12_Leber,_Zirrhose
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12_Leber,_Zirrhose
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Spezielle Pathologie<br />
der <strong>Leber</strong><br />
<strong>12</strong>. Teil
Entzündung der <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>entzündung<br />
Hepatitis Teil 4<br />
<strong>Leber</strong>zirrhose
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
Hepatitis:<br />
Einteilung:<br />
kann vorgenommen werden nach:<br />
A. makroskopischem Bild<br />
kleinherdige <strong>Leber</strong>nekrosen / -entzündung<br />
großherdige <strong>Leber</strong>nekrosen / -entzündung<br />
diffuse <strong>Leber</strong>nekrosen / -entzündung<br />
abszedierende (apostematöse ) <strong>Leber</strong>entzündung<br />
proliferative (granulomatöse) <strong>Leber</strong>entzündung<br />
chronische Hepatitis / <strong>Leber</strong>zirrhose
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (1):<br />
von kirrhos = gelb (also ein Hinweis auf einen Ikterus)<br />
Definition (1):<br />
man findet in jedem Lehrbuch eine etwas andere Definition<br />
von <strong>Zirrhose</strong><br />
die amerikanische Veterinärpathologie hat den Begriff<br />
eliminiert und ersetzt durch „chronische (aktive) Hepatitis“<br />
in Kombination mit dem Begriff "nodular regeneration"
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (2):<br />
Definition (2):<br />
<strong>Leber</strong>zirrhose ist ein:<br />
die ganze <strong>Leber</strong> erfassender (diffuser) und irreversibler<br />
Prozeß, der geprägt ist durch:<br />
A. Untergang von <strong>Leber</strong>zellen (Nekrose)<br />
B. Fibrose<br />
C. Proliferation von <strong>Leber</strong>zellen (und Gallengängen)<br />
D. Entzündung<br />
was zu einem E. knotigen Umbau der <strong>Leber</strong> führt,<br />
der dann seinerseits zu<br />
F. Zirkulationsstörungen<br />
G. und zum Organversagen führen kann
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (3):<br />
die <strong>Zirrhose</strong> muß abgegrenzt werden von:<br />
A. chronische Stauung führt zur <strong>Leber</strong>fibrose<br />
B. umfangreichere, herdförmige Nekrosen führen zur<br />
Narbenleber
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (4):<br />
Vorkommen:<br />
bei allen Tierarten<br />
Ätiologie:<br />
<strong>Leber</strong>zirrhose ist keine nosologische Einheit, sondern<br />
die organtypische Spätmanifestation verschiedener<br />
Primärerkrankungen<br />
beim Menschen stehen der Alkohol (60-70% in Europa und<br />
Nordamerika) und die Virushepatitis (20%, in Afrika mehr)<br />
ganz im Vordergrund
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (5):<br />
bei den Hsgt. gibt es <strong>Zirrhose</strong>n mit definierter Ätiologie bei:<br />
- Speicherungskrankheiten (Cu-Speicherkrh. der Bedlington-Terrier)<br />
evtl. auch bei Hämochromatose (s.o.)<br />
- nach Aufnahme von Giftpflanzen (Kreuzkraut - Senecio-Arten,<br />
Pyrrolizidin-Alkaloide; Pfd)<br />
selten auch bei chronischen Stauungsvorgängen<br />
ansonsten bleibt die Ursache ungeklärt, also in den allermeisten<br />
Fällen (sog. kryptogene <strong>Zirrhose</strong>) !
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (6):<br />
Pathogenese (1):<br />
A. Untergang von <strong>Leber</strong>zellen (Nekrose)<br />
entscheidend ist ein über einen längeren Zeitraum<br />
anhaltender Untergang von <strong>Leber</strong>zellen (Nekrose)<br />
- dieser kann auf umfangreicheren Untergängen von<br />
<strong>Leber</strong>zellen beruhen<br />
- wirkungsvoller sind allerdings langanhaltende Einzelzelluntergänge<br />
(wenn peripher: Mottenfraß-Nekrosen)<br />
- der Untergang kann beruhen auf einer:<br />
- direkt schädigenden Wirkung (z.B. Kupfer)<br />
- zytotoxischen Immunantwort (z.B. Hepatitisvirus)<br />
- Versorgungsstörungen (s. später)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (7):<br />
Pathogenese (2):<br />
B. Fibrose (1)<br />
die Fibrose kann auf zwei Arten zustande kommen:<br />
1. als reparativer Vorgang infolge des <strong>Leber</strong>zellunterganges<br />
(sog. aktive Septen)<br />
die Faserbildung erfolgt durch die Ito-Zellen, die sich<br />
unter dem Einfluß von Mediatoren (v. Kupffer-, Endothelzellen)<br />
oder Toxinen in Myofibroblasten umwandeln<br />
ob es auch eine Bindegewebezubildung ohne vorherigen<br />
<strong>Leber</strong>zell-Untergang gibt, wird zumindest beim Menschen<br />
diskutiert
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (8):<br />
Pathogenese (3):<br />
B. Fibrose (2)<br />
2. durch den Schwund von <strong>Leber</strong>zellen / - gewebe und<br />
das „Übrigbleiben“ des bindegewebigen Gerüstes,<br />
sog. Kollaps-Fibrose (passive Septen)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (9):<br />
Pathogenese (4):<br />
C. Proliferation von <strong>Leber</strong>zellen (und Gallengängen) (1)<br />
solange die Teilungsfähigkeit der Hepatozyten erhalten<br />
ist kommt es zur Zubildung von <strong>Leber</strong>gewebe<br />
dieser Vorgang ist selbst histologisch nicht immer leicht<br />
zu erkennen (!)<br />
wenn das intralobuläre Bindegewebe nicht mehr vorhanden<br />
ist, findet die Zubildung ungeordnet statt (<strong>Leber</strong>zellplatten<br />
mit 2 Zellreihen)<br />
ein Teil (!) der Knotenbildung (s.u.) ist auf die Proliferation<br />
zurückzuführen
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (10):<br />
Pathogenese (5):<br />
C. Proliferation von <strong>Leber</strong>zellen (und Gallengängen) (2)<br />
in vielen Fällen kommt es zur hochgradigen Neubildung<br />
von Gallengängen (Gallengangs-Proliferate, Gallengang-Sprosse)<br />
die Interpretation ist (noch?) unklar:<br />
- Gallengänge versuchen „Anschluß an das <strong>Leber</strong>gewebe<br />
zu finden“<br />
- Ausdruck eines von den Stammzellen (Ovalzellen)<br />
ausgehenden Regenerationsversuches (nachdem die<br />
<strong>Leber</strong>zellen dieses nicht mehr können?)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (11):<br />
Pathogenese (6):<br />
D. Entzündung (1)<br />
kommt in verschiedenen Formen vor:<br />
1. mit PMN als resorptive Entzündung nach <strong>Leber</strong>zell-<br />
Untergang (Hinweis auf Aktivität der <strong>Zirrhose</strong>),<br />
häufig kleine Herde von der Größe einer <strong>Leber</strong>zelle<br />
2. immunpathologische Reaktion auf ein Antigen, meist<br />
zytotox. T-Lymphozyten, vor allem beim Menschen
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (<strong>12</strong>):<br />
Pathogenese (7):<br />
D. Entzündung (2)<br />
3. als unspezifische Immunreaktion auf den langanhaltenden<br />
Untergang von <strong>Leber</strong>gewebe, vor allem<br />
Plasmazellen (autoreaktive Immunantwort)<br />
-vor Ort<br />
- im Knochenmark (Plasmozytose)<br />
- Patienten mit <strong>Leber</strong>zirrhose haben häufig eine<br />
hochgradige polyklonale Hypergammaglobulinämie<br />
(Elektrophorese; DD: Myelom - M-Komponente)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (13):<br />
Pathogenese (8):<br />
E. knotiger Umbau (1)<br />
es muß der makroskopische vom histologischen Umbau<br />
unterschieden werden (s.u.)<br />
die Knoten kommen zustande durch:<br />
- Regeneration des <strong>Leber</strong>gewebes (= Hügel) (s.o.)<br />
- Fibrose (= Täler)<br />
Knoten, die kein regelmäßig aufgebautes <strong>Leber</strong>gewebe<br />
enthalten (keine erkennbare Zentralvene, Glissonsche Dreiecke,<br />
radiäre Ausrichtung der <strong>Leber</strong>zellbalken), werden auch als<br />
Pseudolobuli bezeichnet
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (14):<br />
Pathogenese (9):<br />
E. knotiger Umbau (2)<br />
feinknotige <strong>Zirrhose</strong>n (mikronoduläre <strong>Zirrhose</strong>) entstehen<br />
eher durch fortgesetzten Untergang einzelner<br />
<strong>Leber</strong>zellen<br />
dem entspricht die<br />
postdystrophische Z. bei toxischen oder diätetischen<br />
Ursachen, die kontinuierlich über längere Zeit eingewirkt<br />
haben (Hd: Cu-Speicherung; Pfd: Kreuzkraut;<br />
Pflanzenfresser im Zoo: Hämochromatose)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (15):<br />
Pathogenese (10):<br />
E. knotiger Umbau (3)<br />
makroskopisch grobknotige Veränderungen (makronoduläre<br />
<strong>Zirrhose</strong>) entwickeln sich v.a. nach umfangreichen<br />
Nekrosen (postnekrotische <strong>Zirrhose</strong>)<br />
meist geht auch die mikronoduläre Z. in der Spätphase<br />
in eine makronoduläre Z. über, damit hat dieses Einteilungsprinzip<br />
nur einen begrenzten Wert (und wird z.T. in der<br />
Humanmedizin bereits wieder verlassen)<br />
die ganz alte Einteilung der <strong>Zirrhose</strong> in die atrophische (Laennecsche<br />
Z.) und hypertrophische <strong>Zirrhose</strong> (Hanotsche Z.) ist obsolet
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (16):<br />
Pathogenese (11):<br />
F. Zirkulationsstörungen (1)<br />
können alle Arten von Blutgefäßen, die Lymphgefäße und<br />
das Gallengangsystem betreffen<br />
es kommt zur Beeinträchtigung und Rückbildung des<br />
Pfortadersystems, die <strong>Leber</strong>zellen werden überwiegend<br />
durch die A. hepatica versorgt, das führt zu:<br />
- intrahepatischen Shunts<br />
- Mangelversorgung der <strong>Leber</strong>zellen<br />
- mangelhafte Entgiftung des Pfortaderblutes<br />
- portalen Hochdruck bis zum Ascites
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (17):<br />
Pathogenese (<strong>12</strong>):<br />
F. Zirkulationsstörungen (2)<br />
d.h. die Folgen stellen sich an der <strong>Leber</strong> selbst, aber auch<br />
im Gesamtorganismus (s.u.) ein<br />
die Zirkulationsstörungen können wiederum zum Fortschreiten<br />
des <strong>Leber</strong>zelluntergangs beitragen (circulus<br />
vitiosus)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (18):<br />
Pathogenese (13):<br />
G. Organversagen<br />
Ausfall der Entgiftungsfunktion durch Shunt-Bildung und<br />
zu wenig <strong>Leber</strong>gewebe > hepatoenzephales Syndrom<br />
Ausfall der Synthesefunktion > u.a. Gerinnungsstörungen<br />
Ausfall der Biotransformation (v.a. beim Pflanzenfresser<br />
in tropischen Bereichen) > Photodermatitis durch Ablagerung<br />
u.a. von Phylloerythrin
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (19):<br />
Makro:<br />
mikronoduläre <strong>Zirrhose</strong>:<br />
- <strong>Leber</strong> gleichgroß oder verkleinert<br />
- mit kleinknotiger (< 3 mm) bis glatter Oberfläche<br />
- Organ häufig sehr derb<br />
- evtl. veränderte Farbe (gelblich-grün)
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (20):<br />
Histo:<br />
mikronoduläre <strong>Zirrhose</strong>:<br />
- der typische radiäre Aufbau der Läppchen ist nicht<br />
mehr zu erkennen, unterschiedlich große Gruppen von<br />
<strong>Leber</strong>zellen<br />
- Zunahme des Bindegewebes in Form der Septen,<br />
v.a. auch innerhalb der Läppchen,<br />
darin enthalten<br />
- Gallengangs-Proliferate<br />
- Entzündungszellen<br />
- <strong>Leber</strong>nekrosen sind nicht auffällig<br />
- Regenerate sind vielfach nicht eindeutig<br />
von den durch Septen zerstörten<br />
ursprünglichen Läppchen abzugrenzen
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
Kreuzkraut-Vergiftung, chronische (1):<br />
Wirkstoff:<br />
Pyrrolizidin-Alkaloide, wie z.B. Senecionin<br />
Vorkommen:<br />
in ca. 6.000 Pflanzenarten, aus 3 Familien (Asteraceae =<br />
Korbblüter, Leguminosae = Hülsenfrüchtler, Fabaceae)<br />
mit den drei wichtigsten Gattungen Senecio (Kreuzoder<br />
Greiskraut-Arten), in den Tropen Crotalaria und<br />
Heliotropium<br />
Frage, wofür haben die Pflanzen diese Alkaloide?
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
Kreuzkraut-Vergiftung, chronische (2):<br />
Wirkmechanismus:<br />
- Umwandlung der Alkaloide in hochreaktive Dehydropyrrolizidin-Derivate<br />
durch Cytochrom P450<br />
- können entgiftet werden durch Glutathion-S-Transferase<br />
- können binden an Proteine und Nukleinsäuren<br />
- unterbinden in unterschiedlichen Graden die DNA-Synthese<br />
und die Mitose in den Hepatozyten, falls noch<br />
Replikation möglich kommt es zur Polyploidisierung<br />
> daraus resultieren auffällige Abweichungen in der Kernund<br />
Zellmorphologie (Megalozyten, Zytoplasmaeinschlüsse<br />
im Kern) aber auch apoptotischer Zelltod
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
Kreuzkraut-Vergiftung, chronische (3):<br />
Folgen:<br />
- die Pferde entwickeln meist ein Hepatoenzephales Syndrom<br />
- früher bekannt unter dem Namen „Schweinsberger-<br />
Krankheit“ in den USA als „Walking disease“
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (21):<br />
Makro:<br />
makronoduläre <strong>Zirrhose</strong>:<br />
- Oberfläche grobknotig<br />
- große Knoten und breite BG-Züge<br />
- <strong>Leber</strong> vergrößert oder gleichgroß, selten kleiner
Pathologie <strong>Leber</strong><br />
<strong>Leber</strong>zirrhose (22):<br />
Histo:<br />
makronoduläre <strong>Zirrhose</strong> :<br />
- größere Knoten von <strong>Leber</strong>gewebe<br />
- innerhalb der Knoten sollte die normale Architektur<br />
noch gegeben sein (Läppchen und Glissonsche<br />
Dreiecke sind zu erkennen)<br />
- die Knoten sind von dichtem Bindegewebe umgeben<br />
- das <strong>Leber</strong>gewebe kann regressive Veränderungen<br />
(Verfettung) aufweisen<br />
- chronische Entzündung<br />
- Gallengangs-Proliferate