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Nr. 67 Krumm / Rosemann / Strotmann Regionale Standortfaktoren<br />

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Raimund Krumm<br />

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Martin Rosemann<br />

Harald Strotmann<br />

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Regionale Standortfaktoren und<br />

ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik<br />

und die Entwicklung<br />

von Industriebetrieben in<br />

Baden-Württemberg<br />

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Wirtschaftsforschung e.V.<br />

IAW-Forschungsbericht<br />

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Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. Tübingen<br />

Direktorin: Professor Dr. Claudia Buch<br />

IAW-Forschungsberichte Nr. 67<br />

Raimund Krumm<br />

Martin Rosemann<br />

Harald Strotmann<br />

Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung<br />

für die Arbeitsplatzdynamik und die Entwicklung<br />

von Industriebetrieben in Baden-Württemberg<br />

Tübingen 2007<br />

Die Studie wurde vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln der Zukunftsoffensive III<br />

(Projekt Förderung von Existenzgründungen und von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Anpassung<br />

an den strukturellen Wandel – Projektbereich Wissenschafts- und Forschungsprojekte –) finanziert.


Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliographie:<br />

detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über<br />

http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />

ISBN 978-3-88573-052-1<br />

© IAW e.V., Tübingen 2007<br />

1. Auflage<br />

Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.<br />

Ob dem Himmelreich 1, 72074 Tübingen<br />

Tel.: 0 70 71 / 9 89 60, Fax: 0 70 71 / 98 96 99<br />

E-Mail: iaw@iaw.edu, Internet: www.iaw.edu<br />

Alle Rechte vorbehalten, auch die des Nachdrucks von Auszügen der fotomechanischen Wiedergabe<br />

und der Übersetzung.<br />

Druck: SPRINT-Digital-DRUCK GmbH Stuttgart


Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik<br />

und die Entwicklung von Industriebetrieben in Baden-Württemberg<br />

Raimund Krumm, Martin Rosemann, Harald Strotmann 1<br />

Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), Tübingen<br />

1. Hintergrund und Motivation der Studie............................................................................4<br />

1.1 Hintergrund und grundlegende Ziele der Studie ............................................................4<br />

1.2 Grundlage: Innovative Kooperation zwischen amtlicher Statistik und IAW<br />

mit effizienter Nutzung amtlicher Daten .........................................................................5<br />

1.3 Forschungsziele im Detail – Überblick über die Projektteile...........................................6<br />

1.3.1 Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg ..........................6<br />

1.3.2 Regionale Analyse der Unterschiede in der Jobschaffung und im<br />

Jobabbau.........................................................................................................8<br />

Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

in Baden-Württemberg auf Kreisebene..........................................................................10<br />

2. Zur Datengrundlage: Konstruktion und Struktur des Industriebetriebspanels<br />

Baden-Württemberg.........................................................................................................10<br />

3. Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in den 1980erund<br />

1990er-Jahren in Baden-Württemberg....................................................................12<br />

3.1 Das Konzept der Job-Turnover-Analyse – Kenngrößen und Indikatoren.....................14<br />

3.2 Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in den Kreisen Baden-Württembergs......................16<br />

3.2.1 Ausgangspunkt: Entwicklung der Beschäftigung...........................................17<br />

3.2.2 Entwicklung der Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau .........................21<br />

3.2.3 Regionale Jobschaffung: Wachstum, Gründungen und Kreiswechsel ..........28<br />

3.2.4 Regionaler Jobabbau: Schrumpfung, Schließungen und Kreiswechsel........36<br />

3.2.5 Veränderung des durchschnittlichen Beschäftigungswachstums und<br />

desren Bestimmungsgründe im Vergleich zwischen den Kreisen .................42<br />

1 Dr. Harald Strotmann ist Geschäftsführer, Dr. Raimund Krumm und Dr. Martin Rosemann sind Wissenschaftliche<br />

Referenten am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen, Ob dem<br />

Himmelreich 1, 72074 Tübingen, E-Mail: harald.strotmann@iaw.edu, raimund.krumm@iaw.edu,<br />

martin.rosemann@iaw.edu. An der Erstellung des Berichts haben außerdem Ines Pelger als Praktikantin<br />

sowie Franziska Peter als studentische Mitarbeiterin am IAW mitgearbeitet.


2 Inhaltsverzeichnis<br />

Teil II:<br />

Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung..................................48<br />

4. Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung: theoretische<br />

Grundlagen und empirische Evidenz .............................................................................51<br />

4.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren .................................................53<br />

4.1.1 Standortfaktor Boden.....................................................................................53<br />

4.1.2 Standortfaktor Arbeit......................................................................................55<br />

4.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung ....................................................................58<br />

4.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung .........................................................59<br />

4.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren ..............................................62<br />

4.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren .......................................................62<br />

4.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren .....................................................63<br />

4.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten ...................................................65<br />

4.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad..................................................66<br />

4.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte.................................................................69<br />

4.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten..................................................70<br />

4.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration ..........................................70<br />

4.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten ...............................................................74<br />

5. Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />

und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen ........76<br />

5.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren .................................................79<br />

5.1.1 Standortfaktor Boden....................................................................................79<br />

5.1.2 Standortfaktor Arbeit.....................................................................................83<br />

5.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung ...................................................................93<br />

5.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung ........................................................95<br />

5.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren ............................................105<br />

5.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren ....................................................105<br />

5.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren ..................................................111<br />

5.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten .................................................114<br />

5.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad...............................................114<br />

5.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte..............................................................120<br />

5.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten................................................122<br />

5.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration .......................................122<br />

5.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten ............................................................126


Inhaltsverzeichnis 3<br />

6. Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen ..............131<br />

6.1 Grundfragen und Ziele einer Analyse der räumlichen Autokorrelation.......................131<br />

6.2 Tests auf globale räumliche Autokorrelation ..............................................................131<br />

6.3 Tests auf lokale räumliche Autokorrelation ................................................................134<br />

7. Einfluss regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung –<br />

Ergebnisse multivariater Panelschätzungen auf Kreisebene ....................................138<br />

7.1 Ökonometrisches Modell, Schätzmethode und Operationalisierung der<br />

regionalen Einfluss- bzw. Standortfaktoren................................................................138<br />

7.2 Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Veränderungsrate<br />

der Beschäftigung (Nettogrößenanalyse)...................................................................142<br />

7.3 Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Jobschaffungsund<br />

Jobabbaurate (Bruttogrößenanalyse)..................................................................149<br />

8. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.........................................................153<br />

Literatur ...................................................................................................................................158<br />

Anhang ...................................................................................................................................164


4 Hintergrund und Motivation der Studie<br />

1. Hintergrund und Motivation der Studie<br />

1.1 Hintergrund und grundlegende Ziele der Studie<br />

„[The] process of incessant rise and decay of firms and industries [...] is the central – though<br />

much neglected – fact about the Capitalist system” (Schumpeter 1939: 9)<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit einer Region sowie die regionale Wirtschaftskraft und Beschäftigungssituation<br />

hängen entscheidend davon ab, ob die in der Region angesiedelten Unternehmen<br />

international und national konkurrenzfähig sind. Nicht nur Volkswirtschaften, sondern auch<br />

kleinere regionale Einheiten stehen somit in einem intensiven Wettbewerb um die Ansiedelung<br />

wettbewerbsfähiger Unternehmen und daher auch um die Bereitstellung möglichst attraktiver<br />

Rahmenbedingungen für Unternehmen und ihre Beschäftigten. Die Position von Regionen und<br />

Kreisen in diesem Standortwettbewerb ist dabei nicht nur von übergeordneten Einflüssen, sondern<br />

auch und gerade von eigenen Potenzialen und deren Nutzung abhängig.<br />

Bei unternehmerischen Standort- und Investitionsentscheidungen, wie auch bei der Entscheidung,<br />

zusätzliche Arbeitsplätze bereitzustellen bzw. Arbeitsplätze abzubauen, spielen eine Vielzahl<br />

möglicher Einflussfaktoren eine Rolle. Schon frühere Standorttheorien weisen auf die besondere<br />

Rolle des regionalen Umfeldes für das Entscheidungskalkül der Unternehmen und den<br />

Erfolg eines Unternehmens am Markt hin. Die Bedeutung der regionalen Gegebenheiten für die<br />

Ansiedelung von Unternehmen und deren Erfolg im Wettbewerb wurde für andere Länder und<br />

Zeiträume bereits von verschiedenen Wissenschaftlern empirisch untermauert (vgl. z.B. Allmendinger<br />

2005, Audretsch und Fritsch 1994, 1999, Eckey 2005, Funke/Niebuhr 2005, Gerlach und<br />

Wagner 1994).<br />

Die vorliegende Studie verfolgt daher das Ziel, mit Mikrodaten aus der amtlichen Industriestatistik<br />

für Baden-Württemberg in der Kombination mit amtlichen Regionaldaten theoretische Hypothesen<br />

über die Bedeutung verschiedener regionaler Einflussfaktoren einer fundierten empirischen<br />

Überprüfung zu unterziehen. Die Vorgehensweise im Detail und die forschungsleitenden<br />

Fragen werden in Abschnitt 1.3 näher beschrieben. Zuvor soll jedoch noch kurz auf die besondere<br />

Form der Kooperation zwischen amtlicher Statistik und der Wissenschaft eingegangen<br />

werden, die diesem Vorgehen zugrunde liegt.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 5<br />

1.2 Grundlage: Innovative Kooperation zwischen amtlicher Statistik und IAW<br />

mit effizienter Nutzung amtlicher Daten<br />

Die inhaltliche Besonderheit der Vorgehensweise der vorliegenden Studie besteht darin, dass<br />

die amtlichen Betriebsdaten aus der Industriestatistik zu einem Paneldatensatz verknüpft werden,<br />

der das Nachvollziehen betriebsindividueller Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf<br />

ermöglicht. Da entsprechende Betriebspaneldaten für den Dienstleistungssektor leider noch<br />

nicht verfügbar sind, beschränken sich die Auswertungen auf den industriellen Sektor. Die Datenlage<br />

hierfür ist hervorragend, da es sich dabei durch die Verknüpfung der Monatsberichte aus<br />

dem Produzierenden Gewerbe und der industriellen Kleinbetriebserhebung praktisch um eine<br />

Vollerhebung der Industriebetriebe in Baden-Württemberg handelt (zu entsprechenden Details<br />

vgl. Kapitel 2). Den Daten aus den Monatsberichten im Produzierenden Gewerbe und der industriellen<br />

Kleinbetriebserhebung wurden dann ergänzend und erstmals auf möglichst kleiner regionaler<br />

Ebene (Kommunen oder Kreise) detaillierte Regionalinformationen – soweit möglich auch<br />

in Panelform – zugespielt.<br />

Die Arbeit mit den amtlichen Mikrodaten wurde möglich, da das Statistische Landesamt Baden-<br />

Württemberg als Projektkooperationspartner Wissenschaftlern des IAW Tübingen einen Gastwissenschaftlerstatus<br />

eingeräumt hat, so dass die IAW-Mitarbeiter unter Wahrung des Statistikgeheimnisses<br />

vor Ort mit den Daten aus der amtlichen Industriestatistik arbeiten konnten. Diese<br />

Kooperation ist auch deshalb beispielhaft, da auf diesem Wege vorhandene amtliche Datenschätze,<br />

deren Erhebung mit erheblichen Kosten verbunden ist, einer ergänzenden Nutzung<br />

durch die Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den<br />

Statistischen Ämtern haben häufig keine freien Kapazitäten, um Analysen, die über das gesetzliche<br />

Pflichtprogramm der amtlichen Statistik hinausgehen, selbst durchzuführen. Insofern garantiert<br />

die Kooperation eine Nutzung amtlicher Datenbestände, die nicht nur neue und multivariate<br />

Analysen interessanter Fragestellungen ermöglicht, sondern gleichzeitig für beide Seiten –<br />

die amtliche Statistik und die externe Wissenschaft – sehr befruchtend ist. 2 Unser herzlicher<br />

Dank für die angenehme Zusammenarbeit gilt daher Herrn Walla, Herrn Brachat-Schwarz, Herrn<br />

Steiger, Herrn Dr. Votteler, Frau Kopecky, Frau Kulling und Frau Hackl. Der Präsidentin des<br />

Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg Frau Dr. Meister-Scheufelen danken wir ebenfalls<br />

herzlich für die Bereitschaft zur Kooperation mit dem IAW.<br />

2 Die Statistischen Ämter in Deutschland sind in dieser Hinsicht gemeinsam mit dem Statistischen<br />

Bundesamt in den vergangenen Jahren sehr bemüht, um amtliche Daten der Wissenschaft auf verschiedenen<br />

Wegen besser verfügbar zu machen. Einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten<br />

des Datenzugangs gibt die Homepage der Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter<br />

des Bundes und der Länder unter www.forschungsdatenzentrum.de/


6 Hintergrund und Motivation der Studie<br />

1.3 Forschungsziele im Detail – Überblick über die Projektteile<br />

Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, das Ausmaß der betrieblichen Arbeitsplatzdynamik in<br />

der baden-württembergischen Industrie auf regionaler Ebene darzustellen und zu analysieren.<br />

Im Zentrum der Studie stehen daher die beiden folgenden Teile, deren forschungsleitende Fragen<br />

in den Abschnitten 1.3.1 und 1.3.2 noch detaillierter ausgeführt werden:<br />

• Analyse der Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg – Ausmaß,<br />

Struktur und zeitliche Entwicklung.<br />

• Untersuchung der regionalen Jobschaffung und des regionalen Jobabbaus sowie<br />

Überprüfung der Bedeutung regionaler Standortfaktoren für den (Beschäftigungs)Erfolg.<br />

1.3.1 Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in Baden-Württemberg<br />

Das Ausmaß und die Veränderung der regionalen Beschäftigung sind wichtige Ergebnisindikatoren<br />

für die Beschäftigungssituation in einer Region. Versucht man jedoch, die Ursachen der regionalen<br />

Beschäftigungsentwicklungen detaillierter zu analysieren und besser zu verstehen, so<br />

greift deren alleinige Betrachtung aus mehreren Gründen zu kurz:<br />

• Eine Analyse der aggregierten regionalen Beschäftigungsveränderungen lässt keine fundierten<br />

Schlussfolgerungen über das Ausmaß der im Hintergrund stehenden Arbeitsmarktdynamik<br />

zu. So kann sich hinter der stagnierenden Gesamtbeschäftigung einer<br />

Region einerseits ein Arbeitsmarkt verbergen, auf dem keinerlei Neueinstellungen erfolgen,<br />

aber auch keine Beschäftigten entlassen werden. Andererseits könnte ein Markt im<br />

Hintergrund stehen, in dem gleichzeitig in erheblichem Umfang Neueinstellungen erfolgen,<br />

die jedoch von Entlassungen in demselben Umfang kompensiert werden. Mit Blick<br />

auf die resultierende aggregierte Beschäftigungsentwicklung sind beide Regionen als i-<br />

dentisch zu beurteilen, sie unterscheiden sich jedoch grundlegend hinsichtlich des im<br />

Hintergrund stehenden Ausmaßes an Dynamik der Prozesse am Arbeitsmarkt und somit<br />

des betrieblichen Strukturwandels und sind damit aus wirtschaftspolitischer Sicht unterschiedlich<br />

zu beurteilen. So kann ein höheres Maß an Arbeitsplatzdynamik als Indikator<br />

für eine bessere Fähigkeit zum Strukturwandel interpretiert werden. Gleichzeitig zeigen<br />

Studien u.a. von Bailey et al. (1992) und Olley und Pakes (1996), dass im Zuge der Reallokation<br />

von Arbeitsplätzen typischerweise Produktivitätsgewinne entstehen. Regelmäßig<br />

geht jedoch eine hohe Arbeitsplatzdynamik mit einer größeren Instabilität der vorhandenen<br />

Arbeitsplätze und somit einer Vernichtung von Humankapital einher.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 7<br />

• Ein Anstieg der Beschäftigung in einer Region kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits<br />

kann er daraus resultieren, dass ein Teil der bereits in der Region ansässigen<br />

Unternehmen expandiert und mehr zusätzliche Arbeitsplätze bereitstellt als in den<br />

schrumpfenden Betrieben verloren gehen. Andererseits können neue Jobs im Zuge der<br />

Ansiedelung neuer Betriebe in der Region entstehen, sofern dadurch ein Jobabbau<br />

durch Betriebsschließungen und -verlagerungen aus der Region heraus überkompensiert<br />

wird.<br />

Sowohl eine Analyse der Arbeitsplatzdynamik auf regionaler Ebene als auch die Quantifizierung<br />

der Beschäftigungsbeiträge von wachsenden, schrumpfenden, wegfallenden und neu auftretenden<br />

Betrieben wird erst möglich, wenn man über einen Paneldatensatz verfügt und somit<br />

betriebsindividuelle Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf verfolgen kann. Erst diese erlauben<br />

einen fundierten Blick hinter die Kulissen von Aggregatdaten und deren Entwicklung.<br />

Beantwortet werden sollen dabei für den industriellen Sektor insbesondere die folgenden Fragestellungen:<br />

• Welche Kreise sind mit Blick auf die regionale Jobschaffung und den regionalen Jobabbau<br />

im industriellen Sektor mehr, welche weniger arbeitsplatzdynamisch?<br />

• In welchen Kreisen findet in erheblichem Maße ein gleichzeitiges Nebeneinander von<br />

Jobschaffung und Jobabbau in den Betrieben statt, welche Kreise sind eher einseitig<br />

durch Jobschaffung oder Jobabbau geprägt?<br />

• In welchem Maße lässt sich eine bessere regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />

durch größere Raten der Jobschaffung oder aber durch geringere Raten des Jobabbaus<br />

und somit eine höhere Stabilität der vorhandenen Arbeitsplätze erklären?<br />

• Welche Bedeutung kommt Ansiedlungen und neu auftretenden Industriebetrieben in den<br />

einzelnen Regionen gemessen am Betriebs- und Beschäftigungsanteil zu?


8 Hintergrund und Motivation der Studie<br />

1.3.2 Regionale Analyse der Unterschiede in der Jobschaffung und im Jobabbau<br />

Aufbauend auf der deskriptiven Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik soll in einem zweiten<br />

Teil im Rahmen multivariater Analysen untersucht werden, ob sich systematische Zusammenhänge<br />

zwischen unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten/Standortfaktoren und Unterschieden<br />

in der industriellen Arbeitsplatzentwicklung bzw. -dynamik beobachten lassen. Dabei<br />

sollen unter anderem Antworten auf die folgenden Fragen gefunden werden:<br />

• Was unterscheidet – auch im Rahmen multivariater Analysen – Kreise mit hoher industrieller<br />

Jobschaffung, geringem Jobabbau oder wachsender Zahl von Betrieben und Beschäftigten<br />

von solchen Kreisen, die eine geringe Jobschaffung, einen hohen Jobabbau<br />

und rückläufige Betriebs- und Beschäftigtenzahlen aufweisen?<br />

• Welche Rolle spielen die Verfügbarkeit und die Preise inputbezogener Produktionsfaktoren<br />

(Löhne, Bodenpreise, …) für die Entwicklung der Industriebeschäftigung auf regionaler<br />

Ebene? Welche Rolle spielen Gewerbesteuerhebesätze?<br />

• Kommt der regionalen Humankapitalausstattung eine Bedeutung für die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

zu und lassen sich positive Beschäftigungswirkungen eines hohen<br />

Anteils an FuE-Beschäftigten nachweisen?<br />

• Lässt sich zeigen, dass die Verkehrsinfrastruktur für die regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />

von größerer Bedeutung ist?<br />

• Welche Rolle spielt die Unternehmensgrößenstruktur für die regionale Arbeitsplatzdynamik?<br />

Welche Bedeutung kommt der regionalen Branchenstruktur für die Arbeitsplatzdynamik<br />

zu? Entwickelt sich die Industriebeschäftigung, die Jobschaffung und der Jobabbau<br />

in Kreisen, die in besonderem Maße vom Verarbeitenden Gewerbe geprägt sind,<br />

anders als in Kreisen, in denen der Dienstleistungssektor von überdurchschnittlicher Bedeutung<br />

ist?<br />

• Lässt sich ein Einfluss der Homogenität bzw. Heterogenität der regionalen Industriestruktur<br />

auf das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik erkennen?<br />

Die multivariaten Analysen werden auf Ebene der Landkreise und somit in aggregierter Betrachtung<br />

durchgeführt werden, da die regionale Arbeitsplatzdynamik erklärt werden soll. Mit der vorliegenden<br />

Studie soll daher für die baden-württembergische Industrie systematisch empirisch<br />

analysiert werden, welche Rolle verschiedene regionale Gegebenheiten bzw. Standortfaktoren<br />

bei der Erklärung des Beschäftigungserfolgs spielen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 9<br />

Bei der Identifikation möglicher Einflussgrößen, welche die betriebliche und somit auch die regionale<br />

Entwicklung beeinflussen, können Theorien aus verschiedenen Richtungen der Regionalökonomik<br />

hilfreich sein. Neben einzelwirtschaftlichen Standorttheorien, welche die unternehmensindividuelle<br />

Entscheidung bezüglich des betrieblichen Standortes in den Mittelpunkt stellen,<br />

können auch gesamtwirtschaftliche Theorien, die räumliche Gleichgewichtszustände bestimmen<br />

und analysieren sowie Erkenntnisse der Außenhandelstheorie, der neuen Wachstumstheorie<br />

oder der Industrieökonomik verwendet werden, um mögliche Hypothesen über regionale Einflussfaktoren<br />

abzuleiten.<br />

Auf der Grundlage theoretischer Überlegungen und der Literaturanalyse werden daher zunächst<br />

Hypothesen über die Richtung möglicher, insbesondere regionaler Einflussgrößen formuliert.<br />

Bevor diese in multivariaten Modellen empirisch überprüft werden, werden vorab bewusst noch<br />

bivariate Korrelationsanalysen durchgeführt. Diese liefern erste Indizien über mögliche Zusammenhänge<br />

und zeigen dabei auf, welche baden-württembergischen Kreise hinsichtlich welcher<br />

Einflussfaktoren über- bzw. unterdurchschnittlich positioniert waren. Um unbeobachtete Heterogenität,<br />

d.h. wesentliche Einflussfaktoren, die nicht explizit in die Modelle eingebaut werden können,<br />

kontrollieren zu können, und nicht nur den Querschnitt, sondern gleichzeitig auch die zeitliche<br />

Entwicklung zu berücksichtigen, werden im Rahmen der multivariaten Analyse ökonometrische<br />

Paneldatenmodelle geschätzt. Dem möglichen methodischen Problem der räumlichen<br />

Autokorrelation, das sich jedoch für die vorliegende Studie als zeitlich wenig persistent erweist,<br />

wird in einem eigenen Exkurs-Kapitel für den methodisch interessierten Leser Rechnung<br />

getragen.<br />

Entsprechende Analysen für den Dienstleistungssektor sind bislang auf Mikroebene einzelner<br />

Betriebe – mangels geeigneter amtlicher Daten – nicht möglich. Die Untersuchung beschränkt<br />

sich daher auf den industriellen Bereich. Die neue Dienstleistungsstatistik, die zumindest den<br />

Bereich der unternehmensorientierten Dienstleistungen besser abbildet, eignet sich bislang nicht<br />

für detaillierte Job-Flow-Analysen auf Kreisebene. Außerdem ist fraglich, ob bei der Stichprobenziehung<br />

tatsächlich ein Panel realisiert werden kann. Mittelfristig ist auf das Unternehmensregister<br />

zu hoffen, das bislang jedoch noch nicht in einer für die Analysen geeigneten Form vorliegt.<br />

Betont werden soll zum Abschluss dieser Einleitung, dass es nicht Gegenstand dieser Studie<br />

ist, grundsätzliche Aussagen über die allgemeinen Stärken und Schwächen von Regionen<br />

bzw. Kreisen abzuleiten. Vielmehr soll der Blick auf einen ganz speziellen Aspekt, die regionale<br />

industrielle Arbeitsplatzdynamik, gelenkt und dabei versucht werden, Zusammenhänge zwischen<br />

der regionalen Jobschaffung bzw. dem regionalen Jobabbau im industriellen Sektor und<br />

spezifischen regionalen Gegebenheiten aufzuzeigen.


10 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

in Baden-Württemberg auf Kreisebene<br />

2. Zur Datengrundlage: Konstruktion und Struktur des Industriebetriebspanels<br />

Baden-Württemberg<br />

Im Rahmen dieser Studie werden zwei regelmäßige Erhebungen der amtlichen Industriestatistik<br />

verwendet, die folgende Betriebseinheiten erfassen: Baden-württembergische Industrie- und<br />

Handwerksbetriebe, die selbst über mindestens 20 Beschäftigte verfügen oder einem Unternehmen<br />

angehören, das über mindestens 20 Beschäftigte verfügt, werden monatlich im Rahmen<br />

des „Monatsberichts für Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung<br />

von Steinen und Erden" erfasst. Alle übrigen industriellen Kleinbetriebe sind einmal jährlich<br />

in der im September durchgeführten „Erhebung für industrielle Kleinbetriebe im Verarbeitenden<br />

Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden" zur Meldung an das Statistische<br />

Landesamt verpflichtet. Zu beachten ist dabei, dass der Berichtskreis der Kleinbetriebserhebung<br />

im Gegensatz zu den Monatsberichten keine Handwerksbetriebe enthält, so dass<br />

Handwerksbetriebe, die nicht in den Monatserhebungen erfasst werden, keinen Eingang in das<br />

Panel finden. Für die folgenden Auswertungen stehen amtliche Industriedaten der Jahre 1980<br />

bis 2002 zur Verfügung. Dieser relativ lange Zeitraum ermöglicht es, dass eine inhaltliche Auswertung<br />

sich nicht nur auf Querschnittsanalysen beschränken muss, sondern auch und gerade<br />

zeitliche Entwicklungen der Beschäftigung auf Betriebsebene abgebildet werden können.<br />

Im vorliegenden Kontext müssen allerdings drei „Brüche" in der Zusammensetzung des Berichtskreises<br />

der amtlichen Industriestatistik beachtet werden: Als Konsequenz der Arbeitsstättenzählung<br />

des Jahres 1987 erfolgte 1989 eine Anpassung des Berichtskreises, bei der mehr<br />

als 2500 Betriebe in den Berichtskreis aufgenommen wurden. 3 Da für das Jahr 1989 nur der<br />

bereits korrigierte Berichtskreis verfügbar ist, wird ein möglicher Einfluss der Periode 1988/89<br />

auf die Analyseergebnisse dadurch ausgeschlossen, dass bei der Berechnung jahresdurchschnittlicher<br />

Veränderungen und Ergebnisse regelmäßig auf eine Einbeziehung der Periode<br />

1988/89 verzichtet wird.<br />

Eine Handwerkszählung führte 1997 zu einer weiteren Aktualisierung des Berichtskreises, die<br />

jedoch für die vorliegende Studie kein Problem darstellt, da für das Jahr 1997 sowohl der alte als<br />

auch der neue Berichtskreis verfügbar sind. Ein dritter Bruch im Berichtskreis entstand durch die<br />

3 Vgl. dazu die ausführlichen Erläuterungen bei Steiger (1991).


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 11<br />

Tatsache, dass 1995 eine Änderung der Wirtschaftszweigsystematik von der „Systematik der<br />

Wirtschaftszweige, Fassung für die Statistik im Produzierenden Gewerbe" (kurz: SYPRO) auf<br />

die „Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 1993" (kurz: WZ 93) erfolgte, die mit erheblichen<br />

Veränderungen in der Zusammensetzung des Industrieberichtskreises und insbesondere<br />

der einzelnen Branchen verbunden war. 4 Auf die Einbeziehung der Analyseperiode 1994/95<br />

muss daher verzichtet werden.<br />

Da die Auswertungen der vorliegenden Studie sich auf die Gesamtheit aller baden-württembergischer<br />

Industriebetriebe beziehen und die Kleinbetriebserhebung nur jährlich erfolgt, wurden<br />

die Angaben der Monatsberichte für jedes Jahr zunächst zu Jahresdurchschnittswerten bzw.<br />

Jahressummen aggregiert und anschließend die Ergebnisse der industriellen Kleinbetriebserhebung<br />

zugespielt. Bei vereinzelten Betrieben, die bei der Aggregation beider Erhebungen doppelt<br />

auftraten, handelte es sich um Kleinbetriebe, die „dank" einer Septemberbeschäftigung im Vorjahr<br />

von mindestens 20 Beschäftigten im Folgejahr zunächst als Monatsmelder vorgesehen waren,<br />

dann aber glaubhaft machen konnten, in den anderen Vorjahresmonaten weniger als 20<br />

Beschäftigte gehabt zu haben, und somit wieder in den Kreis der Jahresmelder entlassen wurden.<br />

Daher wurden jeweils die Angaben aus den Monatsberichten gelöscht.<br />

Dieser zunächst für jedes einzelne Jahr vorhandene Querschnitt der baden-württembergischen<br />

Gesamtindustrie wurde dann anhand der Betriebsnummern intertemporal verknüpft. Aufgrund<br />

der erwähnten einschneidenden Änderungen in der Klassifikation der Wirtschaftszweige und im<br />

Berichtskreis im Jahr 1995 wurden zwei Betriebspaneldatensätze aufgebaut, wobei der erste<br />

Datensatz den Zeitraum 1980 bis 1994 und der zweite Datensatz den Zeitraum 1995 bis 2002<br />

umfasst. Aufgrund des Auftretens neuer Betriebe und des Ausscheidens von Betrieben handelt<br />

es sich dabei jeweils um ein „unbalanced panel". Dieser für die baden-württembergische Industrie<br />

erstmals erstellte Betriebspaneldatensatz verfügt zwar über relativ wenige Variablen, zeichnet<br />

sich jedoch durch eine sehr hohe Fallzahl sowie sehr verlässliche Daten aus und erlaubt<br />

neben Querschnitts- und aggregierten Längsschnittsanalysen auch die Analyse betriebsindividueller<br />

Beschäftigungsentwicklungen im Zeitablauf.<br />

4 Eine fundierte Beschreibung der wesentlichen Unterschiede zwischen der SYPRO und der WZ 93<br />

findet man in Steiger (1997).


12 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

3. Analyse der regionalen Arbeitsplatzdynamik auf Kreisebene in den 1980er- und<br />

1990er-Jahren in Baden-Württemberg<br />

Die Entwicklung der Beschäftigung ist das Ergebnis vielschichtiger und komplexer Prozesse auf<br />

dem Arbeitsmarkt und die Folge eines interdependenten Zusammenspiels von Arbeitsangebot<br />

und Arbeitsnachfrage. Auf der Angebotsseite des Marktes suchen Personen, die entweder bereits<br />

beschäftigt oder arbeitslos sind, nach einem neuen Arbeitsplatz, der ihren Qualifikationen,<br />

Lohnansprüchen und Präferenzen besser gerecht wird. Auf der Nachfrageseite agieren Firmen,<br />

die Arbeitskräfte freisetzen oder nach Arbeitskräften Ausschau halten, um neu geschaffene oder<br />

frei gewordene Stellen zu besetzen. Das Geschehen auf einem Arbeitsmarkt kann somit als ein<br />

gleichzeitiges und fortlaufendes Nebeneinander von „Job-Matching"-Prozessen charakterisiert<br />

werden. Ein funktionierender Arbeitsmarkt hat dabei die Aufgabe, Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage<br />

möglichst reibungslos zusammenzubringen.<br />

Eine Analyse der personenbezogenen Ströme auf dem Arbeitsmarkt, die aus dem Beenden bestehender<br />

und dem Eingehen neuer Arbeitsverhältnisse resultieren, wird als Worker-Flow-<br />

Analyse bezeichnet. Von dieser Untersuchung der Arbeitskräftefluktuation ist die Analyse der<br />

Arbeitsplatzdynamik im Rahmen von Job-Flow-Analysen zu unterscheiden, bei der die Ergebnisse<br />

der Entscheidungen über das Eingehen und das Lösen von Job-Matches aus der Sicht der<br />

Firmen und Betriebe untersucht werden, indem die betriebliche Arbeitsplatzschaffung und der<br />

betriebliche Arbeitsplatzabbau in den Mittelpunkt der Betrachtungen gestellt werden. Beide sind<br />

Bestandteil und Ergebnis vielfältiger und komplexer Anpassungs-, Reallokations- und Wachstumsprozesse<br />

auf Betriebsebene. In ihnen schlagen sich die Diffusion und Einführung neuer<br />

Produkte und Technologien, der Erfolg oder Misserfolg von Forschungsanstrengungen, das<br />

Ausmaß der Einstellungs- und Entlassungskosten auf dem Arbeitsmarkt, Lohndifferenziale, Veränderungen<br />

der Marktstrukturen, der Wettbewerbs- und der Nachfragebedingungen, Veränderungen<br />

institutioneller Rahmenbedingungen oder auch das Wachstum bzw. der Niedergang von<br />

Branchen nieder.<br />

Die Betrachtung aggregierter Beschäftigungsveränderungen greift zu kurz, wenn man die Dynamik<br />

messen will, die auf einem Arbeitsmarkt herrscht. So kann sich hinter einem Arbeitsmarkt<br />

mit stagnierender Gesamtbeschäftigung einerseits ein Markt verbergen, auf dem in den Betrieben<br />

keine Einstellungen erfolgen, gleichzeitig jedoch auch kein Betrieb Personen entlässt. Andererseits<br />

könnte jedoch auch ein Markt im Hintergrund stehen, auf dem ein Teil der Betriebe in<br />

erheblichem Maße brutto oder netto neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellt, die jedoch durch<br />

Personalabgänge (ebenfalls brutto oder netto) in anderen Betrieben kompensiert werden. Beide


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 13<br />

Märkte unterscheiden sich nicht hinsichtlich der resultierenden Ergebnisgröße, wohl aber mit<br />

Blick auf die im Hintergrund stehende Dynamik. Da es sich bei den neuen Arbeitsplätzen, etwa<br />

hinsichtlich der Qualifikationsanforderungen oder der Produktivität, typischerweise um andere<br />

Arbeitsplätze handelt als bei den abgebauten Jobs, ist das Wissen um diese Arbeitsplatz- bzw.<br />

Arbeitskräftefluktuation eine wichtige Information. 5<br />

Ziel einer Job-Turnover-Analyse 6 der Arbeitsplatzdynamik ist es daher, das Ausmaß solcher<br />

betrieblichen Reallokationsprozesse zu quantifizieren und ihre Struktur zu analysieren, um somit<br />

einen Blick hinter die Kulissen der aggregierten Entwicklungen zu werfen und fundiertere Einsichten<br />

in die nachfrageseitige Dynamik betrieblicher Arbeitsplatzumschichtungen und die Relevanz<br />

des Matching-Prozesses auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen. Ausgehend von Unternehmens-<br />

oder Betriebsdaten liegt der Analyseschwerpunkt der Job-Turnover-Analyse damit auf der<br />

Nachfrageseite des Arbeitsmarktes und bildet die Ergebnisse der Entscheidungen von Firmen<br />

über die Einstellung und Entlassung von Personen ab.<br />

Eine empirische Analyse der Struktur und des Ausmaßes der betrieblichen Job-Flows ist sowohl<br />

aus wirtschaftspolitischer als auch aus theoretischer Sicht von Interesse.<br />

Ein hohes Maß an Arbeitsplatzdynamik ist Ausdruck eines beweglichen, sich verändernden Arbeitsmarktes.<br />

Gleichzeitig ist eine entsprechende Dynamik für die beteiligten Marktteilnehmer<br />

sowie die Gesamtwirtschaft mit Chancen und Risiken verbunden. Ein Vorteil eines trägeren Arbeitsmarktes<br />

mit geringer Arbeitsplatzdynamik kann darin gesehen werden, dass existierende<br />

Arbeitsplätze eine relativ hohe Stabilität aufweisen. Gleichzeitig geht jedoch mit einer geringen<br />

Arbeitsplatzdynamik die Gefahr einher, dass im Zuge unzureichender Reallokationsprozesse<br />

eine erforderliche Auffrischung des Personals unterbleibt und somit neues Wissen und qualifikatorischer<br />

Fortschritt nicht hinreichend in die Betriebe Eingang finden. Bleibt ein notwendiger<br />

Strukturwandel als Folge mangelnder Arbeitsplatzdynamik aus, so kann mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Betrieben oder auch Branchen in Gefahr geraten. Eine ausgeprägte Arbeitsplatzdynamik<br />

kann daher Ausdruck eines funktionierenden Wettbewerbs sein, bei dem neue<br />

5 Auch aus theoretischer Perspektive ist eine Analyse der Bruttobewegungen auf dem Arbeitsmarkt<br />

von Interesse. Zahlreiche wirtschaftstheoretische Erklärungsmodelle, insbesondere auch Modelle des<br />

betrieblichen Arbeitsnachfrageverhaltens, basieren auf der Annahme repräsentativer Marktakteure.<br />

Bei Gültigkeit dieses Homogenitätspostulats müsste man folglich erwarten, dass in der Gesamtindustrie<br />

oder zumindest innerhalb eng abgegrenzter Gruppen von Betrieben die Beschäftigungsentwicklungen<br />

weitgehend ähnlich ausfallen. Eine erhebliche Heterogenität betrieblicher Beschäftigungsentwicklungen<br />

dagegen begründet Zweifel, ob und inwieweit sich das Geschehen am Arbeitsmarkt tatsächlich<br />

durch homogene Marktakteure beschreiben lässt.<br />

6 Erstmals wurde das Konzept der Job-Turnover-Analyse von der OECD im Jahre 1987 vorgeschlagen<br />

(vgl. OECD (1987)). Eine knappere, teilweise auch ergänzte Darstellung des Konzeptes mit einem<br />

Überblick über Ergebnisse einiger wichtiger Studien in der Folgezeit findet man in OECD (1994).


14 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Betriebe sich am Markt etablieren und andere Betriebe aus dem Markt ausscheiden. Die Fähigkeit<br />

zum Strukturwandel und zu einer im Wettbewerbsprozess erforderlichen Anpassung des<br />

Betriebes an veränderte Umwelt- und Wettbewerbsbedingungen scheint auf einem dynamischen<br />

Arbeitsmarkt eher gegeben zu sein als auf einem weniger dynamischen Markt. 7 Job-Flows sind<br />

insoweit ein Indikator für die Stabilität der Arbeitsplätze, aber auch für die Fähigkeit einer Wirtschaft<br />

zum Strukturwandel. 8<br />

Außerdem ermöglicht die Analyse der Job-Flows Aussagen darüber, ob und in welchem Maße<br />

neu auftretende und wegfallende Betriebe wesentlich zur Beschäftigungsentwicklung beitragen<br />

bzw. inwieweit sich bereits am Markt befindliche Betriebe für die Schaffung und den Abbau von<br />

Arbeitsplätzen verantwortlich zeichnen.<br />

3.1. Das Konzept der Job-Turnover-Analyse – Kenngrößen und Indikatoren<br />

Im Zentrum einer Job-Turnover-Analyse steht der Versuch, die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />

auf der Grundlage von Betriebspaneldaten in ihre Bestimmungskomponenten zu zerlegen.<br />

9 Die Veränderungsrate der Beschäftigung lässt sich dabei als Differenz aus der Jobschaffungsrate<br />

und der Jobabbaurate darstellen. 10 Als Jobschaffungsrate wird dabei die Relation aus<br />

der Summe der in den wachsenden Betrieben netto geschaffenen Arbeitsplätze zur Gesamtbeschäftigung<br />

bezeichnet, als Jobabbaurate die entsprechende Summe der netto abgebauten<br />

Jobs in Relation zur Gesamtbeschäftigung:<br />

Veränderungsrate der Beschäftigung [%] = Jobschaffungsrate [%] - Jobabbaurate [%]<br />

7 Vgl. OECD (1987), S. 102ff.<br />

8 Vgl. Bradbury (1999), S. 33.<br />

9 Vgl. dazu u.a. Cramer/Koller (1988), S. 361f.; Strotmann (2001), S. 16. Diese Vorgehensweise führt<br />

allerdings zu einer „systematischen Unterschätzung“ der tatsächlichen Arbeitsplatzdynamik, da dieses<br />

Konzept „zwar Arbeitsplatzverschiebungen zwischen Betrieben und somit die betriebsexterne Arbeitsplatzdynamik“<br />

erfasst, „Arbeitsplatzveränderungen innerhalb von Betrieben (betriebsinterne Arbeitsplatzdynamik),<br />

die zum Beispiel aus einer Veränderung der betriebsinternen Qualifikations- oder<br />

Produktionsstruktur resultieren“ können jedoch nicht berücksichtigt (vgl. Strotmann (2001, S. 17).<br />

Cramer/Koller (1988, S. 363) weisen in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass „substantielle<br />

innerbetriebliche Umschichtungen“ indirekt auch zu einer externen Beschäftigungsveränderung führen<br />

können, welche wiederum zumindest teilweise in der betriebsexternen Arbeitsplatzdynamik eingeht.<br />

10 Um von der betriebsbezogenen Beschäftigungsentwicklung auf die Arbeitsplatzentwicklung schließen<br />

zu können, wird üblicherweise vereinfachend die Anzahl einzelbetrieblich tatsächlich besetzter Arbeitsplätze<br />

mit der betrieblichen Beschäftigtenzahl gleichgesetzt. Die geschaffenen bzw. abgebauten<br />

Arbeitsplätze eines Betriebes ergeben sich somit aus der Differenz der Beschäftigtenzahl zwischen<br />

zwei Beobachtungszeitpunkten.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 15<br />

Sowohl die Jobschaffungsrate als auch die Jobabbaurate können dabei weiter in drei Komponenten<br />

zerlegt werden. Basierten Jobschaffung oder Jobabbau auf den bereits am Markt befindlichen<br />

Betrieben, so liegen den Beschäftigungsveränderungen „Wachstumsprozesse“ bzw.<br />

„Schrumpfungsprozesse“ zugrunde. Darüber hinaus kann eine Jobschaffung auf einem Neueintritt<br />

von Betrieben in den Berichtskreis basieren und ein Jobabbau auf einem Wegfall eines Betriebs<br />

aus dem Berichtskreis beruhen. Da hinter dem Neueintritt häufig Gründungen und hinter<br />

einem Wegfall regelmäßig Schließungen stehen, werden die entsprechenden Raten auch als<br />

Gründungs- und Schließungsraten bezeichnet. 11 Die dritte Komponente auf Jobschaffungs- und<br />

Jobabbauseite sind Beschäftigungseffekte durch Kreiswechsler innerhalb Baden-Württembergs,<br />

die anhand der Paneldaten identifiziert werden können. Die nachstehende Abbildung fasst die<br />

Zerlegungen der grundlegenden Kenngrößen der Job-Turnover-Analysen auf Kreisebene noch<br />

einmal graphisch zusammen.<br />

Abbildung 3.1: Die grundlegenden Kenngrößen der Job-Turnover-Analysen<br />

Veränderungsrate der<br />

Beschäftigung auf Kreisebene<br />

Jobschaffungsrate auf Kreisebene<br />

Wachstum<br />

Neueintritt<br />

(Gründung)<br />

Kreiswechsel<br />

=<br />

-<br />

Jobabbaurate auf Kreisebene<br />

Schrumpfung<br />

Austritt<br />

(Schließung)<br />

Kreiswechsel<br />

Je größer die Bruttoströme der Jobschaffung und des Jobabbaus – gerade auch im Vergleich<br />

zur resultierenden Beschäftigungsveränderung – ausfallen, desto größer ist das Ausmaß der<br />

Arbeitsplatzdynamik, d.h. der gleichzeitigen Heterogenität betrieblicher Beschäftigungsentwicklungen.<br />

Ein hohes Ausmaß dieser beiden Job-Flows spricht somit dafür, dass Beschäftigungsanpassungen<br />

vergleichsweise häufig stattfinden, die Beschäftigungsverhältnisse insoweit recht<br />

flexibel auf- bzw. abgebaut werden und eher weniger stabil sind. Die Summe aus der Jobschaffungsrate<br />

und der Jobabbaurate wird als Job-Turnover-Rate JT (auch: Job-Reallokationsrate 12 )<br />

bezeichnet und informiert über das Gesamtausmaß der Bruttobewegungen 13 :<br />

11 Darüber hinaus können z.B. auch Wechsel des Branchenschwerpunktes oder Verlagerungen des<br />

regionalen Standorts aus einem anderen Bundesland oder dem Ausland nach Baden-Württemberg<br />

hinein verantwortlich für einen Eintritt in den Berichtskreis sein. Ebenso können Sonderaspekte der<br />

statistischen Erhebung, z.B. bei Handwerksbetrieben mit mehr oder weniger als 20 Beschäftigten, zu<br />

einem Neueintritt in den bzw. einem Austritt aus dem Berichtskreis führen.<br />

12 Diese Bezeichnung ist allerdings nur in Verbindung mit dem hier angewandten Konzept der Ratenbildung<br />

zulässig.<br />

13 Erstmals wurde das Untersuchungskonzept der Job-Turnover-Analyse 1987 von der OECD vorgeschlagen<br />

(vgl. OECD 1987, OECD 1994).


16 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Job-Turnover-Rate [%] = Jobschaffungsrate [%] + Jobabbaurate [%]<br />

Allerdings kann eine hohe Job-Turnover-Rate auch daraus resultieren, dass eine Komponente,<br />

die Jobschaffung oder der Jobabbau, sehr hoch ausfallen, daher ist die „Überschuss-Turnover-<br />

Rate“, die definiert ist als Job-Turnover-Rate abzüglich des Betrags der Veränderungsrate der<br />

Beschäftigung, als Heterogenitätsmaß besser geeignet. Sie gibt das Ausmaß der Arbeitsplatzreallokation<br />

an, das nicht erforderlich gewesen wäre, um die Veränderung der Beschäftigung zu<br />

ermöglichen.<br />

Überschuss-Turnover-Rate [%] = Job-Turnover-Rate [%] - |Veränderungsrate der Beschäftigung [%] |<br />

Die weiteren Untersuchungen für Baden-Württemberg konzentrieren sich weitgehend auf eine<br />

Analyse der Jobschaffung und des Jobabbaus in den Kreisen. Das Gesamtausmaß der Bruttoströme<br />

und somit eine Analyse der Job-Turnover-Raten wird – wenn überhaupt – nur an einzelnen<br />

Stellen ergänzend durchgeführt<br />

3.2. Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in den Kreisen Baden-Württembergs<br />

Der vorliegende Abschnitt präsentiert nun die Ergebnisse der Analyse der Arbeitsplatzdynamik<br />

in den 44 Kreisen des Landes Baden-Württemberg. Dabei liegt das Augenmerk auf einer Untersuchung<br />

der längerfristigen Entwicklungen in den 1980er- und 1990er-Jahren. Ergebnisse für<br />

die Jahre 2000 bis 2002 werden ergänzend im Anhang dargestellt. In Unterabschnitt 3.2.1 wird<br />

zunächst die Veränderung der Industriebeschäftigung in den Kreisen in den 1980er- und<br />

1990er-Jahren dargestellt, bevor in 3.2.2 untersucht wird, in welchem Maße sich diese Veränderungen<br />

durch Unterschiede im Ausmaß der Jobschaffung und des Jobabbaus auf Kreisebene<br />

erklären lassen. Die Unterabschnitte 3.2.3 und 3.2.4 wenden sich dann einer Zerlegung der<br />

Jobschaffung in Wachstums-, Gründungs- und Kreiswechslerbeiträge bzw. des Jobabbaus in<br />

Schrumpfungs-, Schließungs- und Kreiswechslerbeiträge zu. Dabei wird auch untersucht, welche<br />

Komponenten die treibenden Kräfte in der zeitlichen Entwicklung von Jobschaffung und<br />

Jobabbau in den 1980er- und 1990er-Jahren waren. In 3.2.5 werden dann die Ergebnisse insoweit<br />

zusammengefasst, als die Entwicklung der Industriebeschäftigung auf den Saldo aus den<br />

Beschäftigungsentwicklungen in den bestehenden Betrieben durch Wachstum und Schrumpfung,<br />

auf den Netto-Gründungssaldo durch Eintritte in den und Austritte aus dem Berichtskreis<br />

sowie auf den Saldo aus den Kreiswechslern zurückgeführt . Detaillierte Tabellen mit sämtlichen<br />

Einzelergebnissen können im Anhang nachgelesen werden.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 17<br />

3.2.1 Ausgangspunkt: Entwicklung der Beschäftigung<br />

Die Entwicklung der Industriebeschäftigung in den baden-württembergischen Kreisen fiel in den<br />

1980er-Jahren recht heterogen aus. Immerhin in der Hälfte der 44 Kreisen stieg die Industriebeschäftigung<br />

im Durchschnitt dieses Jahrzehnts an, während in der anderen Hälfte der Kreise ein<br />

Rückgang der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe verzeichnet werden musste. 14 Erhebliche<br />

Beschäftigungsgewinne wiesen der Landkreis Böblingen (Nr. 2, +1,8%) sowie die Landkreise<br />

Schwäbisch-Hall (Nr. 10, +1,7%) und Breisgau-Hochschwarzwald (Nr. 27, +1,7%) auf, am<br />

Ende der Skala und damit im Minusbereich rangierten die Stadtkreise Ulm (Nr. 39, -2,2%) und<br />

Mannheim (Nr. 19, -2,0%).<br />

Wie die direkte Gegenüberstellung der Veränderungsraten der Beschäftigungen in den 1980er<br />

und 1990er Jahren in Abbildung 3.2, aber auch Abbildung 3.3 jeweils anschaulich zeigen, verlief<br />

die Entwicklung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren im Durchschnitt erheblich ungünstiger.<br />

Ganzen sechs Kreisen (Stadtkreis Baden-Baden, Landkreise Heilbronn, Schwäbisch-Hall, Hohenlohekreis,<br />

Biberach und Freudenstadt) gelang es, die Industriebeschäftigung auszuweiten –<br />

wenn auch nur mit Wachstumsraten von deutlich unter 1% pro Jahr. In den anderen 38 Kreisen<br />

fiel die Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren, darunter in 34 Kreisen sogar um mehr als<br />

1% pro Jahr. Am schlimmsten betroffen vom Rückgang der Industriebeschäftigung waren die<br />

Stadtkreise Pforzheim (-4,5%), Heidelberg (-4,3%) und Karlsruhe (-4,0%) mit einem jahresdurchschnittlichen<br />

Minus von jeweils über 4%.<br />

Bemerkenswert ist, dass auf Kreisebene eine erhebliche positive Korrelation zwischen den<br />

Wachstumsraten der Beschäftigung der 1980er- und der 1990er-Jahre besteht. Im Durchschnitt<br />

entwickelten sich somit diejenigen Kreise, in denen die Industriebeschäftigung in den 1980er-<br />

Jahren stärker zugenommen hatte, auch in den 1990er-Jahren (und im Zeitraum 2000 bis 2002)<br />

besser (vgl. Tabelle 3.1). Dies deutet an, dass die Ursachen für eine bessere oder schlechtere<br />

Entwicklung der Industriebeschäftigung zumindest teilweise auch „struktureller Art“ sind und<br />

gerade in den Regionen selbst gesucht werden müssen.<br />

14 Berechnet wurden hier jeweils arithmetische Mittel der jährlichen Veränderungsraten der Beschäftigung.<br />

Diese fallen etwas höher aus als die methodisch korrekten geometrischen Mittel, die Unterschiede<br />

sind aber insgesamt zu vernachlässigen, so dass hier und im Weiteren als Jahresdurchschnitte<br />

immer arithmetische Mittel präsentiert werden.


18 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Abbildung 3.2: Durchschnittliche Veränderungsraten der Industriebeschäftigung in den 44<br />

Kreisen Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Tabelle 3.1:<br />

Stabilität der Rangfolge bei der Veränderung der Industriebeschäftigung auf Kreisebene<br />

– Berechnung von Korrelationskoeffizienten nach Bravais-Pearson<br />

Veränderungsrate der<br />

Beschäftigung<br />

1980er-Jahre 1990er-Jahre 2000/2002<br />

1980er-Jahre 1.0000<br />

1990er-Jahre<br />

2000/2002<br />

Quelle: IAW-Berechnungen<br />

0.666<br />

(0.0000)***<br />

0.422<br />

(0.004)***<br />

1.0000<br />

0.3383<br />

(0.025)**<br />

1.0000<br />

Dies belegt auch Abbildung 3.3, in der die regionalen Veränderungsraten der Beschäftigung der<br />

1990er-Jahre denen der 1980er-Jahre gegenübergestellt sind. Dabei markieren der vertikale<br />

und der horizontale Trennstrich jeweils die durchschnittliche jährliche Beschäftigungsentwicklung<br />

in den 1980er bzw. 1990er-Jahren. In Quadrant I liegen somit alle Kreise, in denen die Be-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 19<br />

schäftigungsentwicklung sowohl in den 1980er als auch in den 1990er-Jahren überdurchschnittlich<br />

gut ausfiel, in Quadrant III dagegen alle Kreise, in denen sich in beiden Jahrzehnten die Industriebeschäftigung<br />

unterdurchschnittlich entwickelte.<br />

Abbildung 3.3:<br />

Gegenüberstellung der Veränderungsraten der Beschäftigung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe in den 1980er- und den 1990er-Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />

Kreis<br />

Kreis<br />

42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Die positive Korrelation zwischen den Veränderungsraten der Beschäftigung in den 1980er- und<br />

1990er-Jahren bestätigt sich auch anhand dieser Graphik, da die meisten Kreise in den Quadranten<br />

I und III liegen und somit sowohl in den 1980er- als auch den 1990er-Jahren jeweils eine<br />

über- oder unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung verzeichneten. Die in das Dia-


20 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

gramm aufgenommene Gerade kennzeichnet alle Punkte, bei denen das durchschnittliche Beschäftigungswachstum<br />

in den 1980er- und 1990er-Jahren jeweils gleich groß ausgefallen wäre.<br />

Punkte oberhalb der entsprechenden Diagonale stehen für Fälle, in denen das Beschäftigungswachstum<br />

der 1990er-Jahre höher als das der 1980er-Jahre war. Für Punkte unterhalb dieser<br />

Diagonale gilt der zugekehrte Zusammenhang.<br />

Abbildung 3.3 zeigt, dass insgesamt sieben Kreise sich in beiden Jahrzehnten jeweils unter den<br />

besten zehn Kreisen platzieren konnten (Landkreis Heilbronn (8), Hohenlohekreis (9), Landkreis<br />

Schwäbisch-Hall (10), Landkreis Rastatt (17), Landkreis Freudenstadt (25), Landkreis Breisgau-<br />

Hochschwarzwald (27) und Alb-Donau-Kreis (40)). Die Stadtkreise Pforzheim (22) und Karlsruhe<br />

(15), Mannheim (19) und Stuttgart (1) sowie der Schwarzwald-Baar-Kreis (31) gehörten in beiden<br />

Jahrzehnten jeweils zu den schlechtesten zehn Kreisen, was die Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />

betrifft.<br />

Darüber hinaus verdeutlicht Abbildung 3.3, dass mit Ausnahme des Stadtkreises Baden-Baden<br />

(14), der sein Beschäftigungswachstum in den 1990er-Jahren sogar verbessern konnte, und<br />

dem Stadtkreis Freiburg, dessen industrielle Beschäftigungsentwicklung in beiden Jahrzehnten<br />

bei rund -1,1% pro Jahr lag, alle anderen Kreise in den 1990er-Jahren eine ungünstigere Entwicklung<br />

der Industriebeschäftigung aufwiesen als in den 1980er-Jahren: Sämtliche Kreise liegen<br />

unterhalb der Diagonalen. Den größten Sprung nach oben im relativen Ranking der Kreise<br />

machten von den 1980er-Jahren zu den 1990er-Jahren der Stadtkreis Freiburg (29 Plätze von<br />

Rang 41 auf Rang 12), der Landkreis Tübingen (16 Plätze von 31 auf 15) sowie der Stadtkreis<br />

Baden-Baden (15 Plätze von 16 auf 1). Absteiger waren insbesondere der Landkreis Sigmaringen<br />

(25 Plätze von 15 auf 40), der Stadtkreis Heidelberg (22 Plätze von 21 auf 43), und der<br />

Landkreis Esslingen (20 Plätze von 19 auf 39).<br />

In den weiteren Abschnitten wird nun im Rahmen von Job-Flow-Analysen untersucht, ob und in<br />

welchem Maße sich in den Kreisen in den vergangenen Jahrzehnten systematische Unterschiede<br />

im Ausmaß der Jobschaffung und des Jobabbaus nachweisen lassen. Dabei kann auch analysiert<br />

werden, ob eine ungünstige Entwicklung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren<br />

auf einer zu geringen Jobschaffung oder einem großen Jobabbau basiert, und welche Komponenten<br />

der Jobschaffung und des Jobabbaus für die unterschiedliche Beschäftigungsentwicklung<br />

verantwortlich sind.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 21<br />

3.2.2 Entwicklung der Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau<br />

Die Job-Flow-Analysen der Arbeitsplatzdynamik zeigen, dass der Rückgang der Veränderungsraten<br />

der Industriebeschäftigung primär auf einem deutlichen Anstieg des Jobabbaus von den<br />

1980er- zu den 1990er-Jahren und weniger auf einem Rückgang der Jobschaffung beruhte. Der<br />

Blick auf die Boxplots in Abbildung 3.4 zeigt, dass der Median der Raten der Jobschaffung auf<br />

Kreisebene im Durchschnitt der 1980er-Jahre 4,2% betrug, die entsprechende Jobabbaurate lag<br />

bei 4,0%. Während sich in den 1990er-Jahren die Verteilung der Jobschaffungsraten auf Kreisebene<br />

gegenüber den 1980er-Jahren kaum verschob – der Median sank von 4,2 auf 4,0% –,<br />

gab es auf Seiten des Jobabbaus einen beträchtlichen Anstieg der betreffenden Raten von 4,0%<br />

im Durchschnitt der 1980er-Jahre auf 6,1% in den 1990er-Jahren. Entsprechende Entwicklungen<br />

lassen sich auch an dem ersten und dem dritten Quartil der Veränderungsraten der Beschäftigung<br />

festmachen.<br />

Abbildung 3.4:<br />

Vergleich von Jobschaffungs- und Jobabbaurate in den 1980er- und 1990er-<br />

Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs (Boxplot-Darstellung)<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen. Zur Interpretation vgl. die Anmerkungen in Kasten I.<br />

Auffällig ist, dass auch in den 1990er-Jahren trotz der insgesamt rückläufigen Industriebeschäftigung<br />

weiterhin in erheblichem Maße neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, aber eben nicht<br />

genug, um den deutlich gestiegenen Jobabbau zu kompensieren.


22 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

In den 1990er-Jahren reichten die Jobschaffungsraten von jahresdurchschnittlich 6,3% (Stadtkreis<br />

Karlsruhe) bis zu 2,8% (Landkreis Heidenheim), in den 1980er-Jahren war das entsprechende<br />

Intervall mit 6,1% bis zu 2,5% ähnlich groß (vgl. Abbildung 3.5). Die jährlichen Jobabbauraten<br />

bewegten sich auf Kreisebene in den 1990er-Jahren zwischen 10,3% im Stadtkreis<br />

Karlsruhe, 7,4% im Stadtkreis Heidelberg und nur 3,2% im Landkreis Biberach. Die entsprechende<br />

Spannweite lag in den 1980er-Jahren noch deutlich niedriger bei Werten zwischen 5,5%<br />

und 2,3% (vgl. Abbildung 3.6).


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 23<br />

Abbildung 3.5:<br />

Gegenüberstellung der durchschnittlichen Jobschaffungsraten in den 44 Kreisen<br />

Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Interessanterweise besteht auf Kreisebene zwischen der Höhe der Jobschaffung und der entsprechenden<br />

Jobabbaurate kein negativer Zusammenhang. Vielmehr ist der Korrelationskoeffizient<br />

mit 0,26 in den 1980er-Jahren und 0,22 in den 1990er-Jahren sogar positiv, für die 1980er-<br />

Jahre ist der positive Zusammenhang sogar signifikant. Kreise mit einer ausgeprägten Jobschaffung<br />

verfügen dabei im Durchschnitt auch über einen größeren Arbeitsplatzabbau. Dies spricht<br />

dafür, dass grundsätzliche Einflussgrößen in den Kreisen dazu führen, dass das Ausmaß der<br />

Bruttoströme und somit das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik insgesamt höher sind. Eine konkretere<br />

Ursachenforschung erfolgt an späterer Stelle der Studie.


24 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Abbildung 3.6:<br />

Gegenüberstellung der durchschnittliche Jobabbauraten in den 44 Kreisen<br />

Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Tabelle 3.2:<br />

Korrelation zwischen den Jobschaffungs- und den Jobabbauraten in den Kreisen<br />

Baden-Württembergs in den 1980er- und 1990er-Jahren – Korrelationskoeffizienten<br />

von Pearson-Bravais<br />

Jobschaffungsrate<br />

1980er-Jahre<br />

Jobschaffungsrate<br />

1.0000<br />

1980er-Jahre<br />

Jobschaffungsrate<br />

0.428<br />

1990er-Jahre<br />

(0.004)***<br />

Jobabbaurate<br />

0.258<br />

1980er-Jahre<br />

(0.091)*<br />

Jobabbaurate<br />

-0.270<br />

1990er-Jahre<br />

(0.076)*<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Jobschaffungsrate<br />

1990er-Jahre<br />

1.0000<br />

0.308<br />

(0.042)*<br />

0.216<br />

(0.1594)<br />

Jobabbaurate<br />

1980er-Jahre<br />

1.0000<br />

0.509<br />

(0.000)***<br />

Jobabbaurate<br />

1990er-Jahre<br />

1.0000<br />

Eindeutig signifikant ist dagegen der Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der jeweiligen<br />

Bruttoströme auf Kreisebene in den 1980er-Jahren und in den 1990er-Jahren (vgl. Tabelle 3.2).<br />

Kreise, die sich in den 1980er-Jahren durch eine überdurchschnittliche Jobschaffung auszeichneten,<br />

taten dies im Durchschnitt auch in den 1990er-Jahren (Korrelationskoeffizient: 0,43). Bei


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 25<br />

der Jobabbaurate ist der entsprechende Zusammenhang mit einem Korrelationskoeffizienten<br />

von r=0,51 sogar noch stärker ausgeprägt.<br />

Die Vierfelderschemata in den Abbildungen 3.7 und 3.8 verdeutlichen diese intertemporalen<br />

Zusammenhänge. Die horizontalen und vertikalen Linien kennzeichnen jeweils das arithmetische<br />

Mittel der Jobschaffungs- bzw. -abbauraten. Im Fall der Jobschaffung (Abbildung 3.7) liegen<br />

in Quadrant I somit diejenigen Kreise, die in beiden Jahrzehnten überdurchschnittliche Jobschaffungsraten<br />

verzeichnen konnten. Dazu gehören insbesondere der Landkreis Schwäbisch-<br />

Hall (10), der Enzkreis (24), der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (27) und der Stadtkreis<br />

Baden-Baden (14).<br />

Abbildung 3.7:<br />

Gegenüberstellung der Jobschaffungsraten in den 1980er- und den 1990er-<br />

Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs im Vergleich<br />

IV<br />

I<br />

III<br />

II<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />

Kreis<br />

Kreis<br />

42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


26 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Immerhin 17 der 44 Kreise konnten von den 1980er-Jahren zu den 1990er-Jahren im Bereich<br />

der Industriebeschäftigung ihre durchschnittlichen Jobschaffungsraten trotz landesweit rückläufiger<br />

Jobschaffung steigern – und liegen damit oberhalb der Diagonalen –, darunter insbesondere<br />

die Stadtkreise Freiburg (26, +2,8 Prozentpunkte), Karlsruhe (15, +2,5 Prozentpunkte) und<br />

Ulm (39, +1,4 Prozentpunkte) oder auch der Landkreis Konstanz (33, +1,3 Prozentpunkte). Da<br />

in 3.2.1 gezeigt wurde, dass in fast allen Kreisen in den 1990er-Jahren eine Verschlechterung<br />

der Beschäftigungsentwicklung gegenüber den 1980er-Jahren beobachtet werden konnte, wird<br />

auch hier deutlich, dass nicht die Jobschaffungsseite insgesamt die treibende Kraft der ungünstigeren<br />

Beschäftigungsentwicklung war.<br />

In gut der Hälfte aller Kreise ging dagegen die Jobschaffungsrate von den 1980er- zu den<br />

1990er-Jahren zurück, besonders stark im Landkreis Sigmaringen (44, -1,8 Prozentpunkte), im<br />

Main-Tauber-Kreis (11, -1,6 Prozentpunkte) oder auch im Alb-Donau-Kreis (40, -1,4 Prozentpunkte).<br />

Deutlich weniger heterogen sieht die Entwicklung von den 1980er- zu den 1990er-Jahren aus,<br />

wenn man die Jobabbauraten betrachtet. In 42 von 44 Kreisen ist die Jobabbaurate in den<br />

1990er-Jahren im Vergleich zum Durchschnitt der 1980er-Jahre gestiegen. Nur zwei Kreise, der<br />

Stadtkreis Baden-Baden (14, -0,4 Prozentpunkte) und der Landkreis Biberach (41, -0,2 Prozentpunkte),<br />

konnten ihre Jobabbauraten im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich der beiden Jahrzehnte<br />

reduzieren. Besonders stark war der Anstieg der Jobabbauraten in den Stadtkreisen<br />

Karlsruhe (15, +5,4 Prozentpunkte), Heidelberg (18, +3,7 Prozentpunkte) und Pforzheim (22,<br />

+3,3 Prozentpunkte) sowie im Landkreis Waldshut (35, +3,1 Prozentpunkte).


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 27<br />

Abbildung 3.8:<br />

Gegenüberstellung der Jobabbauraten in den 1980er- und den 1990er-Jahren<br />

in den Kreisen Baden-Württembergs im Vergleich<br />

IV<br />

I<br />

III<br />

II<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27 LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rottweil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald- 31 Schwarzwald-Baar-<br />

Kreis<br />

Kreis<br />

42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


28 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

3.2.3 Regionale Jobschaffung: Wachstum, Gründungen und Kreiswechsel<br />

Wie in Abschnitt 3.1 beschrieben, erlauben es die Daten aus dem Industriebetriebspanel Baden-<br />

Württemberg, einen ergänzenden Blick hinter die Ursachen der Jobschaffung (und in Abschnitt<br />

3.2.4 dann auch des Jobabbaus) zu werfen. So kann eine Jobschaffung in den Industriebetrieben<br />

innerhalb eines Kreises<br />

(a)<br />

(b)<br />

(c)<br />

erstens darauf basieren, dass in den bereits am Markt befindlichen Betrieben im Saldo<br />

neue Arbeitsplätze entstehen („Expansion, Wachstum“),<br />

zweitens darauf zurückzuführen sein, dass Betriebe neu in den Berichtskreis der baden-württembergischen<br />

Industriestatistik gelangen, was regelmäßig – wenn auch wie<br />

erwähnt nicht in jedem Fall – als „Gründung“ 15 interpretiert werden kann,<br />

drittens darin begründet sein, dass Betriebe ihren Schwerpunkt von einem Kreis in<br />

einen anderen Kreis verlagern („Zuwanderung, Kreiswechsler“). Dies ist anhand der<br />

Daten nachvollziehbar, wenn die Verlagerung innerhalb Baden-Württembergs stattfindet.<br />

Die Rate der Jobschaffung kann additiv in die obigen drei Komponenten zerlegt werden. Betrachtet<br />

man zunächst am Beispiel der 1990er-Jahre die Struktur der Jobschaffungsströme (entsprechende<br />

Angaben für die 1980er-Jahre vgl. Anhang), so erkennt man, dass in den 1990er-<br />

Jahren ein Großteil der Jobschaffung (grob etwa 70-80%) durch Wachstumsprozesse in den<br />

bereits am Markt befindlichen Betrieben erklärt werden konnte.<br />

Das arithmetische Mittel der Jobschaffungsraten auf Kreisebene betrug in den 1990er-Jahren<br />

4,2%. Davon entfallen 3,1 Prozentpunkte auf Arbeitsplatzgewinne in wachsenden Betrieben, die<br />

Jobschaffungsrate durch neu in den Berichtskreis eintretende Betriebe betrug 1,0 Prozentpunkte.<br />

Dagegen ist die Jobschaffung durch Regionswechsler mit 0,1 Prozentpunkten von sehr nachrangiger<br />

Bedeutung.<br />

Die Jobschaffungsraten durch Wachstum bestehender Betriebe lagen in den 1990er-Jahren in<br />

einer Bandbreite von 4,4% im Stadtkreis Baden-Baden (14) bis zu knapp 2% im Stadtkreis Ulm.<br />

Der Anteil des Wachstums bestehender Betriebe an der gesamten Jobschaffung ist am höchs-<br />

15 Eine „Gründung“ ist hier ein neu im Berichtskreis der baden-württembergischen Industriestatistik auftauchender<br />

Betrieb. Neben echten Gründungen können sich dahinter auch Betriebe verbergen, die<br />

ihren regionalen Standort nach Baden-Württemberg verlagern. Darüber hinaus können auch Schwerpunktwechsler,<br />

deren Tätigkeitsschwerpunkt sich in den industriellen Bereich verändert, hier als<br />

Gründungen erfasst werden. Dies ist bei der Interpretation der Gründungsraten zu berücksichtigen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 29<br />

ten im Hohenlohekreis mit über 88% und am niedrigsten im Stadtkreis Ulm mit nur 50% der gesamten<br />

Jobschaffung. Im Durchschnitt der Kreise lag der Anteil bei rund 75%.<br />

Abbildung 3.9: Jobschaffungsraten in den bereits bestehenden Betrieben („Wachstum“) in den<br />

1980er- und 1990er-Jahren im Vergleich<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Der durchschnittliche Beitrag neu auftretender Betriebe zur Jobschaffung betrug auf Kreisebene<br />

gut 22%, wobei die Anteile zwischen fast 50% im Stadtkreis Ulm und unter 10% im Stadtkreis<br />

Baden-Baden und im Hohenlohekreis streuen. Die höchsten Raten der Jobschaffung durch<br />

Gründungen wiesen im Durchschnitt der 1990er-Jahre die Stadtkreise Freiburg (+2,2%) und<br />

Karlsruhe (+2,1%), der Bodenseekreis (+1,7%) und der Landkreis Konstanz (+1,5%) auf, die<br />

geringsten Raten der Stadtkreis Baden-Baden – als fünftbester Kreis bei der Jobschaffung insgesamt<br />

–, der Hohenlohekreis, der Landkreis Biberach und der Neckar-Odenwald-Kreis mit jeweils<br />

nur rund 0,4% auf. Angemerkt werden soll, dass die saldierten Effekte unter Berücksichtigung<br />

der Schließungen, d.h. die Nettogründungseffekte, in Abschnitt 3.2.5 betrachtet werden.


30 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Abbildung 3.10: Jobschaffungsraten durch neu auftretende Betriebe („Gründungen“) in den<br />

1980er- und 1990er-Jahren im Vergleich<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

In Einzelfällen können, wie ein Blick auf Abbildung 3.11 zeigt, auch die Arbeitsplatzgewinne<br />

durch Betriebe, die aus anderen Kreisen Baden-Württembergs in den betrachteten Kreis ziehen,<br />

beträchtlich sein. Insbesondere auch der Landkreis Karlsruhe und der Stadtkreis Baden-Baden<br />

wiesen hier deutlich positive Raten auf.<br />

Abbildung 3.11 fasst die Ergebnisse der Zerlegungen für die 1990er-Jahre noch einmal zusammen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 31<br />

Abbildung 3.11: Determinanten der Jobschaffung in den 1990er-Jahren in den Kreisen<br />

Baden-Württembergs<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Freiburg<br />

LK Heilbronn<br />

Enzkreis<br />

SK Baden-Baden<br />

LK Schwaebisch-Hall<br />

LK Tuebingen<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Karlsruhe<br />

LK Rastatt<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

LK Rottweil<br />

LK Freudenstadt<br />

LK Reutlingen<br />

LK Tuttlingen<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

LK Ravensburg<br />

LK Konstanz<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

LK Emmendingen<br />

Hohenlohekreis<br />

Bodenseekreis<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

SK Pforzheim<br />

LK Lörrach<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Calw<br />

SK Ulm<br />

LK Boeblingen<br />

Ortenaukreis<br />

SK Heilbronn<br />

LK Ludwigsburg<br />

LK Waldshut<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

SK Mannheim<br />

LK Goeppingen<br />

LK Biberach<br />

LK Esslingen<br />

LK Sigmaringen<br />

SK Heidelberg<br />

SK Stuttgart<br />

Ostalbkreis<br />

LK Heidenheim<br />

Wachstum<br />

Gründung<br />

Regionswechsel<br />

0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% 7,0%<br />

Rate in %<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


32 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Betrachtet man nun die zeitliche Entwicklung der Jobschaffungskomponenten von den 1980erzu<br />

den 1990er-Jahren, die bereits in den Kartendiagrammen deutlich wurde, im Detail, so verbirgt<br />

sich hinter der Konstanz der durchschnittlichen Jobschaffungsrate in den Kreisen von 4,2%<br />

in den 1980er- und 1990er-Jahren ein leichter Rückgang der Jobschaffung in den bestehenden<br />

Betrieben (knapp -0,3 Prozentpunkte), der durch den gleichzeitig leichten Anstieg der Jobschaffung<br />

durch Gründungen (+0,025 Prozentpunkte) fast kompensiert wurde (vgl. auch Abbildung<br />

3.12). Veränderungen durch Regionswechsler spielten für die Abnahme der Jobschaffung auf<br />

Kreisebene im Durchschnitt keine Rolle.<br />

Abbildung 3.12: Komponenten der Jobschaffung und ihre Entwicklung in den 1980er- und 1990er-<br />

Jahren (Boxplot-Darstellung)<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen.<br />

(Eine knappe Erläuterung der Interpretation von Boxplots findet man in Kasten 1 auf Seite 22).<br />

Tabelle 3.3 und Abbildung 3.13 zeigen jedoch, dass zwischen den Kreisen teilweise ganz erhebliche<br />

Unterschiede bestehen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 33<br />

Tabelle 3.3:<br />

Veränderung der Jobschaffungsrate und der einzelnen Komponenten von den<br />

1980er- zu den 1990er-Jahren<br />

Jobschaffungsrate<br />

Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />

der<br />

in Prozentpunkten<br />

Kreis<br />

1990er-Jahre Jobschaffung Wachstum Gründungsrate Kreiswechsler<br />

SK Stuttgart 2,9 0,3 -0,2 0,4 0,0<br />

LK Böblingen 3,8 -0,3 -0,6 0,3 0,0<br />

LK Esslingen 3,3 -0,5 -0,7 0,1 0,0<br />

LK Göppingen 3,3 0,0 -0,3 0,2 0,1<br />

LK Ludwigsburg 3,7 -0,4 -0,4 0,0 -0,1<br />

Rems-Murr-Kreis 4,8 0,4 -0,4 0,8 0,0<br />

SK Heilbronn 3,7 0,8 0,0 0,8 0,0<br />

LK Heilbronn 5,3 0,8 0,2 0,5 0,1<br />

Hohenlohekreis 4,1 -0,2 0,0 -0,2 0,1<br />

LK Schwäbisch-Hall 5,2 -0,9 -0,6 -0,3 0,0<br />

Main-Tauber-Kreis 3,6 -1,6 -1,2 -0,4 0,0<br />

LK Heidenheim 2,8 -0,6 -1,0 0,2 0,1<br />

Ostalbkreis 2,9 -0,4 -0,7 0,1 0,1<br />

SK Baden-Baden 5,2 0,0 -0,3 0,0 0,4<br />

SK Karlsruhe 6,3 2,5 1,1 1,5 -0,1<br />

LK Karlsruhe 5,0 0,8 0,4 0,2 0,2<br />

LK Rastatt 4,9 0,9 0,3 0,6 0,1<br />

SK Heidelberg 3,1 -0,7 -0,8 0,2 -0,2<br />

SK Mannheim 3,4 0,6 0,5 0,0 0,2<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 4,1 -0,6 -0,3 -0,5 0,1<br />

Rhein-Neckar-Kreis 4,3 0,2 -0,3 0,5 0,0<br />

SK Pforzheim 4,0 0,0 -0,6 0,5 0,0<br />

LK Calw 3,9 -1,0 -0,9 0,0 -0,1<br />

Enzkreis 5,3 -0,5 -0,4 -0,2 0,1<br />

LK Freudenstadt 4,7 -0,3 -0,2 0,0 -0,1<br />

SK Freiburg 5,5 2,8 1,2 1,7 -0,1<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 5,1 -0,5 -0,5 0,0 0,0<br />

LK Emmendingen 4,2 -0,1 -0,3 0,2 0,0<br />

Ortenaukreis 3,8 -0,6 -0,6 0,0 0,0<br />

LK Rottweil 4,8 -0,4 -0,4 0,1 0,0<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis 4,3 -0,1 -0,1 0,0 0,0<br />

LK Tuttlingen 4,7 0,0 -0,1 0,1 0,0<br />

LK Konstanz 4,4 1,3 0,1 0,9 0,2<br />

LK Lörrach 3,9 0,3 -0,1 0,4 0,0<br />

LK Waldshut 3,6 0,0 -0,1 0,1 0,0<br />

LK Reutlingen 4,7 0,2 -0,2 0,3 0,1<br />

LK Tübingen 5,2 0,2 0,7 -0,6 0,1<br />

Zollernalbkreis 3,9 -0,2 -0,4 0,2 0,0<br />

SK Ulm 3,9 1,4 -0,2 1,5 0,0<br />

Alb-Donau-Kreis 4,5 -1,4 -0,7 0,0 -0,7<br />

LK Biberach 3,3 -0,9 -0,4 -0,6 0,0<br />

Bodenseekreis 4,1 0,3 -1,0 1,3 0,0<br />

LK Ravensburg 4,5 -0,1 -0,3 0,2 0,0<br />

LK Sigmaringen 3,2 -1,8 -1,2 -0,5 -0,1<br />

Quelle: IAW-Berechnungen


34 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Die sehr günstige Entwicklung der Jobschaffungsraten im Stadtkreis Karlsruhe (+2,5 Prozentpunkte)<br />

und im Stadtkreis Freiburg (+2,8 Prozentpunkte) basiert jeweils sowohl auf einem stärkeren<br />

Wachstum der bereits existierenden Betriebe (Karlsruhe: +1,1 Prozentpunkte; Freiburg:<br />

+1,2 Prozentpunkte) als auch auf einer in den 1990er-Jahren um 1,5 bzw. 1,7 Prozentpunkte<br />

höhere Jobschaffungsrate durch neue Betriebe. Die Kreiswechslerkomponente war dagegen in<br />

beiden Kreisen in den 1990er-Jahren etwas kleiner als in den 1980er-Jahren.<br />

Auffällig sind der Landkreis Tübingen und der Bodenseekreis. Im Kreis Tübingen stieg die Jobschaffungsrate<br />

der bestehenden Betriebe mit +0,7 Prozentpunkten pro Jahr an, während die<br />

Jobschaffungsrate durch Gründungen in den 1990er-Jahren mit -0,6 Prozentpunkten hier deutlich<br />

geringer ausfiel als in den 1980er-Jahren. Umgekehrt verhält es sich im Bodenseekreis, wo<br />

eine Verschlechterung der Jobschaffung in den bestehenden Betrieben um 1,0 Prozentpunkte<br />

durch eine Steigerung der Gründungsrate um 1,3 Prozentpunkte mehr als kompensiert werden<br />

konnte.<br />

Der starke Rückgang der Jobschaffungsraten im Landkreis Sigmaringen (44, -1,8 Prozentpunkte)<br />

und im Main-Tauber-Kreis (11, -1,6 Prozentpunkte) geht jeweils gleichzeitig auf einen Rückgang<br />

der Jobschaffung in den bereits bestehenden Betrieben und einen Rückgang in der Jobschaffung<br />

durch neu auftretende Betriebe zurück.<br />

Der Stadtkreis Baden-Baden profitierte in erheblichem Maße von Kreiswechslern, die im Durchschnitt<br />

der 1990er-Jahre einen Beitrag zur Veränderung der Jobschaffung von +0,4 Prozentpunkten<br />

erbrachten, welcher dem Rückgang der Jobschaffung in den bestehenden Betrieben<br />

zumindest entgegenwirkte. Der Alb-Donau-Kreis musste durch regionale Verlagerungen von<br />

Betrieben einen negativen Effekt auf die Jobschaffung von 0,7 Prozentpunkten verkraften, der<br />

immerhin fast die Hälfte des dortigen Rückgangs der Jobschaffung von den 1980er- auf die<br />

1990er-Jahre ausmachte.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 35<br />

Abbildung 3.13: Beiträge der Jobschaffungskomponenten zur Veränderung der Jobschaffungsrate<br />

in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in den Kreisen Baden-<br />

Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in %-Punkten<br />

SK Freiburg<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Ulm<br />

LK Konstanz<br />

LK Rastatt<br />

LK Heilbronn<br />

Wachstumsbeitrag<br />

Gründungsbeitrag<br />

Kreiswechsler<br />

SK Heilbronn<br />

LK Karlsruhe<br />

SK Mannheim<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

Bodenseekreis<br />

LK Lörrach<br />

SK Stuttgart<br />

LK Tübingen<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

LK Reutlingen<br />

LK Waldshut<br />

SK Baden-Baden<br />

LK Tuttlingen<br />

LK Göppingen<br />

SK Pforzheim<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

LK Emmendingen<br />

LK Ravensburg<br />

Hohenlohekreis<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Boeblingen<br />

LK Freudenstadt<br />

LK Rottweil<br />

LK Ludwigsburg<br />

Ostalbkreis<br />

Enzkreis<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Esslingen<br />

Ortenaukreis<br />

LK Heidenheim<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

SK Heidelberg<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

LK Biberach<br />

LK Calw<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

LK Sigmaringen<br />

-3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0<br />

Veränderung von den 80er zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


36 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

3.2.4 Regionaler Jobabbau: Schrumpfung, Schließungen und Kreiswechsel<br />

Während in Unterabschnitt 3.2.3 die Jobschaffung untersucht wurde, wendet sich der vorliegende<br />

Unterabschnitt der Analyse des Jobabbaus und seiner Determinanten zu. Wie bereits an früherer<br />

Stelle angedeutet, kann ein Anstieg des Jobabbaus in einem Kreis<br />

• erstens darauf basieren, dass in den bereits am Markt befindlichen Betrieben im Saldo<br />

Arbeitsplätze abgebaut werden („Schrumpfung“),<br />

• zweitens darauf zurückzuführen sein, dass Betriebe aus dem Berichtskreis der badenwürttembergischen<br />

Industriestatistik ausscheiden, was regelmäßig – wenn auch keinesfalls<br />

in jedem Fall – als Schließung interpretiert werden kann („Schließung“), 16<br />

• drittens darin begründet sein, dass Betriebe ihren Schwerpunkt von einem Kreis in einen<br />

anderen Kreis verlagern („Abwanderung, Kreiswechsler“). Dies ist anhand der Daten<br />

nachvollziehbar, wenn die Verlagerung innerhalb Baden-Württembergs stattfindet, sonst<br />

wird sie als „Schließung“ identifiziert.<br />

Dabei entfällt der Großteil des gesamten Jobabbaus auf den Jobabbau in den weiter bestehenden<br />

Betrieben im Zuge von Schrumpfungsprozessen. Die durchschnittliche Jobabbaurate der<br />

Kreise betrug in den 1990er-Jahren knapp 6%, wovon 4,7 Prozentpunkte auf Schrumpfungsprozesse<br />

entfielen. Der Jobabbau durch aus dem Berichtskreis wegfallende Betriebe, kurz auch<br />

„Schließungen“ genannt, betrug im Kreisdurchschnitt jährlich rund 1,1% und machte somit rund<br />

ein Fünftel bis ein Sechstel des Bruttojobabbaus aus. Kreiswechsler sind im Durchschnitt auch<br />

hier mit einem Beitrag von 0,1% eher vernachlässigbar.<br />

Die Schrumpfungsraten lagen in den 1990er-Jahren zwischen 8,1% im Stadtkreis Karlsruhe<br />

bzw. 6,6% im Stadtkreis Pforzheim und knapp 2,8% im Landkreis Biberach.<br />

16 Analog zur Problematik bei den „Gründungen“ gilt auch hier, dass es sich nicht zwingend um originäre<br />

Schließungen handeln muss. Vielmehr können die Betriebe auch den Berichtskreis verlassen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 37<br />

Abbildung 3.14: Jobabbauraten durch schrumpfende Betriebe („Schrumpfung“) in den 1980erund<br />

1990er-Jahren im Vergleich<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Der Landkreis Biberach weist zusammen mit den Landkreisen Böblingen und Heidenheim mit<br />

knapp 0,5% im Jahresdurchschnitt auch die geringste Jobabbaurate durch Schließungen auf, an<br />

der Spitze liegt hier erneut der Stadtkreis Karlsruhe mit 1,9% und der Stadtkreis Heilbronn mit<br />

1,8%. Spürbare Beschäftigungsverluste durch Regionswechsler hatten insbesondere die Stadtkreise<br />

zu verzeichnen, am höchsten in den Stadtkreisen Baden-Baden (jahresdurchschnittlich<br />

0,5%), Heidelberg (0,4%), Pforzheim (0,4%), Karlsruhe (0,3%), Freiburg (0,25%) und Stuttgart<br />

(0,25%).


38 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Abbildung 3.15: Jobabbauraten durch wegfallende Betriebe („Schließung“) in den 1980er- und<br />

1990er-Jahren im Vergleich<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

Betrachtet man die Veränderungen der Jobabbauraten von den 1980er- zu den 1990er-Jahren,<br />

so fällt insbesondere auf, dass die Homogenität auch in der Entwicklung der einzelnen Komponenten<br />

erheblich ausgeprägter war als bei den Komponenten der Jobschaffung. In den meisten<br />

Kreisen trugen sämtliche drei Komponenten gleichzeitig zu einer Intensivierung des Jobabbaus<br />

bei. Relevante Ausnahmen sind hinsichtlich der Schließungskomponente der Stadtkreis Baden-<br />

Baden (-0,8 Prozentpunkte) und der Landkreis Heidenheim (-0,8% Prozentpunkte) sowie der<br />

Rückgang der Regionswechslerkomponente im Landkreis Göppingen um 0,3 Prozentpunkte.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 39<br />

Abbildung 3.16: Determinanten des Jobabbaus in den 1990er-Jahren in den Kreisen<br />

Baden-Württembergs<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Pforzheim<br />

SK Heidelberg<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Reutlingen<br />

LK Waldshut<br />

SK Freiburg<br />

LK Konstanz<br />

SK Ulm<br />

LK Karlsruhe<br />

LK Esslingen<br />

LK Calw<br />

LK Tübingen<br />

LK Rottweil<br />

SK Stuttgart<br />

LK Sigmaringen<br />

Enzkreis<br />

SK Heilbronn<br />

SK Mannheim<br />

LK Göppingen<br />

LK Lörrach<br />

LK Ravensburg<br />

LK Ludwigsburg<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

Bodenseekreis<br />

LK Emmendingen<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Rastatt<br />

LK Boeblingen<br />

LK Tuttlingen<br />

LK Heilbronn<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

Ostalbkreis<br />

Ortenaukreis<br />

LK Heidenheim<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

LK Freudenstadt<br />

SK Baden-Baden<br />

Hohenlohekreis<br />

LK Biberach<br />

Schrumpfungsrate<br />

Schließungsrate<br />

Kreiswechslerrate<br />

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%<br />

Rate in %<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


40 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Tabelle 3.4:<br />

Veränderung der Jobabbaurate und der einzelnen Komponenten von den<br />

1980er- zu den 1990er-Jahren<br />

Kreis<br />

Jobabbaurate<br />

1990er<br />

Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />

in Prozentpunkten<br />

Jobabbau Schrumpfung Schließung Regionswechsler<br />

SK Stuttgart 6,3 2,8 2,5 0,3 0,0<br />

LK Böblingen 5,1 2,8 2,5 0,1 0,1<br />

LK Esslingen 6,4 2,9 2,5 0,2 0,1<br />

LK Göppingen 6,1 1,8 1,6 0,6 -0,3<br />

LK Ludwigsburg 5,6 1,7 1,5 0,3 -0,1<br />

Rems-Murr-Kreis 7,0 2,9 2,3 0,5 0,1<br />

SK Heilbronn 6,3 2,5 1,3 1,0 0,2<br />

LK Heilbronn 5,0 1,9 1,8 0,1 0,0<br />

Hohenlohekreis 3,9 1,0 1,0 -0,1 0,0<br />

LK Schwäbisch-Hall 5,0 0,7 0,7 0,0 0,0<br />

Main-Tauber-Kreis 4,8 0,9 1,0 -0,1 0,1<br />

LK Heidenheim 4,9 1,5 2,2 -0,8 0,0<br />

Ostalbkreis 5,0 1,6 1,5 0,1 0,0<br />

SK Baden-Baden 4,4 -0,4 0,3 -0,8 0,1<br />

SK Karlsruhe 10,3 5,4 4,6 0,7 0,2<br />

LK Karlsruhe 6,6 1,7 1,0 0,7 0,0<br />

LK Rastatt 5,2 2,1 2,1 0,0 0,0<br />

SK Heidelberg 7,4 3,7 2,9 0,5 0,3<br />

SK Mannheim 6,2 1,4 1,1 0,4 0,0<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 5,6 0,6 0,5 0,1 0,0<br />

Rhein-Neckar-Kreis 6,9 2,1 2,1 0,0 0,1<br />

SK Pforzheim 8,5 3,3 3,2 0,0 0,1<br />

LK Calw 6,4 1,4 0,9 0,4 0,1<br />

Enzkreis 6,3 1,5 1,2 0,3 0,0<br />

LK Freudenstadt 4,7 0,9 1,1 -0,1 0,0<br />

SK Freiburg 6,6 2,8 2,3 0,3 0,1<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 5,2 1,3 1,0 0,4 -0,1<br />

LK Emmendingen 5,4 0,8 0,9 -0,1 0,0<br />

Ortenaukreis 4,9 1,0 0,9 0,1 0,0<br />

LK Rottweil 6,3 0,9 0,6 0,3 0,0<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis 7,3 2,1 2,1 0,0 0,0<br />

LK Tuttlingen 5,1 1,1 1,1 0,0 0,0<br />

LK Konstanz 6,6 2,4 2,1 0,3 0,0<br />

LK Lörrach 5,9 2,2 1,8 0,4 0,0<br />

LK Waldshut 6,7 3,1 2,1 1,0 0,0<br />

LK Reutlingen 6,7 1,6 1,1 0,5 0,1<br />

LK Tübingen 6,4 0,8 0,5 0,3 0,0<br />

Zollernalbkreis 6,9 1,9 1,6 0,3 0,0<br />

SK Ulm 6,6 1,9 1,9 -0,1 0,1<br />

Alb-Donau-Kreis 5,3 1,0 0,4 0,5 0,1<br />

LK Biberach 3,2 -0,2 0,0 -0,1 0,0<br />

Bodenseekreis 5,5 2,4 2,3 -0,1 0,1<br />

LK Ravensburg 5,6 2,0 1,2 0,6 0,2<br />

LK Sigmaringen 6,3 1,9 1,7 0,2 0,1<br />

Quelle: IAW-Berechnungen


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 41<br />

Abbildung 3.17: Beiträge der Jobabbaukomponenten zur Veränderung der Jobabbaurate<br />

in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in den Kreisen Baden-<br />

Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in Prozentpunkten<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Heidelberg<br />

SK Pforzheim<br />

LK Waldshut<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

LK Esslingen<br />

Schrumpfungsbeitrag<br />

Schließungsbeitrag<br />

Kreiswechsler<br />

SK Stuttgart<br />

SK Freiburg<br />

LK Böblingen<br />

SK Heilbronn<br />

LK Konstanz<br />

Bodenseekreis<br />

LK Lörrach<br />

LK Rastatt<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

LK Ravensburg<br />

SK Ulm<br />

LK Sigmaringen<br />

LK Heilbronn<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Göppingen<br />

LK Ludwigsburg<br />

LK Karlsruhe<br />

LK Reutlingen<br />

Ostalbkreis<br />

Enzkreis<br />

LK Heidenheim<br />

SK Mannheim<br />

LK Calw<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Tuttlingen<br />

Ortenaukreis<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

Hohenlohekreis<br />

LK Freudenstadt<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

LK Rottweil<br />

LK Tübingen<br />

LK Emmendingen<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

LK Biberach<br />

SK Baden-Baden<br />

-2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0<br />

Veränderung von den 80er zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


42 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

3.2.5 Veränderung des durchschnittlichen Beschäftigungswachstums und<br />

deren Bestimmungsgründe im Vergleich zwischen den Kreisen<br />

Nachdem die Bruttokomponenten der Jobschaffung und des Jobabbaus betrachtet wurden,<br />

kann nun abschließend – ergänzend zu den Ausführungen in Abschnitt 3.2.1 – noch ein ergänzender<br />

Blick auf die Veränderungsraten der Beschäftigung aus anderen Bestimmungsgründen<br />

geworfen werden. So kann sich die Beschäftigung in einem Kreis verbessern,<br />

• weil in den bereits am Markt befindlichen Betrieben der Arbeitsplatzbeitrag der wachsenden<br />

Betriebe größer ist als der Arbeitsplatzabbau der schrumpfenden Betriebe („Saldo<br />

der bestehenden Betriebe“),<br />

• weil der Arbeitsplatzsaldo aus den neu in den Berichtskreis eintretenden Betrieben und<br />

den wegfallenden Betrieben positiv ist, d.h. der Beschäftigungsbeitrag durch Gründungen<br />

größer ist als der Beschäftigungsverlust durch Schließungen („Netto-Gründungssaldo“),<br />

• weil der Beschäftigungsgewinn durch Betriebe, die in den Kreis gewechselt sind, größer<br />

ist als der Beschäftigungsverlust durch Betriebe, die innerhalb Baden-Württembergs in<br />

einen anderen Kreis gewechselt sind („Saldo aus den Kreiswechsel“).<br />

Abbildung 3.18 zeigt die Zerlegung der Veränderungsraten der Beschäftigung in den 1990er-<br />

Jahren in diese drei Komponenten. Dabei wird zunächst deutlich, dass – mit Ausnahme des<br />

Landkreises Heilbronn – alle Kreise, die sich insgesamt günstig entwickelt haben, dies insbesondere<br />

einer positiven Beschäftigungsentwicklung in den bestehenden Betrieben zu verdanken<br />

haben. Jedoch war der Saldo der bestehenden Betriebe in nur sechs von 44 Kreisen positiv.<br />

Auffällig groß war der Beschäftigungsgewinn in diesem Bereich mit jahresdurchschnittlich knapp<br />

1,3% im Stadtkreis Baden-Baden, die ungünstigste Beschäftigungsentwicklung bei den bestehenden<br />

Betrieben verzeichnete Karlsruhe mit -4,0%.<br />

Einen positiven Netto-Gründungssaldo konnten in den 1990er-Jahren immerhin 13 von 44 Kreisen<br />

erzielen. Sehr stark positiv war der Gründungssaldo mit Beschäftigungsgewinnen von über<br />

1% im Stadtkreis Freiburg, im Bodenseekreis und im Stadtkreis Ulm. Die ungünstigsten Entwicklungen<br />

beim Gründungssaldo wiesen die Landkreise Calw, Waldshut und Reutlingen, der Zollernalbkreis<br />

und der Neckar-Odenwald-Kreis mit jeweils rund -0,8% pro Jahr auf.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 43<br />

Abbildung 3.18: Determinanten der Beschäftigungsveränderung in den 1990er-Jahren in den<br />

Kreisen Baden-Württembergs<br />

SK Baden-Baden<br />

LK Heilbronn<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

Hohenlohekreis<br />

LK Biberach<br />

Bestehende Betriebe<br />

Netto-Gründungssaldo<br />

Saldo Regionswechsler<br />

LK Freudenstadt<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Rastatt<br />

LK Tuttlingen<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

Enzkreis<br />

SK Freiburg<br />

LK Ravensburg<br />

LK Tübingen<br />

Ortenaukreis<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

LK Emmendingen<br />

LK Böblingen<br />

Bodenseekreis<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

LK Rottweil<br />

LK Karlsruhe<br />

LK Ludwigsburg<br />

LK Lörrach<br />

LK Reutlingen<br />

LK Heidenheim<br />

Ostalbkreis<br />

LK Konstanz<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

LK Calw<br />

SK Heilbronn<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

SK Ulm<br />

LK Göppingen<br />

SK Mannheim<br />

Zollernalbkreis<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

LK Waldshut<br />

LK Esslingen<br />

LK Sigmaringen<br />

SK Stuttgart<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Heidelberg<br />

SK Pforzheim<br />

-5% -4% -3% -2% -1% 0% 1% 2%<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


44 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Betrachtet man die Veränderungen in der Beschäftigungsentwicklung von den 1980er zu den<br />

1990er-Jahren, so kann die Zerlegung ebenfalls aufzeigen, welche Komponenten insbesondere<br />

für die Verbesserung der Beschäftigungsentwicklung verantwortlich waren. Abbildung 3.19 sowie<br />

Tabelle 3.5 ordnen die Kreise nach der Veränderung der Wachstumsraten der Beschäftigung<br />

in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren in Prozentpunkten an.<br />

Dabei werden sehr unterschiedliche Ursachen für die Veränderung der Beschäftigungsentwicklung<br />

in den 1990er- gegenüber den 1980er-Jahren sichtbar:<br />

• Der Stadtkreis Baden-Baden verdankt seine Verbesserung der relativen Position bei der<br />

Veränderung der Industriebeschäftigung in den 1990er-Jahren insbesondere einer unterdurchschnittlichen<br />

Verschlechterung des Beschäftigungssaldos in den bestehenden<br />

Betrieben, aber auch einer Verbesserung des Nettogründungssaldos und einem deutlicheren<br />

Anstieg des Saldos der Kreiswechsler zu verdanken.<br />

• Die Stadtkreise Freiburg und Ulm dagegen, die sich relativ gesehen ebenfalls deutlich<br />

verbessert haben, kompensieren jeweils vergleichsweise hohe zusätzliche Verluste bei<br />

den bestehenden Betrieben durch eine erhebliche Verbesserung bei den Netto-<br />

Gründungssalden.<br />

• In den Kreisen, die gegenüber den 1980er-Jahren am meisten verloren haben, trug die<br />

Entwicklung aller drei Komponenten zu der ungünstigen Veränderung bei. Im Stadtkreis<br />

Heidelberg, dem Landkreis Sigmaringen und dem Landkreis Esslingen haben sich gegenüber<br />

den 1980er-Jahren alle drei Salden negativ entwickelt.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 45<br />

Abbildung 3.19: Beiträge der drei Bruttosalden der Beschäftigungsveränderung zur Veränderung<br />

des Beschäftigungswachstums in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-<br />

Jahren in den Kreisen Baden-Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung<br />

in Prozentpunkten<br />

SK Baden-Baden<br />

SK Freiburg<br />

SK Ulm<br />

LK Tübingen<br />

LK Biberach<br />

SK Mannheim<br />

LK Karlsruhe<br />

LK Emmendingen<br />

LK Tuttlingen<br />

Bestehende Betriebe<br />

Netto-Gründungssaldo<br />

Netto-Kreiswechsler<br />

LK Heilbronn<br />

Hohenlohekreis<br />

LK Konstanz<br />

LK Rastatt<br />

LK Rottweil<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

LK Freudenstadt<br />

LK Reutlingen<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

Ortenaukreis<br />

SK Heilbronn<br />

LK Göppingen<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

LK Lörrach<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Enzkreis<br />

Ostalbkreis<br />

Bodenseekreis<br />

LK Ludwigsburg<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Ravensburg<br />

LK Heidenheim<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

LK Calw<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

SK Stuttgart<br />

SK Karlsruhe<br />

LK Böblingen<br />

LK Waldshut<br />

SK Pforzheim<br />

LK Esslingen<br />

LK Sigmaringen<br />

SK Heidelberg<br />

-5,0 -4,0 -3,0 -2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0<br />

Veränderungen von den 80er Jahren zu den 90er Jahren in %-Punkten<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


46 Teil I: Arbeitsplatzdynamik: Jobschaffung und Jobabbau in Industriebetrieben<br />

Tabelle 3.5:<br />

Beiträge der drei Bruttosalden der Beschäftigungsveränderung zur Veränderung<br />

des Beschäftigungswachstums in den 1990er-Jahren gegenüber den 1980er-Jahren<br />

in den Kreisen Baden-Württembergs – geordnet nach der Gesamtveränderung in<br />

Prozentpunkten<br />

Kreis<br />

Veränderungsrate<br />

der Beschäftigung<br />

1990er<br />

gesamt<br />

Veränderung 1980er- Jahre zu den 1990er-Jahren<br />

in Prozentpunkten<br />

Saldo der bestehenden<br />

Betriebe<br />

Netto-<br />

Gründungssaldo<br />

Saldo der Kreiswechsler<br />

SK Stuttgart -3,4 -2,5 -2,6 0,1 0,0<br />

LK Böblingen -1,3 -3,0 -3,2 0,2 0,0<br />

LK Esslingen -3,1 -3,4 -3,2 -0,1 -0,1<br />

LK Göppingen -2,8 -1,8 -1,9 -0,4 0,4<br />

LK Ludwigsburg -2,0 -2,1 -1,8 -0,2 0,0<br />

Rems-Murr-Kreis -2,2 -2,5 -2,7 0,3 -0,1<br />

SK Heilbronn -2,6 -1,7 -1,3 -0,2 -0,2<br />

LK Heilbronn 0,3 -1,1 -1,6 0,4 0,1<br />

Hohenlohekreis 0,2 -1,1 -1,0 -0,1 0,1<br />

LK Schwäbisch-Hall 0,2 -1,5 -1,3 -0,3 0,0<br />

Main-Tauber-Kreis -1,2 -2,5 -2,2 -0,3 0,0<br />

LK Heidenheim -2,1 -2,1 -3,2 1,0 0,1<br />

Ostalbkreis -2,1 -2,0 -2,1 0,0 0,1<br />

SK Baden-Baden 0,8 0,4 -0,6 0,8 0,2<br />

SK Karlsruhe -4,0 -2,9 -3,5 0,9 -0,3<br />

LK Karlsruhe -1,6 -0,9 -0,6 -0,6 0,3<br />

LK Rastatt -0,3 -1,2 -1,8 0,6 0,1<br />

SK Heidelberg -4,3 -4,4 -3,7 -0,2 -0,5<br />

SK Mannheim -2,8 -0,8 -0,6 -0,4 0,2<br />

Neckar-Odenwald-Kreis -1,5 -1,2 -0,8 -0,6 0,1<br />

Rhein-Neckar-Kreis -2,6 -1,9 -2,4 0,5 -0,1<br />

SK Pforzheim -4,5 -3,4 -3,7 0,5 -0,1<br />

LK Calw -2,5 -2,3 -1,7 -0,4 -0,2<br />

Enzkreis -1,1 -2,0 -1,6 -0,5 0,1<br />

LK Freudenstadt 0,1 -1,3 -1,3 0,1 -0,1<br />

SK Freiburg -1,1 0,0 -1,1 1,4 -0,3<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald -0,2 -1,8 -1,5 -0,4 0,1<br />

LK Emmendingen -1,2 -0,9 -1,2 0,3 0,0<br />

Ortenaukreis -1,2 -1,6 -1,5 -0,1 0,0<br />

LK Rottweil -1,6 -1,2 -1,0 -0,2 0,0<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis -3,0 -2,1 -2,2 0,0 0,0<br />

LK Tuttlingen -0,4 -1,1 -1,2 0,1 0,0<br />

LK Konstanz -2,2 -1,1 -2,0 0,7 0,2<br />

LK Lörrach -2,0 -1,9 -1,9 -0,1 0,0<br />

LK Waldshut -3,1 -3,0 -2,2 -0,9 0,0<br />

LK Reutlingen -2,0 -1,5 -1,3 -0,2 0,0<br />

LK Tübingen -1,2 -0,6 0,3 -0,9 0,0<br />

Zollernalbkreis -3,0 -2,1 -2,0 -0,1 0,0<br />

SK Ulm -2,7 -0,6 -2,1 1,6 -0,1<br />

Alb-Donau-Kreis -0,8 -2,4 -1,1 -0,5 -0,7<br />

LK Biberach 0,1 -0,8 -0,4 -0,4 0,0<br />

Bodenseekreis -1,4 -2,1 -3,3 1,4 -0,1<br />

LK Ravensburg -1,2 -2,1 -1,5 -0,4 -0,2<br />

LK Sigmaringen -3,2 -3,7 -2,8 -0,7 -0,2<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 47<br />

Im folgenden Teil II dieser Studie soll nun untersucht werden, welche regionalen Einflussgrößen<br />

einen Beitrag zur Erklärung der Beschäftigungsentwicklung liefern können. Bei den betreffenden<br />

empirischen Untersuchungen wird dabei nicht nur auf die entsprechende Nettobeschäftigungsänderung<br />

abgestellt. Vielmehr werden auch die Bruttogrößen Jobschaffung und Jobabbau sowie<br />

deren Komponenten betrachtet.


48 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

In Teil I der vorliegenden Studie wurde das Ausmaß der Arbeitsplatzdynamik in der badenwürttembergischen<br />

Industrie auf Kreisebene in den 1980er- und 1990er Jahren dargestellt und<br />

interpretiert. Dabei wurde deutlich, wie ausgeprägt die Unterschiede in den regionalen Beschäftigungsentwicklungen<br />

sowie in den Raten der Jobschaffung und des Jobabbaus auf Kreisebene<br />

jeweils ausfielen. Teil II dieser Studie wendet sich daher nun der Frage zu, ob und in welchem<br />

Maße regionale Gegebenheiten auf Kreisebene zu einer Erklärung dieser Unterschiede bei der<br />

Entwicklung der industriellen Beschäftigung beitragen können.<br />

Dabei wird in folgenden Schritten vorgegangen (vgl. dazu auch Übersicht 4.1):<br />

Übersicht 4.1: Konzeptionelle Zusammenhänge zwischen ausgewählten Kapiteln der Studie<br />

Theoretische Fundierung (Kapitel 4)<br />

Aufstellen von Hypothesen über den Zusammenhang zwischen einzelnen Standortfaktoren<br />

(und anderen Beschäftigungsdeterminanten) und der Beschäftigungsentwicklung<br />

Empirische Analyse<br />

Überprüfung der empirischen Evidenz der theoriegestützten Hypothesen<br />

Bivariate Analyse (Kapitel 5)<br />

Darstellung statistischer<br />

Zusammenhänge zwischen<br />

regionalen Standortfaktoren und<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

→ Korrelationen<br />

Exkurs: Räumliche<br />

Autokorrelation<br />

zwischen den<br />

Kreisen?<br />

(Kapitel 6)<br />

Multivariate Analyse (Kapitel 7)<br />

Untersuchung in Hinblick auf den<br />

statistisch gesicherten Einfluss von<br />

regionalen Standortfaktoren auf<br />

die Beschäftigungsentwicklung<br />

→ Kausalitäten<br />

Kapitel 4: Theoretische Grundlagen und Ergebnisse bisheriger Studien<br />

In Kapitel 4 werden zunächst die regionalen Determinanten erörtert, die aus theoretischer Sicht<br />

und auf der Grundlage bisheriger empirischer Evidenz einen Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

in den Kreisen haben könnten. Die entsprechenden Determinanten werden dabei<br />

zur Strukturierung der Darstellung in zwei Gruppen eingeteilt. Zum einen in solche Beschäfti-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 49<br />

gungsdeterminanten, die für die Unternehmen den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren<br />

haben. Zum anderen in Determinanten der Beschäftigungsentwicklung, die keine einzelwirtschaftlichen<br />

Standortfaktoren darstellen, sondern siedlungs- und wirtschaftsstrukturelle Aspekte<br />

abbilden, die gleichwohl aber auch die Beschäftigungsentwicklung beeinflussen. Die in<br />

Kapitel 4 erörterten regionalen Standortfaktoren sowie siedlungs- und wirtschaftsstrukturellen<br />

Charakteristika bilden dann die theoretische Grundlage für die in den nachfolgenden Kapiteln<br />

durchgeführten empirischen Analysen.<br />

Kapitel 5: Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />

und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen für<br />

die 1980er- und die 1990er Jahre<br />

Kapitel 5 stellt dabei einleitend im Rahmen bivariater Korrelationsbetrachtungen auf Kreisebene<br />

die einzelnen Standortfaktoren jeweils der durchschnittlichen Veränderung der Beschäftigung<br />

und den zentralen Brutto-Job-Flows gegenüber. Der Vorgehensweise in Teil I des Gutachtens<br />

folgend werden dabei die 1980er- und die 1990er-Jahre unterschieden. Die Korrelationsanalysen<br />

erlauben erste Aussagen darüber, ob und in welchem Maße zwischen den Regionalindikatoren<br />

und der regionalen Beschäftigungsentwicklung bzw. den dahinter stehenden Bruttogrößen<br />

Jobschaffungs- und Jobabbaurate statistisch belastbare Zusammenhänge bestehen. Ergänzende<br />

Streuungsdiagramme informieren darüber, welche baden-württembergischen Kreise hinsichtlich<br />

welcher Einflussgrößen über- bzw. unterdurchschnittlich positioniert sind. Zu beachten ist<br />

bei der betreffenden Interpretation jedoch, dass diese Korrelationen nicht als Kausalitäten interpretiert<br />

werden dürfen, da ein möglicher bivariater Zusammenhang von vielen anderen Einflüssen<br />

überlagert sein kann. Fundiertere Aussagen über mögliche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

werden erst in Kapitel 7 im Rahmen multivariater Analysen ableitbar.<br />

Kapitel 6: Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen<br />

Die Korrelationsbetrachtungen in Kapitel 5 unterstellen, dass der regionale Hintergrund eines<br />

Kreises bereits mit den eigenen Kreisvariablen zufriedenstellend beschrieben werden kann. Allerdings<br />

deuten theoretische Überlegungen aus verschiedenen Blickwinkeln an, dass Niveau,<br />

Struktur und Entwicklung der Regionalindikatoren in den Nachbarkreisen ebenso von wesentlicher<br />

Bedeutung für die Entwicklung in einem Kreis sein können. Daher könnte es auch der Fall<br />

sein, dass zwischen der Beschäftigungsentwicklung in einem bestimmten Kreis und der entsprechenden<br />

Entwicklung in den Nachbarkreisen Zusammenhänge bestehen. Diese räumliche<br />

Autokorrelation kann dabei positiv sein, so dass sich die Kreise in ihrer Entwicklung komplementär<br />

verhalten bzw. positiv beeinflussen („positive Clustereffekte“). Andererseits ist denkbar, dass<br />

Kreise untereinander im Wettbewerb um Arbeitsplätze stehen, so dass eine günstige Entwicklung<br />

in einem Kreis c.p. mit einer ungünstigeren Entwicklung in den Nachbarkreisen einhergeht


50 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

(„Substitutionseffekte, Wettbewerb“). In Kapitel 6 wird daher das Ausmaß und die Struktur der<br />

räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg auf Kreisebene anhand geeigneter Indikatoren<br />

beleuchtet werden. Sollten die Analysen zeigen, dass die räumliche Autokorrelation hinsichtlich<br />

der verschiedenen Variablen beträchtlich und im Zeitablauf stabil von Bedeutung ist, so<br />

müsste dies ggf. auch bei den weiteren multivariaten Analysen in Kapitel 7 berücksichtigt werden.<br />

Kapitel 7: Untersuchung der Bedeutung von regionalen Einflussfaktoren für die regionale<br />

Beschäftigungentwicklung in multivariaten Analysen<br />

Abschließend wird in multivariaten Analysen gleichzeitig der Einfluss verschiedener Regionalvariablen<br />

auf aggregierter Ebene kontrolliert. Zu diesem Zwecke werden auf der Grundlage von<br />

Jahresdaten für den Zeitraum von 1980 bis 1999 Paneldatenmodelle mit fixen Regional- und<br />

Zeiteffekten geschätzt, bei denen die regionale Entwicklung auch im Zeitablauf in die Analysen<br />

einfließen kann. Dabei wird einerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung erklärt. Darüber<br />

hinaus wird jedoch auch untersucht, inwieweit sich die regionalen Standortfaktoren unterschiedlich<br />

auf die hinter der Nettobeschäftigungsentwicklung stehenden Bruttogrößen, regionale Jobschaffung<br />

und regionaler Jobabbau, auswirken.<br />

Kapitel 8 fasst die zentralen Ergebnisse der empirischen Analysen zusammen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 51<br />

4. Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung:<br />

theoretische Grundlagen und empirische Evidenz<br />

In diesem Kapitel sollen die regionalen Determinanten erörtert werden, die aus theoretischer<br />

und empirischer Sicht maßgeblichen Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung der entsprechenden<br />

Wirtschaftsräume haben. In diesem Zusammenhang wird zum Teil auch speziell auf<br />

solche Determinanten eingegangen, die spezifische Komponenten der Beschäftigungsentwicklung<br />

beeinflussen. Dies betrifft insbesondere die durch Unternehmensgründungen induzierte<br />

Beschäftigung, so dass nachfolgend auch Aspekte der ökonomischen Gründungstheorie behandelt<br />

werden. Die entsprechenden Erkenntnisse sind bis zu einem gewissen Grad auch auf andere<br />

Komponenten der Beschäftigungsentwicklung übertragbar, etwa die Expansion bereits ansässiger<br />

Unternehmen oder die Zuwanderung von Unternehmen in den betreffenden Wirtschaftsraum.<br />

Die nachstehende Erörterung der Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

stützt sich nicht allein auf Erkenntnisse der „reinen“ Wirtschaftstheorie, sondern<br />

bezieht auch die Ergebnisse empirischer Untersuchungen mit ein, die von den theoretisch abgeleiteten<br />

Thesen zum Teil abweichen bzw. gänzlich neue, theoretisch (noch) nicht fundierte Zusammenhänge<br />

dokumentieren. Dabei erfolgt keine Verengung auf solche wissenschaftlichen<br />

Arbeiten, die sich nur ausschließlich mit dem Verarbeitenden Gewerbe befassen. Vielmehr wird<br />

auch auf Studien Bezug genommen, die aufgrund einer sektorenübergreifenden Betrachtung<br />

den industriellen Sektor nur implizit mitberücksichtigen. Dies hat zur Folge, dass hier im Einzelfall<br />

auch solche Aussagen auftreten können, die eher für den Dienstleistungssektor und weniger<br />

den industriellen Sektor relevant sind.<br />

Zu den regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung existiert bislang noch keine<br />

Systematisierung, die aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht allgemein als „optimal“ anerkannt<br />

würde. Gleichwohl soll sich die hier zugrunde liegende Gliederung – im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Studien zu dieser Thematik – nicht auf die enumerative Aufzählung entsprechender<br />

Determinanten beschränken. Vielmehr werden die regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

zunächst in zwei Hauptgruppen untergliedert: zum einen in solche Determinanten,<br />

die aus der Sicht von Unternehmen einzelwirtschaftliche Standortfaktoren darstellen und<br />

zum zweiten in solche, die nicht den Charakter entsprechender Standortfaktoren haben, gleichwohl<br />

aber auch die regionale Beschäftigungsentwicklung beeinflussen (vgl. Übersicht 4.2).<br />

Bei den einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren wird in input- und outputbezogene Standortfaktoren<br />

unterschieden. Diese Unterteilung orientiert sich an den für die einzelnen Phasen des betrieblichen<br />

Produktionsprozesses maßgeblichen Produktionsfaktoren. So zählt zu den inputbezogenen<br />

Standortfaktoren beispielsweise der Faktor Arbeit und der Faktor Boden. Darüber hin-


52 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

aus werden in dem entsprechenden Abschnitt 4.1 auch die regionale Ausstattung mit FuE-<br />

Kapazitäten sowie die Infrastrukturausstattung erfasst. Unter 4.2 werden dann outputbezogene<br />

Standortfaktoren behandelt, die wie Kaufkraftkennziffern oder Erreichbarkeitsindikatoren absatzmarktliche<br />

Rahmenbedingungen abbilden. In dem betreffenden Abschnitt werden aber auch<br />

solche Standortfaktoren erörtert, die nicht den mengenbezogenen Output von Unternehmen<br />

betreffen, sondern den Output im Sinne des unternehmerischen Gewinns. Insofern steht der<br />

entsprechende Teil unter der Überschrift „Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren“.<br />

Übersicht 4.2: Systematisierung der regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

Regionale Determinanten<br />

der Beschäftigungsentwicklung<br />

Einzelwirtschaftliche<br />

Standortfaktoren<br />

Andere Determinanten der<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

Inputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Outputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Siedlungsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Wirtschaftsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Quelle: IAW-Entwurf<br />

Die zweite Hauptgruppe der regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung hat nicht<br />

den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren, beinflusst aber auch die Beschäftigung.<br />

Zunächst geht es dabei um die in Abschnitt 4.3 diskutierten „Siedlungsstrukturellen Determinanten“.<br />

Diese beinhalten die so genannten „Urbanisationseffekte“ als einer spezifischen Form von<br />

Agglomerationseffekten. Dabei geht es um den Einfluss der Siedlungsstruktur bzw. des anhand<br />

der Bevölkerungsdichte o. ä. bemessenen Verdichtungsgrades auf die regionale Beschäftigungsentwicklung.<br />

In diesem Zusammenhang ergeben sich zwischen siedlungsstrukturellen<br />

Größen und der regionalen Beschäftigungsentwicklung sowohl direkte als auch indirekte Abhängigkeiten.<br />

Ein Teil des Einflusses ist insofern indirekt, als die siedlungsstrukturellen Größen,<br />

etwa die Bevölkerungsdichte, Einfluss auf die mengen- bzw. preisbezogenen Ausprägungen der<br />

o.a. input- und outputbezogenen Standortfaktoren haben, die ihrerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung<br />

beeinflussen. So impliziert beispielsweise einer hoher Verdichtungsgrad i.d.R.<br />

ein hohes Bodenpreisniveau, was die Beschäftigungsentwicklung eher negativ beeinflusst. Ein<br />

Teil des Einflusses der siedlungsstrukturellen Determinanten ist jedoch direkter Art, d.h. er läuft


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 53<br />

nicht über die „Schiene einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren“. Aus diesem Grund werden die<br />

siedlungsstrukturellen Aspekte, wie auch in anderen entsprechenden Studien, als eigenständige<br />

regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung betrachtet. In dem betreffenden Abschnitt<br />

wird auch noch der Aspekt abgehandelt, dass die Beschäftigungsentwicklung nicht nur<br />

von den in der betreffenden Region selbst „vorherrschenden“ Standortfaktoren, sondern über<br />

interregionale Spillovers bis zu einem gewissen Grad auch von regionsexternen Determinanten<br />

beeinflusst wird.<br />

Die letzte Gruppe der Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung erfasst unter<br />

Abschnitt 4.4 Einflussgrößen wirtschaftsstruktureller Art. Darunter fallen Aspekte der regionalen<br />

Branchenkonzentration, aber auch so genannte Lokalisationseffekte als einer weiteren Form der<br />

Agglomerationseffekte, die einen spezifisch branchenbezogenen Hintergrund haben. Zu dieser<br />

Gruppe gehören auch betriebsstrukturelle Determinanten der Beschäftigungsentwicklung.<br />

Im Folgenden werden zunächst aber diejenigen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

behandelt, die den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren haben. Den Anfang machen<br />

dabei die so genannten inputbezogenen Standortfaktoren.<br />

4.1. Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />

Die inputbezogenen Standortfaktoren stellen auf solche Faktoren ab, die im Rahmen des betrieblichen<br />

Produktionsprozesses den Preis und die Verfügbarkeit von Inputs beeinflussen. Die<br />

entsprechende Erörterung beginnt mit dem traditionellen Standortfaktor Boden.<br />

4.1.1. Standortfaktor Boden<br />

Der Flächenbedarf von Unternehmen und Haushalten stellt einen der zentralen Erklärungsfaktoren<br />

für die Entwicklung der Raumstrukturen in den letzten Jahrzehnten dar (Steil 1999). Der Flächenbedarf<br />

von Produktionseinrichtungen findet seine Berücksichtigung in den Theorien zur<br />

landwirtschaftlichen und zur städtischen Bodennutzung. Die Bodenpreise gelten in der traditionellen<br />

Standorttheorie als eine wesentliche Erklärungsgröße der räumlichen Verteilung der Wirtschaftsaktivitäten.<br />

Von besonderer Bedeutung ist jedoch auch die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen,<br />

wobei beide Faktoren eng miteinander zusammenhängen, weil sich ein hoher Preis<br />

insbesondere aus der Knappheit des Angebots ergibt. Dabei können die Kommunen durch ihre<br />

Flächenausweisungspolitik bis zu einem gewissen Grad Einfluss auf den Umfang und den Preis<br />

von gewerblichem Bauland nehmen. Ebenso wie die Lohnkosten und die Infrastruktur zählen<br />

Gewerbeflächenangebot und Bodenpreise zu den so genannten harten Standortfaktoren. Neben


54 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

den Bodenpreisen spielen insbesondere die Mieten für Büroräume gerade im Dienstleistungsbereich<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Die Standortbedingungen sind im Hinblick auf den Faktor Boden in den großen Ballungsgebieten<br />

tendenziell ungünstig, in weniger verdichteten Gebieten sind Flächenengpässe dagegen<br />

seltener und die Bodenpreise eher niedriger. Der Platzbedarf von Industriebetrieben ist in<br />

der Regel größer als der von Dienstleistungsunternehmen, gleichzeitig ist für das Verarbeitende<br />

Gewerbe Kundennähe weniger wichtig. Dies führt häufig zur Ansiedlungskonzentration von<br />

Dienstleistungsbetrieben in den Städten und Verlagerung von flächenintensiven Produktionen in<br />

den ländlichen Raum (Niebuhr und Stiller 2003).<br />

Die Bodenpreise, die zumindest teilweise auch durch die Bevölkerungsdichte operationalisiert<br />

werden, finden sich als erklärende Variablen beispielsweise in ökonometrischen Untersuchungen<br />

zum regionalen Gründungsgeschehen von Harhoff (1995) für die Bundesrepublik und von<br />

Papke (1991) für die USA. Harhoff stellt bei den Gründungen, die nicht dem Bereich der Spitzentechnik<br />

angehören, einen zum Signifikanzniveau von 10% gesicherten negativen Zusammenhang<br />

mit den Bodenpreisen fest. Bei Papke (1995) hängt das Ergebnis vom verwendeten<br />

ökonometrischen Ansatz ab.<br />

Es ist aber auch zu berücksichtigen (Niebuhr/Stiller 2003), dass sich in einem hohen Bodenpreisniveau<br />

bis zu einem gewissen Grad die Standortattraktivität einer Region widerspiegeln<br />

kann: „In den Gebieten, die im Rahmen der unternehmerischen Standortwahl bevorzugt werden,<br />

sind Gewerbeflächen knapp und teuer.“ 17 Gleichwohl gilt bei isolierter Betrachtung des Standortfaktors<br />

Boden:<br />

Hypothese<br />

Hohe Boden- bzw. Baulandpreise wirken sich auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

tendenziell negativ aus.<br />

17 Diese Korrelation zwischen verschiedenen Einflussfaktoren des Beschäftigungswachstums ist ein<br />

zentrales Problem für die multivariaten Analysen in Kapitel 7, wenn versucht wird, einzelne Einflüsse<br />

zu isolieren und ihre Bedeutung für das Beschäftigungswachstum abzuschätzen. Darüber hinaus<br />

müssen hier auch so genannte Endogenitäten berücksichtigt werden, da eine bessere Beschäftigungsentwicklung<br />

in einer Region zum Beispiel steigende Bodenpreise nach sich ziehen kann, so<br />

dass die Kausalität nicht von den Bodenpreisen zur Beschäftigung, sondern von der Beschäftigungsentwicklung<br />

zu den Bodenpreisen laufen kann. Dies wird versucht, indem der Bodenpreis durch verzögerte<br />

Werte aus Vorperioden instrumentiert wird.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 55<br />

4.1.2. Standortfaktor Arbeit<br />

Die Beschaffenheit des regionalen Arbeitsmarktes hat in mehrfacher Hinsicht Einfluss auf die<br />

Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes. Von besonderer Bedeutung sind dabei<br />

das regionale Lohnniveau, die Beschäftigungssituation am regionalen Arbeitsmarkt (insbesondere<br />

die Höhe der Arbeitslosigkeit) und die Zusammensetzung des dort verfügbaren Arbeitskräftepotenzials,<br />

vor allem hinsichtlich dessen Qualifikation.<br />

Das regionale Lohnniveau übt insoweit eine ambivalente Wirkung auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

aus, als es sowohl ein Kosten-, als auch ein Nachfragefaktor darstellt. Ein hohes Lohnniveau<br />

kann sich über die Kaufkraft positiv auf die regionale Nachfrage insbesondere nach<br />

Dienstleistungen auswirken und damit beschäftigungsfördernd sein. Auf der anderen Seite kann<br />

der Kostenaspekt des Lohns zu einer Verschlechterung der unternehmerischen Wettbewerbssituation<br />

beitragen und damit einen negativen Standortfaktor darstellen. Die zweischneidige Wirkung<br />

des Lohnniveaus auf die Beschäftigung zeigen Farhauer und Granato (2006), die zum Beispiel<br />

für den Stadtstaat Hamburg eine negative Korrelation zwischen Lohn- und Beschäftigungsentwicklung<br />

nachweisen, während sie bezogen auf denselben Zeitraum für das Saarland<br />

einen positiven Zusammenhang feststellen. Dabei kann auch die Beschaffenheit des Absatzmarktes<br />

einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedlichen Wirkungsweise des Lohnniveaus<br />

leisten. So kommen Blien et al. (2001) in einer Studie für Ostdeutschland zu dem Ergebnis, dass<br />

in Wirtschaftszweigen, die tendenziell der Konkurrenz überregionaler Märkte ausgesetzt sind,<br />

der Kostenaspekt der Löhne den Ausschlag gibt, während im Dienstleistungsbereich der Kaufkraft-<br />

bzw. Nachfrageaspekt der Löhne überwiegt.<br />

Die empirische Analyse des Einflusses der Lohnhöhe auf die Gründungsintensität und die Beschäftigungsdynamik<br />

wird aufgrund der Korrelation der Löhne mit der Qualifikation der Beschäftigten<br />

stark beeinträchtigt. Nach Unternehmensbefragungen in Deutschland stellt das Lohnniveau<br />

zwar einen wichtigen Standortfaktor dar, rangiert jedoch zumeist hinter der Marktnähe, der<br />

Verkehrsinfrastruktur und dem Angebot an qualifizierten Arbeitskräften (Steil 1999).<br />

Bartik (1991) kommt zu dem Ergebnis, dass in 62% aller von ihm betrachteten Studien in den<br />

USA ein statistisch signifikanter negativer Zusammenhang zwischen der Lohnhöhe und der Unternehmensdynamik<br />

in einer Region festgestellt wurde. Als Indikatoren für die Unternehmensdynamik<br />

wurden dabei unter anderem die Gründungsaktivitäten, die aggregierte bzw. branchenspezifische<br />

Beschäftigungsentwicklung, der Umfang ausländischer Direktinvestitionen oder die<br />

Outputveränderung im Verarbeitenden Gewerbe verwendet (Steil 1999). Dagegen findet Steil<br />

(1997 und 1999) selbst keinen eindeutigen Einfluss des regionalen Lohnniveaus auf die Grün-


56 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

dungsintensität - und Nerlinger (1997) weist für Gründungen im Bereich der Spitzentechnik sogar<br />

einen positiven Zusammenhang mit der durchschnittlichen Lohnsumme nach.<br />

Hypothese<br />

Ein hohes Lohnniveau im Verarbeitenden Gewerbe wirkt sich tendenziell negativ auf die industrielle<br />

Beschäftigungsentwicklung aus. Dahinter steht die Vermutung, dass in den meisten Fällen<br />

der Kostenaspekt gegenüber dem Kaufkraftaspekt dominiert, und zwar deshalb, weil der Absatz<br />

von Industriegütern nicht allzu stark von der regionalen Kaufkraft abhängig ist.<br />

Auch in Bezug auf die strukturelle Beschaffenheit des regionalen Arbeitsmarktes führen theoretische<br />

Überlegungen zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Wirkung auf Unternehmens-<br />

bzw. Beschäftigungsentwicklung. So ist eine hohe regionale Arbeitslosenquote<br />

zum einen ein Indikator für ungünstige Nachfragebedingungen und wirtschaftliche Anpassungsprobleme<br />

in einer Region und hat damit negative Auswirkungen auf die Wachstumsbedingungen<br />

von Unternehmen, insbesondere solchen, die stark von der regionalen Nachfrage abhängig sind<br />

(Steil 1999). Zum anderen sind Arbeitslose für expandierende oder neu gegründete Unternehmen<br />

leichter zu gewinnende Arbeitskräfte. Zudem dürften Einstiegslöhne für Arbeitskräfte, die<br />

zuvor arbeitslos waren, tendenziell geringer sein als die Löhne für vorher in anderen Unternehmen<br />

beschäftigte Arbeitnehmer. Daneben stellen Arbeitslose auch ein eigenes Gründerpotenzial<br />

dar (Steil 1999). Steil (1997 und 1999) kommt jedoch in den meisten seiner empirischen Untersuchungen<br />

zu einem negativen Effekt der Arbeitslosenquote auf die Gründungsdynamik. Dies<br />

bestätigt, dass die Arbeitslosenquote bis zu einem gewissen Grad auch als Indikator für nicht<br />

durch andere Variablen abgebildete ungünstige Standortbedingungen herangezogen werden<br />

kann (Steil 1999). Dagegen finden Brixy und Niese (2003) eine positive Wirkung der Arbeitslosenquote<br />

auf die Gründungsintensität in Westdeutschland. In einer neueren Untersuchung<br />

kommen Brixy/Grotz (2006) zu dem Ergebnis, dass die Arbeitslosenquote keinen signifikanten<br />

Einfluss auf die Anzahl der Firmengründungen hat, wohl aber eine eindeutig negative Wirkung<br />

auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Neugründungen aufweist.<br />

Hypothese<br />

Der Effekt einer hohen regionalen Arbeitslosigkeit auf die Industriebeschäftigung ist aus theoretischer<br />

Sicht unklar. Einerseits wirkt eine hohe Arbeitslosigkeit dämpfend auf die Lohnentwicklung<br />

und damit auf die Kosten der Unternehmen, andererseits geht eine hohe Arbeitslosigkeit<br />

mit einer geringeren regionalen Kaufkraft einher, wobei dieser Aspekt für das Verarbeitende<br />

Gewerbe aber weniger relevant sein dürfte.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 57<br />

Die Höhe der Erwerbsquote sowie ihre Entwicklung im Zeitablauf stellt einen Indikator für das<br />

Funktionieren des regionalen Arbeitsmarktes dar und sollte daher einen positiven Effekt auf<br />

Gründungsintensität und wirtschaftliche Entwicklung haben. Dies wird von Steil (1997) für die<br />

Gründungsintensität in Ostdeutschland auch nachgewiesen. Brixy und Niese (2003) erhalten<br />

einen positiven zum 1%-Signifikanzniveau gesicherten Einfluss der Veränderung der Beschäftigungsquote<br />

auf die Gründungsintensität in Westdeutschland. Sie verwenden zudem die Beschäftigungsveränderung<br />

des vergangenen Jahres als Indikator für die regionale Nachfrage und<br />

erhalten hierfür einen positiven zum 5%-Niveau signifikanten Koeffizienten. Fritsch et al. (2004)<br />

stellen eine zum 1%-Niveau signifikante positive Wirkung der regionalen Beschäftigungsveränderung<br />

auf die Überlebensrate neu gegründeter Betriebe fest.<br />

Nach mehreren in Deutschland durchgeführten Unternehmensbefragungen zählt das Angebot<br />

an qualifizierten Arbeitskräften zu den fünf wichtigsten Standortfaktoren (Steil 1999). Die Bedeutung<br />

der Qualifikationsstruktur dürfte jedoch von Branche zu Branche variieren, aufgrund der<br />

technologischen Entwicklung im Allgemeinen allerdings weiter an Bedeutung gewinnen. Gerade<br />

auch die industrielle Produktion erfordert durch die gestiegene FuE- und Technikintensität zunehmend<br />

den Einsatz höher qualifizierter Beschäftigter. Nach der These des “skillbased technological<br />

change” steigert der technische Fortschritt die relative Nachfrage nach höheren Qualifikationen<br />

(Credit Suisse 2004). Die zunehmende Spezialisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

und die Internationalisierung der Wirtschaft tragen dazu bei, dass sich die Arbeitsnachfrage in<br />

allen Sektoren in Richtung höhere Qualifikationen verschiebt (Credit Suisse 2004). Allerdings<br />

dürfte die Bedeutung der Ausbildung für die Durchführung einer Unternehmensgründung von<br />

der Art des zu gründenden Unternehmens abhängen (Evans und Leighton 1989). Dasselbe gilt<br />

allgemein im Hinblick auf den Bedarf nach qualifizierten Beschäftigten.<br />

Nach der Theorie des endogenen Wirtschaftwachstums gilt, dass eine gute Qualifikation die<br />

„Maschine“ ist, die das Wachstum antreibt. Eine gute Qualifikationsstruktur in einer Region hat<br />

einen positiven externen Effekt auf das Wachstum, weil sie das „Klima“ für Produktivitätssteigerungen<br />

verbessert (Blien et al. 2001). Immer häufiger wird daher betont, dass sich Standorte und<br />

Regionen heute im Wesentlichen in einem Wettbewerb um zukunftsträchtige Unternehmen und<br />

hochproduktive Arbeitskräfte befinden (Niebuhr und Stiller 2003). Die empirische Studie von<br />

Blien et al. (2001) bestätigt diese Überlegungen und kommt zu dem Ergebnis, dass sich eine<br />

überdurchschnittliche Qualifizierung der Arbeitskräfte in einer Region positiv auf das Beschäftigungswachstum<br />

auswirkt. Brixy und Niese (2003) finden einen zum Signifikanzniveau von 1%<br />

gesicherten positiven Einfluss des Anteils der Beschäftigten mit Universitätsabschluss auf die<br />

Gründungsintensität in Westdeutschland. Auch die aktuelle Studie von Farhauer/Granato (2006)


58 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

zu Westdeutschland bestätigt einmal mehr den positiven Einfluss eines hohen Qualifikationsniveaus<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung.<br />

Hypothese<br />

Ein hohes Qualifikationsniveau der Beschäftigten in einer Region bzw. im Verarbeitenden Gewerbe<br />

einer Region und somit eine bessere Humankapitalausstattung wirken sich in der Tendenz<br />

positiv auf die weitere Beschäftigungsentwicklung in der Industrie aus.<br />

4.1.3. Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />

Ein in den letzten Jahren zunehmend entscheidender Faktor für die Beschäftigungsentwicklung<br />

von Regionen ist deren Ausstattung mit Kapazitäten für Forschung und Entwicklung (FuE). Die<br />

Akkumulation von technischem Wissen steigert auch die Produktivität bei denjenigen Unternehmen,<br />

die selbst keine FuE-Aktivitäten durchführen, unternehmensexternes Wissen aber über<br />

Spillovereffekte nutzen können (Statistisches Landesamt 2004). Der formelle und informelle Informationsfluss<br />

zwischen den Arbeitskräften und/oder Unternehmen fördert sowohl Produkt- als<br />

auch Prozessinnovationen (Steil 1999). Dabei haben die Wissensspillovers trotz der in den letzten<br />

Jahren deutlich verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten ihren höchsten Wirkungsgrad<br />

immer noch im intraregionalen Raum, d.h. Unternehmen profitiern noch immer von der räumlichen<br />

Nähe zu FuE-Einrichtungen.<br />

Für die Abschätzung des Zusammenhangs zwischen regionaler Beschäftigungsentwicklung und<br />

der Ausstattung mit Forschungsinfrastruktur wird häufig auf die FuE-Aufwendungen oder das<br />

FuE-Personal abgestellt. Die regionale FuE-Beschäftigung liefert Hinweise auf die regionale<br />

Ausstattung mit Qualifikationen, die für Innovationsprozesse von zentraler Bedeutung sind (Niebuhr<br />

und Stiller 2003).<br />

Nerlinger (1997) zieht in einer Studie zum Gründungsgeschehen als Indikator für die FuE-<br />

Ausstattung die Zahl der in Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen sowie in Großforschungseinrichtungen,<br />

Fraunhofer- und Max-Planck-Instituten tätigen FuE-Beschäftigten heran.<br />

Er zeigt, dass öffentliche Forschungseinrichtungen eine positive Wirkung auf die Gründungsintensität<br />

im Bereich der technologieintensiven Wirtschaftszweigen haben, im Hinblick auf die<br />

FuE in privaten Unternehmen kann er einen solchen Effekt allerdings nicht feststellen. Offenbar<br />

spielen die mehrheitlich großen FuE-orientierten Unternehmen aus der Sicht junger innovativer<br />

Unternehmen keine Rolle (Nerlinger 1997).


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 59<br />

Brixy und Niese (2003) verwenden den Anteil von Ingenieuren, Mathematikern und Wissenschaftlern<br />

als Indikator für die Innovationsfähigkeit einer Region, zusätzlich auch deren Anteil in<br />

den Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten und erhalten für Westdeutschland jeweils einen<br />

zum Signifikanzniveau von 1% gesicherten positiven Einfluss auf die Gründungsintensität. Dagegen<br />

finden Fritsch et al. (2004) in Bezug auf die Überlebensraten neu gegründeter Betriebe<br />

keinen eindeutigen Effekt des Anteils der FuE-Beschäftigten in einer Region und einer Industrie.<br />

Neben inputorientierten Größen, wie dem FuE-Personal oder FuE-Aufwendungen, können auch<br />

outputbezogene Indikatoren, wie z.B. die Zahl der Patentanmeldungen, zur Messung des regionalen<br />

Innovationspotentials verwendet werden. Patente sind dabei als ein Frühindikator für Innovation<br />

und Markterfolg (Niebuhr und Stiller 2003) und damit für einen positiven Beschäftigungseffekt<br />

anzusehen.<br />

Im vorliegenden Kontext gibt es aber auch Querverbindungen zu den in Abschnitt 4.3 erörterten<br />

siedlungsstrukturellen Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung. So ist festzustellen,<br />

dass FuE-Kapazitäten in starkem Maße auf Agglomerationsräume konzentriert sind<br />

(Niebuhr/Stiller 2003). Die regionale Ballung der Innovationsaktivitäten lässt sich allerdings nicht<br />

allein mit der allgemeinen räumlichen Konzentration wirtschaftlicher Aktivitäten erklären, und<br />

zwar deshalb, weil die FuE-Konzentration im Raum wesentlich stärker ausfällt. Insofern ist für<br />

den FuE-Bereich von spezifischen Agglomerationsvorteilen auszugehen (Gehrke und Legler<br />

1998).<br />

Die räumliche Verteilung technologieorientierter Unternehmensgründungen beruht auf der Verteilung<br />

industrieller Forschungskapazitäten. In Regionen mit überdurchschnittlich vielen Forschungseinrichtungen<br />

und wissenschaftlichem Personal ist auch mit einer höheren Anzahl an<br />

technologieorientierten Unternehmensgründungen (Nerlinger 1997) und damit auch eher mit<br />

einer positiven Beschäftigungsentwicklung zu rechnen.<br />

Hypothese<br />

Eine gute regionale Ausstattung mit Kapazitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) hat einen<br />

positiven Einfluss auf die regionale industrielle Beschäftigungsentwicklung.<br />

4.1.4. Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />

In den ersten theoretischen Arbeiten zur Bestimmung des optimalen Standorts von Unternehmen<br />

ebenso wie in traditionellen gesamtwirtschaftlichen Standorttheorien spielten die Transportkosten<br />

für die Materialien und den Output eine zentrale Rolle (vgl. insbesondere Weber


60 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

1909). 18 Allerdings ist die Bedeutung der Transportkosten aufgrund des Strukturwandels und der<br />

deutlichen Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur merklich gesunken. Von größerer Relevanz<br />

für die Wettbewerbsfähigkeit sind heute hingegen die Transportzeiten. Diese haben aufgrund<br />

der Just-in-time-Produktionsprozesse in den letzten Jahren eine höhere Bedeutung erhalten<br />

(Steil 1999). Damit kommt der Verkehrsinfrastruktur und der Anbindung sowie der Lage und<br />

der Erreichbarkeit der Region eine große Bedeutung zu. Die Verkehrsinfrastruktur wird in Unternehmerbefragungen<br />

häufig als wesentliches Standortkriterium genannt (z.B. Niebuhr und Stiller<br />

2003). Dies wird auch durch eine aktuelle empirische Untersuchung von Farhauer/Granato<br />

(2006) gestützt, die für die alten Bundesländer zu der Feststellung kommen, dass die infrastrukturelle<br />

Ausstattung besonders starken Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraums<br />

hat.<br />

Bei der Operationalisierung ist zwischen Kennziffern über die Verkehrsinfrastruktur innerhalb<br />

des Kreises und der Erreichbarkeit des Kreises bzw. die Erreichbarkeit von Zentren und Ballungsräumen<br />

sowie von wichtigen Infrastruktureinrichtungen, wie beispielsweise Flughäfen, vom<br />

untersuchten Kreis aus, zu unterscheiden. Letzterem kommt vermutlich sogar die größere Bedeutung<br />

zu. Beispielsweise verwenden Niebuhr und Stiller (2003) entsprechende Erreichbarkeitsindikatoren<br />

zur Operationalisierung der Verkehrsinfrastruktur.<br />

Steil (1997 und 1999) stellt einen positiven Effekt der Qualität der Autobahnanbindung auf die<br />

Gründungsdynamik in Ostdeutschland fest, für den Anschluss an das IC-Netz kann ein solcher<br />

Zusammenhang hingegen nicht festgestellt werden. Ebenfalls kein statistisch signifikantes Ergebnis<br />

zeigt sich für die Lkw-Fahrzeit bis zum nächsten Umschlagbahnhof (Steil 1997). Diese<br />

Ergebnisse deuten insgesamt darauf hin, dass der Straßeninfrastruktur als Standortfaktor in der<br />

Regel eine höhere Bedeutung als der schienengebundenen Infrastruktur zukommt<br />

Hypothese<br />

Eine gute verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung in einer Region hat einen positiven Einfluss auf<br />

die regionale Beschäftigungsentwicklung im industriellen Sektor.<br />

Die maßgebliche infrastrukturelle Ausstattung beschränkt sich nicht auf den Bereich der Verkehrsinfrastruktur.<br />

Vielmehr gehört hierzu u.a. auch das Dienstleistungsangebot der regionalen<br />

Verwaltung, ein Aspekt der in Unternehmensbefragungen regelmäßig genannt wird (Credit Suisse<br />

2004). Entsprechende Beratungsleistungen sowie das Verhalten kommunaler Entscheidungsträger<br />

können bei der Gründung bzw. Verlagerung von Unternehmen eine Rolle spielen,<br />

18 Im Rahmen einer theoretischen Analyse zeigen Lanapa/Sanz (2004), wie sich verschiedene Typen<br />

von Infrastrukturen auf die unternehmerische Standortwahl auswirken.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 61<br />

wie auch die finanzielle Förderung, beispielsweise in Form der direkten Bereitstellung von Finanzkapital<br />

(Steil 1999). Dabei kann die Existenz einer funktionierenden kommunalen Wirtschaftsförderung<br />

ein Hinweis darauf sein, dass sich die Kommunen besonders um existierende<br />

Unternehmen und Neugründungen kümmern, diese bei ihrer Suche nach geeigneten Gewerbeflächen<br />

oder Fördermöglichkeiten für Existenzgründungen unterstützen sowie ein einheitliches<br />

Standortmarketing betreiben. Ein entsprechendes Beratungsangebot gibt es zum Teil auch auf<br />

der Regionsebene.<br />

Zur infrastrukturellen Ausstattung eines Wirtschaftsraumes kann im weitesten Sinne auch noch<br />

ein Teil der so genannten „Weichen Standortfaktoren“ gezählt werden. Diese Standortfaktoren,<br />

mit denen die Lebensqualität in einer Region beschrieben wird, gewinnen im Wettbewerb um<br />

ansiedlungswillige Unternehmen immer mehr an Bedeutung (Blien et al. 2001). 19 Dabei ist zu<br />

beachten, dass diese sowohl einen direkten Einfluss auf die Standortattraktivität für das Unternehmen<br />

haben als auch einen indirekten Einfluss ausüben, und zwar durch ihre Bedeutung für<br />

die Wohnortpräferenzen potenzieller Mitarbeiter. Letzteres spielt insbesondere deshalb eine<br />

zunehmende Rolle, weil die Unternehmen in einem sich verstärkenden Wettbewerb um hoch<br />

qualifizierte Arbeitskräfte stehen (Niebuhr und Stiller 2003).<br />

Hypothese<br />

Eine gute Ausstattung bei den so genannten „weichen Standortfaktoren“ wirkt sich positiv auf die<br />

industrielle Beschäftigungsentwicklung aus.<br />

Zu den weichen Standortfaktoren werden beispielsweise folgende Aspekte gezählt: ein attraktives<br />

Wohnumfeld, eine hohe Umweltqualität, gute Qualifizierungsmöglichkeiten, ein hoher Freizeitwert,<br />

die gute Ausstattung mit kulturellen Einrichtungen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />

aber auch das Image einer Region, das dort vorherrschende Wirtschaftsklima oder<br />

auch die Einstellung der politischen Entscheidungsträger und der Verwaltung. Weiche Standortfaktoren,<br />

wie „Image“, „Wirtschaftsklima“ oder „Einstellung lokaler Entscheidungsträger“ entziehen<br />

sich einer objektiven Erfassung und sind automatisch mit einem Werturteil verbunden. Probleme<br />

der Operationalisierung ergeben sich allerdings auch für die meisten anderen als weiche<br />

Standortfaktoren eingestuften Determinanten des regionalen Beschäftigungswachstums. Einen<br />

gewissen Anhaltspunkt für die regionale Lebensqualität liefert etwa die Ausstattung mit kulturellen<br />

Einrichtungen, Sportvereinen, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen (Niebuhr und<br />

Stiller 2003). Blien et al. (2001) können allerdings eine eindeutige Wirkung weicher Standortfaktoren<br />

auf die Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung nicht nachweisen. Im Übrigen<br />

19 Zu ausgewählten Aspekten „Weicher Standortfaktoren“ vgl. auch Grabow (2005).


62 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

bleibt festzuhalten (Niebuhr/Stiller, 2003b), dass zur Messung weicher Standortfaktoren und<br />

damit eines Vergleichs unterschiedlicher Standorte bislang noch keine hinreichend überzeugende<br />

Methode entwickelt wurde.<br />

4.2. Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />

Die Beschäftigungsentwicklung wird nicht nur von input-, sondern auch von outputbezogenen<br />

Standortfaktoren beeinflusst. In diesem Zusammenhang geht es unter anderem um absatzbezogene<br />

Determinanten.<br />

4.2.1. Absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />

Das Beschäftigungsniveau von Unternehmen wird auch durch das im jeweiligen Wirtschaftsraum<br />

gegebene Absatzpotenzial bestimmt. Letztendlich geht es dabei um die „Erreichbarkeit<br />

von Kaufkraft“. Diese ist vom räumlichen Konzentrationsgrad der Kaufkraft und von der verkehrsinfrastrukturellen<br />

Ausstattung des betreffenden Wirtschaftsraums abhängig.<br />

Im Hinblick auf die räumliche Konzentration von Kaufkraft kommt es zum einen auf den jeweiligen<br />

Agglomerationsgrad bzw. die betreffende Bevölkerungsdichte an. Damit ist hier im Rahmen<br />

der absatzmarktbezogenen Standortfaktoren ein Aspekt von Interesse, der auch noch in Teil<br />

4.3.1 unter dem Thema „Siedlungsstrukturelle Determinanten der Beschäftigungsentwicklung“<br />

auftaucht, wo es aber auch um andere als absatzmarktbezogene Aspekte geht. Je höher die<br />

Bevölkerungsdichte eines Wirtschaftsraumes ist, umso höher ist das entsprechende Absatzpotenzial.<br />

Dieses bestimmt sich jedoch nicht allein durch die Zahl der potenziellen Kunden, sondern<br />

auch durch deren Kaufkraft. Insofern sind als absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />

Kennziffern zur regionalen Kaufkraft von Interesse. Für den Absatz von Industriegütern sind solche<br />

Kennziffern weniger relevant als für Dienstleistungsunternehmen. Das Verarbeitende Gewerbe<br />

hat als direkte Abnehmer kaum private Haushalte, deren Kaufkraft in entsprechenden<br />

Kennziffern abgebildet wird und zudem ist der Absatz von Industriegütern weniger stark auf die<br />

„Produktionsregion“ fokussiert, so dass in stärkerem Maße absatzmarktpolitische Standortfaktoren<br />

der regionsexternen Ebene greifen. Nimmt man den hohen Anteil des Umsatzes, den das<br />

Verarbeitende Gewerbe typischerweise im Auslandsgeschäft macht, dann wird deutlich, dass<br />

hier sogar Beschäftigungsdeterminanten der internationalen Absatzmärkte relevant sind.<br />

Hypothese<br />

Ein hohes Kaufkraftniveau begünstigt tendenziell die regionale Industriebeschäftigungsentwicklung.<br />

Dies gilt allerdings nur in geringem Maße, da die Nachfrage nach industriellen Gütern nicht<br />

allzu stark vom regionalen Kaufkraftpotenzial abhängig ist.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 63<br />

Zu den absatzmarktbezogenen Standortfaktoren eines Wirtschaftsraums gehört auch dessen<br />

verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung. Insofern ergeben sich Zusammenhänge zum Unterabschnitt<br />

4.1.4, wo der Aspekt der regionalen Verkehrsinfrastruktur unter dem Blickwinkel der Beschaffung<br />

von Zwischenprodukten und anderen Inputs behandelt wurde. Während der Faktor<br />

„Räumliche Konzentration von Kaufkraft“ für den Absatz von Industrieunternehmen weniger eine<br />

Rolle spielt als für Dienstleistungsunternehmen, kommt dem Faktor „Verkehrsinfrastrukturelle<br />

Ausstattung einer Region“ sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor<br />

große Bedeutung zu.<br />

Die entsprechenden Überlegungen zu absatzmarktbezogenen Standortfaktoren werden auch<br />

durch neuere empirische Untersuchungen belegt. So dokumentieren beispielsweise Niebuhr und<br />

Stiller (2003), dass Marktnähe für die Unternehmen weiterhin ein wichtiger Ansiedlungsfaktor<br />

darstellt. Dies gilt erwartungsgemäß insbesondere für den Dienstleistungssektor, wo die Kundennähe<br />

traditionell eine große Rolle spielt (Blien et al. 2001). Aber auch in der theoretischen<br />

Wirtschaftswissenschaft, gerade in der Neuen Regionalökonomik, wird die Marktnähe wieder als<br />

einer der bedeutendsten Standortfaktoren herausgestellt.<br />

4.2.2. Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren<br />

Die outputbezogenen Standortfaktoren umfassen in einem weiteren Sinne nicht nur diejenigen<br />

Faktoren, die das Betriebsergebnis im Sinne des mengenmäßigen Outputs beeinflussen, sondern<br />

auch diejenigen, die den Unternehmensgewinn betreffen. Dazu zählen die vom Staat auf<br />

den Gewinn von Unternehmen erhobenen Steuern. Im Hinblick auf die Standortgunst von Regionen<br />

ist in dieser Hinsicht in Deutschland allein die Gewerbesteuer relevant, da nur diese interkommunal<br />

und damit indirekt auch interregional differiert. 20 Andere auf den Unternehmensgewinn<br />

bezogene Steuern sind bundesweit einheitlich und stellen damit auch keinen spezifischen<br />

regionalen Standortfaktor dar.<br />

Die Gewerbesteuer wird dadurch zum lokalen und damit indirekt auch zu einem regionalen<br />

Standortfaktor, dass die Kommunen die Höhe der bei den Unternehmen anfallenden Steuerbelastung<br />

mitbestimmen, indem sie innerhalb gewisser Grenzen ein Hebesatzrecht ausüben können.<br />

Die Belastung eines Unternehmens mit der Gewerbesteuer fällt dabei umso höher aus, je<br />

höher die betreffende Kommune den Hebesatz festgesetzt hat. Dies gilt, obwohl nach der aktuellen<br />

Rechtslage bestimmte Unternehmenstypen, nämlich Einzelunternehmen und Personenge-<br />

20 Die Gewerbesteuer belastet, da sie nur noch in Form der Gewerbeertragsteuer erhoben wird, im<br />

Prinzip nur den Gewinn der Unternehmen. Früher wurde dagegen im Rahmen der Gewerbesteuer<br />

auch noch eine Lohnsummensteuer (bis 1979) und eine Gewerbekapitalsteuer (bis 1997) erhoben, so<br />

dass von der Besteuerung auch gewinnunabhängige Tatbestände betroffen waren. Vgl. Zimmermann<br />

(1999), S. 183.


64 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

sellschaften, einen Teil ihrer Gewerbesteuerschuld mit der Einkommensteuer verrechnen können.<br />

Unabhängig davon ist die Höhe der Gewerbesteuerhebesätze für die als Körperschaften<br />

organisierten Unternehmen generell von Bedeutung.<br />

Hypothese<br />

Eine Belastung der Unternehmen mit hohen Gewerbesteuerhebesätzen dürfte tendenziell eine<br />

negative Wirkung auf die regionale Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe haben.<br />

Unternehmensbefragungen kommen im Hinblick auf die Frage nach der Relevanz der Gewerbesteuerbelastung<br />

bei Standortentscheidungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Steil (1997)<br />

ermittelt für die Gründungsintensität in Ostdeutschland im Rahmen eines Zähldatenmodells unter<br />

Zugrundlegung einer negativen Binomialverteilung einen signifikanten negativen Einfluss der<br />

Gewerbesteuerhebesätze. In Steil (1999) findet sich für Querschnittsanalysen kein signifikanter<br />

Einfluss der Gewerbesteuersätze auf die regionale Gründungsdynamik in Ostdeutschland. Betrachtet<br />

man hingegen die Zweiggründungen westdeutscher Unternehmen, so ergibt sich eine<br />

negative Wirkung höherer Gewerbesteuersätze auf die regionale Gründungsintensität. Bei Panelanalysen<br />

tritt dieser Effekt auch für alle Gründungen in Ostdeutschland auf, er ist jedoch nicht<br />

signifikant, wenn nur das Verarbeitende Gewerbe betrachtet wird. Nerlinger (1997) findet für<br />

Unternehmen der Spitzentechnik, dass die Gründungszahlen positiv mit den Gewerbesteuersätzen<br />

korreliert sind. Dies ist jedoch möglicherweise auf die Vernachlässigung weicher Standortfaktoren,<br />

wie Ausstattung mit Theatern, Opern und anderer Indikatoren für die Wohn- und Lebensqualität<br />

zurückzuführen. Im Übrigen ist grundsätzlich zu beachten, dass der Gewerbesteuer<br />

auch lokale öffentliche Leistungen gegenüberstehen, für die bei den Unternehmen keine expliziten<br />

Zahlungen eingefordert werden (Steil 1999). In diesem Zusammenhang geht es insbesondere<br />

um die Schaffung, Erhaltung und Erneuerung der kommunalen Infrastruktur. Dies gilt sowohl<br />

für diejenigen Infrastruktureinrichtungen, die direkt von den Unternehmen genutzt werden, als<br />

auch für solche Infrastruktureinrichtungen, von denen Unternehmen indirekt profitieren, beispielsweise<br />

indem durch eine gute Bildungsinfrastruktur ein breites Angebot an hoch qualifizierten<br />

Arbeitskräften geschaffen wird oder indem den Familien der Firmenmitarbeiter ausreichende<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen (vgl. hierzu auch Unterabschnitt 4.1.4).<br />

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass zum Standortfaktor „Lokale Infrastruktur“ kaum<br />

Daten vorliegen, die einen entsprechend „griffigen“ interregionalen Vergleich erlauben wie dies<br />

beim steuerlichen „Gegenstück“, dem Gewerbesteuerhebesatz, möglich ist. Als Folge davon<br />

wird in wissenschaftlichen Standortvergleichen die lokale Infrastruktur oftmals vernachlässigt.<br />

Dies gilt auch für den Umstand, dass die Höhe des Gewerbesteuerhebesatzes bis zu einem


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 65<br />

gewissen Grad als Maß für die Güte der lokalen Infrastrukturausstattung angesehen kann - mit<br />

anderen Worten: ein hoher Gewerbesteuerhebesatz (Standortnachteil) kann durchaus mit einer<br />

guten Ausstattung an lokaler Infrastruktur (Standortvorteil) einhergehen. Die Relevanz solcher<br />

Überlegungen belegen beispielsweise Gabe/Bell (2004): In einer empirischen Untersuchung<br />

zum US-Bundesstaat Maine zeigen sie, dass eine hohe Belastung mit lokalen Abgaben und die<br />

umfangreiche Bereitstellung lokaler öffentlicher Leistungen zu mehr Unternehmensansiedlungen<br />

führt, als eine Politik niedriger lokaler Steuern, aber geringer Staatsleistungen.<br />

Neben der direkten Steuerbelastung und der Bereitstellung lokaler Infrastruktur spielt möglicherweise<br />

auch die kommunale Finanzlage eine Rolle für die Attraktivität eines Standorts. Schließlich<br />

bestimmt diese den finanziellen Spielraum der Gebietskörperschaften und hat deshalb Auswirkungen<br />

auf die öffentlichen Ausgaben und Investitionen sowie möglicherweise auch auf die<br />

zukünftige Steuerbelastung (Koellreuter und Eichler 2001; Credit Suisse 2004).<br />

In Zusammenhang mit der steuerlichen Belastung von Unternehmen ist in einer Art unternehmerischer<br />

„Nettobetrachtung“ nicht nur die vom Staat bereitgestellte Infrastruktur „gegenzurechnen“,<br />

sondern auch die Gewährung staatlicher Finanzhilfen. Investitionsförderungen oder gar<br />

Subventionierung bedeuten für die Unternehmen einen geldwerten Vorteil. Allerdings liegt die<br />

finanzielle oder gar steuerliche Förderung bzw. Subvention von Investitionen in den Händen von<br />

Bund und Ländern, weshalb hier – mit Ausnahme der neuen Bundesländer – keine regionalen<br />

Unterschiede zu erwarten sind. Allerdings können insbesondere größere Unternehmen in Verhandlungen<br />

mit Kommunen oder Landesregierungen zum Teil beträchtliche Investitionshilfen für<br />

die Ansiedlung von Betrieben erlangen (Steil 1999). Daneben können die Kommunen Unternehmen<br />

auch in anderer Weise entgegenkommen, beispielsweise durch die Stundung der Gewerbesteuer,<br />

die Förderung von Betriebskindergärten oder die subventionierte Vermietung von<br />

Flächen oder Gebäuden in kommunalen Gewerbe-, Handwerker- und Technologieparks oder<br />

Existenzgründerzentren. Zuletzt mag hierbei auch die Kreditvergabepolitik der Kreissparkassen<br />

eine Rolle spielen. Solche Vergünstigungen lassen sich jedoch nur schwer objektiv abbilden und<br />

in Analysen berücksichtigen.<br />

4.3. Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />

Regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung sind nicht nur die unter 4.1 und 4.2<br />

abgehandelten input- und outputbezogenen Standortfaktoren, sondern auch solche Einflussgrößen,<br />

die nicht den Charakter einzelwirtschaftlicher Standortfaktoren haben. Zu diesen „anderen“<br />

Größen, die ebenfalls die regionale Beschäftigung beeinflussen, zählen wirtschaftsstrukturelle


66 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

sowie siedlungsstrukturelle Determinanten. Die letztgenannte Gruppe wird nun in diesem Abschnitt<br />

erörtert.<br />

4.3.1. Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad<br />

Die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraums wird unter anderem von dessen Siedlungsstruktur<br />

bestimmt. Liegt für eine entsprechende Raumeinheit eine räumliche Ballung von<br />

wirtschaftlicher Aktivität und Bevölkerung vor, dann spricht man von einer Agglomeration. In<br />

solchen Räumen können so genannte Agglomerationseffekte auftreten, die man in der regionalökonomischen<br />

Literatur üblicherweise in Urbanisationseffekte und in Lokalisationseffekte unterteilt.<br />

Lokalisationseffekte ergeben sich aus der räumlichen Konzentration von Unternehmen derselben<br />

oder verwandter Branchen. Diese Effekte werden in Zusammenhang mit wirtschaftsstrukturellen<br />

Determinanten der Beschäftigungsentwicklung in Abschnitt 4.4 abgehandelt. Dagegen<br />

beschreiben die in diesem Abschnitt erörterten Urbanisationseffekte die Auswirkungen, die sich<br />

aus einer allgemeinen Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität ergeben. Die entsprechenden<br />

Effekte treten entweder in Form von Urbanisationsvorteilen oder aber von Urbanisationsnachteilen<br />

auf. Dabei kommen als Urbanisationsvorteile insbesondere folgende Aspekte<br />

in Betracht: 21<br />

• die Verfügbarkeit eines großen lokalen Absatzmarktes 22 ,<br />

• die Zugriffsmöglichkeit auf einen großen Markt qualifizierter Arbeitskräfte,<br />

• die Verfügbarkeit von Produzentendienstleistungen und Forschungseinrichtungen sowie<br />

hochwertigen technischen, sozialen und kulturellen Infrastruktureinrichtungen.<br />

Zudem besteht eher die Möglichkeit zu direkten Kontakten zu anderen Unternehmen und politisch-administrativen<br />

Entscheidungsträgern.<br />

Die räumliche Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität kann sich also auf die dort<br />

ansässigen Unternehmen und die Beschäftigungsentwicklung des betreffenden Wirtschaftsraums<br />

positiv auswirken. Dies gilt allerdings umso weniger, je mehr ein kritischer Agglomerationsgrad<br />

überschritten wird, denn dann können verstärkt auch Urbanisationsnachteile auftreten.<br />

Eine übermäßige räumliche Ballung von Bevölkerung und Wirtschaftsaktivität führt nämlich aufgrund<br />

von Verknappungsphänomenen zu höheren Bodenpreisen und höheren Faktorkosten,<br />

aber auch zu einer übermäßigen Umweltverschmutzung.<br />

Die empirische Wirtschaftsforschung kommt im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der<br />

Siedlungsstruktur und der Beschäftigungsentwicklung von Wirtschaftsräumen zu uneinheitlichen<br />

Ergebnissen. So stellen van Oort/Stam (2004) in einer Studie fest, dass sich Unternehmen in<br />

21 Vgl. hierzu Maier/Tödtling (2006), S. 104f und Steil (1999), S. 67.<br />

22 Dieser Aspekt betrifft weniger das Verarbeitende Gewerbe als den Dienstleistungssektor.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 67<br />

agglomerierten Räumen besser entwickeln und damit eine bessere Beschäftigungsentwicklung<br />

durchlaufen als Unternehmen in weniger verdichteten Raumeinheiten. Einen Standortvorteil für<br />

Agglomerationsräume sieht z.B. auch Cieslik (2005), der für Polen die Attraktivität der Standorte<br />

für ausländische Direktinvestitionen untersucht hat. Dagegen kommen Farhauer/Granato (2006)<br />

in einer Untersuchung über Deutschland zu dem Schluss, dass in den letzten Jahren Städte bei<br />

der Beschäftigungsentwicklung deutlich schlechter abgeschnitten haben als weniger agglomerierte<br />

Räume. Die Autoren vermuten, dass in den betreffenden städtischen Gebieten spezifische<br />

Urbanisationsnachteile zum Tragen gekommen sind. Sie verweisen insbesondere darauf, dass<br />

gerade bei flächenintensiven Betrieben im Verarbeitenden Gewerbe hohe Mietpreise in Verbindung<br />

mit einem begrenzten Angebot an Gewerbeflächen innerhalb der Stadtgrenzen eine Abwanderung<br />

ins Umland bewirken können. 23,24<br />

Hypothese<br />

Der Einfluss des anhand der Bevölkerungsdichte gemessenen Urbanisations- bzw. Agglomerationsgrades<br />

auf die regionale Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe scheint<br />

zumindest a priori nicht eindeutig zu sein. Eine zunehmende Bevölkerungsdichte dürfte die Beschäftigungsentwicklung<br />

dann begünstigen, wenn beim Verdichtungsgrad noch kein „kritischer<br />

Punkt“ überschritten wurde, so dass die Urbanisationsvorteile die Urbanisationsnachteile überwiegen.<br />

Nach Überschreiten des kritischen Verdichtungsgrades ist dann aber mit negativen Wirkungen<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung zu rechnen. Dabei dürfte der entsprechende Schwellenwert<br />

für den industriellen Bereich bereits bei einem niedrigeren Agglomerationsgrad erreicht<br />

werden als für den Dienstleistungssektor.<br />

Im Hinblick auf die raumstrukturelle Beschäftigungsentwicklung in Deutschland stellt der aktuelle<br />

Raumordnungsbericht (BBR 2005) fest, dass die 1970er- und 1980er-Jahre vom „Aufholen der<br />

ländlichen Regionen“ geprägt waren, insbesondere durch die Verlagerung industrieller Aktivitäten<br />

aus den großen Agglomerationsräumen in gut erreichbare Randbereiche. Dieses Muster der<br />

regionalen Beschäftigungsentwicklung, das in der Literatur auch mit dem Schlagwort „regionale<br />

Dekonzentration“ beschrieben wurde, gilt nach den Erkenntnissen des BBR seit einigen Jahren<br />

allerdings nicht mehr. So weisen seit Mitte der 1990er-Jahre die Peripherieräume in der Tendenz<br />

nur noch eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung auf.<br />

23 Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Krumm (2006). Dort werden aufbauend auf einer Studie<br />

der IHK Region Stuttgart (2006) Beschäftigungseffekte der Abwanderung von Unternehmen aus der<br />

Region Stuttgart in das entsprechende Umland behandelt, wobei als Ursachen für die Standortverlagerungen<br />

gewisse Urbanisationsnachteile unterstellt werden.<br />

24 An dieser Stelle sei auf Forsyth, G. (2005) hingewiesen, der eine Untersuchung zu den Überlebensraten<br />

von Firmen im ländlichen Raum durchführt, jedoch kein Vergleich mit agglomerierten Räumen<br />

vornimmt.


68 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Als Maß für die Stärke der Urbanisationseffekte wird häufig die Bevölkerungsdichte herangezogen.<br />

Dabei stellen Brixy/Niese (2003) für die Gründungsintensität in Westdeutschland eine positive<br />

Wirkung der Bevölkerungsdichte fest, was einen positiven Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />

und Beschäftigungsentwicklung impliziert. Wagner/Sternberg (2004) zeigen, dass<br />

die Neigung, sich selbständig zu machen, u.a. umso höher ist, je größer die Bevölkerungsdichte<br />

ausfällt. Den positiven Einfluss der Bevölkerungsdichte auf die Gründung von Unternehmen unterstreichen<br />

auch Brixy/Grotz (2006) und verweisen dabei auf die so genannte „urban incubator<br />

hypothesis“ (Tödtling/Wanzenböck 2003). Gleichzeitig stellen sie aber auch fest, dass Neugründungen<br />

in urbanen Räumen geringere Überlebenswahrscheinlichkeiten aufweisen als solche in<br />

weniger verdichteten Gebieten. Zu diesem Ergebnis gelangt auch Strotmann (2002a,b, 2003,<br />

2006) für die baden-württembergische Industrie. Insofern wäre danach zu unterscheiden, ob es<br />

um die Frage lediglich temporärer oder aber um dauerhafte Beschäftigungswirkungen von Unternehmensgründungen<br />

geht.<br />

Die Bevölkerungsdichte stellt gleichzeitig die Hauptbestimmungsgröße für die vom Bundesamt<br />

für Bauwesen und Raumordnung gebildeten so genannten Siedlungsstrukturtypen dar. 25 In diesem<br />

Zusammenhang ist interessant, dass Allmendinger et al. (2005, S. 30) ein starke positive<br />

bzw. negative Korrelationen zwischen der Beschäftigungsentwicklung in bundesdeutschen Kreisen<br />

und deren Siedlungsstrukturtyp nachweisen. Die Autoren geben jedoch zu bedenken, es<br />

könne sich hierbei auch um Scheinkorrelationen handeln, die „vielleicht nur den Spiegel nicht<br />

unmittelbar offensichtlicher kausaler Zusammenhänge darstellen“.<br />

Mitunter wird in der Literatur als Agglomerationsmaß nicht die Bevölkerungsdichte oder davon<br />

abgeleitete Maße, sondern die Bevölkerungsgröße herangezogen. 26 So stellen Fritsch et al.<br />

(2004) konkret auf die logarithmierte Einwohnerzahl ab. Sie gehen davon aus, dass Agglomerationsvorteile<br />

mit der Bevölkerungszahl zwar zunehmen, aber nur in unterproportionaler Weise.<br />

Dabei geht es allerdings nicht um die räumliche Dimension der Beschäftigungsentwicklung im<br />

Allgemeinen, sondern speziell um den Einfluss der Bevölkerungsgröße auf die Überlebensrate<br />

neu gegründeter Unternehmen bzw. die damit verbundene Beschäftigungsentwicklung.<br />

Als eine die regionale Beschäftigung beeinflussende Größe wird zum Teil auch die in der Vergangenheit<br />

vollzogene Bevölkerungsentwicklung angesehen. Sie stellt möglicherweise einen<br />

Indikator für eine positive Standortentwicklung dar und kann damit auch nicht direkt beobachtbare<br />

„weiche Standortfaktoren“ abbilden. Steil (1999) stellt in einem Teil seiner empirischen Unter-<br />

25 Bei einem Teil der Siedlungsstrukturtypen wird als zusätzlicher Bestimmungsfaktor der so genannte<br />

Zentralörtlichkeitsgrad des betreffenden Wirtschaftsraumes berücksichtigt.<br />

26 Vgl. dazu etwa Arauzo-Carod (2005), der speziell auf die Größe von Städten abstellt.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 69<br />

suchungen einen positiven Einfluss der Bevölkerungsentwicklung der letzten zwei Jahre auf die<br />

Gründungsdynamik einer Region fest. In die gleiche Richtung weist eine Untersuchung von<br />

Wagner/Sternberg (2004). Danach fällt die Neigung, sich selbständig zu machen, umso größer<br />

aus, je höher das Bevölkerungswachstum eines Wirtschaftsraumes ist.<br />

4.3.2. Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />

Gerade in Zusammenhang mit Agglomerationseffekten ist die Betrachtung der Entwicklung angrenzender<br />

Regionen von Bedeutung. Schließlich ist die Wirkung solcher Effekte nicht auf den<br />

eigentlichen Ballungsraum beschränkt, sondern beeinflusst ebenfalls die wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

im Umland. Insofern spricht man von Spillovers oder „Nachbarschaftseffekten“. Dabei ist<br />

die Stärke dieser Effekte von der Entfernung bzw. von der Erreichbarkeit zwischen Ballungsraum<br />

und Umland abhängig (Steil 1999).<br />

In diesem Kontext ist auch von Bedeutung, dass Urbanisationsvorteile durchaus eine größere<br />

räumliche Reichweite aufweisen können als Urbanisationsnachteile. Dies erklärt zum Beispiel,<br />

dass das Umland agglomerierter Räume von der Abwanderung von Unternehmen profitiert, ohne<br />

dass es dort (gleich) zu Überlastungsphänomenen kommt, die sich in hohen Bodenpreisen<br />

oder einer übermäßig beanspruchten Verkehrsinfrastruktur niederschlagen. Umgekehrt kann<br />

aber auch ein Agglomerationsraum vom weichen Standortfaktor „Intakte Naturlandschaft“ profitieren,<br />

der im weniger dicht besiedelten Umland vorzufinden ist.<br />

Wichtig in Zusammenhang mit dem Aspekt Nachbarschaftseffekte ist auch das Phänomen interregionaler<br />

Wissensspillovers. 27 So zeigen etwa Funke/Niebuht (2005), dass das Wirtschaftswachstum,<br />

und damit implizit auch die Beschäftigungsentwicklung einer Region positiv mit den<br />

FuE-Aktivitäten der Nachbarregionen korreliert ist. Damit zusammenhängend kommen Eckey et<br />

al. (2005) zu dem Ergebnis, dass gerade Metropolen in hohem Maße die Arbeitsproduktivität im<br />

Umland beeinflussen. Die Autoren der Studie trennen dabei explizit in regionsinterne und regionsexterne<br />

Einflüsse auf die Arbeitsproduktivität von Raumeinheiten.<br />

Für die analytische Berücksichtigung möglicher Nachbarschaftseffekte bzw. interregionaler Spillovers<br />

spricht auch, dass standortpolitische bzw. regionalökonomische Untersuchungen – unter<br />

anderem aufgrund der Datenlage – regelmäßig auf (vorgegebene) Raumeinheiten der administrativen<br />

Gebietsgliederung abstellen und nicht auf funktional abgegrenzte Wirtschaftsräume.<br />

27 Zum Aspekt intraregionale Wissensspillovers vgl. Unterabschnitt 4.1.3.


70 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Interregionale Zusammenhänge lassen sich auch im Hinblick auf die Gründung von Unternehmen<br />

nachweisen. Brixy und Niese (2003) stellen beispielsweise bei einer Betrachtung der westdeutschen<br />

Raumordnungsregionen hinsichtlich des Gründungsaufkommens einen hohen Grad<br />

an Ähnlichkeit zwischen benachbarten Regionen fest. Auch Fritsch et al. (2004) finden auf der<br />

Ebene der westdeutschen Kreise bei der Untersuchung der Überlebensraten neu gegründeter<br />

Betriebe eine signifikant hohe räumliche Autokorrelation. 28 Ein anderer regionalökonomischer<br />

Aspekt findet sich bei Steil (1999). Dieser kommt bei einer Analyse zur Gründungsdynamik in<br />

Ostdeutschland auf signifikant höhere Gründungswahrscheinlichkeiten für das direkte Umland<br />

von kreisfreien Städten.<br />

Hypothese<br />

Die Entwicklung der Industriebeschäftigung in einer Region hängt bis zu einem gewissen Grad<br />

auch von der „Qualität“ der Standortfaktoren in anderen, insbesondere den benachbarten Regionen<br />

ab. Dabei ist zu vermuten, dass die „regionsexternen“ Standortfaktoren in dieselbe Richtung<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung der betrachteten Region einwirken wie die entsprechenden<br />

„regionsinternen“ Standortfaktoren.<br />

4.4. Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />

An dieser Stelle sollen noch solche regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

erörtert werden, die wirtschaftsstruktureller Natur sind. Dabei geht es zum einen um betriebsstrukturelle<br />

und zum anderen um wirtschaftssektorale Aspekte.<br />

4.4.1. Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration<br />

Die für einen Wirtschaftsraum zu erwartende Beschäftigungsentwicklung ist bis zu einem gewissen<br />

Grad auch von dessen Branchenstruktur abhängig. In der regionalökonomischen Theorie<br />

wird in diesem Zusammenhang zunächst auf den Aspekt so genannter Lokalisationseffekte hingewiesen.<br />

Dies sind Effekte, die zwischen den Unternehmen derselben oder zwischen Unternehmen<br />

verwandter Branchen auftreten, sofern eine gewisse räumliche Konzentration gegeben<br />

ist. Die Argumente für positive Lokalisationseffekte, d.h. Lokalisationsvorteile, sind zahlreich<br />

(Maier/Tödtling 2006). Sie reichen von der Konzentration an Rohstoffvorkommen (z.B. das traditionelle<br />

Standortmuster der Eisen- und Stahlindustrie) über die Generierung spezieller Zulieferindustrien<br />

(z.B. bei der Automobilindustrie) bis hin zur Entstehung eines spezialisierten Arbeitsmarktes<br />

(labour market pooling). Letzteres bedeutet, dass Unternehmen in einem solchen Um-<br />

28 Für eine Untersuchung der räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg hinsichtlich der Beschäftigungsveränderungen<br />

auf Kreisebene vgl. Kapitel 6 der vorliegenden Studie.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 71<br />

feld eher Arbeitnehmer mit den branchenspezifischen Qualifikationen finden werden (Steil<br />

(1999). Weitere Beispiele für Mechanismen, die zu Lokalisationsvorteilen führen, sind FuE-<br />

Einrichtungen, die sich auf die entsprechende Branche spezialisiert haben sowie spezialisierte<br />

Schulen und Universitäten oder spezialisierte Konstruktionsbüros. Die Ballung von Unternehmen<br />

einer Branche führt häufig zum Aufbau einer spezialisierten Infrastruktur (z.B. Spezialhäfen) und<br />

wegen der insgesamt größeren Mengen, die transportiert werden, für die einzelnen Unternehmen<br />

zu niedrigeren Frachtkosten. Ein weiterer Vorteil einer Branchenagglomeration ergibt sich<br />

aus der Existenz so genannter Wissensspillovers und deren begrenzter räumlicher Reichweite<br />

(Steil 1999). Entsprechende Spillovereffekte resultieren aus dem formellen und informellen Informationsaustausch<br />

zwischen Unternehmen gleicher oder verwandter Branchen. Die „räumliche<br />

Nähe“ von Unternehmen ist im Hinblick auf Wissenspillovers auch in Zeiten moderner weltweiter<br />

Kommunikationsmöglichkeiten noch von Vorteil, wenngleich deren Bedeutung etwas abgenommen<br />

hat.<br />

Die Vorteile von Branchenagglomerationen werden in der regionalökonomischen Theorie in den<br />

letzten Jahren auch unter dem Stichwort „Clustereffekte“ diskutiert. Dabei werden Cluster als<br />

räumliche Zusammenballungen von Unternehmen derselben oder ähnlicher Branchen sowie der<br />

sie unterstützenden Umfeldorganisationen, wie etwa FuE-Einrichtungen, gesehen. Besondere<br />

Bedeutung wird in diesem Zusammenhang der so genannten „vertikalen Clusterdimension“ beigemessen.<br />

Diese stellt auf den Aspekt der sinnvollen räumlichen Konzentration von Unternehmen<br />

ab, die in einer Lieferanten-Abnehmer-Beziehung zueinander stehen und damit regionale<br />

Wertschöpfungsketten bilden.<br />

Die Ballung von Aktivitäten einer Branche kann allerdings auch gewisse Lokalisationsnachteile<br />

mit sich bringen, die letztlich die räumliche Konzentration eines Wirtschaftszweiges beschränken.<br />

Sie ergeben sich etwa durch steigende Lohnkosten und Grundstückspreise bei zu starker<br />

regionaler Faktornachfrage.<br />

Lokalisationseffekte können die regionale Beschäftigungsentwicklung also sowohl positiv als<br />

auch negativ beeinflussen. Die Abschätzung der Wirkung im konkreten Einzelfall gestaltet sich<br />

allerdings recht schwierig. Als theoretischer Anhaltspunkt kann allenfalls der Hinweis dienen,<br />

dass wenn in einer Region für eine Branche der sektorenspezifische kritische Konzentrationsgrad<br />

überschritten ist, die Lokalisationsvorteile durch Lokalisationsnachteile überkompensiert<br />

werden.<br />

Mit Blick auf Lokalisationsvorteile deuten Unternehmensbefragungen darauf hin, dass hier insbesondere<br />

das Angebot an Arbeitskräften mit branchenspezifischen Qualifikationen von Bedeu-


72 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

tung ist (Steil 1999). D.h., es geht vor allem um den o.a. Aspekt des „labour market pooling“.<br />

Dagegen scheinen Standortfaktoren wie die Nähe zu Betrieben derselben Branche oder Kooperationsmöglichkeiten<br />

weniger relevant zu sein.<br />

Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Wirtschaftsstruktur und regionaler Beschäftigungsentwicklung<br />

ist auch die Frage von Bedeutung, inwieweit die sektorale Struktur eines Wirtschaftsraumes<br />

das dortige Gründungsgeschehen beeinflusst. Ökonometrische Studien kommen<br />

dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen (Steil 1999). Für Italien konnte Garofoli (1994) einen<br />

positiven Einfluss der Spezialisierung des Verarbeitenden Gewerbes (Herfindahl-Index) auf die<br />

Zahl der Gründungen in allen Branchen nachweisen. Ähnliche positive Zusammenhänge konnte<br />

Guesnier (1994) auch für Frankreich aufzeigen. Brixy und Niese (2003) kommen in einer Studie<br />

über deutsche Raumordnungsregionen allerdings zu dem Ergebnis, dass der Einfluss der Industriestruktur<br />

auf das Gründungsaufkommen zumindest nicht so hoch ist wie erwartet. Auch<br />

Strotmann (2005) gelangt zu dem Ergebnis, dass die Branchencharakteristika für die Erklärung<br />

des Gründungsaufkommens nur einen begrenzten Erklärungsbeitrag liefern.<br />

Mitunter werden auch Abhängigkeiten des Gründungsgeschehens von der Struktur des regionalen<br />

Dienstleistungssektors festgestellt. 29 So sehen Egeln et al. (1997) sowie Steil (1999) einen<br />

positiven Zusammenhang mit dem Anteil des Handels bzw. mit dem Anteil des gesamten<br />

Dienstleistungssektors. Letzteres deutet also darauf hin, dass Regionen mit einem hohen Tertiarisierungsgrad<br />

in der Tendenz eine höhere Gründungsintensität als andere Regionen aufweisen.<br />

In Zusammenhang mit der Frage nach einem möglichen Einfluss des Tertiarisierungsgrades auf<br />

die Beschäftigungsentwicklung ist außerdem der Aspekt von Interesse, dass die Beschäftigung<br />

im industriellen Sektor von der Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor abhängig<br />

sein kann. So könnte eine auf die Zunahme der tertiären Beschäftigung basierende Erweiterung<br />

des Dienstleistungsangebots die Produktionsbedingungen für die Industrieunternehmen so<br />

verbessern, dass diese ihre Beschäftigung ausbauen. In diesem Fall kommt zwischen dem Verarbeitenden<br />

Gewerbe und dem Dienstleistungssektor ein Komplementaritätsaspekt zum Tragen.<br />

Es sind jedoch auch Substitutionsphänomene denkbar. Vergeben Industrieunternehmen etwa<br />

einzelne Aufgaben, die sie bisher unternehmensintern erledigt haben im Rahmen von Outsourcingmaßnahmen<br />

an Unternehmensdienstleister, dann kommt es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen<br />

vom Verarbeitenden Gewerbe in den Dienstleistungssektor, wobei der Nettoeffekt<br />

auf die Gesamtbeschäftigung nicht eindeutig ist.<br />

29 Vergleiche hierzu auch die Studie von Brixy/Grotz (2006), die sich mit branchenspezifischen Aspekten<br />

der birth und survival rates befassen, wobei sie nach Dienstleistungssektor und Verarbeitendem<br />

Gewerbe differenzieren.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 73<br />

Hypothese<br />

Eine Erhöhung des Tertiarisierungsgrades, d.h. des Beschäftigungsanteils des Dienstleistungssektors,<br />

kann mit Beschäftigungseffekten im Verarbeitenden Gewerbe verbunden sein. In welche<br />

Richtung die entsprechenden Beschäftigungswirkungen gehen, lässt sich a priori nicht sagen.<br />

Entscheidend ist vielmehr, ob zwischen diesen Wirtschaftssektoren im konkreten Einzelfall<br />

Komplementaritäts- oder Substitutionalitätsaspekte zum Tragen kommen.<br />

Der Einfluss der Wirtschaftsstruktur auf die Beschäftigung erfolgt jedoch vielfach auch über das<br />

Gründungsgeschehen. So stellt eine Reihe von Studien bei der Frage nach der Höhe der Gründungsintensitäten<br />

auf die Zusammenhänge mit der eigenen Branche oder den anderen Branchen<br />

ab. 30 So weisen Bartik (1985) und Steil (1999) eine positive Korrelation zwischen der<br />

Gründungsintensität und dem Beschäftigungsanteil der eigenen Branche nach. Steil und Wolf<br />

(1997) stellen einen positiven Effekt des Beschäftigungsanteils der eigenen Branche über das<br />

Gründungsgeschehen hinaus auf das Beschäftigtenwachstum eines Unternehmens fest. Von<br />

Relevanz für das regionale Gründungsgeschehen scheint aber auch die Struktur außerhalb der<br />

entsprechenden Branche zu sein. So deuten etwa die von Herhoff (1995) oder Berger/Nerlinger<br />

(1997) durchgeführten Studien darauf hin, dass sich – außerhalb der eigenen Branche – spezialisierte<br />

Wirtschaftsstrukturen negativ auf die Gründungshäufigkeit auswirken (Steil 1999).<br />

Tassinopoulos (1998) kommt zu dem Ergebnis, dass bei der Erklärung unterschiedlicher regionaler<br />

Beschäftigungsentwicklungen insbesondere die sektorale Dynamik von Bedeutung ist. In<br />

diesem Zusammenhang zeigt Steil (1999), dass die Strukturkrise in bisher dominierenden Branchen,<br />

etwa dem Bergbau, die Gründungsintensität negativ beeinflussen. Damit kann sich die<br />

Branchenstruktur durchaus als prägend für den Erfolg oder Misserfolg von Regionen erweisen.<br />

Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass beispielsweise im Zollernalbkreis das sektorale<br />

Gewicht der Textilindustrie sehr hoch war und deren Strukturkrise die wirtschaftliche Entwicklung<br />

dieses Landkreises negativ beeinflusst hat. Vergleiche dazu die Shift-Share-Analyse in<br />

Krumm/Strotmann (2004b).<br />

Darüber hinaus gibt es aber auch Anzeichen dafür, dass eine heterogene Branchenstruktur für<br />

die regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung förderlich sein kann, beispielsweise<br />

weil sich die Unternehmen dann nicht gegenseitig die Arbeitskräfte wegnehmen. Zudem kann<br />

eine höhere Branchendifferenzierung die konjunkturelle Anfälligkeit mindern und das langfristige<br />

Risiko durch Strukturkrisen einzelner Branchen reduzieren (Steil 1999, Jacobs 1969). Letzteres<br />

30 In diesem Zusammenhang sei auf eine Studie von Dohse/Steude (2003) hingewiesen, die auf die<br />

Relevanz so genannter „Ko-Agglomerationen“ von Branchen-Paaren (z.B. Software und Telekommunikation)<br />

eingeht.


74 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

bestätigen auch die empirischen Ergebnisse von Steil (1999) für die Gründungsdynamik. Nerlinger<br />

(1997) findet ebenfalls einen negativen Effekt des Spezialisierungsmaßes außerhalb der<br />

technologieintensiven Wirtschaftszweige auf die Gründungsintensität in den technologieorientierten<br />

Branchen.<br />

Es gibt allerdings auch Untersuchungen, die zwischen der Wirtschaftsstruktur und der regionalen<br />

Beschäftigungsentwicklung bzw. dem dortigen Gründungsgeschehen keine nennenswerten<br />

Zusammenhänge ausmachen können. So kommen z.B. Fritsch (1993 und 1994) zu dem Ergebnis,<br />

dass die Branchenstruktur auf das Gründungsgeschehen keinen signifikanten Einfluss hat.<br />

Die Feststellung von Steil und Wolf (1997) geht in diesem Zusammenhang sogar noch darüber<br />

hinaus, da sie nicht nur auf die gründungsinduzierte Beschäftigungswachstum, sondern auf das<br />

Beschäftigungswachstum als solches abstellen: Konkret folgern sie, dass die Branchenstruktur<br />

auf die regionale Beschäftigungsentwicklung keinen signifikanten Einfluss ausübt.<br />

4.4.2. Betriebsstrukturelle Determinanten<br />

In Zusammenhang mit der Frage des Einflusses der in einer Region gegebenen durchschnittlichen<br />

Betriebsgröße und der entsprechenden Beschäftigungsentwicklung kann man zunächst<br />

feststellen, dass Großunternehmen die Qualität bestimmter Standortfaktoren anders bewerten<br />

als KMUs bzw. eine andere Präferenz hinsichtlich der Bedeutung einzelner Standortfaktoren<br />

haben. So spielen aus der Sicht kleiner und mittlerer Unternehmen Baubewilligungen, Umweltvorschriften<br />

und Energiekosten als Standortfaktoren eine meist größere Rolle als für Großunternehmen.<br />

Zudem sind KMUs stärker auf die räumliche Nähe zu öffentlichen Forschungseinrichtungen<br />

angewiesen, während dies für größere Unternehmen nicht so sehr gilt, da sie häufig über<br />

eigene FuE-Abteilungen verfügen. Großunternehmen können sich selbst leichter ein Umfeld<br />

schaffen, in dem sie für sich optimale Bedingungen vorfinden (Koellreuter und Eichler 2001).<br />

Damit ist die Wirkung regionaler Standortfaktoren bis zu einem gewissen Grad auch davon abhängig,<br />

ob die entsprechende Region eine eher klein- oder großbetriebliche Wirtschaftsstruktur<br />

aufweist. Ein zweites ist, dass Großunternehmen von elementarer Bedeutung für die Wachstumschancen<br />

einer Region sein können, weil sie in die überregionale Arbeitsteilung eingebunden<br />

sind und zudem über Zulieferketten Impulse in die Region ausstrahlen können (Blien et al.<br />

2001).<br />

Zu einem stark differenzierten Bild hinsichtlich der zu erwartenden Beschäftigungsbeiträge einzelner<br />

Betriebsgrößenklassen kommen Farhauer/Granato (2006). Entgegen der verbreiteten<br />

Vermutung seien nicht Kleinbetriebe die eigentlichen Hoffnungsträger für Beschäftigungszuwächse,<br />

sondern mittelgroße Betriebe. Zudem sei anzunehmen, dass die mit großen Betrieben<br />

verbundenen Abnahmen der Beschäftigung mit den sinkenden Transportkosten und der zuneh-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 75<br />

menden Globalisierung zusammenhängen. Beides könne den Produktionsprozess dahingehend<br />

verändern, dass Wertschöpfungsketten aufbrechen und die Fertigungstiefe abnimmt, was eine<br />

Verkleinerung der Betriebe zur Folge habe. Auch Strotmann (2000) zeigt für die badenwürttembergische<br />

Industrie, dass die Bedeutung kleiner und mittlerer Betriebe für die Beschäftigungsentwicklung<br />

zwar groß ist, häufig jedoch die Bedeutung größerer Betriebe unterschätzt<br />

wird, deren Arbeitsplätze im Zeitablauf oft stabiler sind.<br />

In den regionalökonomischen Studien wird die Betriebsgrößenstruktur als einer der wichtigsten<br />

Erklärungsfaktoren für die zu beobachtenden Unterschiede in der Gründungsdynamik gesehen.<br />

31 Dies bestätigen auch die meisten empirischen Untersuchungen (vgl. z.B. Nerlinger 1997,<br />

Steil 1999, Brixy und Niese 2003). Einen positiven Einfluss einer kleinbetrieblichen Wirtschaftsstruktur<br />

auf die allgemeine Unternehmensdynamik ermitteln Glaeser et al. (1992) für die USA.<br />

Studien zeigen, dass Gründer meistens aus kleinen Unternehmen stammen (Steil 1999), so<br />

dass in Regionen mit einem hohen Anteil an KMUs die Gründungswahrscheinlichkeiten und die<br />

damit verbundenen Beschäftigungspotenziale höher ausfallen als in anderen Regionen. Die höhere<br />

Gründungsneigung aus kleinen Unternehmen könnte zum einen darin begründet sein, dass<br />

in solchen Unternehmen die Löhne häufig geringer sind als in Großunternehmen, sodass ein<br />

höherer Anreiz zum Wechsel in die Selbständigkeit gegeben ist. Zum zweiten haben Mitarbeiter<br />

kleinerer Unternehmen in der Regel ein breiteres Aufgabenfeld, welches eher den Erwerb der<br />

zur Führung eines Unternehmens notwendigen Eigenschaften ermöglicht (Steil 1997).<br />

In der theoretischen und empirischen Literatur werden aber auch noch andere Zusammenhänge<br />

zwischen der regionalen Betriebsgrößenstruktur und dem betreffenden Beschäftigungspotenzial<br />

gesehen. Zunächst ist festzustellen, dass die Betriebsgrößenstruktur einen Indikator für die Höhe<br />

der Markteintrittsbarrieren darstellt. So verfügen Branchen mit einer höheren Mindestbetriebsgröße<br />

über ausgeprägtere Marktzutrittsschranken als Branchen mit einer geringeren Mindestgröße.<br />

Dies dokumentieren etwa Fritsch et al. (2004), die durchgehend einen signifikanten<br />

negativen Effekt der minimalen effizienten Betriebsgröße auf die Überlebensrate neu gegründeter<br />

Unternehmen nachweisen.<br />

Hypothese<br />

Regionen mit eher kleinbetrieblichen industriellen Betriebsgrößenstrukturen dürften eine tendenziell<br />

günstigere Beschäftigungsentwicklung aufweisen als Regionen mit eher großbetrieblichen<br />

Strukturen.<br />

31 Zu ausgewählten Aspekten, vgl. auch die neuere Untersuchung von Brixy/Grotz (2006, insbesondere<br />

S. 23).


76 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

5. Untersuchung möglicher Zusammenhänge zwischen regionaler Arbeitsplatzdynamik<br />

und regionalen Standortfaktoren in bivariaten Korrelationsanalysen<br />

Aufbauend auf den theoretischen Überlegungen und der Darstellung der bisherigen empirischen<br />

Evidenz in Kapitel 4 wird in dem vorliegenden Kapitel zunächst im Rahmen deskriptiver bivariater<br />

Analysen untersucht, inwieweit sich für die baden-württembergischen Kreise zwischen der<br />

Beschäftigungsentwicklung bzw. den dahinter stehenden Bruttoströmen einerseits und bestimmten<br />

regionalen Standortfaktoren und anderen regionalen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

andererseits statistische Zusammenhänge nachweisen lassen. Bivariate Korrelationsanalysen<br />

bieten die Möglichkeit, entsprechende Zusammenhänge anschaulich zu illustrieren<br />

und vermitteln mit Hilfe von Streudiagrammen einen Eindruck über die jeweilige Positionierung<br />

der in die Untersuchung einbezogenen baden-württembergischen Kreise. Es soll an dieser Stelle<br />

jedoch noch einmal ausdrücklich betont werden, dass man allein auf der Grundlage deskriptiver<br />

bivariater Analysen noch keine Rückschlüsse auf mögliche Kausalitäten zwischen den verschiedenen<br />

Variablen ziehen kann, da hierzu noch weitere Einflussfaktoren zu berücksichtigen<br />

wären, was dann im Rahmen der multivariaten Analyse in Kapitel 7 erfolgt.<br />

Die für die bivariate Analyse herangezogenen Beschäftigungsindikatoren stellen der Vorgehensweise<br />

in dieser Studie folgend nicht auf die Entwicklung der Beschäftigung auf Kreisebene<br />

insgesamt ab, sondern erfassen nur die Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe.<br />

Wenn in diesem Kapitel nachfolgend von Beschäftigungsentwicklung die Rede ist, geht es<br />

also immer um die Entwicklung der Beschäftigung im industriellen Sektor.<br />

Als Beschäftigungsindikator wird zunächst die so genannte „Veränderungsrate der Beschäftigung“<br />

(net employment change) verwendet. Diese ist als Differenz zwischen Jobschaffungs- und<br />

Jobabbaurate definiert (vgl. Abschnitt 3.1). Als Jobschaffungsrate wird dabei die Relation aus<br />

der Summe der in expandierenden, neu gegründeten und zugewanderten Unternehmen geschaffenen<br />

Arbeitsplätze zur Gesamtbeschäftigung bezeichnet, während bei der Jobabbaurate<br />

die Summe der in schrumpfenden, geschlossenen und abgewanderten Unternehmen abgebauten<br />

Arbeitsplätze auf die Gesamtbeschäftigung bezogen wird. Die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />

ist also die auf einen bestimmten Zeitraum bezogene, in Prozent ausgedrückte Nettobeschäftigungsänderung.<br />

Im Rahmen der nachstehenden Untersuchung wird also erörtert, inwieweit zwischen ausgewählten<br />

Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung statistisch signifikante Korrelationen<br />

zu Beschäftigungsindikatoren bestehen. Neben den Beschäftigungsindikatoren „Verän-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 77<br />

derungsrate der Beschäftigung“ (Nettobeschäftigungsentwicklung) sowie den Jobschaffungsund<br />

Jobabbauraten wird bei der Analyse an geeigneter Stelle auch auf Komponenten der beiden<br />

letztgenannten Größen abgestellt. Das ist im Hinblick auf die Jobschaffungsseite die Expansions-,<br />

die Gründungs- und die Zuwanderungsrate und in Bezug auf die Jobabbauseite die<br />

Schrumpfungs-, die Schließungs- und die Abwanderungsrate. Es wird beispielsweise also untersucht,<br />

ob bzw. in welcher Weise der Standortfaktor Lohnniveau mit der Gründungsrate korreliert,<br />

wobei die in Prozent ausgedrückte Gründungsrate die Zahl der durch Unternehmensneugründungen<br />

entstandenen Arbeitsplätze auf die Gesamtbeschäftigung bezieht. Insgesamt gelten<br />

damit folgende Zusammenhänge (vgl. Abschnitt 3.1):<br />

Veränderungsrate der Beschäftigung = Jobschaffungsrate - Jobabbaurate<br />

Jobschaffungsrate = Expansionsrate + Gründungsrate + Zuwanderungsrate<br />

Jobabbaurate = Schrumpfungsrate + Schließungsrate + Abwanderungsrate<br />

Als Determinanten der Beschäftigungsentwicklung werden der theoretischen Abhandlung und<br />

den formulierten Hypothesen in Kapitel 4 folgend zum einen einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />

der Input- und Outputseite, beispielsweise also der Faktor Arbeit mit der Ausprägung Lohnniveau<br />

herangezogen. Zum anderen werden auch solche Determinanten der Beschäftigungsentwicklung<br />

verwendet, die nicht den Charakter von einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren haben,<br />

sondern siedlungs- und wirtschaftsstrukturelle Einflussgrößen darstellen. Wie die verschiedenen<br />

Standortfaktoren konkret anhand verfügbarer Daten operationalisiert werden, wird jeweils<br />

im Folgenden an Ort und Stelle erläutert. Einen Überblick über die verwendeten Variablen gibt<br />

Tabelle 5.1. 32,33<br />

Die Untersuchung wird für die baden-württembergischen Kreise in der Regel jeweils für zwei<br />

Dekaden, nämlich für die 1980er- und die 1990er-Jahre, durchgeführt. Dabei wird geprüft, in<br />

welcher Weise der Dekadendurchschnittswert eines Beschäftigungsindikators 34 , z.B. der Jobschaffungsrate,<br />

mit den Werten eines einzelwirtschaftlichen Standortfaktors oder einer anderen<br />

Determinante der Beschäftigungsentwicklung korreliert ist. Als entsprechende Werte der Standortfaktoren<br />

und der anderen Beschäftigungsdeterminanten werden nicht nur Dekadendurch-<br />

32 An dieser Stelle gilt unser herzlicher Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Statistischen<br />

Landesamt Baden-Württemberg für die Aufbereitung und die Bereitstellung der Daten.<br />

33 Eine Reihe von empirischen Studien, auf die in Kapitel 4 eingegangen wird, stellt bei den entsprechenden<br />

regionalen Standortfaktoren nicht auf die Kreisebene, sondern auf die Ebene der Raumordnungsregionen<br />

bzw. sogar der Bundesländer ab, für die im Vergleich zu der hier zugrunde gelegten<br />

Kreisebene eine bessere Datengrundlage gegeben ist.<br />

34 Bei der Berechnung der Dekadendurchschnittswerte der Beschäftigungsindikatoren bzw. dem Durchschnitt<br />

der jährlichen Wachstumsraten der betreffenden Dekade wurden aus konzeptionellen Gründen,<br />

da das System der Bruttoraten additiv ist, nicht das geometrische, sondern das arithmetische<br />

Mittel verwendet. Die inhaltlichen Schlussfolgerungen der weiteren Analysen sind jedoch gegenüber<br />

der Wahl des Mittelwertes weitestgehend stabil.


78 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

schnittswerte, sondern auch Dekadenanfangswerte herangezogen, da die einzelwirtschaftlichen<br />

Standortfaktoren bzw. anderen Beschäftigungsdeterminanten zum Teil erst mit einer gewissen<br />

zeitlichen Verzögerung auf das Beschäftigungsniveau einwirken. Durch das parallele Heranziehen<br />

von Dekadenanfangs- und Dekadendurchschnittswerten lassen sich die abgeleiteten Korrelationsergebnisse<br />

zudem eher auf ihre Stabilität hin prüfen. Im Rahmen dieses Kapitels wird also<br />

zum Beispiel untersucht, inwieweit in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise die durchschnittlichen<br />

Baulandpreise der 1990er-Jahre mit der durchschnittlichen Jobschaffungsrate der<br />

1990er-Jahre korrelieren.<br />

Tabelle 5.1: Liste der verwendeten Standortfaktoren und anderer Beschäftigungsdeterminanten<br />

Beschäftigungsdeterminante<br />

bzw. Standortfaktor<br />

Operationalisierung<br />

durch …<br />

Datenquelle<br />

Standortfaktor Boden Baulandpreis (in Euro pro qm) Stala<br />

Industriebaulandpreis (in Euro pro qm)<br />

Stala<br />

Standortfaktor Arbeit Monatslohn je Arbeiter (in Euro) Stala<br />

Monatsgehalt je Angestellter (in Euro)<br />

Stala<br />

Arbeitslosenquote (in % der abhängigen zivilen Erwerbspersonen) Stala<br />

Akademikerquote (Anteil Hochschulabgänger an SVP Beschäft.) Stala<br />

Geringqualifiziertenquote (Anteil Beschäftigte ohne Berufsabschluss<br />

Stala<br />

an SVP Beschäftigten, sowohl Gesamtwirtschaft als auch<br />

Verarbeitendes Gewerbe)<br />

Standortfaktor FuE-Ausstattung FuE-Personalintensität (Anteil FuE-Beschäftigte an SVP Beschäft.) Stala<br />

FuE-Ausgabenintensität (interne FuE-Ausgaben der Unternehmen Stala<br />

bezogen auf die Bruttowertschöpfung)<br />

Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />

Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle (in Minuten) BBR<br />

Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal (in Minuten)<br />

BBR<br />

Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen (in Minuten) BBR<br />

Kinderbetreuungsangebot (Kinderkrippe,- garten, -hort) –<br />

Stala<br />

jeweils als Platz-Kind-Relation<br />

Absatzmarktbezogene<br />

Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle (in Minuten) BBR<br />

Standortfaktoren<br />

Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal (in Minuten)<br />

BBR<br />

Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen (in Minuten) BBR<br />

Kaufkraft pro Kopf (in Euro)<br />

Stala<br />

Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw im Inland<br />

(ausgedrückt in Bevölkerungszahl)<br />

Prof.<br />

Eckey<br />

Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw im In- und<br />

Ausland (ausgedrückt in Bevölkerungszahl)<br />

Prof.<br />

Eckey<br />

Gewinnsteuerbezogene<br />

Gewerbesteuerhebesatz (in Prozent)<br />

Stala<br />

Standortfaktoren<br />

Urbanisationseffekte und Bevölkerungsdichte (in Einwohner pro km²)<br />

Stala<br />

Verdichtungsgrad<br />

Logarithmierte Einwohnerzahl<br />

Stala<br />

Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />

FuE-Ausgabenintensität der Nachbarkreise (interne FuE-Ausgaben<br />

der Unternehmen in den Nachbarkreisen bezogen auf die dortige<br />

Stala<br />

Lokalisationseffekte und<br />

Branchenkonzentration<br />

Betriebsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Bruttowertschöpfung)<br />

Branchenkonzentration (gemäß Herfindahl-Index )<br />

Tertiarisierungsgrad (Anteil der im Dienstleistungssektor<br />

Beschäftigten an den SVP Beschäftigten)<br />

Betriebsgröße (in Beschäftigtenzahlen)<br />

Exportquote (Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz<br />

im Verarbeitenden Gewerbe)<br />

Erläuterung: Stala – Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, BBR – Bundesamt für Bauwesen<br />

und Raumordnung, Professor Dr. Eckey – Universität Kassel<br />

Quelle: IAW-Berechnungen<br />

Stala<br />

Stala<br />

Stala<br />

Stala


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 79<br />

In den folgenden Abschnitten 5.1 und 5.2 wird zunächst geprüft, welche Zusammenhänge sich<br />

zwischen einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren und der Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe nachweisen lassen. In den Abschnitten 5.3 und 5.4 wird dann die Korrelation<br />

mit anderen Determinanten der industriellen Beschäftigungsentwicklung behandelt. An dieser<br />

Stelle soll allerdings noch einmal explizit darauf hingewiesen werden, dass allein auf der Grundlage<br />

der in diesem Kapitel durchgeführten bivariaten Analyse keine Rückschlüsse auf mögliche<br />

Kausalitäten zwischen verschiedenen Variablen gezogen werden können, da hierzu weitere<br />

Einflussgrößen zu berücksichtigen sind. Dies erfolgt in den multivariaten Analysen in Kapitel 7.<br />

5.1 Inputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />

Von den einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren sollen als Erstes die inputbezogenen Faktoren<br />

zugrunde gelegt werden. Für diese wird in diesem Abschnitt der Zusammenhang zur industriellen<br />

Beschäftigungsentwicklung geprüft.<br />

5.1.1 Standortfaktor Boden<br />

Der Boden- bzw. Baulandpreis zählt zu den traditionellen Standortfaktoren. Deshalb wurde geprüft,<br />

ob ein statistisch gesicherter Zusammenhang zwischen den Kaufwerten für Bauland (pro<br />

Quadratmeter) und der industriellen Beschäftigungsentwicklung vorliegt.<br />

Tabelle 5.2:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen den Baulandpreisen (Dekadendurchschnittswerte)<br />

und der regionalen Beschäftigungsentwicklung, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Baulandpreise ( Dekadendurchschnittswerte)<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,35**<br />

(0,02)<br />

-0,37**<br />

(0,01)<br />

-0,44***<br />

(0,00)<br />

-0,36**<br />

(0,02)<br />

Jobschaffungsrate -0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,34**<br />

(0,03)<br />

-0,20<br />

(0,20)<br />

-0,04<br />

(0,80)<br />

Expansionsrate -0,45***<br />

(0,00)<br />

-0,43***<br />

(0,00)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

-0,25<br />

(0,11)<br />

Gründungsrate -0,21<br />

(0,17)<br />

-0,19<br />

(0,21)<br />

0,11<br />

(0,48)<br />

0,18<br />

(0,24)<br />

Zuwanderungsrate 0,06<br />

(0,70)<br />

0,41**<br />

(0,01)<br />

0,08<br />

(0,60)<br />

0,21<br />

(0,17)<br />

Jobabbaurate -0,03<br />

(0,86)<br />

0,10<br />

(0,53)<br />

0,35**<br />

(0,02)<br />

0,40**<br />

(0,01)<br />

Schrumpfungsrate -0,05<br />

(0,74)<br />

0,07<br />

(0,66)<br />

0,36**<br />

(0,02)<br />

0,43***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate -0,11<br />

(0,48)<br />

-0,09<br />

(0,57)<br />

0,04<br />

(0,80)<br />

0,08<br />

(0,60)<br />

Abwanderungsrate 0,54***<br />

(0,00)<br />

0,62***<br />

(0,00)<br />

0,57***<br />

(0,00)<br />

0,65***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: IAW-Berechnungen


80 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Kasten 2: Interpretation der Ergebnisse der Korrelationsanalysen<br />

In Tabelle 5.2 sind (wie auch in den folgenden Tabellen von Kapitel 5) u.a. so genannte Korrelationskoeffizienten<br />

vermerkt. Dabei werden zwei Typen unterschieden:<br />

Der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson ist ein Maß für die Richtung und die lineare Stärke<br />

eines Zusammenhangs zwischen zwei Variablen – hier für die Stärke des Zusammenhangs zwischen<br />

einem Beschäftigungsindikator (z.B. Nettobeschäftigungsänderung oder Expansionsrate) einerseits und<br />

einem regionalen Standortfaktor (z.B. Baulandpreis) andererseits. Der Koeffizienten liegt dabei im Werteintervall<br />

zwischen +1 und -1, wobei positive Werte auf einen positiven Zusammenhang und negative Werte<br />

auf einen negativen Zusammenhang zwischen den Variablen schließen lassen. Ist der Koeffizient „dem<br />

Betrage nach“ kleiner als 0,5, dann spricht man von „schwacher Korrelation“ (d.h., von einem nicht allzu<br />

stark ausgeprägten Zusammenhang zwischen zwei Variablen). Liegt der Koeffizient betragsmäßig im<br />

Wertebereich zwischen 0,5 und 0,8, so ist eine „mittlere Korrelation“ gegeben. Für Beträge zwischen 0,8<br />

und 1 spricht man von einer „starken Korrelation“. So bedeutet zum Beispiel in Tabelle 5.2 der (Bravais-<br />

Pearson-)Koeffizient bezüglich des Zusammenhangs zwischen der Nettobeschäftigungsänderung und<br />

den Baulandpreisen in den 1980er Jahren in Höhe von -0,35, dass es sich hier lediglich um eine „schwache<br />

Korrelation“ bzw. um einen schwach ausgeprägten Zusammenhang handelt und dass der entsprechende<br />

Zusammenhang „negativ“ ist, d.h. ein hohes Baulandpreisniveau geht mit einer negativen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

einher (und umgekehrt).<br />

Neben dem Korrelationskoeffizient von Bravais-Pearson sind auch jeweils entsprechende Rangkorrelationskoeffizient<br />

von Spearman angeführt. Seine Werte können entsprechend interpretiert werden, er ist<br />

jedoch deutlich weniger beeinflusst von extremen Ausprägungen einzelner Variablen, da er nicht die tatsächlichen<br />

Werte der Variablen, sondern nur deren „Ränge“ heranzieht.<br />

Obwohl es sich streng genommen bei den 44 Kreisen um die gesamte Population handelt, werden zur<br />

Orientierung dennoch unterhalb der Korrelationskoeffizienten die P-Werte für den Test, dass der Zusammenhang<br />

statistisch belastbar ist, angeführt. Der P-Wert kann etwas vereinfachend als die Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

interpretiert werden, mit der die Korrelation als statistisch gesichert von Null verschieden<br />

gilt. Je kleiner also der P-Wert ist, desto statistisch gesicherter ist der Zusammenhang. Zur einfacheren<br />

Interpretation werden in den Tabellen die Korrelationskoeffizienten mit jeweils 3 Sternen versehen, wenn<br />

diese Irrtumswahrscheinlichkeit maximal 1% beträgt, mit 2 Sternen, wenn diese maximal bei 5% und mit<br />

einem Stern, wenn diese maximal bei 10% liegt.<br />

Die bivariate Analyse zeigt, dass in den baden-württembergischen Kreisen die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

im Durchschnitt in den 1980er- und 1990er-Jahren umso schlechter<br />

verlief, je höher die jeweiligen Bodenpreise waren (vgl. Tabelle 5.2). 35 Einer der Gründe dafür<br />

war der positive Zusammenhang zwischen Baulandpreisniveau und Abwanderungsrate, der<br />

nicht nur für die 1980er-, sondern auch für die 1990er-Jahre statistisch signifikant war. Die Gesamtentwicklung<br />

hinsichtlich der Industriebeschäftigung (net employment change) wurde also in<br />

beiden Dekaden vom positiven Zusammenhang der Baulandpreise mit der Abwanderungsrate,<br />

also von abwanderungsbedingten Beschäftigungsverlusten, getragen.<br />

35 Die Korrelationsergebnisse zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung bzw. ihrer Komponenten<br />

einerseits und den Baulandpreisen andererseits waren in qualitativer Hinsicht dieselben, ganz gleich,<br />

ob für die Baulandpreise die Dekadenanfangs- oder die Dekadendurchschnittswerte herangezogen<br />

wurden.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 81<br />

Abbildung 5.1: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsänderung und Baulandpreisen in den 1990er-<br />

Jahren (r PB =-0,44; p PB =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Als weitere Ursachen für die Entwicklung der Beschäftigung kamen hinzu: in den 1980er-Jahren<br />

der negative Zusammenhang zur Expansionsrate und in den 1990er-Jahren der positive Zusammenhang<br />

zur Schrumpfungsrate. Damit ist in den baden-württembergischen Kreisen mit<br />

relativ hohen Baulandpreisen die Beschäftigungsentwicklung in bestehenden Unternehmen nur<br />

unterdurchschnittlich gut bzw. überdurchschnittlich schlecht ausgefallen.<br />

Die für die Baulandpreise gemachten Feststellungen treffen im Grundsatz auch dann zu, wenn<br />

man nicht diese, sondern alternativ die Komponente „Industriebaulandpreise“ heranzieht (vgl.<br />

Tabelle 5.3). In diesem Fall kommt der Aspekt „einzelwirtschaftlicher Standortfaktor“ noch stärker<br />

zum Tragen, da nichtgewerbliche Baulandnutzungen hier nicht mehr mit einbezogen sind.


82 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Andererseits zeigt die lediglich geringfügige Abweichung bei den Untersuchungsergebnissen<br />

zwischen dem allgemeinen Baulandpreis und dem speziellen Industriebaulandpreis, dass auch<br />

andere Komponenten als der Industriebaulandpreis, die im Baulandpreis enthalten sind, zumindest<br />

als Aggregat ähnlich wie der generelle Baulandpreis wirken. In der entsprechenden Aggregatsgröße<br />

steckt auch der Preis für Wohnbauland, der insoweit ein indirekter Standortfaktor für<br />

die Unternehmen darstellt, als er über die Attraktivität als Wohnstandort für die Mitarbeiter von<br />

Unternehmen mit entscheidet.<br />

Tabelle 5.3:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Industriebaulandpreisen (Dekadendurchschnittswerte)<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Industriebaulandpreise (Dekadendurchschnittswerte)<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,25<br />

(0,11)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

-0,46***<br />

(0,00)<br />

Jobschaffungsrate -0,39**<br />

(0,01)<br />

-0,32**<br />

(0,04)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,12<br />

(0,44)<br />

Expansionsrate -0,41**<br />

(0,01)<br />

-0,35**<br />

(0,02)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

Gründungsrate -0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,21<br />

(0,18)<br />

0,02<br />

(0,89)<br />

0,23<br />

(0,14)<br />

Zuwanderungsrate 0,02<br />

(0,90)<br />

0,34**<br />

(0,03)<br />

-0,04<br />

(0,80)<br />

0,15<br />

(0,33)<br />

Jobabbaurate -0,12<br />

(0,45)<br />

-0,00<br />

(0,99)<br />

0,32**<br />

(0,04)<br />

0,48***<br />

(0,00)<br />

Schrumpfungsrate -0,11<br />

(0,48)<br />

-0,00<br />

(0,98)<br />

0,32**<br />

(0,03)<br />

0,50***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate 0,20<br />

(0,21)<br />

-0,14<br />

(0,38)<br />

0,06<br />

(0,69)<br />

0,13<br />

(0,38)<br />

Abwanderungsrate 0,44***<br />

(0,00)<br />

0,41**<br />

(0,01)<br />

0,43***<br />

(0,00)<br />

0,58***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Berücksichtigt man an dieser Stelle noch einmal explizit, dass sich die hier erörterte Beschäftigungsentwicklung<br />

nur auf den Bereich des Verarbeitenden Gewerbes bezieht, dann spiegeln<br />

sich in den betreffenden Ergebnissen die für die letzten Jahrzehnte allgemein beobachteten Zusammenhänge<br />

zwischen Industriebeschäftigung und Baulandpreisen (und damit indirekt der<br />

Verfügbarkeit von Gewerbeflächen) wider. So zeigen andere empirische Untersuchungen, dass<br />

in den letzten Jahren gerade flächenintensive Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes aus den<br />

Agglomerationsräumen abgewandert sind. Dies erklärt die hier beobachtete hohe Abwanderungsrate,<br />

d.h. die hohen Beschäftigungsverluste durch die Abwanderung von Industriebetrieben,<br />

in Kreisen mit hohem Baulandpreisniveau.<br />

Die bivariate Analyse hat insgesamt also gezeigt, dass in den 1980er- und 1990er-Jahren in<br />

baden-württembergischen Kreisen hohe Baulandpreise mit einer eher ungünstigen Nettobe-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 83<br />

schäftigungsentwicklung einhergingen. Daraus darf allerdings nicht unmittelbar gefolgert werden,<br />

dass die hohen Bodenpreise diese Beschäftigungsbilanz (mit)verursacht hätten. Vielmehr<br />

bleibt die Frage, nach einer entsprechenden Kausalität der abschließenden in Kapitel 7 angeführten<br />

multivariaten Analyse vorbehalten. Die entsprechende Untersuchung wird dabei zu dem<br />

Ergebnis gelangen, dass die Baulandpreise zu den zwischen baden-württembergischen Kreisen<br />

festzustellenden Unterschieden in der Beschäftigungsentwicklung keinen wesentlichen Erklärungsbeitrag<br />

leisten.<br />

5.1.2 Standortfaktor Arbeit<br />

Auch die Arbeitskosten gelten als traditioneller Standortfaktor. Vor diesem Hintergrund wurde<br />

zunächst geprüft, welche Zusammenhänge sich für die baden-württembergischen Kreise zwischen<br />

dem durchschnittlichen Monatslohn je Arbeiter und der Beschäftigungsentwicklung feststellen<br />

lassen.<br />

Tabelle 5.4:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Monatslohn je Arbeiter (Dekadendurchschnitte) und<br />

verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />

und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Monatslohn je Arbeiter (Dekadendurchschnitte)<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,20<br />

(0,20)<br />

-0,22<br />

(0,15)<br />

-0,17<br />

(0,26)<br />

0,22<br />

(0,15)<br />

Jobschaffungsrate -0,60***<br />

(0,00)<br />

-0,66***<br />

(0,00)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,31**<br />

(0,04)<br />

Expansionsrate -0,57***<br />

(0,00)<br />

-0,61***<br />

(0,00)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

Gründungsrate -0,46***<br />

(0,00)<br />

-0,58***<br />

(0,00)<br />

0,14<br />

(0,37)<br />

0,15<br />

(0,33)<br />

Zuwanderungsrate -0,10<br />

(0,50)<br />

-0,8<br />

(0,62)<br />

0,02<br />

(0,90)<br />

0,01<br />

(0,97)<br />

Jobabbaurate -0,49***<br />

(0,00)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

-0,01<br />

(0,95)<br />

0,01<br />

(0,93)<br />

Schrumpfungsrate -0,34**<br />

(0,02)<br />

-0,35**<br />

(0,02)<br />

0,12<br />

(0,42)<br />

0,19<br />

(0,22)<br />

Schließungsrate -0,61***<br />

(0,00)<br />

-0,66***<br />

(0,00)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

Abwanderungsrate 0,14<br />

(0,38)<br />

0,21<br />

(0,17)<br />

0,16<br />

(0,30)<br />

0,28*<br />

(0,06)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Es zeigt sich, dass in den 1980er- und 1990er-Jahren zwischen der durchschnittlichen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

und dem durchschnittlichen Lohnniveau kein signifikanter bivariater<br />

Zusammenhang bestand (vgl. Tabelle 5.4). Dies scheint auf den ersten Blick die theoretische<br />

Überlegung zu stützen, wonach die Löhne eine ambivalente Wirkung auf die Beschäftigung<br />

ausüben, weil sie nicht nur einen Kostenfaktor, sondern über den Kaufkrafteffekt auch einen


84 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

nachfragedeterminierenden Faktor darstellen. Da es in dem hier vorliegenden Fall aber ausschließlich<br />

um die Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe geht und die Nachfrage<br />

nach Industriegütern nicht allzu stark von der regionalen Kaufkraft abhängig ist, dürfte der<br />

zweite Aspekt für die Erklärung des Sachverhalts jedoch kaum relevant sein. Der Grund für den<br />

nichtsignifikanten Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Lohnniveau<br />

lag insbesondere darin, dass das Lohnniveau in beiden Dekaden nicht nur mit der Expansionsrate,<br />

sondern auch mit der Schließungsrate negativ korreliert war. Damit wirkten diese beiden<br />

Beschäftigungskomponenten in entgegengesetzter Richtung.<br />

Bei den durchschnittlichen Monatsgehältern der Angestellten lag zwar auch eine negative Korrelation<br />

mit der Expansionsrate vor, ansonsten ergaben sich jedoch einige Abweichungen zur Wirkung<br />

der für Arbeiter zu zahlenden Löhne (vgl. Tabelle 5.5).<br />

Tabelle 5.5:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Monatsgehalt je Angestelltem (Dekadendurchschnittswerte)<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />

Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Monatsgehalt je Angestelltem (Dekadendurchschnittswerte)<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,23<br />

(0,14)<br />

-0,25<br />

(0,11)<br />

-0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,42**<br />

(0,01)<br />

Jobschaffungsrate -0,62***<br />

(0,00)<br />

-0,64***<br />

(0,00)<br />

-0,23<br />

(0,13)<br />

-0,20<br />

(0,20)<br />

Expansionsrate -0,61***<br />

(0,00)<br />

-0,62***<br />

(0,00)<br />

-0,48***<br />

(0,00)<br />

-0,44***<br />

(0,00)<br />

Gründungsrate -0,42**<br />

(0,01)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

0,32**<br />

(0,03)<br />

0,37**<br />

(0,01)<br />

Zuwanderungsrate -0,13<br />

(0,41)<br />

-0,00<br />

(0,98)<br />

-0,13<br />

(0,39)<br />

-0,09<br />

(0,55)<br />

Jobabbaurate -0,47***<br />

(0,00)<br />

-0,42***<br />

(0,00)<br />

0,28*<br />

(0,06)<br />

0,33**<br />

(0,03)<br />

Schrumpfungsrate -0,33**<br />

(0,03)<br />

-0,28*<br />

(0,06)<br />

0,41**<br />

(0,01)<br />

0,49***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate -0,60***<br />

(0,00)<br />

-0,58***<br />

(0,00)<br />

-0,20<br />

(0,19)<br />

-0,18<br />

(0,25)<br />

Abwanderungsrate 0,08<br />

(0,61)<br />

0,21<br />

(0,17)<br />

0,20<br />

(0,19)<br />

0,20<br />

(0,19)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Besonders interessant erscheinen gewisse „Vorzeichenwechsel“ zwischen den Dekaden. Während<br />

in den 1980er-Jahren die Monatsgehälter der Angestellten mit der Gründungs- und der<br />

Schrumpfungsrate jeweils negativ korreliert waren, zeigte sich in den 1990er-Jahren jeweils eine<br />

positive Korrelation (vgl. Abbildung 5.2). Der im Zeitablauf nicht stabile Zusammenhang zwischen<br />

der Gehaltshöhe und der Gründungsrate bestätigt in der deskriptiven Analyse die uneinheitlichen<br />

Befunde, die in anderen empirischen Untersuchungen hinsichtlich der Wirkung von<br />

Arbeitskosten auf das Gründungsverhalten dokumentiert sind.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 85<br />

Abbildung 5.2: Zusammenhang zwischen Schrumpfungsrate und Gehaltshöhe in den 1990er Jahren<br />

(r PB =0,41; p PB =0,01)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Insgesamt ergab sich in beiden Dekaden zwischen dem Gehaltsniveau und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

ein negativer Zusammenhang, der allerdings nur in den 1990er-Jahren statistisch<br />

signifikant war. 36 D.h., in der betreffenden Dekade verlief in den baden-württembergischen<br />

Kreisen die (Netto)Beschäftigungsentwicklung tendenziell umso schlechter, je höher das dortige<br />

Gehaltsniveau war. 37<br />

36 Die entsprechende Aussage gilt für den Fall, dass für die Monatsgehälter die Dekadendurchschnittswerte<br />

herangezogen werden. Bei Verwendung der Dekadenanfangswerte war auch in den 1980er-<br />

Jahren eine gewisse statistische Signifikanz gegeben (allerdings nur in Bezug auf Spearman).<br />

37 Die multivariate Analyse (Kapitel 7) kommt zu dem Ergebnis, dass überdurchschnittlich hohe Angestelltengehälter<br />

eine der Ursachen für eine regional vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung<br />

im Verarbeitenden Gewerbe war.


86 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Als Bestimmungsgröße für die Beschäftigungsentwicklung in einem Wirtschaftsraum gilt auch<br />

das dort vorherrschende Ausmaß an Arbeitslosigkeit, wenngleich die Wirtschaftstheorie durchaus<br />

unterschiedliche Wirkungszusammenhänge sieht. Unter anderem steht eine hohe Arbeitslosigkeit<br />

für eine Kaufkraftschwäche, gleichzeitig aber auch für ein eher niedriges Lohnniveau und<br />

damit geringe Arbeitskosten. Nimmt man diese und andere Wirkungskanäle, wie z.B. die Abhängigkeit<br />

des Gründungsaufkommens vom Niveau der regionalen Arbeitslosigkeit, dann kann<br />

die Höhe der Arbeitslosigkeit die Beschäftigungsentwicklung in unterschiedliche Richtungen<br />

beeinflussen.<br />

Für die baden-württembergischen Kreise zeigt die Untersuchung einen deutlich negativen Zusammenhang<br />

zwischen der Arbeitslosenquote und der Nettobeschäftigungsentwicklung 38 , der in<br />

den 1990er-Jahren im Vergleich zur Vordekade noch stärker und noch signifikanter ausgeprägt<br />

war (vgl. Tabelle 5.6 und Abbildung 5.3).<br />

Tabelle 5.6:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote (Dekadendurchschnittswerte) und<br />

verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />

und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Arbeitslosenquote (Dekadendurchschnittswerte)<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,52***<br />

(0,00)<br />

-0,53***<br />

(0,00)<br />

Jobschaffungsrate -0,29*<br />

(0,06)<br />

-0,20<br />

(0,20)<br />

-0,16<br />

(0,30)<br />

-0,24<br />

(0,12)<br />

Expansionsrate -0,42**<br />

(0,01)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,36**<br />

(0,02)<br />

-0,39**<br />

(0,01)<br />

Gründungsrate 0,07<br />

(0,63)<br />

0,10<br />

(0,53)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

0,15<br />

(0,32)<br />

Zuwanderungsrate -0,04<br />

(0,82)<br />

-0,09<br />

(0,54)<br />

-0,12<br />

(0,44)<br />

-0,17<br />

(0,28)<br />

Jobabbaurate 0,18<br />

(0,25)<br />

0,11<br />

(0,48)<br />

0,46***<br />

(0,00)<br />

0,41**<br />

(0,01)<br />

Schrumpfungsrate 0,25<br />

(0,11)<br />

0,14<br />

(0,38)<br />

0,48***<br />

(0,00)<br />

0,48***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate 0,01<br />

(0,94)<br />

0,04<br />

(0,82)<br />

0,21<br />

(0,18)<br />

0,15<br />

(0,34)<br />

Abwanderungsrate -0,12<br />

(0,43)<br />

-0,13<br />

(0,39)<br />

0,26*<br />

(0,09)<br />

0,10<br />

(0,50)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Dies bedeutet, dass die Beschäftigungsentwicklung in denjenigen Kreisen, die ohnehin schon<br />

über eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit zu klagen hatten, die Beschäftigungsentwicklung<br />

auch noch ungünstiger verlief als in den anderen Kreisen.<br />

38 Bei Verwendung der Dekadenanfangswerte war für die 1980er-Jahre in Bezug auf Spearman allerdings<br />

keine statistische Signifikanz gegeben.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 87<br />

Abbildung 5.3: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsänderung und Arbeitslosenquote in den<br />

1990er-Jahren (r PB =-0,52; p PB =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

In beiden Dekaden signifikant war der negative Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote<br />

und Expansionsrate. Dazu kam in den 1990er-Jahren „verschärfend“ eine hoch signifikante positive<br />

Korrelation zur Schrumpfungsrate hinzu. Insofern wurden in den 1990er-Jahren in badenwürttembergischen<br />

Kreisen mit relativ hoher Arbeitslosigkeit die vergleichsweise ungünstige<br />

Beschäftigungsentwicklung insbesondere von der Entwicklung in bestehenden Unternehmen<br />

determiniert, und zwar in der Weise, dass diese im Vergleich zu Unternehmen in Kreisen mit<br />

niedrigerer Arbeitslosigkeit von der Jobschaffung nur unterdurchschnittlich und vom Jobabbau<br />

überdurchschnittlich betroffen waren. Dagegen hatten Neugründungen und Betriebsschließungen<br />

sowie Zu- und Abwanderungen von Unternehmen keinen so starken Einfluss auf die Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

in den Kreisen.


88 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Während die wirtschaftswissenschaftliche Theorie und Empirie – wie erwähnt – zu keinem einheitlichen<br />

Ergebnis hinsichtlich des Richtungszusammenhangs zwischen Arbeitslosenquote und<br />

Beschäftigungsentwicklung kommt, zeigt sich im vorliegenden Fall der baden-württembergischen<br />

Kreise für die 1980er- und 1990er-Jahre ein ausgeprägt negativer Zusammenhang. Insofern<br />

könnte man zunächst vermuten, dass in diesem Fall gerade der mit einer hohen Arbeitslosigkeit<br />

verbundene Faktor „Nachfrageschwäche“ eine Rolle gespielt hat. Allerdings ist in diesem<br />

Zusammenhang zu bedenken, dass es in der vorliegenden Studie speziell um die Entwicklung<br />

der Beschäftigung im industriellen Sektor geht. Insoweit spielen aber die durch Arbeitslosigkeit<br />

verursachten Kaufkraftverluste eine geringere bzw. eine lediglich indirektere Rolle als wenn es<br />

um den Dienstleistungssektor ginge.<br />

Wichtig ist hier erneut, dass der bei der bivariaten Untersuchung festgestellte negative Zusammenhang<br />

zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Arbeitslosenquote nicht als Kausalitätsbeziehung<br />

interpretiert werden darf. Dies verdeutlicht der abschließende Befund der statistisch<br />

„robusteren“ multivariaten Analyse in Kapitel 7, die keinen Einfluss der Arbeitslosenquote<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung feststellen konnte.<br />

Die Beschäftigungsentwicklung wird auch durch das Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer mitbestimmt.<br />

39 Vor diesem Hintergrund wurde als einer der Indikatoren für berufliche Qualifikation<br />

die so genannte Akademikerquote herangezogen, die den Anteil der Hochschulabgänger an den<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten abbildet. 40 Da die entsprechende Statistik in Bezug<br />

auf die räumliche Zuordnung der Beschäftigten nicht auf den Ort des Wohnsitzes, sondern den<br />

des Arbeitsplatzes abstellt, bildet die Akademikerquote eines Kreises genau genommen also<br />

den Anteil der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ab, der von Hochschulabgängern<br />

besetzt ist.<br />

Die Analyse für die baden-württembergischen Kreise zeigt für beide Dekaden einen hochsignifikanten<br />

negativen Zusammenhang zwischen Akademikerquote und industrieller Beschäftigungs-<br />

39 Bei den Indikatoren für das Qualifikationsniveau der Beschäftigten (Akademikerquote bzw. Geringqualifiziertenquote)<br />

wurde jeweils auf das entsprechende Qualifikationsniveau aller Beschäftigten<br />

abgestellt, und nicht auf das der Beschäftigten im industriellen Bereich. Dies lag daran, dass für die<br />

baden-württembergischen Kreise für das Verarbeitende Gewerbe entsprechende Qualifikationsdaten<br />

nur für die 1990er-Jahre vollständig zur Verfügung standen, während sektorenübergreifende Daten<br />

sowohl für die 1980er- als auch die 1990er-Jahre und damit den gesamten Betrachtungszeitraum verfügbar<br />

waren. Diese Vorgehensweise ist aber problemlos, weil sich für die 1990er-Jahre eine sehr<br />

starke positive Korrelation zwischen der Akademikerquote der „Beschäftigten insgesamt“ und der<br />

entsprechenden Quote der industriellen Beschäftigten zeigte, so dass die weiteren Ergebnisse hier<br />

nicht von der Wahl des Indikators abhängen. Dasselbe ergab sich für die Geringqualifiziertenquote.<br />

40 Die Korrelationsberechnungen zur Akademikerquote führten zu denselben qualitativen Ergebnissen,<br />

unabhängig davon, ob für diese Quote die Dekadenanfangs- oder die Dekadendurchschnittswerte herangezogen<br />

wurden.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 89<br />

entwicklung auf Kreisebene (vgl. Tabelle 5.7). Dies bedeutet, dass sich diejenigen Kreise, die<br />

über einen hohen Akademikeranteil bzw. über einen hohen Anteil an hochqualifizierten Arbeitsplätzen<br />

verfügen bei der Nettobeschäftigungsentwicklung vergleichsweise schlecht abgeschnitten<br />

haben. Dieser deskriptive Befund scheint im Widerspruch zu der in Theorie und Empirie weit<br />

verbreiteten These zu stehen, dass ein hohes Qualifikationsniveau der Arbeitnehmer die arbeitsmarktliche<br />

Entwicklung begünstigt. Allerdings bedeutet das hier abgeleitete Ergebnis nur,<br />

dass in baden-württembergischen Kreisen mit hohem Akademikeranteil eine eher ungünstige<br />

Arbeitsmarktentwicklung zu verzeichnen war. Der üblicherweise als Standortvorteil einzustufende<br />

Umstand „hohe Akademikerquote“ dürfte damit von Standortnachteilen überlagert worden<br />

sein, welche die bivariate Analyse nicht mit erfassen konnte.<br />

Tabelle 5.7:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Akademikerquote (Dekadendurchschnittswerte) und<br />

verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />

und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Akademikerquote – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,41**<br />

(0,01)<br />

-0,44***<br />

(0,00)<br />

-0,44***<br />

(0,00)<br />

-0,40**<br />

(0,01)<br />

Jobschaffungsrate -0,57***<br />

(0,00)<br />

-0,62***<br />

(0,00)<br />

-0,10<br />

(0,53)<br />

-0,08<br />

(0,61)<br />

Expansionsrate -0,62***<br />

(0,00)<br />

-0,64***<br />

(0,00)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

Gründungsrate -0,23<br />

(0,13)<br />

-0,44***<br />

(0,00)<br />

0,42**<br />

(0,01)<br />

0,34**<br />

(0,02)<br />

Zuwanderungsrate -0,02<br />

(0,91)<br />

0,09<br />

(0,54)<br />

-0,06<br />

(0,70)<br />

0,00<br />

(1,00)<br />

Jobabbaurate -0,11<br />

(0,46)<br />

-0,14<br />

(0,36)<br />

0,42**<br />

(0,01)<br />

0,45***<br />

(0,00)<br />

Schrumpfungsrate -0,07<br />

(0,64)<br />

-0,12<br />

(0,45)<br />

0,46***<br />

(0,00)<br />

0,50***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate -0,21<br />

(0,18)<br />

-0,20<br />

(0,18)<br />

0,00<br />

(0,99)<br />

-0,03<br />

(0,87)<br />

Abwanderungsrate 0,20<br />

(0,19)<br />

0,31**<br />

(0,04)<br />

0,53***<br />

(0,00)<br />

0,50***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Der festgestellte negative Zusammenhang zwischen Akademikerquote und Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

wurde in beiden Dekaden von einem entsprechenden Zusammenhang zur<br />

Expansionsrate „getragen“. D.h., dass in den Kreisen mit einem relativ hohen Anteil an Akademikerarbeitsplätzen<br />

der Beschäftigungsaufbau in den expandierenden Untenehmen nur unterdurchschnittlich<br />

ausfiel. Daneben ergab sich in den 1990er-Jahren jedoch ein positiver Zusammenhang<br />

zwischen Akademikerquote und Gründungsrate (vgl. Abbildung 5.4). Dies hätte zusammen<br />

mit dem zuvor angeführten Effekt tendenziell bewirkt, dass zwischen Akademikerquote<br />

und Nettobeschäftigungsentwicklung weder eine positive noch eine negative Korrelation vorliegt.


90 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Da nun allerdings zusätzlich hochsignifikante positive Korrelationen zwischen Akademikerquote<br />

und der Schließungs- sowie der Abwanderungsrate hinzukamen, führte dies „per Saldo“ auch in<br />

den 1990er-Jahren zum bereits erwähnten negativen Zusammenhang zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

und der Akademikerquote.<br />

Abbildung 5.4: Zusammenhang zwischen Gründungsrate und Akademikerquote (1990er-Jahre)<br />

(r BP = 0,419, p BP =0,005)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Betrachtet man den Sachverhalt aus einem anderen Blickwinkel, dann kann man feststellen,<br />

dass der negative Zusammenhang zwischen Akademikerquote und Nettobeschäftigungsänderung<br />

in den 1980er-Jahren insbesondere von der Jobschaffungsseite „getragen“ wurde, in den<br />

1990er-Jahren dagegen von der Jobabbauseite.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 91<br />

Zusätzlich zur Akademikerquote wurde als Qualifikationsindikator auch noch die Geringqualifiziertenquote<br />

herangezogen. 41 Diese misst den Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />

der keinen Berufsabschluss hat bzw. den entsprechenden Arbeitsplatzanteil. 42 Hier<br />

zeigt sich für die 1980er-Jahre eine marginale Signifikanz für einen schwach positiven Zusammenhang<br />

zwischen Geringqualifiziertenanteil und Beschäftigungsentwicklung (vgl. Tabelle 5.8).<br />

Tabelle 5.8:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen Geringqualifiziertenquote (Dekadendurchschnitte)<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Geringqualifiziertenquote – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,26*<br />

(0,09)<br />

0,25<br />

(0,10)<br />

0,14<br />

(0,38)<br />

0,08<br />

(0,62)<br />

Jobschaffungsrate 0,40**<br />

(0,01)<br />

0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,05<br />

(0,77)<br />

-0,04<br />

(0,81)<br />

Expansionsrate 0,38**<br />

(0,01)<br />

0,36**<br />

(0,02)<br />

0,15<br />

(0,32)<br />

0,16<br />

(0,29)<br />

Gründungsrate 0,29*<br />

(0,05)<br />

0,33**<br />

(0,03)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,17<br />

(0,28)<br />

Zuwanderungsrate -0,02<br />

(0,90)<br />

-0,21<br />

(0,17)<br />

-0,12<br />

(0,45)<br />

-0,03<br />

(0,85)<br />

Jobabbaurate 0,11<br />

(0,47)<br />

0,15<br />

(0,33)<br />

-0,18<br />

(0,24)<br />

-0,11<br />

(0,46)<br />

Schrumpfungsrate 0,16<br />

(0,29)<br />

0,22<br />

(0,16)<br />

-0,19<br />

(0,22)<br />

-0,16<br />

(0,30)<br />

Schließungsrate 0,05<br />

(0,73)<br />

0,13<br />

(0,39)<br />

0,10<br />

(0,54)<br />

0,12<br />

(0,43)<br />

Abwanderungsrate -0,39**<br />

(0,01)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

-0,63***<br />

(0,00)<br />

-0,58***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

In Baden-Württemberg gab es also in den 1980er-Jahren eine gewisse, wenn auch nicht ausgeprägte<br />

Tendenz, dass die Kreise mit einem hohen Anteil an Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte<br />

eine bessere Beschäftigungsentwicklung vorweisen konnten als die anderen Kreise. Dies lag<br />

daran, dass die Geringqualifiziertenquote positiv mit der Expansions- und der Gründungsrate<br />

korreliert war und zusätzlich eine negative Korrelation mit der Abwanderungsrate vorlag (vgl.<br />

Abbildung 5.5). Bei der Interpretation dieser Ergebnisse der bivariaten Analyse ist jedoch zu<br />

bedenken, dass sich in dieser Korrelation auch die Tatsache niederschlagen könnte, dass Kreise<br />

mit einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt es besser schaffen, einen höheren Anteil gering<br />

Qualifizierter zu beschäftigen. Insofern wurde im weiteren Verlauf der Studie im Rahmen der<br />

multivariaten Analyse dieses Zwischenergebnis noch einmal hinterfragt, und zwar indem ergän-<br />

41 Die Korrelationsberechnungen zur Geringqualifiziertenquote führten zu denselben qualitativen Ergebnissen,<br />

unabhängig davon, ob für diese Quote die Dekadenanfangs- oder Dekadendurchschnittswerte<br />

herangezogen wurden.<br />

42 Zur analytischen Zerlegung der Geringqualifiziertenquote in eine arbeitsmarktliche und eine potenzialbezogene<br />

Komponente vgl. Krumm/Strotmann (2004b).


92 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

zend die Zeitstruktur berücksichtigt wurde. Bei der entsprechenden Untersuchung in Kapitel 7<br />

zeigt sich dann, dass sich die Hypothese einer mit besserer regionaler Humankapitalaustattung<br />

vorteilhafteren Beschäftigungsentwicklung tendenziell bestätigen lässt.<br />

Abbildung 5.5: Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate und Geringqualifiziertenquote (1990er-Jahre)<br />

(r BP = -0,64, p BP =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Das hinsichtlich der Abwanderungsrate der 1980er-Jahre gewonnene Ergebnis lässt sich auch<br />

für die 1990er-Jahre feststellen, und zwar in noch stärkerer Form. D.h. auch in dieser Dekade<br />

fielen die durch Firmenabwanderung verursachten Arbeitsplatzverluste in denjenigen Kreisen<br />

tendenziell niedriger aus, die unter ihren Arbeitnehmern einen hohen Anteil an Ungelernten hatten.<br />

Für die Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes konnte für die 1990er-Jahre jedoch<br />

kein signifikanter Zusammenhang mit der Geringqualifiziertenquote festgestellt werden.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 93<br />

5.1.3 Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />

Die Verfügbarkeit von Kapazitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) wird ein zunehmend<br />

bedeutender Standortfaktor. Dies gilt in besonderem Maße für Deutschland speziell auch für<br />

Baden-Württemberg, wo die Unternehmen aufgrund hoher Arbeits- und Steuerkosten fast nur<br />

noch bei technologisch hochwertigen Produkten international wettbewerbsfähig sein können. 43<br />

Entsprechende Produkte setzen allerdings regelmäßige Innovationen voraus, die ohne eine hinreichende<br />

Ausstattung mit FuE-Ressourcen nicht realisierbar wären.<br />

Ein Indikator zur Messung der Ausstattung mit Forschungsinfrastruktur ist die FuE-Personalintensität.<br />

44 Diese bezieht die Zahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Mitarbeiter<br />

auf die Gesamtbeschäftigtenzahl. 45 In der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie wird in der<br />

Regel davon ausgegangen, dass ein hoher Anteil an FuE-Beschäftigten die Wirtschafts- und<br />

damit die Beschäftigungsentwicklung begünstigt. Für Baden-Württemberg zeigt die vorliegende<br />

bivariate Analyse allerdings, dass gerade diejenigen Kreise, die in den 1980er- und 1990er-<br />

Jahren über einen hohe FuE-Personalintensität verfügten bei der Beschäftigungsentwicklung<br />

tendenziell schlechter abschnitten als andere Kreise (vgl. Tabelle 5.9). 46<br />

Der Grund für die eher ungünstige Beschäftigungsentwicklung der forschungsintensiven Kreise<br />

ist in der ersten Dekade des Betrachtungszeitraums in einer vergleichsweise schwachen Expansionsrate<br />

zu sehen. In den 1990er-Jahren lag die Ursache dagegen eindeutig auf der Jobabbauseite.<br />

Hier hatten die Kreise mit einem hohen FuE-Personalanteil im Vergleich zu anderen<br />

überproportionale Arbeitsplatzverluste durch Unternehmensschrumpfung und Firmenabwanderung<br />

zu beklagen.<br />

43 Vgl. Krumm/Strotmann (2004a).<br />

44 Zur FuE-Personalintensität und deren „Einfluss“ auf die Patentintensität (Patentanmeldungen bezogen<br />

auf Beschäftigtenzahl) in ausgewählten baden-württembergischen Regionen, vgl. Krumm/Strotmann<br />

(2004b).<br />

45 In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in Baden-Württemberg im Jahr 2001 etwa 92% der<br />

FuE-Ressourcen der Wirtschaft auf das Verarbeitende Gewerbe entfielen (Statistisches Landesamt<br />

Baden-Württemberg 2004).<br />

46 Werden bei der FuE-Personalintensität nicht Dekadendurchschnitts-, sondern Dekadenanfangswerte<br />

herangezogen, dann ergibt sich für die 1980er-Jahre zwar auch eine negative Korrelation, die jedoch<br />

nicht statistisch signifikant ist.


94 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Tabelle 5.9:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen FuE-Personalintensität (Dekadendurchschnitte) und<br />

verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />

und Spearman (P-Werte in Klammer)<br />

FuE-Beschäftigungsintensität – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,42**<br />

(0,01)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,35**<br />

(0,02)<br />

Jobschaffungsrate -0,16<br />

(0,31)<br />

-0,02<br />

(0,18)<br />

0,09<br />

(0,54)<br />

0,01<br />

(0,96)<br />

Expansionsrate -0,26*<br />

(0,09)<br />

-0,28*<br />

(0,06)<br />

-0,08<br />

(0,62)<br />

-0,21<br />

(0,16)<br />

Gründungsrate 0,08<br />

(0,62)<br />

-0,11<br />

(0,47)<br />

0,28*<br />

(0,06)<br />

0,20<br />

(0,19)<br />

Zuwanderungsrate 0,16<br />

(0,30)<br />

0,29*<br />

(0,06)<br />

0,05<br />

(0,75)<br />

0,01<br />

(0,93)<br />

Jobabbaurate 0,18<br />

(0,23)<br />

0,26<br />

(0,10)<br />

0,40**<br />

(0,01)<br />

0,47***<br />

(0,00)<br />

Schrumpfungsrate 0,18<br />

(0,25)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

0,35**<br />

(0,02)<br />

0,42***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate 0,08<br />

(0,61)<br />

0,17<br />

(0,27)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

0,17<br />

(0,28)<br />

Abwanderungsrate 0,07<br />

(0,67)<br />

0,16<br />

(0,31)<br />

0,42***<br />

(0,00)<br />

0,39**<br />

(0,01)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

An dieser Stelle sei allerdings davor gewarnt, in den im Rahmen der bivariaten Analyse festgestellten<br />

Zusammenhang zwischen FuE-Personalintensität und Beschäftigungsentwicklung eine<br />

Kausalitätsbeziehung hinein zu interpretieren. Entsprechende Aussagen zu möglichen Kausalitäten<br />

zwischen Variablen kann die bivariate Analyse nämlich nicht liefern. Vielmehr muss aus<br />

diesem Grund die bivariate Analyse durch abschließende multivariate Analysen ergänzt werden.<br />

Und diese kommt (wie in Kapitel 7 erläutert) zu dem Schluss, dass – über einen hinreichend<br />

langen Wirkungszeitraum gerechnet – eine höhere Ausstattung mit FuE-Personal auch in den<br />

baden-württembergischen Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre einen positiven Einfluss auf<br />

das Beschäftigungsniveau ausgeübt hat. 47<br />

47 Zusätzlich wurde in der bivariaten Analyse auch noch ein zweiter Indikator zur FuE-Ausstattung geprüft,<br />

und zwar die so genannte FuE-Ausgabenintensität, bei der die FuE-Ausgaben (Internen FuE-<br />

Ausgaben der Wirtschaft) eines Kreises auf die dortige Bruttowertschöpfung bezogen wurden. Hier<br />

lagen Daten aber nur für die 1990er-Jahre, speziell für 1997, vor. Es zeigte sich auch hier, dass in<br />

den 1990er-Jahren in baden-württembergischen Kreisen eine hohe FuE-Ausgabenintensität mit einer<br />

vergleichsweise ungünstigen Beschäftigungsentwicklung einherging (Korrelationskoeffizient von<br />

Spearman: -0,29 (P-Wert: 0,05)). Die oben in Zusammenhang mit der FuE-Personalintensität geäußerten<br />

Vorbehalte bezüglich einer vorschnellen Interpretation gelten hier bei der FuE-Ausgabenintensität<br />

entsprechend.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 95<br />

5.1.4 Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />

Die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zählen für die Unternehmen zu den traditionellen<br />

Standortfaktoren. Die wirtschaftswissenschaftliche Theorie geht davon aus, dass sich die Beschäftigung<br />

in denjenigen Wirtschaftsräumen besser entwickelt, die über eine gute Verkehrsinfrastruktur<br />

verfügen. Die entsprechende infrastrukturelle Ausstattung lässt sich zum Beispiel<br />

durch den Indikator „Pkw-Fahrzeit zur nächsten Bundesautobahnanschlussstelle“ erfassen.<br />

Hierzu standen Daten allerdings nur für die 1990er-Jahre zur Verfügung.<br />

Die Untersuchung in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise ergab, dass sich zwischen<br />

der entsprechenden Fahrzeit und der Nettobeschäftigungsentwicklung kein statistisch signifikanter<br />

Zusammenhang nachweisen lässt (vgl. Tabelle 5.10). Lediglich in Bezug auf eine Teilkomponente<br />

der „net employment change“ zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang, und zwar<br />

insofern, als die Kreise mit vergleichsweise kurzer Fahrzeit zur nächsten Autobahnanschlussstelle<br />

von abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverlusten überproportional betroffen waren, was<br />

für sich allein genommen nicht zu erwarten war (vgl. Abbildung 5.6). Dies deutet darauf hin,<br />

dass der entsprechende verkehrsinfrastrukturelle Standortfaktor im vorliegenden Fall von anderen<br />

Determinanten der Beschäftigungsentwicklung „überlagert“ wurde.<br />

Tabelle 5.10:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB – 1992er-Werte für die 1990er-Jahre<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,05<br />

(0,74)<br />

0,12<br />

(0,46)<br />

Jobschaffungsrate -0,11<br />

(0,48)<br />

-0,03<br />

(0,85)<br />

Expansionsrate 0,03<br />

(0,86)<br />

0,11<br />

(0,49)<br />

Gründungsrate -0,19<br />

(0,22)<br />

-0,14<br />

(0,36)<br />

Zuwanderungsrate -0,25<br />

(0,10)<br />

-0,24<br />

(0,12)<br />

Jobabbaurate -0,13<br />

(0,40)<br />

-0,09<br />

(0,56)<br />

Schrumpfungsrate -0,20<br />

(0,18)<br />

-0,25<br />

(0,10)<br />

Schließungsrate 0,21<br />

(0,16)<br />

0,24<br />

(0,12)<br />

Abwanderungsrate -0,34**<br />

(0,02)<br />

-0,37**<br />

(0,01)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (Nachrichtlich), IAW-Berechnungen


96 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Abbildung 5.6: Zusammenhang zwischen Abwanderungsquote und Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-<br />

Anschlussstelle (1990er-Jahre) (r BP = -0,344, p BP =0,022)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR(nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Geprüft wurde auch ein möglicher Zusammenhang zwischen der Beschäftigungsentwicklung<br />

und dem Indikator für die Verkehrsanbindung „Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal“. Bei<br />

einem solchen Terminal handelt es sich um eine Anlage für den „Kombinierten Ladeverkehr“<br />

(KLV), der den direkten Umschlag verschiedenster Güter zwischen den Verkehrsträgern Straße,<br />

Schiene bzw. Binnenschifffahrt ermöglicht. Für diesen verkehrsinfrastrukturellen Indikator standen<br />

Daten nur für das Jahr 1998 zur Verfügung, die für die 1990er-Jahre als repräsentativ angesehen<br />

wurden. Die Auswertung ergab das – für sich genommen – überraschende Ergebnis,<br />

dass in den 1990er-Jahren für die baden-württembergischen Kreise mit relativ langer Fahrtdauer<br />

zum nächsten KLV-Terminal – und damit eher ungünstiger verkehrsinfrastrukturellen Anbindung<br />

– sowohl die Schrumpfungs- als auch die Abwanderungsrate unterdurchschnittlich ausfiel (vgl.<br />

Tabelle 5.11 und Abbildung 5.7). Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der Nettobe-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 97<br />

schäftigungsentwicklung und der Fahrzeit zu den entsprechenden Terminals ergab sich jedoch<br />

kein statistisch signifikantes Ergebnis.<br />

Tabelle 5.11:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal und<br />

verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson<br />

und Spearman (P-Werte in Klammen)<br />

Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal - 1998er- Werte für 1990er -Jahre<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,25<br />

(0,10)<br />

0,24<br />

(0,12)<br />

Jobschaffungsrate 0,05<br />

(0,77)<br />

0,09<br />

(0,57)<br />

Expansionsrate 0,24<br />

(0,11)<br />

0,25<br />

(0,104)<br />

Gründungsrate -0,29*<br />

(0,06)<br />

-0,23<br />

(0,14)<br />

Zuwanderungsrate 0,08<br />

(0,59)<br />

0,11<br />

(0,48)<br />

Jobabbaurate -0,25<br />

(0,108)<br />

-0,21<br />

(0,18)<br />

Schrumpfungsrate -0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,28*<br />

(0,06)<br />

Schließungsrate 0,06<br />

(0,72)<br />

0,06<br />

(0,71)<br />

Abwanderungsrate -0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,32**<br />

(0,03)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


98 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Abbildung 5.7: Zusammenhang zwischen der Schrumpfungsrate und der Lkw-Fahrzeit zum nächsten<br />

KLV-Terminal (in Minuten) in den 1990er-Jahren<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Die verkehrsinfrastrukturelle Ausstattung eines Wirtschaftsraums bestimmt sich auch anhand<br />

des Indikators „Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Verkehrsflughafen“. Von den für diese<br />

Kennziffer für die Jahre 1992 und 1998 zur Verfügung stehenden Daten wurde der Mittelwert<br />

als Repräsentant für die 1990er-Jahre herangezogen. Auch hier ergab sich ein – bei isolierter<br />

Betrachtung – unerwartetes Ergebnis: Die baden-württembergischen Kreise mit nur unterdurchschnittlicher<br />

Fahrzeit zum nächsten Verkehrsflughafen hatten in den 1990er-Jahren auch eine<br />

nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung (vgl. Tabelle 5.12 und Abbildung 5.8).<br />

Insofern hatte die bessere Anbindung an den Luft- bzw. Luftfrachtverkehr offensichtlich keinen<br />

„durchgreifend“ positiven Einfluss auf die dortige Beschäftigungslage. Bemerkenswert waren<br />

auch die signifikanten Zusammenhänge zu bestimmten Komponenten der Beschäftigungsent-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 99<br />

wicklung. So war die Fahrtdauer zum nächsten Verkehrsflughafen sowohl mit der Zuwanderungs-<br />

als auch mit der Abwanderungsrate negativ korreliert. Insgesamt gesehen ist aber davon<br />

auszugehen, dass in den betreffenden baden-württembergischen Kreisen mit unterdurchschnittlicher<br />

Beschäftigungsentwicklung der Standortvorteil „gute Anbindung an den Luftverkehr“ durch<br />

anderweitige Standortnachteile überkompensiert wurde.<br />

Tabelle 5.12:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen 1992 u. 1998<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,26*<br />

(0,09)<br />

0,30*<br />

(0,05)<br />

Jobschaffungsrate 0,06<br />

(0,68)<br />

0,07<br />

(0,63)<br />

Expansionsrate 0,10<br />

(0,51)<br />

0,11<br />

(0,50)<br />

Gründungsrate 0,05<br />

(0,79)<br />

-0,06<br />

(0,70)<br />

Zuwanderungsrate -0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,40**<br />

(0,01)<br />

Jobabbaurate -0,24<br />

(0,12)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

Schrumpfungsrate -0,22<br />

(0,15)<br />

-0,29*<br />

(0,05)<br />

Schließungsrate -0,12<br />

(0,43)<br />

-0,18<br />

(0,24)<br />

Abwanderungsrate -0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Betrachtet man alle drei Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Anbindung, d.h. die Fahrtdauer<br />

zur nächsten Autobahnanschlussstelle, zum nächsten KLV-Terminal bzw. zum nächsten internationalen<br />

Verkehrsflughafen, dann zeigt sich Folgendes: Für die baden-württembergischen<br />

Kreise lässt sich für die 1990er-Jahre zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes<br />

(net employment change) nur für die Fahrzeit zum nächsten Flughafen ein statistisch signifikanter<br />

Zusammenhang nachweisen. Da es sich hierbei um eine positive Korrelation handelt, bedeutet<br />

dies, dass diejenigen baden-württembergischen Kreise mit einer eher langen Fahrtdauer zum<br />

nächsten internationalen Flughafen tendenziell eine bessere Beschäftigungsentwicklung als<br />

andere Kreise vorweisen konnten. Dies ist – zumindest bei isolierter Betrachtung – überraschend.<br />

In abgeschwächter Form gilt dies auch für die Tatsache, dass bei den anderen Indikatoren<br />

zur Verkehrsanbindung (Autobahn bzw. KLV-Terminals) kein signifikanter Zusammenhang<br />

zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung festzustellen war. Die entsprechenden Ergebnisse deuten<br />

darauf hin, dass in den baden-württembergischen Kreisen der Standortvorteil „gute Verkehrsanbindung“<br />

von anderweitigen Standortnachteilen überlagert wurde, welche im Rahmen


100 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

der hier vorliegenden bivariaten Analyse nicht mit berücksichtigt werden konnten. Dies bestätigt<br />

Kapitel 7, in dem eine abschließende multivariate Analyse vorgenommen wird. Dabei kann,<br />

wenn auch auf indirekte Weise (in Zusammenhang mit der Berücksichtigung so genannter „unbeobachteter<br />

Heterogenität“) gezeigt werden, dass für Wirtschaftsräume eine günstige verkehrsinfrastrukturelle<br />

Ausstattung in der Regel bessere Beschäftigungschancen mit sich bringt.<br />

Abbildung 5.8: Zusammenhang der Nettobeschäftigungsentwicklung und der Pkw-Fahrzeit zum nächsten<br />

internationalen Flughafen (in Minuten) in den 1990er-Jahren (Durchschnitt 1992, 1998)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR(nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Interessant ist aber auch ein Blick auf die einzelnen Komponenten der Beschäftigungsentwicklung.<br />

So weisen alle drei verkehrsinfrastrukturellen Indikatoren einen statistisch signifikanten<br />

negativen Zusammenhang zur Abwanderungsrate auf. D.h. gerade diejenigen Kreise, die eine<br />

eher gute Anbindung an den Luft- und Fernstraßenverkehr sowie die Binnenschifffahrt hatten,<br />

waren von Beschäftigungsverlusten durch Firmenabwanderung besonders betroffen. Dies


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 101<br />

spricht einmal mehr dafür, dass im vorliegenden Fall die Beschäftigungsentwicklung von anderen<br />

Determinanten als der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung dominiert wurde.<br />

Die infrastrukturelle Ausstattung bestimmt sich nicht allein aufgrund verkehrsinfrastruktureller<br />

Aspekte. Vielmehr zählen in einem weiter gefassten Sinne auch solche Faktoren dazu, mit denen<br />

die Lebensqualität eines Wirtschaftsraumes beschrieben wird und die häufig als „Weiche<br />

Standortfaktoren“ bezeichnet werden. Die Bedeutung dieser Faktoren ist für die Unternehmen<br />

zum Teil nur indirekt gegeben, und zwar dann, wenn sie die Unternehmen nicht selbst, sondern<br />

„lediglich“ deren Mitarbeiter betreffen. Das für die Beschäftigten im näheren Umfeld verfügbare<br />

Kinderbetreuungsangebot zählt zu diesen weichen Standortfaktoren, die im Rahmen dieser Untersuchung<br />

auch berücksichtigt werden sollten. Der Auswahl zugunsten des Faktors „Kinderbetreuungsangebot“<br />

lag folgende Überlegung zugrunde: Im vorliegenden Kontext mit kreisbezogenem<br />

Fokus sind vor allem solche Determinanten der Beschäftigungsentwicklung von Interesse,<br />

deren „räumliche Reichweite“ auf die Kreisebene beschränkt ist. In diesem Fall kommt der<br />

entsprechende Standortfaktor mehr oder weniger exklusiv den Unternehmen des betreffenden<br />

Kreises bzw. deren Arbeitnehmern zugute, so dass kaum interregionale Spillovers auftreten. Ein<br />

solcher weicher Standortfaktor mit quasi rein kreisinterner Wirkung stellt aber gerade das in einem<br />

Kreis verfügbare Kinderbetreuungsangebot eines dar. Insofern wurde als weicher Standortfaktor<br />

das entsprechende Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten ausgewählt.<br />

Bei der Operationalisierung des Standortfaktors Kinderbetreuungsangebot wurde auf die so genannte<br />

„Platz-Kinder-Relation“ abgestellt. Dabei wurde nach verschiedenen Betreuungsarten<br />

differenziert, nämlich nach Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderhort. Aufgrund der begrenzten<br />

Datenlage konnte die Auswertung nur für die 1990er-Jahre (Durchschnittswert von 1994 und<br />

1998) vorgenommen werden (vgl. Tabellen 5.13 bis 5.15).<br />

Die Untersuchung in Bezug auf die baden-württembergischen Kreise zeigte, dass der Zusammenhang<br />

zwischen dem Kinderbetreuungsangebot und der Beschäftigungsentwicklung hoch<br />

signifikant ist. Nimmt man die unterschiedlichen Arten des Betreuungsangebots, dann war die<br />

Richtung des Zusammenhangs nicht durchweg einheitlich. So fiel die Beschäftigungsentwicklung<br />

in den baden-württembergischen Kreisen tendenziell umso günstiger aus, je besser das<br />

dortige, anhand der Platz-Kinder-Relation gemessene Angebot an Kindergartenplätzen war (vgl.<br />

Abbildung 5.9). Dabei war das relative Angebot an Kindergartenplätzen positiv mit der Expansionsrate<br />

und negativ mit der Schrumpfungsrate korreliert (vgl. Tabelle 5.13). D.h., es gab insbesondere<br />

einen positiven Zusammenhang mit der Beschäftigungsentwicklung in den bereits bestehenden<br />

Unternehmen.


102 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Abbildung 5.9: Zusammenhang zwischen Beschäftigungsentwicklung (NEC) und Kindergartenangebot<br />

(Platz-Kinder-Relation) in den 1990er-Jahren (r PB =0,42; p PB =0,001)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), BBR (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 103<br />

Tabelle 5.13: Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kindergartenangebot und verschiedenen<br />

Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />

(P-Werte in Klammern)<br />

Kindergartenangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,42**<br />

(0,01)<br />

0,37**<br />

(0,01)<br />

Jobschaffungsrate 0,21<br />

(0,16)<br />

0,18<br />

(0,25)<br />

Expansionsrate 0,29*<br />

(0,05)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

Gründungsrate -0,06<br />

(0,69)<br />

-0,07<br />

(0,64)<br />

Zuwanderungsrate 0,14<br />

(0,36)<br />

0,05<br />

(0,76)<br />

Jobabbaurate -0,31**<br />

(0,04)<br />

-0,21<br />

(0,17)<br />

Schrumpfungsrate -0,39**<br />

(0,01)<br />

-0,34**<br />

(0,03)<br />

Schließungsrate 0,04<br />

(0,82)<br />

0,03<br />

(0,83)<br />

Abwanderungsrate -0,15<br />

(0,33)<br />

-0,14<br />

(0,36)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Vom Vorzeichen her genau umgekehrte Korrelationsverhältnisse zeigten sich zur Expansionsund<br />

zur Schrumpfungsrate, wenn nicht das Betreuungsangebot im Kindergarten, sondern das in<br />

Kinderkrippen bzw. Kinderhorten betrachtet wird. Zusätzlich ergab sich hier eine positive Korrelation<br />

mit der Abwanderungsrate. Damit stellte sich insgesamt ein negativer Zusammenhang<br />

zwischen dem krippen- und hortbezogenen Kinderbetreuungsangebot und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

ein. D.h., baden-württembergische Kreise mit einem überdurchschnittlichen<br />

Krippen- und Hortangebot konnten keine überdurchschnittlich gute Beschäftigungsentwicklung<br />

erreichen, vielmehr ergab sich im Gegenteil sogar ein negativer Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung.<br />

Auch hier dürfte eine „Überlagerung“ mit anderweitigen Standortnachteilen<br />

vorgelegen haben, die nicht im Bereich Kinderbetreuung zu suchen sind. Eine Berücksichtigung<br />

anderweitiger Einflussfaktoren war im Rahmen der bivariaten Analyse allerdings nicht möglich.


104 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Tabelle 5.14:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kinderkrippenangebot und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />

Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-<br />

Werte in Klammern)<br />

Kinderkrippenangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,49***<br />

(0,00)<br />

-0,42***<br />

(0,00)<br />

Jobschaffungsrate -0,21<br />

(0,17)<br />

-0,12<br />

(0,44)<br />

Expansionsrate -0,36**<br />

(0,02)<br />

-0,36**<br />

(0,02)<br />

Gründungsrate 0,18<br />

(0,24)<br />

0,24<br />

(0,11)<br />

Zuwanderungsrate -0,13<br />

(0,41)<br />

-0,03<br />

(0,86)<br />

Jobabbaurate 0,40**<br />

(0,01)<br />

0,42**<br />

(0,01)<br />

Schrumpfungsrate 0,41**<br />

(0,01)<br />

0,47***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate 0,07<br />

(0,63)<br />

-0,01<br />

(0,94)<br />

Abwanderungsrate 0,54***<br />

(0,00)<br />

0,52***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Tabelle 5.15:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Kinderhortangebot und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />

Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte<br />

in Klammern)<br />

Kinderhortangebot – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,52***<br />

(0,00)<br />

-0,50***<br />

(0,00)<br />

Jobschaffungsrate -0,11<br />

(0,48)<br />

-0,14<br />

(0,37)<br />

Expansionsrate -0,30**<br />

(0,04)<br />

-0,35**<br />

(0,02)<br />

Gründungsrate 0,28*<br />

(0,06)<br />

0,25<br />

(0,10)<br />

Zuwanderungsrate -0,10<br />

(0,51)<br />

0,07<br />

(0,65)<br />

Jobabbaurate 0,50***<br />

(0,00)<br />

0,48***<br />

(0,00)<br />

Schrumpfungsrate 0,52***<br />

(0,00)<br />

0,55***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate 0,13<br />

(0,42)<br />

0,05<br />

(0,73)<br />

Abwanderungsrate 0,53***<br />

(0,00)<br />

0,36**<br />

(0,02)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 105<br />

5.2 Outputbezogene einzelwirtschaftliche Standortfaktoren<br />

Nachdem der Zusammenhang zwischen der industriellen Beschäftigungsentwicklung und ausgewählten<br />

inputbezogenen Standortfaktoren erörtert wurde, sollen nun entsprechende Zusammenhänge<br />

mit outputbezogenen Standortfaktoren behandelt werden.<br />

5.2.1 Absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />

Die verkehrsinfrastrukturellen Rahmenbedingungen wie sie in 5.1.4 im Rahmen der inputbezogenen<br />

Standortfaktoren behandelt wurden spielen auch als absatzmarktbezogene Standortfaktoren<br />

eine Rolle, da es auch um die Transportbedingungen zu den Kunden der Unternehmen<br />

geht. Die Ergebnisse zu den betreffenden Indikatoren zur Verkehrsanbindung sollen daher hier<br />

noch einmal in komprimierter Form präsentiert werden.<br />

Die entsprechende bivariate Analyse hatte gezeigt, dass der Zusammenhang zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

einerseits und den Fahrzeiten zur Autobahn, zu KLV-Terminals<br />

und zum Flughafen nicht negativ war. 48 Vielmehr ließ sich für zwei der Indikatoren zur Verkehrsanbindung<br />

(hinsichtlich Autobahnanschluss und KLV-Terminal) überhaupt kein statistisch signifikanter<br />

Zusammenhang zur Gesamtbeschäftigungsentwicklung (net employment change) nachweisen<br />

und für den Indikator „Fahrzeit zum nächsten internationalen Verkehrsflughafen“ ergab<br />

sich sogar eine positive Korrelation. D.h., baden-württembergische Kreise mit eher längerer<br />

Fahrtdauer zum nächsten Flughafen hatten in den 1990er-Jahren in der Tendenz eine bessere<br />

Beschäftigungsentwicklung als andere Kreise. Damit kann festgehalten werden: In den 1990er-<br />

Jahren konnten die Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg mit überdurchschnittlich guter<br />

verkehrsinfrastruktureller Anbindung an Fernschnellstraßen, Luftverkehr und Binnenschifffahrt<br />

nicht in dem Maße von diesem absatzmarktbezogenen Standortvorteil profitieren, dass sie bei<br />

der Beschäftigungsentwicklung besser abgeschnitten hätten als andere Kreise. Vielmehr gab es<br />

bis zu einem gewissen Grad sogar eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung. Bemerkenswert<br />

ist zudem, dass für jeden der drei Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Anbindung<br />

ein negativer Zusammenhang mit der Abwanderungsrate gegeben ist. Dies bedeutet, dass<br />

gerade diejenigen baden-württembergischen Kreise, die über eine überdurchschnittlich gute<br />

Verkehrsanbindung verfügen auch überdurchschnittlich hohe Beschäftigungsverluste durch Firmenabwanderung<br />

zu beklagen hatten. Alles in allem ist also zu vermuten, dass bei den betreffenden<br />

Kreisen der Standortvorteil „gute Verkehrsanbindung“ von irgendwelchen Standortnachteilen<br />

überkompensiert wurde, die bei der hier vorliegenden bivariaten Analyse nicht mit<br />

einbezogen werden konnten. Diese These bestätigt die in Kapitel 7 durchgeführte multivariate<br />

48 Bei einem so genannten KLV-Terminal handelt es sich um eine Anlage für den „Kombinierten Ladeverkehr“<br />

(KLV), der den direkten Umschlag verschiedenster Güter zwischen den Verkehrsträgern<br />

Straße, Schiene und Binnenschifffahrt ermöglicht.


106 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Analyse, wonach eine gute verkehrsinfrastrukturelle Anbindung auch im Falle der badenwürttembergischen<br />

Kreise grundsätzlich als Standortvorteil gewirkt und damit die industrielle<br />

Beschäftigungsentwicklung begünstigt hat.<br />

Die bisher behandelten absatzmarktbezogenen Standortfaktoren – die Fahrzeiten zur Autobahn,<br />

zu KLV-Terminals und zu Flughäfen – hatten alle einen rein verkehrsinfrastrukturellen Hintergrund.<br />

Im Folgenden sollen aber noch andere absatzmarktbezogene Standortfaktoren im Hinblick<br />

auf deren Relevanz für die Beschäftigungsentwicklung in baden-württembergischen Kreisen<br />

getestet werden. Zum einen geht es um Indikatoren über die innerhalb eines bestimmten<br />

Zeitrahmens mit einem bestimmten Verkehrsmittel „Erreichbare Bevölkerung“. Die entsprechenden<br />

Standortfaktoren erfassen damit bis zu einem gewissen Grad zwar auch verkehrsinfrastrukturelle<br />

Rahmenbedingungen, da es um die verkehrstechnische Erreichbarkeit von Raumeinheiten<br />

geht – ergänzend wird hier aber auch der Aspekt der räumlichen Verteilung von Bevölkerung<br />

bzw. potenziellen Kunden erfasst. Der Umfang der „Erreichbaren Bevölkerung“ ist nämlich nicht<br />

nur von der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung des betreffenden Wirtschaftsraumes und<br />

dessen regionalem Umfeld, sondern auch von der dortigen Konzentration an Einwohnern bzw.<br />

Kunden abhängig. Insofern wird hier ein neuer absatzmarktrelevanter Aspekt berücksichtigt. Als<br />

weiterer absatzmarktbezogener Standortfaktor wird eine Kaufkraftkennziffer herangezogen, die<br />

im Gegensatz zum vorgenannten Indikator „Erreichbare Bevölkerung“ nicht das reine Kundenpotenzial<br />

abbildet, sondern deren für Nachfragezwecke zur Verfügung stehendes Einkommen.<br />

Dabei ist der entsprechende räumliche Einzugsbereich datentechnisch nun nicht über irgendwelche<br />

maximale Fahrzeiten definiert, sondern über die räumliche Beschränkung auf die administrative<br />

Kreisgrenze. Insofern bilden die beiden Gruppen absatzmarktbezogener Standortfaktoren<br />

unterschiedliche Aspekte der Messung des Absatzpotenzials ab und sind damit auch nicht<br />

gegenseitig substituierbar.<br />

Berücksichtigt man nun die Tatsache, dass es bei der im Rahmen dieser Untersuchung diskutierten<br />

Beschäftigungsentwicklung stets um die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe geht<br />

und damit speziell die absatzmarktbezogenen Standortfaktoren des industriellen Sektors<br />

zugrunde gelegt werden sollten, dann ist Folgendes zu bedenken: Die soeben angesprochene<br />

Kaufkraftkennziffer und der Indikator zur „Erreichbaren Bevölkerung“ stellen absatzmarktbezogene<br />

Standortfaktoren eher für den Dienstleistungssektor dar. Für den industriellen Sektor spielen<br />

diese nur eine untergeordnete Rolle, und zwar deshalb, weil Industrieunternehmen auf private<br />

Haushalte als Kunden in der Hauptsache nur indirekt abzielen und beim Absatz auch keine so<br />

starke Fokussierung auf das nähere räumliche Umfeld vorliegt. Dies wird deutlich, wenn man<br />

bedenkt, dass in Baden-Württemberg in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre der Anteil des Auslandsumsatzes<br />

am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes zwischen 29 und 31% lag –


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 107<br />

und darin ist noch nicht derjenige Umsatzanteil erfasst, den die betreffenden Industrieunternehmen<br />

in Inland außerhalb „ihres“ näheren räumlichen Umfeldes realisierten. Trotz der lediglich<br />

begrenzten Relevanz von Kaufkraftkennziffern und Indikatoren zur „Erreichbaren Bevölkerung“<br />

wurden auch diese für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand „Industriebeschäftigung“<br />

herangezogen, um ein vollständigeres Bild zu erhalten.<br />

Bei der Prüfung der Frage, inwieweit zwischen der industriellen Beschäftigungsentwicklung in<br />

baden-württembergischen Kreisen und deren Kaufkraft ein Zusammenhang besteht, wurde die<br />

jeweilige Pro-Kopf-Kaufkraft herangezogen. Für diese konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />

zur Beschäftigungsentwicklung nachgewiesen werden (vgl. Tabelle 5.16). Dies ist<br />

insoweit aber nicht sonderlich überraschend, als für den industriellen Sektor, auf den die vorliegende<br />

Analyse der Beschäftigungsentwicklung abstellt, Kaufkraftkennziffern als absatzmarktbezogene<br />

Standortfaktoren bei Weitem nicht die Bedeutung haben wie für den Dienstleistungssektor.<br />

Gleichwohl ist die Tatsache interessant, dass in beiden Dekaden in Kreisen mit hoher Pro-<br />

Kopf-Kaufkraft abwanderungsbedingte Beschäftigungsverluste überdurchschnittlich hoch ausgefallen<br />

sind. Zudem gab es in den 1980er-Jahren eine negative Korrelation mit der Gründungsrate<br />

und in den 1990er-Jahren einen positiven Zusammenhang zur Zuwanderungsrate.<br />

Tabelle 5.16:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Kaufkraft pro Kopf und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />

Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in<br />

Klammern)<br />

Kaufkraft pro Kopf– 1987 für 1980er-Jahre; 1995 für 1990er-Jahre<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,09<br />

(0,55)<br />

-0,07<br />

(0,65)<br />

-0,14<br />

(0,36)<br />

-0,19<br />

(0,22)<br />

Jobschaffungsrate -0,05<br />

(0,75)<br />

-0,06<br />

(0,71)<br />

-0,13<br />

(0,42)<br />

-0,06<br />

(0,69)<br />

Expansionsrate 0,08<br />

(0,61)<br />

0,06<br />

(0,71)<br />

-0,06<br />

(0,71)<br />

-0,08<br />

(0,59)<br />

Gründungsrate -0,31**<br />

(0,04)<br />

-0,31**<br />

(0,04)<br />

-0,23<br />

(0,14)<br />

-0,01<br />

(0,95)<br />

Zuwanderungsrate -0,06<br />

(0,69)<br />

0,15<br />

(0,32)<br />

0,29*<br />

(0,06)<br />

0,27*<br />

(0,08)<br />

Jobabbaurate 0,06<br />

(0,68)<br />

0,05<br />

(0,75)<br />

0,07<br />

(0,65)<br />

0,15<br />

(0,34)<br />

Schrumpfungsrate -0,12<br />

(0,43)<br />

-0,11<br />

(0,46)<br />

0,08<br />

(0,59)<br />

0,21<br />

(0,17)<br />

Schließungsrate 0,30*<br />

(0,05)<br />

0,15<br />

(0,33)<br />

-0,09<br />

(0,55)<br />

-0,12<br />

(0,43)<br />

Abwanderungsrate 0,47***<br />

(0,00)<br />

0,30*<br />

(0,05)<br />

0,33**<br />

(0,03)<br />

0,26*<br />

(0,09)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Als absatzmarktbezogener Standortfaktor wurde zusätzlich der Indikator „Erreichbare Bevölkerung<br />

in einer Stunde mit Pkw“ verwendet, da dieser im Gegensatz zu den bisher behandelten


108 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Beschäftigungsdeterminanten bis zu einem gewissen Grad auch das Nachfragepotenzial erfasst,<br />

das außerhalb des jeweiligen Stadt- bzw. Landkreises gegeben ist. Zu dem betreffenden<br />

Erreichbarkeitsindikator lagen nur Daten aus dem Jahr 1998 vor, die für die 1990er-Jahre allerdings<br />

als repräsentativ angesehen wurden, da sich in dieser Dekade in Baden-Württemberg und<br />

der näheren Umgebung (d.h. im darüber hinausgehenden „Einzugsgebiet“) keine durchgreifenden<br />

Änderungen bei der Straßeninfrastrukturausstattung und auch keine gravierenden Bevölkerungsverschiebungen<br />

ergeben haben. 49<br />

Bei den Daten zum Indikator „Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde mit Pkw“ wird folgende<br />

Differenzierung vorgenommen: In dem einem Fall geht es um die erreichbare Bevölkerungszahl<br />

nur im Inland, im zweiten Fall um die sowohl im In- als auch Ausland erreichbare Bevölkerung.<br />

Für die Unternehmen in baden-württembergischen Kreisen bedeutet Letzteres die Berücksichtigung<br />

potenzieller Kunden in gewissen grenznahen Gebieten in Frankreich, Österreich und der<br />

Schweiz.<br />

Stellt man allein auf die im Inland innerhalb der vorgegebenen Zeitspanne mit Pkw erreichbare<br />

Bevölkerung ab, dann zeigt sich kaum ein signifikanter Zusammenhang zur Beschäftigungsentwicklung<br />

(vgl. Tabelle 5.17). Lediglich zur Abwanderungsrate lässt sich eine (schwache) signifikante<br />

Korrelation feststellen. So fielen in den 1990er-Jahren die abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverluste<br />

in denjenigen baden-württembergischen Kreisen besonders hoch aus, die<br />

über ein großes Maß an „Erreichbarer Bevölkerung“ verfügten (vgl. Abbildung 5.10). Dies passt<br />

zu der Tatsache, dass gemäß der bivariaten Analyse Kreise mit guter verkehrsinfrastruktureller<br />

Anbindung (hinsichtlich Autobahn, KLV-Terminals und Flughäfen) und damit guter Erreichbarkeit<br />

eines größeren Kundeneinzugsgebietes, überdurchschnittliche Abwanderungsraten aufwiesen.<br />

Zum anderen ergeben sich ähnliche Zusammenhänge wie bei der in Unterabschnitt 5.3.1 erörterten<br />

Beschäftigungsdeterminante Bevölkerungsdichte, was insofern nicht überrascht, als der<br />

Umfang der erreichbaren Bevölkerung auch dann um so größer ausfällt, je höher die Bevölkerungsdichte<br />

ist. Die Prüfung der Beschäftigungsdeterminanten „Erreichbare Bevölkerung“ und<br />

„Bevölkerungsdichte“ war jedoch allein schon deshalb nicht substituierbar, da beim soeben behandelten<br />

Erreichbarkeitsindikator bis zu einem gewissen Grad auch bevölkerungsbezogene<br />

Aspekte außerhalb des jeweiligen Kreises mitberücksichtigt wurden.<br />

49 Die entsprechenden Daten wurden uns freundlicherweise von Professor Dr. Hans-Friedrich Eckey<br />

von der Universität Kassel zur Verfügung gestellt. (Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />

hat Daten zu diesem Erreichbarkeitsindikator erst ab dem Jahr 2002.)


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 109<br />

Tabelle 5.17:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Indikator „Erreichbare Bevölkerung im Inland“<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Erreichbare Bevölkerung im Inland – Fall: 1998 für 1990er-Jahre<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,21<br />

(0.17)<br />

-0,16<br />

(0,28)<br />

Jobschaffungsrate -0,01<br />

(0,96)<br />

0,04<br />

(0,80)<br />

Expansionsrate -0,06<br />

(0,72)<br />

-0,06<br />

(0,69)<br />

Gründungsrate 0,02<br />

(0,91)<br />

0,01<br />

(0,94)<br />

Zuwanderungsrate 0,23<br />

(0,14)<br />

0,30*<br />

(0,05)<br />

Jobabbaurate 0,26<br />

(0,14)<br />

0,12<br />

(0,45)<br />

Schrumpfungsrate 0,20<br />

(0,19)<br />

0,13<br />

(0,39)<br />

Schließungsrate 0,14<br />

(0,35)<br />

0,10<br />

(0,51)<br />

Abwanderungsrate 0,26*<br />

(0,09)<br />

0,38**<br />

(0,01)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Abb.5.10:<br />

Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate (Durchschnitt 1990er-Jahre) und Indikator<br />

„Erreichbare Bevölkerung in 1 Stunde mit Pkw im Inland“ (1998 als Repräsentation für die<br />

1990er-Jahre) (r PB =0,26; p PB =0,09)


110 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Erweitert man den Begriff der „in einer Stunde mit Pkw erreichbaren Bevölkerung“ insoweit, als<br />

man auch die entsprechende, im Ausland erreichbare Bevölkerung mit einbezieht – dies betrifft<br />

in erster Linie die direkt an der Grenze zum Ausland gelegenen baden-württembergischen Kreise<br />

– dann ergibt sich ein modifiziertes Bild (vgl. Tabelle 5.18). Der beim reinen Inlandsbezug<br />

festgestellte positive Zusammenhang zur Abwanderungsrate ist nun nicht mehr in dem Maße<br />

signifikant. Stattdessen ist nun unter Einbeziehung der erreichbaren Auslandsbevölkerung eine<br />

(schwach) positive Korrelation zwischen der „Erreichbaren Bevölkerung“ und der beschäftigungsmindernden<br />

Schließungsrate festzustellen.<br />

Tabelle 5.18:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Indikator „Erreichbare Bevölkerung im In- und<br />

Ausland“ und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />

Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Erreichbare Bevölkerung im In- und Ausland - 1998 für 1990er-Jahre<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,25<br />

(0,10)<br />

-0,20<br />

(0,20)<br />

Jobschaffungsrate 0,01<br />

(0,94)<br />

0,00<br />

(0,98)<br />

Expansionsrate 0,00<br />

(0,99)<br />

0,05<br />

(0,73)<br />

Gründungsrate -0,04<br />

(0,81)<br />

-0,09<br />

(0,55)<br />

Zuwanderungsrate 0,23<br />

(0,14)<br />

0,29*<br />

(0,06)<br />

Jobabbaurate 0,29*<br />

(0,06)<br />

0,20<br />

(0,20)<br />

Schrumpfungsrate 0,24<br />

(0,12)<br />

0,15<br />

(0,32)<br />

Schließungsrate 0,26*<br />

(0,09)<br />

0,27*<br />

(0,08)<br />

Abwanderungsrate 0,25<br />

(0,11)<br />

0,32**<br />

(0,03)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), Prof. Eckey, Universität Kassel (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 111<br />

Fasst man die Ergebnisse zu den jeweiligen Zusammenhängen zwischen den fünf absatzmarktbezogenen<br />

Standortfaktoren auf der einen und der Nettobeschäftigungsentwicklung auf der anderen<br />

Seite zusammen, dann ergibt sich folgendes Bild: Bei den Indikatoren zur Kaufkraft und<br />

zur „Erreichbaren Bevölkerung“ war keine statistische Signifikanz festzustellen. Dies ist insofern<br />

nicht allzu überraschend, als diese Standortfaktoren für den Fall der Industrie und damit die industrielle<br />

Beschäftigungsentwicklung im Allgemeinen als nur begrenzt relevant angesehen werden.<br />

Daher werden diese auch bei den multivariaten Analysen nicht weiter betrachtet. Überraschend<br />

scheint dagegen der vorläufige deskriptive Befund, dass baden-württembergische Kreise<br />

mit guter verkehrsinfrastruktureller Anbindung bei der Beschäftigungsentwicklung in der Tendenz<br />

sogar schlechter abgeschnitten haben als andere baden-württembergische Kreise. In diesem<br />

Zusammenhang wird sich dann aber bei der späteren multivariaten Analyse (in Kapitel 7)<br />

herausstellen, dass in den betreffenden Kreisen die gute Verkehrsanbindung sehr wohl als<br />

Standortvorteil gewirkt hat, der aber durch anderweitige, negative standortpolitische Einflüsse<br />

überkompensiert wurde.<br />

5.2.2 Gewinnsteuerbezogene Standortfaktoren<br />

Zu den outputbezogenen Standortfaktoren können im weiteren Sinne auch solche Faktoren gezählt<br />

werden, die nicht das Betriebsergebnis im Sinne des mengenmäßigen Outputs, sondern<br />

den Unternehmensgewinn beeinflussen. Dazu gehören die vom Staat auf den Gewinn der Unternehmen<br />

erhobenen Steuern. In Zusammenhang mit der hier betrachteten Kreisebene ist allein<br />

die kommunale Gewerbesteuer relevant. 50 Dabei fällt die unternehmerische Gewerbesteuerbelastung<br />

innerhalb eines Kreises nicht einheitlich aus, da die Kommunen individuell den so<br />

genannten Gewerbesteuerhebesatz festlegen. Damit ergibt sich der für einen Kreis zu berücksichtigende<br />

Gewerbesteuerhebesatz als Durchschnitt der von den Kommunen des Kreises festgelegten<br />

Hebesätze. Im vorliegenden Fall wurde ein ungewichteter Durchschnitt zugrunde gelegt,<br />

bei dem die kommunalen Hebesätze unabhängig von der „Größe“ der Kommunen mit gleichem<br />

Gewicht in die Berechnung eingingen.<br />

Die Untersuchung ergab für die baden-württembergischen Kreise für die 1980er- und 1990er-<br />

Jahre eine schwach negative Korrelation zwischen dem Gewerbesteuerhebesatz und der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

(vgl. Tabelle 5.19 und Abbildung 5.11). 51 Dies bedeutet, dass die<br />

50 Die Einstufung der Gewerbesteuer als einer im Prinzip rein gewinnabhängige Steuer gilt erst seit<br />

1998, da die Abgabe seither nur noch in Form der Gewerbeertragsteuer erhoben wird. Für die hier<br />

betrachteten Dekaden, die 1980er- und 1990er-Jahre, ist zu bedenken, dass bis zum Jahr 1997 auch<br />

eine Gewerbekapitalsteuer erhoben wurde, so dass die damalige Gewerbesteuer auch Tatbestände<br />

erfasst hat, die gewinnunabhängig waren. Vgl. Zimmermann (1999), S. 183f.<br />

51 Für den Fall, dass bei den Gewerbesteuerhebesätzen nicht die Dekadendurchschnitts-, sondern die<br />

Dekadenanfangswerte herangezogen werden, zeigt sich für die 1980er-Jahre in Bezug auf Spearman<br />

jedoch keine statistische Signifikanz.


112 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

baden-württembergischen Kreise, in denen die Kommunen bei der Gewerbesteuer hohe Hebesätze<br />

festgesetzt hatten in der Beschäftigungsentwicklung schlechter abschnitten als andere<br />

Kreise. Dafür waren in den „Hochsteuer-Kreisen“ in beiden Dekaden die übermäßigen Arbeitsplatzverluste<br />

durch Firmenabwanderung verantwortlich. 52<br />

Tabelle 5.19:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Gewerbesteuerhebesatz und verschiedenen<br />

Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />

(P-Werte in Klammern)<br />

Gewerbesteuer-Hebesatz – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,45***<br />

(0,00)<br />

-0,34**<br />

(0,03)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

-0,27*<br />

(0,08)<br />

Jobschaffungsrate -0,49***<br />

(0,00)<br />

-0,27*<br />

(0,07)<br />

-0,11<br />

(0,49)<br />

-0,10<br />

(0,52)<br />

Expansionsrate -0,51***<br />

(0,00)<br />

-0,24<br />

(0,11)<br />

-0,24<br />

(0,11)<br />

-0,16<br />

(0,31)<br />

Gründungsrate -0,22<br />

(0,16)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

0,19<br />

(0,21)<br />

0,00<br />

(0,98)<br />

Zuwanderungsrate -0,04<br />

(0,78)<br />

0,08<br />

(0,60)<br />

-0,08<br />

(0,59)<br />

0,07<br />

(0,92)<br />

Jobabbaurate 0,02<br />

(0,89)<br />

0,05<br />

(0,74)<br />

0,38**<br />

(0,01)<br />

0,18<br />

(0,25)<br />

Schrumpfungsrate 0,04<br />

(0,81)<br />

-0,05<br />

(0,76)<br />

0,38**<br />

(0,01)<br />

0,20<br />

(0,19)<br />

Schließungsrate -0,10<br />

(0,52)<br />

0,07<br />

(0,67)<br />

0,10<br />

(0,53)<br />

0,03<br />

(0,87)<br />

Abwanderungsrate 0,29*<br />

(0,06)<br />

0,35**<br />

(0,02)<br />

0,51***<br />

(0,00)<br />

0,45***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

52 Im Fall, dass man bei den Hebesätzen auf Dekadenanfangswerte abstellt, erhält man im vorliegenden<br />

Zusammenhang (Abwanderungsrate) für die 1980er-Jahre kein statistisch signifikantes Ergebnis.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 113<br />

Abbildung 5.11: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Gewerbesteuerhebesatz<br />

(1980er-Jahre) (r BP = -0,446, p BP =0,003)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


114 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

5.3 Siedlungsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />

Nachdem nun im Rahmen der bivariaten Analyse geprüft wurde, welche Zusammenhänge sich<br />

für baden-württembergische Kreise zwischen einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren und der<br />

industriellen Beschäftigungsentwicklung nachweisen lassen, sollen nachfolgend entsprechende<br />

Zusammenhänge mit anderen Determinanten der Beschäftigungsentwicklung untersucht werden.<br />

Zu diesen zählen wirtschaftsstrukturelle und siedlungsstrukturelle Determinanten, wobei in<br />

diesem Abschnitt zunächst letztere behandelt werden.<br />

5.3.1 Urbanisationseffekte und Verdichtungsgrad<br />

Die Beschäftigungsentwicklung in Raumeinheiten hängt auch von den dortigen siedlungsstrukturellen<br />

Gegebenheiten ab. Ein Teil des entsprechenden Einflusses ist insofern indirekt, als siedlungsstrukturelle<br />

Größen, wie etwa die Bevölkerungsdichte, Einfluss auf die mengen- bzw.<br />

preisbezogenen Ausprägungen von input- und outputbezogenen Standortfaktoren (vgl. dazu die<br />

Abschnitte 5.1 und 5.2) nehmen, die ihrerseits die regionale Beschäftigungsentwicklung beeinflussen.<br />

So impliziert ein hoher Verdichtungsgrad in der Regel beispielsweise ein hohes Bodenpreisniveau,<br />

was die Beschäftigungsentwicklung eher negativ beeinflusst. Ein Teil des Einflusses<br />

siedlungsstruktureller Determinanten ist jedoch direkter Art, d.h. er kommt nicht über die<br />

„Schiene“ der einzelwirtschaftlichen Standortfaktoren zustande. Aus diesem Grund werden hier<br />

wie auch in anderen Studien zur regionalen Beschäftigungsentwicklung entsprechende Determinanten<br />

als eigenständige Einflussgrößen berücksichtigt.<br />

In theoretischen wie auch empirischen Untersuchungen wird also regelmäßig davon ausgegangen,<br />

dass die Frage, ob eine Raumeinheit wie eine Region oder ein Kreis einen Agglomerationsraum<br />

darstellt oder nicht, für dessen wirtschaftliche Entwicklung relevant ist. Liegt eine Agglomeration<br />

im Sinne einer allgemeinen Ballung von Bevölkerung und wirtschaftlicher Aktivität vor,<br />

dann spricht man davon, dass Agglomerationseffekte in Form von Urbanisationseffekten auftreten.<br />

Die andere Form von Agglomerationseffekten, die so genannten Lokalisationseffekte ergeben<br />

sich aus der räumlichen Konzentration von Unternehmen derselben oder verwandter Branchen.<br />

Diese Aspekte werden in 5.4.1 behandelt. Stellt man an dieser Stelle also speziell auf die<br />

Urbanisationseffekte ab, dann ist unter anderem von Interesse, dass eine hohe räumliche Ballung<br />

von Einwohnern für die dort angesiedelten Unternehmen typischerweise einen großen Absatzmarkt<br />

mit sich bringt. Mit zunehmendem Agglomerationsgrad eröffnen sich also in der Regel<br />

größere Absatzchancen. Dies ist einer der so genannten Urbanisationsvorteile. In diesem Zusammenhang<br />

ist jedoch zu bedenken, dass wenn ein kritischer Agglomerationsgrad überschritten<br />

ist, ballungsbedingte Nachteile auftreten können. Entsprechende Urbanisationsnachteile<br />

können sich z.B. in hohen Bodenpreisen niederschlagen.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 115<br />

Im vorliegenden Kontext ist nun allerdings zu beachten, dass bei der Analyse der regionalen<br />

Beschäftigungsentwicklung allein auf die entsprechende Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe<br />

abgestellt wird. Insofern geht es also um die Frage, welche der typischen Urbanisationsvorteile<br />

und –nachteile gerade für den industriellen Sektor besondere Bedeutung haben. In diesem<br />

Zusammenhang ist zu vermuten, dass der bereits angesprochene Urbanisationsvorteil eines<br />

großen regionalen Absatzmarktes eher für den Dienstleistungssektor und nicht so sehr für das<br />

Verarbeitende Gewerbe relevant ist. Dagegen profitieren auch Industrieunternehmen von einer<br />

in Agglomerationsräumen eher anzutreffenden hohen Dichte an FuE-Einrichtungen. Allerdings<br />

ist das Verarbeitende Gewerbe wiederum besonders negativ vom Urbanisationsnachteil „hohe<br />

Bodenpreise“ betroffen, da Industriebetriebe im Durchschnitt einen höheren Flächenbedarf als<br />

Unternehmen der Dienstleistungsbranche haben. Letztendlich scheint der industrielle Sektor<br />

zum einen von Urbanisationsvorteilen weniger zu profitieren und zum zweiten von Urbanisationsnachteilen<br />

stärker betroffen zu sein als der Dienstleistungssektor.<br />

Tabelle 5.20:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />

Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte<br />

in Klammern)<br />

Bevölkerungsdichte – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,53***<br />

(0,00)<br />

-0,58***<br />

(0,00)<br />

-0,53***<br />

(0,00)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

Jobschaffungsrate -0,59***<br />

(0,00)<br />

-0,63***<br />

(0,00)<br />

-0,19<br />

(0,22)<br />

-0,07<br />

(0,66)<br />

Expansionsrate -0,63***<br />

(0,00)<br />

-0,61***<br />

(0,00)<br />

-0,38**<br />

(0,02)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

Gründungsrate -0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,52***<br />

(0,00)<br />

0,23<br />

(0,13)<br />

0,30*<br />

(0,05)<br />

Zuwanderungsrate 0,00<br />

(0,99)<br />

0,27*<br />

(0,07)<br />

-0,06<br />

(0,71)<br />

0,13<br />

(0,39)<br />

Jobabbaurate 0,01<br />

(0,93)<br />

0,05<br />

(0,77)<br />

0,46***<br />

(0,00)<br />

0,51***<br />

(0,00)<br />

Schrumpfungsrate 0,04<br />

(0,79)<br />

0,04<br />

(0,78)<br />

0,48***<br />

(0,00)<br />

0,60***<br />

(0,00)<br />

Schließungsrate -0,15<br />

(0,33)<br />

-0,12<br />

(0,45)<br />

0,12<br />

(0,44)<br />

0,05<br />

(0,75)<br />

Abwanderungsrate 0,34**<br />

(0,03)<br />

0,59***<br />

(0,00)<br />

0,50***<br />

(0,00)<br />

0,56***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Zur Messung des Agglomerationsgrades eines Wirtschaftsraums wird als Indikator häufig die<br />

Bevölkerungsdichte herangezogen. Diese Kennziffer misst die Zahl der Einwohner pro Quadratkilometer.<br />

Betrachtet man nun für die baden-württembergischen Kreise die Bevölkerungsdichte<br />

der 1980er- und 1990er-Jahre, dann zeigt sich Folgendes: In beiden Dekaden war die Beschäftigungsentwicklung<br />

(„Veränderungsrate der Beschäftigung“) tendenziell umso schlechter aus, je


116 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

höher die jeweilige Bevölkerungsdichte war (vgl. Tabelle 5.20). Diesen Zusammenhang verdeutlicht<br />

die folgende Abbildung 5.12 am Beispiel der 1980er-Jahre.<br />

Abbildung 5.12: Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Bevölkerungsdichte<br />

(1980er-Jahre) (r BP = -0,530, p BP =0,000)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Während in den 1980er-Jahren die Ursache für den negativen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />

und Beschäftigungsentwicklung insbesondere auf der Jobschaffungsseite lag,<br />

war für die 1990er-Jahre die Ursache eher auf der Seite der Jobabbaurate, und zwar konkret im<br />

Bereich Schrumpfung und Firmenabwanderung. Der letztgenannte Aspekt ist in Abbildung 5.13<br />

dargestellt. Hier zeigt sich, dass die durch Firmenabwanderung bedingten Arbeitsplatzverluste<br />

umso höher ausgefallen sind, je höher die Bevölkerungsdichte eines Kreises war.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 117<br />

Abbildung 5.13: Zusammenhang zwischen abwanderungsbedingten Arbeitsplatzverlusten und der Bevölkerungsdichte<br />

(1990er-Jahre) (r BP =0,495, p BP =0,001)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Dabei fielen die in den Teilkomponenten dieses Beschäftigungsindikators zum Ausdruck kommenden<br />

Ursachen in den beiden Jahrzehnten zum Teil gleich, zum Teil aber auch unterschiedlich<br />

aus. Einheitlich war in beiden Dekaden der Umstand, dass mit zunehmender Bevölkerungsdichte<br />

die Arbeitsplatzverluste durch Firmenabwanderungen eher überdurchschnittlich und die<br />

Arbeitsplatzschaffung durch Unternehmensexpansion eher unterdurchschnittlich ausfiel. Es lassen<br />

sich jedoch auch Unterschiede ausmachen:<br />

In den 1980er-Jahren lag die Ursache für den negativen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte<br />

und Beschäftigungsentwicklung insbesondere im Bereich der Jobschaffungsrate.<br />

Vor allem ergaben sich Defizite bei der Expansions- und Gründungsrate. Der in anderen empirischen<br />

Untersuchungen nachgewiesene positive Zusammenhang zwischen Bevölkerungsdichte


118 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

und Gründungsintensität kann im vorliegenden Fall der baden-württembergischen Kreise für die<br />

1980er-Jahre nicht bestätigt werden. Vielmehr ergibt sich ein signifikanter negativer Zusammenhang.<br />

Berücksichtigt man die Tatsache, dass es sich bei der hier erörterten Beschäftigungsentwicklung<br />

allein um die im Verarbeitenden Gewerbe handelt, dann drängt sich mit Blick auf die Ergebnisse<br />

der bivariaten Analyse zunächst folgender Eindruck auf: Für den industriellen Sektor scheint für<br />

die baden-württembergischen Kreise im betreffenden Zeitraum die in Agglomerationsräumen<br />

zum Tragen kommenden Urbanisationseffekte eher in die negative Richtung gewirkt zu haben.<br />

Darauf deutet auch der in 5.1.1 festgestellte Umstand hin, dass sich Kreise mit hohen Baulandpreisen<br />

schlechter entwickelt haben als andere Kreise – und Bodenpreise bzw. die damit in der<br />

Regel implizierte Flächenknappheit sind gerade für Industrieunternehmen, die zum Teil sehr<br />

flächenintensiv sind, ein wichtiger Standortfaktor. 53 Es ist im vorliegenden Kontext jedoch zu<br />

beachten, dass die diesem Kapitel zugrunde liegende bivariate Analyse nur Aussagen darüber<br />

machen kann, ob zwischen Bevölkerungsdichte (bzw. Agglomerationsgrad) einerseits und der<br />

Beschäftigungsentwicklung andererseits überhaupt ein statistisch signifikanter Zusammenhang<br />

besteht, nicht aber über mögliche Kausalitäten. Letzteres kann nur die multivariate Analyse klären<br />

und dort (in Kapitel 7) zeigte sich, dass die Bevölkerungsdichte keinen eigenständigen Erklärungsbeitrag<br />

zur Unterschiedlichkeit der Beschäftigungsentwicklung zwischen den badenwürttembergischen<br />

Kreisen liefern kann. Für entsprechende Entwicklungsdivergenzen sind damit<br />

andere Standortfaktoren, die jedoch häufig mit dem Agglomerationsgrad korrelieren, verantwortlich<br />

zu machen.<br />

Mitunter werden zur Abbildung des Agglomerationsgrades auch so genannte „Siedlungsstrukturtypen“<br />

herangezogen. Diese vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung entwickelte<br />

Typisierung deutscher Stadt- und Landkreise stellt allerdings sehr stark auf den Agglomerationsindikator<br />

Bevölkerungsdichte ab, wobei zum Teil ergänzend ein Zentralörtlichkeitsfaktor zum<br />

Tragen kommt. Da zum einen die Einteilung der deutschen und damit auch der badenwürttembergischen<br />

Kreise nach Siedlungsstrukturtypen erst in den 1990er-Jahren erfolgte und<br />

damit für die 1980er-Jahre keine entsprechenden Zuordnungsdaten vorliegen und zum anderen<br />

das Hauptmerkmal des Indikators Siedlungsstrukturtyp, nämlich die „Bevölkerungsdichte“, hier<br />

bereits abgehandelt wurde, soll an dieser Stelle auf die weitere Betrachtung des Indikators<br />

„Siedlungsstrukturtyp“ verzichtet werden.<br />

53 In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in den 1990er-Jahren zwischen der Bevölkerungsdichte<br />

und dem Baulandpreisniveau (allgemein und speziell für Industriegebiete) ein hochsignifikanter<br />

positiver Zusammenhang (von ca. 0,80) bestand.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 119<br />

In der Literatur wird mitunter als Agglomerationsmaß nicht die Bevölkerungsdichte, sondern die<br />

Bevölkerungsgröße herangezogen. Dabei stellen Fritsch/Brixy/Falck (2004) konkret auf die logarithmierte<br />

Einwohnerzahl ab. Sie gehen davon aus, dass Agglomerationsvorteile mit der Bevölkerungszahl<br />

zwar zunehmen, wenn auch nur in unterproportionaler Weise. Sie sehen diesen<br />

Zusammenhang allerdings nicht für die Beschäftigungsentwicklung als Ganzes, sondern nur für<br />

den Teil, der durch Unternehmensgründungen zustande kommt. Ein solch positiver Zusammenhang<br />

zwischen der logarithmierten Einwohnerzahl und der gründungsbedingten Beschäftigungsentwicklung<br />

lässt sich im vorliegenden Fall für die baden-württembergischen Kreise in den<br />

1980er- und 1990er-Jahren nicht bestätigen (vgl. Tabelle 5.21). Signifikante Zusammenhänge<br />

zeigen sich für die logarithmierte Einwohnerzahl dagegen für die 1980er-Jahre insbesondere mit<br />

der Expansions- und Schließungsrate, wobei jeweils eine negative (allerdings nur schwach ausgeprägte)<br />

Korrelation gegeben ist. Damit fielen die expansionsbedingten Beschäftigungsgewinne,<br />

aber auch die schließungsbedingten Beschäftigungsverluste umso niedriger aus, je höher<br />

die Einwohner- bzw. die logarithmierte Einwohnerzahl eines Kreises war. In den 1990er-Jahren<br />

ergab sich ein signifikantes Ergebnis nur für die Schrumpfungsrate, die (schwach) positiv mit der<br />

logarithmierten Einwohnerzahl korreliert war. Insgesamt ließ sich für keine der beiden Dekaden<br />

ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtbeschäftigungsentwicklung (net employment<br />

change) und der logarithmierten Bevölkerungsgröße feststellen.<br />

Tabelle 5.21:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der logarithmierten Einwohnerzahl und verschiedenen<br />

Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />

(P-Werte in Klammern)<br />

Logarithmierte Einwohnerzahl – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,14<br />

(0,38)<br />

-0,12<br />

(0,45)<br />

-0,25<br />

(0,11)<br />

-0,20<br />

(0,19)<br />

Jobschaffungsrate -0,28*<br />

(0,06)<br />

-0,27*<br />

(0,08)<br />

-0,09<br />

(0,56)<br />

-0,02<br />

(0,90)<br />

Expansionsrate -0,34**<br />

(0,02)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

-0,21<br />

(0,17)<br />

-0,10<br />

(0,50)<br />

Gründungsrate -0,08<br />

(0,60)<br />

-0,05<br />

(0,75)<br />

0,13<br />

(0,42)<br />

0,13<br />

(0,41)<br />

Zuwanderungsrate 0,05<br />

(0,75)<br />

0,24<br />

(0,11)<br />

0,05<br />

(0,73)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

Jobabbaurate -0,15<br />

(0,34)<br />

-0,11<br />

(0,47)<br />

0,21<br />

(0,17)<br />

0,24<br />

(0,12)<br />

Schrumpfungsrate 0,02<br />

(0,91)<br />

0,03<br />

(0,84)<br />

0,28*<br />

(0,06)<br />

0,26*<br />

(0,09)<br />

Schließungsrate -0,45***<br />

(0,00)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

0,01<br />

(0,93)<br />

-0,02<br />

(0,92)<br />

Abwanderungsrate 0,04<br />

(0,78)<br />

0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,14<br />

(0,36)<br />

0,02<br />

(0,89)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen


120 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

5.3.2 Räumliche Nachbarschaftseffekte<br />

Auf die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes wirken nicht nur die dortigen<br />

Standortfaktoren bzw. Beschäftigungsdeterminanten, sondern auch entsprechende Einflussgrößen<br />

anderer Wirtschaftsräume ein. So sind im vorliegenden Fall insbesondere solche Spillovers<br />

von Bedeutung, die von Nachbarschaftskreisen ausgehen. In diesem Zusammenhang dürften<br />

als Nachbarschaftseffekte vor allem Wissensspillovers relevant sein. D.h., die Unternehmen<br />

eines Kreises profitieren nicht nur von den FuE-Aktivitäten im eigenen Kreis (intraregionale Wissensspillovers),<br />

sondern bis zu einem gewissen Grad auch von den FuE-Aktivitäten in den<br />

Nachbarkreisen (interregionale Wissensspillovers). Als Indikator für solche interregionalen Übertragungseffekte<br />

soll hier die FuE-Ausgabenintensität der Nachbarkreise herangezogen werden.<br />

Soweit einzelne Kreise Nachbarschaftsverhältnisse mit dem Ausland haben, bleiben die dortigen<br />

FuE-Aktivitäten unberücksichtigt. Dies kann damit begründet werden, dass Wissensspillovers<br />

über nationale Grenzen hinweg, in der Regel deutlich schwächer ausfallen als die innerhalb eines<br />

Landes.<br />

Beim Indikator „FuE-Ausgabenintensität“ werden die FuE-Ausgaben auf die Bruttowertschöpfung<br />

bezogen. Im vorliegenden Kontext wurden allerdings nicht nur die jeweiligen FuE-Ausgaben<br />

54 der einzelnen Kreise selbst („intraregionale Spillovers“), sondern zusätzlich auch noch die<br />

der betreffenden Nachbarkreise („interregionale Spillovers“) herangezogen und zu der in analoger<br />

Weise „räumlich aggregierten“ Bruttowertschöpfung in Beziehung gesetzt. Durch die Mitberücksichtigung<br />

der jeweils benachbarten Kreise im Hinblick auf die FuE-Ausgaben (unter „Bezugnahme“<br />

auf die entsprechende Bruttowertschöpfung) wird dem Aspekt „Räumliche Nachbarschaftseffekte“<br />

Rechnung getragen.<br />

Bei der Prüfung eines möglichen bivariaten statistischen Zusammenhangs zwischen der in dieser<br />

Weise „räumlich aggregierten“ FuE-Ausgabenintensität und den einzelnen Beschäftigungsindikatoren<br />

zeigte sich allerdings kaum statistische Signifikanz. Am auffälligsten war, dass in den<br />

1990er-Jahren die Expansionsrate, und damit der Beschäftigungsaufbau in bestehenden Industrieunternehmen,<br />

in denjenigen baden-württembergischen Kreisen tendenziell nur unterdurchschnittlich<br />

ausfiel, bei denen in ihrem regionalen Umfeld eine hohe FuE-Ausgaben-intensität<br />

gegeben war. Daraus darf allerdings nicht gefolgert werden, dass der große Umfang an FuE-<br />

Aktivitäten im räumlichen Umfeld etwa die Ursache für die nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung<br />

gewesen wäre. Vielmehr ist davon auszugehen, dass in den betreffenden<br />

baden-württembergischen Kreisen mit eher ungünstiger Beschäftigungsbilanz anderweitige,<br />

negativ wirkende standortpolitische Einflüsse zum Tragen gekommen sind. Ein ähnlicher Sach-<br />

54 Konkret wurden die „Internen FuE-Ausgaben der Unternehmen“ zugrunde gelegt.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 121<br />

verhalt hatte sich bereits in Abschnitt 5.1.3 zum Thema FuE-Ausstattung ergeben, bei dem allerdings<br />

von Nachbarschaftseffekten abstrahiert wurde.<br />

Tabelle 5.21a.: Statistischer Zusammenhang zwischen der „aggregierten“ FuE-Ausgabenintensität der Kreise<br />

und ihrer Nachbarkreise und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten<br />

von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

FuE-Ausgabenintensität (aggreg.) – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,27*<br />

(0,07)<br />

-0,17<br />

(0,26)<br />

Jobschaffungsrate -0,29*<br />

(0,06)<br />

-0,13<br />

(0,38)<br />

Expansionsrate -0,42***<br />

(0,00)<br />

-0,27*<br />

(0,08)<br />

Gründungsrate 0,08<br />

(0,62)<br />

0,04<br />

(0,79)<br />

Zuwanderungsrate 0,06<br />

(0,72)<br />

0,29<br />

(0,06)<br />

Jobabbaurate 0,11<br />

(0,49)<br />

0,22<br />

(0,15)<br />

Schrumpfungsrate 0,18<br />

(0,25)<br />

0,24<br />

(0,11)<br />

Schließungsrate -0,17<br />

(0,26)<br />

-0,08<br />

(0,59)<br />

Abwanderungsrate 0,21<br />

(0,17)<br />

0,39*<br />

(0,10)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Mitunter wird in Studien zur regionalen Beschäftigungsentwicklung in Zusammenhang mit der<br />

Einbindung von Nachbarschaftseffekten auch auf den Standortfaktor „Kaufkraft“ abgestellt. Dieser<br />

Indikator ist für den vorliegenden Fall der industriellen Beschäftigung als Standortfaktor jedoch<br />

nicht allzu relevant, so dass an dieser Stelle auf eine entsprechende Berücksichtigung verzichtet<br />

wurde. 55<br />

Der Aspekt der räumlichen Nachbarschafts- bzw. Spillovereffekte zwischen baden-württembergischen<br />

Kreisen kann nicht nur auf die hier vorgenommene Weise geprüft werden, bei der der<br />

potenzielle Einfluss regionsexterner Standortfaktoren auf die regionsinterne Beschäftigungsentwicklung<br />

untersucht wurde. So wird in Kapitel 6 unter dem Stichwort „räumliche Autokorrelation<br />

zwischen Kreisen“ ein anderes analytisches Prüfverfahren angewendet. Dort wird analysiert,<br />

inwieweit sich zwischen regionsexterner und regionsinterner Beschäftigungsentwicklung und<br />

deren Komponenten statistisch signifikante Zusammenhänge feststellen lassen.<br />

55 Die Relevanz des Standortfaktors „Kaufkraft“ wäre deutlich relevanter, wenn es hier um die Beschäftigungsentwicklung<br />

im Dienstleistungssektor ginge.


122 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

5.4 Wirtschaftsstrukturelle Beschäftigungsdeterminanten<br />

Die letzte Gruppe regionaler Determinanten der Beschäftigungsentwicklung befasst sich mit<br />

wirtschaftsstrukturellen Einflussgrößen. Dabei geht es zum einen um betriebsstrukturelle, zum<br />

anderen um wirtschaftssektorale Aspekte.<br />

5.4.1 Lokalisationseffekte und Branchenkonzentration<br />

Die für einen Wirtschaftsraum zu erwartende Beschäftigungsentwicklung ist bis zu einem gewissen<br />

Grad auch von dessen Branchenstruktur abhängig. So wird davon ausgegangen, dass zwischen<br />

Unternehmen derselben bzw. zwischen Unternehmen verwandter Branchen im Falle einer<br />

hinreichenden räumlichen Konzentration so genannte „Lokalisationseffekte“ auftreten, die<br />

eine Form von Agglomerationseffekten darstellen. Zu entsprechenden Lokalisationsvorteilen<br />

zählt zum Beispiel die Generierung einer speziellen Zulieferindustrie, zu den Lokalisationsnachteilen<br />

gehören hohe Lohnkosten bei zu starker regionaler Faktornachfrage. Lokalisationseffekte<br />

können die regionale Beschäftigungsentwicklung damit sowohl positiv als auch negativ<br />

beeinflussen.<br />

Die Entstehung von Lokalisationseffekten setzt also eine gewisse räumliche Branchenkonzentration<br />

voraus. Vor diesem Hintergrund wurden in der vorliegenden bivariaten Untersuchung als<br />

regionale Determinanten der Beschäftigungsentwicklung verschiedene Konzentrationsmaße<br />

herangezogen, zunächst die anhand von Umsatzanteilen nach dem Herfindahl-Index gemessene<br />

allgemeine Branchenkonzentration. Im Hinblick auf den Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

zeigte sich für die baden-württembergischen Kreise eine schwache negative<br />

Korrelation, die allerdings nur in den 1980er-Jahren und unter Zugrundelegung von Dekadenanfangswerten<br />

statistisch signifikant war (vgl. Tabelle 5.22). 56 Eine hohe Signifikanz ergab sich für<br />

die erste der beiden Dekaden für die Jobschaffungsseite der Nettobeschäftigungsentwicklung,<br />

und zwar in Form einer negativen Korrelation. D.h., diejenigen baden-württembergischen Kreise,<br />

die in den 1980er-Jahren – gemessen an den Umsatzzahlen – eine vergleichsweise hochkonzentrierte<br />

Branchenstruktur aufwiesen, schnitten im Bereich Beschäftigungsaufbau schlechter<br />

ab als andere Kreise. Die Ursache für die vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung<br />

lag in unterdurchschnittlichen Expansionsraten.<br />

56 Die in Kapitel 7 durchgeführten multivariaten Analysen zeigen, dass die anhand des Herfindahl-Index<br />

gemessene Branchenkonzentration keinen Erklärungsbeitrag zu den zwischen den Kreisen bestehenden<br />

Unterschieden in der Beschäftigungsentwicklung leistet.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 123<br />

Tabelle 5.22:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Branchenkonzentration (gemäß Herfindahl-Index)<br />

und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-<br />

Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Branchenkonzentration (Herfindahlindex) – Dekadendurchschnitte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,21<br />

(0,18)<br />

-0,17<br />

(0,27)<br />

-0,06<br />

(0,69)<br />

-0,11<br />

(0,49)<br />

Jobschaffungsrate -0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

0,06<br />

(0,69)<br />

-0,09<br />

(0,58)<br />

Expansionsrate -0,37**<br />

(0,01)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

-0,13<br />

(0,39)<br />

-0,25<br />

(0,10)<br />

Gründungsrate -0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,34**<br />

(0,02)<br />

0,33**<br />

(0,03)<br />

0,16<br />

(0,31)<br />

Zuwanderungsrate -0,10<br />

(0,53)<br />

-0,24<br />

(0,12)<br />

-0,04<br />

(0,78)<br />

-0,10<br />

(0,52)<br />

Jobabbaurate -0,22<br />

(0,15)<br />

-0,25<br />

(0,10)<br />

0,11<br />

(0,47)<br />

-0,00<br />

(0,98)<br />

Schrumpfungsrate -0,21<br />

(0,16)<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

0,20<br />

(0,19)<br />

0,12<br />

(0,43)<br />

Schließungsrate -0,15<br />

(0,34)<br />

-0,22<br />

(0,15)<br />

-0,24<br />

(0,12)<br />

-0,26*<br />

(0,09)<br />

Abwanderungsrate 0,07<br />

(0,68)<br />

0,13<br />

(0,42)<br />

0,24<br />

(0,11)<br />

0,29*<br />

(0,05)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Während die über Umsatzanteile gemessene allgemeine Branchenkonzentration als solches<br />

also keinen signifikanten Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes aufweist,<br />

gilt dies nicht in Bezug auf ein anderes Konzentrationsmaß. So zeigt die Analyse, dass in<br />

baden-württembergischen Kreisen sowohl in den 1980er- als auch in den 1990er-Jahren die<br />

Beschäftigungsentwicklung um so schlechter ausfiel, je höher der jeweilige Tertiarisierungsgrad<br />

- gemessen als Beschäftigtenanteil des Dienstleistungssektors an der regionalen Gesamtwirtschaft<br />

- war (vgl. Tabelle 5.23). 57 Da die betreffende Beschäftigungsentwicklung nur die Entwicklung<br />

im Verarbeitenden Gewerbe erfasst, kann man den Sachverhalt auch auf eine andere Weise<br />

ausdrücken: In den baden-württembergischen Kreisen mit „ohnehin“ schon geringem Industrieanteil<br />

bei den Beschäftigten fiel auch noch die Entwicklung der Industriebeschäftigung unterdurchschnittlich<br />

aus.<br />

57 Werden für den Tertiarisierungsgrad allerdings nicht Dekadendurchschnitts-, sondern Dekadenanfangswerte<br />

herangezogen, dann ist der erwähnte Zusammenhang für die 1990er-Jahre statistisch<br />

nicht signifikant.


124 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Tabelle 5.23:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen dem Grad der Tertiarisierung und verschiedenen<br />

Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman<br />

(P-Werte in Klammern)<br />

Tertiarisierungsgrad – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,36**<br />

(0,02)<br />

-0,39**<br />

(0,01)<br />

-0,31**<br />

(0,04)<br />

-0,28*<br />

(0,06)<br />

Jobschaffungsrate -0,27*<br />

(0,07)<br />

-0,19<br />

(0,21)<br />

0,12<br />

(0,42)<br />

0,06<br />

(0,69)<br />

Expansionsrate -0,29*<br />

(0,06)<br />

-0,24<br />

(0,11)<br />

-0,06<br />

(0,72)<br />

-0,08<br />

(0,60)<br />

Gründungsrate -0,15<br />

(0,32)<br />

-0,15<br />

(0,34)<br />

0,33**<br />

(0,02)<br />

0,12<br />

(0,42)<br />

Zuwanderungsrate 0,02<br />

(0,87)<br />

0,27*<br />

(0,08)<br />

-0,02<br />

(0,92)<br />

-0,08<br />

(0,59)<br />

Jobabbaurate 0,16<br />

(0,31)<br />

0,18<br />

(0,23)<br />

0,43***<br />

(0,00)<br />

0,36**<br />

(0,02)<br />

Schrumpfungsrate 0,07<br />

(0,66)<br />

0,11<br />

(0,46)<br />

0,35**<br />

(0,02)<br />

0,26<br />

(0,10)<br />

Schließungsrate 0,19<br />

(0,21)<br />

0,16<br />

(0,30)<br />

0,31**<br />

(0,04)<br />

0,31**<br />

(0,04)<br />

Abwanderungsrate 0,30*<br />

(0,05)<br />

0,25<br />

(0,11)<br />

0,63***<br />

(0,00)<br />

0,45***<br />

(0,00)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

In der letzten Dekade des Betrachtungszeitraums lag die Ursache für die schlechtere Beschäftigungsentwicklung<br />

in den stark durch den Dienstleistungssektor geprägten Kreisen in der vergleichsweise<br />

ungünstigen Entwicklung im Bereich Jobabbau, konkret bei der Schließungs-, vor<br />

allem aber bei der Abwanderungsrate (vgl. Abbildung 5.14). Der von der wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Theorie mitunter vermutete positive Zusammenhang zwischen Tertiarisierungsgrad<br />

und Gründungsintensität konnte in der vorliegenden Auswertung für die baden-württembergischen<br />

Kreise nur für bestimmte Konstellationen bestätigt werden, aber selbst dann war keine<br />

statistische Signifikanz gegeben. Im Übrigen ergab sich zwischen dem Dienstleistungsanteil und<br />

der Gründungsrate für die 1980er-Jahre eine leicht negative – wenn auch nicht signifikante -<br />

Korrelation und für die 1990er-Jahre ein positiver Zusammenhang. 58 Insgesamt kommt die bivariate<br />

Analyse also zu einer negativen Korrelation zwischen Tertiarisierungsgrad und Nettobeschäftigungsentwicklung.<br />

Dies bedeutet allerdings nur, dass baden-württembergische Kreise mit<br />

hohem Tertiarisierungsgrad, also einem hohen Beschäftigtenanteil des Dienstleistungssektors,<br />

eine vergleichsweise ungünstige Beschäftigungsentwicklung hatten. Daraus kann nicht etwa<br />

gefolgert werden, dass der hohe Dienstleistungsanteil Ursache für die relativ schlechte Beschäftigungsbilanz<br />

wäre. Eine solche Kausalitätsbeziehung kann ansatzweise nur im Rahmen multivariater<br />

Analyseverfahren überprüft werden. In dem entsprechenden Kapitel 7 zeigt sich dann<br />

58 Der entsprechende Zusammenhang war jedoch nur für Bravais-Pearson, nicht aber für Spearman<br />

signifikant.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 125<br />

allerdings, dass der Tertiarisierungsgrad zur Erklärung der unterschiedlichen Beschäftigungsentwicklung<br />

in den baden-württembergischen Kreisen keinen Beitrag leistet.<br />

Abbildung 5.14 Zusammenhang zwischen Abwanderungsrate und Tertiarisierungsgrad in den 1990er-Jahren<br />

(r PB =0,63; p PB =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Die These, dass die Beschäftigungsentwicklung eines Wirtschaftsraumes auch von dessen<br />

Branchenstruktur abhängig ist, bezieht sich auch auf den Umstand, dass es darauf ankommt, ob<br />

in einer Region eher solche Wirtschaftszweige dominieren, die als typische Wachstumsbranchen<br />

gelten oder ob dort Schrumpfungs- bzw. Krisenbranchen die Wirtschaftsstruktur bestimmen.<br />

Dieser Aspekt wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht vertieft, könnte<br />

jedoch anhand von geeigneten “Shift-Share-Analysen“ genauer betrachtet werden. Es sei an<br />

dieser Stelle jedoch auf eine Studie von Krumm/Strotmann (2004b) hingewiesen, in der für ausgewählte<br />

baden-württembergische Regionen untersucht wurde, inwieweit das Vorhandensein


126 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

bestimmter Wachstums- bzw. Schrumpfungsbranchen die dortige Beschäftigungsentwicklung<br />

beeinflusst hat.<br />

5.4.2 Betriebsstrukturelle Determinanten<br />

Die Arbeitsplatzdynamik im Verarbeitenden Gewerbe könnte auch durch betriebsstrukturelle<br />

Determinanten beeinflusst sein. Vor diesem Hintergrund wurde zunächst geprüft, ob sich zwischen<br />

der Beschäftigungsentwicklung und der in den Kreisen durchschnittlichen – anhand der<br />

Beschäftigtenzahl bemessenen – Betriebsgröße irgendwelche statistischen Zusammenhänge<br />

nachweisen lassen (vgl. Tabelle 5.24).<br />

Tabelle 5.24:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen industriellen Betriebsgröße<br />

auf Kreisebene und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren, Korrelationskoeffizienten von<br />

Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Betriebsgröße – Fall: Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung -0,30*<br />

(0,04)<br />

-0,19<br />

(0,23)<br />

-0,16<br />

(0,31)<br />

-0,12<br />

(0,43)<br />

Jobschaffungsrate -0,69***<br />

(0,00)<br />

-0,76***<br />

(0,00)<br />

-0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

Expansionsrate -0,69***<br />

(0,00)<br />

-0,66***<br />

(0,00)<br />

-0,56***<br />

(0,00)<br />

-0,51***<br />

(0,00)<br />

Gründungsrate -0,35**<br />

(0,02)<br />

-0,48***<br />

(0,00)<br />

0,12<br />

(0,43)<br />

0,04<br />

(0,79)<br />

Zuwanderungsrate -0,18<br />

(0,23)<br />

-0,33**<br />

(0,03)<br />

-0,11<br />

(0,50)<br />

-0,10<br />

(0,31)<br />

Jobabbaurate -0,40**<br />

(0,01)<br />

-0,58***<br />

(0,00)<br />

-0,1<br />

(0,53)<br />

-0,20<br />

(0,20)<br />

Schrumpfungsrate -0,25<br />

(0,10)<br />

-0,41**<br />

(0,01)<br />

0,05<br />

(0,74)<br />

-0,01<br />

(0,97)<br />

Schließungsrate -0,50***<br />

(0,00)<br />

-0,61***<br />

(0,00)<br />

-0,47***<br />

(0,00)<br />

-0,51***<br />

(0,00)<br />

Abwanderungsrate -0,06<br />

(0,71)<br />

-0,03<br />

(0,86)<br />

0,04<br />

(0,79)<br />

0,14<br />

(0,36)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Dabei zeigte sich Folgendes: In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es zwischen der Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

und der durchschnittlichen Betriebsgröße einen negativen Zusammenhang<br />

59 , der jedoch nur in den 1980er-Jahren eine gewisse statistische Signifikanz aufwies. 60<br />

Allerdings zeigte sich für beide Dekaden zwischen der Betriebsgröße einerseits und den Expansions-<br />

und Schließungsraten andererseits jeweils ein hoch signifikanter negativer Zusammenhang<br />

(vgl. Abbildung 5.15). Die Betriebsgröße wirkte damit also im ersten Fall negativ und im<br />

zweiten Fall positiv auf die Beschäftigungsentwicklung. In den 1980er-Jahren kam zusätzlich<br />

59 Die multivariate Analyse in Kapitel 7 wird dann auch bestätigen, dass mit zunehmender durchschnittlicher<br />

Betriebsgröße die Beschäftigungsentwicklung tendenziell schlechter verlief.<br />

60 Dies gilt insbesondere für den Fall der Zugrundelegung von Dekadenanfangswerten.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 127<br />

noch eine negative Korrelation zwischen der Betriebsgröße und der Gründungsrate hinzu, was<br />

impliziert, dass in einem baden-württembergischen Kreis die Gründungsrate um so höher ausfiel,<br />

je niedriger die durchschnittliche Betriebsgröße war. Dies bestätigt die in der wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Theorie häufig vertretene These, dass eine kleinbetriebliche Wirtschaftsstruktur<br />

das Gründungsaufkommen fördert.<br />

Abbildung 5.15: Zusammenhang zwischen Expansionsrate und Betriebsgröße in den 1980er-Jahren<br />

(r PB =-0,69; p PB =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Im vorliegenden Fall ist zu beachten, dass zwar die betreffende Beschäftigungsentwicklung auf<br />

das Verarbeitende Gewerbe abstellt, nicht aber die Beschäftigungsdeterminante „durchschnittliche<br />

Betriebsgröße“. Diese erfasst hier auch die (an der Beschäftigtenzahl gemessene) Größe<br />

von Dienstleistungsunternehmen, so dass nicht auf den Zusammenhang industrielle Betriebsgröße<br />

zu industrieller Beschäftigungsentwicklung geschlossen werden kann.


128 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Bei der Auswertung zur industriellen Beschäftigungsentwicklung in baden-württembergischen<br />

Kreisen wurde auch eine mögliche Korrelation mit der Exportquote geprüft (vgl. Tabelle 5.25). Im<br />

Hinblick auf die als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes<br />

gemessene Exportquote ließ sich zwar ein positiver Zusammenhang zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

feststellen, der allerdings nur sehr schwach ausgeprägt und zudem statistisch<br />

nicht signifikant war. Es zeigte sich jedoch eine hoch signifikante negative Korrelation zwischen<br />

der Exportquote und der Schließungsrate (vgl. Abbildung 5.16). D.h., diejenigen badenwürttembergischen<br />

Kreise, deren Industrieunternehmen überdurchschnittlich hohe Auslandsumsatzanteile<br />

aufwiesen, hatten vergleichsweise geringe Arbeitsplatzverluste durch Firmenschließungen.<br />

Dies galt gleichermaßen für die 1980er- und die 1990er-Jahre.<br />

Tabelle 5.25:<br />

Statistischer Zusammenhang zwischen der Exportquote (Anteil des Auslandsumsatzes am<br />

Gesamtumsatz im Verarbeitenden Gewerbe) und verschiedenen Beschäftigungsindikatoren,<br />

Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson und Spearman (P-Werte in Klammern)<br />

Exportquote – Dekadendurchschnittswerte<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Brav.-Pearson<br />

(P-Wert)<br />

Spearman<br />

(P-Wert)<br />

Nettobeschäftigungsänderung 0,12*<br />

(0,43)<br />

0,10<br />

(0,54)<br />

0,11<br />

(0,47)<br />

0,07<br />

(0,63)<br />

Jobschaffungsrate -0,20<br />

(0,19)<br />

-0,22<br />

(0,15)<br />

-0,20<br />

(0,19)<br />

-0,06<br />

(0,70)<br />

Expansionsrate -0,19<br />

(0,21)<br />

-0,17<br />

(0,27)<br />

-0,27*<br />

(0,08)<br />

-0,17<br />

(0,27)<br />

Gründungsrate -010<br />

(0,54)<br />

-0,21<br />

(0,18)<br />

0,03<br />

(0,87)<br />

0,11<br />

(0,49)<br />

Zuwanderungsrate -0,11<br />

(0,48)<br />

-0,11<br />

(0,50)<br />

0,01<br />

(0,95)<br />

0,12<br />

(0,44)<br />

Jobabbaurate -0,43***<br />

(0,00)<br />

-0,37**<br />

(0,01)<br />

-0,26*<br />

(0,09)<br />

-0,07<br />

(0,65)<br />

Schrumpfungsrate -0,26*<br />

(0,09)<br />

-0,24<br />

(0,11)<br />

-0,12<br />

(0,44)<br />

0,10<br />

(0,51)<br />

Schließungsrate -0,54***<br />

(0,00)<br />

-0,48***<br />

(0,00)<br />

-0,50***<br />

(0,00)<br />

-0,38**<br />

(0,01)<br />

Abwanderungsrate -0,18<br />

(0,25)<br />

-0,00<br />

(1,00)<br />

-0,14<br />

(0,37)<br />

-0,04<br />

(0,80)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

Eine stärkere Einbindung in die internationalen Märkte scheint also eher vor (unfreiwilligen) Unternehmensschließungen<br />

zu schützen. Das könnte damit zusammenhängen, dass die entsprechenden<br />

Unternehmen ihren Absatz räumlich stärker diversifiziert haben. Zudem dürfte eine<br />

hohe Exportquote bis zu einem gewissen Grad auch ein Ausdruck für eine hohe Wettbewerbsfähigkeit<br />

sein.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 129<br />

Abbildung 5.16: Zusammenhang zwischen Schließungsrate und Exportquote in den 1980er-Jahren<br />

(r PB =-0,54; p PB =0,00)<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle: Statistisches Landesamt (nachrichtlich), IAW-Berechnungen<br />

An dieser Stelle sei schließlich festgehalten, dass die biariate Analyse zwar einen schwachen<br />

positiven Zusammenhang zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung und Exportquote feststellen<br />

kann, dieser jedoch als nicht statistisch signifikant einzustufen ist. Die in Kapitel 7 durchgeführte<br />

abschließende multivariate Analyse geht in gewisser Weise über dieses Ergebnis hinaus:<br />

So zeigt sich unter Anwendung der entsprechenden robusten Analyseverfahren, dass eine hohe<br />

Exportquote einer der Bestimmungsgründe dafür ist, dass ein Teil der baden-württembergischen<br />

Kreise eine überdurchschnittlich gute Beschäftigungsbilanz vorweisen kann.


130 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Zusammenfassung zu Kapitel 5<br />

In dem vorliegenden Kapitel wurde systematisch überprüft, ob und inwieweit sich für die badenwürttembergischen<br />

Kreise in den 1980er- und 1990er-Jahren zwischen einzelnen regionalen<br />

Standortfaktoren (sowie ausgewählten siedlungs- und wirtschaftsstrukturellen Variablen) einerseits<br />

und der industriellen Beschäftigungsentwicklung und ihren Komponenten andererseits statistisch<br />

signifikante Zusammenhänge feststellen lassen. Auf der Basis der zugrunde gelegten<br />

bivariaten Analysen können allerdings nur mögliche Koinzidenzen bzw. Korrelationen, nicht aber<br />

Kausalitäten identifiziert werden. Die Frage, ob ein regionaler Standortfaktor ursächlich für eine<br />

bestimmte Beschäftigungsentwicklung (mit)verantwortlich war, konnte also hier nicht beantwortet<br />

werden und bleibt stattdessen den in Kapitel 7 durchzuführenden multivariaten Analysen vorbehalten.<br />

Daher werden an dieser Stelle die Ergebnisse der Korrelationsanalysen nur in einer Tabelle zusammengefasst:<br />

Inputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Regionale Standortfaktoren<br />

bzw. andere regionale<br />

Beschäftigungsdeterminanten<br />

Baulandpreis<br />

Monatsgehalt je Angestelltem<br />

Art des Zusammenhangs<br />

zur Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

gemäß<br />

bivariater Analyse<br />

negative Korrelation<br />

negative Korrelation<br />

Outputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Siedlungsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Wirtschaftsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Arbeitslosenquote<br />

Geringqualifiziertenquote<br />

FuE-Personalintensität<br />

Gewerbesteuerhebesatz<br />

Bevölkerungsdichte<br />

Branchenkonzentration (Herfind.)<br />

Tertiarisierungsgrad<br />

Betriebsgröße<br />

Exportquote<br />

negative Korrelation<br />

kein Zusammenhang<br />

negative Korrelation<br />

negative Korrelation<br />

negative Korrelation<br />

kein Zusammenhang<br />

negative Korrelation<br />

negative Korrelation<br />

kein Zusammenhang


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 131<br />

6. Exkurs: Analysen der räumlichen Autokorrelation zwischen den Kreisen<br />

6.1. Grundfragen und Ziele einer Analyse der räumlichen Autokorrelation<br />

Die Korrelationsbetrachtungen in Kapitel 5 unterstellen, dass der regionale Hintergrund eines<br />

Kreises bereits mit den eigenen Kreisvariablen zufrieden stellend beschrieben werden kann. 61<br />

Allerdings deuten theoretische Überlegungen aus verschiedenen Blickwinkeln an, dass Niveau,<br />

Struktur und Entwicklung der Standortindikatoren der Nachbarkreise ebenso von wesentlicher<br />

Bedeutung für die Entwicklung eines Kreises sein können. Daher könnte es auch der Fall sein,<br />

dass zwischen der Beschäftigungsentwicklung in einem bestimmten Kreis und der entsprechenden<br />

Entwicklung in den Nachbarkreisen Zusammenhänge bestehen. Diese räumliche Autokorrelation<br />

kann dabei positiv sein, so dass sich die Kreise in ihrer Entwicklung komplementär verhalten<br />

und positiv begünstigen („positive Clustereffekte“). Andererseits ist denkbar, dass Kreise<br />

untereinander im Wettbewerb um Arbeitsplätze stehen, so dass eine günstige Entwicklung in<br />

einem Kreis c.p. in der Tendenz mit einer ungünstigeren Entwicklung in den Nachbarkreisen<br />

einhergeht („Substitutionseffekte, Wettbewerb“). Im vorliegenden Kapitel soll das Ausmaß und<br />

die Struktur der räumlichen Autokorrelation in Baden-Württemberg auf Kreisebene anhand geeigneter<br />

Indikatoren beleuchtet werden. Sollten die Analysen zeigen, dass die räumliche Autokorrelation<br />

hinsichtlich der verschiedenen Variablen beträchtlich ist, so müsste dies auch bei den<br />

weiteren multivariaten Analysen berücksichtigt werden. Im Detail geht es daher um die folgenden<br />

Fragen:<br />

• Hängt die Entwicklung der Beschäftigung in einem Kreis auch von der Beschäftigungsentwicklung<br />

(und deren Determinanten) in den Nachbarkreisen ab?<br />

• In welcher Form besteht ggf. diese Abhängigkeit, d.h. lassen sich positive Clustereffekte<br />

oder Indizien für einen regionalen Wettbewerb um Arbeitsplätze beobachten?<br />

• Gilt dies für die Beschäftigungsveränderung bzw. die dahinter stehenden Bruttoströme der<br />

Beschäftigung (Jobschaffung bzw. Jobabbau) in gleichem Maße?<br />

6.2. Tests auf globale räumliche Autokorrelation<br />

Tests auf globale Autokorrelation überprüfen, ob, in welchem Maße und in welcher Richtung<br />

zwischen den industriellen Beschäftigungsentwicklungen auf Kreisebene insgesamt für Baden-<br />

Württemberg Korrelationsbeziehungen bestehen. Die zu testende Nullhypothese ist somit, dass<br />

sich wachsende und schrumpfende Kreise zufällig über das Land verteilen.<br />

61 Zum Thema räumliche Autokorrelation vgl. auch die Ausführungen in Kapitel 5.3.2.


132 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Kasten 3: Methodisches zur Analyse der globalen räumlichen Autokorrelation<br />

Als Maß für die räumliche Nähe zwischen zwei Kreisen wird im Weiteren darauf abgestellt, ob zwei Kreise<br />

eine gemeinsame Grenze haben oder nicht. 62 Die Matrix, welche die Nachbarschaftsbeziehungen wiedergibt,<br />

ist somit eine 44 x 44 – Matrix W mit den Elementen 0 und 1, wobei 1 den Fall einer gemeinsamen<br />

Grenze hindeutet. 63 Die Elemente auf der Hauptdiagonalen sind Null, da eine Region keine Grenze mit<br />

sich selbst haben kann.<br />

Ein Problem der vorliegenden Analysen kann darin bestehen, dass einige Kreise des betrachteten Regionalraums<br />

Baden-Württemberg auch zu ausländischen Nachbarländern hin über Grenzbeziehungen verfügen,<br />

die aus Datengründen nicht in die Analysen einfließen können. Dieses so genannte „boundary value<br />

problem“ kann eventuell zu verzerrten Ergebnissen über die räumlichen Abhängigkeiten führen, falls unbeobachtete<br />

(hier ausländische) regionale Einheiten die räumlichen Korrelationen in den beobachteten<br />

Daten beeinflussen. Anselin (1988) weist jedoch darauf hin, dass dieses Problem regelmäßig nicht so<br />

gravierend ist wie man auf den ersten Blick denken könnte, auch wenn die Forschung zu dieser Problematik<br />

noch nicht hinreichend abgeschlossen ist.<br />

Als Maße für den Test auf globale Autokorrelation werden im Weiteren Moran’s I und Geary’s c berechnet<br />

(vgl. Anselin/Bera für Details). Moran’s I ist definiert als:<br />

wobei<br />

N<br />

∑ = 44 N<br />

∑ = 44<br />

w ij ( y i − y)(<br />

y j − y)<br />

N i=<br />

1 j=<br />

1<br />

I =<br />

,<br />

44<br />

∑∑w ∑ ( y − y)<br />

2<br />

ij<br />

i j<br />

i<br />

i = 1<br />

w<br />

ij<br />

das Element der Gewichtungsmatrix W ist, das zu den Kreisen i und j gehört,<br />

y<br />

i<br />

und<br />

y<br />

j<br />

die<br />

entsprechenden Werte der interessierenden Variable darstellen und y der Mittelwert der interessierenden<br />

Variablen ist. Trotz der Ähnlichkeit zum Korrelationskoeffizienten von Bravais-Pearson ist der Erwartungswert<br />

von Morans’s I nicht Null, sondern entspricht E ( I)<br />

= −1<br />

N −1. Ist I signifikant größer als dieser<br />

Erwartungswert, so liegt eine positive globale räumliche Autokorrelation vor, d.h. hohe Werte von Y in<br />

Kreisen korrelieren mit hohen Werten von Y in den Nachbarkreisen. Ist I signifikant kleiner als der Erwartungswert,<br />

so liegt negative räumliche Autokorrelation vor, d.h., dass regionale Cluster eher von nicht<br />

ähnlichen Kreisen gebildet werden, die zueinander im Wettbewerb stehen.<br />

Während Moran’s I Abweichungen der regionalen Beobachtungswerte vom Mittelwert betrachtet, misst<br />

das globale Maß Geary’s c die Ähnlichkeit anhand der quadrierten Abweichungen zwischen den Beobachtungswerten.<br />

N −1<br />

c =<br />

2∑∑w ij<br />

i j<br />

N<br />

∑ = 44 N<br />

∑ = 44<br />

w −<br />

2 ij ( y i y j )<br />

i=<br />

1 j=<br />

1<br />

44<br />

∑ ( y − y)<br />

2 i<br />

i = 1<br />

Unter der Nullhypothese, dass keine räumliche Autokorrelation besteht, nimmt Geary’s c den Wert 1 an.<br />

Werte von Geray’s c, die größer als 1 sind, deuten auf negative räumliche Autokorrelation, Werte die kleiner<br />

als Eins sind, auf positive räumliche Autokorrelation hin. In der empirischen Praxis wird Moran’s I regelmäßig<br />

präferiert, da Geary’s c extreme Werte durch die Quadrierung stärker gewichtet als Moran’s I.<br />

62 Openshaw/Taylor (1979) weisen darauf hin, dass die Wahl der regionalen Einheit einen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Ergebnisse der Korrelationsbetrachtungen haben kann. Für die vorliegende Studie<br />

wurden aus Gründen der Datenverfügbarkeit und der Übersichtlichkeit Kreisdaten verwendet.<br />

63 Für die weiteren Analysen kommt diese Vorgehensweise einer Gleichgewichtung aller Nachbarn<br />

gleich. Alternativ könnte man auch unterschiedliche Gewichte verwenden, die sich z.B. an der Grenzlänge<br />

oder einem räumlichen Distanzmaß orientieren.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 133<br />

Die Betrachtung der Ergebnisse der globalen Tests auf räumliche Autokorrelation (vgl. Tabelle<br />

6.1) verdeutlichen, dass im Durchschnitt der 1980er-Jahre weder hinsichtlich der Veränderungsrate<br />

der Beschäftigung noch hinsichtlich der Brutto-Jobflows der Jobschaffung und des Jobabbaus<br />

eine statistisch signifikante räumliche Autokorrelation festgestellt werden konnte. Die Nullhypothese<br />

einer zufälligen räumlichen Verteilung der Kreise hinsichtlich ihrer durchschnittlichen<br />

Veränderung der Beschäftigung in den 1980er-Jahren kann also nicht abgelehnt werden.<br />

Im Durchschnitt der 1990er-Jahre dagegen deuten sowohl Moran’s I als auch das Maß von Geary<br />

auf eine auf dem 5%-Signifikanzniveau statistisch signifikante positive räumliche Autokorrelation<br />

hin. Dieses Ergebnis bedeutet, dass in den 1990er-Jahren Kreise mit günstiger und ungünstiger<br />

Beschäftigungsentwicklung jeweils eher räumliche Cluster bildeten und sich nicht zufällig<br />

über Baden-Württemberg verteilten. Dies galt dabei im Durchschnitt der 1990er-Jahre sowohl für<br />

die betriebliche Jobschaffung als auch für den betrieblichen Jobabbau, wobei der positive<br />

Clustereffekt bei den bereits bestehenden Industriebetrieben ausgeprägter war als bei den<br />

Gründungen und Schließungen.<br />

Tabelle 6.1:<br />

Ergebnisse globaler Tests auf Vorliegen räumlicher Autokorrelation auf Kreisebene in Baden-Württemberg<br />

für die Veränderung der Industriebeschäftigung und deren Bruttokomponenten<br />

1980er-Jahre<br />

Moran’s I Geary’s c<br />

Variablen<br />

(P-Wert) (P-Wert)<br />

Durchschnittliche Veränderungsrate<br />

-0,072 1,047<br />

der Beschäftigung<br />

(0,325) (0,338)<br />

-0,115 1,045<br />

Durchschnittliche Jobschaffungsrate<br />

(0,193) (0,349)<br />

-0,074 0,970<br />

Jobschaffung in bestehenden Betrieben<br />

(0,316) (0,398)<br />

0,018 0,905<br />

Jobschaffung durch Gründungen<br />

(0,345) (0,230)<br />

-0,149** 1,447**<br />

Jobschaffung durch Kreiswechsler<br />

(0,03) (0,018)<br />

0,056 0,961<br />

Durchschnittliche Jobabbaurate<br />

(0,228) (0,367)<br />

0,075 0,943<br />

Jobabbau in bestehenden Betrieben<br />

(0,177) (0,310)<br />

-0,041 0,920<br />

Jobabbau durch Schließungen<br />

(0,433) (0,248)<br />

-0,003 0,890<br />

Jobabbau durch Kreiswechsler<br />

(0,420) (0,207)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />

1990er-Jahre<br />

Moran’s I Geary’s c<br />

(P-Wert) (P-Wert)<br />

0,155** 0,787**<br />

(0,047) (0,031)<br />

0,146* 0,786**<br />

(0,056) (0,03)<br />

0,146* 0,787**<br />

(0,056) (0,029)<br />

-0,021 0,805*<br />

(0,490) (0,058)<br />

-0,02 1.008<br />

(0,486) (0,474)<br />

0,153** 0,661***<br />

(0,041) (0,005)<br />

0,109* 0,696***<br />

(0,097) (0,01)<br />

0,052 0,875<br />

(0,238) (0,137)<br />

0,081 0,717**<br />

(0,156) (0,011)


134 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Bei jährlicher Betrachtung der räumlichen Autokorrelationen wird allerdings deutlich, dass eine<br />

hohe zeitliche Stabilität des Bildes nicht gegeben ist. Abbildung 6.1 zeigt, dass die hohe räumliche<br />

Autokorrelation der Veränderungsraten der Beschäftigung insbesondere Anfang der 1990er-<br />

Jahre gegeben war. Von 1985 auf 1986 dagegen konnte sogar eine signifikant negative räumliche<br />

Autokorrelation beobachtet werden.<br />

Abbildung 6.1: Jährliche Tests auf globale Autokorrelation der Veränderungsraten der<br />

Beschäftigung auf Kreisebene<br />

Moran's I für die jährliche Veränderungsrate der Beschäftigung auf Kreisebene<br />

von 1980 bis 2000 (fette Punkte sind statistisch signifikant)<br />

0,25<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

-0,05<br />

-0,1<br />

-0,15<br />

-0,2<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

Moran's I<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

Quelle:<br />

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />

6.3. Tests auf lokale räumliche Autokorrelation<br />

In Ergänzung zu den globalen Tests auf räumliche Autokorrelation untersuchen lokale Tests auf<br />

räumliche Autokorrelation im Detail die einzelnen Kreise, die räumlich mit ihren Nachbarn korrelieren.<br />

Sowohl für Moran’s I als auch für Geary’s c existieren jeweils entsprechende lokale Maße<br />

der räumlichen Autokorrelation, die sich auch jeweils analog interpretieren lassen:<br />

I<br />

i<br />

=<br />

N 44<br />

∑ =<br />

j=<br />

1<br />

w ( y<br />

ij<br />

i<br />

( y<br />

i<br />

− y)(<br />

y<br />

− y)<br />

2<br />

j<br />

− y)<br />

c<br />

i<br />

=<br />

N 44<br />

∑ =<br />

j=<br />

1<br />

w ( y<br />

ij<br />

( y<br />

i<br />

i<br />

− y<br />

− y)<br />

2<br />

j<br />

)<br />

2


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 135<br />

Tabelle 6.2:<br />

Kreis<br />

Jährliche Tests auf lokale Autokorrelation der Jobschaffungs- und Jobabbaurate<br />

auf Kreisebene, Moran’s I<br />

Durchschnittliche Veränderungsrate<br />

der Beschäftigung<br />

Durchschnittliche jährliche<br />

Jobschaffungsrate<br />

Durchschnittliche jährliche<br />

Jobabbaurate<br />

1990-er Jahre<br />

Moran’s I P-Wert Moran’s I P-Wert Moran’s I P-Wert<br />

SK Stuttgart 0,401 0,186 0,708* 0,061 0,017 0,465<br />

LK Böblingen -0,104 0,407 0,033 0,435 -0,211 0,286<br />

LK Esslingen 0,475 0,117 0,443 0,133 0,091 0,388<br />

LK Göppingen 0,123 0,35 0,398 0,132 -0,008 0,483<br />

LK Ludwigsburg -0,029 0,494 -0,21 0,328 0,003 0,474<br />

Rems-Murr-Kreis 0,011 0,461 -0,376 0,153 -0,235 0,262<br />

SK Heilbronn -1.119 0,133 -1.036 0,151 -0,231 0,413<br />

LK Heilbronn 0,412* 0,071 0,515** 0,034 0,041 0,411<br />

Hohenlohekreis 1.489*** 0,001 -0,077 0,455 1.256*** 0,003<br />

LK Schwäbisch-Hall 1.005*** 0,007 0,029 0,451 0,564* 0,073<br />

Main-Tauber-Kreis 0,561 0,146 -0,197 0,377 0,91** 0,04<br />

LK Heidenheim 0,003 0,481 1.068** 0,024 0,393 0,217<br />

Ostalbkreis -0,022 0,499 0,198 0,32 0,167 0,338<br />

SK Baden-Baden 1.930** 0,024 0,778 0,207 0,869 0,172<br />

SK Karlsruhe -0,236 0,414 2.442*** 0,006 1.824** 0,025<br />

LK Karlsruhe 0,008 0,467 0,962*** 0,005 0,305 0,184<br />

LK Rastatt 0,713** 0,04 0,299 0,221 0,314 0,202<br />

SK Heidelberg 1.537** 0,012 0,798 0,116 0,587 0,178<br />

SK Mannheim 1.193** 0,038 0,8 0,115 0,191 0,373<br />

Neckar-Odenw.-Kreis 0,158 0,351 -0,038 0,488 0,228 0,291<br />

Rhein-Neckar-Kreis 0,107 0,378 -0,001 0,479 0,119 0,362<br />

SK Pforzheim -0,059 0,479 -0,221 0,387 0,718 0,131<br />

LK Calw -0,14 0,368 -0,18 0,325 0,043 0,421<br />

Enzkreis -0,062 0,46 0,152 0,321 0,06 0,41<br />

LK Freudenstadt 0,177 0,298 0,215 0,264 -0,044 0,477<br />

SK Freiburg 0,381 0,278 0,783 0,12 -0,313 0,33<br />

LK Breisg.-Hochschw. -0,33 0,232 0,062 0,419 -0,219 0,314<br />

LK Emmendingen 0,108 0,391 -0,017 0,495 -0,026 0,498<br />

Ortenaukreis 0,178 0,316 -0,242 0,301 0,13 0,352<br />

LK Rottweil 0,019 0,46 0,052 0,429 -0,052 0,472<br />

Schwarzw.-Baar-Kreis -0,264 0,243 -0,003 0,477 -0,203 0,295<br />

LK Tuttlingen -0,684* 0,057 -0,102 0,426 -0,452 0,144<br />

LK Konstanz 0,065 0,426 -0,047 0,48 0,039 0,446<br />

LK Lörrach -0,014 0,494 -0,035 0,493 0,001 0,486<br />

LK Waldshut 0,035 0,458 -0,146 0,413 0,092 0,414<br />

LK Reutlingen 0,009 0,46 -0,267 0,222 -0,129 0,366<br />

LK Tübingen 0,026 0,453 0,069 0,413 -0,006 0,483<br />

Zollernalbkreis -0,333 0,206 -0,238 0,284 -0,03 0,492<br />

SK Ulm -0,674 0,254 -0,334 0,376 -0,266 0,399<br />

Alb-Donau-Kreis -0,048 0,477 -0,446 0,157 0,21 0,282<br />

LK Biberach 0,032 0,453 -0,074 0,457 -0,07 0,459<br />

Bodenseekreis -0,073 0,464 0,057 0,442 -0,075 0,461<br />

LK Ravensburg 0,092 0,418 -0,153 0,407 0,225 0,321<br />

LK Sigmaringen -0,247 0,258 -0,014 0,49 -0,082 0,43<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen


136 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Das Streuungsdiagramm („Moran’s scatterplot“), Abbildung 6.2., veranschaulicht die positive<br />

räumliche Autokorrelation hinsichtlich der durchschnittlichen Beschäftigungsveränderung in den<br />

1990er-Jahren und zeigt dabei auch die Positionierung einzelner Kreise auf.<br />

Abbildung 6.2:<br />

Moran’s Scatterplot für die Rate der Veränderung der Beschäftigung<br />

IV<br />

I<br />

III<br />

II<br />

1 SK Stuttgart 12 LK Heidenheim 23 LK Calw 34 LK Lörrach<br />

2 LK Böblingen 13 Ostalbkreis 24 Enzkreis 35 LK Waldshut<br />

3 LK Esslingen 14 SK Baden-Baden 25 LK Freudenstadt 36 LK Reutlingen<br />

4 LK Göppingen 15 SK Karlsruhe 26 SK Freiburg 37 LK Tübingen<br />

5 LK Ludwigsburg 16 LK Karlsruhe 27<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald<br />

38 Zollernalbkreis<br />

6 Rems-Murr-Kreis 17 LK Rastatt 28 LK Emmendingen 39 SK Ulm<br />

7 SK Heilbronn 18 SK Heidelberg 29 Ortenaukreis 40 Alb-Donau-Kreis<br />

8 LK Heilbronn 19 SK Mannheim 30 LK Rotteil 41 LK Biberach<br />

9 Hohenlohekreis 20 Neckar-Odenwald-Kreis 31 Schwarzwald-Baar-Kreis 42 Bodenseekreis<br />

10 LK Schwäbisch-Hall 21 Rhein-Neckar-Kreis 32 LK Tuttlingen 43 LK Ravensburg<br />

11 Main-Tauber-Kreis 22 SK Pforzheim 33 LK Konstanz 44 LK Sigmaringen<br />

Quelle:<br />

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, IAW-Berechnungen<br />

Abgetragen ist dabei…<br />

• …auf der Abszisse der standardisierte Wert (hier der durchschnittlichen Beschäftigungsveränderung)<br />

des jeweils betrachteten Kreises (z) und<br />

• …auf der Ordinate der durchschnittliche standardisierte Wert der Nachbarkreise mit gemeinsamer<br />

Grenze (Wz)<br />

Im Quadranten I liegen somit Kreise, die sich selbst überdurchschnittlich entwickelt haben und<br />

deren Nachbarkreise im Durchschnitt ebenfalls überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklungen<br />

aufwiesen. Hierzu gehören der Stadtkreis Baden-Baden und der Landkreis Rastatt oder


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 137<br />

der Hohenlohekreis, der Landkreis Schwäbisch-Hall sowie der Main-Tauber-Kreis. Im Quadranten<br />

III liegen dagegen Kreise, deren Umfeld sich unterdurchschnittlich gut entwickelt hat und die<br />

sich dabei auch selbst unterdurchschnittlich gut entwickelt haben. Dazu gehören die Stadtkreise<br />

Mannheim, Heidelberg und Stuttgart. Quadrant II enthält Kreise, die selbst zwar eine überdurchschnittliche<br />

Beschäftigungsentwicklung in den 1990er-Jahren verzeichnen konnten, deren Nachbarkreise<br />

sich jedoch nur unterdurchschnittlich entwickelt hatten. Zu dieser Gruppe gehören der<br />

Landkreis Tuttlingen oder auch der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Zur vierten Gruppe<br />

der Kreise, die sich in einem überdurchschnittlich guten Umfeld der Nachbarkreise unterdurchschnittlich<br />

gut entwickelt haben (Quadrant IV) zählen die Stadtkreise Heilbronn und Ulm.<br />

Insgesamt zeigen die in diesem Kapitel durchgeführten Analysen zur räumlichen Autokorrelation,<br />

dass diese auf Kreisebene zwar eine Rolle spielt, jedoch in vielen Jahren nicht signifikant ist.<br />

Darüber hinaus sind die Ergebnisse in zeitlicher Hinsicht sehr unterschiedlich und instabil. Daher<br />

werden die weiteren multivariaten Analysen in Kapitel 7 ohne Berücksichtigung räumlicher Autokorrelation<br />

durchgeführt.


138 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

7. Einfluss regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung –<br />

Ergebnisse multivariater Panelschätzungen auf Kreisebene<br />

In Kapitel 5 wurden verschiedene theoretische Überlegungen über mögliche regionale Einflussbzw.<br />

Standortfaktoren der industriellen Beschäftigungsentwicklung anhand bivariater Korrelationsanalysen<br />

empirisch beleuchtet. Der Vorteil dieser Korrelationsanalysen besteht darin, dass<br />

man sehr anschaulich Zusammenhänge illustrieren kann und bei der Darstellung in Streuungsdiagrammen<br />

gleichzeitig auch einen Eindruck bekommt, welche Kreise jeweils im Einzelfall wie<br />

positioniert sind. Allerdings wurde bereits bei den Analysen in Kapitel 5 betont, dass man alleine<br />

auf der Grundlage deskriptiver bivariater Analysen keine Rückschlüsse auf mögliche Kausalitäten<br />

zwischen Variablen ziehen kann und darf, da dazu stets auch weitere mögliche Einflussfaktoren<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Das vorliegende Kapitel wendet sich daher nun der Analyse der Bedeutung regionaler Bestimmungsgründe<br />

der Beschäftigungsentwicklungen im industriellen Sektor im multivariaten Zusammenhang<br />

zu. Für die 1980er- und 1990er-Jahre wird dabei auf der Grundlage von Jahresdaten<br />

auf Kreisebene empirisch überprüft, welche regionalen Einflussfaktoren einen statistisch<br />

signifikanten Erklärungsbeitrag für die regionale Beschäftigungsentwicklung leisten können und<br />

welche eher nicht. Abschnitt 7.1 geht dabei zunächst kurz auf die Schätzmethodik und die Operationalisierung<br />

der erklärenden Variablen ein, bevor Abschnitt 7.2 dann die Ergebnisse der Modellschätzungen<br />

für die Veränderungsrate der Beschäftigung auf Kreisebene beschreibt und<br />

interpretiert (Nettogrößenanalyse). Abschnitt 7.3 untersucht dann, ob und wenn ja, in welchem<br />

Maße die gefundenen Einflüsse eher über die Seite der regionalen Jobschaffung oder des regionalen<br />

Jobabbaus wirken (Bruttogrößenanalyse).<br />

7.1. Ökonometrisches Modell, Schätzmethode und Operationalisierung<br />

der regionalen Einfluss- bzw. Standortfaktoren<br />

Erklärt werden soll im Weiteren die Entwicklung der Industriebeschäftigung im Kreis i in der Periode<br />

t, die als Wachstumsrate der Beschäftigung y it gemessen wird. Dabei stehen jährliche<br />

Paneldaten für i = 44 Kreise und t = 19 Jahre zur Verfügung.<br />

Problematisch bei der Erklärung der regionalen Beschäftigungsentwicklung könnte sein, dass<br />

diese von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängen kann, darunter auch von einer Vielzahl<br />

von Determinanten, die sich nicht oder nicht hinreichend messen lassen, wie z.B. die Qualität


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 139<br />

der regionalen Wirtschaftsförderung. Man spricht in diesem Zusammenhang in der ökonometrischen<br />

Literatur von „unbeobachteter Heterogenität“. Hat man nur Querschnittsdaten aus einem<br />

Jahr zur Verfügung, so kann diese unbeobachtete Heterogenität dazu führen, dass die Schätzergebnisse<br />

verzerrt sind und daher an Aussagefähigkeit verlieren. Ein wesentlicher Vorteil panelökonometrischer<br />

Schätzverfahren besteht daher darin, dass zumindest zeitkonstante unbeobachtete<br />

Heterogenität bei den Schätzungen berücksichtigt werden kann. 64 Dadurch gelingt es<br />

im Idealfall, unverzerrte Schätzergebnisse für die einbezogenen Einflussgrößen zu erhalten,<br />

ohne dass die unbeobachteten Variablen explizit in der Schätzgleichung berücksichtigt werden<br />

müssen. Der grundsätzliche Einfluss der zeitkonstanten unbeobachteten Heterogenität kann<br />

dabei ebenfalls gemessen werden. Im Folgenden werden daher Panelschätzungen auf Kreisebene<br />

durchgeführt. Diese weisen weitere Vorteile auf – wie z.B. die Möglichkeit einer effizienteren<br />

Schätzung, da die Paneldaten neben der Querschnittsvariation auch jeweils Längsschnittinformationen<br />

enthalten, die berücksichtigt werden können. Allerdings ist bei der kritischen Ergebnisinterpretation<br />

auch zu berücksichtigen, dass Panelschätzungen stets auf Annahmen basieren<br />

– wie hier z.B. der Zeitkonstanz der individuellen Effekte –, deren Nichterfüllung ebenfalls zu<br />

eigenen Problemen führt.<br />

Das Grundmodell der weiteren Modellschätzungen hat die Form<br />

Veränderung der<br />

Beschäftigung in Kreis i<br />

in Periode t<br />

K erklärende Kreisvariablen,<br />

teilweise<br />

zeitlich verzögert<br />

Kreisspezifische<br />

Effekte<br />

Jahresspezifische<br />

Effekte<br />

Die Wachstumsrate der Beschäftigung des Kreises i in der t-ten Periode<br />

y<br />

it<br />

wird dabei zunächst<br />

im systematischen Teil der Regressionsbeziehung auf K erklärende regionale Einflussfaktoren<br />

x<br />

it<br />

zurückgeführt, wobei die zu schätzenden Parameter<br />

ß<br />

k<br />

jeweils den Einfluss der Variable<br />

x<br />

kit<br />

auf die Wachstumsrate der Beschäftigung wiedergibt. Bei den μi<br />

handelt es sich um kreisspezifische<br />

Einflüsse, die für jeden Kreis über die Zeit hinweg als konstant angenommen werden<br />

und die zeitkonstante unbeobachtete Heterogenität auffangen sollen. Ebenso werden konjunkturelle<br />

Unterschiede zwischen den Jahren, die alle Kreise in gleichem Maße betreffen, über Dum-<br />

64 Lechner (2002) spricht in diesem Zusammenhang von der „Magie der Paneldaten“.


140 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

myvariablen für die einzelnen Jahre γ<br />

t<br />

gemessen. ν<br />

it<br />

ist der Fehlerterm, der prinzipiell denselben<br />

Annahmen gerecht werden muss wie der Fehlerterm im Klassischen Regressionsmodell (für<br />

Details vgl. z.B. Wooldridge, 2002 oder Arndt, 2004).<br />

Würde man alle Beobachtungen zu einem gepoolten Modell zusammenfassen, so würde dies<br />

die Annahme implizieren, dass die kreis- und jahresspezifischen Effekte keine Rolle spielen,<br />

also alle μ i<br />

und γ t<br />

gleichgroß sind. Bereits einfache Tests auf gemeinsame Signifikanz der<br />

Dummies für die 44 Kreise und die 19 Jahre zeigen jedoch im Weiteren, dass die kreis- und jahresspezifischen<br />

Effekte jeweils signifikant sind. Insofern ist aus methodischen Gründen ein Panelmodell<br />

mit kreis- und jahresspezifischen Effekten einer gepoolten OLS-Schätzung vorzuziehen.<br />

Geschätzt werden dabei im Weiteren Panelmodelle mit fixen Effekten, bei denen die kreisindividuellen<br />

Effekte<br />

μ<br />

i<br />

als feste, jedoch unbeobachtbare Einflussgrößen betrachtet werden. Die<br />

stellen somit weitere schätzbare Modellparameter dar, die mit den anderen Regressoren korreliert<br />

sein können. 65<br />

μ<br />

i<br />

Die Matrix der erklärenden Variablen enthält den deskriptiven Analysen in Kapitel 5 folgend die<br />

in Tabelle 7.1 angeführten Variablen:<br />

65 Dies wäre nicht der Fall, wenn man die individuellen Effekte im Rahmen eines Panelmodells mit zufälligen<br />

Effekten („Random Effects Modell“) modellieren würde, da hier angenommen wird, dass die<br />

individuellen Effekte μ<br />

i<br />

nicht mit den erklärenden Variablen korreliert sind. Ein einfacher Hausman<br />

(1978) Test auf Korrelation der individuellen Effekte mit den erklärenden Variablen gelangt jedoch zu<br />

dem Ergebnis, dass eine Schätzung mit fixen individuellen Effekten einer Schätzung mit zufälligen individuellen<br />

Effekten vorzuziehen ist. Darüber hinaus sprechen auch inhaltliche Überlegungen für die<br />

Schätzung eines Modells mit fixen Effekten: so wird ein Modell mit zufälligen Effekten vor allem dann<br />

für geeignet gehalten, wenn die Paneldaten im Vergleich zur Grundgesamtheit eine relativ kleine<br />

Stichprobe darstellen (vgl. Baltagi, 2001), im vorliegenden Fall handelt es sich jedoch um die Grundgesamtheit<br />

aller 44 baden-württembergischen Kreise.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 141<br />

Tabelle 7.1:<br />

Beschäftigungsdeterminante/<br />

Standortfaktor<br />

Operationalisierung der Einflussfaktoren der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

sowie der regionalen Jobschaffung und des regionalen Jobabbaus<br />

Operationalisierung<br />

durch …<br />

Datenquelle<br />

Standortfaktor Boden Baulandpreis in Euro je m²<br />

(alternativ getestet: Industriebaulandpreis)<br />

Statistisches Landesamt<br />

Standortfaktor Arbeit<br />

Standortfaktor FuE-Ausstattung<br />

Standortfaktor Infrastrukturausstattung<br />

Absatzmarktbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Monatsgehalt je Angestellter in Euro<br />

(alternativ getestet: Monatslohn je Arbeiter)<br />

Arbeitslosenquote in %<br />

Geringqualifiziertenquote: Anteil der<br />

Beschäftigten ohne Berufsausbildung an den<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

(alternativ getestet: Akademikerquote in %)<br />

FuE-Personalintensität: Anteil der FuE-<br />

Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in %<br />

Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />

in Minuten (alternativ getestet:<br />

Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal,<br />

Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen<br />

Flughafen)<br />

Pkw-Fahrzeit zur nächsten BAB-Anschlussstelle<br />

in Minuten (alternativ getestet:<br />

Lkw-Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal,<br />

Pkw-Fahrzeit zum nächsten internationalen<br />

Flughafen)<br />

Kaufkraft pro Kopf<br />

Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde<br />

mit Pkw im Inland<br />

Erreichbare Bevölkerung in einer Stunde<br />

mit Pkw im In- und Ausland<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Bundesamt für<br />

Bauwesen<br />

und Raumordnung<br />

Bundesamt für<br />

Bauwesen<br />

und Raumordnung<br />

Statistisches Landesamt<br />

Professor Dr. Eckey<br />

(Universität Kassel)<br />

Professor Dr. Eckey<br />

(Universität Kassel)<br />

Steuerbezogene Standortfaktoren Gewerbesteuerhebesatz Statistisches Landesamt<br />

Urbanisationseffekte und<br />

Verdichtungsgrad<br />

Lokalisationseffekte und<br />

Branchenkonzentration<br />

Betriebsstrukturelle Determinanten<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung<br />

Bevölkerungsdichte in Einwohner je km²<br />

Branchenkonzentration (Herfindahl-Index)<br />

Tertiarisierungsgrad (Beschäftigtenbasis)<br />

Betriebsgröße<br />

Exportquote<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Statistisches Landesamt<br />

Um die Stabilität der Ergebnisse überprüfen zu können, wurden jeweils eine Reihe unterschiedlicher<br />

Modellvarianten geschätzt. Dem möglichen Problem der Multikollinearität der erklärenden<br />

Variablen wurde Rechnung getragen, indem bestimmte Modelle teilweise sowohl mit als auch<br />

ohne einzelne Variablen geschätzt wurden, um die Stabilität der Ergebnisse sicherzustellen.<br />

Methodisch stellt sich auch noch das Problem der Endogenität einzelner erklärender Variablen:


142 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

so führt ein günstigeres regionales Beschäftigungswachstum typischerweise zu einem Rückgang<br />

der regionalen Arbeitslosenquote. Gleichzeitig kann jedoch auch, wie bei den theoretischen<br />

Überlegungen in Kapitel 4 ausgeführt, das Ausmaß der regionalen Arbeitslosigkeit einen<br />

Einfluss auf die regionale Beschäftigungsentwicklung haben. Um letztere Wirkungsrichtung in<br />

den Vordergrund zu stellen, wird für die Erklärung des Beschäftigungswachstums in [t, t+1] regelmäßig<br />

jeweils das Niveau der erklärenden Variablen in t-1 verwendet, so dass die erklärenden<br />

Variablen jeweils um eine Periode verzögert in die Regression aufgenommen werden.<br />

7.2. Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Veränderungsrate<br />

der Beschäftigung (Nettogrößenanalyse)<br />

Um einen Eindruck von der Stabilität der abgeleiteten Ergebnisse auch gegenüber den Modellannahmen<br />

zu gewinnen, wurde eine Vielzahl unterschiedlichster Modellvarianten geschätzt. Da<br />

die Ergebnisse insgesamt recht stabil waren, gibt Tabelle 7.2 nur einige ausgewählte präfererierte<br />

Modellvarianten wieder.<br />

Das hohe within-R² von jeweils etwa 0,78 erklärt sich nicht zuletzt durch die Einbeziehung der<br />

Jahresdummies zur Abbildung konjunktureller und gesamtwirtschaftlicher Einflüsse, die auf alle<br />

Kreise durchschlagen und daher auch gemeinsam in allen Schätzungen hochsignifikant sind. 66<br />

Die Werte für between-R² fallen erwartungsgemäß deutlich geringer aus. Dennoch lassen sich je<br />

nach Modellvariante immerhin bis zu 19% der Streuung zwischen den Kreisen durch das Modell<br />

und somit durch Unterschiede in den Regionalvariablen erklären. Darüber hinaus bestätigen die<br />

Ergebnisse die herausragende Bedeutung der individuellen Effekte und somit der unbeobachteten<br />

Heterogenität zwischen den Kreisen: jeweils gut 80% der Varianz der abhängigen Variablen<br />

lässt sich durch die Modelle auf die fixen Kreiseffekte zurückführen. Damit wird deutlich, dass es<br />

im Weiteren gelingen wird, die Bedeutung einzelner Regionalvariablen für die Beschäftigungsentwicklung<br />

herauszuarbeiten, gleichzeitig jedoch ein beträchtlicher Teil der Unterschiede in der<br />

regionalen Performance unerklärt bleibt. Das soll und kann die weiteren Ergebnisse nicht<br />

schmälern, trägt jedoch zu ihrer realistischen Relativierung bei. Auf jeden Fall ist es aus methodischer<br />

Sicht für die Bewertung der Bedeutung der regionalen Einflussfaktoren sehr wichtig, die<br />

entsprechenden fixen individuellen Effekte zu berücksichtigen und nicht gepoolte OLS-Modelle<br />

zu schätzen.<br />

Baulandpreise: Die in den bivariaten Analysen getroffene Feststellung, dass ein höherer Preis<br />

des Faktors Boden gemessen an Baulandpreisen je m² oder an Industriebaulandpreisen je m²<br />

66 Auf die Darstellung der einzelnen Schätzwerte für die Jahresdummyvariablen wurde verzichtet.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 143<br />

im Durchschnitt auf Kreisebene mit einer ungünstigeren Beschäftigungsentwicklung einherging,<br />

kann im Rahmen der multivariaten Analysen auf Kreisebene nicht unterstrichen werden. Vielmehr<br />

zeigt sich bei gleichzeitiger Kontrolle zahlreicher weiterer Einflussfaktoren kein statistisch<br />

signifikanter Einfluss eines höheren Bodenpreises je m² auf das aggregierte Wachstum der industriellen<br />

Beschäftigung.<br />

Tabelle 7.2:<br />

Determinanten der regionalen industriellen Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene in<br />

Baden-Württemberg von 1980 bis 1999; Ergebnisse von Panelschätzungen mit fixen Effekten,<br />

geclusterte Standardfehler robust gegen Autokorrelation unbekannter Form 67<br />

(1) (2) (3) (4) (5)<br />

Preis für Bauland in EUR/m², t-1 0.000 0.000 0.000 0.000 0.000<br />

[0.333] [0.130] [0.179] [0.186] [0.175]<br />

Durchschnittliches Gehalt je Angestellten (t-1) -0.017* -0.016* -0.015 -0.016 -0.017*<br />

[0.068] [0.071] [0.101] [0.105] [0.067]<br />

Arbeitslosenquote (t-1) 0.001 0.002 0.001 0.001 0.001<br />

[0.367] [0.280] [0.346] [0.347] [0.351]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t) -0.825*** -0.875*** -0.822*** -0.817*** -0.802***<br />

[0.000] [0.000] [0.000] [0.000] [0.000]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-1) 1.382* 1.425* 1.279* 1.312* 1.489*<br />

[0.089] [0.080] [0.094] [0.076] [0.060]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-2) -0.670 -0.667 -0.822 -0.824 -0.764<br />

[0.498] [0.497] [0.395] [0.394] [0.432]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-3) 1.244** 1.282** 1.367** 1.377** 1.345**<br />

[0.050] [0.041] [0.028] [0.025] [0.032]<br />

Anteil der SVP-Beschäftigten ohne Berufsausbildung -0.277* -0.285** -0.283** -0.263*<br />

[0.052] [0.035] [0.033] [0.052]<br />

Durchschnittl. Gewerbsteuerhebesatz (t-1) -0.000* -0.000 -0.000* -0.000* -0.000<br />

[0.073] [0.114] [0.085] [0.087] [0.146]<br />

Bevölkerungsdichte (t-1) -0.004 0.005 0.005 0.005 0.002<br />

[0.421] [0.404] [0.358] [0.375] [0.704]<br />

Regionale Branchenkonzentration (4-Steller, Herfindahl) -0.034 -0.036 -0.012<br />

[0.352] [0.307] [0.697]<br />

Tertiarisierungsgrad (Beschäftigtenbasis) -0.001 -0.117 -0.066 -0.062 -0.073<br />

[0.989] [0.236] [0.518] [0.546] [0.466]<br />

Wachstum der Beschäftigung im DL-Sektor -0.123* -0.105 -0.105 -0.114*<br />

[0.054] [0.105] [0.104] [0.077]<br />

Durchschnittliche industrielle Betriebsgröße auf Kreisebene -0.001*** -0.001*** -0.000** -0.000** -0.001***<br />

[0.008] [0.008] [0.037] [0.035] [0.006]<br />

Exportquote der Industriebetriebe eines Kreises 0.094* 0.087 0.077<br />

[0.090] [0.114] [0.128]<br />

Konstante 0.257** 0.329*** 0.337*** 0.334*** 0.314**<br />

[0.022] [0.008] [0.006] [0.006] [0.011]<br />

Jahresdummies<br />

(P-Wert des Tests auf gem. Signifikanz)<br />

63.6<br />

[0.000]***<br />

69.2<br />

[0.000]***<br />

86.8<br />

[0.000]***<br />

87.0<br />

[0.000]***<br />

70.2<br />

[0.000]***<br />

Test auf gemeinsame Signifikanz der FuE-Variablen 14.2<br />

[0.000]***<br />

15.2<br />

[0.000]***<br />

12.3<br />

[0.000]***<br />

11.2<br />

[0.000]***<br />

13.0<br />

[0.000]***<br />

R² (within) 0.775 0.777 0.775 0.775 0.777<br />

R² (between) 0.153 0.118 0.190 0.162 0.023<br />

R² (overall) 0.305 0.259 0.210 0.224 0.306<br />

Zahl der Beobachtungen 616 616 616 616 616<br />

Zahl der Kreise 44 44 44 44 44<br />

F-Test des Gesamtmodells 274.5<br />

[0.000]***<br />

310.2<br />

[0.000]***<br />

228.5<br />

[0.000]***<br />

176.6<br />

[0.000]***<br />

168.2<br />

[0.000]***<br />

Anteil der durch die individuellen Effekte erklärten Varianz 86,9% 82,1% 84,6% 83,9% 80,5%<br />

Robuste P-Werte in Klammern, Standardfehler angepasst für Cluster<br />

* signifikant bei 10%; ** signifikant bei 5%; *** signifikant bei 1%<br />

Quelle: IAW-Berechnungen<br />

67 In Tabelle 7.2 sind verkehrsinfrastrukturelle Standortfaktoren nicht angeführt, da diese nur im Querschnitt<br />

vorliegen und methodisch bedingt nicht in die multivariate Analyse mit fixen Kreiseffekten eingebaut<br />

werden konnten. Der Einfluss entsprechender Indikatoren zur Verkehrsanbindung auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

konnte jedoch über ein indirektes Verfahren abgeschätzt werden. Vergleiche<br />

hierzu Tabelle 7.3 und die dazugehörige Passage im Text.


144 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Arbeitskosten: Dagegen kommt den Kosten des Faktors Arbeit (hier gemessen am durchschnittlichen<br />

Gehalt je Angestellten oder alternativ am durchschnittlichen Monatslohn je Arbeiter)<br />

zumindest in einigen Modellvarianten ein negativer Einfluss auf das industrielle Beschäftigungswachstum<br />

der Folgeperiode zu. Allerdings ist eine statistische Signifikanz nicht in jedem Fall<br />

gegeben und besonders selten liegt Signifikanz vor, wenn man alternativ den Lohn je Arbeiter<br />

als proxy für das regionale Niveau der industriellen Arbeitskosten verwendet.<br />

Qualifikationsniveau und Arbeitslosenquote: Auffällig ist, dass sich ceteris paribus in Kreisen<br />

mit einem hohen Anteil von Beschäftigten ohne Berufsausbildung an den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten die Beschäftigung deutlich schlechter entwickelte als in Kreisen mit einer<br />

besseren Qualifikationsstruktur der Beschäftigten. Dieser negative Zusammenhang zwischen<br />

einem hohen Anteil unqualifizierter Beschäftigter und der Beschäftigungsentwicklung eines Kreises<br />

kann erst hier im Rahmen der multivariaten Analysen festgestellt werden und ist dabei besonders<br />

stabil. Bei den bivariaten Analysen schien der Zusammenhang zwischen beiden Größen<br />

noch positiv zu sein, so dass an dieser Stelle auch sehr deutlich wird, dass bivariate Analysen<br />

bei der Untersuchung von Kausalitäten zu kurz greifen. Im Hinblick auf einen potenziellen<br />

Einfluss der Arbeitslosenquote zeigte sich, dass von einer in t-1 höheren regionalen Arbeitslosenquote<br />

unter sonst gleichen Bedingungen keine eigenen positiven oder negativen Beschäftigungswirkungen<br />

auf Kreisebene ausgehen.<br />

FuE-Ausstattung: Von besonderem Interesse für die Entwicklung der Beschäftigung auf regionaler<br />

Ebene ist die Frage, ob sich Investitionen in Forschung und Entwicklung insofern rechnen,<br />

als mit einem höheren Einsatz an FuE mittelfristig auch positive Beschäftigungseffekte einhergehen.<br />

Das Ausmaß der FuE-Intensität muss dabei für die quantitativen Analysen mit dem Anteil<br />

der FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten approximiert werden,<br />

für den für alle Jahre auf Kreisebene Daten vorliegen. In den bivariaten Untersuchungen in Kapitel<br />

5 konnte im Durchschnitt der 1980er- und 1990er-Jahre ein negativer Zusammenhang zwischen<br />

der FuE-Personalintensität und der industriellen Beschäftigungsentwicklung beobachtet<br />

werden, der auf den ersten Blick wenig intuitiv zu sein scheint. Erklären kann man dieses Ergebnis<br />

teilweise damit, dass diese bivariaten Analysen nicht nur weitere Einflussgrößen negieren,<br />

sondern durch die Durchschnittsbildung auch die Zeitstruktur verloren geht. 68 Die Schätzung<br />

von Panelmodellen erlaubt es, der zeitlichen Wirkungsstruktur mehr Beachtung zu schenken.<br />

Dabei wird die Variable FuE-Beschäftigungsintensität nicht nur anhand des Ausgangsniveaus,<br />

sondern auch anhand der Niveaus der drei Vorperioden gemessen. Der Effekt des Ni-<br />

68 Das letzte Argument wird durch den Umstand gestützt, dass im Rahmen der bivariaten Analyse bei<br />

Verwendung von Dekadenanfangswerten im Gegensatz zum Fall der Dekadendurchschnittswerte<br />

zumindest für die 1980er-Jahre eine negative Korrelation zwischen Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

und FuE-Personalintensität ihre statistische Signifikanz „einbüßt“.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 145<br />

veaus der FuE-Beschäftigung in t-3 auf die Veränderungsrate der Beschäftigung kann bei obigem<br />

Modell näherungsweise als Summe der Koeffizienten der vier Variablen geschätzt und getestet<br />

werden. Ein Test auf Signifikanz zeigt, dass der Gesamteffekt eines hohen Anteils an<br />

FuE-Beschäftigten auf die Veränderung der Industriebeschäftigung eindeutig positiv ist. 69<br />

Gewerbesteuerhebesätze: Von besonderer Bedeutung für die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

könnten nach theoretischen Überlegungen die Besteuerung der Gewinne der Unternehmen<br />

und somit die Höhe der Gewerbesteuerhebesätze sein. Da die Daten aus den Monatsberichten<br />

für die vorliegenden Untersuchungen nur auf Kreisebene vorliegen, wurde anhand der<br />

Gemeindedaten für die Gewerbesteuerhebesätze jeweils ein Kreisdurchschnittswert berechnet.<br />

70 Die Schätzergebnisse verdeutlichen, dass tatsächlich im Durchschnitt über die Kreise und<br />

Jahre hinweg ein höherer durchschnittlicher Gewerbesteuerhebesatz mit einer c.p. ungünstigeren<br />

industriellen Beschäftigungsentwicklung einherging. Regelmäßig war dieser Effekt zumindest<br />

auf dem 10%-Signifikanzniveau statistisch gesichert. 71<br />

Bevölkerungsdichte bzw. Agglomerationsgrad: Ein eigener Einfluss des Agglomerationsgrades<br />

gemessen als Zahl der Einwohner eines Kreises je km² kann im Rahmen der bevorzugten<br />

Modelle immer dann nicht mehr nachgewiesen werden, wenn andere Einflussfaktoren berücksichtigt<br />

sind, die in besonderem Maße mit dem Agglomerationsgrad korrelieren. Allerdings bleiben<br />

die weiteren Ergebnisse auch dann stabil, wenn die Bevölkerungsdichte zur Absicherung<br />

der Schätzergebnisse gegen das Vorliegen von Multikollinearität alternativ aus der Schätzgleichung<br />

eliminiert wird.<br />

Branchenkonzentration und Tertiarisierung: Im Hinblick auf den möglichen Einfluss von<br />

Branchenaspekten auf die regionale Beschäftigungsentwicklung zeigte sich zunächst, dass die<br />

anhand des Herfindahl-Index gemessene Branchenkonzentration für die Arbeitsplatzdynamik in<br />

baden-württembergischen Kreisen keine relevante Einflussgröße darstellte. In diesem Zusammenhang<br />

wurde dann aber auch geprüft, inwieweit die hier betrachtete Beschäftigungsentwick-<br />

69 Entsprechend misst die Summe der Koeffizienten der FuE-Anteile in t bis t-2, wie sich eine Veränderung<br />

des FuE-Anteils von t-3 auf t-2 auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung auswirkt, die<br />

Summe der Koeffizienten der Anteile in t bis t-1, wie sich eine Veränderung des FuE-Anteils von t-2<br />

auf t-1 auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung auswirkt, und der Koeffizient in t, wie sich eine<br />

Veränderung der FuE-Intensität kurzfristig auf die Veränderung der Beschäftigung auswirkt. Hier deutet<br />

sich auf analoge Weise der auch bivariat beobachtete negative Zusammenhang an, der jedoch<br />

insgesamt durch längerfristige positive Effekte überkompensiert wird.<br />

70 Mangels Informationen über die richtigen Gewichte wurde dieser Durchschnittswert ungewichtet berechnet.<br />

71 Im Hinblick auf die zu den Gewerbesteuerhebesätzen in Tabelle 7.2 angeführten Werte ist zunächst<br />

entscheidend, dass die Werte in den Klammern mehrheitlich statistische Signifikanz verdeutlichen.<br />

Die Tatsache, dass der negative Koeffizientenwert jeweils im Bereich von Null liegt bedeutet allerdings<br />

keineswegs, dass kein Einfluss vorliegen würde, und zwar deshalb, weil die konkrete Höhe entsprechender<br />

Koeffizienten stets von den gewählten Einheiten abhängt.


146 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

lung im Verarbeitenden Gewerbe von Aspekten des Dienstleistungssektors beeinflusst wurde.<br />

Dabei hat sich zum einen gezeigt, dass die Höhe des an der Beschäftigtenzahl gemessenen<br />

Tertiarisierungsgrades keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

hatte. Zum anderen allerdings ging in den baden-württembergischen Kreisen<br />

eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor typischerweise<br />

mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung bei der Industriebeschäftigung einher, so dass<br />

man ad hoc vermuten könnte, dahinter würden sich auch Outsourcingmaßnahmen von Industrieunternehmen<br />

verbergen, die eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Dienstleistungssektor<br />

mit sich bringen. (Die entsprechende Outsourcing-Hypothese wird in Abschnitt 7.3 im Rahmen<br />

der ergänzenden Analyse der Bruttoströme der Beschäftigung, d.h. der Jobschaffung und<br />

des Jobabbaus, allerdings widerlegt.)<br />

Betriebsgröße: Je eher die Betriebsgrößenstruktur eines Kreises – gemessen an den durchschnittlichen<br />

betrieblichen Beschäftigtenzahlen – durch kleinere Betriebe gekennzeichnet war,<br />

desto besser fielen im Durchschnitt die Veränderungsraten der Industriebeschäftigung aus. Insofern<br />

entwickelten sich Kreise mit einer geringeren durchschnittlichen Betriebsgröße in der Tendenz<br />

besser.<br />

Exportquote: Eine größere Exportintensität der regionalen Industriebetriebe gemessen am Anteil<br />

des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz der Industriebetriebe eines Kreises geht unter<br />

sonst gleichen Bedingungen mit einer besseren Entwicklung der industriellen Beschäftigung auf<br />

Kreisebene einher. Eine stärkere Einbindung der Industriebetriebe in die internationale Arbeitsteilung<br />

und das Exportgeschäft scheinen somit die Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene<br />

zu begünstigen.<br />

Betrachtet man exemplarisch für das in Tabelle 7.2 mit angeführte Modell (1) die geschätzten<br />

fixen Effekte, so sind diese auf jedem Signifikanzniveau signifikant von Null verschieden. Den<br />

„besten“ zeitkonstanten kreisindividuellen Effekt auf die Beschäftigungsveränderung von 1980<br />

bis 1999 (d.h. den höchsten μi<br />

-Wert), der im Rahmen des Modells nicht erklärt werden kann,<br />

hat hier der Stadtkreis Stuttgart, der auch als Referenzkreis gewählt wurde, zu dem die Abweichungen<br />

der anderen Kreise gebildet werden. Am Ende der nach den geschätzten individuellen<br />

Effekten geordneten Kreise rangieren der Stadtkreis Heidelberg sowie der Landkreis Tübingen<br />

(vgl. Abbildung 7.1). Die Berücksichtigung und somit Schätzung dieser kreisindividuellen Effekte<br />

ist wichtig, um im Weiteren die Einflüsse der anderen Variablen möglichst gut messen zu<br />

können.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 147<br />

Abbildung 7.1:<br />

Geschätzte kreisindividuelle fixe Effekte in Relation zu dem als Referenzkreis gewählten<br />

Stadtkreis Stuttgart - am Beispiel von Modellvariante 1 aus Tabelle 7.2.<br />

Koeffizient des fixen Kreiseffekts in Relation zum SK Stuttgart<br />

-0,300 -0,250 -0,200 -0,150 -0,100 -0,050 0,000<br />

LK Tübingen<br />

SK Heidelberg<br />

LK Karlsruhe<br />

Zollernalbkreis<br />

LK Calw<br />

Schwarzwld-Baar-Kreis<br />

LK Reutlingen<br />

LK Ravensburg<br />

Neckar-Odenwald-Kreis<br />

LK Sigmaringen<br />

LK Konstanz<br />

Enzkreis<br />

LK Emmendingen<br />

LK Tuttlingen<br />

LK Waldshut<br />

LK Rottweil<br />

LK Breisgau-Hochschwarzwald<br />

M ain-Tauber-Kreis<br />

SK Pforzheim<br />

LK Lörrach<br />

Ostablkreis<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Ortenaukreis<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

LK Göppingen<br />

SK Freiburg<br />

Rems-M urr-Kreis<br />

LK Freudenstadt<br />

LK Schwäbisch-Hall<br />

LK Biberach<br />

Bodenseekreis<br />

LK Esslingen<br />

SK baden-Baden<br />

LK Ludwigsburg<br />

LK Heilbronn<br />

LK Heidenheim<br />

Hohenlohekreis<br />

LK Rastatt<br />

SK Karlsruhe<br />

SK Ulm<br />

SK Heilbronn<br />

LK Böblingen<br />

SK M annheim<br />

Quelle: IAW-Berechnungen


148 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Verkehrsinfrastruktur: Durch eine Korrelation dieser kreisindividuellen Effekte mit anderen<br />

Variablen, die nicht explizit in das Modell einbezogen werden konnten, lassen sich ergänzende<br />

Indizien über mögliche Ursachen einer bestimmten regionalen Beschäftigungsentwicklung ableiten.<br />

Zu denken ist in Zusammenhang mit dieser Studie insbesondere an die Bedeutung der regionalen<br />

Verkehrsinfrastruktur. Interessanterweise zeigt sich dabei recht deutlich, dass die Qualität<br />

der verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung positiv mit den unbeobachteten Effekten korreliert.<br />

So besteht zwischen der „Fahrzeit zur nächsten Autobahnanschlussstelle“ und der unbeobachteten<br />

Heterogenität ein signifikanter negativer Zusammenhang (vgl. hierzu Tabelle 7.3).<br />

Hohe Werte für unbeobachtete Heterogenität gehen also mit kurzen Fahrzeiten zur Autobahn<br />

und damit einer guten verkehrsinfrastrukturellen Anbindung einher. Entsprechende Ergebnisse<br />

findet man auch für die Fahrzeit zum nächsten KLV-Terminal und – in abgeschwächter Form –<br />

für die Fahrzeit zum nächsten internationalen Flughafen.<br />

Tabelle 7.3:<br />

Korrelation zwischen „Unbeobachteter Heterogenität“ („kreisindividuellen fixen Effekten“)<br />

und verschiedenen Indikatoren zur verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung<br />

Fahrzeit zum BAB-Anschluss Fahrzeit zum KLV-Terminal Fahrzeit zum Flughafen<br />

Bravais-P. Spearman Bravais-P. Spearman Bravais-P. Spearman<br />

-0,30*<br />

(0,05)<br />

-0,42***<br />

(0,00)<br />

-0,37**<br />

(0,01)<br />

-0,31**<br />

(0,04)<br />

* signifikant auf dem 10% Signifikanzniveau<br />

** signifikant auf dem 5% Signifikanzniveau<br />

*** signifikant auf dem 1% Signifikanzniveau<br />

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, IAW-Berechnungen<br />

-0,28*<br />

(0,07)<br />

-0,23<br />

(0,13)<br />

Dies impliziert also, dass in den baden-württembergischen Kreisen eine gute verkehrsinfrastrukturelle<br />

Ausstattung als Standortvorteil gewirkt und die jeweilige regionale Beschäftigungsentwicklung<br />

begünstigt hat. 72<br />

72 Dies wird auch durch einfache gepoolte OLS-Schätzungen untermauert, die auf Querschnittsdaten<br />

basieren.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 149<br />

7.3. Ergebnisse der Modellschätzungen für die regionale Jobschaffungs- und<br />

Jobabbaurate (Bruttogrößenanalyse)<br />

Teil I der vorliegenden Studie beschäftigte sich mit regionalen Analysen der Arbeitsplatzdynamik.<br />

Dabei wurde die regionale Veränderungsrate der Industriebeschäftigung in ihre im Hintergrund<br />

stehenden Bruttobewegungen, die regionale Jobschaffungs- und Jobabbaurate zerlegt.<br />

Während in Abschnitt 7.2 eine empirische Überprüfung regionaler Determinanten der Entwicklung<br />

der Nettobeschäftigung untersucht wurden, wird in Abschnitt 7.3 nun abschließend auf analoge<br />

Weise geprüft, ob und in welchem Maße diese regionalen Einflussgrößen eher über die<br />

Jobschaffungs- oder die Jobabbauseite wirken.<br />

So ist zum Beispiel denkbar, dass der in Abschnitt 7.2 gefundene, im Durchschnitt negative Einfluss<br />

eines höheren Gewerbesteuerhebesatzes auf die regionale Entwicklung der Industriebeschäftigung<br />

insbesondere darauf basiert, dass die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sei es durch<br />

die Ausweitung der Beschäftigung in bereits bestehenden Betrieben oder durch Gründungen<br />

bzw. Zuwanderungen, behindert wird. Andererseits könnte der negative Zusammenhang aber<br />

auch gleichzeitig oder ausschließlich darauf basieren, dass der Abbau von Arbeitsplätzen bei<br />

einem höheren Gewerbesteuerhebesatz signifikant größer ausfällt. Daher wurden die in Abschnitt<br />

7.2 für die abhängige Variable „Regionale Wachstumsrate der Industriebeschäftigung“<br />

geschätzten panelökonometrischen Modelle ergänzend auch noch für die beiden abhängigen<br />

Variablen „Jobschaffungsrate“ und „Jobabbaurate“ geschätzt. Tabelle 7.4 stellt ausgewählte<br />

Modellvarianten der Schätzungen vor, wobei insgesamt gemessen an den Werten für das between-R²<br />

die Modellanpassungen bei der Schätzung der regionalen Jobabbauraten etwas besser<br />

ausfallen als bei der Erklärung der Jobschaffungsraten.<br />

Die Schätzergebnisse für die ausgewählten erklärenden Variablen zeigen:<br />

• Höhere Baulandpreise besaßen von 1980 bis 1999 keinen statistisch belastbaren Einfluss<br />

auf die Jobschaffungsrate und die Jobabbaurate.<br />

• Ein höheres regionales Lohnkostenniveau hat keinen Einfluss auf die Jobschaffungsraten<br />

hat, begünstigt jedoch den regionalen Jobabbau. Der tendenziell negative Einfluss<br />

der Lohnkosten auf die Entwicklung der Industriebeschäftigung läuft somit insbesondere<br />

über einen verstärkten Abbau bestehender Arbeitsplätze und weniger über eine geringere<br />

Jobschaffung.


150 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

• Das Ausmaß der regionalen Arbeitslosigkeit hat weder die Veränderung der Beschäftigung<br />

insgesamt noch ihre Bruttoströme beeinflusst.<br />

• Investitionen in Forschung und Entwicklung – hier approximiert durch den Anteil der<br />

FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – begünstigen unter<br />

Berücksichtung von Wirkungsverzögerungen die Schaffung neuer Industriearbeitsplätze.<br />

Ein entsprechender negativer Einfluss auf die Jobabbaurate lässt sich dagegen nicht statistisch<br />

gesichert nachweisen. Der mittelfristig positive Impuls von FuE auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

resultiert somit den empirischen Ergebnisse zur Folge primär auf einer<br />

intensivierten Jobschaffung.<br />

• Der negative Zusammenhang zwischen dem regionalen Anteil an Beschäftigten ohne<br />

Berufsausbildung und der Veränderung der Industriebeschäftigung basiert primär auf<br />

einer geringeren Rate der Jobschaffung, während die Jobabbauraten zwar höher, jedoch<br />

nicht signifikant höher ausfielen.<br />

• Der negative Einfluss der Gewerbesteuerhebesätze auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

wird primär durch signifikant höhere Jobabbauraten verursacht, während es bei der Jobschaffung<br />

keine signifikanten Unterschiede zu beobachten gibt.<br />

• Unter ansonsten vergleichbaren Bedingungen wirken Agglomerationseffekte gemessen<br />

durch die Bevölkerungsdichte positiv auf die Jobschaffung. Im Hinblick auf den Jobabbau<br />

zeigen sich dagegen keine Zusammenhänge.<br />

• Ein hohes regionales Wachstum der Beschäftigung im Dienstleistungssektor geht<br />

typischerweise mit einer geringeren Jobschaffung im industriellen Bereich einher, während<br />

in Bezug auf den industriellen Jobabbau keine derartigen Zusammenhänge zum<br />

Dienstleistungssektor zu erkennen sind. Der letztgenannte Umstand impliziert damit,<br />

dass die in Abschnitt 7.2 auf der Basis einer reinen Nettobeschäftigungsanalyse aufgestellte<br />

Outsourcing-These durch die hier ergänzend vorgenommene Analyse der Bruttobeschäftigungsströme<br />

zu verwerfen ist.<br />

• Der negative Zusammenhang zwischen der industriellen Betriebsgrößenstruktur und<br />

der Veränderung der Beschäftigung resultiert primär auf einer signifikant geringeren Jobschaffung,<br />

nicht jedoch auf einem höheren Jobabbau.


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 151<br />

• Der zumindest schwach positive Zusammenhang zwischen der Veränderungsrate der<br />

Beschäftigung und der regionalen Exportintensität wird ebenfalls durch die größeren<br />

Jobschaffungsraten, und nicht durch geringere Jobabbauraten, verursacht.<br />

Tabelle 7.4:<br />

Determinanten der industriellen Jobschaffung und des industriellen Jobabbaus auf Kreisebene<br />

in Baden-Württemberg von 1980 bis 1999; Ergebnisse von Panelschätzungen mit fixen<br />

Effekten, geclusterte Standardfehler robust gegen Autokorrelation unbekannter Form 73<br />

Jobschaffung<br />

Jobabbau<br />

(3) (5) (3) (5)<br />

Preis für Bauland in EUR/m², t-1 0.000 0.000 -0.000 -0.000<br />

[0.871] [0.796] [0.107] [0.126]<br />

Durchschnittliches Gehalt je Angestellten (t-1) -0.005 -0.006 0.010 0.011*<br />

[0.431] [0.373] [0.131] [0.094]<br />

Arbeitslosenquote (t-1) 0.000 0.000 -0.001 -0.001<br />

[0.888] [0.865] [0.241] [0.262]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t) -0.312*** -0.305** 0.511*** 0.497***<br />

[0.010] [0.014] [0.000] [0.000]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-1) 0.976 1.068 -0.302 -0.421<br />

[0.168] [0.017] [0.456] [0.308]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-2) -0.286 -0.248 0.535 0.517<br />

[0.685] [0.727] [0.291] [0.305]<br />

Anteil der FuE-Beschäftigten (t-3) 0.616* 0.590 -0.751 -0.755<br />

[0.092] [0.104] [0.186] [0.174]<br />

Anteil der SVP-Beschäftigten ohne Berufsausbildung -0.165* -0.153 0.120 0.109<br />

[0.087] [0.102] [0.255] [0.279]<br />

Durchschnittl. Gewerbsteuerhebesatz (t-1) -0.000 0.000 0.000** 0.000*<br />

[0.851] [1.000] [0.026] [0.059]<br />

Bevölkerungsdichte (t-1) 0.012** 0.010** 0.006 0.008<br />

[0.030] [0.024] [0.253] [0.104]<br />

Branchenkonzentration (4-Steller, Herfindahl) 0.007 0.019<br />

[0.787] [0.378]<br />

Tertiarisierungsgrad 0.029 0.019 0.095 0.092<br />

[0.711] [0.803] [0.154] [0.179]<br />

Wachstum der Beschäftigung im DL-Sektor -0.102** -0.107** 0.004 0.007<br />

[0.026] [0.141] [0.927] [0.862]<br />

Durchschnittliche industrielle Betriebsgröße -0.000*** -0.000*** 0.000 0.000<br />

[0.003] [0.000] [0.888] [0.712]<br />

Exportquote der Industriebetriebe 0.049 -0.029<br />

[0.102] [0.495]<br />

Konstante 0.099 0.087 -0.238** -0.226**<br />

[0.150] [0.214] [0.014] [0.024]<br />

Jahresdummies<br />

(P-Wert des Tests auf gem. Signifikanz)<br />

23.9***<br />

[0.000]<br />

20.2***<br />

[0.000]<br />

44.3***<br />

[0.000]<br />

38.2***<br />

[0.000]<br />

Test auf gemeinsame Signifikanz der FuE-Variablen 5.1***<br />

[0.002]<br />

5.5***<br />

[0.001]<br />

11.3***<br />

[0.000]<br />

13.6***<br />

[0.000]<br />

R² (within) 0.513 0.516 0.697 0.698<br />

R² (between) 0.053 0.043 0.143 0.136<br />

R² (overall) 0.001 0.004 0.177 0.143<br />

Zahl der Beobachtungen 616 616 616 616<br />

Zahl der Kreise 44 44 44 44<br />

F-Test des Gesamtmodells 151.7<br />

[0.000]***<br />

104.3<br />

[0.000]***<br />

178.5<br />

[0.000]***<br />

181.1<br />

[0.000]***<br />

Anteil der durch die individuellen Effekte erklärten<br />

96,7% 96,0% 91,7% 94,1%<br />

Varianz<br />

Robuste P-Werte in Klammern, Standardfehler angepasst für Cluster<br />

* signifikant bei 10%; ** signifikant bei 5%; *** signifikant bei 1%<br />

Quelle: IAW-Berechnungen<br />

73 Von den in Tabelle 7.3 dargestellten Schätzmodellen für die Veränderungsrate der Beschäftigung<br />

sind in Tabelle 7.4 für die Jobschaffung und den Jobabbau aus Gründen der Übersichtlichkeit jeweils<br />

nur die entsprechenden Ergebnisse für die Varianten (3) und (5) angeführt. Die anderen Modellvarianten<br />

führen jedoch zu inhaltlich gleichen Ergebnissen.


152 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Zusammenfassung zu Kapitel 7<br />

In diesem Kapitel wurde im Rahmen von multivariaten Analysen überprüft, welchen Einfluss<br />

regionale Standortfaktoren in der Zeit von 1980 bis 1999 auf die Beschäftigungsentwicklung in<br />

baden-württembergischen Kreisen hatten. Im Hinblick auf die Beschäftigungsentwicklung wurde<br />

dabei folgende Differenzierung vorgenommen: zum einen ging es um den Einfluss der regionalen<br />

Standortfaktoren auf die Nettobeschäftigungsentwicklung als Ganzes (Abschnitt 7.2), zum<br />

zweiten um den Einfluss der entsprechenden Variablen auf die dahinter stehenden Bruttogrößen<br />

„Jobschaffung“ und „Jobabbau“ (Abschnitt 7.3).<br />

Die Ergebnisse zur Relevanz der regionalen Standortfaktoren in Bezug auf die Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

aus Abschnitt 7.2 sind in der nachstehenden Übersicht in tabellarischer Form<br />

dargestellt:<br />

Inputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Outputbezogene<br />

Standortfaktoren<br />

Siedlungsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Wirtschaftsstrukturelle<br />

Determinanten<br />

Regionale Standortfaktoren<br />

bzw. andere regionale<br />

Beschäftigungsdeterminanten<br />

Baulandpreis<br />

Monatsgehalt je Angestelltem<br />

Arbeitslosenquote<br />

Geringqualifiziertenquote<br />

FuE-Personalintensität<br />

Verkehrsanbindung<br />

Gewerbesteuerhebesatz<br />

Bevölkerungsdichte<br />

Branchenkonzentration (Herfind.)<br />

Tertiarisierungsgrad<br />

Beschäftigungswachstum im DL<br />

Betriebsgröße<br />

Exportquote<br />

Einfluss auf die<br />

Nettobeschäftigungsentwicklung<br />

kein Einfluss<br />

(eher) negativer Einfluss<br />

kein Einfluss<br />

negativer Einfluss<br />

positiver Einfluss<br />

positiver Einfluss<br />

negativer Einfluss<br />

kein Einfluss<br />

kein Einfluss<br />

kein Einfluss<br />

negativer Einfluss<br />

negativer Einfluss<br />

positiver Einfluss


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 153<br />

8. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />

An dieser Stelle sollen die wichtigsten Ergebnisse der empirischen Analysen zur Arbeitsplatzdynamik<br />

und zu den regionalen Bestimmungsgründen der industriellen Beschäftigungsentwicklung<br />

in den baden-württembergischen Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre noch einmal zusammengefasst<br />

dargestellt werden.<br />

Arbeitsplatzdynamik und deren Komponenten<br />

in baden-württembergischen Kreisen<br />

In den baden-württembergischen Kreisen verlief in den 1980er- und 1990er-Jahren die Beschäftigungsentwicklung<br />

im industriellen Bereich zum Teil recht unterschiedlich. Während in den<br />

1980er-Jahren immerhin noch die Hälfte der Kreise einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen<br />

konnte, waren es in den 1990er-Jahren nur noch 6 von 44 Kreisen. Die anderen Kreise mussten<br />

dagegen Beschäftigungsverluste hinnehmen. Dabei zeigte sich, dass Kreise, die bereits in den<br />

1980er-Jahren eine unterdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung durchlaufen hatten, auch<br />

in der Folgedekade in der Tendenz eine nur unterdurchschnittliche Beschäftigungsbilanz vorweisen<br />

konnten. Dies deutet auf das Vorliegen gewisser „struktureller“ Stärken bzw. Schwächen<br />

der einzelnen Kreise hin.<br />

Die Ursache für die in den 1990er-Jahren gegenüber der Vordekade zu verzeichnende Verschlechterung<br />

der industriellen Beschäftigungsentwicklung ergab sich insbesondere durch einen<br />

stärkeren Jobabbau - d.h. durch Arbeitsplatzverluste infolge von Schrumpfung, Schließung und<br />

Abwanderung von Betrieben - und weniger durch eine schwächere Jobschaffung. Selbst in den<br />

1990er-Jahren wurden durch die Expansion, Gründung und Zuwanderung von Betrieben in erheblichem<br />

Umfang neue Arbeitsplätze geschaffen, wenn auch nicht genug, um den deutlich gestiegenen<br />

Jobabbau auszugleichen. Bemerkenswert ist auch die hohe intertemporale Stabilität<br />

der Ergebnisse: Kreise, die sich in den 1980er-Jahren durch eine überdurchschnittliche Jobschaffung<br />

auszeichneten, taten dies tendenziell auch in den 1990er-Jahren. Entsprechendes<br />

galt auch für die Jobabbauseite.<br />

Bei der Jobschaffung entfielen in den 1990er-Jahren etwa drei Viertel auf den Arbeitsplatzaufbau<br />

in bereits bestehenden Betrieben. Der Jobaufbau durch „Betriebsneugründungen“ 74 lag bei<br />

74 Als Betriebsgründungen werden in der vorliegenden Studie solche Betriebe bezeichnet, die von einer<br />

Periode t zur Periode t+1 neu in den Berichtskreis eingetreten sind. Dahinter verbergen sich häufig o-<br />

riginäre Gründungen, teilweise jedoch auch Schwerpunktwechsler oder aber Betriebe, die ihren regionalen<br />

Standort nach Baden-Württemberg verändert haben. Dies muss bei der Interpretation der Ergebnisse<br />

berücksichtigt werden.


154 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

einem knappen Viertel, während der Arbeitsplatzzuwachs durch Firmenzuwanderung keine allzu<br />

große Bedeutung hatte (mit 0,1 Prozentpunkte von 4,2%). Der Jobabbau ging in der betreffenden<br />

Dekade zu etwa 78% auf das Konto von Schrumpfungsprozessen, d.h. auf den Arbeitsplatzabbau<br />

in bestehenden Betrieben. Der Anteil der durch Betriebsschließungen bedingten<br />

Jobverluste lag zwischen einem Fünftel und einem Sechstel. Kaum ins Gewicht fielen die Arbeitsplatzverluste<br />

durch Abwanderung (mit 0,1 Prozentpunkte von 6%).<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung<br />

aus einem anderen Blickwinkel: Während in den 1990er-Jahren immerhin 13 der 44 badenwürttembergischen<br />

Kreise aus der Gründung und Schließung von Betrieben einen positiven Beschäftigungssaldo<br />

erreichten, ergab sich hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung in den bestehenden<br />

Betrieben eine deutlich schlechtere Bilanz: So konnten nur 6 von 44 Kreisen die<br />

durch Betriebsschrumpfungen bedingten Arbeitsplatzverluste mittels Beschäftigungsaufbau expandierender<br />

Betriebe überkompensieren.<br />

Korrelationen zwischen regionalen Standortfaktoren und<br />

der Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen –<br />

Ergebnisse bivariater Analysen<br />

Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, welche Zusammenhänge zwischen der Beschäftigungsentwicklung<br />

in den baden-württembergischen Kreisen und den dort herrschenden Standortbedingungen<br />

gegeben waren. Im Rahmen von bivariaten Analysen wurde dabei zum einen<br />

mit Hilfe von Streuungsdiagrammen aufgezeigt, inwieweit sich die einzelnen Kreise bei den verschiedenen<br />

regionalen Standortfaktoren jeweils unter- oder überdurchschnittlich positioniert hatten<br />

bzw. wie ein bestimmter Kreis etwa bei seiner FuE-Ausstattung im Vergleich zu den anderen<br />

baden-württembergischen Kreisen einzustufen war.<br />

Darüber hinaus wurde untersucht, ob sich im Querschnitt für die 44 baden-württembergischen<br />

Kreise zwischen deren Beschäftigungsentwicklung und den dort jeweils gegebenen quantitativen<br />

Ausprägungen einzelner regionaler Standortfaktoren statistisch signifikante Zusammenhänge<br />

nachweisen lassen. Dabei zeigte sich, dass zwischen dem Baulandpreisniveau, der Lohnhöhe<br />

bzw. anderen regionalen Standortfaktoren der Kreise einerseits und deren Beschäftigungsentwicklung<br />

andererseits in vielen Fällen spezifische Korrelationen gegeben waren. D.h., dass<br />

zum Beispiel in den baden-württembergischen Kreisen ein bestimmtes Baulandpreisniveau tendenziell<br />

mit einer positiveren bzw. negativeren Beschäftigungsentwicklung einherging. Im Rahmen<br />

der entsprechenden bivariaten Analyse ließen sich zwischen den regionalen Standortfaktoren<br />

und der Beschäftigungsentwicklung allerdings nur mögliche Korrelationen (bzw. Koinziden-


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 155<br />

zen), nicht aber mögliche Kausalitäten ableiten. Deren Untersuchung blieb notwendigerweise<br />

der multivariaten Analyse vorbehalten, in deren Rahmen der gleichzeitige Einfluss unterschiedlicher<br />

regionaler Standortfaktoren auf die Beschäftigungsentwicklung in den baden-württembergischen<br />

Kreisen der 1980er- und 1990er-Jahre überprüft wurde.<br />

Bedeutung einzelner regionaler Standortfaktoren für die<br />

Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen –<br />

Ergebnisse multivariater Analysen<br />

Dabei zeigte sich, dass in den entsprechenden Kreisen die industrielle Beschäftigungsentwicklung<br />

zumindest in gewissem Grad dann eher schlechter ausfiel, wenn die dort jeweils ansässigen<br />

Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Arbeitskosten konfrontiert waren. Der tendenziell<br />

negative Einfluss der Lohnkosten auf die Beschäftigungsentwicklung lief insbesondere über<br />

einen verstärkten Abbau bestehender Arbeitsplätze und weniger über eine geringere Jobschaffung.<br />

Während also in Bezug auf die Höhe der Arbeitskosten zumindest eine begrenzte Relevanz<br />

für die Nettobeschäftigungsentwicklung gegeben war, gilt dies für die Arbeitslosenquote<br />

nicht. D.h., die Höhe der Arbeitslosigkeit konnte keinen Erklärungsbeitrag für die hinsichtlich der<br />

Beschäftigungsentwicklung zwischen den baden-württembergischen Kreisen bestehenden Unterschiede<br />

liefern. Eine vergleichsweise schlechte Beschäftigungsbilanz ließ sich aber für den<br />

Fall nachweisen, dass in den Kreisen ein hoher Anteil an Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte<br />

bzw. Ungelernte gegeben war. Insofern war die Frage, ob in einem Kreis eher qualitativ hochoder<br />

geringwertige Arbeitsplätze dominierten, ein wichtiger Erklärungsansatz für die regionale<br />

Beschäftigungsentwicklung.<br />

Im Hinblick auf die Ausstattung der Kreise mit Kapazitäten für Forschung und Entwicklung führte<br />

die Analyse zu dem Befund, dass sich eine gute Ausstattung mit FuE-Personal tendenziell positiv<br />

auf die Entwicklung der regionalen industriellen Beschäftigung ausgewirkt hat. Ebenso<br />

gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Beschäftigungsentwicklung auf Kreisebene durch<br />

eine gute verkehrsinfrastrukturelle Anbindung der Unternehmen, etwa zur Autobahn, begünstigt<br />

wurde.<br />

Des Weiteren zeigte sich, dass der anhand der Bevölkerungsdichte gemessene Agglomerationsgrad<br />

keinen eigenständigen statistisch signifikanten Einfluss auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

in den Kreisen hatte. Eine zwischen Agglomerationsräumen und weniger verdichteten<br />

Räumen abweichende Beschäftigungsentwicklung wäre damit nicht durch unterschiedliche Einwohnerdichten,<br />

sondern durch andere Faktoren zu erklären. In diesem Zusammenhang ist zudem<br />

interessant, dass auch die in den Kreisen gegebenen Baulandpreise, die typischerweise


156 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

gerade auch zwischen Agglomerations- und ländlichen Räumen differieren, keinen wesentlichen<br />

Erklärungsbeitrag zur Beschäftigungsentwicklung in den Kreisen liefern. Dagegen wurde deutlich,<br />

dass sich eine hohe Belastung der Unternehmen mit Gewerbesteuer durch hohe kommunale<br />

Hebesätze negativ auf die Beschäftigungsentwicklung in den betreffenden Kreisen auswirkt.<br />

Im Hinblick auf die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur der baden-württembergischen Kreise ist<br />

interessant, dass das Ausmaß der auf der Kreisebene gemessenen Branchenkonzentration keinen<br />

Einfluss auf die jeweilige Beschäftigungsentwicklung hatte. Dies gilt auch für den Tertiarisierungsgrad,<br />

der den Beschäftigungsanteil des Dienstleistungssektors erfasst. Interessant ist in<br />

diesem Zusammenhang allerdings, dass die Beschäftigungsentwicklung des Dienstleistungssektors<br />

negativ mit der Beschäftigungsentwicklung im industriellen Bereich korreliert war. Hier wäre<br />

auf der Basis der üblicherweise nur als reine Nettobetrachtung durchgeführten Analyse zu vermuten<br />

gewesen, dass hinter diesem Zusammenhang in nennenswertem Umfang auch das Phänomen<br />

„Outsourcing“ steht, bei der es im Zuge der Konzentration von Industriebetrieben auf ihre<br />

so genannte „Kernkompetenz“ zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen vom Verarbeitenden<br />

Gewerbe in den Dienstleistungssektor kommt. Die hier zusätzlich zur Analyse der industriellen<br />

Nettobeschäftigung durchgeführte Analyse der dahinter stehenden Bruttoströme verdeutlicht<br />

jedoch, dass zwar die industrielle Jobschaffung eine negative Korrelation aufweist, sich in Bezug<br />

auf den industriellen Jobabbau aber kein statistisch signifikanter Zusammenhang feststellen<br />

lässt. Letzteres impliziert dann aber, dass im vorliegenden Fall die Erklärungshypothese „Outsourcing“<br />

nicht greift.<br />

Es zeigte sich auch, dass die industrielle Beschäftigungsentwicklung in denjenigen Kreisen besser<br />

verlief, bei denen die Betriebsgrößenstruktur eher durch kleinere Betriebe gekennzeichnet<br />

war. Dies unterstreicht die große beschäftigungspolitische Bedeutung des Mittelstandes in Baden-Württemberg.<br />

Schließlich war auch noch festzustellen, dass Kreise, bei denen die Industrieunternehmen<br />

eine hohe Exportquote aufwiesen, eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung<br />

im Verarbeitenden Gewerbe vorweisen konnten. In diesem Zusammenhang ist interessant,<br />

dass sowohl der Exportquoten- als auch der Betriebsgrößeneffekt nur auf der Jobschaffungsseite<br />

auftraten, während für die Jobabbauseite kein Einfluss dieser betriebsstrukturellen<br />

Aspekte auf die Beschäftigungsentwicklung festzustellen war.<br />

Darüber hinaus wurde geprüft, inwieweit die industrielle Beschäftigungsbilanz baden-württembergischer<br />

Kreise auch von der Beschäftigungsentwicklung und damit den Standortbedingungen<br />

der jeweiligen Nachbarkreise beeinflusst wurde. In dieser Hinsicht waren für die 1980er-Jahre<br />

keine statistisch signifikanten Zusammenhänge festzustellen. Dagegen zeigten sich für die<br />

1990er-Jahre gewisse, wenn auch nicht allzu ausgeprägte Nachbarschaftszusammenhänge, bei


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 157<br />

denen baden-württembergische Kreise mit günstiger bzw. ungünstiger Beschäftigungsentwicklung<br />

bis zu einem gewissen Grad jeweils eine Art räumliche Cluster bildeten. Insgesamt zeigte<br />

sich aber, dass die in einem Kreis gegebenen „regionalen“ Standortfaktoren für die dortige Beschäftigungsentwicklung<br />

eine viel größere Rolle spielen als die entsprechenden Faktoren im<br />

räumlichen Umfeld der Kreise.<br />

Die vorliegende Studie findet somit Evidenz für eine Vielzahl plausibler Wirkungskanäle, in denen<br />

die regionalen Gegebenheiten die Beschäftigungsentwicklung beeinflussen. Gleichzeitig<br />

machen die Analysen aber auch deutlich, dass ein erheblicher Teil der Unterschiede zwischen<br />

den Kreisen sich nicht auf diese explizit berücksichtigten Regionalfaktoren zurückführen lässt,<br />

sondern andere – hier unbeobachtete – Ursachen hat. Die zwischen den Kreisen festzustellenden<br />

Unterschiede in der industriellen Beschäftigungsentwicklung können ihren Grund zum Teil<br />

auch in einer unterschiedlichen Ausgestaltung der in den baden-württembergischen Kreisen<br />

praktizierten „Regionalpolitik“ haben, wobei die vorliegende quantitative Studie diese Ursachen<br />

im Gegensatz zu den oben angeführten „härteren“ Standortfaktoren nicht operationalisieren und<br />

damit auch nicht benennen kann.


158 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

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164 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Anhang<br />

Tabelle A1: Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />

Jobabbau in den 1980er-Jahren in %<br />

NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />

gesamsamt<br />

ge-<br />

JCC JCE JCM<br />

JDC JDE JDM<br />

SK Stuttgart -0,9 2,7 2,2 0,4 0,1 3,5 2,6 0,7 0,3 6,2<br />

LK Böblingen 1,8 4,1 3,2 0,8 0,1 2,3 2,0 0,3 0,0 6,4<br />

LK Esslingen 0,3 3,8 3,2 0,5 0,1 3,5 2,8 0,7 0,0 7,4<br />

LK Göppingen -0,9 3,4 2,9 0,4 0,0 4,3 3,3 0,7 0,4 7,7<br />

LK Ludwigsburg 0,1 4,1 3,2 0,6 0,3 3,9 3,0 0,8 0,2 8,0<br />

Rems-Murr-Kreis 0,3 4,4 3,7 0,6 0,1 4,1 3,2 0,8 0,1 8,4<br />

SK Heilbronn -0,9 3,0 2,4 0,5 0,0 3,8 3,0 0,8 0,1 6,8<br />

LK Heilbronn 1,4 4,5 3,9 0,6 0,1 3,1 2,3 0,7 0,1 7,6<br />

Hohenlohekreis 1,3 4,2 3,6 0,6 0,0 2,9 2,2 0,7 0,1 7,2<br />

LK Schwäbisch-Hall 1,7 6,1 4,8 1,2 0,1 4,3 3,1 1,2 0,1 10,4<br />

Main-Tauber-Kreis 1,3 5,2 4,2 1,0 0,0 4,0 2,9 1,1 0,0 9,2<br />

LK Heidenheim 0,1 3,4 3,1 0,4 0,0 3,4 2,1 1,3 0,0 6,8<br />

Ostalbkreis 0,0 3,3 2,9 0,4 0,0 3,4 2,6 0,7 0,0 6,7<br />

SK Baden-Baden 0,5 5,2 4,7 0,4 0,1 4,8 2,8 1,6 0,4 10,0<br />

SK Karlsruhe -1,1 3,8 3,0 0,6 0,2 4,9 3,6 1,2 0,1 8,7<br />

LK Karlsruhe -0,7 4,2 3,2 0,9 0,2 4,9 3,8 1,0 0,1 9,1<br />

LK Rastatt 0,9 4,0 3,4 0,5 0,1 3,1 2,5 0,5 0,1 7,1<br />

SK Heidelberg 0,1 3,8 3,3 0,3 0,2 3,7 2,8 0,8 0,1 7,5<br />

SK Mannheim -2,0 2,8 1,8 0,9 0,1 4,7 4,1 0,5 0,1 7,5<br />

Neckar-Odenwald-Kreis -0,3 4,7 3,7 0,9 0,1 5,0 3,8 1,1 0,1 9,6<br />

Rhein-Neckar-Kreis -0,7 4,1 3,2 0,8 0,1 4,8 3,6 1,1 0,2 8,9<br />

SK Pforzheim -1,2 4,0 3,3 0,6 0,1 5,2 3,4 1,5 0,2 9,2<br />

LK Calw -0,2 4,9 4,0 0,7 0,2 5,1 3,9 1,1 0,0 9,9<br />

Enzkreis 0,9 5,7 4,5 1,0 0,2 4,8 3,7 0,9 0,2 10,6<br />

LK Freudenstadt 1,3 5,1 4,2 0,8 0,1 3,8 2,5 1,3 0,0 8,8<br />

SK Freiburg -1,2 2,7 2,1 0,5 0,2 3,9 3,0 0,7 0,2 6,6<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 1,7 5,6 4,7 0,7 0,2 3,9 3,0 0,8 0,1 9,5<br />

LK Emmendingen -0,3 4,3 3,5 0,7 0,0 4,6 3,4 1,3 0,0 8,9<br />

Ortenaukreis 0,4 4,4 3,6 0,7 0,0 3,9 3,1 0,8 0,0 8,3<br />

LK Rottweil -0,4 5,1 3,8 1,3 0,0 5,5 4,6 0,9 0,0 10,6<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis -0,9 4,4 3,2 1,1 0,0 5,2 4,1 1,1 0,0 9,6<br />

LK Tuttlingen 0,7 4,7 4,0 0,7 0,1 4,0 3,1 0,9 0,0 8,7<br />

LK Konstanz -1,0 3,1 2,6 0,5 0,0 4,2 3,4 0,8 0,0 7,3<br />

LK Lörrach -0,1 3,6 3,1 0,6 0,0 3,7 3,0 0,7 0,0 7,4<br />

LK Waldshut 0,0 3,6 3,0 0,6 0,0 3,6 3,1 0,5 0,0 7,2<br />

LK Reutlingen -0,5 4,5 3,8 0,7 0,1 5,1 3,8 1,2 0,0 9,6<br />

LK Tübingen -0,6 5,0 3,0 1,7 0,2 5,5 4,1 1,3 0,1 10,5<br />

Zollernalbkreis -0,9 4,1 3,5 0,6 0,0 5,0 3,6 1,3 0,0 9,1<br />

SK Ulm -2,1 2,5 2,1 0,4 0,0 4,6 3,8 0,8 0,0 7,1<br />

Alb-Donau-Kreis 1,6 5,9 4,1 0,9 1,0 4,4 3,6 0,7 0,0 10,3<br />

LK Biberach 0,8 4,2 3,3 1,0 0,0 3,4 2,8 0,6 0,0 7,6<br />

Bodenseekreis 0,6 3,7 3,3 0,4 0,0 3,1 2,3 0,7 0,1 6,8<br />

LK Ravensburg 0,9 4,6 3,8 0,7 0,1 3,7 3,1 0,6 0,0 8,3<br />

LK Sigmaringen 0,5 4,9 3,6 1,2 0,2 4,4 3,2 1,2 0,0 9,3<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />

JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />

JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />

JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />

JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />

JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />

JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />

JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 165<br />

Tabelle A2:<br />

Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />

Jobabbau in den 1990er-Jahren in %<br />

NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />

gesamsamt<br />

ge-<br />

JCC JCE JCD<br />

JDC JDE JDM<br />

SK Stuttgart -3,4 2,9 2,1 0,8 0,1 6,3 5,1 1,0 0,3 9,3<br />

LK Böblingen -1,3 3,8 2,5 1,2 0,1 5,1 4,5 0,5 0,1 8,9<br />

LK Esslingen -3,1 3,3 2,5 0,7 0,1 6,4 5,3 1,0 0,2 9,7<br />

LK Göppingen -2,8 3,3 2,6 0,6 0,1 6,1 4,8 1,2 0,1 9,4<br />

LK Ludwigsburg -2,0 3,7 2,8 0,7 0,2 5,6 4,5 1,1 0,1 9,3<br />

Rems-Murr-Kreis -2,2 4,8 3,3 1,4 0,1 7,0 5,5 1,3 0,2 11,8<br />

SK Heilbronn -2,6 3,7 2,4 1,3 0,0 6,3 4,2 1,8 0,2 10,0<br />

LK Heilbronn 0,3 5,3 4,1 1,1 0,2 5,0 4,2 0,8 0,1 10,3<br />

Hohenlohekreis 0,2 4,1 3,6 0,4 0,1 3,9 3,3 0,6 0,1 8,0<br />

LK Schwäbisch-Hall 0,2 5,2 4,2 0,9 0,1 5,0 3,8 1,2 0,0 10,2<br />

Main-Tauber-Kreis -1,2 3,6 3,0 0,6 0,0 4,8 3,8 1,0 0,1 8,5<br />

LK Heidenheim -2,1 2,8 2,1 0,6 0,1 4,9 4,3 0,5 0,0 7,7<br />

Ostalbkreis -2,1 2,9 2,2 0,6 0,1 5,0 4,1 0,8 0,0 7,8<br />

SK Baden-Baden 0,8 5,2 4,4 0,4 0,4 4,4 3,1 0,8 0,5 9,6<br />

SK Karlsruhe -4,0 6,3 4,1 2,1 0,1 10,3 8,1 1,9 0,3 16,6<br />

LK Karlsruhe -1,6 5,0 3,5 1,0 0,5 6,6 4,8 1,7 0,0 11,5<br />

LK Rastatt -0,3 4,9 3,7 1,1 0,1 5,2 4,6 0,6 0,1 10,1<br />

SK Heidelberg -4,3 3,1 2,5 0,5 0,0 7,4 5,7 1,3 0,4 10,5<br />

SK Mannheim -2,8 3,4 2,3 0,9 0,2 6,2 5,2 0,9 0,1 9,5<br />

Neckar-Odenwald-Kreis -1,5 4,1 3,4 0,4 0,2 5,6 4,3 1,2 0,1 9,6<br />

Rhein-Neckar-Kreis -2,6 4,3 2,8 1,3 0,1 6,9 5,7 1,0 0,2 11,2<br />

SK Pforzheim -4,5 4,0 2,8 1,1 0,1 8,5 6,6 1,6 0,4 12,5<br />

LK Calw -2,5 3,9 3,1 0,7 0,1 6,4 4,8 1,5 0,1 10,3<br />

Enzkreis -1,1 5,3 4,2 0,7 0,3 6,3 4,9 1,2 0,3 11,6<br />

LK Freudenstadt 0,1 4,7 3,9 0,8 0,1 4,7 3,6 1,1 0,0 9,4<br />

SK Freiburg -1,1 5,5 3,3 2,2 0,0 6,6 5,3 1,1 0,3 12,2<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald -0,2 5,1 4,2 0,7 0,2 5,2 4,0 1,2 0,1 10,3<br />

LK Emmendingen -1,2 4,2 3,2 0,9 0,1 5,4 4,3 1,1 0,0 9,6<br />

Ortenaukreis -1,2 3,8 3,0 0,7 0,0 4,9 4,1 0,9 0,0 8,7<br />

LK Rottweil -1,6 4,8 3,3 1,4 0,0 6,3 5,2 1,1 0,1 11,1<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis -3,0 4,3 3,2 1,1 0,1 7,3 6,2 1,0 0,1 11,6<br />

LK Tuttlingen -0,4 4,7 3,8 0,8 0,1 5,1 4,2 0,9 0,0 9,7<br />

LK Konstanz -2,2 4,4 2,7 1,5 0,3 6,6 5,5 1,1 0,0 11,0<br />

LK Lörrach -2,0 3,9 3,0 0,9 0,0 5,9 4,8 1,1 0,0 9,8<br />

LK Waldshut -3,1 3,6 2,9 0,7 0,0 6,7 5,1 1,5 0,0 10,3<br />

LK Reutlingen -2,0 4,7 3,6 0,9 0,2 6,7 4,9 1,7 0,1 11,4<br />

LK Tübingen -1,2 5,2 3,8 1,2 0,3 6,4 4,6 1,6 0,2 11,5<br />

Zollernalbkreis -3,0 3,9 3,1 0,8 0,1 6,9 5,3 1,6 0,0 10,8<br />

SK Ulm -2,7 3,9 2,0 1,9 0,0 6,6 5,7 0,8 0,1 10,5<br />

Alb-Donau-Kreis -0,8 4,5 3,4 0,9 0,3 5,3 4,0 1,2 0,1 9,9<br />

LK Biberach 0,1 3,3 2,9 0,4 0,0 3,2 2,8 0,5 0,0 6,5<br />

Bodenseekreis -1,4 4,1 2,3 1,7 0,0 5,5 4,7 0,6 0,2 9,5<br />

LK Ravensburg -1,2 4,5 3,5 0,9 0,1 5,6 4,3 1,1 0,2 10,1<br />

LK Sigmaringen -3,2 3,2 2,5 0,6 0,1 6,3 4,9 1,3 0,1 9,5<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />

JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />

JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />

JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />

JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />

JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />

JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />

JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)


166 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Tabelle A3:<br />

Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung, Jobschaffung und<br />

Jobabbau von 2000 bis 2002 in %<br />

NEC Jobschaffung Jobabbau JT<br />

gesamsamt<br />

ge-<br />

JCC JCE JCD<br />

JDC JDE JDM<br />

SK Stuttgart -0,8 3,9 2,2 1,6 0,1 4,7 3,7 0,6 0,4 8,6<br />

LK Böblingen 1,8 5,7 4,4 1,3 0,1 3,9 3,3 0,5 0,1 9,6<br />

LK Esslingen 0,8 5,7 4,3 1,4 0,0 4,9 3,6 1,0 0,3 10,6<br />

LK Göppingen 0,4 5,3 3,2 1,9 0,2 4,9 3,9 1,0 0,1 10,2<br />

LK Ludwigsburg 0,4 6,0 3,0 2,5 0,5 5,6 4,8 0,8 0,0 11,7<br />

Rems-Murr-Kreis -1,3 5,5 3,5 1,8 0,3 6,8 4,9 1,5 0,4 12,3<br />

SK Heilbronn -0,9 4,7 2,5 2,0 0,3 5,6 4,3 1,1 0,3 10,4<br />

LK Heilbronn 1,8 5,3 3,3 1,8 0,1 3,5 2,8 0,6 0,1 8,8<br />

Hohenlohekreis 0,7 4,8 3,6 1,2 0,0 4,1 3,5 0,4 0,2 8,9<br />

LK Schwäbisch-Hall -0,5 6,0 3,6 1,7 0,7 6,5 4,9 1,5 0,0 12,4<br />

Main-Tauber-Kreis 1,3 5,9 4,1 1,8 0,0 4,6 2,4 2,2 0,0 10,4<br />

LK Heidenheim -2,2 4,1 2,6 1,2 0,3 6,4 4,7 0,6 1,1 10,5<br />

Ostalbkreis 1,5 6,9 2,8 3,6 0,5 5,4 4,5 0,9 0,0 12,3<br />

SK Baden-Baden 1,5 7,1 2,1 4,7 0,2 5,6 3,7 1,9 0,1 12,7<br />

SK Karlsruhe -2,3 4,2 2,9 1,2 0,1 6,5 3,8 1,8 0,8 10,7<br />

LK Karlsruhe 2,4 8,0 4,2 3,3 0,5 5,6 4,1 1,4 0,1 13,5<br />

LK Rastatt -0,5 3,7 2,4 1,3 0,0 4,2 3,5 0,7 0,0 7,9<br />

SK Heidelberg 2,2 5,9 3,6 2,3 0,0 3,7 2,1 0,6 0,9 9,6<br />

SK Mannheim -0,2 4,7 3,0 1,5 0,2 4,9 3,0 1,9 0,0 9,6<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 0,2 4,9 3,2 1,7 0,0 4,8 3,9 0,9 0,0 9,7<br />

Rhein-Neckar-Kreis -1,5 5,4 3,2 2,1 0,1 7,0 5,7 1,2 0,1 12,4<br />

SK Pforzheim -3,0 5,4 3,6 1,8 0,0 8,4 5,4 2,8 0,1 13,8<br />

LK Calw 1,8 6,2 3,9 2,3 0,0 4,5 2,8 1,1 0,6 10,7<br />

Enzkreis 0,9 6,7 3,8 2,7 0,2 5,8 4,0 1,8 0,0 12,4<br />

LK Freudenstadt 1,9 5,8 4,2 1,6 0,0 3,8 3,4 0,4 0,0 9,6<br />

SK Freiburg -3,0 6,8 3,1 3,6 0,1 9,8 7,2 2,6 0,0 16,6<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 0,4 5,6 3,6 2,0 0,0 5,2 4,1 1,0 0,1 10,8<br />

LK Emmendingen -0,7 5,8 3,8 2,1 0,0 6,6 4,6 2,0 0,0 12,4<br />

Ortenaukreis 1,3 6,2 3,6 2,5 0,1 4,9 4,0 0,9 0,0 11,0<br />

LK Rottweil 1,7 5,6 3,8 1,9 0,0 4,0 3,1 0,8 0,0 9,6<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis 1,6 7,1 3,9 2,8 0,3 5,5 4,4 0,9 0,2 12,6<br />

LK Tuttlingen 2,6 6,9 4,8 2,0 0,2 4,3 2,9 1,1 0,4 11,3<br />

LK Konstanz -1,0 5,2 3,0 2,1 0,0 6,2 4,6 1,6 0,0 11,4<br />

LK Lörrach -3,9 5,1 3,1 2,0 0,0 9,0 7,7 1,4 0,0 14,1<br />

LK Waldshut 1,5 4,9 3,7 1,1 0,0 3,4 2,8 0,6 0,0 8,3<br />

LK Reutlingen -0,3 4,9 3,4 1,4 0,1 5,2 3,7 1,5 0,1 10,1<br />

LK Tübingen -1,8 5,6 3,2 1,8 0,6 7,4 5,6 1,8 0,1 13,0<br />

Zollernalbkreis 0,0 6,6 3,6 2,9 0,0 6,5 4,6 1,9 0,0 13,1<br />

SK Ulm -1,1 5,8 3,0 2,7 0,0 6,9 5,9 0,6 0,4 12,7<br />

Alb-Donau-Kreis -0,3 4,7 2,9 1,5 0,3 5,0 4,1 0,8 0,0 9,7<br />

LK Biberach 3,6 6,3 4,4 1,3 0,5 2,7 2,1 0,5 0,1 8,9<br />

Bodenseekreis 1,0 5,5 3,3 2,2 0,0 4,5 3,7 0,7 0,1 10,0<br />

LK Ravensburg 0,7 5,7 3,6 2,1 0,0 5,0 4,0 1,0 0,0 10,7<br />

LK Sigmaringen -1,0 6,1 3,4 2,6 0,0 7,1 5,2 1,9 0,0 13,2<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen<br />

NEC Veränderung der Beschäftigung in %<br />

JCC Jobschaffung in bestehenden Betrieben in % („Wachstum“)<br />

JCE Jobschaffung durch neu auftretende Betriebe in % („Gründungen“)<br />

JCM Jobschaffung durch Kreiswechsler in %<br />

JDC Jobabbau in bestehenden Betrieben in % („Schrumpfung“)<br />

JDE Jobabbau durch wegfallende Betriebe in % („Schließungen“)<br />

JDM Jobabbau durch Kreiswechsler in %<br />

JT Job-Turnover-Rate in % (= Summe der Jobschaffungs- und Jobabbaurate)


Regionale Standortfaktoren und Arbeitsplatzdynamik 167<br />

Tabelle A4:<br />

Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung und Salden der<br />

Beschäftigungsveränderung in den 1980er-Jahren und den 1990er-Jahren in %<br />

1980er-Jahre<br />

1990er-Jahre<br />

Veränderung<br />

gesamt<br />

Bestehende<br />

Betriebe<br />

Gründungen/<br />

Schließungen<br />

Kreiswechsler<br />

Veränderung<br />

gesamt<br />

Bestehende<br />

Betriebe<br />

Gründungen/<br />

Schließungen<br />

Kreiswechsler<br />

SK Stuttgart -0,9 -0,4 -0,3 -0,2 -3,4 -3,1 -0,2 -0,2<br />

LK Böblingen 1,8 1,2 0,5 0,1 -1,3 -2,0 0,7 0,0<br />

LK Esslingen 0,3 0,5 -0,2 0,0 -3,1 -2,8 -0,3 -0,1<br />

LK Göppingen -0,9 -0,4 -0,2 -0,4 -2,8 -2,2 -0,6 0,1<br />

LK Ludwigsburg 0,1 0,2 -0,2 0,1 -2,0 -1,6 -0,4 0,1<br />

Rems-Murr-Kreis 0,3 0,6 -0,2 0,0 -2,2 -2,2 0,1 -0,1<br />

SK Heilbronn -0,9 -0,5 -0,3 0,0 -2,6 -1,8 -0,5 -0,2<br />

LK Heilbronn 1,4 1,5 -0,2 0,0 0,3 -0,1 0,3 0,1<br />

Hohenlohekreis 1,3 1,4 -0,1 0,0 0,2 0,4 -0,2 0,0<br />

LK Schwäbisch-Hall 1,7 1,7 0,0 0,0 0,2 0,4 -0,3 0,0<br />

Main-Tauber-Kreis 1,3 1,3 -0,1 0,0 -1,2 -0,8 -0,3 0,0<br />

LK Heidenheim 0,1 0,9 -0,9 0,0 -2,1 -2,2 0,1 0,1<br />

Ostalbkreis 0,0 0,2 -0,3 0,0 -2,1 -1,9 -0,3 0,1<br />

SK Baden-Baden 0,5 1,9 -1,2 -0,3 0,8 1,3 -0,4 -0,1<br />

SK Karlsruhe -1,1 -0,5 -0,6 0,1 -4,0 -4,1 0,3 -0,2<br />

LK Karlsruhe -0,7 -0,6 -0,2 0,1 -1,6 -1,3 -0,7 0,4<br />

LK Rastatt 0,9 0,9 0,0 0,0 -0,3 -0,9 0,6 0,1<br />

SK Heidelberg 0,1 0,4 -0,5 0,1 -4,3 -3,2 -0,7 -0,4<br />

SK Mannheim -2,0 -2,3 0,4 0,0 -2,8 -3,0 0,0 0,2<br />

Neckar-Odenwald-Kreis -0,3 0,0 -0,3 0,0 -1,5 -0,8 -0,8 0,1<br />

Rhein-Neckar-Kreis -0,7 -0,4 -0,3 0,0 -2,6 -2,8 0,3 -0,1<br />

SK Pforzheim -1,2 -0,1 -0,9 -0,1 -4,5 -3,8 -0,5 -0,2<br />

LK Calw -0,2 0,1 -0,5 0,2 -2,5 -1,6 -0,8 0,0<br />

Enzkreis 0,9 0,9 0,0 0,0 -1,1 -0,7 -0,4 0,1<br />

LK Freudenstadt 1,3 1,7 -0,5 0,1 0,1 0,4 -0,4 0,0<br />

SK Freiburg -1,2 -0,9 -0,2 0,0 -1,1 -2,0 1,1 -0,2<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 1,7 1,7 -0,1 0,0 -0,2 0,2 -0,5 0,1<br />

LK Emmendingen -0,3 0,2 -0,5 0,0 -1,2 -1,1 -0,2 0,0<br />

Ortenaukreis 0,4 0,5 -0,1 0,0 -1,2 -1,0 -0,1 0,0<br />

LK Rottweil -0,4 -0,8 0,5 0,0 -1,6 -1,8 0,3 0,0<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis -0,9 -0,9 0,0 0,0 -3,0 -3,1 0,0 0,0<br />

LK Tuttlingen 0,7 0,9 -0,2 0,0 -0,4 -0,3 -0,1 0,0<br />

LK Konstanz -1,0 -0,8 -0,3 0,0 -2,2 -2,8 0,4 0,3<br />

LK Lörrach -0,1 0,1 -0,2 0,0 -2,0 -1,8 -0,2 0,0<br />

LK Waldshut 0,0 -0,1 0,1 0,0 -3,1 -2,2 -0,8 0,0<br />

LK Reutlingen -0,5 0,0 -0,6 0,0 -2,0 -1,3 -0,8 0,1<br />

LK Tübingen -0,6 -1,0 0,4 0,1 -1,2 -0,8 -0,5 0,1<br />

Zollernalbkreis -0,9 -0,1 -0,7 0,0 -3,0 -2,2 -0,8 0,0<br />

SK Ulm -2,1 -1,7 -0,5 0,0 -2,7 -3,7 1,2 -0,1<br />

Alb-Donau-Kreis 1,6 0,5 0,1 1,0 -0,8 -0,7 -0,4 0,2<br />

LK Biberach 0,8 0,5 0,4 0,0 0,1 0,1 -0,1 0,0<br />

Bodenseekreis 0,6 1,0 -0,2 -0,1 -1,4 -2,3 1,1 -0,2<br />

LK Ravensburg 0,9 0,7 0,1 0,0 -1,2 -0,8 -0,3 -0,1<br />

LK Sigmaringen 0,5 0,4 0,0 0,1 -3,2 -2,4 -0,7 0,0<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


168 Teil II: Determinanten der regionalen Beschäftigungsentwicklung<br />

Tabelle A5:<br />

Jahresdurchschnittliche Veränderung der Beschäftigung und Salden der<br />

Beschäftigungsveränderung von 2000 bis 2002 in %<br />

Veränderung<br />

gesamt<br />

Bestehende<br />

Betriebe<br />

Gründungen/<br />

Schließungen<br />

Kreiswechsler<br />

SK Stuttgart -0,8 -1,5 1,0 -0,3<br />

LK Böblingen 1,8 1,0 0,8 0,0<br />

LK Esslingen 0,8 0,7 0,4 -0,3<br />

LK Göppingen 0,4 -0,7 1,0 0,1<br />

LK Ludwigsburg 0,4 -1,7 1,7 0,4<br />

Rems-Murr-Kreis -1,3 -1,4 0,3 -0,1<br />

SK Heilbronn -0,9 -1,8 0,9 0,0<br />

LK Heilbronn 1,8 0,5 1,2 0,0<br />

Hohenlohekreis 0,7 0,1 0,8 -0,2<br />

LK Schwäbisch-Hall -0,5 -1,4 0,2 0,7<br />

Main-Tauber-Kreis 1,3 1,8 -0,4 0,0<br />

LK Heidenheim -2,2 -2,1 0,6 -0,7<br />

Ostalbkreis 1,5 -1,7 2,7 0,4<br />

SK Baden-Baden 1,5 -1,5 2,8 0,1<br />

SK Karlsruhe -2,3 -0,9 -0,6 -0,8<br />

LK Karlsruhe 2,4 0,1 1,9 0,4<br />

LK Rastatt -0,5 -1,1 0,6 0,0<br />

SK Heidelberg 2,2 1,4 1,7 -0,9<br />

SK Mannheim -0,2 0,1 -0,4 0,2<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 0,2 -0,7 0,8 0,0<br />

Rhein-Neckar-Kreis -1,5 -2,5 0,9 0,0<br />

SK Pforzheim -3,0 -1,8 -1,0 -0,1<br />

LK Calw 1,8 1,1 1,2 -0,6<br />

Enzkreis 0,9 -0,1 0,9 0,2<br />

LK Freudenstadt 1,9 0,8 1,1 0,0<br />

SK Freiburg -3,0 -4,1 1,0 0,1<br />

LK Breisgau-<br />

Hochschwarzwald 0,4 -0,5 1,0 -0,1<br />

LK Emmendingen -0,7 -0,9 0,1 0,0<br />

Ortenaukreis 1,3 -0,5 1,6 0,1<br />

LK Rottweil 1,7 0,6 1,1 0,0<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis 1,6 -0,5 1,9 0,1<br />

LK Tuttlingen 2,6 1,9 0,9 -0,2<br />

LK Konstanz -1,0 -1,6 0,6 0,0<br />

LK Lörrach -3,9 -4,6 0,7 0,0<br />

LK Waldshut 1,5 1,0 0,5 0,0<br />

LK Reutlingen -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />

LK Tübingen -1,8 -2,4 0,1 0,5<br />

Zollernalbkreis 0,0 -1,0 1,0 0,0<br />

SK Ulm -1,1 -2,9 2,2 -0,4<br />

Alb-Donau-Kreis -0,3 -1,3 0,7 0,2<br />

LK Biberach 3,6 2,4 0,8 0,4<br />

Bodenseekreis 1,0 -0,4 1,6 -0,1<br />

LK Ravensburg 0,7 -0,4 1,1 0,0<br />

LK Sigmaringen -1,0 -1,8 0,7 0,0<br />

Quelle: IAW-Darstellung, IAW-Berechnungen


Publikationsprogramm des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.<br />

I. Forschungsberichte<br />

aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen<br />

Serie A (ab 2004: IAW-Forschungsberichte)<br />

Nr. 1<br />

Nr. 2<br />

Nr. 3<br />

Nr. 4<br />

Nr. 5<br />

Susanne Nebbeling:<br />

Das Preisverhalten der Unternehmer in Baden-Württemberg. Hauptergebnisse<br />

einer schriftlichen Befragung. Tübingen 1973. – vergriffen –<br />

Siegfried Bullinger – Peter Huber – Horst Köhler – Alfred E. Ott- Adolf Wagner:<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer<br />

in Baden- Württemberg. Gutachten im Auftrag des Arbeits- und Sozialministerium<br />

Baden- Württemberg. Tübingen 1972. – vergriffen –<br />

Wolfgang J. Mückl:<br />

Ziele, Mittel und Wirkungen der vermögenspolitischen Konzepte der Bundesregierung,<br />

CDU, FDP SPD, DAG, des DGB und der Bundesregierung der<br />

Deutschen Arbeitgeberverbände. Untersuchung im Auftrage der Kommission für<br />

wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Tübingen, 1973. – vergriffen –<br />

Siegfried Bullinger:<br />

Ausländerbeschäftigung, Arbeitsmarkt und Konjunkturverlauf in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />

Peter Huber:<br />

Ausländerbeschäftigung und Wirtschaftswachstum. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />

Nr. 6 Harald Enke – Helge Majer- Alfred E. Ott – Lothar Rall – Adolf Wagner –<br />

Rolf Wiegert:<br />

Zur Ermittlung von Fördergebieten. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für<br />

Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Baden- Württemberg, Tübingen 1974.<br />

– vergriffen –<br />

Nr. 7 Horst Köhler – Helge Majer – Susanne Wied-Nebbeling :<br />

Quantitative Auswirkungen des technischen Wandels auf die Arbeitskräfte in<br />

Baden Württemberg. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit<br />

und Sozialordnung Baden- Württemberg, Tübingen 1974. – vergriffen –<br />

Nr. 8<br />

Nr. 9<br />

Siegfried Bullinger – Peter Huber:<br />

Ausländerbeschäftigung aus Unternehmersicht. Quantitative und qualitative<br />

Ergebnisse einer Unternehmerbefragung zur Ausländerbeschäftigung in Baden-<br />

Württemberg, Tübingen 1974. – vergriffen –<br />

Wolfgang J. Mückl:<br />

Die Verteilungswirkungen der Inflation auf die personelle Verteilung und die<br />

Vermögensverteilung. Literaturexpertise im Auftrag der Kommission für wirtschaftlichen<br />

und sozialen Wandel, Tübingen 1975. – vergriffen –


Nr. 10<br />

Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling:<br />

Die Belastung der gewerblichen Wirtschaft durch Gesetzgebung und Verwaltungsmaßnahmen<br />

seit 1968. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Mittelstand und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1975. – vergriffen –<br />

Nr. 11 Helmut Geschwendtner – Helge Majer – Wolfgang J. Mückl – Alfred E. Ott –<br />

Adolf Wagner:<br />

Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch in Baden-Württemberg. Gutachten<br />

im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg. Tübingen 1975, 8.50<br />

Euro<br />

Nr. 12<br />

Rolf Pfeiffer:<br />

Kybernetische Analyse ökonomischer Makromodelle für die Bundesrepublik<br />

Deutschland. Tübingen 1975. – vergriffen –<br />

Nr. 13<br />

Nr. 14<br />

Siegfried Bullinger – Hans-Dieter Frey – Peter Huber:<br />

Teilzeitbeschäftigung von Frauen in Baden-Württemberg. Gutachten im Auftrag<br />

des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg.<br />

Tübingen, 1975. – vergriffen –<br />

Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling:<br />

Preisbildung auf Märkten mit homogenen Massengütern. Gutachten im Auftrag des<br />

Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1976. – vergriffen –<br />

Nr. 15 Helmut Geschwendtner – Winand Kau . Dietrich Lüdeke – Helge Majer –<br />

Alfred E. Ott:<br />

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes.<br />

Tübingen 1976. 2. unveränd. Auflage 1988. – vergriffen –<br />

Nr. 16<br />

Nr. 17<br />

Nr. 18<br />

Nr. 19<br />

Peter Huber:<br />

Bevölkerungspolitik durch Wanderungen? Demographische und regionalwirtschaftliche<br />

Grundlagen zur Beurteilung und Steuerung der Ausländerbeschäftigung<br />

in Europa. Tübingen 1977, 269 S. – vergriffen –<br />

Horst Köhler:<br />

Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt. Tübingen 1977. 172 S.<br />

– vergriffen –<br />

Lothar Rall – Susanne Wied-Nebbeling – mit einer Situationsanalyse von<br />

Wulfheinrich von Natzmer:<br />

Ausmaß und Ursachen und Wirkungen der Investitionslücke in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft,<br />

Tübingen 1978, 299 S., ISBN 3-88573-002-2, 10.50 Euro<br />

Günther Petry:<br />

Eine Messung des Entwicklungsstandes von Regionen. Analyse und empirische<br />

Untersuchung der Stadt- und Landkreis in Baden-Württemberg. Tübingen 1978,<br />

174 S. ISBN 3-88573-003-0, 11.50 Euro


Nr. 20<br />

Nr. 21<br />

Nr. 22<br />

Albrecht K. Ungerer:<br />

Komponenten einer regionalen Anlagevermögensrechnung. Ein methodischer<br />

Beitrag zur Schätzung. Tübingen 1978, 206 S., ISBN 3-88573-004-9, 10.50 Euro<br />

Dirk Ahner – Werner Thorn unter Mitarbeit von Peter Huber:<br />

Zur Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmer in Baden-Württemberg. Gutachten<br />

im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung<br />

Baden-Württemberg. Tübingen 1978, 356 S., ISBN 3-88573-005-7, 15.50 Euro<br />

Fokion Fotiadis:<br />

Ein ökonometrisches Modell zur Klärung des Investitions- und des Finanzierungsverhaltens<br />

deutscher Aktiengesellschaften für den Zeitraum 1955-1975. Tübingen<br />

1979, 203 S., ISBN 3-88573-006-5, 12 Euro<br />

Nr. 23 Rudi Kurz – Lothar Rall –<br />

mit ökonometrischen Simulationsanalysen von Joachim Fronia – Dietrich Lüdeke<br />

– Wulfheinrich von Natzmer:<br />

Probleme einer konjunktur- und vermögenspolitisch optimalen Sparquote.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1980, 413 S.<br />

ISBN 3-88573-007-3, 19 Euro<br />

Nr. 24<br />

Nr. 25<br />

Nr. 26<br />

Nr. 27<br />

Nr. 28<br />

Günther Petry unter Mitarbeit von Alfred E. Ott:<br />

Probleme der Arbeitslosigkeit aus regionalstatistischer Sicht. Eine Untersuchung<br />

von ausgewählten Arbeitsamtsbezirken in Baden-Württemberg. Tübingen 1980,<br />

260 S., ISBN 3-88573-008-1, 16 Euro<br />

Heinrich- Matthias Geck – Günther Petry:<br />

Die Förderung des Dienstleistungssektors im Rahmen der regionalen Strukturpolitik.<br />

Einer Untersuchung zur theoretischen Grundlage der regionalen Wirtschaftsförderung.<br />

Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1980, 112 S.,<br />

ISBN 3-88573-009-X, 8.50 Euro<br />

Harald Enke:<br />

Aufbereitungs- und Aggregationsgrad des Beobachtungsmaterials und Güte<br />

ökonometrischer Schätzungen. Eine empirische Untersuchung anhand von<br />

vierteljährlichen Arbeitsmarktgleichungen. Tübingen 1980, 160 S.<br />

ISBN 3-88573-010-3, 13 Euro<br />

Jürgen W. Hutzel:<br />

Interdependenzen zwischen Klein- und Großfirmen. Eine empirische Untersuchung<br />

am Beispiel der Metallindustrie Baden-Württembergs. Tübingen 1981,<br />

237 S., ISBN 3-88573-011-1, 16.50 Euro<br />

Lothar Rall unter Mitarbeit von Rolf Pfeiffer:<br />

Die Förderung der Produktionseinrichtung und Markteinführung bei kleinen und<br />

mittleren Unternehmen in ordnungspolitischer Sicht. Gutachten im Auftrag des<br />

Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981. – vergriffen –


Nr. 29<br />

Nr. 30<br />

Nr. 31<br />

Nr. 32<br />

Nr. 33<br />

Nr. 34<br />

Nr. 35<br />

Jürgen W. Hutzel:<br />

Große und kleine Zulieferer. Eine Untersuchung zur Nachfragemacht industrieller<br />

Abnehmer. Tübingen 1981, 196 S., ISBN 3-88573-013-8, 16 Euro<br />

Uwe Vorkötter – Susanne Wied-Nebbeling:<br />

Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen einer beschleunigten Verkürzung der<br />

Wochenarbeitszeit. Tübingen, 1981, 233 S., ISBN 3-88573-014-6, 19 Euro<br />

Helmut Lindner – Günther Petry - Rolf Pfeiffer – Adolf Wagner:<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung der für die Bundesrepublik Deutschland<br />

vorliegenden Input-Output Tabellen. Gutachten im Auftrag des Bundesministers<br />

für Wirtschaft, Tübingen 1981, 440 S., ISBN 3-88573-015-4, 20 Euro<br />

Helmut Geschwendtner:<br />

Grenzen der Staatsverschuldung unter besonderer Berücksichtigung des Staatshaushaltes<br />

von Baden-Württemberg, Tübingen 1981, 190 S. – vergriffen –<br />

Wolfgang Kitterer unter Mitarbeit von Joachim Fronia:<br />

Belastungswirkungen der Umsatzsteuer.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981, 298 S.,<br />

ISBN 3-88573-017-0, 21 Euro<br />

Rudi Kurz:<br />

Verteilung, Konjunktur, Wachstum. Zur wirtschaftspolitischen Anwendbarkeit<br />

theoretischer Modelle. Tübingen 1982. – vergriffen –<br />

Margot Körber- Weik:<br />

Konjunkturdiagnose und Konjunkturmessung. Eine Untersuchung der<br />

Adäquationsprobleme. Tübingen 1983, 516 S. – vergriffen –<br />

Nr. 36 Dietrich Lüdeke – Dieter Friedrich – Joachim Fronia – Wolfgang Hummer –<br />

Wulfheinrich von Natzmer – Werner Röger – Wolfgang Röhling – Jürgen<br />

Termin:<br />

F&T Modell. Freiburger und Tübinger ökonometrisches Vierteljahresmodell<br />

Version 81. Tübingen 1983, 346 S., ISBN 3-88573-020-0, 24 Euro<br />

Nr. 37 Helmut Geschwendtner –<br />

mit einer Simulationsanalyse von Werner Röger:<br />

Strukturelle Auswirkungen des Steuersystems. Gutachten im Auftrag des<br />

Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen 1981, 293 S., ISBN 3-88573-021-9,<br />

22.50 Euro<br />

Nr. 38<br />

Nr. 39<br />

Rudi Kurz – Lothar Rall – mit ökonometrischen Simulationsanalysen von Joachim<br />

Fronia:<br />

Interpersonelle und intertemporale Verteilungswirkungen öffentlicher Verschuldung.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, Tübingen, 1983,<br />

542 S. – vergriffen –<br />

Bernhard Keller:<br />

Die Zeit als ökonomisches Gut. Eine theoretische und empirische Analyse des<br />

Konsumentenverhaltens, Tübingen 1984, 229 S., ISBN 3-88573-023-5, 22.50 Euro


Nr. 40<br />

Nr. 41<br />

Nr. 42<br />

Nr. 43<br />

Nr. 44<br />

Nr. 45<br />

Nr. 46<br />

Nr. 47<br />

Nr. 48<br />

Wolfgang Röhling:<br />

Ein ökonometrisches Import/Export-Modell für die Industriesektoren der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Tübingen 1984, 289 S., ISBN 3-88573-024-3, 24 Euro<br />

Günther Petry – Lothar Rall:<br />

Entwicklungsimpulse für den Landkreis Sigmaringen und das württembergische<br />

Allgäu. Tübingen 1985, 320 S., ISBN 3-88573-025-1, 22 Euro<br />

Harald Enke:<br />

Der Konsumeffekt der Investitionen. Eine Wachstumschance?<br />

Tübingen 1986, 114 S., ISBN 3-88573-026-X, 13.50 Euro<br />

Helmut Lindner (Hrsg.):<br />

Aussagefähigkeit von Einkommensverteilungsrechnungen für die Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft, mit Beiträgen von<br />

W. Kitterer, H. Enke und H. Lindner unter Mitarbeit von B. Freitag. Tübingen<br />

1986, 436 S., ISBN 3-88573-027-8, 30 Euro<br />

Michael Zarth:<br />

Wirtschaftsunterricht an allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg.<br />

Notwendigkeit, inhaltliche Ausgestaltung und Anforderungen seitens des<br />

Beschäftigungssystems. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Kultus und<br />

Sport Baden-Württemberg. Tübingen 1987, 251 S., ISBN 3-88573-028-6, 21 Euro<br />

Helmut Lindner:<br />

Die De-Industrialisierungsthese. Eine Analyse ihrer empirisch-statistischen<br />

Grundlagen.<br />

Tübingen 1987, 370 S., ISBN 3-88573-029-4, 25 Euro<br />

Rudi Kurz:<br />

Neue Makroökonomik und ihre beschäftigungspolitischen Konsequenzen.<br />

Literaturanalyse im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1987,<br />

94 S., ISBN 3-88573-030-8, 12 Euro<br />

Werner Röger:<br />

Alternative geldpolitische Modelle und ökonometrische Tests für die Bundesrepublik<br />

Deutschland. Tübingen 1987, 179 S., ISBN 3-88573-031-6, 17.50 Euro<br />

Regina Moczadlo:<br />

Unternehmensgröße und Beschäftigung. Zu den Auswirkungen amtlicher<br />

Größendefinitionen auf empirische Ergebnisse. Tübingen 1988, 404 S.<br />

ISBN 3-88573-033-2, 27.50 Euro<br />

Nr. 49 Margot Körber-Weik – Jürg D. Lindlbauer – Wolfgang Röhling – Erich Spörndli –<br />

Rolf Wiegert:<br />

Konjunkturfrühindikatoren. Grundlagen und Modellrechnungen mit Daten des<br />

Ifo-Konjunkturtests. Tübingen 1988, 360 S. – vergriffen –


Nr. 50<br />

Nr. 51<br />

Nr. 52<br />

Nr. 53<br />

Nr. 54<br />

Nr. 55<br />

Nr. 56<br />

Nr. 57<br />

Nr. 58<br />

Rudi Kurz – Hans Werner Graf – Michael Zarth:<br />

Der Einfluß wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen auf das<br />

Innovationsverhalten von Unternehmen. Eine Problemskizze auf der Grundlage<br />

der relevanten Literatur. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft.<br />

Tübingen 1989, 448 S., ISBN 3-88573-035-9, 31 Euro<br />

Helmut Gschwendtner:<br />

Die Bedeutung öffentlicher Investitionen für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

Baden-Württembergs. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg mit einem Beitrag von Ingrid<br />

Größl-Gschwendtner. Tübingen 1989, 265 S., ISBN 3-88573-036-7, 20 Euro<br />

Rudi Kurz – Werner Röger – Michael Zarth:<br />

Existenzgründungshilfen von Bund und Ländern. Eine Wirkungsanalyse der Programme<br />

im Hinblick auf Wettbewerb, Produktivitätswachstum und Beschäftigung.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1990, 261 S.<br />

ISBN 3-88573-037-5, 22 Euro<br />

Dietmar Böhm u.a.:<br />

Baden-Württemberg und der EG-Binnenmarkt 1992. Gutachten im Auftrag des<br />

Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg.<br />

Tübingen 1990, 203 S., ISBN 3-88573-038-3, 18 Euro<br />

Werner Röger unter Mitarbeit von Margot Körber-Weik:<br />

Frauenerwerbstätigkeit und Strukturwandel in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft. Tübingen 1991, 146 S.<br />

(zzgl. 156 S. Materialien), ISBN 3-88573-039-1, 18 Euro<br />

Dietmar Böhm – Ingrid Thomalla unter Mitarbeit von Michael Mangold:<br />

Handlungsempfehlungen für die kommunale Wirtschaftsförderung im Landkreis<br />

Tübingen. Gutachten im Auftrag des Landkreises Tübingen und der Kreissparkasse<br />

Tübingen. Tübingen 1991, 379 S., ISBN 3-88573-040-5, 24 Euro<br />

Rudi Kurz:<br />

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik in den USA. Grundlagen, Praxis und<br />

Konsequenzen. Tübingen 1993, 309 S., ISBN 3-88573-041-3, 20 Euro<br />

Dietmar Böhm – Stefan Weil unter Mitarbeit von Rolf Kleimann und Marcus<br />

Stahlhacke:<br />

Kreditwesen und Bankdienstleistungen in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs.<br />

Auswirkungen der EG-Binnenmarktintegration. Gutachten im Auftrag<br />

des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Baden-Württemberg. Tübingen 1993, 220 S., ISBN 3-88573-042-1, 15 Euro<br />

Stefan Weil – Michael Zarth:<br />

Formen und Methoden der Ermittlung des Bedarfs an berufsbezogener wissenschaftlicher<br />

Weiterbildung. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Wissenschaft. Tübingen 1993, 110 S., ISBN 3-88573-043-X, 11 Euro


Nr. 59 Hans-Jürgen Fiederer – Jörg Helbig – Susanne Wied-Nebbeling –<br />

mit einem Transportkostenmodell von Günter Haag:<br />

Freihandel trotz Wettbewerbsverzerrungen? Zu den Auswirkungen der Öffnung<br />

der Ostmärkte. Tübingen 1994, 138 S., ISBN 3-88573-044-8, 12.50 Euro<br />

Nr. 60<br />

Nr. 61<br />

Nr. 62<br />

Nr. 63<br />

Nr. 64<br />

Hans-Jürgen Fiederer – Stefan Weil unter Mitarbeit von Bernd Aichmann, Bernd<br />

Barth, Raimund Baumann, Petra Huege und Ivo Koch:<br />

Umlage der KFZ-Steuer auf die Mineralölsteuer. Ein Steuerreformvorschlag auf<br />

dem Prüfstand. Tübingen 1996, 143 S., ISBN 3-88573-045-6, 15 Euro<br />

Sigried Caspar – Stefan Weil:<br />

Mehr unternehmerische Dynamik! Zur Interaktion von Bildung und Innovation.<br />

Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,<br />

Tübingen 2001, 152 S., ISBN 3-88573-046-4, 13.80 Euro<br />

Raimund Krumm unter Mitarbeit von Wolf Dieter Heinbach:<br />

Nachhaltigkeitskonforme Flächennutzungspolitik. Ökonomische Steuerungsinstrumente<br />

und deren gesellschaftliche Akzeptanz. Abschlussbericht BWPlus-<br />

Projekt BWA 21015. Tübingen 2004, 138 S., ISBN 3-88573-047-2, 12 Euro<br />

Christian Arndt – Harald Strotmann unter Mitarbeit von Alfred Garloff und<br />

Tobias Hagen:<br />

Paneluntersuchungen als Instrument zur Analyse der Bestimmungsfaktoren des<br />

Strukturwandels. Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-<br />

Württemberg. Tübingen 2004, 162 S., ISBN 3-88573-048-0, 12 Euro<br />

Martin Körner – Harald Strotmann unter Mitarbeit von Lars Feld und Friedrich<br />

Schneider:<br />

Steuermoral – Das Spannungsfeld von Freiwilligkeit der Steuerzahlung und<br />

Regelverstoß durch Steuerhinterziehung. Studie im Auftrag des Bundesministeriums<br />

der Finanzen. Tübingen 2006, 192 S., ISBN 3-88573-049-9,<br />

15 Euro<br />

Nr. 65<br />

Nr. 66<br />

Sigried Caspar – Andrea Kirchmann – Bettina Seibold – Sylvia Stieler:<br />

Kinder, Konflikt, Karriereknick – Notwendigkeiten und Ansatzpunkte für eine<br />

bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gutachten im Auftrag der Landesstiftung<br />

Baden-Württemberg, Tübingen 2005, 104 S., ISBN 3-88573-050-2,<br />

10 Euro<br />

Martin Rosemann:<br />

Auswirkungen datenverändernder Anonymisierungsverfahren auf die Analyse<br />

von Mikrodaten, Dissertation, Tübingen 2006, 410 S., ISBN 978-3-88573-051-4,<br />

35 Euro


Nr. 67<br />

Raimund Krumm – Martin Rosemann – Harald Strotmann:<br />

Regionale Standortfaktoren und ihre Bedeutung für die Arbeitsplatzdynamik und<br />

die Entwicklung von Industriebetrieben in Baden-Württemberg, Gutachten im<br />

Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg, Tübingen 2007, 168 S., ISBN<br />

978-3-88573-052-5, 15 Euro<br />

Alle Bände in Fotodruck; Format, DIN A 5. Die Preise verstehen sich inklusive<br />

Mehrwertsteuer und können beim IAW bestellt werden.


II.<br />

Nr. 1<br />

Nr. 2<br />

Nr. 3<br />

Nr. 4<br />

Nr. 5<br />

Nr. 6<br />

Nr. 7<br />

Nr. 8<br />

Forschungsberichte<br />

aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen<br />

Serie B (ab 2004: IAW-Forschungsberichte)<br />

Harald Enke – Helmut Maneval – Lothar Rall:<br />

Die Konjunkturanfälligkeit der Wirtschaft Baden-Württembergs im Vergleich<br />

zum Bundesgebiet. Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1974. – vergriffen –<br />

Wolfgang J. Mückl – Lothar Rall:<br />

Zur Frage neuer Einkaufszentren in Tübingen. Gutachten im Auftrag der<br />

Universitätsstadt Tübingen. Tübingen 1974, 199 S. – vergriffen –<br />

Dieter Friedrich – Winand Kau – Dietrich Lüdeke – Wulfheinrich von Natzmer:<br />

Ein ökonometrisches Vierteljahresmodell für den güterwirtschaftlichen und<br />

monetären Bereich der Bundesrepublik Deutschland. Tübingen 1979, 335 S.<br />

ISBN 3-88573-300-5, 18.50 Euro<br />

Joachim Fronia:<br />

Ein nach Sektoren und Ländern disaggregiertes kurzfristiges ökonometrisches<br />

Modell für die Industrie der Bundesrepublik Deutschland. Schätzergebnisse und<br />

Prognoseeigenschaften. Tübingen 1980, 324 S., ISBN 3-88573-303-3, 24 Euro<br />

Margot Körber-Weik – Harald Enke:<br />

Die Auslandsverflechtung Baden-Württembergs 1960-1979. Bestandsaufnahme<br />

der vorhandenen Daten und erste Analysen. Gutachten im Auftrag des Ministeriums<br />

für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Baden-Württemberg. Tübingen 1981.<br />

Band I: Kommentierung, 356 S., 27.50 Euro, Band II: Materialien, 116 S., 10 Euro<br />

ISBN 3-88573-302-1<br />

Margot Körber-Weik – Susanne Wied-Nebbeling<br />

unter Mitarbeit von Harald Enke, Doris Merz, Regina Moczaldo, Rolf Wiegert:<br />

Wirtschaftskraft und Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern seit 1970.<br />

Eine vergleichende Analyse. Gutachten im Auftrag des Bundesministers für<br />

Wirtschaft. Tübingen 1986, 281 S. – vergriffen –<br />

Michael Zarth:<br />

Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsentwicklung der Stadt Schwäbisch Hall.<br />

Gutachten im Auftrag der Stadt Schwäbisch Hall. Tübingen 1987, 150 S.<br />

ISBN 3-88573-304-8, 19.50 Euro<br />

Hans-Werner Graf – Lothar Rall<br />

unter Mitarbeit von Jürgen Krimmel:<br />

Systemvergleiche vergabe- und kartellrechtlicher Rahmenbedingungen für öffentliche<br />

Bauaufträge in ausgewählten EG- und EFTA-Ländern. Gutachten im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft, Tübingen 1988, 544 S. ISBN 3-88573-305-6,<br />

42.50 Euro


Nr. 9<br />

Nr. 10<br />

Nr. 11<br />

Nr. 12<br />

Nr. 13<br />

Nr. 14<br />

Nr. 15<br />

Harald Enke – Margot Körber-Weik<br />

unter Mitarbeit von Günther Klee, Doris Merz, Regina Moczadlo, Henrik Schmid,<br />

Rolf Wiegert:<br />

Die sektorale Entwicklung der Wirtschaft Baden-Württemberg in den 70er und<br />

80er Jahren. Strukturwandel, Wachstum und Beschäftigung. Gutachten im Auftrag<br />

des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Baden-Württemberg.<br />

Tübingen 1991, 329 S. ISBN 3-88573-306-4, 30 Euro<br />

Karsten-Dieter Freimann – Yvonne Jäckle-Sönmez – Helmut Lindner:<br />

Arbeitsmarktbilanz für NC- und CNC-Werkzeugmaschinen. Schlussbericht für<br />

die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Tübingen 1995, 380 S., ISBN 3-88573-307-2,<br />

22 Euro<br />

Ulrike Batz:<br />

Das Konsumklima als Bestimmungsfaktor des privaten Verbrauchs. Gutachten im<br />

Auftrag der Fritz Thyssen Stiftung. Tübingen 1995, 190 S., ISBN 3-88573-308-0,<br />

16 Euro<br />

Hans-Jürgen Fiederer:<br />

Auswirkungen einer ökologischen Steuerreform auf die Abgabenbelastung von<br />

Unternehmen. Gutachten im Auftrag des Umwelt- und Verkehrsministeriums<br />

Baden-Württemberg. Tübingen 1998, 88 S., ISBN 3-88573-309-0, 10 Euro<br />

Günther Klee – Andrea Kirchmann:<br />

Stärkung regionaler Wirtschaftspotentiale. Bestandsaufnahme und Analyse innovativer<br />

Kooperationsprojekte. Tübingen 1998, 211 S., ISBN 3-88573-310-2, 20 Euro<br />

Frank Speier – Hans-Jürgen Fiederer – Günther Klee<br />

unter Mitarbeit von Frank Gottschalk:<br />

Nachhaltige Entwicklung und kommunale Verwaltungsmodernisierung:<br />

Entlastungspotenziale und Durchsetzungschancen eines integrativen Ansatzes.<br />

Tübingen 2000, 257 S. – vergriffen –<br />

Hans-Jürgen Fiederer – Karsten-Dietmar Freimann – Rolf Kleimann:<br />

Der Einfluß der Universitätskliniken auf Arzneimittelausgaben in Nordbaden.<br />

Tübingen 2001, 129 S., ISBN 3-88573-312-9, 15 Euro<br />

Alle Bände in Fotodruck; Format DIN A 4. Die Preise verstehen sich inklusive<br />

Mehrwertsteuer und können beim IAW bestellt werden.


III.<br />

Reihe „Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften“<br />

herausgegeben von Alfred E. Ott und Adolf Wagner<br />

(Francke Verlag)<br />

Rudi Kurz – Jürgen Volkert:<br />

Konzeption und Durchsetzungschancen einer ordnungskonformen Politik der<br />

Nachhaltigkeit. Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 16, 1997.<br />

ISBN 3-7720-2464-5, 39 Euro<br />

Michael Mangold – Sigried Caspar – Uwe Hochmuth:<br />

Qualifizierung im Strukturwandel. Zur Bedeutung der Weiterbildung.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 15, 1996. ISBN 3-7720-2463-7, 43 Euro<br />

Stefan Weil:<br />

Die volkswirtschaftliche Lage Schwerbehinderter in Deutschland 1980 – 1994.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 14, 1996. ISBN 3-7720-2462-9, 60 Euro<br />

Ulrich Geiger:<br />

Heterogene Erwartungen am Devisenmarkt. Das Portfoliomodell der Wechselkursbestimmung<br />

unter dem Einfluß autoregressiver Erwartungen.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 13, 1996. ISBN 3-7720-2461-0, 39 Euro<br />

Uwe Hochmuth – Günther Klee – Jürgen Volkert:<br />

Armut in der Sozialen Marktwirtschaft. Möglichkeiten und Probleme ihrer<br />

Überwindung aus ordnungspolitischer Sicht.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 12, 1995. ISBN 3-7720-2460-2, 29 Euro<br />

Bernd Woeckener:<br />

Hotelling-Modelle der Konkurrenz und Diffusion von Netzeffektgütern.<br />

Deterministische und stochastische Ansätze zur Erklärung der Ausbreitung neuer<br />

Kommunikations- und Gebrauchsgütersysteme.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 11, 1995. ISBN 3-7720-1941-2, 39 Euro<br />

Matthias Premer:<br />

Integration, interregionaler Handel und wirtschaftliche Entwicklung von<br />

Regionen.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 10. ISBN 3-7720-1940-4, 39 Euro<br />

Joachim Güntzel:<br />

Indikatoren des wirtschaftlichen „Klimas“, Eine Untersuchung aus der<br />

Perspektive der Adäquationsproblematik.<br />

Tübinger, Volkswirtschaftliche Schriften 9, 1994. ISBN 3-7720-1939-0, 39 Euro<br />

Adolf Wagner:<br />

Regionalentwicklung in Baden-Württemberg. Einige aktuelle und methodische<br />

Probleme. Gutachten des IAW Tübingen für die Industrie- und Handelskammer<br />

Region Stuttgart.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 8, 1994. ISBN 3-7720-1938-2, 19 Euro


Alfred E. Ott (Hrsg.):<br />

Probleme der unvollkommenen Konkurrenz.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 7, 1994. ISBN 3-7720-1037-4, 60 Euro<br />

Uwe Hochmuth – Joachim Wagner (Hrsg.):<br />

Firmenpanelstudien in Deutschland. Konzeptionelle Überlegungen und<br />

empirische Analysen.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 6, 1994. ISBN 3-7720-1936-6, 48 Euro<br />

Adolf Wagner (Hrsg.):<br />

Dezentrale Entscheidungsfindung bei externen Effekten. Innovation, Integration<br />

und internationaler Handel.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 6, 1993. ISBN 3-7720-1935-8, 48 Euro<br />

Jürgen Hirsch:<br />

Einkommen und Kinderzahl, Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsentwicklung.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 4, 1992. ISBN 3-7720-1934-X, 48 Euro<br />

Michael Hohlstein.<br />

demographisch bedingte Arbeitslosigkeit. Eine Analyse des Einflusses von<br />

Bevölkerungsveränderungen auf den Arbeitsmarkt.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 3, 1992. ISBN 3-7720-1933-1, 38 Euro<br />

Alfred E. Ott (Hrsg.):<br />

Politik für die ländlichen Räume Europas. Das Beispiel Baden-Württemberg.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 2, 1991. ISBN 3-7720-1932-3,18 Euro<br />

Adolf Wagner (Hrsg.)<br />

Fertilitätsentscheidungen und Bevölkerungsentwicklung. Beiträge zur mikroökonomischen<br />

Fertilitätstheorie und Untersuchungen ihrer Relevanz unter den<br />

ordnungspolitischen Gegebenheiten der DDR.<br />

Tübinger Volkswirtschaftliche Schriften 1, 1991. ISBN 3-7720-1931, 28 Euro


VI.<br />

Nr. 1<br />

Nr. 2<br />

Nr. 3<br />

Nr. 4<br />

Nr. 5<br />

Nr. 6<br />

Nr. 7<br />

Nr. 8<br />

Nr. 9<br />

Nr. 10<br />

Nr. 11<br />

Nr. 12<br />

Nr. 13<br />

IAW-Diskussionspapiere<br />

Sabine Dann – Andrea Kirchmann – Alexander Spermann – Jürgen Volkert:<br />

Das Einstiegsgeld – eine zielgruppenorientierte negative Einkommensteuer:<br />

Konzeption, Umsetzung und eine erste Zwischenbilanz nach 15 Monaten in<br />

Baden-Württemberg.<br />

Peter Gottfried – Hannes Schellhorn<br />

Die Einkommensteuerreform 1990 als natürliches Experiment.<br />

Jürgen Jerger – Christian Pohnke – Alexander Spermann:<br />

Gut betreut in den Arbeitsmarkt? Eine mikroökonometrische Analyse der<br />

Mannheimer Arbeitsvermittlungsagentur.<br />

Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />

Das IAW-Einkommensteuerpanel und das Mikrosimulationsmodell SIMST.<br />

Niels Schulze – Gerd Ronning:<br />

A Microeconometric Characterisation of Household Consumption using<br />

Quantile Regression.<br />

Harald Strotmann:<br />

Determinanten des Überlebens von Neugründungen in der baden-württembergischen<br />

Industrie – eine empirische Survivalanalyse mit amtlichen Betriebsdaten.<br />

Raimund Krumm:<br />

Die Baulandsausweisungsumlage als ökonomisches Steuerungsinstrument einer<br />

nachhaltigkeitsorientierten Flächenpolitik.<br />

Laura Chadwick – Jürgen Volkert:<br />

Making Work Pay: U.S. American models for a German context?<br />

Martin Rosemann:<br />

Erste Ergebnisse von vergleichenden Untersuchungen mit anonymisierten und<br />

nicht anonymisierten Einzeldaten am Beispiel der Kostenstrukturerhebung und<br />

der Umsatzsteuerstatistik.<br />

Gerd Ronning:<br />

Randomized Response and the Binary Probit Model.<br />

Jörg Baten:<br />

Creating firms for a New Century: Determination of Firm Creation around<br />

1900.<br />

Raimund Krumm:<br />

Das fiskalische BLAU-Konzept zur Begrenzung des Siedlungsflächenwachstums.<br />

Stefan Bayer:<br />

Generelle Nichtdiskontierung als Bedingung für eine nachhaltige Entwicklung?


Nr. 14<br />

Nr. 15<br />

Nr. 16<br />

Nr. 17<br />

Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />

Die Elastizität des zu versteuernden Einkommens.<br />

Peter Gottfried – Hannes Schellhorn:<br />

Empirical Evidence on the Effects of Marginal Tax Rates on Income –<br />

the German Case.<br />

Friedrich Schneider:<br />

Shadow Economies around the World: What do we really know?<br />

Andreas Koch / Thomas Stahlecker:<br />

Firm Foundations in the Knowledge Intensive Business Service Sector.<br />

Results from a Comparative Empirical Study in Three German Regions.<br />

Nr. 18 Andreas Koch / Harald Strotmann :<br />

The impact of functional integration and spatial proximity on the post-entry<br />

performance of knowledge intensive business service firms.<br />

Nr. 19<br />

Nr. 20<br />

Nr. 21<br />

Nr. 22<br />

Nr. 23<br />

Nr. 24<br />

Nr. 25<br />

Nr. 26<br />

Nr. 27<br />

Hans Pitlik / Friedrich Schneider / Harald Strotmann:<br />

Legislative Malapportionment and the Politicization of Germany’s Intergovernmental<br />

Transfer System.<br />

Raimund Krumm:<br />

Implementation ökonomischer Steuerungsansätze in die Raumplanung.<br />

Andreas Koch / Harald Strotmann:<br />

Determinants of Innovative Activity in Newly Founded Knowledge Intensive<br />

Business Service Firms<br />

Wolf Dieter Heinbach:<br />

Impact of Opening Clauses on Bargained Wages.<br />

Harald Strotmann:<br />

Hat die Einführung von Gewinnbeteiligungsmodellen kurzfristige positive Produktivitätswirkungen?<br />

– Ergebnisse eines Propensity-Score-Matching-Ansatzes.<br />

Claudia M. Buch / Jörn Kleinert:<br />

Who Goes East? The Impact of Enlargement on the Pattern of German FDI<br />

Gerd Ronning / Martin Rosemann:<br />

Estimation of the Probit Model from Anonymized Micro Data.<br />

Wolf Dieter Heinbach:<br />

Bargained Wages in Decentralized Wage-Setting Regimes.<br />

Christian Arndt – Jürgen Volkert:<br />

A Capability Approach for Official German Poverty and Wealth Reports:<br />

Conceptual Background and First Empirical Results.


Nr. 28<br />

Wolf Dieter Heinbach – Stefanie Schröpfer:<br />

Typisierung der Tarifvertragslandschaft. Eine Clusteranalyse der tarifvertraglichen<br />

Öffnungsklauseln<br />

Die IAW-Diskussionspapiere erscheinen in loser Folge und können von der<br />

IAW-Homepage unter http://www.iaw.edu/Publikationen herunter geladen oder<br />

beim IAW bestellt werden.


V. IAW-News<br />

Die IAW-News bieten in kompakter Form Informationen über aktuelle IAW-<br />

Forschungsergebnisse und zu Veranstaltungen, Seminaren und Terminen. Die<br />

IAW-News erscheinen drei- bis viermal jährlich. Sie werden auf Anfrage per<br />

E-Mail verschickt oder können von der IAW-Homepage http://www.iaw.edu<br />

heruntergeladen werden.<br />

VI.<br />

IAW-Report<br />

Der IAW-Report erscheint seit 2003 zweimal jährlich und enthält Artikel zu<br />

IAW-Forschungsprojekten von IAW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin sowie<br />

wissenschaftliche Beiträge von Gastautoren. Nähere Informationen finden Sie auf<br />

der IAW-Homepage unter http://www.iaw.edu/Publikationen. Jahresabonnement:<br />

15 Euro, Einzelhefte: 8 Euro.

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