16.05.2014 Aufrufe

62 6.3 Erweiterung der Kadenz In Kapitel 6.1.5 ... - Pro Business

62 6.3 Erweiterung der Kadenz In Kapitel 6.1.5 ... - Pro Business

62 6.3 Erweiterung der Kadenz In Kapitel 6.1.5 ... - Pro Business

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>6.3</strong> <strong>Erweiterung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kadenz</strong><br />

<strong>In</strong> <strong>Kapitel</strong> <strong>6.1.5</strong> hatten wir die Vertreterklänge kennengelernt. Es handelt sich dabei in erster Linie<br />

um Parallel- und Gegenklang, aber auch um Variantklänge. Die entferntere Verwandtschaft <strong>der</strong> Medianten<br />

mit nur einem gemeinsamen Ton lasse ich hier mal unberücksichtigt wegen <strong>der</strong> ins uferlose<br />

strebenden Anzahl von sich ergebenden Varianten.<br />

Diese Vertreterklänge können in <strong>der</strong> <strong>Kadenz</strong> anstelle des Hauptklanges stehen, sie können aber auch<br />

zusätzlich als <strong>Erweiterung</strong> dem Hauptklang folgen (siehe Punkt 1. bzw. <strong>6.3</strong>.1).<br />

Eine an<strong>der</strong>e <strong>Erweiterung</strong>smöglichkeit besteht in <strong>der</strong> Verwendung von zusätzlichen dominantischen<br />

Akkorden wie D°, D7 o<strong>der</strong> D9. Als <strong>Erweiterung</strong> kann je<strong>der</strong> Haupt o<strong>der</strong> Nebenklang, auch die Dominante,<br />

durch einen o<strong>der</strong> mehrere zusätzliche dominantische Akkorde eingeführt werden (siehe Punkt 2.<br />

bzw. <strong>6.3</strong>.2). <strong>In</strong> <strong>der</strong> Funktionsbezeichnung erhalten diese Dominanten eine Klammer. Man nennt sie<br />

deswegen auch Klammer-, Neben- o<strong>der</strong> einführende Dominanten.<br />

Steht ein Dominantseptakkord vor <strong>der</strong> Dominante, so nennt man die vorausgehende Dominante<br />

Doppeldominante (siehe Punkt 3. bzw. <strong>6.3</strong>.3. Die Doppeldominante kann auch als Variantklang auftreten<br />

(siehe Punkt 4. bzw. <strong>6.3</strong>.4).<br />

Betrachten wir als Beispiele, alles auf C-Dur bezogen, einige <strong>Erweiterung</strong>smöglichkeiten:<br />

1. Zusätzlicher Nebenklang bei Tonika und/o<strong>der</strong> Subdominante Abb. 6.12<br />

2. Einführung <strong>der</strong> <strong>Erweiterung</strong> durch dominantischen Akkord Abb. 6.13<br />

3. Einführung <strong>der</strong> Dominante durch Doppeldominante Abb. 6.14<br />

4. Doppeldominante als Variantklang Abb. 6.15<br />

5. Dominantketten Abb. 6.16<br />

<strong>6.3</strong>.1 Zusätzlicher Nebenklang bei Tonika und/o<strong>der</strong> Subdominante<br />

Abb. 6.12<br />

Jede Doppelzeile in Abbildung 6.12 stellt ein Beispiel für sich dar, erste Zeile immer die Harmonien,<br />

zweite Zeile die zugehörigen Funktionen.<br />

<strong>In</strong> <strong>der</strong> ersten Doppelzeile steht die Grundkadenz mit Dominantseptakkord.<br />

<strong>62</strong>


<strong>In</strong> <strong>der</strong> zweiten Doppelzeile finden Sie als <strong>Erweiterung</strong> zur Tonika die Tonikaparallele und zur Subdominante<br />

die Subdominantenparallele.<br />

Die dritte Doppelzeile bringt das gleiche Beispiel, aber als <strong>Erweiterung</strong> nicht die Parallelklänge,<br />

son<strong>der</strong>n die Gegenklänge.<br />

Die beiden letzten Doppelzeilen zeigen als <strong>Erweiterung</strong> Gegenklang und Parallelklang in Folge, in<br />

Doppelzeile vier bei <strong>der</strong> Subdominante, in Doppelzeile fünf bei <strong>der</strong> Tonika.<br />

<strong>6.3</strong>.2 Einführung <strong>der</strong> <strong>Erweiterung</strong> durch dominantischen Akkord<br />

Abb. 6.13<br />

Auch hier wie<strong>der</strong> vielleicht ein paar erklärende Worte. Die erste Doppelzeile zeigt wie in allen<br />

Beispielen, mit Ausnahme <strong>der</strong> Dominantkette, die Grundkadenz in Dur mit Dominantseptakkord.<br />

Die zweite und dritte Doppelzeile bringen als <strong>Erweiterung</strong>, sowohl für die Tonika als auch für die<br />

Subdominante, den Parallelklang, und die beiden letzten Doppelzeilen nutzen als <strong>Erweiterung</strong><br />

jeweils den Gegenklang.<br />

<strong>In</strong> allen vier Beispielen werden diese Vertreterklänge dominantisch eingeführt, und zwar einmal mit<br />

dem Dominantseptakkord, das zweite mal mit dem zugehörigen vermin<strong>der</strong>ten Dreiklang.<br />

Beim Dominantseptakkord ist dann das Stufenverhltnis "V - I", also im Quintenzirkel einen Schritt<br />

links herum, bei den vermin<strong>der</strong>ten Akkorden "VII - I" o<strong>der</strong> einen Halbton aufwärts.<br />

Für die Auflösung des vermin<strong>der</strong>ten Akkords, Funktionssymbol (D°), siehe <strong>Kapitel</strong> 7.1.4.<br />

63


<strong>6.3</strong>.3 Einführung <strong>der</strong> Dominante durch Doppeldominante<br />

Abb. 6.14<br />

<strong>In</strong> diesem Beispiel wird <strong>der</strong> Dominantseptakkord mit <strong>der</strong> Doppeldominante (kurze Dominantkette)<br />

eingeführt. Der Pfeil stellt einen "V - I" Schritt dar, also einen Schritt gegen den Uhrzeigersinn im<br />

Quintenzirkel.<br />

<strong>6.3</strong>.4 Doppeldominante als Variantklang<br />

Abb. 6.15<br />

Wie das vorige Beispiel, nur die einführende Dominante wird durch den Variantklang, also Wechsel<br />

des Tongeschlechts, gebildet.<br />

<strong>6.3</strong>.5 Dominantketten<br />

Abb. 6.16<br />

<strong>In</strong> diesem Beispiel wird <strong>der</strong> Dominantseptakkord mit drei "V - I" Schritten eingeführt. Je<strong>der</strong> Pfeil<br />

stellt einen davon dar, also drei Schritte gegen den Uhrzeigersinn im Quintenzirkel. Nach jedem<br />

Schritt wird die erreichte "I" sofort wie<strong>der</strong> als "V" umgedeutet und <strong>der</strong> nächste Schritt ausgeführt.<br />

6.4 Modulation<br />

Als Modulation bezeichnet man den Übergang von einer Tonart in eine an<strong>der</strong>e. Der Übergang muß als<br />

solcher durch die geän<strong>der</strong>te Tonalität eindeutig zum Ausdruck kommen. Unter Tonalität versteht<br />

man dabei das zu einer Tonika in Verbindung stehende Klanggefüge, z. B. auch eine <strong>Kadenz</strong> mit<br />

o<strong>der</strong> ohne <strong>Erweiterung</strong>en. Die Tonalität ist dann eindeutig geän<strong>der</strong>t, wenn mindestens eine vollständige<br />

<strong>Kadenz</strong> in <strong>der</strong> neuen Tonart aufgetreten ist.<br />

64


Ist das nicht <strong>der</strong> Fall und wird die Grundtonart nur kurzzeitig verlassen, so nennt man das Ausweichung<br />

o<strong>der</strong> vorübergehende Ausweichung<br />

Eine Modulation erfolgt meist durch Umdeutung <strong>der</strong> Funktion eines Akkordes. Als Beispiel, F-Dur ist<br />

die Subdominante von C-Dur. <strong>In</strong>terpretiere ich jetzt diese Subdominante von C-Dur als Tonika von<br />

F-Dur, so kann dem die neue Subdominante Bb-Dur folgen und mit C7 und F-Dur nach F-Dur überleiten.<br />

Die dann folgende Umdeutung führt zurück nach C-Dur:<br />

Abb. 6.17<br />

Die Zeile unmittelbar unter den Akkordsymbolen gibt die Funktionen in C-Dur an, symbolisiert<br />

durch den Doppelpunkt und die Tonart dahinter. Die Zeile darunter benennt die Funktionen in<br />

<strong>der</strong> Modulationstonart, hier F-Dur, in <strong>der</strong> letzten Zeile steht die jeweilige Tonart.<br />

Im nächsten Beispiel wird nicht die Subdominante <strong>der</strong> Ausgangstonart, son<strong>der</strong>n die Tonika umgedeutet.<br />

Für die Darstellung gilt das für das vorige Beispiel gesagte.<br />

Abb. 6.18<br />

Auch die im vorigen <strong>Kapitel</strong> <strong>6.3</strong>.5 besprochenen Dominantketten sind ein beliebtes und weitverbreitetes<br />

Mittel für die Modulation. Im nächsten Beispiel, Abb. 6.19, ist die Modulation von C-Dur nach<br />

D-Dur mit Doppeldominante (kurze Dominantkette) gezeigt.<br />

Abb. 6.19<br />

Wenn Sie jetzt meinen, <strong>der</strong> Sprung von C nach E7 sei vollkommen zusammenhangslos, so ist das<br />

nicht richtig. Geht man im Quintenzirkel von C aus vier Quinten rechts herum, so landet man bei E-<br />

Dur. Die komplette Dominantkette ab E7 wäre also: C - E7 - A7 - D7 - G7 - C. Diese Kette wird nun<br />

zum Zwecke <strong>der</strong> Modulation nach D-Dur bei dem zugehörigen Septakkord, nämlich A7, abgebrochen.<br />

Man hätte auch mit einem weiteren Schritt zurück über D7 nach G-Dur, bzw. mit <strong>der</strong> kompletten<br />

Kette zurück zur Ausgangstonart C-Dur gelangen können, wie das Beispiel <strong>Kapitel</strong> <strong>6.3</strong>.5<br />

zeigte.<br />

Kehren wir nun gedanklich noch einmal zurück zur Modulation mit Hilfe <strong>der</strong> Umdeutung einer Akkordfunktion.<br />

Wer sich noch nie mit dieser Materie beschäftigt hat, dem wird das Ganze doch sehr<br />

mysteriös vorkommen, beson<strong>der</strong>s wenn Sie einmal auf die Tabelle in <strong>Kapitel</strong> 6.5/Abb.6.21 schauen.<br />

Von <strong>der</strong> Vielfalt an bestehenden harmonischen Funktionen sind dort eine recht umfangreiche<br />

Auswahl aufgeführt, und alle diese Funktionen mit ihren Abkürzungen werden für die Analyse<br />

von harmonischen Zusammenhängen in Musikstücken benutzt.<br />

65

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!