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Kohlestrom: katastrophal - Robin Wood

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energie<br />

trassen stehen bereit. Gelingt es dem<br />

Konzern nicht, für eine Auslastung zu<br />

sorgen, dürfte es wirtschaftlich, aber auch<br />

technisch problematisch werden. Denn<br />

Moorburg ist für einen „Lastfolgebetrieb“<br />

– also das Rauf- und Runterregeln<br />

– schlecht gerüstet, weil der eingesetzte<br />

Kesselstahl erhebliche Schwachstellen hat.<br />

Beim Einbau erwies sich der so genannte<br />

T34-Stahl als mangelhaft: 2011 wurden<br />

flächendeckend Risse festgestellt, die<br />

aufwändig geflickt und teilweise ausgetauscht<br />

werden mussten.<br />

Kolumbien: Kohletagebau<br />

zerstört und verseucht ganze<br />

Landstriche<br />

Schon heute bezieht Vattenfall für seine<br />

Kohlekraftwerke in Holland, Dänemark<br />

und in Hamburg-Wedel die Kohle hauptsächlich<br />

aus Kolumbien – vorwiegend<br />

aus Cerrejón, der größten Steinkohle-Tagebaumine<br />

weltweit. Dies belegen u.a.<br />

aktuelle Lieferstatistiken. Bei Besichtigungen<br />

auf der Moorburg Baustelle gibt<br />

der Konzern zu: „Ein Großteil der Kohle<br />

wird aus Kolumbien kommen“ – die ist<br />

„gut und günstig … genau das richtige<br />

für Moorburg.“<br />

AktivistInnen von Gegenstrom13 waren<br />

Anfang des Jahres in Kolumbien und haben<br />

sich ein Bild gemacht. Sie haben mit<br />

Betroffenen und mit VertreterInnen der<br />

Protestbewegung zahlreiche Gespräche<br />

geführt. Die Mine von Cerrejón erstreckt<br />

sich über 40 x 15 km – sie ist um ein 8-<br />

faches größer als der gesamte Rheinische<br />

Tagebau bei Garzweiler. Hinzu kommen<br />

die angrenzenden Erweiterungs-Flächen.<br />

Die Folgen des Tagebaus sind für die<br />

Menschen und die Umwelt <strong>katastrophal</strong>:<br />

Die Wayuu-Indigenen und afrokolumbianische<br />

Gemeinden werden zwangsumgesiedelt,<br />

ganze Dörfer vernichtet.<br />

Die Staatsgewalt geht bei Widerstand<br />

massiv gegen die Bevölkerung vor. Dabei<br />

ist die Situation für die Menschen durch<br />

die Kohlenstaubemissionen extrem: Eine<br />

Ärztin berichtet, dass in dem Wayuudorf<br />

„El Provincial“ ca. 60 Prozent der BewohnerInnen<br />

chronisch krank seien. Dennoch<br />

widersetzen sich die BewohnerInnen<br />

einer Umsiedelung. Anderenorts führt die<br />

hohe Umweltverschmutzung durch den<br />

Minenbetrieb aber dazu, dass die Menschen<br />

zum Schutz ihrer Gesundheit aus<br />

Wer gegen den Tagebau protestiert, wie hier Wayuu-Indigene, muss mit brutalen<br />

Übergriffen von Polizei-Spezialeinheiten rechnen<br />

dem Gebiet fliehen. Als „Entschädigung“<br />

für Haus und Grundstück bietet Cerrejón<br />

ca. 4.000 Euro (ca. 8,6 Mio. Peso). Für<br />

eine sofortige Unterschrift inkl. Abtretung<br />

sämtlicher etwaiger weiterer Ansprüche<br />

gibt es noch mal 350 Euro (=750t. Peso)<br />

obendrauf.<br />

Nach Gewerkschaftsangaben sind über<br />

700 der 5.500 festangestellten Minenarbeiter<br />

von Cerrejón chronisch erkrankt.<br />

Lungen- und Atemwege sind betroffen,<br />

ebenso gibt es Magen- und Darmerkrankungen.<br />

Auch extrem hohe Bleikonzentrationen<br />

im Blut werden festgestellt,<br />

teilweise um das Hundertfache der<br />

zugelassenen Grenzwerte. Cerrejón hat<br />

jedoch lediglich 20 Arbeiter als berufsbedingt<br />

krank anerkannt – unabhängige<br />

Untersuchungen werden verweigert.<br />

Flüsse und Trinkwasser sind weiträumig<br />

verdreckt. Durch die enorme Wasserentnahme<br />

von Cerrejón sinkt auch der<br />

Grundwasserspiegel. Mit fatalen Folgen in<br />

der Region: Wo vor einigen Jahren noch<br />

alles grün war, wächst heute fast nichts<br />

mehr. Und wenn es mal regnet, ist das<br />

Wasser eingefärbt vom Kohlestaub – je<br />

näher an der Mine, desto dunkler.<br />

Die Sprengungen des Tagebaus mit ihren<br />

riesigen Staubwolken betreffen die gesamte<br />

Region und belasten die Atemluft<br />

extrem. Wie stark zeigt der Bericht der<br />

EinwohnerInnen von einer durch einen<br />

Streik erzwungenen Abbaupause: „Nach<br />

10 Tagen konnten wir erstmals wieder<br />

eine Bergkette auf der anderen Seite der<br />

Mine sehen. Viele Kinder sahen sie sogar<br />

zum ersten Mal.“ In den Dörfern wurde<br />

deswegen auch vom “verano limpio”–<br />

sauberer Sommer gesprochen.<br />

Gewalt und Konflikte<br />

nehmen zu<br />

Die ganze Region wird von dem Kohlemulti<br />

kontrolliert. Nichts geht ohne<br />

ihn. Den Menschen werden sowohl<br />

grundlegende Selbstbestimmungsrechte<br />

verwehrt, als auch Tradition, Identität<br />

und Würde genommen. Der Kohleabbau<br />

ist auch Grund für die selbst für Kolumbien<br />

extrem hohe Militärpräsens – und<br />

damit für weitere Konflikte und Gewalt.<br />

Aktuell hatte die FARC-Guerilla binnen<br />

20 Tagen alleine drei Bombenanschläge<br />

auf die Minenstruktur von Cerrejón<br />

verübt – mit verheerenden Sachschäden.<br />

Daraufhin wurden weitere Militäreinheiten<br />

dorthin verlegt. „Wir werden die<br />

Mine mit allen Mitteln verteidigen“, so<br />

ein Militärsprecher.<br />

Kolumbien ist dabei das Land mit den<br />

meisten ermordeten Gewerkschaftern<br />

weltweit. In den letzten Jahren waren<br />

es über 3.000. In der Vergangenheit<br />

sind mehrfach Verbindungen von Rohstoffkonzernen<br />

und den diese Morde<br />

ausführenden paramilitärischen Gruppen<br />

bekannt geworden. Die Konzerne sind<br />

die Nutznießer der Gewalt gegen unbequeme,<br />

widerständige Organisationen,<br />

seien es Gewerkschaften, Indigene oder<br />

linke AktivistInnen.<br />

Volker Gajewski, Hamburg<br />

www.gegenstrom13.de<br />

Nr. 117/2.13<br />

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