Kapitel 3 3. Wirtschaftskreislauf - Prof. Dr. Fries Dresden
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1<br />
<strong>Kapitel</strong> 3<br />
<strong>3.</strong> <strong>Wirtschaftskreislauf</strong><br />
Gliederung:<br />
<strong>3.</strong> <strong>Wirtschaftskreislauf</strong><br />
<strong>3.</strong>1. Kreislaufmodell der Volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung<br />
<strong>3.</strong>2. Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
<strong>3.</strong><strong>3.</strong> Entstehung, Verteilung und<br />
Verwendung des BIP<br />
<strong>3.</strong>4. Kreislaufmodell der offenen, dynamischen<br />
Volkswirtschaft<br />
<strong>3.</strong>5. Zur Aussagefähigkeit des BIP<br />
Materialien:<br />
Abb. <strong>3.</strong>1./1 Kreislauf bei geschlossener<br />
Volkswirtschaft, ohne Staat und Banken<br />
Einkommen Y<br />
Unternehmen<br />
Haushalte<br />
Konsumausgaben C
2<br />
Definition BIP:<br />
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe aller<br />
produzierten Endprodukte einer Volkswirtschaft. Es<br />
wird zu Marktpreisen bewertet und für einen<br />
bestimmten Zeitraum (Wirtschaftsjahr) als Stromgröße<br />
berechnet.<br />
Die Größe des BIP hängt von zwei Faktoren ab,<br />
- den Produktionsfaktoren (Input) und<br />
- der Fähigkeit der Wirtschaft, daraus einen<br />
entsprechenden Output zu schaffen (Produktionsfunktion).<br />
Y = f (K,L)<br />
konstante Skalenerträge:<br />
zY = f(zK, zL)
3<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/1 Faktorpreisbildung<br />
Faktorpreis<br />
Angebot<br />
Nachfrage<br />
P 1<br />
Gleichgewichtiger<br />
Faktorpreis<br />
M 1<br />
(Nachfrage<br />
zum gegenw.<br />
Zeitpunkt)<br />
Faktormenge<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/2 Produktionsfunktion<br />
Y<br />
Y=f (K,L)<br />
MPL, MPK<br />
1 K, L<br />
K 1 und L 1
4<br />
Im Punkt K 1 und L 1 werden die Grenzprodukte MPK 1<br />
und MPL 1 = 0. Der weitere Einsatz von Kapital und<br />
Arbeit bringt keinen weiteren Nutzen.<br />
Für die Arbeitsnachfrage gilt:<br />
∆ Gewinn= ∆ Erlös - ∆ Kosten<br />
∆ Gewinn = (P x MPL) –W<br />
∆ (griechischer Buchstabe Delta) bezeichnet die<br />
Veränderung einer Variablen.<br />
MPL = Grenzprodukt des Faktors Arbeit(marginal<br />
produkt of labor) = zusätzliche Outputmenge, die ein<br />
Unternehmen erzielen kann, wenn es eine zusätzliche<br />
Einheit Arbeit einsetzt.
5<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/3 Marginalprodukt der Arbeit<br />
Y<br />
MPL<br />
L<br />
L 1<br />
Verwendung des BIP:<br />
• Konsum (C),<br />
• Investitionen (I),<br />
• Staatsausgaben (G)<br />
bei geschlossener Volkswirtschaft.<br />
Würden wir diese Vereinfachung aufgeben, so kämen<br />
hinzu:<br />
•Nettoexporte (NX)<br />
Konsumfunktion : C = C(Y-T).<br />
Y = Einkommen, T = Abgaben, Steuern an Staat
6<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/4 Konsumfunktion<br />
Konsum<br />
MPC<br />
1<br />
MPC<br />
1<br />
Verfügbares<br />
Einkommen (Y-T)<br />
Investitionsfunktion:<br />
I = I (r)
7<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/5 Investitionsprojekte und Rentabilität<br />
r<br />
Grenzleistungsfähigkeit<br />
Marktzins<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
rentable Investitionsprojekte<br />
Je höher der Zinssatz, desto geringer die Anzahl<br />
gewinnbringender Investitionsprojekte.<br />
Staatsausgaben:<br />
Ist G = T, so hat der Staat ein ausgeglichenes Budget.<br />
Ist G größer als T, so haben wir ein Staatsdefizit.<br />
Wie kommt es zum Gleichgewicht zwischen Angebot<br />
und Nachfrage der gesamten Wirtschaft?
8<br />
Die Nachfrage wird in der geschlossenen<br />
Volkswirtschaft mit dem Angebot gleichgesetzt.<br />
Y = C + I + G<br />
Die Nachfrage bzw. das Einkommen wird definiert als<br />
Summe des Konsums, der Investitions- und der<br />
Staatsausgaben.<br />
C = f (Y-T)<br />
Das verfügbare Einkommen (Y - T) bestimmt den<br />
Konsum.<br />
I = If (r)<br />
Die Investitionen werden durch den realen Zinssatz<br />
bestimmt.<br />
Schließlich gibt es noch die Staatsausgaben. Das ist<br />
eine exogene Variable, ebenso die Steuern. Sie<br />
werden politisch bestimmt.<br />
Das Angebot wird durch die Produktionsfaktoren und<br />
die Produktionsfunktion bestimmt:<br />
Y = f (K,L)<br />
Führen wir nun Angebot und Nachfrage zusammen:<br />
Y = f(Y-T) + If (r) + G
9<br />
Dies ist die Gleichgewichtsgleichung von Angebot und<br />
Nachfrage. Um die Rolle des Zinses zu verstehen,<br />
schreiben wir die Verwendungsgleichung des<br />
Einkommens um:<br />
Y - C - G = I<br />
Die linke Seite der Gleichung gibt die Outputmenge<br />
wider, die nach Abzug des Konsums und der<br />
Staatsausgaben für investive Zwecke verbleibt. Man<br />
nennt sie auch volkswirtschaftliches Sparen. Wie<br />
man sieht, stimmen volkswirtschaftliches Sparen und<br />
Investitionen überein.<br />
Das volkswirtschaftliche Sparen setzt sich aus zwei<br />
Komponenten zusammen, dem privaten Sparen<br />
(Y - T - C) und dem öffentlichen Sparen (T-G).<br />
(Y-T-C) + (T - G) = I<br />
Setzen wir die Konsum- und die Investitionsfunktion in<br />
diese Verwendungsgleichung ein, so erhalten wir<br />
Y - f(Y-T)- G = If (r)<br />
Darin sind das Einkommen, die Steuern und die<br />
Staatsausgaben festgelegt. Also ergibt sich das<br />
volkswirtschaftliche Sparen als Funktion der
10<br />
Investitionsfunktion.<br />
S = If(r)<br />
Die linke Seite beinhaltet die Abhängigkeit des<br />
volkswirtschaftlichen Sparens vom Einkommen, den<br />
Steuern und den Staatsausgaben.<br />
Die rechte Seite zeigt, dass die Investitionen vom<br />
Zinssatz abhängig sind.<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/6 Sparen, Investieren und Zinssatz<br />
r<br />
r *<br />
If(r)<br />
I,S<br />
r* = gleichgewichtiger Zinssatz<br />
Dort, wo Investitionen und Sparen sich treffen, liegt der<br />
gleichgewichtige Zinssatz.
11<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/7<br />
r<br />
Erhöhung der Staatsausgaben bei<br />
Staatsverschuldung und Rückgang<br />
des Sparens<br />
S 2<br />
r 2<br />
S 1<br />
r 1<br />
I,S<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/8 Steigende Investitionsnachfrage infolge von<br />
Innovationsprozessen<br />
r<br />
S<br />
B<br />
I 2<br />
A<br />
I 1<br />
I, S
12<br />
Abb. <strong>3.</strong><strong>3.</strong>/9 Erhöhung der Investitionen bei<br />
zinsbestimmtem Sparen<br />
r<br />
S(r)<br />
I 2<br />
I 1<br />
I,S<br />
Abb. <strong>3.</strong>4./1 Kreislauf einer Volkswirtschaft mit drei<br />
Polen<br />
Einkommen Y<br />
Unternehmen<br />
Haushalte<br />
Nettoinvestitionen<br />
Konsumausgaben C<br />
Ersparnis S<br />
Vermögensänderungspol<br />
(z. B.<br />
Banken)
13<br />
Abb. <strong>3.</strong>4./2 Kreislaufmodell einer offenen<br />
Volkswirtschaft<br />
Ausland<br />
Unternehmen<br />
Haushalte<br />
Kapitalsammelstellen<br />
Staat<br />
Bruttonationaleinkommen (BNE):<br />
BNE = BIP + Primäreinkommen aus übriger Welt<br />
- geleistetes Primäreinkommen<br />
Der Unterschied zwischen dem BIP und dem BNE<br />
besteht darin, dass das<br />
BIP das im Inland produzierte Gesamteinkommen<br />
erfasst und das BNE die den Inländern<br />
zugeflossenen Einkommen aus In- und Ausland<br />
beinhaltet.<br />
Nettonationaleinkommen (NNE):<br />
NNE = BNE - Abschreibungen