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<strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

<strong>–</strong> <strong>wie</strong> <strong>weiter</strong> ?<br />

Wie sieht die physiotherapeutische Nachbehandlung<br />

der <strong>Sprunggelenkprothese</strong> aus?<br />

Diplomarbeit Stefanie Blum<br />

Februar 2007


Vorwort<br />

Diese Diplomarbeit wurde im Rahmen meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin<br />

an der Physiotherapieschule am Stadtspital Triemli verfasst.<br />

Betreuungsperson: Rainer Brakemeier<br />

Den Einstieg in die Diplomarbeit fand ich im Gespräch mit Dr. med. Rolf Gampp,<br />

dem leitenden Arzt für Orthopädische Chirurgie am Kantonsspital Frauenfeld. Er<br />

nahm sich reichlich Zeit, um mir einen Grundstein für die Bearbeitung meines<br />

Diplomthemas zu legen. Das Gespräch war ausserordentlich motivierend.<br />

Hilfreich war auch der Austausch mit den vier diplomierten Physiotherapeutinnen<br />

Manuela Widmer und Cécile Müller vom Kantonsspital Frauenfeld, Isabel<br />

Etter von der Schulthess-Klinik und Marisa Solari aus der Physiotherapiepraxis<br />

Schiffländi in Basel. Sie machten bereits Erfahrungen mit <strong>Sprunggelenkprothese</strong>n<br />

und konnten mir daher wertvolle Unterstützung zukommen lassen.<br />

Ein besonderes Highlight während meiner Vorbereitung war der Besuch im<br />

Kantonsspital Liestal. Prof. Dr. Beat Hintermann, Chefarzt Orthopädie, hatte mich<br />

zu einem Operationstag eingeladen. Ich konnte gleich drei Sprunggelenkoperationen<br />

aus nächster Nähe mitverfolgen und meine Fragen wurden aus erster<br />

Hand beantwortet.<br />

Ich bedanke mich bei allen Personen, die mich bei meiner Arbeit unterstützt<br />

haben. Vor allem bin ich dankbar für die regelmässige Begleitung durch meinen<br />

Betreuer, Rainer Brakemeier, von der Physiotherapieschule Triemli. Von ihm erhielt<br />

ich wertvolle Tipps und er gab mir konstruktive Kritik mit auf den Weg.<br />

Die von mir im Text verwendeten Ausdrücke «Physiotherapeutinnen» so<strong>wie</strong> «Therapeutinnen»<br />

und «Kolleginnen» <strong>–</strong> stehen auch für die männliche Form des jeweiligen<br />

Begriffes. Der Ausdruck «Patienten» deckt auch die weibliche Form ab.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Motivation<br />

1.2 Fragestellung<br />

1.3 Zielsetzung<br />

1.4 Adressaten<br />

1.5 Aufbau der Arbeit und Methodik<br />

2 Grundlagen zum oberen Sprunggelenk<br />

2.1 Anatomie<br />

2.2 Biomechanik<br />

2.3 Stabilität<br />

2.4 Knochenabstützung und Kraftübertragung<br />

3 <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

3.1 Geschichte und Entwicklung<br />

3.2 Arthrodese<br />

3.3 Resultate<br />

4 Indikationen und Kontraindikationen der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

4.1 Indikationen<br />

4.2 Kontraindikationen<br />

5 Operation und Komplikationen<br />

5.1 Präoperative Planung<br />

5.2 Lagerung und Inzision<br />

5.3 Operationsvorgang<br />

5.4 Perioperative Komplikationen<br />

5.5 Postoperative Komplikationen<br />

6 Postoperative Behandlung<br />

6.1 Prozedere<br />

6.2 Physiotherapeutische Erfahrungen<br />

7 Schlusswort<br />

7.1 Persönliche Meinung<br />

7.2 Zusammenfassung<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

6<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

9<br />

10<br />

10<br />

11<br />

11<br />

12<br />

12<br />

13<br />

14<br />

16<br />

19<br />

19<br />

Literatur- und Abbildungsverzeichnis<br />

21/22<br />

Anhang<br />

I Resultate von Arthrodese und <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

II Erläuterungen zu drei ausgewählten physiotherapeutischen<br />

Massnahmen<br />

1


1<br />

Einleitung<br />

1.1 Motivation<br />

Wie habe ich zu meinem Thema gefunden? Lange, bevor das Thema für meine<br />

Diplomarbeit festgelegt werden musste, kam mir der Gedanke, meine Arbeit<br />

einem Körperteil zu widmen, dem im Alltag relativ wenig Beachtung geschenkt<br />

wird. Der Fuss ist ein Körperteil, auf den diese Feststellung im wesentlichen zutrifft.<br />

Da er auch die meiste Zeit des Lebens unter hoher Belastung steht, welche häufig<br />

erst noch unphysiologisch erfolgt, schien mir der Fuss ein geeignetes Objekt<br />

zu sein, mit dem sich eine angehende Physiotherapeutin im Rahmen ihrer Diplomarbeit<br />

befassen könnte.<br />

Mit der <strong>Sprunggelenkprothese</strong> im speziellen kam ich dann erstmals im fünften<br />

Semester meiner Ausbildung in Kontakt und zwar während meines dritten<br />

Praktikums, welches ich damals am Kantonsspital Frauenfeld absolvierte. Ich begegnete<br />

dort einer Patientin mit einer <strong>Sprunggelenkprothese</strong>. Ich war zwar nicht<br />

persönlich an der Therapie beteiligt, aber ich konnte den Fall trotzdem am Rande<br />

mitverfolgen.<br />

Als es dann im sechsten Semester darum ging, das Thema meiner Diplomarbeit<br />

definitiv zu bestimmen, erinnerte ich mich an den oben geschilderten Fall<br />

in Frauenfeld. Ich wollte mehr darüber erfahren, insbesondere interessierte mich<br />

die Nachbehandlung eines solchen Eingriffes, und ich entschloss mich daher,<br />

dies mit meiner Diplomarbeit zu erreichen.<br />

1.2 Fragestellung<br />

Für mich als angehende Physiotherapeutin stellt die Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

die eigentliche Herausforderung dar. Im Zusammenhang mit der<br />

Nachbehandlung ergeben sich nämlich einige interessante Fragen. Was geschieht<br />

während der langen Nachbehandlungszeit? Welche subjektiven und objektiven<br />

Hauptprobleme können auftreten? Welche konkreten Massnahmen kann man zur<br />

Behebung dieser Probleme treffen? Welche Resultate werden erzielt?<br />

Zusammengefasst:<br />

Wie sieht die physiotherapeutische Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

aus?<br />

1.3 Zielsetzung<br />

Ziel meiner Arbeit ist es, die physiotherapeutische Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

aufzuzeigen. Aber auch Geschichte und Entwicklung der Sprunggelenk-Endoprothetik<br />

möchte ich in Erfahrung bringen. Ausserdem sollen in meiner<br />

Arbeit die Indikationen und Kontraindikationen, die Operationstechniken und mögliche<br />

Komplikationen dargestellt werden und ich möchte die Anatomie und Biomechanik<br />

des oberen Sprunggelenks repetieren.<br />

2


1.4 Adressaten<br />

Mit meiner Arbeit möchte ich vor allem Physiotherapeutinnen erreichen, die mit<br />

<strong>Sprunggelenkprothese</strong>-Patienten in Kontakt kommen könnten.<br />

Ich denke dabei an Therapeutinnen in spezialisierten Fusszentren so<strong>wie</strong> in allgemeinen<br />

Physiotherapiepraxen und auch an solche, die in Spitälern und Privatpraxen<br />

mit orthopädischen Chirurgen zusammenarbeiten. Ausserdem möchte ich<br />

noch in Ausbildung stehende Kolleginnen ansprechen, die bereits Praktika durchlaufen.<br />

Zudem sind alle anderen Personen, die sich für das Thema interessieren, herzlich<br />

eingeladen, meine Diplomarbeit zu lesen.<br />

1.5 Aufbau der Arbeit und Methodik<br />

Zu Beginn meiner Arbeit schaffe ich einen Überblick über die Anatomie des oberen<br />

Sprunggelenks. Dann folgt eine Einführung in die <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

inklusive ihrer Geschichte und Entwicklung. Anschliessend schildere ich Indikationen<br />

und Kontraindikationen, zudem fasse ich die Operation und deren Komplikationen<br />

zusammen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der postoperativen<br />

Behandlung des Sprunggelenkersatzes. Das Schlusswort beinhaltet die wichtigsten<br />

Erkenntnisse und meine persönliche Meinung. Im Anhang sind studienbasierte<br />

Resultate der <strong>Sprunggelenkprothese</strong> zusammengefasst so<strong>wie</strong> drei ausgewählte<br />

physiotherapeutische Massnahmen erläutert.<br />

Mein Wissen eignete ich mir hauptsächlich aus Fachbüchern und -zeitschriften<br />

so<strong>wie</strong> durch persönliche Gespräche mit Ärzten und Physiotherapeutinnen und<br />

aus dem Internet an.<br />

3


2<br />

Grundlagen zum oberen Sprunggelenk<br />

Das obere Sprunggelenk (OSG) und seine umliegenden Strukturen sind sehr komplex.<br />

Für das Verständnis des Sprunggelenkersatzes beschreibe ich im folgenden<br />

Anatomie, Biomechanik und Stabilität des OSG so<strong>wie</strong> die knöcherne Abstützung<br />

und Kraftübertragung der Prothese.<br />

2.1 Anatomie<br />

Das obere und untere Sprunggelenk bilden zusammen eine funktionelle Einheit.<br />

Das OSG ist der bedeutsamere Teil dieser Einheit. Es besteht aus drei Knochen,<br />

einem komplexen Bandapparat und gelenkübergreifenden Sehnen und Muskeln.<br />

Die Stabilität und Führung werden somit durch knöcherne (enger Gelenkschluss),<br />

ligamentäre und muskuläre Strukturen gegeben (Kapandji, 2001).<br />

2.1.1 Knöcherne Bestandteile<br />

Tibia, Fibula und Talus bilden den knöchernen Übergang vom Unterschenkel zum<br />

Fuss (Abb. 1) . Das OSG weist eine hohe Kongruenz auf, welche während des<br />

gesamten Bewegungsweges gewährleistet wird. Zudem unterliegt es einer engen<br />

Passform (Knupp, Valderrabano, Hintermann, 2006; Quelle steht auch für die<br />

nachfolgenden drei Unterkapitel).<br />

Fibula<br />

Tibia<br />

Talus<br />

Abb. 1 Frontalschnitt<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

2.1.1.1 Tibia<br />

Sie steht über zwei Gelenkflächen mit dem Talus in Kontakt und zwar medial<br />

über den Malleolus, cranial über das Pilon tibiae. Letzteres weist in der Sagittalebene<br />

eine konkave Form auf. In der Frontalebene verläuft die Ausrichtung<br />

schräg von distal-lateral nach proximal-medial (auch Bewegungsachse), d. h.<br />

medial ist das Pilon tibiae leicht erhöht.<br />

2.1.1.2 Fibula<br />

Sie artikuliert lateral über den Malleolus mit dem Talus. Der laterale Knöchel<br />

ist massiger, er reicht <strong>weiter</strong> nach distal und posterior. Die Fibula ist dynamisch,<br />

d. h. während der Dorsalextension im OSG weicht sie leicht nach lateral<br />

und proximal aus und dreht sich nach innen, bei der Plantarflexion verhält<br />

sie sich umgekehrt.<br />

2.1.1.3 Talus<br />

Er besitzt drei Gelenkfacetten, wovon die seitlichen parallel zu den Malleolen<br />

passen. Es setzen keine Sehnen an, lediglich Kapsel- und Bandstrukturen. Diese<br />

halten den Talus in der Malleolengabel fest. Am Talus herrscht eine limitierte<br />

Blutzufuhr, d.h. er ist anfällig auf Osteonekrose. Die Form des Sprungbeins<br />

ist asymmetrisch. Seitlich zeigt sich eine ungleiche Kurvatur (medial < lateral),<br />

die craniale Gelenkfläche ist keilförmig, anterior ist der Talus breiter als<br />

posterior. Daraus resultiert keine zylindrische, sondern eher eine kegelartige<br />

Form mit nach medial ausgerichteter Spitze.<br />

4


2.1.2 Ligamentäre Strukturen<br />

Das obere Sprunggelenk ist von drei Bandsystemen umgeben, nämlich von den<br />

medialen und lateralen Kollateralbändern so<strong>wie</strong> der Syndesmose (Knupp, Valderrabano,<br />

Hintermann, 2006; Quelle steht auch für die nachfolgenden drei Unterkapitel).<br />

2.1.2.1 Medialer Bandapparat<br />

Er stabilisiert den Talus in der Malleolengabel gegen Valgus- und Aussenrotationsbewegungen.<br />

Das Lig. deltoideum (Abb. 2) mit seinen vier Anteilen<br />

(zwei tiefe, zwei oberflächliche) legt sich fächerförmig vom medialen Malleolus<br />

zum Os naviculare, Talus und Calcaneus an. Es ist nebst dem Talushals<br />

hauptsächlich für die Blutversorgung des Sprungbeins verantwortlich.<br />

2.1.2.2 Lateraler Bandapparat<br />

Dieser besteht aus drei Bändern, den Ligg. talofibulare anterius und posterius<br />

so<strong>wie</strong> dem Lig. calcaneofibulare (Abb. 3 und 4). Sie stabilisieren die laterale<br />

Seite während des gesamten Bewegungsweges.<br />

2.1.2.3 Syndesmose<br />

Die distale Verbindung zwischen Tibia und Fibula ist mechanisch eng mit dem<br />

OSG verknüpft. Drei Anteile, Ligg. tibiofibulare anterius und posterius (kapselverstärkend)<br />

(Abb. 3 und 4) so<strong>wie</strong> die Membrana interossea cruris zählen dazu.<br />

Abb. 2 Mediale Ansicht<br />

Lig. deltoideum<br />

Pars tibiotalaris<br />

anterior<br />

Pars tibiotalaris<br />

posterior<br />

Abb. 3 Laterale Ansicht<br />

Lig. talofibulare<br />

anterius<br />

Lig. tibiofibulare<br />

anterius<br />

Lig. calcaneofibulare<br />

Abb. 4 Dorsale Ansicht<br />

Lig. tibiofibulare<br />

posterius<br />

Lig. talofibulare<br />

posterius<br />

Lig. deltoideum<br />

Pars tibionavicularis<br />

Pars tibiocalcanea<br />

Lig. calcaneofibulare<br />

2.1.3 Gelenkübergreifende Sehnen und Muskeln<br />

Abb. 2<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

Abb. 3<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

Abb. 4<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

Abb. 5<br />

http://www.tk-online.de/rochelexikon/(2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

Abb. 6<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

M. gastrocnemius<br />

M. soleus<br />

Abb. 5 Laterale Ansicht<br />

M. peronaeus<br />

longus<br />

M. tibialis anterior<br />

M. extensor hallucis<br />

longus<br />

Abb. 6 Dorsale Ansicht<br />

Retinaculum mm.<br />

extensorum superius<br />

Sehnenscheide des<br />

M. tibialis anterior<br />

Retinaculum mm.<br />

extensorum inferius<br />

M. extensor hallucis<br />

longus<br />

5


2.2 Biomechanik<br />

Bewegungen des oberen Sprunggelenks, d.h. Dorsalextension und Plantarflexion<br />

sind mit feinen Bewegungen in der frontalen und transversalen Ebene gekoppelt<br />

(Knupp, Valderrabano, Hintermann, 2006; Quelle steht auch für die nachfolgenden<br />

drei Unterkapitel).<br />

2.2.1 Bewegungsausmass in der Sagittalebene<br />

Als normales Bewegungsausmass wird eine Plantarflexion von 23<strong>–</strong>56° und eine<br />

Dorsalextension von 13<strong>–</strong>33° beschrieben. Die talare Gelenkfläche reicht dorsal<br />

<strong>weiter</strong> nach plantar, was die absolut grössere Plantarflexion erklärt. Die Dorsalextension<br />

wird durch Knochen, Band-Kapsel-Apparat und Muskeln gehemmt.<br />

Abb. 7 Biomechanik im OSG<br />

http://www.gvle.de/kompendium/ (2007)<br />

Das Gehen auf flacher Ebene ist mit einer 10 <strong>–</strong>15grädigen Plantarflexion und einer<br />

10grädigen Dorsalextension möglich. Die Treppen hoch steigen verlangt einen<br />

Bewegungsumfang von 37° und die Treppen hinunter steigen ein Ausmass von<br />

56°. Als Bewegungsziel nach der prothetischen Versorgung wird mindestens 10°<br />

Dorsalextension und 20° Plantarflexion erwartet.<br />

Damit die kegelartige Form des Talus mit seinen unterschiedlichen Krümmungsradien<br />

die zu Beginn erwähnte hohe Kongruenz erfüllt, ist die Bewegung<br />

in der Sagittalebene, so zum Beispiel beim normalen Gehen, mit Rotations- und<br />

Gleitbewegungen des Talus gekoppelt. Dabei handelt es sich um geringe, aber<br />

essentielle Ausmasse.<br />

2.2.2 Rotationen<br />

Aus dem grösseren Radius der Malleolengabel und dem kleineren korrespondierenden<br />

Radius der Talusgelenkfläche erlaubt sich ein Mass an Rotationen. Die<br />

Rotationsachse ist inkonstant und ändert sich in Abhängigkeit der sagittalen Position<br />

und variiert nach Individuum und Belastung. Die Drehachse verläuft von<br />

posterolateral nach anteromedial. So dreht sich der Talus während der Dorsalextension<br />

leicht nach aussen und bei der Plantarflexion nach innen.<br />

2.2.3 Interaktionen<br />

Durch zusätzliche Interaktionen im Tibiofibular-, im Subtalar- und Chopart-Gelenk<br />

führt die Dorsalextension zu einer Innenrotationsbewegung der Fibula, zu einer<br />

Eversionsbewegung/Valgusstellung im Rückfuss und einer Pronation im Vorfuss.<br />

Bei der Plantarflexion sind die Bewegungen gegenläufig, nämlich Aussenrotation<br />

der Fibula, Inversionsbewegung/Varusstellung im Rückfuss und Supination im<br />

Vorfuss. Dieses komplexe Zusammenspiel kann ein Grund für anfängliches Versagen<br />

in der Endoprothetik sein. Auch heute noch stellt es hohe Anforderungen<br />

an die Konstruktion der Implantate und muss stets <strong>weiter</strong>entwickelt werden.<br />

2.3 Stabilität<br />

Die Stabilität des Sprunggelenks hängt von den artikulierenden Gelenkflächen,<br />

den passiven ligamentären so<strong>wie</strong> den aktiven muskulären Stabilisatoren ab. Wird<br />

das normale Bewegungsmass in der Sagittalebene überschritten, muss eines der<br />

limitierenden Elementen nachgeben (Hintermann, 2005 und Knupp, Valderrabano,<br />

Hintermann, 2006; Quellen stehen auch für die nachfolgenden zwei Unterkapitel).<br />

6


2.3.1 Gelenkflächen<br />

Die Stabilität wird durch die Last des Körpergewichts, welche Tibia und Talus<br />

aneinander presst, so<strong>wie</strong> durch die hohe Kongruenz der Gelenkflächen gewährleistet.<br />

Zudem hilft die Vorder- bzw. Hinterkante der Tibia ein Herausgleiten des<br />

Talus zu vermeiden. Die seitlichen Verschiebungen im OSG werden alleine durch<br />

die Kongruenz der Gelenkflächen aufgefangen, was sich die intrinsische Stabilität<br />

nennt. Ist nun in einem Implantat die intrinsische Stabilität zu gering (nicht korrekte<br />

anatomische Nachahmung), erhöht das die Belastung auf die umliegenden<br />

Strukturen, was eine allfällige Erklärung für schlechte Resultate beim Sprunggelenkersatz<br />

ist. Die möglichst genaue anatomische Prothesengestaltung ist darum<br />

unabdingbar und bedarf <strong>weiter</strong>er Entwicklung.<br />

2.3.2 Bänder<br />

Der medialen Struktur, dem Lig. deltoideum, vor allem den tiefen, stärkeren Anteilen,<br />

kommt eine wichtige Aufgabe bezüglich der Stabilität zu. Sie kontrollieren<br />

vor allem die Torsions- und anteroposterioren Gleitbewegungen des Talus und<br />

verhindern damit Subluxationen. Lateral steht das relativ schwache Lig. talofibulare<br />

anterius als Schutz vor einer anterioren Auslenkung des Talus. Dieses Band<br />

ist bei Traumata am häufigsten verletzt und führt dabei zu anterolateralen Instabilitäten.<br />

Die medial geringere Kurvatur am Talus führt dazu, dass die drei lateralen<br />

Bänder einen weit grösseren Bewegungsumfang übernehmen müssen als das<br />

medial liegende Lig. deltoideum. So kann es bei einer nicht korrekten anatomischen<br />

Rekonstruktion zu einer Überbelastung des medialen Bandapparates<br />

kommen. Dies <strong>wie</strong>derum löst chronische Schmerzen, posteromediale Verknöcherungen,<br />

Verlust des Bewegungsausmasses und eine laterale Instabilität aus.<br />

2.4 Knochenabstützung und Kraftübertragung<br />

Knupp, Valderrabano und Hintermann (2006) beschreiben die Knochenabstützung<br />

und Kraftübertragung folgendermassen:<br />

Die nach proximal abnehmende Festigkeit des Tibiaknochens <strong>–</strong> d.h. das Knochenlager<br />

in der Metaphyse ist deutlich schwächer als im unmittelbaren periartikulären<br />

Bereich <strong>–</strong> ist nicht zu unterschätzen. Auch beim Talus ist von einem<br />

unnötigen Schwächen des Knochens abzuraten, da eine erhöhte Belastung<br />

auf den spongiösen Knochen zu liegen käme. Die knöcherne Abstützung ist<br />

für den Erfolg jeder Endoprothese von entscheidender Bedeutung. Also führt<br />

eine zu exzessive Knochenresektion zum Schwächen und folglich zum Scheitern<br />

vieler Prothesen. Auch erschwert es eine allfällige Revision erheblich.<br />

Zum grössten Teil wird die Kraft auf die tibiotalare Fläche von 7 cm 2 übertragen.<br />

Zusätzliche Kräfte an der Grenzfläche zwischen Knochen und Implantat<br />

sind von den Hebelarmen (Dimension der Prothese) und der Kontaktfläche<br />

abhängig. Das heisst, je kleiner die Prothese <strong>–</strong> sprich die Hebelarme <strong>–</strong><br />

umso kleiner ist die wirkende Kraft. Und je grösser die Kontaktfläche, umso<br />

kleiner ist die durchschnittliche Kraft an der Grenzfläche. Auch eine im zentralen<br />

Drittel liegende Krafteinwirkung minimiert die Kontaktbelastung. Darum<br />

sollte die Prothese möglichst anatomisch dimensioniert und geformt sein<br />

so<strong>wie</strong> aus drei Komponenten bestehen.<br />

7


3<br />

<strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

Der Sprunggelenkersatz dient <strong>–</strong> nebst der weit verbreiteten Arthrodese 1 <strong>–</strong> zur<br />

Behandlung der Sprunggelenkarthrose. Die Patienten haben schwer<strong>wie</strong>gende<br />

Probleme <strong>wie</strong> beispielsweise Schmerzen, Beweglichkeitseinschränkungen und<br />

klagen über Verminderung der Lebensqualität. Die Arthrosebehandlung mittels<br />

Arthrodese verlangt nach einer Alternative, denn das fortschreitende orthopädische<br />

Wissen und die verlängerte Nachbeobachtungszeit deckt sekundäre Probleme<br />

der Arthrodese auf. Mit der <strong>Sprunggelenkprothese</strong> als Alternative zur Arthrodese<br />

ist eine <strong>weiter</strong>e Behandlungsmöglichkeit der Arthrose gegeben.<br />

3.1 Geschichte und Entwicklung<br />

Seit den ersten Versuchen in den 1970er Jahren bis zum heutigen Tag wurde viel<br />

entwickelt. Damals handelte es sich um straff geführte Prothesen, bei denen die<br />

Bänder ersetzt wurden. Es fehlten adäquate chirurgische Instrumente oder sie waren<br />

mangelhaft konstruiert. Die daraus resultierenden ungenauen Bemessungen<br />

führten zu Frakturen der Malleolen. Auf die perioperativ schlecht angepasste<br />

Dehnung der Haut folgte eine hohe Rate von Hautkomplikationen. Die nötige Verankerung<br />

der Implantate wurde nicht erreicht. Verursacht durch übermässige<br />

Knochenresektion, sanken die prothetischen Komponenten ein und kamen dabei<br />

in die Spongiosa zu liegen. Die Misserfolge wurden erkannt.<br />

Heute verwendet man frei geführte Drei-Komponenten-Implantate, welche<br />

allerdings stabile Bänder bedingen, aber eine angemessene axiale Rotations- und<br />

Gleitbewegung erlauben. Die Entwicklung ist der Nachahmung der humanen<br />

Anatomie und Biomechanik des Sprunggelenks so<strong>wie</strong> der Balancierung der Bandstabilität<br />

näher gerückt. Die entwickelte Endoprothetik verlangt eine geringere<br />

Knochenresektion und kann zementfrei implantiert werden, weil die Oberfläche<br />

porös beschichtet ist und es zu einer biologischen Fixation im Knochen kommt.<br />

Hintermann («endoprothetik des sprunggelenks», 2005) schreibt von ermutigenden<br />

mittelfristigen Resultaten mit Prothesen der zweiten Generation. Man<br />

erhofft sich eine vielversprechende Alternative zur Arthrodese. Es ist zu erwarten,<br />

dass sich die <strong>Sprunggelenkprothese</strong> bald <strong>–</strong> vergleichsweise <strong>wie</strong> Knie- und Hüftprothesen<br />

<strong>–</strong> etablieren wird und sie zum Standardrepertoire eines orthopädischen<br />

Chirurgen gehört.<br />

Zwar sind die Misserfolge nach <strong>wie</strong> vor häufiger im Vergleich zu anderen Gelenken.<br />

Vielleicht liegt es an der unzureichenden Balancierung der Bänder, die der<br />

Führung und Stabilität des Gelenks dienen. Auch möglich ist, dass die künstliche<br />

Biomechanik noch nicht vollkommen derjenigen des Menschen entspricht. Als<br />

Chance, die Misserfolgsrate zu vermindern, sieht Hintermann (2005) folgende<br />

Vorgehensweisen: sorgfältige Patientenauswahl, vorsichtige präoperative Planung,<br />

Minimierung der perioperativen Komplikationen so<strong>wie</strong> angemessene Behandlung<br />

von einhergehenden Problemen <strong>wie</strong> beispielsweise Instabilität, Malalignement<br />

und Arthrose benachbarter Gelenke.<br />

1<br />

Operative Versteifung<br />

8


3.2 Arthrodese<br />

Die Arthrodese war lange Zeit die einzige Therapie für Arthrose und Arthritis im<br />

Endstadium. Heute gibt es Alternativen zur Arthrodese. Dennoch wird sie auch<br />

<strong>weiter</strong>hin <strong>–</strong> insbesondere bei schweren Formen der posttraumatischen Arthrose<br />

am oberen Sprunggelenk <strong>–</strong> zur Anwendung kommen.<br />

Hintermann (2005) beschreibt die Ergebnisse von operativen Versteifungen.<br />

Er weist auf Erfolge hin, die sich mittelfristig ergeben haben. Er erwähnt vor allem<br />

die Fähigkeit, anstrengende körperliche Tätigkeiten zu verrichten <strong>wie</strong> beispielsweise<br />

das Ausüben sportlicher Aktivitäten. Langfristig betrachtet wurden allerdings<br />

negative Resultate registriert <strong>wie</strong> Pseudoarthrosen, Fehlheilung, degenerative<br />

Veränderung benachbarter Gelenke so<strong>wie</strong> funktionelle Behinderungen.<br />

Bei einer fortgeschrittenen Arthrose im OSG stehen heute die noch häufig<br />

angewendete Arthrodese und als Alternative dazu die <strong>Sprunggelenkprothese</strong> zur<br />

Verfügung. Im Gespräch mit Dr. Rolf Gampp, leitender Arzt für orthopädische<br />

Chirurgie am Kantonsspital Frauenfeld, erfuhr ich, dass die jeweils anzuwendende<br />

Behandlungsmethode sehr individuell zusammen mit dem Patienten festgelegt<br />

wird. Dabei wird das Alter des Patienten, seine Alltagsaktivitäten, seine beruflichen<br />

Belastungen und die Ergebnisse seiner präoperativen Untersuchungen<br />

berücksichtigt.<br />

Auf die Frage, was für die Endoprothetik spricht, kann generell gesagt werden:<br />

es sind dies die Nachteile der Arthrodese so<strong>wie</strong> die sich positiv entwickelnden<br />

Resultate der <strong>Sprunggelenkprothese</strong>.<br />

3.3 Resultate<br />

Es steht eine Vielzahl an Prothesetypen zur Auswahl. Sie unterscheiden sich teilweise<br />

sehr im biomechanischen Verhalten, im Komponentendesign und durch<br />

die erforderliche Operationstechnik. Daraus resultieren unterschiedliche Ergebnisse.<br />

Hintermann (2005) berichtet in seinem Buch von etlichen Studien, mit<br />

denen die Resultate der Prothesen belegt und der Arthrodese gegenüber gestellt<br />

werden.<br />

In meiner Arbeit beschränke ich mich auf zwei Vergleiche zwischen Prothesen<br />

und Arthrodesen und zwar von Eingriffen, die 1979 und 1994 durchgeführt<br />

wurden. Des <strong>weiter</strong>en führe ich Resultate von den zwei Prothesetypen HIN-<br />

TEGRA ® und S.T.A.R. ® auf. Die Kontakte zu zwei Operateuren haben mich zu<br />

dieser Auswahl geführt.<br />

Basierend auf die Studie von Hagena, Christ und Kettrukat (2003) werden die<br />

klinischen Ergebnisse nach OSG-Endoprothesen in knapp 95 % der untersuchten<br />

Fälle als sehr gut und gut beschrieben.<br />

Aus Gründen des Leseflusses habe ich <strong>weiter</strong>e Detailinformationen in den Anhang<br />

(Kap. I ) verlegt.<br />

9


4<br />

Indikationen und Kontraindikationen<br />

der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

Die Indikationsstellung gilt grundsätzlich der Arthrose im oberen Sprunggelenk.<br />

Die Patientenwahl ist einer der wichtigsten Faktoren der erfolgreichen Endoprothetik.<br />

Das Patientengut wurde daher als Folge der eher pessimistischen Resultate<br />

der Erste-Generation-Prothesen reduziert.<br />

Hintermann (2005) beschreibt den idealen Patienten für die <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

folgendermassen: eine ältere, nicht übergewichtige Person mit geringen<br />

körperlichen Anforderungen <strong>wie</strong> zum Beispiel Radfahren, Schwimmen, Wandern<br />

oder Golf spielen. Sie verfügt über guten Knochen, intakten Weichteilmantel und<br />

normalen Gefässstatus. Der Rückfuss ist regelgerecht ausgerichtet, es besteht ein<br />

stabiles Sprunggelenk und gewisse Beweglichkeit im OSG ist noch vorhanden.<br />

Die Person steht nicht unter Immunsuppression.<br />

4.1 Indikationen<br />

Degenerative, idiopathische (33,7 %), posttraumatische (40,9 %) und postarthritische<br />

(25,4 %) Arthrosen stellen die Indikation zur OSG-Prothese dar. Laut Hagena,<br />

Christ und Kettrukat (2003) stehen die posttraumatischen Arthrosen an<br />

erster Stelle.<br />

In allen Fällen spielen die bestehenden Schmerzen eine grosse Rolle. Diese<br />

können durch die Endoprothese günstig beeinflusst werden. Allerdings ist nicht<br />

immer eine vollkommene Aufhebung der Schmerzen zu erwarten. Vor allem nicht<br />

bei langjährig vorbestehenden Bewegungseinschränkungen und gravierenden<br />

Kontrakturen. Das heisst, es können Restschmerzen verbleiben (Hagena, Christ und<br />

Kettrukat, 2003).<br />

Die drei Autoren beschreiben zudem, dass durch die Endoprothese eine entscheidende<br />

Funktionsverbesserung ermöglicht werden kann. Das Bewegungsausmass<br />

wird merklich gesteigert. Ausschlaggebend ist hier die Verbesserung<br />

der Dorsalextension <strong>–</strong> ein Ausmass, das insbesondere für die Abrollfunktion des<br />

Fusses von grosser Bedeutung ist. Gleichzeitig ist auch die Plantarflexion verbessert<br />

worden. Für bleibende Einschränkungen der Mobilität sind vor allem präoperativ<br />

bestehende Weichteilkontrakturen verantwortlich.<br />

4.2 Kontraindikationen<br />

Laut Hagena, Christ und Kettrukat (2003) zählen eine vorhandene neuropathische<br />

Osteoarthropathie 2 , ausgedehnte Osteonekrose der distalen Tibia und des<br />

Talus, eine ausgeprägte Instabilität und OSG-Fehlstellung so<strong>wie</strong> mangelnde Compliance<br />

des Patienten zu den absoluten Kontraindikationen. Hintermann (2005)<br />

ergänzt die Aufzählung und fügt folgendes hinzu: aktive oder kürzlich durchgemachte<br />

Gelenkinfektion, schweres periartikuläres Weichteilproblem, sensorische<br />

oder motorische Dysfunktion am Bein bzw. Fuss und extrem hohe körperliche Anforderung<br />

(Kontaktsportarten).<br />

Zu den relativen Kontraindikationen zählen: geringes Alter, hohe physische<br />

Anforderung (Tennis, Jogging, Skisport) und zurückliegende problematische Erkrankung<br />

und Verletzung des OSG <strong>wie</strong> beispielsweise Infektion, schwere offene<br />

Fraktur, Luxationsfraktur des Talus, partieller Knochenverlust und Osteoporose.<br />

Langfristige Einnahme von Steroiden so<strong>wie</strong> insulinpflichtiger Diabetes mellitus<br />

werden ebenfalls den relativen Kontraindikationen zugeordnet (Hintermann, 2005).<br />

2<br />

Nicht infektiöse Zerstörung von Knochen-/Gelenkstrukturen, auch Charcot-Fuss genannt<br />

10


5<br />

Operation und Komplikationen<br />

Um mir ein konkretes Bild einer Sprunggelenkendoprothese-Operation zu machen,<br />

habe ich Prof. Dr. Beat Hintermann (Chefarzt Orthopädie im Kantonsspital Liestal)<br />

im September 2006 im Operationssaal besucht. Ich erlebte dort drei Patienten,<br />

denen eine OSG-Prothese eingesetzt wurde. Ich füge das Kapitel bewusst ein,<br />

weil es uns Physiotherapeutinnen von Nutzen sein kann, den Operationsvorgang<br />

zu kennen.<br />

5.1 Präoperative Planung<br />

Um Komplikationen zu minimieren oder sogar zu verhindern, ist eine sorgfältige<br />

präoperative Untersuchung nötig (Hintermann, 2005). Es werden die Risikofaktoren<br />

abgeschätzt, und es findet eine genaue klinische und bildgebende Abklärung<br />

statt. Klinisch werden die Weichteilverhältnisse, die Rückfussausrichtung,<br />

die Stabilität in den Sprunggelenken, Fussdeformitäten, die Durchblutung und die<br />

Sensibilität beurteilt. Radiologisch werden anteroposteriore a.-p. und laterale Aufnahmen<br />

abgecheckt. Mit der MRI-Untersuchung kann zudem der subchondrale<br />

Knochen bezüglich Zystenbildung und/oder Osteonekrose geprüft werden. Falls<br />

der Arzt zusammen mit dem Patienten zum Entschluss kommt, eine Arthroplastik<br />

am Sprunggelenk durchzuführen, wird zum Abschluss der Planung ein passender<br />

Operationstermin bestimmt.<br />

Sehnenscheide des<br />

M. tibialis anterior<br />

Retinaculum mm.<br />

extensorum inferius<br />

M. extensor hallucis<br />

longus<br />

Abb. 8 Dorsale Ansicht<br />

http://www.uni-rostock.de/ (2007)<br />

und Schünke (2000)<br />

Retinaculum mm.<br />

extensorum superius<br />

5.2 Lagerung und Inzision<br />

Die Patienten werden in Rückenlage, bei Oberschenkelblutleere und mit perioperativer<br />

Antibiotikaprophylaxe auf dem Operationstisch gelagert.<br />

Hintermann (2005) schreibt, dass die meisten <strong>Sprunggelenkprothese</strong>n auf einen<br />

anterioren Zugang und nur wenige auf eine laterale Inzision ausgerichtet sind.<br />

Deshalb beschränkt sich die Ausführung hier auf den anterioren Schnitt. Der Operateur<br />

orientiert sich an der M. tibialis anterior- und M. extensor hallucis longus-<br />

Sehne. Dazwischen findet der Längsschnitt der Haut und Unterhaut statt, ein ca.<br />

10 bis 12 cm langer Schnitt.<br />

Dann wird das Retinaculum, ebenfalls zwischen M. tibialis anterior- und M.<br />

extensor hallucis longus-Sehne, durchtrennt und gespalten. Schliesslich folgt der<br />

Eingang durch die Sehnenscheide der M. tibialis anterior-Sehne und die ventrale<br />

Gelenkkapsel, die mittig gespalten oder bei Vernarbung reseziert wird. Während<br />

des Vorgangs ist Vorsicht bezüglich des Gefäss- und Nervenbündels geboten.<br />

Wird die distale Tibia direkt unter der M. tibialis anterior-Sehne freigelegt, befindet<br />

sich der Operateur in einer sicheren Zone in bezug auf die beiden heiklen<br />

Strukturen.<br />

Nun wird der Wundspreizer eingesetzt und es folgt die Säuberung des Gelenkes,<br />

bei der Osteophyten an Tibia und Talus entfernt werden.<br />

11


5.3 Operationsvorgang<br />

Der Ablauf sieht bei fast allen Drei-Komponenten-Prothesen (Tibia-, Talus- und<br />

Polyethylen-Komponente) ähnlich aus. Die nachfolgende Beschreibung bezieht<br />

sich auf HINTEGRA ® - oder S.T.A.R. ® -Modelle. Der Vorgang ist sehr komplex, darum<br />

verzichte ich auf eine detaillierte Ausführung und beschreibe nur die Eckpunkte<br />

dieser Operation (beobachtet im Operationssaal bei Prof. Dr. Beat Hintermann,<br />

September 2006).<br />

Nach dem das Gelenk gesäubert ist, folgt das Anlegen der Resektionslehren<br />

(Abb. 9). Zuerst wird die Tibia-, dann die Talusresektion <strong>–</strong> soviel <strong>wie</strong> nötig, so wenig<br />

<strong>wie</strong> möglich <strong>–</strong> vorgenommen. Die resezierten Anteile werden inklusive der dorsalen<br />

Kapsel ausgeräumt. Dann folgt die genaue Präparation (Abb. 10) beider<br />

knöchernen Anteile, um eine exakte Kongruenz mit den beiden prothetischen<br />

Komponenten zu erhalten.<br />

Nach positivem Befund der Testimplantate erfolgt die definitive Implantation<br />

(Abb. 11) der Talus- und Tibiakomponente. Diese verläuft <strong>–</strong> je nach Operateur<br />

und/oder Modell <strong>–</strong> zementfrei. Schliesslich wird die dritte Komponente, der<br />

Polyethylengleitkern, eingesetzt. Der Wundspreizer wird vorsichtig entfernt, und<br />

es folgen Bewegungs- und Stabilitätstests so<strong>wie</strong> die Beurteilung intraoperativer,<br />

radiologischer Aufnahmen. Sind diese positiv, folgt der Wundverschluss.<br />

Es wird eine Redondrainage gelegt. Kapselgewebe ist meist keines mehr vorhanden,<br />

bildet sich aber innerhalb von sechs Wochen <strong>wie</strong>der nach. Sehnenscheide,<br />

Retinaculum und die Subcutis werden mit selbstauflösendem Faden vernäht,<br />

während für die Haut Faden verwendet wird, der später <strong>wie</strong>der entfernt<br />

werden muss.<br />

Der Fuss wird in einen Polsterverband gewickelt und bei neutraler Fussstellung<br />

in der Schiene gelagert.<br />

Abb.10<br />

Abb.11<br />

Abb. 9<br />

5.4 Perioperative Komplikationen<br />

Wenn die Operation problemlos verläuft, wird lediglich die Kapsel reseziert und<br />

es wird die Gelenkflüssigkeit abgesaugt. Beides bildet sich <strong>wie</strong>der nach. Die Haut,<br />

Subcutis und das Retinaculum werden längs geöffnet, am Schluss schichtweise vernäht.<br />

Die Muskulatur bzw. die Sehnen werden zur Seite gespreizt, die Gefäss- und<br />

Nervenstrukturen liegen lateral der Inzision und die Bänder bleiben unverletzt.<br />

Es kann dennoch zu Komplikationen kommen. Hintermann (2005) beschreibt in<br />

diesem Zusammenhang Probleme <strong>wie</strong>:<br />

Abb. 9 Resektionslehren<br />

Hintermann (2005)<br />

Abb. 10 Präparation<br />

Hintermann (2005)<br />

Abb. 11 Implantation<br />

Hintermann (2005)<br />

<strong>–</strong> Fehlpositionierung und -dimensionierung der prothetischen Komponenten<br />

<strong>–</strong> Überdehnung der Weichteile und des Gelenkes<br />

<strong>–</strong> Frakturen der Malleolen<br />

<strong>–</strong> Verletzungen der Nervenstrukturen<br />

<strong>–</strong> Sehnenverletzungen<br />

12


5.5 Postoperative Komplikationen<br />

Hintermann (2005) teilt die postoperativen Komplikationen in frühe und späte<br />

postoperative Komplikationen ein:<br />

Frühe postoperative Komplikationen sind:<br />

<strong>–</strong> Wundheilungsprobleme<br />

<strong>–</strong> Schwellung<br />

<strong>–</strong> Infektion<br />

<strong>–</strong> Tiefliegende Venenthrombose<br />

<strong>–</strong> Fehlheilung/Instabilität der Syndesmose<br />

<strong>–</strong> Fraktur der Malleolen<br />

Späte postoperative Komplikationen sind:<br />

<strong>–</strong> Beweglichkeitsverlust bis Plantarflexionskontraktur<br />

<strong>–</strong> Aseptische Lockerung<br />

<strong>–</strong> Einsinken der Implantate<br />

<strong>–</strong> Verschleiss des Polyethylengleitkerns<br />

13


6<br />

Postoperative Behandlung<br />

Zunächst beschreibe ich die Prozedere von zwei Operateuren, die mit unterschiedlichen<br />

Prothesen arbeiten. Anschliessend behandle ich die praktische Arbeit der<br />

Physiotherapeutinnen. Ich beschreibe zudem die subjektiven und objektiven Hauptprobleme<br />

so<strong>wie</strong> die Massnahmen zur Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong>.<br />

6.1 Prozedere<br />

Ganz allgemein ist zu sagen, dass unkontrollierte Bewegungen vermieden werden<br />

sollten, um die Wundheilung und eine stabile knöcherne Integration der Implantate<br />

zu sichern. Wie kann das gewährleistet werden? Nachfolgend sind zwei<br />

Operateure und Prothesetypen im Vergleich dargestellt:<br />

6.1.1 Prof. Dr. Beat Hintermann, Chefarzt Orthopädie Kantonsspital Liestal <strong>–</strong><br />

Prozedere für seine Patienten mit HINTEGRA ® -Prothesen<br />

Abb. 12<br />

6.1.1.1 Einleitung<br />

Prof. Dr. Beat Hintermann setzt seit zehn Jahren <strong>Sprunggelenkprothese</strong>n ein.<br />

Zu Beginn verwendete er die S.T.A.R. ® -Prothese. Seit dem Jahr 2000 arbeitet<br />

er mit der selbst entwickelten HINTEGRA ® -Prothese (Abb. 12). Er ist sehr<br />

erfahren auf dem Gebiet, denn er hat die Operation bereits 600 mal durchgeführt.<br />

In seinem Buch «endoprothetik des sprunggelenks» (2005) schildert<br />

er das Prozedere für seine Patienten mit HINTEGRA ® -Prothesen.<br />

Abb. 13<br />

6.1.1.2 Versorgung<br />

Am zweiten postoperativen Tag wird eine Orthese (VACO ® ped, Abb. 13) angepasst,<br />

die für die ersten sechs Wochen der Stabilisierung dient. Und zwar<br />

verhindert diese Eversions- und Inversions- so<strong>wie</strong> Plantarflexionsbewegungen.<br />

Hintermann (2005) empfiehlt im Anschluss an die sechs Wochen für<br />

<strong>weiter</strong>e vier bis sechs Wochen eine Stützbandage oder einen Stabilschuh. Danach<br />

erfolgt die freie Mobilisation <strong>–</strong> allerdings immer noch mit der Empfehlung<br />

stabiler Schuhe <strong>–</strong> bis die aktive Kontrolle des Fusses <strong>wie</strong>der hergestellt<br />

ist. Zudem sind Stützstrümpfe für die nachhaltige Abschwellung notwendig.<br />

Die Thromboseprophylaxe wird während den ersten sechs Wochen durchgeführt.<br />

Abb. 12 HINTEGRA ® -Prothese<br />

http://www.plusorthopedics.de/ (2007)<br />

Abb. 13 VACO ® ped<br />

http://vacoped.com/vacoped/de/ (2007)<br />

6.1.1.3 Stationäre Phase<br />

Am ersten postoperativen Tag wird <strong>–</strong> bei unkompliziertem Verlauf <strong>–</strong> die Redondrainage<br />

gezogen. Tags darauf wird der Kompressionsverband entfernt und<br />

ein gespaltener, entfernbarer Soft Cast angelegt. Zudem wird eine Orthese<br />

(VACO ® ped) angepasst, die während den ersten sechs Wochen tagsüber dem<br />

Gehen dient. Die Mobilisation erfolgt im VACO ® ped, an zwei Unterarmstöcken,<br />

und der operierte Fuss ist nach Massgabe der Schmerzen zu belasten.<br />

Üblicherweise wird die schmerzfreie Vollbelastung nach zwei Wochen<br />

erreicht. Dem Operateur sind zudem Hochlagern des operierten Beines ab<br />

dem ersten und Dehnung des M. triceps surae ab dem zweiten postoperativen<br />

Tag wichtig.<br />

14


6.1.1.4 Ambulante Phase<br />

Nach der Fadenentfernung, ca. zwei Wochen nach der Operation, beginnt die<br />

ambulante Physiotherapie. Während den ersten sechs Wochen ist eine passive<br />

Mobilisation in alle Bewegungskomponenten der beiden Sprunggelenke<br />

strikte verboten. Der Arzt führt regelmässige klinische und radiologische<br />

Nachuntersuchungen durch, um allfällige postoperative Komplikationen rechtzeitig<br />

zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln. Dadurch kann Misserfolgen<br />

vorgebeugt werden. Derzeit finden diese Kontrollen nach sechs bis<br />

acht Wochen statt, dann <strong>wie</strong>der nach vier Monaten, erneut nochmals nach<br />

einem Jahr und anschliessend jeweils in jährlichen Abständen.<br />

6.1.2 Dr. med. Rolf Gampp, leitender Arzt Orthopädische Chirurgie Kantonsspital<br />

Frauenfeld <strong>–</strong> Prozedere für seine Patienten mit S.T.A.R. ® -Prothesen<br />

Abb. 14 S.T.A.R. ® -Prothese<br />

http://www.orthomedicus.de/ (2007)<br />

6.1.2.1 Einleitung<br />

Die <strong>Sprunggelenkprothese</strong> wird im Kantonsspital Frauenfeld seit Mitte 2005<br />

eingesetzt. Bis Mitte 2006 hat Dr. med. Rolf Gampp insgesamt fünf Endoprothese-Operationen<br />

durchgeführt. In einem ausführlichen Gespräch im<br />

August 2006 erklärte er mir das Prozedere für seine Patienten mit S.T.A.R. ® -<br />

Prothesen (Abb. 14).<br />

6.1.2.2 Versorgung<br />

Die Patienten werden für vier Wochen mit einem zirkulären, gut gepolsterten<br />

Unterschenkelgips, ohne Redondrainage, versorgt. Diese Massnahme ist notwendig,<br />

um die Wundheilung nicht zu stören, denn die Stelle ventral am OSG<br />

ist sehr heikel. Die Sehnen und das Gelenk treffen dort nämlich direkt aufeinander,<br />

es ist keine schützende Fettschicht vorhanden. Der Gips verhindert<br />

unerwünschte Fuss- und Zehenheber-Aktivität, damit keine Traumatisierung<br />

der Wunde stattfinden kann.<br />

6.1.2.3 Stationäre Phase<br />

Der wichtigste Faktor bei der stationären Nachbehandlung ist das Abschwellen.<br />

Es wird für drei bis vier Tage strikte Bettruhe mit Hochlagerung des<br />

Beines angeordnet. Bewegungen der Zehen, weder aktiv noch passiv, sind<br />

nicht erlaubt. Im Stand ist Vollbelastung, beim Gehen eine Teilbelastung von<br />

25 kg an zwei Unterarmstöcken, vorgesehen.<br />

6.1.2.4 Ambulante Phase<br />

Bei normalem Verlauf wird der Gips nach 14 Tagen erstmals abgenommen,<br />

die Narbe kontrolliert und die Fäden entfernt. Anschliessend wird ein neuer<br />

Gips angepasst, der für <strong>weiter</strong>e zwei Wochen dient. Daraufhin bekommen die<br />

Patienten für vier Wochen eine Orthese (VACO ® ped), mit der zunehmend<br />

Vollbelastung aufgebaut wird. Die ambulante Physiotherapie beginnt also ab<br />

der vierten postoperativen Woche. Von diesem Zeitpunkt an ist auch die passive<br />

Dorsalextension im OSG erlaubt. Nach acht Wochen kommen die Patienten<br />

zur Röntgenkontrolle. Wenn das Bild in Ordnung ist und sich die <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

positiv verhält, kann die Nachbehandlung fortgesetzt werden.<br />

Das heisst, es werden Stützstrümpfe für drei Monate und fortlaufende Physiotherapie<br />

verordnet. Der VACO ® ped wird zunehmend ab- und die Vollbelastung<br />

aufgebaut. Trotz langer Ruhigstellung stellt die Beweglichkeit im OSG kein<br />

Problem dar. Sie wird nun aktiv und passiv gefördert.<br />

15


6.1.3 Unterschiede der beiden Prozedere<br />

Mit dem Einsetzen der <strong>Sprunggelenkprothese</strong> werden zwei Hauptziele angestrebt,<br />

nämlich einerseits die Schmerzfreiheit oder zumindest Schmerzreduktion<br />

und andererseits ein physiologisches Bewegungsausmass im oberen Sprunggelenk.<br />

Dies beschreiben Müller, Wick, Muhr (1999) und Kofoed (1999) übereinstimmend.<br />

Beide Operateure verfolgen ebenfalls die oben beschriebenen Ziele. Der Weg<br />

dahin kann aber offensichtlich unterschiedlich verlaufen. Differenzen sind vor allem<br />

in der Versorgung, in der Belastung und in der lokalen Mobilisation sichtbar. Das<br />

heisst, die Vollbelastung wird zu verschiedenen Zeitpunkten freigegeben und es<br />

ist ein unterschiedlicher Beginn der OSG-Mobilisation in der Sagittalebene zu verzeichnen.<br />

Hier tabellarisch dargestellt:<br />

HINTEGRA ®<br />

KS Liestal<br />

S.T.A.R. ®<br />

KS Frauenfeld<br />

Versorgung Belastung Mobilisation im OSG<br />

in F/E<br />

6 Wo VACO ® ped nach Massgaben der<br />

Schmerzen,<br />

Vollbelastung nach<br />

2 Wo erreicht<br />

4 Wo Gips, dann<br />

4 Wo VACO ® ped<br />

25 kg Teilbelastung<br />

für 4 Wo<br />

ab 2. Wo postoperativ<br />

unbelastete aktive F/E<br />

4.<strong>–</strong>8. Wo nur passive<br />

Dorsalextension erlaubt<br />

Es geht hervor, dass das Prozedere nicht standardisiert ist. Das Verfahren hängt<br />

einerseits vom Prothesetyp, andererseits aber auch vom Operateur und seiner<br />

Operationstechnik ab. Aufgrund der Unterschiede ist es also wichtig, sich bei Therapiebeginn<br />

über den Ablauf zu informieren. Daher wird Rücksprache mit dem<br />

Operateur empfohlen.<br />

6.2 Physiotherapeutische Erfahrungen<br />

Hier möchte ich nun die Meinungen der vier von mir befragten dipl. Physiotherapeutinnen<br />

einbeziehen. Ergänzend dazu erwähne ich die physiotherapeutische<br />

Nachbehandlung, <strong>wie</strong> sie in der Schulthess Klinik angewendet wird, und ich bringe<br />

auch meine eigenen physiotherapeutischen Erfahrungen mit ein. Die Idee dazu<br />

ist es, die erwähnten Prozedere durch praktische Erfahrungen zu untermauern, zu<br />

ergänzen oder allenfalls in Frage zu stellen.<br />

Die nachfolgenden Abschnitte beziehen sich auf die postoperative, ambulante<br />

Physiotherapie. Sie sind unabhängig von Prothesetyp, Versorgung oder Operateur<br />

beschrieben.<br />

6.2.1 Subjektive Hauptprobleme<br />

Als Hauptprobleme, welche von den Patienten subjektiv wahrgenommen werden,<br />

nannten die von mir befragten Physiotherapeutinnen übereinstimmend Behinderungen<br />

und Beschwerden <strong>–</strong> namentlich das Hinken und Schmerzen beim Gehen.<br />

6.2.2 Objektive Hauptprobleme<br />

Von den befragten Physiotherapeutinnen wurden hierzu folgende Probleme<br />

genannt:<br />

<strong>–</strong> Beweglichkeitseinschränkungen <strong>–</strong> vor allem der Dorsalextension<br />

<strong>–</strong> Schwellung<br />

<strong>–</strong> erhöhter Tonus der Achillessehne<br />

<strong>–</strong> frühe Fersenablösung<br />

<strong>–</strong> verkürzte Schrittlänge<br />

<strong>–</strong> Adhäsionen im Narbengebiet<br />

16


➞➞<br />

Weitere, spätere Probleme sind ein Kraftdefizit <strong>–</strong> vor allem des M. triceps surae<br />

und verminderte Stabilität beider Sprunggelenke. Für die Physiotherapie ist also<br />

ein weites Betätigungsfeld gegeben.<br />

Die durchschnittliche Behandlungsdauer zur Behebung der erwähnten Probleme<br />

wurde von den befragten Kolleginnen mit ca. sechs Monaten angegeben,<br />

wobei gute Patientenführung vorausgesetzt ist.<br />

6.2.3 Massnahmen<br />

Zur Behandlung der genannten Hauptprobleme steht eine grosse Auswahl an<br />

möglichen Übungen, Techniken und Hilfsmitteln zur Verfügung (siehe Tabelle).<br />

Ihre Anwendung richtet sich nach Art und Ausprägung des Problems so<strong>wie</strong> nach<br />

dem Prozedere, dem Genesungsfortschritt des Patienten und der Präferenz der<br />

behandelnden Therapeutin.<br />

Massnahmen<br />

abschwellende Massnahmen<br />

Dystrophieprophylaxe<br />

Mobilisation OSG und USG<br />

Narbenmobilisation<br />

Weichteiltechniken<br />

Gangschule<br />

Sensomotorik verbessern<br />

gezieltes funktionelles Stabilitäts-/<br />

Beinlängsachsentraining<br />

Kräftigung der Beinmuskulatur<br />

(v.a. M. triceps surae)<br />

Wassertherapie<br />

Mögliche Übungen, Techniken und<br />

Instruktionen<br />

Heisse Rolle, Stoffwechselübungen, Lymphdrainage,<br />

Lymphbandage, Ausstreichungen,<br />

Hometrainer, Strumpfanpassung, Instruktion<br />

zur Hochlagerung<br />

regelmässiges Bewegen der nicht betroffenen<br />

Körperabschnitte instruieren, Massnahmen<br />

zur Abschwellung instruieren,<br />

Schmerzlinderung<br />

passiv, assistiv, aktiv<br />

angulär und translatorisch (nach Kaltenborn,<br />

Sohier, FBL)<br />

Funktionsmassage, Manipulativmassage<br />

nach Terrier, myofasziale Anhaktechnik<br />

( SMA ), Dehnung des M. triceps surae<br />

(Halten-Entspannen-, Anspannen-Entspannen-Technik,<br />

Autostretching)<br />

3-Punkte- und 4-Punkte-Gang, Abbau der<br />

Unterarmstöcke, einzelne Gangsequenzen<br />

trainieren<br />

MTT, funktionelle Übungen und FBL-Übungen<br />

<strong>wie</strong> beispielsweise Gewölbebauer,<br />

Tripp-Trapp, Pinguin, An-Ort-Steher, Sprungfeder,<br />

Treppengeher und Flamingo<br />

MTT, funktionelle Übungen <strong>wie</strong> beispielsweise<br />

Treppen <strong>–</strong><strong>–</strong>, Aufstehen/Absitzen,<br />

Zehen-/Fersengang<br />

kann dazugezogen werden<br />

Hilfsmittel <strong>wie</strong> beispielsweise Keil, Airex-Kissen, Kreisel, Kettenbrettli, Matte, Minitrampolin,<br />

Ball, Step, Hometrainer, Legpress, Zugapparat, Theraband können zur<br />

Unterstützung der Therapie eingesetzt werden.<br />

17


6.2.4 Erläuterungen zu drei ausgewählten Massnahmen<br />

Ich habe drei Massnahmen ausgewählt, um sie genauer zu erläutern. Meine Auswahl<br />

betrifft Übungen und Techniken, die für unseren Therapiealltag wichtig sind,<br />

also der Repetition dienen.<br />

<strong>–</strong> translatorische Mobilisation des OSG nach Kaltenborn<br />

<strong>–</strong> Manipulativmassage nach Terrier<br />

<strong>–</strong> Autostretching M. triceps surae<br />

Aus Gründen des Leseflusses habe ich die Erläuterungen zu diesen Übungen in<br />

den Anhang (Kap. II ) verlegt.<br />

6.2.5 Physiotherapeutische Relevanz<br />

Aus der Beschreibung der subjektiven und objektiven Hauptprobleme geht hervor,<br />

dass die Physiotherapie für die Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

von besonderer Bedeutung ist.<br />

Alle von mir befragten Physiotherapeutinnen erreichten mit ihren Patienten<br />

positive Behandlungsabschlüsse. Dies geht unter anderem auch aus den Reaktionen<br />

der betroffenen Patienten hervor, die sich zu ihrer Befindlichkeit nach Abschluss<br />

der Behandlung <strong>wie</strong> folgt geäussert hatten:<br />

<strong>–</strong> stark verbesserte Lebensqualität<br />

<strong>–</strong> Beschwerdefreiheit nach drei Monaten<br />

<strong>–</strong> Zufriedenheit<br />

<strong>–</strong> Hauptproblem Schmerz wurde eliminiert<br />

<strong>–</strong> erfolgreiche Operation<br />

6.2.6 Fazit aus dem Kontakt zu den vier Physiotherapeutinnen<br />

Der Gelenkersatz als Alternative zur Arthrodese ist noch wenig verbreitet. Die Erfahrungen<br />

der Physiotherapeutinnen sind daher noch nicht sehr zahlreich. Dies<br />

zeigen auch die erstaunten Reaktionen <strong>weiter</strong>er Kolleginnen, mit denen ich während<br />

meiner Praktika über dieses Thema gesprochen hatte.<br />

Die postoperativen Hauptprobleme wurden von meinen Gesprächspartnerinnen<br />

einheitlich beurteilt. Zur Behebung der Probleme wird aber jeweils individuell<br />

vorgegangen. Dabei kommt eine Vielzahl von Behandlungstechniken zur Anwendung.<br />

Alle Therapieabschlüsse verliefen erfolgreich. Die Geduld der Patienten, das<br />

korrekte Einhalten der Prozedere und die aufmerksame Durchführung der Therapie<br />

trugen dazu bei.<br />

Grundsätzlich waren alle befragten Physiotherapeutinnen gegenüber der<br />

<strong>Sprunggelenkprothese</strong> positiv eingestellt. Sie haben zufriedene Patienten gewonnen.<br />

Skepsis besteht aber bezüglich der langen Ruhigstellung im Gips beim Prozedere<br />

S.T.A.R. ® , KS Frauenfeld. Der bei diesem Verfahren spätere Beginn der<br />

ambulanten Physiotherapie könnte sich bei den Patienten unter Umständen negativ<br />

auswirken.<br />

18


7<br />

Schlusswort<br />

Zum Abschluss fasse ich die wichtigsten Erkenntnisse über die <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

und ihre Nachbehandlung zusammen und äussere meine persönliche Meinung<br />

dazu.<br />

7.1 Persönliche Meinung<br />

Nach allem was ich in Erfahrung bringen konnte, bin ich gegenüber dieser Operation<br />

und ihrer Nachbehandlung positiv eingestellt. Ich komme zum Schluss, dass<br />

die Endoprothese am oberen Sprunggelenk durchaus eine Alternative zur Arthrodese<br />

am OSG darstellt. Aus der Erkenntnis, dass die Patientenwahl essentiell zum<br />

Erfolg beiträgt, würde ich zum heutigen Zeitpunkt weder die Arthrodese noch die<br />

Prothese als Standardoperation einstufen. Ein sorgfältiges Abwägen von Fall zu<br />

Fall ist notwendig.<br />

Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema konnte ich mir ein<br />

Bild über die physiotherapeutische Nachbehandlung der <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

verschaffen und viele offene Fragen sind beantwortet. Obschon die unterschiedlichen<br />

Prozedere vielleicht etwas verwirren, finde ich es entwicklungstechnisch<br />

gut, dass mit verschiedenen Prothesetypen und Prozedere gearbeitet wird. Zum<br />

Erfolg der physiotherapeutischen Behandlung zählt nach meiner Meinung ein gesundes<br />

Patientenverhältnis, eine Portion Intuition, scharfes Beobachten und regelmässiges<br />

Reflektieren. Das Einbringen von wissenschaftlich be<strong>wie</strong>senen Wirkungen<br />

er<strong>weiter</strong>t bzw. unterstützt die Therapie.<br />

7.2 Zusammenfassung<br />

Mit dem Gelenkersatz können die zuvor erlittenen massiven Schmerzen gelindert<br />

und die eingeschränkte Beweglichkeit gesteigert werden, was eine stark verbesserte<br />

Lebensqualität bedeutet. Die weit verbreitete Arthrodese entspricht nicht<br />

mehr dem Standard zur Beseitigung von Arthroseschmerzen. Die Endoprothese<br />

am oberen Sprunggelenk stellt eine willkommene Er<strong>weiter</strong>ung des therapeutischen<br />

Konzeptes dar. Allerdings kann man noch nicht von einer Routineoperation sprechen.<br />

Das Resultat langjähriger Protheseentwicklung ist eine Drei-Komponenten-<br />

Implantation. Um mit der Prothese noch näher an die menschliche Anatomie und<br />

Biomechanik zu gelangen, bedarf es <strong>weiter</strong>er Forschung und Entwicklung. Sorgfältige<br />

Untersuchungsbeurteilung, vorsichtige Patientenwahl so<strong>wie</strong> individuelle<br />

Entscheidungsfindung zusammen mit den Patienten, sind für das Gelingen des<br />

Sprunggelenkersatzes ebenfalls enorm wichtig. Durch die Entwicklung des Sprunggelenkersatzes<br />

konnten diverse Komplikationen eliminiert werden. Es bleiben aber<br />

noch immer die Wundheilung, Impingements und Lockerungen oder Migrationen<br />

als Sch<strong>wie</strong>rigkeiten bestehen.<br />

Es wird mit verschiedenen Prothesetypen und Prozedere gearbeitet. Daher<br />

empfehle ich bei Therapiebeginn die Rücksprache mit dem Operateur, um das genaue<br />

Vorgehen (Versorgung, Belastung und lokale Mobilisation) zu besprechen.<br />

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass unkontrollierte Bewegungen die<br />

Wundheilung und die knöcherne Integration der Implantate gefährden. Daher ist<br />

die mehrwöchige Stabilisierung durch Gips und/oder VACO ® ped notwendig. In<br />

der sechsten bis achten Woche nach der Operation kann die Beweglichkeit beider<br />

Sprunggelenke aktiv und passiv gefördert werden. Bis dahin gelten unterschiedliche<br />

Prozedere.<br />

19


Der Gelenkersatz als Alternative zur OSG-Arthrodese ist bei Physiotherapeutinnen<br />

noch wenig bekannt. Die erwähnten subjektiven und objektiven Probleme<br />

lassen sich mit einer Vielzahl von Massnahmen erfolgreich behandeln. Dennoch<br />

bleibt eine gewisse Skepsis auf Grund der langen Ruhigstellung im Gips. Der sich<br />

daraus ergebende spätere Beginn der ambulanten Therapie könnte sich bei den<br />

Patienten unter Umständen negativ auf die OSG-Beweglichkeit und die Weichteilverhältnisse<br />

auswirken.<br />

20


Literaturverzeichnis<br />

Evjenth O., Hamberg J., Autostretching, Alfta (Schweden), Alfta Rehab, 2003<br />

Hagena F.-W., Christ R., Kettrukat M., Fuss & Sprunggelenk, Band 1/1, 48<strong>–</strong>55,<br />

Februar 2003<br />

Hintermann B., endoprothetik des sprunggelenks, Wien, Springer, 2005<br />

Kaltenborn F.M., Evjenth O., Manuelle Therapie nach Kaltenborn, Oslo (Norwegen),<br />

Norli, 2002<br />

Kapandji I.A., Funktionelle Anatomie der Gelenke, Stuttgart, Hippokrates, 2001<br />

Knupp M., Valderrabano V., Hintermann B., Orthopäde, Band 35/5, 489<strong>–</strong> 494,<br />

Mai 2006<br />

Kofoed H., Orthopäde, Band 28/9, 804<strong>–</strong>811, September 1999<br />

Müller E.J., Wick M., Muhr G., Orthopäde, Band 28/6, 529<strong>–</strong>537, Juni 1999<br />

Schulthess Klinik, postoperatives Rehabilitationsschema nach OSG-Prothese,<br />

Januar 2006<br />

Schünke M., Topographie und Funktion des Bewegungssystems, Stuttgart, Thieme,<br />

2000<br />

http://www.admedia-reha.de/sys/html/wbz/2007/manualmedizin_4.htm,<br />

Januar 2007<br />

21


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1<strong>–</strong> 4, 6 und 8<br />

http://www.uni-rostock.de/fakult/medfak/anatomie/untere_extremität.htm<br />

Januar 2007<br />

Abb. 5<br />

http://www.tk-online.de/rochelexikon/pics/s39960.000<strong>–</strong>1.html<br />

Januar 2007<br />

Abb. 7<br />

http://www.gvle.de/kompendium/ob_sprung/0005.html<br />

Januar 2007<br />

Abb. 9 <strong>–</strong>11<br />

Hintermann B., endoprothetik des sprunggelenks, Wien, Springer, 2005<br />

Abb. 12<br />

http://www.plusorthopedics.de/index.php?id=7300<br />

Januar 2007<br />

Abb. 13<br />

http://vacoped.com/vacoped/de/images.php<br />

Januar 2007<br />

Abb. 14<br />

http://www.orthomedicus.de/Praxis/OSG-TEP.htm<br />

Januar 2007<br />

Abb. 15<br />

Kaltenborn F.M., Evjenth O., Manuelle Therapie nach Kaltenborn, Oslo<br />

(Norwegen), Norli, 2002<br />

Abb. 16<br />

http://www.synergy-sports.de/training/dehnung.pdf<br />

Januar 2007<br />

22


Anhang<br />

I Resultate von Arthrodese und <strong>Sprunggelenkprothese</strong><br />

Die nachfolgend aufgeführten Studien beschreibt Hintermann (2005) in seinem<br />

Buch. Die zuletzt erwähnte Studie stammt von Hagena, Christ, Kettrukat (2003).<br />

I.I Prothese versus Arthrodese<br />

1979: Es wurden 21 Patienten mit Prothesen (diverse Typen) und zwölf Patienten<br />

mit Arthrodesen untersucht und miteinander verglichen. Nur vier von 21 Prothese-<br />

Patienten (19 %) waren schmerzfrei. Die klinische Untersuchung er<strong>wie</strong>s sich gegenüber<br />

der Arthrodese-Gruppe als negativ. Es fiel nämlich anormales Gangbild<br />

und deutliche Muskelschwäche um das Sprunggelenk auf. In 88% dieser Gruppe<br />

zeigten sich schon nach 14,7 Monaten radiologisch progressive Lockerungszeichen.<br />

Hingegen waren neun von zwölf Arthrodese-Patienten (75%) bis zu 15 Jahren<br />

schmerzfrei. Auch zeichnete sich ein besseres Gangmuster ab, welches aber auch<br />

auf die längere Adaptation zurückzuführen ist.<br />

1994: zwei Gruppen mit je 13 Personen wurden gegenüber gestellt. Die Gruppen<br />

zeigten bezüglich Alter, Geschlecht, Diagnose und Beruf kaum Differenzen. Es<br />

handelte sich um einen Vergleich zwischen zementierten Endoprothesen und der<br />

Arthrodese-Technik nach Charnley.<br />

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 84 Monaten zeichneten sich bei<br />

den Patienten in der Prothese-Gruppe deutlich bessere Ergebnisse bezüglich<br />

Schmerzlinderung, Funktion und Infektionsrate ab. Zudem war keine subtalare<br />

Arthrose diagnostiziert worden. Eine Prothese musste wegen unaufhörlicher<br />

Schmerzen entfernt werden, mit resultierender Gelenkversteifung.<br />

I.II Ergebnisse Prothesetyp HINTEGRA ®<br />

Studie mit 116 Patienten (122 Sprunggelenke): mittlere Nachbeobachtungszeit<br />

beträgt 18,9 Monate; die präoperative Diagnose war in den meisten Fällen eine<br />

posttraumatische Osteoarthrose; acht Sprunggelenke mussten revidiert werden;<br />

84prozentige Patientenzufriedenheit; 82% der Fälle wurden klinisch als gut oder<br />

ausgezeichnet eingestuft, der AOFAS-Hindfoot-Score 3 verbesserte sich von präoperativ<br />

40 auf postoperativ 85 Punkte; 83 Sprunggelenke waren vollkommen<br />

schmerzfrei; mittleres radiologisch erfasstes Bewegungsausmass liegt bei 37°;<br />

kein Fall der Tibiakomponenten-Migration oder -Abkippung; zwei Fälle von Taluskomponenten-Migration;<br />

3<br />

American Orthopaedic Foot and Ankle Society; ein System zur standardisierten Auswertung von klinischen<br />

Studien, das für objektive und subjektive Angaben Punkte verteilt, max.100 sind möglich<br />

I


I.III Ergebnisse Prothesetyp S.T.A.R. ®<br />

Langzeitstudie über 98 Monate mit 52 zementierten Prothesen: Überlebensrate<br />

nach zehn Jahren beträgt 72,7 % nach Osteoarthrose, 75,5 % nach rheumatoider<br />

Arthritis; insgesamt elf Sprunggelenke wurden revidiert oder in eine Arthrodese<br />

umgewandelt;<br />

Studie mit 50 Sprunggelenken: 91prozentige Patientenzufriedenheit; Verlaufsuntersuchung<br />

nach einem Mittel von 2,2 Jahren; kein Fall von Migration; alle<br />

Implantate waren stabil; sieben Revisionen wurden nötig unter anderem wegen<br />

schmerzhaftem lateralem Impingement und posteromedialer schmerzhafter Einschränkung<br />

der Dorsalextension;<br />

Studie mit 78 Sprunggelenken (76 Patienten) : Nachuntersuchungsrate entspricht<br />

93,97 %; durchschnittlicher Nachuntersuchungszeitraum von 3,6 Jahren; mittleres<br />

Patientenalter betrug zum Operationszeitpunkt 57,7 Jahre; in 19 Fällen wurden<br />

additive Eingriffe durchgeführt; die durchschnittliche Gesamtbeweglichkeit<br />

steigerte sich von präoperativ 21,5° auf postoperativ 38,3°; eine signifikante<br />

Schmerzreduktion wurde mittels Kofoed Ancle Score (vergleichbar mit AOFAS)<br />

evaluiert, sie wurden im Durchschnitt von 31,2 auf 91,6 Punkte gesteigert; lediglich<br />

vier Fälle zeigten bei der radiologischen Kontrolle eine Randsaumbildung von<br />

< 2 mm; 76,5 % der Patienten waren sehr zufrieden; 12,9 % waren bedingt zufrieden;<br />

11,6 % würden die Operation nicht nochmals durchführen lassen (Hagena,<br />

Christ, Kettrukat, 2003);<br />

II


II Erläuterungen zu drei ausgewählten physiotherapeutischen<br />

Massnahmen<br />

Es handelt sich um eine Auswahl von Massnahmen bzw. Übungen, die der Nachbehandlung<br />

von <strong>Sprunggelenkprothese</strong>n dienen.<br />

II.I Translatorische Mobilisation des OSG nach Kaltenborn<br />

(Kaltenborn, Evjenth, 2002)<br />

<strong>–</strong> Gelenkbewegung (Gleiten): nach der Konvexregel<br />

<strong>–</strong> Behandlungsebene: auf der konkaven Gelenkfläche (Malleolengabel)<br />

<strong>–</strong> translatorisches Gelenkspiel: Traktion (Abb. 15) und Kompression,<br />

Gleiten nach ventral und dorsal<br />

Abb. 15 Traktion<br />

Kaltenborn, Evjenth (2002)<br />

<strong>–</strong> Anwendung: zur Schmerzlinderung Stufe I, zur Mobilisation Stufe I <strong>–</strong>III<br />

<strong>–</strong> Nullstellung: die fibuläre Seite des Fusses steht rechtwinklig zur Längsachse<br />

des Unterschenkels, Linie durch SIAS-Patella-zweite Zehe<br />

<strong>–</strong> Ruhestellung: ca. 10° PF, Mittelstellung zwischen max. Ev/Inv<br />

<strong>–</strong> verriegelte Stellung: maximale Dorsalextension<br />

II.II Manipulativmassage nach Terrier<br />

Die Manipulativmassage nach Terrier ist eine mobilisierende Gelenktechnik, die<br />

Mobilisation mit gleichzeitigen Weichteiltechniken verbindet. Es wird angulär bewegt,<br />

aber zum Teil auch Roll-Gleit-Mobilisationen, <strong>wie</strong> man sie aus der manuellen<br />

Therapie kennt, angewendet. Wegen dieser manual-therapeutischen Aspekte<br />

nannte Dr. Terrier diese Methode Manipulativmassage. Auch, um sie von anderen<br />

Funktionsmassagen abzugrenzen, wurde sie so benannt. Es wird allerdings nicht<br />

manipuliert. Die zu mobilisierende Extremität wird durch den Körper der Therapeutin<br />

gehalten. Dadurch sind beide Hände für die manuellen Techniken und die<br />

Weichteile frei. Die Mobilisierung findet durch die Körperbewegung der Therapeutin<br />

statt. Die begleitenden Massagereize hemmen den Schmerz und ermöglichen<br />

die Mobilisierung. Es sind gleichzeitig Befunde im Sinne von Gewebeveränderungen<br />

oder Veränderungen der Bewegungsqualität möglich (http://www.<br />

admedia-reha.de/, 2007).<br />

III


II.III Autostretching M. triceps surae (Evjenth, Hamberg, 2003)<br />

<strong>–</strong> Hilfsmittel: Tisch, Wand, Baum oder eigener Oberschenkel<br />

<strong>–</strong> ASTE: vgl. Abb. 16, Hände auf die Oberschenkel gestützt, nicht betroffener<br />

Fuss steht vorne (Knie und Hüfte gebeugt), das betroffene Bein ausgestreckt<br />

nach hinten stellen (Ferse berührt den Boden nicht), Knie und Hüfte<br />

sind dabei gestreckt und bilden mit dem Oberkörper eine gerade Linie<br />

<strong>–</strong> Dehnung: Das nicht betroffene Bein beugen und die betroffene Ferse auf<br />

den Boden pressen, bis die Muskulatur in der Kniekehle und an der Hinterseite<br />

des Unterschenkels zu spüren ist, 15 sec. bis eine Minute oder länger<br />

dehnen. Als zweiten Schritt den vorderen Teil des betroffenen Fusses auf<br />

den Boden pressen, 5 sec. spannen. Dann folgt Entspannung bis sich die<br />

betroffene Muskulatur beruhigt hat. Nun <strong>wie</strong>derholt sich die Dehnung, mit<br />

anschliessender Anspannung und Entspannung mehrmals<br />

Abb. 16 Autostretching M. triceps surae<br />

http://www.synergy-sports.de/(2007)<br />

<strong>–</strong> Dosierung: täglich, mehrere Wiederholungen bis deutliche Besserung eintritt<br />

<strong>–</strong> übliche Fehler: Hohlkreuz, Kinn wird nach vorne geschoben<br />

IV

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