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DSA Programm 2012 - Deutsche SchülerAkademie

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» PROGRAMM <strong>2012</strong>


IMPRESSUM<br />

Redaktion: Volker Brandt, Jürgen Klein, Christiane Kunze<br />

Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um<br />

Abbildungen, die während der Akademien des letzten Jahres an den verschiedenen<br />

Standorten von Kursleitenden und Teilnehmenden erstellt wurden.<br />

© <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong><br />

Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH<br />

Kortrijker Str. 1, 53177 Bonn<br />

Tel.: 0228 - 95915-40<br />

Fax: 0228 - 95915-49<br />

Web: www.deutsche-schuelerakademie.de<br />

E-Mail: info@deutsche-schuelerakademie.de<br />

Papenburg (5. bis 14. August <strong>2012</strong>)<br />

Papenburg (17. bis 26. August <strong>2012</strong>)<br />

Hilden (26. Juli bis 11. August <strong>2012</strong>)<br />

Rostock (28. Juni bis 14. Juli <strong>2012</strong>)<br />

Braunschweig I (26. Juli bis 11. August <strong>2012</strong>)<br />

Braunschweig II (16. August bis 1. September <strong>2012</strong>)<br />

Grovesmühle (2. bis 18. August <strong>2012</strong>)<br />

Urspring (2. bis 18. August <strong>2012</strong>)<br />

Torgelow (12. bis 28. Juli <strong>2012</strong>)<br />

Torgelow (2. bis 18. August <strong>2012</strong>)<br />

Waldenburg (9. bis 25. August <strong>2012</strong>)


2–3 GRUSSWORT<br />

4–15 DIE DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE (<strong>DSA</strong>)<br />

16 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

26. Juli–11. August<br />

18 – 1.1 Chaostheorie und Mandelbrotmenge<br />

19 – 1.2 Warum Blut nicht immer rot sein muss<br />

20 – 1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe und<br />

Milchkartons<br />

21 – 1.4 Tödliche Entscheidungen<br />

22 – 1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen<br />

23 – 1.6 Die Weisheit der Pointe<br />

24 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

16. August–1. September<br />

26 – 2.1 Simulierte Natur<br />

27 – 2.2 Kosmos und Chaos …<br />

28 – 2.3 Design Thinking<br />

29 – 2.4 Wissenschaftskommunikation<br />

30 – 2.5 Zitiert? Plagiert? Bearbeitet?<br />

31 – 2.6 Texte auf Wanderschaft<br />

32 AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

2.–18. August<br />

34 – 3.1 Wahrscheinlichkeiten als Sprache<br />

35 – 3.2 Warum Toast immer auf die Butterseite fällt …<br />

36 – 3.3 Die Pflanze im Klimasystem<br />

37 – 3.4 Embodiment/Verkörperlichung der<br />

Kommunikation<br />

38 – 3.5 Warum Krieg?<br />

39 – 3.6 Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

40<br />

AKADEMIE URSPRING<br />

2.–18. August<br />

42 – 4.1 Abstraktion in der Mathematik<br />

43 – 4.2 Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

44 – 4.3 Chemie zum Anschauen<br />

45 – 4.4 Der »Unsichtbaren Hand« auf die Finger<br />

klopfen?<br />

46 – 4.5 Einheit und Freiheit<br />

47 – 4.6 Ist Gott tot?!<br />

48 AKADEMIE HILDEN<br />

26. Juli–11. August<br />

50 – 5.1 Immer mehr und trotzdem wenig?<br />

51 – 5.2 Der metallene Mensch<br />

52 – 5.3 Auf den Spuren von Tim Berners Lee<br />

53 – 5.4 Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

54 – 5.5 Theorien der Gewalt<br />

55 – 5.6 Klassisch, romantisch, modern –<br />

Alles im großen Stil<br />

56 AKADEMIE ROSTOCK<br />

28. Juni–14. Juli<br />

58 – 6.1 Mathematische Anatomie des Universums<br />

59 – 6.2 Wenn das Ganze mehr ist als die Summe der<br />

einzelnen Teile<br />

60 – 6.3 Nächster Halt: Mars<br />

61 – 6.4 Das sprechende Gehirn<br />

62 – 6.5 Moral und Gerechtigkeit in modernen<br />

Gesellschaften<br />

63 – 6.6 Fremdes und Eigenes im Dokumentarfilm<br />

64 AKADEMIE TORGELOW<br />

12.–28. Juli<br />

66 – 7.1 Komplexe Analysis<br />

67 – 7.2 Sand + Sonne = Strom<br />

68 – 7.3 Perspektivenwechsel<br />

69 – 7.4 Sind Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

70 – 7.5 »Auf klassischem Boden begeistert«<br />

71 – 7.6 »Weißt du, wie das wird?«<br />

72 MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

2.–18. August<br />

74 – T.1 Kombinatorische Optimierung<br />

75 – T.2 Zeitvertreib oder Vermittler?<br />

76 – T.3 Glocalize It!<br />

77 – T.4 »Urbanus vulgaris«<br />

78 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

9.–25. August<br />

80 – W.1 Wie kommt die Sonne ins Auto?<br />

81 – W.2 Märkte spielend verstehen<br />

82 – W.3 International vergleichende Sozialpolitik<br />

83 – W.4 Macht der Medien<br />

84 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

86 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

5.–14. August<br />

88 – JGW 1.1 Bewölkt bis bedeckt<br />

89 – JGW 1.2 Das Higgs, der LHC und Quarks<br />

90 – JGW 1.3 Schöne neue Neurowelt?<br />

91 – JGW 1.4 Eigentum in der Krise?<br />

92 – JGW 1.5 Tumulte, Tod und Trauer?<br />

93 – JGW 1.6 »Als ein Mensch dem Tod in der Geburt<br />

erkoren!«<br />

94 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

17.–26. August<br />

96 – JGW 2.1 Von der Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

97 – JGW 2.2 Alles unter Kontrolle<br />

98 – JGW 2.3 Amnesie, Agnosie und andere Ausfälle<br />

99 – JGW 2.4 Menschenrechte in Theorie und Praxis<br />

100 – JGW 2.5 9/11: Ereignis – Wahrnehmung –<br />

Verarbeitung<br />

101 – JGW 2.6 Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

102<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

108 CLUB DER EHEMALIGEN (CDE)<br />

109 BILDUNG & BEGABUNG GEMEINNÜTZIGE<br />

GMBH<br />

110 FÖRDERER<br />

-- 1


2 ––<br />

»Die Gesellschaft lebt davon, dass Menschen bereit sind, ihre<br />

eigenen Grenzen immer neu auszuloten und sie zu verschieben.«<br />

PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB<br />

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG<br />

UND FORSCHUNG<br />

Die Zukunft unserer Gesellschaft liegt in unseren Händen.<br />

Gemeinsam gestalten wir das Morgen. Antworten auf die Frage, wie<br />

wir zusammenleben wollen, geben uns Philosophie und Technik,<br />

Ökologie und Religion, Sozialwissenschaften und Wirtschaft,<br />

persönliche Lebenserfahrung, theoretische Reflexion und künstlerische<br />

Vertiefung. Eine Gesellschaft, die über den Tag hinaus denkt, braucht<br />

Vordenkerinnen und Vordenker. Sie ist darauf angewiesen, dass<br />

Menschen neue Ideen entwickeln und alte Antworten in Frage stellen.<br />

Sie lebt davon, dass Menschen bereit sind, ihre eigenen Grenzen immer<br />

neu auszuloten und sie zu verschieben.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> bietet seit mehr als 20 Jahren begabten<br />

Jugendlichen in ganz unterschiedlichen Disziplinen ein hochkarätiges<br />

Bildungsprogramm. Genauso wichtig wie die fachlichen Inhalte, die<br />

von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermittelt werden,<br />

sind die interdisziplinäre Atmosphäre und der musisch-kulturelle<br />

Rahmen der <strong>SchülerAkademie</strong>n. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> schafft


so einen Raum, der es begabten Jugendlichen ermöglicht, ihre Talente und ihre Persönlichkeit zu<br />

entfalten und ihren eigenen Weg zu finden.<br />

Die Förderung begabter Schülerinnen und Schüler ist der Bundesregierung ein besonderes<br />

Anliegen. Es geht um junge Menschen, die Spitzenleistungen erbringen und zugleich bereit<br />

sind, über die Grenzen von Fächern und Disziplinen hinauszuschauen und gesellschaftliche<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Mein besonderer Dank gilt den Ehrenamtlichen, Alumni und Förderern, die mit ihrem<br />

Engagement das Angebot der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> tragen. Den Schülerinnen und Schülern<br />

sowie den Kursleiterinnen und Kursleitern der Akademien <strong>2012</strong> wünsche ich eine gute Zeit und<br />

viel Erfolg!<br />

PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB<br />

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

–– 3


Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>SchülerAkademie</strong><br />

»Aber was genau ist denn eine <strong>SchülerAkademie</strong>? Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt,<br />

als im Februar letzten Jahres [mein Lehrer] auf mich zukam und fragte, ob ich damit<br />

einverstanden wäre, wenn er mich für diese <strong>SchülerAkademie</strong> vorschlagen würde. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas davon gehört und, ohne wirklich zu wissen, um was<br />

es geht, hab ich einfach mal zugesagt und mich daraufhin für den Kurs »Vanilleschote oder<br />

lndustrieabfall?« auf der Akademie in Rostock beworben. Als ich dann einige Wochen später<br />

die Zusage erhalten habe, wusste ich allerdings nicht recht ob ich mich freuen soll oder nicht,<br />

da ich mich bei einer »Begabtenförderung« völlig fehl am Platz fühlte und Angst hatte, 16<br />

Tage mit lauter seltsamen Jugendlichen verbringen zu müssen.<br />

Diese Zweifel hielten an, bis ich mich am 7. Juli, dem ersten Akademietag, mit einer anderen<br />

Teilnehmerin am Bahnhof … getroffen habe, um mit ihr zusammen nach Rostock zu fahren.<br />

Und falls doch noch eine leichte Skepsis übrig geblieben ist, dann ist diese spätestens am<br />

Hauptbahnhof in Rostock verflogen, wo wir mitten in eine riesige Gruppe »ganz normaler«<br />

und total netter Jugendlicher geraten sind, die ebenfalls auf dem Weg zur Akademie waren.<br />

Die Atmosphäre, die sich seit unserer Ankunft in Rostock entwickelt hat, ist einfach unbeschreiblich.<br />

Sechzehn Tage lang, hatten wir dann in einer riesigen Gemeinschaft von über<br />

hundert Teilnehmern wirklich sehr viel Spaß und haben uns nebenher in den jeweiligen<br />

Kursen mit teilweise sehr komplexen wissenschaftlichen Fragen und Problemen beschäftigt<br />

und sehr viel erarbeitet, die weit über den Schulstoff hinausgehen, ja sogar bis in die ersten<br />

Semester der jeweiligen Studiengänge hineinreichen … Die nicht zu knappe Freizeit haben<br />

wir damit verbracht, Volleyball oder Fußball zu spielen, im Chor zu singen, Rostock zu<br />

erkunden … oder einfach nur zusammenzusitzen und bis spät in die Nacht zu reden. Ein<br />

Highlight der Akademie war zweifellos das Volleyballturnier, das wir Teilnehmer eigenständig<br />

organisiert haben, mit der anschließenden Akademieparty, die alle Erwartungen überstiegen<br />

hat und an die sich wohl alle Teilnehmer noch lange und gerne zurückerinnern werden, ebenso<br />

wie an das Abschlusskonzert des Chors, an den Bunten Abend und die Abschlussparty am<br />

letzten Abend.<br />

4 ––<br />

Chancen und Ziele<br />

» Zwischen Schule und Universität eine Brücke bauen<br />

» Das schulische Bildungsangebot ergänzen<br />

» Auf die Anforderungen des Studiums vorbereiten<br />

» An die Formierung wissenschaftlicher Texte heranführen<br />

» Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens kennenlernen<br />

» Die eigene Leistungsfähigkeit erkunden<br />

» Erfahrungen in Teamarbeit machen<br />

» Konzentriertes Arbeiten auch als Vergnügen kennen lernen und empfinden<br />

Wir Teilnehmer sind während dieser sechzehn Tage so stark zusammengewachsen, dass nach<br />

dieser tollen Akademie der Abschied umso schwerer fiel. Auch wenn alle Teilnehmer in ganz<br />

Deutschland bzw. sogar international verteilt sind, habe ich immer noch mit vielen von ihnen<br />

Kontakt und kann diese Erfahrung, an der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> teilzunehmen, allen,<br />

die diese Chance bekommen, nur empfehlen.«<br />

»Rückblickend kann ich nur jedem zu einem Besuch einer solchen Akademie raten! Denn es<br />

öffnet einem nicht nur das Tor zu neuen Eindrücken, schlägt einen Bogen zum Studium oder<br />

fördert engagierte, »hochbegabte« Schüler und führt sie an ihre Leistungsfähigkeit heran, wie<br />

es ihr Ziel ist. Sie ermöglicht vielmehr die Teilnahme an einer unvergleichlichen Gemeinschaft,<br />

die Hoffnung für eine Zukunft gibt, wo jeder Verantwortung übernimmt und wo Toleranz<br />

nicht nur GROSS geschrieben, sondern auch gelebt wird.«<br />

Diese Gedanken gingen Teilnehmenden des letzten Jahres durch den Kopf, nachdem<br />

der Alltag sie nach der Akademie wieder eingefangen hatte: Eine Mischung aus Befangenheit,<br />

Unsicherheit und gespannter Erwartung begleitet die meisten Akademieteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer in der Zeit vor der Akademie. Groß ist dann die<br />

Erleichterung, aufgeschlossenen, interessierten und begeisterungsfähigen Menschen<br />

zu begegnen, zu denen rasch der Kontakt hergestellt ist, da sie »auf gleicher Wellenlänge«<br />

liegen.<br />

Neben der intensiven und anstrengenden Kursarbeit gibt es zahlreiche Freizeit-, Spiel-<br />

und Sportangebote und natürlich entstehen viele positive Erfahrungen durch die persönlichen<br />

Gespräche, die schnell eine Gemeinschaft entstehen lassen, mit Bindungen,<br />

die weit über die Akademie hinaus dauern.


Das Angebot <strong>2012</strong><br />

Im Sommer <strong>2012</strong> führt die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> für insgesamt rund 650 Schülerinnen<br />

und Schüler sieben Akademien in Braunschweig (Niedersachsen), Hilden<br />

(Nordrhein-Westfalen), Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Schelklingen (Baden-<br />

Württemberg), Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) und<br />

in Veckenstedt (Sachsen-Anhalt) durch.<br />

Zusätzlich werden für jeweils 64 Schülerinnen und Schüler in Waldenburg (Sachsen)<br />

und in Torgelow zwei Multinationale Akademien veranstaltet. Neben jungen <strong>Deutsche</strong>n<br />

werden hier Schülerinnen und Schüler aus den östlichen Nachbarländern vom<br />

Baltikum bis Rumänien teilnehmen.<br />

Die Multinationalen Akademien in Waldenburg (Rumänien, Slowakei, Tschechien<br />

und Ungarn) und Torgelow (Estland, Lettland, Litauen und Polen) werden durch die<br />

Haniel Stiftung, Duisburg, gefördert. Die übrigen Akademien werden etwa zur Hälfte<br />

durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Weitere Gelder<br />

kommen vom Stifterverband für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft, von Stiftungen und von<br />

privaten Spendern. So kann der Teilnahmebeitrag (siehe Seite 12 f.) für diese Akademien<br />

weit unterhalb der tatsächlich entstehenden Kosten liegen und deckt nur rund<br />

ein Drittel davon. Auf Antrag kann eine Ermäßigung oder eine Befreiung von der Eigenbeteiligung<br />

gewährt werden.<br />

Zwei weitere Akademien werden in Papenburg (Niedersachsen) vom Verein Jugendbildung<br />

in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), einem Zusammenschluss ehemaliger<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>-Teilnehmender, ausgerichtet. Auch die se Akademien werden<br />

durch Sponsoren und private Spenden unterstützt. Näheres dazu steht auf den Seiten<br />

84 ff. Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademieprogrammen<br />

in Litauen, Österreich und Polen (siehe Seiten 102 ff.).<br />

Warum Akademien?<br />

Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler<br />

machen die Erfahrung, dass sie eher selten auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen<br />

teilen und deren Fähigkeitsschwerpunkte ähnlich sind. Auch erleben sie, dass Inhalte<br />

und Gestaltung des Schulunterrichts den eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten<br />

nicht hinreichend gerecht werden.<br />

–– 5


Anders als für Leistungssportler oder für musikalische Talente gibt es für intellektuell<br />

besonders begabte und interessierte Jugendliche im außerschulischen Bereich wenige<br />

Angebote. Für diese Schülerinnen und Schüler hat die Bildung & Begabung gemeinnützige<br />

GmbH (siehe auch Seite 109) seit 1988 Ferienprogramme entwickelt und<br />

erprobt. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung und<br />

Wissenschaft ist daraus die »<strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong>« geworden.<br />

1993 wurden durch Beschluss des <strong>Deutsche</strong>n Bundestags wichtige Finanzmittel für<br />

das Projekt im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung abgesichert.<br />

1994 stimmte auch die Kultusministerkonferenz diesem Konzept zur Begabtenförderung<br />

einstimmig zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Johannes<br />

Rau nach dem Besuch einer Akademie die Schirmherrschaft über die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>SchülerAkademie</strong>. Sein Nachfolger, Horst Köhler, setzte diese Schirmherrschaft fort;<br />

auch er besuchte eine Akademie. 2009 übernahm Horst Köhler die Schirmherrschaft<br />

über die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH mit allen ihren Projekten. Die-<br />

6 ––<br />

se Tradition wird vom Bundespräsidenten Christian Wulff fortgeführt. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>SchülerAkademie</strong> wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unterstützt.<br />

Für die Organisation und Durchführung ist die Bildung & Begabung gemeinnützige<br />

GmbH verantwortlich.<br />

Ziele, Konzeption und Inhalt<br />

Ziel der Akademien ist, Schülerinnen und Schülern eine intellektuelle und soziale<br />

Herausforderung zu bieten, sie in ihren Fähigkeiten zu fördern, sie miteinander in<br />

Kontakt zu bringen und unter Anleitung von qualifizierten Lehrkräften an anspruchsvollen<br />

Aufgaben ihres Interessenbereiches arbeiten zu lassen. Das Niveau entspricht<br />

dabei häufig dem von Hochschulstudiengängen in den ers ten Semestern.<br />

Eine Akademie besteht aus sechs Kursen (die Multinationalen Akademien Waldenburg<br />

und Torgelow aus vier Kursen) mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs<br />

wird von zwei Leitungspersonen betreut. Während der Akademie arbeiten die Teilnehmenden<br />

in einem Kurs eigener Wahl für eine Dauer von insgesamt ca. 50 Stunden.<br />

Für die Akademien des JGW e.V. (siehe Seite 86–101) gelten zum Teil andere Regeln.<br />

Die Konzeption der Akademien basiert auf folgenden Prinzipien:<br />

– Teilnehmen können besonders befähigte und motivierte Jugendliche der gymnasialen<br />

Oberstufe. Sie leben und arbeiten 16 Tage (JGW-Akademien: 10 Tage) an<br />

einem Ort zusammen.<br />

– Die Teilnehmenden werden durch Wissenschaftler, Lehrer oder andere Experten<br />

in ein Thema eingeführt und unterrichtet. Sie werden zum selbständigen Wissenserwerb<br />

und zu eigenständigem Tun angeleitet. Dabei lernen sie wissenschaftliche<br />

Standards und Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens kennen.<br />

– Die Kursthemen werden aus verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes- und<br />

Gesellschaftswissenschaften und des kulturellen Bereichs zusammengestellt. In<br />

jeder Akademie ist eine Mischung der Disziplinen gegeben. Der Informations- und<br />

Erfahrungsaustausch soll weitgehend interdisziplinär sein, was durch entsprechende<br />

<strong>Programm</strong> elemente unterstützt wird.<br />

– Die Kurse vermitteln grundlegendes Faktenwissen und trainieren systematisches<br />

und strukturelles Denken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von<br />

fachspezifischen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

– Die Kursarbeit wird durch sportliche, soziale und kulturelle, insbesondere musikalische<br />

Aktivitäten ergänzt.<br />

– Als ganz wesentlicher Bestandteil wird in den Kursen eine Dokumentation (siehe<br />

Seite 10) erarbeitet. Hier werden das Kursthema, der Lernprozess und die Ergeb-


nisse der Kursarbeit dokumentiert und abschließend in einer Broschüre zusammengefasst.<br />

– Ein ebenfalls zentraler Bestandteil ist die Rotation (siehe Seite 10), in der die Teilnehmenden<br />

in die Rolle der Lehrenden schlüpfen und den Teilnehmenden anderer<br />

Kurse über ihre Arbeit berichten.<br />

– In den Akademien wird den Teilnehmenden kein fertiges <strong>Programm</strong> geboten, sondern<br />

nur ein Rahmen, den die Teilnehmenden mit den Kursleitenden gemeinsam<br />

mit Leben füllen. Lernen ist hier nicht passiv sondern aktiv.<br />

Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche offene Angebote: Theater, Musik, Exkursionen,<br />

Chor, Sport, Gastvorträge u.v.a.m. Diesen kursübergreifenden Aktivitäten<br />

(»KüA«) wird wegen ihrer sozialen und interdisziplinären Bedeutung ein etwa gleicher<br />

zeitlicher Umfang im Tagesablauf eingeräumt wie dem Kursprogramm.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leben während der Akademie in einer Gemeinschaft<br />

von ähnlich interessierten und motivierten Jugendlichen und Kursleitenden.<br />

Diese anregende, offene und tolerante Gemeinschaft ist für viele Teilnehmende rückblickend<br />

oft die wichtigste und wertvollste Erfahrung. Schnell entwickeln sich auch<br />

über die Akademie hinaus haltende Kontakte und Freundschaften, die u.a. über den<br />

»Club der Ehemaligen e.V.« (siehe Seite 108) vielfach bis in das Studium hinein aufrecht<br />

erhalten werden. Zahlreiche »Ehemalige« sind inzwischen als Kursleitende tätig.<br />

Was erwartet mich und was wird von mir erwartet?<br />

Wer an einer Akademie teilnehmen will, muss sich darauf einstellen, 16 Tage voll<br />

eingespannt zu sein und mit ganzer Kraft zu arbeiten. Natürlich gibt es viele Gelegenheiten<br />

zu Gesprächen, zu gemeinsamen Spaziergängen etc., doch die Tage sind relativ<br />

stark strukturiert.<br />

Bei einigen Kursbeschreibungen (ab Seite 18) sind noch spezielle Teilnahmevoraussetzungen<br />

erwähnt, die gewährleisten, dass die spezifischen Vorkenntnisse, die für eine<br />

erfolgreiche Bewältigung des Kurses notwendig sind, vorhanden sind. Unabhängig<br />

davon gelten für jeden Kurs folgende Voraussetzungen, welche nicht bei jeder Kursbeschreibung<br />

erwähnt werden:<br />

– Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie für das jeweilige Fachgebiet des gewählten<br />

Kurses, ihrer Methodik und damit für den Kurs selbst ein hohes Interesse<br />

aufbringen. Dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen<br />

Kurswünsche (siehe Seite 11).<br />

– In den meisten Kursen wird zur Vorbereitung und Einarbeitung bereits einige Wochen<br />

vorab eine (z.T. umfangreiche) Textsammlung zugeschickt. Die Fachtexte sind<br />

vielfach englischsprachig. Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit Fachliteratur<br />

(auch fremdsprachiger) auseinander zu setzen und sich in neue Gebiete selbst<br />

einzuarbeiten.<br />

– In der Regel wird die Vorbereitung eines Referats von ca. 20 Minuten Länge erwartet.<br />

Von jeder/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass er/sie im Laufe der Akademie<br />

einmal als Referent vor den anderen spricht.<br />

Und weiterhin: Auch während der Kurse sind möglicherweise noch fehlende Grundlagen<br />

zu erarbeiten; die Bereitschaft zur Text- und (Klein-)Gruppenarbeit sowie Diskussionsfreude<br />

sind generell unverzichtbar.<br />

Organisation der Akademie<br />

Beirat:<br />

» Ines Albrecht, Gerhart-Hauptmann-Gymnasium, Wismar<br />

» Rainer Arnold, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn<br />

» Dr. Judith Günther, Bayer Schering Pharma, Berlin<br />

» Bettina Jorzik, Stifterverband für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft, Essen<br />

» Hanno Kamp, Club der Ehemaligen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>n e.V., Bonn<br />

» Dr. Tobias Kläden, Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP)<br />

e.V., Erfurt<br />

» Prof. Dr. Franzis Preckel, Universität Trier (Vorsitzende)<br />

» Dr. Jenny Thauer, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin<br />

» Barbara Reinhard, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-<br />

Württemberg, Stuttgart (als Repräsentantin der Kultusministerkonferenz)<br />

» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>: Volker Brandt (Leiter der Geschäftsstelle), Christiane Kunze<br />

(Stellvertreterin), Jürgen Klein, Dr. Dorothea Patzke, Iris Prochazka, Martin<br />

Rosenkranz, Grazyna Rynca, Miriam Staiger, Martina Stiehl<br />

–– 7


Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes<br />

Ein typischer Akademietag hat folgenden Verlauf:<br />

8 ––<br />

7:30 – 8:30 Frühstück<br />

8:30<br />

anschließend<br />

bis 12:00<br />

12:15 – 13:30 Mittagessen<br />

Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden und Kursleitenden<br />

zum gemeinsamen Tagesbeginn mit einem Informationsaustausch.<br />

Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag<br />

in den Kursen gearbeitet mit Pausen je nach Bedarf.<br />

14:00 – 16:00 Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kursübergreifende<br />

Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen und<br />

auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man<br />

zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziellen<br />

Arbeitsgemeinschaften (z.B. Sprachen) etc.<br />

16:00 Getränke- und Kuchenpause<br />

16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit<br />

18:45 – 19:30 Abendessen<br />

ab 20:00 Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Angebote.<br />

Je nach Interesse und Engagement gestalten Teilnehmende und<br />

Kursleitende gemeinsam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge,<br />

Arbeitsgemeinschaften, Nachrichten, einen Vorleseabend und vieles<br />

mehr.<br />

Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt. Es gilt,<br />

eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verplanen, damit auch<br />

Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beginn der<br />

Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die gegen Ende der Akademie<br />

ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkursionen zu reizvollen Zielen der<br />

Region zum Akademieprogramm.


Anreise bis<br />

17:00 Uhr<br />

Donnerstag<br />

Eröffnung<br />

Treffen in<br />

den Kursen<br />

Kurs und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Sonntag<br />

Kurs und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Dienstag<br />

Exkursion und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Ablauf der Akademie<br />

Kurs und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Samstag<br />

Rotation<br />

Auswertung,<br />

Kurs<br />

Volleyballturnier<br />

Sonntag<br />

Kurs und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Kurs und KüAs<br />

Vor- und Nachbereitungen<br />

Kurs und KüAs<br />

Mittwoch<br />

Kurs und KüAs,<br />

Generalprobe<br />

Konzert<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Kurs, Aufräumen<br />

Abschlussabend<br />

Samstag<br />

Abschlussplenum,<br />

Abreise<br />

–– 9


10 ––<br />

Rotation<br />

Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten,<br />

unterrichten sich die Kurse gegenseitig. Auf Postern oder in der Akademiezeitung<br />

werden Arbeitsergebnisse und Erkenntnisse präsentiert.<br />

Eine spezielle Form der gegenseitigen Information ist die Rotation. Während der<br />

Rotation schlüpfen die Teilnehmenden für einen Vormittag in die Rolle der Kursleitenden<br />

und berichten anderen Kursen über ihre Arbeit. Dafür müssen sie die<br />

gewonnenen Erkenntnisse gedanklich neu strukturieren und Formen der sach-<br />

und zielgerechten Vermittlung von Methoden und Inhalten entwickeln.<br />

Dokumentation<br />

Ein wichtiges Prinzip der <strong>SchülerAkademie</strong> ist das Verschriftlichen von Methoden,<br />

Prozessen und Inhalten der Kursarbeit. Während der Akademie entstehen so<br />

Berichte zu den Ergebnissen der Kursarbeit, Zusammenfassungen von Referaten,<br />

Exzerpte zu wissenschaftlichen Artikeln, Texte zu kursübergreifenden Aktivitäten<br />

etc. Es werden die Wiedergabe und Erläuterung von Untersuchungen und deren<br />

Ergebnissen, von logischen Gedankengängen u.a. geübt.<br />

Für alle ist es eine Herausforderung – viele Texte müssen mehrfach und wiederholt<br />

bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten<br />

Inhalt haben. Durch mehrfaches Korrigieren der Texte lernen die Teilnehmenden<br />

zusammenhängend und prägnant zu formulieren und wissenschaftliche Standards<br />

anzuwenden. Diese Texte werden in Auszügen zu einer Dokumentation zusammengefasst<br />

und später allen Teilnehmenden übersandt.<br />

Die Produktion der Dokumentation ist arbeitsaufwendig, kostet viel Zeit, ist aber<br />

als Lernerfahrung unersetzlich.<br />

Musik! Musik! Musik!<br />

Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Sowohl<br />

räumlich auf dem Gelände als auch zeitlich im Tagesablauf gibt es zahlreiche Möglichkeiten.<br />

Jede(r) kann sich nach ihren/seinen Neigungen und Fähigkeiten einbringen.<br />

Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die<br />

Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz werden alle ihren<br />

Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung. Darüber hinaus kann bei Interesse auch<br />

ein kleiner Kammerchor gebildet oder auch einzeln die eigene Stimme entdeckt werden.<br />

Auch alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Es werden daraus Ensembles<br />

und evtl. ein Orchester zusammengestellt und die Musikliteratur nach den<br />

Bedürfnissen arrangiert. Kammermusikalisch kann alles entstehen, wozu man Lust<br />

hat. Eigene Noten oder Vorschläge können gern mitgebracht werden.<br />

Die Ergebnisse werden am Ende in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Rechtzeitig vor Akademiebeginn werden die Teilnehmen den einen Fragebogen erhalten,<br />

mit dem Stimmlage, Instrumente und musikalische Interessen erfragt werden, um<br />

so die kursübergreifende Musik gut vorplanen zu können.


Teilnahmevoraussetzungen<br />

1 Wohnsitzkriterium<br />

Zugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren<br />

Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zur Allgemeinen<br />

Hochschulreife führt, besuchen.<br />

2 Jahrgangskriterium<br />

Die Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung<br />

– die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. enden, bzw.<br />

– die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. enden,<br />

besuchen. Zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme dürfen sie ihre Abschlussprüfung<br />

(Abitur) noch nicht abgelegt haben.<br />

3 Leistungskriterium<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> richtet sich an Jugendliche mit herausragenden Leistungen,<br />

die über eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft sowie über eine breite<br />

Interessenausrichtung verfügen.<br />

Als Nachweis der besonderen Leistungsfähigkeit können gelten:<br />

– die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwettbewerb;<br />

die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen;<br />

– eine mit einem schriftlichen Gutachten versehene Empfehlung einer Schulleitung<br />

bzw. der verantwortlichen Lehrerin bzw. des verantwortlichen Lehrers. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>SchülerAkademie</strong> bittet dazu im Januar jeden Jahres alle in Frage kommenden<br />

Schulen im gesamten Bundesgebiet und im Ausland um entsprechende Empfehlungen;<br />

– das letzte Schulzeugnis, ggf. mit weiteren Nachweisen, zusammen mit der Begründung<br />

des Teilnahmewunsches/einem Motivationsschreiben und einer Empfehlung<br />

(für Schülerinnen und Schüler, die sich nicht von der Schulleitung empfehlen lassen<br />

wollen).<br />

Neben den formalen Voraussetzunggen müssen die Teilnehmenden die Bereitschaft<br />

mitbringen, sich die komplette Akademie über mit allen Kräften einzubringen und<br />

aktiv und gemeinschaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden<br />

Bereich mitzugestalten.<br />

Bewerbung und Kurswahl<br />

Die zur Teilnahme qualifizierten Schülerinnen und Schüler werden Ende Februar von<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> zur Bewerbung um einen Platz in einer Akademie<br />

aufgefordert. Dazu ist ein Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere<br />

Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden;<br />

dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Bewerbung muss bis spätestens<br />

15. März <strong>2012</strong> erfolgen. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesichert.<br />

Die Multinationalen Akademien wurden für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland,<br />

Estland, Lettland, Litauen und Polen (Akademie Torgelow) bzw. aus Deutschland,<br />

Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn (Akademie Waldenburg) eingerichtet<br />

(siehe Seite 72).<br />

Schülerinnen und Schüler aus dem sonstigen Ausland können sich nur für Kurse der<br />

sieben regulären Akademien sowie der Akademien des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft<br />

und Wissenschaft e.V. (JGW e.V.) bewerben.<br />

BEWERBUNG<br />

BITTE BIS<br />

15. MÄRZ <strong>2012</strong><br />

–– 11


Vergabe der Plätze<br />

Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von Schülerinnen und Schülern angestrebt. Ferner wird auf eine angemessene<br />

zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geachtet. Ein Rechtsanspruch<br />

auf Teilnahme besteht nicht. Bei erheblichen Bewerberüberhängen für einzelne Kurse<br />

entscheidet das Los. Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage erhält,<br />

für den bedeutet dies keineswegs ein Zweifel an der Qualifikation. Im Jahre 2011<br />

lag die Aufnahmequote bei 58 Prozent.<br />

Weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien werden<br />

gern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>SchülerAkademie</strong> beantwortet. Durch sie werden ggf. auch Kontakte zu ehemaligen<br />

Teilnehmenden oder Kursleitenden vermittelt, die über die Akademien Auskunft<br />

geben können. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der <strong>Deutsche</strong>n Schüler-<br />

Akademie (www.deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V.<br />

(www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V.<br />

(www.jgw-ev.de) einen guten Einblick.<br />

12 ––<br />

Kosten / Eigenleistung / Rücktritt<br />

Die Kosten für die Organisation und Durchführung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong><br />

werden hauptsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Stifterverband<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft und weiteren Förderern aufgebracht.<br />

Von den Teilnehmenden der regulären <strong>SchülerAkademie</strong>n wird eine Eigenbeteiligung<br />

von 550 Euro erwartet, was etwa den Kosten für Unterkunft und Verpflegung im gastgebenden<br />

Internat entspricht.<br />

Die Kosten für die Multinationalen Akademien werden von der Haniel Stiftung, Duisburg,<br />

getragen. Die Höhe der Eigenbeteiligung für die Teilnahme an einer Multinationalen<br />

Akademie beträgt für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ebenfalls<br />

550 Euro, für Schülerinnen und Schüler aus den mittelosteuropäischen Ländern aufgrund<br />

der Förderung durch die Haniel Stiftung nur 100 Euro.<br />

Die Organisation der JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten für die<br />

Durchführung werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die Akademien<br />

des JGW e.V. aufgrund der kürzeren Dauer 395 Euro.<br />

Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlassen<br />

werden.


Studienstiftung des deutschen Volkes<br />

Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist<br />

damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Sie ist politisch, konfessionell<br />

und weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden rund 10.500 Studierende und<br />

Doktoranden gefördert.<br />

Jeder Stipendiat erhält ein monatliches Büchergeld sowie ein Lebenshaltungsstipendium,<br />

dessen Höhe vom Elterneinkommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es ein<br />

umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche<br />

Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team<br />

der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbreiten.<br />

Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kursleitenden<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Schüler Akademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendiaten.<br />

Für die seit Beginn der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> gewährte Förderung sagen wir<br />

herzlichen Dank.<br />

Damit sind auch alle Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die vom Veranstalter<br />

geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtkosten<br />

zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen<br />

ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Ausflüge,<br />

Fahrradmiete, zusätzliche Getränke o.Ä.<br />

Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai <strong>2012</strong> (Eingang bei der Geschäftsstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>) bzw. bis sieben Tage nach Versand der<br />

Entscheidung über einen Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Danach wird bei<br />

Rücktritt ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro<br />

erhoben.<br />

Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung<br />

Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse<br />

der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht<br />

zulassen. Kein Schüler/keine Schülerin sollte daher allein aus finanziellen Gründen<br />

von einer Bewerbung Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung<br />

der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst<br />

nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung der Bedürftigkeit folgt im<br />

Wesentlichen den Regeln des BAföG.<br />

Zeitplan<br />

Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren <strong>2012</strong> läuft mit folgenden Terminen:<br />

– Bis zum 15. März muss die Bewerbung an die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> abgesandt<br />

sein.<br />

– Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt.<br />

Bitte nicht vorher nachfragen!<br />

– Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto des<br />

Vereins Bildung und Begabung e.V. eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin<br />

muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung bei<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bearbeitet.<br />

–– 13


14 ––<br />

Anreise<br />

Rechtzeitig vor Beginn der Akademie werden die Adressen der Teilnehmenden<br />

versandt, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden<br />

können. Mit der Anmeldung erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber einverstanden,<br />

dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.<br />

Ferientermine<br />

Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, sodass<br />

die Akademie vielleicht nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es<br />

erforderlich, bei der Schule und/oder Schulaufsichtsbehörde einen Antrag auf<br />

Freistellung vom Unterricht zu stellen. Einige Bundesländer haben bereits von<br />

sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom<br />

Unterricht freizustellen. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> wird nötigenfalls solche<br />

Anträge unterstützen.<br />

Multinationale Akademien<br />

Diese Akademien sollen Forum für eine intensive Begegnung von Jugendlichen aus jeweils<br />

fünf europäischen Ländern sein, zur grenz überschreitenden Begabtenförderung<br />

beitragen und das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit fördern. In Waldenburg<br />

werden Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Rumänien, der Slowakei<br />

und Tschechien sowie aus Ungarn zusammentreffen, während in Torgelow bei Waren<br />

die Länder Deutschland, Estland, Lettland, Litauen und Polen vertreten sein werden.<br />

Die Akademien werden im Wesentlichen nach den Strukturen der <strong>Deutsche</strong>n Schüler-<br />

Akademie organisiert, sind aber auf vier Kurse mit je 16 Teilnehmenden begrenzt. Die<br />

Kurse werden paritätisch aus den beteiligten Ländern besetzt.<br />

Die multinationale Zusammensetzung der Kurse macht es möglich, viele Aspekte der<br />

nationalen Kulturen in das Akademieleben, in kursübergreifende Angebote und Veranstaltungen<br />

einzubringen, so z.B. auch Einführungen in die Sprachen der beteiligten<br />

Länder. Gemeinsame Arbeitssprache während der gesamten Akademien ist Deutsch.<br />

Die Eigenbeteiligung für diese Akademien beträgt für Teilnehmende aus Deutschland<br />

550 Euro, für Teilnehmende aus den anderen Ländern 100 Euro. Auch hier ist eine<br />

Reduktion oder ein Erlass in begründeten Fällen möglich.


Ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...<br />

Unabhängig von der Durchführung der Multinationalen Akademien werden wie in<br />

jedem Jahr auch zahlreiche Jugendliche aus dem Ausland an den regulären Schüler-<br />

Akademien teilnehmen.<br />

… und ihre Gastfamilien<br />

Um diesen ausländischen Teilnehmenden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist,<br />

die Eingewöhnung in Deutschland zu erleichtern, werden sie eingeladen, bereits eine<br />

Woche vor Beginn der Akademie bei einem Teilnehmer bzw. einer Teilnehmerin zu<br />

wohnen. Hierfür werden Familien gesucht, die bereit sind, diesen einwöchigen Familienaufenthalt<br />

zu ermöglichen. Wer bereit ist, eine(n) ausländische(n) Teilnehmer(in)<br />

in der Woche vor dem jeweiligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebeten,<br />

dies bei der Bewerbung anzugeben.<br />

Nach der Akademie<br />

Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhält eine Bescheinigung über die Kursteilnahme<br />

und ein Exemplar der Dokumentation der besuchten Akademie. Weiterhin<br />

können die Teilnehmenden und Kursleitenden nach der Akademie dem Club der<br />

Ehemaligen e.V. (siehe auch Seite 108) beitreten. Darüber hinaus hat die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>SchülerAkademie</strong> jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen<br />

(sie he Seite 13). Die Entscheidung hierüber treffen die Akademie- und Kursleitenden.<br />

–– 15


16 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Akademie<br />

Braunschweig I<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Braunschweig<br />

Das CJD Braunschweig liegt am Rande der Stadt Braunschweig. Die rund 250.000 Einwohner<br />

zählende Stadt bietet zahlreiche Angebote einer Universitätsstadt mit Forschungsanstalten,<br />

Museen usw. Zum Jugenddorf gehören das Gymnasium, die Internationale Schule Braunschweig-Wolfsburg,<br />

die Hans-Georg-Karg-Grundschule und die Musische Akademie.<br />

Das Jugenddorf bietet ein umfangreiches Freizeit- und Bildungsangebot. Zum Gymnasium von<br />

Klasse 5 bis 12 für ca. 900 Schülerinnen und Schüler gehört ein Internat für Jungen und Mädchen<br />

mit 130 Plätzen. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Neben der<br />

Normalverpflegung gibt es auch vegetarische Kost oder Diätkost. Die Gebäude des Gymnasiums<br />

und des Internats liegen auf einem Gelände mit alten Bäumen in der Nähe eines Naturschutzreservats<br />

mit günstiger Straßenbahn- und Busverbindung zur Innenstadt.<br />

Fortsetzung siehe Seite 24 …


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIG<br />

GEORG WESTERMANN-ALLEE 76<br />

38104 BRAUNSCHWEIG<br />

www.cjd-braunschweig.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

1.1 Chaostheorie und Mandelbrotmenge<br />

1.2 Warum Blut nicht immer rot sein muss<br />

1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe und Milchkartons<br />

1.4 Tödliche Entscheidungen<br />

1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen<br />

1.6 Die Weisheit der Pointe<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Thomas Schlerka (Jg. 1975) ist mit Leib und Seele und von ganzem Herzen<br />

Musiker. Er begann bereits mit 12 Jahren als Jungstudent, war mehrfach Preisträger<br />

bei »Jugend musiziert« in Klavier und Gesang, dirigierte bereits mit 15<br />

Jahren sein erstes Sinfoniekonzert und wurde seither von namhaften Dirigenten<br />

gefördert und unterrichtet (Harnoncourt, Celibidache, Rilling u.a.). Tom studierte<br />

katholische Kirchenmusik, Komposition und künstlerisches Dirigieren.<br />

Besonders liegt ihm die Arbeit mit musikbegeisterten Jugendlichen am Herzen.<br />

Bei der <strong>DSA</strong> ist er seit dem Jahr 2000 tätig, zuerst als kursübergreifender Musiker,<br />

dann als Kursleiter (Musik/Theologie). Tom hat eine Professur für künstlerisches Dirigieren<br />

inne. In seiner knapp bemessenen Freizeit liest er sehr gerne, spielt gerne Badminton und Tennis.<br />

Seine größte Leidenschaft aber ist und bleibt das Telefonieren.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

Akademieleitung<br />

Judith Günther (Jg. 1973) studierte Chemie an der Technischen Universität<br />

Darmstadt, wo sie während der Diplomarbeit ihr Interesse für Computermethoden<br />

entdeckte und fortan den Laborkittel an den Nagel hängte (jetzt ist er nur<br />

noch bei <strong>SchülerAkademie</strong>n wieder im Einsatz). Seit ihrer Promotion beschäftigt<br />

sie sich mit Arzneistoffentwicklung und mit rechnergestützten Verfahren,<br />

um in dreidimensionale Proteinstrukturen neue Wirkstoffkandidaten hineinzubasteln.<br />

Die Forschung, aber auch die Begeisterung am kunterbunten kulturellen<br />

Leben und Treiben der Stadt führten Judith vor zehn Jahren nach Berlin. Da<br />

sie Fremdsprachen am liebsten vor Ort lernt, reist Judith gerne und kommt dann häufig zurück<br />

mit einem Koffer voller Bücher, die sie gar nicht alle lesen kann, und Kisten voller Weinflaschen,<br />

die sie gar nicht alle allein trinken kann.<br />

Ute Schütte (Jg. 1983) verbrachte 2001 auf der <strong>SchülerAkademie</strong> in der<br />

Grovesmühle zwei unvergesslich tolle Wochen. Im Sommer 2010 erlebte sie die<br />

<strong>SchülerAkademie</strong> ein zweites Mal – aus Kursleiterperspektive. Nun freut sie sich<br />

darauf, die <strong>SchülerAkademie</strong> in Braunschweig noch einmal neu kennenzulernen.<br />

Ute studierte Pharmazie in Münster und darf sich nach Ausflügen nach<br />

Lille und Boston seit 2009 Apothekerin nennen. Im Moment arbeitet sie am<br />

Universitätsklinikum Bonn an ihrer Doktorarbeit in der Krebsforschung. Wenn<br />

sie nicht gerade im Labor pipettiert oder in der Apotheke Kunden berät, singt<br />

sie in ihrer Freizeit mit Begeisterung in verschiedenen Chören.<br />

Maximilian Frank (Jg. 1994) erwirbt momentan seine allgemeine Hochschulreife<br />

an der Hohen Landesschule Hanau. Den Prüfungen in seinen Leistungskursen<br />

Physik und Geschichte sieht er erwartungsvoll entgegen. Nach der Reifeprüfung<br />

möchte er Psychologie studieren, da der Mensch für ihn den zweifelsfrei<br />

spannendsten Forschungsgegenstand darstellt. Im Jahr 2011 war er selbst<br />

Teilnehmer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> in Braunschweig und freut sich<br />

riesig darauf, ein Jahr später dorthin zurückzukehren und zusammen mit Judith<br />

und Ute <strong>DSA</strong> einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben und zu<br />

gestalten. Wenn es die doch zeitintensive Abiturvorbereitung zulässt, liegt ihm die Lektüre philosophischer<br />

Texte, historischer Romane sowie der Flug seines Modellhubschraubers am Herzen.<br />

Den nötigen Ausgleich findet er im Basketballspiel, des Weiteren ist er passionierter Bogenschütze<br />

und einer heißen Tasse Tee nie abgeneigt.<br />

–– 17


18 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 1.1<br />

Chaostheorie und Mandelbrotmenge<br />

Im Kurs geht es um die Chaostheorie. Hier ist die Iteration,<br />

die mehrfache Hintereinanderausführung von Funktionen,<br />

von Bedeutung. Bei der Iteration einer Funktion f ergibt<br />

sich für eine Zahl x0 ein Orbit<br />

,<br />

wobei f n [ ] [ 2]<br />

[ 3]<br />

Of ( x0) = ( x0, f( x0), f ( x0), f ( x0),<br />

…)<br />

die n -fache Iteration von f bezeichnet:<br />

f( x0)<br />

[ 2]<br />

f ( x0) = f ( f( x0)<br />

)<br />

[ 3]<br />

[ 2]<br />

f ( x ) = f ( f ( x ) )= f f ( f( x ) )<br />

f<br />

⋮<br />

0<br />

[ n] [ n−1]<br />

0<br />

( ( ) )<br />

0 0<br />

( )<br />

( x ) = f ( f ( x0) )= f …f( f( x0))<br />

… .<br />

��������� n−mal<br />

Es werden Orbits reeller und komplexer quadratischer<br />

Funktionen untersucht. Begonnen wird mit der Untersuchung<br />

von Orbits von reellen Funktionen; bei diesen ist<br />

Kursleitung<br />

Birgit Griese (Jahrgang 1969) studierte nach einem mehrmonatigen Aufenthalt<br />

in London an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Mathematik<br />

und Englisch für die Sekundarstufen I und II. Nach dem Zweiten<br />

Staatsexamen veröffentlichte sie zusammen mit Hannes Stoppel 1997 das<br />

»Übungsbuch zur Linearen Algebra«, das inzwischen in der 7. Auflage bei<br />

Vieweg+Teubner erschien. Seit 1997 ist Birgit Griese an der Willy-Brandt-<br />

Gesamtschule in Bottrop tätig, wo sie seit 2008 Vorsitzende der Fachschaft<br />

Mathematik ist. Seit 2010 arbeitet sie am Projekt MP2 der Ruhr-Universität<br />

Bochum mit, das Ingenieurstudierende in der Studieneingangsphase insbesondere im Fach<br />

Mathematik unterstützt. Die hierdurch intensivierten Einblicke in die Didaktik der Mathematik<br />

haben sich als äußerst spannendes Tätigkeitsfeld herausgestellt.<br />

ein Orbit recht gut an einem Funktionsgraphen zu untersuchen.<br />

Anschließend werden Orbits komplexer Funktionen untersucht.<br />

Hierbei werden grundlegende mathematische Hintergründe<br />

zu komplexen Zahlen � und zur komplexen<br />

Analysis erarbeitet.<br />

Eines der Ziele liegt bei der Untersuchung der Orbits<br />

2<br />

komplexer Funktionen Qc :��� mit Qc ( z)= z + c und<br />

c �� darin, Zusammenhänge zwischen der Struktur der<br />

Mandelbrotmenge und den 0-Orbits der Funktionen Qc zu untersuchen.<br />

Für alle c �� gibt es eine Gefangenenmenge. Sie besteht<br />

aus den komplexen Zahlen, deren 0-Orbits der Funktion<br />

Q c nicht gegen das Unendliche verlaufen. Die Gefangenenmengen<br />

unterscheiden sich für verschiedene c sehr<br />

stark voneinander, auch wenn sich das c nur gering verändert.<br />

Die Strukturen der Gefangenenmengen in Abhängigkeit<br />

von c �� sollen untersucht werden. Hierbei ergeben<br />

sich Zusammenhänge<br />

zwischen 0-Orbits und<br />

der Struktur der Gefangenenmengen.<br />

Der Rand des den Ursprung des Koordinatensystems enthaltenden,<br />

nierenförmigen Teils der Mandelbrotmenge lässt<br />

sich durch eine Parametrisierung<br />

φ � π φ π φ<br />

1<br />

1<br />

·exp ( 2·<br />

·· i )− ·exp ( 4·<br />

·· i )<br />

2<br />

4<br />

mit der komplexen Exponentialfunktion exp und der<br />

imaginären Einheit i = −1 beschreiben. Es sollen Beziehungen<br />

zwischen einer bestimmten Parametrisierung und<br />

dem Verhalten (beispielsweise der Periode) der 0-Orbits auf<br />

dem Graphen der Parametrisierung untersucht werden.<br />

Mit Hilfe eines Computers können umfangreiche Berechnungen<br />

und graphische Darstellungen durchgeführt und<br />

sichtbar gemacht werden.<br />

Hannes Stoppel (Jg. 1966) studierte von 1988 bis 1993 Mathematik und Physik in Düsseldorf.<br />

Nach seinem anschließenden Referendariat und Tätigkeiten von 1993 bis 1999 im<br />

Bereich Mathematik an der Uni Düsseldorf arbeitete er von 2000 bis 2001 als Mathematiker<br />

in der Wirtschaft. Seit dem Jahr 2001 ist er Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik<br />

am Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen. Neben seinem Unterricht leitet Hannes seit<br />

dem Jahr 2001 jährlich Schülerteams bei Jugend forscht oder Intel Leibniz Challenge und<br />

Arbeitsgruppen der Schülerakademie der Bezirksregierung Münster für die Jahrgangsstufen<br />

6 und 13. Ferner gibt er häufig Workshops in Mathematik für Lehrerinnen und Lehrer. Hannes<br />

schrieb im Jahr 1997 zusammen mit Birgit Griese das »Übungsbuch zur Linearen Algebra«. Im Jahr 2000<br />

verfasste er das Buch »Mathematik anschaulich«, und im Jahr 2010 entstand das Arbeitsheft »Stochastik und<br />

Statistik«.In der Freizeit spielt Hannes in zwei Trios Jazz und Rockmusik am Schlagzeug.


Kurs 1.2<br />

Warum Blut nicht immer rot sein muss<br />

Komplexchemie<br />

Verbindungen, die heute der Stoffklasse der Komplexverbindungen<br />

zugeordnet werden, sind schon seit einigen<br />

Jahrhunderten bekannt. So berichtete im Jahre 1798 Tassaert<br />

über die Synthese eines orangegelben Feststoffs der<br />

Zusammensetzung CoCl 3 ∙ 6NH 3 . Bis zu Beginn des 20. Jh.<br />

wurden zahlreiche weitere so genannte »Verbindungen höherer<br />

Ordnung« entdeckt. Jedoch blieb lange Zeit die Frage<br />

nach ihrem Aufbau und chemischen Verhalten umstritten.<br />

Erst 100 Jahre nach Tassaerts Beobachtung stellte Alfred<br />

Werner 1898 mit seiner »Koordinationslehre« eine Theorie<br />

auf, die alle bis dahin aufgekommenen Widersprüche erklärte.<br />

Hierfür wurde er 1913 mit dem Nobelpreis für Chemie<br />

ausgezeichnet. Demzufolge besteht ein Komplex aus<br />

einem zentralen Metallion und einer bestimmten Anzahl<br />

daran gebundener Moleküle oder Ionen, die als Liganden<br />

die Koordinationssphäre bilden, indem sie über freie Elektronenpaare<br />

koordinieren.<br />

Das auffälligste Merkmal vieler Komplexverbindungen ist<br />

ihre Farbe, neben welcher aber noch weitere physikalische<br />

Eigenschaften wie der Magnetismus von Bedeutung sind.<br />

Kursleitung<br />

Kathrin Daub (Jg. 1982) studierte an der Universität zu Köln Chemie und<br />

Biologie auf Lehramt für die Sekundarstufen II/I. Anschließend arbeitete sie in<br />

Köln und Arizona, USA, an ihrer Doktorarbeit in Anorganischer Chemie, die<br />

sie 2009 abschloss. Seit kurzem ist sie mit dem Referendariat fertig und arbeitet<br />

nun am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth. In ihrer Freizeit ist sie eine<br />

unermüdliche Läuferin, mag Ballsportarten, liest viel und geht ins Kino, Theater<br />

oder zum FC. Und im Sommer reist sie immer gerne zur <strong>DSA</strong> nach Braunschweig,<br />

wo sie sich inzwischen schon sehr heimisch fühlt.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

Doch wie werden jene Größen beeinflusst? Zur Klärung der<br />

Frage werden anhand von Kurzreferaten und Experimenten<br />

die Eigenschaften verschiedener Zentralmetalle, die Fülle<br />

unterschiedlicher Liganden und deren Auswirkung auf die<br />

Zusammensetzung eines Komplexes untersucht.<br />

Um Voraussagen und Deutungen zum Aufbau und zur<br />

Geometrie von Komplexen sowie der damit verbundenen<br />

physikalischen Eigenschaften treffen zu können, ist eine<br />

Betrachtung der Bindungssituation notwendig. Als theoretische<br />

Grundlage wird im Kurs die Ligandenfeldtheorie<br />

behandelt, wobei ein vertiefter Einblick unter Aspekten<br />

der Molekülorbitaltheorie möglich ist. Im Rahmen dieser<br />

Thematik werden zudem anhand von Röntgenbeugung,<br />

Schwingungs- und UV/VIS-Spektroskopie einige Methoden<br />

zur Strukturaufklärung von Komplexen theoretisch und<br />

z.T. auch praktisch herangezogen.<br />

Die Anwendungsgebiete der Komplexverbindungen sind<br />

sehr weitreichend; z.B. spielen sie als Katalysatoren in industriellen<br />

Prozessen eine große Rolle, aber auch in jedem<br />

Organismus sind sie zur Aufrechterhaltung von Lebensprozessen<br />

essentiell: Wie erfolgt die Sauerstoffbindung<br />

im Hämoglobin? Was hat es mit blauem Blut auf sich?<br />

Und welche Bedeutung haben Komplexe in der Krebstherapie?<br />

Solche Fragen werden aus Sicht der Komplexchemie<br />

betrachtet. Als biologischer Ligand nimmt dabei der<br />

Tetrapyrrol-Ring eine fundamentale Rolle ein, aber auch<br />

Aminosäureseitenketten in Proteinen sowie Nukleobasen<br />

sind potenzielle Liganden. Deren Komplexbildungsfähigkeit<br />

ermöglicht zwar die Nutzung von Metallionen im Organismus,<br />

kann aber gleichzeitig zum Funktionsverlust von<br />

Proteinen oder zu DNA-Schäden führen, wenn Metallionen<br />

unkontrolliert in Zellen gelangen – wie es bei Schwermetallvergiftungen<br />

der Fall ist.<br />

Neben Erkenntnissen zur Komplexchemie werden auch naturwissenschaftliche<br />

Denk- und Arbeitsweisen akzentuiert.<br />

Hierzu zählen vor allem ein selbständiges Planen und Auswerten<br />

von Experimenten, aber auch eine anschließende<br />

Reflexion über eigenes Vorgehen und den Wert experimentellen<br />

Arbeitens.<br />

Zum Verständnis der elektronischen Verhältnisse in Komplexen<br />

ist die Kenntnis des Orbitalmodells erforderlich,<br />

worüber jeder im Vorfeld des Kurses ein Skript erhalten<br />

wird.<br />

Marike Wolberg (Jg. 1982) studierte Chemie, Niederländisch und Biologie auf Lehramt<br />

für die Sekundarstufen II/I an der Uni Köln, wo sie sich nun als Promotionsstudentin<br />

der Anorganischen Chemie widmet. In ihrer Freizeit scheut sie sich nicht trotz anwesender<br />

bissiger Hunde am Rhein entlang zu laufen, besucht gerne die eine oder andere<br />

Kletterhalle oder liest ein Geschichtsmagazin. Sofern sie Zeit erübrigen kann, verbringt<br />

sie diese gerne mit einem Ausflug in die Niederlande, wo sie 2008/2009 für das Goethe-<br />

Institut an einer Gesamtschule Deutsch unterrichtete und Kulturwissenschaften studierte.<br />

Sie freut sich auf ihre erste Akademie.<br />

–– 19


20 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 1.3<br />

Die Ökonomik von Altruismus,<br />

Liebe und Milchkartons<br />

Wirtschaftswissenschaftliche Theorien angewendet auf das normale Leben<br />

Warum machen sich Leute Geschenke? Wer bekommt<br />

gute Noten in der Schule? Nach welchen Kriterien wählen<br />

Männer ihre Partner aus – und nach welchen Frauen? (Und<br />

warum lassen sie sich scheiden?) Warum kann man Medikamente<br />

nicht im Supermarkt kaufen? Warum sind Dosen<br />

rund und Milchkartons eckig? Ökonomen haben auf diese<br />

Fragen Antworten entwickelt, Alltagsökonomik sozusagen.<br />

Der Kurs will diese Antworten verstehen, überprüfen und<br />

diskutieren, wie sinnvoll sie sind.<br />

Die Mikroökonomik erklärt das Handeln von Menschen<br />

mit rationalen Motiven: Jeder versucht seinen eigenen<br />

»Nutzen« zu maximieren, jeder ist ein Egoist. Damit lassen<br />

sich nicht nur Finanzkrisen und Unternehmensfusionen<br />

erklären, sondern manchmal auch Phänomene des Alltags,<br />

soziale Interaktion und zwischenmenschliche Verhaltensweisen.<br />

Weihnachtsgeschenke und Freiwilligenarbeit<br />

Kursleitung<br />

Lion Hirth (Jg. 1985) kennt Marie aus Tübingen. Er liebt Bergsteigen und<br />

Fotografieren. Leider sind die Alpen von Berlin-Kreuzberg nicht ganz einfach<br />

zu erreichen, aber dafür kann man dort gut Rennrad fahren und Tanzen<br />

gehen. Er freut sich auf viele rationale Diskussionen und ein paar irrationale<br />

Gespräche auf der Akademie. Lion studierte in Tübingen, den USA<br />

und Chile Volkswirtschaftslehre und arbeitet bei einem Stromkonzern.<br />

erklären Ökonomen beispielsweise nicht mit Altruismus,<br />

sondern mit dem Versuch, sich altruistisch erscheinen zu<br />

lassen, um sozialen Status und Anerkennung zu gewinnen.<br />

Ob ein Paar sich für Kinder entscheidet, hängt ökonomisch<br />

gesprochen von den Präferenzen der beiden Partner<br />

ab – und, wenn diese unterschiedlich sind, auch von ihrer<br />

jeweiligen Verhandlungsmacht, zum Beispiel von ihrem<br />

Einkommen. Empirische Untersuchungen zeigen: Je mehr<br />

eine Frau im Vergleich zu ihrem Mann verdient, desto eher<br />

kann sie ihren Kinderwunsch durchsetzen.<br />

Ziel des Kurses ist zu verstehen, wie die Wirtschaftswissenschaften<br />

zu ihren Erklärungen kommt, welche Annahmen<br />

sie trifft, wie man ihre Theorien überprüfen kann – und wo<br />

sie falsch liegt. Als Handwerkszeug dafür dienen die neoklassische<br />

Mikroökonomik und statistische Verfahren, wie<br />

Regressionsanalysen. Die Teilnehmenden werden sich in<br />

Konzepte wie Nutzenmaximierung, Lagrange-Optimierung<br />

und Spieltheorie einarbeiten und sie verwenden. Dort, wo<br />

rationale Erklärungen an ihre Grenzen stoßen, diskutieren<br />

sie Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomik und Soziologie<br />

oder erarbeiten sich diese Erkenntnisse selbst, indem<br />

sie Verhaltensexperimente durchführen.<br />

Am Ende des Kurses hat jeder hoffentlich ein Gefühl dafür<br />

bekommen, wie sozialwissenschaftliche Theorien entstehen<br />

und wie viel theoriegeleitete Erkenntnisse über die wirkliche<br />

Welt aussagen können. Damit wäre ein Stück Wissenschaftstheorie<br />

am eigenen Leib erfahrbar geworden.<br />

Für diesen Kurs ist kein über den Schulstoff hinausgehendes<br />

Vorwissen notwendig. Wichtige Voraussetzung ist<br />

Interesse an menschlichem Verhalten, Offenheit für unkonventionelle<br />

Theorien und ein bisschen Spaß an Mathematik.<br />

Marie-Theres von Schickfus (Jg. 1985) ist gerade völlig irrational dabei, ihrem Diplom<br />

in Volkswirtschaftslehre aus Tübingen und Warschau noch einen Magister in Geschichte<br />

hinzuzufügen. Dazu lebt sie in Berlin, wo sie ihre Freizeit mit Opernbesuchen und Ultimate<br />

Frisbee verbringt. Auf der Akademie will sie sich natürlich auch ins Musizieren stürzen und<br />

Ultimate spielen, aber vor allem Ideen mit interessierten und interessanten Menschen austauschen.


Kurs 1.4<br />

Tödliche Entscheidungen<br />

Medizinische und ethische Aspekte von Entscheidungen<br />

über Leben und Tod<br />

»Du sollst nicht töten.« – Das fünfte Gebot ist einfach formuliert,<br />

doch seine Umsetzung im medizinischen Alltag<br />

stellt uns vor erhebliche Probleme. Wann fängt menschliches<br />

Leben an? Was tun, wenn nicht genug medizinische<br />

Hilfe für alle Kranken da ist? Darf das Leben eines Einzelnen<br />

für das Wohl vieler geopfert werden? Was ist mit<br />

dem Selbstbestimmungsrecht von unheilbar Kranken und<br />

Selbstmördern? Was ist der Tod?<br />

Die Disziplin der Medizinethik bemüht sich um einen<br />

systematischen Zugang zu solchen Fragen. Dabei geht es –<br />

anders als in Talkshows und im Zeitungsfeuilleton – nicht<br />

um den Streit über Meinungen, sondern um die Analyse<br />

der zentralen Begriffe und die Überprüfung möglicher Argumente<br />

auf ihre Geltung.<br />

Der Kurs beinhaltet drei Schwerpunkte: allgemeine ethische<br />

Theorie, medizinisch-biologische Grundlagen und die<br />

Diskussion von Problemen der angewandten Ethik.<br />

Kursleitung<br />

Josefine Okoniewski (Jg. 1987) studierte in Leipzig Medizin und hat gerade ihr<br />

Praktisches Jahr u.a. in der Schweiz absolviert. Derzeitig promoviert sie über Globalischämie<br />

und bereitet sich auf ihre Abschlussprüfung vor. In ihrer Freizeit bastelt<br />

und werkelt sie gern, besucht Opernhausveranstaltungen (egal ob Oper, Musical,<br />

Ballett oder Konzert), greift zu einem Buch oder schaut einen guten Film.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

In der allgemeinen ethischen Theorie werden moralische<br />

Urteile untersucht: Wie funktioniert ein solches Urteil?<br />

Nach welchen Kriterien werden Handlungen als moralisch<br />

gut oder schlecht bewertet? Die Teilnehmenden lesen im<br />

Kurs klassische Autoren, wie Immanuel Kant und John<br />

Stuart Mill, und werden so an den Umgang mit anspruchsvollen<br />

philosophischen Texten herangeführt. Durch die Beschäftigung<br />

mit der ethischen Theorie wird das Fundament<br />

für die anschließende sachliche Diskussion der medizinethischen<br />

Fragen gelegt.<br />

Anhand medizinischer Fachliteratur werden im Kurs die<br />

für die Organspende relevanten Krankheitsbilder mit Ursachen,<br />

Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt,<br />

wie zum Beispiel Nierenversagen, Leberversagen und<br />

Leukämie. Ebenso setzen sich die Teilnehmenden mit dem<br />

Ablauf einer Organspende und den rechtlichen Regelungen<br />

auseinander. Ein weiteres Thema werden die verschiedenen<br />

Stammzelltypen und die Entwicklung von Embryonen<br />

sein, um so die Möglichkeiten, Risiken und Probleme von<br />

Stammzellforschung, Präimplantationsdiagnostik und<br />

Pränataldiagnostik zu verstehen. Ein zusätzlicher Komplex<br />

beschäftigt sich mit Themen zum Ende des Lebens, wie<br />

Sterbehilfe, Suizid und Patientenverfügung.<br />

Den dritten Schwerpunkt des Kurses bilden moderne Aufsätze<br />

aus der angewandten Ethik, welche sich der philosophischen<br />

Untersuchung konkreter moralischer Probleme<br />

widmen. Dazu zählt die gerechte Verteilung von Spenderorganen,<br />

die moralische Zulässigkeit von Sterbehilfe und<br />

die Frage, welchen Schutz und welche Rechte menschliche<br />

Embryonen genießen sollten.<br />

Ein wichtiges Ziel des Kurses ist es, dass die Teilnehmenden<br />

die gängigen Typen von Argumentationen in der<br />

medizinethischen Debatte kennen und einschätzen lernen,<br />

um sich darauf aufbauend eigene Standpunkte zu erarbeiten<br />

und diese begründen zu können.<br />

Martin Palauneck (Jg. 1982) studierte an den Universitäten Leipzig und Basel Philosophie,<br />

Mathematik und Theoretische Physik. Inzwischen promoviert er in Leipzig<br />

über die Rolle von Traditionen in der Moral. Er ist ein Fan von Aristoteles und Kant,<br />

außerdem liebt er alle Arten von Swing, Soul und Funk, spielt Posaune im Studentenorchester<br />

und geht gerne tanzen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.<br />

–– 21


22 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 1.5<br />

Zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen<br />

Die Geschichte der DDR<br />

Die Geschichte der DDR ist präsent und unsichtbar zugleich:<br />

Einerseits erregen Jahrestage und bestimmte Aspekte<br />

der DDR (z.B. Stasi, Mauer) regelmäßig mediale und<br />

politische Aufmerksamkeit, und die Quantität wissenschaftlicher<br />

Publikationen ist unüberschaubar. Andererseits<br />

jedoch herrscht in breiten Teilen der Bevölkerung wenig<br />

Kenntnis über die Geschichte der DDR. So stellte beispielsweise<br />

eine Berliner Studie von 2007 fest, dass bei 21,8<br />

Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler die DDR<br />

überhaupt nicht Teil des Lehrstoffes war und dass 46,6<br />

Prozent denken, die DDR werde zu wenig thematisiert.<br />

Aus zwei Gründen befindet sich der Umgang mit der DDR-<br />

Geschichte momentan zwischen Ostalgie, Verdrängung<br />

und Vergessen: Erstens steht bis heute der fortdauernde Einigungsprozess<br />

im Vordergrund. Zweitens finden Themen<br />

wie der Alltag oder die Vergnügungskultur in der DDR<br />

kaum den Weg in die Öffentlichkeit. Das Ziel des Kurses ist<br />

es, einen differenzierten Blick auf die Geschichte der DDR,<br />

Ansätze der Geschichtsschreibung, politische Diskussionen<br />

sowie die Erinnerungskultur zu entwickeln.<br />

Kursleitung<br />

Linda Braun (Jg. 1984) studierte in Bielefeld, Basel und Tübingen Geschichte<br />

und Linguistik. Seit 2009 ist sie Doktorandin an der Johns Hopkins<br />

University (Baltimore) und promoviert über die Rezeption und Aufführungspraktiken<br />

von Ragtime und Jazz in Deutschland. In ihrer Freizeit<br />

lässt sie sich von Gesprächen, Büchern, Debatten und Musik (Klassik, Jazz)<br />

faszinieren, spielt gerne Gesellschaftsspiele und lernt Sprachen. Momentan<br />

liest und diskutiert sie besonders gerne jiddische Literatur.<br />

Im ersten Teil des Kurses werden staatliche, wirtschaftliche<br />

und gesellschaftliche Strukturen der DDR im chronologischen<br />

Überblick betrachtet, um ein grundlegendes<br />

Verständnis für die folgenden Inhalte zu schaffen. Zentrale<br />

Themen sind beispielsweise Elemente der Herrschaftspraxis<br />

der SED, Theorie und Lebenswirklichkeit des »real<br />

existierenden Sozialismus« oder auch Konzepte wie »Antifaschismus«<br />

und »Friedensstaat«. Des Weiteren werden<br />

Forschungsansätze und Konzeptionen der DDR als »totalitärer«<br />

Staat, »Unrechtsstaat«, »Fürsorgediktatur«, »Doppelstaat«<br />

oder auch »partizipatorische Diktatur« untersucht<br />

und diskutiert.<br />

Zweitens stehen ausgewählte Themen der DDR-Geschichte<br />

im Mittelpunkt. Zum Beispiel wird der Alltag eine bedeutende<br />

Rolle spielen, insbesondere das Arrangieren mit dem<br />

oder gar das Profitieren von dem Herrschaftssystem im<br />

Gegensatz zur Verfolgung durch den staatlichen Repressionsapparat.<br />

Gerade in Bezug auf die Überwachung ist es<br />

interessant, wie sehr diese auch den Alltag betreffen konnte.<br />

So ist bis heute ungeklärt, warum die hier abgedruckte<br />

Photographie der Sitzecke für die Stasi eine solche Brisanz<br />

hatte, dass sie zerrissen wurde.<br />

Zentral für den dritten<br />

Teil des Kurses ist der<br />

»Kampf um die Erinnerung«<br />

in der DDR<br />

sowie nach 1989 in der<br />

BRD. Wie wurde in dem<br />

selbsternannten »Arbeiter-<br />

und Bauernstaat«<br />

eine Erinnerungskultur in<br />

Anknüpfung an die deut-<br />

http://simonmenner.com/Seiten/Stasi/Stasi%20<br />

-%20Destroyed%20Images.html<br />

(MfS-HA-VII-Fo-0807-0003)<br />

sche Geschichte geschaffen? Wie ist die Erinnerungskultur<br />

in der BRD beschaffen? Welche Aspekte werden betont,<br />

welche ausgeklammert? Welche Rolle nehmen Befürworter<br />

der DDR und Opfer der Repressionen ein?<br />

Für den Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich,<br />

jedoch die Bereitschaft, sich auf neue Inhalte<br />

und Sichtweisen einzulassen und Texte gründlich zu lesen<br />

und zu analysieren. Zur Vorbereitung des Kurses wird<br />

ein Reader zur Verfügung gestellt, der die Grundlage für<br />

den ersten Teil des Kurses schaffen wird. Danach werden<br />

Inhalte und diverse Quellen (z.B. Archivalien, Filme, Tondokumente)<br />

in Gruppen- und Projektarbeit sowie mit dem<br />

ganzen Kurs zusammen erarbeitet.<br />

Andreas Gnahm (Jg. 1982) studierte von 2003 bis 2008 Geschichte, Politikwissenschaft<br />

und Latein an der Universität Tübingen, absolvierte anschließend ein Referendariat und das<br />

Zweite Staatsexamen in Reutlingen und wohnt seit 2010 in Ulm, wo er momentan am Schubart-Gymnasium<br />

als Lehrer tätig ist. In seiner Freizeit beschäftigt er sich nicht nur mit dem<br />

Blick in die Vergangenheit, sondern auch mit dem Blick in die Weite, bevorzugt von den<br />

Bergen aus. In flacheren Regionen lässt er sich auch gerne von Literatur, Musik und Gesellschaftsspielen<br />

mit guten Freunden begeistern.


Kurs 1.6<br />

Die Weisheit der Pointe<br />

Amerikanische Sitcoms<br />

Wenn in einer Serie Lachkonserven die Zuschauer darauf<br />

aufmerksam machen, wo die Pointe war, dann handelt es<br />

sich um eine Sitcom. Diese kurze Spezialform der Serie ist<br />

seit den 1980er Jahren in vielfachen Variationen fester Bestandteil<br />

amerikanischer Serienkultur. Auch im deutschen<br />

Fernsehen sind viele Sitcoms synchronisiert zu TV-Hits geworden:<br />

Von Alf, Eine schrecklich nette Familie über Friends<br />

und Die Nanny bis zu How I Met Your Mother sind Sitcoms<br />

oft über Jahre ein Teil unseres kulturellen Alltags. Als<br />

Zuschauer verfolgen wir die Beziehungen, Konflikte und<br />

Entwicklungen der jeweiligen Figuren, wir lachen über die<br />

Pointen, über die Missgeschicke, über die Situationskomik<br />

– und vor allem über das, was wir wiedererkennen als unser<br />

Eigenes.<br />

Das Fernsehen und Serien insbesondere können als »kulturelles<br />

Forum« gelten, auf dem unterschiedliche Ansichten,<br />

Lebensstile und gesellschaftliche Normen vorgestellt und<br />

Kursleitung<br />

Barbara Hornberger (Jg. 1970) studierte Kulturwissenschaften mit den<br />

Fächern Musik und Literatur/Theater/Medien sowie den Schwerpunkten<br />

Gesang und Populäre Kultur. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der Universität Hildesheim darf sie sich beruflich mit den Dingen<br />

beschäftigen, die ihr am meisten Spaß machen: Musik, Theater, Film,<br />

Kabarett, Fernsehen, Literatur … und zwar praktisch und theoretisch.<br />

Nach einigen Jahren der Akademieleitung freut sie sich jetzt wieder auf<br />

einen spannenden Kurs und eine weitere <strong>SchülerAkademie</strong>.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

verhandelt werden. Serien bieten spielerisch Verhaltens-<br />

und Weltmodelle an, Sitcoms tun dies mit Mitteln der<br />

Komik. Dabei werden stellvertretend Konflikte durchgespielt<br />

und Lösungen ausprobiert. Diese Angebote müssen<br />

von den Zuschauern nicht übernommen werden, aber sie<br />

bieten einen Orientierungsrahmen und Möglichkeiten zur<br />

Auseinandersetzung. Darum sind Serien auch gesellschaftliche<br />

Integrationsorte: Mitten in der Unterhaltung werden<br />

Probleme, Tabus, gesellschaftliche Fragen platziert und die<br />

verschiedenen Perspektiven darauf durchgespielt. Gesellschaftliche<br />

und kulturelle Veränderungen finden so ihren<br />

Widerhall in fiktionalen Erzählungen.<br />

Im Kurs werden verschiedene Sitcoms – Klassiker ebenso<br />

wie aktuelle Erfolgsserien – auf ihre Weltentwürfe, Erzählweisen,<br />

Figuren-Konstellationen, Dramaturgie-Konzepte<br />

und Schauspielstile hin analysiert und verglichen. Theore-<br />

tischer Hintergrund der Analysen sind verschiedene kulturwissenschaftliche<br />

Konzepte und Methoden, u.a. aus den<br />

Cultural Studies und der Hermeneutik.<br />

Ziel ist es, den Teilnehmenden eine grundlegende Einführung<br />

in die Analyse von Sitcoms und Serien zu geben.<br />

Dabei erhalten sie zugleich eine allgemeine Einführung ins<br />

kulturwissenschaftliche und medienwissenschaftliche Arbeiten<br />

sowie in die Theorien zur Populären Kultur.<br />

In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkenntnisse<br />

in eine eigene Schreib- und Spielpraxis überführt und<br />

darin überprüft und ausprobiert: Die Teilnehmenden werden<br />

selbst zu Drehbuchautoren avancieren und innerhalb<br />

der analysierten Sitcomstoffe eigene Erzählvariationen entwickeln.<br />

Die Ergebnisse können dann in Auszügen gefilmt<br />

oder auf der Bühne ausprobiert werden.<br />

Eric Rentmeister (Jg. 1979) arbeitet als freischaffender Schauspieler, Sänger, Regisseur und Choreograph.<br />

Direkt nach dem Diplom 2004 an der Folkwang Hochschule Essen wurde er von Vincent<br />

Paterson (bekannt als Choreograf von Madonna, Michael Jackson) als Conférencier für das<br />

Musical »Cabaret« in Berlin engagiert. In den letzten Monaten spielte er in der «West Side Story»<br />

und in «La Cage aux Folles». Im Schauspiel war er u.a. in »Woyzeck« und »Die Heilige Johanna<br />

der Schlachthöfe« zu sehen, aktuell im mehrfach nominierten und ausgezeichneten »Adler an Falke«.<br />

2009 übernahm er die Choreographie bei »Evita« am Theater Dortmund. Seine jüngste Regiearbeit<br />

war »Hänsel und Gretel« (2008) am Westdeutschen Tourneetheater Remscheid.<br />

–– 23


24 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>)<br />

Akademie<br />

Braunschweig II<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Braunschweig<br />

Fortsetzung von Seite 16:<br />

In der Schule ist die gute Ausstattung des naturwissenschaftlichen Bereichs hervorzuheben.<br />

Sowohl in der Bibliothek als auch im PC-Zentrum bietet die Schule vernetzte Rechner-Pools mit<br />

Internet-Zugang.<br />

Vielfältig sind die Möglichkeiten zur sportlichen und musisch-künstlerischen Betätigung auf<br />

dem Jugenddorfgelände: Für Fußball kann ein Kleinspielfeld genutzt werden, ferner gibt es ein<br />

Volleyball- und ein Beachvolleyballfeld sowie einen Basketballkorb. Außerdem steht eine große,<br />

teilbare Sporthalle mit einem separaten Gymnastikraum zur Verfügung. Zwei Tischtennisplatten<br />

und zwei Tischkicker, die sich auf dem Außengelände des Jugenddorfes befinden, runden das<br />

Angebot ab.<br />

Zum Musizieren laden Klaviere, drei Flügel, ein Cembalo und verschiedene andere Instrumente<br />

ein. Ferner gibt es einen Bandkeller und ein Kammertheater mit ca. 100 Plätzen. Zum Kunstbereich<br />

gehören Zeichensaal und Werkraum.


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIG<br />

GEORG WESTERMANN-ALLEE 76<br />

38104 BRAUNSCHWEIG<br />

www.cjd-braunschweig.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

2.1 Simulierte Natur<br />

2.2 Kosmos und Chaos …<br />

2.3 Design Thinking<br />

2.4 Wissenschaftskommunikation<br />

2.5 Zitiert? Plagiiert? Bearbeitet?<br />

2.6 Texte auf Wanderschaft<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Mario Pfister (Jg. 1988) studiert derzeit an der Uni Regensburg Lehramt Musik<br />

und an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg<br />

(HfMK) Chorleitung bei Prof. Kunibert Schäfer, unter dessen Leitung<br />

er u.a. im Neuen Kammerchor der HfKM singt. Neben dem Studium gilt sein<br />

musikalisches Engagement v.a. dem Vokalensembles »assonanz« aus Bamberg<br />

als aktiver Sänger und musikalischer Leiter. Als Ausgleich neben der Musik hat<br />

seit vielen Jahren das Basketballspielen einen wichtigen Platz in der Freizeitgestaltung,<br />

auch mit Freunden verbringt er sehr gerne Zeit. Für ihn ist es die erste<br />

Teilnahme an der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>.<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

Akademieleitung<br />

Hartmut Rosa (Jg. 1965) wurde auf einen Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische<br />

Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem<br />

er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg,<br />

London, Berlin und Harvard Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie<br />

studierte. In seinem Buch »Beschleunigung« geht er der Frage nach, warum wir<br />

nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen. Ab und zu lehrt er auch<br />

an der New School for Social Research in New York – der schnellsten Stadt der<br />

Welt. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört<br />

alle Arten von Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht<br />

hinter Bällen unterschiedlicher Größe herrennt: Kickern, Tischtennis, Tennis, Volleyball, Fußball<br />

...<br />

Svenja Esins (Jg. 1989), 2008 selbst Teilnehmerin der <strong>DSA</strong> in Rostock, leitet<br />

seitdem fast jährlich Akademien zusammen mit Hartmut Rosa. Sie studiert Medizin<br />

in der Fahrradstadt Münster. Nebenbei spielt sie Wasserball und hat nun<br />

auch den Tauchsport für sich entdeckt. Musik (Querflöte) sowie das Reisen gehören<br />

zu ihren größten Leidenschaften. Das Schuljahr 2006/2007 hat sie in<br />

Texas verbracht und betreut nun ehemalige und zukünftige Austauschschüler.<br />

Sie freut sich jetzt schon auf die Teilnehmenden der Akademie Braunschweig,<br />

auf gemeinsames Musizieren und viele spannende Mitternachtsfußballspiele.<br />

–– 25


26 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 2.1<br />

Simulierte Natur<br />

Die Physik hat große Fortschritte gemacht hin zu einem<br />

sehr detaillierten Verständnis der grundlegenden Gesetzmäßigkeiten<br />

der Natur. Folgt daraus<br />

aber auch ein ebenso detailliertes<br />

Verständnis aller beobachtbaren Naturvorgänge?<br />

Nicht automatisch, da<br />

die Komplexität realer Vorgänge in<br />

den meisten Fällen dazu führt, dass<br />

eine geschlossene Lösung entweder<br />

gar nicht oder nur sehr schwierig zu<br />

finden ist. Daher lassen sich in nur<br />

wenigen idealisierten Fällen aus den<br />

Gesetzen der Physik direkte Vorhersagen<br />

ableiten.<br />

Um dennoch Aussagen über das<br />

Verhalten von Systemen machen zu<br />

können, kann man in Fällen, in denen<br />

experimentelle Studien am tatsächlichen Objekt nicht<br />

möglich oder zu aufwendig sind, auf Simulationen zurückgreifen.<br />

Mit der wachsenden Verfügbarkeit immer größerer<br />

Kursleitung<br />

Computerressourcen sind numerische Simulationen von<br />

der Wettervorhersage bis zum Entwurf eines Gebäudes allgegenwärtig<br />

geworden. Eine numerische<br />

Simulation kann einmal als<br />

Vorhersagewerkzeug hilfreich sein,<br />

z.B. wenn die physikalische Theorie<br />

gut etabliert ist, aber der Systemaufbau<br />

sehr komplex. Zum anderen ist<br />

es aber auch möglich zu überprüfen,<br />

inwieweit die Theorie, die hinter<br />

der Simulation steht, Vorhersagen<br />

produziert, die mit experimentellen<br />

Gegebenheiten im Einklang stehen.<br />

Ziel der Simulation ist es dabei,<br />

alle wesentlichen Eigenschaften des<br />

Systems abzubilden, und ihr Verhalten<br />

zu modellieren. Wie stellt man<br />

jedoch fest, ob alle wesentlichen Eigenschaften berücksichtigt<br />

sind? Welche Information bezieht man in den Entwurf<br />

der Simulation ein? Welche vereinfachenden Annahmen<br />

sind berechtigt? Kann man dem Ausgang der Simulation<br />

trauen? Wie genau entspricht der Simulationsausgang dem<br />

David Grellscheid (Jg. 1975) ist Elementarteilchenphysiker und lebt seit einigen Jahren<br />

in Durham in Nordengland, wo er an einem Softwarepaket zur Simulation von<br />

Teilchenkollisionen mitarbeitet, das von den Experimenten am Europäischen Kernforschungszentrum<br />

(CERN) verwendet wird. Er studierte Physik in Stuttgart und Cambridge,<br />

Großbritannien. Dort promovierte er zu einem Thema aus der Stringtheorie, bevorzugt<br />

jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Neben der<br />

Wissenschaftsgeschichte interessieren ihn technische und juristische Risiken der Computernutzung<br />

und Fragen zum gesellschaftlichen Stellenwert der Naturwissenschaften.<br />

Die Teilnehmenden sollten ein Interesse an der mathematischen<br />

Modellierung von Naturvorgängen und am <strong>Programm</strong>ieren<br />

mitbringen, besondere Vorkenntnisse oder <strong>Programm</strong>iererfahrung<br />

sind jedoch nicht notwendig. Sowohl die nötige Mathematik<br />

als auch die verwendete <strong>Programm</strong>iersprache Python wird<br />

im Vorfeld des Kurses eingeführt.<br />

tatsächlichen Experiment, das man eventuell nie direkt<br />

durchführen kann?<br />

Anhand von <strong>Programm</strong>ierprojekten zu Themen wie Schaukeln,<br />

Satellitenbahnen, Ameisenstraßen, Gravitationswellen<br />

und Elementarteilchen, wird der Kurs einen Überblick<br />

über die Modellierung physikalischer Vorgänge auf dem<br />

Computer geben und einige dieser Fragen beantworten.<br />

Dabei steht zunächst eine Einarbeitung in die jeweilige<br />

physikalische Theorie am Anfang. Im praktischen Teil werden<br />

zu Beginn einige kleinere Simulationsprojekte stehen,<br />

die vom Aufbau her nicht sehr komplex sind, an denen<br />

sich aber die Arbeitsschritte und Probleme gut verdeutlichen<br />

lassen. Hier lassen sich einige der grundlegenden<br />

Techniken wie z.B. Differenzialgleichungen, Integralberechnung,<br />

Zufallsbewegung oder Optimierung einzeln betrachten.<br />

Referate der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden<br />

jeweils den Einstieg in ein Thema.<br />

Im Verlauf des Kurses werden dann in Gruppen einige der<br />

Projekte umgesetzt.<br />

Carsten Schneemann (Jg. 1977) hat es während seines Studiums der Mathematik<br />

und Physik aus der schwäbischen Heimat, nach Zwischenstopps in Stuttgart<br />

und Göttingen, ins preussische Potsdam verschlagen, wo er sich am Albert-Einstein-Institut<br />

mit der Simulation von Gravitationswellen beschäftigte. Mittlerweile<br />

entwickelt er bei einer kanadischen Firma bildgebende Systeme für die Kardiologie,<br />

was ihm auch erlaubt, intensiv seiner Reisefreude nachzugehen. Darüber hinaus<br />

interessiert er sich für Wissenschaftsphilosophie und gesellschaftsrelevante<br />

Aspekte naturwissenschaftlicher Forschung.


(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

Kurs 2.2<br />

Kosmos und Chaos – Paradigmen<br />

des Studiums chaotischer Systeme<br />

Ein interdisziplinärer Streifzug zwischen Philosophie, Mathematik und Physik<br />

»VORHERSAGEN SIND SCHWIERIG,<br />

BESONDERS WENN SIE DIE ZUKUNFT BETREFFEN.«<br />

NIELS BOHR<br />

Mit der Entwicklung der modernen, quantitativen Naturwissenschaften<br />

durch Galilei, Kepler, Newton u.a. kündigt<br />

sich ein Umbruch nicht nur in diesen Wissenschaften<br />

selbst, sondern in den fundamentalen Kategorien des<br />

Nachdenkens über die Welt an. Die herausragenden Erfolge<br />

der neuen mechanischen Theorie, ihre großartige<br />

Kraft in der Synthese und Erklärung der scheinbar heterogensten<br />

Phänomene regten die Zeitgenossen an, sich den<br />

Fragen nach den großen Zusammenhängen des Weltgeschehens<br />

neu zu stellen und neue Deutungen zu entwerfen.<br />

Unter diesen der französische Mathematiker Laplace, der<br />

– um 1800 – annahm, dass die Kenntnis der Welt zu einem<br />

einzigen Augenblick ausreichen müsse, um ihre ganze Vergangenheit<br />

und Zukunft vollständig zu durchschauen – so-<br />

Kursleitung<br />

Fabian Bernstein (Jg. 1982) studierte Physik, Musik, Kultur- und Musikwissenschaft<br />

in Berlin und Paris. Daher zählte die Herstellung photonischer Raumgitter<br />

in Photopolymeren ebenso zu seinem Studiencurriculum wie quellenkritische<br />

Untersuchungen von Manuskripten Felix Mendelssohn Bartholdys. Im<br />

Jahr 2000 nahm er zusammen mit Peter Parczewski an einer <strong>SchülerAkademie</strong><br />

in Gaesdonck zur »Entfaltung von Paradoxien« teil. Seine Freizeit verbringt er<br />

vornehmlich am Klavier, lesend oder in Gesellschaft seiner Freunde.<br />

fern nur die Naturgesetze, die sie beherrschen, vollständig<br />

bekannt seien. Laplace war sich der praktischen Uneinholbarkeit<br />

der Voraussetzung natürlich bewusst, doch war<br />

sein Argument, vom Standpunkt des damaligen Wissens,<br />

nichtsdestotrotz korrekt.<br />

Als Mathematiker dachte Laplace an die Kombination von<br />

Differenzialgleichungen und Anfangsbedingungen, die in<br />

der Tat die Dynamik eines Systems vollständig festlegen.<br />

Anschaulich wird jeder Zustand als Ursache des folgenden<br />

gedacht, der aus ihm mittels der Naturgesetzlichkeit hervorgeht.<br />

Wenn dies so ist, dann genügt die Kenntnis eines<br />

einzigen Augenblicks, um daraus die Zustände zu allen<br />

anderen Zeitpunkten abzuleiten. Immanuel Kant hat diesen<br />

Gedanken, geschult an Newton, in der »Kritik der reinen<br />

Vernunft« so ausgesprochen: »Wenn wir also erfahren, daß<br />

etwas geschieht, so setzen wir dabei jederzeit voraus, daß<br />

irgend etwas vorausgehe, worauf es nach einer Regel folgt.«<br />

Erst im 20. Jh. konnte Henri Poincaré zeigen, dass mit dem<br />

Räsonnement Laplaces etwas grundsätzlich nicht stimmt.<br />

Aber was? Oder anders gefragt: Wo irrte Laplace?<br />

Diese Frage führt unmittelbar in die aufregende Welt der<br />

Chaosforschung, die den Kurs sowohl in ihren mathematischen<br />

und physikalischen als auch philosophischen<br />

Aspekten beschäftigen wird. In diesem Erkundungsgang<br />

werden anschauliche Phänomene, wie der sprichwörtlich<br />

gewordene Schmetterlingseffekt (und die Frage, was es<br />

damit eigentlich auf sich hat) oder Musterbildungsprozesse<br />

in der (Entwicklungs-)Biologie ebenso wenig fehlen, wie<br />

die Besichtigung der notwendigen mathematischen Begriffe<br />

und Modelle. Was ist ein Phasenraum, ein Attraktor, eine<br />

Bifurkation? Einen Schlüssel zum Verständnis dieser Konzepte<br />

bildet die logistische Abbildung, die daher mit der<br />

gebotenen Sorgfalt untersucht werden wird. Es wird sich<br />

zeigen, dass sich die zuweilen äußerst komplexe Dynamik<br />

chaotischer Systeme in einem einfachen mathematischen<br />

Formalismus kodieren lässt, dem der symbolischen Dynamik.<br />

Dieses mathematische Handwerkszeug wird es<br />

erlauben, die verborgenen Mechanismen des Chaos besser<br />

zu verstehen und ihm auf allerlei Wegen zu folgen, es im<br />

Computer zu simulieren und in unserer Umwelt um uns<br />

herum, ja in der Tat: auf Schritt und Tritt, zu entdecken.<br />

Peter Parczewski (Jg. 1981) studierte in Stuttgart und Heidelberg Mathematik. Die Promotion<br />

über ein Thema der stochastischen Integrationstheorie bezüglich der fraktionalen<br />

Brownschen Bewegung führte ihn dann über Braunschweig nach Saarbrücken. In seiner<br />

Freizeit rennt er schon mal einen Berg hinauf, beispielsweise auch in den Alpen bei der<br />

Europameisterschaft im Extremberglauf. Neben Leichtathletik und dem Sportteil der Süddeutschen<br />

Zeitung widmet er sich aber vor allem dem Schreiben, welches mittlerweile<br />

gerinnt, sodass er sich 2011 im Finale des »Literaturwettbewerbs open mike« wiederfand.<br />

–– 27


28 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 2.3<br />

Design Thinking<br />

Eine praktische Annäherung an einen Diskurs im Kontext von Internet und Gesellschaft<br />

»ICH BIN NIE GESCHEITERT, ICH HATTE<br />

NUR ZEHNTAUSENDE IDEEN, DIE NICHT<br />

FUNKTIONIERTEN.«<br />

BENJAMIN FRANKLIN<br />

Lange war der Design Prozess vom Engineering-Gedanken<br />

geprägt: Man ging davon aus, dass man das Problem kennt<br />

und dass die Aufgabe darin besteht, die richtige Lösung zu<br />

finden. Immer wieder musste man jedoch feststellen, dass<br />

sowohl das Problem als auch die dafür entwickelten Lösungen<br />

nicht den Bedürfnissen der Benutzer entsprachen.<br />

In jüngerer Zeit bahnte sich daher ein Wandel des Innovationsverständnisses<br />

an. Dabei werden Problemstellungen<br />

und Lösungen in einem zyklischen und iterativen Prozess<br />

entwickelt, wobei sukzessive Bedürfnisse aufgedeckt, Ideen<br />

generiert, Konzepte entwickelt und vorläufige Prototypen<br />

an den Bedürfnissen der Nutzer gemessen werden.<br />

Design Thinking wird also in erster Linie als ein Lernprozess<br />

verstanden. In einem Zusammenspiel eines<br />

Kursleitung<br />

Jeremias Schmitt (Jg. 1985) studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation<br />

an der Universität der Künste Berlin. Er schreibt momentan an seiner<br />

Masterarbeit am Institut für Theorie und Praxis der Kommunikation. Seit Oktober<br />

2011 ist er Student an der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-<br />

Institut in Potsdam. Derzeitig arbeitet er am Alexander von Humboldt Institut<br />

für Internet und Gesellschaft in Berlin.<br />

UNDERSTAND OBSERVE<br />

POINT<br />

OF<br />

VIEW<br />

IDEATE PROTOTYPE TEST<br />

Eigene Darstellung in Anlehung an Plattner et al. 2009, 114<br />

heterogenen Teams, bestehend aus Nutzern, Forschern<br />

und Entwicklern, soll so neues Wissen generiert werden.<br />

Dementsprechend gilt es, eine »gemeinsame« Sprache zu<br />

erlernen. Die Methode des Design Thinkings kann dieses<br />

ermöglichen. Der Prozess gestaltet sich in sechs Schritten,<br />

die in wiederholten Schleifen Rückkopplungen zulassen<br />

und sich so immer wieder gegenüber neuem Wissen öffnen<br />

(vgl. Abb.). Die Schritte werden in analytische Phasen, in<br />

denen Informationen gesammelt, geordnet und ausgewertet<br />

bzw. in synthetische Phasen klassifiziert, in denen<br />

Lösungen generiert, erprobt und verbessert werden vgl.<br />

Plattner et al. 2009, 61)<br />

Ziel des Kurses ist die Einführung in die Methodik des<br />

Design Thinkings, um ein ganzheitliches Verständnis des<br />

Prozesses zu erhalten. Der Fokus liegt auf der Integration<br />

von Forschung, Entwicklung und Anwenderperspektive.<br />

Dafür werden unterschiedliche Verfahren der qualitativen<br />

Sozialforschung vorgestellt. Kreativtechniken wie Brainstorming,<br />

assoziatives, abduktives oder visuelles Denken sowie<br />

Spieltheorien und Prototyping sollen ebenfalls vermittelt<br />

werden. Gleichzeitig sollen die einzelnen Techniken von<br />

den Teilnehmenden in einem kritischen Diskurs reflektiert<br />

werden, so dass ihre gezielte Anwendung erlernt und beurteilt<br />

werden kann.<br />

Zu einem der wichtigsten Grundprinzipien des Design<br />

Thinkings zählt Multidisziplinarität, die unterschiedliche<br />

fachliche Herkunft der einzelnen Mitglieder. Heterogenität<br />

ist der Ausgangspunkt für Diffusion und Differenzierung.<br />

Spezifische Vorkenntnisse sind jedoch nicht erforderlich.<br />

Der Kurs richtet sich daher an alle diejenigen, die sich<br />

gerne mit praktischen und gesellschaftlichen Problemstellungen<br />

befassen, Freude am Experimentieren haben und<br />

den Kollegen der Stanford University zustimmen, die an<br />

dieser Stelle sagen würden: »fail often and early«.<br />

Quelle: Plattner, Hasso; Meinel, Christoph; Weinberg, Ulrich<br />

(2009): Design Thinking: Innovation lernen – Ideenwelten<br />

öffnen. München: FinanzBuch Verlag GmbH.<br />

Paula Zscheischler (Jg. 1984) studierte nach dem Abitur und einem anschließenden<br />

12-monatigen Aufenthalt in Krakau Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an<br />

der Universität der Künste Berlin und Design an der Hochschule der Künste in Zürich.<br />

Ihre Diplomarbeit schrieb sie am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation<br />

und dem Institut für Technologiemanagement der Universität Stuttgart. In ihrer<br />

Freizeit liest sie, macht Musik, liebt Museen und geht gerne tauchen.


Kurs 2.4<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

Wissenschaftskommunikation<br />

Der lebendige Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft<br />

Wissenschaftliche Themen sind stark präsent in Öffentlichkeit<br />

und Medien. In den Schlagzeilen liest man von<br />

schwarzen Löchern, Supercomputern und überlichtschnellen<br />

Neutrinos – aber was bedeutet das für das tägliche<br />

Leben? Welche Fragen der Menschheit werden damit<br />

beantwortet, und wie kommt die Forschung zu diesen Ergebnissen?<br />

Vor allen Dingen: Wie kommen diese Themen<br />

in die Öffentlichkeit?<br />

Hinter den Schlagzeilen steckt die Arbeit von Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern in Universitäten, Laboren<br />

und Forschungsinstituten. Hier wird Grundlagenforschung<br />

betrieben, und die fachliche Kommunikation findet auf<br />

Expertenniveau statt. Damit andere etwas davon mitbekommen,<br />

hat sich eine zweite Kommunikationsebene<br />

entwickelt: Der Dialog mit den Menschen außerhalb der<br />

Forschung. Hier setzt Wissenschaftskommunikation an.<br />

Begründet im gesellschaftlichen Interesse und in der Ver-<br />

Kursleitung<br />

antwortung der Wissenschaft für öffentliche Fördermittel<br />

wird sie immer wichtiger. Wissenschaftskommunikation<br />

hat die Aufgabe, der Öffentlichkeit in verständlicher Form<br />

wissenschaftliche Arbeit und Ergebnisse zu erklären. Die<br />

Möglichkeiten reichen von populärwissenschaftlichen<br />

Fernsehbeiträgen und Zeitschriften bis zu Wissenschaftsnächten<br />

oder Ausstellungen. Neben Transparenz und<br />

Anschaulichkeit ist auch die Motivation von wissenschaft-<br />

lichem Nachwuchs ein<br />

Ziel der Wissenschaftskommunikation.<br />

Kathrin Goldammer (Jg. 1980) studierte in Berlin Elektrotechnik und promovierte<br />

am Elekronensynchrotron BESSY in Berlin in Beschleunigerphysik. Danach<br />

zog es sie in die Energiewirtschaft, wo sie zunächst bei einem Schweizer Energieversorger<br />

als Asset Optimizer zuständig war für die Bewirtschaftung der deutschen<br />

Kraftwerke. Seit 2010 leitet sie bei einer mittelständischen Unternehmensberatung<br />

in Berlin den Funktionsbereich Realoptionen und beschäftigt sich mit den Kraftwerken<br />

und Gasspeichern von Stadtwerke-Kunden und Industrieunternehmen.<br />

Ihre Freizeit wird bestimmt von einem großen Freundeskreis, täglichem Fahrradfahren<br />

und ihrer Freude an Konzerten, Kino, Theater und der japanischen Sprache. Sie freut sich auf<br />

ihre zweite <strong>DSA</strong> als Kursleiterin.<br />

Am Anfang des Kurses<br />

steht eine Bestandsaufnahme:<br />

Die Teilnehmenden<br />

analysieren die verschiedenen<br />

Formen der Wissenschaftskommunikation von der<br />

Pressemitteilung bis zum Science Slam. Welche Methoden<br />

werden verwendet, und wie wirken die Formate auf die Öffentlichkeit?<br />

Der Kurs untersucht, mit welchen Stilmitteln<br />

Forschungsinstitute, Universitäten und Kommunikationsa-<br />

genturen wissenschaftliche Ergebnisse aufbereiten und präsentieren.<br />

Dabei liegt der fachliche Schwerpunkt auf den<br />

Natur- und Technikwissenschaften, Stichwort MINT.<br />

Das Ziel ist die Entwicklung eines eigenen Formats zur<br />

Wissenschaftskommunikation. Dabei beschäftigen sich die<br />

Teilnehmenden gleichsam mit Inhalten, Methoden und<br />

Menschen aus der Wissenschaft. Inhalte sind Beispiele des<br />

physikalischen Grundlagenwissens, die der Kurs in selbst-<br />

gebauten Experimenten<br />

untersucht, genauso wie<br />

aktuelle Ergebnisse aus<br />

der Forschung. Wissenschaftliche<br />

Methodik bedeutet:<br />

Welche Methoden<br />

wendet die Wissenschaft<br />

an, um Erkenntnisse zu<br />

gewinnen, und wie helfen diese Methoden im Alltag? Zuletzt<br />

beschäftigt sich der Kurs mit den Menschen in der<br />

Wissenschaft: Was treibt sie an und was kann man von<br />

ihnen lernen? In Form einer Art »BRAVO Science« werden<br />

im Kurs die Ergebnisse umgesetzt.<br />

Der Kurs lebt vom Interesse an naturwissenschaftlichen Themen und<br />

ihrer Popularisierung; besondere Vorkenntnisse in diesen Bereichen sind<br />

allerdings nicht erforderlich. Das Kursziel wird durch einen interdisziplinären<br />

Ansatz und mit einem (für die Teilnehmenden individuell wählbaren)<br />

Mix aus journalistischer Recherche, wissenschaftlichem Experimentieren,<br />

didaktischer Kommunikation und kreativer Arbeit erreicht.<br />

Thorsten Kamps (Jg. 1970) studierte Physik an der Technischen Universität Dortmund<br />

mit den Schwerpunkten Elementarteilchen- und Beschleunigerphysik. Seine Doktorarbeit<br />

fertigte er am <strong>Deutsche</strong>n Elektronen-Synchrotron (DESY) und an der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin an. Danach arbeitete er an der Royal Holloway University<br />

in London für das internationale Forschungsprojekt International Linear Collider mit<br />

Aufenthalten am Forschungszentrum der Europäischen Organisation für die Kernforschung<br />

(CERN), in Genf, in den USA und in Japan. Wieder zurück in Berlin ist er als<br />

Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie beschäftigt.<br />

Sein Forschungsschwerpunkt ist die Erzeugung und Diagnose von hochbrillianten Elektronenstrahlen<br />

für Teilchenbeschleuniger. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Fahrrädern, Musik und Popkultur.<br />

–– 29


30 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 2.5<br />

Zitiert? Plagiiert? Bearbeitet?<br />

Urheberrechtliche und musiktheoretische Fragen musikalischer Bearbeitung<br />

»Original« und »Bearbeitung« – zwei<br />

Begriffe, die für sich betrachtet eindeutig<br />

zu sein scheinen, die quasi<br />

eine Trennlinie zwischen sich ziehen.<br />

Demnach müssten auch im künstlerischen<br />

Schaffensprozess klare Verhältnisse<br />

herrschen: das musikalische<br />

»Werk«, also die Neuschöpfung,<br />

einerseits und die »Bearbeitung«, d.h.<br />

die Umgestaltung, andererseits. Aber<br />

allein die Gattungsvielfalt (Transkrip- Gabriel Fauré<br />

tion, Reminiszenz, Variation, Paraphrase, um nur einige zu<br />

nennen) offenbart bereits, dass die Einflüsse anderer Werke<br />

beim Komponieren nicht nur unterbewusst, sondern auch<br />

bewusst wirksam sind. Damit drängt sich eine weitere<br />

Frage auf, und zwar keine musikalische, sondern eine<br />

rechtliche: die nach dem Schutz des geistigen Eigentums<br />

des Schöpfers eines Werks. Verfolgt man die Geschichte<br />

des (Musik-) Urheberrechts, so fällt auf, dass die Begriffe<br />

»Original« und »Bearbeitung«, »Schutz der Melodie« und<br />

»Zitat« erst im 18./19. Jahrhundert zunehmend eine Rol-<br />

Kursleitung<br />

Maren Wilhelm (Jg. 1977) studierte Schulmusik, Germanistik,<br />

Musiktheorie und Komposition in Hannover. Seit 2009 ist sie stellvertretende<br />

Professorin für Musiktheorie an der Musikhochschule<br />

Hannover. Wenn sie nicht in irgendeiner Form mit Musik beschäftigt<br />

ist, bekocht sie gerne Freunde oder ihren Mann. Dies ist ihre zweite<br />

Akademie.<br />

le spielen, nämlich einerseits mit dem Aufkommen des<br />

künstlerischen Anspruchs nach »Originalität« eines Werks<br />

(damit verbunden: auf Anerkennung der Urheberschaft)<br />

sowie andererseits der lauter werdenden, für den Künstler<br />

oft elementaren, Forderung nach einem wirksamen Schutz<br />

seiner wirtschaftlichen Urheberinteressen.<br />

Im Kurs werden beide Seiten, die juristische<br />

des Urheberrechts und die<br />

musiktheoretische, gleichermaßen anhand<br />

der konkreten Erscheinung, des<br />

musikalischen Werks beleuchtet. Inhaltlicher<br />

musikalischer Schwerpunkt<br />

ist das 19. Jahrhundert mit zwei Zeitgenossen:<br />

zum einen eine der schillerndsten<br />

Virtuosengestalten, nämlich Franz<br />

Liszt (insb. Klaviertranskriptionen),<br />

zum anderen Gabriel Fauré (Pelléas et<br />

Mélisande), Komponist und Direktor<br />

des Conservatoire de Paris.<br />

Für diesen interdisziplinär angelegten<br />

Jura- und Musik-Kurs sind weder<br />

juristische noch musikwissenschaft-<br />

liche Vorkenntnisse<br />

erforderlich, doch<br />

sollte die Bereitschaft<br />

und Fähigkeit zu<br />

analytischem und<br />

logischem Denken,<br />

Ausschnitt aus dem Originalmanuskript der<br />

Liszt-Transkription von Schuberts »Die Nebensonnen«<br />

(aus: »Die Winterreise«)<br />

Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes 1870 Nr.<br />

19 »Gesetz betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken,<br />

Abbildungen, musikalischen Kompositionen<br />

und dramatischen Werken« vom<br />

11. Juni 1870<br />

aber auch kreativem Arbeiten sowie<br />

die Freude an klassischer Musik<br />

ausgeprägt sein. Musikalische Grundkenntnisse<br />

(einschließlich Noten lesen<br />

können) werden vorausgesetzt.<br />

Jens Ph. Wilhelm (Jg. 1963) studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Wien, unterrichtete<br />

Strafrecht an den Universitäten Heidelberg und Mannheim und ist mittlerweile hauptamtlicher<br />

Dozent an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH), wo er vor allem Straf- und Strafverfahrensrecht<br />

sowie Staatsrecht lehrt. Für ihn ist es seine elfte Akademie und der zweite Kurs zum Thema<br />

»Musik und Recht«, was es ihm ermöglicht, seine musikalischen (Chorgesang, Klavier) und juristischen<br />

Interessen zusammenzuführen.


Kurs 2.6<br />

Texte auf Wanderschaft<br />

Identitäten in Bewegung<br />

IN MEINEM BUCH GIBT ES DA EINEN SATZ DAZU,<br />

DER DAS GUT UMREISST: »ICH BIN NICHT DAHEIM,<br />

ICH BIN ANGEKOMMEN.« DAHEIM IST SO EINE<br />

SACHE. DAHEIM WÜRDE ICH MICH IN RUSSLAND<br />

SCHON GAR NICHT FÜHLEN. ABER ES IST SCHON<br />

SO, DASS ICH MICH AUCH IN ÖSTERREICH NICHT<br />

100 PROZENT DAHEIM FÜHLE. [...] ICH DENKE<br />

NUR, DASS DIESE ENTWURZELUNG, MIR DIE<br />

MÖGLICHKEIT GENOMMEN HAT, MICH INNERLICH<br />

NOCH EINMAL FIX WO NIEDERZULASSEN. IN DER<br />

SPRACHE ALLERDINGS FÜHLE ICH MICH SOWOHL<br />

ANGEKOMMEN ALS AUCH »DAHEIM«.<br />

JULYA RABINOWICH,<br />

DERSTANDARD.AT, 19.11.2008<br />

In diesem Kurs wird es um literarische Texte und Biografien<br />

gehen, die durch Migration, Asyl oder Exil gekennzeichnet<br />

sind – Texte, die nicht in einer Kultur verwurzelt<br />

Kursleitung<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER <strong>2012</strong>) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

sind, sondern sich »auf Wanderschaft« befinden und von<br />

unterschiedlichen kulturellen Räumen geprägt werden.<br />

Diese Literaturen definieren sich durch Heimatlosigkeit,<br />

Heterogenität und Fragmentierung. Besonders Autorinnen<br />

und Autoren, die oft nicht (nur) Deutsch als ihre Erstsprache<br />

ausweisen und deren Schreiben von mehr als einem<br />

Kulturraum beeinflusst wird, entziehen sich national<br />

geprägten Zuschreibungen und Einordnungen. Im oben<br />

angeführten Zitat meint die Autorin Julya Rabinowich,<br />

sie fühle sich weder in Österreich noch in ihrem Geburtsland<br />

Russland »daheim«. In der (Zweit-) Sprache und im<br />

Schreiben habe sie jedoch ihre »Heimat« gefunden. Dem<br />

Begriff Heimat können hier unterschiedliche Bedeutungen<br />

zukommen.<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Kurses werden vor<br />

dem Hintergrund philosophisch-theoretischer Konzepte,<br />

v.a. postkolonialer Theorien (wie H. Bhabha, W. Welsch, G.<br />

Deleuze/F. Guattari, E. Glissant), literarische Texte kritisch<br />

diskutieren und analysieren. Neben dem deutschsprachigen<br />

Raum wird es auch um literarische Entwicklungen<br />

außerhalb Europas gehen. Die Theorie wird gemeinsam im<br />

Sabrina Nepozitek (Jg. 1984) wurde in einem kleinen Dorf in der Weststeiermark (Österreich)<br />

geboren und studierte an der Universität Klagenfurt Romanistik (Schwerpunkt<br />

Frankoromanistik) und Kulturwissenschaften. Während des Studiums absolvierte sie bereits<br />

zahlreiche Auslandsaufenthalte, u.a. in Frankreich, Spanien und Senegal. Seit 2009<br />

unterrichtet sie als Lektorin des österreichischen Austauschdienstes an der Université de<br />

Bretagne Occidentale in Brest (Westfrankreich) am Institut für Germanistik und promoviert<br />

im Fach Romanistik zur französischsprachigen Literatur des Maghreb. In ihrer Freizeit<br />

ist sie Mitglied einer französischen Theatergruppe.<br />

Kurs erarbeitet und zur Textanalyse herangezogen. Es werden<br />

Texte von Autoren und Autorinnen wie beispielsweise<br />

Feridun Zaimoglu, Julya Rabinowich, Tahar Ben Jelloun<br />

oder Leïla Marouane thematisiert.<br />

Geleitet wird die Lektüre und die Analyse von der Frage:<br />

Welche Motive und Merkmale sind in den Texten von<br />

Autorinnen und Autoren zu finden, die »zwischen« den<br />

Kulturen schreiben? Zudem werden Kategorisierungen<br />

und Begriffe kritisch reflektiert und das Verhältnis vom<br />

Schreiben in der Erst- und Zweitsprache untersucht. Ziel<br />

des Kurses ist es, den Teilnehmern und Teilnehmerinnen in<br />

einem ersten Schritt Theorien und Methodik literarischer<br />

Textanalyse zu vermitteln. Im Anschluss sind sie selbst<br />

gefordert, diese auf die Analyse transkultureller Literaturen<br />

anzuwenden.<br />

Die Kursarbeit besteht neben der Textlektüre und dem Input<br />

vor allem aus Diskussionen und Referaten. Zusätzlich<br />

ist aber auch die Möglichkeit zu eigenen kreativen Arbeiten<br />

(literarische Schreibversuche, künstlerische Darstellungen<br />

etc.) gegeben.<br />

Silke Schwaiger (Jg. 1983) wurde in einem kleinen Dorf in Südkärnten (Österreich)<br />

geboren und studierte an der Universität Klagenfurt Germanistik<br />

(Literatur- und Kulturwissenschaft). Während ihres Studiums absolvierte sie<br />

ein Auslandsstudium in Wrocław (Polen); lebte und arbeitete einige Monate in<br />

Brüssel und Berlin. Seit 2010 ist sie an der University of Southampton (Großbritannien).<br />

Dort unterrichtet sie als Teaching Assistant und promoviert in German<br />

Studies im Bereich transkulturelle Literaturen. Sie liebt es zu reisen – neue<br />

Städte und Landschaften; Menschen und Geschichten kennenzulernen.<br />

–– 31


32 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Akademie<br />

Grovesmühle<br />

Landschulheim Grovesmühle<br />

Das Landschulheim Grovesmühle liegt in ländlicher Umgebung und in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

der Harzstädte Ilsenburg und Wernigerode sowie des Brockens mit entsprechenden<br />

Möglichkeiten zu Exkursionen.<br />

Die zum Teil schon im 18. Jh. entstandenen und inzwischen vollkommen restaurierten Fachwerkgebäude<br />

stammen aus der Zeit, als die Grovesmühle eine Papiermühle war. 1914 gründete<br />

der Reformpädagoge Hermann Lietz hier ein Landwaisenheim, später beherbergte die<br />

Grovesmühle die Unterstufenschüler der Hermann-Lietz-Schulen. Nach zwischenzeitlicher<br />

Nutzung als staatliche Schule wurde die Grovesmühle 1995 als Internat und Schule in freier<br />

Trägerschaft neu eröffnet.<br />

Die Schul- und Internatsgebäude liegen auf einem naturnahen, mit Wasserläufen und Teichen<br />

versehenen zehn Hektar großen Gelände. Die Unterbringung erfolgt in Zwei- bis Vierbettzimmern.<br />

Neben dem regulären Essen wird auch vegetarische Kost gereicht.<br />

Das Landschulheim Grovesmühle bietet einen z.T. vernetzten PC-Raum mit Internetanschluss.<br />

Es stehen Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung zur Verfügung. Die modern eingerichteten<br />

Kurs- und Fachräume (z.B. Naturwissenschaften, Musiksaal mit Bühne) ermöglichen eine intensive<br />

Kursarbeit und eine ganze Reihe von kursübergreifenden Aktivitäten.


LANDSCHULHEIM GROVESMÜHLE<br />

GROVESMÜHLE 1<br />

38871 VECKENSTEDT<br />

www.grovesmuehle.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

3.1 Wahrscheinlichkeiten als Sprache<br />

3.2 Warum Toast immer auf die Butterseite fällt ...<br />

3.3 Die Pflanze im Klimasystem<br />

3.4 Embodiment/Verkörperlichung der Kommunikation<br />

3.5 Warum Krieg?<br />

3.6 Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Veit Meier (Jg. 1981) studierte an der Hochschule für Musik »Franz Liszt«,<br />

Weimar, Schulmusik mit den Schwerpunkten Violine, Jazzgesang und Chorleitung<br />

sowie ergänzend Violinpädagogik und Stimmbildung. Seitdem unterrichtete<br />

er an mehreren Gymnasien in Bayern das Fach Musik und leitete Schulchöre,<br />

Kammerchor, Schulbands und seit September am Clavius-Gymnasium Bamberg<br />

die beiden Big Bands. Neben jahrelanger Chorleitertätigkeit ist der Musikpädagoge<br />

aus Leidenschaft Konzertmeister in mehreren Orchestern und arbeitet nebenher<br />

als Musikkabarettist, Komponist, Arrangeur und Gesangslehrer. Seit einem<br />

halben Jahr tritt er regelmäßig mit einer a cappella-»Boy Band« auf. Neben der Begeisterung<br />

für alle Bereiche der Musik ist er passionierter Alpinsportler, Hobbykicker und bereist die Welt.<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

Akademieleitung<br />

Florian Frenzel (Jg. 1972) ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für<br />

Medien und Theater an der Universität Hildesheim, wo er zum Thema Theaterübungen<br />

promoviert. Hier studierte er einst selbst Kulturpädagogik, angewandte<br />

Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis. Zwischenzeitlich arbeitete er<br />

sechs Jahre lang als Theaterpädagoge am Nationaltheater Mannheim, organisierte<br />

Festivals und entwickelte Inszenierungen mit Schauspielern und Jugendlichen.<br />

Er soll angeblich recht gut kochen können, wandert gerne durch schöne<br />

Gegenden und Star Trek TNG ist immer noch seine Lieblingsserie (trotz LOST<br />

und Mad Man).<br />

Claudia Böhm (Jg. 1993) war 2011 Teilnehmerin des Politikkurses der <strong>DSA</strong> in<br />

Rostock. Dort begegnete sie u.a. Florian und Hannah. Sie macht gerade ihr Abitur<br />

in Hannover und möchte nach einem Jahr unterschiedlichster Aktivitäten<br />

und Projekte Medizin oder Biologie studieren. In ihrer Freizeit geht sie gerne<br />

bouldern, wandern oder paddeln, fotografiert oder wirft das Diabolo in die Luft.<br />

Sie freut sich riesig auf das begeisternde <strong>DSA</strong>-Feeling und hofft auf einen bunten<br />

Mix aus interessanten Themen, lustige Aktionen und kontroversen Diskussionen<br />

– eben genau das, was eine <strong>DSA</strong> auszeichnet!<br />

Hannah Kikwitzki (Jg. 1992) war 2009 Teilnehmerin des Musikkurses der<br />

<strong>DSA</strong> in Hilden. Nachdem sie 2010 ihr Abitur bestand, entschloss sie sich, vor<br />

der langen Zeit des Jurastudiums noch einmal durchzuatmen, und ging in die<br />

Ukraine, wo sie neun Monate als Freiwillige in Schulen, Kindergärten und Jugendgruppen<br />

arbeitete. Neben dem Reisen interessiert sie sich sehr für Musik,<br />

Bücher, gute Filme und Schokolade. Seit Beginn des Studiums genießt sie die<br />

kleine Studentenstadt Münster, ist aber auch immer wieder froh, in die schönste<br />

Stadt der Welt nach Hamburg zurückzukehren. Sie ist sehr glücklich, dieses<br />

Jahr zum zweiten Mal als Co-AL bei einer Akademie mitmachen zu können und freut sich schon<br />

auf interessante Gespräche und viel Kreativität!<br />

–– 33


34 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 3.1<br />

Wahrscheinlichkeiten als Sprache<br />

Probleme übersetzen und lösen<br />

In diesem Kurs erlernen die Teilnehmenden die mathematische<br />

Sprache der Wahrscheinlichkeitstheorie. Diese<br />

ist nicht nur elegant (wie fast alles in der Mathematik),<br />

sondern auch überaus praktisch. Erstens, weil sich die<br />

»Grammatik« aus wenigen Axiomen zusammensetzt und<br />

somit schnell zu erlernen ist. Und zweitens, da alle Zufallsprobleme<br />

(z.B. Regenwahrscheinlichkeit, optimale Mischverfahren<br />

etc.) in diese Sprache übersetzt werden können<br />

und anschließend verblüffend einfach zu lösen sind.<br />

Eine Reißzwecke landet mit Wahrscheinlichkeit 2/3 auf<br />

der Seite und mit Wahrscheinlichkeit 1/3 auf dem Kopf.<br />

Wie kann man solche »zufälligen Gesetzmäßigkeiten«<br />

mathematisch formulieren, zumal in der Mathematik doch<br />

nichts vom Zufall abhängen sollte? Ausgehend von Kolmogorovs<br />

axiomatischem Aufbau werden u.a. die Konzepte<br />

von Zufallsvariablen, deren Verteilungen und Momente,<br />

stochastische Unabhängigkeit, Konvergenzen von Zufallsvariablen,<br />

Entropie und der Satz von Bayes gemeinsam erarbeitet.<br />

Ausgestattet mit dem neuen Wortschatz kann man<br />

tiefgreifende Resultate beweisen, die für die Anwendungen<br />

Kursleitung<br />

Kai-Friederike Oelbermann (Jg. 1982) ist in Bremen geboren. Sie studierte<br />

in Leipzig und Bologna Mathematik, Psychologie (und natürlich<br />

Italienisch, Wasserball etc.) und arbeitet seit 2009 an der Universität<br />

Augsburg. Dort lehrt sie Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik und<br />

schreibt ihre Doktorarbeit zur mathematischen Analyse von Wahlsystemen.<br />

Auf der Akademie will sie junge Leute für die Mathematik begeistern,<br />

aber natürlich auch Fußball, Ultimate Frisbee und Tischtennis<br />

spielen.<br />

von erheblicher Bedeutung sind. Die mathematische Beweisführung<br />

ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig,<br />

macht aber schnell Spaß und schult eine klare Argumentationsweise.<br />

Anhand mehrerer Beispiele wird deutlich, wie lohnend<br />

die Kenntnisse in der Sprache der<br />

Wahrscheinlichkeiten sind:<br />

– In der Datenanalyse beantworten<br />

die Teilnehmenden u.a. die Frage,<br />

ob es stimmt, dass der Gefoulte<br />

beim Fußball besser nicht den Elfmeter<br />

schießen sollte.<br />

– Mit Hilfe von Statistiken kann<br />

man prüfen, ob Wahlergebnisse<br />

gefälscht worden sind.<br />

– Einige Aussagen glaubt und versteht<br />

man erst, wenn man sie in<br />

der Welt der Wahrscheinlichkeiten<br />

formuliert hat. Z.B. ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass zwei Teilnehmer der Akademie am<br />

gleichen Tag Geburtstag haben, höher als 99.9999 %.<br />

– Mit Hilfe der totalen Variationsnorm kann man die Frage<br />

übersetzen, wie oft ein Kartenstapel gemischt werden<br />

muss, damit er »richtig durcheinander« ist. Es gibt Kartentricks,<br />

die darauf basieren, dass dies nach 3 oder 4<br />

maligem Mischen noch nicht der Fall ist.<br />

– Fragen der Kausalität werden formalisiert (Warum haben<br />

Landstriche mit vielen Störchen eine hohe Geburtenrate?)<br />

und Möglichkeiten diskutiert, diese zu beantworten.<br />

– Die statistische Lerntheorie beschreibt, worauf man achten<br />

muss, wenn einer Maschine das Unterscheiden zwischen<br />

Äpfeln und Birnen beigebracht werden<br />

soll.<br />

Der Kurs zeigt, wie viel in der Welt der Wahrscheinlichkeiten<br />

möglich ist. Zum Schluss wird<br />

über ihre Grenzen diskutiert.<br />

Ein paar der kennengelernten Rätsel und<br />

Tricks werden die Teilnehmenden auf dem<br />

Computer implementieren. Dies geschieht in<br />

der <strong>Programm</strong>iersprache R, die viele Wahrscheinlichkeitstheoretiker<br />

und Statistiker in ihrem<br />

Alltag benutzen. Mit Hilfe des <strong>Programm</strong>s<br />

Mondrian können komplizierte Datensätze<br />

visualisiert und analysiert werden. Vorkenntnisse im <strong>Programm</strong>ieren<br />

sind nicht erforderlich. Spaß an Knobeleien<br />

sowie Freude am logischen Denken sind hingegen gute<br />

Voraussetzungen.<br />

Jonas Peters (Jg. 1984) freut sich auf das gemeinsame Arbeiten und Spaß Haben auf der Akademie.<br />

Er möchte dort einigen seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Fußball, Ultimate Frisbee,<br />

Doppelkopf und Kammer- oder Orchestermusik (mit seinem Cello) spielen. Außerhalb der<br />

Akademie begeistert er sich für die Nordsee, Bücher, Wandern und Radfahren und beschäftigt<br />

sich mit der Frage einer alternativen Stromversorgung. Nach dem Mathematikstudium in Heidelberg<br />

und Cambridge promoviert Jonas über Kausalität und deren Inferenz am Max-Planck-Institut<br />

für Intelligente Systeme in Tübingen und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)<br />

Zürich.


Kurs 3.2<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

Warum Toast immer auf die Butterseite fällt …<br />

Klassische Mechanik<br />

Seit jeher versuchen die Menschen zu verstehen, wie die<br />

Welt um sie herum funktioniert. Anfangs rein empirisch<br />

stellte spätestens Newton die Suche auf mathematische<br />

Grundlagen. Seine Gleichungen erlaubten zu berechnen,<br />

wie sich Kräfte auf die Bewegung eines Körpers auswirken.<br />

Seither haben sich mathematische Theorien als außerordentlich<br />

erfolgreich erwiesen, physikalische Phänomene in<br />

der Natur zu beschreiben. In einer eleganten Formulierung<br />

der newtonschen Theorie zeigen sich die Prinzipien, die<br />

allen modernen physikalischen Theorien zu Grunde liegen.<br />

Der Kurs gibt eine Einführung in diese Theorie der klassischen<br />

Mechanik.<br />

Nach einer Einweisung in das mathematische Handwerkszeug<br />

erarbeiten sich die Teilnehmenden das Prinzip der<br />

Variationsrechnung. Dazu dienen einfache Beispiele von<br />

der kürzesten Verbindung zweier Punkte bis zu der Frage,<br />

wie ein Flugzeug am schnellsten über eine Rettungsrutsche<br />

verlassen werden kann. Dies bildet das Fundament<br />

Kursleitung<br />

Tobias Hofbaur (Jg. 1984) studierte Physik in Augsburg, Maynooth (Irland) und<br />

München. 2008 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit in theoretischer<br />

Kosmologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab. Zur Zeit promoviert<br />

er dort über die Möglichkeit eines ewigen Universums und alternative<br />

Gravitationstheorien im frühen Universum. In seiner Freizeit ist er als Trainer und<br />

Kämpfer im Fechtsport aktiv. Außerdem tanzt er leidenschaftlich gerne Standard<br />

und Latein. Seit seiner ersten <strong>SchülerAkademie</strong> ist er außerdem dem Tango Argentino<br />

verfallen.<br />

für die Einführung des<br />

Lagrange-Formalismus,<br />

der alle mechanischen<br />

Problemstellungen<br />

auf ein gemeinsames<br />

Grundkonzept zurückführt.<br />

Dadurch lassen<br />

sich mit einem einfachen<br />

Schema für jedes<br />

System die Differenzialgleichungen, die die Bewegung der<br />

Teilchen beschreiben, herleiten. Dies wird im Kurs durch<br />

Arbeit in Kleingruppen auf einige klassische Probleme angewendet.<br />

Besonders zeigt sich die Vereinfachung<br />

durch den Lagrange-Formalismus bei<br />

Systemen aus mehreren Teilchen, die<br />

durch Federn verbunden sind. Dies sind<br />

Modellsysteme für eine Vielzahl an Molekülen<br />

und Festkörpern. Im Kurs sollen die berechneten<br />

Lösungen der schwingenden Teilchen in kleinen Experimenten<br />

überprüft werden. Doch nicht nur die Bewegungen<br />

idealisierter Punktteilchen können beschrieben<br />

werden sondern auch ausgedehnte, starre Körper<br />

wie z.B. Toastscheiben und Kreisel.<br />

Ebenf Ebenfalls sehr elegant ergeben sich aus diesem Mechanis-<br />

mus KKonstanten<br />

der Bewegung. Hierbei offenbart sich ein<br />

funda fundamentaler Zusammenhang zwischen diesen Erhal-<br />

tungsg<br />

tungsgrößen und Symmetrien des Systems. So stellt die<br />

Impulserhaltung eine direkte Folge der Unabhängigkeit<br />

von der Position im Raum dar. Die geschickte Ausnutzung<br />

der Symmetrien eines Problems erlaubt es oft, die mathematische<br />

Formulierung erheblich zu vereinfachen. Dies<br />

wird im Kurs zum Beispiel bei<br />

der Behandlung der Bewegung<br />

Grundkenntnisse der Differenzial- und In- der Planeten im Sonnensystem<br />

tegralrechnung (insbesondere Ableiten) sind<br />

ausgenutzt. In Streuversuchen<br />

unabdingbar. Bereitschaft zum Durcharbeiten<br />

aus der Teilchenphysik zeigt<br />

eines Vorbereitungsskripts wird erwartet.<br />

sich, dass nicht nur die Gravitation<br />

auf diese Weise als Zentralkraft<br />

modelliert werden kann, sondern auch viele andere<br />

Probleme mit den gleichen Methoden behandelt werden<br />

können.<br />

Philipp H. v. Loewenfeld (Jg. 1978) studierte an der Technischen Universität München<br />

(TUM) Allgemeine Physik. Nach einer Diplomarbeit am Albert-Einstein-Institut<br />

in Potsdam im Bereich der Allgemeinen Relativitätstheorie beschäftigte er sich im Rahmen<br />

seiner Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) mit<br />

Stringtheorie-inspirierter Kosmologie. Seit April 2009 ist er als Referent des Studiendekans<br />

wieder an der TUM und bemüht sich dort, die Studienbedingungen für Physikstudierende<br />

zu verbessern. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad oder betätigt sich als<br />

Zuckerbäcker.<br />

–– 35


36 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 3.3<br />

Die Pflanze im Klimasystem<br />

Ein klimatologischer Streifzug vom Experiment zum Modell<br />

Pflanzen spielen mit ihrer Photosynthese eine zentrale Rolle<br />

im Kohlenstoffkreislauf. Das dabei umgesetzte CO 2 leistet<br />

einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Treibhauseffekt<br />

und steht so im Fokus der aktuellen Klimaforschung und<br />

der gesellschaftlichen Debatte um den Klimawandel. Die<br />

Klimaforschung nähert sich dieser Frage von zwei Seiten.<br />

Zum einen werden mit Experimenten die verschiedenen<br />

Prozesse in der Pflanze und im Ökosystem untersucht.<br />

Auf der anderen Seite werden anhand dieser Erkenntnisse<br />

Computermodelle entwickelt, die Aussagen über globale<br />

Prozesse und zukünftige Entwicklungen ermöglichen sollen.<br />

Für den Großteil der Klimaforscher sind diese Modelle<br />

ein wichtiges Werkzeug zur Untersuchung verschiedener<br />

Fragestellungen. Für viele Kritiker sind sie allerdings moderne<br />

Orakel.<br />

Der Kurs folgt diesem breiten Querschnitt durch die Klimaforschung.<br />

Zuerst werden mithilfe moderner Messgeräte<br />

im Feld die Phostosynthese und ihre klimatologischen<br />

Kursleitung<br />

Einflussfaktoren wie Licht und Luftfeuchte untersucht und<br />

an verschiedenen Pflanzen gemessen. Die gewonnenen<br />

Daten werden anschließend naturwissenschaftlich ausgewertet,<br />

um Schlüsse auf die verschiedenen Prozesse ziehen<br />

zu können. Dazu werden die notwendigen statistischen<br />

Methoden und der Umgang mit der Open-Source Software<br />

R vermittelt.<br />

In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Daten<br />

genutzt, um mit R ein einfaches aktuelles Computermodell<br />

zu testen und anzuwenden. Am Beispiel dieses Modells<br />

wird die Wirkungsweise und Struktur vieler aktueller Klimamodelle<br />

verdeutlicht. Zusätzlich bekommen die Teilnehmenden<br />

ein Gespür für die Möglichkeiten derartiger Modelle,<br />

aber auch für ihre Unsicherheiten und Fehlerquellen.<br />

Mit Hilfe des Modells und zusätzlichen Informationen über<br />

Ökosysteme kann schließlich die Pflanze als zentraler Aspekt<br />

im Klimasystem eingeordnet werden. Weiterhin wird<br />

Jannis von Buttlar (Jg. 1981) studierte in Karlsruhe und Bayreuth Geoökologie. Während<br />

des Studiums arbeitete er einige Monate im Kaukasus in der Umweltbildung und entwickelte<br />

am Stockholm Environment Institute at York (SEI) Photosynthesemodelle. Seit seiner<br />

Diplomarbeit arbeitet und promoviert er am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena<br />

an der spannenden Schnittstelle zwischen Klimadaten und den entsprechenden Modellen.<br />

Dazwischen versucht er möglichst viel Zeit auf und in abgelegenen Bergen und Wäldern zu<br />

verbringen, spielt Didgeridoo oder entspannt sich beim Slacklinen. Sein ökologisches Wissen<br />

gibt er in der Erlebnispädagogik bei von ihm geleiteten Wildnistouren und in Zukunft<br />

bei der <strong>DSA</strong> weiter.<br />

untersucht, wie sich Ökosysteme durch die sich als Folge<br />

des Klimawandels ändernden äußeren Faktoren verändern.<br />

Darauf aufbauend werden auch Wechselwirkungen von der<br />

Biosphäre zurück zum Klimasystem (Feedbacks) diskutiert,<br />

ein Aspekt, der die Klimaforschung so herausfordernd und<br />

spannend macht.<br />

Der Kurs richtet sich an Jugendliche mit naturwissenschaftlichem<br />

Schwerpunkt und dem Interesse, ihre Kenntnisse<br />

in einem aktuellen Thema mit großer gesellschaftlicher<br />

Relevanz anzuwenden. Auf der anderen Seite richtet er sich<br />

aber auch an Teilnehmende mit starken Mathematik- und/<br />

oder Informatikinteressen, die diese gerne im ökologischen<br />

Kontext anwenden möchten. Der Kurs setzt keine über das<br />

Schulwissen hinausgehenden biologischen Kenntnisse bzw.<br />

spezielle <strong>Programm</strong>ierkenntnisse voraus. Voraussetzung<br />

sind lediglich ökologische Experimentierfreude und ein<br />

gewisses Interesse bzw. Spaß an der Arbeit mit dem Computer.<br />

Jakob Zscheischler (Jg. 1985) studierte Mathematik in Dresden, Berlin und<br />

Tübingen. Um seine Freude an der Mathematik und sein schon länger vorhandenes<br />

Interesse an der Klimaforschung zu verbinden, promoviert er seit 2010<br />

an den Max-Planck-Instituten für Intelligente Systeme und Biogeochemie in<br />

Tübingen und Jena. Nachdem ihm letztes Jahr seine erste Akademie als Kursleiter<br />

viel Freude bereitet hat, beschloss er, der <strong>DSA</strong> mit einem weiteren Kurs<br />

treu zu bleiben. Wenn er neben der Promotion nicht gerade im selbst gegründeten<br />

Bolongaro-Sextett singt, macht er Kammermusik, spielt Fußball oder<br />

wandert, liest oder diskutiert.


Kurs 3.4<br />

Embodiment/Verkörperlichung<br />

der Kommunikation<br />

Wie Imitation uns hilft, einander zu verstehen<br />

Woher wissen wir, wie sich ein anderer<br />

Mensch fühlt, was seine Ziele, Gedanken<br />

und Wünsche sind? Zum einen teilen wir<br />

unsere Gedanken und Emotionen durch<br />

Sprache mit. Zum anderen interpretieren<br />

wir Mimik und Körpersprache unserer Mitmenschen<br />

und teilen ihre Gefühle. Beides,<br />

Sprache und Empathie, fußt auf komplexen<br />

mentalen Leistungen, die jeder im Alltag<br />

als selbstverständlich erachtet.<br />

Jeder? Fast jeder! Kleinkinder müssen Sprache<br />

und komplexere Formen des Mitfühlens erst erlernen.<br />

Menschen im Autismusspektrum haben zum Teil große<br />

Schwierigkeiten, sich vorzustellen, was ein anderer Mensch<br />

denkt und wie er sich fühlt. Wie können Kleinkinder in so<br />

kurzer Zeit ein so komplexes Verständnis der Welt aufbauen,<br />

und wodurch kann die Empathiefähigkeit von Menschen<br />

im Autismusspektrum verstärkt werden? Im Kurs<br />

Kursleitung<br />

Bereits Saeuglinge koennen einfache Gesichtsausdrücke<br />

imitieren. Aus: A. N. Meltzoff & M. K. Moore,<br />

Science, 1977, 198, 75-78.<br />

Svenja Köhne (Jg. 1983) studierte an der Universität Hamburg und der Humboldt-<br />

Universität zu Berlin Psychologie mit Schwerpunkt auf Kognitions- und Neurowissenschaften.<br />

In ihrer Promotion am Exzellenz Cluster Languages of Emotion in<br />

Berlin untersucht sie, ob Tanz und Bewegung die Empathiefähigkeit bei Autismus<br />

steigern kann. Svenja tanzt selber gerne (Modern, Ballett, Tango), liebt Sport (Surfen,<br />

Segeln, Triathlon, Yoga) und Musik (Electro, Folk).<br />

wird die »Embodiment«-Perspektive<br />

der kognitiven Wissenschaften, die<br />

davon ausgeht, dass Bewegung (Sensomotorik)<br />

zentral für solch komplexe<br />

sozialkognitiven Prozesse ist,<br />

als eine potenzielle Antwort auf diese<br />

Fragen vorgestellt. Konkret wird die<br />

Frage beleuchtet, inwiefern die Verknüpfung<br />

von Wahrnehmung der<br />

Bewegung anderer und der Produktion<br />

eigener Bewegungen, eine Grundlage<br />

für Sprache und Empathie ist.<br />

Ein wichtiger Lernmechanismus im Spracherwerb von<br />

Kleinkindern beginnt bei der Imitation von Lauten, welche<br />

die erwachsenen »expert Speakers« im Umfeld hervorbringen.<br />

Dabei scheint nicht nur die Wahrnehmung der<br />

Laute und Bewegungen anderer Menschen, sondern auch<br />

die Evaluation der eigenen Vokalisationen und Muskelbewegungen<br />

wichtig für den erfolgreichen Spracherwerb zu<br />

sein. Es ist auch nicht gleichgültig, mit wem Kleinkinder<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

interagieren: Sie können die Laute einer Sprache besser erlernen,<br />

wenn ihr Gegenüber eine echte Person ist, als wenn<br />

sie zum Beispiel Videoaufnahmen derselben Person sehen.<br />

Auch beim Erkennen und Teilen von Gefühlen anderer<br />

Menschen spielt die Wahrnehmung und Produktion von<br />

Bewegungen eine wichtige Rolle. Wenn uns das Lachen<br />

eines Freundes ansteckt oder wir das Gesicht verziehen,<br />

wenn wir sehen, wie er sich in den Finger schneidet, dann<br />

spüren wir seinen physischen Zustand mit unserem eigenen<br />

Körper nach. Menschen im Autismusspektrum haben<br />

häufig Schwierigkeiten damit, Bewegungen eines anderen<br />

Menschen zu imitieren. Es wird vermutet, dass hier ein<br />

Zusammenhang besteht zu den Einschränkungen in der<br />

Empathiefähigkeit und dass dies auf Veränderungen im so<br />

genannten »Spiegelneuronensystem« des Gehirns zurückzuführen<br />

ist.<br />

Parallel zur inhaltlichen Erarbeitung dieses Themas wird<br />

der Kurs eine Einführung in die Methoden der Experimentalpsychologie<br />

legen: Was ist eine sinnvolle Fragestellung,<br />

und durch welche Art von Experiment kann sie am besten<br />

beantwortet werden? Anhand der im Kurs behandelten<br />

Beispiele wird erarbeitet, wie ein psychologisches, neurowissenschaftliches<br />

bzw. psycholinguistisches Experiment<br />

aufgebaut sein muss, um die Rolle von sensomotorischen<br />

Prozessen für Spracherwerb und Empathiefunktionen zu<br />

untersuchen. Dabei wird auch erlernt, wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen von experimenteller Forschung kritisch<br />

zu lesen und selbst ein Experiment zu konzipieren.<br />

Sho Tsuji (Jg. 1984) studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität<br />

Tokio Psychologie und Psycholinguistik. In ihrer Promotion am Max-Planck-Institut<br />

für Psycholinguistik in Nijmegen vergleicht sie die Sprachentwicklung niederländischer<br />

und japanischer Kleinkinder mit behavioralen und bildgebenden Methoden. Sie hat<br />

Svenja bei der <strong>DSA</strong> im Jahr 2002 in der Grovesmühle kennengelernt und freut sich deshalb<br />

ganz besonders darauf, noch einmal gemeinsam eine <strong>SchülerAkademie</strong> zu erleben<br />

und viele interessante Menschen kennenzulernen<br />

–– 37


38 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 3.5<br />

Warum Krieg ?<br />

Fragen und Antworten aus Ökonomie, Philosophie und den Sozialwissenschaften<br />

Warum gibt es Krieg? Diese Frage haben sich alle uns bekannten<br />

Hochkulturen gestellt. Seit es Kriege gibt, werden<br />

sie aufgezeichnet, dargestellt, bewertet und hinterfragt.<br />

Doch was ist Krieg eigentlich? Und ist er gut oder schlecht?<br />

Ist er »der Vater aller Dinge«, wie es der griechische Philosoph<br />

Heraklit vor 2500 Jahren formulierte? Befeuert er<br />

gar den Fortschritt, den Handel und die Entdeckung neuer<br />

Gebiete und Technologien, wie es Immanuel Kant in seiner<br />

bedeutenden Schrift »Zum Ewigen Frieden« dem Krieg<br />

zugutehielt? Medial ist das Thema heute zwar omnipräsent,<br />

doch Kriegsbilder haben ihren Schrecken angesichts<br />

nahezu täglicher Berieselung verloren. Gilt es daher, den<br />

Krieg immer wieder neu zu verurteilen, seine Gründe und<br />

Wirkungen unermüdlich gesellschaftlich zu reflektieren<br />

und den ewigen Frieden nicht als Ziel sondern als demokratische<br />

Aufgabe zu begreifen? Oder gehören Demokratie<br />

und Krieg mehr zusammen, als allgemein angenommen?<br />

Kursleitung<br />

Anja Breljak (Jg. 1988) lebte einen kleinen, sehr jungen Teil ihres Lebens auf<br />

dem kriegsgeschüttelten Balkan, einen großen Teil im großen Berlin. Dort und<br />

in Sarajevo studierte sie Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Soziologie. Die<br />

Fragen nach dem Krieg haben sie jedoch nicht losgelassen, und so beschäftigte<br />

sie sich in ihrem Studium vor allem mit Kriegsökonomien, den völkerrechtlichen<br />

Fragen dahinter und den theoretischen Kriegskonzepten dazwischen<br />

(insbesondere Kant und Hegel). Sie wird neben dem Studium zur Journalistin<br />

ausgebildet, schreibt in ihrer Freizeit gerne Lyrisch-Prosaisches und liebt das<br />

Theater(-spielen).<br />

Dass der Friede auch im modernen Europa bislang nicht<br />

ewig ist, haben vor nicht langer Zeit mehrere Konflikte gezeigt:<br />

Der Zerfall Jugoslawiens und die nachfolgenden Balkankriege,<br />

Sezessionskonflikte in Spanien, der dauerhafte<br />

Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei, die Kriege<br />

im Kaukasus.<br />

Voraussetzung für diesen Kurs ist die Bereitschaft sich<br />

auf verschiedene Methoden und kontroverse Diskussionen<br />

einzulassen. Von den Teilnehmenden wird erwartet,<br />

vorab einen hohen Anteil an philosophischer Lektüre<br />

zu erarbeiten und einführende Referate vorzubereiten.<br />

Die fortschreitende Technologisierung<br />

hat die<br />

Folgen des Krieges nicht<br />

humaner gemacht, und<br />

große Pazifismusdebatten<br />

scheinen die Gesellschaft<br />

dem ewigen Frieden nicht nähergebracht zu haben. Ist der<br />

Krieg also in der Natur des Menschen angelegt, oder sind<br />

es doch vornehmlich ökonomische Zwänge, die zum Krieg<br />

führen?<br />

Diesen Fragen wird der Kurs durch interdisziplinäres<br />

Arbeiten nachgehen. Dabei wird die ideengeschichtliche<br />

Herangehensweise eine philosophische Grundlage für ein<br />

tiefergehendes Verständnis des Krieges legen. Die Theorien<br />

verschiedener Denker, die von ihnen analysierten Ursachen<br />

und die moralische Einordnung werden anhand ihrer<br />

Texte nachvollzogen und diskutiert. Eine zweite Grundlage<br />

der Arbeit bildet die Suche nach den konkreten Ursachen<br />

aktueller Kriege. Die Teilnehmenden<br />

werden sich dazu ins Völkerrecht einarbeiten,<br />

politische Karten und Länderstudien<br />

erstellen, spieltheoretische<br />

Modelle kennenlernen und anhand<br />

eines aktuellen Konfliktes Eskalationsmechanismen<br />

selbst durchspielen.<br />

Ziel des Kurses ist es, auf verschiedenen Wegen Antworten<br />

auf die Frage »Warum Krieg?« zu finden, die jede Disziplin<br />

anders für sich stellt und beantwortet. Insbesondere die<br />

Reflexion von Annahmen über den Krieg und die Folgen<br />

kriegerischer Konfliktlösung, wie Migration oder kulturelle<br />

und wirtschaftliche Rückschläge, sowie die Bedeutung von<br />

Geschlechtern, Widerstand oder auch Medien wird exerziert.<br />

Titus Laser (Jg. 1985) wollte erst Straßenbahnfahrer, später Schauspieler werden und<br />

bewarb sich um ein Studium. Nach der Ablehnung wollte er ein Freiwilliges Soziales Jahr<br />

in Moskau machen, stattdessen landete er für 10 Monate in der Küche einer Amsterdamer<br />

Schule. Sein in Köln begonnenes Studium der Informationsorientierten Betriebswirtschaftslehre<br />

(IBWL) brach er ab und studierte stattdessen Kulturwissenschaften in<br />

Frankfurt (Oder). Zur Zeit studiert er Sozialwissenschaften in Berlin. Seinen Nebenjob<br />

im Bundestag hat er aufgegeben und arbeitet nun für den Berliner Verlag. Er mag das<br />

Internet, geht oft ins Theater, beschäftigt sich mit internationalen Beziehungen und liebt<br />

es fast so gern zu reisen wie heimzukehren.


(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

Kurs 3.6<br />

Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

Jenseitsvorstellungen in der Antike<br />

Wenn man tot ist, muss man sich rechts halten: Denn dort,<br />

bei der weißen Zypresse, gibt es Wasser. Aber Vorsicht:<br />

Nicht gleich aus der ersten Quelle trinken, sondern den<br />

Durst zurückhalten bis zum Teich der Mnemosyne! Dort<br />

stehen allerdings Wächter und stellen Fragen, bevor sie<br />

dem Neuling Zugang zum Wasser gewähren. Deshalb ist es<br />

gut, schon während des irdischen Daseins ein Eingeweihter<br />

gewesen zu sein, denn dann kennt man die richtigen Passwörter.<br />

Solche Beschreibungen der Topographie des Jenseits findet<br />

man auf Goldblättchen, die die Orphiker in Griechenland<br />

den Verstorbenen mit ins Grab legten. Die dahinterstehenden<br />

Vorstellungen sind freilich deutlich älter und führen<br />

ins Alte Ägypten. Diese Hochkultur war, wie keine andere,<br />

auf das postmortale Dasein fokussiert: Unzählige Papyri beschreiben<br />

genauestens den Ablauf eines Totengerichts und<br />

geben dem Verstorbenen ein Repertoire an Sprüchen für<br />

alle erdenklichen Situationen im Jenseits mit auf den Weg.<br />

Im griechisch-römischen Kulturraum hingegen ist die<br />

Kursleitung<br />

Christian Gers-Uphaus (Jg. 1984), begeisterter Teilnehmer der <strong>DSA</strong> im Jahr 2002,<br />

studierte zunächst Physik, Mathematik und Chemie in Münster. Dabei entdeckte er<br />

ziemlich schnell seine Vorliebe für philosophische und theologische Fragestellungen<br />

und wechselte daraufhin zu den Fächern Theologie, Philosophie und Judaistik, die er<br />

ebenfalls in Münster sowie in Rom und Paris studierte. Den Diplomabschluss erwirbt<br />

er im Frühjahr <strong>2012</strong>. Seine Interessenschwerpunkte liegen in den Bereichen Exegese<br />

sowie Patristik. In seiner Freizeit widmet er sich Fremdsprachen und spielt gerne<br />

Tennis.<br />

traditionelle Vorstellung vom Leben nach dem Tod eine andere:<br />

Homer beschreibt die Unterwelt als einen eher trostlosen<br />

Ort, an dem die Verstorbenen als Schatten leben. Dies<br />

erweckte allerdings den Widerspruch<br />

der Philosophen: Pythagoras ging als<br />

wohl erster im Abendland von einer<br />

Reinkarnation aus; Platon begründet<br />

ausführlich die Unsterblichkeit der<br />

Seele. Wesentlich nüchterner äußerte<br />

sich Epikur: »Wenn ich bin, ist der<br />

Tod nicht; wenn er ist, bin ich nicht.«<br />

Auch vor Spott war die mythische<br />

Jenseitsvorstellung nicht gefeit: Aristophanes<br />

verwendet die Unterwelt<br />

als parodistische Kulisse für seine<br />

Komödie »Die Frösche«. Im Panorama<br />

antiker Jenseitsvorstellungen darf<br />

schließlich auch das Judentum und<br />

das Christentum nicht fehlen, wo das<br />

Thema um die neue Gattung der Apokalyptik bereichert<br />

wurde: Im Zentrum steht nun nicht mehr nur der individuelle<br />

Tod, sondern die Erwartung eines nahen Weltendes<br />

mit dem Beginn eines neuen Lebens. In der Offenbarung<br />

des Johannes verbindet sich dies mit einer bizarren Bilderwelt,<br />

die erst entschlüsselt werden will.<br />

Ein Toter wird vor den Thron des Osiris geführt<br />

(Szene aus dem Totenbuch, ca. 1300 v. Ch.).<br />

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:BD Hunefer<br />

cropped 2.jpg<br />

Im Kurs werden Quellentexte aus den genannten drei Kulturkreisen<br />

gelesen: Altes Ägypten, griechische Mythologie<br />

und Philosophie, biblische und frühchristliche Literatur.<br />

Ergänzt wird dies um archäologische<br />

Aspekte, da sich auch aus der Gestaltung<br />

von Pyramiden, Grabanlagen<br />

und Totentempeln einiges über die<br />

mit dem Totsein verbundenen Vorstellungen<br />

entnehmen lässt. Bei den<br />

Analysen wird gemeinsam überlegt,<br />

was die Menschen in der Antike dazu<br />

motivierte, sich ein Totengericht,<br />

einen Hades, eine Wiedergeburt oder<br />

Himmel und Hölle vorzustellen. Es<br />

wird sich herausstellen, dass dabei<br />

religiöse Traditionen und philosophische<br />

Überlegungen eng ineinandergreifen.<br />

Daraus ergibt sich dann<br />

die Frage: Welche Relevanz hat die<br />

jeweilige Vorstellung vom Leben nach dem Tod für das Leben<br />

vor dem Tod?<br />

Der Kurs setzt außer der Bereitschaft, sich bereits im Vorfeld<br />

in die Quellentexte einzulesen und ein Referat vorzubereiten,<br />

keine speziellen Vorkenntnisse voraus.<br />

Daniel Lanzinger (Jg. 1982) wurde in Augsburg geboren. Um seiner Leidenschaft<br />

für die Antike nachzugehen, studierte er Theologie, Griechisch und Philosophie, und<br />

zwar in München, Jerusalem und Münster. Die Zeit in Jerusalem war so spannend,<br />

dass er dort nach dem Diplomabschluss noch ein weiteres Jahr als Studienleiter verbrachte.<br />

Inzwischen promoviert Daniel an der Uni Bonn im Fach Neues Testament.<br />

Wenn er nicht am Schreibtisch sitzt, reist er gerne Richtung Süden, um archäologische<br />

Stätten zu erkunden und durch mediterrane Landschaften zu wandern, geht ins<br />

Theater oder liest ein gutes Buch.<br />

–– 39


40 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Akademie Urspring<br />

Urspringschule<br />

Die Urspringschule liegt am Südrand der Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm<br />

– idealer Ausgangsort für Exkursionen zum Bodensee, in den Schwarzwald oder nach<br />

Stuttgart.<br />

Im Areal des über 880 Jahre alten Klosterbezirks Urspring leben und arbeiten rund<br />

260 Kinder und Jugendliche und 90 Erwachsene zusammen. Das historische Ensemble<br />

wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert und um neue Gebäude behutsam<br />

ergänzt. Schon bei der ersten Ankunft in Urspring stellt sich das einzigartige Campus-<br />

Gefühl ein.<br />

Urspring, eine reformpädagogisch und evangelisch geprägte Einrichtung, setzt 80<br />

Jahre nach der Gründung im Gymnasium und in der Montessori-Grundschule heute<br />

folgende inhaltliche Schwerpunkte:<br />

Abitur und Lehre: Alle Mädchen und Jungen können zusätzlich zum Abitur in vier<br />

Meisterwerkstätten eine Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur machen.<br />

Basketball-Leistungszentrum: Urspring ist ein vom <strong>Deutsche</strong>n Basketball Bund anerkanntes<br />

Basketball-Internat. In den Teams der Urspringschule haben talentierte<br />

Jugendliche, Jungen und Mädchen, die Chance, sich mit professionellem Coaching<br />

hochzuarbeiten. Die Meistertitel und Finalteilnahmen auf Bundes- und<br />

Landesebene der letzten Jahre sprechen für sich.<br />

Urspring ist bunt: Typisch für das Leben in Urspring ist die bunte Variationsbreite der<br />

Herkunft der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten und Gesellschaftszusammenhänge.<br />

Tägliche Begegnungen in Schule, Arbeitsgemeinschaften,<br />

Werkstätten, Wohngruppen fordern und fördern den ganzen Menschen.<br />

Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette in Urspring: Zweibettzimmer<br />

im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerkstätten, EDV-<br />

Schulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen und Musik, Mehrzweckhalle,<br />

Sporthalle und Sportplatz – und mittendrin die eigene Kirche für Gottesdienste<br />

und Konzerte.


URSPRINGSCHULE<br />

AN DER SCHWÄBISCHEN ALB<br />

89601 SCHELKLINGEN<br />

www.urspringschule.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE URSPRING<br />

4.1 Abstraktion in der Mathematik<br />

4.2 Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

4.3 Chemie zum Anschauen<br />

4.4 Der »Unsichtbaren Hand« auf die Finger klopfen?<br />

4.5 Einheit und Freiheit<br />

4.6 Ist Gott tot?! Akademieleitung<br />

Joachim (Jo) Schwerdtfeger (Jg. 1962) wird im Sommer bereits zum siebten<br />

Male Aktivurlaub in Urspring verleben. Seitdem die <strong>DSA</strong> im Jahre 2008 ins<br />

Schwäbische zurückgekehrt ist, kann er dem Ort, den Menschen und dem Akademieerlebnis<br />

nicht widerstehen. In den vielen Jahren seiner <strong>DSA</strong>-Tätigkeit leitete<br />

er allerdings nicht nur Akademien, sondern ab und an auch Kurse zu Themen<br />

aus den Bereichen Mathematik und Biologie – die Fächer, die mittlerweile<br />

auch seinen (Schul-)Alltag bestimmen. In seiner Freizeit widmet er sich gern<br />

dem Schachspiel, genießt auf dem Rad die Natur des Niederrheins oder er lässt<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Lena-Maria Kramer (Jg. 1979) studierte Gesang und Gesangspädagogik und<br />

freut sich jeden Tag, dass sie von dieser »brotlosen Kunst« leben kann. Als Sängerin<br />

ist sie vor allem im Bereich Oratorium, Alte Musik und Neue Musik tätig.<br />

Sie unterrichtet außerdem freischaffend und als Angestellte der Städtischen Musikschule<br />

Düsseldorf, sowie als Lehrbeauftragte an der Folkwang Universität<br />

der Künste (UdK) Essen. Während ihrer täglichen Zugfahrten hört sie gerne<br />

Hörspiele von der Hexe Schrumpeldei über John Sinclair bis hin zu den 3 ???.<br />

Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihren Freunden und Gesellschaftsspielen.<br />

sich ganz einfach von seiner Neugier treiben.<br />

Ronja Flemming (Jg. 1991) hat schon einige Akademien miterleben dürfen.<br />

Nachdem sie im Jahr 2009 Teilnehmerin war, arbeitete sie mit Begeisterung<br />

2010 und 2011 zusammen mit Jo in der Akademieleitung. Sie schaut schon jetzt<br />

voller Vorfreude dem Aufenthalt in Urspring entgegen. Im »richtigen« Leben ist<br />

Ronja Wirtschaftsingenieurwesen-Studentin in ihrer Wunschstadt Berlin. Dort<br />

lebt sie seit 2010 und ist noch immer dabei, die Hauptstadt fleißig gemeinsam<br />

mit Freunden zu erkunden. Die restliche Zeit des Tages verbringt Ronja in der<br />

Sporthalle beim Handball, wo sie entweder selber spielt oder eine Kindermannschaft<br />

trainiert.<br />

–– 41


42 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 4.1<br />

Abstraktion in der Mathematik<br />

Einführung in die abstrakte Algebra und andere Beispiele aus der Mathematik<br />

Abstraktion ist ein Begriff, der oft abschreckend wirkt. Und<br />

doch ist unser begriffliches Denken von unserem Abstraktionsvermögen<br />

bestimmt:<br />

Kinder lernen nach und<br />

nach, dass zum Beispiel<br />

der Begriff »Kuh« nicht<br />

nur ein bestimmtes Lebewesen<br />

auf ihrem lokalen<br />

Bauernhof meint, sondern<br />

eine Vielzahl verschiedener<br />

Instanzen zusammenfasst.<br />

Ähnlich fassen wir Kühe,<br />

Pferde, Rosen, Würmer<br />

und Menschen (und vieles<br />

mehr) unter dem Begriff »Lebewesen« zusammen. Wenn<br />

wir also wissen, dass sich jedes Lebewesen irgendwie fortpflanzen<br />

können muss, können wir dieses Wissen auf jedes<br />

neue Beispiel von Lebewesen anwenden und müssen es<br />

uns nicht für jede Art neu überlegen. Somit stellt Abstraktion<br />

eine wichtige Grundlage für unser Denken und unsere<br />

Sprache dar.<br />

Kursleitung<br />

Mathematik besteht zum größten Teil aus solcher Abstraktion.<br />

Erfolgreiche Abstraktion kann neues Licht auf ein<br />

Problem werfen und völlig unterschiedliche Gebiete innerhalb<br />

und außerhalb der Mathematik verbinden. Dieser<br />

Kurs wird zahlreiche Beispiele aus verschiedenen Bereichen<br />

der Mathematik (wie etwa Algebra, Geometrie und Zahlen-<br />

system) erkunden:<br />

– Wie addiert man Uhrzeiten?<br />

Und wie »addiert«<br />

man Symmetrien?<br />

Die Suche nach einem<br />

adäquaten Additionsbegriff<br />

führt zum Konzept der Gruppe. Diese finden nicht<br />

nur in der Mathematik, sondern auch in »alltäglichen«<br />

Situationen Anwendung, zum Beispiel durch die Kryptographie.<br />

– Nimmt man noch die Multiplikation zur Addition hinzu,<br />

gelangt man zur Definition eines Körpers. Hier sind<br />

rationale und reelle Zahlen die bekanntesten Beispiele,<br />

doch es gibt auch andere: Restklassen (wie zum Beispiel<br />

Uhrzeiten) lassen sich auch multiplizieren und bilden<br />

unter bestimmten Umständen ebenfalls einen Körper.<br />

– Was bedeutet eigentlich »Gleichheit«? Wie können wir<br />

z.B. formal beschreiben, dass 2/4 und 1/2 die gleiche<br />

rationale Zahl darstellen? Gibt es andere Relationen, die<br />

Julia Goedecke (Jg. 1982) nahm während der Schulzeit an einem Mathematikkurs<br />

der <strong>DSA</strong> über konforme Abbildungen und nicht-euklidische Geometrie in Schelklingen<br />

teil. Ihr Mathematikstudium sowie ihre Promotion im Bereich Kategorientheorie<br />

absolvierte sie in Cambridge. Nach einem Forschungsjahr in Belgien unterrichtet und<br />

forscht sie momentan wieder in Cambridge als Fellow des Queens' College. Außerhalb<br />

der Mathematik ist Julia eine enthusiastische Sängerin. Mit den New Cambridge Singers<br />

tritt sie regelmäßig in Konzerten auf, in denen sie gelegentlich auch Solopartien<br />

übernimmt.<br />

Wichtigste Anforderung an die Teilnehmer ist<br />

die Bereitschaft, sich auf abstraktes Denken<br />

einzulassen und erleben zu wollen, dass Mathematik<br />

über Rechnen weit hinausgeht.<br />

etwas Ähnliches wie »Gleichheit« beschreiben, und wie<br />

kann man damit Objekte in »Gleiche« und »Ungleiche«<br />

einteilen?<br />

– Vektoren, sei es in der Ebene oder im Raum, sind einigen<br />

schon bekannt. Man kann die Addition solcher<br />

Vektoren und die skalare Multiplikation formalisieren<br />

und so den Begriff des Vektorraums definieren.<br />

Im daraus entstehenden Gebiet der linearen<br />

Algebra kann man im gleichen Atemzug über<br />

Vektorräume und über Abbildungen zwischen<br />

ihnen sprechen, da letztere ebenfalls Vektorräume<br />

bilden.<br />

– Zum Abschluss unternimmt der Kurs einen kleinen Abstecher<br />

in das abstrakteste Gebiet moderner Mathematik:<br />

in die Kategorientheorie. Hier werden zum Beispiel<br />

alle Gruppen und ihre Abbildungen oder alle Vektorräume<br />

und ihre Abbildungen zu einem einzigen Objekt<br />

zusammengefasst, welches dann selbst zum Gegenstand<br />

von Untersuchungen wird.<br />

Die Inhalte des Kurses werden zunächst durch Referate der<br />

Teilnehmer und anschließend durch Gruppenarbeit und<br />

gemeinsame Diskussion erschlossen. Ziel ist es, Arbeitsmethoden<br />

und Ideen aus der weiten Welt der reinen Mathematik<br />

kennen und die Abstraktion lieben zu lernen.<br />

Julian Vogel (Jg. 1982) interessierte sich bereits in der Schule für die Naturwissenschaften<br />

und nahm mehrfach am Wettbewerb »Jugend forscht« teil. Anschließend<br />

studierte er Physik und Mathematik in Karlsruhe mit einem Abstecher nach<br />

Cambridge. Nach seiner Diplomarbeit aus dem Bereich der Relativitätstheorie ist<br />

er seit 2007 Diplom-Physiker. Seit 2009 lernt Julian eine ganz andere Seite der<br />

Physik kennen und gestaltet im Bundesumweltministerium den Strahlenschutz<br />

für Bevölkerung, Arbeitskräfte und Patienten. Nach der Arbeit entspannt er am<br />

liebsten beim Laufen und Fahrradfahren.


Kurs 4.2<br />

Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

ATLAS ist einer der vier großen Teilchen-Detektoren des<br />

LHC-Beschleunigerrings (Large Hadron Collider) am Forschungszentrum<br />

der Europäischen Organisation für Kernforschung<br />

(CERN) in Genf. Der Detektor ist ein Werkzeug<br />

zur Untersuchung spannender physikalischer Fragen: Was<br />

sind die fundamentalen Bausteine der Materie und welche<br />

Kräfte wirken zwischen ihnen? Unter ATLAS im weiteren<br />

Sinne versteht man auch die Gemeinschaft einiger Tausend<br />

Physiker, Ingenieure und Techniker, die den Detektor gebaut<br />

haben und mit ihm arbeiten.<br />

Im Kurs werden die folgenden Punkte näher betrachtet:<br />

Wie ist der Detektor aufgebaut? Wie arbeiten experimentelle<br />

Teilchenphysikerinnen und Teilchenphysiker? Was sind<br />

die wesentlichen physikalischen Zusammenhänge, die wir<br />

mit dem ATLAS-Detektor erforschen?<br />

Um die Bedeutung des ATLAS-Experiments besser einordnen<br />

zu können, wird zu Anfang des Kurses das so genannte<br />

Standard-Modell der Teilchenphysik besprochen. Es wurde<br />

in den 1970er Jahren entwickelt und beschreibt bis heute<br />

alle uns bekannten Teilchen und ihre Wechselwirkungen<br />

mit hoher Genauigkeit.<br />

Kursleitung<br />

Nach dem einleitenden Theorieteil geht es um konkrete<br />

Fragestellungen, die für das Verständnis des Experiments<br />

wichtig sind: Was passiert, wenn zwei Protonen kollidieren?<br />

Welche Teilchen können entstehen? Wie »sieht«<br />

der Detektor diese Teilchen? Wie »sehen« Physiker die<br />

Teilchen in ihren Messdaten? Bei der Beantwortung dieser<br />

Fragen lernt man den Detektor näher kennen und auch<br />

die Software, die benötigt wird, um die riesigen Mengen<br />

aufgezeichneter Daten zu<br />

untersuchen (ATLAS liefert<br />

rund 30 GB pro Sekunde an<br />

Rohdaten, das wären rund<br />

eine halbe Millionen DVDs<br />

am Tag).<br />

Physiker bauen ihre Experimente gerne selber – einen Teilchenbeschleuniger<br />

kann man nicht aus dem Katalog bestellen<br />

(und bei Problemen kann man sich nicht an den Kundendienst<br />

wenden). Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht<br />

darin, sich mit einem Teil des Detektors näher auseinander<br />

zu setzen: Manchmal gibt es technische Schwierigkeiten<br />

zu beseitigen, in anderen Fällen will man die Effizienz<br />

Sarah Heim (Jg. 1985) studierte Physik in Heidelberg und Lansing, Michigan (USA). Zurzeit<br />

lebt sie in der Nähe von Genf (Schweiz) und ist Teil der ATLAS Kollaboration am Forschungszentrum<br />

CERN. Der Schwerpunkt ihrer Doktorarbeit ist die Suche nach neuen Wechselwirkungsteilchen,<br />

die in den Proton-Proton Kollisionen des LHC produziert werden könnten<br />

und in zwei hochenergetische Elektronen zerfallen würden. Wenn sie nicht gerade nach neuen<br />

Teilchen sucht, wandert sie im nahen Jura, kajakt auf der Rhone und genießt die französische<br />

Küche.<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE URSPRING<br />

Das Kursangebot richtet sich an alle, die sich für<br />

Teilchenphysik interessieren! Mathe- oder Physik-<br />

LK sind zur Teilnahme nicht erforderlich. Ein großer<br />

Teil der Arbeit findet am Computer statt, es<br />

wird aber alles dazu Notwendige im Kurs erklärt.<br />

verbessern. Dies soll anhand einiger Beispiele verdeutlicht<br />

werden.<br />

Nach etwa der Hälfte des Kurses sind dann alle »Zutaten«<br />

vorhanden, um eigene Experimente durchzuführen! Die<br />

Teilnehmenden werden in kleinen Gruppen echte experimentelle<br />

Daten auswerten und dabei wichtige Teile des<br />

Standard-Modells »wiederentdecken«. Wie es sich für eine<br />

wissenschaftliche Arbeit gehört, werden<br />

die Ergebnisse schriftlich festgehalten<br />

und mit den anderen Teilnehmenden<br />

diskutiert.<br />

Der Kurs wird abgerundet durch<br />

einem Überblick über offene Fragen im<br />

Standard-Modell und jenseits davon: Es gibt zahlreiche<br />

theoretisch denkbare Erweiterungen, und zwischen diesen<br />

Theorien zu unterscheiden ist eine wichtige Aufgabe von<br />

ATLAS und den anderen LHC-Experimenten. Über das<br />

Higgs-Boson wird dabei sicherlich auch gesprochen – mehr<br />

kann jetzt noch nicht verraten werden.<br />

Kilian Rosbach (Jg. 1981) studierte Physik in Bonn und Berlin. Im Anschluss<br />

machte er einen Ausflug in die Neurowissenschaften mit einem<br />

Projekt zu synaptischen Proteinen an der Universität von Amsterdam, Niederlande.<br />

Seit Anfang 2010 arbeitet er wieder als Physiker, diesmal als Doktorand<br />

der Universität Genf, Schweiz, und untersucht mit dem ATLAS-Detektor<br />

Proton-Proton Kollisionen – vor allem solche, bei denen Top-Quarks<br />

entstehen. Zur Erholung geht er Joggen oder versucht, Klavier zu spielen.<br />

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44 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 4.3<br />

Chemie zum Anschauen<br />

Farbstoffe und Analysemethoden<br />

Es ist bunt, es leuchtet und es sieht schön aus – ich will es<br />

haben! Farben werden in der Industrie- und Werbebranche<br />

zielgerichtet eingesetzt, um Kunden zu begeistern oder ein<br />

Produkt ins rechte Licht zu setzen. Aber warum ist unsere<br />

Jeans eigentlich blau, was ist wirklich im roten Gummibärchen<br />

und wie entsteht z.B. an Silvester das Licht von<br />

Feuerwerk?<br />

Der Kurs geht diesen Fragestellungen aus Sicht der Chemie<br />

nach. Dabei stehen allgemein-chemische Prinzipien<br />

von Farbigkeit, die Synthese und Einteilung organischer<br />

Farbstoffe, der Aufbau farbiger Komplexe sowie entsprechende<br />

Analysemethoden im Vordergrund. Die gemeinsam<br />

erarbeitete Theorie wird durch Experimente vertieft, die in<br />

Kleingruppen eigenständig geplant, durchgeführt und ausgewertet<br />

werden.<br />

Dabei wird geklärt, was Farben eigentlich sind und warum<br />

wir sie sehen können – dazu sind auch Einblicke in den<br />

Atombau und Exkurse in die Physik und Biologie vorge-<br />

Kursleitung<br />

sehen: Wie funktioniert unser Auge, was ist Licht und wie<br />

kommt ein Farbeindruck zustande?<br />

Neben den theoretischen Grundlagen wirft der Kurs ebenfalls<br />

einen Blick auf die großtechnische Umsetzung: Wie<br />

funktioniert das Färben? Welche Eigenschaften müssen<br />

Farbstoffe haben, damit unsere Kleidung in der Waschmaschine<br />

ihre Farbe behält?<br />

Eva Koch (Jg. 1986) studierte Chemie in Leipzig, Melbourne (Australien) und Athens<br />

(USA). Sie nahm 2009 als Young Researcher an der Nobelpreisträgertagung Chemie in<br />

Lindau teil und war 2010 als deutsche Jugenddelegierte auf dem G8/G20-Gipfel in Kanada.<br />

Derzeit arbeitet sie an ihrer Promotion in der organischen Chemie an der Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster. In ihrer Freizeit betreut sie Projekte beim<br />

Förderverein Chemie-Olympiade, engagiert sich bei der evangelischen Studentengemeinde<br />

und spielt leidenschaftlich gern (Brett-)Spiele. Bereits seit ihrer Teilnahme an<br />

der <strong>SchülerAkademie</strong> 2005 wartet sie darauf, selbst einen Kurs leiten zu dürfen.<br />

Weitere Themenschwerpunkte bilden Pigmente und deren<br />

Anwendung bei Wandfarben und Autolacken, Farben in<br />

Lebensmitteln und Kosmetika, aber auch das Leuchten von<br />

Neonröhren, Silvesterraketen und Knicklichtern (Fluoreszenz/Phosphoreszenz).<br />

Um farbige Stoffe zu analysieren und Farben objektiv messen<br />

zu können, werden in der Praxis UV/Vis-Spektroskopie<br />

und Dünnschichtchromatographie genutzt. Die Techniken<br />

sollen gemeinsam erarbeitet und in Experimenten selbst erprobt<br />

werden. Der große Bereich der chemischen Analytik<br />

wird im Laufe der Zeit regelmäßig wieder aufgegriffen und<br />

vertieft werden. Es ist zudem ein Exkurs in die Kernspinresonanz-Spektroskopie<br />

(NMR) vorgesehen.<br />

Nicht zuletzt spielt das wissenschaftlich-korrekte Arbeiten<br />

in der Chemie im Rahmen dieses Kurses eine große Rolle.<br />

Dabei werden die Teilnehmenden an Originalliteratur herangeführt<br />

und auch selbst wissenschaftlich-angemessene<br />

Texte verfassen. Des Weiteren wird vorgestellt, wie ein<br />

Laborbuch angefertigt wird, wie man in chemischen Datenbanken<br />

recherchiert und was »gute wissenschaftliche<br />

Praxis« bedeutet.<br />

Diese und andere Themen werden gemeinsam oder in<br />

kleinen Gruppen erarbeitet. Vorgesehen sind auch die<br />

Übernahme von Diskussionsleitungen durch die Teilnehmenden,<br />

die mündliche Präsentation von Fachthemen und<br />

Planspiele.<br />

Um direkt mit der Chemie der Farbstoffe im Kurs beginnen<br />

zu können, müssten vor Beginn des Kurses einige Grundlagen<br />

der Organik selbstständig erarbeitet werden. Alle Teilnehmenden<br />

bereiten außerdem im Vorfeld der Akademie je<br />

ein Kurzreferat aus einem Themenpool vor.<br />

Voraussetzungen: Grundkenntnisse in Chemie reichen aus.<br />

Kai Koch (Jg. 1986) studierte Schulmusik an der Hochschule für Musik Detmold<br />

und Chemie an der Universität Paderborn. Seit 2011 absolviert er ein Masterstudium<br />

mit dem Hauptfach Orgel an der Musikhochschule Münster. Er ist unter anderem<br />

mehrfacher Preisträger beim Bundeswettbewerb Komposition und bei »Jugend<br />

Komponiert«. 2007 wurde er mit dem Förderpreis »Junge Kunst im Hochstift« ausgezeichnet.<br />

Neben Chorleitung und populärem Klavierspiel gehören Gesellschaftsspiele<br />

und Kochen zu seinen größten Leidenschaften. Er ist sehr auf seine allererste<br />

<strong>SchülerAkademie</strong> gespannt.


Kurs 4.4<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE URSPRING<br />

Der Unsichtbaren Hand auf die Finger klopfen?<br />

Zum Verhältnis von Markt und Staat<br />

Die Metapher von der »Unsichtbaren Hand« geht auf eine<br />

eher beiläufige Formulierung des berühmten Ökonomen<br />

Adam Smith zurück, der im 18. Jahrhundert bezeichnenderweise<br />

vor allem als Moralphilosoph bekannt war. Aber<br />

sie hat seither eine imposante Karriere erlebt und ist zum<br />

Inbegriff dessen geworden, was wir als modernen Kapitalismus<br />

kennen: eine spezifische Form des wirtschaftlichen<br />

Denkens und Handelns, die der zentralen Planung und<br />

Steuerung nicht bedarf. Sie vertraut in besonderem Maße<br />

auf die Eigendynamik des Marktes, aus der am ehesten das<br />

Gemeinwohl erwachse – so zumindest lautet die Annahme.<br />

Daraus folgt wiederum die Forderung, daß Staat und Gesellschaft<br />

in diesen Markt so wenig wie möglich eingreifen<br />

sollten. Freilich ist die Erwartung, der Markt könne sich<br />

selbst regulieren, gerade in der jüngsten Vergangenheit<br />

immer wieder enttäuscht worden. Die Krisen des Finanzsystems<br />

und der Staatsverschuldung führen nicht nur<br />

zum Konjunkturabschwung, sondern eben auch zum<br />

Kursleitung<br />

Georg Eckert (Jg. 1983) schloss sein Studium der Geschichte und Philosophie<br />

in Tübingen und Brighton mit einer Dissertation über die Zeit der<br />

Aufklärung ab. Seither lehrt der gebürtige Württemberger als Historiker<br />

an der Universität Wuppertal und erforscht vor allem, wie und warum<br />

bestimmte Ideen politisch wirksam werden. Das setzt etwas Lektüre voraus<br />

– und vor allem den Dialog mit anregenden Menschen, zum Beispiel<br />

bei <strong>SchülerAkademie</strong>n. Je nach Jahreszeit fährt Georg zudem gerne Fahrrad<br />

oder Ski und singt in mehreren Chören.<br />

Aufschwung von Forderungen, die Politik müsse jener<br />

»Unsichtbaren Hand« durch direkte Eingriffe in das Marktgeschehen<br />

auf die Finger klopfen.<br />

Doch diese Streitfragen sind viel älter als der Kapitalismus.<br />

Ob und wie wirtschaftliches Handeln reguliert und gelenkt<br />

werden müsse, ist seit jeher umstritten. Der Kurs wendet<br />

sich zahlreichen Versuchen zu, das Verhältnis von Markt<br />

und Staat zu bestimmen – aus Geschichte und Gegenwart,<br />

vom antiken Griechenland bis zur Moderne. Vor allem seit<br />

dem 18. Jahrhundert, in dem sich erst ein hinreichend<br />

starker Staat ausgebildet hat, tobt eine umfassende Diskussion,<br />

deren Protagonisten wie etwa Adam Smith, Karl<br />

Marx, John Maynard Keynes und Milton Friedman, im<br />

Kurs anhand von ausgewählten, teilweise längst klassisch<br />

gewordenen Texten behandelt werden.<br />

Die eingehende gemeinsame Lektüre soll vor allem auf<br />

die ökonomischen, sozialen, politischen und moralischen<br />

bzw. philosophischen Eigenheiten der jeweils geschilderten<br />

Auffassungen von Wirtschaft aufmerksam machen. Insbesondere<br />

gilt es darauf zu achten, welche theoretischen Prämissen<br />

ihnen zugrunde liegen und welche praktischen Implikationen<br />

aus ihnen folgen. Schließlich sind es einerseits<br />

die jeweiligen Menschenbilder, die den Rahmen für die<br />

jeweiligen Gesellschaftsordnungen vorgeben. Andererseits<br />

bestimmt das jeweils gewählte Verhältnis von Markt und<br />

Staat, ob solche Ordnungen stabilisiert oder verändert werden:<br />

Jede Steuer ist zum Beispiel ein Eingriff in den Markt.<br />

Weil die Märkte sich nun nicht mehr allein von den Nationalstaaten<br />

steuern lassen, wird sich der Kurs auch übernationalen<br />

Ordnungsmodellen wie gerade der EU, widmen.<br />

Jens Müller (Jg. 1984) verließ nach dem Abitur den heimischen Niederrhein und absolvierte im<br />

Anschluss an einen Freiwilligendienst in Frankreich den Bachelorstudiengang »Deutsch-Französische<br />

Studien« in Regensburg und Clermont-Ferrand. Dabei entdeckte er seine Leidenschaft<br />

für wirtschaftsphilosophische und -politische Themen, weshalb er sich anschließend für einen<br />

Masterstudiengang in »Europäischer Volkswirtschaftslehre« in Brüssel entschied. Seit dem Ende<br />

des Studiums arbeitet er als parlamentarischer Referent eines Europaabgeordneten. Er freut sich<br />

darauf, nach 2009 zum zweiten Mal einen Kurs gemeinsam mit Georg Eckert zu leiten – und mit<br />

ihm hoffentlich auch wieder beim Badminton erfolgreich zu sein.<br />

–– 45


46 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 4.5<br />

Einheit und Freiheit<br />

Deutschland und die <strong>Deutsche</strong> Frage im Spiegel politischer Reden<br />

Die <strong>Deutsche</strong>n sind eine »verspätete Nation« (Helmuth<br />

Plessner). Die Frage nach Einheit und Freiheit, nach deren<br />

Verhältnis zueinander, hat die deutsche Geschichte wie keine<br />

andere begleitet – und beeinflusst. Sie war oft genug eine<br />

Frage nach Einheit oder Freiheit, denn eine gleichzeitige<br />

Verwirklichung beider Stränge scheiterte immer wieder an<br />

inneren und äußeren Widerständen. Deutschlands Mittellage<br />

in Europa, seine föderale und vielstimmige Geschichte<br />

sowie sein historisches Sendungsbewusstsein trugen dazu<br />

bei, dass die Frage nach der territorialen Ausdehnung und<br />

der inneren Verfasstheit Deutschland und Europa schon<br />

seit dem Mittelalter beschäftigte.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde die »<strong>Deutsche</strong> Frage«<br />

im Völkerfrühling des 19. Jahrhunderts erneut virulent,<br />

bestand nun doch die Hoffnung, die verzögerte Nationalstaatsbildung<br />

Deutschlands nach dem Ende des Heiligen<br />

Römischen Reichs und den Befreiungskriegen ein für alle<br />

Mal abzuschließen. Der Weg zum modernen Nationalstaat<br />

war jedoch steinig: Er führte durch die zerplatzten Träume<br />

Kursleitung<br />

Angela Abmeier (Jg. 1984) studierte in Berlin und Cambridge (UK) Geschichte,<br />

Neuere deutsche Literatur und Rechtswissenschaften. Der Geschichtswissenschaft<br />

treu geblieben, arbeitet sie derzeit in Archiven und Bibliotheken an ihrer Doktorarbeit<br />

zur deutsch-deutschen Außenpolitik. Sie reist aber nicht nur gern in die Vergangenheit,<br />

sondern auch in fremde Länder. Daheim in Berlin singt sie in einem<br />

Chor und erfreut sich am reichhaltigen kulturellen Angebot der Hauptstadt: an<br />

Theater, Konzert, Kino oder aber an einem gemütlichen Kaffee mit Freunden in<br />

einem der zahlreichen Cafés.<br />

von 1848 und das Blut und Eisen dreier Einigungskriege<br />

erst in die wilhelminische (Selbst-)Herrlichkeit, dann<br />

geradewegs in die »Urkatastrophe« von 1914 (George F.<br />

Kennan). Das mörderische 20. Jahrhundert sah Einheit und<br />

Freiheit erst in zwei Weltkriegen zerbersten, bevor sie – die<br />

Teilung im Systemwettbewerb zunächst zementiert – am<br />

Ende 1990 doch noch gemeinsam gelangen, dieses Mal<br />

nicht gegen, sondern mit seinen Nachbarn im europäischen<br />

Mächtekonzert. Es war ein »langer Weg nach Westen«<br />

(Heinrich August Winkler).<br />

Diese Nationalgeschichte wird anhand wichtiger politischer<br />

Reden zu den Leitmotiven »Einheit« und »Freiheit« erschlossen<br />

und die <strong>Deutsche</strong> Frage in den sechs Zeiträumen<br />

»1848«, »Kaiserreich«, »Weimar«, »Nationalsozialismus«,<br />

»Bundesrepublik« und »DDR« seit dem 19. Jahrhundert<br />

nachgezeichnet. Da weltpolitische Daten und Zäsuren<br />

deutscher Geschichte nicht notwendigerweise mit der<br />

Fragestellung nach Einheit und Freiheit zusammenfallen,<br />

muss dieser Gang durch die neueste deutsche Geschichte<br />

notwendigerweise selektiv und also kursorisch bleiben.<br />

Der Kurs wird stattdessen die Quellen in der Tiefe befragen<br />

(Quellenkritik) und sie in ihren jeweiligen biographischen,<br />

politik- und geistesgeschichtlichen Umfeldern verorten<br />

(Kontextualisierung): Welche Personen und Gruppen standen<br />

aus welchen Gründen wann und wie zum Fragenkomplex<br />

von Einheit und Freiheit und was bedeutet dies?<br />

Der Kurs wird quellenbasiert arbeiten, um sich so der Arbeit<br />

eines Historikers anzunähern: Was können Quellen zu<br />

einer bestimmten Fragestellung aussagen – und was nicht?<br />

Dazu werden auch geschichtswissenschaftliche Methoden<br />

erlernt. Der Kurs stellt damit eine vertiefte Einführung in<br />

die historische Quellenforschung anhand politischer Reden<br />

zur deutschen Nationalgeschichte dar.<br />

Für eine erfolgreiche Teilnahme ist gutes Schulwissen zur<br />

deutschen Geschichte unerlässlich. Dies wird im Kurs als<br />

gegeben vorausgesetzt, denn die Reden werden anhand von<br />

Teilnehmerreferaten, weiteren Bild- und Textquellen sowie<br />

Fachliteratur von den Teilnehmenden in großen Teilen<br />

selbstständig erschlossen.<br />

Christian E. Rieck (Jg. 1978) studierte in Bayreuth, im spanischen Sevilla, in Berlin<br />

und Oxford (UK) zunächst die Rechte, dann Regionalwissenschaften. Nach einer<br />

Projektassistenz bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin war er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien GIGA in Hamburg.<br />

An der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Leipzig lehrt er an der<br />

Schnittstelle zwischen Zeitgeschichte und Politikwissenschaft. Er brennt für die Geschichte<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts – wie auch für die neuzeitliche Kinematographie.


Kurs 4.6<br />

Ist Gott tot?!<br />

Philosophische und theologische Antwortsuche<br />

Die Frage nach der Existenz Gottes wird besonders in<br />

der Gegenwart häufig gestellt und negativ beantwortet.<br />

Gott wird neurophysiologisch als Destillat unserer Hirnfunktionen<br />

gesehen, die Religion evolutionsbiologisch als<br />

Wettbewerbsvorteil im Kampf ums Überleben beschrieben.<br />

Andere Vertreter des Neuen Atheismus (wie z.B. Richard<br />

Dawkins, der mit seinem Buch »Der Gotteswahn« auf den<br />

Bestsellerlisten steht) deklarieren den Glauben an Gott als<br />

irrational und sehen schwerwiegende negative Auswirkungen.<br />

Allerdings sind sich Kritiker einig, dass diese Art von<br />

Atheismus nicht durchweg überzeugen kann. Stattdessen<br />

scheinen sie auf die großen atheistischen Positionen des<br />

neunzehnten Jahrhunderts lediglich zurückzugreifen.<br />

Für Feuerbach war die Religion lediglich eine Projektion<br />

menschlicher Wünsche und Ideale und Gott dementsprechend<br />

ein fiktives Wesen für diese menschlichen Bedürfnisse,<br />

Marx sah Religion als »Opium des Volkes«, ein<br />

Kursleitung<br />

Katharina Hölzner (Jg. 1984) studierte an der Technischen Universität Dortmund<br />

katholische Theologie und Philosophie und absolvierte anschließend in Essen ihr<br />

Referendariat. Seit Februar <strong>2012</strong> arbeitet sie als Lehrerin an einem Wittener Gymnasium.<br />

Nebenbei liest sie alles, was sie in die Finger bekommt, kocht gerne und treibt<br />

regelmäßig Sport<br />

Beruhigungs- und Betäubungsmittel, das illusorisches statt<br />

wirkliches Glück verschafft; für Friedrich Nietzsche war<br />

Gott schlicht tot.<br />

Aber wie sieht es eigentlich mit der Kehrseite der Medaille<br />

aus? Was sagen Theologen zu den alten und neuen Vorwürfen?<br />

Schließlich ist es auch für die Verfechter Gottes<br />

nicht unbedingt leicht, die Argumente der Atheisten zu<br />

widerlegen. Denn Beweise für die Existenz Gottes gibt es<br />

nicht, zumindest nicht mehr, seit Kant den traditionellen<br />

Gottesbeweis entlarvt hat.<br />

Im Zusammenhang mit der Projektionsthese argumentieren<br />

Theologen historisch. Die Schaffung Gottes als Spiegelbild<br />

der menschlichen Wünsche und Ideale ist ein aufklärerisches<br />

Argument; die Gotteserfahrung jedoch ist ein<br />

ursprüngliches Phänomen, Religion gehört im Gegensatz<br />

zur Aufklärung von Anfang an zum Menschen. Zudem<br />

argumentiert die Kirche und die Theologie, dass die An-<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE URSPRING<br />

erkennung Gottes keineswegs der Würde des Menschen<br />

widerspricht, da diese Würde in Gott selbst gründet und<br />

vollendet wird. Welche weiteren Argumente führen Theologen<br />

an, um die Existenz Gottes annehmen zu können<br />

und gelten zu lassen? Was für ein Gottesverständnis steckt<br />

eigentlich dahinter? Können diese Argumente denn überhaupt<br />

überzeugen? Und wie sieht es eigentlich mit den<br />

Konsequenzen der jeweiligen Auffassungen für das Weltbild<br />

aus? Welche der Positionen kann eine bessere Antwort<br />

auf die Fragen des Lebens geben: derjenige, der an Gott<br />

glaubt, oder derjenige, der sich jedem Glauben an Gott<br />

verweigert? Was für ein Bild des Menschen wird erschaffen?<br />

Wären wir ohne Religion und Gott wirklich besser dran?<br />

Nach einem Überblick über den Religionsbegriff wird in<br />

unterschiedlichen Arbeitsformen diesen und anderen Fragen<br />

mit Hilfe von unterschiedlichen Ansätzen der Theologie<br />

und der Philosophie auf der Suche nach einer Antwort<br />

auf die Gottesfrage nachgegangen.<br />

Matthias Hölzner (Jg. 1977) ist Lehrer an einem Essener Gymnasium für die Fächer<br />

Mathematik, Deutsch und katholische Religion. Außerdem hat er als promovierter<br />

Sprachwissenschaftler einen Lehrauftrag an der Universität Duisburg-Essen für Linguistik<br />

und Sprachdidaktik. In seiner Freizeit treibt er regelmäßig Sport.<br />

–– 47


48 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Akademie Hilden<br />

Evangelisches<br />

Schulzentrum Hilden<br />

Unmittelbar neben dem beschaulichen Stadtzentrum von Hilden, einer typischen bergischen<br />

Mittelstadt, lernen täglich ca. 1.850 junge Menschen in zwei Schulen auf einem weiträumigen<br />

Campus: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (1.100 Schülerinnen und Schüler), die Wilhelmine-<br />

Fliedner-Realschule (750 Schülerinnen und Schüler) und das Internat sowie das Tagesinternat bilden<br />

das Evangelische Schulzentrum Hilden.<br />

Gut ausgestattete Fach- und Sammlungsräume (Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Theater) und<br />

eine große Sportanlage (zwei Sporthallen, eine Judohalle, Außenplatz mit Tartanbahn, Kugelstoß-<br />

und Weitsprunganlage), Bibliothek, Interneträume und -Café machen Lust zum Lernen.<br />

Im Internat leben ungefähr 60 Schülerinnen und Schüler in Einzel- und Doppelzimmern, z.T.<br />

mit eigener Dusche und WC. Die große Mensa wird vom eigenen Küchenteam betreut und bietet<br />

täglich neben Frühstück und Abendbrot zwei frisch gekochte Mittagsmahlzeiten an, auch vegetarische.<br />

Kulturelle Angebote im Großraum von Düsseldorf und Köln, im Ruhrgebiet und im Bergischen<br />

Land sind vom Schulzentrum aus gut zu erreichen.


EVANGELISCHES SCHULZENTRUM HILDEN<br />

GERRESHEIMER STR. 74<br />

40721 HILDEN<br />

www.eszhilden.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

5.1 Immer mehr und trotzdem wenig?<br />

5.2 Der metallene Mensch<br />

5.3 Auf den Spuren von Tim Berners-Lee<br />

5.4 Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

5.5 Theorien der Gewalt<br />

5.6 Klassisch, romantisch, modern – Alles im großen Stil<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Motje Wolf (Jg. 1982) ist Director of Music der St. Margaret’s Church und unterrichtet<br />

an der De Montfort University ein Modul über Community Music. Außerdem<br />

arbeitet sie im Choir Outreach Project Leicester Cathedral in England,<br />

wo sie seit 2008 Choral Scholar ist. Motje interessiert sich für Neue und für<br />

Alte Musik, spielt Barockgeige und singt. Außerdem leitet sie Musikworkshops<br />

in Schulen und Universitäten in England und Deutschland. Momentan ist sie<br />

dabei, ihre Dissertation über elektroakustische Musik fertig zu stellen, um dann<br />

hoffentlich bald viel mehr Zeit für weitere Musikprojekte zu haben. Die kursübergreifende<br />

Musik leitete sie schon bei vielen Junior- und <strong>SchülerAkademie</strong>n war 2000 selbst<br />

Teilnehmerin einer <strong>DSA</strong> und freut sich auf die kommende Akademie.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE HILDEN<br />

Akademieleitung<br />

Christoph Kolodziejski (Jg. 1981) forscht in der Universitätsstadt Göttingen<br />

und versucht dabei mit den Erfahrungen, die er während seiner Göttinger Promotionszeit<br />

und seinem halbjährigen Aufenthalt am University College London<br />

gemacht hat, mehr über die Dynamik von synaptischen Verbindungen im Gehirn<br />

zu erfahren. Zwischenzeitlich wagte er es für ein Semester, sein im Würzburger<br />

Physikstudium erworbenes Wissen an ruandische Studenten am Kigali<br />

Institute for Science and Technology weiterzugeben. Ansonsten fotografiert<br />

Christoph gerne Land und Leute, tanzt Tango Argentino und freut sich auf seine<br />

zweite Akademieleitung.<br />

Julia Reinert (Jg. 1990) entschloss sich nach ihrem Abitur 2009, ihre Heimat<br />

Weilheim/Teck zu verlassen und Natural Science an der University of Cambridge<br />

zu studieren. Mit dem Schwerpunkt Biochemie ist sie nun in ihrem letzten<br />

Bachelorjahr. Während der letzten beiden Sommer forschte sie an Adenoviren<br />

in Zürich und an Proteinen mit dem Massenspektrometer in München.<br />

In ihrer freien Zeit macht sie Musik auf ihrer Gitarre oder Querflöte und tanzt<br />

gerne. Nun freut sie sich auf ihre zweite AL-Assistenz und die Zusammenarbeit<br />

mit Christoph und Markus.<br />

Markus Parlasca (Jg. 1992) absolvierte im März 2011 sein Abitur im beschaulichen<br />

Trier. Zur Zeit studiert er Volkswirtschaftslehre an der University of Cambridge,<br />

Großbritannien. 2010 war er bereits als Teilnehmer in Hilden dabei, als<br />

er den Mikroökonomiekurs »Markt und Wettbewerb« belegte. Jetzt freut er sich<br />

schon auf seine zweite Akademie im wunderschönen Hilden. Wenn Markus<br />

nicht gerade hinter Büchern verschwindet oder durch Deutschland reist, treibt<br />

er Sport. Er fechtet und spielt je nach Saison Badminton oder Cricket.<br />

–– 49


50 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 5.1<br />

Immer mehr und trotzdem wenig?<br />

Das Bezwingen unendlicher Summen<br />

Um 500–400 v. Chr. überlegte sich der griechische Philosoph<br />

Zenon von Elea, dass jede Bewegung unendlich<br />

lange dauern müsste: Um eine beliebige Strecke zu gehen,<br />

muss man zunächst die erste Hälfte der Strecke zurücklegen,<br />

anschließend von der Reststrecke die Hälfte, dann die<br />

Hälfte der jetzt noch verbleibenden Strecke und so weiter.<br />

Insgesamt ist die Gesamtstrecke also eine unendlich lange<br />

Summe von Einzeletappen, und daher müsste das Gehen<br />

unendlich viel Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Natürlich wussten schon die alten Griechen, dass da etwas<br />

falsch sein muss, doch sie konnten das Paradoxon nicht<br />

auflösen – sie wussten noch nicht, wie man mit unendlichen<br />

Summen umgeht. Genau das soll in diesem Kurs<br />

erarbeitet und geklärt werden.<br />

Wie zwei Zahlen addiert werden, lernt jeder in der Grundschule.<br />

Was passiert jedoch, wenn man nicht nur eine<br />

Kursleitung<br />

Jan Nagel (Jg. 1983) freut sich auf das Mitwirken an seiner ersten Schüler-<br />

Akademie. In Bochum und Bergen studierte er Mathematik mit Nebenfach<br />

Biologie. Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum ging er<br />

an die Technische Universität München, wo er den Studenten die Wahrscheinlichkeitstheorie<br />

näherbringt und untersucht, welche Gesetzmäßigkeiten<br />

zufällige Bewegungen von Teilchen aufweisen. Wenn er von der Arbeit<br />

loskommt, geht er gerne laufen, spielt Badminton oder Gitarre.<br />

begrenzte Zahl von Summanden zusammenzählt, sondern<br />

immer neue Zahlen addiert und so eine unendliche Summe,<br />

eine Reihe, bildet? Ist das Ergebnis automatisch unendlich<br />

groß? Und wenn nicht: Was kommt dann dabei heraus?<br />

Im Rahmen des Kurses werden diese Probleme gelöst,<br />

indem gezeigt wird, dass manchen Reihen ein sinnvoller,<br />

endlicher Wert zugeordnet werden kann.<br />

Der erste Teil des Kurses klärt die grundsätzlichen Fragen,<br />

etwa wie eine unendliche Summe und ihre Konvergenz,<br />

ihr Grenzwertverhalten, definiert sind. Die Teilnehmenden<br />

werden Rechenregeln für Reihen aufstellen und handliche<br />

Kriterien erarbeiten, anhand derer beurteilt werden kann,<br />

ob eine Konvergenz eintritt oder nicht. Dabei werden<br />

schnell neue Fragen auftauchen, etwa ob – anders als bei<br />

endlichen Summen – die Reihenfolge der Addition eine<br />

Rolle spielt.<br />

Der anschließende Teil der Kursarbeit beschäftigt sich mit<br />

der Anwendung von Reihen. Denn unendliche Summen<br />

und wie sie mit Zahlen und Funktionen zusammenhängen,<br />

ist erstens aus mathematischer Sicht spannend, zweitens<br />

sind Reihen auch für Anwender interessant. Beispielsweise<br />

können wichtige, aber nicht ganz einfache Funktionen wie<br />

der Sinus oder der Logarithmus durch unendliche Summen<br />

dargestellt und berechnet werden. Und indem man<br />

die unendliche Summe an einem bestimmten Punkt abschneidet,<br />

erhält man eine handliche Näherung: eine endliche<br />

Summe einfach zu berechnender Funktionen statt der<br />

komplizierten Ausgangsfunktion selbst – eine Technik, die<br />

in etwa in den Ingenieurswissenschaften und der Physik<br />

benutzt wird. Größen wie die Kreiszahl � besitzen elegante<br />

Darstellungen mittels verschiedener Reihen, die von historischer<br />

Bedeutung waren, als die Größen immer genauer<br />

bestimmt wurden. Eine weitere zentrale Rolle kommt den<br />

Reihen bei der Messung komplizierter Längen oder Flächen<br />

zu. Dafür muss sich der Kurs zunächst überlegen, wie auf<br />

sinnvolle Art etwa die Länge einer gekrümmten Kurve bestimmt<br />

werden kann.<br />

Aeneas Rooch (Jg. 1983) begeistert sich für Naturwissenschaft, Technik und Musik. Nachdem<br />

er vor zwölf Jahren selbst an der <strong>SchülerAkademie</strong> teilgenommen hatte, studierte er Mathematik<br />

und Physik in Bochum und Rouen. An der Ruhr-Universität Bochum erforscht er<br />

statistische Verfahren, um stark abhängige Daten zu analysieren, und zeigt Ingenieursstudenten,<br />

wo sich Mathematik in technischen Anwendungen versteckt. Für den Hörfunk untersucht<br />

er, warum nasse Kleidung dunkler ist oder ob man mit Tintenfischtinte wirklich<br />

schreiben kann, und in seiner Freizeit spielt er gerne Badminton und Klavier.


Kurs 5.2<br />

Der metallene Mensch<br />

Seit Beginn des Computerzeitalters hat sich die Entwicklung<br />

von Maschinen rasant beschleunigt. Die moderne Gesellschaft<br />

wäre ohne die Hilfe von Automaten kaum noch<br />

vorstellbar und deren Komplexität nimmt immer mehr zu.<br />

Der Schritt hin zu autonomen Robotern, die mit Hilfe einer<br />

künstlichen Intelligenz Aufgaben erledigen, lässt allerdings<br />

weiterhin auf sich warten. Ein großes Problem stellt in diesem<br />

Zusammenhang die Erzeugung komplexer Verhaltensmuster<br />

durch eine Vielzahl sensorischer Daten dar. Die Maschine<br />

muss anhand der Umweltinformationen entscheiden<br />

können, welches Verhalten angemessen ist.<br />

Man könnte dieses Problem natürlich rein kombinatorisch<br />

angehen und bei einer bestimmten Konstellation der Umwelteinflüsse<br />

ein bestimmtes Verhalten programmieren. Bei<br />

komplexen Organismen wie dem Menschen würde dieses<br />

Verfahren bei Millionen zu verarbeitender Sinnesimpulse<br />

pro Sekunde jedoch schnell an seine Grenzen stoßen. Forschern<br />

am Bernstein Center in Göttingen ist es kürzlich<br />

gelungen einen effektiveren Weg zu finden, Verhalten zu<br />

erzeugen. Die Forscher verwendeten dazu ein nichtlineares<br />

neuronales Netzwerk mit mehreren stimulierenden und<br />

hemmenden Synapsen um einen sechsbeinigen Laufroboter<br />

Kursleitung<br />

Andrea Vüllings (Jg. 1980) studierte als gelernte Laborassistentin für Biologie<br />

und Chemie mit mehrjähriger Berufserfahrung an der Humboldt-Universität<br />

in Berlin Physik. Derzeit fertigt sie ihre Masterarbeit an der Technischen<br />

Universität Berlin im Bereich der nichtlinearen Dynamik an. Ihr besonderes<br />

Augenmerk gilt dabei der stochastischen Dynamik von Netzwerken. Neben<br />

dem eigenen Studium leitet sie außerdem Tutorien in der theoretischen Physik<br />

zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie freut sich schon<br />

sehr auf die vielfältigen Erfahrungen mit den Teilnehmenden und Kollegen<br />

der <strong>SchülerAkademie</strong>.<br />

in die Lage zu versetzen, selbstständig Hindernissen auszuweichen<br />

und sich aus Fallen zu befreien. Ziel des Kurses<br />

wird es sein, genau zu verstehen wie es mit der Methode<br />

der Göttinger Forscher möglich wird, komplexes Verhalten<br />

effektiv zu erzeugen.<br />

Im Kurs wird zunächst eine grundlegende Einführung<br />

in die Dynamik nichtlinearer Systeme auf universitärem<br />

Niveau erarbeitet. Dazu gehört unter anderem die Beschreibung<br />

deterministischer physikalischer Systeme im Phasenraum,<br />

die Analyse nichtlinearer Differenzialgleichungen,<br />

die Bifurkationstheorie und das deterministische Chaos.<br />

Die Vielfalt der Lösungen nichtlinearer Differenzialgleichungen<br />

wird dann später als Register für die verschiedenen<br />

Verhaltensweisen, die ein Roboter ausführen kann,<br />

dienen.<br />

Im zweiten Teil des Kurses wird es vor allem um die Kontrolle<br />

chaotischer Systeme gehen. Dazu werden systematisch<br />

verschiedene Methoden entwickelt, nichtlineare Systeme<br />

zu stabilisieren und zu kontrollieren. Die zeitverzögerte<br />

Rückkopplung wird sich als besonders wichtiger Mechanismus<br />

herauskristallisieren. Am Ende der ersten Woche<br />

wird deutlich, wie sich z.B. Laser durch geschickte Rückkopplung<br />

stabilisieren lassen. Im neuronalen Netzwerk<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE HILDEN<br />

werden die stimulierenden und hemmenden Synapsen die<br />

Kontrollsignale darstellen und dafür verantwortlich sein,<br />

dass bei einem bestimmten Sensorinput ein ausgewähltes<br />

Verhaltensmuster ausgelöst wird.<br />

Im dritten Teil des Kurses werden die erarbeiteten Grundlagen<br />

auf gekoppelte Netzwerke ausgedehnt, um schließlich<br />

ein vollständiges neuronales Netz zu simulieren. Dieses<br />

neuronale Netz kann dann einem Roboter als Generator für<br />

komplexes Verhalten dienen. Es wird sogar möglich sein,<br />

durch eine geschickte Erweiterung des Netzwerkes ein<br />

Lernverhalten zu etablieren.<br />

Die Kursinhalte werden immer wieder durch praktische,<br />

im Kurs entwickelte Simulationen untermauert.<br />

Am Ende der zwei Wochen wird jeder ein umfassendes<br />

Bild der Dynamik nichtlinearer gekoppelter Netzwerke<br />

und deren Anwendung im Bereich der künstlichen Intelligenz<br />

erlangt haben. Dabei wird der Kurs punktuell in<br />

die aktuelle Forschung auf diesem Gebiet vorstoßen und<br />

dementsprechend auch mit englischer Fachliteratur und<br />

wissenschaftlichen Veröffentlichungen arbeiten. Eine solide<br />

mathematische Vorbildung vor allem im Bereich der Differenzialrechnung<br />

ist wünschenswert.<br />

Christof Witte (Jg. 1986) promoviert derzeit am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik<br />

in Potsdam im Bereich der klassischen und Quantengravitation. Nach einem Bachelorstudium<br />

an der Humboldt-Universität in Berlin zog es ihn als Stipendiat der Studienstiftung<br />

und des <strong>Deutsche</strong>n Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ins Ausland an<br />

die Universität Cambridge, wo er einen Master in angewandter Mathematik und theoretischer<br />

Physik erlangte. Als ehemaliger Teilnehmer der ersten JGW-<strong>SchülerAkademie</strong> im<br />

Jahr 2004 und Kursleiter im Jahr 2011 freut er sich schon jetzt besonders auf die intensive<br />

Zusammenarbeit im Kurs, die für Teilnehmende und Kursleitende erfahrungsgemäß eine<br />

bleibende Erinnerung sein wird.<br />

–– 51


52 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 5.3<br />

Auf den Spuren von Tim Berners-Lee<br />

Wie funktioniert eigentlich das Internet?<br />

Kaum eine andere Erfindung hat die Menschheit in den<br />

letzten Jahrzehnten so stark beeinflusst wie die des World<br />

Wide Web. Grade mal 20 Jahre jung ist »das Internet« aus<br />

dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Dabei<br />

ist seine Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen, sie<br />

schreitet viel eher im Eiltempo<br />

voran und wirkt wie ein<br />

ewiger Prozess. Täglich entstehen<br />

neue Geschäftsideen<br />

und Angebote im Internet,<br />

die oftmals das Leben von<br />

Millionen von Menschen beeinflussen.<br />

Ganze Industrien,<br />

wie z.B. Musik- und Printmedien,<br />

mussten sich radikal<br />

umstellen. Brockhaus und andere Lexika werden nicht<br />

mehr neu aufgelegt, da sie von Wikipedia in den Schatten<br />

gestellt wurden und an Bedeutung verloren haben. Informationen<br />

sind nahezu unbeschränkt jederzeit für jeden<br />

verfügbar und die globale Vernetzung – nicht nur von Wissen<br />

– ist im vollen Gange.<br />

Kursleitung<br />

<strong>Programm</strong>ierkenntnisse sind hilfreich und wünschenswert.<br />

Es wird die Bereitschaft erwartet, sich im Vorfeld des<br />

Kurses autodidaktisch mit einer <strong>Programm</strong>iersprache auseinanderzusetzen,<br />

die in dieser Form im Schulstoff nicht<br />

vorkommt. Für Schüler mit Lust am abstrakten Denken<br />

und an praktischen Anwendungen werden die Herausforderungen<br />

aber gut zu bewältigen sein. Die Kursleiter werden<br />

dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen.<br />

Olaf Görlitz (Jg. 1978) studierte Informatik an der TU Berlin, verbrachte ein<br />

Studienjahr in den USA und schreibt zur Zeit in Koblenz an seiner Doktorarbeit<br />

über die effiziente Verarbeitung von Suchanfragen auf verteilten semantischen<br />

Datenquellen. In seiner Freizeit ist er gern zu Fuß oder mit dem Rad<br />

in der Natur unterwegs. Oft hat er dabei einen GPS-Empfänger in der Tasche<br />

und sammelt nebenbei Daten für das OpenStreetMap-Projekt. Außerdem interessiert<br />

er sich für Kampfsport, geht gern auf rockige Musik-Festivals und<br />

taucht im Urlaub immer mal wieder in die Unterwasserwelt ab.<br />

Die Idee zur Erschaffung des World Wide Web hatte Tim<br />

Berners-Lee 1984, als er nach einer Möglichkeit suchte, die<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse am CERN (der Europäischen<br />

Organisation für Kernforschung) besser austauschen<br />

und teilen zu können. Die Prototypen seines ersten Web-<br />

servers und Webbrowsers wurden<br />

versehentlich gelöscht. Nachdem<br />

sein Projektantrag für ein Informationsmanagementsystem<br />

mit<br />

den Worten »vague but exciting«<br />

(siehe Graphik) akzeptiert wurde,<br />

arbeitete er weiter an der Idee<br />

und veröffentlichte 1990 die erste<br />

Website der Welt unter http://info.<br />

cern.ch.<br />

Doch obwohl weltweit schon Milliarden von Menschen Zugang<br />

zum Internet haben und es täglich nutzen, verstehen<br />

nur wenige die grundlegenden Technologien, die es erst<br />

ermöglichen, dass z.B. jeder mit dem Smartphone Videos<br />

bei YouTube anschauen kann. Im Kurs wird zunächst die<br />

(technologische) Situation in den späten 80er Jahren betrachtet,<br />

um zu verstehen, welche Rahmenbedingungen<br />

zur Erfindung des World Wide Web führten. Hierzu wird<br />

insbesondere die Autobiographie Tim Berners-Lee als<br />

roter Faden benutzt. Anschließend werden die wichtigsten<br />

Technologien des World Wide Web genauer unter die Lupe<br />

genommen. Dazu wird das HTTP-Protokoll analysiert und<br />

ein eigener Webserver und Webbrowser programmiert,<br />

mit dem man in der Lage ist, HTML-Dokumente zwischen<br />

Computern und auch mit dem Internet auszutauschen.<br />

Damit der Kurs sich nicht nur mit technologischen Aspekten<br />

befasst und man auch etwas über die aktuellen Diskussionen<br />

zur Nutzung des Internets erfährt, werden auch<br />

die Themen Offenheit/Open Source und Netzfreiheit eine<br />

zentrale Rolle spielen. Bereits Tim Berners-Lee hat diese<br />

Problematiken vorhergesehen und viele Texte und Reden<br />

zum Thema Ethik und Moral im Internet veröffentlicht.<br />

Diese Themen sind zu Zeiten von Anonymus, Wikileaks<br />

und Co. aktueller denn je, weshalb sich der Kurs auch mit<br />

ihnen kritisch auseinander setzen wird.<br />

René Pickhardt (Jg. 1985) studierte Mathematik, Physik und Informatik an der Johannes<br />

Gutenberg Universität in Mainz und die chinesische Sprache an der Beijing Foreign Studies<br />

University in China. Mittlerweile promoviert er über soziale Netzwerke und Graph Datenbanken<br />

mit Olaf gemeinsam in Koblenz. In seiner Freizeit blogt René über technische<br />

Themen und Online Musik Marketing. Letzteres Thema hängt mit seinen Erfahrungen des<br />

von ihm programmierten sozialen Netzwerks »metalcon« und seiner Band »In Legend« zusammen.<br />

Neben Heavy Metal zählen zu seinen Hobbys Fitness-Training und Kurse an der<br />

<strong>DSA</strong> leiten – dies ist sein dritter Kurs.


Kurs 5.4<br />

Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

Perspektiven aus Philosophie und Politik zum Staat und seiner Bürger<br />

Wie in vielen westlichen Demokratien wird auch in<br />

Deutschland ein stetes Sinken der Wahlbeteiligung beobachtet.<br />

Noch in den 1970er Jahren gaben über 90 Prozent<br />

der wahlberechtigten <strong>Deutsche</strong>n ihre Stimme zur Bundestagswahl<br />

ab. Im Jahr 2009 machten nur noch knapp 71<br />

Prozent der Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Kann<br />

von einer sinkenden Wahlbeteiligung eine Krise der Demokratie<br />

abgeleitet werden? Der Kurs wendet sich dieser<br />

Frage aus philosophischen und politikwissenschaftlichen<br />

Perspektiven zu.<br />

In der allgemeinen Wahrnehmung der westlichen Welt<br />

gilt die Demokratie bislang als die beste Staatsform. Aber<br />

entgegen des heutigen Selbstverständnisses zeichnen Philosophen<br />

wie Platon, Aristoteles oder Thomas Hobbes ein<br />

ganz anderes Bild eines guten Staates. Eine philosophiegeschichtliche<br />

Untersuchung des Staatsbegriffs soll einen<br />

systematischen Überblick über die verschiedenen Staatsformen<br />

geben. Zudem wird der Demokratiebegriff etwas<br />

genauer betrachtet. Was versteht man unter Demokratie?<br />

Gibt es nur eine Form von Demokratie? Einige Autorinnen<br />

Kursleitung<br />

Marén Heinzelmann (Jg. 1983) studierte in Leipzig und Houston, Texas, Biologie<br />

und Philosophie. Gerade schreibt sie ihre Diplomarbeit am Institut für Pflanzenphysiologie<br />

der Universität Leipzig und erforscht, wie man die Photosynthese einzelliger<br />

Algen zur Energiegewinnung nutzen kann. Philosophisch haben es ihr besonders<br />

Aristoteles und seine modernen Interpreten angetan. Seit ihrer Jugend spielt sie<br />

leidenschaftlich gern Theater. Sie lacht, liest und tanzt gern, am liebsten zu guten<br />

Salsarhythmen.<br />

und Autoren behaupten, die westliche Gesellschaft befände<br />

sich bereits in einer Postdemokratie. Die Lektüre verschiedener<br />

Texte wird einen Überblick über zeitgenössische Demokratie-<br />

sowie Postdemokratietheorien geben.<br />

Die Betrachtung des Staates kommt nicht ohne die Betrachtung<br />

seiner Bürger aus. Daher wird der Kurs auch<br />

den Begriff des Bürgers diskutieren. Wer gehört zum Staat?<br />

Wer legitimiert den Staat? Wie wird über die staatliche<br />

Zugehörigkeit entschieden? Welche Rolle spielen ethnische<br />

Minderheiten im Staat? Die Zugehörigkeit zu einem Staat<br />

bestimmt nicht zuletzt das eigene Selbstverständnis und<br />

die Identität jedes Einzelnen. Zudem liegt jedem Staatsbegriff<br />

immer schon ein bestimmtes Menschenbild zugrunde.<br />

Daher drängt sich die Frage auf, was den Menschen vom<br />

Bürger unterscheidet. Hierfür werden den Teilnehmenden<br />

sowohl klassische philosophische Positionen als auch moderne<br />

Identitätstheorien Rede und Antwort stehen.<br />

Der Kurs hat das Ziel, auf die obigen Fragen mögliche<br />

Antworten zu finden, zum einen durch die Lektüre theoretischer<br />

Texte, zum anderen durch praktische Übungen (z.B.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE HILDEN<br />

Quelle: http://upload.wikimedia.org/<br />

wikipedia/commons/d/db/Leviathan_gr.jpg<br />

Diskursanalyse). Die Teilnehmenden werden klassische Argumentationsarten<br />

aus Philosophie und Politikwissenschaft<br />

kennen und bewerten lernen und so einen Einblick in<br />

interdisziplinäre Fragestellungen erhalten, der zum Weiterdenken<br />

und -fragen anregt.<br />

Sophia Koleczko (Jg. 1986) studierte in Leipzig und Grenoble, Frankreich. Politikwissenschaft<br />

mit den Nebenfächern Jura und Wirtschaft. Ihr Schwerpunkt und<br />

besonderes Interesse liegt im Bereich der politischen Theorie und Sozialphilosophie.<br />

Momentan absolviert sie ein Praktikum am Zentrum Gender Studies der Universität<br />

Basel, Schweiz. In ihrer Freizeit tanzt sie gern, fährt in die verschneiten Berge zum<br />

Skifahren und geht mit Freunden die Partyszene erkunden.<br />

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54 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 5.5<br />

Theorien der Gewalt<br />

Was Gewalt ist und wie sie sich verstehen lässt<br />

Seit jeher scheint Gewalt zum Repertoire menschlichen<br />

Handelns zu gehören – unabhängig davon, ob es sich um<br />

moderne oder um nur wenig entwickelte vormoderne<br />

Gesellschaften handelt. Stets lassen sich Akte der Gewalt<br />

ausmachen. Nie ist sie gänzlich verschwunden. Gleichwohl<br />

findet sie in unterschiedlichem Maße statt. Zwischen einer<br />

Rauferei auf dem Schulhof oder einem Massaker während<br />

eines Krieges bestehen immense Unterschiede. Intensität<br />

und Formen der Gewalt können demnach variieren. Dies<br />

hängt mit den verschiedensten Faktoren, wie der Kultur,<br />

der Ökonomie, der Kontrolle durch einen starken Staat,<br />

den technischen Möglichkeiten oder gruppendynamischen<br />

Aspekten, zusammen.<br />

Will man sich mit Gewalt befassen, so ist zunächst zu fragen,<br />

was sich darunter verstehen lässt. Der Kurs wendet<br />

sich daher in einem ersten Schritt der Erarbeitung und<br />

Diskussion unterschiedlicher Begriffsdefinitionen von Gewalt<br />

aus den Bereichen der Psychologie und Soziologie zu<br />

Kursleitung<br />

Anna Dannert (Jg. 1985) stammt aus der Metropole Ruhr(gebiet). Sie arbeitet als<br />

persönliche Referentin im Landtag Nordrhein-Westfalen und als Trainerin in der<br />

politischen Jugendbildung. Mit der Gewalt befasste sie sich vor allem im Rahmen<br />

ihres Studiums der Politik- und Erziehungswissenschaften an der Ruhruniversität<br />

in Bochum. Sie reiste ausgiebig in ferne Länder, wie Indien, den Libanon oder die<br />

USA, liest sehr gerne und ist eine begeisterte Basketballspielerin.<br />

(Canetti, Popitz, Nunner-Winkler). Im Anschluss daran<br />

geht der Kurs auf unterschiedliche Ansätze ein, Gewalt zu<br />

verstehen und verständlich zu machen. Zum einen werden<br />

in diesem Zusammenhang makroskopische Modelle untersucht,<br />

die die Entwicklung der Gewalt in Zusammenhang<br />

mit der Moderne stellen (Elias, Galtung, Baumann). Zum<br />

anderen werden unterschiedliche Formen und Situationen<br />

der Gewalt näher betrachtet. Dabei wird beispielsweise die<br />

Differenzierung in »alte« und »neue« Kriege hinterfragt<br />

(Münkler) und auf Dynamiken gewaltbereiter oder von<br />

Bürgerkriegen gezeichneter Gesellschaften eingegangen<br />

(Elwert, Waldmann). Neben diesen gesellschaftlichen Kontexten<br />

der Gewalt werden jedoch auch biologische und<br />

evolutionspsychologische Erkenntnisse angerissen (Euler).<br />

Die Beschäftigung mit dem Sujet der Gewalt erfolgt interdisziplinär.<br />

Insofern geht mit der Diskussion über die<br />

Formen der Gewalt auch die Frage nach dem Beitrag unterschiedlichster<br />

Disziplinen, wie zum Beispiel der Psychologie,<br />

Soziologie und Biologie oder der Literatur- und der<br />

Geschichtswissenschaften und der Pädagogik, zur Erschlie-<br />

ßung dieses Themenfeldes einher. Im Fokus stehen dabei<br />

stets die Fragen nach dem spezifischen Blickwinkel der<br />

Fachrichtungen einerseits und dem übergeordneten Ertrag<br />

für die Gewaltforschung andererseits.<br />

Der Kurs gibt somit einen Einblick in die Grundlagen<br />

der Gewaltforschung, führt in Theorien zur Entwicklung<br />

der Gewalt ein und thematisiert unterschiedliche Ansätze<br />

zur Erforschung und Gliederung dieses Phänomens. Da<br />

dies aus interdisziplinärer Perspektive geschieht, ist damit<br />

zugleich eine Einführung in Herangehensweisen und<br />

Schwerpunktsetzungen der jeweiligen Disziplinen verbunden.<br />

Auf diese Weise wird ein Überblick über die Ansätze<br />

unterschiedlicher Disziplinen verschafft, Wissenschaft zu<br />

betreiben.<br />

Die Kursarbeit gestaltet sich überwiegend seminaristischtheoretisch.<br />

Die einzelnen Themenbereiche werden durch<br />

Referate eingeleitet, die im Vorhinein vorbereitet werden.<br />

Die entsprechende Literatur wird dafür zur Verfügung gestellt.<br />

Janis Nalbadidacis (Jg. 1984) zog es nach der Schule aus dem trauten Ruhrgebiet<br />

ins schillernde Berlin. Dort ging er dem irritierenden Phänomen der Gewalt vor allem<br />

während seines geschichtswissenschaftlichen Studiums nach. Zurzeit bereitet er seine<br />

Promotion vor, die er zu Repressionen der griechischen Diktatur verfasst. In seiner<br />

Freizeit widmet sich der Liebhaber griechischer Musik mit Hingabe seiner Gitarre<br />

sowie dem Hechten nach Volleybällen.


Kurs 5.6<br />

Klassisch, romantisch, modern –<br />

Alles im großen Stil<br />

Die Geschichte der Symphonik<br />

Ob in Europa, Amerika oder Asien, ob im Krieg oder Frieden<br />

– Symphonische Musik ist aus der weltweiten Kulturlandschaft<br />

unmöglich wegzudenken. Nicht nur die europäische<br />

Aufklärung, die Vermischung verschiedenster Künste<br />

im 20. Jahrhundert und das Einsetzen neuer Instrumente<br />

haben in der Musik und der Arbeit heutiger Orchester Spuren<br />

hinterlassen.<br />

Im Kurs wird es daher um die Entwicklung der Musik<br />

und die Konstellation eines Orchesters gehen. Angefangen<br />

bei Mozart wird der Kurs sich über die Romantik und<br />

die Moderne bis zu zeitgenössischen Orchesterwerken<br />

vorarbeiten. Neben analytischen Gesichtspunkten wie der<br />

Untersuchung der Harmonik, Rhythmik und Melodik wird<br />

gleichzeitig auf die Besetzungen und Instrumentierungen<br />

eingegangen. Die Betrachtung sozial- und kulturhisto-<br />

Kursleitung<br />

rischer Ereignisse wird dabei helfen, die Einflüsse und Veränderungen<br />

ganzheitlich zu verstehen. Texte von und über<br />

Komponisten werden dafür genauso wichtig sein, wie das<br />

Lesen der Partituren selbst.<br />

Während auf diesem Weg ein Überblick und ein allgemeines<br />

Verständnis für die Symphonik entstehen, werden<br />

immer wieder spezielle Möglichkeiten der Aufführungspraxis<br />

und der Interpretation im Mittelpunkt stehen. Von<br />

dem Überdenken der bloßen technischen Umsetzung eines<br />

Notensatzes über das Ausdrücken der inneren Befindlichkeit<br />

eines romantischen Komponisten, wird auch die Frage<br />

beantwortet, inwieweit sich bei einer heutigen Aufführung<br />

symphonischer Musik Dirigent und Musiker einbringen<br />

können und dürfen. Was ist der Unterschied zwischen<br />

dem Original eines Schumann und der Reproduktion<br />

heute? Wie setzt man sich konkret mit einem modernen<br />

Werk oder gar einer Uraufführung auseinander? Es werden<br />

neben Parallelen und Gegensätzen hilfreiche Lösungsan-<br />

Charlotte Schäfer (Jg. 1984) studierte Schulmusik und Gesangspädagogik an der<br />

Folkwang Universität der Künste sowie Französisch in Essen und Vichy (Frankreich).<br />

Ihre besondere Liebe gilt der musikalischen Avantgarde, so dass sie neben ihrer<br />

hauptberuflichen Tätigkeit als Gesangslehrerin und Fachbereichsleiterin an zwei Musikschulen<br />

in NRW jede Gelegenheit nutzt, sich dieser Epoche zu widmen – als Gesangssolistin<br />

gleichermaßen wie z.B. als Projektleiterin und Skriptorin in der Kölner<br />

»musik Fabrik« oder im Vorstand der Orchesterakademie NRW. Wenn sie drei Wünsche<br />

freihätte, würde sie die ganze Welt bereisen, ein Quietsche-Entchen-Parlament<br />

ins Leben rufen und Mozart fragen, wie er zu der Antwort »42« steht.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST <strong>2012</strong>) AKADEMIE HILDEN<br />

sätze und mögliche Kompromisse erarbeitet. Dafür werden<br />

Meinungen alter und neuer, bekannter und unbekannter<br />

Interpreten diskutiert und an Aufnahmen verschiedener<br />

Dirigenten und Orchester geprüft.<br />

Die Frage der Interpretation bedarf einer weiteren Klärung:<br />

Inwieweit ist theoretisches Wissen mit einer individuellen<br />

musikalischen Intention zu vereinbaren? Was gibt der Notentext<br />

vor und was nicht? In dem Zusammenhang werden<br />

die Chancen und die Grenzen der Musikwissenschaft untersucht<br />

und die Frage, was eigentlich Kunst in der Musik<br />

ist, offengelegt.<br />

Ziel des Kurses ist es, einen breiten und fundierten Zugang<br />

zur symphonischen Musik zu ermöglichen. Das Verstehen<br />

klassischer Formen spielt dabei eine genauso wichtige<br />

Rolle, wie das Entdecken von Ausdrucksstärke und der<br />

Stilbreite neuer Musik. Die Teilnehmenden werden die<br />

Kompetenz erlangen, über das Schöne und Bekannte in der<br />

Musik hinaus ihre Ohren für viele inhaltliche Details und<br />

epochale Prozesse zu öffnen.<br />

Tim Wendhack (Jg. 1986) studiert Geschichts- und Musikwissenschaften an der<br />

Heinrich-Heine-Universität sowie der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.<br />

Neben seinem Studium erhält er Unterricht in Dirigieren und ist selbst an<br />

der Geige in verschiedenen Orchestern zu finden. Ganzjährig trifft man ihn an<br />

den verschiedensten kulturellen Orten am Rhein und in Westfalen. Meistens als<br />

Gast, manchmal als Mitwirkenden, gelegentlich als Kritiker. Als geborene Ruhrgebietsseele<br />

gehört bei ihm eine gute Currywurst genauso zum Genussmittel wie ein<br />

ausgedehnter Spaziergang und lange Kochabende. Er freut sich auf alle Diskussionen<br />

und Entdeckungen während der Akademie.<br />

–– 55


56 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Akademie Rostock<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Rostock<br />

Die alte, an der Mündung der Warnow gelegene Hansestadt Rostock mit ihrem historischen Altstadtkern, der<br />

Universität und dem Stadthafen bietet ihren Besuchern eine maritime Atmosphäre in direkter Nähe des traditionsreichen<br />

Ostseebades Warnemünde mit seinem breitesten und feinsten Sandstrand der norddeutschen Ostseeküste.<br />

Gut erreichbar durch öffentliche Verkehrsmittel befindet sich die Jugenddorf-Christophorusschule in ruhiger Lage,<br />

zehn Busminuten vom Zentrum der Stadt entfernt, und bietet ca. 1.000 Schülerinnen und Schülern ab Klasse<br />

5 eine Gymnasialausbildung. Außerdem lernen 200 Schülerinnen und Schüler in der Grundschule. Moderne<br />

Schul(neu)bauten ermöglichen hervorragende Bedingungen, besonders in allen Naturwissenschaften, im Bereich<br />

Kunst, Musik und Sport. Wer Lust auf Bücher verspürt, kann in den Räumen der neuen Bibliothek herumstöbern.<br />

Für Großmedienprojektionen bietet die Aula der Schule Raum, die mit ihrer Bühne auch zum Theaterspiel<br />

einlädt, eine zweite Bühne erweitert diese Möglichkeiten. Weiterhin stehen zwei Computer-Kabinette mit jeweils<br />

20 modernen Rechnern und Internetzugang zur Verfügung.<br />

Das Internat, in dem bis zu 90 Schüler Platz finden, bietet im alten Charme des Plattenbaus moderne Doppelzimmer<br />

mit WC und Duschbereich. Neben der Normalverpflegung wird auch vegetarisches Essen angeboten.<br />

Für den sportlichen Ausgleich können die Großraum-Turnhalle mit mehreren Volleyball-Spielfeldern, das Beach-<br />

Volleyballfeld, die Streetball-Anlage und zwei Außen-Tischtennisplatten genutzt werden.


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE ROSTOCK<br />

GROSS SCHWASSER WEG 11<br />

18057 ROSTOCK<br />

www.cjd-rostock.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

6.1 Mathematische Anatomie des Universums<br />

6.2 Wenn das Ganze mehr ist als die Summe der einzelnen Teile<br />

6.3 Nächster Halt: Mars<br />

6.4 Das sprechende Gehirn<br />

6.5 Moral und Gerechtigkeit in modernen Gesellschaften<br />

6.6 Fremdes und Eigenes im Dokumentarfilm<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Daniel Klein (Jg. 1986), in Essen geboren, war Jungstudent für Klavier an der<br />

Hochschule für Musik Köln und studierte nach dem bilingual deutsch-französischen<br />

Abitur (AbiBac) Klavier an der Folkwang-Hochschule und ab 2007 Dirigieren/Orchesterleitung<br />

an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Im<br />

Februar <strong>2012</strong> schloss er sein Studium mit Bestnote ab. Seit fünf Jahren arbeitet<br />

er in der Essener Opernklasse als Korrepetitor und studiert eine Vielzahl von<br />

Orchester- und Opernaufführungen ein und leitete sie. In seiner Freizeit besucht<br />

er gern Jazzkonzerte oder radelt durch das Ruhrgebiet, dem er sich sehr<br />

verbunden fühlt. Auf die Begegnungen während der Akademie freut er sich bereits sehr!<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE ROSTOCK<br />

Akademieleitung<br />

Hermine Wenzlaff (Jg. 1979) studierte in Berlin, Tübingen und Brisbane/Australien<br />

Biologie. Begeistert von den Neurowissenschaften erforschte sie in ihrer<br />

Doktorarbeit in Berlin, wie Entscheidungsfindungs-Prozesse im menschlichen<br />

Gehirn ablaufen. Nach einigen Jahren in der Grundlagenforschung wandte sie<br />

sich der angewandten, klinischen Forschung zu und setzt sich für die Entwicklung<br />

von Medikamenten, z.B. gegen Alzheimer, ein. In jeder freien Minute klettert<br />

sie enthusiastisch oder spielt Violine.<br />

Benedikt Beer (Jg. 1993) schnupperte letztes Jahr das erste Mal fasziniert Akademieluft<br />

in einem neurowissenschaftlichen Kurs, als Katharina seine Kurs-<br />

und Hermine seine Akademieleiterin war. Im Frühjahr legt er sein Abitur im<br />

beschaulichen Warburg (Ostwestfalen) ab und fiebert schon jetzt der Akademie<br />

entgegen. Für Oktober plant er den Anfang seines Medizinstudiums. Seine<br />

Freizeit verbringt er im <strong>Deutsche</strong>n Roten Kreuz, der Schülervertretung, beschäftigt<br />

sich mit Politik, Wirtschaft und (natürlich!) Medizin. Außerdem liest er leidenschaftlich<br />

gerne und ist guter Literatur nie abgeneigt.<br />

Katharina Schaefer (Jg. 1981) hat ein Herz für kleine Städte. Geboren in Marburg<br />

studierte sie Biologie in Tübingen (mit Ausflug nach Toronto), machte ein<br />

Praktikum bei der EU in Brüssel und schließt gerade ihre Promotion in Kopenhagen<br />

ab. War ihre anfängliche Leidenschaft noch Genetik, entdeckte sie während<br />

des Studiums die Neurophysiologie, leitete Zellen ab und schaut sich nun<br />

das somatosensorische System im Gehirn des Menschen genauer an. Außerdem<br />

liebt sie Wasser in jeglicher Form und ist so oft es geht an Bord kleiner Jollen zu<br />

finden. Ansonsten liest und fotografiert sie.<br />

–– 57


58 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 6.1<br />

Mathematische Anatomie des Universums<br />

Ziel der theoretischen Physik ist es – unter Benutzung von<br />

bestehender oder neu zu schaffender Mathematik – immer<br />

weiter verfeinerte Theorien über die Natur aufzustellen.<br />

Die gegenwärtig akzeptierte Formulierung aller fundamentalen<br />

Theorien der Physik baut auf dem mathematisch sehr<br />

vielschichtigen Konzept der Raumzeit auf. Zu diesen Theorien,<br />

aus denen prinzipiell alle bekannten physikalischen<br />

Phänomene ableitbar sein sollten, gehören die Gravitation<br />

in Form der Allgemeinen Relativitätstheorie auf der einen<br />

Seite und die elektroschwache und starke Wechselwirkung<br />

in Form von sogenannten Quantenfeldtheorien auf der anderen<br />

Seite. Alle diese Theorien benötigen zu ihrer Formulierung<br />

eine zugrundeliegende Raumzeit. Die Allgemeine<br />

Relativitatstheorie ist die Theorie, die die Raumzeit selbst<br />

als dynamisches Objekt beschreibt, also die Theorie der<br />

Raumzeitstruktur selbst. Insbesondere erlaubt die Kombination<br />

obiger Theorien nichts weniger als die Diskussion<br />

des gesamten Universums!<br />

In diesem Kurs wird die state-of-the-art-Betrachtung der<br />

mathematischen Struktur der Raumzeit erarbeitet. Bis in<br />

Kursleitung<br />

Herbert Sauber (Jg. 1953) studierte Mathematik, Physik und Informatik<br />

in Göttingen, Canterbury und Hagen. Er ist seit 1979 im Berliner Schuldienst,<br />

unterrichtete neun Jahre an der Europäischen Schule Brüssel I, war<br />

Schulleiter an der Europäischen Schule Taipeh und leitet seit 2007 ein bilinguales<br />

Gymnasium in Berlin. Die Arbeit in der Schule empfindet er als<br />

eine dankbare, fordernde und in vielerlei Hinsicht bereichernde Tätigkeit,<br />

die ihm allerdings nur wenig Zeit lässt, seinen ursprünglichen Interessen,<br />

der Naturwissenschaft und der Mathematik, nachzugehen. Umso mehr<br />

freut er sich auf die Tage der <strong>DSA</strong>, an der er zum ersten Mal teilnimmt, um in Gebiete jenseits<br />

der Schulmathematik einzutauchen. In seiner knappen Freizeit beschäftigt er sich mit<br />

Mathematik, Astronomie, Schach und seiner Familie.<br />

die letzten Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts fielen tatsächlich<br />

alle Vorhersagen der allgemeinen Relativitätstheorie<br />

und Quantenfeldtheorien mit den experimentellen Beobachtungen<br />

zusammen. Diese Tatsache ließ vermuten, dass<br />

eine scheinbar harmlose,<br />

von obigen Theorien abgeleitete<br />

qualitative Aussage<br />

Gültigkeit hat, nämlich dass<br />

die bekannte Expansion des<br />

Universums sich immer weiter verlangsamen muss. Mehrere<br />

spektakuläre und voneinander unabhängige astrophysikalische<br />

Beobachtungen der letzten Jahre zeigten einerseits,<br />

dass die Expansion des Universums immer schneller vonstatten<br />

geht, andererseits gibt es seit November 2011 ernstzunehmende<br />

Berichte über Neutrinos, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit<br />

ausbreiten. Diese Beobachtungen sind<br />

weitreichend, da sie bei näherer Analyse beeindruckend<br />

zeigen, dass wir fundamentale Aspekte der Raumzeitstruktur,<br />

der Materie, oder beider Bereiche, im Rahmen der<br />

Einsteinschen Allgemeinen Relativitätstheorie nicht verstehen.<br />

Das elaborierte, weil so vielschichtige, mathematische<br />

Bild der Raumzeit könnte also in Zukunft im Zuge dieses<br />

Vorausgesetzt werden Mathematik-Leistungskurs<br />

sowie sehr gutes Leseverständnis in Englisch<br />

Befundes abgeändert werden müssen. Unter Einbeziehung<br />

neuester Forschungsergebnisse zeigt dieser Kurs schließlich<br />

auf, wie ein solcher schönheits-chirurgischer Eingriff mathematisch<br />

zu bewerkstelligen ist.<br />

Der Kurs hat das zugegebenermaßen sehr<br />

ambitionierte Vorhaben, die mathematische<br />

Struktur der Raumzeit, und damit<br />

die allgemeine Relativitätstheorie, von<br />

fundamentalen Prinzipien ausgehend Schritt für Schritt zu<br />

entwickeln. Das bedeutet zwar, dass alle benötigten mathematischen<br />

Vorkenntnisse im Kurs systematisch entwickelt<br />

werden (ausgehend von formaler Logik), aber auch, dass<br />

das Abstraktionsniveau und die zu erarbeitende Stoffmenge<br />

entsprechend hoch sind. Dafür erhalten die Teilnehmenden<br />

einen echten Einblick in Universitätsmathematik und theoretische<br />

Physik, der teilweise in Bereiche weit jenseits des<br />

Bachelorstudiums in Mathematik und Physik reicht. Gegen<br />

Ende des Kurses werden die Teilnehmenden dann in der<br />

Tat so sorgfältig mit mathematischer Technologie ausgestattet<br />

sein, dass in einzelnen Punkten bis an die aktuelle<br />

Forschungsgrenze vorgestoßen werden kann.<br />

Frederic P. Schuller (Jg. 1975) arbeitet nach einer Forschungsprofessur an der Universidad<br />

Nacional Autonoma de Mexico und längeren Forschungsaufenthalten am Perimeter Institute<br />

for Theoretical Physics in Kanada und der Universität Oxford als Forscher am Albert-Einstein-<br />

Institut, Golm. Studium und Promotion schloss er an der Universität Cambridge ab, in der<br />

Gravitationstheoriegruppe um Stephen Hawking. Für seine Forschungsarbeiten im Gebiet der<br />

Allgemeinen Relativitätstheorie erhielt er unter anderem den Erice Original Work Award von<br />

Gerard’t Hooft, Physik Nobelpreisträger des Jahres 1999, und den Smith-Knight Preis der<br />

Mathematischen Fakultät in Cambridge. Abwechselnd als Dozent auf Sommerakademien der<br />

Studienstiftung und der <strong>SchülerAkademie</strong> tätig, ist er immer wieder begeistert und beeindruckt von den Teilnehmenden<br />

und Kollegen, und freut sich schon jetzt auf die zweieinhalb Wochen, die erfahrungsgemäß keiner<br />

je vergessen wird.


Kurs 6.2<br />

Wenn das Ganze mehr ist als<br />

die Summe der einzelnen Teile<br />

Zelluläre Automaten<br />

Was passiert, wenn sich Töne in der Luft ausbreiten? Wie<br />

durchmengen sich Gase? Kann man beobachten, wie Meinungen<br />

um sich greifen?<br />

Um in einer komplexen Umwelt neue Erkenntnisse zu<br />

gewinnen, wird stark vereinfacht: Es werden Modelle gebildet,<br />

die eine Reduktion auf wesentliche Aspekte darstellen.<br />

So wenig wie möglich, so viel wie nötig, so kann man die<br />

Bildung eines Modelles grob zusammenfassen.<br />

Im Kurs werden Zelluläre Automaten vorgestellt. Zelluläre<br />

Automaten sind ein Werkzeug zur Untersuchung, zum<br />

Erkenntnisgewinn. Dabei wird der Gegenstand der Betrachtung<br />

als räumlich diskreter, dynamischer Prozess aufgefasst.<br />

Mit anderen Worten: Die Welt wird gestückelt – in<br />

Zellen aufgeteilt. Diese Zellen verändern mit der Zeit ihren<br />

Zustand anhand eines Regelsatzes, der beschreibt, wie sich<br />

eine einzelne Zelle aufgrund ihres eigenen Zustandes und<br />

Kursleitung<br />

des ihrer Nachbarzellen entwickeln wird. Dabei wird festzustellen<br />

sein, dass bereits einfache Regeln zu komplexem<br />

Verhalten weit über die Nachbarschaft<br />

einzelner Zellen<br />

hinaus führen können.<br />

Helfen wird dabei der Computer,<br />

der es erlaubt auch komplexe<br />

Regelsätze in großen<br />

Welten zu betrachten. Eine<br />

Einführung in die <strong>Programm</strong>ierung<br />

mit Python ist daher<br />

Teil des Kurses. Vorkenntnisse<br />

in der <strong>Programm</strong>ierung sind<br />

nicht erforderlich.<br />

Mit diesem Handwerkszeug<br />

gerüstet kann einer Vielzahl<br />

von Problemen und Fragestellungen<br />

zu Leibe gerückt werden. Z.B. anhand des<br />

berühmten »Game of Life« werden Phänomene wie Selbst-<br />

Jan-Matthias Braun (Jg. 1979) beschloss sein Studium der Physik in Dresden mit einer<br />

Diplomarbeit aus dem Themengebiet des Quantenchaos. Für die nächsten zwei Jahre<br />

wechselte er das Thema und beschäftigte sich mit Rasterkraftmikroskopen und Einzelmolekülspektroskopie,<br />

bevor es ihn im Herbst 2009 zurück nach Göttingen trieb, wo<br />

er seitdem über neuronale Netzwerke, Maschinenlernen und die menschliche Fortbewegung<br />

promoviert und für die <strong>SchülerAkademie</strong> begeistert wurde. Seine verbleibende<br />

Freizeit verbringt er gerne mit Rollenspiel, Bumerangs, Bogenschießen, Schwertkampf,<br />

Schwimmen oder an der Gitarre.<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE ROSTOCK<br />

Ein Beispiel für einen einfachen Zellulären Automaten.<br />

Die gekachelte Ebene ist die Welt des Automaten,<br />

die unterschiedlichen Farben entsprechen<br />

unterschiedlichen Zuständen der einzelnen Kacheln.<br />

Die Regeln des Automaten machen aus der<br />

Startbedingung (oben rechts) mit der Zeit eine sich<br />

drehende Spirale (Hintergrund). Was hier wie eine<br />

Spielerei aussieht wird im Kurs auch auf ernsthafte<br />

Problemstellungen angewandt.<br />

organisation und Selbstreplikation betrachtet. Physikalische<br />

Probleme, wie die Ausbreitung von Schallwellen, erlauben<br />

die Verbindung der Simulation am Computer mit experimentellen<br />

Messgrößen, wie Druck und Dichte, und somit<br />

auch den Rückschluss vom Modell auf die Realität. Sogar<br />

soziale Interaktion kann auf diese Weise als Informationsaustausch<br />

bzw. Zustandswechsel in einem Zellulären Automaten<br />

dargestellt werden.<br />

Dabei stehen immer die Fragen im Hintergrund, wie<br />

einfachste Regeln zu komplexem Verhalten führen<br />

können, was so einfache Regeln mit unserer komplexen<br />

Umwelt zu tun haben und ob die Regeln<br />

nicht doch zu einfach waren, wo die Grenzen dessen<br />

sind, was mit Zellulären Automaten dargestellt<br />

werden kann, und natürlich auch, wie ein eigenes<br />

Modell aufgestellt werden kann.<br />

So vorbereitet wird die Erarbeitung eigener und ausgewählter<br />

Modelle in Kleingruppen den Abschluss<br />

des Kurses bilden.<br />

Im Rahmen des Kurses wird ein einfaches Hilfsmittel<br />

zur Modellierung nahezu beliebiger Probleme<br />

vorgestellt. Die Umsetzung als Simulation am<br />

Computer ermöglicht es, dem Modell Vorhersagen<br />

abzuringen und diese wiederum zu interpretieren<br />

und zu deuten, d.h. mit dem Untersuchungsgegenstand in<br />

Beziehung zu setzen.<br />

Michael Fauth (Jg. 1985) beendete 2011 sein Studium als Lehrer für Mathematik,<br />

Physik und Astronomie. Während seiner gesamten Studienzeit arbeitete<br />

er im Institut für Strahlenphysik am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />

an Datenerfassungssystemen für Halbleiterdetektoren. Seit Herbst 2011 beschäftigt<br />

er sich am physikalischen Institut in Göttingen mit der Modellierung<br />

von Lernprozessen. Der erfahrene Ferienlagerbetreuer war leicht für die <strong>SchülerAkademie</strong><br />

zu begeistern. Aber auch diverse Bandprojekte, Festivals oder das<br />

Bauen von Baumhäusern zählen zu seinen Interessen.<br />

–– 59


60 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 6.3<br />

Nächster Halt: Mars<br />

Auf der Suche nach Leben im Universum<br />

Zu den größten Fragen an die Naturwissenschaft gehört die<br />

nach der Entstehung des Lebens. Im Zusammenhang mit<br />

den Erkenntnissen von Astronomen, Chemikern, Biologen<br />

und anderen Forschern entstand die Idee,<br />

dass Leben auch an anderen Orten als auf<br />

der Erde möglich sein oder gewesen sein<br />

sollte. Der nächste Ort wäre der Mars.<br />

Kein anderer Planet im Sonnensystem<br />

ähnelte der Erde mehr. Verschiedene<br />

Oberflächenmerkmale deuten darauf hin, dass der Mars<br />

einen noch andauernden Klimawandel erlebt und in ferner<br />

Vergangenheit ein blauer Planet mit Ozeanen und Flüssen<br />

gewesen ist.<br />

War diese feuchte Periode lang genug für die Entwicklung<br />

von Leben? Wenn ja, welche Lebensformen konnten sich<br />

entwickeln? Warum fehlt das Wasser heute auf dem Mars?<br />

Kursleitung<br />

Um diese und viele weitere Fragen zu beantworten, müssen<br />

wir den Mars vor Ort untersuchen, was eine Reihe von<br />

neuen Problemen aufwirft.<br />

Im Kurs werden Kenntnisse<br />

aus vielen Disziplinen<br />

benötigt, die die<br />

Natur hinterfragen oder<br />

Hilfsmittel zu deren Erforschung<br />

bereitstellen.<br />

Nur interdisziplinär kann der Mars erkundet werden, um<br />

schließlich herausfinden, ob und wie sich Leben auf ihm<br />

entwickeln konnte, aber<br />

»Marsgesichter« im Zeitraum von etwa 4 Mrd. Jahren<br />

(Quelle: Daein Ballard).<br />

auch, wie man auf dem<br />

Mars als Mensch überleben<br />

könnte. Entsprechend<br />

wird es im Kurs mehrere<br />

Gruppen von Spezialisten<br />

geben, die ihr Wissen und Können untereinander austauschen<br />

werden. Wichtig ist dabei, das eigene Thema durch<br />

kleine Aktivitäten nahbarer zu machen. Außerdem wer-<br />

Kathrin Blumenstein (Jg. 1965) studierte von 1984 bis 1989 Physik und Astronomie<br />

an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ab 1989 arbeitete sie als Lehrerin in Berlin.<br />

Die ersten drei Jahre waren geprägt von einem berufsbegleitenden Studium der Mathematik,<br />

um die Lehrbefähigung in diesem Fach zu erwerben. Danach unterrichtete sie<br />

an einem Gymnasium Mathematik und Physik und versuchte, auch die Astronomie<br />

nicht zu kurz kommen zu lassen und immer wieder Schüler dafür zu interessieren.<br />

Im Sommer 2011 begann ein neuer Lebensabschnitt, sie lebt nun für ein paar Jahre<br />

in Nairobi, Kenia, um dort an der <strong>Deutsche</strong>n Schule zu unterrichten. In ihrer Freizeit<br />

liest sie gerne ein gutes Buch, interessiert sich für Kunst und Kultur und erkundet nach und nach ihr<br />

neues Zuhause.<br />

den jeweils fünf oder sechs<br />

Teilnehmende im Rahmen<br />

dreier Projekte gemeinsam<br />

praktische Aufgaben bearbeiten.<br />

Zur Teilnahme am Kurs werden erwartet: mathematisch-naturwissenschaftliches<br />

Interesse, Lust an Beobachtung<br />

und Experiment, Tag- und Nachtaktivität<br />

Bärtierchen, Quelle: Ralph O. Schill,<br />

BMBF-Projekt FUNCRYPTA.<br />

Zu den Spezialisten gehören Astronomen, Planetologen,<br />

Geologen, Astrobiologen, Raumfahrtingenieure, Raumfahrtarchitekten<br />

und Ernährungswissenschaftler. Die<br />

Astronomen sagen uns, woher die chemischen Elemente<br />

kommen, wie sie sich im Weltall verteilen, und letztlich,<br />

wie Planeten entstehen, die Leben tragen können. Die<br />

Planetologen und die Geologen können u.a. in der Planetenoberfläche<br />

»lesen«, um etwas über die Entwicklung<br />

des Mars herauszufinden. Die Astrobiologen suchen nach<br />

Spuren von außerirdischem Leben. Irdische Lebewesen, die<br />

extremen Bedingungen trotzen können,<br />

wie z.B. die Bärtierchen, geben ihnen<br />

dazu Hoffnung.<br />

Für eine bemannte Raumfahrt zum<br />

Mars gilt es viele Probleme zu lösen, wie<br />

den Transport und die Lebenserhaltung. Hier gibt es viel zu<br />

tun für Ingenieure, aber auch für Architekten oder Humanwissenschaftler.<br />

Olaf Fischer (Jg. 1958) studierte von 1982 bis 1987 Physik und Astronomie an<br />

der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach kurzer Lehrertätigkeit an einer Leipziger<br />

Schule für mathematisch-naturwissenschaftlich interessierte Schüler bot sich<br />

ihm die Möglichkeit zur Promotion in der Astrophysik an der Jenaer Universitäts-<br />

Sternwarte und später zur Habilitation im Bereich Physik- und Astronomiedidaktik.<br />

Seit 2005 ist er im Rahmen des Projektes »Wissenschaft in die Schulen!« in<br />

Heidelberg tätig und setzt dieses Engagement seit 2010 im Haus der Astronomie,<br />

einer deutschlandweit einmaligen Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft zur<br />

Popularisierung und Vermittlung astronomischer Forschung in Heidelberg, fort. In seiner Freizeit<br />

versucht er sich mit Freude im Inline-Skaten


Kurs 6.4<br />

Das sprechende Gehirn<br />

Ein Einblick in die Neuropsychologie der Sprache<br />

Der Philosoph und Historiker Herodot erzählt, dass der<br />

Pharao Psammetichos einen Versuch unternahm, die Ursprache<br />

zu bestimmen. Dazu ließ er zwei Kinder von einem<br />

Hirten aufziehen, ohne dass dieser je auch nur ein Wort<br />

zu ihnen sprach. Später wiederholte der Schottische König<br />

Jacob IV. dieses Experiment, doch die Kinder starben aus<br />

Mangel an Zuwendung. Noch heute gehen Wissenschaftler<br />

der Frage nach, was Menschen die Fähigkeit zur Sprache<br />

gibt, durch welche Mechanismen es bereits Säuglingen<br />

möglich ist, ihre Muttersprache von anderen zu unterscheiden,<br />

und wie Wahrnehmung und Denken durch sprachliche<br />

Strukturen geprägt sind.<br />

Freilich bedienen sich die modernen Wissenschaften feinerer<br />

Methoden als der ägyptische Pharao. Auch wissen wir<br />

heute, dass, obwohl die Fähigkeit, Sprache zu erlernen, angeboren<br />

ist, der Erwerb nicht automatisch erfolgt sondern<br />

einen Lernprozess voraussetzt.<br />

Kursleitung<br />

Yulia Oganian (Jg. 1985) absolvierte in Bonn das Abitur und studierte anschließend<br />

in Freiburg Mathematik und Psychologie. Fernweh und Abenteuerlust führte<br />

sie nach dem Bachelor an die hebräische Universität in Jerusalem, wo sie Kognitionswissenschaften<br />

und theoretische Neurobiologie studierte. Seit Anfang 2011 untersucht<br />

Yulia in ihrer Promotion an der FU Berlin die Besonderheiten bilingualer<br />

Sprachwahrnehmung und ist darauf gespannt, wo sie sich als nächstes wiederfinden<br />

wird. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Yulia mit Tango und Yoga, Büchern, Film und<br />

Theater, wobei gute Gesellschaft nie fehlen darf.<br />

Der Kurs wird am Beispiel der menschlichen Fähigkeit<br />

zur verbalen Kommunikation verschiedene Ansätze und<br />

Methoden der Neurowissenschaften kennenlernen. Im<br />

ersten Teil des Kurses werden Aufbau des Gehirns und die<br />

neurophysiologischen Grundlagen der Kommunikation<br />

zwischen den Neuronen behandelt. Klinische Fallbeispiele<br />

zeigen eindrucksvoll, welche Folgen der Ausfall bestimmter<br />

Gehirnregionen nach sich ziehen kann: Was geschieht,<br />

wenn das Gehirn keine Erinnerungen mehr bilden kann<br />

oder die linke Hand nicht weiß, was die rechte vorhat? Was<br />

sagt es über die Bestandteile menschlicher Psyche aus? Zudem<br />

werden unterschiedliche Arbeitsmethoden der medizinischen<br />

und kognitiven Neurowissenschaften vorgestellt.<br />

Im zweiten Teil werden die gelernten Prinzipien auf Prozesse<br />

der Sprachwahrnehmung und -produktion angewendet.<br />

Was sind die einzelnen Stufen zwischen der Wahrnehmung<br />

eines akustischen Signals und dem Verständnis des<br />

Inhalts? Welcher Paradigmen bedient sich die klassische<br />

Psychologie zur Isolierung einzelner Stufen in diesem Pro-<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE ROSTOCK<br />

zess und was können moderne bildgebende Methoden zu<br />

diesem Erkenntnisprozess beisteuern? Welche biologischen<br />

Grundlagen ermöglichen den Erwerb von Sprache? Wie<br />

verhält es sich mit Mehrsprachigkeit?<br />

Unser Gehirn ist vielschichtig – so auch die Ansätze für<br />

dessen Verständnis. Der Kurs richtet sich daher an Teilnehmende,<br />

die sowohl an den biologischen Grundlagen, als<br />

auch an den höheren kognitiven Ebenen des menschlichen<br />

Denkens interessiert sind; neben psychologischen werden<br />

am Rande auch mathematische Modelle behandelt.<br />

In Einzel- und Gruppenreferaten wird die Thematik<br />

erarbeitet und wissenschaftliche Arbeitsweisen werden<br />

kennengelernt. Zum Abschluss des Kurses werden die Teilnehmenden<br />

in Kleingruppen selbständig ein Experiment<br />

planen und durchführen, und so die verschiedenen Stadien<br />

wissenschaftlicher Arbeit von der Fragestellung bis zur Datenauswertung<br />

durchlaufen.<br />

Niki Vavatzanidis (Jg. 1982) wuchs zweisprachig in Thessaloniki auf. Zwischen<br />

Geistes- und Naturwissenschaften hin- und hergerissen studierte sie Cognitive Science<br />

und Medical Neuroscience. Während es in ihren Forschungsarbeiten an unterschiedlichen<br />

Max-Planck-Instituten in Leipzig und Berlin um Fehlerverarbeitung<br />

ging, schreibt sie nun ihre Doktorarbeit über die Sprachentwicklung von hörgeschädigten<br />

Kindern. Ihre eigenen grauen Sprachzellen trainiert sie mit ihrer Familie und<br />

ihrer Leidenschaft zu mehrsprachiger Literatur und Querfeldeinreisen. Ansonsten<br />

genießt sie es, in der Natur zu sein, lernt Yoga und argentinischen Tango.<br />

–– 61


62 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 6.5<br />

Moral und Gerechtigkeit in<br />

modernen Gesellschaften<br />

Anerkennungs- und Aushandlungsprozesse in Theorie und Praxis<br />

Unser persönliches und politisches Leben ist durchsetzt<br />

von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten. Üblicherweise<br />

wird versucht, diese Konflikte zu lösen, indem die<br />

verschiedenen Seiten Argumente hervorbringen, die ihre<br />

jeweiligen Ansichten stützen. Allerdings lassen sich diese<br />

Debatten in der Regel nicht auf argumentativer Ebene allein<br />

lösen. Die meisten Argumente wirken nur innerhalb eines<br />

bestimmten weltanschaulichen respektive kulturellen Rahmens.<br />

Zentrale Begriffe wie »Gerechtigkeit« werden je nach<br />

Kontext unterschiedlich semantisiert, und ihre Verwendung<br />

ist immer auch kulturell, sozial und politisch geprägt. Um<br />

aber zu einem Konsens – oder zumindest einem Kompromiss<br />

– zu kommen, müssen wir unsere durch kulturelle,<br />

soziale und politische Kontexte mitbestimmte Perspektive<br />

zum Teil verlassen oder zumindest zwischen verschiedenen<br />

Sichtweisen vermitteln. Um dies erfolgreich tun zu können,<br />

müssen wir indes allererst auf eine Ebene kommen, auf der<br />

über derartige Prozesse reflektiert werden kann.<br />

Kursleitung<br />

Dominik Klein (Jg. 1983) studierte in Bonn Mathematik, Philosophie<br />

und Skandinavistik. Momentan promoviert er in Tilburg/Niederlande in<br />

Logik und Philosophie. Dort interessiert ihn, was für Rollen Gruppen in<br />

Erkenntnis- und Entscheidungsprozessen spielen. Außerdem betreibt er<br />

diverse Rückschlagspiele und bereist gerne mit dem Rucksack die Welt.<br />

Nach der Akademie möchte er noch Teile Zentralasiens erkunden.<br />

Die Gedanken und Gefühle, die entstehen, wenn wir in<br />

eine neue Lebenswelt – etwa durch einen Ortswechsel bei<br />

Antritt des Studiums – eintreten, sind mannigfaltig und<br />

verwirrend. Während wir noch mit der Eigensicherung<br />

beschäftigt sind, treffen häufig andere in scheinbar demokratischen<br />

Prozessen Entscheidungen über uns. Doch<br />

wie müssten diese demokratischen Prozesse gestaltet sein,<br />

damit sie zu einem effektiven Werkzeug werden, über<br />

endliche Ressourcen, wie Lebenszeit oder monetäre Mittel,<br />

zu entscheiden, und gleichzeitig in einem fairen Aushandlungs-<br />

und Anerkennungsprozess vollzogen werden können?<br />

Um eine Antwort auf diese Frage geben zu können, setzt<br />

sich der erste Teil des Kurses mit verschiedenen Gerechtigkeitsbegriffen<br />

und ihren vielfältigen Konnotationen sowie<br />

mit Argumentationsstrukturen und -logiken auseinander.<br />

Im Rückgriff auf verschiedene Positionen der politischen<br />

Philosophie wird untersucht, welche Interpretation(en) verschiedene<br />

politische Strömungen (wie etwa Kommunitarismus,<br />

Liberalismus) dem Gerechtigkeitsbegriff zuschreiben<br />

und welche Antworten die einzelnen Systeme in verschiedenen<br />

politischen oder alltäglichen Entscheidungssituationen<br />

geben.<br />

Der zweite Teil des Kurses wendet sich dem Konzept der<br />

Aushandlung selbst zu und untersucht, wie derartige Prozesse<br />

– auch und vor allem jenseits der »großen Politik« im<br />

alltäglichen Leben – ablaufen und welche Mechanismen in<br />

ihnen wirken. Der Kurs führt zu diesem Zweck durch die<br />

Lebenswelt einer Wohngemeinschaft, die nicht nur mit täglichen<br />

Problemen des Miteinanders konfrontiert wird, sondern<br />

auch mit politischen Verortungen und der Frage nach<br />

sozialverträglichen Anerkennungs- und Aushandlungsprozessen.<br />

Es wird dabei darum gehen, die eigene Gemeinschaft<br />

unter anderem im Rollenspiel mit Regeln und Grenzen<br />

aufzubauen und diese, auch unter Berücksichtigung<br />

der zuvor erarbeiteten theoretischen Grundlagen, kritisch<br />

zu beleuchten, um die eigene Position im wertschätzenden<br />

Disput mit Anderen auszubalancieren. Es wird aufgezeigt,<br />

wie jeder seine Interessen in sozialer Interaktion artikulieren<br />

kann und wie man lernt, mit der erlernten Transparenz<br />

der eigenen Wirkungsweise und Fremdwahrnehmung umzugehen.<br />

Abschließend werden die Probleme der Wohngemeinschaft<br />

auf eine Makroebene gehoben, um die höhere<br />

Form der Anerkennungs- und Aushandlungsprozesse<br />

sichtbar zu machen, welche auf politischer Ebene wirken.<br />

Dieser Kurs gibt dementsprechend nicht nur eine theoretische<br />

Einsicht in Aushandlungsprozesse, er zeigt den Teilnehmenden<br />

auch gleichzeitig auf, wo sie selbst in derartigen<br />

Prozessen stehen und wie die eigenen Verhaltensweisen<br />

auf andere wirken.<br />

Sascha Wesner (Jg. 1974), geboren in Wilhelmshaven, lebt seit einigen Jahren in Bonn und<br />

studierte in Oldenburg Wirtschaft/Politik auf Lehramt. Aktuell unterrichtet er als Studienrat<br />

in Montabaur. Er absolvierte von 2010 bis <strong>2012</strong> eine psychoanalytisch-systemische Ausbildung<br />

in Köln und promoviert (extern) an der Goethe Universität in Frankfurt im Bereich der Berufs-<br />

und Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Moralentwicklung und Demokratiepädagogik.<br />

In seiner Freizeit treibt er (mit Blick auf die Ressource Zeit) Sport (Pilates, Yoga, Joggen),<br />

spielt Rollenspiele und zieht sich gerne mit Büchern und Tee zurück.


(28. JUNI BIS 14. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE ROSTOCK<br />

Kurs 6.6<br />

Fremdes und Eigenes im Dokumentarfilm<br />

Fremdheit ist ansteckend. Auf den ersten Blick betrachtet,<br />

bedarf es, um vom Eigenen und vom Fremden zu<br />

sprechen, mindestens zweier Parteien, die sich gegenüber<br />

stehen und denen diese Namen zugeordnet werden. Zweier<br />

Parteien, jedoch nur eines Standpunktes – üblicherweise<br />

des eigenen. Denn sobald der Fremde zurückblickt, mutiert<br />

man gleichsam selbst zum Fremden. In seinen Augen<br />

erscheint man unbekannt, unvertraut – fremd eben. »People<br />

are strange when you’re a stranger«, sangen The Doors<br />

nicht umsonst. Selbst im Wort »eigen« schwingt Fremdheit<br />

mit, denn ist uns jemand nicht fremd, den wir als »eigen«<br />

bezeichnen? Führt man sich die Instabilität und Überlappung<br />

der Begriffe »fremd« und »eigen« vor Augen, liegt<br />

die Frage nahe, warum sie in unserer Alltagssprache so fest<br />

verankert sind. Was genau meinen wir mit diesen Begriffen<br />

und wozu gebrauchen wir sie? Beschreiben sie eine Realität<br />

oder erschaffen sie diese? Und wo verläuft nun die Grenze<br />

zwischen dem Eigenen, Vertrauten, und dem Fremden?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigen sich zahlreiche geisteswissenschaftliche<br />

Fächer. So untersuchen die Soziologie und<br />

die Kulturwissenschaft die Trennung zwischen »Eigenem«<br />

und »Fremden« als sprachlich konstruiertes Machtinstrument,<br />

das sowohl in der Migrations- und Integrationspo-<br />

Kursleitung<br />

David Gross (Jg. 1978), in Salzburg geboren, studierte Publizistik und<br />

Theaterwissenschaften in Wien und Journalismus in Krems. Seit 2003<br />

ist er als freiberuflicher Journalist und Filmemacher in den Bereichen<br />

Radio, Print, Fernsehen und Kino tätig. Zuletzt produzierte er eine<br />

Menschen-Porträt-Reihe fürs Fernsehen und einen abendfüllenden Dokumentarfilm<br />

über »Heilige Quellen«.<br />

litik als auch in der Außenpolitik zum Tragen kommt. Die<br />

Ethnologie versteht sich als Wissenschaft vom kulturell<br />

Fremden und arbeitet sich zugleich an dieser problematischen<br />

Definition ab. Wer ist im ethnologischen Untersuchungsfeld<br />

fremd – die beobachtete Kultur oder der Beobachter,<br />

der an diese als Fremder herantritt? Die Philosophie<br />

schließlich erwägt die Möglichkeit, dass unser Selbst<br />

uns immer zunächst fremd ist, und sich erst durch die Begegnung<br />

mit Anderen, Fremden, erkennen kann, oder, wie<br />

Martin Buber es formuliert, »am Du zum Ich wird«. Aus<br />

den verschiedenen Blickwinkeln dieser Disziplinen werden<br />

sich die Teilnehmenden mit den Konzepten des »Eigenen«<br />

und des »Fremden« auseinandersetzen.<br />

Im Kurs wird der Dokumentarfilm als Schnittstelle genutzt.<br />

Hier trifft das »Eigene« auf das »Fremde«, es begegnen<br />

sich zwei Welten, eine Spannung baut sich auf, beide Seiten<br />

werden auf die Probe gestellt. Am Anfang der Filmgeschichte<br />

war der Dokumentarfilm. Die ersten »bewegten<br />

Bilder«, die heute als Filme gelten, sind per Definition<br />

dokumentarisch. Ein Zug, der in einen Pariser Bahnhof<br />

einfährt, gedreht 1895 von den Brüdern Lumière. Aber was<br />

ist ein Dokumentarfilm eigentlich? Er soll »authentisch«<br />

sein, soweit ist man sich einig, aber wirft diese Antwort<br />

nicht noch mehr Fragen auf? Kann ein Dokumentarfilm die<br />

Wirklichkeit abbilden, oder hat man bereits durch die Entscheidung,<br />

in einem bestimmten Moment auf den Auslöser<br />

der Kamera zu drücken, manipuliert? Wie sehr spürt man<br />

im Film die Filmemacher? Darf man filmische Gestaltungsmittel<br />

für dokumentarische Aufnahmen nutzen? Es sind<br />

diese grundlegenden Fragen, die im Kurs gestellt werden,<br />

um Darstellungen des »Eigenen« und »Fremden« im Dokumentarfilm<br />

ein Stück weit auf den Grund zu gehen.<br />

Dokumentarfilm ist nicht gleich Dokumentarfilm. Häufig<br />

werden damit Naturdokumentationen oder Tierfilme assoziiert,<br />

produziert für ein großes Fernsehpublikum. Der Dokumentarfilm<br />

kennt aber weit mehr Spielformen, die von<br />

politisch und sozialkritisch, bis poetisch und essayistisch,<br />

von beobachtend bis partizipierend reichen. Ausgehend<br />

von theoretischen Überlegungen zum Medium werden die<br />

Teilnehmenden die Kamera selbst in die Hand nehmen.<br />

Kaum ein anderes Medium bietet in vergleichbarer Intensität<br />

die Möglichkeit, die eigene sowie die fremde Position<br />

immer aufs Neue zu befragen. Die Macht der Bilder wird<br />

allerorts gleichermaßen beschworen wie gegeißelt, und was<br />

wäre lohnender als der Versuch, sich im wahrsten Sinn des<br />

Wortes »ein eigenes Bild« von der Welt zu machen. Denn<br />

wie der Dokumentarfilmer Thomas Schadt so treffend formuliert:<br />

»Nichts ist spannender als die Wirklichkeit!«<br />

Natascha Zemliak (Jg. 1983) wurde in der ukrainischen Stadt Dnepropetrowsk geboren und<br />

kam im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. In München absolvierte sie<br />

die Schule und studierte Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt auf Literatur-, Film- und<br />

Kulturwissenschaft. Seit 2009 arbeitet sie an einer literaturwissenschaftlichen Dissertation zum<br />

Thema »An den Grenzen von Sprache: Trauma und Übersetzung«. Ihre Freizeit verbringt sie auf<br />

Reisen, Konzerten, im Kino, Theater und in der Natur, mit Buch in der Hand und manchmal mit<br />

einer Gitarre.<br />

–– 63


64 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Akademie Torgelow<br />

Internatsgymnasium Torgelow<br />

Am Wiesenufer des Torgelower Sees in einem der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands<br />

wurde im Jahr 1994 das Private Internatsgymnasium Schloss Torgelow eröffnet. In der Mitte zwischen<br />

Hamburg und Berlin nahe der Urlaubsmetropole Waren an der Müritz am Rande der Mecklenburger<br />

Seenplatte lernen und leben heute 220 begabte und hoch begabte Internatsschüler aus<br />

ganz Deutschland.<br />

Über 30 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in kleinen Klassen mit maximal 12 Schülern die<br />

Klassen 5 bis 12. In den Klassenräumen der Oberstufe kommen seit einiger Zeit statt Kreidetafeln<br />

so genannte »Interactive Smartboards« zur Verwendung. Die Unterrichtsaufzeichnungen können<br />

über das schuleigene Wireless LAN im Schülernetzwerk zur Verfügung gestellt werden. Internetzugang<br />

in den Klassenräumen ermöglicht zusätzlich unterrichtsbegleitende Recherchen im Internet.<br />

Fortsetzung siehe Seite 72 …


Schloss Torgelow<br />

Schlossstr. 1<br />

17192 Torgelow am See (Waren)<br />

www.schlosstorgelow.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

7.1 Komplexe Analysis<br />

7.2 Sand + Sonne = Strom<br />

7.3 Perspektivenwechsel<br />

7.4 Sind Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

7.5 »Auf klassischem Boden begeistert«<br />

7.6 »Weißt du, wie das wird?«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Iskra Ognyanova (Jg.l980) kommt aus Bulgarien und begann ihre erste<br />

Hoch schulausbildung an der Nationalmusikakademie in Sofia mit Tonregie<br />

und Chorleitung. Ab 2005 studierte sie an der Robert-Schumann-Hochschule,<br />

Düsseldorf mit den Hauptfächern Chorleitung, Klavier und Musikpädagogik.<br />

Zahlreiche Meisterkurse rundeten ihre Studien ab. Sie konzertiert als Pianistin<br />

und Chorleiterin in Bulgarien, Deutschland, Italien, Südkorea und Tschechien.<br />

Seit 2008 ist sie Chorleitungsassistentin und Repetitorin beim Düsseldorfer<br />

Mädchen- und Jungenchor. In Neuss lehrt sie an Grundschulen im Projekt<br />

»Jedem Kind seine Stimme« (JeKi-Sti) und leitet den JeKi-Sti Kinderchor der Musikschule.<br />

Sie erhielt mehrere Stipendien und Preise, u.a. den ersten Preis für Klavier beim Landeswettbewerb<br />

»Junge Künstler« in St. Zagora, den Förderpreis beim »N. Stefanov-Wettbewerb« in<br />

Sofia, den dritten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb »Klassik und Gegenwart«,<br />

Bulgarien, DAAD-Stipendium (2006), E.ON-Stipendium (2007, 2008), Stipendium der Ewald<br />

Horbach Stiftung (2010).<br />

(12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE TORGELOW<br />

Akademieleitung<br />

Tabea Kretschmann studierte in Erlangen und Cambridge/UK Deutsch, Geschichte<br />

und Italienisch. In ihrer Dissertation, die sie an der Universität Salzburg<br />

schrieb, beschäftigte sie sich mit der Frage, warum und wie die Divina<br />

Commedia Dantes – eine fiktive mittelalterliche Jenseitsreise – gegenwärtig für<br />

Theater, Film, Musical u.a. immer wieder neu bearbeitet wird. Beruflich ist sie<br />

inzwischen mit dem Schwerpunkt »Talentmanagement« bei einer Frankfurter<br />

Unternehmensberatung tätig. In ihrer Freizeit freut sie sich über literarische<br />

und filmische Entdeckungen aller Art und entspannt beim Radeln, Joggen oder<br />

Almwandern ebenso wie beim Zeitunglesen im Café.<br />

Valentin Heimerl (Jg. 1994) möchte nach seinem Abitur im März voraussichtlich<br />

Jura in seiner Heimat Süddeutschland studieren. Im Winter fährt er in den<br />

Bergen Ski, im Sommer joggt er und fährt Fahrrad. Seinem Geschichtsinteresse<br />

geht er beim Reisen und beim Lesen nach, er kocht außerdem gerne und bastelt<br />

an seiner Modelleisenbahn. Valentin war im letzten Jahr begeisterter Teilnehmer<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> in der Grovesmühle und freut sich sehr darauf,<br />

mit seiner ehemaligen Akademieleiterin Tabea nun die einzigartige Atmosphäre<br />

einer Akademie mitzugestalten.<br />

Tobias Staudner (1995) ist Schüler am Josef-von-Fraunhofer-Gymnasium<br />

Cham mitten im idyllischen Bayern. Er war selbst im Jahr 2011 Teilnehmer der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>. Seine freie Zeit verbringt Tobias mit Lesen, Gitarrespielen,<br />

Sport aller Art und der Mitorganisation der Schülermitverwaltung<br />

(SMV) an seiner Schule. Und er könnte sich gut vorstellen, sein Interesse für<br />

Rätsel und Kriminalgeschichten später auch einmal als Anwalt beruflich auszuleben.<br />

–– 65


66 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 7.1<br />

Komplexe Analysis<br />

Vieles aus der reellen Analysis wird erst durch das Studium<br />

der komplexen Analysis verständlich. In der Tat sorgt ein<br />

»Heraustreten« aus der reellen Zahlengerade in die komplexe<br />

Ebene für Erkenntnisse, die ein tieferes Verstehen des Reellen<br />

ermöglichen. Lassen sich reelle Funktionen zu komplexen<br />

Funktionen fortsetzen, so eröffnet die komplexe Analysis völlig<br />

neue Sichtweisen und erlaubt häufig erst die Klärung von<br />

Fragen, die in der reellen Analysis offen bleiben. Beispielsweise<br />

erweist sich die komplexe Exponentialfunktion als periodische<br />

Funktion, die mit den trigonometrischen Funktionen eng verwandt<br />

ist.<br />

Die komplexe Analysis bietet aber auch viele weitere interessante<br />

Aspekte: So führen z.B. Konvergenzuntersuchungen<br />

an komplexen Folgen zu Gebilden der fraktalen Geometrie;<br />

konforme Abbildungen gestatten Transformationen, durch die<br />

bestimmte Eigenschaften erhalten bleiben, was etwa bei Kartenprojektionen<br />

nützlich ist. Anwendungen finden sich in der<br />

Physik und Technik; komplexe Transformationen werden etwa<br />

in der Strömungsmechanik mit Gewinn eingesetzt. Unterstützt<br />

durch die Möglichkeit, mit Computern immer umfangreichere<br />

Kursleitung<br />

Dirk Büchner (Jg. 1980) studierte Mathematik und<br />

Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu<br />

Kiel. Seit August 2011 arbeitet er als Studienreferendar<br />

an der Max-Planck-Schule in Kiel. Er hat große<br />

Freude daran, in jungen Menschen das Interesse für<br />

die Mathematik zu wecken und zu fördern. In seiner<br />

Freizeit liest er gerne und beschäftigt sich mit der<br />

Entwicklung von Brett- und Kartenspielen.<br />

mathematische Modelle berechnen und studieren zu können,<br />

erzielen Methoden der komplexen Analysis eine steigende Relevanz<br />

für die moderne Forschung.<br />

Ein erster Kursteil führt in die Grundlagen der komplexen<br />

Analysis ein. In einem zweiten Kursteil werden von Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern kleine Projekte bearbeitet, um so<br />

in kleinen Teams die verschiedenen mathematischen Methoden<br />

an speziellen Fragestellungen eigenständig zu erforschen.<br />

Im Kurs muss aus der umfangreichen Stoffmenge natürlich<br />

ausgewählt werden. In einem dritten Kursteil werden die Ergebnisse<br />

der Projektarbeit in Form von Vorträgen dem Kurs<br />

präsentiert und in schriftlicher Form dokumentiert.<br />

Dieser inhaltlich nicht einfache Kurs wendet sich an Teilnehmende,<br />

die sich sehr für Themen aus der Mathematik und<br />

ihre Anwendungen interessieren. Erwartet wird: Freude an der<br />

gedanklichen Durchdringung komplexer mathematischer Fragestellungen<br />

aus unterschiedlichen Bereichen, die Bereitschaft,<br />

sich in neue und schwierige Themen einzuarbeiten, kreativ<br />

nach Lösungen zu suchen und über die erzielten Ergebnisse<br />

Referate zu halten. Vorausgesetzt wird weiterhin die Fähigkeit,<br />

gelegentlichen Frust ertragen zu können und sich durch zeitweilige<br />

Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.<br />

Kenntnisse in der reellen Analysis, speziell der Differenzial-<br />

und Integralrechnung sind für einige Teile des Kurses nötig.<br />

Einige notwendige Grundlagen werden im Rahmen des Kurses<br />

gesondert behandelt oder müssen in den Projekten selbst<br />

erarbeitet werden. Speziellere Vorkenntnisse aus der Mathematik<br />

sind aber nicht erforderlich. Erwartet wird allerdings die<br />

Bereitschaft, sich intensiv mit mathematischer Literatur (auch<br />

fremdsprachlicher) auseinander zu setzen und sich in neue<br />

Gebiete einzuarbeiten. Obwohl auch der Computer eingesetzt<br />

wird, werden <strong>Programm</strong>ierkenntnisse nicht vorausgesetzt,<br />

können aber für einige mathematische Fragestellungen nützlich<br />

sein.<br />

Joachim Gomoletz (Jg. 1955) ist in der Schulleitung der Max-Planck-Schule in Kiel tätig, unterrichtet an diesem<br />

Gymnasium die Fächer Mathematik, Physik und Informatik und leitet das Projekt »Kompetenzzentrum Begabtenförderung«.<br />

Er koordinierte die Projekte MATHEMA und PHYSIK PLUS zur Förderung besonders interessierter<br />

Schülerinnen und Schüler im Land Schleswig-Holstein und hatte an der Fachhochschule und an der Universität<br />

Kiel Lehraufträge für Mathematik inne. Er bildet Lehrerinnen und Lehrer zu Informatiklehrkräften aus und ist als<br />

Schulbuchautor tätig. Mehrfach leitete er bereits Kurse bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>. Im Jahre 1998 erhielt<br />

er den Karl-Heinz-Beckurts-Lehrerpreis für seine Verdienste um die Begabtenförderung. Zu seinen Hobbys zählen<br />

u.a. die Beteiligung an wissenschaftlichen Forschungen, die Fotografie und ausgedehnte Radtouren.


Kurs 7.2<br />

Sand + Sonne = Strom<br />

Grundlagen der Photovoltaik<br />

»SOL OMNIBUS LUCET«<br />

TITUS PETRONIUS ARBITER, SATYRICON<br />

»Die Sonne scheint allen« – auch zur Energieerzeugung. Es<br />

vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in großen Worten von<br />

den Herausforderungen der Energiewende gesprochen wird<br />

und weitere Investitionen in erneuerbare Energien gefordert<br />

werden. Wie aber nutzt man die allen scheinende Sonne sinnvoll<br />

zur Energieerzeugung? Wie funktioniert Photovoltaik und<br />

was hat es mit der Gleichung Sonne + Sand = Strom auf sich?<br />

Aus Silizium, dem Element, auf dem Sand beruht, werden in<br />

hochreiner Umgebung blau schimmernde Scheiben. Diese<br />

sind nicht nur die Grundlagen unserer digitalen Welt, sondern<br />

auch der Baustoff für Solarzellen. Doch noch viel interessanter<br />

als das ist das »Innenleben« der Scheiben: Winzige, in das Material<br />

eingebrachte Verunreinigungen ermöglichen die Stromerzeugung<br />

mit Hilfe von Sonnenlicht. Elektronen werden über<br />

Leitungen eingesammelt und die angeschlossene elektrische<br />

Kursleitung<br />

Schaltung führt sie als elektrische Energie dem Stromnetz zu.<br />

Entscheidend ist hier der sogenannte pn-Übergang, dessen<br />

Verständnis in diesem Kurs vermittelt wird. Dazu werden sich<br />

die Teilnehmenden mit den Grundlagen der Halbleiterphysik<br />

auseinandersetzen<br />

und so einiges über<br />

Halbleiter (wie<br />

Silizium), Dotieratome<br />

(die »Verunreinigungen«)<br />

und Ladungsträger<br />

(wie Elektronen)<br />

erfahren. Außerdem<br />

wird erarbeitet, was der pn-Übergang bewirkt und wie mit<br />

Hilfe von Photonen (der Sonneneinstrahlung) darin Strom<br />

erzeugt wird. Darüber hinaus geht es um das Sonnenspektrum<br />

und warum eine Solarzelle mit 21% Wirkungsgrad schon<br />

ziemlich gut ist.<br />

Doch nicht nur die physikalische Theorie wird den Kurs begleiten,<br />

sondern auch die ingenieurwissenschaftliche Praxis:<br />

Rainer Jacob (Jg. 1982) ist ein sächsisches Original. Das hört man nicht nur an seinem<br />

Dialekt, sondern er blieb bis zum Ende der Promotion dem Fachbereich Physik seiner<br />

Heimatuniversität, der Technischen Universität Dresden, verbunden. Dort promovierte<br />

er 2011 im Bereich Halbleiterspektroskopie, wobei sich sein Labor am Teilchenbeschleuniger<br />

ELBE am Helmholtz-Zentrum Dresden befand. Im Moment ist Rainer jedoch auf<br />

einem Ausflug in die Industrie und »jobbt« als Projektleiter in einer Firma für Nanopositioniersysteme<br />

in Karlsruhe. Seine größte Leidenschaft ist, neben dem Allerkleinsten, der<br />

Sport und das Lesen. Er betreibt Kampfsport verschiedener Stile, ist viel mit dem Rad unterwegs<br />

und klettert gern in der Sächsischen Schweiz. Er begann außerdem gerade alle nordischen Staaten<br />

zu bereisen und hat immer ein gutes Buch in seinem Gepäck. Jetzt freut er sich darauf, das Motto seines<br />

eigenen <strong>DSA</strong> Kurses im Jahr 2000 endlich mal selbst als Kursleiter sagen zu können.<br />

Der Kurs ist vielseitig und interdisziplinär ausgerichtet.<br />

Nichtsdestotrotz werden vor allem naturwissenschaftliche<br />

und technische Aspekte der Photovoltaik im<br />

Mittelpunkt stehen. Von den Teilnehmenden wird die<br />

Bereitschaft erwartet, sich im Vorfeld des Kurses einige<br />

notwendige Grundlagen autodidaktisch zu erarbeiten.<br />

(12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE TORGELOW<br />

Wie werden Solarzellen hergestellt, in Module verpackt und<br />

auf Dächer montiert? Wie stellt man den optimalen Arbeitsbereich<br />

einer Solaranlage ein und warum muss sie mit Hilfe von<br />

Wechselrichtern an das Stromnetz angeschlossen werden? Die<br />

Klärung dieser Fragen soll aber nicht nur graue Theorie bleiben,<br />

weshalb einige praktische Versuche an einer Mini-Anlage<br />

durchgeführt werden.<br />

Neben technischen Fragen ist es auch interessant zu betrachten,<br />

welche politischen und gesellschaftlichen Hoffnungen<br />

mit Solarenergie verknüpft werden. Ein Überblick über die<br />

aktuelle Energiepolitik wird daher ebenfalls Teil<br />

des Kurses sein.<br />

Der Kurs gibt den Teilnehmenden einen Einblick<br />

in verschiedene physikalische und technische<br />

Disziplinen und versetzt sie in die Lage, diese<br />

Erkenntnisse am Beispiel der Photovoltaik zu<br />

verknüpfen. Der Schwerpunkt wird dabei auf<br />

Halbleiterphysik, Schaltungstechnik und Energieelektronik<br />

liegen. Mit viel Fokus auf Interaktion werden die<br />

Teilnehmenden in Kurzreferaten, Diskussionen und Gruppenprojekten<br />

die Inhalte erarbeiten und vertiefen. Sind die ersten<br />

theoretischen Grundlagen gelegt, kann das frische Wissen<br />

in kleinen Projekten praktisch erprobt und neu kombiniert<br />

werden. Dabei werden die Freiheit und der Spaß daran, eigene<br />

Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen, nicht zu kurz<br />

kommen.<br />

Jutta Müntjes (Jg. 1982) wurde im fränkischen Nürnberg geboren, was sich<br />

sprachlich aber nur wenig niedergeschlagen hat. Sie studierte Elektrotechnik<br />

an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Königlich<br />

Technischen Hochschule Stockholm, Schweden, und promoviert seit 2008 an<br />

der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) im<br />

Bereich Mikrosysteme in der Medizintechnik. Wenn Jutta nicht gerade mikrosystemtechnisch<br />

das Aderinnere untersucht oder Erstsemester in die Grundlagen<br />

der Elektrotechnik einweist, geht sie in der Eifel wandern oder in den Alpen<br />

klettersteigen, spielt Klavier oder verschlingt Bücher (gerne auch auf Schwedisch). Seitdem<br />

sie vor zwei Jahren schon einen <strong>DSA</strong>-Kurs zum Thema GPS leiten durfte, freut sie sich darauf,<br />

gemeinsam mit den Teilnehmenden wieder viele erhellende Momente zu erleben.<br />

–– 67


68 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>)<br />

Kurs 7.3<br />

Perspektivenwechsel<br />

Internationaler Handel und Finanzmärkte betrachtet durch die<br />

doppelte Linse der Politik- und Wirtschaftswissenschaften<br />

Wirtschaftspolitik ist so allgegenwärtig wie mannigfaltig – von<br />

der Eurokrise bis zu Mindestlöhnen. Wirtschaftspolitik ist<br />

auch ein prominenter Gegenstand der Politik- und der Wirtschaftswissenschaften.<br />

Jedoch unterscheiden sich die Perspektiven<br />

der beiden Sozialwissenschaften auf sie erheblich. Beide<br />

erklären wichtige Aspekte, doch beide haben auch ihre toten<br />

Winkel.<br />

Der Kurs versucht Wirtschaftspolitik doppelt zu untersuchen<br />

und dabei von den Erklärungen beider Disziplinen zu profitieren.<br />

Auf diese Weise erläutert der Kurs wirtschaftspolitische<br />

Themen und gewährt einen Einblick in die Methodik der Politikwissenschaft<br />

und der Volkswirtschaftslehre.<br />

Der Kurs ist in drei Themenblöcke gegliedert. Der erste Themenblock<br />

beschäftigt sich mit Handelspolitik. Sowohl nach<br />

der Grossen Depression Anfang der 1930er als auch im Zuge<br />

Kursleitung<br />

der jüngsten Wirtschaftskrise wurde der Ruf nach Handelsbeschränkungen<br />

lauter, um, so das Argument, die heimische<br />

Wirtschaft vor unlauterem Wettbewerb aus dem Ausland zu<br />

schützen. Gleichzeitig sind wir aber auch Zeugen eines nun<br />

schon mehrere Jahrzehnte andauernden Trends der Handelsliberalisierung.<br />

Wie können diese Globalisierungswellen<br />

erklärt werden? Die Wirtschaftswissenschaft findet seit langem<br />

überzeugende Gründe für Freihandel, deutet aber gleichzeitig<br />

darauf hin, dass es Gewinner und Verlierer dabei gibt. Für<br />

die Politikwissenschaft stellt sich die Frage, wie institutionelle<br />

Rahmenbedingungen bestimmen, welche Interessen schlussendlich<br />

Gehör finden und in Politik umgesetzt werden.<br />

Der zweite Block wendet sich internationalen Finanzmärkten<br />

zu. Seit den 1970ern wurden Finanzmärkte vielerorts liberalisiert:<br />

Die Regulierung von Banken wurde gelockert und<br />

Grenzbarrieren für Kapital aufgehoben. Während diese Maß-<br />

Christian Pröbsting (Jg. 1984) erhielt 2010 seinen Abschluss als Diplom-Volkswirt<br />

(mit Nebenfächern Politikwissenschaften, Französisch und Spanisch) an der Eberhard-<br />

Karls Universität Tübingen und promoviert seitdem in Volkswirtschaftslehre an der<br />

University of Michigan, Ann Arbor. Seine Schwerpunkte sind Internationale Handelsbeziehungen<br />

und Entwicklungsökonomie. Er sammelte Auslandserfahrungen im Rahmen<br />

eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in Frankreich, eines Auslandsstudienjahres<br />

an der Université de Genève, und eines Praktikums bei der Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) in den Philippinen im Bereich Mikroversicherungen.<br />

nahmen Raum schafften für Innovationen im Finanzsektor,<br />

engten sie den Handlungsspielraum für Staaten ein. Diese<br />

Folgen ergeben sich aus ökonomischen Zusammenhängen,<br />

welche im Kurs untersucht werden. Außerdem wird darauf<br />

eingegangen, warum es zu dieser Liberalisierung kam.<br />

Die aktuelle Eurokrise ist das Thema des dritten Blockes.<br />

Erklärungen und Lösungen zur Eurokrise werden in Wissenschaft<br />

und Politik hitzig debattiert. Debattiert werden soll auch<br />

im Kurs. Es stellt sich die Aufgabe, kreativ zu werden und<br />

Lösungsansätze zu entwickeln. Wohin geht es mit dem Euro?<br />

Was muss getan werden, um eine solche Krise in Zukunft zu<br />

vermeiden?<br />

Raphael Reinke (Jg. 1984) studierte Internationale Volkswirtschaftslehre in Tübingen<br />

und promoviert derzeit in Florenz über Bankenrettungsmaßnahmen während<br />

der Finanzkrise. Gerne lernt er neue Städte kennen. In diesem Sinne nutzte<br />

er Zivildienst und Studium dazu, längere Zeit in Antananarivo, Denver und Washington<br />

zu verbringen. In der Freizeit engagiert er sich in der kirchlichen Jugendarbeit<br />

und bei Organisationen für interkulturellen Austausch. Ansonsten geht er<br />

gerne Schwimmen, Laufen und Rad fahren. Neben Politik und Wirtschaft kann er<br />

sich für andere Länder begeistern.


Kurs 7.4<br />

(12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE TORGELOW<br />

Sind Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

Grundlagen der Psychopathologie<br />

Körperliche Erkrankungen sind in den meisten Fällen leicht<br />

auf eine Ursache zurückführbar: Wer unter Bauchschmerzen<br />

leidet, hat sich vermutlich den Magen verstimmt, und wer<br />

hinkt, ist offenbar am Fuß verletzt. Doch<br />

wie steht es mit der »Verortung« von psychischen<br />

Krankheiten? Schon im Volksmund<br />

ist die Überzeugung, es handle sich<br />

hierbei um »Krankheiten des Kopfes« bzw.<br />

des Gehirns (beide Begriffe wurden im<br />

<strong>Deutsche</strong>n jahrhundertelang synonym gebraucht)<br />

tief verwurzelt: Jemand, der sich<br />

auffällig, unpassend oder irrational verhält,<br />

hat »nicht alle Tassen im Schrank«, einen<br />

»Dachschaden« oder einen »Sprung in der<br />

Schüssel«. Und auch aus psychiatrischer<br />

Sicht spricht, betrachtet man die aktuelle<br />

Theorienlandschaft, wenig gegen eine solche Lokalisierung:<br />

So werden Psychiater, nicht zuletzt auch motiviert durch die<br />

unleugbaren Erfolge der Psychopharmakalogie, zu Clinical<br />

Neuroscientists »aufgewertet« – was letzten Endes auch die<br />

Unterscheidung zwischen körperlichen und psychischen<br />

Kursleitung<br />

Krankheiten selbst in Frage stellt, die, so scheint es, gänzlich<br />

auf neuronale und hormonelle Störungen reduziert werden<br />

können.<br />

Michael Siegel (Jg. 1987) studierte Philosophie, Logik, Kunstgeschichte und Neuere<br />

<strong>Deutsche</strong> Literatur in Marburg und Leipzig. Im Moment schreibt er seine Promotionsarbeit<br />

zur Wissenschaftstheorie der Psychopathologie. Nebenbei arbeitet er am<br />

Senckenberg-Museum für Naturforschung in Frankfurt a.M. und als Kursleiter für<br />

Bildbearbeitung und Layout an der Philipps-Universität, Marburg. In seiner Freizeit<br />

knipst er gerne Fotos, liest Bücher, treibt Sport und bummelt über Flohmärkte.<br />

Doch bei genauerer Betrachtung erweist sich<br />

die Sachlage als weitaus komplizierter: Schon<br />

der Leidensdruck ist im Falle psychischer<br />

Krankheiten kein somatischer. Kein Betroffener<br />

klagt wie im gleichnamigen Monty-<br />

Python-Sketch: »My brain hurts!« Auch gibt<br />

es theoretische Vorbehalte gegen ein solch<br />

reduktionistisches Krankheitskonzept: Schon<br />

vor fast 100 Jahren warnte der Begründer<br />

der modernen Psychopathologie Karl Jaspers<br />

vor irreführenden »Hirnmythologien«, und<br />

manche Psychiatrie-Kritiker behaupteten<br />

gar, psychische Krankheiten seien ganz im Gegenteil gänzlich<br />

kulturelle und gesellschaftliche Konstrukte. Obwohl es in den<br />

Vereinigten Staaten inzwischen mehr Psychotherapeuten als<br />

Postboten gibt, ist der Begriff der psychischen Krankheit, wie<br />

z.B. auch die stetigen Überarbeitungen der gängigen psychiatrischen<br />

Klassifikationssysteme (DSM und ICD) zeigen, auch<br />

unter Experten alles andere als unkontrovers.<br />

Ziel dieses Kurses ist es, mit Hilfe entsprechender Fachliteratur<br />

moderne wie auch klassische Grundlagen der psychiatrischen<br />

Krankheitslehre zu erarbeiten und ihren wissenschafts- und<br />

erkenntnistheoretischen Status zu klären. In die (Un-)Tiefen<br />

der Neurobiologie sowie der klinischen Psychiatrie und<br />

Pharmakalogie wird man dabei weder sehr weit vorstoßen<br />

können – noch müssen: Der Schwerpunkt wird vor allem auf<br />

dem (sprach-)theoretischen Grundgerüst, auf den zentralen<br />

Begriffen und Unterscheidungen der Psychopathologie, aber<br />

(exkursorisch) auch der Medizin im allgemeinen liegen (Was<br />

ist »gesund«, was ist »krank«?), also nur bedingt auf deren<br />

naturwissenschaftlichem Beiwerk sowie seiner praktischen Anwendung.<br />

Die metatheoretischen Fragestellungen des Kurses<br />

werden daher lediglich exemplarisch an einschlägigen Krankheitsbildern<br />

und Therapieformen entwickelt.<br />

Voraussetzung für die Kursteilnahme sind dabei ausdrücklich<br />

nicht spezielle Kenntnisse in den Bereichen der Natur- oder<br />

Sozialwissenschaften. Willkommen ist, wer sich über die Heil-<br />

und Pflegepraxis hinaus dafür interessiert, was Medizin und<br />

Psychologie als Wissenschaft ausmacht – und was nicht.<br />

Stefan Siegel (Jg. 1978) studierte Humanmedizin und Philosophie an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. Er promovierte an der Ruhr-Universität Bochum mit einer<br />

Arbeit zu ethischen Aspekten der Reproduktionsmedizin. Nach seiner Approbation<br />

als Arzt begann er seine Weiterbildung auf dem Gebiet der Psychiatrie und Psychotherapie.<br />

Er arbeitet derzeit am Psychotraumazentrum der Bundeswehr in Berlin.<br />

Seine privaten Interessengebiete sind Kino, Theater und Ballett, Science Fiction- und<br />

Fantasy-Romane sowie das Wandern in freier Natur.<br />

–– 69


70 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>)<br />

»Auf klassischem Boden begeistert« *<br />

Kurs 7.5<br />

Antike-Rezeption in der deutschen Literatur<br />

Der Hausmeister von Hogwarts heißt Argus Filch.<br />

2002 kommt der VW Phaeton auf den Markt.<br />

Max Frischs »Homo Faber« geht eine Liaison mit<br />

seiner eigenen Tochter ein.<br />

Diesen drei Beispielen ist gemeinsam, dass sie antike Mythen<br />

aufgreifen, deren Ursprung tausende Jahre zurückliegt und die<br />

heute weder aus der Fantasy-Literatur noch aus der Werbung<br />

wegzudenken sind. Doch was ist eigentlich ein »Mythos«?<br />

Und was ist die »Antike«? Was bedeutet es, wenn sie in neuen<br />

Kontexten auftauchen?<br />

In der Literaturwissenschaft sind Fragen wie diese wichtig,<br />

denn antike Themen spielen in vielen bedeutenden deutschen<br />

Texten eine Rolle – so liest Werther »seinen Homer«, Eichendorffs<br />

Florio wird vom »Marmorbild« der Venus verfolgt und<br />

Rilke schreibt »Sonette an Orpheus«. Solche Reminiszenzen<br />

sind jedoch nicht zufällig und vereinzelt, im Gegenteil: Die<br />

Auseinandersetzung mit der Antike beeinflusste die deutsche<br />

Kursleitung<br />

Karoline Pietsch (Jg. 1986) wurde bei ihrer eigenen Teilnahme 2004 nachhaltig<br />

vom Akademiekonzept und der Atmosphäre vor Ort beeindruckt, sodass<br />

sie sich parallel zu ihrem Studium bei der Organisation und Durchführung<br />

der JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n engagierte. Sie studiert in Freiburg Latein<br />

und Germanistik mit dem festen Ziel, in Kürze als Lehrerin an die Schule<br />

zurückzukehren. Wenn sie nicht am Schreibtisch sitzt, balanciert sie Tabletts,<br />

joggt um den See oder unternimmt schöne Dinge mit ihren Freunden.<br />

Literatur schon in ihren Anfängen und ist seitdem nie ganz<br />

verschwunden. Noch im 18. Jahrhundert wird darüber diskutiert,<br />

ob die antike Literatur unerreichbares Vorbild oder<br />

anspornendes Beispiel sei; ob ein Autor<br />

die tradierten Regeln bestmöglich erfüllen<br />

oder unter den veränderten gegenwärtigen<br />

Verhältnissen aus sich selbst<br />

heraus schöpferisch tätig sein solle. Die<br />

hauptsächlich formale Vorbildhaftigkeit<br />

der antiken Literatur weicht im Laufe<br />

der Zeit einer Orientierung am – so dachte man – ursprünglichen<br />

Lebensgefühl der Griechen und ihrer Humanität: Schiller<br />

preist daher das Altertum in »Die Götter Griechenlands«<br />

als »holdes Blütenalter der Natur«. Diese Idealisierung der<br />

Antike schlägt später in einen Antiklassizismus um, der die<br />

barbarischen Züge der Mythen und die soziale Realität der<br />

Menschen im Altertum in den Fokus rücken lässt. Vor dem<br />

Hintergrund der ideologischen Grabenkämpfe der letzten hundert<br />

Jahre schließlich werden die antiken Mythen vor allem<br />

als Materialfundus verstanden und für verschiedenste, v.a.<br />

politische, Aussagen nutzbar gemacht. So soll Brechts »Antigone<br />

des Sophokles« die Rolle der Gewalt beim Zerfall einer<br />

Staatsspitze aufzeigen.<br />

Der Kurs wird in einem Gang durch die Literaturgeschichte<br />

– vom Mittelalter bis zur Gegenwart – Texte analysieren, die<br />

einen formalen oder inhaltlichen Bezug zur Antike aufweisen.<br />

Dabei wird zunächst nach der Art der Rezeption gefragt, etwa<br />

ob es sich um eine Übernahme antiker Gattungsmerkmale, um<br />

die literarische Umsetzung<br />

antiker Mythen oder um ein<br />

Spiel mit Motiven in neuem<br />

Kontext handelt. Anschließend<br />

kann die zentrale Frage<br />

untersucht werden: Warum<br />

wird hier die Antike aufgegriffen?<br />

Dies beinhaltet mehrere Dinge: Welche Wirkung hat<br />

der Rückgriff auf die Antike? Welchen (literarischen) Konventionen<br />

folgt ein Text? Welches Bild von der Antike liegt ihm zu<br />

Grunde? Welche Funktion soll der Text haben? Poetologische<br />

und andere theoretische Texte aus den jeweiligen Epochen<br />

helfen bei der Beantwortung solcher Fragen. Um zu verstehen,<br />

auf welchen Wissenshorizont Anspielungen auf antike Ereignisse,<br />

Lebenswelten und Gestalten verweisen, sollen auch die<br />

lateinischen und griechischen Werke herangezogen werden, in<br />

denen sie vermittelt werden.<br />

Da es während der Akademie keine Zeit geben wird,<br />

die Texte zu lesen, wird die Bereitschaft zur vorherigen<br />

Lektüre vorausgesetzt. Latein- oder Griechischkenntnisse<br />

sind für die Teilnahme nicht notwendig.<br />

* Johann Wolfgang Goethe: Elegien V, V.1, in: Johann Wolfgang Goethe:<br />

Gedichte 1800–1832, hrsg. von Karl Eibl, Frankfurt a.M.<br />

1988, S. 157<br />

Janja Soldo (Jg. 1986) wuchs in Baden-Baden auf, wo sie sich schon als Schülerin für die<br />

Antike begeistern ließ. Nach dem Abitur entschied sie sich für ein Studium der Klassischen<br />

Philologie und Germanistik in Freiburg, welches von der Studienstiftung des <strong>Deutsche</strong>n Volkes<br />

gefördert wird. Neben dem Studium arbeitet sie als Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere<br />

<strong>Deutsche</strong> Literatur und übernimmt kleinere Lektoratsarbeiten für einen Freiburger Verlag. In<br />

ihrer freien Zeit ist sie meist hinter einem Buch oder bei Diskussionen über Gott und die Welt<br />

zu finden.


»Weißt du, wie das wird« *<br />

Kurs 7.6<br />

Ein Musiktheater (be)schreibt Weltgeschichte – und wir schreiben mit …<br />

Der Ring des Nibelungen ist das Magnum Opus der Operngeschichte.<br />

Ein 16 stündiges Riesenwerk, das seinen Schöpfer<br />

Richard Wagner über mehr als 20 Jahre begleitet hat. Wagner<br />

reflektiert im Ring Welt- und Zeitgeschichte, Mythos und<br />

politische Realität – und schafft so ein »Bühnenfestspiel«,<br />

das bis heute, mehr als 100 Jahre nach seinem Entstehen, die<br />

Gemüter erregt, Künstler inspiriert und Jahr für Jahr tausende<br />

Begeisterte in die Theater treibt.<br />

An der Schwelle zum Richard-Wagner-Jahr 2013 werden<br />

Wagner und sein Werk zum Zentrum eines analytischen und<br />

kreativen Schaffens-Prozesses. Dabei steht der 4. Teil des<br />

Rings – die Götterdämmerung – im Fokus der Arbeit. Hier<br />

fasst Wagner die Vielzahl von Handlungssträngen, von Verstrickungen<br />

und Intrigen seiner Tetralogie zu einer letzten großen<br />

Anstrengung zusammen – um sie dann in einem gewaltigen<br />

Weltuntergangs-Szenario in Flammen aufgehen zu lassen.<br />

Auf welche Quellen hat Wagner bei seiner Arbeit zugegriffen,<br />

wie hat er sie verwendet. Wie reagiert er in seinem Schreiben<br />

auf die philosophischen und politischen Strömungen seiner<br />

Kursleitung<br />

Julia Bührle-Nowikowa (Jg. 1975), geboren in St. Petersburg, ist freiberuflich<br />

als bildende Künstlerin, Illustratorin (Cornelsen Verlag, Frankfurter Verlagsanstalt)<br />

sowie als Bühnen-und Kostümbildnerin für Oper, Musical, Schauspiel und<br />

Tanztheater tätig. Eigene Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildnerin: am Staatstheater<br />

Saarbrücken (<strong>2012</strong>), Royal District Theatre in Tbilisi, <strong>Deutsche</strong>nTheater<br />

in Göttingen, an den Kammerspielen Paderborn, der Schwankhalle Bremen, der<br />

Hochschule für Musik und Theater Hamburg, am <strong>Deutsche</strong>n Nationaltheater<br />

Weimar u.a. Bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> macht sie zum ersten Mal mit.<br />

Zeit, wie treibt er sie aber auch voran und schafft neue Denk-<br />

Traditionen?<br />

Wie gelingt es im Ring, szenische Aktion mit musikalischer<br />

Textur zu verbinden, Drama und Oper, Wort und Musik zu<br />

mehrdimensionaler Projektionsfläche für handelnde Figuren<br />

und Publikum werden zu lassen? Lässt es sich aus dieser<br />

Mehrdimensionalität heraus erklären, wie in dunkelsten und<br />

hoffnungsvollsten Abschnitten unserer Geschichte das Musiktheater<br />

Wagners immer wieder zum Denk- und Glaubenszentrum<br />

von Kultur wird?<br />

Die Rezeptionsgeschichte des Rings, die Geschichte der<br />

Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele und auch die wechselvolle<br />

Geschichte der Familie Wagner sind seit 1876, dem<br />

Gründungsjahr der Festspiele, ein immerwährendes Thema<br />

für Boulevardpresse wie Hochkultur. Bayreuth wird in jedem<br />

Sommer immer wieder neu zum Zentrum globalen Theaterlebens,<br />

hier als Künstler oder Zuschauer anwesend zu sein,<br />

kommt einem kulturellen Adelsschlag gleich.<br />

Wer behält das letzte Wort im Ring, die Zerstörung in Krieg<br />

und Feuer? Oder der Versuch, so etwas wie den »Weg« , eine<br />

»bessere Welt« zu formulieren?<br />

(12. BIS 28. JULI <strong>2012</strong>) AKADEMIE TORGELOW<br />

»Werktreue heißt für<br />

mich, die Reaktion,<br />

die Wirkung, die<br />

ein Komponist mit<br />

seinem Werk bei<br />

seinem Publikum auslösen wollte, heute bei meinem/unserem<br />

Publikum zu erzielen.«, sagt Peter Konwitschny, einer der<br />

wichtigen Wagner-Regisseure des 20. und 21. Jahrhunderts.<br />

Der Kurs geht in seiner Arbeit genau so vor, wie es ein Regie-<br />

Team tun würde, das eine Inszenierung der Götterdämmerung<br />

konzipieren würde. Über Recherche und Analyse des musikalischen<br />

und dramaturgischen Materials geht es zu einer<br />

kreativen Befragung der Götterdämmerung. In Wort- und Bild,<br />

in szenisch-musikalischen Skizzen und Ausstattungsentwürfen<br />

entsteht die Vision eines »Rings für das 21. Jahrhundert«. Zentraler<br />

Teil der Arbeit ist dabei das Kreieren eines Ausstattungskonzepts,<br />

eines Bühnenbild-Modells und eines Storyboards.<br />

Der Kurs vereint Aspekte aus den Fachbereichen Musik, Theater,<br />

Literatur, Geschichte und Politik.<br />

* Richard Wagner, Götterdämmerung, zitiert nach: http://www.faz.net/<br />

aktuell/feuilleton/bayreuth-2013-wie-das-wird-11105938.html<br />

Dirk Schattner (Jg. 1976) ist Regisseur, Autor und Songtexter in den Bereichen Musiktheater/Musical,<br />

Video und Sprechtheater. Seine letzten Arbeiten waren »Das<br />

Mädchen mit den Schwefelhölzern« nach H.C. Andersen (Wien), das Musical »Wenn<br />

Rosenblätter fallen« (Hamburg, Mannheim, Wien, Amsterdam) und ein Multi-Media<br />

Abend über Gustav Mahler (Bayreuth). 2010 hat Dirk für das Kulturhauptstadtjahr ca.<br />

80 Kurz-Video-Clips produziert. Bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> macht er zum<br />

dritten Mal mit. Mit der Bühnenbildnerin Julia Bührle-Nowikowa arbeitet er seit Jahren<br />

intensiv zusammen.<br />

–– 71


72 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Multinationale<br />

Akademie Torgelow<br />

Internatsgymnasium Schloss Torgelow<br />

Fortsetzung von Seite 64:<br />

Im Oktober 2006 wurde ein weiterer Neubau eröffnet, der u.a. mit einer neuen Bibliothek, einem<br />

großen naturwissenschaftlichen Labor, neuen Projekträumen sowie einem komfortabel eingerichteten<br />

Vortragssaal die schulische Qualität noch weiter verbessert hat. Im Nachmittagsbereich finden wöchentlich<br />

über 70 Projekte statt. Angebote, wie die Sporthalle und ein Sportplatz, der Tennisplatz,<br />

ein umfangreich ausgestattetes Fitnessstudio und vieles mehr, nehmen die Schülerinnen und Schüler<br />

regelmäßig in Anspruch.<br />

Auf dem Internatsgelände wohnen die Schüler sowohl im Schloss als auch in anderen modern eingerichteten<br />

Gebäuden. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Die Vollverpflegung<br />

erfolgt in der internatseigenen Mensa, in der die Speisen durch ein eigenes Küchenteam frisch<br />

zubereitet werden.


SCHLOSS TORGELOW, SCHLOSSSTR. 1,<br />

17192 TORGELOW AM SEE (WAREN),<br />

www.schlosstorgelow.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

T.1 Kombinatorische Optimierung<br />

T.2 Zeitvertreib oder Vermittler? – Phänomen Spiel<br />

T.3 Glocalize It!<br />

T.4 »Urbanus vulgaris«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Katrin Schmidmayr (Jg. 1989) studiert Schulmusik, Englische Philologie und<br />

Erziehungswissenschaften an der Universität Regensburg und der Royal Holloway<br />

University of London. Sie verfügt über eine breite musikalische Ausbildung<br />

in Sologesang und in den Instrumenten Klavier, Klarinette und Saxophon sowie<br />

Chor- und Orchesterleitung. In ihrer Freizeit wirkt sie in Opernproduktionen,<br />

Orchestern und Kammermusikgruppen, wie dem Klaviertrio vatriopinto, mit.<br />

Ihr besonderes Interesse gilt dem Bereich Konzertpädagogik, in dem sie schon<br />

beim London Chamber Orchestra im Rahmen eines Praktikums tätig war.<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

Akademieleitung<br />

Tobias Kläden (Jg. 1969) freut sich in diesem Jahr auf ein kleines Jubiläum:<br />

die zehnte Akademie, an der er teilnehmen darf. Der gebürtige (und heute noch<br />

überzeugte) Kölner studierte katholische Theologie und Psychologie in Bonn,<br />

Jerusalem und Münster. Nach einigen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Universität Münster brachten ihn die Wechselfälle des Lebens ins schöne<br />

Erfurt, wo er als sozialwissenschaftlicher Referent bei einer Arbeitsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bischofskonferenz arbeitet. Er würde gerne mehr Sport treiben.<br />

Mónika Bánszki (Jg. 1993) stammt aus Ungarn, hat gerade das Gymnasium<br />

beendet und möchte an einer deutschen Universität Geographie studieren. Sie<br />

nahm in 2011 selber an der <strong>SchülerAkademie</strong> in der Landesschule Pforta teil<br />

und freut sich in diesem Jahr, als Assistentin mitzumachen, Leute aus anderen<br />

Nationen kennenzulernen und eine tolle Zeit zu erleben. In ihrer Freizeit<br />

nimmt sie gern an Urlauben teil, organisiert Veranstaltungen, kocht und bäckt<br />

viel oder reitet, wenn das Wetter schön ist.<br />

��������� ������������� (Jg. 1991) kommt aus Kaunas (Litauen) und<br />

studiert in ihrer Heimatstadt Medizin. Dieses Jahr ist ihr zweites Studienjahr.<br />

Wenn aber der Kopf zu vollgestopft mit medizinischen Begriffen wird, tanzt<br />

sie Ballet oder modernen Tanz. Eine andere Tätigkeit, die sich abzulenken hilft,<br />

ist das Klavierspielen, das sie seit dem 7. Lebensjahr begleitet (jetzt aber leider<br />

immer weniger). Sie ist ein häufiger Gast in Deutschland, die Anlässe für die<br />

Besuche variieren von Austauschprogrammen bis zu multinationalen Schüler-<br />

Akademien. Die erste Akademie in Torgelow hat sie als Teilnehmerin im Jahr<br />

2009 erlebt, an ihrer zweiten Akademie nahm sie als Assistentin der Akademieleitung zwei Jahre<br />

später in der Landesschule Pforta teil. Dieses Jahr wartet sie neugierig auf die Rückkehr nach<br />

Torgelow, wo bestimmt wieder eine wunderbare Zeit mit allen Teilnehmenden wartet.<br />

–– 73


74 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs T.1<br />

Kombinatorische Optimierung<br />

»Die Geschäfte führen die Handlungsreisenden bald hier,<br />

bald dort hin, und es lassen sich nicht füglich Reisetouren<br />

angeben, die für alle vorkommenden Fälle passend sind;<br />

aber es kann durch eine zweckmäßige Wahl und Eintheilung<br />

der Tour, manchmal so viel Zeit gewonnen werden<br />

[…] Die Hauptsache besteht immer darin: so viele Orte wie<br />

möglich mitzunehmen, ohne den nämlichen Ort zweimal<br />

berühren zu müssen.«<br />

(aus: »Der Handlungsreisende – wie er sein soll und was er zu<br />

thun hat, um Aufträge zu erhalten und eines glücklichen Erfolgs<br />

in seinen Geschäften gewiß zu sein – von einem alten Commis-<br />

Voyageur«, B. F. Voigt)<br />

Das oben stehende Zitat ist die erste bekannte Formulierung<br />

des Problems des Handlungsreisenden, eine der<br />

bekanntesten Forschungsfragen der kombinatorischen<br />

Optimierung. Schon 1832 galt es das Problem zu lösen,<br />

Kursleitung<br />

eine Reihenfolge festgelegter Orte zu finden, sodass bei der<br />

Rundreise durch alle diese Orte eine möglichst kurze Strecke<br />

zurückgelegt wird. Ob beim Design von Mikrochips,<br />

bei der Tourenplanung eines Pannendienstes oder bei der<br />

Genomsequenzierung – in vielen praktischen Anwendungen<br />

gilt es heute, das Problem des Handlungsreisenden<br />

in Größenordnungen von mehreren tausend Orten zu lösen.<br />

Kombinatorische Optimierung ist ein Teilbereich der diskreten<br />

Mathematik, der sich mit solchen und ähnlichen<br />

Aufgabenstellungen beschäftigt. Formal gesprochen geht<br />

es darum, das nach bestimmten Kriterien optimale Element<br />

aus einer endlichen Menge von erlaubten Lösungen<br />

zu finden. Dafür gilt es, schnelle Algorithmen, also von<br />

einem Computer ausführbare Handlungsvorschriften, zu<br />

entwickeln. Diese nutzen entweder die kombinatorischen<br />

Strukturen des Problems oder arbeiten auf einem Modell,<br />

welches das Problem als System von linearen Gleichungen<br />

Achim Hildenbrandt (Jg. 1986) wuchs in einem kleinen Dorf in Thüringen auf. Nach<br />

seinem Abitur studierte er Mathematik und Informatik in der oberfränkischen Metropole<br />

Bayreuth. Mittlerweile arbeitet er am Institut für wissenschaftliches Rechnen der Uni<br />

Heidelberg. Nach Dienstschluss ist er viel mit Freunden unterwegs, sowohl in der Natur<br />

auf ausgedehnten Wanderungen als auch im urbanen Umfeld in Oper, Theater oder auf<br />

Heavy-Metal-Konzerten. Von seiner eigenen Akademieteilnahme im Jahre 2003 kennt er<br />

das Akademieleben bereits gut und freut sich nun, es einmal aus einer anderen Perspektive<br />

zu erleben.<br />

und Ungleichungen beschreibt. Der letztere Ansatz wird<br />

als ganzzahlige lineare <strong>Programm</strong>ierung bezeichnet. Der<br />

Kurs wird sich ausgiebig mit beiden Lösungsmöglichkeiten<br />

beschäftigen.<br />

Oft sind diese Probleme jedoch beweisbar schwer zu lösen<br />

(was „schwer“ hierbei genau bedeutet, wird ebenfalls<br />

ein wichtiges Thema des Kurses sein). Es ist deshalb auch<br />

nicht immer möglich, große Probleme, wie sie in der Praxis<br />

auftauchen, exakt zu lösen. Hier liefern dann empirische<br />

Näherungsverfahren, so genannte Heuristiken, akzeptable<br />

Lösungen.<br />

Der Kurs stellt sowohl eine theoretische als auch eine praktische<br />

Auseinandersetzung mit kombinatorischen Optimierungsproblemen<br />

dar. Die Teilnehmenden sollten Spaß an<br />

der Beschäftigung mit theoretischen und algorithmischen<br />

Aspekten der Mathematik mitbringen. Besondere Vorkenntnisse<br />

sind nicht erforderlich.<br />

Olga Heismann (Jg. 1988) verbrachte ihre Schulzeit in Hamburg. Bis 2010 studierte<br />

sie Mathematik an der Technischen Universität Berlin und beschäftigt sich<br />

jetzt als Doktorandin an einem Forschungsinstitut für anwendungsorientierte<br />

Mathematik und Informatik mit kombinatorischen Optimierungsproblemen<br />

im Schienenverkehr. 2004 war sie als Teilnehmerin auf der <strong>SchülerAkademie</strong><br />

Grovesmühle und leitete 2007 einen Kurs auf der JuniorAkademie Hessen. In<br />

ihrer Freizeit tanzt sie gerne Standard- und Lateinamerikanische Tänze oder geht<br />

klettern.


Kurs T.2<br />

Zeitvertreib oder Vermittler?<br />

Phänomen Spiel<br />

Literatur und Musik als Kulturgüter haben eine lange<br />

Tradition der wissenschaftlichen Betrachtung. Die Untersuchung<br />

von Spielen als kulturelles Phänomen hingegen<br />

ist eine noch sehr junge Disziplin, obwohl Spiele auf eine<br />

nicht minder lange Geschichte zurückblicken können.<br />

Spiele vereinen narrative Elemente mit abstrakten Regelsätzen<br />

und erfordern Interaktionen der Spieler. Hierdurch<br />

ergibt sich, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

mit Spielen, die Ludologie, sich aus einer Vielzahl von<br />

Disziplinen zusammensetzt: Vereint werden Elemente aus<br />

Psychologie, Pädagogik, Erzähltheorie und mathematischer<br />

Spieltheorie.<br />

Die zentrale Fragestellung des Kurses wird sein, ob Spiele<br />

einen rein vergnüglichen Zeitvertreib darstellen oder ob<br />

und wie Spiele als Medium der Wissensvermittlung genutzt<br />

werden können. Dazu erarbeiten die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer die geschichtliche Entstehung des Spiels und<br />

die heutige Definition von Spielen. Dies geschieht anhand<br />

wissenschaftlicher Quellen in vornehmlich englischer Sprache.<br />

Kursleitung<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

Nachdem diese Grundlagen gelegt sind, wird sich<br />

der Kurs mit dem Phänomen Spiel aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln auseinandersetzen. Unter anderem mit<br />

der Benutzung von Spielmechaniken in spielfremden<br />

Kontexten (Gamification) als auch dem Einsatz von<br />

Spielen und Simulationen zu Trainingszwecken (Serious<br />

Games). Hier werden die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer Schwerpunkte in ihrem eigenen Interessengebiet<br />

legen können.<br />

Weitere Aspekte werden die Analyse und die Entwurfsprinzipien<br />

von Spielmechaniken sein. Wie kann Fairness oder<br />

Spielspaß gemessen werden? Wie kann ein Spiel entworfen<br />

werden, um den Mitspielern einen bestimmten Sachverhalt<br />

zu verdeutlichen? Dazu werden mathematische Konzepte<br />

aus der Spieltheorie und Methoden aus der künstlichen<br />

Intelligenz erarbeitet.<br />

Malte Harder (Jg. 1986) studierte Mathematik in seiner Heimatstadt Bremen und in<br />

Warwick, Großbritannien. Zur Zeit promoviert er in Informationstheorie und Artificial<br />

Life in Hatfield bei London, Großbritannien, und untersucht die Informationverarbeitung<br />

in Kollektiven. In seiner Freizeit klettert er gerne, fotografiert und übt sich als<br />

Hobby-Typograph. Eine weitere Leidenschaft sind Brett- und Kartenspiele, die nicht<br />

ganz unschuldig bei der Wahl des Kursthemas war. Als Teilnehmer war Malte schon<br />

2004 bei der <strong>SchülerAkademie</strong> dabei, als Kursleiter ist dies die erste Akademie für ihn.<br />

Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit Spielen<br />

wird im Kurs auch praktisch gearbeitet. Als Beispiel wird<br />

unter anderem ein Spiel zur Vermittlung des Paradox der<br />

Selbstbeschränkung gespielt und analysiert. Im weiteren<br />

Verlauf werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in<br />

Kleingruppen nach den im Kurs gewonnenen Erkenntnissen<br />

eigene Spiele entwickeln. Dabei wird das Ziel sein, dass<br />

diese Spiele den Spielern bestimmte Prinzipien vermitteln<br />

sollen.<br />

Christoph Salge (Jg. 1982) studierte an der TU Braunschweig Informatik mit<br />

dem Nebenfach Psychologie. Inzwischen lebt er seit 4 Jahren in England, wo er<br />

an der University of Hertfordshire erst promovierte und jetzt als Research Fellow<br />

im Bereich »Kognitive Robotik« forscht. Seine Forschungsinteressen liegen unter<br />

anderem auch in der Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Entwicklung<br />

von Computerspielen. In seiner Freizeit ist er begeisterter Rollen-, Computer- und<br />

Brettspieler, was sich auch in der Themenwahl widerspiegelt.<br />

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76 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs T.3<br />

Glocalize It?<br />

Globale Wirtschafts- und Handelszusammenhänge und Alternativen<br />

Warum reist eine äthiopische Kaffeebohne zur Röstung<br />

nach Indien, wird in Shanghai verschifft und landet über<br />

Bremen in Oer-Erkenschwick, um an der örtlichen Tchibo-<br />

Theke verkauft zu werden? Warum wird eine ghanaische<br />

Kakaobohne aus Sohom im Amsterdamer Hafen gemahlen,<br />

auf einem Tanker unter georgischer Flagge nach New York<br />

verschifft und in Hackettstown zu einem Schokoriegel<br />

konfektioniert? Warum wird kenianischer Tee aus Kericho<br />

nach Singapur transportiert, in Malaysia fermentiert<br />

und in Saalbach-Hinterglemm auf der Skihütte als Eistee<br />

getrunken? Warum muss Baumwolle aus Burkina Faso<br />

nach Bangladesch zum Einfärben, in einen turkmenischen<br />

Sweat-Shop zum Vernähen bevor sie als H&M-T-Shirt in<br />

Karlsruhe über den Ladentisch geht?<br />

Und warum kann ich keine dieser Fragen beantworten?<br />

Als Adam Smith 1776 in »Der Wohlstand der Nationen«<br />

von der unsichtbaren Hand und dezentralen Märkten<br />

schrieb, ahnte er nicht wie folgenschwer seine Ideen<br />

Kursleitung<br />

wirtschaftliches Handeln und Denken noch bis ins 21.<br />

Jahrhundert beeinflussen würden. Oft verkennen wir die<br />

allgegenwärtigen Auswirkungen klassischer Wirtschaftstheorien<br />

auf unseren Alltag. So lebensfremd sie uns scheinen,<br />

so lebensbestimmende, -beeinflussende und -verändernde<br />

Mechanismen verbergen sich hinter ihnen.<br />

Markteffizienz, neoliberale Wirtschaftspolitik und Welthandel<br />

haben einerseits für Wohlstand und Sicherheit in<br />

einigen Teilen der Welt gesorgt, andererseits sieht sich ein<br />

Großteil der Weltbevölkerung mit gegenteiligen Lebensumständen<br />

konfrontiert. Diese ungleiche wirtschaftliche<br />

Entwicklung geht Hand in Hand mit globalen Umweltproblemen.<br />

Viele Menschen haben sich kluge Gedanken gemacht, um<br />

sich diesen Herausforderungen zu stellen. Daraus sind<br />

Ideen von alternativen Wirtschafts- und Lebensmodellen<br />

entstanden, die fortlaufend diskutiert und weiterentwickelt<br />

werden und sich in sozialen Bewegungen manifestieren.<br />

Tanja Peuker (Jg. 1983) studierte in Maastricht European Studies und Media Culture bevor sie nach<br />

Danzig ging, um für das Maximilian Kolbe Haus Projekte, wie das Jugend- und Populärkulturfestival<br />

»Akcja Siec« oder das Umweltprojekt »Wedrowka po Bieszczadach«, zu organisieren. 2008 kehrte sie<br />

nach Berlin zurück, um Interkulturelles Konfliktmanagement an der Alice Salomon Hochschule zu<br />

studieren. Nebenbei war sie an der Initiierung von Carrotmob Berlin sowie an der Institutionalisierung<br />

von »Citizens for Europe e.V.« beteiligt und arbeitete für das Goethe Institut Berlin. Dank eines DAADpostgraduierten-Stipendiums<br />

verschlug es Tanja nach dem Master nach Neuseeland, wo sie an der<br />

Unitec Auckland Journalismus und Publikationsdesign studierte. In ihrer Freizeit widmet sie sich gerne<br />

der graphischen Gestaltung von T-Shirts und produziert für den Alex die Radiosendung Kiezgeflüster.<br />

Hinter Fair Trade, BuenVivir (Sumak Kawsay), De-growth,<br />

Corporate Social Responsibility, Social Business, Recycling<br />

und Cradle to Cradle verbergen sich gelebte Alternativen.<br />

Unsere Welt ist aber weder schwarz-weiß noch statisch. Sie<br />

verändert sich ständig. Die aufgeführten Konzepte sind keine<br />

alleingültigen Allheilbringer, und wirtschaftliches Handeln<br />

im herkömmlichen Sinne ist nicht per se schlecht.<br />

Der Kurs lädt zu einer Reise ein, um globale Zusammenhänge<br />

und lokale Handlungspielräume zu erkunden. Der<br />

Ausgangspunkt ist das Geröllfeld der klassischen Wirtschaftstheorien.<br />

Exkurse werden in praktische Fallbeispiele<br />

von Ghana bis Singapur und Genf führen. Entdeckt und<br />

erforscht werden die vielfältigen Inseln der Handlungsalternativen<br />

und, für den Heimweg ist man gerüstet mit alltagstauglichen<br />

Handlungsstrategien.<br />

Der kreative Kopf ist die treibende Kraft auf dieser Reise.<br />

Nora Hofstetter (Jg. 1987) studiert nachhaltige Entiwcklung<br />

im Masterstudiengang an der Universität Basel. Nach ihrem Bachelorstudium<br />

in Sozialwissenschaften an der Jacobs University<br />

Bremen arbeitete sie in verschiedenen Eigenschaften im Bereich<br />

Corporate Social and Ecological Responsibility, zuletzt bei einer<br />

ghanaischen NGO im Rahmen des ASA-<strong>Programm</strong>s. Wie viel<br />

Spaß Kursleitung macht, hat sie vor zwei Jahren als Kursleiterin<br />

bei der JuniorAkademie Meisenheim entdeckt. Nora is(s)t gerne<br />

unter Leuten, in ihrer Freizeit reist sie und fährt Ski.


Kurs T.4<br />

»Urbanus vulgaris«<br />

Die Stadt am Beginn einer neuen Ära?<br />

Das 21.Jh gilt offiziell als das Jahrhundert der städtischen,<br />

urbanen Entwicklung; nicht wenige kennzeichnen städtisches<br />

Leben heute mit Begriffen wie gigantisch oder unkontrollierbar.<br />

Die Stadt als Inbegriff menschlicher Kommunikation –<br />

dieser lebendige Raum und gleichzeitig Körper ist sowohl<br />

in eine neue Quantität wie Qualität eingestiegen – sie zu<br />

erkennen, an den Ereignissen zu partizipieren, den Raum<br />

mit zu gestalten und für sich und die eigene Umwelt zu<br />

definieren ist eine komplexe Erfahrung, in der alle Akteure<br />

urbanen Raumes gezwungen sind kommunikative Bewegung<br />

zu demonstrieren: Einwohnerschaft, Zivilgesellschaft,<br />

selbstverwaltende Organe, Politik, Wirtschaft, aber auch<br />

überregional steuernde Institutionen.<br />

Partizipative Stadtentwicklung hat in den letzten Monaten<br />

eine vollkommen neue Richtung eingeschlagen. Als Beispiel<br />

können die Demonstrationen in der Stadt Stuttgart<br />

dienen, wo die Menschen gegen den Bau eines unterirdischen<br />

Bahnhofs auf die Straße gehen. Hinzu kommen<br />

Kursleitung<br />

Jennifer Neufend (Jg. 1978) studierte in Osnabrück und Hamburg<br />

Sozialwissenschaften und Germanistik. Sie war als freie Journalistin<br />

tätig und arbeitete, unterstützt durch die Europäische Union<br />

und die Bosch-Stiftung, an Schulen in Estland und Tschechien.<br />

Bis Januar <strong>2012</strong> war sie an einer Hamburger Schule tätig. Zurzeit<br />

absolviert sie das Lehramts-Referendariat in Stadthagen. Ihr Herz<br />

schlägt für die Demokratiepädagogik. Dies ist bereits der zweite<br />

Kurs, den sie mit Jonas Büchel zur Stadtentwicklung an einer Multinationalen<br />

Akademie durchführt. Sie reist gerne, z.B. durch das Baltikum.<br />

(2. BIS 18. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

weltweite alternative urbane Bewegungen wie in New York,<br />

London, Madrid oder Athen.<br />

Metropolen – Quo Vadis?<br />

Die geschichtliche Entwicklung der Metropolen ist eine<br />

Schatzkammer der europäischen Siedlungsgeschichte; sie<br />

stehen heute wie vor mehr als einem halben Jahrtausend<br />

für die Dynamik gesellschaftlicher Entwicklung und sind<br />

Spiegelbild des ungeheuren globalen Austauschs. In ihrem<br />

Mikro(Makro-)kosmos kondensiert sich der Nährboden für<br />

die Zukunft.<br />

Im Kurs sind Diversität ebenso wie Übereinstimmung von<br />

Interesse: Wie und wo ähneln sich die Metropolen, wie<br />

gleichen sich ihre Kulturen, wo unterscheiden sie sich<br />

und wo haben sie gemeinsame Wurzeln? Neben den schillernden<br />

modernen Metropolen werden aber auch die traditionsreichen<br />

Städte betrachtet. Was lässt einige Standorte<br />

kontinuierlich an Bedeutung gewinnen, andere jedoch in<br />

der Vergessenheit versinken?<br />

Der Kurs wird eine Kompetenz vermitteln, die die historische<br />

Siedlungsentwicklung und die modernen Tendenzen<br />

der urbanen und Metropolenentwicklung verknüpft.<br />

Kenntnisse zur Stadt- und Raumentwicklung werden erarbeitet<br />

sowie historische und aktuelle Gründe für soziale<br />

Bewegung und Migration analysiert. Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer werden gemeinsam mit der Kursleitung<br />

diese Grundlagen erarbeiten und zusammenstellen und<br />

auf dem Weg dorthin lernen, Stadt in ihrer Komplexität zu<br />

begreifen. Die Methodenauswahl wird eine ausgewogene<br />

Mischung aus Theorie sein – gleichzeitig werden Inhalte,<br />

individuell wie in der Gruppe, erarbeitet und parallel wird<br />

das erlernte Wissen unter Anleitung selbst definierter Beispiele<br />

nicht nur erprobt, sondern so praxisnah wie möglich<br />

eingesetzt: Selber Stadt bauen ...!<br />

Jonas Büchel (Jg. 1965) ist glücklich verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Lettland.<br />

Er studierte an der Fachhochschule Dortmund audiovisuelle Gestaltung und an der Evangelischen<br />

Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe sowie der Alice-Salomon Hochschule Berlin Soziale<br />

Arbeit. Außerdem wurde er während einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Kultur- und Eventmanager.<br />

Mit Integrierter Mediation befasste er sich im Rahmen einer Ausbildung und Zusatzqualifikation<br />

des juristischen und psychologischen deutsch-lettischen INTERREG-<strong>Programm</strong>es in Riga.<br />

Jahrelange arbeitete er als Sozialarbeiter in der Berufsbildung im Kontext der Jugendarbeit, v.a. mit<br />

sozial benachteiligten und auffälligen Zielgruppen mit Migrationshintergrund im Ruhrgebiet, Berlin<br />

und den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens. Jetzt leitet er in Riga ein Büro für Stadtentwicklung und Sozialplanung.<br />

–– 77


78 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Multinationale Akademie<br />

Waldenburg<br />

Europäisches Gymnasium Waldenburg<br />

Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck Leipzig-<br />

Chemnitz-Zwickau im neuen Landkreis Zwickau, teilweise an der Grenze zu Thüringen<br />

und prägt maßgelblich das gesellschaftliche Leben der Städte Waldenburg, Lichtenstein,<br />

Meerane und Glauchau.<br />

Die Töpferstadt Waldenburg liegt im Tal der Zwickauer Mulde und ihre Umgebung<br />

wird geprägt durch Waldgebiete, Flussauen und die Hügellandschaft des Erzgebirgsvorlandes.<br />

Der Grünfelder Park, das Schloss der Herren von Schönburg und das<br />

Naturalienkabinett sind beliebte Ausflugsziele und prägen das historische Bild der<br />

Stadt. Der englische Landschaftspark »Grünfeld« zählt zu den bedeutendsten Werken<br />

sächsischer Gartenkunst. Auch Fahrrad- und Wanderfreunde kommen in Waldenburg<br />

auf ihre Kosten. Viele beschilderte Wege führen Natur- und Kunstinteressierte durch<br />

das Muldental. Zahlreiche Burgen, Schlösser, und Museen der Umgebung laden zu<br />

Kulturgenuss und Entspannung ein.<br />

Unweit der Kirche steht das ehemalige Fürstlich Schönburgische Lehrerseminar, gestiftet<br />

1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg-Waldenburg. Heute sind dort das<br />

1994 in freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium und die Freie Jugendkunstschule<br />

ansässig. Der große 3-flüglige Bau zählt nach seiner Rekonstruktion zu<br />

einem der schönsten historischen Gebäude der Stadt.<br />

Das Gymnasium ist Träger der Titel «Schule mit internationalem Charakter» (verliehen<br />

vom Staatsministerium für Kultus und Sport, SMK), »Schule ohne Rassismus<br />

– Schule mit Courage« (verliehen von der Stiftung Courage), Schule der offenen Tür<br />

(verliehen von der Zeitschrift Focus-Schule) und zählt lt. Schulranking der Zeitschrift<br />

»Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymnasien Deutschlands.<br />

Im vergangenen Jahr waren das Gymnasium und die in enger Kooperation verbundene<br />

Jugendkunstschule Siegerschule des vom WDR und dem Verband der Schulmusiker<br />

ausgeschriebenen Wettbewerbs »Musik gewinnt«. Außerdem wurde das Jugendblasorchester<br />

vom entsprechenden Landesverband mit dem Prädikat »Sehr gut«<br />

eingestuft. Eine hohe Würdigung erfuhr die Arbeit des Kollegiums auch durch den<br />

Besuch des Bundespräsidenten am 17.04.2007. An der Schule werden auf der Grundlage<br />

einer Vereinbarung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und den<br />

Regierungen Chinas und Vietnams Jugendliche dieser Länder zum deutschen Abitur<br />

geführt.


EUROPÄISCHES GYMNASIUM WALDENBURG<br />

ALTENBURGER STR. 44<br />

08936 WALDENBURG, SACHSEN<br />

www.eurogymnasium-waldenburg.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

W.1 Wie kommt die Sonne ins Auto?<br />

W.2 Märkte spielend verstehen<br />

W.3 International vergleichende Sozialpolitik<br />

W.4 Macht der Medien<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Arpad Toth (Jg. 1982) wurde in Budapest, Ungarn, geboren. Er studierte Harfe,<br />

Musiktheorie, Solfége und Chorleitung an der Budapester Liszt Akademie. An<br />

derselben Universität promovierte er. Er lehrt in Budapest, leitet mehrere Chöre<br />

in Ungarn, in der Slowakei und in Rumänien (Siebenbürgen). Sein spezielles<br />

Interesse gilt der Improvisation und zeitgenössischer Musik. Seit 2006 leitet Árpád<br />

immer wieder die kursübergreifende Musik während Multinationaler Akademien<br />

der <strong>DSA</strong>.<br />

(9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

Akademieleitung<br />

Ingrid Gündisch (Jg. 1977) wurde in Bukarest geboren. 1984 kam sie mit ihrer<br />

Familie nach Deutschland. Sie studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst<br />

»Ernst Busch« in Berlin. Heute arbeitet sie als freischaffende Regisseurin<br />

und lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Inszenierungen von ihr waren an<br />

den Theatern in Berlin, Köln, Hermannstadt, Dresden, Nürnberg, Esslingen,<br />

Aachen, Stuttgart, Fürth und Bern zu sehen. Bei der <strong>SchülerAkademie</strong> ist Ingrid<br />

zum siebten Mal dabei: 1995 war sie Teilnehmerin, viermal hat sie Kurse geleitet,<br />

jetzt freut sie sich, zum zweiten Mal die Akademieleitung zu übernehmen.<br />

Alexander Rühle (Jg. 1993) schließt im März dieses Jahres sein Schülerleben<br />

mit dem Abitur ab und bereitet sich derzeit mit einem Krankenhauspraktikum<br />

auf das Medizinstudium vor. Wesentlich beigetragen zu diesem Wunsch, Medizin<br />

zu studieren, hat dabei die Teilnahme am Kurs »Das menschliche Immunsystem«<br />

während der <strong>SchülerAkademie</strong> 2010 in Metten. Er spielt leidenschaftlich<br />

gerne Klavier, vor allem Werke von Beethoven und Schubert. Neben der<br />

Musik ist es vor allem das Fußballspielen, das ihn begeistert. An die besonders<br />

schöne Zeit der letzten Akademie denkt er sehr gerne zurück – vor allem an die<br />

geschlossenen Freundschaften – und möchte dies zusammen mit Felix in Waldenburg wieder<br />

aufleben lassen.<br />

Felix Strieth-Kalthoff (Jg. 1993) macht in diesem Jahr sein Abitur (Leistungskurse<br />

Chemie und Mathematik), um ab dem Winter die ländliche Heimat<br />

Lippstadt zu verlassen und dann in Münster oder München das Studium der<br />

Chemie aufzunehmen. Nach Teilnahmen an einer JuniorAkademie (2007) und<br />

einer Multinationalen <strong>SchülerAkademie</strong> (2010) freut er sich nun auf eine neue,<br />

spannende Herausforderung, bei der er die Akademie aus der anderen Perspektive<br />

kennenlernt. In seiner Freizeit befasst er sich aktiv mit diversen Facetten<br />

der Musik (v.a. Gitarre und Bass) oder tanzt im Standardbereich.<br />

–– 79


80 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs W.1<br />

Wie kommt die Sonne ins Auto?<br />

Herausforderungen ans Automobil im 21. Jahrhundert<br />

»ENVIRONMENTALLY FRIENDLY CARS WILL SOON<br />

CEASE TO BE AN OPTION … THEY WILL BECOME A<br />

NECESSITY.«<br />

FUJIO CHO – VORSTANDSVORSITZENDER VON TOYOTA<br />

»THERE IS NO SUCH THING AS A GREEN CAR.«<br />

NORWEGISCHES MINISTERIUM FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ<br />

Schon Anfang der 1970er Jahre wurde mit Fahrverboten<br />

auf die damalige Ölkrise reagiert und versucht, den Verbrauch<br />

von Erdöl im Transport auf den Straßen zu verringern.<br />

Seit dieser Zeit gibt es immer wieder Meldungen,<br />

dass der Vorrat an Erdöl in absehbarer Zeit zu Ende gehen<br />

wird. In den letzten Jahren ist ein neuer Punkt in der Diskussion<br />

hinzugekommen: die Klimaerwärmung durch die<br />

hohe Emission von Kohlenstoffdioxid. Außerdem wird in<br />

vielen Ballungszentren über eine erhöhte Feinstaubbelastung<br />

geklagt, die zu einem großen Teil auf den Individualverkehr<br />

zurückzuführen ist.<br />

Kursleitung<br />

Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist auch in der Politik die<br />

Notwendigkeit erkannt worden, dass neue Lösungen im<br />

Individualverkehr gefunden und forciert werden müssen.<br />

Eine Möglichkeit, die derzeit stark verfolgt wird, ist die<br />

Umstellung auf Elektroan-<br />

triebe.<br />

Aber wie genau soll das<br />

funktionieren? Was hat<br />

die Umstellung für Konsequenzen<br />

für die Konstruktion<br />

von PKWs? Welche<br />

Materialien werden dort verwendet?<br />

Wie wird die Infrastruktur<br />

von »Tankstellen« künftig aussehen? Was heißt das<br />

für die Produktion und Verteilung von elektrischer Energie?<br />

Wird es auf Grund dieser Umstellung andere Umweltprobleme<br />

geben?<br />

Im Kurs werden zunächst die verschiedenen Randbedingungen<br />

ausgelotet, die für eine erfolgreiche Umstellung<br />

auf alternative Antriebe wichtig sind, auch in politischer<br />

und gesellschaftlicher Hinsicht. Ein Hauptschwerpunkt<br />

Myriam Koch (Jg. 1984) studierte in Aachen Elektrotechnik und Informationstechnik.<br />

Derzeit arbeitet sie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich am Institut<br />

für Hochspannungstechnik. Bei ihrer Arbeit geht es u.a. um die Herausforderungen,<br />

die die Umstellung auf einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Stromnetz mit<br />

sich bringen. Daneben macht sie gerne Musik, treibt Sport und versucht neue Sprachen<br />

zu lernen. Nach ihrer eigenen Teilnahme an einer <strong>SchülerAkademie</strong> 2001 freut sie sich,<br />

dieses Jahr als Kursleiterin wieder bei einer <strong>DSA</strong> dabei sein zu dürfen.<br />

Für den Kurs werden keine speziellen Kenntnisse benötigt,<br />

allerdings werden die Oberstufenmathematik und -physik,<br />

vor allem die Infinitesimalrechnung, als Grundlage verwendet.<br />

Das Herausarbeiten von Zusammenhängen sollte Spaß<br />

machen. Es wird die Bereitschaft erwartet sich selbständig<br />

mit einem kleinen Themenbereich auseinander zu setzten,<br />

eventuell Texte in englischer Sprache zu lesen, sowie im Vorfeld<br />

der Akademie ein Referat vorzubereiten.<br />

der Kursarbeit wird das systematische Konstruieren von<br />

Elektroautos sein: Wie kann das Auto besonders leicht<br />

konstruiert werden und damit möglichst wenig Treibstoff<br />

verbrauchen? Welche Materialien und Fertigungstechniken<br />

bringen hohe Gewichts-<br />

vorteile? Besonders interessant<br />

bei Elektroautos sind die neuen<br />

Möglichkeiten, die sich in der<br />

Konstruktion und Auslegung der<br />

Autos ergeben. Andererseits wird<br />

aus der Sicht der Elektrotechnik<br />

angeschaut, welche Anforderungen<br />

einerseits an den Antrieb und<br />

die Hilfseinrichtungen im Auto<br />

gestellt werden und andererseits, was es unter anderem für<br />

die Stromnetze der Zukunft heißen wird, wenn der Anteil<br />

der Elektroautos steigt.<br />

Die theoretischen Betrachtungen werden Hand in Hand<br />

mit experimentellen Untersuchungen gehen. Mit diesen<br />

Erfahrungen werden die Einsatzmöglichkeiten der Komponenten<br />

und die eventuell notwendigen Zusatzvorkehrungen<br />

diskutiert.<br />

Julian von Lautz (Jg. 1986) hat Maschinenbau mit Vertiefung Materialwissenschaften<br />

in Braunschweig studiert. Jetzt promoviert er am Fraunhofer Institut<br />

für Werkstoffmechanik in Freiburg über dünne Kohlenstoffschichten. In seiner<br />

Freizeit kocht er gerne, streitet im Debattierclub und engagiert sich in der<br />

politischen Jugendbildung. 2004 nahm er in Roßleben an einer <strong>DSA</strong> teil, und<br />

ist seitdem begeistert im Ehemaligenverein aktiv, wo er auch Myriam kennenlernte.


Kurs W.2<br />

Märkte spielend verstehen<br />

Spieltheorie in den Wirtschaftswissenschaften<br />

Weltklimagipfel Durban, es geht heiß her: Die Vertreter von<br />

192 Staaten ringen um ein Klimaschutzabkommen, das<br />

dem »Kyoto-Protokoll« folgen soll. Das Ergebnis ist völlig<br />

offen: von dem ersehnten Nachfolgeprotokoll bis hin zu<br />

einer ewigen Vertagung der Verhandlungen. Jeder Gesandte<br />

versucht, die Interessen seines Landes optimal durchzusetzen,<br />

jedoch erfordert eine erfolgreiche gemeinsame Lösung<br />

von jedem einzelnen auch Kompromisse und Kooperationsbereitschaft.<br />

Ein Gesandter fragt sich nun, welche Strategie<br />

aus seiner Sicht die beste ist – abhängig davon, wie<br />

sich die übrigen Vertreter entscheiden.<br />

Wie lassen sich solche Entscheidungssituationen beschreiben<br />

und ihre potenziellen Ergebnisse analysieren? Ist es<br />

möglich, das tatsächliche Ergebnis zu prognostizieren?<br />

Welche wirtschaftlichen Interessen beeinflussen es? Und<br />

warum ist es überhaupt nötig, dass möglichst viele Staaten<br />

an so einem Klimaschutzabkommen teilnehmen?<br />

Die Antworten lauten: Die Spieltheorie liefert das nötige<br />

mathematische Handwerkszeug. Ein zentrales Konzept ist<br />

Kursleitung<br />

Christina Cappenberg (Jg. 1987) studierte Volkswirtschaftslehre in Münster<br />

und Paris. Zurzeit schreibt sie an der Universität Münster ihre Doktorarbeit über<br />

die staatliche Förderung regionaler Unternehmensnetzwerke. In ihrer Freizeit<br />

erkundet sie mit Vorliebe zu Pferd die Münsterländer Parklandschaft, musiziert<br />

in der Kirchengemeinde oder veranstaltet Kochabende mit Freunden. Im Jahr<br />

2004 nahm sie selbst an der Multinationalen Akademie teil, damals in Metten,<br />

und freut sich nun auf ihre erste <strong>SchülerAkademie</strong> aus der Kursleiterperspektive.<br />

(9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

das »Nash-Gleichgewicht« – genau das Ergebnis, bei dem<br />

keiner der Beteiligten seine Strategiewahl nachher bereut.<br />

Die ökonomischen Rahmenbedingungen beeinflussen die<br />

Einzelinteressen. Und möglichst viele Staaten sollten ein<br />

Klimaschutzabkommen unterzeichnen, da eine saubere<br />

Umwelt ein sogenanntes Kollektivgut ist. Einerseits profitieren<br />

hiervon alle, andererseits sind aber auch bei einer<br />

Schädigung durch einen einzelnen alle betroffen. Allein<br />

über die Mechanismen des »freien Marktes« lassen sich<br />

diese und ähnliche Probleme nicht lösen. Daher greift die<br />

Wirtschaftspolitik ein, wie hier durch ein Klimaschutzabkommen.<br />

Ziel dieses Kurses ist es, mithilfe der Spieltheorie verschiedene<br />

solcher Beispiele zu untersuchen, in denen ein Markt<br />

nicht optimal funktioniert. Ein Markt ist hierbei derjenige<br />

Mechanismus, der dafür sorgt, dass die Spieler bzw. Marktteilnehmer<br />

aufeinandertreffen und ihre Situation durch<br />

Tausch bzw. durch kooperative Arbeitsteilung verbessern<br />

können.<br />

Mit der Definition von Markt und Marktversagen sowie<br />

der Analyse von Nash-Gleichgewichten in verschiedenen<br />

Entscheidungssituationen werden im ersten von drei Kursblöcken<br />

die Grundlagen erarbeitet. Im zweiten Kursblock<br />

sollen selbständig vertiefende Aspekte ausgesucht, anhand<br />

von wissenschaftlicher Literatur untersucht und im Kurs<br />

präsentiert werden. Im Mittelpunkt des dritten Kursblocks<br />

stehen die Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung<br />

von Strategieentscheidungen. Hierzu werden in einem<br />

Planspiel wirtschaftspolitische Verhandlungen simuliert.<br />

Die Grundlagen werden mit einer Mischung aus Vorlesungsstil<br />

und Gruppenarbeit sowie Diskussionsrunden und<br />

Übungsaufgaben erarbeitet. Bei der anschließenden Projektarbeit<br />

wird neben der inhaltlichen Ebene ein starker Fokus<br />

auf Präsentationstechniken liegen. Anhand des Planspiels<br />

lernen die Teilnehmenden die Grenzen der spieltheoretischen<br />

Konzepte in der Realität kennen.<br />

Für die Teilnahme am Kurs ist es hilfreich, die Grundlagen<br />

der Differenzial- und Wahrscheinlichkeitsrechnung zu<br />

beherrschen. Es ist jedoch auch möglich, sich diese mit im<br />

Vorfeld bereitgestellter Literatur zu erarbeiten. In jedem Fall<br />

ist ein Interesse an ökonomischen Fragestellungen erforderlich.<br />

Thomas Wotschke (Jg. 1984) studierte Physik in Bonn und Amsterdam. Im Moment<br />

schreibt er als Stipendiat der <strong>Deutsche</strong>n Telekom Stiftung seine Doktorarbeit über<br />

Stringtheorie am Bethe Center for Theoretical Physics der Universität Bonn. In seiner<br />

Freizeit schlägt er den kleinen weißen Ball beim Tischtennis übers Netz und fiebert<br />

wahlweise bei Borussia Dortmund und den Iserlohn Roosters mit bzw. ärgert sich über<br />

selbige. Weiterhin beschäftigt er sich mit Satire, geht ins Kino und versucht bereits zum<br />

dritten Mal bis zur Akademie einige Akkorde auf der Gitarre zu lernen.<br />

–– 81


82 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs W.3<br />

International vergleichende Sozialpolitik<br />

Egal ob Arbeitslosengeld, Krankenversicherung oder Rente,<br />

im Laufe des letzten Jahrhunderts einigten sich alle europäischen<br />

Gesellschaften in ihren Staaten auf irgendeine<br />

Art der sozialen Absicherung. Das heißt, in jedem europäischen<br />

Staat gibt es heute eine Form von Schutz gegen<br />

individuelle Lebensrisiken, wie Krankheit, Arbeitslosigkeit,<br />

Alter etc. Wie dieser Schutz genau geregelt ist und wie<br />

hoch er ausfällt, ist ganz unterschiedlich, aber in allen diesen<br />

Staaten unterstützt die Gesellschaft diejenigen, die in<br />

schwierige Lebenssituationen geraten sind.<br />

Damit unterscheiden sich die europäischen Staaten beispielsweise<br />

von den USA, in denen besonderer Wert<br />

darauf gelegt wird, sich selbst zu helfen und nicht durch<br />

die Gesellschaft unterstützt zu werden. Die Europäische<br />

Union lobt die Unterstützung, die die europäischen Bevölkerungen<br />

ihren Gesellschaftsmitgliedern zukommen lassen,<br />

als das »Europäische Sozialmodell«, als eine besondere Art<br />

der Solidarität, die typisch für Europa sei.<br />

Kursleitung<br />

Aber wie kam es dazu, dass diese Unterstützungssysteme<br />

im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts geschaffen wurden?<br />

Folgen die Unterstützungssysteme in den verschiedenen<br />

europäischen Staaten wirklich der gleichen Logik oder gibt<br />

es grundlegende Unterschiede?<br />

Einerseits haben unterschiedliche geschichtliche Einflüsse<br />

die Sicherungssysteme in den Ländern unterschiedlich<br />

geprägt, andersherum haben aber auch unterschiedliche<br />

Sicherungssysteme die entsprechenden Gesellschaften geprägt<br />

und verändert.<br />

Ebenso ist interessant zu fragen: Wie haben sich die sozialen<br />

Sicherungssysteme in Westeuropa entwickelt – wie in<br />

Ost europa? Was ist in ehemals sozialistischen Staaten seit<br />

dem Ende des Kalten Krieges geschehen? Wie haben sie<br />

ihre sozialen Sicherungssysteme auf- und umgebaut – und<br />

warum?<br />

Nachdem die historischen Ursprünge von sozialen Sicherungssystemen<br />

(Sozialstaaten) erörtert wurden und die<br />

Teilnehmenden gelernt haben, Unterschiede zu erkennen<br />

sowie darauf aufbauend unterschiedliche Sozialstaatska-<br />

Alexandra Braun (Jg. 1984) studierte in Berlin und Canterbury, England, Politikwissenschaft und<br />

Methoden der Sozialforschung. Ihre Leidenschaft gilt aber dem Sozialstaatsvergleich, weil sie findet,<br />

dass die Sozialpolitik eines Landes viel über dieses Land und seine Menschen sagt. Seit 2010 ist sie<br />

Fellow für Teach First Deutschland und setzt sich so an einer Mannheimer Hauptschule für mehr<br />

Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein. Sie liebt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und hat<br />

sich deshalb schon in vielen verschiedenen Bereichen engagiert. Außerdem reist sie sehr gern – egal<br />

wohin. Sie hat gerne Menschen um sich, trifft sich darum viel mit Freunden und mag gutes Essen.<br />

tegorien zu bilden, werden in Kleingruppen Staaten ausgewählt<br />

und untersucht. Die Gruppen werden erforschen,<br />

welche historischen Einflüsse für die Entwicklung der sozialen<br />

Sicherungssysteme in den post-sozialistischen Staaten<br />

seit den 1990er Jahren ausschlaggebend waren bzw. sind<br />

und wie die Gesellschaften durch die unterschiedlichen<br />

Sozialpolitiken die Lebensbedingungen der Menschen in<br />

ihren Staaten verändern.<br />

Der Kurs wird dazu beitragen, die Komplexität hinter gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen zu erkennen und persönliche<br />

Wertvorstellungen nicht als gegeben hinzunehmen,<br />

sondern am Beispiel der Sozialpolitik zu verstehen, dass<br />

auch sie von der Gesellschaft beeinflusst sind, in der wir<br />

leben. Außerdem werden die Teilnehmenden in die Lage<br />

versetzt, Gesellschaft ganzheitlich zu betrachten sowie<br />

sozialpolitische Entwicklungen in einen größeren Kontext<br />

einzuordnen.<br />

Durch die Herkunft der Teilnehmenden aus verschiedenen<br />

europäischen Staaten, wird der Kurs zu einem wirklich<br />

europäischen Forschungsseminar, das seine eigenen Gesellschaften<br />

untersucht!<br />

Hristina Markova (Jg. 1983) studierte Soziologie an der Universität<br />

Heidelberg. Als Promotionsstipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

beschäftigt sie sich in ihrer Doktorarbeit intensiv mit hochschulpolitischen<br />

Themen. Neben der Promotion arbeitet sie als Trainer Assistant<br />

bei der Heidelberger Unternehmensberatung bpc Consulting.<br />

Ihre Freizeit verbringt sie gern mit Freunden, liebt Städtetouren und<br />

Joggen am Fluss oder Strand.


Kurs W.4<br />

Macht der Medien<br />

Nachrichten, Dokumentationen, Kommentare, Internet ...<br />

Es gibt permanent aktuelle Neuigkeiten aus aller Welt, sie<br />

sind schnell bei uns und wirken fundiert und glaubwürdig.<br />

Leider ist die Realität nicht immer so. Hinter dem Vorhang<br />

der bunten Medienwelt geht es oft um Einfluss, Profit und<br />

Quoten. Kann man Manipulationen und falsche Nachrichten<br />

in den Medien erkennen, um auf dem globalisierten<br />

Informationsmarkt nicht die Orientierung zu verlieren?<br />

Im Kurs »Macht der Medien« wird die Tätigkeit und Wirkung<br />

von Fernsehen, Film, Presse, Radio sowie Internet<br />

unter die Lupe genommen. Es wird bei den Journalisten<br />

und Filmemachern hinter die Kulissen geschaut, ihre Arbeit<br />

hinterfragt und manchmal auch enttarnt. Außerdem<br />

gibt es ein konkretes Beispiel aus der deutschen Literaturgeschichte,<br />

das die Thematik der Manipulation durch<br />

Medien aufgreift.<br />

Der Kurs besteht aus zwei Teilen – aus einer theoretischen<br />

Analyse der Medien an konkreten Beispielen, sollen die<br />

Teilnehmenden nicht nur die Grundlagen der Medien kennen<br />

lernen, außerdem sollen sie selber praktisch als Journalisten<br />

arbeiten.<br />

Kursleitung<br />

Sandra Kube (Jg. 1975) studierte an der Universität in Hamburg Germanistik<br />

mit Schwerpunkt auf neuer Literatur und Film, außerdem alte Literatur,<br />

Psychologie und Ethnologie. Sie arbeitete vor, während und nach<br />

dem Studium bei verschiedenen Filmprojekten und Filmproduktionsfirmen<br />

in Hamburg und Berlin sowie in der Werbung. Seit ihrem Magisterabschluss<br />

Anfang 2006 ist sie als freie Autorin in Hamburg tätig. In ihrer<br />

Freizeit liest sie gerne und liebt Filme.<br />

(9. BIS 25. AUGUST <strong>2012</strong>) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

Im theoretischen Teil wird anhand verschiedener Beispiele<br />

aus den Bereichen Journalismus (Presse, Radio, Internet),<br />

Film und Literatur gearbeitet.<br />

Die Arbeit in kleinen Workshops wird die eigene alltägliche<br />

Mediennutzung reflektieren. Die Unterschiede<br />

zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Medien wird<br />

als Gruppenarbeit anhand von verschiedenen Nachrichtensendungen<br />

analysiert. Dabei sollen die Gefahren der Manipulation<br />

und dem Infotainment gezeigt werden. Im Detail<br />

werden in Vorträgen auch die Gefahren gezeigt, wie durch<br />

Medien Stereotype zwischen Nationen verbreitet werden.<br />

Eine weitere Workshop-Einheit wird der Rolle der sozialen<br />

Medien in der Gesellschaft gewidmet. An einem Literatur-<br />

und verschiedenen Filmbeispielen wird die Arbeitsweise<br />

der unterhaltenden Medienmacher gezeigt.<br />

Im zweiten Teilen sollen die Teilnehmenden ihre eigene<br />

Zeitung erstellen. Hierfür werden sie alle Posten für die<br />

Produktion einer Zeitung besetzen, um praktisch zu erleben,<br />

wie so ein Produkt entsteht.<br />

Die Teilnehmenden werden in Form eines Kurzreferates<br />

das Mediensystem ihres eigenen Herkunftslandes vorstellen<br />

und sich parallel auf die Entstehungsgeschichte von ausgewählten<br />

Medien konzentrieren. Zur Medienanalyse werden<br />

konkrete Beispiele aus den entsprechenden Ländern benötigt.<br />

Die Teilnehmenden werden schon im Vorfeld nach<br />

einem mitgeteilten Schlüssel und Fragenkatalog Medien<br />

analysieren und für die Vorstellung im Kurs zusammen<br />

stellen.<br />

Jedem Teilnehmenden wird ebenfalls zur Vorbereitung des<br />

Kurses das Buch »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«<br />

von Heinrich Böll geschickt. Die Teilnehmer sollen die<br />

Erzählung lesen und vorbereiten, sie wird dann im Kurs<br />

besprochen und hinsichtlich des Themas Medienmanipulation<br />

analysiert.<br />

Die Informationen über die Arbeitsweise der Massenmedien<br />

sollen die Teilnehmenden für den Umgang mit den<br />

Medien sensibilisieren. Die eigene Mediennutzung soll<br />

kritischer werden und sie sollen das Handwerkszeug zur<br />

sinnvollen Hinterfragung erlernen.<br />

Die Teilnehmenden lernen darüber hinaus die Grundlagen<br />

der praktischen journalistischen Arbeit und die Methoden<br />

der Filmemacher kennen.<br />

Bára Procházková (Jg. 1979) studierte Politikwissenschaft und Osteuropastudien an der<br />

Universität Hamburg. Während des Studiums war sie als interkulturelle Trainerin in<br />

Deutschland, Tschechien, Frankreich, Bosnien-Herzegowina, Litauen und Polen tätig. Seit<br />

2004 arbeitete sie als Redakteurin im Tschechischen Hörfunk, später als Chefreporterin der<br />

Tageszeitung Deník und seit 2008 als Redakteurin der tschechischen Wochenzeitung Respekt.<br />

Sie engagiert sich in Initiativen für die Verbesserung der deutsch-tschechischen Beziehungen<br />

und leitet Seminare für deutsche politische Stiftungen.<br />

–– 83


JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

Die JGW-<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>n<br />

Wenn man selbst das große Glück hatte, an einer <strong>SchülerAkademie</strong> teilzunehmen,<br />

dann weiß man, wie besonders, wie bedeutend und in gewisser Weise auch prägend<br />

dieses Erlebnis ist. Rückblickend möchte man es unter keinen Umständen missen und<br />

ist dankbar für diese erhaltene Chance.<br />

Der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW) wurde von<br />

ehemaligen Teilnehmenden der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> gegründet und besteht<br />

seit 1999. Ein ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam richtet seit 2004 JGW-<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>n unter dem Dach der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> aus. Ziel seiner<br />

Arbeit ist es, noch mehr Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an einer Schüler-<br />

Akademie zu ermöglichen. Darüber hinaus entsendet JGW jährlich eine Delegation zu<br />

den zwei weltweit größten UN-Simulationen – zum National Model United Nations<br />

(NMUN) und zur World-MUN. Informationen zu weiteren Projekten auf www.jgw-ev.de.<br />

84 ––


Wie bei den von der Bildung & Begabung gemeinnützigen GmbH ausgerichteten<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>n sind die JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n von intensiver Kursarbeit auf<br />

hohem Niveau und den verschiedensten Aktivitäten in der kursfreien Zeit geprägt.<br />

Musik und Sport gehören ebenso dazu wie lange Diskussionen bis tief in die Nacht,<br />

spontane Spiele-Abende und ein Exkursionstag. Die Teilnahmebedingungen sowie das<br />

Bewerbungsverfahren sind mit denen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> identisch.<br />

Kosten / Ermäßigung oder Erlass<br />

Aufgrund der mit zehn Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden der<br />

JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n eine Eigenbeteiligung von 395 Euro erwartet. Hinsichtlich<br />

einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die gleichen<br />

Bedingungen wie bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> (siehe Seite 13), d.h. die<br />

Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder ganz erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse<br />

der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar<br />

nicht zulassen. Auch hier erfolgt die Platzvergabe ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse.<br />

Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt<br />

der Teilnahmezusage zu stellen.<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

–– 85


86 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

JGW-<strong>SchülerAkademie</strong><br />

Papenburg I<br />

Historisch-Ökologische Bildungsstätte<br />

Emsland in Papenburg e.V.<br />

Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg liegt inmitten eines<br />

vor mehreren hundert Jahren trockengelegten Moorgebietes im nordwestlichen Niedersachsen.<br />

Sie wurde im Rahmen einer Beschäftigungsinitiative für ältere Langzeitarbeitslose<br />

konzipiert und erbaut.<br />

Besonderer Wert wurde dabei auf eine Energie und Ressourcen schonende Gestaltung<br />

gelegt, was sich auch in der ungewöhnlichen und originellen Innengestaltung<br />

zeigt. Als anerkannte Heimvolkshochschule legt sie in ihrem eigenen <strong>Programm</strong> den<br />

Schwerpunkt auf politische und Umwelt-Bildung.<br />

Das Areal ist harmonisch in die Landschaft eingebettet. Von der Straße ist es durch einen<br />

sanften Hügelwall getrennt, auf dessen Innenseite sich Haupthaus und zahlreiche<br />

kleinere Gebäude befinden. Fast alle Häuser haben eigene Wintergärten, in denen es<br />

neben den landesüblichen Pflanzen auch zahlreiche exotische Gewächse wie Aloe vera,<br />

Kumquats und Palmen gibt. Die Flure im Haupthaus öffnen sich allesamt auf den<br />

großen Wintergarten, der wiederum auf den vorgelagerten See blickt. Dieser wird aus<br />

einem über das Gelände der Bildungsstätte verlaufenden Bach gespeist und lädt zu<br />

Fahrten mit dem Boot ein. Das komplette Haus steht für die Akademie zur Verfügung.<br />

Fortsetzung siehe Seite 94 …


HISTORISCH-ÖKOLOGISCHE BILDUNGSSTÄTTE EMSLAND<br />

SPILLMANNSWEG 30<br />

26871 PAPENBURG<br />

www.hoeb.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

JGW 1.1 Bewölkt bis bedeckt<br />

JGW 1.2 Das Higgs, der LHC und Quarks<br />

JGW 1.3 Schöne neue Neurowelt<br />

JGW 1.4 Eigentum in der Krise<br />

JGW 1.5 Tumulte, Tod und Trauer?<br />

JGW 1.6 »Als ein Mensch dem Tod in der Geburt erkoren!«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Kerry Jago (Jg. 1979) wuchs in Neuseeland auf und studierte dort zunächst<br />

Komposition und Geschichte. 2001 kam er nach Deutschland, um sein Studium<br />

in Orchesterdirigieren an der Hochschule für Musik und Theater Hannover<br />

aufzunehmen, das er im Sommer 2006 beendete. Seitdem leitet er diverse Orchester<br />

in Deutschland und den Niederlanden und studierte bis 2011 zusätzlich<br />

Gesang am Koninklijk Conservatorium in Den Haag. Kerry interessiert sich<br />

sehr für Musiktheorie, aber auch für Geschichte, die deutsche Sprache, Bergwandern,<br />

guten Käse und Cricket.<br />

(5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Akademieleitung<br />

Jan Brockhaus (Jg. 1986) war 2004 Teilnehmer der ersten JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>.<br />

Nach dem Abitur absolvierte er seinen Zivildienst im Bereich der Kinder-<br />

und Jugendarbeit sowie einen »Work and Travel«-Aufenthalt in Australien.<br />

Sein anschließendes Physikstudium in Münster und Paris schloss er im Frühjahr<br />

<strong>2012</strong> ab und ist derzeit viel mit der Planung seines weiteren Lebensweges<br />

beschäftigt. In seiner Freizeit tanzt er gerne, liest oder spielt Klavier. Außerdem<br />

hilft er seit 2004 bei der Organisation der JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n mit.<br />

Maren Ochs (Jg. 1992) legte im Jahr 2011 ihr Abitur ab und zog daraufhin aus<br />

der baden-württembergischen Heimat ins schöne München. Sie absolviert dort<br />

ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Internat für Schülerinnen und Schüler<br />

mit Hörschädigung. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Maren mit fremden Sprachen<br />

und philosophischen Themen, genießt Besuche in Kinos und Kunstmuseen<br />

oder vertieft sich in Gedichte. Seit sie 2009 selbst glückliche Teilnehmerin<br />

einer JGW-<strong>SchülerAkademie</strong> war, engagiert sie sich bei der Organisation weiterer<br />

Akademien.<br />

–– 87


88 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 1.1<br />

Bewölkt bis bedeckt<br />

Wolken in Wetter und Klima<br />

Das Wetter beeinflusst unseren Alltag. Von der Frage, was<br />

wir morgens anziehen, bis zum Ernteerfolg des Landwirts<br />

hängt alles davon ab, was das Wetter mit sich bringt. Aber<br />

wie funktioniert Wetter eigentlich? Wie entstehen Wind<br />

und Wolken, und wie kann man sie vorhersagen? Und welchen<br />

Einfluss haben Wolken auf unser Klima?<br />

Über die Jahrtausende haben sich<br />

Menschen mit der Beobachtung des<br />

Wetters beschäftigt, aber erst eine<br />

schnelle Nachrichtenübertragung wie<br />

die Telegrafie, ermöglichte es, Wetterdaten<br />

von vielen Orten zusammenzutragen<br />

und zu einem großen Bild<br />

zusammenzufügen. Heute stützt sich<br />

die Meteorologie stark auf moderne Kommunikations- und<br />

Messmethoden sowie aufwendige Modelle und Simulationen,<br />

aber der Mensch ist trotzdem unersetzbar.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs beginnt mit einer Einführung in die Meteorologie.<br />

Zunächst wird es dabei um die grundlegenden physikalischen<br />

Zusammenhänge in der Atmosphäre gehen. Daran<br />

anschließend werden globale Strömungen und große Wettersysteme,<br />

aber auch lokale Phänomene und insbesondere<br />

die Entstehung der Wolken betrachtet und untersucht. Das<br />

erarbeitete Wissen<br />

Der Kurs setzt kein spezielles physikalisches, mathematisches<br />

oder computertechnisches Wissen voraus; alles Nötige wird im<br />

Kurs vermittelt. Das Interesse, physikalische Prozesse zu verstehen<br />

und sich mit Gleichungen auseinanderzusetzen, ist jedoch<br />

von Vorteil.<br />

Hendrik Hoeth (Jg. 1977) nahm 1996 selbst an einer <strong>SchülerAkademie</strong> teil. Er<br />

studierte in Clausthal, Haifa (Israel) und Wuppertal Physik mit Schwerpunkt<br />

auf experimenteller Teilchenphysik. Nach seiner Promotion rutschte er in Richtung<br />

Theorie und beschäftigt sich nun an der Durham University in England<br />

mit Phänomenologie. Mit der Meteorologie kam er durch die Fliegerei in Kontakt:<br />

Am Wochenende findet man ihn meistens auf dem Segelflugplatz oder in<br />

der Werkstatt, wo er sein eigenes Flugzeug baut.<br />

wird darüber hinaus<br />

anhand von aktuellen<br />

Wetterkarten<br />

vertieft und diskutiert.<br />

Anschließend<br />

verschiebt sich der Fokus zu kleineren Systemen. In der<br />

Mikrophysik stehen die einzelnen Tropfen und ihre Entstehung<br />

im Vordergrund. Welche kleinen Prozesse spielen bei<br />

der Bildung von Wolkentropfen eine Rolle? Und wie entstehen<br />

größere Regentropfen und Hagel?<br />

Ein Meer von Wolken<br />

Nach diesem Ausflug zu den winzigen Prozessen und<br />

kurzen Zeitskalen richtet sich der Blick des Kurses auf die<br />

langfristigen Entwicklungen im globalen Sinne. Nicht nur<br />

für das Wetter, sondern auch für das Klima haben Wolken<br />

eine besondere Bedeutung. Diese wird im Kurs näher<br />

betrachtet und die verschiedenen möglichen Wechselwirkungen<br />

werden untersucht.<br />

Darüber hinaus wird auch ein Einblick in die verschiedenen<br />

mathematischen Modelle gegeben. Auf einer winzigen<br />

Skala entstehen die Wolken, bildet sich Regen, doch<br />

ihr Einfluss ist auch auf sehr großen Gebieten und Zeitskalen<br />

zu spüren. Um die Entstehung, Wirkung und Veränderung<br />

von Wolken besser zu verstehen und zu untersuchen,<br />

gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen mathematischen<br />

Modellen. Sie behandeln verschiedene zeitliche und örtliche<br />

Größenordnungen und verfolgen unterschiedliche<br />

Ziele in der Simulation. Außerdem werden anhand des erarbeiteten<br />

Wissens eigene einfache Modelle formuliert und<br />

auf dem Computer ausprobiert.<br />

Vera Schemann (Jg. 1983) verbrachte ihre Schulzeit im schönen Münsterland und war<br />

2002 selbst Teilnehmerin einer <strong>SchülerAkademie</strong>. Anschließend zog es sie zum Studium<br />

der Technomathematik in den Norden nach Bremen. Seit dem Frühjahr 2010 lernt<br />

sie in Hamburg als Doktorandin am Max-Planck-Institut für Meteorologie, die Wolken<br />

mit anderen Augen zu sehen. Wenn sie nicht die Wolken betrachtet, versinkt sie gerne<br />

in skandinavischen Krimis und liebt sowohl das Radfahren als auch Diskussionen über<br />

die schönste Nebensache der Welt – den Fußball.


Kurs JGW 1.2<br />

Das Higgs, der LHC und Quarks<br />

Einführung in die experimentelle Teilchenphysik<br />

Seit vielen Jahrhunderten beschäftigen sich Menschen mit<br />

der Frage, woher die uns umgebende Welt stammt und wie<br />

sie aufgebaut ist. Es wurden immer wieder neue Methoden<br />

entwickelt, um Materie noch detaillierter untersuchen zu<br />

können. Inzwischen sind Physiker in der Lage, Strukturen<br />

im Bereich eines Billiardstels eines Millimeters aufzulösen.<br />

Wie dies geschieht und wie sich Forscher die subatomare<br />

Welt vorstellen, wird in diesem Kurs gezeigt.<br />

Zurzeit ist die vorherrschende Ansicht in der Physik, dass<br />

die Welt mit zwölf Elementarteilchen und vier Kräften,<br />

die zwischen diesen Teilchen wirken, beschrieben werden<br />

kann – mithilfe des so genannten Standardmodells. Teilchenphysiker<br />

auf der ganzen Welt untersuchen diese Teilchen<br />

und Kräfte mit verschiedenartigen Experimenten, die<br />

sie nicht nur auf sämtliche Erdteile verschlägt, z.B. in die<br />

Antarktis, sondern auch tief unter die Erde, unter Wasser<br />

oder in den Weltraum.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs beginnt damit, das Standardmodell<br />

der Teilchenphysik genauer<br />

unter die Lupe zu nehmen,<br />

insbesondere welche Beobachtungen<br />

zur Entwicklung dieses<br />

Modells geführt haben. Auch die<br />

Grenzen des Modells und offene<br />

Fragen, wie die Suche nach dem<br />

Higgs-Teilchen, sollen dabei diskutiert<br />

werden.<br />

(5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Danach wendet sich der Kurs<br />

aktuellen Experimenten zu, die<br />

genau diese offenen Fragen lösen<br />

wollen. Dabei wird es auch darum<br />

gehen, wie Versuche in der Teilchenphysik<br />

überhaupt funktionieren. Wie werden Daten<br />

genommen und ausgewertet? Warum erfordert der Nachweis<br />

kleinster Teilchen so große Versuchsaufbauten? Und<br />

warum sind häufig so viele Experimentatoren – teilweise<br />

über 2000 Leute – an einem Versuch beteiligt?<br />

Benedikt Hegner (Jg. 1978) studierte Physik, Geschichte und Philosophie an der<br />

RWTH Aachen. 2008 promovierte er in experimenteller Teilchenphysik am <strong>Deutsche</strong>n<br />

Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg. Seitdem ist er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Forschungseinrichtung der European Organization for Nuclear<br />

Research (CERN) und sucht als Mitglied des Compact Muon Solenoid Experimentes<br />

(CMS-Experiment) nach neuer, unbekannter Physik. Neben der Forschung genießt<br />

er die wunderschöne Umgebung Genfs und geht gerne im Gebirge wandern. Seinen<br />

ersten Kontakt mit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong> hatte er im Jahr 2005 als Kursleiter<br />

auf der Akademie Grovesmühle.<br />

Die Spuren der entstandenen Teilchen nach einer Proton-Proton-<br />

Kollision im CMS Detektor am LHC am CERN. Das Ereignis könnte<br />

womöglich durch ein Higgsteilchen zustande gekommen sein.<br />

Abbildung © 2011 CERN<br />

Ein besonderer Blick wird auf die vier Experimente geworfen,<br />

die seit zwei Jahren im Large Hadron Collider (LHC)<br />

am europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf<br />

laufen. In einem 27 km langen Kreisbeschleuniger werden<br />

dort Protonen aufeinander<br />

geschossen, um die Endprodukte<br />

dieser Zusammenstöße zu untersuchen.<br />

Dort wird unter anderem<br />

nach dem vermutlich für die Masse<br />

verantwortlichen Higgs-Teilchen<br />

gesucht, an dessen Existenz Physiker<br />

seit Jahren glauben, welches<br />

jedoch bis heute nicht (sicher)<br />

nachgewiesen werden konnte.<br />

Am Beispiel des Compact Muon<br />

Solenoid-Experimentes (CMS-Experimentes)<br />

wird ein Großdetektor<br />

untersucht, aus welchen Teilen ein<br />

Detektor besteht und wie sich aus<br />

den Beobachtungen der physikalische Prozess rekonstruieren<br />

lässt. Als Highlight werden ein paar echte Daten des<br />

CMS-Experimentes ausgewertet.<br />

Und keine Panik – es wird nicht viel gerechnet!<br />

Dörthe Kennedy (Jg. 1982) war 2002 selbst Teilnehmerin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong><br />

und besuchte damals einen Kurs über Teilchenphysik, der ihre Studienwahl<br />

maßgeblich beeinflusste. Sie studierte nach dem Abitur an der Universität<br />

Hamburg Physik und promoviert seit 2008 am <strong>Deutsche</strong>n Elektronen-Synchrotron<br />

(DESY) in Hamburg im Bereich der experimentellen Teilchenphysik, wobei sie sich<br />

mit der Suche nach Supersymmetrie mit dem ATLAS-Detektor an der Forschungseinrichtung<br />

der European Organization for Nuclear Research (CERN) beschäftigt.<br />

Nebenbei lernt sie ein bisschen Polnisch und am Wochenende werden regelmäßig<br />

die Joggingschuhe ausgepackt.<br />

–– 89


90 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 1.3<br />

Schöne neue Neurowelt?<br />

Schein & Sein in den Neurowissenschaften<br />

Die Neurowissenschaften stehen wie kaum ein anderer Forschungszweig<br />

im Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit.<br />

Nicht umsonst wurde das 21. Jahrhundert zum<br />

Jahrhundert der Hirnforschung ausgerufen: Fast täglich<br />

vermelden Hirnforscher bahnbrechende Forschungsergebnisse.<br />

Dies ist den konzeptuellen und technischen Entwicklungen<br />

der letzten Jahrzehnte zu verdanken, welche einen<br />

unglaublichen Boom der Neurowissenschaften ausgelöst<br />

haben.<br />

Bei näherem Hinsehen muss man sich allerdings fragen, ob<br />

dieser öffentliche Hype gerechtfertigt ist. Wie viel verstehen<br />

wir tatsächlich vom Gehirn? Und was steckt wirklich<br />

dahinter, wenn der Spiegel mal wieder berichtet, Neurowissenschaftler<br />

könnten unsere Gedanken lesen, potenzielle<br />

Straftäter anhand ihrer Gehirne erkennen oder durch neue<br />

Medikamente unsere Konzentration und Gedächtnisfähigkeiten<br />

steigern?<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs verfolgt zwei wesentliche Ziele:<br />

– Vermittlung eines einführenden Überblicks über den<br />

aktuellen Stand der Neurowissenschaften. Was wissen<br />

wir wirklich?<br />

– Beschäftigung mit Prozessen der Wissenschaftskommunikation<br />

am Beispiel neurowissenschaftlicher Arbeiten:<br />

Was passiert mit Forschungsergebnissen auf dem Weg<br />

von wissenschaftlichen Veröffentlichungen über Fernsehbeiträge<br />

oder Zeitschriftenartikel hin zur öffentlichen<br />

Wahrnehmung?<br />

Im ersten Teil des Kurses wird zunächst das Bild der<br />

Öffentlichkeit von den aktuellen Möglichkeiten und Beschränkungen<br />

der Neurowissenschaften erarbeitet. Hier<br />

sind die Teilnehmenden selbst zunächst Stichprobe der<br />

interessierten Öffentlichkeit und danach »Betrachter<br />

von außen«. In kurzen Referaten werden anschließend<br />

einzelne Bereiche des tatsächlichen Forschungsstandes<br />

beleuchtet: von Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Com-<br />

Torsten Betz (Jg. 1984) kommt aus der Nähe von Frankfurt am Main. Nach seinem<br />

Zivildienst als Hausmeistergehilfe verschlug es ihn zum Studium der Cognitive Science<br />

nach Osnabrück. Bis auf einen Abstecher für ein Auslandssemester in Hawaii blieb er<br />

dort entspannte sieben Jahre und promoviert nun seit 2011 am Bernstein Center for<br />

Computational Neurosciene in Berlin über Helligkeitswahrnehmung, was spannender ist<br />

als es klingt. In seiner Freizeit würde er gerne surfen, muss sich aber aufgrund geographischer<br />

Limitierungen meist mit Radfahren begnügen.<br />

putersteuerung mittels Gedanken über wissenschaftliches<br />

»Gedankenlesen« und »Cognitive Enhancer« (Mittel zur<br />

Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit) bis hin zu<br />

Lügendetektion oder »Hirnschrittmachern«, welche heute<br />

beispielsweise zur Behandlung von Parkinson eingesetzt<br />

werden.<br />

Im zweiten Teil des Kurses werden dann die tatsächlichen<br />

Forschungsergebnisse mit dem zuvor betrachteten öffentlichen<br />

Bild verglichen. Angeregt durch hierbei zu Tage<br />

tretende Differenzen sollen kritisch Prozesse der Wissenschaftskommunikation<br />

untersucht und eigene Positionen<br />

hierzu erarbeitet werden. Ausgehend von Textvergleichen<br />

zwischen populär- und fachwissenschaftlichen Artikeln,<br />

Zitaten von Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern und<br />

anderen Rezipienten wird über die Verantwortung der einzelnen<br />

Beitragenden zu diesem Prozess diskutiert. Welchen<br />

Einflüssen unterliegen die einzelnen Akteure, und welche<br />

Konsequenzen hat ihr Verhalten für die breite Öffentlichkeit?<br />

Kai Görgen (Jg. 1983) fand nach dem Abitur, einem halben Jahr als Surflehrer,<br />

dem Zivildienst und einem einjährigem Abstecher in die Elektrotechnik<br />

schließlich 2004 zum Studiengang Cognitive Science in Osnabrück. Hochinterdisziplinär<br />

dreht sich dort alles rund ums Denken, ob in künstlichen Systemen<br />

oder dem menschlichen Hirn. Nach seinem Bachelor 2007 ging Kai nach Berlin,<br />

wo er heute in Computational Neuroscience promoviert. In seiner Freizeit geht<br />

er Klettern, Snowboarden und Kitesurfen.


Kurs JGW 1.4<br />

Eigentum in der Krise?<br />

Es gibt kaum ein zweites Prinzip unserer Staats- und<br />

Wirtschaftsordnung, das gleichzeitig so fundamental und<br />

scheinbar so selbstverständlich ist, wie die Garantie von Eigentumsrechten.<br />

Ihre Bedeutung zeigt sich erst, wenn das<br />

Selbstverständliche an Selbstverständnis verliert, nämlich<br />

zum Beispiel dann,<br />

wenn Krisen das<br />

Gefüge erschüttern.<br />

Es ist daher Ziel<br />

dieses Kurses, die<br />

herausragende Bedeutung<br />

des Konzepts<br />

des Privateigentums<br />

als grundlegendes<br />

Prinzip<br />

einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung wie auch moderner<br />

Sozialstaaten westlicher Prägung herauszuarbeiten und<br />

aus diesem Blickwinkel aktuelle Krisen (insbesondere die<br />

Staatsschulden- und Nachhaltigkeitskrise) zu betrachten.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs richtet sich an Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer, die zur Auseinandersetzung mit interdisziplinären<br />

Fragestellungen und zur Lektüre<br />

komplexer Texte (teilweise in englischer Originalsprache)<br />

bereit sind. Zudem wird ein grundlegender<br />

Überblick über das aktuelle Nachrichtengeschehen<br />

erwartet.<br />

Verena Risse (Jg. 1983) studierte Jura und Philosophie in Köln, Paris und London.<br />

Inzwischen promoviert sie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main über<br />

Fragen außerstaatlicher Gerechtigkeit, was ihr auf schöne Weise erlaubt, ihre beiden<br />

Studienfächer zusammenzubringen. Weil das Promotionsthema oft aber die ganz<br />

großen Fragen aufwirft, bereiten ihr im Alltag die profanen Dinge häufig die größte<br />

Freude: Sie liest gerne und viel, geht wandern oder fährt Ski und besucht Ausstellungen<br />

moderner Kunst.<br />

(5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Im ersten Teil des Kurses wird anhand grundlegender<br />

Texte der Staatstheorie und Ökonomie erarbeitet, wodurch<br />

sich Eigentumsrechte auszeichnen. Zunächst wird hier die<br />

philosophische Diskussion um die Definition<br />

von Eigentum und verschiedener Begründungen<br />

für dessen rechtmäßigen Erwerb im Mittelpunkt<br />

stehen. Dabei wird auch darauf eingegangen,<br />

welche fundamentale Rolle die Behauptung von<br />

Eigentum für ein funktionierendes Gemeinwesen<br />

spielt und wie die Anreizwirkung von Privateigentum<br />

letztlich zur Steigerung des Wohlstands<br />

in kapitalistischen Wirtschaftssystemen führt.<br />

Diese Überlegungen legen eine Schutzwürdigkeit des Eigentums<br />

durch den Staat nahe, die im Mittelpunkt des<br />

zweiten Teils des Kurses steht. Dabei birgt diese staatliche<br />

Eigentumsgarantie einen Konflikt: Einerseits kann der<br />

Eigentumsschutz nur mittels eines stabilen Staatswesens<br />

erreicht werden; andererseits wirkt das Eigentumsrecht<br />

auch gegen den Staat und begrenzt dessen Möglichkeit, auf<br />

Plakat mit dem Slogan der Occupy-Bewegung »Wir<br />

sind die 99%« vor dem Hochhaus der Commerzbank<br />

in Frankfurt am Main, eigenes Foto<br />

die Ressourcen seiner<br />

Bevölkerung zurückzugreifen.<br />

Durch<br />

den Staat garantierte<br />

Eigentumsrechte<br />

sind somit das Scharnier, über das staatlicher Einfluss und<br />

wirtschaftliche Freiheit verbunden sind. Wie aber wirkt<br />

es sich aus, wenn diese Verbindung instabil wird? Diese<br />

Frage nach der Krisenfestigkeit des Privateigentums wird<br />

im letzten Teil des Kurses behandelt und damit ein kleiner,<br />

aber zentraler Aspekt der gegenwärtigen Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise in den Blick genommen: Wie sicher sind<br />

Eigentumsrechte in staatlichen Krisen? Und gibt es möglicherweise<br />

Umstände, in denen ein demokratischer Staat zu<br />

Eingriffen in das Eigentum seiner Bürger befugt ist?<br />

Lukas Buchheim (Jg. 1982) studierte Volkswirtschaftslehre und Soziologie an der<br />

Münchener Ludwig-Maximilians-Universität und verbrachte Auslandsjahre an der<br />

University of Wisconsin in Madison sowie am University College London. Seit 2008<br />

ist er wieder zurück in München, wo er in seiner Doktorarbeit unter anderem der<br />

Frage nachgeht, wie Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Im Sommer<br />

besteigt er Gipfel der nahegelegenen Alpen und kommt auch im Winter regelmäßig<br />

zum Skifahren wieder.<br />

–– 91


92 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 1.5<br />

Tumulte, Tod und Trauer?<br />

Die Tragödie als Text- und Kunstform<br />

»DIE TRAGÖDIE IST NACHAHMUNG EINER GUTEN<br />

UND IN SICH GESCHLOSSENEN HANDLUNG VON<br />

BESTIMMTER GRÖSSE, IN ANZIEHEND GEFORMTER<br />

SPRACHE, [...] DIE JAMMER UND SCHAUDERN<br />

HERVORRUFT UND HIERDURCH EINE REINIGUNG<br />

VON DERARTIGEN GEMÜTSZUSTÄNDEN BEWIRKT.«<br />

(ARISTOTELES, POETIK VI. ÜBERSETZUNG: M. FUHRMANN)<br />

So definiert Aristoteles um 330 v. Chr. die Tragödie als eine<br />

Untergattung des Dramas. Wie und woraus die Tragödie<br />

im antiken Griechenland entstanden ist, liegt im Dunkeln.<br />

Doch bereits zu Aristoteles‘ Zeit waren die drei antiken<br />

Dramatiker Aischylos, Sophokles und Euripides bekannt<br />

und gerühmt für ihre tragischen Stücke, von denen uns<br />

einige erhalten geblieben sind. Seit dieser Zeit kann die<br />

Tragödie eine beachtliche Erfolgsgeschichte verzeichnen:<br />

Zuschauer in englischen Theatern der frühen Neuzeit wurden<br />

Zeugen des Niedergangs von William Shakespeares<br />

tragischen Helden wie Hamlet oder Macbeth. Unter dem<br />

französischen König Ludwig XIV. bestimmten Dramatiker<br />

wie Jean Racine oder Pierre Corneille mit ihren Tragödien<br />

die literarische Szene des Landes, während sich ca. ein<br />

Kursleitung<br />

Jahrhundert später in Deutschland<br />

so genannte bürgerliche Trauerspiele<br />

z.B. von Gotthold Ephraim Lessing<br />

und Friedrich Schiller großer Beliebtheit<br />

erfreuten. Vormals auf die Welt<br />

des Adels reduziert, hatte die Tragödie<br />

so ihren Weg ins Bürgertum gefunden.<br />

Durch die Moderne bis hin<br />

zu heutigen Aufführungen machen<br />

immer noch Meister der tragischen<br />

Bühnenform von sich reden.<br />

Eva-Maria Martus (Jg. 1983) hat schon früh die Liebe zu Literatur und Film entdeckt.<br />

Daher war der erste Schritt nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin.<br />

Nach dem Bachelorstudium der Anglistik und Germanistik in Bayreuth und<br />

Sheffield sowie Tätigkeiten in der Verlags- und Kinobranche macht sie gerade ihren<br />

Master in English Studies im schönen Heidelberg. Wenn sie nicht auf Reisen, im Kino<br />

oder im Theater ist, macht es sich Eva auch gerne mit Literatur aus allen Genres, Zeiten<br />

und Ländern auf dem Sofa gemütlich.<br />

Auf den zweiten Blick muss diese Erfolgsgeschichte der<br />

Tragödie aber verwundern, da die meisten tragischen<br />

Stücke von wenig Vergnüglichem handeln: Kindermord,<br />

Vergiftung, Verfolgung und Verblendung, Liebesverrat,<br />

Wahnsinn, Gewalt und Tod – Wie ist es möglich, dass wir<br />

so etwas gerne lesen oder aufgeführt sehen? Woher kommt<br />

unsere Faszination für das Schreckliche? Diese spannende,<br />

philosophische Frage bildet den Hintergrund des Kurses.<br />

Zur Annäherung wird der Kurs sich in einem Dreischritt<br />

mit der Tragödie als Text- und Kunstform beschäftigen.<br />

Herbert Draper, ”The Lament for Icarus”, 1898. – Ist<br />

Ikarus ein typisch tragischer Held?<br />

Am Anfang steht die gemeinsame Suche<br />

nach einer Definition für Tragödie:<br />

Gibt es bestimmte Merkmale, die alle<br />

tragischen Stücke vereinen? In einem<br />

zweiten Schritt soll problematisiert werden,<br />

ob »Tragödie« als Kategorie nur auf<br />

das Drama oder auch auf andere Textgattungen<br />

zutrifft. Schließlich fragt der Kurs<br />

danach, wie sich die Tragödie im Kontext<br />

der europäischen Geistesgeschichte verändert hat.<br />

Im Zentrum der Kursarbeit steht das gemeinsame intensive<br />

Lesen und Diskutieren tragischer literarischer Texte, wobei<br />

auch andere Kunstformen wie die Malerei, Photographie<br />

oder der Film in den Blick genommen werden. Ergänzend<br />

dazu werden ausgewählte Fachtexte analysiert, die einen<br />

spannenden Einblick in die wissenschaftlichen Disziplinen<br />

der Literaturkritik und -geschichte bieten und helfen, der<br />

Faszination des Tragischen näher zu kommen.<br />

Ricarda Wagner (Jg. 1987) hat 2005 selbst an einer JGW-<strong>SchülerAkademie</strong> teilgenommen.<br />

Nach drei Jahren Studium der Alten Geschichte, Anglistik und Germanistik<br />

in Heidelberg verschlug es sie für ein Jahr an die Universität Cambridge,<br />

und von dort aus wieder zurück an den Neckar. Ricarda unterhält leidenschaftliche<br />

Beziehungen zu einigen Sprachen Europas und macht gerade nähere Bekanntschaft<br />

mit Russisch. In freien Stunden findet man sie lesend, am Klavier oder auf der<br />

Fechtbahn.


(5. BIS 14. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Kurs JGW 1.6<br />

»Als ein Mensch dem Tod in der Geburt erkoren!«<br />

Die Existenzphilosophie des Barock<br />

Die Literatur des Barock ist erschütternd. Allenthalben ist<br />

von der Vergänglichkeit aller Dinge, der Verdorbenheit<br />

unserer eigenen Natur, dem immerfort drohenden Tod<br />

zu hören. Die Welt, so schreibt Gryphius einmal, sei eine<br />

»Folter-Kammer« und in dieser Welt lange zu leben, sei<br />

doch nichts anderes »als lange geqvälet werden«. Wie aber<br />

ist es zu dieser ganz Europa ergreifenden existentiellen Verzweiflung<br />

gekommen? Und wie konnte der Mensch diese<br />

Verzweiflung eigentlich ertragen, wie konnte er sie überwinden?<br />

Das sind die zentralen Fragen dieses Kurses.<br />

Eine Antwort auf die erste Frage wird im ersten Teil des<br />

Kurses versucht werden. Es wird dazu die historische<br />

Situation des 17. Jahrhunderts umfänglich aufzuarbeiten<br />

sein. Dies wird von zwei Seiten aus geschehen: Einerseits<br />

gilt es, sich eindringlich mit der absolutistischen Politik<br />

Kursleitung<br />

Björn Freter (Jg. 1977) studierte Philosophie und Literaturwissenschaft. Derzeit<br />

promoviert er sich mit einer Arbeit zu Liebe und Naturrecht. In der Zeit,<br />

die neben dieser Arbeit verbleibt, widmet er sich vor allem ökologischen und<br />

zoologischen Problemen, den Vorlieben für Ägyptologie, Altorientalistik und alte<br />

Sprachen sowie der Arbeit an psychiatrischen und psychotherapeutischen Fragestellungen.<br />

Daneben ist er passionierter Handwerker, schwimmt oft und gern in<br />

den Berliner Seen und ist leidenschaftlicher Musikhörer.<br />

und ihren höchsten Vertretern zu beschäftigen, und anderseits,<br />

die Lebenswirklichkeit des Gemeinen Mannes zu<br />

untersuchen. Dabei werden<br />

exemplarisch einige der<br />

unzähligen kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen (etwa<br />

der Dreißigjährige Krieg, die<br />

französischen Hegemonialkriege,<br />

der englische Bürgerkrieg oder die Türkenkriege)<br />

aufgearbeitet, aber auch nach den Ursachen der Krisenhaftigkeit<br />

des Jahrhunderts überhaupt gefragt.<br />

Der Kurs setzt bis auf die Bereitschaft, ein Referat<br />

und ein nicht unerhebliches Lektürevolumen auf<br />

sich zu nehmen, nichts voraus.<br />

Die zweite Frage steht im Mittelpunkt der anderen Kurshälfte.<br />

In diesem Teil werden literarische Texte analysiert.<br />

Der Schwerpunkt wird dabei auf den barocken Trauerspielen<br />

von Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenstein<br />

und Jakob Bidermann liegen. In stetem Rückbezug auf die<br />

im historischen Teil gewonnenen Erkenntnisse werden vor<br />

allem die theologischen und philosophischen Hintergründe<br />

der Literatur des Barock aufgearbeitet. Es gilt, sich an das<br />

Selbstverständnis des Menschen im 17.<br />

Jahrhundert anzunähern, um nachvollziehen<br />

zu können, warum die existenzielle<br />

Krise im Barock so drastische Ausmaße<br />

angenommen hat.<br />

In einem letzten, zusammenführenden Schritt wird geklärt,<br />

welche Lösungsstrategien die Zeitgenossen entwickelten,<br />

um diese Krise überwinden und in ein neues Zeitalter eintreten<br />

zu können. Die Lichtmetaphorik der Aufklärung gewinnt<br />

erst vor dem Hintergrund des Barock ihre historische<br />

Schärfe.<br />

Des Weiteren sind zwei Exkurse zur barocken Architektur<br />

und zur Musik des Barock eingeplant.<br />

Sebastian E. Richter (Jg. 1981) studierte Journalistik sowie Geschichte und Germanistik<br />

in Leipzig. Gegenwärtig arbeitet er an einer Studie zur Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte<br />

der Montanregion Erzgebirge in der Frühen Neuzeit. Die Schwerpunkte<br />

seiner wissenschaftlichen Interessen liegen in der Sächsischen Landesgeschichte<br />

und der Ostmitteleuropäischen Geschichte der Frühen Neuzeit und des 19./20. Jahrhunderts<br />

sowie in der Literaturgeschichte dieser Region. Bereits im Jahr 2006 leitete er<br />

einen JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>-Kurs zu Luther und der Reformation.<br />

–– 93


94 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

JGW-<strong>SchülerAkademie</strong><br />

Papenburg I I<br />

Historisch-Ökologische Bildungsstätte<br />

Emsland in Papenburg e.V.<br />

Fortsetzung von Seite 86:<br />

Die Unterbringung der Teilnehmenden und Kursleitenden erfolgt in sämtlichen<br />

Gebäuden der Anlage. Manche Zimmer sind eigene kleine Häuschen, die in einem<br />

größeren Wintergarten stehen. Für die Kursarbeit stehen verschiedene Seminarräume<br />

sowie das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum<br />

und mehrere PCs zur Verfügung.<br />

Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und abwechslungsreiche<br />

Küche, basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region<br />

erzeugt wurden. Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die<br />

Anlage ausreichend Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Partyraum, Turnhalle und<br />

die ländliche Umgebung laden zu vielgestaltiger Beschäftigung ein und werden mit<br />

dazu beitragen, dass die Zeit in Papenburg reich an unterschiedlichen intellektuellen<br />

und sinnlichen Erfahrungen wird.


HISTORISCH-ÖKOLOGISCHE BILDUNGSSTÄTTE EMSLAND<br />

SPILLMANNSWEG 30<br />

26871 PAPENBURG<br />

www.hoeb.de<br />

<strong>Programm</strong><br />

JGW 2.1 Von der Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

JGW 2.2 Alles unter Kontrolle<br />

JGW 2.3 Amnesie, Agnosie und andere Ausfälle<br />

JGW 2.4 Menschenrechte in Theorie und Praxis<br />

JGW 2.5 9/11: Ereignis – Wahrnehmung – Verarbeitung<br />

JGW 2.6 Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Feodora-Johanna Gabler (Jg. 1985) studierte von 2005 bis 2008 Harfe an der<br />

Musikhochschule München. Im Jahr 2011 beendete sie erfolgreich die angeschlossene<br />

Meisterklasse. Parallel dazu nahm sie ein Studium der Schulmusik<br />

an der Musikhochschule Würzburg auf. Sie wurde unter anderem durch die<br />

Studienstiftung des deutschen Volkes und die <strong>Deutsche</strong> Stiftung Musikleben<br />

gefördert. Nach einem Engagement in der Staatskapelle Dresden (2008–2010)<br />

arbeitet sie nun als freischaffende Musikerin und Lehrerin. Sie liebt Bücher,<br />

Konzertbesuche und Tanzen.<br />

(17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Akademieleitung<br />

Caroline Wacker (Jg. 1993) wurde im wunderschönen Erlangen geboren und<br />

studiert dort Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität. 2010 war<br />

sie begeisterte Teilnehmerin im Kurs »Von kleinen Welten zu großen Netzwerken«<br />

in Papenburg und engagiert sich seitdem mit viel Freude für die JGW-<br />

<strong>SchülerAkademie</strong>n. Wenn sie ein bisschen Zeit übrig hat, liebt Caroline es, Saxofon<br />

und Klavier zu spielen, in Konzerte zu gehen oder auch einfach ein gutes<br />

Gespräch zu führen.<br />

Johannes Waldschütz (Jg. 1982) studierte Geschichte mit dem Schwerpunkt<br />

Mittelalter sowie Politikwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

und an der University of Iowa. Bei den JGW-<strong>SchülerAkademie</strong>n hat er bereits<br />

drei Kurse geleitet und freut sich nun auf seine Aufgabe als Akademieleiter.<br />

Johannes geht im Sommer gerne Wandern und begeistert sich im Winter für<br />

(fast) alle Varianten des Skisports. Ansonsten ist er das, was man eine Leseratte<br />

nennt, und testet seine Fähigkeit, sich die absurdesten Dinge zu merken, gerne<br />

beim Pubquiz.<br />

–– 95


96 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 2.1<br />

Von der Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

Vom Leben und Sterben der Sterne<br />

Wie ist die Sonne entstanden? Warum leuchtet sie? Was<br />

wird mit ihr in der Zukunft passieren? Woher kommt die<br />

Erde? Erst die moderne Astrophysik ermöglicht es, Antworten<br />

auf diese jahrhundertealten Fragen zu geben. Sie<br />

stellt aber auch neue Fragen: Was passiert<br />

mit Sternen, die eine viel größere<br />

oder viel kleinere Masse als unsere<br />

Sonne haben? Warum explodieren<br />

manche Sterne am Ende ihres Lebens<br />

als Supernova? Was sind planetarische<br />

Nebel? Und wie können so extreme<br />

Objekte wie Neutronensterne oder Schwarze Löcher entstehen?<br />

Manche dieser Fragen können von der Wissenschaft<br />

mittlerweile recht genau beantwortet werden, viele andere,<br />

wie zum Beispiel die nach der Entstehung der Planeten,<br />

sind Gegenstand hitziger Diskussionen in der Forschungsgemeinschaft.<br />

Dieser Kurs wird eine grundlegende Einführung in den<br />

Lebenszyklus der Sterne geben, von der Geburt aus einer<br />

Kursleitung<br />

Victoria Grinberg (Jg. 1984) studierte Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

(LMU) München. Während ihres Studiums sammelte sie in San Diego und<br />

Amsterdam sowie am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik erste Forschungserfahrungen<br />

in der Astrophysik. Heute promoviert sie über schwarze Löcher<br />

in Doppelsternsystemen an der Dr.-Remeis-Sternwarte, Bamberg. Ihre andere große<br />

Leidenschaft sind Literatur und Sprachwissenschaft und sie verbringt ihre Freizeit am<br />

liebsten mit einem guten Buch. Außerdem kocht sie gerne, besonders mit Freunden.<br />

Gaswolke über die lange und meist stabile Phase auf der<br />

Hauptreihe hin zu dem leisen, kalten Tod als Weißer Zwerg<br />

oder aber der gewaltigen Explosion als Supernova und<br />

der Entstehung von Neutronensternen und Schwarzen<br />

Löchern. Neben<br />

dem allgemeinen<br />

Überblick werden<br />

Einzelthemen in<br />

Referaten und in<br />

Gruppenarbeit<br />

vertieft. Bei der<br />

Diskussion von Themen wie Wasserstofffusion oder Entartungsdruck<br />

von Elektronen wird deutlich, warum ein gutes<br />

Verständnis aller Bereiche der Physik, von der klassischen<br />

Mechanik und der Quantenphysik bis hin zur allgemeinen<br />

Relativitätstheorie, für einen Astronomen heute unabdingbar<br />

ist.<br />

Da alle wichtigen astrophysikalischen Veröffentlichungen<br />

heute in englischer Sprache erfolgen, ist die Beherrschung des<br />

Englischen (gutes Schulniveau) für diesen Kurs unbedingt notwendig.<br />

Gute (Schul-)Physikkenntnisse werden außerdem die<br />

Bearbeitung mancher Themen erleichtern.<br />

Während des Kurses werden grundlegende Herangehensweisen<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens in der Astrophysik<br />

kennengelernt: Der Umgang mit wissenschaftlichen Fachzeitschriften<br />

wird anhand von wegbereitenden Artikeln,<br />

die das Feld geprägt haben, und aktuellen Forschungsergebnissen<br />

geübt. Der Kurs wird außerdem Daten von Weltklasse-Instrumenten<br />

wie dem Hubble-Weltraumteleskop<br />

analysieren und sich so die Methoden der experimentellen<br />

Astrophysik erarbeiten. Mit Hilfe astrophysikalischer Simulationen<br />

soll das Leben eines Sterns nachgezeichnet und<br />

so ein Eindruck gegeben werden, wie ein theoretischer Astrophysiker<br />

Schlüsse über die physikalischen Vorgänge im<br />

Weltraum zieht.<br />

Am Ende der Akademie wird der Kurs einige der eingangs<br />

gestellten Fragen beantworten können oder aber zumindest<br />

wissen, warum einige der Fragen<br />

(noch) offen sind und wie<br />

Astronomen und Astrophysiker<br />

versuchen, den unendlichen<br />

Weiten des Weltraums ihre Geheimnisse<br />

zu entlocken.<br />

Bildquelle: NASA and The Hubble Heritage<br />

Team (AURA/STScI); Das Lichtecho des<br />

roten Überriesen V838 Monocerotis erleuchtet<br />

den interstellaren Staub um diesen<br />

veränderlichen Stern.<br />

Daniela Huppenkothen (Jg. 1986) studierte zunächst Geowissenschaften und<br />

Astrophysik an der Jacobs University Bremen, danach Astronomie und Astrophysik<br />

an der Universiteit van Amsterdam. Erste astrophysikalische Gehversuche unternahm<br />

sie in Santa Cruz, Kalifornien, wo sie an Supernovaüberresten geforscht<br />

hat. Im Augenblick promoviert sie in Amsterdam über hoch magnetisierte Neutronensterne<br />

und Sternbeben. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit ihrer Harfe<br />

oder aber, bei entsprechender Gelegenheit, unter Wasser beim Tauchen.


Kurs JGW 2.2<br />

Alles unter Kontrolle<br />

Einführung in die Regelungstechnik mechatronischer Systeme<br />

Wie funktioniert eigentlich ein Tempomat? Wie hält man<br />

einen Hubschrauber auf konstanter Höhe? Wie kann ein<br />

Roboter tonnenschwere Lasten millimetergenau positionieren?<br />

Diese und ähnliche Fragen beantwortet die Regelungstechnik<br />

(engl.: Automatic Control), die sich inzwischen<br />

– sichtbar und unsichtbar – durch viele Bereiche unseres<br />

täglichen Lebens zieht. Ihre Grundlage bildet die so genannte<br />

Rückführung tatsächlichen, gemessenen Zeitverhaltens<br />

und dessen Vergleich mit dem gewünschten Verlauf<br />

der Regelgröße. Anhand der festgestellten Abweichung<br />

zwischen Soll- und Ist-Zustand wird dann regelmäßig<br />

durch korrigierende Aktionen eingegriffen, um das System<br />

in gewünschter Weise zu beeinflussen – der Regelkreis ist<br />

geschlossen.<br />

Kursleitung<br />

(17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Standardregelkreis<br />

Diese Technik setzt allerdings zweierlei voraus: Erstens<br />

muss der Ist-Zustand mithilfe von Messungen festgestellt<br />

werden können; zweitens benötigt man, um sinnvoll eingreifen<br />

zu können, Kenntnis vom dynamischen Verhalten<br />

des zu regelnden Systems. Dann ist es möglich, das Steuersignal<br />

automatisch so zu korrigieren, dass z.B. Robustheit<br />

gegenüber Störungen, schnelles und exaktes Erreichen des<br />

Wunschzustandes oder energieeffizientes Systemverhalten<br />

gewährleistet sind.<br />

Während die simplen Regler der ersten Generation noch<br />

mechanisch umgesetzt wurden (wie z.B. der berühmte<br />

Heiko Panzer (Jg. 1984) stammt aus Kempten im Allgäu. Nach seinem Abitur<br />

studierte er Mechatronik und Maschinenbau an der Technischen Universität (TU)<br />

München, und forscht seit 2009 ebendort am Lehrstuhl für Regelungstechnik. Sein<br />

Arbeitsgebiet ist die Modellreduktion dynamischer Systeme, ein mathematiklastiger<br />

Grenzbereich der Ingenieurwissenschaften. Seine Hobbys sind dagegen eher praktischer<br />

Natur; zu ihnen zählen Elektronik und <strong>Programm</strong>ierung. Heiko leitete bereits<br />

2011 einen Kurs auf einer JGW-<strong>SchülerAkademie</strong> und freut sich nun auf sein zweites<br />

Akademieerlebnis.<br />

Fliehkraftregler von James Watt), kommen zur Berechnung<br />

der Stellgröße heutzutage Mikrochips zum Einsatz, die ihre<br />

Messungen aus vielfältigen Sensoren beziehen und komplexe,<br />

optimierte Regelalgorithmen realisieren. Deren Entwicklung<br />

ist seit mehreren Jahrzehnten auch Gegenstand<br />

intensiver Forschung.<br />

Mechanischer Fliehkraftregler nach James Watt (http://<br />

commons.wikimedia.org/wiki/File:Centrifugal_governor.svg<br />

(Public Domain))<br />

Matthias Bittner (Jg. 1984) studierte in München Maschinenwesen mit der Spezialisierung<br />

auf Elektronik/Informatik und Regelungstechnik. Schon während<br />

des Studiums arbeitete er als Tutor in der Lehre mit. Im Februar 2011 begann er<br />

seine Promotion am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik der Technischen Universität<br />

München und beschäftigt sich dort nun mit der Flugbahnoptimierung. Seit<br />

Oktober ist er zudem für die Betreuung der Vorlesung Flugsystemdynamik und<br />

deren Übung zuständig. Privat reist er gerne und beschäftigt sich mit Fotografie<br />

und Bildbearbeitung.<br />

–– 97


98 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 2.3<br />

Amnesie, Agnosie und andere Ausfälle<br />

Neurologische Schäden und ihre Folgen<br />

Viele haben Verwandte oder Bekannte, die durch einen<br />

Schlaganfall oder einen Verkehrsunfall Hirnschädigungen<br />

davon getragen haben. Beobachtet man diese Personen,<br />

so fallen häufig Veränderungen in deren Verhalten auf. In<br />

vielen Fällen kommt es zu Gedächtnisverlusten, die sich<br />

entweder auf Erinnerungen vor, während oder nach dem<br />

tragischen Ereignis beziehen. Andere Patienten wiederum<br />

können einen Arm nicht mehr bewegen oder verlieren die<br />

Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken. Sehr spezifisch<br />

sind häufig auch Ausfälle im Sehsystem wie etwa der Verlust<br />

des Farbensehens. Auch gegenteilige Effekte sind möglich:<br />

So glauben Menschen, die den Verlust eines Beines<br />

erfahren, weiterhin Schmerzen in diesem Bein wahrzunehmen,<br />

so genannte Phantomschmerzen.<br />

Wie kommt es aber überhaupt dazu? Meistens liegen die<br />

Ursachen in konkreten Schäden des Gehirns. Dabei können<br />

einzelne oder verschiedene Hirnbereiche betroffen<br />

sein. Im Falle von Gedächtnisverlust (Amnesie) können der<br />

Hippocampus oder das Großhirn beeinträchtigt sein.<br />

Kursleitung<br />

Bei der Agnosie, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Objekte,<br />

Formen oder Personen nicht mehr richtig erkannt<br />

werden können, liegen in der Regel Schädigungen des<br />

Temporallappens vor.<br />

Im Kurs werden die Teilnehmenden sich eingehend mit<br />

diesen Ausfällen auseinandersetzen. Dazu werden die verschiedenen<br />

Verhaltensänderungen näher betrachtet und<br />

charakterisiert und es wird den anatomischen und physiologischen<br />

Ursachen auf den Grund gegangen. Dabei werden<br />

moderne diagnostische Methoden der medizinischen Hirnforschung<br />

wie die funktionale Magnetresonanztomographie<br />

(fMRI) vorgestellt, aber auch klassische verhaltensbasierte<br />

Diagnoseverfahren.<br />

Neben den häufigeren Erkrankungen werden auch exotischere<br />

Fälle beleuchtet, beispielsweise werden die Teilnehmenden<br />

einen Mann kennenlernen, der seine Frau<br />

mit einem Hut verwechselt hat, und eine blinde Frau, die<br />

sehen konnte. Die Realität ist hierbei verrückter als die<br />

Fiktion.<br />

Juliane Jäpel (Jg. 1988) studierte von Oktober 2006 bis Mai 2011 Biomedizin an der<br />

Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seit letztem Herbst ist sie Doktorandin am<br />

Max-Planck-Institut für Neurobiologie und beschäftigt sich dabei mit strukturellen Mechanismen<br />

der Plastizität. Als Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes war<br />

sie selbst auf zwei Sommerakademien und im letzten Jahr hat sie in Papenburg einen<br />

Kurs über Lernen und Gedächtnis gegeben. In ihrer Freizeit liest sie gerne und geht<br />

häufig ins Kino.<br />

Quelle: http://dasgehirn.info/wahrnehmen/fuehlen-koerper/<br />

hand-repraesentation-auf-armstumpf/;<br />

www.dasGehirn.info – ein Projekt der Gemeinnützigen<br />

Hertie-Stiftung, der Neurowissenschaftlichen Gesellschaft e.V.<br />

in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und<br />

Medientechnologie Karlsruhe<br />

Diese Reise durch die faszinierende Welt der Neurologie<br />

wird die Komplexität des menschlichen Gehirns näher<br />

bringen und die Teilnehmenden über eindrucksvolle Patientenschicksale<br />

staunen lassen. Dabei wird deutlich, dass<br />

die Wahrnehmung der Umgebung relativ ist und maßgeblich<br />

von Verarbeitungsprozessen im Gehirn bestimmt wird<br />

– die menschliche Psyche ist ein erstaunliches Ding.<br />

Daniel Meyer (Jg. 1982) studierte Chemie und Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Seine Abschlussarbeit führte er an der Stanford<br />

University zum Thema Proteinfaltung durch. Als Doktorand am Max-Planck-<br />

Institut für Neurobiologie gilt sein neues Interesse der Schnittfläche zwischen<br />

Neurobiologie und Psychologie, wobei er an grundlegenden Mechanismen von<br />

Lernen und Gedächtnis forscht. In seiner Freizeit beschäftigt sich Daniel mit<br />

Bildungspolitik und unternimmt gerne sportliche Aktivitäten im Freien.


(17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Kurs JGW 2.4<br />

Menschenrechte in Theorie und Praxis<br />

Vom Recht auf Leben zur humanitären Intervention<br />

»Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten<br />

geboren.« So heißt es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung<br />

der Menschenrechte, die 1948 von der Generalversammlung<br />

der Vereinten Nationen verabschiedet worden<br />

ist. Seitdem wurde der Menschenrechtskatalog schrittweise<br />

erweitert und es wurden spezifische Standards für Frauen,<br />

Kinder, Behinderte, Minderheiten, Wanderarbeiter und<br />

andere Gruppen eingeführt. Doch wenn am 8. Dezember<br />

jeden Jahres überall auf der Welt der Tag der Menschenrechte<br />

gefeiert wird, fragt sich so mancher, was die Menschenrechte<br />

eigentlich sind.<br />

Der Kurs versucht, den Teilnehmenden ein grundlegendes<br />

Verständnis der Menschenrechte zu vermitteln und sie zur<br />

kritischen Reflexion anzuregen. Dabei werden folgende<br />

Fragen gestellt: Was sind Menschenrechte, wie können sie<br />

philosophisch begründet werden und was bedeutet »universell«?<br />

Wie viele Menschenrechte gibt es und wer legt<br />

fest, was als Menschenrecht gilt und was nicht?<br />

Kursleitung<br />

Josephine Diallo (Jg. 1988) absolvierte einen deutsch-französischen Bachelorstudiengang<br />

in Angewandter Politikwissenschaft. Nach einem längeren journalistischen<br />

Praktikum im Senegal zog es sie im Sommer 2010 nach Dakar zurück, um ein Jahr<br />

für eine Nicht-Regierungsorganisation im Bereich der Menschenrechte und die Internationale<br />

Organisation für Migration zu arbeiten. Seit September 2011 studiert sie<br />

an der Sciences Po Paris den Master-Studiengang Human Rights and Humanitarian<br />

Action. Sie liebt es, zu schwimmen oder für Freunde bzw. mit ihnen zu kochen<br />

In einem ersten Teil wird der Kurs in grundlegende philosophische<br />

Konzepte zur Idee der Menschenrechte einführen<br />

und diese historisch verorten. Danach werden die<br />

Grundlagen des internationalen Menschenrechtsregimes<br />

erarbeitet, wobei die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte,<br />

die Internationale Konvention über zivile und<br />

politische Rechte und die Internationale Konvention über<br />

wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte im Vordergrund<br />

stehen. Auf Basis der verschiedenen internationalen<br />

Konventionen sollen die Teilnehmenden ihre eigene Menschenrechtserklärung<br />

verfassen.<br />

Nach diesem eher theoretischen ersten Teil widmet sich der<br />

Kurs in einem zweiten Schritt der »Menschenrechtspraxis«.<br />

Jeden Tag werden überall auf der Welt Menschenrechte<br />

verletzt. Warum ist das so? Geschieht das auch in Deutschland?<br />

Und können humanitäre Interventionen, so wie im<br />

Kosovo und in Libyen, in gravierenden Fällen eine Lösung<br />

sein?<br />

Verschiedene gesellschaftswissenschaftliche Methoden werden<br />

im Kurs vorgestellt, mit Hilfe derer die Inhalte erarbei-<br />

Das UN-Hauptquartier in New York,<br />

Foto: Dominik Schneider<br />

tet werden können. Es werden sowohl juristische als auch<br />

nicht-juristische Quellen verwendet, wobei der Kurs auf<br />

verschiedenartige Materialien zurückzugreift (Zeitschriften,<br />

Internet, Comics etc.). Im zweiten Teil des Kurses werden<br />

die Teilnehmenden eine UN-Sicherheitsratssitzung und die<br />

Abstimmung über eine humanitäre Intervention simulieren,<br />

um so die Entscheidungsmechanismen innerhalb der<br />

Vereinten Nationen besser verstehen zu können.<br />

Dominik Schneider (Jg. 1986) verbrachte seinen Auslandszivildienst in einem Kinderhort<br />

in Ostpolen. Seitdem ist er begeistert von fremden Ländern, Kulturen, Sprachen<br />

und dem Reisen. Deshalb studierte er Politik und Psychologie nicht nur an der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, sondern auch an der Norwegian University of<br />

Science and Technology (NTNU) Trondheim (Norwegen) und schloss 2011 seinen<br />

Master in International Relations an der Syracuse University (USA) ab. In seiner Freizeit<br />

sind Musik (Singen, Klavier), Kreatives Schreiben und Sport angesagt.<br />

–– 99


100 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>)<br />

Kurs JGW 2.5<br />

9/11: Ereignis – Wahrnehmung – Verarbeitung<br />

»DIE ANSCHLÄGE VOM 11. SEPTEMBER 2001<br />

LIEGEN ZEHN JAHRE ZURÜCK. DIE FOLGEN SIND<br />

NOCH IMMER STARK SPÜRBAR: KRIEGE, STRENGERE<br />

EINWANDERUNGSGESETZE IN DEN USA UND<br />

ANTI-TERROR-MASSNAHMEN IN ÜBERSEE UND<br />

HIERZULANDE HABEN UNSERE WELT, WIE WIR<br />

UNS IN IHR BEWEGEN UND WIE WIR SIE SEHEN,<br />

VERÄNDERT.«<br />

Diese Feststellung leitet das <strong>Programm</strong>heft zu »remembering<br />

9/11«, einer Veranstaltungsreihe des Carl-Schurz-<br />

Hauses (Deutsch-Amerikanisches Institut Freiburg), ein.<br />

Bereits am Tag nach den Anschlägen war sich die internationale<br />

Presse einig: Nichts wird mehr so sein, wie es war.<br />

Diese ersten journalistischen Aussagen als Verarbeitungen<br />

der Ereignisse bzw. als Verarbeitungen individueller und<br />

kollektiver Wahrnehmungen der Ereignisse sind nur der<br />

Anfang – weltweit fanden die Anschläge des 11. Septembers<br />

Verarbeitung in unterschiedlichster Form. Neben Politikwissenschaftlern,<br />

Journalisten und Zeithistorikern begannen<br />

auch früh Künstler mit der Be- und Verarbeitung:<br />

Kursleitung<br />

Gedichte, Lieder, Plastiken, Denkmäler, Theaterstücke,<br />

Comics, Filme … thematisieren 9/11 auf ganz unterschiedliche<br />

und doch häufig ähnliche Weise.<br />

Der Dreigliederung des Titels folgend geht der Kurs auf die<br />

Ereignisse des 11. Septembers 2001, die Wahrnehmung<br />

derselben und vielfältige daraus resultierende Verarbeitungen<br />

ein.<br />

Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht wird die Frage nach<br />

dem einschneidenden Charakter dieses Tages gestellt –<br />

handelt es sich bei 9/11 wirklich um eine epochale Zäsur,<br />

die die Geschichte in ein Davor und Danach teilt, wie es<br />

bereits die ersten Pressemeldungen nahelegten?<br />

Isabelle Luhmann (Jg. 1987), ursprünglich aus Hildesheim bei Hannover, verschlug<br />

es im Jahr 2000 in den Schwarzwald, wobei sie einige Kulturschocks erlebte. Nachdem<br />

sie 2007 ihr Abitur absolvierte, ging sie zunächst für ein halbes Jahr als Au Pair<br />

nach England. Seit 2008 studiert sie die Fächer Geschichte, Biologie und Deutsch in<br />

Freiburg. Neben dem Studium ist Isabelle für alle möglichen Sportarten zu haben,<br />

eine besondere Schwäche hat sie jedoch für Basketball. Außerdem ist sie begeisterte<br />

Museumsgängerin.<br />

Mit Ansätzen der Oral History wird den Phänomenen der<br />

Wahrnehmung und Erinnerung nachgegangen. Welche<br />

Aussagekraft haben Zeitzeugeninterviews für historische<br />

Fragestellungen und wie geht der Historiker mit ihnen um?<br />

Wo liegen Chancen und Grenzen individueller und kollektiver<br />

Erinnerung für eine wissenschaftliche Erforschung der<br />

Vergangenheit?<br />

Den Kern des Kurses (und zugleich die Anwendung der<br />

Erkenntnisse aus den ersten beiden Arbeitsgebieten) stellt<br />

die Auseinandersetzung mit vielfältigen Formen der Verarbeitung<br />

von 9/11 aus der unmittelbaren Folgezeit bis in<br />

die Gegenwart dar. Historische Arbeitsweisen finden hier<br />

neben literaturwissenschaftlichen Methoden und Ansätzen<br />

der Cultural Studies Anwendung. Liegen der Wahrnehmung<br />

und späteren Verarbeitung von Geschehnissen wie<br />

9/11 gewisse medien- und genreübergreifende Narrative<br />

zugrunde? Welche kulturellen und individuellen Unterschiede<br />

treten uns in der Verarbeitung des 11. Septembers<br />

entgegen? Und welche Rolle spielen Medien und Kunst<br />

überhaupt in dieser Kette von Wahrnehmung und Verarbeitung<br />

von Ereignissen?<br />

Neben Kurzreferaten wird vor allem die intensive Diskussion<br />

in Kleingruppen und im Plenum die Arbeitsweise des<br />

Kurses bestimmen. Sowohl Textarbeit als auch die Analyse<br />

von Bildern, Musikstücken und Filmen werden hierfür die<br />

Grundlage bilden.<br />

Christian Wiedermann (Jg. 1982) absolvierte nach der Mittleren Reife eine Berufsausbildung<br />

zum Zimmerer und war ein weiteres Jahr im Beruf tätig. Nach<br />

dem Zivildienst holte er sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Seminar St.<br />

Pirmin (Sasbach) nach. Seit 2008 studiert er Geschichte und Germanistik an der<br />

Universität Freiburg. Als passionierter Lagerfeuergitarrist ist er seit Jahren in der<br />

Jugendarbeit aktiv, vielfältig musikalisch unterwegs und Trainer für Geräteturnen.<br />

Außerdem ist Christian bekennender Tatort-Fan.


Kurs JGW 2.6<br />

Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

Staatsutopien der frühen Neuzeit in komparatistischer Perspektive<br />

Wenn man von etwas sagt, es sei »utopisch«, so meint<br />

man damit zumeist, es sei unrealistisch, wirklichkeitsfern<br />

und kaum zu verwirklichen. »Utopie«<br />

hingegen nennt man die Vorstellung von<br />

einer idealen Lebensform oder die Vision<br />

einer glücklichen Zukunft. Wie passt das<br />

zusammen?<br />

Mit »Utopia« (1516) hat Thomas Morus<br />

der literarischen Gattung der (Staats-)<br />

Utopie ihren Namen gegeben. Im Kurs<br />

wird dieses Gründungswerk der utopischen Literatur, das<br />

bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat, eingehend<br />

betrachtet. Utopia lässt sich unter einer Vielzahl<br />

von Gesichtspunkten lesen: als literarische Erzählung, als<br />

Reisebericht, als philosophische Abhandlung oder als politisches<br />

Traktat. Diese Vielzahl möglicher Perspektiven führt<br />

zu einem ebenso breiten Spektrum an unterschiedlichen<br />

Interpretationen, die eine Auseinandersetzung mit dem<br />

Kursleitung<br />

(17. BIS 26. AUGUST <strong>2012</strong>) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Werk sehr spannend machen. Durch die Betrachtung von<br />

»Utopia« aus verschiedenen Blickwinkeln, wird der Kurs<br />

einigen der Fragen nach-<br />

gehen, die Leserinnen und<br />

Leser des Buches seit langem<br />

beschäftigen, etwa:<br />

Ist Utopia als ernsthafter<br />

Vorschlag für politische<br />

Reformen gemeint? Ist<br />

die im Werk dargestellte<br />

Gesellschaft überhaupt<br />

ein Idealstaat? Und was hat Utopia uns heute noch zu sagen?<br />

Dabei werden in die Arbeit am Text Sichtweisen und<br />

Fragestellungen unterschiedlicher Disziplinen wie Politik,<br />

Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie einfließen.<br />

Anhand des Textes lassen sich zudem Einblicke in die<br />

Kultur des Humanismus und die humanistischen Vorstellungen<br />

von Bildung, Erziehung, dem guten Leben und der<br />

richtigen Staatsverfassung gewinnen, die ihrerseits auf die<br />

historische und politische Situation im England des 16.<br />

Jahrhunderts antworten.<br />

»Utopia« und »Nova Atlantis« sind zunächst auf<br />

Latein verfasst worden. Im Kurs wird mit deutschen<br />

Übersetzungen gearbeitet, ggf. ist jedoch auch ein<br />

Blick in das Original vorgesehen. Lateinkenntnisse<br />

sind daher hilfreich, aber keine Voraussetzung für die<br />

Teilnahme.<br />

Bernhard Stricker (Jg. 1988) absolvierte nach dem Abitur am Gymnasium Paulinum<br />

in Münster seinen Zivildienst im Kulturzentrum GREND e.V. in Essen. Seit 2008<br />

studiert er Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in<br />

Bochum. Nebenbei machte er eine Grundausbildung Theaterpädagogik am Theaterpädagogischen<br />

Zentrum Ruhr. Bernhard sammelte Erfahrungen als Sprachlehrer und<br />

Gruppenleiter sowie im Bereich Schauspiel und Theater. Zudem konnte er ein bisschen<br />

internationale Luft bei Auslandsaufenthalten in Frankreich und Italien schnuppern.<br />

Utopia / Thomas More;<br />

Quelle: Bildarchiv des UNESCO Kompetenzzentrums,<br />

Unesco Kompetenzzentrum an der<br />

Universität Paderborn, Paderborn<br />

Neben Morus’ klassischem Werk ist es lohnenswert, zwei<br />

weitere berühmte Utopien der frühen Neuzeit in Augenschein<br />

zu nehmen: Tommaso Campanellas »Sonnenstadt«<br />

(1602) und Francis Bacons »Nova Atlantis« (1627). Sie<br />

führen das von Morus begründete Genre der Staatsutopie<br />

fort, rücken jedoch ganz andere Vorstellungen von einem<br />

guten Leben in den Mittelpunkt. Aus einem Vergleich der<br />

drei Werke wird sich schließlich vielleicht eine Antwort<br />

auf die Frage ergeben, was eigentlich das »Utopische« an<br />

Utopien ist – und vielleicht, wer weiß, eine Antwort darauf,<br />

warum »a map of the world that does not include Utopia is<br />

not even worth glancing at« (Oscar Wilde).<br />

Sonja Völker (Jg. 1987) absolvierte 2006 ihr Abitur am Erasmus-Gymnasium in<br />

Grevenbroich. Seither studiert sie Latein, Geschichte und Griechisch in Tübingen<br />

und London (Ontario). Im Sommer 2009 unterrichtete sie für drei Monate<br />

in Ghana im Rahmen eines Freiwilligendienstes. An der Universität arbeitet sie<br />

als Tutorin für Sprachkurse sowie als Mentorin für wissenschaftliches Arbeiten.<br />

Sonja engagiert sich ehrenamtlich in Gremien der universitären Selbstverwaltung<br />

und im Vorstand des Forum Offene Religionspolitik e.V.<br />

–– 101


102 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

<strong>Programm</strong>e<br />

im Ausland <strong>2012</strong><br />

Akademien in Litauen,<br />

Polen und Österreich<br />

Seit einigen Jahren unterhält die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> Austauschabkommen mit ausländischen Partnern, die vergleichbare<br />

Maßnahmen wie die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> anbieten. Auch im Jahr <strong>2012</strong> werden diese Austauschprogramme<br />

fortgesetzt.<br />

Summer Academy in Nida,<br />

16. bis 26. August <strong>2012</strong> in Litauen<br />

In diesem Jahr organisiert die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong><br />

zum fünften Mal ein Austauschabkommen mit der National<br />

Student Academy of Lithuania, die jedes Jahr eine Akademie<br />

für hochbegabte Schülerinnen und Schüler in Litauen<br />

ausrichtet.<br />

Die Teilnahmegebühr für die Akademie in diesem Jahr (16.<br />

bis 26. August <strong>2012</strong>) beträgt 780 Euro (390 Euro Teilnahmegebühr<br />

plus 390 Euro für Unterbringung und Vollverpflegung)<br />

zuzüglich Reisekosten.<br />

»You are invited to join the Economics section and together with a<br />

dozen 16–18-year-old peers from Lithuania deepen your know-<br />

ledge of Marketing and PR, Finance, Sales, Personnel Management,<br />

International Investment, Entrepreneurship, Leadership<br />

and other topics guided by top managers and professionals from<br />

leading Lithuanian and international companies. Seminars are<br />

structured in an entertaining way – there are plenty of discussions,<br />

case studies, and interactive games.<br />

Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m.<br />

with breakfast followed by two 1.5-hour subject interactive<br />

classes. Topics covered during previous Summer Academies<br />

included Entrepreneurship, Business Plan Preparation, Implementing<br />

Business Ideas, Methods for Financing Business, Business<br />

Models and Strategies, etc.<br />

After lunch you will be welcome to join a 1.5 hour self-development<br />

lecture. In the afternoon you will have some spare time for<br />

sightseeing, going to the beach and sporting activities. Each day<br />

you will have a chance to mingle with all Summer Academy’s<br />

students at a daily evening event – a concert, cinema or guest<br />

evening, a mind storm or a theatre project.<br />

The Summer Academy is organised by the National Student<br />

Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students<br />

as well as the most talented young musicians are invited to participate<br />

and create a versatile and dynamic community of young<br />

intellectuals studying Economics, Philology, Maths, Physics and<br />

Astronomy, Chemistry, History, Biochemistry, Computer Science<br />

and Music.<br />

Lithuania is a small Baltic country with a population of 3.5<br />

million people. Nida is a neat and cosy village in westernmost<br />

Lithuania, in the Curonian Spit that is inscribed on UNESCO’s<br />

List of World Heritage.«<br />

Interessenten melden sich bitte bei der Geschäftsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>.


Multidisciplinary Scientific Camp, Polen<br />

Der Polish Children´s Fund, eine polnische Organisation<br />

zur Förderung von hochbegabten Schülerinnen und<br />

Schülern, organisiert seit dem Jahr 1986 multidisziplinäre<br />

wissenschaftliche Camps (Schülerakademien) für hoch begabte<br />

polnische Schüler. Jedes Jahr treffen sich etwa 80–90<br />

Schüler der Mittelschulen in der Umgebung von Warschau.<br />

Das Camp findet in einem gut ausgestatteten Konferenzzentrum<br />

(Zweibettzimmer mit Bad) mit Computerräumen,<br />

Schwimmbad und Sportanlagen am Waldesrand in der Nähe<br />

von Warschau statt.<br />

Auf dem <strong>Programm</strong> des Camps stehen jeden Tag zur Wahl:<br />

drei Vorlesungen der besten polnischen Wissenschaftler,<br />

acht bis zehn Workshops, zwei allgemeine Diskussionstreffen<br />

mit hervorragenden Persönlichkeiten der Wissenschaft,<br />

Literatur und Kultur, Vorträge der Teilnehmenden, Sport<br />

und psychologische Workshops. Jede(r) Teilnehmende soll<br />

in alle Aktivitäten einmal täglich hineinschnuppern. Es gibt<br />

auch ein Konzert der klassischen Musik und Filmabende.<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> wird die Akademie vom 27. April bis 5. Mai<br />

stattfinden.<br />

Teilnahmevoraussetzungen sind die gleichen wie bei der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>, außerdem wird eine sehr<br />

gute polnische Sprachkompetenz erwartet. Die Eigenbeteiligung<br />

beträgt 180 Euro.<br />

Interessenten melden sich bitte so bald wie möglich bei der<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>, damit sie<br />

nähere Informationen zum polnischen <strong>Programm</strong> erhalten<br />

können.<br />

Internationale Sommerakademie Obertrum,<br />

Österreich<br />

Ein Austauschabkommen für einige Schülerinnen und<br />

Schüler unterhält die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> mit der<br />

Pädagogischen Hochschule Salzburg, Österreich, die vom<br />

1. bis 4. Juli <strong>2012</strong> die Sommerakademie Obertrum, 20 km<br />

nördlich von Salzburg am gleichnamigen See ausrichtet.<br />

Die Unterbringung erfolgt in der Landesberufsschule Obertrum,<br />

einer Tourismusschule mit exzellenter Infrastruktur,<br />

die jede Art von Freizeitaktivitäten erlaubt.<br />

Angeboten werden insgesamt vier Workshops zu naturwissenschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen und kreativen Themen.<br />

Die Teilnehmenden melden sich im Vorfeld für einen der<br />

angebotenen Workshops und arbeiten insgesamt fünf Halbtage<br />

in Gruppen zu etwa fünfzehn Personen.<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

Die an der Sommerakademie Obertrum interessierten<br />

Schülerinnen und Schüler können ab dem 26. März <strong>2012</strong><br />

genauere <strong>Programm</strong>informationen abrufen unter: www.phsalzburg.at/ahs/begabtenfoerderung.<br />

Die Eigenbeteiligung beträgt 75 Euro.<br />

Interessenten melden sich bitte bei der Geschäftsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>.<br />

Internationale Sommerakademie Semmering,<br />

Österreich<br />

Bereits zum 14. Mal wird dieses Jahr die Internationale<br />

Sommerakademie Semmering in Niederösterreich für leistungsbereite<br />

Schülerinnen und Schüler abgehalten. Diese<br />

Akademie wird vom Verein zur Förderung begabter und<br />

hochbegabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich,<br />

vom Landesschulrat für Niederösterreich, Referat für<br />

Begabtenförderung, und von der Begabtenakademie Niederösterreich<br />

ausgerichtet. Sie findet vom 20. bis 28. Juni<br />

<strong>2012</strong> statt.<br />

Die Teilnehmenden können einen von zwölf Kursen wählen.<br />

Das Kursangebot umfasst auch dieses Jahr wieder eine<br />

Palette an interessanten Inhalten und spannt den Bogen<br />

von den Geisteswissenschaften (Sprachen, Kunst, Kultur)<br />

hin zu den naturwissenschaftlichen Fachbereichen (Mathematik,<br />

Biologie, Chemie, Physik). So können sich die<br />

Jugendlichen unter der Anleitung von äußerst motivierten<br />

und engagierten Kursleiterinnen und Kursleitern mit neuartigen<br />

Kursthemen auseinandersetzen – beispielsweise<br />

anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen,<br />

naturwissenschaftliche Phänomene erforschen oder kreative<br />

Erfahrungen machen – und in neue Wissensgebiete<br />

eintauchen.<br />

Alle Kurse garantieren neben intellektuellen Herausforderungen<br />

im Unterricht auch ein Rahmenprogramm während<br />

der Pausen bzw. in der kursfreien Zeit. Kooperatives<br />

–– 103


104 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

Arbeiten und Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie<br />

gemeinsames Erleben und eine ordentliche Portion Spaß<br />

beim sportlichen Ausgleich. Neben der Förderung der Begabungen<br />

geht es auch um den Austausch untereinander<br />

oder mit den Referentinnen und Referenten.<br />

Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>. Die Eigenbeteiligung beträgt<br />

330 Euro. Informationen zur Akademie sind auch auf der<br />

Internetseite des Landesschulrates http://bbf.lsr-noe.gv.at/<br />

erhältlich.<br />

Kursbeschreibungen Sommerakademie Semmering<br />

Kurs 1: »Ost-West-Dialog: Slawische und romanische<br />

Sprachen synchron«<br />

(Gemeinsam Sprachen lernen)<br />

In der ersten Hälfte des Kurses werden aktive Grundkenntnisse<br />

aus Russisch (Lese- und Schreibkompetenz, Minimalkonversation)<br />

und anhand von CD-ROMs und zahlreichen<br />

Aufschriften bescheidene passive Kenntnisse (Lese- und<br />

Verstehenskompetenz) in sechs anderen slawischen Sprachen<br />

(Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Kroatisch, Slowenisch,<br />

Bulgarisch) erworben. In der zweiten Hälfte des<br />

Kurses werden – zum Teil über die Arbeitssprache Englisch<br />

– unter Beisein eines spanischen Native Speaker aktive<br />

Grundkenntnisse aus Spanisch (Lese- und Schreibkompetenz,<br />

Minimalkonversation) und anhand von CD-ROMs<br />

und einigen Aufschriften passive Kenntnisse (bescheidene<br />

Rezeptivkompetenz) in drei anderen romanischen Sprachen<br />

(Französisch, Portugiesisch, Rumänisch) erworben.<br />

Somit ergibt sich eine optimale Möglichkeit der Interkomprehension<br />

und ein synergistischer Effekt der Verstehenskompetenz<br />

und Sprachanwendung für alle Kursteilnehmenden<br />

– unabhängig davon, ob Anfänger oder Fortgeschrittene.<br />

Es ist auch geplant, eine Vorlesung zur Didaktik der<br />

»Mehrsprachigkeit« am Slawistischen Institut der Universität<br />

Wien am 22.6. zu besuchen.<br />

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die<br />

eine slawische und/oder romanische Sprache bereits in<br />

der Schule lernen bzw. im Kurs neu lernen wollen, und<br />

»Muttersprachler« diverser slawischer bzw. romanischer<br />

Sprachen, die über ihre Brückensprache andere verwandte<br />

Sprachen auf innovative Weise kennenlernen wollen.<br />

Kurs 2: »Aufschrei aus Unrecht – Die<br />

Auseinandersetzung mit Verstößen gegen<br />

Recht und Würde des Menschen in der<br />

Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts«<br />

(Deutsch/Literatur)<br />

Autoren aller Epochen schufen Erbauliches, Unterhaltsames<br />

oder Belehrendes, manche von ihnen sahen sich<br />

zudem als Mahner. Sie versuchten in ihren Werken meist<br />

eine fiktive Welt zu erschaffen, in der Unrecht aufgezeigt<br />

wird. Ein Unrecht, das auch im realen Umfeld herrscht,<br />

unbarmherziger als so manches Dichterhirn sich dies ausmalen<br />

kann. Dies betrifft nicht nur Kriege und bewaffnete<br />

Konflikte und beschränkt sich nicht auf die Bewältigung<br />

von Nationalsozialismus und Stalinismus. Auf allen Kontinenten<br />

der Erde werden Menschen nach wie vor gepeinigt<br />

und verfolgt, weil sie die Konformität mit den Machthabern<br />

und Herrschaftssystemen verweigern.<br />

Anhand ausgewählter Werke der Literatur, vor allem des<br />

20. und 21. Jahrhunderts, wird versucht, den Aufschrei der<br />

Unterdrückung herauszuhören beziehungsweise herauszulesen.<br />

In der Folge soll der Kontext zu den Hintergründen<br />

erforscht und mit diesen verglichen werden. Die Frage, inwieweit<br />

hinter Fiktion und Fantasie tatsächliche Nöte und<br />

Verstöße gegen Rechte und Würde der Menschen stehen,<br />

ist ein zentrales Anliegen des Kurses.<br />

Bitte nach Möglichkeit ein Notebook für die Kursarbeit<br />

mitnehmen.<br />

Kurs 3: »Die EU und Du: Recherchieren,<br />

Diskutieren, Präsentieren«<br />

(Rhetorik/Geschichte)<br />

In diesem Kurs sollen die Teilnehmenden ihre persönliche<br />

Wirkung und ihre Überzeugungskraft in Diskussionen,<br />

Vorträgen und Präsentationen steigern und mehr über die<br />

unbewusste Macht von Stimme, Sprache und Körpersprache<br />

erfahren.<br />

Sie erhalten konkretes Feedback und Anregungen zu ihrem<br />

Auftreten und der Art und Weise, wie sie Inhalte präsentieren.<br />

Praxisnah wird erarbeitet, wie Stimme, Sprechweise,<br />

Sprachgestaltung und persönliche Wirkung eingesetzt<br />

werden können, um Auftritte noch wirkungsvoller und<br />

ergebnissicherer zu gestalten und die Lust am Sprechen zu<br />

wecken.<br />

Inhaltlich werden wir uns dabei an einer Thematik orientieren,<br />

mit der sich in letzter Zeit die Politik und folglich<br />

auch die Medien tagtäglich auseinandergesetzt haben: »Die<br />

EU und Du.«


Seminarinhalt:<br />

� Die Wirkung von Stimme, Sprechweise und Körpersprache<br />

erfahren<br />

� Sicher, verständlich und klangvoll sprechen<br />

� Erfolgreiche Rhetorik: Ziel ist es, seine Wirkung und<br />

Überzeugungskraft zu steigern, Diskussions-, Gesprächsstrategien<br />

und Redekonzepte zu entwickeln,<br />

klar und verständlich wie auch kompetent zu sprechen.<br />

Es wird wahrnehmungsorientiert gearbeitet, Videoanalysen,<br />

Gruppen- und Trainerfeedback sichern eine hohe Anwendbarkeit<br />

der Lernergebnisse.<br />

Es ist daran gedacht, im Rahmen einer<br />

Exkursion nach Brüssel mit Mitgliedern<br />

der ständigen Vertretung Öster reichs und<br />

EU-Parlamentariern über das Thema dieses<br />

Kurses zu diskutieren.<br />

Dieser Kurs richtet sich an jene Interessierten,<br />

die an einer gezielten Weiterentwicklung<br />

ihres persönlichen und rhetorischen Auftretens<br />

sowie dem vertiefenden Kennenlernen<br />

von Strukturen und Mechanismen in der EU<br />

interessiert sind.<br />

Kurs 4: »Discuss with us – The Stage is Yours«<br />

(Englisch/Deutsch-Debattierklub)<br />

Man hat viel zu sagen! Es sprudelt nur so aus einem heraus!<br />

Jetzt sucht man eine Plattform, die einem Gehör<br />

verschafft. Man sucht Gleichgesinnte, mit denen man sich<br />

austauschen und messen kann. Super: Wir bieten all das!<br />

In diesem interdisziplinären Kurs kann man Methoden<br />

aus den Bereichen der Dramapädagogik und der Sprechtheorie<br />

kennenlernen, um seine Meinung effektiv an den<br />

Mann/an die Frau zu bringen. Ob zum Tagesgeschehen, zu<br />

Gesellschaftspolitik, Wissenschaft oder Ethik – die eigene<br />

Meinung ist wichtig!<br />

Man lernt, sich Gehör zu verschaffen, seine Position auf<br />

den Punkt zu bringen, seine Argumentation zu strukturieren<br />

und alle mit seinem souveränen Auftreten zu überzeugen.<br />

Kurs 5: »Gut oder böse? – Ethische Fallanalysen«<br />

(Philosophie)<br />

Die technisch-wissenschaftliche Rationalität unserer Zeit<br />

führt dazu, dass die Möglichkeiten des menschlichen<br />

Handelns immer mehr erweitert werden, ohne dass der<br />

größere Spielraum auch<br />

moralisch bedacht wird.<br />

Das, was man tun kann, ist<br />

aber nicht schon das, was<br />

man auch tun sollte. Daher<br />

wird die ethische Reflexion<br />

heute immer dringlicher,<br />

wenn neue moralische<br />

Problemfelder entstehen,<br />

z.B. in der Medizin (Klonen,<br />

Organtransplantation,<br />

Sterbehilfe usw.) und in<br />

anderen Bereichen der angewandten<br />

Ethik, wie in der Technikethik, Tierethik oder<br />

Umweltethik. Oft geht es um nichts weniger als den Verlust<br />

der Menschenwürde oder die Zerstörung des Ökosystems<br />

auf diesem Planeten.<br />

Im Philosophie-Kurs werden arbeitsteilig zu selbst gewählten<br />

Themen moralische Argumentationen anhand aktueller<br />

Fallbeispiele analysiert. Um die Frage zu beantworten, ob<br />

das Machbare auch gemacht werden soll, werden die ethischen<br />

Grundbegriffe auf der Grundlage einer allgemeinen<br />

Einführung in die Philosophie geklärt und die logischen<br />

Werkzeuge und gängigen ethischen Argumentationsmodelle<br />

eingesetzt. Eine solche ethische Reflexion ist heute notwendiger<br />

denn je, nicht zuletzt, um die Motive und Risiken<br />

der wissenschaftlich-technischen oder politisch-ökonomischen<br />

Möglichkeiten zu bewerten und so vielleicht deren<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

voreilige und oft irreversible Umsetzung zu verhindern.<br />

Die Teilnehmenden haben die Gelegenheit, brisante ethische<br />

Probleme unserer Zeit kritisch zu diskutieren, ihre<br />

Argumentationsstruktur genau zu untersuchen, die Ergebnisse<br />

zu präsentieren und eigenständig (z.B. essayistisch)<br />

darüber zu »philosophieren«. Falls sich die Möglichkeit dazu<br />

ergibt, soll auch der interdisziplinäre Diskurs (z.B. mit<br />

dem Biologie-Kurs) gepflegt bzw. durch eine Exkursion zu<br />

einer Forschungseinrichtung vertieft und veranschaulicht<br />

werden.<br />

Der Kurs richtet sich an diskussionsfreudige Schülerinnen<br />

und Schüler, die sich über die Fachgrenzen hinaus mit aktuellen<br />

ethischen Problemen analytisch auseinandersetzen<br />

wollen.<br />

Kurs 6: » ... und Action! – Die Antike im Film«<br />

(Interdisziplinäres Latein-Lektüre-<br />

Filmprojekt)<br />

Anhand ausgewählter, im Regelunterricht üblicherweise<br />

nicht gelesener Texte werden verschiedene, die Antike<br />

betreffende Themenkreise aus historischer und kulturgeschichtlicher<br />

Sicht erarbeitet. Am Ende jedes Tages wird<br />

ein dazu passender Film vorgeführt, der – aus der Sicht<br />

Hollywoods – dasselbe Thema zeigt.<br />

Die Teilnehmenden werden darin geschult, den (absichtlichen<br />

oder unabsichtlichen) Ungenauigkeiten, Verzerrungen<br />

und falschen Darstellungen durch Regisseure und<br />

Filmstudios auf die Spur zu kommen und so legendäre<br />

Hollywood-Blockbuster neu zu erleben und dabei gleichzeitig<br />

viele unbekannte Details über die Antike zu erfahren.<br />

Geplante Filme:<br />

Quo Vadis (USA 1951), Ben Hur (USA 1959), Cleopatra<br />

(USA 1963), Gladiator (UK/USA 2000), Troja (USA/<br />

Malta/England 2004), 300 (USA 2007).<br />

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106 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

Kurs 7: »Digitale Bildbearbeitung, 3D-Grafik und<br />

Animation – reale und virtuelle Welten«<br />

(Bildnerische Erziehung/Mediendesign)<br />

Der Kurs beschäftigt sich zunächst mit der Digitalfotografie,<br />

wobei die Aufnahmetechnik im selbst gebauten Studio<br />

im Mittelpunkt steht. Der zweite Schwerpunkt ist die<br />

Schaffung von virtuellen Welten mit Hilfe der 3D-Compu-<br />

tergrafik. Beim abschließenden Compositing werden die<br />

realen Personen oder Gegenstände mit Hilfe professioneller<br />

Bildbearbeitung mit den Computergrafiken zusammengeführt.<br />

Ein dritter Schwerpunkt des Kurses befasst sich mit<br />

Animationstechniken (Stop-Motion- und Computeranimation).<br />

Beispiele aus Kunst, Geschichte und Werbung sollen zu<br />

der Frage überleiten: Kann man Bildern trauen? Wo endet<br />

Dokumentation bzw. wo beginnt Manipulation? Wann<br />

sind Bilder Kunst? Eine Videodokumentation soll den Kurs<br />

begleiten. Eigene Digitalfotoapparate (und Notebooks) der<br />

Teilnehmenden sind willkommen, aber nicht unbedingt<br />

erforderlich. Computergrundkenntnisse werden vorausgesetzt.<br />

Ein Kursskriptum wird an die Teilnehmenden ausgegeben.<br />

Fachliteratur und Trainings-DVDs stellt der Kursleiter für<br />

die Dauer des Kurses zur Verfügung.<br />

Willkommen sind alle am Thema Interessierten, die sich<br />

dann auch auf einen abwechslungsreichen und intensiven<br />

Kurs freuen können.<br />

Kurs 8: Physik<br />

Das Austrian Young Physicists’ Tournament (AYPT) ist ein<br />

nationaler, teamorientierter, wissenschaftlicher Wettbewerb<br />

zwischen Schüler/innen-Teams. Die besten Schüler/innen<br />

vertreten als Nationalteam Österreich beim IYPT (International<br />

Young Physicists’ Tournament). Im Rahmen dieses<br />

Wettbewerbs präsentieren und diskutieren Schüler/innen-<br />

Teams ihre Ergebnisse zu wissenschaftlichen Aufgabenstellungen,<br />

an denen sie zuvor etwa ein halbes Jahr gearbeitet<br />

haben. Die Präsentation, wie auch die Verteidigung der<br />

Lösung in der Diskussion wird von einer Jury, bestehend<br />

aus internationalen Experten, bewertet.<br />

Der Kurs dient als Vorbereitung für die Teilnahme am AYPT<br />

2013. Die besten Teilnehmenden dürfen Österreich beim<br />

internationalen Wettbewerb (IYPT) 2014 vertreten.<br />

Während der Sommerakademie <strong>2012</strong> wird im Team an<br />

AYPT Aufgaben gearbeitet, sich Wissen angeeignet und<br />

dieses Wissen bei wissenschaftlichen Problemstellungen<br />

sowie in der Diskussion von Aufgaben anderer Teams angewendet.<br />

Über eine elektronische Plattform wird dann im<br />

folgenden Schuljahr die Zusammenarbeit im Team unter<br />

der Betreuung der Kursleiterin fortgesetzt. Zeitnah zum<br />

Wettbewerb ist auch ein zwei- bis dreitätiges Präsenztreffen<br />

der Wettbewerbsteilnehmenden geplant.<br />

Die offene Art der »AYPT Problems« bietet einen Einstieg in<br />

die wissenschaftlichen Arbeitsweisen der Forschung. Man<br />

lernt, einen Zugang zu bisher unbekannten Problemstellungen<br />

zu finden. Ein weiterer wichtiger Aspekt des AYPT<br />

ist auch die Rhetorik. Es ist wichtig die vorbereiteten Lösungen<br />

und Ergebnisse in überzeugender und eindrucksvoller<br />

Art und Weise zu präsentieren. Darüber hinaus ist<br />

eine gewisse Spontanität erforderlich, um in der Lage zu<br />

sein, binnen sehr kurzer Vorbereitungszeit eine Kritik-Rede<br />

und anschließende Diskussion mit dem Gegner vorzubereiten.<br />

Das AYPT bietet die Gelegenheit zu üben, wie man sich<br />

und seine Sache am besten »verkauft«.<br />

Da das AYPT vollständig in Englisch abgewickelt wird und<br />

daher im Kurs auch Englisch als Arbeitssprache verwendet<br />

wird, werden damit auch die Fremdsprachenfähigkeiten<br />

gefördert und trainiert. Insbesondere eignet man sich<br />

fremdsprachliches Fach-Vokabular an, was im gewöhnlichen<br />

Englischunterricht nur sehr selten der Fall ist.<br />

Kurs 9: »Vom Gen zur Gentechnologie« (Biologie)<br />

Immer wieder hört und liest man von den möglichen Risiken<br />

der Gentechnologie. Die Meinungen der Befürworter<br />

und der Gegner prallen hier häufig aufeinander. Wenn man<br />

fragt, was Gentechnologie eigentlich ist, muss man immer<br />

wieder feststellen, dass das Wissen darüber bei großen Teilen<br />

der Bevölkerung äußerst dürftig ist. Wir wollen uns daher<br />

mit einer Reihe von Fragen zur Gentechnologie intensiv<br />

beschäftigen:<br />

� Was ist die DNA und wie ist sie chemisch aufgebaut?<br />

� Was ist ein Gen? Wozu brauchen wir es?


� Was sind Erbkrankheiten? Wie wirken sich Veränderungen<br />

der Gene auf den Menschen aus?<br />

Nach den Grundlagen geht es in die Tiefe. Wir werden<br />

uns mit den Methoden und Verfahren der Gentechnologie<br />

beschäftigen:<br />

� Was sind Plasmide und wozu setzt man sie ein?<br />

� Was sind Restriktionsenzyme und wie kann man damit<br />

die DNA schneiden?<br />

� Was ist Klonieren? Wie unterscheidet es sich vom<br />

Klonen?<br />

� Wie kann man mit der PCR die DNA vervielfältigen<br />

und anschließend sichtbar machen?<br />

Im Kurs soll es aber nicht nur um die Verfahren gehen,<br />

sondern auch um die Anwendungen. Was ist heute technisch<br />

möglich? Was von den Möglichkeiten darf oder soll<br />

man auch wirklich anwenden? Sind gentechnisch veränderte<br />

Lebensmittel wirklich gefährlich?<br />

Geplant ist auch das praktische Arbeiten im Labor der<br />

Universität Graz. Dort werden die Kursteilnehmenden die<br />

Möglichkeit haben, die wichtigsten Verfahren der Gentechnologie<br />

selbst durchzuführen.<br />

Der Kurs richtet sich an Teilnehmende, die ihre Meinung<br />

zur Gentechnologie nicht nur aus den Tageszeitungen<br />

holen wollen, sondern die mehr darüber wissen wollen<br />

und die auch keine Scheu haben, im Labor praktisch zu<br />

arbeiten.<br />

Kurs 10: » Von 0 auf 100 in 3,7 Sekunden – oder warum<br />

Technik nicht langweilig sein muss«<br />

(Fahrzeugtechnik)<br />

Das Studium der Fahrzeugtechnik bietet nicht nur eine<br />

fundierte praxisnahe Ausbildung, sondern lässt auch Emotionen<br />

und Spaß nicht zu kurz kommen.<br />

Man wird sich im Rahmen des Kurses vom Mittwoch bis<br />

zum Sonntag am Semmering mit einigen Punkten der<br />

Theorie zum KFZ wie zum Beispiel Mechanik, Festigkeit,<br />

Elektrizitätslehre, Thermodynamik aber auch mit dem Motor<br />

und der Fahrdynamik beschäftigen. Um jedoch ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von Praxis und Theorie zu erreichen,<br />

sollen grundlegende physikalische Inhalte mit einer Reihe<br />

von Experimenten überprüft werden.<br />

Kernpunkt des Kurses ist jedoch die dreitägige Exkursion<br />

zum Joanneum nach Graz, wo die technischen Einrichtungen<br />

und Laboratorien besucht werden. Außerdem ist<br />

ein Treffen mit Studenten geplant, die an der »Formula<br />

Student« – einem internationalen Wettbewerb für Nachwuchsingenieure<br />

– mitmachen und uns natürlich auch ihr<br />

Rennauto zeigen werden.<br />

Mittlerweile konstruiert und baut das joanneum racing<br />

team sein neuntes Auto, um sich damit unter anderem in<br />

Silverstone und am Hockenheimring mit der Konkurrenz<br />

zu messen. Dabei geht es nicht nur um Beschleunigung<br />

und Geschwindigkeit, sondern auch um Fahrsicherheit<br />

und Verbrauch und nicht zuletzt um den heiß begehrten<br />

Sieg im Konstruktionswettbewerb.<br />

Kurs 11: »Ressourcenknappheit und Finanzkrise.<br />

Können Wirtschaft und Technik die<br />

aktuellen Herausforderungen bewältigen?«<br />

(Wirtschaft/Technik)<br />

Energiekrise, Finanzkrise, Eurokrise – unsere Welt scheint<br />

in der Krise zu sein. Doch ist sie das wirklich? Die Erde<br />

bietet genug Nahrung für über 10 Milliarden Menschen,<br />

gleichzeitig genießen die Menschen die höchste Lebenserwartung<br />

aller Zeiten. Es scheint uns doch gut zu gehen,<br />

oder?<br />

Die Menschheit verbraucht immer schneller immer mehr<br />

Ressourcen, als die Erde dauerhaft zur Verfügung stellen<br />

kann. Fortschrittliche Technik und die damit verbundene<br />

erhöhte Effizienz werden gerne als Allheilmittel für dieses<br />

Dilemma gesehen. Doch oft führen moderne Technologien<br />

zur Entwicklung neuer Produkte, welche zusätzliche<br />

PROGRAMME IM AUSLAND <strong>2012</strong><br />

Bedürfnisse im Konsumenten wecken. Die Finanzinstitutionen<br />

erleichtern deren Erfüllung durch immer kreativere<br />

Finanzprodukte.<br />

�� Haben viele Volkswirtschaften jahrelang über ihre<br />

Verhältnisse gelebt und dadurch die derzeitigen Krisen<br />

verursacht?<br />

�� Kann die Versorgung von über 10 Milliarden Menschen<br />

mit Energie, Nahrung und Wasser auf nachhaltige<br />

Weise erfolgen?<br />

�� Woher kommt das Geld und warum hat es einen<br />

Wert?<br />

�� Wie kam es zur Finanzkrise und warum sprach man<br />

zuerst nur von einer Immobilienkrise?<br />

�� Ist mehr Technik immer besser und wie viel Technik<br />

braucht der Mensch wirklich?<br />

�� Warum musste der durchschnittliche <strong>Deutsche</strong> 1970<br />

noch 96 Minuten für 1 kg Schweinekotelett arbeiten<br />

und heute nur mehr 23 Minuten?<br />

Man maßt sich nicht an, Antworten auf all diese Fragen<br />

zu haben. Das Ziel des Kurses besteht darin, aktuelle Entwicklungen<br />

kritisch zu hinterfragen, deren Ursachen zu erforschen<br />

und Lösungsansätze zu entwickeln. So sollen die<br />

Teilnehmenden persönliche Antworten auf diese wichtigen<br />

und dringenden Fragen finden. Diskussionsrunden mit<br />

Gastreferenten zu ausgewählten Themen sowie zwei Exkursionstage<br />

ergänzen das Kursangebot.<br />

–– 107


NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V.<br />

Club der Ehemaligen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>n e.V. (CdE e.V.)<br />

Auch in diesem Jahr haben alle Teilnehmenden einer <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>SchülerAkademie</strong> (<strong>DSA</strong>) Gelegenheit, zweieinhalb<br />

Wochen Akademie mitzuerleben und mitzugestalten. Sie<br />

werden dabei Projekte bearbeiten, interessante Menschen<br />

kennen lernen und über die Kursarbeit hinaus sich gemeinsam<br />

Theater, Sport, Chor, Orchester und vielen anderen<br />

kursübergreifenden Aktivitäten widmen. Dieser inhaltliche<br />

und persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit<br />

der Akademie beschränkt bleiben. Um den Teilnehmenden<br />

die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte hinaus in<br />

regen Kontakt mit interessierten Schülerinnen, Schülern,<br />

Studierenden und Berufstätigen aus ganz Deutschland und<br />

vielen anderen Ländern zu treten, wurde der Club der Ehemaligen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>SchülerAkademie</strong>n (CdE e. V.) ins<br />

Leben gerufen.<br />

Der Verein ist ein lebendiges Forum für Aktivitäten, Diskussionen,<br />

Bekanntschaften – in Deutschland und der<br />

Welt! Der CdE bietet seinen Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten,<br />

eigene Ideen einzubringen und zusammen mit<br />

anderen jungen Menschen umzusetzen.<br />

Zu seinen Angeboten zählen:<br />

Hauptsächlich veranstaltet der CdE Akademien: Jedes Jahr<br />

gibt es eine PfingstAkademie mit einer Vielzahl interessanter<br />

Kurse und viel Raum für inhaltlichen Austausch,<br />

Clubinterna und persönliche Kontakte. Knapp 400 Teilnehmende<br />

werden im Mai <strong>2012</strong> in Kirchheim (bei Bad<br />

Hersfeld) von anderen Ehemaligen angebotene Kurse besuchen<br />

und Akademie-Atmosphäre aufleben lassen.<br />

Ferner werden auch SommerAkademien veranstaltet. Über<br />

100 Teilnehmer werden sich eine Woche lang wie auf<br />

108 ––<br />

einer <strong>SchülerAkademie</strong> fühlen können: Es gibt intensive<br />

Kursarbeit mit kursübergreifenden Aktivitäten und viel<br />

Zeit für nette Leute. Auch über Neujahr gibt es seit sechs<br />

Jahren eine – ebenfalls einwöchige – WinterAkademie. Und<br />

seit 2009 gibt es sogar eine Multinationale Akademie, wo<br />

sich die Ehemaligen der Multinationalen <strong>DSA</strong>s für einige<br />

Tage in einem osteuropäischen Land treffen. Über den<br />

CdE laufen zudem noch viele weitere Veranstaltungen, wie<br />

zum Beispiel: wissenschaftliche Seminare, Musik-, und Skifreizeiten.<br />

Zweimal im Jahr erscheint der exPuls, das offizielle Mitteilungsorgan<br />

des CdE mit vereinsinternen Informationen<br />

und Ankündigungen, Berichten, Diskussionen und Fotos,<br />

sowie Artikeln von CdElern: Jeder ist herzlich eingeladen,<br />

dazu beizutragen. Im CdElokal treffen sich in zahlreichen<br />

Städten regelmäßig CdEler zu verschiedenen Aktivitäten in<br />

ungezwungener Atmosphäre. Gerade für Studienanfänger<br />

sind diese Lokalgruppen interessant: So lassen sich leicht<br />

Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen!<br />

Unter der Adresse<br />

http://www.cde-ev.de/<br />

gibt es ein umfangreiches Internet-Angebot – unter anderem<br />

mit aktuellen Informationen zum CdE, seinen Angeboten<br />

und vor allem einer Adressdatenbank.<br />

Die <strong>DSA</strong>-Mailingliste bietet ihren Abonnenten ein offenes<br />

Forum für den Austausch von Informationen und Meinungen.<br />

Wer hier eingetragen ist, kann mit einer Mail Hunderte<br />

von CdElern auf einmal erreichen. Spannende Diskussionen<br />

garantiert!<br />

Diese Angebote stehen allen offen, die an einer <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>SchülerAkademie</strong> teilgenommen haben oder vorgeschlagen<br />

wurden. Bis zum Ende ihres Teilnahmejahres sind ehemalige<br />

Akademieteilnehmer automatisch Mitglieder im CdE<br />

und erhalten ein Exemplar des exPuls zugeschickt. Von<br />

allen, die länger im CdE bleiben wollen, erbitten wir (namentlich<br />

zur Finanzierung des exPuls) einen Mitgliedsbeitrag<br />

von 2,50 Euro je Halbjahr. Nähere Informationen gibt<br />

es hierzu im exPuls sowie unter http://www.cde-ev.de.<br />

Die Akademie ist der Anfang, im CdE geht es weiter!<br />

Ansprechpartner des CdE<br />

Vorstand des CdE<br />

vorstand@cde-ev.de<br />

Olga Heismann, Hanno Kamp (Außenvorstand)<br />

Viktoria Ronge, Christine Toman (Innenvorstand)<br />

David Lorch (Kassenwart)<br />

CdE-lokal<br />

cdelokal@schuelerakademie.de<br />

Daniel Hümmer, Jost Migenda, Maike Paetzel,<br />

Anna Wieshammer<br />

Mitgliederverwaltung<br />

verwaltung@cde-ev.de<br />

Christina Cappenberg, Juwita Hübner,<br />

Silke Pohl, Sina Weber


Ziele<br />

Bildung & Begabung, das Zentrum für Begabungsförderung<br />

in Deutschland, bündelt mit seinen Akademien und Wettbewerben<br />

ein vielfältiges Förderangebot für junge Talente, bietet<br />

umfassende Informationsangebote und setzt sich in der Begabungsförderung<br />

für Vernetzung und Transparenz ein. Mit seinen<br />

Projekten erreicht Bildung & Begabung jedes Jahr mehr<br />

als 240.000 talentierte und motivierte junge Menschen.<br />

Bildung & Begabung ist eine zentrale Anlaufstelle für Eltern,<br />

Lehrer und Förderer begabter junger Menschen. Sie können<br />

sich zum Beispiel online über Förderangebote, Beratungsstellen<br />

oder schulische Praxisbeispiele informieren. Der Begabungslotse<br />

von Bildung & Begabung (www.begabungslotse.de)<br />

ist für diese Themen ein Wegweiser für ganz Deutschland.<br />

Bildung & Begabung möchte dafür sorgen, dass Talente zukünftig<br />

in allen sozialen Herkunftsgruppen erkannt und gefördert<br />

werden. Deshalb hat Bildung & Begabung Projekte<br />

gestartet, die sich insbesondere auch an junge Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte richten.<br />

Schülerwettbewerbe<br />

Um Talente im Schulalter zu wecken und herauszufordern,<br />

bietet Bildung & Begabung Schülerwettbewerbe an, die zu den<br />

traditionsreichsten in Deutschland gehören. Die besten und<br />

engagiertesten Teilnehmer werden über den Wettbewerb hinaus<br />

gefördert und können sich auf attraktive Preise freuen.<br />

Dazu zählen Stipendien, Sprachreisen oder Praktika.<br />

Zum Angebot von Bildung & Begabung gehören der Bundeswettbewerb<br />

Mathematik und der Bundeswettbewerb Fremdsprachen.<br />

Darüber hinaus organisiert Bildung & Begabung den<br />

Auswahlwettbewerb zur Internationalen Mathematik-Olympiade<br />

(IMO) und führt in Zusammenarbeit mit den Mathematik-<br />

Bildung & Begabung: Talente für Deutschland<br />

Olympiaden e.V. die Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n Mathematik-<br />

Olympiade. Mit »Jugend trainiert Mathematik« bereitet Bildung<br />

& Begabung besonders gute Nachwuchs-Mathematiker auf internationale<br />

Wettbewerbe wie die IMO vor.<br />

Zahlreiche Sieger der Wettbewerbe von Bildung & Begabung<br />

werden mit einem Bundessieg in die Studienstiftung<br />

des deutschen Volkes aufgenommen. Darüber hinaus führen<br />

Austauschprogramme die Wettbewerbssieger zu Zielen in<br />

der ganzen Welt, wo sie an akademischen <strong>Programm</strong>en oder<br />

Sprachkursen teilnehmen können.<br />

Fördermaßnahmen<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong> (<strong>DSA</strong>) bringt in jedem Sommer<br />

motivierte und engagierte Schüler mit den unterschiedlichsten<br />

Talenten zusammen, die 16 Tage lang gemeinsam spannende<br />

Themen bearbeiten. Junge Menschen, die sich erfolgreich an<br />

Wettbewerben beteiligt haben, die von ihrer Schule empfohlen<br />

worden sind oder die ihr besonderes Leistungsvermögen<br />

auf andere Weise unter Beweis gestellt haben, erfahren dort<br />

im Kreise von ähnlich Befähigten und Interessierten und unter<br />

der Anleitung von Experten aus Schule, Hochschule und Wirtschaft<br />

eine intensive fachliche und persönliche Förderung. Seit<br />

2003 werden auch Akademien für Schülerinnen und Schüler<br />

der Sekundarstufe I (<strong>Deutsche</strong> JuniorAkademien) sowie Akademien<br />

mit Teilnehmenden aus verschiedenen mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern (Multinationale Akademien, gefördert von<br />

der Haniel Stiftung) durchgeführt.<br />

Mit der VorbilderAkademie richtet sich Bildung & Begabung<br />

seit 2011 speziell an talentierte und begeisterungsfähige junge<br />

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Akademie soll<br />

den Teilnehmern dabei helfen, eigene Talente und Chancen zu<br />

erkennen und Ressourcen zu aktivieren. Sie will Wissen über<br />

das Bildungssystem vermitteln und die Jugendlichen dabei unterstützen,<br />

mögliche Bildungswege für sich zu identifizieren.<br />

Informationsangebote und Veranstaltungen<br />

Mit dem Begabungslotsen (www.begabungslotse.de) bietet<br />

Bildung & Begabung das größte Informationsportal rund um<br />

alle Fragen der Talentförderung in Deutschland an. Der Begabungslotse<br />

deckt das vielfältige Spektrum der Begabungsförderung<br />

und Talententwicklung ab. Dazu gehört die Beratungsstelle<br />

in München ebenso wie das Frühstudium in Frankfurt<br />

oder der Schülerwettbewerb in Berlin. Den Kern des Begabungslotsen<br />

bildet eine bundesweite Datenbank, die sich sowohl<br />

thematisch als auch geografisch durchsuchen lässt.<br />

Mit Fachtagungen und Seminaren vernetzt Bildung & Begabung<br />

Lehrer, Eltern sowie Wissenschaftler und Praktiker in<br />

der Begabungsförderung. Die Veranstaltungen sollen der Begabungsförderung<br />

in Deutschland neue Impulse geben.<br />

Träger und Förderer<br />

Bildung & Begabung wurde 1985 auf Initiative des Stifterverbandes<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft gegründet und wird<br />

bis heute maßgeblich vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) und vom Stifterverband finanziert. Weitere<br />

Partner von Bildung & Begabung sind die Bundesländer, Stiftungen,<br />

Unternehmen und private Geldgeber. Schirmherr von<br />

Bildung & Begabung ist der Bundespräsident.<br />

Ein Kuratorium berät Bildung & Begabung in allen Fragen seines<br />

Tätigkeitsbereichs und beschließt die einzelnen Maßnahmen.<br />

Im Kuratorium sind vertreten: das Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung, die Kultusministerkonferenz, der Stifterverband<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft sowie die Wirtschaft, das<br />

Stiftungswesen und die Wissenschaft.<br />

Bildung & Begabung online: www.bildung-und-begabung.de<br />

Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH<br />

Kortrijker Straße 1, 53177 Bonn<br />

Tel. 02 28 / 9 59 15 10 – Fax 02 28 / 9 59 15 19<br />

info@bildung-und-begabung.de<br />

–– 109


Zum Schluss ein herzliches<br />

Dankeschön …<br />

… den folgenden Institutionen und Personen für ihre<br />

Hilfe und Unterstützung, ohne die die Durchführung<br />

der Akademien nicht möglich wäre:<br />

– Bundesministerium für Bildung und Forschung,<br />

Berlin<br />

– Stifterverband für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft,<br />

Essen<br />

– Haniel Stiftung, Duisburg<br />

– Claussen-Simon-Stiftung, Hamburg<br />

– BASF AG, Ludwigshafen<br />

– Reuter'sche Stiftung, Essen<br />

– Johs. Kölln-Stiftung, Essen<br />

– Fonds der Chemischen Industrie, Frankfurt a.M.<br />

– Marianne und Emil Lux Stiftung, Remscheid<br />

– Rotary Club Remscheid<br />

– Edith und Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M.<br />

– Christine Diek-Stiftung, Frankfurt a.M.<br />

– Sondervermögen Bein, Essen<br />

– Merck KGaA, Darmstadt<br />

– preVent GmbH, Limeshain<br />

– Maplesoft Europe GmbH, Aachen<br />

– Schach Niggemann, Heiden<br />

– Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,<br />

Frankfurt a.M.<br />

– Süddeutsche Zeitung GmbH, München<br />

– Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG, Hamburg<br />

– Carl-Zeiss-Jena GmbH, Jena<br />

– Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Taufkirchen<br />

– LD Systeme AG & Co. KG, Hürth<br />

– Sartorius AG, Göttingen<br />

– Gilson, Bad Camberg<br />

– Carl Roth GmbH+Co. KG, Karlsruhe<br />

– Verlag C. H. Beck oHG, München<br />

– Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH,<br />

Heidelberg<br />

110 ––<br />

– CJD Christophorusschule Braunschweig,<br />

Braunschweig<br />

– Gymnasium und Internat des Landschulheims<br />

Grovesmühle, Veckenstedt<br />

– Urspringschule, Schelklingen<br />

– Evangelisches Schulzentrum Hilden, Hilden<br />

– CJD Christophorusschule Rostock, Rostock<br />

– Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow,<br />

Torgelow<br />

– Europäisches Gymnasium Waldenburg, Waldenburg<br />

– Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland,<br />

Papenburg<br />

Darüber hinaus wurde die <strong>Deutsche</strong> <strong>SchülerAkademie</strong><br />

mit Spenden von Eltern u.a. unterstützt:<br />

Jörg-Martin und Lieselotte Abels, Bad Berleburg; Michael<br />

Adams, Offenbach/Main; Monika Adler, Wallerfangen; Dr.<br />

Wera Ahn-Roth, Bonn; Wilhelm und Anja Alfke, Bassum; Josef<br />

Altmeppen, Haselünne; Eugen-Rudolf Ancke, Weinbach; Thomas<br />

Armbruster, Kornwestheim; Christoph Bach, Würselen;<br />

Hans-Jürgen Bach, Neumünster; Klaus Badenhoop, Mannheim;<br />

Ali Bajawi, Heidelberg; Richard und Gabriele Bamler,<br />

Gilching; Gerlinde Barna, Bietigheim-Bissingen; Cornelia Barrelet,<br />

Pinneberg; Michael Becker, Bilkheim; Dr. Uwe und Heidrun<br />

Becker, Bad Malente-Gremsmühlen; Ilse Beckmann,<br />

Horst; Dr. Frank und Ines Benkert, Leipzig; Andreas und Petra<br />

Berge, Weissach; Thomas und Sabine Berwanger, Nonnweiler;<br />

Bernhard Berwian, Lebach; Dr. Gerhard und Eva Bittner, Erlangen;<br />

Dr. Wilfried Blotenberg, Dinslaken; Wolfgang Blümel,<br />

Ebersdorf; Manfred Bockius, Ingelheim; Dr. Adalbert Boczek<br />

und Elke Siegmann, Rinteln; Elke Bodenstedt, Filderstadt; Roswitha<br />

Bodenstein-Lukate, Mannheim; Dr. Ellen Böhm, Hannover;<br />

Martina Böhme-Götz, Ilsfeld; Martina Böhme-Götz, Ilsfeld;<br />

Andrea Böhringer, Berlin; Dr. Peter Braun, Germering;<br />

Klaus-Dieter Breuer, Bochum; Christoph und Elke Briegleb,<br />

Würzburg; Dr. Eberhard Brosi und Esther Muffler-Brosi, Überlingen;<br />

Gerhard Bruns, Oberndorf a.N.; Klaus Büchler, München;<br />

John Buckley, Reading; Monika Büter, Herford; Birgit<br />

Buttler, Marl; Klaus Byrohl, Hameln; Jürgen Chlumsky, Niedernhausen;<br />

Klaus-Martin Christ, Erfurt; Josefine Clahsen,<br />

Baesweiler; Sybille Claus, Wernigerode; Karin Dänecke-Barkhofen,<br />

Krefeld; Joachim und Sigrid Daubner, Backnang; Stefan<br />

Dick, Baienfurt; Herbert Diemer, Weichtungen; Dr. Gerhard<br />

Dietel, Regensburg; Christian und Barbara Düsel, Vilsbiburg;<br />

Renate Dylla, Herbrechtingen; Iris Ebel-Philippi, Köln; Harmen<br />

und Irene Eckert, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Wilfried<br />

Eckert, Mainz; Bertolt und Sabine Eicke, Berlin; Dr. Olaf Enge-<br />

Rosenblatt, Hainichen; Dr. Leo Englert, Kehl; Rita Erhardt-<br />

Mandry, Lauchheim; Andreas Ernst, Weinheim; Werner Ettel,<br />

Schwäbisch Gmünd; Marcus Fähnle, Mannheim; Reinhard<br />

Faßhauer, Langenhagen; Matthias und Ulrike Feindler, Wuppertal;<br />

Dr. Wolfgang Feist, Darmstadt; Christian Fendt, Bamberg;<br />

Dirk Feuerherdt, Norderstedt; Dr. Heinrich A. Fichter,<br />

Frankfurt a.M.; Thomas und Gabriele Fiebiger, Ingolstadt;<br />

Marcus und Christina Fiekas, Osterode; Jens-Peter und Birgit<br />

Finke, Aschersleben; Detmer Fischbeck, Aurich; Heiderose Fischer,<br />

Bruchsal; Thomas Flad, Albstadt; Thomas Fleckenstein,<br />

Frankenthal; Nikolai Forstbauer, Stuttgart; Ingo und Andrea<br />

Frenzel, Luckau, OT Schlabendorf; Ludmilla Fuhrmann, Stuttgart;<br />

Jürgen und Astrid Funkhänel, Donaueschingen; Elisabeth<br />

Gabele, Regensburg; Wolfgang und Helga Gebert, Hamburg;<br />

Hubert und Erika Gerke, Beverungen; Dr. Jürgen Gernert,<br />

Großrinderfeld; Sophia Gernert, Großrinderfeld; Thomas und<br />

Ilse Geulig, Bietigheim; Dr. Bernd und Angela Gewiese, Straubenhardt;<br />

Hans-Michael und Almut Giesen, Berlin; Jürgen Gilcher,<br />

Buborn; Patricio Gómez de Larrain, Hamburg; Klaus und<br />

Martina Goyke, Hagen; Katja Graf, Frankenthal; Dr. Clemens<br />

Graf von Looz-Corswarem, Köln; Markus und Ludgera Graw,<br />

Schönau; Dr. Axel Größer und Dr. Gisela Wagner-Größer, Altötting;<br />

Manfred Grundei, Rohrdorf; Dr. Dietrich Gundert und<br />

Dr. Ursula Gundert-Remy, Berlin; Yike Guo, Darmstadt; Barbara<br />

Gutsch, Lauta; Karl Gutzweiler, Rastatt; Karol und Antonina<br />

Guzek, Bamberg; Dr. Stefan Haberland, Dorfen; Heike Habermann-Langer,<br />

Berlin; Robert Hahn, Warendorf; Thorsten Hahn<br />

und Susan Tiedt, Neustadt; Willi Hahn, Schwetzingen; Klaus<br />

Haller und Erika Luck-Haller, Bonn; Johanna Hallermeier, Auerbach;<br />

Cornelia Händchen, Aerzen; Andreas und Simone<br />

Hanke, Meuselwitz; Peter und Annette Hanke, Karlsruhe; Gisela<br />

Hanl, Wernigerode; Wolfgang Hatzel, Paderborn; Dr. Wer-


ner Hauck, Landstuhl; Ulrich Haumering, Kempen; Prof. Dr.<br />

Bernhard und Margarete Hauser, München; Herr Häusler und<br />

Frau Schmeing-Häusler, Ottobrunn; Nils Heblich-Menke, Bad<br />

Kreuznach; Peter und Sabine Hefter, Forchheim; Karlheinz<br />

Heitmüller-Faltinat, Frankfurt; Dr. Thomas und Gertraude<br />

Helmer, Gomadingen; Dr. Harald Hemm, Landstuhl; Ortwin<br />

Herbst, Grünstadt; Peter und Elisabeth Herdegen, Bischberg;<br />

Sylvia und Ralf Hereth, Coburg; Michael Herrmann, Bielefeld;<br />

Marlu Herrmann-Horter, Mainz-Laubenheim; Dr. Gregor und<br />

Dr. Eva Christine Hess, Worms; Manfred Hofmann, Odernheim;<br />

Dr. Dieter Hohberger, Frankfurt; Dr. Paul Hölsch, Waldkirch;<br />

Dieter Hoss, Essen; Dr. Rüdiger Hossiep, Bochum;<br />

Hans-Dieter und Gisela Howahl, Issum; Monika Huber, St.-Johann;<br />

Iris Hugendieck, Rheine; Martina Huß, Heiligenberg;<br />

Stephanie Isensee, Pforzheim; Karsten und Kirsten Jablonka,<br />

Bremen; Karl-Heinz und Bettina Jäckel, Jena; Birgit Jäger, Baden-Baden;<br />

Birgit Jäger, Baden-Baden; Martin Jakisch, Hamburg;<br />

Dr. Werner Jann, Potsdam; Egon Kaletsch, Wettenberg;<br />

Klaus und Ulrike Kaltenbach, Kißlegg; Bettina Kalthoff, Lippstadt;<br />

Dr. Manfred und Gisela Kalz, Neuruppin; Volker Kandziora,<br />

Weil am Rhein; Wolfgang Kasprzik, Tübingen; Sandra<br />

Kerber, Weinheim; Sigrid Kern, Möckmühl; Karola Kess-Knell,<br />

Berlin; Helmut und Renate Keus, Essen; Manfred Kickert,<br />

Konz; Christoph und Silke Kiefer, Korbach; Thomas und Petra<br />

Kilian, Otterstadt; Susanne Kiparski, Hamm; Klaus und Gudrun<br />

Klas, Wöllstadt; Lambert Kleesattel, Wesseling; Karin<br />

Klein, Konradsreuth; Herr Klene und Frau Heiler-Klene, Wilhelmshaven;<br />

Andreas Klose, Hattingen; Heinrich Knee, Stuttgart;<br />

Dr. Franz und Gabriele Knott, München; Dr. Helge Kober,<br />

Altrip; Dr. Karin Koch, Dudenhofen; Eberhard Kölble,<br />

Ispringen; Ewald Kolkhorst, Rahden; Lotte Kolliver, Herzogenrath;<br />

Winfried Königsdorf, Gründau; Wolfgang Koppenhöfer,<br />

Pfinztal; Klaus Krah, Bremen; Helmut Krall, Bürstadt; Stefan<br />

Krasulsky, Cottbus; Herr und Frau Dr. Kreissl, Gifhorn; Dieter<br />

Kress, Oberasbach; Peter Kreutz, Stolberg; Heinz-Georg Kriener,<br />

Schutterwald; Manuela Krischker, Petershagen; Armin<br />

und Beate Krug, Scheinfeld; Ulrich und Nelly Kübler, Ilsfeld;<br />

Matthias Küchle, Ettenheim; Walter und Lubow Kuhlmann,<br />

Neubulach; Gabriele Kuklinski, Köln; Elmar Kulke, Lehrte;<br />

Ulrike Kursch, Coburg-Ketschendorf; Christoph Lammersdorf,<br />

Mainz; Josef Landstorfer, Amberg; Ulrich Lange, Bad Salzuflen;<br />

Hans-Jürgen Lankeit, Bad Arolsen; Jürgen und Sabine Lanzendorfer,<br />

Pfinztal; Frau C. Lassalle-Bornickel, Hildesheim; Kerstin<br />

Lau, Neu-Anspach; Eva Leidescher-Blaschke, Esslingen; Alfred<br />

und Petra Leisen, Sehlem; Bernd Leist, Illingen; Helmut<br />

Lermer, Ludwigshafen-Gartenstadt; Leutron Vision-Systemhaus<br />

für Bildverarbeitung GmbH, Konstanz; Giuseppe und<br />

Marisa Lico, Viernheim; Gerhard Liebrich, Frankenthal; Tanja<br />

Liedtke, Korbach; Werner Lieret, Schwabmünchen; Bruno und<br />

Gabriele Linn, Geisenfeld; Waldemar und Marianne Loeding,<br />

Groß Grönau; Stefan Lohnert, Edingen-Neckarhausen; Prof.<br />

Dr. Michael Loick, Euskirchen; Ingrid Lorenz, Hatten; Andreas<br />

Lünemann, Oldenburg; Burkard Lutz, Kassel; Dr. Angelika<br />

Mader, Landau; Christine und Matthias Mahl, Hütschenhausen;<br />

Franz Maier und Elisabeth Gistl-Maier, Deggendorf; Rolf<br />

Maier, Waiblingen; Jens Malzacher, Mutterstadt; Günter Mänz,<br />

Baesweiler; Sigrid Mänz, Schmelz; Dr. Wolfgang und Bärbel<br />

Markhof, Grevenbroich; Prof. Dr. Dr. Michael Martinek, Püttlingen;<br />

Christoph Massau, Hatten; Ivo und Marta Matic, München;<br />

Dr. Joachim und Angelika Mayer, Bietigheim-Bissingen;<br />

Dr. Joachim und Angelika Mayer, Bietigheim-Bissingen; Dr.<br />

Gerhard Mehltretter, Marzling; Fritz Mehner, Iserlohn; Gisela<br />

Mentner, Hamburg; Bernhard Mescheder, Schloß Holte-Stukenbrock;<br />

Werner Messner, Trossingen; Dr. Dr. Ralf Meyer, Aachen;<br />

Martina Meyer-Schwickerath, Münster; Angela Meyerhof,<br />

Karlsruhe; Microvision Engineering GmbH, Reutlingen;<br />

Günter und Cornelia Miksch, Erdmannhausen; Andreas und<br />

Ulrike Mock, Bergheim; Dr. Dieter Moehrs, Norderstedt; Dr.<br />

Klaus-Hinrich Mohaupt, Scheeßel; Jens und Eva Möller, Remscheid;<br />

Monika und Albert Monath, Grünstadt; Michael und<br />

Katrin Moratz, Nienhagen; Dr. Klaus Mörike, Pliezhausen; Ulrich<br />

Morsdorf, Recklinghausen; Norbert Mühlberger und<br />

Klaudia Kasper, Detmold; Prof. Dr. Christian und Dr. Christine<br />

Müller, Berlin; Dr. Friedrich Müller, Meckenheim; Lothar Müller,<br />

Kleinmachnow; Herr Münch und Frau Reinert-Münch,<br />

Kulmbach; Josef Nachtrab, Windsbach; Dr. Erich und Dr. Petra<br />

Neisius, Heiligenhaus; Britta und Dr. Wolfgang Nettekoven,<br />

Pulheim; Josef Nickel, Weil im Schönbuch; Marianne Niebel,<br />

Villingen-Schwenningen; Margareta und Horst Nieberlein, Büchenbach;<br />

Andreas Niemeyer, Emsdetten; Horst Nitzsche,<br />

Freiburg; Frau Nohr-Görgen und Herr Görgen, Lahnstein; Robert<br />

und Helgard Nowak, Berlin; Volker Nüstedt, Oldenburg;<br />

Thomas Oberender, Schkopau; Helga Oberg, Stuttgart; Dr. Doris<br />

Oberkobusch, Düsseldorf; Alois Obermeier, Obertraubling;<br />

Herr Dr. Oberst und Frau Gantert-Oberst, Ottensoos; Werner<br />

und Hildegard Olbermann, Frankenthal; Dr. Katrin Olbrich,<br />

Leipzig; Karl-Heinz und Uta Opdensteinen, Nettetal; Hiltrud<br />

Oser, Bühl; Martina Paret, Herrenberg; Wolfgang und Angelika<br />

Parzinger, Emmerting; Sven Paulsen, Sylt OT Keitum; Heinrich<br />

und Ulrike Peitz, Ulm; Ferdinand und Sabine Peter, Kochel;<br />

Roland Petermann, Schotten; Hans-Hermann und Rosemarie<br />

Peters, Föhren; Dr. Ursula und Dr. Jochen-Ulrich Peters, Köln;<br />

Agnes und Walter Petschan, Heidelberg; Klaus Pflüger, Essen;<br />

Dr. Fritz Pinkenburg, Rendsburg; Dr. Dieter und Dr. Ute Polte,<br />

Schermbeck; Klaus und Jutta Popp, Ludwigshafen; Margarete<br />

Porn, Swisttal-Ludendorf; Dr. Johannes Pornschlegel, Friedberg;<br />

Gerd Quecke, Düren; Michael Quernheim, Soest; Dr.<br />

Franz Quint, Rastatt; Bolko und Sieglinde Raffel, Dormagen;<br />

Dr. Klaus Rave, Kronshagen; Gisela Reichert, Sulzbach; Dietmar<br />

und Birgit Reinert, Sankt Augustin; Dr. Dieter Remus,<br />

Hamburg; Gabriele Repczuk, Hanerau-Hademarschen; Rainer<br />

Rettig und Ursula Eichenauer-Rettig, Weitenhagen; Renate<br />

Rettkowski, Stendal; Dirk Richau, Braunschweig; Carsten und<br />

Anka Riediger, Tangstedt; Stefan Ringler, Kandel; Rita Risse,<br />

Recke; Albert Rist, Straubing; Brigitte Sibylle Ritz, Waldshut-<br />

Tiengen; Christine Rohrschneider, Leipzig; Dr. Dietmar Romann,<br />

St. Wendel; Ute Römer-Pommeranz, Gelsenkirchen; Dr.<br />

Gotthard Roosen-Runge, Krummesse; Dr. Hans Rose, Erbendorf;<br />

Dr. Jochen Rose, Viersen; Dr. Peter Roth und Anne Heusgen-Roth,<br />

Deggendorf; Ulrike Rudolph, Lilienthal; Silvia Ruf-<br />

Provenzano und Francesco Provenzano, Görwihl; Joachim<br />

Rupp, Stutensee; Heinrich Ruppel, Frankfurt M.; Dr. Ferdinand<br />

Rüschenbaum, Mülheim/Ruhr; Wolfgang Sahlmüller, Ibbenbühren;<br />

Dirk Sandig, Mönchengladbach; Stephan Saß, Berlin;<br />

Dr. Peter Sauer, Castrop-Rauxel; Irina Scegoleva-Minkovskij,<br />

Köln; Esther Schäch, Böhl-Iggelheim; Gerhard Schackert,<br />

Schifferstadt; Joachim Schäfer, Plankstadt; Roswitha Schallnus,<br />

Bad Soden-Salmünster; Christine und Günther Schätzl, Passau;<br />

Bettina Schaumberg, Hamburg; Annelie Scheffler, Hagen;<br />

Dr. Burkhard und Maria Scherf, Uedem; Klaus-Peter und Renate<br />

Schick, Lohne; Gerd Schieweck, Berlin; Michael Schikowsky,<br />

Hamburg; Bettina Schillings, Voerde; Holger Schimmelmann,<br />

Nuthetal / OT Tremsdorf; Dr. med. Astrid und Dr.<br />

–– 111


med. Erich Schirner, Erlangen; Dr. Barbara Schlichte-Hiersemenzel,<br />

Hannover; Wolfgang Schlömer, Aachen; Johann und<br />

Jutta Schmid, Stockdorf; Josef und Gertrud Schmiddunser,<br />

Haag; Karl-Josef Schmidgen, Wassenach; Dr. Michael und Birgit<br />

Schmidt, Hannover; Reiner Schmidt, Kornwestheim; Ute<br />

Schmidt, Coburg; Burkhard Schnack, Kiel; Ulrich Schnaut,<br />

Wilnsdorf; Volker Schneider, Flörsheim-Weilbach; Dr. Uwe<br />

Schneidewind, Oldenburg; Hartmut und Frauke Schnepel, Lohe-Rickelshof;<br />

Prof. Dr. H.-G. Schnürch, Kaarst; Luise Scholtissek,<br />

Osterholz-Scharmbeck; Reinhard Schomäcker, Berlin;<br />

Karin Schön, Heidenheim; Rainer Schönberg, Augsburg; Dr.<br />

Helmut Schönecker, Eberhardzell; Josef Schönherr, Westhausen;<br />

Kirsten Schönherr, Dresden; Toralf Schrader, Wernigerode;<br />

Fritz und Catalina Schreiber, Kolbermoor; Herr und Frau<br />

Dr. Schriml, Lüdenscheid; Edelgard-Maria Schulz, Hochheim;<br />

Dr. Wolfgang und Dr. Petra Schulz, Tettnang; Matthias Schumacher,<br />

Lüneburg; Herr Schütte und Frau Dannenberg-Schütte,<br />

Berlin; Alice und Albrecht Schwab, Münster; Klaus Schwabenland,<br />

Oberhausen; Klaus-Dieter Schwartz, Hannover;<br />

Christian Schwarzkopf, Mainz; Dr. Rainer Schweizer und Karin<br />

Henssler-Schweizer, Kirchheim u. Teck; Hans-Peter<br />

Schwendemann, Zell am Hamersbach; Gudrun Seidel, Gelsenkirchen;<br />

Dr. Frank und Antje Seiffarth, Kreuztal; Rudolf Seitz,<br />

Inning; Maren Siewert, Gothendorf/Süsel; Marisa Maria Luise<br />

Skorianz, Olching; Karin und Reinhard Skrodzki, Gelsenkirchen;<br />

Ursula Sossna, Wahrenholz; Günther Späth, Rodach;<br />

Stefan Spengler, Budenheim; Norbert und Ursula Stahr,<br />

Vechta; Dr. Herbert Stark, Kelkheim; Hans-Michael Steenbock,<br />

Heppenheim; Dr. Helmut Steger, Dingolfing; Johannes und<br />

Elisabeth Stegmaier, Ravensburg; Eduard und Angelika Stelzer,<br />

Gengenbach; Hermann Steuwer, Hunteburg; Wolfgang und Rita<br />

Straub, Freising; Alfred und Irmgard Straubinger, Pullach;<br />

Eva Maria Striewe, Essen; Jürgen Süykers, Oldenburg; Frau<br />

Dr. Swiridoff-Heller, Heidelberg; Detlef Szymanski, Rümmelsheim;<br />

Jürgen Tecklenburg, Hamburg; Jürgen und Jutta Thalmann,<br />

Annweiler; Wolff-Dieter und Ute Theissen, Lüdenscheid;<br />

Christiane Thomas, Wörrstadt; Bernhard-Theodor und<br />

Elisabeth Tilling, Velbert; Dr. Peter Titulaer, Rheurdt; Thomas<br />

Tönshoff, Duisburg; Helmut und Elke Trappen, Bitburg; Gabriele<br />

Triebel, Kiel; Christa Udvardi-Lakos, Freudenstadt; Gerhard<br />

Uhl, Frankenthal; Uta Ungermann, Osnabrück; Kai Un-<br />

112 ––<br />

kelbach, Osthofen; Martin Unterweger, Albstadt; Ewald und<br />

Marina Ure, Krefeld; Ulrike van Geuns-Rosch, Wolfsburg;<br />

Theodor van Kempen, Bonstetten; Ilse Viefhues-Aders, Schüttorf;<br />

Ilka Viereck-Boenke, Baunatal; Jürgen und Martina Vinçon,<br />

Schramberg-Tennenbronn; Franz Vocks-Turowski und<br />

Luise Turowski, Bielefeld; Dr. Ehrenfried und Julia Vogt, Künzell;<br />

Waltraud Volk-Weinreuter, Leingarten; Udo Völzing, Mücke;<br />

Christa Wahl, Oberhosenbach; Volker Wallrath, Stutensee;<br />

Artur und Manuela Walter, Ingolstadt; Eva Maria Walter,<br />

Durbach; Klaus und Silvia Walter, Stegaurach; Krisztina Walther,<br />

Münchberg; Dr. Egon Walzer, Maintal; Dr. Jürgen Wegner,<br />

Düsseldorf; Dr. Hubert Wehweck, München; Moritz Weig,<br />

Mayen; Armin und Andrea Weißing, Bad Salzuflen; Dieter<br />

Wenzlitschke, Obertshausen; Bernd Werner, Waldsee; Bernd<br />

Westphal, Günzburg; Roswitha Wetzel, Boppard; Brigitte Weyers,<br />

Bocholt; Thomas Widmann, Ettlingen; Markus Wiebel,<br />

Lübeck; Herr Wiedemann und Frau Wiedemann-Elsen, Hannover;<br />

Dr. Frank und Sibylle Wiegand, Weißenfels; Prof. Dr.<br />

Hetmar Wilbert, Erwitte; Jochen und Astrid Wilde, Bad Kissingen;<br />

Wolfgang und Beate Winkler, Sulzbach; Dr. Fritz und<br />

Rita Winter, Leutkirch; Franz Wintergerst, Bad Hindelang; Dr.<br />

Joachim und Beate Wittbrodt, Bammental; Albert Wulff, Alfter;<br />

Dr. Günther Zahn, Burghausen; Karl Zeller, Leiblfing; Werner<br />

Zentner, Mörlenbach; Regina Zepf, Mosbach; Herr Zickgraf<br />

und Frau Krause-Zickgraf, Neuhofen; Gabriele Ziehensack,<br />

Frankfurt am Main; Markus Zielonka, Kirchheimbolanden;<br />

Holger Ziemer, Pritzerbe; Norbert Ziesche, Bockenau; Herr<br />

und Frau Dr. Zimmermann, Landshut; Angelika Zins, Frankfurt<br />

a.M.<br />

Dezember 2011


Reuter’sche Stiftung<br />

im Stifterverband<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft<br />

Johs. Kölln Stiftung<br />

im Stifterverband<br />

für die <strong>Deutsche</strong> Wissenschaft<br />

Rotary Club<br />

Remscheid

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