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Forschung<br />
H.-Th. Panknin, Fachjournalist für Medizin, Berlin<br />
Methicillinresistente Staphylococcusaureus-Stämme<br />
(MRSA) im Pfl egeheim:<br />
hohe Besiedlungsrate von Dekubitalulzera<br />
Nicht zuletzt durch vermehrt auftretende „community-associated“ MRSA-Stämme<br />
wird die Antibiotika-Resistenzentwicklung sowohl in Fachkreisen als auch in der<br />
Bevölkerung zunehmend als potenzielle Bedrohung angesehen. Dabei kann aus<br />
Studien geschlossen werden, dass Patienten aus Langzeitpfl egeeinrichtungen ein<br />
besonders hohes Risiko aufweisen, mit MRSA besiedelt zu sein.<br />
Antibiotikaresistente Krankenhauskeime, früher vor<br />
allem ein Problem der USA und südeuropäischer Länder,<br />
haben sich innerhalb der letzten 10-15 Jahre auch<br />
in Deutschland zunehmend ausgebreitet. Zahlenmäßig<br />
weitaus im Vordergrund stehen dabei die methicillinresistenten<br />
Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA).<br />
Diese Erreger werden inzwischen nicht nur in Krankenhäusern,<br />
sondern vielfach auch in Rehabilitationseinrichtungen<br />
und Pfl egeheimen für chronisch kranke<br />
Patienten nachgewiesen. Eine Studie, die im Jahr 2008<br />
mit dem Semmelweis-Preis ausgezeichnet wurde, hat<br />
sogar ergeben, dass bis zu 12 % aller Bewohner von<br />
Altenheimen mit MRSA-Keimen besiedelt sein können.<br />
Zum Teil handelt es sich dabei um symptomlose<br />
Kolonisationen, vielfach aber auch um behandlungsbedürftige<br />
Infektionen durch MRSA-Keime. Die Erreger<br />
verursachen beispielsweise eitrige Wundinfektionen,<br />
Harnwegsinfektionen bei liegenden Blasenkathetern<br />
oder Entzündungen an der Hauteintrittsstelle von<br />
Gastrostomiesonden (PEG). Wenn die Bewohner von<br />
Altenpfl egeeinrichtungen in Akutkrankenhäuser aufge-<br />
nommen werden, kann es dort zu einer Übertragung<br />
der resistenten Erreger auf andere, z. B. auf immunsupprimierte<br />
Patienten kommen. Spätestens dann wird die<br />
MRSA-Infektion zu einem akuten, manchmal lebensbedrohlichen<br />
Problem. Aber auch bei den betroffenen<br />
Pfl egeheimbewohnern selbst kann es zu Komplikationen<br />
kommen, beispielsweise wenn sie mit einem<br />
Gefäßkatheter versorgt werden müssen.<br />
Pflegeheimpatienten sind eine Risikogruppe<br />
In einer kürzlich aus Spanien publizierten Studie<br />
wurde die Rolle von Pfl egeeinrichtungen noch einmal<br />
sehr deutlich. Eine Arbeitsgruppe um Dr. Irma<br />
Casas vom Krankenhaus Germans Trias i Pujol, einem<br />
600-Betten-Schwerpunktklinikum mit einem Einzugsbereich<br />
von 780.000 Einwohnern, untersuchte das<br />
MRSA-Risiko neu aufgenommener Krankenhauspatienten.<br />
Pro Woche wurden hierfür 15 neu aufgenommene<br />
Patienten nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und auf<br />
MRSA abgestrichen. Zwischen Oktober 2001 und Mai<br />
2003 konnten so 1.128 Patienten in die Studie einge-<br />
Risikofaktoren für eine MRSA-Besiedlung in der spanischen Studie<br />
Tab. 1<br />
Variable<br />
Patienten<br />
mit MRSA-Nachweis<br />
Patienten<br />
ohne MRSA-Nachweis<br />
p-Wert<br />
Alter, Mittelwert ± SD, Jahre 73,9 ± 14,7 59,9 ± 18,1 0,002<br />
Männliches Geschlecht, n (%) 6 (37,5) 662 (59,6) n. s.<br />
Einlieferung aus einer Langzeitpfl egeeinrichtung, n (%) 4 (25) 92 (8,4) 0,007<br />
Einlieferung aus einem anderen Krankenhaus, n (%) 1 (6,3) 0 n. a.<br />
Einlieferung als Notfall 18 (100) 709 (64,9) 0,008<br />
Krankenhausaufenthalt im vorangegangenen Jahr, n (%) 14 (87,3) 486 (44,1) 0,007<br />
Aufenthalt auf einer Intensivstation im vorangegangenen Jahr, n (%) 1 (6,3) 52 (4,9) n. s.<br />
Aufenthalt in einer Langzeitpfl egeeinrichtung im vorangegangenen Jahr, n (%) 5 (31,3) 38 (3,5) < 0,001<br />
Einnahme von Antibiotika in den letzten 6 Monaten vor Aufnahme, n (%) 10 (62,3) 416 (38) 0,08<br />
n. s., nicht signifi kant, n. a., nicht angegeben<br />
20 HARTMANN WundForum 1 / 2010