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Flusserlebnispfad Hegauer Aach - Regierungspräsidium Freiburg

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<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Die eigendynamische Mäanderbildung<br />

der <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> – ein einzigartiges<br />

Naturexperiment<br />

Auf weiten Strecken durchfließt die <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> breite, flache<br />

Talräume mit kiesigem Untergrund. Von Natur aus hatte sie dort<br />

große Schlingen, sog. Mäander, ausgebildet. Um die Bewirtschaftung<br />

der früher häufig überschwemmten Feuchtwiesen zu verbessern,<br />

wurden die Schlingen der <strong>Aach</strong> in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

durchstochen und ein kanalartiges Flußbett gebaut.<br />

Leider verloren dabei viele typische Tier- und Pflanzenarten<br />

ihren angestammten Lebensraum.<br />

Die <strong>Aach</strong> befreit sich aus<br />

ihrem Korsett<br />

Bei einem Hochwasser im<br />

Februar 1988 brach die <strong>Aach</strong><br />

im Bereich eines ehemaligen<br />

Wehres im Weitenried oberhalb<br />

von Singen-Beuren aus<br />

ihrem Bett aus und schürfte innerhalb<br />

weniger Tage einen<br />

kleinen Mäander in die Talaue.<br />

Die <strong>Aach</strong> geht ihren<br />

eigenen Weg<br />

Bis heute dauern die Entwicklungen,<br />

die durch die Strömungsablenkung<br />

entstanden<br />

sind, an. Aus den Uferanrissen<br />

entwickelten sich im Laufe<br />

der Zeit steile Prallufer,<br />

aus den Kiesbänken wurden<br />

flache Gleitufer.<br />

Tiere und Pflanzen kehren zurück<br />

Überraschend schnell stellten sich typische<br />

Tier- und Pflanzenarten der natürlichen<br />

Flußlandschaft wie Flußregenpfeifer, Eisvogel<br />

und Rohrglanzgras wieder ein.<br />

Ausgangszustand<br />

Damm<br />

Stromstrich<br />

= Linie stärkster<br />

Strömung<br />

1986<br />

1988<br />

1992<br />

Sohl-Absturz<br />

(Wehrfundament)<br />

Ufer<br />

Unmittelbar nach dem<br />

Dammbruch<br />

Auskolkung<br />

Damm<br />

Uferabriß<br />

Kiesbank<br />

Uferabriß<br />

Kiesbank<br />

Uferabriß<br />

Damm provisorisch ausgebessert,<br />

beginnende Mäanderbildung<br />

Prall- und Gleitufer<br />

bilden sich aus<br />

Kolk<br />

verlandet<br />

Gleitufer<br />

Prallufer<br />

Prallufer<br />

Kiesbank,<br />

Gleitufer mit<br />

Inseln<br />

1996<br />

Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz<br />

Damit sich die <strong>Aach</strong> auch in Zukunft frei<br />

entwickeln kann, wurde ein Großteil der Ufergrundstücke<br />

von der öffentlichen Hand<br />

aufgekauft. Zum Hochwasserschutz von Beuren<br />

wurde am Ortseingang ein sog. Sedimentfang<br />

erstellt.<br />

Initialmäander gebaut,<br />

Sohlabsturz beseitigt,<br />

fortschreitende Mäanderbildung<br />

Weitenriedgraben<br />

Dammbruchstelle<br />

Initial-<br />

Mäander<br />

1999<br />

Beginnende eigendynamische<br />

Mäanderbildung im<br />

Weitenried nach einem<br />

Dammbruch 1988<br />

GEWÄSSERDIREKTION<br />

SÜDLICHER OBERRHEIN/<br />

HOCHRHEIN


<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Die <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> – Naturoase<br />

in der Stadt<br />

Um Überschwemmungen zu verhindern, wurde die <strong>Aach</strong> seit<br />

dem Mittelalter begradigt und technisch ausgebaut. Die Vielfalt<br />

der Lebensräume gewässertypischer Tier- und Pflanzenarten<br />

wurde vermindert, die Zugänglichkeit und Erlebbarkeit des Flusses<br />

stark eingeschränkt.<br />

Die naturnahe Umgestaltung<br />

Im Rahmen des „Wasserwirtschaftlich-ökologischen<br />

Entwicklungskonzeptes<br />

<strong>Hegauer</strong><br />

<strong>Aach</strong>" wurde die <strong>Aach</strong><br />

1998 im Stadtbereich Singen<br />

wieder naturnäher gestaltet.<br />

Die Wasseramsel<br />

ist an der <strong>Aach</strong> im Stadtbereich<br />

ein häufiger Gast. Vom Ufer<br />

aus taucht sie<br />

nach kleinen<br />

Wasserinsekten.<br />

Größere Steine<br />

statt Ufermauern<br />

werten ihren Lebensraum auf.<br />

Die Äsche<br />

ist ein Kleinod der Fischfauna.<br />

Verschwenkungen<br />

des Gewässerlaufs<br />

mit leichten Prallund<br />

Gleitufern, Uferabflachungen<br />

sowie sogenante Störsteine verbessern<br />

ihre Lebensverhältnisse.<br />

Durchgehender Gewässerrandstreifen<br />

Es gelang, einen durchgehenden<br />

Gewässerandstreifen<br />

auf öffentlichem Grund auszuweisen.<br />

Zum Schutz der <strong>Aach</strong><br />

wird dieser von Bebauung<br />

und gewässergefährdenden<br />

Nutzungen freigehalten.<br />

Schwarzerle und Silberweide<br />

sichern das Ufer<br />

Der teils standortfremde, teils<br />

überalterte Baumbestand ist<br />

durch standortgemäße Gehölze<br />

ersetzt bzw. ergänzt.<br />

Der Mensch – die wichtigste<br />

Zielart<br />

Seither ist der Fluß und sein<br />

Umfeld wieder stärker als<br />

grüne Lunge zum Auftanken,<br />

Träumen und Erkunden<br />

erlebbar. Uferabflachung und<br />

Gestaltung strömungsarmer<br />

Buchten machen insbesondere<br />

für Kinder den gefahrlosen<br />

Zugang zum Gewässer möglich.<br />

Nachher<br />

Umgestaltung<br />

Vorher<br />

GEWÄSSERDIREKTION<br />

SÜDLICHER OBERRHEIN/<br />

HOCHRHEIN


<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Die <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> –<br />

ein außergewöhnlicher Fluß<br />

Die <strong>Hegauer</strong> oder Radolfzeller <strong>Aach</strong> ist die Lebensader des Hegaus. Sie<br />

entspringt im <strong>Aach</strong>topf, der größten Karstquelle Deutschlands, und mündet<br />

nach rund 32 Kilometern bei Radolfzell in den Bodensee.<br />

Die <strong>Aach</strong>riede, Perlen entlang<br />

des Flusses<br />

Wegen des hohen Grundwasserstandes<br />

und der angepaßten<br />

landwirtschaftlichen Nutzung<br />

haben sich entlang des Flusses<br />

eine Reihe einzigartiger<br />

Feuchtlebensräume mit einer<br />

vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt<br />

entwickelt.<br />

Der <strong>Aach</strong>topf<br />

Der <strong>Aach</strong>topf wird überwiegend<br />

von Donauwasser<br />

gespeist, das zwischen Immendingen<br />

und Fridingen im<br />

durchlässigen Kalkuntergrund<br />

versickert.<br />

Ein typischer Mäanderfluß<br />

Auf weiten Strecken hatte die<br />

<strong>Aach</strong> ursprünglich große<br />

Schlingen, sog. Mäander, ausgebildet.<br />

AACH<br />

VOLKERTSHAUSEN<br />

Die kräftige <strong>Aach</strong><br />

Schon seit dem frühen Mittelalter<br />

wurde die Wasserkraft der<br />

<strong>Aach</strong> zum Antrieb von<br />

Mühlen genutzt. Noch heute<br />

treibt sie mehrere Turbinen zur<br />

Stromerzeugung an.<br />

Das WÖK – Sicherung und<br />

Entwicklung einer einzigartigen<br />

Flußlandschaft<br />

Die einzigartige Flußlandschaft<br />

der <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> wird seit<br />

1990 im Rahmen des „Wasserwirtschaftlich-ökologischen<br />

Entwicklungskonzeptes"<br />

(WÖK) wieder naturnäher<br />

entwickelt.<br />

Die <strong>Aach</strong>-Korrektion<br />

Um die Bewirtschaftung der<br />

häufig überschwemmten<br />

Feuchtwiesen zu verbessern,<br />

wurde die <strong>Aach</strong> in der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

auf weiten Strecken kanalisiert.<br />

Leider wurden dadurch die<br />

Lebensräume vieler Tier- und<br />

Pflanzenarten stark beeinträchtigt.<br />

HAUSEN<br />

BEUREN<br />

NSG<br />

Hausener<br />

<strong>Aach</strong>ried<br />

NSG<br />

Weitenried<br />

FRIEDINGEN<br />

SINGEN<br />

NSG<br />

Ziegeleiweiher<br />

Rickelshausen<br />

RADOLFZELL<br />

RIELASINGEN<br />

NSG Radolfzeller<br />

<strong>Aach</strong>ried<br />

WORBLINGEN<br />

NSG Radolfzeller<br />

<strong>Aach</strong>mündung<br />

NSG Bohlinger<br />

MOOS<br />

<strong>Aach</strong>ried<br />

BOHLINGEN<br />

GEWÄSSERDIREKTION<br />

SÜDLICHER OBERRHEIN/<br />

HOCHRHEIN


<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Der <strong>Aach</strong>topf – ein einzigartiges<br />

Naturphänomen<br />

Der <strong>Aach</strong>topf ist die größte Quelle Deutschlands und der Ursprung der <strong>Hegauer</strong><br />

<strong>Aach</strong>. Drei Viertel des Quellwassers sind Donauwasser, das bei Tuttlingen in<br />

den zerklüfteten Kalksteinen der Schwäbischen Alb versickert. Der 18 m tiefe<br />

Quelltopf setzt sich in einer über 400 m langen<br />

Quellhöhle fort.<br />

Wasser im Überfluß<br />

Die gewaltige Menge von 8.000 l<br />

Wasser quillt durchschnittlich<br />

in jeder Sekunde aus dem<br />

<strong>Aach</strong>topf, wobei eine extreme<br />

Schwankungsbreite (1.300 bis<br />

24.000 l /s) beobachtet wurde.<br />

Vollversinkung der Donau bei Immendingen<br />

Vater Rhein macht Mutter<br />

Donau das Wasser streitig<br />

Indem das Wasser der Donau<br />

zum 170 m tiefer liegenden<br />

<strong>Aach</strong>topf fließt, macht<br />

die <strong>Aach</strong> die junge Donau an<br />

durchschnittlich 130 Vollversinkungstagen<br />

im Jahr zu<br />

einem Nebenfluss des Rheins.<br />

Des Rätsels Lösung<br />

Schon um 1702 wurde die<br />

Hypothese aufgestellt, das<br />

Wasser der <strong>Aach</strong>quelle könnte<br />

versickertes Donauwasser sein.<br />

Aber erst 1877 gelang der<br />

Nachweis, indem 200 Zentner<br />

Kochsalz, das in die Versickerungsstellen<br />

eingegeben<br />

wurde, im <strong>Aach</strong>topf wieder<br />

zum Vorschein kam.<br />

Salzeingabe bei Fridingen im Jahr 1908<br />

Der Wasserstern,<br />

die dominierende Wasserpflanze<br />

im <strong>Aach</strong>topf<br />

Auf kurzen Wegen durch<br />

den Berg<br />

Das Wasser benötigt für die 12<br />

bis 19 km lange Passage durch<br />

das Kalkgebirge nur 1 bis 7 Tage,<br />

weshalb es kaum gereinigt<br />

wird und oft trüb ist.<br />

Die Jägermühle vor 1936<br />

Es klappert die Mühle<br />

Die immense Wasserkraft der<br />

<strong>Aach</strong>quelle wurde seit dem<br />

Mittelalter bis um 1950 schon<br />

unmittelbar am <strong>Aach</strong>topf zum<br />

Antrieb einer Mühle, zeitweise<br />

auch einer Hammerschmiede,<br />

genutzt. Seit 1935/36 wird das<br />

Quellwasser in einem Betonkanal<br />

einem Elektrizitätswerk<br />

flußabwärts zugeführt.<br />

Der badisch-württembergische<br />

Ur-Streit<br />

Die württembergischen<br />

Donauanlieger versuchten<br />

immer wieder,<br />

Wasserengpässe durch<br />

Verstopfen der Versinkungslöcher<br />

zu verhindern.<br />

Dies stieß bei den<br />

badischen <strong>Aach</strong>anliegern<br />

auf erbitterten<br />

Widerstand. Erst im<br />

gemeinsamen Bundesland<br />

Baden-Württemberg<br />

wurde eine Kompromisslösung<br />

gefunden, die eine Umleitung<br />

nur sehr selten und unter<br />

strengen Auflagen erlaubt.<br />

Die <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> und ihr<br />

Einzugsgebiet<br />

In der <strong>Aach</strong>höhle<br />

unterwegs<br />

Stadt <strong>Aach</strong>


<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Fische und Fischerei in der<br />

<strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

Trotz der starken Begradigung zählt die strömungsstarke <strong>Aach</strong> noch zu den<br />

guten Fischgewässern Südwestdeutschlands. Im Rahmen des Wasserwirtschaftlich-ökologischen<br />

Entwicklungskonzeptes (WÖK) <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> wird<br />

die Struktur der Fischlebensräume wieder verbessert.<br />

Begradigter<br />

Oberlauf<br />

mit üppiger<br />

Wasservegetation<br />

Bachneunauge<br />

Die neu entstandenen Kiesbänke<br />

sind dynamische Lebensräume<br />

Der schnell fließende Oberund<br />

Mittellauf<br />

Mehr als zwei Drittel des <strong>Aach</strong>laufs<br />

zählen zum begradigten,<br />

schnell fließenden und kühlen<br />

Mittel- und Oberlauf. Das<br />

flache, kiesige, teilweise auch<br />

von üppigen Wasserpflanzen<br />

besiedelte Flussbett ist u.a. der<br />

Lebensraum von Bachforelle,<br />

Äsche, Groppe, Elritze und<br />

Bachneunauge.<br />

Elritze<br />

Windungsreicher Unterlauf<br />

Träge fließender Unterlauf<br />

Der träge Unterlauf – oft im<br />

Rückstau des Bodensees<br />

Im strömungsarmen, schlingenreichen<br />

Unterlauf unterhalb von<br />

Bohlingen weist die <strong>Aach</strong> ein<br />

tiefes Flussbett mit teils schlammiger<br />

Sohle auf. Hier leben<br />

Fischarten wie Flußbarsch, Döbel,<br />

Aal und Hecht.<br />

Was brauchen die heimischen<br />

Fische in der <strong>Aach</strong>?<br />

Neben einer guten Wasserqualität<br />

und ausreichender Nahrung<br />

sind geeignete Gewässerstrukturen<br />

als Nahrungs-, Schutz- und<br />

Laichplätze lebenswichtig.<br />

Darüber hinaus müssen die Wehre<br />

und Sohlschwellen wieder für<br />

alle Gewässerorganismen durchwanderbar<br />

gestaltet werden.<br />

Bei der Ableitung von Wasser zu<br />

Wasserkraftwerken muss darauf<br />

geachtet werden, eine ausreichende<br />

Wassermenge im Mutterbett<br />

der <strong>Aach</strong> zu belassen.<br />

Die Bachforelle<br />

Die heimische Bachforelle benötigt<br />

zum Ablaichen eine kiesige, von<br />

sauerstoffreichem Wasser durchströmte<br />

Gewässersohle.<br />

Sohlrampe – für Gewässerorganismen<br />

durchwanderbar<br />

Die Groppe<br />

Die kleine Groppe lebt angeschmiegt<br />

am kiesigen Gewässergrund.<br />

Sie zählt ebenso wie Elritze<br />

und Bachneunauge zu den<br />

gefährdeten Arten.<br />

Die Äsche<br />

Strukturreiche Kies- und Sandbänke<br />

mit geringerer Strömung, aber<br />

größerer Wassertiefe sind der<br />

Lebensraum der ebenfalls<br />

gefährdeten Äsche.<br />

Wehre sind Wanderungsbarrieren für<br />

Gewässerorganismen<br />

Nachhaltige Fischerei<br />

Die Fischer der „Hegegemeinschaft<br />

<strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong>“ sorgen für den<br />

Erhalt eines natürlichen, alle Fischarten<br />

und Altersklassen umfassenden<br />

Fischbestandes.<br />

Ein Angler in seinem Element<br />

REGIERUNGSPRÄSIDIUM<br />

FREIBURG


<strong>Flusserlebnispfad</strong> <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong><br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Die Wässerwiesen Beuren – eine<br />

naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme<br />

Als Ausgleich für die Eingriffe in den Naturhaushalt des <strong>Aach</strong>tals beim Bau der<br />

Umgehungsstraße von Beuren wurden im Jahr 1999 in der Flur „Obere Wiesen“<br />

in Anlehnung an die frühere Bewirtschaftung Wässerwiesen eingerichtet.<br />

Durch die Zufuhr von Wasser aus der <strong>Hegauer</strong> <strong>Aach</strong> werden die ehemaligen<br />

Auewiesen wieder stärker als Feuchtlebensraum für die angestammte Tier- und<br />

Pflanzenwelt entwickelt.<br />

Wiesenwässerung im Frühjahr 2000<br />

Die Wässerwiesenwirtschaft –<br />

früher im <strong>Aach</strong>tal weit verbreitet<br />

Die Bewässerung der Wiesen mit<br />

Wasser aus der <strong>Aach</strong> war bis zur<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts eine<br />

gängige Bewirtschaftungsform im<br />

<strong>Aach</strong>tal. Das Flusswasser sowie die<br />

darin enthaltenen Nährstoffe steigerten<br />

das Wachstum der<br />

Wiesenpflanzen, so daß<br />

ohne Düngung bis zu<br />

dreimal pro Jahr gemäht<br />

werden konnte.<br />

Entnahmebauwerk in der<br />

<strong>Aach</strong> bei der Autobahnbrücke<br />

Verzweigung der Zuleitergräben<br />

Ein ausgeklügeltes System<br />

Das Flusswasser wird in einem<br />

System von Gräben mittels Stellfallen<br />

auf die vier Wässerparzellen<br />

verteilt und dort "verrieselt" oder<br />

eingestaut. Gewässert wird von<br />

Frühjahr bis Spätherbst, wobei die<br />

vier Teilbereiche reihum jeweils<br />

mehrere Tage hintereinander<br />

beschickt werden. Überschüssiges<br />

Wasser wird wieder in die <strong>Aach</strong><br />

abgeleitet.<br />

Naturschutzorientierte<br />

Bewirtschaftung<br />

Früher regelte die "Ortspolizeiliche<br />

Wässerungsordnung" der "Oberwiesengenossenschaft<br />

Beuren" die<br />

Bewässerung. Heute erfolgt die Bewirtschaftung<br />

durch Landwirte nach<br />

den fachlichen Vorgaben des Naturschutzes.<br />

Wie damals überwacht<br />

auch heute noch ein "Wässerwart"<br />

die Anlage.<br />

Die Elritze,<br />

ein seltener,<br />

7 bis 14 cm<br />

langer Kleinfisch<br />

der<br />

Wässergräben<br />

Eldorado für Amphibien und<br />

Vögel und kulturhistorisches<br />

Denkmal<br />

Das Nebeneinander von<br />

schwach überrieselten, nassen<br />

und wechselfeuchten Wiesen<br />

sowie Gebüsch und Auwald<br />

bietet vielfältige Lebensräume<br />

für zahlreiche Amphibien- und<br />

feuchtgebietstypische<br />

Vogelarten wie z.B. Grasfrosch,<br />

Ringelnatter, Bekassine und<br />

Graureiher. Daneben erinnert<br />

die Anlage auch an diese<br />

verloren gegangene Wiesenwirtschaft.<br />

Die Bekassine, ein Watvogel,<br />

stochert mit ihrem Schnabel gerne<br />

in schlammigem Grund<br />

Die Sumpfsegge,<br />

ein Sauergras<br />

Der Wiesenfuchsschwanz,<br />

ein wertvolles<br />

Futtergras<br />

Die Ringelnatter liebt nasse Röhrichte<br />

und Staudenfluren<br />

Straßenbauamt Konstanz<br />

Bezirksstelle für Naturschutz<br />

und Landschaftspflege<br />

<strong>Freiburg</strong><br />

Gewässerdirektion<br />

Südlicher Oberrhein/<br />

Hochrhein,<br />

Bereich Rottweil

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