25.05.2014 Aufrufe

Werbewerkstatt Korinski - Domorgel Mainz, Domorganist Daniel ...

Werbewerkstatt Korinski - Domorgel Mainz, Domorganist Daniel ...

Werbewerkstatt Korinski - Domorgel Mainz, Domorganist Daniel ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Internationaler<br />

ORGELSOMMER 2013<br />

Programm | Juli – September Schutzgebühr 1 €


Inhaltsverzeichnis<br />

Künstlerische Leitung:<br />

<strong>Domorganist</strong> <strong>Daniel</strong> Beckmann<br />

Postfach 1560<br />

55005 <strong>Mainz</strong><br />

Telefon: 06131/253 474<br />

Fax: 06131/253 529<br />

E-Mail: domorganist@bistum-mainz.de<br />

Internet: www.domorgel-mainz.de<br />

Veranstalter:<br />

Bischöfliches Domkapitel<br />

in Kooperation mit dem<br />

Bischöflichen Priesterseminar und<br />

der Pfarrei St. Stephan<br />

Preise & Kartenverkauf:<br />

Eintritt: 8 €/6 € (Schüler/Studenten), 4 € (Mitglieder des Fördervereins)<br />

Abo: 42 €/32 € (Schüler/Studenten), 21 € (Mitglieder des Fördervereins)<br />

– Infoladen des Bistums, Heiliggrabgasse 8, Telefon: 06131/253 888<br />

– Markt 10 – Dominformation, Telefon: 06131/253 412<br />

– Abendkasse (öffnet 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn)<br />

Gestaltung: Petra Louis/<strong>Werbewerkstatt</strong> <strong>Korinski</strong>, <strong>Mainz</strong><br />

Bildnachweis:<br />

<strong>Daniel</strong> Beckmann: S. 4, 24, 29, 53<br />

Sergio Caminata: S. 25<br />

Markus Kohz: S. 1, 12, 17, 18, 22, 30, 37, 44, 49, 55, 57, 64<br />

Alexander Sell: S. 6, 7, 10, 38, 42, 59, 61<br />

Stadtplan auf S. 60: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des<br />

Bauamtes der Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong>, Genehmigungsnummer 24/13<br />

Druck: Druckerei Friedrich <strong>Mainz</strong><br />

Editorial 5<br />

❚ Samstag, 27.7.2013 | St. Stephan 6<br />

<strong>Domorganist</strong> <strong>Daniel</strong> Beckmann, <strong>Mainz</strong><br />

❚ Samstag, 3.8.2013 | Dom 12<br />

Maurice Clerc, Dijon (FR)<br />

❚ Samstag, 10.8.2013 | Dom 18<br />

Graham Barber, Leeds (UK)<br />

❚ Samstag, 17.8.2013 | Augustinerkirche 24<br />

Lorenzo Ghielmi, Orino (IT)<br />

❚ Samstag, 24.8.2013 | Dom 30<br />

Stefan Schmidt, Würzburg<br />

❚ Samstag, 31.8.2013 | St. Stephan 38<br />

Edgar Krapp, München<br />

❚ Samstag, 7.9.2013 | Dom 44<br />

Eric Lebrun, Paris (FR)<br />

❚ Samstag, 14.9.2013 | Dom 48<br />

<strong>Domorganist</strong> <strong>Daniel</strong> Beckmann, <strong>Mainz</strong><br />

Dispositionen der <strong>Mainz</strong>er <strong>Domorgel</strong>n 54<br />

Disposition der Stumm-Orgel 58<br />

in der Augustinerkirche<br />

Disposition der Klais-Orgel 59<br />

in St. Stephan<br />

Spielstätten 60<br />

Informationen zur Orgelmusik im Dom 61<br />

Informationen zum „Verein der Freunde und Förderer 62<br />

der Musica Sacra am Hohen Dom zu <strong>Mainz</strong> e. V.“<br />

Einführungstexte: Prof. Dr. Paul Thissen, Paderborn


Editorial<br />

Liebe Freunde der Musica Sacra am<br />

<strong>Mainz</strong>er Dom, sehr geehrte Damen und Herren,<br />

pünktlich zum Beginn des dritten Internationalen<br />

Orgelsommers sind die Sanierungsarbeiten<br />

am Dom so weit fortgeschritten, dass<br />

unsere altehrwürdige Jahrtausendkathedrale<br />

mit dem Austausch ihrer Westturmspitze<br />

den „Hut ziehen“ kann, um das Who-is-Who<br />

der internationalen Orgelszene in <strong>Mainz</strong> zu<br />

begrüßen.<br />

So, wie sich an der Gebäudehülle fortan<br />

Altes mit Neuem verbindet, möchte auch<br />

der Internationale Orgelsommer mit<br />

entscheidenden Neuerungen aufwarten,<br />

ohne dabei die konzeptionellen Grundideen<br />

aufzugeben: Erstmalig werden mit der<br />

jüngst geweihten Klais-Orgel der Pfarrkirche<br />

St. Stephan sowie der spätbarocken Stumm-<br />

Orgel der Augustinerkirche hochinteressante<br />

Instrumente des näheren Domumfelds in<br />

das Festival einbezogen.<br />

Infolgedessen kann das Repertoire- und<br />

somit auch das Interpretenspektrum<br />

beträchtlich erweitert werden: Mit Kathedralakustik<br />

neben kammermusikalischer<br />

Transparenz, groß angelegter Orgelsinfonik<br />

neben filigraner Barockmusik und romantischer<br />

Virtuosität neben historisch informierter<br />

Aufführungspraxis versprechen Künstler<br />

aus Deutschland, Frankreich, Italien und<br />

England, dass der Orgelsommer so abwechslungsreich<br />

und bunt wie die Natur selbst<br />

wird. Auch der Stegreifkunst wird u. a. mit<br />

Stummfilmimprovisationen auf besondere<br />

Weise Rechnung getragen.<br />

Wenn das Zweite Vatikanische Konzil, das<br />

vor genau 50 Jahren in Rom stattgefunden<br />

hat, der Orgel expressis verbis die Fähigkeit<br />

zuspricht, die „Herzen mächtig zu Gott und<br />

zum Himmel emporzuheben“, dann ist sie<br />

Sinnbild des Göttlichen und Brücke zur Transzendenz.<br />

In der Hoffnung, dass dies auch<br />

im diesjährigen Internationalen Orgelsommer<br />

gelingen darf, freue ich mich über Ihren<br />

heutigen Besuch und lade Sie auch zu den<br />

noch kommenden Konzerten herzlich ein!<br />

Ihr<br />

<strong>Daniel</strong> Beckmann<br />

<strong>Domorganist</strong><br />

4 5


Samstag, 27.7.2013, 18.30 Uhr | <strong>Daniel</strong> Beckmann, <strong>Mainz</strong><br />

Curriculum Vitae<br />

6<br />

Programm | Pfarrkirche St. Stephan<br />

D. Buxtehude Toccata in F, BuxWV 157<br />

(1637–1707)<br />

R. Schumann Aus den Sechs Fugen über den<br />

(1810–1856) Namen BACH, Op. 60:<br />

I. Langsam, nach und nach schneller und stärker<br />

II. Lebhaft<br />

III. Mit sanften Stimmen<br />

J. S. Bach Toccata et Fuga in F, BWV 540<br />

(1685–1750)<br />

M. Duruflé Prélude et Fugue sur le nom d’Alain, Op. 7<br />

(1902–1986)<br />

Ch.-M. Widor Aus der Symphonie V, Op. 42 Nr. 1:<br />

(1844–1937) V. Toccata<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

<strong>Daniel</strong> Beckmann wurde 2010 durch<br />

Karl Kardinal Lehmann 29-jährig zum<br />

<strong>Domorganist</strong>en an den Hohen Dom St.<br />

Martin zu <strong>Mainz</strong> berufen, wo er seither die<br />

Hauptverantwortung für die liturgische und<br />

außerliturgische Orgelmusik trägt. Er initiierte<br />

die monatlichen Orgelmatineen und<br />

den Internationalen Orgelsommer, plant<br />

derzeit gemeinsam mit der <strong>Domorgel</strong>kommission<br />

eine groß angelegte Renovation der<br />

<strong>Domorgel</strong> und entfaltet eine umfangreiche<br />

Konzerttätigkeit, die ihn regelmäßig in<br />

Kathedralen und andere Orgelmusikzentren<br />

des In- und Auslandes führt.<br />

Er wurde vielfach mit renommierten Preisen<br />

bedacht, von denen der erste Preis des Internationalen<br />

Orgelwettbewerbs von Saint-<br />

Maurice (Schweiz/2009), ein Stipendium des<br />

Deutschen Musikwettbewerbs (Berlin/2005),<br />

die Mitgliedschaft der „50. Bundesauswahl<br />

Junger Künstler“ des Deutschen Musikrats<br />

und der Kulturpreis seiner Heimat (Kreis<br />

Olpe/2011) genannt sein mögen. Zahlreiche<br />

TV-, CD- und Rundfunkproduktionen sowie<br />

die Mitwirkung in internationalen Wettbewerbs-Juries<br />

runden die Tätigkeit ab.<br />

<strong>Daniel</strong> Beckmann studierte bereits zu Schulzeiten<br />

als Jungstudent an der Hochschule<br />

für Musik in Detmold, wo er nach dem<br />

Abitur alle Prüfungen in den Fächern Orgelliteraturspiel<br />

und -improvisation im Rahmen<br />

der Studiengänge Kirchenmusik (A-Examen)<br />

und Orgel (künstlerische Reifeprüfung &<br />

Konzertexamen) mit Auszeichnung ablegte.<br />

Zu seinen Lehrern zählen Gerhard Weinberger<br />

(Orgelliteraturspiel), als dessen Assistent<br />

er von 2004 bis 2007 an der Musikhochschule<br />

lehrte, und Tomasz Adam Nowak<br />

(Orgelimprovisation). Zahlreiche Meisterkurse<br />

ergänzen diese Ausbildung. Von 2006 bis<br />

2010 wirkte er als Dekanatskirchenmusiker<br />

in Paderborn und hatte einen Lehrauftrag<br />

für künstlerisches Orgelspiel an der dortigen<br />

Universität inne.<br />

www.danielbeckmann.de<br />

7


Zum Programm<br />

Im Mittelpunkt des heutigen Konzerts<br />

steht die Gattung „Toccata“ – der Begriff<br />

bedeutet „berühren“ oder auch „schlagen“.<br />

Während seit ca.1700 die Termini „Präludium“,<br />

„Toccata“ und „Fantasie“ die Tendenz<br />

zum synonymen Gebrauch zeigen, besteht<br />

in den vorausgehenden Jahrzehnten<br />

durchaus ein Bewusstsein für Gattungsdifferenzen.<br />

So ist der Begriff „Toccata“ eher<br />

manualiter-Stücken vorbehalten (vgl. die<br />

drei erhaltenen Toccaten von J. A. Reincken),<br />

während das „Präludium“ mit dem Gebrauch<br />

des Pedals rechnet.<br />

Bei Dietrich Buxtehude ist die Unterscheidung<br />

schon nicht mehr einfach. Innerhalb<br />

des Werks Buxtehudes sind beide<br />

Gattungen exempla classica des „stylus<br />

phantasticus“, der charakterisiert ist durch<br />

die Reihung von frei-improvisatorischen<br />

und imitativ-fugierten Abschnitten.<br />

Insofern die Toccata BuxWV 157 eine<br />

klare zweiteilige Form zeigt mit einem<br />

frei-improvisatorischen ersten und einem<br />

fugierten zweiten Teil, dem sich eine die<br />

Akkordik des Anfangs aufgreifende Coda<br />

anschließt, ist sie weniger gattungstypisch.<br />

Mit Bachs Fugen hat Robert Schumann –<br />

wie zahlreiche andere Komponisten auch –<br />

sich zeitlebens beschäftigt; sie waren, wie er<br />

bezeugt, sein „täglich brod“, und er konnte<br />

in ihnen „Charakterstücke höchster Art“<br />

erblicken, „zum Teil wahrhaft poetische Gebilde,<br />

deren jedes seinen eigenen Ausdruck,<br />

seine besonderen Lichter und Schatten<br />

verlangt.“<br />

Die sechs B-A-C-H-Fugen op. 60 entstanden<br />

1845 und sind, wiewohl jede für sich allein<br />

steht, durchaus als Variationen aufzufassen<br />

insofern jede Fuge aus dem Motiv ein neues<br />

Thema – mit drei bis vier thematischen Varianten<br />

– gewinnt, das ein neues Stimmungsbild<br />

generiert.<br />

Die erste Fuge, von dichter kontrapunktischer<br />

Arbeit bestimmt, die an den style<br />

antico erinnert, steigert sich im Tempo und<br />

mündet in einen akkordischen Satz mit dem<br />

Thema im Pedal.<br />

Die zweite Fuge bietet die Namenschiffre<br />

als Themenkopf in rhythmisch konziser<br />

Fassung und entfaltet dann einen ausgesprochen<br />

motorischen Charakter, der zur<br />

ersten Fuge krass kontrastiert. Wie eine<br />

Reminiszenz an die erste Fuge wirkt nach<br />

72 Takten die neue, eng geführte Gestalt<br />

des B-A-C-H-Motivs in Viertelbewegung,<br />

die jedoch kontrapunktiert wird von<br />

Sechzehntel-Figurationen, die sich anschließend<br />

erneut in den Vordergrund drängen.<br />

Ein erneutes Aufgreifen der eng führenden<br />

Struktur geht – wie ähnlich in der ersten<br />

Fuge – über in einen akkordischen Satz mit<br />

dem motorischen Teil des Themas im Pedal.<br />

Dann gewinnt kurzzeitig noch einmal die<br />

in ein kontrapunktisches Geflecht eingebettete<br />

Punktierung des Themenkopfes<br />

an Bedeutung. Kurz vor Schluss steuert die<br />

Fuge die Tonart H-Dur an, jene Tonart also,<br />

die im Quintenzirkel am weitesten von der<br />

Grundtonart B-Dur entfernt ist, um nach<br />

einigen zurück modulierenden Takten mit<br />

emphatischen Akkordschlägen die Ausgangstonart<br />

zu bestätigen, deren Grundton<br />

den Orgelpunkt bildet, über dem sich der<br />

strettaartige Schluss entfalten kann.<br />

Die dritte Fuge ähnelt im Charakter der<br />

ersten.<br />

Die F-Dur Toccata J. S. Bachs ist eines der<br />

vielen Beispiele in Bachs Werk, die auf überaus<br />

faszinierende Weise dessen Fähigkeit<br />

dokumentieren, aus dem Zusammenführen<br />

verschiedener Gattungstraditionen<br />

etwas Neues zu gewinnen: Hier sind es die<br />

Orgelpunkt-Toccata des 17. Jahrhunderts,<br />

die sich mit Kanonstrukturen verbindet, mit<br />

virtuosen, der norddeutschen Orgelmusiktradition<br />

entstammenden Pedalsoli alterniert,<br />

sowie die italienische Konzertform.<br />

Das Ausnutzen des ganzen zur Verfügung<br />

stehenden harmonischen Raums, des Quintenzirkels<br />

– Bach erreicht im Verlauf der Toccata<br />

die Tonart Ges-Dur –, ist unabdingbare<br />

Voraussetzung für die umfangreiche Form,<br />

zugleich aber auch ein unüberhörbares<br />

Plädoyer für die gleichstufige Temperierung,<br />

ermöglicht doch erst sie auf der Orgel den<br />

Rückgriff auf alle zur Verfügung stehenden<br />

Tonarten. Die Fuge – eine Doppelfuge, die<br />

beide Themen sukzessive exponiert und<br />

anschließend kombiniert – kontrastiert auffällig<br />

zur dramatisch-virtuosen Anlage der<br />

Toccata. Möglicherweise sind beide Teile zu<br />

unterschiedlichen Zeiten entstanden.<br />

Im Gegensatz zu dem „Vielschreiber“ Jean<br />

Langlais kann das Gesamtwerk Maurice<br />

Duruflés, der als Organist an St. Étienne<br />

du Mont sowie als Professor am Pariser<br />

Conservatoire tätig war, an zwei Konzertabenden<br />

aufgeführt werden. Prélude et<br />

fugue sur le nom d´ALAIN op. 7 ist Duruflés<br />

letztes großes Orgelwerk. Es entstand 1942<br />

als Reaktion auf den Tod Jehan Alains, der<br />

1940 im Alter von 29 Jahren gefallen war.<br />

Die thematische Erfindung basiert auf der<br />

Grundlage des Notenalphabets, d. h. Buchstaben<br />

des Alphabets werden als Notennamen<br />

umgedeutet. Den Ausgangspunkt<br />

bilden die ersten acht Buchstaben (a-h), die<br />

den deutschen Tonbezeichnungen entsprechen.<br />

Die nächsten acht Buchstaben (i-p)<br />

sind wieder der Tonreihe a, b, c etc. zugeordnet,<br />

also ist i=a, j=b usw. Der Name „Alain“<br />

besteht damit aus den Tönen A D A A F.<br />

Eingebunden in eine schnelle Triolenbewegung<br />

erklingt die Namenschiffre gleich zu<br />

Beginn. Aus dem Motiv entwickelt Duruflé<br />

einen arabeskenhaften Satz, der in eine<br />

Art Hauptthema mündet, das sich ganz am<br />

Thema der Litanies von Alain orientiert, es<br />

aber dennoch sehr subtil umformt. Arabeske<br />

und thematischer Komplex alternieren<br />

im weiteren Verlauf. Nach einer Generalpause<br />

erklingt nochmals das Thema und geht<br />

8<br />

9


dann nahtlos über in das wörtliche Zitat des<br />

Anfangs von Litanies. Die sich anschließende<br />

Fuge ist zweiteilig. Der erste Teil der Fuge<br />

ist ruhig und basiert auf einem Thema, das<br />

den ersten Takt des Préludes zitiert und ihn<br />

fortspinnt. Der zweite Teil der Fuge arbeitet<br />

mit einem in Sechszehnteln sich bewegenden<br />

Thema, das schließlich mit dem ersten<br />

kombiniert wird.<br />

und harmonische Struktur eignet, zeugt sie<br />

von Widors Kunst, „musikalisches Material<br />

von scheinbar geringer Substanz […]<br />

interessant und wirkungsvoll erscheinen zu<br />

lassen“ (Ben van Osten).<br />

Paul Thissen<br />

Die vor allem bei französischen Orgelkomponisten<br />

beliebte Gattung „Toccata“ ist völlig<br />

abhängig von der Entwicklung der Klaviertoccata<br />

des 19. Jahrhunderts, die immer<br />

mehr zu einem perpetuum-mobile-Charakter<br />

tendiert (im Gegensatz z. B. zu den Toccaten<br />

Max Regers, die mit der Folge von virtuosen<br />

akkordischen oder linearen sowie fugierten<br />

Passagen auf den Typus der Orgeltoccata<br />

Buxtehudes zurückgreifen). Berühmtestes<br />

Beispiel hierfür ist der Schlusssatz der<br />

V. Symphonie von Charles Marie Widor.<br />

Wiewohl ihr eine äußerst simple melodische<br />

10<br />

11


Samstag, 3.8.2013, 18.30 Uhr | Maurice Clerc, Dijon (FR)<br />

Curriculum Vitae<br />

12<br />

Programm | Dom St. Martin<br />

Span. Anonymus Faux Bourdons in suite<br />

(16. Jahrhundert)<br />

J.-J. Mouret Symphonies de Fanfares (1 ère suite)<br />

(1682–1738) Ouverture<br />

Gracieusement et sicilienne<br />

Final<br />

[Transkription: Maurice Clerc]<br />

B. Marcello Adagio in c<br />

(1686–1739)<br />

J. S. Bach Toccata et Fuga in d, BWV 565<br />

(1685–1750)<br />

Choral „Nun komm, der Heiden<br />

Heiland“, BWV 659<br />

G. Verdi Gran final de Don Carlos<br />

(1813–1901) [Transkription für Orgel: Maurice Clerc]<br />

G. Fauré Aus der “Dolly suite”, Op. 56<br />

(1845–1924) Berceuse<br />

Kitty-valse<br />

Le pas espagnol<br />

[Transkription für Orgel: Maurice Clerc]<br />

J. Langlais Te Deum<br />

(1907–1991)<br />

Ch. Tournemire Improvisation über „Victimae<br />

(1870–1939) Paschali Laudes“<br />

[rekonstruierte Fassung: Maurice Duruflé]<br />

Maurice Clerc gab rund 1200 Konzerte<br />

in mehr als zwanzig Ländern – allein<br />

sechzehn Tourneen führten ihn nach<br />

Nordamerika (USA und Kanada). Auf seinen<br />

Konzertreisen, auf denen er in 35 Jahren<br />

vier Kontinente durchquerte, spielte er an<br />

zahlreichen bedeutenden Orten, darunter<br />

in Notre-Dame-de-Paris, der St. Patrick’s<br />

Cathedral in New-York, dem Dom zu Lübeck,<br />

der Markuskirche in Venedig, der Kirche<br />

Saint-Joseph in Montreal, der St-Paul’s<br />

Cathedral in Melbourne, dem Auditorium<br />

des Rundfunks N. H. K. in Tokio und dem<br />

Kulturzentrum in Hong-Kong. Im Jahre 1987<br />

folgte er einer Einladung nach Taipeh, um<br />

dort anlässlich der Einweihung der großen<br />

Flentrop-Orgel im neuen Auditorium zwei<br />

Konzerte zu geben. Im Jahre 1999 nahm er<br />

am Organisten-Kongress in Seoul teil.<br />

Stationen seiner internationalen Karriere<br />

waren auch wichtige Festivals in Brügge,<br />

Ravenna, Madrid, Paris (St-Eustache), Avignon,<br />

Millstatt, Frankfurt, San Paulo, Buenos-<br />

Aires, Moscow, Budapest, Luxemburg und<br />

Neuseeland, auf denen er konzertierte.<br />

Maurice Clerc, 1946 in Lyon geboren,<br />

studierte zunächst an der Ecole Normale de<br />

Musique in Paris bei Suzanne Chaisemartin<br />

und anschließend am Pariser Conservatoire<br />

National Supérieur de Musique, wo er 1975<br />

den ersten Preis für Orgel in der Klasse von<br />

Rolande Falcinelli erhielt. Er setze sein Studium<br />

bei Gaston Litaize fort und besuchte<br />

mehrere Jahre den Improvisationskurs bei<br />

Pierre Cochereau an der Académie Internationale<br />

in Nizza. 1977 gewann er beim<br />

internationalen Wettbewerb in Lyon den<br />

„Prix d’Improvisation“. Zu Weihnachten 1972<br />

wurde er zum Hauptorganisten der Kathedrale<br />

Saint-Bénigne in Dijon ernannt. Neben<br />

dieser Aufgabe hat Maurice Clerc einen<br />

Lehrauftrag am Konservatorium in Dijon<br />

inne. Dort lehrte er auch zwanzig Jahre an<br />

der Universität.<br />

Viele der Einspielungen Maurice Clercs sind<br />

Bach und den deutschen Meistern des<br />

www.mauriceclerc.com<br />

Barock gewidmet. Als Spezialist auf dem<br />

Gebiet der französischen Musik des 19. und<br />

20. Jahrhunderts liegt es ihm jedoch am<br />

Herzen, auch die großen Werke von Franck,<br />

Vierne, Dupré, Fleury, Langlais und – neuerdings<br />

– Cochereau einzuspielen.<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

13


Zum Programm<br />

Der Titel „Faux Bourdons in suite“ eines<br />

spanischen Anonymus besagt nichts<br />

anderes als „eine Folge von Fauxbourdons“.<br />

Kontrapunkt der Renaissance überführen.<br />

Jean-Joseph Mouret gehörte im ersten<br />

Sammlung L´Estro poetico-harmonico<br />

(1726–28) und die über 300 überlieferten<br />

Kammerkantaten. Das „Adagio“ c-Moll ist<br />

Arbeit in der Fuge, die in weiten Teilen<br />

einem – für den jungen Bach aber durchaus<br />

typischen – Konzertsatz gleicht. Der<br />

entstanden, in Leipzig nur überarbeitet<br />

wurden). Mit diesen Kompositionen hat<br />

Bach die Gattung „Choralbearbeitung“ zu<br />

Du Locle verfasste Libretto beruht auf den<br />

entsprechenden Dramen Schillers und Cormons.<br />

Die Oper, von zahlreichen kirchlichen<br />

Es handelt sich um ein rein akkordisches<br />

Drittel des 18. Jahrhunderts in Frankreich zu<br />

die Übertragung eines Konzertsatzes für die<br />

insgesamt virtuose Zugriff, der vor allem<br />

einer Zeit, als sie vor allem im von pietisti-<br />

Szenerien durchsetzt – in nur wenigen an-<br />

Stück, dessen eher archaischer Klangcharak-<br />

den wichtigsten Komponisten für die Bühne.<br />

Orgel wie sie auch von Bach bekannt ist.<br />

im rezitativischen Schluss – er erinnert an<br />

schem Denken geprägten Gottesdienst zur<br />

deren Opern spielt das kirchliche Ambiente<br />

ter aus den sog. Doppelleittonklauseln (in<br />

1729 erschien seine bedeutendste Instru-<br />

den für das norddeutsche Orgelpräludium<br />

bloßen Gebrauchsmusik herabgesunken<br />

eine so herausragende Rolle –, thematisiert<br />

der Kadenz führt ein Leitton nicht nur zum<br />

mentalmusiksammlung, die Fanfares pour<br />

Johann Sebastian Bachs Toccata con fuga<br />

typischen stylus phantasticus – unüberhörbar<br />

war, zu einer letzten Blüte von überzeitli-<br />

nicht zuletzt die Liebe zwischen Elisabeth<br />

Grundton, sondern auch zur Quinte) und<br />

des trompettes, timbales, violons et hautbois<br />

d-Moll BWV 565 dürfte das berühmteste<br />

in den Vordergrund tritt, und das außeror-<br />

cher Gültigkeit geführt, losgelöst von allen<br />

von Valois, Tochter Heinrich II. von Frank-<br />

den terzlosen Quintklängen am Ende von<br />

avec une suite des simphonies mêlées de cors<br />

Werk der Orgelliteratur sein, gibt es doch<br />

dentlich musikantische Erscheinungsbild<br />

gottesdienstlichen Funktionen. Die Tatsache,<br />

reich, und Don Carlos´, Sohn des spanischen<br />

Abschnitten resultiert.<br />

de chasse. Aus der 1. Suite erklingen im<br />

kaum eine kirchliche Szene in Film und Fern-<br />

des gesamten Werks lassen an und für sich,<br />

dass Bach drei Choralbearbeitungen zu dem<br />

Königs Philippe, der auf Wunsch von Elisa-<br />

heutigen Konzert drei Sätze. Eine fanfarenar-<br />

sehen, in die auf welche Weise auch immer<br />

wie Christoph Wolff zuletzt noch feststellte,<br />

Lied „Nun komm, der Heiden Heiland“ in die<br />

beths Vater zu ihrem Ehemann avanciert.<br />

Der sog. „Fauxbourdon“ (= falscher Stütz-<br />

tige „Ouverture“ sowie das Finale – eher ein<br />

die Orgel involviert ist, die auf dieses Stück<br />

einen Zeitgenossen Bachs als Komponisten<br />

Sammlung aufgenommen hat, mag einmal<br />

bass; falsch, weil zwei Stimmen in parallelen<br />

Kehraus denn eine Zusammenfassung vor-<br />

verzichtet, auf ein Werk, dessen Echtheit<br />

kaum wahrscheinlich erscheinen.<br />

mehr die These Peter Williams’ stützen, „der<br />

Der Transkription liegt der Beginn des 4.<br />

Quarten laufen, also in parallelen Dissonan-<br />

ausgehender Gedanken – umrahmen einen<br />

als Bach´sche Komposition immer wieder<br />

Choral und seine Assoziationen“ ließen „eine<br />

Bildes des 3. Aktes zugrunde. Bei der Kirche<br />

zen) ist begriffsgeschichtlich nicht leicht zu<br />

dreiteiligen Satz mit führender Oberstimme,<br />

infrage gestellt wurde. Die Skepsis an der<br />

In den letzten Jahren seines Lebens hat<br />

sehr große Vielfalt der Behandlung zu“. BWV<br />

von Valladolid versammelt sich das Volk an-<br />

fassen. Verallgemeinernd darf man vielleicht<br />

wobei der Mittelteil im Siciliano-Rhythmus<br />

Autorenschaft Bachs entzündete sich vor<br />

Bach sich intensiver mit der Überarbeitung<br />

659 präsentiert den Cantus firmus in reich<br />

lässlich eines Autodafés und huldigt Philip-<br />

sagen, dass es sich um eine offensichtlich auf<br />

komponiert ist.<br />

allem an der relativen Schlichtheit der Har-<br />

früherer Werke beschäftigt. Das gilt auch für<br />

verzierter Form über einem dreistimmigen<br />

pe, der im Krönungsornat aus dem Portal der<br />

Guillaume Dufay zurückgehende Satztechnik<br />

monik der Toccata – die Oktavverdoppelung<br />

die Sammlung der Siebzehn – bzw., wenn<br />

Begleitsatz, dessen Mittelstimmen aus der<br />

Kirche tritt. Zu den Klängen eines Trauermar-<br />

handelt, die durch parallel geführte Sextak-<br />

Bernardetto Marcello, mehrere Jahre Mit-<br />

des Anfangs und der Triolenfiguren sollen<br />

man „Vor deinen Thron tret ich hiermit“<br />

Choralmelodie abgeleitet sind.<br />

sches geleiten Mönche die von der Inquisiti-<br />

korde charakterisiert ist, welche die bis dahin<br />

glied der berühmten Accademia filarmonica<br />

möglicherweise auf einem Cembalo, für das<br />

einbezieht, – Achtzehn Choräle verschiedener<br />

on Verurteilten zum Scheiterhaufen.<br />

häufig begegnende Quint-Quart-Parallelität<br />

in Bologna, ist vor allem durch Vokalmusik<br />

das Werk vielleicht zunächst gedacht war,<br />

Art BWV 651–667 (auch Leipziger Chorä-<br />

Don Carlos, am 11. März 1867 uraufgeführt,<br />

Die Dolly-Suite für Klavier komponierte Ga-<br />

ablösen und so die „herbe“ Klanglichkeit mit-<br />

bekannt geworden. Zu nennen wären u.<br />

den 16‘-Fuß der Orgel ersetzen – und der<br />

le genannt – beide Titel stammen nicht<br />

darf heute als Schlüsselwerk im Opernschaf-<br />

briel Fauré für die „Dolly“ genannte Hélène<br />

telalterlicher Musik in den „wohlklingenden“<br />

a. die 50 Psalmvertonungen umfassende<br />

nur wenig entwickelten kontrapunktischen<br />

von Bach –, wobei die Werke, in Weimar<br />

fen Guiseppe Verdis gelten. Das von Camille<br />

Bardac, Tochter der Sängerin Emma Bardac.<br />

14<br />

15


Die einleitende „Berceuse“ ist eine Wiegenlied-Melodie<br />

über einer ostinaten Bassfigur.<br />

Ihr folgt ein Walzer („Kitty-Valse“) und der die<br />

Suite beschließende Satz „Le pas espagnol“,<br />

dessen Kolorit durch spanische Rhythmen<br />

und Folklorezitate realisiert ist.<br />

Das Komponieren über Gregorianische Melodien<br />

ist ein Charakteristikum vor allem der<br />

französischen Orgelmusik des 20. Jahrhunderts.<br />

Hierfür können – abgesehen davon,<br />

dass der Bezug auf den Choral einem Werk<br />

eine kaum infrage zu stellende geistliche<br />

Dimension verleiht – zwei Gründe genannt<br />

werden, die das Bestreben der Musik seit<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts ganz allgemein<br />

bestimmen: Zum einen bietet sich<br />

die Möglichkeit, durch den am Wort sich<br />

orientierenden gregorianischen „Rhythmus“<br />

die gleichmäßigen Strukturen des<br />

Akzentstufentakts zu überwinden, und zum<br />

anderen kann durch die Anreicherung der<br />

dem Choral eigenen kirchentonalen Struktur<br />

mit impressionistisch anmutender Harmonik<br />

(Ganztonrückungen, Parallelführung von<br />

großen Septakkorden, Ajoutierungen etc.)<br />

ein neues klangliches Erscheinungsbild,<br />

jenseits der Dur-Moll-Tonalität, erzielt<br />

werden.<br />

Das Te Deum dürfte das beliebteste und<br />

berühmteste Werk des blinden Organisten<br />

und Komponisten Jean Langlais sein. Es<br />

bildet das Abschlussstück der 1935 erstmals<br />

publizierten Trois paraphrases grégoriennes.<br />

Die Komposition ist dreiteilig: Im ersten Teil<br />

alternieren die unbegleitete Präsentation der<br />

gregorianischen Vorlage mit quasi als Kommentar<br />

fungierenden Fortissimo-Akkorden.<br />

Der zweite Teil bettet den „In te, Domine,<br />

speravi“-Abschnitt in eine unablässige,<br />

Dur-Moll-Tonalität, Modalität und Chromatik<br />

mischende, in der Lautstärke zunehmende<br />

Triolenbewegung. Der dritte Teil greift auf<br />

den Beginn zurück und mündet in eine<br />

strettaartige Coda.<br />

Charles-Arnould Tournemire gehört<br />

zusammen mit Louis Vierne zur letzten<br />

Musikergeneration, die den Kompositionsunterricht<br />

César Francks besuchte, dem<br />

Tournemire auch geistig eng verbunden<br />

war. Acht Jahre nach Francks Tod wurde er<br />

als dessen Nachfolger zum Titulaire an der<br />

Basilika Ste. Clothilde gewählt, eine Position,<br />

die er bis zu seinem Tod innehatte. Olivier<br />

Messiaen bezeichnete Tournemire einmal<br />

als „kompositorisches Genie und wunderbaren<br />

Improvisator“. Fünf der Improvisationen<br />

Tournemires hat sein Schüler Maurice<br />

Duruflé rekonstruiert. Im Falle des „Victimae<br />

paschali“ basiert die Improvisation auf der<br />

ersten Zeile der Ostersequenz: Gleich zu<br />

Beginn wird sie markant in Szene gesetzt,<br />

und ihre refrainartigen Wiederholungen, ein<br />

jedes Mal in ein anderes harmonisches und<br />

rhythmisches Gewand gekleidet, bilden den<br />

Ausgangspunkt für immer neue improvisatorische<br />

Gesten.<br />

Paul Thissen<br />

16<br />

17


Samstag, 10.8.2013, 18.30 Uhr | Graham Barber, Leeds (UK)<br />

Curriculum Vitae<br />

18<br />

Programm | Dom St. Martin<br />

A. Valente Tenore del Passo e mezzo<br />

(ca. 1520–1581)<br />

Chr. H. Rinck „Floeten – Concert“ F-Dur<br />

(1780–1846) Allegro maestoso<br />

Adagio<br />

Rondo (Allegretto)<br />

J. S. Bach Fuga in G („Gigue“), BWV 577<br />

(1685–1750)<br />

Passacaglia in c, BWV 582<br />

J. Demessieux Te Deum<br />

(1921–1968)<br />

Attende Domine (Choral Paraphrase)<br />

C. Franck Final, Op. 21<br />

(1822–1890)<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

Seit seinem Solo-Debüt in London in der<br />

Royal Festival Hall ist Graham Barber<br />

als einer der führenden britischen Konzertorganisten<br />

gefragt. Nach seiner ersten<br />

Aufnahme beschrieb die Sunday Times ihn<br />

als einen „technisch brillanten“ und „musikalisch<br />

reifen Organisten“. Es folgten viele<br />

Aufnahmen in englischen Kathedralen (Coventry,<br />

Norwich, Salisbury, Hereford, Ripon,<br />

Truro) sowie in deutschen und niederländischen<br />

Kathedralen und Kirchen (Altenberg,<br />

Ingolstadt, Osnabrück, Limburg, Villingen,<br />

Leeuwarden und Schagen). Im Gramophone<br />

Magazin wurde er als „einer der Orgel weltbesten<br />

Musiker“ geadelt.<br />

Graham Barber hat in den meisten größeren<br />

Städten Großbritanniens, Gesamt-Europas,<br />

des Fernen Ostens, Australiens und der<br />

Vereinigten Staaten gespielt und wurde<br />

vielfach im Radio übertragen. Aktuelle<br />

Einladungen führen ihn in die Smetana Hall<br />

(Prag), St. Michael-Kirche (Leipzig), Elder Hall<br />

(Adelaide), Stanford University (Kalifornien),<br />

Grace Cathedral (San Francisco), das King 's<br />

College (Cambridge), Santa Cruz (Braga, Portugal),<br />

nach Lillehammer (Norwegen), Notre<br />

Dame (Paris) und in die Abtei Himmerod<br />

(Deutschland). Es liegen CD Aufnahmen<br />

bei Priory Records mit Werken von Herbert<br />

Howells, dem kompletten Orgelwerk von<br />

Percy Whitlock und mit deutscher und<br />

niederländischer Musik des 17. und 18.<br />

Jahrhunderts an der Müller-Orgel der Jacobijnerkerk,<br />

Leeuwarden sowie Musik der<br />

Edwardischen Epoche an der Orgel der Ripon<br />

Cathedral vor. Für das Label ASV hat er<br />

Musik von J. S. Bach, Böhm, Buxtehude und<br />

Krebs eingespielt, für Hyperion Reger, Franz<br />

Schmidt und viktorianische Komponisten.<br />

Seine jüngste Aufnahme ist mit Werken von<br />

Henry Smart bei Amphion entstanden.<br />

Barber ist emeritierter Professor an der<br />

University of Leeds und hat Meisterkurse<br />

in Weimar, Enschede, Braga, Lissabon, Köln<br />

und Lillehammer gegeben. Er ist Organist an<br />

www.grahambarber.org.uk<br />

der St. Bartholomäus-Kirche in Armley. Seine<br />

DVD „Orgel Geschichte" mit einer Aufführung<br />

der Reubke Sonate wurde von der Fachpresse<br />

gefeiert.<br />

Von 2006 bis 2009 war Graham Barber<br />

Empfänger eines renommierten Stipendiums<br />

der „National Endowment for Science,<br />

Technology and the Arts“, welches ihm die<br />

Erforschung innovativer Wege der Orgelpräsentation<br />

erlaubte.<br />

19


Zum Programm<br />

Der in Neapel tätig gewesene Antonio<br />

Valente zählt zu den zahlreichen blinden<br />

Organisten. „Tenore del Passo e mezzo“<br />

entstammt Valentes Sammlung von Musik<br />

für Tasteninstrumente, die 1576 unter dem<br />

Titel Intavolatura [Intavolation oder Intabulatur<br />

bedeutet die Übertragung von in Partitur<br />

geschriebener Musik in eine Tabulatur,<br />

in ein Notationssystem für Tasteninstrumente]<br />

de Cimbalo in Neapel erschien. Der Begriff<br />

„Passamezzo“ – die Etymologie ist nicht<br />

eindeutig geklärt; wörtlich übersetzt, würde<br />

man von einem „Halbschritt“ sprechen – bezeichnet<br />

einen italienischen Tanz, der häufig<br />

als Variationsmodell für Tasteninstrumente<br />

diente. Im vorliegenden Fall sind es auf einem<br />

Akkordmodell basierende Variationen.<br />

Johann Christian Heinrich Rinck erhielt in<br />

den Jahren 1786–1789 seine musikalische<br />

Ausbildung bei dem als letzter Bachschüler<br />

bekannten Johann Christian Kittel (1732–<br />

1809) in Erfurt. Wahrscheinlich war Rinck zu<br />

dieser Zeit schon ein ausgezeichneter Organist,<br />

da er seinen Lehrer Kittel vertreten<br />

durfte und auch in Konzerten solistisch in<br />

Erscheinung trat. 1790 wurde Rinck Stadtorganist<br />

in Gießen, dort 1803 auch Universitätsmusikdirektor.<br />

1805 wechselte er nach<br />

Darmstadt, wo er Kantor und Organist der<br />

Stadtkirche und später auch Organist der<br />

Schlosskapelle sowie Kammermusiker am<br />

Hofe wurde. Rincks Kompositionen waren in<br />

Frankreich, Belgien, England, Italien, Holland<br />

und den USA bekannt. Weltweit verbreitet<br />

ist auch heute noch seine Praktische Orgelschule<br />

op. 55, die in mehrere Sprachen übersetzt<br />

wurde. Als Rinck am 7. August 1846 in<br />

Darmstadt starb, resümierte der Musiktheoretiker<br />

Gottfried Weber im 20. Heft der Zeitschrift<br />

Cäcilia: „Die Kunstwelt hat unseren<br />

Chr. H. Rinck durch seine Orgel-Kompositionen<br />

als einen Bach unserer Tage verehren<br />

gelernt.“ Sein Flöten-Concert kommentierte<br />

Rinck wie folgt: „Das Flöten-Concert, die Variationen<br />

und mehrere andere Stücke in der<br />

Orgelschule sind durchaus nicht bestimmt,<br />

während des Gottesdienstes gespielt zu<br />

werden, sondern dienen dazu, zu zeigen,<br />

was und wie viel man auf der Orgel zu leisten<br />

vermag. Es würde der Vollständigkeit<br />

meines Werkes etwas fehlen, hätte ich diese<br />

Stücke im freyen Styl weglassen wollen.“ Stilistisch<br />

lässt sich das Flötenkonzert, das der<br />

Transkription eines Konzertes für Flöte und<br />

Orchester gleich kommt, am ehesten der<br />

Wiener Klassik zuordnen.<br />

Das Thema von Johann Sebastian Bachs<br />

Fuge G-Dur BWV 577 gehört zu einem weiter<br />

verbreiteten Themen-Typus, dem sog.<br />

„Gigue“-Thema, was auf den gleichnamigen<br />

Tanz verweist.<br />

Der Begriff „Passacaglia“ ist offenbar abzuleiten<br />

aus dem spanischen Ausdruck „pasar<br />

una calle“ („durch die Straße gehen“),<br />

woraus man schließen kann, dass die entsprechende,<br />

ursprünglich wohl über einem<br />

Bassmodell improvisierte Musik im Gehen<br />

auf der Straße ausgeführt wurde. In die<br />

Kunstmusik überführt, werden Variationen<br />

über einem ostinaten, also gleich bleibenden<br />

Bassmodell als Chaconne oder eben als<br />

Passacaglia bezeichnet. Obgleich man wohl<br />

nie eindeutig wird klären können, ob es sich<br />

um ein bewusstes Zitat handelt, ist es bemerkenswert,<br />

dass die ersten vier Takte des<br />

achttaktigen Ostinatothemas aus Bachs Passacaglia<br />

c-Moll diastematisch, also im Hinblick<br />

auf den Tonhöhenverlauf, exakt übereinstimmen<br />

mit dem „Christe“-Thema aus<br />

der Messe du deuzième ton aus dem Livre<br />

d´orgue (1688) von André Raison. Nach der<br />

einstimmigen Präsentation des Themas folgen<br />

20 Variationen und schließlich eine umfangreiche<br />

fugierte Fassung. Wiewohl Bach<br />

die Passacaglia spätestens mit 27 Jahren<br />

komponiert haben muss – das Werk ist im<br />

sog. Andreas-Bach-Buch enthalten, das zwischen<br />

1710 und 1712, möglicherweise auch<br />

früher, entstanden ist – und mit Figuren<br />

bzw. Motiven arbeitet, die er unverkennbar<br />

aus Ostinatokompositionen z. B. von Buxtehude<br />

oder Pachelbel kannte, stellt das Werk<br />

einen ersten Höhepunkt der Gattungsgeschichte<br />

dar, geht es doch hinsichtlich Kompositionstechnik,<br />

Anspruch und Umfang<br />

weit über ihre Vorbilder hinaus. Dass erst<br />

wieder Rheinberger (Schlusssatz der<br />

8. Orgelsonate) und Brahms (Finalsatz der<br />

4. Symphonie) sich für diese Form entschieden,<br />

die Reger dann endgültig favorisierte,<br />

zeigt einmal mehr, dass Bachs Passacaglia<br />

ein exemplum classicum der Gattung<br />

darstellt.<br />

Jeanne Demessieux studierte Orgel bei<br />

Marcel Dupré und Komposition bei Henri<br />

Busser. Im Hinblick auf den Parameter Harmonik<br />

ist ihre Musik, wie op. 11 erkennbar<br />

werden lässt, deutlich avancierter als<br />

die vieler ihrer zeitgenössischen Kollegen<br />

wie z. B. Duruflé und Langlais. Das bekannteste<br />

Werk der unter bis heute rätselhaften<br />

Umständen verstorbenen Komponistin ist<br />

das Te Deum, gegliedert in vier Abschnitte<br />

mit einer Binnenkadenz im zweiten und<br />

vierten Abschnitt. Ähnlich wie im Fall des<br />

gleichnamigen Werks Langlais' prägt den<br />

ersten Teil die in Akkordballungen eingebundene<br />

Präsentation der ersten Hymnenzeile.<br />

Der zweite, zunächst deutlich ruhigere<br />

Teil variiert die Präsentation: Über einem aus<br />

den drei Anfangstönen des Hymnus gewonnenen<br />

Ostinato erklingt die erste Zeile „Te<br />

Deum laudamus“ in einem von milden Dissonanzen<br />

durchsetzten drei- bis vierstimmigen<br />

akkordischen Satz, der im weiteren Verlauf<br />

wieder deutlich aggressiver wird. Der<br />

dritte Abschnitt lässt mit einem wiegenden<br />

Dreier-Rhythmus die Zeile „Tibi omnes“ erklingen.<br />

Im vierten Abschnitt prägt zunächst<br />

eine durchgehende Sechzehntelbewegung<br />

in der linken Hand, zu der synkopierte Akkorde<br />

in der rechten Hand kontrastieren, die<br />

den dreimaligen „Sanctus“-Ruf zitieren. Nach<br />

einem „Ritardando“ gehen die Sechzehntel<br />

20<br />

21


in eine triolische Akkordbewegung über, zu<br />

der sich in der Oberstimme die Zeile „Pleni<br />

sunt caeli et terra“ gesellt. Der Schluss greift<br />

die Faktur des Anfangs auf: Neben dem<br />

Hymnenanfang ist in der Mittelstimme die<br />

Musik des Textpartikels „in gloria Patris“ verborgen,<br />

so dass die Komposition mit einem<br />

doppelten Lobpreis schließt.<br />

Die Choralparaphrase Attende Domine entstammt<br />

der Sammlung Twelve choral preludes<br />

on gregorian chant themes for organ. Die<br />

Melodie des Hymnus für die Fastenzeit ist<br />

pseudogregorianisch und entstand im 17.<br />

Jahrhundert in Frankreich.<br />

César Franck kommt in der Musikgeschichte<br />

ein doppeltes Verdienst zu: Zum einen<br />

konnte er mit seiner Symphonie d-Moll für<br />

Orchester in seinem Heimatland dieser beim<br />

Nachbarn Deutschland so beliebte Gattung<br />

zum – wenn auch nicht lange währenden<br />

– Durchbruch verhelfen, zum anderen gilt<br />

er als Begründer der bis auf den heutigen<br />

Tag sich äußerster Beliebtheit erfreuenden<br />

französischen Orgeltradition des 19. und<br />

20. Jahrhunderts. Sein Final op. 21, erstmals<br />

1880 publiziert und dem „Skandalorganisten“<br />

Lefébure-Wély gewidmet, gehört allerdings,<br />

wie allerorten zu lesen ist, tatsächlich<br />

zu den eher unbeliebteren Orgelkompositionen.<br />

Das mag in dem eher – an den Widmungsträger<br />

erinnernden – extrovertierten,<br />

in der fanfarenartigen Quartmotivik gleich<br />

zu Beginn des Pedals manifest werdenden<br />

Charakter begründet liegen, aber auch in<br />

den nicht wenigen motivisch-harmonischen<br />

Redundanzen des in Sonatenhauptsatzform<br />

konzipierten Stückes, das der ansonsten das<br />

Franck'sche Werk charakterisierenden äußerst<br />

differenzierten Harmonik entbehren<br />

muss, in einem großen Raum und auf einer<br />

großen Orgel in einem relativ zügigen Tempo<br />

gespielt aber zweifellos von großer Wirksamkeit<br />

ist.<br />

Paul Thissen<br />

22<br />

23


Samstag, 17.8.2013, 18.30 Uhr | Lorenzo Ghielmi, Orino (IT)<br />

Curriculum Vitae<br />

24<br />

Programm | Augustinerkirche<br />

G. Böhm Praeludium, Fuga et Postludium g-Moll<br />

(1661–1733)<br />

Partita über „Wer nur den lieben Gott<br />

lässt walten“<br />

B. Pasquini Toccata con lo scherzo del cucco<br />

(1637–1710)<br />

D. Scarlatti Sonata d-Moll, K 92<br />

(1685–1757)<br />

Sonata a-Moll, K 61<br />

G. F. Händel Adagio und Fuga d-Moll, HWV 610<br />

(1685–1759)<br />

D. Zipoli Elevazione<br />

(1688–1726)<br />

J. S. Bach Praeludium et Fuga in d, BWV 539<br />

(1685–1750)<br />

Aria variata alla maniera italiana, BWV 989<br />

Wer nur den lieben Gott lässt walten,<br />

BWV 691a<br />

[Bearbeitung von BWV 691 durch C. Ph. E. Bach?]<br />

Fantasia in c, BWV 562<br />

Fuga in c, BWV 871/2<br />

Als Organist, Cembalist, Fortepianist<br />

und Dirigent begeistert Lorenzo<br />

Ghielmi seit vielen Jahren sein Publikum mit<br />

seinen Interpretationen der Musik von der<br />

Renaissance bis zur Romantik in historischer<br />

Aufführungspraxis.<br />

Er gehörte 1983 zu den Gründern des<br />

italienischen Barockorchesters „Il Giardino<br />

Armonico“, als dessen Organist und<br />

Cembalist er beinahe ein Jahrzehnt durch<br />

die Welt reiste. Inzwischen konzentriert er<br />

sich hauptsächlich auf seine Arbeit als Solist<br />

und Kammermusiker und trat als solcher<br />

auch mit vielen bekannten Ensembles und<br />

Solisten der Alten Musik auf. Daneben gründete<br />

Lorenzo Ghielmi 2005 das Ensemble<br />

„La Divina Armonia“, das er als Dirigent vom<br />

Instrument aus leitet, und mit dem er sich<br />

vor allem dem barocken und klassischen<br />

Repertoire widmet.<br />

Er trat auf vielen der bedeutendsten<br />

Festivals und Konzertbühnen Europas,<br />

Japans, Asiens, der USA und Südamerikas<br />

auf und spielte – sowohl als Solist, als auch<br />

mit La Divina Armonia – zahlreiche und<br />

vielfach ausgezeichnete Aufnahmen für<br />

den Rundfunk und auf CD ein (u. a. bei den<br />

Labels Harmonia Mundi, Winter & Winter,<br />

Passacaille …).<br />

Lorenzo Ghielmi ist auch Autor eines Buches<br />

über Nicolaus Bruhns und verfasste zahlreiche<br />

Studien über die Orgelkunst des 16. und<br />

17. Jahrhunderts, sowie über die Interpretation<br />

der Werke Johann Sebastian Bachs.<br />

Immer wieder wird er als Jurymitglied zu<br />

diversen Wettbewerben für Tasteninstrumente<br />

eingeladen, wie etwa dem renommierten<br />

Wettbewerb Musica Antiqua in<br />

Brügge. Darüber hinaus wird er häufig gebeten,<br />

Vorlesungen und Meisterklassen an<br />

verschiedenen Musikinstitutionen zu halten<br />

(z. B. bei der bekannten Haarlem Sommer-<br />

Akademie). Neben seiner Tätigkeit als Titularorganist<br />

der Basilica di San Simpliciano in<br />

Mailand unterrichtet Ghielmi Orgel,<br />

Cembalo und Kammermusik am Istituto di<br />

Musica Antica in der Civica scuola di Musica<br />

di Milano und hat seit 2006 eine Professur<br />

für Orgel an der renommierten Alte-Musik-<br />

Kaderschmiede „Schola Cantorum Basiliensis“<br />

inne.<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

25


Zum Programm<br />

Die Präludien und Fugen Georg Böhms<br />

sind dem norddeutschen Stil, wie er<br />

sich z. B. in den entsprechenden Werken<br />

Buxtehudes manifestiert, verpflichtet, aber<br />

eher von schlichter Faktur. Umso größer<br />

ist die Bedeutung von Präludium, Fuge<br />

und Postludium g-Moll, „eine“, wie Willi<br />

Apel formuliert, „höchst eigenartige und<br />

subjektive Schöpfung“, durchgehend vom<br />

affectus tristitiae bestimmt. Das Präludium<br />

besteht nahezu ausschließlich aus Akkorden<br />

in Halbe-Bewegung. Die Verzierungen<br />

der Fuge lassen an französische Vorbilder<br />

denken, und das Postludium greift, nun aber<br />

in gebrochener Faktur, die Akkordik des<br />

Präludiums wieder auf.<br />

Böhms Choralbearbeitungen präsentieren<br />

neben der Choralvariation auch einen neuen<br />

Typ, nämlich die Choralpartita. Wiewohl<br />

ebenfalls auf der Technik der Variation basierend,<br />

unterscheidet sie sich von jener vor<br />

allem dadurch, dass die Choralvorlage nicht<br />

so starken Veränderungen unterzogen wird.<br />

Auch Wer nur den lieben Gott läßt walten<br />

gehört zum Gattungstyp der „Partita“. Die<br />

Veränderungen sind zumeist figurativer Art.<br />

Bernardo Pasquini (1637–1710), der als<br />

Komponist, Organist und Cembalist wirkte,<br />

gilt als einer der bedeutendsten Opern- und<br />

Oratorienkomponisten im Rom der 70er<br />

und 80er Jahre des 17. Jahrhunderts. Der<br />

Ruf des Kuckucks lässt sich aufgrund seiner<br />

relativ einfachen Struktur – im Gegensatz zu<br />

den Gesängen zahlreicher anderer Vogelarten<br />

– innerhalb des in Halbtöne unterteilten<br />

Oktavsystems der abendländischen<br />

Musikkultur problemlos darstellen und hat<br />

deshalb schon früh Eingang in die Kunstmusik<br />

gefunden. Vorläuferwerke sind ein<br />

„Kuckucks-Capriccio“ in Frescobaldis Primo<br />

libro di Capricci fatti sopra diversi soggetti<br />

et arie in partituta (1624) und ein Capriccio<br />

sopra il Cucu von Johann Caspar Kerll. Anders<br />

als z. B. Frescobaldis Werk ist Pasquinis<br />

Komposition nicht polyphon-imitatorisch<br />

angelegt, sondern lässt, wie der Titel andeutet,<br />

den Kuckucksruf mit toccatenartigem<br />

Passagenwerk alternieren.<br />

Domenico Scarlatti (1685–1757), 1685 als<br />

sechstes Kind des berühmten italienischen<br />

Komponisten Alessandro Scarlatti geboren,<br />

wirkte in Rom, Lissabon sowie in Spanien.<br />

Die 463 Sonaten, in 15 in Leder gebundenen<br />

Manuskriptbänden überliefert, begründeten<br />

seinen Ruhm: Es handelt sich um zumeist<br />

einsätzige Werke, die nichts mit der klassischen<br />

Sonate bzw. Sonatenform gemein<br />

haben. Die Sonata d-Moll K 92 ist eine monothematische<br />

Komposition, charakterisiert<br />

durch scharf punktierte Rhythmen und eine<br />

affektive Harmonik. Demgegenüber ist die<br />

Sonata a-Moll K 61, ein Variationssatz über<br />

einem gleich bleibenden Akkordmodell,<br />

eher motorisch konzipiert.<br />

Die Fuge d-Moll (im Original c-Moll) Georg<br />

Friedrich Händels, der im heutigen Konzert<br />

ein im Stil Händels improvisiertes Präludium<br />

vorangestellt ist, gehört zu einer Sammlung,<br />

die 1735 in England unter dem Titel Six<br />

FUGUES OR VOLUNTARYS for the Organ […]<br />

erschien. Der alternative Titel „Voluntary“<br />

erklärt sich aus der Tatsache, dass dieser<br />

Gattungsbegriff zumindest im 16. Jahrhundert<br />

ebenso wie die Fuge eine imitatorisch<br />

angelegte Musik bezeichnet. Lange Zeit war<br />

es üblich, Bachs und Händels Fugenkunst<br />

gegeneinander auszuspielen. Wenn Bachs<br />

Fugen satztechnisch auch konsequenter<br />

gearbeitet sind, ändert das nichts an der<br />

Tatsache, dass Vergleichswerke Händels<br />

von Zeitgenossen und späteren Komponisten<br />

wie Mozart durchaus hoch geschätzt<br />

wurden.<br />

Domenico Zipoli, italienischer Organist<br />

und Komponist, wirkte für mehrere Jahre<br />

als Angehöriger des Jesuitenordens in<br />

Südamerika. Seine Werke für Tasteninstrumente<br />

erschienen unter dem Titel Sonate<br />

d´intavolatura 1716 in Rom. Für Orgel<br />

bestimmte Stücke bilden den ersten Teil der<br />

Sammlung, während der zweite Teil Cembalowerke<br />

enthält. Am Schluss des ersten<br />

Teils stehen eine Pastorale und vier für die<br />

Messliturgie bestimmte Stücke, zu denen<br />

auch die vorwiegend von Oberstimmenmelodik<br />

geprägte Elevazione in F-Dur gehört,<br />

ein Werk, das während des Einsetzungsberichtes<br />

(vormals „Wandlung“ genannt)<br />

gespielt wird. Dass während der Wandlung<br />

Instrumentalmusik oder aber eine Elevationsmotette<br />

erklang, war im Rahmen der<br />

nachtridentinischen Liturgie gängige Praxis.<br />

Während die durch raffinierte Dissonanzbehandlung<br />

gekennzeichneten Elevationstoccaten<br />

Girolamo Frescobaldis Ausdruck des<br />

Leidens Jesu sein sollten, ist Zipolis Stück<br />

eher von galantem Charakter.<br />

Von Johann Sebastian Bach sind zwei<br />

Variationenzyklen über Liedmelodien<br />

überliefert: Während die sog. „Goldbergvariationen“<br />

zum Spätwerk gehören, entstand<br />

die Aria variata alla maniera italiana BWV<br />

989 in Bachs Jugendzeit und knüpft an<br />

entsprechende, durch mit jeder Variation<br />

sich steigernder Virtuosität charakterisierte<br />

Werke italienischer Provenienz (z. B. Bernardo<br />

Pasquini) an, zeigt aber zwei Besonderheiten:<br />

Dies sind zum einen das Einstreuen<br />

von archaisch anmutenden Sequenzen in<br />

die moderne dur-moll-tonale Struktur, zum<br />

anderen, nach figurativer Entfaltung in den<br />

vorausgehenden Variationen, der – wenn<br />

auch angereicherte – Rückgriff der Schlussvariation<br />

auf die Aria.<br />

Das Choralvorspiel Wer nur den lieben Gott<br />

läßt walten BWV 691a entstammt der sog.<br />

Kirnberger-Sammlung, die mehrere Werke<br />

enthält, deren Echtheit nicht gesichert ist,<br />

was auch für BWV 691a gilt. Galante Anklänge<br />

führten zu der Vermutung, dass es sich<br />

um eine von C. Ph. E. Bach vorgenommene<br />

26<br />

27


Bearbeitung des acht Takte umfassenden<br />

Choralvorspiels gleichen Titels BWV 691<br />

handelt.<br />

Die heute übliche Präsentation Bach'scher<br />

Kompositionen als sog. bipolare Form<br />

„Präludium“ bzw. „Toccata und Fuge“ ist<br />

vom Autor durchaus nicht in jedem Fall<br />

intendiert gewesen, d. h. nicht selten sind<br />

Präludien und Fugen zu unterschiedlichen<br />

Zeiten oder Anlässen entstanden und erst<br />

später zusammengefügt worden. Dies gilt<br />

auch für Präludium und Fuge BWV 539 –<br />

erst aus einer Abschrift aus dem frühen 19.<br />

Jahrhundert bekannt –, wobei die Fuge<br />

eine Bearbeitung des zweiten Satzes der<br />

Violin-Sonate g-Moll BWV 1001 darstellt,<br />

entsprechend den anderen fugierten Sätzen<br />

der Violinsonaten Bachs in unüberhörbarer<br />

Rondoform. Die Tonwiederholungen des Fugenbeginns<br />

sind eine Allusion an das Charakteristikum<br />

von Kanzonen-Themen (die<br />

aus der französischen Chanson abgeleitete<br />

Instrumentalgattung „Canzona“ darf als eine<br />

Vorläuferform der Fuge gelten). Die Orgelbearbeitung<br />

zeigt Eingriffe in die Vorlage,<br />

die der Bach-Biograf Karl Greininger mit<br />

folgenden Worten beschrieben hat: „Hierbei<br />

verdichtet sie [die Orgelbearbeitung] das<br />

harmonische und polyphone Gewebe, fügt<br />

neue Themeneinsätze und eine Baßstimme<br />

ein und ersetzte schließlich die Scheinimitation<br />

im Violinstück durch richtige Imitation.“<br />

Der Fantasia c-Moll BWV 562 lässt der<br />

Interpret des heutigen Abends nicht das<br />

Fragment BWV 562/2, sondern die Fuge c-<br />

Moll BWV 871/2 aus dem Wohltemperierten<br />

Klavier II folgen, angesichts des o. geschilderten<br />

Sachverhalts ein durchaus legitimes<br />

Vorgehen. Das Thema der Fantasia gilt, nicht<br />

zuletzt aufgrund der Verzierungen, als gewichtiges<br />

Beispiel für den Einfluss französischer<br />

Komponisten auf die Musik Bachs.<br />

Paul Thissen<br />

28<br />

29


Samstag, 24.8.2013, 18.30 Uhr | Stefan Schmidt, Würzburg<br />

Curriculum Vitae<br />

Programm | Dom St. Martin<br />

Stummfilm mit Orgelimprovisation<br />

„La Passion de Jeanne d'Arc“<br />

von Theodor Dreyer, 1928<br />

Stefan Schmidt, geb. 1966, hat an der<br />

Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf<br />

kath. Kirchenmusik (Orgelklasse: Prof.<br />

Paul Heuser) studiert und 1991 mit dem A-<br />

Examen abgeschlossen. 1993 erhielt er das<br />

Konzertexamen im Fach Orgel (Interpretation)<br />

an der Musikhochschule des Saarlandes<br />

in der Klasse von Prof. <strong>Daniel</strong> Roth, Paris.<br />

30<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

Bis 2004 war Stefan Schmidt Kantor an St.<br />

Peter in Düsseldorf. In dieser Zeit betätigte<br />

er sich musikalisch ausgesprochen vielseitig.<br />

Neben seiner Beschäftigung als Kirchenmusiker,<br />

Konzertorganist und Dozent gründete<br />

und leitete er das Vocalensemble ARS<br />

CANTANDI, spezialisierte sich als Pianist auf<br />

den Bereich Liedbegleitung und realisierte<br />

regelmäßig Produktionen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Westdeutschen Rundfunk. Seit<br />

2005 ist er Organist am Würzburger Dom.<br />

Stefan Schmidt ist ein international gefragter<br />

Interpret und Improvisator. Er hat zahlreiche<br />

CDs eingespielt, u. a. mit Werken von<br />

www.stefan-schmidt-organist.de<br />

Bach, Schumann, Reger, Vierne, Duruflé und<br />

Improvisationen. Als Improvisator begleitet<br />

er auch regelmäßig künstlerisch wertvolle<br />

Stummfilme.<br />

Stefan Schmidt leitet als Honorarprofessor<br />

an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf<br />

im Studiengang Kirchenmusik<br />

eine Orgelklasse für Interpretation und eine<br />

Meisterklasse für Improvisation. Gastdozenturen<br />

und die Mitgliedschaft in Jurys von<br />

Kompositions- und Orgelwettbewerben<br />

runden seine Tätigkeit ab.<br />

31


Zum Programm<br />

Jeanne d’Arc wurde um 1412 in Domrémy,<br />

Lothringen geboren und starb am 30.<br />

Mai 1431 in Rouen. Im deutschsprachigen<br />

Raum wird sie auch Johanna von Orléans<br />

oder die Jungfrau von Orléans genannt. Sie<br />

ist eine französische Nationalheldin und<br />

Heilige der katholischen und der anglikanischen<br />

Kirche.<br />

Während des Hundertjährigen Krieges führte<br />

sie die Franzosen gegen die Engländer.<br />

Durch Verrat wurde sie von den Burgundern<br />

gefangen genommen und an die mit<br />

ihnen verbündeten Engländer verkauft. Ein<br />

Kirchenprozess sollte sie diskreditieren. Unter<br />

dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais,<br />

Pierre Cauchons, der den Engländern nahe<br />

stand, wurde sie wegen einiger Verstöße<br />

gegen die Gesetze der Kirche verurteilt und<br />

auf Befehl des englischen Königs auf dem<br />

Marktplatz von Rouen auf einem Scheiterhaufen<br />

verbrannt. 24 Jahre später strengte<br />

die Kurie einen Revisionsprozess an und hob<br />

das Urteil im Jahre 1456 auf. Johanna wurde<br />

zur Märtyrerin erklärt, 1909 selig- und von<br />

Papst Benedikt XV. 1920 heiliggesprochen.<br />

Ihr Gedenktag ist der 30. Mai.<br />

Übersetzung der im Film eingeblendeten<br />

Texte.<br />

Die eingerückt-kursiv geschriebenen Texte<br />

sind von Johanna gesprochen, die anderen<br />

von den übrigen Personen.<br />

Vorspann<br />

In Paris existiert eines der weltweit bedeutendsten<br />

Dokumente: Die Aufzeichnung des<br />

Prozesses gegen Johanna von Orleans, der<br />

mit ihrer Hinrichtung endete.<br />

Die Fragen des Gerichtes und Johannas<br />

Antworten wurden exakt aufgezeichnet.<br />

Beim Lesen entdecken wir die wahre Johanna,<br />

nicht in ihrer Rüstung, aber einfach und<br />

menschlich eine junge Frau, die für ihr Vaterland<br />

gestorben ist.<br />

Und wir sind Zeugen eines aufregenden<br />

Dramas: Eine junge, fromme Frau, die mit<br />

strenggläubigen Theologen und mächtigen<br />

Richtern konfrontiert wurde.<br />

Im Gerichtssaal<br />

Ich schwöre, ich sage die Wahrheit, die<br />

ganze Wahrheit<br />

… nichts als die Wahrheit<br />

In Frankreich nennt man mich<br />

Johanna …<br />

in meinem Dorf nennt man mich<br />

Johannchen.<br />

Wie alt bist du?<br />

Neunzehn … glaube ich.<br />

Kennst du das Vaterunser?<br />

Wer hat es dich gelehrt?<br />

Meine Mutter.<br />

Kannst du es aufsagen?<br />

Du behauptest, du seist von Gott gesandt?<br />

Um Frankreich zu retten … wurde ich<br />

geboren.<br />

So denkst du also, Gott hasst die Engländer?<br />

Ich weiß nicht, ob Gott die Engländer<br />

liebt oder hasst ….<br />

… aber ich weiß, dass die Engländer<br />

alle aus Frankreich vertrieben werden<br />

… außer diejenigen, die hier sterben<br />

werden.<br />

Du sagtest, dir sei der Heilige Michael erschienen<br />

… in welcher Form?<br />

Hatte er Flügel? Trug er eine Krone? Wie war<br />

er gekleidet?<br />

Wie konntest du erkennen, ob er ein Mann<br />

oder eine Frau war?<br />

War er nackt?<br />

Denkst du etwa, Gott war nicht fähig,<br />

ihn zu kleiden?<br />

Hatte er langes Haar?<br />

Warum sollte er es geschnitten haben?<br />

Warum trägst du Männerkleidung?<br />

Wenn wir dir Frauenkleidung gäben, würdest<br />

du sie anziehen?<br />

Wenn die Mission, zu der mich Gott berufen<br />

hat, vorüber ist, dann werde ich<br />

mich wieder als Frau kleiden.<br />

So ist es Gott, der dir sagt, du sollst dich als<br />

Mann kleiden?<br />

Und welche Belohnung erwartest du von<br />

Gott?<br />

Die Rettung meiner Seele<br />

Du lästerst Gott!<br />

Das ist schändlich!<br />

… für mich ist sie eine Heilige.<br />

Abgang der Soldaten<br />

Hat Gott dir Versprechungen gemacht?<br />

Ist das für diesen Prozess relevant?<br />

Sollten wir das nicht die Richter entscheiden<br />

lassen?<br />

Sollen wir darüber abstimmen lassen?<br />

So. Was hat dir Gott also versprochen?<br />

Vielleicht, dass dir das Gefängnis erspart<br />

bleibt?<br />

Wann?<br />

Ich weiß weder den Tag noch<br />

die Stunde.<br />

Abführung aus dem Gerichtssaal.<br />

Beratung einzelner Richter.<br />

Wenn es schwierig wird, sie zum Geständnis<br />

zu bringen, müssen wir geschickt vorgehen.<br />

Geh und finde einen Brief mit der Signatur<br />

von König Charles.<br />

Ich werde einen Brief diktieren.<br />

In der Zelle<br />

Ich habe große Sympathie für dich.<br />

Kennst du die Signatur deines Königs?<br />

Ich habe einen Brief von ihm für dich.<br />

Ich kann nicht lesen.<br />

An meine liebe Johanna … ich bereite mich<br />

vor auf einen Marsch in Richtung Rouen mit<br />

meiner großen Armee … ich schicke dir diesen<br />

ergebenen Priester. Vertrau ihm.<br />

Erneute Befragung der Richter in der Zelle<br />

Gleich wie Jesus Gottes Sohn ist, so beanspruchst<br />

du für dich, Gottes Tochter zu sein?<br />

Möchtest du das Vaterunser aufsagen?<br />

Gott hat dir gesagt, du wirst vom Gefängnis<br />

32<br />

33


verschont?<br />

Bei einem großen Sieg!<br />

Gott hat dir versprochen, du kommst in den<br />

Himmel?<br />

Also bist du dir deiner Erlösung gewiss?<br />

Sei vorsichtig, dies ist eine gefährliche<br />

Antwort!<br />

Da du dir deiner Erlösung sicher bist,<br />

brauchst du also die Kirche nicht?<br />

Bist du im Stand der Gnade?<br />

Antworte! Bist du im Stand der Gnade?<br />

Wenn ich es bin, wird Gott es so lassen.<br />

Wenn nicht, möge Gott mir dazu verhelfen!<br />

Vater … erlaubt mir, an der Heiligen<br />

Messe teilzunehmen.<br />

Johanna, wenn wir dir die Teilnahme an der<br />

Heiligen Messe gestatten,<br />

wirst du dann aufhören, Männerkleidung zu<br />

tragen?<br />

Also möchtest du lieber Männerkleidung<br />

tragen, als an der Heiligen Messe teilzunehmen?<br />

Diese schändliche Kleidung … scheußlich<br />

vor Gott …<br />

Du bist keine Tochter Gottes … sondern ein<br />

Geschöpf des Teufels!<br />

Geh, und bereite die Folterkammer vor.<br />

Abgang der Richter aus der Zelle, Verhöhnung<br />

durch die Gefängniswärter<br />

Sie sieht wirklich aus wie eine Königin, nicht<br />

wahr?<br />

In der Folterkammer<br />

Schau auf dieses Gericht …<br />

… Denkst du nicht, diese Gelehrten sind<br />

weiser als du?<br />

Gott ist aber noch weiser!<br />

Johanna, wir wissen, daß deine Weisheit<br />

nicht von Gott kommt …<br />

… sondern vom Teufel.<br />

Wie kannst du einen guten von einem<br />

bösen Engel unterscheiden?<br />

Du hast Satan verehrt, nicht den Heiligen<br />

Michael!<br />

Siehst du nicht, dass es der Teufel ist, der dir<br />

den Kopf verdreht hat,<br />

der dich hinters Licht geführt hat … und<br />

dich betrogen hat?<br />

Ich denke, sie ist jetzt zum Geständnis<br />

bereit!<br />

Die Kirche öffnet dir ihre Arme … wenn<br />

du dies aber ablehnst, wird die Kirche<br />

dich aufgeben … und du wirst alleine sein<br />

… alleine!<br />

Jawohl, alleine … allein mit Gott!<br />

Vorführung der Folterinstrumente<br />

Auch wenn ihr meine Seele von meinem<br />

Körper trennt …<br />

… ich werde nie gestehen. Und wenn<br />

ich gestehe, werde ich später sagen, ich<br />

wurde dazu gezwungen!<br />

Zusammenbruch und Transport in die<br />

Zelle, Ankunft der Ärzte<br />

Auf keinen Fall darf sie eines natürlichen Todes<br />

sterben.<br />

Sie ist sehr schwach.<br />

Sie hat Fieber, wir müssen einen Aderlass<br />

vornehmen.<br />

Pass auf, sie könnte sich selbst das Leben<br />

nehmen, sie ist sehr gewieft.<br />

Bring ihr die Heiligen Sakramente.<br />

Ist da etwas, das du uns sagen möchtest?<br />

Ich fürchte, dass ich sterben werde …<br />

wenn dem so ist, bitte ich euch, mich in<br />

geweihter Erde zu bestatten.<br />

Die Kirche ist barmherzig … das verirrte<br />

Schaf ist jederzeit willkommen.<br />

Johanna, wir alle wollen nur dein bestes. Ich<br />

habe die Heilige Messe vorbereitet.<br />

Ich bin eine gute Christin.<br />

Weißt du nicht, dass es der Leib Christi ist,<br />

den du ablehnst, wenn du nicht unterschreibst?<br />

Siehst du nicht, dass du Gott empörst mit<br />

deiner Engstirnigkeit?<br />

Ich liebe Gott von ganzem Herzen!<br />

Ihr behauptet, ich sei vom Teufel gesandt.<br />

Es stimmt nicht … um mich leiden zu<br />

lassen, hat der Teufel dich gesandt …<br />

und dich … und dich … und dich!<br />

Hier lasst sich nichts mehr machen … ruft<br />

den Henker!<br />

Abführung zum Richtplatz<br />

Lasst uns es zum letzten mal versuchen,<br />

diese verlorene Seele zu retten …<br />

… es liegt an dir, Johanna, jetzt zu reden …<br />

… es liegt an dir, wenn ich sage, dein König<br />

ist ein Ketzer!<br />

Mein König ist der vorbildlichste Christ<br />

überhaupt.<br />

Die Arroganz dieses Weibes ist verrückt!<br />

Frankreich hat noch nie solch ein Monster<br />

gesehen …<br />

Ich habe nie jemandem etwas zu Leide<br />

getan.<br />

Wenn du nicht unterzeichnest, wirst du<br />

lebendig verbrannt … der Scheiterhaufen<br />

erwartet dich …<br />

Du hast nicht das Recht, jetzt zu sterben.<br />

Dein König braucht dich.<br />

Johanna, unterzeichne … und rette dein<br />

Leben!<br />

Johanna, wir haben große Sympathie für<br />

dich …unterschreibe, Johanna!<br />

Unterzeichnung<br />

Im Namen des Herrn. Amen.<br />

Da du deine Irrtümer bekannt hast, wirst du<br />

nicht exkommuniziert.<br />

Du wirst aber zu lebenslanger Haft verurteilt,<br />

um das Brot der Reue zu essen und das<br />

Wasser der Pein zu trinken.<br />

Ein guter Tag für dich: Du hast dein Leben<br />

und deine Seele gerettet.<br />

Sie hat euch nur zum Narren gehalten!<br />

Es lebe Johanna!<br />

34<br />

35


Zurück in der Zelle<br />

Geh und hole die Richter! Ich nehme es<br />

zurück, ich habe gelogen … beeile dich!<br />

Ich habe eine große Sünde begangen…<br />

… ich habe Gott verleugnet, um mein<br />

Leben zu retten!<br />

Aber Johanna, du hast vor jedermann bekannt,<br />

dass dich der Teufel verführt hat.<br />

Glaubst du immer noch, du seist von Gott<br />

gesandt?<br />

Ihre Antwort wird ihr den Tod bringen.<br />

Alles, was ich sagte, war aus Angst vor<br />

dem Scheiterhaufen.<br />

Hast du uns sonst noch etwas zu sagen?<br />

Wir kommen, um dich auf den Tod vorzubereiten.<br />

Jetzt … schon? Wie werde ich sterben?<br />

Auf dem Scheiterhaufen.<br />

Ich bringe die heiligen Sakramente.<br />

Wie kannst du noch glauben, du seist von<br />

Gott gesandt?<br />

Diese Wege sind nicht unsere Wege.<br />

Ja, ich bin Gottes Kind.<br />

Und der große Sieg?<br />

… ist mein Martyrium.<br />

Und deine Erlösung?<br />

… ist mein Tod.<br />

Willst du abschwören?<br />

Möge der Leib Christi deine Seele retten …<br />

… und dir das ewige Leben geben. Amen.<br />

Sei mutig Johanna. Deine letzte Stunde ist<br />

gekommen.<br />

Gang zur Hinrichtung<br />

Lieber Gott, ich nehme meinen Tod<br />

freudig an … aber lass mich nicht zu<br />

lange leiden.<br />

Werde ich heute noch bei dir im<br />

Paradies sein?<br />

Jesus!<br />

Ihr habt eine Heilige verbrannt!<br />

Nachspann<br />

Die Flammen schützen Johannas Seele und<br />

sie kam in den Himmel.<br />

Johannas Herz wurde zum Herzen Frankreichs,<br />

und die Erinnerung an sie wird bei<br />

den Bewohnern Frankreichs stets lebendig<br />

bleiben.<br />

36<br />

37


Samstag, 31.8.2013, 18.30 Uhr | Edgar Krapp, München<br />

Curriculum Vitae<br />

38<br />

Programm | Pfarrkirche St. Stephan<br />

F. Couperin Aus der „Messe pour les paroisses“:<br />

(1668–1733) Offertoire C-Dur<br />

J. S. Bach Trio super „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, BWV 664<br />

(1685–1750)<br />

Praeludium et Fuga in a, BWV 543<br />

M. Reger Canzone Es-Dur, Op. 65 Nr. 9<br />

(1873–1916)<br />

Ch.-M. Widor Symphonie VI, Op. 42 Nr. 6<br />

(1844–1937) I. Allegro<br />

II. Adagio<br />

III. Intermezzo (Allegro)<br />

IV. Cantabile<br />

V. Finale (Vivace)<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

Edgar Krapp stammt aus Bamberg<br />

und studierte bei Franz Lehrndorfer<br />

in München und bei Marie-Claire Alain in<br />

Paris. Nach dem Gewinn des 1. Preises beim<br />

Münchner ARD-Wettbewerb 1971 begann<br />

er seine internationale Karriere als Konzertorganist<br />

und als Pädagoge. Seither ist er<br />

in vielen europäischen Staaten, in Amerika<br />

und in Japan aufgetreten. Bekannte Dirigenten<br />

wie Rafael Kubelik, Colin Davis, Lorin<br />

Maazel, Christoph Eschenbach, Vladimir<br />

Fedoseyev oder Horst Stein verpflichteten<br />

Edgar Krapp zu Aufführungen mit ihren<br />

Orchestern.<br />

Zahlreiche Schallplatten-, Rundfunk- und<br />

Fernsehaufnahmen, die vornehmlich an<br />

bedeutenden historischen Instrumenten<br />

entstanden, dokumentieren sein breitgefächertes,<br />

mehrere Epochen bis zur Moderne<br />

umfassendes Repertoire. Den Schwerpunkt<br />

bilden die Orgelwerke von Johann Sebastian<br />

Bach, die er in Frankfurt, Nürnberg, beim<br />

Rheingau-Musik-Festival und in München<br />

(dort mit Rundfunk-Live-Übertragung)<br />

zyklisch aufgeführt hat.<br />

Von 1974 bis 1993 leitete Edgar Krapp als<br />

Nachfolger von Helmut Walcha eine Orgelklasse<br />

an der Frankfurter Musikhochschule;<br />

darüber hinaus war er von 1982 bis 1991 als<br />

Gastprofessor am Salzburger Mozarteum<br />

tätig. 1993 folgte er einem Ruf an die Hochschule<br />

für Musik in München.<br />

In Anerkennung seiner künstlerischen und<br />

pädagogischen Verdienste wurden ihm<br />

u. a. der Frankfurter Musikpreis und der<br />

E.T.A.-Hoffmann-Preis der Stadt Bamberg<br />

verliehen. Er ist Mitglied des Direktoriums<br />

der Neuen Bachgesellschaft Leipzig und der<br />

Bayerischen Akademie der Schönen Künste.<br />

Als Jury-Mitglied wirkte er bei bedeutenden<br />

internationalen Wettbewerben mit (u. a.<br />

ARD-Wettbewerb München, ION Nürnberg,<br />

Bruckner-Wettbewerb Linz, Grand Prix de<br />

Chartres, Musashino Wettbewerb Tokyo).<br />

39


Zum Programm<br />

Die „Offertoires“ sind in der französischen<br />

Orgelmusik der nachtridentinischen<br />

Zeit in der Regel recht umfangreich, weil<br />

der sog. „Opferteil“ der Messe im Kontext<br />

der Gegenreformation besonders elaboriert<br />

erscheint und der Musik so breiten Raum<br />

bietet. Das „Offertoire sur les Grands jeux“<br />

[= die Zungenstimmen der Orgel, also z. B.<br />

Trompete, Cromorne etc.] aus der „Messe<br />

für Pfarrkirchen“ von François Couperin<br />

ist dreiteilig, wobei der Mittelteil ungewöhnlicherweise<br />

in der Mollvariante der<br />

rahmenden C-Dur Tonart gefasst ist. Der<br />

erste Teil besitzt den Gestus der „Französischen<br />

Ouverture“, der Mittelteil ist als Fuge<br />

gearbeitet, und der Schlussteil erscheint im<br />

Gewand einer Gigue.<br />

Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung<br />

BWV 664 ist innerhalb der Sammlung der<br />

Siebzehn bzw. Achtzehn Choräle verschiedener<br />

Art BWV 651–667 (s. Konzert vom 3.8.)<br />

die dritte Bearbeitung des Liedes „Allein<br />

Gott in der Höh´ sei Ehr“. Sie beginnt mit der<br />

imitatorischen Durchführung eines aus dem<br />

Choralanfang gewonnenen Motivs über<br />

einem Basso continuo, der ebenfalls aus der<br />

Vorlage ableitbar ist. Der Cantus firmus wird<br />

erst am Ende verkürzt im Pedal zitiert.<br />

Im Präludium BWV 543 zeigen weit gespannte<br />

einstimmige Akkordbrechungen,<br />

die später im Pedal wiederholt werden,<br />

sowie toccatische Elemente wie die 32tel-<br />

Figurationen den Einfluss des norddeutschen<br />

Orgelpräludiums, während der nach<br />

zehn Takten einsetzende Orgelpunkt eher<br />

auf die Tradition der süddeutschen (z. B.<br />

Pachelbel) Toccata verweist. Peter Williams<br />

hat schon angemerkt, dass das Insistierende<br />

des Schlusses an das Ende der Passacaglia<br />

erinnert. BWV 543 ist eines der wenigen<br />

bipolaren Paare, bei denen man von einer<br />

motivisch-thematischen Verwandtschaft<br />

zwischen Präludium und Fuge sprechen<br />

kann. Auch das Thema der Fuge, die den<br />

motorischen Charakter des Präludiums<br />

aufgreift, beruht auf Dreiklangsbrechungen:<br />

Der Themenkopf umschreibt Tonika – Dominante<br />

– Tonika, um dann mit einer Quintschrittsequenz<br />

fortgesponnen zu werden.<br />

Der virtuose frei-improvisatorische Schluss<br />

lässt erneut an den „stylus phantasticus“ des<br />

norddeutschen Orgelpräludiums denken.<br />

Die „Canzona“ entstammt den Zwölf Stücken<br />

op. 65, die zu den Sammlungen mit Orgelstücken<br />

aus der Feder Max Regers gehören,<br />

an deren Anfang die Zwölf Orgelstücke op.<br />

59 stehen. Im Gegensatz zu den großen<br />

repräsentativen Orgelkompositionen sollen<br />

die „Stücke“ zumindest in Teilen für den<br />

gottesdienstlichen Gebrauch, vor allem aber<br />

für ungeübtere Organisten geeignet sein.<br />

Wie schon im Werk Rheinbergers, dokumentiert<br />

auch die Canzona Regers die Rückkehr<br />

zu den Ursprüngen des Gattungsbegriffs:<br />

chanson = Lied. Während die Canzona bei<br />

Gabrieli u. a. als instrumentales Pendant<br />

zur mehrstimmigen französischen Chanson<br />

polyphon-imitatorischen Charakter hatte,<br />

bezeichnet sie nunmehr ein Stück mit führender<br />

Oberstimme, eine Komposition also,<br />

der der Liedcharakter eignet.<br />

Die Symphonie gilt als schlechthin repräsentative<br />

Gattung der Instrumentalmusik.<br />

Während die These, das 19. Jahrhundert sei<br />

das der Symphonie, für weite Teile Europas<br />

und vor allem für Deutschland Gültigkeit<br />

hat – umso überraschender ist es, dass<br />

die Symphonie für Orgel in Deutschland<br />

unbekannt bleibt (Sigfrid Karg-Elerts Fis-Dur<br />

Symphonie op. 143 [1930] blieb ein Solitär)<br />

–, sollte es in Frankreich bis in die 70er Jahre<br />

hinein dauern, ehe die Instrumentalmusik<br />

im Allgemeinen und die Symphonie im<br />

Besonderen die Vorherrschaft der Oper,<br />

sprich der Tragédie lyrique bzw. der Opéra<br />

comique, mindern konnte. César Francks<br />

d-Moll-Symphonie aber war es, die nicht<br />

zuletzt durch die Kompositionslehre d´Indys<br />

zum exemplum classicum der französischen<br />

Symphonie erhoben wurde, ja zum<br />

Werk, mit dem dessen Schöpfer das wahre<br />

Erbe Beethovens angetreten habe, wobei<br />

als entscheidendes Merkmal die zyklische<br />

Wiederkehr der Motive und Themen galt<br />

und in gewisser Weise auch die Dreisätzigkeit<br />

– Francks Werk verknüpft bekanntermaßen<br />

im Allegretto den langsamen Satz<br />

und das Scherzo der Symphonie. Nach<br />

den Bemühungen Alexandre Chorons und<br />

François-Joseph Fétis um eine Wiederbelebung<br />

der Kirchenmusik und der Orgelmusik<br />

in Frankreich, bedeutet die Grande pièce<br />

symphonique (1863) von César Franck einen<br />

Markstein im Hinblick auf die Übertragung<br />

kompositorischer Prinzipien Beethovens –<br />

d. i. die mehrteilige zyklische Anlage – auf<br />

die Orgel. Das einsätzige Werk ist unverkennbar<br />

in unterscheidbare Teile gegliedert,<br />

die allerdings durch motivisch-thematische<br />

Arbeit zusammengehalten werden. In der<br />

ersten Auflage des Erstdrucks wird das Werk<br />

sogar als „Symphonie“ überschrieben. Dass<br />

Franck und – anders als Alexandre Guilmant,<br />

der noch von „Sonate“ spricht – Charles-<br />

Marie Widor im Falle von Orgelmusik auf<br />

den Begriff „Symphonie“ zurückgreifen,<br />

wiewohl dieser in der kompositorischen<br />

Praxis ihrer Landsleute kaum schon einen<br />

Niederschlag gefunden hat, muss erstaunen,<br />

um so mehr, als die Gattung doch in<br />

der weltlichen Domaine beheimatet ist.<br />

Wiewohl von orchestraler Klangfülle beherrscht,<br />

muss man allerdings konzedieren,<br />

dass Widors Orgelsymphonien 1 bis 6 hinter<br />

diesem von Franck für die Orgel realisierten,<br />

durch Beethoven gesetzten kompositorischen<br />

Standard zurückbleiben insofern, als<br />

Zyklizität nicht durch thematische Verwandtschaft<br />

entsteht, sondern allenfalls, wie<br />

in der 5. Symphonie, angedeutet wird durch<br />

motivisch-intervallische Beziehungen. Das<br />

ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass<br />

die 5. (op. 42 Nr. 1) zur bekanntesten Orgelsymphonie<br />

überhaupt avancieren konnte.<br />

40<br />

41


Ihr Schwesterwerk, die 6. (op. 42 Nr. 2),<br />

steht ihr nur wenig nach. Den Eingangssatz<br />

(„Allegro“) darf man getrost zu Widors inspiriertesten<br />

und kunstvollsten Kompositionen<br />

zählen: Die Exposition des Themas im vollen<br />

Werk der Orgel schlägt den Hörer unmittelbar<br />

in seinen Bann. Der zweite thematische<br />

Gedanke begegnet, durchaus ungewöhnlich,<br />

in der Gestalt eines quasi rezitativischen<br />

Abschnitts. Die Entwicklung des Satzes beruht<br />

auf Wiederholung und verschiedenen<br />

Weisen der Kombination beider Themen.<br />

Das „Adagio“ ist ein ausgesprochen lyrischer,<br />

harmonisch gehaltvoller und von komplexerer<br />

Rhythmik geprägter Satz mit einem<br />

kurzen, etwas bewegteren Mittelteil. Das<br />

„Intermezzo“ kann als dreiteiliges Scherzo<br />

verstanden werden, mit virtuosen Arpeggio-<br />

Figuren in den Rahmenteilen und einem<br />

kanonischen Mittelteil. Das „Cantabile“ beherrscht,<br />

wie die Satzüberschrift ahnen lässt,<br />

eine mit dem Oboenregister zu spielende<br />

anmutige Melodie, die im Mittelteil von<br />

einer Sechzehntelbewegung umrankt wird.<br />

Der Schlusssatz ist ein – vielleicht etwas zu<br />

sehr auf äußerliche Wirkung hin konzipiertes<br />

– Rondo, dessen Grand Couplet (Refrain)<br />

aus vollgriffigen, rhythmisch pointierten<br />

Akkorden besteht.<br />

Paul Thissen<br />

42<br />

43


Samstag, 7.9.2013, 18.30 Uhr | Eric Lebrun, Paris (FR)<br />

Curriculum Vitae<br />

44<br />

Programm „VIRGO MARIA” | Dom St. Martin<br />

D. Buxtehude Magnificat primi toni, BuxWV 203<br />

(1637–1707)<br />

N. de Grigny Hymne Ave maris stella<br />

(1672–1703) Plein jeu<br />

Fugue<br />

Duo<br />

Dialogue sur les grands jeux<br />

J. S. Bach Meine Seele erhebt den Herren,<br />

(1685–1750) BWV 648<br />

A. Guilmant Stabat Mater<br />

(1837–1911)<br />

Fuga sopra Magnificat, BWV 733<br />

Ch. Tournemire Paraphrase-carillon<br />

(1870–1939) (Office de l’Assomption)<br />

J. Langlais L’annonciation<br />

(1907–1991)<br />

G. Litaize Epiphanie<br />

(1909–1991)<br />

E. Lebrun Improvisation<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

Eric Lebrun studierte am Conservatoire<br />

de Paris bei Gaston Litaize und erhielt<br />

vielfache Auszeichnungen, darunter den<br />

ersten Preis in der Orgel-Klasse von Michel<br />

Chapuis. Als Sieger und Finalist in mehreren<br />

internationalen Wettbewerben (Orgel,<br />

Komposition, Kammermusik) wurde er 1990<br />

Organist der großen Cavaillé-Coll-Orgel<br />

von Saint Antoine des Quinze-Vingt Paris,<br />

wo er u. a. das gesamte Orgelwerk Jehan<br />

Alains, Maurice Duruflés und César Francks<br />

einspielte.<br />

Vierhändig tritt er regelmäßig mit Marie-<br />

Ange Leurent in Erscheinung, darüber hinaus<br />

konzertiert er als Solist mit vielen<br />

Orchestern und Chören (Ensemble Orchestral<br />

de Paris, Nationalorchester Budapest,<br />

Ensemble Instrumental John Walter Audoli,<br />

Radio France Chor, Chor Regional<br />

Vittoria Ile-de-France, Ensemble Vocal<br />

Michel Santos u. a.).<br />

Weitere Betätigungsfelder sind die Komposition<br />

und die Ausbildung junger Nachwuchsmusiker.<br />

Nach Lehrverpflichtungen<br />

am „Conservatoire de Fontainebleau“<br />

(Sorbonne), an der „Ecole National de<br />

Musique et de Danse de Cachan“, an der<br />

„Académie Internationale du Comminges“<br />

und am „Conservatoire National Supérieur<br />

de Musique de Paris“ bekleidet er heute eine<br />

Orgelprofessur am „Conservatoire à Rayonnement<br />

Régional de Saint-Maur des Fossés“<br />

und ist seit 16 Jahren künstlerischer Leiter<br />

der „Académies d’orgue d’Issenheim“.<br />

Es liegen zahlreiche Einspielungen – z. T.<br />

gemeinsam mit Marie-Ange Leurent – vor,<br />

darunter das Gesamtwerk Dietrich Buxtehudes<br />

(2006, ausgezeichnet mit dem „Grand<br />

prix du disque de l’Académie Charles Cros“),<br />

ein Doppelalbum mit Werken Franz Liszts<br />

und das gesamte Orgelwerk Boëly‘s (Choc<br />

du Monde de la Musique). Als Gründungspräsident<br />

der Gaston Litaize Gesellschaft<br />

spielte er anlässlich des Jubiläumsjahres<br />

www.ericlebrun.com<br />

2009 auch die Werke seines Lehrers ein.<br />

Eric Lebrun ist Mitglied der Nationalen<br />

Kommission für Denkmalpflege und Präsident<br />

des „Syndicat National Professionnel<br />

des Artistes Musiciens de Cultes“.<br />

45


Zum Programm<br />

Das Magnificat primi toni [d. h. im ersten<br />

Ton, also im dorischen Modus] von<br />

Dietrich Buxtehude ähnelt formal aufgrund<br />

von frei-improvisatorischen und imitatorischen<br />

Abschnitten dem norddeutschen<br />

Orgelpräludium. Eine genauere Analyse des<br />

Stücks zeigt, dass die Vorlage, der gregorianische<br />

Magnificat-Ton, zumindest phasenweise<br />

in der Komposition präsent ist.<br />

Interessant ist die Frage nach dem Aufführungsort.<br />

Der Agenda der Lübecker Marienkirche,<br />

an der Buxtehude wirkte, ist zu entnehmen,<br />

dass das Magnificat in der Vesper<br />

am Samstag und im Predigtgottesdienst am<br />

Sonntagnachmittag gesungen wurde, wahrscheinlich<br />

alternatim, also im Wechsel von<br />

Gemeinde bzw. Chor und Orgel. Das Werk<br />

besteht aus acht Abschnitten, die durch Fermatenschlüsse<br />

getrennt sind, so dass sich<br />

durchaus, wie bei aus einzelnen Versetten<br />

bestehenden Kompositionen, eine Alternatim-Aufführung<br />

– d. h. der Vortrag alterniert<br />

zwischen Schola und Orgel – denken lässt.<br />

Nicolas de Grignys Komposition über den<br />

Hymnus Ave maris stella, der im Offizium in<br />

der Vesper an Marienfesten gesungen wird,<br />

ist der Alternatim-Praxis verpflichtet. Die,<br />

wie eben gesehen, auch im Gottesdienst der<br />

evangelischen Kirche gepflegte Alternatim-<br />

Praxis ist eine Festlegung des Tridentinums,<br />

die sich sowohl auf das Ordinarium Missae<br />

als auch auf das Offizium bezog, wobei eine<br />

immer stärkere Lösung von der Cantusfirmus-Bindung<br />

beobachtet werden kann.<br />

Typisch ist in der französischen Orgelmusik<br />

die Vorgabe der häufig mit bestimmten<br />

Satztypen (Duo, Trio etc.) verbundene Registrierung.<br />

Das „Plein jeu“ ist das Mixturplenum<br />

der Orgel (Prinziapalregister und Mixturen),<br />

zu dem im Pedal die Hymnen-Melodie<br />

erklingt. Aus deren erster Zeile ist das Thema<br />

der vierstimmigen Fuge gewonnen. Innerhalb<br />

des „Duo“ sowie des „Dialogue sur les<br />

grands jeux“ – damit ist ein Dialogisieren der<br />

Zungenplena (zu den Zungen gehören z. B.<br />

die Trompetenfamilie und sog. kleinbechrige<br />

Zungen wie Cromorne etc.) gemeint – tritt<br />

der Cantus firmus in den Hintergrund.<br />

J. S. Bachs Meine Seele erhebt den Herren<br />

BWV 648 gehört zu den sechs sog. „Schübler-Chorälen“<br />

– Schübler ist der Name des<br />

Verlegers –, von denen fünf Transkriptionen<br />

von Kantaten-Arien sind. BWV 648 stammt<br />

aus der Kantate BWV 10 Meine Seel erhebt<br />

den Herren.<br />

BWV 733 liegt die gleiche – ursprüngliche<br />

gregorianische – Melodie zugrunde wie<br />

BWV 648.<br />

Alexandre Guilmant, bedeutendster konzertierender<br />

Organist seiner Zeit und Fundament<br />

der französischen Orgelkunst des späten<br />

19. und 20. Jahrhunderts, komponierte<br />

nicht nur acht Orgelsonaten, sondern auch<br />

expressis verbis für die Liturgie bestimmte<br />

Musik. Das Stabat mater stammt aus der<br />

Sammlung L´Organiste Liturgiste op. 65, die<br />

Kompositionen für den Gebrauch innerhalb<br />

der Liturgie der katholischen Kirche bietet.<br />

Während die Variations et Fugue sur le chant<br />

du Stabat mater op. 65 Nr. 13 aus dem dritten<br />

Heft eine Passacaglia mit 12 Variationen<br />

darstellen, sind die im heutigen Konzert<br />

erklingenden Versetten zu der für das Fest<br />

der „Sieben Schmerzen Mariens“ vorgesehenen<br />

Sequenz der sog. Alternatim-Praxis<br />

geschuldet.<br />

Charles Tournemire (s. Konzert vom 3. 8.)<br />

besuchte im Jahr 1927 die für die Restauration<br />

des Gregorianischen Chorals so bedeutsame<br />

Abtei Solesmes, wo er nach eigenen<br />

Worten „wundervolle Eindrücke“ vom<br />

Choral bekam. Im gleichen Jahr begann<br />

er mit der Konzeption seines – neben den<br />

acht Symphonien für Orchester – kompositorischen<br />

Hauptwerks, des monumentalen<br />

Zyklus L´Orgue mystique, der 1932 vollendet<br />

war und auf 51 gregorianischen Proprien<br />

des Kirchenjahres basiert, also für 51<br />

Sonn- und Festtage Orgelmusik für Introitus,<br />

Offertorium, Communio sowie Schluss bietet<br />

und somit genuin liturgische Musik darstellt.<br />

„Paraphrase-Carillon“ ist der weitläufige<br />

Schlusssatz des Zyklus für das Fest der<br />

Aufnahme Mariens in den Himmel – Olivier<br />

Messiaen sah diesen Satz als Chef d'œuvre<br />

an. Während die Rahmenteile Gesänge des<br />

Propriums paraphrasieren, von lichter Einbzw.<br />

Zweistimmigkeit bis hin zu wuchtiger<br />

Akkordik sich steigernd, mitunter aber auch<br />

in der Manier eines Glockenspiels (von daher<br />

die Überschrift), hat der Mittelteil den<br />

Hymnus „Ave maris stella“ zum Inhalt.<br />

L´Annonciation ist das erste von drei Stücken,<br />

die Jean Langlais 1932 unter dem Titel<br />

Poèmes evangéliques veröffentlichte. Der<br />

Anfangssatz bezieht sich auf die Verkündigungsszene,<br />

wie sie das Markus-Evangelium<br />

beschreibt und besteht aus drei Abschnitten<br />

mit den Überschriften „Der Engel“ – „Die<br />

Jungfrau“ – „Das Herz der Jungfrau“. Der<br />

erste, dreistimmig polyphone Teil mit einem<br />

ostinat wiederholten viertaktigen Thema<br />

arbeitet mit dem 2. Modus [quasi eine Art<br />

Tonleiter, bestehend aus der regelmäßigen<br />

Folge von Halbton – Ganzton] von Olivier<br />

Messiaen. Nach dem zweiten Abschnitt, mit<br />

einer von Akkorden begleiteten cantusfirmus-artigen<br />

Melodie in der linken Hand,<br />

greift der dritte Abschnitt das Thema des<br />

ersten wieder auf. Im weiteren Verlauf erklingt<br />

im Pedal ein gregorianischer Magnificat-Ton.<br />

Gaston Litaize hat vielleicht eher als Interpret<br />

denn als Komponist Ruhm erlangt,<br />

wiewohl einige seiner spielfreudigen Werke<br />

weite Verbreitung und Eingang in das Repertoire<br />

von Konzertorganisten gefunden<br />

haben. Epiphanie entstand 1987 und ist eine<br />

kurze Fantasie über den Anfang des „Allelujas“<br />

vom Fest der „Erscheinung des Herrn“.<br />

Paul Thissen<br />

46<br />

47


Samstag, 14.9.2013, 18.30 Uhr | <strong>Daniel</strong> Beckmann, <strong>Mainz</strong><br />

Programm | Dom St. Martin<br />

L. Vierne Aus den „Pièces de fantaisie“:<br />

(1870–1937) Sur le Rhin, Op. 54/5<br />

Impromptu, Op. 54/2<br />

Toccata en si bémol mineur, Op. 53/6<br />

C. Franck Cantabile en si majeur<br />

(1822-1890)<br />

M. Duruflé Méditation<br />

(1902–1986)<br />

M. Dupré Prélude et Fugue en si majeur, Op. 7/1<br />

(1886–1971)<br />

Prélude et Fugue en fa mineur, Op. 7/2<br />

Prélude et Fugue en sol mineur, Op. 7/3<br />

48<br />

J. S. Bach Drei Kantatensätze:<br />

(1685–1750) Sinfonia der Kantate „Wir danken dir, Gott,<br />

wir danken dir“, BWV 29<br />

[Transkription: M. Dupré]<br />

Choral „Jesus bleibet meine Freude“, BWV 147<br />

[Transkription: M. Duruflé]<br />

Choral „Nun danket alle Gott“, BWV 79<br />

[Transkription: V. Fox]<br />

Curriculum Vitae auf Seite 7<br />

Internationaler Orgelsommer 2013<br />

Erhältlich für 15,- Euro an der Abendkasse,<br />

in der Dominformation, (Markt 10,<br />

55116 <strong>Mainz</strong>, Telefon: 06131/253-412) oder im<br />

Infoladen des Bistums (Heiliggrabgasse 8,<br />

55116 <strong>Mainz</strong>, Telefon: 06131/253-888)


Zum Programm<br />

Die Pièces de fantaisie op. 51 und 53<br />

bis 54 des blinden Komponisten und<br />

Notre-Dame-de- Paris-Organisten Louis<br />

Vierne entstanden in den Jahren 1926/27<br />

und beinhalten vornehmlich für den Konzertgebrauch<br />

gedachte Kompositionen,<br />

die in der überwiegenden Zahl als aus der<br />

Klaviermusik des 19. Jahrhunderts bekannte<br />

Charakterstücke bezeichnet werden können.<br />

Das sog. „Charakterstück“ ist meist eine<br />

kürzere Komposition, häufig mit poetischer<br />

oder bildhafter Überschrift, die den Affektgehalt<br />

andeutet, also die Interpretation des<br />

Hörers lenken will. Überschriften wie „Claire<br />

de Lune“ („Mondschein“) und „Naiades“<br />

(„Quellnymphen“) lassen ebenso an Debussy<br />

denken wie die in einigen Stücken dieser<br />

Sammlung in den Vordergrund tretende<br />

sog. impressionistische Klanglichkeit.<br />

„Sur le Rhin“ op. 54/5 ist ein vorwiegend statisch-akkordisches<br />

Stück in A-B-A-Form. Die<br />

eher düstere Stimmung löst sich am Schluss<br />

auf in einen strahlenden Es-Dur-Akkord.<br />

Der vor allem durch die entsprechenden<br />

Kompositionen Franz Schuberts allgemein<br />

bekannte Terminus „Impromptu“ wird in<br />

Frankreich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />

im Sinne des lateinischen „ex tempore“<br />

(= Stegreifwendung, also Improvisation) verwendet<br />

und geht zurück auf die lateinische<br />

Wendung „in promptu esse“. Das „Impromptu“<br />

op. 54/2 ist ein Stück mit der Form A-B-<br />

A-B, wobei der A-Teil als perpetuum mobile<br />

gearbeitet ist und den B-Teil eine akkordische<br />

Struktur mit zuckenden Bassfiguren<br />

kennzeichnet. Auch die „Toccata“ op. 53/6<br />

hat perpetuum mobile-Charakter. Im zweiten<br />

Abschnitt tritt zu den nunmehr zweitaktig<br />

gruppierten Figurationen im Pedal eine Melodie,<br />

die sich im dritten Teil mit der Motivik<br />

des ersten Teils verbindet. Eine Coda lässt<br />

das Anfangsmotiv münden in die achttaktige<br />

Präsentation der Grundtonart b-Moll in<br />

gebrochenen Akkorden.<br />

César Francks Cantabile ist das zweite der<br />

1883 erstmals veröffentlichten Trois pièces.<br />

Der Titel der 1878 vollendeten Komposition<br />

(das Manuskript trägt noch keine Überschrift)<br />

verweist offenbar auf die nach zwei<br />

eröffnenden Akkorden anhebende Melodie.<br />

Die Transkription von Werken J. S. Bachs<br />

ist gängige Praxis und diente häufig dem<br />

Ziel, durch die Bearbeitung sich mit dem<br />

jeweiligen Werk so intensiv wie möglich<br />

vertraut zu machen (das gilt z. B. für Mozarts<br />

Bearbeitungen von Fugen aus dem<br />

Wohltemperierten Klavier für Streichquartett<br />

oder Max Regers Hinzufügung einer dritten<br />

Stimme zu den zweistimmigen Inventionen).<br />

Die heute erklingenden Transkriptionen von<br />

Sätzen aus den Kantaten für die Orgel haben<br />

aber keinerlei pädagogisch-didaktische<br />

Funktion, sondern wollen schlicht und einfach<br />

beliebte und gängige Musik Bachs dem<br />

Repertoire der Bearbeiter hinzufügen. Der<br />

Choral „Nun danket alle Gott“ stammt aus<br />

der für das Reformationsfest 1725 geschriebenen<br />

und opulent besetzten Kantate Gott<br />

der Herr ist Sonn und Schild BWV 79, in der<br />

Bach den simplen vierstimmigen Kantionalsatz<br />

ergänzt durch obligate, also selbständig<br />

geführte Hörner und Pauken.<br />

Die die 1731 entstandene Ratswahl-Kantate<br />

Wir danken dir, Gott, wir danken dir BWV 29<br />

eröffnende Sinfonia ist nichts anderes als ein<br />

Konzert für Orgel und Orchester, das auf das<br />

Präludium der E-Dur Partita für Violine allein<br />

zurückgeht. Der nachfolgende Chorsatz<br />

(„Wir danken dir, Gott, wir danken dir“) der<br />

Kantate ging später übrigens in die h-Moll-<br />

Messe ein. Wohl nicht zuletzt aufgrund der<br />

pastoraleartig-wiegenden Figurationen<br />

im 9/8tel-Takt dürfte kaum ein anderer<br />

instrumental begleiteter Choralsatz Bachs<br />

so weite Verbreitung gefunden haben wie<br />

die notengleichen Teile 6 und 10 „Wohl mir,<br />

dass ich Jesum habe“ bzw. „Jesus bleibet<br />

meine Freude“ der wahrscheinlich 1716<br />

entstandenen Advents-Kantate Herz und<br />

Mund und Tat und Leben BWV 147<br />

In der 1964 entstandenen, aber erst postum<br />

veröffentlichten Méditation von Maurice<br />

Duruflé (siehe auch Konzert vom 27.7)<br />

alternieren zwei Abschnitte mit jeweils<br />

führender Oberstimme: Im ersten Abschnitt<br />

– er hat Eingang gefunden in das „Agnus<br />

Dei“ der 1966 komponierten Missa „Cum<br />

Jubilo“ – ist es eine nahezu volkstümlich<br />

anmutende, schlicht harmonisierte Melodie,<br />

im zweiten eine pseudogregorianische Linie<br />

über ajoutierten Akkorden.<br />

Marcel Dupré gilt als der „Organistenmacher“<br />

des 20. Jahrhunderts, will sagen,<br />

zahllose berühmte Organisten der nachfolgenden<br />

Generationen sind durch seine<br />

Schule gegangen. Dupré war ein begnadeter<br />

Improvisator, aber auch ein glänzender<br />

Interpret, der sich wie kaum ein anderer<br />

französischer Organist für das Orgelwerk<br />

Bachs einsetzte, das er 1920 erstmals im<br />

Pariser Conservatoire in seiner Gesamtheit<br />

auswendig einem öffentlichen Publikum<br />

präsentierte. Im gleichen Jahr gelangten<br />

auch die Trois préludes et fugues op. 7 zur<br />

Veröffentlichung, wiewohl schon 1912<br />

komponiert, in einer Zeit also, als Dupré<br />

seinen zur zeitgenössischen intellektuellen<br />

Elite zählenden und weltläufigen Kompositionslehrer<br />

Charles-Marie Widor an St. Sulpice<br />

vertrat. Zweifellos ist Opus 7 als eine Hommage<br />

an Bach zu verstehen, von dessen<br />

Präludien und Fugen es sich unterscheidet<br />

durch die Motivverwandtschaft zwischen<br />

Präludium und Fuge.<br />

Op. 7/1 präsentiert das Präludium als Toccata<br />

mit fanfarenartigem Thema im Pedal,<br />

das phasenweise auch in die Oberstimme<br />

wandert. Durchaus subtil ist die Ableitung<br />

des Fugenthemas. Seine Intervallstruktur<br />

verweist sowohl auf die Figurationen des<br />

Präludiums als auch auf die Töne fünf bis<br />

50<br />

51


sieben des Pedalthemas: Ihre Umkehrung<br />

bildet den Schluss des Themenkopfes.<br />

Op. 7/2 gehört einer völlig neuen Ausdruckssphäre<br />

an: Über tröpfelnden<br />

Sechzehnteln entfaltet sich eine lyrischmelancholische<br />

Kantilene, zu der sich bald<br />

eine zweite Stimme gesellt. Durchaus<br />

Erwähnung verdient, dass diese Melodie mit<br />

einer Intervallfolge anhebt, die nicht nur das<br />

Fugenthema einleitet, sondern zudem die<br />

o. g. Umkehrung nur leicht variiert, womit<br />

auch zwischen op. 7/1 und 7/2 Verwandtschaft<br />

hergestellt ist. Wie Duprés Ehefrau<br />

überliefert, soll der Komponist am Vorabend<br />

seines Todes dieses Stück nochmals auf seiner<br />

Hausorgel in Meudon gespielt haben.<br />

in harmonisiertem Gewand mit bis zu acht<br />

Stimmen erscheint, von denen bis zu vier im<br />

Pedal erklingen. Der Fuge liegt ein kraftvolltänzerisches<br />

Thema zugrunde, zu dem<br />

sich im weiteren Verlauf das Choral-Thema<br />

gesellt. Die Fuge führt zu einer Choral-Apotheose<br />

à la Reger mit kontrapunktierendem<br />

Thema, dessen Engführung in eine weiträumige<br />

Katabasis (absteigende Bewegung)<br />

mündet, die auf dem Ton G im Pedal<br />

endet, der wie ein Doppelpunkt wirkt, nach<br />

welchem drei Akkordschläge das mächtige<br />

Schlusswort sprechen.<br />

Paul Thissen<br />

Op. 7/3 erinnert an die Klaviermusik eines<br />

Debussy oder Ravel. Ein impressionistisch<br />

anmutendes perpetuum mobile von<br />

schwebender Leichtigkeit bildet die Folie<br />

für eine choralartige Pedal-Linie, die später<br />

52<br />

53


Dispositionen der <strong>Mainz</strong>er <strong>Domorgel</strong>n<br />

Querhaus (Klais 1928/29 & Kemper 1965)<br />

Westchor (Klais 1928/29)<br />

I. Manual C–a 3<br />

(„Empore I“)<br />

Südchorette<br />

Pedal C–f 1<br />

Südchorette<br />

II. Manual C–a 3<br />

(„Empore II")<br />

Nordwand, schwellbar<br />

Pedal C–f 1<br />

Nordwand<br />

III. Manual C–a 3<br />

(„West I")<br />

Chorgestühl<br />

IV. Manual schw. C–a 3<br />

(„West II“)<br />

Chorgestühl, schwellbar<br />

Pedal C–f 1<br />

Chorgestühl<br />

Quintade 16'<br />

Prinzipal 8'<br />

Gedacktflöte 8'<br />

Gemshorn (C-H neu) 8'<br />

Oktave 4'<br />

Querflöte (C-H neu) 4'<br />

Quintadena 4'<br />

Nasat<br />

2 2/3'<br />

Oktave 2'<br />

Waldflöte 2'<br />

Mixtur VI<br />

1 1/3'<br />

Zimbel III<br />

1/2'<br />

Oboe 8'<br />

Helltrompete 4'<br />

Tremulant<br />

Subbass 16‘<br />

Flötbass 8‘<br />

Choralbass 4‘<br />

Trompete 8‘<br />

Gedackt 16‘<br />

Prinzipal 8‘<br />

Hohlflöte 8‘<br />

Quintade 8‘<br />

Salizional 8‘<br />

Oktave 4‘<br />

Rohrflöte 4‘<br />

Blockflöte 2‘<br />

Terzflöte (ab c 0 ) 1 3/5‘<br />

None<br />

8/9‘<br />

Oktävlein<br />

1/2‘<br />

Rauschpfeife II 2 2/3‘<br />

Mixtur V 1‘<br />

Rankett 16‘<br />

Trompete ged. 8‘<br />

Geigenregal 4‘<br />

Tremulant<br />

Prinzipal 16‘<br />

Gedackt (Transmiss. II) 16‘<br />

Oktavbass 8‘<br />

Quintade (Transmiss. II) 8‘<br />

Pedaloktave 4‘<br />

Nachthorn 2‘<br />

Rauschpfeife IV<br />

(aus Klais-Cornett IV - V)<br />

Posaune 16‘<br />

Trompete 4‘<br />

Prinzipal 16‘<br />

Prinzipal 8‘<br />

Offenflöte 8‘<br />

Schweizerpfeife 8‘<br />

Nachthorngedackt 8‘<br />

Oktav 4‘<br />

Nachthorn 4‘<br />

Quinte 2 2/3‘<br />

Oktave 2‘<br />

Mixtur IV-VI<br />

Zymbel VI 1’<br />

Bombarde 16‘<br />

Trompete 8‘<br />

Tremulant<br />

Spitzflöte 8‘<br />

Lieblich Gedackt 8‘<br />

Unda maris 8‘<br />

Prinzipal 4‘<br />

Blockflöte 4‘<br />

Nachthorn 2‘<br />

Nasat 1 1/3‘<br />

Sifflöte 1’<br />

Sesquialter II 2 2/3‘<br />

Scharff IV<br />

Krummhorn 8‘<br />

Clairon 4‘<br />

Tremulant<br />

Wächterhäuschen<br />

nicht schwellbar<br />

Kardinalstrompete 8'<br />

Untersatz 32‘<br />

Prinzipalbaß 16‘<br />

Subbaß 16‘<br />

Oktavbaß 8‘<br />

Flötbaß 8‘<br />

Pedaloktav 4‘<br />

Rauschpfeife IV 4‘<br />

Posaune 16‘<br />

Schalmey 4‘<br />

Cornett 2‘<br />

54<br />

Legende:<br />

Klais (1928/29): schwarz<br />

Kemper (1962–65): grau<br />

Killinger/Breitmann (2003): rot<br />

55


Ostchor (Kemper 1962)<br />

Generalspieltisch (Kemper 1965)<br />

V. Manual C–a 3 („Ost I")<br />

Kaiserlogen<br />

VI. Manual C–a 3 („Ost II")<br />

Kaiserlogen, schwellbar<br />

Pedal C–f 1<br />

Kaiserlogen<br />

Koppeln<br />

Spielhilfen<br />

Zwei weitere<br />

Kemper-Spieltische<br />

Pommer 16‘<br />

Prinzipal 8‘<br />

Holzflöte 8‘<br />

Spitzgambe 8‘<br />

Oktave 4‘<br />

Quintade 4‘<br />

Gedackt 4‘<br />

Quinte 2 2/3‘<br />

Rauschpfeife III<br />

Scharff IV<br />

Mixtur VIII<br />

Spanische Fanfare (horizontal) 16‘<br />

Spanische Trompete (horizontal) 8‘<br />

Tremulant<br />

Spitzgedackt 8‘<br />

Quintade 8‘<br />

Lochflöte 4‘<br />

Strichflöte 4‘<br />

Prinzipal 2‘<br />

Waldflöte 2‘<br />

Nonensesquialter III<br />

Zwergzymbel V<br />

Spanische Trompete (horizontal) 8‘<br />

Spanische Fanfare (horizontal) 4‘<br />

Nicht schwellbar:<br />

Salizet 8‘<br />

Tremulant<br />

Pommer 16‘<br />

Subbass 16‘<br />

Oktavbass 8‘<br />

Gedecktbass 8‘<br />

Choralbass 4‘<br />

Quintade 2‘<br />

Rauschpfeife V<br />

Spanische Posaune (horizontal) 16‘<br />

Spanische Trompete (horizontal) 8‘<br />

Spanische Trompete (horizontal) 4‘<br />

Emp.II/Emp.I (II/I)<br />

West I/Emp. I (III/I)<br />

West II/Emp. I (IV/I)<br />

Ost I/Emp. I (V/I)<br />

Ost II/Emp. I (VI/I)<br />

West I/Emp. II (III/II)<br />

West II/Emp. II (IV/II)<br />

Ost I/Emp. II (V/II)<br />

Ost II/Emp. II (VI/II)<br />

West II/West I (IV/III)<br />

Ost II/Ost I (VI/V)<br />

Emp.I/Ped (I/P)<br />

Emp. II/Ped (II/P)<br />

West I/Ped (III/P)<br />

West II/Ped (IV/P)<br />

Ost I/Ped (V/P)<br />

Ost II/Ped (VI/P)<br />

Handregister<br />

4 freie Kombinationen<br />

Handregister zu Kombination<br />

2 freie Pedalkombinationen (A+B)<br />

Zungen ab<br />

Manual 16’ ab<br />

32’ ab<br />

Empore II ab<br />

Einzelabsteller<br />

Tutti West<br />

Tutti Ost<br />

Tutti Empore<br />

General Tutti<br />

3 Schwelltritte für Manuale II, IV, VI<br />

Crescendowalze<br />

Walze ab<br />

Walze West ab<br />

Walze Ost ab<br />

Koppeln in Walze ab<br />

1. im Westchorgestühl<br />

für West I, West II,<br />

Empore II, Ped. West und<br />

Nordwand<br />

2. im Ostchor für Ost I,<br />

Ost II, Ped Ost<br />

56 57


Augustinerkirche (Stumm 1773)<br />

St. Stephan (Klais 2013)<br />

Hauptwerk C-d 3<br />

Kronwerk C-d 3<br />

ursprünglich: Pedal C-d 0<br />

heute: Repetitionspedal C-d 1<br />

I. Hauptwerk C-a 3<br />

II. Positiv C-a 3<br />

III Schwellwerk C-a 3<br />

Pedal C-f 1<br />

Bourdon 16‘<br />

Principal 8‘<br />

Großgedackt 8‘<br />

Quintatön 8‘<br />

Viol di gamba 8‘<br />

Gemshorn 8‘<br />

Octav 4‘<br />

Flaut 4‘<br />

Quint 3‘<br />

Superoctav 2‘<br />

Cornett 5-fach (Diskant)<br />

Mixtur 4-fach 2’<br />

Cimbal 2-fach 1‘<br />

Trompet (Bass/Diskant) 8‘<br />

Koppeln:<br />

Manualschiebekoppel<br />

Pedalkoppel<br />

mechanische Spiel- und Registertraktur<br />

Hohlpfeife 8‘<br />

Flaut travers (Diskant) 8‘<br />

Principal 4‘<br />

Floet 4‘<br />

Quint 3‘<br />

Octav 2‘<br />

Tertia 1 3/5‘<br />

Mixtur 3-fach 1‘<br />

Krummhorn 8‘<br />

Vox humana 8‘<br />

Tremulant<br />

Sub Baß 16‘<br />

Violon Baß 16‘<br />

Principal 8‘<br />

Octav Baß 8‘<br />

Quint Baß 6‘<br />

Octav Baß 4‘<br />

Mixtur Baß 6-fach 2‘<br />

Posaun 16'<br />

Clairon Baß 4'<br />

Cornet Baß 2'<br />

Praestant 16‘<br />

Principal 8‘<br />

Concertflöte 8‘<br />

Viola da Gamba 8‘<br />

Rohrflöte 8‘<br />

Octave 4‘<br />

Blockflöte 2‘<br />

Quinte 2 2/3‘<br />

Superoctave 2‘<br />

Comet V (ab fis 0 ) 8‘<br />

Mixtur IV 2‘<br />

Trompete 16‘<br />

Trompete 8‘<br />

Principal 8‘<br />

Dulciana 8‘<br />

Gedackt 8‘<br />

Principal 4‘<br />

Gemshorn 4‘<br />

Doublette 2‘<br />

Larigot 1 1/3‘<br />

Mixtur III 1 1/3‘<br />

Cromorne 8‘<br />

Tremulant<br />

Koppeln:<br />

II-I, III-I, III-II, I-P, II-P, III-P, Super III-P, Super III-I<br />

Setzeranlage: 10.000 Speichermöglichkeiten in 10 Gruppen<br />

Sequenzer als Druckknöpfe und Pistons<br />

Spieltraktur: mechanisch<br />

Registertraktur: elektrisch<br />

Stimmtonhöhe: a = 438 Hz bei 15° C<br />

Anzahl der Pfeifen: 3.006<br />

Lieblich Gedackt 16‘<br />

Flûte harmonique 8‘<br />

Bordun 8‘<br />

Gambe 8‘<br />

Vox coelestis 8‘<br />

Fugara 4‘<br />

Traversflöte 4‘<br />

Quintflöte 2 2/3 ‘<br />

Flautino 2‘<br />

Terzflöte 1 3/5‘<br />

Progressio II-V 1 1/3‘<br />

Basson 16‘<br />

Trompette 8‘<br />

Hautbois 8‘<br />

Clairon 4‘<br />

Tremulant<br />

Willigis-Bass (aus Nr. 40) 32‘<br />

Untersatz (aus Nr. 42) 32‘<br />

Majorbass 16‘<br />

Principalbass 16‘<br />

Subbass 16‘<br />

Octavbass 8‘<br />

Gedacktbass 8‘<br />

Tenoroctave 4‘<br />

Posaune 16‘<br />

Trompete 8‘<br />

58 www.orgel-st-stephan.de<br />

59


Spielstätten<br />

Informationen zur Orgelmusik im Dom<br />

Dom St. Martin<br />

Markt<br />

55116 <strong>Mainz</strong><br />

Augustinerkirche<br />

Augustinerstraße 34<br />

55116 <strong>Mainz</strong><br />

St. Stephan<br />

Weißgasse 12<br />

55116 <strong>Mainz</strong><br />

Auf den Internetseiten www.domorgelmainz.de<br />

können Sie sich umfassend über<br />

die Orgelmusik innerhalb und außerhalb<br />

der Liturgie, anstehende Konzerttermine<br />

sowie Geschichte und Besonderheiten der<br />

großen <strong>Mainz</strong>er <strong>Domorgel</strong>anlage informieren.<br />

Wenn Sie darüber hinaus Interesse an<br />

regelmäßigen Informationen in Form eines<br />

Newsletters haben, teilen Sie uns bitte Ihren<br />

Namen und Ihre E-Mail Adresse per Post,<br />

Fax oder E-Mail (Betreff: Adressverteiler) mit.<br />

So werden Sie umgehend in die Datenbank<br />

aufgenommen.<br />

60 61


Liebe Konzertbesucherin, lieber Konzertbesucher,<br />

Beitrittserklärung (Bitte beachten: Gemäß Satzung nur Einzelmitgliedschaft möglich)<br />

Ich trete dem Verein der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen Dom zu <strong>Mainz</strong> e. V. ab (Monat/Jahr)<br />

bei.<br />

herzlichen Dank für Ihren Besuch dieses Domkonzertes, mit dem Sie<br />

auch ein aktives Zeichen für die Arbeit der Musica Sacra setzen!<br />

Der „Verein der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen<br />

Dom zu <strong>Mainz</strong> e. V.“ hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

❚ die Chöre und die Ensembles bei der Erfüllung ihrer kirchenmusikalischen<br />

Aufgaben zu unterstützen und für ihr Wirken in der<br />

Bevölkerung Interesse zu wecken;<br />

❚ die gesangliche und musikalische Ausbildung der Jugendlichen<br />

der verschiedenen Chorgruppen,<br />

❚ die Orgelmusik am Dom sowie<br />

❚ Domkapellmeister und <strong>Domorganist</strong> in ihren Anliegen für die<br />

Musica Sacra am <strong>Mainz</strong>er Dom ideell und materiell zu fördern.<br />

Der Verein ist selbstlos tätig und verfolgt ausschließlich und unmittelbar<br />

gemeinnützige und kirchliche Zwecke. Die Beiträge sind<br />

daher steuerbegünstigt. Mitglieder werden regelmäßig über die<br />

Aktivitäten der Musica Sacra informiert und erhalten bei Domkonzerten<br />

einen Preisnachlass bis zu 50 % auf den Eintrittspreis. Einmal<br />

im Jahr genießen sie zum Abschluss der Mitgliederversammlung ein<br />

Exklusivkonzert im <strong>Mainz</strong>er Dom, das ihnen ein besonderes Konzertund<br />

Klangerlebnis an unterschiedlichen Orten der Kathedrale bietet.<br />

Helfen Sie mit und genießen Sie die Vorteile einer Mitgliedschaft!<br />

Wir würden uns freuen, Sie in unseren Reihen begrüßen zu dürfen.<br />

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.<br />

Der Vorstand<br />

1. Vorsitzender: Joachim Schneider, Rechtsanwalt<br />

2. Vorsitzender: Hans Günter Mann, Vorstandsvorsitzender der<br />

Sparkasse <strong>Mainz</strong><br />

Schatzmeister: Ludwig Stauder, Bankkaufmann<br />

Schriftführer: Dr. rer. nat. Markus Krieg,<br />

Deutsche Börse Systems AG<br />

Beisitzer:<br />

<strong>Daniel</strong> Beckmann, <strong>Domorganist</strong><br />

Karsten Storck, Domkapellmeister<br />

Ehrenvorsitzender: Dr. h. c. Johannes Gerster<br />

Mein Jahresbeitrag (mindestens € 60) € , in Worten: EURO<br />

soll von meinem unten genannten Konto abgebucht werden, dazu erteile ich nachstehendes SEPA-Lastschriftmandat.<br />

Ort, Datum und Unterschrift<br />

Verein der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen Dom zu <strong>Mainz</strong> e. V.<br />

z. Hd. <strong>Domorganist</strong> <strong>Daniel</strong> Beckmann, Postfach 1560, 55005 <strong>Mainz</strong><br />

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE70 ZZZ0 0000 1157 88 ❚ Mandatsreferenz: Jahresbeitrag für die Musica Sacra<br />

SEPA-Lastschriftmandat<br />

Ich ermächtige den Verein der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen Dom zu <strong>Mainz</strong> e. V., Zahlungen von meinem Konto mittels<br />

Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Verein der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen Dom<br />

zu <strong>Mainz</strong> e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,<br />

die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Vorname und Name des Kontoinhabers<br />

Straße und Hausnummer<br />

Kreditinstitut (Name)<br />

DE | — — —<br />

| — — — —<br />

| — — — —<br />

| — — — —<br />

| — —<br />

IBAN (= meine Kontonummer)<br />

Postleitzahl und Ort<br />

— — — — — — — — | — — —<br />

(BIC)<br />

Ort, Datum und Unterschrift:<br />

62 63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!