Unabhängige Organisationen in autoritären Regimes - PFH Private ...
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Verfahren und Politiken zu schaffen, um Wirtschaftswachstum und Entwicklung zu fördern.<br />
Die Voraussetzung dafür besteht dar<strong>in</strong>, dass die politische Führung e<strong>in</strong> eigenes Interesse an<br />
diesen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen hat und <strong>in</strong> der Lage ist, diesbezüglich<br />
Selbstverpflichtungen e<strong>in</strong>zugehen. E<strong>in</strong>e notwendige Nebenbed<strong>in</strong>gung ist dabei, dass die<br />
Umsetzung e<strong>in</strong>er derartigen wirtschaftspolitischen Strategie nicht die politische Macht der<br />
Regierung unterm<strong>in</strong>iert. Root/May (2009) argumentieren z.B., dass e<strong>in</strong>e automatische<br />
Verb<strong>in</strong>dung zwischen der Stärkung unabhängiger Gerichte und der Liberalisierung der<br />
politischen Ordnung nicht notwendigerweise existiert. Sie führen weiter aus, dass die<br />
Schaffung unabhängiger, regelbasierter <strong>Organisationen</strong> e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es Gerichtssystems<br />
dazu beitrage, diskretionäres Verhalten seitens der Exekutive zu beschränken. Dies müsse<br />
nicht zwangsläufig das politische Regime schwächen, sondern könne sogar dazu beitragen,<br />
e<strong>in</strong>en stabilen <strong>in</strong>stitutionellen Rahmen zu schaffen, welcher die Langlebigkeit des <strong>Regimes</strong><br />
sicherstellen kann.<br />
E<strong>in</strong> Gefüge relativ unabhängiger <strong>Organisationen</strong> kann sich als effektives Element<br />
erweisen, rechtsstaatliche Pr<strong>in</strong>zipien für Eliten zu schaffen. Auf diese Weise kann dies zu<br />
e<strong>in</strong>em wirksamen, akzeptierten Mechanismus werden, der bei ger<strong>in</strong>gen Kosten zur<br />
Schlichtung von Konflikten <strong>in</strong>nerhalb der Elite beitragen kann. Das dürfte nicht nur für<br />
politische, sondern auch für unternehmerische Eliten gelten, von denen die Regierung<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Durchführung von Investitionen und der Unterstützung der Wachstumspolitik<br />
abhängt. Regierungen können ihren Versprechungen und Ankündigungen, nicht willkürlich <strong>in</strong><br />
die Privatwirtschaft e<strong>in</strong>zugreifen, Glaubwürdigkeit verleihen, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e neutrale und<br />
autonome Organisation schaffen, welche die Beachtung privater Eigentums- und<br />
Verfügungsrechte überwacht und e<strong>in</strong>e Verletzung dieser Rechte sanktioniert.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus identifizieren Root/May (2009: 307) drei Dilemmata autoritärer Führer,<br />
die man durch die Schaffung e<strong>in</strong>es Systems relativ unabhängiger Gerichte und<br />
möglicherweise anderer <strong>Organisationen</strong> effektiv auflösen könnte. In ihren Worten:<br />
„Authoritarians face three peculiar managerial dilemmas by virtue of the status of the head of state as ‘above<br />
the law.’ That status limits the effectiveness of the state and its <strong>in</strong>stitutions because it implies the primacy of<br />
discretion over rules. Build<strong>in</strong>g a court system (…) can actually help establish a stable framework for regime<br />
longevity. First, autocrats require <strong>in</strong>vestment and therefore must create a legal system to facilitate<br />
transactions. Second, they need to enhance revenue collection and credit; therefore, they need a legal<br />
framework that holds f<strong>in</strong>ancial <strong>in</strong>termediaries accountable for their private debts and for deal<strong>in</strong>g equitably<br />
with citizens. Third, they need to ferret out disobedience and noncompliance by subord<strong>in</strong>ates; a legal system<br />
that discloses the abuses of officials enhances the leader’s renown and ensures greater compliance from<br />
citizens. Adm<strong>in</strong>istrative courts can make the state’s adm<strong>in</strong>istrative apparatus work more smoothly to ensure<br />
that <strong>in</strong>formation about performance and malfeasance is uncovered. Improved loyalty of adm<strong>in</strong>istrative<br />
personnel is thereby atta<strong>in</strong>ed as well as a more contented populace.”<br />
Die Schaffung unabhängiger <strong>Organisationen</strong> hat sich <strong>in</strong> manchen autoritären <strong>Regimes</strong> als<br />
effektive Strategie erwiesen, um dauerhaft e<strong>in</strong>e glaubwürdige Wirtschaftspolitik zu betreiben.<br />
Autonome Zentralbanken, Gerichte oder Wertpapieraufsichtsbehörden repräsentieren<br />
wichtige Elemente e<strong>in</strong>es solchen Ansatzes. Unabhängigkeit <strong>in</strong> derartigen Bereichen trägt zur<br />
Glaubwürdigkeit und langfristigen Verlässlichkeit der Versprechen e<strong>in</strong>er Regierung bei.<br />
Autonome Gerichte bieten z.B. privaten Investoren die Möglichkeit, politische Maßnahmen<br />
und Entscheidungen der Regierung anzufechten. Dies erhöht die politischen<br />
Transaktionskosten für die Regierung, die <strong>in</strong>folge ihrer E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> ökonomische<br />
Transaktionen entstehen. Des Weiteren könnten sich ‚autonome’ <strong>Organisationen</strong> im<br />
Justizwesen (wenn sie für die Behandlung kontroverser Bestandteile von Wirtschaftsreformen<br />
zuständig s<strong>in</strong>d) für e<strong>in</strong>e reform- und wachstumsorientierte Regierung h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Förderung, Legitimierung und Umsetzung dr<strong>in</strong>gend gebotener <strong>in</strong>stitutioneller Reformen <strong>in</strong><br />
früher populistischen <strong>Regimes</strong> als wirksame Unterstützer erweisen. In diesem Kontext<br />
argumentieren Moustafa/G<strong>in</strong>sburg (2009: 10):<br />
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