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JB_Scheidegg_08 09 final - Panorama-Fachklinik Scheidegg

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11. Jahresbericht der Forschungsstelle<br />

für Psychotherapie Heidelberg<br />

Berichtszeitraum März ´<strong>08</strong> - Januar ´<strong>09</strong><br />

QuaIitätssicherung<br />

durch<br />

QuaIitätsmanagement<br />

in den<br />

<strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en<br />

für Psychosomatik,<br />

Psychotherapeutische Medizin,<br />

Naturheilverfahren und<br />

Traditionelle Chinesische Medizin<br />

Kurstrasse 22 • D-88175 <strong>Scheidegg</strong>/Allgäu<br />

Telefon (0 83 81) 80 20 • Fax (0 83 81) 802 484<br />

E-Mail info@panorama-fachkliniken.de<br />

www.panorama-fachkliniken.de<br />

Träger: <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong> GmbH<br />

Inhaber und Geschäftsführer: Erwin Obenaus, Oliver Obenaus<br />

Ärztlicher Direktor: Dr. med. Peter Dogs<br />

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Naturheilverfahren<br />

Lehrbeauftragter der Universität Ulm / D.<br />

Chefarzt: Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer<br />

Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

Naturheilverfahren - Sportmedizin - Chirotherapie<br />

Lehrbeauftragter der Johannes Gutenberg Universität Mainz<br />

Verantwortlich für den Bericht:<br />

Dr. Hans Kordy • Forschungsstelle für Psychotherapie<br />

Universitätsklinikum Heidelberg • Bergheimer Str. 35 • D-69115 Heidelberg


2<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

0 Übersicht ................................................................................................................. 3<br />

1 Wer kommt zur Behandlung? .................................................................................. 6<br />

1.1 Beschreibung der Patienten: Soziodemografische Angaben ............................ 6<br />

1.1.1 Altersverteilung........................................................................................... 6<br />

1.1.2 Geschlechterverteilung............................................................................... 6<br />

1.1.3 Familienstand ............................................................................................. 7<br />

1.1.5 Höchster beruflicher Abschluss .................................................................. 8<br />

1.2 Überweisungsweg und Sozialversicherungsstatus ........................................... 8<br />

1.1.2 Wohnort...................................................................................................... 8<br />

1.2.2 Kostenträger............................................................................................... 9<br />

1.2.3 Überweisungsweg ...................................................................................... 9<br />

1.2.4 Arbeitsfähigkeit bei Aufnahme.................................................................. 10<br />

1.2.5 Behandlungsdiagnosen............................................................................ 10<br />

1.2.6 Krankheitsdauer ....................................................................................... 13<br />

1.3 Motivation und Therapieerwartung.................................................................. 14<br />

1.3.1 Motivation ................................................................................................. 14<br />

1.3.2 Problembereiche ...................................................................................... 14<br />

1.3.3 Therapeutische Arbeitsbeziehung ............................................................ 15<br />

2 Mit welchen therapeutischen Mitteln?.................................................................... 16<br />

2.1 Verweildauer................................................................................................... 16<br />

2.2 Welche therapeutischen Maßnahmen sind hilfreich? - Einschätzung der<br />

Patienten............................................................................................................... 16<br />

3 Mit welchem Ergebnis ........................................................................................... 18<br />

3.1 Gesamteinschätzung ...................................................................................... 18<br />

3.1.1 Einschätzung der Veränderungen ............................................................ 18<br />

3.1.2 Auffälligkeitsraten ..................................................................................... 19<br />

3.2 Therapieergebnis im Therapeutenurteil .......................................................... 20<br />

3.2.1 Beeinträchtigungsschwere ....................................................................... 20<br />

3.2.2 Globale Erfassung des Funktionsniveaus ................................................ 20<br />

3.3 Therapieergebnis im Patientenurteil................................................................ 21<br />

3.3.1 Klinisch-Psychologisches Diagnosesystem-38......................................... 21<br />

3.4 Patientenzufriedenheit .................................................................................... 22<br />

4 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................... 23


3<br />

0 Übersicht<br />

Seit April 1995 führen die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en für Psychosomatik, Psychotherapeutische<br />

Medizin, Naturheilverfahren und Traditionelle Chinesische Medizin <strong>Scheidegg</strong>/Allgäu ein<br />

Programm zum Qualitätsmanagement (QM) durch, welches von der Forschungsstelle für<br />

Psychotherapie wissenschaftlich begleitet wird. Nach einer Unterbrechung zwischen 2006<br />

und 2007 wegen der Teilnahme an dem Projekt QS-Reha (durchgeführt durch das Institut<br />

und Poliklinik für Medizinische Psychologie der Universität Hamburg im Auftrag der<br />

gesetzlichen Krankenkassen) wurde das bewährte QM im Frühjahr 20<strong>08</strong> wieder<br />

aufgenommen.<br />

Das QM beinhaltet eine standardisierte psychologische Eingangs- und<br />

Entlassungsdiagnostik sowie die detaillierte Dokumentation der angewandten<br />

therapeutischen Maßnahmen. Diese Daten bilden die Grundlage für einen im Jahresabstand<br />

zu erstellenden Bericht, in dem die Kernfragen eines QMs beantwortet werden:<br />

1. Wer kommt zur Behandlung?<br />

2. Welche therapeutischen Mittel werden eingesetzt?<br />

3. Welche Ergebnisse werden erreicht?<br />

Das QM-Modell orientiert sich am "Heidelberger Modell" 1 , stellt die Ergebnisqualität ins<br />

Zentrum und berücksichtigt relevante Daten zur Struktur- und Prozessqualität. Alle<br />

Beurteilungen erfolgen sowohl aus der subjektiven Sicht des Patienten 2 als auch aus der<br />

professionellen Perspektive des Therapeuten. Die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer<br />

Behandlung erhält dabei besondere Aufmerksamkeit.<br />

Seit 2003 wird Web-AKQUASI 3 als Werkzeug für die Qualitätssicherung in den <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en verwendet. Dabei handelt es sich um eine internet-basierte Weiterentwicklung<br />

der vorher benutzten Version AKQUASI. Dieses neue Werkzeug erlaubt insbesondere eine<br />

kontinuierliche Beobachtung des Gesundungsverlaufs und stellt dem klinischen Team diese<br />

Verlaufsinformation zur Unterstützung klinischer Entscheidungen ohne Zeitverzug zur<br />

Verfügung.<br />

Nicht zuletzt die Absicht, den Gesundungsverlauf kontinuierlich zu beobachten, verlangte<br />

nach einem neuen psychometrischen Messinstrument, das die benötigten Informationen vom<br />

Patienten in einer vertretbaren Zeit erheben lässt. Daher wurde das bisherige Inventar, das<br />

die Symptom-Check-List (SCL-90-R), das Inventar Interpersonaler Probleme (IIP) und den<br />

Giessener Beschwerdebogen (GBB) umfasste, durch das Klinisch Psychologische<br />

Diagnosesystem (KPD-38) ersetzt. Dieses Verfahren, das mit 38 Fragen auskommt, wurde<br />

von der Forschungsstelle für Psychotherapie standardisiert und validiert. Es erfasst neben<br />

dem körperlichen und seelischen Befinden sowie der sozialen Beeinträchtigung auch die<br />

psychosozialen Ressourcen des Patienten .<br />

In den Jahren 2006 und 2007 wurden wegen der oben angesprochenen Teilnahme an der<br />

QS-Reha keine Qualitätsberichte von der Forschungsstelle für Psychotherapie erstellt. Der<br />

1 Kordy H & Lutz W (1995) Das Heidelberger Modell: Von der Qualitätskontrolle zum Qualitätsmanagement<br />

stationärer Psychotherapie durch EDV-Unterstützung. Psychotherapie Forum 3, 197-206.<br />

Kordy H & Hannöver W (1998) Beobachten, Dokumentieren, Bewerten, Steuern: Qualitätsmanagement in der<br />

stationären Psychotherapie. In Laireiter AR & Vogel H: Qualitätssicherung in der Psychotherapie und<br />

psychosozialen Versorgung: Ein Werkstattbuch. DGVT-Verlag, Tübingen.<br />

2<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit verwenden wir die maskuline Schreibweise. Zu den Patienten zählen<br />

selbstverständlich Frauen und Männer, das gleiche gilt für die Therapeuten.<br />

3 Percevic, R., Gallas, C., Arikan, L., Mößner, M. & Kordy H. (2006). Internet-gestützte Qualitätssicherung und<br />

Ergebnismonitoring in Psychotherapie, Psychiatrie und psychosomatischer Medizin. Psychotherapeut,51, 395-<br />

397.


4<br />

hier vorliegende Report ist der elfte Jahresbericht und fasst die qualitätsrelevanten<br />

Informationen aus dem Berichtszeitraum März 20<strong>08</strong> bis Januar 20<strong>09</strong> zusammen.<br />

Vereinbarungsgemäß wird im Rahmen der Qualitätssicherung eine Zufallsstichprobe von<br />

Behandlungen untersucht 4 . Im Berichtszeitraum wurden so 375 Patienten erfasst. Von 219<br />

(58,4 %) dieser Patienten liegen Daten vor, die für die Berechnung des zentralen<br />

Qualitätsindikators, des sog. Auffälligkeitssignals, ausreichen. Im hier vorliegenden<br />

Jahresbericht wird im Folgenden, ähnlich wie in den früheren Berichten, von dieser<br />

Stichprobe (N = 219) ausgegangen.<br />

Der Blick auf den zentralen Qualitätsindikator, das sog. Auffälligkeitssignal, zeigt, dass die<br />

<strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en nahtlos an das positive Bild zur Ergebnisqualität vor der<br />

Unterbrechung des QM anschließen. Dem Auffälligkeitssignal kommt eine besondere<br />

Bedeutung zu, da sich im Rahmen des QM-Programms die Aufmerksamkeit stark auf jene<br />

Behandlungen richtet, deren Ergebnisse Anlass zu einer kritischen klinischen Diskussion<br />

geben. Der prozentuale Anteil solchermaßen auffälliger Behandlungsverläufe wird mit der<br />

Auffälligkeitsrate ausgedrückt.<br />

Mit der Umstellung des Qualitätssicherungssystems und der darin enthaltenen Instrumente<br />

wurde das Auffälligkeitssignal für den Bericht 2005 neu definiert. Auch wenn die<br />

Neudefinition wie die bisher verwendete den Prinzipien des Stuttgart-Heidelberger Modells<br />

folgt, ist eine exakter Vergleich der Zahlen für die Jahre 2003 und früher nicht möglich.<br />

1995/96 (n=2<strong>08</strong>)<br />

1996/97 (n=2<strong>08</strong>)<br />

1997/98 (n=178)<br />

1998/99 (n=274)<br />

1999/00 (n=227)<br />

2000/01 (n=2<strong>09</strong>)<br />

2001/02 (n=287)<br />

2002/03 (n=385)<br />

12,2<br />

18,5<br />

19,7<br />

16,3<br />

17,7<br />

14,8<br />

22<br />

25<br />

2003/04 (n=267)<br />

2004/05 (n=304)<br />

13,8<br />

15<br />

20<strong>08</strong>/<strong>09</strong> (n=219)<br />

8,2<br />

0 10 20 30<br />

Abb. 1: Auffällige Behandlungsverläufe (Angaben in %)<br />

Dieser zentrale Qualitätsindikator, der sich über die ersten sieben Jahre hinweg von 25 % im<br />

Jahre 1995/96 fast kontinuierlich verbesserte, erreicht im aktuellen Berichtszeitraum (unter<br />

der neuen Definition) mit 8,2 % einen noch einmal erheblich besseren Wert als im<br />

Vergleichsjahr 2004/5 (13,8 %).<br />

Patientenzufriedenheit<br />

Das Behandlungsprogramm der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en wird von nahezu allen Patienten<br />

positiv angenommen. Dies hatten bereits die Daten aus den vergangenen Jahren belegt und<br />

bestätigt sich im aktuellen Berichtszeitraum wieder. Die Zufriedenheit für sieben der acht<br />

4 Pro Monat werden per Zufall zwei Wochen ausgewählt. Alle Patienten, die in diesen beiden Wochen zur<br />

Behandlung aufgenommen werden, nehmen am Qualitätssicherungsprogramm teil.


5<br />

betrachteten Aspekte liegt über 90 % und lediglich bei einem der Aspekte („habe die gewollte<br />

Behandlung erhalten“) mit 89 % knapp darunter.<br />

Behandlungsergebnisse<br />

Bei vergleichsweise kurzer Verweildauer von im Mittel 37,3 Tagen (s = 7,5) 5 werden im<br />

aktuellen Berichtszeitraum sehr gute Ergebnisse erzielt. Aus Sicht der überwiegenden<br />

Mehrzahl der Patienten verbessern sich sowohl der körperliche (81 %) als auch der<br />

seelische Zustand (89 %), das Selbstwerterleben (85 %) und das Allgemeinbefinden (86 %).<br />

Verschlechterungen werden sowohl aus der Patienten- als auch der Therapeutenperspektive<br />

äußerst selten berichtet. Dieses ausgesprochen positive Bild der Therapieergebnisse aus<br />

der Sicht der Beteiligten wird bestätigt durch die standardisierten Bewertungen unter<br />

Verwendung von psychometrischer Skalen, die für die Bewertung psychotherapeutischer<br />

Behandlungsergebnisse als relevant angesehen werden 6 . In dem zusammenfassenden<br />

Urteil über alle diese Einzelkriterien hinweg werden 73 % der Behandlungen mindestens als<br />

guter Erfolg eingeschätzt. Auf allen der zahlreichen Einzeldimensionen hinweg überwiegt die<br />

Anzahl der positiven Veränderungen die der negativen sehr deutlich.<br />

5 s steht für "Standardabweichung".<br />

6 Klinisch Psychologisches Diagnosesystem (KPD-38; Gesamtskala: 66 % verbessert oder sehr verbessert).


6<br />

1 Wer kommt zur Behandlung?<br />

1.1 Beschreibung der Patienten: Soziodemografische Angaben<br />

1.1.1 Altersverteilung 7 Abb. 2: Altersverteilung (Angaben in %)<br />

über 68 Jahre<br />

1,8<br />

59-68 Jahre<br />

15,5<br />

49-58 Jahre<br />

39-48 Jahre<br />

29,7<br />

31,5<br />

29-38 Jahre<br />

10,5<br />

19-28 Jahre<br />

7,3<br />

bis 18 Jahre<br />

0,5<br />

0 10 20 30 40<br />

Die Patienten der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en zeigen bezüglich des Alters eine für (nichtuniversitäre)<br />

psychosomatisch-psychotherapeutische <strong>Fachklinik</strong>en charakteristische<br />

Verteilung. Die im aktuellen Berichtszeitraum erfassten Patienten sind im Mittel 47,7 (s =<br />

11,7) Jahre alt (2004/05: 44,6 Jahre). Gegenüber den Vorjahren zeigt sich eine leichte<br />

Verschiebung zugunsten der Gruppen höheren Alters. Im Berichtszeitraum stellen die 39 -<br />

58jährigen zusammen knapp zwei Drittel (61 %) der Patienten.<br />

1.1.2 Geschlechterverteilung 8<br />

Frauen<br />

66,2<br />

Männer<br />

33,8<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Abb. 3: Geschlechterverteilung (Angaben in %)<br />

Wie in anderen psychosomatischen Einrichtungen übersteigt auch in den <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en der Anteil der Frauen sehr deutlich den der Männer. Die Frauen stellen zwei<br />

Drittel der gesamten Patienten (63 % in 2004/05), die Männer ein Drittel (37 % in 2004/05).<br />

7 n = 212 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 7 (3,2 %).<br />

8 n = 219 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 0 (0 %).


7<br />

1.1.3 Familienstand 9 Abb. 4: Familienstand (Angaben in %)<br />

verheiratet<br />

41,6<br />

ledig<br />

29,2<br />

getrennt lebend<br />

5<br />

geschieden<br />

20,1<br />

verwitwet<br />

3,7<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Hinsichtlich des Familienstandes zeigt sich im aktuellen Berichtszeitraum mit 42 % eine<br />

weitere Abnahme des Anteils verheirateter Patienten gegenüber früheren Jahren (45 % in<br />

2004/05 bzw. 52 % in 2002/03). Dementsprechend haben sich die Anteile der Patienten, die<br />

getrennt leben, geschieden, verwitwet oder wieder verheiratet sind, mit 29 % (23 % in<br />

2004/05; 25 % in 2002/03) und der Anteil der Ledigen mit 29 % (27 % in 2004/05 und 22 %<br />

in 2002/03) leicht erhöht.<br />

1.1.4 Schulbildung 10 Abb. 5: Schulbildung (Angaben in %)<br />

Gymnasium<br />

49,3<br />

Realschule<br />

31,5<br />

Hauptschule<br />

16,9<br />

Sonstige<br />

2,3<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Beim Bildungsniveau zeigt sich eine ähnliche Verteilung wie in den Vorjahren. Den mit 49 %<br />

größten Anteil stellen die Patienten mit gymnasialem Abschluss (2004/05: 43 %). Auch der<br />

Anteil der Patienten mit Realschulabschluss ist im Vergleich zu früheren Jahren leicht<br />

gewachsen (32 % gegenüber 27 % in 2004/05), während der Anteil der Patienten mit<br />

Hauptschulabschluss nahezu konstant geblieben ist (17 % gegenüber 15 % in 2004/05).<br />

Demnach weist das Klientel der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en ein höheres Bildungsniveau auf als<br />

Bevölkerungsgruppen mit ähnlicher Altersstruktur.<br />

9 n = 218 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 1 (0,5 %).<br />

10 n = 219 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 0 (0 %).


8<br />

1.1.5 Höchster beruflicher Abschluss 11<br />

FH/Uni<br />

41,6<br />

Meister<br />

5,5<br />

Lehre<br />

34,2<br />

noch in Ausbildung<br />

0,5<br />

ohne Abschluss<br />

6,4<br />

sonstiger Abschluss<br />

11<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Abb. 6: Berufsabschlüsse (Angaben in %)<br />

Ähnlich wie bei der Schulbildung repräsentieren die Patienten der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en<br />

auch im Hinblick auf die berufliche Ausbildung eher die Mittel- bzw. obere Mittelschicht. Mehr<br />

als ein Drittel der Patienten verfügt über einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss (42<br />

%). Berücksichtigt man die große Zahl älterer Patienten und die Überrepräsentierung von<br />

Frauen, liegt dieser Wert deutlich höher als in einer vergleichbaren Bevölkerungsgruppe.<br />

Erst in den 70er Jahren erlangten mehr als 10 % eines Jahrgangs die Hochschulreife. Der<br />

Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen blieb für Frauen auch in dieser Zeit noch<br />

schwierig.<br />

1.2 Überweisungsweg und Sozialversicherungsstatus<br />

1.1.2 Wohnort 12 Abb. 7: Einzugsgebiete (Angaben in %)<br />

Bodensee / Albkreis<br />

6,8<br />

Bayern<br />

34,2<br />

übrige BRD<br />

56,6<br />

außerhalb Deutschlands<br />

0,9<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Der Versorgungsbereich der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en ist unverändert das gesamte<br />

Bundesgebiet. Ähnlich wie in früheren Jahren kommen nur wenige der Patienten aus der<br />

näheren Umgebung, dem Bodensee/Albkreis (7 % gegenüber 9 % in 2004/05). Dagegen hat<br />

der Anteil derer, die aus der weiteren Umgebung (restliches Bayern) kommen, auf 34 % (24<br />

% in 2004/05) zugenommen. Etwas weniger, aber nach wie vor deutlich mehr als die Hälfte<br />

der Patienten kommt aus dem übrigen Bundesgebiet (57 % gegenüber 61 % in 2004/05).<br />

11 n = 217 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 2 (0,9 %).<br />

12 n = 216 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 3 (1,4 %).


9<br />

1.2.2 Kostenträger 13 Abb. 8: Kostenträger (Angaben in %)<br />

Ersatzkassen<br />

45,7<br />

Pflichtkassen<br />

19,2<br />

Privatkassen<br />

34,2<br />

Andere<br />

0,9<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Die Mehrzahl der Patienten der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en ist Mitglied einer Ersatzkasse. Der<br />

Anteil liegt mit 46 % deutlich unter dem früherer Jahre (55 % in 2004/05 bzw. 65 % in<br />

2002/03). Dagegen ist der Anteil der privat Versicherten von 19 % (2004/05) auf 34 %<br />

deutlich gestiegen, während der Anteil der Pflichtversicherten mit 19 % (gegenüber 17 % in<br />

2004/05) nahezu konstant geblieben ist.<br />

1.2.3 Überweisungsweg 14<br />

FA f. Psychiatrie/Neurologie<br />

FA f. Allgemeinmedizin<br />

33,3<br />

32,9<br />

Ärztl. Psychotherapeut<br />

5,9<br />

FA f. Innere Medizin<br />

5<br />

anderer Facharzt<br />

Kostenträger<br />

andere Klinik<br />

unbekannt<br />

Nichtärztl. Psychotherapeut<br />

2,7<br />

1,4<br />

0,9<br />

0,9<br />

0,5<br />

0 10 20 30 40<br />

Abb. 9: Überweisungsweg (Angaben in %)<br />

Der übliche Weg in die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en führt über die Überweisung durch einen<br />

Allgemeinmediziner (33 %) oder einen nicht-psychotherapeutischen Facharzt (33 %). Der<br />

Anteil der Patienten, die zunächst einen Spezialisten für Psychotherapie aufsuchen, liegt nur<br />

bei 6 % und ist damit etwas niedriger als in früheren Jahren (12 % in 2004/05 und 16 % in<br />

2002/03). Nur 1 % der Patienten kommen auf dem Weg über eine andere Klinik.<br />

13 n = 217 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 2 (0,9 %).<br />

14 n = 212 aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 7 (3,2 %).


10<br />

1.2.4 Arbeitsfähigkeit bei Aufnahme 15<br />

Gut ein Drittel (34 %) der Patienten der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en sind Rentner,<br />

Hausfrauen, Schüler oder Studenten, für die eine formelle Krankschreibung im<br />

Allgemeinen eine geringe Bedeutung hat. Insofern unterscheidet sich das Klientel der<br />

<strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en von dem psychosomatischer <strong>Fachklinik</strong>en oder Abteilungen,<br />

die eng mit Rentenversicherungsträgern zusammenarbeiten.<br />

arbeitsunfähig<br />

29,7<br />

nicht arbeitsunfähig<br />

36,1<br />

nicht berufstätig<br />

34,2<br />

0 10 20 30 40<br />

Abb. 10: Arbeitsunfähigkeit bei Aufnahme (Angaben in %)<br />

Der Anteil der Patienten, die arbeitsunfähig (d.h., mit einer formellen Bescheinigung) in die<br />

Klinik kommen, ist mit 30 % gegenüber den Vorjahren nahezu gleich geblieben (31 % in<br />

2004/05). Diese erstreckt sich für ein Drittel (33 %) auf mehr als 12 Wochen. Dies entspricht<br />

etwa dem Wert von 2004/05, als ebenfalls knapp ein Drittel (30 %) so lange arbeitsunfähig<br />

waren. Für 36 % der Patienten liegt keine formell bescheinigte Arbeitsunfähigkeit vor.<br />

bis 4 Wochen<br />

9,3<br />

5-12 Wochen<br />

21,4<br />

13-24 Wochen<br />

12,9<br />

über 24 Wochen<br />

20<br />

0 10 20 30<br />

Abb. 11: Arbeitsunfähigkeit bei Aufnahme (Angaben in %)<br />

1.2.5 Behandlungsdiagnosen 16<br />

Die Diagnosen werden nach dem ICD-10 dokumentiert. Die Zusammenfassung ist in zwei<br />

Darstellungen aufgeteilt: die erste gibt eine Übersicht über die Hauptkategorien 17 des ICD-<br />

10, die zweite ordnet die spezifischen Diagnosen 18 nach der Häufigkeit, zeichnet also das<br />

Versorgungsprofil der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en. Beide Darstellungen beziehen sich, ähnlich<br />

15 Abb. 10: n = 219 aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 0 (0 %).<br />

16 n = 219 aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 0 (0 %).<br />

17 F0: Organische, einschl. symptom. psychische Störungen; F1: psychische und Verhaltensstörungen durch<br />

psychotrope Substanzen; F2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen; F3: Affektive Störungen, F4:<br />

Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen; F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperl. Störungen und<br />

Faktoren, F6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen; F7: Intelligenzminderung; F8: Entwicklungsstörungen;<br />

F9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn i. d. Kindheit und Jugend.<br />

18<br />

F32: depressive Episode; F33: rezidivierende depressive Störungen; F34: anhaltende affektive Störungen,<br />

F40: Phobische Störungen; F41: sonstige Angststörungen; F43: Reaktionen auf schwere Belastungen und<br />

Anpassungsstörungen; F45: somatoforme Störungen; F50: Essstörungen; F60: spezifische<br />

Persönlichkeitsstörungen; kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen H93: Sonstige Krankheiten des<br />

Ohres, andernorts nicht klassifiziert.


11<br />

wie in den früheren Jahresberichten, auf die Erstdiagnosen. Zusätzlich wurden für den<br />

aktuellen Berichtszeitraum auch die Diagnosen ausgewertet, die an zweiter, dritter und<br />

vierter Stelle gestellt wurden.<br />

F0<br />

F1<br />

F2<br />

F3<br />

F4<br />

F5<br />

F6<br />

F7<br />

F8<br />

F9<br />

andere<br />

0,5<br />

0,5<br />

2,7<br />

4,1<br />

0,5<br />

9,6<br />

77,2<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Abb. 12: Erstdiagnosen (Angaben in %)<br />

Vier Hauptkategorien bestimmen das Profil hinsichtlich der Erstdiagnosen: klar dominierend<br />

sind die affektiven Störungen (F3: 77 %), gefolgt von den neurotischen bzw. somatoformen<br />

Störungen oder Belastungsstörungen (F4: 10 %) sowie den Persönlichkeits- und<br />

Verhaltensstörungen (F6: 4 %) und Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen (F5:<br />

3 %). Die affektiven Störungen nehmen im aktuellen Berichtszeitraum an Gewicht deutlich zu<br />

(64 % in 2004/05) während die neurotischen bzw. somatoformen Störungen (14 % in<br />

2004/05) und die Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen im Vergleich zu früheren Jahren<br />

(8 % in 2004/05) seltener diagnostiziert werden.<br />

F32<br />

46,1<br />

F33<br />

31,1<br />

andere<br />

F43<br />

F60<br />

F41<br />

F50<br />

F40<br />

F45<br />

3,5<br />

3,2<br />

3,2<br />

2,3<br />

2,3<br />

1,8<br />

1,8<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abb. 13: Spezifische Erstdiagnosen (Angaben in %)<br />

Im spezifischen Diagnoseprofil der Kliniken zeigt sich wieder die zahlenmäßige Dominanz<br />

der Diagnose einer depressiven Episode (46 %, 2004/05: 45 %). An zweiter Stelle folgt mit<br />

einem gegenüber den Vorjahren höherem Anteil die rezidivierende depressive Störung F33,<br />

die bei 31 % der Patienten diagnostiziert wurde (16 % in 2004/05). Die spezifische


12<br />

Persönlichkeitsstörung F60 wurde im aktuellen Jahr nur in 3 % der Fälle als Erstdiagnose<br />

gestellt (6% in 2004/05), ähnlich häufig wie eine Essstörung (F50 – 2 %; 6% in 2004/05) oder<br />

eine Reaktion auf schwere Belastungen und Anpassungsstörung (F43 – 3 %).<br />

F1<br />

1,9<br />

F3<br />

14,6<br />

F4<br />

46,2<br />

F5<br />

10,8<br />

F6<br />

18,4<br />

F9<br />

0,6<br />

H9<br />

andere<br />

3,8<br />

3,2<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abb. 14: Weitere Diagnosen (Angaben in %)<br />

Bei ungefähr der Hälfte der Patienten (52 %) wird neben der Hauptdiagnose mindestens eine<br />

weitere Störung diagnostiziert (70 % in 2004/05). Betrachtet man die Diagnosen, die an<br />

zweiter, dritter oder vierter Stelle gestellt werden, so zeigt sich, dass diese vorwiegend aus<br />

der Kategorie der neurotischen Belastungs- und somatoformen Störungen (F4: 46 %)<br />

stammen. Der Anteil hat im Vergleich zu früheren Jahren (19 % in 2004/05) zugenommen.<br />

Eine Persönlichkeits- und Verhaltensstörung wurde bei 18 % und damit deutlicher seltener<br />

als früher (2004/05: 36 %), eine affektive Störung bei 15 % (2004/05: 13 %) und eine<br />

Diagnose der Kategorie F5 (Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und<br />

Faktoren) bei 11 % (2004/05: 4 %) als weitere Diagnose gestellt.<br />

F45<br />

19,6<br />

F60<br />

15,8<br />

F41<br />

F50<br />

10,1<br />

10,8<br />

F32<br />

andere<br />

7,6<br />

7,2<br />

F43<br />

F40<br />

F33<br />

6,3<br />

6,3<br />

6,3<br />

H93<br />

3,8<br />

F42<br />

2,5<br />

F17<br />

F61<br />

1,3<br />

1,3<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Abb. 15: Weitere spezifische Diagnosen (Angaben in %)


13<br />

Hinsichtlich der spezifischen Diagnosen zeigt sich, dass wie in den Vorjahren neben der<br />

Hauptdiagnose vor allem somatoforme Störungen (F45: 20 %) und spezifische<br />

Persönlichkeitsstörungen (F60: 16 %) diagnostiziert werden. Angststörungen (F41) und<br />

Essstörungen (F50) werden mit 11% bzw. 10 % etwas häufiger als depressive Episoden<br />

(F32) mit 8 % diagnostiziert.<br />

F32<br />

67,7<br />

F33<br />

46,6<br />

F45<br />

F60<br />

21<br />

19,1<br />

andere<br />

F41<br />

F50<br />

F43<br />

F40<br />

14,9<br />

13,1<br />

12<br />

10,1<br />

8,3<br />

H93<br />

F41<br />

3<br />

3,5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Abb. 16: Alle Diagnosen (Angaben in %)<br />

Insgesamt d. h. unter Berücksichtigung aller gestellten Diagnosen, zeigen die <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en damit im aktuellen Berichtsjahr das in Abbildung 16 dargestellte<br />

Behandlungsprofil. Rund zwei Drittel der Diagnosen beziehen sich auf depressive Episoden<br />

F32 (68 %) und knapp die Hälfte auf eine rezidivierende depressive Störung F33 (47 %). F45<br />

(somatoforme Störung; 21%) und F60 (spezifische Persönlichkeitsstörung; 19 %) folgen in<br />

der Häufigkeitsrangfolge. Neben den psychischen- und Verhaltensstörungen wurde am<br />

häufigsten die Diagnose “Sonstige Krankheiten des Ohres, anderenorts nicht klassifiziert"<br />

(H93: 4%) gestellt, wobei es sich in der Regel um Tinnitus handeln dürfte.<br />

1.2.6 Krankheitsdauer 19<br />

bis 1 Jahr<br />

18,3<br />

1 bis 2 Jahre<br />

15,1<br />

3 bis 5 Jahre<br />

28,8<br />

6 bis 10 Jahre<br />

14,2<br />

über 10 Jahre<br />

8,2<br />

über 15 Jahre<br />

12,8<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Abb. 17: Krankheitsdauer in Jahren (Angaben in %)<br />

Viele Patienten leiden schon seit Jahren unter den Beschwerden, die sie zur Behandlung in<br />

die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en führen. Fast zwei Drittel (64 %) der Patienten sind bei<br />

19 n = 213 aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 6 (2,7 %).


14<br />

Behandlungsbeginn bereits als chronisch krank zu bezeichnen (35 %, Krankheitsdauer von<br />

mehr als 5 Jahren) oder haben ein erhebliches Chronifizierungsrisiko (28,8 %,<br />

Krankheitsdauer von 3 bis 5 Jahren).<br />

1.3 Motivation und Therapieerwartung<br />

1.3.1 Motivation 20<br />

sehr motiviert<br />

31,5<br />

50,2<br />

motiviert<br />

41,6<br />

55,7<br />

kaum / etwas motiviert<br />

8,2<br />

6,9<br />

Therapeutensicht<br />

nicht motiviert<br />

0<br />

0,9<br />

Patientensicht<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abb. 18: Behandlungsmotivation aus Therapeuten- und Patientensicht<br />

(Angaben in %)<br />

Die Patienten kommen ganz überwiegend mit einer guten Motivation zur Behandlung. 92 %<br />

der Patienten beschreiben sich selbst als "sehr motiviert" oder zumindest als "motiviert". Nur<br />

7 % der Patienten sehen sich selbst als wenig motiviert. Die Therapeuten beurteilen die<br />

Behandlungsmotivation ihrer Patienten, wie auch in den Vorjahren, etwas skeptischer. Aber<br />

auch sie schätzen 87 % der Patienten als "sehr motiviert" oder als "motiviert" ein. Kaum<br />

motivierte Patienten sind auch aus Sicht der Therapeuten (8 %) selten, gar nicht motivierte<br />

bilden die Ausnahme.<br />

1.3.2 Problembereiche 21<br />

Seelisches Befinden<br />

Psychisches Wohlbefinden<br />

Körperliches Befinden<br />

Selbstwerterleben/ Selbstannahme<br />

Einstellung geg. Zukunft<br />

Kontakt- & Durchsetzungsfähigkeit<br />

Private Beziehungen<br />

Krankheitsverständnis<br />

Soziale Probleme<br />

Berufliche Beziehungen<br />

43,4<br />

75,3<br />

71,7<br />

68,9<br />

68,9<br />

98,2<br />

97,3<br />

95,4<br />

87,7<br />

86,8<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 19: Problembereiche (Angaben in %)<br />

20 n = 2<strong>09</strong> aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 10 (4,6 %) bzw. n = 218 aus dem Patientenbericht,<br />

keine Angaben: n = 1 (0,5 %).<br />

21 n = 219 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 0 (0 %).


15<br />

Offensichtlich beginnen viele Patienten ihre Behandlung zuversichtlich und zielorientiert. Sie<br />

kennen ihre Symptome und Probleme und erwarten, dass der Aufenthalt in den <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en zu einer deutlichen Besserung ihrer gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt.<br />

Für den überwiegenden Teil der Patienten (98 %) sind Verbesserungen des seelischen<br />

Befindens und des psychischen Wohlbefindens (97 %) wichtig. Eine positive Veränderung<br />

des körperlichen Befindens streben 95 % der Patienten an. Auch die Verbesserung des<br />

Selbstwerterlebens (88 %) und der Einstellung gegenüber der Zukunft (87 %) wird von fast<br />

allen Patienten als Therapieziel genannt. Seltener, aber immer noch von rund drei Viertel bis<br />

zwei Drittel der Patienten werden positive Veränderung der sozialen und privaten<br />

Beziehungen erwartet. Dagegen stehen die beruflichen Probleme relativ selten im Fokus (43<br />

%).<br />

1.3.3 Therapeutische Arbeitsbeziehung 22<br />

sehr positiv<br />

ziemlich positiv<br />

leicht positiv<br />

negativ<br />

8,2<br />

10<br />

22,8<br />

26,9<br />

0 10 20 30<br />

Abb. 20: Therapeutische Arbeitsbeziehung (Angaben in %)<br />

Die Erwartung des Patienten, dass die Therapie hilft, sowie eine positive Einschätzung der<br />

therapeutischen Arbeitsbeziehung gelten als prognostisch günstige Indikatoren für das<br />

Therapieergebnis 23 . Für den Aspekt der Motivation wurde bereits festgestellt, dass der<br />

überwiegende Teil der Patienten mit ausgeprägt positiver Haltung in die Behandlung geht.<br />

Dies spiegelt sich auch in der Beurteilung der therapeutischen Arbeitsbeziehung wider. Mehr<br />

als ein Drittel (37 %) der Patienten äußern bereits nach den ersten therapeutischen<br />

Kontakten ziemlich positive oder sehr positive Erwartungen bezüglich der Behandlung und<br />

geben an, ihren Therapeuten als hilfreich zu erleben. Nur etwa 8 % beurteilen die<br />

therapeutische Arbeitsbeziehung zu Behandlungsbeginn als negativ.<br />

22 n = 149 aus dem Patientenbericht, keine Angaben: n = 70 (32 %).<br />

23 vgl. z. B. Luborsky L, Crits-Christoph P & Auerbach A (1998). Who will benefit from psychotherapy? Basic<br />

books, New York.


16<br />

2 Mit welchen therapeutischen Mitteln?<br />

2.1 Verweildauer 24<br />

Im aktuellen Berichtszeitraum verließen die Patienten im Durchschnitt nach 37,3 Tagen (s =<br />

7,5) die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en. Damit bleibt die durchschnittliche Verweildauer weiterhin<br />

leicht unter dem, was für <strong>Fachklinik</strong>en häufig als angemessen diskutiert wird. So liegt nach<br />

den letzten veröffentlichen Daten die durchschnittliche Verweildauer in psychosomatischen<br />

<strong>Fachklinik</strong>en für Krankenhausbehandlungen bei 43,3 und für Reha-Behandlungen bei 38,2<br />

Tagen 25 . Noch deutlich darüber liegen die Vorschläge einer Expertengruppe des<br />

Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und<br />

Gesundheit und der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern 26 , die rät,<br />

die mittlere Verweildauer in der akutstationären Behandlung von Patienten mit<br />

psychosomatischen Erkrankungen nicht unter 50 Tagen anzusetzen.<br />

unter 28 Tage<br />

5,9<br />

28-35 Tage<br />

47,5<br />

36-42 Tage<br />

32,9<br />

über 42 Tage<br />

13,7<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abb. 21: Verweildauer in Tagen (Angaben in %)<br />

Insgesamt streuen die Behandlungen an den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en hinsichtlich ihrer Dauer<br />

weniger als in früheren Jahren. Kurze Behandlungen von weniger als 28 Tagen sind<br />

seltener geworden (von 10 % in 2004/05 auf 6 % im Berichtsjahr), während die Häufigkeiten<br />

der vier- bis fünfwöchigen Behandlungen mit 48 % (2004/05 42 %) leicht zugenommen<br />

haben. Ähnlich sieht es auf der anderen Seite des Spektrums aus. Die langen Behandlungen<br />

von mehr als sechs Wochen (14 % gegenüber 8 % in 2004/05) haben leicht zugenommen,<br />

während die Häufigkeit der Aufenthalten von fünf oder sechs Wochen Dauer mit 33 % leicht<br />

abgenommen hat (41 % in 2004/05).<br />

2.2 Welche therapeutischen Maßnahmen sind hilfreich? -<br />

Einschätzung der Patienten<br />

Für die Behandlung steht an den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en ein breites Spektrum<br />

therapeutischer Maßnahmen zur Verfügung. Einige dieser Maßnahmen (z. B.<br />

Einzelpsychotherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Massage und Entspannung,<br />

Vorträge) werden sehr allgemein, andere spezifisch für bestimmte Teilgruppen von Patienten<br />

indiziert (z. B. Hypnose, Akupunktur, Phythotherapie oder Homöopathie). Die<br />

Behandlungsprogramme werden individuell zusammengestellt, wobei die therapeutischen<br />

Notwendigkeiten sowie die psychischen und physischen Möglichkeiten der Patienten<br />

berücksichtigt werden.<br />

24 n = 218 aus dem Therapeutenbericht, keine Angaben: n = 1 (0,5 %).<br />

25 Schulz H, Barghaan D, Harfst T, Dirmaier J, Watzke B, Koch U (2006) Versorgungsforschung in der<br />

psychosozialen Versorgung. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 49:175-187.<br />

26<br />

Ergebnisbericht der Projektgruppe "Akutstationäre Versorgung von Patienten mit psychosomatischen<br />

Erkrankungen" in Bayern im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie,<br />

Frauen und Gesundheit und der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern (Dezember 1999).


17<br />

Physikalisch Bewegung/Entsp. Ärztl./Naturheilkunde Psychotherapie<br />

Selbstsicherheitstraining (n=14)<br />

Einzelpsychotherapie (n=210)<br />

Visite (n=105)<br />

Aktive Musiktherapie (n=156)<br />

Gespräche Pflegepersonal (n=103)<br />

Angstexposition (n=36)<br />

Körperbildgruppe (n=47)<br />

Tanztherapie (n=182)<br />

Gehirnjogging (n=11)<br />

Körperwahrnehmungsgruppe (n=83)<br />

Familienstellen (n=39)<br />

Dialektisch Behaviorale Th. (n=36)<br />

Hüttenaufenthalt (n=34)<br />

Gruppenpsychotherapie (n=199)<br />

Atemtherapie (n=126)<br />

Schlafentzug (n=64)<br />

Hypnose (n=23)<br />

Kunst/Ausdrucksgruppe (n=34)<br />

Meditation (n=115)<br />

Ohr-Genusstherapie (n=103)<br />

Therapeutisches Malen (n=1<strong>08</strong>)<br />

Weibliche Sexualgruppe (n=26)<br />

Vorträge (n=2<strong>08</strong>)<br />

Ausleitende Verfahren (n=40)<br />

Akupunktur (n=63)<br />

Ernährungstherapie (n=14)<br />

Homöopathie (n=28)<br />

Phytotherapie (n=46)<br />

Aromatherapie (n=102)<br />

Biofeedback (n=43)<br />

Sport/Bewegungstherapie (n=180)<br />

Beckenbodengymnastik (n=82)<br />

Hochseilgarten (n=51)<br />

Ganzheitl. Bewegungstherapie (n=93)<br />

Wassergymnastik (n=67)<br />

Entspannung (n=147)<br />

Nordic Walking (n=91)<br />

Callanetics (n=28)<br />

Yoga (n=119)<br />

Massage (n=215)<br />

Hydro/Balneoherapie (n=37)<br />

Packungen (n=68)<br />

Aktive Meditation (n=115)<br />

Elektrotherapie (n=32)<br />

Qi-Gong (n=121)<br />

67,4<br />

67,8<br />

100<br />

99,5<br />

95,2<br />

94,9<br />

92,5<br />

91,7<br />

91,5<br />

91,2<br />

90,9<br />

90,4<br />

89,7<br />

88,9<br />

88,2<br />

87,4<br />

87,3<br />

85,9<br />

87<br />

85,3<br />

85,2<br />

81,6<br />

78,7<br />

76,9<br />

79,1<br />

75<br />

87<br />

84,3<br />

97,6<br />

97,5<br />

93,7<br />

92,9<br />

92,9<br />

94,4<br />

93,9<br />

92,2<br />

91,4<br />

89,6<br />

88,5<br />

85,7<br />

85,7<br />

84,9<br />

99,1<br />

97,3<br />

97,1<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 22: Akzeptanz therapeutischer Maßnahmen (Angaben in %)<br />

Insgesamt wird das Behandlungsprogramm sehr positiv angenommen. Die meisten der<br />

angewendeten Maßnahmen werden von mehr als 80 % der betroffenen Patienten als<br />

hilfreich eingeschätzt. Ausnahmen bilden das Biofeedback (67%) und Qi-Gong (68 %). Von<br />

den Psychotherapieformen wird die Einzeltherapie am häufigsten positiv eingeschätzt (100<br />

%), aber auch für die anderen Formen ist die Resonanz bei fast allen Patienten sehr positiv.


18<br />

3 Mit welchem Ergebnis<br />

3.1 Gesamteinschätzung<br />

3.1.1 Einschätzung der Veränderungen 27<br />

Allg. psych. Wohlbefinden<br />

86<br />

99,1<br />

Einstellung geg. Zukunft<br />

Krankheitsverständnis<br />

Kontakt-<br />

/Durchsetzungsfähigk.<br />

Berufl. Beziehungen<br />

13,4<br />

47<br />

81,6<br />

79,4<br />

78<br />

100<br />

96,4<br />

89,7<br />

Private Beziehungen<br />

Soziale Probleme<br />

20,4<br />

50<br />

79,1<br />

75,1<br />

Therapeutensicht<br />

Patientensicht<br />

Selbstwert/ Selbstannahme<br />

84,6<br />

96,5<br />

Seelisches Befinden<br />

88,8<br />

98,9<br />

Körperliches Befinden<br />

89<br />

81,3<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abb. 23: Veränderungseinschätzungen aus Patienten- und Therapeutensicht<br />

(Angaben in %)<br />

Sowohl Patienten als auch Therapeuten geben zum Therapieende unabhängig voneinander<br />

ihre Einschätzung der während der Behandlung in den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en erreichten<br />

Ergebnisse ab. Abbildung 23 zeigt für die verschiedenen Problembereiche jeweils den Anteil<br />

der Patienten, die sich nach eigenem Urteil oder im Urteil der behandelnden Therapeuten<br />

gebessert haben. Für diejenigen Bereiche, die zu Behandlungsbeginn häufig im Vordergrund<br />

standen (Abb. 19), zeigen sich durchweg sehr hohe Besserungsquoten.<br />

So liegen die Verbesserungsraten aus Sicht der Patienten im seelischen Befinden (89 %), im<br />

allgemeinen Wohlbefinden (86%) und im körperlichen Befinden (81 %) erfreulich hoch.<br />

Ähnlich positiv sehen die Betroffenen selbst die Behandlungsergebnisse in Bezug auf das<br />

Selbstwerterleben (85 %), die Kontakt- und Durchsetzungsfähigkeit (78 %) und die<br />

Einstellung gegenüber der Zukunft (82 %). Die Therapeuten sehen dabei sogar noch etwas<br />

öfter eine positive Entwicklung. Dies ist besonders auffällig bei den Veränderungen der<br />

sozialen Probleme und den beruflichen Beziehungen. Verschlechterungen werden von<br />

Patienten wie von Therapeuten sehr selten gesehen. Interessanterweise scheinen für viele<br />

27 Direkte Veränderungseinschätzung aus dem Patienten- und Therapeutenbericht; n = 219; für die Bewertung<br />

nicht ausreichende Angaben oder nicht relevanter Problembereich, für die einzelnen Skalen in der Tabelle<br />

angeführten Reihenfolge (von oben nach unten): Patienten: n=4 (1,8 %), n=13 (5,9 %), n=39 (17,8 %), n=37<br />

(16,9 %), n=92 (42,0 %), n=47 (21,5 %), n=67 (30,6 %), n=18 (8,2 %), n=5 (2,3 %), n=27 (12,3 %). Therapeuten:<br />

n=107 (48,9 %), n=90 (41,1 %), n=82 (37,4 %), n=83 (37,9 %), n=4 (1,8 %), n=32 (14,6 %), n=10 (4,6 %), n=106<br />

(48,4 %), n=130 (59,4 %), n=65 (27,7 %).


19<br />

der Patienten diese Veränderungen ihres Befindens mit einer Änderung ihres<br />

Krankheitsverständnisses verbunden zu sein.<br />

Wie im – geschützten – therapeutischen Raum der Kliniken wohl nicht anders zu erwarten,<br />

sind Veränderungen der sozialen Probleme (20 %) sowie der privaten (50 %) und beruflichen<br />

Beziehungen (13 %) im Vergleich zu den anderen Bereichen eher selten. Hier werden die<br />

Ergebnisse während der katamnestischen Zeit von besonderem Interesse sein.<br />

3.1.2 Auffälligkeitsraten 28<br />

auffälliger Verlauf<br />

8,2<br />

guter Verlauf<br />

91,8<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abb. 24: Auffälligkeitsraten (Angaben in %)<br />

Die Gesamteinschätzung des Behandlungsergebnisses erfolgt nach der im "Heidelberger<br />

Modell" entwickelten Bewertungsregel. Dieses integriert die nach dem Konzept der<br />

"Klinischen Bedeutsamkeit" 29 bewerteten Veränderungen auf den verschiedenen<br />

Einzeldimensionen, die zur Messung des physischen, psychischen und sozialen Status<br />

sowie der psychosozialen Ressourcen der Patienten ausgewählt wurden. Dabei werden<br />

sowohl die Einschätzungen der für die Behandlung zuständigen Therapeuten als auch jene<br />

der Patienten einbezogen. Nach dieser Regel werden die Behandlungen nach ihren<br />

Ergebnissen in “auffällige” und “gute” unterschieden. Dem Urteil "auffällig" wird dabei eine<br />

Signalfunktion zugewiesen, d. h. wenn eine Behandlung ein im Sinne der vorab festgelegten<br />

Regel nicht hinreichend positives Ergebnis erzielt, wird dies als Signal verstanden, ihren<br />

Verlauf und ihr Ergebnis in einer der regelmäßig im Rahmen des QM durchgeführten<br />

Konferenzen ("interne Qualitätszirkel") klinisch zu diskutieren.<br />

Die auf diese Weise ermittelte globale Beurteilung der erreichten Ergebnisse bestätigt die<br />

positiven Urteile der Vorjahre über die Qualität der Behandlungen an den <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en 30 . 92 % der Behandlungen werden in ihrem Ergebnis als mindestens "gut"<br />

beurteilt. Lediglich 8 % werden als "auffällig" bewertet, d. h. zeigen nicht hinreichend<br />

deutliche oder nicht hinreichend viele positive Veränderungen. Damit wird im aktuellen<br />

Berichtzeitraum das bereits in den Vorjahren erreichte hohe Niveau noch einmal leicht<br />

übertroffen.<br />

28 n = 219 aus Patienten- und Therapeutenbericht, keine für die Bewertung ausreichenden Angaben: n = 0.<br />

29 vgl. z. B. Kordy & Senf (1985) Überlegungen zur Evaluation psychotherapeutischer Behandlungen. PPmP 35:<br />

207-212.<br />

30 Wie bereits in der Übersicht erwähnt, wurde mit dem Übergang zum kontinuierlichen Ergebnismonitoring auch<br />

das Kerninventar der Qualitätssicherung verändert. Folglich ist die Auffälligkeitsrate des aktuellen<br />

Berichtszeitraumes nicht direkt mit den Raten früherer Berichte vergleichbar. Einen Hinweis auf die<br />

Übereinstimmung der neuen mit den alten Auffälligkeitsraten können m. E. die Veränderungsraten auf dem<br />

Beeinträchtigungsschwerescore geben, der sowohl im früheren als auch aktuellen Kerninventar enthalten ist.<br />

Dabei zeigt sich eine recht hohe Übereinstimmung bei den Auffälligkeitsraten (14,8 % in 2003/04; 13,8 % in<br />

2004/05) und den BSS-Veränderungsraten (2003/04: 77,6 % sehr verbessert oder verbessert; 2004/05: 77,8 %<br />

sehr verbessert oder verbessert).


20<br />

3.2 Therapieergebnis im Therapeutenurteil<br />

3.2.1 Beeinträchtigungsschwere 31<br />

Die Einschätzung der Beeinträchtigungsschwere (BSS) nach Schepank ist eines der beiden<br />

zentralen Einzelurteile aus der Sicht der Therapeuten. Für dieses diagnostische Instrument<br />

liegen gute Normen aus den epidemiologischen Untersuchungen der Mannheimer<br />

Arbeitsgruppe vor (vgl. z. B. Schepank, 1987). Ein Patient mit einem BSS-Summenwert über<br />

4 wird nach Schepank als "Fall" bezeichnet. Nach dieser Falldefinition werden 86,3 % der<br />

Patienten des aktuellen Berichtzeitraums zu Behandlungsbeginn von den Therapeuten als<br />

bedeutsam beeinträchtigt eingeschätzt (83 % in 2004/05). Die mittlere<br />

Beeinträchtigungsschwere bei Aufnahme beträgt 7,1 (s = 2,0) und liegt damit etwas höher<br />

als der von Schepank ermittelte Durchschnittswert in einer stationären psychotherapeutischpsychosomatischen<br />

Klientel. Der mittlere BSS-Summenwert bei Entlassung liegt bei 3,5 (s =<br />

1,9).<br />

sehr verbessert<br />

61,7<br />

verbessert<br />

unverändert<br />

19,4<br />

18,9<br />

etwas verschlechtert<br />

sehr verschlechtert<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Abb. 25: Beeinträchtigungsschwere (Angaben in %)<br />

Aufbauend auf den Referenzdaten wird ein Behandlungsergebnis dann als sehr gut<br />

bewertet, wenn aus einem "Fall" ein "Nicht-Fall" wird. Ein Ergebnis gilt als gut, wenn der BSS<br />

eine reliable Annäherung an die Werte zeigt, die normalerweise bei Nichtpatienten<br />

beobachtet werden. Negative Veränderungen werden entsprechend beurteilt.<br />

Die Anwendung dieser Bewertungsregel führt bei mehr als drei Viertel (81 %) der Patienten<br />

zum Urteil einer sehr guten Besserung (62 %) bzw. einer guten Besserung (19 %).<br />

Gegenüber früheren Jahren ist der Anteil der als "sehr verbessert" oder „verbessert“<br />

eingeschätzten Patienten nahezu konstant geblieben (78 % in 2004/05). Auch der Anteil der<br />

als "unverändert" eingeschätzten Patienten ist ähnlich wie im letzten Berichtszeitraum (19 %<br />

gegenüber 20 % in 2004/05). Einschätzungen als Verschlechterung kommen nicht vor (2 %<br />

in 2004/05).<br />

3.2.2 Globale Erfassung des Funktionsniveaus 32<br />

Zusätzlich wird das allgemeinen Funktionsniveaus anhand der GAF-Skala 33 (Global<br />

Assessment of Functioning) eingeschätzt. Dabei handelt es sich um eine globale<br />

Ratingskala, mit der ein Gesamturteil über die psychische, soziale und berufliche<br />

Leistungsfähigkeit des Patienten gegeben wird.<br />

31 n = 206 aus dem Therapeutenbericht, keine für die Bewertung ausreichenden Angaben: n = 13 (5,9 %)<br />

32 n = 2<strong>08</strong> aus dem Therapeutenbericht, keine für die Bewertung ausreichenden Angaben: n = 11 (5 %)<br />

33 Die GAF-Skala bildet die Achse V des DSM-IV (Saß, H., Wittchen, H.-U., & Zaudig, M. (1998). Diagnostisches<br />

und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-IV, 4. Auflage. Göttingen: Hogrefe).


21<br />

sehr verbessert<br />

25,5<br />

verbessert<br />

53<br />

unverändert<br />

15,5<br />

etwas verschlechtert<br />

2,3<br />

sehr verschlechtert<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abb. 26: Globales Funktionsniveau (Angaben in %)<br />

Im Rahmen der Qualitätssicherung werden an den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en GAF-<br />

Skalenwerte sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Entlassung erhoben, die sich jeweils<br />

auf die letzten 7 Tage beziehen. Zusätzlich wird bei Aufnahme das allgemeine<br />

Funktionsniveau für die letzten 12 Monate beurteilt. Ein GAF-Wert kann zwischen 0 und 100<br />

liegen, wobei 100 ein vollständiges psychisches, soziales und berufliches Funktionsniveau<br />

beschreibt. In Anlehnung an Steinhausen (1987) 34 wählen wir einen Cut-off-Score von 70<br />

Punkten, um zwischen gesundem und pathologischem Funktionsniveau zu unterscheiden.<br />

Der mittlere GAF-Wert liegt bei Aufnahme bei 50,9 (7 Tage) (s = 9,0), bei Entlassung bei<br />

66,5 (s = 10,9). Die Bewertung des Behandlungsergebnisses erfolgt wieder nach dem oben<br />

beschriebenen Prinzip der „reliablen“ bzw. „klinisch-bedeutsamen“ Veränderung. Dabei zeigt<br />

sich bei einem Drittel (26 %) der Patienten eine sehr gute, d.h. klinisch bedeutsame,<br />

Verbesserung und bei der Hälfte (53 %) eine gute (d.h. reliable) Besserung.<br />

Verschlechterungen kommen nur sehr selten (2 %) vor.<br />

3.3 Therapieergebnis im Patientenurteil<br />

3.3.1 Klinisch-Psychologisches Diagnosesystem-38 35<br />

Allg. Befinden m. körperlichen Aspekten<br />

Psychische Beschwerden<br />

3,2<br />

2,7<br />

64,4<br />

68<br />

Soziale Probleme<br />

9,1<br />

42<br />

Handlungskompetenz<br />

5<br />

34,8<br />

Zufriedenheit<br />

3,2<br />

39,7<br />

verschlechtert<br />

verbessert<br />

KPD-38 Gesamtskala<br />

4,6<br />

73,1<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Abb. 27: Klinisch Psychologisches Diagnosesystem KPD-38 (Angaben in %)<br />

34 Steinhausen, H. C. (1987). Global assessment of child psychopathology. Journal of the American Academy of<br />

Child and Adolescent Psychiatry 26, 203-206.<br />

35 n = 219 aus dem Patientenbericht, für die Bewertung nicht ausreichenden Angaben für die alle Skalen n = 0 (0<br />

%).


22<br />

Das Klinisch-Psychologische Diagnosesystem 38 36 bildet das Kerninstrument für<br />

Qualitätssicherung und Ergebnismonitoring nach dem Heidelberger Modell. Es ersetzt das<br />

früher verwendete Inventar, das die Symptom-Check-List (SCL-90-R), das Inventar<br />

Interpersonaler Probleme (IIP) und den Giessener Beschwerdebogen (GBB) umfasste. Es<br />

erweitert das Inventar um ressourcenorientierte Merkmale. Im Rahmen der<br />

Qualitätssicherung werden die 5 Subskalen „Allgemeines körperliches Befinden“,<br />

„Psychische Beschwerden“, „Soziale Probleme“, „Handlungskompetenz“ und<br />

„Lebenszufriedenheit“ betrachtet.<br />

Die Bewertung des Behandlungsergebnisses in Bezug auf die Gesundheit erfolgt wieder<br />

nach dem bereits für die anderen Änderungsdimensionen explizierten Prinzip der "reliablen"<br />

bzw. "klinisch bedeutsamen" Veränderung. Um den Überblick zu erleichtern werden für die<br />

Einzelskalen die Quoten für positive und negative Änderungen jeweils gegenübergestellt.<br />

Die durch den Globalindex ausgedrückte allgemeine Befindlichkeit verbessert sich bei 73 %<br />

der Patienten (66 % in 2004/05). Eine negative Veränderung gibt es mit lediglich 5 % sehr<br />

selten. Dieses positive Bild spiegeln auch die Veränderungen auf den spezifischen Skalen<br />

wider: besonders im psychischen (68 %) und körperlichen (64 %) Befinden bei sehr seltenen<br />

negativen Veränderungen (jeweils 3 %). Auch bei den übrigen Skalen überwiegen die<br />

positiven Veränderungen die negativen bei weitem. Dabei zeigt sich eine deutliche<br />

Steigerung der Verbesserungsrate gegenüber den Vorjahren bei den psychischen<br />

Beschwerden (68 % gegenüber 53 % in 2004/05).<br />

3.4 Patientenzufriedenheit 37<br />

Behandlungsqualität<br />

Klinik entsprach Bedürfnissen<br />

würde Klinik empfehlen<br />

mit erhaltener Hilfe zufrieden<br />

besser mit Problemen umgehen<br />

würde wiederkommen<br />

Behandlungszuf. insges.<br />

gewollte Behandlung erhalten<br />

96,8<br />

91,7<br />

94,9<br />

91,7<br />

95,9<br />

94<br />

94<br />

88,9<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 28: Patientenzufriedenheit (Angaben in %)<br />

Die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung hat in der Qualitätssicherung einen<br />

hohen Stellenwert. Auch wenn Zufriedenheit nicht mit Ergebnisqualität gleichgesetzt werden<br />

kann, ist das Patientenurteil sehr ernst zu nehmen. Gerade bei Ausbleiben der Zustimmung<br />

der Patienten muss den Gründen hierfür selbstkritisch nachgegangen werden.<br />

In den bisherigen Berichtszeiträumen hatten sich die Patienten sehr zufrieden mit der<br />

Behandlung in den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en und den dabei erreichten Ergebnissen geäußert.<br />

Diese auch im Vergleich zu Berichten aus anderen psychosomatisch-psychotherapeutischen<br />

36 Percevic, R., Gallas, C., Wolf, M., Haug, S., Hünerfauth, T., Schwarz, M. & Kordy, H. (2005). Das Klinisch<br />

Psychologische Diagnosesystem (KPD-38): Entwicklung, Normierung und Validierung eines Selbstbeurteilungsbogen<br />

für den Einsatz in Qualitätssicherung und Ergebnismonitoring in der Psychotherapie und<br />

psychosomatischen Medizin. Diagnostica, 51, 134-144.<br />

37 n = 217 aus dem Patientenbericht, keine für die Bewertung ausreichenden Angaben: n = 2 (0,9 %).


23<br />

<strong>Fachklinik</strong>en sehr hohe Zufriedenheitsquote bestätigt sich für den aktuellen Berichtszeitraum.<br />

Die Zufriedenheitsraten liegen dabei ähnlich hoch wie in früheren Jahren. Die Patienten<br />

attestieren fast ausnahmslos eine gute Behandlungsqualität (97 %) und sind insgesamt mit<br />

der Behandlung zufrieden (94 %). Fast alle glauben, mit ihren Problemen besser umgehen<br />

zu können (96 %), würden selber wiederkommen (94 %) und die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en<br />

anderen empfehlen (95 %).<br />

4 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Qualitätssicherung macht das Geschehen in einer Klinik transparent. Die Mitarbeiter der<br />

Klinik erhalten durch kontinuierliche Beobachtung, systematische Dokumentation und<br />

standardisierte Ergebnisevaluation eine Rückmeldung sowohl über ihre Arbeit und deren<br />

Ergebnisse als auch über die Akzeptanz, die ihre Arbeit bei den Patienten findet. Gleichzeitig<br />

erhalten auch Patienten und Kostenträger Orientierungshilfen. Insofern überrascht, dass<br />

auch heute immer noch gilt, dass "Qualitätssicherung noch keinen zentralen, systematischen<br />

Stellenwert in der medizinischen Versorgung hat" 38 . Auch wenn sich zunehmend mehr<br />

Kliniken an einer systematischen Dokumentation beteiligen, etwa unter Nutzung der Bayern-<br />

Doku oder der PsyBaDo für die Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin 39 , die in<br />

Zusammenarbeit mit der AWMF ("Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer<br />

Fachgesellschaften") erarbeitet wurde, ist eine flächendeckende QS noch in weiter Ferne.<br />

Nur wenige Kliniken nutzen die Chance, sich durch Informationen über<br />

Behandlungsergebnisse und Patientenzufriedenheit ihren zukünftigen Patienten sowie<br />

Krankenkassen bzw. -versicherungen vorzustellen.<br />

An den <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en für Psychosomatik, Psychotherapeutische Medizin und<br />

Naturheilverfahren wird seit fast fünfzehn Jahren ein Qualitätsmanagement routinemäßig<br />

durchgeführt, welches die Ergebnisqualität in den Mittelpunkt stellt. Resümiert man die<br />

Entwicklung über diesen Zeitraum hinweg, so zeigt sich, dass in bezug auf den zentralen<br />

Qualitätsindikator das bereits sehr hohe Niveau der letzten Jahre noch einmal gesteigert<br />

werden konnte. Auch die hohe Patientenzufriedenheit der letzten Jahre wurde im aktuellen<br />

Berichtszeitraum bestätigt.<br />

Im Mittelpunkt des Qualitätsmanagements der <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en steht die Qualität der<br />

Behandlungsergebnisse. Die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en arbeiten mit einem intensiven, aber in<br />

Relation zu vergleichbaren <strong>Fachklinik</strong>en eher kurzen Behandlungsprogramm mit einer<br />

mittleren Verweildauer von 37 Tagen. Das zeigen beispielsweise die bereits erwähnten<br />

Daten des statistischen Bundesamtes zur psychosomatischen Versorgung (Fußnote 25), das<br />

eine durchschnittliche Verweildauer von 38-43 Tagen in psychosomatischen Kliniken<br />

berichtet.<br />

Skalenbezeichnung Aufnahme –<br />

Entlassung<br />

Allgemeinbefinden mit körperl. Aspekten KPD-38 1,29<br />

Psychische Beschwerden KPD-38 1,06<br />

Soziale Probleme KPD-38 0,51<br />

Handlungskompetenz KPD-38 0,59<br />

Zufriedenheit KPD-38 0,95<br />

Gesamtskala KPD-38 1,14<br />

Tabelle 1. Normierte mittlere Veränderungen auf dem KPD-38<br />

38<br />

Schwartz FW et al. (1995) Gesundheitssystemforschung in Deutschland - Denkschrift. VCH<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim.<br />

39 Heuft G & Senf W (1998) Praxis der Qualitätssicherung in der Psychotherapie: Das Manual zur PsyBaDo.<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart.


In der vergleichsweise kurzen Behandlungszeit erreichen die Patienten der <strong>Panorama</strong><br />

<strong>Fachklinik</strong>en sehr gute Ergebnisse. Betrachtet man etwa die normierten mittleren<br />

Veränderungen (die sich mit den häufig berichteten Effektstärken vergleichen lassen), so<br />

zeigt sich eine deutliche Verbesserung des (körperlichen) Allgemeinbefindens, der<br />

psychischen Beschwerden sowie der Lebenszufriedenheit (psychometrisch gemessen mit<br />

dem KPD-38). In den geplanten katamnestischen Nachuntersuchungen (6 bzw. 12 Monate<br />

nach Klinikentlassung), die die <strong>Panorama</strong> <strong>Fachklinik</strong>en routinemäßig wieder aufnehmen<br />

werden, wird sich die Nachhaltigkeit dieser erreichten positiven Veränderungen des<br />

Gesundheitszustandes erweisen müssen.<br />

24

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