branchenbezogenen Hintergrund haben. Zu dieser<br />
Gruppe gehören auch betriebsstrukturelle Determinanten der Beschäftigungsentwicklung.<br />
Im Folgenden werden zunächst aber diejenigen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
behandelt, die den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren haben. Den Anfang machen<br />
dabei die so genannten inputbezogenen Standortfaktoren.<br />
4.1. Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />
Die inputbezogenen Standortfaktoren stellen auf solche Faktoren ab, die im Rahmen des betrieblichen<br />
Produktionsprozesses den Preis und die Verfügbarkeit von Inputs beeinflussen. Die<br />
entsprechende Erörterung beginnt mit dem traditionellen Standortfaktor Boden.<br />
4.1.1. Standortfaktor Boden<br />
Der Flächenbedarf von Unternehmen und Haushalten stellt einen der zentralen Erklärungsfaktoren<br />
für die Entwicklung der Raumstrukturen in den letzten Jahrzehnten dar (Steil 1999). Der Flächenbedarf<br />
von Produktionseinrichtungen findet seine Berücksichtigung in den Theorien zur<br />
landwirtschaftlichen und zur städtischen Bodennutzung. Die Bodenpreise gelten in der traditionellen<br />
Standorttheorie als eine wesentliche Erklärungsgröße der räumlichen Verteilung der Wirtschaftsaktivitäten.<br />
Von besonderer Bedeutung ist jedoch auch die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen,<br />
wobei beide Faktoren eng miteinander zusammenhängen, weil sich ein hoher Preis<br />
insbesondere aus der Knappheit des Angebots ergibt. Dabei können die Kommunen durch ihre<br />
Flächenausweisungspolitik bis zu einem gewissen Grad Einfluss auf den Umfang und den Preis<br />
von gewerblichem Bauland nehmen. Ebenso wie die Lohnkosten und die Infrastruktur zählen<br />
Gewerbeflächenangebot und Bodenpreise zu den so genannten harten Standortfaktoren. Neben
54 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
den Bodenpreisen spielen insbesondere die Mieten für Büroräume gerade im Dienstleistungsbereich<br />
eine zentrale Rolle.<br />
Die Standortbedingungen sind im Hinblick auf den Faktor Boden in den großen Ballungsgebieten<br />
tendenziell ungünstig, in weniger verdichteten Gebieten sind Flächenengpässe dagegen<br />
seltener und die Bodenpreise eher niedriger. Der Platzbedarf von Industriebetrieben ist in<br />
der Regel größer als der von Dienstleistungsunternehmen, gleichzeitig ist für das Verarbeitende<br />
Gewerbe Kundennähe weniger wichtig. Dies führt häufig zur Ansiedlungskonzentration von<br />
Dienstleistungsbetrieben in den Städten und Verlagerung von flächenintensiven Produktionen in<br />
den ländlichen Raum (Niebuhr und Stiller 2003).<br />
Die Bodenpreise, die zumindest teilweise auch durch die Bevölkerungsdichte operationalisiert<br />
werden, finden sich als erklärende Variablen beispielsweise in ökonometrischen Untersuchungen<br />
zum regionalen Gründungsgeschehen von Harhoff (1995) für die Bundesrepublik und von<br />
Papke (1991) für die USA. Harhoff stellt bei den Gründungen, die nicht dem Bereich der Spitzentechnik<br />
angehören, einen zum Signifikanzniveau von 10% gesicherten negativen Zusammenhang<br />
mit den Bodenpreisen fest. Bei Papke (1995) hängt das Ergebnis vom verwendeten<br />
ökonometrischen Ansatz ab.<br />
Es ist aber auch zu berücksichtigen (Niebuhr/Stiller 2003), dass sich in einem hohen Bodenpreisniveau<br />
bis zu einem gewissen Grad die Standortattraktivität einer Region widerspiegeln<br />
kann: „In den Gebieten, die im Rahmen der unternehmerischen Standortwahl bevorzugt werden,<br />
sind Gewerbeflächen knapp und teuer.“ 17 Gleichwohl gilt bei isolierter Betrachtung des Standortfaktors<br />
Boden:<br />
Hypothese<br />
Hohe Boden- bzw. Baulandpreise wirken sich auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
tendenziell negativ aus.<br />
17 Diese Korrelation zwischen verschiedenen Einflussfaktoren des Beschäftigungswachstums ist ein<br />
zentrales Problem für die multivariaten Analysen in Kapitel 7, wenn versucht wird, einzelne Einflüsse<br />
zu isolieren und ihre Bedeutung für das Beschäftigungswachstum abzuschätzen. Darüber hinaus<br />
müssen hier auch so genannte Endogenitäten berücksichtigt werden, da eine bessere Beschäftigungsentwicklung<br />
in einer Region zum Beispiel steigende Bodenpreise nach sich ziehen kann, so<br />
dass die Kausalität nicht von den Bodenpreisen zur Beschäftigung, sondern von der Beschäftigungsentwicklung<br />
zu den Bodenpreisen laufen kann. Dies wird versucht, indem der Bodenpreis durch verzögerte<br />
Werte aus Vorperioden instrumentiert wird.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 55<br />
4.1.2. Standortfaktor Arbeit<br />
Die Beschaffenheit des regionalen Arbeitsmarktes hat in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die<br />
Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes. Von besonderer Bedeutung sind dabei<br />
das regionale Lohnniveau, die Beschäftigungssituation am regionalen Arbeitsmarkt (insbesondere<br />
die Höhe der Arbeitslosigkeit) und die Zusammensetzung des dort verfügbaren Arbeitskräftepotenzials,<br />
vor allem hinsichtlich dessen Qualifikation.<br />
Das regionale Lohnniveau übt insoweit eine ambivalente Wirkung auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
aus, als es sowohl ein Kosten-, als auch ein Nachfragefaktor darstellt. Ein hohes Lohnniveau<br />
kann sich über die Kaufkraft positiv auf die regionale Nachfrage insbesondere nach<br />
Dienstleistungen auswirken und damit beschäftigungsfördernd sein. Auf der anderen Seite kann<br />
der Kostenaspekt des Lohns zu einer Verschlechterung der unternehmerischen Wettbewerbssituation<br />
beitragen und damit einen negativen Standortfaktor darstellen. Die zweischneidige Wirkung<br />
des Lohnniveaus auf die Beschäftigung zeigen Farhauer und Granato (2006), die zum Beispiel<br />
für den Stadtstaat Hamburg eine negative Korrelation zwischen Lohn- und Beschäftigungsentwicklung<br />
nachweisen, während sie bezogen auf denselben Zeitraum für das Saarland<br />
einen positiven Zusammenhang feststellen. Dabei kann auch die Beschaffenheit des Absatzmarktes<br />
einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedlichen Wirkungsweise des Lohnniveaus<br />
leisten. So kommen Blien et al. (2001) in einer Studie für Ostdeutschland zu dem Ergebnis, dass<br />
in Wirtschaftszweigen, die tendenziell der Konkurrenz überregionaler Märkte ausgesetzt sind,<br />
der Kostenaspekt der Löhne den Ausschlag gibt, während im Dienstleistungsbereich der Kaufkraft-<br />
bzw. Nachfrageaspekt der Löhne überwiegt.<br />
Die empirische Analyse des Einflusses der Lohnhöhe auf die Gründungsintensität und die Beschäftigungsdynamik<br />
wird aufgrund der Korrelation der Löhne mit der Qualifikation der Beschäftigten<br />
stark beeinträchtigt. Nach Unternehmensbefragungen in Deutschland stellt das Lohnniveau<br />
zwar einen wichtigen Standortfaktor dar, rangiert jedoch zumeist hinter der Marktnähe, der<br />
Verkehrsinfrastruktur und dem Angebot an qualifizierten Arbeitskräften (Steil 1999).<br />
Bartik (1991) kommt zu dem Ergebnis, dass in 62% aller von ihm betrachteten Studien in den<br />
USA ein statistisch signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der Lohnhöhe und der Unternehmensdynamik<br />
in einer Region festgestellt wurde. Als Indikatoren für die Unternehmensdynamik<br />
wurden dabei unter anderem die Gründungsaktivitäten, die aggregierte bzw. branchenspezifische<br />
Beschäftigungsentwicklung, der Umfang ausländischer Direktinvestitionen oder die<br />
Outputveränderung im Verarbeitenden Gewerbe verwendet (Steil 1999). Dagegen findet Steil<br />
(1997 und 1999) selbst keinen eindeutigen Einfluss des regionalen Lohnniveaus auf die Grün-
56 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
dungsintensität - und Nerlinger (1997) weist für Gründungen im Bereich der Spitzentechnik sogar<br />
einen positiven Zusammenhang mit der durchschnittlichen Lohnsumme nach.<br />
Hypothese<br />
Ein hohes Lohnniveau im Verarbeitenden Gewerbe wirkt sich tendenziell negativ auf die industrielle<br />
Beschäftigungsentwicklung aus. Dahinter steht die Vermutung, dass in den meisten Fällen<br />
der Kostenaspekt gegenüber dem Kaufkraftaspekt dominiert, und zwar deshalb, weil der Absatz<br />
von Industriegütern nicht allzu stark von der regionalen Kaufkraft abhängig ist.<br />
Auch in Bezug auf die strukturelle Beschaffenheit des regionalen Arbeitsmarktes führen theoretische<br />
Überlegungen zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Wirkung auf Unternehmens-<br />
bzw. Beschäftigungsentwicklung. So ist eine hohe regionale Arbeitslosenquote<br />
zum einen ein Indikator für ungünstige Nachfragebedingungen und wirtschaftliche Anpassungsprobleme<br />
in einer Region und hat damit negative Auswirkungen auf die Wachstumsbedingungen<br />
von Unternehmen, insbesondere solchen, die stark von der regionalen Nachfrage abhängig sind<br />
(Steil 1999). Zum anderen sind Arbeitslose für expandierende oder neu gegründete Unternehmen<br />
leichter zu gewinnende Arbeitskräfte. Zudem dürften Einstiegslöhne für Arbeitskräfte, die<br />
zuvor arbeitslos waren, tendenziell geringer sein als die Löhne für vorher in anderen Unternehmen<br />
beschäftigte Arbeitnehmer. Daneben stellen Arbeitslose auch ein eigenes Gründerpotenzial<br />
dar (Steil 1999). Steil (1997 und 1999) kommt jedoch in den meisten seiner empirischen Untersuchungen<br />
zu einem negativen Effekt der Arbeitslosenquote auf die Gründungsdynamik. Dies<br />
bestätigt, dass die Arbeitslosenquote bis zu einem gewissen Grad auch als Indikator für nicht<br />
durch andere Variablen abgebildete ungünstige Standortbedingungen herangezogen werden<br />
kann (Steil 1999). Dagegen finden Brixy und Niese (2003) eine positive Wirkung der Arbeitslosenquote<br />
auf die Gründungsintensität in Westdeutschland. In einer neueren Untersuchung<br />
kommen Brixy/Grotz (2006) zu dem Ergebnis, dass die Arbeitslosenquote keinen signifikanten<br />
Einfluss auf die Anzahl der Firmengründungen hat, wohl aber eine eindeutig negative Wirkung<br />
auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Neugründungen aufweist.<br />
Hypothese<br />
Der Effekt einer hohen regionalen Arbeitslosigkeit auf die Industriebeschäftigung ist aus theoretischer<br />
Sicht unklar. Einerseits wirkt eine hohe Arbeitslosigkeit dämpfend auf die Lohnentwicklung<br />
und damit auf die Kosten der Unternehmen, andererseits geht eine hohe Arbeitslosigkeit<br />
mit einer geringeren regionalen Kaufkraft einher, wobei dieser Aspekt für das Verarbeitende<br />
Gewerbe aber weniger relevant sein dürfte.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 57<br />
Die Höhe der Erwerbsquote sowie ihre Entwicklung im Zeitablauf stellt einen Indikator für das<br />
Funktionieren des regionalen Arbeitsmarktes dar und sollte daher einen positiven Effekt auf<br />
Gründungsintensität und wirtschaftliche Entwicklung haben. Dies wird von Steil (1997) für die<br />
Gründungsintensität in Ostdeutschland auch nachgewiesen. Brixy und Niese (2003) erhalten<br />
einen positiven zum 1%-Signifikanzniveau gesicherten Einfluss der Veränderung der Beschäftigungsquote<br />
auf die Gründungsintensität in Westdeutschland. Sie verwenden zudem die Beschäftigungsveränderung<br />
des vergangenen Jahres als Indikator für die regionale Nachfrage und<br />
erhalten hierfür einen positiven zum 5%-Niveau signifikanten Koeffizienten. Fritsch et al. (2004)<br />
stellen eine zum 1%-Niveau signifikante positive Wirkung der regionalen Beschäftigungsveränderung<br />
auf die Überlebensrate neu gegründeter Betriebe fest.<br />
Nach mehreren in Deutschland durchgeführten Unternehmensbefragungen zählt das Angebot<br />
an qualifizierten Arbeitskräften zu den fünf wichtigsten Standortfaktoren (Steil 1999). Die Bedeutung<br />
der Qualifikationsstruktur dürfte jedoch von Branche zu Branche variieren, aufgrund der<br />
technologischen Entwicklung im Allgemeinen allerdings weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade<br />
auch die industrielle Produktion erfordert durch die gestiegene FuE- und Technikintensität zunehmend<br />
den Einsatz höher qualifizierter Beschäftigter. Nach der These des “skillbased technological<br />
change” steigert der technische Fortschritt die relative Nachfrage nach höheren Qualifikationen<br />
(Credit Suisse 2004). Die zunehmende Spezialisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
und die Internationalisierung der Wirtschaft tragen dazu bei, dass sich die Arbeitsnachfrage in<br />
allen Sektoren in Richtung höhere Qualifikationen verschiebt (Credit Suisse 2004). Allerdings<br />
dürfte die Bedeutung der Ausbildung für die Durchführung einer Unternehmensgründung von<br />
der Art des zu gründenden Unternehmens abhängen (Evans und Leighton 1989). Dasselbe gilt<br />
allgemein im Hinblick auf den Bedarf nach qualifizierten Beschäftigten.<br />
Nach der Theorie des endogenen Wirtschaftwachstums gilt, dass eine gute Qualifikation die<br />
„Maschine“ ist, die das Wachstum antreibt. Eine gute Qualifikationsstruktur in einer Region hat<br />
einen positiven externen Effekt auf das Wachstum, weil sie das „Klima“ für Produktivitätssteigerungen<br />
verbessert (Blien et al. 2001). Immer häufiger wird daher betont, dass sich Standorte und<br />
Regionen heute im Wesentlichen in einem Wettbewerb um zukunftsträchtige Unternehmen und<br />
hochproduktive Arbeitskräfte befinden (Niebuhr und Stiller 2003). Die empirische Studie von<br />
Blien et al. (2001) bestätigt diese Überlegungen und kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine<br />
überdurchschnittliche Qualifizierung der Arbeitskräfte in einer Region positiv auf das Beschäftigungswachstum<br />
auswirkt. Brixy und Niese (2003) finden einen zum Signifikanzniveau von 1%<br />
gesicherten positiven Einfluss des Anteils der Beschäftigten mit Universitätsabschluss auf die<br />
Gründungsintensität in Westdeutschland. Auch die aktuelle Studie von Farhauer/Granato (2006)
58 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
zu Westdeutschland bestätigt einmal mehr den positiven Einfluss eines hohen Qualifikationsniveaus<br />
auf die Beschäftigungsentwicklung.<br />
Hypothese<br />
Ein hohes Qualifikationsniveau der Beschäftigten in einer Region bzw. im Verarbeitenden Gewerbe<br />
einer Region und somit eine bessere Humankapitalausstattung wirken sich in der Tendenz<br />
positiv auf die weitere Beschäftigungsentwicklung in der Industrie aus.<br />
4.1.3. Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />
Ein in den letzten Jahren zunehmend entscheidender Faktor für die Beschäftigungsentwicklung<br />
von Regionen ist deren Ausstattung mit Kapazitäten für Forschung und Entwicklung (FuE). Die<br />
Akkumulation von technischem Wissen steigert auch die Produktivität bei denjenigen Unternehmen,<br />
die selbst keine FuE-Aktivitäten durchführen, unternehmensexternes Wissen aber über<br />
Spillovereffekte nutzen können (Statistisches Landesamt 2004). Der formelle und informelle Informationsfluss<br />
zwischen den Arbeitskräften und/oder Unternehmen fördert sowohl Produkt- als<br />
auch Prozessinnovationen (Steil 1999). Dabei haben die Wissensspillovers trotz der in den letzten<br />
Jahren deutlich verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten ihren höchsten Wirkungsgrad<br />
immer noch im intraregionalen Raum, d.h. Unternehmen profitiern noch immer von der räumlichen<br />
Nähe zu FuE-Einrichtungen.<br />
Für die Abschätzung des Zusammenhangs zwischen regionaler Beschäftigungsentwicklung und<br />
der Ausstattung mit Forschungsinfrastruktur wird häufig auf die FuE-Aufwendungen oder das<br />
FuE-Personal abgestellt. Die regionale FuE-Beschäftigung liefert Hinweise auf die regionale<br />
Ausstattung mit Qualifikationen, die für Innovationsprozesse von zentraler Bedeutung sind (Niebuhr<br />
und Stiller 2003).<br />
Nerlinger (1997) zieht in einer Studie zum Gründungsgeschehen als Indikator für die FuE-<br />
Ausstattung die Zahl der in Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen sowie in Großforschungseinrichtungen,<br />
Fraunhofer- und Max-Planck-Instituten tätigen FuE-Beschäftigten heran.<br />
Er zeigt, dass öffentliche Forschungseinrichtungen eine positive Wirkung auf die Gründungsintensität<br />
im Bereich der technologieintensiven Wirtschaftszweigen haben, im Hinblick auf die<br />
FuE in privaten Unternehmen kann er einen solchen Effekt allerdings nicht feststellen. Offenbar<br />
spielen die mehrheitlich großen FuE-orientierten Unternehmen aus der Sicht junger innovativer<br />
Unternehmen keine Rolle (Nerlinger 1997).
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 59<br />
Brixy und Niese (2003) verwenden den Anteil von Ingenieuren, Mathematikern und Wissenschaftlern<br />
als Indikator für die Innovationsfähigkeit einer Region, zusätzlich auch deren Anteil in<br />
den Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten und erhalten für Westdeutschland jeweils einen<br />
zum Signifikanzniveau von 1% gesicherten positiven Einfluss auf die Gründungsintensität. Dagegen<br />
finden Fritsch et al. (2004) in Bezug auf die Überlebensraten neu gegründeter Betriebe<br />
keinen eindeutigen Effekt des Anteils der FuE-Beschäftigten in einer Region und einer Industrie.<br />
Neben inputorientierten Größen, wie dem FuE-Personal oder FuE-Aufwendungen, können auch<br />
outputbezogene Indikatoren, wie z.B. die Zahl der Patentanmeldungen, zur Messung des regionalen<br />
Innovationspotentials verwendet werden. Patente sind dabei als ein Frühindikator für Innovation<br />
und Markterfolg (Niebuhr und Stiller 2003) und damit für einen positiven Beschäftigungseffekt<br />
anzusehen.<br />
Im vorliegenden Kontext gibt es aber auch Querverbindungen zu den in Abschnitt 4.3 erörterten<br />
siedlungsstrukturellen Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung. So ist festzustellen,<br />
dass FuE-Kapazitäten in starkem Maße auf Agglomerationsräume konzentriert sind<br />
(Niebuhr/Stiller 2003). Die regionale Ballung der Innovationsaktivitäten lässt sich allerdings nicht<br />
allein mit der allgemeinen räumlichen Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten erklären, und<br />
zwar deshalb, weil die FuE-Konzentration im Raum wesentlich stärker ausfällt. Insofern ist für<br />
den FuE-Bereich von spezifischen Agglomerationsvorteilen auszugehen (Gehrke und Legler<br />
1998).<br />
Die räumliche Verteilung technologieorientierter Unternehmensgründungen beruht auf der Verteilung<br />
industrieller Forschungskapazitäten. In Regionen mit überdurchschnittlich vielen Forschungseinrichtungen<br />
und wissenschaftlichem Personal ist auch mit einer höheren Anzahl an<br />
technologieorientierten Unternehmensgründungen (Nerlinger 1997) und damit auch eher mit<br />
einer positiven Beschäftigungsentwicklung zu rechnen.<br />
Hypothese<br />
Eine gute regionale Ausstattung mit Kapazitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) hat einen<br />
positiven Einfluss auf die regionale industrielle Beschäftigungsentwicklung.<br />
4.1.4. Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />
In den ersten theoretischen Arbeiten zur Bestimmung des optimalen Standorts von Unternehmen<br />
ebenso wie in traditionellen gesamtwirtschaftlichen Standorttheorien spielten die Transportkosten<br />
für die Materialien und den Output eine zentrale Rolle (vgl. insbesondere Weber
60 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
1909). 18 Allerdings ist die Bedeutung der Transportkosten aufgrund des Strukturwandels und der<br />
deutlichen Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur merklich gesunken. Von größerer Relevanz<br />
für die Wettbewerbsfähigkeit sind heute hingegen die Transportzeiten. Diese haben aufgrund<br />
der Just-in-time-Produktionsprozesse in den letzten Jahren eine höhere Bedeutung erhalten<br />
(Steil 1999). Damit kommt der Verkehrsinfrastruktur und der Anbindung sowie der Lage und<br />
der Erreichbarkeit der Region eine große Bedeutung zu. Die Verkehrsinfrastruktur wird in Unternehmerbefragungen<br />
häufig als wesentliches Standortkriterium genannt (z.B. Niebuhr und Stiller<br />
2003). Dies wird auch durch eine aktuelle empirische Untersuchung von Farhauer/Granato<br />
(2006) gestützt, die für die alten Bundesländer zu der Feststellung kommen, dass die infrastrukturelle<br />
Ausstattung besonders starken Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraums<br />
hat.<br />
Bei der Operationalisierung ist zwischen Kennziffern über die Verkehrsinfrastruktur innerhalb<br />
des Kreises und der Erreichbarkeit des Kreises bzw. die Erreichbarkeit von Zentren und Ballungsräumen<br />
sowie von wichtigen Infrastruktureinrichtungen, wie beispielsweise Flughäfen, vom<br />
untersuchten Kreis aus, zu unterscheiden. Letzterem kommt vermutlich sogar die größere Bedeutung<br />
zu. Beispielsweise verwenden Niebuhr und Stiller (2003) entsprechende Erreichbarkeitsindikatoren<br />
zur Operationalisierung der Verkehrsinfrastruktur.<br />
Steil (1997 und 1999) stellt einen positiven Effekt der Qualität der Autobahnanbindung auf die<br />
Gründungsdynamik in Ostdeutschland fest, für den Anschluss an das IC-Netz kann ein solcher<br />
Zusammenhang hingegen nicht festgestellt werden. Ebenfalls kein statistisch signifikantes Ergebnis<br />
zeigt sich für die Lkw-Fahrzeit bis zum nächsten Umschlagbahnhof (Steil 1997). Diese<br />
Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass der Straßeninfrastruktur als Standortfaktor in der<br />
Regel eine höhere Bedeutung als der schienengebundenen Infrastruktur zukommt<br />
Hypothese<br />
Eine gute verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung in einer Region hat einen positiven Einfluss auf<br />
die regionale Beschäftigungsentwicklung im industriellen Sektor.<br />
Die maßgebliche infrastrukturelle Ausstattung beschränkt sich nicht auf den Bereich der Verkehrsinfrastruktur.<br />
Vielmehr gehört hierzu u.a. auch das Dienstleistungsangebot der regionalen<br />
Verwaltung, ein Aspekt der in Unternehmensbefragungen regelmäßig genannt wird (Credit Suisse<br />
2004). Entsprechende Beratungsleistungen sowie das Verhalten kommunaler Entscheidungsträger<br />
können bei der Gründung bzw. Verlagerung von Unternehmen eine Rolle spielen,<br />
18 Im Rahmen einer theoretischen Analyse zeigen Lanapa/Sanz (2004), wie sich verschiedene Typen<br />
von Infrastrukturen auf die unternehmerische Standortwahl auswirken.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 61<br />
wie auch die finanzielle Förderung, beispielsweise in Form der direkten Bereitstellung von Finanzkapital<br />
(Steil 1999). Dabei kann die Existenz einer funktionierenden kommunalen Wirtschaftsförderung<br />
ein Hinweis darauf sein, dass sich die Kommunen besonders um existierende<br />
Unternehmen und Neugründungen kümmern, diese bei ihrer Suche nach geeigneten Gewerbeflächen<br />
oder Fördermöglichkeiten für Existenzgründungen unterstützen sowie ein einheitliches<br />
Standortmarketing betreiben. Ein entsprechendes Beratungsangebot gibt es zum Teil auch auf<br />
der Regionsebene.<br />
Zur infrastrukturellen Ausstattung eines Wirtschaftsraumes kann im weitesten Sinne auch noch<br />
ein Teil der so genannten „Weichen Standortfaktoren“ gezählt werden. Diese Standortfaktoren,<br />
mit denen die Lebensqualität in einer Region beschrieben wird, gewinnen im Wettbewerb um<br />
ansiedlungswillige Unternehmen immer mehr an Bedeutung (Blien et al. 2001). 19 Dabei ist zu<br />
beachten, dass diese sowohl einen direkten Einfluss auf die Standortattraktivität für das Unternehmen<br />
haben als auch einen indirekten Einfluss ausüben, und zwar durch ihre Bedeutung für<br />
die Wohnortpräferenzen potenzieller Mitarbeiter. Letzteres spielt insbesondere deshalb eine<br />
zunehmende Rolle, weil die Unternehmen in einem sich verstärkenden Wettbewerb um hoch<br />
qualifizierte Arbeitskräfte stehen (Niebuhr und Stiller 2003).<br />
Hypothese<br />
Eine gute Ausstattung bei den so genannten „weichen Standortfaktoren“ wirkt sich positiv auf die<br />
industrielle Beschäftigungsentwicklung aus.<br />
Zu den weichen Standortfaktoren werden beispielsweise folgende Aspekte gezählt: ein attraktives<br />
Wohnumfeld, eine hohe Umweltqualität, gute Qualifizierungsmöglichkeiten, ein hoher Freizeitwert,<br />
die gute Ausstattung mit kulturellen Einrichtungen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />
aber auch das Image einer Region, das dort vorherrschende Wirtschaftsklima oder<br />
auch die Einstellung der politischen Entscheidungsträger und der Verwaltung. Weiche Standortfaktoren,<br />
wie „Image“, „Wirtschaftsklima“ oder „Einstellung lokaler Entscheidungsträger“ entziehen<br />
sich einer objektiven Erfassung und sind automatisch mit einem Werturteil verbunden. Probleme<br />
der Operationalisierung ergeben sich allerdings auch für die meisten anderen als weiche<br />
Standortfaktoren eingestuften Determinanten des regionalen Beschäftigungswachstums. Einen<br />
gewissen Anhaltspunkt für die regionale Lebensqualität liefert etwa die Ausstattung mit kulturellen<br />
Einrichtungen, Sportvereinen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen (Niebuhr und<br />
Stiller 2003). Blien et al. (2001) können allerdings eine eindeutige Wirkung weicher Standortfaktoren<br />
auf die Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung nicht nachweisen. Im Übrigen<br />
19 Zu ausgewählten Aspekten „Weicher Standortfaktoren“ vgl. auch Grabow (2005).
62 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
bleibt festzuhalten (Niebuhr/Stiller, 2003b), dass zur Messung weicher Standortfaktoren und<br />
damit eines Vergleichs unterschiedlicher Standorte bislang noch keine hinreichend überzeugende<br />
Methode entwickelt wurde.<br />
4.2. Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />
Die Beschäftigungsentwicklung wird nicht nur von input-, sondern auch von outputbezogenen<br />
Standortfaktoren beeinflusst. In diesem Zusammenhang geht es unter anderem um absatzbezogene<br />
Determinanten.<br />
4.2.1. Absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />
Das Beschäftigungsniveau von Unternehmen wird auch durch das im jeweiligen Wirtschaftsraum<br />
gegebene Absatzpotenzial bestimmt. Letztendlich geht es dabei um die „Erreichbarkeit<br />
von Kaufkraft“. Diese ist vom räumlichen Konzentrationsgrad der Kaufkraft und von der verkehrsinfrastrukturellen<br />
Ausstattung des betreffenden Wirtschaftsraums abhängig.<br />
Im Hinblick auf die räumliche Konzentration von Kaufkraft kommt es zum einen auf den jeweiligen<br />
Agglomerationsgrad bzw. die betreffende Bevölkerungsdichte an. Damit ist hier im Rahmen<br />
der absatzmarktbezogenen Standortfaktoren ein Aspekt von Interesse, der auch noch in Teil<br />
4.3.1 unter dem Thema „Siedlungsstrukturelle Determinanten der Beschäftigungsentwicklung“<br />
auftaucht, wo es aber auch um andere als absatzmarktbezogene Aspekte geht. Je höher die<br />
Bevölkerungsdichte eines Wirtschaftsraumes ist, umso höher ist das entsprechende Absatzpotenzial.<br />
Dieses bestimmt sich jedoch nicht allein durch die Zahl der potenziellen Kunden, sondern<br />
auch durch deren Kaufkraft. Insofern sind als absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />
Kennziffern zur regionalen Kaufkraft von Interesse. Für den Absatz von Industriegütern sind solche<br />
Kennziffern weniger relevant als für Dienstleistungsunternehmen. Das Verarbeitende Gewerbe<br />
hat als direkte Abnehmer kaum private Haushalte, deren Kaufkraft in entsprechenden<br />
Kennziffern abgebildet wird und zudem ist der Absatz von Industriegütern weniger stark auf die<br />
„Produktionsregion“ fokussiert, so dass in stärkerem Maße absatzmarktpolitische Standortfaktoren<br />
der regionsexternen Ebene greifen. Nimmt man den hohen Anteil des Umsatzes, den das<br />
Verarbeitende Gewerbe typischerweise im Auslandsgeschäft macht, dann wird deutlich, dass<br />
hier sogar Beschäftigungsdeterminanten der internationalen Absatzmärkte relevant sind.<br />
Hypothese<br />
Ein hohes Kaufkraftniveau begünstigt tendenziell die regionale Industriebeschäftigungsentwicklung.<br />
Dies gilt allerdings nur in geringem Maße, da die Nachfrage nach industriellen Gütern nicht<br />
allzu stark vom regionalen Kaufkraftpotenzial abhängig ist.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 63<br />
Zu den absatzmarktbezogenen Standortfaktoren eines Wirtschaftsraums gehört auch dessen<br />
verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung. Insofern ergeben sich Zusammenhänge zum Unterabschnitt<br />
4.1.4, wo der Aspekt der regionalen Verkehrsinfrastruktur unter dem Blickwinkel der Beschaffung<br />
von Zwischenprodukten und anderen Inputs behandelt wurde. Während der Faktor<br />
„Räumliche Konzentration von Kaufkraft“ für den Absatz von Industrieunternehmen weniger eine<br />
Rolle spielt als für Dienstleistungsunternehmen, kommt dem Faktor „Verkehrsinfrastrukturelle<br />
Ausstattung einer Region“ sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor<br />
große Bedeutung zu.<br />
Die entsprechenden Überlegungen zu absatzmarktbezogenen Standortfaktoren werden auch<br />
durch neuere empirische Untersuchungen belegt. So dokumentieren beispielsweise Niebuhr und<br />
Stiller (2003), dass Marktnähe für die Unternehmen weiterhin ein wichtiger Ansiedlungsfaktor<br />
darstellt. Dies gilt erwartungsgemäß insbesondere für den Dienstleistungssektor, wo die Kundennähe<br />
traditionell eine große Rolle spielt (Blien et al. 2001). Aber auch in der theoretischen<br />
Wirtschaftswissenschaft, gerade in der Neuen Regionalökonomik, wird die Marktnähe wieder als<br />
einer der bedeutendsten Standortfaktoren herausgestellt.<br />
4.2.2. Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren<br />
Die outputbezogenen Standortfaktoren umfassen in einem weiteren Sinne nicht nur diejenigen<br />
Faktoren, die das Betriebsergebnis im Sinne des mengenmäßigen Outputs beeinflussen, sondern<br />
auch diejenigen, die den Unternehmensgewinn betreffen. Dazu zählen die vom Staat auf<br />
den Gewinn von Unternehmen erhobenen Steuern. Im Hinblick auf die Standortgunst von Regionen<br />
ist in dieser Hinsicht in Deutschland allein die Gewerbesteuer relevant, da nur diese interkommunal<br />
und damit indirekt auch interregional differiert. 20 Andere auf den Unternehmensgewinn<br />
bezogene Steuern sind bundesweit einheitlich und stellen damit auch keinen spezifischen<br />
regionalen Standortfaktor dar.<br />
Die Gewerbesteuer wird dadurch zum lokalen und damit indirekt auch zu einem regionalen<br />
Standortfaktor, dass die Kommunen die Höhe der bei den Unternehmen anfallenden Steuerbelastung<br />
mitbestimmen, indem sie innerhalb gewisser Grenzen ein Hebesatzrecht ausüben können.<br />
Die Belastung eines Unternehmens mit der Gewerbesteuer fällt dabei umso höher aus, je<br />
höher die betreffende Kommune den Hebesatz festgesetzt hat. Dies gilt, obwohl nach der aktuellen<br />
Rechtslage bestimmte Unternehmenstypen, nämlich Einzelunternehmen und Personenge-<br />
20 Die Gewerbesteuer belastet, da sie nur noch in Form der Gewerbeertragsteuer erhoben wird, im<br />
Prinzip nur den Gewinn der Unternehmen. Früher wurde dagegen im Rahmen der Gewerbesteuer<br />
auch noch eine Lohnsummensteuer (bis 1979) und eine Gewerbekapitalsteuer (bis 1997) erhoben, so<br />
dass von der Besteuerung auch gewinnunabhängige Tatbestände betroffen waren. Vgl. Zimmermann<br />
(1999), S. 183.
64 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
sellschaften, einen Teil ihrer Gewerbesteuerschuld mit der Einkommensteuer verrechnen können.<br />
Unabhängig davon ist die Höhe der Gewerbesteuerhebesätze für die als Körperschaften<br />
organisierten Unternehmen generell von Bedeutung.<br />
Hypothese<br />
Eine Belastung der Unternehmen mit hohen Gewerbesteuerhebesätzen dürfte tendenziell eine<br />
negative Wirkung auf die regionale Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe haben.<br />
Unternehmensbefragungen kommen im Hinblick auf die Frage nach der Relevanz der Gewerbesteuerbelastung<br />
bei Standortentscheidungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Steil (1997)<br />
ermittelt für die Gründungsintensität in Ostdeutschland im Rahmen eines Zähldatenmodells unter<br />
Zugrundlegung einer negativen Binomialverteilung einen signifikanten negativen Einfluss der<br />
Gewerbesteuerhebesätze. In Steil (1999) findet sich für Querschnittsanalysen kein signifikanter<br />
Einfluss der Gewerbesteuersätze auf die regionale Gründungsdynamik in Ostdeutschland. Betrachtet<br />
man hingegen die Zweiggründungen westdeutscher Unternehmen, so ergibt sich eine<br />
negative Wirkung höherer Gewerbesteuersätze auf die regionale Gründungsintensität. Bei Panelanalysen<br />
tritt dieser Effekt auch für alle Gründungen in Ostdeutschland auf, er ist jedoch nicht<br />
signifikant, wenn nur das Verarbeitende Gewerbe betrachtet wird. Nerlinger (1997) findet für<br />
Unternehmen der Spitzentechnik, dass die Gründungszahlen positiv mit den Gewerbesteuersätzen<br />
korreliert sind. Dies ist jedoch möglicherweise auf die Vernachlässigung weicher Standortfaktoren,<br />
wie Ausstattung mit Theatern, Opern und anderer Indikatoren für die Wohn- und Lebensqualität<br />
zurückzuführen. Im Übrigen ist grundsätzlich zu beachten, dass der Gewerbesteuer<br />
auch lokale öffentliche Leistungen gegenüberstehen, für die bei den Unternehmen keine expliziten<br />
Zahlungen eingefordert werden (Steil 1999). In diesem Zusammenhang geht es insbesondere<br />
um die Schaffung, Erhaltung und Erneuerung der kommunalen Infrastruktur. Dies gilt sowohl<br />
für diejenigen Infrastruktureinrichtungen, die direkt von den Unternehmen genutzt werden, als<br />
auch für solche Infrastruktureinrichtungen, von denen Unternehmen indirekt profitieren, beispielsweise<br />
indem durch eine gute Bildungsinfrastruktur ein breites Angebot an hoch qualifizierten<br />
Arbeitskräften geschaffen wird oder indem den Familien der Firmenmitarbeiter ausreichende<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen (vgl. hierzu auch Unterabschnitt 4.1.4).<br />
In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass zum Standortfaktor „Lokale Infrastruktur“ kaum<br />
Daten vorliegen, die einen entsprechend „griffigen“ interregionalen Vergleich erlauben wie dies<br />
beim steuerlichen „Gegenstück“, dem Gewerbesteuerhebesatz, möglich ist. Als Folge davon<br />
wird in wissenschaftlichen Standortvergleichen die lokale Infrastruktur oftmals vernachlässigt.<br />
Dies gilt auch für den Umstand, dass die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes bis zu einem
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 65<br />
gewissen Grad als Maß für die Güte der lokalen Infrastrukturausstattung angesehen kann - mit<br />
anderen Worten: ein hoher Gewerbesteuerhebesatz (Standortnachteil) kann durchaus mit einer<br />
guten Ausstattung an lokaler Infrastruktur (Standortvorteil) einhergehen. Die Relevanz solcher<br />
Überlegungen belegen beispielsweise Gabe/Bell (2004): In einer empirischen Untersuchung<br />
zum US-Bundesstaat Maine zeigen sie, dass eine hohe Belastung mit lokalen Abgaben und die<br />
umfangreiche Bereitstellung lokaler öffentlicher Leistungen zu mehr Unternehmensansiedlungen<br />
führt, als eine Politik niedriger lokaler Steuern, aber geringer Staatsleistungen.<br />
Neben der direkten Steuerbelastung und der Bereitstellung lokaler Infrastruktur spielt möglicherweise<br />
auch die kommunale Finanzlage eine Rolle für die Attraktivität eines Standorts. Schließlich<br />
bestimmt diese den finanziellen Spielraum der Gebietskörperschaften und hat deshalb Auswirkungen<br />
auf die öffentlichen Ausgaben und Investitionen sowie möglicherweise auch auf die<br />
zukünftige Steuerbelastung (Koellreuter und Eichler 2001; Credit Suisse 2004).<br />
In Zusammenhang mit der steuerlichen Belastung von Unternehmen ist in einer Art unternehmerischer<br />
„Nettobetrachtung“ nicht nur die vom Staat bereitgestellte Infrastruktur „gegenzurechnen“,<br />
sondern auch die Gewährung staatlicher Finanzhilfen. Investitionsförderungen oder gar<br />
Subventionierung bedeuten für die Unternehmen einen geldwerten Vorteil. Allerdings liegt die<br />
finanzielle oder gar steuerliche Förderung bzw. Subvention von Investitionen in den Händen von<br />
Bund und Ländern, weshalb hier – mit Ausnahme der neuen Bundesländer – keine regionalen<br />
Unterschiede zu erwarten sind. Allerdings können insbesondere größere Unternehmen in Verhandlungen<br />
mit Kommunen oder Landesregierungen zum Teil beträchtliche Investitionshilfen für<br />
die Ansiedlung von Betrieben erlangen (Steil 1999). Daneben können die Kommunen Unternehmen<br />
auch in anderer Weise entgegenkommen, beispielsweise durch die Stundung der Gewerbesteuer,<br />
die Förderung von Betriebskindergärten oder die subventionierte Vermietung von<br />
Flächen oder Gebäuden in kommunalen Gewerbe-, Handwerker- und Technologieparks oder<br />
Existenzgründerzentren. Zuletzt mag hierbei auch die Kreditvergabepolitik der Kreissparkassen<br />
eine Rolle spielen. Solche Vergünstigungen lassen sich jedoch nur schwer objektiv abbilden und<br />
in Analysen berücksichtigen.<br />
4.3. Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />
Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung sind nicht nur die unter 4.1 und 4.2<br />
abgehandelten input- und outputbezogenen Standortfaktoren, sondern auch solche Einflussgrößen,<br />
die nicht den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren haben. Zu diesen „anderen“<br />
Größen, die ebenfalls die regionale Beschäftigung beeinflussen, zählen wirtschaftsstrukturelle
66 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
sowie siedlungsstrukturelle Determinanten. Die letztgenannte Gruppe wird nun in diesem Abschnitt<br />
erörtert.<br />
4.3.1. Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad<br />
Die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraums wird unter anderem von dessen Siedlungsstruktur<br />
bestimmt. Liegt für eine entsprechende Raumeinheit eine räumliche Ballung von<br />
wirtschaftlicher Aktivität und Bevölkerung vor, dann spricht man von einer Agglomeration. In<br />
solchen Räumen können so genannte Agglomerationseffekte auftreten, die man in der regionalökonomischen<br />
Literatur üblicherweise in Urbanisationseffekte und in Lokalisationseffekte unterteilt.<br />
Lokalisationseffekte ergeben sich aus der räumlichen Konzentration von Unternehmen derselben<br />
oder verwandter Branchen. Diese Effekte werden in Zusammenhang mit wirtschaftsstrukturellen<br />
Determinanten der Beschäftigungsentwicklung in Abschnitt 4.4 abgehandelt. Dagegen<br />
beschreiben die in diesem Abschnitt erörterten Urbanisationseffekte die Auswirkungen, die sich<br />
aus einer allgemeinen Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität ergeben. Die entsprechenden<br />
Effekte treten entweder in Form von Urbanisationsvorteilen oder aber von Urbanisationsnachteilen<br />
auf. Dabei kommen als Urbanisationsvorteile insbesondere folgende Aspekte<br />
in Betracht: 21<br />
• die Verfügbarkeit eines großen lokalen Absatzmarktes 22 ,<br />
• die Zugriffsmöglichkeit auf einen großen Markt qualifizierter Arbeitskräfte,<br />
• die Verfügbarkeit von Produzentendienstleistungen und Forschungseinrichtungen sowie<br />
hochwertigen technischen, sozialen und kulturellen Infrastruktureinrichtungen.<br />
Zudem besteht eher die Möglichkeit zu direkten Kontakten zu anderen Unternehmen und politisch-administrativen<br />
Entscheidungsträgern.<br />
Die räumliche Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität kann sich also auf die dort<br />
ansässigen Unternehmen und die Beschäftigungsentwicklung des betreffenden Wirtschaftsraums<br />
positiv auswirken. Dies gilt allerdings umso weniger, je mehr ein kritischer Agglomerationsgrad<br />
überschritten wird, denn dann können verstärkt auch Urbanisationsnachteile auftreten.<br />
Eine übermäßige räumliche Ballung von Bevölkerung und Wirtschaftsaktivität führt nämlich aufgrund<br />
von Verknappungsphänomenen zu höheren Bodenpreisen und höheren Faktorkosten,<br />
aber auch zu einer übermäßigen Umweltverschmutzung.<br />
Die empirische Wirtschaftsforschung kommt im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der<br />
Siedlungsstruktur und der Beschäftigungsentwicklung von Wirtschaftsräumen zu uneinheitlichen<br />
Ergebnissen. So stellen van Oort/Stam (2004) in einer Studie fest, dass sich Unternehmen in<br />
21 Vgl. hierzu Maier/Tödtling (2006), S. 104f und Steil (1999), S. 67.<br />
22 Dieser Aspekt betrifft weniger das Verarbeitende Gewerbe als den Dienstleistungssektor.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 67<br />
agglomerierten Räumen besser entwickeln und damit eine bessere Beschäftigungsentwicklung<br />
durchlaufen als Unternehmen in weniger verdichteten Raumeinheiten. Einen Standortvorteil für<br />
Agglomerationsräume sieht z.B. auch Cieslik (2005), der für Polen die Attraktivität der Standorte<br />
für ausländische Direktinvestitionen untersucht hat. Dagegen kommen Farhauer/Granato (2006)<br />
in einer Untersuchung über Deutschland zu dem Schluss, dass in den letzten Jahren Städte bei<br />
der Beschäftigungsentwicklung deutlich schlechter abgeschnitten haben als weniger agglomerierte<br />
Räume. Die Autoren vermuten, dass in den betreffenden städtischen Gebieten spezifische<br />
Urbanisationsnachteile zum Tragen gekommen sind. Sie verweisen insbesondere darauf, dass<br />
gerade bei flächenintensiven Betrieben im Verarbeitenden Gewerbe hohe Mietpreise in Verbindung<br />
mit einem begrenzten Angebot an Gewerbeflächen innerhalb der Stadtgrenzen eine Abwanderung<br />
ins Umland bewirken können. 23,24<br />
Hypothese<br />
Der Einfluss des anhand der Bevölkerungsdichte gemessenen Urbanisations- bzw. Agglomerationsgrades<br />
auf die regionale Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe scheint<br />
zumindest a priori nicht eindeutig zu sein. Eine zunehmende Bevölkerungsdichte dürfte die Beschäftigungsentwicklung<br />
dann begünstigen, wenn beim Verdichtungsgrad noch kein „kritischer<br />
Punkt“ überschritten wurde, so dass die Urbanisationsvorteile die Urbanisationsnachteile überwiegen.<br />
Nach Überschreiten des kritischen Verdichtungsgrades ist dann aber mit negativen Wirkungen<br />
auf die Beschäftigungsentwicklung zu rechnen. Dabei dürfte der entsprechende Schwellenwert<br />
für den industriellen Bereich bereits bei einem niedrigeren Agglomerationsgrad erreicht<br />
werden als für den Dienstleistungssektor.<br />
Im Hinblick auf die raumstrukturelle Beschäftigungsentwicklung in Deutschland stellt der aktuelle<br />
Raumordnungsbericht (BBR 2005) fest, dass die 1970er- und 1980er-Jahre vom „Aufholen der<br />
ländlichen Regionen“ geprägt waren, insbesondere durch die Verlagerung industrieller Aktivitäten<br />
aus den großen Agglomerationsräumen in gut erreichbare Randbereiche. Dieses Muster der<br />
regionalen Beschäftigungsentwicklung, das in der Literatur auch mit dem Schlagwort „regionale<br />
Dekonzentration“ beschrieben wurde, gilt nach den Erkenntnissen des BBR seit einigen Jahren<br />
allerdings nicht mehr. So weisen seit Mitte der 1990er-Jahre die Peripherieräume in der Tendenz<br />
nur noch eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung auf.<br />
23 Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Krumm (2006). Dort werden aufbauend auf einer Studie<br />
der IHK Region Stuttgart (2006) Beschäftigungseffekte der Abwanderung von Unternehmen aus der<br />
Region Stuttgart in das entsprechende Umland behandelt, wobei als Ursachen für die Standortverlagerungen<br />
gewisse Urbanisationsnachteile unterstellt werden.<br />
24 An dieser Stelle sei auf Forsyth, G. (2005) hingewiesen, der eine Untersuchung zu den Überlebensraten<br />
von Firmen im ländlichen Raum durchführt, jedoch kein Vergleich mit agglomerierten Räumen<br />
vornimmt.
68 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Als Maß für die Stärke der Urbanisationseffekte wird häufig die Bevölkerungsdichte herangezogen.<br />
Dabei stellen Brixy/Niese (2003) für die Gründungsintensität in Westdeutschland eine positive<br />
Wirkung der Bevölkerungsdichte fest, was einen positiven Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />
und Beschäftigungsentwicklung impliziert. Wagner/Sternberg (2004) zeigen, dass<br />
die Neigung, sich selbständig zu machen, u.a. umso höher ist, je größer die Bevölkerungsdichte<br />
ausfällt. Den positiven Einfluss der Bevölkerungsdichte auf die Gründung von Unternehmen unterstreichen<br />
auch Brixy/Grotz (2006) und verweisen dabei auf die so genannte „urban incubator<br />
hypothesis“ (Tödtling/Wanzenböck 2003). Gleichzeitig stellen sie aber auch fest, dass Neugründungen<br />
in urbanen Räumen geringere Überlebenswahrscheinlichkeiten aufweisen als solche in<br />
weniger verdichteten Gebieten. Zu diesem Ergebnis gelangt auch Strotmann (2002a,b, 2003,<br />
2006) für die baden-württembergische Industrie. Insofern wäre danach zu unterscheiden, ob es<br />
um die Frage lediglich temporärer oder aber um dauerhafte Beschäftigungswirkungen von Unternehmensgründungen<br />
geht.<br />
Die Bevölkerungsdichte stellt gleichzeitig die Hauptbestimmungsgröße für die vom Bundesamt<br />
für Bauwesen und Raumordnung gebildeten so genannten Siedlungsstrukturtypen dar. 25 In diesem<br />
Zusammenhang ist interessant, dass Allmendinger et al. (2005, S. 30) ein starke positive<br />
bzw. negative Korrelationen zwischen der Beschäftigungsentwicklung in bundesdeutschen Kreisen<br />
und deren Siedlungsstrukturtyp nachweisen. Die Autoren geben jedoch zu bedenken, es<br />
könne sich hierbei auch um Scheinkorrelationen handeln, die „vielleicht nur den Spiegel nicht<br />
unmittelbar offensichtlicher kausaler Zusammenhänge darstellen“.<br />
Mitunter wird in der Literatur als Agglomerationsmaß nicht die Bevölkerungsdichte oder davon<br />
abgeleitete Maße, sondern die Bevölkerungsgröße herangezogen. 26 So stellen Fritsch et al.<br />
(2004) konkret auf die logarithmierte Einwohnerzahl ab. Sie gehen davon aus, dass Agglomerationsvorteile<br />
mit der Bevölkerungszahl zwar zunehmen, aber nur in unterproportionaler Weise.<br />
Dabei geht es allerdings nicht um die räumliche Dimension der Beschäftigungsentwicklung im<br />
Allgemeinen, sondern speziell um den Einfluss der Bevölkerungsgröße auf die Überlebensrate<br />
neu gegründeter Unternehmen bzw. die damit verbundene Beschäftigungsentwicklung.<br />
Als eine die regionale Beschäftigung beeinflussende Größe wird zum Teil auch die in der Vergangenheit<br />
vollzogene Bevölkerungsentwicklung angesehen. Sie stellt möglicherweise einen<br />
Indikator für eine positive Standortentwicklung dar und kann damit auch nicht direkt beobachtbare<br />
„weiche Standortfaktoren“ abbilden. Steil (1999) stellt in einem Teil seiner empirischen Unter-<br />
25 Bei einem Teil der Siedlungsstrukturtypen wird als zusätzlicher Bestimmungsfaktor der so genannte<br />
Zentralörtlichkeitsgrad des betreffenden Wirtschaftsraumes berücksichtigt.<br />
26 Vgl. dazu etwa Arauzo-Carod (2005), der speziell auf die Größe von Städten abstellt.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 69<br />
suchungen einen positiven Einfluss der Bevölkerungsentwicklung der letzten zwei Jahre auf die<br />
Gründungsdynamik einer Region fest. In die gleiche Richtung weist eine Untersuchung von<br />
Wagner/Sternberg (2004). Danach fällt die Neigung, sich selbständig zu machen, umso größer<br />
aus, je höher das Bevölkerungswachstum eines Wirtschaftsraumes ist.<br />
4.3.2. Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />
Gerade in Zusammenhang mit Agglomerationseffekten ist die Betrachtung der Entwicklung angrenzender<br />
Regionen von Bedeutung. Schließlich ist die Wirkung solcher Effekte nicht auf den<br />
eigentlichen Ballungsraum beschränkt, sondern beeinflusst ebenfalls die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
im Umland. Insofern spricht man von Spillovers oder „Nachbarschaftseffekten“. Dabei ist<br />
die Stärke dieser Effekte von der Entfernung bzw. von der Erreichbarkeit zwischen Ballungsraum<br />
und Umland abhängig (Steil 1999).<br />
In diesem Kontext ist auch von Bedeutung, dass Urbanisationsvorteile durchaus eine größere<br />
räumliche Reichweite aufweisen können als Urbanisationsnachteile. Dies erklärt zum Beispiel,<br />
dass das Umland agglomerierter Räume von der Abwanderung von Unternehmen profitiert, ohne<br />
dass es dort (gleich) zu Überlastungsphänomenen kommt, die sich in hohen Bodenpreisen<br />
oder einer übermäßig beanspruchten Verkehrsinfrastruktur niederschlagen. Umgekehrt kann<br />
aber auch ein Agglomerationsraum vom weichen Standortfaktor „Intakte Naturlandschaft“ profitieren,<br />
der im weniger dicht besiedelten Umland vorzufinden ist.<br />
Wichtig in Zusammenhang mit dem Aspekt Nachbarschaftseffekte ist auch das Phänomen interregionaler<br />
Wissensspillovers. 27 So zeigen etwa Funke/Niebuht (2005), dass das Wirtschaftswachstum,<br />
und damit implizit auch die Beschäftigungsentwicklung einer Region positiv mit den<br />
FuE-Aktivitäten der Nachbarregionen korreliert ist. Damit zusammenhängend kommen Eckey et<br />
al. (2005) zu dem Ergebnis, dass gerade Metropolen in hohem Maße die Arbeitsproduktivität im<br />
Umland beeinflussen. Die Autoren der Studie trennen dabei explizit in regionsinterne und regionsexterne<br />
Einflüsse auf die Arbeitsproduktivität von Raumeinheiten.<br />
Für die analytische Berücksichtigung möglicher Nachbarschaftseffekte bzw. interregionaler Spillovers<br />
spricht auch, dass standortpolitische bzw. regionalökonomische Untersuchungen – unter<br />
anderem aufgrund der Datenlage – regelmäßig auf (vorgegebene) Raumeinheiten der administrativen<br />
Gebietsgliederung abstellen und nicht auf funktional abgegrenzte Wirtschaftsräume.<br />
27 Zum Aspekt intraregionale Wissensspillovers vgl. Unterabschnitt 4.1.3.
70 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Interregionale Zusammenhänge lassen sich auch im Hinblick auf die Gründung von Unternehmen<br />
nachweisen. Brixy und Niese (2003) stellen beispielsweise bei einer Betrachtung der westdeutschen<br />
Raumordnungsregionen hinsichtlich des Gründungsaufkommens einen hohen Grad<br />
an Ähnlichkeit zwischen benachbarten Regionen fest. Auch Fritsch et al. (2004) finden auf der<br />
Ebene der westdeutschen Kreise bei der Untersuchung der Überlebensraten neu gegründeter<br />
Betriebe eine signifikant hohe räumliche Autokorrelation. 28 Ein anderer regionalökonomischer<br />
Aspekt findet sich bei Steil (1999). Dieser kommt bei einer Analyse zur Gründungsdynamik in<br />
Ostdeutschland auf signifikant höhere Gründungswahrscheinlichkeiten für das direkte Umland<br />
von kreisfreien Städten.<br />
Hypothese<br />
Die Entwicklung der Industriebeschäftigung in einer Region hängt bis zu einem gewissen Grad<br />
auch von der „Qualität“ der Standortfaktoren in anderen, insbesondere den benachbarten Regionen<br />
ab. Dabei ist zu vermuten, dass die „regionsexternen“ Standortfaktoren in dieselbe Richtung<br />
auf die Beschäftigungsentwicklung der betrachteten Region einwirken wie die entsprechenden<br />
„regionsinternen“ Standortfaktoren.<br />
4.4. Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />
An dieser Stelle sollen noch solche regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
erörtert werden, die wirtschaftsstruktureller Natur sind. Dabei geht es zum einen um betriebsstrukturelle<br />
und zum anderen um wirtschaftssektorale Aspekte.<br />
4.4.1. Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration<br />
Die für einen Wirtschaftsraum zu erwartende Beschäftigungsentwicklung ist bis zu einem gewissen<br />
Grad auch von dessen Branchenstruktur abhängig. In der regionalökonomischen Theorie<br />
wird in diesem Zusammenhang zunächst auf den Aspekt so genannter Lokalisationseffekte hingewiesen.<br />
Dies sind Effekte, die zwischen den Unternehmen derselben oder zwischen Unternehmen<br />
verwandter Branchen auftreten, sofern eine gewisse räumliche Konzentration gegeben<br />
ist. Die Argumente für positive Lokalisationseffekte, d.h. Lokalisationsvorteile, sind zahlreich<br />
(Maier/Tödtling 2006). Sie reichen von der Konzentration an Rohstoffvorkommen (z.B. das traditionelle<br />
Standortmuster der Eisen- und Stahlindustrie) über die Generierung spezieller Zulieferindustrien<br />
(z.B. bei der Automobilindustrie) bis hin zur Entstehung eines spezialisierten Arbeitsmarktes<br />
(labour market pooling). Letzteres bedeutet, dass Unternehmen in einem solchen Um-<br />
28 Für eine Untersuchung der räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg hinsichtlich der Beschäftigungsveränderungen<br />
auf Kreisebene vgl. Kapitel 6 der vorliegenden Studie.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 71<br />
feld eher Arbeitnehmer mit den branchenspezifischen Qualifikationen finden werden (Steil<br />
(1999). Weitere Beispiele für Mechanismen, die zu Lokalisationsvorteilen führen, sind FuE-<br />
Einrichtungen, die sich auf die entsprechende Branche spezialisiert haben sowie spezialisierte<br />
Schulen und Universitäten oder spezialisierte Konstruktionsbüros. Die Ballung von Unternehmen<br />
einer Branche führt häufig zum Aufbau einer spezialisierten Infrastruktur (z.B. Spezialhäfen) und<br />
wegen der insgesamt größeren Mengen, die transportiert werden, für die einzelnen Unternehmen<br />
zu niedrigeren Frachtkosten. Ein weiterer Vorteil einer Branchenagglomeration ergibt sich<br />
aus der Existenz so genannter Wissensspillovers und deren begrenzter räumlicher Reichweite<br />
(Steil 1999). Entsprechende Spillovereffekte resultieren aus dem formellen und informellen Informationsaustausch<br />
zwischen Unternehmen gleicher oder verwandter Branchen. Die „räumliche<br />
Nähe“ von Unternehmen ist im Hinblick auf Wissenspillovers auch in Zeiten moderner weltweiter<br />
Kommunikationsmöglichkeiten noch von Vorteil, wenngleich deren Bedeutung etwas abgenommen<br />
hat.<br />
Die Vorteile von Branchenagglomerationen werden in der regionalökonomischen Theorie in den<br />
letzten Jahren auch unter dem Stichwort „Clustereffekte“ diskutiert. Dabei werden Cluster als<br />
räumliche Zusammenballungen von Unternehmen derselben oder ähnlicher Branchen sowie der<br />
sie unterstützenden Umfeldorganisationen, wie etwa FuE-Einrichtungen, gesehen. Besondere<br />
Bedeutung wird in diesem Zusammenhang der so genannten „vertikalen Clusterdimension“ beigemessen.<br />
Diese stellt auf den Aspekt der sinnvollen räumlichen Konzentration von Unternehmen<br />
ab, die in einer Lieferanten-Abnehmer-Beziehung zueinander stehen und damit regionale<br />
Wertschöpfungsketten bilden.<br />
Die Ballung von Aktivitäten einer Branche kann allerdings auch gewisse Lokalisationsnachteile<br />
mit sich bringen, die letztlich die räumliche Konzentration eines Wirtschaftszweiges beschränken.<br />
Sie ergeben sich etwa durch steigende Lohnkosten und Grundstückspreise bei zu starker<br />
regionaler Faktornachfrage.<br />
Lokalisationseffekte können die regionale Beschäftigungsentwicklung also sowohl positiv als<br />
auch negativ beeinflussen. Die Abschätzung der Wirkung im konkreten Einzelfall gestaltet sich<br />
allerdings recht schwierig. Als theoretischer Anhaltspunkt kann allenfalls der Hinweis dienen,<br />
dass wenn in einer Region für eine Branche der sektorenspezifische kritische Konzentrationsgrad<br />
überschritten ist, die Lokalisationsvorteile durch Lokalisationsnachteile überkompensiert<br />
werden.<br />
Mit Blick auf Lokalisationsvorteile deuten Unternehmensbefragungen darauf hin, dass hier insbesondere<br />
das Angebot an Arbeitskräften mit branchenspezifischen Qualifikationen von Bedeu-
72 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
tung ist (Steil 1999). D.h., es geht vor allem um den o.a. Aspekt des „labour market pooling“.<br />
Dagegen scheinen Standortfaktoren wie die Nähe zu Betrieben derselben Branche oder Kooperationsmöglichkeiten<br />
weniger relevant zu sein.<br />
Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Wirtschaftsstruktur und regionaler Beschäftigungsentwicklung<br />
ist auch die Frage von Bedeutung, inwieweit die sektorale Struktur eines Wirtschaftsraumes<br />
das dortige Gründungsgeschehen beeinflusst. Ökonometrische Studien kommen<br />
dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen (Steil 1999). Für Italien konnte Garofoli (1994) einen<br />
positiven Einfluss der Spezialisierung des Verarbeitenden Gewerbes (Herfindahl-Index) auf die<br />
Zahl der Gründungen in allen Branchen nachweisen. Ähnliche positive Zusammenhänge konnte<br />
Guesnier (1994) auch für Frankreich aufzeigen. Brixy und Niese (2003) kommen in einer Studie<br />
über deutsche Raumordnungsregionen allerdings zu dem Ergebnis, dass der Einfluss der Industriestruktur<br />
auf das Gründungsaufkommen zumindest nicht so hoch ist wie erwartet. Auch<br />
Strotmann (2005) gelangt zu dem Ergebnis, dass die Branchencharakteristika für die Erklärung<br />
des Gründungsaufkommens nur einen begrenzten Erklärungsbeitrag liefern.<br />
Mitunter werden auch Abhängigkeiten des Gründungsgeschehens von der Struktur des regionalen<br />
Dienstleistungssektors festgestellt. 29 So sehen Egeln et al. (1997) sowie Steil (1999) einen<br />
positiven Zusammenhang mit dem Anteil des Handels bzw. mit dem Anteil des gesamten<br />
Dienstleistungssektors. Letzteres deutet also darauf hin, dass Regionen mit einem hohen Tertiarisierungsgrad<br />
in der Tendenz eine höhere Gründungsintensität als andere Regionen aufweisen.<br />
In Zusammenhang mit der Frage nach einem möglichen Einfluss des Tertiarisierungsgrades auf<br />
die Beschäftigungsentwicklung ist außerdem der Aspekt von Interesse, dass die Beschäftigung<br />
im industriellen Sektor von der Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor abhängig<br />
sein kann. So könnte eine auf die Zunahme der tertiären Beschäftigung basierende Erweiterung<br />
des Dienstleistungsangebots die Produktionsbedingungen für die Industrieunternehmen so<br />
verbessern, dass diese ihre Beschäftigung ausbauen. In diesem Fall kommt zwischen dem Verarbeitenden<br />
Gewerbe und dem Dienstleistungssektor ein Komplementaritätsaspekt zum Tragen.<br />
Es sind jedoch auch Substitutionsphänomene denkbar. Vergeben Industrieunternehmen etwa<br />
einzelne Aufgaben, die sie bisher unternehmensintern erledigt haben im Rahmen von Outsourcingmaßnahmen<br />
an Unternehmensdienstleister, dann kommt es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen<br />
vom Verarbeitenden Gewerbe in den Dienstleistungssektor, wobei der Nettoeffekt<br />
auf die Gesamtbeschäftigung nicht eindeutig ist.<br />
29 Vergleiche hierzu auch die Studie von Brixy/Grotz (2006), die sich mit branchenspezifischen Aspekten<br />
der birth und survival rates befassen, wobei sie nach Dienstleistungssektor und Verarbeitendem<br />
Gewerbe differenzieren.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 73<br />
Hypothese<br />
Eine Erhöhung des Tertiarisierungsgrades, d.h. des Beschäftigungsanteils des Dienstleistungssektors,<br />
kann mit Beschäftigungseffekten im Verarbeitenden Gewerbe verbunden sein. In welche<br />
Richtung die entsprechenden Beschäftigungswirkungen gehen, lässt sich a priori nicht sagen.<br />
Entscheidend ist vielmehr, ob zwischen diesen Wirtschaftssektoren im konkreten Einzelfall<br />
Komplementaritäts- oder Substitutionalitätsaspekte zum Tragen kommen.<br />
Der Einfluss der Wirtschaftsstruktur auf die Beschäftigung erfolgt jedoch vielfach auch über das<br />
Gründungsgeschehen. So stellt eine Reihe von Studien bei der Frage nach der Höhe der Gründungsintensitäten<br />
auf die Zusammenhänge mit der eigenen Branche oder den anderen Branchen<br />
ab. 30 So weisen Bartik (1985) und Steil (1999) eine positive Korrelation zwischen der<br />
Gründungsintensität und dem Beschäftigungsanteil der eigenen Branche nach. Steil und Wolf<br />
(1997) stellen einen positiven Effekt des Beschäftigungsanteils der eigenen Branche über das<br />
Gründungsgeschehen hinaus auf das Beschäftigtenwachstum eines Unternehmens fest. Von<br />
Relevanz für das regionale Gründungsgeschehen scheint aber auch die Struktur außerhalb der<br />
entsprechenden Branche zu sein. So deuten etwa die von Herhoff (1995) oder Berger/Nerlinger<br />
(1997) durchgeführten Studien darauf hin, dass sich – außerhalb der eigenen Branche – spezialisierte<br />
Wirtschaftsstrukturen negativ auf die Gründungshäufigkeit auswirken (Steil 1999).<br />
Tassinopoulos (1998) kommt zu dem Ergebnis, dass bei der Erklärung unterschiedlicher regionaler<br />
Beschäftigungsentwicklungen insbesondere die sektorale Dynamik von Bedeutung ist. In<br />
diesem Zusammenhang zeigt Steil (1999), dass die Strukturkrise in bisher dominierenden Branchen,<br />
etwa dem Bergbau, die Gründungsintensität negativ beeinflussen. Damit kann sich die<br />
Branchenstruktur durchaus als prägend für den Erfolg oder Misserfolg von Regionen erweisen.<br />
Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass beispielsweise im Zollernalbkreis das sektorale<br />
Gewicht der Textilindustrie sehr hoch war und deren Strukturkrise die wirtschaftliche Entwicklung<br />
dieses Landkreises negativ beeinflusst hat. Vergleiche dazu die Shift-Share-Analyse in<br />
Krumm/Strotmann (2004b).<br />
Darüber hinaus gibt es aber auch Anzeichen dafür, dass eine heterogene Branchenstruktur für<br />
die regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung förderlich sein kann, beispielsweise<br />
weil sich die Unternehmen dann nicht gegenseitig die Arbeitskräfte wegnehmen. Zudem kann<br />
eine höhere Branchendifferenzierung die konjunkturelle Anfälligkeit mindern und das langfristige<br />
Risiko durch Strukturkrisen einzelner Branchen reduzieren (Steil 1999, Jacobs 1969). Letzteres<br />
30 In diesem Zusammenhang sei auf eine Studie von Dohse/Steude (2003) hingewiesen, die auf die<br />
Relevanz so genannter „Ko-Agglomerationen“ von Branchen-Paaren (z.B. Software und Telekommunikation)<br />
eingeht.
74 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
bestätigen auch die empirischen Ergebnisse von Steil (1999) für die Gründungsdynamik. Nerlinger<br />
(1997) findet ebenfalls einen negativen Effekt des Spezialisierungsmaßes außerhalb der<br />
technologieintensiven Wirtschaftszweige auf die Gründungsintensität in den technologieorientierten<br />
Branchen.<br />
Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die zwischen der Wirtschaftsstruktur und der regionalen<br />
Beschäftigungsentwicklung bzw. dem dortigen Gründungsgeschehen keine nennenswerten<br />
Zusammenhänge ausmachen können. So kommen z.B. Fritsch (1993 und 1994) zu dem Ergebnis,<br />
dass die Branchenstruktur auf das Gründungsgeschehen keinen signifikanten Einfluss hat.<br />
Die Feststellung von Steil und Wolf (1997) geht in diesem Zusammenhang sogar noch darüber<br />
hinaus, da sie nicht nur auf die gründungsinduzierte Beschäftigungswachstum, sondern auf das<br />
Beschäftigungswachstum als solches abstellen: Konkret folgern sie, dass die Branchenstruktur<br />
auf die regionale Beschäftigungsentwicklung keinen signifikanten Einfluss ausübt.<br />
4.4.2. Betriebsstrukturelle Determinanten<br />
In Zusammenhang mit der Frage des Einflusses der in einer Region gegebenen durchschnittlichen<br />
Betriebsgröße und der entsprechenden Beschäftigungsentwicklung kann man zunächst<br />
feststellen, dass Großunternehmen die Qualität bestimmter Standortfaktoren anders bewerten<br />
als KMUs bzw. eine andere Präferenz hinsichtlich der Bedeutung einzelner Standortfaktoren<br />
haben. So spielen aus der Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen Baubewilligungen, Umweltvorschriften<br />
und Energiekosten als Standortfaktoren eine meist größere Rolle als für Großunternehmen.<br />
Zudem sind KMUs stärker auf die räumliche Nähe zu öffentlichen Forschungseinrichtungen<br />
angewiesen, während dies für größere Unternehmen nicht so sehr gilt, da sie häufig über<br />
eigene FuE-Abteilungen verfügen. Großunternehmen können sich selbst leichter ein Umfeld<br />
schaffen, in dem sie für sich optimale Bedingungen vorfinden (Koellreuter und Eichler 2001).<br />
Damit ist die Wirkung regionaler Standortfaktoren bis zu einem gewissen Grad auch davon abhängig,<br />
ob die entsprechende Region eine eher klein- oder großbetriebliche Wirtschaftsstruktur<br />
aufweist. Ein zweites ist, dass Großunternehmen von elementarer Bedeutung für die Wachstumschancen<br />
einer Region sein können, weil sie in die überregionale Arbeitsteilung eingebunden<br />
sind und zudem über Zulieferketten Impulse in die Region ausstrahlen können (Blien et al.<br />
2001).<br />
Zu einem stark differenzierten Bild hinsichtlich der zu erwartenden Beschäftigungsbeiträge einzelner<br />
Betriebsgrößenklassen kommen Farhauer/Granato (2006). Entgegen der verbreiteten<br />
Vermutung seien nicht Kleinbetriebe die eigentlichen Hoffnungsträger für Beschäftigungszuwächse,<br />
sondern mittelgroße Betriebe. Zudem sei anzunehmen, dass die mit großen Betrieben<br />
verbundenen Abnahmen der Beschäftigung mit den sinkenden Transportkosten und der zuneh-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 75<br />
menden Globalisierung zusammenhängen. Beides könne den Produktionsprozess dahingehend<br />
verändern, dass Wertschöpfungsketten aufbrechen und die Fertigungstiefe abnimmt, was eine<br />
Verkleinerung der Betriebe zur Folge habe. Auch Strotmann (2000) zeigt für die badenwürttembergische<br />
Industrie, dass die Bedeutung kleiner und mittlerer Betriebe für die Beschäftigungsentwicklung<br />
zwar groß ist, häufig jedoch die Bedeutung größerer Betriebe unterschätzt<br />
wird, deren Arbeitsplätze im Zeitablauf oft stabiler sind.<br />
In den regionalökonomischen Studien wird die Betriebsgrößenstruktur als einer der wichtigsten<br />
Erklärungsfaktoren für die zu beobachtenden Unterschiede in der Gründungsdynamik gesehen.<br />
31 Dies bestätigen auch die meisten empirischen Untersuchungen (vgl. z.B. Nerlinger 1997,<br />
Steil 1999, Brixy und Niese 2003). Einen positiven Einfluss einer kleinbetrieblichen Wirtschaftsstruktur<br />
auf die allgemeine Unternehmensdynamik ermitteln Glaeser et al. (1992) für die USA.<br />
Studien zeigen, dass Gründer meistens aus kleinen Unternehmen stammen (Steil 1999), so<br />
dass in Regionen mit einem hohen Anteil an KMUs die Gründungswahrscheinlichkeiten und die<br />
damit verbundenen Beschäftigungspotenziale höher ausfallen als in anderen Regionen. Die höhere<br />
Gründungsneigung aus kleinen Unternehmen könnte zum einen darin begründet sein, dass<br />
in solchen Unternehmen die Löhne häufig geringer sind als in Großunternehmen, sodass ein<br />
höherer Anreiz zum Wechsel in die Selbständigkeit gegeben ist. Zum zweiten haben Mitarbeiter<br />
kleinerer Unternehmen in der Regel ein breiteres Aufgabenfeld, welches eher den Erwerb der<br />
zur Führung eines Unternehmens notwendigen Eigenschaften ermöglicht (Steil 1997).<br />
In der theoretischen und empirischen Literatur werden aber auch noch andere Zusammenhänge<br />
zwischen der regionalen Betriebsgrößenstruktur und dem betreffenden Beschäftigungspotenzial<br />
gesehen. Zunächst ist festzustellen, dass die Betriebsgrößenstruktur einen Indikator für die Höhe<br />
der Markteintrittsbarrieren darstellt. So verfügen Branchen mit einer höheren Mindestbetriebsgröße<br />
über ausgeprägtere Marktzutrittsschranken als Branchen mit einer geringeren Mindestgröße.<br />
Dies dokumentieren etwa Fritsch et al. (2004), die durchgehend einen signifikanten<br />
negativen Effekt der minimalen effizienten Betriebsgröße auf die Überlebensrate neu gegründeter<br />
Unternehmen nachweisen.<br />
Hypothese<br />
Regionen mit eher kleinbetrieblichen industriellen Betriebsgrößenstrukturen dürften eine tendenziell<br />
günstigere Beschäftigungsentwicklung aufweisen als Regionen mit eher großbetrieblichen<br />
Strukturen.<br />
31 Zu ausgewählten Aspekten, vgl. auch die neuere Untersuchung von Brixy/Grotz (2006, insbesondere<br />
S. 23).
76 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
5. Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />
und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen<br />
Aufbauend auf den theoretischen Überlegungen und der Darstellung der bisherigen empirischen<br />
Evidenz in Kapitel 4 wird in dem vorliegenden Kapitel zunächst im Rahmen deskriptiver bivariater<br />
Analysen untersucht, inwieweit sich für die baden-württembergischen Kreise zwischen der<br />
Beschäftigungsentwicklung bzw. den dahinter stehenden Bruttoströmen einerseits und bestimmten<br />
regionalen Standortfaktoren und anderen regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
andererseits statistische Zusammenhänge nachweisen lassen. Bivariate Korrelationsanalysen<br />
bieten die Möglichkeit, entsprechende Zusammenhänge anschaulich zu illustrieren<br />
und vermitteln mit Hilfe von Streudiagrammen einen Eindruck über die jeweilige Positionierung<br />
der in die Untersuchung einbezogenen baden-württembergischen Kreise. Es soll an dieser Stelle<br />
jedoch noch einmal ausdrücklich betont werden, dass man allein auf der Grundlage deskriptiver<br />
bivariater Analysen noch keine Rückschlüsse auf mögliche Kausalitäten zwischen den verschiedenen<br />
Variablen ziehen kann, da hierzu noch weitere Einflussfaktoren zu berücksichtigen<br />
wären, was dann im Rahmen der multivariaten Analyse in Kapitel 7 erfolgt.<br />
Die für die bivariate Analyse herangezogenen Beschäftigungsindikatoren stellen der Vorgehensweise<br />
in dieser Studie folgend nicht auf die Entwicklung der Beschäftigung auf Kreisebene<br />
insgesamt ab, sondern erfassen nur die Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe.<br />
Wenn in diesem Kapitel nachfolgend von Beschäftigungsentwicklung die Rede ist, geht es<br />
also immer um die Entwicklung der Beschäftigung im industriellen Sektor.<br />
Als Beschäftigungsindikator wird zunächst die so genannte „Veränderungsrate der Beschäftigung“<br />
(net employment change) verwendet. Diese ist als Differenz zwischen Jobschaffungs- und<br />
Jobabbaurate definiert (vgl. Abschnitt 3.1). Als Jobschaffungsrate wird dabei die Relation aus<br />
der Summe der in expandierenden, neu gegründeten und zugewanderten Unternehmen geschaffenen<br />
Arbeitsplätze zur Gesamtbeschäftigung bezeichnet, während bei der Jobabbaurate<br />
die Summe der in schrumpfenden, geschlossenen und abgewanderten Unternehmen abgebauten<br />
Arbeitsplätze auf die Gesamtbeschäftigung bezogen wird. Die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />
ist also die auf einen bestimmten Zeitraum bezogene, in Prozent ausgedrückte Nettobeschäftigungsänderung.<br />
Im Rahmen der nachstehenden Untersuchung wird also erörtert, inwieweit zwischen ausgewählten<br />
Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung statistisch signifikante Korrelationen<br />
zu Beschäftigungsindikatoren bestehen. Neben den Beschäftigungsindikatoren „Verän-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 77<br />
derungsrate der Beschäftigung“ (Nettobeschäftigungsentwicklung) sowie den Jobschaffungsund<br />
Jobabbauraten wird bei der Analyse an geeigneter Stelle auch auf Komponenten der beiden<br />
letztgenannten Größen abgestellt. Das ist im Hinblick auf die Jobschaffungsseite die Expansions-,<br />
die Gründungs- und die Zuwanderungsrate und in Bezug auf die Jobabbauseite die<br />
Schrumpfungs-, die Schließungs- und die Abwanderungsrate. Es wird beispielsweise also untersucht,<br />
ob bzw. in welcher Weise der Standortfaktor Lohnniveau mit der Gründungsrate korreliert,<br />
wobei die in Prozent ausgedrückte Gründungsrate die Zahl der durch Unternehmensneugründungen<br />
entstandenen Arbeitsplätze auf die Gesamtbeschäftigung bezieht. Insgesamt gelten<br />
damit folgende Zusammenhänge (vgl. Abschnitt 3.1):<br />
Veränderungsrate der Beschäftigung = Jobschaffungsrate - Jobabbaurate<br />
Jobschaffungsrate = Expansionsrate + Gründungsrate + Zuwanderungsrate<br />
Jobabbaurate = Schrumpfungsrate + Schließungsrate + Abwanderungsrate<br />
Als Determinanten der Beschäftigungsentwicklung werden der theoretischen Abhandlung und<br />
den formulierten Hypothesen in Kapitel 4 folgend zum einen einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />
der Input- und Outputseite, beispielsweise also der Faktor Arbeit mit der Ausprägung Lohnniveau<br />
herangezogen. Zum anderen werden auch solche Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />
verwendet, die nicht den Charakter von einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren haben,<br />
sondern siedlungs- und wirtschaftsstrukturelle Einflussgrößen darstellen. Wie die verschiedenen<br />
Standortfaktoren konkret anhand verfügbarer Daten operationalisiert werden, wird jeweils<br />
im Folgenden an Ort und Stelle erläutert. Einen Überblick über die verwendeten Variablen gibt<br />
Tabelle 5.1. 32,33<br />
Die Untersuchung wird für die baden-württembergischen Kreise in der Regel jeweils für zwei<br />
Dekaden, nämlich für die 1980er- und die 1990er-Jahre, durchgeführt. Dabei wird geprüft, in<br />
welcher Weise der Dekadendurchschnittswert eines Beschäftigungsindikators 34 , z.B. der Jobschaffungsrate,<br />
mit den Werten eines einzelwirtschaftlichen Standortfaktors oder einer anderen<br />
Determinante der Beschäftigungsentwicklung korreliert ist. Als entsprechende Werte der Standortfaktoren<br />
und der anderen Beschäftigungsdeterminanten werden nicht nur Dekadendurch-<br />
32 An dieser Stelle gilt unser herzlicher Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Statistischen<br />
Landesamt Baden-Württemberg für die Aufbereitung und die Bereitstellung der Daten.<br />
33 Eine Reihe von empirischen Studien, auf die in Kapitel 4 eingegangen wird, stellt bei den entsprechenden<br />
regionalen Standortfaktoren nicht auf die Kreisebene, sondern auf die Ebene der Raumordnungsregionen<br />
bzw. sogar der Bundesländer ab, für die im Vergleich zu der hier zugrunde gelegten<br />
Kreisebene eine bessere Datengrundlage gegeben ist.<br />
34 Bei der Berechnung der Dekadendurchschnittswerte der Beschäftigungsindikatoren bzw. dem Durchschnitt<br />
der jährlichen Wachstumsraten der betreffenden Dekade wurden aus konzeptionellen Gründen,<br />
da das System der Bruttoraten additiv ist, nicht das geometrische, sondern das arithmetische<br />
Mittel verwendet. Die inhaltlichen Schlussfolgerungen der weiteren Analysen sind jedoch gegenüber<br />
der Wahl des Mittelwertes weitestgehend stabil.
78 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
schnittswerte, sondern auch Dekadenanfangswerte herangezogen, da die einzelwirtschaftlichen<br />
Standortfaktoren bzw. anderen Beschäftigungsdeterminanten zum Teil erst mit einer gewissen<br />
zeitlichen Verzögerung auf das Beschäftigungsniveau einwirken. Durch das parallele Heranziehen<br />
von Dekadenanfangs- und Dekadendurchschnittswerten lassen sich die abgeleiteten Korrelationsergebnisse<br />
zudem eher auf ihre Stabilität hin prüfen. Im Rahmen dieses Kapitels wird also<br />
zum Beispiel untersucht, inwieweit in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise die durchschnittlichen<br />
Baulandpreise der 1990er-Jahre mit der durchschnittlichen Jobschaffungsrate der<br />
1990er-Jahre korrelieren.<br />
Tabelle 5.1: Liste der verwendeten Standortfaktoren und anderer Beschäftigungsdeterminanten<br />
Beschäftigungsdeterminante<br />
bzw. Standortfaktor<br />
Operationalisierung<br />
durch …<br />
Datenquelle<br />
Standortfaktor Boden Baulandpreis (in Euro pro qm) Stala<br />
Industriebaulandpreis (in Euro pro qm)<br />
Stala<br />
Standortfaktor Arbeit Monatslohn je Arbeiter (in Euro) Stala<br />
Monatsgehalt je Angestellter (in Euro)<br />
Stala<br />
Arbeitslosenquote (in % der abhängigen zivilen Erwerbspersonen) Stala<br />
Akademikerquote (Anteil Hochschulabgänger an SVP Beschäft.) Stala<br />
Geringqualifiziertenquote (Anteil Beschäftigte ohne Berufsabschluss<br />
Stala<br />
an SVP Beschäftigten, sowohl Gesamtwirtschaft als auch<br />
Verarbeitendes Gewerbe)<br />
Standortfaktor FuE-Ausstattung FuE-Personalintensität (Anteil FuE-Beschäftigte an SVP Beschäft.) Stala<br />
FuE-Ausgabenintensität (interne FuE-Ausgaben der Unternehmen Stala<br />
bezogen auf die Bruttowertschöpfung)<br />
Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />
Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle (in Minuten) BBR<br />
Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal (in Minuten)<br />
BBR<br />
Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen (in Minuten) BBR<br />
Kinderbetreuungsangebot (Kinderkrippe,- garten, -hort) –<br />
Stala<br />
jeweils als Platz-Kind-Relation<br />
Absatzmarktbezogene<br />
Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle (in Minuten) BBR<br />
Standortfaktoren<br />
Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal (in Minuten)<br />
BBR<br />
Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen (in Minuten) BBR<br />
Kaufkraft pro Kopf (in Euro)<br />
Stala<br />
Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw im Inland<br />
(ausgedrückt in Bevölkerungszahl)<br />
Prof.<br />
Eckey<br />
Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw im In- und<br />
Ausland (ausgedrückt in Bevölkerungszahl)<br />
Prof.<br />
Eckey<br />
Gewinnsteuerbezogene<br />
Gewerbesteuerhebesatz (in Prozent)<br />
Stala<br />
Standortfaktoren<br />
Urbanisationseffekte und Bevölkerungsdichte (in Einwohner pro km²)<br />
Stala<br />
Verdichtungsgrad<br />
Logarithmierte Einwohnerzahl<br />
Stala<br />
Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />
FuE-Ausgabenintensität der Nachbarkreise (interne FuE-Ausgaben<br />
der Unternehmen in den Nachbarkreisen bezogen auf die dortige<br />
Stala<br />
Lokalisationseffekte und<br />
Branchenkonzentration<br />
Betriebsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Bruttowertschöpfung)<br />
Branchenkonzentration (gemäß Herfindahl-Index )<br />
Tertiarisierungsgrad (Anteil der im Dienstleistungssektor<br />
Beschäftigten an den SVP Beschäftigten)<br />
Betriebsgröße (in Beschäftigtenzahlen)<br />
Exportquote (Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz<br />
im Verarbeitenden Gewerbe)<br />
Erläuterung: Stala – Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, BBR – Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung, Professor Dr. Eckey – Universität Kassel<br />
Quelle: IAW-Berechnungen<br />
Stala<br />
Stala<br />
Stala<br />
Stala
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 79<br />
In den folgenden Abschnitten 5.1 und 5.2 wird zunächst geprüft, welche Zusammenhänge sich<br />
zwischen einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren und der Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden<br />
Gewerbe nachweisen lassen. In den Abschnitten 5.3 und 5.4 wird dann die Korrelation<br />
mit anderen Determinanten der industriellen Beschäftigungsentwicklung behandelt. An dieser<br />
Stelle soll allerdings noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, dass allein auf der Grundlage<br />
der in diesem Kapitel durchgeführten bivariaten Analyse keine Rückschlüsse auf mögliche<br />
Kausalitäten zwischen verschiedenen Variablen gezogen werden können, da hierzu weitere<br />
Einflussgrößen zu berücksichtigen sind. Dies erfolgt in den multivariaten Analysen in Kapitel 7.<br />
5.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />
Von den einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren sollen als Erstes die inputbezogenen Faktoren<br />
zugrunde gelegt werden. Für diese wird in diesem Abschnitt der Zusammenhang zur industriellen<br />
Beschäftigungsentwicklung geprüft.<br />
5.1.1 Standortfaktor Boden<br />
Der Boden- bzw. Baulandpreis zählt zu den traditionellen Standortfaktoren. Deshalb wurde geprüft,<br />
ob ein statistisch gesicherter Zusammenhang zwischen den Kaufwerten für Bauland (pro<br />
Quadratmeter) und der industriellen Beschäftigungsentwicklung vorliegt.<br />
Tabelle 5.2:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen den Baulandpreisen (Dekadendurchschnittswerte)<br />
und der regionalen Beschäftigungsentwicklung, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Baulandpreise ( Dekadendurchschnittswerte)<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,35**<br />
(0,02)<br />
-0,37**<br />
(0,01)<br />
-0,44***<br />
(0,00)<br />
-0,36**<br />
(0,02)<br />
Jobschaffungsrate -0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,34**<br />
(0,03)<br />
-0,20<br />
(0,20)<br />
-0,04<br />
(0,80)<br />
Expansionsrate -0,45***<br />
(0,00)<br />
-0,43***<br />
(0,00)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
-0,25<br />
(0,11)<br />
Gründungsrate -0,21<br />
(0,17)<br />
-0,19<br />
(0,21)<br />
0,11<br />
(0,48)<br />
0,18<br />
(0,24)<br />
Zuwanderungsrate 0,06<br />
(0,70)<br />
0,41**<br />
(0,01)<br />
0,08<br />
(0,60)<br />
0,21<br />
(0,17)<br />
Jobabbaurate -0,03<br />
(0,86)<br />
0,10<br />
(0,53)<br />
0,35**<br />
(0,02)<br />
0,40**<br />
(0,01)<br />
Schrumpfungsrate -0,05<br />
(0,74)<br />
0,07<br />
(0,66)<br />
0,36**<br />
(0,02)<br />
0,43***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate -0,11<br />
(0,48)<br />
-0,09<br />
(0,57)<br />
0,04<br />
(0,80)<br />
0,08<br />
(0,60)<br />
Abwanderungsrate 0,54***<br />
(0,00)<br />
0,62***<br />
(0,00)<br />
0,57***<br />
(0,00)<br />
0,65***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: IAW-Berechnungen
80 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Kasten 2: Interpretation der Ergebnisse der Korrelationsanalysen<br />
In Tabelle 5.2 sind (wie auch in den folgenden Tabellen von Kapitel 5) u.a. so genannte Korrelationskoeffizienten<br />
vermerkt. Dabei werden zwei Typen unterschieden:<br />
Der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson ist ein Maß für die Richtung und die lineare Stärke<br />
eines Zusammenhangs zwischen zwei Variablen – hier für die Stärke des Zusammenhangs zwischen<br />
einem Beschäftigungsindikator (z.B. Nettobeschäftigungsänderung oder Expansionsrate) einerseits und<br />
einem regionalen Standortfaktor (z.B. Baulandpreis) andererseits. Der Koeffizienten liegt dabei im Werteintervall<br />
zwischen +1 und -1, wobei positive Werte auf einen positiven Zusammenhang und negative Werte<br />
auf einen negativen Zusammenhang zwischen den Variablen schließen lassen. Ist der Koeffizient „dem<br />
Betrage nach“ kleiner als 0,5, dann spricht man von „schwacher Korrelation“ (d.h., von einem nicht allzu<br />
stark ausgeprägten Zusammenhang zwischen zwei Variablen). Liegt der Koeffizient betragsmäßig im<br />
Wertebereich zwischen 0,5 und 0,8, so ist eine „mittlere Korrelation“ gegeben. Für Beträge zwischen 0,8<br />
und 1 spricht man von einer „starken Korrelation“. So bedeutet zum Beispiel in Tabelle 5.2 der (Bravais-<br />
Pearson-)Koeffizient bezüglich des Zusammenhangs zwischen der Nettobeschäftigungsänderung und<br />
den Baulandpreisen in den 1980er Jahren in Höhe von -0,35, dass es sich hier lediglich um eine „schwache<br />
Korrelation“ bzw. um einen schwach ausgeprägten Zusammenhang handelt und dass der entsprechende<br />
Zusammenhang „negativ“ ist, d.h. ein hohes Baulandpreisniveau geht mit einer negativen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
einher (und umgekehrt).<br />
Neben dem Korrelationskoeffizient von Bravais-Pearson sind auch jeweils entsprechende Rangkorrelationskoeffizient<br />
von Spearman angeführt. Seine Werte können entsprechend interpretiert werden, er ist<br />
jedoch deutlich weniger beeinflusst von extremen Ausprägungen einzelner Variablen, da er nicht die tatsächlichen<br />
Werte der Variablen, sondern nur deren „Ränge“ heranzieht.<br />
Obwohl es sich streng genommen bei den 44 Kreisen um die gesamte Population handelt, werden zur<br />
Orientierung dennoch unterhalb der Korrelationskoeffizienten die P-Werte für den Test, dass der Zusammenhang<br />
statistisch belastbar ist, angeführt. Der P-Wert kann etwas vereinfachend als die Irrtumswahrscheinlichkeit<br />
interpretiert werden, mit der die Korrelation als statistisch gesichert von Null verschieden<br />
gilt. Je kleiner also der P-Wert ist, desto statistisch gesicherter ist der Zusammenhang. Zur einfacheren<br />
Interpretation werden in den Tabellen die Korrelationskoeffizienten mit jeweils 3 Sternen versehen, wenn<br />
diese Irrtumswahrscheinlichkeit maximal 1% beträgt, mit 2 Sternen, wenn diese maximal bei 5% und mit<br />
einem Stern, wenn diese maximal bei 10% liegt.<br />
Die bivariate Analyse zeigt, dass in den baden-württembergischen Kreisen die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
im Durchschnitt in den 1980er- und 1990er-Jahren umso schlechter<br />
verlief, je höher die jeweiligen Bodenpreise waren (vgl. Tabelle 5.2). 35 Einer der Gründe dafür<br />
war der positive Zusammenhang zwischen Baulandpreisniveau und Abwanderungsrate, der<br />
nicht nur für die 1980er-, sondern auch für die 1990er-Jahre statistisch signifikant war. Die Gesamtentwicklung<br />
hinsichtlich der Industriebeschäftigung (net employment change) wurde also in<br />
beiden Dekaden vom positiven Zusammenhang der Baulandpreise mit der Abwanderungsrate,<br />
also von abwanderungsbedingten Beschäftigungsverlusten, getragen.<br />
35 Die Korrelationsergebnisse zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung bzw. ihrer Komponenten<br />
einerseits und den Baulandpreisen andererseits waren in qualitativer Hinsicht dieselben, ganz gleich,<br />
ob für die Baulandpreise die Dekadenanfangs- oder die Dekadendurchschnittswerte herangezogen<br />
wurden.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 81<br />
Abbildung 5.1: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsänderung und Baulandpreisen in den 1990er-<br />
Jahren (r PB =-0,44; p PB =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Als weitere Ursachen für die Entwicklung der Beschäftigung kamen hinzu: in den 1980er-Jahren<br />
der negative Zusammenhang zur Expansionsrate und in den 1990er-Jahren der positive Zusammenhang<br />
zur Schrumpfungsrate. Damit ist in den baden-württembergischen Kreisen mit<br />
relativ hohen Baulandpreisen die Beschäftigungsentwicklung in bestehenden Unternehmen nur<br />
unterdurchschnittlich gut bzw. überdurchschnittlich schlecht ausgefallen.<br />
Die für die Baulandpreise gemachten Feststellungen treffen im Grundsatz auch dann zu, wenn<br />
man nicht diese, sondern alternativ die Komponente „Industriebaulandpreise“ heranzieht (vgl.<br />
Tabelle 5.3). In diesem Fall kommt der Aspekt „einzelwirtschaftlicher Standortfaktor“ noch stärker<br />
zum Tragen, da nichtgewerbliche Baulandnutzungen hier nicht mehr mit einbezogen sind.
82 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Andererseits zeigt die lediglich geringfügige Abweichung bei den Untersuchungsergebnissen<br />
zwischen dem allgemeinen Baulandpreis und dem speziellen Industriebaulandpreis, dass auch<br />
andere Komponenten als der Industriebaulandpreis, die im Baulandpreis enthalten sind, zumindest<br />
als Aggregat ähnlich wie der generelle Baulandpreis wirken. In der entsprechenden Aggregatsgröße<br />
steckt auch der Preis für Wohnbauland, der insoweit ein indirekter Standortfaktor für<br />
die Unternehmen darstellt, als er über die Attraktivität als Wohnstandort für die Mitarbeiter von<br />
Unternehmen mit entscheidet.<br />
Tabelle 5.3:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Industriebaulandpreisen (Dekadendurchschnittswerte)<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Industriebaulandpreise (Dekadendurchschnittswerte)<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,25<br />
(0,11)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
-0,46***<br />
(0,00)<br />
Jobschaffungsrate -0,39**<br />
(0,01)<br />
-0,32**<br />
(0,04)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,12<br />
(0,44)<br />
Expansionsrate -0,41**<br />
(0,01)<br />
-0,35**<br />
(0,02)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
Gründungsrate -0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,21<br />
(0,18)<br />
0,02<br />
(0,89)<br />
0,23<br />
(0,14)<br />
Zuwanderungsrate 0,02<br />
(0,90)<br />
0,34**<br />
(0,03)<br />
-0,04<br />
(0,80)<br />
0,15<br />
(0,33)<br />
Jobabbaurate -0,12<br />
(0,45)<br />
-0,00<br />
(0,99)<br />
0,32**<br />
(0,04)<br />
0,48***<br />
(0,00)<br />
Schrumpfungsrate -0,11<br />
(0,48)<br />
-0,00<br />
(0,98)<br />
0,32**<br />
(0,03)<br />
0,50***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate 0,20<br />
(0,21)<br />
-0,14<br />
(0,38)<br />
0,06<br />
(0,69)<br />
0,13<br />
(0,38)<br />
Abwanderungsrate 0,44***<br />
(0,00)<br />
0,41**<br />
(0,01)<br />
0,43***<br />
(0,00)<br />
0,58***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Berücksichtigt man an dieser Stelle noch einmal explizit, dass sich die hier erörterte Beschäftigungsentwicklung<br />
nur auf den Bereich des Verarbeitenden Gewerbes bezieht, dann spiegeln<br />
sich in den betreffenden Ergebnissen die für die letzten Jahrzehnte allgemein beobachteten Zusammenhänge<br />
zwischen Industriebeschäftigung und Baulandpreisen (und damit indirekt der<br />
Verfügbarkeit von Gewerbeflächen) wider. So zeigen andere empirische Untersuchungen, dass<br />
in den letzten Jahren gerade flächenintensive Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes aus den<br />
Agglomerationsräumen abgewandert sind. Dies erklärt die hier beobachtete hohe Abwanderungsrate,<br />
d.h. die hohen Beschäftigungsverluste durch die Abwanderung von Industriebetrieben,<br />
in Kreisen mit hohem Baulandpreisniveau.<br />
Die bivariate Analyse hat insgesamt also gezeigt, dass in den 1980er- und 1990er-Jahren in<br />
baden-württembergischen Kreisen hohe Baulandpreise mit einer eher ungünstigen Nettobe-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 83<br />
schäftigungsentwicklung einhergingen. Daraus darf allerdings nicht unmittelbar gefolgert werden,<br />
dass die hohen Bodenpreise diese Beschäftigungsbilanz (mit)verursacht hätten. Vielmehr<br />
bleibt die Frage, nach einer entsprechenden Kausalität der abschließenden in Kapitel 7 angeführten<br />
multivariaten Analyse vorbehalten. Die entsprechende Untersuchung wird dabei zu dem<br />
Ergebnis gelangen, dass die Baulandpreise zu den zwischen baden-württembergischen Kreisen<br />
festzustellenden Unterschieden in der Beschäftigungsentwicklung keinen wesentlichen Erklärungsbeitrag<br />
leisten.<br />
5.1.2 Standortfaktor Arbeit<br />
Auch die Arbeitskosten gelten als traditioneller Standortfaktor. Vor diesem Hintergrund wurde<br />
zunächst geprüft, welche Zusammenhänge sich für die baden-württembergischen Kreise zwischen<br />
dem durchschnittlichen Monatslohn je Arbeiter und der Beschäftigungsentwicklung feststellen<br />
lassen.<br />
Tabelle 5.4:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Monatslohn je Arbeiter (Dekadendurchschnitte) und<br />
verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />
und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Monatslohn je Arbeiter (Dekadendurchschnitte)<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,20<br />
(0,20)<br />
-0,22<br />
(0,15)<br />
-0,17<br />
(0,26)<br />
0,22<br />
(0,15)<br />
Jobschaffungsrate -0,60***<br />
(0,00)<br />
-0,66***<br />
(0,00)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,31**<br />
(0,04)<br />
Expansionsrate -0,57***<br />
(0,00)<br />
-0,61***<br />
(0,00)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
Gründungsrate -0,46***<br />
(0,00)<br />
-0,58***<br />
(0,00)<br />
0,14<br />
(0,37)<br />
0,15<br />
(0,33)<br />
Zuwanderungsrate -0,10<br />
(0,50)<br />
-0,8<br />
(0,62)<br />
0,02<br />
(0,90)<br />
0,01<br />
(0,97)<br />
Jobabbaurate -0,49***<br />
(0,00)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
-0,01<br />
(0,95)<br />
0,01<br />
(0,93)<br />
Schrumpfungsrate -0,34**<br />
(0,02)<br />
-0,35**<br />
(0,02)<br />
0,12<br />
(0,42)<br />
0,19<br />
(0,22)<br />
Schließungsrate -0,61***<br />
(0,00)<br />
-0,66***<br />
(0,00)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
Abwanderungsrate 0,14<br />
(0,38)<br />
0,21<br />
(0,17)<br />
0,16<br />
(0,30)<br />
0,28*<br />
(0,06)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Es zeigt sich, dass in den 1980er- und 1990er-Jahren zwischen der durchschnittlichen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
und dem durchschnittlichen Lohnniveau kein signifikanter bivariater<br />
Zusammenhang bestand (vgl. Tabelle 5.4). Dies scheint auf den ersten Blick die theoretische<br />
Überlegung zu stützen, wonach die Löhne eine ambivalente Wirkung auf die Beschäftigung<br />
ausüben, weil sie nicht nur einen Kostenfaktor, sondern über den Kaufkrafteffekt auch einen
84 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
nachfragedeterminierenden Faktor darstellen. Da es in dem hier vorliegenden Fall aber ausschließlich<br />
um die Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe geht und die Nachfrage<br />
nach Industriegütern nicht allzu stark von der regionalen Kaufkraft abhängig ist, dürfte der<br />
zweite Aspekt für die Erklärung des Sachverhalts jedoch kaum relevant sein. Der Grund für den<br />
nichtsignifikanten Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Lohnniveau<br />
lag insbesondere darin, dass das Lohnniveau in beiden Dekaden nicht nur mit der Expansionsrate,<br />
sondern auch mit der Schließungsrate negativ korreliert war. Damit wirkten diese beiden<br />
Beschäftigungskomponenten in entgegengesetzter Richtung.<br />
Bei den durchschnittlichen Monatsgehältern der Angestellten lag zwar auch eine negative Korrelation<br />
mit der Expansionsrate vor, ansonsten ergaben sich jedoch einige Abweichungen zur Wirkung<br />
der für Arbeiter zu zahlenden Löhne (vgl. Tabelle 5.5).<br />
Tabelle 5.5:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Monatsgehalt je Angestelltem (Dekadendurchschnittswerte)<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />
Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Monatsgehalt je Angestelltem (Dekadendurchschnittswerte)<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,23<br />
(0,14)<br />
-0,25<br />
(0,11)<br />
-0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,42**<br />
(0,01)<br />
Jobschaffungsrate -0,62***<br />
(0,00)<br />
-0,64***<br />
(0,00)<br />
-0,23<br />
(0,13)<br />
-0,20<br />
(0,20)<br />
Expansionsrate -0,61***<br />
(0,00)<br />
-0,62***<br />
(0,00)<br />
-0,48***<br />
(0,00)<br />
-0,44***<br />
(0,00)<br />
Gründungsrate -0,42**<br />
(0,01)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
0,32**<br />
(0,03)<br />
0,37**<br />
(0,01)<br />
Zuwanderungsrate -0,13<br />
(0,41)<br />
-0,00<br />
(0,98)<br />
-0,13<br />
(0,39)<br />
-0,09<br />
(0,55)<br />
Jobabbaurate -0,47***<br />
(0,00)<br />
-0,42***<br />
(0,00)<br />
0,28*<br />
(0,06)<br />
0,33**<br />
(0,03)<br />
Schrumpfungsrate -0,33**<br />
(0,03)<br />
-0,28*<br />
(0,06)<br />
0,41**<br />
(0,01)<br />
0,49***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate -0,60***<br />
(0,00)<br />
-0,58***<br />
(0,00)<br />
-0,20<br />
(0,19)<br />
-0,18<br />
(0,25)<br />
Abwanderungsrate 0,08<br />
(0,61)<br />
0,21<br />
(0,17)<br />
0,20<br />
(0,19)<br />
0,20<br />
(0,19)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Besonders interessant erscheinen gewisse „Vorzeichenwechsel“ zwischen den Dekaden. Während<br />
in den 1980er-Jahren die Monatsgehälter der Angestellten mit der Gründungs- und der<br />
Schrumpfungsrate jeweils negativ korreliert waren, zeigte sich in den 1990er-Jahren jeweils eine<br />
positive Korrelation (vgl. Abbildung 5.2). Der im Zeitablauf nicht stabile Zusammenhang zwischen<br />
der Gehaltshöhe und der Gründungsrate bestätigt in der deskriptiven Analyse die uneinheitlichen<br />
Befunde, die in anderen empirischen Untersuchungen hinsichtlich der Wirkung von<br />
Arbeitskosten auf das Gründungsverhalten dokumentiert sind.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 85<br />
Abbildung 5.2: Zusammenhang zwischen Schrumpfungsrate und Gehaltshöhe in den 1990er Jahren<br />
(r PB =0,41; p PB =0,01)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Insgesamt ergab sich in beiden Dekaden zwischen dem Gehaltsniveau und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
ein negativer Zusammenhang, der allerdings nur in den 1990er-Jahren statistisch<br />
signifikant war. 36 D.h., in der betreffenden Dekade verlief in den baden-württembergischen<br />
Kreisen die (Netto)Beschäftigungsentwicklung tendenziell umso schlechter, je höher das dortige<br />
Gehaltsniveau war. 37<br />
36 Die entsprechende Aussage gilt für den Fall, dass für die Monatsgehälter die Dekadendurchschnittswerte<br />
herangezogen werden. Bei Verwendung der Dekadenanfangswerte war auch in den 1980er-<br />
Jahren eine gewisse statistische Signifikanz gegeben (allerdings nur in Bezug auf Spearman).<br />
37 Die multivariate Analyse (Kapitel 7) kommt zu dem Ergebnis, dass überdurchschnittlich hohe Angestelltengehälter<br />
eine der Ursachen für eine regional vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung<br />
im Verarbeitenden Gewerbe war.
86 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Als Bestimmungsgröße für die Beschäftigungsentwicklung in einem Wirtschaftsraum gilt auch<br />
das dort vorherrschende Ausmaß an Arbeitslosigkeit, wenngleich die Wirtschaftstheorie durchaus<br />
unterschiedliche Wirkungszusammenhänge sieht. Unter anderem steht eine hohe Arbeitslosigkeit<br />
für eine Kaufkraftschwäche, gleichzeitig aber auch für ein eher niedriges Lohnniveau und<br />
damit geringe Arbeitskosten. Nimmt man diese und andere Wirkungskanäle, wie z.B. die Abhängigkeit<br />
des Gründungsaufkommens vom Niveau der regionalen Arbeitslosigkeit, dann kann<br />
die Höhe der Arbeitslosigkeit die Beschäftigungsentwicklung in unterschiedliche Richtungen<br />
beeinflussen.<br />
Für die baden-württembergischen Kreise zeigt die Untersuchung einen deutlich negativen Zusammenhang<br />
zwischen der Arbeitslosenquote und der Nettobeschäftigungsentwicklung 38 , der in<br />
den 1990er-Jahren im Vergleich zur Vordekade noch stärker und noch signifikanter ausgeprägt<br />
war (vgl. Tabelle 5.6 und Abbildung 5.3).<br />
Tabelle 5.6:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote (Dekadendurchschnittswerte) und<br />
verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />
und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Arbeitslosenquote (Dekadendurchschnittswerte)<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,52***<br />
(0,00)<br />
-0,53***<br />
(0,00)<br />
Jobschaffungsrate -0,29*<br />
(0,06)<br />
-0,20<br />
(0,20)<br />
-0,16<br />
(0,30)<br />
-0,24<br />
(0,12)<br />
Expansionsrate -0,42**<br />
(0,01)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,36**<br />
(0,02)<br />
-0,39**<br />
(0,01)<br />
Gründungsrate 0,07<br />
(0,63)<br />
0,10<br />
(0,53)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
0,15<br />
(0,32)<br />
Zuwanderungsrate -0,04<br />
(0,82)<br />
-0,09<br />
(0,54)<br />
-0,12<br />
(0,44)<br />
-0,17<br />
(0,28)<br />
Jobabbaurate 0,18<br />
(0,25)<br />
0,11<br />
(0,48)<br />
0,46***<br />
(0,00)<br />
0,41**<br />
(0,01)<br />
Schrumpfungsrate 0,25<br />
(0,11)<br />
0,14<br />
(0,38)<br />
0,48***<br />
(0,00)<br />
0,48***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate 0,01<br />
(0,94)<br />
0,04<br />
(0,82)<br />
0,21<br />
(0,18)<br />
0,15<br />
(0,34)<br />
Abwanderungsrate -0,12<br />
(0,43)<br />
-0,13<br />
(0,39)<br />
0,26*<br />
(0,09)<br />
0,10<br />
(0,50)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Dies bedeutet, dass die Beschäftigungsentwicklung in denjenigen Kreisen, die ohnehin schon<br />
über eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit zu klagen hatten, die Beschäftigungsentwicklung<br />
auch noch ungünstiger verlief als in den anderen Kreisen.<br />
38 Bei Verwendung der Dekadenanfangswerte war für die 1980er-Jahre in Bezug auf Spearman allerdings<br />
keine statistische Signifikanz gegeben.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 87<br />
Abbildung 5.3: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsänderung und Arbeitslosenquote in den<br />
1990er-Jahren (r PB =-0,52; p PB =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
In beiden Dekaden signifikant war der negative Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote<br />
und Expansionsrate. Dazu kam in den 1990er-Jahren „verschärfend“ eine hoch signifikante positive<br />
Korrelation zur Schrumpfungsrate hinzu. Insofern wurden in den 1990er-Jahren in badenwürttembergischen<br />
Kreisen mit relativ hoher Arbeitslosigkeit die vergleichsweise ungünstige<br />
Beschäftigungsentwicklung insbesondere von der Entwicklung in bestehenden Unternehmen<br />
determiniert, und zwar in der Weise, dass diese im Vergleich zu Unternehmen in Kreisen mit<br />
niedrigerer Arbeitslosigkeit von der Jobschaffung nur unterdurchschnittlich und vom Jobabbau<br />
überdurchschnittlich betroffen waren. Dagegen hatten Neugründungen und Betriebsschließungen<br />
sowie Zu- und Abwanderungen von Unternehmen keinen so starken Einfluss auf die Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
in den Kreisen.
88 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Während die wirtschaftswissenschaftliche Theorie und Empirie – wie erwähnt – zu keinem einheitlichen<br />
Ergebnis hinsichtlich des Richtungszusammenhangs zwischen Arbeitslosenquote und<br />
Beschäftigungsentwicklung kommt, zeigt sich im vorliegenden Fall der baden-württembergischen<br />
Kreise für die 1980er- und 1990er-Jahre ein ausgeprägt negativer Zusammenhang. Insofern<br />
könnte man zunächst vermuten, dass in diesem Fall gerade der mit einer hohen Arbeitslosigkeit<br />
verbundene Faktor „Nachfrageschwäche“ eine Rolle gespielt hat. Allerdings ist in diesem<br />
Zusammenhang zu bedenken, dass es in der vorliegenden Studie speziell um die Entwicklung<br />
der Beschäftigung im industriellen Sektor geht. Insoweit spielen aber die durch Arbeitslosigkeit<br />
verursachten Kaufkraftverluste eine geringere bzw. eine lediglich indirektere Rolle als wenn es<br />
um den Dienstleistungssektor ginge.<br />
Wichtig ist hier erneut, dass der bei der bivariaten Untersuchung festgestellte negative Zusammenhang<br />
zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Arbeitslosenquote nicht als Kausalitätsbeziehung<br />
interpretiert werden darf. Dies verdeutlicht der abschließende Befund der statistisch<br />
„robusteren“ multivariaten Analyse in Kapitel 7, die keinen Einfluss der Arbeitslosenquote<br />
auf die Beschäftigungsentwicklung feststellen konnte.<br />
Die Beschäftigungsentwicklung wird auch durch das Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer mitbestimmt.<br />
39 Vor diesem Hintergrund wurde als einer der Indikatoren für berufliche Qualifikation<br />
die so genannte Akademikerquote herangezogen, die den Anteil der Hochschulabgänger an den<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten abbildet. 40 Da die entsprechende Statistik in Bezug<br />
auf die räumliche Zuordnung der Beschäftigten nicht auf den Ort des Wohnsitzes, sondern den<br />
des Arbeitsplatzes abstellt, bildet die Akademikerquote eines Kreises genau genommen also<br />
den Anteil der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ab, der von Hochschulabgängern<br />
besetzt ist.<br />
Die Analyse für die baden-württembergischen Kreise zeigt für beide Dekaden einen hochsignifikanten<br />
negativen Zusammenhang zwischen Akademikerquote und industrieller Beschäftigungs-<br />
39 Bei den Indikatoren für das Qualifikationsniveau der Beschäftigten (Akademikerquote bzw. Geringqualifiziertenquote)<br />
wurde jeweils auf das entsprechende Qualifikationsniveau aller Beschäftigten<br />
abgestellt, und nicht auf das der Beschäftigten im industriellen Bereich. Dies lag daran, dass für die<br />
baden-württembergischen Kreise für das Verarbeitende Gewerbe entsprechende Qualifikationsdaten<br />
nur für die 1990er-Jahre vollständig zur Verfügung standen, während sektorenübergreifende Daten<br />
sowohl für die 1980er- als auch die 1990er-Jahre und damit den gesamten Betrachtungszeitraum verfügbar<br />
waren. Diese Vorgehensweise ist aber problemlos, weil sich für die 1990er-Jahre eine sehr<br />
starke positive Korrelation zwischen der Akademikerquote der „Beschäftigten insgesamt“ und der<br />
entsprechenden Quote der industriellen Beschäftigten zeigte, so dass die weiteren Ergebnisse hier<br />
nicht von der Wahl des Indikators abhängen. Dasselbe ergab sich für die Geringqualifiziertenquote.<br />
40 Die Korrelationsberechnungen zur Akademikerquote führten zu denselben qualitativen Ergebnissen,<br />
unabhängig davon, ob für diese Quote die Dekadenanfangs- oder die Dekadendurchschnittswerte herangezogen<br />
wurden.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 89<br />
entwicklung auf Kreisebene (vgl. Tabelle 5.7). Dies bedeutet, dass sich diejenigen Kreise, die<br />
über einen hohen Akademikeranteil bzw. über einen hohen Anteil an hochqualifizierten Arbeitsplätzen<br />
verfügen bei der Nettobeschäftigungsentwicklung vergleichsweise schlecht abgeschnitten<br />
haben. Dieser deskriptive Befund scheint im Widerspruch zu der in Theorie und Empirie weit<br />
verbreiteten These zu stehen, dass ein hohes Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer die arbeitsmarktliche<br />
Entwicklung begünstigt. Allerdings bedeutet das hier abgeleitete Ergebnis nur,<br />
dass in baden-württembergischen Kreisen mit hohem Akademikeranteil eine eher ungünstige<br />
Arbeitsmarktentwicklung zu verzeichnen war. Der üblicherweise als Standortvorteil einzustufende<br />
Umstand „hohe Akademikerquote“ dürfte damit von Standortnachteilen überlagert worden<br />
sein, welche die bivariate Analyse nicht mit erfassen konnte.<br />
Tabelle 5.7:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Akademikerquote (Dekadendurchschnittswerte) und<br />
verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />
und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Akademikerquote – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,41**<br />
(0,01)<br />
-0,44***<br />
(0,00)<br />
-0,44***<br />
(0,00)<br />
-0,40**<br />
(0,01)<br />
Jobschaffungsrate -0,57***<br />
(0,00)<br />
-0,62***<br />
(0,00)<br />
-0,10<br />
(0,53)<br />
-0,08<br />
(0,61)<br />
Expansionsrate -0,62***<br />
(0,00)<br />
-0,64***<br />
(0,00)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
Gründungsrate -0,23<br />
(0,13)<br />
-0,44***<br />
(0,00)<br />
0,42**<br />
(0,01)<br />
0,34**<br />
(0,02)<br />
Zuwanderungsrate -0,02<br />
(0,91)<br />
0,09<br />
(0,54)<br />
-0,06<br />
(0,70)<br />
0,00<br />
(1,00)<br />
Jobabbaurate -0,11<br />
(0,46)<br />
-0,14<br />
(0,36)<br />
0,42**<br />
(0,01)<br />
0,45***<br />
(0,00)<br />
Schrumpfungsrate -0,07<br />
(0,64)<br />
-0,12<br />
(0,45)<br />
0,46***<br />
(0,00)<br />
0,50***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate -0,21<br />
(0,18)<br />
-0,20<br />
(0,18)<br />
0,00<br />
(0,99)<br />
-0,03<br />
(0,87)<br />
Abwanderungsrate 0,20<br />
(0,19)<br />
0,31**<br />
(0,04)<br />
0,53***<br />
(0,00)<br />
0,50***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Der festgestellte negative Zusammenhang zwischen Akademikerquote und Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
wurde in beiden Dekaden von einem entsprechenden Zusammenhang zur<br />
Expansionsrate „getragen“. D.h., dass in den Kreisen mit einem relativ hohen Anteil an Akademikerarbeitsplätzen<br />
der Beschäftigungsaufbau in den expandierenden Untenehmen nur unterdurchschnittlich<br />
ausfiel. Daneben ergab sich in den 1990er-Jahren jedoch ein positiver Zusammenhang<br />
zwischen Akademikerquote und Gründungsrate (vgl. Abbildung 5.4). Dies hätte zusammen<br />
mit dem zuvor angeführten Effekt tendenziell bewirkt, dass zwischen Akademikerquote<br />
und Nettobeschäftigungsentwicklung weder eine positive noch eine negative Korrelation vorliegt.
90 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Da nun allerdings zusätzlich hochsignifikante positive Korrelationen zwischen Akademikerquote<br />
und der Schließungs- sowie der Abwanderungsrate hinzukamen, führte dies „per Saldo“ auch in<br />
den 1990er-Jahren zum bereits erwähnten negativen Zusammenhang zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
und der Akademikerquote.<br />
Abbildung 5.4: Zusammenhang zwischen Gründungsrate und Akademikerquote (1990er-Jahre)<br />
(r BP = 0,419, p BP =0,005)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Betrachtet man den Sachverhalt aus einem anderen Blickwinkel, dann kann man feststellen,<br />
dass der negative Zusammenhang zwischen Akademikerquote und Nettobeschäftigungsänderung<br />
in den 1980er-Jahren insbesondere von der Jobschaffungsseite „getragen“ wurde, in den<br />
1990er-Jahren dagegen von der Jobabbauseite.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 91<br />
Zusätzlich zur Akademikerquote wurde als Qualifikationsindikator auch noch die Geringqualifiziertenquote<br />
herangezogen. 41 Diese misst den Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />
der keinen Berufsabschluss hat bzw. den entsprechenden Arbeitsplatzanteil. 42 Hier<br />
zeigt sich für die 1980er-Jahre eine marginale Signifikanz für einen schwach positiven Zusammenhang<br />
zwischen Geringqualifiziertenanteil und Beschäftigungsentwicklung (vgl. Tabelle 5.8).<br />
Tabelle 5.8:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen Geringqualifiziertenquote (Dekadendurchschnitte)<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Geringqualifiziertenquote – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,26*<br />
(0,09)<br />
0,25<br />
(0,10)<br />
0,14<br />
(0,38)<br />
0,08<br />
(0,62)<br />
Jobschaffungsrate 0,40**<br />
(0,01)<br />
0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,05<br />
(0,77)<br />
-0,04<br />
(0,81)<br />
Expansionsrate 0,38**<br />
(0,01)<br />
0,36**<br />
(0,02)<br />
0,15<br />
(0,32)<br />
0,16<br />
(0,29)<br />
Gründungsrate 0,29*<br />
(0,05)<br />
0,33**<br />
(0,03)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,17<br />
(0,28)<br />
Zuwanderungsrate -0,02<br />
(0,90)<br />
-0,21<br />
(0,17)<br />
-0,12<br />
(0,45)<br />
-0,03<br />
(0,85)<br />
Jobabbaurate 0,11<br />
(0,47)<br />
0,15<br />
(0,33)<br />
-0,18<br />
(0,24)<br />
-0,11<br />
(0,46)<br />
Schrumpfungsrate 0,16<br />
(0,29)<br />
0,22<br />
(0,16)<br />
-0,19<br />
(0,22)<br />
-0,16<br />
(0,30)<br />
Schließungsrate 0,05<br />
(0,73)<br />
0,13<br />
(0,39)<br />
0,10<br />
(0,54)<br />
0,12<br />
(0,43)<br />
Abwanderungsrate -0,39**<br />
(0,01)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
-0,63***<br />
(0,00)<br />
-0,58***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
In Baden-Württemberg gab es also in den 1980er-Jahren eine gewisse, wenn auch nicht ausgeprägte<br />
Tendenz, dass die Kreise mit einem hohen Anteil an Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte<br />
eine bessere Beschäftigungsentwicklung vorweisen konnten als die anderen Kreise. Dies lag<br />
daran, dass die Geringqualifiziertenquote positiv mit der Expansions- und der Gründungsrate<br />
korreliert war und zusätzlich eine negative Korrelation mit der Abwanderungsrate vorlag (vgl.<br />
Abbildung 5.5). Bei der Interpretation dieser Ergebnisse der bivariaten Analyse ist jedoch zu<br />
bedenken, dass sich in dieser Korrelation auch die Tatsache niederschlagen könnte, dass Kreise<br />
mit einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt es besser schaffen, einen höheren Anteil gering<br />
Qualifizierter zu beschäftigen. Insofern wurde im weiteren Verlauf der Studie im Rahmen der<br />
multivariaten Analyse dieses Zwischenergebnis noch einmal hinterfragt, und zwar indem ergän-<br />
41 Die Korrelationsberechnungen zur Geringqualifiziertenquote führten zu denselben qualitativen Ergebnissen,<br />
unabhängig davon, ob für diese Quote die Dekadenanfangs- oder Dekadendurchschnittswerte<br />
herangezogen wurden.<br />
42 Zur analytischen Zerlegung der Geringqualifiziertenquote in eine arbeitsmarktliche und eine potenzialbezogene<br />
Komponente vgl. Krumm/Strotmann (2004b).
92 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
zend die Zeitstruktur berücksichtigt wurde. Bei der entsprechenden Untersuchung in Kapitel 7<br />
zeigt sich dann, dass sich die Hypothese einer mit besserer regionaler Humankapitalaustattung<br />
vorteilhafteren Beschäftigungsentwicklung tendenziell bestätigen lässt.<br />
Abbildung 5.5: Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate und Geringqualifiziertenquote (1990er-Jahre)<br />
(r BP = -0,64, p BP =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Das hinsichtlich der Abwanderungsrate der 1980er-Jahre gewonnene Ergebnis lässt sich auch<br />
für die 1990er-Jahre feststellen, und zwar in noch stärkerer Form. D.h. auch in dieser Dekade<br />
fielen die durch Firmenabwanderung verursachten Arbeitsplatzverluste in denjenigen Kreisen<br />
tendenziell niedriger aus, die unter ihren Arbeitnehmern einen hohen Anteil an Ungelernten hatten.<br />
Für die Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes konnte für die 1990er-Jahre jedoch<br />
kein signifikanter Zusammenhang mit der Geringqualifiziertenquote festgestellt werden.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 93<br />
5.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />
Die Verfügbarkeit von Kapazitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) wird ein zunehmend<br />
bedeutender Standortfaktor. Dies gilt in besonderem Maße für Deutschland speziell auch für<br />
Baden-Württemberg, wo die Unternehmen aufgrund hoher Arbeits- und Steuerkosten fast nur<br />
noch bei technologisch hochwertigen Produkten international wettbewerbsfähig sein können. 43<br />
Entsprechende Produkte setzen allerdings regelmäßige Innovationen voraus, die ohne eine hinreichende<br />
Ausstattung mit FuE-Ressourcen nicht realisierbar wären.<br />
Ein Indikator zur Messung der Ausstattung mit Forschungsinfrastruktur ist die FuE-Personalintensität.<br />
44 Diese bezieht die Zahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Mitarbeiter<br />
auf die Gesamtbeschäftigtenzahl. 45 In der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie wird in der<br />
Regel davon ausgegangen, dass ein hoher Anteil an FuE-Beschäftigten die Wirtschafts- und<br />
damit die Beschäftigungsentwicklung begünstigt. Für Baden-Württemberg zeigt die vorliegende<br />
bivariate Analyse allerdings, dass gerade diejenigen Kreise, die in den 1980er- und 1990er-<br />
Jahren über einen hohe FuE-Personalintensität verfügten bei der Beschäftigungsentwicklung<br />
tendenziell schlechter abschnitten als andere Kreise (vgl. Tabelle 5.9). 46<br />
Der Grund für die eher ungünstige Beschäftigungsentwicklung der forschungsintensiven Kreise<br />
ist in der ersten Dekade des Betrachtungszeitraums in einer vergleichsweise schwachen Expansionsrate<br />
zu sehen. In den 1990er-Jahren lag die Ursache dagegen eindeutig auf der Jobabbauseite.<br />
Hier hatten die Kreise mit einem hohen FuE-Personalanteil im Vergleich zu anderen<br />
überproportionale Arbeitsplatzverluste durch Unternehmensschrumpfung und Firmenabwanderung<br />
zu beklagen.<br />
43 Vgl. Krumm/Strotmann (2004a).<br />
44 Zur FuE-Personalintensität und deren „Einfluss“ auf die Patentintensität (Patentanmeldungen bezogen<br />
auf Beschäftigtenzahl) in ausgewählten baden-württembergischen Regionen, vgl. Krumm/Strotmann<br />
(2004b).<br />
45 In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in Baden-Württemberg im Jahr 2001 etwa 92% der<br />
FuE-Ressourcen der Wirtschaft auf das Verarbeitende Gewerbe entfielen (Statistisches Landesamt<br />
Baden-Württemberg 2004).<br />
46 Werden bei der FuE-Personalintensität nicht Dekadendurchschnitts-, sondern Dekadenanfangswerte<br />
herangezogen, dann ergibt sich für die 1980er-Jahre zwar auch eine negative Korrelation, die jedoch<br />
nicht statistisch signifikant ist.
94 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Tabelle 5.9:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen FuE-Personalintensität (Dekadendurchschnitte) und<br />
verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />
und Spearman (P-Werte in Klammer)<br />
FuE-Beschäftigungsintensität – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,42**<br />
(0,01)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,35**<br />
(0,02)<br />
Jobschaffungsrate -0,16<br />
(0,31)<br />
-0,02<br />
(0,18)<br />
0,09<br />
(0,54)<br />
0,01<br />
(0,96)<br />
Expansionsrate -0,26*<br />
(0,09)<br />
-0,28*<br />
(0,06)<br />
-0,08<br />
(0,62)<br />
-0,21<br />
(0,16)<br />
Gründungsrate 0,08<br />
(0,62)<br />
-0,11<br />
(0,47)<br />
0,28*<br />
(0,06)<br />
0,20<br />
(0,19)<br />
Zuwanderungsrate 0,16<br />
(0,30)<br />
0,29*<br />
(0,06)<br />
0,05<br />
(0,75)<br />
0,01<br />
(0,93)<br />
Jobabbaurate 0,18<br />
(0,23)<br />
0,26<br />
(0,10)<br />
0,40**<br />
(0,01)<br />
0,47***<br />
(0,00)<br />
Schrumpfungsrate 0,18<br />
(0,25)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
0,35**<br />
(0,02)<br />
0,42***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate 0,08<br />
(0,61)<br />
0,17<br />
(0,27)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
0,17<br />
(0,28)<br />
Abwanderungsrate 0,07<br />
(0,67)<br />
0,16<br />
(0,31)<br />
0,42***<br />
(0,00)<br />
0,39**<br />
(0,01)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
An dieser Stelle sei allerdings davor gewarnt, in den im Rahmen der bivariaten Analyse festgestellten<br />
Zusammenhang zwischen FuE-Personalintensität und Beschäftigungsentwicklung eine<br />
Kausalitätsbeziehung hinein zu interpretieren. Entsprechende Aussagen zu möglichen Kausalitäten<br />
zwischen Variablen kann die bivariate Analyse nämlich nicht liefern. Vielmehr muss aus<br />
diesem Grund die bivariate Analyse durch abschließende multivariate Analysen ergänzt werden.<br />
Und diese kommt (wie in Kapitel 7 erläutert) zu dem Schluss, dass – über einen hinreichend<br />
langen Wirkungszeitraum gerechnet – eine höhere Ausstattung mit FuE-Personal auch in den<br />
baden-württembergischen Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre einen positiven Einfluss auf<br />
das Beschäftigungsniveau ausgeübt hat. 47<br />
47 Zusätzlich wurde in der bivariaten Analyse auch noch ein zweiter Indikator zur FuE-Ausstattung geprüft,<br />
und zwar die so genannte FuE-Ausgabenintensität, bei der die FuE-Ausgaben (Internen FuE-<br />
Ausgaben der Wirtschaft) eines Kreises auf die dortige Bruttowertschöpfung bezogen wurden. Hier<br />
lagen Daten aber nur für die 1990er-Jahre, speziell für 1997, vor. Es zeigte sich auch hier, dass in<br />
den 1990er-Jahren in baden-württembergischen Kreisen eine hohe FuE-Ausgabenintensität mit einer<br />
vergleichsweise ungünstigen Beschäftigungsentwicklung einherging (Korrelationskoeffizient von<br />
Spearman: -0,29 (P-Wert: 0,05)). Die oben in Zusammenhang mit der FuE-Personalintensität geäußerten<br />
Vorbehalte bezüglich einer vorschnellen Interpretation gelten hier bei der FuE-Ausgabenintensität<br />
entsprechend.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 95<br />
5.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />
Die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zählen für die Unternehmen zu den traditionellen<br />
Standortfaktoren. Die wirtschaftswissenschaftliche Theorie geht davon aus, dass sich die Beschäftigung<br />
in denjenigen Wirtschaftsräumen besser entwickelt, die über eine gute Verkehrsinfrastruktur<br />
verfügen. Die entsprechende infrastrukturelle Ausstattung lässt sich zum Beispiel<br />
durch den Indikator „Pkw-Fahrzeit zur nächsten Bundesautobahnanschlussstelle“ erfassen.<br />
Hierzu standen Daten allerdings nur für die 1990er-Jahre zur Verfügung.<br />
Die Untersuchung in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise ergab, dass sich zwischen<br />
der entsprechenden Fahrzeit und der Nettobeschäftigungsentwicklung kein statistisch signifikanter<br />
Zusammenhang nachweisen lässt (vgl. Tabelle 5.10). Lediglich in Bezug auf eine Teilkomponente<br />
der „net employment change“ zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang, und zwar<br />
insofern, als die Kreise mit vergleichsweise kurzer Fahrzeit zur nächsten Autobahnanschlussstelle<br />
von abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverlusten überproportional betroffen waren, was<br />
für sich allein genommen nicht zu erwarten war (vgl. Abbildung 5.6). Dies deutet darauf hin,<br />
dass der entsprechende verkehrsinfrastrukturelle Standortfaktor im vorliegenden Fall von anderen<br />
Determinanten der Beschäftigungsentwicklung „überlagert“ wurde.<br />
Tabelle 5.10:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB – 1992er-Werte für die 1990er-Jahre<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,05<br />
(0,74)<br />
0,12<br />
(0,46)<br />
Jobschaffungsrate -0,11<br />
(0,48)<br />
-0,03<br />
(0,85)<br />
Expansionsrate 0,03<br />
(0,86)<br />
0,11<br />
(0,49)<br />
Gründungsrate -0,19<br />
(0,22)<br />
-0,14<br />
(0,36)<br />
Zuwanderungsrate -0,25<br />
(0,10)<br />
-0,24<br />
(0,12)<br />
Jobabbaurate -0,13<br />
(0,40)<br />
-0,09<br />
(0,56)<br />
Schrumpfungsrate -0,20<br />
(0,18)<br />
-0,25<br />
(0,10)<br />
Schließungsrate 0,21<br />
(0,16)<br />
0,24<br />
(0,12)<br />
Abwanderungsrate -0,34**<br />
(0,02)<br />
-0,37**<br />
(0,01)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (Nachrichtlich), IAW-Berechnungen
96 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Abbildung 5.6: Zusammenhang zwischen Abwanderungsquote und Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-<br />
Anschlussstelle (1990er-Jahre) (r BP = -0,344, p BP =0,022)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR(nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Geprüft wurde auch ein möglicher Zusammenhang zwischen der Beschäftigungsentwicklung<br />
und dem Indikator für die Verkehrsanbindung „Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal“. Bei<br />
einem solchen Terminal handelt es sich um eine Anlage für den „Kombinierten Ladeverkehr“<br />
(KLV), der den direkten Umschlag verschiedenster Güter zwischen den Verkehrsträgern Straße,<br />
Schiene bzw. Binnenschifffahrt ermöglicht. Für diesen verkehrsinfrastrukturellen Indikator standen<br />
Daten nur für das Jahr 1998 zur Verfügung, die für die 1990er-Jahre als repräsentativ angesehen<br />
wurden. Die Auswertung ergab das – für sich genommen – überraschende Ergebnis,<br />
dass in den 1990er-Jahren für die baden-württembergischen Kreise mit relativ langer Fahrtdauer<br />
zum nächsten KLV-Terminal – und damit eher ungünstiger verkehrsinfrastrukturellen Anbindung<br />
– sowohl die Schrumpfungs- als auch die Abwanderungsrate unterdurchschnittlich ausfiel (vgl.<br />
Tabelle 5.11 und Abbildung 5.7). Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der Nettobe-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 97<br />
schäftigungsentwicklung und der Fahrzeit zu den entsprechenden Terminals ergab sich jedoch<br />
kein statistisch signifikantes Ergebnis.<br />
Tabelle 5.11:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal und<br />
verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />
und Spearman (P-Werte in Klammen)<br />
Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal - 1998er- Werte für 1990er -Jahre<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,25<br />
(0,10)<br />
0,24<br />
(0,12)<br />
Jobschaffungsrate 0,05<br />
(0,77)<br />
0,09<br />
(0,57)<br />
Expansionsrate 0,24<br />
(0,11)<br />
0,25<br />
(0,104)<br />
Gründungsrate -0,29*<br />
(0,06)<br />
-0,23<br />
(0,14)<br />
Zuwanderungsrate 0,08<br />
(0,59)<br />
0,11<br />
(0,48)<br />
Jobabbaurate -0,25<br />
(0,108)<br />
-0,21<br />
(0,18)<br />
Schrumpfungsrate -0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,28*<br />
(0,06)<br />
Schließungsrate 0,06<br />
(0,72)<br />
0,06<br />
(0,71)<br />
Abwanderungsrate -0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,32**<br />
(0,03)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
98 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Abbildung 5.7: Zusammenhang zwischen der Schrumpfungsrate und der Lkw-Fahrzeit zum nächsten<br />
KLV-Terminal (in Minuten) in den 1990er-Jahren<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Die verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung eines Wirtschaftsraums bestimmt sich auch anhand<br />
des Indikators „Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Verkehrsflughafen“. Von den für diese<br />
Kennziffer für die Jahre 1992 und 1998 zur Verfügung stehenden Daten wurde der Mittelwert<br />
als Repräsentant für die 1990er-Jahre herangezogen. Auch hier ergab sich ein – bei isolierter<br />
Betrachtung – unerwartetes Ergebnis: Die baden-württembergischen Kreise mit nur unterdurchschnittlicher<br />
Fahrzeit zum nächsten Verkehrsflughafen hatten in den 1990er-Jahren auch eine<br />
nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung (vgl. Tabelle 5.12 und Abbildung 5.8).<br />
Insofern hatte die bessere Anbindung an den Luft- bzw. Luftfrachtverkehr offensichtlich keinen<br />
„durchgreifend“ positiven Einfluss auf die dortige Beschäftigungslage. Bemerkenswert waren<br />
auch die signifikanten Zusammenhänge zu bestimmten Komponenten der Beschäftigungsent-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 99<br />
wicklung. So war die Fahrtdauer zum nächsten Verkehrsflughafen sowohl mit der Zuwanderungs-<br />
als auch mit der Abwanderungsrate negativ korreliert. Insgesamt gesehen ist aber davon<br />
auszugehen, dass in den betreffenden baden-württembergischen Kreisen mit unterdurchschnittlicher<br />
Beschäftigungsentwicklung der Standortvorteil „gute Anbindung an den Luftverkehr“ durch<br />
anderweitige Standortnachteile überkompensiert wurde.<br />
Tabelle 5.12:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen 1992 u. 1998<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,26*<br />
(0,09)<br />
0,30*<br />
(0,05)<br />
Jobschaffungsrate 0,06<br />
(0,68)<br />
0,07<br />
(0,63)<br />
Expansionsrate 0,10<br />
(0,51)<br />
0,11<br />
(0,50)<br />
Gründungsrate 0,05<br />
(0,79)<br />
-0,06<br />
(0,70)<br />
Zuwanderungsrate -0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,40**<br />
(0,01)<br />
Jobabbaurate -0,24<br />
(0,12)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
Schrumpfungsrate -0,22<br />
(0,15)<br />
-0,29*<br />
(0,05)<br />
Schließungsrate -0,12<br />
(0,43)<br />
-0,18<br />
(0,24)<br />
Abwanderungsrate -0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Betrachtet man alle drei Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Anbindung, d.h. die Fahrtdauer<br />
zur nächsten Autobahnanschlussstelle, zum nächsten KLV-Terminal bzw. zum nächsten internationalen<br />
Verkehrsflughafen, dann zeigt sich Folgendes: Für die baden-württembergischen<br />
Kreise lässt sich für die 1990er-Jahre zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes<br />
(net employment change) nur für die Fahrzeit zum nächsten Flughafen ein statistisch signifikanter<br />
Zusammenhang nachweisen. Da es sich hierbei um eine positive Korrelation handelt, bedeutet<br />
dies, dass diejenigen baden-württembergischen Kreise mit einer eher langen Fahrtdauer zum<br />
nächsten internationalen Flughafen tendenziell eine bessere Beschäftigungsentwicklung als<br />
andere Kreise vorweisen konnten. Dies ist – zumindest bei isolierter Betrachtung – überraschend.<br />
In abgeschwächter Form gilt dies auch für die Tatsache, dass bei den anderen Indikatoren<br />
zur Verkehrsanbindung (Autobahn bzw. KLV-Terminals) kein signifikanter Zusammenhang<br />
zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung festzustellen war. Die entsprechenden Ergebnisse deuten<br />
darauf hin, dass in den baden-württembergischen Kreisen der Standortvorteil „gute Verkehrsanbindung“<br />
von anderweitigen Standortnachteilen überlagert wurde, welche im Rahmen
100 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
der hier vorliegenden bivariaten Analyse nicht mit berücksichtigt werden konnten. Dies bestätigt<br />
Kapitel 7, in dem eine abschließende multivariate Analyse vorgenommen wird. Dabei kann,<br />
wenn auch auf indirekte Weise (in Zusammenhang mit der Berücksichtigung so genannter „unbeobachteter<br />
Heterogenität“) gezeigt werden, dass für Wirtschaftsräume eine günstige verkehrsinfrastrukturelle<br />
Ausstattung in der Regel bessere Beschäftigungschancen mit sich bringt.<br />
Abbildung 5.8: Zusammenhang der Nettobeschäftigungsentwicklung und der Pkw-Fahrzeit zum nächsten<br />
internationalen Flughafen (in Minuten) in den 1990er-Jahren (Durchschnitt 1992, 1998)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR(nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Interessant ist aber auch ein Blick auf die einzelnen Komponenten der Beschäftigungsentwicklung.<br />
So weisen alle drei verkehrsinfrastrukturellen Indikatoren einen statistisch signifikanten<br />
negativen Zusammenhang zur Abwanderungsrate auf. D.h. gerade diejenigen Kreise, die eine<br />
eher gute Anbindung an den Luft- und Fernstraßenverkehr sowie die Binnenschifffahrt hatten,<br />
waren von Beschäftigungsverlusten durch Firmenabwanderung besonders betroffen. Dies
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 101<br />
spricht einmal mehr dafür, dass im vorliegenden Fall die Beschäftigungsentwicklung von anderen<br />
Determinanten als der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung dominiert wurde.<br />
Die infrastrukturelle Ausstattung bestimmt sich nicht allein aufgrund verkehrsinfrastruktureller<br />
Aspekte. Vielmehr zählen in einem weiter gefassten Sinne auch solche Faktoren dazu, mit denen<br />
die Lebensqualität eines Wirtschaftsraumes beschrieben wird und die häufig als „Weiche<br />
Standortfaktoren“ bezeichnet werden. Die Bedeutung dieser Faktoren ist für die Unternehmen<br />
zum Teil nur indirekt gegeben, und zwar dann, wenn sie die Unternehmen nicht selbst, sondern<br />
„lediglich“ deren Mitarbeiter betreffen. Das für die Beschäftigten im näheren Umfeld verfügbare<br />
Kinderbetreuungsangebot zählt zu diesen weichen Standortfaktoren, die im Rahmen dieser Untersuchung<br />
auch berücksichtigt werden sollten. Der Auswahl zugunsten des Faktors „Kinderbetreuungsangebot“<br />
lag folgende Überlegung zugrunde: Im vorliegenden Kontext mit kreisbezogenem<br />
Fokus sind vor allem solche Determinanten der Beschäftigungsentwicklung von Interesse,<br />
deren „räumliche Reichweite“ auf die Kreisebene beschränkt ist. In diesem Fall kommt der<br />
entsprechende Standortfaktor mehr oder weniger exklusiv den Unternehmen des betreffenden<br />
Kreises bzw. deren Arbeitnehmern zugute, so dass kaum interregionale Spillovers auftreten. Ein<br />
solcher weicher Standortfaktor mit quasi rein kreisinterner Wirkung stellt aber gerade das in einem<br />
Kreis verfügbare Kinderbetreuungsangebot eines dar. Insofern wurde als weicher Standortfaktor<br />
das entsprechende Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten ausgewählt.<br />
Bei der Operationalisierung des Standortfaktors Kinderbetreuungsangebot wurde auf die so genannte<br />
„Platz-Kinder-Relation“ abgestellt. Dabei wurde nach verschiedenen Betreuungsarten<br />
differenziert, nämlich nach Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderhort. Aufgrund der begrenzten<br />
Datenlage konnte die Auswertung nur für die 1990er-Jahre (Durchschnittswert von 1994 und<br />
1998) vorgenommen werden (vgl. Tabellen 5.13 bis 5.15).<br />
Die Untersuchung in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise zeigte, dass der Zusammenhang<br />
zwischen dem Kinderbetreuungsangebot und der Beschäftigungsentwicklung hoch<br />
signifikant ist. Nimmt man die unterschiedlichen Arten des Betreuungsangebots, dann war die<br />
Richtung des Zusammenhangs nicht durchweg einheitlich. So fiel die Beschäftigungsentwicklung<br />
in den baden-württembergischen Kreisen tendenziell umso günstiger aus, je besser das<br />
dortige, anhand der Platz-Kinder-Relation gemessene Angebot an Kindergartenplätzen war (vgl.<br />
Abbildung 5.9). Dabei war das relative Angebot an Kindergartenplätzen positiv mit der Expansionsrate<br />
und negativ mit der Schrumpfungsrate korreliert (vgl. Tabelle 5.13). D.h., es gab insbesondere<br />
einen positiven Zusammenhang mit der Beschäftigungsentwicklung in den bereits bestehenden<br />
Unternehmen.
102 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Abbildung 5.9: Zusammenhang zwischen Beschäftigungsentwicklung (NEC) und Kindergartenangebot<br />
(Platz-Kinder-Relation) in den 1990er-Jahren (r PB =0,42; p PB =0,001)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 103<br />
Tabelle 5.13: Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kindergartenangebot und verschiedenen<br />
Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />
(P-Werte in Klammern)<br />
Kindergartenangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,42**<br />
(0,01)<br />
0,37**<br />
(0,01)<br />
Jobschaffungsrate 0,21<br />
(0,16)<br />
0,18<br />
(0,25)<br />
Expansionsrate 0,29*<br />
(0,05)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
Gründungsrate -0,06<br />
(0,69)<br />
-0,07<br />
(0,64)<br />
Zuwanderungsrate 0,14<br />
(0,36)<br />
0,05<br />
(0,76)<br />
Jobabbaurate -0,31**<br />
(0,04)<br />
-0,21<br />
(0,17)<br />
Schrumpfungsrate -0,39**<br />
(0,01)<br />
-0,34**<br />
(0,03)<br />
Schließungsrate 0,04<br />
(0,82)<br />
0,03<br />
(0,83)<br />
Abwanderungsrate -0,15<br />
(0,33)<br />
-0,14<br />
(0,36)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Vom Vorzeichen her genau umgekehrte Korrelationsverhältnisse zeigten sich zur Expansionsund<br />
zur Schrumpfungsrate, wenn nicht das Betreuungsangebot im Kindergarten, sondern das in<br />
Kinderkrippen bzw. Kinderhorten betrachtet wird. Zusätzlich ergab sich hier eine positive Korrelation<br />
mit der Abwanderungsrate. Damit stellte sich insgesamt ein negativer Zusammenhang<br />
zwischen dem krippen- und hortbezogenen Kinderbetreuungsangebot und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
ein. D.h., baden-württembergische Kreise mit einem überdurchschnittlichen<br />
Krippen- und Hortangebot konnten keine überdurchschnittlich gute Beschäftigungsentwicklung<br />
erreichen, vielmehr ergab sich im Gegenteil sogar ein negativer Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung.<br />
Auch hier dürfte eine „Überlagerung“ mit anderweitigen Standortnachteilen<br />
vorgelegen haben, die nicht im Bereich Kinderbetreuung zu suchen sind. Eine Berücksichtigung<br />
anderweitiger Einflussfaktoren war im Rahmen der bivariaten Analyse allerdings nicht möglich.
104 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Tabelle 5.14:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kinderkrippenangebot und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />
Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-<br />
Werte in Klammern)<br />
Kinderkrippenangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,49***<br />
(0,00)<br />
-0,42***<br />
(0,00)<br />
Jobschaffungsrate -0,21<br />
(0,17)<br />
-0,12<br />
(0,44)<br />
Expansionsrate -0,36**<br />
(0,02)<br />
-0,36**<br />
(0,02)<br />
Gründungsrate 0,18<br />
(0,24)<br />
0,24<br />
(0,11)<br />
Zuwanderungsrate -0,13<br />
(0,41)<br />
-0,03<br />
(0,86)<br />
Jobabbaurate 0,40**<br />
(0,01)<br />
0,42**<br />
(0,01)<br />
Schrumpfungsrate 0,41**<br />
(0,01)<br />
0,47***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate 0,07<br />
(0,63)<br />
-0,01<br />
(0,94)<br />
Abwanderungsrate 0,54***<br />
(0,00)<br />
0,52***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Tabelle 5.15:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kinderhortangebot und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />
Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte<br />
in Klammern)<br />
Kinderhortangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,52***<br />
(0,00)<br />
-0,50***<br />
(0,00)<br />
Jobschaffungsrate -0,11<br />
(0,48)<br />
-0,14<br />
(0,37)<br />
Expansionsrate -0,30**<br />
(0,04)<br />
-0,35**<br />
(0,02)<br />
Gründungsrate 0,28*<br />
(0,06)<br />
0,25<br />
(0,10)<br />
Zuwanderungsrate -0,10<br />
(0,51)<br />
0,07<br />
(0,65)<br />
Jobabbaurate 0,50***<br />
(0,00)<br />
0,48***<br />
(0,00)<br />
Schrumpfungsrate 0,52***<br />
(0,00)<br />
0,55***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate 0,13<br />
(0,42)<br />
0,05<br />
(0,73)<br />
Abwanderungsrate 0,53***<br />
(0,00)<br />
0,36**<br />
(0,02)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 105<br />
5.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />
Nachdem der Zusammenhang zwischen der industriellen Beschäftigungsentwicklung und ausgewählten<br />
inputbezogenen Standortfaktoren erörtert wurde, sollen nun entsprechende Zusammenhänge<br />
mit outputbezogenen Standortfaktoren behandelt werden.<br />
5.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />
Die verkehrsinfrastrukturellen Rahmenbedingungen wie sie in 5.1.4 im Rahmen der inputbezogenen<br />
Standortfaktoren behandelt wurden spielen auch als absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />
eine Rolle, da es auch um die Transportbedingungen zu den Kunden der Unternehmen<br />
geht. Die Ergebnisse zu den betreffenden Indikatoren zur Verkehrsanbindung sollen daher hier<br />
noch einmal in komprimierter Form präsentiert werden.<br />
Die entsprechende bivariate Analyse hatte gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
einerseits und den Fahrzeiten zur Autobahn, zu KLV-Terminals<br />
und zum Flughafen nicht negativ war. 48 Vielmehr ließ sich für zwei der Indikatoren zur Verkehrsanbindung<br />
(hinsichtlich Autobahnanschluss und KLV-Terminal) überhaupt kein statistisch signifikanter<br />
Zusammenhang zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung (net employment change) nachweisen<br />
und für den Indikator „Fahrzeit zum nächsten internationalen Verkehrsflughafen“ ergab<br />
sich sogar eine positive Korrelation. D.h., baden-württembergische Kreise mit eher längerer<br />
Fahrtdauer zum nächsten Flughafen hatten in den 1990er-Jahren in der Tendenz eine bessere<br />
Beschäftigungsentwicklung als andere Kreise. Damit kann festgehalten werden: In den 1990er-<br />
Jahren konnten die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg mit überdurchschnittlich guter<br />
verkehrsinfrastruktureller Anbindung an Fernschnellstraßen, Luftverkehr und Binnenschifffahrt<br />
nicht in dem Maße von diesem absatzmarktbezogenen Standortvorteil profitieren, dass sie bei<br />
der Beschäftigungsentwicklung besser abgeschnitten hätten als andere Kreise. Vielmehr gab es<br />
bis zu einem gewissen Grad sogar eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung. Bemerkenswert<br />
ist zudem, dass für jeden der drei Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Anbindung<br />
ein negativer Zusammenhang mit der Abwanderungsrate gegeben ist. Dies bedeutet, dass<br />
gerade diejenigen baden-württembergischen Kreise, die über eine überdurchschnittlich gute<br />
Verkehrsanbindung verfügen auch überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsverluste durch Firmenabwanderung<br />
zu beklagen hatten. Alles in allem ist also zu vermuten, dass bei den betreffenden<br />
Kreisen der Standortvorteil „gute Verkehrsanbindung“ von irgendwelchen Standortnachteilen<br />
überkompensiert wurde, die bei der hier vorliegenden bivariaten Analyse nicht mit<br />
einbezogen werden konnten. Diese These bestätigt die in Kapitel 7 durchgeführte multivariate<br />
48 Bei einem so genannten KLV-Terminal handelt es sich um eine Anlage für den „Kombinierten Ladeverkehr“<br />
(KLV), der den direkten Umschlag verschiedenster Güter zwischen den Verkehrsträgern<br />
Straße, Schiene und Binnenschifffahrt ermöglicht.
106 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Analyse, wonach eine gute verkehrsinfrastrukturelle Anbindung auch im Falle der badenwürttembergischen<br />
Kreise grundsätzlich als Standortvorteil gewirkt und damit die industrielle<br />
Beschäftigungsentwicklung begünstigt hat.<br />
Die bisher behandelten absatzmarktbezogenen Standortfaktoren – die Fahrzeiten zur Autobahn,<br />
zu KLV-Terminals und zu Flughäfen – hatten alle einen rein verkehrsinfrastrukturellen Hintergrund.<br />
Im Folgenden sollen aber noch andere absatzmarktbezogene Standortfaktoren im Hinblick<br />
auf deren Relevanz für die Beschäftigungsentwicklung in baden-württembergischen Kreisen<br />
getestet werden. Zum einen geht es um Indikatoren über die innerhalb eines bestimmten<br />
Zeitrahmens mit einem bestimmten Verkehrsmittel „Erreichbare Bevölkerung“. Die entsprechenden<br />
Standortfaktoren erfassen damit bis zu einem gewissen Grad zwar auch verkehrsinfrastrukturelle<br />
Rahmenbedingungen, da es um die verkehrstechnische Erreichbarkeit von Raumeinheiten<br />
geht – ergänzend wird hier aber auch der Aspekt der räumlichen Verteilung von Bevölkerung<br />
bzw. potenziellen Kunden erfasst. Der Umfang der „Erreichbaren Bevölkerung“ ist nämlich nicht<br />
nur von der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung des betreffenden Wirtschaftsraumes und<br />
dessen regionalem Umfeld, sondern auch von der dortigen Konzentration an Einwohnern bzw.<br />
Kunden abhängig. Insofern wird hier ein neuer absatzmarktrelevanter Aspekt berücksichtigt. Als<br />
weiterer absatzmarktbezogener Standortfaktor wird eine Kaufkraftkennziffer herangezogen, die<br />
im Gegensatz zum vorgenannten Indikator „Erreichbare Bevölkerung“ nicht das reine Kundenpotenzial<br />
abbildet, sondern deren für Nachfragezwecke zur Verfügung stehendes Einkommen.<br />
Dabei ist der entsprechende räumliche Einzugsbereich datentechnisch nun nicht über irgendwelche<br />
maximale Fahrzeiten definiert, sondern über die räumliche Beschränkung auf die administrative<br />
Kreisgrenze. Insofern bilden die beiden Gruppen absatzmarktbezogener Standortfaktoren<br />
unterschiedliche Aspekte der Messung des Absatzpotenzials ab und sind damit auch nicht<br />
gegenseitig substituierbar.<br />
Berücksichtigt man nun die Tatsache, dass es bei der im Rahmen dieser Untersuchung diskutierten<br />
Beschäftigungsentwicklung stets um die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe geht<br />
und damit speziell die absatzmarktbezogenen Standortfaktoren des industriellen Sektors<br />
zugrunde gelegt werden sollten, dann ist Folgendes zu bedenken: Die soeben angesprochene<br />
Kaufkraftkennziffer und der Indikator zur „Erreichbaren Bevölkerung“ stellen absatzmarktbezogene<br />
Standortfaktoren eher für den Dienstleistungssektor dar. Für den industriellen Sektor spielen<br />
diese nur eine untergeordnete Rolle, und zwar deshalb, weil Industrieunternehmen auf private<br />
Haushalte als Kunden in der Hauptsache nur indirekt abzielen und beim Absatz auch keine so<br />
starke Fokussierung auf das nähere räumliche Umfeld vorliegt. Dies wird deutlich, wenn man<br />
bedenkt, dass in Baden-Württemberg in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre der Anteil des Auslandsumsatzes<br />
am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes zwischen 29 und 31% lag –
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 107<br />
und darin ist noch nicht derjenige Umsatzanteil erfasst, den die betreffenden Industrieunternehmen<br />
in Inland außerhalb „ihres“ näheren räumlichen Umfeldes realisierten. Trotz der lediglich<br />
begrenzten Relevanz von Kaufkraftkennziffern und Indikatoren zur „Erreichbaren Bevölkerung“<br />
wurden auch diese für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand „Industriebeschäftigung“<br />
herangezogen, um ein vollständigeres Bild zu erhalten.<br />
Bei der Prüfung der Frage, inwieweit zwischen der industriellen Beschäftigungsentwicklung in<br />
baden-württembergischen Kreisen und deren Kaufkraft ein Zusammenhang besteht, wurde die<br />
jeweilige Pro-Kopf-Kaufkraft herangezogen. Für diese konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />
zur Beschäftigungsentwicklung nachgewiesen werden (vgl. Tabelle 5.16). Dies ist<br />
insoweit aber nicht sonderlich überraschend, als für den industriellen Sektor, auf den die vorliegende<br />
Analyse der Beschäftigungsentwicklung abstellt, Kaufkraftkennziffern als absatzmarktbezogene<br />
Standortfaktoren bei Weitem nicht die Bedeutung haben wie für den Dienstleistungssektor.<br />
Gleichwohl ist die Tatsache interessant, dass in beiden Dekaden in Kreisen mit hoher Pro-<br />
Kopf-Kaufkraft abwanderungsbedingte Beschäftigungsverluste überdurchschnittlich hoch ausgefallen<br />
sind. Zudem gab es in den 1980er-Jahren eine negative Korrelation mit der Gründungsrate<br />
und in den 1990er-Jahren einen positiven Zusammenhang zur Zuwanderungsrate.<br />
Tabelle 5.16:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Kaufkraft pro Kopf und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />
Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in<br />
Klammern)<br />
Kaufkraft pro Kopf– 1987 für 1980er-Jahre; 1995 für 1990er-Jahre<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,09<br />
(0,55)<br />
-0,07<br />
(0,65)<br />
-0,14<br />
(0,36)<br />
-0,19<br />
(0,22)<br />
Jobschaffungsrate -0,05<br />
(0,75)<br />
-0,06<br />
(0,71)<br />
-0,13<br />
(0,42)<br />
-0,06<br />
(0,69)<br />
Expansionsrate 0,08<br />
(0,61)<br />
0,06<br />
(0,71)<br />
-0,06<br />
(0,71)<br />
-0,08<br />
(0,59)<br />
Gründungsrate -0,31**<br />
(0,04)<br />
-0,31**<br />
(0,04)<br />
-0,23<br />
(0,14)<br />
-0,01<br />
(0,95)<br />
Zuwanderungsrate -0,06<br />
(0,69)<br />
0,15<br />
(0,32)<br />
0,29*<br />
(0,06)<br />
0,27*<br />
(0,08)<br />
Jobabbaurate 0,06<br />
(0,68)<br />
0,05<br />
(0,75)<br />
0,07<br />
(0,65)<br />
0,15<br />
(0,34)<br />
Schrumpfungsrate -0,12<br />
(0,43)<br />
-0,11<br />
(0,46)<br />
0,08<br />
(0,59)<br />
0,21<br />
(0,17)<br />
Schließungsrate 0,30*<br />
(0,05)<br />
0,15<br />
(0,33)<br />
-0,09<br />
(0,55)<br />
-0,12<br />
(0,43)<br />
Abwanderungsrate 0,47***<br />
(0,00)<br />
0,30*<br />
(0,05)<br />
0,33**<br />
(0,03)<br />
0,26*<br />
(0,09)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Als absatzmarktbezogener Standortfaktor wurde zusätzlich der Indikator „Erreichbare Bevölkerung<br />
in einer Stunde mit Pkw“ verwendet, da dieser im Gegensatz zu den bisher behandelten
108 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Beschäftigungsdeterminanten bis zu einem gewissen Grad auch das Nachfragepotenzial erfasst,<br />
das außerhalb des jeweiligen Stadt- bzw. Landkreises gegeben ist. Zu dem betreffenden<br />
Erreichbarkeitsindikator lagen nur Daten aus dem Jahr 1998 vor, die für die 1990er-Jahre allerdings<br />
als repräsentativ angesehen wurden, da sich in dieser Dekade in Baden-Württemberg und<br />
der näheren Umgebung (d.h. im darüber hinausgehenden „Einzugsgebiet“) keine durchgreifenden<br />
Änderungen bei der Straßeninfrastrukturausstattung und auch keine gravierenden Bevölkerungsverschiebungen<br />
ergeben haben. 49<br />
Bei den Daten zum Indikator „Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw“ wird folgende<br />
Differenzierung vorgenommen: In dem einem Fall geht es um die erreichbare Bevölkerungszahl<br />
nur im Inland, im zweiten Fall um die sowohl im In- als auch Ausland erreichbare Bevölkerung.<br />
Für die Unternehmen in baden-württembergischen Kreisen bedeutet Letzteres die Berücksichtigung<br />
potenzieller Kunden in gewissen grenznahen Gebieten in Frankreich, Österreich und der<br />
Schweiz.<br />
Stellt man allein auf die im Inland innerhalb der vorgegebenen Zeitspanne mit Pkw erreichbare<br />
Bevölkerung ab, dann zeigt sich kaum ein signifikanter Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung<br />
(vgl. Tabelle 5.17). Lediglich zur Abwanderungsrate lässt sich eine (schwache) signifikante<br />
Korrelation feststellen. So fielen in den 1990er-Jahren die abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverluste<br />
in denjenigen baden-württembergischen Kreisen besonders hoch aus, die<br />
über ein großes Maß an „Erreichbarer Bevölkerung“ verfügten (vgl. Abbildung 5.10). Dies passt<br />
zu der Tatsache, dass gemäß der bivariaten Analyse Kreise mit guter verkehrsinfrastruktureller<br />
Anbindung (hinsichtlich Autobahn, KLV-Terminals und Flughäfen) und damit guter Erreichbarkeit<br />
eines größeren Kundeneinzugsgebietes, überdurchschnittliche Abwanderungsraten aufwiesen.<br />
Zum anderen ergeben sich ähnliche Zusammenhänge wie bei der in Unterabschnitt 5.3.1 erörterten<br />
Beschäftigungsdeterminante Bevölkerungsdichte, was insofern nicht überrascht, als der<br />
Umfang der erreichbaren Bevölkerung auch dann um so größer ausfällt, je höher die Bevölkerungsdichte<br />
ist. Die Prüfung der Beschäftigungsdeterminanten „Erreichbare Bevölkerung“ und<br />
„Bevölkerungsdichte“ war jedoch allein schon deshalb nicht substituierbar, da beim soeben behandelten<br />
Erreichbarkeitsindikator bis zu einem gewissen Grad auch bevölkerungsbezogene<br />
Aspekte außerhalb des jeweiligen Kreises mitberücksichtigt wurden.<br />
49 Die entsprechenden Daten wurden uns freundlicherweise von Professor Dr. Hans-Friedrich Eckey<br />
von der Universität Kassel zur Verfügung gestellt. (Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />
hat Daten zu diesem Erreichbarkeitsindikator erst ab dem Jahr 2002.)
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 109<br />
Tabelle 5.17:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Indikator „Erreichbare Bevölkerung im Inland“<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Erreichbare Bevölkerung im Inland – Fall: 1998 für 1990er-Jahre<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,21<br />
(0.17)<br />
-0,16<br />
(0,28)<br />
Jobschaffungsrate -0,01<br />
(0,96)<br />
0,04<br />
(0,80)<br />
Expansionsrate -0,06<br />
(0,72)<br />
-0,06<br />
(0,69)<br />
Gründungsrate 0,02<br />
(0,91)<br />
0,01<br />
(0,94)<br />
Zuwanderungsrate 0,23<br />
(0,14)<br />
0,30*<br />
(0,05)<br />
Jobabbaurate 0,26<br />
(0,14)<br />
0,12<br />
(0,45)<br />
Schrumpfungsrate 0,20<br />
(0,19)<br />
0,13<br />
(0,39)<br />
Schließungsrate 0,14<br />
(0,35)<br />
0,10<br />
(0,51)<br />
Abwanderungsrate 0,26*<br />
(0,09)<br />
0,38**<br />
(0,01)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Abb.5.10:<br />
Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate (Durchschnitt 1990er-Jahre) und Indikator<br />
„Erreichbare Bevölkerung in 1 Stunde mit Pkw im Inland“ (1998 als Repräsentation für die<br />
1990er-Jahre) (r PB =0,26; p PB =0,09)
110 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Erweitert man den Begriff der „in einer Stunde mit Pkw erreichbaren Bevölkerung“ insoweit, als<br />
man auch die entsprechende, im Ausland erreichbare Bevölkerung mit einbezieht – dies betrifft<br />
in erster Linie die direkt an der Grenze zum Ausland gelegenen baden-württembergischen Kreise<br />
– dann ergibt sich ein modifiziertes Bild (vgl. Tabelle 5.18). Der beim reinen Inlandsbezug<br />
festgestellte positive Zusammenhang zur Abwanderungsrate ist nun nicht mehr in dem Maße<br />
signifikant. Stattdessen ist nun unter Einbeziehung der erreichbaren Auslandsbevölkerung eine<br />
(schwach) positive Korrelation zwischen der „Erreichbaren Bevölkerung“ und der beschäftigungsmindernden<br />
Schließungsrate festzustellen.<br />
Tabelle 5.18:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Indikator „Erreichbare Bevölkerung im In- und<br />
Ausland“ und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />
Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Erreichbare Bevölkerung im In- und Ausland - 1998 für 1990er-Jahre<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,25<br />
(0,10)<br />
-0,20<br />
(0,20)<br />
Jobschaffungsrate 0,01<br />
(0,94)<br />
0,00<br />
(0,98)<br />
Expansionsrate 0,00<br />
(0,99)<br />
0,05<br />
(0,73)<br />
Gründungsrate -0,04<br />
(0,81)<br />
-0,09<br />
(0,55)<br />
Zuwanderungsrate 0,23<br />
(0,14)<br />
0,29*<br />
(0,06)<br />
Jobabbaurate 0,29*<br />
(0,06)<br />
0,20<br />
(0,20)<br />
Schrumpfungsrate 0,24<br />
(0,12)<br />
0,15<br />
(0,32)<br />
Schließungsrate 0,26*<br />
(0,09)<br />
0,27*<br />
(0,08)<br />
Abwanderungsrate 0,25<br />
(0,11)<br />
0,32**<br />
(0,03)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 111<br />
Fasst man die Ergebnisse zu den jeweiligen Zusammenhängen zwischen den fünf absatzmarktbezogenen<br />
Standortfaktoren auf der einen und der Nettobeschäftigungsentwicklung auf der anderen<br />
Seite zusammen, dann ergibt sich folgendes Bild: Bei den Indikatoren zur Kaufkraft und<br />
zur „Erreichbaren Bevölkerung“ war keine statistische Signifikanz festzustellen. Dies ist insofern<br />
nicht allzu überraschend, als diese Standortfaktoren für den Fall der Industrie und damit die industrielle<br />
Beschäftigungsentwicklung im Allgemeinen als nur begrenzt relevant angesehen werden.<br />
Daher werden diese auch bei den multivariaten Analysen nicht weiter betrachtet. Überraschend<br />
scheint dagegen der vorläufige deskriptive Befund, dass baden-württembergische Kreise<br />
mit guter verkehrsinfrastruktureller Anbindung bei der Beschäftigungsentwicklung in der Tendenz<br />
sogar schlechter abgeschnitten haben als andere baden-württembergische Kreise. In diesem<br />
Zusammenhang wird sich dann aber bei der späteren multivariaten Analyse (in Kapitel 7)<br />
herausstellen, dass in den betreffenden Kreisen die gute Verkehrsanbindung sehr wohl als<br />
Standortvorteil gewirkt hat, der aber durch anderweitige, negative standortpolitische Einflüsse<br />
überkompensiert wurde.<br />
5.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren<br />
Zu den outputbezogenen Standortfaktoren können im weiteren Sinne auch solche Faktoren gezählt<br />
werden, die nicht das Betriebsergebnis im Sinne des mengenmäßigen Outputs, sondern<br />
den Unternehmensgewinn beeinflussen. Dazu gehören die vom Staat auf den Gewinn der Unternehmen<br />
erhobenen Steuern. In Zusammenhang mit der hier betrachteten Kreisebene ist allein<br />
die kommunale Gewerbesteuer relevant. 50 Dabei fällt die unternehmerische Gewerbesteuerbelastung<br />
innerhalb eines Kreises nicht einheitlich aus, da die Kommunen individuell den so<br />
genannten Gewerbesteuerhebesatz festlegen. Damit ergibt sich der für einen Kreis zu berücksichtigende<br />
Gewerbesteuerhebesatz als Durchschnitt der von den Kommunen des Kreises festgelegten<br />
Hebesätze. Im vorliegenden Fall wurde ein ungewichteter Durchschnitt zugrunde gelegt,<br />
bei dem die kommunalen Hebesätze unabhängig von der „Größe“ der Kommunen mit gleichem<br />
Gewicht in die Berechnung eingingen.<br />
Die Untersuchung ergab für die baden-württembergischen Kreise für die 1980er- und 1990er-<br />
Jahre eine schwach negative Korrelation zwischen dem Gewerbesteuerhebesatz und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
(vgl. Tabelle 5.19 und Abbildung 5.11). 51 Dies bedeutet, dass die<br />
50 Die Einstufung der Gewerbesteuer als einer im Prinzip rein gewinnabhängige Steuer gilt erst seit<br />
1998, da die Abgabe seither nur noch in Form der Gewerbeertragsteuer erhoben wird. Für die hier<br />
betrachteten Dekaden, die 1980er- und 1990er-Jahre, ist zu bedenken, dass bis zum Jahr 1997 auch<br />
eine Gewerbekapitalsteuer erhoben wurde, so dass die damalige Gewerbesteuer auch Tatbestände<br />
erfasst hat, die gewinnunabhängig waren. Vgl. Zimmermann (1999), S. 183f.<br />
51 Für den Fall, dass bei den Gewerbesteuerhebesätzen nicht die Dekadendurchschnitts-, sondern die<br />
Dekadenanfangswerte herangezogen werden, zeigt sich für die 1980er-Jahre in Bezug auf Spearman<br />
jedoch keine statistische Signifikanz.
112 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
baden-württembergischen Kreise, in denen die Kommunen bei der Gewerbesteuer hohe Hebesätze<br />
festgesetzt hatten in der Beschäftigungsentwicklung schlechter abschnitten als andere<br />
Kreise. Dafür waren in den „Hochsteuer-Kreisen“ in beiden Dekaden die übermäßigen Arbeitsplatzverluste<br />
durch Firmenabwanderung verantwortlich. 52<br />
Tabelle 5.19:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Gewerbesteuerhebesatz und verschiedenen<br />
Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />
(P-Werte in Klammern)<br />
Gewerbesteuer-Hebesatz – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,45***<br />
(0,00)<br />
-0,34**<br />
(0,03)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
-0,27*<br />
(0,08)<br />
Jobschaffungsrate -0,49***<br />
(0,00)<br />
-0,27*<br />
(0,07)<br />
-0,11<br />
(0,49)<br />
-0,10<br />
(0,52)<br />
Expansionsrate -0,51***<br />
(0,00)<br />
-0,24<br />
(0,11)<br />
-0,24<br />
(0,11)<br />
-0,16<br />
(0,31)<br />
Gründungsrate -0,22<br />
(0,16)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
0,19<br />
(0,21)<br />
0,00<br />
(0,98)<br />
Zuwanderungsrate -0,04<br />
(0,78)<br />
0,08<br />
(0,60)<br />
-0,08<br />
(0,59)<br />
0,07<br />
(0,92)<br />
Jobabbaurate 0,02<br />
(0,89)<br />
0,05<br />
(0,74)<br />
0,38**<br />
(0,01)<br />
0,18<br />
(0,25)<br />
Schrumpfungsrate 0,04<br />
(0,81)<br />
-0,05<br />
(0,76)<br />
0,38**<br />
(0,01)<br />
0,20<br />
(0,19)<br />
Schließungsrate -0,10<br />
(0,52)<br />
0,07<br />
(0,67)<br />
0,10<br />
(0,53)<br />
0,03<br />
(0,87)<br />
Abwanderungsrate 0,29*<br />
(0,06)<br />
0,35**<br />
(0,02)<br />
0,51***<br />
(0,00)<br />
0,45***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
52 Im Fall, dass man bei den Hebesätzen auf Dekadenanfangswerte abstellt, erhält man im vorliegenden<br />
Zusammenhang (Abwanderungsrate) für die 1980er-Jahre kein statistisch signifikantes Ergebnis.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 113<br />
Abbildung 5.11: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Gewerbesteuerhebesatz<br />
(1980er-Jahre) (r BP = -0,446, p BP =0,003)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
114 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
5.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />
Nachdem nun im Rahmen der bivariaten Analyse geprüft wurde, welche Zusammenhänge sich<br />
für baden-württembergische Kreise zwischen einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren und der<br />
industriellen Beschäftigungsentwicklung nachweisen lassen, sollen nachfolgend entsprechende<br />
Zusammenhänge mit anderen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung untersucht werden.<br />
Zu diesen zählen wirtschaftsstrukturelle und siedlungsstrukturelle Determinanten, wobei in<br />
diesem Abschnitt zunächst letztere behandelt werden.<br />
5.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad<br />
Die Beschäftigungsentwicklung in Raumeinheiten hängt auch von den dortigen siedlungsstrukturellen<br />
Gegebenheiten ab. Ein Teil des entsprechenden Einflusses ist insofern indirekt, als siedlungsstrukturelle<br />
Größen, wie etwa die Bevölkerungsdichte, Einfluss auf die mengen- bzw.<br />
preisbezogenen Ausprägungen von input- und outputbezogenen Standortfaktoren (vgl. dazu die<br />
Abschnitte 5.1 und 5.2) nehmen, die ihrerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung beeinflussen.<br />
So impliziert ein hoher Verdichtungsgrad in der Regel beispielsweise ein hohes Bodenpreisniveau,<br />
was die Beschäftigungsentwicklung eher negativ beeinflusst. Ein Teil des Einflusses<br />
siedlungsstruktureller Determinanten ist jedoch direkter Art, d.h. er kommt nicht über die<br />
„Schiene“ der einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren zustande. Aus diesem Grund werden hier<br />
wie auch in anderen Studien zur regionalen Beschäftigungsentwicklung entsprechende Determinanten<br />
als eigenständige Einflussgrößen berücksichtigt.<br />
In theoretischen wie auch empirischen Untersuchungen wird also regelmäßig davon ausgegangen,<br />
dass die Frage, ob eine Raumeinheit wie eine Region oder ein Kreis einen Agglomerationsraum<br />
darstellt oder nicht, für dessen wirtschaftliche Entwicklung relevant ist. Liegt eine Agglomeration<br />
im Sinne einer allgemeinen Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität vor,<br />
dann spricht man davon, dass Agglomerationseffekte in Form von Urbanisationseffekten auftreten.<br />
Die andere Form von Agglomerationseffekten, die so genannten Lokalisationseffekte ergeben<br />
sich aus der räumlichen Konzentration von Unternehmen derselben oder verwandter Branchen.<br />
Diese Aspekte werden in 5.4.1 behandelt. Stellt man an dieser Stelle also speziell auf die<br />
Urbanisationseffekte ab, dann ist unter anderem von Interesse, dass eine hohe räumliche Ballung<br />
von Einwohnern für die dort angesiedelten Unternehmen typischerweise einen großen Absatzmarkt<br />
mit sich bringt. Mit zunehmendem Agglomerationsgrad eröffnen sich also in der Regel<br />
größere Absatzchancen. Dies ist einer der so genannten Urbanisationsvorteile. In diesem Zusammenhang<br />
ist jedoch zu bedenken, dass wenn ein kritischer Agglomerationsgrad überschritten<br />
ist, ballungsbedingte Nachteile auftreten können. Entsprechende Urbanisationsnachteile<br />
können sich z.B. in hohen Bodenpreisen niederschlagen.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 115<br />
Im vorliegenden Kontext ist nun allerdings zu beachten, dass bei der Analyse der regionalen<br />
Beschäftigungsentwicklung allein auf die entsprechende Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe<br />
abgestellt wird. Insofern geht es also um die Frage, welche der typischen Urbanisationsvorteile<br />
und –nachteile gerade für den industriellen Sektor besondere Bedeutung haben. In diesem<br />
Zusammenhang ist zu vermuten, dass der bereits angesprochene Urbanisationsvorteil eines<br />
großen regionalen Absatzmarktes eher für den Dienstleistungssektor und nicht so sehr für das<br />
Verarbeitende Gewerbe relevant ist. Dagegen profitieren auch Industrieunternehmen von einer<br />
in Agglomerationsräumen eher anzutreffenden hohen Dichte an FuE-Einrichtungen. Allerdings<br />
ist das Verarbeitende Gewerbe wiederum besonders negativ vom Urbanisationsnachteil „hohe<br />
Bodenpreise“ betroffen, da Industriebetriebe im Durchschnitt einen höheren Flächenbedarf als<br />
Unternehmen der Dienstleistungsbranche haben. Letztendlich scheint der industrielle Sektor<br />
zum einen von Urbanisationsvorteilen weniger zu profitieren und zum zweiten von Urbanisationsnachteilen<br />
stärker betroffen zu sein als der Dienstleistungssektor.<br />
Tabelle 5.20:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />
Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte<br />
in Klammern)<br />
Bevölkerungsdichte – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,53***<br />
(0,00)<br />
-0,58***<br />
(0,00)<br />
-0,53***<br />
(0,00)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
Jobschaffungsrate -0,59***<br />
(0,00)<br />
-0,63***<br />
(0,00)<br />
-0,19<br />
(0,22)<br />
-0,07<br />
(0,66)<br />
Expansionsrate -0,63***<br />
(0,00)<br />
-0,61***<br />
(0,00)<br />
-0,38**<br />
(0,02)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
Gründungsrate -0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,52***<br />
(0,00)<br />
0,23<br />
(0,13)<br />
0,30*<br />
(0,05)<br />
Zuwanderungsrate 0,00<br />
(0,99)<br />
0,27*<br />
(0,07)<br />
-0,06<br />
(0,71)<br />
0,13<br />
(0,39)<br />
Jobabbaurate 0,01<br />
(0,93)<br />
0,05<br />
(0,77)<br />
0,46***<br />
(0,00)<br />
0,51***<br />
(0,00)<br />
Schrumpfungsrate 0,04<br />
(0,79)<br />
0,04<br />
(0,78)<br />
0,48***<br />
(0,00)<br />
0,60***<br />
(0,00)<br />
Schließungsrate -0,15<br />
(0,33)<br />
-0,12<br />
(0,45)<br />
0,12<br />
(0,44)<br />
0,05<br />
(0,75)<br />
Abwanderungsrate 0,34**<br />
(0,03)<br />
0,59***<br />
(0,00)<br />
0,50***<br />
(0,00)<br />
0,56***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Zur Messung des Agglomerationsgrades eines Wirtschaftsraums wird als Indikator häufig die<br />
Bevölkerungsdichte herangezogen. Diese Kennziffer misst die Zahl der Einwohner pro Quadratkilometer.<br />
Betrachtet man nun für die baden-württembergischen Kreise die Bevölkerungsdichte<br />
der 1980er- und 1990er-Jahre, dann zeigt sich Folgendes: In beiden Dekaden war die Beschäftigungsentwicklung<br />
(„Veränderungsrate der Beschäftigung“) tendenziell umso schlechter aus, je
116 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
höher die jeweilige Bevölkerungsdichte war (vgl. Tabelle 5.20). Diesen Zusammenhang verdeutlicht<br />
die folgende Abbildung 5.12 am Beispiel der 1980er-Jahre.<br />
Abbildung 5.12: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Bevölkerungsdichte<br />
(1980er-Jahre) (r BP = -0,530, p BP =0,000)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Während in den 1980er-Jahren die Ursache für den negativen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />
und Beschäftigungsentwicklung insbesondere auf der Jobschaffungsseite lag,<br />
war für die 1990er-Jahre die Ursache eher auf der Seite der Jobabbaurate, und zwar konkret im<br />
Bereich Schrumpfung und Firmenabwanderung. Der letztgenannte Aspekt ist in Abbildung 5.13<br />
dargestellt. Hier zeigt sich, dass die durch Firmenabwanderung bedingten Arbeitsplatzverluste<br />
umso höher ausgefallen sind, je höher die Bevölkerungsdichte eines Kreises war.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 117<br />
Abbildung 5.13: Zusammenhang zwischen abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverlusten und der Bevölkerungsdichte<br />
(1990er-Jahre) (r BP =0,495, p BP =0,001)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Dabei fielen die in den Teilkomponenten dieses Beschäftigungsindikators zum Ausdruck kommenden<br />
Ursachen in den beiden Jahrzehnten zum Teil gleich, zum Teil aber auch unterschiedlich<br />
aus. Einheitlich war in beiden Dekaden der Umstand, dass mit zunehmender Bevölkerungsdichte<br />
die Arbeitsplatzverluste durch Firmenabwanderungen eher überdurchschnittlich und die<br />
Arbeitsplatzschaffung durch Unternehmensexpansion eher unterdurchschnittlich ausfiel. Es lassen<br />
sich jedoch auch Unterschiede ausmachen:<br />
In den 1980er-Jahren lag die Ursache für den negativen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />
und Beschäftigungsentwicklung insbesondere im Bereich der Jobschaffungsrate.<br />
Vor allem ergaben sich Defizite bei der Expansions- und Gründungsrate. Der in anderen empirischen<br />
Untersuchungen nachgewiesene positive Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte
118 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
und Gründungsintensität kann im vorliegenden Fall der baden-württembergischen Kreise für die<br />
1980er-Jahre nicht bestätigt werden. Vielmehr ergibt sich ein signifikanter negativer Zusammenhang.<br />
Berücksichtigt man die Tatsache, dass es sich bei der hier erörterten Beschäftigungsentwicklung<br />
allein um die im Verarbeitenden Gewerbe handelt, dann drängt sich mit Blick auf die Ergebnisse<br />
der bivariaten Analyse zunächst folgender Eindruck auf: Für den industriellen Sektor scheint für<br />
die baden-württembergischen Kreise im betreffenden Zeitraum die in Agglomerationsräumen<br />
zum Tragen kommenden Urbanisationseffekte eher in die negative Richtung gewirkt zu haben.<br />
Darauf deutet auch der in 5.1.1 festgestellte Umstand hin, dass sich Kreise mit hohen Baulandpreisen<br />
schlechter entwickelt haben als andere Kreise – und Bodenpreise bzw. die damit in der<br />
Regel implizierte Flächenknappheit sind gerade für Industrieunternehmen, die zum Teil sehr<br />
flächenintensiv sind, ein wichtiger Standortfaktor. 53 Es ist im vorliegenden Kontext jedoch zu<br />
beachten, dass die diesem Kapitel zugrunde liegende bivariate Analyse nur Aussagen darüber<br />
machen kann, ob zwischen Bevölkerungsdichte (bzw. Agglomerationsgrad) einerseits und der<br />
Beschäftigungsentwicklung andererseits überhaupt ein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />
besteht, nicht aber über mögliche Kausalitäten. Letzteres kann nur die multivariate Analyse klären<br />
und dort (in Kapitel 7) zeigte sich, dass die Bevölkerungsdichte keinen eigenständigen Erklärungsbeitrag<br />
zur Unterschiedlichkeit der Beschäftigungsentwicklung zwischen den badenwürttembergischen<br />
Kreisen liefern kann. Für entsprechende Entwicklungsdivergenzen sind damit<br />
andere Standortfaktoren, die jedoch häufig mit dem Agglomerationsgrad korrelieren, verantwortlich<br />
zu machen.<br />
Mitunter werden zur Abbildung des Agglomerationsgrades auch so genannte „Siedlungsstrukturtypen“<br />
herangezogen. Diese vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung entwickelte<br />
Typisierung deutscher Stadt- und Landkreise stellt allerdings sehr stark auf den Agglomerationsindikator<br />
Bevölkerungsdichte ab, wobei zum Teil ergänzend ein Zentralörtlichkeitsfaktor zum<br />
Tragen kommt. Da zum einen die Einteilung der deutschen und damit auch der badenwürttembergischen<br />
Kreise nach Siedlungsstrukturtypen erst in den 1990er-Jahren erfolgte und<br />
damit für die 1980er-Jahre keine entsprechenden Zuordnungsdaten vorliegen und zum anderen<br />
das Hauptmerkmal des Indikators Siedlungsstrukturtyp, nämlich die „Bevölkerungsdichte“, hier<br />
bereits abgehandelt wurde, soll an dieser Stelle auf die weitere Betrachtung des Indikators<br />
„Siedlungsstrukturtyp“ verzichtet werden.<br />
53 In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in den 1990er-Jahren zwischen der Bevölkerungsdichte<br />
und dem Baulandpreisniveau (allgemein und speziell für Industriegebiete) ein hochsignifikanter<br />
positiver Zusammenhang (von ca. 0,80) bestand.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 119<br />
In der Literatur wird mitunter als Agglomerationsmaß nicht die Bevölkerungsdichte, sondern die<br />
Bevölkerungsgröße herangezogen. Dabei stellen Fritsch/Brixy/Falck (2004) konkret auf die logarithmierte<br />
Einwohnerzahl ab. Sie gehen davon aus, dass Agglomerationsvorteile mit der Bevölkerungszahl<br />
zwar zunehmen, wenn auch nur in unterproportionaler Weise. Sie sehen diesen<br />
Zusammenhang allerdings nicht für die Beschäftigungsentwicklung als Ganzes, sondern nur für<br />
den Teil, der durch Unternehmensgründungen zustande kommt. Ein solch positiver Zusammenhang<br />
zwischen der logarithmierten Einwohnerzahl und der gründungsbedingten Beschäftigungsentwicklung<br />
lässt sich im vorliegenden Fall für die baden-württembergischen Kreise in den<br />
1980er- und 1990er-Jahren nicht bestätigen (vgl. Tabelle 5.21). Signifikante Zusammenhänge<br />
zeigen sich für die logarithmierte Einwohnerzahl dagegen für die 1980er-Jahre insbesondere mit<br />
der Expansions- und Schließungsrate, wobei jeweils eine negative (allerdings nur schwach ausgeprägte)<br />
Korrelation gegeben ist. Damit fielen die expansionsbedingten Beschäftigungsgewinne,<br />
aber auch die schließungsbedingten Beschäftigungsverluste umso niedriger aus, je höher<br />
die Einwohner- bzw. die logarithmierte Einwohnerzahl eines Kreises war. In den 1990er-Jahren<br />
ergab sich ein signifikantes Ergebnis nur für die Schrumpfungsrate, die (schwach) positiv mit der<br />
logarithmierten Einwohnerzahl korreliert war. Insgesamt ließ sich für keine der beiden Dekaden<br />
ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtbeschäftigungsentwicklung (net employment<br />
change) und der logarithmierten Bevölkerungsgröße feststellen.<br />
Tabelle 5.21:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der logarithmierten Einwohnerzahl und verschiedenen<br />
Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />
(P-Werte in Klammern)<br />
Logarithmierte Einwohnerzahl – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,14<br />
(0,38)<br />
-0,12<br />
(0,45)<br />
-0,25<br />
(0,11)<br />
-0,20<br />
(0,19)<br />
Jobschaffungsrate -0,28*<br />
(0,06)<br />
-0,27*<br />
(0,08)<br />
-0,09<br />
(0,56)<br />
-0,02<br />
(0,90)<br />
Expansionsrate -0,34**<br />
(0,02)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
-0,21<br />
(0,17)<br />
-0,10<br />
(0,50)<br />
Gründungsrate -0,08<br />
(0,60)<br />
-0,05<br />
(0,75)<br />
0,13<br />
(0,42)<br />
0,13<br />
(0,41)<br />
Zuwanderungsrate 0,05<br />
(0,75)<br />
0,24<br />
(0,11)<br />
0,05<br />
(0,73)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
Jobabbaurate -0,15<br />
(0,34)<br />
-0,11<br />
(0,47)<br />
0,21<br />
(0,17)<br />
0,24<br />
(0,12)<br />
Schrumpfungsrate 0,02<br />
(0,91)<br />
0,03<br />
(0,84)<br />
0,28*<br />
(0,06)<br />
0,26*<br />
(0,09)<br />
Schließungsrate -0,45***<br />
(0,00)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
0,01<br />
(0,93)<br />
-0,02<br />
(0,92)<br />
Abwanderungsrate 0,04<br />
(0,78)<br />
0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,14<br />
(0,36)<br />
0,02<br />
(0,89)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen
120 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
5.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />
Auf die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes wirken nicht nur die dortigen<br />
Standortfaktoren bzw. Beschäftigungsdeterminanten, sondern auch entsprechende Einflussgrößen<br />
anderer Wirtschaftsräume ein. So sind im vorliegenden Fall insbesondere solche Spillovers<br />
von Bedeutung, die von Nachbarschaftskreisen ausgehen. In diesem Zusammenhang dürften<br />
als Nachbarschaftseffekte vor allem Wissensspillovers relevant sein. D.h., die Unternehmen<br />
eines Kreises profitieren nicht nur von den FuE-Aktivitäten im eigenen Kreis (intraregionale Wissensspillovers),<br />
sondern bis zu einem gewissen Grad auch von den FuE-Aktivitäten in den<br />
Nachbarkreisen (interregionale Wissensspillovers). Als Indikator für solche interregionalen Übertragungseffekte<br />
soll hier die FuE-Ausgabenintensität der Nachbarkreise herangezogen werden.<br />
Soweit einzelne Kreise Nachbarschaftsverhältnisse mit dem Ausland haben, bleiben die dortigen<br />
FuE-Aktivitäten unberücksichtigt. Dies kann damit begründet werden, dass Wissensspillovers<br />
über nationale Grenzen hinweg, in der Regel deutlich schwächer ausfallen als die innerhalb eines<br />
Landes.<br />
Beim Indikator „FuE-Ausgabenintensität“ werden die FuE-Ausgaben auf die Bruttowertschöpfung<br />
bezogen. Im vorliegenden Kontext wurden allerdings nicht nur die jeweiligen FuE-Ausgaben<br />
54 der einzelnen Kreise selbst („intraregionale Spillovers“), sondern zusätzlich auch noch die<br />
der betreffenden Nachbarkreise („interregionale Spillovers“) herangezogen und zu der in analoger<br />
Weise „räumlich aggregierten“ Bruttowertschöpfung in Beziehung gesetzt. Durch die Mitberücksichtigung<br />
der jeweils benachbarten Kreise im Hinblick auf die FuE-Ausgaben (unter „Bezugnahme“<br />
auf die entsprechende Bruttowertschöpfung) wird dem Aspekt „Räumliche Nachbarschaftseffekte“<br />
Rechnung getragen.<br />
Bei der Prüfung eines möglichen bivariaten statistischen Zusammenhangs zwischen der in dieser<br />
Weise „räumlich aggregierten“ FuE-Ausgabenintensität und den einzelnen Beschäftigungsindikatoren<br />
zeigte sich allerdings kaum statistische Signifikanz. Am auffälligsten war, dass in den<br />
1990er-Jahren die Expansionsrate, und damit der Beschäftigungsaufbau in bestehenden Industrieunternehmen,<br />
in denjenigen baden-württembergischen Kreisen tendenziell nur unterdurchschnittlich<br />
ausfiel, bei denen in ihrem regionalen Umfeld eine hohe FuE-Ausgaben-intensität<br />
gegeben war. Daraus darf allerdings nicht gefolgert werden, dass der große Umfang an FuE-<br />
Aktivitäten im räumlichen Umfeld etwa die Ursache für die nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung<br />
gewesen wäre. Vielmehr ist davon auszugehen, dass in den betreffenden<br />
baden-württembergischen Kreisen mit eher ungünstiger Beschäftigungsbilanz anderweitige,<br />
negativ wirkende standortpolitische Einflüsse zum Tragen gekommen sind. Ein ähnlicher Sach-<br />
54 Konkret wurden die „Internen FuE-Ausgaben der Unternehmen“ zugrunde gelegt.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 121<br />
verhalt hatte sich bereits in Abschnitt 5.1.3 zum Thema FuE-Ausstattung ergeben, bei dem allerdings<br />
von Nachbarschaftseffekten abstrahiert wurde.<br />
Tabelle 5.21a.: Statistischer Zusammenhang zwischen der „aggregierten“ FuE-Ausgabenintensität der Kreise<br />
und ihrer Nachbarkreise und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten<br />
von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
FuE-Ausgabenintensität (aggreg.) – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,27*<br />
(0,07)<br />
-0,17<br />
(0,26)<br />
Jobschaffungsrate -0,29*<br />
(0,06)<br />
-0,13<br />
(0,38)<br />
Expansionsrate -0,42***<br />
(0,00)<br />
-0,27*<br />
(0,08)<br />
Gründungsrate 0,08<br />
(0,62)<br />
0,04<br />
(0,79)<br />
Zuwanderungsrate 0,06<br />
(0,72)<br />
0,29<br />
(0,06)<br />
Jobabbaurate 0,11<br />
(0,49)<br />
0,22<br />
(0,15)<br />
Schrumpfungsrate 0,18<br />
(0,25)<br />
0,24<br />
(0,11)<br />
Schließungsrate -0,17<br />
(0,26)<br />
-0,08<br />
(0,59)<br />
Abwanderungsrate 0,21<br />
(0,17)<br />
0,39*<br />
(0,10)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Mitunter wird in Studien zur regionalen Beschäftigungsentwicklung in Zusammenhang mit der<br />
Einbindung von Nachbarschaftseffekten auch auf den Standortfaktor „Kaufkraft“ abgestellt. Dieser<br />
Indikator ist für den vorliegenden Fall der industriellen Beschäftigung als Standortfaktor jedoch<br />
nicht allzu relevant, so dass an dieser Stelle auf eine entsprechende Berücksichtigung verzichtet<br />
wurde. 55<br />
Der Aspekt der räumlichen Nachbarschafts- bzw. Spillovereffekte zwischen baden-württembergischen<br />
Kreisen kann nicht nur auf die hier vorgenommene Weise geprüft werden, bei der der<br />
potenzielle Einfluss regionsexterner Standortfaktoren auf die regionsinterne Beschäftigungsentwicklung<br />
untersucht wurde. So wird in Kapitel 6 unter dem Stichwort „räumliche Autokorrelation<br />
zwischen Kreisen“ ein anderes analytisches Prüfverfahren angewendet. Dort wird analysiert,<br />
inwieweit sich zwischen regionsexterner und regionsinterner Beschäftigungsentwicklung und<br />
deren Komponenten statistisch signifikante Zusammenhänge feststellen lassen.<br />
55 Die Relevanz des Standortfaktors „Kaufkraft“ wäre deutlich relevanter, wenn es hier um die Beschäftigungsentwicklung<br />
im Dienstleistungssektor ginge.
122 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
5.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />
Die letzte Gruppe regionaler Determinanten der Beschäftigungsentwicklung befasst sich mit<br />
wirtschaftsstrukturellen Einflussgrößen. Dabei geht es zum einen um betriebsstrukturelle, zum<br />
anderen um wirtschaftssektorale Aspekte.<br />
5.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration<br />
Die für einen Wirtschaftsraum zu erwartende Beschäftigungsentwicklung ist bis zu einem gewissen<br />
Grad auch von dessen Branchenstruktur abhängig. So wird davon ausgegangen, dass zwischen<br />
Unternehmen derselben bzw. zwischen Unternehmen verwandter Branchen im Falle einer<br />
hinreichenden räumlichen Konzentration so genannte „Lokalisationseffekte“ auftreten, die<br />
eine Form von Agglomerationseffekten darstellen. Zu entsprechenden Lokalisationsvorteilen<br />
zählt zum Beispiel die Generierung einer speziellen Zulieferindustrie, zu den Lokalisationsnachteilen<br />
gehören hohe Lohnkosten bei zu starker regionaler Faktornachfrage. Lokalisationseffekte<br />
können die regionale Beschäftigungsentwicklung damit sowohl positiv als auch negativ<br />
beeinflussen.<br />
Die Entstehung von Lokalisationseffekten setzt also eine gewisse räumliche Branchenkonzentration<br />
voraus. Vor diesem Hintergrund wurden in der vorliegenden bivariaten Untersuchung als<br />
regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung verschiedene Konzentrationsmaße<br />
herangezogen, zunächst die anhand von Umsatzanteilen nach dem Herfindahl-Index gemessene<br />
allgemeine Branchenkonzentration. Im Hinblick auf den Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
zeigte sich für die baden-württembergischen Kreise eine schwache negative<br />
Korrelation, die allerdings nur in den 1980er-Jahren und unter Zugrundelegung von Dekadenanfangswerten<br />
statistisch signifikant war (vgl. Tabelle 5.22). 56 Eine hohe Signifikanz ergab sich für<br />
die erste der beiden Dekaden für die Jobschaffungsseite der Nettobeschäftigungsentwicklung,<br />
und zwar in Form einer negativen Korrelation. D.h., diejenigen baden-württembergischen Kreise,<br />
die in den 1980er-Jahren – gemessen an den Umsatzzahlen – eine vergleichsweise hochkonzentrierte<br />
Branchenstruktur aufwiesen, schnitten im Bereich Beschäftigungsaufbau schlechter<br />
ab als andere Kreise. Die Ursache für die vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung<br />
lag in unterdurchschnittlichen Expansionsraten.<br />
56 Die in Kapitel 7 durchgeführten multivariaten Analysen zeigen, dass die anhand des Herfindahl-Index<br />
gemessene Branchenkonzentration keinen Erklärungsbeitrag zu den zwischen den Kreisen bestehenden<br />
Unterschieden in der Beschäftigungsentwicklung leistet.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 123<br />
Tabelle 5.22:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Branchenkonzentration (gemäß Herfindahl-Index)<br />
und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />
Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Branchenkonzentration (Herfindahlindex) – Dekadendurchschnitte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,21<br />
(0,18)<br />
-0,17<br />
(0,27)<br />
-0,06<br />
(0,69)<br />
-0,11<br />
(0,49)<br />
Jobschaffungsrate -0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
0,06<br />
(0,69)<br />
-0,09<br />
(0,58)<br />
Expansionsrate -0,37**<br />
(0,01)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
-0,13<br />
(0,39)<br />
-0,25<br />
(0,10)<br />
Gründungsrate -0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,34**<br />
(0,02)<br />
0,33**<br />
(0,03)<br />
0,16<br />
(0,31)<br />
Zuwanderungsrate -0,10<br />
(0,53)<br />
-0,24<br />
(0,12)<br />
-0,04<br />
(0,78)<br />
-0,10<br />
(0,52)<br />
Jobabbaurate -0,22<br />
(0,15)<br />
-0,25<br />
(0,10)<br />
0,11<br />
(0,47)<br />
-0,00<br />
(0,98)<br />
Schrumpfungsrate -0,21<br />
(0,16)<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
0,20<br />
(0,19)<br />
0,12<br />
(0,43)<br />
Schließungsrate -0,15<br />
(0,34)<br />
-0,22<br />
(0,15)<br />
-0,24<br />
(0,12)<br />
-0,26*<br />
(0,09)<br />
Abwanderungsrate 0,07<br />
(0,68)<br />
0,13<br />
(0,42)<br />
0,24<br />
(0,11)<br />
0,29*<br />
(0,05)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Während die über Umsatzanteile gemessene allgemeine Branchenkonzentration als solches<br />
also keinen signifikanten Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes aufweist,<br />
gilt dies nicht in Bezug auf ein anderes Konzentrationsmaß. So zeigt die Analyse, dass in<br />
baden-württembergischen Kreisen sowohl in den 1980er- als auch in den 1990er-Jahren die<br />
Beschäftigungsentwicklung um so schlechter ausfiel, je höher der jeweilige Tertiarisierungsgrad<br />
- gemessen als Beschäftigtenanteil des Dienstleistungssektors an der regionalen Gesamtwirtschaft<br />
- war (vgl. Tabelle 5.23). 57 Da die betreffende Beschäftigungsentwicklung nur die Entwicklung<br />
im Verarbeitenden Gewerbe erfasst, kann man den Sachverhalt auch auf eine andere Weise<br />
ausdrücken: In den baden-württembergischen Kreisen mit „ohnehin“ schon geringem Industrieanteil<br />
bei den Beschäftigten fiel auch noch die Entwicklung der Industriebeschäftigung unterdurchschnittlich<br />
aus.<br />
57 Werden für den Tertiarisierungsgrad allerdings nicht Dekadendurchschnitts-, sondern Dekadenanfangswerte<br />
herangezogen, dann ist der erwähnte Zusammenhang für die 1990er-Jahre statistisch<br />
nicht signifikant.
124 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Tabelle 5.23:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen dem Grad der Tertiarisierung und verschiedenen<br />
Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />
(P-Werte in Klammern)<br />
Tertiarisierungsgrad – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,36**<br />
(0,02)<br />
-0,39**<br />
(0,01)<br />
-0,31**<br />
(0,04)<br />
-0,28*<br />
(0,06)<br />
Jobschaffungsrate -0,27*<br />
(0,07)<br />
-0,19<br />
(0,21)<br />
0,12<br />
(0,42)<br />
0,06<br />
(0,69)<br />
Expansionsrate -0,29*<br />
(0,06)<br />
-0,24<br />
(0,11)<br />
-0,06<br />
(0,72)<br />
-0,08<br />
(0,60)<br />
Gründungsrate -0,15<br />
(0,32)<br />
-0,15<br />
(0,34)<br />
0,33**<br />
(0,02)<br />
0,12<br />
(0,42)<br />
Zuwanderungsrate 0,02<br />
(0,87)<br />
0,27*<br />
(0,08)<br />
-0,02<br />
(0,92)<br />
-0,08<br />
(0,59)<br />
Jobabbaurate 0,16<br />
(0,31)<br />
0,18<br />
(0,23)<br />
0,43***<br />
(0,00)<br />
0,36**<br />
(0,02)<br />
Schrumpfungsrate 0,07<br />
(0,66)<br />
0,11<br />
(0,46)<br />
0,35**<br />
(0,02)<br />
0,26<br />
(0,10)<br />
Schließungsrate 0,19<br />
(0,21)<br />
0,16<br />
(0,30)<br />
0,31**<br />
(0,04)<br />
0,31**<br />
(0,04)<br />
Abwanderungsrate 0,30*<br />
(0,05)<br />
0,25<br />
(0,11)<br />
0,63***<br />
(0,00)<br />
0,45***<br />
(0,00)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
In der letzten Dekade des Betrachtungszeitraums lag die Ursache für die schlechtere Beschäftigungsentwicklung<br />
in den stark durch den Dienstleistungssektor geprägten Kreisen in der vergleichsweise<br />
ungünstigen Entwicklung im Bereich Jobabbau, konkret bei der Schließungs-, vor<br />
allem aber bei der Abwanderungsrate (vgl. Abbildung 5.14). Der von der wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Theorie mitunter vermutete positive Zusammenhang zwischen Tertiarisierungsgrad<br />
und Gründungsintensität konnte in der vorliegenden Auswertung für die baden-württembergischen<br />
Kreise nur für bestimmte Konstellationen bestätigt werden, aber selbst dann war keine<br />
statistische Signifikanz gegeben. Im Übrigen ergab sich zwischen dem Dienstleistungsanteil und<br />
der Gründungsrate für die 1980er-Jahre eine leicht negative – wenn auch nicht signifikante -<br />
Korrelation und für die 1990er-Jahre ein positiver Zusammenhang. 58 Insgesamt kommt die bivariate<br />
Analyse also zu einer negativen Korrelation zwischen Tertiarisierungsgrad und Nettobeschäftigungsentwicklung.<br />
Dies bedeutet allerdings nur, dass baden-württembergische Kreise mit<br />
hohem Tertiarisierungsgrad, also einem hohen Beschäftigtenanteil des Dienstleistungssektors,<br />
eine vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung hatten. Daraus kann nicht etwa<br />
gefolgert werden, dass der hohe Dienstleistungsanteil Ursache für die relativ schlechte Beschäftigungsbilanz<br />
wäre. Eine solche Kausalitätsbeziehung kann ansatzweise nur im Rahmen multivariater<br />
Analyseverfahren überprüft werden. In dem entsprechenden Kapitel 7 zeigt sich dann<br />
58 Der entsprechende Zusammenhang war jedoch nur für Bravais-Pearson, nicht aber für Spearman<br />
signifikant.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 125<br />
allerdings, dass der Tertiarisierungsgrad zur Erklärung der unterschiedlichen Beschäftigungsentwicklung<br />
in den baden-württembergischen Kreisen keinen Beitrag leistet.<br />
Abbildung 5.14 Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate und Tertiarisierungsgrad in den 1990er-Jahren<br />
(r PB =0,63; p PB =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Die These, dass die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes auch von dessen<br />
Branchenstruktur abhängig ist, bezieht sich auch auf den Umstand, dass es darauf ankommt, ob<br />
in einer Region eher solche Wirtschaftszweige dominieren, die als typische Wachstumsbranchen<br />
gelten oder ob dort Schrumpfungs- bzw. Krisenbranchen die Wirtschaftsstruktur bestimmen.<br />
Dieser Aspekt wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht vertieft, könnte<br />
jedoch anhand von geeigneten “Shift-Share-Analysen“ genauer betrachtet werden. Es sei an<br />
dieser Stelle jedoch auf eine Studie von Krumm/Strotmann (2004b) hingewiesen, in der für ausgewählte<br />
baden-württembergische Regionen untersucht wurde, inwieweit das Vorhandensein
126 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
bestimmter Wachstums- bzw. Schrumpfungsbranchen die dortige Beschäftigungsentwicklung<br />
beeinflusst hat.<br />
5.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten<br />
Die Arbeitsplatzdynamik im Verarbeitenden Gewerbe könnte auch durch betriebsstrukturelle<br />
Determinanten beeinflusst sein. Vor diesem Hintergrund wurde zunächst geprüft, ob sich zwischen<br />
der Beschäftigungsentwicklung und der in den Kreisen durchschnittlichen – anhand der<br />
Beschäftigtenzahl bemessenen – Betriebsgröße irgendwelche statistischen Zusammenhänge<br />
nachweisen lassen (vgl. Tabelle 5.24).<br />
Tabelle 5.24:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen industriellen Betriebsgröße<br />
auf Kreisebene und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />
Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Betriebsgröße – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung -0,30*<br />
(0,04)<br />
-0,19<br />
(0,23)<br />
-0,16<br />
(0,31)<br />
-0,12<br />
(0,43)<br />
Jobschaffungsrate -0,69***<br />
(0,00)<br />
-0,76***<br />
(0,00)<br />
-0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
Expansionsrate -0,69***<br />
(0,00)<br />
-0,66***<br />
(0,00)<br />
-0,56***<br />
(0,00)<br />
-0,51***<br />
(0,00)<br />
Gründungsrate -0,35**<br />
(0,02)<br />
-0,48***<br />
(0,00)<br />
0,12<br />
(0,43)<br />
0,04<br />
(0,79)<br />
Zuwanderungsrate -0,18<br />
(0,23)<br />
-0,33**<br />
(0,03)<br />
-0,11<br />
(0,50)<br />
-0,10<br />
(0,31)<br />
Jobabbaurate -0,40**<br />
(0,01)<br />
-0,58***<br />
(0,00)<br />
-0,1<br />
(0,53)<br />
-0,20<br />
(0,20)<br />
Schrumpfungsrate -0,25<br />
(0,10)<br />
-0,41**<br />
(0,01)<br />
0,05<br />
(0,74)<br />
-0,01<br />
(0,97)<br />
Schließungsrate -0,50***<br />
(0,00)<br />
-0,61***<br />
(0,00)<br />
-0,47***<br />
(0,00)<br />
-0,51***<br />
(0,00)<br />
Abwanderungsrate -0,06<br />
(0,71)<br />
-0,03<br />
(0,86)<br />
0,04<br />
(0,79)<br />
0,14<br />
(0,36)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Dabei zeigte sich Folgendes: In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
und der durchschnittlichen Betriebsgröße einen negativen Zusammenhang<br />
59 , der jedoch nur in den 1980er-Jahren eine gewisse statistische Signifikanz aufwies. 60<br />
Allerdings zeigte sich für beide Dekaden zwischen der Betriebsgröße einerseits und den Expansions-<br />
und Schließungsraten andererseits jeweils ein hoch signifikanter negativer Zusammenhang<br />
(vgl. Abbildung 5.15). Die Betriebsgröße wirkte damit also im ersten Fall negativ und im<br />
zweiten Fall positiv auf die Beschäftigungsentwicklung. In den 1980er-Jahren kam zusätzlich<br />
59 Die multivariate Analyse in Kapitel 7 wird dann auch bestätigen, dass mit zunehmender durchschnittlicher<br />
Betriebsgröße die Beschäftigungsentwicklung tendenziell schlechter verlief.<br />
60 Dies gilt insbesondere für den Fall der Zugrundelegung von Dekadenanfangswerten.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 127<br />
noch eine negative Korrelation zwischen der Betriebsgröße und der Gründungsrate hinzu, was<br />
impliziert, dass in einem baden-württembergischen Kreis die Gründungsrate um so höher ausfiel,<br />
je niedriger die durchschnittliche Betriebsgröße war. Dies bestätigt die in der wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Theorie häufig vertretene These, dass eine kleinbetriebliche Wirtschaftsstruktur<br />
das Gründungsaufkommen fördert.<br />
Abbildung 5.15: Zusammenhang zwischen Expansionsrate und Betriebsgröße in den 1980er-Jahren<br />
(r PB =-0,69; p PB =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Im vorliegenden Fall ist zu beachten, dass zwar die betreffende Beschäftigungsentwicklung auf<br />
das Verarbeitende Gewerbe abstellt, nicht aber die Beschäftigungsdeterminante „durchschnittliche<br />
Betriebsgröße“. Diese erfasst hier auch die (an der Beschäftigtenzahl gemessene) Größe<br />
von Dienstleistungsunternehmen, so dass nicht auf den Zusammenhang industrielle Betriebsgröße<br />
zu industrieller Beschäftigungsentwicklung geschlossen werden kann.
128 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Bei der Auswertung zur industriellen Beschäftigungsentwicklung in baden-württembergischen<br />
Kreisen wurde auch eine mögliche Korrelation mit der Exportquote geprüft (vgl. Tabelle 5.25). Im<br />
Hinblick auf die als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes<br />
gemessene Exportquote ließ sich zwar ein positiver Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
feststellen, der allerdings nur sehr schwach ausgeprägt und zudem statistisch<br />
nicht signifikant war. Es zeigte sich jedoch eine hoch signifikante negative Korrelation zwischen<br />
der Exportquote und der Schließungsrate (vgl. Abbildung 5.16). D.h., diejenigen badenwürttembergischen<br />
Kreise, deren Industrieunternehmen überdurchschnittlich hohe Auslandsumsatzanteile<br />
aufwiesen, hatten vergleichsweise geringe Arbeitsplatzverluste durch Firmenschließungen.<br />
Dies galt gleichermaßen für die 1980er- und die 1990er-Jahre.<br />
Tabelle 5.25:<br />
Statistischer Zusammenhang zwischen der Exportquote (Anteil des Auslandsumsatzes am<br />
Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe) und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />
Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />
Exportquote – Dekadendurchschnittswerte<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Brav.-Pearson<br />
(P-Wert)<br />
Spearman<br />
(P-Wert)<br />
Nettobeschäftigungsänderung 0,12*<br />
(0,43)<br />
0,10<br />
(0,54)<br />
0,11<br />
(0,47)<br />
0,07<br />
(0,63)<br />
Jobschaffungsrate -0,20<br />
(0,19)<br />
-0,22<br />
(0,15)<br />
-0,20<br />
(0,19)<br />
-0,06<br />
(0,70)<br />
Expansionsrate -0,19<br />
(0,21)<br />
-0,17<br />
(0,27)<br />
-0,27*<br />
(0,08)<br />
-0,17<br />
(0,27)<br />
Gründungsrate -010<br />
(0,54)<br />
-0,21<br />
(0,18)<br />
0,03<br />
(0,87)<br />
0,11<br />
(0,49)<br />
Zuwanderungsrate -0,11<br />
(0,48)<br />
-0,11<br />
(0,50)<br />
0,01<br />
(0,95)<br />
0,12<br />
(0,44)<br />
Jobabbaurate -0,43***<br />
(0,00)<br />
-0,37**<br />
(0,01)<br />
-0,26*<br />
(0,09)<br />
-0,07<br />
(0,65)<br />
Schrumpfungsrate -0,26*<br />
(0,09)<br />
-0,24<br />
(0,11)<br />
-0,12<br />
(0,44)<br />
0,10<br />
(0,51)<br />
Schließungsrate -0,54***<br />
(0,00)<br />
-0,48***<br />
(0,00)<br />
-0,50***<br />
(0,00)<br />
-0,38**<br />
(0,01)<br />
Abwanderungsrate -0,18<br />
(0,25)<br />
-0,00<br />
(1,00)<br />
-0,14<br />
(0,37)<br />
-0,04<br />
(0,80)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
Eine stärkere Einbindung in die internationalen Märkte scheint also eher vor (unfreiwilligen) Unternehmensschließungen<br />
zu schützen. Das könnte damit zusammenhängen, dass die entsprechenden<br />
Unternehmen ihren Absatz räumlich stärker diversifiziert haben. Zudem dürfte eine<br />
hohe Exportquote bis zu einem gewissen Grad auch ein Ausdruck für eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />
sein.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 129<br />
Abbildung 5.16: Zusammenhang zwischen Schließungsrate und Exportquote in den 1980er-Jahren<br />
(r PB =-0,54; p PB =0,00)<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />
An dieser Stelle sei schließlich festgehalten, dass die biariate Analyse zwar einen schwachen<br />
positiven Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Exportquote feststellen<br />
kann, dieser jedoch als nicht statistisch signifikant einzustufen ist. Die in Kapitel 7 durchgeführte<br />
abschließende multivariate Analyse geht in gewisser Weise über dieses Ergebnis hinaus:<br />
So zeigt sich unter Anwendung der entsprechenden robusten Analyseverfahren, dass eine hohe<br />
Exportquote einer der Bestimmungsgründe dafür ist, dass ein Teil der baden-württembergischen<br />
Kreise eine überdurchschnittlich gute Beschäftigungsbilanz vorweisen kann.
130 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Zusammenfassung zu Kapitel 5<br />
In dem vorliegenden Kapitel wurde systematisch überprüft, ob und inwieweit sich für die badenwürttembergischen<br />
Kreise in den 1980er- und 1990er-Jahren zwischen einzelnen regionalen<br />
Standortfaktoren (sowie ausgewählten siedlungs- und wirtschaftsstrukturellen Variablen) einerseits<br />
und der industriellen Beschäftigungsentwicklung und ihren Komponenten andererseits statistisch<br />
signifikante Zusammenhänge feststellen lassen. Auf der Basis der zugrunde gelegten<br />
bivariaten Analysen können allerdings nur mögliche Koinzidenzen bzw. Korrelationen, nicht aber<br />
Kausalitäten identifiziert werden. Die Frage, ob ein regionaler Standortfaktor ursächlich für eine<br />
bestimmte Beschäftigungsentwicklung (mit)verantwortlich war, konnte also hier nicht beantwortet<br />
werden und bleibt stattdessen den in Kapitel 7 durchzuführenden multivariaten Analysen vorbehalten.<br />
Daher werden an dieser Stelle die Ergebnisse der Korrelationsanalysen nur in einer Tabelle zusammengefasst:<br />
Inputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Regionale Standortfaktoren<br />
bzw. andere regionale<br />
Beschäftigungsdeterminanten<br />
Baulandpreis<br />
Monatsgehalt je Angestelltem<br />
Art des Zusammenhangs<br />
zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
gemäß<br />
bivariater Analyse<br />
negative Korrelation<br />
negative Korrelation<br />
Outputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Siedlungsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Wirtschaftsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Arbeitslosenquote<br />
Geringqualifiziertenquote<br />
FuE-Personalintensität<br />
Gewerbesteuerhebesatz<br />
Bevölkerungsdichte<br />
Branchenkonzentration (Herfind.)<br />
Tertiarisierungsgrad<br />
Betriebsgröße<br />
Exportquote<br />
negative Korrelation<br />
kein Zusammenhang<br />
negative Korrelation<br />
negative Korrelation<br />
negative Korrelation<br />
kein Zusammenhang<br />
negative Korrelation<br />
negative Korrelation<br />
kein Zusammenhang
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 131<br />
6. Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen<br />
6.1. Grundfragen und Ziele einer Analyse der räumlichen Autokorrelation<br />
Die Korrelationsbetrachtungen in Kapitel 5 unterstellen, dass der regionale Hintergrund eines<br />
Kreises bereits mit den eigenen Kreisvariablen zufrieden stellend beschrieben werden kann. 61<br />
Allerdings deuten theoretische Überlegungen aus verschiedenen Blickwinkeln an, dass Niveau,<br />
Struktur und Entwicklung der Standortindikatoren der Nachbarkreise ebenso von wesentlicher<br />
Bedeutung für die Entwicklung eines Kreises sein können. Daher könnte es auch der Fall sein,<br />
dass zwischen der Beschäftigungsentwicklung in einem bestimmten Kreis und der entsprechenden<br />
Entwicklung in den Nachbarkreisen Zusammenhänge bestehen. Diese räumliche Autokorrelation<br />
kann dabei positiv sein, so dass sich die Kreise in ihrer Entwicklung komplementär verhalten<br />
und positiv begünstigen („positive Clustereffekte“). Andererseits ist denkbar, dass Kreise<br />
untereinander im Wettbewerb um Arbeitsplätze stehen, so dass eine günstige Entwicklung in<br />
einem Kreis c.p. in der Tendenz mit einer ungünstigeren Entwicklung in den Nachbarkreisen<br />
einhergeht („Substitutionseffekte, Wettbewerb“). Im vorliegenden Kapitel soll das Ausmaß und<br />
die Struktur der räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg auf Kreisebene anhand geeigneter<br />
Indikatoren beleuchtet werden. Sollten die Analysen zeigen, dass die räumliche Autokorrelation<br />
hinsichtlich der verschiedenen Variablen beträchtlich ist, so müsste dies auch bei den<br />
weiteren multivariaten Analysen berücksichtigt werden. Im Detail geht es daher um die folgenden<br />
Fragen:<br />
• Hängt die Entwicklung der Beschäftigung in einem Kreis auch von der Beschäftigungsentwicklung<br />
(und deren Determinanten) in den Nachbarkreisen ab?<br />
• In welcher Form besteht ggf. diese Abhängigkeit, d.h. lassen sich positive Clustereffekte<br />
oder Indizien für einen regionalen Wettbewerb um Arbeitsplätze beobachten?<br />
• Gilt dies für die Beschäftigungsveränderung bzw. die dahinter stehenden Bruttoströme der<br />
Beschäftigung (Jobschaffung bzw. Jobabbau) in gleichem Maße?<br />
6.2. Tests auf globale räumliche Autokorrelation<br />
Tests auf globale Autokorrelation überprüfen, ob, in welchem Maße und in welcher Richtung<br />
zwischen den industriellen Beschäftigungsentwicklungen auf Kreisebene insgesamt für Baden-<br />
Württemberg Korrelationsbeziehungen bestehen. Die zu testende Nullhypothese ist somit, dass<br />
sich wachsende und schrumpfende Kreise zufällig über das Land verteilen.<br />
61 Zum Thema räumliche Autokorrelation vgl. auch die Ausführungen in Kapitel 5.3.2.
132 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Kasten 3: Methodisches zur Analyse der globalen räumlichen Autokorrelation<br />
Als Maß für die räumliche Nähe zwischen zwei Kreisen wird im Weiteren darauf abgestellt, ob zwei Kreise<br />
eine gemeinsame Grenze haben oder nicht. 62 Die Matrix, welche die Nachbarschaftsbeziehungen wiedergibt,<br />
ist somit eine 44 x 44 – Matrix W mit den Elementen 0 und 1, wobei 1 den Fall einer gemeinsamen<br />
Grenze hindeutet. 63 Die Elemente auf der Hauptdiagonalen sind Null, da eine Region keine Grenze mit<br />
sich selbst haben kann.<br />
Ein Problem der vorliegenden Analysen kann darin bestehen, dass einige Kreise des betrachteten Regionalraums<br />
Baden-Württemberg auch zu ausländischen Nachbarländern hin über Grenzbeziehungen verfügen,<br />
die aus Datengründen nicht in die Analysen einfließen können. Dieses so genannte „boundary value<br />
problem“ kann eventuell zu verzerrten Ergebnissen über die räumlichen Abhängigkeiten führen, falls unbeobachtete<br />
(hier ausländische) regionale Einheiten die räumlichen Korrelationen in den beobachteten<br />
Daten beeinflussen. Anselin (1988) weist jedoch darauf hin, dass dieses Problem regelmäßig nicht so<br />
gravierend ist wie man auf den ersten Blick denken könnte, auch wenn die Forschung zu dieser Problematik<br />
noch nicht hinreichend abgeschlossen ist.<br />
Als Maße für den Test auf globale Autokorrelation werden im Weiteren Moran’s I und Geary’s c berechnet<br />
(vgl. Anselin/Bera für Details). Moran’s I ist definiert als:<br />
wobei<br />
N<br />
∑ = 44 N<br />
∑ = 44<br />
w ij ( y i − y)(<br />
y j − y)<br />
N i=<br />
1 j=<br />
1<br />
I =<br />
,<br />
44<br />
∑∑w ∑ ( y − y)<br />
2<br />
ij<br />
i j<br />
i<br />
i = 1<br />
w<br />
ij<br />
das Element der Gewichtungsmatrix W ist, das zu den Kreisen i und j gehört,<br />
y<br />
i<br />
und<br />
y<br />
j<br />
die<br />
entsprechenden Werte der interessierenden Variable darstellen und y der Mittelwert der interessierenden<br />
Variablen ist. Trotz der Ähnlichkeit zum Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson ist der Erwartungswert<br />
von Morans’s I nicht Null, sondern entspricht E ( I)<br />
= −1<br />
N −1. Ist I signifikant größer als dieser<br />
Erwartungswert, so liegt eine positive globale räumliche Autokorrelation vor, d.h. hohe Werte von Y in<br />
Kreisen korrelieren mit hohen Werten von Y in den Nachbarkreisen. Ist I signifikant kleiner als der Erwartungswert,<br />
so liegt negative räumliche Autokorrelation vor, d.h., dass regionale Cluster eher von nicht<br />
ähnlichen Kreisen gebildet werden, die zueinander im Wettbewerb stehen.<br />
Während Moran’s I Abweichungen der regionalen Beobachtungswerte vom Mittelwert betrachtet, misst<br />
das globale Maß Geary’s c die Ähnlichkeit anhand der quadrierten Abweichungen zwischen den Beobachtungswerten.<br />
N −1<br />
c =<br />
2∑∑w ij<br />
i j<br />
N<br />
∑ = 44 N<br />
∑ = 44<br />
w −<br />
2 ij ( y i y j )<br />
i=<br />
1 j=<br />
1<br />
44<br />
∑ ( y − y)<br />
2 i<br />
i = 1<br />
Unter der Nullhypothese, dass keine räumliche Autokorrelation besteht, nimmt Geary’s c den Wert 1 an.<br />
Werte von Geray’s c, die größer als 1 sind, deuten auf negative räumliche Autokorrelation, Werte die kleiner<br />
als Eins sind, auf positive räumliche Autokorrelation hin. In der empirischen Praxis wird Moran’s I regelmäßig<br />
präferiert, da Geary’s c extreme Werte durch die Quadrierung stärker gewichtet als Moran’s I.<br />
62 Openshaw/Taylor (1979) weisen darauf hin, dass die Wahl der regionalen Einheit einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Ergebnisse der Korrelationsbetrachtungen haben kann. Für die vorliegende Studie<br />
wurden aus Gründen der Datenverfügbarkeit und der Übersichtlichkeit Kreisdaten verwendet.<br />
63 Für die weiteren Analysen kommt diese Vorgehensweise einer Gleichgewichtung aller Nachbarn<br />
gleich. Alternativ könnte man auch unterschiedliche Gewichte verwenden, die sich z.B. an der Grenzlänge<br />
oder einem räumlichen Distanzmaß orientieren.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 133<br />
Die Betrachtung der Ergebnisse der globalen Tests auf räumliche Autokorrelation (vgl. Tabelle<br />
6.1) verdeutlichen, dass im Durchschnitt der 1980er-Jahre weder hinsichtlich der Veränderungsrate<br />
der Beschäftigung noch hinsichtlich der Brutto-Jobflows der Jobschaffung und des Jobabbaus<br />
eine statistisch signifikante räumliche Autokorrelation festgestellt werden konnte. Die Nullhypothese<br />
einer zufälligen räumlichen Verteilung der Kreise hinsichtlich ihrer durchschnittlichen<br />
Veränderung der Beschäftigung in den 1980er-Jahren kann also nicht abgelehnt werden.<br />
Im Durchschnitt der 1990er-Jahre dagegen deuten sowohl Moran’s I als auch das Maß von Geary<br />
auf eine auf dem 5%-Signifikanzniveau statistisch signifikante positive räumliche Autokorrelation<br />
hin. Dieses Ergebnis bedeutet, dass in den 1990er-Jahren Kreise mit günstiger und ungünstiger<br />
Beschäftigungsentwicklung jeweils eher räumliche Cluster bildeten und sich nicht zufällig<br />
über Baden-Württemberg verteilten. Dies galt dabei im Durchschnitt der 1990er-Jahre sowohl für<br />
die betriebliche Jobschaffung als auch für den betrieblichen Jobabbau, wobei der positive<br />
Clustereffekt bei den bereits bestehenden Industriebetrieben ausgeprägter war als bei den<br />
Gründungen und Schließungen.<br />
Tabelle 6.1:<br />
Ergebnisse globaler Tests auf Vorliegen räumlicher Autokorrelation auf Kreisebene in Baden-Württemberg<br />
für die Veränderung der Industriebeschäftigung und deren Bruttokomponenten<br />
1980er-Jahre<br />
Moran’s I Geary’s c<br />
Variablen<br />
(P-Wert) (P-Wert)<br />
Durchschnittliche Veränderungsrate<br />
-0,072 1,047<br />
der Beschäftigung<br />
(0,325) (0,338)<br />
-0,115 1,045<br />
Durchschnittliche Jobschaffungsrate<br />
(0,193) (0,349)<br />
-0,074 0,970<br />
Jobschaffung in bestehenden Betrieben<br />
(0,316) (0,398)<br />
0,018 0,905<br />
Jobschaffung durch Gründungen<br />
(0,345) (0,230)<br />
-0,149** 1,447**<br />
Jobschaffung durch Kreiswechsler<br />
(0,03) (0,018)<br />
0,056 0,961<br />
Durchschnittliche Jobabbaurate<br />
(0,228) (0,367)<br />
0,075 0,943<br />
Jobabbau in bestehenden Betrieben<br />
(0,177) (0,310)<br />
-0,041 0,920<br />
Jobabbau durch Schließungen<br />
(0,433) (0,248)<br />
-0,003 0,890<br />
Jobabbau durch Kreiswechsler<br />
(0,420) (0,207)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />
1990er-Jahre<br />
Moran’s I Geary’s c<br />
(P-Wert) (P-Wert)<br />
0,155** 0,787**<br />
(0,047) (0,031)<br />
0,146* 0,786**<br />
(0,056) (0,03)<br />
0,146* 0,787**<br />
(0,056) (0,029)<br />
-0,021 0,805*<br />
(0,490) (0,058)<br />
-0,02 1.008<br />
(0,486) (0,474)<br />
0,153** 0,661***<br />
(0,041) (0,005)<br />
0,109* 0,696***<br />
(0,097) (0,01)<br />
0,052 0,875<br />
(0,238) (0,137)<br />
0,081 0,717**<br />
(0,156) (0,011)
134 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Bei jährlicher Betrachtung der räumlichen Autokorrelationen wird allerdings deutlich, dass eine<br />
hohe zeitliche Stabilität des Bildes nicht gegeben ist. Abbildung 6.1 zeigt, dass die hohe räumliche<br />
Autokorrelation der Veränderungsraten der Beschäftigung insbesondere Anfang der 1990er-<br />
Jahre gegeben war. Von 1985 auf 1986 dagegen konnte sogar eine signifikant negative räumliche<br />
Autokorrelation beobachtet werden.<br />
Abbildung 6.1: Jährliche Tests auf globale Autokorrelation der Veränderungsraten der<br />
Beschäftigung auf Kreisebene<br />
Moran's I für die jährliche Veränderungsrate der Beschäftigung auf Kreisebene<br />
von 1980 bis 2000 (fette Punkte sind statistisch signifikant)<br />
0,25<br />
0,2<br />
0,15<br />
0,1<br />
0,05<br />
0<br />
-0,05<br />
-0,1<br />
-0,15<br />
-0,2<br />
1980<br />
1981<br />
1982<br />
1983<br />
1984<br />
Moran's I<br />
1985<br />
1986<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
Quelle:<br />
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />
6.3. Tests auf lokale räumliche Autokorrelation<br />
In Ergänzung zu den globalen Tests auf räumliche Autokorrelation untersuchen lokale Tests auf<br />
räumliche Autokorrelation im Detail die einzelnen Kreise, die räumlich mit ihren Nachbarn korrelieren.<br />
Sowohl für Moran’s I als auch für Geary’s c existieren jeweils entsprechende lokale Maße<br />
der räumlichen Autokorrelation, die sich auch jeweils analog interpretieren lassen:<br />
I<br />
i<br />
=<br />
N 44<br />
∑ =<br />
j=<br />
1<br />
w ( y<br />
ij<br />
i<br />
( y<br />
i<br />
− y)(<br />
y<br />
− y)<br />
2<br />
j<br />
− y)<br />
c<br />
i<br />
=<br />
N 44<br />
∑ =<br />
j=<br />
1<br />
w ( y<br />
ij<br />
( y<br />
i<br />
i<br />
− y<br />
− y)<br />
2<br />
j<br />
)<br />
2
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 135<br />
Tabelle 6.2:<br />
Kreis<br />
Jährliche Tests auf lokale Autokorrelation der Jobschaffungs- und Jobabbaurate<br />
auf Kreisebene, Moran’s I<br />
Durchschnittliche Veränderungsrate<br />
der Beschäftigung<br />
Durchschnittliche jährliche<br />
Jobschaffungsrate<br />
Durchschnittliche jährliche<br />
Jobabbaurate<br />
1990-er Jahre<br />
Moran’s I P-Wert Moran’s I P-Wert Moran’s I P-Wert<br />
SK Stuttgart 0,401 0,186 0,708* 0,061 0,017 0,465<br />
LK Böblingen -0,104 0,407 0,033 0,435 -0,211 0,286<br />
LK Esslingen 0,475 0,117 0,443 0,133 0,091 0,388<br />
LK Göppingen 0,123 0,35 0,398 0,132 -0,008 0,483<br />
LK Ludwigsburg -0,029 0,494 -0,21 0,328 0,003 0,474<br />
Rems-Murr-Kreis 0,011 0,461 -0,376 0,153 -0,235 0,262<br />
SK Heilbronn -1.119 0,133 -1.036 0,151 -0,231 0,413<br />
LK Heilbronn 0,412* 0,071 0,515** 0,034 0,041 0,411<br />
Hohenlohekreis 1.489*** 0,001 -0,077 0,455 1.256*** 0,003<br />
LK Schwäbisch-Hall 1.005*** 0,007 0,029 0,451 0,564* 0,073<br />
Main-Tauber-Kreis 0,561 0,146 -0,197 0,377 0,91** 0,04<br />
LK Heidenheim 0,003 0,481 1.068** 0,024 0,393 0,217<br />
Ostalbkreis -0,022 0,499 0,198 0,32 0,167 0,338<br />
SK Baden-Baden 1.930** 0,024 0,778 0,207 0,869 0,172<br />
SK Karlsruhe -0,236 0,414 2.442*** 0,006 1.824** 0,025<br />
LK Karlsruhe 0,008 0,467 0,962*** 0,005 0,305 0,184<br />
LK Rastatt 0,713** 0,04 0,299 0,221 0,314 0,202<br />
SK Heidelberg 1.537** 0,012 0,798 0,116 0,587 0,178<br />
SK Mannheim 1.193** 0,038 0,8 0,115 0,191 0,373<br />
Neckar-Odenw.-Kreis 0,158 0,351 -0,038 0,488 0,228 0,291<br />
Rhein-Neckar-Kreis 0,107 0,378 -0,001 0,479 0,119 0,362<br />
SK Pforzheim -0,059 0,479 -0,221 0,387 0,718 0,131<br />
LK Calw -0,14 0,368 -0,18 0,325 0,043 0,421<br />
Enzkreis -0,062 0,46 0,152 0,321 0,06 0,41<br />
LK Freudenstadt 0,177 0,298 0,215 0,264 -0,044 0,477<br />
SK Freiburg 0,381 0,278 0,783 0,12 -0,313 0,33<br />
LK Breisg.-Hochschw. -0,33 0,232 0,062 0,419 -0,219 0,314<br />
LK Emmendingen 0,108 0,391 -0,017 0,495 -0,026 0,498<br />
Ortenaukreis 0,178 0,316 -0,242 0,301 0,13 0,352<br />
LK Rottweil 0,019 0,46 0,052 0,429 -0,052 0,472<br />
Schwarzw.-Baar-Kreis -0,264 0,243 -0,003 0,477 -0,203 0,295<br />
LK Tuttlingen -0,684* 0,057 -0,102 0,426 -0,452 0,144<br />
LK Konstanz 0,065 0,426 -0,047 0,48 0,039 0,446<br />
LK Lörrach -0,014 0,494 -0,035 0,493 0,001 0,486<br />
LK Waldshut 0,035 0,458 -0,146 0,413 0,092 0,414<br />
LK Reutlingen 0,009 0,46 -0,267 0,222 -0,129 0,366<br />
LK Tübingen 0,026 0,453 0,069 0,413 -0,006 0,483<br />
Zollernalbkreis -0,333 0,206 -0,238 0,284 -0,03 0,492<br />
SK Ulm -0,674 0,254 -0,334 0,376 -0,266 0,399<br />
Alb-Donau-Kreis -0,048 0,477 -0,446 0,157 0,21 0,282<br />
LK Biberach 0,032 0,453 -0,074 0,457 -0,07 0,459<br />
Bodenseekreis -0,073 0,464 0,057 0,442 -0,075 0,461<br />
LK Ravensburg 0,092 0,418 -0,153 0,407 0,225 0,321<br />
LK Sigmaringen -0,247 0,258 -0,014 0,49 -0,082 0,43<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen
136 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Das Streuungsdiagramm („Moran’s scatterplot“), Abbildung 6.2., veranschaulicht die positive<br />
räumliche Autokorrelation hinsichtlich der durchschnittlichen Beschäftigungsveränderung in den<br />
1990er-Jahren und zeigt dabei auch die Positionierung einzelner Kreise auf.<br />
Abbildung 6.2:<br />
Moran’s Scatterplot für die Rate der Veränderung der Beschäftigung<br />
IV<br />
I<br />
III<br />
II<br />
1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />
2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />
3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />
4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />
5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald<br />
38 Zollernalbkreis<br />
6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />
7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />
8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />
9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />
10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />
11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />
Quelle:<br />
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />
Abgetragen ist dabei…<br />
• …auf der Abszisse der standardisierte Wert (hier der durchschnittlichen Beschäftigungsveränderung)<br />
des jeweils betrachteten Kreises (z) und<br />
• …auf der Ordinate der durchschnittliche standardisierte Wert der Nachbarkreise mit gemeinsamer<br />
Grenze (Wz)<br />
Im Quadranten I liegen somit Kreise, die sich selbst überdurchschnittlich entwickelt haben und<br />
deren Nachbarkreise im Durchschnitt ebenfalls überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklungen<br />
aufwiesen. Hierzu gehören der Stadtkreis Baden-Baden und der Landkreis Rastatt oder
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 137<br />
der Hohenlohekreis, der Landkreis Schwäbisch-Hall sowie der Main-Tauber-Kreis. Im Quadranten<br />
III liegen dagegen Kreise, deren Umfeld sich unterdurchschnittlich gut entwickelt hat und die<br />
sich dabei auch selbst unterdurchschnittlich gut entwickelt haben. Dazu gehören die Stadtkreise<br />
Mannheim, Heidelberg und Stuttgart. Quadrant II enthält Kreise, die selbst zwar eine überdurchschnittliche<br />
Beschäftigungsentwicklung in den 1990er-Jahren verzeichnen konnten, deren Nachbarkreise<br />
sich jedoch nur unterdurchschnittlich entwickelt hatten. Zu dieser Gruppe gehören der<br />
Landkreis Tuttlingen oder auch der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Zur vierten Gruppe<br />
der Kreise, die sich in einem überdurchschnittlich guten Umfeld der Nachbarkreise unterdurchschnittlich<br />
gut entwickelt haben (Quadrant IV) zählen die Stadtkreise Heilbronn und Ulm.<br />
Insgesamt zeigen die in diesem Kapitel durchgeführten Analysen zur räumlichen Autokorrelation,<br />
dass diese auf Kreisebene zwar eine Rolle spielt, jedoch in vielen Jahren nicht signifikant ist.<br />
Darüber hinaus sind die Ergebnisse in zeitlicher Hinsicht sehr unterschiedlich und instabil. Daher<br />
werden die weiteren multivariaten Analysen in Kapitel 7 ohne Berücksichtigung räumlicher Autokorrelation<br />
durchgeführt.
138 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
7. Einfluss regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung –<br />
Ergebnisse multivariater Panelschätzungen auf Kreisebene<br />
In Kapitel 5 wurden verschiedene theoretische Überlegungen über mögliche regionale Einflussbzw.<br />
Standortfaktoren der industriellen Beschäftigungsentwicklung anhand bivariater Korrelationsanalysen<br />
empirisch beleuchtet. Der Vorteil dieser Korrelationsanalysen besteht darin, dass<br />
man sehr anschaulich Zusammenhänge illustrieren kann und bei der Darstellung in Streuungsdiagrammen<br />
gleichzeitig auch einen Eindruck bekommt, welche Kreise jeweils im Einzelfall wie<br />
positioniert sind. Allerdings wurde bereits bei den Analysen in Kapitel 5 betont, dass man alleine<br />
auf der Grundlage deskriptiver bivariater Analysen keine Rückschlüsse auf mögliche Kausalitäten<br />
zwischen Variablen ziehen kann und darf, da dazu stets auch weitere mögliche Einflussfaktoren<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
Das vorliegende Kapitel wendet sich daher nun der Analyse der Bedeutung regionaler Bestimmungsgründe<br />
der Beschäftigungsentwicklungen im industriellen Sektor im multivariaten Zusammenhang<br />
zu. Für die 1980er- und 1990er-Jahre wird dabei auf der Grundlage von Jahresdaten<br />
auf Kreisebene empirisch überprüft, welche regionalen Einflussfaktoren einen statistisch<br />
signifikanten Erklärungsbeitrag für die regionale Beschäftigungsentwicklung leisten können und<br />
welche eher nicht. Abschnitt 7.1 geht dabei zunächst kurz auf die Schätzmethodik und die Operationalisierung<br />
der erklärenden Variablen ein, bevor Abschnitt 7.2 dann die Ergebnisse der Modellschätzungen<br />
für die Veränderungsrate der Beschäftigung auf Kreisebene beschreibt und<br />
interpretiert (Nettogrößenanalyse). Abschnitt 7.3 untersucht dann, ob und wenn ja, in welchem<br />
Maße die gefundenen Einflüsse eher über die Seite der regionalen Jobschaffung oder des regionalen<br />
Jobabbaus wirken (Bruttogrößenanalyse).<br />
7.1. Ökonometrisches Modell, Schätzmethode und Operationalisierung<br />
der regionalen Einfluss- bzw. Standortfaktoren<br />
Erklärt werden soll im Weiteren die Entwicklung der Industriebeschäftigung im Kreis i in der Periode<br />
t, die als Wachstumsrate der Beschäftigung y it gemessen wird. Dabei stehen jährliche<br />
Paneldaten für i = 44 Kreise und t = 19 Jahre zur Verfügung.<br />
Problematisch bei der Erklärung der regionalen Beschäftigungsentwicklung könnte sein, dass<br />
diese von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängen kann, darunter auch von einer Vielzahl<br />
von Determinanten, die sich nicht oder nicht hinreichend messen lassen, wie z.B. die Qualität
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 139<br />
der regionalen Wirtschaftsförderung. Man spricht in diesem Zusammenhang in der ökonometrischen<br />
Literatur von „unbeobachteter Heterogenität“. Hat man nur Querschnittsdaten aus einem<br />
Jahr zur Verfügung, so kann diese unbeobachtete Heterogenität dazu führen, dass die Schätzergebnisse<br />
verzerrt sind und daher an Aussagefähigkeit verlieren. Ein wesentlicher Vorteil panelökonometrischer<br />
Schätzverfahren besteht daher darin, dass zumindest zeitkonstante unbeobachtete<br />
Heterogenität bei den Schätzungen berücksichtigt werden kann. 64 Dadurch gelingt es<br />
im Idealfall, unverzerrte Schätzergebnisse für die einbezogenen Einflussgrößen zu erhalten,<br />
ohne dass die unbeobachteten Variablen explizit in der Schätzgleichung berücksichtigt werden<br />
müssen. Der grundsätzliche Einfluss der zeitkonstanten unbeobachteten Heterogenität kann<br />
dabei ebenfalls gemessen werden. Im Folgenden werden daher Panelschätzungen auf Kreisebene<br />
durchgeführt. Diese weisen weitere Vorteile auf – wie z.B. die Möglichkeit einer effizienteren<br />
Schätzung, da die Paneldaten neben der Querschnittsvariation auch jeweils Längsschnittinformationen<br />
enthalten, die berücksichtigt werden können. Allerdings ist bei der kritischen Ergebnisinterpretation<br />
auch zu berücksichtigen, dass Panelschätzungen stets auf Annahmen basieren<br />
– wie hier z.B. der Zeitkonstanz der individuellen Effekte –, deren Nichterfüllung ebenfalls zu<br />
eigenen Problemen führt.<br />
Das Grundmodell der weiteren Modellschätzungen hat die Form<br />
Veränderung der<br />
Beschäftigung in Kreis i<br />
in Periode t<br />
K erklärende Kreisvariablen,<br />
teilweise<br />
zeitlich verzögert<br />
Kreisspezifische<br />
Effekte<br />
Jahresspezifische<br />
Effekte<br />
Die Wachstumsrate der Beschäftigung des Kreises i in der t-ten Periode<br />
y<br />
it<br />
wird dabei zunächst<br />
im systematischen Teil der Regressionsbeziehung auf K erklärende regionale Einflussfaktoren<br />
x<br />
it<br />
zurückgeführt, wobei die zu schätzenden Parameter<br />
ß<br />
k<br />
jeweils den Einfluss der Variable<br />
x<br />
kit<br />
auf die Wachstumsrate der Beschäftigung wiedergibt. Bei den μi<br />
handelt es sich um kreisspezifische<br />
Einflüsse, die für jeden Kreis über die Zeit hinweg als konstant angenommen werden<br />
und die zeitkonstante unbeobachtete Heterogenität auffangen sollen. Ebenso werden konjunkturelle<br />
Unterschiede zwischen den Jahren, die alle Kreise in gleichem Maße betreffen, über Dum-<br />
64 Lechner (2002) spricht in diesem Zusammenhang von der „Magie der Paneldaten“.
140 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
myvariablen für die einzelnen Jahre γ<br />
t<br />
gemessen. ν<br />
it<br />
ist der Fehlerterm, der prinzipiell denselben<br />
Annahmen gerecht werden muss wie der Fehlerterm im Klassischen Regressionsmodell (für<br />
Details vgl. z.B. Wooldridge, 2002 oder Arndt, 2004).<br />
Würde man alle Beobachtungen zu einem gepoolten Modell zusammenfassen, so würde dies<br />
die Annahme implizieren, dass die kreis- und jahresspezifischen Effekte keine Rolle spielen,<br />
also alle μ i<br />
und γ t<br />
gleichgroß sind. Bereits einfache Tests auf gemeinsame Signifikanz der<br />
Dummies für die 44 Kreise und die 19 Jahre zeigen jedoch im Weiteren, dass die kreis- und jahresspezifischen<br />
Effekte jeweils signifikant sind. Insofern ist aus methodischen Gründen ein Panelmodell<br />
mit kreis- und jahresspezifischen Effekten einer gepoolten OLS-Schätzung vorzuziehen.<br />
Geschätzt werden dabei im Weiteren Panelmodelle mit fixen Effekten, bei denen die kreisindividuellen<br />
Effekte<br />
μ<br />
i<br />
als feste, jedoch unbeobachtbare Einflussgrößen betrachtet werden. Die<br />
stellen somit weitere schätzbare Modellparameter dar, die mit den anderen Regressoren korreliert<br />
sein können. 65<br />
μ<br />
i<br />
Die Matrix der erklärenden Variablen enthält den deskriptiven Analysen in Kapitel 5 folgend die<br />
in Tabelle 7.1 angeführten Variablen:<br />
65 Dies wäre nicht der Fall, wenn man die individuellen Effekte im Rahmen eines Panelmodells mit zufälligen<br />
Effekten („Random Effects Modell“) modellieren würde, da hier angenommen wird, dass die<br />
individuellen Effekte μ<br />
i<br />
nicht mit den erklärenden Variablen korreliert sind. Ein einfacher Hausman<br />
(1978) Test auf Korrelation der individuellen Effekte mit den erklärenden Variablen gelangt jedoch zu<br />
dem Ergebnis, dass eine Schätzung mit fixen individuellen Effekten einer Schätzung mit zufälligen individuellen<br />
Effekten vorzuziehen ist. Darüber hinaus sprechen auch inhaltliche Überlegungen für die<br />
Schätzung eines Modells mit fixen Effekten: so wird ein Modell mit zufälligen Effekten vor allem dann<br />
für geeignet gehalten, wenn die Paneldaten im Vergleich zur Grundgesamtheit eine relativ kleine<br />
Stichprobe darstellen (vgl. Baltagi, 2001), im vorliegenden Fall handelt es sich jedoch um die Grundgesamtheit<br />
aller 44 baden-württembergischen Kreise.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 141<br />
Tabelle 7.1:<br />
Beschäftigungsdeterminante/<br />
Standortfaktor<br />
Operationalisierung der Einflussfaktoren der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
sowie der regionalen Jobschaffung und des regionalen Jobabbaus<br />
Operationalisierung<br />
durch …<br />
Datenquelle<br />
Standortfaktor Boden Baulandpreis in Euro je m²<br />
(alternativ getestet: Industriebaulandpreis)<br />
Statistisches Landesamt<br />
Standortfaktor Arbeit<br />
Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />
Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />
Absatzmarktbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Monatsgehalt je Angestellter in Euro<br />
(alternativ getestet: Monatslohn je Arbeiter)<br />
Arbeitslosenquote in %<br />
Geringqualifiziertenquote: Anteil der<br />
Beschäftigten ohne Berufsausbildung an den<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
(alternativ getestet: Akademikerquote in %)<br />
FuE-Personalintensität: Anteil der FuE-<br />
Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in %<br />
Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />
in Minuten (alternativ getestet:<br />
Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal,<br />
Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen<br />
Flughafen)<br />
Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />
in Minuten (alternativ getestet:<br />
Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal,<br />
Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen<br />
Flughafen)<br />
Kaufkraft pro Kopf<br />
Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde<br />
mit Pkw im Inland<br />
Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde<br />
mit Pkw im In- und Ausland<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Bundesamt für<br />
Bauwesen<br />
und Raumordnung<br />
Bundesamt für<br />
Bauwesen<br />
und Raumordnung<br />
Statistisches Landesamt<br />
Professor Dr. Eckey<br />
(Universität Kassel)<br />
Professor Dr. Eckey<br />
(Universität Kassel)<br />
Steuerbezogene Standortfaktoren Gewerbesteuerhebesatz Statistisches Landesamt<br />
Urbanisationseffekte und<br />
Verdichtungsgrad<br />
Lokalisationseffekte und<br />
Branchenkonzentration<br />
Betriebsstrukturelle Determinanten<br />
Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />
Bevölkerungsdichte in Einwohner je km²<br />
Branchenkonzentration (Herfindahl-Index)<br />
Tertiarisierungsgrad (Beschäftigtenbasis)<br />
Betriebsgröße<br />
Exportquote<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Statistisches Landesamt<br />
Um die Stabilität der Ergebnisse überprüfen zu können, wurden jeweils eine Reihe unterschiedlicher<br />
Modellvarianten geschätzt. Dem möglichen Problem der Multikollinearität der erklärenden<br />
Variablen wurde Rechnung getragen, indem bestimmte Modelle teilweise sowohl mit als auch<br />
ohne einzelne Variablen geschätzt wurden, um die Stabilität der Ergebnisse sicherzustellen.<br />
Methodisch stellt sich auch noch das Problem der Endogenität einzelner erklärender Variablen:
142 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
so führt ein günstigeres regionales Beschäftigungswachstum typischerweise zu einem Rückgang<br />
der regionalen Arbeitslosenquote. Gleichzeitig kann jedoch auch, wie bei den theoretischen<br />
Überlegungen in Kapitel 4 ausgeführt, das Ausmaß der regionalen Arbeitslosigkeit einen<br />
Einfluss auf die regionale Beschäftigungsentwicklung haben. Um letztere Wirkungsrichtung in<br />
den Vordergrund zu stellen, wird für die Erklärung des Beschäftigungswachstums in [t, t+1] regelmäßig<br />
jeweils das Niveau der erklärenden Variablen in t-1 verwendet, so dass die erklärenden<br />
Variablen jeweils um eine Periode verzögert in die Regression aufgenommen werden.<br />
7.2. Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Veränderungsrate<br />
der Beschäftigung (Nettogrößenanalyse)<br />
Um einen Eindruck von der Stabilität der abgeleiteten Ergebnisse auch gegenüber den Modellannahmen<br />
zu gewinnen, wurde eine Vielzahl unterschiedlichster Modellvarianten geschätzt. Da<br />
die Ergebnisse insgesamt recht stabil waren, gibt Tabelle 7.2 nur einige ausgewählte präfererierte<br />
Modellvarianten wieder.<br />
Das hohe within-R² von jeweils etwa 0,78 erklärt sich nicht zuletzt durch die Einbeziehung der<br />
Jahresdummies zur Abbildung konjunktureller und gesamtwirtschaftlicher Einflüsse, die auf alle<br />
Kreise durchschlagen und daher auch gemeinsam in allen Schätzungen hochsignifikant sind. 66<br />
Die Werte für between-R² fallen erwartungsgemäß deutlich geringer aus. Dennoch lassen sich je<br />
nach Modellvariante immerhin bis zu 19% der Streuung zwischen den Kreisen durch das Modell<br />
und somit durch Unterschiede in den Regionalvariablen erklären. Darüber hinaus bestätigen die<br />
Ergebnisse die herausragende Bedeutung der individuellen Effekte und somit der unbeobachteten<br />
Heterogenität zwischen den Kreisen: jeweils gut 80% der Varianz der abhängigen Variablen<br />
lässt sich durch die Modelle auf die fixen Kreiseffekte zurückführen. Damit wird deutlich, dass es<br />
im Weiteren gelingen wird, die Bedeutung einzelner Regionalvariablen für die Beschäftigungsentwicklung<br />
herauszuarbeiten, gleichzeitig jedoch ein beträchtlicher Teil der Unterschiede in der<br />
regionalen Performance unerklärt bleibt. Das soll und kann die weiteren Ergebnisse nicht<br />
schmälern, trägt jedoch zu ihrer realistischen Relativierung bei. Auf jeden Fall ist es aus methodischer<br />
Sicht für die Bewertung der Bedeutung der regionalen Einflussfaktoren sehr wichtig, die<br />
entsprechenden fixen individuellen Effekte zu berücksichtigen und nicht gepoolte OLS-Modelle<br />
zu schätzen.<br />
Baulandpreise: Die in den bivariaten Analysen getroffene Feststellung, dass ein höherer Preis<br />
des Faktors Boden gemessen an Baulandpreisen je m² oder an Industriebaulandpreisen je m²<br />
66 Auf die Darstellung der einzelnen Schätzwerte für die Jahresdummyvariablen wurde verzichtet.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 143<br />
im Durchschnitt auf Kreisebene mit einer ungünstigeren Beschäftigungsentwicklung einherging,<br />
kann im Rahmen der multivariaten Analysen auf Kreisebene nicht unterstrichen werden. Vielmehr<br />
zeigt sich bei gleichzeitiger Kontrolle zahlreicher weiterer Einflussfaktoren kein statistisch<br />
signifikanter Einfluss eines höheren Bodenpreises je m² auf das aggregierte Wachstum der industriellen<br />
Beschäftigung.<br />
Tabelle 7.2:<br />
Determinanten der regionalen industriellen Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene in<br />
Baden-Württemberg von 1980 bis 1999; Ergebnisse von Panelschätzungen mit fixen Effekten,<br />
geclusterte Standardfehler robust gegen Autokorrelation unbekannter Form 67<br />
(1) (2) (3) (4) (5)<br />
Preis für Bauland in EUR/m², t-1 0.000 0.000 0.000 0.000 0.000<br />
[0.333] [0.130] [0.179] [0.186] [0.175]<br />
Durchschnittliches Gehalt je Angestellten (t-1) -0.017* -0.016* -0.015 -0.016 -0.017*<br />
[0.068] [0.071] [0.101] [0.105] [0.067]<br />
Arbeitslosenquote (t-1) 0.001 0.002 0.001 0.001 0.001<br />
[0.367] [0.280] [0.346] [0.347] [0.351]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t) -0.825*** -0.875*** -0.822*** -0.817*** -0.802***<br />
[0.000] [0.000] [0.000] [0.000] [0.000]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-1) 1.382* 1.425* 1.279* 1.312* 1.489*<br />
[0.089] [0.080] [0.094] [0.076] [0.060]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-2) -0.670 -0.667 -0.822 -0.824 -0.764<br />
[0.498] [0.497] [0.395] [0.394] [0.432]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-3) 1.244** 1.282** 1.367** 1.377** 1.345**<br />
[0.050] [0.041] [0.028] [0.025] [0.032]<br />
Anteil der SVP-Beschäftigten ohne Berufsausbildung -0.277* -0.285** -0.283** -0.263*<br />
[0.052] [0.035] [0.033] [0.052]<br />
Durchschnittl. Gewerbsteuerhebesatz (t-1) -0.000* -0.000 -0.000* -0.000* -0.000<br />
[0.073] [0.114] [0.085] [0.087] [0.146]<br />
Bevölkerungsdichte (t-1) -0.004 0.005 0.005 0.005 0.002<br />
[0.421] [0.404] [0.358] [0.375] [0.704]<br />
Regionale Branchenkonzentration (4-Steller, Herfindahl) -0.034 -0.036 -0.012<br />
[0.352] [0.307] [0.697]<br />
Tertiarisierungsgrad (Beschäftigtenbasis) -0.001 -0.117 -0.066 -0.062 -0.073<br />
[0.989] [0.236] [0.518] [0.546] [0.466]<br />
Wachstum der Beschäftigung im DL-Sektor -0.123* -0.105 -0.105 -0.114*<br />
[0.054] [0.105] [0.104] [0.077]<br />
Durchschnittliche industrielle Betriebsgröße auf Kreisebene -0.001*** -0.001*** -0.000** -0.000** -0.001***<br />
[0.008] [0.008] [0.037] [0.035] [0.006]<br />
Exportquote der Industriebetriebe eines Kreises 0.094* 0.087 0.077<br />
[0.090] [0.114] [0.128]<br />
Konstante 0.257** 0.329*** 0.337*** 0.334*** 0.314**<br />
[0.022] [0.008] [0.006] [0.006] [0.011]<br />
Jahresdummies<br />
(P-Wert des Tests auf gem. Signifikanz)<br />
63.6<br />
[0.000]***<br />
69.2<br />
[0.000]***<br />
86.8<br />
[0.000]***<br />
87.0<br />
[0.000]***<br />
70.2<br />
[0.000]***<br />
Test auf gemeinsame Signifikanz der FuE-Variablen 14.2<br />
[0.000]***<br />
15.2<br />
[0.000]***<br />
12.3<br />
[0.000]***<br />
11.2<br />
[0.000]***<br />
13.0<br />
[0.000]***<br />
R² (within) 0.775 0.777 0.775 0.775 0.777<br />
R² (between) 0.153 0.118 0.190 0.162 0.023<br />
R² (overall) 0.305 0.259 0.210 0.224 0.306<br />
Zahl der Beobachtungen 616 616 616 616 616<br />
Zahl der Kreise 44 44 44 44 44<br />
F-Test des Gesamtmodells 274.5<br />
[0.000]***<br />
310.2<br />
[0.000]***<br />
228.5<br />
[0.000]***<br />
176.6<br />
[0.000]***<br />
168.2<br />
[0.000]***<br />
Anteil der durch die individuellen Effekte erklärten Varianz 86,9% 82,1% 84,6% 83,9% 80,5%<br />
Robuste P-Werte in Klammern, Standardfehler angepasst für Cluster<br />
* signifikant bei 10%; ** signifikant bei 5%; *** signifikant bei 1%<br />
Quelle: IAW-Berechnungen<br />
67 In Tabelle 7.2 sind verkehrsinfrastrukturelle Standortfaktoren nicht angeführt, da diese nur im Querschnitt<br />
vorliegen und methodisch bedingt nicht in die multivariate Analyse mit fixen Kreiseffekten eingebaut<br />
werden konnten. Der Einfluss entsprechender Indikatoren zur Verkehrsanbindung auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
konnte jedoch über ein indirektes Verfahren abgeschätzt werden. Vergleiche<br />
hierzu Tabelle 7.3 und die dazugehörige Passage im Text.
144 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Arbeitskosten: Dagegen kommt den Kosten des Faktors Arbeit (hier gemessen am durchschnittlichen<br />
Gehalt je Angestellten oder alternativ am durchschnittlichen Monatslohn je Arbeiter)<br />
zumindest in einigen Modellvarianten ein negativer Einfluss auf das industrielle Beschäftigungswachstum<br />
der Folgeperiode zu. Allerdings ist eine statistische Signifikanz nicht in jedem Fall<br />
gegeben und besonders selten liegt Signifikanz vor, wenn man alternativ den Lohn je Arbeiter<br />
als proxy für das regionale Niveau der industriellen Arbeitskosten verwendet.<br />
Qualifikationsniveau und Arbeitslosenquote: Auffällig ist, dass sich ceteris paribus in Kreisen<br />
mit einem hohen Anteil von Beschäftigten ohne Berufsausbildung an den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten die Beschäftigung deutlich schlechter entwickelte als in Kreisen mit einer<br />
besseren Qualifikationsstruktur der Beschäftigten. Dieser negative Zusammenhang zwischen<br />
einem hohen Anteil unqualifizierter Beschäftigter und der Beschäftigungsentwicklung eines Kreises<br />
kann erst hier im Rahmen der multivariaten Analysen festgestellt werden und ist dabei besonders<br />
stabil. Bei den bivariaten Analysen schien der Zusammenhang zwischen beiden Größen<br />
noch positiv zu sein, so dass an dieser Stelle auch sehr deutlich wird, dass bivariate Analysen<br />
bei der Untersuchung von Kausalitäten zu kurz greifen. Im Hinblick auf einen potenziellen<br />
Einfluss der Arbeitslosenquote zeigte sich, dass von einer in t-1 höheren regionalen Arbeitslosenquote<br />
unter sonst gleichen Bedingungen keine eigenen positiven oder negativen Beschäftigungswirkungen<br />
auf Kreisebene ausgehen.<br />
FuE-Ausstattung: Von besonderem Interesse für die Entwicklung der Beschäftigung auf regionaler<br />
Ebene ist die Frage, ob sich Investitionen in Forschung und Entwicklung insofern rechnen,<br />
als mit einem höheren Einsatz an FuE mittelfristig auch positive Beschäftigungseffekte einhergehen.<br />
Das Ausmaß der FuE-Intensität muss dabei für die quantitativen Analysen mit dem Anteil<br />
der FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten approximiert werden,<br />
für den für alle Jahre auf Kreisebene Daten vorliegen. In den bivariaten Untersuchungen in Kapitel<br />
5 konnte im Durchschnitt der 1980er- und 1990er-Jahre ein negativer Zusammenhang zwischen<br />
der FuE-Personalintensität und der industriellen Beschäftigungsentwicklung beobachtet<br />
werden, der auf den ersten Blick wenig intuitiv zu sein scheint. Erklären kann man dieses Ergebnis<br />
teilweise damit, dass diese bivariaten Analysen nicht nur weitere Einflussgrößen negieren,<br />
sondern durch die Durchschnittsbildung auch die Zeitstruktur verloren geht. 68 Die Schätzung<br />
von Panelmodellen erlaubt es, der zeitlichen Wirkungsstruktur mehr Beachtung zu schenken.<br />
Dabei wird die Variable FuE-Beschäftigungsintensität nicht nur anhand des Ausgangsniveaus,<br />
sondern auch anhand der Niveaus der drei Vorperioden gemessen. Der Effekt des Ni-<br />
68 Das letzte Argument wird durch den Umstand gestützt, dass im Rahmen der bivariaten Analyse bei<br />
Verwendung von Dekadenanfangswerten im Gegensatz zum Fall der Dekadendurchschnittswerte<br />
zumindest für die 1980er-Jahre eine negative Korrelation zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
und FuE-Personalintensität ihre statistische Signifikanz „einbüßt“.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 145<br />
veaus der FuE-Beschäftigung in t-3 auf die Veränderungsrate der Beschäftigung kann bei obigem<br />
Modell näherungsweise als Summe der Koeffizienten der vier Variablen geschätzt und getestet<br />
werden. Ein Test auf Signifikanz zeigt, dass der Gesamteffekt eines hohen Anteils an<br />
FuE-Beschäftigten auf die Veränderung der Industriebeschäftigung eindeutig positiv ist. 69<br />
Gewerbesteuerhebesätze: Von besonderer Bedeutung für die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
könnten nach theoretischen Überlegungen die Besteuerung der Gewinne der Unternehmen<br />
und somit die Höhe der Gewerbesteuerhebesätze sein. Da die Daten aus den Monatsberichten<br />
für die vorliegenden Untersuchungen nur auf Kreisebene vorliegen, wurde anhand der<br />
Gemeindedaten für die Gewerbesteuerhebesätze jeweils ein Kreisdurchschnittswert berechnet.<br />
70 Die Schätzergebnisse verdeutlichen, dass tatsächlich im Durchschnitt über die Kreise und<br />
Jahre hinweg ein höherer durchschnittlicher Gewerbesteuerhebesatz mit einer c.p. ungünstigeren<br />
industriellen Beschäftigungsentwicklung einherging. Regelmäßig war dieser Effekt zumindest<br />
auf dem 10%-Signifikanzniveau statistisch gesichert. 71<br />
Bevölkerungsdichte bzw. Agglomerationsgrad: Ein eigener Einfluss des Agglomerationsgrades<br />
gemessen als Zahl der Einwohner eines Kreises je km² kann im Rahmen der bevorzugten<br />
Modelle immer dann nicht mehr nachgewiesen werden, wenn andere Einflussfaktoren berücksichtigt<br />
sind, die in besonderem Maße mit dem Agglomerationsgrad korrelieren. Allerdings bleiben<br />
die weiteren Ergebnisse auch dann stabil, wenn die Bevölkerungsdichte zur Absicherung<br />
der Schätzergebnisse gegen das Vorliegen von Multikollinearität alternativ aus der Schätzgleichung<br />
eliminiert wird.<br />
Branchenkonzentration und Tertiarisierung: Im Hinblick auf den möglichen Einfluss von<br />
Branchenaspekten auf die regionale Beschäftigungsentwicklung zeigte sich zunächst, dass die<br />
anhand des Herfindahl-Index gemessene Branchenkonzentration für die Arbeitsplatzdynamik in<br />
baden-württembergischen Kreisen keine relevante Einflussgröße darstellte. In diesem Zusammenhang<br />
wurde dann aber auch geprüft, inwieweit die hier betrachtete Beschäftigungsentwick-<br />
69 Entsprechend misst die Summe der Koeffizienten der FuE-Anteile in t bis t-2, wie sich eine Veränderung<br />
des FuE-Anteils von t-3 auf t-2 auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung auswirkt, die<br />
Summe der Koeffizienten der Anteile in t bis t-1, wie sich eine Veränderung des FuE-Anteils von t-2<br />
auf t-1 auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung auswirkt, und der Koeffizient in t, wie sich eine<br />
Veränderung der FuE-Intensität kurzfristig auf die Veränderung der Beschäftigung auswirkt. Hier deutet<br />
sich auf analoge Weise der auch bivariat beobachtete negative Zusammenhang an, der jedoch<br />
insgesamt durch längerfristige positive Effekte überkompensiert wird.<br />
70 Mangels Informationen über die richtigen Gewichte wurde dieser Durchschnittswert ungewichtet berechnet.<br />
71 Im Hinblick auf die zu den Gewerbesteuerhebesätzen in Tabelle 7.2 angeführten Werte ist zunächst<br />
entscheidend, dass die Werte in den Klammern mehrheitlich statistische Signifikanz verdeutlichen.<br />
Die Tatsache, dass der negative Koeffizientenwert jeweils im Bereich von Null liegt bedeutet allerdings<br />
keineswegs, dass kein Einfluss vorliegen würde, und zwar deshalb, weil die konkrete Höhe entsprechender<br />
Koeffizienten stets von den gewählten Einheiten abhängt.
146 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
lung im Verarbeitenden Gewerbe von Aspekten des Dienstleistungssektors beeinflusst wurde.<br />
Dabei hat sich zum einen gezeigt, dass die Höhe des an der Beschäftigtenzahl gemessenen<br />
Tertiarisierungsgrades keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
hatte. Zum anderen allerdings ging in den baden-württembergischen Kreisen<br />
eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor typischerweise<br />
mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung bei der Industriebeschäftigung einher, so dass<br />
man ad hoc vermuten könnte, dahinter würden sich auch Outsourcingmaßnahmen von Industrieunternehmen<br />
verbergen, die eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Dienstleistungssektor<br />
mit sich bringen. (Die entsprechende Outsourcing-Hypothese wird in Abschnitt 7.3 im Rahmen<br />
der ergänzenden Analyse der Bruttoströme der Beschäftigung, d.h. der Jobschaffung und<br />
des Jobabbaus, allerdings widerlegt.)<br />
Betriebsgröße: Je eher die Betriebsgrößenstruktur eines Kreises – gemessen an den durchschnittlichen<br />
betrieblichen Beschäftigtenzahlen – durch kleinere Betriebe gekennzeichnet war,<br />
desto besser fielen im Durchschnitt die Veränderungsraten der Industriebeschäftigung aus. Insofern<br />
entwickelten sich Kreise mit einer geringeren durchschnittlichen Betriebsgröße in der Tendenz<br />
besser.<br />
Exportquote: Eine größere Exportintensität der regionalen Industriebetriebe gemessen am Anteil<br />
des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Industriebetriebe eines Kreises geht unter<br />
sonst gleichen Bedingungen mit einer besseren Entwicklung der industriellen Beschäftigung auf<br />
Kreisebene einher. Eine stärkere Einbindung der Industriebetriebe in die internationale Arbeitsteilung<br />
und das Exportgeschäft scheinen somit die Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene<br />
zu begünstigen.<br />
Betrachtet man exemplarisch für das in Tabelle 7.2 mit angeführte Modell (1) die geschätzten<br />
fixen Effekte, so sind diese auf jedem Signifikanzniveau signifikant von Null verschieden. Den<br />
„besten“ zeitkonstanten kreisindividuellen Effekt auf die Beschäftigungsveränderung von 1980<br />
bis 1999 (d.h. den höchsten μi<br />
-Wert), der im Rahmen des Modells nicht erklärt werden kann,<br />
hat hier der Stadtkreis Stuttgart, der auch als Referenzkreis gewählt wurde, zu dem die Abweichungen<br />
der anderen Kreise gebildet werden. Am Ende der nach den geschätzten individuellen<br />
Effekten geordneten Kreise rangieren der Stadtkreis Heidelberg sowie der Landkreis Tübingen<br />
(vgl. Abbildung 7.1). Die Berücksichtigung und somit Schätzung dieser kreisindividuellen Effekte<br />
ist wichtig, um im Weiteren die Einflüsse der anderen Variablen möglichst gut messen zu<br />
können.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 147<br />
Abbildung 7.1:<br />
Geschätzte kreisindividuelle fixe Effekte in Relation zu dem als Referenzkreis gewählten<br />
Stadtkreis Stuttgart - am Beispiel von Modellvariante 1 aus Tabelle 7.2.<br />
Koeffizient des fixen Kreiseffekts in Relation zum SK Stuttgart<br />
-0,300 -0,250 -0,200 -0,150 -0,100 -0,050 0,000<br />
LK Tübingen<br />
SK Heidelberg<br />
LK Karlsruhe<br />
Zollernalbkreis<br />
LK Calw<br />
Schwarzwld-Baar-Kreis<br />
LK Reutlingen<br />
LK Ravensburg<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
LK Sigmaringen<br />
LK Konstanz<br />
Enzkreis<br />
LK Emmendingen<br />
LK Tuttlingen<br />
LK Waldshut<br />
LK Rottweil<br />
LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />
M ain-Tauber-Kreis<br />
SK Pforzheim<br />
LK Lörrach<br />
Ostablkreis<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Ortenaukreis<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
LK Göppingen<br />
SK Freiburg<br />
Rems-M urr-Kreis<br />
LK Freudenstadt<br />
LK Schwäbisch-Hall<br />
LK Biberach<br />
Bodenseekreis<br />
LK Esslingen<br />
SK baden-Baden<br />
LK Ludwigsburg<br />
LK Heilbronn<br />
LK Heidenheim<br />
Hohenlohekreis<br />
LK Rastatt<br />
SK Karlsruhe<br />
SK Ulm<br />
SK Heilbronn<br />
LK Böblingen<br />
SK M annheim<br />
Quelle: IAW-Berechnungen
148 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Verkehrsinfrastruktur: Durch eine Korrelation dieser kreisindividuellen Effekte mit anderen<br />
Variablen, die nicht explizit in das Modell einbezogen werden konnten, lassen sich ergänzende<br />
Indizien über mögliche Ursachen einer bestimmten regionalen Beschäftigungsentwicklung ableiten.<br />
Zu denken ist in Zusammenhang mit dieser Studie insbesondere an die Bedeutung der regionalen<br />
Verkehrsinfrastruktur. Interessanterweise zeigt sich dabei recht deutlich, dass die Qualität<br />
der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung positiv mit den unbeobachteten Effekten korreliert.<br />
So besteht zwischen der „Fahrzeit zur nächsten Autobahnanschlussstelle“ und der unbeobachteten<br />
Heterogenität ein signifikanter negativer Zusammenhang (vgl. hierzu Tabelle 7.3).<br />
Hohe Werte für unbeobachtete Heterogenität gehen also mit kurzen Fahrzeiten zur Autobahn<br />
und damit einer guten verkehrsinfrastrukturellen Anbindung einher. Entsprechende Ergebnisse<br />
findet man auch für die Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal und – in abgeschwächter Form –<br />
für die Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen.<br />
Tabelle 7.3:<br />
Korrelation zwischen „Unbeobachteter Heterogenität“ („kreisindividuellen fixen Effekten“)<br />
und verschiedenen Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung<br />
Fahrzeit zum BAB-Anschluss Fahrzeit zum KLV-Terminal Fahrzeit zum Flughafen<br />
Bravais-P. Spearman Bravais-P. Spearman Bravais-P. Spearman<br />
-0,30*<br />
(0,05)<br />
-0,42***<br />
(0,00)<br />
-0,37**<br />
(0,01)<br />
-0,31**<br />
(0,04)<br />
* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />
** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />
*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, IAW-Berechnungen<br />
-0,28*<br />
(0,07)<br />
-0,23<br />
(0,13)<br />
Dies impliziert also, dass in den baden-württembergischen Kreisen eine gute verkehrsinfrastrukturelle<br />
Ausstattung als Standortvorteil gewirkt und die jeweilige regionale Beschäftigungsentwicklung<br />
begünstigt hat. 72<br />
72 Dies wird auch durch einfache gepoolte OLS-Schätzungen untermauert, die auf Querschnittsdaten<br />
basieren.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 149<br />
7.3. Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Jobschaffungs- und<br />
Jobabbaurate (Bruttogrößenanalyse)<br />
Teil I der vorliegenden Studie beschäftigte sich mit regionalen Analysen der Arbeitsplatzdynamik.<br />
Dabei wurde die regionale Veränderungsrate der Industriebeschäftigung in ihre im Hintergrund<br />
stehenden Bruttobewegungen, die regionale Jobschaffungs- und Jobabbaurate zerlegt.<br />
Während in Abschnitt 7.2 eine empirische Überprüfung regionaler Determinanten der Entwicklung<br />
der Nettobeschäftigung untersucht wurden, wird in Abschnitt 7.3 nun abschließend auf analoge<br />
Weise geprüft, ob und in welchem Maße diese regionalen Einflussgrößen eher über die<br />
Jobschaffungs- oder die Jobabbauseite wirken.<br />
So ist zum Beispiel denkbar, dass der in Abschnitt 7.2 gefundene, im Durchschnitt negative Einfluss<br />
eines höheren Gewerbesteuerhebesatzes auf die regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />
insbesondere darauf basiert, dass die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sei es durch<br />
die Ausweitung der Beschäftigung in bereits bestehenden Betrieben oder durch Gründungen<br />
bzw. Zuwanderungen, behindert wird. Andererseits könnte der negative Zusammenhang aber<br />
auch gleichzeitig oder ausschließlich darauf basieren, dass der Abbau von Arbeitsplätzen bei<br />
einem höheren Gewerbesteuerhebesatz signifikant größer ausfällt. Daher wurden die in Abschnitt<br />
7.2 für die abhängige Variable „Regionale Wachstumsrate der Industriebeschäftigung“<br />
geschätzten panelökonometrischen Modelle ergänzend auch noch für die beiden abhängigen<br />
Variablen „Jobschaffungsrate“ und „Jobabbaurate“ geschätzt. Tabelle 7.4 stellt ausgewählte<br />
Modellvarianten der Schätzungen vor, wobei insgesamt gemessen an den Werten für das between-R²<br />
die Modellanpassungen bei der Schätzung der regionalen Jobabbauraten etwas besser<br />
ausfallen als bei der Erklärung der Jobschaffungsraten.<br />
Die Schätzergebnisse für die ausgewählten erklärenden Variablen zeigen:<br />
• Höhere Baulandpreise besaßen von 1980 bis 1999 keinen statistisch belastbaren Einfluss<br />
auf die Jobschaffungsrate und die Jobabbaurate.<br />
• Ein höheres regionales Lohnkostenniveau hat keinen Einfluss auf die Jobschaffungsraten<br />
hat, begünstigt jedoch den regionalen Jobabbau. Der tendenziell negative Einfluss<br />
der Lohnkosten auf die Entwicklung der Industriebeschäftigung läuft somit insbesondere<br />
über einen verstärkten Abbau bestehender Arbeitsplätze und weniger über eine geringere<br />
Jobschaffung.
150 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
• Das Ausmaß der regionalen Arbeitslosigkeit hat weder die Veränderung der Beschäftigung<br />
insgesamt noch ihre Bruttoströme beeinflusst.<br />
• Investitionen in Forschung und Entwicklung – hier approximiert durch den Anteil der<br />
FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – begünstigen unter<br />
Berücksichtung von Wirkungsverzögerungen die Schaffung neuer Industriearbeitsplätze.<br />
Ein entsprechender negativer Einfluss auf die Jobabbaurate lässt sich dagegen nicht statistisch<br />
gesichert nachweisen. Der mittelfristig positive Impuls von FuE auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
resultiert somit den empirischen Ergebnisse zur Folge primär auf einer<br />
intensivierten Jobschaffung.<br />
• Der negative Zusammenhang zwischen dem regionalen Anteil an Beschäftigten ohne<br />
Berufsausbildung und der Veränderung der Industriebeschäftigung basiert primär auf<br />
einer geringeren Rate der Jobschaffung, während die Jobabbauraten zwar höher, jedoch<br />
nicht signifikant höher ausfielen.<br />
• Der negative Einfluss der Gewerbesteuerhebesätze auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
wird primär durch signifikant höhere Jobabbauraten verursacht, während es bei der Jobschaffung<br />
keine signifikanten Unterschiede zu beobachten gibt.<br />
• Unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen wirken Agglomerationseffekte gemessen<br />
durch die Bevölkerungsdichte positiv auf die Jobschaffung. Im Hinblick auf den Jobabbau<br />
zeigen sich dagegen keine Zusammenhänge.<br />
• Ein hohes regionales Wachstum der Beschäftigung im Dienstleistungssektor geht<br />
typischerweise mit einer geringeren Jobschaffung im industriellen Bereich einher, während<br />
in Bezug auf den industriellen Jobabbau keine derartigen Zusammenhänge zum<br />
Dienstleistungssektor zu erkennen sind. Der letztgenannte Umstand impliziert damit,<br />
dass die in Abschnitt 7.2 auf der Basis einer reinen Nettobeschäftigungsanalyse aufgestellte<br />
Outsourcing-These durch die hier ergänzend vorgenommene Analyse der Bruttobeschäftigungsströme<br />
zu verwerfen ist.<br />
• Der negative Zusammenhang zwischen der industriellen Betriebsgrößenstruktur und<br />
der Veränderung der Beschäftigung resultiert primär auf einer signifikant geringeren Jobschaffung,<br />
nicht jedoch auf einem höheren Jobabbau.
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 151<br />
• Der zumindest schwach positive Zusammenhang zwischen der Veränderungsrate der<br />
Beschäftigung und der regionalen Exportintensität wird ebenfalls durch die größeren<br />
Jobschaffungsraten, und nicht durch geringere Jobabbauraten, verursacht.<br />
Tabelle 7.4:<br />
Determinanten der industriellen Jobschaffung und des industriellen Jobabbaus auf Kreisebene<br />
in Baden-Württemberg von 1980 bis 1999; Ergebnisse von Panelschätzungen mit fixen<br />
Effekten, geclusterte Standardfehler robust gegen Autokorrelation unbekannter Form 73<br />
Jobschaffung<br />
Jobabbau<br />
(3) (5) (3) (5)<br />
Preis für Bauland in EUR/m², t-1 0.000 0.000 -0.000 -0.000<br />
[0.871] [0.796] [0.107] [0.126]<br />
Durchschnittliches Gehalt je Angestellten (t-1) -0.005 -0.006 0.010 0.011*<br />
[0.431] [0.373] [0.131] [0.094]<br />
Arbeitslosenquote (t-1) 0.000 0.000 -0.001 -0.001<br />
[0.888] [0.865] [0.241] [0.262]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t) -0.312*** -0.305** 0.511*** 0.497***<br />
[0.010] [0.014] [0.000] [0.000]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-1) 0.976 1.068 -0.302 -0.421<br />
[0.168] [0.017] [0.456] [0.308]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-2) -0.286 -0.248 0.535 0.517<br />
[0.685] [0.727] [0.291] [0.305]<br />
Anteil der FuE-Beschäftigten (t-3) 0.616* 0.590 -0.751 -0.755<br />
[0.092] [0.104] [0.186] [0.174]<br />
Anteil der SVP-Beschäftigten ohne Berufsausbildung -0.165* -0.153 0.120 0.109<br />
[0.087] [0.102] [0.255] [0.279]<br />
Durchschnittl. Gewerbsteuerhebesatz (t-1) -0.000 0.000 0.000** 0.000*<br />
[0.851] [1.000] [0.026] [0.059]<br />
Bevölkerungsdichte (t-1) 0.012** 0.010** 0.006 0.008<br />
[0.030] [0.024] [0.253] [0.104]<br />
Branchenkonzentration (4-Steller, Herfindahl) 0.007 0.019<br />
[0.787] [0.378]<br />
Tertiarisierungsgrad 0.029 0.019 0.095 0.092<br />
[0.711] [0.803] [0.154] [0.179]<br />
Wachstum der Beschäftigung im DL-Sektor -0.102** -0.107** 0.004 0.007<br />
[0.026] [0.141] [0.927] [0.862]<br />
Durchschnittliche industrielle Betriebsgröße -0.000*** -0.000*** 0.000 0.000<br />
[0.003] [0.000] [0.888] [0.712]<br />
Exportquote der Industriebetriebe 0.049 -0.029<br />
[0.102] [0.495]<br />
Konstante 0.099 0.087 -0.238** -0.226**<br />
[0.150] [0.214] [0.014] [0.024]<br />
Jahresdummies<br />
(P-Wert des Tests auf gem. Signifikanz)<br />
23.9***<br />
[0.000]<br />
20.2***<br />
[0.000]<br />
44.3***<br />
[0.000]<br />
38.2***<br />
[0.000]<br />
Test auf gemeinsame Signifikanz der FuE-Variablen 5.1***<br />
[0.002]<br />
5.5***<br />
[0.001]<br />
11.3***<br />
[0.000]<br />
13.6***<br />
[0.000]<br />
R² (within) 0.513 0.516 0.697 0.698<br />
R² (between) 0.053 0.043 0.143 0.136<br />
R² (overall) 0.001 0.004 0.177 0.143<br />
Zahl der Beobachtungen 616 616 616 616<br />
Zahl der Kreise 44 44 44 44<br />
F-Test des Gesamtmodells 151.7<br />
[0.000]***<br />
104.3<br />
[0.000]***<br />
178.5<br />
[0.000]***<br />
181.1<br />
[0.000]***<br />
Anteil der durch die individuellen Effekte erklärten<br />
96,7% 96,0% 91,7% 94,1%<br />
Varianz<br />
Robuste P-Werte in Klammern, Standardfehler angepasst für Cluster<br />
* signifikant bei 10%; ** signifikant bei 5%; *** signifikant bei 1%<br />
Quelle: IAW-Berechnungen<br />
73 Von den in Tabelle 7.3 dargestellten Schätzmodellen für die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />
sind in Tabelle 7.4 für die Jobschaffung und den Jobabbau aus Gründen der Übersichtlichkeit jeweils<br />
nur die entsprechenden Ergebnisse für die Varianten (3) und (5) angeführt. Die anderen Modellvarianten<br />
führen jedoch zu inhaltlich gleichen Ergebnissen.
152 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Zusammenfassung zu Kapitel 7<br />
In diesem Kapitel wurde im Rahmen von multivariaten Analysen überprüft, welchen Einfluss<br />
regionale Standortfaktoren in der Zeit von 1980 bis 1999 auf die Beschäftigungsentwicklung in<br />
baden-württembergischen Kreisen hatten. Im Hinblick auf die Beschäftigungsentwicklung wurde<br />
dabei folgende Differenzierung vorgenommen: zum einen ging es um den Einfluss der regionalen<br />
Standortfaktoren auf die Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes (Abschnitt 7.2), zum<br />
zweiten um den Einfluss der entsprechenden Variablen auf die dahinter stehenden Bruttogrößen<br />
„Jobschaffung“ und „Jobabbau“ (Abschnitt 7.3).<br />
Die Ergebnisse zur Relevanz der regionalen Standortfaktoren in Bezug auf die Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
aus Abschnitt 7.2 sind in der nachstehenden Übersicht in tabellarischer Form<br />
dargestellt:<br />
Inputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Outputbezogene<br />
Standortfaktoren<br />
Siedlungsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Wirtschaftsstrukturelle<br />
Determinanten<br />
Regionale Standortfaktoren<br />
bzw. andere regionale<br />
Beschäftigungsdeterminanten<br />
Baulandpreis<br />
Monatsgehalt je Angestelltem<br />
Arbeitslosenquote<br />
Geringqualifiziertenquote<br />
FuE-Personalintensität<br />
Verkehrsanbindung<br />
Gewerbesteuerhebesatz<br />
Bevölkerungsdichte<br />
Branchenkonzentration (Herfind.)<br />
Tertiarisierungsgrad<br />
Beschäftigungswachstum im DL<br />
Betriebsgröße<br />
Exportquote<br />
Einfluss auf die<br />
Nettobeschäftigungsentwicklung<br />
kein Einfluss<br />
(eher) negativer Einfluss<br />
kein Einfluss<br />
negativer Einfluss<br />
positiver Einfluss<br />
positiver Einfluss<br />
negativer Einfluss<br />
kein Einfluss<br />
kein Einfluss<br />
kein Einfluss<br />
negativer Einfluss<br />
negativer Einfluss<br />
positiver Einfluss
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 153<br />
8. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />
An dieser Stelle sollen die wichtigsten Ergebnisse der empirischen Analysen zur Arbeitsplatzdynamik<br />
und zu den regionalen Bestimmungsgründen der industriellen Beschäftigungsentwicklung<br />
in den baden-württembergischen Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre noch einmal zusammengefasst<br />
dargestellt werden.<br />
Arbeitsplatzdynamik und deren Komponenten<br />
in baden-württembergischen Kreisen<br />
In den baden-württembergischen Kreisen verlief in den 1980er- und 1990er-Jahren die Beschäftigungsentwicklung<br />
im industriellen Bereich zum Teil recht unterschiedlich. Während in den<br />
1980er-Jahren immerhin noch die Hälfte der Kreise einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen<br />
konnte, waren es in den 1990er-Jahren nur noch 6 von 44 Kreisen. Die anderen Kreise mussten<br />
dagegen Beschäftigungsverluste hinnehmen. Dabei zeigte sich, dass Kreise, die bereits in den<br />
1980er-Jahren eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung durchlaufen hatten, auch<br />
in der Folgedekade in der Tendenz eine nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsbilanz vorweisen<br />
konnten. Dies deutet auf das Vorliegen gewisser „struktureller“ Stärken bzw. Schwächen<br />
der einzelnen Kreise hin.<br />
Die Ursache für die in den 1990er-Jahren gegenüber der Vordekade zu verzeichnende Verschlechterung<br />
der industriellen Beschäftigungsentwicklung ergab sich insbesondere durch einen<br />
stärkeren Jobabbau - d.h. durch Arbeitsplatzverluste infolge von Schrumpfung, Schließung und<br />
Abwanderung von Betrieben - und weniger durch eine schwächere Jobschaffung. Selbst in den<br />
1990er-Jahren wurden durch die Expansion, Gründung und Zuwanderung von Betrieben in erheblichem<br />
Umfang neue Arbeitsplätze geschaffen, wenn auch nicht genug, um den deutlich gestiegenen<br />
Jobabbau auszugleichen. Bemerkenswert ist auch die hohe intertemporale Stabilität<br />
der Ergebnisse: Kreise, die sich in den 1980er-Jahren durch eine überdurchschnittliche Jobschaffung<br />
auszeichneten, taten dies tendenziell auch in den 1990er-Jahren. Entsprechendes<br />
galt auch für die Jobabbauseite.<br />
Bei der Jobschaffung entfielen in den 1990er-Jahren etwa drei Viertel auf den Arbeitsplatzaufbau<br />
in bereits bestehenden Betrieben. Der Jobaufbau durch „Betriebsneugründungen“ 74 lag bei<br />
74 Als Betriebsgründungen werden in der vorliegenden Studie solche Betriebe bezeichnet, die von einer<br />
Periode t zur Periode t+1 neu in den Berichtskreis eingetreten sind. Dahinter verbergen sich häufig o-<br />
riginäre Gründungen, teilweise jedoch auch Schwerpunktwechsler oder aber Betriebe, die ihren regionalen<br />
Standort nach Baden-Württemberg verändert haben. Dies muss bei der Interpretation der Ergebnisse<br />
berücksichtigt werden.
154 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
einem knappen Viertel, während der Arbeitsplatzzuwachs durch Firmenzuwanderung keine allzu<br />
große Bedeutung hatte (mit 0,1 Prozentpunkte von 4,2%). Der Jobabbau ging in der betreffenden<br />
Dekade zu etwa 78% auf das Konto von Schrumpfungsprozessen, d.h. auf den Arbeitsplatzabbau<br />
in bestehenden Betrieben. Der Anteil der durch Betriebsschließungen bedingten<br />
Jobverluste lag zwischen einem Fünftel und einem Sechstel. Kaum ins Gewicht fielen die Arbeitsplatzverluste<br />
durch Abwanderung (mit 0,1 Prozentpunkte von 6%).<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung<br />
aus einem anderen Blickwinkel: Während in den 1990er-Jahren immerhin 13 der 44 badenwürttembergischen<br />
Kreise aus der Gründung und Schließung von Betrieben einen positiven Beschäftigungssaldo<br />
erreichten, ergab sich hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung in den bestehenden<br />
Betrieben eine deutlich schlechtere Bilanz: So konnten nur 6 von 44 Kreisen die<br />
durch Betriebsschrumpfungen bedingten Arbeitsplatzverluste mittels Beschäftigungsaufbau expandierender<br />
Betriebe überkompensieren.<br />
Korrelationen zwischen regionalen Standortfaktoren und<br />
der Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen –<br />
Ergebnisse bivariater Analysen<br />
Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, welche Zusammenhänge zwischen der Beschäftigungsentwicklung<br />
in den baden-württembergischen Kreisen und den dort herrschenden Standortbedingungen<br />
gegeben waren. Im Rahmen von bivariaten Analysen wurde dabei zum einen<br />
mit Hilfe von Streuungsdiagrammen aufgezeigt, inwieweit sich die einzelnen Kreise bei den verschiedenen<br />
regionalen Standortfaktoren jeweils unter- oder überdurchschnittlich positioniert hatten<br />
bzw. wie ein bestimmter Kreis etwa bei seiner FuE-Ausstattung im Vergleich zu den anderen<br />
baden-württembergischen Kreisen einzustufen war.<br />
Darüber hinaus wurde untersucht, ob sich im Querschnitt für die 44 baden-württembergischen<br />
Kreise zwischen deren Beschäftigungsentwicklung und den dort jeweils gegebenen quantitativen<br />
Ausprägungen einzelner regionaler Standortfaktoren statistisch signifikante Zusammenhänge<br />
nachweisen lassen. Dabei zeigte sich, dass zwischen dem Baulandpreisniveau, der Lohnhöhe<br />
bzw. anderen regionalen Standortfaktoren der Kreise einerseits und deren Beschäftigungsentwicklung<br />
andererseits in vielen Fällen spezifische Korrelationen gegeben waren. D.h., dass<br />
zum Beispiel in den baden-württembergischen Kreisen ein bestimmtes Baulandpreisniveau tendenziell<br />
mit einer positiveren bzw. negativeren Beschäftigungsentwicklung einherging. Im Rahmen<br />
der entsprechenden bivariaten Analyse ließen sich zwischen den regionalen Standortfaktoren<br />
und der Beschäftigungsentwicklung allerdings nur mögliche Korrelationen (bzw. Koinziden-
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 155<br />
zen), nicht aber mögliche Kausalitäten ableiten. Deren Untersuchung blieb notwendigerweise<br />
der multivariaten Analyse vorbehalten, in deren Rahmen der gleichzeitige Einfluss unterschiedlicher<br />
regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung in den baden-württembergischen<br />
Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre überprüft wurde.<br />
Bedeutung einzelner regionaler Standortfaktoren für die<br />
Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen –<br />
Ergebnisse multivariater Analysen<br />
Dabei zeigte sich, dass in den entsprechenden Kreisen die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />
zumindest in gewissem Grad dann eher schlechter ausfiel, wenn die dort jeweils ansässigen<br />
Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Arbeitskosten konfrontiert waren. Der tendenziell<br />
negative Einfluss der Lohnkosten auf die Beschäftigungsentwicklung lief insbesondere über<br />
einen verstärkten Abbau bestehender Arbeitsplätze und weniger über eine geringere Jobschaffung.<br />
Während also in Bezug auf die Höhe der Arbeitskosten zumindest eine begrenzte Relevanz<br />
für die Nettobeschäftigungsentwicklung gegeben war, gilt dies für die Arbeitslosenquote<br />
nicht. D.h., die Höhe der Arbeitslosigkeit konnte keinen Erklärungsbeitrag für die hinsichtlich der<br />
Beschäftigungsentwicklung zwischen den baden-württembergischen Kreisen bestehenden Unterschiede<br />
liefern. Eine vergleichsweise schlechte Beschäftigungsbilanz ließ sich aber für den<br />
Fall nachweisen, dass in den Kreisen ein hoher Anteil an Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte<br />
bzw. Ungelernte gegeben war. Insofern war die Frage, ob in einem Kreis eher qualitativ hochoder<br />
geringwertige Arbeitsplätze dominierten, ein wichtiger Erklärungsansatz für die regionale<br />
Beschäftigungsentwicklung.<br />
Im Hinblick auf die Ausstattung der Kreise mit Kapazitäten für Forschung und Entwicklung führte<br />
die Analyse zu dem Befund, dass sich eine gute Ausstattung mit FuE-Personal tendenziell positiv<br />
auf die Entwicklung der regionalen industriellen Beschäftigung ausgewirkt hat. Ebenso<br />
gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene durch<br />
eine gute verkehrsinfrastrukturelle Anbindung der Unternehmen, etwa zur Autobahn, begünstigt<br />
wurde.<br />
Des Weiteren zeigte sich, dass der anhand der Bevölkerungsdichte gemessene Agglomerationsgrad<br />
keinen eigenständigen statistisch signifikanten Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
in den Kreisen hatte. Eine zwischen Agglomerationsräumen und weniger verdichteten<br />
Räumen abweichende Beschäftigungsentwicklung wäre damit nicht durch unterschiedliche Einwohnerdichten,<br />
sondern durch andere Faktoren zu erklären. In diesem Zusammenhang ist zudem<br />
interessant, dass auch die in den Kreisen gegebenen Baulandpreise, die typischerweise
156 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
gerade auch zwischen Agglomerations- und ländlichen Räumen differieren, keinen wesentlichen<br />
Erklärungsbeitrag zur Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen liefern. Dagegen wurde deutlich,<br />
dass sich eine hohe Belastung der Unternehmen mit Gewerbesteuer durch hohe kommunale<br />
Hebesätze negativ auf die Beschäftigungsentwicklung in den betreffenden Kreisen auswirkt.<br />
Im Hinblick auf die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur der baden-württembergischen Kreise ist<br />
interessant, dass das Ausmaß der auf der Kreisebene gemessenen Branchenkonzentration keinen<br />
Einfluss auf die jeweilige Beschäftigungsentwicklung hatte. Dies gilt auch für den Tertiarisierungsgrad,<br />
der den Beschäftigungsanteil des Dienstleistungssektors erfasst. Interessant ist in<br />
diesem Zusammenhang allerdings, dass die Beschäftigungsentwicklung des Dienstleistungssektors<br />
negativ mit der Beschäftigungsentwicklung im industriellen Bereich korreliert war. Hier wäre<br />
auf der Basis der üblicherweise nur als reine Nettobetrachtung durchgeführten Analyse zu vermuten<br />
gewesen, dass hinter diesem Zusammenhang in nennenswertem Umfang auch das Phänomen<br />
„Outsourcing“ steht, bei der es im Zuge der Konzentration von Industriebetrieben auf ihre<br />
so genannte „Kernkompetenz“ zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen vom Verarbeitenden<br />
Gewerbe in den Dienstleistungssektor kommt. Die hier zusätzlich zur Analyse der industriellen<br />
Nettobeschäftigung durchgeführte Analyse der dahinter stehenden Bruttoströme verdeutlicht<br />
jedoch, dass zwar die industrielle Jobschaffung eine negative Korrelation aufweist, sich in Bezug<br />
auf den industriellen Jobabbau aber kein statistisch signifikanter Zusammenhang feststellen<br />
lässt. Letzteres impliziert dann aber, dass im vorliegenden Fall die Erklärungshypothese „Outsourcing“<br />
nicht greift.<br />
Es zeigte sich auch, dass die industrielle Beschäftigungsentwicklung in denjenigen Kreisen besser<br />
verlief, bei denen die Betriebsgrößenstruktur eher durch kleinere Betriebe gekennzeichnet<br />
war. Dies unterstreicht die große beschäftigungspolitische Bedeutung des Mittelstandes in Baden-Württemberg.<br />
Schließlich war auch noch festzustellen, dass Kreise, bei denen die Industrieunternehmen<br />
eine hohe Exportquote aufwiesen, eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung<br />
im Verarbeitenden Gewerbe vorweisen konnten. In diesem Zusammenhang ist interessant,<br />
dass sowohl der Exportquoten- als auch der Betriebsgrößeneffekt nur auf der Jobschaffungsseite<br />
auftraten, während für die Jobabbauseite kein Einfluss dieser betriebsstrukturellen<br />
Aspekte auf die Beschäftigungsentwicklung festzustellen war.<br />
Darüber hinaus wurde geprüft, inwieweit die industrielle Beschäftigungsbilanz baden-württembergischer<br />
Kreise auch von der Beschäftigungsentwicklung und damit den Standortbedingungen<br />
der jeweiligen Nachbarkreise beeinflusst wurde. In dieser Hinsicht waren für die 1980er-Jahre<br />
keine statistisch signifikanten Zusammenhänge festzustellen. Dagegen zeigten sich für die<br />
1990er-Jahre gewisse, wenn auch nicht allzu ausgeprägte Nachbarschaftszusammenhänge, bei
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 157<br />
denen baden-württembergische Kreise mit günstiger bzw. ungünstiger Beschäftigungsentwicklung<br />
bis zu einem gewissen Grad jeweils eine Art räumliche Cluster bildeten. Insgesamt zeigte<br />
sich aber, dass die in einem Kreis gegebenen „regionalen“ Standortfaktoren für die dortige Beschäftigungsentwicklung<br />
eine viel größere Rolle spielen als die entsprechenden Faktoren im<br />
räumlichen Umfeld der Kreise.<br />
Die vorliegende Studie findet somit Evidenz für eine Vielzahl plausibler Wirkungskanäle, in denen<br />
die regionalen Gegebenheiten die Beschäftigungsentwicklung beeinflussen. Gleichzeitig<br />
machen die Analysen aber auch deutlich, dass ein erheblicher Teil der Unterschiede zwischen<br />
den Kreisen sich nicht auf diese explizit berücksichtigten Regionalfaktoren zurückführen lässt,<br />
sondern andere – hier unbeobachtete – Ursachen hat. Die zwischen den Kreisen festzustellenden<br />
Unterschiede in der industriellen Beschäftigungsentwicklung können ihren Grund zum Teil<br />
auch in einer unterschiedlichen Ausgestaltung der in den baden-württembergischen Kreisen<br />
praktizierten „Regionalpolitik“ haben, wobei die vorliegende quantitative Studie diese Ursachen<br />
im Gegensatz zu den oben angeführten „härteren“ Standortfaktoren nicht operationalisieren und<br />
damit auch nicht benennen kann.
158 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
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Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 163<br />
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164 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Anhang<br />
Tabelle A1: Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />
Jobabbau in den 1980er-Jahren in %<br />
NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />
gesamsamt<br />
ge-<br />
JCC JCE JCM<br />
JDC JDE JDM<br />
SK Stuttgart -0,9 2,7 2,2 0,4 0,1 3,5 2,6 0,7 0,3 6,2<br />
LK Böblingen 1,8 4,1 3,2 0,8 0,1 2,3 2,0 0,3 0,0 6,4<br />
LK Esslingen 0,3 3,8 3,2 0,5 0,1 3,5 2,8 0,7 0,0 7,4<br />
LK Göppingen -0,9 3,4 2,9 0,4 0,0 4,3 3,3 0,7 0,4 7,7<br />
LK Ludwigsburg 0,1 4,1 3,2 0,6 0,3 3,9 3,0 0,8 0,2 8,0<br />
Rems-Murr-Kreis 0,3 4,4 3,7 0,6 0,1 4,1 3,2 0,8 0,1 8,4<br />
SK Heilbronn -0,9 3,0 2,4 0,5 0,0 3,8 3,0 0,8 0,1 6,8<br />
LK Heilbronn 1,4 4,5 3,9 0,6 0,1 3,1 2,3 0,7 0,1 7,6<br />
Hohenlohekreis 1,3 4,2 3,6 0,6 0,0 2,9 2,2 0,7 0,1 7,2<br />
LK Schwäbisch-Hall 1,7 6,1 4,8 1,2 0,1 4,3 3,1 1,2 0,1 10,4<br />
Main-Tauber-Kreis 1,3 5,2 4,2 1,0 0,0 4,0 2,9 1,1 0,0 9,2<br />
LK Heidenheim 0,1 3,4 3,1 0,4 0,0 3,4 2,1 1,3 0,0 6,8<br />
Ostalbkreis 0,0 3,3 2,9 0,4 0,0 3,4 2,6 0,7 0,0 6,7<br />
SK Baden-Baden 0,5 5,2 4,7 0,4 0,1 4,8 2,8 1,6 0,4 10,0<br />
SK Karlsruhe -1,1 3,8 3,0 0,6 0,2 4,9 3,6 1,2 0,1 8,7<br />
LK Karlsruhe -0,7 4,2 3,2 0,9 0,2 4,9 3,8 1,0 0,1 9,1<br />
LK Rastatt 0,9 4,0 3,4 0,5 0,1 3,1 2,5 0,5 0,1 7,1<br />
SK Heidelberg 0,1 3,8 3,3 0,3 0,2 3,7 2,8 0,8 0,1 7,5<br />
SK Mannheim -2,0 2,8 1,8 0,9 0,1 4,7 4,1 0,5 0,1 7,5<br />
Neckar-Odenwald-Kreis -0,3 4,7 3,7 0,9 0,1 5,0 3,8 1,1 0,1 9,6<br />
Rhein-Neckar-Kreis -0,7 4,1 3,2 0,8 0,1 4,8 3,6 1,1 0,2 8,9<br />
SK Pforzheim -1,2 4,0 3,3 0,6 0,1 5,2 3,4 1,5 0,2 9,2<br />
LK Calw -0,2 4,9 4,0 0,7 0,2 5,1 3,9 1,1 0,0 9,9<br />
Enzkreis 0,9 5,7 4,5 1,0 0,2 4,8 3,7 0,9 0,2 10,6<br />
LK Freudenstadt 1,3 5,1 4,2 0,8 0,1 3,8 2,5 1,3 0,0 8,8<br />
SK Freiburg -1,2 2,7 2,1 0,5 0,2 3,9 3,0 0,7 0,2 6,6<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 1,7 5,6 4,7 0,7 0,2 3,9 3,0 0,8 0,1 9,5<br />
LK Emmendingen -0,3 4,3 3,5 0,7 0,0 4,6 3,4 1,3 0,0 8,9<br />
Ortenaukreis 0,4 4,4 3,6 0,7 0,0 3,9 3,1 0,8 0,0 8,3<br />
LK Rottweil -0,4 5,1 3,8 1,3 0,0 5,5 4,6 0,9 0,0 10,6<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis -0,9 4,4 3,2 1,1 0,0 5,2 4,1 1,1 0,0 9,6<br />
LK Tuttlingen 0,7 4,7 4,0 0,7 0,1 4,0 3,1 0,9 0,0 8,7<br />
LK Konstanz -1,0 3,1 2,6 0,5 0,0 4,2 3,4 0,8 0,0 7,3<br />
LK Lörrach -0,1 3,6 3,1 0,6 0,0 3,7 3,0 0,7 0,0 7,4<br />
LK Waldshut 0,0 3,6 3,0 0,6 0,0 3,6 3,1 0,5 0,0 7,2<br />
LK Reutlingen -0,5 4,5 3,8 0,7 0,1 5,1 3,8 1,2 0,0 9,6<br />
LK Tübingen -0,6 5,0 3,0 1,7 0,2 5,5 4,1 1,3 0,1 10,5<br />
Zollernalbkreis -0,9 4,1 3,5 0,6 0,0 5,0 3,6 1,3 0,0 9,1<br />
SK Ulm -2,1 2,5 2,1 0,4 0,0 4,6 3,8 0,8 0,0 7,1<br />
Alb-Donau-Kreis 1,6 5,9 4,1 0,9 1,0 4,4 3,6 0,7 0,0 10,3<br />
LK Biberach 0,8 4,2 3,3 1,0 0,0 3,4 2,8 0,6 0,0 7,6<br />
Bodenseekreis 0,6 3,7 3,3 0,4 0,0 3,1 2,3 0,7 0,1 6,8<br />
LK Ravensburg 0,9 4,6 3,8 0,7 0,1 3,7 3,1 0,6 0,0 8,3<br />
LK Sigmaringen 0,5 4,9 3,6 1,2 0,2 4,4 3,2 1,2 0,0 9,3<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />
JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />
JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />
JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />
JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />
JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />
JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />
JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 165<br />
Tabelle A2:<br />
Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />
Jobabbau in den 1990er-Jahren in %<br />
NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />
gesamsamt<br />
ge-<br />
JCC JCE JCD<br />
JDC JDE JDM<br />
SK Stuttgart -3,4 2,9 2,1 0,8 0,1 6,3 5,1 1,0 0,3 9,3<br />
LK Böblingen -1,3 3,8 2,5 1,2 0,1 5,1 4,5 0,5 0,1 8,9<br />
LK Esslingen -3,1 3,3 2,5 0,7 0,1 6,4 5,3 1,0 0,2 9,7<br />
LK Göppingen -2,8 3,3 2,6 0,6 0,1 6,1 4,8 1,2 0,1 9,4<br />
LK Ludwigsburg -2,0 3,7 2,8 0,7 0,2 5,6 4,5 1,1 0,1 9,3<br />
Rems-Murr-Kreis -2,2 4,8 3,3 1,4 0,1 7,0 5,5 1,3 0,2 11,8<br />
SK Heilbronn -2,6 3,7 2,4 1,3 0,0 6,3 4,2 1,8 0,2 10,0<br />
LK Heilbronn 0,3 5,3 4,1 1,1 0,2 5,0 4,2 0,8 0,1 10,3<br />
Hohenlohekreis 0,2 4,1 3,6 0,4 0,1 3,9 3,3 0,6 0,1 8,0<br />
LK Schwäbisch-Hall 0,2 5,2 4,2 0,9 0,1 5,0 3,8 1,2 0,0 10,2<br />
Main-Tauber-Kreis -1,2 3,6 3,0 0,6 0,0 4,8 3,8 1,0 0,1 8,5<br />
LK Heidenheim -2,1 2,8 2,1 0,6 0,1 4,9 4,3 0,5 0,0 7,7<br />
Ostalbkreis -2,1 2,9 2,2 0,6 0,1 5,0 4,1 0,8 0,0 7,8<br />
SK Baden-Baden 0,8 5,2 4,4 0,4 0,4 4,4 3,1 0,8 0,5 9,6<br />
SK Karlsruhe -4,0 6,3 4,1 2,1 0,1 10,3 8,1 1,9 0,3 16,6<br />
LK Karlsruhe -1,6 5,0 3,5 1,0 0,5 6,6 4,8 1,7 0,0 11,5<br />
LK Rastatt -0,3 4,9 3,7 1,1 0,1 5,2 4,6 0,6 0,1 10,1<br />
SK Heidelberg -4,3 3,1 2,5 0,5 0,0 7,4 5,7 1,3 0,4 10,5<br />
SK Mannheim -2,8 3,4 2,3 0,9 0,2 6,2 5,2 0,9 0,1 9,5<br />
Neckar-Odenwald-Kreis -1,5 4,1 3,4 0,4 0,2 5,6 4,3 1,2 0,1 9,6<br />
Rhein-Neckar-Kreis -2,6 4,3 2,8 1,3 0,1 6,9 5,7 1,0 0,2 11,2<br />
SK Pforzheim -4,5 4,0 2,8 1,1 0,1 8,5 6,6 1,6 0,4 12,5<br />
LK Calw -2,5 3,9 3,1 0,7 0,1 6,4 4,8 1,5 0,1 10,3<br />
Enzkreis -1,1 5,3 4,2 0,7 0,3 6,3 4,9 1,2 0,3 11,6<br />
LK Freudenstadt 0,1 4,7 3,9 0,8 0,1 4,7 3,6 1,1 0,0 9,4<br />
SK Freiburg -1,1 5,5 3,3 2,2 0,0 6,6 5,3 1,1 0,3 12,2<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald -0,2 5,1 4,2 0,7 0,2 5,2 4,0 1,2 0,1 10,3<br />
LK Emmendingen -1,2 4,2 3,2 0,9 0,1 5,4 4,3 1,1 0,0 9,6<br />
Ortenaukreis -1,2 3,8 3,0 0,7 0,0 4,9 4,1 0,9 0,0 8,7<br />
LK Rottweil -1,6 4,8 3,3 1,4 0,0 6,3 5,2 1,1 0,1 11,1<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis -3,0 4,3 3,2 1,1 0,1 7,3 6,2 1,0 0,1 11,6<br />
LK Tuttlingen -0,4 4,7 3,8 0,8 0,1 5,1 4,2 0,9 0,0 9,7<br />
LK Konstanz -2,2 4,4 2,7 1,5 0,3 6,6 5,5 1,1 0,0 11,0<br />
LK Lörrach -2,0 3,9 3,0 0,9 0,0 5,9 4,8 1,1 0,0 9,8<br />
LK Waldshut -3,1 3,6 2,9 0,7 0,0 6,7 5,1 1,5 0,0 10,3<br />
LK Reutlingen -2,0 4,7 3,6 0,9 0,2 6,7 4,9 1,7 0,1 11,4<br />
LK Tübingen -1,2 5,2 3,8 1,2 0,3 6,4 4,6 1,6 0,2 11,5<br />
Zollernalbkreis -3,0 3,9 3,1 0,8 0,1 6,9 5,3 1,6 0,0 10,8<br />
SK Ulm -2,7 3,9 2,0 1,9 0,0 6,6 5,7 0,8 0,1 10,5<br />
Alb-Donau-Kreis -0,8 4,5 3,4 0,9 0,3 5,3 4,0 1,2 0,1 9,9<br />
LK Biberach 0,1 3,3 2,9 0,4 0,0 3,2 2,8 0,5 0,0 6,5<br />
Bodenseekreis -1,4 4,1 2,3 1,7 0,0 5,5 4,7 0,6 0,2 9,5<br />
LK Ravensburg -1,2 4,5 3,5 0,9 0,1 5,6 4,3 1,1 0,2 10,1<br />
LK Sigmaringen -3,2 3,2 2,5 0,6 0,1 6,3 4,9 1,3 0,1 9,5<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />
JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />
JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />
JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />
JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />
JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />
JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />
JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)
166 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Tabelle A3:<br />
Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />
Jobabbau von 2000 bis 2002 in %<br />
NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />
gesamsamt<br />
ge-<br />
JCC JCE JCD<br />
JDC JDE JDM<br />
SK Stuttgart -0,8 3,9 2,2 1,6 0,1 4,7 3,7 0,6 0,4 8,6<br />
LK Böblingen 1,8 5,7 4,4 1,3 0,1 3,9 3,3 0,5 0,1 9,6<br />
LK Esslingen 0,8 5,7 4,3 1,4 0,0 4,9 3,6 1,0 0,3 10,6<br />
LK Göppingen 0,4 5,3 3,2 1,9 0,2 4,9 3,9 1,0 0,1 10,2<br />
LK Ludwigsburg 0,4 6,0 3,0 2,5 0,5 5,6 4,8 0,8 0,0 11,7<br />
Rems-Murr-Kreis -1,3 5,5 3,5 1,8 0,3 6,8 4,9 1,5 0,4 12,3<br />
SK Heilbronn -0,9 4,7 2,5 2,0 0,3 5,6 4,3 1,1 0,3 10,4<br />
LK Heilbronn 1,8 5,3 3,3 1,8 0,1 3,5 2,8 0,6 0,1 8,8<br />
Hohenlohekreis 0,7 4,8 3,6 1,2 0,0 4,1 3,5 0,4 0,2 8,9<br />
LK Schwäbisch-Hall -0,5 6,0 3,6 1,7 0,7 6,5 4,9 1,5 0,0 12,4<br />
Main-Tauber-Kreis 1,3 5,9 4,1 1,8 0,0 4,6 2,4 2,2 0,0 10,4<br />
LK Heidenheim -2,2 4,1 2,6 1,2 0,3 6,4 4,7 0,6 1,1 10,5<br />
Ostalbkreis 1,5 6,9 2,8 3,6 0,5 5,4 4,5 0,9 0,0 12,3<br />
SK Baden-Baden 1,5 7,1 2,1 4,7 0,2 5,6 3,7 1,9 0,1 12,7<br />
SK Karlsruhe -2,3 4,2 2,9 1,2 0,1 6,5 3,8 1,8 0,8 10,7<br />
LK Karlsruhe 2,4 8,0 4,2 3,3 0,5 5,6 4,1 1,4 0,1 13,5<br />
LK Rastatt -0,5 3,7 2,4 1,3 0,0 4,2 3,5 0,7 0,0 7,9<br />
SK Heidelberg 2,2 5,9 3,6 2,3 0,0 3,7 2,1 0,6 0,9 9,6<br />
SK Mannheim -0,2 4,7 3,0 1,5 0,2 4,9 3,0 1,9 0,0 9,6<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 0,2 4,9 3,2 1,7 0,0 4,8 3,9 0,9 0,0 9,7<br />
Rhein-Neckar-Kreis -1,5 5,4 3,2 2,1 0,1 7,0 5,7 1,2 0,1 12,4<br />
SK Pforzheim -3,0 5,4 3,6 1,8 0,0 8,4 5,4 2,8 0,1 13,8<br />
LK Calw 1,8 6,2 3,9 2,3 0,0 4,5 2,8 1,1 0,6 10,7<br />
Enzkreis 0,9 6,7 3,8 2,7 0,2 5,8 4,0 1,8 0,0 12,4<br />
LK Freudenstadt 1,9 5,8 4,2 1,6 0,0 3,8 3,4 0,4 0,0 9,6<br />
SK Freiburg -3,0 6,8 3,1 3,6 0,1 9,8 7,2 2,6 0,0 16,6<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 0,4 5,6 3,6 2,0 0,0 5,2 4,1 1,0 0,1 10,8<br />
LK Emmendingen -0,7 5,8 3,8 2,1 0,0 6,6 4,6 2,0 0,0 12,4<br />
Ortenaukreis 1,3 6,2 3,6 2,5 0,1 4,9 4,0 0,9 0,0 11,0<br />
LK Rottweil 1,7 5,6 3,8 1,9 0,0 4,0 3,1 0,8 0,0 9,6<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis 1,6 7,1 3,9 2,8 0,3 5,5 4,4 0,9 0,2 12,6<br />
LK Tuttlingen 2,6 6,9 4,8 2,0 0,2 4,3 2,9 1,1 0,4 11,3<br />
LK Konstanz -1,0 5,2 3,0 2,1 0,0 6,2 4,6 1,6 0,0 11,4<br />
LK Lörrach -3,9 5,1 3,1 2,0 0,0 9,0 7,7 1,4 0,0 14,1<br />
LK Waldshut 1,5 4,9 3,7 1,1 0,0 3,4 2,8 0,6 0,0 8,3<br />
LK Reutlingen -0,3 4,9 3,4 1,4 0,1 5,2 3,7 1,5 0,1 10,1<br />
LK Tübingen -1,8 5,6 3,2 1,8 0,6 7,4 5,6 1,8 0,1 13,0<br />
Zollernalbkreis 0,0 6,6 3,6 2,9 0,0 6,5 4,6 1,9 0,0 13,1<br />
SK Ulm -1,1 5,8 3,0 2,7 0,0 6,9 5,9 0,6 0,4 12,7<br />
Alb-Donau-Kreis -0,3 4,7 2,9 1,5 0,3 5,0 4,1 0,8 0,0 9,7<br />
LK Biberach 3,6 6,3 4,4 1,3 0,5 2,7 2,1 0,5 0,1 8,9<br />
Bodenseekreis 1,0 5,5 3,3 2,2 0,0 4,5 3,7 0,7 0,1 10,0<br />
LK Ravensburg 0,7 5,7 3,6 2,1 0,0 5,0 4,0 1,0 0,0 10,7<br />
LK Sigmaringen -1,0 6,1 3,4 2,6 0,0 7,1 5,2 1,9 0,0 13,2<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />
NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />
JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />
JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />
JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />
JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />
JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />
JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />
JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)
Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 167<br />
Tabelle A4:<br />
Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung und Salden der<br />
Beschäftigungsveränderung in den 1980er-Jahren und den 1990er-Jahren in %<br />
1980er-Jahre<br />
1990er-Jahre<br />
Veränderung<br />
gesamt<br />
Bestehende<br />
Betriebe<br />
Gründungen/<br />
Schließungen<br />
Kreiswechsler<br />
Veränderung<br />
gesamt<br />
Bestehende<br />
Betriebe<br />
Gründungen/<br />
Schließungen<br />
Kreiswechsler<br />
SK Stuttgart -0,9 -0,4 -0,3 -0,2 -3,4 -3,1 -0,2 -0,2<br />
LK Böblingen 1,8 1,2 0,5 0,1 -1,3 -2,0 0,7 0,0<br />
LK Esslingen 0,3 0,5 -0,2 0,0 -3,1 -2,8 -0,3 -0,1<br />
LK Göppingen -0,9 -0,4 -0,2 -0,4 -2,8 -2,2 -0,6 0,1<br />
LK Ludwigsburg 0,1 0,2 -0,2 0,1 -2,0 -1,6 -0,4 0,1<br />
Rems-Murr-Kreis 0,3 0,6 -0,2 0,0 -2,2 -2,2 0,1 -0,1<br />
SK Heilbronn -0,9 -0,5 -0,3 0,0 -2,6 -1,8 -0,5 -0,2<br />
LK Heilbronn 1,4 1,5 -0,2 0,0 0,3 -0,1 0,3 0,1<br />
Hohenlohekreis 1,3 1,4 -0,1 0,0 0,2 0,4 -0,2 0,0<br />
LK Schwäbisch-Hall 1,7 1,7 0,0 0,0 0,2 0,4 -0,3 0,0<br />
Main-Tauber-Kreis 1,3 1,3 -0,1 0,0 -1,2 -0,8 -0,3 0,0<br />
LK Heidenheim 0,1 0,9 -0,9 0,0 -2,1 -2,2 0,1 0,1<br />
Ostalbkreis 0,0 0,2 -0,3 0,0 -2,1 -1,9 -0,3 0,1<br />
SK Baden-Baden 0,5 1,9 -1,2 -0,3 0,8 1,3 -0,4 -0,1<br />
SK Karlsruhe -1,1 -0,5 -0,6 0,1 -4,0 -4,1 0,3 -0,2<br />
LK Karlsruhe -0,7 -0,6 -0,2 0,1 -1,6 -1,3 -0,7 0,4<br />
LK Rastatt 0,9 0,9 0,0 0,0 -0,3 -0,9 0,6 0,1<br />
SK Heidelberg 0,1 0,4 -0,5 0,1 -4,3 -3,2 -0,7 -0,4<br />
SK Mannheim -2,0 -2,3 0,4 0,0 -2,8 -3,0 0,0 0,2<br />
Neckar-Odenwald-Kreis -0,3 0,0 -0,3 0,0 -1,5 -0,8 -0,8 0,1<br />
Rhein-Neckar-Kreis -0,7 -0,4 -0,3 0,0 -2,6 -2,8 0,3 -0,1<br />
SK Pforzheim -1,2 -0,1 -0,9 -0,1 -4,5 -3,8 -0,5 -0,2<br />
LK Calw -0,2 0,1 -0,5 0,2 -2,5 -1,6 -0,8 0,0<br />
Enzkreis 0,9 0,9 0,0 0,0 -1,1 -0,7 -0,4 0,1<br />
LK Freudenstadt 1,3 1,7 -0,5 0,1 0,1 0,4 -0,4 0,0<br />
SK Freiburg -1,2 -0,9 -0,2 0,0 -1,1 -2,0 1,1 -0,2<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 1,7 1,7 -0,1 0,0 -0,2 0,2 -0,5 0,1<br />
LK Emmendingen -0,3 0,2 -0,5 0,0 -1,2 -1,1 -0,2 0,0<br />
Ortenaukreis 0,4 0,5 -0,1 0,0 -1,2 -1,0 -0,1 0,0<br />
LK Rottweil -0,4 -0,8 0,5 0,0 -1,6 -1,8 0,3 0,0<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis -0,9 -0,9 0,0 0,0 -3,0 -3,1 0,0 0,0<br />
LK Tuttlingen 0,7 0,9 -0,2 0,0 -0,4 -0,3 -0,1 0,0<br />
LK Konstanz -1,0 -0,8 -0,3 0,0 -2,2 -2,8 0,4 0,3<br />
LK Lörrach -0,1 0,1 -0,2 0,0 -2,0 -1,8 -0,2 0,0<br />
LK Waldshut 0,0 -0,1 0,1 0,0 -3,1 -2,2 -0,8 0,0<br />
LK Reutlingen -0,5 0,0 -0,6 0,0 -2,0 -1,3 -0,8 0,1<br />
LK Tübingen -0,6 -1,0 0,4 0,1 -1,2 -0,8 -0,5 0,1<br />
Zollernalbkreis -0,9 -0,1 -0,7 0,0 -3,0 -2,2 -0,8 0,0<br />
SK Ulm -2,1 -1,7 -0,5 0,0 -2,7 -3,7 1,2 -0,1<br />
Alb-Donau-Kreis 1,6 0,5 0,1 1,0 -0,8 -0,7 -0,4 0,2<br />
LK Biberach 0,8 0,5 0,4 0,0 0,1 0,1 -0,1 0,0<br />
Bodenseekreis 0,6 1,0 -0,2 -0,1 -1,4 -2,3 1,1 -0,2<br />
LK Ravensburg 0,9 0,7 0,1 0,0 -1,2 -0,8 -0,3 -0,1<br />
LK Sigmaringen 0,5 0,4 0,0 0,1 -3,2 -2,4 -0,7 0,0<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
168 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />
Tabelle A5:<br />
Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung und Salden der<br />
Beschäftigungsveränderung von 2000 bis 2002 in %<br />
Veränderung<br />
gesamt<br />
Bestehende<br />
Betriebe<br />
Gründungen/<br />
Schließungen<br />
Kreiswechsler<br />
SK Stuttgart -0,8 -1,5 1,0 -0,3<br />
LK Böblingen 1,8 1,0 0,8 0,0<br />
LK Esslingen 0,8 0,7 0,4 -0,3<br />
LK Göppingen 0,4 -0,7 1,0 0,1<br />
LK Ludwigsburg 0,4 -1,7 1,7 0,4<br />
Rems-Murr-Kreis -1,3 -1,4 0,3 -0,1<br />
SK Heilbronn -0,9 -1,8 0,9 0,0<br />
LK Heilbronn 1,8 0,5 1,2 0,0<br />
Hohenlohekreis 0,7 0,1 0,8 -0,2<br />
LK Schwäbisch-Hall -0,5 -1,4 0,2 0,7<br />
Main-Tauber-Kreis 1,3 1,8 -0,4 0,0<br />
LK Heidenheim -2,2 -2,1 0,6 -0,7<br />
Ostalbkreis 1,5 -1,7 2,7 0,4<br />
SK Baden-Baden 1,5 -1,5 2,8 0,1<br />
SK Karlsruhe -2,3 -0,9 -0,6 -0,8<br />
LK Karlsruhe 2,4 0,1 1,9 0,4<br />
LK Rastatt -0,5 -1,1 0,6 0,0<br />
SK Heidelberg 2,2 1,4 1,7 -0,9<br />
SK Mannheim -0,2 0,1 -0,4 0,2<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 0,2 -0,7 0,8 0,0<br />
Rhein-Neckar-Kreis -1,5 -2,5 0,9 0,0<br />
SK Pforzheim -3,0 -1,8 -1,0 -0,1<br />
LK Calw 1,8 1,1 1,2 -0,6<br />
Enzkreis 0,9 -0,1 0,9 0,2<br />
LK Freudenstadt 1,9 0,8 1,1 0,0<br />
SK Freiburg -3,0 -4,1 1,0 0,1<br />
LK Breisgau-<br />
Hochschwarzwald 0,4 -0,5 1,0 -0,1<br />
LK Emmendingen -0,7 -0,9 0,1 0,0<br />
Ortenaukreis 1,3 -0,5 1,6 0,1<br />
LK Rottweil 1,7 0,6 1,1 0,0<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis 1,6 -0,5 1,9 0,1<br />
LK Tuttlingen 2,6 1,9 0,9 -0,2<br />
LK Konstanz -1,0 -1,6 0,6 0,0<br />
LK Lörrach -3,9 -4,6 0,7 0,0<br />
LK Waldshut 1,5 1,0 0,5 0,0<br />
LK Reutlingen -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />
LK Tübingen -1,8 -2,4 0,1 0,5<br />
Zollernalbkreis 0,0 -1,0 1,0 0,0<br />
SK Ulm -1,1 -2,9 2,2 -0,4<br />
Alb-Donau-Kreis -0,3 -1,3 0,7 0,2<br />
LK Biberach 3,6 2,4 0,8 0,4<br />
Bodenseekreis 1,0 -0,4 1,6 -0,1<br />
LK Ravensburg 0,7 -0,4 1,1 0,0<br />
LK Sigmaringen -1,0 -1,8 0,7 0,0<br />
Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen
Publikationsprogramm des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.<br />
I. Forschungsberichte<br />
aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen<br />
Serie A (ab 2004: IAW-Forschungsberichte)<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Susanne Nebbeling:<br />
Das Preisverhalten der Unternehmer in Baden-Württemberg. Hauptergebnisse<br />
einer schriftlichen Befragung. Tübingen 1973. – vergriffen –<br />
Siegfried Bullinger – Peter Huber – Horst Köhler – Alfred E. Ott- Adolf Wagner:<br />
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer<br />
in Baden- Württemberg. Gutachten im Auftrag des Arbeits- und Sozialministerium<br />
Baden- Württemberg. Tübingen 1972. – vergriffen –<br />
Wolfgang J. Mückl:<br />
Ziele, Mittel und Wirkungen der vermögenspolitischen Konzepte der Bundesregierung,<br />
CDU, FDP SPD, DAG, des DGB und der Bundesregierung der<br />
Deutschen Arbeitgeberverbände. Untersuchung im Auftrage der Kommission für<br />
wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Tübingen, 1973. – vergriffen –<br />
Siegfried Bullinger:<br />
Ausländerbeschäftigung, Arbeitsmarkt und Konjunkturverlauf in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />
Peter Huber:<br />
Ausländerbeschäftigung und Wirtschaftswachstum. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />
Nr. 6 Harald Enke – Helge Majer- Alfred E. Ott – Lothar Rall – Adolf Wagner –<br />
Rolf Wiegert:<br />
Zur Ermittlung von Fördergebieten. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für<br />
Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Baden- Württemberg, Tübingen 1974.<br />
– vergriffen –<br />
Nr. 7 Horst Köhler – Helge Majer – Susanne Wied-Nebbeling :<br />
Quantitative Auswirkungen des technischen Wandels auf die Arbeitskräfte in<br />
Baden Württemberg. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit<br />
und Sozialordnung Baden- Württemberg, Tübingen 1974. – vergriffen –<br />
Nr. 8<br />
Nr. 9<br />
Siegfried Bullinger – Peter Huber:<br />
Ausländerbeschäftigung aus Unternehmersicht. Quantitative und qualitative<br />
Ergebnisse einer Unternehmerbefragung zur Ausländerbeschäftigung in Baden-<br />
Württemberg, Tübingen 1974. – vergriffen –<br />
Wolfgang J. Mückl:<br />
Die Verteilungswirkungen der Inflation auf die personelle Verteilung und die<br />
Vermögensverteilung. Literaturexpertise im Auftrag der Kommission für wirtschaftlichen<br />
und sozialen Wandel, Tübingen 1975. – vergriffen –
Nr. 10<br />
Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling:<br />
Die Belastung der gewerblichen Wirtschaft durch Gesetzgebung und Verwaltungsmaßnahmen<br />
seit 1968. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Mittelstand und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1975. – vergriffen –<br />
Nr. 11 Helmut Geschwendtner – Helge Majer – Wolfgang J. Mückl – Alfred E. Ott –<br />
Adolf Wagner:<br />
Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch in Baden-Württemberg. Gutachten<br />
im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg. Tübingen 1975, 8.50<br />
Euro<br />
Nr. 12<br />
Rolf Pfeiffer:<br />
Kybernetische Analyse ökonomischer Makromodelle für die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Tübingen 1975. – vergriffen –<br />
Nr. 13<br />
Nr. 14<br />
Siegfried Bullinger – Hans-Dieter Frey – Peter Huber:<br />
Teilzeitbeschäftigung von Frauen in Baden-Württemberg. Gutachten im Auftrag<br />
des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg.<br />
Tübingen, 1975. – vergriffen –<br />
Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling:<br />
Preisbildung auf Märkten mit homogenen Massengütern. Gutachten im Auftrag des<br />
Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1976. – vergriffen –<br />
Nr. 15 Helmut Geschwendtner – Winand Kau . Dietrich Lüdeke – Helge Majer –<br />
Alfred E. Ott:<br />
Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes.<br />
Tübingen 1976. 2. unveränd. Auflage 1988. – vergriffen –<br />
Nr. 16<br />
Nr. 17<br />
Nr. 18<br />
Nr. 19<br />
Peter Huber:<br />
Bevölkerungspolitik durch Wanderungen? Demographische und regionalwirtschaftliche<br />
Grundlagen zur Beurteilung und Steuerung der Ausländerbeschäftigung<br />
in Europa. Tübingen 1977, 269 S. – vergriffen –<br />
Horst Köhler:<br />
Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt. Tübingen 1977. 172 S.<br />
– vergriffen –<br />
Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling – mit einer Situationsanalyse von<br />
Wulfheinrich von Natzmer:<br />
Ausmaß und Ursachen und Wirkungen der Investitionslücke in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft,<br />
Tübingen 1978, 299 S., ISBN 3-88573-002-2, 10.50 Euro<br />
Günther Petry:<br />
Eine Messung des Entwicklungsstandes von Regionen. Analyse und empirische<br />
Untersuchung der Stadt- und Landkreis in Baden-Württemberg. Tübingen 1978,<br />
174 S. ISBN 3-88573-003-0, 11.50 Euro
Nr. 20<br />
Nr. 21<br />
Nr. 22<br />
Albrecht K. Ungerer:<br />
Komponenten einer regionalen Anlagevermögensrechnung. Ein methodischer<br />
Beitrag zur Schätzung. Tübingen 1978, 206 S., ISBN 3-88573-004-9, 10.50 Euro<br />
Dirk Ahner – Werner Thorn unter Mitarbeit von Peter Huber:<br />
Zur Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer in Baden-Württemberg. Gutachten<br />
im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung<br />
Baden-Württemberg. Tübingen 1978, 356 S., ISBN 3-88573-005-7, 15.50 Euro<br />
Fokion Fotiadis:<br />
Ein ökonometrisches Modell zur Klärung des Investitions- und des Finanzierungsverhaltens<br />
deutscher Aktiengesellschaften für den Zeitraum 1955-1975. Tübingen<br />
1979, 203 S., ISBN 3-88573-006-5, 12 Euro<br />
Nr. 23 Rudi Kurz – Lothar Rall –<br />
mit ökonometrischen Simulationsanalysen von Joachim Fronia – Dietrich Lüdeke<br />
– Wulfheinrich von Natzmer:<br />
Probleme einer konjunktur- und vermögenspolitisch optimalen Sparquote.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1980, 413 S.<br />
ISBN 3-88573-007-3, 19 Euro<br />
Nr. 24<br />
Nr. 25<br />
Nr. 26<br />
Nr. 27<br />
Nr. 28<br />
Günther Petry unter Mitarbeit von Alfred E. Ott:<br />
Probleme der Arbeitslosigkeit aus regionalstatistischer Sicht. Eine Untersuchung<br />
von ausgewählten Arbeitsamtsbezirken in Baden-Württemberg. Tübingen 1980,<br />
260 S., ISBN 3-88573-008-1, 16 Euro<br />
Heinrich- Matthias Geck – Günther Petry:<br />
Die Förderung des Dienstleistungssektors im Rahmen der regionalen Strukturpolitik.<br />
Einer Untersuchung zur theoretischen Grundlage der regionalen Wirtschaftsförderung.<br />
Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand<br />
und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1980, 112 S.,<br />
ISBN 3-88573-009-X, 8.50 Euro<br />
Harald Enke:<br />
Aufbereitungs- und Aggregationsgrad des Beobachtungsmaterials und Güte<br />
ökonometrischer Schätzungen. Eine empirische Untersuchung anhand von<br />
vierteljährlichen Arbeitsmarktgleichungen. Tübingen 1980, 160 S.<br />
ISBN 3-88573-010-3, 13 Euro<br />
Jürgen W. Hutzel:<br />
Interdependenzen zwischen Klein- und Großfirmen. Eine empirische Untersuchung<br />
am Beispiel der Metallindustrie Baden-Württembergs. Tübingen 1981,<br />
237 S., ISBN 3-88573-011-1, 16.50 Euro<br />
Lothar Rall unter Mitarbeit von Rolf Pfeiffer:<br />
Die Förderung der Produktionseinrichtung und Markteinführung bei kleinen und<br />
mittleren Unternehmen in ordnungspolitischer Sicht. Gutachten im Auftrag des<br />
Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981. – vergriffen –
Nr. 29<br />
Nr. 30<br />
Nr. 31<br />
Nr. 32<br />
Nr. 33<br />
Nr. 34<br />
Nr. 35<br />
Jürgen W. Hutzel:<br />
Große und kleine Zulieferer. Eine Untersuchung zur Nachfragemacht industrieller<br />
Abnehmer. Tübingen 1981, 196 S., ISBN 3-88573-013-8, 16 Euro<br />
Uwe Vorkötter – Susanne Wied-Nebbeling:<br />
Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen einer beschleunigten Verkürzung der<br />
Wochenarbeitszeit. Tübingen, 1981, 233 S., ISBN 3-88573-014-6, 19 Euro<br />
Helmut Lindner – Günther Petry - Rolf Pfeiffer – Adolf Wagner:<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung der für die Bundesrepublik Deutschland<br />
vorliegenden Input-Output Tabellen. Gutachten im Auftrag des Bundesministers<br />
für Wirtschaft, Tübingen 1981, 440 S., ISBN 3-88573-015-4, 20 Euro<br />
Helmut Geschwendtner:<br />
Grenzen der Staatsverschuldung unter besonderer Berücksichtigung des Staatshaushaltes<br />
von Baden-Württemberg, Tübingen 1981, 190 S. – vergriffen –<br />
Wolfgang Kitterer unter Mitarbeit von Joachim Fronia:<br />
Belastungswirkungen der Umsatzsteuer.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981, 298 S.,<br />
ISBN 3-88573-017-0, 21 Euro<br />
Rudi Kurz:<br />
Verteilung, Konjunktur, Wachstum. Zur wirtschaftspolitischen Anwendbarkeit<br />
theoretischer Modelle. Tübingen 1982. – vergriffen –<br />
Margot Körber- Weik:<br />
Konjunkturdiagnose und Konjunkturmessung. Eine Untersuchung der<br />
Adäquationsprobleme. Tübingen 1983, 516 S. – vergriffen –<br />
Nr. 36 Dietrich Lüdeke – Dieter Friedrich – Joachim Fronia – Wolfgang Hummer –<br />
Wulfheinrich von Natzmer – Werner Röger – Wolfgang Röhling – Jürgen<br />
Termin:<br />
F&T Modell. Freiburger und Tübinger ökonometrisches Vierteljahresmodell<br />
Version 81. Tübingen 1983, 346 S., ISBN 3-88573-020-0, 24 Euro<br />
Nr. 37 Helmut Geschwendtner –<br />
mit einer Simulationsanalyse von Werner Röger:<br />
Strukturelle Auswirkungen des Steuersystems. Gutachten im Auftrag des<br />
Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981, 293 S., ISBN 3-88573-021-9,<br />
22.50 Euro<br />
Nr. 38<br />
Nr. 39<br />
Rudi Kurz – Lothar Rall – mit ökonometrischen Simulationsanalysen von Joachim<br />
Fronia:<br />
Interpersonelle und intertemporale Verteilungswirkungen öffentlicher Verschuldung.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen, 1983,<br />
542 S. – vergriffen –<br />
Bernhard Keller:<br />
Die Zeit als ökonomisches Gut. Eine theoretische und empirische Analyse des<br />
Konsumentenverhaltens, Tübingen 1984, 229 S., ISBN 3-88573-023-5, 22.50 Euro
Nr. 40<br />
Nr. 41<br />
Nr. 42<br />
Nr. 43<br />
Nr. 44<br />
Nr. 45<br />
Nr. 46<br />
Nr. 47<br />
Nr. 48<br />
Wolfgang Röhling:<br />
Ein ökonometrisches Import/Export-Modell für die Industriesektoren der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Tübingen 1984, 289 S., ISBN 3-88573-024-3, 24 Euro<br />
Günther Petry – Lothar Rall:<br />
Entwicklungsimpulse für den Landkreis Sigmaringen und das württembergische<br />
Allgäu. Tübingen 1985, 320 S., ISBN 3-88573-025-1, 22 Euro<br />
Harald Enke:<br />
Der Konsumeffekt der Investitionen. Eine Wachstumschance?<br />
Tübingen 1986, 114 S., ISBN 3-88573-026-X, 13.50 Euro<br />
Helmut Lindner (Hrsg.):<br />
Aussagefähigkeit von Einkommensverteilungsrechnungen für die Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, mit Beiträgen von<br />
W. Kitterer, H. Enke und H. Lindner unter Mitarbeit von B. Freitag. Tübingen<br />
1986, 436 S., ISBN 3-88573-027-8, 30 Euro<br />
Michael Zarth:<br />
Wirtschaftsunterricht an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg.<br />
Notwendigkeit, inhaltliche Ausgestaltung und Anforderungen seitens des<br />
Beschäftigungssystems. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Kultus und<br />
Sport Baden-Württemberg. Tübingen 1987, 251 S., ISBN 3-88573-028-6, 21 Euro<br />
Helmut Lindner:<br />
Die De-Industrialisierungsthese. Eine Analyse ihrer empirisch-statistischen<br />
Grundlagen.<br />
Tübingen 1987, 370 S., ISBN 3-88573-029-4, 25 Euro<br />
Rudi Kurz:<br />
Neue Makroökonomik und ihre beschäftigungspolitischen Konsequenzen.<br />
Literaturanalyse im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1987,<br />
94 S., ISBN 3-88573-030-8, 12 Euro<br />
Werner Röger:<br />
Alternative geldpolitische Modelle und ökonometrische Tests für die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Tübingen 1987, 179 S., ISBN 3-88573-031-6, 17.50 Euro<br />
Regina Moczadlo:<br />
Unternehmensgröße und Beschäftigung. Zu den Auswirkungen amtlicher<br />
Größendefinitionen auf empirische Ergebnisse. Tübingen 1988, 404 S.<br />
ISBN 3-88573-033-2, 27.50 Euro<br />
Nr. 49 Margot Körber-Weik – Jürg D. Lindlbauer – Wolfgang Röhling – Erich Spörndli –<br />
Rolf Wiegert:<br />
Konjunkturfrühindikatoren. Grundlagen und Modellrechnungen mit Daten des<br />
Ifo-Konjunkturtests. Tübingen 1988, 360 S. – vergriffen –
Nr. 50<br />
Nr. 51<br />
Nr. 52<br />
Nr. 53<br />
Nr. 54<br />
Nr. 55<br />
Nr. 56<br />
Nr. 57<br />
Nr. 58<br />
Rudi Kurz – Hans Werner Graf – Michael Zarth:<br />
Der Einfluß wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen auf das<br />
Innovationsverhalten von Unternehmen. Eine Problemskizze auf der Grundlage<br />
der relevanten Literatur. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft.<br />
Tübingen 1989, 448 S., ISBN 3-88573-035-9, 31 Euro<br />
Helmut Gschwendtner:<br />
Die Bedeutung öffentlicher Investitionen für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Baden-Württembergs. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg mit einem Beitrag von Ingrid<br />
Größl-Gschwendtner. Tübingen 1989, 265 S., ISBN 3-88573-036-7, 20 Euro<br />
Rudi Kurz – Werner Röger – Michael Zarth:<br />
Existenzgründungshilfen von Bund und Ländern. Eine Wirkungsanalyse der Programme<br />
im Hinblick auf Wettbewerb, Produktivitätswachstum und Beschäftigung.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1990, 261 S.<br />
ISBN 3-88573-037-5, 22 Euro<br />
Dietmar Böhm u.a.:<br />
Baden-Württemberg und der EG-Binnenmarkt 1992. Gutachten im Auftrag des<br />
Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg.<br />
Tübingen 1990, 203 S., ISBN 3-88573-038-3, 18 Euro<br />
Werner Röger unter Mitarbeit von Margot Körber-Weik:<br />
Frauenerwerbstätigkeit und Strukturwandel in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1991, 146 S.<br />
(zzgl. 156 S. Materialien), ISBN 3-88573-039-1, 18 Euro<br />
Dietmar Böhm – Ingrid Thomalla unter Mitarbeit von Michael Mangold:<br />
Handlungsempfehlungen für die kommunale Wirtschaftsförderung im Landkreis<br />
Tübingen. Gutachten im Auftrag des Landkreises Tübingen und der Kreissparkasse<br />
Tübingen. Tübingen 1991, 379 S., ISBN 3-88573-040-5, 24 Euro<br />
Rudi Kurz:<br />
Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik in den USA. Grundlagen, Praxis und<br />
Konsequenzen. Tübingen 1993, 309 S., ISBN 3-88573-041-3, 20 Euro<br />
Dietmar Böhm – Stefan Weil unter Mitarbeit von Rolf Kleimann und Marcus<br />
Stahlhacke:<br />
Kreditwesen und Bankdienstleistungen in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs.<br />
Auswirkungen der EG-Binnenmarktintegration. Gutachten im Auftrag<br />
des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Baden-Württemberg. Tübingen 1993, 220 S., ISBN 3-88573-042-1, 15 Euro<br />
Stefan Weil – Michael Zarth:<br />
Formen und Methoden der Ermittlung des Bedarfs an berufsbezogener wissenschaftlicher<br />
Weiterbildung. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Wissenschaft. Tübingen 1993, 110 S., ISBN 3-88573-043-X, 11 Euro
Nr. 59 Hans-Jürgen Fiederer – Jörg Helbig – Susanne Wied-Nebbeling –<br />
mit einem Transportkostenmodell von Günter Haag:<br />
Freihandel trotz Wettbewerbsverzerrungen? Zu den Auswirkungen der Öffnung<br />
der Ostmärkte. Tübingen 1994, 138 S., ISBN 3-88573-044-8, 12.50 Euro<br />
Nr. 60<br />
Nr. 61<br />
Nr. 62<br />
Nr. 63<br />
Nr. 64<br />
Hans-Jürgen Fiederer – Stefan Weil unter Mitarbeit von Bernd Aichmann, Bernd<br />
Barth, Raimund Baumann, Petra Huege und Ivo Koch:<br />
Umlage der KFZ-Steuer auf die Mineralölsteuer. Ein Steuerreformvorschlag auf<br />
dem Prüfstand. Tübingen 1996, 143 S., ISBN 3-88573-045-6, 15 Euro<br />
Sigried Caspar – Stefan Weil:<br />
Mehr unternehmerische Dynamik! Zur Interaktion von Bildung und Innovation.<br />
Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,<br />
Tübingen 2001, 152 S., ISBN 3-88573-046-4, 13.80 Euro<br />
Raimund Krumm unter Mitarbeit von Wolf Dieter Heinbach:<br />
Nachhaltigkeitskonforme Flächennutzungspolitik. Ökonomische Steuerungsinstrumente<br />
und deren gesellschaftliche Akzeptanz. Abschlussbericht BWPlus-<br />
Projekt BWA 21015. Tübingen 2004, 138 S., ISBN 3-88573-047-2, 12 Euro<br />
Christian Arndt – Harald Strotmann unter Mitarbeit von Alfred Garloff und<br />
Tobias Hagen:<br />
Paneluntersuchungen als Instrument zur Analyse der Bestimmungsfaktoren des<br />
Strukturwandels. Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-<br />
Württemberg. Tübingen 2004, 162 S., ISBN 3-88573-048-0, 12 Euro<br />
Martin Körner – Harald Strotmann unter Mitarbeit von Lars Feld und Friedrich<br />
Schneider:<br />
Steuermoral – Das Spannungsfeld von Freiwilligkeit der Steuerzahlung und<br />
Regelverstoß durch Steuerhinterziehung. Studie im Auftrag des Bundesministeriums<br />
der Finanzen. Tübingen 2006, 192 S., ISBN 3-88573-049-9,<br />
15 Euro<br />
Nr. 65<br />
Nr. 66<br />
Sigried Caspar – Andrea Kirchmann – Bettina Seibold – Sylvia Stieler:<br />
Kinder, Konflikt, Karriereknick – Notwendigkeiten und Ansatzpunkte für eine<br />
bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gutachten im Auftrag der Landesstiftung<br />
Baden-Württemberg, Tübingen 2005, 104 S., ISBN 3-88573-050-2,<br />
10 Euro<br />
Martin Rosemann:<br />
Auswirkungen datenverändernder Anonymisierungsverfahren auf die Analyse<br />
von Mikrodaten, Dissertation, Tübingen 2006, 410 S., ISBN 978-3-88573-051-4,<br />
35 Euro
Nr. 67<br />
Raimund Krumm – Martin Rosemann – Harald Strotmann:<br />
Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik und<br />
die Entwicklung von Industriebetrieben in Baden-Württemberg, Gutachten im<br />
Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg, Tübingen 2007, 168 S., ISBN<br />
978-3-88573-052-5, 15 Euro<br />
Alle Bände in Fotodruck; Format, DIN A 5. Die Preise verstehen sich inklusive<br />
Mehrwertsteuer und können beim IAW bestellt werden.
II.<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Nr. 6<br />
Nr. 7<br />
Nr. 8<br />
Forschungsberichte<br />
aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen<br />
Serie B (ab 2004: IAW-Forschungsberichte)<br />
Harald Enke – Helmut Maneval – Lothar Rall:<br />
Die Konjunkturanfälligkeit der Wirtschaft Baden-Württembergs im Vergleich<br />
zum Bundesgebiet. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand<br />
und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />
Wolfgang J. Mückl – Lothar Rall:<br />
Zur Frage neuer Einkaufszentren in Tübingen. Gutachten im Auftrag der<br />
Universitätsstadt Tübingen. Tübingen 1974, 199 S. – vergriffen –<br />
Dieter Friedrich – Winand Kau – Dietrich Lüdeke – Wulfheinrich von Natzmer:<br />
Ein ökonometrisches Vierteljahresmodell für den güterwirtschaftlichen und<br />
monetären Bereich der Bundesrepublik Deutschland. Tübingen 1979, 335 S.<br />
ISBN 3-88573-300-5, 18.50 Euro<br />
Joachim Fronia:<br />
Ein nach Sektoren und Ländern disaggregiertes kurzfristiges ökonometrisches<br />
Modell für die Industrie der Bundesrepublik Deutschland. Schätzergebnisse und<br />
Prognoseeigenschaften. Tübingen 1980, 324 S., ISBN 3-88573-303-3, 24 Euro<br />
Margot Körber-Weik – Harald Enke:<br />
Die Auslandsverflechtung Baden-Württembergs 1960-1979. Bestandsaufnahme<br />
der vorhandenen Daten und erste Analysen. Gutachten im Auftrag des Ministeriums<br />
für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1981.<br />
Band I: Kommentierung, 356 S., 27.50 Euro, Band II: Materialien, 116 S., 10 Euro<br />
ISBN 3-88573-302-1<br />
Margot Körber-Weik – Susanne Wied-Nebbeling<br />
unter Mitarbeit von Harald Enke, Doris Merz, Regina Moczaldo, Rolf Wiegert:<br />
Wirtschaftskraft und Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern seit 1970.<br />
Eine vergleichende Analyse. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für<br />
Wirtschaft. Tübingen 1986, 281 S. – vergriffen –<br />
Michael Zarth:<br />
Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Hall.<br />
Gutachten im Auftrag der Stadt Schwäbisch Hall. Tübingen 1987, 150 S.<br />
ISBN 3-88573-304-8, 19.50 Euro<br />
Hans-Werner Graf – Lothar Rall<br />
unter Mitarbeit von Jürgen Krimmel:<br />
Systemvergleiche vergabe- und kartellrechtlicher Rahmenbedingungen für öffentliche<br />
Bauaufträge in ausgewählten EG- und EFTA-Ländern. Gutachten im Auftrag<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft, Tübingen 1988, 544 S. ISBN 3-88573-305-6,<br />
42.50 Euro
Nr. 9<br />
Nr. 10<br />
Nr. 11<br />
Nr. 12<br />
Nr. 13<br />
Nr. 14<br />
Nr. 15<br />
Harald Enke – Margot Körber-Weik<br />
unter Mitarbeit von Günther Klee, Doris Merz, Regina Moczadlo, Henrik Schmid,<br />
Rolf Wiegert:<br />
Die sektorale Entwicklung der Wirtschaft Baden-Württemberg in den 70er und<br />
80er Jahren. Strukturwandel, Wachstum und Beschäftigung. Gutachten im Auftrag<br />
des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg.<br />
Tübingen 1991, 329 S. ISBN 3-88573-306-4, 30 Euro<br />
Karsten-Dieter Freimann – Yvonne Jäckle-Sönmez – Helmut Lindner:<br />
Arbeitsmarktbilanz für NC- und CNC-Werkzeugmaschinen. Schlussbericht für<br />
die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Tübingen 1995, 380 S., ISBN 3-88573-307-2,<br />
22 Euro<br />
Ulrike Batz:<br />
Das Konsumklima als Bestimmungsfaktor des privaten Verbrauchs. Gutachten im<br />
Auftrag der Fritz Thyssen Stiftung. Tübingen 1995, 190 S., ISBN 3-88573-308-0,<br />
16 Euro<br />
Hans-Jürgen Fiederer:<br />
Auswirkungen einer ökologischen Steuerreform auf die Abgabenbelastung von<br />
Unternehmen. Gutachten im Auftrag des Umwelt- und Verkehrsministeriums<br />
Baden-Württemberg. Tübingen 1998, 88 S., ISBN 3-88573-309-0, 10 Euro<br />
Günther Klee – Andrea Kirchmann:<br />
Stärkung regionaler Wirtschaftspotentiale. Bestandsaufnahme und Analyse innovativer<br />
Kooperationsprojekte. Tübingen 1998, 211 S., ISBN 3-88573-310-2, 20 Euro<br />
Frank Speier – Hans-Jürgen Fiederer – Günther Klee<br />
unter Mitarbeit von Frank Gottschalk:<br />
Nachhaltige Entwicklung und kommunale Verwaltungsmodernisierung:<br />
Entlastungspotenziale und Durchsetzungschancen eines integrativen Ansatzes.<br />
Tübingen 2000, 257 S. – vergriffen –<br />
Hans-Jürgen Fiederer – Karsten-Dietmar Freimann – Rolf Kleimann:<br />
Der Einfluß der Universitätskliniken auf Arzneimittelausgaben in Nordbaden.<br />
Tübingen 2001, 129 S., ISBN 3-88573-312-9, 15 Euro<br />
Alle Bände in Fotodruck; Format DIN A 4. Die Preise verstehen sich inklusive<br />
Mehrwertsteuer und können beim IAW bestellt werden.
III.<br />
Reihe „Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften“<br />
herausgegeben von Alfred E. Ott und Adolf Wagner<br />
(Francke Verlag)<br />
Rudi Kurz – Jürgen Volkert:<br />
Konzeption und Durchsetzungschancen einer ordnungskonformen Politik der<br />
Nachhaltigkeit. Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 16, 1997.<br />
ISBN 3-7720-2464-5, 39 Euro<br />
Michael Mangold – Sigried Caspar – Uwe Hochmuth:<br />
Qualifizierung im Strukturwandel. Zur Bedeutung der Weiterbildung.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 15, 1996. ISBN 3-7720-2463-7, 43 Euro<br />
Stefan Weil:<br />
Die volkswirtschaftliche Lage Schwerbehinderter in Deutschland 1980 – 1994.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 14, 1996. ISBN 3-7720-2462-9, 60 Euro<br />
Ulrich Geiger:<br />
Heterogene Erwartungen am Devisenmarkt. Das Portfoliomodell der Wechselkursbestimmung<br />
unter dem Einfluß autoregressiver Erwartungen.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 13, 1996. ISBN 3-7720-2461-0, 39 Euro<br />
Uwe Hochmuth – Günther Klee – Jürgen Volkert:<br />
Armut in der Sozialen Marktwirtschaft. Möglichkeiten und Probleme ihrer<br />
Überwindung aus ordnungspolitischer Sicht.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 12, 1995. ISBN 3-7720-2460-2, 29 Euro<br />
Bernd Woeckener:<br />
Hotelling-Modelle der Konkurrenz und Diffusion von Netzeffektgütern.<br />
Deterministische und stochastische Ansätze zur Erklärung der Ausbreitung neuer<br />
Kommunikations- und Gebrauchsgütersysteme.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 11, 1995. ISBN 3-7720-1941-2, 39 Euro<br />
Matthias Premer:<br />
Integration, interregionaler Handel und wirtschaftliche Entwicklung von<br />
Regionen.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 10. ISBN 3-7720-1940-4, 39 Euro<br />
Joachim Güntzel:<br />
Indikatoren des wirtschaftlichen „Klimas“, Eine Untersuchung aus der<br />
Perspektive der Adäquationsproblematik.<br />
Tübinger, Volkswirtschaftliche Schriften 9, 1994. ISBN 3-7720-1939-0, 39 Euro<br />
Adolf Wagner:<br />
Regionalentwicklung in Baden-Württemberg. Einige aktuelle und methodische<br />
Probleme. Gutachten des IAW Tübingen für die Industrie- und Handelskammer<br />
Region Stuttgart.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 8, 1994. ISBN 3-7720-1938-2, 19 Euro
Alfred E. Ott (Hrsg.):<br />
Probleme der unvollkommenen Konkurrenz.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 7, 1994. ISBN 3-7720-1037-4, 60 Euro<br />
Uwe Hochmuth – Joachim Wagner (Hrsg.):<br />
Firmenpanelstudien in Deutschland. Konzeptionelle Überlegungen und<br />
empirische Analysen.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 6, 1994. ISBN 3-7720-1936-6, 48 Euro<br />
Adolf Wagner (Hrsg.):<br />
Dezentrale Entscheidungsfindung bei externen Effekten. Innovation, Integration<br />
und internationaler Handel.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 6, 1993. ISBN 3-7720-1935-8, 48 Euro<br />
Jürgen Hirsch:<br />
Einkommen und Kinderzahl, Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsentwicklung.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 4, 1992. ISBN 3-7720-1934-X, 48 Euro<br />
Michael Hohlstein.<br />
demographisch bedingte Arbeitslosigkeit. Eine Analyse des Einflusses von<br />
Bevölkerungsveränderungen auf den Arbeitsmarkt.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 3, 1992. ISBN 3-7720-1933-1, 38 Euro<br />
Alfred E. Ott (Hrsg.):<br />
Politik für die ländlichen Räume Europas. Das Beispiel Baden-Württemberg.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 2, 1991. ISBN 3-7720-1932-3,18 Euro<br />
Adolf Wagner (Hrsg.)<br />
Fertilitätsentscheidungen und Bevölkerungsentwicklung. Beiträge zur mikroökonomischen<br />
Fertilitätstheorie und Untersuchungen ihrer Relevanz unter den<br />
ordnungspolitischen Gegebenheiten der DDR.<br />
Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 1, 1991. ISBN 3-7720-1931, 28 Euro
VI.<br />
Nr. 1<br />
Nr. 2<br />
Nr. 3<br />
Nr. 4<br />
Nr. 5<br />
Nr. 6<br />
Nr. 7<br />
Nr. 8<br />
Nr. 9<br />
Nr. 10<br />
Nr. 11<br />
Nr. 12<br />
Nr. 13<br />
IAW-Diskussionspapiere<br />
Sabine Dann – Andrea Kirchmann – Alexander Spermann – Jürgen Volkert:<br />
Das Einstiegsgeld – eine zielgruppenorientierte negative Einkommensteuer:<br />
Konzeption, Umsetzung und eine erste Zwischenbilanz nach 15 Monaten in<br />
Baden-Württemberg.<br />
Peter Gottfried – Hannes Schellhorn<br />
Die Einkommensteuerreform 1990 als natürliches Experiment.<br />
Jürgen Jerger – Christian Pohnke – Alexander Spermann:<br />
Gut betreut in den Arbeitsmarkt? Eine mikroökonometrische Analyse der<br />
Mannheimer Arbeitsvermittlungsagentur.<br />
Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />
Das IAW-Einkommensteuerpanel und das Mikrosimulationsmodell SIMST.<br />
Niels Schulze – Gerd Ronning:<br />
A Microeconometric Characterisation of Household Consumption using<br />
Quantile Regression.<br />
Harald Strotmann:<br />
Determinanten des Überlebens von Neugründungen in der baden-württembergischen<br />
Industrie – eine empirische Survivalanalyse mit amtlichen Betriebsdaten.<br />
Raimund Krumm:<br />
Die Baulandsausweisungsumlage als ökonomisches Steuerungsinstrument einer<br />
nachhaltigkeitsorientierten Flächenpolitik.<br />
Laura Chadwick – Jürgen Volkert:<br />
Making Work Pay: U.S. American models for a German context?<br />
Martin Rosemann:<br />
Erste Ergebnisse von vergleichenden Untersuchungen mit anonymisierten und<br />
nicht anonymisierten Einzeldaten am Beispiel der Kostenstrukturerhebung und<br />
der Umsatzsteuerstatistik.<br />
Gerd Ronning:<br />
Randomized Response and the Binary Probit Model.<br />
Jörg Baten:<br />
Creating firms for a New Century: Determination of Firm Creation around<br />
1900.<br />
Raimund Krumm:<br />
Das fiskalische BLAU-Konzept zur Begrenzung des Siedlungsflächenwachstums.<br />
Stefan Bayer:<br />
Generelle Nichtdiskontierung als Bedingung für eine nachhaltige Entwicklung?
Nr. 14<br />
Nr. 15<br />
Nr. 16<br />
Nr. 17<br />
Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />
Die Elastizität des zu versteuernden Einkommens.<br />
Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />
Empirical Evidence on the Effects of Marginal Tax Rates on Income –<br />
the German Case.<br />
Friedrich Schneider:<br />
Shadow Economies around the World: What do we really know?<br />
Andreas Koch / Thomas Stahlecker:<br />
Firm Foundations in the Knowledge Intensive Business Service Sector.<br />
Results from a Comparative Empirical Study in Three German Regions.<br />
Nr. 18 Andreas Koch / Harald Strotmann :<br />
The impact of functional integration and spatial proximity on the post-entry<br />
performance of knowledge intensive business service firms.<br />
Nr. 19<br />
Nr. 20<br />
Nr. 21<br />
Nr. 22<br />
Nr. 23<br />
Nr. 24<br />
Nr. 25<br />
Nr. 26<br />
Nr. 27<br />
Hans Pitlik / Friedrich Schneider / Harald Strotmann:<br />
Legislative Malapportionment and the Politicization of Germany’s Intergovernmental<br />
Transfer System.<br />
Raimund Krumm:<br />
Implementation ökonomischer Steuerungsansätze in die Raumplanung.<br />
Andreas Koch / Harald Strotmann:<br />
Determinants of Innovative Activity in Newly Founded Knowledge Intensive<br />
Business Service Firms<br />
Wolf Dieter Heinbach:<br />
Impact of Opening Clauses on Bargained Wages.<br />
Harald Strotmann:<br />
Hat die Einführung von Gewinnbeteiligungsmodellen kurzfristige positive Produktivitätswirkungen?<br />
– Ergebnisse eines Propensity-Score-Matching-Ansatzes.<br />
Claudia M. Buch / Jörn Kleinert:<br />
Who Goes East? The Impact of Enlargement on the Pattern of German FDI<br />
Gerd Ronning / Martin Rosemann:<br />
Estimation of the Probit Model from Anonymized Micro Data.<br />
Wolf Dieter Heinbach:<br />
Bargained Wages in Decentralized Wage-Setting Regimes.<br />
Christian Arndt – Jürgen Volkert:<br />
A Capability Approach for Official German Poverty and Wealth Reports:<br />
Conceptual Background and First Empirical Results.
Nr. 28<br />
Wolf Dieter Heinbach – Stefanie Schröpfer:<br />
Typisierung der Tarifvertragslandschaft. Eine Clusteranalyse der tarifvertraglichen<br />
Öffnungsklauseln<br />
Die IAW-Diskussionspapiere erscheinen in loser Folge und können von der<br />
IAW-Homepage unter http://www.iaw.edu/Publikationen herunter geladen oder<br />
beim IAW bestellt werden.
V. IAW-News<br />
Die IAW-News bieten in kompakter Form Informationen über aktuelle IAW-<br />
Forschungsergebnisse und zu Veranstaltungen, Seminaren und Terminen. Die<br />
IAW-News erscheinen drei- bis viermal jährlich. Sie werden auf Anfrage per<br />
E-Mail verschickt oder können von der IAW-Homepage http://www.iaw.edu<br />
heruntergeladen werden.<br />
VI.<br />
IAW-Report<br />
Der IAW-Report erscheint seit 2003 zweimal jährlich und enthält Artikel zu<br />
IAW-Forschungsprojekten von IAW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin sowie<br />
wissenschaftliche Beiträge von Gastautoren. Nähere Informationen finden Sie auf<br />
der IAW-Homepage unter http://www.iaw.edu/Publikationen. Jahresabonnement:<br />
15 Euro, Einzelhefte: 8 Euro.