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GLÜHENDE LEIDENSCHAFT - Dr. L. Hanschke

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GRILLEN wie die GAUCHOS<br />

Argentinier finden Würstchen spießig. Sie braten lieber ganze Tiere und nennen das Asado. Zum Glück ist es gar<br />

nicht schwer, den Geschmack der Pampa auch bei uns zu haben.<br />

Die Deutschen Grillen: Bis heute begnügen sie sich mit Fabrikwürstchen und "Holzfällersteaks" aus dem Supermarkt.<br />

Sie tun als lebten sie in der Mangelwirtschaft, Würstchen und Nackensteaks, Würstchen und Nackensteaks. Hauptsache,<br />

viel. Und billig. Wenn's ums Grillen geht, sind wir alle Doof.<br />

Dabei leben genügend Menschen in Deutschland - Türken, Griechen, Argentinier -, die uns beim Grillen den Geschmack<br />

von Freiheit und Abenteuer vermitteln könnten - blickten wir nur hin.<br />

Blicken wir also hin. Grillen wird erst dann zum wahren Erlebnis, wenn man ein ganzes Tier zubereitet. Und zwar am<br />

Spieß. Die einfachste Methode ist der Standspieß, wie ihn die Argentinier für jene Grillorgien benutzen, die sie Asado<br />

nennen. Man muss nicht um den halben Erdball fliegen, um sich anzusehen, wie sie das machen. Bei den meisten<br />

Poloclubs der großen Städte arbeiten Argentinier, die sich um die Pferde kümmern und leidenschaftlich grillen: normale,<br />

auskunftsfreudige Jungs, denen man zusehen kann.<br />

EIN TIER AM SPIESS hat mit dem gemeinen Terrassengrillen so viel zu tun wie ein Bockflötenabend der<br />

Kreismusikschule mit einer Freiluftaufführung der "Aida". Natürlich muss man wie bei der Oper Vorbereitungen treffen.<br />

Aber die sind kaum größer, als wenn man zum ersten Mal grillt. Statt im Baumarkt einen Grill und Holzkohle zu kaufen,<br />

fahren Sie zum Schmied und zum Holzhändler.<br />

Bevor Sie losgehen, noch eine Warnung. Ganze Tiere zu grillen ist nur etwas für bekennende Fleischfresser, wirkliche<br />

Karnivoren. Tofufreunde und Menschen, die Fleisch nur aus Styroporpackungen mit Klarsichtfolie kennen und beim<br />

Zerlegen eines rohen Huhns Zustände bekommen, gehen besser ins Bett und lesen "Der kleine Prinz" oder "Hanni und<br />

Nanni".<br />

Schon beim Einkauf müssen Sie damit rechnen, schräg angeguckt zu werden. Sie schleppen immerhin ein totes Tier nach<br />

Hause und keine Plastiktüte mit Milch, Butter und Putenschnitzeln. Sie dürfen kein Problem damit haben, dass ein Tier<br />

geschlachtet wurde, damit Sie es essen. Ein Steak ist abstrakt, ein ganzes Tier aber hat ein Skelett. Das macht manche<br />

nervös. Die anderen lesen jetzt weiter.<br />

Als Ausrüstung brauchen Sie ein Doppelkreuz aus Eisen. Kein Edelstahl - Moniereisen vom Bau reichen völlig aus. Den<br />

Kreuzspieß baut Ihnen für wenig Geld jeder Schmied. Die Längsstange misst 160 cm, die zwei Querstangen je 65 cm. Die<br />

Querstangen im Abstand von ebenfalls 65 cm so an die Längsstange schweißen lassen, wie auf den Bildern zu sehen.<br />

Das Lamm wird mit <strong>Dr</strong>aht an dem Spieß befestigt. Also eine Rolle 2-mm-<strong>Dr</strong>aht dazupacken lassen.<br />

Damit das Lamm gleichmäßig gart, wird es aufgeklappt. Dazu die Rippenknochen rechts und links vom Rückgrat mit<br />

einem Beil durchtrennen und den Brustkorb auseinander renken. Am Ende des Rückgrats das Steißbein durchtrennen,<br />

damit auch die Keulen auseinander klappen. Das erledigt der Fleischer. Die Nieren samt ihrem Fett nicht abschneiden -<br />

sie schmecken gut, und das schmelzende Fett hält das Fleisch auf natürliche Weise saftig.<br />

Das Lamm kräftig salzen. Anders als sonst beim Grillen ist das Fleisch unzerschnitten und vom natürlichen Fettmantel<br />

umhüllt. Viel tropft während des Grillens ab. Das Lamm wird mit dem Kopf nach unten gegart. Legen Sie es so aufs<br />

Gestell, dass es mit dem Nacken am langen Fußende des Eisens liegt. Die Schulter- und die Keulenenden fest an die<br />

Querstreben binden. Das Lamm auch an zwei bis drei Stellen des Rückgrats mit <strong>Dr</strong>aht an der Längsstange des<br />

Grillkreuzes festmachen. Den <strong>Dr</strong>aht mit einer Zange ordentlich festzurren.<br />

DAS FEUER MUSS SCHON BRENNEN, während Sie diese Vorbereitungen treffen, sodass ein Haufen Glut vorhanden<br />

ist, wenn das Lamm grillfertig ist. Trockenes Buchenholz ist am besten; es gibt ein feines Aroma. Sie brauchen<br />

abgelagertes Holz, dicke Scheite, etwa einen Kofferraum oder einen kleinen Anhänger voll. Holz direkt aus dem Wald ist<br />

zu feucht.<br />

Rammen Sie das Gestell mit dem aufgebundenen Lamm in 1-2 Meter Entfernung vom Feuer in den Boden - mit einer<br />

deutlichen Neigung nach vorn. Dazu brauchen Sie einen Vorschlaghammer. Das Lamm muss mit der Knochenseite zum<br />

Feuer zeigen. Von dieser Seite wird es 2,5 bis 3 Stunden gegrillt. Die Knochen beschirmen vor der Glut und geben ihre<br />

ganze Kraft an das Fleisch. Erst während der letzten halben Stunde wird das Tier mit der Fleischseite zum Feuer gedreht.<br />

Es ist schon längst gar und erhält jetzt eigentlich nur noch seine schöne knusprig-braune Farbe.


Nun zum Würzen: Argentinier nehmen Salzwasser, mixen es mit ihrer berühmten Chimichurri-Sauce, füllen alles in eine<br />

Plastikflasche mit perforiertem Deckel und besprenkeln das Fleisch damit. Da man Chimichurri bei uns wahrscheinlich nur<br />

in argentinischen Steakhäusern bekommt und es etwa 15 "Spezialgewürze" enthält, vergessen Sie das Ganze und<br />

experimentieren frei. Oder reiben Sie das Lamm in der Nacht vor dem Grillen mit fein gehacktem frischem Knoblauch,<br />

Rosmarin und Thymian ein - damit sind Sie auf der sicheren Seite. Am Tag des Grillens füllen Sie ein Gefäß mit etwa 5 l<br />

kräftig gewürzter Rindfleischbrühe und 1 l Pflanzenöl. Bündeln Sie junge Brennnesseln zu einem dicken Wedel (Italiener<br />

nehmen lange Rosmarinzweige) und umwickeln Sie den Griff. Damit tunken Sie in die Brühe und netzen das Fleisch ab<br />

und an mit der Flüssigkeit.<br />

Ist das Lamm gar, schneiden Sie mit scharfen Messern handtellergroße Stücke heraus. Legen Sie es zwischen<br />

aufgeschnittenes Ciabattabrot, und essen Sie es wie ein Sandwich. Dazu servieren Argentinier Tomaten- und grünen<br />

Salat. Während des Grillens erfrischen sie sich mit kaltem Bier aus dem Eiskübel. Zum Essen trinken sie Rotwein. Keine<br />

schlechte Idee.<br />

PRODUKTION: MARLIES KLOSTERFELDE-WENTZEL<br />

Zubereitung<br />

1. Steißbein durchtrennen, damit die Keulen auseinander klappen können<br />

2. Rippen rechts und links vom Rückgrat trennen und auseinander renken<br />

3. Schulter- und Keulenenden fest mit <strong>Dr</strong>aht an die Querstangen binden<br />

4. Grillspieß mit dem langen Ende voran in den Boden treiben<br />

5. Lamm mit der Knochenseite zum Feuer zwei bis drei Stunden grillen<br />

6. Fertig gegartes Fleisch mit einem scharfen Messer in Portionsstücke schneiden und mit einem aufgeschnittenen<br />

Ciabattabrot greifen<br />

7. Das Fleisch aus dem Brot essen, dabei das Messer zu Hilfe nehmen<br />

8. Zum ganzen Lamm vom Spieß schmecken Tomatensalat und grüner Salat mit Gurkenscheiben. Das beste Getränk<br />

dazu ist ein roter Landwein


<strong>GLÜHENDE</strong> <strong>LEIDENSCHAFT</strong><br />

DIE FREUDEN DES GRILLENS / Was der Lateiner über die Liebe sagt - "variatio<br />

delectat" -, gilt auch fürs Grillen: Abwechslung macht Freude. Deshalb bringen wahre<br />

Kenner Raffinesse auf den Rost und ändern mal die Technik. Mit den folgenden<br />

Rezepten werden Sie heiß begehrt sein und dürfen öfter grillen<br />

Spießbraten mit Bourbonglasur<br />

ZUTATEN FÜR 6-8 PERSONEN<br />

1 Schweineschulter (mit Schwarte, 2 kg); 6-8 EL Bourbon (oder anderer Whiskey); 6 EL Rohzucker (Succanat oder<br />

Ursüße, ersatzweise brauner Zucker); 2 EL Sumach (türkischer Laden); Pfeffer aus der Mühle; 2 TL Meersalz; 375 g<br />

getrocknete Tomaten<br />

1 Beim Metzger die Schulter entbeinen und so zurechtschneiden lassen, dass sich das Fleisch wie ein Buch<br />

auseinanderklappen lässt. Die Schwarte mit einem scharfen Messer rautenförmig einschneiden.<br />

2 Whiskey und Rohzucker verrühren. Das Fleisch in einen großen Gefrierbeutel geben, die Marinade darüber gießen, gut<br />

verschließen. Über Nacht im Kühlschrank oder mindestens 3 Stunden bei Zimmertemperatur ruhen lassen, den Beutel ab<br />

und zu wenden. Fleisch zwei Stunden vor dem Grillen aus dem Kühlschrank nehmen.<br />

3 Fleisch aus dem Beutel nehmen, Marinade aufbewahren. Fleisch mit der Schwarte nach unten auf eine Arbeitsfläche<br />

legen, mit Sumach, Pfeffer und Salz würzen, mit getrockneten Tomaten dicht an dicht (nicht übereinander) belegen, zu<br />

einem Rollbraten aufwickeln und fest mit Küchengarn binden.<br />

4 Den Braten auf einen Grillspieß stecken. Wenn die Grillglut von einer weißen Ascheschicht überzogen ist, den Braten<br />

etwa drei Finger breit entfernt von der Glut ca. 2,5 -3 Stunden unter <strong>Dr</strong>ehen grillen. Alle 20 Minuten gleichmäßig mit<br />

restlicher Marinade bepinseln. Das Fleisch ist gar, wenn der Braten an der Seite auf Fingerdruck wie ein gespannter<br />

Daumenballen nachgibt.<br />

5 Den Braten auf ein Brett legen und das Küchengarn entfernen, mit einem scharfen Messer in fingerdicke Scheiben<br />

schneiden und sofort, möglichst auf vorgewärmten Tellern, servieren.<br />

Dazu passen ein Salat aus Tomaten, Bulgur und Petersilie, frische Tomatensauce und eine Creme-fraäche-Senf-Sauce.<br />

TIPP: Rohzucker ist eingekochter, getrockneter Rohrzuckersaft, der völlig unraffiniert ist und angenehm nach Melasse<br />

schmeckt. Brauner Zucker, besser noch Demerarazucker, ist ein möglicher Ersatz.<br />

Diesen Braten grillt man am besten mit indirekter Hitze, also nicht über, sondern vor der Glut, da der Bratensaft die<br />

Grillkohlen in Brand setzen könnte.<br />

Orientalische Lammkeule<br />

ZUTATEN FÜR 6-8 PERSONEN<br />

1 Lammkeule (2 kg); 6 Knoblauchzehen; 1 fingerlanges Stück frische Ingwerwurzel; 6 TL Sumach; 8 EL Joghurt; 1-2 TL<br />

Pfefferkörner, geschrotet; Salz<br />

1 Die Lammkeule am Vortag ringsum mit einem scharfen Messer von allen Häuten und Sehnen befreien. Von der<br />

Schienbeinseite her den Knochen aus der Keule auslösen (oder bitten Sie Ihren Metzger, das für Sie zu erledigen). Das<br />

Fleisch nur so weit einschneiden, dass es danach wie ein offenes Buch daliegt.<br />

2 Knoblauchzehen abziehen und durch die Presse drücken. Ingwer dünn schälen, holzige Teile entfernen, fein reiben oder<br />

hacken. Beides mit Sumach, Joghurt und Pfeffer zu einer Würzpaste verrühren und das Fleisch damit von beiden Seiten<br />

bestreichen. Das Fleisch in eine Schale legen, mit Klarsichtfolie abdecken und über Nacht im Kühlschrank marinieren.<br />

3 Zwei Stunden vor dem Grillen das Fleisch aus dem Kühlschrank nehmen und ringsum salzen. Wenn die Grillkohle mit<br />

einer feinen, weißen Ascheschicht bedeckt ist, das Fleisch zunächst 5-10 Minuten nah über der Glut anbraten, danach mit<br />

etwas mehr Abstand weitere 30-40 Minuten unter Wenden grillen. Es muss von außen braun und und knusprig sein und<br />

auf Fingerdruck noch wie ein gespannter Daumenballen nachgeben. Die Keule mit einem scharfen Messer aufschneiden<br />

und sofort, möglichst auf gewärmten Tellern, servieren.<br />

Korianderbeize<br />

2-3 TL Korianderkörner, gemörsert; 2-3 rote Chilischoten, entkernt, in kleinen Würfeln; abgeriebene Schale und Saft von 1


Limette; 1 Bund Koriandergrün, gehackt; 3-4 EL Olivenöl<br />

Alle Zutaten miteinander vermischen und das Fleisch darin einlegen. Diese Beize eignet sich ebenso für eine ausgebeinte<br />

Lammkeule nach dem vorhergehenden Rezept.<br />

Entenspieße mit Pflaumen<br />

ZUTATEN FÜR 6-8 PERSONEN<br />

4 Entenbrustfilets; Salz; schwarzer Pfeffer aus der Mühle; 6-8 EL geschälte Sesamsaat; 24-30 Pflaumen; Zucker; 24 lange<br />

Bambusspießchen (Asialaden)<br />

1 Entenbrustfilets waschen und trocknen, einmal längs und 3-4 mal quer in Würfel schneiden, herzhaft salzen und pfeffern.<br />

Sesamsaat in eine flache Arbeitsschale geben und Entenbrustwürfel darin wälzen, bis sie ringsum mit Sesam bedeckt<br />

sind.<br />

2 Die Pflaumen waschen, abtrocknen, halbieren und entsteinen. Halbierte Pflaumen mit der Hautseite nach unten auf die<br />

Arbeitsplatte legen und je nachdem, wie säuerlich sie sind, mit Zucker bestreuen. Abwechselnd Entenbrustwürfel und<br />

Pflaumenhälften auf Spießchen stecken.<br />

3 Wenn die Grillkohle gut durchgeglüht ist, die Spießchen nah über der Glut 5-10 Minuten scharf grillen, bis das<br />

Entenfleisch kross wird und die Pflaumen zu tropfen beginnen.<br />

Schnelle Grillsauce<br />

ZUTATEN FÜR 6-8 PERSONEN<br />

500 g Creme fraäche; 4 EL körniger Senf; 2 EL Kapern; Salz; 1 Bund glatte Petersilie<br />

Die Creme fraäche mit einem Schneebesen glattrühren, Senf und Kapern unterrühren, dabei nach Geschmack salzen<br />

(Vorsicht: Kapern und Senf enthalten schon Salz). Die Petersilie waschen und trocknen, die Blättchen abzupfen, hacken<br />

und unter die Sauce rühren. Kalt servieren.<br />

Bulgur-Tomaten-Salat<br />

ZUTATEN FÜR 6-8 PERSONEN<br />

1 Zwiebel; 5-6 EL Olivenöl; 250 g Bulgur; 500 ml heiße Gemüsebrühe (gekörnte Brühe); 4-6 Tomaten; 200 g Fetakäse; 3-4<br />

EL Zitronensaft; Salz; Pfeffer aus der Mühle; 2 rote Zwiebeln; 1 Bund glatte Petersilie<br />

1 Zwiebel in kleine Würfel schneiden. 1-2 EL Öl bei mittlerer Hitze heiß werden lassen, Zwiebelwürfel darin glasig dünsten.<br />

Bulgur zu den Zwiebelwürfeln geben und weitere 1-2 Minuten unter Rühren dünsten, dann mit der heißen Brühe auffüllen,<br />

sodass der Bulgur bedeckt ist. Bei schwacher Hitze ca. 5 Minuten ausquellen, dann abkühlen lassen.<br />

2 Inzwischen die Tomaten waschen, vierteln, Strunk herausschneiden, entkernen und würfeln. Fetakäse würfeln. Aus<br />

Zitronensaft, 4 EL Öl, Salz und Pfeffer eine Salatsauce rühren. Die Petersilie waschen, trockentupfen, die Blättchen<br />

abzupfen und grob hacken.<br />

3 Bulgur mit einer Gabel auflockern. Die roten Zwiebeln abziehen, fein würfeln und zusammen mit den übrigen Zutaten in<br />

einer Schüssel mischen. Kurz durchziehen lassen und servieren

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