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Kapitel 3.2 - Familienbildung in NRW

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nah dran: <strong>Familienbildung</strong> <strong>in</strong> Familienzentren<br />

<strong>3.2</strong>.3. W a s K <strong>in</strong> d e r b ra u c h e n , u m s ic h g e s u n d e n tw ic k e ln z u k ö n n e n<br />

„Hauptsache: gesund!“, „wieder gesund“ oder „gut entwickelt“ – diese Erleichterung tauschen Eltern und<br />

Professionelle häufig mite<strong>in</strong>ander aus – nach der Geburt, e<strong>in</strong>er Erkrankung, oder Vorsorgeuntersuchung.<br />

Damit ist das Thema „Gesundheit“ oft abgehakt. J edoch: Welche Grundvoraussetzungen e<strong>in</strong>er gesunden<br />

K<strong>in</strong>dheit wären wünschenswert und was kann jede/r aus eigenem Vermögen dazu beitragen? Die amerikanischen<br />

Ä rzte T. Berry Brazelton (K<strong>in</strong>derheilkunde) und Stanley I. Greenspan (Psychiatrie und K<strong>in</strong>derheilkunde)<br />

haben aus umfangreichen Erfahrungen mit K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e praktische Sichtweise der gesunden,<br />

k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung erarbeitet und sieben elementare Bedürfnisse festgestellt. Wenn diese <strong>in</strong> den<br />

ersten Lebensjahren ausreichend, besser kont<strong>in</strong>uierlich und gut von Eltern, Erziehenden und Lehrenden<br />

beachtet werden, kann das K<strong>in</strong>d körperlich, seelisch und psychisch gesund groß werden.<br />

1 . K <strong>in</strong> d e r b ra u c h e n b e s tä n d ig e u n d lie b e v o lle B e z ie h u n g e n<br />

Sichere, e<strong>in</strong>fühlsame, fürsorgliche Beziehungen vermitteln K<strong>in</strong>dern die Fähigkeit zu Vertrauen und Empathie und<br />

ermöglichen es ihnen schließ lich, ihre Gefühle <strong>in</strong> Worte zu fassen, über ihre Wünsche nachzudenken und eigenständige<br />

Beziehungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen aufzunehmen. Dieses Grundgefühl von Sicherheit und<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die Welt ist die Basis aller weiteren Gefühle – und die Gefühle s<strong>in</strong>d zentral wichtig <strong>in</strong> der kognitiven<br />

Entwicklung – sie s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>neren Architekten oder Dirigenten des Geistes.<br />

2. K <strong>in</strong> d e r b ra u c h e n k ö rp e rlic h e U n v e rs e h rth e it, S ic h e rh e it u n d R e g u la tio n<br />

Dieses Grundbedürfnis gilt – wie das erste – häufig als Selbstverständlichkeit. Doch diese Selbstverständlichkeit<br />

hat Kev<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bremen (stellvertretend für andere Fälle) nicht erlebt. Bei den vielen K<strong>in</strong>der, die hungrig <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten<br />

und Schule gehen müssen, wird dieses Grundbedürfnis ebenfalls nicht gestillt. Denn „körperliche Unversehrtheit,<br />

Sicherheit und Regulation“ me<strong>in</strong>t ganz praktisch: regelmäß ige, gesunde Nahrung (möglichst frei von Giftstoffen<br />

– e<strong>in</strong> weites Feld!), ke<strong>in</strong>e körperlichen, psychischen, seelischen Bedrohungen, ke<strong>in</strong>e Gefährdung durch<br />

Umweltgifte (Drogen, Alkohol, Tabak, Lärm ...), Regulation von Entwicklungsauffälligkeiten u. v. m.<br />

3. K <strong>in</strong> d e r b ra u c h e n E rfa h ru n g e n , d ie a u f <strong>in</strong> d iv id u e lle U n te rs c h ie d e z u g e s c h n itte n s <strong>in</strong> d<br />

J edes K<strong>in</strong>d ist e<strong>in</strong>zigartig. Das, was e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d lernt, hängt weitgehend von se<strong>in</strong>en Erfahrungen ab. Um das Lernen<br />

und die geistige Entwicklung zu fördern, müssen daher Erfahrungen auf das <strong>in</strong>dividuell unterschiedliche zentrale Nervensystem<br />

zugeschnitten se<strong>in</strong>. K<strong>in</strong>der bewältigen die frühen Entwicklungsschritte unterschiedlich rasch. So unterscheiden<br />

sie sich z. B. <strong>in</strong> ihrer Konzentrationsfähigkeit, <strong>in</strong> ihrer Fähigkeit, sich gezielt <strong>in</strong>tentional zu verhalten, kreativ zu se<strong>in</strong><br />

oder logisch und abstrakt zu denken und vieles mehr. Darüber h<strong>in</strong>aus wird das K<strong>in</strong>d durch se<strong>in</strong> familiäres und kulturelles<br />

Umfeld geprägt. Das Verständnis dieser <strong>in</strong>dividuellen Faktoren ermöglicht es, Anregungen und Förderungen<br />

zu entwickeln, die beim e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>d ansetzen – dies ist <strong>in</strong> den ersten sieben Lebensjahren zentral wichtig.<br />

4 . K <strong>in</strong> d e r b ra u c h e n e n tw ic k lu n g s g e re c h te E rfa h ru n g e n<br />

Heranwachsende K<strong>in</strong>der müssen e<strong>in</strong>e Reihe von Entwicklungsstufen bewältigen. Dazu gehören <strong>in</strong>nere Sicherheit,<br />

die Fähigkeit, zu sehen, zu hören und sich zu konzentrieren, zielgerichtete Kommunikation mit Worten und ohne<br />

Worte, Problemlösung und Entwicklung des Selbstgefühls, emotionales Denken u. v. m. Eltern benötigen das Wissen<br />

über diese Entwicklungen und die Fähigkeit, ihr K<strong>in</strong>d vor diesem H<strong>in</strong>tergrund zu verstehen. Sie brauchen jede M enge<br />

S E IT E 5 4

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