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1 Anita W. aus Senftenberg hatte bereits mehrfach ... - Zu rbb

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PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte!<br />

Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und<br />

haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu<br />

unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen.<br />

Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde<br />

zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei.<br />

Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio<br />

kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten.<br />

Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an:<br />

praxis@<strong>rbb</strong>-online.de<br />

oder schicken Sie uns alles per Post an:<br />

Redaktion <strong>rbb</strong> PRAXIS<br />

Masurenallee 8-14, 14057 Berlin<br />

<strong>rbb</strong> Praxis – Das Gesundheitsmagazin<br />

22.01.2014, 20.15 – 21.00 Uhr<br />

Die Themen:<br />

• Gefährliche Antibiotika-Resistenz bei Nierenbeckenentzündung<br />

• Live-Diagnose: Komplikationen nach Gelenkersatz<br />

• Aktuell: Munddesinfektionsmittel<br />

• An der Nadel – Stricken als Therapie<br />

• Wie gesund ist Kräutertee?<br />

Gefährliche Antibiotika-Resistenz bei Nierenbeckenentzündung<br />

<strong>Anita</strong> W. <strong>aus</strong> <strong>Senftenberg</strong> <strong>hatte</strong> <strong>bereits</strong> <strong>mehrfach</strong> Nierenbeckenentzündungen. Die<br />

Dramatik: Die Keime, die jeweils als Auslöser für die Infektionen identifiziert werden,<br />

entwickeln zunehmend Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika. Die Ärzte müssen<br />

jedesmal her<strong>aus</strong>finden, welches Antibiotikum überhaupt noch wirkt, um eine<br />

lebensgefährliche Sepsis, bei der sich die Keime über die Blutbahn im ganzen Körper<br />

<strong>aus</strong>breiten, zu verhindern.<br />

Eine unbehandelte Blasenentzündung hat ihre Tücken: Sie kann sich zur akuten<br />

Nierenbeckenentzündung entwickeln. Die Bakterien gelangen über Blase und Harnleiter<br />

bis in die Niere, setzen sich dort fest und vermehren sich. <strong>Zu</strong> den typischen Anzeichen<br />

einer akuten Nierenbeckenentzündung gehören<br />

• hohes Fieber,<br />

• Schmerzen in den Flanken (Klopfschmerz im Nierenlager) und<br />

• Schmerzen beim Wasserlassen.<br />

Blut- und Urin-Untersuchungen bestätigen die Verdachtsdiagnose. Auch im Ultraschall<br />

zeigen sich die entzündlichen Veränderungen in den Nieren.<br />

1


Besonders gefährdet für eine Nierenbeckenentzündung sind Frauen, da sie auf Grund<br />

der kürzeren Harnblase häufiger unter Blaseninfektionen leiden. <strong>Zu</strong> den Risikofaktoren<br />

für eine Nierenbeckenentzündung zählen außerdem Schwangerschaft, Wechseljahre<br />

(abnehmende Hormonproduktion), hohes Alter, Nieren- und Blasensteine, angeborene<br />

Harnabflussbehinderungen, Harnabflussbehinderungen infolge einer vergrößerten<br />

Prostata sowie Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Gicht.<br />

Therapie der Wahl bei einer Nierenbeckenentzündung sind Antibiotika. Allerdings ist die<br />

Wahl der Medikamente heutzutage nicht so einfach. Denn viele Keime sind gegen die<br />

gängigen Antibiotika resistent. Das heißt, sie sind unwirksam. Die Resistenzlage ist nicht<br />

in allen Kliniken gleich. In einem Krankenh<strong>aus</strong> sind die Keime auf ein bestimmtes<br />

Antibiotikum resistent, im anderen auf ein anderes.<br />

Wird ein Patient nicht oder unzureichend behandelt, kann sich im Bereich der Niere ein<br />

eitriger Abszess bilden oder Bestandteile der Bakterien werden in die Blutbahn gestreut<br />

und können bis zur Sepsis führen. Bei einer Sepsis, also einer Blutvergiftung, gelangen<br />

die Bakterien über die Blutbahn in den gesamten Körper. Mögliche Folge ist ein<br />

Organversagen bis hin zum Tod.<br />

Bei einer entsprechenden Verdachtsdiagnose wird deshalb vor Therapiebeginn der Harn<br />

im Labor getestet. <strong>Zu</strong>erst werden die Bakterien darin bestimmt. Die Entzündungskeime<br />

werden dann mit unterschiedlichen Antibiotika gemixt. Dort, wo sich die Bakterien<br />

sichtbar vermehren, hat das Antibiotikum nicht gewirkt. Das Bakterium ist resistent, das<br />

getestete Antibiotikum nutzlos.<br />

Wie Antibiotika-Resistenzen entstehen<br />

Antibiotika gelten seit ihrer Entdeckung im Jahr 1928 als Wunderwaffen der Medizin.<br />

Millionen Menschen haben durch sie lebensbedrohliche Infektionen überlebt. Doch<br />

mittlerweile schwächeln die Mittel, denn immer häufiger trotzen die Keime der<br />

Antibiotika-Behandlung. Denn die Bakterien haben einzig und allein ein Ziel: Sie wollen<br />

überleben. Dafür t<strong>aus</strong>chen sie hilfreiche Gene untereinander oder profitieren vom<br />

spontanen Umbau ihres Erbmaterials.<br />

Schuld für die zunehmenden Resistenzen ist der allzu leichtfertige Umgang mit den<br />

Mitteln: Allein wir Deutschen schlucken im Jahr 1.500 Tonnen Antibiotika pro Jahr. 30<br />

bis 50 Prozent der Substanzen werden dabei falsch eingesetzt; häufig stimmen weder<br />

Dosis noch Dauer, oder der Wirkstoff ist der falsche. Bei vier Fünfteln aller grippalen<br />

Infekte verschreiben die Mediziner Antibiotika, obwohl Viren die Erreger sind – gegen die<br />

Antibiotika machtlos sind. Auch für eine akute Bronchitis mit trockenem Husten sind<br />

meist Viren verantwortlich. Nur ein knappes Drittel der kindlichen<br />

Mittelohrentzündungen, die Ärzte häufig automatisch mit Antibiotika therapieren, lösen<br />

tatsächlich Bakterien <strong>aus</strong>. Experten sprechen sich deshalb für einen bewussteren<br />

Einsatz von Antibiotika ein – vor allem bei Bagatellerkrankungen. Sonst droht der<br />

Rückfall in ein Zeitalter, als Ärzte Infektionen gegenüber noch machtlos waren.<br />

Experte im Beitrag<br />

Dr. med. Wolfgang Schmidt<br />

Facharzt für Urologie und medikamentöse Tumortherapie<br />

2


Chefarzt der Klinik für Urologie<br />

Klinikum Niederl<strong>aus</strong>itz GmbH<br />

Krankenh<strong>aus</strong>str. 10<br />

01968 <strong>Senftenberg</strong><br />

Tel.: 03573 - 75-0<br />

E-Mail: info@klinikum-niederl<strong>aus</strong>itz.de<br />

Weiterführende Adressen<br />

Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e. V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Uwe Stelbrink<br />

Seumestr. 8<br />

10245 Berlin<br />

Tel.: 030 – 521 372 69<br />

E-Mail: gs@dgfn.eu<br />

www.dgfn.eu<br />

Weiterführende Informationen im Internet<br />

Initiative „Zündstoff Antibiotika-Resistenz“, Abruf von Informationen zu Antibiotika und<br />

Resistenzen unter www.zuendstoff-antibiotika-resistenz.de<br />

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG)<br />

www.p-e-g.de<br />

Robert-Koch-Institut (RKI)<br />

www.rki.de<br />

Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM)<br />

www.dghm.org<br />

Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI)<br />

www.dgi-net.de<br />

Deutsche Nierenstiftung: Hier finden Sie Infomaterial rund um die Niere zum Download.<br />

http://www.nierenstiftung.info<br />

Live-Diagnose: Komplikationen nach Gelenkersatz<br />

Das Knie als größtes und am meisten beanspruchtes Gelenk ist es auch besonders<br />

anfällig für Abnutzungserscheinungen und Verletzungen. Bringen Schmerzmittel und<br />

Physiotherapie keine Linderung, kann ein künstliches Kniegelenk helfen. Doch auch die<br />

modernste Prothese ist immer nur ein „Ersatz"; die Funktion des körpereigenen<br />

Gelenkes kann es nur annähernd erreichen. Wir stellen eine Betroffene vor, deren Knie<br />

nach dem Aust<strong>aus</strong>ch des Gelenks unbeweglicher geworden ist. Welche Ursachen gibt es<br />

für so eine Komplikation und wie kann der Patientin geholfen werden?<br />

3


Knieleiden sind hierzulande quer durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten weit<br />

verbreitet. Dass das Knie so anfällig ist, liegt zum einem an seiner komplizierten<br />

Anatomie und zum anderen daran, dass es fast das gesamte Gewicht des Körpers trägt.<br />

Volksleiden Arthrose<br />

Vor allem Arthrose quält viele Bundesbürger; etwa fünf Millionen Menschen leiden unter<br />

den Verschleißerscheinungen im Knie. Häufig beginnt die schleichende Abnutzung des<br />

Knorpels schon Mitte 30. Auf dem Röntgenbild zeigen sich typischerweise<br />

Knorpelschäden an den Gelenkköpfen und der Rückseite der Kniescheibe. Der<br />

Gelenkspalt zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein ist verringert. Schreitet der<br />

Verschleiß weiter fort, bringen nicht-operative Therapien keine Linderung mehr, hilft<br />

nur noch ein Knie-Ersatz.<br />

Vorteil Teilprothese<br />

Bislang musste das gesamte Kniegelenk durch ein künstliches ersetzt werden. Nun gibt<br />

es für einige Betroffene eine schonendere Alternative: Gezielt wird nur der Bereich des<br />

Knorpels durch eine Teilprothese ersetzt, der tatsächlich verschlissen ist. Die Vorteile<br />

für den Patienten liegen auf der Hand: Im Vergleich zum Aust<strong>aus</strong>ch des gesamten<br />

Kniegelenks ist eine Teilprothese schonender. <strong>Zu</strong>dem bleiben große Teile des eigenen<br />

Kniegelenks erhalten – je nach Situation des Patienten innerer und/oder äußere<br />

Meniskus oder die beiden Kreuzbänder.<br />

Diese Strukturen sind extrem wichtig für die natürliche Kniegelenkfunktion. Deshalb<br />

werden bei diesem schonenden Gelenkersatz in der Regel funktionell bessere Ergebnisse<br />

erreicht als mit einer Knietotalendoprothese (TEP). Von allen Knieprothesen machen die<br />

Teilprothesen etwa 10 bis 15 Prozent <strong>aus</strong>. Eine Teilprothese empfiehlt sich vor allem bei<br />

älteren Patienten.<br />

Vollprothesen <strong>aus</strong> Edelmetall und Kunststoff<br />

Mittlerweile bieten die Hersteller alle möglichen Varianten dieser Form der Prothesen.<br />

Gleichgültig, welches Modell implantiert wird, das Ziel ist immer dasselbe: eine<br />

störungsfreie Funktion des Gelenkes und eine <strong>aus</strong>reichende Stabilität der Bänder. Damit<br />

die Beschwerden sich nach der Operation wirklich bessern, muss die Prothese richtig<br />

sitzen. Denn nur, wenn das neue Gelenk punktgenau eingesetzt ist, wird es die nächsten<br />

10 bis 20 Jahre halten.<br />

Wichtig ist, dass bei jedem Patienten individuell entschieden wird, welches Modell für ihn<br />

geeignet ist. Eine junge sportliche Patientin mit einer schweren rheumatoiden Arthritis<br />

bekommt ein anderes Modell als ein älterer Herr, dessen Prothese auf Grund des<br />

fortgeschrittenen Alters des Patienten höchstwahrscheinlich nicht noch mal<br />

<strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht wird.<br />

Trotz der normalerweise guten Erfolgs<strong>aus</strong>sichten ist der Einsatz einer Endoprothese<br />

keine einfache Operation. Deshalb sollten Sie sich möglichst an einer Klinik operieren<br />

lassen, die darauf spezialisiert ist. Wichtiger als der Typ oder das Fabrikat der<br />

eingebauten Prothese ist die Erfahrung des Operateurs.<br />

4


Offen oder minimalinvasiv?<br />

Die Orthopäden implantieren die Prothesen offen oder minimal-invasiv. Die<br />

verkleinerten Schnitte bei dem minimal-invasiven Schlüssellochverfahren bedeuten für<br />

den Operateur ein verringertes Gesichtsfeld; in einigen Fällen müssen sie daher<br />

computergestützte Navigationssysteme einsetzen. Befürworter des Verfahrens heben<br />

hervor, dass eine geringere Muskelmasse zerschnitten werden muss, so dass der Patient<br />

weniger Blut verliert und der Heilungsprozess schneller verläuft. Kritiker sind dagegen<br />

überzeugt davon, dass beim minimal-invasiven Schlüssellochverfahren deutlich häufiger<br />

als bei offenen Operationen Prothesenteile fehlerhaft eingesetzt werden.<br />

Risiken und Nebenwirkungen?<br />

Die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes zählt heute zu den Routineeingriffen.<br />

Dennoch ist die Gefahr von Komplikationen nie <strong>aus</strong>geschlossen. Die Risiken einer jeden<br />

Operation sind Thrombosen, Infektionen, Embolien, Blutergüsse, Blutungen oder<br />

Nervenverletzungen.<br />

Nebenwirkung Arthrofibrose<br />

Eine eher seltene Komplikation nach einem Eingriff am Knie ist die so genannte<br />

Arthrofibrose (griech. ἄρθρον arthron = ‚Gelenk‘ und lat. fibra = ‚Faser‘). So nennen<br />

Ärzte die krankhafte Wucherung von Bindegewebe infolge entzündlicher Prozesse im<br />

Kniegelenk. Besonders hoch ist das Risiko nach Knieprothesen (TEP) und<br />

Kreuzbandplastiken.<br />

Hier ist einerseits eine operative Therapie möglich. Neue Behandlungsansätze gehen<br />

zudem von einer Stresskomponente bei der Entstehung der Arthrofibrose <strong>aus</strong>. Die<br />

Konsequenz: der Verzicht auf intensive Krankengymnastik mit Strecken, Dehnen und<br />

Kräftigen. Stattdessen bekommen die betroffenen Patienten Fußreflexzonentherapie,<br />

Akupunktur und Bindegewebsmassage. Das soll mechanischen Stress vermeiden und<br />

das vegetative Nervensystem wieder ins Gleichgewicht bringen.<br />

Wie geht’s nach dem Eingriff weiter?<br />

Für viele Patienten verbessert sich nach der Operation die Lebensqualität, sie können<br />

sogar wieder Sport treiben. Geeignet sind alle gelenkschonenden Sportarten:<br />

Schwimmen, Spazierengehen, Radfahren und Skilanglauf. Vermeiden sollten Sie<br />

dagegen Kontaktsportarten wie Fuß-, Hand- und Volleyball sowie Skifahren.<br />

Auch Sie als Patient können zum Erfolg beitragen: Reduzieren Sie Ihr Gewicht; das<br />

schont die Knie. Machen Sie sich bewusst, dass sich durch eine Endoprothese immer<br />

auch die „Biomechanik“ im Gelenk verändert – und Sie das Laufen neu erlernen müssen.<br />

Sorgen Sie für eine gute Stabilität mit Ihrer neuen Prothese, indem Sie die Muskulatur<br />

um das Gelenk regelmäßig kräftigen und zwar auch noch nach der Reha.<br />

Experten im Studio<br />

OA Dr. med. Alexander Beier<br />

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chirotherapie, Sportmedizin<br />

Dr. med. Volker Liefring<br />

Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin<br />

5


Sana Kliniken Sommerfeld<br />

Waldh<strong>aus</strong>straße 44<br />

16766 Kremmen OT Sommerfeld<br />

Tel.: 033055 5-0<br />

E-Mail: info@sana-hu.de<br />

Weiterführende Informationen:<br />

www.uniklinikfreiburg.de/dot/live/patientenversorgung/endoprothetik/knie/Knieprothetik.pdf<br />

Endoprothesenregister Deutschland:<br />

http://www.eprd.de/<br />

Hintergrundartikel:<br />

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,758035,00.html<br />

Buchtipps<br />

Künstliche Kniegelenke<br />

Christian Lüring, Karin Kühlwetter<br />

Springer Verlag (Dezember 2011)<br />

24,95 Euro<br />

ISBN 978-3642219894<br />

Knie aktiv - 100 Übungen bei Arthrose und nach Gelenkersatz / Verletzungen /<br />

Operationen<br />

Joachim Merk, Thomas Horstmann<br />

Hirzel Verlag (März 2013)<br />

24,80 Euro<br />

ISBN 978-3-7776-1581-3<br />

Gefahr durch Chlorhexidin<br />

Chlorhexidin kennt man vor allem als antibakterielle Mundspülung. Nun steht das Mittel<br />

im Verdacht, in Einzelfällen schwere allergische Reaktionen <strong>aus</strong>zulösen.<br />

Das Antiseptikum wird außer für Mundspülungen auch für Haut- und<br />

Schleimhautantiseptika, Handdesinfektionsmittel, Wund- und andere Cremes, Gleitgele<br />

für medizinische Eingriffe, Spüllösungen für Blasenkatheter, Augen- und Nasentropfen<br />

und Gele zur Bindung überschüssiger Magensäure verwendet.<br />

Bislang kannte man Chlorhexidin als Auslöser unschöner, aber harmloser bräunlicher<br />

Ablagerungen an Zähnen, Zahnfleisch und <strong>Zu</strong>nge. Im September 2013 warnte das<br />

BfArM jedoch vor schweren Überempfindlichkeitsreaktionen, die im <strong>Zu</strong>sammenhang mit<br />

Chlorhexidin auftreten können. Dem BfArM lagen zum Zeitpunkt der Warnung 147<br />

Berichte <strong>aus</strong> Deutschland über anaphylaktische Reaktionen vor. Der größte Teil der Fälle<br />

ereignete sich bei der Anwendung von chlorhexidinhaltigen Mundspüllösungen. Eine<br />

Überempfindlichkeit kann sich in lokalen bis hin zu schweren anaphylaktischen<br />

Reaktionen äußern.<br />

6


In einigen US-amerikanischen Publikationen wurde laut BfArM über einen<br />

<strong>Zu</strong>sammenhang zwischen der Anwendung von chlorhexidinhaltigen Gleitgelen bei der<br />

Blasenkatheterisierung oder von mit Chlorhexidin imprägnierten zentralen<br />

Venenkathetern und dem Auftreten von anaphylaktischen Reaktionen berichtet.<br />

Möglicherweise haben in diesen Fällen eine Sensibilisierung der Patienten durch eine<br />

frühere Anwendung anderer chlorhexidinhaltiger Produkte vorgelegen, so das BfArM.<br />

Japanische Mediziner berichteten <strong>bereits</strong> 1986 über einen Patienten, der nach lokaler<br />

Anwendung von Chlorhexidin einen anaphylaktischen Schock erlitten <strong>hatte</strong>. Die<br />

amerikanische <strong>Zu</strong>lassungsbehörde FDA machte 1998 auf die Gefahr aufmerksam.<br />

Seither sind immer wieder neue Fallberichte hinzugekommen.<br />

Bei Patienten mit bekannter oder vermuteter Überempfindlichkeitsreaktion sollten<br />

daher chlorhexidinhaltige Produkte und Arzneimittel unbedingt vermieden werden.<br />

Wer schon Reaktionen beobachtet hat, sollte das in einem Allergiepass vermerkt bei sich<br />

tragen, damit in einem Notfall auch das Krankenh<strong>aus</strong>personal informiert ist.<br />

Experte im Beitrag<br />

Wolfgang Becker-Brüser<br />

Arzt und Apotheker<br />

Arznei-Telegramm<br />

www.arznei-telegramm.de<br />

Weiterführende Informationen im Internet<br />

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)<br />

http://www.bfarm.de/DE/BfArM/_node.html<br />

Pressemitteilung zur BfArM-Meldung<br />

http://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/DE/RI/2013/RIchlorhexidin.html<br />

Hintergrundartikel zur BfArM-Warnung im Ärzteblatt<br />

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56009/Antisepsis-Anaphylaktische-Reaktionenunter-Chlorhexidin<br />

Warnhinweis der amerikanischen <strong>Zu</strong>lassungsbehörde FDA von 1998<br />

http://www.fda.gov/medicaldevices/safety/alertsandnotices/publichealthnotifications/u<br />

cm062306.htm<br />

Warnhinweis der Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) von<br />

2012<br />

http://www.mhra.gov.uk/home/groups/dtsbs/documents/medicaldevicealert/con197920.pdf<br />

7


An der Nadel – Stricken als Therapie<br />

Einst als Oma-Beschäftigung verpönt, später als grüne Protesthaltung im Parlament<br />

verlacht, erlebt das Stricken seit ein paar Jahren eine Renaissance. Inzwischen hat die<br />

Masche mit den Maschen sogar Einzug in die medizinische Therapie gehalten: Stricken<br />

als ergotherapeutische Maßnahme hält die Fingergelenke bei Rheuma mobil und kann<br />

Gehirnfunktionen unterstützen.<br />

Jede Form von Bewegung gilt bei Rheuma als sinnvoll. Wer Spaß am Stricken hat, dem<br />

wird deshalb auch das Spiel mit den Nadeln empfohlen. Fürs Stricken mit der<br />

entzündlichen Gelenkerkrankung gibt es allerdings Regeln. <strong>Zu</strong>m Einen sollten täglich<br />

stärkende Fingerübungen durchgeführt werden; die Anleitung dazu gibt’s in der<br />

Ergotherapie. <strong>Zu</strong>m anderen können sich Rheuma-Patienten keinen falschen Ehrgeiz<br />

leisten: Sie müssen die Schmerzsignale in ihren Fingern ernst nehmen. Stundenlanges<br />

Stricken ist nicht möglich; etwa nach einer halben Stunde sollte wieder p<strong>aus</strong>iert werden.<br />

Nicht nur bei Rheuma, auch bei Multipler Sklerose – eine Erkrankung, welche die<br />

Nervenzellen schädigt – empfehlen die Ärzte den Patienten zu stricken. Der Umgang mit<br />

den Nadeln trainiert die Koordination der Fingermuskeln und damit die Feinmotorik.<br />

Individuellen Erfahrungen zufolge bessert Stricken zudem die Konzentrationsfähigkeit<br />

bei der chronischen Nervenerkrankung.<br />

Expertin im Beitrag<br />

Dr. med. Rieke Alten<br />

FÄ für Innere Medizin, Rheumatologie, Physikalische Therapie und Sportmedizin,<br />

Osteologie (DVO)<br />

Chefärztin der II. Innere Klinik (Rheumatologie)<br />

Schlosspark-Klinik<br />

Heubnerweg 2<br />

14059 Berlin<br />

E-Mail: rieke.alten@schlosspark-klinik.de<br />

http://www.schlosspark-klinik.de/die-klinik/ansprechpartner/innere-medizin-iirheumatologie.html<br />

Weiterführende Informationen im Internet<br />

„Kraft der Maschen“ beim MDR<br />

http://www.mdr.de/lexi-tv/Kraft_der_Maschen100.html<br />

„Stricken statt Yoga“ in der Berliner Zeitung<br />

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/in-new-york-ist-handarbeit-der-letzte-therapieschrei-stricken-statt-yoga,10810590,10151890.html<br />

„Positive Effekte von Handarbeit“ in der taz<br />

http://www.taz.de/!69839/<br />

8


Wie gesund ist Kräutertee?<br />

Vor einigen Monaten wurde der Glauben an heilsame Kräutertees erschüttert: Das<br />

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fand in einigen Teeproben Giftstoffe, sogar<br />

Biotee wurde auffällig getestet. Aber auch ohne Giftstoffe hat die Behandlung mit<br />

Kräutertee ihre Grenzen: Bessern sich die Beschwerden nach ein paar Tagen Tee-Kur<br />

nicht, sollten Sie zum Arzt gehen.<br />

Tee <strong>aus</strong> frischen oder getrockneten Kräutern? Lose oder im Beutel? Sortenrein oder als<br />

leckere Mischung? Egal, für welchen Tee Sie sich entscheiden – schon die <strong>Zu</strong>bereitung<br />

tut gut und lässt viele Menschen zur Ruhe kommen.<br />

Heilsame Teemischungen<br />

Auch die Medizin nutzt seit vielen Jahrhunderten die Kraft von Tee. Vor allem<br />

Kräutertees versprechen eine heilsame Wirkung. Fachleute empfehlen Tee als<br />

begleitende Therapie bei Problemen mit der Verdauung, dem Unterleib, den Nieren oder<br />

bei Einschlafstörungen.<br />

Heil-Tees werden <strong>aus</strong> einzelnen Pflanzen oder Mischungen hergestellt. Wichtig ist dabei,<br />

sich an die empfohlene Dosierung zu halten: Meist ist das ein Teelöffel Heilkräuter pro<br />

Teetasse. Die Kräuter werden mit kochendem Wasser übergossen und müssen je nach<br />

<strong>Zu</strong>sammensetzung fünf bis fünfzehn Minuten ziehen. Heil-Tees sollten nicht aufgewärmt<br />

werden, weil dadurch Wirkstoffe verloren gehen.<br />

Die Expertin im Beitrag empfiehlt folgende Mischungen:<br />

Erkältungstee besteht <strong>aus</strong> Linden-, Schlehen- und Holunderblüten, je 1 Teelöffel wird für<br />

eine Tasse aufgebrüht. Die schweißtreibende Mischung erhöht die Körpertemperatur.<br />

Das stimuliert das Immunsystem.<br />

Tee gegen Verdauungsstörungen wird <strong>aus</strong> Angelikawurzel, Wegwarte,<br />

T<strong>aus</strong>endguldenkraut und Wermut gemischt. Vor dem Essen getrunken regt er die<br />

Bildung der Magensäure an.<br />

<strong>Zu</strong>m Einschlafen hilft eine Mischung <strong>aus</strong> Passionsblumenkraut, Lavendelblüte und<br />

Melissenkraut. Pro Tasse gießen Sie einen Teelöffel der Mischung auf.<br />

Pflanzengifte können auch Teefreunde schädigen<br />

Im Sommer 2013 wurde der Glaube an heilsame Kräutertees jedoch tief erschüttert:<br />

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fand in einigen von 221 getesteten<br />

Kräutertee- und Teeproben so genannte Pyrrolizidinalkaloide. <strong>Zu</strong> den untersuchten<br />

Proben gehörten Babyfencheltee, Fencheltee, Kamillentee, Kräutertee, Pfefferminztee,<br />

Brennnesseltee und Melissentee.<br />

Pyrrolizidinalkaloide, kurz PA, waren im Tierversuch krebserregend und gentoxisch und<br />

schädigen in hohen Konzentrationen die Leber.<br />

Doch wie gelangten die giftigen Stoffe in den Tee? Tatsächlich sind PA keine<br />

<strong>Zu</strong>satzstoffe, sondern Pflanzen bilden diese sekundäre Gift, um sich gegen Schädlinge<br />

9


zu schützen. Doch was Schädlinge abhält, kann in sehr hohen Konzentrationen auch<br />

dem Menschen schaden.<br />

Das BfR differenzierte in einer Stellungnahme vom 5. Juli 2013 jedoch: „Trotz der in<br />

Einzelfällen unerwartet hohen PA-Gehalte in den gemessenen Proben ist eine akute<br />

Gesundheitsschädigung bei kurzfristiger Aufnahme (bis zu 14 Tagen) für Erwachsene<br />

und Kinder unwahrscheinlich. Bei Durchschnittsverzehrern (Erwachsene und Kinder) von<br />

Kräutertee und Tee, die keine bestimmte Sorte favorisieren, ist eine Beeinträchtigung<br />

der Gesundheit durch eine chronische Aufnahme von PA unwahrscheinlich. Beim<br />

längerfristigen Verzehr von Produkten mit hohen Gehalten besteht insbesondere bei<br />

Kindern, Schwangeren und Stillenden das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung.<br />

Eltern wird deshalb empfohlen, ihren Kindern nicht <strong>aus</strong>schließlich Kräutertees und Tee<br />

anzubieten. Schwangere und Stillende sollten Kräutertees und Tee abwechselnd mit<br />

anderen Getränken konsumieren.“<br />

Fazit<br />

Kräutertee ist gesund, wenn man nur leichte Beschwerden damit behandelt und die Tee-<br />

Sorte regelmäßig wechselt.<br />

Erkältungstee, bestehend <strong>aus</strong>:<br />

1 Teelöffel Lindenblüten<br />

1 Teelöffel Schlehenblüte<br />

1 Teelöffel Holunderblüte<br />

Diese Mischung reicht für 1 große Tasse bis eine Kanne.<br />

Tee gegen Verdauungsstörungen, bestehend <strong>aus</strong>:<br />

1 Teelöffel Angelikawurzel<br />

1 Teelöffel Wegwarte<br />

1 Teelöffel T<strong>aus</strong>endguldenkraut<br />

1 Teelöffel Wermut.<br />

Diese Menge gilt für eine Kanne. Da eine Wurzel mit drin ist, sollte man das Ganze 10<br />

Minuten köcheln lassen. Vor dem Essen getrunken, regt der Tee die Bildung von<br />

Magensäure an.<br />

Einschlaftee, bestehend <strong>aus</strong>:<br />

1 Teelöffel Passionsblumenkraut<br />

1 Teelöffel Lavendelblüte<br />

1 Teelöffel Melisse<br />

Diese Mischung reicht für 1 große Tasse bis eine Kanne.<br />

Expertin im Beitrag<br />

Anke Grabow<br />

Apothekerin und Heilpraktikerin<br />

Galenus Apotheke<br />

Reinhardtstr. 5<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030 - 28 27 871<br />

E-Mail: info@galenus-berlin.de<br />

http://www.galenus-berlin.de/<br />

10


Weiterführende Adressen<br />

WKF Wirtschaftsvereinigung<br />

Kräuter- und Früchtetee e.V.<br />

Sonninstraße 28<br />

20097 Hamburg City-Süd<br />

http://www.wkf.de/<br />

EHIA European herbal infusions association<br />

Sonninstr. 28<br />

20097 Hamburg<br />

E-Mail: ehia@wga-hh.de<br />

www.ehia-online.org<br />

Weiterführende Informationen im Internet<br />

zu Pyrrolizidinalkaloiden (PA)<br />

Stellungnahme des BfR zu PA in Kräutertees und Tees (5. Juli 2013)<br />

http://www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-in-kraeutertees-und-tees.pdf<br />

Presseinfo BfR zum Fund von PA in Kräutertees und Tees (15.07.2013)<br />

http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2013/18/gehalte_an_pyrrolizidinalkaloid<br />

en_in_kraeutertees_und_tees_sind_zu_hoch-187296.html<br />

Fragen und Antworten zu PA in Lebensmitteln (4. September 2013)<br />

http://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-pyrrolizidinalkaloiden-inlebensmitteln.pdf<br />

zu Kräutertee<br />

http://www.heilkraeuter.de/rezept/kraeuter-mischungen.htm<br />

RBB Redaktion: Juliane Rossius<br />

„<strong>rbb</strong> Praxis“ Redaktionsassistenz: Christine Salminger<br />

Masurenallee 8 –14 Moderation: Raiko Thal<br />

14057 Berlin Infotext: Constanze Löffler<br />

www.<strong>rbb</strong>-praxis.de Stand der Information: 22.01.2014<br />

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