Methodik für die berufliche Fernberatung - Distance Counselling - Bifo
Methodik für die berufliche Fernberatung - Distance Counselling - Bifo
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<strong>Methodik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
- <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> -<br />
Herausgegeben von:<br />
Bernd-Joachim Ertelt und Wilfried Muswieck<br />
Dieses Produkt wurde mit Unterstützung der<br />
europäischen Gemeinschaft im Rahmen des<br />
Programms LEONARDO DA VINCI durchgeführt.<br />
Der Inhalt spiegelt nicht notwendigerweise <strong>die</strong><br />
offizielle Auffassung der Europäischen<br />
Kommission in <strong>die</strong>ser Frage wider.<br />
Mannheim/Nürnberg November 2004<br />
AuF Print Nr. 12
Herausgeber: Fachhochschule des Bundes<br />
<strong>für</strong> öffentliche Verwaltung<br />
Fachbereich Arbeitsverwaltung<br />
Seckenheimer Landstr. 16<br />
68163 Mannheim<br />
ISBN 3-936747-12-1<br />
ISSN 1437-7934<br />
Ausgabe: November 2004<br />
Redaktion: Sabine Schreiner<br />
Tel. 0621/4209-188<br />
E-Mail: Sabine.Schreiner@arbeitsagentur.de<br />
Bezugs-<br />
möglichkeiten: Die „AuF Print“ sind überwiegend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
an Aus- und Fortbildungswegen und -maßnahmen der Bundesagentur <strong>für</strong><br />
Arbeit bestimmt. Externe Interessenten können <strong>die</strong>se <strong>für</strong> eine Schutzgebühr<br />
von 48,00 € bei der Fachhochschule des Bundes <strong>für</strong> öffentliche Verwaltung<br />
- Fachbereich Arbeitsverwaltung - beziehen.
LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninventars<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trainingshandbuches<br />
und Trainingskonzeptes<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
VORWORT .................................................................................................................................................5<br />
1 EINLEITUNG...............................................................................................................................6<br />
2 TRAININGSKONZEPT .............................................................................................................18<br />
2.1 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE FERNBERATUNG ..........................................................................18<br />
2.1.1 Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong> .............................................18<br />
2.1.2 Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen ...........................................24<br />
2.1.3 Minimumstandards <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Voraussetzungen ...................................................37<br />
2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong> ............................................40<br />
2.2 METHODIK DER TELEFONBERATUNG .............................................................................................70<br />
2.2.1 Gestaltung des Erstkontakts.................................................................................................70<br />
2.2.2 Anliegen der Klienten............................................................................................................77<br />
2.2.3 Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten) .................................................................79<br />
2.2.4 Beratungsvereinbarungen und Abschluss des Beratungsgesprächs...................................89<br />
2.3 QUALITÄTSMANAGEMENT (QM) ....................................................................................................95<br />
2.4 DIE INFORMATIONSSTRUKTURELLE METHODIK (ISM) IM RAHMEN VON DISTANCE COUNSELLING....152<br />
3 FALLSTUDIEN........................................................................................................................157<br />
4 BEST PRACTICE IN DER TELEFONBERATUNG................................................................189<br />
5 AUSGEWÄHLTE BEREICHE.................................................................................................204<br />
5.1 MULTIKULTURELLE ASPEKTE ......................................................................................................204<br />
5.2 ETHISCHE FRAGEN ....................................................................................................................216<br />
5.2.1 Ethik und Deontologie in der Telefon-<strong>Fernberatung</strong>...........................................................216<br />
5.2.2 AIOSP - Ethische Fragen....................................................................................................223<br />
5.3 AUSWERTUNG DER LÄNDERSPEZIFIKA.........................................................................................227<br />
6 ANHANG.................................................................................................................................239<br />
6.1 ENTWICKLUNG EINER BERATUNGSMETHODIK/EINES METHODENINVENTARS FÜR DIE BERUFLICHE<br />
FERNBERATUNG EINSCHLIEßLICH EINES TRAININGSHANDBUCHES UND TRAININGSKONZEPTES .......239<br />
6.2 PROJEKTINFORMATION FÜR POTENTIELLE TEILNEHMER (INFORMATIONSBRIEF) 2003, NÜRNBERG .276<br />
6.3 PRÄSENTATION ZUM PROJEKT....................................................................................................278<br />
6.4 ERHEBUNGSBOGEN ZUR SITUATIONSBESCHREIBUNG DER BERUFSBERATUNG,<br />
BERUFSBERATUNGSANGEBOTE UND ZUR BERATERQUALIFIZIERUNG .............................................306<br />
6.5 ERHEBUNGSBOGEN ZUR ANALYSE DER IST - SITUATION DER BERUFLICHEN FERNBERATUNG IN DEN<br />
PROJEKTLÄNDERN FÜR BERATUNGS-PRAKTIKER .........................................................................310<br />
6.6 BEWERTUNGSBOGEN.................................................................................................................315<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS................................................................................................................322<br />
AuF Print Nr. 12 3
4 AuF Print Nr. 12
Vorwort<br />
Vorwort<br />
Im Rahmen der aktuellen Reformprozesse der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA) verändern sich<br />
auch <strong>die</strong> fachlichen Anforderungen an <strong>die</strong> Berufsberater und Berufsberaterinnen. Traditionelle<br />
Beratungsansätze werden durch <strong>die</strong> verstärkte Nutzung der Möglichkeiten der modernen<br />
Informations- und Kommunikationstechniken ergänzt. Die flächendeckende Einrichtung der<br />
„Service Center“ zur Erledigung einfacher Kundenanliegen am Telefon und <strong>die</strong> ständig steigenden<br />
Kundenanfragen über E-Mail und Telefon erfordern eine fachliche Ergänzung des<br />
beraterischen Methodeninventars.<br />
Ziel- und kundenorientiert kommunizieren kann man lernen und trainieren. Für <strong>die</strong>sen fachlichen<br />
Bedarf wurden im Rahmen eines EU-Projektes mit Partnern aus sieben Ländern Trainingsmodule<br />
entwickelt, um Berufsberatern und Berufsberaterinnen sowie Angehörigen verwandter<br />
Tätigkeiten ein entsprechendes fachliches Fortbildungsangebot im Rahmen der<br />
Personalentwicklung zu bieten.<br />
Der Fachbereich Arbeitsverwaltung der Fachhochschule des Bundes beteiligte sich auf der<br />
Grundlage seiner fun<strong>die</strong>rten wissenschaftlichen und internationalen Kompetenz, während<br />
das Beratungsreferat der Zentrale der BA <strong>die</strong> Anforderungen der Praxis – auch in Bezug auf<br />
ein zukünftiges „Online - Beratungsangebot“ – in dem Projekt repräsentierte. Der Bereich<br />
„Internationale Beziehungen“ der BA brachte <strong>die</strong> umfangreichen Erfahrungen der beiden<br />
Netzwerke NRCVG Euroguidance und EURES im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> sowie<br />
<strong>die</strong> fachlichen Folgerungen aus den Evaluationen <strong>die</strong>ser Beratungsservices (1999 und<br />
2000) mit ein.<br />
Der vorliegende Band der Reihe „AuF Print“ will <strong>die</strong> Ergebnisse des LEONARDO DA VINCI<br />
Projektes Beratungskräften, Stu<strong>die</strong>renden und an der Weiterbildung Interessierten innerhalb<br />
und außerhalb der BA näher bringen. Die Konzeption des Trainingshandbuchs bietet eine<br />
Me<strong>die</strong>nkombination als Schulungsunterlagen zum Selbststudium, Projektstudium, Vortrag<br />
und zu verschiedenen Seminarformen.<br />
Durch <strong>die</strong> Mitarbeit von Experten aus neun europäischen Ländern ergibt sich eine erweiterte<br />
fachliche Perspektive. Behandelt werden Rahmenbedingungen und Methoden der <strong>berufliche</strong>n<br />
<strong>Fernberatung</strong>, Formen des Qualitätsmanagements, multikulturelle Aspekte, ethische<br />
Fragen, Fallstu<strong>die</strong>n und „best practice“ Beispiele aus den Partnerländern.<br />
Aktuell bedeutsam ist <strong>die</strong> Beschäftigung mit der telefonischen Beratung, weil <strong>die</strong>se Form<br />
zwischen der klassischen „face to face - Beratung“ und der computergestützten Beratung<br />
anzusiedeln ist. Neuere Stu<strong>die</strong>n zeigen, dass gerade <strong>die</strong> gut informierten und hoch involvierten<br />
Ratsuchenden nach zusätzlichen personalen Beratungsangeboten verlangen. Die telefonische<br />
Beratung kann <strong>die</strong>ser verstärkten Nachfrage ressourcensparend und professionell<br />
Rechnung tragen.<br />
Wir bedanken uns bei denjenigen, <strong>die</strong> durch Fachtexte, redaktionelle Gestaltung, Übersetzungsarbeiten<br />
und organisatorische Hilfen zur Realisierung <strong>die</strong>ses Bandes beigetragen haben.<br />
Besonders hervorzuheben ist dabei <strong>die</strong> Unterstützung des Fachbereiches Arbeitsverwaltung<br />
der Fachhochschule des Bundes, Mannheim.<br />
Wir hoffen auch, Anregungen <strong>für</strong> einen erweiterten fachlich-kritischen Austausch mit der Leserschaft<br />
geben zu können.<br />
Bernd-Joachim Ertelt Wilfried Muswieck<br />
Mannheim Nürnberg<br />
Juli 2004<br />
AuF Print Nr. 12 5
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
1 Einleitung<br />
Hey Sie ..., sind Sie noch dran?<br />
Das ist <strong>die</strong> Geschichte von dem einsamen Mann.<br />
Der rief eines Nachts <strong>die</strong> Telefonseelsorge an —<br />
Er wollte kaum noch Leben, denn er fühlte sich leer<br />
Doch schon <strong>die</strong> Stimme von der Dame beruhigte ihn sehr.<br />
Sie fragte <strong>die</strong>s und das – er fing zu reden an,<br />
Und dachte:<br />
endlich jemand der zuhören kann —<br />
Sie sind Sie noch dran?<br />
Mmh Sie, sind Sie noch dran?<br />
Sie sprach hin und wieder leise zu ihm<br />
Und mit der Zeit faszinierte sie ihn —<br />
Das war seine Rettung, wenn es Rettung <strong>für</strong> ihn gibt<br />
Er hatte sich in ihre Telefonstimme verliebt.<br />
Er kaufte ihr Blumen – Er schrieb sogar ein Gedicht<br />
Er musste <strong>die</strong>se Stimme sehn, doch man verstand ihn dort nicht<br />
Tut uns Leid, <strong>die</strong> Dame hat noch keiner geküsst<br />
Weil <strong>die</strong> Dame mit der Stimme unser Computer ist<br />
Ist das <strong>die</strong> neue Wirklichkeit? Sind wir schon so weit?<br />
Nein, wir sind noch nicht so weit. Sonst hätten sich <strong>die</strong> 13 Projektpartner aus acht Ländern<br />
nicht zu <strong>die</strong>sem Projekt zusammen geschlossen, um den Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />
methodisch weiterzuentwickeln.<br />
Human voice has great power, and therefore very important is not only what you are saying,<br />
but also how you are saying it and whether you can cope professionally the period of telephone/distance<br />
communication/counselling with the client, so that he/she learned what<br />
he/she wanted to learn and a good feeling of you has been left in him/her.<br />
6 AuF Print Nr. 12
Koordination/ Projektleitung:<br />
Wilfried MUSWIECK Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg<br />
Wissenschaftliche Leitung:<br />
Bernd-Joachim ERTELT FH des Bundes, Fachbereich<br />
Arbeitsverwaltung, Mannheim<br />
Partner und Autoren:<br />
Einleitung<br />
Deutschland<br />
Wilfried MUSWIECK Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Nürnberg<br />
Karen SCHOBER Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg<br />
Bernd-Joachim ERTELT Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Fachhochschule (FH),<br />
Mannheim<br />
Waldemar JONAIT, Agentur <strong>für</strong> Arbeit, Nagold<br />
Otto POMPE Agentur <strong>für</strong> Arbeit, Rheine<br />
Roland HÜTTNER Login Telefonservice, Berlin<br />
Kerstin FELDNER-KREISCHER Login Telefonservice, Berlin<br />
Thoralf MARKS Login Telefonservice, Berlin<br />
Angela SELL Login Telefonservice, Berlin<br />
Winfried VOLLMER Kommunikationstrainer, Hamburg<br />
Österreich<br />
Claudia HAMMERER BIFO Berufs- und Bildungsinformation<br />
Vorarlberg , Dornbirn,<br />
Klaus MATHIS BIFO Berufs- und Bildungsinformation<br />
Vorarlberg , Dornbirn,<br />
Eva BALOCH-KALOIANOV Euroguidance Austria, Wien,<br />
Gabriele SCHMID Euroguidance Austria, Wien,<br />
Eduard STAUDECKER Euroguidance Austria, Wien,<br />
Tschechische Republik<br />
Veronika FANTOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />
informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />
Zuzana FREIBERGOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />
informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />
Ondrej GBELEC Národní vzdělávací fond – Národní<br />
informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />
Jana POPELKOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />
informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />
Markéta VAVRECKOVÁ Národní vzdělávací fond – Národní<br />
informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />
Milena BLATNIKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />
Gabriela JURACKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />
Ludmila MARKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />
Eva JUZVAKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />
Sylva STEPITOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />
Fürstentum Liechtenstein<br />
Karl JEHLE Berufsberatungsstelle des Fürstentums<br />
Liechtenstein, Schaan<br />
Maria OEHRI Berufsberatungsstelle des Fürstentums<br />
Liechtenstein, Schaan<br />
AuF Print Nr. 12 7
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Ungarn<br />
Ildikó JÁRAI Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
Mária KUKLA Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
Melinda LORANT Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
Eva MEZÖ-ZÁDORI Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
Beáta OLÁH Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
András VLADISZAVLYEV Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />
Szeged<br />
András ZAKAR Universität Szeged<br />
Polen<br />
Paulina BOGDANSKA, Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />
Grazyna MORYS-GIEORGICA, Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />
Anna WOYNAROWSKA Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />
Rumänien<br />
Mihaela CHIRU CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />
Bucureşti<br />
Speranta CIRLEA CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />
Bucureşti<br />
Mihai JIGAU CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />
Bucureşti<br />
Slowakische Republik<br />
Anna BUCIC Slovak Academic Association for<br />
International Cooperation, Bratislava<br />
Jozef DETKO Slovak Academic Association for<br />
International Cooperation, Bratislava<br />
Stefan GRAJCÁR Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />
Bratislava<br />
Maria KUBISOVÁ Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />
Bratislava<br />
Drahomira VANOUSOVÁ Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />
Bratislava<br />
Peter SÒLYI Faculty of Arts, Comenius University,<br />
Bratislava<br />
Jolana KUSÁ Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />
Services, Bratislava<br />
Zuzana MARDIAKOVÁ Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />
Services, Bratislava<br />
Ivan VALKOVIC Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />
Services, Bratislava<br />
Weitere Mitarbeit:<br />
Cristina COGOI ASTER, Bologna/Italien (Silent Partner):<br />
Transfer zu EU – Projekt ICT-Skills<br />
Charlotte METZLER-BURREN Universität Zürich/Schweizer<br />
Eidgenossenschaft<br />
Katarina TRLICOVÁ Bratislava/Slowakische Republik<br />
8 AuF Print Nr. 12
I. Zum Verständnis des Projektansatzes<br />
Einleitung<br />
Alle bisherigen Beraterqualifikationen bauen auf der traditionellen face to face Beratungssituation<br />
auf. Dieser traditionelle Beratungsansatz und <strong>die</strong> damit einhergehenden Qualifikationen<br />
sowie das Methodeninventar der Berufsberater und Berufsberaterinnen bietet keine professionellen<br />
Ansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> ständig steigende Nachfrage im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong>/distance<br />
counselling.<br />
Die Nachfragen bezüglich Telefon- und E-Mailberatung sowie anderen Formen der <strong>Fernberatung</strong><br />
haben in Deutschland zwei fachspezifische Kundenbefragungen — im Serviceangebot<br />
<strong>für</strong> an Bildungs- und Beschäftigungsmobilität interessierte Kunden — deutlich gemacht.<br />
Dieses Ergebnis ist möglicherweise durch das in Deutschland vorherrschende Stützpunktsystem<br />
beeinflusst worden, ist aber auf alle Länder der Projektpartnerschaft, <strong>die</strong> in der Regel<br />
über kein enges flächendeckendes Beratungsangebot verfügen, übertragbar.<br />
Im Rahmen des Projektes wurden rund 230 Berufsberater und Berufsberaterinnen in den<br />
Projektländern zu ihrer <strong>berufliche</strong>n Praxis in Bezug auf distance counselling befragt. Diese<br />
Befragung ergab eine hohe praktische Involviertheit in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong>, sei es bei<br />
Erst- und/oder Folgeberatungskontakten; so übersteigt bereits heute <strong>die</strong> durchschnittliche<br />
Zahl der Distanzberatungen (per Telefon, E-mail oder Brief/FAX) mit rund 23 Erstberatungen<br />
und gut 10 Folgeberatungen pro Woche <strong>die</strong> Zahl der "face to face“ Beratungen mit rund 18<br />
Erstberatungen und gut 9 Folgeberatungen.<br />
Diese Relationen sind unter Berücksichtigung der Intensität der <strong>Fernberatung</strong> allerdings zu<br />
relativieren, denn <strong>die</strong> Telefonberatung – und das ist innerhalb der Distanzberatung <strong>die</strong> am<br />
häufigsten nachgefragte Dienstleistung – dauern im Durchschnitt 9,6 Minuten (bis 5 Minuten:<br />
29 %; bis 10 Minuten: 47 %; bis 15 Minuten: 18 %; über 15 Minuten: 6 %), während <strong>die</strong> face<br />
to face Beratung in der Praxis zumeist umfangreicher ist (35 – 60 Minuten).<br />
Ein Blick auf <strong>die</strong> Anliegen der Ratsuchenden in der <strong>Fernberatung</strong> macht deutlich, dass <strong>die</strong><br />
Beratungskräfte auch bei der Distanzberatung ein breites Themenspektrum abzudecken<br />
haben. Zwar nehmen „Informationen zum Überblick“ mit rund 23 % den relativ größten Raum<br />
ein, doch zeigen auch <strong>die</strong> Prozentanteile der übrigen Anliegen, dass der gesamte Rahmen<br />
der beraterischer Dienstleistungen gut vertreten ist:<br />
• Präzisieren von ersten konkreten Vorstellungen (14,6 %),<br />
• Beratung mit Vermittlungswunsch (14,3 %),<br />
• Absicherung einer bereits getroffenen Entscheidung (13,1 %),<br />
• Abwägen von Alternativen (12,9 %),<br />
• auslandsbezogene Fragen (11,7 %), und<br />
• Realisierung bereits gefasster Entschlüsse (10,7 %).<br />
Hinsichtlich der spezifischen Anforderungen der <strong>Fernberatung</strong> gegenüber der face to face–<br />
Situation lassen sich zwei große Bereiche unterscheiden. Der erste (mit rund 53 %) umfasst<br />
grundlegende Fragen der <strong>Methodik</strong> und Gesprächsführung (einschl. Sprachkompetenz); der<br />
zweite (mit rund 44 %) bezieht sich auf das berufs- und bildungskundliche sowie arbeitsmarktbezogene<br />
Wissen (Anmerkung: Rest andere Bereiche).<br />
Für <strong>die</strong>se spezifischen Anforderungen einer <strong>Fernberatung</strong> fühlen sich über <strong>die</strong> Hälfte der<br />
befragten Beratungskräfte (55 %) nicht und 8 % nur zum Teil ausreichend qualifiziert.<br />
Die persönlichen Rückmeldungen u. Erfahrungsberichte der Beratungskräfte zur <strong>Fernberatung</strong><br />
reflektieren sehr gut <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>die</strong>ser Beratungsform: Sie ist geeignet, Beratungszeit<br />
zu sparen, schneller auf aktuelle Probleme der Klienten einzugehen, erweiterte<br />
Beratungsmöglichkeiten zu eröffnen und Schwellenängste abzubauen. Doch man fühlt sich<br />
auch häufiger im Arbeitsablauf gestört, unter größeren Zeitdruck gesetzt, nicht zuletzt weil<br />
mehr Klienten Zugang zur Beratung erhalten. Außerdem sind nicht immer <strong>die</strong> notwendigen<br />
optimalen technischen Voraussetzungen gegeben. Insgesamt jedoch zeichnen <strong>die</strong> befragten<br />
AuF Print Nr. 12 9
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Berater ein positives Bild ihrer Kompetenzen zur Telefonberatung, denn 86 % geben an,<br />
dem Anliegen der Anrufer „häufig “und 5 % „immer“ gerecht werden.<br />
Von daher erstaunt es, dass gut drei Viertel der Beratungskräfte Interesse an der im Rahmen<br />
des LEONARDO DA VINCI - Pilotprojekts „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ entwickelten Weiterbildung<br />
haben. Bei <strong>die</strong>ser Qualifizierung soll <strong>die</strong> Beratungsmethodik einschließlich der verbalen<br />
Kompetenz das Hauptgewicht erhalten (knapp 60 % aller Nennungen). Mit 38 % folgt der<br />
inhaltsbezogene Block: Transnationales und europabezogenes Wissen (14,4 %), Ausbildungs-<br />
und Arbeitsmarkt (8,1 %), Berufskunde (79 %) und Information zu Bildung, Ausbildung,<br />
Hochschule (7,6 %). (Rest: andere Bereiche).<br />
Man kann davon ausgehen, dass <strong>die</strong> Befragten ihre persönliche Weiterbildung mit Blick auf<br />
<strong>die</strong> erwartete Entwicklung der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung planen. 90 % der Befragten erwarten,<br />
dass <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ser Beratungsform zunimmt (sie wird gleich bleiben: 9 %, sie<br />
wird sinken: 1 %).<br />
II. Einstiegskompetenz<br />
Die Einstiegskompetenz wurde wie folgt beschrieben:<br />
Mindestens 2 Jahre Berufspraxis und gute Basiskenntnisse <strong>für</strong> den Bereich beraterischer<br />
Kommunikation. Im Training wird keine Berufsberaterausbildung nachgeholt, sondern eine<br />
Zusatzqualifikation/Spezialisierung im Bereich der <strong>Methodik</strong> der <strong>Fernberatung</strong> vermittelt. Die<br />
Zielkompetenz muss jeweils auf Grund der individuellen Kompetenzprofile der Berater erfolgen<br />
und sich vor allem an den Tätigkeitsbereichen orientieren. Rund ein Drittel der entsprechenden<br />
Angaben bezieht sich auf <strong>die</strong> „Berufsberatung <strong>für</strong> Jugendliche“. Es folgen „Bildungsberatung“<br />
(28,3 %), „Laufbahnberatung <strong>für</strong> Erwachsene“ (20 %), Tätigkeit in der Stu<strong>die</strong>nberatung,<br />
Personalwirtschaft oder als Psychologe (23,7 %) und – überraschend gering –<br />
im Netzwerk „euroguidance“ (5,5 %).<br />
Die Befragten sind in der Regel in mehreren der genannten Bereiche tätig (im Durchschnitt<br />
2,5) und verfügen hier zum Teil über langjährige Praxis. Doch knapp ein Viertel üben ihre<br />
jetzige Funktion erst maximal ein Jahr aus. Gut ein weiteres Viertel (25,1 %) verfügt über 2 –<br />
5 Jahre, gut ein Fünftel (21,2 %) über 6 – 10 Jahre, 18 % über 11 – 20 Jahre und gut jeder<br />
Zehnte (10,8 %) über 21 – 30 Jahre (!) Berufserfahrung in Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen. Die<br />
Erstausbildungen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Aufgaben konzentrieren sich auf Sozialwissenschaften, Psychologie<br />
und Pädagogik, oftmals mit einer Zusatzqualifikation in Beratung. Die Eingangsbedingungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualifizierung in <strong>Fernberatung</strong> sind also sehr heterogen. Es wird daher angeregt,<br />
sich im Bedarfsfall vor dem Training nochmals eingehend mit den theoretischen Grundlagenteilen<br />
des Trainingshandbuches zu beschäftigen, um so eine Selbsteinordnung im Hinblick<br />
auf <strong>die</strong> angebotenen Inhalte vorzunehmen.<br />
III. Theoretische Grundlagen<br />
Die Projektpartnerschaft hat sich nach gründlicher Prüfung unterschiedlicher theoretischer<br />
Beratungs- und Berufswahltheorien übereinstimmend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwendung des eklektischbehavioristischen<br />
Beratungsansatz und <strong>die</strong> informationsstrukturelle Methode (ISM) von Ertelt/Schulz<br />
als theoretische Grundlage <strong>für</strong> das distance counselling ausgesprochen.<br />
Die ISM orientiert sich nicht – wie eine Reihe anderer Beratungsansätze – am normativen<br />
Bild der rationalen Individualentscheidung, sondern denkt sich in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong>n Problemlösungsprozesse,<br />
wie sie beim Einzelnen ablaufen, hinein. Die beraterische Hilfe wird hierbei<br />
verstanden als Simulation der kognitiv - affektiven Informationsverarbeitungsvorgänge beim<br />
Klienten im Rahmen eines auf das vereinbarte Beratungsziel ausgerichteten Lernprozesses.<br />
Berufliche Probleme und Entscheidungen sind in der Regel komplexer Art und daher meist<br />
als schlecht definierte Situationen zu charakterisieren. Selten gibt es nur eine „richtige“ Lösung<br />
und den eindeutig vorhersehbaren Schlusspunkt oder gar Lösungsgarantie <strong>für</strong> eine<br />
bestimmte Vorgehensweise.<br />
10 AuF Print Nr. 12
Einleitung<br />
Solche Entscheidungsprozesse gehen in der Regel einher mit starker emotionaler Betroffenheit,<br />
wie Problemdruck, Informationsstress, Furcht vor Fehlentscheidungen und Zweifel, ob<br />
<strong>die</strong> gewählte Alternative tatsächlich <strong>die</strong> richtige ist.<br />
Die ISM bietet der Beratungskraft Kategorien zur Einschätzung inhaltlicher Defizite des<br />
Klienten bei seiner Problemlösung. Diese können sich auf <strong>die</strong> Kenntnis von alternativen Lösungsmöglichkeiten,<br />
auf Bewertungskriterien oder auf Vorgehensweisen (individuelle Heuristiken)<br />
beziehen.<br />
Gleichzeitig berücksichtigt <strong>die</strong> ISM <strong>die</strong> Abhängigkeit des Informationsbedarfs von den Phasen<br />
und Stufen der Problemlösung. Steht ein Individuum erst am Anfang eines Entscheidungsprozesses,<br />
so benötigt es Hinweise zur Problemdefinition und zur Motivierung eines<br />
möglichst eigenaktiven Vorgehens.<br />
Zu der Stufe der Generierung von Alternativen gehören Informationen über Lösungswege<br />
und deren Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Person. Die Kriterien zur Bewertung der jeweiligen<br />
Alternative, unter Einbeziehung der Verwirklichungschancen und -wege, müssen deutlich<br />
werden. In der Entscheidungsphase mit endgültiger Auswahl einer Handlungsalternative und<br />
persönlich verbindlicher Festlegung (commitment) benötigt der Klient informatorische Hilfen,<br />
<strong>die</strong> ihm über <strong>die</strong> eigene Entscheidungsfähigkeit über seine Auswahlkonflikte, Realisierungsmöglichkeiten<br />
und <strong>die</strong> zu erwartenden Entschlussfolgen Auskunft geben.<br />
Menschen in der Nachentscheidungsphase bedürfen beschreibender und interpretierender<br />
Informationen, denn gerade bei sehr wichtigen Entscheidungen weichen <strong>die</strong> erwarteten Folgen<br />
oft mehr oder weniger von den eingetretenen ab. Hier muss der Berater dann helfen, <strong>die</strong><br />
„kognitive Dissonanz“ zu reduzieren.<br />
Wie bereits oben aufgezeigt, verteilen sich <strong>die</strong> Klienten in der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung<br />
auf alle Stufen des Entscheidungsprozesses. Gleichzeitig ist der Zeitrahmen besonders bei<br />
der Telefonberatung äußerst limitiert. Voraussetzung <strong>für</strong> eine wirkungsvolle Hilfe ist daher<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit zur raschen Diagnose von Informationsdefiziten bezogen auf <strong>die</strong> Stufe des<br />
Problemlösungsprozesses, auf der sich der Klient befindet. Darauf aufbauend erfolgt dann<br />
<strong>die</strong> gezielte Informationshilfe unter strenger Beachtung der individuellen Grenzen bei der<br />
Aufnahme und Verarbeitung <strong>die</strong>ser Hinweise.<br />
IV. Hinweise zu Aufbau und Nutzung des Trainingshandbuchs<br />
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung der Beratungspraktiker in den Projektländern<br />
erarbeitete eine Projektgruppe (Ertelt, Jehle, Zakar) Vorschläge <strong>für</strong> Trainingsinhalte.<br />
Diese wurden dann von insgesamt 98 ausgesuchten Beratungsfachkräften in den acht Partnerländern<br />
im Sommer 2002 anhand eines Fragebogens gewichtet. Dabei sollten auch Empfehlungen<br />
gegeben werden, welche Inhalte ins Trainingshandbuch aufgenommen und welche<br />
Priorität sie im Training erhalten sollten.<br />
Unter Berücksichtigung <strong>die</strong>ser Ergebnisse wurde beim 2. Projekttreffen (9. – 11. September<br />
2002 in Oberursel) <strong>die</strong> fachliche Gliederung der Module des Trainingshandbuchs beschlossen.<br />
Diese bildete den Rahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung der Lehrtexte durch <strong>die</strong> Partnerländer.<br />
Beim 3. Projekttreffen (6. – 8. Februar in Warschau) erarbeiteten <strong>die</strong> Teilnehmer (in Gruppen)<br />
Vorschläge <strong>für</strong> Lernziele, Lerninhalte, Methoden und Zeitvorgaben des Trainings. Diese<br />
wurden anhand der Ergebnisse der genannten Expertenbefragung und nach fachwissenschaftlichen<br />
Aspekten zu einem Vorschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong> im September bzw. Oktober 2003 in Oberursel<br />
stattfindenden Trainings verdichtet: Jedes Modul ist gegliedert nach Eingangsvoraussetzungen,<br />
Lernzielen, Lehrtext mit ergänzender Literatur und Hinweisen zum Training.<br />
Die Festlegung der angestrebten Kompetenzebenen erfolgte anhand folgender taxonomischer<br />
Stufen: Wissen (Tax. I), Verstehen (Tax. II), Transfer - Anwenden (Tax. III) und Problemlösungen<br />
entwickeln können (Tax. IV).<br />
AuF Print Nr. 12 11
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Für <strong>die</strong> Realisierung bedarf es jedoch in Anbetracht der oben beschriebenen Heterogenität<br />
der Eingangskompetenzen der Teilnehmer einer sorgfältigen Adaptierung. Als Anhaltspunkt<br />
können <strong>die</strong> inhaltlichen Prioritäten aus der Expertenbefragung <strong>die</strong>nen. Die Anordnung der<br />
Trainingsbereiche erfolgte nach dem Mittelwert (in Klammer) auf einer dreistufigen Bewertungsskala<br />
von (1) höchste Priorität, (2) mittlere Priorität, (3) niedrige Priorität.<br />
Klärung des Anliegens (1,22)<br />
(Anlagen eines Personalblattes, sprachliche Präzision, aktives Zuhören und Frageverhalten,<br />
Vermitteln des beraterischen Involvements)<br />
Beratungsprozess (1,23)<br />
(Technik der gestuften Information und Raterteilung, Realisierungshilfen, qualifizierter Verweis<br />
)<br />
Beratungsvereinbarung (1,36)<br />
(„Abschlusstechniken“: Zusammenfassung des Anliegens, Priorisierung, Harmonisierung der<br />
Klienten-Erwartungen und der vereinbarten Beratungsziele, Beratungsvertrag)<br />
Abschluss des Beratungsgesprächs (1,36)<br />
(Vereinbarung des weiteren Vorgehens und der „Hausaufgaben“, Überprüfung der Erreichung<br />
der Beratungsziele und der Angemessenheit der <strong>Methodik</strong>, Vorbereitung der Nachentscheidungsphase)<br />
Gesprächsführung (1,43)<br />
(Selbsteinschätzung des Gesprächsverhaltens, Sprech- und Stimmbildung <strong>für</strong> Telefonberatung,<br />
kritische Prüfung non-direktiver und direktiver Fertigkeiten bei der Telefonberatung)<br />
Diagnostik / Assessment (1,57)<br />
(Formalqualifikation, Selbsteinschätzung des Klienten, Zutrauen zu sich selbst)<br />
Ausgewählte Bereiche (1,61)<br />
(ethische Fragen der Telefonberatung, multikulturelle Kompetenz, Marketing der Telefonberatung,<br />
Telefonberatung im Verhältnis zu anderen Beratungsformen)<br />
Nacharbeit und Qualitätsmanagement (1,64)<br />
(Erstellung eines Gesprächsprotokolls, Aufbereitung typischer Anliegen mit Lösungswegen,<br />
Dokumentation von Fällen nach der „critical incidents technique“, Methoden der Selbst- und<br />
Fremdevaluation bei Telefonberatung (z. B. EFQM-Methode)<br />
Kontaktaufnahme am Telefon (1,73)<br />
(Organisation der Telefon-Anlaufstelle, Qualitätsmanagement: Wartezeit des Klienten, Anzahl<br />
der Weiterverbindungen, Verfügbarkeit der Ansprechpartner, Gestaltung der Beziehungsebene<br />
beim Erstkontakt)<br />
Informationsmanagement bei der Telefonberatung (1,94)<br />
(Leistungsprofile berufskundlicher Me<strong>die</strong>n <strong>für</strong> Telefonberatung, Zugriffsmöglichkeiten und<br />
Bewährung von Me<strong>die</strong>n in der Telefonberatung)<br />
Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung (2,12)<br />
(Software-Spezifika, Voraussetzungen am Arbeitsplatz, Gebührenfragen, Konferenzschaltungen,<br />
technische Voraussetzungen beim Klienten)<br />
Eine wichtige Unterstützung <strong>für</strong> das anwendungsorientierte Beratungstraining bieten auch<br />
Fallstu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> nach der Critical Incidents Technique (c.i.t.) in den Partnerländern erhoben<br />
wurden. Während des Trainings können <strong>die</strong> Beratungspraktiker weitere Fälle nach <strong>die</strong>sem<br />
Muster beitragen. Außerdem haben <strong>die</strong> Partnerländer „best practices“ zur Verfügung gestellt.<br />
12 AuF Print Nr. 12
Einleitung<br />
Der folgende Plan <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trainingsseminare im Bildungszentrum Oberursel ist als Vorschlag<br />
zu verstehen. Er muss in jedem Fall auf <strong>die</strong> internen Lernbedingungen (Vorwissen, Praxiserfahrungen,<br />
Motivation und Interesse, Lernstil,) der Teilnehmer abgestimmt werden. Ausgegangen<br />
wird von insgesamt 32 Lehrstunden = Trainingseinheiten à 50 Min. pro Trainingswoche.<br />
Die Nummern der Veranstaltungen beziehen sich auf <strong>die</strong> Kapitelnummern im Trainingshandbuch.<br />
Der besondere Dank gilt:<br />
Frau Hannelore Großmann<br />
Frau Petra Winterbauer<br />
Frau Gabriele Wiemer<br />
<strong>für</strong> Grafik, Textgestaltung und Schreibarbeiten<br />
Herrn Walter Auerbach<br />
<strong>für</strong> Projektmanagement<br />
AuF Print Nr. 12 13
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
- Trainingsseminar –<br />
LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“<br />
Trainingscenter Oberursel 01. – 05. September 2003<br />
Seminarleitung: Mihaela Chiru, NRCVG Romania, Bucharest<br />
Dr. Ivan Valkovic, Psychological <strong>Counselling</strong> Center,<br />
Bratislava<br />
Winfried Vollmer, Hamburg<br />
Montag, 01.09.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Begrüßung,<br />
Erläuterung des Trainingsprogramms,<br />
Vorstellung der Teilnehmer (Erfahrungen, Erwartungen hinsichtlich<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>)<br />
Vorstellung der Trainingsunterlagen<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
- Gesamtgruppe<br />
- Flipchart, Pinwand<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />
2.1. Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong><br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr 2.1.2 Spezifika der Telefonberatung<br />
2.1.4 Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung<br />
2.2.1 Kontaktaufnahme via Telefon<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 15.50 Uhr Fortsetzung<br />
16.00 – 16.50 Uhr 2.2.2 Klärung des Anliegens<br />
(1 Trainingseinheit)<br />
Gesamtgruppe<br />
Dienstag, 02.09.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr 2.2.4 Beratungsvereinbarung und Abschluss<br />
2.2.3 Beratungsprozesse<br />
2.3 Qualitätsmanagement in der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(4 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr 1. Trainingseinheit:<br />
Kontaktaufnahme und Klärung des Anliegens<br />
Beratungsvereinbarung, Hinweise zum Beratungsprozess und<br />
Abschluss, unter Einbeziehung des Qualitätsmanagements<br />
(6 Trainingseinheiten)<br />
Videotraining in Kleingruppen<br />
14 AuF Print Nr. 12
14.45 –15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
Prozess-Evaluierung I<br />
Mittwoch, 03.09.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 11.30 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
Einleitung<br />
11.40 – 12.30 Uhr optional: 2.1.4 Informationsmanagement und -marketing<br />
5.1 Interkulturelle und transnationale Aspekte der<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Teilgruppen<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr Fortsetzung<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 16.50 Uhr Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall-Beispiele und "best practices"<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Teilgruppen<br />
Donnerstag, 04.09.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall.–Beispiele und "best practices"<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr 2. Trainingseinheit:<br />
exemplarisches Videotraining zu allen Phasen der Telefonberatung<br />
mit differenziertem Feedback<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Kleingruppen<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr Entwicklung didaktischer Konzeptionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> nationale Beraterschulung<br />
in <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>, speziell Telefonberatung<br />
(3 Trainingseinheiten)<br />
länderspezifische Projektarbeit in Kleingruppen<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung<br />
Prozess-Evaluierung II<br />
Freitag, 05.09.03<br />
08.00 - 10.20 Uhr Hinweise zum weiteren Projektablauf / Feedback zum Trainerhandbuch<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.00 Uhr Auswertung / Evaluierung des Trainerseminars<br />
Hinweise zum Evaluierungsbogen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteren Trainerseminare<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
Schlussevaluierung, Abreise nach dem Mittagessen<br />
AuF Print Nr. 12 15
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
- Trainingsseminar –<br />
LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“<br />
Bildungszentrum Oberursel 20. – 24. Oktober 2003<br />
Seminarleitung: Waldemar Jonait, Arbeitsamt Nagold<br />
Thoralf Marks, Login-GmbH, Berlin<br />
Angela Sell, Login-GmbH, Berlin<br />
Montag, 20.10.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Begrüßung,<br />
Erläuterung des Trainingsprogramms,<br />
Vorstellung der Teilnehmer (Erfahrungen, Erwartungen hinsichtlich<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>)<br />
Vorstellung der Trainingsunterlagen<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
- Gesamtgruppe<br />
- Flipchart, Pinwand<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />
2.1.1 Context of distance counselling<br />
(2 Trainingseinheiten<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr 2.1.2 Spezifika der Telefonberatung<br />
2.1.4 Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung<br />
2.2.1 Kontaktaufnahme via Telefon<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 15.50 Uhr Fortsetzung<br />
16.00 – 16.50 Uhr 2.2.2 Klärung des Anliegens<br />
(1 Trainingseinheit)<br />
Gesamtgruppe<br />
Dienstag, 21.10.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr 2.2.4 Beratungsvereinbarung und Abschluss<br />
2.2.3 Beratungsprozesse<br />
2.3 Qualitätsmanagement in der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(4 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr 1. Trainingseinheit:<br />
Kontaktaufnahme und Klärung des Anliegens<br />
Beratungsvereinbarung, Hinweise zum Beratungsprozess und<br />
Abschluss, unter Einbeziehung des Qualitätsmanagements<br />
(6 Trainingseinheiten)<br />
Videotraining in Kleingruppen<br />
14.45 –15.00 Uhr Kaffeepause<br />
16 AuF Print Nr. 12
15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
Prozess-Evaluierung I<br />
Mittwoch, 22.10.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 11.30 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />
Einleitung<br />
11.40 – 12.30 Uhr optional: 2.1.4 Informationsmanagement und –marketing<br />
5.1 Interkulturelle und transnationale Aspekte der<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Teilgruppen<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr Fortsetzung<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 16.50 Uhr Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall-Beispiele und "best practices"<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Teilgruppen<br />
Donnerstag, 23.10.03<br />
08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall.–Beispiele und "best practices"<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.30 Uhr 2. Trainingseinheit:<br />
exemplarisches Videotraining zu allen Phasen der Telefonberatung<br />
mit differenziertem Feedback<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Kleingruppen<br />
12.30 Uhr Mittagessen<br />
14.00 – 14.45 Uhr Entwicklung didaktischer Konzeptionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> nationale Beraterschulung<br />
in <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>, speziell Telefonberatung<br />
(3 Trainingseinheiten)<br />
länderspezifische Projektarbeit in Kleingruppen<br />
14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />
15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung<br />
Prozess-Evaluierung II<br />
Freitag, 24.10.03<br />
08.00 - 10.20 Uhr Hinweise zum weiteren Projektablauf / Feedback zum Trainerhandbuch<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />
10.40 – 12.00 Uhr Auswertung / Evaluierung des Trainerseminars<br />
Hinweise zum Evaluierungsbogen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteren Trainerseminare<br />
(2 Trainingseinheiten)<br />
Gesamtgruppe<br />
Schlussevaluierung, Abreise nach dem Mittagessen<br />
AuF Print Nr. 12 17
Hüttner, Roland<br />
2 Trainingskonzept<br />
2.1 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
2.1.1 Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong><br />
Zur Einordnung des spezifischen Leistungsprofils der Telefonberatung sollen im Folgenden<br />
stichwortartig andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) charakterisiert werden.<br />
Dieses <strong>die</strong>nt zur Anregung der Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen<br />
Beratungsangebote außerhalb der face to face-Beratung.<br />
Als Grundlage <strong>die</strong>nte <strong>die</strong> Analyse ausgewählter Arbeitsdokumente und Expertenstatements.<br />
Die angegebenen Kontaktadressen bieten weitere Informationsmöglichkeiten in Deutschland.<br />
I. Weitere Möglichkeiten des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Formen der Online Beratung – Online – <strong>Counselling</strong><br />
1. Fachliche Ansätze und Möglichkeiten der Online – Beratung<br />
des Online-<strong>Counselling</strong> sowie der <strong>berufliche</strong>n Orientierung - Online<br />
� Informationsweitergabe – auch digital<br />
� Beratungsvorbereitung/Erstkontakte<br />
� Beratung im eigentlichem Sinne<br />
� Beratungsnachbereitung<br />
� Evaluierung/Erfolgskontrolle<br />
� Online Bereitstellung von Gruppeninformationen, Vortragsveranstaltungen(Themenkonserven)<br />
<strong>für</strong> Schulen, Hochschulen, Bildungsträger und Einzelnutzer<br />
und Weitergabe von Informations- und Beratungsquellen<br />
� Online-Selbsterkundungs- und Testverfahren<br />
� Experten-Portal – e-mail Anfragen Aufbau von FAQ-Angeboten<br />
� Trotzdem: problem-, lösungs- und handlungsorientiert<br />
2. Vorteile der Beratung durch E-Mail – E-Mail <strong>Counselling</strong><br />
� Erleichterung der Kontaktaufnahme und Son<strong>die</strong>rung des Beratungsbedarfes<br />
� Verbesserung der Erreichbarkeit der Beratungs<strong>die</strong>nstleistung<br />
� Niederschwelliger Zugang <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen<br />
� Erweiterte Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> Berufstätige<br />
� Ermittlung, Klassifizierung und Bewertung von bestehender und potenzieller<br />
online-fähiger Beratungsleistung mit spezieller Beratungssoftware zur Qualitätssicherung<br />
und Transparenz<br />
� Versorgung strukturschwacher Regionen<br />
3. Chats und Expertenforen<br />
� Niedrigschwelliges Angebot <strong>für</strong> Kundengruppen mit digitalen Kompetenzen –<br />
Gefahr der Digitalenausgrenzung<br />
� Angemessene Kommunikationsform <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kundengruppe „Jugendliche“<br />
� Erhöhung des Marktanteiles durch <strong>die</strong> Ansprache neuer Zielgruppen, <strong>die</strong> über<br />
<strong>die</strong>se Beratungsform besonders oder leichter angesprochen und erreicht werden<br />
können<br />
� Zeitgleicher Erfahrungsaustausch aller Beteiligten<br />
18 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
� Regionale Unabhängigkeit zwischen Serviceanbieter und Kunden<br />
� Angebot von Net - Meetings<br />
� Beteiligung von Kunden in laufende Projektarbeiten<br />
� Angebot von Expertenforen oder Expertenchats mit Arbeitgebern und Unternehmen,<br />
verstärkt <strong>die</strong> Kooperation mit der Wirtschaft und den Unternehmen<br />
� Dokumentationsangebote über Expertenforen erhöhen <strong>die</strong> Nachhaltigkeit <strong>die</strong>ser<br />
Informations- und Austauschangebote<br />
� Die Grenzen im Chat deutlich machen. Intensive Beratung ist hier aller Erfahrung<br />
nach nicht möglich<br />
4. Vor- und Nachteile <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einrichtung von Freecall – Hotlines<br />
� Gute Erreichbarkeit unabhängig der Region und der Verkehrsanbindungen,<br />
besonders empfehlenswert in strukturschwachen Regionen.<br />
� Hoher Aufwand an technische Infrastruktur<br />
5. Videoconferencing<br />
� Erweiterung des Angebots der <strong>Fernberatung</strong><br />
� Effizienter Personaleinsatz im Bereich von Beratung und Orientierung. Im<br />
Rahmen der transnationalen Berufsberatungs-Zusammenarbeit gewinnt <strong>die</strong>ser<br />
Aspekt zunehmend an Bedeutung<br />
� Einsatz auch in der Personalentwicklung möglich<br />
� Visuelle Transparenz und Nachvollziehbarkeit höher als bei anderen Formen<br />
des distance counselling<br />
� Informationsrunden mit mehreren Personen ohne regionale Begrenzung<br />
� Erleichterte Weitergabe digitalisierbarer Informationsmaterialien<br />
6. Mögliche Folgen der Ausweitung von Online-Beratungsangeboten<br />
� Reduzierung der telefonischen Anfragen<br />
� Reduzierung der face to face Beratungsnachfrage oder<br />
� Erhöhte face to face Beratungsnachfrage in Folge des niederschwelligen institutionellen<br />
Beratungszugangs<br />
� Problem der digitalen Ausgrenzung bestimmter Personengruppen ohne IT -<br />
Zugang oder geringer ICT - Skills<br />
� Die Dokumentation der Beratung muss auf <strong>die</strong> „neuen“ Rahmenbedingungen<br />
angepasst werden, ohne dabei an Transparenz und Qualitätsstandards zu<br />
verlieren<br />
� Veränderungen im Arbeitsablauf, den Rahmenbedingungen, der Arbeitszeit<br />
und der Evaluierung der Beratungstätigkeit<br />
� Entwicklung einer spezifischen e-mail oder SMS Kommunikation (Regelwerk<br />
– Abkürzungen – Symbole <strong>für</strong> emotionale Erlebnisinhalte)<br />
7. Grenzen der Online-Beratung<br />
� Wenig geeignet <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungskommunikation im “engeren“ Sinne,<br />
� Erschwernis durch <strong>die</strong> Schriftlichkeit<br />
� Mögliche Barrieren <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen (Sehen und Hören) sowie<br />
Defiziten im Bereich der digitalen Kompetenzen<br />
� Es gibt noch keine gesicherten Erfahrungen zur Auswirkung der E-Mail-Kommunikation<br />
auf den Beratungsprozess<br />
AuF Print Nr. 12 19
Hüttner, Roland<br />
8. Chancen und Vorteile der Online-Beratungsangebote<br />
� Erste Kontaktaufnahme, „Erste-Hilfe-Rat“ durch niedrigschwelliges Angebot<br />
� Erstkontakte als Beratungsvorbereitung, Abklärung des Beratungsbedarfes<br />
zur gezielten Kundensteuerung und effizienten Einsatz der Personalressourcen<br />
� Segmentierung der Kunden in Kundenkategorien (z.B. Informations- oder Beratungskunde)<br />
� Gezielter Einsatz im Bereich der beraterischen Nachbetreuung (Nachhaltigkeit,<br />
Verbesserung des CRS Costumer-Relation-Ship, Qualitätsmanagement,<br />
Qualitätssicherung)<br />
� „Präventionsberatung“<br />
� Konzentration der „teuren“ Face to Face Beratung auf den vom Kunden bestimmten<br />
notwendigen Umfang<br />
� Steuerung der Informationsphase des Kunden im Rahmen des Berufswahlprozesses<br />
auf mehr Eigeninitiative und aktive Eigenleistung<br />
� Online-Beratung ist das passende ergänzende Serviceangebot <strong>für</strong> den sich<br />
entwickelnden „Virtuellen Arbeitsmarkt“<br />
� Online-Beratung kann ortsunabhängig organisiert werden<br />
� Online-Beratung ist ein kundenorientiertes Serviceangebot vor allem im transnationalen<br />
europäischen Bereich, in dem <strong>die</strong> face to face Beratung traditionell<br />
keine große Bedeutung hat<br />
9. Kontaktadressen<br />
� Arbeitsamt Nagold www.berufsberatung.nagold.de<br />
� Arbeitsamt Coburg www.arbeitsamt.de/coburg/berufswähler<br />
� Arbeitsamt Münster www.berufkom.de<br />
� Arbeitsamt Stuttgart Chats – „Mach’s Richtig“<br />
� Arbeitsamt München Chats „Abitur und was dann?“<br />
� LAA Hessen Chats zu Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nfragen<br />
� FH Oldenburg Chats gemeinsam mit Arbeitsamt<br />
� FH Trier Weiterbildungskonzept „Mediale<br />
Beratungskompetenz,<br />
www.stube.fh.trier.de/3/index.htm<br />
10. Virtuelle Leistungsberatung<br />
� Informationen zu Geld- und Förderleistungen/Stipen<strong>die</strong>n<br />
� Informationen der transnationalen Leistungsgewährung<br />
� Begleitangebot eines Leistungsrechner im Internet<br />
� Stand der Leistungsgewährung<br />
11. Die OECD empfiehlt der Berufsberatung <strong>die</strong> beschleunigte Integration der<br />
distance counselling Beratungsangebote – digitale Beratungsangebote – in<br />
<strong>die</strong> Standardservices der Beratungs<strong>die</strong>nste<br />
II. Internet-Beratung<br />
Internet-Beratung ist eine Form der Distanzberatung (<strong>Fernberatung</strong>), <strong>die</strong> <strong>die</strong> speziellen Verfahren<br />
und <strong>die</strong> speziellen Stellungen ausnutzt und auch <strong>die</strong> spezielle Vorbereitung des Beraters<br />
verlangt.<br />
20 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Charakteristik<br />
Internet-Beratung<br />
• wird durch <strong>die</strong> Abwesenheit der non-verbalen Kommunikation, der Proxemik, der<br />
Haptik und weiterer, beim persönlichen Kontakt üblicher Kommunikationsformen der<br />
sog. „Sich-Selbst-Präsentation“ gekennzeichnet<br />
• stellt höhere Ansprüche an <strong>die</strong> Kommunikation; auf der Klientenseite ist das <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />
<strong>die</strong> Forderungen und Fragen exakt zu formulieren; auf der Beraterseite <strong>die</strong><br />
Fähigkeit, klar und deutlich zu antworten<br />
• ermöglicht schnellere und schlagfertige Informationsübergabe<br />
• ermöglicht unmittelbare Informationsübergabe (als Anlage, E-mail-Adresse, Internet-<br />
Links, Webseiten usw.)<br />
Anwendung<br />
• am häufigsten zur Anknüpfung vom ersten Kontakt (Klarstellung der Forderung) und<br />
bei der Informationsberatung<br />
Vorteile<br />
<strong>für</strong> den Klienten:<br />
• hohe Zugänglichkeit: man kann <strong>die</strong> Fragen von Zuhause, von der Schule usw. stellen<br />
• spart Geld und Zeit<br />
• leistet dem Klienten den genügenden Zeitraum <strong>für</strong> das Frageformulieren<br />
• Klient erhält alle Auskünfte in schriftlicher Form und kann auf sie später zurückkommen<br />
• Auskünfte sind übersichtlicher und verständlicher<br />
• Teilanonymität macht dem Klienten Mut<br />
Vorteile<br />
<strong>für</strong> den Berater:<br />
• zeitliche Flexibilität – Berater muss nicht unbedingt unmittelbar antworten, gewinnt<br />
Zeit <strong>für</strong> das Überlegen und das Antwortformulieren und auch <strong>für</strong> das Suchen der Informationen<br />
in den Datenbanken, bzw. Konsultation- , Intervision- und Supervisionsgelegenheit<br />
• bequeme Fragenübergabe, bei der Fragenübergabe passiert keine Entstellung<br />
• <strong>die</strong> Antworten auf <strong>die</strong> häufig kommenden Fragen können im Voraus verarbeitet werden<br />
• Möglichkeit der Verbindung <strong>die</strong>ses Beratungsverfahrens mit andren Aktivitäten<br />
Empfehlungen<br />
• falls Sie sich nicht sicher sind, dass Sie <strong>die</strong> Frage richtig verstanden haben, verlangen<br />
Sie ihre nähere Spezifikation<br />
• falls Sie <strong>die</strong> Frage nicht unmittelbar beantworten können, empfehlt man, den Kontakt<br />
zu dem Klienten pflegen , z.B. „Wir haben Ihre Frage erhalten und sind gerade dabei,<br />
Ihnen <strong>die</strong> nützlichen Informationen zu besorgen“ …<br />
• verzichten Sie wenn möglich bei der Kommunikation mit dem Klienten auf <strong>die</strong> Fachsprache<br />
und fremde Wörter<br />
• es wird auch empfohlen, <strong>die</strong> Möglichkeiten der in <strong>die</strong>ser Form geleisteten Beratungs<strong>die</strong>nste<br />
exakt festzustellen (siehe Informationsmanagement)<br />
AuF Print Nr. 12 21
Hüttner, Roland<br />
Nachteile<br />
• Kommunikation zwischen dem Klienten und dem Berater wird auf den schriftlichen<br />
Kontakt beschränkt<br />
• falls der Berater <strong>die</strong> Klientenfrage nicht eindeutig begriffen hat, ist <strong>die</strong> weitere Spezifikation<br />
komplizierter<br />
• „feed-back“ Abwesenheit<br />
• in einigen Fällen kann nicht <strong>die</strong> klassische, face to face-Beratungsform ersetzt werden,<br />
weil <strong>die</strong> Internet-Beratung unpersönlich ist<br />
Gabriela Jurackova, CZ / Sylva Stepitova, CZ<br />
III. Online – Beratung – Kommunikationsstandards –<br />
Beratungshilfen<br />
1. Faktoren gelungener (Online) Kommunikation<br />
� Inhalte des Gespräches, der Beratung aufeinander abstimmen; worüber man<br />
miteinander spricht<br />
� Die Rollenbeziehungen müssen in der Kommunikation muss Übereinstimmung<br />
hergestellt, der Grad der Intimität geklärt werden.<br />
� In Chats und Videokonferenzen kommt der zeitlichen Abstimmung des „Sprechens“<br />
eine große Bedeutung zu<br />
� Berücksichtigung des eingeschränkten non verbalen Verhaltens, der emotionalen<br />
Tönung, von Verstärkungen<br />
� Eigenen Gedanken/Gefühle/Intentionen sollten mit nonverbalen Hinweisen zur<br />
besseren Verständlichkeit (Deko<strong>die</strong>rfähigkeit) versehen werden; <strong>die</strong>s gilt auch in<br />
der entgegen gesetzten Richtung (Enko<strong>die</strong>rfähigkeit) eigene Gedanken/Gefühle/<br />
Intentionen adäquat mitteilen können<br />
2. Sprecher – Senderfertigkeiten<br />
� Ansichten, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle konkret, eindeutig und in einer<br />
<strong>für</strong> den Empfänger annehmbaren Form äußern<br />
� Ich-Sätze bilden, Selbstoffenbarung, beim Thema bleiben, im Hier und Jetzt<br />
sprechen, keine “alte Wäsche waschen“<br />
� Mitteilungen/Informationen an konkrete Situationen und konkrete Verhaltensweisen<br />
des Kommunikationspartners koppeln<br />
„best practice“ Beispiele<br />
• Ich bemerke, dass • Ich bedaure, dass<br />
• Ich nehme an, das bedeutet • Ich <strong>für</strong>chte, dass<br />
• Ich möchte wissen • Ich wäre froh, wenn<br />
• Ich vermute, dass • Ich möchte, erwarte<br />
• Lassen Sie mich mutmaßen • Ich schätze es,<br />
• Ich glaube, dass ich, Sie • Ich hoffe<br />
• Es stört mich, dass • ........................<br />
3. Zuhörer – Empfängerfertigkeiten<br />
� Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Meinungen möglichst genau erfassen und<br />
rückmelden<br />
� und Wünschen des Kommunikationspartners mit eigenen Worten, zusammenfassen,<br />
aktives Zuhören<br />
� offene Fragen stellen<br />
� drastifizierende Rückkopplung, Bildersprache, Analogien<br />
22 AuF Print Nr. 12
4. E-Mail und SMS Sprachstile Abkürzungen/Akronyme<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
CU See you<br />
TIA Thanks in advance<br />
FIB Flugzeuge im Bauch<br />
SIB Schmetterlinge im Bauch<br />
TD Trau Dich<br />
mfg Mit freundlichen Grüßen<br />
„schluck“ Betroffenheit<br />
„würg“ Ekel<br />
„hmmm“ Nachdenken<br />
„denk“ Nachdenken<br />
„schlotter“ Angst<br />
„wühl“ Suchen im Durcheinander<br />
GGG Ganz großes Grinsen<br />
BBB Bis bald Baby<br />
GNGN „Geht nicht“ gibt’s nicht<br />
GN8 Gute Nacht<br />
�� freundlich<br />
�� traurig<br />
;-) zwinkern<br />
:-O erstaunen<br />
:‘) weinen<br />
$$ Academic jobs<br />
$$$ Industrial jobs<br />
$$$$ People starting up their own company<br />
$(:-� Sol<strong>die</strong>r (Dog – Sol<strong>die</strong>r)<br />
@-,-‚- Eine Rose <strong>für</strong> Dich<br />
FUDHUK Fall um den Hals und knuddeln<br />
GUK Gruß und Kuss<br />
HDGDL Hab Dich ganz doll lieb<br />
ILD ich liebe Dich<br />
LU Liebevolle Umarmung<br />
SDEDG Schön, dass es dich gibt<br />
Barbara Hellinge, Stu<strong>die</strong>nberaterin FH Trier, DE, Auszüge einer Präsentation anlässlich der<br />
AIOSP Konferenz September 2003, Bern, CH, überarbeitet von Wilfried Muswieck, Zentrale<br />
der BA, Nürnberg im Oktober 2003, Projektleitung, genehmigt durch B. Hellinge.<br />
AuF Print Nr. 12 23
Hüttner, Roland<br />
2.1.2 Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen<br />
1. Einführung in <strong>die</strong> telefonische Kommunikation durch Selbsteinschätzung und<br />
Auswertung<br />
Telefonieren kann jeder. Wir haben es in der Regel genau so natürlich und spontan erlernt,<br />
wie unser allgemeines Vermögen, miteinander zu kommunizieren. Wir tauschen Sachinformationen,<br />
Stimmungen und Gefühle direkt aber über große Distanzen aus. Wir haben erfahren,<br />
dass durch ein Telefonat viel erreicht werden aber auch vieles falsch laufen kann, ohne<br />
häufig <strong>die</strong> genauen Ursachen da<strong>für</strong> zu kennen.<br />
Professionell zu Telefonieren heißt aber nicht nur rhetorische Gewandtheit und psychologisches<br />
Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Vor allem Kenntnisse über Mechanismen und<br />
Gesetzmäßigkeiten <strong>die</strong>ser spezifischen Kommunikationsform sind wichtig, um <strong>die</strong> eigenen<br />
Fähigkeiten einschätzen und verbessern zu können. Und nur wer Gesprächstechniken beherrscht,<br />
kann ein Gespräch bewusst lenken und schwierige Situationen meistern.<br />
Telefonieren ist eine besondere, intensivere Form der Kommunikation, da sie auf den rein<br />
wortsprachlichen Austausch beschränkt ist. Über <strong>die</strong>sen einen Kanal, Sprechen und Hören,<br />
müssen alle Informationen fließen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> einen komplexen Kommunikationsprozess nötig<br />
sind. Damit bekommen alle Details im Gesprächsverlauf und Gesprächsumfeld eine besondere<br />
Wichtigkeit.<br />
Bevor nun <strong>die</strong> theoretischen Zusammenhänge <strong>die</strong>ser Prozesse entwickelt werden, sollten<br />
Sie sich über eine Selbsteinschätzung Ihrer eigenen Fähigkeiten zu den praktischen Vorgängen<br />
in Beziehung setzen. Die Vielfalt der einzelnen Fragestellungen bzw. Aussagen<br />
vermittelt einen Eindruck von der Komplexität der telefonischen Kommunikation und der Bedeutung<br />
einzelner Umstände.<br />
Positionieren Sie sich zügig und ehrlich zu den einzelnen Aussagen.<br />
Schätzen Sie sich ein in einer Skala von – bis: Immer nie<br />
5 4 3 2 1<br />
Wenn das Telefon klingelt, freue ich mich auf ein interessantes Gespräch.<br />
Alle <strong>für</strong> eine Beratung nötigen Unterlagen liegen griffbereit.<br />
Ein unangenehmer Gesprächspartner kann mich erregen oder verärgern.<br />
Ich bin mit allen wichtigen Funktionen meines Telefonapparates gut<br />
vertraut.<br />
Wenn ich den Hörer abnehme, habe ich alle Gespräche im Raum beendet.<br />
Ich merke mir den Namen meines Gesprächspartners und schreibe ihn<br />
sofort auf.<br />
Ich unterbreche meinen Gesprächspartner, wenn ich sein Anliegen/seine<br />
Frage verstanden habe, um das Gespräch zu beschleunigen.<br />
Ich achte darauf, dass ich in der Sprache bzw. im Verständnis meines<br />
Gesprächspartners spreche.<br />
Ich bin in der Lage, negative oder nachteilige Informationen positiv zu<br />
formulieren.<br />
24 AuF Print Nr. 12
Ich leite bzw. führe das Gespräch.<br />
Auch bei schwierigen Gesprächspartnern<br />
Ich kann den Grund eines Anrufes schnell erfragen.<br />
Ich kommuniziere während des Telefonats mit anderen, z.B. durch<br />
Mimik oder Gestik.<br />
Ich mache mir Gesprächsnotizen und vervollständige <strong>die</strong>se nach dem<br />
Telefonat.<br />
Ich vermittle meinem Gesprächspartner das Gefühl, akzeptiert zu sein.<br />
Ich erledige während eines Telefonates auch noch andere Dinge.<br />
Ich spreche zusammenhängend kaum länger als 60 Sekunden.<br />
Ich spreche auch in Stress oder bei Erregung in ruhigem Ton.<br />
Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />
mich verstanden hat.<br />
Ich rede deutlich mehr als mein Gesprächspartner.<br />
Ich beherrsche das derzeit gültige Buchstabieralphabet.<br />
Ich interessiere mich wirklich <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner.<br />
Ich erledige versprochene Rückrufe pünktlich und zuverlässig.<br />
Mir fallen in jeder Situation <strong>die</strong> richtigen Worte ein.<br />
Ich achte auf meine Lautstärke und passe sie den Gesprächsumständen<br />
an.<br />
Ich lasse mich von Unterstellungen und persönlichen Angriffen beeindrucken.<br />
Ich bin freundlich am Telefon und lächle bei der Begrüßung.<br />
Ich nehme schnell ab, wenn das Telefon klingelt.<br />
Ich habe das Gefühl, dass mein Partner das Gespräch interessant und<br />
anregend findet.<br />
Ich verwende Formulierungen wie:leider, bedauerlicherweise, tut mir<br />
leid ...<br />
Ich spreche nur über <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner wichtig<br />
sind.<br />
Ich benutze vertraute Fachbegriffe und Abkürzungen ohne zu überlegen,<br />
ob sie meinem Gesprächspartner bekannt sind.<br />
Termine, Zahlen und andere wichtige Informationen wiederhole ich<br />
während des Gesprächs prinzipiell.<br />
Ich spreche meinen Gesprächspartner auch während des Gesprächs<br />
mit seinem Namen an.<br />
Ich verwende bei längerem Zuhören Worte oder Sätze der Bestätigung.<br />
Wenn ich nicht gut konzentriert bin, verspreche ich mich oder suche<br />
nach Worten.<br />
Auch beim hundertsten Mal klingen <strong>die</strong> gleichen Informationen von mir<br />
noch lebendig und individuell.<br />
Ich achte darauf, dass ich mich <strong>für</strong> den Anrufer verständlich melde.<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
AuF Print Nr. 12 25
Hüttner, Roland<br />
Ich verstehe es, meine Sprache dynamisch, lebendig und warm zu<br />
gestalten.<br />
Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />
mich verstanden hat.<br />
Mir gelingt es, Offenheit und Vertrauen bei meinem Gesprächspartner<br />
zu erzeugen.<br />
Ich verwende häufiger Aussagesätze und Aufforderungen als Fragen.<br />
Ich bedanke mich am Ende des Gespräches<br />
<strong>für</strong> den Anruf bzw. <strong>für</strong> das Interesse.<br />
Ich warte mit dem Auflegen des Hörers, bis mein Gesprächspartner<br />
aufgelegt hat.<br />
Auswertung<br />
Zählen sie alle Wertungspunkte zusammen, mit Ausnahme <strong>die</strong> der Nummern:<br />
3,7,12,15,19,25,29,31,35,41.<br />
Die Punkte <strong>die</strong>ser Nummern ziehen Sie nun von der zuvor ermittelten Summe ab.<br />
Nach der Anzahl der Punkte <strong>die</strong>ser Endsumme können Sie jetzt Ihre Kompetenzen in der<br />
Telefonkommunikation einschätzen.<br />
Punktezahl<br />
Wertung<br />
155 - 140 Sie sind ein Naturtalent und darüber hinaus sehr gut geschult!<br />
Oder Sie haben sich bei der Einschätzung selbst beschummelt.<br />
139 - 115 Herzlichen Glückwunsch! Sie haben sehr entwickelte Fähigkeiten zum<br />
Telefonieren. Die wenigen hier ermittelten Schwächen geben Anlass, Ihre<br />
Stärken weiter auszubauen!<br />
109.- 80 Sie haben durchschnittliche bis gute Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> telefonische Kommunikation. Knüpfen Sie daran<br />
an und verbessern Sie Ihre Fähigkeiten.<br />
79 - 50 Ihre kommunikativen Kompetenzen sollten dringend verbessert werden.<br />
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, sich <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Gebiet zu sensibilisieren und<br />
sich Methoden und Techniken anzueignen.<br />
49 - 0 Kann nicht sein! Sie bewerten sich zu schlecht.<br />
2. Ausgewählte Aspekte der Kommunikation<br />
Kommunikationsprozesse sind äußerst komplexe Vorgänge, <strong>die</strong> nur als mehrdimensionales<br />
Geflecht verschiedenster Mechanismen und Voraussetzungen vorstellbar sind. Kommunikationstheorien<br />
versuchen, ausgehend von einer jeweils spezifischen Betrachtungsweise,<br />
Grundzüge <strong>die</strong>ser Prozesse systematisierend, damit vereinfachend zu beschreiben.<br />
Die Kenntnis verschiedener solcher theoretischen Ansätze ermöglicht ein umfassenderes<br />
und tieferes Verständnis von Kommunikation auf der theoretisch beschreibenden Ebene,<br />
beim Praktiker hingegen verbessert <strong>die</strong>ses Herangehen das individuelle kommunikative<br />
Vermögen in der Regel erfahrungsgemäß wenig.<br />
Dabei ist doch das Wissen um allgemeinere Zusammenhänge Voraussetzung, um überhaupt<br />
eigenes Verhalten bewusst einordnen und reflektieren zu können. Tatsächlich schafft erst <strong>die</strong><br />
subjektive Auseinandersetzung mit den gewohnten verinnerlichten Mustern <strong>die</strong> gewünschten<br />
26 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Lerneffekte: Indem wir erkennen, welche Funktion und Wirkung einzelne Elemente unserer<br />
eigenen kommunikativen Praxis haben, können wir <strong>die</strong>se bewusst gestalten.<br />
Die Übungen im vorigen Abschnitt sollten eine Sensibilisierung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se eigenen Gewohnheiten<br />
ermöglichen – in Folge werden nun Gedanken entwickelt, welche <strong>die</strong> einzelnen Fragestellungen<br />
in allgemeine Zusammenhänge integrieren. Diese sollen aber keine Kommunikationsmodelle<br />
abbilden, sondern Anregungen geben, <strong>die</strong> inneren Gesetzmäßigkeiten kommunikativer<br />
Prozesse zu verstehen und <strong>die</strong> individuellen Fähigkeiten darauf abzustimmen.<br />
2.1. „Freund oder Feind“ – der erste Eindruck<br />
Wir alle kennen <strong>die</strong> Situationen, in denen wir anderen, uns bis dahin unbekannten, Personen<br />
das erste Mal begegnen: gespannt und aufmerksam sammeln wir mit allen Sinnen Eindrücke<br />
unseres Gegenübers <strong>für</strong> eine erste spontane und intuitive Bewertung. Dieses verhaltensbiologische<br />
Grundmuster war ehemals lebensnotwendig: Blitzschnell musste eingeschätzt werden,<br />
ob Gefahr droht oder nicht. Nur wenn unser Gegenüber in Erscheinung und Gestus<br />
ungefährlich, vielleicht sogar zugewandt wirkt, ist eine weitere allmähliche Annäherung möglich.<br />
Anderenfalls werden durch Stressaktivierung Fluchtreflexe oder auch Angriffsimpulse<br />
ausgelöst, <strong>die</strong> Existenz sichernde Funktion haben.<br />
Diese Mechanismen laufen auch heute noch in gleicher Weise ab, wenn auch in sozial bzw.<br />
kulturell überformter Variante: Fluchttendenzen sind weitestgehend internalisiert, erzeugen<br />
einen inneren Rückzug und richten <strong>die</strong> Aufmerksamkeit verstärkt auf <strong>die</strong> so wichtigen körpersprachlichen<br />
Informationen; Angriffsverhalten wird gestisch ausgedrückt und verbal praktiziert.<br />
Ist dagegen eine intensivere Kontaktaufnahme möglich, dann „schwingen sich <strong>die</strong><br />
beiden Kommunikationspartner aufeinander ein“. Sie reproduzieren miteinander Bekanntes<br />
und Vertrautes, finden eine gemeinsame Sprache, um eine Grundlage <strong>für</strong> den Informationsaustausch<br />
zu haben. Dies ist <strong>die</strong> übliche Phase des „small talk“ zu Beginn einer Begegnung.<br />
Festzuhalten ist: Der erste Eindruck, d.h. <strong>die</strong> ersten Sekunden der Kontaktaufnahme,<br />
prägt in entscheidender Weise den gesamten weiteren Verlauf des Kommunikationsprozesses.<br />
Ein einmal intuitiv erzeugtes Negativbild wird <strong>die</strong> weitere Wahrnehmung bestimmen und<br />
kann nur ganz allmählich korrigiert werden.<br />
Für <strong>die</strong> telefonische Kommunikation gilt, dass <strong>die</strong> Informationen zur Einschätzung des Gegenübers<br />
lediglich wortsprachlich übertragen werden können, optische Eindrücke können<br />
und brauchen daher nicht ausgewertet werden. Gelingt es, einen ersten positiven Eindruck<br />
zu vermitteln, gestaltet sich <strong>die</strong> Phase der Gesprächseröffnung damit in der Regel deutlich<br />
kürzer als in der face to face Begegnung. Gelingt <strong>die</strong>s nicht, lassen sich Irritationen und<br />
Misstrauen deutlich schwerer ausräumen als mit Unterstützung körpersprachlicher Mittel.<br />
Der Kontakt und damit der Informationsaustausch wird in aller Regel distanzierter und formeller<br />
bleiben.<br />
2.2. Akzeptanz und Anerkennung<br />
- <strong>die</strong> „Trägerfrequenz“ jeder Kommunikation<br />
Als soziale Wesen sind wir Menschen darauf angewiesen, uns in sozialen Zusammenhängen<br />
zu positionieren und unsere Stellung in der Beziehung zu anderen Individuen fortwährend<br />
zu überprüfen und zu festigen. Wir vergleichen einander und stellen so unseren eigenen<br />
Wert fest. Und wir sind angewiesen auf <strong>die</strong> Einschätzungen der anderen. Dieser Vorgang<br />
drückt sich durch das Selbstwertgefühl aus. Das Selbstwertgefühl bildet damit eine<br />
zentrale Kategorie allen menschlichen Seins und Verhaltens:<br />
Alles was man tut, ist letztendlich auch davon geprägt, sich permanent sozial abzusichern<br />
und zu bestätigen.<br />
AuF Print Nr. 12 27
Hüttner, Roland<br />
Die Bestätigung des Selbstwertgefühls ist damit Bestandteil jeder Kommunikation, bzw. jede<br />
Kommunikation <strong>die</strong>nt in erheblichem Umfang zur Bestätigung des Selbstwertgefühls der Beteiligten.<br />
Ist <strong>die</strong>ser Prozess gestört, fühlt sich z. B. jemand verunsichert oder gekränkt, leidet<br />
<strong>die</strong> Kommunikation erheblich: ein Austausch von Sachinformationen ist dann oft kaum noch<br />
möglich. Daran wird deutlich, dass <strong>die</strong> permanente Übermittlung <strong>die</strong>ser sozialen Botschaften<br />
<strong>die</strong> Funktion einer „Trägerfrequenz“ hat. Nur wenn das Selbstwertgefühl des Kommunikationspartners<br />
bestätigt oder zumindest nicht in Frage gestellt wird, können <strong>die</strong> Sachinformationen<br />
ungehindert fließen.<br />
Da<strong>für</strong> gilt es einerseits, negative Botschaften oder Signale, <strong>die</strong> das Selbstbild des anderen<br />
auch unbeabsichtigt in Frage stellen könnten, zu vermeiden.<br />
Zum anderen ist es aber auch notwendig, dem Kommunikationspartner Signale der Wertschätzung<br />
zukommen zu lassen, ihn als Person zu bestätigen, seine Leistungen zu würdigen.<br />
Diese Botschaften werden im kommunikationstheoretischen Sprachgebrauch „Strokes“,<br />
„Streicheleinheiten“ genannt und sind generell <strong>für</strong> uns Menschen aus Gründen des psychischen<br />
Überlebens unabdingbar. Auch selbstsichere Menschen, <strong>die</strong> scheinbar äußerst sachlich,<br />
also ohne offene gegenseitige Bestätigung kommunizieren, gehen unbewusst davon<br />
aus, dass sie permanent gegenseitige Akzeptanz erfahren.<br />
Während der Kommunikation kommt es also darauf an, das Selbstwertgefühl des Partners<br />
nicht in Frage zu stellen, besser noch zu stärken, genau so aber das eigene Selbstwertgefühl<br />
zu verteidigen und zu stützen. Nur wenn alle Beteiligten in gleichem Maße Bestätigung<br />
finden, sich also gut fühlen, kann Kommunikation optimal gelingen. Dabei ist es<br />
<strong>für</strong> den Berater einerseits wichtig, den eigenen emotionalen Status zu beachten, also <strong>die</strong><br />
Stimmungen bezogen auf gesendete und empfangene Informationen wahrzunehmen. Andererseits<br />
sollte er sich auch in den Gesprächspartner einfühlen, d. h. dessen Stimmungslage<br />
erspüren können, bei dem, was <strong>die</strong>ser äußert bzw. wie er auf Gehörtes reagiert. Selbstreflektierte<br />
Menschen sind bessere Kommunizierer, da sie ihre Eigenheiten oder Empfindlichkeiten<br />
in der Regel gut kennen und auf <strong>die</strong>se bzw. mit ihnen reagieren und damit auch andere<br />
Personen besser verstehen und einschätzen können.<br />
Dass <strong>die</strong>s oft schwieriger ist als gewünscht, wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Das<br />
Selbstwertgefühl eines Menschen ist individuell geprägt durch ganz eigene lebensgeschichtliche<br />
Erfahrungen und kulturelle Muster. Und es ist immer abhängig von der sozialen Interaktion,<br />
von den Bewertungen anderer, oder auch davon, wie wir <strong>die</strong>se Wertungen empfinden.<br />
Es wird beeinflusst von den Reaktionen des Gegenübers auf eigene Haltungen und Einstellungen<br />
und vor allem von Reaktionen auf das Selbstbild, welches wir von uns selbst pflegen.<br />
Das bedeutet, Informationen, <strong>die</strong> wir senden, können ganz anders als gemeint verstanden<br />
werden. Der Empfänger gibt ihnen aus den eigenen Interpretationsmöglichkeiten<br />
heraus Bedeutung.<br />
„Den Ratsuchenden dort abzuholen, wo er steht“, heißt demnach in erster Linie, <strong>die</strong>sen seinen<br />
Standort zu erkennen und in den Bedeutungszusammenhängen des Partners zu kommunizieren.<br />
Eine einfache Regel sollte lauten:<br />
„Stelle dich auf den Menschen ein, nicht auf <strong>die</strong> Nachricht!“<br />
Überwiegend laufen <strong>die</strong>se Mechanismen unbewusst ab, zumindest solange keine Störungen<br />
auftreten. In der face to face Situation wird <strong>die</strong> beschriebene Trägerfrequenz meist durch<br />
körpersprachliche Signale aufrecht erhalten. Diese in der Regel hohen Anteile müssen bei<br />
der telefonischen Kommunikation durch Stimmgebung und sprachliche Ausdrucksmittel ersetzt<br />
werden.<br />
Daher sollte man sich prinzipiell am Telefon spürbar freundlicher artikulieren als im<br />
direkten Kontakt.<br />
28 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
2.3. „der Sender ist <strong>die</strong> Botschaft“ - mögliche Inhalte einer Nachricht<br />
Wenn wir also davon ausgehen, dass Nachrichten nie nur reine Sachinformationen, sondern<br />
auch andere Bedeutungszusammenhänge transportieren, ist es sinnvoll, den Charakter <strong>die</strong>ser<br />
Begleitinformationen genauer zu betrachten. Dabei ist zu unterscheiden, ob Aussagen<br />
bzw. Bedeutungen vom Sender so gemeint sind, also tatsächlich übermittelt wurden, oder<br />
vom Empfänger in ihm eigener Weise verstanden, d. h. interpretiert werden.<br />
Neben der Sachebene kann eine Nachricht folgende verschiedene andere Inhalte transportieren:<br />
Appelle, <strong>die</strong> „Du-Botschaften“<br />
Die Nachricht ist in einem bestimmtem Gestus formuliert oder beinhaltet Anteile, so dass sie<br />
als Handlungsaufforderung gemeint ist. Oder <strong>die</strong> Nachricht wird vom Empfänger dementsprechend<br />
verstanden.<br />
Selbstoffenbarungen, <strong>die</strong> „Ich-Botschaften“<br />
Eine Nachricht von einiger Komplexität enthält meist Informationen über den mentalen bzw.<br />
emotionalen Zustand des Senders, über seine Handlungsmotive und seine gegenwärtige<br />
Situation. Oder Einschätzungen <strong>die</strong>ser Art werden vom Empfänger aus eigenen Erfahrungen<br />
heraus angenommen.<br />
Beziehungsaussagen<br />
Damit Kommunikationsprozesse in Gang kommen, wird prinzipiell eine Beziehung zwischen<br />
den Partnern aufgebaut. Oft werden aber auch Informationen in Sachaussagen hineinformuliert,<br />
<strong>die</strong> Aufschluss darüber geben sollen, wie man sich aufeinander bezieht, z. B. wie man<br />
den Gegenüber einschätzt.<br />
Oder der Empfänger fühlt sich primär eingeschätzt bzw. bewertet.<br />
Soll der Kommunikationsakt gelingen, also zur Zufriedenheit beider Kommunikationspartner<br />
ausgehen und damit vor allem <strong>die</strong> Wünsche des Ratsuchenden befriedigen, kommt <strong>die</strong>sen<br />
oben genannten Informationsanteilen wesentliche Bedeutung zu. Oft müssen Missverständnisse<br />
und Irritationen geklärt, und versteckte Motive oder Bedürfnisse erkannt werden. Damit<br />
werden <strong>die</strong> so genannten Begleitinformationen zu den eigentlich wichtigen Schlüsselinformationen,<br />
auf deren Grundlage der Kommunikationsprozess zu gestalten ist.<br />
„Kommunikation ist, was beim Sender ankommt!“ lautet einer der allgemeinsten Grundsätze.<br />
Oder <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungspraxis: „Wahr ist, was der Ratsuchende verstanden hat!“ Um<br />
dem Anrufenden <strong>die</strong> richtigen Antworten zukommen zu lassen, ist zu ergründen, welche Informationen<br />
ihm in welcher Weise gerecht werden.<br />
2.4. „Wer ist wie groß?“ - <strong>die</strong> Frage der Hierarchie<br />
In jede Kommunikationssituation gehen wir mit einem Selbstbild und positionieren uns damit<br />
zu unserem Partner, d.h. wir machen uns auch ein Bild von ihm. Dieses Verhältnis bildet <strong>die</strong><br />
Grundzüge der Beziehungsebene und prägt entscheidend den Charakter des Gespräches.<br />
In der Beratungssituation ist es bedeutsam zu erkennen, wie sich der Anrufende einordnet.<br />
Wird auf den Berater und <strong>die</strong> hinter ihm stehende Institution deutlich mehr als nur Fachautorität<br />
projiziert, kann jede Information, jede Betonung in ihrer Bedeutung überhöht, also falsch<br />
verstanden werden.<br />
Auch eine umgekehrte hierarchische Einordnung ist so möglich.<br />
In der telefonischen Beratung ist es deutlich schwerer, eine solche Problematik ob der<br />
fehlen körpersprachlichen Signale zu erkennen und auch auf <strong>die</strong>sem Weg zu bearbeiten.<br />
AuF Print Nr. 12 29
Hüttner, Roland<br />
Begeht z. B. der Berater den typischen Fehler, sich in fachinternen Codes, etwa Abkürzungen,<br />
auszudrücken, können unsichere Gesprächspartner in eine Konfliktsituation geraten:<br />
Sie fühlen sich durch ihre scheinbare Unkenntnis in ihrem Selbstbild erschüttert oder wagen<br />
nicht, sich durch Fragen bloßzustellen. In jedem Falle ist somit <strong>die</strong> Kommunikation gestört.<br />
Nur <strong>die</strong> Ratsuchenden mit entwickeltem Selbstbewusstsein werden möglicherweise den ihnen<br />
unbekannten Begriff nachfragen.<br />
2.5. „das gute Gefühl“ - <strong>die</strong> Emotionalität aller Vorgänge<br />
Auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind: Wir können nicht wahrnehmen bzw.<br />
Informationen erfassen, ohne dabei zu fühlen. Emotionalität ist <strong>die</strong> biologische Instanz,<br />
<strong>die</strong> uns auf Störungen und Gefahren aufmerksam macht und unsere Wahrnehmungen<br />
generell wertet. Mit der Speicherung von Sachinformationen verbunden ist also auch immer<br />
<strong>die</strong> Stimmung, der Situation in der wir <strong>die</strong>se Informationen erfassten.<br />
Ist <strong>die</strong> Stimmung positiv, werten wir <strong>die</strong> Nachrichten in ihrer Bedeutung höher, bzw. können<br />
sie leichter und vollständiger erinnern. Unangenehme Erinnerungen und damit auch an sie<br />
gebundene Sachinformationen werden dagegen deutlich schneller vergessen oder verdrängt.<br />
In der telefonischen Kommunikation können solche Eindrücke, <strong>die</strong> vor allem der Gesprächspartner<br />
erzeugt, ausschließlich auf akustischem Weg erfasst werden.<br />
Der Wert, den wir einer Information geben, ist stark abhängig von der Stimmung unseres<br />
Gesprächspartners und <strong>die</strong> Stimmung drückt sich durch <strong>die</strong> Stimme aus.<br />
Professionell Telefonieren heißt einerseits, auf seine Stimmung zu achten, <strong>die</strong> durch viele<br />
Faktoren wie körperliches Befinden, Arbeitsbelastung oder räumliche Einflüsse geprägt sein<br />
kann. Diese Stimmungen werden am Telefon in fast jedem Fall (zumindest intuitiv) wahrgenommen<br />
und beeinflussen den Gesprächsverlauf beträchtlich. Aber auch der eigenen Stimme,<br />
der Stimmlage, Ausdruckweise und Intonation sollte Beachtung geschenkt werden. Eine<br />
warme, volle und lebendige Stimme z. B. wird als sehr angenehm empfunden.<br />
Das Gedächtnis speichert immer parallel zu den Sachinformationen und Stimmungen auch<br />
andere Sekundärinformationen, <strong>die</strong> in der jeweiligen Situation entstanden und mit ihnen verbunden<br />
sind. Das sind z. B. optische und Geruchswahrnehmungen, aber auch Zusammenhänge<br />
und Vergleiche, durch <strong>die</strong> Sachinformationen verständlich gemacht werden. Da optische<br />
und andere Kanäle <strong>für</strong> sekundäre Eindrücke wegfallen, ist es umso wichtiger, Daten<br />
und abstrakte Fakten klar und verständlich zu entwickeln und zu wiederholen. Auch sollten<br />
Zusammenhänge in anschaulichen Bildern erörtert und leicht einzuprägende Vergleiche gewählt<br />
werden. Werden so, über <strong>die</strong> offene und freundliche Atmosphäre hinaus, andere, parallele<br />
Informationskanäle gelegt, sind <strong>die</strong> Informationen später besser und vollständiger reproduzierbar.<br />
Die Prägnanz einer Information, also ihre Erinnerbarkeit, ist abhängig vom Charakter<br />
der Begleitinformationen. Plastische Bilder und verständliche Beispiele, <strong>die</strong> wortsprachlich<br />
übertragen werden, prägen sich besser ein.<br />
2.6. „der letzte Eindruck bleibt“<br />
- <strong>die</strong> Bedeutung des Gesprächsabschlusses<br />
Während der erste Eindruck, in der Regel <strong>die</strong> ersten Sekunden, den weiteren Gesprächsverlauf<br />
entscheidend prägt und so über das generelle Gelingen der Kommunikation entscheiden<br />
kann, bildet der Gesprächsabschluss den letzten bleibenden Eindruck.<br />
30 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Während <strong>die</strong>ser letzten Phase des Gespräches werden <strong>die</strong> Inhalte zusammengefasst, um<br />
z. B. Missverständnisse auszuschließen, es werden Vereinbarungen überprüft und Aussichten<br />
erörtert. Auch können Teile eines „small talks“ wiederholt werden, man spricht einander<br />
Zuversicht und gute Wünsche aus.<br />
Fehler in <strong>die</strong>ser Abschlussphase können den gesamten vorherigen Gesprächsverlauf entwerten,<br />
wenn der Gesprächspartner das Gefühl verliert, anerkannt und gemocht zu sein.<br />
Auch hier ist eine besondere Sensibilität <strong>für</strong> <strong>die</strong> Situation nötig, da <strong>die</strong> tragende körpersprachliche<br />
Informationsebene fehlt. Es gilt:<br />
Ein Telefonat ist so gut wie das Gefühl, das es hinterlässt.<br />
Wichtig ist, dass der Anrufer bestimmt, wann das Telefonat beendet wird, der Berater kann<br />
den Gesprächsabschluss allenfalls anbieten. Auch <strong>die</strong> Dauer der Abschlussphase sollte vom<br />
Verlauf und Charakter des Gespräches abhängig gemacht werden. Letztendlich ist auch<br />
entscheidend, dass der Berater wartet, bis sein Gesprächspartner den Hörer aufgelegt hat.<br />
Alle Anzeichen, <strong>die</strong> darauf hindeuten könnten, dass das Telefonat <strong>für</strong> den Berater lästig ist<br />
oder war, z.B. wenn er auf ein zügiges Ende drängt, sollten vermieden werden. Sie führen in<br />
der Regel zu Verunsicherungen bei dem Anrufer und hinterlassen damit einen deutlich negativen<br />
Eindruck.<br />
Dagegen kann ein gelungener Gesprächsabschluss auch unabhängig von der Dichte oder<br />
Verwertbarkeit der Sachinformationen ein Telefonat zu einem wichtigen Ereignis mit bleibendem<br />
Eindruck <strong>für</strong> den Ratsuchenden machen.<br />
3. Besonderheiten der telefonischen Kommunikation<br />
3.1. mögliche Vorteile des Telefonierens<br />
Der Wegfall der körpersprachlichen Ausdrucksmittel kann neben den schon geschilderten<br />
Nachteilen auch klare Vorteile bringen:<br />
Die Anforderungen, Gestus und Habitus gestaltend einzusetzen, reduzieren sich deutlich<br />
und in der Wahrnehmung fallen optische Eindrücke weg, <strong>die</strong> oft irritierend wirken und damit<br />
Aufmerksamkeit binden. So nehmen Telefonate deutlich weniger Zeit in Anspruch als direkte<br />
Kontakte.<br />
Durch den gelungenen Einsatz sprachlicher Mittel lässt sich in kurzer Zeit eine störungsfreie<br />
soziale Interaktion gestalten, <strong>die</strong> Verbindlichkeit und Nähe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Situation möglich macht.<br />
Wenn in <strong>die</strong>ser Weise eine spannungsvolle, vertraute Atmosphäre entstanden ist, kann ein<br />
Gedankenaustausch erfolgen, der in der erlebten Intensität oft nur in Telefonaten entsteht.<br />
Auch ist <strong>die</strong> Einstiegsschwelle <strong>für</strong> Ratsuchende deutlich geringer, da trotz räumlicher Distanz<br />
ein verlässlicher Informationsaustausch erfolgen kann, ohne dass formale Verbindlichkeiten<br />
oder gar Zwänge entstehen.<br />
Ebenso schafft <strong>die</strong> räumliche Distanz <strong>für</strong> Ratsuchende ideale Voraussetzungen, Kontaktängste<br />
zu überwinden und <strong>die</strong> Beratungssituation erstmalig zu erkunden. Die jeweiligen<br />
Umstände und Beweggründe der Kontaktaufnahme sind durch den Berater zu ermitteln, um<br />
den Charakter und Umfang des Gespräches davon abhängig gestalten zu können.<br />
3.2. „Blickkontakt am Telefon“ - der Gesprächscharakter<br />
Die nonverbalen Elemente, wie etwa Mimik, Gestik, Haltung oder Blickkontakt werden allgemein<br />
als <strong>die</strong> wichtigsten Anteile eines Kommunikationsprozesses beschrieben. Sie haben <strong>die</strong><br />
AuF Print Nr. 12 31
Hüttner, Roland<br />
Aufgabe, den Kontakt zu halten, Zugewandtheit und Interesse zu demonstrieren. Diese wichtigen<br />
Funktionen, <strong>die</strong> schon als Trägerfrequenz beschrieben wurden, müssen im Telefonat<br />
durch verbale Mittel ersetzt werden.<br />
Damit sind besondere Anforderungen an Sprache und Ausdruck definiert. So kommt der Lebendigkeit,<br />
der spürbaren Emotionalität des sprachlichen Ausdrucks, der Fähigkeit, <strong>die</strong><br />
Stimme modulieren zu können, große Bedeutung zu .<br />
Der körpersprachliche Ausdruck der Zugewandtheit und Sympathie, der unter anderem<br />
durch Nicken, Lächeln und Augenkontakt realisiert wird, ist durch “demonstriertes aufmerksames<br />
Zuhören“ zu ersetzen.<br />
Dies kann durch Aufmerksamkeitswörter wie: verstehe, interessant, durch Bestätigungslaute<br />
wie aha oder mmh genau so geschehen, wie durch kommentierende Wiederholungen.<br />
Der Gesprächspartner muss den Eindruck gewinnen, dass ihm ehrliches Interesse entgegengebracht<br />
wird. Zugewandtheit und Aufmerksamkeit zeigt sich auch dadurch, dass der<br />
Gesprächspartner mit seinem Namen angesprochen wird.<br />
Stetiger Blickkontakt bedeutet in der persönlichen Begegnung (nahezu) ungeteilte Konzentration<br />
auf den Gegenüber. Diese ist im Telefonat durch sehr hohe Aufmerksamkeit zu demonstrieren.<br />
Erlebte Unkonzentriertheit und Unaufmerksamkeit des Gesprächspartners sind<br />
drastische Gesprächsstörer.<br />
� Große Bedeutung kommt in <strong>die</strong>sem Zusammenhang auch dem Paraphrasieren zu, den<br />
Rückformulierungen, mit denen dem Gesprächspartner demonstriert wird, dass er richtig<br />
verstanden wurde. Ebenfalls ermöglichen <strong>die</strong>se bestätigenden Nachfragen auch, Verständigungsprobleme<br />
und Missverständnisse weitestgehend auszuschließen.<br />
Entstehen Konfliktsituationen während einer schon freundlichen Gesprächsatmosphäre<br />
und werden als solche erkannt, ist es oft leichter sie zu beheben als in der direkten Konfrontation.<br />
Durch <strong>die</strong> räumliche und optische Distanz können temporäre Verärgerung oder Irritationen<br />
besser und schneller bearbeitet bzw. isoliert werden.<br />
3.3. <strong>die</strong> Körperlichkeit des sprachlichen Ausdrucks<br />
Wenn wir davon ausgehen, dass <strong>die</strong> nonverbalen Kommunikationsanteile durch sprachliche<br />
Mittel ersetzt werden müssen, ist zu beachten, dass in der face to face Situation <strong>die</strong> körpersprachlichen<br />
Informationen auch als Korrektiv <strong>für</strong> <strong>die</strong> verbalen <strong>die</strong>nen.<br />
„Der Körper lügt nie!“ heißt eine Grundsatz der Kommunikation, der darauf hinweist, dass<br />
wir intuitiv in der Lage sind, mögliche Differenzen von sprachlichem Ausdruck und innerer<br />
Haltung wahrzunehmen. Damit sind wir in Telefonaten, also ohne unterstützende optische<br />
Eindrücke automatisch misstrauischer.<br />
Nur wenn wir eine Übereinstimmung von sprachlicher Aussage und stimmlich, sprachlichem<br />
Ausdruck erreichen, wirken wir glaubwürdig.<br />
Für eine Authentizität des Ausdrucks ist letztendlich <strong>die</strong> innere Haltung entscheidend, von<br />
der aus wir kommunizieren.<br />
Der sprachliche Ausdruck ist darüber hinaus auch abhängig vom körperlichen Gestus, mit<br />
dem wir kommunizieren. Das oft geforderte Lächeln am Telefon ist ein Hinweis darauf, dass<br />
eine Einheit von innerer Einstellung, körperlicher Haltung und sprachlichem Ausdruck<br />
besteht. Unsere Sprache gewinnt an Lebendigkeit, wenn wir uns während des Telefonats<br />
bewegen, wenn wir gestikulieren und unsere Mimik einsetzen.<br />
32 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
3.4. der Gesprächsrhythmus<br />
Die Länge des Beratungsgespräches ist in der Regel abhängig vom Umfang der gewünschten<br />
Informationen: Präzise einfache Anfragen z. B. erlauben meist zügige unkomplizierte<br />
Gespräche. Besteht der Gesprächsgrund hingegen darin, <strong>die</strong> Beratungsmöglichkeiten oder<br />
<strong>die</strong> Beratungssituation als solche zu erkunden, können ausführlichere Gespräche Vertrauen<br />
herstellen und Kompetenz demonstrieren.<br />
Der Rhythmus eines Telefonates folgt in jedem Fall besonderen Gesetzmäßigkeiten:<br />
Das Gespräch sollte stärker dialogisch und in kürzeren Intervallen strukturiert sein als in der<br />
direkten Begegnung. Da <strong>die</strong> rein akustische Informationsaufnahme einer enormen Konzentration<br />
bedarf, sollte zusammenhängend nicht länger als 50 bis 60 Sekunden gesprochen<br />
werden.<br />
Sich im Gespräch aufeinander einzustellen, bedeutet auch, das eigene Sprechtempo und<br />
<strong>die</strong> Lautstärke dem Partner anzupassen, ohne ihn zu imitieren.<br />
Durch Dialekt gefärbte Sprache muss in jedem Fall verständlich sein. Die eigene Ausdrucksweise<br />
sollte <strong>für</strong> den Gesprächspartner nachvollziehbar, z. B. frei von Fachbegriffen<br />
und Abkürzungen sein.<br />
Die Interaktion wird einschließlich durch Sprache und Lautäußerungen getragen. Kurze<br />
Pausen im eigenen Sprachrhythmus, können den Ausdruck pointieren, längere Pausen dagegen<br />
lassen <strong>die</strong> Trägerfrequenz abreißen: Sie können beim Gesprächspartner Zweifel aufkommen<br />
lassen, ob Sie überhaupt bei der Sache sind oder vielleicht <strong>die</strong> Verbindung unterbrochen<br />
ist. Pausen zum Nachdenken etwa sollten daher auch als solche kommentiert werden.<br />
4. Praktiken der telefonischen Kommunikation<br />
4.1. einige Grundprinzipien der Gesprächsführung<br />
Kommunizieren Sie mit einer positiven Grundhaltung. Wenn Sie Optimismus und Zuversicht<br />
ausstrahlen, wird sich <strong>die</strong>se Stimmung leicht auf Ihren Gesprächspartner übertragen.<br />
Da bei geht es nicht darum, Ängste, Zweifel oder Ärger des Gegenübers zu ignorieren, sondern<br />
<strong>die</strong>se Gefühle relativieren und auffangen zu können.<br />
Benutzen Sie eine freundliche und positive Sprache, beginnen Sie das Gespräch vor allem<br />
mit einem verbindenden Thema, ehe sie zu eventuellen Konfliktfeldern kommen. Lernen Sie<br />
vor allem, negative Sachverhalte positiv, zumindest wertfrei, zu formulieren. Bedanken<br />
Sie sich und bitten Sie Ihren Gesprächspartner, <strong>die</strong>s schafft Offenheit und Akzeptanz.<br />
Beachten Sie, dass jeder Anrufer ein Individuum, eine Persönlichkeit ist, <strong>die</strong> Ihre Achtung<br />
ver<strong>die</strong>nt. Sprechen Sie ihn nicht nur gelegentlich mit Namen an sondern greifen Sie auch<br />
persönliche Bemerkungen auf. Vor allem in der Abschlussphase können Sie damit Interesse<br />
und Wertschätzung ausdrücken.<br />
Benutzen Sie Formen des aktiven Zuhörens, mit denen Sie Ihre Aufmerksamkeit demonstrieren<br />
und Ihrem Partner das Gefühl der Bestätigung geben. Dies können einfache Bestätigungslaute<br />
sein aber auch Methoden des Paraphrasierens oder andere Feedbacktechniken.<br />
Genaues Verstehen vermittelt Sympathie und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.<br />
Verwenden Sie Ich-Botschaften, mit denen Sie Ihre Meinungen und Gefühle zu den Gesprächsthemen<br />
ausdrücken. Dies schafft Nähe und zeigt dem Gesprächspartner Ihre Wertschätzung<br />
und Offenheit.<br />
AuF Print Nr. 12 33
Hüttner, Roland<br />
Spiegeln Sie auch <strong>die</strong> Emotionen Ihres Gegenübers. Gefühle, <strong>die</strong> ausgedrückt werden,<br />
sind Signale, <strong>die</strong> einer Resonanz bedürfen. Dadurch können Sie Freude und Optimismus<br />
verstärken aber auch Konflikte entschärfen. Verärgerte Anrufer z. B., <strong>die</strong> sich verstanden<br />
fühlen, sind so eher bereit, sich auf eine sachliche Klärung ihres Problems einzulassen.<br />
4.2. „Wer fragt, führt.“ – <strong>die</strong> Sokratische Methode<br />
In Beratungssituationen, vor allem in Telefonaten, besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass man <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />
des Kunden zu erkennen glaubt, ohne <strong>die</strong> eigene Vermutung bestätigen zu lassen.<br />
Und dann gibt man als Dienstleister bereitwillig und umfangreich Informationen, <strong>die</strong> möglicherweise<br />
in <strong>die</strong>ser Situation gar nicht gewünscht sind. Um <strong>die</strong> richtigen Auskünfte in adäquater<br />
Form geben zu können, brauchen wir genauere Informationen über Anlass und Umstände<br />
des Anrufes. Und <strong>die</strong>se sind zu erfragen.<br />
Durch Fragen können unsichere, zögernde oder sich unkonkret ausdrückende Kunden motiviert<br />
und aktiviert werden, mehr von sich preiszugeben und Vertrauen zu der Beratungssituation<br />
zu fassen.<br />
In komplexeren Beratungssituationen bieten Fragetechniken gute Möglichkeiten, den Gesprächsverlauf<br />
zu lenken. Durch geschickte Fragen kann der Kunde durch <strong>die</strong> Themen<br />
geführt werden ohne das Gefühl zu bekommen, genötigt oder gegängelt zu werden. Bereitwillig<br />
wird er der gewiesenen Richtung folgen, da er zu Recht das Gefühl hat, ernst genommen<br />
zu werden und durch seine Antworten den Dialog aktiv mit zu gestalten.<br />
Der antike griechische Philosoph Sokrates ist <strong>für</strong> seine Methode bekannt, weise Erkenntnisse<br />
in Gesprächen mit den Menschen entstehen zu lassen. Gesprächspartner, <strong>die</strong> sich mit<br />
Fragen und Problemen an ihn wandten, brachte er durch geschickte Fragestellungen dazu,<br />
kluge Antworten und gescheite Lösungen selbst zu finden.<br />
Tatsächlich sind <strong>die</strong> Erkenntnisse, <strong>die</strong> man sich selbst erarbeitet, <strong>die</strong> besten, da sie authentisch<br />
sind und damit <strong>die</strong> intensivste und nachhaltigste Wirkung besitzen. Die durch dialogische<br />
Hilfe mittels führender Fragen gefundenen Klarheiten und Lösungen stärken letztendlich<br />
<strong>die</strong> Kompetenzen des Ratsuchenden <strong>für</strong> eigene Entscheidungsprozesse und Handlungen.<br />
4.3. Fragetechniken<br />
Wir können <strong>die</strong> diversen Fragearten und -möglichkeiten aus unterschiedlichsten Perspektiven<br />
betrachten und analysieren. Aus Gründen der Überschaubarkeit sollen hier einige wichtige<br />
Techniken vorgestellt und nach der Absicht der Fragestellung unterschieden werden:<br />
Taktische Fragen zielen auf <strong>die</strong> Art und Weise der Antwort. Mit ihnen lässt sich der Charakter<br />
des Dialogs beeinflussen, indem durch vorbestimmte Antwortmöglichkeiten <strong>die</strong> jeweilige<br />
Gesprächssituation gestaltet wird. Durch taktische Fragestellungen kann das Gespräch sicher<br />
geführt werden.<br />
Strategische Fragen dagegen sollen das Gespräch inhaltlich lenken. Sie zielen auf <strong>die</strong> zu<br />
besprechenden Themen und entwickeln den Verlauf auf das angestrebte Ziel hin.<br />
Unter taktischem Gesichtspunkt können folgende Fragearten benannt werden:<br />
Geschlossene Fragen sind so formuliert, dass sie nur mit Ja oder Nein beantwortet werden<br />
können. Mit ihnen ist eine gute Kontrolle des Gespräches möglich. Die Antworten sind vorhersehbar,<br />
Vielredner können gestoppt, unsichere Partner vorsichtig in <strong>die</strong> Verbindlichkeit<br />
gezogen werden.<br />
34 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Eine spezifische Variante der geschlossenen Frage ist <strong>die</strong> Ja-Frage. Auf sie kann der Befragte<br />
nur mit Ja antworten. Wenn <strong>die</strong>se Antworten seiner Auffassung entsprechen, fühlt er<br />
sich bestätigt und das Gespräch kann thematisch vorangebracht werden.<br />
Die offene Frage gibt dem Gesprächspartner Freiräume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantwortung. Damit kann<br />
sich ein Gespräch inhaltlich entfalten, unsichere oder schüchterne Gesprächspartner lassen<br />
sich damit aktivieren.<br />
Mit der Alternativfrage wird der Spielraum der Antwort in der Regel auf zwei Möglichkeiten<br />
eingeengt. Damit wird der Gesprächspartner in eine Verbindlichkeit gebracht, muss sich positionieren.<br />
Alternativfragen können suggestiven Charakter haben.<br />
Suggestivfragen <strong>die</strong>nen dazu, <strong>die</strong> Meinung des Gegenübers zu beeinflussen. In der Beratungssituation<br />
können sie vereinzelt eingesetzt werden, um den Gesprächspartner bewusst<br />
zum Widerspruch zu reizen oder <strong>die</strong> Sicherheit seiner Haltung zu überprüfen.<br />
Durch Kontrollfragen ist nachprüfbar, ob Sie richtig verstanden wurden. Man kann den jeweiligen<br />
Gesprächsabschnitt zusammenfassen und das nächste Thema einführen.<br />
Mit strategischer Absicht können folgende Fragen verwendet werden:<br />
Informationsfragen: Durch sie kann Sachwissen (Fakten, Daten o.ä.) erfragt werden, welches<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Gespräches nötig ist. Sie sind in der Regel kurz und einfach zu<br />
beantworten.<br />
Hintergrundfragen: Sie zielen meist auf Haltungen, Einstellungen oder besondere Konstellationen<br />
im Leben des Befragten. Sie sind sehr persönlich und sollten erst gestellt werden,<br />
wenn im Kontakt eine verlässliche Vertrauensgrundlage hergestellt ist.<br />
Aktivierungsfragen: Diese Fragen sollen den Gesprächspartner ermutigen, sich auf <strong>die</strong><br />
Gesprächssituation und <strong>die</strong> Thematik einzulassen und schüchterne Menschen zu Reaktionen<br />
provozieren.<br />
Weiterführende Fragen: Mit <strong>die</strong>ser Technik kann der situative Gesprächsstand zusammengefasst<br />
und reflektiert werden, um das Gespräch auf eine neue Ebene zu bringen und ein<br />
neues Thema einzuführen.<br />
Zielfragen: Mit ihnen kann ein gewünschtes oder erträumtes Ergebnis visualisiert und beschrieben<br />
werden. Sie sind auf <strong>die</strong> Zukunft gerichtet und haben motivierenden Charakter,<br />
indem sie <strong>die</strong> Bedürfnisse des Gesprächspartners fiktiv vorweg nehmen. Sie <strong>die</strong>nen aber<br />
auch dazu, Richtung und Charakter des Gespräches zu überprüfen.<br />
4.4. <strong>die</strong> Feedback-Methode<br />
Durch <strong>die</strong> Anwendung einer Feedback-Technik ist es möglich, dem Gesprächspartner eine<br />
Rückmeldung zu geben, über seine Aussagen, seine Situation, seine Befindlichkeit. Dies<br />
demonstriert ihm einerseits, dass er wirklich beachtet und ernst genommen wird, andererseits<br />
spiegelt es ihm aber auch <strong>die</strong> Wirkung seiner Aussagen, z. B. ob sein Anliegen verstanden<br />
wurde.<br />
Es können so auch entscheidende Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Selbsterkenntnis entstehen, wenn man<br />
in einer interessanten und bestätigenden Weise reflektiert wird, <strong>die</strong> neue Einsichten eröffnet.<br />
Dabei sollte darauf geachtet werden, das Selbstbild des Gesprächspartners nicht deutlich in<br />
Frage zu stellen. Negative Wertungen sind demzufolge zu vermeiden.<br />
AuF Print Nr. 12 35
Hüttner, Roland<br />
Dem Berater ermöglicht das Feedback, eigene Schlussfolgerungen über Anliegen, Wünsche<br />
oder Haltungen des Ratsuchenden zu überprüfen, um <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Gesprächsgestaltung<br />
Sicherheit zu bekommen. Damit gehört <strong>die</strong>ses Vorgehen zur methodischen Grundausrüstung<br />
des Beraters. Es sollte aber nicht grundsätzlich, sondern nur bei Notwendigkeit<br />
praktiziert werden, in kurzen, klaren Informationsgesprächen könnte der Ablauf empfindlich<br />
gestört werden.<br />
Neben verschiedenen Fragetechniken und der Spiegelung von Emotionen wird hauptsächlich<br />
<strong>die</strong> Technik des Paraphrasierens <strong>für</strong> das Feedback genutzt. Hier werden Aussagen<br />
des Gegenübers mit eigenen Worten, im eigenen Verständnis, wiederholt und zu Bestätigung<br />
der Grundaussage präsentiert.<br />
Eine spezielle, entwickeltere Form des Feedbacks ist das Prinzip des proaktiven Zuhörens.<br />
Dabei werden Argumente, Wertungen oder Wünsche des Gesprächspartners aus den Äußerungen<br />
geschlussfolgert und vorweggenommen. Gelingt <strong>die</strong>s, ohne bevormundend zu wirken,<br />
wird er sich in einem hohen Maße erkannt und bestätigt fühlen.<br />
4.5. <strong>die</strong> yes-but-Methode<br />
Diese Ja-Aber-Technik kann benutzt werden, wenn Aussagen, Haltungen oder Informationen<br />
des Gesprächspartners nicht folgen- oder problemlos hingenommen werden können. Eine<br />
Verneinung, ein Widerspruch aber würde berechtigt Kränkungen auslösen, da seine Ansichten<br />
ja auf eigenen Erfahrungen oder Erlebnissen beruhen.<br />
Deshalb ist es sinnvoll, erst einmal den Respekt, <strong>die</strong> Akzeptanz vor dem anderen Standpunkt<br />
auszudrücken (Ja...) und <strong>die</strong>sen durch den eigenen Standpunkt zu ergänzen (Aber...<br />
bzw. Und...). Damit bleibt der Gesprächspartner in seiner Integrität gewahrt und hat darüber<br />
hinaus <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> andere, ihm vorgestellte, Betrachtungsweise zu prüfen.<br />
Abschließende Empfehlung<br />
Lernen Sie immer wieder Neues über Kommunikation und Gesprächsführung und arbeiten<br />
Sie permanent an der Verbesserung ihrer kommunikativen Kompetenzen.<br />
In der Gesprächssituation jedoch sollten Sie sich ganz auf den Menschen einstellen, lebendig<br />
und spontan kommunizieren und <strong>die</strong> Theorien lediglich im Hintergrund bereit halten.<br />
36 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
2.1.3 Minimumstandards <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Voraussetzungen<br />
1. Erreichbarkeit<br />
Die Erreichbarkeit einer Service-Nummer ist sehr wichtig, damit <strong>die</strong> angesprochene Zielgruppe<br />
<strong>die</strong>se Service-Nummer stets mit einem positiven Eindruck verbindet. Vor der technischen<br />
und personellen Planung muss festgelegt werden, welcher Service Level angeboten<br />
werden soll, das heißt, wie viele ankommende Anrufer in welcher Zeit angenommen werden<br />
sollen, so dass sie möglichst schnell be<strong>die</strong>nt werden.<br />
Die Erreichbarkeit wird im Wesentlichen bestimmt durch <strong>die</strong><br />
- Anzahl der eingesetzten Telefonberater<br />
- Anzahl der eingehenden Gespräche<br />
- durchschnittliche Gesprächszeit<br />
- durchschnittliche Nachbearbeitungszeit<br />
- und den angestrebten Service Level<br />
In der Call Center Branche gilt ein Service Level von 80/20 als akzeptabel, d. h. 80 % der<br />
ankommenden Gespräche werden innerhalb von 20 Sekunden angenommen. Dabei wird <strong>die</strong><br />
Organisation häufig nach dem Prinzip des First- und Second-Level-Support durchgeführt.<br />
Dabei werden alle ankommenden Gespräche zuerst in einen zentralen Pool (First Level)<br />
geleitet, in dem Telefonberater mit einem breiten Wissen tätig sind. An <strong>die</strong>ser Stelle können<br />
<strong>die</strong> meisten Anfragen geklärt werden.<br />
Spezielle Fragen werden dann an den Second-Level-Support weiter geleitet. Die dort beschäftigten<br />
Mitarbeiter können sich dann intensiv mit speziellen Problemen beschäftigen,<br />
während <strong>die</strong> Mitarbeiter im First-Level-Support <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entgegennahme neuer Gespräche zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Erfahrungsgemäß tritt gelegentlich ein Anrufvolumen auf, das <strong>die</strong> geplante Kapazität an Mitarbeitern<br />
überfordert. Normalerweise hört der Anrufer dann ein Besetztzeichen.<br />
Um dem Anrufer <strong>die</strong> Möglichkeit zu bieten, trotzdem be<strong>die</strong>nt zu werden, existieren verschiedene<br />
technische Möglichkeiten.<br />
Zum einen ist es üblich, Warteschleifen einzusetzen, in denen der Anrufer darüber informiert<br />
wird, dass alle Plätze zu Zeit belegt sind, er aber in kurzer Zeit be<strong>die</strong>nt wird.<br />
Diese Warteschleifen sollten nicht zu lange laufen, da dem Anrufer in der Regel Kosten entstehen,<br />
oder er ungeduldig wird und dann mit dem angebotenen Service unzufrieden ist.<br />
Weitere Möglichkeiten sind der Einsatz von Anrufbeantwortern und Voice Mail Systemen.<br />
Hier kann der Anrufer Nachrichten hinterlassen wie z. B. Name, Anschrift, Telefonnummer<br />
und Anliegen. Damit hat der Telefonberater <strong>die</strong> Möglichkeit selbst zu handeln und damit dem<br />
Servicegedanken gerecht zu werden.<br />
2. Technische Komponenten<br />
Die Telefonanlage<br />
Eine leistungsfähige Telefonanlage ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong> einen effizienten Telefonservice.<br />
Die Größe kann dabei je nach Erfordernis verschieden sein, es sollte jedoch nach Möglichkeit<br />
eine digitale ISDN-Kommunikationsanlage sein. Solch eine Anlage stellt wichtige<br />
Grundfunktionen wie Makeln, Trennen, Konferenzschaltung, Anzeige der Telefonnummer<br />
und eine Voice- Mail-Box zur Verfügung.<br />
Die folgenden Komponenten sind nicht zwingend, erleichtern jedoch den Mitarbeitern und<br />
auch den Anrufern <strong>die</strong> Kommunikation.<br />
AuF Print Nr. 12 37
Hüttner, Roland<br />
ACD-System (Automatic Call Distribution-System)<br />
Um <strong>die</strong> ankommenden Gespräche gleichmäßig auf alle Mitarbeiter zu verteilen, sollte <strong>die</strong><br />
Telefonanlage über ein integriertes ACD-System verfügen. Es besteht auch bei vielen Telefonanlagen<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, mit einem adaptierten ACD-System zu arbeiten.<br />
Der Vorteil eines ACD-Systems liegt darin, dass der Anwender <strong>die</strong> eingehenden Anrufe an<br />
vordefinierte Anrufgruppen vergeben kann, und das nach Kriterien, <strong>die</strong> selbst festgelegt werden.<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Funktion ist allerdings der Einsatz eines speziellen ACD-Servers,<br />
der dann über eine spezielle Software mit der Telefonanlage kommuniziert.<br />
CTI-System (Computer Telephonie Integration)<br />
Ein CTI-System bindet <strong>die</strong> Telefonanlage in ein bestehendes Computernetz ein. Dies ermöglicht<br />
eine effiziente Verwaltung von eingehenden und abgehenden Gesprächen.<br />
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Anrufer über ihre Telefonnummer (ISDN) identifiziert<br />
werden können und schon vor der Annahme des Gespräches wichtige Informationen (Kundenhistorie)<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Ebenso können automatisch Rückruflisten erstellt werden.<br />
Professionelle Headsets<br />
Für eine telefonische Beratung sind mittlerweile professionelle Headsets unentbehrlich geworden.<br />
Telefonberater verbringen <strong>die</strong> meiste Zeit am Telefon. Durch <strong>die</strong> Verwendung von professionellen<br />
Headsets haben <strong>die</strong> Telefonberater beide Hände frei <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung ihrer Arbeitsmittel,<br />
vermeiden körperliche Fehlhaltungen und <strong>die</strong> Praxis zeigt, sie machen weniger Fehler.<br />
Professionelle Headsets sind <strong>für</strong> alle gängigen ISDN-Telefone erhältlich und nicht an komplexe<br />
Call Center Lösungen gebunden.<br />
Jeder Telefonberater sollte aus hygienischen Gründen über ein persönliches Headset verfügen.<br />
3. Software<br />
Die heute standardmäßigen Betriebssysteme und spezielle Software müssen beim Einsatz in<br />
komplexen Lösungen vom Lieferanten aufeinander abgestimmt werden.<br />
Aus ergonomischer Sicht sollte allerdings beachtet werden, dass auf den Bildschirmen der<br />
Telefonberater ein übersichtliches Arbeiten möglich ist und unnötige Informationen ausgeblendet<br />
werden.<br />
Da<strong>für</strong> werden von den verschiedensten Anbietern Kommunikationssysteme (spezielle Software)<br />
entwickelt, <strong>die</strong> sich zumeist problemlos in bestehende Anlagen integrieren lassen.<br />
4. Arbeitsplatzplanung<br />
In Deutschland legen <strong>die</strong> Berufsgenossenschaften bestimmte Standards fest, wie Büroarbeitplätze,<br />
speziell auch Telefonarbeitsplätze, wie <strong>die</strong>se zu gestalten sind und welche Mindestanforderungen<br />
eingehalten werden müssen.<br />
Hier auf alle Punkte einzugehen würde den Rahmen sprengen, deshalb einige Hinweise und<br />
Zahlen auszugsweise, an denen sich deutsche Call Center orientieren müssen.<br />
Diese Zahlen haben wir der Vorschrift SP 2.10 (BGI 773) der Verwaltungs-<br />
Berufsgenossenschaft VBG entnommen. Es besteht aber <strong>die</strong> Möglichkeit, den beteiligten<br />
Partnern <strong>die</strong>se Vorschrift im Originaltext zur Verfügung zu stellen.<br />
38 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Flächenbedarf<br />
Der Flächenbedarf setzt sich aus den Möbelstellflächen, den Möbelfunktionsflächen, den<br />
Benutzer- und Bewegungsflächen (um den Telefonberatern <strong>für</strong> wechselnde Körperhaltungen<br />
ausreichend Platz zu bieten) und den Flächen <strong>für</strong> Verkehrswege (Laufwege) zusammen.<br />
Die Gesamtarbeitsfläche (Schreibtisch) <strong>für</strong> einen persönlichen Arbeitsplatz muss mindestens<br />
1,28 m² betragen. Dazu kommen noch <strong>die</strong> Flächen <strong>für</strong> einen möglichst ergonomisch gestaltetem<br />
Arbeitsstuhl. Dies ist aber entsprechend den beteiligten Ländern sicherlich unterschiedlich<br />
zu gestalten.<br />
Eine wichtige Komponente ist der vorhandene Luftraum. Pro Mitarbeiter sollte ein Mindestluftraum<br />
von 12 m³ zur Verfügung stehen<br />
Beleuchtung<br />
Die Qualität der Beleuchtung hat einen großen Einfluss auf <strong>die</strong> visuelle Leistung und auch<br />
das Wohlbefinden der Menschen. Wie schnell und genau bestimmte Details erkannt werden,<br />
hängt in hohem Maße von einer optimalen Beleuchtung ab.<br />
Die Beleuchtungsstärke am Arbeitsplatz muss mindestens 500 Lux betragen. Ab einer<br />
Raumgröße von mindestens 400 m² Grundfläche ist eine Beleuchtungsstärke von 750 Lux<br />
erforderlich. Die direkte Blendung durch Leuchten am Arbeitsplatz und von der Decke sollte<br />
unbedingt vermieden werden.<br />
Hier sollten in jedem Fall spezielle Konzepte durch Fachleute erarbeitet werden.<br />
Klima<br />
Das Raumklima erzeugt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberater eine behagliche Umgebung. Empfohlen werden<br />
eine Raumtemperatur von 21° C bis 22° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von ca.<br />
50%.<br />
Lärm<br />
Da an den Arbeitsplätzen der Telefonberater sehr konzentriert gearbeitet wird, kommt dem<br />
Lärmschutz eine besondere Bedeutung zu. Die Reduzierung des Umgebungslärms sollte<br />
deshalb bereits in der Planungsphase <strong>die</strong> nötige Aufmerksamkeit erfahren.<br />
Es ist auf alle Fälle notwendig, innerhalb des Calls-Centers Möglichkeiten zu schaffen, <strong>die</strong><br />
einen individuellen Schallschutz ermöglichen.<br />
Dies ist auch durch sehr einfache Lösungen wie z. B. der Einsatz von Schallschutzwänden<br />
zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen zu erreichen. Hier soll Vorschriften unter 55 dB liegen.<br />
5. Personalbedarfsplanung<br />
Da in jeder Berufsberatungsstelle mit einem unterschiedlichen Anrufvolumen gerechnet werden<br />
muss, können hier nur einige allgemeine Hinweise gegeben werden.<br />
Besonders der Umgang mit z. T. beträchtlichen Schwankungen im Anrufaufkommen muss<br />
bereits im Vorfeld besprochen werden. Um eine Prognose darüber zu geben, sollten zu einem<br />
möglichst frühen Zeitpunkt Daten über<br />
- Zeitpunkte eines verstärkten Anrufaufkommens<br />
- Durchschnittliche Gesprächszeiten<br />
- Nachbearbeitungszeiten<br />
ermittelt werden.<br />
Diese Daten spielen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Personalplanung eine wichtige Rolle, da hier auch Aussagen<br />
über <strong>die</strong> mögliche Belastung der Telefonberater gemacht werden können.<br />
AuF Print Nr. 12 39
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong><br />
1 Was heißt Informationsmanagement in der Berufsberatung?<br />
Der Begriff „Management“ meint in <strong>die</strong>sem Zusammenhang sowohl den professionellen Umgang<br />
mit Informationen in bezug auf <strong>die</strong> verschiedenen Zielgruppen der Berufsberatung als<br />
auch <strong>die</strong> Fähigkeit, entsprechende Netzwerke zu nutzen und an ihrer Weiterentwicklung mitzuwirken.<br />
Für <strong>die</strong> Telefonberatung kommt noch <strong>die</strong> Notwendigkeit des besonders raschen<br />
Zugriffs auf problemrelevante Informationsquellen hinzu.<br />
Die methodischen Aspekte des „Informationsmanagements“ umfassen Techniken der Erhebung<br />
und Analyse des Informationsbedarfs der Zielgruppen, Effizienzbeurteilung der Informations<strong>die</strong>nstleistungen,<br />
adressatengerechte Darstellung von Informationen, Aufbau und<br />
Weiterentwicklung von Informationssystemen, Koordination von Informations- und Kommunikationsprozessen<br />
in Organisationen, sowie Berücksichtigung psychischer und sozialer Rahmenbedingungen<br />
individueller Informationsverarbeitung.<br />
Vergleichende Untersuchungen zeigen, daß Informationsmanagement zwischen 20 und 30<br />
Prozent der Tätigkeit von <strong>berufliche</strong>n Beratungskräften ausmacht (vgl. Ertelt, 2000, S. 4723).<br />
Im Einzelnen zählen dazu<br />
- Sammlung, Strukturierung, adressatenbezogene Aufbereitung und Weitergabe von berufsbezogenen<br />
Informationen<br />
- Systematische Beobachtung des Informationsmarktes, Erschließung neuer Informationsquellen<br />
<strong>für</strong> berufsberatungsrelevante Fragestellungen<br />
- Zusammenstellung und Bewertung von Informationsquellen nach ihrer Leistungsfähigkeit<br />
und Zielgruppenadäquanz.<br />
- Kenntnis, Beherrschung und – soweit möglich – Mitwirkung beim Aufbau oder bei der<br />
Weiterentwicklung computergestützter bzw. Internet-basierter Informationssysteme <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Berufsberatung<br />
- Kosten – Nutzen – Analysen von Me<strong>die</strong>n und Informationssystemen<br />
- Informationsmarketing in der Berufsberatung<br />
- Beratungsethische Fragen besonders im Hinblick auf computergestützte und internetbasierte<br />
Informationssysteme.<br />
2 Voraussetzungen <strong>für</strong> effektives und effizientes Informationsmanagement in der<br />
Berufsberatung<br />
Das Charakteristikum moderner Informationsgesellschaften ist, daß das Informationsangebot<br />
permanent stärker wächst als <strong>die</strong> Nachfrage, so daß der Grad an Überversorgung mehr und<br />
mehr zunimmt.<br />
Als Hauptproblem des Informationsmanagements stellt sich also nicht <strong>die</strong> Produktion immer<br />
neuer Me<strong>die</strong>n und Informationssysteme, sondern <strong>die</strong> Vitalisierung der Informationsnachfrage.<br />
Man weiß, daß ab einem bestimmten Grad an Informationsüberversorgung (Information<br />
Overload) sowohl <strong>die</strong> gesamtgesellschaftliche als auch <strong>die</strong> individuelle Entscheidungs- und<br />
Problemlösungsqualität abnehmen.<br />
Persönlich empfundene Informationsüberlastung, sogenannter Informations-Stress, kann zu<br />
verschiedenen Reaktionen führen:<br />
a) von Information Chunks spricht man, wenn der Mensch <strong>die</strong> ihm angebotenen Informationen<br />
mit Hilfe von Oberbegriffen zusammenfaßt und neu verschlüsselt (z.B. mit Hilfe von<br />
Markennamen, Preis oder Urteilen à la Stiftung Warentest).<br />
40 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
b) Omission bedeutet <strong>die</strong> Konzentration auf bestimmte Informationen, wobei das übrige<br />
Angebot nicht mehr wahrgenommen, <strong>die</strong> Informationsaufnahme also bruchstückhaft wird.<br />
c) Bei Queuing bildet der Rezipient quasi eine Warteschlange von Informationen im Kurzzeitgedächtnis,<br />
um später mit mehr Zeit entscheiden zu können, was endgültig zu merken<br />
ist.<br />
d) Ab einem bestimmten Grad an Überlastung besteht <strong>die</strong> Gefahr, daß das Individuum <strong>die</strong><br />
Informationsaufnahme und –verarbeitung völlig abbricht, also „abschaltet“ (Escaping).<br />
e) Werden <strong>die</strong> angebotenen Informationen durch <strong>die</strong> Brille bestimmter subjektiver Kriterien<br />
oder Suchstrategien wahrgenommen, spricht man von Filtering,<br />
f) Bei Abstracting erkennt der Mensch nur noch <strong>die</strong> groben Linien und Zusammenhänge<br />
der Informationen, aber nicht mehr deren Einzelheiten.<br />
g) Erfolgt in einer Problemsituation das Handeln nach eingefahrenen Mustern, wobei <strong>die</strong><br />
angebotenen Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Problemlösung zweitrangig werden, spricht man von<br />
Habitualisierung (amüsantes Beispiel sind <strong>die</strong> sog. „Verwaltungsgrundsätze“: „Das haben<br />
wir immer schon so gemacht!“, „Das haben wir noch nie so gemacht!“, „Da könnte ja<br />
jeder kommen!“, etc.).<br />
Die zunehmende Informationsüberversorgung in der Gesellschaft hat tiefgreifende Auswirkungen<br />
auf das Kommunikationsverhalten insgesamt, <strong>die</strong> auch bei der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung<br />
zu berücksichtigen sind.<br />
1. Die Aktivierungskraft der Informationsdarbietung muß ständig zunehmen, d.h. <strong>die</strong> angebotenen<br />
Informationen werden immer auffälliger verpackt (laut, bunt, groß, emotionale<br />
Reise, gedanklich überraschend). Es kommt zur „Aktivierungskonkurrenz“.<br />
2. Das Informationsinteresse der Adressaten läßt nach, <strong>die</strong> Informationsaufnahme wird<br />
flüchtiger, nachlässiger, bruchstückhaft; man stumpft ab oder entwickelt sogar eine Abwehrhaltung.<br />
3. Die Bildkommunikation verstärkt sich mehr und mehr, sprachliches Denken und Fühlen<br />
verliert an Attraktivität, denn es erfordert eine stärkere kognitive Beteiligung,<br />
Durch das Fehlen der Visualisierungsmöglichkeiten stellen sich in der Telefonberatung besondere<br />
Anforderungen. Viel stärker müssen <strong>die</strong> internen Bedingungen beim Ratsuchenden<br />
beachtet werden, das sind Vorwissen, besonders in bezug auf <strong>die</strong> zu aktivierenden Schemata,<br />
das Aufnahmevermögen und der Lernstil, das Involvement und vor allem der Stand im<br />
Entscheidungsprozess. In aller Regel wird sich <strong>die</strong> Redundanz der Informationsdarbietung<br />
erhöhen.<br />
Grundvoraussetzung <strong>für</strong> effektives und effizientes Informationsmanagement in der Berufsberatung<br />
ist <strong>die</strong> Fähigkeit zum Ausbalancieren von Informationsangebot und individuellem Informationsbedarf<br />
bezogen auf eine konkrete Problemstellung. Dies verlangt von der Beratungskraft<br />
sowohl umfassende Kompetenz zur professionellen Erfassung der individuellen<br />
Voraussetzungen („interne Bedingungen“), um <strong>die</strong> Information jeweils optimal darauf abstimmen<br />
zu können.<br />
Es gibt heute national und international eine kaum mehr zu überschauende Vielfalt von berufsberatungsrelevanten<br />
Me<strong>die</strong>n und Informationssystemen, mit rasch zunehmender Tendenz<br />
zu computergestützten und Internet-basierten Formen.<br />
Sie lassen sich grob einteilen in<br />
- Datenbanken <strong>für</strong> Bildung, Ausbildung, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Berufsbeschreibungen<br />
- Zuordnungsprogramme („matching-systeme“), <strong>die</strong> individuelle Merkmale (Interessen,<br />
Fähigkeiten) und Berufsprofile einander zuordnen<br />
- Entscheidungshilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Analyse und Förderung individueller <strong>berufliche</strong>r Entscheidungsprozesse<br />
- Programme zur Vermittlung von Hilfen und Fertigkeiten bei der Suche eines Ausbildungs-<br />
oder Arbeitsplatzes<br />
AuF Print Nr. 12 41
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
- Selbstunterweisende Programme zur Abfassung von Bewerbungsschreiben<br />
- Programme zur Selbsteinschätzung, <strong>die</strong> gewöhnlich ein Frageinventar der <strong>berufliche</strong>n<br />
Interessen und Fähigkeiten enthalten<br />
- Psychometrische Tests zu Fähigkeiten, Begabungen, Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen.<br />
(vgl. Offer, 1993, S. 40 f.; Watts, 1993, S. 68 f.)<br />
Eine umfassende Analyse und Bewertung computergestützter Verfahren zur <strong>berufliche</strong>n Entscheidungshilfe<br />
finden sich bei Holling u.a. (2000).<br />
Verstärkte Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung erlangen auch <strong>die</strong> grenzüberschreitenden Beratungs-<br />
und Vermittlungsnetzwerke in der EU, nämlich euroguidance (Europäische Berufsberatungszentren,<br />
EBZ) und EURES.<br />
Allgemein lässt sich konstatieren, dass <strong>die</strong> Internet-basierten Informationsquellen und –<br />
<strong>die</strong>nste <strong>für</strong> Berufsberatung an Bedeutung rasch zunehmen. Sie lassen sich allgemein einteilen<br />
in integrierte und in unabhängige Web Sites (vgl. Sampson, 1999 a, S. 5 f.).<br />
Integrierte Web Sites sind <strong>die</strong> Distanz – Beratungskomponente der Berufsberatung und<br />
bieten typischerweise organisationsspezifische Informationen, wie z.B. Me<strong>die</strong>n der BA,<br />
mach’s richtig, ASIS, KURS, sowie Links zu anderen beratungsrelevanten Dienstleistungen<br />
der eigenen Organisation. In der Regel sind <strong>die</strong>se „integrierten Web Sites“ kostenlos, auch<br />
wenn sie über Links nach außen verfügen.<br />
Unter den unabhängigen Web Sites versteht man Angebote von Informationen und Dienstleistungen<br />
<strong>für</strong> Beratung und Vermittlung, <strong>die</strong> nicht miteinander verbunden sind. Beispiele<br />
hier<strong>für</strong> sind:<br />
– Programme zur Selbsteinschätzung<br />
– Job-Börsen<br />
– Berufsinformations<strong>die</strong>nste<br />
– Talent-Börsen von Betrieben<br />
– Stu<strong>die</strong>ninformationen von Universitäten<br />
– Angebote von Bildungsträgern<br />
– Entscheidungshilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl oder Neuorientierung<br />
– Stellenangebote mit Betriebsbeschreibungen<br />
– „Fit for Europe“.<br />
Kritisch im Sinne eines beraterischen Informationsmanagements ist <strong>die</strong> Erkenntnis, daß beide<br />
Arten von Web Sites in der Regel angebotsorientiert ausgerichtet sind, d.h. von der Annahme<br />
ausgehen, der Nutzer könne seine Bedürfnisse genau formulieren und beurteilen, ob<br />
<strong>die</strong> Web Site ihm etwas bringt oder nicht.<br />
Demgegenüber erlauben „nachfrageorientierte Systeme“ dem Nutzer<br />
(1) zuerst <strong>die</strong> eigenen Bedürfnisse zu klären<br />
(2) solche Quellen auszuwählen, <strong>die</strong> zu ganz bestimmten Ergebnissen führen<br />
(3) Informationen zu erhalten, wie <strong>die</strong>se Quellen <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Bedürfnisse nutzbar zu machen<br />
sind<br />
(4) zu erkennen, wann personale Hilfe durch eine Beratungskraft in Anspruch genommen<br />
werden sollte<br />
(5) nur solche Links zu nutzen, <strong>die</strong> bei der Problemlösung weiterbringen.<br />
Gerade <strong>die</strong> zuletzt genannten Aspekte zeigen, auf welche Aufgaben berufsberaterisches<br />
Informationsmanagement in Gegenwart und Zukunft besonderes Augenmerk legen sollten:<br />
– Unterstützung bei der Klärung des Anliegens und Feststellung des daraus resultierenden<br />
individuellen Informations- und Beratungsbedarfs<br />
– Klärung, mit welchen Quellen <strong>die</strong>ser Bedarf am besten zu befriedigen ist<br />
42 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
– Prüfung, ob <strong>die</strong>se Quellen vor dem Hintergrund der internen Bedingungen (Vorwissen,<br />
Informationsstil, Entscheidungsdruck, Stand im Problemlösungsprozess, Aufnahme- und<br />
Verarbeitungskapazität) angemessen sind<br />
– Vorbereitung des Informationsprozesses des Klienten, vor allem unter dem Aspekt der<br />
Kombination medialer und personaler Interventionen.<br />
Hieraus wird deutlich, daß berufsberaterisches Informationsmanagement nur auf der Grundlage<br />
der Kenntnis und Beachtung der Informationsprozesse beim individuellen Problemlösen<br />
und Entscheiden sinnvoll ist.<br />
3 Informationsprozesse beim individuellen Problemlösen<br />
Individuelle Entscheidungs- und Problemlöseprozesse lassen sich idealtypisch einteilen in<br />
eine Vorentscheidungsphase, eine Entschlußphase und eine Nachentscheidungsphase, mit<br />
jeweils charakteristischen Informationsaktivitäten. Dabei interagieren jeweils drei Arten von<br />
Informationen in unterschiedlicher Weise: Faktenwissen umfaßt Angaben über mögliche<br />
Alternativen, deren „Befriedigungsangebote“ und deren Realisierungswege und –chancen;<br />
Wertungswissen umfaßt Kriterien, <strong>die</strong> sich aus Vorstellungen über sich selbst im Vergleich<br />
zum wahrgenommenen beruflich-sozialen Umfeld entwickelt haben; persönlich verbindliche<br />
Problemlösungsstrategien weisen dem Einzelnen den Weg, welche faktischen und wertenden<br />
Informationen wie miteinander zu verbinden sind.<br />
Nur <strong>die</strong> in einer bestimmten Poblemlösesituation vom Individuum einbezogenen Informationen<br />
werden „Entscheidungsprämissen“ genannt.<br />
Zu den faktischen Prämissen zählen vor allem berufskundliches Wissen und subjektive<br />
Einschätzung von Realisierungschancen von Alternativen. Valuative Prämissen speisen<br />
sich aus Interessen, Motivation, selbsteingeschätzten Fähigkeiten, Einflüssen „wichtiger“<br />
Bezugspersonen. Präskriptive Prämissen umfassen subjektive bedeutsame Methoden der<br />
Problemlösung (vgl. Mitchell, Krumboltz, 1996, S. 173 f.): 1) Wahrnehmung der Bedeutung<br />
einer Entscheidungssituation, 2) realistische Bestimmung der notwendigen Schritte, 3) sorgfältige<br />
Prüfung bisheriger Erfahrungen in ähnlichen Situationen, 4) Entwicklung verschiedener<br />
Handlungsalternativen, 5) Sammlung von Informationen über <strong>die</strong>se Alternativen, 6) Gewichtung<br />
der Alternativen anhand der Kriterien und Aussondern unattraktiver Alternativen<br />
(vgl. Metzler-Burren (2001)).<br />
Die bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungen ablaufenden Prozesse wurden bereits früh aus der<br />
Sicht kognitiver Informationsverarbeitungsansätze differenziert behandelt und in der Folge<br />
mehrmals empirisch untersucht. Dies führte zur Ausformulierung der Informationsstrukturellen<br />
<strong>Methodik</strong> (ISM) durch Ertelt und Schulz (1997, S. 223 ff.; 2002, S. 233 ff.)<br />
In ganz ähnlicher Weise charakterisieren Peterson et al.(1996, S. 444 ff.) mit ihrem „Cognitive<br />
Information Processing Approach (CIP)“ <strong>die</strong> Vorgänge bei Berufsentscheidungen (vgl.<br />
auch Sampson, 1999 c, S. 243 ff.; Holling u.a., 2000, S. 16 f.).<br />
AuF Print Nr. 12 43
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Die folgende Abbildung macht <strong>die</strong> Verbindung beider Ansätze deutlich.<br />
Abbildung 1: Informationsbereiche bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsprozessen<br />
Meta-<br />
Kognitionen:<br />
Übergeordnetes<br />
Wissen<br />
zur Überwachung und Prozeßinformationen<br />
Kontrolle beim Problemlösen und Entscheidungsregeln<br />
(präskriptive Prämissen)<br />
Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />
zur Entscheidung und Problemlösung<br />
Kenntnis der eigenen Per- Berufskundliches Wissen:<br />
son (Selbstkonzept): Werte, Berufsbezeichnungen, Eintei-<br />
Interessen, Fertigkeiten, Präfe- lungskriterien, Anforderungen, Be-<br />
renzen, Einfluß der Familie lohnungen, Arbeitsmöglichkeiten, etc.<br />
Wertungswissen<br />
(valuative Prämissen)<br />
Faktenwissen<br />
(faktische Prämissen)<br />
Die Entscheidungsfähigkeiten werden von Sampson et al. (1999 c, S. 5 f.) als Abfolge von<br />
fünf Aktivitäten in Kreisform dargestellt (vgl. hierzu Ertelt, 1992, S. 96 f.):<br />
1. Kommunikation: Aufmerksam werden auf eine problematische Situation und Wahrnehmung<br />
der Notwendigkeit, eine Entscheidung treffen zu müssen.<br />
2. Analyse: Analyse der Ursachen <strong>für</strong> das Problem und Auslotung der eigenen<br />
Persönlichkeit (Verständnis des Selbst) und der möglichen Lösungsmöglichkeiten.<br />
3. Synthese: Entwicklung einer Reihe möglicher Handlungsalternativen (Elaboration)<br />
und anschließend Reduzierung auf einige realistische Mög-<br />
4. Bewertung:<br />
(Evaluation)<br />
lichkeiten (Kristallisation).<br />
Abwägung <strong>die</strong>ser Möglichkeiten (z.B. Wahl eines bestimmten Berufs,<br />
einer Ausbildung, eines Studiums) nach persönlichen Kosten-<br />
Nutzenerwägungen, in Bezug auf <strong>die</strong> Meinung wichtiger anderer<br />
oder der kulturellen Bezugsgruppe; Bildung einer Rangfolge und<br />
vorläufige Festlegung einer bestimmten Alternative.<br />
5. Ausführung: Festlegung eines Ausführungsplans mit Zwischenzielen und jeweils<br />
daraus bezogenen Aktivitäten; Durchführung <strong>die</strong>ses Planes<br />
und Vergleich der Ergebnisse mit der Ausgangssituation (1.Station<br />
„Kommunikation“).<br />
Die dargestellte Abfolge von Aktivitäten findet sich in ähnlicher Weise bei fast allen Modellen<br />
<strong>für</strong> individuelle Entscheidungs- und Problemlösungsprozesse (vgl. Ertelt, Schulz, 1997, S.<br />
232 f.).<br />
Zentral wichtig <strong>für</strong> das Informationsmanagement in der Berufsberatung ist jedoch <strong>die</strong> Frage,<br />
wie viele Informationen der Einzelne braucht, um eine angemessene <strong>berufliche</strong> Entscheidung<br />
treffen zu können. Darüber gehen <strong>die</strong> Meinungen auseinander, je nachdem ob man<br />
sich von der normativen Vorstellung, der Klient müsse zur rationalen Entscheidung geführt<br />
44 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
werden, leiten läßt oder ob man eher von dem tatsächlichen Problemlösungsverhalten her<br />
denkt.<br />
Die normativen Vorstellungen gehen davon aus, wie das Individuum eine Entscheidung am<br />
besten treffen soll; man nennt sie daher präskriptive Modelle. Dagegen bauen deskriptive<br />
Modelle auf Beobachtungen auf, wie Entscheidungen wirklich getroffen werden.<br />
Wenn man von Menschen fordert, sie müßten etwa bei der Berufswahl rational entscheiden,<br />
hätte berufsberaterisches Informationsmanagement da<strong>für</strong> zu sorgen, daß sie<br />
– alle ihnen offenstehenden Handlungsalternativen und deren Beiträge zu den individuellen<br />
Zielen („Befriedigungsangebote“) kennen<br />
– über genügend Bewertungskriterien zur Beurteilung <strong>die</strong>ser Alternativen verfügen, so daß<br />
eine Präferenzskala nach dem (subjektiven) Nutzen entsteht, und<br />
– immer <strong>die</strong>jenige Alternative auswählen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser Präferenzordnung von keiner anderen<br />
übertroffen wird.<br />
Die Überforderung der individuellen Informationsaufnahme und -verarbeitungs-kapazität, <strong>die</strong><br />
Reaktionen auf Informationsüberlastung (Informationsstreß), individuelle Konflikte und Emotionen<br />
sowie der Einfluß von Zufällen bzw. „günstigen Gelegenheiten“ werden bei <strong>die</strong>sen<br />
präskriptiven Modellen der Entscheidung weitgehend vernachlässigt (vgl. Ertelt, 1992, S. 95;<br />
Holling, 2000, S. 10 und 28).<br />
Daher eignen sich <strong>die</strong>se normativen Ansätze nur bedingt als Grundlage zukunftsbezogenen<br />
Informationsmanagements in der Berufsberatung, obgleich eine große Zahl nationaler und<br />
internationaler Verfahren zur Berufs- und Stu<strong>die</strong>nberatung noch immer darauf aufbauen (vgl.<br />
Holling, 2000, S. 28).<br />
Dem gesetzlichen und fachlich-ethischen Rahmen der Berufsberatung angemessener erscheinen<br />
<strong>die</strong> deskriptiven Modelle menschlicher Entscheidung, <strong>die</strong> sich am individuellen<br />
Informationsbedarf und –verhalten orientieren, den Adressaten also dort „abholen“, wo er<br />
sich bei seinem Problemlösungsprozess gerade befindet. Daher spricht man hier auch von<br />
einem „nachfrageorientierten“ Vorgehen, im Gegensatz zu dem „angebotsorientierten“ Charakter<br />
präskriptiver Modelle.<br />
Berufliche Probleme und Entscheidungen sind in der Regel komplexer Art und daher schwierig,<br />
eindeutig zu bestimmen („schlecht definierte Situation“). Selten gibt es eine „richtige“ Lösung<br />
und einen eindeutig vorhersehbaren Schlußpunkt oder gar eine Lösungsgarantie <strong>für</strong><br />
eine bestimmte Vorgehensweise.<br />
Solche Entscheidungsprozesse gehen in der Regel einher mit starker emotionaler Betroffenheit,<br />
etwa Problemlösungsdruck, Informationsstreß, Furcht vor irreversiblen Fehlentscheidungen<br />
wegen unvollständiger Information und Zweifel, ob <strong>die</strong> ausgewählte Alternative tatsächlich<br />
<strong>die</strong> richtige ist (vgl. Peterson et al., 1996, S. 428 f.).<br />
Deskriptive Modelle beschreiben das dem Menschen in schlecht definierter Entscheidungssituation<br />
eigenen „heuristische“ Verhalten: Lösungen werden durch tastendes Vorgehen und<br />
Vereinfachungsstrategien schrittweise angesteuert, nur wenige Alternativen ins Kalkül einbezogen<br />
und nur mit wenigen Kriterien bewertet, endgültig bindende Festlegungen (Entschlüsse)<br />
schiebt man möglichst lange hinaus, um neue Informationen noch berücksichtigen zu<br />
können.<br />
Die Qualität eines nachfrageorientierten Beratungs- und Informationssystems hängt nun<br />
davon ab, wie gut es sich an <strong>die</strong> individuellen kognitiv-affektiven individuellen Informationsverarbeitungsprozesse<br />
angleichen, d.h. sie simulieren kann. In <strong>die</strong>sem Sinne sind Vorstellungen,<br />
wie etwa der oben beschriebene Lösungs-Kreislauf von Peterson et al. oder <strong>die</strong><br />
Phasen- und Stufengliederungen diagnostische Instrumente zur Ermittlung des individuellen<br />
AuF Print Nr. 12 45
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Standes im Entscheidungsprozeß äußerst hilfreich, um <strong>die</strong> jeweils hilfreichen Informationen<br />
zu vermitteln. Steht ein Mensch vor einer Problemsituation, etwa ausgelöst durch Schulentlassung,<br />
Arbeitslosigkeit, Scheitern in der Ausbildung, so benötigt er Informationen zur Definition<br />
der <strong>für</strong> ihn neuen Situation, zur Art eines Entschlusses, zu Nachteilen bei Nichtentscheidung,<br />
zum Vorgehen und zum erwarteten Informationsaufwand.<br />
Danach sind Hilfen zur Generierung von Handlungsalternativen bereitzustellen, wobei es<br />
weniger auf eine möglichst große Zahl sondern vielmehr auf eine exemplarische Auswahl<br />
ankommt.<br />
Auf der Stufe der Bewertung von Handlungswegen bedarf es Informationen zur Bewusstmachung<br />
relevanter Wertungskriterien, mit Hilfe derer <strong>die</strong> Instrumentalität einer Alternative<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> individuellen Ziele eingeschätzt werden können.<br />
In der Entschlußphase mit persönlich verbindlicher Festlegung auf eine Alternative (commitment)<br />
benötigt der einzelne Informationen, <strong>die</strong> ihm über <strong>die</strong> eigene Entscheidungsfähigkeit,<br />
Auswahl- und Festlegungskonflikte, Verlustängste, Realisierungschancen Auskunft geben.<br />
Zur Bewältigung der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nachentscheidungsphase charakteristischen Dissonanzerlebnisse<br />
sind beschreibende, bestärkende und interpretierende Informationen zu vermitteln.<br />
Besonders wichtig, etwa in einer neuen Ausbildungsstelle oder Arbeitsstelle sind beraterische<br />
Erklärungshilfen bei Zweifeln oder Mißerfolgen, damit nicht vorschnelle Reaktionen <strong>die</strong><br />
erfolgreiche Umsetzung eines Entschlusses unterlaufen.<br />
4 Hinweise zum Marketing in der Berufsberatung<br />
Die empirische Evaluation von Beratungs<strong>die</strong>nsten mit starken Anteilen der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>,<br />
vor allem <strong>die</strong> Europäischen Berufsberatungszentren (euroguidance) aber auch EU-<br />
RES in Deutschland hat eine deutliche „Marketinglücke“ ergeben. Diese bezieht sich sowohl<br />
auf <strong>die</strong> Vernetzung nach innen als auch eine attraktive und einheitliche Außendarstellung<br />
(vgl. Ertelt, Muswieck, 2000, 4213 – 4232; Ertelt, Baigger, 2002, 2915 – 2926).<br />
Die folgenden vier Fragebereiche sollen im Hinblick auf <strong>die</strong> oben definierten Zielgruppen<br />
(Transitionsformen) beantwortet werden:<br />
a) Welche Informationen werden an einzelne Zielgruppen gerichtet: Inhalte, Formen?<br />
b) Wie und in welcher Reihenfolge werden <strong>die</strong> Informationen aktiviert?<br />
c) In welchem Moment schaltet sich der Berufsberater ein?<br />
d) Effiziente Vorgehensweisen bei der Informationsübermittlung<br />
- gegenüber einzelnen Personen<br />
- bei der Arbeit mit Gruppen.<br />
Diese Fragen lassen sich in ein Konzept des Informations-Marketings einordnen. Marketing<br />
wird hier verstanden als eine Managementkonzeption zur zielorientierten Gestaltung von<br />
Austauschprozessen mit organisations-internen und -externen Partnern sowie der allgemeinen<br />
Öffentlichkeit. Es handelt sich bei der Berufsberatung um einen nicht-kommerziellen<br />
Bereich, weswegen wie hier von Sozial-Marketing sprechen (vgl. Raffée, 2001, S. 988).<br />
Marketing umfasst <strong>die</strong> Gestaltung von vier Instrumenten und deren optimale Kombination<br />
zum „Marketing-Mix“. Die oben aufgeführten Fragen lassen sich in etwa den Marketing-<br />
Instrumenten wie folgt zuordnen:<br />
1. Produktpolitik/Programmpolitik: a)<br />
2. Kommunikationspolitik: b)<br />
3. Distributionspolitik: c)<br />
4. Preispolitik: Gegenleistungspolitik: d)<br />
46 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
4.1 Produktpolitik/Programmpolitik<br />
Bei der Produkt-/Programmpolitik <strong>für</strong> Informationen in der Berufsberatung geht es um folgende<br />
Entscheidungen in Bezug auf bestehende und neu zu entwickelnde Informationen:<br />
- Welche Funktionen vermag das Produkt zu erfüllen oder soll es erfüllen?<br />
- Welche spezifischen Anforderungen muss das Informationsprodukt erfüllen?<br />
- Welche Beschränkungen sind zu beachten (finanziell, Geräteausstattung, Copyright, personell?)<br />
- Gibt es Komplementär- oder Substitutionsprodukte?<br />
- Wer kommt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herstellung der Informationsprodukte in Frage?<br />
Außerdem sind <strong>die</strong> Qualitätsmerkmale <strong>für</strong> Informations<strong>die</strong>nstleistungen anhand folgender<br />
Kriterien zu prüfen:<br />
- Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit<br />
- Verständlichkeit<br />
- Aktualität<br />
- Handhabbarkeit (Handlung)<br />
- Relevanz <strong>für</strong> individuelle Problemlösung<br />
- Anregung und Motivierung<br />
- Exklusivität<br />
- Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzenrelation)<br />
Als Hilfe zur Prüfung bestehender und Entwicklung neuer Informations-Dienstleistungen<br />
empfehlen wir das folgende Instrument:<br />
Abbildung 2: Marketing-Portfolio <strong>für</strong> Informations-Dienstleistungen<br />
Markt-<br />
Attraktivität<br />
<strong>für</strong><br />
Zielgruppen<br />
niedrig mittel hoch<br />
1.1 1.2 1.3<br />
2.1 2.2 2.3<br />
3.1 3.2 3.3<br />
Leistungsfähigkeit<br />
<strong>für</strong> Zielgruppen<br />
hoch<br />
mittel<br />
niedrig<br />
In einem ersten Schritt sollten nun <strong>die</strong> bereits vorhandenen Informationsme<strong>die</strong>n und<br />
-<strong>die</strong>nstleistungen in <strong>die</strong> Felder eingeordnet werden. Für Aktionen des Informationsmanagements<br />
sind primär <strong>die</strong> Felder mit großen Diskrepanzen zwischen „Leistungsfähigkeit“ und<br />
„Marktattraktivität“, also <strong>die</strong> Felder 1.1 und 3.3, interessant.<br />
Für <strong>die</strong> hier zur Diskussion stehen Zielgruppen in Transitionsprozessen lassen sich allgemein<br />
folgende Informationsprodukte definieren:<br />
AuF Print Nr. 12 47
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Schüler, <strong>die</strong> vor der Wahl einer Hochschule stehen<br />
Informationen über<br />
(1) Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten und Alternativen<br />
- Stu<strong>die</strong>ngänge (Inhalte, Dauer, Abschlüsse)<br />
- Hochschulen/Universitäten (incl. Ranking)<br />
- Stu<strong>die</strong>nkosten und Stipen<strong>die</strong>n<br />
- Studium im Ausland<br />
- Eingangsvoraussetzungen, Bewerbungsverfahren bei den Stu<strong>die</strong>ngängen<br />
(2) Alternativen zum Studium<br />
- Möglichkeiten zur Berufsausbildung<br />
- Arbeitsplatz mit „Training on the job“<br />
- Chancen <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>nabbrecher<br />
- Berufe und Arbeitsmarktsituation<br />
- Bewerbungsverfahren und Assessment bei Betrieben<br />
- Berufsausbildung und Arbeit im Ausland<br />
(3) Berufsberatung und Informationssysteme zur Berufswahl<br />
- Beratungs<strong>die</strong>nste: Berufsberatung, Stu<strong>die</strong>nberatung der Universitäten<br />
- Me<strong>die</strong>n und Informations<strong>die</strong>nste (Print, Internet, personal)<br />
- Vermittlungshilfen (Job Search Strategien, private Vermittler, Job Börsen, Arbeitsamt)<br />
Absolventen und Personen, welche <strong>die</strong> Arbeit zum ersten Mal aufnehmen<br />
(1) Berufskundliche Informationen<br />
- Anforderung in den Berufen/Stellen (Soft-Skills, Hard-Skills)<br />
- Tätigkeitsprofil in den verschiedenen Betrieben, Organisation, Betriebsklima<br />
- Berufsentwicklung, Aufstiegsmöglichkeiten, Entlohnung (Ver<strong>die</strong>nst)<br />
- Sicherheit des Arbeitsplatzes, Entlassungs-Risiko<br />
- Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
- Substitutions-Potentiale von Berufen<br />
(2) Job Search Strategien<br />
- Such- und Bewerbungsstrategien<br />
- Assessment<br />
- Auswertung von Stellenangeboten (Zeitung, Internet, persönliche Beziehungen)<br />
- Arbeit im Ausland<br />
- Flexibilität und Mobilität<br />
- Möglichkeiten zum Praxiserwerb, z. B. Praktika, Ferienarbeit, Auslandsaufenthalte<br />
(3) Einschätzung der eigenen Person<br />
- Programme zur Selbsteinschätzung (Interessen, Fähigkeiten)<br />
- Programme zur Entscheidungshilfe<br />
- Psychometrische Tests zu Fähigkeiten, Begabungen, Interessen, Persönlichkeitstypen<br />
- Matching-Systeme zur Zuordnung von Persönlichkeitsmerkmalen zu Berufsprofilen<br />
(4) Vermittlungshilfen<br />
- Datenbanken <strong>für</strong> Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplätze<br />
- Vermittlungssysteme ins Ausland<br />
- Arbeitsvermittlung (öffentlich, privat, Me<strong>die</strong>n)<br />
Arbeitssuchende (Arbeitslose, umschulungswillige Personen)<br />
- Job Börsen im Internet<br />
- Aktive Job Search-Strategien<br />
- Systematische Analyse von Zeitungen und sonstigen Quellen mit Stellenanzeigen<br />
- Maßnahmen <strong>für</strong> Langzeitarbeitslose<br />
48 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
- Mobilität und Flexibilität<br />
- Substitutionspotential von Berufen<br />
- Möglichkeiten zur Selbstständigkeit (Gründung eines eigenen Betriebes)<br />
- Teilzeitarbeit, Tele-Arbeit<br />
- Leiharbeit<br />
- Ehrenamtliche Tätigkeit (in Vereinen, Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, etc.)<br />
- Weiterbildung und Umschulung (Angebote, Finanzierung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt)<br />
Von Arbeitsplatzverlust bedrohte Erwerbstätige<br />
- Möglichkeiten zur Anpassungsfortbildung<br />
- Feststellung der individuellen Potenziale (Beispiel: Centre Bilan de Compétence in Frankreich)<br />
- Berufsorientierung: Arbeitsmarkt-Struktur, Job Rotation, Kurzarbeit, Sabbat-Jahr<br />
- Beratung und Information <strong>für</strong> Betriebe (besonders Klein- und Mittelbetriebe) durch <strong>die</strong><br />
Arbeitsämter zur Vermeidung von Entlassungen oder Outplacement.<br />
Es ist zu empfehlen, zuerst <strong>für</strong> jede Zielgruppe getrennt <strong>die</strong> exemplarisch aufgezählten Informations-Dienstleistungen<br />
in das Marketing-Portfolio einzutragen und Strategien zu entwickeln.<br />
In einem zweiten Schritt sind dann <strong>die</strong>se Maßnahmen (mit Zielgruppen) in ein weiteres Portfolio<br />
einzuordnen, um <strong>die</strong> geschäftspolitischen Prioritäten <strong>für</strong> das Informations-<br />
Management entscheiden zu können.<br />
4.2 Kommunikationspolitik<br />
Wie bereits ausgeführt, wächst in der heutigen Gesellschaft das Informationsangebot permanent<br />
stärker als <strong>die</strong> Informationsnachfrage, so dass der Information-Overload immer mehr<br />
zunimmt. Die Folgen <strong>für</strong> das Informationsmanagement auch der Berufsberatung und Arbeitsvermittlung<br />
sind eklatant:<br />
- <strong>die</strong> Aktivierungskraft der Informationsdarbietung muss ständig gesteigert werden und es<br />
kommt zur „Aktivierungskonkurrenz“ unter den Systemen.<br />
- das Informationsinteresse, das „Involvement“ der Zielgruppen lässt nach, <strong>die</strong> Informationsaufnahme<br />
wird nachlässiger, bruchstückhafter, man stumpft ab oder entwickelt sogar<br />
eine Haltung der Informationsabwehr.<br />
- <strong>die</strong> Bedeutung der visuellen Kommunikation wächst immer stärker und das sprachliche<br />
Denken und Fühlen verliert an Attraktivität, weil es eine höhere kognitive Beteiligung des<br />
Individuums erfordert.<br />
Bei der Kommunikationspolitik im Informationsmanagement geht es um <strong>die</strong> Frage, in welcher<br />
Form <strong>die</strong> Zielgruppen über das Informationsangebot unterrichtet und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Akzeptanz gewonnen<br />
werden sollen.<br />
Dies verlangt neben der Kompetenz zur professionellen Erfassung der individuellen (internen)<br />
Bedingungen (Vorwissen, Stil der Informationsaufnahme, Lernvermögen, Stand im<br />
Problemlösungsprozess) auch Kenntnisse der Methoden der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Durch <strong>die</strong> Kommunikationspolitik muss der Einzelne erkennen, dass <strong>die</strong> Berufsberatung gewillt<br />
und in der Lage ist, ihm gezielt Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle Problemlösung zu geben<br />
und zwar nur so viele wie er verarbeiten will und kann.<br />
Abträglich <strong>für</strong> eine solche Informationswerbung sind solche Modelle, <strong>die</strong> vom Rezipienten<br />
bestimmte Vorleistungen in Bezug auf Umfang und Vorgehen seiner Informationstätigkeit<br />
verlangen, wie es <strong>die</strong> präskriptiven Vorstellungen der „rationalen Entscheidung“ nahe legen.<br />
AuF Print Nr. 12 49
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Demgegenüber erscheinen <strong>die</strong> deskriptiven Modelle menschlicher Problemlösung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
werblichen Aktivitäten der Berufsberatung attraktiver, denn sie orientieren sich am individuellen<br />
Informationsverhalten, holen den potentiellen Adressaten also dort ab, wo er sich in seinem<br />
Entscheidungsprozess gerade befindet. Außerdem betonen sie <strong>die</strong> dem Menschen in<br />
schlecht definierter Entscheidungssituation eigene „Heuristik“: Lösungen werden durch eher<br />
tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien schrittweise angesteuert, nur wenige<br />
Alternativen ins Kalkül einbezogen und nur mit wenigen Kriterien bewertet, endgültig bindende<br />
Entschlüsse schiebt man möglichst lange hinaus, um neue wichtige Informationen noch<br />
berücksichtigen zu können.<br />
Werbliche Kommunikation mit den potentiellen Klienten muss auch <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />
des Informationssystems in Bezug auf <strong>die</strong> Vor-Entscheidungsphase, <strong>die</strong> Entschlussphase<br />
und Nach-Entscheidungsphase transparent machen. Der Klient lässt sich nur dann involvieren,<br />
wenn er erwarten kann, <strong>die</strong> dem jeweiligen Stand in seiner Entscheidung angemessenen<br />
Fakteninformationen, Kriterieninformationen und Vorgehenshinweisen (Prozess-<br />
Informationen) zu erhalten.<br />
Forschungsbedarf im Informationsmarketing der Berufsberatung sehen wir in Bezug auf <strong>die</strong><br />
stärkere Berücksichtigung der Stile der Informationswahrnehmung bei introvertierten und<br />
extravertierten Adressaten sowie nach den Holland-Typen.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass den aufgeführten Charakteristika <strong>für</strong> erfolgreiche<br />
werbliche Kommunikation mit den Klienten vor allem <strong>die</strong> nachfrageorientierten und weniger<br />
<strong>die</strong> angebotsorientierten Informationssysteme gerecht werden.<br />
4.3 Distributionspolitik<br />
Bei der Distributionspolitik geht es darum, <strong>die</strong> einzelnen „Produkte“ und Dienstleistungen den<br />
jeweiligen Zielgruppen zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, in der richtigen Menge und<br />
in der richtigen Weise bereitzustellen.<br />
Der direkte Weg vollzieht sich über <strong>die</strong> unmittelbare Kommunikation zwischen Zielgruppe<br />
und Berater oder Beratungsinstitution.<br />
Der indirekte Weg vollzieht sich über Schulen, Hochschulen, Vereine, Kirchen etc., also<br />
über vermittelnde Instanzen.<br />
Wann sich der Berufsberater in <strong>die</strong> Informationsprozesse direkt einschaltet sollte, hängt von<br />
der „Entscheidungsreife“ des Klienten ab. Sampson (1999) bezeichnet <strong>die</strong>se als Schlüsselgröße<br />
bei der Nutzung von Informationssystemen. Danach ergeben sich direkte beraterische<br />
Hilfen je nach den folgenden individuellen Hindernissen:<br />
Der Mensch<br />
- kann sein <strong>berufliche</strong>s Problem nicht eindeutig definieren und kann daher seinen spezifischen<br />
Informationsbedarf nicht feststellen.<br />
- hat keine ausreichenden Kenntnisse über das Informationsangebot<br />
- ist überfordert von der angebotenen Informationsfülle<br />
- kann <strong>die</strong> <strong>für</strong> seine Bedürfnisse adäquaten Informationen nicht herausfinden<br />
- ist unsicher, wie er <strong>die</strong> Informationen <strong>für</strong> seine Problemlösung am besten umsetzen kann<br />
- kann <strong>die</strong> Systematik des Informationsangebots nicht verstehen<br />
- findet keinen Zugang zu den richtigen Quellen im Informationsangebot<br />
- verliert <strong>die</strong> Motivation und bricht den Kontakt zum Informationssystem vorzeitig ab.<br />
Zur optimalen Distribution der Informationen und zur Frage der Kombination direkter und<br />
indirekter Wege sind eine systematische beraterische Begleitung bei Nutzung von Me<strong>die</strong>n<br />
und computergestützten Systemen und eine intensive Erforschung der Nutzerheuristiken<br />
erforderlich.<br />
50 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Ergebnisse empirischer Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa <strong>die</strong> Fragen „Printme<strong>die</strong>n<br />
oder Internet?“ und „Kann <strong>die</strong> personale Information in der Berufsberatung durch<br />
Selbstinformation ersetzt werden?“ falsch gestellt sind. Erforderlich ist nicht ein Denken in<br />
Alternativen, sondern in Komplementaritäten, in Abhängigkeit von den internen Bedingungen<br />
des einzelnen Ratsuchenden.<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> indirekte Distribution von berufsbezogenen Informationen kann folgendes<br />
Schema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auswahl herausgezogen werden (vgl. Bruhn, Tilmes 1994). Es erleichtert <strong>die</strong><br />
Definition des Verhältnisses der Berufsberatung zu möglichen Partnern auf dem Informationsmarkt.<br />
Abbildung 3: Beziehung zu Teilnehmern auf dem Informationsmarkt<br />
Absatzmittler<br />
Meinungsführer<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zielgruppe<br />
Konkurrenten<br />
Koordination Kooperation Konflikt<br />
Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />
Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />
Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />
In <strong>die</strong> Felder sind mögliche Personen und Institutionen sowie <strong>die</strong> Art der Kooperation (Ist =<br />
wie sie jetzt ist und Soll = wie sie in Zukunft gestaltet werden soll).<br />
4.4 Preispolitik: Gegenleistungspolitik<br />
Die „Preispolitik“ oder im Sozialmarketing als „Gegenleistungspolitik“ bezeichnet, legt fest,<br />
unter welchen materiellen Bedingungen <strong>die</strong> Informations<strong>die</strong>nstleistungen den Zielgruppen<br />
angeboten werden.<br />
Dabei sind monetäre und nicht-monetäre Gegenleistungen zu unterscheiden (vgl. Beilmann,<br />
1995):<br />
- direkte Gegenleistungen als Preis mit Kostenelementen, z. B. anteilige Gebühren <strong>für</strong> Berufsberatung,<br />
Stu<strong>die</strong>ngebühren an Hochschulen<br />
- direkte immaterielle Gegenleistungen, z. B. individuelle Zufriedenheit der Klienten mit der<br />
Informations<strong>die</strong>nstleistung der Berufsberatung, persönlicher Erfolg bei der Berufsentscheidung<br />
- indirekte Gegenleistungen mit Kostenelementen, z. B. Steuern oder Beiträge zur Bereitstellung<br />
von Informations<strong>die</strong>nstleistung durch <strong>die</strong> öffentliche Berufsberatung<br />
- indirekte immaterielle Gegenleistungen, z. B. öffentliche Anerkennung der Berufsberatung,<br />
Bewusstsein der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Informations<strong>die</strong>nstleistung<br />
der Arbeitsämter.<br />
Die Bewertung der Informations<strong>die</strong>nstleistungen mit Hilfe des „Preises“ ist <strong>die</strong> Grundvoraussetzung<br />
<strong>für</strong> den wirtschaftlichen (effizienten) Umgang mit den Ressourcen.<br />
In einer Reihe von Ländern, so auch in Deutschland, sind <strong>die</strong> Dienstleistungen der Berufsberatung<br />
<strong>für</strong> den Einzelnen kostenlos. Man sollte jedoch deutlich machen, dass der Preis in<br />
unseren Gesellschaften den „Wert“ von Gütern und Dienstleistungen widerspiegelt und so<br />
den sorgfältigen Umgang damit fördert. Außerdem kann er, gerade bei Informationen der<br />
Berufsberatung, über <strong>die</strong> relative Exklusivität (das Gut steht nicht jedem in beliebiger Menge<br />
zur Verfügung) das individuelle Involvement erhöhen, was sich wiederum auf <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />
(Effektivität) positiv auswirken kann.<br />
Individuelle Kostenlosigkeit ist nicht immer gleichbedeutend mit sozialem Auftrag. Deshalb<br />
müssen gerade <strong>die</strong> öffentlichen Arbeitsverwaltungen und Berufsberatungen heute Formen<br />
finden, wie sie über <strong>die</strong> Gegenleistungspolitik den effizienten und effektiven Einsatz ihrer<br />
Dienstleistungen gewährleisten.<br />
AuF Print Nr. 12 51
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
4.5 Zusammenfassende Hinweise zum Informations-Marketing<br />
Zusammenfassend lassen sich folgende Hinweise <strong>für</strong> das Informations-Marketing in der Berufsberatung<br />
formulieren<br />
1. Ausrichtung des Informations-Angebot am subjektiven Informationsbedarf der Zielgruppen<br />
und Angabe der differenzierten Leistungsfähigkeit.<br />
Konsequenz: Systematische empirische Untersuchung des Nutzerverhaltens (Heuristik).<br />
2. Markt-Segmentierung nach <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsproblemen der Zielgruppen<br />
Konsequenz: Empirische Sammlung und Typisierung von Berufs- und Informationsanliegen.<br />
3. Anpassung des Informations-Angebots an das Verhalten besonders typischer „Information-Seeker“<br />
in den Zielgruppen.<br />
Konsequenz: Ermittlung solcher aktiven Informations-Sucher in den Zielgruppen<br />
4. Kooperation zwischen Informations-Produzenten und Informations-Abnehmern<br />
verbessern<br />
Konsequenz: Gemeinsame Entwicklungsseminare organisieren, systematische Interaktion<br />
aufbauen<br />
5. Corporate Identity beim Informationsanbieter (Arbeitsamt, Berufsberatung)<br />
Konsequenz: Schaffung von Vertrauen und Sicherheit in der Organisation als Basis<br />
<strong>für</strong> eine entsprechende Darstellung nach Außen.<br />
6. Einrichtung von Verbraucherabteilungen beim Informationsanbieter (Arbeitsamt, Berufsberatung)<br />
Konsequenz: Schaffung systematischer Feedback-Wege von den Zielgruppen zum<br />
Anbieter, z.B. durch spezielle Hotlines.<br />
5 Folgerungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklung berufsberaterischen Informationsmanagements<br />
Aus der Zusammenschau der Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten ergeben sich folgende<br />
Hinweise <strong>für</strong> Informationshilfen bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungsvorgängen.<br />
1. Die Hauptaufgabe besteht heute in der Vitalisierung der Nachfrage nach Informationen<br />
und in einer darauf gerichteten differenzierten Weiterentwicklung des Informationsangebots.<br />
2. Zur Nachfrageorientierung gehören<br />
- Adaptivität auf das individuelle Problem (durch qualifizierte Informationsberatung,<br />
verzweigte Zugriffsmöglichkeiten in <strong>die</strong> Tiefe und Breite, Berücksichtigung des Standes<br />
im Problemlösungsprozess)<br />
- Benutzerfreundlichkeit (Berücksichtigung der Vorkenntnisse, Sprache, Lernfähigkeit,<br />
individuellen Lerngewohnheiten, Suchheuristiken, Gewohnheiten im Umgang mit Informationssystemen)<br />
- Aktivierung und Motivierung zur Nutzung, Hilfen zur individuellen Erfolgseinschätzung<br />
(Aufwand und Ertrag der Informationsaktivität muss subjektiv befriedigend sein),<br />
Imagepflege<br />
- Systematische Beteiligung der Nutzer an der Weiterentwicklung des Me<strong>die</strong>nsystems<br />
(Entwicklung und Evaluation).<br />
3. Als Schlüsselgröße der Informationsnachfrage stellte sich eindeutig der individuelle<br />
Stand im Entscheidungsprozeß heraus. Dieser wird von den Beratern nicht entsprechend<br />
52 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
beachtet oder sogar als dysfunktional empfunden. Verantwortlich da<strong>für</strong> könnten bestimmte<br />
Vorstellungen von Berufswahlvorgängen sein, <strong>die</strong> sich an normativen und rationalen<br />
Ablaufmodellen orientieren oder in denen individuelle Interessen und Neigungen des<br />
Klienten, auch wenn <strong>die</strong>ser es so nicht sieht, überbetont werden.<br />
4. Auf der Angebotsseite ist <strong>die</strong> Vernetzung, Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit der Informationen<br />
deutlich zu verbessern. Hierbei kommt es vor allem auf gestufte Systeme an,<br />
<strong>die</strong> sich in Breite und Tiefe den Nutzern anpassen können. Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />
sind unbedingt <strong>die</strong> systematische Registrierung und Typisierung der Nutzerheuristiken<br />
erforderlich.<br />
5. Zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Nutzung von Beratungs- und Informations<strong>die</strong>nsten<br />
sind spezielle Formen des Informationsmarketings zu entwickeln, <strong>die</strong> vor allem<br />
transnationale und multikulturelle Aspekte berücksichtigen. Dies betrifft <strong>die</strong> Produktpolitik,<br />
<strong>die</strong> Kommunikationspolitik, <strong>die</strong> Distributionspolitik und <strong>die</strong> Gegenleistungspolitik.<br />
6. Die Untersuchungen zeigen eindrucksvoll <strong>die</strong> Bedeutung personaler beraterischer Hilfe<br />
bei der Inanspruchnahme von Informationssystemen. Dazu bedarf es einer speziellen<br />
Qualifizierung in nachfrageorientiertem Informationsmanagement, möglichst mit gemeinsamen<br />
europäischen Standards<br />
AuF Print Nr. 12 53
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Literaturverzeichnis<br />
Beilmann, M. (1995), Sozialmarketing und Kommunikation, Neuwied (Luchterhand)<br />
Bruhn, M., Tilmes, J. (1994), Social Marketing – Einsatz des Marketing <strong>für</strong> nichtkommerzielle<br />
Organisationen, Stuttgart (Kohlhammer), 2. Auflage<br />
Ertelt, B.J. (2000), Materialien zur Qualifizierung von Fachkräften <strong>für</strong> Berufsberatung im europäischen<br />
Kontext, in: ibv 45/2000, S. 4715 - 4737<br />
Ertelt, B.J., Schulz, W.E. (1997), Beratung in Bildung und Beruf, Leonberg, Rosenberger<br />
Ertelt, B.J., Schulz, W.E. (2002), Handbuch Beratungskompetenz, Leonberg, Rosenberger<br />
Ertelt, B.J., Muswieck, W. (2000), Berufsberatung und Europa-Evaluierung des Netzwerkes<br />
der Europäischen Berufsberatungszentren (EBZ), in: Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungs-<br />
und Vermittlungs<strong>die</strong>nste (ibv) 40/2000, S. 4213 – 4232<br />
Ertelt, B.J., Baigger, D. (2002), Evaluation des Europäischen Vermittlungsangebotes EURES<br />
der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit, in: ibv, 43/2002, S. 2915 – 2926<br />
Holling, H., Lüken, K.H., Preckel, F., Stotz, M. (2000), Berufliche Entscheidungsfindung,<br />
BeitrAB 236 (IAB/BA)<br />
Metzler- Burren, Ch. (2001), Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung,<br />
(Diplomarbeit/NABB-5) Universitäten Bern, Freiburg, Zürich<br />
Mitchell, L.K., Krumboltz, J.D. (1996), Krumboltz’s Learning Theory of Career Choice and<br />
<strong>Counselling</strong>, in: Brown, D., Brooks, L. and Ass., Career Choice and Development,<br />
Third Ed., San Francisco (Jossey-Bass), S. 233 – 280<br />
Offer, M. (1993) Entwicklungen auf dem Gebiet der Beratungssoftware von Cambridge bis<br />
Nürnberg (1989 - 1992), in: BA (Hrsg.) Dritte Europäische Konferenz über Computer<br />
in der Berufsberatung, Konferenzdokumentation, Nürnberg, S. 33 - 41<br />
Peterson, G.W., Sampson Jr., J.P., Reardon, R.C., Lenz, J.G., (1996) A Cognitive Information<br />
Processing Approach to Career Problem Solving and Decision Making, in: Brown,<br />
D., Brooks, L. and Ass., Career Choice and Development, San Francisco: Jossey -<br />
Bass, 3rd.ed., 423 - 475<br />
Raffée, H. (2001), Marketing, in: Evangelisches Soziallexikon, hrsg. v. M. Honecker et al,<br />
Köln (Kohlhammer), S. 988 – 994<br />
Sampson, P.S. (1999a), Effective Design and Use of Internet-Based Career Resources and<br />
Services: A North American Perspective, in: AIOSP, Bulletin 63/1999, S. 4 - 11<br />
Sampson, J.P. (1999b) , Integrating Internet –Based <strong>Distance</strong> Guidance with Services Provided<br />
in Career Centers, in: J. The Career Development Quarterly, Sept. 1999, 234 -<br />
254<br />
Sampson, J.P., Lenz, J.G., Reardon, R.C., Peterson, G.W. (1999c), A Cognitive Information<br />
Processing Approach to Employment Problem Solving and Decision Making, in: J.<br />
The Career Development Quarterly, Sept. 1999, S. 3 - 18<br />
Watts, A.G. (1993), Soziometrische Aspekte computerunterstützter Berufsberatung, in: BA<br />
(Hrsg.), Dritte Europäische Konferenz in der Berufsberatung, Konferenzdokumentation,<br />
Nürnberg, S. 23 - 32<br />
54 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Anhang zu<br />
2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong><br />
Evaluierung des Netzwerkes<br />
der Europäischen Berufsberatungszentren (EBZ)<br />
- Ergebnisbericht und Folgerungen -<br />
Vorbemerkungen<br />
Intensive fachliche Diskussionen zwischen den Praktikern (Berufsberater und Berufsberaterinnen),<br />
der Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Arbeitsverwaltung und der Hauptstelle<br />
der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit kamen zum Ergebnis, dass es von großer fachlicher Bedeutung<br />
ist, das stützpunktorganisierte Dienstleistungsangebot der Europäischen Berufsberatung,<br />
auch in Hinblick auf <strong>die</strong> Kundenorientierung des Arbeitsamtes 2000, zu evaluieren.<br />
Ziel der Evaluierung war es, <strong>die</strong> Zufriedenheit der Kunden zu erfragen, Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten<br />
zu erlangen, Informationen zu Besonderheiten des Berufswahlprozesses<br />
und der Informationsstrategie im europäischen transnationalen Kontext zu erhalten sowie<br />
Hinweise zu künftigen Marketingstrategien.<br />
1. Zur Erhebung<br />
Der Fragebogen (Anlage 1) wurde vom Fachbereich Arbeitsverwaltung der Fachhochschule<br />
des Bundes in Zusammenarbeit mit Beratern aus den Europäischen Berufsberatungszentren<br />
und der Hauptstelle der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit entwickelt.<br />
Der Fragebogen wurde in der Zeit vom September 1999 bis Dezember 1999 von allen Europäischen<br />
Berufsberatungszentren ausgegeben, d.h., allen Antworten des EBZ in <strong>die</strong>ser Periode<br />
lag ein Fragebogen mit Anschreiben und einem frankierten, an <strong>die</strong> Fachhochschule in<br />
Mannheim adressierter Rückumschlag bei. Von rund 2000 Fragebögen wurden gut 600 zurückgesandt.<br />
Die Rücklaufquote von etwa 30 % muss aus Erfahrung mit vergleichbaren<br />
Kundenbefragungen als günstig betrachtet werden. Wir sind uns allerdings bewußt, dass<br />
hierdurch ein Stichprobenfehler nicht auszuschließen ist.<br />
2 Fachliche Diskussion<br />
Anlässlich von Dienstbesprechungen und Fortbildungsveranstaltungen wurde von Seiten der<br />
Fach- und Führungskräfte der Europäischen Berufsberatung immer wieder folgende Fragen<br />
aufgeworfen:<br />
a) Wie bekannt sind <strong>die</strong> Europäischen Berufsberatungszentren?<br />
b) Wie bekannt ist <strong>die</strong> angebotene Dienstleistung?<br />
c) Kann man <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung aus Kundensicht von EURES unterscheiden?<br />
d) Wer sind <strong>die</strong> Klienten der Europäischen Berufsberatung?<br />
e) Was sind <strong>die</strong> Anliegen der Kunden der Europäischen Berufsberatung?<br />
f) Wie wird <strong>die</strong> Qualität von Rat und Information eingeschätzt?<br />
Viele <strong>die</strong>ser Fragen wurden bereits durch eher organisatorisch-logistische Antworten gelöst.<br />
1997 wurde über Compas <strong>die</strong> Erhebung der Kundendaten in der Europäischen Berufsberatung<br />
eingeführt (Klärung des Status der Kunden und ihrer Anliegen).<br />
1998 wurde ein Faltblatt zum Dienstleistungsangebot der Europäischen Berufsberatung entwickelt.<br />
1998 wurde <strong>die</strong> Informationsbroschüre „Europa kommt - gehen wir hin - Perspektiven in Europa“<br />
herausgegeben, um den Kunden der Europäischen Berufsberatung, aber auch den<br />
Beratungsfachkräften in den Arbeitsämtern eine gute Informationsplattform über 19 Staaten<br />
in Europa anzubieten.<br />
1999 erfolgte <strong>die</strong> Entwicklung eines Corporate Design <strong>für</strong> <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung.<br />
Die nun vorgelegte Kundenbefragung markiert eine wichtige Entwicklungs- Phase der europabezogenen<br />
Dienstleistungen der BA.<br />
AuF Print Nr. 12 55
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
3 Ergebnisse der Kundenbefragung<br />
In enger Zusammenarbeit mit Dr. Gerhard Seidel, ehem. am Deutschen Institut <strong>für</strong> Internationale<br />
Päd. Forschung (DIPF), Frankfurt/Main, erfolgte <strong>die</strong> Auswertung der Fragebögen.<br />
Je nach Fragestellung kamen deskriptive und inferenzstatistische Verfahren zur Anwendung.<br />
Im Folgenden werden zuerst <strong>die</strong> Ergebnisse dargestellt und danach signifikante Bezüge zwischen<br />
ausgewählten Fragen diskutiert.<br />
3.1 Wege zum Europäischen Berufsberatungszentrum (EBZ)<br />
Abbildung 4: Woher kennen Sie das Europäische Berufsberatungszentrum (EBZ)?<br />
(Mehrfachnennungen) (Frage 1.1)<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
229<br />
124<br />
BIZ BIZ<br />
Berufsberatung<br />
Berufsberatung<br />
102<br />
93 85<br />
Broschüren Broschüren<br />
sonst. sonst. Info-Material Info-Material vom vom AA AA<br />
sonstige sonstige<br />
75<br />
Zeitung, Zeitung, Zeitschrift Zeitschrift<br />
63 60<br />
Internet Internet<br />
Verwandte, Verwandte, Bekannte Bekannte<br />
Schule, Schule, Bildungseinricht.<br />
Bildungseinricht.<br />
45 38<br />
AV/Eures-Berater<br />
AV/Eures-Berater<br />
Botschaft/Konsulat<br />
Botschaft/Konsulat<br />
Deutlich zu erkennen ist <strong>die</strong> große Bedeutung des BIZ und der Berufsberatung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikationspolitik<br />
der EBZ, sie allein machen rund 40 % der Nennungen aus. Will man <strong>die</strong><br />
Bekanntheit weiter steigern, so sind <strong>die</strong> übrigen Stellen innerhalb und außerhalb des Arbeitsamtes<br />
stärker in <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen. Vor allem gilt <strong>die</strong>s <strong>für</strong> Schule<br />
und sonstige Bildungseinrichtungen.<br />
56 AuF Print Nr. 12<br />
16
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Abbildung 5: Auf welchem Weg haben Sie Ihre Anfrage an das EBZ gerichtet?<br />
(Frage 1.2)<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
244<br />
schriftlich<br />
199<br />
telefonisch telefonisch<br />
101<br />
per Fax<br />
AuF Print Nr. 12 57<br />
82<br />
per E-Mail<br />
47<br />
persönlicher<br />
Besuch<br />
Der hohe Anteil schriftlicher Anfragen resultiert sicherlich aus der relativ großen Zahl von<br />
Fragebögen aus dem EBZ Bremen (hier werden <strong>die</strong> Kunden gebeten, ihre Anliegen an das<br />
EBZ schriftlich einzureichen).<br />
Bemerkenswert ist aber das Gewicht der telefonischen Anfragen, woraus sich <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
einer systematischen Beschäftigung mit <strong>die</strong>ser Form von Beratungs- und Informations<strong>die</strong>nstleistung<br />
ergibt.<br />
Bei Diskussionen mit Fach- und Führungskräften der EBZ standen immer wieder Qualität<br />
und Umfang der Kundenanfragen im Mittelpunkt. Gerade wegen der länderspezifischen Zuständigkeit<br />
der EBZ (im Gegensatz etwa zu dem System in Großbritannien) ist es wichtig zu<br />
wissen, auf wie viele Länder sich <strong>die</strong> jeweilige Anfrage bezog oder ob völlig unspezifisch,<br />
z.B. von „Europäischem Raum“, „Ausland“ oder „englischsprachigen Ländern“, <strong>die</strong> Rede war.<br />
Die Ergebnisse zeigen, daß in fast zwei Dritteln der Anfragen nur jeweils ein Land (62 %)<br />
angesprochen ist. Gut 20 % der Anfragen beziehen sich auf zwei Länder und 9 % auf drei<br />
und mehr Länder. Unspezifische Anfragen, wie z. B. „ganz Europa“ oder „USA-Asien-<br />
Australien“, treten nur in geringem Umfang auf.<br />
Im Mittelpunkt des Länder-Interesses steht Großbritannien es folgen Österreich, Frankreich,<br />
<strong>die</strong> Niederlande, <strong>die</strong> Schweiz und <strong>die</strong> übrigen EU/EWR Länder. Anfragen zu Deutschland<br />
haben einen Anteil von 4,5 %.<br />
Insgesamt lassen sich <strong>die</strong> Anfragen an <strong>die</strong> EBZ in aller Regel eindeutig zuordnen, was sicherlich<br />
auch eine gute Voraussetzung <strong>für</strong> das Funktionieren einer Europa-Hotline darstellt.<br />
Allerdings könnte es auch so sein, dass das Organisationsprinzip der EBZ dergestalt zur<br />
Selbstselektion führt, dass <strong>die</strong> Kunden von vornherein auf allgemeine, länderunspezifische<br />
Fragen verzichten. Deshalb erscheint eine systematische Analyse der Anfragen über <strong>die</strong><br />
jetzt eingerichtete Europa-Hotline besonders notwendig.<br />
Die Kontakthäufigkeit der Kunden mit „ihrem“ EBZ (Frage 1.4) beträgt durchschnittlich rund<br />
1,6; in 25 % der Fälle bestanden auch schon Kontakte zu anderen EBZ (Frage 1.5).
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
3.2 Was wollen <strong>die</strong> Kunden wissen und wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Antworten?<br />
Abbildung 6: Welche Themen betrafen Ihre Anfrage an das EBZ? (Frage 2)<br />
Berufsausbildung im Ausland<br />
Arbeiten im Ausland<br />
Anerkennung von Bildungsabschlüssen<br />
EU-Pr ogram m e<br />
Schulbesuch, Schulabschlüsse im Ausland<br />
Kosten, Lebenshaltung, Ver<strong>die</strong>nstmögl.<br />
Au pair, FSJ im Ausland o.ä.<br />
Weiterbildung<br />
Sonstige Fragen<br />
58 AuF Print Nr. 12<br />
19<br />
14<br />
38<br />
44<br />
64<br />
62<br />
61<br />
58<br />
70<br />
70<br />
65<br />
73<br />
98<br />
124<br />
150<br />
192<br />
204<br />
252<br />
0 50 100 150 200 250 300<br />
Im Vordergrund stehen Studium, Berufsausbildung, Praktikum, Arbeiten und Jobben im Ausland.<br />
Erst mit Abstand folgend <strong>die</strong> übrigen Themen.<br />
Hier wird <strong>die</strong> Notwendigkeit einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Akademischen<br />
Auslandsämtern der Hochschulen und - innerhalb der BA - mit den<br />
EURES-Beratern und dem Hochschulteam unterstrichen.<br />
Die insgesamt breite thematische Streuung der Themen macht <strong>die</strong> hohen Anforderungen an<br />
<strong>die</strong> Fachkompetenz der EBZ deutlich. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund bekommt <strong>die</strong> außerordentlich<br />
positive Beurteilung der Antwortqualität eine besondere Aussagekraft.<br />
Die Durchschnittsnoten (Schulnoten-Skala) betragen bei den Qualitätsmerkmalen „Aktualität“<br />
und „Verständlichkeit“ jeweils 1,9, bei „Brauchbarkeit“ 2,2 und bei „inhaltlicher Angemessenheit/Ausführlichkeit“<br />
2,3, liegen also sämtlich im Bereich „gut.“<br />
Interessant war nun, ob sich <strong>die</strong>se positive themenspezifische Qualitätsbeurteilung auch bei<br />
der eher globalen Zufriedenheit mit dem EBZ fortsetzt. Dazu wurde eine Reihe weiterer Fragen<br />
gestellt.
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Abbildung 7: Entsprachen <strong>die</strong> erhaltenen Informationen/Empfehlungen Ihren Wünschen<br />
und Erwartungen an das EBZ? (Frage 6)<br />
23%<br />
6%<br />
2%<br />
20%<br />
49%<br />
voll<br />
weitgehend<br />
zum Teil<br />
kaum<br />
überhaupt nicht<br />
Während sich 70 % der Befragten voll bzw. weitgehend zufrieden äußerten, besteht nach<br />
Ansicht von rund 30 % eine teilweise Unzufriedenheit und damit ein Verbesserungsbedarf<br />
des Dienstleistungsangebotes der Europäischen Berufsberatung.<br />
Außerordentlich positiv zu werten ist, dass sich gut drei Viertel der Befragten bei europabezogenen<br />
Fragen ihrer Berufslaufbahn uneingeschränkt wieder an ein EBZ wenden würden.<br />
Abbildung 8: Würden Sie sich bei weiteren europabezogenen Fragen bezüglich der<br />
Schulbildung, der Berufsausbildung, des Studiums wieder an ein EBZ<br />
wenden? (Frage 7)<br />
3% 1%<br />
20% ja<br />
76%<br />
wahrscheinlich<br />
kaum<br />
nein<br />
AuF Print Nr. 12 59
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Als wichtiges Indiz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wertschätzung von Produkten und Dienstleistungen gilt <strong>die</strong> Weiterempfehlung<br />
an andere.<br />
Auch hier setzt sich der außerordentlich positive Trend <strong>für</strong> <strong>die</strong> EBZ fort, denn über drei Viertel<br />
der Befragten würden eine solche Weiterempfehlung „auf jeden Fall“ aussprechen.<br />
Abbildung 9: Würden Sie Freunden, <strong>die</strong> europabezogene Fragen haben, empfehlen,<br />
sich an ein EBZ zu wenden? (Frage 9)<br />
0%<br />
23%<br />
1%<br />
76%<br />
ja, auf jeden Fall<br />
kommt darauf<br />
an<br />
nein, auf keinen<br />
Fall<br />
weiß nicht<br />
3.3 Die wichtigsten individuellen Bedingungen <strong>für</strong> kundenorientiertes Informationsmanagement<br />
Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung der EBZ im Sinne des Organisationsziels „Kundenorientierung“<br />
bedarf es der Einblicke in <strong>die</strong> individuellen Bedingungen, <strong>die</strong> das Informationsverhalten steuern.<br />
Nur so können nachfrageorientierte Systeme zukunftsorientiert gestaltet werden.<br />
Eine Reihe neuerer Untersuchungen zu Me<strong>die</strong>n und Dienstleistungen in der Berufsberatung<br />
hat <strong>die</strong> zentrale Bedeutung des Standes im Entscheidungs- bzw. Problemlösungsprozess<br />
herausgestellt.<br />
Die folgende Abbildung 10 macht deutlich, dass nur knapp ein Viertel der Ratsuchenden im<br />
Anfangsstadium ihrer spezifischen Entscheidung stehen, dass aber über drei Viertel bereits<br />
mehr oder weniger fortgeschritten sind. So haben nahezu 30 % bereits einen Entschluss<br />
gefasst und wollen entsprechende Realisierungsinformation.<br />
60 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Abbildung 10: Individueller Stand i Entscheidungsprozess (Frage 3)<br />
40,00%<br />
35,00%<br />
30,00%<br />
25,00%<br />
20,00%<br />
15,00%<br />
10,00%<br />
5,00%<br />
0,00%<br />
23,80%<br />
Überblick verschaffen<br />
35,10%<br />
Info's zur Präzisierung<br />
10,40%<br />
Info's zu Vor-Nachteilen<br />
29,60%<br />
Info's zur Realisierung<br />
1,00%<br />
Absicherung<br />
Eine weitere wichtige interne Bedingung ist <strong>die</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> ein potentieller Nutzer dem<br />
Informations- und Beratungssystem beimisst. Die Ergebnisse zeigen ein außerordentlich<br />
hohes individuelles Involvement von über 90 %; zum Zeitpunkt wenn sich <strong>die</strong> Ratsuchenden<br />
an ein EBZ wenden.<br />
Abbildung 11: Wie wichtig war <strong>für</strong> Sie zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt der Kontakt zum EBZ?<br />
(Frage 4)<br />
43%<br />
8%<br />
49%<br />
sehr wichtig<br />
wichtig<br />
nicht so<br />
wichtig<br />
Zur Einschätzung des Niveaus und der Differenziertheit der Informations- und Beratungsangebote<br />
müssen auch <strong>die</strong> Vorkenntnisse der Nutzer herangezogen werden. Gut zwei Drittel<br />
AuF Print Nr. 12 61
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
geben an, über den Gegenstand ihrer Anfrage erst allgemein informiert zu sein. Knapp ein<br />
Fünftel hat keine Vorkenntnisse, während 12 % bereits über spezielles Wissen zu verfügen -<br />
eine Gruppe mit besonders hohen Ansprüchen.<br />
Abbildung 12: Hatten Sie bereits Vorkenntnisse zu den Themen Ihrer Anfrage?<br />
(Frage 5)<br />
12%<br />
19%<br />
69%<br />
allgemeine<br />
spezielle<br />
keine<br />
3.4 Zum Marketing der EBZ<br />
Die entsprechenden Fragen bezogen sich auf <strong>die</strong> „klassischen Instrumente des Marketings<br />
(hier des Sozial-Marketings), nämlich Kommunikations-, Produkt-, Distributionspolitik. Die<br />
Preispolitik/Gegenleistungspolitik wurde nicht direkt operationalisiert, obgleich einige Fragen<br />
indirekte Schlussfolgerungen zulassen.<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> Kommunikationspolitik (Frage 10) ergeben sich außerordentlich zahlreiche<br />
Hinweise. Um noch mehr Interessenten zu erreichen, sollten <strong>die</strong> EBZ nach Ansicht der<br />
Befragten vor allem Werbung in den Me<strong>die</strong>n (Zeitung, Radio/Fern-sehen, Internet) machen<br />
und in <strong>die</strong>sen Me<strong>die</strong>n auch durch Berichte bzw. Reportagen vertreten sein. Im Abstand folgen<br />
Schule/Lehrer, Hochschule/Stu<strong>die</strong>nberatung und Arbeitsamt/Berufsberatung als „Absatzmittler“.<br />
Im Bereich der Produktpolitik erhielten <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n der europabezogenen Berufsberatung<br />
insgesamt gute Beurteilungen. Am relativ schlechtesten - aber noch zufriedenstellend -<br />
schneiden <strong>die</strong> Europamappen im BIZ ab.<br />
Abbildung 13: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Qualität unserer Me<strong>die</strong>n (Frage 11.3)<br />
(nach Schulnoten-Skala – Mittelwerte)<br />
MW<br />
Individuelle Antwort (per Brief, Telefon, Fax, E-Mail 1.8<br />
Adressenangaben 1.8<br />
Merkblätter, Broschüren 2.0<br />
Literaturangaben 2.3<br />
Europamappen im örtlichen BIZ 2.7<br />
62 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Neben der Qualität spielt vor allem eine Rolle, inwieweit <strong>die</strong> Antworten des EBZ <strong>für</strong> das weitere<br />
Vorgehen hilfreich waren.<br />
Abbildung 14: Wie hilfreich war <strong>die</strong> Antwort des EBZ auf Ihre nachfolgende Entscheidungen?<br />
(Frage 13)<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
103<br />
Sehr<br />
hilfreich<br />
282<br />
164<br />
hilfreich teilweise<br />
hilfreich<br />
AuF Print Nr. 12 63<br />
7<br />
eher<br />
hinderlich<br />
30<br />
keinen<br />
Einfluß<br />
Knapp 18 % konnten eindeutig sagen, <strong>die</strong> Antworten des EBZ seien „sehr hilfreich“ gewesen.<br />
Nahezu <strong>die</strong> Hälfte der Ratsuchenden konnte sich zu <strong>die</strong>sem Spitzenurteil nicht durchringen<br />
bezeichneten den Kontakt zum EBZ aber doch als „hilfreich“. Für weitere 28% brachte<br />
<strong>die</strong> Antwort des EBZ immerhin sie noch einigen Nutzen. Damit erscheint auch aus <strong>die</strong>ser<br />
Sicht das „Produkt“ EBZ sehr „marktgängig“.<br />
Der Vergleich mit anderen Quellen zeigt aber, dass zwei Drittel der Befragten sich nicht allein<br />
auf das EBZ verlassen, sondern auch andere Quellen benutzen. Diese stehen nicht unbedingt<br />
in Konkurrenzbeziehung zum EBZ, sondern dürften eher zur Freisetzung von Synergie-Effekten<br />
führen. Doch immerhin spielen bei einem Viertel der Fälle <strong>die</strong> Informationen und<br />
Empfehlungen des EBZ <strong>die</strong> Hauptrolle.
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Abbildung 15: Welche Bedeutung hatten <strong>für</strong> Ihre Entscheidung <strong>die</strong> Informationen/<br />
Empfehlungen des EBZ im Vergleich zu anderen Quellen? (Frage 14)<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
150<br />
380<br />
64 AuF Print Nr. 12<br />
50<br />
Hauptrolle gut brauchbar andere Quellen<br />
wichtiger<br />
Die Frage nach dem Wunsch einer persönlichen Beratung durch das EBZ bezog sich vor<br />
allem auf <strong>die</strong> Distribution, lässt aber auch indirekte Schlüsse auf <strong>die</strong> Bereitschaft zu, zumindest<br />
Fahrtkosten zu investieren (Gegenleistung).<br />
Abbildung 16: Hätten Sie gerne eine persönliche Beratung durch das EBZ gehabt?<br />
(Frage 12.2)<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
12<br />
253<br />
272<br />
ausschließlich zusätzlich nicht notwendig<br />
Der starke Wunsch nach einer zusätzlichen persönlichen Beratung hat vor dem Hintergrund<br />
der Grundidee des EBZ-Netzwerkes doch sehr überrascht, obgleich sich bei anderen Untersuchungen<br />
zu Me<strong>die</strong>n in der Berufsberatung ein ähnlicher Trend abzeichnete.<br />
Die Frage wird nun sein, welche Folgerungen aus <strong>die</strong>ser Tatsache zu ziehen sind. Um <strong>die</strong><br />
Diskussion darüber zu erleichtern, werden im Kapitel „Zusammenhänge“ Querverbindungen<br />
zwischen ausgewählten Fragen hergestellt und diskutiert.
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Die beiden anderen Fragen zur Distribution bezogen sich auf <strong>die</strong> Erreichbarkeit und <strong>die</strong><br />
Bearbeitungszeit der Anfrage.<br />
Abbildung 17: Wie gut war das EBZ <strong>für</strong> Sie erreichbar?<br />
(Durchschnitt – Schulnotenskala)<br />
MW<br />
Schriftlich 1.3<br />
Telefonisch 1.9<br />
Per FAX 2.0<br />
Per E-Mail 2.3<br />
Persönlicher Besuch 3.8<br />
Dass <strong>die</strong> Erreichbarkeit des EBZ bei einer persönlichen Beratung relativ ungünstig beurteilt<br />
wird, liegt an dem Organisationsprinzip des Netzwerkes der EBZ. Daher ist <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />
der Europa-Kompetenz in den AÄ „vor Ort“ von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Optimierung des EBZ-Netzwerkes.<br />
Die Angemessenheit der Bearbeitungszeit wird als „gut“ mit Tendenz zum „sehr gut“ bezeichnet<br />
(MW = 1.8), was sich ebenfalls in das positive Gesamtbild einfügt.<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund muss den zahlreichen Verbesserungsvorschlägen (360 Äußerungen<br />
in 217 Fragebögen) ein besonderes Augenmerk gelten, nicht zuletzt, weil es sich um offene<br />
Fragen handelte (was in der Regel eine erhöhte Antwort-Motivation erfordert).<br />
Abbildung 18: Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der EBZ (offene Frage 15)<br />
Marketing<br />
verbessern<br />
11%<br />
Qualität/Aktualität<br />
der Info's<br />
14%<br />
Dank/Zufriedenheit<br />
11%<br />
Me<strong>die</strong>ngestützte<br />
Info's/Internet<br />
18%<br />
Beraterkompetenz/<br />
Kundenorientierung<br />
28%<br />
Präsenz in AÄ/LAÄ<br />
18%<br />
Relativ überraschend steht mit 28 % an erster Stelle <strong>die</strong> Verbesserung der Kompetenz der<br />
Beratungskräfte und der Kundenorientierung mit. Dies gibt Anlass, <strong>die</strong> Themen und Inhalte<br />
AuF Print Nr. 12 65
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
der europabezogenen Berufsberatung stärker als bisher auch in <strong>die</strong> Aus- und Fortbildungsangebote<br />
in der BA einzubeziehen und <strong>die</strong> Angebote auf Grund der hohen Nachfrage auszuweiten.<br />
Auch <strong>die</strong> methodischen Ansätze im Sinne des Organisationszieles 1 des Arbeitsamtes<br />
2000 sind weiterzuentwickeln. Eindeutige Hinweise ergeben sich auch <strong>für</strong> das<br />
Marketing, denn 18 % wiesen auf eine zu geringe Präsenz der EBZ in den AÄ und LAÄ hin<br />
und weitere 18 % empfehlen eine Verbesserung des Marketings insgesamt.<br />
Eine Erhöhung der Qualität und Aktualität der Informationen fordern 14 % und 11 % <strong>die</strong><br />
Ausweitung neuer Me<strong>die</strong>n, einschließlich Internet.<br />
Hervorzuheben sind jene 11 % der Befragten , <strong>die</strong> Dank und Zufriedenheit zum Ausdruck<br />
brachten.<br />
3.5 Ausgewählte Zusammenhänge<br />
Im Folgenden werden vor allem drei Fragen in ihren Bezügen zu den übrigen Dimensionen<br />
mit Hilfe multivariater Verfahren untersucht.<br />
Dass der Stand im Problemlösungs-/Entscheidungsprozess das individuelle Informationsverhalten<br />
zentral beeinflusst, wurde in einer Reihe von empirischen Stu<strong>die</strong>n im Bereich<br />
der <strong>berufliche</strong>n Beratung nachgewiesen. Speziell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzer der EBZ ergaben sich jedoch<br />
eine Reihe spezifischer (signifikanter) Effekte:<br />
1. Mit steigender „Entscheidungsreife“ (fortgeschrittener Stand im Entscheidungsprozess)<br />
werden bestimmte Themen häufiger nachgefragt: Schulbesuch und Schulabschlüsse im<br />
Ausland, Jobben im Ausland, EU-Programme und Sprachkurse.<br />
Weniger nachgefragt werden: Berufsausbildung im Ausland (was ohnehin kaum realisierbar<br />
wäre) und Tätigkeiten in internationalen Institutionen.<br />
2. Die thematische Breite hängt nicht mit dem Stand im Entscheidungsprozess zusammen,<br />
d. h. es ist nicht so, dass <strong>die</strong> noch wenig Entschiedenen „breiter“ fragen.<br />
3. Mit zunehmender Entscheidungsreife nehmen <strong>die</strong> speziellen Vorkenntnisse der Kunden<br />
zu; auf der Anfangsstufe sind im Wesentlichen nur allgemeine Vorkenntnisse in Bezug<br />
auf <strong>die</strong> konkrete Anfrage vorhanden.<br />
4. Je entscheidungsreifer der Kunde ist, umso hilfreicher beurteilt er <strong>die</strong> Informationen<br />
des EBZ.<br />
5. Frauen erscheinen in ihrer Entscheidung weiter fortgeschritten (Stufe 4: Entschluss gefasst,<br />
daher Bedarf an Realisierungsinformationen), wenn sie sich an ein EBZ wenden.<br />
Männer sind dagegen auf der Anfangsstufe stärker vertreten.<br />
Auf den beiden mittleren Entscheidungsstufen (Präzisierung von ersten Vorstellungen<br />
und Gewichtung von Alternativen) ergeben sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.<br />
Für <strong>die</strong> geschäftspolitische Berücksichtigung des Wunsches nach persönlicher Beratung<br />
(Frage 12.2) von rund der Hälfte der EBZ-Kunden ist es wichtig, <strong>die</strong>se Gruppe näher zu analysieren.<br />
1. Diejenigen, deren Wünschen nicht ganz entsprochen wurde oder <strong>die</strong> <strong>die</strong> Antwort des<br />
EBZ <strong>für</strong> ihre Entscheidungsfindung nicht ganz so hilfreich empfanden, möchten eher eine<br />
zusätzliche persönliche Beratung.<br />
2. Eine persönliche Beratung ist nach Meinung der Befragten geeignet, <strong>die</strong> Brauchbarkeit<br />
der Informationen und Hinweise des EBZ zu erhöhen.<br />
3. Jüngere Ratsuchende sowie Schüler und Auszubildende wollen etwas stärker eine persönliche<br />
Beratung als ältere. Ältere Ratsuchende sowie Stu<strong>die</strong>rende und Berufstätige<br />
können eher auf ein persönliches Gespräch verzichten.<br />
4. Je weiter jemand in seinem Entscheidungsprozeß fortgeschritten ist, um so eher möchte<br />
er eine zusätzliche persönliche Beratung.<br />
66 AuF Print Nr. 12
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
5. Ratsuchende, <strong>die</strong> nur wenige Vorkenntnisse, und solche, <strong>die</strong> bereits spezifisches Vorwissen<br />
in Bezug auf den Gegenstand ihrer Anfrage haben, ten<strong>die</strong>ren stärker zu einer<br />
persönlichen Beratung.<br />
6. Ratsuchende, <strong>für</strong> <strong>die</strong> der Kontakt zum EBZ sehr wichtig ist (hohes Involvement), möchten<br />
häufiger eine zusätzliche persönliche Beratung.<br />
Um Einblicke in <strong>die</strong> Urteilsbildung zur Qualität der Arbeit der EBZ zu gewinnen, wurden <strong>die</strong><br />
entsprechenden Fragen (2, 6, 7, 9, 13, 14) in eine Faktoren-Analyse einbezogen. Diese erbrachte<br />
zwei interpretierbare Faktoren (mit einer erklärten Varianz von rund 60 %).<br />
Der Hauptfaktor repräsentiert eher <strong>die</strong> Gesamtbeurteilung der „Dienstleistung des EBZ“. In<br />
seiner Undifferenziertheit könnte er auch als „Image-Faktor“ bezeichnet werden. Wie aus<br />
den behandelten Einzelergebnissen ersichtlich, ist <strong>die</strong>ser insgesamt hier sehr positiv.<br />
Die zweite (davon unabhängige) Dimension macht jedoch deutlich, dass <strong>die</strong> Kunden sehr<br />
wohl ihren Gesamteindruck von der differenzierten inhaltlichen Bewertung der erhaltenen<br />
Fachinformationen trennen. In unserer Untersuchung fällt letzterer zwar auch positiv aus,<br />
doch darf man nicht von dem einen auf das andere schließen: Ein positiver Gesamteindruck<br />
bedeutet noch nicht Zufriedenheit mit dem Inhalt der Antworten auf bestimmte Themenfragen,<br />
und umgekehrt.<br />
3.6 Demographische Struktur der EBz-Nutzer<br />
Abbildung 19: Alter der Ratsuchenden<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
44<br />
15-16 15-16<br />
136<br />
17-18 17-18<br />
162<br />
19-20 19-20<br />
100<br />
21-22 21-22<br />
69<br />
23-24 23-24<br />
AuF Print Nr. 12 67<br />
46<br />
25-29 25-29<br />
29<br />
30-39 30-39<br />
14<br />
40 40 u. u. mehr mehr<br />
Ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland hatten 94 %; <strong>die</strong> restlichen 6 % verteilten sich auf<br />
neun verschiedene Länder.
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Abbildung 20: Verteilung der Geschlechter bei den ausgewerteten Fragebögen<br />
20%<br />
Abbildung 21: Beruflicher Status (Frage 16.6)<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
23,9<br />
Schüler Schüler<br />
7,5<br />
Bundeswehr<br />
Bundeswehr<br />
17,2<br />
in in Ausbildung Ausbildung<br />
80%<br />
27,9<br />
im im Studium Studium<br />
13,2<br />
berufstätig berufstätig<br />
Weiblich<br />
Männlich<br />
10,3<br />
arbeitslos arbeitslos<br />
68 AuF Print Nr. 12
4. Folgerungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
• Die Informationsangebote zu Europa und Internationales auf der Homepage der BA (arbeitsamt.de)<br />
müssen zügig ausgebaut und besser „verlinkt“ werden.<br />
• Die parallele Weiterentwicklung von Print- und Internet-Angeboten hat sich bewährt und<br />
muss um <strong>die</strong> „Pre Accession Countries“ (Beitrittskandidaten zu EU) erweitert werden.<br />
• Dem sehr stark geäußerten Bedarf nach mehr personaler Beratung sollte höchste Priorität<br />
bei der fachlichen und organisatorischen Weiterentwicklung der Europäischen Berufsberatung<br />
eingeräumt werden, (z. B. Europäische Berufsberatung als Kompetenzzentrum<br />
<strong>für</strong> nicht nationenspezifische Mobilitätsfragen, Videoconferencing, Bildtelefon).<br />
• Die europabezogene Aus- und Fortbildung der Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte<br />
muss weiterhin mit Nachdruck verfolgt werden, um mehr europabezogene Fachkompetenz<br />
in jedes Arbeitsamt zu bekommen, aber auch um <strong>die</strong> Dienstleistungen der EBZ weiterzuentwickeln.<br />
• Die beiden europabezogenen Dienstleistungsangebote der BA, Europäische Berufsberatung<br />
und EURES, müssen unter Wahrung ihrer speziellen Zuständigkeit und auch europäischen<br />
Zuordnung zur Europäischen Kommission auf nationaler Ebene stärker zusammenarbeiten<br />
als bisher (z. B. gemeinsame Informationsangebote, Informationsveranstaltungen,<br />
fachlicher Austausch). Erste Ansätze sind <strong>die</strong> gemeinsam betriebene Europa<br />
Hotline und <strong>die</strong> gemeinsame Nutzung des Coporate-Design-Europa der BA.<br />
• Die europabezogenen Dienstleistungsangebote, ausgehend von der Pflichtaufgabe zum<br />
europabezogenen Beratungsangebot (§ 29/3 SGB III), müssen auch in Zukunft im Arbeitsamt<br />
2000 <strong>für</strong> jeden Kunden sichtbar und erreichbar sein.<br />
• Gleichermaßen erscheint eine enge Vernetzung mit Informations- und Beratungsstellen<br />
außerhalb der BA notwendig. Voraussetzungen da<strong>für</strong> sind Marktbeobachtung sowie <strong>die</strong><br />
Identifizierung von Kooperationspartnern und Mittlern.<br />
• Deutliche Hinweise gehen in Richtung auf <strong>die</strong> Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Werbung (Kommunikationspollitik) <strong>für</strong> <strong>die</strong> EBZ. Dies betrifft vor allem <strong>die</strong> Ebene der<br />
AÄ/LAÄ innerhalb der BA und <strong>die</strong> Präsenz in den Me<strong>die</strong>n außerhalb der BA.<br />
• Noch stärker als in der Vergangenheit muß auf <strong>die</strong> Angleichung der Qualität der Antworten<br />
zu den einzelnen Themen (Frage 2) geachtet werden. Die allgemeine Beurteilung der<br />
EBZ (Image-Faktor) erscheint davon unabhängig.<br />
• Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung des Informationsmanagements der EBZ-Dienst-leistungen<br />
sollten <strong>die</strong> individuellen (internen) Bedingungen noch stärker berücksichtigt werden. Dies<br />
betrifft vor allem den Stand im Entscheidungsprozess, das Involvement und <strong>die</strong> Vorkenntnisse.<br />
Gerade <strong>die</strong> entscheidungsreifen, hoch involvierten und informierten Kunden<br />
verlangen nach persönlicher Beratung, <strong>die</strong> nur bedingt durch interaktive Me<strong>die</strong>nsysteme<br />
ersetzbar sein dürfte.<br />
AuF Print Nr. 12 69
Sell, Angela<br />
2.2 <strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
2.2.1 Gestaltung des Erstkontakts<br />
1. Gesprächsstrukturen<br />
Begrüßung<br />
Bei der Begrüßung ist besonderen Wert auf <strong>die</strong> Aussprache und <strong>die</strong> Kommunikationsbereitschaft<br />
des Gesprächspartners zu legen. Ihrem neuen Gesprächspartner ist Ihre Stimme<br />
noch nicht bekannt und er gewöhnt sich erst nach einer kurzen Phase (2- 3 Sekunden) an<br />
Ihre Aussprache.<br />
Das ist der Grund, warum Sie zu Beginn einer Begrüßung erst einmal „Guten Tag/ Grüß<br />
Gott..“ sagen sollten. Wenn Sie nun noch Ihren Namen ankündigen mit<br />
• mein Name ist Vorname Nachname<br />
oder<br />
• ich bin Vorname Nachname<br />
oder<br />
• Sie sprechen mit Vorname Nachname<br />
können Sie sicher sein, dass Ihr Name verstanden wurde und ein positives Bild von Ihnen im<br />
Kopf des Gesprächspartners entsteht. Ein positives Bild von Ihnen erzeugt auch gleichzeitig<br />
ein positives Bild von Ihrer Kompetenz und Ihrem Arbeitgeber. Sie allein können also schon<br />
am Telefon bei der Begrüßung das Image Ihrer Dienstleistung beeinflussen.<br />
• „Guten Tag, mein Name ist Bond, James Bond.“<br />
• „Guten Tag, mein Name ist Bond.“<br />
• „Guten Tag, Sie sprechen mit James Bond.“<br />
Versuchen Sie im Gegenzug sofort den Namen Ihres Gesprächspartners zu verstehen und<br />
aufzuschreiben. Gelingt das nicht gleich, ist sofortiges Nachfragen <strong>für</strong> den weiteren positiven<br />
Gesprächsverlauf angeraten.<br />
• „Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht (richtig) verstanden. Würden Sie ihn bitte<br />
wiederholen?“<br />
• „Entschuldigung, würden Sie bitte Ihren Namen wiederholen, damit ich Sie richtig<br />
anspreche.“<br />
Vermeiden Sie Aufforderung in <strong>die</strong>ser Gesprächsphase. Sie könnten wie ein Befehl wirken<br />
� also nicht: „Nennen Sie Ihren Namen (bitte) noch einmal.“<br />
Verzichten Sie auf Unüberlegtes wie:<br />
„Wie war der Name?“ � Der Name ist Persönlichkeit und <strong>die</strong> Person, also auch der Name<br />
lebt noch.<br />
„Mit wem spreche ich?“ � Natürlich mit einem Menschen!<br />
Auszug aus 2.1.2 "Spezifika der Telefonberatung"<br />
Thoralf Marks, Login GmbH, Berlin<br />
2. „Freund oder Feind“ – der erste Eindruck<br />
Wir alle kennen <strong>die</strong> Situationen, in denen wir anderen, uns bis dahin unbekannten, Personen<br />
das erste Mal begegnen: gespannt und aufmerksam sammeln wir mit allen Sinnen Eindrücke<br />
unseres Gegenübers <strong>für</strong> eine erste spontane und intuitive Bewertung. Dieses verhaltensbiologische<br />
Grundmuster war ehemals lebensnotwendig: Blitzschnell musste eingeschätzt werden,<br />
ob Gefahr droht oder nicht. Nur wenn unser Gegenüber in Erscheinung und Gestus<br />
ungefährlich, vielleicht sogar zugewandt wirkt, ist eine weitere allmähliche Annäherung mög-<br />
70 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
lich. Anderenfalls werden durch Stressaktivierung Fluchtreflexe oder auch Angriffsimpulse<br />
ausgelöst, <strong>die</strong> Existenz sichernde Funktion haben.<br />
Diese Mechanismen laufen auch heute noch in gleicher Weise ab, wenn auch in sozial bzw.<br />
kulturell überformter Variante: Fluchttendenzen sind weitestgehend internalisiert, erzeugen<br />
einen inneren Rückzug und richten <strong>die</strong> Aufmerksamkeit verstärkt auf <strong>die</strong> so wichtigen körpersprachlichen<br />
Informationen; Angriffsverhalten wird gestisch ausgedrückt und verbal praktiziert.<br />
Ist dagegen eine intensivere Kontaktaufnahme möglich, dann „schwingen sich <strong>die</strong><br />
beiden Kommunikationspartner aufeinander ein“. Sie reproduzieren miteinander Bekanntes<br />
und Vertrautes, finden eine gemeinsame Sprache, um eine Grundlage <strong>für</strong> den Informationsaustausch<br />
zu haben. Dies ist <strong>die</strong> übliche Phase des „small talk“ zu Beginn einer Begegnung.<br />
Festzuhalten ist: Der erste Eindruck, d.h. <strong>die</strong> ersten Sekunden der Kontaktaufnahme,<br />
prägt in entscheidender Weise den gesamten weiteren Verlauf des Kommunikationsprozesses.<br />
Ein einmal intuitiv erzeugtes Negativbild wird <strong>die</strong> weitere Wahrnehmung bestimmen und<br />
kann nur ganz allmählich korrigiert werden.<br />
Für <strong>die</strong> telefonische Kommunikation gilt, dass <strong>die</strong> Informationen zur Einschätzung des Gegenübers<br />
lediglich wortsprachlich übertragen werden können, optische Eindrücke können<br />
und brauchen daher nicht ausgewertet werden. Gelingt es, einen ersten positiven Eindruck<br />
zu vermitteln, gestaltet sich <strong>die</strong> Phase der Gesprächseröffnung damit in der Regel deutlich<br />
kürzer als in der face to face Begegnung. Gelingt <strong>die</strong>s nicht, lassen sich Irritationen und<br />
Misstrauen deutlich schwerer ausräumen als mit Unterstützung körpersprachlicher Mittel.<br />
Der Kontakt und damit der Informationsaustausch wird in aller Regel distanzierter und formeller<br />
bleiben.<br />
Auszüge aus:<br />
Rainer Bahrenberg<br />
Richtig beraten<br />
Anregungen<br />
Techniken<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit<br />
Band 1 Kap 3.2<br />
Oktober 2002<br />
<strong>für</strong> das Handbuch angepasst<br />
Bernd-Joachim Ertelt und Wilfried Muswieck<br />
August 2003<br />
3. Gesprächseinstieg<br />
Die Anfangssituation ist dadurch gekennzeichnet, dass nur der Kunde definieren kann und<br />
muss, wo seine Ziele liegen, ob er ein Entscheidungsproblem sieht, was er selbst zu tun<br />
können meint und was er vom Berater erwartet. Für den Berater käme es in <strong>die</strong>ser Situation<br />
darauf an, all das zunächst einmal <strong>für</strong> sich in Erfahrung zu bringen. Wenn <strong>die</strong> Grundfrage<br />
,Beratung oder nicht` hinreichend deutlich geklärt ist, muss er im Fall der Beratung jetzt zunächst<br />
Informationen aufnehmen, also in erster Linie zuhören. Dazu sollte er seinen eigenen<br />
Gesprächsanteil soweit zurücknehmen, dass der Kunde Gelegenheit hat, sich frei zu äußern.<br />
Jeder Versuch, einen größeren Bereich von Informationen in einer Weise in Erfahrung zu<br />
bringen, <strong>die</strong> stark vom Berater gesteuert wird (etwa durch präzise, gezielte, relativ geschlossene<br />
Fragen setzt voraus, dass <strong>die</strong>ser im voraus weiß, was im konkreten Einzelfall<br />
,überhaupt los ist` und was an Informationen erhoben werden müsste.<br />
Selbst wenn er es wüsste, hätte er bei stark und detailliert gesteuertem Vorgehen das Problem,<br />
dass <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vollständigkeit der Informationen auf <strong>die</strong>se Weise über-<br />
AuF Print Nr. 12 71
Sell, Angela<br />
wiegend bei ihm läge. Auch wenn sein Gesprächspartner <strong>die</strong> starke Steuerung akzeptiert,<br />
wird er sich bestenfalls komplementär zum Berater, also wahrscheinlich abwartend passiv<br />
verhalten. Damit der Berater nicht in Gefahr kommt, etwas Wichtiges zu vergessen, würde<br />
ihm kaum etwas anderes übrigbleiben als eine strukturierte oder halbstrukturierte Vorgehensweise<br />
zu entwickeln. Damit bekäme seine Gesprächstechnik automatisch einen schematischen,<br />
fragebogenartigen, routinemäßigen Charakter. Will er das nicht und führt er das<br />
Gespräch ,spontan`, ist er wieder in Gefahr, etwas zu übersehen - und darüber hinaus ist er<br />
auch noch im dauernden Formulierungsstress.<br />
All das ist in einer Beratungssituation überflüssig und uneffizient. Der Ratsuchende hat<br />
hier ja ein eigenes Interesse, dem Berater sein Anliegen darzustellen. Der Berater<br />
braucht ihm eigentlich nur zu signalisieren, dass er jetzt damit anfangen kann. Dazu reicht<br />
eine möglichst offene, nicht inhaltlich festlegende Einstiegsformulierung. Der Berater kann<br />
sich dann aufs Zuhören konzentrieren, den Fluss der Informationen und Fragen des Ratsuchenden<br />
zum Beispiel durch geeignete Verstärker in Gang halten und allenfalls durch kurze<br />
Impulse in eine angemessene Richtung steuern.<br />
Diese Technik - möglichst offener, das Thema nur umreißender Einstieg, und erst bei<br />
genügender Informiertheit gezielte Ergänzung - ist nicht nur am Gesprächsanfang angebracht,<br />
sondern immer dann, wenn im Laufe der Beratung ein neues, <strong>für</strong> den Berater noch<br />
nicht bekanntes Thema oder Feld von Informationen wichtig wird und geklärt werden muss.<br />
Man spricht hier vom Prinzip zunehmender Konkretisierung des Themas oder auch von der<br />
,Trichter-Methode`, obwohl das Bild nicht ganz passt.<br />
Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs könnte es nötig werden, ,neue Anfänge` zu machen,<br />
etwa wenn zu einem neuen Thema übergeleitet wird. Auch hier sind offene impulsartige<br />
Aufforderungen ,zum Erzählen` meist günstiger als festlegende gezielte Fragen. Es<br />
genügt, das neue Thema grob zu umreißen und dann deutlich zu zeigen, dass der Ratsuchende<br />
jetzt Gelegenheit hat, etwas dazu zu sagen (aber auch im Gegenzug, dass man das<br />
jetzt von ihm erwartet!).<br />
4. Einstiegsformulierungen; ,Warming up` oder nicht?<br />
Die Startphase eines Gesprächs, <strong>die</strong> Art, wie der Berater dem Kunden hier entgegenkommt<br />
und <strong>die</strong> ersten verbalen Äußerungen sind von weichenstellender Bedeutung <strong>für</strong> den gesamten<br />
weiteren Gesprächsverlauf. Sie sind <strong>die</strong> ersten und in ihrer Wirkung durchschlagendsten<br />
Anhaltspunkte <strong>für</strong> den Kunden da<strong>für</strong>, welche Art von sozialer Situation vorliegt, mit wem er<br />
es zu tun hat, was von ihm erwartet wird und was er erwarten kann.<br />
Wenn der Berater dem Kunden nicht bereits bekannt ist, sollte er sich selbstverständlich vorstellen.<br />
Die Erkenntnis, dass inhaltliche ,Nachrichten` erst dann störungsfrei ,ausgetauscht` werden<br />
können, wenn eine hinreichend gute Beziehungsebene oder ,Arbeitsbeziehung` etabliert ist,<br />
hat dazu geführt, dass einige Berater bewusst <strong>die</strong> Startphase von problemwichtigen inhaltlichen<br />
Aspekten, <strong>die</strong> hier ihrer Meinung nach zu leicht unterzugehen drohen, freihalten und<br />
sich statt dessen lieber mit einer Art von small talk um <strong>die</strong> Festigung des Kontaktes bemühen.<br />
Folgerichtig wurden dann als Technik an <strong>die</strong>ser Stelle sogenannte Eisbrecherfragen<br />
eingesetzt - etwas, was in unserer Kultur in sozialen Situationen, in denen man seine Partner<br />
nicht kennt, durchaus üblich ist.<br />
Die Grundüberlegung ist zweifellos richtig. Und immer dann, wenn der Berater erkennt, dass<br />
sein Kunde offenkundig noch nicht so weit ist, sich in der Situation hinreichend sicher zu fühlen,<br />
um in einer relativ offenen und kohärenten Weise über sein Anliegen zu sprechen, ist<br />
eine solche Vorgehensweise auch angebracht - wenn man es nicht übermäßig ausdehnt.<br />
72 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Wenn <strong>die</strong> Situation zeigt, das der Kunde auch ohne explizites ,warming-up` bereit ist, mit<br />
dem eigentlichen Thema zu beginnen, oder damit bereits angefangen hat, wären Eisbrecherfragen<br />
geradezu kontraproduktiv, irritierend und ablenkend. Nichts wäre unsinniger, als dann<br />
auf einer Anwärmphase zu bestehen.<br />
In einer Beratungssituation ohne erkennbare Besonderheiten kann man relativ schnell zum<br />
eigentlichen Zweck des Besuchs des Ratsuchenden beim Berater übergehen. Freundlichkeit<br />
und Zuwendung kann man auch im Tonfall und nonverbal zum Ausdruck bringen.<br />
Gibt es keine Anzeichen wie übermäßige Schüchternheit, Nervosität, Abwehrhaltung, besondere<br />
Zurückhaltung des Ratsuchenden, Aufgebrachtheit oder ähnliche ein normaloffenes<br />
Gespräch beeinträchtigende Faktoren, sollte man ohne große Umwege zum Thema<br />
kommen.<br />
5. Aktives Zuhören: Redeanteil, Gesprächspausen, Schweigen<br />
Aufmerksames Zuhören heißt unter anderem, <strong>die</strong> Gesprächsanteile des Beraters zu reduzieren<br />
und möglichst kurz zu halten. Damit wird dem Kunden mehr Gelegenheit gegeben, sein<br />
Anliegen darzustellen. Während der Berater spricht, kann er weder dem Ratsuchenden zuhören<br />
und etwas über ihn in Erfahrung bringen noch kann <strong>die</strong>ser selbständige Überlegungen<br />
anstellen (es sei denn, er hört nicht zu!). Man hat in Untersuchungen herausgefunden, dass<br />
<strong>die</strong> bloße Aktivierung des Ratsuchenden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mitarbeit an der Lösung seines Problems<br />
eine günstige Voraussetzung <strong>für</strong> den Beratungserfolg darstellt. Das kann nur erreicht werden,<br />
wenn der Berater nicht seinerseits als überaktiver ,Macher`, der dem Ratsuchenden<br />
jede Überlegung abnimmt, auftritt. Der Berater sollte sich in seiner Aktivität soweit es mit<br />
einem effektiven Beratungsverlauf vereinbar ist zurücknehmen - was sich unter anderem<br />
auch in seinem Redeanteil zeigen sollte. Verarbeiten, Strukturieren und Steuern sind zunächst<br />
gedankliche Aktivitäten, <strong>die</strong> durch zuviel eigenes Reden nur behindert werden.<br />
Man denke nur an den Aufwand der Formulierung häufiger Fragen. Ein Berater, der zuviel<br />
redet, der etwa gar rhetorisch geschliffene, inhaltlich brillante Vorträge hält, hat mit größter<br />
Wahrscheinlichkeit seinen Partner ,überwältigt` - das heißt eventuell auch ,platt gemacht`.<br />
Aber hier geht es nicht nur um den Redeanteil, sondern auch um <strong>die</strong> Momente, wo niemand<br />
spricht. Nach den Erkenntnissen der Kommunikationsforschung kann man nicht ,nicht kommunizieren`.<br />
Schweigen heißt nicht Funkstille. Man sollte davon ausgehen, dass es in<br />
Gesprächen keine Phasen gibt, in denen gar nichts passiert. Der Prozess läuft grundsätzlich<br />
auch weiter, wenn <strong>die</strong> Beteiligten schweigen.<br />
Ähnlich ist es, wenn einer der Beteiligten gerade etwas erfahren hat, über das er (irgendwie<br />
erkennbar) nachdenkt oder das er ,verdauen` muss oder wenn er eine Frage gestellt bekommen<br />
hat, bei der ihm <strong>die</strong> Antwort nicht sofort klar ist oder schwer fällt.<br />
Man könnte allgemein sagen, dass es in Situationen, in denen allen Beteiligten transparent<br />
ist, was gerade passiert und warum jetzt niemand redet, ein Fehler wäre, <strong>die</strong> gerade ablaufende<br />
stumme Aktivität durch zwangsläufig ablenkende Fragen oder ähnliches zu stören.<br />
Man kann auf <strong>die</strong>se Weise entstehende Pausen auch dazu benutzen, <strong>die</strong> Bedeutung des<br />
unmittelbar vorher Geschehenen zu unterstreichen.<br />
Man kann sogar - etwa nach einer Frage, von der man annehmen kann, dass der andere sie<br />
beantworten kann, aber aus irgendeinem Grund zögert, es zu tun - durch Pausen einen gewissen<br />
Druck aufbauen, der durch <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>die</strong>ser Erwartung beim anderen erzeugt<br />
wird.<br />
Deutliches Schweigen, wo eine aktive Äußerung erwartet wird, kann als bewusstes Signal <strong>für</strong><br />
Nachdenken vor einer Entgegnung, Skepsis oder abweichende Meinungen eingesetzt wer-<br />
AuF Print Nr. 12 73
Sell, Angela<br />
den. Das ist aber nur unter den genannten Bedingungen angezeigt. Pausen, <strong>die</strong> entstehen,<br />
weil man nicht weiß, wie es weitergehen soll oder was jetzt von einem erwartet wird,<br />
erzeugen leicht ein Gefühl von Unsicherheit oder gar Peinlichkeit - beim Berater wie<br />
beim Ratsuchenden.<br />
Unter Stress wirken Pausen manchmal viel länger, als sie in Wirklichkeit sind oder als sie<br />
von einem gelasseneren Gesprächspartner erlebt werden. Hektische Betriebsamkeit oder<br />
gar Zeichen von Ungeduld sind kontraproduktiv und störend als ein etwas zu ruhiges Gesprächstempo.<br />
Es ist es sehr wichtig, Pausen zu ertragen und nicht gleich unter Druck zu<br />
geraden.<br />
Nimmt der Berater bei einer bereits entstandenen (unklaren) Pause Anzeichen von Desorientierung<br />
bei seinem Kunden wahr, so sollte er <strong>die</strong> Situation oder seine Erwartung durch<br />
entsprechende (kurze!) Hinweise verdeutlichen. Er könnte etwa durch <strong>die</strong> folgenden Formulierungen<br />
aus der unbeabsichtigten Pause herauskommen:<br />
Ja - das heißt dann also zusammengefasst ....`<br />
,Ich hab` dir schon zugehört...Was mir dabei noch nicht ganz klar ist, ist....`<br />
,Wir waren dabei, dass Sie mir sagen wollten ....`<br />
,Ich glaube, es ging uns gerade darum, herauszufinden ....`<br />
Wenn der Berater etwas überlegen oder nachdenken muss, aber be<strong>für</strong>chtet, dass <strong>die</strong> entstehende<br />
Pause den Ratsuchenden irritiert, kann er <strong>die</strong> Situation durch ,lautes Denken'<br />
transparent zu machen versuchen.<br />
,Ich überlege gerade, welche Möglichkeiten wir jetzt überhaupt haben....` oder<br />
,Ich versuche mir gerade klar zu werden, was das jetzt bedeutet ...` oder<br />
,Wie machen wir jetzt am besten weiter... Wir könnten....`<br />
,Ja, was brauchen wir denn sonst noch ....` ,Lassen Sie uns überlegen, wie weit wir<br />
jetzt sind....`<br />
oder ähnliche Formulierungen könnten angemessen sein.<br />
6. Aktives Zuhören: ,Verstärken`, Ermuntern, Interesse zeigen<br />
Es geht hier um <strong>die</strong> aktive Seite der aufmerksamen Zuwendung, um <strong>die</strong> Signale, <strong>die</strong> nicht<br />
nur ablaufende Prozesse nicht stören, sondern sie unterstützen, weiterführen und in Grenzen<br />
auch steuern.<br />
74 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Die Technik des sogenannten Verstärkens etwa beruht auf folgenden Zusammenhängen:<br />
Jede Verhaltensänderung kann als Lernvorgang aufgefasst werden, als Anpassung des<br />
Verhaltens an <strong>die</strong> in bestimmten Situationen vorliegenden Bedingungen. Das ermöglicht <strong>die</strong><br />
Anwendung gesicherter lerntheoretischer Erkenntnisse zur gezielten Beeinflussung des<br />
Verhaltens. In grober Annäherung kann gesagt werden, dass positive Konsequenzen zum<br />
häufigeren Auftreten bestimmter Verhaltensweisen führen, negative Konsequenzen <strong>die</strong><br />
zeitlich begrenzte Unterdrückung des Verhaltens zur Folge haben und das Ausbleiben von<br />
Konsequenzen langfristig zur Löschung (Extinktion) des Verhaltens, kurzfristig zu Irritation<br />
und erhöhter Veränderungsbereitschaft führt. ,Positive` und ,negative` Konsequenzen sind<br />
dabei nichts allgemein Feststehendes, das bei jedem und unter allen Umständen in gleicher<br />
Weise zu bewerten ist, sondern etwas Subjektives, das nur in Grenzen im voraus kalkuliert<br />
werden kann. Man kann <strong>die</strong>se Zusammenhänge übrigens auch kognitiv mit der Bildung<br />
und Umbildung von Erwartungen und deren verhaltensbeeinflussende Wirkungen<br />
erklären.<br />
Wer Kontrolle über Konsequenzen, über <strong>die</strong> Folgen eines Verhaltens hat, hat damit zumindest<br />
begrenzte Kontrolle über das Verhalten. Vom Berater beeinflussbare Konsequenzen in<br />
einem Gespräch sind vor allem seine eigenen verbalen und nonverbalen Reaktionen auf <strong>die</strong><br />
Verhaltensweisen des Ratsuchenden. Damit kann er innerhalb gewisser Grenzen <strong>die</strong> Verhaltensweisen<br />
des Ratsuchenden durch sein eigenes Verhalten beeinflussen.<br />
Für praktische Zwecke kann man trotz der oben genannten Subjektivität der Bewertung der<br />
Konsequenzen unterstellen, dass Zuwendung oder Interesse des Beraters an dem, was<br />
der Ratsuchende sagt, in der Regel Verstärkerwirkung hat - das entspricht einfach der<br />
,Logik` der Situation.<br />
Verbales Lob und ausführlichere verbale Zustimmung (Dinge, <strong>die</strong> Laien gern mit ,verstärken`<br />
gleichsetzen) sind dagegen vorsichtig zu verwenden. Viele Ratsuchende (insbesondere Erwachsene,<br />
aber auch Jugendliche) werten allzu ausgeprägte Formen leicht als Anzeichen <strong>für</strong><br />
Herablassung oder verborgene Manipulationsabsichten, sind in ihrem Alltag nicht daran gewöhnt<br />
und empfinden daher ein solches Beraterverhalten als recht befremdlich. Außerdem<br />
besteht immer das Risiko, dass ein allgemeines Klima von Bewertung und Beurteilung entsteht,<br />
in dem man sich als Kunde überlegen muss, ob man Schwächen eingestehen sollte.<br />
Wenn dann das überschwänglich verteilte Lob einmal ausbleibt, wirkt das möglicherweise<br />
wie ein Tadel.<br />
Viele Verstärker verlieren bei zu häufiger, undifferenzierter und globaler Anwendung<br />
schnell ihren Verstärkungscharakter und damit ihre Wirkung.<br />
Verstärkung sollte gezielt erfolgen und eindeutig auf dasjenige Verhalten des Ratsuchenden<br />
bezogen sein, dessen Häufigkeit und Stärke der Berater beeinflussen will. Es muss ein<br />
erlebbarer Zusammenhang zwischen der jeweiligen Verhaltensweise und der Rückmeldung<br />
aus der Umwelt, der Konsequenz bestehen.<br />
Die wirksamsten und dauerhaftesten Verstärker in einer Beratung sind das Erlebnis<br />
realer Fortschritte und Teilerfolge. Auch kleine Erfolge sollten daher vom Berater, wenn<br />
sie dem Ratsuchenden nicht ohnehin selbst klar werden und <strong>die</strong> entsprechende Wirkung<br />
zeigen, in geeigneter Form verdeutlicht und betont werden - etwa durch verbale Zusammenfassungen<br />
und Hinweise wie:<br />
AuF Print Nr. 12 75
Sell, Angela<br />
Wo stehen wir also jetzt ...?`<br />
,Wie weit sind wir denn jetzt schon gekommen?`<br />
,Wir hatten uns vorgenommen, zunächst..... Meinen Sie, das wäre jetzt hinreichend geklärt?`<br />
,Es scheint mir, <strong>die</strong>sen Punkt hätten wir jetzt schon`.<br />
Solche Verdeutlichung fällt um so leichter, je mehr darauf geachtet wurde, klare und konkrete<br />
Ziele zu vereinbaren.<br />
Eine Begrenzung der Verstärkertechniken liegt darin, dass Verstärkung und Löschung nur<br />
auf Verhaltensweisen wirken, <strong>die</strong> der Ratsuchende im Gespräch bereits gezeigt hat. Neue<br />
Verhaltensweisen müssen daher vom Berater durch andere Techniken, etwa durch modellhaftes<br />
Vormachen oder durch Fragen, Informieren und ähnliches, zu erreichen versucht<br />
werden.<br />
76 AuF Print Nr. 12
2.2.2 Anliegen der Klienten<br />
1. Kunde - Absichtserklärung, Selbstdarstellung, Erwartungen<br />
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Bei <strong>die</strong>sem Serviceangebot sollte zwischen Erstanrufern und Wiederholungsanrufern unterschieden<br />
werden. Die Entscheidung <strong>für</strong> den ersten Anruf kann auf ein klares Motiv oder auf<br />
mehrere Gründe zurückzuführen sein, je nach Bewusstseinsgrad des Anrufers und seinem<br />
persönlichen Bedarf an objektivem Feedback bzw. Informationen, <strong>die</strong>s kann von Neugierde<br />
bis zum Nachahmungstrieb reichen.<br />
Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Gesprächspartner aufgrund der wenigen erklärenden Sätze, <strong>die</strong><br />
zu Beginn gesagt werden, kennen lernen. Es müssen nicht unbedingt <strong>die</strong> echten Namen<br />
verwendet werden, es sollten jedoch selbst gewählte und konsequent benutzte Identitäten<br />
sein (Kodenamen oder Spitznamen). Zweitens sollte der Berater dem Kunden helfen, das<br />
genaue Anliegen, das er durch <strong>die</strong> Telefonberatung geklärt haben möchte, in Worte zu fassen.<br />
Selbst, wenn der Kunde sprachlich darin geschult ist, ein Gespräch zu führen, hat der<br />
Berater ein spezielles Interesse an der Feststellung der Angaben über <strong>die</strong>sen Fall und sein<br />
Gegenüber (wie z.B. den aktuellen Stand der Ereignisse, <strong>die</strong> Gefühlslage, vom Anrufers geplante<br />
nächste Schritte).<br />
Es gibt verschiedene Arten von Erwartungen des Anrufers an den Berater, <strong>die</strong> als typische<br />
Anliegen klassifiziert werden können:<br />
• Ersuchen um Informationen über Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten (geografische<br />
Lage und verschiedene Bildungsebenen, Bedingungen, Regeln und Aufnahmebedingungen,<br />
Qualifikationen und Voraussetzungen in hinsichtlich Sprache, Informatik, Eignung<br />
<strong>für</strong> bestimmte Ausbildungs- und Arbeitssituationen);<br />
• Beschäftigungs-/Arbeitsmobilität und deren Einfluss auf den eigenen <strong>berufliche</strong>n Werdegang;<br />
• Ersuchen um Informationen und Beratung über Weiterbildung, europäische Programme<br />
und sozio-<strong>berufliche</strong> Eingliederung.<br />
• Unterstützung <strong>für</strong> persönliche Entwicklungswege;<br />
• Bestätigung eigener Entscheidungen;<br />
• Abwägen von Alternativen;<br />
• Konversation betreiben.<br />
• Krisensituationen bewältigen (Konflikte mit Eltern, Lehrern, Kollegen, Behörden), psychologische<br />
'Notlagen' (Depression, Ängste, Suizidgefährdung) oder umständebedingte 'Notlagen'<br />
(vor Prüfungen, endgültigen Entscheidungen).<br />
Die einführende Interaktion sollte kurz und effizient sein. Es wird keine zeitliche Begrenzung<br />
empfohlen zu erwähnen ist jedoch, dass Kommentare und ergänzende Beobachtungen erst<br />
in späteren Gesprächssta<strong>die</strong>n erfolgen sollten.<br />
Auszug aus 2.2.4 "Beratungsvereinbarungen"<br />
Mihaela Chiru, Euroguidance Rumänien<br />
2. Korrekte Anrede der Gesprächspartner<br />
Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner mit dem richtigen Namen an.<br />
Sind Ihnen durch zusätzliche Informationen (vielleicht schriftliche) akademische Grade und<br />
Titel des Gesprächspartners bekannt, reden Sie ihn auch damit korrekt an. Zum einen aus<br />
Höflichkeit, zum anderen hat in Deutschland der Träger eines akademischen Titels ein Recht<br />
darauf.<br />
AuF Print Nr. 12 77
Sell, Angela<br />
Der Name ist Persönlichkeit, gehen Sie damit also respektvoll um, auch wenn Ihr Gesprächspartner<br />
einen <strong>für</strong> Sie eigenartigen Namen hat.<br />
Auszug aus 2.2.3 "Beratungsprozess"<br />
Angela Sell, Login GmbH Berlin<br />
78 AuF Print Nr. 12
2.2.3 Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten)<br />
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
1. Gesprächsstrukturen<br />
Begrüßung<br />
Bei der Begrüßung ist besonderen Wert auf <strong>die</strong> Aussprache und <strong>die</strong> Kommunikationsbereitschaft<br />
des Gesprächspartners zu legen. Ihrem neuen Gesprächspartner ist Ihre Stimme<br />
noch nicht bekannt und er gewöhnt sich erst nach einer kurzen Phase (2- 3 Sekunden) an<br />
Ihre Aussprache.<br />
Das ist der Grund, warum Sie zu Beginn einer Begrüßung erst einmal „Guten Tag/ Grüß<br />
Gott..“ sagen sollten. Wenn Sie nun noch Ihren Namen ankündigen mit<br />
• mein Name ist Vorname Nachname<br />
oder<br />
• ich bin Vorname Nachname<br />
oder<br />
• Sie sprechen mit Vorname Nachname<br />
können Sie sicher sein, dass Ihr Name verstanden wurde und ein positives Bild von Ihnen im<br />
Kopf des Gesprächspartners entsteht. Ein positives Bild von Ihnen erzeugt auch gleichzeitig<br />
ein positives Bild von Ihrer Kompetenz und Ihrem Arbeitgeber. Sie allein können also schon<br />
am Telefon bei der Begrüßung das Image Ihrer Dienstleistung beeinflussen.<br />
• „Guten Tag, mein Name ist Bond, James Bond.“<br />
• „Guten Tag, mein Name ist Bond.“<br />
• „Guten Tag, Sie sprechen mit James Bond.“<br />
Versuchen Sie im Gegenzug sofort den Namen Ihres Gesprächspartners zu verstehen und<br />
aufzuschreiben. Gelingt das nicht gleich, ist sofortiges Nachfragen <strong>für</strong> den weiteren positiven<br />
Gesprächsverlauf angeraten.<br />
• „Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht (richtig) verstanden. Würden Sie ihn bitte<br />
wiederholen?“<br />
• „Entschuldigung, würden Sie bitte Ihren Namen wiederholen, damit ich Sie richtig anspreche.“<br />
Vermeiden Sie Aufforderung in <strong>die</strong>ser Gesprächsphase. Sie könnten wie ein Befehl wirken<br />
� also nicht: „Nennen Sie Ihren Namen (bitte) noch einmal.“<br />
Verzichten Sie auf Unüberlegtes wie:<br />
„Wie war der Name?“ � Der Name ist Persönlichkeit und <strong>die</strong> Person, also auch der Name<br />
lebt noch.<br />
„Mit wem spreche ich?“ � Natürlich mit einem Menschen!<br />
Korrekte Anrede der Gesprächspartner<br />
Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner mit dem richtigen Namen an.<br />
Sind Ihnen durch zusätzliche Informationen (vielleicht schriftliche) akademische Grade und<br />
Titel des Gesprächspartners bekannt, reden Sie ihn auch damit korrekt an. Zum einen aus<br />
Höflichkeit, zum anderen hat in Deutschland der Träger eines akademischen Titels ein Recht<br />
darauf.<br />
Der Name ist Persönlichkeit, gehen Sie damit also respektvoll um, auch wenn Ihr Gesprächspartner<br />
einen <strong>für</strong> Sie eigenartigen Namen hat.<br />
Anliegen und Bedürfnis ermitteln<br />
Die Motive des Gesprächspartners<br />
AuF Print Nr. 12 79
Sell, Angela<br />
Jeder Entscheidung, ob es sich nun um einen Bedarf oder um einen Wunsch handelt, liegt<br />
irgendeine Motivation zugrunde. Es ist daher wichtig <strong>für</strong> Ihren Beratungserfolg, dass Sie sich<br />
auf <strong>die</strong> Motivation des jeweiligen Interessenten einstellen.<br />
Welches sind <strong>die</strong> häufigsten Motivationen?<br />
Motiv Wie äußert sich das?<br />
Finanzieller Vorteil fragt sehr schnell nach dem Preis<br />
Bequemlichkeit möchte Informationen via Internet, Telefon, e-Mail bequemerhalten<br />
Prestige, Image ist bedacht auf Wirkung nach außen; wie angesehen ist<br />
das, was ich will?<br />
Drang nach Neuem fragt tiefer als andere<br />
Mitgefühl will anderen helfen, ist rücksichtsvoll<br />
Körperliche Gesundheit will über biologische oder medizinische Wirkung/ Beeinträchtigung<br />
des Produktes informiert werden<br />
Sicherheit Kann ich sicher sein, dass ich das richtige nehme?<br />
Tradition Das wurde bei uns immer schon so gemacht.<br />
Angst Ich will mich nicht blamieren. Oder kann ich das<br />
auch wirklich schaffen?<br />
Freude ist fast immer vorhanden, bei allen Motiven<br />
Akzeptanz und Respekt Was werden meine Nachbarn (Freunde, Kollegen etc.)<br />
dazu sagen?<br />
Sobald Sie <strong>die</strong> Bedürfnisse und <strong>die</strong> Motive Ihres potentiellen Gesprächspartners identifiziert<br />
haben, befinden Sie sich in einer guten Ausgangsposition, um den Bedarf zu befriedigen und<br />
<strong>die</strong> Wünsche zu erkennen, <strong>die</strong> so wesentlich <strong>für</strong> eine Beratung sind. Beginnen Sie hier, über<br />
Ihre Interessenten und Gesprächspartner genau nachzudenken. Welches sind ihre Motive?<br />
Wie erkennen Sie <strong>die</strong>se? Setzen Sie dazu Fragetechniken ein.<br />
Fragetechniken im Beratungsgespräch<br />
Viele Berater besitzen Überzeugungskraft und sind rhetorisch begabt. Ihr Erfolg bleibt jedoch<br />
beschränkt, wenn Sie denn Grundsatz – „Wer fragt – der führt“ vernachlässigen.<br />
Vorteile der Fragetechnik <strong>für</strong> den Berater:<br />
• Beeinflussung der Gesprächsrichtung<br />
• Beibehaltung der Initiative<br />
• Demonstration des eigenen Engagements<br />
• Ermittlung von Motiven<br />
• Zeitgewinn (besonders bei unangenehmen Situationen)<br />
• Zeitiges Erkennen von Einwänden<br />
• Gute Voraussetzungen <strong>für</strong> Vertrauensverhältnis<br />
• Bessere Reaktionsmöglichkeiten auf unsachliche Äußerungen<br />
Beginnen Sie das Beratungsgespräch immer mit öffnenden Fragen.<br />
• Geben Sie Ihrem Gesprächspartner Gelegenheit, sein Problem oder seinen Wunsch in<br />
eigenen Worten zu schildern?<br />
Wie der Name schon sagt, öffnet <strong>die</strong>se Frageart Ihren Gesprächspartner und lässt ihm Freiraum<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantwortung. Damit erhalten Sie <strong>die</strong> wichtigen Informationen <strong>für</strong> Ihr Beratungsgespräch.<br />
80 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Im Gegenteil dazu stehen <strong>die</strong> schließenden Fragen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Art und Weise des Fragesatzbaus<br />
nur <strong>die</strong> Möglichkeit zu Ja-Antworten oder Nein-Antworten enthält. Damit kanalisieren<br />
Sie <strong>die</strong> erhaltenen Informationen, zum Beispiel bei unschlüssigen Gesprächspartnern<br />
oder Vielrednern.<br />
• Achten Sie darauf, geschlossene Fragen nur zur Detailabklärung zu stellen, damit der<br />
Gesprächspartner sich nicht ausgefragt fühlt?<br />
Beispiel<br />
öffnende Frage schließende Frage<br />
Welche Ziele verfolgen Sie? Haben Sie ein Ziel vor Augen?<br />
Wie flexibel sind Sie? Sind Sie flexibel?<br />
Welche Fremdsprachen beherrschen Sprechen Sie Fremdsprachen?<br />
Sie?<br />
Was stellen Sie sich als Arbeitsinhalt<br />
vor?<br />
Haben Sie schon Vorstellungen von der<br />
Tätigkeit, <strong>die</strong> Sie später einmal machen<br />
möchten?<br />
Sie sehen, anhand der öffnenden Fragen erhalten Sie in der Regel viel schneller und viel<br />
mehr Informationen, um Ihr Beratungsgespräch personenorientiert durchführen zu können.<br />
• Stellen Sie sicher, dass Sie <strong>die</strong> Aussagen des Gesprächspartners verstanden haben,<br />
bevor Sie den Service leisten, den der Gesprächspartner Ihrer Meinung nach benötigt<br />
oder erwartet.<br />
Beispiel:<br />
„Habe ich Sie richtig verstanden, dass...?“<br />
„Damit ich Sie richtig verstehe, Sie möchten also...“<br />
Von besonderer Bedeutung ist, dass der Gesprächspartner spürt, dass er im Mittelpunkt Ihrer<br />
Bemühungen steht. Dieses Bewusstsein erreichen Sie am ehesten<br />
a) durch den SIE – Standpunkt und<br />
b) durch <strong>die</strong> Vorteilsansprache<br />
Der SIE-Standpunkt unterstreicht Ihre personenorientierte Beratung. Sie sprechen mit einer<br />
ganz bestimmten Person und Sie tun etwas <strong>für</strong> <strong>die</strong>se ganz bestimmte Person.<br />
Sie- Ansprache allgemein und unpersönlich formuliert<br />
„Ich sehe in der Datenbank <strong>für</strong> Sie nach,<br />
was <strong>für</strong> Angebote zu Ihren Wünschen<br />
passen.“<br />
„Ich sehe mal in der Datenbank nach, ob<br />
ich was finde.“<br />
„Ich werde mich <strong>für</strong> Sie erkundigen.“ „Ich erkundige mich mal.“<br />
Durch <strong>die</strong> Vorteilsansprache erläutern Sie Ihrem Gesprächspartner <strong>die</strong> erstrebenswerten<br />
Konsequenzen, <strong>die</strong> genau er aufgrund seiner Wünsche (Motive) aus Ihrem Angebot ziehen<br />
kann.<br />
Beispiel:<br />
„Die Ausbildung mit IHK- Abschluss hat <strong>für</strong> Sie den Vorteil, dass Sie einen staatlich (national;<br />
international) anerkannten Berufsabschluss vorweisen können.“<br />
AuF Print Nr. 12 81
Sell, Angela<br />
„Das Studium an der Sorbonne ermöglicht Ihnen, Ihre Französischkenntnisse anzuwenden<br />
und zu vertiefen. Zusätzlich erlangen Sie damit einen international anerkannten Hochschulabschluss.“<br />
Bei der Vorteilsansprache handelt es sich um <strong>die</strong> Verknüpfung von einem Verb oder Hilfsverb<br />
mit der Ansprache des Kunden – durch „SIE“ oder „IHNEN“.<br />
In den folgenden Beispielen verbinden Sie Eigenschaften eines Produktes/ einer Sache<br />
durch Vorteilsansprachen mit begehrenswerten Zielstellungen!<br />
macht Sie...<br />
erhöht Ihren...<br />
bedeutet <strong>für</strong> Sie...<br />
spricht <strong>für</strong> Ihren...<br />
garantiert Ihnen...<br />
erweitert Ihren...<br />
schafft Ihnen...<br />
sichert Ihnen...<br />
erlaubt Ihnen...<br />
führt Sie...<br />
gewährt Ihnen...<br />
erspart Ihnen...<br />
erleichtert Ihnen...<br />
hat <strong>für</strong> Sie...<br />
<strong>die</strong>nt Ihnen...<br />
versetzt Sie in <strong>die</strong><br />
Lage...<br />
nützt Ihnen...<br />
entbindet Sie...<br />
befähigt Sie...<br />
verringert Ihre...<br />
bestärkt Ihre...<br />
sorgt <strong>für</strong> Ihr...<br />
erzielen Sie...<br />
fördert Ihr...<br />
Gesprächsabschluss<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> einen optimalen Beratungserfolg ist neben hervorragender Fragetechnik<br />
das Beherrschen einer guten Abschlusstechnik.<br />
Als wirksame Methoden in der Abschlussphase haben sich erwiesen:<br />
1. Ja – Fragen – Methode<br />
Stellen Sie Fragen, <strong>die</strong> Ihr Gesprächspartner mit Ja beantwortet, weil es seinen Wünschen<br />
entspricht.<br />
Beispiel:<br />
Ihre Fragen Antwort des Gesprächspartners<br />
„Habe ich Sie richtig verstanden, Sie möchten also<br />
eine Berufsausbildung mit international anerkann- Ja<br />
tem Abschluss machen?<br />
Sie sprechen besser französisch als englisch? Ja<br />
Sie sind flexibel und mobil? Ja<br />
Dann ist eine Ausbildung in Frankreich genau das<br />
richtige <strong>für</strong> Sie.<br />
Ja<br />
2. Empfehlungs – Methode<br />
„Aufgrund Ihrer Vorstellung kann ich Ihnen <strong>die</strong>se XX empfehlen. Im vergangenen Jahr habe<br />
ich von mehreren Personen positive Rückmeldungen erhalten...“<br />
82 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
3. Zusammenfassungs – Methode (siehe auch Fragetechniken)<br />
„Lassen Sie mich zusammenfassen, Sie möchten eine Tätigkeit im englisch sprachigen Ausland<br />
aufnehmen. Dazu ist Ihnen eine gezielte Ausbildung ...“<br />
„Frau Schulz, wenn ich Sie recht verstanden habe, dann möchten Sie im nächsten Jahr nach<br />
Abschluss Ihres Studiums in Belgien arbeiten und ...“<br />
4. Alternativ – Methode<br />
„Wollen Sie vor dem Studium eine Fremdsprachenausbildung im Heimatort oder lieber im<br />
Ausland vor Ort?“<br />
„Denken Sie bei Ihrer Überlegung an ein Vollzeitstudium oder an ein Teilzeitstudium mit<br />
Selbststu<strong>die</strong>nanteil?“<br />
Jede hier genannte Abschlusstechnik sollte situationsbedingt eingesetzt werden. Auf jeden<br />
Fall setzen Sie mit <strong>die</strong>ser Art der Gesprächsführung auf personenorientierte Kommunikation<br />
und führen das Gespräch geschickt zum Ende.<br />
5. Regeln <strong>für</strong> besondere Situationen<br />
Verhalten bei Verständigungsschwierigkeiten<br />
Der Name ist Persönlichkeit, <strong>die</strong> Persönlichkeit lebt, also fragen Sie nie in der Vergangenheit<br />
nach dem Namen, wenn Sie ihn nicht richtig verstanden haben.<br />
Falsch: „Wie war der Name?“<br />
Richtig:<br />
“Wie ist Ihr Name?“<br />
oder<br />
„Ich habe Ihren Namen nicht verstanden. Würden Sie ihn bitte wiederholen?“<br />
Falsch: "Mit wem spreche ich?“<br />
Begründung: Mit einem Menschen natürlich, mit wem denn sonst?<br />
Richtig:<br />
„Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht verstanden. Würden Sie ihn bitte wiederholen?“<br />
Merke: Unklare Fragen ergeben unklare Antworten!<br />
Falsch: "Das müssen Sie mir schon buchstabieren!"<br />
„Buchstabieren Sie das bitte mal!"<br />
Begründung: Verwandeln Sie Appelle immer in Fragen! Sonst können sie leicht wie Befehle<br />
klingen!<br />
Richtig:<br />
„Würden Sie mir Ihren Namen bitte buchstabieren, damit ich Sie richtig ansprechen (anschreiben)<br />
kann?“<br />
Was tun Sie, wenn der Angerufene Ihren Namen nicht verstanden hat?<br />
Falsch: Vermeiden Sie ärgerliche, ungeduldige oder überbetonte<br />
Namenswiederholung.<br />
AuF Print Nr. 12 83
Sell, Angela<br />
Begründung: Das reizt den Gesprächspartner und spricht gegen Sie, denn Sie haben ja<br />
unverständlich gesprochen.<br />
Im Zweifelsfall immer selbst mitschreiben, damit man nicht zu schnell buchstabiert<br />
Das sollten Sie niemals tun!<br />
Die Glaubwürdigkeit des Gesprächspartners anzweifeln mit Sätzen wie<br />
• Da hat sich noch nie jemand beschwert!<br />
• Wer hat Ihnen <strong>die</strong>sen Blödsinn erzählt?<br />
• Sie sind der Erste, der sich hier beschwert!<br />
• Das kann nicht sein! (Gesprächspartner wird als Lügner hingestellt)<br />
Belehren und zurechtweisen mit Sätzen wie<br />
• Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf!<br />
• Wenn Sie <strong>die</strong> Unterlagen genau durchgelesen hätten, wüssten Sie ...<br />
• Das ist so nicht richtig.<br />
• Ihre Ansicht ist reichlich antiquiert.<br />
• Jetzt beruhigen Sie sich doch!<br />
• Jetzt sagen Sie mir erst mal <strong>die</strong> Kundennummer!<br />
• Wenn das jeder verlangen würde!<br />
• Da könnt' ja jeder kommen!<br />
Anderen <strong>die</strong> Schuld geben mit Sätzen wie<br />
• Das ist nicht unsere Schuld!<br />
• Da<strong>für</strong> bin ich nicht zuständig.<br />
• Da müssen Sie sich beim Veranstalter beschweren!<br />
• Da<strong>für</strong> kann ich nicht, <strong>die</strong> Anweisung kommt von oben!<br />
Mit folgenden positiven Formulierungen hinterlassen Sie einen optimalen Eindruck<br />
• Sie schaffen das auf alle Fälle ...<br />
• Das steigert Ihre Chancen.<br />
• Was Sie sagen, deckt sich mit meiner Meinung ...<br />
• Ich kann das gut verstehen.<br />
• Wenn Sie so vorgehen, sparen Sie ...<br />
• Das hat <strong>für</strong> Sie den folgenden Vorteil ...<br />
• Was Sie sagen, ist interessant ...<br />
• Das <strong>die</strong>nt dazu, schneller voranzukommen ...<br />
Gesprächspartner erwarten von Ihnen:<br />
• 99 % rechtzeitige Information bei Nichteinhaltung von Terminzusagen<br />
• 94 % einen zugesagten Rückruf innerhalb von 24 Stunden<br />
• 94 % Bearbeitung von Reklamationen innerhalb einer Woche<br />
• 92 % eine individuelle Betreuung<br />
• 83 % persönliche Ansprechpartner unter einer Hotline-Nummer<br />
• 81 % eine hohe Service- und Hilfsbereitschaft des Personals<br />
Befragung im Call Center Bereich: Kurt H. Thieme / Wolfgang Steffen;<br />
mi-Verlag<br />
„Call Center, Der professionelle Dialog mit dem Kunden“<br />
84 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Schwierige Gesprächspartner<br />
Eigentlich gibt es keine schwierigen Gesprächspartner, nur<br />
• fordernde<br />
• sich unklar ausdrückende<br />
• unsichere<br />
• unwissende<br />
Gesprächspartner. Diese begegnen Sie im Telefonat am besten mit klaren Fragen. Schließen<br />
Sie Missverständnisse aus und wiederholen Sie das Anliegen mit eigenen Worten.<br />
Beispiel:<br />
• Verstehe ich Sie richtig, Sie möchten ...?“<br />
Ebenso geeignet ist <strong>die</strong> Methode der Ja- Fragen- Strasse. Damit gelingt es Ihnen, dem Gesprächspartner<br />
deutlich zu machen, dass seine Forderungen bereits erfüllt wurden.<br />
Bleiben Sie bei allem freundlich und geduldig. Sollte trotz allem der Gesprächspartner von<br />
einer konstruktiven Gesprächsform abweichen (z. B. durch unsachliche Äußerungen,<br />
Schreien, Beleidigungen), fragen Sie, was Sie falsch gemacht haben.<br />
Beispiel:<br />
• „Was habe ich (Ihrer Meinung nach) falsch gemacht, dass mich jetzt so beleidigen?“<br />
• „Wie würden Sie jetzt an meiner Stelle reagieren?“<br />
Sicher, es kostet eine Menge Kraft, in <strong>die</strong>sen Situationen ruhig und sachlich zu bleiben. Aber<br />
es ist <strong>die</strong> beste Methode, <strong>die</strong> Situation nicht eskalieren zu lassen.<br />
Letztlich können Sie immer noch den (ruhigen) Vorschlag machen, das Gespräch zu vertagen<br />
oder einen anderen Kollegen an das Telefon zu holen.<br />
Unbefriedigende Informationen erhalten oder vermitteln<br />
Wie klar und verständlich erklären Sie komplizierte Sachverhalte fachlich<br />
weniger versierten Kunden?<br />
Benutzen Sie Fachbegriffe und Fremdwörter nur, wenn Sie sich zu 100 % sicher sind, dass<br />
Ihr Gesprächspartner <strong>die</strong>se Wörter auch kennt. Ansonsten erläutern Sie <strong>die</strong> Wörter, ohne<br />
schulmeisterisch zu wirken.<br />
Beispiel:<br />
• „Als erstes füllen Sie bitte das Formular B 12-A- 15 aus. Das ist das grüne Blatt, das Sie<br />
mit der Post erhalten haben.“<br />
Vermeiden Sie ausufernde Beschreibungen und beschränken Sie sich darauf,<br />
was der Gesprächspartner wissen möchte bzw. was er notwendigerweise wissen muss?<br />
Vergewissern Sie sich beim Gesprächspartner, dass <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> vermittelten Informationen<br />
verstanden hat bzw. mit angebotenen Lösungen oder Vorschlägen einverstanden ist?<br />
Beispiel:<br />
• „Ist das <strong>für</strong> Sie so in Ordnung?“<br />
• „Können wir so vorgehen?“<br />
Berücksichtigen Sie <strong>die</strong> Wirkung unerfreulicher Informationen und reagieren Sie auf zwischenmenschlicher<br />
Ebene?<br />
Beispiel:<br />
• „Ich kann gut verstehen, dass Ihnen <strong>die</strong>se Information nicht reicht.“<br />
AuF Print Nr. 12 85
Sell, Angela<br />
• „Es kann sehr ärgerlich sein, nicht das zu bekommen was man möchte.“<br />
3. Übungen<br />
Gesprächsbeginn<br />
Mögliche Varianten ein Gespräch zu beginnen sind:<br />
Das Buchstabieralphabet<br />
Beim Phonodiktieren und Telefonieren im Inland ist das deutsche Buchstabieralphabet zu<br />
benutzen, bei Auslandsgesprächen das jeweils zutreffende Alphabet.<br />
Deutsch lnternational NATO Englisch Französisch<br />
A Anton Amsterdam Alpha Able Anatole<br />
Ä Ärger<br />
B Berta Baltimore Bravo Baker Berte (Benjamin)<br />
C Cäsar Casablanca Charly Charly Cèsar<br />
D Dora Dänemark Delta Dog Désirée<br />
E Emil Edison Echo Easy Emile (Edouard)<br />
F Friedrich Florida Foxtrott Fox Francois<br />
G Gustav Gallipoli Golf George Gaston<br />
H Heinrich Havanna Hotel How Henri<br />
I Ida Italia India Item Isidore<br />
J Julius Jerusalem Juliett Jig Jean<br />
Kaufmann Kilogramm Kilo King Klèber<br />
Ludwig Liverpool Lima Love Louis (Lazare)<br />
Martha Madagascar Mike Mike Marie<br />
Nordpol New York November Nan Nicolas<br />
Otto Oslo Oskar Oboe Oscar<br />
Ökonom<br />
Paula Paris Papa Peter Paul (Pierre)<br />
Quelle Quebec Quebec Queen Quebec<br />
Richard Roma Romeo Roger Robert<br />
Samuel Santiago Sierra Sugar Suzanne (Samuel)<br />
Schule<br />
Theodor Tripolis Tango Tare Théophile<br />
Ulrich Uppsala Uniform Uncle Ursule<br />
Übermut<br />
Viktor Valencia Viktor Victor Victor<br />
Wilhelm Washington Whisky William Wagon<br />
Xanthippe Xanthippe X-ray X-ray Xavier<br />
Ypsilon Yokohama Yankee Yoke Yvonne<br />
Zacharias Zürich Zulu Zebra Zoé<br />
86 AuF Print Nr. 12
Positive Sprechweise<br />
Negative Sachverhalte positiv ausdrücken.<br />
Negativ: Herr L. ist bedauerlicherweise nicht zu erreichen.<br />
Positiv: "Herr L. ist voraussichtlich um ... Uhr wieder zu erreichen."<br />
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Negativ: Leider muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie Herrn X erst nächste Woche wieder<br />
sprechen können.<br />
Positiv: Die Rückkehr von Herrn X verzögert sich etwas, ab ... ist er wieder <strong>für</strong> Sie da.<br />
Negativ: Das kann (darf)ich nicht unterschreiben.<br />
Positiv: .......................................................................................................................<br />
Negativ: Das weiß ich nicht.<br />
Positiv: …………….....................................................................................................<br />
Negativ: Da müssen Sie leider noch etwas warten.<br />
Positiv: …………………………………………………………………………..................<br />
Negativ: Da muss ich Sie mit einer anderen Abteilung verbinden.<br />
Positiv: .......................................................................................................................<br />
Benutzen Sie <strong>die</strong> Formulierung „es tut mir Leid“/ „leider“ nur sehr selten. Sie ist eine Ellipse<br />
(ein Auslassungssatz) und heißt eigentlich" es tut mir ein Leid an". Wäre das nun jedes Mal<br />
ehrlich gemeint, würden Sie aus dem Leiden gar nicht mehr herauskommen.<br />
Bitte füllen Sie <strong>die</strong> rechte Spalte der folgende Tabelle aus.<br />
negative Botschaft positive Alternative<br />
Guten Morgen, Beratungsbüro Liebling,<br />
Lehmann.<br />
Ich kann da nichts machen, tut mir leid.<br />
Sie hätten <strong>die</strong> Auskunft anrufen sollen.<br />
Ich versuche, <strong>die</strong> Nummer <strong>für</strong> Sie herauszufinden.<br />
Doch vor morgen früh<br />
komme ich nicht dazu.<br />
Ich kann Ihren Ärger verstehen, doch Sie<br />
sollten ihn nicht an mir auslassen.<br />
Tut mir leid, dass Sie noch keine Antwort<br />
bekommen haben. Doch bei uns herrschte<br />
letzte Woche Chaos.<br />
Ich kann Ihnen nichts dazu sagen. Ich<br />
arbeite nur in der Telefonzentrale.<br />
Dazu muss ich Sie mit Herrn Petermann<br />
verbinden. Doch möglicherweise klappt<br />
das nicht gleich auf Anhieb, denn wir<br />
haben eine neue Telefonanlage.<br />
Vor Ende August können wir Anträge<br />
AuF Print Nr. 12 87
Sell, Angela<br />
nicht bearbeiten. Es ist Urlaubszeit. Wollen<br />
Sie Ihren Antrag lieber gleich zurücknehmen?<br />
Nein, Frau Becker ist nicht da. Sie ist<br />
leider im Urlaub.<br />
Das glaube ich nicht. So etwas ist bei<br />
uns noch nie vorgekommen.<br />
Eingehen auf <strong>die</strong> zwischenmenschliche Ebene<br />
Der Gesprächspartner teilt Ihnen mit, dass er <strong>die</strong> Informationsbroschüren noch nicht erhalten<br />
hat, obwohl <strong>die</strong> Zeit zur Entscheidung drängt.<br />
„Ich habe vorige Woche Informationsbroschüren bei Ihnen bestellt und warte ich immer noch<br />
darauf. Einfach nicht zu fassen, dabei brauch ich <strong>die</strong> Infos so dringend, deshalb habe ich ja<br />
auch bei Ihnen angerufen. Und bis nächste Woche muss ich mich entschieden haben.“<br />
Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />
Eine Anruferin ist unsicher, weil sie nicht weiß, ob sie <strong>die</strong> Anforderungen <strong>für</strong> eine Tätigkeit im<br />
Ausland auch erfüllt.<br />
„Gestern habe ich mit einem Ihrer Kollegen telefoniert wegen der Tätigkeit in Belgien. Nun<br />
bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das auch schaffe.“<br />
Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />
Ein Gesprächspartner kommt mit der Internetseite Ihrer Behörde nicht zurecht.<br />
„Ich möchte Informationsbroschüren <strong>für</strong> meine Frau und mich bestellen. Ich hab gar keine<br />
Ahnung wie das geht, aber ich brauch <strong>die</strong> Broschüren noch bis zum Sonnabend. Meine Frau<br />
und ich, wir haben uns nämlich entschieden ins Ausland zu gehen wegen der Weiterbildung,<br />
müssen Sie wissen.“<br />
Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />
Die Gesprächspartner richtig ansprechen<br />
Kreuzen Sie bitte <strong>die</strong> richtige Variante an.<br />
Sie rufen Herrn Dr. Müller an Sie rufen Frau Prof. Dr. Lichtner-Wiese an<br />
- Guten Tag, Frau Lichtner<br />
- Guten Tag, Doktor - Guten Tag, Frau Wiese<br />
- Guten Tag, Dr. Müller - Guten Tag, Frau Professor<br />
- Guten Tag, Herr Dr. Müller - Guten Tag, Frau Doktor<br />
- Guten Tag, Herr Müller - Guten Tag, Frau Prof. Dr. Lichtner<br />
- Guten Tag, Frau Prof. Dr. Wiese<br />
- Guten Tag, Frau Prof. Dr. Lichtner-Wiese<br />
- Guten Tag, Frau Prof. Lichtner-Wiese<br />
88 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
2.2.4 Beratungsvereinbarungen und Abschluss des Beratungsge-<br />
sprächs<br />
1. Kommunikationskonventionen<br />
1.1. Kunde - Absichtserklärung, Selbstdarstellung, Erwartungen<br />
Bei <strong>die</strong>sem Serviceangebot sollte zwischen Erstanrufern und Wiederholungsanrufern unterschieden<br />
werden. Die Entscheidung <strong>für</strong> den ersten Anruf kann auf ein klares Motiv oder auf<br />
mehrere Gründe zurückzuführen sein, je nach Bewusstseinsgrad des Anrufers und seinem<br />
persönlichen Bedarf an objektivem Feedback bzw. Informationen, <strong>die</strong>s kann von Neugierde<br />
bis zum Nachahmungstrieb reichen.<br />
Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Gesprächspartner aufgrund der wenigen erklärenden Sätze, <strong>die</strong><br />
zu Beginn gesagt werden, kennen lernen. Es müssen nicht unbedingt <strong>die</strong> echten Namen<br />
verwendet werden, es sollten jedoch selbst gewählte und konsequent benutzte Identitäten<br />
sein (Kodenamen oder Spitznamen). Zweitens sollte der Berater dem Kunden helfen, das<br />
genaue Anliegen, das er durch <strong>die</strong> Telefonberatung geklärt haben möchte, in Worte zu fassen.<br />
Selbst, wenn der Kunde sprachlich darin geschult ist, ein Gespräch zu führen, hat der<br />
Berater ein spezielles Interesse an der Feststellung der Angaben über <strong>die</strong>sen Fall und sein<br />
Gegenüber (wie z.B. den aktuellen Stand der Ereignisse, <strong>die</strong> Gefühlslage, vom Anrufers geplante<br />
nächste Schritte).<br />
Es gibt verschiedene Arten von Erwartungen des Anrufers an den Berater, <strong>die</strong> als typische<br />
Anliegen klassifiziert werden können:<br />
• Ersuchen um Informationen über Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten (geografische<br />
Lage und verschiedene Bildungsebenen, Bedingungen, Regeln und Aufnahmebedingungen,<br />
Qualifikationen und Voraussetzungen in hinsichtlich Sprache, Informatik, Eignung<br />
<strong>für</strong> bestimmte Ausbildungs- und Arbeitssituationen);<br />
• Beschäftigungs-/Arbeitsmobilität und deren Einfluss auf den eigenen <strong>berufliche</strong>n Werdegang;<br />
• Ersuchen um Informationen und Beratung über Weiterbildung, europäische Programme<br />
und sozio-<strong>berufliche</strong> Eingliederung.<br />
• Unterstützung <strong>für</strong> persönliche Entwicklungswege;<br />
• Bestätigung eigener Entscheidungen;<br />
• Abwägen von Alternativen;<br />
• Konversation betreiben.<br />
• Krisensituationen bewältigen (Konflikte mit Eltern, Lehrern, Kollegen, Behörden), psychologische<br />
'Notlagen' (Depression, Ängste, Suizidgefährdung) oder umständebedingte 'Notlagen'<br />
(vor Prüfungen, endgültigen Entscheidungen).<br />
Die einführende Interaktion sollte kurz und effizient sein. Es wird keine zeitliche Begrenzung<br />
empfohlen zu erwähnen ist jedoch, dass Kommentare und ergänzende Beobachtungen erst<br />
in späteren Gesprächssta<strong>die</strong>n erfolgen sollten.<br />
1.2. Berater – Vorstellung der Art der angebotenen Leistung (Dauer, Arbeitsmethoden,<br />
Gebühren, theoretischer Ansatz, Erwartungen)<br />
Entsprechend der Merkmale des vorliegenden Falles und des Kunden nutzt der Berater <strong>die</strong><br />
Gelegenheit des Erstanrufs, um darzulegen, welche Art von Leistungen erbracht werden<br />
können. Außer der mündlichen Mitteilung, sollte der Kunde über <strong>die</strong> alternative Möglichkeit<br />
von direkten Beratungsgesprächen aufmerksam gemacht werden, durch <strong>die</strong> weitere wichtige<br />
AuF Print Nr. 12 89
Sell, Angela<br />
Aspekte zum Wohle des Kunden abgedeckt werden können. Ferner sollte <strong>die</strong> Präsentation<br />
während des gesamten Telefonats Fragen, Herausfordern, Eruieren, Überdenken und Prüfen<br />
als standardmäßige Arbeitsmethoden und -techniken enthalten.<br />
In einigen Fällen lässt sich <strong>die</strong> Angelegenheit mit einem Telefonat erledigen (wenn der Kunde<br />
nach Informationen, Details/Klärung verlangt). In anderen Fällen wird mehr Zeit darauf<br />
verwandt, <strong>die</strong> Historie des Falls zu herauszuarbeiten, <strong>die</strong> Alternativen festzustellen, das Für<br />
und Wider und <strong>die</strong> möglichen Folgen abzuwägen usw. Deshalb entwickeln sich <strong>die</strong> meisten<br />
Fälle (47%) in ca. 10 Minuten.<br />
Bevor der Kunde fortfährt oder erneut anruft, muss er über <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> den Anruf informiert<br />
werden. Falls andere Telefon<strong>die</strong>nste zu günstigeren Kosten verfügbar sind oder wenn<br />
<strong>die</strong> Institution generell nur <strong>die</strong> Nummer entgegen nimmt und dann zurückruft, muss <strong>die</strong>s unbedingt<br />
zu Anfang des Aufbaus der Beziehung zwischen Kunde und Berater gesagt werden.<br />
Somit wird der Anrufer in <strong>die</strong> Lage versetzt, zu wählen, autonom über sein Geld, seine Zeit<br />
und <strong>die</strong> zu erwartenden Ergebnisse zu entscheiden.<br />
Je nach Erstausbildung, Weiterbildung und früheren Erfahrungen mit ähnlich gelagerten Fällen,<br />
hat jeder Beratungsprofi hat eine eigene Herangehensweise an <strong>die</strong> ihm vorgetragenen<br />
Fälle. Somit wird besonderer Wert auf bestimmte Episoden oder Einzelheiten des eigenen<br />
Hintergrunds gelegt, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das angestrebte Ergebnis relevant zu sein scheinen.<br />
Abgesehen von den Kerndaten, <strong>die</strong> notwendig sind, um den Fall zu erfassen (Alter, Wohnort,<br />
akademischer/<strong>berufliche</strong>r Hintergrund, Ziele, Ambitionen usw.) erwartet der Berater vom<br />
Kunden, dass er:<br />
im Dialog reagiert (minimale Fähigkeiten zur mündlichen Kommunikation);<br />
bereit ist, umfassende Einzelheiten über <strong>die</strong> wesentlichen Sta<strong>die</strong>n des Falles preiszugeben;<br />
<strong>die</strong> aktuelle Praxis der Telefonberatung akzeptiert, z.B. dass er nach dem ersten Gespräch<br />
mit dem Berater wegen spezieller sich daraus ergebender Fragen, nochmals anrufen muss<br />
oder zurückgerufen wird;<br />
bereit ist, sich auf Rollenspiele, Simulationen, hypothetische Gedankenspiele und Vorschläge<br />
im praktischen Kontext des speziellen Falles einzulassen.<br />
1.3. Die Zustimmung des Kunden zur Evaluierung oder Erfassung des Gesprächs<br />
oder zur Nutzung als Referenzmaterial einholen<br />
Der Berater sollte ein Aufnahmegerät besitzen und mit Zustimmung des Kunden nutzen, um<br />
mit sich <strong>für</strong> ihn ergebenden Konfliktsituationen (d. h. wegen eines Loyalitätskonflikts, anscheinender<br />
Ausweglosigkeit, gegensätzlicher Überzeugungen zu der des Kunden, Mangel<br />
an bestimmten Informationen) ethisch einwandfrei umgehen zu können und um eine Datenbank<br />
<strong>für</strong> das Call Center aufzubauen. Diese Praxis ist nicht neu und <strong>die</strong> normalen Kunden<br />
der Mobilfunknetzbetreiber werden nichts dagegen haben, <strong>die</strong>s zuzulassen. Diese Tatsache<br />
könnte <strong>für</strong> das interne Training zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten und um<br />
voneinander zu lernen, wichtig sein.<br />
2. Vorteile und Grenzen der Telefonberatung<br />
Die wesentlichen Vorteile der Telefonberatung sind:<br />
• Effizienz, Unmittelbarkeit, kaum Zeitverzögerung zwischen der Entstehung des Beratungsbedarfs<br />
und seiner Befriedigung;<br />
• einfache Kontaktaufnahme mit entfernt lebenden Kunden;<br />
• Anonymität des Kunden (günstig <strong>für</strong> schüchterne, zaghafte Kunden), 'Sicherheit' in Situationen,<br />
<strong>die</strong> gesellschaftlich und/oder persönlich als unangenehm/kritisch empfunden werden,<br />
niedrige Hemmschwelle usw.<br />
Als Nachteile der Telefonberatung kann Folgendes angesehen werden:<br />
• 'Filterung' der Kommunikation durch technische, d.h. unpersönliche Me<strong>die</strong>n.<br />
90 AuF Print Nr. 12
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
• weniger Feedbackmöglichkeiten während der Kommunikation, der Kunde und sein allgemeines<br />
Verhalten können nicht beobachtet werden (non-verbale Kommunikation,<br />
Sichtkontakt, Haltung, Gestik, Mimik, Kleidung);<br />
• weniger paralinguistische Elemente (Ton, Rhythmus, Stimmmodulation, Artikulation etc.)<br />
aufgrund der Abhängigkeit von technischen Gegebenheiten, der Genauigkeit und Empfindlichkeit<br />
des Telefonapparats;<br />
• aufgrund der Möglichkeit des absichtlichen/unabsichtlichen Abhörens durch Dritte, ist es<br />
schwierig, <strong>die</strong> absolute Vertraulichkeit des Gesprächs zu garantieren;<br />
• es besteht keine räumliche Nähe zwischen den Beteiligten (Berater – Ratsuchender),<br />
falls eine Face-to-Face-Beratung erforderlich wird.<br />
Zu <strong>die</strong>sen Schwierigkeiten kommen noch <strong>die</strong> folgenden, situationsbedingten Aspekte hinzu:<br />
• keine oder unzulängliche Fähigkeiten im Umgang mit dem Telefon;<br />
• Kommunikationsschwierigkeiten mit Kunden, <strong>die</strong> kein eigenes Telefon haben oder nicht<br />
genügend Geld, um ein öffentliches oder ein Mobiltelefon zu benutzen;<br />
• mangelndes Selbstvertrauen, übertriebene Emotionalität, eine akute Krise, moralische<br />
Hürden, Sprachfehler, geringes Bildungsniveau, unzulängliche Beherrschung der dominanten<br />
Sprache;<br />
• Schwierigkeiten des Beraters, <strong>die</strong> Kundenbedürfnisse schnell zu erkennen und angemessene<br />
Lösungen anzubieten.<br />
3. Grundsätzliches<br />
3.1. Vertraulichkeit, Moral, Offenheit, gegenseitige Verantwortung<br />
Für <strong>die</strong> herrschenden Beratungstätigkeiten gelten eine Reihe ethischer Aussagen, <strong>die</strong> auch<br />
auf <strong>die</strong> Telefonberatung zutreffen.<br />
Vertraulichkeit in der Beziehung Berater-Ratsuchender heißt, dass <strong>die</strong> mitgeteilten Informationen<br />
ausschließlich <strong>für</strong> das zu lösende Problem verwendet werden, ohne sie gegenüber<br />
Dritten oder subjektiv Beteiligten offenzulegen. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung des<br />
Kunden, nachdem <strong>die</strong>ser über den Verwendungszweck aufgeklärt wurde, darf das Gespräch<br />
darf nur (schriftlich oder als Tonaufnahme) festgehalten bzw. <strong>die</strong> Daten dürfen nur weitergegeben<br />
werden.<br />
Jeder Praktiker ist bestrebt, moralisch absolut einwandfrei zu arbeiten. Die Realität ist<br />
jedoch komplex und <strong>die</strong> allgemeinen Regeln bestimmter Beratungstheorien reichen nicht<br />
aus, um alle Situationen zu erklären. Die Grenzen <strong>für</strong> ein effektives und vertrauenswürdiges<br />
Herangehen an das Problem werden durch das fachliche Urteilsvermögen des Beraters und<br />
den objektiven Bezugsrahmen definiert.<br />
Unabhängig von zeitlichen Beschränkungen, Arbeitsüberlastung oder anderen persönlichen<br />
Problemen sollte der Berater <strong>für</strong> jeden Anruf offen sein und allen Anrufen <strong>die</strong> gleiche Bedeutung<br />
zumessen. Die Offenheit bezieht sich auf <strong>die</strong> Möglichkeit Informationen und Beratungsfähigkeiten<br />
durch Fortbildungen zu aktualisieren, um sie bei der jetzigen Tätigkeit einzusetzen.<br />
Beide an der Telefonberatung beteiligte Parteien tragen gemeinsam <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong><br />
konsequente Ergebnisse der Interaktion, d.h. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Art, in der sie Unsicherheiten auflösen,<br />
<strong>für</strong> den Kunden relevante Fragen diskutieren, <strong>die</strong> soziale Integration verbessern, den Berufsweg<br />
mit den persönlichen Erwartungen in Einklang bringen usw.<br />
3.2. Festlegung von Beratungsterminen: Terminplan, Häufigkeit von persönlichen<br />
Zusammentreffen<br />
Angesichts der zeitlichen und ggf. finanziellen Grenzen, sollte der Berater in der Lage sein,<br />
<strong>die</strong> Information mit Hilfe bestimmter Hilfsmittel zu strukturieren (Terminpläne, Grafiken, Ta-<br />
AuF Print Nr. 12 91
Sell, Angela<br />
bellen, Indikatoren), jeweils auf den Kunden angepasst, <strong>die</strong>ser sollte <strong>die</strong> Einschätzung der<br />
Interaktion zum gegebenen Zeitpunkt bestätigen. Gewisse Persönlichkeiten möchten, dass<br />
der Berater ihnen einen Weg vorzeichnet, dem sie folgen sollen (Häufigkeit der Anrufe, Vorhersage<br />
der Struktur der Folgeanrufe, zwischen den Anrufen durchzuführende Tätigkeiten<br />
etc.) während es <strong>für</strong> andere besser ist, wenn ihnen <strong>die</strong> Entscheidung und <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />
Entwicklung der Beratungsbeziehung überlassen wird (ob, wenn, wie, warum). Professionelles<br />
Handeln heißt hier, dass dem Kunden bestätigt wird, dass eine Face-to-Face-Beratung<br />
oder ein Rückruf vereinbart werden können, welches in <strong>die</strong>ser Art von Fällen <strong>die</strong> allgemeinen<br />
Empfehlungen sind, welche Ergebnisse zu erwarten sind und im gemeinsamen Einvernehmen<br />
angestrebt werden sollen.<br />
3.3. Vielfalt der Informationsquellen (hilfreiche Stellen, Erfolgsbeispiele, Online, gedruckt)<br />
Alle Kunden können, auch dann, wenn sie eine neuartige Geschichte vortragen, in eine Falltypologie<br />
eingeordnet werden. Somit reichen <strong>die</strong> Vorhersagen vom garantierten Erfolg <strong>für</strong><br />
das Anliegen bis zur Erklärung der Grenzen eines Beitrags von außen. Die Grundlage <strong>für</strong><br />
eine große Vielfalt der Ansätze ergibt sich aus den besten und den schlechtesten Beispielen,<br />
<strong>die</strong> der Berater erlebt hat, den vielen Hilfsmitteln, <strong>die</strong> in ähnlichen Situationen eingesetzt<br />
wurden (Fragebogen, psychologisches Profiling, Inventare und Tests) und <strong>die</strong> stark vorhersehbare<br />
Ergebnisse haben. Die früheren Erfahrungen des einzelnen Beraters oder der Beratergruppe<br />
können ein überzeugendes Argument zur Verfolgung einer bestimmten Handlungsweise<br />
darstellen. Zu erwähnen ist hier <strong>die</strong> Bedeutung der Fortbildung <strong>für</strong> Berater zu<br />
Themen, <strong>die</strong> sich häufig ändern (Arbeitsmarkt, europäische Entwicklungen im Bildungsverhalten<br />
außerhalb der Schulpflicht, Nachfrage nach <strong>berufliche</strong>r Bildung, Chancen <strong>für</strong> Austausch/Mobilität,<br />
Generationengefälle usw.) sowie der Eigeninitiative durch Lesen, Nachfragen,<br />
Browsen im Internet und den Austausch unter Kollegen. Praktisch lässt sich <strong>die</strong>s erreichen<br />
durch Mitgliedschaft in Newsgroups, Verfolgung der wesentlichen Themen in der Theorie<br />
und Forschung der Beratungswissenschaften, schriftliches Festhalten der Erfahrung und<br />
experimentieren mit Gelesenem.<br />
Die an den Kunden weiter gegebenen Informationen stammen aus unterschiedlichen Quellen,<br />
sind von verschiedenen Parteien zu bestätigen und müssen vom Berater angemessen<br />
beherrscht werden, damit keine Zweifel bestehen, <strong>die</strong> Vorschläge der Realität entsprechen<br />
und <strong>für</strong> den Ratsuchenden verständlich sind. Hier gilt Gleiches wie im Journalismus und im<br />
Gericht; ansonsten wären <strong>die</strong> Auswirkungen unkontrollierbar und gefährlich.<br />
4. Netze/Partnerschaften zwischen Anbietern der <strong>Fernberatung</strong><br />
Das Konzept eines 'Netzes' bezieht sich auf <strong>die</strong> vielen möglichen und empfehlenswerten<br />
Kontakte zwischen haupt<strong>berufliche</strong>n Beratern, <strong>die</strong> in einem Sachgebiet oder einem Ort tätig<br />
sind.<br />
Die vorliegende Initiative zusammen mit anderen Programmen und dem von den Institutionen<br />
in der <strong>Fernberatung</strong> und den Praktikern in ganz Europa angesammelten Erfahrungsschatz<br />
sollen das Fachgebiet der Telefonberatung und ergänzende Bereiche ausbauen und<br />
bestätigen: Beratung per Brief, E-Mail, Telefax. Somit kann <strong>die</strong> gemeinsame Diskussion der<br />
anspruchsvollsten Fälle zu einem gegebenen Zeitpunkt von den wertvollen Beiträgen des<br />
gesamten Teams bzw. der in den verschiedenen Bereichen der <strong>Fernberatung</strong> tätigen<br />
Teammitglieder profitieren.<br />
Das Konzept der 'Partnerschaft' verweist auf <strong>die</strong> dualen/bilateralen Beziehungen und stellt<br />
das gegenseitige Verstehen zwischen Kunde und Berater dar, wenn bestimmte Faktoren<br />
eintreten und <strong>die</strong> klassische Struktur eines Beratungsgesprächs gestört wird: eine oder beide<br />
Seiten brauchen Zeit, um Informationen zu beschaffen, dem Kunden werden 'Hausaufgaben'<br />
in Form von Klärung oder Nachdenken aufgegeben, Ehrlichkeit ist erforderlich und wird auch<br />
praktiziert, Hypothesen werden formuliert und danach beurteilt usw.<br />
92 AuF Print Nr. 12
5. Vorgehensweise in Krisensituationen<br />
5.1. Angaben über mögliche Risiken<br />
<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />
Aus der Telefonberatung ergibt sich erhebliche Verantwortung, zwar nicht mehr und nicht<br />
weniger als bei der herkömmlichen Beratung, aber dadurch, dass man <strong>die</strong> Stimuli und ihre<br />
möglichen Wirkungen einen oder mehrere Schritte im Vorhinein vorhersagen muss, ist sie<br />
anders geartet. Außerdem bedeutet <strong>die</strong> Auswahl eines bestimmten Ansatzes, dass man 'Erraten'<br />
muss, ob der Kunde auf eine bestimmte Herausforderung besser reagieren wird und<br />
das Risiko einzugehen, dass alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden.<br />
Der Berater muss den Kunden darüber aufklären, welche Nachteile sich aus der Intervention<br />
über das Telefon ergeben können (Anhänglichkeit an eine anscheinend nicht fordernde Person,<br />
<strong>die</strong> Drang danach, das Gespräch zu beenden, wenn <strong>die</strong> Thematik zu heikel wird, Aufwand<br />
an Geld und Zeit, sich hinter Worten verstecken, tatsächliches Handeln verschieben).<br />
Dies alles ist selektiv zu einem geeigneten Zeitpunkt während des ersten Anrufs zu erwähnen,<br />
je nachdem, welche Persönlichkeiten in <strong>die</strong>sem Gespräch aufeinander treffen und welche<br />
Dimension und Tiefe des Problems im Gespräch zur Sprache kommen.<br />
5.2. Auftretende Konflikte und Herausforderungen (Vorausdenken, beschränkte Qualifikationen,<br />
Verweis auf andere Dienste oder Fachleute, Weiterbildung in der Beratung,<br />
Aushandeln von Alternativen)<br />
Einige während des Gesprächs angesprochenen Ansichten werden wahrscheinlich <strong>die</strong> Gefühle<br />
und persönlichen Überzeugungen des Beraters berühren. Gleichzeitig muss der Beratungsprofi<br />
wissen, dass er seine persönliche Meinung zurück halten und objektiv bleiben<br />
muss. Falls das nicht möglich ist, ist es moralisch und technisch richtig, den Fall an einen<br />
Kollegen zu übergeben, wenn der Kunde dem zustimmt und der andere Berater über den<br />
bisherigen Verlauf des Falles unterrichtet wurde.<br />
Es ist eine Sache der internen Organisation und der Professionalität, dass jeder Berater<br />
weiß, welche Themen/Kundenarten <strong>für</strong> ihn und <strong>die</strong> Kollegen <strong>die</strong> geeignetsten sind, so dass<br />
dann insgesamt alle Aufgaben und Anliegen gleich gut behandelt werden können.<br />
Im freien Markt der Bildungsträger können Praktiker Schulungen in Spezialgebieten verlangen<br />
und davon profitieren, falls sie nach der Bildungsmaßnahme dann ausreichend Eigeninitiative<br />
ergreifen.<br />
5.3. Die schlimmsten Notfälle (Depression, Selbstmordversuch)<br />
In Notfällen sind spezielle Notfallmaßnahmen zu ergreifen und alle Praktiker im Zentrum<br />
müssen unterrichtet werden. Es entwickelt sich eine Art Solidarität, wenn jemand in höchster<br />
Not ist und Hilfe und Unterstützung braucht, das aktiviert ein Höchstmaß an Energie, um<br />
einen positiven Beitrag zu leisten.<br />
5.4. Ergänzende Bestimmungen <strong>für</strong> Eltern, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihre Kindern vorstellig werden<br />
Beim Umgang mit Menschen, <strong>die</strong> nicht direkt <strong>die</strong>jenigen sind, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Beratung bestimmt<br />
ist, sollte der Berater <strong>die</strong> mögliche Verfremdung der Informationen und ihrer Bedeutung,<br />
auch in bester Absicht, berücksichtigen. In den meisten Fällen würde eine Face-to-Face-<br />
Sitzung dem Berater eine objektivere Sicht der Situation ermöglichen und beim nächsten<br />
Telefonkontakt mehr Handlungsspielräume geben.<br />
AuF Print Nr. 12 93
Sell, Angela<br />
6. Die Rolle persönlicher Erfahrungen zur Verankerung der beraterischen Hilfe<br />
6.1. Erfahrungen des Kunden<br />
Der Kunde bringt in <strong>die</strong> Beratungsbeziehung seine komplexe Geschichte mit ein, <strong>die</strong> den<br />
Hintergrund <strong>für</strong> das Problem bildet. Der Berater sollte <strong>die</strong> <strong>für</strong> das anstehende Problem erforderlichen<br />
Elemente geschickt und taktvoll herausarbeiten, <strong>die</strong>se sind: Persönlichkeitsmerkmale,<br />
<strong>die</strong> zu vorhersehbaren Verhaltensweisen führen, frühere Erfahrungen des Kunden,<br />
übliche Methoden zum Lösen ähnlicher Probleme, all <strong>die</strong>ses soll eine solide Grundlage <strong>für</strong><br />
den Fall ergeben. Oder, falls der Kunde anscheinend bewusst und sicher zu sein scheint,<br />
zwischen den Zeilen zu lesen und durch <strong>die</strong> Illusionen und Fassaden hindurch zu sehen.<br />
6.2. Kasuistik der <strong>Fernberatung</strong><br />
Die Institution soll ein Archiv der jetzt oder früher in der Telefonberatung bearbeiteten Fälle<br />
aufbauen (Hardcopies - detaillierte Protokolle oder Zusammenfassungen, Online, Tonaufnahmen).<br />
Dies soll das Fachwissen der Berater unterstützen und aufzeigen, welche Art<br />
<strong>Fernberatung</strong> von den Kunden nachgefragt wird.<br />
6.3. Persönliche Erfahrungen des Beraters<br />
Die von jedem echten Profi angestrebte Objektivität darf nicht mit Unbeteiligtsein und Distanz<br />
zum Kunden verwechselt werden. Daher können verschiedene Berater an den gleichen Fall<br />
unterschiedlich heran gehen, sei es in persönlicher oder in technischer Hinsicht, sei es kundenorientiert<br />
oder zielorientiert, sei es mit Herausforderungen durch gegensätzliche Alternativen<br />
oder durch bedingungslose Unterstützung. Die persönlichen Erfahrungen des Beraters<br />
sind als Pluspunkt, nicht als Hindernis <strong>für</strong> ihn anzusehen; wenn er sich in <strong>die</strong> Erfahrungen<br />
anderer hinein versetzt, kann sein Beitrag eine Stärkung und nicht eine Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Kontrolle des Kunden über sein eigenes Leben darstellen. Je größer das Erfahrungsspektrum<br />
des Beraters, umso stärker ist der Reiz ständig mehr über sich und andere zu lernen.<br />
94 AuF Print Nr. 12
2.3 Qualitätsmanagement (QM)<br />
1. Qualitätsmanagement in der Berufs- und Laufbahnberatung<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
1.1 Qualitätsmanagement in der Berufs- und Laufbahnberatung unter besonderer<br />
Berücksichtigung des Teilbereiches <strong>Distance</strong> counselling<br />
Allgemeine Einführung<br />
Qualitätsmanagement, Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung sollte<br />
in der Beratungsarbeit schon lange ein Thema sein. Nicht erst seit <strong>die</strong> Industrie / <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
mit ISO-Zertifizierungen u.a.m. punktet.<br />
Für Beratungsfachkräfte mit differenzierter Ausbildung (auch Fachpsychologen) ist <strong>die</strong> Evaluation<br />
der Arbeit, Kundenbefragung, Reflexion über Beratungsabläufe, Zufriedenheitserhebungen,<br />
Bedürfnisabklärungen, Zielformulierungen und Zielüberprüfungen, Visitationen, Inter-<br />
und Supervisionen etc. „das tägliche Brot“.<br />
Schon vor 20 Jahren haben diverse Beratungseinrichtungen (wie auch <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle<br />
des Fürstentums Liechtenstein) schon systematische Befragungen der Schulabsolventen/-innen<br />
über alle Aktivitäten im Bereich der Berufswahlvorbereitung / Berufsberatung gemacht.<br />
Immer wieder wurden diverse Veranstaltungen, Abläufe und Beratungen evaluiert.<br />
All <strong>die</strong>se Erfahrungen und Befragungsansätze können wir jetzt, wo <strong>die</strong>se Forderung nach<br />
Qualitätsmanagement von außen an uns herangetragen wird (Wirtschaft, Öffentlichkeit, Politik<br />
…), einbringen und <strong>für</strong> unsere Arbeit im stillen Kämmerlein im Alltag wie auch als Public<br />
Relations <strong>für</strong> unsere Institution nutzbar machen. Agieren ist gefragt. Wenn wir nur reagieren<br />
auf Forderungen von außen, haben wir <strong>die</strong> schlechteren Karten <strong>für</strong>s Spiel.<br />
Den Beratungsfachkräften fehlt in der Regel nicht <strong>die</strong> Bereitschaft zur Überprüfung ihrer Arbeit,<br />
auch <strong>die</strong> Instrumente sind weitestgehend vorhanden oder rasch entwickelt. Was fehlt ist<br />
meistens <strong>die</strong> Systematik und <strong>die</strong> Gesamtschau, ein Gesamtkonzept <strong>für</strong> Qualitätsmanagement,<br />
Qualitätssicherung, Qualitätskontrolle oder der Rundumblick (360°-Modell).<br />
Qualitätsmanagement wird oft allzu sehr als Kontrollinstrument und damit als Druckmittel <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Mitarbeiter angesehen. Damit verbunden sind oft auch Ängste und Vorbehalte, <strong>die</strong> von<br />
den Beratungsfachleuten ausgehen, wenn solche Projekte angegangen werden.<br />
Qualitätsmanagement ist ein lang andauernder oder besser gesagt ein permanenter Entwicklungsprozess.<br />
Entwicklung braucht Zeit. Aus der Erfahrung des Teams der Berufsberatungsstelle<br />
des FL (BB-FL: 7 Mitarbeiter/-innen) bestätigt sich, dass ein solcher Prozess vom<br />
Andenken, übers Konzept, der Umsetzung und Überprüfung der Ergebnisse (wenn <strong>die</strong> ganze<br />
Palette der Dienstleistungen abdeckt werden soll) 3 bis 4 Jahre intensive Arbeit vor allen<br />
in der internen Teamkommunikation aber auch in der realen Umsetzung (Kundenbefragung)<br />
benötigt. In <strong>die</strong>sem Zeithorizont entwickelt sich das nötige psychosoziale Umfeld auf der Basis<br />
von gegenseitigem Vertrauen, sich in <strong>die</strong> Karten (Herz) schauen zu lassen, auch Fehler<br />
vor den anderen Mitarbeitern zuzulassen und einzugestehen u.v.a.m.<br />
Ängste müssen durch „offene Karten“ und praktische Hilfestellung angegangen werden (z.B.<br />
Unterstützung Vorort, konkrete Weiterbildungsmassnahmen …).<br />
Pro Team / Institution muss jedoch mindestens eine Person ständig Moderator und Animator<br />
sein. Auch <strong>die</strong>se Arbeit ist zeitintensiv, aber in Anbetracht der Sichtbarkeit von Erfolgen und<br />
Ergebnissen auch sehr befriedigend.<br />
Taten statt Worte!<br />
AuF Print Nr. 12 95
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Offen sein und Mut zum Experimentieren sind vor allem wichtig. Methoden neu entwickeln,<br />
ausprobieren und überprüfen, überarbeiten und wieder damit experimentieren ist gefordert.<br />
Wir alle wissen: wir sind gute Beratungsfachkräfte, unsere Arbeit brauchen wir nicht zu verstecken.<br />
Machen wir <strong>die</strong>se gute Arbeit mehr transparent. PR, good News.<br />
Unser Motto:<br />
Es gibt kaum eine Stärke, <strong>die</strong> nicht noch ausbaubar wäre.<br />
1.2 Qualitätsmanagementmodelle<br />
Ansätze in der Berufsberatung<br />
Modelle gibt es viele. Zu beachten ist, dass der Anstoß <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Modelle aus der Wirtschaft<br />
gekommen ist und somit teilweise andere Bereiche und Gesetzmäßigkeiten abdeckt,<br />
als sie in der öffentlichen Verwaltung und speziell in einer Beratungseinrichtung wie der unsrigen<br />
praktikabel und üblich sind.<br />
Der Autor <strong>die</strong>ses Kapitels QM (Dr. Karl Jehle) kennt diverse Modelle und war bislang in verschiedenen<br />
<strong>berufliche</strong>n Funktionen in drei verschiedenen Modellvarianten des Qualitätsmanagementes<br />
involviert. Allen gemeinsam ist das Grundanliegen, der Weiterentwicklung der<br />
Qualität der Dienstleistung im bereits geschilderten Sinne. Die Wege und <strong>die</strong> innere Differenzierung<br />
sind unterschiedlich.<br />
Es gilt <strong>für</strong> jede Institution jenes Modell zu finden, das einerseits <strong>die</strong> nötige gesuchte innere<br />
Differenzierung und Akzeptanz bringt und andererseits auch <strong>die</strong> entsprechende äußere Akzeptanz<br />
durch übergeordnete Institutionen. Beides ist wichtig.<br />
Qualitätsmanagementmodelle:<br />
- ISO<br />
- 2Q-Methode<br />
- EFQM<br />
- Eduqua<br />
- Guidance Council<br />
Es geht dabei immer ums eine Ziel: ein Modell zu finden und umzusetzen, welches ausreichend<br />
präzise ist, um den speziellen Charakter <strong>die</strong>ses Tätigkeitsfeldes (in unserem Falle:<br />
Beratungs- und Informationsarbeit) zu erfassen und Standards und Kriterien zu finden, <strong>die</strong><br />
sich im Bereich Berufsberatung anwenden lassen. Transfer-Arbeit ist also in jedem Fall zu<br />
leisten. Die in der Wirtschaft schon weit verbreiteten Modelle und deren Erprobung ersparen<br />
uns andererseits „das Rad nochmals neu erfinden“ zu müssen. Carpe <strong>die</strong>m! Nutzen wir <strong>die</strong>se<br />
Vorarbeiten und adaptieren wir sie <strong>für</strong> unser Arbeitsfeld.<br />
An der Berufsberatung des FL wird aus obgenannten zwei Gründen (innere und äußere Akzeptanz)<br />
das EFQM-Modell praktiziert. Es wurde in der Umsetzung durch Elemente aus dem<br />
2Q-Modell und Guidance Council komplettiert. Das hat sich <strong>für</strong> alle Seiten bewährt. Im deutschen<br />
Sprachraum sind zwei Berufsberatungsstellen bekannt, <strong>die</strong> ein solches Zertifizierungsverfahren<br />
durchlaufen haben (Schweiz: Kanton Thurgau 2Q-Modell / Liechtenstein:<br />
Berufsberatungsstelle EFQM-Modell). Viele andere Stellen sind unterwegs, probieren <strong>die</strong>s<br />
und das, haben sich aber noch nicht <strong>für</strong> ein Gesamtkonzept / eine Zertifizierung ausgesprochen.<br />
Taten statt Worte bringen uns weiter. Betrachten wir Reflexion, Evaluation kritisch und nehmen<br />
sie als Lernchance <strong>für</strong> unsere tägliche Arbeit wahr. Lernen, verbessern, optimieren,<br />
Ressourcen sichten, Zeitmanagement optimieren, effizienter arbeiten, kundengerechter agieren,<br />
Bedürfnisse abdecken, … Kopf, Herz und Hand.<br />
Der Mensch als gesamtes steht im Zentrum, als Person, als sich Entwickelnder und Wachsender<br />
in seiner Persönlichkeit.<br />
96 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Input-Qualität<br />
Prozess-Qualität<br />
Output-Qualität<br />
Wirkungs-Qualität oder<br />
Führung-Prozesse-Ergebnisse (EFQM-Modell)<br />
all <strong>die</strong>s gilt es zu beachten, zu reflektieren und zu hinterfragen.<br />
Veränderungen, Neuerungen sollten auf <strong>die</strong>ser Basis abgestimmt sein und nicht um ihrer<br />
Selbstwillen geschehen oder gar Alibiübungen darstellen.<br />
1.3 Das EFQM-Modell<br />
Ein durchaus taugliches Instrumentarium <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualitätsentwicklung in der Beratungsarbeit<br />
(Qualitätsmessung, Qualitätsüberprüfung)<br />
Wegen der positiven Erfahrung der Berufsberatungsstelle des FL mit <strong>die</strong>sem Qualitätsmodell<br />
möchten wir hier kurz einiges über <strong>die</strong>ses Modell einbringen und darlegen, warum es überzeugt,<br />
und wie wir es auch praktisch umsetzen.<br />
Die europäische Stiftung <strong>für</strong> Qualitätsmanagement EFQM (European Foundation for Quality<br />
Management) wurde 1989 von 14 führenden europäischen Firmen ins Leben gerufen. Vision<br />
der EFQM ist eine Welt, in der europäische Organisationen und Firmen aufgrund ihrer absoluten<br />
Ausrichtung auf Qualität in sämtlichen Belangen eine herausragende Stellung einnehmen.<br />
Derzeit sind über 1000 Organisationen aus den meisten europäischen Ländern und den<br />
meisten Tätigkeitsbereichen Mitglied der EFQM, so auch <strong>die</strong> liechtensteinische Regierung /<br />
Landesverwaltung und damit auch <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle.<br />
Gegenüber allen anderen Modellen überzeugt im EFQM vor allem <strong>die</strong> konsequente Nachfrage<br />
/ Überprüfung der Befähiger und Ergebniskriterien (vgl. S. 11) neben der Selbstbewertung,<br />
<strong>die</strong> Begleitung durch geschulte EFQM-Begleiter von außen, welche in einem mehrere<br />
Tage dauernden Audit sehr kritisch alles auf ihre Tatsächlichkeit und ihre Durchführungsart<br />
hinterfragen und auch bewerten. Letztlich geht es aber um das Ausfindigmachen von Verbesserungspotentialen<br />
und nicht um eine Notengebung.<br />
Die Radarlogik (vgl. S. 12 + 13) hat überzeugt, weil sie drei wichtige Elemente beinhaltet.<br />
- Das konkrete Vorgehen / <strong>die</strong> Idee, das Konzept (wie also genau?), ist sie fun<strong>die</strong>rt, ist sie<br />
integriert<br />
- Die Umsetzung (hat sie stattgefunden?), ist sie eingeführt, ist sie systematisch<br />
- Bewertung und Überprüfung, wird <strong>die</strong> Effektivität und das Vorgehen der Umsetzung<br />
regelmäßig gemessen? Lernen und Verbesserungen<br />
Ergebnisse, liegen solche vor, sind Trends ersichtlich, sind Ziele erreicht, sind Ergebnisse<br />
ursächlich auf das Vorgehen zurückzuführen?<br />
- Gesamtbewertung. Die Gesamtbewertung wird gemäss Wertung der Radarkarte <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
einzelnen Elemente:<br />
V Vorgehen z.B. 60 %<br />
U Umsetzung 75 %<br />
Ü Überprüfung 25 %<br />
G Gesamtbewertung 53 %<br />
in Ergebnisprozenten dargestellt und vor allem werden Potentiale zur Überprüfung angeregt.<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Verbesserungsmaßnahmen bleibt jedoch in der Kompetenz<br />
der evaluierten Stelle.<br />
AuF Print Nr. 12 97
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Das EFQM Excellence Modell<br />
Befähiger Ergebnisse<br />
Mitarbeiter<br />
Politik und<br />
Führung Prozesse<br />
Strategie<br />
Partnerschaften<br />
und Ressourcen<br />
® The EFQM Excellence Model is a registered Trademark<br />
Innovation und lernen<br />
Mitarbeiterbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Kundenbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Gesellschaftsbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Wichtige<br />
Ergebnisse<br />
der<br />
Organisation<br />
© TQMI Consulting for Excellence GmbH, München<br />
98 AuF Print Nr. 12
Was wird bewertet?<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Es werden Leistungen im Sinne der Befähiger- und Ergebniskriterien<br />
des Excellence Modells bewertet.<br />
Bei den Befähigerkriterien wird bewertet, ob und in welchem Maße<br />
geeignete Vorgehensweisen zur Erreichung excellenter Leistungen<br />
entwickelt und tatsächlich angewandt und umgesetzt werden. Die<br />
ensprechenden Vorgehensweisen und deren Anwendung sind zu<br />
beschreiben.<br />
Bei den Ergebniskriterien wird bewertet, ob tatsächliche und<br />
nachweisbare Ergebnisse erzielt werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erfüllung der<br />
Anforderungen und Erwartungen der relevanten Interessens-gruppen<br />
(Kunden, Mitarbeiter, usw. ) aus deren Wahrnehmung belegen. Die<br />
Ergebnisse aus Sicht der Interessengruppen sind zu belegen.<br />
Für <strong>die</strong> Bewertung im Assessment ist von der Organisation darzulegen,<br />
wie und wodurch der mit dem jeweiligen Teil-kriterium definierte<br />
Anspruch erfüllt wird.<br />
© TQMI Consulting for Excellence GmbH, München<br />
AuF Print Nr. 12 99
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Wie wird bewertet?<br />
Die zu den Kriterien des EFQM Modells dargelegten<br />
Vorgehensweisen und Ergebnisse werden anhand der<br />
sogenannten RADAR Logik darauf hin geprüft, inwieweit sie<br />
dem Anspruch von Excellence entsprechen.<br />
Anhand der RADAR-Logik können Stärken und Verbesserungspotentiale<br />
erkannt und <strong>die</strong> Richtung der Verbesserungsmaßnahmen<br />
abgeleitet werden.<br />
Die Verbesserungsmaßnahmen können sich beispielsweise auf<br />
<strong>die</strong> konzeptionelle Verbesserung der Vorgehensweisen oder <strong>die</strong><br />
Intensivierung der Anwendung und <strong>die</strong> weitere Verbreitung<br />
richten.<br />
© TQMI Consulting for Excellence GmbH, München<br />
100 AuF Print Nr. 12
Wie wird bewertet? - Die RADAR -Logik<br />
Erzielte Ergebnisse<br />
Was erreicht <strong>die</strong> Organiation. Excellente<br />
Ergebnisse belegen<br />
•Positive Trends<br />
•Zielerreichung<br />
•hält externem Vergleich stand<br />
•auf Vorgehensweisen zurückzuführen<br />
•umfassen <strong>die</strong> relevanten Bereiche<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Bewertung und Überprüfung<br />
Herangehensweise Umsetzung (Anwendungsgrad)<br />
Was beabsichtigt eine Organsiation zu tun,<br />
um <strong>die</strong> geplanten Ergebnisse zu erreichen<br />
Bewertet werden<br />
• Solidität/Güte der Vorgehensweise<br />
• Integrationsgrad<br />
In excellenten Organistionen sind konzeptionelles<br />
Vorgehen und dessen Umsetzung Gegenstand<br />
regelmäßiger Überprüfung und des<br />
Lernens und daraus resultieren<br />
• Identifizierung<br />
• Priorisierung und Planung<br />
• Implementierung von Verbesserungen<br />
Was tut <strong>die</strong> Organisation, um <strong>die</strong> Konzepte<br />
und geplanten Verfahrensweisen zu verbreiten<br />
und zu realisieren. Bewertet werden<br />
• Implementiert in den relevanten Bereichen<br />
• in einer systematischen Art und Weise<br />
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AuF Print Nr. 12 101
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Gesamtprozeß der Verbesserung<br />
MODELL und BEWERTUNGSFELDER<br />
Befähiger Ergebnisse<br />
Belegte<br />
Ergebnisse<br />
Belegtes<br />
Vorgehen<br />
Mitarbeiterbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Mitarbeiter<br />
Nachweise und Belege zu den Bewertungsfeldern00<br />
Wichtige<br />
Ergebnisse<br />
der<br />
Organisation<br />
Kundenbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Politik und<br />
Führung Prozesse<br />
Strategie<br />
RADAR<br />
Gesellschaftsbezogene<br />
Ergebnisse<br />
Partnerschaften<br />
und Ressourcen<br />
Assessment & Review<br />
Results (Ergebnisse)<br />
Innovation und Lernen<br />
In excellenten Organistionen sind konzeptionelles<br />
Vorgehen und dessen Umsetzung Gegenstand<br />
regelmäßiger Überprüfung und des<br />
Lernens und daraus resultieren<br />
• Identifizierung<br />
• Priorisierung und Planung<br />
• Implementierung von Verbesserungen<br />
Was erreicht <strong>die</strong> Organiation. Excellente<br />
Ergebnisse belegen<br />
•Positive Trends<br />
•Zielerreichung<br />
•hält externem Vergleich stand<br />
•auf Vorgehensweisen zurückzuführen<br />
•umfassen <strong>die</strong> relevanten Bereiche<br />
Vorgehen<br />
Verbesserungsprojekte<br />
Approach (Vorgehensweise) Deployment<br />
Was tut <strong>die</strong> Organisation, um <strong>die</strong> Konzepte<br />
und geplanten Verfahrensweisen zu verbreiten<br />
und zu realisieren:<br />
Was beabsichtigt eine Organsiation zu tun<br />
• Solidität/Güte der Vorgehensweise<br />
• Integrationsgrad<br />
• Implementiert in den relevanten Bereichen<br />
• in einer systematischen Art und Weise<br />
t<br />
Umsetzung<br />
Ableitung und Priorisierung der Verbesserungsmaßnahmen Durchführung der Selbstbewertung<br />
© TQMI Consulting for Excellence GmbH, München
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Zusätzlich zum EFQM-Ansatz arbeiten wir mit 2Q-Aufträgen in der Mitarbeiterförderung / -<br />
entwicklung. Konkret läuft das so:<br />
Gemäss einem Optionenkatalog und in der Absprache mit dem Vorgesetzten (Mitarbeitergespräch)<br />
arbeitet jeder Mitarbeiter pro Halbjahr an zwei 2Q-Aufträgen. Er formuliert den<br />
Auftrag selber, stimmt ihn mit dem Vorgesetzten ab. Das Thema des Arbeitsauftrages wird<br />
dem Team zur Kenntnis gebracht, damit alle wissen, wer z.Z. an welchem Thema arbeitet.<br />
Der Auftrag wird gemäss Plan durchgeführt, zum fälligen Termin wird dem Vorgesetzten berichtet<br />
und bei entsprechendem Genügen, das Ergebnis im Team präsentiert. So profitieren<br />
alle von allen Aufträgen und es steht ihnen frei, sich danach selber noch aufgrund der Vorgaben<br />
des Mitarbeiters zu vertiefen.<br />
2Q-Auftragsformular sh. Anhang S. 18 + 19<br />
Konkretes Beispiel: als 2Q-Auftrag 2002 hatten alle Mitarbeiter den Auftrag <strong>Distance</strong> counselling<br />
zu erfüllen (sh. Anhang S. 20 + 21).<br />
Gerade durch <strong>die</strong>se 2Q-Aufträge bewegt sich in kleinen Schritten etwas und finden ständig<br />
Verbesserungen unserer Dienstleistung statt.<br />
z.B.: Team 7 Mitarbeiter = 28 / 2Q-Auträge pro Jahr = 28 Verbesserungen pro Jahr!<br />
Weitere Informationen über EFQM finden Sie auch im Internet<br />
www.efqm.org<br />
www.tqmi.co.uk<br />
Dort werden eine Reihe von Informationen und Broschüren angeboten.<br />
Qualitätsmanagement (Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung …) ist ein<br />
Gesamtauftrag und erfordert daher eine Gesamtschau im Aufgabenbereich der Institution.<br />
Qualitätsmanagement geht nicht:<br />
• ohne Führung (Mitarbeiterführung, Mitarbeitergespräche / Motivation)<br />
• ohne gute Aus- und Weiterbildung<br />
• ohne guten Rahmenbedingungen wie Logistik, Infrastruktur, Verwaltungspielraum<br />
• ohne Netzwerke<br />
• ohne PR etc.<br />
Qualität braucht Zeit und hat ihren Preis.<br />
1.4 EFQM<br />
Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />
Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling muss immer im Zusammenhang des Qualitätsmanagements<br />
der Dienstleistung der Beratungsstelle gesehen werden. Qualitätsmanagement<br />
im <strong>Distance</strong> counselling ist also lediglich ein sehr kleiner aber immer wichtiger werdender<br />
Teilaspekt der Dienstleistung der Berufsberatung und der damit verbundenen Qualitätsentwicklung.<br />
Organisatorische Voraussetzungen / Überlegungen<br />
Das konkrete Vorgehen im Qualitätsmanagement des <strong>Distance</strong> counselling hängt aber auch<br />
von der jeweiligen Organisation des <strong>Distance</strong> counselling im Beratungszentrum ab. So muss<br />
z. B. geklärt und dann entsprechend berücksichtigt werden:<br />
- Wer ist <strong>die</strong> Erstkontaktperson?<br />
Die Telefonistin in der Zentrale des Arbeitsamtes?<br />
Die Telefonistin in der Zentrale der Beratungsstelle?<br />
AuF Print Nr. 12 103
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Ist sie eine Fachkraft, <strong>die</strong> zugleich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Triage an der Stelle verantwortlich zeichnet?<br />
Wie kompetent sind <strong>die</strong>se Personen in der Weiterleitung der Anrufe an <strong>die</strong> richtige<br />
Stelle (Personen)?<br />
Es gilt zu beachten, dass der Ratsuchende möglichst rasch (ohne mehrere Verbindungen)<br />
zur Zielperson gelangt.<br />
Wer ist an der Stelle ins <strong>Distance</strong> counselling involviert<br />
- alle Mitarbeiter/-innen?<br />
- alle Berater/-innen?<br />
- Berufs- und Bildungsinformatoren/-innen?<br />
- je nach Fragestellung Beratungsspezialisten/-innen / Experten/-innen?<br />
- ganz besonders im <strong>Distance</strong> counselling geschulte Berater/-innen mit besonderen Qualitäten?<br />
- wird <strong>Distance</strong> counselling zu speziellen Zeiten (z.B. täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr) oder<br />
während den gesamten Öffnungszeiten angeboten?<br />
- braucht es <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling an unserer Stelle eine besondere Infrastruktur (PC,<br />
Internet, Headset <strong>für</strong>s Telefon etc.)?<br />
In unserem Team ist <strong>die</strong> nötige Infrastruktur vorhanden. Telefonische Anrufe werden in der<br />
Regel durch <strong>die</strong> Sekretariatsleiterin, welche zugleich eine Ausbildung als Berufs- und Bildungsinformatorin<br />
absolviert hat, entgegengenommen. Wir nennen <strong>die</strong>se Stelle „Triage“. Ca.<br />
50 % der Anrufe erledigt sie in eigener Kompetenz. Komplexere Fragestellungen leitet sie an<br />
<strong>die</strong> Fachberater/innen weiter. Kriterien der Weiterleitung sind:<br />
- Wer ist überhaupt anwesend, ist frei (nicht gerade in einer Einzelberatung), hat Zeit?<br />
- Wer ist in <strong>die</strong>ser Sachfrage wohl der/<strong>die</strong> Kompetenteste?<br />
Die Triagefunktion beim <strong>Distance</strong> counselling halten wir <strong>für</strong> eine ganz zentrale Frage und<br />
eine ganz wichtige Funktion. Triage: Darunter verstehen wir jene Person an jener Stelle, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Beratungswünsche (Anmeldungen) und in unserem Falle auch <strong>die</strong> Telefonate (Anfragen)<br />
nach den Kriterien der jeweils geforderten Kompetenz (Fach- und Sozialkompetenz) an der<br />
Beratungsstelle an <strong>die</strong> anwesenden Berater/-innen zuweist / weiter gibt oder eben in Eigenkompetenz<br />
erledigt. Triage = Anlaufstelle, Karussell, Drehscheibe.<br />
Die Triage muss, soll von der nettesten, freundlichsten, meist belastbarsten, umgänglichsten,<br />
kontaktfreudigsten, konfliktresistentesten Person mit der angenehmsten Stimme (bei Bildtelefon<br />
eine Person mit sympathischer Ausstrahlung) besetzt sein. Sie ist <strong>die</strong> wichtigste Visitenkarte<br />
unserer Dienststelle.<br />
1.5 Internationaler Fachkongress 2003<br />
Qualitätsentwicklung in der Beratung und Bildung<br />
Es überrascht nicht, dass auch auf internationaler Ebene (AIOSP) das Thema Qualitätsmanagement<br />
aktuell geworden ist. Der internationale Fachkongress der AIOSP vom 3. bis 6.<br />
September 2003 in Bern / CH hat sich schwerpunktsmäßig dem Thema „Qualitätsentwicklung<br />
in Beratung und Bildung“ gewidmet. Eine differenzierte wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />
fand statt und dabei wurden auch praktische Erfahrungen ausgetauscht.<br />
Vorort konnten <strong>die</strong> Interessengruppen <strong>die</strong> konkrete Umsetzung von Qualitätsentwicklungsverfahren<br />
verfolgen und diskutieren.<br />
Hauptthemenbereiche: Im Mittelpunkt standen folgende Aspekte zur Qualitätsthematik :<br />
104 AuF Print Nr. 12
Führungsqualität<br />
Allgemeine ausformulierte Ziele und Visionen:<br />
- Die Zukunft von Berufs- und Bildungsberatung<br />
- Neue Beratungspolitik und -strategien<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Strukturqualität<br />
Die Festlegung fachlicher und methodischer Standards:<br />
- Ausbildung, Weiterbildung und Ethik der Fachleute in Berufs- und Bildungsberatung<br />
- Partnerschaft und Ressourcen<br />
Prozessqualität<br />
Die Optimierung der Arbeitsweise der Beratenden und <strong>die</strong> Optimierung der Abläufe:<br />
- Neue Methoden und Instrumente in der Berufs- und Bildungsberatung<br />
- Beratung in verschiedenen Kontexten<br />
Ergebnis- oder Produktqualität<br />
Der Nachweis von Wirksamkeit oder Wirtschaftlichkeit:<br />
- Evaluation und Wirkungsforschung in der Beratung<br />
- Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung von Berufs- und Bildungsberatung<br />
2. Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />
2.1 Selbstbeobachtung, Fremdbeobachtung, Kundenbefragung<br />
Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling erfolgt einerseits durch<br />
Selbstbeobachtung / Selbstreflexion<br />
vorteilhaft mittels strukturiertem Fragebogen, Checklisten (Beispiele sh. Anhang). Weiters<br />
auch durch<br />
Fremdbeobachtung / Fremdbeurteilung (mithören durch andere Mitarbeiter / Visite / Aufarbeiten<br />
von aufgezeichneten Telefongesprächen ab Band …) sh. Anhang und drittens durch<br />
eine eigentliche<br />
Kundennachbefragung<br />
(mittels Fragebogen, Beispiel sh. Anhang)<br />
Konkretes Vorgehen<br />
Im Anschluss einer Telefonberatung ist periodisch und exemplarisch durch den Berater / <strong>die</strong><br />
Beraterin oder besser noch durch Fremde (Drittpersonen) mittels vorliegendem Fragebogen<br />
eine differenzierte Kundenbefragung vorzunehmen.<br />
Das geht so:<br />
1. Der Berater / <strong>die</strong> Beraterin weist den Ratsuchenden / <strong>die</strong> Ratsuchende (Anrufer/in) am<br />
Ende des Gespräches darauf hin, dass er / sie gerne eine Rückmeldung über das soeben<br />
geführte telefonische Beratungsgespräch hätte.<br />
Der / <strong>die</strong> Ratsuchende möge bitte noch einige Fragen spontan beantworten. Sinn und<br />
Zweck <strong>die</strong>ser Befragung sei es, ständig <strong>die</strong> Dienstleistung in ihrer Qualität zu überprüfen,<br />
aus Fehlern zu lernen und <strong>die</strong> Zufriedenheit der Kunden zu eruieren. Jede Verbesserung<br />
könnte auch ein Vorteil <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ratsuchenden sein. Und außerdem unser Motto „Es gibt<br />
kaum eine Stärke, <strong>die</strong> nicht noch ausbaubar wäre“.<br />
AuF Print Nr. 12 105
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
2. Oder <strong>die</strong> Beratungsperson gibt nach einer kurzen Information im oben beschriebenen<br />
Sinn das Telefon zurück an eine Drittperson (Zentrale, Triage). Diese ist entsprechend<br />
instruiert und nimmt <strong>die</strong> Kundenbefragung vor.<br />
Vorteil: Drittperson ist nicht in den Beratungsprozess involviert, daher wahrscheinlich objektiver<br />
/ neutraler, unvoreingenommener.<br />
3. Die erhaltenen Rückmeldungen (ausgefüllter Fragebogen) gehen zurück zur Beratungsperson<br />
zur internen Reflexion.<br />
Von Vorteil wäre allerdings zuvor eine eigene Reflexionsphase der Beratungsperson unmittelbar<br />
nach dem telefonischen Beratungsprozess und vor dem Erhalt der Kundenbefragung<br />
(Rückmeldung durch den Ratsuchenden). Zum Beispiel mittels Fragebogen sh.<br />
Anhang S. 2 - 11 oder einer Gesprächskontrolle durch Tonbandaufzeichnungen.<br />
4. Wichtige Spielregeln<br />
Auswertungen von Befragungen sollten immer auf verschiedenen Ebenen erfolgen.<br />
• Periodischer und exemplarischer Einsatz, also z.B. Vorsatz im nächsten Monat 10 bis<br />
20 telefonische Beratung zu evaluieren.<br />
• Evaluation durch<br />
- Kundenbefragung (Fragebogen)<br />
- Selbstevaluation (Reflexionsbogen)<br />
- Kontrolle durch Gesprächsaufzeichnungen (Tonband)<br />
- Visite:<br />
Eine Kollege / eine Kollegin schaut sich ebenfalls periodisch und exemplarisch <strong>die</strong><br />
vorhandenen Evaluationsmethoden an und gibt Feedback! Diese Arbeit kann<br />
auch im Team gemacht werden.<br />
• Der Fragebogen kann zum selbständigen Ausfüllen auch per Post zugesandt werden,<br />
sofern der / <strong>die</strong> Ratsuchende <strong>die</strong>s wünscht resp. <strong>die</strong> Adresse bekannt ist.<br />
• Anonymität?<br />
Soll/muss <strong>die</strong> Anonymität gewährleistet sein? Dies ist letztlich eine Entscheidung der<br />
Beratungsperson und der Institution.<br />
Am meisten Verbesserungspotentiale werden jedoch dann auch umgesetzt, wenn <strong>die</strong><br />
Beratungsperson auch <strong>die</strong> Aussagen des / der Ratsuchenden mit seinen eigenen<br />
Eindrücken und Erfahrungen (Selbstreflexion, Tonbandaufnahmen, Visite) verknüpfen<br />
kann.<br />
Wir ten<strong>die</strong>ren eher <strong>für</strong> offene und transparente Rückmeldungen.<br />
2.2 Visite im <strong>Distance</strong> counselling als Lernchance<br />
Visite<br />
Seit mehreren Jahren führt <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle des FL das Projekt Visite als ein Bestandteil<br />
in ihrem Qualitätsmanagementskonzept regelmäßig durch. Konzipiert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einzelberatung<br />
lässt sich <strong>die</strong>ses<br />
Modell auch problemlos auf das <strong>Distance</strong> counselling anwenden. Das Einzelberatungskonzept<br />
wurde adaptiert. Mit dem Lernprozess wurde begonnen und <strong>die</strong>ser wird ständig als<br />
Lernchance genutzt.<br />
Hier <strong>die</strong> Idee: VISITE<br />
106 AuF Print Nr. 12
V Von einander lernen, gemeinsam vorwärts kommen<br />
I Individueller Beratungsstil pflegen<br />
S Stimmung der Beratungsrunde aufnehmen<br />
I Ideenbörse öffnen<br />
T Transparenz, Offenheit, Vertrauen schaffen<br />
E Echo, Feedback bekommen / geben<br />
Ziel des Projektes Visite:<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Die Zusammenarbeit im Team soll gefördert werden. Im gegenseitigen Austausch sollen <strong>die</strong><br />
vorhandenen Ressourcen der einzelnen Mitarbeitenden erschlossen werden und allen zugänglich<br />
gemacht werden. Das Projekt Visite umfasst <strong>die</strong> Beratungsarbeit, <strong>die</strong> BIZ-Tätigkeit,<br />
<strong>die</strong> Informationsveranstaltungen, <strong>die</strong> Eltern-/ Schülerabende und das <strong>Distance</strong> counselling.<br />
Im „Visite <strong>Distance</strong> counselling“ geht es ums Visitieren.<br />
- Während eines <strong>Distance</strong> counselling - Gespräches (mithören, dabei sein).<br />
- Aufgrund einer Tonbandaufzeichnung eine Analyse vornehmen.<br />
- Übungen, Rollenspiele, Telefontraining im Rahmen der regelmäßigen Weiterbildung im<br />
Team.<br />
Auswertung des <strong>Distance</strong> counselling Gespräches:<br />
Bei der Visite und dem anschließenden Auswertungsgespräches ist der „Beobachtungsbogen<br />
zur Gesprächsführung“, der im Rahmen der Ausbildung zum Berufsberater / zur Berufsberaterin<br />
in der Schweiz verwendet wird, sehr behilflich (vgl. Anhang). Ebenfalls werden vom<br />
Visitor <strong>die</strong> Fragebogen zur Selbsteinschätzung eingesehen (sh. Anhang).<br />
Diese Instrumente und der damit verbundene fachliche und menschliche Austausch funktionieren<br />
nur auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen und der Überzeugung und Bereitschaft<br />
weitere Lernchancen wahrzunehmen. Lernbereitschaft ist von allen Beratern als<br />
Grundvoraussetzung gefordert.<br />
Es gibt noch eine Reihe anderer Methoden der fachlichen Begleitung und des Austausches,<br />
wie:<br />
Coaching<br />
Intervision<br />
Supervision<br />
u.a.m.<br />
Auch <strong>die</strong>se Methoden können wesentlich zur Qualitätssicherung beitragen. Grundsätzlich<br />
sind alle Methoden und Verfahren, <strong>die</strong> in der Gesprächsführung und in der Einzelberatung<br />
angewendet werden, auch <strong>für</strong> das <strong>Distance</strong> counselling anwendbar, wenngleich in etwas<br />
adaptierter Form. Es wird nicht zuletzt deswegen allen Beratungsfachkräften das „Handbuch<br />
Beratungskompetenzen“ von unseren Kollegen Bernd-Joachim Ertelt und William E. Schulz,<br />
Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2002, ISBN 3-931085-36-8 zum Studium empfohlen.<br />
Dort finden sich auch 20 interessante Übungsbeispiele, <strong>die</strong> gut als Einzel- und Teamarbeit<br />
durchgeführt werden können (insbesondere auf S. 56 - 89).<br />
AuF Print Nr. 12 107
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
3. Hilfsmittel <strong>für</strong> Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />
3.1 Hilfsmittel <strong>für</strong> Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung, Reflexion<br />
• Evaluation Beratungsgespräch (Fragen an <strong>die</strong> Beratenden) Fragebogen der Berufsberatungsstelle<br />
des FL, sh. Anhang<br />
• Gesprächsprotokoll <strong>für</strong> persönliche Reflexion oder Reflexion mit Visitor, Supervisor. Ein<br />
Gesprächsprotokollbogen aus der Telefonseelsorge Vorarlberg / Austria, adaptiert <strong>für</strong><br />
das <strong>Distance</strong> counselling, sh. Anhang<br />
• Vorlage „Merkmale des Sprechens“, Kurs Wifi Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />
• Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonberatung - <strong>Distance</strong> counselling (Maximalversion) des<br />
bifo Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />
• Selbsteinschätzung Kommunikation: „Mein Verhalten am Telefon“ von Login, Berlin /<br />
Deutschland, sh. Anhang<br />
• Checkliste Organisation: „Vorbereitung des Telefonierens und Einbindung in <strong>die</strong> Beratungsabläufe“<br />
von Login, Berlin / Deutschland, sh. Anhang<br />
• 2Q-Protokollblatt, Dr. Karl Frey, Zürich / Schweiz, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling.<br />
Leerformular <strong>für</strong> weitere Projekte, sh. Anhang<br />
2Q-Projekt „<strong>Distance</strong> counselling“, Projekt der Berufsberatungsstelle Liechtenstein<br />
2002/03, sh. Anhang<br />
3.2 Hilfsmittel <strong>für</strong> Fremdbeobachtungen / Fremdbeurteilungen<br />
• <strong>Distance</strong> counselling - Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Visitoren/innen (Schweiz. Verband <strong>für</strong><br />
Berufsberatung, Zürich / CH), sh. Anhang, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />
• Auswertung des Beratungsgesprächs „<strong>Distance</strong> counselling“ gemäss Projekt Visite der<br />
Berufsberatungsstelle des Fürstenums Liechtenstein, sh. Anhang<br />
• Vorlage „Merkmale des Sprechens“, Kurs Wifi Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />
• Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonberatung - <strong>Distance</strong> counselling - (Maximalversion) des<br />
bifo Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />
3.3 Hilfsmittel Kundenbefragung<br />
• Evaluation der Dienstleistung <strong>Distance</strong> counselling bei der Berufsberatung (Kundenbefragung),<br />
Fragebogen Berufsberatung Liechtenstein, sh. Anhang<br />
3.4 Hilfsmittel zur Beobachtung <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />
Nach Trainingslehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />
Instruktion:<br />
In der ersten Phase der praktischen Übungen hören Sie sich <strong>die</strong> Probleme des Klienten und<br />
<strong>die</strong> Reaktion des Beraters an. Dabei werden gleiche Telefone (mit Konferenzschaltung) eingesetzt,<br />
<strong>die</strong> auch bei der täglichen Arbeit vor allem zwischen Berater/in und Supervisor/in<br />
verwendet werden. Der/<strong>die</strong> Supervisor/in kann den Kommunikationsprozess verfolgen und<br />
sich einschalten. Dies ist eine Art von Unterstützung und Kontrolle, jedoch nicht im Sinne<br />
einer negativen Beurteilung, sondern zur Weiterentwicklung der Kommunikationsfertigkeiten<br />
mit Analyse und Feedback. Der/<strong>die</strong> Berater/in hat auch das Recht, den Gesprächen zuzuhören,<br />
<strong>die</strong> der/<strong>die</strong> Vorgesetzte führt. Hierbei geht es darum <strong>die</strong> Kenntnisse und Fähigkeiten zu<br />
erweitern und seine eigenen festgefahrenen Methoden zu überdenken. So kann man <strong>die</strong><br />
eigene Arbeit einer Qualitätskontrolle unterziehen. Während des Mithörens arbeitet man mit<br />
erfahrenen Beratern und Supervisoren zusammen. Sie sind berechtigt, alles zu fragen und<br />
darauf eine angemessene Antwort zu erwarten. Sie sind <strong>für</strong> Sie da.<br />
108 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
In der zweiten Phase des Mithörens werden bestimmte Gespräche besprochen. Bitten Sie<br />
jemanden - eine/einen Berater/in oder Supervisor/in - während des Gesprächs bei Ihnen zu<br />
sein. Entspannen Sie sich nach Abschluss des Gesprächs und machen Sie sich Aufzeichnungen<br />
(Protokoll) darüber. Dann bitten Sie um eine Analyse des Gesprächs. Bleiben Sie<br />
offen und akzeptieren Sie <strong>die</strong> Kritik.<br />
Steigerung der Professionalität, Unterstützung und Schutz des Beraters / der Beraterin<br />
Die fachliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter/innen obliegt der Leitung jeder Einrichtung.<br />
Dazu gibt es <strong>die</strong> Erstausbildung und spätere Weiterbildungsprogramme.<br />
Diese Programme stellen Folgendes sicher:<br />
- Fachwissen und ständig größere Fachkenntnisse, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine solche interdisziplinäre<br />
Aufgabe erforderlich sind. Dies erfolgt in Form von Vorträgen, Seminaren, Veröffentlichungen<br />
und Sammelbänden.<br />
- Der Erwerb und <strong>die</strong> Überprüfung von Kommunikationsfertigkeiten wird durch gezielte<br />
Schulungen, analytische Seminare und praktische Workshops unterstützt.<br />
- Der/<strong>die</strong> Supervisor/in, Einzel- oder Gruppenberatungen sorgen bei jedem Einsatz <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Psychohygiene der Beraterin / des Beraters, dort und in Gesprächen mit dem Kollegenteam<br />
beschreibt er/sie seine Stress-Situation. Balints Gruppe ist sehr wichtig <strong>für</strong> eine<br />
regelmäßige Psychohygiene.<br />
Sie werden mit allen Ihren Rechten anerkannt sowie mit allem, was mit Ihrer Arbeit zusammenhängt,<br />
auch unter dem organisatorischen Aspekt der Arbeitsinhalte des Beraters / der<br />
Beraterin.<br />
Sie werden über <strong>die</strong> Arbeitsinhalte des Supervisors / der Supervisorin aufgeklärt, damit Sie<br />
auch dessen Rechte und Pflichten kennen. Wir arbeiten alle nach dem Ethikkodex unseres<br />
Telefonberatungs<strong>die</strong>nstes.<br />
Schlussfolgerungen:<br />
• Wir können nur das tun, was innerhalb des uns vorgegebenen Rahmens möglich ist.<br />
• Wir können nie beweisen, dass wir jedes Problem lösen können und dass wir alle alles<br />
wissen.<br />
• Wir nehmen dem Klienten <strong>die</strong> Verantwortung nicht ab.<br />
• Wir erwarten kein Feedback in Form von Lob und Dank.<br />
• Eine gute Beratung bedeutet, dass der Klient / <strong>die</strong> Klientin uns nicht mehr braucht und<br />
uns einfach vergisst.<br />
Beobachtungsbogen sh. Anhang S. 28 bis 30.<br />
3.5 Hilfsmittel zur Nachbefragung im <strong>Distance</strong> counselling bei Klienten, Beratern/innen<br />
und Beobachtern/innen<br />
Vorlage Diplomarbeit von Charlotte Metzler-Burren, NABB 5, Schweiz adaptiert <strong>für</strong> DC-<br />
Training.<br />
Wir haben <strong>die</strong> in der Diplomarbeit präsentierten Fragebogen, <strong>die</strong> eigentlich <strong>für</strong> eine wissenschaftliche<br />
Untersuchung in Sachen Telefonberatung gedacht waren, <strong>für</strong> unsere Zwecke im<br />
<strong>Distance</strong> counselling adaptiert.<br />
Die zwei Beobachtungsfragebogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen sind<br />
sehr differenziert und anspruchsvoll. Dennoch denken wir, dass sie gerade wegen ihrer Differenzierung<br />
von Zeit zu Zeit als Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reflexion eingesetzt werden sollten.<br />
AuF Print Nr. 12 109
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Selbstverständlich exemplarisch (das heißt z.B. 3 bis 5 x pro Jahr und Berater/in)! Als Lernchance<br />
betrachten wir vor allem den Austausch der Rückmeldung und Beobachtung seitens<br />
des Klienten und des Beobachters mit den Eindrücken des Beraters. Damit ist <strong>die</strong> Anonymität<br />
der Befragung des Klienten nicht gewährleistet, aber <strong>die</strong>s ist im Sinne der vertieften Reflexion<br />
unserer Meinung nach kein Mangel.<br />
Das konkrete Vorgehen kann analog Punkt 21 gewählt werden. Der Fragebogen an Klienten<br />
kann zum Ausfüllen auch per Post zugestellt werden, wenn <strong>die</strong>s inklusiv der konkreten Absicht,<br />
<strong>die</strong> dahinter steht, bereits vorher mit den Klienten geklärt wurde und <strong>die</strong>se ihre Bereitschaft<br />
zur Mitarbeit bei der Evaluation erklärt haben. Es empfiehlt sich <strong>die</strong> Zusendung der<br />
Fragebogen sofort in <strong>die</strong> Wege zu leiten. Innert einer Woche sollten <strong>die</strong>se wieder zurück<br />
sein. Das Erinnerungsvermögen lässt sonst stark nach.<br />
Fragebogen <strong>für</strong> Klienten sh. Anhang S. 31 bis 39.<br />
Fragebogen <strong>für</strong> Berater/innen und Beobachter/innen sh. Anhang S. 40 bis 46.<br />
4. Resumé<br />
Wer als Dienstleistungsunternehmen (und das sind wir ja wohl alle) zu den Besten gehören<br />
will, <strong>für</strong> den ist das Streben nach Qualität in allen Bereichen Pflicht. Diesem Grundsatz gilt es<br />
vermehrt nachzuleben. Nur eine Organisation, <strong>die</strong> sich in ihren Leistungen selbstkritisch hinterfragt,<br />
kann auch künftig ihre Anspruchshalter zufrieden stellen.<br />
Es ist nicht mehr <strong>die</strong> Frage nach dem ob (ob wir Qualitätsmanagement betreiben sollen),<br />
sondern nur noch <strong>die</strong> Frage nach dem wie zu stellen. Qualitätsmanagement ermöglicht es,<br />
unsere Stärken und auch <strong>die</strong> Schwächen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen in<br />
<strong>die</strong> Wege zu leiten.<br />
• Sich öffnen. Raus treten.<br />
• Transparenz in der Arbeit.<br />
• Flexibilität.<br />
• Angst weg nehmen vor Veränderung, vor Neuem.<br />
• Mut und Optimismus verbreiten.<br />
• Glauben an <strong>die</strong> Zukunft und unsere junge Generation.<br />
• Risikofreudiger werden, u.v.a.m.<br />
Die Zeit der Arbeit der Berufsberater/-innen im stillen Kämmerlein ohne sich gegenüber dem<br />
Auftraggeber ausweisen zu müssen, ist vorbei. Das ist gut so!<br />
Aus eigener Erfahrung im Team der Berufsberatungsstelle des FL können wir bestätigen,<br />
dass es sich lohnt, in <strong>die</strong>sen Prozess einzusteigen. Gute Arbeit bringt Befriedigung und wenn<br />
sie gar noch von außen anerkannt wird (Wirk- und Ergebnisqualität), dann tut uns das zusätzlich<br />
wohl.<br />
Die in <strong>die</strong>sem Handbuch vorliegenden Hilfsmittel können den Prozess Qualitätsmanagement<br />
zu entwickeln sehr wohl anregen. Probieren wir es! Die Hilfsmittel sind aber auch der Veränderung<br />
unterworfen, können und sollen adaptiert werden und zu neuen Experimenten anregen.<br />
Es ist besser sagen zu können, wir haben <strong>die</strong>ses und jenes versucht (zwar auch mit unterschiedlichem<br />
Erfolg), als sich eingestehen zu müssen, dass wir immer noch überlegen, <strong>die</strong>ses<br />
oder jenes dann in Angriff zu nehmen.<br />
Zuletzt noch ein Appell an <strong>die</strong> Auftraggeber und Verantwortlichen im Staat und in der Gesellschaft<br />
auch im Beratungsgeschehen mittelfristig und langfristig zu investieren (Rahmenbedingungen)<br />
und damit eine Nachhaltigkeit zu erreichen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> finanziellen Einsätze auch<br />
rechtfertigen.<br />
110 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement<br />
• als Entwicklung<br />
• als Innovation<br />
• als kreatives Betätigungsfeld<br />
• als Lernprozess<br />
• als Gestaltungsprozess<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Freude an der Arbeit wird sich durch Qualität steigern. Identifikation mit der Arbeit, mit der<br />
Beratungsstelle trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit wesentlich bei.<br />
Die drei Eckgrößen<br />
• Kundenzufriedenheit<br />
• Mitarbeiterzufriedenheit<br />
• Innovation und Kreativität<br />
kommunizieren sehr wohl miteinander. Sie sind Basis <strong>für</strong> den Sinn und Zweck unserer Arbeit<br />
und damit auch <strong>für</strong> unsere Ratsuchenden von Vorteil.<br />
<strong>Distance</strong> counselling ist eine ganz besonders interessante und herausfordernde Art von<br />
Beratung und in einigen Bereichen anderen Gesetzmäßigkeiten zugeordnet als <strong>die</strong> face to<br />
face Beratung.<br />
Die Herausforderung reizt, packen wir sie an, mit den in <strong>die</strong>sem Trainingshandbuch vorgegebenen<br />
Anregungen und Hilfsmitteln.<br />
Mut zur Zukunft ist gefordert, schöpfen wir unsere Potentiale aus!<br />
AuF Print Nr. 12 111
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
112 AuF Print Nr. 12
Evaluation Beratungsgespräch<br />
(Fragen an <strong>die</strong> Beratenden)<br />
1. Welche Erwartungen und Anliegen hatte der/<strong>die</strong> Klient/in an mich?<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
2. Welches waren <strong>die</strong> Kernfragen der Klientin/des Klienten? Inwieweit gelang es mir, sie<br />
zu erfassen?<br />
3. Welches waren meine Ziele und Teilziele?<br />
4. Wie bewusst war ich mir, wie/mit welchen Methoden ich gearbeitet habe?<br />
5. Welche Methoden/Interventionen waren besonders nützlich?<br />
6. Mit wie viel Motivation arbeitete der/<strong>die</strong> Klient/in auf eine Problemlösung hin?<br />
7. Welche Phasen/Absichten der Klientin/des Klienten waren kritisch/schwierig zu meistern?<br />
8. Wieweit sind <strong>die</strong> Erwartungen der Klientin/des Klienten erfüllt worden?<br />
9. Was hat mir in der Beratung besonders gut gefallen / ist mir gut gelungen?<br />
10. Was hat mir in der Beratung gefehlt?<br />
Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />
AuF Print Nr. 12 113
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Gesprächsprotokoll<br />
(Grundlage <strong>für</strong> persönliche Reflexion oder Reflexion mit VisitorIn, SupervisorIn)<br />
Anruf-Nr.: _____ Datum: _____________ Zeit: von _________ bis _________<br />
Anrufer: Namentlich � anonym � Geschlecht P� P� Famsit.: _________<br />
Bericht erstellt von: ________________________________________________<br />
• Erster Satz des Anrufers / der Anruferin:<br />
• Anliegen und Situation des Anrufers / der Anruferin:<br />
• Verlauf des Gesprächs:<br />
• Abschluss des Gesprächs, Vereinbarungen:<br />
Beziehungsmuster:<br />
• Was soll BeraterIn <strong>für</strong> AnruferIn sein?<br />
• Was will BeraterIn <strong>für</strong> AnruferIn sein?<br />
• Welche Beziehung entsteht <strong>für</strong> AnruferIn und <strong>für</strong> BeraterIn daraus?<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
Wenn ich das Gespräch noch einmal „durchdenke / durchfühle“, worüber würde ich jetzt gerne<br />
reden?<br />
• Wie geht es mir jetzt, nach Abschluss des Gesprächs?<br />
• Anregungen <strong>für</strong> den Kontakt mit AnruferIn.<br />
• Mit wem sollte / kann das Gespräch noch bearbeitet werden?<br />
Anregungen <strong>für</strong> eine Reflexion eines Gesprächs <strong>für</strong> VisitorIn:<br />
- Strukturierung des Gesprächs anhand des Berichtsbogens<br />
- Ist deutlich geworden, was der/<strong>die</strong> AnruferIn will?<br />
- Was hast du gehört?<br />
- Was war hilfreich?<br />
- Was hat blockiert?<br />
- Feedback des / des Hospitationsbegleiters/in und umgekehrt<br />
114 AuF Print Nr. 12
Mögliche Schwerpunkte der Beobachtung:<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
- Wie war der Gesprächseinstieg?<br />
- Wie erlebst du den/<strong>die</strong> BeraterIn? Eher vorsichtig oder fordernd oder konfrontativ?<br />
- Wie ist <strong>die</strong> Stimme? (gefestigt, zart …?)<br />
- Sind eigene Haltungen / Werte zu erkennen?<br />
- Timing? (schnell oder eher Zeit gelassen, …)<br />
- An welchen Stellen des Gesprächs gab es Unsicherheiten?<br />
- Konnte ich strukturieren, rückmelden? Hat der/<strong>die</strong> AnruferIn Inhalte verstanden, wie<br />
konnte das erkannt werden?<br />
- Welche Gefühle waren spürbar?<br />
- Wie war der Abschluss des Gespräches?<br />
Vorlage: Telefonseelsorge Vorarlberg/Austria, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />
Vorlage „Merkmale des Sprechens“<br />
Freundlichkeit � freundlich<br />
� unfreundlich<br />
Artikulation /<br />
Verständlichkeit<br />
� deutlich<br />
� undeutlich<br />
Lautstärke � zu leise<br />
� angenehm<br />
� zu laut<br />
Tonhöhe /<br />
Klangfarbe<br />
Betonung /<br />
Stimmführung<br />
� zu hoch<br />
� sympathisch<br />
� zu tief<br />
� lebendig<br />
� eintönig<br />
Pausen � zu wenig<br />
� genau richtig<br />
� zu viele<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25 und 3.2 / S. 26<br />
Anmerkungen<br />
Vorlage: Kurs „Die Telefonzentrale - <strong>die</strong> lebende Visitenkarte des Unternehmens“, Wifi Vorarlberg/Austria<br />
AuF Print Nr. 12 115
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonbeobachtung - <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(Maximalversion)<br />
Wochentag und Uhrzeit des Anrufes:<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25 und 3.2 / S. 26<br />
.........................................................................................................................................<br />
In welcher Umgebung befindet sich BeraterIn:<br />
.........................................................................................................................................<br />
Womit war BeraterIn gerade beschäftigt:<br />
.........................................................................................................................................<br />
Dauer des Gesprächs:<br />
.........................................................................................................................................<br />
1. Persönliche Angaben<br />
Alter<br />
Geschlecht<br />
Wohnort/Region<br />
Muttersprache<br />
Schul- u. Berufsausbildung<br />
dzt. Stand (Schulstufe, Beruf,<br />
Arbeitslos)<br />
2. Grund des Anrufes<br />
Anruf <strong>für</strong>:<br />
� sich selbst<br />
� Sohn/Tochter<br />
� Freund/in<br />
� Partner/in<br />
BeraterIn RatsuchendeR<br />
� ..............................................................................................................................<br />
116 AuF Print Nr. 12
Thematik (Mehrfachnennungen erlaubt):<br />
� Pflichtschule/Ausbildung/Studium beendet. Wie weiter?<br />
� Probleme in Schule/Ausbildung/Studium<br />
� Unzufriedenheit/Probleme mit Beruf/Arbeit<br />
� Beruf- od. Bildungsinfos<br />
� will Entscheidungshilfe<br />
� persönliche Probleme<br />
� Stellensuche<br />
� anderes Anliegen:<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
.............................................................................................................................<br />
� verdecktes Anliegen:<br />
.............................................................................................................................<br />
3. Einschätzen des Problems/Weitergabe von Infos<br />
Ist der/<strong>die</strong> Ratsuchende zu jenen Informationen,<br />
Auskünften, Hinweisen gekommen, <strong>die</strong> er/sie in<br />
seiner/ihrer Situation benötigte? o ja o nein<br />
Wenn nein, welches ist/wäre der richtige Weg:<br />
� Persönliche Beratung auf Terminbasis (ca. 1 h/Termin, mehrere Termine)<br />
� Verweis auf BIZ-Besuch<br />
� kurzes Infogespräch im Informationszentrum (ca. 15 min, ohne Terminvereinbarung)<br />
� andere Beratungsstelle: Welche?<br />
.............................................................................................................................<br />
Wie wurden Infos weitergegeben?<br />
� telefonisch<br />
� durch Zusenden von Infomaterial per Post<br />
� durch email<br />
� durch Angabe von Homepages, e-mail-Adressen<br />
� durch Angabe von ihm/ihr weiterhelfenden Stellen<br />
� .............................................................................................................................<br />
�<br />
4. Verfassung des/der Ratsuchenden<br />
steht unter Termindruck - sucht schnelle Entscheidung o ja o etwas o nein<br />
ist informiert o ja o etwas o nein<br />
kennt sich selber und seine/ihre Wünsche/Anliegen o ja o etwas o nein<br />
hat sich eigentlich schon entschieden o ja o etwas o nein<br />
überlastet/überfordert o ja o etwas o nein<br />
hilflos, weiß überhaupt nicht wie weiter o ja o etwas o nein<br />
Sonstiges: ..............................................................................................................<br />
AuF Print Nr. 12 117
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Wie hat der/<strong>die</strong> BeraterIn auf <strong>die</strong> Verfassung des Ratsuchenden reagiert?<br />
.................................................................................................................................<br />
.................................................................................................................................<br />
..................................................................................................................................<br />
5. Mit dem/der Ratsuchenden wurden folgende Themen behandelt:<br />
� Vorgangsweise bei Berufswahl<br />
� Berufsinfos, Schulinfos (Inhalte, Voraussetzungen, Kosten, Dauer, Ort, ...)<br />
� Weiterbildungen (Inhalte, Voraussetzungen, Kosten, Dauer, Ort, ...)<br />
� Berufsalternativen/Ausbildungsalternativen<br />
� Studium, FH<br />
� Ausland (Arbeit, Ausbildung)<br />
� Berufseinstieg/Stellensuche (Gehalt, persönl. Befriedigung, Ansehen, berufl. Weiterkommen,<br />
...)<br />
� Berufsaussichten, Arbeitsmarktfragen, etc.<br />
� Förderungen / Stipen<strong>die</strong>n<br />
� Probleme des/der Ratsuchenden mit ..... (zB Arbeitslosigkeit, Schulwahl, ...)<br />
� Infos über BeraterInnen, ... (Organisatorisches)<br />
� Beratungsablauf<br />
� Eignungsfragen, Testsabklärungen<br />
� .........................................................................................................................<br />
6. Kommunikation<br />
Begrüßung (Institution, Name deutl. ausgesprochen?) o gut o mäßig o nicht gut<br />
Stimmqualität (Tonlage, ...) o gut o mäßig o nicht gut<br />
Sprechtempo (gleich bleibend, schnell, ...) o gut o mäßig o nicht gut<br />
Wärme der Stimme/sympathische Stimme o gut o mäßig o nicht gut<br />
Verständlichkeit (Verständigungsprobleme) o gut o mäßig o nicht gut<br />
klientenbezogene Sprache angewendet? o gut o mäßig o nicht gut<br />
während Telefonat Ratsuchenden ermutigt (mhm)? o gut o mäßig o nicht gut<br />
aus Stimme (Tonfall, Seufzern, ...) erkannt,<br />
wie es RS ging bzw. darauf eingegangen? o gut o mäßig o nicht gut<br />
gut zugehört? o gut o mäßig o nicht gut<br />
wurden RS Bedingungen geschaffen, möglichst frei<br />
zu sprechen? Wie? .................................................. o gut o mäßig o nicht gut<br />
Wie waren <strong>die</strong> Sprechanteile?<br />
100% RatsuchendeR 100 % BeraterIn<br />
Sonstige Anmerkungen, Beschreibungen der Kommunikation:<br />
..........................................................................................................................................<br />
..........................................................................................................................................<br />
..........................................................................................................................................<br />
118 AuF Print Nr. 12
7. Beziehung/Verhalten/Emotionen<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Beziehung zu RS:<br />
empathisch o gut o mäßig o nicht gut<br />
wertschätzend o gut o mäßig o nicht gut<br />
echt o gut o mäßig o nicht gut<br />
einfühlsam (Basis/Nähe gefunden) o gut o mäßig o nicht gut<br />
Sonstiges: .......................................................................................................................<br />
Beraterverhalten:<br />
RS zum Sprechen ermuntert? o ja o tw. o nein<br />
aufmerksam zugehört? o ja o tw. o nein<br />
offene Fragen gestellt? o ja o tw. o nein<br />
Hinterfragt?/Erklärungen verlangt? o ja o tw. o nein<br />
Gespräch zusammengefasst? o ja o tw. o nein<br />
Infos gegeben? o ja o tw. o nein<br />
verständnisvoll o ja o tw. o nein<br />
hilfsbereit o ja o tw. o nein<br />
geduldig o ja o tw. o nein<br />
Falls das Gespräch ausgeufert ist, wurde <strong>die</strong>s von<br />
der/dem BeraterIn rechtzeitig unterbunden? o ja o tw. o nein<br />
Verhalten des/der Ratsuchenden:<br />
schnippisch o ja o tw. o nein<br />
fordernd o ja o tw. o nein<br />
herablassend o ja o tw. o nein<br />
hilfesuchend o ja o tw. o nein<br />
verzagt o ja o tw. o nein<br />
unsicher o ja o tw. o nein<br />
Sonstiges: .........................................................................................................................<br />
Emotionen: bei/m BeraterIn bei/m Klienten/Klientin<br />
zuversichtlich<br />
ängstlich<br />
sachlich<br />
motiviert<br />
neugierig<br />
optimistisch<br />
von der Situation überfordert<br />
gestresst<br />
unschlüssig<br />
.................<br />
8. Wie ist es dem/der BeraterIn bei dem Telefongespräch ergangen?<br />
Telefonberatung gut gemacht? o ja o tw. o nein<br />
mir war immer klar, was der/<strong>die</strong> RS wollte o ja o tw. o nein<br />
war konzentriert o ja o tw. o nein<br />
Beratungskompetenz bewiesen? o ja o tw. o nein<br />
genügend Zeit <strong>für</strong> RS gehabt? (kein Stress/Druck) o ja o tw. o nein<br />
leicht herauszufinden, was RS wollte o ja o tw. o nein<br />
AuF Print Nr. 12 119
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
wusste immer wie auf Aussagen des RS<br />
zu reagieren war o ja o tw. o nein<br />
Telefonat hat mich nicht gestresst o ja o tw. o nein<br />
fühlte mich während Gespräch locker/gelöst o ja o tw. o nein<br />
hatte keine Angst falsch zu reagieren<br />
wenn nein, warum? .................................... o ja o tw. o nein<br />
Beratungsziel erreicht/festgelegt? o ja o tw. o nein<br />
Entscheidung des/der RS gefördert? o ja o tw. o nein<br />
9. Rückmeldung des/der Beobachters/Beobachterin:<br />
War das Gespräch ok oder hätte BeraterIn z.T. mit Situation anders umgehen müssen?<br />
Welche Probleme waren zu beobachten?<br />
.............................................................................................................. ...........................<br />
..........................................................................................................................................<br />
..........................................................................................................................................<br />
..........................................................................................................................................<br />
Vorlage: bifo Vorarlberg/Austria<br />
120 AuF Print Nr. 12
Selbsteinschätzung Kommunikation:<br />
„Mein Verhalten am Telefon.“<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
Dieser Testbogen soll Ihnen Anregungen geben, Ihr Verhalten am Telefon selbst überprüfen<br />
und schrittweise verbessern zu können. Tun Sie <strong>die</strong>s am besten in festgelegten Intervallen.<br />
Arbeiten Sie dazu einen selbstgewählten Abschnitt aus den Listen durch. Die meisten <strong>die</strong>ser<br />
Punkte werden Ihnen bekannt aber nicht immer bewusst sein.<br />
Anhand der einzelnen Aussagen haben Sie <strong>die</strong> Möglichkeit, sich verschiedener Themen und<br />
Empfehlungen zu erinnern und sich <strong>für</strong> <strong>die</strong>se zu sensibilisieren.<br />
Konzentrieren Sie sich im nächsten Zeitraum nur auf ein oder zwei Punkte, <strong>die</strong> Sie verbessern<br />
möchten, auf <strong>die</strong>se aber intensiv.<br />
Passen Sie <strong>die</strong>se Methode und <strong>die</strong> Liste an <strong>die</strong> Bedingungen Ihrer Institution und an Ihre<br />
individuellen Bedürfnisse an:<br />
Ergänzen und verändern Sie <strong>die</strong> einzelnen Schwerpunkte!<br />
Schätzen Sie sich ein in einer Skala von – bis: immer nie<br />
5 4 3 2 1<br />
1. Wenn das Telefon klingelt, konzentriere ich mich<br />
sofort auf das bevorstehende Telefonat.<br />
2. Ich merke mir den Namen meines Gesprächspartners<br />
und schreibe ihn sofort auf.<br />
3. Ich achte darauf, dass mein Gesprächspartner meine<br />
Sprache (Terminologie) versteht.<br />
4. Ich mache mir Gesprächsnotizen und vervollständige<br />
<strong>die</strong>se nach dem Telefonat.<br />
5. Ich passe mein Sprechtempo an den Anrufer an.<br />
6. Ich erledige während eines Telefonates auch noch<br />
andere Dinge.<br />
7. Ich spreche zusammenhängend kaum länger als 60<br />
Sekunden.<br />
8. Wenn ich mir meiner Informationen nicht ganz sicher<br />
bin, weise ich den Anrufer darauf hin.<br />
9. Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />
mich verstanden hat.<br />
10. Wenn mich ein Anruf stört, lasse ich <strong>die</strong>s den Anrufer<br />
direkt oder indirekt spüren.<br />
11. Wenn ich anrufe, vergewissere ich mich, ob mein<br />
Gesprächspartner Zeit und Gelegenheit<br />
<strong>für</strong> ein Gespräch hat.<br />
12. Hin und wieder fragt mich mein Gesprächspartner:<br />
„Sind Sie noch dran?“<br />
13. Ich erledige versprochene Rückrufe pünktlich und<br />
zuverlässig.<br />
14. Ich gebe meinem Partner ausreichend Gelegenheit,<br />
zu überlegen und zu antworten.<br />
15. Ich spreche am Telefon lauter als sonst üblich.<br />
AuF Print Nr. 12 121
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
16. Telefonate mit unangenehmen Gesprächspartnern<br />
beende ich schneller als sinnvoll wäre.<br />
17. Ich bin freundlich am Telefon und lächle bei der Begrüßung.<br />
18. Ich nehme schnell ab, wenn das Telefon klingelt.<br />
19. Meine Gesprächsnotizen sind so schlecht zu lesen,<br />
dass ich sie nicht mehr vollständig entziffern kann.<br />
20. Dinge, <strong>die</strong> ich sehr oft am Telefon erzähle, können<br />
etwas monoton oder „geleiert“ klingen.<br />
21. Ich spreche nur über <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner<br />
wichtig sind.<br />
22. Ich kann ein Gespräch beenden, ohne unfreundlich<br />
oder abrupt zu wirken.<br />
23. Ich achte darauf, dass ich am Telefon sympathisch<br />
wirke.<br />
24. Termine, Zahlen und andere wichtige Informationen<br />
wiederhole ich während des Gesprächs prinzipiell.<br />
25. Ich verwende bei längerem Zuhören Worte<br />
oder Sätze der Bestätigung.<br />
26. Ich wirke am Telefon engagiert.<br />
27. Ich kann den Grund eines Anrufes schnell erfragen.<br />
28. Ich habe das Gefühl, dass mein Gesprächspartner<br />
mir interessiert zuhört.<br />
29. Ich spreche meinen Gesprächspartner mit seinem<br />
Namen an.<br />
30. Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />
mich verstanden hat.<br />
31. Mir gelingt es, Offenheit und Vertrauen bei meinem<br />
Gesprächspartner zu erzeugen.<br />
32. Ich benutze gelegentlich Verlegenheitslaute.<br />
33. Ich kommuniziere während des Telefonates<br />
mit anderen, z.B. durch Mimik und Gestik.<br />
34. Ich benutze vertraute Fachbegriffe und Abkürzungen<br />
ohne zu überlegen, ob sie meinem Gesprächspartner<br />
bekannt sind.<br />
35. Während des Gespräches benutze ich bewusst Gesprächstechniken.<br />
36. Ich spreche mit einer angenehmen, warmen Stimme.<br />
37. Ich bedanke mich am Ende des Gespräches<br />
<strong>für</strong> den Anruf bzw. <strong>für</strong> das Interesse.<br />
38. Ich verstehe es, meine Sprache dynamisch und lebendig<br />
zu gestalten.<br />
39. Ich unterbreche meinen Gesprächspartner, wenn ich<br />
das Gespräch damit beschleunigen kann.<br />
122 AuF Print Nr. 12
40. Ich erspüre <strong>die</strong> Stimmung meiner Gesprächspartner<br />
und kann auf sie eingehen.<br />
41. Wenn ich nicht gut konzentriert bin, verspreche ich<br />
mich oder suche nach Worten.<br />
42. Ich achte darauf, dass ich mich <strong>für</strong> den Anrufer verständlich<br />
melde.<br />
43. Ich rauche oder trinke während eines Gespräches.<br />
44. Wenn ich keine Lust habe zu telefonieren,<br />
rede ich einsilbig und frage kaum nach.<br />
Vorlage: Login Berlin/Deutschland<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
AuF Print Nr. 12 123
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Checkliste Organisation:<br />
„Vorbereitung des Telefonierens und Einbindung in <strong>die</strong> Beratungsabläufe.“<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
Dienstleistungseinrichtungen werden in erster Linie von außen, also durch ihr Funktionieren<br />
<strong>für</strong> Kunden bewertet.<br />
Mitarbeiter betrachten und verstehen aber ihre Institutionen häufig aus inneren Abläufen und<br />
Prinzipien heraus. Sie verhalten sich in gewohnten Arbeitsroutinen.<br />
Damit können wesentliche Aspekte der Kundenorientierung von Beratungsstellen übersehen<br />
werden.<br />
Diese Checkliste „scheinbarer Selbstverständlichkeiten“ soll Sie dabei unterstützen, <strong>die</strong>se<br />
„Betriebsblindheit“ zu überwinden, indem Sie <strong>die</strong> Organisation Ihrer Arbeit regelmäßig nach<br />
objektiven Kriterien überprüfen.<br />
Prüfen Sie <strong>die</strong> im Folgenden definierten Standards. Wo Sie <strong>die</strong>se nicht bestätigen können,<br />
sind Aufgabenstellungen <strong>für</strong> den nächsten Zeitraum ableitbar.<br />
Passen Sie <strong>die</strong>se Methode und <strong>die</strong> Listen an <strong>die</strong> Bedingungen Ihrer Institution und an Ihre<br />
individuellen Bedürfnisse an:<br />
Ergänzen und verändern Sie <strong>die</strong> einzelnen Abschnitte und Fragestellungen!<br />
A. Erreichbarkeit<br />
1. Überprüfen Sie <strong>die</strong> Zeiten Ihrer telefonischen Erreichbarkeit:<br />
Es bestehen regelmäßige Gesprächszeiten, <strong>die</strong> üblichen Standards <strong>die</strong>nstleistender Institutionen<br />
entsprechen.<br />
In <strong>die</strong>sen Zeiträumen sind Sie verlässlich erreichbar.<br />
2. Überprüfen Sie regelmäßig, wie es ist, „wenn Sie sich selbst anrufen“:<br />
Nach angemessener Zeit meldet sich jemand bzw. werden Sie weiterverbunden.<br />
Es gibt eine akustische Warteschleife, <strong>die</strong> wenig aufdringlich wirkt.<br />
Außerhalb der Sprechzeit meldet sich ein Anrufbeantworter mit freundlichen und verständlichen<br />
Informationen.<br />
3. Wie werden Telefonate weitergeleitet:<br />
Namen und Telefonnummern werden dem Anrufer mitgeteilt.<br />
Der Anrufer wird zügig verbunden bzw. nicht hängen gelassen.<br />
Es wird auf verschiedene Fachkompetenzen von Mitarbeitern hingewiesen.<br />
B. Die Beratungsstelle als homogene Dienstleistungsinstitution<br />
Von jedem Erstanrufer werden relevante Informationen vergleichbar und reproduzierbar<br />
erhoben.<br />
Bei einem Folgeanruf hat jeder (vertretende) Mitarbeiter schnell und unkompliziert Zugriff<br />
auf <strong>die</strong>se Informationen.<br />
Alle Mitarbeiter können einander ersetzen.<br />
Sie sind ständig über <strong>die</strong> An- und Abwesenheit Ihrer Kollegen informiert.<br />
Sie verfügen über alle wichtigen Adress- und Telefonverzeichnisse in aktueller Variante.<br />
Alle üblichen Kommunikationstechnologien sind unkompliziert nutzbar.<br />
C. Der Arbeitsplatz<br />
Sie verfügen über einen modernen Telefonapparat, eingebunden in eine leistungsstarke<br />
Telefonanlage.<br />
124 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Sie können mit <strong>die</strong>sem <strong>die</strong> Stimme Ihrer Telefonpartner laut und deutlich verstehen, es<br />
lässt sich ein Headset benutzen.<br />
Sie sind mit der Be<strong>die</strong>nung <strong>die</strong>ses Gerätes gut vertraut.<br />
Sie fühlen sich an Ihrem Arbeitsplatz wohl, können <strong>für</strong> sich kurze Momente der Ruhe und<br />
Entspannung realisieren.<br />
Sie sind akustisch und optisch so gut abgeschirmt, dass Sie frei von Ablenkungen arbeiten<br />
können.<br />
Es liegen alle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung nötigen Unterlagen und Arbeitsmittel griffbereit.<br />
Vorlage: Login Berlin/Deutschland<br />
AuF Print Nr. 12 125
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Q-Plan<br />
Qualität und Qualifizierung<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
Name __________________________<br />
Funktion __________________________<br />
Option Nr. _______ Option Stichwort ______________________________<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit von ___________ bis _______________<br />
K Um welche Aufgabe oder Tätigkeit geht es? Stichworte genügen.<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
Warum befasse ich mich damit? Stichworte genügen.<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
L Ziel: Was wird am Ende der Q-Periode vorhanden sein? Möglichst genau.<br />
Möglichst nur ein Ziel.<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
M Vorgehen: A. Was tue ich, um das Ziel L zu erreichen? Möglichst präzise: 1. Schritt, 2.<br />
Schritt usw. B. Bei welcher Gelegenheit? In welcher Situation? Wann?<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />
126 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
N Beurteilung: A. Massstab (in der Regel 2 - 3 Stufen: was ist sehr gut? was ist gut? Was<br />
genügend? B. Wer kontrolliert? C. Wann? D. Wie?<br />
A. Was ist sehr gut, wann bin ich sehr zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
_____________________________________________________________.<br />
Was ist gut, wann bin ich zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
_____________________________________________________________<br />
Was ist eher schwach, wann bin ich unzufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
_____________________________________________________________<br />
B. Wer kontrolliert <strong>die</strong> Erfüllung / nicht Erfüllung meines Ziels L?<br />
_____________________________________________________________<br />
C. Wann wird kontrolliert? _______________________________________<br />
D. Wie, mit welchen Mitteln wird kontrolliert?<br />
_____________________________________________________________<br />
Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />
______________ ___________________ ______________________<br />
Protokoll des Auswertungsgespräches<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />
_____________ ___________________ ______________________<br />
Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> conselling<br />
vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />
AuF Print Nr. 12 127
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Q-Plan<br />
Qualität und Qualifizierung<br />
Name Berufsberatungsstelle FL / alle<br />
Funktion<br />
Option Nr. 1/02 Option Stichwort <strong>Distance</strong> counselling<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit von 1.1.02 bis 30.6.02<br />
K Um welche Aufgabe oder Tätigkeit geht es? Stichworte genügen.<br />
<strong>Distance</strong> counselling<br />
Meine telefonischen Beratungen analysieren, beobachten, reflektieren,<br />
und optimieren. Reflexion was war, was ist abgelaufen, was war <strong>die</strong> zentrale Frage,<br />
wie geantwortet, wie begegnet?<br />
Warum befasse ich mich damit? Stichworte genügen.<br />
Um effizienter und kompetenter am Telefon zu beraten.<br />
L Ziel: Was wird am Ende der Q-Periode vorhanden sein? Möglichst genau.<br />
Möglichst nur ein Ziel.<br />
Analyse meiner telefonischen Beratungen (was wird gefragt?)<br />
Typische Situationen erfasst und protokolliert. Praktische Beratungsbeispiele gesammelt.<br />
Zeit: Aufwand / Ertrag<br />
M Vorgehen: A. Was tue ich, um das Ziel L zu erreichen? Möglichst präzise: 1. Schritt, 2.<br />
Schritt usw. B. Bei welcher Gelegenheit? In welcher Situation? Wann?<br />
Regelmässige Kontrolle meiner Telefonate, bewusstes Zuhören (Selbstkontrolle)<br />
Aufnahmen von Gesprächen machen (Tonband), Gespräch analysieren, reflektieren<br />
Visitieren: mithören, zuhören, beobachten (verbal / nonverbal), 2 - 3 x bei Mitarbeitern<br />
- gegenseitig<br />
Praktische Beratungsbeispiele sammeln, erfassen und protokollieren<br />
Typische Anfragen / was (Kategorien), Analyse<br />
3 bis 4 Beispiele (protokolliert oder auf Band), <strong>die</strong> sich <strong>für</strong> ein Beratungstraining<br />
am Telefon eignen könnten.<br />
Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />
128 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
N Beurteilung: A. Massstab (in der Regel 2 - 3 Stufen: was ist sehr gut? was ist gut? Was<br />
genügend? B. Wer kontrolliert? C. Wann? D. Wie?<br />
A. Was ist sehr gut, wann bin ich sehr zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
Wenn der Auftrag im vorgebenen Zeitrahmen vollumfänglich erledigt ist.<br />
Was ist gut, wann bin ich zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
Wenn der Auftrag mehrheitlich erledigt ist.<br />
Was ist eher schwach, wann bin ich unzufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />
Wenn der Auftrag nur in wenigen Teilen erledigt ist.<br />
B. Wer kontrolliert <strong>die</strong> Erfüllung / nicht Erfüllung meines Ziels L?<br />
Chef / Team<br />
C. Wann wird kontrolliert? Juli / August 2002<br />
D. Wie, mit welchen Mitteln wird kontrolliert?<br />
Berichten im Team, Fakten, Analysen, Beispiele vorlegen<br />
Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />
9.1.2001 MS, BT, MG, MÖ, CG Dr. Karl Jehle<br />
Protokoll des Auswertungsgespräches<br />
Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />
9.1.2001 MS, BT, MG, MÖ, CG Dr. Karl Jehle<br />
Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> conselling<br />
AuF Print Nr. 12 129
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
<strong>Distance</strong> counselling<br />
Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Vistoren/innen<br />
Zur Gesprächsführung<br />
A<br />
bemerkenswert<br />
gut<br />
vgl. Handbuch 3.2 / S. 26<br />
• Der / <strong>die</strong> Berater/in geht auf <strong>die</strong> emo-<br />
tionale, intellektuelle und körperliche H H H H<br />
Situation der Klienten und Klientinnen<br />
angemessen ein.<br />
• Auf das, was <strong>die</strong> Klienten und Klien-<br />
tinnen sagen, wird einfühlsam und H H H H<br />
sachlich eingegangen.<br />
• Der / <strong>die</strong> Berater/in drückt sich ver-<br />
ständlich aus und überprüft, ob er/sie H H H H<br />
verstanden worden ist.<br />
• Die offene, anregende Fragetechnik er-<br />
möglicht den Klienten und Klientinnen H H H H<br />
im Gespräch optimale Eigeninitiative.<br />
• Zwischen Berater/in und Klientschaft<br />
entsteht ein kooperatives Klima. H H H H<br />
• Der/<strong>die</strong> Berater/in gibt konstruktives<br />
Feedback. H H H H<br />
• Konfrontation wird prozessfördernd<br />
eingesetzt. H H H H<br />
• Der / <strong>die</strong> Berater/in bezieht Stellung,<br />
wo <strong>die</strong>s angezeigt ist. H H H H<br />
• Klienten und Klientinnen wird trans-<br />
parent gemacht, was weshalb in der H H H H<br />
Beratung geschieht.<br />
• Während des Gesprächs ist dessen<br />
Struktur feststellbar. H H H H<br />
130 AuF Print Nr. 12<br />
B<br />
gut<br />
C<br />
zu ver-<br />
bessern<br />
D<br />
unge-<br />
nügend
Zum Inhalt<br />
A<br />
bemerkenswert<br />
gut<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
• Die Anliegen der Klienten und Klien-<br />
tinnen werden erhoben und geklärt. H H H H<br />
• Anamnestische Daten werden so-<br />
weit erfragt, als sie berufswahlrele- H H H H<br />
vant sind.<br />
• Beratungsziele werden erarbeitet und<br />
vereinbart. H H H H<br />
• Dem Informationsbedürfnis der Klien-<br />
ten und Klientinnen wird situationsge- H H H H<br />
recht und gesprächsfördernd entspro-<br />
chen.<br />
• Soweit schon möglich, werden berufs-<br />
wahlwichtige Faktoren (bzw. Gütekri-<br />
terien) <strong>für</strong> <strong>die</strong> angestrebten Lösungen H H H H<br />
erarbeitet und festgehalten.<br />
• Visualisierungstechniken sind im Kon-<br />
text der Beratung begründet, sowie H H H H<br />
gesprächs- und verständnisfördernd<br />
eingebettet.<br />
• Das weitere Vorgehen wird geplant<br />
und vereinbart. H H H H<br />
• Konkrete Realisationsstrategien und<br />
-schritte werden erarbeitet und, wo H H H H<br />
nötig, Realisationshilfen vermittelt.<br />
• Eine Evaluationsphase findet statt. H H H H<br />
Vorlage: Schweiz. Verband <strong>für</strong> Berufsberatung (SVB), Zürich/CH, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />
AuF Print Nr. 12 131<br />
B<br />
gut<br />
C<br />
zu ver-<br />
bessern<br />
D<br />
unge-<br />
nügend
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Auswertung des Beratungsgesprächs „<strong>Distance</strong> counselling“<br />
vgl. Handbuch 3.2 / S. 26<br />
Im Auswertungsgespräch kommen das Beratungsgeschehen und <strong>die</strong> Stimmung zur Sprache.<br />
Dabei werden beispielsweise Themen besprochen wie:<br />
• Zielsetzung - Ist das Ziel erreicht?<br />
• Beratungsstil - Wie habe ich mich gefühlt?<br />
• Inhaltliche Aspekte - Wie klar ist das Procedere? Wie steht es mit der Information?<br />
• Abmachungen - Ist das weitere Vorgehen klar?<br />
• Berufswahlprozess - Ist der/<strong>die</strong> Klient/in weiter gekommen?<br />
• Aufwand und Ertrag - Wurde <strong>die</strong> Zeit sinnvoll genutzt?<br />
• Berufsberatung - Welches Erscheinungsbild wurde vermittelt?<br />
Anhand der Notizen (vgl. Beobachtungsbogen S. 22 + 23) werden Sequenzen und konkrete<br />
Beispiele besprochen.<br />
Fragen (oder Schlussfolgerungen), auf <strong>die</strong> man am Schluss eine Antwort erhalten hat:<br />
Visitor/in Das nehme ich mit.<br />
Das lerne ich daraus.<br />
Das werde ich in meiner Arbeit mitverwenden.<br />
Darauf werde ich vermehrt achten.<br />
Berater/in Das ist besonders gelungen.<br />
Das hat es mir gegeben.<br />
Darauf werde ich vermehrt achten.<br />
Das werde ich das nächste Mal besser machen.<br />
Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />
132 AuF Print Nr. 12
Evaluation der Dienstleistung <strong>Distance</strong> counselling bei der<br />
Berufsberatung (Kundenbefragung)<br />
1. Angaben zum / zur Ratsuchenden als Person<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Name: _______________________________________________________<br />
Alter: _______________ Geschlecht: P� Q�<br />
vgl. Handbuch 3.3 / S. 26<br />
Schulabschluss / Ausbildung: ____________________________________<br />
Derzeitig ausgeübter Beruf: ____________________________________<br />
2. Wie sind Sie auf <strong>die</strong> Möglichkeit der telefonischen Beratung gekommen /<br />
gestossen?<br />
� durch Information der Berufsberatung / des Arbeitsamtes<br />
� durch Zeitungen, Werbung, Inserate<br />
� durch Anregung von Bekannten, Verwandten und Freunden<br />
� Sonstige: __________________________________________________<br />
3. Was war der Grund Ihres Anrufes? Ich wollte:<br />
� Informationen / Beratung Berufswahl allgemein<br />
� Informationen / Beratung über Berufe / Lehrberufe<br />
� Informationen / Beratung über Erstausbildung<br />
� Informationen / Beratung über Schulen<br />
� Informationen / Beratung über Stu<strong>die</strong>n<br />
� Informationen / Beratung über freie Ausbildungsplätze<br />
� Informationen / Beratung über Auslandaufenthalte<br />
� Informationen / Beratung über Weiterbildungen<br />
� Sonstige: __________________________________________________<br />
4. Haben Sie Ihr Ziel erreicht? Haben Sie <strong>die</strong> gewünschte Information / Beratung<br />
erhalten? Wie weit sind Sie mit dem telefonischen Beratungsgespräch zufrieden?<br />
� sehr zufrieden, war mir eine grosse Hilfe<br />
� zufrieden, hat mir einiges gebracht, bin einen Schritt weiter<br />
� weniger zufrieden, hat mir wenig Hilfe gebracht<br />
� nicht zufrieden, hat mir nichts gebracht<br />
5. Wir beurteilen Sie <strong>die</strong> Kompetenz des Beraters / der Beraterin<br />
Sachkompetenz Sozialkompetenz<br />
� sehr gut � sehr gut<br />
� gut � gut<br />
� zufrieden stellend � zufrieden stellend<br />
� weniger gut � weniger gut<br />
6. Wie empfanden Sie das Gespräch mit dem Berater / der Beraterin?<br />
� sehr gut, sehr angenehm, sehr kompetent<br />
� gut, freundlich, sachkundig<br />
AuF Print Nr. 12 133
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
� zufriedenstellend<br />
� mangelhaft, hab mich nicht wohl, nicht verstanden gefühlt<br />
� unfreundlich, inkompetent<br />
7. Zur Organisation<br />
Wie hat <strong>die</strong> telefonische Verbindung geklappt, bis Sie zur richtigen Person gelangt<br />
sind?<br />
� musste das Telefon lange klingeln lassen (6 und mehr x) / lange warten<br />
� wurde mehr als 1 x weiter verbunden<br />
8. Wie empfanden Sie <strong>die</strong> Person unserer Dienststelle, mit der Sie zuerst telefonisch<br />
Kontakt hatten (Zentrale, Triage)<br />
� sehr nett und sehr freundlich, hat mich umgehendst kompetent an <strong>die</strong> richtige<br />
Person weiter verbunden<br />
� gut, freundlich, sachkundig<br />
� zufriedenstellend<br />
� mangelhaft, Person war gestresst, nicht besonders freundlich und mangelhaft<br />
sachkundig (falsch weiter geleitet)<br />
9. Wenn Sie weitere offene Fragen zu Ihrer Berufwahl / Laufbahnwahl hätten, würden<br />
Sie wieder <strong>die</strong> Dienstleistung der telefonischen Beratung mit der Person in<br />
Anspruch nehmen, <strong>die</strong> Sie heute beraten hat?<br />
� ja, sehr gerne<br />
� ja, wahrscheinlich<br />
� möglicherweise<br />
� kaum<br />
� nein<br />
10. Wenn Sie wieder einmal unser Kunde / unsere Kundin sein sollten, was würden<br />
Sie bei der nächsten telefonischen Kontaktnahme mit uns noch wünschen (Vorschläge<br />
<strong>für</strong> Verbesserungen)<br />
_______________________________________________________________<br />
_______________________________________________________________<br />
11. Wenn Sie auf einer Skala von 1 bis 10 Ihren Zufriedenheitsgrad mit <strong>die</strong>ser soeben<br />
erfolgten telefonischen Information / Beratung angeben könnten (1 wäre sehr unzufrieden,<br />
10 wäre sehr zufrieden), wo würden Sie <strong>die</strong>sen dann eintragen?<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
12. Diese Kundenbefragung beinhaltet <strong>für</strong> uns eine Lernchance, Ihre Rückmeldungen<br />
sind uns Anstoß, <strong>die</strong> Dienstleistung noch zu optimieren. Wir danken <strong>für</strong> Ihre<br />
spontanen Aussagen, Einen schönen Tag.<br />
Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />
134 AuF Print Nr. 12
DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und<br />
Beobachter/innen<br />
Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Klienten<br />
Hatten Sie das Gefühl, dass Sie:<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />
über das Problem sprechen können G ja G nein<br />
Ihre Gefühle ausdrücken können G ja G nein<br />
Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin angemessen reagiert:<br />
Klang der Stimme G ja G nein<br />
Offene Fragen G ja G nein<br />
Offene Aussagen G ja G nein<br />
Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />
Feedback zu dem Gesagten G ja G nein<br />
Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />
Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />
Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />
Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />
Sie wurden aufgefordert morgen anzurufen G ja G nein<br />
Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin unangemessen reagiert:<br />
Geschlossene Fragen G ja G nein<br />
Geschlossene Aussagen G ja G nein<br />
Warum Fragen? G ja G nein<br />
Verbindlich G ja G nein<br />
Panik G ja G nein<br />
Berater/in hat zuviel gesprochen G ja G nein<br />
Berater/in hat <strong>die</strong> Kontrolle übernommen G ja G nein<br />
Berater/in hat Sie unter Druck gesetzt G ja G nein<br />
Berater/in wurde autoritär G ja G nein<br />
Berater/in war arrogant G ja G nein<br />
Berater/in war voreingenommen G ja G nein<br />
Berater/in vermied <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />
Weitere Anmerkungen:<br />
Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />
AuF Print Nr. 12 135
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />
DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />
Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Berater/in<br />
Hatten Sie das Gefühl, dass Sie dem/der Anrufer/in Folgendes ermöglichten:<br />
Die Geschichte zu erzählen G ja G nein<br />
Seine Gefühle auszudrücken G ja G nein<br />
Meinen Sie, dass Sie angemessen reagierten:<br />
Klang der Stimme G ja G nein<br />
Offene Fragen G ja G nein<br />
Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />
Feedback zu dem von Ihnen Gesagten G ja G nein<br />
Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />
Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />
Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />
Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />
Sie sagten ihm/ihr, dass er/sie später anrufen solle G ja G nein<br />
Meinen Sie, dass Sie unangemessen reagierten:<br />
Geschlossene Fragen G ja G nein<br />
Warum Fragen? G ja G nein<br />
Verbindlich G ja G nein<br />
Panik G ja G nein<br />
Sie haben zuviel gesprochen G ja G nein<br />
Sie versuchten <strong>die</strong> Kontrolle zu übernommen G ja G nein<br />
Sie haben den Klienten unter Druck gesetzt G ja G nein<br />
Sie wurden autoritär G ja G nein<br />
Sie waren arrogant G ja G nein<br />
Sie waren voreingenommen G ja G nein<br />
Sie vermieden <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />
Weitere Anmerkungen:<br />
Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />
136 AuF Print Nr. 12
Qualitätsmanagement (QM)<br />
vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />
DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />
Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Beobachter/in<br />
Meinen Sie, dass der/<strong>die</strong> Klient/in Folgendes tun konnte:<br />
<strong>die</strong> Geschichte erzählen G ja G nein<br />
Seine Gefühle ausdrücken G ja G nein<br />
Meinen Sie, dass der Berater / <strong>die</strong> Beraterin angemessen reagierte:<br />
Klang der Stimme G ja G nein<br />
Offene Fragen G ja G nein<br />
Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />
Feedback zu dem Gesagten G ja G nein<br />
Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />
Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />
Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />
Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />
Man sagte dem Klienten, er solle später anrufen G ja G nein<br />
Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin unangemessen reagiert:<br />
Geschlossene Fragen G ja G nein<br />
Warum Fragen? G ja G nein<br />
Verbindlich G ja G nein<br />
Berater/in hat zuviel gesprochen G ja G nein<br />
Berater/in hat <strong>die</strong> Kontrolle übernommen G ja G nein<br />
Berater/in hat den Klienten unter Druck gesetzt G ja G nein<br />
Berater/in wurde autoritär G ja G nein<br />
Berater/in war arrogant G ja G nein<br />
Berater/in war voreingenommen G ja G nein<br />
Berater/in vermied <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />
Weitere Anmerkungen:<br />
Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />
AuF Print Nr. 12 137
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Telefonberatung<br />
Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten<br />
vgl. Handbuch 3.5 / S. 29f<br />
Sie haben kürzlich bei der Berufsberatung / Laufbahnberatung angerufen und sich in <strong>berufliche</strong>n<br />
Fragen beraten lassen. Sie haben sich auch bereit erklärt, uns eine Rückmeldung über<br />
Ihre Erfahrungen / Empfindungen zu geben.<br />
Wie bemühen uns, unsere Arbeit kompetent, engagiert und den Bedürfnissen unserer Kunden/innen<br />
angepasst durchzuführen. Sie unterstützen uns in unseren Bemühungen, indem<br />
Sie den vorliegenden Fragebogen ausfüllen und mit beiliegendem Antwortcouvert innert 8<br />
Tagen zurücksenden. Bei Fragen zu Themen, <strong>die</strong> in Ihrer Beratung nicht von Bedeutung<br />
waren (z.B. weil Ihr Anliegen / Ihre Fragestellung ganz anders war), lassen Sie <strong>die</strong> entsprechenden<br />
Felder einfach frei. Wollen Sie uns etwas sagen, das über <strong>die</strong> vorliegenden Fragen<br />
hinausgeht, so notieren Sie Ihre Anregungen bitte auf der Rückseite.<br />
Wir bitten Sie um 10 Minuten Zeit !<br />
Das Beantworten des beiliegenden Fragebogens dauert nicht länger als 10 Minuten. Bitte<br />
warten Sie nicht zu lange mit dem Ausfüllen, sondern beantworten Sie <strong>die</strong> Fragen, solange<br />
Ihre Eindrücke von Ihrem Telefongespräch noch frisch sind.<br />
Ihre ganz persönliche Meinung ist gefragt. Überlegen Sie nicht zu lange und kreuzen Sie<br />
möglichst spontan <strong>die</strong> <strong>für</strong> Sie am ehesten zutreffende Antwort an. Es gibt keine richtigen oder<br />
falschen Antworten.<br />
Aus Gründen der besseren Verständlichkeit werden nur entweder <strong>die</strong> weibliche (Beraterin)<br />
oder <strong>die</strong> männliche Form (Berater) verwendet. Es sind jedoch immer beide Ge-schlechter<br />
gemeint. Für Ihre Mithilfe und Ihre wertvolle Unterstützung möchten wir uns bei Ihnen herzlich<br />
bedanken.<br />
Übrigens der/<strong>die</strong> Berater/in hat im Anschluss an das Gespräch mit Ihnen einen Fragebogen<br />
mit ganz ähnlichen Fragen ausgefüllt.<br />
Ziel ist es Ihre Antworten mit denen des Beraters / der Beraterin zu vergleichen und daraus<br />
Erkenntnisse <strong>für</strong> eine Optimierung unserer Telefonberatung zu ziehen. Wir betrachten <strong>die</strong>s<br />
<strong>für</strong> uns als Lernchance. Sie können uns ganz wesentlich dabei helfen.<br />
Die Angaben werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt und nur stellenintern zu<br />
Weiterbildungszwecken verwendet.<br />
Besten Dank!<br />
Ihr BB-Team<br />
138 AuF Print Nr. 12
1. Persönliche Angaben (freiwillig)<br />
Telefonfonberatung<br />
Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
vgl. Handbuch 3.5 / S. 29f<br />
Name: ________________________________________________________<br />
Adresse: ________________________________________________________<br />
Telefonnummer: _________________________________________________<br />
1.1 Alter, Geschlecht<br />
14 - 20 Jahre G 26 - 30 Jahre G 41 - 50 Jahre G Frau G<br />
21 - 25 Jahre G 31 - 40 Jahre G älter als 50 Jahre G MannG<br />
1.2 Muttersprache<br />
Deutsch G Französisch G Italienisch G Englisch G andere G welche? _______<br />
1.3 Abgeschlossen Schule, Ausbildung (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Primarschule G Realschule G Sekundarschule G Gymnasium G<br />
Berufslehre G Dauer: 2 Jahre G 3 Jahre G 4 Jahre G<br />
Handelsschule G Dauer: 1 Jahr G 2 Jahre G 3 Jahre G<br />
andere Fachschule G Dauer: 2 Jahre G 3 Jahre G 4 Jahre G<br />
Fachhochschule G Universitätsstudium G<br />
1.4 Sind Sie oder waren Sie berufstätig? Ja G Nein G<br />
Falls ja: bitte Dauer Ihrer Berufstätigkeit (in Jahren) angeben:<br />
0 - 1 G 1 - 2 G 2 - 5 G 5 - 10 G mehr als 10 Jahre G<br />
1.5 Ihr Beruf oder Ihre Tätigkeit: ___________________________________________<br />
1.6 Wir würden Sie den Ort, in welchem Sie wohnen, bezeichnen? Eher als<br />
Grossstadt G Stadt G Kleinstadt G Dorf G Weiler G<br />
2. Mit welcher Beratungsstelle haben Sie ein Gespräch geführt?<br />
Berufs- und Laufbahnberatung G Akademische Berufs- und Stu<strong>die</strong>nberatung G<br />
BIZ (Berufsinformationszentrum) G Andere Stelle, welche G Name ___________<br />
AuF Print Nr. 12 139
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
2.1 Frühere Kontakte<br />
Hatten Sie wegen Ihrer aktuellen Situation bereits früher<br />
telefonischen Kontakt mit einer <strong>berufliche</strong>n Beratungsstelle? Ja G Nein G<br />
Hatten Sie wegen Ihrer aktuellen Situation schon einmal ein<br />
persönliches Gespräch mit einem/einer <strong>berufliche</strong>n Berater/in? Ja G Nein G<br />
Hatten Sie bereits früher wegen einer anderen Sachlage Kontakt<br />
mit einer <strong>berufliche</strong>n Beratungsstelle? Ja G Nein G<br />
2.2 Welches ist der Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl einer telefonischen Auskunft oder Beratung?<br />
Ich habe das Telefon benutzt, … (auch Mehrfachnennungen)<br />
- weil ich hoffte, so am schnellsten zu den benötigten Informationen<br />
zu kommen. Ja G Nein G<br />
- weil mir der Weg zu einer Beratungs- oder Informationsstelle zu<br />
weit war. Ja G Nein G<br />
- weil ich den unverbindlichen Kontakt am Telefon schätze. Ja G Nein G<br />
- aus gesundheitlichen Gründen. Ja G Nein G<br />
- weil <strong>für</strong> meine Frage oder mein Problem eine persönliche Beratung<br />
übertrieben wäre. Ja G Nein G<br />
- aus anderen Gründen, welche? ___________________________ Ja G Nein G<br />
3. Welches ist Ihre Ausgangslage? (auch Mehrfachnennungen):<br />
Die Schule ist (bald) beendet. Ja G Nein G<br />
Die Ausbildung oder das Studium sind (bald) beendet. Ja G Nein G<br />
Ich bin mit meiner jetzigen Arbeit, meinem Beruf nicht mehr zufrieden. Ja G Nein G<br />
Ich bin zur Zeit in einer Umbruchphase und orientiere mich ganz neu Ja G Nein G<br />
Ich benötige nur Informationen über administrative Belange wie<br />
Öffnungszeiten, Terminabmachungen und ähnliches. Ja G Nein G<br />
Andere Ausgangslage, welche? _____________________________ Ja G Nein G<br />
140 AuF Print Nr. 12
4. Stand im Problemlösungsprozess<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
Bitte schätzen sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />
zutreffen.<br />
Das Problem oder <strong>die</strong> Frage war <strong>für</strong> mich …<br />
ausserordentlich ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />
dringend G dringend G dringend G dringend G dringend G<br />
Ich habe mich vor dem Anruf mit Fragen der Berufswahl, Weiterbildung, Stellensuche<br />
oder meinem <strong>berufliche</strong>n Weiterkommen …<br />
gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />
befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />
Ich habe mich vor dem Anruf mit <strong>berufliche</strong>n Interessen und Fähigkeiten, Stärken und<br />
Schwächen …<br />
gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />
befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />
Ich konnte mich vor dem Anruf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl eines bestimmten Berufes, einer Weiterbildung,<br />
eines Kurses oder <strong>für</strong> eine Arbeitsstelle …<br />
gar nicht kaum teils / teils ziemlich sicher bereits<br />
entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G<br />
5. Einschätzen des Problems<br />
Konnte Ihre Anfrage am Telefon erledigt werden?<br />
keinesfalls G zum kleineren teils, teils G zum grösseren vollständig G<br />
Teil G Teil G<br />
Die Beraterin hat mir geraten, einen persönlichen Termin bei einer<br />
Berufs- und Laufbahn-, Stu<strong>die</strong>n- oder Arbeitsberatung zu vereinbaren. Ja G Nein G<br />
Ich hätte mir eine persönliche Beratung gewünscht. Ja G Nein G<br />
Die Beraterin hat mir geraten, eine andere Beratungsstelle aufzusuchen. Ja G Nein G<br />
Ich werden von mir aus eine andere Beratungsstelle kontaktieren. Ja G Nein G<br />
6. Herausarbeiten und Vervollständigen von Informationen<br />
Die folgenden Themen wurden diskutiert: (auch Mehrfachnennungen)<br />
<strong>die</strong> Wahl<br />
eines Berufes G einer Weiterbildung G<br />
einer Fachschule G eines Nachdiplomstudiums oder -kurses G<br />
einer Maturitätsschule G einer Aus- oder Weiterbildung im Ausland G<br />
eines Studiums (Uni, FH) G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> Ausbildungen und Weiterbildungen<br />
Schulische Voraussetzungen G Dauer der Aus- und Weiterbildung G<br />
Persönliche Voraussetzungen G Ort der Aus- und Weiterbildung G<br />
Kosten der Aus- und Weiterbildung G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
AuF Print Nr. 12 141
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Befriedigung in der gewählten Alternative<br />
Erwartetes Einkommen G Karriere und <strong>berufliche</strong>s Weiterkommen G<br />
Erwartete persönliche Befriedigung G Ansehen der diskutierten <strong>berufliche</strong>n<br />
Wege G<br />
keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Probleme<br />
Es wurden keine Probleme diskutiert G Persönliche Probleme G<br />
Probleme im Zusammenhang mit Andere Probleme G<br />
Ausbildung, Beruf und Arbeit G<br />
Die Abgabe von Informationen erfolgte durch<br />
<strong>die</strong> telefonische Beratung G Angabe von Internet-Adressen G<br />
Zusenden von Informationsmaterial G Empfehlen von Informations- oder Doku-<br />
Angabe von Adressen G mentationsstellen (BIZ-Besuch) G<br />
Ich habe keine Informationen erhaltenG<br />
7. Bewerten von Handlungsweisen (Beratungsprozess)<br />
Bitte schätzen Sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />
zutreffen.<br />
Diese Aussage<br />
trifft<br />
-2<br />
gar nicht zu<br />
-1<br />
kaum zu<br />
0<br />
teilweise zu<br />
+1<br />
ziemlich zu<br />
+2<br />
voll und ganz zu<br />
Dank den Fragen und Anregungen des Beraters weiss ich jetzt besser, was mir bei meiner<br />
zukünftigen Arbeit wichtig ist.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Durch <strong>die</strong>ses Telefongespräch habe ich etwas über mich gelernt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Eine Klärung meiner <strong>berufliche</strong>n Interessen, meiner <strong>berufliche</strong>n Ziele und Vorlieben ist<br />
ausgeblieben.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
8. Entschlussphase und Realisierung<br />
Dank dem Telefongespräch kann ich <strong>die</strong> Konsequenzen, welche <strong>die</strong> Aus- und Weiterbildung(en)<br />
<strong>für</strong> mich haben werden, besser abschätzen.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Das Gespräch hat meine Entscheidung nicht gefördert.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Dank dem Gespräch weiss ich jetzt, wie ich meine nächsten Schritte auf meinem <strong>berufliche</strong>n<br />
Weg angehen kann.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
142 AuF Print Nr. 12
Das Gespräch mit dem Berater hat mich<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
sehr ermutigt eher ermutigt teils ermutigt, ziemlich entmutigt sehr entmutigt<br />
G G teils entmutigt G G<br />
G<br />
Wie realistisch ist es, dass Sie <strong>die</strong> vom Berater erhaltenen Ratschläge oder Hinweise in<br />
<strong>die</strong> Tat umsetzen?<br />
gar nicht kaum teils realistisch, ziemlich sehr<br />
realistisch G realistisch G teils unrealistisch G realistisch G realistisch G<br />
9. Evaluation<br />
Das Gespräch mit dem Telefonberater hat mich weitergebracht.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hat erkannt, was ich benötige.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater nahm sich zu wenig Zeit <strong>für</strong> mich.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Diesen Berater schätze ich wie folgt ein: Als<br />
sehr unkompetent eher unkompetent teils kompetent, eher kompetent sehr kompetent<br />
G G teils unkompe- G G<br />
tent G<br />
Ich bin mit der Art, wie ich beraten wurde:<br />
sehr zufrieden G eher zufrieden G teils zufrieden, eher unzu- sehr unzufrie-<br />
teils unzufrieden G frieden G den G<br />
Die Menge an Informationen, <strong>die</strong> ich erhalten habe, war<br />
eindeutig eher zu gerade richtig eher zu eindeutig zu<br />
zu klein G klein G G gross G gross G<br />
Der Berater hatte mit mir ein Ziel <strong>für</strong> das Gespräch vereinbart: Ja G Nein G<br />
Haben Sie Bemerkungen oder Anregungen?<br />
_______________________________________________________________________<br />
_______________________________________________________________________<br />
10. Kommunikation<br />
Auf Grund der unterschiedlichen Sprachen gab es Verständigungsprobleme.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich musste am Telefon lange warten, bis sich der Berater gemeldet hat.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater begrüsste mich freundlich.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
AuF Print Nr. 12 143
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
Ich habe den Namen des Beraters verstanden.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
In <strong>die</strong>sem Gespräch hatte ich Mühe, genau das zu sagen, was ich meinte.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Tonfall des Beraters war angenehm.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Die Stimme des Beraters war mir sympathisch.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich hatte genügend Zeit zum Sprechen.<br />
11. Emotionen<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Wenn Sie an Ihr Problem oder Ihre Anfrage im Telefongespräch denken, welche Gefühle<br />
hatten Sie? Bitte Zutreffendes ankreuzen, <strong>die</strong> Zahlen bedeuten:<br />
Ich war:<br />
-2<br />
gar nicht<br />
-1<br />
kaum<br />
0<br />
teilweise<br />
+1<br />
ziemlich<br />
+2<br />
ausserordentlich<br />
zuversichtlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
ängstlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
sachlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
neugierig gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
von der Situation überfordert gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
gestresst gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
Hatten Sie Gelegenheit mit dem Berater über Ihre Gefühle zu<br />
sprechen? Ja G NeinG<br />
12. Beratung<br />
Ich wollte nur Informationen, eine Beratung war nicht notwendig.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hat Präzisierungen verlangt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater wollte meine Situation nicht so genau wissen.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hat mir kaum Fragen gestellt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
144 AuF Print Nr. 12
Der Berater hat Vorschläge <strong>für</strong> das weitere Vorgehen gemacht.<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hörte schlecht zu.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hat mich <strong>für</strong> bereits von mir eingeleitete Handlungen gelobt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater hatte wenig Verständnis.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Der Berater wurde ungeduldig.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
13. Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Telefonberater?<br />
Die Beziehung zum Berater war<br />
sehr distanziert eher distanziert teils distanziert, emotional emotional<br />
G G teils nah G eher nah G sehr nah G<br />
Ich empfand das Telefongespräch als<br />
sehr angenehm eher angenehm teils angenehm, eher unan- sehr unange-<br />
G G teils unangenehm G genehm G nehm G<br />
Für mich war <strong>die</strong>ser Berater<br />
gar nicht ein- kaum einfühl- mittelmässig ziemlich ein- sehr einfühl-<br />
fühlsam G sam G einfühlsam G fühlsam G sam G<br />
Ich fühlte mich als Person<br />
sehr respektiert ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />
G respektiert G respektiert G respektiert G respektiert G<br />
14. Möchten Sie zur Beratung am Telefon oder zu <strong>die</strong>sem Fragebogen noch etwas<br />
bemerken?<br />
Bemerkungen und Anregungen bitte auf Rückseite notieren.<br />
Besten Dank <strong>für</strong> Ihre Mithilfe !<br />
Vorlage: Diplomarbeit NABB5 von Charlotte Metzler-Burren, Schweiz<br />
AuF Print Nr. 12 145
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
vgl. Handbuch 3.5 / 29f<br />
Telefonberatung<br />
Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Berater/innen oder Beobachter/innen<br />
Aus Gründen der Parallelität zum Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten beginnt der Evaluationsfragebogen<br />
<strong>für</strong> Berater/innen und Beobachter/innen bereits mit Punkt 3.<br />
Berater/in G Beobachter/in G<br />
3. Ausgangslage (Mehrfachnennungen möglich)<br />
Haben Sie erfahren, in welcher Situation Ihr Klient ist? Ja G Nein G<br />
Die Schule ist (bald) beendet. Ja G Nein G<br />
Die Ausbildung oder das Studium sind (bald) beendet. Ja G Nein G<br />
Der Klient ist mit seiner Arbeit, seinem Beruf nicht mehr zufrieden. Ja G Nein G<br />
Wegen einer Umbruchphase orientiert sich der Klient ganz neu. Ja G Nein G<br />
Der Klient benötigte nur Informationen über administrative Belange wie<br />
Öffnungszeiten, Terminabmachungen und Ähnliches. Ja G Nein G<br />
Andere Ausgangslage, welche? Ja G Nein G<br />
__________________________________________________________<br />
4. Stand im Problemlösungsprozess (bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
Das Problem oder <strong>die</strong> Frage war <strong>für</strong> den Klienten<br />
ausserordentlich ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />
dringend G dringend G dringend G dringend G dringend G<br />
Der Klient hat sich vor dem Anruf mit Fragen der Berufswahl, Weiterbildung, Stellensuche<br />
oder seinem <strong>berufliche</strong>n Weiterkommen<br />
gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />
befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />
Der Klient hat sich vor dem Anruf mit <strong>berufliche</strong>n Interessen und Fähigkeiten, Stärken<br />
und Schwächen<br />
gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />
befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />
Der Klient hat sich vor dem Anruf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl eines bestimmten Berufes, einer Weiterbildung,<br />
eines Kurses oder <strong>für</strong> eine Arbeitsstelle<br />
gar nicht kaum teils / teils ziemlich sicher bereits<br />
entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G<br />
146 AuF Print Nr. 12
5. Einschätzen des Problems<br />
Konnte <strong>die</strong> Anfrage am Telefon erledigt werden?<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
keinesfalls G zum kleineren teils, teils G zum grösseren vollständig G<br />
Teil G Teil G<br />
Ich habe dem Klienten geraten, einen persönlichen Termin bei einer<br />
Berufs- und Laufbahn-, Stu<strong>die</strong>n- oder Arbeitsberatung zu vereinbaren. Ja G Nein G<br />
Der Klient hat eine persönliche Beratung gewünscht. Ja G Nein G<br />
Ich habe dem Klienten geraten, eine andere Beratungsstelle aufzusuchen Ja G Nein G<br />
6. Herausarbeiten und Vervollständigen von Informationen<br />
Die folgenden Themen wurden erarbeitet und diskutiert (Mehrfachantworten sind möglich):<br />
Die Wahl<br />
eines Berufes G einer Weiterbildung G<br />
einer Fachschule G eines Nachdiplomstudiums oder -kurses G<br />
einer Maturitätsschule G einer Aus- oder Weiterbildung im Ausland G<br />
eines Studiums (Uni, FH) G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> Ausbildungen und Weiterbildungen<br />
Schulische Voraussetzungen G Dauer der Aus- und Weiterbildung G<br />
Persönliche Voraussetzungen G Ort der Aus- und Weiterbildung G<br />
Kosten der Aus- und Weiterbildung G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Befriedigung in der gewählten <strong>berufliche</strong>n Alternative<br />
Erwartetes Einkommen G Karriere und <strong>berufliche</strong>s Weiterkommen G<br />
Erwartete persönliche Befriedigung G Ansehen der diskutierten <strong>berufliche</strong>n<br />
Wege G<br />
keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Probleme der Klientin<br />
Es wurden keine Probleme diskutiert G Persönliche Probleme G<br />
Probleme im Zusammenhang mit Andere Probleme G<br />
Ausbildung, Beruf und Arbeit G<br />
Die Abgabe von Informationen erfolgte durch<br />
<strong>die</strong> telefonische Beratung G Angabe von Internet-Adressen G<br />
Zusenden von Informationsmaterial G Empfehlen von Informations- oder Doku-<br />
Angabe von Adressen G mentationsstellen (BIZ-Besuch) G<br />
Ich habe keine Informationen erhalten G<br />
7. Bewerten von Handlungsweisen<br />
In <strong>die</strong>sem Gespräch wurde über <strong>die</strong> folgenden Themen diskutiert (Mehrfachantworten)<br />
Interessen G Eignung, Fähigkeiten G<br />
Vorlieben G Wunscharbeitsgebiet der Klientin G<br />
Bedürfnisse G über keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />
Motivation G<br />
AuF Print Nr. 12 147
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
8. Entschlussphase und Realisierung<br />
Bitte schätzen Sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />
zutreffen und kreuzen Sie das entsprechende Häuschen an. Die Zahlen bedeuten:<br />
Diese Aussage<br />
trifft<br />
-2<br />
gar nicht zu<br />
-1<br />
kaum zu<br />
0<br />
teilweise zu<br />
+1<br />
ziemlich zu<br />
+2<br />
voll und ganz zu<br />
Dank dem Telefongespräch kann <strong>die</strong> Klientin <strong>die</strong> Konsequenzen, welche <strong>die</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung <strong>für</strong> sie haben wird, besser einschätzen.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Dieses Gespräch hat <strong>die</strong> Entscheidung der Klientin nicht gefördert.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Die Klientin sollte jetzt wissen, welches ihre nächsten Schritte auf ihrem <strong>berufliche</strong>n Weg<br />
sind.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Es war nicht notwendig, <strong>die</strong>ser Klientin Mut zuzusprechen.<br />
9. Evaluation<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Bei <strong>die</strong>sem Klienten bin ich unsicher, ob ihn <strong>die</strong>ses Gespräch in seiner Situation weiter<br />
gebracht hat.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Für mich war klar, was <strong>die</strong>ser Klient benötigt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich hatte zu wenig Zeit <strong>für</strong> das Anliegen <strong>die</strong>ses Klienten.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Bei der Beratung <strong>die</strong>ses Klienten fühlte ich mich<br />
sehr unkompetent eher unkompetent teils kompetent, eher kompetent sehr kompetent<br />
G G teils unkompe- G G<br />
tent G<br />
Ich bin mit der Art, wie ich <strong>die</strong>se telefonische Beratung durchgeführt habe.<br />
sehr zufrieden G eher zufrieden G teils zufrieden, eher unzu- sehr unzufrie<br />
teils unzufrieden G frieden G den G<br />
Ich denke, <strong>die</strong> Menge an Informationen, <strong>die</strong> der Klient erhalten hat, war <strong>für</strong> ihn<br />
eindeutig eher zu gerade richtig eher zu eindeutig zu<br />
zu klein G klein G G gross G gross G<br />
Ich habe mit <strong>die</strong>sem Klienten ein Ziel <strong>für</strong> das Gespräch vereinbart. Ja G Nein G<br />
148 AuF Print Nr. 12
Haben Sie Bemerkungen oder Anregungen?<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
_______________________________________________________________________<br />
_______________________________________________________________________<br />
10. Kommunikation<br />
Auf Grund unterschiedlicher Sprachen gab es Verständigungsprobleme.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich denke, dass ich klar und deutlich gesprochen habe.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Dieser Klient hat sein Anliegen klar und gut verständlich vorgebracht.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich denke, <strong>die</strong>ser Klient hat meinen Namen verstanden.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Die Stimme des Klienten war mir sympathisch.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Dieser Klient hat mir schlecht zugehört.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Allein durch <strong>die</strong> Art, wie der Klient gesprochen hat, konnte ich erkennen, wie ihm zumute<br />
war.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Dieser Klient<br />
war sehr hat eher wenig hat gerade richtig hat eher viel hatte sehr grossen<br />
wortkarg G gesprochen G gesprochen G gesprochen G Redefluss G<br />
11. Emotionen<br />
Welche Gefühle haben Sie bei <strong>die</strong>ser Klientin feststellen können? (Mehrfachnennungen)<br />
Diese Klientin erschien mir<br />
-2<br />
gar nicht<br />
-1<br />
kaum<br />
0<br />
teilweise<br />
+1<br />
ziemlich<br />
+2<br />
ausserordentlich<br />
zuversichtlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
ängstlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
sachlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
neugierig gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
von der Situation überfordert gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
gestresst gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />
Gab es Gelegenheit, mit der Klientin über ihre Gefühle zu sprechen? Ja G Nein G<br />
AuF Print Nr. 12 149
Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />
12. Beratung: Wie sind Sie bei Ihrer letzten Klientin vorgegangen?<br />
Bitte schätzen sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />
zutreffen.<br />
Die Klientin wollte nur Informationen, eine Beratung war nicht notwendig.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich habe bei <strong>die</strong>ser Klientin Präzisierungen verlangt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich habe <strong>die</strong> Klientin zum Sprechen ermuntert.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich musste in <strong>die</strong>sem Gespräch kaum Fragen stellen.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich habe bei <strong>die</strong>ser Klientin keine Vorschläge <strong>für</strong> das weitere Vorgehen gemacht.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich habe <strong>die</strong> Klientin <strong>für</strong> bereits eingeleitete Handlungen gelobt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Ich fühlte, dass ich bei <strong>die</strong>sem Gespräch ungeduldig wurde.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
13. Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Beziehung zu <strong>die</strong>sem Klienten?<br />
Die Beziehung zu <strong>die</strong>sem Klienten war emotional (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />
sehr distanziert eher distanziert teils distanziert, emotional emotional<br />
G G teils nah G eher nah G sehr nah G<br />
Ich empfand <strong>die</strong>sen Klienten als<br />
sehr angenehm eher angenehm teils angenehm, eher unan- sehr unange-<br />
G G teils unangenehm G genehm G nehm G<br />
Ich denke, ich war in <strong>die</strong>sem Gespräch<br />
gar nicht ein- kaum einfühl- mittelmässig ziemlich ein- sehr einfühl-<br />
fühlsam G sam G einfühlsam G fühlsam G sam G<br />
Ich habe den Klienten<br />
sehr respektiert ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />
G respektiert G respektiert G respektiert G respektiert G<br />
14. Wie ist es Ihnen bei <strong>die</strong>sem Telefongespräch ergangen?<br />
Bitte geben Sie an, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen zutreffen.<br />
Es war schwierig, herauszufinden, was <strong>die</strong>ser Klient benötigt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Manchmal wusste ich nicht, wie ich auf <strong>die</strong> Aussagen des Klienten reagieren sollte.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
150 AuF Print Nr. 12
Auf Grund <strong>die</strong>ses Telefongesprächs fühle ich mich jetzt gestresst.<br />
Qualitätsmanagement (QM)<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Bei <strong>die</strong>sem Klienten fühlte ich mich gelangweilt.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Es war mir jederzeit klar, was der Klient von mir gewünscht hat.<br />
trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />
Während dem Gespräch fühlte ich mich<br />
sehr angespannt eher ange- mittelmässig eher sehr<br />
G spannt G angespannt G entspannt G entspannt G<br />
Bei <strong>die</strong>sem Klienten war ich<br />
konzentriert eher kon- mittelmässig eher unkon- unkonzentriert<br />
G zentriert G konzentriert G zentriert G G<br />
Bei <strong>die</strong>sem Klienten habe ich be<strong>für</strong>chtet, falsch zu reagieren<br />
nie G selten G gelegentlich G oft G immer G<br />
15. Möchten Sie noch Bemerkungen zu Ihrem Arbeitsgebiet oder zu <strong>die</strong>ser Untersuchung<br />
anbringen?<br />
Bitte auf der Rückseite notieren.<br />
Besten Dank <strong>für</strong> Ihre Mithilfe!<br />
Vorlage: Diplomarbeit NABB5 von Charlotte Metzler-Burren, CH<br />
AuF Print Nr. 12 151
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
2.4 Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von Di-<br />
stance <strong>Counselling</strong><br />
1. Einleitung<br />
Die informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) ist ein eklektischer Ansatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung.<br />
Die ISM steht den präskriptiv-normativen Vorstellungen rationaler Entscheidungs-<br />
und Problemlösungsmodelle kritisch gegenüber. Sie beschreibt also nicht, wie man beruflich<br />
Probleme lösen soll, sondern orientiert sich an dem tatsächlichen Entscheidungsverhalten<br />
der Klienten. Als Grundlage der ISM <strong>die</strong>nen daher deskriptive Ansätze, welche <strong>die</strong><br />
individuelle Entscheidungslogik (Heuristik), begrenzte Informationsaufnahme und -<br />
verarbeitungsmöglichkeiten, Ergebnisoffenheit (eingeschränkte oder fehlende Lösungsgarantie)<br />
sowie Emotionen und Konflikte beim Entscheidungsprozess stärker berücksichtigen.<br />
Daher wird bei der ISM der Beratungsprozess verstanden als Simulation gedachter<br />
kognitiv-affektiver Informationsverarbeitungsvorgänge beim Klienten, im Rahmen eines<br />
auf das Beratungsziel ausgerichteten Lernprozesses.<br />
Voraussetzung ist <strong>die</strong> Fähigkeit des Beraters zur Einschätzung des Klienten in Bezug auf<br />
seine Betroffenheit durch ein <strong>berufliche</strong>s Problem, sein bisheriges Vorgehen (persönliche<br />
Heuristik), den Stand im Problemlösungsprozess sowie <strong>die</strong> entsprechenden Defizite in Bezug<br />
auf <strong>die</strong> faktischen, wertenden (valuativen) und präskriptiven Prämissen (im Sinne individuell<br />
verbindlicher Entscheidungsregeln).<br />
Die in der ISM enthaltenen Modellvorstellungen über den individuellen Entscheidungs- und<br />
Problemlösungsprozess, seine Phasen und Stufen der Informationsverarbeitung sowie <strong>die</strong><br />
begleitenden Emotionen haben <strong>für</strong> den Berater hypothesengenerierenden und diagnostischen<br />
Charakter. Das heißt, es werden Vorstellungen bereitgestellt, <strong>die</strong> es dem Berater ermöglichen,<br />
<strong>die</strong> gestellte Beratungsaufgabe möglichst rasch zu strukturieren, um so mit seinem<br />
Expertenwissen dem Klienten gezielt helfen zu können.<br />
2. Modell zur Einschätzung des Entscheidungsverlaufs<br />
Idealtypisch lässt sich der individuelle Entscheidungs- und Problemlösungsprozess in drei<br />
Phasen mit jeweils spezifischem Informations- und Hilfsbedarf einteilen (Folie 2):<br />
1. Phase: Suchverhalten nach Informationen vor der Entscheidung<br />
1. Stufe: Steht ein Klient erst am Anfang einer Problemlösung, so benötigt er<br />
Informationen zur Definition seiner aktuellen Situation und Motivierung zu einem<br />
möglichst eigenaktiven Vorgehen.<br />
2. Stufe: Befindet sich ein Klient bereits im Stadium der Suche nach Alternativen,<br />
so muss sich <strong>die</strong> beraterische Hilfe auf <strong>die</strong> Zielgenauigkeit des Suchvorganges<br />
konzentrieren. Dazu bedarf es der Kenntnis von problembezogenen Informationshinweisen,<br />
<strong>die</strong> zur „Vitalisierung“ der Nachfrage und der Inanspruchnahme<br />
von Datenquellen <strong>die</strong>nen.<br />
3. Stufe: Für <strong>die</strong> Bewertung von alternativen Handlungswegen benötigt der<br />
Klient Kriterien, <strong>die</strong> sich auf Interessen, Eignung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
oder auf <strong>die</strong> Meinung des sozialen Bezugssystems beziehen.<br />
152 AuF Print Nr. 12
Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
2. Phase: Entschluss mit persönlicher Verpflichtung (commitment) auf eine Handlungsalternative<br />
Hier benötigt der Klient informatorische Hilfen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Entscheidungsrisiken,<br />
Auswahlkonflikte, Realisierungsmöglichkeiten und <strong>die</strong> zu erwartenden Entschlussfolgen<br />
eingehen.<br />
In <strong>die</strong>ser Phase kann es vor allem bei subjektiv bedeutsamen Entscheidungen<br />
zu individuellen Konflikten kommen, <strong>die</strong> in extremen Fällen zur Entschlusslosigkeit<br />
führen. Je stärker das Hin- und Hergerissensein zwischen Alternativen mit<br />
ähnlicher Wertigkeit empfunden wird, umso weniger Sicherheit besitzt der Einzelne<br />
gegenüber der Richtigkeit eines möglichen Entschlusses. Das Bestreben,<br />
eine Festlegung in einem wichtigen Entscheidungsprozess hinaus zu schieben,<br />
wird als Reaktanz bezeichnet.<br />
3. Phase: Realisierung und Bewältigung der Entschlussfolgen (Reduzierung der<br />
kognitiven Dissonanz)<br />
Die dritte Phase des Entscheidungsprozesses bringt das Zusammentreffen von<br />
erwarteten und eingetretenen Entschlussfolgen. Meist treten hier mehr oder<br />
weniger große Diskrepanzen auf, <strong>die</strong> - besonders wenn sie als negativ empfunden<br />
werden - Gefühle des Bedauerns und des Zweifels (regret after a decision)<br />
auslösen.<br />
Zu ihrer qualifizierten Bewältigung bedarf es professioneller beschreibender und<br />
interpretierender Informationen und Hilfen in Bezug auf <strong>die</strong> neue Situation. Und<br />
besonders wirksam erweisen sich nachgehende Betreuung und aufsuchende<br />
Beratungsangebote (follow up) durch <strong>die</strong> Berufsberatung.<br />
3. Beschreibung der entscheidungsrelevanten Informationsarten<br />
Wie oben beschrieben, sind <strong>die</strong> Entscheidungsphasen jeweils charakterisiert durch spezifische<br />
Zielsetzungen, Emotionen und <strong>die</strong> Kombination folgender drei Arten von Informationen<br />
(Folie 3):<br />
Faktenwissen umfasst Angaben über mögliche Handlungsalternativen, deren Folgen („Befriedigungsangebote“)<br />
und deren Realisierungswege und -chancen. Dazu benötigt der Berater<br />
in der Praxis umfassende bildungs- und berufskundliche Datenquellen mit problemorientierter<br />
Strukturierung.<br />
Berufliches Wertungswissen umfasst Entscheidungskriterien, <strong>die</strong> der Klient aus Vorstellungen<br />
über sich selbst (Selbstkonzept) und vor allem aus der diagnostischen Phase in der<br />
Beratung generiert. Es handelt sich um Informationen über Interessen, Motivation, Fähigkeiten,<br />
Chancen auf dem Arbeitsmarkt etc.<br />
Für <strong>die</strong> Qualität beraterischer Hilfe ist weniger <strong>die</strong> Menge bewertender Informationen ausschlaggebend<br />
als vielmehr <strong>die</strong> Angemessenheit der vom Klienten letztlich getroffenen Auswahl<br />
(seine Entscheidungsprämissen). Dies ist eine deutliche Warnung vor einer zu differenzierten<br />
Diagnostik, <strong>die</strong> in der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) ohnehin an enge Grenzen<br />
stößt.<br />
Persönlich verbindliche Problemlösungsstrategien (präskriptive Prämissen) weisen<br />
dem Individuum den Weg, in welcher Weise Faktenwissen mit Wertungswissen zur Lösung<br />
eines konkreten Problems zu kombinieren sind. Vor allem bestimmen <strong>die</strong> präskriptiven Prämissen<br />
das berufskundliche Informationsverhalten, das Informationsniveau, das Entscheidungskalkül<br />
(eher rational, eher inkrementell im Sinne schrittweiser Verbesserung, eher zufällig,<br />
eher routine-orientiert), <strong>die</strong> Selbstständigkeit in der Entscheidungsfindung („personal<br />
control“) und <strong>die</strong> Reaktion auf Entscheidungshindernisse (Frustrationstoleranz).<br />
AuF Print Nr. 12 153
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
Untersuchungen zeigen, dass <strong>die</strong> präskriptiven Prämissen innerhalb der drei Informationsarten<br />
offenbar eine besondere Rolle bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungen und beraterischen Hilfen<br />
spielen. Als Hilfe zur Einschätzung individueller Problemlösungsstrategien <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> folgende<br />
Schemata:<br />
Folien 4 bis 6 fassen das Konflikt-Entscheidungsmodell nach Janis & Mann (1977) zusammen.<br />
Es charakterisiert <strong>die</strong> vom Entscheidungsverhalten abhängigen Informationsverhaltensweisen<br />
bei so genannten „heißen Entscheidungen“, d. h. Situationen, in denen ein Individuum<br />
existentielle Probleme lösen muss und Konflikte dadurch empfindet, dass es sich der<br />
Nachteile im Falle falscher Wahlen bewusst wird.<br />
Folien 7 bis 10 geben Modellvorstellungen von Johnson (1978) wieder. Er unterscheidet vier<br />
Grundstile des individuellen Entscheidungsverhaltens, indem er <strong>die</strong> Art der Sammlung von<br />
Informationen (auf der Senkrechten mit den Polen „spontan/unsystematisch“ und „systematisch“<br />
charakterisiert) mit der Art und Weise der Analyse (auf der Waagerechten mit den Polen<br />
„external“ und „internal“ charakterisiert) kombiniert.<br />
4. Modellvorstellungen zum beraterischen Informationsmanagement bei Problemlösungsprozessen<br />
Grundvoraussetzungen <strong>für</strong> ein wirksames Informationsmanagement bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungshilfen<br />
ist <strong>die</strong> Bestimmung, in welchem Umfang der Einzelne Informationen auf<br />
den genannten drei Dimensionen (Fakten, Wertungen, Präskripitionen) benötigt, um eine<br />
angemessene Entscheidung treffen zu können.<br />
Die ISM geht ab von den normativen Vorstellungen einer Hinführung zur rationalen Entscheidung,<br />
weil <strong>die</strong> damit verbundenen Anforderungen hinsichtlich der Kenntnis der vorhandenen<br />
Alternativen und der zu ihrer Einschätzungen notwendigen Kriterien, <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle<br />
Informationsaufnahme- und Verarbeitungskapazität unrealistisch sind („information overload“).<br />
Ausgegangen wird stattdessen von heuristischem Entscheidungsverhalten, das durch eher<br />
tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien und durch Ausnützung „günstiger Gelegenheiten“,<br />
eine schrittweise Verbesserung der Problemlösung (Inkrementalismus) erreichen<br />
will, damit <strong>die</strong> intellektuellen Verarbeitungsmöglichkeiten nicht überschritten werden.<br />
Aus der Sicht heuristischer Modelle, wie der ISM, kann eine Problemlösung auch dann als<br />
„rational“ beschrieben werden, wenn ein bewusst abwägender Prozess, selbst unter Vereinfachung<br />
des Entscheidungsproblems, stattfindet. Dies bezieht Emotionen und Konflikte ausdrücklich<br />
mit ein (Folie 11 und Folie 12).<br />
5. Beraterische Umsetzung der ISM<br />
Organisiert man den Beratungsprozess gemäß idealtypischer Phasen und Stufen des individuellen<br />
Entscheidungsprozesses, so stellt sich <strong>die</strong> Frage, welche Fertigkeiten den jeweiligen<br />
Stufen besonders angemessen sind.<br />
Folien 13 bis 15 zeigen <strong>die</strong> Zuordnung der in der Fachliteratur eingehend beschriebenen<br />
Beratungsfertigkeiten zu den Stufen im Entscheidungsprozess.<br />
Für <strong>die</strong> inhaltsanalytische Bestimmung des Standes im Problemlösungsprozess, <strong>die</strong> Informationsdefizite<br />
bzw. -bedürfnisse und <strong>die</strong> begleitenden Emotionen des Klienten, empfehlen wir<br />
<strong>für</strong> <strong>berufliche</strong> Beratungsgespräche, besonders wenn sie stark zeitbegrenzt und nur auf <strong>die</strong><br />
verbale Ebene angewiesen sind (was bei der Telefonberatung in der Regel der Fall ist), folgendes<br />
Hilfsmittel.<br />
154 AuF Print Nr. 12
Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Schema zur Einordnung der Sprachäußerungen des Klienten während des Beratungsgesprächs<br />
(Folie 16)<br />
Aussagen zu Fakten<br />
und Alternativen<br />
Aussagen zu Wertungen,<br />
Kriterien,<br />
Vorlieben, Ablehnungen<br />
Aussagen zu Problemlösungsverhalten,<br />
konkreten Vorgehensweisen<br />
Aussagen zu Emotionen,<br />
Konflikten,<br />
Problemdruck, Ängsten,<br />
Erwartungen<br />
Die Eintragungen sollten in den Zusammenfassungen mit Linien verbunden werden, so dass<br />
der innere Zusammenhang aber auch „Gedankeninseln“ sichtbar werden. Dies lässt sich<br />
auch als „kognitiv-affektive Struktur“ des Problems des Klienten deuten und macht den Stand<br />
im Entscheidungsprozeß einschätzbar. In dem Schema können auch <strong>die</strong> Äußerungen des<br />
Beraters gekennzeichnet werden, damit richtungsgebende Impulse deutlich zu trennen sind<br />
von den Denklinien des Ratsuchenden.<br />
Die ISM zählt zu den „kognitiv-behavioristischen Beratungsansätzen“ und legt besonderen<br />
Wert auf <strong>die</strong> Lösung von Problemen durch Lernprozesse. Die Aufgabe des Beraters<br />
besteht also darin, dem Klienten zu einer angemessenen Lernerfahrung zu verhelfen.<br />
Wie eine Reihe anderer Modelle, so integriert auch <strong>die</strong> ISM qualitative Merkmale der Person<br />
des Beraters aus dem klientenzentrierten Ansatz, wie er hauptsächlich von Carl Rogers<br />
formuliert wurde. Dazu zählen Empathie, Wertschätzung, Kongruenz und Echtheit im<br />
Verhalten.<br />
Für <strong>die</strong> sehr spezifischen Bedingungen der Telefonberatung (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) wurde<br />
<strong>die</strong> ISM als <strong>die</strong> Methode der Wahl erachtet. Die verschiedenen Beratungsmodelle lassen<br />
sich grundsätzlich ordnen nach dem Ausmaß der Vermittlung von Lösungshinweisen (mit<br />
den Polen „Fachberatung“ und „Prozessberatung“) und dem Schwerpunkt in der Beratung<br />
(mit den Polen „Ausrichtung auf emotionale Aspekte“ und „Ausrichtung auf kognitive<br />
Aspekte)“. Folie 17 macht deutlich, dass etwa person-zentrierte Beratungsansätze vor allem<br />
durch Prozesshilfen mit Schwerpunkt auf emotionalen Aspekten zu charakterisieren sind<br />
(Quadrant I). Bei der ISM liegen <strong>die</strong> Schwerpunkte auf der Fachberatung (mit Einbringung<br />
von Lösungswissen durch den Berater) sowie kognitiven Aspekten und Lernprozessen<br />
(Quadrant III).<br />
Der seit den 1940er Jahren ausgetragene weitgehend unfruchtbare Streit zwischen „direktiven“<br />
und „non-direktiven“ Beratungsmethoden sowie bis heute immer wieder zu beobachtende,<br />
beinahe weltanschaulich begründete Versuche, sog. „non-direktive“ Verfahren auch<br />
bei Problemstellungen anzuwenden, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s nicht rechtfertigen, bieten einen fruchtbaren<br />
Boden <strong>für</strong> Satire:<br />
Ein Geschäftsreisender mit einem schweren Koffer sucht unter Zeitdruck in einer ihm fremden<br />
Stadt den Bahnhof. Er hat <strong>die</strong> Orientierung verloren und gerät durch Zufall an einen<br />
klientzentrierten Berater.<br />
Reisender: „Bitte sagen Sie mir, wie ich auf dem schnellsten Wege zum Bahnhof komme,<br />
mein Zug fährt in 10 Minuten, ich habe mich vom Hotel aus offenbar verlaufen.“<br />
Berater: „Wenn ich Sie richtig verstanden haben, kommen Sie gerade aus Ihrem Hotel,<br />
müssen unbedingt Ihren Zug in 10 Minuten erreichen, haben <strong>die</strong> Orientierung<br />
AuF Print Nr. 12 155
Ertelt, Bernd-Joachim<br />
verloren und Umwege gemacht, so dass Sie jetzt unter Zeitdruck stehen und<br />
sehr aufgeregt sind.“<br />
Reisender: „Genau, und wo ist jetzt der kürzeste Weg zum Bahnhof zu Fuß, oder soll ich<br />
ein Taxi nehmen?“<br />
Berater: „Ich kann Ihre Situation gut verstehen, und auch, dass Sie von mir <strong>die</strong> Lösung<br />
Ihres Problems erwarten; darf ich Sie fragen, was Sie bisher unternommen<br />
haben, um noch rechtzeitig den Zug zu erreichen?“<br />
Reisender: „…?!“<br />
156 AuF Print Nr. 12
3 Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 1<br />
M. Oehri: Berufsberatung Oehri, Grüss Gott<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Anruferin: Grüss Gott hier ist Frau Sowieso, ich habe eine Frage, ich bin auf der Suche<br />
nach einer neuen Stelle evtl. als Telefonistin. Ich kann nämlich meine frühere<br />
Arbeit als Servicefachangestellte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr<br />
machen. Ich bin stark übergewichtig und habe Rückenprobleme.<br />
Beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft / Abteilung Arbeitsvermittlung war ich schon und<br />
<strong>die</strong> haben mir gesagt, ich soll mich noch an Sie wenden.<br />
M. Oehri: Haben Sie schon mit der Invalidenversicherung Kontakt aufgenommen?<br />
Anruferin: Nein<br />
M. Oehri: Wenn Sie nämlich aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln müssen,<br />
wäre es sinnvoll, wenn Sie sich dort melden würden.<br />
In der Zwischenzeit wird <strong>die</strong> Anruferin wütend<br />
Anruferin: Entschuldigen Sie, dass ich mir erlaubt habe Sie zu fragen und hängt das Telefon<br />
auf.<br />
����������<br />
M. Oehri: Nun was sollte ich machen, den Namen habe ich leider auch nicht richtig verstanden?<br />
Es kam mir dann in den Sinn, dass sie gesagt hatte, dass sie beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft<br />
gemeldet ist und so halbwegs wusste ich den Namen. Also fragte ich beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft<br />
/ Abteilung Arbeitsvermittlung nach und wir konnten dann zusammen den Namen und<br />
<strong>die</strong> Telefonnummer eruieren.<br />
����������<br />
Darauf hin telefonierte ich der Anruferin zurück.<br />
M. Oehri: Hier ist nochmals Berufsberatung Oehri, es tut mir leid, dass ich Sie vorher verärgert<br />
habe. Ich würde Sie jetzt gerne mit Herr Dr. Jehle verbinden, der kann<br />
Ihnen hoffentlich kompetenter Auskunft geben. Ist Ihnen das recht?<br />
Anruferin: Ja.<br />
Ich verbinde mit Herr Jehle.<br />
K. Jehle: M. Oehri verbindet <strong>die</strong> Anruferin mit mir. Ich habe 1. Telefongespräch und 2.<br />
Anruf teilweise mitbekommen (Türe offen).<br />
K. Jehle: Berufsberatung Jehle, Grüss Gott. Offenbar ist vorhin ein Missverständnis passiert!?<br />
Sie haben das Telefon erbost aufgehängt.<br />
Anruferin: Nicht erbost, sondern Frau Oehri hat mir geraten mich mit dem Invalidenverband<br />
in Verbindung zu setzen … und ich bin doch nicht invalid.<br />
AuF Print Nr. 12 157
K. Jehle: Mit der Invalidenversicherung! Nicht Invalidenverband! Das hat folgende Bewandtnis.<br />
Sie sind zur Zeit offenbar arbeitslos, haben gesundheitliche Einschränkungen<br />
und haben sich mit dem Gedanken getragen, einen Job als Telefonistin<br />
zu suchen. Was, wie genau?<br />
Anruferin: Arbeitslos, gekündigt, im Service gearbeitet, netter Chef, jetzt aber kann ich<br />
nicht mehr, ich bin zu langsam und zu unbeweglich und das kann ich dem Chef<br />
nicht mehr zumuten. Bin zu dick und habe Rückenprobleme …<br />
Ich habe deshalb an eine Tätigkeit als Telefonistin gedacht.<br />
K. Jehle: Rückfrage Telefonistin. Situation FL (Bürotätigkeit: also PC-Kenntnisse nötig).<br />
Anruferin hat keine <strong>die</strong>sbezüglichen Kenntnisse / Ausbildung / Umschulung?!?<br />
Anruferin: Sie sei zu alt.<br />
K. Jehle: Rückfrage wie alt?<br />
Anruferin: 40<br />
K. Jehle: lacht, wahnsinnig alt. Sie dürfen noch 24 Jahre arbeiten, also lohnt es sich doch<br />
einen Neustart, eine Ausbildung, eine Umschulung zu machen. Mut machen.<br />
Rückfrage betreffend Gesundheit, Arztmeinung. Soll ich, muss ich den Beruf<br />
wechseln, da sonst Invalidität be<strong>für</strong>chtet werden muss? Was sagt der Arzt!?<br />
2 Möglichkeiten:<br />
IV-Umschulung<br />
selber sich zurechtfinden<br />
Zurück zur IV! Arzturteil � Umschulung durch IV (Taggeld 80 % / Kostenübernahme<br />
…), also andere Voraussetzung als ohne IV!?<br />
Oder Sie haben genügend Zeit und Geld eine Ausbildung / Umschulung von 1<br />
bis 2 Jahren zu machen, ohne ein Einkommen zu haben?<br />
Anruferin: Nein, kein Geld, ich kann mir das nicht leisten.<br />
K. Jehle: Also daher IV-Abklärung! Ich erkläre ihr das weitere Procedere. Antrag IV, IV<br />
holt Arztberichte und Arbeitgeberberichte ein und gibt dann den Auftrag zur Abklärung<br />
der <strong>berufliche</strong>n Möglichkeiten mit der Anruferin zusammen an <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
weiter. Standortbestimmung in Ruhe!<br />
K. Jehle: Rückfrage ob alles o.k.? Verstanden? Noch etwas unklar?<br />
Anruferin: Offenbar hörbar erleichtert und jetzt wissend was zu tun ist (Vorgehensweise)!<br />
K. Jehle: Habe das Gefühl <strong>die</strong> Anruferin ist wieder aufgestellt, zufrieden, dankbar <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
klare Information.<br />
Wie dick ist <strong>die</strong> Frau, wohl 130 bis 150 Kg?. Wir werden es ja sehen, wenn sie<br />
über <strong>die</strong> IV uns zur Abklärung zugewiesen wird.<br />
Telefon nach 10 Minuten beendet.<br />
Gutes Gefühl, „Image der Berufsberatung gerettet“, Kundenorientiert gehandelt, Anruferin<br />
hörbar zufrieden. Bedankt sich!<br />
158 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. - FL 2<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Am Montag, 9. Dezember 2002 um ca. 8.45 Uhr führte ich folgendes Telefongespräch.<br />
Ich: Berufsberatung Oehri<br />
Anruferin: Guten Morgen, hier ist Frau Wieser aus Planken. Ich habe am Freitag mit Herrn<br />
Negele vom Lehrlingsamt telefoniert und er hat mir ihre Telefonnummer gegeben.<br />
Ich sollte einen Termin <strong>für</strong> mein Gottakind haben und geht es grad heute?<br />
Ich: Frau Wieser da muss ich Sie leider enttäuschen, so kurzfristig ist bei uns leider<br />
kein Termin möglich. Sie könnten aber am Mittwoch oder Donnerstag von 14.00<br />
bis 18.00 Uhr in Berufsinformationszentrum kommen.<br />
Anruferin: Nein, das ist uns zu spät. Mein Gottakind ist aus Südafrika und ist nur noch<br />
<strong>die</strong>se Woche bei mir in den Ferien und sie sucht eine Hotelfachschule in der<br />
Schweiz mit Unterricht in englischer Sprache. Es muss in Englisch sein, weil sie<br />
in Südafrika vorwiegend englisch spricht. Sie kann zwar schon Deutsch, weil ihre<br />
Mutter ist Deutsche und der Vater Liechtensteiner, aber halt nicht perfekt. Also<br />
wir müssen <strong>die</strong>se Schule in <strong>die</strong>ser Woche noch aussuchen. Jetzt müssen<br />
sie doch verstehen, dass wir dringend noch heute einen Termin brauchen.<br />
Ich: Ja, ich verstehe Ihr Problem schon, aber wenn es ja klar ist, dass Ihr Gottakind<br />
Adressen von Hotelfachschulen in der Schweiz mit Englischunterricht sucht,<br />
dann kann ich Ihnen <strong>die</strong> entsprechenden Adressen heraussuchen und sie können<br />
vorbei kommen und <strong>die</strong>se abholen.<br />
Anruferin: Ja, sie möchte unbedingt eine Hotelfachschule besuchen. Könnten sie uns <strong>die</strong>se<br />
Adressen faxen? Unsere Faxnummer ist 373 39 60.<br />
Ich: Ja, das kann ich.<br />
Anruferin: Aber könnten wir trotzdem noch einen Termin haben, ich möchte nicht, dass<br />
mein Gottakind glaubt, <strong>die</strong> Adressen wären von mir. Ich habe halt nicht gewusst,<br />
dass man sich betreffend eines Termines vorher anmelden muss, meine<br />
Kinder sind eben noch nicht in der Schule.<br />
Ich: Also ein Termin geht heute wirklich nicht, aber sie können zusammen mit ihrem<br />
Gottakind <strong>die</strong> Adressen bei uns im Büro abholen, dann sieht sie, dass <strong>die</strong> Adressen<br />
von uns sind und betreffend weiteren Informationen ist es sowieso am<br />
besten, wenn sie sich direkt mit den betreffenden Schulen in Verbindung setzen.<br />
Anruferin: Ja gut, dann faxen sie uns halt bitte <strong>die</strong> Adressen und dann kann ich immer<br />
noch betreffend einem Termin anrufen. Danke und auf Wiederhören, ich muss<br />
jetzt nämlich an <strong>die</strong> Tür, es hat geläutet.<br />
Ich: Auf Wiederhören.<br />
Ich hatte über das ganze Gespräch das Gefühl, dass Frau Wieser nicht von einem Termin<br />
abzubringen ist und eigentlich gar nicht richtig hört, dass sie mit den entsprechenden Adressen<br />
vorerst be<strong>die</strong>nt sind. Das hätte ich konkret ansprechen sollen.<br />
Deshalb war ich sehr froh, dass ich ihr <strong>die</strong> entsprechenden Adressen faxen konnte und so<br />
konnte ich nochmals kurz vermerken, dass ein Termin so kurzfristig nicht möglich ist und<br />
dass sie sich sowieso am besten gleich mit den entsprechenden Schulen in Verbindung setzen<br />
sollten.<br />
AuF Print Nr. 12 159
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 3<br />
Gesprächsprotokoll vom 22.01.2003<br />
G. Berufsberatungsstelle Casutt, Grüss Gott<br />
P. Grüss Gott ich brauche Unterlagen, können Sie <strong>die</strong>se mir herrichten mit Postit-<br />
Zettel markiert oder schicken?<br />
G. Was <strong>für</strong> Unterlagen brauchen Sie?<br />
P. Über Schulen, betreffend Einrichtungen Innen und Aussen.<br />
G. Da ist es besser, wenn Sie im BIZ vorbeikommen, da wir viele Unterlagen haben,<br />
können wir Ihnen <strong>die</strong>se nicht schicken.<br />
P. Ja, aber Sie können <strong>die</strong> doch schon vorbereiten, denn ich habe noch mehr zu tun, als<br />
da rumzusuchen und einen halben Tag zu „verplempern“ und sie können das doch<br />
schon <strong>für</strong> mich vorbereiten.<br />
G. Einen Moment bitte.<br />
Ich frage Maria, ob wir das machen, weil ich nicht möchte, dass wir (BB) als nicht<br />
entgegenkommend angesehen werden. Maria verneint!<br />
G. Sie müssen schon vorbeikommen und sich <strong>die</strong> Zeit nehmen.<br />
P. Aber ich habe nicht so viel Zeit, um da zu warten und lange zu suchen, ich habe<br />
noch Wichtigeres zu tun. Muss man da lange warten?<br />
G. Wir be<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Leute immer so schnell als möglich. Vielleicht kommen Sie gleich<br />
dran und vielleicht müssen Sie halt einen Moment warten, wenn jemand schon vor<br />
Ihnen da war.<br />
P. Wann haben Sie offen?<br />
G. Das BIZ ist am Mittwoch und Donnerstag vom 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und dann<br />
steht Ihnen auch jemand von uns <strong>für</strong> Informationen zur Verfügung.<br />
Auf Wiedersehen. Schönen Tag.<br />
P. xxx<br />
(Aus Erinnerung aufgeschrieben. Ich hatte einen sehr schlechten Eindruck von <strong>die</strong>ser Person.<br />
Hält wohl alle anderen <strong>für</strong> Idioten)<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 4<br />
Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Tel. Anfrage, da Schwierigkeit mit Lehrstellensuche<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Berufsberatungsstelle, ca. 17 Uhr, Büro<br />
160 AuF Print Nr. 12
c) Welche Personen waren beteiligt?<br />
Mutter telefoniert <strong>für</strong> Tochter<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Tochter findet als Polygrafin keine Lehrstelle<br />
Frage nach Lehrstellen oder nach verwandten Beruf<br />
Kurzberatung am Telefon<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten Sie zu den übrigen Personen ?<br />
Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Hinweis auf knappe Lehrstellensituation und auf Zahl der Interessenten Rückfragen<br />
bestätigen, dass Tochter <strong>die</strong> schulischen Voraussetzungen nur knapp erfüllt<br />
Informationen über Suche nach Alternativen (BIZ und Beratung/Abklärung) Hinweise<br />
auf Eigenaktivitäten der Tochter<br />
Thema Zwischenlösungen (Welschland, HAK etc.) angeschnitten<br />
Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstige Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Mutter telefoniert <strong>für</strong> Tochter<br />
BB-Stelle vermittelt keine Lehrstellen<br />
Was sind Alternativen außer KV ?<br />
Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
versucht <strong>die</strong> Situation zu beruhigen<br />
über Mutter Tochter zu motivieren, damit sie andere Berufe anschaut (BIZ, Schnupperlehren)<br />
Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Tochter wird im BIZ weitere Berufe anschauen und sich mit möglichen Zwischenlösungen<br />
vertraut machen<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 5<br />
Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Telefonanruf<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Berufsberatungsstelle/ Büro 15.1.03/ ca. 11 Uhr<br />
c) Welche Personen waren beteiligt?<br />
Mutter fragt <strong>für</strong> ihre Tochter<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Mutter erkundigt sich <strong>für</strong> ihre Tochter wegen Ausbildung zur Handarbeitslehrerin<br />
Informationsvermittlung; löste bei Mutter Ernüchterung und scheinbar etwas Enttäuschung<br />
aus<br />
Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten Sie zu den übrigen Personen?<br />
AuF Print Nr. 12 161
Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
sachliche Information über zukünftige Lehrerausbildung;<br />
Erklärungen über Neuerungen der Lehrerbildung begleitet von bildungspolitischen<br />
Entwicklungstendenzen<br />
Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstige Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Der Mutter musste es klar werden, dass ihre Tochter nun neue Wege beschreiten<br />
müsse in der Berufswahl<br />
schien momentan noch nicht offen <strong>für</strong> Alternativen (?)<br />
Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
ruhig; Hinweis auf PFH Rorschach, falls sie mehr Infos wünsche; Angebot des BIZ<br />
erwähnt und Hinweis auf <strong>die</strong> Möglichkeit eines weiteren Tel.-Anrufes<br />
Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Mutter hat Information erhalten<br />
Neue Wege nötig, da bisheriger nicht mehr möglich<br />
Frage des schulischen Niveau der Tochter<br />
Suche nach Alternativen<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 6<br />
JK. Berufsberatung Jehle<br />
Eg. Hier Frau Eggenberger.<br />
Ich war früher schon einmal bei Ihnen und habe mich um eine Weiterbildung erkundigt.<br />
Ich hätte Interesse am Beruf Rettungssanitäter, wo und wie kann man das werden?<br />
JK. Das ist eine Lehrausbildung und dauert 3 Jahre oder eine 2-jährige Zusatzausbildung<br />
nach einem Krankenschwesterdiplom.<br />
Ich höre im Hintergrund Kindergeschrei.<br />
Allerdings Vollzeitausbildung und in der Region nur sehr bedingt möglich!<br />
Spital Chur / Grabs mit Schulausbildung in Zürich oder Olten.<br />
Eg. Dann wird es schwierig!<br />
JK. Haben Sie noch Kinder? Wieweit sind Sie flexibel?<br />
Eg. Ich habe 2 Kinder (1 und 3 Jahre).<br />
JK. Und wie schaut’s mit der Betreuung <strong>die</strong>ser Kinder aus? Da brauchen Sie doch wohl<br />
jemand.<br />
Eg. Ja, <strong>die</strong> werde ich schon unterbringen.<br />
JK. Brauchen Sie <strong>die</strong> Kinder nicht noch mehr? Eine Ausbildung beansprucht Sie doch<br />
sehr.<br />
Eg. Ja schon! Und andere Ausbildungen? Pflegerin / Krankenschwester …..<br />
162 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
JK. Da gibt es berufsbegleitende Ausbildungen allerdings Sie müssen mindestens<br />
60 % arbeiten und <strong>die</strong> Schulblöcke beanspruchen Sie zu 100 %. Zum Beispiel an der<br />
Schule in Sargans.<br />
Eg. Ich habe das KV gemacht. Gibt es dann keine Ausbildungsverkürzung?<br />
JK. Wohl kaum, allenfalls in den allgemein bildenden Fächern eine Dispens, sonst wohl<br />
nichts.<br />
Eg. Ich habe eine Freundin, <strong>die</strong> ist Pflegerin und hat eine Ausbildung in St. Gallen gemacht,<br />
aber nicht so lange.<br />
JK. Wahrscheinlich als Pflegehelferin <strong>für</strong> Alterspflege. Das sind Kurse vom Roten Kreuz<br />
und dauern total ca. 25 Tage inklusive Nothelferkurs. Damit kann Sie als Pflegeassistentin<br />
in Altersheimen und Spitälern arbeiten zusammen mit diplomierten Krankenschwestern.<br />
Eg. Und in Sargans, gibt es dort keine Ausbildung zum Rettungssanitäter?<br />
JK. Ja doch, aber nur eine Nachdiplomausbildung <strong>für</strong> Pflegepersonal. Sie müssen also<br />
zuerst das Diplom I in Krankenpflege haben.<br />
Aber aufgepasst! Zur Zeit sind <strong>die</strong> Ausbildungen im Pflegebereich wieder ganz im<br />
Umbruch. Ab Sommer 2003 gibt es eine 3-jährige Lehre als Fachangestellte Gesundheit.<br />
Diese könnten Sie in einem Spital machen und dann darauf aufbauend <strong>die</strong> Ausbildung<br />
zur Pflegefachfrau (früher Krankenschwester).<br />
Die nächsten paar Jahre wird auch noch <strong>die</strong> Ausbildung zum Diplom I Krankenpflege<br />
angeboten. Erkundigen Sie sich bei Interesse genauer direkt in Sargans.<br />
Eg. Ja das werde ich dann wohl tun! Besten Dank <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auskunft und das Gespräch.<br />
JK. Danke, gern geschehen. Tschau<br />
NB. Ich habe das Gefühl, dass Frau Eggenberger nicht zuletzt im Verlaufe <strong>die</strong>ses Gespräches<br />
sich ihrer mangelnden Flexibilität und ihres geringen Spielraumes betreffend<br />
einer <strong>berufliche</strong>n Umschulung zur Zeit bewusster geworden ist.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 1<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
Beratung eines Sokrates-Studenten aus Spanien zu Beginn des bilateralen Programms<br />
zwischen Rumänien und Spanien.<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Nach Unterzeichnung der bilateralen Vereinbarung wollte ein Student aus Spanien<br />
ein Jahr lang in Rumänien stu<strong>die</strong>ren.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Zunächst korrespon<strong>die</strong>rte man per E-Mail über <strong>die</strong> Möglichkeiten der Fakultät und<br />
<strong>die</strong> Reise nach Rumänien während des akademischen Jahres (2002-2002).<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Der Berater der Fakultät und der Sokrates-Student.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Ein E-Mail-Austausch über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten in Rumänien.<br />
AuF Print Nr. 12 163
G Informationen über <strong>die</strong> Verwendung des Systems der Anerkennung von Stu<strong>die</strong>nnachweisen<br />
mit Rumänien.<br />
G Übereinstimmungen und Abweichungen der Stu<strong>die</strong>ninhalte in beiden Ländern.<br />
G Die Vereinbarung, den Studenten <strong>für</strong> mehrere Stu<strong>die</strong>njahre (drei - III, IV, V) zuzulassen,<br />
um <strong>die</strong> Fächer abzudecken, <strong>die</strong> in Spanien im vierten Jahr unterrichtet<br />
werden.<br />
G Erreichen einer Vereinbarung beider Seiten (Abstimmung mit dem Sokrates-<br />
Koordinator der spanischen Bildungseinrichtung).<br />
G Nicht-Erfüllung der Vereinbarung (nach Ankunft des Studenten in Rumänien), da<br />
<strong>die</strong>ser kein Rumänisch lernen konnte.<br />
G Zustimmung der Lehrer, den Studenten in Englisch zu prüfen.<br />
G Nicht-Verfügbarkeit des Studenten bei einigen Prüfungen, wegen der in Rumänisch<br />
unterrichteten Fächer bzw. der in Rumänisch verfügbaren Literatur. Sofern<br />
<strong>die</strong> Literatur in Englisch verfügbar war, stimmte sie nicht mit dem aktuellen Material<br />
überein (Rumänisch).<br />
G Der Student verließ das Land, ohne alle Prüfungen zu bestehen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das vierte<br />
Jahr vorgesehen waren.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
In <strong>die</strong>sem Fall spielte der ethnische Hintergrund keine so große Rolle, sondern vielmehr<br />
<strong>die</strong> Fachausbildung auf einem bestimmten Niveau. Zwischen dem Berater (der Berater<br />
sollte den Studenten in einem bestimmten Fach unterrichten) und dem Studenten entwickelte<br />
sich eine freundschaftliche Beziehung, was bei den Beratungsbemühungen sehr<br />
hilfreich war.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Sobald sich herausstellte, dass es bei den Prüfungen ein Sprachproblem geben würde,<br />
war es der Berater, der <strong>die</strong> Lösung, sie in Englisch abzulegen, vorschlug und hier<strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Zustimmungen einholte. Die Faktoren, <strong>die</strong> es dem Studenten unmöglich machten, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Prüfungen in Englisch zu lernen und sie abzulegen wurden nicht beseitigt. Die Beratungsbemühungen<br />
wurden noch dadurch erschwert, dass das spezielle Stu<strong>die</strong>nfach eine<br />
ungeheure Materialfülle hatte.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Die Schwierigkeiten ausländischer Studenten (<strong>die</strong> kein Rumänisch sprechen) Fachinformationen<br />
in Rumänisch aufzunehmen.<br />
G Die Schwierigkeiten eines Studiums in einer anderen als der Muttersprache und der<br />
Unterrichtssprache.<br />
G Die Schwierigkeiten, eine Prüfung in einer anderen als der Muttersprache abzulegen,<br />
obwohl Englisch angeblich ein geeignetes Kommunikationsmedium ist.<br />
G Ein Sonderaspekt war <strong>die</strong> Belastung durch ein Studium in drei Sprachen (Rumänisch<br />
als Unterrichtssprache, Englisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> verfügbare und verständliche Literatur und<br />
das Spanische, das praktisch immer eingesetzt wurde, um das schriftliche Material<br />
besser verständlich zu machen).<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Wurde schon unter 3 beschrieben.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Student hätte intensiv vor den Folgen des Nicht-Beherrschens des Rumänischen<br />
gewarnt werden sollen, bevor man ihm gestattete, sich <strong>für</strong> ein Jahr Studium<br />
im rumänisch-sprechenden Bildungssystem zu entscheiden.<br />
164 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Das ungelöste Problem war <strong>die</strong>ser spezielle Fall und mögliche ähnliche Fälle in der Zukunft,<br />
wenn ausländische Studenten sich <strong>für</strong> Prüfungen anmelden, ohne entweder Rumänisch<br />
oder Englisch im gewählten Stu<strong>die</strong>nfach ausreichend zu beherrschen.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 2<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Der Vater eines 17-jährigen Schülers kommt auf Empfehlung des zuständigen Beratungslehrers<br />
zur Beratungsstelle (Sekundarschulzentrum <strong>für</strong> psychologischpädagogische<br />
Hilfe). Der Vater stellte als Problem vor, dass der Junge ohne etwas zu<br />
sagen zwei Tage lang von zu Hause weg blieb.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Derartiges geschah nicht zum ersten Mal, sondern nun zum vierten Mal. In den früheren<br />
Fällen hatte der Vater seinen Sohn bei Freunden, Kollegen, Nachbarn gesucht<br />
und nachts in Diskos, da er be<strong>für</strong>chtete, dass ihm etwas geschehen sei.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Wenn er nach derartigen Eskapaden zurück kam, bewahrte der Junge völliges Stillschweigen<br />
darüber, was geschehen war, gab seinen Eltern keine Erklärungen, sondern<br />
verzog sich nur schnell in sein Zimmer.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Die Mutter versuchte, es ihm so angenehm wie möglich zu machen, kochte sein Lieblingsessen<br />
und vermied jeden Lärm im Haus. Der Vater respektierte den Wunsch<br />
seiner Frau und zog den Jungen wegen all <strong>die</strong>sem nicht zur Verantwortung, konfrontierte<br />
ihn nicht damit und vermied später jede Erwähnung der Vorfälle. Es wurde beschlossen,<br />
dass man dem Jungen vorschlagen würde, zum Beratungszentrum zu gehen,<br />
wenn er <strong>die</strong>ses Mal nach Hause kommt. Am nächsten Tag kam der Junge nach<br />
seiner Rückkehr tatsächlich zusammen mit seinem Vater.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
In einer Einzelberatung versuchte sich der Berater auf <strong>die</strong> folgenden Aspekte zu konzentrieren:<br />
G Zukunftsperspektiven (d.h. was er wohl in fünf Jahren gerne machen würde);<br />
G Was tut er seiner Meinung nach, um seine Ziele zu erreichen (was unternimmt er<br />
praktisch, um den Plan in <strong>die</strong> Tat umzusetzen);<br />
G Beziehung zu den Eltern, denen der Junge vorwirft, dass sie ihm nachspionieren und<br />
nicht genug Freiraum geben.<br />
Der Berater versuchte sich auf <strong>die</strong> konkreten Handlungen zu konzentrieren, damit der<br />
Klient seinen selbst-definierten Plan einhält.<br />
Erwähnenswert ist, dass der Klient bisher noch keine endgültige Berufswahl getroffen<br />
hat, d.h. er hatte sich nicht <strong>für</strong> einen Stu<strong>die</strong>ngang entschieden, der seinen Fähigkeiten<br />
und Möglichkeiten entsprach.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
In <strong>die</strong>ser Situation sah sich der Berater den folgenden Schwierigkeiten gegenüber:<br />
AuF Print Nr. 12 165
G Die Weigerung des Klient zu kooperieren, dessen herablassene Haltung während<br />
der Beratung (<strong>die</strong>s war das erste Mal in der Praxis des Beraters, dass es ihm nicht<br />
gelang, eine derartige Situation in den Griff zu bekommen).<br />
G Während der Beratung bildete sich eine Barriere (der Berater wusste nicht, was er<br />
tun sollte und welche Alternative sich anbot).<br />
G Die Probleme der Eltern des Klienten, <strong>die</strong> nicht rechtzeitig angesprochen wurden,<br />
sondern sich erst während der Beratung herausstellten.<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Bei <strong>die</strong>ser ersten Beratung verhielt sich der Klient herablassend und unkooperativ<br />
(möglicherweise lag es am Alter des Beraters, der unter 30 Jahren alt war), er weigerte<br />
sich, ernsthaft zu sprechen und zeigte deutlich, dass er eigentlich nur weg wollte.<br />
Es wurde angesprochen, dass eine bestimmte Verhaltensweise beobachtet werden<br />
sollte. Er lehnte <strong>die</strong>s nicht ab, erklärte sich aber auch nicht eindeutig bereit dazu. Es<br />
wurde ein Termin <strong>für</strong> eine weitere Beratung vereinbart, der Junge kam aber nicht. Eine<br />
Woche später kam der Vater und sagte, dass der Junge nicht kommen könne. Er<br />
fügte hinzu, dass sich das Verhalten des Sohnes nicht geändert habe (er meinte gegenüber<br />
den Eltern), aber positiv sei, dass er seitdem nicht wieder von zu Hause verschwunden<br />
sei.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Berater ist der Meinung, dass er den Vater eingehender über <strong>die</strong> Familiensituation<br />
hätte befragen sollen.<br />
6. Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Das Ergebnis des Eingriffs des Beraters war nur vorübergehender Natur, d.h. der Junge<br />
rannte eine Zeitlang nicht mehr von zu Hause weg und schwänzte <strong>die</strong> Schule nicht<br />
mehr, was dazu beitrug, dass er kein Schulabbrecher wurde.<br />
Was unbewältigt blieb:<br />
G Die Beziehung zwischen dem Jungen und seiner Familie?<br />
G Die <strong>berufliche</strong> Beratung des Klienten<br />
G Gezielte Kommunikation zwischen Klient und Berater.<br />
G Der Berater selbst hatte das Gefühl, dass er in <strong>die</strong>sem Fall beruflich an <strong>die</strong> Grenzen<br />
geriet, obwohl es sich um eine anscheinend einfache Situation aus dem täglichen Leben<br />
handelte.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 3<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
‚A' ist ein 10-jähriger Schüler in der vierten Klasse. Seine Klassenlehrerin hat sich an<br />
das psychologisch-pädagogische Schulamt gewandt und erbittet professionelle Hilfe.<br />
Sie sagt, der Junge sei unkontrollierbar, aggressiv (täglich in Schlägereien, auch mit<br />
älteren Schülern verwickelt), frech, vulgär usw.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Die Beraterin stellte Folgendes über <strong>die</strong> Lebenssituation des Betreffenden fest:<br />
G Die Eltern sind geschieden.<br />
G Er lebt mit Vater und Großmutter.<br />
166 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
G Die Mutter wohnt mit einem kleineren Kind in einer anderen Stadt<br />
(seiner Schwester).<br />
G Der Vater ist Alkoholiker, auf jeden Fall trinkt er sehr häufig, wenn er nach Hause<br />
kommt, schlägt er seinen Sohn und wirft ihm vor, ein schlechter Schüler mit miserablen<br />
Noten zu sein.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Nach dem ersten Treffen mit der Lehrerin wird ein weiterer Termin ausgemacht, bei dem<br />
der Junge selbst kommen soll. Die Lehrerin schickt/bringt den Jungen zur Beraterin, sie<br />
fängt in Gegenwart von 'A' an darüber zu reden, wie schlimm sein Verhalten sei. Sie<br />
sagt, dass sie nicht böse auf ihn ist, einfach nur professionelle Hilfe braucht und bittet<br />
ihn, mit der Beraterin zu kooperieren. Nach <strong>die</strong>ser Einleitung verläßt sie das Büro und<br />
der Junge bleibt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung zurück.<br />
Natürlich ist 'A' wütend, er sieht verletzlich und verängstigt aus. Zunächst werden Bemühungen<br />
unternommen, <strong>die</strong> Kommunikation zu ermöglichen. Die Beraterin fragt 'A' nicht<br />
aus, beschuldigt ihn nicht, sondern lässt ihn spielen und zeichnen, dadurch wird <strong>die</strong><br />
Kommunikation erleichtert bzw. seine Angst nimmt ab. Die Beraterin lässt 'A' wissen,<br />
dass er öfters zu Gesprächen im Büro nur zwischen ihnen beiden kommen kann.<br />
Zur zweiten Sitzung kommt 'A' alleine, wurde jedoch zuvor von der Lehrerin erinnert. Er<br />
wird aufgefordert, eine Phantasiefamilie zu zeichnen, <strong>die</strong>s als Test, damit <strong>die</strong> Beraterin<br />
seine emotionalen Beziehungen zu den Familienmitgliedern erkennen kann. So malt er<br />
z.B. sich selbst nahe zu seiner Mutter, <strong>die</strong> wie gesagt, an einem anderen Ort wohnt. Die<br />
Schwester befindet sich am Papierrand, unterhalb von ihm. Die Großmutter ist auf dem<br />
Bild wie in Wirklichkeit nahe bei ihm, da sie ihn vor seinem aggressiven Vater schützt.<br />
Dieser ist als Person auf dem Bild nicht sichtbar, nur als Kopf mit Gesicht und Händen<br />
(keinen Körper und keine Beine).<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
5.<br />
5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Bald kam “A” zu jedem Beratungstermin. Nach einer Weile kam er mehrmals pro Woche<br />
und wollte nur im Büro spielen oder einfach da sein und malen. 'A' suchte <strong>die</strong> Nähe der<br />
Beraterin so oft wie möglich.<br />
Man sprach auch über aggressive Zwischenfälle; nach <strong>die</strong>sen Gesprächen weint 'A' und<br />
sagt, dass es ihm leid täte. Andererseits verhält er sich in der Schule nicht wesentlich<br />
anders.<br />
Die Beraterin war <strong>die</strong> Einzige, <strong>die</strong> ihn nie wegen seines aggressiven Verhaltens bestraft<br />
oder beschuldigt hatte, sie drückte lediglich eine Meinung aus (natürlich hieß sie <strong>die</strong><br />
Schlägereien nicht gut, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass <strong>die</strong>ses Verhalten ein<br />
'Symptom' war und nicht <strong>die</strong> 'Ursache').<br />
Die Beraterin bemühte sich, mit den Eltern (Vater und Großmutter) in Kontakt zu kommen,<br />
jedoch erfolglos. Es wurde klar, dass 'A' zwar allen anderen unsympathisch war, er<br />
aber eigentlich derjenige ist, der leidet und Hilfe braucht. Die Menschen in seiner Umgebung<br />
und <strong>die</strong> Familiensituation sind eine Belastung <strong>für</strong> ihn und treiben ihn an den Rand<br />
der Aggressivität.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Die Beraterin hat das Gefühl, dass <strong>die</strong>ser Fall zu kompliziert ist und hält es <strong>für</strong> notwendig,<br />
einen Sozialarbeiter, einen Familientherapeuten und einen anderen Fachmann einzuschalten.<br />
Somit wird der Fall zur weiteren Beobachtung an das psychologischpädagogische<br />
Zentrum <strong>für</strong> den Kreis weiter geleitet. 'A' setzt seine Tätigkeiten im Büro<br />
fort, scheint aber zu sehr an der Beraterin zu hängen, was sich als zusätzliches Problem<br />
erweist. Nachdem <strong>die</strong> Mutter ihn verlassen hat, stellte sich <strong>die</strong> Großmutter als schwach<br />
in Gegenwart des Vaters heraus und konnte sein Verhalten nicht beeinflussen, daher<br />
AuF Print Nr. 12 167
entwickelt er eine enge Bindung zu <strong>die</strong>ser neuen 'weiblichen/mütterlichen Figur' in seinem<br />
Leben. Während der Beratung ergibt sich <strong>die</strong> Notwendigkeit, <strong>die</strong> 'Grenzen' zu<br />
bestimmen, um <strong>die</strong> körperliche und emotionale Distanz festzulegen (d.h. <strong>die</strong> Beraterin<br />
sollte den Jungen nicht berühren oder liebkosen und muss ihn daran erinnern, dass <strong>die</strong><br />
gemeinsamen Aktivitäten am Ende des Schuljahres enden).<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Kurz gesagt, gelingt es 'A' das Schuljahr erfolgreich abzuschließen. Die Beratung endete<br />
eine Woche zuvor. Sein Verhalten hat sich etwas geändert, aber nicht nachhaltig. Trotzdem<br />
hat 'A' <strong>die</strong> Beratung gut getan wie aus seiner letzten Zeichnung ersichtlich ist (das<br />
Abschiedsbild).<br />
Die Beraterin hätte sehr gerne mindestens einen der Erziehungsberechtigten kontaktiert,<br />
um ihnen zu sagen, welch schwierige Situation der Junge durchlebt und ihnen zu zeigen,<br />
dass es Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen, z.B. wenn man ihm mehr Aufmerksamkeit<br />
schenkt oder wenn ihnen ihre eigenen Probleme klar werden.<br />
Die Beraterin wurde sich der Lücken in ihrer eigenen methodischen und theoretischen<br />
Vorbereitung <strong>für</strong> ihre Tätigkeit bewusst. Sie nahm <strong>die</strong>sen Fall zum Anlass, um etwas über<br />
Familienpsychotherapie und Systemtheorie zu lernen.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 4<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Ein Schüler, der <strong>die</strong> erste Klasse wiederholt, 8½ Jahre alt, aus einem Waisenhaus,<br />
<strong>die</strong> Adoption läuft, ist momentan bei eine Adoptivmutter untergebracht, bei ihm wurde<br />
ADD (Attention Deficit Disorder) festgestellt.<br />
Der Schulberater verwies <strong>die</strong>sen Fall an <strong>die</strong> Fachleute im Städtischen Zentrum <strong>für</strong><br />
Psychologisch-Pädagogische Hilfe. Dann schaltete sich <strong>die</strong> Adoptivmutter ein.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Der Schüler wird sowohl von seinen Klassenkameraden also auch von deren Eltern abgelehnt.<br />
Letztere standen fast jeden Morgen vor der Tür, um ihm den Zugang zu versperren.<br />
Die Schulleitung (Direktor und Grundschullehrer) hätten ihn am liebsten der<br />
Schule verwiesen, entsprechend der allgemeinen Haltung, dass das Prestige der Schule<br />
unter solchen 'Subjekten' leide. <strong>die</strong>s, obwohl nun ein Ministerialdekret gilt, das <strong>die</strong> Integration<br />
von Kindern mit Verhaltensstörungen und anderen Behinderungen in <strong>die</strong> 'normale'<br />
Regelschule be<strong>für</strong>wortet.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Als der Schüler ins Beraterbüro gerufen wurde, machte er auf <strong>die</strong> Berater als erstes den<br />
Eindruck unordentlich zu sein, sprachlich inkohärent, nachlässig und schmutzig gekleidet,<br />
abnormale Merkmale wie unterlaufene Augen, offenstehenden Mund, Kratzwunden<br />
überall am Körper, er stürzte sich auf alles Essbare, insbesondere Süßigkeiten. Bemerkenswert<br />
war etwas, das ihm sofort <strong>die</strong> Sympathie der Berater einbrachte, er hatte sehr<br />
angenehme Umgangsformen, zeigte sich von seiner besten Seite, schüttelte allen Anwesenden<br />
<strong>die</strong> Hand und machte sogar einen kleinen Witz wie in 'Still Me', als er denjenigen<br />
begrüßte, der als Letzter ins Büro kam.<br />
168 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Er wurde an eine professionelle Beratung verwiesen aus den Gründen, <strong>die</strong> er selbst eines<br />
Tages erklärte (als 8 Berater seinen Fall diskutierten und er wie im Spiel plötzlich<br />
hinter einem Schrank hervortrat):<br />
G Nach den ersten Stunden von der Schule weglaufen.<br />
G Verbal und allgemein gewalttätig und aggressiv gegenüber seinen Kameraden und<br />
Lehrern sein.<br />
G Lückenhafte Anwesenheit in der Schule.<br />
G Konzentrationsmangel bei der Erfüllung der schulischen Aufgaben.<br />
G Keinen einzigen Freund in der Klasse haben.<br />
G Daumenlutschen, insbesondere in emotionalen Stresssituationen.<br />
G Er wird von den Klassenkameraden ausgelacht, <strong>die</strong> ihn 'Baby', 'verrückt', 'Kind aus<br />
dem Waisenhaus' nennen.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Probleme, <strong>die</strong> sich bei der Bearbeitung des Falles ergaben:<br />
G Die klare Notwendigkeit von Kenntnissen über abnormes Verhalten und <strong>die</strong> damit<br />
zusammenhängenden Syndrome.<br />
G Wie gut sind <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste in den öffentlichen Schulen?<br />
G Besteht das Risiko, dass ein Beraterteam wegen 'Kunstfehlern' angeklagt wird?<br />
G Gibt es einen Ethikkode <strong>für</strong> Beratung und Therapie?<br />
5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Schüler wurde von Experten beobachtet:<br />
G Serien von Tests wurden mit ihm gemacht (Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />
Projektion), <strong>die</strong>se Ergebnisse wurden dann mit denen der psychologischen Tests<br />
des Expertenausschusses der Städtischen Schulaufsicht verglichen.<br />
G Eine Reihe von Einzelberatungen zusammen mit Peer-Group-Beratungen (Gruppe<br />
zur Persönlichkeitsentwicklung)<br />
G Der Berater nahm an Elternbeiratssitzungen teil, diskutierte alternative Lösungen mit<br />
der Schulaufsicht (schrittweise, Waldorf) und bearbeitete den Fall zusammen mit<br />
anderen Beratern.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Nach <strong>die</strong>sen Interventionen:<br />
G Die Lage verbesserte sich <strong>für</strong> eine kurze Zeit, danach erfolgte ein starker Rückfall.<br />
G Er wurde von der ersten Schule an eine andere verwiesen, in der das psychologisch-pädagogische<br />
Zentrum <strong>für</strong> den Kreis zuständig ist, damit er näher an der professionellen<br />
Hilfe ist.<br />
Der Sozialarbeiter machte einen Monat lang Hausbesuche, um <strong>die</strong> Situation dort zu überwachen<br />
und der Junge zeigte sich als der perfekte Gastgeber. Doch immer noch war<br />
man in der Sackgasse.<br />
Der Berater glaubt, dass der Fall aus den folgenden Gründen nicht richtig und endgültig<br />
gelöst wurde:<br />
G Es waren zu viele Fachleute beteiligt.<br />
G Es gab nicht genug Sachverstand über ADD.<br />
G Die Verantwortlichkeiten waren nicht klar abgegrenzt.<br />
G Bei den Entscheidungen und ihrer Durchsetzung ging man nicht fest und konsequent<br />
vor.<br />
G Mangel an Rechtsvorschriften <strong>für</strong> den gesamten Fall.<br />
AuF Print Nr. 12 169
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 5<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Die Betroffene ist eine Schülerin der 7. Klasse, <strong>die</strong> nachweislich eine pathologische<br />
Lügnerin ist. Sie hat sich eine Lebensgeschichte zurecht gelegt, <strong>die</strong> sich völlig von der<br />
tatsächlichen unterscheidet.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Die Probleme, wegen denen sie angeblich zum Berater gelangte, waren völlig auf ihre<br />
Phantasiebiographie abgestimmt. Sie stellte sich als Kind wohlhabender Eltern vor, das<br />
unter dem Luxusleben leidet. Sie hatte das Gefühl, von allen, <strong>die</strong> sie kennt ausgenutzt<br />
zu werden, was sie darin zeigte, dass sie sich verpflichtet fühlte, denen, <strong>die</strong> ihre Freunde<br />
sein wollten, im Gegenzug finanzielle Zuwendungen zu machen. Ihre reichen Freunde<br />
'langweilten' sie mit ihrer Lebensart (Pizza, Clubs, Kleidung usw.), ohne dass es eine<br />
echte tiefere Beziehung gab. Außerdem war sie bereit, um den Anschein einer Freundschaft<br />
auch mit <strong>die</strong>sen zu wahren, <strong>für</strong> “abendliches Ausgehen' zu bezahlen. Sie wollte<br />
unbedingt ein einfaches Leben führen, mit einem Freund, der sie um ihrer selbst willen<br />
liebte, trotz all des Reichtums. Während der Beratungen zeigte sich, dass sie einen solchen<br />
Freund gefunden hatte. Soweit so gut - aber dann sagt sie plötzlich, dass <strong>die</strong>ser<br />
Junge einen Autounfall hatte und jetzt gelähmt ist. Dann kamen ihre täglichen Besuche<br />
im Krankenhaus, ihre Sorge wegen eines Selbstmordversuches ihres Freundes.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Als <strong>die</strong> Beraterin sie zu Hause anrief, gab sie vor, dass sie nicht sprechen könne, nach<br />
einer kurzen Stille schien es so, als befände sie sich in einem anderen Zimmer an einem<br />
anderen Apparat und führte das Gespräch im Flüsterton fort. In <strong>die</strong>se komplizierte Geschichte<br />
bezog sie auch noch eine andere Beraterin ein, <strong>die</strong> wie <strong>die</strong> erste Beraterin alles<br />
über den Reichtum, den Freund und <strong>die</strong> Tragö<strong>die</strong> geglaubt hatte. Des weiteren schlug<br />
sie <strong>die</strong>ser Kollegin auch noch vor, eine Verabredung <strong>für</strong> sie mit dem Bruder des Freundes<br />
zu arrangieren, obwohl sie wusste, dass <strong>die</strong>se von zu Hause sehr streng beaufsichtigt<br />
wurde und es äußerst fraglich war, dass sie zu einem solchen Treffen gehen könnte.<br />
Als <strong>die</strong> Kollegin ein Foto mit den Brüdern sehen wollte, zeigte sie ihr ein Foto mit 2 Kindern<br />
(im Alter von 4 und 5 Jahren) und behauptete, das seien sie vor vielen Jahren.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Die größten Schwierigkeiten in <strong>die</strong>sem Fall ergaben sich, als <strong>die</strong> Beraterin <strong>die</strong> folgenden<br />
Fragen stellte:<br />
G Hätte sie <strong>die</strong> 'Beratervereinbarung' aufkündigen sollen, sobald sie merkte, dass <strong>die</strong><br />
Klientin sie belog?<br />
G Hätte ich ihre Geschichte Schritt <strong>für</strong> Schritt auseinander nehmen sollen und falls ja,<br />
wie hätte ich ihr sagen sollen, dass sie log?<br />
G Welche Konsequenzen hätte ein solches Vorgehen gehabt? Vielleicht so ähnlich: 'Ich<br />
weiß, Sie lügen, aber ich verstehe Sie dennoch.'<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Die Beraterin kann nicht genau sagen, zu welchem Zeitpunkt sie bemerkte, dass etwas<br />
nicht stimmte, aber sie kann eindeutig feststellen, wann sie herausfand, dass es sich bei<br />
<strong>die</strong>sem Fall um ein klassisches Lügensyndrom handelte. Die Beraterin hatte früher eine<br />
170 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
recht enge Beziehung mit den meisten Schülern, darunter auch <strong>die</strong>ses Mädchen. Diese<br />
begann ihren Klassenkameradinnen zu erzählen, sie hätte ein besonders enges Verhältnis<br />
zu der Beraterin, sie ginge sogar mit ihr in <strong>die</strong> Stadt zum einkaufen. Zu <strong>die</strong>sem<br />
Zeitpunkt begann <strong>die</strong> Beraterin an den bislang gelieferten Informationen zu zweifeln:<br />
G Gespräch mit dem zuständigen Lehrer über <strong>die</strong> finanzielle und materielle Situation<br />
des Mädchens.<br />
G Gespräche mit Nachbarn und Klassenkameraden.<br />
G Gespräch mit ihrem Bruder, ohne etwas über eine mögliche Persönlichkeitsstörung<br />
verlauten zu lassen.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt<br />
In Wirklichkeit ergab sich genau das gegenteilige Bild: recht bescheidener familiärer Hintergrund<br />
(<strong>die</strong> Mutter - Grundschullehrerin und der Vater beim Elektrizitätswerk), innere<br />
Spannungen (Eltern stritten sich) und es gab überhaupt keinen Freund.<br />
Die Beratungen wurden fortgesetzt, dabei stellte <strong>die</strong> Beraterin subtile Fragen, um ihre<br />
Geschichte zu erschüttern. Das Mädchen blieb bei der gleichen Linie, merkte aber bald,<br />
dass sie sich in Widersprüche verwickelte und erschien nicht mehr zur Beratung.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 6<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
An einer Sekundarschule ergab sich der Fall einer 17-Jährigen, <strong>die</strong> in letzter Zeit<br />
sehr häufig weinte. Das Mädchen kam zur Beratung und offenbarte sich der Beraterin:<br />
G Sehr spannungsgeladene Beziehung zu den Eltern.<br />
G Zwei Selbstmordversuche durch Einnahme von Medikamenten, <strong>die</strong> sie allen anderen<br />
gegenüber verheimlicht hatte.<br />
G Vergewaltigung durch eine Gang.<br />
G Promiskuität.<br />
G Die drohende Aufdeckung der Vergewaltigung durch den Vater.<br />
G Trinken, starkes Rauchen.<br />
G Posttraumatische Stresssymptome als Flashbacks, Weinkrämpfe usw. was alles<br />
zu einem depressiven Zustand führte.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Zuvor war sie in einem Schülerheim untergebracht worden, wurde dort aber wegen<br />
Fehlverhaltens hinaus geworfen (Trinken, Laden<strong>die</strong>bstahl, Verstoß gegen <strong>die</strong> Hausordnung).<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Als <strong>die</strong> Beraterin sie kennenlernte, schwänzte sie einen Großteil des Unterrichts und<br />
lebte allein in einer Mietwohnung. Von der Pädagogin erfuhr <strong>die</strong> Beraterin mehrere<br />
Dinge über <strong>die</strong> Lebensgeschichte <strong>die</strong>ses Teenagers.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Die Beratung begann im Büro der Beraterin und fand mehrmals statt (vor den Winterferien),<br />
es sah so aus, als befände sie sich auf dem Weg der Besserung. Dann wurde<br />
der Fall an das Beratungszentrum <strong>für</strong> Kind und Familie weiter verwiesen, wo es Spezialisten<br />
<strong>für</strong> sexuellen Missbrauch gibt. Das Mädchen besuchte jedoch <strong>die</strong> wöchentlichen<br />
Beratungen dort nicht.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
AuF Print Nr. 12 171
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Zu Beginn des Schuljahres (September) kam sie in das Schulbüro und begründete ihr<br />
Fehlen bei der Therapie damit, dass sie viel gelernt habe, um <strong>die</strong> Sekundarschule abschließen<br />
zu können. Sie kam 6-7 Wochen lang zur Beratung und schwänzte dann wieder<br />
den Unterricht. Später sagte sie, sie brauche einen Pass, um im Ausland zu arbeiten<br />
<strong>für</strong> jemanden, der hier<strong>für</strong> alle Kosten übernehmen würde.<br />
Die Eltern wurden in <strong>die</strong> Schule gerufen, weil sie ständig fehlte. Vor dem Direktor versprach<br />
das Mädchen, dass sie <strong>die</strong> Schule nicht mehr schwänzen werde (obwohl sie sich<br />
Sorgen um den Pass machte, da sie sich während der Schulzeit darum kümmern müsste)<br />
und dass sie ihre Schule ehrenvoll abschließen werde.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Eines Tages erhielt <strong>die</strong> Beraterin einen Anruf von ihrer Klassenkameradin, <strong>die</strong> mit in der<br />
gleichen Wohnung wohnte, sie bat <strong>die</strong> Beraterin, in <strong>die</strong> Wohnung zu kommen, da etwas<br />
Schlimmes geschehen sei: Dem Mädchen ging es schlecht, da sie <strong>die</strong> ganze Nacht geblutet<br />
hatte und schwanger war (ca. 6-7 Wochen).<br />
5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Alle fuhren zusammen zum Krankenhaus und dort musste sie <strong>die</strong> Schwangerschaft beenden<br />
lassen, sie blieb einige Tage dort.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Sie kam in <strong>die</strong> Schule zurück, aber nach einer Woche verschwand sie sowohl von der<br />
Schule als auch aus der Wohnung. Anhand der augenblicklich vorliegenden Informationen<br />
scheint es wahrscheinlich, dass sie sich in Österreich befindet als ein Glied in der<br />
Menschenhandelskette <strong>für</strong> Prostitution.<br />
Was ungeklärt blieb:<br />
G Hätte <strong>die</strong> Beraterin ohne Zustimmung der Betroffenen oder ihrer Familie <strong>die</strong> Polizei<br />
einschalten sollen?<br />
G Hätte <strong>die</strong> Beraterin nicht zur Wohnung des Mädchens fahren sollen?<br />
G Hat das Mädchen <strong>die</strong> Beraterin benutzt, um <strong>die</strong> Schwangerschaft abzubrechen, wegen<br />
der sie das Land nicht verlassen konnte?<br />
Hätte <strong>die</strong> Beraterin darauf bestehen sollen, dass <strong>die</strong> Eltern auf sie aufpassen, damit sie das<br />
Land nicht verlassen kann?<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 1<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Anrufer war bei mir in Beratung und hatte in jeder Beratung neue Ideen <strong>für</strong> <strong>die</strong> er<br />
umfangreiche Informationen wollte. Nach Abschluss der Beratung ging <strong>die</strong> Informationssuche<br />
telefonisch weiter.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
An meinem Schreibtisch im Büro.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Anrufer, Beraterin<br />
172 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Ratsuchender wollte von mir wissen, welche Entscheidung er treffen sollte (Stu<strong>die</strong>nberechtigung<br />
in Stams oder in Bregenz – Erzieherschule oder Sozialakademie?)<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Ratsuchende ist mit seinen vielen Anrufen (bei jedem Anruf neue Themenstellung)<br />
immer mühsamer geworden. Habe am Telefon versucht so ruhig wie möglich zu bleiben,<br />
seine Fragen zu gliedern, System reinzubringen und systematisch zu beantworten.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
RS wollte sich nicht festlegen, wollte, dass jemand anderer <strong>für</strong> ihn entscheidet. Er wollte<br />
Infos <strong>die</strong> so ins Detail gingen, dass ihm niemand <strong>die</strong> entsprechenden Antworten geben<br />
konnte.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Entscheidung kann ihm niemand abnehmen. Er ist Spezialist <strong>für</strong> sein Leben. Habe auf<br />
<strong>die</strong> einzelnen Schulen verwiesen – zum Abklären der Detailfragen, ...<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Es gab kein konkretes Ergebnis, <strong>die</strong> Entscheidung blieb bei ihm.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 2<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Ratsuchender hat angerufen.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Infozentrum – nachmittags; Besucher/-innen und Mitarbeiter/-innen waren in Umgebung.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Ratsuchender Herr und ich (Beraterin).<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Ratsuchender wollte Infos zu bestimmten Grafikausbildungen und im speziellen zu<br />
Tests/Assessment-Centers <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweiligen Ausbildungen.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Ein Beraterkollege, den ich um zusätzliche Ratschläge und Infos bat.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Ich informierte den Ratsuchenden; nach kurzer Rücksprache mit einem Kollegen und<br />
Recherche im Internet rief ich den Ratsuchenden nochmals an und gab Internetseiten<br />
mit allgemeinen Testmöglichkeiten weiter. Ich versuchte ruhig auf <strong>die</strong> sehr fordernde Art<br />
des Ratsuchenden einzugehen.<br />
AuF Print Nr. 12 173
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Ratsuchender war sehr fordernd und ungeduldig und wollte sich mit gebotenen Infos<br />
nicht zufrieden geben.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Ich blieb ruhig und ging sachlich auf <strong>die</strong> Fragen ein. Innerlich hatte ich mit dem Verhalten<br />
des Ratsuchenden sehr zu kämpfen. Luft über sein Verhalten machte ich mir nach<br />
dem Telefonat im Gespräch mit einem Kollegen.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Ruhig und sachlich bleiben war o.k. Man hätte <strong>die</strong> Grenzen des Möglichen klarer aufzeigen<br />
müssen.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Der Ratsuchende bekam Angaben von Buchtiteln zu Tests, ... und Internetadressen.<br />
Unbewältigt blieb <strong>die</strong> Info zu Testinhalten der gewünschten Schulen. Diese sind nicht<br />
zugänglich.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 3<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Ich habe das Telefon am späteren Nachmittag im Informationszentrum abgenommen.<br />
Um mich herum war es eher laut, 2 Kollegen haben etwas neben mir abgeklärt.<br />
Ein türkischer Anrufer, in einem eher schlechten Deutsch, wollte Informationen über den<br />
Lehrberuf „Sticker“. Während des Anrufes habe ich im Internet in der Lehrberufsliste<br />
nachgeschaut und habe <strong>die</strong>sen Lehrberuf nicht gefunden. Ich war verwundert, weil ich<br />
überzeugt war, dass es <strong>die</strong>sen Lehrberuf gibt. Ich habe dann nochmals beim Ratsuchenden<br />
rückgefragt, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Er bestätigte. Ich habe dem<br />
Ratsuchenden gesagt, dass ich das abklären muss und dass ich ihn zurückrufen werde.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
• türkischer Anrufer<br />
• Beziehung war gut.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Zuerst habe ich eine Arbeitskollegin gefragt, <strong>die</strong> mir nicht weiterhelfen konnte. Ich habe<br />
dann bei der Wirtschaftskammer in der Lehrlingsstelle direkt angerufen und dort <strong>die</strong> Information<br />
erhalten, dass es <strong>die</strong>sen Lehrberuf nicht gibt. Ich habe den Ratsuchenden<br />
dann zurückgerufen und ihm <strong>die</strong> Information weitergegeben. Ich konnte ihm einige alternative<br />
Lehrberufe in der Textilindustrie anbieten.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
• Verständnisproblem (sprachlicher Ausdruck)<br />
• Umfeld <strong>für</strong> Berater/-in ungewohnt<br />
• Umfeld eher laut<br />
• Berater/-in war inhaltlich überfordert.<br />
174 AuF Print Nr. 12
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Die Berater/-in hat sich verunsichern lassen, hat aber in dem Fall richtig gehandelt, indem<br />
sie dem Ratsuchenden angeboten hat, <strong>die</strong> Frage abzuklären bzw. den Ratsuchenden<br />
zurückzurufen.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Der Ratsuchende war zu seinen Informationen gekommen.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 4<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Telefonische Anfrage an bifo: Die Mitarbeiterin einer Bank ersucht mich beim Auffinden<br />
einer Weiterbildung, eines Seminars im Bereich „Goldverkauf, Golddepots“<br />
behilflich zu sein.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Ort: Mein Büro im bifo<br />
Zeit: Montag, 29. Juli 2002, Nachmittag (soweit ich mich erinnern kann)<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Ratsuchende und ich.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
• Die Bankmitarbeiterin bat mich telefonisch herauszufinden, welche Fortbildungsmöglichkeiten<br />
im gefragten Bereich bestehen. Sie habe nichts finden können.<br />
• Ich habe drauf hin nach Infomaterial gesucht: zuerst im bifo selber, dann über<br />
Suchmaschinen im Internet – erfolglos. Der Zeitaufwand da<strong>für</strong> war ziemlich hoch.<br />
Danach habe ich den zuständigen Fachbereichsleiter in der VWK telefonisch<br />
kontaktiert, der mir folgende Auskunft gab: ihm sei dazu nichts bekannt, sinnvoll<br />
wäre aber bei der Österreichischen Nationalbank nachzufragen, da Banken ihre<br />
Fortbildungen i.d.R. intern organisieren.<br />
• Gleichzeitig habe ich einen Bekannten, der an der FH in Wien Bank- und Finanzwirtschaft<br />
stu<strong>die</strong>rt, gebeten zu recherchieren. Trotz guter Kontakte und Adressen<br />
(Börsenakademie) konnte auch er nichts finden.<br />
• Ich habe dann <strong>die</strong> Ratsuchende zurückgerufen, ihr mitgeteilt, dass ich keine<br />
„Gold-Fortbildungen“ ausfindig machen konnte. Gleichzeitig habe ich sie aufgrund<br />
der Auskunft des WK-Experten an <strong>die</strong> Österreichische Nationalbank verwiesen.<br />
Erst jetzt teilte mir <strong>die</strong> Ratsuchende mit, dass sie bereits in der Nationalbank<br />
nachgefragt hatte, bzw. schon eine aufwendige Recherchearbeit hinter sich<br />
hatte.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
n.r. – im Lande bzw. Wien.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Die Telefonsituation selber war kurz und sachlich. Erst in der nachfolgenden Stunde<br />
machte sich leichter Ärger bemerkbar. Warum hatte <strong>die</strong> Ratsuchende mir nicht schon im<br />
vornherein gesagt, wo sie schon überall gefragt hatte? Eine Erörterung im Team brachte<br />
<strong>für</strong> künftige Situationen <strong>die</strong>ser Art eine Klärung insofern, dass wir den Zeitaufwand <strong>für</strong><br />
„Orchideenthemen“ nicht überstrapazieren werden, bzw. vor der Recherche abklären,<br />
was schon alles unternommen wurde und welche vertretbaren Aufgaben bifo-Berater/innen<br />
übernehmen können.<br />
AuF Print Nr. 12 175
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Nicht offengelegte Informationen zwischen Ratsuchende und Berater/-in:<br />
Ratsuchende hat mich „missbraucht“ und wichtige Infos erst im nachhinein gegeben, hat<br />
mich suchen lassen, obwohl sie wissen musste, dass in <strong>die</strong>ser Branche Fortbildungen<br />
im wesentlichen intern organisiert werden, sie also mehr Infoquellen als ich zur Verfügung<br />
hatte.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Habe das Problem ins Team eingebracht und mit Kolleg/-innen besprochen.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Rückmeldung an Ratsuchende, dass ich nichts zu Ihrer Anfrage finden konnte. Eventuell<br />
hätte ich <strong>die</strong> Ratsuchende nachträglich noch anrufen können und darüber reden? Ich<br />
glaube nicht, dass das was gebracht hätte. Für mich war wichtig, es zu thematisieren<br />
und ins Team zu bringen, was zu einer befriedigenden Klärung führte.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 5<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Ein Vater rief wegen der Beratung seiner Tochter an. Tochter sollte Neigungstest<br />
machen.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Büro, Schreibtisch.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Anrufer, Berater/in.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Vater wollte einen Neigungstest <strong>für</strong> seine Tochter und machte mir zum Vorwurf,<br />
dass <strong>die</strong> Beratung im bifo etwas kostet im Gegensatz zum BIZ (Infozentrum des Arbeitsmarktservice).<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Habe ihm erklärt, warum bei uns ein Kostenbeitrag zu entrichten ist, wie Beratung bei<br />
uns zu verstehen ist,... und habe ihm freigestellt, <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste des BIZ in Anspruch<br />
zu nehmen, habe auf Freiwilligkeit verwiesen.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Er wollte <strong>die</strong> Unterschiede zwischen uns und dem BIZ nicht verstehen, vor allem <strong>für</strong> unsere<br />
Beratungs<strong>die</strong>nste keinen finanziellen Beitrag leisten.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
siehe Punkt 3.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
176 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Vater will es sich nochmals überlegen. Unbewältigt blieb <strong>die</strong> Wut des Vaters auf den<br />
Kostenbeitrag.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 6<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Herr K. war bereits bei mir in der Beratung. In der Beratung ist er als sehr fordernd<br />
aufgetreten und hat keinen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen. Ca. 1 Woche<br />
später hat er noch einmal angerufen und wollte einen zweiten Beratungstermin vereinbaren.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Im eigenen Büro im bifo, nachmittags.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Die Beraterin und der Anrufer.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Herr K. ruft an und beginnt das Gespräch folgendermaßen:<br />
„Da das Ergebnis unseres letzten Gespräches ja nicht sehr „erfolgreich“ war, möchte<br />
ich mich noch einmal mit Ihnen zusammensetzen und besprechen, was es sonst<br />
evtl. noch <strong>für</strong> mich gäbe.<br />
Diese Formulierung hat bei mir <strong>die</strong>selben Gefühle aufkommen lassen, <strong>die</strong> ich schon<br />
während der Beratung hatte. Es war sehr schwer, mit Herrn K. ein partnerschaftliches<br />
Gespräch auf der gleichen Ebene zu führen. Er hat immer versucht, drüber zu<br />
stehen, <strong>die</strong> Oberhand zu haben und war – meinem Gefühl nach – nie ganz offen. Er<br />
wirkte überheblich, besserwisserisch und das letzte Wort haben müssend.<br />
Ich bin sachlich geblieben, habe nachgefragt, um was es ihm bei einem zweiten<br />
Gespräch gehen würde, wir haben zwei Termine ausgemacht.<br />
Sein Abschlusssatz war inhaltlich wie im Tonfall wieder zynisch formuliert wie ich es<br />
bereits kenne von ihm: „Ja, dann komme ich einen Tag früher den Test machen,<br />
damit sie auch genügend Zeit haben, ihn auszuwerten.“<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
keine.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Glücklicherweise war aufgrund der Intervision ein Kollege als Beobachter bei <strong>die</strong>ser Beratung<br />
dabei und ich konnte <strong>die</strong> Situation gut nachbereiten. Deshalb konnte ich beim Anruf<br />
recht gut mit der Art von Herrn K. umgehen, weil ich mich nach der Beratung ausführlich<br />
damit auseinandergesetzt hatte.<br />
Ich bin sachlich und kompetent geblieben, bin ihm bezüglich Test-Termin entgegengekommen<br />
und habe mich nicht auf seine Machtspiele eingelassen.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
• <strong>die</strong> Art des Ratsuchenden<br />
• seine Überheblichkeit und Besserwisserei<br />
• sein Zynismus.<br />
Das daraus resultierende Gefühl bei mir: Aggression.<br />
AuF Print Nr. 12 177
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Sachlich, als Beraterin kompetent wirkend, hatte meine Gefühle gut im Griff, habe mich<br />
sogar geehrt gefühlt, dass er noch einen Beratungstermin bei mir haben möchte.<br />
Mit war mittlerweile klar, dass seine Art sehr viel mit Misstrauen und auch fehlendem<br />
Selbstvertrauen zu tun hatte.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Ergebnis:<br />
2 Termine ausgemacht: einen <strong>für</strong> Test, einen <strong>für</strong> Beratungsgespräch.<br />
Vorsatz: Beim nächsten Gesprächstermin eine größere Vertrauensbasis aufzubauen,<br />
damit er sich leichter öffnen kann.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 7<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Abend<strong>die</strong>nst am Donnerstag (Öffnungszeiten von 13.30 – 19.00 Uhr). Ich bin alleine<br />
im BIFO und beginne um ca. 18.50 Uhr langsam Computer auszuschalten und aufzuräumen.<br />
3 Minuten vor Dienstschluss (19.00 Uhr) klingelt das Telefon.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
BIFO, 18.57 Uhr, Empfangsbereich<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Ich und der Anrufer, zwischen 25 und 30 Jahre alt.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Der Anrufer wollte sich über eine Ausbildung in Liechtenstein erkundigen.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Es waren keine anderen Personen beteiligt.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Der Anrufer war der Beraterin von Namen und Stimme her bekannt. Er hat schon öfter<br />
angerufen und nach Auskünften gefragt (auch bei anderen BeraterInnen). Er wurde bereits<br />
bei vormaligen Anrufen als sehr penetrant, überheblich, fordernd und besserwissend<br />
eingestuft. Außerdem wollte er immer wieder Auskünfte über verschiedenste Bildungsbereiche,<br />
was bei uns den Eindruck hinterließ, dass er nicht so recht weiß, was er<br />
überhaupt will. Auf ein tiefergehendes, vielleicht auch klärendes Gespräch hat er sich<br />
nie eingelassen. Er wollte Antworten auf seine Fragen, fertig.<br />
Schwierigkeiten:<br />
• Dieser Herr ruft um 18.57 Uhr an<br />
• Er hat eine "tolle" Frage parat und weiß ja eigentlich alles selber schon<br />
• Er ist von seiner Stimme her sehr fordernd.<br />
Das alles löst bei der Beraterin innere Agressionen aus.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
Die Beraterin hat versucht ruhig zu bleiben und <strong>die</strong> Fragen zu beantworten. Es blieb jedoch<br />
eine Frage offen, weil sie zu detailliert war. Als der Anrufer einen immer schärferen<br />
178 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Ton einschlägt, hebt <strong>die</strong> Beraterin selbst <strong>die</strong> Stimme und wird eine wenig resolut. Sie will<br />
damit Grenzen aufzeigen. Die schärfere Stimme der Beraterin bewirkt, dass der Anrufer<br />
plötzlich freundlicher und ruhiger wird.<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Einige Fragen konnten beantwortet werden, bei anderen musste der Anrufer selbst bei<br />
der Fachhochschule anrufen, um genau Bescheid zu bekommen.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 8<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Telefonanruf<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Büro, vormittags<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Berater, Anruferin<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Anruferin wollte Physiotherapie- oder Diätassistentin-Ausbildung in Vorarlberg oder<br />
von Vorarlberg aus machen. Problem: Es gibt keine. Anruferin war enttäuscht und<br />
wütend.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Berater und Anruferin sind Vorarlberger.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Berater hörte zu.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Wütende Anruferin, Ziel ihrer Wut <strong>die</strong> Bildungspolitik, Berater konnte an der Situation<br />
nichts ändern.<br />
5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
ruhig, zuhören<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Anruferin hat sich ein wenig beruhigt.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Martins Geschichte CZ 1<br />
Es geschah im Januar 2002 im Job Center im Informations- und Beratungszentrum. Es ist<br />
<strong>die</strong> Geschichte meines Klienten, denn ich arbeite hier als Berater.<br />
Erster Kontakt Martins Mutter war zuvor im ICC gewesen, um Informationen über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nrichtung<br />
<strong>für</strong> ihren Sohn einzuholen. Ich fragte sie nach seinen Vorstellungen über seinen<br />
künftigen Beruf. Sie sagte nur, dass Martins Noten nicht gut seien, aber vor 2 Jahren sei er<br />
AuF Print Nr. 12 179
ein sehr guter Schüler mit sehr guten Noten gewesen. Ich fragte nach den Gründen. Die<br />
Mutter sagte, dass er ein sehr schwieriges Kind sei und dass sein Verhalten in letzter Zeit<br />
nicht gut gewesen sei. Ich sagte ihr, dass ich <strong>die</strong> Entscheidung über eine Stu<strong>die</strong>nrichtung <strong>für</strong><br />
eine sehr schwerwiegende hielte, an der Martin beteiligt sein sollte.<br />
Zum Schluss vereinbarten wir einen Termin.<br />
Zweites Treffen: Martins Mutter kam mit ihren Eltern zum ICC. Sie war sehr beschäftigt und<br />
ständig in Eile. Aber ihre Mutter (Martins Großmutter) begann über Martin zu reden. Sie hatten<br />
<strong>die</strong>ses Mal keine Zeit, weil sie zum Zentrum <strong>für</strong> Bildungspflege gehen mussten. Ein Sozialarbeiter<br />
schlug den Besuch in einer Bildungsinstitution im Diagnostischen Zentrum vor.<br />
Martins Mutter und der Sozialarbeiter sollten darüber entscheiden, ob Martin dorthin gehen<br />
solle. Ich sagte ihnen, dass sich viele Kinder <strong>die</strong>ses Alters einsam fühlen und mehr Aufmerksamkeit<br />
und Liebe von ihren Verwandten brauchen.<br />
Schließlich ging Martin nicht zum Diagnostischen Zentrum.<br />
Drittes Treffen: Martin und seine Mutter kamen zum ICC. Ich erzählte ihnen von den Möglichkeiten<br />
des ICC und dem psychologischen Dienst. Martin wollte <strong>die</strong> psychologischen Tests<br />
machen.<br />
Viertes Treffen: Ergebnisse der psychologischen Tests: Martin ist von durchschnittlicher Intelligenz,<br />
er ist an PCs und anderen technischen Berufen interessiert.<br />
Ich fand etwas Neues über Martins Leben heraus. Seine Noten waren zu der Zeit am<br />
schlechtesten, als sich <strong>die</strong> Mutter scheiden ließ. Sein Stiefvater begann immer mehr zu trinken<br />
und schrie ihn zu Hause jeden Tag an. Martin versuchte jeden Tag aus dem Haus zu<br />
kommen. Ungefähr zu <strong>die</strong>ser Zeit kam ein neuer Junge in seine Klasse. Der Neue hatte Erfahrungen<br />
mit Marihuana. Er bot Martin einen Joint an. Martin begann fast regelmäßig Marihuana<br />
zu rauchen. Er hatte schlechtere Noten, war apathisch und gefühllos. Martin wurde<br />
der beste Freund des neuen Klassenkameraden und er gab ihm <strong>die</strong> Joints umsonst. Martin<br />
selbst fühlte sich müde, zerstreut, faul, schläfrig.<br />
Seit der Scheidung musste sich Martin um seinen kleinen Bruder kümmern. Die Mutter<br />
machte Schichtarbeit, Martin musste ihn vom Kindergarten abholen, <strong>für</strong> ihn kochen, einkaufen<br />
gehen usw. Er konnte mit seinem Freund nicht ausgehen. Er hatte kein Interesse am<br />
Lernen und hatte einen sehr schlechten Ruf, gelegentlich wurde er <strong>für</strong> Dinge verantwortlich<br />
gemacht, <strong>die</strong> er nicht getan hatte.<br />
Er wollte gerne als Elektriker arbeiten, aber seine Noten waren nicht gut genug. Man bot ihm<br />
an, in eine Lehrlingswerkstatt <strong>für</strong> Maschinenbearbeitung zu gehen. Wenn er erfolgreich war,<br />
konnte er <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung einer CNC-Maschine erlernen.<br />
Man bot ihm <strong>die</strong> Möglichkeit an, an einer neuen Schule ein neues Leben zu beginnen. Wir<br />
erwogen, ihn in einem Lehrlingsheim unterzubringen - er musste das aber selbst entscheiden.<br />
Es konnte zwar passieren, dass er wieder in Schwierigkeiten geriete, aber es gab auch<br />
einen Vorteil - er müsste sich nicht mehr um seinen kleinen Bruder kümmern.<br />
Ergebnis: Martin hat nun ein Ziel, aber es wird noch viel Anstrengung kosten, es zu erreichen.<br />
Er hat <strong>die</strong> Krise überwunden, er raucht kein Marihuana mehr, obwohl er <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
hat, Joints umsonst zu bekommen. Er ist wieder bereit, zu kämpfen, aber der Kampf<br />
muss seinem Alter angemessen sein und er muss aus seinem Umfeld Unterstützung erfahren.<br />
Empfehlung an <strong>die</strong> Mutter: Sie sollte <strong>die</strong> Belastung durch <strong>die</strong> Pflichten in Form der Versorgung<br />
des kleinen Bruders von ihm nehmen.<br />
180 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – 21-jährige Frau CZ 2<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Die Geschichte ereignete sich im Herbst 2001 in einem Job Center.<br />
Eine 21-jährige Frau kam zum Job Center. Sie hatte eine Lehrlingsschule absolviert und danach<br />
noch etwas gelernt. Nach Abschluss der Ausbildung nahm sie eine Beschäftigung auf.<br />
Sie arbeitete als Verwaltungsangestellte auf einem Polizeirevier und dann in einem anderen<br />
Büro, auch in der Verwaltung. Während der Probezeit wurde sie von dort entlassen. Dies<br />
untergrub ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstsicherheit. Ihre dominante Mutter sagte ihr<br />
ständig, dass ihre Schwester sehr talentiert und eine gute Buchhalterin sei und sie nicht. Sie<br />
selbst war der Meinung, dass ihr <strong>die</strong> Verwaltungsarbeit keinen Spaß mache und war sehr<br />
unglücklich, weil sie nicht wusste, was sie wollte.<br />
Sie kam zum Job Centre, um sich arbeitssuchend zu melden. Während des Gesprächs mit<br />
dem Berater ergab sich Einiges neue, es zeigte sich, dass sie ein guter Freund ist und ihr<br />
viele Menschen von ihren Problemen erzählen und sie ihnen helfen kann. Sie hat nie <strong>die</strong><br />
Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da sie recht scheu ist. Sie kann nicht vor vielen Menschen<br />
agieren. Nach ihrer Entlassung fühlte sie sich sehr einsam. Sie kam sich wie ein Außenseiter<br />
vor. Sie sagte, sie sei 21 Jahre alt und wisse nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen<br />
wolle.<br />
Der Berater schlug einen psychologischen Test vor. Sie stimmte zu. Aus den Tests (IQ-Test<br />
und Neigungstests) ergab sich, dass sie Interesse an Sozialarbeit hat, ihre Hobbies waren<br />
Literatur, Kunst, Biologie und Sport. Der Berater empfahl ihr als Hilfskraft im Freizeitzentrum<br />
zu arbeiten. Sie könne allmählich lernen mit kleinen Kindern zu arbeiten. Sie kam zu der<br />
Schlußfolgerung, dass sie versuchen werde, eine Fachschule <strong>für</strong> Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />
zu besuchen.<br />
Der Berater sagte ihr, dass es gut wäre, wenn sie an Kursen teilnähme, um ihr Selbstvertrauen<br />
und ihre persönlichen Vorzüge zu stärken.<br />
In <strong>die</strong>sem Fall lag der Konflikt in der Familie der jungen Frau. Die Familienmitglieder ermutigten<br />
sie nicht, vielleicht wussten sie nicht wie.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Ein Rollstuhlfahrer CZ 3<br />
Diese Geschichte ereignete sich Anfang 2002 in einem Job Center in der Tschechischen<br />
Republik<br />
Es geht um einen Rollstuhlfahrer. Er war bis zu einem Unfall als Fahrer tätig und ist augenblicklich<br />
schwerbehindert. Er verlor seine Beine. Er ist alleinstehend, fühlt sich einsam, lebt<br />
nur mit seiner Mutter. Seine Mutter begleitete ihn.<br />
Er kam zum Job Centre um sich als Arbeitssuchender zu melden. Es gab jedoch zu Schwierigkeiten,<br />
weil ihm <strong>die</strong> Empfangsdame sagte, dass es <strong>für</strong> ihn gesetzlich nicht zulässig sei,<br />
sich zu melden. Er hat einen Schwerbehindertenbescheid nach Buchstabe D des Gesetzbuches.<br />
Das bedeutet, er kann nicht arbeiten und somit kann er sich beim Job Center nicht<br />
eintragen lassen. Der Mann begann zu schreien, dass er behindert sei und daher wertlos,<br />
weil er nicht arbeiten kann. Er schrie, dass er seit 7 Monaten kein Geld bekommen habe. Er<br />
habe eine neue Arbeit gefunden, aber ohne <strong>die</strong> Registrierung im Job Center würde das nicht<br />
klappen! Bei keiner Behörde sei irgendjemand bereit, ihm zu helfen. Zumindest ein Büroangestellter<br />
müsste doch in der Lage sein, ihm zu helfen! Er wiederholte immer wieder, dass er<br />
sich ja gleich erschießen könne, da er ein Nichts sei. Er sagte, dass sein Kopf gut funktioniere.<br />
Er wolle arbeiten.<br />
Die Empfangsdame ließ einen Berater holen. Er schaute auf seinen Behindertenbescheid<br />
und kam zu dem gleichen Urteil wie <strong>die</strong> Empfangsdame zuvor.<br />
AuF Print Nr. 12 181
Aber der Rollstuhlfahrer war nicht zu beruhigen. Er schrie weiterhin, dass er sich erschießen<br />
wolle. Daher riefen <strong>die</strong> Mitarbeiter eine Psychologin zu Hilfe.<br />
Diese nahm den Mann und seine Mutter mit in sein Büro. Er schrie immer noch wie zu Anfang.<br />
Die Psychologin sagte zu ihm: "Ich würde Ihnen gerne helfen, was kann ich <strong>für</strong> Sie<br />
tun?" Daraufhin beruhigte sich der Mann etwas. Die Psychologin hörte sich seine Geschichte<br />
nochmals an. Er erzählte ihr jetzt, dass er eine Stelle gefunden habe, aber <strong>die</strong>se hänge davon<br />
ab, dass das Job Center seinem neuen Arbeitgeber gewisse Zuschüsse bezahle. (Es ist<br />
möglich und recht häufig, dass Arbeitgeber, <strong>die</strong> Behinderte beschäftigen Zuschüsse erhalten,<br />
<strong>die</strong> recht hoch sind). Die Psychologin wollte seinen Behindertenbescheid sehen. Er war<br />
befristet auf Januar 2001. Sie sagte, dass das ein sehr altes Datum sei. Plötzlich sagte er,<br />
dass er noch einen anderen vom Dezember 2001 habe. Der neuere Bescheid war ganz anders<br />
als der alte. Dort stand der Buchstabe C - das bedeutet, dass der Mann sich registrieren<br />
lassen und Arbeit bekommen kann. Plötzlich hatte sich das Problem selbst erledigt.<br />
Der Mann war plötzlich sehr beschämt, weil der ganze Konflikt sein großer Fehler war. Es<br />
verschlug ihm <strong>die</strong> Sprache. Er kam sich ganz komisch vor. Die Psychologin sagte, dass könne<br />
jedem passieren. Sie sprach mit ihm über seine neue Arbeit, über seine Ausbildung, wie<br />
er sich auf <strong>die</strong> neue Arbeit freue und das Gefühl, das alles wieder einen Sinn habe.<br />
Ergebnis: Es ist sehr wichtig, mit den Leuten über ihre Probleme zu sprechen und <strong>die</strong> Einzelheiten<br />
zu erklären. Unsere Kunden können Fehler machen. Manchmal ist ein Kunde unter<br />
Stress nicht in der Lage, <strong>die</strong> Realität zu erkennen. Wir sollten versuchen, sie zu verstehen.<br />
Als der Mann seinen Fehler feststellte, war er sehr beschämt. In <strong>die</strong>sem Fall hat ihm <strong>die</strong><br />
Psychologin gesagt, dass das jedem passieren könne und half ihm dadurch, dass sie über<br />
seine neue Arbeitsstelle sprach. Das Problem war damit schnell gelöst.<br />
Ich glaube, dass ein Berater geduldig sein und sehr viel Empathie üben muss.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Vater – Unternehmer CZ 4<br />
Dies geschah letztes Jahr im Informations- und Beratungszentrum im Job Center.<br />
Der Vater kam mit seiner Tochter, einer Siebtklässlerin, zum Informations- und Beratungszentrum.<br />
Der Vater wollte, dass seine Tochter ein zweisprachiges französisches Gymnasium<br />
besuchen solle. Diese Schule ist sehr schwer und anspruchsvoll. Aber der Vater hatte ein<br />
Unternehmen, das mit Frankreich zusammen arbeitete und er wollte seine Tochter nach ihrer<br />
Ausbildung in der Firma anstellen, um <strong>die</strong> Kontakte mit Frankreich zu verbessern. Es gab<br />
jedoch ein großes Problem. Seine Tochter wollte das nicht, weil sie sowohl vor der Schule<br />
als auch vor der Aufnahmeprüfung Angst hatte. Sie dachte, dass ihr ein Sprachenstudium<br />
nicht liege.<br />
Während des Gesprächs bot ihr der Berater an, psychologische Tests, Intelligenz- und Neigungstests<br />
zu machen. Also machte sie <strong>die</strong> Tests. Das Ergebnis – <strong>die</strong> Leistungen des Mädchens<br />
waren mittelmäßig, der Zeitdruck hatte negative Auswirkungen, daher war ihre Fehlerquote<br />
recht hoch. Gemäß ihrer Neigungen empfahl ihr der Psychologe eine wirtschaftliche<br />
Ausrichtung. Der Psychologe stellte in <strong>die</strong>sem Gespräch fest, dass der Vater mit seiner<br />
Tochter sehr streng gewesen war, sie auf Hochleistungen trimmte und zwang mindestens<br />
zwei Stunden pro Tag zu lernen. Sie lernte auch wirklich 2 Stunden, aber in ihren Noten<br />
spiegelte sich das nicht wider.<br />
Das Mädchen war mit den Testergebnissen zufrieden, aber der Vater nicht. Trotzdem war<br />
<strong>die</strong> Tochter bereit, sich ihrem Vater zuliebe bei der Schule zu bewerben. Sie war schüchtern<br />
und unentschlossen, vielleicht unreif.<br />
182 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
Der Psychologe rief den Vater an und informierte ihn über <strong>die</strong> Ergebnisse. Der Vater war<br />
sehr verärgert und sagte, dass er damit nicht zufrieden sei. Er sagte, dass sie noch sehr jung<br />
sei und vielleicht einige Fehler gemacht habe und daher <strong>die</strong> Ergebnisse nicht stimmen könnten.<br />
Er ging zu einem anderen Psychologen, aber <strong>die</strong> Ergebnisse waren <strong>die</strong> gleichen.<br />
Ergebnis: Wir können raten und empfehlen, aber <strong>die</strong> Entscheidung muss der Klient<br />
letztendlich selbst treffen. In <strong>die</strong>sem Fall konnte <strong>die</strong> Tochter nicht selbst entscheiden,<br />
der Vater wollte es ihr nicht zugestehen. Der Vater verhielt sich in vielen anderen Situationen<br />
ähnlich.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Jurij aus Kasachstan PL 1<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Eines Tages kam Jurijs Vater zum Arbeitsamt in Biala Podlaska. Nachdem er eine Einladung<br />
einer polnischen Gemeinde erhalten hatte, hatte sich <strong>die</strong>ser Mann entschlossen,<br />
mit seiner ganzen Familie aus Kasachstan zurück nach Polen zu kommen. Das<br />
polnische Recht über Rückwanderer erlaubt <strong>die</strong>s, aber zuerst müssen <strong>die</strong> Kommunalbehörden<br />
sicherstellen, dass <strong>die</strong>se Familien geeignete Arbeits- und Lebensumstände<br />
vorfinden. Die erwachsenen Rückwanderer müssen zum Arbeitsamt gehen und mit einem<br />
Berufsberater sprechen. Der Berater erstellt ein Gutachten und hilft bei der Arbeitssuche.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Arbeitsamt in Biala Podlaska, Juni 2001.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Jurijs Vater, Jurijs Berufsberater, Arbeitgeber.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Jurijs Vater war derjenige, der <strong>die</strong> Kontakte mit den polnischen Behörden abwickelte.<br />
Er arrangierte auch Jurijs Gespräch mit dem Berater. Er sprach dann mit dem Arbeitgeber,<br />
der Jurij als Fabrikarbeiter (Marine) in seinem Unternehmen einstellen wollte.<br />
(Jeder Arbeitgeber, der einen Rückwanderer einstellt, kann <strong>für</strong> einen gewissen Zeitraum<br />
dessen Gehalt erstattet bekommen).<br />
Beim Gespräch mit dem Berater war Jurij sehr nervös und wollte <strong>die</strong> Fragen über seine<br />
Interessen und sein Privatleben nicht beantworten. Er behandelte den Berater wie einen<br />
Funktionär, jemanden, dem man nicht trauen kann.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />
Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
siehe I a.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Berater versuchte, mit Jurij in Kontakt zu kommen, fragte ihn nach seinen Interessen,<br />
Erfahrungen in der Schule, Hobbies usw., aber Jurij wollte nichts sagen. Dann<br />
stellte ihm der Berater einige Möglichkeiten vor und schlug einige Ausbildungsmöglichkeiten<br />
vor (Jurij war unter 18 Jahren alt). Aber der Junge hatte daran kein Interesse, er<br />
wollte einfach nur arbeiten. Er sagte, dass er <strong>die</strong>sen Job wirklich brauche, dass er sich<br />
entschieden habe in Polen zu bleiben, weil man da besser leben könne als in Kasachstan.<br />
AuF Print Nr. 12 183
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />
waren zu beobachten?<br />
Es muss erwähnt werden, dass Jurij so misstrauisch war, weil er dachte, dass der Berater<br />
zuerst <strong>die</strong> Interessen des Amtes und erst dann <strong>die</strong> des Klienten vertritt. Der zweite<br />
wichtige Aspekt waren <strong>die</strong> Sprachschwierigkeiten. Jurij konnte zwar etwas Polnisch,<br />
aber sein Wortschatz war sehr beschränkt, er konnte viele Wörter und Sätze nicht verstehen.<br />
Sein Vater, der Polnisch viel besser konnte als sein Sohn, war sein Führer und<br />
maßgebend <strong>für</strong> ihn.<br />
5 a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Berater versuchte, dem Klienten alle <strong>für</strong> seine künftige <strong>berufliche</strong> Laufbahn notwendigen<br />
Informationen zu geben, Informationsquellen und Namen von Einrichtungen<br />
und Personen in Polen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihn nützlich sein konnten.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Jurij änderte seine Meinung nicht. Er begann sofort zu arbeiten, nachdem er volljährig<br />
war. Er machte noch nicht einmal von der Möglichkeit Gebrauch, mit der Hilfe von<br />
Fachleuten seine Fähigkeiten und Neigungen festzustellen. Er hatte auch kein Interesse<br />
an den Informationen über den polnischen Arbeitsmarkt, <strong>die</strong> er vom Arbeitsamt erhielt.<br />
Vielleicht war er zu jung und <strong>die</strong> kulturellen Unterschiede zwischen seinen Lebensumständen<br />
in Polen und in Kasachstan waren zu drastisch, wahrscheinlich konnte<br />
er sich nicht so schnell an <strong>die</strong>se neue Lage gewöhnen.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Jadwiga aus Wilna, Litauen PL 2<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Alles begann mit einem Anruf im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Olsztny.<br />
Eine Frau mittleren Alters mit einem östlichen Akzent wollte einen Termin mit einem<br />
Berufsberater vereinbaren.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Das Gespräch fand im Herbst 2001 in einem speziellen 'Besprechungszimmer' im<br />
Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Olsztny statt.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Jadwiga, Sachbearbeiter des Arbeitsamtes, Berufsberater, Arbeitgeber.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Während des Gesprächs erzählte Jadwiga dem Berater, dass sie in Vilna geboren ist,<br />
aber eine Polin aus Litauen sei und eine Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsgenehmigung<br />
<strong>für</strong> Polen hat. Sie sucht eine Stelle als Buchhalterin kann aber nichts finden. Sie meint,<br />
dass <strong>die</strong> polnischen Arbeitgeber ihr gegenüber negativ eingestellt sind, weil sie aus<br />
Osteuropa stammt. Sie sagte auch, dass sie 45 Jahre alt sei, einen höheren Bildungsabschluss<br />
in Wirtschaft besitze, spezialisiert sei in Buchhaltung und über 10 Jahre lang<br />
als Buchhalterin in Litauen gearbeitet habe. Sie spricht <strong>die</strong> Sprachen: Polnisch, Russisch,<br />
Litauisch und Englisch. Sie hat auch noch andere IKT-Kenntnisse. Sie kann <strong>die</strong><br />
polnische Staatsangehörigkeit erwerben, möchte das aber nicht, weil sie dann ihre<br />
Rente aus Litauen verliert.<br />
184 AuF Print Nr. 12
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
siehe 1 c)<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Berater versuchte möglichst viele Informationen über <strong>die</strong> Klientin zu erfahren, achtete<br />
auf ihre Erscheinung und schlug vor, Videoaufnahmen zur Verbesserung der Selbstdarstellung<br />
und der Gespräche mit Arbeitgebern zu machen. Der Berater schlug auch <strong>die</strong><br />
Teilnahme an Gruppentraining in Berufsberatung <strong>für</strong> Arbeitslose und eine Computerschulung<br />
vor (fortgeschrittener Kurs). Die Lösung des Problems könnte darin liegen, sich um<br />
<strong>die</strong> polnische Staatsangehörigkeit zu bewerben.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Einige wesentliche Punkte zur Lage von Jadwiga:<br />
- Alter (sie gehört zu einer Risikogruppe),<br />
- keine polnische Staatsangehörigkeit,<br />
- ihr Auftreten, anspruchsvoll und affektiert,<br />
- ihr Erscheinungsbild, das nicht dem polnischen Standard von Einrichtungen entspricht,<br />
<strong>die</strong> Akademiker einstellen (Halstuch, schmutziger Mantel und Schuhe):<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
siehe 3.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Jadwiga machte <strong>die</strong> Schulungen mit und fand eine neue Stelle in Polen. Aber es lag<br />
letztendlich an ihr, ihr Erscheinungsbild zu ändern.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Abdul aus Syrien PL 3<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Dies ereignete sich im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Danzig: Eine<br />
(polnische) Frau rief im Zentrum an und fragte nach einem Berufsberater, den sie<br />
schon kannte, sie wollte, dass er ihrem Ehemann - Abdul, einem Kurden aus Syrien,<br />
helfe. Abduls Ehefrau erklärte <strong>die</strong> Lage - das Problem war <strong>die</strong> Erstellung des Lebenslaufs<br />
und des Bewerbungsschreibens. Wahrscheinlich wollte sie <strong>die</strong>se selbst<br />
schreiben.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Der Besuch fand im Herbst 1999 im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in<br />
Danzig statt.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Abdul, seine Ehefrau, Berufsberater.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Während des Gesprächs wurden mehrere Kernelemente erwähnt:<br />
- Abdul lebt in Polen seit er 19 Jahre alt ist und hat <strong>die</strong> polnische Staatsangehörigkeit.<br />
- Er hat an der Universität Danzig Politikwissenschaften stu<strong>die</strong>rt und mit der Promotion<br />
begonnen.<br />
- Kurz nachdem er seinen Magister abgeschlossen hatte, begann er einen Arbeitsplatz<br />
zu suchen, konnte aber nichts finden. Er hat sehr unangenehme Erinnerungen<br />
an seine Einstellungsgespräche bei polnischen Arbeitgebern.<br />
AuF Print Nr. 12 185
- Seiner Meinung nach muss jeder Ausländer, der sich in Polen <strong>für</strong> einen Arbeitsplatz<br />
bewirbt, bessere Qualifikationen haben als <strong>die</strong> polnischen Berwerber. Er hält <strong>die</strong> Polen<br />
<strong>für</strong> intolerant and manchmal sogar rassistisch.<br />
- Abdul hatte kein Interesse an körperlicher Arbeit oder an Marketing.<br />
- Er träumte davon, wissenschaftlich zu arbeiten, deswegen hatte er mit der Promotion<br />
begonnen.<br />
- Während all <strong>die</strong>ser Zeit, hatte seine Frau ihn aktiv unterstützt, auch bei seiner Diplomarbeit.<br />
Sie war sein 'Manager' und persönlicher Berater.<br />
- Es war <strong>für</strong> Abdul auch sehr schwierig, sich in <strong>die</strong> neue Männerrolle hineinzufinden,<br />
<strong>die</strong> ganz anders war als in seiner Kultur.<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
siehe 1 c)<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Berater schlug ein speziellesTraining zu Methoden der Arbeitssuche vor, aber Abdul<br />
hatte daran kein Interesse. Seiner Meinung nach wäre ein solcher Workshop sinnlos, da<br />
alle seine Probleme mit seiner ausländischen Herkunft zusammenhängen. Somit gab der<br />
Berater seinem Kunden Informationen über <strong>die</strong> Abfassung von Lebenslauf und Bewerbungsschreiben<br />
und achtete auf <strong>die</strong> persönlichen Neigungen und Gefühle während des<br />
Gesprächs mit dem Arbeitgeber.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
An <strong>die</strong>sem Punkt wurden mehrere Kernelemente erwähnt:<br />
- Die psychologische Lage des Klienten war sehr kompliziert, eine Einzel- oder Gruppentherapie<br />
könnte eine gute Lösung <strong>für</strong> ihn darstellen,<br />
- der Klient hatte eine sehr inflexible Haltung gegenüber seiner künftigen Arbeitsstelle<br />
- Abdul hatte kein Interesse daran, neue Methoden der Arbeitssuche, zur Selbstdarstellung<br />
und Methoden zur Stressreduzierung zu lernen.<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Berufsberater setzte Beratungsmethoden zur Unterstützung seines Klienten ein<br />
und versuchte <strong>die</strong> Lage auf dem polnischen Arbeitsmarkt (speziell im Raum Danzig) zu<br />
erklären. Er schlug auch Gruppentraining zu Methoden der Arbeitssuche vor.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Der Berufsberater konnte <strong>die</strong> Denkweise, Überzeugungen und das Verhalten des<br />
Klienten nicht ändern. Nach Abschluss seiner Promotion fand Abdul jedoch einen neuen<br />
Arbeitsplatz. Er ist Lektor in einer Universität in Nordpolen. Er findet seine Arbeit<br />
sehr interessant, arbeitet mit seinen Studenten, ist aktiver und selbständiger.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Wladimir aus der Ukraine PL 4<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Eines Tages kam Wladimir in das Arbeitsamt in Warschau. Er hatte eine Arbeitserlaubnis<br />
<strong>für</strong> Polen, konnte aber keine Stelle finden. Das Arbeitsamt arrangierte das Gespräch<br />
mit dem Berufsberater, der Wladimir helfen sollte.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
Das Gespräch fand im Frühjahr 2002 im Arbeitsamt in Warschau statt.<br />
186 AuF Print Nr. 12
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Wladimir, Sachbearbeiter des Arbeitsamtes, Berufsberater.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
Wladimir kam 2001 aus der Ukraine nach Polen. Er hat <strong>die</strong> Sekundarschule abgeschlossen,<br />
verfügt aber nicht über viel Berufserfahrung. Zu Anfang seines Aufenthaltes<br />
in Polen versuchte er sich als Händler. Seine polnischen Freunde halfen ihm, <strong>die</strong> polnische<br />
Arbeitsgenehmigung zu bekommen und gaben ihm Arbeit als Bauarbeiter. Danach<br />
wechselte Wladimir mehrfach den Arbeitgeber, war aber immer noch Bauarbeiter.<br />
Der letzte Arbeitgeber entließ Wladimir, weil der seiner Meinung nach nichts anderes<br />
konnte, als <strong>die</strong> Erde umgraben. Wladimir<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Wladimir, polnische Arbeitgeber, Wladimirs Freunde, Berufsberater.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Berater stellte fest, dass Wladimir immer noch als Bauarbeiter in Polen tätig sein will,<br />
aber es immer schwieriger <strong>für</strong> ihn wird, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Der Berater<br />
schlug eine Fachausbildung <strong>für</strong> Bauwesen und Praxis in <strong>die</strong>sem Bereich vor. Wladimir<br />
stimmte zu.<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Während des Gesprächs erwähnte der Berater, dass Wladimir ungenügende Kenntnisse<br />
über moderne Techniken besitze. Er wußte nichts über Verputzen und neue Baumaterialien.<br />
Er sprach auch nicht flüssig Polnisch und beherrschte <strong>die</strong> polnische Fachsprache <strong>für</strong><br />
den Bau nicht. Aber er war fest entschlossen, mit dem Training zu beginnen.<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Berater hatte keinerlei Zweifel darüber, wie dem Klienten zu helfen sei und welches<br />
<strong>die</strong> beste Lösung sei. Er schlug eine technische Ausbildung vor.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Wladimir schloss <strong>die</strong> Ausbildung ab und wurde ein wettbewerbsfähigerer Arbeitnehmer.<br />
Er war stark motiviert, hatte neue Fähigkeiten und geringere Lohnforderungen als<br />
<strong>die</strong> polnischen Arbeiter.<br />
Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Mohammed aus Äthiopien PL - 5<br />
1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />
haben:<br />
a) Wie kam es dazu?<br />
Mohammed rief im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Warschau an und bat<br />
um einen Termin mit einem Berater.<br />
b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />
In Warschau im Sommer 2002.<br />
c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />
Mohammed kam nach Polen, um Medizin zu stu<strong>die</strong>ren. Er beendete das Studium 1998<br />
und begann seine Facharztausbildung als Kinderarzt. Während des Studiums ent-<br />
AuF Print Nr. 12 187
schied er sich, in Polen zu bleiben. Er heiratete eine Äthiopierin, <strong>die</strong> in der äthiopischen<br />
Botschaft in Polen arbeitete und wurde bald Vater. Beim Gespräch mit dem Berater<br />
sagte Mohammed, dass er in Polen keine Arbeit finden kann. Er hatte auch einige unangenehme<br />
Erfahrungen mit Kontakten mit polnischen Patienten.<br />
d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />
2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />
beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />
Während des Gesprächs erwähnte der Berater, dass Mohammed sehr schnell Kontakt mit<br />
jungen Patienten (Kindern) herstellen kann, aber nicht mit deren Eltern, insbesondere den<br />
Müttern. Als Kinderarzt hatte er und wird er auch künftig häufige Kontakte mit den Müttern<br />
haben, daher ist das sehr wichtig <strong>für</strong> seine künftige Laufbahn.<br />
3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />
Der Berater schlug ein Training in sozialer Kommunikation vor (zur Verbesserung der<br />
Kommunikation mit Erwachsenen) und Sprachschulung (zur Verbesserung der Kommunikation<br />
mit Kindern und Müttern).<br />
4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />
zu beobachten?<br />
Mohammed fühlte sich in der Umgebung mit seinen Freunden und seiner Familie nicht als<br />
Ausländer. Die Lage änderte sich, als er beschloss als Kinderarzt zu arbeiten. Er war sehr<br />
fest entschlossen und will wirklich in Polen arbeiten.<br />
5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />
b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />
Der Berater half Mohammed sehr viel, <strong>die</strong> Ratschläge waren alle richtig und sehr wirkungsvoll.<br />
6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />
Mohammed beschloss mit der Promotion zu beginnen und fand nach wenigen Monaten<br />
eine Stelle in einem Krankenhaus. Er ist sehr aktiv und ist glücklich.<br />
188 AuF Print Nr. 12
4 Best Practice in der Telefonberatung<br />
Best-practice-Beispiele:<br />
I. Berichtsformular <strong>für</strong> Telefonberatung<br />
Best Practice in der Telefonberatung<br />
BERICHT über Anruf Nr.________________ Datum: _____________________<br />
Zeit: von ______________ bis ___________________<br />
ANRUFER Name: ______________ Alter: _____ Stand:______________<br />
Geschlecht: ________________<br />
TS-NAME „Deckname“ und richtiger Name: _______________________________<br />
° Erster Satz des Anrufers:<br />
° Anliegen und Situation des Anrufers:<br />
° Verlauf des Gesprächs:<br />
° Abschluss des Gesprächs (Vereinbarungen):<br />
° Beziehungsmuster:<br />
- Was soll der Berater <strong>für</strong> den Klient sein?<br />
- Was will der Berater <strong>für</strong> den Klient sein?<br />
- Welche Beziehung entsteht zwischen Klient und Berater daraus?<br />
-<br />
° Wenn ich das Gespräch jetzt noch einmal durchdenke/durchfühle – worüber würde ich<br />
jetzt gerne reden?<br />
° Wie geht es mir?<br />
° Anregungen <strong>für</strong> den Umgang mit Klienten:<br />
° Gespräch <strong>für</strong> Supervision interessant?<br />
Quelle: Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />
AuF Print Nr. 12 189
Muswieck, Wilfried<br />
II. Informationen über den Klienten<br />
Nachname und Vorname<br />
Addresse<br />
Bildung<br />
Ausbildung/Beruf<br />
Kontakt (Telefon, mobil, e-mail)<br />
Zahl der Kontakte<br />
Anliegen<br />
Empfehlungen/Ergebnisse<br />
Bemerkungen<br />
Unterschrift des Beraters<br />
Datum<br />
1 st, 2 nd , 3 rd , 4 th contact<br />
190 AuF Print Nr. 12
Kurzinfo zum Telefonkontakt<br />
III.<br />
Herr/Frau Datum:<br />
Zeit:<br />
Firma:<br />
Tel.Nr.:<br />
Fax Nr.:<br />
Was kann ich <strong>für</strong> Sie tun? ____________________________________________________<br />
Was kann ich ausrichten? _______________________________________________________________________________________________<br />
____________________________________________________________________________________________________________________<br />
� Rückruf erwünscht � ruft wieder an<br />
Wann können wir Sie <strong>für</strong> den Rückruf am besten erreichen?<br />
Datum: Uhrzeit:<br />
Quelle: BIFO Berufs- und Bildungsinformation Vorarlberg, Austria
Muswieck, Wilfried<br />
IV. Gesprächsvermerk<br />
1. Nummer des Anrufs: _______________________________<br />
2. Identifikationsnummer des Beraters: _______________________________<br />
3. Datum des Anrufs (Jahr, Monat, Tag, Zeit): ______________________________<br />
4. Dauer des Anrufs (Minuten) _______________________________<br />
5. Art des Anrufs: _____________ Neu _________ Wiederholer ________<br />
6. Geschlecht: ______________ weiblich ______ männlich ___________<br />
7. Alter des Klienten<br />
Alterskategorie:<br />
Status des Klienten:<br />
• Arbeitslos<br />
• Unter 14<br />
• Zwischen 14 und 18<br />
• Zwischen 19 und 25<br />
• Zwischen 26 und 35<br />
• Zwischen 36 und 45<br />
• Zwischen 45 und 62<br />
• Über 62<br />
• Schüler/Student<br />
- Klasse 1 bis 8<br />
- Klasse 9 bis 13<br />
- Universität/Fachhochschulen<br />
- Teilnehmer an der Erwachsenenbildung<br />
• In Arbeit:<br />
- Arbeitnehmer<br />
- Lehrer<br />
- Eltern<br />
192 AuF Print Nr. 12
8. Anliegen/Frage des Klienten:<br />
9. Vorschlag/Ergebnis:<br />
Quelle: NRCVG HU<br />
V. Phone <strong>Counselling</strong> Sheet<br />
Best Practice in der Telefonberatung<br />
1. Name und Vorname ...............................................................................................<br />
2. Adresse .................................................................................................................<br />
3. Telefonnummer ......................................................................................................<br />
4. Bildung:<br />
G allgemeinbildende Schule<br />
G Berufsschule<br />
G Gymnasium<br />
G höhere Berufsschule/Berufsfachschule<br />
G College – weiterführende (<strong>berufliche</strong>) Bildung<br />
G Fachhochschule<br />
G Universität<br />
G Doktorat/Postgraduierte Bildung<br />
5. Ausbildung/Beruf ....................................................................................................<br />
6. Aktuelle Tätigkeit ...................................................................................................<br />
7. Weitere <strong>berufliche</strong> Bildung:<br />
G Training ..................................................................................................................<br />
G Abschlüsse ............................................................................................................<br />
G Führerschein (Klasse/Stufe) ...................................................................................<br />
G Sonstige Erfahrungen und Zertifikate .....................................................................<br />
8. Arbeitserfahrungen ................................................................................................<br />
9. <strong>berufliche</strong> Kompetenzen ........................................................................................<br />
10. Interessen/Hobby ………………………….…………………………………………..….<br />
11. Fragen ...................................................................................................................<br />
12. sonstige Aktivitäten ................................................................................................<br />
Local Labour Office in Przasnysz<br />
AuF Print Nr. 12 193
Muswieck, Wilfried<br />
VI. Stufen der Gesprächsführung bei Problem- und Konfliktlösungsgesprächen<br />
Kontakt herstellen<br />
begrüßen<br />
„Fühler“ ausstrecken<br />
Situation kennenlernen<br />
Problem, Anliegen kennenlernen<br />
Atmosphäre wahrnehmen<br />
Sich Zeit lassen, wahrnehmen (bis zu 3/4 der Gesprächszeit)<br />
Zusammenfassen des Gehörten<br />
GesprächspartnerIn kann mehrere Anliegen haben<br />
Erwartungen klären<br />
Decisions<br />
Was möchte der Klient vom Berater? (höre einfach dem Klient zu, Informationen,<br />
Strukturen)<br />
Was will AnruferIn von BeraterIn? (nur zuhören, Info´s, Struktur,..)<br />
Entscheidung<br />
Welches Anliegen kann in <strong>die</strong>sem Gespräch aufgenommen werden?<br />
(Vereinbarungen treffen)<br />
Problem erkunden:<br />
Welche Bedeutung hat das Anliegen in der jetzigen Lebenssituation des Gesprächspartners<br />
im Zusammenhang mit der Familie, dem Beruf, dem sozialen und materiellen<br />
Kontext, der Leiblichkeit?<br />
Lösungsorientierte Arbeit<br />
Welche Lösungen wurden bisher ausprobiert?<br />
Was hat sich bewährt?<br />
Welche Alternativen gibt es dazu?<br />
Welche Ressourcen gibt es?<br />
Welche Hilfen gibt es?<br />
194 AuF Print Nr. 12
Gespräch beenden<br />
Erarbeitete Lösungsmöglichkeiten noch einmal benennen<br />
Best Practice in der Telefonberatung<br />
Den ersten Schritt dazu besprechen (bis wann wird was unternommen?)<br />
Verabschiedung<br />
Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />
VII. Gesprächsmodell<br />
Gesprächsaufnahme: Bis guter Kontakt hergestellt ist, bin ich Zuhörer, Partner, der<br />
ermuntert, bestärkt, übersetzt, zurück meldet. Ich werte nicht!<br />
Problem klären: Ist eine gute Gesprächsatmosphäre geschaffen, geht es darum,<br />
zu klären, wo genau das Anliegen/ das Problem liegt. Wertungen<br />
und Meinungen des Zuhörers behindern den Klärungsprozess.<br />
Gesprächsziele klären: Dies kann auch schon vor der Problemklärung gemacht werden.<br />
Wichtig ist das Stecken eines (realistischen und angepassten)<br />
Zieles. Z. B. Was erwartet der Gesprächspartner von mir?<br />
Was ist seine derzeit dringendste Frage? Wovor hat er/sie am<br />
meisten Angst? Welches könnte ein nächster Schritt sein?<br />
Persönliches Gespräch über <strong>die</strong> anstehende Problematik:<br />
Erst wenn ich gefragt bin, wenn Problem und Ziel geklärt sind,<br />
können eigene Meinungen und Wertungen eingebracht werden.<br />
Ziel muss es aber bleiben, dass der/<strong>die</strong> AnruferIn „arbeitet“ und<br />
eigene Lösungsansätze entwickeln kann. Dabei auch immer an<br />
<strong>die</strong> eigenen und <strong>die</strong> Gefühle des Gesprächspartners achten.<br />
Gespräch beenden: Zusammenfassen der Resultate<br />
Frage nach dem Befinden und Einschätzung des Gesprächs<br />
Frage nach dem nächsten Schritt<br />
Verabschiedung<br />
Quelle: Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />
VIII. Best-Practise in der Telefonberatung<br />
Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Poznan<br />
1. Bewerbungsunterlagen zusammenstellen (Lebenslauf und Bewerbungsschreiben)<br />
Der Klient brauchte Tipps zur Erstellung der Unterlagen entsprechend der Erwartungen der<br />
Arbeitgeber (Lebenslauf und Bewerbungsschreiben). Während des Telefonats erhielt der<br />
Klient sämtliche notwendigen Informationen - über den Inhalt der Unterlagen, <strong>die</strong> Gestaltung,<br />
nützliche Formulierungen usw.<br />
AuF Print Nr. 12 195
Muswieck, Wilfried<br />
2. Überprüfung der Unterlagen<br />
Eine junge Mutter zweier Kleinkinder bat um <strong>die</strong> Überprüfung von Unterlagen, <strong>die</strong> sie per Fax<br />
geschickt hatte. Alle Papiere wurden überprüft, korrigiert und an <strong>die</strong> Klientin zurück gesendet.<br />
Danach erklärte der Berater bei einem Telefonat <strong>die</strong> Fehler.<br />
Beim nächsten Anruf fragte <strong>die</strong> gleiche Klientin danach, wie man sich auf das erste Vorstellungsgespräch<br />
vorbereiten solle. Der Berater gab ihr alle notwendigen Informationen, u.a.<br />
einige Tipps über <strong>die</strong> nicht-verbale Kommunikation (Körpersprache).<br />
3. Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch<br />
Eine junge Frau ist vom Arbeitgeber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden.<br />
Daher wollte sie wissen, was sie sagen sollte, wenn sie nach ihren Gehaltsvorstellungen<br />
gefragt wird. Während des Gesprächs nannte der Berater einige Beispiele <strong>für</strong> mögliche Antworten.<br />
4. Ausbildung und Kurse<br />
Ein junger Mann brauchte Informationen über IKT-Training und wollte sehr kostengünstige<br />
Angebote. Der Berater konnte ihm während des Telefonats alle notwendigen Informationen<br />
geben. Einige Tage später, rief der Klient zurück und unterrichtete den Berater über seine<br />
Tätigkeiten.<br />
5. Berufskundliche Informationen<br />
Der Klient interessierte sich <strong>für</strong> Informationen über <strong>die</strong> Tätigkeit als Makler, er wollte Einzelheiten<br />
über Ausbildung, psychologische Merkmale, Entlohnung usw. wissen. Im Telefonat<br />
beantwortete der Berater seine Fragen und bezog sich auf <strong>die</strong> Angaben im berufskundlichen<br />
Führer (Przewodnik po zawodach).<br />
6. Vertrag<br />
Der Klient wollte wissen, was der Unterschied zwischen einem unbefristeten und einem befristeten<br />
Arbeitsvertrag ist. Anhand der Erklärungen des Beraters konnte er seine Entscheidung<br />
treffen. Einige Tage später rief er zurück und bedankte sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hilfe.<br />
Quelle: NRCVG Polska<br />
IX. Best-Practice in der Telefonberatung<br />
1. Allgemeine technische Voraussetzungen<br />
• Es sind schnurlose Telefone zu bevorzugen, da sie dem Berater mehr Bewegungsfreiheit<br />
erlauben.<br />
• Das Telefon sollte 2-3 läuten, bevor abgenommen wird.<br />
• Der Berater sollte das Telefon nicht beantworten, während der herumläuft, sich<br />
z.B. auf der Treppe befindet.<br />
2. Schutz des Beraters<br />
• Siehe Ethikkodex<br />
• Die Umgebung ist sehr wichtig <strong>für</strong> das Wohlbefinden des Beraters (angenehm<br />
gestaltetes Büro, schöne Aussicht usw.) geistiges und soziales Umfeld: <strong>die</strong> Beziehungen<br />
im Team sollten unterstützend wirken, das Team sollte <strong>die</strong> Arbeit des<br />
Beraters und <strong>die</strong> speziellen Eigenheiten der <strong>Fernberatung</strong> anerkennen.<br />
196 AuF Print Nr. 12
Best Practice in der Telefonberatung<br />
• Das Team sollte Besprechungen abhalten, Überprüfungen vornehmen und moderne<br />
Methoden anwenden.<br />
• Um gegen das Burn-Out-Syndrom vorzubeugen, sollten während und nach der<br />
Arbeitszeit verschiedene Formen der Entspannung angeboten werden.<br />
• Der Berater muss auf seine geistige Gesundheit achten: belastende Gefühle<br />
muss man abschütteln, da<strong>für</strong> eignen sich Duschen, Entspannungsübungen und<br />
der Austausch unter Kollegen.<br />
• Wichtig ist es sich vor Augen zu führen, dass der Berater dem Klienten <strong>die</strong> Verantwortung<br />
nicht abnimmt.<br />
• Während des Kundengesprächs sollte man gemütlich sitzen, besonders bei einem<br />
schwierigen Gespräch muss man fest im Stuhl sitzen und ihn als Unterstützung<br />
empfinden.<br />
• Während der Telefonberatung spricht der Berater ausschließlich mit dem Klienten.<br />
Der Berater übt keine anderen Tätigkeiten nebenher aus (schreiben, Kaffeekochen),<br />
da <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Konzentration beeinträchtigt und es der Klient an der Stimme<br />
des Beraters erkennt und negativ registriert (das Gefühl der Sicherheit in der Beziehung<br />
wird gefährdet).<br />
• Man sollte wichtige Telefonnummern und Kontaktdaten greifbar haben.<br />
• Wenn man über gewisse Informationen nicht verfügt, sollte man das offen<br />
zugeben und anbieten, <strong>die</strong>se zu beschaffen sowie einen nächsten Anruf vereinbaren.<br />
3. Sicherheit und Schutz <strong>für</strong> den Klienten<br />
• Siehe Ethikkodex.<br />
• Der Klient sollte das Gefühl haben, dass der Berater <strong>für</strong> ihn da ist.<br />
• Der Berater sollte eine positive und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, das<br />
Gefühl vermitteln, dass er den Klienten annimmt (mit non-verbalen Mitteln): vor<br />
dem Abnehmen des Telefons sollte der Berater tief durchatmen (vielleicht kommt<br />
ja ein 'schwieriges' Gespräch auf ihn zu), dadurch wird seine Stimme sicherer, ruhiger<br />
und klingt ausgeglichener.<br />
• Es wäre gut, wenn alle Berater eine einheitliche Grußformel und Einleitung verabreden.<br />
• Weiterverweisen: Es ist gut, über <strong>die</strong> Fälle zu sprechen, denn, wenn der Klient<br />
mehrmals anruft, kann er leichter an einen anderen Berater verwiesen werden.<br />
• Es ist nicht das Ziel der Telefonberatung, den Klienten an einen bestimmten Berater.<br />
zu binden. Es empfiehlt sich, dass <strong>die</strong> Berater untereinander zu einer Vereinbarung<br />
gelangen, wie <strong>die</strong> Anonymität der Berater gewahrt bleibt.<br />
• Die Grenzen zwischen Klient und Berater beibehalten.<br />
• Durch <strong>die</strong> Wahrung der Anonymität des Klienten kann er sich sicher fühlen, daher<br />
erfragt der Berater nicht seinen Namen, seine Anschrift oder Ähnliches.<br />
4. Das Anliegen des Klienten verstehen<br />
• Aktives Zuhören, Tempo und Sprache des Klienten übernehmen. Der Berater sollte<br />
dem Klienten nicht <strong>die</strong> Initiative abnehmen, <strong>die</strong> Aktivitäten sollen vom Klienten<br />
ausgehen (obwohl es manchmal notwendig ist, dass der Berater <strong>die</strong>s tut).<br />
• Das Anliegen strukturieren: Der Berater sollte dem Klienten helfen, ein klareres<br />
Verständnis des Problems zu gewinnen. Der Klient soll somit in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />
werden, sein Anliegen besser zu verstehen. Dies kann z.B. dadurch geschehen,<br />
dass man ihm mehrere Alternativen und Möglichkeiten aufzeigt.<br />
AuF Print Nr. 12 197
Muswieck, Wilfried<br />
Grenzen<br />
• In der Dienststelle sollten <strong>die</strong> Grenzen klar und deutlich gemacht werden, z.B. <strong>die</strong><br />
Grenzen zur Privatsphäre, <strong>die</strong> zum Wohle des Klienten und des Beraters einzuhalten<br />
sind.<br />
• Ferner sollten zeitliche Grenzen festgelegt werden; das Beratungsgespräch sollte<br />
eine gewisse Dauer nicht übersteigen (es gibt jedoch Ausnahmen hier<strong>für</strong>), ferner<br />
sollten <strong>die</strong> zu behandelnden Themen eingegrenzt sein (einige sind durch andere<br />
Stellen zu behandeln z.B. <strong>die</strong> Telefonseelsorge).<br />
Sylva Stepitova, Uherske Hradiste CZ, 18.9.2002 (Übersetzung: Ivan Valkovic SK,<br />
27.9.2002)<br />
X. Best-Practice in der Telefonberatung<br />
Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberatung<br />
Telefonberatung wird in Ungarn hauptsächlich durch Nummern der Telefonseelsorge angeboten.<br />
Künftig werden Informationsstellen eingerichtet, um im Rahmen der öffentlichen Arbeitsverwaltung<br />
Telefonberatung anzubieten. Unsere Planungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft basieren auf<br />
den bisherigen Erfahrungen der Telefonberatung und der Weiterentwicklung der <strong>Methodik</strong><br />
der Telefonberatung.<br />
1. Zugang:<br />
• In Ungarn gibt es 36 telefonische Hilfs<strong>die</strong>nste, von denen 8 rund um <strong>die</strong> Uhr verfügbar<br />
sind. Die anderen 28 stehen täglich 12 Stunden oder weniger zur Verfügung. Die<br />
Telefonberatung der öffentlichen Arbeitsverwaltung soll von 8 bis 16 Uhr ganz oder<br />
teilweise verfügbar sein. Wir sind uns bewusst, dass es Klienten (in unseren Zielgruppen<br />
gibt), <strong>die</strong> während <strong>die</strong>ser Zeiten aus bestimmten Gründen nicht anrufen können<br />
(sie sind z.B. bei der Arbeit oder in der Schule), während der Einführungsphase<br />
ist es jedoch nicht sinnvoll, einen ständigen Service oder Schicht<strong>die</strong>nst anzubieten.<br />
• Da der Dienst zeitweise zur Verfügung steht, sollte ständig ein Informations<strong>die</strong>nst bereitgestellt<br />
werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> grundlegenden Angaben durchsagt. Wir meinen, dass ein<br />
erfolgloser Anruf oder <strong>die</strong> Beantwortung durch den Anrufbeantworter <strong>die</strong> Kunden<br />
frustriert. Außerhalb der Bürozeiten wird eine freundliche und eindeutige Nachricht<br />
mit den grundlegenden Informationen zu hören sein. Wenn es mehr Anrufe werden<br />
und unsere Berater <strong>die</strong>se nicht mehr unverzüglich beantworten können, müssen wir<br />
eine neue Mitteilung aufnehmen und <strong>die</strong> Kunden bitten, in der Leitung zu bleiben, da<br />
wir den Anruf so schnell wie möglich entgegen nehmen werden.<br />
• Der Dienst muss über eine kostenlose '800er-Nummer' angeboten werden.<br />
2. Öffentlichkeitsarbeit und Kunden<br />
• Bevor wir den Dienst bekannt machen, müssen wir <strong>die</strong> ungefähre Zahl der Kunden<br />
abschätzen, um das Personal vorzubereiten. Dabei hängt <strong>die</strong> Zusammenstellung des<br />
Personals natürlich vor allem davon ab, wie viele Personen und wie viel Material zur<br />
Verfügung stehen. Wir nehmen an, dass wir bei einer Nummer (einem Zimmer) zwei<br />
Berater brauchen, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong>se Arbeit teilen.<br />
• Unsere Zielgruppen umfassen ein weites Spektrum an Menschen, u.a. Schüler der<br />
Grund- und Sekundarschulen (12 Klasen), Universitätsstudenten, Teilnehmer an der<br />
Erwachsenenbildung, Einsteiger in das Berufsleben, Beschäftigte und Arbeitslose.<br />
• Unserer Schätzung nach braucht jeder Zehnte in den Zielgruppen Hilfe von Dritten<br />
zur <strong>berufliche</strong>n Orientierung. Dieser Prozentsatz gilt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberatung.<br />
Wir rechnen in den Regionen mit 5000 Kunden pro Jahr, d.h. ca. 20 Anrufe pro Tag.<br />
198 AuF Print Nr. 12
Best Practice in der Telefonberatung<br />
• Anhand der Erfahrungen aus den persönlichen Beratungsgesprächen ergibt sich eine<br />
Dauer von mindestens 1 bis 1 1/2 Stunden pro Klient. Bei der Telefonberatung sollte<br />
<strong>die</strong>se Dauer kürzer sein. Wir besitzen keine hinreichenden Erfahrungen in der Telefonberatung,<br />
aber anhand der berechneten Anzahl von Anrufen, sollten <strong>die</strong>se nicht<br />
länger als 20-25 Minuten dauern.<br />
• Die Zeitungen enthalten täglich Informationen über <strong>die</strong> Zugangszeiten zu den Telefon<strong>die</strong>nsten.<br />
Die Dienste werden auch regelmäßig in Broschüren annonciert und einmal<br />
jährlich am 'Nationalen Telefontag'. Um <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung bekannt<br />
zu machen, werden wir <strong>die</strong>se Methoden auch anwenden.<br />
3. Beratungsgrundsätze<br />
• Die Kunden brauchen und ver<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> vollständige Aufmerksamkeit des Beraters!<br />
Um sich voll auf <strong>die</strong> Kunden konzentrieren zu können, muss der Telefonberater einen<br />
angenehmen Arbeitsplatz haben. Ihnen müssen alle Informationen leicht zugänglich<br />
sein, um Anfragen schnell beantworten zu können.<br />
Es sollte keine Hintergrundgeräusche oder Störungen geben. Während des Telefonats<br />
sollte niemand anderer anwesend sein oder den Raum betreten.<br />
Die Kunden sollen nicht warten, <strong>die</strong> Berater müssen das Gespräch so schnell wie<br />
möglich annehmen.<br />
Man kann festlegen nach wie viel Klingeltönen geantwortet werden soll (z.B. nach<br />
fünf Mal Klingeln).<br />
• Jeder Kunde muss eine Antwort erhalten!<br />
Wenn der Berater, <strong>die</strong> Frage nicht sofort beantworten kann, muss er mit dem Klienten<br />
den nächsten Schritt vereinbaren. Wenn <strong>die</strong> Antwort verschoben wird, sollen <strong>die</strong> Berater<br />
sie so schnell wie möglich erledigen.<br />
• Jeder Klient soll mindestens zwei alternative Antworten erhalten!<br />
• Die Telefonberatung soll eng mit den anderen Beratungs<strong>die</strong>nsten zusammenarbeiten.<br />
Die Telefonberatung erweitert das Spektrum des Beratungsangebots, es ersetzt jedoch<br />
nicht das persönliche oder das Gruppengespräch.<br />
4. Entgegennahme eines Gesprächs<br />
• Begrüßung<br />
Zu Beginn des Telefonats sollte der Klient begrüßt werden. Als Einleitung und zur<br />
Vorstellung kann man den Namen der Organisation, den eigenen Namen oder beides<br />
nennen. Die Berater in der Telefonseelsorge und ähnlichen Diensten nennen nur den<br />
Namen der Organisation. Im Rahmen der Öffentlichen Arbeitsverwaltung übernehmen<br />
wir <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung, daher ist <strong>die</strong> persönliche Vorstellung<br />
wichtig. Zu Beginn kann man fragen: "Was kann ich <strong>für</strong> Sie tun?"<br />
• Erkennung des Problems<br />
Sowohl in der persönlichen als auch in der Telefonberatung ist es der erste wichtige<br />
Schritt, Vertrauen zu schaffen. Da es bei der Telefonberatung keine visuellen Elemente<br />
gibt, konzentriert man sich auf das Gesprochene und das Verständnis. Man<br />
muss dem Klienten zuhören und ihn verstehen, darüber hinaus auch <strong>die</strong> speziellen<br />
Botschaften erkennen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Sprechweise übermittelt werden.<br />
Da <strong>die</strong> Klienten das Gesicht des Beraters nicht sehen können, muss man ihnen akustisch<br />
versichern, dass man zuhört. Am Telefon muss <strong>die</strong> Stimme ausdrucksfähiger<br />
sein, als in einem persönlichen Gespräch. Mit stimmlicher Mimik muss man sehr vorsichtig<br />
sein. Die Wirkung über das Telefon wird hauptsächlich beeinflusst durch <strong>die</strong><br />
Lautstärke, <strong>die</strong> Artikulation, Intonation, Modulation, Betonung und Sprechgeschwindigkeit<br />
(wenn z.B. vom Berater nichts gesagt wird, denkt der Klient, dass er sich nicht<br />
AuF Print Nr. 12 199
Muswieck, Wilfried<br />
mehr auf ihn konzentriert). Mit sehr einfachen verbalen Bestätigungen wie 'ja, richtig'<br />
kann man den Redefluss des Partners fördern.<br />
Spricht man sehr laut, klingt es <strong>für</strong> den Klienten aggressiv, was dann Angst und Misstrauen<br />
erzeugt. Wenn man schnell spricht, fühlt sich der Partner unter Druck und gestresst.<br />
Um gut zu kommunizieren und dem Klienten Vertrauen zu geben, sollten folgende<br />
Beratungstechniken angewendet werden:<br />
Reflektion, offene Fragen und Zusammenfassung.<br />
Ähnlich wie beim persönlichen Gespräch sollte auch Schweigen toleriert werden, sofern<br />
es nicht zu lange dauert. Es ist sehr schwierig, in Sekunden oder Minuten anzugeben,<br />
ab wann das Schweigen 'peinlich' wird, aber <strong>die</strong> 'Bedeutung' des Schweigens<br />
ist wichtig. Entsprechend <strong>die</strong>ser 'Bedeutung' muss man <strong>die</strong> richtige Reaktionsweise<br />
wählen.<br />
Z.B. falls man denkt, dass der Gesprächspartner seine Denkpause beendet hat, kann<br />
man danach fragen, was ihm eingefallen ist. Falls der Klient anscheinend unkonzentriert<br />
wird, kann man ihn mit einer kurzen Zusammenfassung in das Gespräch zurück<br />
holen; "Sie hatten erwähnt...". Menschen, denen es schwer fällt, mit Unbekannten zu<br />
sprechen, beginnen ein Telefonat häufig mit einer Pause.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle sind Ermutigung und Bestätigung notwendig. Wenn das Schweigen<br />
andauert, kann man den Klienten bitten, zurückzurufen, wenn er in der Lage ist, zu<br />
sprechen.<br />
Falls der Klient das Problem nicht klar erkennen oder darlegen kann und dem Berater<br />
das wahre Problem nicht bekannt ist, kann er keine Lösung finden. Man sollte eine<br />
Vereinbarung mit dem Klienten treffen (Beratungsvereinbarung) und dann erst weiter<br />
machen.<br />
• Identifikation des Problems<br />
Während der Identifikationsphase werden <strong>die</strong> positiv und negativ beitragenden persönlichen<br />
und situativen Elemente <strong>für</strong> den Klienten analysiert. Am Telefon ist <strong>die</strong> Zeit<br />
knapper als in einem persönlichen Gespräch. Deshalb sind direktive Beratungsmethoden<br />
und Fragen als Hilfestellung einzusetzen. Offene, geschlossene oder Folgefragen<br />
stellen und Suggestivfragen vermeiden. Auch Verbindungstechniken einsetzen.<br />
Interferenzen (wie Konfrontation oder Interpretation), denen sich <strong>die</strong> Klienten widersetzen<br />
könnten bzw. durch <strong>die</strong> sie das Vertrauen verlieren könnten, sollten vermieden<br />
werden. In <strong>die</strong>ser Phase der Beratung, ist es sehr wichtig, alle Fähigkeiten<br />
zur Klarstellung und Zusammenfassung einzusetzen.<br />
• Handlung/Reaktionen<br />
In der Beratung sind schnelle Reaktionen <strong>für</strong> eine langfristige Lösung meistens nicht<br />
effektiv. Es ist besser, wenn der Klient <strong>die</strong> Lösung selbst findet und nicht einfach einem<br />
vorgeschriebenen Weg folgt. Aus <strong>die</strong>sem Grund hilft der Berater dem Klienten<br />
lediglich, sich beruflich zu entscheiden, gibt aber keine direkten Ratschläge. In der<br />
Telefonberatung sind beide Parteien bestrebt, das Gespräch früher zu beenden als in<br />
einer persönlichen Beratung. Es ist üblich, am Telefon kürzere Gespräche zu führen<br />
und schneller zum Kern zu kommen. Das hat nicht nur finanzielle, sondern auch verfahrensmäßige<br />
Gründe. Als Berater der Öffentlichen Arbeitsverwaltung, sind wir<br />
gehalten, keine Informationen über das Telefon zu geben, sondern Termine mit den<br />
Kunden zu vereinbaren. Diese Einstellung hat sich jedoch geändert. Es sind immer<br />
mehr Informationen im Internet verfügbar, aber <strong>die</strong> Telefonberatung hat sich immer<br />
noch nicht geändert.<br />
Da es bei der Telefonberatung hauptsächlich um <strong>die</strong> Weitergabe von Informationen<br />
geht, braucht man alle Informationsquellen, <strong>die</strong> schnelle Antworten ermöglichen. Diese<br />
Quellen müssen leicht auffindbar sein. Daher ist es unabdingbar, eine umfassende<br />
Datenbank zu haben. Wenn der Berater Daten im Computer sucht, dann soll das<br />
200 AuF Print Nr. 12
Best Practice in der Telefonberatung<br />
nicht dazu führen, dass er das Gespräch unterbrechen muss, sondern er soll dem<br />
Kunden sagen, was er gerade macht. (z.B. 'Eine Sekunde bitte, ich habe das Programm<br />
gerade herunter geladen'. Man soll dem Kunden mitteilen, wo <strong>die</strong> Quelle zu<br />
finden ist. Dann kann der Klient <strong>die</strong> Informationen überprüfen und kann er den Berater<br />
nicht mehr <strong>für</strong> eine falsche Entscheidung verantwortlich machen. Man sollte Alternativen<br />
aufzeigen, damit der Klient angeregt wird, aktiv zu kooperieren und mehr<br />
Selbstverantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Entscheidungen, <strong>die</strong> Lösungen und sein Schicksal<br />
zu übernehmen.<br />
Gelegentlich ist es nicht möglich, direkt zu helfen. Daher sollten verschiedene Stufen<br />
und Methoden zur Weiterempfehlung ausgearbeitet werden. Innerhalb der Öffentlichen<br />
Arbeitsverwaltung ist eine äußerst enge Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsberatern,<br />
den Psychologen, den Berufsberatern und den Vermittlern herbeizuführen.<br />
Diese Bereiche gelten als Links und <strong>die</strong> betreffenden Kollegen sollten auch zur Gruppe<br />
der Telefonberater gehören und gleichzeitig sollten <strong>die</strong> Telefonberater zu dem<br />
Personal gehören, dass <strong>die</strong> persönlichen Beratungsgespräche führt. Teamarbeit und<br />
ständige Kontrolle sind notwendig. Auch Kooperationsabkommen mit externen Organisationen<br />
(z.B. Telefonseelsorge usw.) sind wichtig. Die Vereinbarungen sollten festlegen,<br />
in welchen Fällen, mit welchen Anliegen und in welcher Art Anrufe dorthin weiter<br />
vermittelt werden können. Dabei sollte es sich um ein zweigleisiges Verfahren<br />
handeln; auch der Kooperationspartner kann seine Kunden an <strong>die</strong> Arbeitsverwaltung<br />
verweisen.<br />
Bei einer Empfehlung an andere Stelle sollten positive Formulierungen in der folgenden<br />
Art gefunden werden:<br />
• "Ich werde Ihr Anliegen mit meinem Kollegen besprechen. Könnten Sie uns bitte<br />
zurückrufen am (Datum und Uhrzeit)?'<br />
• "Ehrlich gesagt, ist das nicht mein Bereich, sondern der meines Kollegen,<br />
Herr/Frau xyz, der da<strong>für</strong> wesentlich kompetenter ist..."<br />
• Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Fachmann <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Themen anzurufen?<br />
• "Ich glaube, dass hier<strong>für</strong> <strong>die</strong> Einrichtung xyz zuständig ist. Könnten Sie bitte folgende<br />
Nummer anrufen?'<br />
• Falls mehrere Anrufe erforderlich sind, ist es am besten, wenn der gleiche Berater<br />
den Klienten zurückruft. Es ist ratsam Tag und Uhrzeit <strong>für</strong> den Rückruf zu vereinbaren.<br />
Natürlich kann es bei häufig anrufenden Klienten auch passieren, dass sie<br />
mit unterschiedlichen Beratern sprechen müssen. Zur besten Zeitnutzung der Telefonberater<br />
sollte ein Rotationsprinzip eingeführt werden. Dadurch kann vermeiden<br />
werden, dass einzelne Berater überbelastet werden, sie haben so mehr Zeit<br />
<strong>für</strong> Zusatzarbeiten (Daten sammeln, Dokumentation, Verbindungen knüpfen und<br />
Kontakte pflegen usw.).<br />
• Beendigung des Gesprächs<br />
Es stellt sich stets <strong>die</strong> Frage: wie lange soll ein Telefonat dauern. Das lässt sich nur<br />
schwer festlegen. Wenn der Anrufer eine konkrete Antwort auf eine gezielte Frage erwartet,<br />
kann das Gespräch nach wenigen Minuten beendet sein. Es gibt aber auch zögerliche<br />
und ängstliche Klienten, <strong>die</strong> mehr Zeit brauchen, um ihr Anliegen zu formulieren.<br />
Manchmal hat jemand auch über <strong>die</strong> Frage hinaus emotionale Probleme oder braucht<br />
nur jemanden, der ihm zuhört und dann kann das Gespräch 20-30 Minuten oder noch<br />
länger dauern. Bei derartigen Klienten sollte der Berater <strong>die</strong> Techniken des aktiven Zuhörens,<br />
der Ermutigung und Unterstützung einsetzen. Um endlose Gespräche zu vermeiden<br />
sollte ein Zeitlimit festgelegt werden.<br />
Da der Berater seine Konzentration auch nicht unbegrenzt aufrecht erhalten kann, sollte<br />
ein Gespräch nicht länger als höchstens 50-60 Minuten dauern. Manchmal ist es nicht<br />
leicht, das Gespräch zu beenden. Der Berater muss sehr vorsichtig sein, wenn er etwas<br />
AuF Print Nr. 12 201
Muswieck, Wilfried<br />
sagt wie: z.B. Haben Sie noch weitere Fragen? Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn<br />
wir das Gespräch jetzt beenden und Sie uns später noch einmal anrufen?<br />
• Telefonberater sollten folgende Voraussetzungen mitbringen<br />
- Telefonberater sollten erfahrene und ausgebildete Berater sein. Auch Training zur<br />
speziellen Vorbereitung ist erforderlich.<br />
- Sie sollten klientenzentrierte Grundsätze nach Rogers einsetzen (bedingungslose<br />
Akzeptanz, phantasiereiches Verständnis, Kongruenz).<br />
- Sie sollten mit dem Klienten Geduld haben, ihm zuhören und seine Probleme verstehen.<br />
- Berater sollten vorurteilsfrei sein<br />
- Berater sollten offen, direkt, freundlich und tolerant sein.<br />
- Berater sollten gute Kommunikationsfähigkeiten haben.<br />
Quelle: NRCV HU<br />
XI. Best-Practise in der Telefonberatung<br />
� Änderungen zur Wahrnehmung einer Schülerin, <strong>die</strong> spezieller Hilfe bedurfte<br />
Eine junge Frau, mit eingeschränkten Fähigkeiten, hatte <strong>die</strong> Ausbildung und <strong>die</strong> Arbeitssuche<br />
aufgegeben.<br />
Sie hatte Probleme, sich in den regulären Klassen der Sekundarschule zurechtzufinden.<br />
Sie konnte nicht so schnell lernen wie ihre Altersgenossen.<br />
Diese Klientin schämte sich, persönlich in <strong>die</strong> Berufsberatung im Arbeitsamt zu kommen. In<br />
<strong>die</strong>sem Gespräch war es nötig, <strong>die</strong> Selbstachtung und das Vertrauen der Klientin positiv zu<br />
fördern. Nach der Telefonberatung war sie bereit, das Beratungszentrum zu besuchen.<br />
Schlüsselwörter<br />
soziale Interaktion, Selbstachtung, Weiterbildung spezieller Art<br />
� Wenn der Klient aus einem anderen Kulturkreis stammt<br />
Galina stammt nicht aus <strong>die</strong>sem Land. Sie lebt seit 2001 in unserem Land.<br />
Sie ist zu ihrer Mutter gezogen (auch eine Ausländerin). Ihr Vater wurde verhaftet. Sie hat<br />
viele soziale Probleme.<br />
Diese Klientin konnte sich nicht entscheiden, ob sie mit der Berufsschule weitermachen sollte,<br />
eine Kurzausbildung (z.B. eine Computerschulung) machen oder direkt Arbeit suchen<br />
sollte. Während der Telefonberatung wurde klar, dass sie zusätzliche Hilfe brauchte.<br />
Nachdem all <strong>die</strong>se Informationen herausgearbeitet waren, was sehr schwierig war, weil <strong>die</strong>ses<br />
Mädchen nur sehr schlecht kommunizieren konnte, wurde ein persönliches Gespräch im<br />
Büro des Beraters vereinbart.<br />
Schlüsselwörter<br />
ethnische und kulturelle Unterschiede, Weiterbildung, Bewusstsein über Verhaltensweisen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> interkulturelle Kommunikation fördern<br />
� Laufbahnplanung<br />
Dieser 17-Jährige wollte im englischsprachigen Ausland stu<strong>die</strong>ren.<br />
Er ist flexibel, selbstsicher und spricht nicht sehr gut Englisch.<br />
Er braucht angemessene Sprachkompetenz, zumindest auf dem Niveau der Mittelstufe.<br />
Während des Telefonats erhielt er<br />
202 AuF Print Nr. 12
Best Practice in der Telefonberatung<br />
- detaillierte Informationen über Möglichkeiten zum Englisch lernen im Inland<br />
- <strong>die</strong> Webadresse mit allen notwendigen Informationen über das Studium im Ausland<br />
- <strong>die</strong> Webadresse mit mehr Informationen über internationale Dienste<br />
- allgemeine Informationen über <strong>die</strong> NRCG (The National Resource Centre for Vocational<br />
Guidance) zum Studium und Praktika im Ausland, Beschäftigung und kurzfristige Tätigkeit<br />
im Ausland<br />
Schlüsselwörter<br />
Anregung zum Englisch lernen, aktuelle Informationen, Kontakte auf nationaler und europäischer<br />
Ebene im Bereich Lernen im Internet.<br />
Eva Juzvakova, Arbeitsministerium , CZ<br />
AuF Print Nr. 12 203
Zakar, András<br />
5 Ausgewählte Bereiche<br />
5.1 Multikulturelle Aspekte<br />
Einleitung<br />
Multikulturelle Berufsberatung kann sich zum einen beziehen auf den internationalen oder<br />
transnationale Kontext und zum anderen auf <strong>die</strong> spezifische Förderung ethischer Minderheiten<br />
im nationalen Kontext.<br />
In <strong>die</strong>sem Zusammenhang verstehen wir unter „Kultur“ das Zusammenwirken mehrerer Aspekte,<br />
wie demographische Merkmale (Geschlecht, Alter, Wohnort, usw.), gesellschaftlicher<br />
Status (Klasse, Ausbildungsniveau, Einkommen, usw.), Zugehörigkeit zu verschieden formellen<br />
und informellen Gruppen (Nationalität, ethischer Hintergrund, Sprache, Religion, usw.).<br />
Deshalb erscheint „Multikulturalität“ als wichtiger Aspekt in jeder Beratung, so auch in der<br />
<strong>Fernberatung</strong> (Ertelt, Schulz, 1997).<br />
Die Komplexität multikultureller Berufsberatung ist seit Jahren Gegenstand der Forschung.<br />
Nach Sue und Sue (1982) treffen in jeder Beratung kulturelle Eigenheiten zweier oder mehrerer<br />
Personen aufeinander, was primär an den verschiedenen Wertsystemen und Lebensstilen<br />
sichtbar wird. Es wäre jedoch gefährlich, wenn wir <strong>die</strong>se Unterschiede vorschnell als<br />
Unterschiede zwischen Gruppen verallgemeinern würden, denn das könnte mögliche bedeutende<br />
Differenzen innerhalb bestimmter Gruppen verdecken.<br />
Für <strong>die</strong> tägliche Praxis erscheint <strong>die</strong> Theorie von Speight (1991) wirksam einsetzbar, nach<br />
der in der multikulturellen Berufsberatung nicht nur kulturelle Unterschiede, sondern auch<br />
individuelle Persönlichkeitszüge und menschliche Anpassungsfähigkeiten beachtet werden<br />
sollten. Das ist besonders dann wichtig, wenn es um das Zusammenwirken von Berufsberaterin/Berufsberaterinnen<br />
aus verschiedenen Ländern mit historischen, gesellschaftspolitischen<br />
und wirtschaftlichen Unterschieden geht.<br />
Die bisherigen Forschungen haben vielfältig Aufschluss gegeben über <strong>die</strong> Vorurteile und<br />
Nachteile multikultureller Berufsberatung. Dabei standen drei Themenbereiche im Mittelpunkt:<br />
Kulturelle bedingte Eigenschaften der Klienten aus ethischen Gruppen, Unterschiede<br />
in der kulturellen Identität der Ratsuchenden sowie kulturell bedingte Unterschiede bei der<br />
Lebensauffassung zwischen Berater und Klienten.<br />
Hinsichtlich der persönlichen und kulturellen Eigenheiten der Klienten sind aus berufsberaterischer<br />
Sicht solche Unterschiede besonders wichtig, <strong>die</strong> sich aus Abweichungen zwischen<br />
ethischen Gruppen und der Mehrheitskultur ergeben,.<br />
Eine Reihe von Autoren bezeichnet <strong>die</strong> genaue Wahrnehmung der Lebensauffassung des<br />
Klienten als zentral wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Berufsberatung. Es ist bekannt, dass <strong>die</strong><br />
Lebensauffassung eine wichtige kognitive Dimension ist, da sie u. a. <strong>die</strong> Informationsverarbeitung,<br />
das logische Denken und <strong>die</strong> Interpretationsfähigkeit des Individuums beinhaltet.<br />
Daher spielt sie in dem gesamten Beratungsprozess eine bedeutende Rolle (Sodowsky-<br />
Johnson 1993).<br />
Die kulturelle Identität der Klienten ethischer Gruppen zeigt sich vor allem daran, wieweit sie<br />
<strong>die</strong> Werte und Verhaltensweisen der Mehrheitskultur erlernt und wieweit sie <strong>die</strong> Grundwerte<br />
und Gewohnheiten ihrer Herkunftskultur beibehalten haben.<br />
Es ist daher sehr wichtig, dass wir in der multikulturellen Beratung <strong>die</strong>se Interdependenz<br />
nicht außer Acht lassen, wobei folgende Aspekte besonders wichtig sind:<br />
- Zeitempfinden in bezug auf <strong>die</strong> Lebensziele<br />
204 AuF Print Nr. 12
- Sinn des menschlichen Handelns<br />
- Bedeutung der sozialen Beziehungen<br />
- Verhältnis von Mensch und Natur<br />
Multikulturelle Aspekte<br />
Nach Katz (1985) sollte in der multikulturellen Beratung <strong>die</strong> Ausformung der Werte und Normen<br />
besonders beachtet werden, <strong>die</strong>s gilt nach unserer Auffassung vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgenden<br />
Aspekte:<br />
- Im Mittelpunkt stehen individuelle Verantwortung, Unabhängigkeit, Autonomie. Probleme<br />
werden intrapsychisch interpretiert und wurzeln in Kindheit und Familie.<br />
- Der Ratsuchend kann und soll seine Probleme eigenaktiv lösen; Passivität wird eindeutig<br />
negativ interpretiert.<br />
- Der Berater hilft mit seiner Professionalität, <strong>die</strong> immer kontrolliert werden muss.<br />
- Verbale Kommunikation mit reflektierendem Zuhören und direktem Blickkontakt spielt<br />
eine wichtige Rolle in Beratung. Am erfolgreichsten ist sie im direkten Kontakt; zusammen<br />
mit anderen Kommunikationsformen kann sie aber auch in der indirekten Interaktion<br />
effektiv sein.<br />
- Die Beratungsziele umfassen Selbstreflexion, Verbesserung der sozialen und persönlichen<br />
Kompetenzen, individuelle Verhaltungsänderung, Verbesserung der Problemlösungsfähigkeit<br />
und Anpassung an das gesellschaftliche Wertsystem.<br />
- Die Beratung soll objektiv und neutral sein, rationales und logisches Denken herrschen<br />
vor. Einsatz linearer Problemlösungsmethoden neben der adäquaten Qualitätskontrolle<br />
kann wirksam sein. Die bereitstehenden diagnostischen Mittel sollen nach dem Bedarf<br />
genutzt werden.<br />
- Genaue Terminplanung ist auch wichtig. Es ist empfehlenswert, <strong>die</strong> Dauer einer Beratung<br />
innerhalb einer Stunde zu planen.<br />
Innerhalb einer multikulturellen Beratung gibt es natürlich weitere wichtige Aufgaben, wie<br />
etwa <strong>die</strong> Einschätzung der Motivation der kulturell unterschiedlichen Klientengruppen, <strong>die</strong><br />
Interpretation ihrer Ziele, Erwartungen, Probleme und Bestrebungen (Ertelt, Schulz 1997).<br />
1 Charakteristika der multikulturellen Kommunikation<br />
Die multikulturelle Kommunikation weist sowohl allgemeine als auch spezifische Charakteristika<br />
auf. Wenn verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen kann <strong>die</strong> Kommunikation komplexer<br />
zeitaufwendiger und unterschiedlich wirksam verlaufen, als wenn <strong>die</strong> Akteure den gleichen<br />
kulturellen Hintergrund haben. Das gilt im besonderen Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
und zwar gleichermaßen <strong>für</strong> Berater wie Klient. Notwendig ist daher eine besonders gründliche<br />
Problemanalyse in der multikulturellen Beratungspraxis.<br />
1.1 Zielgruppen<br />
Die multikulturelle Berufsberatung vollzieht sich in zwei Formen, einmal transnational oder<br />
international (z. B. Informationsvermittlung über Bildungs- oder Arbeitsplätze, Einzel- oder<br />
Gruppenberatung), zum anderen national <strong>für</strong> Angehörige von Minoritäten.<br />
1.1.1 Transnationale Klienten<br />
Die grundlegende Frage transnationaler Berufsberatung betrifft <strong>die</strong> Wahl einer geeigneten<br />
Arbeitssprache. Diese kann <strong>die</strong> Muttersprache (oder <strong>die</strong> Landessprache) eines der Gesprächspartner<br />
sein. Doch heute kommt es immer häufiger vor, dass sich <strong>die</strong> Kommunikation<br />
nicht in der Heimatsprache eines Partners vollzieht, sondern dass man sich auf eine dritte<br />
Fremdsprache einigt. Im Allgemeinen ist <strong>die</strong>s Englisch. Aber daraus resultieren dann Probleme,<br />
wenn <strong>die</strong> Kenntnisse nicht ausreichen und etwa schlechte Aussprache des Klienten<br />
nicht nur den Beginn der Kommunikation behindert, sondern auch den Erfolg des gesamten<br />
Gesprächs in Frage stellt.<br />
AuF Print Nr. 12 205
Zakar, András<br />
Zum zweiten, und das betrifft <strong>die</strong> transnationalen Fragestellungen, muss der Informationsstand<br />
(primär <strong>die</strong> Vorkenntnisse) der Ratsuchenden beachtet werden; darunter sind <strong>die</strong> generellen<br />
und spezifischen Kompetenzen zu verstehen. Ohne entsprechende Vorbereitung ist<br />
es schwer, präzise Fragen zu stellen und in eine effektive Arbeitsbeziehung mit dem Berater<br />
zu treten.<br />
Das internationale Netzwerk „euroguidance“ ist geeignet, schon auf nationaler Ebene Fragen<br />
zu beantworten und Sprachschwierigkeiten zu umgehen. Eine dauerhafte Lösung ist jedoch<br />
nur von einer konsequenten und kompetenten Vorbereitung junger Menschen auf <strong>die</strong> Berufswahl,<br />
<strong>die</strong> Weiterbildung und <strong>die</strong> Arbeitssuche durch internationale Kooperation zu erwarten.<br />
Eine Vorbereitung auf <strong>die</strong> Wahl eines Berufs oder Studiums, entsprechend der Standards<br />
westlicher Kulturen, beinhaltet ein umfangreiches Programm der Berufsbildung und<br />
Förderung der Kenntnisse von Sprache und Kultur des ausgewählten Landes. Daher können<br />
immer mehr Schüler und Studenten Mobilitätsprogramme nutzen, <strong>die</strong> ihnen in vielfältiger<br />
Weise praktische Fertigkeiten <strong>für</strong> eine spätere internationale Beschäftigung vermitteln.<br />
Konsequenterweise sollte <strong>die</strong>ser Aspekt der Berufslaufbahnvorbereitung in den Programmen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> EU-Beitrittsländern eine wichtige Rolle spielen. Dabei muss <strong>die</strong>se Bildungsmaßnahme<br />
in allen Aspekten den europäischen Standards entsprechen; das bedeutet, dass jeder Jugendliche<br />
<strong>die</strong> volle Übersicht über <strong>die</strong> Berufssysteme und besonders <strong>die</strong> Entwicklungsmöglichkeiten<br />
in allen Berufen erhält.<br />
Danach sollte in dem gewählten Berufsbereich eine intensive theoretische und praktische<br />
Ausbildung erfolgen, so dass ein hoher Grad an Kompetenz erreicht wird.<br />
Drittens erscheint permanenter Fremdsprachenerwerb als Voraussetzung <strong>für</strong> internationale<br />
Zusammenarbeit unabdingbar. Dabei sollte <strong>die</strong> Einheit von fachlicher und sprachlicher Bildung<br />
zunehmend stärker betont werden.<br />
1.1.2 Nationale Minoritäten<br />
Die Berufsberatung <strong>für</strong> Minderheiten stellt sich je nachdem, ob sie im Heimatland oder in<br />
einem anderen Land stattfindet, sehr verschieden dar. Schwierigkeiten im Heimatland resultieren<br />
nicht primär aus der Sprache, sondern aus dem allgemeinen Informationsstand und<br />
den eingeschränkten sozialen Bedingungen. Die Berufsberatung in anderen Ländern hat fast<br />
immer auch sprachliche Probleme. Daher spielt hier <strong>die</strong> eingehende Analyse der Kommunikationsproblematik<br />
eine besondere Rolle, gerade wenn es um <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung <strong>für</strong><br />
Ratsuchende ethnischer Minderheiten geht.<br />
Eine grundlegende Herausforderung an <strong>die</strong> Kommunikation ist <strong>die</strong> Erfassung der Intention<br />
der Klienten, <strong>die</strong> sich in vielen Fällen inhaltlich und formal von einer „normalen“ Beratungssituation<br />
unterscheidet.<br />
Es ist offensichtlich, dass sich Ratsuchende aus Minoritäten gegenüber solchen aus der dominanten<br />
Kultur unterschiedlich verhalten. Sie können sich sehr distanziert oder auch äußerst<br />
vertraulich geben.<br />
Wir sollten hier sehr sensibel ermutigen, wenn sie zu zurückhaltend sind (was oftmals zeitaufwendig<br />
ist) und eine allzu direkte Kommunikation vermeiden. Dieses Vorgehen kann auch<br />
durchaus erst nach mehrmaligen Ansätzen Erfolg zeitigen. Für den Berater heißt <strong>die</strong>s Geduld,<br />
Toleranz und Verständnis aufzubringen.<br />
Es ist bekannt, dass der sprachliche Part <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation entscheidende Bedeutung<br />
hat, doch sollten auch andere Aspekte in <strong>die</strong> Betrachtung einbezogen werden. Bei der Beratung<br />
von Angehörigen ethnischer Minoritäten aus dem gleichen Land geschieht es relativ<br />
selten, dass unbekannte Wörter in <strong>die</strong> Unterhaltung einfließen. Gelegentliche Missverständnisse<br />
können leicht geklärt werden.<br />
Bei der Meta-Kommunikation kann es große Unterschiede geben; eine angemessene Metakommunikation<br />
kann jedoch das gegenseitige Verständnis fördern, wenn wir das Kommunikationssystem<br />
der jeweiligen Kultur kennen. Lautstärke beim Sprechen, Information und<br />
Gestik sind spezifisch, auch wenn <strong>die</strong> Person nicht <strong>die</strong> Muttersprache, sondern <strong>die</strong> Sprache<br />
206 AuF Print Nr. 12
Multikulturelle Aspekte<br />
der Mehrheit spricht. In <strong>die</strong>sem Fall befinden sich das gesprochene Wort mit den übrigen<br />
Merkmalen nicht in Harmonie. Eine der wichtigsten Aufgaben des Beraters ist <strong>die</strong> Auflösung<br />
solcher Gegensätzlichkeiten, was meist dann erfolgreich ist, wenn der Klient darin ermuntert<br />
werden kann, sich an der Ausbalancierung der Kommunikation zu beteiligen. Dies verlangt<br />
seitens des Beraters Geduld. Taktgefühl und professionelle Fertigkeiten, denn Menschen<br />
aus anderen Kulturen reagieren sehr empfindlich auf Änderungen ihres Kommunikationssystems,<br />
auch wenn <strong>die</strong>ses nur vorübergehend ist.<br />
1.2 Während der Berufsberatung<br />
Die Wirkungen multikultureller Kommunikation treten in der <strong>berufliche</strong>n Beratung in spezifischer<br />
Weise zutage. Dabei lassen sich zwei Hauptformen unterscheiden, nämlich <strong>die</strong> Präsenzberatung<br />
und <strong>die</strong> Distanzberatung.<br />
1.2.1 Der direkte Kontakt<br />
In der direkten Begegnung sind <strong>die</strong> kommunikativen Möglichkeiten vielfältiger als beim indirekten<br />
Kontakt. Die zwischen Berater und Ratsuchenden auftretenden Fragen lassen sich<br />
bei der direkten Interaktion viel leichter klären. Der Grund da<strong>für</strong> ist, dass <strong>die</strong> verbale Kommunikation<br />
sich automatisch mit allen anderen Dimensionen ergänzt, vornehmlich allen<br />
denkbaren Formen der Metakommunikation.<br />
In multikulturellen Beziehungen spielt <strong>die</strong> Metakommunikation eine zentrale Rolle; manchmal<br />
übertreffen sie sogar <strong>die</strong> Wirkungen verbaler Kommunikation. Bei der Schulung von Beratern,<br />
<strong>die</strong> sich mit Angehörigen anderer Kulturen beschäftigen, müssen wir den spezifischen<br />
Kommunikationsformen besondere Aufmerksamkeit schenken. Dies meint vor allem <strong>die</strong> Beachtung<br />
der Metakommunikation und ihres wirksamen Einsatzes zur Sicherstellung einer<br />
erfolgreichen Beratung.<br />
Direkte Begegnung bietet wesentliche Vorteile, z. B. bei Rückfragen. Bei direktem Kontakt<br />
können beide Parteien gleichermaßen Fragen stellen und auch (oft nonverbal) signalisieren,<br />
dass sie weitere Fragen haben. Dies dehnt <strong>die</strong> Beratungszeit nicht aus, kann aber <strong>die</strong> Qualität<br />
der Kommunikation verbessern.<br />
Der direkte Kontakt kann sehr vorteilhaft sein, weil <strong>die</strong> Berufsberatung sehr komplex ist und<br />
viele Faktoren <strong>die</strong> Wahl eines Berufs oder einer Laufbahn beeinflussen. Auf der einen Seite<br />
bieten sich dem Berater im direkten Kontakt viel mehr Möglichkeiten zu verschiedenen <strong>berufliche</strong>n<br />
Schlussfolgerungen auch ohne Fragen zu stellen. Andererseits hat der Klient mehr<br />
Gelegenheit zur detaillierten Erörterung seiner Vorstellungen und Wünsche.<br />
Der Einsatz der reichen und vielseitigen Möglichkeiten im Kommunikationsprozess kann den<br />
Erfolg multikultureller Beratung besonders dann vergrößern, wenn Berater und Klient den<br />
starken Wunsch haben, das Problem so gut wie möglich zu lösen. Die bedeutet eine große<br />
Verantwortung <strong>für</strong> den Beratungsexperten, weil Gestaltung und Leitung des Beratungsprozesses<br />
seine uneingeschränkte Aufgabe sind. Wenn der Klient vom Berater von Anfang an<br />
genügend Unterstützung und Ermunterung erhält, hat er bessere Chancen einen guten Beruf<br />
oder Arbeitsplatz zu finden. Die freie und unterstützende Beratung braucht und nutzt <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Kommunikationskanäle. Die meisten Informationen erfolgen natürlich verbal,<br />
doch Beratung in angemessener Atmosphäre erschließt gleichermaßen verschiedene Kommunikationsformen.<br />
1.2.2 Der indirekte Kontakt<br />
Es ist offenkundig, dass <strong>die</strong> Kommunikationsmöglichkeiten in der indirekten Berufsberatung<br />
begrenzter sind als <strong>die</strong> vielfältigen Formen der direkten Beratung. Daher ist es sehr wichtig,<br />
AuF Print Nr. 12 207
Zakar, András<br />
alle Spezifika der Kommunikation zu nutzen, um den Standard der <strong>Fernberatung</strong> in der Praxis<br />
zu heben.<br />
Schriftliche Formen sind in den indirekten Kontakten am häufigsten vertreten, doch nimmt<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit zur verbalen Information immer mehr zu. Und in der täglichen Praxis nutzen<br />
<strong>die</strong> Menschen mehr und mehr kombinierte Kommunikationsformen (z. B. in der Beratung).<br />
In der letzten Zeit steigt der Bedarf an indirekten Formen der <strong>berufliche</strong>n Beratung, weil <strong>die</strong><br />
Zahl der Menschen, <strong>die</strong> Hilfe bei der Weiterbildung, der Berufs- und Tätigkeitswahl suchen,<br />
stark zugenommen hat. Naturgemäß muss <strong>die</strong> Kapazität der Dienstleistungssysteme entsprechend<br />
wachsen und es müssen neue Beratungsformen bereitgestellt werden. Unter <strong>die</strong>sen<br />
Methoden spielt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> eine wesentliche Rolle und daher sind der theoretische<br />
Hintergrund, das Methodeninventar und <strong>die</strong> Möglichkeiten ihres praktischen Einsatzes<br />
so rasch wie möglich <strong>für</strong> alle Beratungsfelder auszuarbeiten. Mulikulturelle <strong>Fernberatung</strong><br />
erfordert eine spezifische Bereitschaft der Experten sowie eine entsprechende Vorbereitung<br />
der zukünftigen Klienten (etwa durch gezielte Informationen) um den Erfolg sicherzustellen.<br />
Unter den in direkten Formen der Berufsberatung dominiert heute noch <strong>die</strong> verbale Kommunikation<br />
per Telefon, doch vergrößert Video-Übertragung mit Bild und Ton <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />
<strong>die</strong>ser Methode.<br />
Auch <strong>die</strong> schriftlichen Materialien spielen eine große Rolle bei der indirekten Kommunikation,<br />
insbesondere wenn <strong>die</strong> Informationsvermittlung elektronisch (E-mail, Internet, Chat, etc.)<br />
erfolgt.<br />
Die indirekten Formen der Kommunikation verlangen von den Klienten bessere Vorbereitung,<br />
Initiative und eine aktivere Teilnahme als in der traditionellen Beratung. Die heutige<br />
Praxis der Berufsberatung sollte wesentlich weiterentwickelt werden, so dass sie sich stärker<br />
ausbreiten kann. Das bedeutet vor allem, dass <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> auf hohem Niveau und in<br />
einem doppelseitigen System funktioniert, <strong>die</strong> den Kundenbedürfnissen gerecht wird. Darüber<br />
hinaus sollten wir auf <strong>die</strong> Vorbereitung der Klienten achten und sie ermuntern, <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Formen der indirekten Beratungs<strong>die</strong>nste anzunehmen.<br />
Multikulturelle <strong>Fernberatung</strong> verlangt von den Beratern wie den Klienten spezifische Fertigkeiten.<br />
Es ist offenkundig, dass <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu verschiedenen Kulturen (Verbindung<br />
und Übergänge zwischen den Kulturen) <strong>die</strong> Komplexität der <strong>Fernberatung</strong> wesentlich erhöht.<br />
2 Hauptmethoden der multikulturellen Beratung<br />
Ein kurzer theoretischer Überblick der Methoden multikultureller Beratung erscheint zuerst<br />
notwendig. Die meisten Fachwissenschaftler stimmen darin überein, dass neben <strong>die</strong> drei<br />
Hauptrichtungen der Beratungsmethoden, nämlich den psychodynamischen Ansätzen (Psychoanalyse,<br />
Gestalttherapie, Transaktionsanalyse, Neurolinguistisches Programmieren etc.),<br />
den kognitiv-behavioristischen Ansätzen (Rational-emotive Methode, Realitätstherapie, Verhaltensorientierte<br />
Methode, etc.) und den existential-humanistischen Ansätzen (personenzentrierte<br />
Beratung, Gestalttherapie, Logotherapie, etc.) der multikulturelle Trend als vierte<br />
Kraft tritt.<br />
Vor einiger Zeit haben Ivey und andere (1997) <strong>die</strong> folgenden wichtigen methodischen<br />
Grundsätze der multikulturellen Beratung formuliert:<br />
1. Multikulturelle Beratung integriert verschiedene Auffassungen aus übergeordnetem Gesichtspunkt<br />
(Metatheorie).<br />
2. Die Persönlichkeiten von Klient und Berater haben sich in verschiedenen Kontexten und<br />
Erfahrungen entwickelt; <strong>die</strong>se Verschiedenartigkeit ist in der multikulturellen Beratung<br />
zentral zu beachten.<br />
3. Die kulturelle Identität des Klienten ist eine Hauptdeterminante der zu beachtenden Einstellungen<br />
zu Bildung, Beruf, sozialem Umfeld und anderen Menschen.<br />
208 AuF Print Nr. 12
Multikulturelle Aspekte<br />
4. Die Effektivität der Beratung wächst, wenn der Berater solche Methoden anwendet, <strong>die</strong><br />
mit den Lebenserfahrungen und kulturellen Wertvorstellungen des Klienten kongruent<br />
sind.<br />
5. Die traditionelle Einzelberatung ist eine von möglichen Beratungsformen; daneben müssen<br />
Beratungsformen, <strong>die</strong> den spezifischen Familien- und Gruppenbindungen ethnischer<br />
Minderheiten entgegen kommen, angeboten werden.<br />
Nachfolgend wollen wir <strong>die</strong> multikulturellen Beratungsmethoden anhand der allgemeinen<br />
Tendenzen des Beratungsprozesses und der Charakteristika der Vorgehensweisen und<br />
Techniken erläutern.<br />
2.1 Der Beratungsprozess<br />
Die oben genannten Beratungsgrundsätze lenken unsere Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> folgenden<br />
wichtigen Aspekte des gesamten Beratungsprozesses in der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong>:<br />
– Die organisatorischen Rahmenbedingungen und <strong>die</strong> Rolle des Beraters werden unter<br />
Umständen von den Beteiligten so unterschiedlich wahrgenommen, dass Hemmnisse bei<br />
der Inanspruchnahme der Beratungs<strong>die</strong>nste entstehen.<br />
– Hinweise des Beraters <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung des Beratungsverlaufs werden zum Teil nicht<br />
richtig verstanden, besonders was <strong>die</strong> Ergebnisfeststellung und <strong>die</strong> Beendigung der Beratung<br />
betrifft.<br />
– Es besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass Klienten ethnischer Minderheiten nach Gruppenstereotypien<br />
wahrgenommen und behandelt werden.<br />
– Die üblicherweise <strong>für</strong> ein Beratungsgespräch geplante Zeitvorgabe reicht meist nicht <strong>für</strong><br />
multikulturelle Beratungen aus. Durch nicht ausreichende Vorbereitung der Klienten<br />
muss der Berater zu viele Informationen vermitteln.<br />
– Verständigungsprobleme (<strong>die</strong> nicht nur sprachlich bedingt sind) werden durch <strong>die</strong> Klienten<br />
selten verbalisiert, so dass oft der Eindruck entsteht, <strong>die</strong> Klienten hätten alles verstanden,<br />
so dass der Berater fortsetzt.<br />
Grundsätzlich verstehen wir den Beratungsprozess im Sinne von Ertelt und Schulz (2002, S.<br />
236) als Simulation gedachter kognitiv-affektiver Informationsverarbeitungsprozesse beim<br />
Klienten im Rahmen eines Lernprozesses, der auf das vereinbarte Beratungsziel hin orientiert<br />
ist.<br />
Die wesentlichen Beratungsmodelle können in unterschiedlicher Weise zur multikulturellen<br />
Berufsberatung beitragen.<br />
Der älteste und bekannteste Ansatz, <strong>die</strong> Trait & Factor Beratung, will dem Klienten zur überlegten<br />
Entscheidung <strong>für</strong> ein erfolgreiches Berufsleben verhelfen. Dazu sollen soviel Persönlichkeitsmerkmale<br />
wie möglich einbezogen werden.<br />
Betont wird auch, im Gegensatz zu den personzentrierten und psychodynamischen Theorien,<br />
<strong>die</strong> Interaktion des Individuums mit seinem sozialen Umfeld; in <strong>die</strong>sem Netz lebenslanger<br />
Interaktion soll <strong>die</strong> Beratung arbeiten.<br />
Doch durch <strong>die</strong> besondere Bedeutung der Testanwendung in der Trait & Factor-Beratung<br />
besteht <strong>die</strong> Notwendigkeit einer kritischen Prüfung der Kulturabhängigkeit der eingesetzten<br />
Testverfahren. Relativierung der Ergebnisse ergeben sich nicht nur durch <strong>die</strong> Sprachgebundenheit,<br />
sondern auch durch den Stand der Akkulturation des Klienten.<br />
Eine <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ sehr interessante Alternative sehen wir<br />
daher in der Gesprächsdiagnostik, obwohl deren Objektivität stark von dem gegenseitigen<br />
Vertrauen und möglichen kulturellen Stereotypen des Beraters abhängt.<br />
AuF Print Nr. 12 209
Zakar, András<br />
Die „person-zentrierte Methode“ (nach Rogers) betont <strong>die</strong> Fertigkeiten aktiver Aufmerksamkeit,<br />
nämlich „Ermutigung zum Sprechen“, „Paraphrasen“, „Reflexion der Gefühle“ und<br />
„nicht wertende Zusammenfassungen“.<br />
Der Fokus der Beratung liegt beim Klienten und in der situationsbezogenen Kommunikation<br />
(„Hier und Jetzt“). Der Klient soll befähigt werden, sich frei über seine Gefühle zu äußern und<br />
sich dabei ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Doch in multikulturellen Beratungen kann<br />
<strong>die</strong>se Methode zu Schwierigkeiten führen, wenn es der Klient nicht gewohnt ist, seine Gefühle<br />
zu äußern oder zwischen seinen Emotionen und einem akuten Problem keinen Zusammenhang<br />
zu sehen vermag oder seine individuellen Sichtweisen gegenüber seinem familiären<br />
Umfeld nicht durchzusetzen vermag.<br />
Besonders <strong>die</strong> person-zentrierten Ansätze haben <strong>die</strong> Bedeutung der Kommunikation in der<br />
Beratungsmethodik betont. Daher sind <strong>die</strong> von Sue und Sue (1990) berichteten Eigenheiten<br />
„westlich“ orientierter Kommunikationsstile <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Beratung kritisch zu reflektieren.<br />
In den sprachtherapeutischen Techniken <strong>die</strong>ser Richtung wurden <strong>die</strong> verbalen und nonverbalen<br />
Aspekte, <strong>die</strong> in der Beratung sehr erfolgreich einzusetzen sind, detailliert ausgearbeitet.<br />
Doch wie bereits erwähnt, wurden <strong>die</strong>se Methoden wegen ihres „westlichen“ Kommunikationsstils<br />
kritisiert.<br />
Die entwicklungsbezogene Berufsberatung berücksichtigt den kulturellen Hintergrund des<br />
Klienten sehr stark und stellt dabei vor allem den lebenslangen Sozialisationsprozess in den<br />
Mittelpunkt. Schon bei der Sozialisation in früher Kindheit (2 – 4 Jahre) zeigen sich Unterschiede:<br />
Die westlich-eurozentrische Erziehung stärkt <strong>die</strong> Autonomie des Kindes, während<br />
andere Kulturen zuviel Autonomie als selbstsüchtig betrachten und familiäre Abhängigkeit<br />
und Anhänglichkeit betonen. In der mittleren Kindheit (5 – 7 Jahre) stehen geschlechtstypische<br />
Sozialisationsunterschiede im Mittelpunkt und in der Spätkindheit (8 – 12 Jahre) aktive<br />
Lebensgestaltung/Unternehmergeist versus Inferioritätsgefühle. Gerade hier fehlt es Kindern<br />
aus sozial schwachen Familien oft an anregenden Umfeldbedingungen, <strong>die</strong> nur geringe<br />
Chancen zur Selbst-Wertschätzung, Eigeninitiative und Gestaltungswillen bieten. In Pubertät<br />
und Adoleszenz (12 – 18 Jahre) unterscheiden sich <strong>die</strong> Kulturen in bezug auf Identitätsfindung<br />
versus Rollenkonfusion und bei jungen Erwachsenen (20 – 30 Jahre) in bezug auf Intimität<br />
versus Isolation. Auch im Erwachsenenalter (30 – 65 Jahre) bestehen kulturell bedingte<br />
Unterschiede hinsichtlich Weiterentwicklung und Stagnation oder auch hinsichtlich geschlechtstypischer<br />
Verhaltensweisen.<br />
Das <strong>berufliche</strong> Selbstkonzept entwickelt sich nach Super (1994) in dem Zusammenwirken<br />
von angeborenen Fähigkeiten, der Möglichkeit zum Erproben unterschiedlicher Rollen und<br />
der Anerkennung durch wichtige Bezugspersonen. Damit wirkt sich der sozio-kulturelle Hintergrund<br />
bei <strong>die</strong>sem interaktiven Lernen direkt auf das Selbstkonzept und dessen Vergleich<br />
mit der <strong>berufliche</strong>n Realität aus.<br />
Die von Ertelt und Schulz entwickelte „Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong>“ (ISM) lässt sich gut<br />
auf <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> adaptieren.<br />
Die Bedeutung der ISM <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Distanzberatung resultiert aus ihrer strengen<br />
Orientierung an dem Stand des Klienten im Entscheidungs- und Problemlösungsprozess und<br />
den subjektiv empfundenen Informationsdefiziten. Je nach Stand im Problemlösungsprozess<br />
benötigt der Klient eine spezifische Kombination aus Kenntnissen über Alternativen und Kriterien<br />
zu ihrer Bewertung sowie über Problemlösefähigkeiten. Die Diagnose der Defizite in<br />
<strong>die</strong>sen Bereichen und <strong>die</strong> Diagnose der Emotionen des Klienten im Zusammenhang mit der<br />
Problemlösung bilden <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> beraterische Hilfe. Der Beratungsprozess muss den<br />
Werten, Lebenserfahrungen und den kulturell geprägten Reaktionsweisen des Klienten entsprechen.<br />
Daher kommt bei der ISM der Berücksichtigung der Persönlichkeitsmerkmale und<br />
des Problemhintergrunds (Input-Evaluation), der Beachtung des Involvements und der<br />
Transparenz der <strong>Methodik</strong> (Prozess-Evaluation) sowie der Akzeptanz und Umsetzbarkeit der<br />
210 AuF Print Nr. 12
Multikulturelle Aspekte<br />
Ergebnisse vor dem kulturellen Hintergrund des Klienten (Output- und Transfer-Evaluation)<br />
eine zentrale Bedeutung zu.<br />
2.2 Methoden und Techniken<br />
Alle Ansätze der Berufsberatung beinhalten implizit oder explizit Stufenmodelle. Die hier<br />
zugrunde gelegte ISM geht idealtypisch von einer dreiphasigen individuellen Problemlösung<br />
(Vor-Entscheidungs-, Entschluss-, Nach-Entscheidungsphase) mit jeweils charakteristischen<br />
Informationsaktivitäten aus. Daran orientieren sich das beraterische Vorgehen und <strong>die</strong> dazugehörigen<br />
Techniken und Fertigkeiten. Sie sollen hier exemplarisch in bezug auf ihre Anwendung<br />
in der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung mit multikulturellem Hintergrund behandelt werden.<br />
a) Bei der Klärung des Anliegens und dem Setzen der Beratungsziele können verbale<br />
und nonverbale Ermunterungen zum Reden, positive Erwartungshaltungen, Fragen, Paraphrasen,<br />
Reflexion der Gefühle, kognitive Neustrukturierung und sokratischer Dialog<br />
angewandt werden. Besonders in <strong>die</strong>ser ersten Beratungsphase spielen <strong>die</strong> kulturabhängigen<br />
Kommunikationsmuster eine große Rolle, und hier besonders offene und geschlossene<br />
Fragen sowie <strong>die</strong> non-direktiven Techniken der Paraphrase und der Reflexion<br />
der Gefühle. Es muss kritisch geprüft werden, inwieweit eine auf individuelle Entscheidungsfreiheit<br />
aufbauende <strong>Methodik</strong> in einem multikulturellen „Setting“ von in der<br />
Regel „Einmalberatungen“ praktizierbar ist.<br />
b) Zur Entwicklung von Handlungsalternativen werden vor allem Techniken des kreativen<br />
Denkens, wie z. B. „Brainstorming“, eingesetzt. Auch hier ist kritisch zu prüfen, ob<br />
Klienten aus bestimmten kulturellen Milieus sich durch solche Verfahren nicht eher entmutigen<br />
lassen, wenn ihre Erfahrungen zu weit von der dominierenden Kultur entfernt<br />
sind. Außerdem könnten Missverständnisse dann auftreten, wenn der Berater als Experte<br />
angesehen wird, er aber <strong>die</strong>se Rolle im Sinne der Förderung der Eigenaktivität des<br />
Klienten nicht akzeptieren möchte.<br />
c) In der Phase der Gewichtung spielen <strong>die</strong> Kriterien <strong>die</strong> entscheidende Rolle. In westlich<br />
orientierten und auf <strong>die</strong> individuelle Entscheidung ausgerichteten Beratungsanschauungen<br />
spielen hierbei <strong>die</strong> Interessen, Entwicklungsmöglichkeiten, Fähigkeiten und Berufswünsche<br />
des Klienten <strong>die</strong> primäre Rolle.Bei einem Teil der Klienten ethnischer Gruppen<br />
spielen jedoch Familienbezüge, kollektive Entscheidungsmuster, Orientierung der Berufsziele<br />
an der Bezugsgruppe eine größere Rolle. Außerdem sind <strong>berufliche</strong> Bewertungskriterien<br />
oft von der Herkunftskultur geprägt und können dann zu unrealistischen<br />
Berufsvorstellungen oder mangelnder Selbsteinschätzung führen.<br />
d) Bei der Vorbereitung des Klienten auf einen Entschluss mit persönlicher Verpflichtung<br />
erscheinen <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Beratung besonders <strong>die</strong> Techniken des Vertragsschlusses<br />
<strong>für</strong> das Handeln und Formen kollektiver Problemlösung (Bargaining, Persuasion<br />
und forcierte Einwilligung) von Bedeutung. Auch sind bei Klienten ethnischer Gruppen<br />
Hilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung <strong>berufliche</strong>r Pläne verstärkt anzubieten (Advocating, Coaching).<br />
Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe <strong>für</strong> den Berater ist <strong>die</strong> Vorbereitung der Klienten<br />
auf mögliche Enttäuschungen in der Nachentscheidungsphase. Man kann davon<br />
ausgehen, dass das familiäre und soziale Umfeld von Klienten ethnischer Gruppen bei<br />
<strong>berufliche</strong>n oder schulischen Schwierigkeiten nicht gleichermaßen stützend reagiert, wie<br />
es bei Angehörigen der dominanten Kultur der Fall ist. Techniken wie Selbstbekräftigung,<br />
Vergabe von „Hausaufgaben“, Rollenspiel mit Rollentausch in der Beratung und Modeling<br />
können daher in der multikulturellen Beratung sehr förderlich sein.<br />
3 Empfehlungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle <strong>Fernberatung</strong><br />
Die multikulturelle <strong>Fernberatung</strong> ist eine ziemlich komplexe Aufgabe, weil sie sich (vor allem<br />
per Telefon) von den traditionellen Formen stark unterscheidet und <strong>die</strong> Begegnung von Men-<br />
AuF Print Nr. 12 211
Zakar, András<br />
schen aus zwei oder mehr Kulturen mehr Probleme verursachen kann. Der wichtigste Aspekt<br />
ist nach unserer Meinung das exakte Verstehen der Sprache, <strong>die</strong> Menschen mit unterschiedlichen<br />
kulturellen Hintergrund sich in bezug des Niveaus ihrer Kommunikationssprache unterscheiden.<br />
Die indirekten Formen der Kommunikation machen <strong>die</strong>s noch schwieriger. Deshalb<br />
sollten wir <strong>die</strong> Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation sorgfältig nutzen, obgleich<br />
sie beim indirekten Kontakten auch begrenzt sind. So scheint der zielbewusste Gebrauch der<br />
„Telefonsprache“ eine der wichtigsten Aufgaben; aber auch andere Aspekte, wie <strong>die</strong> konsequente<br />
Entwicklung des Informationsstils oder <strong>die</strong> Abklärung der Rollenerwartungen ist zu<br />
beachten.<br />
3.1 Das Sprachverständnis<br />
In der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong> hat das Sprachverständnis eine vitale Bedeutung, denn<br />
ohne ein angemessenes Level muss eine Beratung scheitern. Gleichzeitig sollten im Interesse<br />
der Beratung verschiedene Aspekte je nach Sprachverständnis einbezogen werden.<br />
Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass ethische Minderheiten der gleichen Kultur <strong>die</strong> Sprache<br />
der Mehrheitskultur neben ihrer eigenen Sprache verwenden, wobei sie teilweise <strong>die</strong><br />
Sprache mischen, je nach dem ob sie in ihrer Bezugsgruppe oder bei offiziellen Angelegenheiten<br />
kommunizieren. Für den Berater wäre es daher vorteilhaft, wenn er auch <strong>die</strong> Sprache<br />
der Minderheiten in einem gewissen Ausmaß kennt. Vor allem betrifft <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Begriffe und<br />
Sätze, <strong>die</strong> sich auf Weiterbildung, Berufswahl und Arbeitssuche beziehen. Wir meinen, dass<br />
<strong>die</strong> Kenntnis der gängigsten Formulierungen in der Sprache der ethischen Minderheit notwendig<br />
ist, um das Beratungsziel in relativ kurzer Zeit zu erreichen.<br />
Die Situation ist ganz anders, wenn wir Klienten aus anderen Ländern, in der Regel mit unterschiedlicher<br />
Kultur, beraten. Selten benutzen Angehörige <strong>die</strong>ser Gruppen bei offiziellen<br />
Kontakten ihre eigene Sprache. Stattdessen vollzieht sich <strong>die</strong> Kommunikation in der Sprache<br />
des Gastlandes. Am Anfang, wenn <strong>die</strong> sprachlichen Fertigkeiten noch unzureichend sind,<br />
können Dolmetschung oder eine dritte Sprache genutzt werden. Doch <strong>die</strong>s wäre nur eine<br />
Übergangslösung. Wenn jemand <strong>für</strong> längere Zeit in einem anderen Land stu<strong>die</strong>ren oder arbeiten<br />
möchte, dann sollte <strong>die</strong> Sprache des Gastlandes erlernt werden. Anders ist <strong>die</strong> Situation<br />
bei Stu<strong>die</strong>renden, <strong>die</strong> eine gewisse Zeit an einer ausländischen Universität im Rahmen<br />
eines Austauschs verbringen. Für sie kann eine „Weltsprache“ (vor allem Englisch) ebenso<br />
nützlich sein wie <strong>die</strong> Landesprache.<br />
Bei der Kommunikation zwischen Ländern und in der internationalen Berufsberatung kann<br />
jegliche offizielle Sprache der Partner benutzt werden. Doch in der Praxis dominieren <strong>die</strong><br />
Weltsprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch oder Spanisch). Es ist eine Frage<br />
der Übereinkunft, welche Sprache benutzt wird (und <strong>die</strong>s hängt davon ab, wer welches<br />
Sprache besser beherrscht).<br />
3.2 Nonverbale Kommunikation<br />
In allen Bereichen menschlicher Kontakte haben <strong>die</strong> übrigen Kommunikationsformen, <strong>die</strong><br />
sog. non-verbalen Aspekte, eine große Bedeutung. Naturgemäß kann auch <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
<strong>die</strong>se wichtige Kommunikationsmöglichkeit nicht außer Acht lassen, weil eine Reihe von<br />
Faktoren <strong>die</strong> Berater-Klienten-Beziehung bestimmen, und jede Art der Äußerungen, nicht nur<br />
<strong>die</strong> sprachlichen, Bedeutung erlangen können.<br />
Die zentrale Rolle der nonverbalen Kommunikation spielt der Blickkontakt, der zur Gruppe<br />
der Gesichtsausdrücke zählt. Daneben können andere Details menschlichem Ausdrucksverhalten<br />
(Bewegung, Sitzhaltung, Gestik, Mimik, etc.) Informationen übermitteln.<br />
In der Berufsberatung können spezielle Formen der nonverbalen Kommunikation eine wesentliche<br />
Rolle spielen. Dies können wir beobachten, wenn der Klient mehr Information zu<br />
Einzelheiten eines komplexen Problems braucht, um eine angemessene Entscheidung zu<br />
treffen. In einem solchen Fall wird sich der Ratsuchende nicht nur aufgrund der verbalen<br />
Kommunikation entscheiden, sondern möchte <strong>die</strong> allgemeinen Einstellungen und Überzeugung<br />
des Beratungsexperten ergründen, um danach <strong>die</strong> beste Lösung <strong>für</strong> sich zu finden.<br />
212 AuF Print Nr. 12
Multikulturelle Aspekte<br />
Ähnlich verhält es sich aus der Sicht des Beraters, wenn er nämlich <strong>die</strong> Wünsche und Bedürfnisse<br />
des Klienten etwa aus dessen non-verbaler als verbaler Kommunikation erschließt.<br />
Doch noch nutzt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong> großen Möglichkeiten der non-verbalen Kommunikation<br />
nicht ausreichend. Wir können aber in Zukunft auf wesentliche Änderungen hoffen, da<br />
sich <strong>die</strong> Ton-Bild-Übertragung immer mehr verbreitet. Dies eröffnet weitere Räume <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Fernberatung</strong> und wird eine wichtige Rolle bei einer qualitativ guten Berufsberatung <strong>für</strong> Angehörige<br />
multikultureller Gruppen spielen.<br />
3.3 Die Anwendung „telefonischer Gesprächsformen“<br />
Das Kommunikationssystem der <strong>Fernberatung</strong> muss in verschiedener Hinsicht weiterentwickelt<br />
werden, weil in <strong>die</strong>sem speziellen Anwendungsgebiet <strong>die</strong> Kommunikationskanäle isoliert<br />
arbeiten und <strong>die</strong> verbale Kommunikation noch hauptsächlich in der traditionellen Form<br />
des Telefonierens abläuft. Es ist eine generelle Erfahrung, dass <strong>die</strong> non-verbale Kommunikation<br />
in der <strong>Fernberatung</strong> in ganz engen Bahnen verläuft und sich <strong>die</strong> telefonische Kommunikation<br />
<strong>die</strong> einzige indirekte verbale Form darstellt. Daher sollten <strong>die</strong> speziellen Anwendungen<br />
der Telefonberatung umfassend weiterentwickelt und gleichzeitig ihren breiten Einsatz in der<br />
Praxis gefördert werden, besonders mit Blick auf <strong>die</strong> Berufsberatung von ethischen Minderheiten<br />
und das internationale Klientel.<br />
In der Praxis haben sich mittlerweile einige spezifische Formen der telefonischen Kommunikation<br />
herausgebildet, <strong>die</strong> sich von einem direkten Gespräch in mehrerer Hinsicht unterscheiden.<br />
Telefongespräche sind meistens kürzer und zielstrebiger als <strong>die</strong> direkte Kommunikation.<br />
Darüber hinaus beinhaltet das Telefongespräch eine Reihe spezifischer Elemente. So<br />
ist es z. B. wichtig, dass sich <strong>die</strong> Partner zu Beginn des Gesprächs verständlich vorstellen,<br />
selbst dann, wenn sie sich kennen, eben weil sie sich nicht sehen und den Gesprächspartner<br />
an der Stimme nicht immer identifizieren können.<br />
Telefonische Konversationsformen eignen sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong>, und zwar nicht nur <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Weitergabe von Informationen, sondern auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gestaltung einer guten Beziehungsebene<br />
im Zusammenhang mit der Inhaltsebene im Gespräch. Mit Pausen können wir es z. B.<br />
unserem Gesprächspartner ermöglichen, seine Gedanken zu ordnen und passende Formulierungen<br />
zu suchen. Während des Beratungsgesprächs sollte bereits Gesagtes immer wieder<br />
zusammengefasst und am Schluss eine Vereinbarung getroffen werden.<br />
Telefonische Gesprächsformen sind weltweit verbreitet; dennoch mag es kulturelle Unterschiede<br />
geben. Hauptsächlich kann das gegenseitige Verstehen Probleme bereiten, vor allem<br />
weil sich <strong>die</strong> Partner nicht direkt sehen. Natürlich beeinflussen auch andere Faktoren,<br />
wie etwa der Informationsstiel, den Erfolg der Kommunikation.<br />
3.4 Informationsstil<br />
In der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong> spielt der Informationsstil eine sehr bedeutende Rolle. Er<br />
umfasst formale und inhaltliche Elemente. Im günstigsten Fall harmonieren <strong>die</strong>se beiden<br />
Komponenten.<br />
Zu den formalen Voraussetzungen zählt eine verständliche Sprache, <strong>die</strong> in Geschwindigkeit,<br />
Umfang und Artikulation den Regeln einer gängigen Sprache entspricht. Ein weiteres Erfordernis<br />
in der Beratung von Angehörigen anderer Kulturen betrifft <strong>die</strong> Vermeidung überflüssiger<br />
Wörter und Sätze. Auf einen Ausländer wirkt eine ausschmückende Redeweise verwirrend,<br />
deshalb sollte man eine einfache Sprache wählen, natürlich ohne Verlust von Informationen.<br />
In Bezug auf <strong>die</strong> inhaltlichen Erfordernisse sollten wir auf eine unzweideutige Übermittlung<br />
der Bedeutung achten. Dies ist in vielfacher Weise zu erreichen; primär mit einer logischen<br />
Strukturierung unserer Aussage. Wenn wir <strong>die</strong> wichtigsten Elemente in ein klares System<br />
bringen, werden <strong>die</strong> Antworten auf <strong>die</strong> gestellten Fragen in sich schlüssig sein. Bei der Informationsvermittlung<br />
sollte der Berater immer sicherstellen, dass der Klient <strong>die</strong> Antworten<br />
nachvollziehen kann. Im Falle des Nicht- oder Falschverstehens sollten wir in eine frühe Ge-<br />
AuF Print Nr. 12 213
Zakar, András<br />
sprächsphase zurückgehen und versuchen, den Klienten Schritt <strong>für</strong> Schritt zum vollen Verständnis<br />
zu leiten. Daher sollten in einem multikulturellen Gespräch nur <strong>die</strong> gebräuchlichsten<br />
Wörter benützt werden (<strong>die</strong> der Klient sicher beherrscht). Es ist eine gängige Beobachtung,<br />
dass Begriffe mit mehreren Bedeutungen <strong>die</strong> größten Probleme verursachen. Daher lassen<br />
sich Informationen besser mit einfachen Wörtern und Sätzen vermitteln.<br />
Darüber hinaus ist es bei der telefonischen Beratung wichtig, dass der Klient <strong>die</strong> positive<br />
Einstellung de Beraters spürt. Dies macht <strong>die</strong> Menschen freier, Fragen zu stellen, bringt sie<br />
nicht in Verlegenheit und ermutigt sie, auch bei späteren Problemen wiederzukommen.<br />
In der <strong>Fernberatung</strong> von Angehörigen multikultureller Gruppen ist es nützlich, am Ende des<br />
Gesprächs eine Zusammenfassung zu machen und eine Absprache zu treffen; <strong>die</strong>s hilft spätere<br />
Erwartungen zu klären.<br />
3.5 Grenzen der <strong>Fernberatung</strong><br />
Mit Blick auf <strong>die</strong> multikulturelle Berufsberatung lassen sich nicht nur Vorteile, sondern auch<br />
Nachteile der <strong>Fernberatung</strong> nennen.<br />
Die Nachteile umfassen zwei Gruppen, nämlich solche der Einstellung und solche der persönlichen<br />
und sachlichen Mängel.<br />
Nachteile in der Einstellung resultieren aus der Tatsache, dass vielerorts <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />
der indirekten Beratung nicht erforscht wurden, und <strong>die</strong> Einführung nur zögerlich und<br />
in engem Umfang erfolgt. Auch wird oft <strong>die</strong> Präsenzberatung bevorzugt, obgleich Ausrüstung<br />
und Fertigkeiten <strong>für</strong> indirekte Formen vorhanden sind, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erledigung einer Reihe von<br />
Aufgaben (speziell Informationsvermittlung) mit derselben Effektivität zuließen. Zur Änderung<br />
der Einstellung wäre eine gezielte Vorbereitung der Klienten erforderlich; <strong>die</strong>se könnte Teil<br />
der Einführung und Entwicklung der <strong>Fernberatung</strong> sein.<br />
Eine weitere Begrenzung bei der Anwendung der <strong>Fernberatung</strong> ergibt sich aus dem nicht<br />
ausreichenden Training der Berater sowie den Mängeln in der Ausrüstung. Doch ließe sich<br />
hier in relativ kurzer Zeit und mit vertretbarem finanziellen Aufwand ein ordentlicher Standard<br />
erreichen. Durch „training on the job“ und konsequente Entwicklung von Bildungsprogramme<br />
<strong>für</strong> Berater entsteht in Zukunft ein ausreichendes Potenzial an Experten.<br />
Einrichtungen und Ausrüstung sollten ebenfalls wirkungsvoll entwickelt werden, speziell in<br />
Richtung auf den Einsatz kompatibler Systeme. Dies betrifft nicht nur <strong>die</strong> Geräte der Telefonkommunikation,<br />
sondern auch alle anderen technischen Möglichkeiten.<br />
Als Zusammenfassung können wir feststellen, dass <strong>die</strong> Verbreitung der verschiedenen Formen<br />
der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>für</strong> Berufswahl, Weiterbildung, Information über Berufe und Arbeitsstellen,<br />
etc.) im Interesse der transnationalen Mobilität sowie besserer und schnellerer<br />
Dienstleistungen <strong>für</strong> Klienten ethischer Gruppen in wichtigen Fragen liegt.<br />
214 AuF Print Nr. 12
Literaturhinweise<br />
Multikulturelle Aspekte<br />
Brown, D., Brooks, L. and Ass. (1966). Career Choice and Development (3 rd ed.)., San<br />
Francisco: Jossey-Bass<br />
Ertelt, B.-J., Schulz, W.E. (1997). Beratung in Bildung und Beruf,<br />
Leonberg: Rosenberger<br />
Ertelt, B.-J., Schulz, W.E. (2002). Handbuch der Beratungskompetenz,<br />
Leonberg: Rosenberger<br />
Ivey, A.E. Gluckstern, N., Bradford-Ivey, M. (1997). Basic attend skills (3 rd ed.).<br />
Nort Amherst, MA: Microtraining Associates<br />
Ivey, A.E., Bradford-Ivey, M., Simek-Morgan, L. (1997). Counseling and Psychotherapy<br />
– A Multucultural Perspective (4 th ed.),<br />
Boston-London-Totonto: Allyn and Bacon<br />
Sue, D.W., Sue, D. (1990). Counseling the culturelly different – theory and practice (2 nd ed.).<br />
N.Y. Chichester: Wiley<br />
Sue, D. (1995). Toward a theory of multicultural counseling and therapy.<br />
In: Banks, J., Banks, C. (Eds.), Handbook of Research on Multicultural Education.<br />
N.Y. Chichester: MacMillan<br />
AuF Print Nr. 12 215
Jigau, Mihai<br />
5.2 Ethische Fragen<br />
5.2.1 Ethik und Deontologie in der Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />
Vorwort<br />
Berater, <strong>die</strong> in der telefonischen <strong>Fernberatung</strong> (distance counselling by phone - DCP)<br />
tätig sind, verfügen über eine spezielle <strong>berufliche</strong> Ausbildung (einschließlich einer fachlichen<br />
Qualifizierung in <strong>die</strong>sem Bereich), um den Klienten zu helfen, <strong>die</strong> Informationen, Rat und<br />
Beratungsleistungen wünschen, um eine persönliche Entscheidung zu unterstützen, <strong>die</strong> geeignetsten<br />
Alternativen <strong>für</strong> Bildung und Ausbildung auszuwählen oder um eine Krise zu bewältigen.<br />
Mit <strong>die</strong>sen Leistungen soll eine reibungslose soziale und <strong>berufliche</strong> Integration der<br />
Klienten erreicht werden.<br />
Mittels <strong>die</strong>ses Ethikkodexes soll sichergestellt werden, dass <strong>die</strong> Berater in der Telefonberatung<br />
professionell handeln und in jeder Lage <strong>die</strong> Interessen, Würde und Individualität der<br />
Klienten beachten.<br />
Hervorzuheben ist, dass <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> eine Variante der 'klassischen' Berufsberatung<br />
ist, sie wurde an <strong>die</strong> aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse und <strong>die</strong><br />
sich ändernden Anliegen der Klienten angepasst.<br />
Die <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> verfügt über folgende Hilfsmittel: Telefon, E-Mail, Internetseiten,<br />
Chat, Diskussionsforen, Mailings, Video- und Audiokonferenzen, Software <strong>für</strong> Touchscreens<br />
und ferner Druckmaterialien: Anleitungen, Handbücher, Prospekte, Broschüren.<br />
Bei der Telefonberatung handelt es sich um eine spezielle Ausprägung der <strong>Fernberatung</strong><br />
mit dem Einsatz des Telefons zur Durchführung der Berufsberatung.<br />
Die DCP ist ein zutiefst demokratischer berufberaterischer Ansatz, da es keine Beschränkungen<br />
<strong>für</strong> den Klienten gibt: er entscheidet, ob er anruft, das Gespräch fortsetzt oder Angaben<br />
über sich selbst preisgibt usw.<br />
Die DCP zeigt alle Merkmale eines Telefon<strong>die</strong>nstes in Form einer Help-Line.<br />
Die <strong>Fernberatung</strong> (auch per Telefon) ist eine Möglichkeit, Informationen und Beratungs<strong>die</strong>nste<br />
in einer anderen Form als Face-to-Face (d.h. in synchroner Kommunikation, in Echtzeit<br />
und im gleichen Raum) anzubieten und zwar durch technische Hilfsmittel oder andere Formen<br />
synchroner oder asynchroner Kommunikation, <strong>die</strong> zeitlich oder räumlich versetzt sind<br />
und häufig nicht im Rahmen einer Organisation stattfinden.<br />
Die DCP bringt trotz all ihrer Vorteile in gewissen Umständen und <strong>für</strong> gewisse Klienten eine<br />
relative Schematisierung der Berufsberatung mit sich.<br />
Ethikkodex <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />
Kapitel I: Der Klient<br />
1. Der Klient, der um eine Telefonberatung nachsucht, hat ein umfassendes Recht auf <strong>die</strong><br />
Respektierung seiner Würde und Privatsphäre, auf eine loyale und seinen Wertvorstellungen,<br />
Interessen und Neigungen entsprechende Beratung.<br />
2. Der Berater muss alle gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften zum Schutz des<br />
Klienten in <strong>die</strong>sen Situationen kennen und sicherstellen, dass sie von ihm und Dritten<br />
beachtet werden.<br />
3. Dem Klienten muss zugesichert werden, dass das gesamte Gespräch absolut sicher und<br />
vertraulich ist (auch gegenüber seiner Familie) und der Berater verwahrt <strong>die</strong> mitgeteilten<br />
Angaben sicher. Unter allen Umständen bleibt <strong>die</strong> Identität des Klienten strengstens geschützt.<br />
Der Berater verlangt vom Klienten keine weitere Identitätsangaben als <strong>die</strong>ser <strong>für</strong><br />
angemessen hält.<br />
4. Der Klient wird über eine etwaige Aufzeichnung des Gesprächs (aufgrund interner Vorschriften<br />
oder Empfehlungen, zumeist läuft eine Aufnahme, um <strong>die</strong> Erfassung weiterer<br />
schriftlicher Angaben durch den Berater zu ermöglichen) unterrichtet und gefragt, ob er<br />
216 AuF Print Nr. 12
Ethische Fragen<br />
das Gespräch unter <strong>die</strong>sen Umständen fortsetzen möchte.<br />
5. Auf Anfrage wird dem Klienten eine Kopie der Gesprächsaufnahme angeboten (falls der<br />
Inhalt <strong>für</strong> ihn kompromittierend ist).<br />
6. Die DCP kann als Einzel-, Paar- oder Gruppenberatung durchgeführt werden (sofern es<br />
<strong>die</strong> technischen Umstände erlauben).<br />
7. Während der DCP darf der Klient nicht aufgegeben, ignoriert, vernachlässigt oder oberflächlich<br />
behandelt werden. In Ausnahmesituationen kann der Berater eine kurze Gesprächsunterbrechung<br />
verlangen und den Klienten nach der Lösung von Problemen zurückrufen.<br />
8. Bei der DCP handelt es sich um eine synchrone Interaktion von Klient und Berater aus<br />
der Ferne.<br />
9. Die DCP wird nur angewendet, wenn <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong> einzige geeignete Methode<br />
<strong>für</strong> das Anliegen des Klienten oder <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen bequemer ist.<br />
10. Der Klient wird über <strong>die</strong> Kosten der DCP unterrichtet, über <strong>die</strong> Kosten des Anrufs zu bestimmten<br />
Tageszeiten, vom Festnetz oder Mobiltelefon (und darüber, ob <strong>die</strong>se Kosten<br />
vom Klienten oder der Organisation bezahlt werden).<br />
11. Die Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP müssen der finanziellen Lage des Klienten angepasst werden.<br />
Wenn er <strong>die</strong> Kosten nicht tragen kann, wird ihm <strong>die</strong> Hilfe nicht verweigert, sondern er<br />
wird an ähnliche Dienste verwiesen, <strong>die</strong> geringere oder keine Gebühren erheben.<br />
12. Dem Klienten müssen alle Möglichkeiten eröffnet werden, damit er selbst bewusst und<br />
verantwortlich über seine <strong>berufliche</strong> Laufbahn und seine Probleme entscheiden kann.<br />
13. Durch <strong>die</strong> DCP soll dem Klienten geholfen werden, sein Selbstverständnis zu schärfen,<br />
positiv zu denken; er soll Hilfe bekommen, um schwierige Situationen zu meistern und<br />
Ermutigung erfahren, um Probleme anzugehen und <strong>die</strong> überlieferten Geschlechterrollen<br />
zu überwinden.<br />
14. Dem Klienten muss zugesichert werden, dass der Berater bei der Behandlung seiner<br />
Probleme unparteiisch ist und weder nach Alter, noch nach Geschlecht, sexueller Ausrichtung,<br />
ethnischer Herkunft, Rasse,<br />
Kultur, politischer und religiöser Überzeugung, Wertvorstellungen, sozio-ökonomischer<br />
Stellung, Personenstand, Behinderungsw. diskriminiert. Der Berater muss sich bewusst<br />
sein und eingestehen, dass <strong>die</strong> Unterschiede unter den Klienten (aufgrund von Alter, Geschlecht,<br />
ethnischer Herkunft, Behinderung usw.) spezielle Modalitäten <strong>für</strong> das Beratungsangebot<br />
verlangen.<br />
15. Der Klient ist zu unterrichten, wenn in der DCP mit neuen Methoden und Techniken experimentiert<br />
wird. Dadurch darf der Klient nicht emotional beeinträchtigt oder entmutigt<br />
werden, es dürfen keine falschen Hoffnungen oder unrealistische Erwartungen geweckt<br />
werden.<br />
16. Der Berater muss den Klienten ermutigen, sich um <strong>die</strong> Unterstützung seitens der Familie,<br />
der Lehrer, Freunde oder entsprechenden öffentlichen Einrichtungen bei der Problemlösung<br />
zu bemühen.<br />
17. Der Berater wird <strong>die</strong> Entscheidung des Klienten nicht dadurch beeinflussen, dass er sich<br />
<strong>die</strong>sen entgegen stellt oder ablehnt. In Situationen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Klienten eindeutig nachteilig<br />
sind, beschränkt sich der Berater darauf, sowohl <strong>die</strong> Vor- als auch <strong>die</strong> Nachteile der<br />
Entscheidung, deren Risiken und Chancen zu betonen.<br />
18. Sofern der Klient nichts anderes verlangt und um das Gespräch nicht unnötig zu verlängern,<br />
beschränkt sich der Berater streng darauf präzise und relevante Informationen weiterzugeben<br />
und kurze und angemessene Anmerkungen zu machen.<br />
19. Falls der Klient dem Berater wesentliche antisoziale Tatsachen oder <strong>für</strong> andere oder ihn<br />
gefährliche Handlungen anvertraut (wie z.B. einen Selbstmordversuch), hat der Berater<br />
<strong>die</strong>s als Notfall zu behandeln und dem <strong>die</strong> gesellschaftlich wünschenswerten Werte und<br />
Verhaltensweisen entgegenzusetzen sowie anzugeben, welche Institutionen (Vergewaltigung,<br />
Mord, ansteckende Krankheiten usw. ), Familie, Eltern usw. zuständig sind.<br />
20. Der Klient hat das Recht auf Erklärungen über <strong>die</strong> Ergebnisse oder Auswertung von<br />
Tests, denen er sich unterzogen hat, aber der Berater wird stets darauf achten, keine negativen<br />
Urteile über <strong>die</strong>se Methoden oder negative Aspekte der Persönlichkeit des Klienten<br />
abzugeben.<br />
AuF Print Nr. 12 217
Jigau, Mihai<br />
21. Der Berater wird dem Klienten vertrauenswürdige Personen, Einrichtungen oder Dienste<br />
benennen, wenn sich seine Anliegen dem Kompetenzbereich des Beraters entziehen.<br />
22. Falls der Klient beabsichtigt, den Besuch einer Bildungseinrichtung abzubrechen, sich<br />
sozial oder beruflich zu isolieren oder zurückzuziehen, wird der Berater überzeugend <strong>für</strong><br />
eine Fortsetzung der Bildung, Erstausbildung oder Weitbildung plä<strong>die</strong>ren und derartige<br />
'Lösungen' und Einstellungen des Klienten nicht ermutigen.<br />
Kapitel II: Der Berater<br />
1. Die Berater in der DCP müssen <strong>die</strong> Bestimmungen des vorliegenden Ethikkodex lesen,<br />
verstehen und umsetzen.<br />
2. Der Berater stellt sich dem Klienten stets mit seinem echten Namen vor (bzw. mit dem<br />
von der Organisation als sein <strong>für</strong> geschäftliche Zwecke zu nutzenden Namen) und seinen<br />
fachlichen Qualifikationen vorstellen.<br />
3. Das unmittelbar anstehende Problem des Klienten, –so wie es im Gespräch geschildert<br />
wird' stellt <strong>die</strong> oberste Priorität <strong>für</strong> den Berater dar, erst später, falls der Klient nochmals<br />
anruft oder zu einem persönlichen Beratungsgespräch erscheint, geht es um <strong>die</strong> Feststellung<br />
anderer späterer <strong>berufliche</strong> Bedürfnisse.<br />
4. Für einen in der DCP tätiger Berater muss es eine Frage der ethischen Verantwortung<br />
und Aufrichtigkeit sein, sich selbst zu beurteilen, um feststellen zu können, welche Rolle<br />
folgende Elemente spielen:<br />
• allgemeines und Fachwissen (psychologische Evaluierung, Methoden und Techniken<br />
der Berufsberatung, Persönlichkeitskenntnisse, multikulturelle Ansätze, Arbeitsmarkt,<br />
europäische Personalpolitik, nationale Politik zur sozio-ökonomischen Entwicklung,<br />
Beratungstheorien, Erwachsenenfortbildung, Gruppentechniken, Psychotherapie,<br />
Laufbahnentwicklung, Informationsmanagement),<br />
• Einstellungen und persönliche Qualitäten in den Klientenbeziehungen (effektive<br />
Kommunikation, Aufrichtigkeit, Empathie, Flexibilität, Transparenz, Respekt),<br />
• Arbeitstechniken (Computereinsatz usw.).<br />
5. Sofern der Berater <strong>die</strong> Möglichkeit dazu hat und der Klient <strong>die</strong>s während der DCP<br />
wünscht oder erlaubt, verfolgt der Berater <strong>die</strong> Karriere seines Klienten weiter.<br />
6. Der Berater kann - wenn er es <strong>für</strong> hilfreich erachtet - Kontakte zwischen Klienten zum<br />
Austausch von <strong>berufliche</strong>n Erfahrungen und 'Strategien' in ähnlichen Situationen herstellen.<br />
7. Der Berater ermutigt unschlüssige, zögernde, frustrierte oder misstrauische Klienten<br />
nochmals anzurufen oder zu einem persönlichen Beratungsgespräch zu kommen.<br />
8. Der Berater empfiehlt zugängliche und relevante interaktive Software (auch Online) entsprechend<br />
des Bildungsniveaus der Klienten und ihrer Interessen, wenn <strong>die</strong> Klienten sich<br />
selbst beurteilen oder mit externen Mitteln ihre <strong>berufliche</strong>n Neigungen feststellen wollen.<br />
9. Der Berater vermeidet es systematisch, seine eigenen Werte, Vorlieben, Neigungen und<br />
Überzeugungen auf den Klienten zu übertragen.<br />
10. Der Berater wird unter gewissen Umständen ein persönliches Beratungsgespräch vorschlagen,<br />
ohne zu insistieren, wenn seiner Meinung nach dadurch den Interessen des<br />
Klienten besser ge<strong>die</strong>nt und seine Probleme besser gelöst werden können. Den Klienten<br />
müssen auch andere Kontaktmöglichkeiten mit dem Berater und zur Erlangung von Beratung<br />
und Informationen angeboten werden (E-Mail, Postanschrift, entsprechende Internetadressen).<br />
11. Der Berater arbeitet mit Behörden, Einrichtungen, Organisationen und Personen im Umfeld<br />
zusammen, <strong>die</strong> DCP-Klienten unterstützen und weiterhelfen können.<br />
12. Der Berater handelt im Interesse seiner Klienten, wenn einige ihrer Probleme in beraterischer<br />
Hinsicht eine Priorität darstellen (körperliche und geistige Gesundheit, Beziehung<br />
zu Familie und Staat, wirtschaftliche Probleme).<br />
13. Der Berater versucht im Interesse seiner Klienten in <strong>die</strong> DCP möglichst viele Vorteile der<br />
Face-to-Face-Beratung einzubringen und mit denen der Beratungs<strong>die</strong>nste im Internet zu<br />
kombinieren (So könnte <strong>die</strong> Website beispielsweise 'Anruf erwünscht'-Links haben, um<br />
weitere, individuelle Informationen abzurufen. Einige Webseiten können Unterprogramme<br />
218 AuF Print Nr. 12
Ethische Fragen<br />
haben, bei denen vor dem Anruf ein Fragebogen oder ein kurzer Lebenslauf ausgefüllt<br />
wird, <strong>die</strong>se Daten erscheinen dann zu Beginn des Gesprächs auf dem Bildschirm des<br />
Beraters; so kann der Berater sofort auf das <strong>für</strong> den Klienten wesentliche Thema kommen).<br />
14. Der Berater mischt sich überhaupt nicht oder nur minimal in das Privatleben seines Klienten<br />
ein und auch nur in dessen Interesse und mit seinem Einverständnis.<br />
15. Der Berater verweist andere Ratsuchende, <strong>die</strong> Verwandte, Vorgesetzte oder Untergebene<br />
seines Klienten sind, an andere Berater.<br />
16. Der Berater vermeidet Erklärungen über Ursachen und Effekte der Persönlichkeitsmerkmale<br />
des Klienten auf <strong>die</strong> persönliche Entwicklung und das <strong>berufliche</strong> Fortkommen nach<br />
seiner 'eigenen Theorie' und hält sich strikt an <strong>die</strong> in der Fachwelt allgemein akzeptierten<br />
Theorien.<br />
17. Der Berater handelt lediglich innerhalb seiner <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen, gibt ggf. <strong>die</strong><br />
Grenzen seiner Informationen zu, aktualisiert sein Wissen und befragt andere Fachleute,<br />
der Klient erhält <strong>die</strong> richtigen Informationen u.U. dann später, der Berater übernimmt so<br />
<strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Folgen seiner Arbeit.<br />
18. Der Berater nutzt alle Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Qualifikationen in der<br />
DCP und macht seine Erfahrungen den Kollegen durch Veröffentlichungen, Vorträge auf<br />
Konferenzen und von den Berufsverbänden organisierten Fortbildungsveranstaltungen<br />
usw. zugänglich.<br />
19. Der Berater bemüht sich um <strong>die</strong> Bewertung seiner Leistungen in der DCP durch Kollegen,<br />
andere Fachleute und Klienten und ist bereit, <strong>die</strong>ses Feedback anzunehmen.<br />
20. Der Berater ist in der wissenschaftlichen Forschung tätig und teilt seine Ergebnisse der<br />
Fachwelt in wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit, jedoch unter strenger Beachtung<br />
der Vertraulichkeit der Quellen und des Schutzes der Privatsphäre der Klienten. Der Berater<br />
bemüht sich ständig um Wissen, verbesserte Qualifikationen und Fähigkeiten, er<br />
nimmt aktiv an den Aktivitäten der Berufsverbände teil, strebt nach <strong>berufliche</strong>n Leistungen<br />
und der Förderung des Fortschritts der Berufsberatung.<br />
21. Der in der DCP tätige Berater übernimmt <strong>die</strong> fachliche und moralische Verantwortung <strong>für</strong><br />
den Umgang mit den ihm direkt oder durch <strong>die</strong> Arbeitsmittel bekannt werdenden Informationen,<br />
um dem Interesse des Klienten zu <strong>die</strong>nen, mit seinem Einverständnis zu handeln<br />
und <strong>die</strong> Vertraulichkeit der Daten gegenüber Dritten sicherzustellen.<br />
22. Der Berater berichtet an <strong>die</strong> Entscheidungsträger im Bildungsbereich und Personalwesen<br />
über wichtige Erkenntnisse, <strong>die</strong> sich aus der DCP ergeben, damit Verbesserungen in der<br />
Gesetzeslage und den Funktionsweisen von Aus- und Fortbildungseinrichtungen oder<br />
dem Sozialwesen angestoßen werden.<br />
23. Falls sich der Ethikkodex bzw. einzelne Bestimmungen im Laufe der Zeit als unzeitgemäß<br />
oder nachteilig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klienten, <strong>die</strong> Berufsberatungspraxis oder das Ansehen des<br />
Berufsstandes erweisen sollten, wird sich der Berater durch seine Berufsverbände <strong>für</strong> eine<br />
Änderung einsetzen.<br />
24. In allen Situationen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong>sen Ethikkodex <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP nicht abgedeckt sind, wird<br />
der Berater stets zu Gunsten und im Interesse des Klienten handeln, ohne jemanden anderen<br />
dadurch zu schaden.<br />
Kapitel III: Der Kommunikationsprozess<br />
1. Die aktuelle Praxis in der DCP beinhaltet den ständigen Respekt der Meinung des Klienten,<br />
<strong>die</strong> Anwendung der Technik des aktiven Zuhörens, Höflichkeit und <strong>berufliche</strong> Ehrlichkeit<br />
unabhängig vom Bildungsniveau, Geschlecht, der Religion, politischen Überzeugung,<br />
ethnischen Herkunft, Rasse, sozialen und wirtschaftlichen Stellung, Behinderung<br />
und Wertvorstellungen des Klienten.<br />
2. Als Kommunikationsverhalten wird dem Berater in der DCP <strong>die</strong> wohlwollende Neutralität<br />
empfohlen.<br />
3. Der Berater benutzt einfache, wirksame, vertrauensvolle, aussagekräftige, erklärende<br />
Sprache, <strong>die</strong> sich vollständig auf <strong>die</strong> Lösung des anstehenden Klientenanliegens konzentriert.<br />
AuF Print Nr. 12 219
Jigau, Mihai<br />
4. Dem Berater muss klar sein, dass seine Fragen von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> den<br />
weiteren Gesprächsverlauf sind; daher muss er sehr behutsam und bewusst mit direkten,<br />
indirekten, hypothetischen oder unvollständigen Fragen umgehen. Eine Antwort auf <strong>die</strong><br />
gleiche Art von Fragen ist auch von besonderer Bedeutung.<br />
5. Der Berater muss sich unkritisch und schnell an <strong>die</strong> unterschiedlichen Gesprächsstile der<br />
Klienten anpassen.<br />
6. Der DCP-Berater wird unter allen Umständen den Ton seiner Stimme, den Sprechrhythmus<br />
im Verhältnis zur Länge des Gesprächs, Deutlichkeit und Andeutungen sorgfältig<br />
kontrollieren und sicherstellen, dass er <strong>die</strong> Bedeutung der Mitteilungen des Klienten eindeutig<br />
versteht (durch Paraphrasieren, Synthese/Zusammenfassung der Informationen<br />
oder klärende Fragen).<br />
7. Der Berater versucht ferner unter Einsatz seiner eigenen Sprachkenntnisse, Dienste <strong>für</strong><br />
Klienten in anderen Sprachen anzubieten, wenn jemand anruft, dessen Sprache er nicht<br />
mächtig ist, kann er an einen anderen Kollegen übergeben, der <strong>die</strong> Sprache spricht oder<br />
den Anruf verschieben, bis eine Lösung gefunden wurde.<br />
8. Der Berater verwendet keine Begriffe, Fachtermini oder Slangausdrücke, <strong>die</strong> der Klient<br />
nicht verstehen kann, sondern eine dessen Verständnisvermögen angemessene Sprache.<br />
9. Der Berater gibt dem Klienten stets positives Feedback und versucht, <strong>für</strong> den Klienten<br />
und <strong>die</strong> Gesellschaft nützliches und wünschenswertes Verhalten zu verstärken.<br />
10. Der Berater ermutigt den Klienten, ein fruchtbares Gespräch zu führen, dessen Ausgang<br />
seinen Erwartungen entspricht.<br />
Kapitel IV: Informationsmanagement<br />
1. Der Berater klärt den Klienten über <strong>die</strong> Art von Informationen auf, <strong>die</strong> gewünscht wird<br />
(Quelle, Grad an Vertrauen, Konsequenz, Qualität, Eindeutigkeit).<br />
2. In einigen Fällen müssen <strong>die</strong> Informationsquellen und Informationen, <strong>die</strong> dem Klienten<br />
angeboten werden, kommentiert, bewertet, interpretiert, verarbeitet und durch andere<br />
Daten ergänzt werden, damit sie unmittelbar und leicht zu verwenden sind.<br />
3. Der Berater empfiehlt dem Klienten lediglich zuverlässige Quellen, <strong>die</strong> leicht zugänglich<br />
sind, seinem Bildungsniveau und seiner Beherrschung der verschiedenen Zugangstechniken<br />
entsprechen.<br />
4. Die bei der DCP weiter gegebenen Informationen müssen realistisch sein, passend <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Situation, mit der der Klient konfrontiert ist, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung<br />
darstellen oder eine weitere Perspektive <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entwicklung eröffnen.<br />
5. Der Berater bemüht sich, dass <strong>die</strong> auf eine spezielle Klientenanfrage angebotenen Informationen<br />
den folgenden Anforderungen genügen: sie sollen direkt, relevant, vollständig,<br />
genauestens auf <strong>die</strong> Klientenbedürfnisse abgestimmt, dem Bildungsniveau bzw. (bei<br />
Internetquellen) der IT-Kompetenz des Klienten angemessen sein usw.<br />
6. Die den Klienten mitgeteilten Quellenangaben müssen alle notwendigen Daten zum Autor,<br />
der Einrichtung, dem Erscheinungsdatum und den Kontaktdaten enthalten.<br />
7. Die Berater sorgen da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> in der DCP angebotenen Informationen konsistent,<br />
durchgängig und zuverlässig sind und sich qualitativ ständig verbessern.<br />
8. Das Dienstangebot der DCP sollte möglichst breit in <strong>die</strong> Öffentlichkeit getragen werden<br />
und zwar unter Angabe der Zielsetzungen, der angebotenen Leistungen, der Kosten, der<br />
Terminierung, der technischen Voraussetzungen <strong>für</strong> den Anruf und alle anderen Angaben,<br />
<strong>die</strong> den Klienten den Zugang erleichtert und ihnen den Dienst bekannt macht.<br />
Kapitel V: Die Einrichtungen, <strong>die</strong> Telefon-<strong>Fernberatung</strong> anbieten<br />
1. Die telefonische <strong>Fernberatung</strong> kann von öffentlichen Einrichtungen geleistet werden<br />
(durch <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste der Bildungs- oder Arbeitsministerien oder anderer Initiativen<br />
und Programme), ferner auch von privaten Einrichtungen oder Verbänden. Es kann<br />
sich um kostenpflichtige oder kostenlose Leistungen handeln. Hierüber sind <strong>die</strong> Klienten<br />
im Vorhinein eindeutig zu informieren.<br />
220 AuF Print Nr. 12
Ethische Fragen<br />
2. Die praktischen Modalitäten zum Anrufen der Berater, der Kosten von Festnetz- oder<br />
Mobiltelefonanschlüssen, <strong>die</strong> Identifikation der <strong>die</strong> DCP anbietenden Einrichtungen oder<br />
Programme sind dem Klienten vorher eindeutig kenntlich zu machen und müssen von<br />
ihm bestätigt werden.<br />
3. Die Berater sind bestrebt, das Prestige und das Vertrauen zum Beraterberuf und zur<br />
DCP-anbietenden Institution zu stärken.<br />
4. Die Berater, <strong>die</strong> auf privater Basis DCP-Leistungen anbieten, unterwerfen sich dem gleichen<br />
Ethikkodex und den gleichen Standards wie <strong>die</strong> in den öffentlichen Einrichtungen<br />
tätigen.<br />
Kapitel VI: Technische Aspekte der Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />
1. In den Informationen und Werbematerialien <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP legt der Berater <strong>die</strong> technischen<br />
Empfehlungen und Bedingungen <strong>für</strong> ein effizientes telefonisches Beratungsgespräch dar:<br />
Verbindungsarten, Telefongesellschaft, Merkmale des Telefonapparats, Festnetz oder<br />
Mobilanschluss etc.<br />
2. Bei Klientenanfragen erläutert der Berater <strong>die</strong>se Punkte <strong>für</strong> <strong>die</strong>jenigen, denen <strong>die</strong>ses von<br />
einem früheren Anruf nicht bekannt ist.<br />
3. Der Berater schlägt auch den geeignetsten Ort bzw. <strong>die</strong> Umgebung vor, in der das Gespräch<br />
am besten geführt werden kann, da Aspekte wie Tonqualität, Stabilität der Telefonverbindung,<br />
psychologisches Wohlbefinden (Zuhause, Büro, Telefonhäuschen auf der<br />
Strasse) das Gespräch beeinflussen.<br />
4. Der Berater stellt sicher, dass er selbst über geeignete technische Einrichtungen <strong>für</strong> Folgendes<br />
verfügt: Lautstärkeregelung, Freisprechen, damit man während des Gesprächs<br />
<strong>die</strong> Hände frei hat zum Schreiben oder <strong>für</strong> Computereingaben, Aufnahmegeräte (falls <strong>die</strong><br />
Einrichtung <strong>die</strong>se fordert).<br />
5. Soweit möglich sollten <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Einrichtungen kostenlose oder teilweise subventionierte<br />
Telefonverbindungen bereitgestellt werden, um dem Klienten gegenüber Respekt zu zeigen<br />
und <strong>die</strong> Erreichbarkeit zu maximieren.<br />
6. Die Berater prüfen <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>für</strong> bestimmte Arten von Anliegen kostenlose Telefonverbindungen<br />
mit vorgefertigten Antworten von einem Tonband bereitzustellen.<br />
Quellen:<br />
http://apa.org/ethics<br />
http://ericcass.uncg.edu<br />
http://ncda.org<br />
http://www.aac.com/docs/aboutus.html<br />
http://www.acsci.org/standards2.htm<br />
http://www.career.fsu.edu<br />
http://www.career-dev-guidlines.org<br />
http://www.acsci.org/standards2.htm<br />
http://www.iaevg.org<br />
http://www.iaevg.org<br />
http://www.acsci.org/standards2.htm<br />
http://www.orientation.qc.ca<br />
OFFER, Marcus; Jim SAMPSON. "Quality in the content and use of information and communications<br />
technology in guidance". In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>.<br />
Vol. 27, Nr. 4, November 1999, S. 501-516.<br />
OFFER, M. S., Sampson, J. P. und WATTS A. G. "Careers Services: Technology and the<br />
Future". Careers Services Unit Ltd. (CSU), Prospects House, Booth Street East,<br />
Manchester M13 9EP, UK, 2001.<br />
TAIT, A. "Face to face and at a distance: the mediation of guidance and counselling through<br />
the new technologies. In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>. Vol. 27, Nr. l,<br />
1999. S. 113-122.<br />
AuF Print Nr. 12 221
Jigau, Mihai<br />
WATTS, A. G. und DENT, G.: „Let Your Fingers do the Walking: the Use of Telephone Help<br />
lines in Career Information and Guidance“. In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>,<br />
Vol.. 30, Nr. l, Februar 2002.<br />
Per E-Mail wurden folgende Personen konsultiert:<br />
Gareth Dent: gdent@ufi.com<br />
Randy Miller: randv@readyminds.com<br />
Marcus Offer: marcus@winchester.u-net.com<br />
Peter Plant: pepl@dpu.dk<br />
Jim Sampson: Jsampson@admin.fsu.edu<br />
Anthony Watts: Anthony.WATTS@oecd.org<br />
Euroguidance Rumänien<br />
www.cnrop.ise.ro<br />
222 AuF Print Nr. 12
5.2.2 AIOSP - Ethische Fragen<br />
Ethische Fragen<br />
Ethische Standards<br />
Verabschiedet von der IAEVG Generalversammlung, Stockholm, Schweden, 8. August 1995<br />
Präambel<br />
Die Internationale Vereinigung <strong>für</strong> Schul- und Berufsberatung setzt sich weltweit ein <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Bereitstellung von Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nsten, <strong>die</strong> eine hohe Qualität aufweisen,<br />
<strong>die</strong> von kompetenten und anerkannten professionellen Beratern angeboten werden, und <strong>die</strong><br />
so organisiert und gestaltet sind, dass sie <strong>die</strong> individuellen Wahlsituationen und Entscheidungen<br />
von Menschen jeden Alters unterstützen, <strong>die</strong> mit den Anforderungen und Entwicklungen<br />
des Arbeitsmarktes und ihres Arbeitsplatzes konfrontiert sind bzw. sich auf den ersten<br />
Einstieg in <strong>die</strong> Arbeitswelt vorbereiten. Die Erklärung zum Auftrag der IAEVG, einem besonderen<br />
Dokument, auf das sich <strong>die</strong> nachfolgenden ethischen Standards beziehen, listet<br />
<strong>die</strong> vielfältigen Wege auf, auf denen <strong>die</strong> Vereinigung ihrer Verantwortung entspricht im Hinblick<br />
auf: <strong>die</strong> professionelle Qualität der Bildungs- und Berufsberater; deren Ausbildung und<br />
Kompetenzen; <strong>die</strong> Entwicklung und Bereitstellung von Verfahren und Materialien, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Beratung von Personen unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen <strong>berufliche</strong>n Situationen<br />
nachhaltig unterstützen; <strong>die</strong> Durchführung von Forschung und Weiterentwicklungen;<br />
und das Eintreten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse der Klienten von Bildungs- und Berufsberatung gegenüber<br />
den Regierungen und Institutionen.<br />
Das Bekenntnis der IAEVG-Mitglieder zu deren Zielen als einer professionellen Organisation,<br />
<strong>die</strong> sich mit der Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Dienstleistungen, der Forschung<br />
und der Beratung auf dem Gebiet der Bildungs- und Berufswahl befasst, macht zwingend<br />
auch <strong>die</strong> Einhaltung eines offiziellen Kodex ethischer Standards erforderlich, der <strong>die</strong> Handlungsweisen<br />
der Berufsberater leitet, der Beurteilungskriterien vorsieht <strong>für</strong> deren Selbstkontrolle<br />
sowie eine vergleichende Beurteilung bezüglich der gesellschaftlichen Rolle der Berufsberater,<br />
und der <strong>die</strong> Öffentlichkeit darüber informiert, welche Standards an professionellen<br />
Verfahren und Verhaltensweisen erwartet werden können.<br />
Diese ethischen Standards stehen in essentieller Übereinstimmung mit denen der Kollegen<br />
in verwandten Berufsfeldern, <strong>die</strong> sich ebenfalls mit der Bereitstellung von Hilfen <strong>für</strong> Menschen<br />
befassen, <strong>die</strong> sich in Arbeit, Ausbildung oder Bildungsgängen befinden bzw. sich darauf<br />
vorbereiten. So sind <strong>die</strong> ethischen Standards der IAEVG, ebenso wie <strong>die</strong> der Mitglieder<br />
anderer Organisationen des Bildungswesens und des Wissenschaftsbereichs bzw. anderer<br />
Berufsverbände, der Förderung des Selbstwerts, der Würde, der Möglichkeiten und der Einzigartigkeit<br />
der Menschen gewidmet, denen <strong>die</strong> Mitglieder der IAEVG <strong>die</strong>nen.<br />
Ethische Standards wie <strong>die</strong> folgenden beschreiben <strong>die</strong> Mindestanforderungen, nach denen<br />
sich ethisches Verhalten richtet. Sie können nicht jeden Konflikt ansprechen, dem sich <strong>die</strong><br />
Mitglieder der IAEVG in ihrer Nation bzw. Kultur gegenübersehen könnten. Deshalb beabsichtigen<br />
<strong>die</strong> nachfolgenden Ethischen Standards, <strong>die</strong> persönliche Weiterentwicklung der<br />
einzelnen Mitglieder der IAEVG und <strong>die</strong> Schaffung nationaler bzw. regionaler Erklärungen zu<br />
ethischen Standards anzuregen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgenden Standards eine Richtlinie sein können.<br />
Ethische Standards<br />
Pflichten gegenüber Klienten<br />
1. Die Mitglieder der IAEVG haben eine herausragende Verpflichtung, <strong>die</strong> Würde jeder Person<br />
zu achten, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bildungs- und Berufsberatung angeboten werden. Diese Verpflichtung<br />
schließt <strong>die</strong> Recht des lndividuums ein, unabhängig Entscheidungen zu treffen und<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> getroffenen Entscheidungen <strong>die</strong> Verantwortung zu übernehmen, sich um Selbst-<br />
AuF Print Nr. 12 223
estimmung und persönliche Weiterentwicklung zu kümmern, und sich auf Vertraulichkeit<br />
und Verschwiegenheit verlassen zu können. Die Pflicht zur Achtung der Würde der Klienten<br />
schließt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berater <strong>die</strong> Verantwortung ein, ihre Kenntnisse gesetzlicher Regelungen<br />
und Bestimmungen zum Schutz der Rechte der Klienten und der entsprechenden<br />
Verfahren auf dem laufenden zu halten.<br />
2. Die Mitglieder der IAEVG erkennen <strong>die</strong> Verpflichtung an, in der Bildungs- und Berufsberatung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleichberechtigung zu sorgen, ohne Vorurteile gegenüber allen Menschen,<br />
ungeachtet irgendwelcher Unterschiede in Geschlecht, Rasse, ethnischer Herkunft, religiöser<br />
Glaubensrichtungen, sexueller Orientierungen oder wegen einer Behinderung,<br />
sowie alle Formen entsprechender Diskriminierungen zu unterlassen.<br />
3. Die Mitglieder der IAEVG achten aufmerksam auf <strong>die</strong> Gesamtheit der Bedürfnisse ihrer<br />
Klienten (bildungsbezogen, beruflich, persönlich und sozial), während sie mit ihnen<br />
kommunizieren, um <strong>die</strong> Planungen im Hinblick auf <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Anpassung, Bildung und<br />
Ausbildung, Berufe und Laufbahnen zu gestalten. Sie sollen ihre Klienten an geeignete<br />
Experten weiterverweisen, wenn ihre eigenen Kompetenzen nicht dazu ausreichen, den<br />
Bedürfnissen der Klienten zu entsprechen.<br />
4. Die Mitglieder der IAEVG informieren ihre Klienten - mündlich oder schriftlich - über <strong>die</strong><br />
Zwecke, Ziele, Techniken, Geschäftspolitiken und <strong>die</strong> ethischen Standards, unter denen<br />
Bildungs- und Berufsberatung angeboten wird, ebenso über Bedingungen, unter denen<br />
Konsultationen mit anderen professionellen Beratern erforderlich werden könnten, sowie<br />
über gesetzliche oder geschäftliche Bedingungen, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> Art und Weise der<br />
Durchführung der Beratung beziehen. Jedwede Grenzen der Vertraulichkeit, <strong>die</strong> von Dritten<br />
vorgegeben werden, sind mit den Klienten zu besprechen, bevor sie in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />
werden, darüber zu befinden, wie sie mit derartigen Begrenzungen bzw. deren Folgen<br />
umgehen wollen. Die Offenbarung vertraulicher lnformationen bedarf der ausdrücklichen<br />
Zustimmung der Klienten.<br />
5. Die Mitglieder der IAEVG fördern <strong>die</strong> unabhängigen Aktivitäten ihrer Klienten und verzichten<br />
deshalb auf jedes bewusste Vorschreiben oder Erzwingen von Wahlmöglichkeiten,<br />
Werthaltungen, Lebensstilen, Plänen oder Überzeugungen (z. B. grundsätzliche Ansichten<br />
zum Wirtschaftsleben), <strong>die</strong> zwar denen der Berater bzw. anderer Menschen entsprechen,<br />
nicht aber den persönlichen Einstellungen und Vorstellungen der Klienten.<br />
6. Die Mitglieder der IAEVG erklären <strong>die</strong> Inhalte, Zwecke und Ergebnisse von Testverfahren<br />
sprachlich in einer Art und Weise, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihre Klienten verständlich ist. Entsprechend benutzen<br />
sie angemessene Standards bei der Auswahl, Anwendung und Interpretation diagnostischer<br />
Verfahren. Mitglieder der IAEVG sind sich bewusst, dass neu aufkommende<br />
Verfahren, insbesondere computerunterstützte Testverfahren bzw. Berufsorientierungsprogramme,<br />
eine regelmäßige Anwenderschulung und <strong>die</strong> kontinuierliche Auswertung<br />
der Fachliteratur über Anwendung, Bewertung und Interpretation erforderlich machen.<br />
7. Die Mitglieder der IAEVG erschließen ihren Klienten <strong>die</strong> Vorzüge neuer Techniken und<br />
angemessener Computerprogramme, wenn Forschung und Qualitätsprüfung deren Nutzung<br />
rechtfertigen. Die Berater stellen sicher, dass <strong>die</strong> Benutzung von Computerprogrammen<br />
oder anderer Techniken den Bedürfnissen der Klienten angemessen ist, dass<br />
<strong>die</strong>se <strong>die</strong> Anwendung des Programms bzw. des Verfahrens verstanden haben, und dass<br />
eine daran anschließende Beratung sichergestellt ist. Die Mitglieder der IAEVG stellen<br />
weiterhin sicher, dass auch Angehörige von Minderheiten unbeschränkten Zugang zur<br />
besten verfügbaren Technik, auch Computertechnik, haben, und dass Computer- und<br />
andere Programme keine diskriminierenden, veralteten oder unzutreffenden lnformationen<br />
enthalten.<br />
8. Die Mitglieder der IAEVG, <strong>die</strong> ihre <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen<br />
individuellen Klienten ebenso wie Organisationen zur Verfügung stellen, verwenden<br />
lnformationen, <strong>die</strong> verständlich, zutreffend und bedeutsam sind, und <strong>die</strong> weder irreführendes<br />
noch betrügerisches Material enthalten.<br />
9. Die Mitglieder der IAEVG vermeiden Interessenkonflikte, <strong>die</strong> das objektive und uneingeschränkte<br />
Eintreten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse ihrer aktuellen Klienten beeinträchtigen, wenn sie<br />
gleichzeitig als Mitarbeiter einer entgeltlichen Arbeitsvermittlung oder als Anwerber bzw.<br />
224 AuF Print Nr. 12
Ethische Fragen<br />
Agent im Auftrag von Arbeitgebern oder Bildungsträgern tätig werden. Wenn potentielle<br />
lnteressenkonflikte auftauchen, sollten sie dem Klienten bekannt gemacht werden.<br />
10. Die Mitglieder der IAEVG begründen in geeigneter Weise, wenn ihre Dienstleistung nicht<br />
angeboten bzw. nicht fortgesetzt werden kann.<br />
Verhalten gegenüber Kollegen und Geschäftspartnern<br />
1. Die Mitglieder der IAEVG tragen dazu bei, kooperative Beziehungen zu Berufskollegen<br />
und Vorgesetzten zu entwickeln und zu unterhalten, um so <strong>die</strong> Bereitstellung eines optimalen<br />
Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nstes zu ermöglichen.<br />
2. Die Mitglieder der IAEVG sind verpflichtet, ihre Berufskollegen und Vorgesetzten über<br />
Aspekte ihres Angebots der Bildungs- und Berufsberatung zu informieren, wie etwa im<br />
Hinblick auf Richtlinien zur Vertraulichkeit und Verschwiegenheit.<br />
3. Die Mitglieder der IAEVG stellen Berufskollegen, Vorgesetzten und der Verwaltung ihres<br />
Beratungs<strong>die</strong>nstes zutreffende, objektive, umfassende und bedeutsame lnformationen<br />
über <strong>die</strong> Erfordernisse und Ergebnisse der Bildungs- und Berufsberatung zur Verfügung,<br />
und zwar zur Evaluation und zu anderen wichtigen Zwecken.<br />
4. Die Mitglieder der IAEVG arbeiten mit ihren Kollegen mit dem Ziel zusammen, <strong>die</strong>se ethischen<br />
Standards in <strong>die</strong> Verfahren, Abläufe und Arbeitsbedingungen an ihrem Arbeitsplatz<br />
einzubringen. Wenn unmittelbare Informationen Zweifel am ethischen Verhalten eines/r<br />
Kollegen/in aufkommen lassen, sei <strong>die</strong>se/r Mitglied des IAEVG oder nicht, sollen <strong>die</strong> Mitglieder<br />
ihre Bedenken mit den betreffenden Kollegen diskutieren bzw. <strong>die</strong> ggf. vorgesehenen<br />
institutionellen Verfahren einleiten, um den Sachverhalt zu korrigieren.<br />
5. In Fällen von Konflikten zwischen einzelnen ethischen Standards und Anweisungen der<br />
Geschäftsleitung bzw. mangelhafter Kooperation von Mitarbeitern wenden sich <strong>die</strong> Mitglieder<br />
des IAEVG unmittelbar an <strong>die</strong> verantwortlichen Vorgesetzten, um über <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
solcher Konflikte zu diskutieren und nach Möglichkeiten zu suchen, <strong>die</strong>se zu<br />
beseitigen.<br />
Verhalten gegenüber der Regierung und anderen öffentlichen Institutionen<br />
1. Erforderlichenfalls wirken <strong>die</strong> Mitglieder der IAEVG in Zusammenarbeit mit Politikern,<br />
Ministerien oder Mitarbeitern der Verwaltungen beratend und unterstützend an Weiterentwicklungen<br />
der Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nste mit, <strong>die</strong> ethisch gestaltet und<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse der Klienten bedeutsam sind.<br />
2. Die Mitglieder des IAEVG sind sich der Qualifikationen und Ausbildungsgänge bewusst,<br />
<strong>die</strong> von kompetenten Bildungs- und Berufsberatern erwartet werden müssen, und sie<br />
setzen Mitarbeiter der Verwaltungen und Ministerien sowie andere Personen <strong>die</strong>sbezüglich<br />
in Kenntnis.<br />
3. Die Mitglieder der IAEVG arbeiten aktiv mit Einrichtungen, Organisationen und Einzelpersonen<br />
in anderen Institutionen zusammen, um so alle Bedürfnisse ihrer Klienten wahren<br />
und entsprechende Dienstleistungen bereitstellen zu können.<br />
Pflichten gegenüber der Forschung und verwandten Aufgaben<br />
1. Mitglieder der IAEVG, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> entsprechenden Ausbildungen und Fähigkeiten verfügen,<br />
stellen sich ihrer Verantwortung, in einer Art und Weise Forschung zu betreiben und<br />
über deren Ergebnisse zu berichten, <strong>die</strong> den üblichen ethischen und wissenschaftlichen<br />
Verfahren der psychologischen und der Bildungsforschung entspricht. Soweit Daten von<br />
Klienten <strong>für</strong> Zwecke der Statistik, Evaluation, Forschung und Bildungsplanung verwendet<br />
werden, stellen Mitglieder des IAEVG <strong>die</strong> Vertraulichkeit der Identität ihrer Klienten sicher.<br />
2. Die Mitglieder des IAEVG anerkennen ihre Verantwortung, sich an der Weiterentwicklung<br />
der Bildungs- und Berufsberatung zu beteiligen, indem sie ihre Fähigkeiten, ihr Wissen<br />
und ihr Expertentum mit Kollegen und <strong>berufliche</strong>n Vereinigungen, etwa mit der IAEVG,<br />
teilen.<br />
AuF Print Nr. 12 225
Pflichten als Bildungs- und Berufsberater/in<br />
1. Die Mitglieder der IAEVG durchlaufen <strong>die</strong> entsprechende Ausbildung und erhalten einen<br />
ständigen Lernprozess auf allen Gebieten des Wissens und der Fähigkeiten aufrecht, <strong>die</strong><br />
erforderlich sind, um ein/e kompetente/r Bildungs- und Berufsberater/in zu sein.<br />
2. Mitglieder der IAEVG sind nur innerhalb der Grenzen ihrer Ausbildung und ihrer Erfahrung<br />
tätig und verweisen <strong>die</strong>jenigen Klienten, denen zu helfen sie selbst nicht in der Lage<br />
sind, an andere professionelle Berater. Jedes Mitglied der IAEVG trägt <strong>die</strong> Konsequenzen<br />
ihres/seines <strong>berufliche</strong>n Handelns und tut <strong>die</strong>s in der bewussten und konsequenten<br />
Beachtung der vorliegenden ethischen Normen.<br />
3. Die Mitglieder der IAEVG reflektieren in ihrer Praxis sowohl <strong>die</strong> humanistischen Prinzipien,<br />
<strong>die</strong> einem ethischen Verhalten zugrunde liegen, als auch <strong>die</strong> ethischen Einflüsse,<br />
<strong>die</strong> sich aus sich verändernden sozialen und politischen Fragen ergeben. Dies schließt<br />
Fragen ein wie: Wer sind meine Klienten (Schüler, Stu<strong>die</strong>rende, Arbeitnehmer, Arbeitgeber,<br />
<strong>die</strong> Gesellschaft als Ganzes), und welche bedeutsamen ethischen Aspekte ergeben<br />
sich aus <strong>die</strong>sen Beziehungen? Wie unterscheiden sich verschiedene Formen der Intervention<br />
(Einzelberatung, Gruppenarbeit, computerunterstützte Programme, Beratung von<br />
Unternehmen im Interesse der Mitarbeiter) unter ethischen Gesichtspunkten? Wie soll<br />
<strong>die</strong> Bildungs- und Berufsberatung ethisch verantwortungsvoll auf <strong>die</strong> weltweiten Spannungen<br />
zwischen ökologisch/ökonomischen Zielen mit ihren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />
und <strong>die</strong> Arbeitsplätze reagieren.?<br />
4. Die Mitglieder der IAEVG sind da<strong>für</strong> verantwortlich, ihre professionellen Kompetenzen<br />
zu pflegen und aufrechtzuerhalten und kontinuierliche Fortbildung zu betreiben. Damit<br />
sollen sie sicherstellen, dass sie in der Lage sind, kompetente Dienstleistungen <strong>für</strong> Klienten<br />
unterschiedlicher kultureller Herkunft anzubieten und neue Theorien, Interventionstechniken,<br />
Computeranwendungen und Beurteilungsverfahren effizient einsetzen zu können.<br />
Die Mitglieder der IAEVG sind ständig darum bemüht, über alle Neuerungen und<br />
Entwicklungen auf dem Gebiet der Bildungs- und Berufsberatung auf dem laufenden zu<br />
sein. Sie tun <strong>die</strong>s in Anerkenntnis der Tatsache, dass ihr <strong>berufliche</strong>s und persönliches Erfahrungswissen<br />
und Wachstum während der gesamten eigenen <strong>berufliche</strong>n Laufbahn<br />
kontinuierlich weiterzugehen hat.<br />
5. Die Mitglieder der IAEVG nehmen regelmäßig an Supervision teil, um auch dadurch <strong>die</strong><br />
Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzuentwickeln, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine verantwortungsbewusste<br />
Umsetzung ihrer <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen erforderlich sind, und um auf <strong>die</strong>se Weise<br />
persönliche Ziele <strong>für</strong> ein fortgesetztes, kontinuierliches Lernen zu entwickeln.<br />
6. Die Mitglieder der IAEVG sind sich ihrer Werthaltungen und Einstellungen bewusst, damit<br />
sie in der Hilfestellung, <strong>die</strong> sie ihren Klienten anbieten, diskret und objektiv bleiben.<br />
Insbesondere vermeiden sie alle Formen von Vorurteilen und Diskriminierungen aufgrund<br />
von Rasse, Geschlecht und Alter.<br />
7. Die Mitglieder der IAEVG beraten sich in Situationen, in denen ethische Fragen unklar<br />
oder mehrdeutig sind, mit Berufskollegen in einer vertraulichen Weise und versuchen, <strong>die</strong><br />
Situation zu klären oder Strategien zur Veränderung der Umstände zu entwickeln, <strong>die</strong><br />
das Problem verursacht haben. Scheitert <strong>die</strong>ser Versuch, sollen Bildungs- und Berufsberater<br />
Kontakt zum Generalsekretär der IAEVG aufnehmen und um Klärung bzw. Beratung<br />
nachsuchen bzw. eine Anfrage über ethisches Verhalten einreichen.<br />
226 AuF Print Nr. 12
5.3 Auswertung der Länderspezifika<br />
1. Welche Institutionen bieten in Ihrem Land Berufsberatung an?<br />
Anbieter A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten<br />
1.1 Öffentliche Anbieter<br />
Nein 5.600 Nein 200 Nein 5 Nein 680 Nein 80 Nein 200 Nein 200 Nein<br />
2.460<br />
(Beratung/Vermittlung)<br />
• Arbeitsämter/Arbeitsagenturen<br />
Nein 50 Nein 580 Nein 2500 Nein<br />
Nein 900<br />
(Schulpsychologen)<br />
2.809<br />
(meist<br />
Teilzeit)<br />
• Schulberatung<br />
10.000<br />
(Beratungslehrer)<br />
Nein 500 Nein 130 20 Nein<br />
Keine<br />
Angaben<br />
• Hochschulberatung<br />
Nein 40 Nein 1.500 Nein 40 Nein 630 Nein<br />
Nein 180<br />
(BIZ)<br />
Keine<br />
Angaben<br />
• Beratungszentren<br />
• Sonstige 88 Nein/Ja 215 Nein<br />
• Armee 380 Nein
Anbieter A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten<br />
1.2 Private Anbieter<br />
• Agenturen 4 Nein<br />
Nicht ja 50 Ja<br />
bekannt<br />
ja<br />
Zahl<br />
nicht<br />
bekannt<br />
Nicht<br />
bekannt<br />
ja<br />
Ja, aber<br />
Zahlen<br />
nicht<br />
bekannt<br />
• Vereine<br />
3 Ja<br />
20 Ja 1 Ja<br />
Ja<br />
• Sonstige Keine<br />
Zahlen<br />
bekannt<br />
1.3 Sonstige Anbieter<br />
• Kammern 70-80 nein 270 nein 30 nein<br />
• Gewerkschaften<br />
nicht<br />
bekannt<br />
nicht<br />
bekannt<br />
• Kirchen<br />
200 nein<br />
• KommunaleWeiterbildungsberatung<br />
• Sonstige 5 ja/<br />
nein
2. Für welche Zielgruppen und von wem wird in Ihrem Land Berufsberatung angeboten?<br />
ANBIETER A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Zielgruppen<br />
2.1 Öffentliche Anbieter<br />
Erwachsene<br />
und jugendlicheArbeitslose<br />
Erwachsene,<br />
Arbeitssuchende,<br />
Ungelernte<br />
Arbeitgeber,<br />
Arbeitssuchende,<br />
Jugendliche<br />
Jugendliche,<br />
Erwachsene,<br />
Arbeitssuchende<br />
Jugendliche,<br />
Erwachsene,<br />
Stu<strong>die</strong>rende,<br />
Laufbahn, Reha<br />
Schüler, Arbeitssuchende,Berufsanfänger<br />
Erstwähler, Reha,<br />
Hochschulbereich,Berufstätige,Arbeitssuchende,<br />
Betriebe<br />
Lehrstellen- und<br />
Arbeitssuchende,<br />
Jugendliche vor<br />
der Berufs- und<br />
Ausbildungswahl,<br />
— Arbeitsämter,<br />
Arbeitsagenturen<br />
Arbeitgeber<br />
— Schulberatung Schüler, Eltern Schüler, Eltern, Schüler Schüler Schüler, Eltern, Schüler<br />
Lehrer<br />
Lehrer<br />
— Hochschulberatung Stu<strong>die</strong>rende Stu<strong>die</strong>rende Studenten Stu<strong>die</strong>rende Stu<strong>die</strong>rende<br />
— Beratungszentren Frauen, Mäd- Jugendliche. Jugendliche,<br />
Jugendliche, Jugendliche Erwachsene,<br />
chen,Wiederein- Erwachsene Erwachsene<br />
Erwachsene (16 – 26 Jahre) Eltern, Lehrer<br />
steiger/Innen<br />
— Sonstige Behinderte,<br />
Arbeitslose, Ältere<br />
und Benachteiligte
ANBIETER A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Zielgruppen<br />
2.2 Private Anbieter<br />
Schüler,<br />
Jugendliche,<br />
Arbeitssuchende<br />
Alle Bevölkerungsgruppen<br />
Arbeitnehmer,<br />
Schulabgänger<br />
Jugendliche,<br />
Erwachsene<br />
Schüler, Eltern,<br />
Stu<strong>die</strong>nabbrecher,Jugendliche,<br />
Erwachsene,<br />
Frauen, Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,<br />
— Agenturen<br />
— Vereine<br />
Arbeitnehmer<br />
Reha Arbeitnehmer<br />
Existenzgründer<br />
Jugendliche,<br />
Erwachsene,<br />
Frauen Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,Wiedereinsteiger/Innen,Behinderte,<br />
Ältere und<br />
Benachteiligte<br />
Lehrer/Innen<br />
— Sonstige Jugendliche,<br />
Erwachsene,<br />
Frauen Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,Wiedereinsteiger/Innen,Behinderte,<br />
Ältere und<br />
Benachteiligte<br />
Existenzgründer Alle Bevölkerungsgruppen<br />
IHK: Berufstätige Keine speziellen<br />
Angebote<br />
Mitglieder, Schüler/Innen,Stu<strong>die</strong>rende,<br />
breite<br />
2.3 Sonstige Anbieter<br />
(Kammern, Gewerkschaften,<br />
Kirchen usw.)<br />
— Einrichtungen der Arbeitgeber-<br />
und Arbeitnehmer<br />
vertretungen<br />
Jugendliche<br />
Öffentlichkeit,<br />
Lehrstellensuchende,WiedereinsteigerInnen,Langzeitarbeitslose,<br />
BO-<br />
Maßnahmen<br />
— Sonstige
3. Welche Angebote umfassen das Standardangebot der öffentlichen Berufsberatung in Ihrem Land?<br />
Angebot A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter<br />
Sonstige <br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentiche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige<br />
Private <br />
Öffentliche <br />
Sonstige <br />
Private <br />
Öffentliche<br />
X X X X X X X X X X X X X X X<br />
Information über Bildung,<br />
Ausbildung,<br />
Beruf, Arbeitsmarkt<br />
X X X X X X X X X X X<br />
Information über finanzielle<br />
Unterstützung<br />
Individualberatung X X X X X X X X X X X X X X X X X<br />
X X X X X X X X X X X X X<br />
Eignungsfeststellung<br />
(Assessment)<br />
Gruppenberatung X X X X X X X X X X X X<br />
Vermittlung X X X X X X X X X X X X<br />
X X X X X X X X X X X<br />
JH<br />
Nachgehende Betreuung<br />
Arbeitgeberberatung X X X X X X X X X X X X X<br />
X X X X X X X X X X<br />
Transnationale und<br />
europabezogene Beratung<br />
und Information<br />
X X X X X X X X X X<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
(<strong>Fernberatung</strong>)<br />
X X X X X X X X X X<br />
Selbstinformation (Me<strong>die</strong>n/Programme)<br />
Internetangebote X X X X X X X X X X X X
4. Gibt es einen „gesetzlichen Auftrag“ an <strong>die</strong> Berater bzw. deren Beschäftigungseinrichtungen in Bezug auf <strong>die</strong> Aufgaben der Berufsberatung?<br />
A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Wenn ja: Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja<br />
Senkung der Arbeitslosigkeit X X X X X X X X<br />
Erleichterung der Transsitionsprozesse Schule – X X X X X X X X<br />
Beruf<br />
Berufsorientierung in der Schule X X X X X X X X<br />
Beratung und Vermittlung <strong>für</strong> Erwachsene X X X X X X X X<br />
Beratung von Betrieben X X X X X X X<br />
Verbesserung der Mobilität X X X X<br />
Erleichterung der Rückkehr in den Beruf X X X X X X X<br />
Sonstige X X X X<br />
5. Wie werden <strong>die</strong> Berater qualifiziert? Welche Art von Abschlüssen/Zertifikaten werden durch <strong>die</strong> jeweiligen Qualifizierungsmaßnahme<br />
erreicht?<br />
A D HU FL PL RO SK CZ<br />
Bachelor Master Bachelor Bachelor<br />
Master<br />
Fachhochschule<br />
BA<br />
Mannheim<br />
5.1 Art der Qualifizierung<br />
3 – 4 jähriges Fachstudium<br />
in Berufsberatung<br />
Certificate<br />
Spezialisierung innerhalb<br />
Master Master Master Bachelor Bachelor<br />
eines Stu<strong>die</strong>nganges<br />
Master<br />
Postgraduiertes Studium Bachelor Master Master Master<br />
Master<br />
Interne Qualifizierung AMS, Schü- BA<br />
Lehrerfort-<br />
Zertifikate: Refreshing courses for teachers, orlerberatung,Qualifiziebildung<br />
<strong>für</strong><br />
National ganised by the Houses of Teaching<br />
Psychologirung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be-<br />
Labour Staff, School Inspectorates, Centres<br />
scheBera- Berater <strong>für</strong> rufsbera<br />
Office, for Psychopedagogical Assistance,<br />
tung <strong>für</strong> Abiturienten tung<br />
Ministry of issued with attendance certificate<br />
Stu<strong>die</strong>rende und Stu<strong>die</strong>-<br />
National Competition training modules for<br />
rende<br />
Education teachers, issued with attendance cer-<br />
and Sport tificate
Certificate<br />
Information and Career <strong>Counselling</strong><br />
Project, issued with specialisation<br />
certificate in career counselling, related<br />
a MA program in public policies<br />
Seminars:<br />
NLO,<br />
MNES,<br />
Ministry of<br />
Labour<br />
Module<br />
Seminare<br />
<strong>für</strong> Praktiker(Berater)<br />
BIWI, Verein,<br />
SAB, ...<br />
Nicht formalisierte Qualifizierung<br />
A D HU FL PL RO SK CZ<br />
JA JA JA JA JA JA JA JA<br />
5.2 Gibt es ausformulierte<br />
Curricula oder Dokumente<br />
über <strong>die</strong> Beraterausbildungen<br />
NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN JA JA NEIN<br />
5.3 Gibt es spezielle<br />
Seminare oder Module<br />
<strong>für</strong> distance-counselling<br />
NEIN NEIN JA JA JA JA JA JA<br />
5.4 Gibt es gesetzliche<br />
Regelungen oder Standards<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung<br />
in ihrem<br />
Land?
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
6. Nennen Sie bitte <strong>die</strong> Adressen der Ausbildungseinrichtungen und Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung<br />
Institution Ansprechpartner<br />
Österreich<br />
AMS Österreich<br />
Schulpsychologie-Bildungsberatung<br />
Psychologische Beratungsstellen <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>rende<br />
WIFI Weiterbildungslehrgang <strong>für</strong><br />
BerufsorientierungstrainerInnen<br />
Lehrgang <strong>für</strong> Billdungsberatung des Bundesinstituts<br />
<strong>für</strong> Erwachsenenbildung in Strobl<br />
Lehrgang „BeraterInnenakademie“ der Kammer<br />
<strong>für</strong> Arbeiter und Angestellte<br />
Dr. Georg Waller<br />
Dr. Susanne Loudon<br />
(Leitung Interne Personalentwicklung)<br />
AMS Österreich, BGS<br />
Treustraße 35 – 43<br />
A-1203 Wien<br />
Tel: 0043-1-33178-609<br />
Fax: 0043-1-33178-160<br />
georg.waller@001.ams.or.at<br />
Dr. Gerhard Krötzl<br />
BMBWK, Abt. V/8, Schulpsychologie-<br />
Bildungsberatung<br />
Minoritenplatz 5<br />
Tel: 0043-1-53120-2582<br />
Fax: 0043-1-53120-2599<br />
gerhard.kroetzl@bmbwk.gv.at<br />
Dr. Michael Schilling<br />
BMBWK, Abt. VII/D/4c<br />
Stu<strong>die</strong>nförderung, Studentenberatung<br />
Minoritenplatz 5<br />
michael.schilling@bmbwk.gv.at<br />
Margit Voglhofer<br />
WIFI Wien, Weiterbildungslehrgang <strong>für</strong><br />
BerufsorientierungstrainerInnen<br />
(Lehrgangsleiterin)<br />
Burggasse 88/1/23<br />
A-1070 Wien<br />
Tel: 0043-664-395 33 23<br />
m.voglhofer@aon.at<br />
Mag. Ingeborg Melter<br />
(Leitung und Organisation des Lehrgangs)<br />
BlfEB St. Wolfgang<br />
Bürglstein 1 – 7<br />
A-5350 Strobl<br />
Tel: 0043-61 37-66 21*0<br />
Fax: 0043-61 37-6621 – 116<br />
Paul Bjetak<br />
AK Bildungsberatung<br />
Theresianumgasse 16 – 18<br />
A-1040 Wien<br />
Tel: 0043-1-501 65-2576<br />
Fax: 0043-501 65-3194<br />
paul.bjetak@akwien.or.at<br />
234 AuF Print Nr. 12
Weitere Personen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Auskünfte zur Verfügung stehen:<br />
Jobnet<br />
http://jobnet.uibk.ac.at/<br />
Verein SAB – Schul- und<br />
Ausbildungsberatungszentrum<br />
Deutschland<br />
Fachhochschule der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
Ungarn<br />
Szent István Universität<br />
Eötvös Lóránd Universität<br />
Universität Szeged<br />
Auswertung der Länderspezifika<br />
Dr. Wolfgang Pöllauer<br />
Jobservice, Universität Klagenfurt<br />
Universitätsstrasse 65-67<br />
A-9020 Klagenfurt<br />
Tel: 0043-463-2700-9313<br />
Fax: 0043-463-2700-9398<br />
wolfgang.poellauer@uni-klu.ac.at<br />
Dr. Heidi Hudabiunigg<br />
Landesschulrat <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steiermark<br />
Körblergasse 23<br />
A-8010 Graz<br />
Tel: 0043-316-345-129<br />
Fax: 0043-316-345-76<br />
heidi.hudabiunigg@lsr-stmk.gv.at<br />
Dr. Heinz Stegmann<br />
Fachhochschule der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
Seckenheimer Landstr. 16<br />
D-68163 Mannheim<br />
Tel.: 0049-(0)621-4209-210<br />
Fax.:0049-(0)621-4209-215<br />
Heinz.Stegmann@arbeitsagentur.de<br />
Prof. Dr. Bernd-Joachim Ertelt<br />
dito<br />
Tel: 0049-(0)621-4209-140<br />
Fax:0049-(0)621-4209-197<br />
Bernd-Joachim.Ertelt@arbeitsagentur.de<br />
Dr. Klára Szilágyi<br />
Szent István Universität<br />
Fakultät Ökonomie und Gesellschaftswissenschaft<br />
HU-2103 Gödöllö<br />
Páter Károly u.1.<br />
Tel.: +36 28 522-000/1905<br />
Fax: +36 28 522-089<br />
katonane@gtk.gau.hu<br />
www.gtk.szie.hu<br />
Dr. Margit Ritoók<br />
Eötvös Lóránd Universität<br />
Fakultät Pedagogie und Psychologie<br />
HU-1075 Budapest<br />
Kazinczy u. 23 – 27.<br />
Tel.: +36 1 461-4500/3876<br />
felvinfo@gandalf.elte.hu<br />
Dr. András Zakar<br />
Universität Szeged<br />
Juristische Fakultät<br />
HU-6720 Szeged<br />
Tisza Lajos krt.54.<br />
Tel.: +36 62 544-190, 544-198<br />
Fax: +36 62 544 204<br />
hneemese@juris.u-szeged.hu<br />
www.juris.u-szeged.hu<br />
AuF Print Nr. 12 235
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Hochschule János Kodolányi<br />
Hochschule Károly Eszterházy<br />
Liechtenstein<br />
Auskünfte über Beratungsangebote und Beraterqualifizierung<br />
in Liechtenstein erhalten Sie bei der<br />
Die Beraterqualifizierung in Liechtenstein ist analog<br />
der der Schweiz<br />
Schweiz<br />
Universitäre, postgraduale Weiterbildung in Berufs-,<br />
Stu<strong>die</strong>n- und Laufbahnberatung NABB<br />
Hochschule <strong>für</strong> Angewandte Psychologie HAP<br />
Zürich<br />
Universität Freiburg<br />
Schweizerischer Verband <strong>für</strong> Berufsberatung SVB<br />
Hochschule János Kodolányi<br />
HU-8000 Székesfehérvár<br />
Szabadságharcos u. 59.<br />
Tel.: +36 22 543-379<br />
Fax: +36 22 543-379/408<br />
felveteli@mail.kodolanyi.hu<br />
www.kodolanyi.hu<br />
Hochschule Károly Eszterházy<br />
HU-3300 Eger<br />
Eszterházy tér 1.<br />
Tel.: +36 36 520-424<br />
Fax: +36 36 520-425<br />
felvi@ektf.hu<br />
www.ektf.hu<br />
Berufsberatung des Fürstentums Liechtenstein<br />
Postfach 44<br />
Postplatz 2<br />
FL – 9494 Schaan<br />
Tel: ++423 23 67 200<br />
Fax: ++423 23 67 7209<br />
biz@bb.llv.li<br />
Benno Stecher, lic. phil.<br />
Fachpsychologe <strong>für</strong> Berufs- und Laufbahn-<br />
Beratung FSP<br />
ConPsy Atelier <strong>für</strong> Bildung & Beratung<br />
Storchengässchen 6,<br />
CH-3011 Bern<br />
Tel.: ++41 31 732 11 11<br />
Fax: ++41 31 732 11 15<br />
benno.stecher@conpsy.ch<br />
www.nabb.ch<br />
Prof. Dr. Andreas Vogel, dipl. Psych. IAP<br />
Prorektor, Leiter Diplomausbildung, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung<br />
Minervastrasse 30<br />
CH-8032 Zürich<br />
Tel.: ++41 1 268 33 17<br />
avogel@hapzh.ch<br />
www.hapzh.ch<br />
Dr. Jörg Renz<br />
Universität Freiburg, Departement Psychologie<br />
Rue de Faucigny 2<br />
CH-1700 Freiburg<br />
Tel.: ++41 26 300 76 41<br />
joerg.renz@unifr.ch<br />
www.unifr.ch<br />
Regula Bassetti<br />
Leiterin Weiterbildung<br />
Beustweg 14<br />
Postfach, CH-8032 Zürich<br />
Tel.: ++41 1 266 11 11<br />
Fax: ++41 1 266 11 00<br />
rb@svb-asosp.ch<br />
www.svp-asosp.ch<br />
236 AuF Print Nr. 12
Polen<br />
Uniwersytet Lodzki<br />
90-553 Lodz, ul. Kopernika 55<br />
Wyzsza Szkola Pedagogiczna Czestochowa<br />
Czestochowa, ul. Waszyngtona 4/8<br />
Wyzsza Szkola Pedagogiczna Towarzystwa<br />
Wiedzy<br />
Powszechnej w Warszawie<br />
02-397 Warszawa, u. Urbanstow 3<br />
Wyzsza Szkola Pedagogiczna Bydgoszsz<br />
85-064 Bydgoszsz, ul. Chodkiewicza 30<br />
Dolnoslaska Szkola Wyzsza Edukacji we<br />
Wroclawiu<br />
53-609 Wroclaw, ul. Wagonowa 9<br />
Szkola Nauk Humanistycznych i Spolecznych<br />
Uniwersytet Zielonogorski<br />
65-096 Zielona Gora, pl. Slowianski 25<br />
Rumänien<br />
University of Bucharest, Faculty of Psychology<br />
and Education Sciences<br />
Institute of Educational Sciences – ICC Project<br />
Romanian Society of Experience-centred Psychotherapy<br />
(SPER)<br />
House of Teaching Staff<br />
Dr. Anna Paszkowska<br />
Tel: 0048 42 6737870<br />
Paszkow@krysia.uni.lodz.pl<br />
Prof. Dr. Romuald Derbis<br />
Tel.: 0048 34 37 10 547<br />
Auswertung der Länderspezifika<br />
AuF Print Nr. 12 237<br />
N.N.<br />
Dr. hab. Ryszard Gerlach<br />
Tel: 0048 52 3419324<br />
Gerlach@ab-byd.edu.pl<br />
Prof. Bozena Wojtasik<br />
Tel: 0048 71 3595104<br />
Prof. Alicja Kargul<br />
Tel: 0048 68 3264513<br />
1-3 Iuliu Maniu Blv.<br />
Sector 1 Bucharest<br />
Head of MA department:<br />
Prof. Gheorge Tomsa<br />
Tel: + 402 1 410 2740<br />
Gheorgetomsa@yahoo.com<br />
37 Stirbei Voda str<br />
70732 Bucharest<br />
Working group:<br />
Luminita Tasica<br />
Tel: + 402 1 312 3384<br />
l.tasica@ise.ro<br />
36-46 Mihail Kogalniceanu Blv.<br />
Sector 1 Bucharest<br />
President: Prof. Iolanda Mtrofan<br />
Tel.: +402 1 31 48 972<br />
sperpsi@yahoo.com<br />
www.pcnet.ro/sper<br />
315 A Splaiul Independentei<br />
Sector 6 Bucharest<br />
Director: Diana Melnic<br />
Tel: + 402 1 313 4902; +402 1 314 4660<br />
Fax: +402 1 313 4927<br />
Ccdbucuresti@yahoo.com<br />
www.ccdbucuresti.yahoo.com
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Centre Education 2000+<br />
Slowakei<br />
Methodical Centre, Tomásiková 4, Bratislava<br />
Methodical Centre, Exnárová 20, Bratislava<br />
Methodical Centre, Horná 97, Banská Bystrica<br />
Methodical Centre, T. Sevcenka 11, Presov<br />
Institute of Education of the National Labour Office,<br />
Centrum 13/17, Povazská Bystrica<br />
Tschechien<br />
Ostrava University, Faculty of Arts<br />
Masaryk University, Faculty of Arts<br />
Training Centre in Bohdanec (Labour office)<br />
Training Centre in Pisek (Labour office)<br />
Training Centre in Olomouc (Labour office)<br />
33 Caderea Bastiliei str.<br />
Sector 1 Bucharest<br />
Programm coord.: Otilia Pacurari<br />
Tel: +402 1 212 0780; +402 1 212 0781<br />
Fax: + 402 1 212 0779<br />
opacurari@cedu.ro<br />
PhDr. Milan Zeman<br />
+421 2 4342 2253, -5790, -1561<br />
RNDr. Pavel Masiar<br />
+421 2 4342 2909<br />
mce@svsba.sk<br />
PhDr. Moroslav Valica<br />
+421 2 48 414 5170, -1707, - 2571<br />
riaditel@mcbb.sk; www.mcbb.sk<br />
PaedDr. Ivan Pavlov<br />
+421 51 772 4139<br />
mcpresov@vadium.sk<br />
PhDr. Drahomira Vanousová<br />
+421 42 4327 813<br />
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238 AuF Print Nr. 12
6 Anhang<br />
Anhang<br />
6.1 Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninven-<br />
tars <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trai-<br />
ningshandbuches und Trainingskonzeptes<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text in den meisten Fällen auf <strong>die</strong> Verwendung beider<br />
Geschlechtsformen verzichtet. Die männliche und <strong>die</strong> weibliche Form werden alternierend<br />
benutzt, gemeint sind selbstverständlich immer <strong>die</strong> männliche und <strong>die</strong> weibliche Form.<br />
Zusammenfassung<br />
Das Projekt "Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninventars <strong>für</strong> <strong>berufliche</strong><br />
<strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trainingsleitfadens – Kurzform „<strong>Distance</strong><br />
<strong>Counselling</strong>“ überprüfte als erstes <strong>die</strong> theoretischen Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n<br />
Telefonberatung . Folgende Fragestellung wurden bearbeitet:<br />
• Welche Kommunikations-, Beratungs-, Berufswahl- oder Entscheidungsmodelle eignen<br />
sich, um als fachlichen Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung einer <strong>Methodik</strong> in der <strong>berufliche</strong>n<br />
Telefonberatung <strong>die</strong>nen zu können?<br />
• Welche Variablen können aus den ausgewählten theoretischen Ansätzen und Modellen<br />
definiert werden, um aus ihnen Inhalte und Methoden <strong>für</strong> ein Fortbildungsmodul zur Weiterbildung<br />
von Berufsberatern zu bestimmen?<br />
In einem ersten Schritt wurde <strong>die</strong> vorhandene Literatur über <strong>die</strong> Telefonberatung sowie <strong>die</strong><br />
einschlägigen Kommunikations-, Beratungs-, Berufswahl- sowie Entscheidungsmodelle gesichtet<br />
und zusammengefasst. Gemäss einer theoriebasierten Exploration wurden <strong>die</strong> Modelle<br />
in Variablen eingeteilt und nach den folgenden Merkmalen verglichen: Kommunikation,<br />
Beziehung, Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten, Berufswahl sowie Entscheidung.<br />
Nach <strong>die</strong>ser eingehenden kritischen Analyse hat sich gezeigt, dass besonders ein<br />
Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> weitestgehend als theoretische Grundlage<br />
<strong>die</strong>nen kann:<br />
Es handelt sich dabei um <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz<br />
(1997). Diese wurde als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteres fachliche Entwicklung des Trainingmodules<br />
zur Verbesserung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung ausgewählt. Der theoretische<br />
Ansatz wird ergänzt durch das Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonkommunikation von<br />
Rosenfield (1997) sowie dem Entscheidungsmodell <strong>für</strong> Telefonberater von Bobevski<br />
und McLennan (1998).<br />
Aus den ausgewählten Ansätzen wurde ein Ablaufschema <strong>für</strong> den Beratungsprozess des<br />
Beraters sowie <strong>für</strong> den Entscheidungsprozess des Klienten erarbeitet.<br />
I. Einleitung<br />
An allen Berufsberatungs<strong>die</strong>nsten der Projektpartnerschaft und darüber hinaus werden täglich<br />
telefonische Auskünfte und andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> zu den verschiedensten<br />
Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildungen erteilt. Durch das kulturelle und wirtschaftliche<br />
Zusammenwachsen Europas ist der Bedarf an Information und Beratung auch über transnationale<br />
<strong>berufliche</strong> Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten erheblich angestiegen. Nach welchen<br />
impliziten oder expliziten Konzepten <strong>die</strong> Ratsuchenden am Telefon oder per <strong>Fernberatung</strong><br />
informiert und beraten werden, war noch nie Gegenstand einer Untersuchung. Die fehlende<br />
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Metzler-Burren, Charlotte<br />
<strong>Methodik</strong> kann dazu führen, dass Berufs- oder Weiterbildungswähler mit ähnlicher Ausgangslage<br />
ganz unterschiedliche Beratungsformen und damit unter Umständen auch unterschiedliche<br />
Informationen erhalten.<br />
Die vorliegende Untersuchung ist Teil eines Pilotprojektes im Rahmen des Berufsbildungsprogramms<br />
LEONARDO DA VINCI der Europäischen Union, welches <strong>die</strong> Weiterbildung von<br />
Berufsberatern über neue Ansätze in der <strong>berufliche</strong>n Information und Beratung zum Ziel hat.<br />
Durch eine effizientere und verbesserte Beratung soll jungen Menschen der Zugang zu Berufsbildung<br />
und Beschäftigung - auch transnational - erleichtert werden. Dies <strong>die</strong>nt nicht nur<br />
der Chancengleichheit <strong>für</strong> alle Nutznießer hinsichtlich des Zugangs zur <strong>berufliche</strong>n Beratung<br />
sondern auch hinsichtlich eines sich bildenden europäischen und internationalen Arbeitsmarktes.<br />
In <strong>die</strong>ser Arbeit werden <strong>die</strong> Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung<br />
erarbeitet.<br />
Im ersten Teil werden <strong>die</strong> vorhandenen Theorien und Modelle, welche den Informations-,<br />
Beratungs-, und Berufswahlprozessen im Telefongespräch zu Grunde liegen könnten, aufgezeigt.<br />
Das Modell der Telefonberatung von Rosenfield (1997) berücksichtigt <strong>die</strong> Besonderheiten<br />
der telefonischen Kommunikation und ist nach einem eher klientenzentrierten Ansatz<br />
aufgebaut. Die Kommunikationsmodelle, zeigen Vorgänge in der Kommunikation auf,<br />
<strong>die</strong> als Grundlage zum Verstehen menschlicher Kommunikationsprozesse bedeutsam sind;<br />
sie geben zumeist keine Hinweise auf Prozesse in der Beratung oder der Berufswahl.<br />
Beratungsmodelle fokussieren den Beratungsprozess vorwiegend aus der Sicht des Beraters.<br />
Folgenden Modelle werden vorgestellt: <strong>die</strong> klientenzentrierte Beratung nach Rogers (1951),<br />
<strong>die</strong> behavioristische Methoden der Laufbahnberatung, <strong>die</strong> rational-emotive Verhaltensberatung<br />
sowie <strong>die</strong> lösungsorientierte Kurzberatung. Als Integrationsmodell wird <strong>die</strong> Informationsstrukturellen<br />
<strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997) ausgewählt, sie ist ein eklektisches<br />
Modell, welches Beratungs-, Berufswahl- sowie Entscheidungsmodelle vereint .<br />
Bei den nachfolgenden Berufswahlmodellen steht der Prozess der Berufswahl im Mittelpunkt.<br />
Es werden nur <strong>die</strong>jenigen Modelle besprochen, welche größeren Einfluss auf <strong>die</strong> Praxis<br />
der 5 Berufswahl ausgeübt haben. Dazu gehören der Trait-Factor-Ansatz, das Berufswahlmodell<br />
von Holland, der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung von Super (1994)<br />
sowie das Modell von Krumboltz (1979).<br />
Bei den entscheidungstheoretischen Modellen steht der Prozess der Auswahl und der Entscheidungsfindung<br />
beim Klienten im Zentrum. Es werden <strong>die</strong> deskriptiven Modelle von Janis<br />
und Mann (1977) sowie von Gottfredson (1996) besprochen. Als letztes folgt das Modell von<br />
Bobevski und McLennan (1998), welches Entscheidungsprozesse beim Berater beschreibt.<br />
Im zweiten Teil <strong>die</strong>ser Arbeit wird das methodische Vorgehen aufgezeigt. Die dargestellte<br />
Literatur wird hinsichtlich der folgenden Fragestellungen bearbeitet:<br />
Welche Beratungs-, Berufswahl-, Kommunikations- oder Entscheidungsmodelle eignen<br />
sich, um <strong>die</strong> Vorgänge in der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung zu verstehen und zu<br />
untersuchen? Welche Variablen können aus einem gewählten Modell definiert werden,<br />
um daraus einen Fragebogen <strong>für</strong> Klienten und Berater zu konstruieren? Wie sieht ein<br />
entsprechender Untersuchungsplan aus?<br />
Im dritten Teil wird eine theoriebasierte Exploration durchgeführt. Dazu werden <strong>die</strong> dargestellten<br />
Modelle in Variablen aufgeteilt, welche den Merkmalen Kommunikation, Beziehung,<br />
Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten, Berufswahl und Entscheidung zugeordnet werden.<br />
Es zeigt sich, dass <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> nach Ertelt und Schulz (1997) am<br />
meisten Aussagen zu allen Merkmalen macht. Sie wird deshalb als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung<br />
der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung ausgewählt. Ergänzt wird sie mit den Vorgaben <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Telefonkommunikation des Modells von Rosenfield (1997) sowie mit dem Entscheidungsmodell<br />
<strong>für</strong> den Berater von Bobevski und McLennan (1998).<br />
Aus den ausgewählten Modellen wird je ein schematischer Ablauf einer Beratung aus der<br />
Sicht des Klienten sowie aus derjenigen des Beraters erstellt. Aus <strong>die</strong>sen Prozessen werden<br />
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Anhang<br />
Variablen definiert, welche als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung je eines Fragebogens <strong>für</strong> Klient<br />
und Berater und damit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Exploration der Telefonberatung <strong>die</strong>nen. Als letztes wird der<br />
Einsatz der Fragebogen in einer Untersuchung aufgezeigt.<br />
Die eigentliche Erforschung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung mittels der erarbeiteten Instrumente<br />
wird das Ziel von weiteren Arbeiten sein. Darauf aufbauend sollen Methoden und<br />
Schulungsunterlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung entwickelt werden.<br />
Die beiden Fragebogen können später mit wenigen Veränderungen <strong>für</strong> hypothesentestende<br />
Untersuchungen weiter benutzt werden. Mit Anpassungen können sie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> persönliche<br />
Beratung eingesetzt werden und <strong>die</strong>nen so der Qualitätssicherung in der <strong>berufliche</strong>n<br />
Beratung.<br />
II. Theoretische Grundlagen<br />
Täglich werden an Berufsberatungsstellen und Berufsinformationszentren von administrativen<br />
Sachbearbeiterinnen, Dokumentaristen/Informationssachbearbeiter oder Berufsberaterinnen<br />
telefonische Auskünfte und andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> zu Fragen der Aus- und<br />
Weiterbildungen erteilt. Dies erfolgt eher unsystematisch, da bis heute Modelle und Konzepte<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung fehlen. Auch Anleitungen und Unterrichtsmaterial <strong>für</strong><br />
Personen, welche neu auf <strong>die</strong>sem Gebiet arbeiten möchten, sind bisher nicht verfügbar.<br />
Zur Veranschaulichung des Themas ein praktisches Beispiel aus dem Alltag einer <strong>berufliche</strong>n<br />
Telefonberaterin: Frau S. gelangt mit einer telefonischen Anfrage an <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
X: „Ich habe zum zweiten Mal <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsschule Y nicht bestanden.<br />
Diese Prüfung kann im Normalfall nur einmal wiederholt werden. Gibt es irgendwo,<br />
in einer anderen Stadt, einem anderen Landesteil, eine weitere Schule, bei der ich <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung<br />
zum dritten Mal machen könnte?“<br />
Die folgenden Fragen und Probleme können hier anklingen. Ist <strong>die</strong>s hier eine Stelle, <strong>die</strong><br />
mir weiterhelfen kann? Gibt es tatsächlich eine Schule, bei welcher <strong>die</strong> früheren Prüfungen<br />
nicht zählen? Bin ich <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Ausbildung, <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Beruf, geeignet? Welche Alternativen<br />
gibt es <strong>für</strong> mich? Mein Berufsziel wurde durch <strong>die</strong>sen Misserfolg zerstört, ich weiß nicht mehr<br />
weiter.<br />
Auf welcher Ebene <strong>die</strong> Frage beantwortet wird, hängt davon ab, nach welchen theoretischen<br />
Vorstellungen <strong>die</strong> Beraterin arbeitet und welche Methoden sie anwendet. Sie sollte sich bewusst<br />
sein, wie der Beratungsprozess in der Telefonberatung gestaltet wird, damit der Klient<br />
sein Anliegen formulieren und eine befriedigende Antwort erwarten kann. Dazu benötigt sie<br />
Kenntnisse über <strong>die</strong> Kommunikation am Telefon, über Prozesse, welche <strong>die</strong> Berufs-, Ausbildungs-<br />
oder Weiterbildungswahl betreffen, sie sollte wissen, wie Menschen einen bestimmten<br />
Beruf wählen und wie sie Entscheidungen fällen.<br />
Ziel <strong>die</strong>ses Projektes ist es, Methoden und Qualität der telefonischen Beratung zu erheben<br />
um in einem weiteren Schritt Trainingsunterlagen, Instrumente und neue Ansätze zur Verbesserung<br />
der <strong>Fernberatung</strong> zu entwickeln.<br />
In <strong>die</strong>sem Teil der Arbeit werden als Erstes <strong>die</strong> Besonderheiten der Telefonberatung und <strong>die</strong><br />
Kommunikationsmodelle aufgezeigt. Es folgen <strong>die</strong> wichtigsten Theorien im Berufswahlprozess,<br />
nämlich <strong>die</strong> Beratungs-, Berufswahl- sowie <strong>die</strong> Entscheidungstheorien. Als Grundlage<br />
gelten <strong>die</strong> wichtigsten theoretischen Werke im deutsch- und englischsprachigen Raum zu<br />
<strong>die</strong>sem Thema, nämlich Karriereentwicklung von Brown und Brooks (1990/ 1994), Beratung<br />
in Bildung und Beruf von Ertelt und Schulz (1997), Berufsberatung als Unterstützung von<br />
Übergängen in der <strong>berufliche</strong>n Entwicklung von Busshof (1998) sowie <strong>Counselling</strong> by Telephone<br />
von Rosenfield (1997).<br />
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Metzler-Burren, Charlotte<br />
1. Beratung am Telefon<br />
Die ersten Beratungstelefone wurden vor etwa vierzig Jahren zur Verhinderung von Selbsttötungen<br />
von den Samaritern eingerichtet. In der Schweiz gibt es seit 1957 <strong>die</strong> Dargebotene<br />
Hand, welche kostenlos Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen <strong>für</strong> Menschen in Not anbietet. Seit 1980<br />
hat <strong>die</strong> Telefonberatung in vielen, neben den karitativen (Telefonseelsorge) auch in den privatwirtschaftlichen<br />
Bereichen, stark zugenommen. Als Gründe nennt Rosenfield (1997) <strong>die</strong><br />
zunehmende Akzeptanz, bei persönlichen Problemen externe Hilfe anzufordern, <strong>die</strong> verbesserten<br />
Telekommunikationsmittel und <strong>die</strong> Einführung der Mobiltelefone. Menschen können<br />
heute an jedem Ort und jederzeit telefonieren. Gleichzeitig haben sich <strong>die</strong> Beratungsmethoden<br />
verbessert, Beratungstrainings haben stark zugenommen. Beratung als Angebot <strong>für</strong> Dritte<br />
wurde so <strong>für</strong> viele zugänglich.<br />
1.1 Definition der <strong>Fernberatung</strong><br />
Rosenfield (1997, S. 6) definiert <strong>die</strong> Telefonberatung als einen Dienst, bei welchem eine geschulte<br />
Beraterin mit einem Klienten arbeitet um <strong>die</strong>sen zu befähigen, seine persönliche Situation<br />
und seine Probleme in einer einzigen oder mehreren telefonischen Beratungssessionen<br />
am Telefon zu erforschen und anzugehen. Der Anrufer setzt den Beratungsprozess in<br />
Bewegung indem er den Anruf tätigt. Er bestimmt, was und wie viel er sagen möchte. Die<br />
Beraterin hilft zu einer Lösung des Problems oder zu einem Entschluss zu kommen. Sie<br />
kann das Problem jedoch nicht <strong>für</strong> den Klienten lösen. Die Intensität oder Tiefe der Beratung<br />
wird durch <strong>die</strong> Art des Problems sowie durch <strong>die</strong> Bereitschaft sowohl des Klienten als auch<br />
der Beratungsperson, sich auf ein Thema einzulassen, bestimmt. Dies kann vom Geben einfacher<br />
Hinweise bis zu einer psychologischen Beratung oder einem therapeutischen Gespräch<br />
reichen. Nach Rosenfield (1997) zeigt sich sehr häufig, dass <strong>die</strong> Klienten mit einer<br />
eher einfachen Anfrage das Gespräch eröffnen. Wenn <strong>die</strong> Beraterin bereit ist, auf sie einzugehen<br />
und Raum <strong>für</strong> ein vertieftes Gespräch schaffen, wird das eigentliche, tiefer liegende,<br />
komplexere Problem eingebracht. Per Definition sollen auch alle anderem Formen der <strong>Fernberatung</strong><br />
- des distance counselling – mit erfasst werden wie z.B. e-mail Beratung, beraterische<br />
Betreuung von Beratungsportalen und chats, gemeinsame Beratung an Hand von PC<br />
gestützten Informationen bis hin zu Bewerbungsunterlagen (Arbeitgeberberatung). Der Ansatz<br />
muss auch tragfähig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklungen der Mobiltelekommunikation sein.<br />
1.2 Vorteile der Beratung der <strong>Fernberatung</strong><br />
Gegenüber der konventionellen persönlichen Beratung hat <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> den Vorteil,<br />
dass auch Personen, welche an das Haus gebunden sind, in abgelegenen Gebieten wohnen<br />
oder aus sonstigen Gründen keine Beratungsstelle aufsuchen möchten, jederzeit zu Informationen<br />
und Dienstleistungen Zugang haben.<br />
Andere schätzen es, dass sie am Telefon anonym Rat holen können. Für viele ist sie so ein<br />
niederschwelliges Hilfeangebot. Bei der persönlichen Beratung müssen sich <strong>die</strong> Klienten in<br />
das <strong>für</strong> sie fremde Territorium der Beraterin oder einer Institution begeben, aus welchem sie<br />
sich vorzeitig erst nach Erklärungen wieder entfernen können. Eine <strong>Fernberatung</strong> kann jederzeit<br />
ohne Gesichtsverlust des Ratsuchenden sofort abgebrochen werden. Die Beraterin<br />
ist in <strong>die</strong>sem Setting also mit weniger Macht ausgestattet. Kritiker der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />
bemängeln <strong>die</strong> eingeschränkte Kommunikation, sie be<strong>für</strong>chten Missverständnisse aufgrund<br />
der fehlenden nonverbalen Zeichen beider Partner und daraus resultierend eine ineffiziente<br />
und schlechte Beratung.<br />
1.3 Fertigkeiten und Einstellung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Stu<strong>die</strong>n haben gezeigt, dass Klienten, welche von erfahrenen und gut geschulten Beratern<br />
be<strong>die</strong>nt wurden, mehr und differenziertere Anfragen und Informationen anbrachten, während<br />
weniger gut geschulte Berater von den Klienten eher einfache Informationen in nur einem<br />
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Anhang<br />
Gebiet erhielten (McLennan, Culkin & Courtney, 1994; zit. ach Rosenfield, 1997, S.20). Die<br />
<strong>Fernberatung</strong> unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der Beratung im direkten Kontakt,<br />
es gibt jedoch einige Besonderheiten, welche beachtet werden müssen. Neben den allgemeinen<br />
beraterischen Fertigkeiten sind <strong>die</strong>s <strong>die</strong> folgenden Punkte (Rosenfield,1997, S. 22 –<br />
39):<br />
1. Willkommen: Wenn Klienten das erste Mal anrufen, benötigen sie einige Sekunden,<br />
bis sie verschiedene Möglichkeiten eingeordnet haben und sich auf das Gespräch<br />
konzentrieren können: Läutet das Telefon, ist es nicht besetzt? Meldet<br />
sich ein Telefonbeantworter?<br />
• Wurde <strong>die</strong> richtige Nummer gewählt?<br />
• Es läutet tatsächlich, was muss ich nun sagen?<br />
Es wird deshalb empfohlen, das Telefon dreimal läuten zu lassen, bevor es beantwortet<br />
wird, <strong>die</strong>s ermöglicht den Beteiligten <strong>die</strong> Einstellung auf das Gespräch.<br />
Ein zu schnell beantworteter Anruf mit hastig hingeworfenem Namen verunsichert<br />
den Anrufer, er muss sich zuerst rückversichern. Die Begrüßung sollte so sein,<br />
dass der Anrufer den Namen der Institution sowie der beratenden Person auf Anhieb<br />
versteht. Sprechgeschwindigkeit, Tonfall und Freundlichkeit geben dem<br />
Klienten einen ersten Eindruck und sollten entsprechend angemessen sein. Aus<br />
<strong>die</strong>sen Gründen wurde ein professionelles Call-Center mit eigener Call-Center-<br />
Agent Qualifizierung in <strong>die</strong> Projektpartnerschaft aufgenommen, um hier einen<br />
wichtigen In-Put <strong>für</strong> das <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> Training zu erarbeiten.<br />
2. Hör- und Antwortfertigkeiten: Die <strong>Fernberatung</strong> benötigt eine interaktiver Vorgehensweise<br />
als <strong>die</strong> persönliche Beratung. Das Zuhören und Antworten ist intensiver<br />
als bei einem normalen Telefongespräch. Ein Teil des Zuhörens des Beraters<br />
bezieht sich auf das, was nicht explizit gesagt wird. Deshalb ist es wichtig, offene<br />
Fragen zu stellen und das Gehörte neu zu verbalisieren, zu spiegeln und zusammen<br />
zu fassen. Minimale Ermutigungen wie ‚mhm’, ‚aha’, ‚und dann..’ (verbale<br />
Gesten) sind wichtig und geben dem Klienten <strong>die</strong> Sicherheit, dass ihm noch zugehört<br />
wird. Es kann vermutet werden, dass im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />
mehr das explizite Anliegen des Ratsuchenden im Vordergrund steht.<br />
Gleichwohl gehört es zur professionalisierten Beratung auch im Rahmen der<br />
<strong>Fernberatung</strong> implizite Anliegen herauszufiltern.<br />
3. Gesprächspausen: Eine Pause kann sich ergeben, wenn der Klient nachdenkt oder<br />
nicht mehr weiter weiß. Am Telefon ist es schwierig, <strong>die</strong> Bedeutung einer Gesprächspause<br />
zu erkennen. Neuanfänger haben <strong>die</strong> Tendenz, <strong>die</strong> Stille zu schnell<br />
zu unterbrechen. Stille gilt es zu ertragen, der Berater sollte nachfragen und <strong>die</strong><br />
Kommunikation/den Dialog durch eine positive Wertschätzung bzw. Formulierung<br />
wieder aufnehmen.<br />
4. Emotionen erkennen und darauf reagieren: Wie werden Gefühle erkannt, <strong>die</strong> sich<br />
nicht mit Weinen oder wütender Stimme äußern? Seufzen, Pausen, Zögern, wenn<br />
das Thema gewechselt wird, erhöhte, gepresste, abgehackte oder überschlagene<br />
Sprechweise zeugen davon, dass das Gesprochene mit Gefühlen und Emotionen<br />
verbunden ist. Häufig zeigen Klienten im Telefongespräch zu einem früheren Zeitpunkt<br />
heftige Emotionen als im direkten Gespräch.<br />
5. Projektionen und Übertragungen können in der Telefonberatung wegen dem fehlenden<br />
Sichtkontakt auf beiden Seiten leichter erfolgen. Die Berater müssen darauf<br />
achten, dass sie <strong>die</strong> Situation des Klienten immer aus seinem Blickwinkel betrachten.<br />
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Metzler-Burren, Charlotte<br />
6. Zeit einhalten: Bei der Telefonberatung kann das Zeitgefühl schwinden. Das Ende<br />
eines längeren Gesprächs soll dem Klienten angekündigt werden. Viele telefonischen<br />
Beratungsangebote sind zeitlich auf zwanzig oder dreißig Minuten begrenzt.<br />
In der Praxis dürfte <strong>die</strong> durchschnittliche Länge der Gespräche ungefähr bei fünfzehn<br />
Minuten liegen.<br />
7. Entwickeln der Beziehung: Der physische Akt des Dasitzens, Halten des Telefonhörers<br />
und des konzentrierten Zuhörens erhöht <strong>die</strong> Intensität des Kontaktes. Es<br />
entsteht eine paradoxe Intimität: Am Telefon sind beide Parteien sehr eng von<br />
Wange zu Wange verbunden und gleichzeitig physisch getrennt und ohne Blickkontakt.<br />
Es ist <strong>für</strong> Klienten oft leichter möglich, schwierige Dinge am Telefon zu<br />
sagen. Sie können sich ohne Ablenkung auf sich selber konzentrieren und müssen<br />
nichts sehen, dadurch sind sie von der realen oder auch angenommenen Reaktion<br />
des Beraters schneller berührt. Der Schlüssel zu einer guten Beziehung ist <strong>die</strong><br />
Wertschätzung, <strong>die</strong> der Berater dem Klienten entgegen bringen muss.<br />
Möglicher weise hat der Telefonklient einen größeren Bedarf an Ermutigung und<br />
der Berater muss darauf achten, dass er nicht unabsichtlich etwas sagt, was der<br />
Klient als Ablehnung auslegen könnte.<br />
8. Persönliche und soziale Fähigkeiten: Da <strong>die</strong> non - verbale Kommunikation wegfällt,<br />
erhält <strong>die</strong> gesprochene Kommunikation ein viel größeres Gewicht. Der Tonfall, <strong>die</strong><br />
Tonhöhe der Stimme, <strong>die</strong> Sprechgeschwindigkeit, der Akzent und <strong>die</strong> benützten<br />
Wörter vermitteln dem Klienten sofort einen bestimmten Eindruck. Wichtig ist eine<br />
freundliche, warme Stimme. Sie sollte einige Zeichen von Leben und Energie<br />
aufweisen, ohne zu übertreiben. Während einer Sitzung wird <strong>die</strong> kleinste Veränderung<br />
der Qualität oder des Tons der Stimme bemerkt.<br />
9. Arbeitsbedingungen: Am wichtigsten ist ein ruhiger und ungestörter Raum <strong>für</strong> den<br />
Berater. Wegen der gesteigerten Aufmerksamkeit und der hohen Konzentration<br />
auf nur einen Sinneskanal kann <strong>die</strong> Telefonberatung sehr ermüdend sein. Dem<br />
sollte durch vermehrte Pausen Rechnung getragen werden. Zur technischen Ausstattung<br />
ist eine gut funktionierende Internetanbindung per PC und ein Headset <strong>für</strong><br />
den Berater unverzichtbar.<br />
2. Kommunikation<br />
Die Sprache ist das bevorzugte Mittel der Kommunikation (Ruppert, 1999). Dabei versteht<br />
man unter der Sprache nicht nur akustisch hörbares Sprechen, sondern jede Art der Übermittlung<br />
von Zeichen, welche als Bedeutungsträger <strong>für</strong> Informationen verstanden werden.<br />
Wenn <strong>die</strong> von einem Menschen produzierten Zeichen von einem anderen Menschen als<br />
strukturiert und sinnvoll wahrgenommen und erkannt werden, gibt es eine sprachliche Verständigung.<br />
2.1 Verbale und nonverbale Kommunikation<br />
Kommunikationstheoretiker unterscheiden zwischen verbalen und nonverbalen Sprachformen.<br />
Unter verbaler Kommunikation wird <strong>die</strong> gesprochene Sprache verstanden. Als Basis <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kommunikation werden jedoch <strong>die</strong> nonverbal übermittelten Informationen angesehen.<br />
Sie werden in den phylogenetisch älteren Gehirnarealen verarbeitet und führen schneller zu<br />
einer Situationsbewertung als verbale Zeichen, <strong>die</strong>se müssen von ihrer Wahrnehmung bis zu<br />
ihrer Bewusstwerdung im entsprechenden Gehirnareal wesentlich mehr neuronale Umschaltstationen<br />
durchlaufen. Zu den nonverbalen Zeichen gehören (Ruppert, 1999, S. 538):<br />
- <strong>die</strong> Mimik: was durch Muskulaturbewegungen im Gesicht ausgedrückt werden kann<br />
- <strong>die</strong> Gestik: alle Bewegungen von Armen, Händen, Fingern, Beinen oder Füßen<br />
- ganzkörperliche Berührungen: z. B. Art der Bekleidung<br />
- körperliche Berührung: z. B. Nähe und Distanz zum Kommunikationspartner<br />
244 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
Nonverbale Zeichen können weniger bewusst gesteuert werden als der sprachliche Ausdruck.<br />
Auf dem nonverbalen Kanal gelangen folglich mehr unbewusste Inhalte zum Ausdruck.<br />
So äußert sich beispielsweise <strong>die</strong> Art und Qualität einer Beziehung zwischen zwei<br />
Personen durch <strong>die</strong> nonverbale Kommunikation meist deutlicher als durch das, was gesagt<br />
wird. Blickkontakte, Berührungen, Körper- und Handhaltungen sind zwischen Personen, <strong>die</strong><br />
gut kooperieren, deutlich anders als zwischen Menschen, <strong>die</strong> eher gegen einander arbeiten.<br />
Der Austausch nonverbaler Informationen definiert Beziehungen und bringt auch im Arbeitsleben<br />
Statusunterschiede zum Ausdruck. Die nonverbalen Signale sind jedoch alles andere<br />
als eindeutig. Dies kann leicht zu Missverständnissen führen.<br />
2.2 Kommunikation am Telefon<br />
Die Telefonberatung findet vorwiegend über den verbalen Kanal statt, <strong>die</strong> üblichen nonverbalen<br />
Zeichen fehlen. Das bedeutet, dass durch den fehlenden Sichtkontakt weder vom Berater<br />
noch vom Klienten Informationen aus der Kleidung des Gegenübers, seinem Auftreten und<br />
seiner Körpersprache, seiner Gestik oder Mimik erschlossen werden können (Rosenfield,1997,<br />
S. 18ff). Umso wichtiger wird <strong>die</strong> Interpretation der Begleiterscheinungen der verbalen<br />
Sprache, nämlich<br />
− des Tonfalls, der Modulation, der Artikulation<br />
− der Tonhöhe der Stimme, der Sprechgeschwindigkeit<br />
− des Akzents oder Dialekts<br />
− der benutzten Wörter, der ´soziologischen´ Sprache<br />
− der Pausen<br />
− der Atemregulation, dem Seufzen<br />
Sie werden wie <strong>die</strong> nonverbalen Zeichen von beiden Partnern zur vielfach unbe-wussten<br />
Interpretation, Bewertung und auch Steuerung einer Gesprächssituation genutzt. Es ist sehr<br />
wichtig, dass sich der Berater der Wirkung <strong>die</strong>ser sprachlichen Nebensignale bewusst ist.<br />
2.3 Das Sender-Empfänger-Modell<br />
Es gibt verschiedene Modelle, welche Kommunikationsvorgänge abbilden. In den Einfachsten<br />
Modellen, den Nachrichtenübertragungsmodellen, besteht der Austausch zwischen Sender<br />
und Empfänger vor allem aus der Übermittlung von Sachinformationen (Ruppert, 1999,<br />
S.541). Sowohl Sender als auch Empfänger haben nach <strong>die</strong>ser Modellvorstellung <strong>die</strong> Absicht,<br />
eindeutige Botschaften zu übermitteln und zu verstehen. Ursachen <strong>für</strong> gestörte Kommunikationen<br />
werden vor allem im Übertragungskanal vermutet. Die Informationsverluste<br />
können also durch technische Probleme – zum Beispiel durch eine gestörte Telefonverbindung<br />
– verursacht werden, aber auch zu leises Sprechen, Hör- oder Sprachprobleme können<br />
<strong>die</strong> Verständigung und damit das Beratungsgespräch erheblich erschweren.<br />
2.4 Das Zwei-Aspekte-Kommunikationsmodell<br />
Die Sender-Empfänger-Modelle erklären nur einen kleinen Teil der Kommunikationsvorgänge.<br />
Nach Watzlawick, Beavin und Jackson (1975) trägt jede Kommunikation einen Inhalts-<br />
und einen Beziehungsaspekt in sich, sie läuft auf zwei Kanälen. Ein Gespräch ist somit mehr<br />
als nur <strong>die</strong> Übermittlung einer Nachricht; es sind besonders <strong>die</strong> nonverbalen Zeichen – beim<br />
Telefongespräch <strong>die</strong> Lautstärke, <strong>die</strong> Artikulation, <strong>die</strong> Modulation der Stimme – welche <strong>die</strong><br />
unterschiedlichen Beziehungsaspekte zum Ausdruck bringen. Im Idealfall unterstützen sich<br />
Botschaften auf der Inhalts- und Beziehungsebene. Störungen ergeben sich bei inkongruenten<br />
Botschaften; wenn beispielsweise ein Berater am Telefon seinen Namen nennt und den<br />
Klienten begrüßt ist <strong>die</strong>s verbal eine Einladung zum Sprechen. Spricht er jedoch sehr schnell<br />
und in einem harschen, kaum modulierten Ton, wird der Klient sofort das Gefühl haben, dass<br />
sein Anruf unerwünscht ist und er wird seine Anfrage auf das absolut Notwendige reduzieren.<br />
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Metzler-Burren, Charlotte<br />
2.5 Das Vier-Ebenenmodell<br />
Schulz von Thun (1994) hat ein noch differenzierteres Kommunikationsmodell entwickelt,<br />
welches sich auf Beiträge von Carl Rogers, Alfred Adler, Ruth Cohn, Fritz Perls und Paul<br />
Watzlawick abstützt. Er hat den Vorgang der menschlichen Kommunikation von vier Seiten<br />
beleuchtet (Ruppert, 1999, S. 544):<br />
− <strong>die</strong> thematische Seite („so ist es“), <strong>die</strong> Inhalte, über <strong>die</strong> kommuniziert wird<br />
− <strong>die</strong> Selbstdarstellung und Selbstoffenbarung der Kommunikationspartner („ich bin“),<br />
− das, was Sender und Empfänger jeweils über sich preisgeben<br />
− <strong>die</strong> Definition der Beziehung („so sind wir“), wie Sender und Empfänger ihre aktuelle Beziehung<br />
sehen (von gleich zu gleich, von oben nach unten, von unten nach oben)<br />
− <strong>die</strong> Art der Beeinflussung, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Kommunikation erreicht werden soll, der Verhaltensappell<br />
(„ich will von dir / von euch“).<br />
Vom Sender gehen gleichzeitig immer <strong>die</strong>se vier Botschaften aus. Auf der anderen Seite hat<br />
auch der Empfänger vier „Ohren“: Er hört aus der Botschaft den Sach-, den Beziehungs-,<br />
den Selbstoffenbarungs- oder den Appellaspekt. Er kann wählen, welchem Aspekt er den<br />
Vorrang geben will.<br />
3. Beratungsmodelle<br />
Im Psychologischen Wörterbuch von Dorsch, Häcker und Stapf wird Beratung wie folgt definiert<br />
(1991, S. 88):<br />
Beratung, Beratungspsychologie, counselling, ist ein vom Berater nach methodischen Gesichtspunkten<br />
gestalteter Problemlösungsprozess, durch den <strong>die</strong> Eigenbemühungen des<br />
Ratsuchenden unterstützt / optimiert bzw. seine Kompetenzen zur Bewältigung der anstehenden<br />
Aufgabe / des Problems verbessert werden. Beratung vollzieht sich im Medium sozialer<br />
Interaktion und wird daher im weitesten Sinn als Kommunikationsprozess zwischen zwei<br />
(Individualberatung) oder mehreren (Gruppenberatung, Systemberatung) Interaktionspartnern<br />
verstanden.<br />
Die Beratung wird durch das jeweils in einer Institution geltende und praktizierte Beratungskonzept<br />
und den Problembereich bestimmt. Es gibt keine allgemein gültige Beratungstheorie.<br />
Im Verlauf der Zeit haben sich jedoch in den verschiedenen Anwendungsbereichen der Beratungspsychologie<br />
Beratungsansätze herausgebildet, <strong>die</strong> teilweise durch wissenschaftliche<br />
Forschung überprüft werden und <strong>die</strong> durch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />
Entwicklungen und deren Auswirkungen neuen Zielsetzungen angepasst werden müssen<br />
(Dorsch et al., 1991). Nach Ertelt und Schulz (1997) kann davon ausgegangen werden, dass<br />
sich alle Berater implizit oder explizit von Theorien oder Verhaltensmodellen leiten lassen. In<br />
den meisten Fällen halten sie sich dabei nicht streng an eine einzige Theorie, sondern kombinieren<br />
verschiedene Modelle. Solange <strong>die</strong>s bewusst und nach Bedarf der Beratungssituation<br />
ausgeführt wird, ist <strong>die</strong>s Zeichen einer professionellen Beratung. Gefahren sehen <strong>die</strong> Autoren<br />
in einem unsystematischen Eklektizismus (Ertelt & Schulz, 1997, S. 15). Es gibt Beratungsansätze,<br />
welche sich an Berufswahlmodelle anlehnen. Diese werden im Kapitel 4.3<br />
besprochen. In <strong>die</strong>sem Kapitel werden <strong>die</strong> Klientenzentrierte Beratung, kognitivbehavioristische<br />
Methoden der Laufbahnberatung, <strong>die</strong> rational - emotive Verhaltensberatung,<br />
<strong>die</strong> lösungsorientierte Beratung sowie <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> aufgezeigt. Die<br />
Modelle werden nach folgenden Kriterien dargestellt:<br />
1. kurzer Abriss über <strong>die</strong> Grundphilosophie und <strong>die</strong> Beratungsziele,<br />
2. Beziehungsebene,<br />
3. Beratungstechniken und –fertigkeiten (Corey, 1990; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />
1997, S. 17).<br />
246 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
Für eine ausführliche Darstellung wird auf das Werk Beratung in Bildung und Beruf<br />
von Ertelt und Schulz (1997, S. 45 – 250) verwiesen.<br />
3.1 Klientenzentrierte Beratung<br />
Die Klientenzentrierte Beratung nach Carl Rogers (1951; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S.<br />
45 -50) hatte einen wichtigen Einfluss auf den gesamten Beratungsbereich. Nach <strong>die</strong>sem<br />
Ansatz besitzt der Mensch eine Neigung zur persönlichen Vervollkommnung.<br />
3.1.1 Beziehungsgestaltung<br />
In der Geborgenheit einer therapeutischen Beziehung kann der Klient verborgene Gefühle<br />
aktivieren und so zu einer Verbesserung des Bewusstseins, der Spontaneität, des Selbstvertrauens<br />
und der inneren Offenheit gelangen. In <strong>die</strong>sem Sinn ist <strong>die</strong> Herstellung einer angenehmen<br />
Beratungsatmosphäre und <strong>die</strong> beraterische Beziehung etwas vom Wichtigsten. Der<br />
Berater muss Echtheit, emotionale Wärme, Empathie, Achtung des Anderen, eine akzeptierende<br />
Grundhaltung und Kongruenz im Verhalten besitzen. In <strong>die</strong>sem Umfeld wird der Klient<br />
zur Selbstexploration geführt, so dass er Hindernisse <strong>für</strong> seine Entwicklung erkennt und seine<br />
Persönlichkeitseigenschaften entdecken kann. In der <strong>berufliche</strong>n Beratung kann der<br />
Klient so sein Selbstkonzept klären und in eine entsprechende <strong>berufliche</strong> Rolle umsetzen.<br />
3.1.2 Beratungstechniken<br />
Die oben beschriebene Haltung wird durch <strong>die</strong> folgenden Techniken erreicht (Ertelt & Schulz<br />
(1997, S. 48 ff):<br />
1. Minimale Ermutigung zum Sprechen durch nonverbale und kleine verbale Signale<br />
des Beraters, <strong>die</strong> sich an den Aussagen des Klienten orientieren.<br />
2. Paraphrasen durch verdeutlichendes Wiederholen oder Neuformulieren der inhaltlichen<br />
Äußerungen des Klienten. Der objektive Inhalt wird durch selektive<br />
Aufmerksamkeit hervor gehoben und <strong>die</strong>nt so der zunehmenden Klarheit. Im<br />
Rahmen der <strong>Fernberatung</strong> kommt <strong>die</strong>sem Aspekt eine hohe Bedeutung zu.<br />
3. Reflexion der Gefühle stehen in Zusammenhang mit Empathie und emotionaler<br />
Zuwendung zum Klienten. Dazu gehören <strong>die</strong> Kennzeichnung der emotionalen<br />
Verfassung des Klienten und <strong>die</strong> direkte Zuwendung indem man seinen Namen<br />
oder ein Personalpronomen nennt (im Rahmen des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> wirkt<br />
<strong>die</strong>s sehr vertrauendbildend und hoch engagiert). Beides wird ergänzt durch Reflexionen<br />
von ‚Hier-und-jetzt’- Situationen und paraphrasierten Elementen von<br />
vorher genannten Aussagen des Klienten.<br />
4. In der nichtinterpretierenden Zusammenfassung versucht der Berater durch<br />
gezielte Verstärkung der Aussagen und Verhaltensweisen des Klienten ein umfassendes<br />
Bild von dessen Gefühlen und Erfahrungen zu erstellen. Rückblickend<br />
werden wichtige Inhalte eines Gesprächsabschnittes aufgezeigt und durch <strong>die</strong><br />
Stellungnahme des Klienten gesichert. Der Berater kann so feststellen, wie genau<br />
er den Klienten – auch und gerade bei der <strong>Fernberatung</strong> - verstanden hat.<br />
Gelegentlich werden auch offene und geschlossene Fragen angewandt, <strong>die</strong>se gelten<br />
Jedoch eher als ‚direktive’ Techniken (Ivey & Authier, 1985; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />
1997, S. 49). Der Einsatz von berufskundlichem Informationsmaterial orientiert sich<br />
an der Nachfrage und Selektion durch den Klienten. Sie sollen den Klienten weder<br />
beeinflussen noch manipulieren oder überzeugen. Die Klienten sollen ermutigt werden,<br />
<strong>die</strong> Informationen aus den Originalquellen (Internet, Me<strong>die</strong>n, Arbeitgeber, Berufsinhaber)<br />
selber zu erarbeiten. Der Berater soll nicht nur <strong>die</strong> objektiven Aspekte<br />
der <strong>berufliche</strong>n Informationen sondern auch <strong>die</strong> subjektiven Bedeutungen <strong>für</strong> den<br />
Klienten beachten.<br />
AuF Print Nr. 12 247
Metzler-Burren, Charlotte<br />
3.2 Behavioristische Methoden der Laufbahnberatung<br />
Die behavioristische Beratung basiert auf Lernprinzipien, sowohl was <strong>die</strong> Aneignung als auch<br />
was <strong>die</strong> Änderung des Verhaltens betrifft (Ertelt & Schulz, 1997, S 83ff.). Es lassen sich drei<br />
Hauptentwicklungslinien unterscheiden: Beim klassischen Konditionieren (konditionierte<br />
Reaktion) wird ein ursprünglicher Reflex mehrmals mit einem vorausgehenden bedingten<br />
Sinnesreiz gekoppelt, der danach auch ohne den ursprünglichen Reiz eintritt. Das operante<br />
Konditionieren ist <strong>die</strong> zweite Strömung. Positive und negative Bekräftigung, Bestrafung und<br />
Auslöschung sind <strong>die</strong> Prozesse, welche Veränderungen im Verhalten bewirken können. Die<br />
kognitive Verhaltenstherapie als dritte Strömung legt größeres Gewicht auf Denkprozesse,<br />
Einstellungen und Werte des Menschen. Diese Beratungsart wird im nächsten Kapitel näher<br />
beschrieben. Es gibt bis heute keine klare und umfassende Definition der Verhaltensberatung.<br />
Spiegler und Guevremont (1993; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 91ff.) betonen einige<br />
grundlegende Annahmen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine Verhaltensberatung wichtig sind. Es betrifft <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />
gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Berater und Klient, welche es ermöglicht,<br />
dass der Klient auch selbstbestimmt Probleme angeht. Die Konzentration liegt dabei auf<br />
Verhaltensprozessen und beobachtbarem Verhalten in den aktuellen Lebensumständen des<br />
Klienten. Durch korrigierende Lernerfahrungen erwirbt der Klient neue Fähigkeiten oder lernt,<br />
seine Gewohnheiten zu ändern. Es wird ein Ziel gesetzt, anschließend ein Behandlungsverbund<br />
angewandt und danach <strong>die</strong> erreichte Veränderung evaluiert. Die Beratung ist verhaltensbezogen,<br />
<strong>die</strong> Klienten werden dabei aktiv in spezifische Handlungen eingebunden, so<br />
dass sie sich selbst mit ihren Problemen auseinandersetzen. Dazu gehören das Einüben<br />
erfolgversprechender Fertigkeiten, Rollenspiele, Beobachtung ihres Verhaltens sowie aktive<br />
Hausaufgaben. Dem Bereich der Verhaltensänderung kommt im Rahmen der europäischen<br />
Beschäftigungsstrategien eine immer höhere Bedeutung zu. Persönliche Eingliederungspläne<br />
(Aktivierung, Qualifizierung), Aktionspläne (Schweden) und individuelle Kompetenzprofile<br />
müssen gemeinsam von Ratsuchenden und Berater erstellt werden. Der Ratsuchende muss<br />
dabei befähigt werden, <strong>die</strong>se Schritte hin zu einer ggf. neuen Berufswahl, <strong>berufliche</strong>n Weiterbildung<br />
oder Verbesserung seines Bewerberverhaltens eigenverantwortlich zu gehen.<br />
3.2.1 Beziehungsgestaltung<br />
Die Beziehungsebene zwischen Berater und Klient wird von behavioristisch orientierten Beratern<br />
als sehr wichtig eingeschätzt. Im Vordergrund stehen jedoch verhaltensorientierte<br />
Techniken.<br />
3.2.2 Verfahren und Techniken<br />
Der Lernprozess in der verhaltensorientierten Beratung kann durch folgende Schritte aufgezeigt<br />
werden (Hasford und De Visser, 1974; zit. nach Ertelt & Schulze, 1997, S. 97):<br />
1. Identifizieren des Problems: Der Berater stellt Fragen, hört zu, spezifische<br />
Verhaltensmuster werden festgestellt.<br />
2. Formulieren der Beratungsziele: Der Berater unterstützt den Klienten im Finden<br />
und Formulieren des Beratungszieles. Dieses sollte messbar sein und aufzeigen,<br />
unter welchen Bedingungen es auftreten und wie ausgeprägt es sein soll.<br />
3. Beobachten und protokollieren des Verhaltens des Klienten: Nach Festsetzung<br />
des Ziels muss der Berater feststellen, welche Verhaltensweisen der Klient<br />
beherrscht, welche er erlernen und welche er verlernen muss.<br />
4. Festlegen und einsetzen von Beratungsstrategien: Es werden geeignete Strategien<br />
und Verfahren ausgewählt, <strong>die</strong> dem Klienten helfen, sein Ziel zu erreichen.<br />
Viele Verfahren basieren auf den vier Lernprinzipien, dem operanten Lernen, dem<br />
Imitationslernen, dem emotionalen und dem kognitiven Lernen.<br />
5. Bewertung der Zielerreichung: Die Überprüfung und Auswertung der Effektivität<br />
des gewählten Verfahrens <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ziele der Klienten ist wichtig. Nach Ertelt und<br />
Schulze (1997) gehen viele Berater nach oben beschriebenem Muster vor.<br />
248 AuF Print Nr. 12
3.3 Die rational-emotive Verhaltensberatung<br />
Anhang<br />
Die rational-emotive Verhaltenstherapie (REBT oder RET) wurde von Albert Ellis (1979;<br />
zit.nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 151 - 176) entwickelt. Es handelt sich um einen kognitivemotiven<br />
und behavioristischen Verhaltensansatz. Danach sind Emotionen oder psychische<br />
Probleme nicht direkte Folge eines auslösenden Ereignisses sondern werden durch individuelle<br />
Wahrnehmungs- oder Einstellungsmuster hervorgerufen. Sie sind primär eine Funktion<br />
des Denkens und bestehen aus verinnerlichten Wörtern, Phrasen oder Sätzen. Durch<br />
Nachdenken über eine Situation oder ein Ereignis werden sie aufrecht erhalten.<br />
Das Basiskonstrukt der REBT besteht aus der ABC-Philosophie: Menschen haben dadurch<br />
Probleme oder werden psychisch gestört, weil sie sich nach einem frustrierenden Erlebnis<br />
(auslösendes Ereignis A) durch irrationale oder unangemessene Überzeugungen (B) einreden,<br />
sie müssten jetzt durcheinander, ängstlich oder deprimiert sein (Folgen C). Die Aufgabe<br />
des Beraters besteht darin, den Klienten zu helfen, sich <strong>die</strong>ser internalisierten Überzeugungen<br />
bewusst zu werden und nach neuen Wegen des Denkens zu forschen. Dabei wird mit<br />
direktiven Mitteln und Konfrontationen gearbeitet. Berater sind Experten und setzen Vernunft,<br />
Logik und empirische Evidenz ein.<br />
3.3.1 Beziehungsgestaltung<br />
Der Aufbau der Beziehung zum Klienten ist in der REBT wichtig, es wird jedoch nur wenig<br />
Zeit da<strong>für</strong> verwendet.<br />
3.3.2 Beratungsverfahren und Technik<br />
Ihr Ansatz ist aktiv-direktiv, argumentativ und fragend. Es werden auch dramatische, aufrüttelnde<br />
Methoden wie Imaginations- oder Phantasieübungen, Rollenspiele oder Übungen<br />
gegen Minderwertigkeitsgefühle eingesetzt, um den Klienten zu langfristig veränderten<br />
Grundeinstellungen zu verhelfen. Die Beratung kann in acht Hauptschritte eingeteilt werden<br />
(Ertelt & Schulze, S. 162):<br />
1. Definition des Problems. Die Klienten werden sehr direkt gefragt, woran sie zuerst<br />
arbeiten möchten. Dadurch wird ihnen vermittelt, dass <strong>die</strong> REBT ein zielgerichteter<br />
und effizienter Ansatz ist (im Bereich der <strong>Fernberatung</strong> anwendbar).<br />
2. Einigung auf das zu behandelnde Problem. Vage Problembestimmungen müssen<br />
operational gefasst werden. Die Änderung von C, der emotionalen Auswirkungen,<br />
steht im Mittelpunkt.<br />
3. Bewertung der Folgen des Problems (C). Die emotionalen Probleme der Klienten<br />
sind häufig negativ gefärbt und können den Beratungsprozess blockieren. Der<br />
Berater unterstützt <strong>die</strong> Klienten dabei, sich mehr positiv bewertete Emotionen hinein<br />
zu denken und hilft ihnen sich vorzustellen, wie sie sich bei einer Veränderung<br />
im emotionalen Bereich verhalten würden.<br />
4. Bewertung des auslösenden Ereignisses (A). Die Klienten werden angehalten,<br />
genau den Teil des auslösenden Ereignisses zu bestimmen, der ihre irrationalen<br />
Überzeugungen (B) auslöst.<br />
5. Über <strong>die</strong> Verknüpfung von Überzeugungen und Folgen (B-C) aufklären. Wenn<br />
<strong>die</strong> Klienten einsehen, dass ihre emotionalen Probleme durch ihre Überzeugungen<br />
entstanden sind, können sie mit Hilfe des Beraters <strong>die</strong> irrationalen Annahmen bewerten<br />
und sodann gegen <strong>die</strong>se ankämpfen.<br />
6. Neuerlerntes in <strong>die</strong> Praxis umsetzen. Berater verwenden kognitive, emotive und<br />
behavioristische Techniken, dazu gehören unter anderem auch Hausaufgaben<br />
(<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> fähig) .<br />
Die REBT ist nicht nur eine Theorie oder ein Modell, sondern eine Philosophie,<br />
welche <strong>die</strong> meisten menschlichen Störungen als selbstverschuldet und somit als<br />
veränderbar betrachtet.<br />
AuF Print Nr. 12 249
Metzler-Burren, Charlotte<br />
3.4 Die lösungsorientierte Kurzberatung<br />
Die lösungsorientierten Beratung wurde aus systemischen Grundlagen entwickelt. Die Betonung<br />
liegt auf den Möglichkeiten, Stärken und Ressourcen des Klienten und nicht auf seinen<br />
Beschränkungen, Defiziten oder Schwächen. Anstelle der Analyse von Problemlagen und<br />
ihren Ursachen liegt das Gewicht auf den folgenden zwei Fragen:<br />
1. Was lässt das Problem weiterbestehen?<br />
2. Wie konstruieren wir Lösungen?<br />
(De Shazer, 1985; zit. nach Ertelt & Schulze,1997, S. 181).<br />
Es müssen also nicht Einsichten vermittelt werden um als Berater helfen zu können, da <strong>die</strong>se<br />
nicht zwingend zu Änderungen führen. Die Aufgabe des Beratersbesteht vielmehr darin,<br />
<strong>die</strong> Klienten dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten zu erkennen. Es ist auch nicht notwendig,<br />
viel über ein Problem zu wissen. Die beschränkte Zeit in der Berufs- und Bildungsberatung<br />
ist besser angelegt, wenn über Lösungen gesprochen wird. Eine veränderte Sicht auf<br />
beschwerdefreie Zeiten und Erfolge in der Vergangenheit statt auf Probleme ermöglicht es<br />
dem Klienten, sich auf positive Erlebnisse zu konzentrieren. So können Strategien weiterentwickelt<br />
werden, <strong>die</strong> früher funktioniert haben. Wenn danach geforscht wird, wann das<br />
Problem nicht in Erscheinung tritt, merkt der Klient, dass Lösungen möglich sind. Klienten<br />
sind motiviert, wenn sie ihre Ziele selbst beschreiben. Die besten Strategien zur Lösung<br />
kommen meist von ihnen selbst. Kleine Veränderungen können Anlass zu Veränderungen in<br />
der Umwelt sein, welche sich wieder auf den Klienten auswirken. Oft können einfache Lösungen<br />
<strong>für</strong> komplizierte Probleme verwendet werden, welche weitreichende Auswirkungen<br />
haben. Das Konzentrieren auf das Machbare und Veränderbare baut Frustrationen ab und<br />
hilft Ziele setzen.<br />
3.4.1 Beziehungsgestaltung<br />
In der Regel besteht <strong>die</strong> lösungsorientierte Beratung aus fünf Schritten (Miller, 1988; zit.<br />
Nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 186).<br />
Zu Beginn ( erster Schritt ) liegt das Gewicht im Aufbau einer kooperativen, funktionierenden<br />
Beziehung. Dabei werden drei Arten von Beziehungen unterschieden:<br />
− Wenn der Klient zwar Probleme hat, jedoch keine Hoffnung auf Änderung oder Lösung,<br />
gehört er zum Typ ‚Besucher’.<br />
− Wenn der Klient in der Lage ist, seine Beschwerden und Probleme detailliert zu beschreiben,<br />
jedoch nicht dazu gebracht werden kann, Schritte zur Lösung des Problems zu unternehmen,<br />
gehört er zum Typ ‚Beschwerdeführer’.<br />
− Das dritte Muster der Kooperation ist der Typ ‚Kunde’. Hier wird das Problem definiert und<br />
der Klient ist bereit, etwas zu unternehmen.<br />
3.4.2 Beratungsverfahren und Techniken<br />
In einem zweiten Schritt werden gut definierte Ziele ausgehandelt. Diese sollten <strong>für</strong> den<br />
Klienten klar und einleuchtend sein, sie sollten eher begrenzt, spezifisch, konkret und verhaltensorientiert<br />
beschrieben werden. Im Weiteren sollten Ziele eher als der Beginn von etwas<br />
definiert werden und bezogen auf <strong>die</strong> Möglichkeiten des Klienten realistisch und erreichbar<br />
sein.<br />
Im dritten Schritt versucht der Berater den Klienten auf Lösungen hinzulenken. Dabei wird<br />
betont, dass der Klient <strong>die</strong> Fähigkeit zur Veränderung hat und dass in der Veränderung etwas<br />
Gutes steckt.<br />
Für <strong>die</strong> Entwicklung von Interventionen und Lösungen zieht sich der Berater im vierten<br />
Schritt <strong>für</strong> zehn Minuten zurück um sich <strong>die</strong> Situation und den Beratungsprozess nochmals<br />
250 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
zu vergegenwärtigen und um zu entscheiden, welche Mitteilungen und welche Aufgaben<br />
dem Klienten zu übermitteln sind.<br />
Die Rückmeldung ( fünfter Schritt ) beginnt immer mit einem Lob oder einer positiven Bemerkung<br />
über <strong>die</strong> Arbeit des Klienten in der vorhergehenden Beratung.<br />
Im letzten (sechsten) Schritt hilft der Berater dem Klienten, <strong>die</strong> begonnenen Veränderungen<br />
zu festigen und auf Behandlungserfolgen während und nach der Beratung aufzubauen.<br />
Fragen werden als Werkzeuge <strong>für</strong> beraterische Interventionen betrachtet. Dabei werden fünf<br />
Arten von Fragen unterschieden:<br />
− Fragen, <strong>die</strong> Beschreibungen von Veränderungen im Vorfeld der Beratung anregen;<br />
− Fragen, <strong>die</strong> helfen, <strong>die</strong> Ziele des Klienten zu bestimmen und hypothetische Lösungen<br />
auszumalen (‚Wunderfrage’);<br />
− Fragen, <strong>die</strong> Ausnahmen finden sollen;<br />
− Fragen, <strong>die</strong> oft übersehene, aber entscheidende Durchhaltestrategien zeigen, welche<br />
Klienten auch in scheinbar hoffnungslosen Situationen anwenden sowie<br />
− Skalierungsfragen, <strong>die</strong> es den Klienten erleichtern, über Dinge zu reden, <strong>die</strong> schwer zu<br />
beschreiben sind.<br />
Als weitere Techniken gelten <strong>die</strong> Neudefinition, bei der eine Sachlage in einer veränderten<br />
Realität sichtbar gemacht wird, Verhaltensanweisungen oder paradoxe Vorschriften.<br />
3.5 Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong><br />
Bei der Informationsstrukturellen <strong>Methodik</strong> (ISM) von Ertelt und Schulz (1997, S. 223ff.) handelt<br />
es sich um einen eklektischen Ansatz. Er integriert Beratungs- und Berufswahltheorien<br />
und ist nach dem Entscheidungsmodell von Janis & Mann (1977) aufgebaut. Es werden <strong>die</strong><br />
<strong>für</strong> viele Beratungssysteme typischen Rahmenbedingungen (knappe Personalressourcen<br />
)berücksichtigt, wie begrenzte Beratungszeit, geringe Kontakthäufigkeit, oft nur Einmalberatung,<br />
hoher Problemdruck beim Klienten und hohe Erwartungen an den Berater bezüglich<br />
seiner diagnostischen, berufskundlichen und arbeitsmarktlichen Kompetenzen. Das Modell<br />
gehört zu den deskriptiven Beratungsansätzen, es beschreibt wie der individuelle Entscheidungsprozess<br />
abläuft und wie der Berater dabei helfen kann.<br />
Nach Ertelt und Schulz (1997) befinden sich <strong>die</strong> Klienten, welche <strong>die</strong> Dienste einer <strong>berufliche</strong>n<br />
Beratungsstelle in Anspruch nehmen müssen, meist in einer „extremen“ Situation, in<br />
welcher sie existentielle Entscheidungen und Handlungen einleiten sollten, deren Folgen<br />
schwer abschätzbar sind. Die Klienten benötigen faktische Informationen, das heißt, Informationen<br />
über Alternativen, deren Realisierungschancen und Befriedigungsangebote (Ertelt<br />
& Schulz, 1997, S. 224); wertende Informationen wie Bewertungskriterien, <strong>die</strong> aus den<br />
eigenen Interessen, Motivationen, Präferenzen, Eignungsvorstellungen und internalisierten<br />
Umfeldbedingungen resultieren sowie präskriptive Informationen, damit ist gemeint, welche<br />
und wie viele faktische und wertende Informationen wie miteinander zu verknüpfen sind.<br />
Ertelt und Schulz (1997, S. 224) halten normative Entscheidungsmodelle als wenig geeignet<br />
um <strong>die</strong> Prozesse in einer Entscheidungssituation zu erklären, weil bei <strong>die</strong>sen Modellen <strong>die</strong><br />
Überforderung der Informationsaufnahme und Verarbeitungskapazität, <strong>die</strong> daraus resultierenden<br />
Abwehrstrategien, <strong>die</strong> Konflikte, Emotionen und der oft erhebliche Einfluss von Zufällen<br />
oder guten Gelegenheiten nicht berücksichtigt werden.<br />
Die deskriptiven Ansätze des heuristischen Entscheidungsverhaltens gehen dagegen davon<br />
aus, dass das Individuum durch eher tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien<br />
eine schrittweise Problemlösung realisiert, ohne <strong>die</strong> Informationssuche und –<br />
verarbeitungskapazität bis an <strong>die</strong> Grenzen zu treiben. Dabei werden nur wenige Alternativen<br />
in Betracht gezogen, <strong>für</strong> ihre Bewertung nur einige Kriterien berücksichtigt und der Entscheidungsprozess<br />
wird möglichst lange offengehalten um neue Informationen leichter berücksichtigen<br />
zu können.<br />
AuF Print Nr. 12 251
Metzler-Burren, Charlotte<br />
3.5.1 Beratungsfertigkeiten<br />
Die Hauptaufgabe des Beraters sehen Ertelt und Schulz (1997, S. 225) in der Einschätzung<br />
der Klientin bezüglich ihres Standes im Problemlösungsprozess. Er sollte einschätzen können,<br />
welche Defizite/Bedürfnisse im Bereich der faktischen, wertenden und präskriptiven<br />
Informationen bestehen, welchen Stand <strong>die</strong> Klientin im Problemlösungsprozess hat und welche<br />
Emotionen damit verbunden sind.<br />
Dabei hilft auch <strong>die</strong> von Peterson, Sampson, Reardon und Lenz (1996; zit. in Ertelt & Schulz,<br />
1997, S. 225) entwickelte Theorie der kognitiven Informationsprozesse (CIP). Es geht dabei<br />
um <strong>die</strong> Frage, wie Laufbahnberater <strong>die</strong> Ratsuchenden dazu befähigen können, sich Kenntnisse<br />
über <strong>die</strong> eigene Persönlichkeit, über Berufe, Entscheidungsfertigkeiten und Metakognitionen<br />
anzueignen, um zu einer effektiven und verantwortlichen Problemlösung und Entscheidung<br />
zu kommen.<br />
Sie gehen von vier Annahmen aus:<br />
1. Bei der <strong>berufliche</strong>n Problemlösung und Entscheidung sind immer affektive und kognitive<br />
Prozesse wie beispielsweise Ängste, Orientierungsverlust, Neugier, Enttäuschung, Ambivalenz<br />
usw. beteiligt.<br />
2. Wie <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong>n Probleme gelöst werden können, hängt von der Verfügbarkeit kognitiver<br />
Operationen und der Wissensbasis ab.<br />
3. Laufbahnentwicklung bedeutet kontinuierliches Wachstum und Wandel der Wissensstrukturen.<br />
Selbstkenntnis und Berufskenntnis bilden kognitive Schemata, <strong>die</strong> sich über<br />
das ganze Leben weiterentwickeln.<br />
4. Durch eine Ausweitung der Fähigkeit zur Informationsaufnahme und<br />
-verarbeitung werden <strong>die</strong> Problemlösungs- und Entscheidungsfertigkeiten gefördert. Im<br />
Mittelpunkt der Theorie der kognitiven Informationsprozesse stehen deshalb das Anregen<br />
von Lernprozessen zur Erweiterung der Kenntnisse über sich und über Berufe, zur Entwicklung<br />
von Problemlösungsfertigkeiten, <strong>die</strong> Informationen in Handlungen umsetzen<br />
und zur Entwicklung übergeordneter Selbstkontrollprozesse.<br />
Der Beratungsprozess versteht sich als ein auf das Beratungsziel ausgerichteter Lernprozess,<br />
bei welchem der Klient <strong>die</strong> Rolle des Lernenden einnimmt. Es finden kognitiv-affektive<br />
Informationsverarbeitungsvorgänge statt. In <strong>die</strong>sem Prozess legen Berater und Klient gemeinsam<br />
fest, auf welche Art und in welchem Masse <strong>die</strong> Informationsbedürfnisse/ angegangen<br />
werden.<br />
3.5.2 Beziehungsgestaltung<br />
Die Etablierung einer angenehmen Arbeitsatmosphäre auf der Beziehungsebene ist <strong>die</strong> erste<br />
Aufgabe des Beraters. Sie sollte <strong>die</strong> Eigenverantwortung und Motivation zur Selbsthilfe fördern<br />
und Lernprozesse auch unter Problemdruck ermöglichen. Ertelt und Schulz (1997) halten<br />
da<strong>für</strong> <strong>die</strong> Merkmale, welche bereits Rogers (1951), Carkhuff (1969) und Egan (1981; alle<br />
zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 239 ff) als unabdingbar erachtet haben, <strong>für</strong> geeignet:<br />
Empathie, emotionale Wärme, Echtheit, Achtung vor dem Individuum, Unmittelbarkeit,<br />
selektive Beachtung positiver Aspekte beim Klienten, Konkretheit der Aussagen und<br />
Konfrontation bei Diskrepanzen in den Aussagen des Ratsuchenden.<br />
Dazu kommen nach Bedarf auch direktiveren Verhaltensweisen des Aushandelns<br />
oder der bestimmenden Richtungsweisung. Als Fertigkeiten kommt <strong>die</strong> ganze Bandbreite<br />
des eklektischen Ansatzes der non-direktiven und direktiven Fertigkeiten in Frage (Ivey &<br />
Authier, 1985; Ivey, 1994; alle zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 239ff.):<br />
Zu den non-direktiven Fertigkeiten gehört <strong>die</strong> Aufmerksamkeit, welche der Berater auf den<br />
Klienten richtet und <strong>die</strong> Ermunterung zum Sprechen durch angemessenen Blickkontakt,<br />
Kontrolle der Körpersprache, der Stimmqualität und des Sprechtempos.<br />
Aktives Zuhören und inhaltliches Eingehen auf den Ratsuchenden sind ebenfalls wichtig.<br />
252 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
Durch offene Fragen werden <strong>die</strong> Klienten zu eigenen Gedanken angeregt, sie fördern <strong>die</strong><br />
Selbsterkundung und erhöhen seine Sprechanteile. Dadurch können neue Handlungswege<br />
heraus gearbeitet werden.<br />
Geschlossene Fragen grenzen den ‚Antwortraum‘ des Klienten genau ab, <strong>die</strong> Verantwortung<br />
und <strong>die</strong> Initiative gehen mehr auf den Berater über.<br />
Durch Paraphrasen wird das Wesentliche in den Äußerungen des Klienten wiederholt. Die<br />
Reflexion der Gefühle des Klienten durch den Berater hilft <strong>die</strong>sem, seine Gefühle klarer<br />
wahrzunehmen und zu akzeptieren.<br />
Bei unsicheren und unentschlossenen Klienten sind positive Verstärkungen angebracht.<br />
Durch nichtinterpretierende Zusammenfassungen können Gesprächsabschnitte strukturiert<br />
werden.<br />
Zu den direktiven beeinflussenden Fertigkeiten gehören solche, mit denen der Berater<br />
das Gespräch lenken und so Einfluss auf <strong>die</strong> Lernvorgänge und Problemlösungsprozesse<br />
des Klienten nehmen kann (Ivey, 1983; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 242).<br />
Dazu zählen <strong>die</strong> Anweisungen und lenkenden Hinweise,<br />
− das Aufzeigen von logischen Konsequenzen,<br />
− <strong>die</strong> Selbstoffenbarung des Beraters,<br />
− <strong>die</strong> Rückmeldung, wie der Berater oder andere den Klienten wahrnehmen,<br />
− <strong>die</strong> Interpretation,<br />
− <strong>die</strong> beeinflussende Zusammenfassung,<br />
− <strong>die</strong> Weitergabe von Informationen, Rat, Instruktionen, Vorschläge und<br />
− <strong>die</strong> Konfrontation.<br />
3.5.3 Berufskundliche Informationen<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass Klienten häufig zu viel Informationsmaterial erhalten,<br />
welches sie nicht verarbeiten können. Nach Ertelt (1989; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S.<br />
246) hat <strong>die</strong>s oft einen Image-Verlust des Beraters, eine Abnahme der individuellen Entscheidungskapazität<br />
und eine bruchstückhafte Informationsaufnahme zur Folge. Die Informationen<br />
sollten in beratungsvorbereitende, beratungsbegleitende und beratungsnachbereitende<br />
Systeme eingeteilt werden. Als besonders lernwirksam haben sich <strong>die</strong> während der<br />
Beratung erstellten veranschaulichenden Materialien und Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nacharbeit zu<br />
Hause erwiesen. Immer wichtiger werden heute auch <strong>die</strong> computerunterstützenden Beratungssysteme.<br />
4. Berufswahlmodelle<br />
Es gibt viele Modelle und Theorien, welche erklären, wie und aus welchen Gründen Menschen<br />
einen bestimmten Beruf wählen. In <strong>die</strong>ser Arbeit werden nur <strong>die</strong>jenigen Modelle besprochen,<br />
welche nach Brown und Brooks (1994) sowie Ertelt und Schulz (1997) Einfluss auf<br />
<strong>die</strong> Praxis der Berufsberatung genommen haben. Es handelt sich dabei um den Trait-Faktor-<br />
Ansatz, <strong>die</strong> Modelle von Holland, Super sowie Krumboltz. Das psychodynamische Modell<br />
von Bordin (1994) wird hier nicht besprochen, da ihr Theoriegebäude als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />
und <strong>die</strong> nachfolgenden Untersuchungen als zu komplex erscheint, zudem ist <strong>die</strong> praktische<br />
Relevanz <strong>die</strong>ser Theorie ebenfalls eher klein. Tests und Test-Interpretationen spielen in den<br />
verschiedenen Modellen eine unterschiedlich große Rolle. Hier werden sie nur kurz erwähnt,<br />
da sie in der Telefonberatung in der Regel nicht benötigt werden. Die Theorien und Modelle<br />
werden wiederum nach den Kriterien Grundphilosophie, Beziehung, Anwendung und Techniken<br />
aufgezeigt.<br />
4.1 Trait- und Faktortheorie<br />
Nach den Vorstellungen von Frank Parsons (1909, zit. nach Brown, 1994, S. 18) wird <strong>die</strong><br />
Berufswahl aufgrund von drei Techniken bestimmt, nämlich einer Persönlichkeitsanalyse,<br />
AuF Print Nr. 12 253
Metzler-Burren, Charlotte<br />
einer Arbeitsplatzanalyse, sowie einer optimalen Zuordnung der obengenannten Kriterien<br />
durch professionelle Beratung. Durch <strong>die</strong>se Analysen sollte jeder Einzelne auf der einen Seite<br />
zu einem umfassenden Verständnis seiner persönlichen Eigenschaften, der Stärken wie<br />
der Schwächen gelangen; auf der anderen Seite sollte er sich genaue Kenntnisse von den<br />
Erfolgsbedingungen, Entgelt- und Entwicklungsmöglichkeiten in bestimmten Berufen erwerben<br />
und „<strong>die</strong>se Informationen nutzen, um eine Berufswahl zu treffen, <strong>die</strong> auf wohldurchdachten<br />
Argumenten und wirklich vernünftigen Überlegungen beruht“ (Brown, 1994, S. 18).<br />
Klein und Wiener (1977; zit. nach Brown, 1994, S. 21) haben <strong>die</strong> Theorie untersucht und wie<br />
folgt zusammen gefasst:<br />
1. Jeder Mensch weist eine bestimmte Struktur von unverwechselbaren Persönlichkeitsmerkmalen<br />
auf, <strong>die</strong> valide und reliabel gemessen werden können.<br />
2. Bestimmte Berufe erfordern bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, obwohl eine Person<br />
mit einem relativ breiten Merkmalsspektrum in einem gegebenen Beruf trotzdem erfolgreich<br />
sein kann.<br />
3. Die Wahl eines Berufes ist ein relativ unkomplizierter Prozess und <strong>die</strong> Zuordnung von<br />
berufs- und persönlichkeitsspezifischen Merkmalen ist möglich.<br />
4. Je besser Persönlichkeitsmerkmale und Berufsanforderungen übereinstimmen, desto<br />
größer ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit des Berufserfolgs (Produktivität und Zufriedenheit).<br />
4.1.1 Beziehungsgestaltung<br />
Williamson (1965; zit. nach Brown & Brooks, 1994/1990) betont wie wichtig es ist, dass <strong>die</strong><br />
Beratung auf einem Vertrauensverhältnis aufbaut. Er macht dazu jedoch keine näheren Angaben.<br />
Der Berater übernimmt eine aktive Rolle bei der Datenerhebung, der Eignungsbeurteilung<br />
und der Prognose.<br />
4.1.2 Anwendung des Trait- und Faktoransatzes in der Berufsberatung<br />
Nach Williamson (1939, 1964; zit. nach Brown, 1994/1990, S. 24) ist <strong>die</strong> Beratung ein Verfahren,<br />
welches in 6 Stufen eingeteilt werden kann:<br />
1. Analyse: Es handelt sich um eine Datensammlung aus allen zugehörigen Bereichen wie<br />
Schulnoten, Tests, Inventaren, Interviews, Lebenslauf usw. Die Daten werden ausgewertet<br />
und zusammen gefasst, so dass <strong>die</strong> Stärken und Schwächen des Klienten deutlich<br />
werden.<br />
2. Diagnose: Das Problem wird diagnostiziert und <strong>die</strong> Ursachen festgestellt. Es gibt vier<br />
typische Berufswahlprobleme: Bei einer unsicheren Wahl spielen beispielsweise eine<br />
übereilte Entscheidung, fehlende Bildungsvoraussetzungen, mangelnde Selbstkenntnis,<br />
eine unrealistische Einschätzung der Arbeitswelt, Entscheidungsunfähigkeit sowie weitere<br />
persönliche wie auch soziale Gründe eine Rolle. Die Gründe <strong>für</strong> eine fehlende Berufswahl<br />
ähneln denen der unsicheren Berufswahl. Möglicherweise haben <strong>die</strong> Klienten<br />
dominierende Interessen in außer<strong>berufliche</strong>n Bereichen. Eine unkluge Berufswahl liegt<br />
vor, wenn kaum etwas <strong>für</strong> eine Erfolgswahrscheinlichkeit spricht. Die Gründe <strong>für</strong> eine<br />
Diskrepanz zwischen Interessen und Eignungen sind ebenfalls ähnlich wie bei den<br />
oben beschriebenen Berufswahlproblemen, oft hat der Einzelne zuwenig Gelegenheit,<br />
persönliche Interessen zu entwickeln und Eignungen in der Realität zu erproben.<br />
3. Prognose: Nach Abschluss der Diagnose kommt der Berater zum Prognoseprozess, in<br />
welchem er dem Klienten das zukünftige Ergebnis der wahrscheinlichen Anpassung (Williamson,<br />
1939, S. 112; zit. nach Brown, 1994, S. 26) voraussagt.<br />
4. Beratung: Williamson (1939, zit. nach Brown, 1994, S. 27) betont, wie wichtig der Aufbau<br />
eines Vertrauensverhältnisses <strong>für</strong> eine erfolgreiche Entscheidungsfindung sei. Das<br />
Verhältnis sollte freundlich und respektvoll sein. Wenn der Klient eine unkluge Berufs-<br />
254 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
wahl getroffen hat, soll ihm der Berater von der Wahl „abraten“ oder Alternativen unterbreiten.<br />
Der Berater soll den Klienten in Entscheidungsmethoden unterweisen und Interesseninventare<br />
und Berufsinformationen einsetzen. Falls der Klient keine Berufswahl<br />
getroffen hat, schlägt Williamson freie Wortassoziationen vor, verbunden mit eher direkter<br />
Beratung und dem Einsatz von Interesseninventaren und Berufsinformationen. Wenn<br />
eine Diskrepanz zwischen Interessen und Eignungen besteht, sollte der Berater verwandte<br />
Berufsfelder vorschlagen, <strong>die</strong> erfolgversprechender sind. Für Klienten, welche eine<br />
unkluge Berufswahl getroffen haben, empfiehlt Williamson Praktika und Gespräche<br />
mit Berufstätigen.<br />
5. Folgegespräche: Es werden mehrere Beratungsgespräche und unterschiedliche Beratungstechniken<br />
empfohlen. Gemäss Ivey und Authier (1985, S. 72 ff; zit. nach Ertelt &<br />
Schulz, 1997, S. 37) gilt <strong>die</strong> Beratungstechnik in der Trait- und Faktortheorie als eklektisch.<br />
Es werden <strong>die</strong> in anderen Beratungsansätzen üblichen non-direktiven Methoden,<br />
wie offene und geschlossene Fragen, minimale Ermunterung, Paraphrase, Reflexion der<br />
Gefühle und nichtinterpretierende Zusammenfassungen angewendet, wie auch direktive<br />
Fertigkeiten wie Einflussnahme durch Feedback, Ratschläge, Anleitungen, Konfrontation,<br />
Interpretation, Aufzeigen logischer Konsequenzen, Selbst-Offenbarung sowie beeinflussende<br />
Zusammenfassung. Der Redeanteil des Beraters ist relativ hoch.<br />
Als Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine gute Berufswahl gelten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>worter der Trait-<br />
und Faktortheorie gute Kenntnisse über sich selbst, entsprechend wichtig halten sie Methoden<br />
zur Selbsterkundung. Fragebogen und Tests erlauben den Klienten einen Vergleich<br />
mit normativen Gruppen innerhalb eines Ausbildungs- oder Berufsfeldes, sie können<br />
auch neue, nicht sofort offenkundige Interessen aufdecken.<br />
Die Berufsaufklärung/-orientierung soll den Klienten über Alternativen informieren, ihm<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit von Erfahrungen bieten, ihn dazu motivieren, den Explorationsprozess zu<br />
vertiefen, sich weiterzubilden oder eine unangemessene Berufswahl zu revi<strong>die</strong>ren (Williamson,<br />
1939, 1965; zit. nach Brown, 1994, S. 30). Neben schriftlichem Informationsmaterial<br />
können visuelle und akustische Me<strong>die</strong>n das Interesse an <strong>berufliche</strong>n Informationen<br />
steigern. Williamson empfiehlt den direkten Kontakt mit Berufsausübenden und praktische<br />
Arbeitserfahrungen. Bei der Auswahl der Informationsmaterialien müssen Kriterien<br />
wie Effektivität und Effizienz berücksichtigt werden.<br />
4.2 Das Modell von Holland<br />
Dem Trait- und Faktor-Ansatz ähnlich geht Hollands Ansatz (1985; zit. nach Weinrach &<br />
Srebalus, 1994) davon aus, dass jedes Individuum sich <strong>die</strong>jenige Arbeitsumgebung sucht,<br />
welche zu seinem Persönlichkeitstyp passt. Dazu hat der Autor ein synchrones Klassifikationssystem<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Persönlichkeitstypen wie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Umgebung geschaffen.<br />
Eine erfolgreiche Berufswahl hängt somit davon ab, wie gut der Berufswähler sich selber,<br />
sein Persönlichkeitsmuster sowie seine <strong>berufliche</strong> Umwelt kennt. Holland geht von vier<br />
Hauptannahmen aus (1985; zit. nach Weinrach & Srebalus, 1994):<br />
1. In der westlichen Kultur können <strong>die</strong> meisten Menschen einem von sechs Ideal-<br />
Persönlichkeitstypen zugeordnet werden, dem realistischen, dem forschenden, dem<br />
künstlerischen, dem sozialen, dem unternehmerischen sowie dem konventionellen Typ.<br />
Holland (1985) hat <strong>die</strong>sen Ansatz noch verfeinert, indem eine Person nicht nur daraufhin<br />
eingeschätzt werden kann, mit welchem Persönlichkeitsmodell sie <strong>die</strong> größte Ähnlichkeit<br />
aufweist, sondern auch mit welchem sie <strong>die</strong> zweit- und drittgrößte Ähnlichkeit hat (<strong>die</strong>ses<br />
Modell wurde in vielen europäischen Ländern im Bereich von PC-gestützten „Berufswahltest“<br />
als theoretische Grundlage genommen; z.B. Polen, Deutschland, Schweiz ).<br />
2. Es gibt ebenfalls sechs entsprechende Arten von Umwelten oder relativ dauerhaften Lebensbereichen<br />
mit den gleichen Bezeichnungen. Jede Umwelt ist vorwiegend von Menschen<br />
des entsprechenden Persönlichkeitstyps bevölkert.<br />
AuF Print Nr. 12 255
Metzler-Burren, Charlotte<br />
3. Die Menschen suchen sich einen Lebensbereich oder einen Beruf, in welchem sie ihre<br />
Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen, Einstellungen und Werte verwirklichen und eine<br />
Rolle übernehmen können, <strong>die</strong> ihrem Typ entspricht.<br />
4. Nach Holland (1985) hängt <strong>die</strong> richtige Zuordnung von Person und Beruf davon ab, wie<br />
gut der Berufswähler sich selber kennt, wie gut er sich im Klaren ist über sein Persönlichkeitsmuster<br />
und sein Anspruchsniveau (Selbstkenntnis), wie gut er über Berufe informiert<br />
ist (Berufskenntnisse) und in welchem Masse es ihm gelingt, unter den jeweils gegebenen<br />
Bedingungen seine Vorstellungen umzusetzen.<br />
5. Verhalten ist das Ergebnis der Interaktion zwischen Persönlichkeit und Umwelt Wenn<br />
man <strong>die</strong> Persönlichkeit und den Lebensbereich kennt, kann man bestimmte Folgen, <strong>die</strong><br />
sich aus einer Wahl eines Berufes oder einer Umwelt ergeben, voraussagen.<br />
Holland hat <strong>die</strong> sechs Haupttypen grafisch in einem hexagonalen Modell angeordnet. Deren<br />
Ähnlichkeit wird mit Hilfe von Korrelationskoeffizienten deutlich gemacht. Als weitere Einflussfaktoren<br />
auf <strong>die</strong> Berufswahl nennt Holland (1985) Intelligenz, Geschlecht und soziale<br />
Schicht.<br />
4.2.1 Anwendung von Hollands Theorie in der Berufsberatung<br />
Holland hat verschiedene Instrumente zur Erkundung <strong>berufliche</strong>r Interessen geschaffen und<br />
mehrmals überarbeitet. Daneben hat er ein Berufsklassifikationssystem erarbeitet, welches<br />
<strong>die</strong> Berufe nach den psychologischen Gemeinsamkeiten, wie sie <strong>die</strong> Inhaber <strong>die</strong>ser Berufe<br />
aufweisen, ordnet.<br />
Nach Brown (1994, in Brown & Brooks, 1994, S. 375) stützt sich Hollands Theorie auf zahlreiche<br />
von ihm selber und seinen Mitarbeitern durchgeführten Untersuchungen. Die meisten<br />
seiner Thesen konnten überprüft und bestätigt werden.<br />
4.2.2 Beziehungsgestaltung<br />
Holland gibt keine weiteren Anweisungen, wie <strong>die</strong> Beratung im Einzelnen zu erfolgen hat. Er<br />
sieht seine Aufgabe in der Vermittlung einer Dienstleistung und ist gegen eine unnötige Psychologisierung<br />
des Beratungsprozesses (1994, Weinrach & Srebalus).<br />
4.3 Der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung<br />
Super hat seine Theorie aus der Differential-, Entwicklungs- und phänomenologischen Psychologie<br />
entwickelt (Super, 1994, S. 213 - 280). Er hat ein symbolisches Torbogenmodell der<br />
<strong>berufliche</strong>n Entwicklung entworfen. Dieses steht auf den biologisch-geographischen Grundlagen<br />
der menschlichen Entwicklung als Türschwelle, an welche links <strong>die</strong> Person mit den<br />
psychologischen Merkmalen und rechts <strong>die</strong> Gesellschaft mit den wirtschaftlichen Ressourcen,<br />
der ökonomischen Struktur und den sozialen Institutionen anschließt, welche den einzelnen<br />
Menschen beeinflussen und ihrerseits von ihm beeinflusst werden, <strong>die</strong> beiden Säulen<br />
stehen in Interaktion. Auf <strong>die</strong> Säulen folgen <strong>die</strong> Kapitelle, welche <strong>die</strong> Kulmination und Integration<br />
aller individuellen und gesellschaftlichen Komponenten symbolisieren. Der Bogen selber<br />
symbolisiert <strong>die</strong> Laufbahn. Anfang und Ende des Bogens repräsentieren <strong>die</strong> jeweiligen<br />
Entwicklungsstufen von der Kindheit bis ins Alter mit den rollenbezogenen Selbstkonzepten<br />
des Individuums. Von <strong>die</strong>sen Sta<strong>die</strong>n abhängig sind Veränderungen in den Lebensbereichen<br />
oder Rollen als Kind, Schüler und Student, Privatperson, Bürger oder Berufstätiger. Die Berufswahl<br />
ist als Versuch zu verstehen, ein Selbstkonzept zu realisieren. Dazu wird eine gewisse<br />
Berufsreife benötigt, das heißt, <strong>die</strong> Bereitschaft des Einzelnen, <strong>die</strong> Entwicklungsaufgaben<br />
zu bewältigen, mit denen das Individuum auf Grund seiner biologischen und sozialen<br />
Entwicklung und auf Grund gesellschaftlicher Erwartungen konfrontiert wird.<br />
256 AuF Print Nr. 12
4.3.1 Beratungsprozess und -fertigkeiten<br />
Anhang<br />
Die Beratung hängt vom <strong>berufliche</strong>n Entwicklungsstand des Klienten ab. Deshalb wird zuerst<br />
das <strong>berufliche</strong> Lebensstadium und der Grad der Berufsreife bestimmt. Um objektive Daten<br />
zu erhalten, werden verschiedene Messmethoden eingesetzt (Super, 1994, S. 266). Für den<br />
Beratungsprozess entwarf Super ein differenziertes entwicklungsbezogenes Ablaufmodell,<br />
welches hier stark gekürzt aufgezeigt wird (Super 1994, S. 262 und Super 1990, in Ertelt &<br />
Schulz, 1997, S. 63):<br />
1. Vorklärung und Vorbereitung: Zusammenstellen der Daten, Aufnahmegespräch, Vor-<br />
Begutachtung<br />
2. Intensive Begutachtung: Bedeutung der Arbeit, Stand der Berufsreife und des Selbstkonzeptes,<br />
Fähigkeitslevel und Leistungsfähigkeit, Interessen und Aktivitäten.<br />
3. Gesamteinschätzung: Gesamtschau aller Daten, Zuordnung und Prognose, Vorbereitung<br />
der Gespräche mit dem Klient und wichtigen anderen Personen.<br />
4. Beratung: Gemeinsamer Datenüberblick und Diskussion, Revision oder Akzeptanz der<br />
Einschätzung, Assimilation durch den Klienten, Diskussion der Folgen <strong>für</strong> das Handeln<br />
sowie Planung des weiteren Vorgehens.<br />
Die Beratung soll <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entwicklung des Klienten dadurch fördern, dass <strong>die</strong>ser zunehmende<br />
Klarheit über sein Selbstkonzept gewinnt, <strong>die</strong> Berufswelt besser wahrnimmt und<br />
<strong>die</strong> Aufgaben, welche zur Wahl eines <strong>berufliche</strong>n Ziels führen, bewältigen kann. Die Beratungstechniken<br />
sind sowohl direktiv als auch non-direktiv. Bei den folgenden Themen werden<br />
eher non-direktive Vorgehensweisen empfohlen (Super, 1957; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />
S. 65): Bei der Problemklärung und Darstellung des Selbstkonzeptes, bei der Reflexion und<br />
Klärung der Gefühle zur Selbst-Akzeptanz und zum Selbst-Verständnis, bei der Exploration<br />
der Einstellungen und Gefühle in Zusammenhang mit der Realitätsüberprüfung sowie bei der<br />
Betrachtung der möglichen Handlungswege. Direktive Techniken kommen bei den folgenden<br />
Themen zum Einsatz: Festlegen von Zielen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Exploration, Exploration von<br />
Testdaten, berufskundlichen Informationen und Erfahrungen sowie Realitätsprüfungen.<br />
4.3.2 Beziehungsgestaltung<br />
Die Aufgabe des Beraters ist es, den Wachstumsprozess des Klienten zu fördern. Nach Super<br />
(1994) werden dazu nach Bedarf alle psychologischen Techniken, von der direktiven<br />
Beratung bis zur Therapie, eingesetzt, dementsprechend ist auch der Aufbau der Beziehung<br />
unterschiedlich.<br />
4.4 Die <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung als sozialer Lernprozess<br />
Der Erklärungsansatz von Krumboltz (1979) und Krumboltz, Mitchell & Jones (1976) beruht<br />
auf der allgemeinen Verhaltenstheorie über das soziale Lernen, welche hauptsächlich von<br />
Bandura (1979) erarbeitet wurde. Diese Theorie besagt, „dass ausbildungsbezogene Präferenzen<br />
Ausdruck von generalisierten Selbstbeobachtungen in Hinsicht auf Interessen, Wertvorstellungen<br />
und Problemlösefähigkeiten sind, <strong>die</strong> aus unterschiedlichen Lernerfahrungen<br />
resultieren“ (Mitchell & Krumboltz, 1994, S. 182).<br />
Die Autoren gehen davon aus, dass bei Entscheidungen, welche mit der Berufswahl oder der<br />
Laufbahnplanung zusammenhängen, <strong>die</strong> folgenden vier Faktorengruppen eine wichtige Rolle<br />
spielen:<br />
1. Genetische Ausstattung: Eigenschaften und Begabungen, welche günstige oder hinderliche<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> persönliche Entwicklung darstellen können, wie ethnische<br />
Herkunft, Geschlecht, körperliche Merkmale und <strong>die</strong> Fähigkeit aus bestimmten Erfahrungen<br />
zu lernen. Spezielle Begabungen wie Intelligenz, Musikalität, künstlerisches<br />
Talent oder körperliche Koordinationsfähigkeit sind meist das Resultat von Interaktionen<br />
ererbter Dispositionen mit spezifischen Umwelterfahrungen.<br />
AuF Print Nr. 12 257
Metzler-Burren, Charlotte<br />
2. Umweltbedingungen und Ereignisse: Die <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung wird durch<br />
soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Ereignisse beeinflusst. Dazu gehören <strong>die</strong><br />
Art und Anzahl der angebotenen Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten, Zugangsregelungen<br />
zu Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen, Arbeitsgesetze, Bezahlung, technologische<br />
Entwicklungen, Veränderungen der gesellschaftlichen Struktur, Ausbildungserfahrungen<br />
und Ressourcen in der Familie, das Bildungssystem sowie <strong>die</strong> Beeinflussung<br />
durch <strong>die</strong> lokale Gemeinschaft.<br />
3. Lernerfahrungen: Jeder Mensch hat eine unverwechselbare Geschichte von Lernerfahrungen,<br />
welche zur Wahl einer bestimmten <strong>berufliche</strong>n Laufbahn führt. Mitchell und<br />
Krumboltz (1994, S. 164) unterscheiden drei Arten: das instrumentelle und das assoziative<br />
Lernen sowie <strong>die</strong> klassische Konditionierung.<br />
4. Aufgaben- oder Problemlösefähigkeiten: Diese werden als kognitive und pragmatische<br />
Fähigkeiten sowie emotionale Neigungen definiert, mit denen das Individuum an <strong>die</strong><br />
Lösung von Aufgaben herangeht. Sie sind aus dem Zusammenspiel von Lernerfahrungen,<br />
genetischen Merkmalen und speziellen Begabungen und Umwelteinflüssen entstanden.<br />
Diese interagierenden Gruppen von Einflussfaktoren führen zu Überzeugungen über das<br />
eigene Selbst (Selbstbild) und über <strong>die</strong> Arbeitswelt (Umweltbild), welche sich wiederum darauf<br />
auswirken, wie eine Person an das Erlernen neuer Fähigkeiten herangeht. Sie beeinflussen<br />
auch individuelle Zielsetzungen und Handlungen.<br />
Nach Mitchell und Krumboltz (1996, S. 170) nimmt jeder Mensch generalisierte Selbstbeobachtungen<br />
vor. Sie verstehen darunter eine Selbstbeobachtung und –bewertung des eigenen<br />
Verhaltens, ein Vergleichen mit den eigenen Wertvor-stellungen und den Einstellungen<br />
oder Fähigkeiten anderer sowie eine Verallge-meinerung <strong>die</strong>ser Beobachtungen. Es werden<br />
drei Arten von generalisierten Selbstbeobachtungen oder „Selbsteinschätzungen“ (Busshof,<br />
1998, S. 33) unterschieden:<br />
− Generalisierte Selbstbeobachtungen über <strong>die</strong> Aufgabenwirksamkeit (task efficacy, „ich<br />
bin gut in Mathematik“)<br />
− Generalisierte Selbstbeobachtungen über Interessen („ich tue gerne...“)<br />
− Generalisierte Selbstbeobachtungen über eigene Wertvorstellungen („Prestige ist mir<br />
wichtig“)<br />
Unter Generalisierten Weltanschauungen ist ein Kern von ähnlichen Umwelterfahrungen<br />
zu verstehen, der mit der Erwartung verbunden ist, dass unter vergleichbaren Bedingungen<br />
ein ähnliches Ereignisse zu erwarten ist. Einen besonderen Platz in der Berufswahl nehmen<br />
<strong>für</strong> Mitchell und Krumboltz (1994) <strong>die</strong> Problemlösefähigkeiten und <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung<br />
ein. Sie werden definiert als kognitive und pragmatische Fähigkeiten<br />
sowie emotionale Neigungen, mit denen das Individuum an <strong>die</strong> Lösung von Aufgaben herangeht.<br />
Nach Krumboltz & Baker (1973; zit. nach Busshof, 1998, S. 35) sind <strong>die</strong> folgenden Fähigkeiten<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung von besonderem Interesse:<br />
1. Eine wichtige Entscheidungssituation erkennen<br />
2. Die Aufgabe realistisch definieren<br />
3. Generalisierte Selbstbeobachtungen und Weltanschauungen überprüfen<br />
4. Ein breites Spektrum an Alternativen in Betracht ziehen<br />
5. Notwendige Informationen über <strong>die</strong> Alternativen sammeln<br />
6. Entscheiden, welche Informationsquellen am verlässlichsten, genauesten und wichtigsten<br />
sind<br />
7. Diese sechsstufige Abfolge von entscheidungsrelevanten Verhaltensweisen planen und<br />
durchführen.<br />
258 AuF Print Nr. 12
4.4.1 Praktische Anwendung<br />
Anhang<br />
Berufsfindungsschwierigkeiten treten auf, wenn Personen an gelernten Dispositionen<br />
(Selbstkonzeptinhalten, Umweltvorstellungen und Problemlösungsmethoden) festhalten.<br />
Durch Umlernen und Hinzulernen kann <strong>die</strong> Person-Umwelt-Diskrepanz wieder angepasst<br />
werden. Das Selbstbild muss auf bisher unbeachtete Wertvorstellungen hin überprüft werden,<br />
möglicherweise ist eine Umstrukturierung notwendig, so dass nicht mehr <strong>die</strong> Schwächen,<br />
sondern <strong>die</strong> Stärken <strong>die</strong> Selbstwahrnehmung beherrschen und dadurch Sicherheit und<br />
Zuversicht entwickelt werden können, welche wiederum Entscheidungen und Handlungsplanungen<br />
ermöglichen. Das Um- und Neulernen kommt zu einem vorläufigen Abschluss, wenn<br />
<strong>die</strong> Person und <strong>die</strong> Umwelt befriedigend aufeinander abgestimmt worden sind (Krumboltz,<br />
1979; zit. nach Busshof, 1998, S. 35).<br />
4.4.2 Beziehungsgestaltung und Beratungsfertigkeiten<br />
Vor den eigentlichen Interventionen wird ein Vertrauensverhältnis zwischen Klient und Berater<br />
aufgebaut ( <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> kaum möglich ). Danach werden <strong>die</strong> Ziele der Beratung<br />
und <strong>die</strong> Mittel, mit welchen gearbeitet wird, mit dem Klienten besprochen. Neben Test-<br />
Interpretationen werden verschiedene Methoden angewendet, um unlogische Denkprozesse,<br />
problematische Überzeugungen und Generalisierungen aufzudecken. Dazu gehören lautes<br />
Denken und Phantasieren oder auch das abspielen und Diskutieren von zuvor aufgenommenen<br />
Tonbandaufnahmen. Nützliche Denkprozesse oder Handlungen werden positiv verstärkt<br />
und <strong>die</strong> Problemlösefähigkeiten werden weiter entwickelt. Die Berater arbeiten eher<br />
mit direktiven Methoden (Mitchell & Krumboltz, 1994).<br />
5. Entscheidungsmodelle<br />
Entscheidungstheoretische Modelle untersuchen den eigentlichen Prozess der Auswahl und<br />
der Entscheidungsfindung beim Ratsuchenden, während Berufswahlmodelle den Prozess<br />
der Berufswahl vor dem Hintergrund der persönlichen Disposition und <strong>berufliche</strong>n Präferenz<br />
definieren. Brown (1994b, S. 427) unterscheidet zwischen normativen oder präskriptiven und<br />
deskriptiven Entscheidungsmodellen. Normative oder präskriptive Modelle erklären, wie man<br />
Entscheidungen treffen sollte; deskriptive Modelle untersuchen, wie <strong>die</strong> tatsächlichen Entscheidungen<br />
der Menschen ausfallen. Allen Entscheidungstheorien gemeinsam ist <strong>die</strong> Wichtigkeit<br />
der Informationen über alternative Wahlmöglichkeiten und über das eigene Wertesystem.<br />
Nach Katz, Norris und Pears (1978, in Brown, 1994b, S.446) muss eine Person eine gut<br />
entwickelte Selbstvorstellung haben, vor allem von ihren Werten, damit das Material vor dem<br />
Hintergrund <strong>die</strong>ses individuellen Bezugsrahmens ausgewertet werden kann. Die Informationen<br />
müssen Daten enthalten, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> zu erwartenden Ergebnisse einer bestimmten<br />
Berufswahl beziehen. Sie sollten so präsentiert werden, dass sie Aufschlüsse über alle vorhandenen<br />
Möglichkeiten geben. Die unten beschriebenen Entscheidungsmodelle von<br />
Gottfredson sowie Janis und Mann sind deskriptiv. Zu <strong>die</strong>ser Gruppe gehört auch Vrooms<br />
Erwartungsmodell (1964, zit. nach Brown, 1994b). Dieses wird hier nicht erörtert, weil es<br />
nicht Eingang in <strong>die</strong> gängige deutsche Berufs- und Laufbahnberatungsliteratur genommen<br />
hat (vergl. Ertelt & Schulz, 1997, Zihlmann, 1998). Die präskriptiven Modelle werden ebenfalls<br />
nicht beschrieben, sie wurden nach Brown (1994b) noch kaum evaluiert. Da deskriptive<br />
Entscheidungsmodelle den Prozess des Ratsuchenden fokussieren, werden Beratungsfähigkeiten<br />
des Beraters oder <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung weniger untersucht und hier nicht<br />
thematisiert.<br />
5.1 Das Entscheidungsmodell von Janis und Mann<br />
Nach Janis und Mann (1977, zit. nach Brown, 1994b, S. 433) wird jede persönlich wichtige<br />
Entscheidung von sich widerstrebenden Kräften begleitet, welche Druck auslösen. Das<br />
Ausmaß an Stress ist abhängig von den individuellen Zielen und den damit assozierten Bedürfnissen<br />
und Erwartungen. Bedrohungen und Möglichkeiten beschleunigen <strong>die</strong> Entschei-<br />
AuF Print Nr. 12 259
Metzler-Burren, Charlotte<br />
dung. Falls bei einem Entscheidungskonflikt alle Alternativen große Risiken beinhalten und<br />
<strong>die</strong> Hoffnung auf eine Lösung verloren ist, wendet sich der Klient der am wenigsten problematischen<br />
Alternative zu und flüchtet in ein defensives Ausweichverhalten. Wenn in einem<br />
schwerwiegenden Entscheidungskonflikt das Individuum glaubt, nicht über ausreichende Zeit<br />
und Mittel <strong>für</strong> eine befriedigende Lösung zu verfügen, reagiert <strong>die</strong> Person mit sehr starken<br />
Stressgefühlen und es besteht <strong>die</strong> Möglichkeit, dass sie von einem überaufmerksamen, panikartigen<br />
Verhalten beherrscht wird. Wenn der Entscheidungskonflikt zu mäßigem Stress<br />
führt, werden <strong>die</strong> verschiedenen Handlungsalternativen aufmerksam geprüft und eine gute<br />
Lösung ausgearbeitet, solange Hoffnung auf eine befriedigende Lösung besteht. Neben der<br />
Einschätzung und den typischen Stressreaktionen werden Problemlösemethoden eingesetzt.<br />
Die Entscheidungsperson stellt sich verschiedene Fragen.<br />
Die erste lautet:<br />
„Sind Risiken damit verbunden, wenn ich mich nicht ändere?“ Wenn <strong>die</strong>se Frage verneint<br />
werden kann, entsteht kein Stress, <strong>die</strong> Person wird so weiter machen wie bisher. Lautet dagegen<br />
<strong>die</strong> Antwort „ja“ oder „vielleicht“, steigt <strong>die</strong> emotionale Beteiligung und <strong>die</strong> kognitive<br />
Aufmerksamkeit und es werden Alternativen gesucht. Es folgt <strong>die</strong> zweite Frage: „Ergeben<br />
sich schwerwiegende Risiken, wenn ich mein Verhalten ändere?“<br />
Bei einer negativen Antwort folgt eine Entscheidung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Alternative, ohne dass es zu Konflikten<br />
kommt. Wenn <strong>die</strong> zweite Frage auch mit „vielleicht“ oder „ja“ beantwortet wird, wenn<br />
also das Beibehalten einer Handlung als auch <strong>die</strong> Änderung bedrohend sind, steigen <strong>die</strong><br />
Stressgefühle weiter an, <strong>die</strong> Person wird intensiv aufmerksam.<br />
Es folgt <strong>die</strong> dritte Frage: „Kann ich realistischerweise hoffen, eine bessere Lösung zu finden?“<br />
Eine negative Antwort führt tendenziell dazu, den Konflikt zu umgehen, oder ihn auf<br />
sich beruhen zu lassen oder dann <strong>die</strong> am wenigsten problematische Alternative zu favorisieren<br />
und gegen Bedenken abzusichern. Janis und Mann (1979, zit.nach Busshof, 1998, S.<br />
48) bezeichnen <strong>die</strong>s als „defensives Ausweichverhalten“.<br />
Eine optimistische Antwort zieht <strong>die</strong> vierte Frage nach sich:<br />
„Habe ich genügend Zeit, um eine tragfähige Lösung zu finden?“ Bei einer negativen Antwort<br />
steigen <strong>die</strong> Stressgefühle stark an. Ein panikartiges, überaufmerksames (hypervigilantes)<br />
Verhalten setzt ein. Wird <strong>die</strong> letzte Frage mit „ja“ oder „vielleicht“ beantwortet, bewegen sich<br />
<strong>die</strong> Stressgefühle auf einem mittleren Niveau, das Problemlöseverhalten ist umsichtig und<br />
aufmerksam, es kann zu einer fun<strong>die</strong>rten Entscheidung kommen (vigilantes Verhalten).<br />
Da das vigilante Verhalten zu positiven Konsequenzen führt mit wenig Nachentscheidungsproblemen<br />
und mit Stabilität der getroffenen Entscheidung, wird <strong>die</strong>ses Problemlösungsverhalten<br />
als Prototyp des erwünschten Verhaltens erachtet. Eine „gute Entscheidung“<br />
weist somit nach Janis und Mann (1979; zit. nach Busshof, 1998, S. 49) <strong>die</strong> folgenden 7 Gütekriterien<br />
auf:<br />
1. Gründliches Prüfen von Alternativen<br />
2. Klärung der angestrebten Ziele und der tangierten Werte<br />
3. Abwägen der negativen und positiven Konsequenzen einer jeden Alternative<br />
4. Suche nach relevanten neuen Informationen zur weiteren Überprüfung der Alternativen<br />
5. Unvoreingenommene Aufnahme und Berücksichtigung neuer Informationen und gegebenenfalls<br />
von Expertenmeinungen<br />
6. Erneute Überprüfung und Bewertung der Konsequenzen aller Alternativen, auch der zunächst<br />
als nicht akzeptabel eingeschätzten<br />
7. Planung der Ausführung der präferierten Alternative unter besonderer Beachtung vermuteter<br />
Risiken.<br />
Der Entscheidungsverlauf wird nach den Autoren in fünf Phasen, <strong>die</strong> nicht zwangsläufig in<br />
der dargestellten Reihenfolge ablaufen müssen, unterteilt.<br />
1. Einschätzung der Herausforderung<br />
2. Suche und Sichtung von Alternativen<br />
3. Abwägen und informatorische Aufarbeitung von Alternativen<br />
4. Entscheidung und Planung der Realisierungsschritte<br />
5. Festhalten an der Entscheidung (auch bei Realisierungsschwierigkeiten)<br />
260 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
Bei vigilantem Verhalten werden nicht immer alle Phasen durchlaufen, oft werden gewisse<br />
Phasen nur oberflächlich gestreift. Janis und Mann (1979, zit. nach Busshoff, 1998) führen<br />
<strong>die</strong>s auch auf interindividuelles Problemlösungsverhalten zurück. Die eine oder andere Verhaltensweise<br />
wird je nach Bedürfnis, Stresstoleranz und Problemlösungsgewohnheiten bevorzugt.<br />
Diese Tendenzen können sich auch so verfestigt haben, dass sie erfolgreiche Lösungsversuche<br />
unmöglich machen und therapeutische Behandlung erfordern. Die Autoren<br />
gehen davon aus, dass sich <strong>die</strong> entscheidende Person eine Reihe von Fragen vorlegt, welche<br />
prüfen helfen, was passiert, wenn sich <strong>die</strong> Person ändert oder nicht ändert. Sie haben<br />
ein Bilanzmodell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis entworfen, in welchem in 16 Schritten <strong>die</strong> verschiedenen Alternativen<br />
mit ihren Vor- und Nachteilen nach ihrer Bedeutung bewertet werden.<br />
5.2 Eingrenzungs- und Kompromissmodell von Gottfredson<br />
In den meisten Fällen können <strong>berufliche</strong> Wunschvorstellungen nicht einfach umgesetzt<br />
werden. Gottfredson (1996, zit. nach Busshof, 1998, S. 41) hat sich mit Kompromissbildungen<br />
bei der Realisierung von Berufswünschen beschäftigt. Die Autorin betrachtet das Selbstkonzept<br />
und <strong>die</strong> Berufsvorstellungen als zentrale Komponenten in <strong>berufliche</strong>n Entscheidungssituationen.<br />
Mit vielen Untersuchungen konnte sie zeigen, dass dem Vorgang der<br />
Kompromissbildung ein längerer Prozess der Eingrenzung eines Feldes akzeptabler Berufe<br />
voraus geht.<br />
Die in Frage kommenden Berufe werden durch drei Grenzen umschrieben:<br />
<strong>die</strong> Geschlechtstypik-, <strong>die</strong> Prestige- und <strong>die</strong> Anstrengungsgrenze.<br />
Dieses Feld von akzeptierten Berufen gilt in der Phase der Berufswahl als Bezugsrahmen, in<br />
welchen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entscheidung <strong>die</strong> Realisierungserwartungen einbezogen werden. Zwischen<br />
den <strong>berufliche</strong>n Ideal-Vorstellungen und denen, <strong>die</strong> realisierbar erscheinen, muss ein<br />
Kompromiss gesucht werden. Gottfredson unterscheidet dabei zwischen dem Ausmaß des<br />
erforderlichen Kompromisses und dem Grad der durch den Kompromiss bedingten persönlichen<br />
Betroffenheit. Die Dynamik der Kompromissbildung entspricht den folgenden Regeln<br />
(Busshof, 1998, S. 43-44):<br />
1. Welches Gewicht <strong>die</strong> Geschlechtstypik, das Prestige und das Interesse in der Kompromissbildung<br />
erhalten, hängt vom Ausmaß der Kompromissbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl ab.<br />
2. Berufswähler streben nicht <strong>die</strong> bestmögliche Entscheidung an, sondern eine, <strong>die</strong> ihnen<br />
gut genug erscheint. Der Aufwand <strong>für</strong> eine gründlich überlegte, und differenzierte Entscheidung<br />
ist offensichtlich zu groß.<br />
3. Berufswähler vermeiden nicht-zufriedenstellende Entscheidungen indem sie an unrealistischen<br />
Vorentscheidungen festhalten, Alternativen suchen, <strong>die</strong> Anstrengungsgrenze überprüfen<br />
oder <strong>die</strong> Entscheidung aufschieben.<br />
4. Nach eingegangenem Kompromiss werden am ehesten Interessenanpassungen vollzogen.<br />
Die Anpassung an unbefriedigendes Prestige oder an <strong>die</strong> Geschlechtsidentität fällt<br />
kleiner aus.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass – entsprechend verschiedenen Komponenten des<br />
Selbstkonzeptes - Berufswünsche solange verändert werden, bis sie realisierbare Präferenzen<br />
hervorbringen, aus denen sich durch eine Entscheidung <strong>die</strong> Berufsabsicht ergibt.<br />
5.3 Der Entscheidungsprozess des Beraters<br />
Nicht nur ratsuchende Klienten stehen in einem Entscheidungsprozess. Nach Bobevski und<br />
McLennan (1998) kann <strong>die</strong> Arbeit des Beraters als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess<br />
definiert werden. Die Autoren gehen dabei nicht von klassischen behavioristischen<br />
Entscheidungsmodellen aus, bei welchen zumeist Studenten unter künstlichen Laborbedingungen<br />
einfache Aufgaben lösen mussten, sondern betrachten Entscheidungssituationen in<br />
der realen Welt. Diese werden erst seit kurzer Zeit untersucht. Das Problem, welches vom<br />
Klienten präsentiert wird, ist schlecht strukturiert, enthält komplexe Beziehungen zwischen<br />
AuF Print Nr. 12 261
Metzler-Burren, Charlotte<br />
vielen verschiedenen Faktoren, klare Kriterien <strong>für</strong> eine Lösung fehlen. Der Berater muss aktiv<br />
Informationen suchen und integrieren und er muss fortlaufend entscheiden, wie er am<br />
besten zu den Statements der Klienten Stellung bezieht. Die Beratung ist insofern dynamisch,<br />
als spätere Antworten des Beraters auf früheren Antworten und dem Einfluss, welche<br />
<strong>die</strong>se auf den Klienten hatten, basieren.<br />
Nach dem Entscheidungs-Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995, zit. in<br />
Bobevski & McLennan, 1998, S. 51) werden komplexe Entscheidungen durch Motivationsprozesse<br />
ausgelöst. Durch <strong>die</strong>se werden Intentionen, spezifische Emotionen, Aufmerksamkeitsprozesse<br />
und Entschlusshandlungen hervorgerufen, welche in spezielle Aktionen transformiert<br />
werden. Diese Aktionen und ihre Ergebnisse werden vom Individuum wahrgenommen<br />
und wirken sich wiederum auf <strong>die</strong> Emotionen aus, welche ihrerseits wieder Einfluss auf<br />
Aufmerksamkeits- und Entschlussprozesse haben und so weitere Aktionen hervorrufen. Die<br />
Autoren gehen davon aus, dass in einer natürlichen Entscheidungssituation der Entscheider<br />
Aktionen macht, welche das Ziel haben, Kontrolle über <strong>die</strong> Situation zu gewinnen, indem er<br />
fortwährend Rückmeldungen von der Umgebung sucht. Die Situation wird problematisch,<br />
wenn <strong>die</strong> Kontrolle verloren geht.<br />
Der Erfolg in einer Entscheidungssituation resultiert in der Fähigkeit, nicht nur seine kognitiven<br />
und Aufmerksamkeitsressourcen zu kontrollieren, sondern auch seinen emotionalen<br />
Status sowie <strong>die</strong> motivationalen kognitiven Anstrengungen bewusst steuern zu können, so<br />
dass der Entscheider an sich erfahren kann, effektive Aktionen erfolgreich vorzunehmen.<br />
Fehler in der Selbstregulation erlauben das Eindringen von unwichtigen oder spaltenden<br />
Emotionen und Kognitionen, welche den Erfolg von Entschlussaktionen vermindern.<br />
Um <strong>die</strong> Effektivität der Telefonberatung zu überprüfen, wurde mittels des Modells von Omodei<br />
und Wearing (1995, zit. in Bobevski & McLennan, 1998) eine Stu<strong>die</strong> durchgeführt. Ein<br />
eher tiefer Grad von emotionaler Einbindung mit dem Klienten korrelierte mit einem höheren<br />
Grad an Erfolg. Allerdings zeigten alle Berater einen sehr hohen Grad an emotionaler Involviertheit.<br />
Dieser Befund zeigt, dass großer Erfolg nicht unbedingt mit emotionaler Distanz<br />
zum Anrufer verbunden sein muss, aber eher mit einer Involviertheit, welche der Aufgabe<br />
angemessen ist. Diejenigen Berater, welche extrem hohe Werte an Involviertheit angaben,<br />
sind möglicherweise anfälliger <strong>für</strong> störende und irrelevante Gedanken bezüglich des Klienten<br />
und seiner Bedürfnisse.<br />
Der negative Einfluss von Ängstlichkeit auf <strong>die</strong> Leistung des Beraters wurde von verschiedenen<br />
Forschern bestätigt. Nach Sarason (1988) interferiert <strong>die</strong> Ängstlichkeit negativ mit Aufmerksamkeit.<br />
Eysenck und Calvo (1992) fanden, dass Ängstlichkeit <strong>die</strong> Ressourcen des Gedächtnis<br />
beeinträchtigt. Die Resultate der Stu<strong>die</strong> von Bobevski und McLennan (1998) legen<br />
nahe, dass eine Hauptquelle der Ängstlichkeit während eines Interviews in der Wahrnehmung<br />
von Kontrollverlust in den fortschreitenden Sequenzen einer hilfegebenden Interaktion<br />
mit einem Klienten liegt. Die Autoren betonen, dass der Erfolg der Telefonberatung signifikant<br />
von der Erfahrung des Beraters und von spezifischen motivationalen, emotionalen und<br />
kognitiven Variablen des Beraters abhängt.<br />
6. Zusammenfassung theoretische Grundlagen<br />
Die Kommunikationstheorien untersuchen <strong>die</strong> Übermittlung jeder Art von Zeichen, dabei<br />
kann <strong>die</strong> Telefonberatung als spezielle Kommunikationsform mit vielen Besonderheiten betrachtet<br />
werden.<br />
Alle Beratungs- und Berufswahltheorien (mit Ausnahme der klientenzentrierten Beratung<br />
und dem Ansatz von Holland) gehen von einem prozeßhaften, stufigen Beratungsmodell<br />
aus. Am Anfang erfolgt <strong>die</strong> Problemklärung oder <strong>die</strong> Diagnose (1). In verhaltensorientierten<br />
Beratungen spielt zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt <strong>die</strong> Definition des Beratungsziels (2) ebenfalls<br />
eine wichtige Rolle. Es folgt eine Sammlung von Daten über Interessen, Präferenzen,<br />
Selbstkonzept, Entwicklungsstand, Problemen und weiteren psychischen Strukturen<br />
des Klienten sowie über in Frage kommende <strong>berufliche</strong> Umwelten, Berufe, Weiterbildungen<br />
oder Arbeitsgebiete (3). Die Daten werden in unterschiedlichem Ausmaß vom Berater<br />
allein oder aber zusammen mit dem Klienten begutachtet und interpretiert(4). In der<br />
262 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
Intervention (5) werden geeignete Strategien und Verfahren eingesetzt, welche den Klienten<br />
befähigen sollen, eine <strong>für</strong> ihn ´richtige´ Entscheidung zu treffen oder zu einer angemessenen<br />
Problemlösung (6) zu kommen.<br />
Der <strong>berufliche</strong> Wahlprozess kann als eine Zuordnung von persönlichen Merkmalen zu <strong>berufliche</strong>n<br />
Umwelten definiert werden (Trait-Faktor-Ansatz, Hollands Theorie), als Verwirklichung<br />
des Selbstkonzepts in <strong>berufliche</strong>n Umwelten (Klientzentrierter Ansatz, Supers Lebenszeitansatz),<br />
als Lern- oder Verhaltensprozess (behavioristische Methoden, REBT,<br />
Krumboltz) oder als Entscheidungsprozess (Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong>, entscheidungstheoretische<br />
Modelle). Die Zuteilung in eine <strong>die</strong>ser vier Gruppen ist unscharf, es gibt<br />
viele Überschneidungen.<br />
III. Erarbeitung<br />
1. Diskussion der Ansätze und Auswahl eines Modells<br />
In <strong>die</strong>sem Kapitel geht es darum, einen oder mehrere geeignete Ansätze auszuwählen, welche<br />
sich als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> geplante Untersuchung eignen und mit denen allenfalls bei<br />
einer späteren Projektion von methodischen Hilfsmitteln und Trainingsunterlagen weiter gearbeitet<br />
werden könnte. Bei den <strong>berufliche</strong>n Telefonberatungen handelt es um psychologische<br />
Vorgänge, welche in einer meist sehr kurzen, telefonischen Sequenz stattfinden oder<br />
angeregt werden. Die ausgewählten Ansätze sollten deshalb neben ihrem wissenschaftlich<br />
erwiesenen Wert einfach und klar sein. Sie müssen als Basis <strong>für</strong> ein einfach strukturiertes<br />
Modell benutzt werden können, welches auch von psychologisch nicht geschulten Personen<br />
in kurzer Zeit gelernt werden kann. Zudem müssen sie den Rahmenbedingungen der Telefonberatung<br />
angepasst sein, das heißt, sie müssen <strong>die</strong> in Kapitel II / 1 und 2.1 genannten<br />
Besonderheiten (s.S. 4 – 10, 11, fehlender Sichtkontakt, eingeschränkte nonverbale Kommunikation,<br />
Möglichkeit des schnellen Abbruchs etc.) berücksichtigen. In den folgenden Kapiteln<br />
wird aufgezeigt, nach welchen Merkmalen und Variablen <strong>die</strong> Modelle verglichen und<br />
ausgewählt werden. Danach wird das ausgewählte Modell noch näher unter dem Fokus der<br />
beteiligten Personen in seinem zeitlichen Ablauf untersucht. Als letztes werden <strong>die</strong> Variablen<br />
zusammengefasst und operationalisiert.<br />
1.1 Auswahlkriterien<br />
Um <strong>die</strong> verschiedenen Modelle vergleichen zu können, müssen zum Einen spezifische<br />
Merkmale bestimmt werden, unter deren Fokus alle Modelle verglichen werden, zum Anderen<br />
werden <strong>die</strong> einzelnen Modelle in <strong>für</strong> sie typische Variablen unterteilt. Diese Variablen<br />
werden den Merkmalen tabellarisch zugeordnet. Sie sind in unterschiedlichem Maß operationalisierbar.<br />
Aus arbeitsökonomischen Gründen und wegen der besseren Übersichtlichkeit<br />
wird <strong>die</strong> Operationalisierbarkeit erst nach der Auswahl eines Modells überprüft.<br />
1.2 Auswahl der Merkmale<br />
Es werden eine Anzahl Merkmale bestimmt, welche <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratungssituation<br />
typisch sind und <strong>die</strong> in der einschlägigen Literatur von vielen Autoren erwähnt und als wichtig<br />
erachtet werden. Jedes Merkmal besteht je nach Modell aus unterschiedlichen Variablen,<br />
welche im nachfolgenden Kapitel definiert werden.<br />
Als Bedingung gelten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Merkmale <strong>die</strong> folgenden Punkte:<br />
− Sie sollten von mehreren Autoren als wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungssituation beschrieben worden<br />
sein<br />
− Sie sollten bei mehreren Modellen beobachtet werden können.<br />
Die meisten Merkmale sind mehrdimensional, das heißt, sie werden vom Berater und vom<br />
Klienten unterschiedlich wahrgenommen. So beinhaltet beispielsweise das Merkmal Kom-<br />
AuF Print Nr. 12 263
Metzler-Burren, Charlotte<br />
munikation <strong>die</strong> Variable senden von sprachlichen Zeichen <strong>für</strong> den Sprecher und gleichzeitig<br />
verstehen von sprachlichen Zeichen <strong>für</strong> den Zuhörer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
werden beim Vergleich der Modelle <strong>die</strong> Merkmale nicht zwischen Sprecher und Zuhörer,<br />
respektive Berater und Klient aufgeteilt. Es werden <strong>die</strong> folgenden Merkmale festgelegt und<br />
im folgenden Kapitel beschrieben: Kommunikation, Beziehung, Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten,<br />
Berufswahl, unspezifische Sachebene, Entscheidung.<br />
1.2.1 Merkmal Kommunikation<br />
Das wohl nahe liegendste Merkmal betrifft <strong>die</strong> Kommunikation. Ohne <strong>die</strong>se kann weder ein<br />
Gespräch noch eine Beratung statt finden. In der Telefonberatung gibt es viele Besonderheiten<br />
in der Kommunikation, welche in einer Untersuchung berücksichtigt werden sollten (Ruppert,<br />
1999, Rosenfield, 1997, Watzlawick, Beavan & Jackson 1975 u.a.). Es interessiert, was<br />
<strong>die</strong> verschiedenen Modelle zu <strong>die</strong>sem Aspekt beizutragen haben.<br />
1.2.2 Merkmal Beziehung<br />
Die Kommunikation spielt sich zwischen mindestens zwei Personen ab, welche in einer Beziehung<br />
zueinander stehen. Dass <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung auf den Therapie- oder Beratungserfolg<br />
einen Einfluss hat, wurde in vielen Untersuchungen bewiesen (Grawe, Donati &<br />
Beranuer, 1994, Rogers 1951). Auch in den meisten der hier vorgestellten Beratungs- und<br />
Berufswahlmodellen wird sie erwähnt und spielt eine wichtige Rolle.<br />
1.2.3 Merkmal Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten<br />
In den meisten Beratungs- und Berufswahlmodellen sind Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungsgestaltung<br />
zentral und folgen den theoretischen Annahmen des Modells (Brown & Brooks, 1994,<br />
Busshoff, 1998, Ertelt und Schulz, 1997, Zihlmann, 1998). Meist handelt es sich um Anweisungen<br />
oder Haltungen <strong>für</strong> den Berater, wie er vorgehen muss, damit beim Klienten ein<br />
Lern- oder Bewusstseinsprozess statt finden kann. Sie werden je nach Modell Beratungstechniken,<br />
Beratungsfertigkeiten, Beratungskompetenzen, praktische Anweisungen, Beratungsverfahren,<br />
Anwendung der Theorie oder ähnlich genannt. Hier sollen <strong>die</strong>se Handlungsanweisungen<br />
oder Techniken als Beratungsfertigkeiten bezeichnet werden. Ihnen entsprechen<br />
auf der anderen Seite das Klientenverhalten. Es gibt Modelle, welche den Beratungsprozess<br />
eher aus dem Fokus des Beraters beschreiben, andere untersuchen eher das Klientenverhalten.<br />
Beide hängen zusammen und werden deshalb hier - wie oben erwähnt – zusammen<br />
behandelt.<br />
1.2.4 Merkmal Berufswahl / unspezifische Sachebene<br />
Die <strong>berufliche</strong> Beratung als Sonderform der Beratung, gründet auf Konzepten, welche beschreiben,<br />
wie Menschen eine ihnen angemessene <strong>berufliche</strong> Tätigkeit auswählen. Sie bilden<br />
so den Kern der <strong>berufliche</strong>n Beratung (Brown & Brooks, 1994, Busshof, 1994, Ertelt &<br />
Schulz, 1997). Mit den beiden Merkmalen Berufswahl und unspezifische Sachebene wird<br />
unterschieden, ob ein Beratungsmodell solche Konzepte zum Prozess der Berufswahl enthält<br />
– in <strong>die</strong>sem Fall werden <strong>die</strong> Variablen unter Berufswahl aufgelistet - oder ob es Konzepte<br />
zu unterschiedlichsten Problem- oder Sachlagen bereithält und so unter dem Merkmal<br />
unspezifische Sachebene zu notieren ist.<br />
1.2.5 Merkmal Entscheidung<br />
Die Wahl eines Berufes oder einer Ausbildung geht immer mit Entscheidungen einher<br />
(Brown & Brooks, 1994, Busshoff, 1998, Ertelt & Schulz, 1997). Es interessiert daher, wie<br />
weit <strong>die</strong> verschiedenen Modelle Konzepte zum Zustandekommen von Entscheidungen enthalten.<br />
264 AuF Print Nr. 12
1.3 Auswahl der Variablen<br />
Anhang<br />
Für <strong>die</strong> in Kapitel II beschriebenen Theorien und Modelle ist bis jetzt keine Systematik bekannt,<br />
durch welche <strong>die</strong> Modelle in einzelne Variablen oder Teile zerlegt werden könnten. Es<br />
wird somit folgendes Verfahren gewählt:<br />
Als Variablen werden kleine Einheiten einer Theorie oder eines Modells bestimmt, <strong>die</strong> notwendig<br />
<strong>für</strong> das Verständnis sind und welche häufig kleine Abschnitte oder Erläuterungen<br />
zusammen fassen oder welche Unterkonzepte eines Modells darstellen.<br />
So finden sich beispielsweise unter dem Merkmal Berufswahl des Lebenszeitansatzes der<br />
Laufbahnentwicklung von Super (1994) Variablen wie Laufbahndaten, Lebensstadium, Berufswahlreife,<br />
sozialer ökonomischer Status, Selbstkonzept, Begabungen und so weiter.<br />
1.4 Vergleich der Modelle und Theorien<br />
Die Modelle und Theorien werden anhand der Merkmale und Variablen verglichen. Den Vorzug<br />
wird dasjenige Modell erhalten, bei welchem <strong>die</strong> meisten Merkmale berücksichtigt wurden.<br />
1.4.1 Vergleich der Kommunikationstheorien<br />
Im ersten Punkt der Tabelle in Anhang I (S. 64 – 66) werden <strong>die</strong> Kommunikationstheorien<br />
und Modelle aufgelistet. Einfache Nachrichtenübertragungsmodelle können als Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> telefonische Beratung betrachtet werden. Gerade weil <strong>die</strong> Kommunikation nur über<br />
<strong>die</strong> Sprache stattfindet, muss durch <strong>die</strong> technische Einrichtung und durch bewusstes verständliches<br />
Sprechen <strong>die</strong> Verständigung gewährleistet sein. Dies ist jedoch <strong>für</strong> eine <strong>berufliche</strong><br />
Beratung sicher nicht ausreichend.<br />
Im Zwei-Aspekte-Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. (1969) sowie im Vier-<br />
Ebenen-Modell von Schulz von Thun (1994, Punkt 1.2 und 1.3, Anhang I) wird neben dem<br />
Inhalt einer Mitteilung auch der Beziehungsaspekt berücksichtigt, im letzteren Modell zusätzlich<br />
der Verhaltensappell sowie <strong>die</strong> Selbstoffenbarung des Sprechers. Diese sind auf <strong>die</strong><br />
Gesprächssituation im persönlichen Kontakt angelegt. Es fehlen bei allen <strong>die</strong>sen Ansätzen<br />
Konzepte über <strong>die</strong> Beratung, <strong>die</strong> Berufswahl oder über das Fällen von Entscheidungen. In<br />
ihrem Modell der Telefonberatung analysiert Rosenfield (1997, Punkt 1.4, Anhang I, S. 66)<br />
ausführlich <strong>die</strong> spezielle Kommunikation am Telefon und gibt viele Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungssituation<br />
in einem Setting, welches ohne visuelle Informationen auskommen muss. Ihr<br />
Modell der Beziehungsgestaltung und Beratung ist klientzentriert, sie erläutert jedoch auch<br />
andere Beratungsmethoden. Die Berufswahl und <strong>die</strong> Entscheidungsfindung werden durch<br />
den klientenzentrierten Ansatz gefördert. Diese Ansätze werden im nachfolgenden Kapitel<br />
besprochen.<br />
1.4.2 Vergleich der Beratungs- und Berufswahlmodelle<br />
Unter Punkt zwei sind <strong>die</strong> Beratungsmodelle aufgelistet, Punkt drei (beide in Anhang I, S. 67<br />
- 74) zeigt <strong>die</strong> Berufswahltheorien.<br />
Das Modell der Klientenzentrierten Beratung von Rogers (1951) macht Vorgaben vorwiegend<br />
<strong>für</strong> das Verhalten des Beraters. Er ist in erster Linie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Etablierung einer guten Beziehung<br />
verantwortlich, eher reaktiv geht er auf Vorgänge beim Klienten ein, welcher dadurch<br />
zur (<strong>berufliche</strong>n) Selbsterkenntnis gelangt und Entscheidungen fällen kann. Die Methode<br />
enthält kein weiteres Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl und das Entscheidungsfällen. Um<br />
erfolgreich allein mit <strong>die</strong>ser Methode arbeiten zu können, wäre gemäß Rosenfield (1997)<br />
eine länger dauernde Beratungsausbildung im face-to-face Setting notwendig, da der Berater<br />
zum Entwickeln der zentralen Variablen (Empathie, Wertschätzung, Echtheit...) sichtbare<br />
Feedbacks vom ganzen Körper des Klienten einbeziehen sollte.<br />
Bei den Behavioristischen Methoden der Laufbahnberatung (Spiegler & Guevremont<br />
(1993) werden nach einer Identifizierung des Problems genaue Zieldefinitionen vorgegeben<br />
und Lernprozesse durch positive oder negative Bekräftigung oder verschiedene weitere An-<br />
AuF Print Nr. 12 265
Metzler-Burren, Charlotte<br />
leitungen angeregt. Der Berater übt eine gewisse Kontrolle über den Klienten aus, was am<br />
Telefon eher schwierig sein dürfte. Ein eigentliches Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl fehlt, zur Beziehungsgestaltung<br />
wird erwähnt, dass ein Vertrauensverhältnis etabliert werden sollte, wie<br />
<strong>die</strong>s geschehen soll, wird nicht näher definiert, auch Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation sind<br />
nur spärlich.<br />
Die rational-emotive Verhaltensberatung (REBT) (Ellis, 1979) sieht irrationale Überzeugungen<br />
als Ursache von Problemen, welche unangemessene Emotionen zur Folge haben.<br />
Die Merkmale Beziehung und Kommunikation sind nicht sehr detailliert beschrieben und ein<br />
Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl fehlt. Für nicht ausgebildete Psychologen dürfte <strong>die</strong> Unterscheidung<br />
zwischen dem Problem, den irrationalen Überzeugungen und deren unangemessenen<br />
Folgen recht schwierig sein.<br />
Bei der lösungsorientierten Kurzberatung (Miller, 1988) spielt <strong>die</strong> Analyse des Problems<br />
eine geringe Rolle, es geht vielmehr um das Aushandeln von Zielen und Lösungen. Dabei<br />
werden auch kleinste Veränderungen, welche der Klient im Vorfeld der Beratung selbst herbei<br />
geführt hat, berücksichtigt und es wird darauf aufgebaut. Bestandteil <strong>die</strong>ser Methode ist<br />
der kurze Rückzug des Beraters, um Lösungen zu entwickeln. Letzteres muss auch im Bereich<br />
der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> durchführbar sein. Zu den Merkmalen Kommunikation<br />
und Beziehung gibt es wenig Angaben, ein eigentliches Berufswahlkonzept fehlt.<br />
Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997) gibt Hinweise zur<br />
Kommunikationsgestaltung. Die Beziehungsgestaltung folgt einem klientzentrierten Ansatz<br />
und ist differenziert ausformuliert. Die Beratungsfertigkeiten sind nach einem eklektischen<br />
Ansatz aufgebaut, neben dem klientzentrierten Ansatz spielen auch Lerntheorien und kognitiv-behavioristische<br />
Ansätze eine wichtige Rolle. Die Berufswahl ist nach einem Zuordnungsmodell<br />
(Trait- Faktor Ansatz) entwickelt. Die Hauptaufgabe des Beraters besteht darin,<br />
einzuschätzen wo der Klient in <strong>die</strong>sem Prozess steht und in dort zu unterstützen. Das gesamte<br />
Modell ist nach dem Entscheidungsprozess von Janis und Mann (1977) konzeptualisiert.<br />
Es werden alle Merkmale berücksichtigt.<br />
Der Trait- und Faktoransatz (Williamson, 1964) betrachtet <strong>die</strong> Berufswahl als eine Zuordnung<br />
von Persönlichkeitsfaktoren zu geeigneten Berufs- und Arbeitsumwelten. Für <strong>die</strong> Analyse<br />
<strong>die</strong>ser Faktoren werden sehr häufig Tests eingesetzt. Die Kommunikation und Beziehungsgestaltung<br />
folgt einem eher klientzentrierten Ansatz. Angaben zum Entscheidungsprozess<br />
fehlen.<br />
Die Berufswahltheorie von Holland (1985) ordnet ebenfalls – mittels Tests - den Persönlichkeitstypen<br />
<strong>die</strong> entsprechenden Arbeitsumwelten zu. Es fehlen Angaben zur Kommunikation,<br />
zur Beziehungsgestaltung, zum Beratungsprozess sowie zur Entscheidungsfindung.<br />
Der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung von Super (1994) sieht in der Berufswahl<br />
den Versuch, ein Selbstkonzept zu realisieren. Dabei ist – neben den Fähigkeiten und den<br />
<strong>berufliche</strong>n Wertvorstellungen - auch der Stand der persönlichen Entwicklung wichtig. In der<br />
Beratung werden neben der <strong>berufliche</strong>n auch <strong>die</strong> übrigen Rollen im Leben des Menschen mit<br />
einbezogen. Das Modell macht wenig Angaben zur Kommunikation, zur Gestaltung der Beziehung<br />
und auch <strong>die</strong> Entscheidungssituation ist nicht differenziert ausgeführt. Da es sich<br />
hier um einen sehr umfassenden, breiten Beratungsansatz handelt, welcher in der Regel<br />
mehrere Termine erfordert, scheint er auch aus <strong>die</strong>sen Gründen <strong>für</strong> <strong>die</strong> sehr kurzen Sequenzen<br />
einer Telefonberatung weniger geeignet.<br />
Krumboltz (1983) betrachtet <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung als sozialen Lernprozess,<br />
bei welchem <strong>die</strong> genetische Ausstattung, Umweltbedingungen, Lernerfahrungen und<br />
Problemlösefähigkeiten interagieren und zu Überzeugungen über das eigene Selbst und <strong>die</strong><br />
Arbeitswelt führen. Während <strong>die</strong> Entscheidungsfindung und <strong>die</strong> Berufswahl differenziert ausgearbeitet<br />
sind, macht Kurmboltz kaum Angaben zur Kommunikation und zur Beziehungsgestaltung.<br />
266 AuF Print Nr. 12
1.4.3 Vergleich der Entscheidungsmodelle<br />
Anhang<br />
Unter Punkt 4 im Anhang I (S. 75 – 76) sind <strong>die</strong> Entscheidungsmodelle aufgelistet. Das Konfliktmodell<br />
von Janis und Mann (1977) macht keine Angaben zur Kommunikation, zur Beziehung<br />
und zu den Beratungsfertigkeiten, es ist ganz auf <strong>die</strong> Entscheidungssituation konzentriert.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grund könnte es nur als ergänzendes Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung in<br />
Betracht gezogen werden.<br />
Gottfredson (1996) hat sich mit der Kompromissbildung in der Berufswahl befasst und<br />
beschrieben, wie <strong>die</strong> große Auswahl an Möglichkeiten begrenzt werden kann. Über <strong>die</strong><br />
Kommunikation, <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Beratungsfertigkeiten macht das Modell<br />
keine Angaben. Während <strong>die</strong> bis dahin besprochenen Entscheidungsmodelle vorwiegend<br />
Wirkungen beim Klient im Fokus haben, konzentriert sich das Entscheidungs-<br />
Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995) und <strong>die</strong> Untersuchungen, welche<br />
Bobevski und McLennan (1998) damit gemacht haben auf den Beratungsprozess aus<br />
der Sicht des Beraters, <strong>die</strong>ser wird als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess konzeptualisiert<br />
(Anhang I, S. 77). Die Kommunikation und Berufswahlprozesse werden nicht<br />
thematisiert, <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Beratungsfertigkeiten nur am Rand.<br />
1.5 Selektion eines Ansatzes<br />
Der Vergleich der Theorien im vorhergehenden Kapitel sowie in den Tabellen im Anhang I<br />
(S. 64 – 77) und Anhang II (S. 78 – 81) zeigt, dass es nur ein Modell gibt, welches zu allen<br />
fünf Merkmalen Angaben macht. Es handelt sich um <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong><br />
(ISM) von Ertelt und Schulz (1997). Sie berücksichtigt sowohl<br />
• <strong>die</strong> Kommunikation,<br />
• <strong>die</strong> Beratungsmethodik als auch<br />
• Berufswahlvorgänge und<br />
• Entscheidungsprozesse.<br />
Die ISM wurde explizit auch <strong>für</strong> Einmalberatungen entwickelt. Sie scheint deshalb geeignet,<br />
um als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> zu <strong>die</strong>nen. Zur besonderen<br />
Kommunikationssituation am Telefon macht das Modell wie alle anderen - mit Ausnahme<br />
von Rosenfield‘s – keine Angaben. Der Entscheidungsprozess wird aus der Sicht der<br />
Klienten geschildert.<br />
Es scheint, dass der Berater, wie in anderen Modellen, immer genau weiß, in welcher Phase<br />
der Klient steckt und welche Informationen zu welchem Zeitpunkt gerade benötigt werden.<br />
Dass <strong>die</strong>s oft nicht der Wirklichkeit entspricht, könnte jeder praktisch tätige Berater bestätigen.<br />
Bobevski und McLennan (1998) haben den <strong>Fernberatung</strong>sprozess als komplexen, dynamischen<br />
Entscheidungsprozess aus der Sicht des Beraters thematisiert und den Einfluss<br />
von Emotionen und Kognitionen mit dem Modell von Omodei und Wearing (1995) untersucht.<br />
Die ISM wird deshalb zum Einen mit den Vorgaben über <strong>die</strong> Telefonkommunikation<br />
des Modells von Rosenfield (1997), zum Anderen mit den Untersuchungen von Bobevski<br />
und McLennan (1998) mit dem Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995)<br />
ergänzt.<br />
Zusammenfassend sei festgehalten, dass <strong>die</strong> folgenden Modelle als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung<br />
der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong>nen werden:<br />
1. Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997)<br />
2. Telefonberatung von Rosenfield (1997): Kommunikation, ohne Beratungskonzept<br />
3. Telefonberatung als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess von Bobevski und<br />
McLennan (1998)<br />
AuF Print Nr. 12 267
Metzler-Burren, Charlotte<br />
2. Definition der Variablen<br />
Zur Definition der Variablen werden zuerst aus den oben ausgewählten Ansätzen ein Modell<br />
der Entscheidung <strong>für</strong> den Klienten sowie ein Beratungsmodell <strong>für</strong> den Berater entworfen.<br />
2.1 Der Entscheidungsprozess aus der Sicht des Klienten<br />
Wie in Kapitel II / 3.5 (S. 20ff) beschrieben, realisiert das Individuum durch eher tastendes<br />
Vorgehen und Vereinfachungsstrategien eine schrittweise Problemlösung ohne <strong>die</strong> Informationssuche<br />
und –verarbeitungskapazität bis an <strong>die</strong> Grenzen zu treiben. Dabei werden nur<br />
wenige Alternativen in Betracht gezogen, <strong>für</strong> ihre Bewertung nur einige Kriterien berücksichtigt<br />
und der Entscheidungsprozess wird möglichst lange offengehalten um neue Informationen<br />
leichter berücksichtigen zu können.<br />
Der Ablauf <strong>die</strong>ses kognitiv-affektiven Informations-Verarbeitungsprozesses wird im Anhang<br />
III (S. 82 – 83) stichwortartig aufgezeigt, parallel dazu werden auch <strong>die</strong> kommunikativen Vorgänge<br />
nach Rosenfield (1997, s. Kap. II / 1., S. 6 – 10 und Kap. II / 2.2, S. 11) sowie <strong>die</strong> Beziehungsentwicklung<br />
dargelegt. Es folgen hier <strong>die</strong> sechs Stufen des Ablaufes (nach Ertelt &<br />
Schulz, 1997, Janis & Mann, 1977).<br />
1. Einschätzung der Herausforderung: Der Klient benötigt Informationen zur Definition<br />
einer <strong>für</strong> ihn neuen Situation, zu Niveau und Art des verlangten Entschlusses sowie zum<br />
zu erwarteten Informationsaufwand.<br />
2. Suche und Sichtung von Alternativen: Hier geht es um <strong>die</strong> Generierung von Handlungsalternativen,<br />
einholen von Informationen über <strong>die</strong> Auswirkungen der Alternativen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> eigene Person (faktische Informationen: <strong>berufliche</strong> Möglichkeiten, Ausbildungen, Weiterbildungen,<br />
Realisierungschancen und Befriedigungsangebote).<br />
3. Bewertung von Handlungsweisen: Es folgen das Abwägen, Gewichten und informatorisches<br />
Aufarbeiten von Alternativen, das Einschätzen von Risiken und weiteres Einholen<br />
von Informationen. Selbsterkundung, Bewusstmachen von Wertungskriterien (wertende<br />
Informationen gewonnen aus Interessen, Motivationen, Präferenzen, Eignungsvorstellungen<br />
und internalisierten Umfeldbedingungen).<br />
4. Entschlussphase: Für <strong>die</strong> endgültige Auswahl und persönliche Festlegung benötigt der<br />
Klient informatorische Hilfen über Entscheidungswege, Auswahlkonflikte, Realisierungschancen<br />
und <strong>die</strong> zu erwartenden Folgen.<br />
5. Nachentscheidungsphase: Wenn <strong>die</strong> erwarteten nicht den eingetretenen Entschlussfolgen<br />
entsprechen, treten Dissonanzerlebnisse auf, es sind beschreibende und interpretierende<br />
Informationen erforderlich. Wichtig sind ebenfalls Informationen, <strong>die</strong> sich an den<br />
Zuschreibungsmustern <strong>für</strong> Erfolg oder Misserfolg orientieren.<br />
6. Evaluation der Entscheidung. Übereinstimmung mit den eignen ethischen und moralischen<br />
Prinzipien, Qualität der Entscheidung, Befriedigung.<br />
Nach Janis und Mann (1977) müssen <strong>die</strong>se sechs Phasen nicht zwangsläufig in der dargestellten<br />
Reihenfolge ablaufen.<br />
2.1.1 Erwartungen an <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />
Der Klient kann in jeder der oben beschriebenen Phasen an <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung gelangen.<br />
Je nach Stand seines Prozesses stehen Fragen nach Alternativen (faktische Informationen)<br />
und Bewertungskriterien oder <strong>die</strong> Suche nach Hilfe beim Problemlöseverfahren<br />
(präskriptive Informationen) im Vordergrund und erfordern einfachere oder komplexere<br />
Informationen und Lösungswege. In allen Phasen wird er erwarten, dass <strong>die</strong> Beraterin ihm<br />
zuhört, ihn zu verstehen versucht und ihm <strong>die</strong> benötigten Informationen gibt, auf nicht beachtete<br />
relevante Informationen hinweist oder bei der Erarbeitung von neuen Wegen Hilfe anbietet.<br />
268 AuF Print Nr. 12
2.1.2 Konflikte und Emotionen beim Klienten<br />
Anhang<br />
Konflikte treten in <strong>die</strong>sem Stufenmodell vor allem in der Entschluss- und in der Nachentscheidungsphase<br />
auf, besonders wenn es sich um existentielle Probleme mit großen Risiken<br />
handelt. Es treten Symptome wie Unschlüssigkeit, Wankelmut, Gefühle der Unsicherheit, der<br />
Ungewissheit, der Enttäuschung und des Stresses auf. Häufig haben Klienten Angst sich zu<br />
früh festzulegen und ihren Spielraum einzuengen, sie entwickeln Reaktanz. In der Nachentscheidungsphase<br />
sind Gefühle mit kognitiven Dissonanzerlebnissen zu bewältigen. Wenn<br />
kein Termindruck besteht, neigt das Individuum dazu, <strong>die</strong> Entscheidung aufzuschieben. Es<br />
besteht zwar Informationsinteresse, aber alle Hinweise mit der Aufforderung zum Handeln<br />
werden ignoriert.<br />
Wenn der Problemdruck steigt und sich <strong>die</strong> Möglichkeit auf Abschiebung der Verantwortung<br />
auf andere bietet, so konzentriert sich <strong>die</strong> Informationstätigkeit auf Experten. Gelingt <strong>die</strong>s<br />
nicht, folgt eine abgemilderte Form der defensiven Umgehungsstrategien, nämlich <strong>die</strong> selektive<br />
und aktive Suche nach bestätigenden Informationen und <strong>die</strong> Vermeidung von beunruhigenden<br />
Informationen.<br />
Zu panikartigem Verhalten kommt es, wenn der Klient in einem schweren Entscheidungskonflikt<br />
glaubt, dass es eine zufriedenstellende Lösung gibt, er aber keine Zeit hat, <strong>die</strong>se zu erarbeiten.<br />
In <strong>die</strong>sem Fall entwickelt er eine hektische Informationsaktivität, ohne noch zwischen<br />
wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden zu können. Es kommt zur<br />
individuellen Informationsüberlastung und damit zur Abnahme der Entscheidungsqualität.<br />
2.1.3 Telekommunikation und Beziehung zum Berater<br />
Im Telekommunikationsprozess ist es <strong>für</strong> den Klienten wichtig, dass er – neben einer einwandfreien<br />
technischen Verbindung - den Namen der Institution und der beratenden Person<br />
gut versteht. Auf Grund des fehlenden Sichtkontaktes erhalten Begleiterscheinungen der<br />
Sprache (Klang, Energie, Tonfall, Tonhöhe der Stimme, Sprechgeschwindigkeit, Pausen<br />
etc.) eine größere Bedeutung als im persönlichen Gespräch, sie helfen mit <strong>die</strong> Beziehung<br />
zwischen den Fernberatenden zu definieren. Der Klient kann dabei Freundlichkeit des Beraters,<br />
Akzeptanz, Wohlwollen, Geduld, Verständnis und Wertschätzung oder aber eher Unfreundlichkeit,<br />
Inakzeptanz, Ungeduld oder Verachtung wahrnehmen. Im Idealfall sollte er<br />
das Gefühl erhalten, dass <strong>die</strong> Fernbratungspartnerin auf ihn eingeht, ihn versucht zu verstehen,<br />
bei Unklarheiten nachfragt und genügend Raum <strong>für</strong> seine Schilderungen und <strong>für</strong> innere<br />
Prozesse lässt. Wenn er sich solchermaßen angenommen und verstanden fühlt, werden <strong>die</strong><br />
zu Beginn des Gesprächs bestehenden negativen Emotionen und Stress eher abgebaut.<br />
Dies wiederum fördert <strong>die</strong> „vigilante“ Entscheidung aber auch eine gute Beziehung zur Beraterin.<br />
Zur Darstellung seiner Problemlage benötigt der Klient - neben genügend Kenntnissen<br />
in der landesüblichen Sprache - sprachliches Ausdrucksvermögen. Er sollte in der Lage sein,<br />
über seine Lage und über sich selber zu reflektieren.<br />
2.1.4 Qualität der Entscheidung<br />
Die Qualität der Entscheidung wird von der ISM an der ethischen Übereinstimmung gemessen.<br />
Danach ist eine gute Entscheidung dann gegeben, wenn der Mensch sie in Übereinstimmung<br />
mit den eigenen ethischen und moralischen Prinzipien und Gesetzten sieht.<br />
Eine schlechte Entscheidung löst demnach Schuldgefühle und Gewissensbisse aus.<br />
2.2 Der Beratungsprozess aus der Sicht des Beraters<br />
Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Ratsuchende mit einer ganz spezifischen Frage an <strong>die</strong><br />
<strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> wenden. Ungeschulte Berater versuchen eine möglichst passende<br />
Antwort zu gegen und damit wird der Anruf schnell beendet. Geschulte Berater vergewissern<br />
sich, wo der Klient im Entscheidungsprozess steht und klären ab, welche Informationen tatsächlich<br />
benötigt werden. Dadurch weiten sich der Antwortrahmen und damit <strong>die</strong> Handlungsalternativen<br />
oft erheblich aus.<br />
AuF Print Nr. 12 269
Metzler-Burren, Charlotte<br />
2.2.1 Ablaufschema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung<br />
Im Modell der heuristisch-informationsstrukturellen Beratung (Ertelt, 1989b, in Ertelt & Schulze,<br />
1997, S. 249-250) wird der Beratungsprozess aus der Sicht des Beraters in sieben Phasen<br />
aufgeteilt. (s. auch Anhang V, S. 86 – 87). Es wird nicht erwartet, dass in jedem Beratungsgespräch<br />
<strong>die</strong>se Abfolge von Schritten zwingend eingehalten wird. Je nach Komplexität<br />
des Problems können <strong>die</strong> Schritte zwei und drei oder drei und vier zusammengefasst werden.<br />
1. Kennenlernen und Verstehen des Problems durch eingehende Problembeschreibung<br />
durch den Klienten, dabei werden einzelne Problembereiche unterschieden und der<br />
Stand im Problemlöseprozess sowie das Informationsdefizit analysiert.<br />
2. Definition der Beratungsziele aus der Sicht des Klienten und derjenigen des Beraters<br />
unter Berücksichtigung der Problemlösefähigkeit des Klienten, des notwenigen Beratungsaufwandes<br />
und der Kompetenz des Beraters. Der Berater entscheidet, ob er selber<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung zuständig ist, ob der Klient eine persönliche Beratung benötigt oder an<br />
eine andere Stelle gewiesen wird.<br />
3. Aushandeln einer Beratungsvereinbarung: Was soll besprochen, was kann nicht effizient<br />
gelöst werden? Es folgt eine genaue Ziel- und Aufgabenbestimmung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
(Fern)Beratung. Dazu gehört eine differenzierte Informationsdefizitanalyse des Ratsuchenden<br />
mit Diagnosestellung in bezug auf das Beratungsproblem: Benötigt der Klient<br />
Informationen über <strong>berufliche</strong> Alternativen, muss er sich klar werden über seine persönlichen<br />
Merkmale wie Interessen, Neigungen oder Werte oder ist Hilfe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entscheidungsfindung<br />
und –Umsetzung notwendig?<br />
4. Kooperative Herausarbeitung und Vervollständigung fehlender, unstrukturierter<br />
oder defizitärer Informationen. Generieren und überprüfen von Alternativen.<br />
5. Bewertung von Handlungsweisen: Informationen zum Bewusstmachen von relevanten<br />
Wertungskriterien mit deren Hilfe <strong>die</strong> Bedeutung einer Alternative <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Ziele<br />
eingeschätzt werden kann.<br />
6. Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung: Herausarbeiten von Handlungsalternativen zur Erreichung<br />
der vereinbarten Ziele, Maßnahmen, Hilfen und Absprachen in bezug auf <strong>die</strong> Realisierung<br />
der spezifischen Aktionen, möglichst an Hand konkreter Pläne.<br />
7. Evaluation des Beratungsergebnisses sowohl in Bezug auf den Beratungsprozess als<br />
auch auf das Ergebnis.<br />
2.2.2 Beratungsfertigkeiten<br />
In Kapitel II / 3.5 (S. 20ff) wird ausführlich auf <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Etablierung<br />
einer angenehmen Arbeitsatmosphäre eingegangen. Diese soll <strong>die</strong> Eigenverantwortung des<br />
Klienten und <strong>die</strong> Motivation zur Selbsthilfe fördern und Lernprozesse auch unter Problemdruck<br />
ermöglichen. Durch non-direktive Fertigkeiten wird der Klient zum Sprechen und zur<br />
Reflexion ermuntert. Direktive Fertigkeiten lenken das Gespräch und nehmen Einfluss auf<br />
Lernvorgänge und Problemlösungsprozesse.<br />
2.2.3 Telekommunikation und Beziehung zum Klienten<br />
Die Besonderheiten der Telekommunikation müssen mitberücksichtigt werden (s. Kap. II / 1.,<br />
S. 6 – 10 und Kap. II / 2.2, S. 11). Besondere Beachtung des Beraters ver<strong>die</strong>nen seine Begrüßung,<br />
seine Sprechweise, der Tonfall, minimale Ermunterungen und verbale Gesten sowie<br />
das Interpretieren der akustischen Zeichen des Klienten. Ein wichtiges Ziel der Beraterin<br />
sollte <strong>die</strong> Gestaltung einer guten Arbeitsatmosphäre auf Beziehungsebene sein. Sie sollte<br />
dabei <strong>die</strong> folgenden Merkmale entwickeln: Empathie, selektive Beachtung positiver Aspekte<br />
beim Klienten, Achtung vor dem Individuum und emotionale Wärme, Konkretheit der Aussagen,<br />
Unmittelbarkeit, Konfrontation bei Diskrepanzen in den Aussagen des Ratsuchenden<br />
und Echtheit. Dazu gehören auch direktivere Verhaltensweisen des Aushandelns und der<br />
270 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
bestimmenden Richtungsweisung. Die Eigenverantwortung des Klienten und seine Motivation<br />
zur Selbsthilfe sollten gefördert und Lernprozesse ermöglicht werden. Die Einfühlung darf<br />
nie in eine mitschwingende Distanzlosigkeit geraten. Als Beratungsfertigkeiten gelten <strong>die</strong> in<br />
Kapitel II / 3.5 (S. 21) genannten non-direktiven und direktiven beeinflussenden Maßnahmen.<br />
2.2.4 Der Entscheidungsprozess des Beraters<br />
Nicht nur der Klient steht in einem Entscheidungsprozess, sondern ebenfalls der Berater (s.<br />
Kapitel II / 5.3, S. 35). Er muss aktiv im vom Klienten präsentierten Problem nach relevanten<br />
Informationen suchen, <strong>die</strong>se integrieren, werten und fortlaufend entscheiden, wie er am besten<br />
zu <strong>die</strong>sen Statements Stellung bezieht. Für den Berater ist es wichtig, neben seinen kognitiven<br />
und Aufmerksamkeitsressourcen auch den emotionalen Status und motivationale<br />
kognitive Anstrengungen zu kontrollieren.<br />
2.3 Auswahl der Variablen<br />
Beim Entscheidungsprozess des Klienten und beim Beratungsprozess der Beraterin könnten<br />
eine Vielzahl an unterschiedlichen Variablen definiert werden. Bei <strong>die</strong>ser Untersuchung, welche<br />
eine Gesamtübersicht über <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung vermitteln möchte, können<br />
viele Bereiche nur relativ oberflächlich betrachtet werden, weil sonst <strong>die</strong> Länge des Fragebogens<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Probanden nicht mehr zumutbar würde. Eine Gegenüberstellung der beiden<br />
Prozesse zeigt, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt. Beide befassen sich mit faktischen,<br />
wertenden und präskriptiven Informationen oder mit dem Planen von Realisierungsschritten<br />
- wenn auch aus unterschiedlicher Optik. Auch dort, wo der Prozess des Klienten<br />
keine Entsprechung zu demjenigen des Beraters hat, kann oft nur der Klient entscheiden, ob<br />
<strong>die</strong> Absicht des Beraters bis zu ihm durchgedrungen ist – und umgekehrt. So sieht beispielsweise<br />
der Entscheidungsprozess des Klienten nicht vor, dass sich <strong>die</strong>ser Gedanken<br />
über das Ziel der Beratung macht. Aber nur der Klient kann objektiv beurteilen, ob <strong>die</strong>s der<br />
Berater tatsächlich thematisiert hat. Auch <strong>die</strong> Wirkung der Ermutigung, welche zu den Maßnahmen<br />
zur Realisierung im Beratungsprozess gehört, kann nur vom Klienten eingeschätzt<br />
werden, sie erscheint jedoch nicht im Entscheidungsprozess des Klienten. Diese Überlegungen<br />
haben dazu geführt, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klientinnen und <strong>die</strong> Berater im Großen und Ganzen <strong>die</strong><br />
selben Variablen ausgewählt werden. Unterschiede ergeben sich in der Formulierung der<br />
Items.<br />
AuF Print Nr. 12 271
Metzler-Burren, Charlotte<br />
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Muswieck, Wilfried<br />
6.2 Projektinformation <strong>für</strong> potentielle Teilnehmer (Informations-<br />
brief) 2003, Nürnberg<br />
Ziel des Projektes ist, <strong>die</strong> Qualität der <strong>berufliche</strong>n Beratung zu verbessern und <strong>die</strong> Weiterbildung<br />
der Berufsberater zu ergänzen.<br />
I. Zum Verständnis des Projektansatzes<br />
Alle bisherigen Beraterqualifikationen bauen auf der traditionellen face to face-<br />
Beratungssituation auf. Dieser traditionelle Beratungsansatz und <strong>die</strong> damit einhergehenden<br />
Qualifikationen sowie das Methodeninventar der Berufsberater und Berufsberaterinnen bietet<br />
keine professionellen Ansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> ständig steigende Nachfrage im Bereich der <strong>berufliche</strong>n<br />
<strong>Fernberatung</strong>/“distance counselling“.<br />
Im Rahmen des Projektes wurden rund 230 Berufsberater und Berufsberaterinnen in den<br />
Projektländern zu ihrer <strong>berufliche</strong>n Praxis in Bezug auf „distance counselling“ befragt. Diese<br />
Befragung ergab eine hohe praktische Involviertheit in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong>, sei es bei<br />
Erst- und/oder Folgeberatungskontakten; so übersteigt bereits heute <strong>die</strong> durchschnittliche<br />
Zahl der Distanzberatungen mit rund 23 Erstberatungen und gut 10 Folgeberatungen pro<br />
Woche <strong>die</strong> Zahl der face to face-Beratungen mit rund 18 Erstberatungen und gut 9 Folgeberatungen.<br />
Diese Relationen sind unter Berücksichtigung der Intensität der <strong>Fernberatung</strong> allerdings zu<br />
relativieren, denn <strong>die</strong> Telefonberatung – und das ist innerhalb der Distanzberatung <strong>die</strong> am<br />
häufigsten nachgefragte Dienstleistung – dauern im Durchschnitt 9,6 Minuten, während <strong>die</strong><br />
face to face-Beratung in der Praxis zumeist umfangreicher ist (35 – 60 Minuten).<br />
Ein Blick auf <strong>die</strong> Anliegen der Ratsuchenden in der <strong>Fernberatung</strong> macht deutlich, dass <strong>die</strong><br />
Beratungskräfte auch bei der <strong>Fernberatung</strong> ein breites Themenspektrum abzudecken haben.<br />
• Überblicksinformationen (22,7 %)<br />
• Präzisieren von ersten konkreten Vorstellungen (14,6 %),<br />
• Beratung mit Vermittlungswunsch (14,3 %),<br />
• Absicherung einer bereits getroffenen Entscheidung (13,1 %),<br />
• Abwägen von Alternativen (12,9 %),<br />
• auslandsbezogene Fragen (11,7 %), und<br />
• Realisierung bereits gefasster Entschlüsse (10,7 %).<br />
Hinsichtlich der spezifischen Anforderungen der <strong>Fernberatung</strong> gegenüber der face to face–<br />
Situation ist vor allem der <strong>Methodik</strong> der Gesprächsführung von Bedeutung.<br />
Für <strong>die</strong>se spezifischen Anforderungen einer <strong>Fernberatung</strong> fühlen sich über <strong>die</strong> Hälfte der<br />
befragten Beratungskräfte (55 %) nicht und 8 % nur zum Teil ausreichend qualifiziert.<br />
Die persönlichen Rückmeldung und Erfahrungsberichte der Beratungskräfte zur <strong>Fernberatung</strong><br />
reflektieren sehr gut <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>die</strong>ser Beratungsform: Sie ist geeignet Beratungszeit<br />
zu sparen, schneller auf aktuelle Probleme der Klienten einzugehen, erweiterte<br />
Beratungsmöglichkeiten zu eröffnen und Schwellenängste abzubauen. Doch man fühlt sich<br />
auch häufiger im Arbeitsablauf gestört, unter größeren Zeitdruck gesetzt, nicht zuletzt weil<br />
mehr Klienten Zugang zur Beratung erhalten. Insgesamt jedoch zeichnen <strong>die</strong> befragten Berater<br />
ein positives Bild ihrer Kompetenzen zur Telefonberatung, denn 86 % geben an, dem<br />
Anliegen der Anrufer „häufig“ und 5 % „immer“ gerecht werden.<br />
Trotzdem haben gut drei Viertel der Beratungskräfte Interesse an der im Rahmen des LEO-<br />
NARDO DA VINCI - Pilotprojekts „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ entwickelten Weiterbildung. Bei<br />
276 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
<strong>die</strong>ser Qualifizierung soll <strong>die</strong> Beratungsmethodik einschließlich der verbalen Kompetenz das<br />
Hauptgewicht erhalten (knapp 60 % aller Nennungen). Man kann davon ausgehen, dass <strong>die</strong><br />
Befragten ihre persönliche Weiterbildung mit Blick auf <strong>die</strong> erwartete Entwicklung der <strong>berufliche</strong>n<br />
Distanzberatung planen. 90 % der Befragten erwarten, dass <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ser Beratungsform<br />
zunimmt.<br />
II. Strategischer – geschäftspolitischer Ansatz<br />
Die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit war der Initiator des Projektes, weil man frühzeitig – vor allem<br />
im Bereich von Euroguidance und EURES – den Trend hin zur nicht face to face - gestützten<br />
Beratung wahrgenommen hat. Auch <strong>die</strong> Einführung von Sprechstunden und Präsenzzeiten<br />
bestätigen <strong>die</strong> Erwartungen der Beratungsfachkräfte an deutlich kürzere Beratungssequenzen.<br />
Die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit beteiligt sich am Projekt „Bund online“ der Bundesregierung<br />
mit der geplanten Einführung eines neuen Dienstleistungsangebotes „Beratung online“.<br />
Ziel ist <strong>die</strong> Erweiterung des personalen Beratungsangebotes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunden um Online-<br />
Beratungsmöglichkeiten zur Ergänzung oder - in bestimmten Fällen auch alternativ – zum<br />
face to face Beratungsgespräch.<br />
Durch <strong>die</strong> aktuellen Reformpläne der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit kommt <strong>die</strong>ser Form des Serviceangebotes<br />
eine völlig neue Dimension zu.<br />
Ziel des Weiterbildungsangebotes im Rahmen des Projekts ist es nicht, Call-Center-Agents<br />
zu qualifizieren, sondern den Beratern ein zusätzliches Methodeninventar <strong>für</strong> <strong>die</strong> fachlich<br />
fun<strong>die</strong>rte <strong>berufliche</strong> Beratung an <strong>die</strong> Hand zu geben.<br />
Der Trend, Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen zum Beispiel über Hotlines oder Helplines anzubieten,<br />
gilt nicht nur <strong>für</strong> Deutschland sondern auch <strong>für</strong> viele der Partner im Projekt und andere öffentlicher<br />
Arbeitverwaltungen.<br />
III. Wie sollte man sich auf das Seminar vorbereiten?<br />
Die bisherigen Erfahrungen mit den Fortbildungsseminaren zu <strong>die</strong>sem Thema haben gezeigt,<br />
dass es unbedingt notwendig ist, sich <strong>für</strong> das Seminar auf Basis der angebotenen Texte<br />
vorzubereiten. Für Teilnehmer ohne fun<strong>die</strong>rte Beraterausbildung bzw. Kenntnisse im Bereich<br />
von Berufswahl und Beratungsmethodik ist dringend zu empfehlen, den Text 6.1 <strong>die</strong><br />
Diplomarbeit von Charlotte Metzler-Burren gründlich durch zu arbeiten, besonders <strong>die</strong> Informationsstrukturelle<br />
<strong>Methodik</strong> nach Ertelt/Schulz (1997) S. 28ff. und Ertelt/Schulz (2002), S.<br />
233ff.<br />
Die Input-Evaluierung sollte den Trainern rechtzeitig zurück gesandt werden, damit <strong>die</strong> Trainer<br />
sich auf <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse der Teilnehmer einstellen und <strong>die</strong> Trainingseinheiten<br />
anpassen können.<br />
Darüber hinaus hat sich bewährt <strong>die</strong> Kapitel Einführung, Einordnung der Telefonberatung<br />
innerhalb der <strong>Fernberatung</strong>, Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen,<br />
Gestaltung des Erstkontaktes sowie Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten) durchzuarbeiten.<br />
Den Trainern wird empfohlen den Teilnehmern zur Vorbereitung bestimmte Texte<br />
oder Teile des Handbuches zuzuordnen und <strong>die</strong> Teilnehmer zu bitten über <strong>die</strong>se Texte<br />
einen kurze Präsentation (5 Minuten) zu halten.<br />
IV. Was erwartet mich während des Seminars?<br />
Während des Seminars werden sich kurze Inputsequenzen mit praktischen Übungen (Rollenspielen)<br />
abwechseln. Die Trainer werden versuchen <strong>die</strong> richtigen Themen und Methoden<br />
adressatengerecht einzusetzen und durch <strong>die</strong> begleitende Evaluierung das Seminarprogramm<br />
bedarfsgerecht nach zu steuern. Die Bereitschaft zum aktiven Üben – wenn möglich<br />
auch per Videoaufzeichnung – wird von den Teilnehmern erwartet. Eigene Praxisbeispiele<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> kommunikativen Übungssequenzen sind <strong>für</strong> den Trainingserfolg ausschlaggebender<br />
als frei erfundene Übungsbeispiele. Deshalb sollten <strong>die</strong> Teilnehmer rechtzeitig solche sammeln<br />
und in das Training einbringen.<br />
AuF Print Nr. 12 277
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
6.3 Präsentation zum Projekt<br />
Europäische Berufsberatung<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
LEONARDO DA VINCI<br />
Pilotprojekt<br />
Entwicklung einer <strong>Methodik</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>berufliche</strong>s <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
11/24/04 Wilfried Muswieck Bür Büro o <strong>für</strong><br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
278 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
\European <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Pilotprojekt LEONARDO DA VINCI<br />
• Antragsteller Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
• Partner A, CZ, FL, HU, PL, RO, SK<br />
• Antragsdauer 3 Jahre<br />
Entwicklung einer neuen Beratungsmethodik<br />
<strong>für</strong> <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 2<br />
AuF Print Nr. 12 279
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
\ European <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Projektziel<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Ist - Analyse in den Ländern der Projektpartnerschaft<br />
Theorieanalyse<br />
<strong>Methodik</strong>entwicklung<br />
Testtrainings und Evaluierung<br />
Erstellung eines Trainer- und Teilnehmerhandbuches<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 3<br />
280 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� Projektverlauf<br />
Analyse<br />
Theorieansatz<br />
Methodenentwicklung und<br />
Trainerhandbuch<br />
Trainingsvorbereitung<br />
Handbuch Abstimmung<br />
Gesamt Evaluierung<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 4<br />
AuF Print Nr. 12 281
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Projektphasen<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Phase I Einstiegsphase - Wo stehen wir? (Projekt 1-3) 11/2001 - 1/2002<br />
Phase II Orientierungsphase - Wo wollen wir hin (Projekt 4-5) 2/2002 - 7/2002<br />
Phase III Realisierungsphase (Projekt 4-6) 8/2002 - 2/2003<br />
Phase IV Umsetzungsphase (Projekt 6-9) 3/2003 - 11/2003<br />
Phase V Operationale Phase/Training (Projekt 10-11) 12/2004 - 5/2004<br />
Phase VI Evaluierung - Beurteilung - Auswertung (Projekt 11-12) 5/2004 - 8/2004<br />
Phase VII Schlussphase (Projekt 12-13) 8/2004 - 10/2004<br />
Phase VIII Implementation (outside the Project) 1/2005<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 5<br />
282 AuF Print Nr. 12
Vorgangsnummer<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Evaluierung<br />
Trainerschulung<br />
Beraterschulung<br />
Evaluierung/Anpassung<br />
Endkonzept<br />
Endbericht<br />
Vorgangsbeschreibung<br />
Analyse der IST-Situation<br />
Qualifikationsbeschreibung<br />
der TN<br />
Auswerten IST-Analyse<br />
Theorie-Konzept-Auswahl<br />
Einstiegs-Zielkompetenz<br />
Entwicklung<br />
Trainingskonzept<br />
Auswahl der Trainer<br />
Trainerschulung<br />
Aktivitäten mit Puffer<br />
Meilensteine 1 - 5<br />
Kritischer Pfad<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Projektzeitplanung<br />
Dauer<br />
13 W<br />
52 W<br />
10 W<br />
13 W<br />
13 W<br />
52 W<br />
5 W<br />
13 W<br />
8 W<br />
26 W<br />
13 W<br />
12 W<br />
12 W<br />
11/01<br />
2/02<br />
5/02<br />
8/02<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 6<br />
AuF Print Nr. 12 283<br />
11/02<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
2/03<br />
5/03<br />
8/03<br />
11/03<br />
2/04<br />
5/04<br />
8/04<br />
10/04
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Dr. Karl Jehle<br />
Berufsberatungsamt<br />
Liechtenstein<br />
Projektmitarbeit<br />
Thoralf Marks<br />
Fa. Login<br />
Telefon<strong>die</strong>nstleistungen<br />
Projektmitarbeit<br />
Zusanna Freibergova<br />
NRCVG Czech Republic<br />
euroguidance<br />
Projektmitarbeit<br />
Milena Blatniková<br />
National Employment Service<br />
Evaluation -Training<br />
Projektmitarbeit<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Projektorganisation<br />
Wilfried Muswieck<br />
Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
Chairman<br />
Projektkoordination<br />
András Vladiysavlev<br />
NRCVG Hungary<br />
euroguidance<br />
Projektmitarbeit<br />
Prof.Dr. Ertelt<br />
Wissenschaftlicher Leiter<br />
Qualifikationssicherung<br />
Trainings Handbook<br />
Eduard Staudecker<br />
NRCVG Austria<br />
Silentpartner<br />
Dissemination<br />
Dr. Klaus Mathis<br />
BIFO Vorarlberg<br />
Analyse/Evaluation<br />
Projektmitarbeit<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Mihai Jigau<br />
NRCVG Romania<br />
euroguidance<br />
Projektmitarbeit<br />
Hanna Swiatkiewicz-Zych<br />
NRCVG Poland<br />
euroguidance<br />
Projektmitarbeit<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Anna Bucic<br />
NRCVG Slovac Republic<br />
euroguidance<br />
Nationale Koordination<br />
Stefan Grajcar<br />
National Labour Office<br />
Analyse-Training<br />
Ivan Valkovic<br />
Psychological<br />
Conselling Centre<br />
Anlayse-Training<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 7<br />
284 AuF Print Nr. 12
Auf das Netzwerk<br />
"euroguidance"<br />
Berufsberatung <strong>für</strong><br />
Jugendliche<br />
Laufbahnberatung <strong>für</strong><br />
Erwachsene<br />
Bildungsberatung<br />
Teilprojekt 1: Analyse der IST-Situation/Beraterfragebogen<br />
Auf welche Tätigkeitsbereiche bezieht sich <strong>die</strong> Beantwortung des Fragebogens<br />
Sonstige<br />
23<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 8<br />
AuF Print Nr. 12 285<br />
63<br />
71<br />
92<br />
119
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1201<br />
Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />
719<br />
438<br />
236<br />
143<br />
80<br />
144 94<br />
Telefon E - Mail Brief/Fax<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 9<br />
286 AuF Print Nr. 12<br />
60<br />
Gesamtzahl<br />
Erstberatung<br />
Folgeberatung
Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />
Folgeberatung<br />
38%<br />
Telefon<br />
Erstberatung<br />
62%<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 10<br />
AuF Print Nr. 12 287
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />
Erstberatung<br />
64%<br />
E - Mail<br />
Folgeberatung<br />
36%<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 11<br />
288 AuF Print Nr. 12
Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face<br />
Erstberatung<br />
61% Folgeberatung<br />
39%<br />
Brief/Fax<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 12<br />
AuF Print Nr. 12 289
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Wie häufig beraten Sie in der face to face Situation?<br />
Erstberatung<br />
64%<br />
Folgeberatung<br />
36%<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 13<br />
290 AuF Print Nr. 12
Absicherung<br />
Absicherung<br />
getroffener<br />
Entscheidung<br />
Realisierung<br />
Abwägen<br />
Präzisierung<br />
Auslandsbezogene<br />
Auslandsbez. Fragen<br />
Fr.<br />
Beratung<br />
Auskünfte<br />
Welche Anliegen werden in der <strong>Fernberatung</strong> behandelt?<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
0 20 40 60 80 100 120 140<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 14<br />
AuF Print Nr. 12 291<br />
73<br />
76<br />
76<br />
75<br />
77<br />
87<br />
133
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Sonstige<br />
z.B. unklar, zu allg., außerhalb<br />
Sonstige<br />
der Zuständigkeit<br />
Eine genaue Beantwortung<br />
ist kaum möglich<br />
Viele Rückfragen<br />
sind nötig<br />
Beantwortung macht<br />
keine Probleme<br />
Wie sind <strong>die</strong> schriftlichen Anfragen formuliert<br />
13<br />
23<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 15<br />
292 AuF Print Nr. 12<br />
58<br />
68
And. Bereiche<br />
Transnationales<br />
europabezogenes Wissen<br />
Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />
Ausbildungs u. Arbeitsmarkt<br />
Berufskundliches Wissen<br />
Sprachkompetenz<br />
Gesprächsführung<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Telefonberatung<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Welche spezifische Anforderung stellt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> im Vergleich zur face to<br />
face Beratung an Sie?<br />
25<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 16<br />
AuF Print Nr. 12 293<br />
49<br />
52<br />
55<br />
59<br />
66<br />
69<br />
78<br />
82
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
Fühlen Sie sich qualifiziert <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Beratungsform<br />
Nein<br />
Nein<br />
56%<br />
56%<br />
Ja<br />
Ja<br />
35% 35%<br />
35%<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
teils/teils<br />
teils/teils<br />
9% 9%<br />
9%<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 17<br />
294 AuF Print Nr. 12
And. Bereiche<br />
Transnationales<br />
europabezogenes Wissen<br />
Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />
Ausbildungs u. Arbeitsmarkt<br />
Berufskundliches Wissen<br />
Sprachkompetenz<br />
Gesprächsführung<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Telefonberatung<br />
In welchen Bereichen sehen Sie Ihren persönlichen Fortbildungsbedarf?<br />
18<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 18<br />
AuF Print Nr. 12 295<br />
33<br />
36<br />
38<br />
38<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
47<br />
55<br />
71<br />
78
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
\ Fachliche Ansätze<br />
Informationsweitergabe – auch digital<br />
Erstkontakte – Beratungsvorbereitung<br />
Beratung im eigentlichem Sinne<br />
Beratungsnachbereitung<br />
Prozessbegleitung – Evaluierung – Erfolgskontrolle<br />
Online Bereitstellung von Gruppeninformationen<br />
Webbasierte Selbsterkundungs- und Testverfahren<br />
Experten Portal – Mail – Chat – FAQ-Angebote<br />
Trotzdem: problem-, lösungs- und handlungsorientiert!<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 19<br />
296 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
\ Vorteile der <strong>Fernberatung</strong><br />
Erleichterung der Kontaktaufnahme<br />
Son<strong>die</strong>rung des Beratungsbedarfes<br />
Optimierung der Erreichbarkeit der Beratungs<strong>die</strong>nstleistung<br />
Niederschwelliger Zugang <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen<br />
Erweiterte Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> Berufstätige<br />
Versorgung strukturschwacher Regionen<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 20<br />
AuF Print Nr. 12 297
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
\ Formen des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Telefon, teilweise schon bis zu 50% des Beratungsvolumens<br />
Hotline, Europa- und Auslands-Hotline der BA, Service Center<br />
der Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />
Videoconferencing, bisher wenig erprobt, Erfahrungen in einigen<br />
Agenturen <strong>für</strong> Arbeit, Fernsprechstunden, EBZ<br />
E-Mail, zukünftig stärker zunehmend<br />
Chats<br />
SMS<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 21<br />
298 AuF Print Nr. 12
� Grenzen<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Weniger geeignet <strong>für</strong> Beratungskommunikation im e. S.<br />
Erschwernis durch <strong>die</strong> Schriftlichkeit<br />
Mögliche Barrieren <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung (Sehen und<br />
Hören)<br />
Ausgrenzung von Menschen mit fehlenden oder nicht stark<br />
ausgeprägten digitalen Kompetenzen (digital exclusion)<br />
Manche Menschen telefonieren und schreiben nicht gerne!<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 22<br />
AuF Print Nr. 12 299
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� Faktoren gelungener (online)Kommunikation<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
In Chats und Videokonferenzen kommt der zeitlichen<br />
Abstimmung des Sprechens eine große Bedeutung zu<br />
Berücksichtigung des eingeschränkten non verbalen Verhaltens,<br />
der emotionalen Sprachtönung, von Verstärkungen, Gedanken,<br />
Gefühle, Intentionen müssen deko<strong>die</strong>rfähig gehalten werden<br />
Abstimmung der Gesprächsinhalte<br />
Aufzeigen der Grenzen der <strong>Fernberatung</strong><br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 23<br />
300 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� Sprecher – Senderfertigkeiten<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Ansichten, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle konkret, eindeutig<br />
<strong>für</strong> den Empfänger annehmbar äußern<br />
Ich-Sätze bilden, Selbstoffenbarung, beim Thema bleiben<br />
Mitteilungen/Informationen an konkrete Situationen und konkrete<br />
Verhaltensweisen des Kommunikationspartners koppeln<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 24<br />
AuF Print Nr. 12 301
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� Zuhörer – Empfängerfertigkeiten<br />
Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Meinungen möglichst genau<br />
erfassen und rückmelden<br />
Wünsche des Kommunikationspartners mit eigenen Worten<br />
zusammenfassen, aktives Zuhören<br />
Offene Fragen stellen<br />
drastifizierende Rückkoppelung, Bildersprache, Analogien<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 25<br />
302 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� „Best Practice“ Beispiele<br />
Ich bemerke, dass Ich bedauere, dass<br />
Ich nehme an, dass Ich <strong>für</strong>chte, dass<br />
Ich möchte wissen Ich wäre froh, wenn<br />
Ich vermute, dass Ich möchte, erwarte<br />
Lassen Sie mich mutmaßen Ich schätze es,<br />
Ich glaube, dass ich, Sie<br />
Es stört mich, dass<br />
Ich hoffe……..<br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 26<br />
AuF Print Nr. 12 303
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
� Realisierungsformen und Möglichkeiten BA<br />
Anruf eines Kunden – Klärung des Beratungsanliegens<br />
Prozessbegleitung – up date des Berufswahlprozesses<br />
Stand des Bewerbungsverfahrens, der Ergebnisse<br />
Beratung Online, Chats, E-Mail, SMS<br />
Service Center??????<br />
Europa- und Auslandshotline der BA bei der ZAV<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 27<br />
304 AuF Print Nr. 12
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Anhang<br />
euroIguidance<br />
euro guidance<br />
Die Europäische Kommission, <strong>die</strong> OECD und <strong>die</strong><br />
Weltbank empfehlen <strong>die</strong> beschleunigte Integration<br />
von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> in <strong>die</strong> Standardservices<br />
der nationalen Beratungs<strong>die</strong>nste und deren bessere<br />
nationale wie transnationale Vernetzung<br />
11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 28<br />
AuF Print Nr. 12 305
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
6.4 Erhebungsbogen zur Situationsbeschreibung der Berufsbera-<br />
tung, Berufsberatungsangebote und zur Beraterqualifizierung<br />
1. Welche Institutionen bieten in Ihrem Land Berufsberatung an?<br />
1.1 öffentliche Anbieter<br />
ca. Anzahl<br />
der Berater<br />
1.2 private Anbieter ca. Anzahl<br />
der Berater<br />
1.3 sonstige Anbieter (Kammern, Gewerkschaften, Kirchen, etc.) ca. Anzahl<br />
der Berater<br />
Kosten<br />
ja nein<br />
Kosten<br />
ja nein<br />
Kosten<br />
ja nein<br />
306 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
2. Für welche Zielgruppen wird Berufsberatung, von wem in Ihrem Land angeboten?<br />
(Jugendliche, Erwachsene, Schüler, Arbeitsuchende)<br />
2.1 öffentliche Anbieter Zielgruppe<br />
2.2 private Anbieter Zielgruppe<br />
2.3 sonstige Anbieter (Kammern, Gewerkschaften, Kirchen, etc.) Zielgruppe<br />
3. Welche Angebote umfassen das Standardangebot der öffentlichen Berufsberatung<br />
in Ihrem Land?<br />
• Information über Bildung, Ausbildung, Beruf, Arbeitsmarkt,<br />
• Information über finanzielle Unterstützung<br />
• Individualberatung<br />
• Eignugsfeststellung (Assessment)<br />
• Gruppenberatung<br />
• Vermittlung<br />
• Nachgehende Betreuung<br />
• Arbeitgeberberatung<br />
• Transnationale und europabezogene Beratung und Information<br />
• <strong>Distance</strong>- counselling (<strong>Fernberatung</strong>)<br />
• Selbstinformation (Me<strong>die</strong>n / Programme)<br />
• Internetangebote<br />
Anbieter<br />
Sonstige ........................................................................................................................................<br />
........................................................................................................................................<br />
AuF Print Nr. 12 307<br />
Öffentliche<br />
Private<br />
Sonstige
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
4. Gibt es einen "gesetzlichen Auftrag" an <strong>die</strong> Berater bzw. deren Beschäftigungseinrichtungen<br />
in Bezug auf <strong>die</strong> Aufgaben der Berufsberatung?<br />
ja nein<br />
wenn, ja:<br />
Senkung der Arbeitslosigkeit<br />
Erleichterung der Transsitionsprozesse Schule – Beruf<br />
Berufsorientierung in der Schule<br />
Beratung und Vermittlung <strong>für</strong> Erwachsene,<br />
Beratung von Betrieben<br />
Verbesserung der Mobilität<br />
Erleichterung der Rückkehr in den Beruf<br />
Sonstiges: ............................................................................................................................<br />
............................................................................................................................<br />
5. Wie werden <strong>die</strong> Berater qualifiziert? Welche Art von Abschlüssen / Zertifikaten<br />
werden durch <strong>die</strong> jeweilige Qualifizierungsmaßnahme erreicht<br />
5.1 Art der Qualifizierung<br />
Abschluß / Zertifikat<br />
3 – 4-jähriges Fachstudium in Berufsberatung Bachelor<br />
Spezialisierung innerhalb eines Stu<strong>die</strong>nganges (z.B. Psychologie,<br />
Pädagogik, Sozial Wiss., Lehrer )<br />
Master<br />
Sonstiges:...........................<br />
Bachelor<br />
Master<br />
Sonstiges:...........................<br />
Postgraduiertes Studium (1-2 Jahre) Bachelor<br />
Interne Qualifizierung (In-house- Programme)<br />
Nicht formalisierte Qualifizierung (div. Module Seminare)<br />
Master<br />
Sonstiges:...........................<br />
5.2 Gibt es ausformulierte Curricula oder Dokumente über <strong>die</strong> Beraterausbildungen?<br />
ja nein<br />
Wenn ja, bitte beilegen oder Bezugsquelle angeben:<br />
.....................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................<br />
308 AuF Print Nr. 12
5.3 Gibt es spezielle Seminare oder Module <strong>für</strong> distance - counselling<br />
ja nein<br />
Anhang<br />
wenn ja, bitte kurze Angaben:<br />
......................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................<br />
5.3 Gibt es gesetzliche Regelungen oder Standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung in ihrem Land?<br />
ja nein<br />
wenn ja, bitte kurze Angaben:<br />
......................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................<br />
6. Nennen Sie bitte <strong>die</strong> Adressen der Ausbildungseinrichtungen und An-<br />
sprechpartner <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung.<br />
Institution Ansprechpartner<br />
Herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit und Unterstützung des Projektes.<br />
Für <strong>die</strong> Projektleitung:<br />
Wilfried Muswieck<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit<br />
Regensburger Str. 104<br />
D-90327 Nürnberg<br />
Tel. +49-911-179-2880 Fax: +49-911-179-1307<br />
e-mail: Wilfried.muswieck@arbeitsagentur.de<br />
AuF Print Nr. 12 309
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
6.5 Erhebungsbogen zur Analyse der IST - Situation der berufli-<br />
chen <strong>Fernberatung</strong> in den Projektländern <strong>für</strong> Beratungs-<br />
praktiker<br />
Informationen über den Beantworter<br />
Derzeitige Tätigkeit:<br />
Funktion / Institution<br />
Wie viele Jahre Erfahrung haben Sie in <strong>die</strong>ser Tätigkeit:<br />
Art Ihrer Ausbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Tätigkeit:<br />
Auf welche Tätigkeitsbereiche bezieht sich <strong>die</strong> Beantwortung des Fragebogens:<br />
Sonstiges:<br />
Auf das Netzwerk „euroguidance“:<br />
Berufsberatung <strong>für</strong> Jugendliche<br />
Laufbahnberatung <strong>für</strong> Erwachsene<br />
Bildungsberatung<br />
310 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
1.1 Wie häufig in der Woche beraten Sie Ratsuchende außerhalb der traditionellen<br />
face to face Situation?<br />
Telefon: Anzahl<br />
davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />
E-Mail: Anzahl<br />
davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />
Brief / Fax<br />
davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />
1.2 Wie häufig in der Woche beraten Sie Ratsuchende in der traditionellen face to<br />
face Situation?<br />
Anzahl Erstberatungen<br />
Anzahl Folgeberatungen<br />
2. Welche Anliegen werden in der <strong>Fernberatung</strong> angesprochen bzw. behandelt?<br />
(Mehrfachangaben möglich)<br />
Auskünfte / Informationen zum Überblick<br />
Beratung mit Vermittlungswunsch<br />
Auslandsbezogene Fragen<br />
Präzisieren von ersten Vorstellungen<br />
Abwägen von Alternativen<br />
Realisierung bereits gefasster Entschlüsse<br />
Absicherung bereits getroffener Entscheidungen<br />
3. Wie sind <strong>die</strong> schriftlichen Anfragen an Sie formuliert?<br />
Die Beantwortung macht in der Regel keine Probleme<br />
In vielen Fällen sind Rückfragen erforderlich<br />
In der Mehrzahl lassen <strong>die</strong> Anfragen eine genaue Beantwortung nicht zu.<br />
Sonstiges (bitte in Stichworten): --------------------------------------------------------------<br />
AuF Print Nr. 12 311
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
4. Mit welchen spezifischen Anforderungen sehen Sie sich bei der <strong>Fernberatung</strong> im<br />
Vergleich zu einer persönlichen Beratung (face to face Situation) konfrontiert?<br />
Telefonberatung Insgesamt<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Gesprächsführung<br />
Sprachkompetenz<br />
Berufskundliches Wissen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />
Transnationales/ europabezogenes Wissen<br />
Andere Bereiche (bitte in Stichworten): ----------------------------------------<br />
5. Fühlen Sie sich auf <strong>die</strong>se Form der <strong>berufliche</strong>n Beratung ausreichend qualifiziert?<br />
Ja Nein<br />
Wenn nein:<br />
In welchen Bereichen sehen Sie Ihren persönlichen Fortbildungsbedarf?<br />
Telefonberatung insgesamt<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Gesprächsführung<br />
Sprachkompetenz<br />
Berufskundliches Wissen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />
Transnationales/europabezogenes Wissen<br />
Andere Bereiche (bitte in Stichworten):<br />
_________________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________________<br />
312 AuF Print Nr. 12
6. Wie fühlen Sie sich in der Situation der <strong>Fernberatung</strong>?<br />
Bitte alle Aussagen bewerten<br />
Spare dadurch Beratungszeit<br />
Fühle mich in meinem Arbeitsablauf gestört<br />
Kann schneller auf aktuelle Probleme der Klienten eingehen<br />
Bin nicht ausreichend auf solche Beratung vorbereitet<br />
Habe dadurch erweiterte Beratungsmöglichkeiten<br />
Bin informatorisch überfordert<br />
Kann Schwellenängste bei Ratsuchenden besser abbauen<br />
Bekomme mehr Ratsuchende<br />
Bin unter höherem Zeitdruck als sonst<br />
Bin methodisch überfordert<br />
Die technischen Voraussetzungen reichen nicht aus<br />
Anhang<br />
Sonstiges:<br />
________________________________________________________________________________<br />
7. Wie gehen Sie bei einer <strong>Fernberatung</strong> vor?<br />
7.1 Wie gestalten Sie <strong>die</strong> Begrüßung? ___________________________________<br />
7.2 Registrieren Sie den Namen des Anrufers ja nein<br />
7.3 Sprechen Sie den Anrufer während des<br />
Gesprächs mit Namen an?<br />
ja nein<br />
7.4 Bearbeiten Sie Fragen und Probleme direkt? ja nein<br />
7.5 Welche Hintergrundinformationen versuchen Sie über den Anrufer zu erhalten?<br />
7.6 Wie lange dauern <strong>die</strong> Gespräche im Durchschnitt? Minuten<br />
7.7 Haben Sie das Gefühl, dem Anliegen des Anrufers gerecht geworden zu sein?<br />
Immer häufig weniger häufig selten<br />
7.8 Lassen Sie sich <strong>die</strong> Nummer geben und rufen zurück? ja nein<br />
AuF Print Nr. 12 313<br />
trifft voll<br />
zu<br />
trifft eher<br />
zu<br />
trifft eher<br />
nicht zu<br />
trifft über-<br />
haupt
Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />
8. Welche Hauptunterschiede im Vorgehen sehen Sie im Vergleich zu einer face to<br />
face Beratung (bitte Stichworte):<br />
___________________________________________________________________<br />
9. Haben Sie Interesse, an dem in <strong>die</strong>sem LEONARDO - Projekt zu entwickelnden<br />
Schulungssystem teilzunehmen? ja nein<br />
10. Welche Schwerpunkte sollte Ihrer Meinung nach eine Qualifizierung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong><br />
Distanzberatung haben?<br />
Telefonberatung insgesamt<br />
Methodisches Vorgehen<br />
Gesprächsführung<br />
Sprachkompetenz<br />
Berufskundliche Wissen<br />
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />
Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />
Transnationales/ europabezogenes Wissen<br />
Andere Bereiche ( bitte in Stichworten<br />
_________________________________________________________________<br />
11. Wie wird sich Ihrer Meinung nach <strong>die</strong> Bedeutung der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung<br />
in Zukunft entwickeln?<br />
sie wird eher steigen<br />
sie wird gleich bleiben<br />
sie wird eher sinken<br />
Herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit.<br />
314 AuF Print Nr. 12
6.6 Bewertungsbogen<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
Anhang<br />
<strong>die</strong> Auswertung der Befragung der Beratungspraktiker in den Projektländern hat ein<br />
starkes Interesse an spezifischer Fortbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> ergeben.<br />
Wie in Wien vereinbart, hat eine Arbeitsgruppe auf der Grundlage der Ergebnisse<br />
Vorschläge erarbeitet, und bittet Sie nun, <strong>die</strong>se zu gewichten. Daraus sollen dann<br />
<strong>die</strong> Module <strong>für</strong> das „Training der Trainer“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Distanzberatung entstehen.<br />
Wir haben uns bei den Vorschlägen auf <strong>die</strong> Kompetenzen speziell <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Distance</strong><br />
<strong>Counselling</strong> konzentriert, also nicht <strong>die</strong> gesamte Kompetenz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
angezielt. In <strong>die</strong>sem Sinne betrachten wir <strong>die</strong> berufskundlichen Kompetenzen<br />
als Gegenstand nationaler Qualifizierung.<br />
Bitte senden Sie den ausgefüllten Bewertungsbogen bis zum 15. Juni 2002 an <strong>die</strong><br />
Projektleitung:<br />
Herrn Wilfried Muswieck Tel.: +49 (0) 911/179-28 80<br />
Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit Fax: +49 (0) 911/179-13 07<br />
Regensburger Str. 104 E-Mail: Wilfried.muswieck@arbeitsagentur.de<br />
D-90327 Nürnberg<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Bernd-Joachim Ertelt, Dr. Karl Jehle, Dr. András Zakar<br />
AuF Print Nr. 12 315
Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />
I. Methodisches Vorgehen<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ----------- ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
1. Kontaktaufnahme am Telefon<br />
- Organisation der Telefon-Anlaufstelle<br />
(„Triage“: Koordination, Selektion, Weiterbildung)<br />
- Qualitätsmanagement (Wartezeit des Klienten, Anzahl der<br />
Weiterverbindungen, Präsenz der Ansprechpartner)<br />
- Gestaltung der Beziehungsebene beim Erstkontakt<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ----------- ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
2. Klärung des Anliegens<br />
- Anlegen eines Personalblattes bzw. einer Gesprächsnotiz<br />
(Script)<br />
- präzises Abklären des Anliegens<br />
- sprachliche Präzision, positive Formulierungen<br />
- aktives Zuhören und Frageverhalten<br />
- Vermitteln des beraterischen Involvements<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
316 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ----------- ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
3. Beratungsvereinbarung<br />
- „Abschlusstechniken“: Zusammenfassung des Anliegens,<br />
ggf. Korrektur durch Klienten, Priorisierung, Entscheidung<br />
ob Beratung, Verweis (referral), Selbstinformation<br />
- Harmonisierung von Erwartungen des Klienten und der<br />
vereinbarten Beratungsziele<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ----------- ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorät<br />
4. Diagnostik/Assessment<br />
- Formalqualifikation<br />
- Selbsteinschätzung des Klienten, Zutrauen zu sich selbst<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ----------- ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
5. Beratungsprozess<br />
- Technik der gestuften Information und Raterteilung (nach<br />
den internen Bedingungen beim Klienten)<br />
- Erstellung eines Informationsplans <strong>für</strong> den Klienten<br />
- direkte Raterteilung (Expertenansatz)<br />
- Realisierungshilfen: Hinweise auf Vermittlungssysteme und<br />
Personen<br />
- qualifizierter Verweis (referral)<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
AuF Print Nr. 12 317
Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
6. Abschluss<br />
- Vereinbarung des weiteren Vorgehens und der „Hausaufgaben“:<br />
Wer tut was, bis wann, in welcher Abfolge?<br />
- Überprüfung, wieweit der Beratungsvertrag erfüllt wurde<br />
- Feststellung der Verbindlichkeit der Ergebnisse<br />
- Überprüfung der Angemessenheit des Vorgehens<br />
- Feedback: Atmosphäre, Beziehungsebene, Inhaltsebene<br />
- Vorbereitung der Nachentscheidungsphase<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
7. Nacharbeit und Qualitätsmanagement<br />
- Erstellung des Gesprächsprotokolls<br />
- Entwicklung eines Mindestformulars zur Nacharbeit<br />
- Aufbereitung typischer Anliegen mit Lösungswegen (FAQ<br />
etc.)<br />
- Dokumentation von Fällen nach c.i.t.<br />
- spezifische Methoden der Selbst- und Fremdevaluation bei<br />
Telefonberatung (z. B. EFQM-Methode)<br />
Bemerkungen: ______________________________________<br />
__________________________________________________<br />
318 AuF Print Nr. 12
Anhang<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
II. Gesprächsführung<br />
- Selbsteinschätzung des Gesprächsverhaltens<br />
- Sprech- und Stimmbildung <strong>für</strong> Tel.-Beratung<br />
- kritische Prüfung non-direktiver und direkter Beratungsfertigkeiten<br />
bei Tel.-Beratung<br />
Bemerkungen: ___________________________________<br />
_______________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
III. Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Tel.-Beratung<br />
- technische Voraussetzungen am Arbeitsplatz<br />
- Software-Spezifika<br />
- Gebührenfragen<br />
- Konferenzschaltungen<br />
- technische Voraussetzungen bei Klienten<br />
Bemerkungen: ___________________________________<br />
_______________________________________________<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
IV. Informationsmanagement bei der Tel.-Beratung<br />
- Leistungsprofile berufskundlicher Me<strong>die</strong>n <strong>für</strong> Tel.-<br />
Beratung (Synopsis)<br />
- Zugriffsmöglichkeiten, Verfügbarkeit, Bewährung von<br />
Me<strong>die</strong>n in der Tel.-Beratung<br />
Bemerkungen: ___________________________________<br />
_______________________________________________<br />
AuF Print Nr. 12 319
Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />
sollte ins sollte Gegenstand des<br />
Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />
ja<br />
nein ------------ ----------höchste<br />
mittlere niedrige<br />
Priorität Priorität Priorität<br />
V. Ausgewählte Bereiche<br />
- ethische Fragen der Tel.-Beratung<br />
- multikulturelle Kompetenz (national und transnational)<br />
- Marketing der Tel.-Beratung<br />
- Tel.-Beratung im Verhältnis zu anderen Beratungsformen<br />
Bemerkungen: ___________________________________<br />
_______________________________________________<br />
320 AuF Print Nr. 12
Informationen über den Beantworter<br />
1. Nur <strong>für</strong> etwaige Rückfragen<br />
Anhang<br />
Name, Vorname __________________________________________________<br />
Anschrift ________________________________________________________<br />
Tel. ____________________________________________________________<br />
Fax ____________________________________________________________<br />
E-Mail __________________________________________________________<br />
2. Wie viele Jahre Erfahrung haben Sie in der Berufsberatung<br />
3. Ihre derzeitige Funktion (und Institution)<br />
________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________<br />
4. Ihre Qualifikation <strong>für</strong> <strong>die</strong> Tätigkeit in der Berufsberatung<br />
(Mehrfachnennungen möglich)<br />
Training „on the job“<br />
Hochschulstudium in der Fachrichtung Berufsberatung<br />
interne Qualifizierung<br />
Nach-Diplomstudium in Berufsberatung<br />
Andere Ausbildungswege (bitte Stichworte):<br />
________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________<br />
AuF Print Nr. 12 321
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Informationsbereiche bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsprozessen ________________ 44<br />
Abbildung 2: Marketing-Portfolio <strong>für</strong> Informations-Dienstleistungen________________________ 47<br />
Abbildung 3: Beziehung zu Teilnehmern auf dem Informationsmarkt ______________________ 51<br />
Abbildung 4: Woher kennen Sie das Europäische Berufsberatungszentrum (EBZ)?___________ 56<br />
Abbildung 5: Auf welchem Weg haben Sie Ihre Anfrage an das EBZ gerichtet? (Frage 1.2) ____ 57<br />
Abbildung 6: Welche Themen betrafen Ihre Anfrage an das EBZ? (Frage 2) ________________ 58<br />
Abbildung 7: Entsprachen <strong>die</strong> erhaltenen Informationen/Empfehlungen Ihren Wünschen und<br />
Erwartungen an das EBZ? (Frage 6) _____________________________________ 59<br />
Abbildung 8: Würden Sie sich bei weiteren europabezogenen Fragen bezüglich der Schulbildung,<br />
der Berufsausbildung, des Studiums wieder an ein EBZ wenden? (Frage 7) ______ 59<br />
Abbildung 9: Würden Sie Freunden, <strong>die</strong> europabezogene Fragen haben, empfehlen, sich an ein<br />
EBZ zu wenden? (Frage 9) ____________________________________________ 60<br />
Abbildung 10: Individueller Stand im Entscheidungsprozess (Frage 3) ______________________ 61<br />
Abbildung 11: Wie wichtig war <strong>für</strong> Sie zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt der Kontakt zum EBZ? (Frage 4) ____ 61<br />
Abbildung 12: Hatten Sie bereits Vorkenntnisse zu den Themen Ihrer Anfrage? (Frage 5) ______ 62<br />
Abbildung 13: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Qualität unserer Me<strong>die</strong>n (Frage 11.3) (nach Schulnoten-Skala<br />
– Mittelwerte) _______________________________________________________ 62<br />
Abbildung 14: Wie hilfreich war <strong>die</strong> Antwort des EBZ auf Ihre nachfolgende Entscheidungen?<br />
(Frage 13)__________________________________________________________ 63<br />
Abbildung 15: Welche Bedeutung hatten <strong>für</strong> Ihre Entscheidung <strong>die</strong> Informationen/ Empfehlungen des<br />
EBZ im Vergleich zu anderen Quellen? (Frage 14)__________________________ 64<br />
Abbildung 16: Hätten Sie gerne eine persönliche Beratung durch das EBZ gehabt? (Frage 12.2) 64<br />
Abbildung 17: Wie gut war das EBZ <strong>für</strong> Sie erreichbar? (Durchschnitt – Schulnotenskala) ______ 65<br />
Abbildung 18: Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der EBZ (offene Frage 15)_____________ 65<br />
Abbildung 19: Alter der Ratsuchenden _______________________________________________ 67<br />
Abbildung 20: Verteilung der Geschlechter bei den ausgewerteten Fragebögen ______________ 68<br />
Abbildung 21: Beruflicher Status (Frage 16.6) _________________________________________ 68<br />
322 AuF Print Nr. 12
In der Schriftenreihe<br />
„AuF Print“<br />
(Texte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aus- und Fortbildung in der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit), ISSN 1437-7934 sind<br />
bisher erschienen:<br />
AuF Print Nr. 1: Entgeltersatzleistungen und Leistungsverfahren<br />
(Fachkundliches Kompendium); 2. geänderte Auflage;<br />
Ausgabe: Oktober 2000<br />
ISBN 3-9801946-8-X<br />
AuF Print Nr. 2: Ordnungspolitische und sonstige Aufgaben der BA<br />
(Fachkundliches Kompendium); Ausgabe: Juni 1999<br />
ISBN 3-9801946-2-0<br />
AuF Print Nr. 3: Gut beraten ... Gespräche mit Kunden führen<br />
Heinrich Locker u.a.; Ausgabe: November 1999<br />
ISBN 3-9801946-3-9<br />
AuF Print Nr. 4: Das Angebot an Arbeitsleistungen<br />
Rainer Göckler; Ausgabe: November 1999<br />
ISBN 3-9801946-4-7<br />
AuF Print Nr. 5: Aktive Arbeitsförderung der BA, Beratung - Vermittlung - Förderung<br />
(Fachkundliches Kompendium - Teil 1: Grundlagen)<br />
Ausgabe: Juli 2000<br />
ISBN 3-9801946-5-5<br />
AuF Print Nr. 6: Allgemeines Verwaltungsrecht - Rechtliche Grundlagen des Verwaltungshandelns<br />
Dr. Jochen Kurr, Uwe Lauschke;<br />
Ausgabe: März 2001<br />
ISBN 3-9801946-6-3<br />
AuF Print Nr. 7: Facetten des Wandels - Aufgabenfelder der BA - nicht nur aus hochschulischer<br />
Sicht<br />
B.-J. Ertelt, R. Heusch, J. Hoesmann, V. Möntmann, H. Stegmann<br />
Ausgabe: April 2001<br />
ISBN 3-9801946-7-1<br />
AuF Print Nr. 8: Aktive Arbeitsförderung der BA, Beratung - Vermittlung - Förderung<br />
(Fachkundliches Kompendium - Teil 2: Praxisrelevante Weiterführung)<br />
Ausgabe: Januar 2002<br />
ISBN 3-9801946-9-8<br />
AuF Print Nr. 9: KOLA - Gesprächsführung in der Arbeitsvermittlung<br />
Ausgabe: September 2002<br />
ISBN 3-936747-00-8<br />
AuF Print Nr. 10: Das Gespräch mit Arbeitgebern – Leitfaden <strong>für</strong> Vermittlungsfachkräfte<br />
Ausgabe: Juli 2003<br />
ISBN: 3-936747-10-5<br />
AuF Print Nr. 11: Fallmanagement und Netzwerkarbeit in der Beschäftigungsförderung<br />
– Ein Leitfaden <strong>für</strong> <strong>die</strong> soziale und <strong>berufliche</strong> Integration<br />
Ausgabe: November 2004<br />
ISBN: 3-936747-11-3<br />
AuF Print Nr. 12 323
Leonardo Da Vinci<br />
Pilotprojekt<br />
<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />
Projektpartnerschaft<br />
Projektkoordinator:<br />
Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg, D<br />
Projektpartner:<br />
Dieses Produkt wurde mit Unterstützung der<br />
europäischen Gemeinschaft im Rahmen des<br />
Programms LEONARDO DA VINCI durchgeführt.<br />
Der Inhalt spiegelt nicht notwendigerweise <strong>die</strong><br />
offizielle Auffassung der Europäischen<br />
Kommission in <strong>die</strong>ser Frage wider.<br />
BIFO Berufs- und Bildungsinformation Vorarlberg , Dornbirn, A<br />
Euroguidance Austria (Silent Partner), Wien, A<br />
Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha, CZ<br />
Národní vzdělávací fond – Národní informační středisko pro poradenstvi, Praha, CZ Login Telefon<strong>die</strong>nstleistungen<br />
GmbH, Berlin, D<br />
Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein, Schaan, FL<br />
Csongrád Megyei Munkaügyi Központ, Szeged, HU<br />
Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa, PL<br />
Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei, Bucureşti, RO<br />
Centrum poradensko-psychologických služieb, Bratislava, SK<br />
Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny, Bratislava, SK<br />
Slovak Academic Association for International Cooperation, Bratislava, SK<br />
324 AuF Print Nr. 12