Trekking Lanzo-Täler - outdoor guide
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HAUTNAH <strong>Trekking</strong> <strong>Lanzo</strong>-Täler<br />
Tipps und Informationen<br />
Vor Ort Turismo Torino e Provincia, Tel. +39 011 53 51 81,<br />
www.turismotorino.org; Lokales Tourismusbüro in<br />
<strong>Lanzo</strong>, Via Umberto I, Tel. +39 0123 280 80<br />
Literatur Iris Kürschner, «Piemont Nord», Bergverlag<br />
Rother. Iris Kürschner, «Hüttentrekking Westalpen»,<br />
Bergverlag Rother.<br />
Beim <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong> kann ein ausführ liches Infoblatt<br />
zu den im Text beschriebenen Routen mit vielen nützlichen<br />
Tipps bezogen werden.<br />
Anfragen per Post mit frankiertem Antwortcouvert an:<br />
<strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>, Fleubenstrasse 6, 9450 Altstätten.<br />
Via Website: www.<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch<br />
Per E-Mail: redaktion@<strong>outdoor</strong>-<strong>guide</strong>.ch<br />
erledigt werden. Aus den Händlern wurden Schmuggler<br />
und aus den Schmugglern schliesslich Bergführer. Immer<br />
gefragter wurden Touren im Grenzkamm und hinüber<br />
nach Bessans, wo im Hotel Cimaz stets ein paar Zimmer<br />
für die gut betuchte italienische Klientel freigehalten wurden.<br />
Unter die besonderen Gäste reihte sich auch Achille<br />
Ratti, der spätere Papst Pius IX. Der begeisterte Bergsteiger<br />
war während seiner Touren natürlich nicht als Priester<br />
erkennbar, was den Pfarrer des benachbarten Lanslevillard<br />
1899 in eine peinliche Situation brachte: Er fragte<br />
Ratti erst nach seinem priesterlichen Ausweis, bevor er<br />
ihm erlaubte, die Messe in seiner Kirche zu lesen. Ratti<br />
zeigte sich dankbar für die Leistungen der Bergführer aus<br />
Balme, die ihn in seinen Jugendjahren begleitet hatten. Er<br />
lud sie nach Rom ein. Noch immer werden die Geschenke<br />
dieser Zusammenkunft aufbewahrt: die Schrotflinte «lou<br />
fusil dou Pape» und ein besonderer Segen für den Fall eines<br />
Unfalltodes. Auch das in Rom geschossene Gruppenfoto<br />
hängt im Museum von Balme.<br />
Verblasster Glamour<br />
und grüne Wollgrasmatten<br />
Ausser ein paar herrschaftlichen Villen ist heute von der<br />
Blütezeit des Tourismus nicht mehr viel übrig. Das einträgliche<br />
Führergeschäft im Alpinismus findet an den<br />
grossen Bergen statt und auch die Turiner Haute-Volée<br />
hat sich anderen Destinationen zugewandt. Das Gästebuch<br />
der Antico Albergo Camussòt, in dem sich neben<br />
der Bergsteigerelite auch Persönlichkeiten aus der «Glanz<br />
& Gloria-Welt» eingetragen haben, liegt sicher verwahrt<br />
im Museo Nazionale della Montagna in Turin. Lediglich<br />
ein paar Portraits in den Doppelzimmern des Camussòt<br />
erinnern noch an die Personen, die sich einst hier im Bette<br />
räkelten: etwa Königin Margherita und Schauspielerin<br />
Eleonora Duse.<br />
Seit fünf Tagen sind wir jetzt schon unterwegs. Zwei<br />
Weitwanderwege, eine Alta Via und die Grande Traversata<br />
delle Alpi ziehen sich durch die <strong>Lanzo</strong>-Täler und lassen<br />
sich zu einer abwechslungsreichen Runde verknüpfen.<br />
Wandern und Bergsteigen zählen nicht zu den bevorzugten<br />
Hobbys vieler Italiener. So ist uns auf den Pfaden<br />
bisher kaum eine Menschenseele begegnet. Unser erstes<br />
Ziel, das Rifugio Cibrario, ist traumhaft auf einem kleinen<br />
Hochplateau gelegen. Es bietet sich als Stützpunkt für eine<br />
Besteigung der Punta Croce Rossa im Grenzkamm an. Ein<br />
steiniger Pfad über den Colle Altare, der Weitblick bis zum<br />
Gran Paradiso ermöglicht, verbindet mit dem Rifugio Gastaldi,<br />
das direkt unter dem wuchtigen Felsobelisk der Bessanese<br />
liegt. Inmitten der Mondlandschaft mäandert ein<br />
Gletschermilchbach durch saftig grüne Wollgrasmatten –<br />
Farbkontraste, die bezaubern. Alpine Ausrüstung braucht<br />
es für eine Besteigung von Bessanese und Ciamarella. Der<br />
Hüttengipfel Rocca Turo ist jedoch ganz leicht zu nehmen.<br />
Wunderschön ist der Tiefblick ins Val di Ala. Eine alte Mulattiera<br />
führt nach Balme und über die Grande Traversata<br />
delle Alpi schliesst sich die Runde wieder in Usseglio.<br />
Der höchste Wallfahrtsberg Europas<br />
Eine Überschreitung des Rocciamelone lässt sich gut in<br />
die Runde einbinden. Der höchste Wallfahrtsberg Europas<br />
baut sich zwischen dem Talschluss des Valle di Viù<br />
und dem Susa-Tal auf. Die Strasse von Usseglio endet am<br />
Rifugio Vulpot, das wegen der herzlichen Gastfreundschaft,<br />
der feinen Küche und des idyllischen Sees ein beliebtes<br />
Ausflugsziel ist. Vom Lago di Malciaussia wirkt<br />
der Rocciamelone unscheinbar. Von der Susa-Seite ist<br />
das anders, wo er über 3000 Meter ins Tal abfällt. Auch<br />
Christian Friedrich Mylius war tief beeindruckt von dem<br />
Berg, der «von Susa aus gesehen als ein ungeheuer hoher<br />
isolierter Obelisk» erscheint. Doch der Pfarrer aus Karlsruhe,<br />
der 1819 eine «malerische Fussreise durch das südliche<br />
Frankreich und einen Theil von Ober-Italien» unternahm,<br />
blieb unten. Kein begeisterter Trekker konnte ihm<br />
erzählen, was er da oben eigentlich verpasste. Zu seiner<br />
Zeit galt eine Besteigung noch als höchst beschwerlich<br />
und so genügte ihm der Besuch des Triptychon, eines<br />
christlichen Gemäldes, das einst auf dem Gipfel stand,<br />
seit 1673 aber in S. Giusto, der Kathedrale von Susa, untergebracht<br />
ist. Ein gewisser Bonifacio Rotario d’Asti hatte<br />
es am 1. September 1358 aus Dankbarkeit für einen<br />
geschlichteten Streit auf den Gipfel des Rocciamelone<br />
getragen – und damit auch die in der Geschichte erste<br />
Besteigung eines Alpengipfels geschafft. Alljährlich am<br />
5. August wird eine Bergmesse am Gipfel gehalten.<br />
Gütiges Lächeln über dem Gipfelmeer<br />
Die Pilgerscharen, die auch an anderen Tagen der Gipfelmadonna<br />
ihre Ehre erweisen, wählen den Weg aus<br />
dem Susa-Tal. Die Annäherung aus dem Viù-Tal gestaltet<br />
sich einsam und wild. Am Colle Croce di Ferro werden<br />
wir vom Winter überrascht. Wir schaffen es gerade noch<br />
rechtzeitig zur Capanna Aurelio Ravetto bevor ein Graupelschauer<br />
losbricht. Die weisse Pracht bringt den Hüttenwirt<br />
ganz aus dem Häuschen. Übernachtungsgäste<br />
sind rar. Mitunter ist Franco tagelang allein. Jetzt freut er<br />
sich über die fremden Zuhörer. Da wir die einzigen Gäste<br />
sind, bittet er uns in seine Küche, wo es am wärmsten ist<br />
und wir einen anregenden Abend verbringen. Sein Nachname<br />
Vigna scheint zufällig, doch Franco ist tatsächlich<br />
stolzer Eigentümer von 3500 Weinstöcken im gehuldigten<br />
Asti-Land, wo er mundigen Barbera keltert, der uns<br />
jetzt den Gaumen herunter perlt. Auch die Destillation<br />
von Grappa gehört zum Hobby des Pensionärs. Wenigstens<br />
innerlich gut gewärmt, kriechen wir schliesslich<br />
ins eisgekühlte Lager. Der nächste Morgen hält Minus-<br />
Temperaturen bereit und einen Ausblick, der bis zum<br />
Apennin reicht. Im Rifugio Cà d’Asti ist um einiges mehr<br />
los. Noch vor dem offiziellen Frühstück brechen wir zum<br />
Gipfel auf, um nicht in einen Stau zu geraten und auch<br />
ganz alleine den Sonnenaufgang am höchsten Punkt<br />
erleben zu dürfen. Seit 1899 erhöht die «Madonna im<br />
Schnee» als gewaltige Bronzestatue den Rocciamelone<br />
um drei Meter. Ihr gütiges Lächeln scheint über das endlose<br />
Gipfelmeer zu strahlen.<br />
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TEXT UND Fotos<br />
Iris Kürschner<br />
PHOTO©P. TOURANIRE<br />
GREPON GTX<br />
IM MONT BLANC GEBIRGE KONZIPIERT UND<br />
GETESTET. EIN SCHUH FÜR DEN MODERNEN<br />
SOMMER BERGSPORT<br />
PHILIPPE BATOUX<br />
CHAMONIX - FRANCE<br />
Mit der High-Tech<br />
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