14.05.2014 Aufrufe

Download PDF (2,1 MB) - Der Paritätische Berlin

Download PDF (2,1 MB) - Der Paritätische Berlin

Download PDF (2,1 MB) - Der Paritätische Berlin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Landesgeschäftsstelle<br />

<strong>Der</strong> Beirat im <strong>Paritätische</strong>n <strong>Berlin</strong> informiert<br />

(Pharma-)Sponsoring<br />

sozialer Einrichtungen<br />

<strong>Der</strong> Beirat hat sich auf seiner Sitzung am 19. März<br />

2013 mit dem Thema „Sponsoring sozialer Einrichtungen<br />

durch die Pharma-Industrie“ beschäftigt.<br />

Anlass war eine Veröffentlichung im <strong>Paritätische</strong>n Rundbrief<br />

vom Oktober 2012, bei der Mitgliedsorganisationen<br />

dazu aufgerufen wurden, sich um den „Aspirin-<br />

Sozialpreis“ zu bewerben. Die redaktionell nicht weiter<br />

kommentierte Veröffentlichung hatte einige <strong>Paritätische</strong><br />

Träger dazu bewogen, den Beirat um eine Beschäftigung<br />

mit dem Thema zu bitten.<br />

Folgende Fragen wurden auf der Beiratssitzung intensiv<br />

erörtert:<br />

1. Sind Empfehlungen des Dachverbandes zur Beteiligung<br />

an derartigen Ausschreibungen ohne weitere<br />

Kommentierung akzeptabel?<br />

2. Wo endet die hilfreiche Unterstützung durch Industrieunternehmen<br />

und wo beginnt ggf. die „Vereinnahmung“<br />

sozialer Einrichtungen?<br />

3. Ist die Unterstützung sozialer Einrichtungen, die direkt<br />

oder indirekt mit einer Produktwerbung für das<br />

Unternehmen einhergeht, vertretbar?<br />

4. An welchen ethischen Grundsätzen können sich<br />

Mitgliedorganisationen bei Sponsoringangeboten<br />

orientieren?<br />

Im Fokus: ethische Grundhaltungen der Freien<br />

Träger und sonstiger NPOs.<br />

Wir haben uns nach einer lebhaften Diskussion um<br />

detaillierte Informationen und Hintergrundwissen zu<br />

diesem Thema bemüht und wollen einige Anregungen<br />

weitergeben. In unserer Diskussion standen nicht die<br />

steuer- und gemeinnützigkeitsrechtlichen Aspekte<br />

des Sponsorings im Fokus, sondern ethische Grundhaltungen<br />

der Freien Träger und sonstiger NPOs.<br />

Wir danken an dieser Stelle insbesondere Herrn Dr.<br />

Fritz Haunert für seine hilfreiche Unterstützung bei der<br />

Informations- und Materialsammlung, die wir wie folgt<br />

zusammenfassen möchten:<br />

Grundsätzlich sollte jede NPO, die Fundraising betreibt<br />

und/oder regelmäßig externe Unterstützung erfährt,<br />

ethische Grundsätze für dieses Fundraising erarbeiten.<br />

Diese Grundsätze sollten von den Mitgliedern sowie<br />

den mitarbeitenden und fördernden Personen akzeptiert<br />

und mitgetragen werden.<br />

Die meisten großen Spendenorganisationen verfügen<br />

über Richtlinien, Spendenguides, Kodizes, die in aller<br />

Ausführlichkeit jedoch selten veröffentlicht werden.<br />

Hinzu kommen Regeln und Richtlinien von Dachverbänden,<br />

denen die NPOs angehören (Deutscher<br />

Fundraising Verband, Deutscher Spendenrat etc.), die<br />

aber nicht als Verhaltenskodizes bezüglich Sponsoring<br />

zu werten sind. Es handelt sich dabei i.d.R. mehr um<br />

Selbstverpflichtungen und Verfahrensrichtlinien.<br />

Die Ausprägungen der NPO-internen Grundsätze richten<br />

sich nach den Zielen, die damit erreicht werden sollen<br />

(Reputation, Marketingziele, Wertekanon etc.) und<br />

sind daher unterschiedlich formuliert.<br />

Als Beispiel seien an dieser Stelle verschiedene mitgliederstarke<br />

und seriöse Organisationen genannt:<br />

Greenpeace ist stark wertegetrieben, wirbt Mitglieder<br />

(keine Spenden) und lehnt Industriesponsoring ab. www.<br />

greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/wir_ueber_uns/20110801-Greenpeace-Verhaltenskodex.pdf<br />

<strong>Der</strong> WWF geht einen anderen Weg, nachzulesen u.a. auf<br />

www.wwf.de/zusammenarbeit-mit-unternehmen.<br />

Eine weitere bekannte Organisation, Ärzte ohne Grenzen<br />

(MSF), lehnt z.B. Industriesponsoring durch die<br />

Pharmaindustrie komplett ab und überprüft nicht nur<br />

Firmen sehr genau, die mit ihnen kooperieren wollen<br />

(siehe: www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden/unternehmen-und-stiftungen/unternehmensspenden/index.<br />

html), sondern auch Privatspenden über 3000 Euro.<br />

MSF gibt Spenden zurück, die durch ihr internes Prüfraster<br />

fallen.<br />

Jeder Kodex ist nur so gut, wie die zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen zu seiner ernsthaften Anwendung,<br />

denn die Überprüfung eines Unternehmens ist zeit- und<br />

personalintensiv. In der Praxis wird vermutlich eine soziale<br />

Einrichtung oder ein Projekt, das erheblich von<br />

eingeworbenen Mitteln und externen Unterstützern abhängig<br />

ist, andere Maßstäbe anlegen als eine große und<br />

erfolgreiche Spendenorganisation, die auswählen kann,<br />

mit wem sie zusammen arbeitet.<br />

Ist Produktwerbung per Sponsorenvertrag<br />

akzeptabel?<br />

In Sachen Ethik und Wertekanon können intern folgende<br />

Fragen weiterhelfen:<br />

• „Ist es für uns akzeptabel, dass wir mit dem Sponsorenvertrag<br />

direkt oder indirekt Produktwerbung<br />

für dieses Unternehmen betreiben?“<br />

• Können wir es mit unseren Grundsätzen vereinbaren<br />

- z.B. als Träger im Jugendhilfebereich - Unterstützung<br />

von Firmen wie Coca-Cola oder McDonalds<br />

anzunehmen, wenn deren Geschäftsstrategie<br />

auf tendenziell „ungesunde Produkte“ für Kinder<br />

und Jugendliche setzt?<br />

oder auch ganz plakativ:<br />

• „Würden wir eine Spende von einem Unternehmen<br />

zurückgeben, nachdem wir erfahren haben, dass das<br />

4 Oktober 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!