Naturschutzgebiet Nr. 48 - "Gaabsweiher" - Regierung von ...
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<strong>Regierung</strong><br />
<strong>von</strong> Oberfranken<br />
<strong>Naturschutzgebiet</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>48</strong> - "Gaabsweiher"<br />
Zur Schutzwürdigkeit des "Gaabsweiher" als <strong>Naturschutzgebiet</strong><br />
1. Anforderungen des BayNatSchG<br />
Nach Art. 7 BayNatSchG können <strong>Naturschutzgebiet</strong>e festgesetzt werden<br />
1. zur Erhaltung <strong>von</strong> Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten bestimmter wildwachsender<br />
Pflanzen- oder wildlabender Tierarten,<br />
2. aus ökologischen, wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen<br />
oder<br />
3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit.<br />
Nachfolgend wird dargestellt, inwieweit diese Anforderungen erfüllt werden.<br />
2. Lage, Typ, Häufigkeit<br />
Rund 2 km östlich Lichtenfels liegt unmittelbar südlich der B 173 ein Altwasser, das durch die<br />
Bahnlinie und die Straße vom Main abgeschnitten wurde und deshalb auch keine Verbindung zum<br />
Fluß mehr besitzt. Vom Typ her handelt es sich um ein Gewässer mit naturnaher Vegetation im<br />
Wasser und an den Ufern. Das Altwasser liegt im Naturraum Itz-Baunach-Hügelland.<br />
Im Maintal zwischen Kulmbach und Bamberg sind nur noch 3 Altwässer des Mains mit sehr reicher<br />
natürlicher Ausstattung vorhanden. Unter den anderen Gewässern in diesem Bereich befinden<br />
sich nur einzelne Fragmente ehemaliger Altarme, bei allen übrigen handelt es sich um Kiesbaggerseen<br />
mit einem geringen Artenpotential.<br />
In diesem Naturraum steht noch kein Gewässer unter Naturschutz. Wertvolle Gewässer, insbesondere<br />
Altwässer, sind nicht nur in diesem Naturraum, sondern insgesamt sehr selten und unter<br />
den <strong>Naturschutzgebiet</strong>en unterrepräsentiert.<br />
3. Inhalt<br />
Kernstück des Gebietes ist ein rd. 500 m langes Altwasser, das jedoch keine offene Verbindung<br />
zum Main mehr besitzt. Das Altwasser ist dicht <strong>von</strong> Gehölzen umgeben, die nicht nur den ehemaligen<br />
Ufersaum darstellen, sondern einen nahtlosen Übergang vom Wasser zu einem rd. 3 ha<br />
großen nassen bis feuchten Auenwaldrest bilden. Östlich des Altwassers mit seinem Auenwaldsaum<br />
befindet sich ein Teich mit einer breiten Verlandungszone, der mit seinem artenreichen Vegetationsbestand<br />
erheblich zur Bereicherung des Gebietes beiträgt.<br />
Im Altwasser ist an Unterwasserpflanzen reichlich Tausendblatt (Myriophyllum) und Laichkraut<br />
(Potamogeton spec.) vorhanden. Die übrige Wasserpflanzenvegetation ist wegen des dichten umgebenen<br />
Gehölzbestandes mengenmäßig wesentlich spärlicher, vom Artenbestand her jedoch<br />
bemerkenswert reichhaltig. An Schwimmblattpflanzen kommen Teichrose (Nuphar lutea) und<br />
Wasserknöterich (Polygonum amphibium), an Röhrichtarten Breitblättriger Rührkolben (Typha latifolia),<br />
Schmalblättriger Rohrkolben (Typha angustifolia), Wasserschwertlilie (Iris pseudacorus),<br />
Blumenbinse (Butomus umbellatus), Froschlöffels (Alisma plantago-aquatica), Igelkolben (Sparganium)<br />
und Großseggen (Carex spec.) vor.<br />
- 1 -
In dem Teich ist ebenfalls eine reichliche Unterwasservegetation aus Tausendblatt und Laichkraut<br />
vorhanden. An Schwimmblattpflanzen kommt hier statt der Teichrose die Seerose (Nymphaea alba)<br />
sowie ebenfalls Wasserknöterich (Polygonum amphibium) vor. Bemerkenswert ist ein reiches<br />
Vorkommen der in Oberfranken seltenen Dreifurchigen Wasserlinse (Lemna trisulca). In der breit<br />
ausgebildeten Röhrichtzone kommen Schilf (Phragmites communis), Breitblättriger Rohrkolben<br />
(Typha latifolia), Wasserschwertlilie (Iris pseudacorus), Teichbinse (Schoenoplectus lacustris),<br />
Wasserschachtelhalm (Equisetum fluviatile), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica) und Großseggen<br />
(Carex spec.) vor.<br />
4. Folgerungen<br />
Die unter Punkt 1 zitierten Anforderungen des Art. 7 BayNat5chG werden folgendermaßen erfüllt:<br />
1. Bisher ist in Oberfranken nur ein Gewässer als Lebensstätte der dort vorkommenden Tierund<br />
Pflanzenarten als <strong>Naturschutzgebiet</strong> geschützt. Dabei handelt es sich um eine Teichgruppe.<br />
Von den wenigen noch vorhandenen Altwässern steht keines unter Schutz. Nicht<br />
nur der Rückgang bzw. der allgemein geringe Bestand dieser Lebensstätten, der darüber<br />
hinaus mit einem Schwund an Arten der Gewässer verbunden ist, macht die Erhaltung des<br />
vorhandenen Restbestandes vordringlich. In dem rund 60 Kilometer langen Abschnitt des<br />
Maintales zwischen Kulmbach und Bamberg sind nur 3 Altwässer mit einem Bestand an<br />
typischen Lebensgemeinschaften und Arten vorhanden. Der bei einer so geringen Zahl<br />
notwendige absolute Schutz kann nur durch ein <strong>Naturschutzgebiet</strong> gewährleistet werden.<br />
2. Angesichts der dargelegten geringen Zahl vergleichbarer Biotope ist der besondere Schutz<br />
aus ökologischen und wissenschaftlichen Gründen erforderlich. Die Erhaltung dient auch<br />
der naturgeschichtlichen Dokumentation naturnah verbliebener Flächen im Maintal.<br />
3. Nicht nur die hohe Seltenheit <strong>von</strong> 3 naturnah verbliebenen Altwasserresten auf rund 60 Kilometer<br />
Tallänge bzw. rund 90 Kilometer Länge des Mains macht allein schon einen<br />
Schutz erforderlich. Darüber hinaus sind aber auch die hier vorkommenden Pflanzenarten<br />
relativ selten.<br />
In der Roten Liste Bayern sind aufgeführt (Gefährdungsstufe):<br />
Butomus umbellatus (1)<br />
Iris pseudacorus (3)<br />
Nuphar lutea (3),<br />
Nymphaea alba (3).<br />
In der Roten Liste Oberfranken sind aufgeführt:<br />
Butomus umbellatus<br />
Iris pseudacorus<br />
Lemna trisulca<br />
Nuphar lutea<br />
Nymphaea alba<br />
Schoenoplectus lacustris<br />
Typha angustifolia.<br />
Unter den drei besonders schutzwürdigen Altwässern im Maintal zwischen Kulmbach und Bamberg<br />
kommt hier die größte Zahl an Arten der Roten Listen vor. Eine in Oberfranken durchgeführte<br />
Erfassung der Vegetation stehender Gewässer hat ergeben, daß <strong>von</strong> über <strong>48</strong>00 kartierten Gewässern<br />
die Arten<br />
Iris pseudacorus in 409 (8,4 %)<br />
Phragmites communis 332 (6,8 %)<br />
Schoenoplectus lacustris 104 (2,1 %)<br />
Typha angustifolia 80 (1,7 %)<br />
Nuphar lutea 61 (1,3 %)<br />
Myriophyllum 40 (0,8 %)<br />
Butomus umbellatus 30 (0,6 9b)<br />
Nymphaea alba 29 (0,6 9ö)<br />
Lemna trisulca 20 (o,4 % )<br />
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Gewässern vorkommen, also ohnehin schon relativ selten sind. Noch sehr viel seltener ist das<br />
Vorkommen dieser Arten nebeneinander in einem Gewässer, so daß nicht nur das Vorkommen<br />
der Arten selbst, sondern der Lebensgemeinschaft als Seltenheit einzustufen ist.<br />
Angesichts eines Gesamtbestandes <strong>von</strong> rd. 76 ha Auenwald in Oberfranken ist der Auenwaldrest<br />
im Gebiet ebenfalls als Seltenheit anzusehen, wobei. hier noch der hohe Nässegrad besonders<br />
hervorzuheben ist.<br />
Unter dem Bestand an <strong>Naturschutzgebiet</strong>en in Bayern und erst recht in Oberfranken sind Gewässer<br />
völlig unterrepräsentiert. Sofern eine Schutzwürdigkeit gegeben ist, sind Gewässer vordringlich<br />
als <strong>Naturschutzgebiet</strong> auszuweisen. Dies wird auch in Stellungnahmen des Bayerischen Landesamtes<br />
für Umweltschutz und eines Arbeitskreises für <strong>Naturschutzgebiet</strong>e des Naturschutzbeirates<br />
beim Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen gefordert. Da<br />
das Gebiet., wie vorstehend dargelegt, die Anforderungen an ein <strong>Naturschutzgebiet</strong> erfüllt, ist seine<br />
Unterschutzstellung nicht nur gerechtfertigt, sondern zugleich auch vordringlich zu betreiben.<br />
5. Schutzzweck<br />
Zweck des Gebietes ist es,<br />
1. eines der letzten Altwässer mit reichlicher Vegetation im Maintal einschließlich seiner<br />
unmittelbaren Umgebung als Lebensstätte zu erhalten,<br />
2. die dort vorkommende und besonders artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu schützen,<br />
3. die vorhandenen Feuchtgebiete einschließlich eines Auenwaldrestes zu bewahren.<br />
In diesem Sinne sind dem Schutzzweck entgegenstehende Einflüsse fernzuhalten. Andererseits<br />
kann es erforderlich werden, durch gezielte Pflegemaßnahmen Lebensraum und Artenbestand zu<br />
sichern.<br />
Bayreuth, den 12.2.1985<br />
REGIERUNG VON OBERFRANKEN<br />
I.A.<br />
Dr. Reichel<br />
<strong>Regierung</strong>sdirektor<br />
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