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Religion und Allgemeine Hochschulreife - Evangelische Kirche in ...

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<strong>Religion</strong>sunterricht thematisiert den Anspruch<br />

religiöser Vergewisserung über die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

des Lebens – auch dort, wo dieser Anspruch noch<br />

nicht formuliert werden kann – <strong>und</strong> kommt dem<br />

Bedürfnis nach Antworten auf existenzielle S<strong>in</strong>n<strong>und</strong><br />

Wertfragen nach. Er vermittelt Wissen <strong>und</strong><br />

Informationen über religiöse Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> trägt dazu bei, die Deutung von Wirklichkeit<br />

aus religiöser Perspektive zu verstehen <strong>und</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er entsprechenden Lebensgestaltung zu ermutigen.<br />

Mit solchen Fragen <strong>und</strong> Deutungsmöglichkeiten<br />

befassen sich zunehmend mehr junge Menschen<br />

durch die bewusste Wahl des evangelischen<br />

<strong>Religion</strong>sunterrichts <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe,<br />

nicht selten auch solche, die ke<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong><br />

angehören. Der <strong>Religion</strong>sunterricht <strong>in</strong> der gymnasialen<br />

Oberstufe trifft die Heranwachsenden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebensphase an, die durch e<strong>in</strong> gewachsenes<br />

Reflexionsvermögen <strong>und</strong> durch die möglicherweise<br />

erst jetzt voll aufbrechende Frage<br />

nach dem eigenen Selbst charakterisiert ist.<br />

Deshalb entscheidet der <strong>Religion</strong>sunterricht <strong>in</strong><br />

der gymnasialen Oberstufe mit darüber, ob <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er kritischen Lebensphase e<strong>in</strong>e religiöse<br />

Lebensl<strong>in</strong>ie tragfähige Perspektiven für das<br />

Erwachsenenalter eröffnet.<br />

2.2 Der <strong>Religion</strong>sunterricht als Ausdruck staatlicher<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlicher Verantwortung<br />

Der konfessionelle <strong>Religion</strong>sunterricht nach<br />

Artikel 7 Abs. 3 GG sichert die Gr<strong>und</strong>rechtsausübung<br />

der e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>der, Jugendlichen <strong>und</strong><br />

jungen Erwachsenen. Sie sollen sich nach Artikel<br />

4 GG frei <strong>und</strong> selbständig religiös orientieren<br />

können. Das Bildungssystem muss sich heute<br />

besonders im Umgang mit Vielfalt bewähren. Wo<br />

Gr<strong>und</strong>situationen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>fragen menschlicher<br />

Existenz authentisch behandelt werden,<br />

s<strong>in</strong>d stets auch persönliche Bekenntnisse <strong>und</strong><br />

konfessionelle Färbungen im Gespräch. Sie zeigen<br />

die Vielfalt religiösen Glaubens <strong>und</strong> Denkens.<br />

Darum begegnen junge Erwachsene auch<br />

im evangelischen <strong>Religion</strong>sunterricht der gymnasialen<br />

Oberstufe bestimmten Glaubensüberzeugungen.<br />

Das schließt den Dialog mit anderen<br />

Positionen e<strong>in</strong>. Kennzeichnend für e<strong>in</strong>en religiösen<br />

Dialog ist die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den<br />

differenzierten <strong>und</strong> divergierenden Wahrheitsansprüchen<br />

der <strong>Religion</strong>en. Als positionelles<br />

Bildungsangebot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pluralen Gesellschaft<br />

verweist der <strong>Religion</strong>sunterricht durch se<strong>in</strong><br />

Vorhandense<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Qualität auf andere<br />

Positionen. Er zielt auf e<strong>in</strong>en differenzierten <strong>und</strong><br />

zugleich differenzierenden Umgang mit anderen<br />

konfessionellen Positionen, <strong>in</strong>dem er se<strong>in</strong>e eigene<br />

Konfessionalität <strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gt.<br />

„Die wechselseitige Angewiesenheit von konfessioneller<br />

Identität <strong>und</strong> ökumenischer Verständigung<br />

verdeutlicht, was angesichts des weltanschaulich-religiösen<br />

Pluralismus unserer Situation<br />

als kulturelle Verständigungs- <strong>und</strong> pädagogische<br />

Bildungsaufgabe <strong>in</strong> Schule <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

überhaupt vor uns liegt: das Geme<strong>in</strong>same<br />

<strong>in</strong>mitten des Differenten zu stärken, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Bewegung durch die Differenzen h<strong>in</strong>durch, nicht<br />

oberhalb von ihnen. ... Die Menschen <strong>in</strong> unserer<br />

enger werdenden ‚e<strong>in</strong>en Welt’ brauchen das<br />

fruchtbare Wechselspiel von gewachsener Identität<br />

<strong>und</strong> anzustrebender Verständigungsfähigkeit.“<br />

(Identität <strong>und</strong> Verständigung, EKD-Denkschrift<br />

1994)<br />

<strong>Evangelische</strong>r <strong>Religion</strong>sunterricht macht die<br />

Zugehörigkeit der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler zur<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong> nicht zur Teilnahmebed<strong>in</strong>gung.<br />

Es wird e<strong>in</strong> Lernen gefördert, das<br />

durch die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem Anderen<br />

<strong>und</strong> Fremden das Eigene besser versteht <strong>und</strong><br />

gleichzeitig Respekt für andere Überzeugungen<br />

entwickelt. Es ist die besondere Aufgabe des<br />

<strong>Religion</strong>sunterrichts <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe,<br />

die hier bestehenden Unterschiede <strong>und</strong><br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Dialog bewusst<br />

zu machen <strong>und</strong> zu reflektieren. Dar<strong>in</strong> liegt<br />

e<strong>in</strong> Moment gesamtgesellschaftlicher Integration,<br />

das nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden<br />

kann.<br />

2.3 Der Beitrag des <strong>Religion</strong>sunterrichts zu vertiefter<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung, allgeme<strong>in</strong>er Studierfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftspropädeutik<br />

Im evangelischen <strong>Religion</strong>sunterricht geht es um<br />

e<strong>in</strong>en spezifischen „Modus der Weltbegegnung“<br />

(J. Baumert), der durch e<strong>in</strong> Wirklichkeits- <strong>und</strong><br />

Menschenverständnis geprägt ist, das im christlichen<br />

Glauben gründet. Für dieses Verständnis<br />

ist e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>erfahrung konstitutiv, die das<br />

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