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Methodik für die berufliche Fernberatung - Distance Counselling - Bifo

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<strong>Methodik</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

- <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> -<br />

Herausgegeben von:<br />

Bernd-Joachim Ertelt und Wilfried Muswieck<br />

Dieses Produkt wurde mit Unterstützung der<br />

europäischen Gemeinschaft im Rahmen des<br />

Programms LEONARDO DA VINCI durchgeführt.<br />

Der Inhalt spiegelt nicht notwendigerweise <strong>die</strong><br />

offizielle Auffassung der Europäischen<br />

Kommission in <strong>die</strong>ser Frage wider.<br />

Mannheim/Nürnberg November 2004<br />

AuF Print Nr. 12


Herausgeber: Fachhochschule des Bundes<br />

<strong>für</strong> öffentliche Verwaltung<br />

Fachbereich Arbeitsverwaltung<br />

Seckenheimer Landstr. 16<br />

68163 Mannheim<br />

ISBN 3-936747-12-1<br />

ISSN 1437-7934<br />

Ausgabe: November 2004<br />

Redaktion: Sabine Schreiner<br />

Tel. 0621/4209-188<br />

E-Mail: Sabine.Schreiner@arbeitsagentur.de<br />

Bezugs-<br />

möglichkeiten: Die „AuF Print“ sind überwiegend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

an Aus- und Fortbildungswegen und -maßnahmen der Bundesagentur <strong>für</strong><br />

Arbeit bestimmt. Externe Interessenten können <strong>die</strong>se <strong>für</strong> eine Schutzgebühr<br />

von 48,00 € bei der Fachhochschule des Bundes <strong>für</strong> öffentliche Verwaltung<br />

- Fachbereich Arbeitsverwaltung - beziehen.


LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninventars<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trainingshandbuches<br />

und Trainingskonzeptes<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

VORWORT .................................................................................................................................................5<br />

1 EINLEITUNG...............................................................................................................................6<br />

2 TRAININGSKONZEPT .............................................................................................................18<br />

2.1 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE FERNBERATUNG ..........................................................................18<br />

2.1.1 Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong> .............................................18<br />

2.1.2 Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen ...........................................24<br />

2.1.3 Minimumstandards <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Voraussetzungen ...................................................37<br />

2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong> ............................................40<br />

2.2 METHODIK DER TELEFONBERATUNG .............................................................................................70<br />

2.2.1 Gestaltung des Erstkontakts.................................................................................................70<br />

2.2.2 Anliegen der Klienten............................................................................................................77<br />

2.2.3 Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten) .................................................................79<br />

2.2.4 Beratungsvereinbarungen und Abschluss des Beratungsgesprächs...................................89<br />

2.3 QUALITÄTSMANAGEMENT (QM) ....................................................................................................95<br />

2.4 DIE INFORMATIONSSTRUKTURELLE METHODIK (ISM) IM RAHMEN VON DISTANCE COUNSELLING....152<br />

3 FALLSTUDIEN........................................................................................................................157<br />

4 BEST PRACTICE IN DER TELEFONBERATUNG................................................................189<br />

5 AUSGEWÄHLTE BEREICHE.................................................................................................204<br />

5.1 MULTIKULTURELLE ASPEKTE ......................................................................................................204<br />

5.2 ETHISCHE FRAGEN ....................................................................................................................216<br />

5.2.1 Ethik und Deontologie in der Telefon-<strong>Fernberatung</strong>...........................................................216<br />

5.2.2 AIOSP - Ethische Fragen....................................................................................................223<br />

5.3 AUSWERTUNG DER LÄNDERSPEZIFIKA.........................................................................................227<br />

6 ANHANG.................................................................................................................................239<br />

6.1 ENTWICKLUNG EINER BERATUNGSMETHODIK/EINES METHODENINVENTARS FÜR DIE BERUFLICHE<br />

FERNBERATUNG EINSCHLIEßLICH EINES TRAININGSHANDBUCHES UND TRAININGSKONZEPTES .......239<br />

6.2 PROJEKTINFORMATION FÜR POTENTIELLE TEILNEHMER (INFORMATIONSBRIEF) 2003, NÜRNBERG .276<br />

6.3 PRÄSENTATION ZUM PROJEKT....................................................................................................278<br />

6.4 ERHEBUNGSBOGEN ZUR SITUATIONSBESCHREIBUNG DER BERUFSBERATUNG,<br />

BERUFSBERATUNGSANGEBOTE UND ZUR BERATERQUALIFIZIERUNG .............................................306<br />

6.5 ERHEBUNGSBOGEN ZUR ANALYSE DER IST - SITUATION DER BERUFLICHEN FERNBERATUNG IN DEN<br />

PROJEKTLÄNDERN FÜR BERATUNGS-PRAKTIKER .........................................................................310<br />

6.6 BEWERTUNGSBOGEN.................................................................................................................315<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS................................................................................................................322<br />

AuF Print Nr. 12 3


4 AuF Print Nr. 12


Vorwort<br />

Vorwort<br />

Im Rahmen der aktuellen Reformprozesse der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit (BA) verändern sich<br />

auch <strong>die</strong> fachlichen Anforderungen an <strong>die</strong> Berufsberater und Berufsberaterinnen. Traditionelle<br />

Beratungsansätze werden durch <strong>die</strong> verstärkte Nutzung der Möglichkeiten der modernen<br />

Informations- und Kommunikationstechniken ergänzt. Die flächendeckende Einrichtung der<br />

„Service Center“ zur Erledigung einfacher Kundenanliegen am Telefon und <strong>die</strong> ständig steigenden<br />

Kundenanfragen über E-Mail und Telefon erfordern eine fachliche Ergänzung des<br />

beraterischen Methodeninventars.<br />

Ziel- und kundenorientiert kommunizieren kann man lernen und trainieren. Für <strong>die</strong>sen fachlichen<br />

Bedarf wurden im Rahmen eines EU-Projektes mit Partnern aus sieben Ländern Trainingsmodule<br />

entwickelt, um Berufsberatern und Berufsberaterinnen sowie Angehörigen verwandter<br />

Tätigkeiten ein entsprechendes fachliches Fortbildungsangebot im Rahmen der<br />

Personalentwicklung zu bieten.<br />

Der Fachbereich Arbeitsverwaltung der Fachhochschule des Bundes beteiligte sich auf der<br />

Grundlage seiner fun<strong>die</strong>rten wissenschaftlichen und internationalen Kompetenz, während<br />

das Beratungsreferat der Zentrale der BA <strong>die</strong> Anforderungen der Praxis – auch in Bezug auf<br />

ein zukünftiges „Online - Beratungsangebot“ – in dem Projekt repräsentierte. Der Bereich<br />

„Internationale Beziehungen“ der BA brachte <strong>die</strong> umfangreichen Erfahrungen der beiden<br />

Netzwerke NRCVG Euroguidance und EURES im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> sowie<br />

<strong>die</strong> fachlichen Folgerungen aus den Evaluationen <strong>die</strong>ser Beratungsservices (1999 und<br />

2000) mit ein.<br />

Der vorliegende Band der Reihe „AuF Print“ will <strong>die</strong> Ergebnisse des LEONARDO DA VINCI<br />

Projektes Beratungskräften, Stu<strong>die</strong>renden und an der Weiterbildung Interessierten innerhalb<br />

und außerhalb der BA näher bringen. Die Konzeption des Trainingshandbuchs bietet eine<br />

Me<strong>die</strong>nkombination als Schulungsunterlagen zum Selbststudium, Projektstudium, Vortrag<br />

und zu verschiedenen Seminarformen.<br />

Durch <strong>die</strong> Mitarbeit von Experten aus neun europäischen Ländern ergibt sich eine erweiterte<br />

fachliche Perspektive. Behandelt werden Rahmenbedingungen und Methoden der <strong>berufliche</strong>n<br />

<strong>Fernberatung</strong>, Formen des Qualitätsmanagements, multikulturelle Aspekte, ethische<br />

Fragen, Fallstu<strong>die</strong>n und „best practice“ Beispiele aus den Partnerländern.<br />

Aktuell bedeutsam ist <strong>die</strong> Beschäftigung mit der telefonischen Beratung, weil <strong>die</strong>se Form<br />

zwischen der klassischen „face to face - Beratung“ und der computergestützten Beratung<br />

anzusiedeln ist. Neuere Stu<strong>die</strong>n zeigen, dass gerade <strong>die</strong> gut informierten und hoch involvierten<br />

Ratsuchenden nach zusätzlichen personalen Beratungsangeboten verlangen. Die telefonische<br />

Beratung kann <strong>die</strong>ser verstärkten Nachfrage ressourcensparend und professionell<br />

Rechnung tragen.<br />

Wir bedanken uns bei denjenigen, <strong>die</strong> durch Fachtexte, redaktionelle Gestaltung, Übersetzungsarbeiten<br />

und organisatorische Hilfen zur Realisierung <strong>die</strong>ses Bandes beigetragen haben.<br />

Besonders hervorzuheben ist dabei <strong>die</strong> Unterstützung des Fachbereiches Arbeitsverwaltung<br />

der Fachhochschule des Bundes, Mannheim.<br />

Wir hoffen auch, Anregungen <strong>für</strong> einen erweiterten fachlich-kritischen Austausch mit der Leserschaft<br />

geben zu können.<br />

Bernd-Joachim Ertelt Wilfried Muswieck<br />

Mannheim Nürnberg<br />

Juli 2004<br />

AuF Print Nr. 12 5


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

1 Einleitung<br />

Hey Sie ..., sind Sie noch dran?<br />

Das ist <strong>die</strong> Geschichte von dem einsamen Mann.<br />

Der rief eines Nachts <strong>die</strong> Telefonseelsorge an —<br />

Er wollte kaum noch Leben, denn er fühlte sich leer<br />

Doch schon <strong>die</strong> Stimme von der Dame beruhigte ihn sehr.<br />

Sie fragte <strong>die</strong>s und das – er fing zu reden an,<br />

Und dachte:<br />

endlich jemand der zuhören kann —<br />

Sie sind Sie noch dran?<br />

Mmh Sie, sind Sie noch dran?<br />

Sie sprach hin und wieder leise zu ihm<br />

Und mit der Zeit faszinierte sie ihn —<br />

Das war seine Rettung, wenn es Rettung <strong>für</strong> ihn gibt<br />

Er hatte sich in ihre Telefonstimme verliebt.<br />

Er kaufte ihr Blumen – Er schrieb sogar ein Gedicht<br />

Er musste <strong>die</strong>se Stimme sehn, doch man verstand ihn dort nicht<br />

Tut uns Leid, <strong>die</strong> Dame hat noch keiner geküsst<br />

Weil <strong>die</strong> Dame mit der Stimme unser Computer ist<br />

Ist das <strong>die</strong> neue Wirklichkeit? Sind wir schon so weit?<br />

Nein, wir sind noch nicht so weit. Sonst hätten sich <strong>die</strong> 13 Projektpartner aus acht Ländern<br />

nicht zu <strong>die</strong>sem Projekt zusammen geschlossen, um den Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />

methodisch weiterzuentwickeln.<br />

Human voice has great power, and therefore very important is not only what you are saying,<br />

but also how you are saying it and whether you can cope professionally the period of telephone/distance<br />

communication/counselling with the client, so that he/she learned what<br />

he/she wanted to learn and a good feeling of you has been left in him/her.<br />

6 AuF Print Nr. 12


Koordination/ Projektleitung:<br />

Wilfried MUSWIECK Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg<br />

Wissenschaftliche Leitung:<br />

Bernd-Joachim ERTELT FH des Bundes, Fachbereich<br />

Arbeitsverwaltung, Mannheim<br />

Partner und Autoren:<br />

Einleitung<br />

Deutschland<br />

Wilfried MUSWIECK Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit Nürnberg<br />

Karen SCHOBER Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg<br />

Bernd-Joachim ERTELT Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Fachhochschule (FH),<br />

Mannheim<br />

Waldemar JONAIT, Agentur <strong>für</strong> Arbeit, Nagold<br />

Otto POMPE Agentur <strong>für</strong> Arbeit, Rheine<br />

Roland HÜTTNER Login Telefonservice, Berlin<br />

Kerstin FELDNER-KREISCHER Login Telefonservice, Berlin<br />

Thoralf MARKS Login Telefonservice, Berlin<br />

Angela SELL Login Telefonservice, Berlin<br />

Winfried VOLLMER Kommunikationstrainer, Hamburg<br />

Österreich<br />

Claudia HAMMERER BIFO Berufs- und Bildungsinformation<br />

Vorarlberg , Dornbirn,<br />

Klaus MATHIS BIFO Berufs- und Bildungsinformation<br />

Vorarlberg , Dornbirn,<br />

Eva BALOCH-KALOIANOV Euroguidance Austria, Wien,<br />

Gabriele SCHMID Euroguidance Austria, Wien,<br />

Eduard STAUDECKER Euroguidance Austria, Wien,<br />

Tschechische Republik<br />

Veronika FANTOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />

informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />

Zuzana FREIBERGOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />

informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />

Ondrej GBELEC Národní vzdělávací fond – Národní<br />

informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />

Jana POPELKOVA Národní vzdělávací fond – Národní<br />

informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />

Markéta VAVRECKOVÁ Národní vzdělávací fond – Národní<br />

informační středisko pro poradenstvi, Praha<br />

Milena BLATNIKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />

Gabriela JURACKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />

Ludmila MARKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />

Eva JUZVAKOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />

Sylva STEPITOVA Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha<br />

Fürstentum Liechtenstein<br />

Karl JEHLE Berufsberatungsstelle des Fürstentums<br />

Liechtenstein, Schaan<br />

Maria OEHRI Berufsberatungsstelle des Fürstentums<br />

Liechtenstein, Schaan<br />

AuF Print Nr. 12 7


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Ungarn<br />

Ildikó JÁRAI Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

Mária KUKLA Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

Melinda LORANT Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

Eva MEZÖ-ZÁDORI Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

Beáta OLÁH Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

András VLADISZAVLYEV Csongrád Megyei Munkaügyi Központ,<br />

Szeged<br />

András ZAKAR Universität Szeged<br />

Polen<br />

Paulina BOGDANSKA, Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />

Grazyna MORYS-GIEORGICA, Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />

Anna WOYNAROWSKA Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa<br />

Rumänien<br />

Mihaela CHIRU CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />

Bucureşti<br />

Speranta CIRLEA CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />

Bucureşti<br />

Mihai JIGAU CNROP, Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei,<br />

Bucureşti<br />

Slowakische Republik<br />

Anna BUCIC Slovak Academic Association for<br />

International Cooperation, Bratislava<br />

Jozef DETKO Slovak Academic Association for<br />

International Cooperation, Bratislava<br />

Stefan GRAJCÁR Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />

Bratislava<br />

Maria KUBISOVÁ Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />

Bratislava<br />

Drahomira VANOUSOVÁ Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny,<br />

Bratislava<br />

Peter SÒLYI Faculty of Arts, Comenius University,<br />

Bratislava<br />

Jolana KUSÁ Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />

Services, Bratislava<br />

Zuzana MARDIAKOVÁ Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />

Services, Bratislava<br />

Ivan VALKOVIC Centre for Psychological and <strong>Counselling</strong><br />

Services, Bratislava<br />

Weitere Mitarbeit:<br />

Cristina COGOI ASTER, Bologna/Italien (Silent Partner):<br />

Transfer zu EU – Projekt ICT-Skills<br />

Charlotte METZLER-BURREN Universität Zürich/Schweizer<br />

Eidgenossenschaft<br />

Katarina TRLICOVÁ Bratislava/Slowakische Republik<br />

8 AuF Print Nr. 12


I. Zum Verständnis des Projektansatzes<br />

Einleitung<br />

Alle bisherigen Beraterqualifikationen bauen auf der traditionellen face to face Beratungssituation<br />

auf. Dieser traditionelle Beratungsansatz und <strong>die</strong> damit einhergehenden Qualifikationen<br />

sowie das Methodeninventar der Berufsberater und Berufsberaterinnen bietet keine professionellen<br />

Ansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> ständig steigende Nachfrage im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong>/distance<br />

counselling.<br />

Die Nachfragen bezüglich Telefon- und E-Mailberatung sowie anderen Formen der <strong>Fernberatung</strong><br />

haben in Deutschland zwei fachspezifische Kundenbefragungen — im Serviceangebot<br />

<strong>für</strong> an Bildungs- und Beschäftigungsmobilität interessierte Kunden — deutlich gemacht.<br />

Dieses Ergebnis ist möglicherweise durch das in Deutschland vorherrschende Stützpunktsystem<br />

beeinflusst worden, ist aber auf alle Länder der Projektpartnerschaft, <strong>die</strong> in der Regel<br />

über kein enges flächendeckendes Beratungsangebot verfügen, übertragbar.<br />

Im Rahmen des Projektes wurden rund 230 Berufsberater und Berufsberaterinnen in den<br />

Projektländern zu ihrer <strong>berufliche</strong>n Praxis in Bezug auf distance counselling befragt. Diese<br />

Befragung ergab eine hohe praktische Involviertheit in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong>, sei es bei<br />

Erst- und/oder Folgeberatungskontakten; so übersteigt bereits heute <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Zahl der Distanzberatungen (per Telefon, E-mail oder Brief/FAX) mit rund 23 Erstberatungen<br />

und gut 10 Folgeberatungen pro Woche <strong>die</strong> Zahl der "face to face“ Beratungen mit rund 18<br />

Erstberatungen und gut 9 Folgeberatungen.<br />

Diese Relationen sind unter Berücksichtigung der Intensität der <strong>Fernberatung</strong> allerdings zu<br />

relativieren, denn <strong>die</strong> Telefonberatung – und das ist innerhalb der Distanzberatung <strong>die</strong> am<br />

häufigsten nachgefragte Dienstleistung – dauern im Durchschnitt 9,6 Minuten (bis 5 Minuten:<br />

29 %; bis 10 Minuten: 47 %; bis 15 Minuten: 18 %; über 15 Minuten: 6 %), während <strong>die</strong> face<br />

to face Beratung in der Praxis zumeist umfangreicher ist (35 – 60 Minuten).<br />

Ein Blick auf <strong>die</strong> Anliegen der Ratsuchenden in der <strong>Fernberatung</strong> macht deutlich, dass <strong>die</strong><br />

Beratungskräfte auch bei der Distanzberatung ein breites Themenspektrum abzudecken<br />

haben. Zwar nehmen „Informationen zum Überblick“ mit rund 23 % den relativ größten Raum<br />

ein, doch zeigen auch <strong>die</strong> Prozentanteile der übrigen Anliegen, dass der gesamte Rahmen<br />

der beraterischer Dienstleistungen gut vertreten ist:<br />

• Präzisieren von ersten konkreten Vorstellungen (14,6 %),<br />

• Beratung mit Vermittlungswunsch (14,3 %),<br />

• Absicherung einer bereits getroffenen Entscheidung (13,1 %),<br />

• Abwägen von Alternativen (12,9 %),<br />

• auslandsbezogene Fragen (11,7 %), und<br />

• Realisierung bereits gefasster Entschlüsse (10,7 %).<br />

Hinsichtlich der spezifischen Anforderungen der <strong>Fernberatung</strong> gegenüber der face to face–<br />

Situation lassen sich zwei große Bereiche unterscheiden. Der erste (mit rund 53 %) umfasst<br />

grundlegende Fragen der <strong>Methodik</strong> und Gesprächsführung (einschl. Sprachkompetenz); der<br />

zweite (mit rund 44 %) bezieht sich auf das berufs- und bildungskundliche sowie arbeitsmarktbezogene<br />

Wissen (Anmerkung: Rest andere Bereiche).<br />

Für <strong>die</strong>se spezifischen Anforderungen einer <strong>Fernberatung</strong> fühlen sich über <strong>die</strong> Hälfte der<br />

befragten Beratungskräfte (55 %) nicht und 8 % nur zum Teil ausreichend qualifiziert.<br />

Die persönlichen Rückmeldungen u. Erfahrungsberichte der Beratungskräfte zur <strong>Fernberatung</strong><br />

reflektieren sehr gut <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>die</strong>ser Beratungsform: Sie ist geeignet, Beratungszeit<br />

zu sparen, schneller auf aktuelle Probleme der Klienten einzugehen, erweiterte<br />

Beratungsmöglichkeiten zu eröffnen und Schwellenängste abzubauen. Doch man fühlt sich<br />

auch häufiger im Arbeitsablauf gestört, unter größeren Zeitdruck gesetzt, nicht zuletzt weil<br />

mehr Klienten Zugang zur Beratung erhalten. Außerdem sind nicht immer <strong>die</strong> notwendigen<br />

optimalen technischen Voraussetzungen gegeben. Insgesamt jedoch zeichnen <strong>die</strong> befragten<br />

AuF Print Nr. 12 9


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Berater ein positives Bild ihrer Kompetenzen zur Telefonberatung, denn 86 % geben an,<br />

dem Anliegen der Anrufer „häufig “und 5 % „immer“ gerecht werden.<br />

Von daher erstaunt es, dass gut drei Viertel der Beratungskräfte Interesse an der im Rahmen<br />

des LEONARDO DA VINCI - Pilotprojekts „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ entwickelten Weiterbildung<br />

haben. Bei <strong>die</strong>ser Qualifizierung soll <strong>die</strong> Beratungsmethodik einschließlich der verbalen<br />

Kompetenz das Hauptgewicht erhalten (knapp 60 % aller Nennungen). Mit 38 % folgt der<br />

inhaltsbezogene Block: Transnationales und europabezogenes Wissen (14,4 %), Ausbildungs-<br />

und Arbeitsmarkt (8,1 %), Berufskunde (79 %) und Information zu Bildung, Ausbildung,<br />

Hochschule (7,6 %). (Rest: andere Bereiche).<br />

Man kann davon ausgehen, dass <strong>die</strong> Befragten ihre persönliche Weiterbildung mit Blick auf<br />

<strong>die</strong> erwartete Entwicklung der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung planen. 90 % der Befragten erwarten,<br />

dass <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ser Beratungsform zunimmt (sie wird gleich bleiben: 9 %, sie<br />

wird sinken: 1 %).<br />

II. Einstiegskompetenz<br />

Die Einstiegskompetenz wurde wie folgt beschrieben:<br />

Mindestens 2 Jahre Berufspraxis und gute Basiskenntnisse <strong>für</strong> den Bereich beraterischer<br />

Kommunikation. Im Training wird keine Berufsberaterausbildung nachgeholt, sondern eine<br />

Zusatzqualifikation/Spezialisierung im Bereich der <strong>Methodik</strong> der <strong>Fernberatung</strong> vermittelt. Die<br />

Zielkompetenz muss jeweils auf Grund der individuellen Kompetenzprofile der Berater erfolgen<br />

und sich vor allem an den Tätigkeitsbereichen orientieren. Rund ein Drittel der entsprechenden<br />

Angaben bezieht sich auf <strong>die</strong> „Berufsberatung <strong>für</strong> Jugendliche“. Es folgen „Bildungsberatung“<br />

(28,3 %), „Laufbahnberatung <strong>für</strong> Erwachsene“ (20 %), Tätigkeit in der Stu<strong>die</strong>nberatung,<br />

Personalwirtschaft oder als Psychologe (23,7 %) und – überraschend gering –<br />

im Netzwerk „euroguidance“ (5,5 %).<br />

Die Befragten sind in der Regel in mehreren der genannten Bereiche tätig (im Durchschnitt<br />

2,5) und verfügen hier zum Teil über langjährige Praxis. Doch knapp ein Viertel üben ihre<br />

jetzige Funktion erst maximal ein Jahr aus. Gut ein weiteres Viertel (25,1 %) verfügt über 2 –<br />

5 Jahre, gut ein Fünftel (21,2 %) über 6 – 10 Jahre, 18 % über 11 – 20 Jahre und gut jeder<br />

Zehnte (10,8 %) über 21 – 30 Jahre (!) Berufserfahrung in Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen. Die<br />

Erstausbildungen <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Aufgaben konzentrieren sich auf Sozialwissenschaften, Psychologie<br />

und Pädagogik, oftmals mit einer Zusatzqualifikation in Beratung. Die Eingangsbedingungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualifizierung in <strong>Fernberatung</strong> sind also sehr heterogen. Es wird daher angeregt,<br />

sich im Bedarfsfall vor dem Training nochmals eingehend mit den theoretischen Grundlagenteilen<br />

des Trainingshandbuches zu beschäftigen, um so eine Selbsteinordnung im Hinblick<br />

auf <strong>die</strong> angebotenen Inhalte vorzunehmen.<br />

III. Theoretische Grundlagen<br />

Die Projektpartnerschaft hat sich nach gründlicher Prüfung unterschiedlicher theoretischer<br />

Beratungs- und Berufswahltheorien übereinstimmend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verwendung des eklektischbehavioristischen<br />

Beratungsansatz und <strong>die</strong> informationsstrukturelle Methode (ISM) von Ertelt/Schulz<br />

als theoretische Grundlage <strong>für</strong> das distance counselling ausgesprochen.<br />

Die ISM orientiert sich nicht – wie eine Reihe anderer Beratungsansätze – am normativen<br />

Bild der rationalen Individualentscheidung, sondern denkt sich in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong>n Problemlösungsprozesse,<br />

wie sie beim Einzelnen ablaufen, hinein. Die beraterische Hilfe wird hierbei<br />

verstanden als Simulation der kognitiv - affektiven Informationsverarbeitungsvorgänge beim<br />

Klienten im Rahmen eines auf das vereinbarte Beratungsziel ausgerichteten Lernprozesses.<br />

Berufliche Probleme und Entscheidungen sind in der Regel komplexer Art und daher meist<br />

als schlecht definierte Situationen zu charakterisieren. Selten gibt es nur eine „richtige“ Lösung<br />

und den eindeutig vorhersehbaren Schlusspunkt oder gar Lösungsgarantie <strong>für</strong> eine<br />

bestimmte Vorgehensweise.<br />

10 AuF Print Nr. 12


Einleitung<br />

Solche Entscheidungsprozesse gehen in der Regel einher mit starker emotionaler Betroffenheit,<br />

wie Problemdruck, Informationsstress, Furcht vor Fehlentscheidungen und Zweifel, ob<br />

<strong>die</strong> gewählte Alternative tatsächlich <strong>die</strong> richtige ist.<br />

Die ISM bietet der Beratungskraft Kategorien zur Einschätzung inhaltlicher Defizite des<br />

Klienten bei seiner Problemlösung. Diese können sich auf <strong>die</strong> Kenntnis von alternativen Lösungsmöglichkeiten,<br />

auf Bewertungskriterien oder auf Vorgehensweisen (individuelle Heuristiken)<br />

beziehen.<br />

Gleichzeitig berücksichtigt <strong>die</strong> ISM <strong>die</strong> Abhängigkeit des Informationsbedarfs von den Phasen<br />

und Stufen der Problemlösung. Steht ein Individuum erst am Anfang eines Entscheidungsprozesses,<br />

so benötigt es Hinweise zur Problemdefinition und zur Motivierung eines<br />

möglichst eigenaktiven Vorgehens.<br />

Zu der Stufe der Generierung von Alternativen gehören Informationen über Lösungswege<br />

und deren Konsequenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene Person. Die Kriterien zur Bewertung der jeweiligen<br />

Alternative, unter Einbeziehung der Verwirklichungschancen und -wege, müssen deutlich<br />

werden. In der Entscheidungsphase mit endgültiger Auswahl einer Handlungsalternative und<br />

persönlich verbindlicher Festlegung (commitment) benötigt der Klient informatorische Hilfen,<br />

<strong>die</strong> ihm über <strong>die</strong> eigene Entscheidungsfähigkeit über seine Auswahlkonflikte, Realisierungsmöglichkeiten<br />

und <strong>die</strong> zu erwartenden Entschlussfolgen Auskunft geben.<br />

Menschen in der Nachentscheidungsphase bedürfen beschreibender und interpretierender<br />

Informationen, denn gerade bei sehr wichtigen Entscheidungen weichen <strong>die</strong> erwarteten Folgen<br />

oft mehr oder weniger von den eingetretenen ab. Hier muss der Berater dann helfen, <strong>die</strong><br />

„kognitive Dissonanz“ zu reduzieren.<br />

Wie bereits oben aufgezeigt, verteilen sich <strong>die</strong> Klienten in der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung<br />

auf alle Stufen des Entscheidungsprozesses. Gleichzeitig ist der Zeitrahmen besonders bei<br />

der Telefonberatung äußerst limitiert. Voraussetzung <strong>für</strong> eine wirkungsvolle Hilfe ist daher<br />

<strong>die</strong> Fähigkeit zur raschen Diagnose von Informationsdefiziten bezogen auf <strong>die</strong> Stufe des<br />

Problemlösungsprozesses, auf der sich der Klient befindet. Darauf aufbauend erfolgt dann<br />

<strong>die</strong> gezielte Informationshilfe unter strenger Beachtung der individuellen Grenzen bei der<br />

Aufnahme und Verarbeitung <strong>die</strong>ser Hinweise.<br />

IV. Hinweise zu Aufbau und Nutzung des Trainingshandbuchs<br />

Auf der Grundlage der Ergebnisse der Befragung der Beratungspraktiker in den Projektländern<br />

erarbeitete eine Projektgruppe (Ertelt, Jehle, Zakar) Vorschläge <strong>für</strong> Trainingsinhalte.<br />

Diese wurden dann von insgesamt 98 ausgesuchten Beratungsfachkräften in den acht Partnerländern<br />

im Sommer 2002 anhand eines Fragebogens gewichtet. Dabei sollten auch Empfehlungen<br />

gegeben werden, welche Inhalte ins Trainingshandbuch aufgenommen und welche<br />

Priorität sie im Training erhalten sollten.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>die</strong>ser Ergebnisse wurde beim 2. Projekttreffen (9. – 11. September<br />

2002 in Oberursel) <strong>die</strong> fachliche Gliederung der Module des Trainingshandbuchs beschlossen.<br />

Diese bildete den Rahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung der Lehrtexte durch <strong>die</strong> Partnerländer.<br />

Beim 3. Projekttreffen (6. – 8. Februar in Warschau) erarbeiteten <strong>die</strong> Teilnehmer (in Gruppen)<br />

Vorschläge <strong>für</strong> Lernziele, Lerninhalte, Methoden und Zeitvorgaben des Trainings. Diese<br />

wurden anhand der Ergebnisse der genannten Expertenbefragung und nach fachwissenschaftlichen<br />

Aspekten zu einem Vorschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong> im September bzw. Oktober 2003 in Oberursel<br />

stattfindenden Trainings verdichtet: Jedes Modul ist gegliedert nach Eingangsvoraussetzungen,<br />

Lernzielen, Lehrtext mit ergänzender Literatur und Hinweisen zum Training.<br />

Die Festlegung der angestrebten Kompetenzebenen erfolgte anhand folgender taxonomischer<br />

Stufen: Wissen (Tax. I), Verstehen (Tax. II), Transfer - Anwenden (Tax. III) und Problemlösungen<br />

entwickeln können (Tax. IV).<br />

AuF Print Nr. 12 11


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Für <strong>die</strong> Realisierung bedarf es jedoch in Anbetracht der oben beschriebenen Heterogenität<br />

der Eingangskompetenzen der Teilnehmer einer sorgfältigen Adaptierung. Als Anhaltspunkt<br />

können <strong>die</strong> inhaltlichen Prioritäten aus der Expertenbefragung <strong>die</strong>nen. Die Anordnung der<br />

Trainingsbereiche erfolgte nach dem Mittelwert (in Klammer) auf einer dreistufigen Bewertungsskala<br />

von (1) höchste Priorität, (2) mittlere Priorität, (3) niedrige Priorität.<br />

Klärung des Anliegens (1,22)<br />

(Anlagen eines Personalblattes, sprachliche Präzision, aktives Zuhören und Frageverhalten,<br />

Vermitteln des beraterischen Involvements)<br />

Beratungsprozess (1,23)<br />

(Technik der gestuften Information und Raterteilung, Realisierungshilfen, qualifizierter Verweis<br />

)<br />

Beratungsvereinbarung (1,36)<br />

(„Abschlusstechniken“: Zusammenfassung des Anliegens, Priorisierung, Harmonisierung der<br />

Klienten-Erwartungen und der vereinbarten Beratungsziele, Beratungsvertrag)<br />

Abschluss des Beratungsgesprächs (1,36)<br />

(Vereinbarung des weiteren Vorgehens und der „Hausaufgaben“, Überprüfung der Erreichung<br />

der Beratungsziele und der Angemessenheit der <strong>Methodik</strong>, Vorbereitung der Nachentscheidungsphase)<br />

Gesprächsführung (1,43)<br />

(Selbsteinschätzung des Gesprächsverhaltens, Sprech- und Stimmbildung <strong>für</strong> Telefonberatung,<br />

kritische Prüfung non-direktiver und direktiver Fertigkeiten bei der Telefonberatung)<br />

Diagnostik / Assessment (1,57)<br />

(Formalqualifikation, Selbsteinschätzung des Klienten, Zutrauen zu sich selbst)<br />

Ausgewählte Bereiche (1,61)<br />

(ethische Fragen der Telefonberatung, multikulturelle Kompetenz, Marketing der Telefonberatung,<br />

Telefonberatung im Verhältnis zu anderen Beratungsformen)<br />

Nacharbeit und Qualitätsmanagement (1,64)<br />

(Erstellung eines Gesprächsprotokolls, Aufbereitung typischer Anliegen mit Lösungswegen,<br />

Dokumentation von Fällen nach der „critical incidents technique“, Methoden der Selbst- und<br />

Fremdevaluation bei Telefonberatung (z. B. EFQM-Methode)<br />

Kontaktaufnahme am Telefon (1,73)<br />

(Organisation der Telefon-Anlaufstelle, Qualitätsmanagement: Wartezeit des Klienten, Anzahl<br />

der Weiterverbindungen, Verfügbarkeit der Ansprechpartner, Gestaltung der Beziehungsebene<br />

beim Erstkontakt)<br />

Informationsmanagement bei der Telefonberatung (1,94)<br />

(Leistungsprofile berufskundlicher Me<strong>die</strong>n <strong>für</strong> Telefonberatung, Zugriffsmöglichkeiten und<br />

Bewährung von Me<strong>die</strong>n in der Telefonberatung)<br />

Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung (2,12)<br />

(Software-Spezifika, Voraussetzungen am Arbeitsplatz, Gebührenfragen, Konferenzschaltungen,<br />

technische Voraussetzungen beim Klienten)<br />

Eine wichtige Unterstützung <strong>für</strong> das anwendungsorientierte Beratungstraining bieten auch<br />

Fallstu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> nach der Critical Incidents Technique (c.i.t.) in den Partnerländern erhoben<br />

wurden. Während des Trainings können <strong>die</strong> Beratungspraktiker weitere Fälle nach <strong>die</strong>sem<br />

Muster beitragen. Außerdem haben <strong>die</strong> Partnerländer „best practices“ zur Verfügung gestellt.<br />

12 AuF Print Nr. 12


Einleitung<br />

Der folgende Plan <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trainingsseminare im Bildungszentrum Oberursel ist als Vorschlag<br />

zu verstehen. Er muss in jedem Fall auf <strong>die</strong> internen Lernbedingungen (Vorwissen, Praxiserfahrungen,<br />

Motivation und Interesse, Lernstil,) der Teilnehmer abgestimmt werden. Ausgegangen<br />

wird von insgesamt 32 Lehrstunden = Trainingseinheiten à 50 Min. pro Trainingswoche.<br />

Die Nummern der Veranstaltungen beziehen sich auf <strong>die</strong> Kapitelnummern im Trainingshandbuch.<br />

Der besondere Dank gilt:<br />

Frau Hannelore Großmann<br />

Frau Petra Winterbauer<br />

Frau Gabriele Wiemer<br />

<strong>für</strong> Grafik, Textgestaltung und Schreibarbeiten<br />

Herrn Walter Auerbach<br />

<strong>für</strong> Projektmanagement<br />

AuF Print Nr. 12 13


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

- Trainingsseminar –<br />

LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“<br />

Trainingscenter Oberursel 01. – 05. September 2003<br />

Seminarleitung: Mihaela Chiru, NRCVG Romania, Bucharest<br />

Dr. Ivan Valkovic, Psychological <strong>Counselling</strong> Center,<br />

Bratislava<br />

Winfried Vollmer, Hamburg<br />

Montag, 01.09.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Begrüßung,<br />

Erläuterung des Trainingsprogramms,<br />

Vorstellung der Teilnehmer (Erfahrungen, Erwartungen hinsichtlich<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>)<br />

Vorstellung der Trainingsunterlagen<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

- Gesamtgruppe<br />

- Flipchart, Pinwand<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />

2.1. Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong><br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr 2.1.2 Spezifika der Telefonberatung<br />

2.1.4 Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung<br />

2.2.1 Kontaktaufnahme via Telefon<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 15.50 Uhr Fortsetzung<br />

16.00 – 16.50 Uhr 2.2.2 Klärung des Anliegens<br />

(1 Trainingseinheit)<br />

Gesamtgruppe<br />

Dienstag, 02.09.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr 2.2.4 Beratungsvereinbarung und Abschluss<br />

2.2.3 Beratungsprozesse<br />

2.3 Qualitätsmanagement in der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(4 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr 1. Trainingseinheit:<br />

Kontaktaufnahme und Klärung des Anliegens<br />

Beratungsvereinbarung, Hinweise zum Beratungsprozess und<br />

Abschluss, unter Einbeziehung des Qualitätsmanagements<br />

(6 Trainingseinheiten)<br />

Videotraining in Kleingruppen<br />

14 AuF Print Nr. 12


14.45 –15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

Prozess-Evaluierung I<br />

Mittwoch, 03.09.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 11.30 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

Einleitung<br />

11.40 – 12.30 Uhr optional: 2.1.4 Informationsmanagement und -marketing<br />

5.1 Interkulturelle und transnationale Aspekte der<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Teilgruppen<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr Fortsetzung<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 16.50 Uhr Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall-Beispiele und "best practices"<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Teilgruppen<br />

Donnerstag, 04.09.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall.–Beispiele und "best practices"<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr 2. Trainingseinheit:<br />

exemplarisches Videotraining zu allen Phasen der Telefonberatung<br />

mit differenziertem Feedback<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Kleingruppen<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr Entwicklung didaktischer Konzeptionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> nationale Beraterschulung<br />

in <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>, speziell Telefonberatung<br />

(3 Trainingseinheiten)<br />

länderspezifische Projektarbeit in Kleingruppen<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung<br />

Prozess-Evaluierung II<br />

Freitag, 05.09.03<br />

08.00 - 10.20 Uhr Hinweise zum weiteren Projektablauf / Feedback zum Trainerhandbuch<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.00 Uhr Auswertung / Evaluierung des Trainerseminars<br />

Hinweise zum Evaluierungsbogen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteren Trainerseminare<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

Schlussevaluierung, Abreise nach dem Mittagessen<br />

AuF Print Nr. 12 15


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

- Trainingsseminar –<br />

LEONARDO DA VINCI Pilotprojekt „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“<br />

Bildungszentrum Oberursel 20. – 24. Oktober 2003<br />

Seminarleitung: Waldemar Jonait, Arbeitsamt Nagold<br />

Thoralf Marks, Login-GmbH, Berlin<br />

Angela Sell, Login-GmbH, Berlin<br />

Montag, 20.10.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Begrüßung,<br />

Erläuterung des Trainingsprogramms,<br />

Vorstellung der Teilnehmer (Erfahrungen, Erwartungen hinsichtlich<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>)<br />

Vorstellung der Trainingsunterlagen<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

- Gesamtgruppe<br />

- Flipchart, Pinwand<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />

2.1.1 Context of distance counselling<br />

(2 Trainingseinheiten<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr 2.1.2 Spezifika der Telefonberatung<br />

2.1.4 Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Telefonberatung<br />

2.2.1 Kontaktaufnahme via Telefon<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 15.50 Uhr Fortsetzung<br />

16.00 – 16.50 Uhr 2.2.2 Klärung des Anliegens<br />

(1 Trainingseinheit)<br />

Gesamtgruppe<br />

Dienstag, 21.10.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr 2.2.4 Beratungsvereinbarung und Abschluss<br />

2.2.3 Beratungsprozesse<br />

2.3 Qualitätsmanagement in der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(4 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr Fortsetzung<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr 1. Trainingseinheit:<br />

Kontaktaufnahme und Klärung des Anliegens<br />

Beratungsvereinbarung, Hinweise zum Beratungsprozess und<br />

Abschluss, unter Einbeziehung des Qualitätsmanagements<br />

(6 Trainingseinheiten)<br />

Videotraining in Kleingruppen<br />

14.45 –15.00 Uhr Kaffeepause<br />

16 AuF Print Nr. 12


15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

Prozess-Evaluierung I<br />

Mittwoch, 22.10.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 11.30 Uhr Fortsetzung der 1. Trainingseinheit<br />

Einleitung<br />

11.40 – 12.30 Uhr optional: 2.1.4 Informationsmanagement und –marketing<br />

5.1 Interkulturelle und transnationale Aspekte der<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Teilgruppen<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr Fortsetzung<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 16.50 Uhr Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall-Beispiele und "best practices"<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Teilgruppen<br />

Donnerstag, 23.10.03<br />

08.30 – 10.20 Uhr Fortsetzung Fallstu<strong>die</strong>n anhand der Fall.–Beispiele und "best practices"<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.30 Uhr 2. Trainingseinheit:<br />

exemplarisches Videotraining zu allen Phasen der Telefonberatung<br />

mit differenziertem Feedback<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Kleingruppen<br />

12.30 Uhr Mittagessen<br />

14.00 – 14.45 Uhr Entwicklung didaktischer Konzeptionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> nationale Beraterschulung<br />

in <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>, speziell Telefonberatung<br />

(3 Trainingseinheiten)<br />

länderspezifische Projektarbeit in Kleingruppen<br />

14.45 – 15.00 Uhr Kaffeepause<br />

15.00 – 16.50 Uhr Fortsetzung<br />

Prozess-Evaluierung II<br />

Freitag, 24.10.03<br />

08.00 - 10.20 Uhr Hinweise zum weiteren Projektablauf / Feedback zum Trainerhandbuch<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

10.20 - 10.40 Uhr Kaffeepause<br />

10.40 – 12.00 Uhr Auswertung / Evaluierung des Trainerseminars<br />

Hinweise zum Evaluierungsbogen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteren Trainerseminare<br />

(2 Trainingseinheiten)<br />

Gesamtgruppe<br />

Schlussevaluierung, Abreise nach dem Mittagessen<br />

AuF Print Nr. 12 17


Hüttner, Roland<br />

2 Trainingskonzept<br />

2.1 Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

2.1.1 Einordnung der Telefonberatung innerhalb der <strong>Fernberatung</strong><br />

Zur Einordnung des spezifischen Leistungsprofils der Telefonberatung sollen im Folgenden<br />

stichwortartig andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) charakterisiert werden.<br />

Dieses <strong>die</strong>nt zur Anregung der Diskussion von Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen<br />

Beratungsangebote außerhalb der face to face-Beratung.<br />

Als Grundlage <strong>die</strong>nte <strong>die</strong> Analyse ausgewählter Arbeitsdokumente und Expertenstatements.<br />

Die angegebenen Kontaktadressen bieten weitere Informationsmöglichkeiten in Deutschland.<br />

I. Weitere Möglichkeiten des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Formen der Online Beratung – Online – <strong>Counselling</strong><br />

1. Fachliche Ansätze und Möglichkeiten der Online – Beratung<br />

des Online-<strong>Counselling</strong> sowie der <strong>berufliche</strong>n Orientierung - Online<br />

� Informationsweitergabe – auch digital<br />

� Beratungsvorbereitung/Erstkontakte<br />

� Beratung im eigentlichem Sinne<br />

� Beratungsnachbereitung<br />

� Evaluierung/Erfolgskontrolle<br />

� Online Bereitstellung von Gruppeninformationen, Vortragsveranstaltungen(Themenkonserven)<br />

<strong>für</strong> Schulen, Hochschulen, Bildungsträger und Einzelnutzer<br />

und Weitergabe von Informations- und Beratungsquellen<br />

� Online-Selbsterkundungs- und Testverfahren<br />

� Experten-Portal – e-mail Anfragen Aufbau von FAQ-Angeboten<br />

� Trotzdem: problem-, lösungs- und handlungsorientiert<br />

2. Vorteile der Beratung durch E-Mail – E-Mail <strong>Counselling</strong><br />

� Erleichterung der Kontaktaufnahme und Son<strong>die</strong>rung des Beratungsbedarfes<br />

� Verbesserung der Erreichbarkeit der Beratungs<strong>die</strong>nstleistung<br />

� Niederschwelliger Zugang <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen<br />

� Erweiterte Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> Berufstätige<br />

� Ermittlung, Klassifizierung und Bewertung von bestehender und potenzieller<br />

online-fähiger Beratungsleistung mit spezieller Beratungssoftware zur Qualitätssicherung<br />

und Transparenz<br />

� Versorgung strukturschwacher Regionen<br />

3. Chats und Expertenforen<br />

� Niedrigschwelliges Angebot <strong>für</strong> Kundengruppen mit digitalen Kompetenzen –<br />

Gefahr der Digitalenausgrenzung<br />

� Angemessene Kommunikationsform <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kundengruppe „Jugendliche“<br />

� Erhöhung des Marktanteiles durch <strong>die</strong> Ansprache neuer Zielgruppen, <strong>die</strong> über<br />

<strong>die</strong>se Beratungsform besonders oder leichter angesprochen und erreicht werden<br />

können<br />

� Zeitgleicher Erfahrungsaustausch aller Beteiligten<br />

18 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

� Regionale Unabhängigkeit zwischen Serviceanbieter und Kunden<br />

� Angebot von Net - Meetings<br />

� Beteiligung von Kunden in laufende Projektarbeiten<br />

� Angebot von Expertenforen oder Expertenchats mit Arbeitgebern und Unternehmen,<br />

verstärkt <strong>die</strong> Kooperation mit der Wirtschaft und den Unternehmen<br />

� Dokumentationsangebote über Expertenforen erhöhen <strong>die</strong> Nachhaltigkeit <strong>die</strong>ser<br />

Informations- und Austauschangebote<br />

� Die Grenzen im Chat deutlich machen. Intensive Beratung ist hier aller Erfahrung<br />

nach nicht möglich<br />

4. Vor- und Nachteile <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einrichtung von Freecall – Hotlines<br />

� Gute Erreichbarkeit unabhängig der Region und der Verkehrsanbindungen,<br />

besonders empfehlenswert in strukturschwachen Regionen.<br />

� Hoher Aufwand an technische Infrastruktur<br />

5. Videoconferencing<br />

� Erweiterung des Angebots der <strong>Fernberatung</strong><br />

� Effizienter Personaleinsatz im Bereich von Beratung und Orientierung. Im<br />

Rahmen der transnationalen Berufsberatungs-Zusammenarbeit gewinnt <strong>die</strong>ser<br />

Aspekt zunehmend an Bedeutung<br />

� Einsatz auch in der Personalentwicklung möglich<br />

� Visuelle Transparenz und Nachvollziehbarkeit höher als bei anderen Formen<br />

des distance counselling<br />

� Informationsrunden mit mehreren Personen ohne regionale Begrenzung<br />

� Erleichterte Weitergabe digitalisierbarer Informationsmaterialien<br />

6. Mögliche Folgen der Ausweitung von Online-Beratungsangeboten<br />

� Reduzierung der telefonischen Anfragen<br />

� Reduzierung der face to face Beratungsnachfrage oder<br />

� Erhöhte face to face Beratungsnachfrage in Folge des niederschwelligen institutionellen<br />

Beratungszugangs<br />

� Problem der digitalen Ausgrenzung bestimmter Personengruppen ohne IT -<br />

Zugang oder geringer ICT - Skills<br />

� Die Dokumentation der Beratung muss auf <strong>die</strong> „neuen“ Rahmenbedingungen<br />

angepasst werden, ohne dabei an Transparenz und Qualitätsstandards zu<br />

verlieren<br />

� Veränderungen im Arbeitsablauf, den Rahmenbedingungen, der Arbeitszeit<br />

und der Evaluierung der Beratungstätigkeit<br />

� Entwicklung einer spezifischen e-mail oder SMS Kommunikation (Regelwerk<br />

– Abkürzungen – Symbole <strong>für</strong> emotionale Erlebnisinhalte)<br />

7. Grenzen der Online-Beratung<br />

� Wenig geeignet <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungskommunikation im “engeren“ Sinne,<br />

� Erschwernis durch <strong>die</strong> Schriftlichkeit<br />

� Mögliche Barrieren <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen (Sehen und Hören) sowie<br />

Defiziten im Bereich der digitalen Kompetenzen<br />

� Es gibt noch keine gesicherten Erfahrungen zur Auswirkung der E-Mail-Kommunikation<br />

auf den Beratungsprozess<br />

AuF Print Nr. 12 19


Hüttner, Roland<br />

8. Chancen und Vorteile der Online-Beratungsangebote<br />

� Erste Kontaktaufnahme, „Erste-Hilfe-Rat“ durch niedrigschwelliges Angebot<br />

� Erstkontakte als Beratungsvorbereitung, Abklärung des Beratungsbedarfes<br />

zur gezielten Kundensteuerung und effizienten Einsatz der Personalressourcen<br />

� Segmentierung der Kunden in Kundenkategorien (z.B. Informations- oder Beratungskunde)<br />

� Gezielter Einsatz im Bereich der beraterischen Nachbetreuung (Nachhaltigkeit,<br />

Verbesserung des CRS Costumer-Relation-Ship, Qualitätsmanagement,<br />

Qualitätssicherung)<br />

� „Präventionsberatung“<br />

� Konzentration der „teuren“ Face to Face Beratung auf den vom Kunden bestimmten<br />

notwendigen Umfang<br />

� Steuerung der Informationsphase des Kunden im Rahmen des Berufswahlprozesses<br />

auf mehr Eigeninitiative und aktive Eigenleistung<br />

� Online-Beratung ist das passende ergänzende Serviceangebot <strong>für</strong> den sich<br />

entwickelnden „Virtuellen Arbeitsmarkt“<br />

� Online-Beratung kann ortsunabhängig organisiert werden<br />

� Online-Beratung ist ein kundenorientiertes Serviceangebot vor allem im transnationalen<br />

europäischen Bereich, in dem <strong>die</strong> face to face Beratung traditionell<br />

keine große Bedeutung hat<br />

9. Kontaktadressen<br />

� Arbeitsamt Nagold www.berufsberatung.nagold.de<br />

� Arbeitsamt Coburg www.arbeitsamt.de/coburg/berufswähler<br />

� Arbeitsamt Münster www.berufkom.de<br />

� Arbeitsamt Stuttgart Chats – „Mach’s Richtig“<br />

� Arbeitsamt München Chats „Abitur und was dann?“<br />

� LAA Hessen Chats zu Ausbildungs- und Stu<strong>die</strong>nfragen<br />

� FH Oldenburg Chats gemeinsam mit Arbeitsamt<br />

� FH Trier Weiterbildungskonzept „Mediale<br />

Beratungskompetenz,<br />

www.stube.fh.trier.de/3/index.htm<br />

10. Virtuelle Leistungsberatung<br />

� Informationen zu Geld- und Förderleistungen/Stipen<strong>die</strong>n<br />

� Informationen der transnationalen Leistungsgewährung<br />

� Begleitangebot eines Leistungsrechner im Internet<br />

� Stand der Leistungsgewährung<br />

11. Die OECD empfiehlt der Berufsberatung <strong>die</strong> beschleunigte Integration der<br />

distance counselling Beratungsangebote – digitale Beratungsangebote – in<br />

<strong>die</strong> Standardservices der Beratungs<strong>die</strong>nste<br />

II. Internet-Beratung<br />

Internet-Beratung ist eine Form der Distanzberatung (<strong>Fernberatung</strong>), <strong>die</strong> <strong>die</strong> speziellen Verfahren<br />

und <strong>die</strong> speziellen Stellungen ausnutzt und auch <strong>die</strong> spezielle Vorbereitung des Beraters<br />

verlangt.<br />

20 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Charakteristik<br />

Internet-Beratung<br />

• wird durch <strong>die</strong> Abwesenheit der non-verbalen Kommunikation, der Proxemik, der<br />

Haptik und weiterer, beim persönlichen Kontakt üblicher Kommunikationsformen der<br />

sog. „Sich-Selbst-Präsentation“ gekennzeichnet<br />

• stellt höhere Ansprüche an <strong>die</strong> Kommunikation; auf der Klientenseite ist das <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />

<strong>die</strong> Forderungen und Fragen exakt zu formulieren; auf der Beraterseite <strong>die</strong><br />

Fähigkeit, klar und deutlich zu antworten<br />

• ermöglicht schnellere und schlagfertige Informationsübergabe<br />

• ermöglicht unmittelbare Informationsübergabe (als Anlage, E-mail-Adresse, Internet-<br />

Links, Webseiten usw.)<br />

Anwendung<br />

• am häufigsten zur Anknüpfung vom ersten Kontakt (Klarstellung der Forderung) und<br />

bei der Informationsberatung<br />

Vorteile<br />

<strong>für</strong> den Klienten:<br />

• hohe Zugänglichkeit: man kann <strong>die</strong> Fragen von Zuhause, von der Schule usw. stellen<br />

• spart Geld und Zeit<br />

• leistet dem Klienten den genügenden Zeitraum <strong>für</strong> das Frageformulieren<br />

• Klient erhält alle Auskünfte in schriftlicher Form und kann auf sie später zurückkommen<br />

• Auskünfte sind übersichtlicher und verständlicher<br />

• Teilanonymität macht dem Klienten Mut<br />

Vorteile<br />

<strong>für</strong> den Berater:<br />

• zeitliche Flexibilität – Berater muss nicht unbedingt unmittelbar antworten, gewinnt<br />

Zeit <strong>für</strong> das Überlegen und das Antwortformulieren und auch <strong>für</strong> das Suchen der Informationen<br />

in den Datenbanken, bzw. Konsultation- , Intervision- und Supervisionsgelegenheit<br />

• bequeme Fragenübergabe, bei der Fragenübergabe passiert keine Entstellung<br />

• <strong>die</strong> Antworten auf <strong>die</strong> häufig kommenden Fragen können im Voraus verarbeitet werden<br />

• Möglichkeit der Verbindung <strong>die</strong>ses Beratungsverfahrens mit andren Aktivitäten<br />

Empfehlungen<br />

• falls Sie sich nicht sicher sind, dass Sie <strong>die</strong> Frage richtig verstanden haben, verlangen<br />

Sie ihre nähere Spezifikation<br />

• falls Sie <strong>die</strong> Frage nicht unmittelbar beantworten können, empfehlt man, den Kontakt<br />

zu dem Klienten pflegen , z.B. „Wir haben Ihre Frage erhalten und sind gerade dabei,<br />

Ihnen <strong>die</strong> nützlichen Informationen zu besorgen“ …<br />

• verzichten Sie wenn möglich bei der Kommunikation mit dem Klienten auf <strong>die</strong> Fachsprache<br />

und fremde Wörter<br />

• es wird auch empfohlen, <strong>die</strong> Möglichkeiten der in <strong>die</strong>ser Form geleisteten Beratungs<strong>die</strong>nste<br />

exakt festzustellen (siehe Informationsmanagement)<br />

AuF Print Nr. 12 21


Hüttner, Roland<br />

Nachteile<br />

• Kommunikation zwischen dem Klienten und dem Berater wird auf den schriftlichen<br />

Kontakt beschränkt<br />

• falls der Berater <strong>die</strong> Klientenfrage nicht eindeutig begriffen hat, ist <strong>die</strong> weitere Spezifikation<br />

komplizierter<br />

• „feed-back“ Abwesenheit<br />

• in einigen Fällen kann nicht <strong>die</strong> klassische, face to face-Beratungsform ersetzt werden,<br />

weil <strong>die</strong> Internet-Beratung unpersönlich ist<br />

Gabriela Jurackova, CZ / Sylva Stepitova, CZ<br />

III. Online – Beratung – Kommunikationsstandards –<br />

Beratungshilfen<br />

1. Faktoren gelungener (Online) Kommunikation<br />

� Inhalte des Gespräches, der Beratung aufeinander abstimmen; worüber man<br />

miteinander spricht<br />

� Die Rollenbeziehungen müssen in der Kommunikation muss Übereinstimmung<br />

hergestellt, der Grad der Intimität geklärt werden.<br />

� In Chats und Videokonferenzen kommt der zeitlichen Abstimmung des „Sprechens“<br />

eine große Bedeutung zu<br />

� Berücksichtigung des eingeschränkten non verbalen Verhaltens, der emotionalen<br />

Tönung, von Verstärkungen<br />

� Eigenen Gedanken/Gefühle/Intentionen sollten mit nonverbalen Hinweisen zur<br />

besseren Verständlichkeit (Deko<strong>die</strong>rfähigkeit) versehen werden; <strong>die</strong>s gilt auch in<br />

der entgegen gesetzten Richtung (Enko<strong>die</strong>rfähigkeit) eigene Gedanken/Gefühle/<br />

Intentionen adäquat mitteilen können<br />

2. Sprecher – Senderfertigkeiten<br />

� Ansichten, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle konkret, eindeutig und in einer<br />

<strong>für</strong> den Empfänger annehmbaren Form äußern<br />

� Ich-Sätze bilden, Selbstoffenbarung, beim Thema bleiben, im Hier und Jetzt<br />

sprechen, keine “alte Wäsche waschen“<br />

� Mitteilungen/Informationen an konkrete Situationen und konkrete Verhaltensweisen<br />

des Kommunikationspartners koppeln<br />

„best practice“ Beispiele<br />

• Ich bemerke, dass • Ich bedaure, dass<br />

• Ich nehme an, das bedeutet • Ich <strong>für</strong>chte, dass<br />

• Ich möchte wissen • Ich wäre froh, wenn<br />

• Ich vermute, dass • Ich möchte, erwarte<br />

• Lassen Sie mich mutmaßen • Ich schätze es,<br />

• Ich glaube, dass ich, Sie • Ich hoffe<br />

• Es stört mich, dass • ........................<br />

3. Zuhörer – Empfängerfertigkeiten<br />

� Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Meinungen möglichst genau erfassen und<br />

rückmelden<br />

� und Wünschen des Kommunikationspartners mit eigenen Worten, zusammenfassen,<br />

aktives Zuhören<br />

� offene Fragen stellen<br />

� drastifizierende Rückkopplung, Bildersprache, Analogien<br />

22 AuF Print Nr. 12


4. E-Mail und SMS Sprachstile Abkürzungen/Akronyme<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

CU See you<br />

TIA Thanks in advance<br />

FIB Flugzeuge im Bauch<br />

SIB Schmetterlinge im Bauch<br />

TD Trau Dich<br />

mfg Mit freundlichen Grüßen<br />

„schluck“ Betroffenheit<br />

„würg“ Ekel<br />

„hmmm“ Nachdenken<br />

„denk“ Nachdenken<br />

„schlotter“ Angst<br />

„wühl“ Suchen im Durcheinander<br />

GGG Ganz großes Grinsen<br />

BBB Bis bald Baby<br />

GNGN „Geht nicht“ gibt’s nicht<br />

GN8 Gute Nacht<br />

�� freundlich<br />

�� traurig<br />

;-) zwinkern<br />

:-O erstaunen<br />

:‘) weinen<br />

$$ Academic jobs<br />

$$$ Industrial jobs<br />

$$$$ People starting up their own company<br />

$(:-� Sol<strong>die</strong>r (Dog – Sol<strong>die</strong>r)<br />

@-,-‚- Eine Rose <strong>für</strong> Dich<br />

FUDHUK Fall um den Hals und knuddeln<br />

GUK Gruß und Kuss<br />

HDGDL Hab Dich ganz doll lieb<br />

ILD ich liebe Dich<br />

LU Liebevolle Umarmung<br />

SDEDG Schön, dass es dich gibt<br />

Barbara Hellinge, Stu<strong>die</strong>nberaterin FH Trier, DE, Auszüge einer Präsentation anlässlich der<br />

AIOSP Konferenz September 2003, Bern, CH, überarbeitet von Wilfried Muswieck, Zentrale<br />

der BA, Nürnberg im Oktober 2003, Projektleitung, genehmigt durch B. Hellinge.<br />

AuF Print Nr. 12 23


Hüttner, Roland<br />

2.1.2 Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen<br />

1. Einführung in <strong>die</strong> telefonische Kommunikation durch Selbsteinschätzung und<br />

Auswertung<br />

Telefonieren kann jeder. Wir haben es in der Regel genau so natürlich und spontan erlernt,<br />

wie unser allgemeines Vermögen, miteinander zu kommunizieren. Wir tauschen Sachinformationen,<br />

Stimmungen und Gefühle direkt aber über große Distanzen aus. Wir haben erfahren,<br />

dass durch ein Telefonat viel erreicht werden aber auch vieles falsch laufen kann, ohne<br />

häufig <strong>die</strong> genauen Ursachen da<strong>für</strong> zu kennen.<br />

Professionell zu Telefonieren heißt aber nicht nur rhetorische Gewandtheit und psychologisches<br />

Einfühlungsvermögen zu entwickeln. Vor allem Kenntnisse über Mechanismen und<br />

Gesetzmäßigkeiten <strong>die</strong>ser spezifischen Kommunikationsform sind wichtig, um <strong>die</strong> eigenen<br />

Fähigkeiten einschätzen und verbessern zu können. Und nur wer Gesprächstechniken beherrscht,<br />

kann ein Gespräch bewusst lenken und schwierige Situationen meistern.<br />

Telefonieren ist eine besondere, intensivere Form der Kommunikation, da sie auf den rein<br />

wortsprachlichen Austausch beschränkt ist. Über <strong>die</strong>sen einen Kanal, Sprechen und Hören,<br />

müssen alle Informationen fließen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> einen komplexen Kommunikationsprozess nötig<br />

sind. Damit bekommen alle Details im Gesprächsverlauf und Gesprächsumfeld eine besondere<br />

Wichtigkeit.<br />

Bevor nun <strong>die</strong> theoretischen Zusammenhänge <strong>die</strong>ser Prozesse entwickelt werden, sollten<br />

Sie sich über eine Selbsteinschätzung Ihrer eigenen Fähigkeiten zu den praktischen Vorgängen<br />

in Beziehung setzen. Die Vielfalt der einzelnen Fragestellungen bzw. Aussagen<br />

vermittelt einen Eindruck von der Komplexität der telefonischen Kommunikation und der Bedeutung<br />

einzelner Umstände.<br />

Positionieren Sie sich zügig und ehrlich zu den einzelnen Aussagen.<br />

Schätzen Sie sich ein in einer Skala von – bis: Immer nie<br />

5 4 3 2 1<br />

Wenn das Telefon klingelt, freue ich mich auf ein interessantes Gespräch.<br />

Alle <strong>für</strong> eine Beratung nötigen Unterlagen liegen griffbereit.<br />

Ein unangenehmer Gesprächspartner kann mich erregen oder verärgern.<br />

Ich bin mit allen wichtigen Funktionen meines Telefonapparates gut<br />

vertraut.<br />

Wenn ich den Hörer abnehme, habe ich alle Gespräche im Raum beendet.<br />

Ich merke mir den Namen meines Gesprächspartners und schreibe ihn<br />

sofort auf.<br />

Ich unterbreche meinen Gesprächspartner, wenn ich sein Anliegen/seine<br />

Frage verstanden habe, um das Gespräch zu beschleunigen.<br />

Ich achte darauf, dass ich in der Sprache bzw. im Verständnis meines<br />

Gesprächspartners spreche.<br />

Ich bin in der Lage, negative oder nachteilige Informationen positiv zu<br />

formulieren.<br />

24 AuF Print Nr. 12


Ich leite bzw. führe das Gespräch.<br />

Auch bei schwierigen Gesprächspartnern<br />

Ich kann den Grund eines Anrufes schnell erfragen.<br />

Ich kommuniziere während des Telefonats mit anderen, z.B. durch<br />

Mimik oder Gestik.<br />

Ich mache mir Gesprächsnotizen und vervollständige <strong>die</strong>se nach dem<br />

Telefonat.<br />

Ich vermittle meinem Gesprächspartner das Gefühl, akzeptiert zu sein.<br />

Ich erledige während eines Telefonates auch noch andere Dinge.<br />

Ich spreche zusammenhängend kaum länger als 60 Sekunden.<br />

Ich spreche auch in Stress oder bei Erregung in ruhigem Ton.<br />

Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />

mich verstanden hat.<br />

Ich rede deutlich mehr als mein Gesprächspartner.<br />

Ich beherrsche das derzeit gültige Buchstabieralphabet.<br />

Ich interessiere mich wirklich <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner.<br />

Ich erledige versprochene Rückrufe pünktlich und zuverlässig.<br />

Mir fallen in jeder Situation <strong>die</strong> richtigen Worte ein.<br />

Ich achte auf meine Lautstärke und passe sie den Gesprächsumständen<br />

an.<br />

Ich lasse mich von Unterstellungen und persönlichen Angriffen beeindrucken.<br />

Ich bin freundlich am Telefon und lächle bei der Begrüßung.<br />

Ich nehme schnell ab, wenn das Telefon klingelt.<br />

Ich habe das Gefühl, dass mein Partner das Gespräch interessant und<br />

anregend findet.<br />

Ich verwende Formulierungen wie:leider, bedauerlicherweise, tut mir<br />

leid ...<br />

Ich spreche nur über <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner wichtig<br />

sind.<br />

Ich benutze vertraute Fachbegriffe und Abkürzungen ohne zu überlegen,<br />

ob sie meinem Gesprächspartner bekannt sind.<br />

Termine, Zahlen und andere wichtige Informationen wiederhole ich<br />

während des Gesprächs prinzipiell.<br />

Ich spreche meinen Gesprächspartner auch während des Gesprächs<br />

mit seinem Namen an.<br />

Ich verwende bei längerem Zuhören Worte oder Sätze der Bestätigung.<br />

Wenn ich nicht gut konzentriert bin, verspreche ich mich oder suche<br />

nach Worten.<br />

Auch beim hundertsten Mal klingen <strong>die</strong> gleichen Informationen von mir<br />

noch lebendig und individuell.<br />

Ich achte darauf, dass ich mich <strong>für</strong> den Anrufer verständlich melde.<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

AuF Print Nr. 12 25


Hüttner, Roland<br />

Ich verstehe es, meine Sprache dynamisch, lebendig und warm zu<br />

gestalten.<br />

Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />

mich verstanden hat.<br />

Mir gelingt es, Offenheit und Vertrauen bei meinem Gesprächspartner<br />

zu erzeugen.<br />

Ich verwende häufiger Aussagesätze und Aufforderungen als Fragen.<br />

Ich bedanke mich am Ende des Gespräches<br />

<strong>für</strong> den Anruf bzw. <strong>für</strong> das Interesse.<br />

Ich warte mit dem Auflegen des Hörers, bis mein Gesprächspartner<br />

aufgelegt hat.<br />

Auswertung<br />

Zählen sie alle Wertungspunkte zusammen, mit Ausnahme <strong>die</strong> der Nummern:<br />

3,7,12,15,19,25,29,31,35,41.<br />

Die Punkte <strong>die</strong>ser Nummern ziehen Sie nun von der zuvor ermittelten Summe ab.<br />

Nach der Anzahl der Punkte <strong>die</strong>ser Endsumme können Sie jetzt Ihre Kompetenzen in der<br />

Telefonkommunikation einschätzen.<br />

Punktezahl<br />

Wertung<br />

155 - 140 Sie sind ein Naturtalent und darüber hinaus sehr gut geschult!<br />

Oder Sie haben sich bei der Einschätzung selbst beschummelt.<br />

139 - 115 Herzlichen Glückwunsch! Sie haben sehr entwickelte Fähigkeiten zum<br />

Telefonieren. Die wenigen hier ermittelten Schwächen geben Anlass, Ihre<br />

Stärken weiter auszubauen!<br />

109.- 80 Sie haben durchschnittliche bis gute Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> telefonische Kommunikation. Knüpfen Sie daran<br />

an und verbessern Sie Ihre Fähigkeiten.<br />

79 - 50 Ihre kommunikativen Kompetenzen sollten dringend verbessert werden.<br />

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, sich <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Gebiet zu sensibilisieren und<br />

sich Methoden und Techniken anzueignen.<br />

49 - 0 Kann nicht sein! Sie bewerten sich zu schlecht.<br />

2. Ausgewählte Aspekte der Kommunikation<br />

Kommunikationsprozesse sind äußerst komplexe Vorgänge, <strong>die</strong> nur als mehrdimensionales<br />

Geflecht verschiedenster Mechanismen und Voraussetzungen vorstellbar sind. Kommunikationstheorien<br />

versuchen, ausgehend von einer jeweils spezifischen Betrachtungsweise,<br />

Grundzüge <strong>die</strong>ser Prozesse systematisierend, damit vereinfachend zu beschreiben.<br />

Die Kenntnis verschiedener solcher theoretischen Ansätze ermöglicht ein umfassenderes<br />

und tieferes Verständnis von Kommunikation auf der theoretisch beschreibenden Ebene,<br />

beim Praktiker hingegen verbessert <strong>die</strong>ses Herangehen das individuelle kommunikative<br />

Vermögen in der Regel erfahrungsgemäß wenig.<br />

Dabei ist doch das Wissen um allgemeinere Zusammenhänge Voraussetzung, um überhaupt<br />

eigenes Verhalten bewusst einordnen und reflektieren zu können. Tatsächlich schafft erst <strong>die</strong><br />

subjektive Auseinandersetzung mit den gewohnten verinnerlichten Mustern <strong>die</strong> gewünschten<br />

26 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Lerneffekte: Indem wir erkennen, welche Funktion und Wirkung einzelne Elemente unserer<br />

eigenen kommunikativen Praxis haben, können wir <strong>die</strong>se bewusst gestalten.<br />

Die Übungen im vorigen Abschnitt sollten eine Sensibilisierung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se eigenen Gewohnheiten<br />

ermöglichen – in Folge werden nun Gedanken entwickelt, welche <strong>die</strong> einzelnen Fragestellungen<br />

in allgemeine Zusammenhänge integrieren. Diese sollen aber keine Kommunikationsmodelle<br />

abbilden, sondern Anregungen geben, <strong>die</strong> inneren Gesetzmäßigkeiten kommunikativer<br />

Prozesse zu verstehen und <strong>die</strong> individuellen Fähigkeiten darauf abzustimmen.<br />

2.1. „Freund oder Feind“ – der erste Eindruck<br />

Wir alle kennen <strong>die</strong> Situationen, in denen wir anderen, uns bis dahin unbekannten, Personen<br />

das erste Mal begegnen: gespannt und aufmerksam sammeln wir mit allen Sinnen Eindrücke<br />

unseres Gegenübers <strong>für</strong> eine erste spontane und intuitive Bewertung. Dieses verhaltensbiologische<br />

Grundmuster war ehemals lebensnotwendig: Blitzschnell musste eingeschätzt werden,<br />

ob Gefahr droht oder nicht. Nur wenn unser Gegenüber in Erscheinung und Gestus<br />

ungefährlich, vielleicht sogar zugewandt wirkt, ist eine weitere allmähliche Annäherung möglich.<br />

Anderenfalls werden durch Stressaktivierung Fluchtreflexe oder auch Angriffsimpulse<br />

ausgelöst, <strong>die</strong> Existenz sichernde Funktion haben.<br />

Diese Mechanismen laufen auch heute noch in gleicher Weise ab, wenn auch in sozial bzw.<br />

kulturell überformter Variante: Fluchttendenzen sind weitestgehend internalisiert, erzeugen<br />

einen inneren Rückzug und richten <strong>die</strong> Aufmerksamkeit verstärkt auf <strong>die</strong> so wichtigen körpersprachlichen<br />

Informationen; Angriffsverhalten wird gestisch ausgedrückt und verbal praktiziert.<br />

Ist dagegen eine intensivere Kontaktaufnahme möglich, dann „schwingen sich <strong>die</strong><br />

beiden Kommunikationspartner aufeinander ein“. Sie reproduzieren miteinander Bekanntes<br />

und Vertrautes, finden eine gemeinsame Sprache, um eine Grundlage <strong>für</strong> den Informationsaustausch<br />

zu haben. Dies ist <strong>die</strong> übliche Phase des „small talk“ zu Beginn einer Begegnung.<br />

Festzuhalten ist: Der erste Eindruck, d.h. <strong>die</strong> ersten Sekunden der Kontaktaufnahme,<br />

prägt in entscheidender Weise den gesamten weiteren Verlauf des Kommunikationsprozesses.<br />

Ein einmal intuitiv erzeugtes Negativbild wird <strong>die</strong> weitere Wahrnehmung bestimmen und<br />

kann nur ganz allmählich korrigiert werden.<br />

Für <strong>die</strong> telefonische Kommunikation gilt, dass <strong>die</strong> Informationen zur Einschätzung des Gegenübers<br />

lediglich wortsprachlich übertragen werden können, optische Eindrücke können<br />

und brauchen daher nicht ausgewertet werden. Gelingt es, einen ersten positiven Eindruck<br />

zu vermitteln, gestaltet sich <strong>die</strong> Phase der Gesprächseröffnung damit in der Regel deutlich<br />

kürzer als in der face to face Begegnung. Gelingt <strong>die</strong>s nicht, lassen sich Irritationen und<br />

Misstrauen deutlich schwerer ausräumen als mit Unterstützung körpersprachlicher Mittel.<br />

Der Kontakt und damit der Informationsaustausch wird in aller Regel distanzierter und formeller<br />

bleiben.<br />

2.2. Akzeptanz und Anerkennung<br />

- <strong>die</strong> „Trägerfrequenz“ jeder Kommunikation<br />

Als soziale Wesen sind wir Menschen darauf angewiesen, uns in sozialen Zusammenhängen<br />

zu positionieren und unsere Stellung in der Beziehung zu anderen Individuen fortwährend<br />

zu überprüfen und zu festigen. Wir vergleichen einander und stellen so unseren eigenen<br />

Wert fest. Und wir sind angewiesen auf <strong>die</strong> Einschätzungen der anderen. Dieser Vorgang<br />

drückt sich durch das Selbstwertgefühl aus. Das Selbstwertgefühl bildet damit eine<br />

zentrale Kategorie allen menschlichen Seins und Verhaltens:<br />

Alles was man tut, ist letztendlich auch davon geprägt, sich permanent sozial abzusichern<br />

und zu bestätigen.<br />

AuF Print Nr. 12 27


Hüttner, Roland<br />

Die Bestätigung des Selbstwertgefühls ist damit Bestandteil jeder Kommunikation, bzw. jede<br />

Kommunikation <strong>die</strong>nt in erheblichem Umfang zur Bestätigung des Selbstwertgefühls der Beteiligten.<br />

Ist <strong>die</strong>ser Prozess gestört, fühlt sich z. B. jemand verunsichert oder gekränkt, leidet<br />

<strong>die</strong> Kommunikation erheblich: ein Austausch von Sachinformationen ist dann oft kaum noch<br />

möglich. Daran wird deutlich, dass <strong>die</strong> permanente Übermittlung <strong>die</strong>ser sozialen Botschaften<br />

<strong>die</strong> Funktion einer „Trägerfrequenz“ hat. Nur wenn das Selbstwertgefühl des Kommunikationspartners<br />

bestätigt oder zumindest nicht in Frage gestellt wird, können <strong>die</strong> Sachinformationen<br />

ungehindert fließen.<br />

Da<strong>für</strong> gilt es einerseits, negative Botschaften oder Signale, <strong>die</strong> das Selbstbild des anderen<br />

auch unbeabsichtigt in Frage stellen könnten, zu vermeiden.<br />

Zum anderen ist es aber auch notwendig, dem Kommunikationspartner Signale der Wertschätzung<br />

zukommen zu lassen, ihn als Person zu bestätigen, seine Leistungen zu würdigen.<br />

Diese Botschaften werden im kommunikationstheoretischen Sprachgebrauch „Strokes“,<br />

„Streicheleinheiten“ genannt und sind generell <strong>für</strong> uns Menschen aus Gründen des psychischen<br />

Überlebens unabdingbar. Auch selbstsichere Menschen, <strong>die</strong> scheinbar äußerst sachlich,<br />

also ohne offene gegenseitige Bestätigung kommunizieren, gehen unbewusst davon<br />

aus, dass sie permanent gegenseitige Akzeptanz erfahren.<br />

Während der Kommunikation kommt es also darauf an, das Selbstwertgefühl des Partners<br />

nicht in Frage zu stellen, besser noch zu stärken, genau so aber das eigene Selbstwertgefühl<br />

zu verteidigen und zu stützen. Nur wenn alle Beteiligten in gleichem Maße Bestätigung<br />

finden, sich also gut fühlen, kann Kommunikation optimal gelingen. Dabei ist es<br />

<strong>für</strong> den Berater einerseits wichtig, den eigenen emotionalen Status zu beachten, also <strong>die</strong><br />

Stimmungen bezogen auf gesendete und empfangene Informationen wahrzunehmen. Andererseits<br />

sollte er sich auch in den Gesprächspartner einfühlen, d. h. dessen Stimmungslage<br />

erspüren können, bei dem, was <strong>die</strong>ser äußert bzw. wie er auf Gehörtes reagiert. Selbstreflektierte<br />

Menschen sind bessere Kommunizierer, da sie ihre Eigenheiten oder Empfindlichkeiten<br />

in der Regel gut kennen und auf <strong>die</strong>se bzw. mit ihnen reagieren und damit auch andere<br />

Personen besser verstehen und einschätzen können.<br />

Dass <strong>die</strong>s oft schwieriger ist als gewünscht, wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Das<br />

Selbstwertgefühl eines Menschen ist individuell geprägt durch ganz eigene lebensgeschichtliche<br />

Erfahrungen und kulturelle Muster. Und es ist immer abhängig von der sozialen Interaktion,<br />

von den Bewertungen anderer, oder auch davon, wie wir <strong>die</strong>se Wertungen empfinden.<br />

Es wird beeinflusst von den Reaktionen des Gegenübers auf eigene Haltungen und Einstellungen<br />

und vor allem von Reaktionen auf das Selbstbild, welches wir von uns selbst pflegen.<br />

Das bedeutet, Informationen, <strong>die</strong> wir senden, können ganz anders als gemeint verstanden<br />

werden. Der Empfänger gibt ihnen aus den eigenen Interpretationsmöglichkeiten<br />

heraus Bedeutung.<br />

„Den Ratsuchenden dort abzuholen, wo er steht“, heißt demnach in erster Linie, <strong>die</strong>sen seinen<br />

Standort zu erkennen und in den Bedeutungszusammenhängen des Partners zu kommunizieren.<br />

Eine einfache Regel sollte lauten:<br />

„Stelle dich auf den Menschen ein, nicht auf <strong>die</strong> Nachricht!“<br />

Überwiegend laufen <strong>die</strong>se Mechanismen unbewusst ab, zumindest solange keine Störungen<br />

auftreten. In der face to face Situation wird <strong>die</strong> beschriebene Trägerfrequenz meist durch<br />

körpersprachliche Signale aufrecht erhalten. Diese in der Regel hohen Anteile müssen bei<br />

der telefonischen Kommunikation durch Stimmgebung und sprachliche Ausdrucksmittel ersetzt<br />

werden.<br />

Daher sollte man sich prinzipiell am Telefon spürbar freundlicher artikulieren als im<br />

direkten Kontakt.<br />

28 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

2.3. „der Sender ist <strong>die</strong> Botschaft“ - mögliche Inhalte einer Nachricht<br />

Wenn wir also davon ausgehen, dass Nachrichten nie nur reine Sachinformationen, sondern<br />

auch andere Bedeutungszusammenhänge transportieren, ist es sinnvoll, den Charakter <strong>die</strong>ser<br />

Begleitinformationen genauer zu betrachten. Dabei ist zu unterscheiden, ob Aussagen<br />

bzw. Bedeutungen vom Sender so gemeint sind, also tatsächlich übermittelt wurden, oder<br />

vom Empfänger in ihm eigener Weise verstanden, d. h. interpretiert werden.<br />

Neben der Sachebene kann eine Nachricht folgende verschiedene andere Inhalte transportieren:<br />

Appelle, <strong>die</strong> „Du-Botschaften“<br />

Die Nachricht ist in einem bestimmtem Gestus formuliert oder beinhaltet Anteile, so dass sie<br />

als Handlungsaufforderung gemeint ist. Oder <strong>die</strong> Nachricht wird vom Empfänger dementsprechend<br />

verstanden.<br />

Selbstoffenbarungen, <strong>die</strong> „Ich-Botschaften“<br />

Eine Nachricht von einiger Komplexität enthält meist Informationen über den mentalen bzw.<br />

emotionalen Zustand des Senders, über seine Handlungsmotive und seine gegenwärtige<br />

Situation. Oder Einschätzungen <strong>die</strong>ser Art werden vom Empfänger aus eigenen Erfahrungen<br />

heraus angenommen.<br />

Beziehungsaussagen<br />

Damit Kommunikationsprozesse in Gang kommen, wird prinzipiell eine Beziehung zwischen<br />

den Partnern aufgebaut. Oft werden aber auch Informationen in Sachaussagen hineinformuliert,<br />

<strong>die</strong> Aufschluss darüber geben sollen, wie man sich aufeinander bezieht, z. B. wie man<br />

den Gegenüber einschätzt.<br />

Oder der Empfänger fühlt sich primär eingeschätzt bzw. bewertet.<br />

Soll der Kommunikationsakt gelingen, also zur Zufriedenheit beider Kommunikationspartner<br />

ausgehen und damit vor allem <strong>die</strong> Wünsche des Ratsuchenden befriedigen, kommt <strong>die</strong>sen<br />

oben genannten Informationsanteilen wesentliche Bedeutung zu. Oft müssen Missverständnisse<br />

und Irritationen geklärt, und versteckte Motive oder Bedürfnisse erkannt werden. Damit<br />

werden <strong>die</strong> so genannten Begleitinformationen zu den eigentlich wichtigen Schlüsselinformationen,<br />

auf deren Grundlage der Kommunikationsprozess zu gestalten ist.<br />

„Kommunikation ist, was beim Sender ankommt!“ lautet einer der allgemeinsten Grundsätze.<br />

Oder <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungspraxis: „Wahr ist, was der Ratsuchende verstanden hat!“ Um<br />

dem Anrufenden <strong>die</strong> richtigen Antworten zukommen zu lassen, ist zu ergründen, welche Informationen<br />

ihm in welcher Weise gerecht werden.<br />

2.4. „Wer ist wie groß?“ - <strong>die</strong> Frage der Hierarchie<br />

In jede Kommunikationssituation gehen wir mit einem Selbstbild und positionieren uns damit<br />

zu unserem Partner, d.h. wir machen uns auch ein Bild von ihm. Dieses Verhältnis bildet <strong>die</strong><br />

Grundzüge der Beziehungsebene und prägt entscheidend den Charakter des Gespräches.<br />

In der Beratungssituation ist es bedeutsam zu erkennen, wie sich der Anrufende einordnet.<br />

Wird auf den Berater und <strong>die</strong> hinter ihm stehende Institution deutlich mehr als nur Fachautorität<br />

projiziert, kann jede Information, jede Betonung in ihrer Bedeutung überhöht, also falsch<br />

verstanden werden.<br />

Auch eine umgekehrte hierarchische Einordnung ist so möglich.<br />

In der telefonischen Beratung ist es deutlich schwerer, eine solche Problematik ob der<br />

fehlen körpersprachlichen Signale zu erkennen und auch auf <strong>die</strong>sem Weg zu bearbeiten.<br />

AuF Print Nr. 12 29


Hüttner, Roland<br />

Begeht z. B. der Berater den typischen Fehler, sich in fachinternen Codes, etwa Abkürzungen,<br />

auszudrücken, können unsichere Gesprächspartner in eine Konfliktsituation geraten:<br />

Sie fühlen sich durch ihre scheinbare Unkenntnis in ihrem Selbstbild erschüttert oder wagen<br />

nicht, sich durch Fragen bloßzustellen. In jedem Falle ist somit <strong>die</strong> Kommunikation gestört.<br />

Nur <strong>die</strong> Ratsuchenden mit entwickeltem Selbstbewusstsein werden möglicherweise den ihnen<br />

unbekannten Begriff nachfragen.<br />

2.5. „das gute Gefühl“ - <strong>die</strong> Emotionalität aller Vorgänge<br />

Auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind: Wir können nicht wahrnehmen bzw.<br />

Informationen erfassen, ohne dabei zu fühlen. Emotionalität ist <strong>die</strong> biologische Instanz,<br />

<strong>die</strong> uns auf Störungen und Gefahren aufmerksam macht und unsere Wahrnehmungen<br />

generell wertet. Mit der Speicherung von Sachinformationen verbunden ist also auch immer<br />

<strong>die</strong> Stimmung, der Situation in der wir <strong>die</strong>se Informationen erfassten.<br />

Ist <strong>die</strong> Stimmung positiv, werten wir <strong>die</strong> Nachrichten in ihrer Bedeutung höher, bzw. können<br />

sie leichter und vollständiger erinnern. Unangenehme Erinnerungen und damit auch an sie<br />

gebundene Sachinformationen werden dagegen deutlich schneller vergessen oder verdrängt.<br />

In der telefonischen Kommunikation können solche Eindrücke, <strong>die</strong> vor allem der Gesprächspartner<br />

erzeugt, ausschließlich auf akustischem Weg erfasst werden.<br />

Der Wert, den wir einer Information geben, ist stark abhängig von der Stimmung unseres<br />

Gesprächspartners und <strong>die</strong> Stimmung drückt sich durch <strong>die</strong> Stimme aus.<br />

Professionell Telefonieren heißt einerseits, auf seine Stimmung zu achten, <strong>die</strong> durch viele<br />

Faktoren wie körperliches Befinden, Arbeitsbelastung oder räumliche Einflüsse geprägt sein<br />

kann. Diese Stimmungen werden am Telefon in fast jedem Fall (zumindest intuitiv) wahrgenommen<br />

und beeinflussen den Gesprächsverlauf beträchtlich. Aber auch der eigenen Stimme,<br />

der Stimmlage, Ausdruckweise und Intonation sollte Beachtung geschenkt werden. Eine<br />

warme, volle und lebendige Stimme z. B. wird als sehr angenehm empfunden.<br />

Das Gedächtnis speichert immer parallel zu den Sachinformationen und Stimmungen auch<br />

andere Sekundärinformationen, <strong>die</strong> in der jeweiligen Situation entstanden und mit ihnen verbunden<br />

sind. Das sind z. B. optische und Geruchswahrnehmungen, aber auch Zusammenhänge<br />

und Vergleiche, durch <strong>die</strong> Sachinformationen verständlich gemacht werden. Da optische<br />

und andere Kanäle <strong>für</strong> sekundäre Eindrücke wegfallen, ist es umso wichtiger, Daten<br />

und abstrakte Fakten klar und verständlich zu entwickeln und zu wiederholen. Auch sollten<br />

Zusammenhänge in anschaulichen Bildern erörtert und leicht einzuprägende Vergleiche gewählt<br />

werden. Werden so, über <strong>die</strong> offene und freundliche Atmosphäre hinaus, andere, parallele<br />

Informationskanäle gelegt, sind <strong>die</strong> Informationen später besser und vollständiger reproduzierbar.<br />

Die Prägnanz einer Information, also ihre Erinnerbarkeit, ist abhängig vom Charakter<br />

der Begleitinformationen. Plastische Bilder und verständliche Beispiele, <strong>die</strong> wortsprachlich<br />

übertragen werden, prägen sich besser ein.<br />

2.6. „der letzte Eindruck bleibt“<br />

- <strong>die</strong> Bedeutung des Gesprächsabschlusses<br />

Während der erste Eindruck, in der Regel <strong>die</strong> ersten Sekunden, den weiteren Gesprächsverlauf<br />

entscheidend prägt und so über das generelle Gelingen der Kommunikation entscheiden<br />

kann, bildet der Gesprächsabschluss den letzten bleibenden Eindruck.<br />

30 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Während <strong>die</strong>ser letzten Phase des Gespräches werden <strong>die</strong> Inhalte zusammengefasst, um<br />

z. B. Missverständnisse auszuschließen, es werden Vereinbarungen überprüft und Aussichten<br />

erörtert. Auch können Teile eines „small talks“ wiederholt werden, man spricht einander<br />

Zuversicht und gute Wünsche aus.<br />

Fehler in <strong>die</strong>ser Abschlussphase können den gesamten vorherigen Gesprächsverlauf entwerten,<br />

wenn der Gesprächspartner das Gefühl verliert, anerkannt und gemocht zu sein.<br />

Auch hier ist eine besondere Sensibilität <strong>für</strong> <strong>die</strong> Situation nötig, da <strong>die</strong> tragende körpersprachliche<br />

Informationsebene fehlt. Es gilt:<br />

Ein Telefonat ist so gut wie das Gefühl, das es hinterlässt.<br />

Wichtig ist, dass der Anrufer bestimmt, wann das Telefonat beendet wird, der Berater kann<br />

den Gesprächsabschluss allenfalls anbieten. Auch <strong>die</strong> Dauer der Abschlussphase sollte vom<br />

Verlauf und Charakter des Gespräches abhängig gemacht werden. Letztendlich ist auch<br />

entscheidend, dass der Berater wartet, bis sein Gesprächspartner den Hörer aufgelegt hat.<br />

Alle Anzeichen, <strong>die</strong> darauf hindeuten könnten, dass das Telefonat <strong>für</strong> den Berater lästig ist<br />

oder war, z.B. wenn er auf ein zügiges Ende drängt, sollten vermieden werden. Sie führen in<br />

der Regel zu Verunsicherungen bei dem Anrufer und hinterlassen damit einen deutlich negativen<br />

Eindruck.<br />

Dagegen kann ein gelungener Gesprächsabschluss auch unabhängig von der Dichte oder<br />

Verwertbarkeit der Sachinformationen ein Telefonat zu einem wichtigen Ereignis mit bleibendem<br />

Eindruck <strong>für</strong> den Ratsuchenden machen.<br />

3. Besonderheiten der telefonischen Kommunikation<br />

3.1. mögliche Vorteile des Telefonierens<br />

Der Wegfall der körpersprachlichen Ausdrucksmittel kann neben den schon geschilderten<br />

Nachteilen auch klare Vorteile bringen:<br />

Die Anforderungen, Gestus und Habitus gestaltend einzusetzen, reduzieren sich deutlich<br />

und in der Wahrnehmung fallen optische Eindrücke weg, <strong>die</strong> oft irritierend wirken und damit<br />

Aufmerksamkeit binden. So nehmen Telefonate deutlich weniger Zeit in Anspruch als direkte<br />

Kontakte.<br />

Durch den gelungenen Einsatz sprachlicher Mittel lässt sich in kurzer Zeit eine störungsfreie<br />

soziale Interaktion gestalten, <strong>die</strong> Verbindlichkeit und Nähe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Situation möglich macht.<br />

Wenn in <strong>die</strong>ser Weise eine spannungsvolle, vertraute Atmosphäre entstanden ist, kann ein<br />

Gedankenaustausch erfolgen, der in der erlebten Intensität oft nur in Telefonaten entsteht.<br />

Auch ist <strong>die</strong> Einstiegsschwelle <strong>für</strong> Ratsuchende deutlich geringer, da trotz räumlicher Distanz<br />

ein verlässlicher Informationsaustausch erfolgen kann, ohne dass formale Verbindlichkeiten<br />

oder gar Zwänge entstehen.<br />

Ebenso schafft <strong>die</strong> räumliche Distanz <strong>für</strong> Ratsuchende ideale Voraussetzungen, Kontaktängste<br />

zu überwinden und <strong>die</strong> Beratungssituation erstmalig zu erkunden. Die jeweiligen<br />

Umstände und Beweggründe der Kontaktaufnahme sind durch den Berater zu ermitteln, um<br />

den Charakter und Umfang des Gespräches davon abhängig gestalten zu können.<br />

3.2. „Blickkontakt am Telefon“ - der Gesprächscharakter<br />

Die nonverbalen Elemente, wie etwa Mimik, Gestik, Haltung oder Blickkontakt werden allgemein<br />

als <strong>die</strong> wichtigsten Anteile eines Kommunikationsprozesses beschrieben. Sie haben <strong>die</strong><br />

AuF Print Nr. 12 31


Hüttner, Roland<br />

Aufgabe, den Kontakt zu halten, Zugewandtheit und Interesse zu demonstrieren. Diese wichtigen<br />

Funktionen, <strong>die</strong> schon als Trägerfrequenz beschrieben wurden, müssen im Telefonat<br />

durch verbale Mittel ersetzt werden.<br />

Damit sind besondere Anforderungen an Sprache und Ausdruck definiert. So kommt der Lebendigkeit,<br />

der spürbaren Emotionalität des sprachlichen Ausdrucks, der Fähigkeit, <strong>die</strong><br />

Stimme modulieren zu können, große Bedeutung zu .<br />

Der körpersprachliche Ausdruck der Zugewandtheit und Sympathie, der unter anderem<br />

durch Nicken, Lächeln und Augenkontakt realisiert wird, ist durch “demonstriertes aufmerksames<br />

Zuhören“ zu ersetzen.<br />

Dies kann durch Aufmerksamkeitswörter wie: verstehe, interessant, durch Bestätigungslaute<br />

wie aha oder mmh genau so geschehen, wie durch kommentierende Wiederholungen.<br />

Der Gesprächspartner muss den Eindruck gewinnen, dass ihm ehrliches Interesse entgegengebracht<br />

wird. Zugewandtheit und Aufmerksamkeit zeigt sich auch dadurch, dass der<br />

Gesprächspartner mit seinem Namen angesprochen wird.<br />

Stetiger Blickkontakt bedeutet in der persönlichen Begegnung (nahezu) ungeteilte Konzentration<br />

auf den Gegenüber. Diese ist im Telefonat durch sehr hohe Aufmerksamkeit zu demonstrieren.<br />

Erlebte Unkonzentriertheit und Unaufmerksamkeit des Gesprächspartners sind<br />

drastische Gesprächsstörer.<br />

� Große Bedeutung kommt in <strong>die</strong>sem Zusammenhang auch dem Paraphrasieren zu, den<br />

Rückformulierungen, mit denen dem Gesprächspartner demonstriert wird, dass er richtig<br />

verstanden wurde. Ebenfalls ermöglichen <strong>die</strong>se bestätigenden Nachfragen auch, Verständigungsprobleme<br />

und Missverständnisse weitestgehend auszuschließen.<br />

Entstehen Konfliktsituationen während einer schon freundlichen Gesprächsatmosphäre<br />

und werden als solche erkannt, ist es oft leichter sie zu beheben als in der direkten Konfrontation.<br />

Durch <strong>die</strong> räumliche und optische Distanz können temporäre Verärgerung oder Irritationen<br />

besser und schneller bearbeitet bzw. isoliert werden.<br />

3.3. <strong>die</strong> Körperlichkeit des sprachlichen Ausdrucks<br />

Wenn wir davon ausgehen, dass <strong>die</strong> nonverbalen Kommunikationsanteile durch sprachliche<br />

Mittel ersetzt werden müssen, ist zu beachten, dass in der face to face Situation <strong>die</strong> körpersprachlichen<br />

Informationen auch als Korrektiv <strong>für</strong> <strong>die</strong> verbalen <strong>die</strong>nen.<br />

„Der Körper lügt nie!“ heißt eine Grundsatz der Kommunikation, der darauf hinweist, dass<br />

wir intuitiv in der Lage sind, mögliche Differenzen von sprachlichem Ausdruck und innerer<br />

Haltung wahrzunehmen. Damit sind wir in Telefonaten, also ohne unterstützende optische<br />

Eindrücke automatisch misstrauischer.<br />

Nur wenn wir eine Übereinstimmung von sprachlicher Aussage und stimmlich, sprachlichem<br />

Ausdruck erreichen, wirken wir glaubwürdig.<br />

Für eine Authentizität des Ausdrucks ist letztendlich <strong>die</strong> innere Haltung entscheidend, von<br />

der aus wir kommunizieren.<br />

Der sprachliche Ausdruck ist darüber hinaus auch abhängig vom körperlichen Gestus, mit<br />

dem wir kommunizieren. Das oft geforderte Lächeln am Telefon ist ein Hinweis darauf, dass<br />

eine Einheit von innerer Einstellung, körperlicher Haltung und sprachlichem Ausdruck<br />

besteht. Unsere Sprache gewinnt an Lebendigkeit, wenn wir uns während des Telefonats<br />

bewegen, wenn wir gestikulieren und unsere Mimik einsetzen.<br />

32 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

3.4. der Gesprächsrhythmus<br />

Die Länge des Beratungsgespräches ist in der Regel abhängig vom Umfang der gewünschten<br />

Informationen: Präzise einfache Anfragen z. B. erlauben meist zügige unkomplizierte<br />

Gespräche. Besteht der Gesprächsgrund hingegen darin, <strong>die</strong> Beratungsmöglichkeiten oder<br />

<strong>die</strong> Beratungssituation als solche zu erkunden, können ausführlichere Gespräche Vertrauen<br />

herstellen und Kompetenz demonstrieren.<br />

Der Rhythmus eines Telefonates folgt in jedem Fall besonderen Gesetzmäßigkeiten:<br />

Das Gespräch sollte stärker dialogisch und in kürzeren Intervallen strukturiert sein als in der<br />

direkten Begegnung. Da <strong>die</strong> rein akustische Informationsaufnahme einer enormen Konzentration<br />

bedarf, sollte zusammenhängend nicht länger als 50 bis 60 Sekunden gesprochen<br />

werden.<br />

Sich im Gespräch aufeinander einzustellen, bedeutet auch, das eigene Sprechtempo und<br />

<strong>die</strong> Lautstärke dem Partner anzupassen, ohne ihn zu imitieren.<br />

Durch Dialekt gefärbte Sprache muss in jedem Fall verständlich sein. Die eigene Ausdrucksweise<br />

sollte <strong>für</strong> den Gesprächspartner nachvollziehbar, z. B. frei von Fachbegriffen<br />

und Abkürzungen sein.<br />

Die Interaktion wird einschließlich durch Sprache und Lautäußerungen getragen. Kurze<br />

Pausen im eigenen Sprachrhythmus, können den Ausdruck pointieren, längere Pausen dagegen<br />

lassen <strong>die</strong> Trägerfrequenz abreißen: Sie können beim Gesprächspartner Zweifel aufkommen<br />

lassen, ob Sie überhaupt bei der Sache sind oder vielleicht <strong>die</strong> Verbindung unterbrochen<br />

ist. Pausen zum Nachdenken etwa sollten daher auch als solche kommentiert werden.<br />

4. Praktiken der telefonischen Kommunikation<br />

4.1. einige Grundprinzipien der Gesprächsführung<br />

Kommunizieren Sie mit einer positiven Grundhaltung. Wenn Sie Optimismus und Zuversicht<br />

ausstrahlen, wird sich <strong>die</strong>se Stimmung leicht auf Ihren Gesprächspartner übertragen.<br />

Da bei geht es nicht darum, Ängste, Zweifel oder Ärger des Gegenübers zu ignorieren, sondern<br />

<strong>die</strong>se Gefühle relativieren und auffangen zu können.<br />

Benutzen Sie eine freundliche und positive Sprache, beginnen Sie das Gespräch vor allem<br />

mit einem verbindenden Thema, ehe sie zu eventuellen Konfliktfeldern kommen. Lernen Sie<br />

vor allem, negative Sachverhalte positiv, zumindest wertfrei, zu formulieren. Bedanken<br />

Sie sich und bitten Sie Ihren Gesprächspartner, <strong>die</strong>s schafft Offenheit und Akzeptanz.<br />

Beachten Sie, dass jeder Anrufer ein Individuum, eine Persönlichkeit ist, <strong>die</strong> Ihre Achtung<br />

ver<strong>die</strong>nt. Sprechen Sie ihn nicht nur gelegentlich mit Namen an sondern greifen Sie auch<br />

persönliche Bemerkungen auf. Vor allem in der Abschlussphase können Sie damit Interesse<br />

und Wertschätzung ausdrücken.<br />

Benutzen Sie Formen des aktiven Zuhörens, mit denen Sie Ihre Aufmerksamkeit demonstrieren<br />

und Ihrem Partner das Gefühl der Bestätigung geben. Dies können einfache Bestätigungslaute<br />

sein aber auch Methoden des Paraphrasierens oder andere Feedbacktechniken.<br />

Genaues Verstehen vermittelt Sympathie und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.<br />

Verwenden Sie Ich-Botschaften, mit denen Sie Ihre Meinungen und Gefühle zu den Gesprächsthemen<br />

ausdrücken. Dies schafft Nähe und zeigt dem Gesprächspartner Ihre Wertschätzung<br />

und Offenheit.<br />

AuF Print Nr. 12 33


Hüttner, Roland<br />

Spiegeln Sie auch <strong>die</strong> Emotionen Ihres Gegenübers. Gefühle, <strong>die</strong> ausgedrückt werden,<br />

sind Signale, <strong>die</strong> einer Resonanz bedürfen. Dadurch können Sie Freude und Optimismus<br />

verstärken aber auch Konflikte entschärfen. Verärgerte Anrufer z. B., <strong>die</strong> sich verstanden<br />

fühlen, sind so eher bereit, sich auf eine sachliche Klärung ihres Problems einzulassen.<br />

4.2. „Wer fragt, führt.“ – <strong>die</strong> Sokratische Methode<br />

In Beratungssituationen, vor allem in Telefonaten, besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass man <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

des Kunden zu erkennen glaubt, ohne <strong>die</strong> eigene Vermutung bestätigen zu lassen.<br />

Und dann gibt man als Dienstleister bereitwillig und umfangreich Informationen, <strong>die</strong> möglicherweise<br />

in <strong>die</strong>ser Situation gar nicht gewünscht sind. Um <strong>die</strong> richtigen Auskünfte in adäquater<br />

Form geben zu können, brauchen wir genauere Informationen über Anlass und Umstände<br />

des Anrufes. Und <strong>die</strong>se sind zu erfragen.<br />

Durch Fragen können unsichere, zögernde oder sich unkonkret ausdrückende Kunden motiviert<br />

und aktiviert werden, mehr von sich preiszugeben und Vertrauen zu der Beratungssituation<br />

zu fassen.<br />

In komplexeren Beratungssituationen bieten Fragetechniken gute Möglichkeiten, den Gesprächsverlauf<br />

zu lenken. Durch geschickte Fragen kann der Kunde durch <strong>die</strong> Themen<br />

geführt werden ohne das Gefühl zu bekommen, genötigt oder gegängelt zu werden. Bereitwillig<br />

wird er der gewiesenen Richtung folgen, da er zu Recht das Gefühl hat, ernst genommen<br />

zu werden und durch seine Antworten den Dialog aktiv mit zu gestalten.<br />

Der antike griechische Philosoph Sokrates ist <strong>für</strong> seine Methode bekannt, weise Erkenntnisse<br />

in Gesprächen mit den Menschen entstehen zu lassen. Gesprächspartner, <strong>die</strong> sich mit<br />

Fragen und Problemen an ihn wandten, brachte er durch geschickte Fragestellungen dazu,<br />

kluge Antworten und gescheite Lösungen selbst zu finden.<br />

Tatsächlich sind <strong>die</strong> Erkenntnisse, <strong>die</strong> man sich selbst erarbeitet, <strong>die</strong> besten, da sie authentisch<br />

sind und damit <strong>die</strong> intensivste und nachhaltigste Wirkung besitzen. Die durch dialogische<br />

Hilfe mittels führender Fragen gefundenen Klarheiten und Lösungen stärken letztendlich<br />

<strong>die</strong> Kompetenzen des Ratsuchenden <strong>für</strong> eigene Entscheidungsprozesse und Handlungen.<br />

4.3. Fragetechniken<br />

Wir können <strong>die</strong> diversen Fragearten und -möglichkeiten aus unterschiedlichsten Perspektiven<br />

betrachten und analysieren. Aus Gründen der Überschaubarkeit sollen hier einige wichtige<br />

Techniken vorgestellt und nach der Absicht der Fragestellung unterschieden werden:<br />

Taktische Fragen zielen auf <strong>die</strong> Art und Weise der Antwort. Mit ihnen lässt sich der Charakter<br />

des Dialogs beeinflussen, indem durch vorbestimmte Antwortmöglichkeiten <strong>die</strong> jeweilige<br />

Gesprächssituation gestaltet wird. Durch taktische Fragestellungen kann das Gespräch sicher<br />

geführt werden.<br />

Strategische Fragen dagegen sollen das Gespräch inhaltlich lenken. Sie zielen auf <strong>die</strong> zu<br />

besprechenden Themen und entwickeln den Verlauf auf das angestrebte Ziel hin.<br />

Unter taktischem Gesichtspunkt können folgende Fragearten benannt werden:<br />

Geschlossene Fragen sind so formuliert, dass sie nur mit Ja oder Nein beantwortet werden<br />

können. Mit ihnen ist eine gute Kontrolle des Gespräches möglich. Die Antworten sind vorhersehbar,<br />

Vielredner können gestoppt, unsichere Partner vorsichtig in <strong>die</strong> Verbindlichkeit<br />

gezogen werden.<br />

34 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Eine spezifische Variante der geschlossenen Frage ist <strong>die</strong> Ja-Frage. Auf sie kann der Befragte<br />

nur mit Ja antworten. Wenn <strong>die</strong>se Antworten seiner Auffassung entsprechen, fühlt er<br />

sich bestätigt und das Gespräch kann thematisch vorangebracht werden.<br />

Die offene Frage gibt dem Gesprächspartner Freiräume <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantwortung. Damit kann<br />

sich ein Gespräch inhaltlich entfalten, unsichere oder schüchterne Gesprächspartner lassen<br />

sich damit aktivieren.<br />

Mit der Alternativfrage wird der Spielraum der Antwort in der Regel auf zwei Möglichkeiten<br />

eingeengt. Damit wird der Gesprächspartner in eine Verbindlichkeit gebracht, muss sich positionieren.<br />

Alternativfragen können suggestiven Charakter haben.<br />

Suggestivfragen <strong>die</strong>nen dazu, <strong>die</strong> Meinung des Gegenübers zu beeinflussen. In der Beratungssituation<br />

können sie vereinzelt eingesetzt werden, um den Gesprächspartner bewusst<br />

zum Widerspruch zu reizen oder <strong>die</strong> Sicherheit seiner Haltung zu überprüfen.<br />

Durch Kontrollfragen ist nachprüfbar, ob Sie richtig verstanden wurden. Man kann den jeweiligen<br />

Gesprächsabschnitt zusammenfassen und das nächste Thema einführen.<br />

Mit strategischer Absicht können folgende Fragen verwendet werden:<br />

Informationsfragen: Durch sie kann Sachwissen (Fakten, Daten o.ä.) erfragt werden, welches<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Gespräches nötig ist. Sie sind in der Regel kurz und einfach zu<br />

beantworten.<br />

Hintergrundfragen: Sie zielen meist auf Haltungen, Einstellungen oder besondere Konstellationen<br />

im Leben des Befragten. Sie sind sehr persönlich und sollten erst gestellt werden,<br />

wenn im Kontakt eine verlässliche Vertrauensgrundlage hergestellt ist.<br />

Aktivierungsfragen: Diese Fragen sollen den Gesprächspartner ermutigen, sich auf <strong>die</strong><br />

Gesprächssituation und <strong>die</strong> Thematik einzulassen und schüchterne Menschen zu Reaktionen<br />

provozieren.<br />

Weiterführende Fragen: Mit <strong>die</strong>ser Technik kann der situative Gesprächsstand zusammengefasst<br />

und reflektiert werden, um das Gespräch auf eine neue Ebene zu bringen und ein<br />

neues Thema einzuführen.<br />

Zielfragen: Mit ihnen kann ein gewünschtes oder erträumtes Ergebnis visualisiert und beschrieben<br />

werden. Sie sind auf <strong>die</strong> Zukunft gerichtet und haben motivierenden Charakter,<br />

indem sie <strong>die</strong> Bedürfnisse des Gesprächspartners fiktiv vorweg nehmen. Sie <strong>die</strong>nen aber<br />

auch dazu, Richtung und Charakter des Gespräches zu überprüfen.<br />

4.4. <strong>die</strong> Feedback-Methode<br />

Durch <strong>die</strong> Anwendung einer Feedback-Technik ist es möglich, dem Gesprächspartner eine<br />

Rückmeldung zu geben, über seine Aussagen, seine Situation, seine Befindlichkeit. Dies<br />

demonstriert ihm einerseits, dass er wirklich beachtet und ernst genommen wird, andererseits<br />

spiegelt es ihm aber auch <strong>die</strong> Wirkung seiner Aussagen, z. B. ob sein Anliegen verstanden<br />

wurde.<br />

Es können so auch entscheidende Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Selbsterkenntnis entstehen, wenn man<br />

in einer interessanten und bestätigenden Weise reflektiert wird, <strong>die</strong> neue Einsichten eröffnet.<br />

Dabei sollte darauf geachtet werden, das Selbstbild des Gesprächspartners nicht deutlich in<br />

Frage zu stellen. Negative Wertungen sind demzufolge zu vermeiden.<br />

AuF Print Nr. 12 35


Hüttner, Roland<br />

Dem Berater ermöglicht das Feedback, eigene Schlussfolgerungen über Anliegen, Wünsche<br />

oder Haltungen des Ratsuchenden zu überprüfen, um <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Gesprächsgestaltung<br />

Sicherheit zu bekommen. Damit gehört <strong>die</strong>ses Vorgehen zur methodischen Grundausrüstung<br />

des Beraters. Es sollte aber nicht grundsätzlich, sondern nur bei Notwendigkeit<br />

praktiziert werden, in kurzen, klaren Informationsgesprächen könnte der Ablauf empfindlich<br />

gestört werden.<br />

Neben verschiedenen Fragetechniken und der Spiegelung von Emotionen wird hauptsächlich<br />

<strong>die</strong> Technik des Paraphrasierens <strong>für</strong> das Feedback genutzt. Hier werden Aussagen<br />

des Gegenübers mit eigenen Worten, im eigenen Verständnis, wiederholt und zu Bestätigung<br />

der Grundaussage präsentiert.<br />

Eine spezielle, entwickeltere Form des Feedbacks ist das Prinzip des proaktiven Zuhörens.<br />

Dabei werden Argumente, Wertungen oder Wünsche des Gesprächspartners aus den Äußerungen<br />

geschlussfolgert und vorweggenommen. Gelingt <strong>die</strong>s, ohne bevormundend zu wirken,<br />

wird er sich in einem hohen Maße erkannt und bestätigt fühlen.<br />

4.5. <strong>die</strong> yes-but-Methode<br />

Diese Ja-Aber-Technik kann benutzt werden, wenn Aussagen, Haltungen oder Informationen<br />

des Gesprächspartners nicht folgen- oder problemlos hingenommen werden können. Eine<br />

Verneinung, ein Widerspruch aber würde berechtigt Kränkungen auslösen, da seine Ansichten<br />

ja auf eigenen Erfahrungen oder Erlebnissen beruhen.<br />

Deshalb ist es sinnvoll, erst einmal den Respekt, <strong>die</strong> Akzeptanz vor dem anderen Standpunkt<br />

auszudrücken (Ja...) und <strong>die</strong>sen durch den eigenen Standpunkt zu ergänzen (Aber...<br />

bzw. Und...). Damit bleibt der Gesprächspartner in seiner Integrität gewahrt und hat darüber<br />

hinaus <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> andere, ihm vorgestellte, Betrachtungsweise zu prüfen.<br />

Abschließende Empfehlung<br />

Lernen Sie immer wieder Neues über Kommunikation und Gesprächsführung und arbeiten<br />

Sie permanent an der Verbesserung ihrer kommunikativen Kompetenzen.<br />

In der Gesprächssituation jedoch sollten Sie sich ganz auf den Menschen einstellen, lebendig<br />

und spontan kommunizieren und <strong>die</strong> Theorien lediglich im Hintergrund bereit halten.<br />

36 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

2.1.3 Minimumstandards <strong>für</strong> <strong>die</strong> technischen Voraussetzungen<br />

1. Erreichbarkeit<br />

Die Erreichbarkeit einer Service-Nummer ist sehr wichtig, damit <strong>die</strong> angesprochene Zielgruppe<br />

<strong>die</strong>se Service-Nummer stets mit einem positiven Eindruck verbindet. Vor der technischen<br />

und personellen Planung muss festgelegt werden, welcher Service Level angeboten<br />

werden soll, das heißt, wie viele ankommende Anrufer in welcher Zeit angenommen werden<br />

sollen, so dass sie möglichst schnell be<strong>die</strong>nt werden.<br />

Die Erreichbarkeit wird im Wesentlichen bestimmt durch <strong>die</strong><br />

- Anzahl der eingesetzten Telefonberater<br />

- Anzahl der eingehenden Gespräche<br />

- durchschnittliche Gesprächszeit<br />

- durchschnittliche Nachbearbeitungszeit<br />

- und den angestrebten Service Level<br />

In der Call Center Branche gilt ein Service Level von 80/20 als akzeptabel, d. h. 80 % der<br />

ankommenden Gespräche werden innerhalb von 20 Sekunden angenommen. Dabei wird <strong>die</strong><br />

Organisation häufig nach dem Prinzip des First- und Second-Level-Support durchgeführt.<br />

Dabei werden alle ankommenden Gespräche zuerst in einen zentralen Pool (First Level)<br />

geleitet, in dem Telefonberater mit einem breiten Wissen tätig sind. An <strong>die</strong>ser Stelle können<br />

<strong>die</strong> meisten Anfragen geklärt werden.<br />

Spezielle Fragen werden dann an den Second-Level-Support weiter geleitet. Die dort beschäftigten<br />

Mitarbeiter können sich dann intensiv mit speziellen Problemen beschäftigen,<br />

während <strong>die</strong> Mitarbeiter im First-Level-Support <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entgegennahme neuer Gespräche zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Erfahrungsgemäß tritt gelegentlich ein Anrufvolumen auf, das <strong>die</strong> geplante Kapazität an Mitarbeitern<br />

überfordert. Normalerweise hört der Anrufer dann ein Besetztzeichen.<br />

Um dem Anrufer <strong>die</strong> Möglichkeit zu bieten, trotzdem be<strong>die</strong>nt zu werden, existieren verschiedene<br />

technische Möglichkeiten.<br />

Zum einen ist es üblich, Warteschleifen einzusetzen, in denen der Anrufer darüber informiert<br />

wird, dass alle Plätze zu Zeit belegt sind, er aber in kurzer Zeit be<strong>die</strong>nt wird.<br />

Diese Warteschleifen sollten nicht zu lange laufen, da dem Anrufer in der Regel Kosten entstehen,<br />

oder er ungeduldig wird und dann mit dem angebotenen Service unzufrieden ist.<br />

Weitere Möglichkeiten sind der Einsatz von Anrufbeantwortern und Voice Mail Systemen.<br />

Hier kann der Anrufer Nachrichten hinterlassen wie z. B. Name, Anschrift, Telefonnummer<br />

und Anliegen. Damit hat der Telefonberater <strong>die</strong> Möglichkeit selbst zu handeln und damit dem<br />

Servicegedanken gerecht zu werden.<br />

2. Technische Komponenten<br />

Die Telefonanlage<br />

Eine leistungsfähige Telefonanlage ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong> einen effizienten Telefonservice.<br />

Die Größe kann dabei je nach Erfordernis verschieden sein, es sollte jedoch nach Möglichkeit<br />

eine digitale ISDN-Kommunikationsanlage sein. Solch eine Anlage stellt wichtige<br />

Grundfunktionen wie Makeln, Trennen, Konferenzschaltung, Anzeige der Telefonnummer<br />

und eine Voice- Mail-Box zur Verfügung.<br />

Die folgenden Komponenten sind nicht zwingend, erleichtern jedoch den Mitarbeitern und<br />

auch den Anrufern <strong>die</strong> Kommunikation.<br />

AuF Print Nr. 12 37


Hüttner, Roland<br />

ACD-System (Automatic Call Distribution-System)<br />

Um <strong>die</strong> ankommenden Gespräche gleichmäßig auf alle Mitarbeiter zu verteilen, sollte <strong>die</strong><br />

Telefonanlage über ein integriertes ACD-System verfügen. Es besteht auch bei vielen Telefonanlagen<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, mit einem adaptierten ACD-System zu arbeiten.<br />

Der Vorteil eines ACD-Systems liegt darin, dass der Anwender <strong>die</strong> eingehenden Anrufe an<br />

vordefinierte Anrufgruppen vergeben kann, und das nach Kriterien, <strong>die</strong> selbst festgelegt werden.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Funktion ist allerdings der Einsatz eines speziellen ACD-Servers,<br />

der dann über eine spezielle Software mit der Telefonanlage kommuniziert.<br />

CTI-System (Computer Telephonie Integration)<br />

Ein CTI-System bindet <strong>die</strong> Telefonanlage in ein bestehendes Computernetz ein. Dies ermöglicht<br />

eine effiziente Verwaltung von eingehenden und abgehenden Gesprächen.<br />

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Anrufer über ihre Telefonnummer (ISDN) identifiziert<br />

werden können und schon vor der Annahme des Gespräches wichtige Informationen (Kundenhistorie)<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Ebenso können automatisch Rückruflisten erstellt werden.<br />

Professionelle Headsets<br />

Für eine telefonische Beratung sind mittlerweile professionelle Headsets unentbehrlich geworden.<br />

Telefonberater verbringen <strong>die</strong> meiste Zeit am Telefon. Durch <strong>die</strong> Verwendung von professionellen<br />

Headsets haben <strong>die</strong> Telefonberater beide Hände frei <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung ihrer Arbeitsmittel,<br />

vermeiden körperliche Fehlhaltungen und <strong>die</strong> Praxis zeigt, sie machen weniger Fehler.<br />

Professionelle Headsets sind <strong>für</strong> alle gängigen ISDN-Telefone erhältlich und nicht an komplexe<br />

Call Center Lösungen gebunden.<br />

Jeder Telefonberater sollte aus hygienischen Gründen über ein persönliches Headset verfügen.<br />

3. Software<br />

Die heute standardmäßigen Betriebssysteme und spezielle Software müssen beim Einsatz in<br />

komplexen Lösungen vom Lieferanten aufeinander abgestimmt werden.<br />

Aus ergonomischer Sicht sollte allerdings beachtet werden, dass auf den Bildschirmen der<br />

Telefonberater ein übersichtliches Arbeiten möglich ist und unnötige Informationen ausgeblendet<br />

werden.<br />

Da<strong>für</strong> werden von den verschiedensten Anbietern Kommunikationssysteme (spezielle Software)<br />

entwickelt, <strong>die</strong> sich zumeist problemlos in bestehende Anlagen integrieren lassen.<br />

4. Arbeitsplatzplanung<br />

In Deutschland legen <strong>die</strong> Berufsgenossenschaften bestimmte Standards fest, wie Büroarbeitplätze,<br />

speziell auch Telefonarbeitsplätze, wie <strong>die</strong>se zu gestalten sind und welche Mindestanforderungen<br />

eingehalten werden müssen.<br />

Hier auf alle Punkte einzugehen würde den Rahmen sprengen, deshalb einige Hinweise und<br />

Zahlen auszugsweise, an denen sich deutsche Call Center orientieren müssen.<br />

Diese Zahlen haben wir der Vorschrift SP 2.10 (BGI 773) der Verwaltungs-<br />

Berufsgenossenschaft VBG entnommen. Es besteht aber <strong>die</strong> Möglichkeit, den beteiligten<br />

Partnern <strong>die</strong>se Vorschrift im Originaltext zur Verfügung zu stellen.<br />

38 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Flächenbedarf<br />

Der Flächenbedarf setzt sich aus den Möbelstellflächen, den Möbelfunktionsflächen, den<br />

Benutzer- und Bewegungsflächen (um den Telefonberatern <strong>für</strong> wechselnde Körperhaltungen<br />

ausreichend Platz zu bieten) und den Flächen <strong>für</strong> Verkehrswege (Laufwege) zusammen.<br />

Die Gesamtarbeitsfläche (Schreibtisch) <strong>für</strong> einen persönlichen Arbeitsplatz muss mindestens<br />

1,28 m² betragen. Dazu kommen noch <strong>die</strong> Flächen <strong>für</strong> einen möglichst ergonomisch gestaltetem<br />

Arbeitsstuhl. Dies ist aber entsprechend den beteiligten Ländern sicherlich unterschiedlich<br />

zu gestalten.<br />

Eine wichtige Komponente ist der vorhandene Luftraum. Pro Mitarbeiter sollte ein Mindestluftraum<br />

von 12 m³ zur Verfügung stehen<br />

Beleuchtung<br />

Die Qualität der Beleuchtung hat einen großen Einfluss auf <strong>die</strong> visuelle Leistung und auch<br />

das Wohlbefinden der Menschen. Wie schnell und genau bestimmte Details erkannt werden,<br />

hängt in hohem Maße von einer optimalen Beleuchtung ab.<br />

Die Beleuchtungsstärke am Arbeitsplatz muss mindestens 500 Lux betragen. Ab einer<br />

Raumgröße von mindestens 400 m² Grundfläche ist eine Beleuchtungsstärke von 750 Lux<br />

erforderlich. Die direkte Blendung durch Leuchten am Arbeitsplatz und von der Decke sollte<br />

unbedingt vermieden werden.<br />

Hier sollten in jedem Fall spezielle Konzepte durch Fachleute erarbeitet werden.<br />

Klima<br />

Das Raumklima erzeugt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberater eine behagliche Umgebung. Empfohlen werden<br />

eine Raumtemperatur von 21° C bis 22° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von ca.<br />

50%.<br />

Lärm<br />

Da an den Arbeitsplätzen der Telefonberater sehr konzentriert gearbeitet wird, kommt dem<br />

Lärmschutz eine besondere Bedeutung zu. Die Reduzierung des Umgebungslärms sollte<br />

deshalb bereits in der Planungsphase <strong>die</strong> nötige Aufmerksamkeit erfahren.<br />

Es ist auf alle Fälle notwendig, innerhalb des Calls-Centers Möglichkeiten zu schaffen, <strong>die</strong><br />

einen individuellen Schallschutz ermöglichen.<br />

Dies ist auch durch sehr einfache Lösungen wie z. B. der Einsatz von Schallschutzwänden<br />

zwischen den einzelnen Arbeitsplätzen zu erreichen. Hier soll Vorschriften unter 55 dB liegen.<br />

5. Personalbedarfsplanung<br />

Da in jeder Berufsberatungsstelle mit einem unterschiedlichen Anrufvolumen gerechnet werden<br />

muss, können hier nur einige allgemeine Hinweise gegeben werden.<br />

Besonders der Umgang mit z. T. beträchtlichen Schwankungen im Anrufaufkommen muss<br />

bereits im Vorfeld besprochen werden. Um eine Prognose darüber zu geben, sollten zu einem<br />

möglichst frühen Zeitpunkt Daten über<br />

- Zeitpunkte eines verstärkten Anrufaufkommens<br />

- Durchschnittliche Gesprächszeiten<br />

- Nachbearbeitungszeiten<br />

ermittelt werden.<br />

Diese Daten spielen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Personalplanung eine wichtige Rolle, da hier auch Aussagen<br />

über <strong>die</strong> mögliche Belastung der Telefonberater gemacht werden können.<br />

AuF Print Nr. 12 39


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong><br />

1 Was heißt Informationsmanagement in der Berufsberatung?<br />

Der Begriff „Management“ meint in <strong>die</strong>sem Zusammenhang sowohl den professionellen Umgang<br />

mit Informationen in bezug auf <strong>die</strong> verschiedenen Zielgruppen der Berufsberatung als<br />

auch <strong>die</strong> Fähigkeit, entsprechende Netzwerke zu nutzen und an ihrer Weiterentwicklung mitzuwirken.<br />

Für <strong>die</strong> Telefonberatung kommt noch <strong>die</strong> Notwendigkeit des besonders raschen<br />

Zugriffs auf problemrelevante Informationsquellen hinzu.<br />

Die methodischen Aspekte des „Informationsmanagements“ umfassen Techniken der Erhebung<br />

und Analyse des Informationsbedarfs der Zielgruppen, Effizienzbeurteilung der Informations<strong>die</strong>nstleistungen,<br />

adressatengerechte Darstellung von Informationen, Aufbau und<br />

Weiterentwicklung von Informationssystemen, Koordination von Informations- und Kommunikationsprozessen<br />

in Organisationen, sowie Berücksichtigung psychischer und sozialer Rahmenbedingungen<br />

individueller Informationsverarbeitung.<br />

Vergleichende Untersuchungen zeigen, daß Informationsmanagement zwischen 20 und 30<br />

Prozent der Tätigkeit von <strong>berufliche</strong>n Beratungskräften ausmacht (vgl. Ertelt, 2000, S. 4723).<br />

Im Einzelnen zählen dazu<br />

- Sammlung, Strukturierung, adressatenbezogene Aufbereitung und Weitergabe von berufsbezogenen<br />

Informationen<br />

- Systematische Beobachtung des Informationsmarktes, Erschließung neuer Informationsquellen<br />

<strong>für</strong> berufsberatungsrelevante Fragestellungen<br />

- Zusammenstellung und Bewertung von Informationsquellen nach ihrer Leistungsfähigkeit<br />

und Zielgruppenadäquanz.<br />

- Kenntnis, Beherrschung und – soweit möglich – Mitwirkung beim Aufbau oder bei der<br />

Weiterentwicklung computergestützter bzw. Internet-basierter Informationssysteme <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Berufsberatung<br />

- Kosten – Nutzen – Analysen von Me<strong>die</strong>n und Informationssystemen<br />

- Informationsmarketing in der Berufsberatung<br />

- Beratungsethische Fragen besonders im Hinblick auf computergestützte und internetbasierte<br />

Informationssysteme.<br />

2 Voraussetzungen <strong>für</strong> effektives und effizientes Informationsmanagement in der<br />

Berufsberatung<br />

Das Charakteristikum moderner Informationsgesellschaften ist, daß das Informationsangebot<br />

permanent stärker wächst als <strong>die</strong> Nachfrage, so daß der Grad an Überversorgung mehr und<br />

mehr zunimmt.<br />

Als Hauptproblem des Informationsmanagements stellt sich also nicht <strong>die</strong> Produktion immer<br />

neuer Me<strong>die</strong>n und Informationssysteme, sondern <strong>die</strong> Vitalisierung der Informationsnachfrage.<br />

Man weiß, daß ab einem bestimmten Grad an Informationsüberversorgung (Information<br />

Overload) sowohl <strong>die</strong> gesamtgesellschaftliche als auch <strong>die</strong> individuelle Entscheidungs- und<br />

Problemlösungsqualität abnehmen.<br />

Persönlich empfundene Informationsüberlastung, sogenannter Informations-Stress, kann zu<br />

verschiedenen Reaktionen führen:<br />

a) von Information Chunks spricht man, wenn der Mensch <strong>die</strong> ihm angebotenen Informationen<br />

mit Hilfe von Oberbegriffen zusammenfaßt und neu verschlüsselt (z.B. mit Hilfe von<br />

Markennamen, Preis oder Urteilen à la Stiftung Warentest).<br />

40 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

b) Omission bedeutet <strong>die</strong> Konzentration auf bestimmte Informationen, wobei das übrige<br />

Angebot nicht mehr wahrgenommen, <strong>die</strong> Informationsaufnahme also bruchstückhaft wird.<br />

c) Bei Queuing bildet der Rezipient quasi eine Warteschlange von Informationen im Kurzzeitgedächtnis,<br />

um später mit mehr Zeit entscheiden zu können, was endgültig zu merken<br />

ist.<br />

d) Ab einem bestimmten Grad an Überlastung besteht <strong>die</strong> Gefahr, daß das Individuum <strong>die</strong><br />

Informationsaufnahme und –verarbeitung völlig abbricht, also „abschaltet“ (Escaping).<br />

e) Werden <strong>die</strong> angebotenen Informationen durch <strong>die</strong> Brille bestimmter subjektiver Kriterien<br />

oder Suchstrategien wahrgenommen, spricht man von Filtering,<br />

f) Bei Abstracting erkennt der Mensch nur noch <strong>die</strong> groben Linien und Zusammenhänge<br />

der Informationen, aber nicht mehr deren Einzelheiten.<br />

g) Erfolgt in einer Problemsituation das Handeln nach eingefahrenen Mustern, wobei <strong>die</strong><br />

angebotenen Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Problemlösung zweitrangig werden, spricht man von<br />

Habitualisierung (amüsantes Beispiel sind <strong>die</strong> sog. „Verwaltungsgrundsätze“: „Das haben<br />

wir immer schon so gemacht!“, „Das haben wir noch nie so gemacht!“, „Da könnte ja<br />

jeder kommen!“, etc.).<br />

Die zunehmende Informationsüberversorgung in der Gesellschaft hat tiefgreifende Auswirkungen<br />

auf das Kommunikationsverhalten insgesamt, <strong>die</strong> auch bei der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

1. Die Aktivierungskraft der Informationsdarbietung muß ständig zunehmen, d.h. <strong>die</strong> angebotenen<br />

Informationen werden immer auffälliger verpackt (laut, bunt, groß, emotionale<br />

Reise, gedanklich überraschend). Es kommt zur „Aktivierungskonkurrenz“.<br />

2. Das Informationsinteresse der Adressaten läßt nach, <strong>die</strong> Informationsaufnahme wird<br />

flüchtiger, nachlässiger, bruchstückhaft; man stumpft ab oder entwickelt sogar eine Abwehrhaltung.<br />

3. Die Bildkommunikation verstärkt sich mehr und mehr, sprachliches Denken und Fühlen<br />

verliert an Attraktivität, denn es erfordert eine stärkere kognitive Beteiligung,<br />

Durch das Fehlen der Visualisierungsmöglichkeiten stellen sich in der Telefonberatung besondere<br />

Anforderungen. Viel stärker müssen <strong>die</strong> internen Bedingungen beim Ratsuchenden<br />

beachtet werden, das sind Vorwissen, besonders in bezug auf <strong>die</strong> zu aktivierenden Schemata,<br />

das Aufnahmevermögen und der Lernstil, das Involvement und vor allem der Stand im<br />

Entscheidungsprozess. In aller Regel wird sich <strong>die</strong> Redundanz der Informationsdarbietung<br />

erhöhen.<br />

Grundvoraussetzung <strong>für</strong> effektives und effizientes Informationsmanagement in der Berufsberatung<br />

ist <strong>die</strong> Fähigkeit zum Ausbalancieren von Informationsangebot und individuellem Informationsbedarf<br />

bezogen auf eine konkrete Problemstellung. Dies verlangt von der Beratungskraft<br />

sowohl umfassende Kompetenz zur professionellen Erfassung der individuellen<br />

Voraussetzungen („interne Bedingungen“), um <strong>die</strong> Information jeweils optimal darauf abstimmen<br />

zu können.<br />

Es gibt heute national und international eine kaum mehr zu überschauende Vielfalt von berufsberatungsrelevanten<br />

Me<strong>die</strong>n und Informationssystemen, mit rasch zunehmender Tendenz<br />

zu computergestützten und Internet-basierten Formen.<br />

Sie lassen sich grob einteilen in<br />

- Datenbanken <strong>für</strong> Bildung, Ausbildung, Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Berufsbeschreibungen<br />

- Zuordnungsprogramme („matching-systeme“), <strong>die</strong> individuelle Merkmale (Interessen,<br />

Fähigkeiten) und Berufsprofile einander zuordnen<br />

- Entscheidungshilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Analyse und Förderung individueller <strong>berufliche</strong>r Entscheidungsprozesse<br />

- Programme zur Vermittlung von Hilfen und Fertigkeiten bei der Suche eines Ausbildungs-<br />

oder Arbeitsplatzes<br />

AuF Print Nr. 12 41


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

- Selbstunterweisende Programme zur Abfassung von Bewerbungsschreiben<br />

- Programme zur Selbsteinschätzung, <strong>die</strong> gewöhnlich ein Frageinventar der <strong>berufliche</strong>n<br />

Interessen und Fähigkeiten enthalten<br />

- Psychometrische Tests zu Fähigkeiten, Begabungen, Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen.<br />

(vgl. Offer, 1993, S. 40 f.; Watts, 1993, S. 68 f.)<br />

Eine umfassende Analyse und Bewertung computergestützter Verfahren zur <strong>berufliche</strong>n Entscheidungshilfe<br />

finden sich bei Holling u.a. (2000).<br />

Verstärkte Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung erlangen auch <strong>die</strong> grenzüberschreitenden Beratungs-<br />

und Vermittlungsnetzwerke in der EU, nämlich euroguidance (Europäische Berufsberatungszentren,<br />

EBZ) und EURES.<br />

Allgemein lässt sich konstatieren, dass <strong>die</strong> Internet-basierten Informationsquellen und –<br />

<strong>die</strong>nste <strong>für</strong> Berufsberatung an Bedeutung rasch zunehmen. Sie lassen sich allgemein einteilen<br />

in integrierte und in unabhängige Web Sites (vgl. Sampson, 1999 a, S. 5 f.).<br />

Integrierte Web Sites sind <strong>die</strong> Distanz – Beratungskomponente der Berufsberatung und<br />

bieten typischerweise organisationsspezifische Informationen, wie z.B. Me<strong>die</strong>n der BA,<br />

mach’s richtig, ASIS, KURS, sowie Links zu anderen beratungsrelevanten Dienstleistungen<br />

der eigenen Organisation. In der Regel sind <strong>die</strong>se „integrierten Web Sites“ kostenlos, auch<br />

wenn sie über Links nach außen verfügen.<br />

Unter den unabhängigen Web Sites versteht man Angebote von Informationen und Dienstleistungen<br />

<strong>für</strong> Beratung und Vermittlung, <strong>die</strong> nicht miteinander verbunden sind. Beispiele<br />

hier<strong>für</strong> sind:<br />

– Programme zur Selbsteinschätzung<br />

– Job-Börsen<br />

– Berufsinformations<strong>die</strong>nste<br />

– Talent-Börsen von Betrieben<br />

– Stu<strong>die</strong>ninformationen von Universitäten<br />

– Angebote von Bildungsträgern<br />

– Entscheidungshilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl oder Neuorientierung<br />

– Stellenangebote mit Betriebsbeschreibungen<br />

– „Fit for Europe“.<br />

Kritisch im Sinne eines beraterischen Informationsmanagements ist <strong>die</strong> Erkenntnis, daß beide<br />

Arten von Web Sites in der Regel angebotsorientiert ausgerichtet sind, d.h. von der Annahme<br />

ausgehen, der Nutzer könne seine Bedürfnisse genau formulieren und beurteilen, ob<br />

<strong>die</strong> Web Site ihm etwas bringt oder nicht.<br />

Demgegenüber erlauben „nachfrageorientierte Systeme“ dem Nutzer<br />

(1) zuerst <strong>die</strong> eigenen Bedürfnisse zu klären<br />

(2) solche Quellen auszuwählen, <strong>die</strong> zu ganz bestimmten Ergebnissen führen<br />

(3) Informationen zu erhalten, wie <strong>die</strong>se Quellen <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Bedürfnisse nutzbar zu machen<br />

sind<br />

(4) zu erkennen, wann personale Hilfe durch eine Beratungskraft in Anspruch genommen<br />

werden sollte<br />

(5) nur solche Links zu nutzen, <strong>die</strong> bei der Problemlösung weiterbringen.<br />

Gerade <strong>die</strong> zuletzt genannten Aspekte zeigen, auf welche Aufgaben berufsberaterisches<br />

Informationsmanagement in Gegenwart und Zukunft besonderes Augenmerk legen sollten:<br />

– Unterstützung bei der Klärung des Anliegens und Feststellung des daraus resultierenden<br />

individuellen Informations- und Beratungsbedarfs<br />

– Klärung, mit welchen Quellen <strong>die</strong>ser Bedarf am besten zu befriedigen ist<br />

42 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

– Prüfung, ob <strong>die</strong>se Quellen vor dem Hintergrund der internen Bedingungen (Vorwissen,<br />

Informationsstil, Entscheidungsdruck, Stand im Problemlösungsprozess, Aufnahme- und<br />

Verarbeitungskapazität) angemessen sind<br />

– Vorbereitung des Informationsprozesses des Klienten, vor allem unter dem Aspekt der<br />

Kombination medialer und personaler Interventionen.<br />

Hieraus wird deutlich, daß berufsberaterisches Informationsmanagement nur auf der Grundlage<br />

der Kenntnis und Beachtung der Informationsprozesse beim individuellen Problemlösen<br />

und Entscheiden sinnvoll ist.<br />

3 Informationsprozesse beim individuellen Problemlösen<br />

Individuelle Entscheidungs- und Problemlöseprozesse lassen sich idealtypisch einteilen in<br />

eine Vorentscheidungsphase, eine Entschlußphase und eine Nachentscheidungsphase, mit<br />

jeweils charakteristischen Informationsaktivitäten. Dabei interagieren jeweils drei Arten von<br />

Informationen in unterschiedlicher Weise: Faktenwissen umfaßt Angaben über mögliche<br />

Alternativen, deren „Befriedigungsangebote“ und deren Realisierungswege und –chancen;<br />

Wertungswissen umfaßt Kriterien, <strong>die</strong> sich aus Vorstellungen über sich selbst im Vergleich<br />

zum wahrgenommenen beruflich-sozialen Umfeld entwickelt haben; persönlich verbindliche<br />

Problemlösungsstrategien weisen dem Einzelnen den Weg, welche faktischen und wertenden<br />

Informationen wie miteinander zu verbinden sind.<br />

Nur <strong>die</strong> in einer bestimmten Poblemlösesituation vom Individuum einbezogenen Informationen<br />

werden „Entscheidungsprämissen“ genannt.<br />

Zu den faktischen Prämissen zählen vor allem berufskundliches Wissen und subjektive<br />

Einschätzung von Realisierungschancen von Alternativen. Valuative Prämissen speisen<br />

sich aus Interessen, Motivation, selbsteingeschätzten Fähigkeiten, Einflüssen „wichtiger“<br />

Bezugspersonen. Präskriptive Prämissen umfassen subjektive bedeutsame Methoden der<br />

Problemlösung (vgl. Mitchell, Krumboltz, 1996, S. 173 f.): 1) Wahrnehmung der Bedeutung<br />

einer Entscheidungssituation, 2) realistische Bestimmung der notwendigen Schritte, 3) sorgfältige<br />

Prüfung bisheriger Erfahrungen in ähnlichen Situationen, 4) Entwicklung verschiedener<br />

Handlungsalternativen, 5) Sammlung von Informationen über <strong>die</strong>se Alternativen, 6) Gewichtung<br />

der Alternativen anhand der Kriterien und Aussondern unattraktiver Alternativen<br />

(vgl. Metzler-Burren (2001)).<br />

Die bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungen ablaufenden Prozesse wurden bereits früh aus der<br />

Sicht kognitiver Informationsverarbeitungsansätze differenziert behandelt und in der Folge<br />

mehrmals empirisch untersucht. Dies führte zur Ausformulierung der Informationsstrukturellen<br />

<strong>Methodik</strong> (ISM) durch Ertelt und Schulz (1997, S. 223 ff.; 2002, S. 233 ff.)<br />

In ganz ähnlicher Weise charakterisieren Peterson et al.(1996, S. 444 ff.) mit ihrem „Cognitive<br />

Information Processing Approach (CIP)“ <strong>die</strong> Vorgänge bei Berufsentscheidungen (vgl.<br />

auch Sampson, 1999 c, S. 243 ff.; Holling u.a., 2000, S. 16 f.).<br />

AuF Print Nr. 12 43


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Die folgende Abbildung macht <strong>die</strong> Verbindung beider Ansätze deutlich.<br />

Abbildung 1: Informationsbereiche bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsprozessen<br />

Meta-<br />

Kognitionen:<br />

Übergeordnetes<br />

Wissen<br />

zur Überwachung und Prozeßinformationen<br />

Kontrolle beim Problemlösen und Entscheidungsregeln<br />

(präskriptive Prämissen)<br />

Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />

zur Entscheidung und Problemlösung<br />

Kenntnis der eigenen Per- Berufskundliches Wissen:<br />

son (Selbstkonzept): Werte, Berufsbezeichnungen, Eintei-<br />

Interessen, Fertigkeiten, Präfe- lungskriterien, Anforderungen, Be-<br />

renzen, Einfluß der Familie lohnungen, Arbeitsmöglichkeiten, etc.<br />

Wertungswissen<br />

(valuative Prämissen)<br />

Faktenwissen<br />

(faktische Prämissen)<br />

Die Entscheidungsfähigkeiten werden von Sampson et al. (1999 c, S. 5 f.) als Abfolge von<br />

fünf Aktivitäten in Kreisform dargestellt (vgl. hierzu Ertelt, 1992, S. 96 f.):<br />

1. Kommunikation: Aufmerksam werden auf eine problematische Situation und Wahrnehmung<br />

der Notwendigkeit, eine Entscheidung treffen zu müssen.<br />

2. Analyse: Analyse der Ursachen <strong>für</strong> das Problem und Auslotung der eigenen<br />

Persönlichkeit (Verständnis des Selbst) und der möglichen Lösungsmöglichkeiten.<br />

3. Synthese: Entwicklung einer Reihe möglicher Handlungsalternativen (Elaboration)<br />

und anschließend Reduzierung auf einige realistische Mög-<br />

4. Bewertung:<br />

(Evaluation)<br />

lichkeiten (Kristallisation).<br />

Abwägung <strong>die</strong>ser Möglichkeiten (z.B. Wahl eines bestimmten Berufs,<br />

einer Ausbildung, eines Studiums) nach persönlichen Kosten-<br />

Nutzenerwägungen, in Bezug auf <strong>die</strong> Meinung wichtiger anderer<br />

oder der kulturellen Bezugsgruppe; Bildung einer Rangfolge und<br />

vorläufige Festlegung einer bestimmten Alternative.<br />

5. Ausführung: Festlegung eines Ausführungsplans mit Zwischenzielen und jeweils<br />

daraus bezogenen Aktivitäten; Durchführung <strong>die</strong>ses Planes<br />

und Vergleich der Ergebnisse mit der Ausgangssituation (1.Station<br />

„Kommunikation“).<br />

Die dargestellte Abfolge von Aktivitäten findet sich in ähnlicher Weise bei fast allen Modellen<br />

<strong>für</strong> individuelle Entscheidungs- und Problemlösungsprozesse (vgl. Ertelt, Schulz, 1997, S.<br />

232 f.).<br />

Zentral wichtig <strong>für</strong> das Informationsmanagement in der Berufsberatung ist jedoch <strong>die</strong> Frage,<br />

wie viele Informationen der Einzelne braucht, um eine angemessene <strong>berufliche</strong> Entscheidung<br />

treffen zu können. Darüber gehen <strong>die</strong> Meinungen auseinander, je nachdem ob man<br />

sich von der normativen Vorstellung, der Klient müsse zur rationalen Entscheidung geführt<br />

44 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

werden, leiten läßt oder ob man eher von dem tatsächlichen Problemlösungsverhalten her<br />

denkt.<br />

Die normativen Vorstellungen gehen davon aus, wie das Individuum eine Entscheidung am<br />

besten treffen soll; man nennt sie daher präskriptive Modelle. Dagegen bauen deskriptive<br />

Modelle auf Beobachtungen auf, wie Entscheidungen wirklich getroffen werden.<br />

Wenn man von Menschen fordert, sie müßten etwa bei der Berufswahl rational entscheiden,<br />

hätte berufsberaterisches Informationsmanagement da<strong>für</strong> zu sorgen, daß sie<br />

– alle ihnen offenstehenden Handlungsalternativen und deren Beiträge zu den individuellen<br />

Zielen („Befriedigungsangebote“) kennen<br />

– über genügend Bewertungskriterien zur Beurteilung <strong>die</strong>ser Alternativen verfügen, so daß<br />

eine Präferenzskala nach dem (subjektiven) Nutzen entsteht, und<br />

– immer <strong>die</strong>jenige Alternative auswählen, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser Präferenzordnung von keiner anderen<br />

übertroffen wird.<br />

Die Überforderung der individuellen Informationsaufnahme und -verarbeitungs-kapazität, <strong>die</strong><br />

Reaktionen auf Informationsüberlastung (Informationsstreß), individuelle Konflikte und Emotionen<br />

sowie der Einfluß von Zufällen bzw. „günstigen Gelegenheiten“ werden bei <strong>die</strong>sen<br />

präskriptiven Modellen der Entscheidung weitgehend vernachlässigt (vgl. Ertelt, 1992, S. 95;<br />

Holling, 2000, S. 10 und 28).<br />

Daher eignen sich <strong>die</strong>se normativen Ansätze nur bedingt als Grundlage zukunftsbezogenen<br />

Informationsmanagements in der Berufsberatung, obgleich eine große Zahl nationaler und<br />

internationaler Verfahren zur Berufs- und Stu<strong>die</strong>nberatung noch immer darauf aufbauen (vgl.<br />

Holling, 2000, S. 28).<br />

Dem gesetzlichen und fachlich-ethischen Rahmen der Berufsberatung angemessener erscheinen<br />

<strong>die</strong> deskriptiven Modelle menschlicher Entscheidung, <strong>die</strong> sich am individuellen<br />

Informationsbedarf und –verhalten orientieren, den Adressaten also dort „abholen“, wo er<br />

sich bei seinem Problemlösungsprozess gerade befindet. Daher spricht man hier auch von<br />

einem „nachfrageorientierten“ Vorgehen, im Gegensatz zu dem „angebotsorientierten“ Charakter<br />

präskriptiver Modelle.<br />

Berufliche Probleme und Entscheidungen sind in der Regel komplexer Art und daher schwierig,<br />

eindeutig zu bestimmen („schlecht definierte Situation“). Selten gibt es eine „richtige“ Lösung<br />

und einen eindeutig vorhersehbaren Schlußpunkt oder gar eine Lösungsgarantie <strong>für</strong><br />

eine bestimmte Vorgehensweise.<br />

Solche Entscheidungsprozesse gehen in der Regel einher mit starker emotionaler Betroffenheit,<br />

etwa Problemlösungsdruck, Informationsstreß, Furcht vor irreversiblen Fehlentscheidungen<br />

wegen unvollständiger Information und Zweifel, ob <strong>die</strong> ausgewählte Alternative tatsächlich<br />

<strong>die</strong> richtige ist (vgl. Peterson et al., 1996, S. 428 f.).<br />

Deskriptive Modelle beschreiben das dem Menschen in schlecht definierter Entscheidungssituation<br />

eigenen „heuristische“ Verhalten: Lösungen werden durch tastendes Vorgehen und<br />

Vereinfachungsstrategien schrittweise angesteuert, nur wenige Alternativen ins Kalkül einbezogen<br />

und nur mit wenigen Kriterien bewertet, endgültig bindende Festlegungen (Entschlüsse)<br />

schiebt man möglichst lange hinaus, um neue Informationen noch berücksichtigen zu<br />

können.<br />

Die Qualität eines nachfrageorientierten Beratungs- und Informationssystems hängt nun<br />

davon ab, wie gut es sich an <strong>die</strong> individuellen kognitiv-affektiven individuellen Informationsverarbeitungsprozesse<br />

angleichen, d.h. sie simulieren kann. In <strong>die</strong>sem Sinne sind Vorstellungen,<br />

wie etwa der oben beschriebene Lösungs-Kreislauf von Peterson et al. oder <strong>die</strong><br />

Phasen- und Stufengliederungen diagnostische Instrumente zur Ermittlung des individuellen<br />

AuF Print Nr. 12 45


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Standes im Entscheidungsprozeß äußerst hilfreich, um <strong>die</strong> jeweils hilfreichen Informationen<br />

zu vermitteln. Steht ein Mensch vor einer Problemsituation, etwa ausgelöst durch Schulentlassung,<br />

Arbeitslosigkeit, Scheitern in der Ausbildung, so benötigt er Informationen zur Definition<br />

der <strong>für</strong> ihn neuen Situation, zur Art eines Entschlusses, zu Nachteilen bei Nichtentscheidung,<br />

zum Vorgehen und zum erwarteten Informationsaufwand.<br />

Danach sind Hilfen zur Generierung von Handlungsalternativen bereitzustellen, wobei es<br />

weniger auf eine möglichst große Zahl sondern vielmehr auf eine exemplarische Auswahl<br />

ankommt.<br />

Auf der Stufe der Bewertung von Handlungswegen bedarf es Informationen zur Bewusstmachung<br />

relevanter Wertungskriterien, mit Hilfe derer <strong>die</strong> Instrumentalität einer Alternative<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> individuellen Ziele eingeschätzt werden können.<br />

In der Entschlußphase mit persönlich verbindlicher Festlegung auf eine Alternative (commitment)<br />

benötigt der einzelne Informationen, <strong>die</strong> ihm über <strong>die</strong> eigene Entscheidungsfähigkeit,<br />

Auswahl- und Festlegungskonflikte, Verlustängste, Realisierungschancen Auskunft geben.<br />

Zur Bewältigung der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nachentscheidungsphase charakteristischen Dissonanzerlebnisse<br />

sind beschreibende, bestärkende und interpretierende Informationen zu vermitteln.<br />

Besonders wichtig, etwa in einer neuen Ausbildungsstelle oder Arbeitsstelle sind beraterische<br />

Erklärungshilfen bei Zweifeln oder Mißerfolgen, damit nicht vorschnelle Reaktionen <strong>die</strong><br />

erfolgreiche Umsetzung eines Entschlusses unterlaufen.<br />

4 Hinweise zum Marketing in der Berufsberatung<br />

Die empirische Evaluation von Beratungs<strong>die</strong>nsten mit starken Anteilen der <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>,<br />

vor allem <strong>die</strong> Europäischen Berufsberatungszentren (euroguidance) aber auch EU-<br />

RES in Deutschland hat eine deutliche „Marketinglücke“ ergeben. Diese bezieht sich sowohl<br />

auf <strong>die</strong> Vernetzung nach innen als auch eine attraktive und einheitliche Außendarstellung<br />

(vgl. Ertelt, Muswieck, 2000, 4213 – 4232; Ertelt, Baigger, 2002, 2915 – 2926).<br />

Die folgenden vier Fragebereiche sollen im Hinblick auf <strong>die</strong> oben definierten Zielgruppen<br />

(Transitionsformen) beantwortet werden:<br />

a) Welche Informationen werden an einzelne Zielgruppen gerichtet: Inhalte, Formen?<br />

b) Wie und in welcher Reihenfolge werden <strong>die</strong> Informationen aktiviert?<br />

c) In welchem Moment schaltet sich der Berufsberater ein?<br />

d) Effiziente Vorgehensweisen bei der Informationsübermittlung<br />

- gegenüber einzelnen Personen<br />

- bei der Arbeit mit Gruppen.<br />

Diese Fragen lassen sich in ein Konzept des Informations-Marketings einordnen. Marketing<br />

wird hier verstanden als eine Managementkonzeption zur zielorientierten Gestaltung von<br />

Austauschprozessen mit organisations-internen und -externen Partnern sowie der allgemeinen<br />

Öffentlichkeit. Es handelt sich bei der Berufsberatung um einen nicht-kommerziellen<br />

Bereich, weswegen wie hier von Sozial-Marketing sprechen (vgl. Raffée, 2001, S. 988).<br />

Marketing umfasst <strong>die</strong> Gestaltung von vier Instrumenten und deren optimale Kombination<br />

zum „Marketing-Mix“. Die oben aufgeführten Fragen lassen sich in etwa den Marketing-<br />

Instrumenten wie folgt zuordnen:<br />

1. Produktpolitik/Programmpolitik: a)<br />

2. Kommunikationspolitik: b)<br />

3. Distributionspolitik: c)<br />

4. Preispolitik: Gegenleistungspolitik: d)<br />

46 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

4.1 Produktpolitik/Programmpolitik<br />

Bei der Produkt-/Programmpolitik <strong>für</strong> Informationen in der Berufsberatung geht es um folgende<br />

Entscheidungen in Bezug auf bestehende und neu zu entwickelnde Informationen:<br />

- Welche Funktionen vermag das Produkt zu erfüllen oder soll es erfüllen?<br />

- Welche spezifischen Anforderungen muss das Informationsprodukt erfüllen?<br />

- Welche Beschränkungen sind zu beachten (finanziell, Geräteausstattung, Copyright, personell?)<br />

- Gibt es Komplementär- oder Substitutionsprodukte?<br />

- Wer kommt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Herstellung der Informationsprodukte in Frage?<br />

Außerdem sind <strong>die</strong> Qualitätsmerkmale <strong>für</strong> Informations<strong>die</strong>nstleistungen anhand folgender<br />

Kriterien zu prüfen:<br />

- Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit<br />

- Verständlichkeit<br />

- Aktualität<br />

- Handhabbarkeit (Handlung)<br />

- Relevanz <strong>für</strong> individuelle Problemlösung<br />

- Anregung und Motivierung<br />

- Exklusivität<br />

- Wirtschaftlichkeit (Kosten-Nutzenrelation)<br />

Als Hilfe zur Prüfung bestehender und Entwicklung neuer Informations-Dienstleistungen<br />

empfehlen wir das folgende Instrument:<br />

Abbildung 2: Marketing-Portfolio <strong>für</strong> Informations-Dienstleistungen<br />

Markt-<br />

Attraktivität<br />

<strong>für</strong><br />

Zielgruppen<br />

niedrig mittel hoch<br />

1.1 1.2 1.3<br />

2.1 2.2 2.3<br />

3.1 3.2 3.3<br />

Leistungsfähigkeit<br />

<strong>für</strong> Zielgruppen<br />

hoch<br />

mittel<br />

niedrig<br />

In einem ersten Schritt sollten nun <strong>die</strong> bereits vorhandenen Informationsme<strong>die</strong>n und<br />

-<strong>die</strong>nstleistungen in <strong>die</strong> Felder eingeordnet werden. Für Aktionen des Informationsmanagements<br />

sind primär <strong>die</strong> Felder mit großen Diskrepanzen zwischen „Leistungsfähigkeit“ und<br />

„Marktattraktivität“, also <strong>die</strong> Felder 1.1 und 3.3, interessant.<br />

Für <strong>die</strong> hier zur Diskussion stehen Zielgruppen in Transitionsprozessen lassen sich allgemein<br />

folgende Informationsprodukte definieren:<br />

AuF Print Nr. 12 47


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Schüler, <strong>die</strong> vor der Wahl einer Hochschule stehen<br />

Informationen über<br />

(1) Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten und Alternativen<br />

- Stu<strong>die</strong>ngänge (Inhalte, Dauer, Abschlüsse)<br />

- Hochschulen/Universitäten (incl. Ranking)<br />

- Stu<strong>die</strong>nkosten und Stipen<strong>die</strong>n<br />

- Studium im Ausland<br />

- Eingangsvoraussetzungen, Bewerbungsverfahren bei den Stu<strong>die</strong>ngängen<br />

(2) Alternativen zum Studium<br />

- Möglichkeiten zur Berufsausbildung<br />

- Arbeitsplatz mit „Training on the job“<br />

- Chancen <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>nabbrecher<br />

- Berufe und Arbeitsmarktsituation<br />

- Bewerbungsverfahren und Assessment bei Betrieben<br />

- Berufsausbildung und Arbeit im Ausland<br />

(3) Berufsberatung und Informationssysteme zur Berufswahl<br />

- Beratungs<strong>die</strong>nste: Berufsberatung, Stu<strong>die</strong>nberatung der Universitäten<br />

- Me<strong>die</strong>n und Informations<strong>die</strong>nste (Print, Internet, personal)<br />

- Vermittlungshilfen (Job Search Strategien, private Vermittler, Job Börsen, Arbeitsamt)<br />

Absolventen und Personen, welche <strong>die</strong> Arbeit zum ersten Mal aufnehmen<br />

(1) Berufskundliche Informationen<br />

- Anforderung in den Berufen/Stellen (Soft-Skills, Hard-Skills)<br />

- Tätigkeitsprofil in den verschiedenen Betrieben, Organisation, Betriebsklima<br />

- Berufsentwicklung, Aufstiegsmöglichkeiten, Entlohnung (Ver<strong>die</strong>nst)<br />

- Sicherheit des Arbeitsplatzes, Entlassungs-Risiko<br />

- Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

- Substitutions-Potentiale von Berufen<br />

(2) Job Search Strategien<br />

- Such- und Bewerbungsstrategien<br />

- Assessment<br />

- Auswertung von Stellenangeboten (Zeitung, Internet, persönliche Beziehungen)<br />

- Arbeit im Ausland<br />

- Flexibilität und Mobilität<br />

- Möglichkeiten zum Praxiserwerb, z. B. Praktika, Ferienarbeit, Auslandsaufenthalte<br />

(3) Einschätzung der eigenen Person<br />

- Programme zur Selbsteinschätzung (Interessen, Fähigkeiten)<br />

- Programme zur Entscheidungshilfe<br />

- Psychometrische Tests zu Fähigkeiten, Begabungen, Interessen, Persönlichkeitstypen<br />

- Matching-Systeme zur Zuordnung von Persönlichkeitsmerkmalen zu Berufsprofilen<br />

(4) Vermittlungshilfen<br />

- Datenbanken <strong>für</strong> Ausbildungsmöglichkeiten, Arbeitsplätze<br />

- Vermittlungssysteme ins Ausland<br />

- Arbeitsvermittlung (öffentlich, privat, Me<strong>die</strong>n)<br />

Arbeitssuchende (Arbeitslose, umschulungswillige Personen)<br />

- Job Börsen im Internet<br />

- Aktive Job Search-Strategien<br />

- Systematische Analyse von Zeitungen und sonstigen Quellen mit Stellenanzeigen<br />

- Maßnahmen <strong>für</strong> Langzeitarbeitslose<br />

48 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

- Mobilität und Flexibilität<br />

- Substitutionspotential von Berufen<br />

- Möglichkeiten zur Selbstständigkeit (Gründung eines eigenen Betriebes)<br />

- Teilzeitarbeit, Tele-Arbeit<br />

- Leiharbeit<br />

- Ehrenamtliche Tätigkeit (in Vereinen, Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, etc.)<br />

- Weiterbildung und Umschulung (Angebote, Finanzierung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt)<br />

Von Arbeitsplatzverlust bedrohte Erwerbstätige<br />

- Möglichkeiten zur Anpassungsfortbildung<br />

- Feststellung der individuellen Potenziale (Beispiel: Centre Bilan de Compétence in Frankreich)<br />

- Berufsorientierung: Arbeitsmarkt-Struktur, Job Rotation, Kurzarbeit, Sabbat-Jahr<br />

- Beratung und Information <strong>für</strong> Betriebe (besonders Klein- und Mittelbetriebe) durch <strong>die</strong><br />

Arbeitsämter zur Vermeidung von Entlassungen oder Outplacement.<br />

Es ist zu empfehlen, zuerst <strong>für</strong> jede Zielgruppe getrennt <strong>die</strong> exemplarisch aufgezählten Informations-Dienstleistungen<br />

in das Marketing-Portfolio einzutragen und Strategien zu entwickeln.<br />

In einem zweiten Schritt sind dann <strong>die</strong>se Maßnahmen (mit Zielgruppen) in ein weiteres Portfolio<br />

einzuordnen, um <strong>die</strong> geschäftspolitischen Prioritäten <strong>für</strong> das Informations-<br />

Management entscheiden zu können.<br />

4.2 Kommunikationspolitik<br />

Wie bereits ausgeführt, wächst in der heutigen Gesellschaft das Informationsangebot permanent<br />

stärker als <strong>die</strong> Informationsnachfrage, so dass der Information-Overload immer mehr<br />

zunimmt. Die Folgen <strong>für</strong> das Informationsmanagement auch der Berufsberatung und Arbeitsvermittlung<br />

sind eklatant:<br />

- <strong>die</strong> Aktivierungskraft der Informationsdarbietung muss ständig gesteigert werden und es<br />

kommt zur „Aktivierungskonkurrenz“ unter den Systemen.<br />

- das Informationsinteresse, das „Involvement“ der Zielgruppen lässt nach, <strong>die</strong> Informationsaufnahme<br />

wird nachlässiger, bruchstückhafter, man stumpft ab oder entwickelt sogar<br />

eine Haltung der Informationsabwehr.<br />

- <strong>die</strong> Bedeutung der visuellen Kommunikation wächst immer stärker und das sprachliche<br />

Denken und Fühlen verliert an Attraktivität, weil es eine höhere kognitive Beteiligung des<br />

Individuums erfordert.<br />

Bei der Kommunikationspolitik im Informationsmanagement geht es um <strong>die</strong> Frage, in welcher<br />

Form <strong>die</strong> Zielgruppen über das Informationsangebot unterrichtet und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Akzeptanz gewonnen<br />

werden sollen.<br />

Dies verlangt neben der Kompetenz zur professionellen Erfassung der individuellen (internen)<br />

Bedingungen (Vorwissen, Stil der Informationsaufnahme, Lernvermögen, Stand im<br />

Problemlösungsprozess) auch Kenntnisse der Methoden der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Durch <strong>die</strong> Kommunikationspolitik muss der Einzelne erkennen, dass <strong>die</strong> Berufsberatung gewillt<br />

und in der Lage ist, ihm gezielt Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle Problemlösung zu geben<br />

und zwar nur so viele wie er verarbeiten will und kann.<br />

Abträglich <strong>für</strong> eine solche Informationswerbung sind solche Modelle, <strong>die</strong> vom Rezipienten<br />

bestimmte Vorleistungen in Bezug auf Umfang und Vorgehen seiner Informationstätigkeit<br />

verlangen, wie es <strong>die</strong> präskriptiven Vorstellungen der „rationalen Entscheidung“ nahe legen.<br />

AuF Print Nr. 12 49


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Demgegenüber erscheinen <strong>die</strong> deskriptiven Modelle menschlicher Problemlösung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

werblichen Aktivitäten der Berufsberatung attraktiver, denn sie orientieren sich am individuellen<br />

Informationsverhalten, holen den potentiellen Adressaten also dort ab, wo er sich in seinem<br />

Entscheidungsprozess gerade befindet. Außerdem betonen sie <strong>die</strong> dem Menschen in<br />

schlecht definierter Entscheidungssituation eigene „Heuristik“: Lösungen werden durch eher<br />

tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien schrittweise angesteuert, nur wenige<br />

Alternativen ins Kalkül einbezogen und nur mit wenigen Kriterien bewertet, endgültig bindende<br />

Entschlüsse schiebt man möglichst lange hinaus, um neue wichtige Informationen noch<br />

berücksichtigen zu können.<br />

Werbliche Kommunikation mit den potentiellen Klienten muss auch <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit<br />

des Informationssystems in Bezug auf <strong>die</strong> Vor-Entscheidungsphase, <strong>die</strong> Entschlussphase<br />

und Nach-Entscheidungsphase transparent machen. Der Klient lässt sich nur dann involvieren,<br />

wenn er erwarten kann, <strong>die</strong> dem jeweiligen Stand in seiner Entscheidung angemessenen<br />

Fakteninformationen, Kriterieninformationen und Vorgehenshinweisen (Prozess-<br />

Informationen) zu erhalten.<br />

Forschungsbedarf im Informationsmarketing der Berufsberatung sehen wir in Bezug auf <strong>die</strong><br />

stärkere Berücksichtigung der Stile der Informationswahrnehmung bei introvertierten und<br />

extravertierten Adressaten sowie nach den Holland-Typen.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass den aufgeführten Charakteristika <strong>für</strong> erfolgreiche<br />

werbliche Kommunikation mit den Klienten vor allem <strong>die</strong> nachfrageorientierten und weniger<br />

<strong>die</strong> angebotsorientierten Informationssysteme gerecht werden.<br />

4.3 Distributionspolitik<br />

Bei der Distributionspolitik geht es darum, <strong>die</strong> einzelnen „Produkte“ und Dienstleistungen den<br />

jeweiligen Zielgruppen zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, in der richtigen Menge und<br />

in der richtigen Weise bereitzustellen.<br />

Der direkte Weg vollzieht sich über <strong>die</strong> unmittelbare Kommunikation zwischen Zielgruppe<br />

und Berater oder Beratungsinstitution.<br />

Der indirekte Weg vollzieht sich über Schulen, Hochschulen, Vereine, Kirchen etc., also<br />

über vermittelnde Instanzen.<br />

Wann sich der Berufsberater in <strong>die</strong> Informationsprozesse direkt einschaltet sollte, hängt von<br />

der „Entscheidungsreife“ des Klienten ab. Sampson (1999) bezeichnet <strong>die</strong>se als Schlüsselgröße<br />

bei der Nutzung von Informationssystemen. Danach ergeben sich direkte beraterische<br />

Hilfen je nach den folgenden individuellen Hindernissen:<br />

Der Mensch<br />

- kann sein <strong>berufliche</strong>s Problem nicht eindeutig definieren und kann daher seinen spezifischen<br />

Informationsbedarf nicht feststellen.<br />

- hat keine ausreichenden Kenntnisse über das Informationsangebot<br />

- ist überfordert von der angebotenen Informationsfülle<br />

- kann <strong>die</strong> <strong>für</strong> seine Bedürfnisse adäquaten Informationen nicht herausfinden<br />

- ist unsicher, wie er <strong>die</strong> Informationen <strong>für</strong> seine Problemlösung am besten umsetzen kann<br />

- kann <strong>die</strong> Systematik des Informationsangebots nicht verstehen<br />

- findet keinen Zugang zu den richtigen Quellen im Informationsangebot<br />

- verliert <strong>die</strong> Motivation und bricht den Kontakt zum Informationssystem vorzeitig ab.<br />

Zur optimalen Distribution der Informationen und zur Frage der Kombination direkter und<br />

indirekter Wege sind eine systematische beraterische Begleitung bei Nutzung von Me<strong>die</strong>n<br />

und computergestützten Systemen und eine intensive Erforschung der Nutzerheuristiken<br />

erforderlich.<br />

50 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Ergebnisse empirischer Untersuchungen deuten darauf hin, dass etwa <strong>die</strong> Fragen „Printme<strong>die</strong>n<br />

oder Internet?“ und „Kann <strong>die</strong> personale Information in der Berufsberatung durch<br />

Selbstinformation ersetzt werden?“ falsch gestellt sind. Erforderlich ist nicht ein Denken in<br />

Alternativen, sondern in Komplementaritäten, in Abhängigkeit von den internen Bedingungen<br />

des einzelnen Ratsuchenden.<br />

In Bezug auf <strong>die</strong> indirekte Distribution von berufsbezogenen Informationen kann folgendes<br />

Schema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auswahl herausgezogen werden (vgl. Bruhn, Tilmes 1994). Es erleichtert <strong>die</strong><br />

Definition des Verhältnisses der Berufsberatung zu möglichen Partnern auf dem Informationsmarkt.<br />

Abbildung 3: Beziehung zu Teilnehmern auf dem Informationsmarkt<br />

Absatzmittler<br />

Meinungsführer<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zielgruppe<br />

Konkurrenten<br />

Koordination Kooperation Konflikt<br />

Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />

Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />

Ist Soll Ist Soll Ist Soll<br />

In <strong>die</strong> Felder sind mögliche Personen und Institutionen sowie <strong>die</strong> Art der Kooperation (Ist =<br />

wie sie jetzt ist und Soll = wie sie in Zukunft gestaltet werden soll).<br />

4.4 Preispolitik: Gegenleistungspolitik<br />

Die „Preispolitik“ oder im Sozialmarketing als „Gegenleistungspolitik“ bezeichnet, legt fest,<br />

unter welchen materiellen Bedingungen <strong>die</strong> Informations<strong>die</strong>nstleistungen den Zielgruppen<br />

angeboten werden.<br />

Dabei sind monetäre und nicht-monetäre Gegenleistungen zu unterscheiden (vgl. Beilmann,<br />

1995):<br />

- direkte Gegenleistungen als Preis mit Kostenelementen, z. B. anteilige Gebühren <strong>für</strong> Berufsberatung,<br />

Stu<strong>die</strong>ngebühren an Hochschulen<br />

- direkte immaterielle Gegenleistungen, z. B. individuelle Zufriedenheit der Klienten mit der<br />

Informations<strong>die</strong>nstleistung der Berufsberatung, persönlicher Erfolg bei der Berufsentscheidung<br />

- indirekte Gegenleistungen mit Kostenelementen, z. B. Steuern oder Beiträge zur Bereitstellung<br />

von Informations<strong>die</strong>nstleistung durch <strong>die</strong> öffentliche Berufsberatung<br />

- indirekte immaterielle Gegenleistungen, z. B. öffentliche Anerkennung der Berufsberatung,<br />

Bewusstsein der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Informations<strong>die</strong>nstleistung<br />

der Arbeitsämter.<br />

Die Bewertung der Informations<strong>die</strong>nstleistungen mit Hilfe des „Preises“ ist <strong>die</strong> Grundvoraussetzung<br />

<strong>für</strong> den wirtschaftlichen (effizienten) Umgang mit den Ressourcen.<br />

In einer Reihe von Ländern, so auch in Deutschland, sind <strong>die</strong> Dienstleistungen der Berufsberatung<br />

<strong>für</strong> den Einzelnen kostenlos. Man sollte jedoch deutlich machen, dass der Preis in<br />

unseren Gesellschaften den „Wert“ von Gütern und Dienstleistungen widerspiegelt und so<br />

den sorgfältigen Umgang damit fördert. Außerdem kann er, gerade bei Informationen der<br />

Berufsberatung, über <strong>die</strong> relative Exklusivität (das Gut steht nicht jedem in beliebiger Menge<br />

zur Verfügung) das individuelle Involvement erhöhen, was sich wiederum auf <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />

(Effektivität) positiv auswirken kann.<br />

Individuelle Kostenlosigkeit ist nicht immer gleichbedeutend mit sozialem Auftrag. Deshalb<br />

müssen gerade <strong>die</strong> öffentlichen Arbeitsverwaltungen und Berufsberatungen heute Formen<br />

finden, wie sie über <strong>die</strong> Gegenleistungspolitik den effizienten und effektiven Einsatz ihrer<br />

Dienstleistungen gewährleisten.<br />

AuF Print Nr. 12 51


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

4.5 Zusammenfassende Hinweise zum Informations-Marketing<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Hinweise <strong>für</strong> das Informations-Marketing in der Berufsberatung<br />

formulieren<br />

1. Ausrichtung des Informations-Angebot am subjektiven Informationsbedarf der Zielgruppen<br />

und Angabe der differenzierten Leistungsfähigkeit.<br />

Konsequenz: Systematische empirische Untersuchung des Nutzerverhaltens (Heuristik).<br />

2. Markt-Segmentierung nach <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsproblemen der Zielgruppen<br />

Konsequenz: Empirische Sammlung und Typisierung von Berufs- und Informationsanliegen.<br />

3. Anpassung des Informations-Angebots an das Verhalten besonders typischer „Information-Seeker“<br />

in den Zielgruppen.<br />

Konsequenz: Ermittlung solcher aktiven Informations-Sucher in den Zielgruppen<br />

4. Kooperation zwischen Informations-Produzenten und Informations-Abnehmern<br />

verbessern<br />

Konsequenz: Gemeinsame Entwicklungsseminare organisieren, systematische Interaktion<br />

aufbauen<br />

5. Corporate Identity beim Informationsanbieter (Arbeitsamt, Berufsberatung)<br />

Konsequenz: Schaffung von Vertrauen und Sicherheit in der Organisation als Basis<br />

<strong>für</strong> eine entsprechende Darstellung nach Außen.<br />

6. Einrichtung von Verbraucherabteilungen beim Informationsanbieter (Arbeitsamt, Berufsberatung)<br />

Konsequenz: Schaffung systematischer Feedback-Wege von den Zielgruppen zum<br />

Anbieter, z.B. durch spezielle Hotlines.<br />

5 Folgerungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklung berufsberaterischen Informationsmanagements<br />

Aus der Zusammenschau der Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten ergeben sich folgende<br />

Hinweise <strong>für</strong> Informationshilfen bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungsvorgängen.<br />

1. Die Hauptaufgabe besteht heute in der Vitalisierung der Nachfrage nach Informationen<br />

und in einer darauf gerichteten differenzierten Weiterentwicklung des Informationsangebots.<br />

2. Zur Nachfrageorientierung gehören<br />

- Adaptivität auf das individuelle Problem (durch qualifizierte Informationsberatung,<br />

verzweigte Zugriffsmöglichkeiten in <strong>die</strong> Tiefe und Breite, Berücksichtigung des Standes<br />

im Problemlösungsprozess)<br />

- Benutzerfreundlichkeit (Berücksichtigung der Vorkenntnisse, Sprache, Lernfähigkeit,<br />

individuellen Lerngewohnheiten, Suchheuristiken, Gewohnheiten im Umgang mit Informationssystemen)<br />

- Aktivierung und Motivierung zur Nutzung, Hilfen zur individuellen Erfolgseinschätzung<br />

(Aufwand und Ertrag der Informationsaktivität muss subjektiv befriedigend sein),<br />

Imagepflege<br />

- Systematische Beteiligung der Nutzer an der Weiterentwicklung des Me<strong>die</strong>nsystems<br />

(Entwicklung und Evaluation).<br />

3. Als Schlüsselgröße der Informationsnachfrage stellte sich eindeutig der individuelle<br />

Stand im Entscheidungsprozeß heraus. Dieser wird von den Beratern nicht entsprechend<br />

52 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

beachtet oder sogar als dysfunktional empfunden. Verantwortlich da<strong>für</strong> könnten bestimmte<br />

Vorstellungen von Berufswahlvorgängen sein, <strong>die</strong> sich an normativen und rationalen<br />

Ablaufmodellen orientieren oder in denen individuelle Interessen und Neigungen des<br />

Klienten, auch wenn <strong>die</strong>ser es so nicht sieht, überbetont werden.<br />

4. Auf der Angebotsseite ist <strong>die</strong> Vernetzung, Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit der Informationen<br />

deutlich zu verbessern. Hierbei kommt es vor allem auf gestufte Systeme an,<br />

<strong>die</strong> sich in Breite und Tiefe den Nutzern anpassen können. Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />

sind unbedingt <strong>die</strong> systematische Registrierung und Typisierung der Nutzerheuristiken<br />

erforderlich.<br />

5. Zur Beseitigung von Hemmnissen bei der Nutzung von Beratungs- und Informations<strong>die</strong>nsten<br />

sind spezielle Formen des Informationsmarketings zu entwickeln, <strong>die</strong> vor allem<br />

transnationale und multikulturelle Aspekte berücksichtigen. Dies betrifft <strong>die</strong> Produktpolitik,<br />

<strong>die</strong> Kommunikationspolitik, <strong>die</strong> Distributionspolitik und <strong>die</strong> Gegenleistungspolitik.<br />

6. Die Untersuchungen zeigen eindrucksvoll <strong>die</strong> Bedeutung personaler beraterischer Hilfe<br />

bei der Inanspruchnahme von Informationssystemen. Dazu bedarf es einer speziellen<br />

Qualifizierung in nachfrageorientiertem Informationsmanagement, möglichst mit gemeinsamen<br />

europäischen Standards<br />

AuF Print Nr. 12 53


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Literaturverzeichnis<br />

Beilmann, M. (1995), Sozialmarketing und Kommunikation, Neuwied (Luchterhand)<br />

Bruhn, M., Tilmes, J. (1994), Social Marketing – Einsatz des Marketing <strong>für</strong> nichtkommerzielle<br />

Organisationen, Stuttgart (Kohlhammer), 2. Auflage<br />

Ertelt, B.J. (2000), Materialien zur Qualifizierung von Fachkräften <strong>für</strong> Berufsberatung im europäischen<br />

Kontext, in: ibv 45/2000, S. 4715 - 4737<br />

Ertelt, B.J., Schulz, W.E. (1997), Beratung in Bildung und Beruf, Leonberg, Rosenberger<br />

Ertelt, B.J., Schulz, W.E. (2002), Handbuch Beratungskompetenz, Leonberg, Rosenberger<br />

Ertelt, B.J., Muswieck, W. (2000), Berufsberatung und Europa-Evaluierung des Netzwerkes<br />

der Europäischen Berufsberatungszentren (EBZ), in: Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungs-<br />

und Vermittlungs<strong>die</strong>nste (ibv) 40/2000, S. 4213 – 4232<br />

Ertelt, B.J., Baigger, D. (2002), Evaluation des Europäischen Vermittlungsangebotes EURES<br />

der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit, in: ibv, 43/2002, S. 2915 – 2926<br />

Holling, H., Lüken, K.H., Preckel, F., Stotz, M. (2000), Berufliche Entscheidungsfindung,<br />

BeitrAB 236 (IAB/BA)<br />

Metzler- Burren, Ch. (2001), Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung,<br />

(Diplomarbeit/NABB-5) Universitäten Bern, Freiburg, Zürich<br />

Mitchell, L.K., Krumboltz, J.D. (1996), Krumboltz’s Learning Theory of Career Choice and<br />

<strong>Counselling</strong>, in: Brown, D., Brooks, L. and Ass., Career Choice and Development,<br />

Third Ed., San Francisco (Jossey-Bass), S. 233 – 280<br />

Offer, M. (1993) Entwicklungen auf dem Gebiet der Beratungssoftware von Cambridge bis<br />

Nürnberg (1989 - 1992), in: BA (Hrsg.) Dritte Europäische Konferenz über Computer<br />

in der Berufsberatung, Konferenzdokumentation, Nürnberg, S. 33 - 41<br />

Peterson, G.W., Sampson Jr., J.P., Reardon, R.C., Lenz, J.G., (1996) A Cognitive Information<br />

Processing Approach to Career Problem Solving and Decision Making, in: Brown,<br />

D., Brooks, L. and Ass., Career Choice and Development, San Francisco: Jossey -<br />

Bass, 3rd.ed., 423 - 475<br />

Raffée, H. (2001), Marketing, in: Evangelisches Soziallexikon, hrsg. v. M. Honecker et al,<br />

Köln (Kohlhammer), S. 988 – 994<br />

Sampson, P.S. (1999a), Effective Design and Use of Internet-Based Career Resources and<br />

Services: A North American Perspective, in: AIOSP, Bulletin 63/1999, S. 4 - 11<br />

Sampson, J.P. (1999b) , Integrating Internet –Based <strong>Distance</strong> Guidance with Services Provided<br />

in Career Centers, in: J. The Career Development Quarterly, Sept. 1999, 234 -<br />

254<br />

Sampson, J.P., Lenz, J.G., Reardon, R.C., Peterson, G.W. (1999c), A Cognitive Information<br />

Processing Approach to Employment Problem Solving and Decision Making, in: J.<br />

The Career Development Quarterly, Sept. 1999, S. 3 - 18<br />

Watts, A.G. (1993), Soziometrische Aspekte computerunterstützter Berufsberatung, in: BA<br />

(Hrsg.), Dritte Europäische Konferenz in der Berufsberatung, Konferenzdokumentation,<br />

Nürnberg, S. 23 - 32<br />

54 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Anhang zu<br />

2.1.4 Informationsmanagement und Marketing in der <strong>Fernberatung</strong><br />

Evaluierung des Netzwerkes<br />

der Europäischen Berufsberatungszentren (EBZ)<br />

- Ergebnisbericht und Folgerungen -<br />

Vorbemerkungen<br />

Intensive fachliche Diskussionen zwischen den Praktikern (Berufsberater und Berufsberaterinnen),<br />

der Fachhochschule des Bundes, Fachbereich Arbeitsverwaltung und der Hauptstelle<br />

der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit kamen zum Ergebnis, dass es von großer fachlicher Bedeutung<br />

ist, das stützpunktorganisierte Dienstleistungsangebot der Europäischen Berufsberatung,<br />

auch in Hinblick auf <strong>die</strong> Kundenorientierung des Arbeitsamtes 2000, zu evaluieren.<br />

Ziel der Evaluierung war es, <strong>die</strong> Zufriedenheit der Kunden zu erfragen, Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erlangen, Informationen zu Besonderheiten des Berufswahlprozesses<br />

und der Informationsstrategie im europäischen transnationalen Kontext zu erhalten sowie<br />

Hinweise zu künftigen Marketingstrategien.<br />

1. Zur Erhebung<br />

Der Fragebogen (Anlage 1) wurde vom Fachbereich Arbeitsverwaltung der Fachhochschule<br />

des Bundes in Zusammenarbeit mit Beratern aus den Europäischen Berufsberatungszentren<br />

und der Hauptstelle der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit entwickelt.<br />

Der Fragebogen wurde in der Zeit vom September 1999 bis Dezember 1999 von allen Europäischen<br />

Berufsberatungszentren ausgegeben, d.h., allen Antworten des EBZ in <strong>die</strong>ser Periode<br />

lag ein Fragebogen mit Anschreiben und einem frankierten, an <strong>die</strong> Fachhochschule in<br />

Mannheim adressierter Rückumschlag bei. Von rund 2000 Fragebögen wurden gut 600 zurückgesandt.<br />

Die Rücklaufquote von etwa 30 % muss aus Erfahrung mit vergleichbaren<br />

Kundenbefragungen als günstig betrachtet werden. Wir sind uns allerdings bewußt, dass<br />

hierdurch ein Stichprobenfehler nicht auszuschließen ist.<br />

2 Fachliche Diskussion<br />

Anlässlich von Dienstbesprechungen und Fortbildungsveranstaltungen wurde von Seiten der<br />

Fach- und Führungskräfte der Europäischen Berufsberatung immer wieder folgende Fragen<br />

aufgeworfen:<br />

a) Wie bekannt sind <strong>die</strong> Europäischen Berufsberatungszentren?<br />

b) Wie bekannt ist <strong>die</strong> angebotene Dienstleistung?<br />

c) Kann man <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung aus Kundensicht von EURES unterscheiden?<br />

d) Wer sind <strong>die</strong> Klienten der Europäischen Berufsberatung?<br />

e) Was sind <strong>die</strong> Anliegen der Kunden der Europäischen Berufsberatung?<br />

f) Wie wird <strong>die</strong> Qualität von Rat und Information eingeschätzt?<br />

Viele <strong>die</strong>ser Fragen wurden bereits durch eher organisatorisch-logistische Antworten gelöst.<br />

1997 wurde über Compas <strong>die</strong> Erhebung der Kundendaten in der Europäischen Berufsberatung<br />

eingeführt (Klärung des Status der Kunden und ihrer Anliegen).<br />

1998 wurde ein Faltblatt zum Dienstleistungsangebot der Europäischen Berufsberatung entwickelt.<br />

1998 wurde <strong>die</strong> Informationsbroschüre „Europa kommt - gehen wir hin - Perspektiven in Europa“<br />

herausgegeben, um den Kunden der Europäischen Berufsberatung, aber auch den<br />

Beratungsfachkräften in den Arbeitsämtern eine gute Informationsplattform über 19 Staaten<br />

in Europa anzubieten.<br />

1999 erfolgte <strong>die</strong> Entwicklung eines Corporate Design <strong>für</strong> <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung.<br />

Die nun vorgelegte Kundenbefragung markiert eine wichtige Entwicklungs- Phase der europabezogenen<br />

Dienstleistungen der BA.<br />

AuF Print Nr. 12 55


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

3 Ergebnisse der Kundenbefragung<br />

In enger Zusammenarbeit mit Dr. Gerhard Seidel, ehem. am Deutschen Institut <strong>für</strong> Internationale<br />

Päd. Forschung (DIPF), Frankfurt/Main, erfolgte <strong>die</strong> Auswertung der Fragebögen.<br />

Je nach Fragestellung kamen deskriptive und inferenzstatistische Verfahren zur Anwendung.<br />

Im Folgenden werden zuerst <strong>die</strong> Ergebnisse dargestellt und danach signifikante Bezüge zwischen<br />

ausgewählten Fragen diskutiert.<br />

3.1 Wege zum Europäischen Berufsberatungszentrum (EBZ)<br />

Abbildung 4: Woher kennen Sie das Europäische Berufsberatungszentrum (EBZ)?<br />

(Mehrfachnennungen) (Frage 1.1)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

229<br />

124<br />

BIZ BIZ<br />

Berufsberatung<br />

Berufsberatung<br />

102<br />

93 85<br />

Broschüren Broschüren<br />

sonst. sonst. Info-Material Info-Material vom vom AA AA<br />

sonstige sonstige<br />

75<br />

Zeitung, Zeitung, Zeitschrift Zeitschrift<br />

63 60<br />

Internet Internet<br />

Verwandte, Verwandte, Bekannte Bekannte<br />

Schule, Schule, Bildungseinricht.<br />

Bildungseinricht.<br />

45 38<br />

AV/Eures-Berater<br />

AV/Eures-Berater<br />

Botschaft/Konsulat<br />

Botschaft/Konsulat<br />

Deutlich zu erkennen ist <strong>die</strong> große Bedeutung des BIZ und der Berufsberatung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikationspolitik<br />

der EBZ, sie allein machen rund 40 % der Nennungen aus. Will man <strong>die</strong><br />

Bekanntheit weiter steigern, so sind <strong>die</strong> übrigen Stellen innerhalb und außerhalb des Arbeitsamtes<br />

stärker in <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit einzubeziehen. Vor allem gilt <strong>die</strong>s <strong>für</strong> Schule<br />

und sonstige Bildungseinrichtungen.<br />

56 AuF Print Nr. 12<br />

16


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Abbildung 5: Auf welchem Weg haben Sie Ihre Anfrage an das EBZ gerichtet?<br />

(Frage 1.2)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

244<br />

schriftlich<br />

199<br />

telefonisch telefonisch<br />

101<br />

per Fax<br />

AuF Print Nr. 12 57<br />

82<br />

per E-Mail<br />

47<br />

persönlicher<br />

Besuch<br />

Der hohe Anteil schriftlicher Anfragen resultiert sicherlich aus der relativ großen Zahl von<br />

Fragebögen aus dem EBZ Bremen (hier werden <strong>die</strong> Kunden gebeten, ihre Anliegen an das<br />

EBZ schriftlich einzureichen).<br />

Bemerkenswert ist aber das Gewicht der telefonischen Anfragen, woraus sich <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

einer systematischen Beschäftigung mit <strong>die</strong>ser Form von Beratungs- und Informations<strong>die</strong>nstleistung<br />

ergibt.<br />

Bei Diskussionen mit Fach- und Führungskräften der EBZ standen immer wieder Qualität<br />

und Umfang der Kundenanfragen im Mittelpunkt. Gerade wegen der länderspezifischen Zuständigkeit<br />

der EBZ (im Gegensatz etwa zu dem System in Großbritannien) ist es wichtig zu<br />

wissen, auf wie viele Länder sich <strong>die</strong> jeweilige Anfrage bezog oder ob völlig unspezifisch,<br />

z.B. von „Europäischem Raum“, „Ausland“ oder „englischsprachigen Ländern“, <strong>die</strong> Rede war.<br />

Die Ergebnisse zeigen, daß in fast zwei Dritteln der Anfragen nur jeweils ein Land (62 %)<br />

angesprochen ist. Gut 20 % der Anfragen beziehen sich auf zwei Länder und 9 % auf drei<br />

und mehr Länder. Unspezifische Anfragen, wie z. B. „ganz Europa“ oder „USA-Asien-<br />

Australien“, treten nur in geringem Umfang auf.<br />

Im Mittelpunkt des Länder-Interesses steht Großbritannien es folgen Österreich, Frankreich,<br />

<strong>die</strong> Niederlande, <strong>die</strong> Schweiz und <strong>die</strong> übrigen EU/EWR Länder. Anfragen zu Deutschland<br />

haben einen Anteil von 4,5 %.<br />

Insgesamt lassen sich <strong>die</strong> Anfragen an <strong>die</strong> EBZ in aller Regel eindeutig zuordnen, was sicherlich<br />

auch eine gute Voraussetzung <strong>für</strong> das Funktionieren einer Europa-Hotline darstellt.<br />

Allerdings könnte es auch so sein, dass das Organisationsprinzip der EBZ dergestalt zur<br />

Selbstselektion führt, dass <strong>die</strong> Kunden von vornherein auf allgemeine, länderunspezifische<br />

Fragen verzichten. Deshalb erscheint eine systematische Analyse der Anfragen über <strong>die</strong><br />

jetzt eingerichtete Europa-Hotline besonders notwendig.<br />

Die Kontakthäufigkeit der Kunden mit „ihrem“ EBZ (Frage 1.4) beträgt durchschnittlich rund<br />

1,6; in 25 % der Fälle bestanden auch schon Kontakte zu anderen EBZ (Frage 1.5).


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

3.2 Was wollen <strong>die</strong> Kunden wissen und wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Antworten?<br />

Abbildung 6: Welche Themen betrafen Ihre Anfrage an das EBZ? (Frage 2)<br />

Berufsausbildung im Ausland<br />

Arbeiten im Ausland<br />

Anerkennung von Bildungsabschlüssen<br />

EU-Pr ogram m e<br />

Schulbesuch, Schulabschlüsse im Ausland<br />

Kosten, Lebenshaltung, Ver<strong>die</strong>nstmögl.<br />

Au pair, FSJ im Ausland o.ä.<br />

Weiterbildung<br />

Sonstige Fragen<br />

58 AuF Print Nr. 12<br />

19<br />

14<br />

38<br />

44<br />

64<br />

62<br />

61<br />

58<br />

70<br />

70<br />

65<br />

73<br />

98<br />

124<br />

150<br />

192<br />

204<br />

252<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Im Vordergrund stehen Studium, Berufsausbildung, Praktikum, Arbeiten und Jobben im Ausland.<br />

Erst mit Abstand folgend <strong>die</strong> übrigen Themen.<br />

Hier wird <strong>die</strong> Notwendigkeit einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Akademischen<br />

Auslandsämtern der Hochschulen und - innerhalb der BA - mit den<br />

EURES-Beratern und dem Hochschulteam unterstrichen.<br />

Die insgesamt breite thematische Streuung der Themen macht <strong>die</strong> hohen Anforderungen an<br />

<strong>die</strong> Fachkompetenz der EBZ deutlich. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund bekommt <strong>die</strong> außerordentlich<br />

positive Beurteilung der Antwortqualität eine besondere Aussagekraft.<br />

Die Durchschnittsnoten (Schulnoten-Skala) betragen bei den Qualitätsmerkmalen „Aktualität“<br />

und „Verständlichkeit“ jeweils 1,9, bei „Brauchbarkeit“ 2,2 und bei „inhaltlicher Angemessenheit/Ausführlichkeit“<br />

2,3, liegen also sämtlich im Bereich „gut.“<br />

Interessant war nun, ob sich <strong>die</strong>se positive themenspezifische Qualitätsbeurteilung auch bei<br />

der eher globalen Zufriedenheit mit dem EBZ fortsetzt. Dazu wurde eine Reihe weiterer Fragen<br />

gestellt.


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Abbildung 7: Entsprachen <strong>die</strong> erhaltenen Informationen/Empfehlungen Ihren Wünschen<br />

und Erwartungen an das EBZ? (Frage 6)<br />

23%<br />

6%<br />

2%<br />

20%<br />

49%<br />

voll<br />

weitgehend<br />

zum Teil<br />

kaum<br />

überhaupt nicht<br />

Während sich 70 % der Befragten voll bzw. weitgehend zufrieden äußerten, besteht nach<br />

Ansicht von rund 30 % eine teilweise Unzufriedenheit und damit ein Verbesserungsbedarf<br />

des Dienstleistungsangebotes der Europäischen Berufsberatung.<br />

Außerordentlich positiv zu werten ist, dass sich gut drei Viertel der Befragten bei europabezogenen<br />

Fragen ihrer Berufslaufbahn uneingeschränkt wieder an ein EBZ wenden würden.<br />

Abbildung 8: Würden Sie sich bei weiteren europabezogenen Fragen bezüglich der<br />

Schulbildung, der Berufsausbildung, des Studiums wieder an ein EBZ<br />

wenden? (Frage 7)<br />

3% 1%<br />

20% ja<br />

76%<br />

wahrscheinlich<br />

kaum<br />

nein<br />

AuF Print Nr. 12 59


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Als wichtiges Indiz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wertschätzung von Produkten und Dienstleistungen gilt <strong>die</strong> Weiterempfehlung<br />

an andere.<br />

Auch hier setzt sich der außerordentlich positive Trend <strong>für</strong> <strong>die</strong> EBZ fort, denn über drei Viertel<br />

der Befragten würden eine solche Weiterempfehlung „auf jeden Fall“ aussprechen.<br />

Abbildung 9: Würden Sie Freunden, <strong>die</strong> europabezogene Fragen haben, empfehlen,<br />

sich an ein EBZ zu wenden? (Frage 9)<br />

0%<br />

23%<br />

1%<br />

76%<br />

ja, auf jeden Fall<br />

kommt darauf<br />

an<br />

nein, auf keinen<br />

Fall<br />

weiß nicht<br />

3.3 Die wichtigsten individuellen Bedingungen <strong>für</strong> kundenorientiertes Informationsmanagement<br />

Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung der EBZ im Sinne des Organisationsziels „Kundenorientierung“<br />

bedarf es der Einblicke in <strong>die</strong> individuellen Bedingungen, <strong>die</strong> das Informationsverhalten steuern.<br />

Nur so können nachfrageorientierte Systeme zukunftsorientiert gestaltet werden.<br />

Eine Reihe neuerer Untersuchungen zu Me<strong>die</strong>n und Dienstleistungen in der Berufsberatung<br />

hat <strong>die</strong> zentrale Bedeutung des Standes im Entscheidungs- bzw. Problemlösungsprozess<br />

herausgestellt.<br />

Die folgende Abbildung 10 macht deutlich, dass nur knapp ein Viertel der Ratsuchenden im<br />

Anfangsstadium ihrer spezifischen Entscheidung stehen, dass aber über drei Viertel bereits<br />

mehr oder weniger fortgeschritten sind. So haben nahezu 30 % bereits einen Entschluss<br />

gefasst und wollen entsprechende Realisierungsinformation.<br />

60 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Abbildung 10: Individueller Stand i Entscheidungsprozess (Frage 3)<br />

40,00%<br />

35,00%<br />

30,00%<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

23,80%<br />

Überblick verschaffen<br />

35,10%<br />

Info's zur Präzisierung<br />

10,40%<br />

Info's zu Vor-Nachteilen<br />

29,60%<br />

Info's zur Realisierung<br />

1,00%<br />

Absicherung<br />

Eine weitere wichtige interne Bedingung ist <strong>die</strong> Bedeutung, <strong>die</strong> ein potentieller Nutzer dem<br />

Informations- und Beratungssystem beimisst. Die Ergebnisse zeigen ein außerordentlich<br />

hohes individuelles Involvement von über 90 %; zum Zeitpunkt wenn sich <strong>die</strong> Ratsuchenden<br />

an ein EBZ wenden.<br />

Abbildung 11: Wie wichtig war <strong>für</strong> Sie zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt der Kontakt zum EBZ?<br />

(Frage 4)<br />

43%<br />

8%<br />

49%<br />

sehr wichtig<br />

wichtig<br />

nicht so<br />

wichtig<br />

Zur Einschätzung des Niveaus und der Differenziertheit der Informations- und Beratungsangebote<br />

müssen auch <strong>die</strong> Vorkenntnisse der Nutzer herangezogen werden. Gut zwei Drittel<br />

AuF Print Nr. 12 61


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

geben an, über den Gegenstand ihrer Anfrage erst allgemein informiert zu sein. Knapp ein<br />

Fünftel hat keine Vorkenntnisse, während 12 % bereits über spezielles Wissen zu verfügen -<br />

eine Gruppe mit besonders hohen Ansprüchen.<br />

Abbildung 12: Hatten Sie bereits Vorkenntnisse zu den Themen Ihrer Anfrage?<br />

(Frage 5)<br />

12%<br />

19%<br />

69%<br />

allgemeine<br />

spezielle<br />

keine<br />

3.4 Zum Marketing der EBZ<br />

Die entsprechenden Fragen bezogen sich auf <strong>die</strong> „klassischen Instrumente des Marketings<br />

(hier des Sozial-Marketings), nämlich Kommunikations-, Produkt-, Distributionspolitik. Die<br />

Preispolitik/Gegenleistungspolitik wurde nicht direkt operationalisiert, obgleich einige Fragen<br />

indirekte Schlussfolgerungen zulassen.<br />

In Bezug auf <strong>die</strong> Kommunikationspolitik (Frage 10) ergeben sich außerordentlich zahlreiche<br />

Hinweise. Um noch mehr Interessenten zu erreichen, sollten <strong>die</strong> EBZ nach Ansicht der<br />

Befragten vor allem Werbung in den Me<strong>die</strong>n (Zeitung, Radio/Fern-sehen, Internet) machen<br />

und in <strong>die</strong>sen Me<strong>die</strong>n auch durch Berichte bzw. Reportagen vertreten sein. Im Abstand folgen<br />

Schule/Lehrer, Hochschule/Stu<strong>die</strong>nberatung und Arbeitsamt/Berufsberatung als „Absatzmittler“.<br />

Im Bereich der Produktpolitik erhielten <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n der europabezogenen Berufsberatung<br />

insgesamt gute Beurteilungen. Am relativ schlechtesten - aber noch zufriedenstellend -<br />

schneiden <strong>die</strong> Europamappen im BIZ ab.<br />

Abbildung 13: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Qualität unserer Me<strong>die</strong>n (Frage 11.3)<br />

(nach Schulnoten-Skala – Mittelwerte)<br />

MW<br />

Individuelle Antwort (per Brief, Telefon, Fax, E-Mail 1.8<br />

Adressenangaben 1.8<br />

Merkblätter, Broschüren 2.0<br />

Literaturangaben 2.3<br />

Europamappen im örtlichen BIZ 2.7<br />

62 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Neben der Qualität spielt vor allem eine Rolle, inwieweit <strong>die</strong> Antworten des EBZ <strong>für</strong> das weitere<br />

Vorgehen hilfreich waren.<br />

Abbildung 14: Wie hilfreich war <strong>die</strong> Antwort des EBZ auf Ihre nachfolgende Entscheidungen?<br />

(Frage 13)<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

103<br />

Sehr<br />

hilfreich<br />

282<br />

164<br />

hilfreich teilweise<br />

hilfreich<br />

AuF Print Nr. 12 63<br />

7<br />

eher<br />

hinderlich<br />

30<br />

keinen<br />

Einfluß<br />

Knapp 18 % konnten eindeutig sagen, <strong>die</strong> Antworten des EBZ seien „sehr hilfreich“ gewesen.<br />

Nahezu <strong>die</strong> Hälfte der Ratsuchenden konnte sich zu <strong>die</strong>sem Spitzenurteil nicht durchringen<br />

bezeichneten den Kontakt zum EBZ aber doch als „hilfreich“. Für weitere 28% brachte<br />

<strong>die</strong> Antwort des EBZ immerhin sie noch einigen Nutzen. Damit erscheint auch aus <strong>die</strong>ser<br />

Sicht das „Produkt“ EBZ sehr „marktgängig“.<br />

Der Vergleich mit anderen Quellen zeigt aber, dass zwei Drittel der Befragten sich nicht allein<br />

auf das EBZ verlassen, sondern auch andere Quellen benutzen. Diese stehen nicht unbedingt<br />

in Konkurrenzbeziehung zum EBZ, sondern dürften eher zur Freisetzung von Synergie-Effekten<br />

führen. Doch immerhin spielen bei einem Viertel der Fälle <strong>die</strong> Informationen und<br />

Empfehlungen des EBZ <strong>die</strong> Hauptrolle.


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Abbildung 15: Welche Bedeutung hatten <strong>für</strong> Ihre Entscheidung <strong>die</strong> Informationen/<br />

Empfehlungen des EBZ im Vergleich zu anderen Quellen? (Frage 14)<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

150<br />

380<br />

64 AuF Print Nr. 12<br />

50<br />

Hauptrolle gut brauchbar andere Quellen<br />

wichtiger<br />

Die Frage nach dem Wunsch einer persönlichen Beratung durch das EBZ bezog sich vor<br />

allem auf <strong>die</strong> Distribution, lässt aber auch indirekte Schlüsse auf <strong>die</strong> Bereitschaft zu, zumindest<br />

Fahrtkosten zu investieren (Gegenleistung).<br />

Abbildung 16: Hätten Sie gerne eine persönliche Beratung durch das EBZ gehabt?<br />

(Frage 12.2)<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

12<br />

253<br />

272<br />

ausschließlich zusätzlich nicht notwendig<br />

Der starke Wunsch nach einer zusätzlichen persönlichen Beratung hat vor dem Hintergrund<br />

der Grundidee des EBZ-Netzwerkes doch sehr überrascht, obgleich sich bei anderen Untersuchungen<br />

zu Me<strong>die</strong>n in der Berufsberatung ein ähnlicher Trend abzeichnete.<br />

Die Frage wird nun sein, welche Folgerungen aus <strong>die</strong>ser Tatsache zu ziehen sind. Um <strong>die</strong><br />

Diskussion darüber zu erleichtern, werden im Kapitel „Zusammenhänge“ Querverbindungen<br />

zwischen ausgewählten Fragen hergestellt und diskutiert.


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Die beiden anderen Fragen zur Distribution bezogen sich auf <strong>die</strong> Erreichbarkeit und <strong>die</strong><br />

Bearbeitungszeit der Anfrage.<br />

Abbildung 17: Wie gut war das EBZ <strong>für</strong> Sie erreichbar?<br />

(Durchschnitt – Schulnotenskala)<br />

MW<br />

Schriftlich 1.3<br />

Telefonisch 1.9<br />

Per FAX 2.0<br />

Per E-Mail 2.3<br />

Persönlicher Besuch 3.8<br />

Dass <strong>die</strong> Erreichbarkeit des EBZ bei einer persönlichen Beratung relativ ungünstig beurteilt<br />

wird, liegt an dem Organisationsprinzip des Netzwerkes der EBZ. Daher ist <strong>die</strong> Weiterentwicklung<br />

der Europa-Kompetenz in den AÄ „vor Ort“ von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Optimierung des EBZ-Netzwerkes.<br />

Die Angemessenheit der Bearbeitungszeit wird als „gut“ mit Tendenz zum „sehr gut“ bezeichnet<br />

(MW = 1.8), was sich ebenfalls in das positive Gesamtbild einfügt.<br />

Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund muss den zahlreichen Verbesserungsvorschlägen (360 Äußerungen<br />

in 217 Fragebögen) ein besonderes Augenmerk gelten, nicht zuletzt, weil es sich um offene<br />

Fragen handelte (was in der Regel eine erhöhte Antwort-Motivation erfordert).<br />

Abbildung 18: Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der EBZ (offene Frage 15)<br />

Marketing<br />

verbessern<br />

11%<br />

Qualität/Aktualität<br />

der Info's<br />

14%<br />

Dank/Zufriedenheit<br />

11%<br />

Me<strong>die</strong>ngestützte<br />

Info's/Internet<br />

18%<br />

Beraterkompetenz/<br />

Kundenorientierung<br />

28%<br />

Präsenz in AÄ/LAÄ<br />

18%<br />

Relativ überraschend steht mit 28 % an erster Stelle <strong>die</strong> Verbesserung der Kompetenz der<br />

Beratungskräfte und der Kundenorientierung mit. Dies gibt Anlass, <strong>die</strong> Themen und Inhalte<br />

AuF Print Nr. 12 65


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

der europabezogenen Berufsberatung stärker als bisher auch in <strong>die</strong> Aus- und Fortbildungsangebote<br />

in der BA einzubeziehen und <strong>die</strong> Angebote auf Grund der hohen Nachfrage auszuweiten.<br />

Auch <strong>die</strong> methodischen Ansätze im Sinne des Organisationszieles 1 des Arbeitsamtes<br />

2000 sind weiterzuentwickeln. Eindeutige Hinweise ergeben sich auch <strong>für</strong> das<br />

Marketing, denn 18 % wiesen auf eine zu geringe Präsenz der EBZ in den AÄ und LAÄ hin<br />

und weitere 18 % empfehlen eine Verbesserung des Marketings insgesamt.<br />

Eine Erhöhung der Qualität und Aktualität der Informationen fordern 14 % und 11 % <strong>die</strong><br />

Ausweitung neuer Me<strong>die</strong>n, einschließlich Internet.<br />

Hervorzuheben sind jene 11 % der Befragten , <strong>die</strong> Dank und Zufriedenheit zum Ausdruck<br />

brachten.<br />

3.5 Ausgewählte Zusammenhänge<br />

Im Folgenden werden vor allem drei Fragen in ihren Bezügen zu den übrigen Dimensionen<br />

mit Hilfe multivariater Verfahren untersucht.<br />

Dass der Stand im Problemlösungs-/Entscheidungsprozess das individuelle Informationsverhalten<br />

zentral beeinflusst, wurde in einer Reihe von empirischen Stu<strong>die</strong>n im Bereich<br />

der <strong>berufliche</strong>n Beratung nachgewiesen. Speziell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzer der EBZ ergaben sich jedoch<br />

eine Reihe spezifischer (signifikanter) Effekte:<br />

1. Mit steigender „Entscheidungsreife“ (fortgeschrittener Stand im Entscheidungsprozess)<br />

werden bestimmte Themen häufiger nachgefragt: Schulbesuch und Schulabschlüsse im<br />

Ausland, Jobben im Ausland, EU-Programme und Sprachkurse.<br />

Weniger nachgefragt werden: Berufsausbildung im Ausland (was ohnehin kaum realisierbar<br />

wäre) und Tätigkeiten in internationalen Institutionen.<br />

2. Die thematische Breite hängt nicht mit dem Stand im Entscheidungsprozess zusammen,<br />

d. h. es ist nicht so, dass <strong>die</strong> noch wenig Entschiedenen „breiter“ fragen.<br />

3. Mit zunehmender Entscheidungsreife nehmen <strong>die</strong> speziellen Vorkenntnisse der Kunden<br />

zu; auf der Anfangsstufe sind im Wesentlichen nur allgemeine Vorkenntnisse in Bezug<br />

auf <strong>die</strong> konkrete Anfrage vorhanden.<br />

4. Je entscheidungsreifer der Kunde ist, umso hilfreicher beurteilt er <strong>die</strong> Informationen<br />

des EBZ.<br />

5. Frauen erscheinen in ihrer Entscheidung weiter fortgeschritten (Stufe 4: Entschluss gefasst,<br />

daher Bedarf an Realisierungsinformationen), wenn sie sich an ein EBZ wenden.<br />

Männer sind dagegen auf der Anfangsstufe stärker vertreten.<br />

Auf den beiden mittleren Entscheidungsstufen (Präzisierung von ersten Vorstellungen<br />

und Gewichtung von Alternativen) ergeben sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.<br />

Für <strong>die</strong> geschäftspolitische Berücksichtigung des Wunsches nach persönlicher Beratung<br />

(Frage 12.2) von rund der Hälfte der EBZ-Kunden ist es wichtig, <strong>die</strong>se Gruppe näher zu analysieren.<br />

1. Diejenigen, deren Wünschen nicht ganz entsprochen wurde oder <strong>die</strong> <strong>die</strong> Antwort des<br />

EBZ <strong>für</strong> ihre Entscheidungsfindung nicht ganz so hilfreich empfanden, möchten eher eine<br />

zusätzliche persönliche Beratung.<br />

2. Eine persönliche Beratung ist nach Meinung der Befragten geeignet, <strong>die</strong> Brauchbarkeit<br />

der Informationen und Hinweise des EBZ zu erhöhen.<br />

3. Jüngere Ratsuchende sowie Schüler und Auszubildende wollen etwas stärker eine persönliche<br />

Beratung als ältere. Ältere Ratsuchende sowie Stu<strong>die</strong>rende und Berufstätige<br />

können eher auf ein persönliches Gespräch verzichten.<br />

4. Je weiter jemand in seinem Entscheidungsprozeß fortgeschritten ist, um so eher möchte<br />

er eine zusätzliche persönliche Beratung.<br />

66 AuF Print Nr. 12


Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

5. Ratsuchende, <strong>die</strong> nur wenige Vorkenntnisse, und solche, <strong>die</strong> bereits spezifisches Vorwissen<br />

in Bezug auf den Gegenstand ihrer Anfrage haben, ten<strong>die</strong>ren stärker zu einer<br />

persönlichen Beratung.<br />

6. Ratsuchende, <strong>für</strong> <strong>die</strong> der Kontakt zum EBZ sehr wichtig ist (hohes Involvement), möchten<br />

häufiger eine zusätzliche persönliche Beratung.<br />

Um Einblicke in <strong>die</strong> Urteilsbildung zur Qualität der Arbeit der EBZ zu gewinnen, wurden <strong>die</strong><br />

entsprechenden Fragen (2, 6, 7, 9, 13, 14) in eine Faktoren-Analyse einbezogen. Diese erbrachte<br />

zwei interpretierbare Faktoren (mit einer erklärten Varianz von rund 60 %).<br />

Der Hauptfaktor repräsentiert eher <strong>die</strong> Gesamtbeurteilung der „Dienstleistung des EBZ“. In<br />

seiner Undifferenziertheit könnte er auch als „Image-Faktor“ bezeichnet werden. Wie aus<br />

den behandelten Einzelergebnissen ersichtlich, ist <strong>die</strong>ser insgesamt hier sehr positiv.<br />

Die zweite (davon unabhängige) Dimension macht jedoch deutlich, dass <strong>die</strong> Kunden sehr<br />

wohl ihren Gesamteindruck von der differenzierten inhaltlichen Bewertung der erhaltenen<br />

Fachinformationen trennen. In unserer Untersuchung fällt letzterer zwar auch positiv aus,<br />

doch darf man nicht von dem einen auf das andere schließen: Ein positiver Gesamteindruck<br />

bedeutet noch nicht Zufriedenheit mit dem Inhalt der Antworten auf bestimmte Themenfragen,<br />

und umgekehrt.<br />

3.6 Demographische Struktur der EBz-Nutzer<br />

Abbildung 19: Alter der Ratsuchenden<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

44<br />

15-16 15-16<br />

136<br />

17-18 17-18<br />

162<br />

19-20 19-20<br />

100<br />

21-22 21-22<br />

69<br />

23-24 23-24<br />

AuF Print Nr. 12 67<br />

46<br />

25-29 25-29<br />

29<br />

30-39 30-39<br />

14<br />

40 40 u. u. mehr mehr<br />

Ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland hatten 94 %; <strong>die</strong> restlichen 6 % verteilten sich auf<br />

neun verschiedene Länder.


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Abbildung 20: Verteilung der Geschlechter bei den ausgewerteten Fragebögen<br />

20%<br />

Abbildung 21: Beruflicher Status (Frage 16.6)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

23,9<br />

Schüler Schüler<br />

7,5<br />

Bundeswehr<br />

Bundeswehr<br />

17,2<br />

in in Ausbildung Ausbildung<br />

80%<br />

27,9<br />

im im Studium Studium<br />

13,2<br />

berufstätig berufstätig<br />

Weiblich<br />

Männlich<br />

10,3<br />

arbeitslos arbeitslos<br />

68 AuF Print Nr. 12


4. Folgerungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Europäische Berufsberatung<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

• Die Informationsangebote zu Europa und Internationales auf der Homepage der BA (arbeitsamt.de)<br />

müssen zügig ausgebaut und besser „verlinkt“ werden.<br />

• Die parallele Weiterentwicklung von Print- und Internet-Angeboten hat sich bewährt und<br />

muss um <strong>die</strong> „Pre Accession Countries“ (Beitrittskandidaten zu EU) erweitert werden.<br />

• Dem sehr stark geäußerten Bedarf nach mehr personaler Beratung sollte höchste Priorität<br />

bei der fachlichen und organisatorischen Weiterentwicklung der Europäischen Berufsberatung<br />

eingeräumt werden, (z. B. Europäische Berufsberatung als Kompetenzzentrum<br />

<strong>für</strong> nicht nationenspezifische Mobilitätsfragen, Videoconferencing, Bildtelefon).<br />

• Die europabezogene Aus- und Fortbildung der Beratungs- und Vermittlungsfachkräfte<br />

muss weiterhin mit Nachdruck verfolgt werden, um mehr europabezogene Fachkompetenz<br />

in jedes Arbeitsamt zu bekommen, aber auch um <strong>die</strong> Dienstleistungen der EBZ weiterzuentwickeln.<br />

• Die beiden europabezogenen Dienstleistungsangebote der BA, Europäische Berufsberatung<br />

und EURES, müssen unter Wahrung ihrer speziellen Zuständigkeit und auch europäischen<br />

Zuordnung zur Europäischen Kommission auf nationaler Ebene stärker zusammenarbeiten<br />

als bisher (z. B. gemeinsame Informationsangebote, Informationsveranstaltungen,<br />

fachlicher Austausch). Erste Ansätze sind <strong>die</strong> gemeinsam betriebene Europa<br />

Hotline und <strong>die</strong> gemeinsame Nutzung des Coporate-Design-Europa der BA.<br />

• Die europabezogenen Dienstleistungsangebote, ausgehend von der Pflichtaufgabe zum<br />

europabezogenen Beratungsangebot (§ 29/3 SGB III), müssen auch in Zukunft im Arbeitsamt<br />

2000 <strong>für</strong> jeden Kunden sichtbar und erreichbar sein.<br />

• Gleichermaßen erscheint eine enge Vernetzung mit Informations- und Beratungsstellen<br />

außerhalb der BA notwendig. Voraussetzungen da<strong>für</strong> sind Marktbeobachtung sowie <strong>die</strong><br />

Identifizierung von Kooperationspartnern und Mittlern.<br />

• Deutliche Hinweise gehen in Richtung auf <strong>die</strong> Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Werbung (Kommunikationspollitik) <strong>für</strong> <strong>die</strong> EBZ. Dies betrifft vor allem <strong>die</strong> Ebene der<br />

AÄ/LAÄ innerhalb der BA und <strong>die</strong> Präsenz in den Me<strong>die</strong>n außerhalb der BA.<br />

• Noch stärker als in der Vergangenheit muß auf <strong>die</strong> Angleichung der Qualität der Antworten<br />

zu den einzelnen Themen (Frage 2) geachtet werden. Die allgemeine Beurteilung der<br />

EBZ (Image-Faktor) erscheint davon unabhängig.<br />

• Für <strong>die</strong> Weiterentwicklung des Informationsmanagements der EBZ-Dienst-leistungen<br />

sollten <strong>die</strong> individuellen (internen) Bedingungen noch stärker berücksichtigt werden. Dies<br />

betrifft vor allem den Stand im Entscheidungsprozess, das Involvement und <strong>die</strong> Vorkenntnisse.<br />

Gerade <strong>die</strong> entscheidungsreifen, hoch involvierten und informierten Kunden<br />

verlangen nach persönlicher Beratung, <strong>die</strong> nur bedingt durch interaktive Me<strong>die</strong>nsysteme<br />

ersetzbar sein dürfte.<br />

AuF Print Nr. 12 69


Sell, Angela<br />

2.2 <strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

2.2.1 Gestaltung des Erstkontakts<br />

1. Gesprächsstrukturen<br />

Begrüßung<br />

Bei der Begrüßung ist besonderen Wert auf <strong>die</strong> Aussprache und <strong>die</strong> Kommunikationsbereitschaft<br />

des Gesprächspartners zu legen. Ihrem neuen Gesprächspartner ist Ihre Stimme<br />

noch nicht bekannt und er gewöhnt sich erst nach einer kurzen Phase (2- 3 Sekunden) an<br />

Ihre Aussprache.<br />

Das ist der Grund, warum Sie zu Beginn einer Begrüßung erst einmal „Guten Tag/ Grüß<br />

Gott..“ sagen sollten. Wenn Sie nun noch Ihren Namen ankündigen mit<br />

• mein Name ist Vorname Nachname<br />

oder<br />

• ich bin Vorname Nachname<br />

oder<br />

• Sie sprechen mit Vorname Nachname<br />

können Sie sicher sein, dass Ihr Name verstanden wurde und ein positives Bild von Ihnen im<br />

Kopf des Gesprächspartners entsteht. Ein positives Bild von Ihnen erzeugt auch gleichzeitig<br />

ein positives Bild von Ihrer Kompetenz und Ihrem Arbeitgeber. Sie allein können also schon<br />

am Telefon bei der Begrüßung das Image Ihrer Dienstleistung beeinflussen.<br />

• „Guten Tag, mein Name ist Bond, James Bond.“<br />

• „Guten Tag, mein Name ist Bond.“<br />

• „Guten Tag, Sie sprechen mit James Bond.“<br />

Versuchen Sie im Gegenzug sofort den Namen Ihres Gesprächspartners zu verstehen und<br />

aufzuschreiben. Gelingt das nicht gleich, ist sofortiges Nachfragen <strong>für</strong> den weiteren positiven<br />

Gesprächsverlauf angeraten.<br />

• „Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht (richtig) verstanden. Würden Sie ihn bitte<br />

wiederholen?“<br />

• „Entschuldigung, würden Sie bitte Ihren Namen wiederholen, damit ich Sie richtig<br />

anspreche.“<br />

Vermeiden Sie Aufforderung in <strong>die</strong>ser Gesprächsphase. Sie könnten wie ein Befehl wirken<br />

� also nicht: „Nennen Sie Ihren Namen (bitte) noch einmal.“<br />

Verzichten Sie auf Unüberlegtes wie:<br />

„Wie war der Name?“ � Der Name ist Persönlichkeit und <strong>die</strong> Person, also auch der Name<br />

lebt noch.<br />

„Mit wem spreche ich?“ � Natürlich mit einem Menschen!<br />

Auszug aus 2.1.2 "Spezifika der Telefonberatung"<br />

Thoralf Marks, Login GmbH, Berlin<br />

2. „Freund oder Feind“ – der erste Eindruck<br />

Wir alle kennen <strong>die</strong> Situationen, in denen wir anderen, uns bis dahin unbekannten, Personen<br />

das erste Mal begegnen: gespannt und aufmerksam sammeln wir mit allen Sinnen Eindrücke<br />

unseres Gegenübers <strong>für</strong> eine erste spontane und intuitive Bewertung. Dieses verhaltensbiologische<br />

Grundmuster war ehemals lebensnotwendig: Blitzschnell musste eingeschätzt werden,<br />

ob Gefahr droht oder nicht. Nur wenn unser Gegenüber in Erscheinung und Gestus<br />

ungefährlich, vielleicht sogar zugewandt wirkt, ist eine weitere allmähliche Annäherung mög-<br />

70 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

lich. Anderenfalls werden durch Stressaktivierung Fluchtreflexe oder auch Angriffsimpulse<br />

ausgelöst, <strong>die</strong> Existenz sichernde Funktion haben.<br />

Diese Mechanismen laufen auch heute noch in gleicher Weise ab, wenn auch in sozial bzw.<br />

kulturell überformter Variante: Fluchttendenzen sind weitestgehend internalisiert, erzeugen<br />

einen inneren Rückzug und richten <strong>die</strong> Aufmerksamkeit verstärkt auf <strong>die</strong> so wichtigen körpersprachlichen<br />

Informationen; Angriffsverhalten wird gestisch ausgedrückt und verbal praktiziert.<br />

Ist dagegen eine intensivere Kontaktaufnahme möglich, dann „schwingen sich <strong>die</strong><br />

beiden Kommunikationspartner aufeinander ein“. Sie reproduzieren miteinander Bekanntes<br />

und Vertrautes, finden eine gemeinsame Sprache, um eine Grundlage <strong>für</strong> den Informationsaustausch<br />

zu haben. Dies ist <strong>die</strong> übliche Phase des „small talk“ zu Beginn einer Begegnung.<br />

Festzuhalten ist: Der erste Eindruck, d.h. <strong>die</strong> ersten Sekunden der Kontaktaufnahme,<br />

prägt in entscheidender Weise den gesamten weiteren Verlauf des Kommunikationsprozesses.<br />

Ein einmal intuitiv erzeugtes Negativbild wird <strong>die</strong> weitere Wahrnehmung bestimmen und<br />

kann nur ganz allmählich korrigiert werden.<br />

Für <strong>die</strong> telefonische Kommunikation gilt, dass <strong>die</strong> Informationen zur Einschätzung des Gegenübers<br />

lediglich wortsprachlich übertragen werden können, optische Eindrücke können<br />

und brauchen daher nicht ausgewertet werden. Gelingt es, einen ersten positiven Eindruck<br />

zu vermitteln, gestaltet sich <strong>die</strong> Phase der Gesprächseröffnung damit in der Regel deutlich<br />

kürzer als in der face to face Begegnung. Gelingt <strong>die</strong>s nicht, lassen sich Irritationen und<br />

Misstrauen deutlich schwerer ausräumen als mit Unterstützung körpersprachlicher Mittel.<br />

Der Kontakt und damit der Informationsaustausch wird in aller Regel distanzierter und formeller<br />

bleiben.<br />

Auszüge aus:<br />

Rainer Bahrenberg<br />

Richtig beraten<br />

Anregungen<br />

Techniken<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit<br />

Band 1 Kap 3.2<br />

Oktober 2002<br />

<strong>für</strong> das Handbuch angepasst<br />

Bernd-Joachim Ertelt und Wilfried Muswieck<br />

August 2003<br />

3. Gesprächseinstieg<br />

Die Anfangssituation ist dadurch gekennzeichnet, dass nur der Kunde definieren kann und<br />

muss, wo seine Ziele liegen, ob er ein Entscheidungsproblem sieht, was er selbst zu tun<br />

können meint und was er vom Berater erwartet. Für den Berater käme es in <strong>die</strong>ser Situation<br />

darauf an, all das zunächst einmal <strong>für</strong> sich in Erfahrung zu bringen. Wenn <strong>die</strong> Grundfrage<br />

,Beratung oder nicht` hinreichend deutlich geklärt ist, muss er im Fall der Beratung jetzt zunächst<br />

Informationen aufnehmen, also in erster Linie zuhören. Dazu sollte er seinen eigenen<br />

Gesprächsanteil soweit zurücknehmen, dass der Kunde Gelegenheit hat, sich frei zu äußern.<br />

Jeder Versuch, einen größeren Bereich von Informationen in einer Weise in Erfahrung zu<br />

bringen, <strong>die</strong> stark vom Berater gesteuert wird (etwa durch präzise, gezielte, relativ geschlossene<br />

Fragen setzt voraus, dass <strong>die</strong>ser im voraus weiß, was im konkreten Einzelfall<br />

,überhaupt los ist` und was an Informationen erhoben werden müsste.<br />

Selbst wenn er es wüsste, hätte er bei stark und detailliert gesteuertem Vorgehen das Problem,<br />

dass <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vollständigkeit der Informationen auf <strong>die</strong>se Weise über-<br />

AuF Print Nr. 12 71


Sell, Angela<br />

wiegend bei ihm läge. Auch wenn sein Gesprächspartner <strong>die</strong> starke Steuerung akzeptiert,<br />

wird er sich bestenfalls komplementär zum Berater, also wahrscheinlich abwartend passiv<br />

verhalten. Damit der Berater nicht in Gefahr kommt, etwas Wichtiges zu vergessen, würde<br />

ihm kaum etwas anderes übrigbleiben als eine strukturierte oder halbstrukturierte Vorgehensweise<br />

zu entwickeln. Damit bekäme seine Gesprächstechnik automatisch einen schematischen,<br />

fragebogenartigen, routinemäßigen Charakter. Will er das nicht und führt er das<br />

Gespräch ,spontan`, ist er wieder in Gefahr, etwas zu übersehen - und darüber hinaus ist er<br />

auch noch im dauernden Formulierungsstress.<br />

All das ist in einer Beratungssituation überflüssig und uneffizient. Der Ratsuchende hat<br />

hier ja ein eigenes Interesse, dem Berater sein Anliegen darzustellen. Der Berater<br />

braucht ihm eigentlich nur zu signalisieren, dass er jetzt damit anfangen kann. Dazu reicht<br />

eine möglichst offene, nicht inhaltlich festlegende Einstiegsformulierung. Der Berater kann<br />

sich dann aufs Zuhören konzentrieren, den Fluss der Informationen und Fragen des Ratsuchenden<br />

zum Beispiel durch geeignete Verstärker in Gang halten und allenfalls durch kurze<br />

Impulse in eine angemessene Richtung steuern.<br />

Diese Technik - möglichst offener, das Thema nur umreißender Einstieg, und erst bei<br />

genügender Informiertheit gezielte Ergänzung - ist nicht nur am Gesprächsanfang angebracht,<br />

sondern immer dann, wenn im Laufe der Beratung ein neues, <strong>für</strong> den Berater noch<br />

nicht bekanntes Thema oder Feld von Informationen wichtig wird und geklärt werden muss.<br />

Man spricht hier vom Prinzip zunehmender Konkretisierung des Themas oder auch von der<br />

,Trichter-Methode`, obwohl das Bild nicht ganz passt.<br />

Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs könnte es nötig werden, ,neue Anfänge` zu machen,<br />

etwa wenn zu einem neuen Thema übergeleitet wird. Auch hier sind offene impulsartige<br />

Aufforderungen ,zum Erzählen` meist günstiger als festlegende gezielte Fragen. Es<br />

genügt, das neue Thema grob zu umreißen und dann deutlich zu zeigen, dass der Ratsuchende<br />

jetzt Gelegenheit hat, etwas dazu zu sagen (aber auch im Gegenzug, dass man das<br />

jetzt von ihm erwartet!).<br />

4. Einstiegsformulierungen; ,Warming up` oder nicht?<br />

Die Startphase eines Gesprächs, <strong>die</strong> Art, wie der Berater dem Kunden hier entgegenkommt<br />

und <strong>die</strong> ersten verbalen Äußerungen sind von weichenstellender Bedeutung <strong>für</strong> den gesamten<br />

weiteren Gesprächsverlauf. Sie sind <strong>die</strong> ersten und in ihrer Wirkung durchschlagendsten<br />

Anhaltspunkte <strong>für</strong> den Kunden da<strong>für</strong>, welche Art von sozialer Situation vorliegt, mit wem er<br />

es zu tun hat, was von ihm erwartet wird und was er erwarten kann.<br />

Wenn der Berater dem Kunden nicht bereits bekannt ist, sollte er sich selbstverständlich vorstellen.<br />

Die Erkenntnis, dass inhaltliche ,Nachrichten` erst dann störungsfrei ,ausgetauscht` werden<br />

können, wenn eine hinreichend gute Beziehungsebene oder ,Arbeitsbeziehung` etabliert ist,<br />

hat dazu geführt, dass einige Berater bewusst <strong>die</strong> Startphase von problemwichtigen inhaltlichen<br />

Aspekten, <strong>die</strong> hier ihrer Meinung nach zu leicht unterzugehen drohen, freihalten und<br />

sich statt dessen lieber mit einer Art von small talk um <strong>die</strong> Festigung des Kontaktes bemühen.<br />

Folgerichtig wurden dann als Technik an <strong>die</strong>ser Stelle sogenannte Eisbrecherfragen<br />

eingesetzt - etwas, was in unserer Kultur in sozialen Situationen, in denen man seine Partner<br />

nicht kennt, durchaus üblich ist.<br />

Die Grundüberlegung ist zweifellos richtig. Und immer dann, wenn der Berater erkennt, dass<br />

sein Kunde offenkundig noch nicht so weit ist, sich in der Situation hinreichend sicher zu fühlen,<br />

um in einer relativ offenen und kohärenten Weise über sein Anliegen zu sprechen, ist<br />

eine solche Vorgehensweise auch angebracht - wenn man es nicht übermäßig ausdehnt.<br />

72 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Wenn <strong>die</strong> Situation zeigt, das der Kunde auch ohne explizites ,warming-up` bereit ist, mit<br />

dem eigentlichen Thema zu beginnen, oder damit bereits angefangen hat, wären Eisbrecherfragen<br />

geradezu kontraproduktiv, irritierend und ablenkend. Nichts wäre unsinniger, als dann<br />

auf einer Anwärmphase zu bestehen.<br />

In einer Beratungssituation ohne erkennbare Besonderheiten kann man relativ schnell zum<br />

eigentlichen Zweck des Besuchs des Ratsuchenden beim Berater übergehen. Freundlichkeit<br />

und Zuwendung kann man auch im Tonfall und nonverbal zum Ausdruck bringen.<br />

Gibt es keine Anzeichen wie übermäßige Schüchternheit, Nervosität, Abwehrhaltung, besondere<br />

Zurückhaltung des Ratsuchenden, Aufgebrachtheit oder ähnliche ein normaloffenes<br />

Gespräch beeinträchtigende Faktoren, sollte man ohne große Umwege zum Thema<br />

kommen.<br />

5. Aktives Zuhören: Redeanteil, Gesprächspausen, Schweigen<br />

Aufmerksames Zuhören heißt unter anderem, <strong>die</strong> Gesprächsanteile des Beraters zu reduzieren<br />

und möglichst kurz zu halten. Damit wird dem Kunden mehr Gelegenheit gegeben, sein<br />

Anliegen darzustellen. Während der Berater spricht, kann er weder dem Ratsuchenden zuhören<br />

und etwas über ihn in Erfahrung bringen noch kann <strong>die</strong>ser selbständige Überlegungen<br />

anstellen (es sei denn, er hört nicht zu!). Man hat in Untersuchungen herausgefunden, dass<br />

<strong>die</strong> bloße Aktivierung des Ratsuchenden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mitarbeit an der Lösung seines Problems<br />

eine günstige Voraussetzung <strong>für</strong> den Beratungserfolg darstellt. Das kann nur erreicht werden,<br />

wenn der Berater nicht seinerseits als überaktiver ,Macher`, der dem Ratsuchenden<br />

jede Überlegung abnimmt, auftritt. Der Berater sollte sich in seiner Aktivität soweit es mit<br />

einem effektiven Beratungsverlauf vereinbar ist zurücknehmen - was sich unter anderem<br />

auch in seinem Redeanteil zeigen sollte. Verarbeiten, Strukturieren und Steuern sind zunächst<br />

gedankliche Aktivitäten, <strong>die</strong> durch zuviel eigenes Reden nur behindert werden.<br />

Man denke nur an den Aufwand der Formulierung häufiger Fragen. Ein Berater, der zuviel<br />

redet, der etwa gar rhetorisch geschliffene, inhaltlich brillante Vorträge hält, hat mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit seinen Partner ,überwältigt` - das heißt eventuell auch ,platt gemacht`.<br />

Aber hier geht es nicht nur um den Redeanteil, sondern auch um <strong>die</strong> Momente, wo niemand<br />

spricht. Nach den Erkenntnissen der Kommunikationsforschung kann man nicht ,nicht kommunizieren`.<br />

Schweigen heißt nicht Funkstille. Man sollte davon ausgehen, dass es in<br />

Gesprächen keine Phasen gibt, in denen gar nichts passiert. Der Prozess läuft grundsätzlich<br />

auch weiter, wenn <strong>die</strong> Beteiligten schweigen.<br />

Ähnlich ist es, wenn einer der Beteiligten gerade etwas erfahren hat, über das er (irgendwie<br />

erkennbar) nachdenkt oder das er ,verdauen` muss oder wenn er eine Frage gestellt bekommen<br />

hat, bei der ihm <strong>die</strong> Antwort nicht sofort klar ist oder schwer fällt.<br />

Man könnte allgemein sagen, dass es in Situationen, in denen allen Beteiligten transparent<br />

ist, was gerade passiert und warum jetzt niemand redet, ein Fehler wäre, <strong>die</strong> gerade ablaufende<br />

stumme Aktivität durch zwangsläufig ablenkende Fragen oder ähnliches zu stören.<br />

Man kann auf <strong>die</strong>se Weise entstehende Pausen auch dazu benutzen, <strong>die</strong> Bedeutung des<br />

unmittelbar vorher Geschehenen zu unterstreichen.<br />

Man kann sogar - etwa nach einer Frage, von der man annehmen kann, dass der andere sie<br />

beantworten kann, aber aus irgendeinem Grund zögert, es zu tun - durch Pausen einen gewissen<br />

Druck aufbauen, der durch <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>die</strong>ser Erwartung beim anderen erzeugt<br />

wird.<br />

Deutliches Schweigen, wo eine aktive Äußerung erwartet wird, kann als bewusstes Signal <strong>für</strong><br />

Nachdenken vor einer Entgegnung, Skepsis oder abweichende Meinungen eingesetzt wer-<br />

AuF Print Nr. 12 73


Sell, Angela<br />

den. Das ist aber nur unter den genannten Bedingungen angezeigt. Pausen, <strong>die</strong> entstehen,<br />

weil man nicht weiß, wie es weitergehen soll oder was jetzt von einem erwartet wird,<br />

erzeugen leicht ein Gefühl von Unsicherheit oder gar Peinlichkeit - beim Berater wie<br />

beim Ratsuchenden.<br />

Unter Stress wirken Pausen manchmal viel länger, als sie in Wirklichkeit sind oder als sie<br />

von einem gelasseneren Gesprächspartner erlebt werden. Hektische Betriebsamkeit oder<br />

gar Zeichen von Ungeduld sind kontraproduktiv und störend als ein etwas zu ruhiges Gesprächstempo.<br />

Es ist es sehr wichtig, Pausen zu ertragen und nicht gleich unter Druck zu<br />

geraden.<br />

Nimmt der Berater bei einer bereits entstandenen (unklaren) Pause Anzeichen von Desorientierung<br />

bei seinem Kunden wahr, so sollte er <strong>die</strong> Situation oder seine Erwartung durch<br />

entsprechende (kurze!) Hinweise verdeutlichen. Er könnte etwa durch <strong>die</strong> folgenden Formulierungen<br />

aus der unbeabsichtigten Pause herauskommen:<br />

Ja - das heißt dann also zusammengefasst ....`<br />

,Ich hab` dir schon zugehört...Was mir dabei noch nicht ganz klar ist, ist....`<br />

,Wir waren dabei, dass Sie mir sagen wollten ....`<br />

,Ich glaube, es ging uns gerade darum, herauszufinden ....`<br />

Wenn der Berater etwas überlegen oder nachdenken muss, aber be<strong>für</strong>chtet, dass <strong>die</strong> entstehende<br />

Pause den Ratsuchenden irritiert, kann er <strong>die</strong> Situation durch ,lautes Denken'<br />

transparent zu machen versuchen.<br />

,Ich überlege gerade, welche Möglichkeiten wir jetzt überhaupt haben....` oder<br />

,Ich versuche mir gerade klar zu werden, was das jetzt bedeutet ...` oder<br />

,Wie machen wir jetzt am besten weiter... Wir könnten....`<br />

,Ja, was brauchen wir denn sonst noch ....` ,Lassen Sie uns überlegen, wie weit wir<br />

jetzt sind....`<br />

oder ähnliche Formulierungen könnten angemessen sein.<br />

6. Aktives Zuhören: ,Verstärken`, Ermuntern, Interesse zeigen<br />

Es geht hier um <strong>die</strong> aktive Seite der aufmerksamen Zuwendung, um <strong>die</strong> Signale, <strong>die</strong> nicht<br />

nur ablaufende Prozesse nicht stören, sondern sie unterstützen, weiterführen und in Grenzen<br />

auch steuern.<br />

74 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Die Technik des sogenannten Verstärkens etwa beruht auf folgenden Zusammenhängen:<br />

Jede Verhaltensänderung kann als Lernvorgang aufgefasst werden, als Anpassung des<br />

Verhaltens an <strong>die</strong> in bestimmten Situationen vorliegenden Bedingungen. Das ermöglicht <strong>die</strong><br />

Anwendung gesicherter lerntheoretischer Erkenntnisse zur gezielten Beeinflussung des<br />

Verhaltens. In grober Annäherung kann gesagt werden, dass positive Konsequenzen zum<br />

häufigeren Auftreten bestimmter Verhaltensweisen führen, negative Konsequenzen <strong>die</strong><br />

zeitlich begrenzte Unterdrückung des Verhaltens zur Folge haben und das Ausbleiben von<br />

Konsequenzen langfristig zur Löschung (Extinktion) des Verhaltens, kurzfristig zu Irritation<br />

und erhöhter Veränderungsbereitschaft führt. ,Positive` und ,negative` Konsequenzen sind<br />

dabei nichts allgemein Feststehendes, das bei jedem und unter allen Umständen in gleicher<br />

Weise zu bewerten ist, sondern etwas Subjektives, das nur in Grenzen im voraus kalkuliert<br />

werden kann. Man kann <strong>die</strong>se Zusammenhänge übrigens auch kognitiv mit der Bildung<br />

und Umbildung von Erwartungen und deren verhaltensbeeinflussende Wirkungen<br />

erklären.<br />

Wer Kontrolle über Konsequenzen, über <strong>die</strong> Folgen eines Verhaltens hat, hat damit zumindest<br />

begrenzte Kontrolle über das Verhalten. Vom Berater beeinflussbare Konsequenzen in<br />

einem Gespräch sind vor allem seine eigenen verbalen und nonverbalen Reaktionen auf <strong>die</strong><br />

Verhaltensweisen des Ratsuchenden. Damit kann er innerhalb gewisser Grenzen <strong>die</strong> Verhaltensweisen<br />

des Ratsuchenden durch sein eigenes Verhalten beeinflussen.<br />

Für praktische Zwecke kann man trotz der oben genannten Subjektivität der Bewertung der<br />

Konsequenzen unterstellen, dass Zuwendung oder Interesse des Beraters an dem, was<br />

der Ratsuchende sagt, in der Regel Verstärkerwirkung hat - das entspricht einfach der<br />

,Logik` der Situation.<br />

Verbales Lob und ausführlichere verbale Zustimmung (Dinge, <strong>die</strong> Laien gern mit ,verstärken`<br />

gleichsetzen) sind dagegen vorsichtig zu verwenden. Viele Ratsuchende (insbesondere Erwachsene,<br />

aber auch Jugendliche) werten allzu ausgeprägte Formen leicht als Anzeichen <strong>für</strong><br />

Herablassung oder verborgene Manipulationsabsichten, sind in ihrem Alltag nicht daran gewöhnt<br />

und empfinden daher ein solches Beraterverhalten als recht befremdlich. Außerdem<br />

besteht immer das Risiko, dass ein allgemeines Klima von Bewertung und Beurteilung entsteht,<br />

in dem man sich als Kunde überlegen muss, ob man Schwächen eingestehen sollte.<br />

Wenn dann das überschwänglich verteilte Lob einmal ausbleibt, wirkt das möglicherweise<br />

wie ein Tadel.<br />

Viele Verstärker verlieren bei zu häufiger, undifferenzierter und globaler Anwendung<br />

schnell ihren Verstärkungscharakter und damit ihre Wirkung.<br />

Verstärkung sollte gezielt erfolgen und eindeutig auf dasjenige Verhalten des Ratsuchenden<br />

bezogen sein, dessen Häufigkeit und Stärke der Berater beeinflussen will. Es muss ein<br />

erlebbarer Zusammenhang zwischen der jeweiligen Verhaltensweise und der Rückmeldung<br />

aus der Umwelt, der Konsequenz bestehen.<br />

Die wirksamsten und dauerhaftesten Verstärker in einer Beratung sind das Erlebnis<br />

realer Fortschritte und Teilerfolge. Auch kleine Erfolge sollten daher vom Berater, wenn<br />

sie dem Ratsuchenden nicht ohnehin selbst klar werden und <strong>die</strong> entsprechende Wirkung<br />

zeigen, in geeigneter Form verdeutlicht und betont werden - etwa durch verbale Zusammenfassungen<br />

und Hinweise wie:<br />

AuF Print Nr. 12 75


Sell, Angela<br />

Wo stehen wir also jetzt ...?`<br />

,Wie weit sind wir denn jetzt schon gekommen?`<br />

,Wir hatten uns vorgenommen, zunächst..... Meinen Sie, das wäre jetzt hinreichend geklärt?`<br />

,Es scheint mir, <strong>die</strong>sen Punkt hätten wir jetzt schon`.<br />

Solche Verdeutlichung fällt um so leichter, je mehr darauf geachtet wurde, klare und konkrete<br />

Ziele zu vereinbaren.<br />

Eine Begrenzung der Verstärkertechniken liegt darin, dass Verstärkung und Löschung nur<br />

auf Verhaltensweisen wirken, <strong>die</strong> der Ratsuchende im Gespräch bereits gezeigt hat. Neue<br />

Verhaltensweisen müssen daher vom Berater durch andere Techniken, etwa durch modellhaftes<br />

Vormachen oder durch Fragen, Informieren und ähnliches, zu erreichen versucht<br />

werden.<br />

76 AuF Print Nr. 12


2.2.2 Anliegen der Klienten<br />

1. Kunde - Absichtserklärung, Selbstdarstellung, Erwartungen<br />

<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Bei <strong>die</strong>sem Serviceangebot sollte zwischen Erstanrufern und Wiederholungsanrufern unterschieden<br />

werden. Die Entscheidung <strong>für</strong> den ersten Anruf kann auf ein klares Motiv oder auf<br />

mehrere Gründe zurückzuführen sein, je nach Bewusstseinsgrad des Anrufers und seinem<br />

persönlichen Bedarf an objektivem Feedback bzw. Informationen, <strong>die</strong>s kann von Neugierde<br />

bis zum Nachahmungstrieb reichen.<br />

Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Gesprächspartner aufgrund der wenigen erklärenden Sätze, <strong>die</strong><br />

zu Beginn gesagt werden, kennen lernen. Es müssen nicht unbedingt <strong>die</strong> echten Namen<br />

verwendet werden, es sollten jedoch selbst gewählte und konsequent benutzte Identitäten<br />

sein (Kodenamen oder Spitznamen). Zweitens sollte der Berater dem Kunden helfen, das<br />

genaue Anliegen, das er durch <strong>die</strong> Telefonberatung geklärt haben möchte, in Worte zu fassen.<br />

Selbst, wenn der Kunde sprachlich darin geschult ist, ein Gespräch zu führen, hat der<br />

Berater ein spezielles Interesse an der Feststellung der Angaben über <strong>die</strong>sen Fall und sein<br />

Gegenüber (wie z.B. den aktuellen Stand der Ereignisse, <strong>die</strong> Gefühlslage, vom Anrufers geplante<br />

nächste Schritte).<br />

Es gibt verschiedene Arten von Erwartungen des Anrufers an den Berater, <strong>die</strong> als typische<br />

Anliegen klassifiziert werden können:<br />

• Ersuchen um Informationen über Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten (geografische<br />

Lage und verschiedene Bildungsebenen, Bedingungen, Regeln und Aufnahmebedingungen,<br />

Qualifikationen und Voraussetzungen in hinsichtlich Sprache, Informatik, Eignung<br />

<strong>für</strong> bestimmte Ausbildungs- und Arbeitssituationen);<br />

• Beschäftigungs-/Arbeitsmobilität und deren Einfluss auf den eigenen <strong>berufliche</strong>n Werdegang;<br />

• Ersuchen um Informationen und Beratung über Weiterbildung, europäische Programme<br />

und sozio-<strong>berufliche</strong> Eingliederung.<br />

• Unterstützung <strong>für</strong> persönliche Entwicklungswege;<br />

• Bestätigung eigener Entscheidungen;<br />

• Abwägen von Alternativen;<br />

• Konversation betreiben.<br />

• Krisensituationen bewältigen (Konflikte mit Eltern, Lehrern, Kollegen, Behörden), psychologische<br />

'Notlagen' (Depression, Ängste, Suizidgefährdung) oder umständebedingte 'Notlagen'<br />

(vor Prüfungen, endgültigen Entscheidungen).<br />

Die einführende Interaktion sollte kurz und effizient sein. Es wird keine zeitliche Begrenzung<br />

empfohlen zu erwähnen ist jedoch, dass Kommentare und ergänzende Beobachtungen erst<br />

in späteren Gesprächssta<strong>die</strong>n erfolgen sollten.<br />

Auszug aus 2.2.4 "Beratungsvereinbarungen"<br />

Mihaela Chiru, Euroguidance Rumänien<br />

2. Korrekte Anrede der Gesprächspartner<br />

Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner mit dem richtigen Namen an.<br />

Sind Ihnen durch zusätzliche Informationen (vielleicht schriftliche) akademische Grade und<br />

Titel des Gesprächspartners bekannt, reden Sie ihn auch damit korrekt an. Zum einen aus<br />

Höflichkeit, zum anderen hat in Deutschland der Träger eines akademischen Titels ein Recht<br />

darauf.<br />

AuF Print Nr. 12 77


Sell, Angela<br />

Der Name ist Persönlichkeit, gehen Sie damit also respektvoll um, auch wenn Ihr Gesprächspartner<br />

einen <strong>für</strong> Sie eigenartigen Namen hat.<br />

Auszug aus 2.2.3 "Beratungsprozess"<br />

Angela Sell, Login GmbH Berlin<br />

78 AuF Print Nr. 12


2.2.3 Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten)<br />

<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

1. Gesprächsstrukturen<br />

Begrüßung<br />

Bei der Begrüßung ist besonderen Wert auf <strong>die</strong> Aussprache und <strong>die</strong> Kommunikationsbereitschaft<br />

des Gesprächspartners zu legen. Ihrem neuen Gesprächspartner ist Ihre Stimme<br />

noch nicht bekannt und er gewöhnt sich erst nach einer kurzen Phase (2- 3 Sekunden) an<br />

Ihre Aussprache.<br />

Das ist der Grund, warum Sie zu Beginn einer Begrüßung erst einmal „Guten Tag/ Grüß<br />

Gott..“ sagen sollten. Wenn Sie nun noch Ihren Namen ankündigen mit<br />

• mein Name ist Vorname Nachname<br />

oder<br />

• ich bin Vorname Nachname<br />

oder<br />

• Sie sprechen mit Vorname Nachname<br />

können Sie sicher sein, dass Ihr Name verstanden wurde und ein positives Bild von Ihnen im<br />

Kopf des Gesprächspartners entsteht. Ein positives Bild von Ihnen erzeugt auch gleichzeitig<br />

ein positives Bild von Ihrer Kompetenz und Ihrem Arbeitgeber. Sie allein können also schon<br />

am Telefon bei der Begrüßung das Image Ihrer Dienstleistung beeinflussen.<br />

• „Guten Tag, mein Name ist Bond, James Bond.“<br />

• „Guten Tag, mein Name ist Bond.“<br />

• „Guten Tag, Sie sprechen mit James Bond.“<br />

Versuchen Sie im Gegenzug sofort den Namen Ihres Gesprächspartners zu verstehen und<br />

aufzuschreiben. Gelingt das nicht gleich, ist sofortiges Nachfragen <strong>für</strong> den weiteren positiven<br />

Gesprächsverlauf angeraten.<br />

• „Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht (richtig) verstanden. Würden Sie ihn bitte<br />

wiederholen?“<br />

• „Entschuldigung, würden Sie bitte Ihren Namen wiederholen, damit ich Sie richtig anspreche.“<br />

Vermeiden Sie Aufforderung in <strong>die</strong>ser Gesprächsphase. Sie könnten wie ein Befehl wirken<br />

� also nicht: „Nennen Sie Ihren Namen (bitte) noch einmal.“<br />

Verzichten Sie auf Unüberlegtes wie:<br />

„Wie war der Name?“ � Der Name ist Persönlichkeit und <strong>die</strong> Person, also auch der Name<br />

lebt noch.<br />

„Mit wem spreche ich?“ � Natürlich mit einem Menschen!<br />

Korrekte Anrede der Gesprächspartner<br />

Sprechen Sie Ihren Gesprächspartner mit dem richtigen Namen an.<br />

Sind Ihnen durch zusätzliche Informationen (vielleicht schriftliche) akademische Grade und<br />

Titel des Gesprächspartners bekannt, reden Sie ihn auch damit korrekt an. Zum einen aus<br />

Höflichkeit, zum anderen hat in Deutschland der Träger eines akademischen Titels ein Recht<br />

darauf.<br />

Der Name ist Persönlichkeit, gehen Sie damit also respektvoll um, auch wenn Ihr Gesprächspartner<br />

einen <strong>für</strong> Sie eigenartigen Namen hat.<br />

Anliegen und Bedürfnis ermitteln<br />

Die Motive des Gesprächspartners<br />

AuF Print Nr. 12 79


Sell, Angela<br />

Jeder Entscheidung, ob es sich nun um einen Bedarf oder um einen Wunsch handelt, liegt<br />

irgendeine Motivation zugrunde. Es ist daher wichtig <strong>für</strong> Ihren Beratungserfolg, dass Sie sich<br />

auf <strong>die</strong> Motivation des jeweiligen Interessenten einstellen.<br />

Welches sind <strong>die</strong> häufigsten Motivationen?<br />

Motiv Wie äußert sich das?<br />

Finanzieller Vorteil fragt sehr schnell nach dem Preis<br />

Bequemlichkeit möchte Informationen via Internet, Telefon, e-Mail bequemerhalten<br />

Prestige, Image ist bedacht auf Wirkung nach außen; wie angesehen ist<br />

das, was ich will?<br />

Drang nach Neuem fragt tiefer als andere<br />

Mitgefühl will anderen helfen, ist rücksichtsvoll<br />

Körperliche Gesundheit will über biologische oder medizinische Wirkung/ Beeinträchtigung<br />

des Produktes informiert werden<br />

Sicherheit Kann ich sicher sein, dass ich das richtige nehme?<br />

Tradition Das wurde bei uns immer schon so gemacht.<br />

Angst Ich will mich nicht blamieren. Oder kann ich das<br />

auch wirklich schaffen?<br />

Freude ist fast immer vorhanden, bei allen Motiven<br />

Akzeptanz und Respekt Was werden meine Nachbarn (Freunde, Kollegen etc.)<br />

dazu sagen?<br />

Sobald Sie <strong>die</strong> Bedürfnisse und <strong>die</strong> Motive Ihres potentiellen Gesprächspartners identifiziert<br />

haben, befinden Sie sich in einer guten Ausgangsposition, um den Bedarf zu befriedigen und<br />

<strong>die</strong> Wünsche zu erkennen, <strong>die</strong> so wesentlich <strong>für</strong> eine Beratung sind. Beginnen Sie hier, über<br />

Ihre Interessenten und Gesprächspartner genau nachzudenken. Welches sind ihre Motive?<br />

Wie erkennen Sie <strong>die</strong>se? Setzen Sie dazu Fragetechniken ein.<br />

Fragetechniken im Beratungsgespräch<br />

Viele Berater besitzen Überzeugungskraft und sind rhetorisch begabt. Ihr Erfolg bleibt jedoch<br />

beschränkt, wenn Sie denn Grundsatz – „Wer fragt – der führt“ vernachlässigen.<br />

Vorteile der Fragetechnik <strong>für</strong> den Berater:<br />

• Beeinflussung der Gesprächsrichtung<br />

• Beibehaltung der Initiative<br />

• Demonstration des eigenen Engagements<br />

• Ermittlung von Motiven<br />

• Zeitgewinn (besonders bei unangenehmen Situationen)<br />

• Zeitiges Erkennen von Einwänden<br />

• Gute Voraussetzungen <strong>für</strong> Vertrauensverhältnis<br />

• Bessere Reaktionsmöglichkeiten auf unsachliche Äußerungen<br />

Beginnen Sie das Beratungsgespräch immer mit öffnenden Fragen.<br />

• Geben Sie Ihrem Gesprächspartner Gelegenheit, sein Problem oder seinen Wunsch in<br />

eigenen Worten zu schildern?<br />

Wie der Name schon sagt, öffnet <strong>die</strong>se Frageart Ihren Gesprächspartner und lässt ihm Freiraum<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beantwortung. Damit erhalten Sie <strong>die</strong> wichtigen Informationen <strong>für</strong> Ihr Beratungsgespräch.<br />

80 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Im Gegenteil dazu stehen <strong>die</strong> schließenden Fragen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Art und Weise des Fragesatzbaus<br />

nur <strong>die</strong> Möglichkeit zu Ja-Antworten oder Nein-Antworten enthält. Damit kanalisieren<br />

Sie <strong>die</strong> erhaltenen Informationen, zum Beispiel bei unschlüssigen Gesprächspartnern<br />

oder Vielrednern.<br />

• Achten Sie darauf, geschlossene Fragen nur zur Detailabklärung zu stellen, damit der<br />

Gesprächspartner sich nicht ausgefragt fühlt?<br />

Beispiel<br />

öffnende Frage schließende Frage<br />

Welche Ziele verfolgen Sie? Haben Sie ein Ziel vor Augen?<br />

Wie flexibel sind Sie? Sind Sie flexibel?<br />

Welche Fremdsprachen beherrschen Sprechen Sie Fremdsprachen?<br />

Sie?<br />

Was stellen Sie sich als Arbeitsinhalt<br />

vor?<br />

Haben Sie schon Vorstellungen von der<br />

Tätigkeit, <strong>die</strong> Sie später einmal machen<br />

möchten?<br />

Sie sehen, anhand der öffnenden Fragen erhalten Sie in der Regel viel schneller und viel<br />

mehr Informationen, um Ihr Beratungsgespräch personenorientiert durchführen zu können.<br />

• Stellen Sie sicher, dass Sie <strong>die</strong> Aussagen des Gesprächspartners verstanden haben,<br />

bevor Sie den Service leisten, den der Gesprächspartner Ihrer Meinung nach benötigt<br />

oder erwartet.<br />

Beispiel:<br />

„Habe ich Sie richtig verstanden, dass...?“<br />

„Damit ich Sie richtig verstehe, Sie möchten also...“<br />

Von besonderer Bedeutung ist, dass der Gesprächspartner spürt, dass er im Mittelpunkt Ihrer<br />

Bemühungen steht. Dieses Bewusstsein erreichen Sie am ehesten<br />

a) durch den SIE – Standpunkt und<br />

b) durch <strong>die</strong> Vorteilsansprache<br />

Der SIE-Standpunkt unterstreicht Ihre personenorientierte Beratung. Sie sprechen mit einer<br />

ganz bestimmten Person und Sie tun etwas <strong>für</strong> <strong>die</strong>se ganz bestimmte Person.<br />

Sie- Ansprache allgemein und unpersönlich formuliert<br />

„Ich sehe in der Datenbank <strong>für</strong> Sie nach,<br />

was <strong>für</strong> Angebote zu Ihren Wünschen<br />

passen.“<br />

„Ich sehe mal in der Datenbank nach, ob<br />

ich was finde.“<br />

„Ich werde mich <strong>für</strong> Sie erkundigen.“ „Ich erkundige mich mal.“<br />

Durch <strong>die</strong> Vorteilsansprache erläutern Sie Ihrem Gesprächspartner <strong>die</strong> erstrebenswerten<br />

Konsequenzen, <strong>die</strong> genau er aufgrund seiner Wünsche (Motive) aus Ihrem Angebot ziehen<br />

kann.<br />

Beispiel:<br />

„Die Ausbildung mit IHK- Abschluss hat <strong>für</strong> Sie den Vorteil, dass Sie einen staatlich (national;<br />

international) anerkannten Berufsabschluss vorweisen können.“<br />

AuF Print Nr. 12 81


Sell, Angela<br />

„Das Studium an der Sorbonne ermöglicht Ihnen, Ihre Französischkenntnisse anzuwenden<br />

und zu vertiefen. Zusätzlich erlangen Sie damit einen international anerkannten Hochschulabschluss.“<br />

Bei der Vorteilsansprache handelt es sich um <strong>die</strong> Verknüpfung von einem Verb oder Hilfsverb<br />

mit der Ansprache des Kunden – durch „SIE“ oder „IHNEN“.<br />

In den folgenden Beispielen verbinden Sie Eigenschaften eines Produktes/ einer Sache<br />

durch Vorteilsansprachen mit begehrenswerten Zielstellungen!<br />

macht Sie...<br />

erhöht Ihren...<br />

bedeutet <strong>für</strong> Sie...<br />

spricht <strong>für</strong> Ihren...<br />

garantiert Ihnen...<br />

erweitert Ihren...<br />

schafft Ihnen...<br />

sichert Ihnen...<br />

erlaubt Ihnen...<br />

führt Sie...<br />

gewährt Ihnen...<br />

erspart Ihnen...<br />

erleichtert Ihnen...<br />

hat <strong>für</strong> Sie...<br />

<strong>die</strong>nt Ihnen...<br />

versetzt Sie in <strong>die</strong><br />

Lage...<br />

nützt Ihnen...<br />

entbindet Sie...<br />

befähigt Sie...<br />

verringert Ihre...<br />

bestärkt Ihre...<br />

sorgt <strong>für</strong> Ihr...<br />

erzielen Sie...<br />

fördert Ihr...<br />

Gesprächsabschluss<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> einen optimalen Beratungserfolg ist neben hervorragender Fragetechnik<br />

das Beherrschen einer guten Abschlusstechnik.<br />

Als wirksame Methoden in der Abschlussphase haben sich erwiesen:<br />

1. Ja – Fragen – Methode<br />

Stellen Sie Fragen, <strong>die</strong> Ihr Gesprächspartner mit Ja beantwortet, weil es seinen Wünschen<br />

entspricht.<br />

Beispiel:<br />

Ihre Fragen Antwort des Gesprächspartners<br />

„Habe ich Sie richtig verstanden, Sie möchten also<br />

eine Berufsausbildung mit international anerkann- Ja<br />

tem Abschluss machen?<br />

Sie sprechen besser französisch als englisch? Ja<br />

Sie sind flexibel und mobil? Ja<br />

Dann ist eine Ausbildung in Frankreich genau das<br />

richtige <strong>für</strong> Sie.<br />

Ja<br />

2. Empfehlungs – Methode<br />

„Aufgrund Ihrer Vorstellung kann ich Ihnen <strong>die</strong>se XX empfehlen. Im vergangenen Jahr habe<br />

ich von mehreren Personen positive Rückmeldungen erhalten...“<br />

82 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

3. Zusammenfassungs – Methode (siehe auch Fragetechniken)<br />

„Lassen Sie mich zusammenfassen, Sie möchten eine Tätigkeit im englisch sprachigen Ausland<br />

aufnehmen. Dazu ist Ihnen eine gezielte Ausbildung ...“<br />

„Frau Schulz, wenn ich Sie recht verstanden habe, dann möchten Sie im nächsten Jahr nach<br />

Abschluss Ihres Studiums in Belgien arbeiten und ...“<br />

4. Alternativ – Methode<br />

„Wollen Sie vor dem Studium eine Fremdsprachenausbildung im Heimatort oder lieber im<br />

Ausland vor Ort?“<br />

„Denken Sie bei Ihrer Überlegung an ein Vollzeitstudium oder an ein Teilzeitstudium mit<br />

Selbststu<strong>die</strong>nanteil?“<br />

Jede hier genannte Abschlusstechnik sollte situationsbedingt eingesetzt werden. Auf jeden<br />

Fall setzen Sie mit <strong>die</strong>ser Art der Gesprächsführung auf personenorientierte Kommunikation<br />

und führen das Gespräch geschickt zum Ende.<br />

5. Regeln <strong>für</strong> besondere Situationen<br />

Verhalten bei Verständigungsschwierigkeiten<br />

Der Name ist Persönlichkeit, <strong>die</strong> Persönlichkeit lebt, also fragen Sie nie in der Vergangenheit<br />

nach dem Namen, wenn Sie ihn nicht richtig verstanden haben.<br />

Falsch: „Wie war der Name?“<br />

Richtig:<br />

“Wie ist Ihr Name?“<br />

oder<br />

„Ich habe Ihren Namen nicht verstanden. Würden Sie ihn bitte wiederholen?“<br />

Falsch: "Mit wem spreche ich?“<br />

Begründung: Mit einem Menschen natürlich, mit wem denn sonst?<br />

Richtig:<br />

„Entschuldigung, ich habe Ihren Namen nicht verstanden. Würden Sie ihn bitte wiederholen?“<br />

Merke: Unklare Fragen ergeben unklare Antworten!<br />

Falsch: "Das müssen Sie mir schon buchstabieren!"<br />

„Buchstabieren Sie das bitte mal!"<br />

Begründung: Verwandeln Sie Appelle immer in Fragen! Sonst können sie leicht wie Befehle<br />

klingen!<br />

Richtig:<br />

„Würden Sie mir Ihren Namen bitte buchstabieren, damit ich Sie richtig ansprechen (anschreiben)<br />

kann?“<br />

Was tun Sie, wenn der Angerufene Ihren Namen nicht verstanden hat?<br />

Falsch: Vermeiden Sie ärgerliche, ungeduldige oder überbetonte<br />

Namenswiederholung.<br />

AuF Print Nr. 12 83


Sell, Angela<br />

Begründung: Das reizt den Gesprächspartner und spricht gegen Sie, denn Sie haben ja<br />

unverständlich gesprochen.<br />

Im Zweifelsfall immer selbst mitschreiben, damit man nicht zu schnell buchstabiert<br />

Das sollten Sie niemals tun!<br />

Die Glaubwürdigkeit des Gesprächspartners anzweifeln mit Sätzen wie<br />

• Da hat sich noch nie jemand beschwert!<br />

• Wer hat Ihnen <strong>die</strong>sen Blödsinn erzählt?<br />

• Sie sind der Erste, der sich hier beschwert!<br />

• Das kann nicht sein! (Gesprächspartner wird als Lügner hingestellt)<br />

Belehren und zurechtweisen mit Sätzen wie<br />

• Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf!<br />

• Wenn Sie <strong>die</strong> Unterlagen genau durchgelesen hätten, wüssten Sie ...<br />

• Das ist so nicht richtig.<br />

• Ihre Ansicht ist reichlich antiquiert.<br />

• Jetzt beruhigen Sie sich doch!<br />

• Jetzt sagen Sie mir erst mal <strong>die</strong> Kundennummer!<br />

• Wenn das jeder verlangen würde!<br />

• Da könnt' ja jeder kommen!<br />

Anderen <strong>die</strong> Schuld geben mit Sätzen wie<br />

• Das ist nicht unsere Schuld!<br />

• Da<strong>für</strong> bin ich nicht zuständig.<br />

• Da müssen Sie sich beim Veranstalter beschweren!<br />

• Da<strong>für</strong> kann ich nicht, <strong>die</strong> Anweisung kommt von oben!<br />

Mit folgenden positiven Formulierungen hinterlassen Sie einen optimalen Eindruck<br />

• Sie schaffen das auf alle Fälle ...<br />

• Das steigert Ihre Chancen.<br />

• Was Sie sagen, deckt sich mit meiner Meinung ...<br />

• Ich kann das gut verstehen.<br />

• Wenn Sie so vorgehen, sparen Sie ...<br />

• Das hat <strong>für</strong> Sie den folgenden Vorteil ...<br />

• Was Sie sagen, ist interessant ...<br />

• Das <strong>die</strong>nt dazu, schneller voranzukommen ...<br />

Gesprächspartner erwarten von Ihnen:<br />

• 99 % rechtzeitige Information bei Nichteinhaltung von Terminzusagen<br />

• 94 % einen zugesagten Rückruf innerhalb von 24 Stunden<br />

• 94 % Bearbeitung von Reklamationen innerhalb einer Woche<br />

• 92 % eine individuelle Betreuung<br />

• 83 % persönliche Ansprechpartner unter einer Hotline-Nummer<br />

• 81 % eine hohe Service- und Hilfsbereitschaft des Personals<br />

Befragung im Call Center Bereich: Kurt H. Thieme / Wolfgang Steffen;<br />

mi-Verlag<br />

„Call Center, Der professionelle Dialog mit dem Kunden“<br />

84 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Schwierige Gesprächspartner<br />

Eigentlich gibt es keine schwierigen Gesprächspartner, nur<br />

• fordernde<br />

• sich unklar ausdrückende<br />

• unsichere<br />

• unwissende<br />

Gesprächspartner. Diese begegnen Sie im Telefonat am besten mit klaren Fragen. Schließen<br />

Sie Missverständnisse aus und wiederholen Sie das Anliegen mit eigenen Worten.<br />

Beispiel:<br />

• Verstehe ich Sie richtig, Sie möchten ...?“<br />

Ebenso geeignet ist <strong>die</strong> Methode der Ja- Fragen- Strasse. Damit gelingt es Ihnen, dem Gesprächspartner<br />

deutlich zu machen, dass seine Forderungen bereits erfüllt wurden.<br />

Bleiben Sie bei allem freundlich und geduldig. Sollte trotz allem der Gesprächspartner von<br />

einer konstruktiven Gesprächsform abweichen (z. B. durch unsachliche Äußerungen,<br />

Schreien, Beleidigungen), fragen Sie, was Sie falsch gemacht haben.<br />

Beispiel:<br />

• „Was habe ich (Ihrer Meinung nach) falsch gemacht, dass mich jetzt so beleidigen?“<br />

• „Wie würden Sie jetzt an meiner Stelle reagieren?“<br />

Sicher, es kostet eine Menge Kraft, in <strong>die</strong>sen Situationen ruhig und sachlich zu bleiben. Aber<br />

es ist <strong>die</strong> beste Methode, <strong>die</strong> Situation nicht eskalieren zu lassen.<br />

Letztlich können Sie immer noch den (ruhigen) Vorschlag machen, das Gespräch zu vertagen<br />

oder einen anderen Kollegen an das Telefon zu holen.<br />

Unbefriedigende Informationen erhalten oder vermitteln<br />

Wie klar und verständlich erklären Sie komplizierte Sachverhalte fachlich<br />

weniger versierten Kunden?<br />

Benutzen Sie Fachbegriffe und Fremdwörter nur, wenn Sie sich zu 100 % sicher sind, dass<br />

Ihr Gesprächspartner <strong>die</strong>se Wörter auch kennt. Ansonsten erläutern Sie <strong>die</strong> Wörter, ohne<br />

schulmeisterisch zu wirken.<br />

Beispiel:<br />

• „Als erstes füllen Sie bitte das Formular B 12-A- 15 aus. Das ist das grüne Blatt, das Sie<br />

mit der Post erhalten haben.“<br />

Vermeiden Sie ausufernde Beschreibungen und beschränken Sie sich darauf,<br />

was der Gesprächspartner wissen möchte bzw. was er notwendigerweise wissen muss?<br />

Vergewissern Sie sich beim Gesprächspartner, dass <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> vermittelten Informationen<br />

verstanden hat bzw. mit angebotenen Lösungen oder Vorschlägen einverstanden ist?<br />

Beispiel:<br />

• „Ist das <strong>für</strong> Sie so in Ordnung?“<br />

• „Können wir so vorgehen?“<br />

Berücksichtigen Sie <strong>die</strong> Wirkung unerfreulicher Informationen und reagieren Sie auf zwischenmenschlicher<br />

Ebene?<br />

Beispiel:<br />

• „Ich kann gut verstehen, dass Ihnen <strong>die</strong>se Information nicht reicht.“<br />

AuF Print Nr. 12 85


Sell, Angela<br />

• „Es kann sehr ärgerlich sein, nicht das zu bekommen was man möchte.“<br />

3. Übungen<br />

Gesprächsbeginn<br />

Mögliche Varianten ein Gespräch zu beginnen sind:<br />

Das Buchstabieralphabet<br />

Beim Phonodiktieren und Telefonieren im Inland ist das deutsche Buchstabieralphabet zu<br />

benutzen, bei Auslandsgesprächen das jeweils zutreffende Alphabet.<br />

Deutsch lnternational NATO Englisch Französisch<br />

A Anton Amsterdam Alpha Able Anatole<br />

Ä Ärger<br />

B Berta Baltimore Bravo Baker Berte (Benjamin)<br />

C Cäsar Casablanca Charly Charly Cèsar<br />

D Dora Dänemark Delta Dog Désirée<br />

E Emil Edison Echo Easy Emile (Edouard)<br />

F Friedrich Florida Foxtrott Fox Francois<br />

G Gustav Gallipoli Golf George Gaston<br />

H Heinrich Havanna Hotel How Henri<br />

I Ida Italia India Item Isidore<br />

J Julius Jerusalem Juliett Jig Jean<br />

Kaufmann Kilogramm Kilo King Klèber<br />

Ludwig Liverpool Lima Love Louis (Lazare)<br />

Martha Madagascar Mike Mike Marie<br />

Nordpol New York November Nan Nicolas<br />

Otto Oslo Oskar Oboe Oscar<br />

Ökonom<br />

Paula Paris Papa Peter Paul (Pierre)<br />

Quelle Quebec Quebec Queen Quebec<br />

Richard Roma Romeo Roger Robert<br />

Samuel Santiago Sierra Sugar Suzanne (Samuel)<br />

Schule<br />

Theodor Tripolis Tango Tare Théophile<br />

Ulrich Uppsala Uniform Uncle Ursule<br />

Übermut<br />

Viktor Valencia Viktor Victor Victor<br />

Wilhelm Washington Whisky William Wagon<br />

Xanthippe Xanthippe X-ray X-ray Xavier<br />

Ypsilon Yokohama Yankee Yoke Yvonne<br />

Zacharias Zürich Zulu Zebra Zoé<br />

86 AuF Print Nr. 12


Positive Sprechweise<br />

Negative Sachverhalte positiv ausdrücken.<br />

Negativ: Herr L. ist bedauerlicherweise nicht zu erreichen.<br />

Positiv: "Herr L. ist voraussichtlich um ... Uhr wieder zu erreichen."<br />

<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Negativ: Leider muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie Herrn X erst nächste Woche wieder<br />

sprechen können.<br />

Positiv: Die Rückkehr von Herrn X verzögert sich etwas, ab ... ist er wieder <strong>für</strong> Sie da.<br />

Negativ: Das kann (darf)ich nicht unterschreiben.<br />

Positiv: .......................................................................................................................<br />

Negativ: Das weiß ich nicht.<br />

Positiv: …………….....................................................................................................<br />

Negativ: Da müssen Sie leider noch etwas warten.<br />

Positiv: …………………………………………………………………………..................<br />

Negativ: Da muss ich Sie mit einer anderen Abteilung verbinden.<br />

Positiv: .......................................................................................................................<br />

Benutzen Sie <strong>die</strong> Formulierung „es tut mir Leid“/ „leider“ nur sehr selten. Sie ist eine Ellipse<br />

(ein Auslassungssatz) und heißt eigentlich" es tut mir ein Leid an". Wäre das nun jedes Mal<br />

ehrlich gemeint, würden Sie aus dem Leiden gar nicht mehr herauskommen.<br />

Bitte füllen Sie <strong>die</strong> rechte Spalte der folgende Tabelle aus.<br />

negative Botschaft positive Alternative<br />

Guten Morgen, Beratungsbüro Liebling,<br />

Lehmann.<br />

Ich kann da nichts machen, tut mir leid.<br />

Sie hätten <strong>die</strong> Auskunft anrufen sollen.<br />

Ich versuche, <strong>die</strong> Nummer <strong>für</strong> Sie herauszufinden.<br />

Doch vor morgen früh<br />

komme ich nicht dazu.<br />

Ich kann Ihren Ärger verstehen, doch Sie<br />

sollten ihn nicht an mir auslassen.<br />

Tut mir leid, dass Sie noch keine Antwort<br />

bekommen haben. Doch bei uns herrschte<br />

letzte Woche Chaos.<br />

Ich kann Ihnen nichts dazu sagen. Ich<br />

arbeite nur in der Telefonzentrale.<br />

Dazu muss ich Sie mit Herrn Petermann<br />

verbinden. Doch möglicherweise klappt<br />

das nicht gleich auf Anhieb, denn wir<br />

haben eine neue Telefonanlage.<br />

Vor Ende August können wir Anträge<br />

AuF Print Nr. 12 87


Sell, Angela<br />

nicht bearbeiten. Es ist Urlaubszeit. Wollen<br />

Sie Ihren Antrag lieber gleich zurücknehmen?<br />

Nein, Frau Becker ist nicht da. Sie ist<br />

leider im Urlaub.<br />

Das glaube ich nicht. So etwas ist bei<br />

uns noch nie vorgekommen.<br />

Eingehen auf <strong>die</strong> zwischenmenschliche Ebene<br />

Der Gesprächspartner teilt Ihnen mit, dass er <strong>die</strong> Informationsbroschüren noch nicht erhalten<br />

hat, obwohl <strong>die</strong> Zeit zur Entscheidung drängt.<br />

„Ich habe vorige Woche Informationsbroschüren bei Ihnen bestellt und warte ich immer noch<br />

darauf. Einfach nicht zu fassen, dabei brauch ich <strong>die</strong> Infos so dringend, deshalb habe ich ja<br />

auch bei Ihnen angerufen. Und bis nächste Woche muss ich mich entschieden haben.“<br />

Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />

Eine Anruferin ist unsicher, weil sie nicht weiß, ob sie <strong>die</strong> Anforderungen <strong>für</strong> eine Tätigkeit im<br />

Ausland auch erfüllt.<br />

„Gestern habe ich mit einem Ihrer Kollegen telefoniert wegen der Tätigkeit in Belgien. Nun<br />

bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das auch schaffe.“<br />

Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />

Ein Gesprächspartner kommt mit der Internetseite Ihrer Behörde nicht zurecht.<br />

„Ich möchte Informationsbroschüren <strong>für</strong> meine Frau und mich bestellen. Ich hab gar keine<br />

Ahnung wie das geht, aber ich brauch <strong>die</strong> Broschüren noch bis zum Sonnabend. Meine Frau<br />

und ich, wir haben uns nämlich entschieden ins Ausland zu gehen wegen der Weiterbildung,<br />

müssen Sie wissen.“<br />

Wie ist Ihre erste Reaktion?<br />

Die Gesprächspartner richtig ansprechen<br />

Kreuzen Sie bitte <strong>die</strong> richtige Variante an.<br />

Sie rufen Herrn Dr. Müller an Sie rufen Frau Prof. Dr. Lichtner-Wiese an<br />

- Guten Tag, Frau Lichtner<br />

- Guten Tag, Doktor - Guten Tag, Frau Wiese<br />

- Guten Tag, Dr. Müller - Guten Tag, Frau Professor<br />

- Guten Tag, Herr Dr. Müller - Guten Tag, Frau Doktor<br />

- Guten Tag, Herr Müller - Guten Tag, Frau Prof. Dr. Lichtner<br />

- Guten Tag, Frau Prof. Dr. Wiese<br />

- Guten Tag, Frau Prof. Dr. Lichtner-Wiese<br />

- Guten Tag, Frau Prof. Lichtner-Wiese<br />

88 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

2.2.4 Beratungsvereinbarungen und Abschluss des Beratungsge-<br />

sprächs<br />

1. Kommunikationskonventionen<br />

1.1. Kunde - Absichtserklärung, Selbstdarstellung, Erwartungen<br />

Bei <strong>die</strong>sem Serviceangebot sollte zwischen Erstanrufern und Wiederholungsanrufern unterschieden<br />

werden. Die Entscheidung <strong>für</strong> den ersten Anruf kann auf ein klares Motiv oder auf<br />

mehrere Gründe zurückzuführen sein, je nach Bewusstseinsgrad des Anrufers und seinem<br />

persönlichen Bedarf an objektivem Feedback bzw. Informationen, <strong>die</strong>s kann von Neugierde<br />

bis zum Nachahmungstrieb reichen.<br />

Zunächst müssen sich <strong>die</strong> Gesprächspartner aufgrund der wenigen erklärenden Sätze, <strong>die</strong><br />

zu Beginn gesagt werden, kennen lernen. Es müssen nicht unbedingt <strong>die</strong> echten Namen<br />

verwendet werden, es sollten jedoch selbst gewählte und konsequent benutzte Identitäten<br />

sein (Kodenamen oder Spitznamen). Zweitens sollte der Berater dem Kunden helfen, das<br />

genaue Anliegen, das er durch <strong>die</strong> Telefonberatung geklärt haben möchte, in Worte zu fassen.<br />

Selbst, wenn der Kunde sprachlich darin geschult ist, ein Gespräch zu führen, hat der<br />

Berater ein spezielles Interesse an der Feststellung der Angaben über <strong>die</strong>sen Fall und sein<br />

Gegenüber (wie z.B. den aktuellen Stand der Ereignisse, <strong>die</strong> Gefühlslage, vom Anrufers geplante<br />

nächste Schritte).<br />

Es gibt verschiedene Arten von Erwartungen des Anrufers an den Berater, <strong>die</strong> als typische<br />

Anliegen klassifiziert werden können:<br />

• Ersuchen um Informationen über Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten (geografische<br />

Lage und verschiedene Bildungsebenen, Bedingungen, Regeln und Aufnahmebedingungen,<br />

Qualifikationen und Voraussetzungen in hinsichtlich Sprache, Informatik, Eignung<br />

<strong>für</strong> bestimmte Ausbildungs- und Arbeitssituationen);<br />

• Beschäftigungs-/Arbeitsmobilität und deren Einfluss auf den eigenen <strong>berufliche</strong>n Werdegang;<br />

• Ersuchen um Informationen und Beratung über Weiterbildung, europäische Programme<br />

und sozio-<strong>berufliche</strong> Eingliederung.<br />

• Unterstützung <strong>für</strong> persönliche Entwicklungswege;<br />

• Bestätigung eigener Entscheidungen;<br />

• Abwägen von Alternativen;<br />

• Konversation betreiben.<br />

• Krisensituationen bewältigen (Konflikte mit Eltern, Lehrern, Kollegen, Behörden), psychologische<br />

'Notlagen' (Depression, Ängste, Suizidgefährdung) oder umständebedingte 'Notlagen'<br />

(vor Prüfungen, endgültigen Entscheidungen).<br />

Die einführende Interaktion sollte kurz und effizient sein. Es wird keine zeitliche Begrenzung<br />

empfohlen zu erwähnen ist jedoch, dass Kommentare und ergänzende Beobachtungen erst<br />

in späteren Gesprächssta<strong>die</strong>n erfolgen sollten.<br />

1.2. Berater – Vorstellung der Art der angebotenen Leistung (Dauer, Arbeitsmethoden,<br />

Gebühren, theoretischer Ansatz, Erwartungen)<br />

Entsprechend der Merkmale des vorliegenden Falles und des Kunden nutzt der Berater <strong>die</strong><br />

Gelegenheit des Erstanrufs, um darzulegen, welche Art von Leistungen erbracht werden<br />

können. Außer der mündlichen Mitteilung, sollte der Kunde über <strong>die</strong> alternative Möglichkeit<br />

von direkten Beratungsgesprächen aufmerksam gemacht werden, durch <strong>die</strong> weitere wichtige<br />

AuF Print Nr. 12 89


Sell, Angela<br />

Aspekte zum Wohle des Kunden abgedeckt werden können. Ferner sollte <strong>die</strong> Präsentation<br />

während des gesamten Telefonats Fragen, Herausfordern, Eruieren, Überdenken und Prüfen<br />

als standardmäßige Arbeitsmethoden und -techniken enthalten.<br />

In einigen Fällen lässt sich <strong>die</strong> Angelegenheit mit einem Telefonat erledigen (wenn der Kunde<br />

nach Informationen, Details/Klärung verlangt). In anderen Fällen wird mehr Zeit darauf<br />

verwandt, <strong>die</strong> Historie des Falls zu herauszuarbeiten, <strong>die</strong> Alternativen festzustellen, das Für<br />

und Wider und <strong>die</strong> möglichen Folgen abzuwägen usw. Deshalb entwickeln sich <strong>die</strong> meisten<br />

Fälle (47%) in ca. 10 Minuten.<br />

Bevor der Kunde fortfährt oder erneut anruft, muss er über <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> den Anruf informiert<br />

werden. Falls andere Telefon<strong>die</strong>nste zu günstigeren Kosten verfügbar sind oder wenn<br />

<strong>die</strong> Institution generell nur <strong>die</strong> Nummer entgegen nimmt und dann zurückruft, muss <strong>die</strong>s unbedingt<br />

zu Anfang des Aufbaus der Beziehung zwischen Kunde und Berater gesagt werden.<br />

Somit wird der Anrufer in <strong>die</strong> Lage versetzt, zu wählen, autonom über sein Geld, seine Zeit<br />

und <strong>die</strong> zu erwartenden Ergebnisse zu entscheiden.<br />

Je nach Erstausbildung, Weiterbildung und früheren Erfahrungen mit ähnlich gelagerten Fällen,<br />

hat jeder Beratungsprofi hat eine eigene Herangehensweise an <strong>die</strong> ihm vorgetragenen<br />

Fälle. Somit wird besonderer Wert auf bestimmte Episoden oder Einzelheiten des eigenen<br />

Hintergrunds gelegt, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das angestrebte Ergebnis relevant zu sein scheinen.<br />

Abgesehen von den Kerndaten, <strong>die</strong> notwendig sind, um den Fall zu erfassen (Alter, Wohnort,<br />

akademischer/<strong>berufliche</strong>r Hintergrund, Ziele, Ambitionen usw.) erwartet der Berater vom<br />

Kunden, dass er:<br />

im Dialog reagiert (minimale Fähigkeiten zur mündlichen Kommunikation);<br />

bereit ist, umfassende Einzelheiten über <strong>die</strong> wesentlichen Sta<strong>die</strong>n des Falles preiszugeben;<br />

<strong>die</strong> aktuelle Praxis der Telefonberatung akzeptiert, z.B. dass er nach dem ersten Gespräch<br />

mit dem Berater wegen spezieller sich daraus ergebender Fragen, nochmals anrufen muss<br />

oder zurückgerufen wird;<br />

bereit ist, sich auf Rollenspiele, Simulationen, hypothetische Gedankenspiele und Vorschläge<br />

im praktischen Kontext des speziellen Falles einzulassen.<br />

1.3. Die Zustimmung des Kunden zur Evaluierung oder Erfassung des Gesprächs<br />

oder zur Nutzung als Referenzmaterial einholen<br />

Der Berater sollte ein Aufnahmegerät besitzen und mit Zustimmung des Kunden nutzen, um<br />

mit sich <strong>für</strong> ihn ergebenden Konfliktsituationen (d. h. wegen eines Loyalitätskonflikts, anscheinender<br />

Ausweglosigkeit, gegensätzlicher Überzeugungen zu der des Kunden, Mangel<br />

an bestimmten Informationen) ethisch einwandfrei umgehen zu können und um eine Datenbank<br />

<strong>für</strong> das Call Center aufzubauen. Diese Praxis ist nicht neu und <strong>die</strong> normalen Kunden<br />

der Mobilfunknetzbetreiber werden nichts dagegen haben, <strong>die</strong>s zuzulassen. Diese Tatsache<br />

könnte <strong>für</strong> das interne Training zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten und um<br />

voneinander zu lernen, wichtig sein.<br />

2. Vorteile und Grenzen der Telefonberatung<br />

Die wesentlichen Vorteile der Telefonberatung sind:<br />

• Effizienz, Unmittelbarkeit, kaum Zeitverzögerung zwischen der Entstehung des Beratungsbedarfs<br />

und seiner Befriedigung;<br />

• einfache Kontaktaufnahme mit entfernt lebenden Kunden;<br />

• Anonymität des Kunden (günstig <strong>für</strong> schüchterne, zaghafte Kunden), 'Sicherheit' in Situationen,<br />

<strong>die</strong> gesellschaftlich und/oder persönlich als unangenehm/kritisch empfunden werden,<br />

niedrige Hemmschwelle usw.<br />

Als Nachteile der Telefonberatung kann Folgendes angesehen werden:<br />

• 'Filterung' der Kommunikation durch technische, d.h. unpersönliche Me<strong>die</strong>n.<br />

90 AuF Print Nr. 12


<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

• weniger Feedbackmöglichkeiten während der Kommunikation, der Kunde und sein allgemeines<br />

Verhalten können nicht beobachtet werden (non-verbale Kommunikation,<br />

Sichtkontakt, Haltung, Gestik, Mimik, Kleidung);<br />

• weniger paralinguistische Elemente (Ton, Rhythmus, Stimmmodulation, Artikulation etc.)<br />

aufgrund der Abhängigkeit von technischen Gegebenheiten, der Genauigkeit und Empfindlichkeit<br />

des Telefonapparats;<br />

• aufgrund der Möglichkeit des absichtlichen/unabsichtlichen Abhörens durch Dritte, ist es<br />

schwierig, <strong>die</strong> absolute Vertraulichkeit des Gesprächs zu garantieren;<br />

• es besteht keine räumliche Nähe zwischen den Beteiligten (Berater – Ratsuchender),<br />

falls eine Face-to-Face-Beratung erforderlich wird.<br />

Zu <strong>die</strong>sen Schwierigkeiten kommen noch <strong>die</strong> folgenden, situationsbedingten Aspekte hinzu:<br />

• keine oder unzulängliche Fähigkeiten im Umgang mit dem Telefon;<br />

• Kommunikationsschwierigkeiten mit Kunden, <strong>die</strong> kein eigenes Telefon haben oder nicht<br />

genügend Geld, um ein öffentliches oder ein Mobiltelefon zu benutzen;<br />

• mangelndes Selbstvertrauen, übertriebene Emotionalität, eine akute Krise, moralische<br />

Hürden, Sprachfehler, geringes Bildungsniveau, unzulängliche Beherrschung der dominanten<br />

Sprache;<br />

• Schwierigkeiten des Beraters, <strong>die</strong> Kundenbedürfnisse schnell zu erkennen und angemessene<br />

Lösungen anzubieten.<br />

3. Grundsätzliches<br />

3.1. Vertraulichkeit, Moral, Offenheit, gegenseitige Verantwortung<br />

Für <strong>die</strong> herrschenden Beratungstätigkeiten gelten eine Reihe ethischer Aussagen, <strong>die</strong> auch<br />

auf <strong>die</strong> Telefonberatung zutreffen.<br />

Vertraulichkeit in der Beziehung Berater-Ratsuchender heißt, dass <strong>die</strong> mitgeteilten Informationen<br />

ausschließlich <strong>für</strong> das zu lösende Problem verwendet werden, ohne sie gegenüber<br />

Dritten oder subjektiv Beteiligten offenzulegen. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung des<br />

Kunden, nachdem <strong>die</strong>ser über den Verwendungszweck aufgeklärt wurde, darf das Gespräch<br />

darf nur (schriftlich oder als Tonaufnahme) festgehalten bzw. <strong>die</strong> Daten dürfen nur weitergegeben<br />

werden.<br />

Jeder Praktiker ist bestrebt, moralisch absolut einwandfrei zu arbeiten. Die Realität ist<br />

jedoch komplex und <strong>die</strong> allgemeinen Regeln bestimmter Beratungstheorien reichen nicht<br />

aus, um alle Situationen zu erklären. Die Grenzen <strong>für</strong> ein effektives und vertrauenswürdiges<br />

Herangehen an das Problem werden durch das fachliche Urteilsvermögen des Beraters und<br />

den objektiven Bezugsrahmen definiert.<br />

Unabhängig von zeitlichen Beschränkungen, Arbeitsüberlastung oder anderen persönlichen<br />

Problemen sollte der Berater <strong>für</strong> jeden Anruf offen sein und allen Anrufen <strong>die</strong> gleiche Bedeutung<br />

zumessen. Die Offenheit bezieht sich auf <strong>die</strong> Möglichkeit Informationen und Beratungsfähigkeiten<br />

durch Fortbildungen zu aktualisieren, um sie bei der jetzigen Tätigkeit einzusetzen.<br />

Beide an der Telefonberatung beteiligte Parteien tragen gemeinsam <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong><br />

konsequente Ergebnisse der Interaktion, d.h. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Art, in der sie Unsicherheiten auflösen,<br />

<strong>für</strong> den Kunden relevante Fragen diskutieren, <strong>die</strong> soziale Integration verbessern, den Berufsweg<br />

mit den persönlichen Erwartungen in Einklang bringen usw.<br />

3.2. Festlegung von Beratungsterminen: Terminplan, Häufigkeit von persönlichen<br />

Zusammentreffen<br />

Angesichts der zeitlichen und ggf. finanziellen Grenzen, sollte der Berater in der Lage sein,<br />

<strong>die</strong> Information mit Hilfe bestimmter Hilfsmittel zu strukturieren (Terminpläne, Grafiken, Ta-<br />

AuF Print Nr. 12 91


Sell, Angela<br />

bellen, Indikatoren), jeweils auf den Kunden angepasst, <strong>die</strong>ser sollte <strong>die</strong> Einschätzung der<br />

Interaktion zum gegebenen Zeitpunkt bestätigen. Gewisse Persönlichkeiten möchten, dass<br />

der Berater ihnen einen Weg vorzeichnet, dem sie folgen sollen (Häufigkeit der Anrufe, Vorhersage<br />

der Struktur der Folgeanrufe, zwischen den Anrufen durchzuführende Tätigkeiten<br />

etc.) während es <strong>für</strong> andere besser ist, wenn ihnen <strong>die</strong> Entscheidung und <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />

Entwicklung der Beratungsbeziehung überlassen wird (ob, wenn, wie, warum). Professionelles<br />

Handeln heißt hier, dass dem Kunden bestätigt wird, dass eine Face-to-Face-Beratung<br />

oder ein Rückruf vereinbart werden können, welches in <strong>die</strong>ser Art von Fällen <strong>die</strong> allgemeinen<br />

Empfehlungen sind, welche Ergebnisse zu erwarten sind und im gemeinsamen Einvernehmen<br />

angestrebt werden sollen.<br />

3.3. Vielfalt der Informationsquellen (hilfreiche Stellen, Erfolgsbeispiele, Online, gedruckt)<br />

Alle Kunden können, auch dann, wenn sie eine neuartige Geschichte vortragen, in eine Falltypologie<br />

eingeordnet werden. Somit reichen <strong>die</strong> Vorhersagen vom garantierten Erfolg <strong>für</strong><br />

das Anliegen bis zur Erklärung der Grenzen eines Beitrags von außen. Die Grundlage <strong>für</strong><br />

eine große Vielfalt der Ansätze ergibt sich aus den besten und den schlechtesten Beispielen,<br />

<strong>die</strong> der Berater erlebt hat, den vielen Hilfsmitteln, <strong>die</strong> in ähnlichen Situationen eingesetzt<br />

wurden (Fragebogen, psychologisches Profiling, Inventare und Tests) und <strong>die</strong> stark vorhersehbare<br />

Ergebnisse haben. Die früheren Erfahrungen des einzelnen Beraters oder der Beratergruppe<br />

können ein überzeugendes Argument zur Verfolgung einer bestimmten Handlungsweise<br />

darstellen. Zu erwähnen ist hier <strong>die</strong> Bedeutung der Fortbildung <strong>für</strong> Berater zu<br />

Themen, <strong>die</strong> sich häufig ändern (Arbeitsmarkt, europäische Entwicklungen im Bildungsverhalten<br />

außerhalb der Schulpflicht, Nachfrage nach <strong>berufliche</strong>r Bildung, Chancen <strong>für</strong> Austausch/Mobilität,<br />

Generationengefälle usw.) sowie der Eigeninitiative durch Lesen, Nachfragen,<br />

Browsen im Internet und den Austausch unter Kollegen. Praktisch lässt sich <strong>die</strong>s erreichen<br />

durch Mitgliedschaft in Newsgroups, Verfolgung der wesentlichen Themen in der Theorie<br />

und Forschung der Beratungswissenschaften, schriftliches Festhalten der Erfahrung und<br />

experimentieren mit Gelesenem.<br />

Die an den Kunden weiter gegebenen Informationen stammen aus unterschiedlichen Quellen,<br />

sind von verschiedenen Parteien zu bestätigen und müssen vom Berater angemessen<br />

beherrscht werden, damit keine Zweifel bestehen, <strong>die</strong> Vorschläge der Realität entsprechen<br />

und <strong>für</strong> den Ratsuchenden verständlich sind. Hier gilt Gleiches wie im Journalismus und im<br />

Gericht; ansonsten wären <strong>die</strong> Auswirkungen unkontrollierbar und gefährlich.<br />

4. Netze/Partnerschaften zwischen Anbietern der <strong>Fernberatung</strong><br />

Das Konzept eines 'Netzes' bezieht sich auf <strong>die</strong> vielen möglichen und empfehlenswerten<br />

Kontakte zwischen haupt<strong>berufliche</strong>n Beratern, <strong>die</strong> in einem Sachgebiet oder einem Ort tätig<br />

sind.<br />

Die vorliegende Initiative zusammen mit anderen Programmen und dem von den Institutionen<br />

in der <strong>Fernberatung</strong> und den Praktikern in ganz Europa angesammelten Erfahrungsschatz<br />

sollen das Fachgebiet der Telefonberatung und ergänzende Bereiche ausbauen und<br />

bestätigen: Beratung per Brief, E-Mail, Telefax. Somit kann <strong>die</strong> gemeinsame Diskussion der<br />

anspruchsvollsten Fälle zu einem gegebenen Zeitpunkt von den wertvollen Beiträgen des<br />

gesamten Teams bzw. der in den verschiedenen Bereichen der <strong>Fernberatung</strong> tätigen<br />

Teammitglieder profitieren.<br />

Das Konzept der 'Partnerschaft' verweist auf <strong>die</strong> dualen/bilateralen Beziehungen und stellt<br />

das gegenseitige Verstehen zwischen Kunde und Berater dar, wenn bestimmte Faktoren<br />

eintreten und <strong>die</strong> klassische Struktur eines Beratungsgesprächs gestört wird: eine oder beide<br />

Seiten brauchen Zeit, um Informationen zu beschaffen, dem Kunden werden 'Hausaufgaben'<br />

in Form von Klärung oder Nachdenken aufgegeben, Ehrlichkeit ist erforderlich und wird auch<br />

praktiziert, Hypothesen werden formuliert und danach beurteilt usw.<br />

92 AuF Print Nr. 12


5. Vorgehensweise in Krisensituationen<br />

5.1. Angaben über mögliche Risiken<br />

<strong>Methodik</strong> der Telefonberatung<br />

Aus der Telefonberatung ergibt sich erhebliche Verantwortung, zwar nicht mehr und nicht<br />

weniger als bei der herkömmlichen Beratung, aber dadurch, dass man <strong>die</strong> Stimuli und ihre<br />

möglichen Wirkungen einen oder mehrere Schritte im Vorhinein vorhersagen muss, ist sie<br />

anders geartet. Außerdem bedeutet <strong>die</strong> Auswahl eines bestimmten Ansatzes, dass man 'Erraten'<br />

muss, ob der Kunde auf eine bestimmte Herausforderung besser reagieren wird und<br />

das Risiko einzugehen, dass alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden.<br />

Der Berater muss den Kunden darüber aufklären, welche Nachteile sich aus der Intervention<br />

über das Telefon ergeben können (Anhänglichkeit an eine anscheinend nicht fordernde Person,<br />

<strong>die</strong> Drang danach, das Gespräch zu beenden, wenn <strong>die</strong> Thematik zu heikel wird, Aufwand<br />

an Geld und Zeit, sich hinter Worten verstecken, tatsächliches Handeln verschieben).<br />

Dies alles ist selektiv zu einem geeigneten Zeitpunkt während des ersten Anrufs zu erwähnen,<br />

je nachdem, welche Persönlichkeiten in <strong>die</strong>sem Gespräch aufeinander treffen und welche<br />

Dimension und Tiefe des Problems im Gespräch zur Sprache kommen.<br />

5.2. Auftretende Konflikte und Herausforderungen (Vorausdenken, beschränkte Qualifikationen,<br />

Verweis auf andere Dienste oder Fachleute, Weiterbildung in der Beratung,<br />

Aushandeln von Alternativen)<br />

Einige während des Gesprächs angesprochenen Ansichten werden wahrscheinlich <strong>die</strong> Gefühle<br />

und persönlichen Überzeugungen des Beraters berühren. Gleichzeitig muss der Beratungsprofi<br />

wissen, dass er seine persönliche Meinung zurück halten und objektiv bleiben<br />

muss. Falls das nicht möglich ist, ist es moralisch und technisch richtig, den Fall an einen<br />

Kollegen zu übergeben, wenn der Kunde dem zustimmt und der andere Berater über den<br />

bisherigen Verlauf des Falles unterrichtet wurde.<br />

Es ist eine Sache der internen Organisation und der Professionalität, dass jeder Berater<br />

weiß, welche Themen/Kundenarten <strong>für</strong> ihn und <strong>die</strong> Kollegen <strong>die</strong> geeignetsten sind, so dass<br />

dann insgesamt alle Aufgaben und Anliegen gleich gut behandelt werden können.<br />

Im freien Markt der Bildungsträger können Praktiker Schulungen in Spezialgebieten verlangen<br />

und davon profitieren, falls sie nach der Bildungsmaßnahme dann ausreichend Eigeninitiative<br />

ergreifen.<br />

5.3. Die schlimmsten Notfälle (Depression, Selbstmordversuch)<br />

In Notfällen sind spezielle Notfallmaßnahmen zu ergreifen und alle Praktiker im Zentrum<br />

müssen unterrichtet werden. Es entwickelt sich eine Art Solidarität, wenn jemand in höchster<br />

Not ist und Hilfe und Unterstützung braucht, das aktiviert ein Höchstmaß an Energie, um<br />

einen positiven Beitrag zu leisten.<br />

5.4. Ergänzende Bestimmungen <strong>für</strong> Eltern, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihre Kindern vorstellig werden<br />

Beim Umgang mit Menschen, <strong>die</strong> nicht direkt <strong>die</strong>jenigen sind, <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Beratung bestimmt<br />

ist, sollte der Berater <strong>die</strong> mögliche Verfremdung der Informationen und ihrer Bedeutung,<br />

auch in bester Absicht, berücksichtigen. In den meisten Fällen würde eine Face-to-Face-<br />

Sitzung dem Berater eine objektivere Sicht der Situation ermöglichen und beim nächsten<br />

Telefonkontakt mehr Handlungsspielräume geben.<br />

AuF Print Nr. 12 93


Sell, Angela<br />

6. Die Rolle persönlicher Erfahrungen zur Verankerung der beraterischen Hilfe<br />

6.1. Erfahrungen des Kunden<br />

Der Kunde bringt in <strong>die</strong> Beratungsbeziehung seine komplexe Geschichte mit ein, <strong>die</strong> den<br />

Hintergrund <strong>für</strong> das Problem bildet. Der Berater sollte <strong>die</strong> <strong>für</strong> das anstehende Problem erforderlichen<br />

Elemente geschickt und taktvoll herausarbeiten, <strong>die</strong>se sind: Persönlichkeitsmerkmale,<br />

<strong>die</strong> zu vorhersehbaren Verhaltensweisen führen, frühere Erfahrungen des Kunden,<br />

übliche Methoden zum Lösen ähnlicher Probleme, all <strong>die</strong>ses soll eine solide Grundlage <strong>für</strong><br />

den Fall ergeben. Oder, falls der Kunde anscheinend bewusst und sicher zu sein scheint,<br />

zwischen den Zeilen zu lesen und durch <strong>die</strong> Illusionen und Fassaden hindurch zu sehen.<br />

6.2. Kasuistik der <strong>Fernberatung</strong><br />

Die Institution soll ein Archiv der jetzt oder früher in der Telefonberatung bearbeiteten Fälle<br />

aufbauen (Hardcopies - detaillierte Protokolle oder Zusammenfassungen, Online, Tonaufnahmen).<br />

Dies soll das Fachwissen der Berater unterstützen und aufzeigen, welche Art<br />

<strong>Fernberatung</strong> von den Kunden nachgefragt wird.<br />

6.3. Persönliche Erfahrungen des Beraters<br />

Die von jedem echten Profi angestrebte Objektivität darf nicht mit Unbeteiligtsein und Distanz<br />

zum Kunden verwechselt werden. Daher können verschiedene Berater an den gleichen Fall<br />

unterschiedlich heran gehen, sei es in persönlicher oder in technischer Hinsicht, sei es kundenorientiert<br />

oder zielorientiert, sei es mit Herausforderungen durch gegensätzliche Alternativen<br />

oder durch bedingungslose Unterstützung. Die persönlichen Erfahrungen des Beraters<br />

sind als Pluspunkt, nicht als Hindernis <strong>für</strong> ihn anzusehen; wenn er sich in <strong>die</strong> Erfahrungen<br />

anderer hinein versetzt, kann sein Beitrag eine Stärkung und nicht eine Belastung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Kontrolle des Kunden über sein eigenes Leben darstellen. Je größer das Erfahrungsspektrum<br />

des Beraters, umso stärker ist der Reiz ständig mehr über sich und andere zu lernen.<br />

94 AuF Print Nr. 12


2.3 Qualitätsmanagement (QM)<br />

1. Qualitätsmanagement in der Berufs- und Laufbahnberatung<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

1.1 Qualitätsmanagement in der Berufs- und Laufbahnberatung unter besonderer<br />

Berücksichtigung des Teilbereiches <strong>Distance</strong> counselling<br />

Allgemeine Einführung<br />

Qualitätsmanagement, Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung sollte<br />

in der Beratungsarbeit schon lange ein Thema sein. Nicht erst seit <strong>die</strong> Industrie / <strong>die</strong> Wirtschaft<br />

mit ISO-Zertifizierungen u.a.m. punktet.<br />

Für Beratungsfachkräfte mit differenzierter Ausbildung (auch Fachpsychologen) ist <strong>die</strong> Evaluation<br />

der Arbeit, Kundenbefragung, Reflexion über Beratungsabläufe, Zufriedenheitserhebungen,<br />

Bedürfnisabklärungen, Zielformulierungen und Zielüberprüfungen, Visitationen, Inter-<br />

und Supervisionen etc. „das tägliche Brot“.<br />

Schon vor 20 Jahren haben diverse Beratungseinrichtungen (wie auch <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle<br />

des Fürstentums Liechtenstein) schon systematische Befragungen der Schulabsolventen/-innen<br />

über alle Aktivitäten im Bereich der Berufswahlvorbereitung / Berufsberatung gemacht.<br />

Immer wieder wurden diverse Veranstaltungen, Abläufe und Beratungen evaluiert.<br />

All <strong>die</strong>se Erfahrungen und Befragungsansätze können wir jetzt, wo <strong>die</strong>se Forderung nach<br />

Qualitätsmanagement von außen an uns herangetragen wird (Wirtschaft, Öffentlichkeit, Politik<br />

…), einbringen und <strong>für</strong> unsere Arbeit im stillen Kämmerlein im Alltag wie auch als Public<br />

Relations <strong>für</strong> unsere Institution nutzbar machen. Agieren ist gefragt. Wenn wir nur reagieren<br />

auf Forderungen von außen, haben wir <strong>die</strong> schlechteren Karten <strong>für</strong>s Spiel.<br />

Den Beratungsfachkräften fehlt in der Regel nicht <strong>die</strong> Bereitschaft zur Überprüfung ihrer Arbeit,<br />

auch <strong>die</strong> Instrumente sind weitestgehend vorhanden oder rasch entwickelt. Was fehlt ist<br />

meistens <strong>die</strong> Systematik und <strong>die</strong> Gesamtschau, ein Gesamtkonzept <strong>für</strong> Qualitätsmanagement,<br />

Qualitätssicherung, Qualitätskontrolle oder der Rundumblick (360°-Modell).<br />

Qualitätsmanagement wird oft allzu sehr als Kontrollinstrument und damit als Druckmittel <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Mitarbeiter angesehen. Damit verbunden sind oft auch Ängste und Vorbehalte, <strong>die</strong> von<br />

den Beratungsfachleuten ausgehen, wenn solche Projekte angegangen werden.<br />

Qualitätsmanagement ist ein lang andauernder oder besser gesagt ein permanenter Entwicklungsprozess.<br />

Entwicklung braucht Zeit. Aus der Erfahrung des Teams der Berufsberatungsstelle<br />

des FL (BB-FL: 7 Mitarbeiter/-innen) bestätigt sich, dass ein solcher Prozess vom<br />

Andenken, übers Konzept, der Umsetzung und Überprüfung der Ergebnisse (wenn <strong>die</strong> ganze<br />

Palette der Dienstleistungen abdeckt werden soll) 3 bis 4 Jahre intensive Arbeit vor allen<br />

in der internen Teamkommunikation aber auch in der realen Umsetzung (Kundenbefragung)<br />

benötigt. In <strong>die</strong>sem Zeithorizont entwickelt sich das nötige psychosoziale Umfeld auf der Basis<br />

von gegenseitigem Vertrauen, sich in <strong>die</strong> Karten (Herz) schauen zu lassen, auch Fehler<br />

vor den anderen Mitarbeitern zuzulassen und einzugestehen u.v.a.m.<br />

Ängste müssen durch „offene Karten“ und praktische Hilfestellung angegangen werden (z.B.<br />

Unterstützung Vorort, konkrete Weiterbildungsmassnahmen …).<br />

Pro Team / Institution muss jedoch mindestens eine Person ständig Moderator und Animator<br />

sein. Auch <strong>die</strong>se Arbeit ist zeitintensiv, aber in Anbetracht der Sichtbarkeit von Erfolgen und<br />

Ergebnissen auch sehr befriedigend.<br />

Taten statt Worte!<br />

AuF Print Nr. 12 95


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Offen sein und Mut zum Experimentieren sind vor allem wichtig. Methoden neu entwickeln,<br />

ausprobieren und überprüfen, überarbeiten und wieder damit experimentieren ist gefordert.<br />

Wir alle wissen: wir sind gute Beratungsfachkräfte, unsere Arbeit brauchen wir nicht zu verstecken.<br />

Machen wir <strong>die</strong>se gute Arbeit mehr transparent. PR, good News.<br />

Unser Motto:<br />

Es gibt kaum eine Stärke, <strong>die</strong> nicht noch ausbaubar wäre.<br />

1.2 Qualitätsmanagementmodelle<br />

Ansätze in der Berufsberatung<br />

Modelle gibt es viele. Zu beachten ist, dass der Anstoß <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Modelle aus der Wirtschaft<br />

gekommen ist und somit teilweise andere Bereiche und Gesetzmäßigkeiten abdeckt,<br />

als sie in der öffentlichen Verwaltung und speziell in einer Beratungseinrichtung wie der unsrigen<br />

praktikabel und üblich sind.<br />

Der Autor <strong>die</strong>ses Kapitels QM (Dr. Karl Jehle) kennt diverse Modelle und war bislang in verschiedenen<br />

<strong>berufliche</strong>n Funktionen in drei verschiedenen Modellvarianten des Qualitätsmanagementes<br />

involviert. Allen gemeinsam ist das Grundanliegen, der Weiterentwicklung der<br />

Qualität der Dienstleistung im bereits geschilderten Sinne. Die Wege und <strong>die</strong> innere Differenzierung<br />

sind unterschiedlich.<br />

Es gilt <strong>für</strong> jede Institution jenes Modell zu finden, das einerseits <strong>die</strong> nötige gesuchte innere<br />

Differenzierung und Akzeptanz bringt und andererseits auch <strong>die</strong> entsprechende äußere Akzeptanz<br />

durch übergeordnete Institutionen. Beides ist wichtig.<br />

Qualitätsmanagementmodelle:<br />

- ISO<br />

- 2Q-Methode<br />

- EFQM<br />

- Eduqua<br />

- Guidance Council<br />

Es geht dabei immer ums eine Ziel: ein Modell zu finden und umzusetzen, welches ausreichend<br />

präzise ist, um den speziellen Charakter <strong>die</strong>ses Tätigkeitsfeldes (in unserem Falle:<br />

Beratungs- und Informationsarbeit) zu erfassen und Standards und Kriterien zu finden, <strong>die</strong><br />

sich im Bereich Berufsberatung anwenden lassen. Transfer-Arbeit ist also in jedem Fall zu<br />

leisten. Die in der Wirtschaft schon weit verbreiteten Modelle und deren Erprobung ersparen<br />

uns andererseits „das Rad nochmals neu erfinden“ zu müssen. Carpe <strong>die</strong>m! Nutzen wir <strong>die</strong>se<br />

Vorarbeiten und adaptieren wir sie <strong>für</strong> unser Arbeitsfeld.<br />

An der Berufsberatung des FL wird aus obgenannten zwei Gründen (innere und äußere Akzeptanz)<br />

das EFQM-Modell praktiziert. Es wurde in der Umsetzung durch Elemente aus dem<br />

2Q-Modell und Guidance Council komplettiert. Das hat sich <strong>für</strong> alle Seiten bewährt. Im deutschen<br />

Sprachraum sind zwei Berufsberatungsstellen bekannt, <strong>die</strong> ein solches Zertifizierungsverfahren<br />

durchlaufen haben (Schweiz: Kanton Thurgau 2Q-Modell / Liechtenstein:<br />

Berufsberatungsstelle EFQM-Modell). Viele andere Stellen sind unterwegs, probieren <strong>die</strong>s<br />

und das, haben sich aber noch nicht <strong>für</strong> ein Gesamtkonzept / eine Zertifizierung ausgesprochen.<br />

Taten statt Worte bringen uns weiter. Betrachten wir Reflexion, Evaluation kritisch und nehmen<br />

sie als Lernchance <strong>für</strong> unsere tägliche Arbeit wahr. Lernen, verbessern, optimieren,<br />

Ressourcen sichten, Zeitmanagement optimieren, effizienter arbeiten, kundengerechter agieren,<br />

Bedürfnisse abdecken, … Kopf, Herz und Hand.<br />

Der Mensch als gesamtes steht im Zentrum, als Person, als sich Entwickelnder und Wachsender<br />

in seiner Persönlichkeit.<br />

96 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

Input-Qualität<br />

Prozess-Qualität<br />

Output-Qualität<br />

Wirkungs-Qualität oder<br />

Führung-Prozesse-Ergebnisse (EFQM-Modell)<br />

all <strong>die</strong>s gilt es zu beachten, zu reflektieren und zu hinterfragen.<br />

Veränderungen, Neuerungen sollten auf <strong>die</strong>ser Basis abgestimmt sein und nicht um ihrer<br />

Selbstwillen geschehen oder gar Alibiübungen darstellen.<br />

1.3 Das EFQM-Modell<br />

Ein durchaus taugliches Instrumentarium <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualitätsentwicklung in der Beratungsarbeit<br />

(Qualitätsmessung, Qualitätsüberprüfung)<br />

Wegen der positiven Erfahrung der Berufsberatungsstelle des FL mit <strong>die</strong>sem Qualitätsmodell<br />

möchten wir hier kurz einiges über <strong>die</strong>ses Modell einbringen und darlegen, warum es überzeugt,<br />

und wie wir es auch praktisch umsetzen.<br />

Die europäische Stiftung <strong>für</strong> Qualitätsmanagement EFQM (European Foundation for Quality<br />

Management) wurde 1989 von 14 führenden europäischen Firmen ins Leben gerufen. Vision<br />

der EFQM ist eine Welt, in der europäische Organisationen und Firmen aufgrund ihrer absoluten<br />

Ausrichtung auf Qualität in sämtlichen Belangen eine herausragende Stellung einnehmen.<br />

Derzeit sind über 1000 Organisationen aus den meisten europäischen Ländern und den<br />

meisten Tätigkeitsbereichen Mitglied der EFQM, so auch <strong>die</strong> liechtensteinische Regierung /<br />

Landesverwaltung und damit auch <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle.<br />

Gegenüber allen anderen Modellen überzeugt im EFQM vor allem <strong>die</strong> konsequente Nachfrage<br />

/ Überprüfung der Befähiger und Ergebniskriterien (vgl. S. 11) neben der Selbstbewertung,<br />

<strong>die</strong> Begleitung durch geschulte EFQM-Begleiter von außen, welche in einem mehrere<br />

Tage dauernden Audit sehr kritisch alles auf ihre Tatsächlichkeit und ihre Durchführungsart<br />

hinterfragen und auch bewerten. Letztlich geht es aber um das Ausfindigmachen von Verbesserungspotentialen<br />

und nicht um eine Notengebung.<br />

Die Radarlogik (vgl. S. 12 + 13) hat überzeugt, weil sie drei wichtige Elemente beinhaltet.<br />

- Das konkrete Vorgehen / <strong>die</strong> Idee, das Konzept (wie also genau?), ist sie fun<strong>die</strong>rt, ist sie<br />

integriert<br />

- Die Umsetzung (hat sie stattgefunden?), ist sie eingeführt, ist sie systematisch<br />

- Bewertung und Überprüfung, wird <strong>die</strong> Effektivität und das Vorgehen der Umsetzung<br />

regelmäßig gemessen? Lernen und Verbesserungen<br />

Ergebnisse, liegen solche vor, sind Trends ersichtlich, sind Ziele erreicht, sind Ergebnisse<br />

ursächlich auf das Vorgehen zurückzuführen?<br />

- Gesamtbewertung. Die Gesamtbewertung wird gemäss Wertung der Radarkarte <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

einzelnen Elemente:<br />

V Vorgehen z.B. 60 %<br />

U Umsetzung 75 %<br />

Ü Überprüfung 25 %<br />

G Gesamtbewertung 53 %<br />

in Ergebnisprozenten dargestellt und vor allem werden Potentiale zur Überprüfung angeregt.<br />

Die Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Verbesserungsmaßnahmen bleibt jedoch in der Kompetenz<br />

der evaluierten Stelle.<br />

AuF Print Nr. 12 97


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Das EFQM Excellence Modell<br />

Befähiger Ergebnisse<br />

Mitarbeiter<br />

Politik und<br />

Führung Prozesse<br />

Strategie<br />

Partnerschaften<br />

und Ressourcen<br />

® The EFQM Excellence Model is a registered Trademark<br />

Innovation und lernen<br />

Mitarbeiterbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Kundenbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Gesellschaftsbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Wichtige<br />

Ergebnisse<br />

der<br />

Organisation<br />

© TQMI Consulting for Excellence GmbH, München<br />

98 AuF Print Nr. 12


Was wird bewertet?<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Es werden Leistungen im Sinne der Befähiger- und Ergebniskriterien<br />

des Excellence Modells bewertet.<br />

Bei den Befähigerkriterien wird bewertet, ob und in welchem Maße<br />

geeignete Vorgehensweisen zur Erreichung excellenter Leistungen<br />

entwickelt und tatsächlich angewandt und umgesetzt werden. Die<br />

ensprechenden Vorgehensweisen und deren Anwendung sind zu<br />

beschreiben.<br />

Bei den Ergebniskriterien wird bewertet, ob tatsächliche und<br />

nachweisbare Ergebnisse erzielt werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erfüllung der<br />

Anforderungen und Erwartungen der relevanten Interessens-gruppen<br />

(Kunden, Mitarbeiter, usw. ) aus deren Wahrnehmung belegen. Die<br />

Ergebnisse aus Sicht der Interessengruppen sind zu belegen.<br />

Für <strong>die</strong> Bewertung im Assessment ist von der Organisation darzulegen,<br />

wie und wodurch der mit dem jeweiligen Teil-kriterium definierte<br />

Anspruch erfüllt wird.<br />

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AuF Print Nr. 12 99


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Wie wird bewertet?<br />

Die zu den Kriterien des EFQM Modells dargelegten<br />

Vorgehensweisen und Ergebnisse werden anhand der<br />

sogenannten RADAR Logik darauf hin geprüft, inwieweit sie<br />

dem Anspruch von Excellence entsprechen.<br />

Anhand der RADAR-Logik können Stärken und Verbesserungspotentiale<br />

erkannt und <strong>die</strong> Richtung der Verbesserungsmaßnahmen<br />

abgeleitet werden.<br />

Die Verbesserungsmaßnahmen können sich beispielsweise auf<br />

<strong>die</strong> konzeptionelle Verbesserung der Vorgehensweisen oder <strong>die</strong><br />

Intensivierung der Anwendung und <strong>die</strong> weitere Verbreitung<br />

richten.<br />

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100 AuF Print Nr. 12


Wie wird bewertet? - Die RADAR -Logik<br />

Erzielte Ergebnisse<br />

Was erreicht <strong>die</strong> Organiation. Excellente<br />

Ergebnisse belegen<br />

•Positive Trends<br />

•Zielerreichung<br />

•hält externem Vergleich stand<br />

•auf Vorgehensweisen zurückzuführen<br />

•umfassen <strong>die</strong> relevanten Bereiche<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Bewertung und Überprüfung<br />

Herangehensweise Umsetzung (Anwendungsgrad)<br />

Was beabsichtigt eine Organsiation zu tun,<br />

um <strong>die</strong> geplanten Ergebnisse zu erreichen<br />

Bewertet werden<br />

• Solidität/Güte der Vorgehensweise<br />

• Integrationsgrad<br />

In excellenten Organistionen sind konzeptionelles<br />

Vorgehen und dessen Umsetzung Gegenstand<br />

regelmäßiger Überprüfung und des<br />

Lernens und daraus resultieren<br />

• Identifizierung<br />

• Priorisierung und Planung<br />

• Implementierung von Verbesserungen<br />

Was tut <strong>die</strong> Organisation, um <strong>die</strong> Konzepte<br />

und geplanten Verfahrensweisen zu verbreiten<br />

und zu realisieren. Bewertet werden<br />

• Implementiert in den relevanten Bereichen<br />

• in einer systematischen Art und Weise<br />

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AuF Print Nr. 12 101


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Gesamtprozeß der Verbesserung<br />

MODELL und BEWERTUNGSFELDER<br />

Befähiger Ergebnisse<br />

Belegte<br />

Ergebnisse<br />

Belegtes<br />

Vorgehen<br />

Mitarbeiterbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Mitarbeiter<br />

Nachweise und Belege zu den Bewertungsfeldern00<br />

Wichtige<br />

Ergebnisse<br />

der<br />

Organisation<br />

Kundenbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Politik und<br />

Führung Prozesse<br />

Strategie<br />

RADAR<br />

Gesellschaftsbezogene<br />

Ergebnisse<br />

Partnerschaften<br />

und Ressourcen<br />

Assessment & Review<br />

Results (Ergebnisse)<br />

Innovation und Lernen<br />

In excellenten Organistionen sind konzeptionelles<br />

Vorgehen und dessen Umsetzung Gegenstand<br />

regelmäßiger Überprüfung und des<br />

Lernens und daraus resultieren<br />

• Identifizierung<br />

• Priorisierung und Planung<br />

• Implementierung von Verbesserungen<br />

Was erreicht <strong>die</strong> Organiation. Excellente<br />

Ergebnisse belegen<br />

•Positive Trends<br />

•Zielerreichung<br />

•hält externem Vergleich stand<br />

•auf Vorgehensweisen zurückzuführen<br />

•umfassen <strong>die</strong> relevanten Bereiche<br />

Vorgehen<br />

Verbesserungsprojekte<br />

Approach (Vorgehensweise) Deployment<br />

Was tut <strong>die</strong> Organisation, um <strong>die</strong> Konzepte<br />

und geplanten Verfahrensweisen zu verbreiten<br />

und zu realisieren:<br />

Was beabsichtigt eine Organsiation zu tun<br />

• Solidität/Güte der Vorgehensweise<br />

• Integrationsgrad<br />

• Implementiert in den relevanten Bereichen<br />

• in einer systematischen Art und Weise<br />

t<br />

Umsetzung<br />

Ableitung und Priorisierung der Verbesserungsmaßnahmen Durchführung der Selbstbewertung<br />

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Qualitätsmanagement (QM)<br />

Zusätzlich zum EFQM-Ansatz arbeiten wir mit 2Q-Aufträgen in der Mitarbeiterförderung / -<br />

entwicklung. Konkret läuft das so:<br />

Gemäss einem Optionenkatalog und in der Absprache mit dem Vorgesetzten (Mitarbeitergespräch)<br />

arbeitet jeder Mitarbeiter pro Halbjahr an zwei 2Q-Aufträgen. Er formuliert den<br />

Auftrag selber, stimmt ihn mit dem Vorgesetzten ab. Das Thema des Arbeitsauftrages wird<br />

dem Team zur Kenntnis gebracht, damit alle wissen, wer z.Z. an welchem Thema arbeitet.<br />

Der Auftrag wird gemäss Plan durchgeführt, zum fälligen Termin wird dem Vorgesetzten berichtet<br />

und bei entsprechendem Genügen, das Ergebnis im Team präsentiert. So profitieren<br />

alle von allen Aufträgen und es steht ihnen frei, sich danach selber noch aufgrund der Vorgaben<br />

des Mitarbeiters zu vertiefen.<br />

2Q-Auftragsformular sh. Anhang S. 18 + 19<br />

Konkretes Beispiel: als 2Q-Auftrag 2002 hatten alle Mitarbeiter den Auftrag <strong>Distance</strong> counselling<br />

zu erfüllen (sh. Anhang S. 20 + 21).<br />

Gerade durch <strong>die</strong>se 2Q-Aufträge bewegt sich in kleinen Schritten etwas und finden ständig<br />

Verbesserungen unserer Dienstleistung statt.<br />

z.B.: Team 7 Mitarbeiter = 28 / 2Q-Auträge pro Jahr = 28 Verbesserungen pro Jahr!<br />

Weitere Informationen über EFQM finden Sie auch im Internet<br />

www.efqm.org<br />

www.tqmi.co.uk<br />

Dort werden eine Reihe von Informationen und Broschüren angeboten.<br />

Qualitätsmanagement (Qualitätskontrolle, Qualitätssicherung, Qualitätsentwicklung …) ist ein<br />

Gesamtauftrag und erfordert daher eine Gesamtschau im Aufgabenbereich der Institution.<br />

Qualitätsmanagement geht nicht:<br />

• ohne Führung (Mitarbeiterführung, Mitarbeitergespräche / Motivation)<br />

• ohne gute Aus- und Weiterbildung<br />

• ohne guten Rahmenbedingungen wie Logistik, Infrastruktur, Verwaltungspielraum<br />

• ohne Netzwerke<br />

• ohne PR etc.<br />

Qualität braucht Zeit und hat ihren Preis.<br />

1.4 EFQM<br />

Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />

Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling muss immer im Zusammenhang des Qualitätsmanagements<br />

der Dienstleistung der Beratungsstelle gesehen werden. Qualitätsmanagement<br />

im <strong>Distance</strong> counselling ist also lediglich ein sehr kleiner aber immer wichtiger werdender<br />

Teilaspekt der Dienstleistung der Berufsberatung und der damit verbundenen Qualitätsentwicklung.<br />

Organisatorische Voraussetzungen / Überlegungen<br />

Das konkrete Vorgehen im Qualitätsmanagement des <strong>Distance</strong> counselling hängt aber auch<br />

von der jeweiligen Organisation des <strong>Distance</strong> counselling im Beratungszentrum ab. So muss<br />

z. B. geklärt und dann entsprechend berücksichtigt werden:<br />

- Wer ist <strong>die</strong> Erstkontaktperson?<br />

Die Telefonistin in der Zentrale des Arbeitsamtes?<br />

Die Telefonistin in der Zentrale der Beratungsstelle?<br />

AuF Print Nr. 12 103


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Ist sie eine Fachkraft, <strong>die</strong> zugleich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Triage an der Stelle verantwortlich zeichnet?<br />

Wie kompetent sind <strong>die</strong>se Personen in der Weiterleitung der Anrufe an <strong>die</strong> richtige<br />

Stelle (Personen)?<br />

Es gilt zu beachten, dass der Ratsuchende möglichst rasch (ohne mehrere Verbindungen)<br />

zur Zielperson gelangt.<br />

Wer ist an der Stelle ins <strong>Distance</strong> counselling involviert<br />

- alle Mitarbeiter/-innen?<br />

- alle Berater/-innen?<br />

- Berufs- und Bildungsinformatoren/-innen?<br />

- je nach Fragestellung Beratungsspezialisten/-innen / Experten/-innen?<br />

- ganz besonders im <strong>Distance</strong> counselling geschulte Berater/-innen mit besonderen Qualitäten?<br />

- wird <strong>Distance</strong> counselling zu speziellen Zeiten (z.B. täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr) oder<br />

während den gesamten Öffnungszeiten angeboten?<br />

- braucht es <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling an unserer Stelle eine besondere Infrastruktur (PC,<br />

Internet, Headset <strong>für</strong>s Telefon etc.)?<br />

In unserem Team ist <strong>die</strong> nötige Infrastruktur vorhanden. Telefonische Anrufe werden in der<br />

Regel durch <strong>die</strong> Sekretariatsleiterin, welche zugleich eine Ausbildung als Berufs- und Bildungsinformatorin<br />

absolviert hat, entgegengenommen. Wir nennen <strong>die</strong>se Stelle „Triage“. Ca.<br />

50 % der Anrufe erledigt sie in eigener Kompetenz. Komplexere Fragestellungen leitet sie an<br />

<strong>die</strong> Fachberater/innen weiter. Kriterien der Weiterleitung sind:<br />

- Wer ist überhaupt anwesend, ist frei (nicht gerade in einer Einzelberatung), hat Zeit?<br />

- Wer ist in <strong>die</strong>ser Sachfrage wohl der/<strong>die</strong> Kompetenteste?<br />

Die Triagefunktion beim <strong>Distance</strong> counselling halten wir <strong>für</strong> eine ganz zentrale Frage und<br />

eine ganz wichtige Funktion. Triage: Darunter verstehen wir jene Person an jener Stelle, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Beratungswünsche (Anmeldungen) und in unserem Falle auch <strong>die</strong> Telefonate (Anfragen)<br />

nach den Kriterien der jeweils geforderten Kompetenz (Fach- und Sozialkompetenz) an der<br />

Beratungsstelle an <strong>die</strong> anwesenden Berater/-innen zuweist / weiter gibt oder eben in Eigenkompetenz<br />

erledigt. Triage = Anlaufstelle, Karussell, Drehscheibe.<br />

Die Triage muss, soll von der nettesten, freundlichsten, meist belastbarsten, umgänglichsten,<br />

kontaktfreudigsten, konfliktresistentesten Person mit der angenehmsten Stimme (bei Bildtelefon<br />

eine Person mit sympathischer Ausstrahlung) besetzt sein. Sie ist <strong>die</strong> wichtigste Visitenkarte<br />

unserer Dienststelle.<br />

1.5 Internationaler Fachkongress 2003<br />

Qualitätsentwicklung in der Beratung und Bildung<br />

Es überrascht nicht, dass auch auf internationaler Ebene (AIOSP) das Thema Qualitätsmanagement<br />

aktuell geworden ist. Der internationale Fachkongress der AIOSP vom 3. bis 6.<br />

September 2003 in Bern / CH hat sich schwerpunktsmäßig dem Thema „Qualitätsentwicklung<br />

in Beratung und Bildung“ gewidmet. Eine differenzierte wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

fand statt und dabei wurden auch praktische Erfahrungen ausgetauscht.<br />

Vorort konnten <strong>die</strong> Interessengruppen <strong>die</strong> konkrete Umsetzung von Qualitätsentwicklungsverfahren<br />

verfolgen und diskutieren.<br />

Hauptthemenbereiche: Im Mittelpunkt standen folgende Aspekte zur Qualitätsthematik :<br />

104 AuF Print Nr. 12


Führungsqualität<br />

Allgemeine ausformulierte Ziele und Visionen:<br />

- Die Zukunft von Berufs- und Bildungsberatung<br />

- Neue Beratungspolitik und -strategien<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Strukturqualität<br />

Die Festlegung fachlicher und methodischer Standards:<br />

- Ausbildung, Weiterbildung und Ethik der Fachleute in Berufs- und Bildungsberatung<br />

- Partnerschaft und Ressourcen<br />

Prozessqualität<br />

Die Optimierung der Arbeitsweise der Beratenden und <strong>die</strong> Optimierung der Abläufe:<br />

- Neue Methoden und Instrumente in der Berufs- und Bildungsberatung<br />

- Beratung in verschiedenen Kontexten<br />

Ergebnis- oder Produktqualität<br />

Der Nachweis von Wirksamkeit oder Wirtschaftlichkeit:<br />

- Evaluation und Wirkungsforschung in der Beratung<br />

- Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Bedeutung von Berufs- und Bildungsberatung<br />

2. Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />

2.1 Selbstbeobachtung, Fremdbeobachtung, Kundenbefragung<br />

Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling erfolgt einerseits durch<br />

Selbstbeobachtung / Selbstreflexion<br />

vorteilhaft mittels strukturiertem Fragebogen, Checklisten (Beispiele sh. Anhang). Weiters<br />

auch durch<br />

Fremdbeobachtung / Fremdbeurteilung (mithören durch andere Mitarbeiter / Visite / Aufarbeiten<br />

von aufgezeichneten Telefongesprächen ab Band …) sh. Anhang und drittens durch<br />

eine eigentliche<br />

Kundennachbefragung<br />

(mittels Fragebogen, Beispiel sh. Anhang)<br />

Konkretes Vorgehen<br />

Im Anschluss einer Telefonberatung ist periodisch und exemplarisch durch den Berater / <strong>die</strong><br />

Beraterin oder besser noch durch Fremde (Drittpersonen) mittels vorliegendem Fragebogen<br />

eine differenzierte Kundenbefragung vorzunehmen.<br />

Das geht so:<br />

1. Der Berater / <strong>die</strong> Beraterin weist den Ratsuchenden / <strong>die</strong> Ratsuchende (Anrufer/in) am<br />

Ende des Gespräches darauf hin, dass er / sie gerne eine Rückmeldung über das soeben<br />

geführte telefonische Beratungsgespräch hätte.<br />

Der / <strong>die</strong> Ratsuchende möge bitte noch einige Fragen spontan beantworten. Sinn und<br />

Zweck <strong>die</strong>ser Befragung sei es, ständig <strong>die</strong> Dienstleistung in ihrer Qualität zu überprüfen,<br />

aus Fehlern zu lernen und <strong>die</strong> Zufriedenheit der Kunden zu eruieren. Jede Verbesserung<br />

könnte auch ein Vorteil <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ratsuchenden sein. Und außerdem unser Motto „Es gibt<br />

kaum eine Stärke, <strong>die</strong> nicht noch ausbaubar wäre“.<br />

AuF Print Nr. 12 105


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

2. Oder <strong>die</strong> Beratungsperson gibt nach einer kurzen Information im oben beschriebenen<br />

Sinn das Telefon zurück an eine Drittperson (Zentrale, Triage). Diese ist entsprechend<br />

instruiert und nimmt <strong>die</strong> Kundenbefragung vor.<br />

Vorteil: Drittperson ist nicht in den Beratungsprozess involviert, daher wahrscheinlich objektiver<br />

/ neutraler, unvoreingenommener.<br />

3. Die erhaltenen Rückmeldungen (ausgefüllter Fragebogen) gehen zurück zur Beratungsperson<br />

zur internen Reflexion.<br />

Von Vorteil wäre allerdings zuvor eine eigene Reflexionsphase der Beratungsperson unmittelbar<br />

nach dem telefonischen Beratungsprozess und vor dem Erhalt der Kundenbefragung<br />

(Rückmeldung durch den Ratsuchenden). Zum Beispiel mittels Fragebogen sh.<br />

Anhang S. 2 - 11 oder einer Gesprächskontrolle durch Tonbandaufzeichnungen.<br />

4. Wichtige Spielregeln<br />

Auswertungen von Befragungen sollten immer auf verschiedenen Ebenen erfolgen.<br />

• Periodischer und exemplarischer Einsatz, also z.B. Vorsatz im nächsten Monat 10 bis<br />

20 telefonische Beratung zu evaluieren.<br />

• Evaluation durch<br />

- Kundenbefragung (Fragebogen)<br />

- Selbstevaluation (Reflexionsbogen)<br />

- Kontrolle durch Gesprächsaufzeichnungen (Tonband)<br />

- Visite:<br />

Eine Kollege / eine Kollegin schaut sich ebenfalls periodisch und exemplarisch <strong>die</strong><br />

vorhandenen Evaluationsmethoden an und gibt Feedback! Diese Arbeit kann<br />

auch im Team gemacht werden.<br />

• Der Fragebogen kann zum selbständigen Ausfüllen auch per Post zugesandt werden,<br />

sofern der / <strong>die</strong> Ratsuchende <strong>die</strong>s wünscht resp. <strong>die</strong> Adresse bekannt ist.<br />

• Anonymität?<br />

Soll/muss <strong>die</strong> Anonymität gewährleistet sein? Dies ist letztlich eine Entscheidung der<br />

Beratungsperson und der Institution.<br />

Am meisten Verbesserungspotentiale werden jedoch dann auch umgesetzt, wenn <strong>die</strong><br />

Beratungsperson auch <strong>die</strong> Aussagen des / der Ratsuchenden mit seinen eigenen<br />

Eindrücken und Erfahrungen (Selbstreflexion, Tonbandaufnahmen, Visite) verknüpfen<br />

kann.<br />

Wir ten<strong>die</strong>ren eher <strong>für</strong> offene und transparente Rückmeldungen.<br />

2.2 Visite im <strong>Distance</strong> counselling als Lernchance<br />

Visite<br />

Seit mehreren Jahren führt <strong>die</strong> Berufsberatungsstelle des FL das Projekt Visite als ein Bestandteil<br />

in ihrem Qualitätsmanagementskonzept regelmäßig durch. Konzipiert <strong>für</strong> <strong>die</strong> Einzelberatung<br />

lässt sich <strong>die</strong>ses<br />

Modell auch problemlos auf das <strong>Distance</strong> counselling anwenden. Das Einzelberatungskonzept<br />

wurde adaptiert. Mit dem Lernprozess wurde begonnen und <strong>die</strong>ser wird ständig als<br />

Lernchance genutzt.<br />

Hier <strong>die</strong> Idee: VISITE<br />

106 AuF Print Nr. 12


V Von einander lernen, gemeinsam vorwärts kommen<br />

I Individueller Beratungsstil pflegen<br />

S Stimmung der Beratungsrunde aufnehmen<br />

I Ideenbörse öffnen<br />

T Transparenz, Offenheit, Vertrauen schaffen<br />

E Echo, Feedback bekommen / geben<br />

Ziel des Projektes Visite:<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Die Zusammenarbeit im Team soll gefördert werden. Im gegenseitigen Austausch sollen <strong>die</strong><br />

vorhandenen Ressourcen der einzelnen Mitarbeitenden erschlossen werden und allen zugänglich<br />

gemacht werden. Das Projekt Visite umfasst <strong>die</strong> Beratungsarbeit, <strong>die</strong> BIZ-Tätigkeit,<br />

<strong>die</strong> Informationsveranstaltungen, <strong>die</strong> Eltern-/ Schülerabende und das <strong>Distance</strong> counselling.<br />

Im „Visite <strong>Distance</strong> counselling“ geht es ums Visitieren.<br />

- Während eines <strong>Distance</strong> counselling - Gespräches (mithören, dabei sein).<br />

- Aufgrund einer Tonbandaufzeichnung eine Analyse vornehmen.<br />

- Übungen, Rollenspiele, Telefontraining im Rahmen der regelmäßigen Weiterbildung im<br />

Team.<br />

Auswertung des <strong>Distance</strong> counselling Gespräches:<br />

Bei der Visite und dem anschließenden Auswertungsgespräches ist der „Beobachtungsbogen<br />

zur Gesprächsführung“, der im Rahmen der Ausbildung zum Berufsberater / zur Berufsberaterin<br />

in der Schweiz verwendet wird, sehr behilflich (vgl. Anhang). Ebenfalls werden vom<br />

Visitor <strong>die</strong> Fragebogen zur Selbsteinschätzung eingesehen (sh. Anhang).<br />

Diese Instrumente und der damit verbundene fachliche und menschliche Austausch funktionieren<br />

nur auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen und der Überzeugung und Bereitschaft<br />

weitere Lernchancen wahrzunehmen. Lernbereitschaft ist von allen Beratern als<br />

Grundvoraussetzung gefordert.<br />

Es gibt noch eine Reihe anderer Methoden der fachlichen Begleitung und des Austausches,<br />

wie:<br />

Coaching<br />

Intervision<br />

Supervision<br />

u.a.m.<br />

Auch <strong>die</strong>se Methoden können wesentlich zur Qualitätssicherung beitragen. Grundsätzlich<br />

sind alle Methoden und Verfahren, <strong>die</strong> in der Gesprächsführung und in der Einzelberatung<br />

angewendet werden, auch <strong>für</strong> das <strong>Distance</strong> counselling anwendbar, wenngleich in etwas<br />

adaptierter Form. Es wird nicht zuletzt deswegen allen Beratungsfachkräften das „Handbuch<br />

Beratungskompetenzen“ von unseren Kollegen Bernd-Joachim Ertelt und William E. Schulz,<br />

Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2002, ISBN 3-931085-36-8 zum Studium empfohlen.<br />

Dort finden sich auch 20 interessante Übungsbeispiele, <strong>die</strong> gut als Einzel- und Teamarbeit<br />

durchgeführt werden können (insbesondere auf S. 56 - 89).<br />

AuF Print Nr. 12 107


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

3. Hilfsmittel <strong>für</strong> Qualitätsmanagement im <strong>Distance</strong> counselling<br />

3.1 Hilfsmittel <strong>für</strong> Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung, Reflexion<br />

• Evaluation Beratungsgespräch (Fragen an <strong>die</strong> Beratenden) Fragebogen der Berufsberatungsstelle<br />

des FL, sh. Anhang<br />

• Gesprächsprotokoll <strong>für</strong> persönliche Reflexion oder Reflexion mit Visitor, Supervisor. Ein<br />

Gesprächsprotokollbogen aus der Telefonseelsorge Vorarlberg / Austria, adaptiert <strong>für</strong><br />

das <strong>Distance</strong> counselling, sh. Anhang<br />

• Vorlage „Merkmale des Sprechens“, Kurs Wifi Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />

• Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonberatung - <strong>Distance</strong> counselling (Maximalversion) des<br />

bifo Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />

• Selbsteinschätzung Kommunikation: „Mein Verhalten am Telefon“ von Login, Berlin /<br />

Deutschland, sh. Anhang<br />

• Checkliste Organisation: „Vorbereitung des Telefonierens und Einbindung in <strong>die</strong> Beratungsabläufe“<br />

von Login, Berlin / Deutschland, sh. Anhang<br />

• 2Q-Protokollblatt, Dr. Karl Frey, Zürich / Schweiz, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling.<br />

Leerformular <strong>für</strong> weitere Projekte, sh. Anhang<br />

2Q-Projekt „<strong>Distance</strong> counselling“, Projekt der Berufsberatungsstelle Liechtenstein<br />

2002/03, sh. Anhang<br />

3.2 Hilfsmittel <strong>für</strong> Fremdbeobachtungen / Fremdbeurteilungen<br />

• <strong>Distance</strong> counselling - Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Visitoren/innen (Schweiz. Verband <strong>für</strong><br />

Berufsberatung, Zürich / CH), sh. Anhang, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />

• Auswertung des Beratungsgesprächs „<strong>Distance</strong> counselling“ gemäss Projekt Visite der<br />

Berufsberatungsstelle des Fürstenums Liechtenstein, sh. Anhang<br />

• Vorlage „Merkmale des Sprechens“, Kurs Wifi Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />

• Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonberatung - <strong>Distance</strong> counselling - (Maximalversion) des<br />

bifo Vorarlberg / Austria, sh. Anhang<br />

3.3 Hilfsmittel Kundenbefragung<br />

• Evaluation der Dienstleistung <strong>Distance</strong> counselling bei der Berufsberatung (Kundenbefragung),<br />

Fragebogen Berufsberatung Liechtenstein, sh. Anhang<br />

3.4 Hilfsmittel zur Beobachtung <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />

Nach Trainingslehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />

Instruktion:<br />

In der ersten Phase der praktischen Übungen hören Sie sich <strong>die</strong> Probleme des Klienten und<br />

<strong>die</strong> Reaktion des Beraters an. Dabei werden gleiche Telefone (mit Konferenzschaltung) eingesetzt,<br />

<strong>die</strong> auch bei der täglichen Arbeit vor allem zwischen Berater/in und Supervisor/in<br />

verwendet werden. Der/<strong>die</strong> Supervisor/in kann den Kommunikationsprozess verfolgen und<br />

sich einschalten. Dies ist eine Art von Unterstützung und Kontrolle, jedoch nicht im Sinne<br />

einer negativen Beurteilung, sondern zur Weiterentwicklung der Kommunikationsfertigkeiten<br />

mit Analyse und Feedback. Der/<strong>die</strong> Berater/in hat auch das Recht, den Gesprächen zuzuhören,<br />

<strong>die</strong> der/<strong>die</strong> Vorgesetzte führt. Hierbei geht es darum <strong>die</strong> Kenntnisse und Fähigkeiten zu<br />

erweitern und seine eigenen festgefahrenen Methoden zu überdenken. So kann man <strong>die</strong><br />

eigene Arbeit einer Qualitätskontrolle unterziehen. Während des Mithörens arbeitet man mit<br />

erfahrenen Beratern und Supervisoren zusammen. Sie sind berechtigt, alles zu fragen und<br />

darauf eine angemessene Antwort zu erwarten. Sie sind <strong>für</strong> Sie da.<br />

108 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

In der zweiten Phase des Mithörens werden bestimmte Gespräche besprochen. Bitten Sie<br />

jemanden - eine/einen Berater/in oder Supervisor/in - während des Gesprächs bei Ihnen zu<br />

sein. Entspannen Sie sich nach Abschluss des Gesprächs und machen Sie sich Aufzeichnungen<br />

(Protokoll) darüber. Dann bitten Sie um eine Analyse des Gesprächs. Bleiben Sie<br />

offen und akzeptieren Sie <strong>die</strong> Kritik.<br />

Steigerung der Professionalität, Unterstützung und Schutz des Beraters / der Beraterin<br />

Die fachliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter/innen obliegt der Leitung jeder Einrichtung.<br />

Dazu gibt es <strong>die</strong> Erstausbildung und spätere Weiterbildungsprogramme.<br />

Diese Programme stellen Folgendes sicher:<br />

- Fachwissen und ständig größere Fachkenntnisse, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine solche interdisziplinäre<br />

Aufgabe erforderlich sind. Dies erfolgt in Form von Vorträgen, Seminaren, Veröffentlichungen<br />

und Sammelbänden.<br />

- Der Erwerb und <strong>die</strong> Überprüfung von Kommunikationsfertigkeiten wird durch gezielte<br />

Schulungen, analytische Seminare und praktische Workshops unterstützt.<br />

- Der/<strong>die</strong> Supervisor/in, Einzel- oder Gruppenberatungen sorgen bei jedem Einsatz <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Psychohygiene der Beraterin / des Beraters, dort und in Gesprächen mit dem Kollegenteam<br />

beschreibt er/sie seine Stress-Situation. Balints Gruppe ist sehr wichtig <strong>für</strong> eine<br />

regelmäßige Psychohygiene.<br />

Sie werden mit allen Ihren Rechten anerkannt sowie mit allem, was mit Ihrer Arbeit zusammenhängt,<br />

auch unter dem organisatorischen Aspekt der Arbeitsinhalte des Beraters / der<br />

Beraterin.<br />

Sie werden über <strong>die</strong> Arbeitsinhalte des Supervisors / der Supervisorin aufgeklärt, damit Sie<br />

auch dessen Rechte und Pflichten kennen. Wir arbeiten alle nach dem Ethikkodex unseres<br />

Telefonberatungs<strong>die</strong>nstes.<br />

Schlussfolgerungen:<br />

• Wir können nur das tun, was innerhalb des uns vorgegebenen Rahmens möglich ist.<br />

• Wir können nie beweisen, dass wir jedes Problem lösen können und dass wir alle alles<br />

wissen.<br />

• Wir nehmen dem Klienten <strong>die</strong> Verantwortung nicht ab.<br />

• Wir erwarten kein Feedback in Form von Lob und Dank.<br />

• Eine gute Beratung bedeutet, dass der Klient / <strong>die</strong> Klientin uns nicht mehr braucht und<br />

uns einfach vergisst.<br />

Beobachtungsbogen sh. Anhang S. 28 bis 30.<br />

3.5 Hilfsmittel zur Nachbefragung im <strong>Distance</strong> counselling bei Klienten, Beratern/innen<br />

und Beobachtern/innen<br />

Vorlage Diplomarbeit von Charlotte Metzler-Burren, NABB 5, Schweiz adaptiert <strong>für</strong> DC-<br />

Training.<br />

Wir haben <strong>die</strong> in der Diplomarbeit präsentierten Fragebogen, <strong>die</strong> eigentlich <strong>für</strong> eine wissenschaftliche<br />

Untersuchung in Sachen Telefonberatung gedacht waren, <strong>für</strong> unsere Zwecke im<br />

<strong>Distance</strong> counselling adaptiert.<br />

Die zwei Beobachtungsfragebogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen sind<br />

sehr differenziert und anspruchsvoll. Dennoch denken wir, dass sie gerade wegen ihrer Differenzierung<br />

von Zeit zu Zeit als Hilfsmittel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reflexion eingesetzt werden sollten.<br />

AuF Print Nr. 12 109


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Selbstverständlich exemplarisch (das heißt z.B. 3 bis 5 x pro Jahr und Berater/in)! Als Lernchance<br />

betrachten wir vor allem den Austausch der Rückmeldung und Beobachtung seitens<br />

des Klienten und des Beobachters mit den Eindrücken des Beraters. Damit ist <strong>die</strong> Anonymität<br />

der Befragung des Klienten nicht gewährleistet, aber <strong>die</strong>s ist im Sinne der vertieften Reflexion<br />

unserer Meinung nach kein Mangel.<br />

Das konkrete Vorgehen kann analog Punkt 21 gewählt werden. Der Fragebogen an Klienten<br />

kann zum Ausfüllen auch per Post zugestellt werden, wenn <strong>die</strong>s inklusiv der konkreten Absicht,<br />

<strong>die</strong> dahinter steht, bereits vorher mit den Klienten geklärt wurde und <strong>die</strong>se ihre Bereitschaft<br />

zur Mitarbeit bei der Evaluation erklärt haben. Es empfiehlt sich <strong>die</strong> Zusendung der<br />

Fragebogen sofort in <strong>die</strong> Wege zu leiten. Innert einer Woche sollten <strong>die</strong>se wieder zurück<br />

sein. Das Erinnerungsvermögen lässt sonst stark nach.<br />

Fragebogen <strong>für</strong> Klienten sh. Anhang S. 31 bis 39.<br />

Fragebogen <strong>für</strong> Berater/innen und Beobachter/innen sh. Anhang S. 40 bis 46.<br />

4. Resumé<br />

Wer als Dienstleistungsunternehmen (und das sind wir ja wohl alle) zu den Besten gehören<br />

will, <strong>für</strong> den ist das Streben nach Qualität in allen Bereichen Pflicht. Diesem Grundsatz gilt es<br />

vermehrt nachzuleben. Nur eine Organisation, <strong>die</strong> sich in ihren Leistungen selbstkritisch hinterfragt,<br />

kann auch künftig ihre Anspruchshalter zufrieden stellen.<br />

Es ist nicht mehr <strong>die</strong> Frage nach dem ob (ob wir Qualitätsmanagement betreiben sollen),<br />

sondern nur noch <strong>die</strong> Frage nach dem wie zu stellen. Qualitätsmanagement ermöglicht es,<br />

unsere Stärken und auch <strong>die</strong> Schwächen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen in<br />

<strong>die</strong> Wege zu leiten.<br />

• Sich öffnen. Raus treten.<br />

• Transparenz in der Arbeit.<br />

• Flexibilität.<br />

• Angst weg nehmen vor Veränderung, vor Neuem.<br />

• Mut und Optimismus verbreiten.<br />

• Glauben an <strong>die</strong> Zukunft und unsere junge Generation.<br />

• Risikofreudiger werden, u.v.a.m.<br />

Die Zeit der Arbeit der Berufsberater/-innen im stillen Kämmerlein ohne sich gegenüber dem<br />

Auftraggeber ausweisen zu müssen, ist vorbei. Das ist gut so!<br />

Aus eigener Erfahrung im Team der Berufsberatungsstelle des FL können wir bestätigen,<br />

dass es sich lohnt, in <strong>die</strong>sen Prozess einzusteigen. Gute Arbeit bringt Befriedigung und wenn<br />

sie gar noch von außen anerkannt wird (Wirk- und Ergebnisqualität), dann tut uns das zusätzlich<br />

wohl.<br />

Die in <strong>die</strong>sem Handbuch vorliegenden Hilfsmittel können den Prozess Qualitätsmanagement<br />

zu entwickeln sehr wohl anregen. Probieren wir es! Die Hilfsmittel sind aber auch der Veränderung<br />

unterworfen, können und sollen adaptiert werden und zu neuen Experimenten anregen.<br />

Es ist besser sagen zu können, wir haben <strong>die</strong>ses und jenes versucht (zwar auch mit unterschiedlichem<br />

Erfolg), als sich eingestehen zu müssen, dass wir immer noch überlegen, <strong>die</strong>ses<br />

oder jenes dann in Angriff zu nehmen.<br />

Zuletzt noch ein Appell an <strong>die</strong> Auftraggeber und Verantwortlichen im Staat und in der Gesellschaft<br />

auch im Beratungsgeschehen mittelfristig und langfristig zu investieren (Rahmenbedingungen)<br />

und damit eine Nachhaltigkeit zu erreichen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> finanziellen Einsätze auch<br />

rechtfertigen.<br />

110 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement<br />

• als Entwicklung<br />

• als Innovation<br />

• als kreatives Betätigungsfeld<br />

• als Lernprozess<br />

• als Gestaltungsprozess<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Freude an der Arbeit wird sich durch Qualität steigern. Identifikation mit der Arbeit, mit der<br />

Beratungsstelle trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit wesentlich bei.<br />

Die drei Eckgrößen<br />

• Kundenzufriedenheit<br />

• Mitarbeiterzufriedenheit<br />

• Innovation und Kreativität<br />

kommunizieren sehr wohl miteinander. Sie sind Basis <strong>für</strong> den Sinn und Zweck unserer Arbeit<br />

und damit auch <strong>für</strong> unsere Ratsuchenden von Vorteil.<br />

<strong>Distance</strong> counselling ist eine ganz besonders interessante und herausfordernde Art von<br />

Beratung und in einigen Bereichen anderen Gesetzmäßigkeiten zugeordnet als <strong>die</strong> face to<br />

face Beratung.<br />

Die Herausforderung reizt, packen wir sie an, mit den in <strong>die</strong>sem Trainingshandbuch vorgegebenen<br />

Anregungen und Hilfsmitteln.<br />

Mut zur Zukunft ist gefordert, schöpfen wir unsere Potentiale aus!<br />

AuF Print Nr. 12 111


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

112 AuF Print Nr. 12


Evaluation Beratungsgespräch<br />

(Fragen an <strong>die</strong> Beratenden)<br />

1. Welche Erwartungen und Anliegen hatte der/<strong>die</strong> Klient/in an mich?<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

2. Welches waren <strong>die</strong> Kernfragen der Klientin/des Klienten? Inwieweit gelang es mir, sie<br />

zu erfassen?<br />

3. Welches waren meine Ziele und Teilziele?<br />

4. Wie bewusst war ich mir, wie/mit welchen Methoden ich gearbeitet habe?<br />

5. Welche Methoden/Interventionen waren besonders nützlich?<br />

6. Mit wie viel Motivation arbeitete der/<strong>die</strong> Klient/in auf eine Problemlösung hin?<br />

7. Welche Phasen/Absichten der Klientin/des Klienten waren kritisch/schwierig zu meistern?<br />

8. Wieweit sind <strong>die</strong> Erwartungen der Klientin/des Klienten erfüllt worden?<br />

9. Was hat mir in der Beratung besonders gut gefallen / ist mir gut gelungen?<br />

10. Was hat mir in der Beratung gefehlt?<br />

Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />

AuF Print Nr. 12 113


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Gesprächsprotokoll<br />

(Grundlage <strong>für</strong> persönliche Reflexion oder Reflexion mit VisitorIn, SupervisorIn)<br />

Anruf-Nr.: _____ Datum: _____________ Zeit: von _________ bis _________<br />

Anrufer: Namentlich � anonym � Geschlecht P� P� Famsit.: _________<br />

Bericht erstellt von: ________________________________________________<br />

• Erster Satz des Anrufers / der Anruferin:<br />

• Anliegen und Situation des Anrufers / der Anruferin:<br />

• Verlauf des Gesprächs:<br />

• Abschluss des Gesprächs, Vereinbarungen:<br />

Beziehungsmuster:<br />

• Was soll BeraterIn <strong>für</strong> AnruferIn sein?<br />

• Was will BeraterIn <strong>für</strong> AnruferIn sein?<br />

• Welche Beziehung entsteht <strong>für</strong> AnruferIn und <strong>für</strong> BeraterIn daraus?<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

Wenn ich das Gespräch noch einmal „durchdenke / durchfühle“, worüber würde ich jetzt gerne<br />

reden?<br />

• Wie geht es mir jetzt, nach Abschluss des Gesprächs?<br />

• Anregungen <strong>für</strong> den Kontakt mit AnruferIn.<br />

• Mit wem sollte / kann das Gespräch noch bearbeitet werden?<br />

Anregungen <strong>für</strong> eine Reflexion eines Gesprächs <strong>für</strong> VisitorIn:<br />

- Strukturierung des Gesprächs anhand des Berichtsbogens<br />

- Ist deutlich geworden, was der/<strong>die</strong> AnruferIn will?<br />

- Was hast du gehört?<br />

- Was war hilfreich?<br />

- Was hat blockiert?<br />

- Feedback des / des Hospitationsbegleiters/in und umgekehrt<br />

114 AuF Print Nr. 12


Mögliche Schwerpunkte der Beobachtung:<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

- Wie war der Gesprächseinstieg?<br />

- Wie erlebst du den/<strong>die</strong> BeraterIn? Eher vorsichtig oder fordernd oder konfrontativ?<br />

- Wie ist <strong>die</strong> Stimme? (gefestigt, zart …?)<br />

- Sind eigene Haltungen / Werte zu erkennen?<br />

- Timing? (schnell oder eher Zeit gelassen, …)<br />

- An welchen Stellen des Gesprächs gab es Unsicherheiten?<br />

- Konnte ich strukturieren, rückmelden? Hat der/<strong>die</strong> AnruferIn Inhalte verstanden, wie<br />

konnte das erkannt werden?<br />

- Welche Gefühle waren spürbar?<br />

- Wie war der Abschluss des Gespräches?<br />

Vorlage: Telefonseelsorge Vorarlberg/Austria, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />

Vorlage „Merkmale des Sprechens“<br />

Freundlichkeit � freundlich<br />

� unfreundlich<br />

Artikulation /<br />

Verständlichkeit<br />

� deutlich<br />

� undeutlich<br />

Lautstärke � zu leise<br />

� angenehm<br />

� zu laut<br />

Tonhöhe /<br />

Klangfarbe<br />

Betonung /<br />

Stimmführung<br />

� zu hoch<br />

� sympathisch<br />

� zu tief<br />

� lebendig<br />

� eintönig<br />

Pausen � zu wenig<br />

� genau richtig<br />

� zu viele<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25 und 3.2 / S. 26<br />

Anmerkungen<br />

Vorlage: Kurs „Die Telefonzentrale - <strong>die</strong> lebende Visitenkarte des Unternehmens“, Wifi Vorarlberg/Austria<br />

AuF Print Nr. 12 115


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Beobachtungsraster <strong>für</strong> Telefonbeobachtung - <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(Maximalversion)<br />

Wochentag und Uhrzeit des Anrufes:<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25 und 3.2 / S. 26<br />

.........................................................................................................................................<br />

In welcher Umgebung befindet sich BeraterIn:<br />

.........................................................................................................................................<br />

Womit war BeraterIn gerade beschäftigt:<br />

.........................................................................................................................................<br />

Dauer des Gesprächs:<br />

.........................................................................................................................................<br />

1. Persönliche Angaben<br />

Alter<br />

Geschlecht<br />

Wohnort/Region<br />

Muttersprache<br />

Schul- u. Berufsausbildung<br />

dzt. Stand (Schulstufe, Beruf,<br />

Arbeitslos)<br />

2. Grund des Anrufes<br />

Anruf <strong>für</strong>:<br />

� sich selbst<br />

� Sohn/Tochter<br />

� Freund/in<br />

� Partner/in<br />

BeraterIn RatsuchendeR<br />

� ..............................................................................................................................<br />

116 AuF Print Nr. 12


Thematik (Mehrfachnennungen erlaubt):<br />

� Pflichtschule/Ausbildung/Studium beendet. Wie weiter?<br />

� Probleme in Schule/Ausbildung/Studium<br />

� Unzufriedenheit/Probleme mit Beruf/Arbeit<br />

� Beruf- od. Bildungsinfos<br />

� will Entscheidungshilfe<br />

� persönliche Probleme<br />

� Stellensuche<br />

� anderes Anliegen:<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

.............................................................................................................................<br />

� verdecktes Anliegen:<br />

.............................................................................................................................<br />

3. Einschätzen des Problems/Weitergabe von Infos<br />

Ist der/<strong>die</strong> Ratsuchende zu jenen Informationen,<br />

Auskünften, Hinweisen gekommen, <strong>die</strong> er/sie in<br />

seiner/ihrer Situation benötigte? o ja o nein<br />

Wenn nein, welches ist/wäre der richtige Weg:<br />

� Persönliche Beratung auf Terminbasis (ca. 1 h/Termin, mehrere Termine)<br />

� Verweis auf BIZ-Besuch<br />

� kurzes Infogespräch im Informationszentrum (ca. 15 min, ohne Terminvereinbarung)<br />

� andere Beratungsstelle: Welche?<br />

.............................................................................................................................<br />

Wie wurden Infos weitergegeben?<br />

� telefonisch<br />

� durch Zusenden von Infomaterial per Post<br />

� durch email<br />

� durch Angabe von Homepages, e-mail-Adressen<br />

� durch Angabe von ihm/ihr weiterhelfenden Stellen<br />

� .............................................................................................................................<br />

�<br />

4. Verfassung des/der Ratsuchenden<br />

steht unter Termindruck - sucht schnelle Entscheidung o ja o etwas o nein<br />

ist informiert o ja o etwas o nein<br />

kennt sich selber und seine/ihre Wünsche/Anliegen o ja o etwas o nein<br />

hat sich eigentlich schon entschieden o ja o etwas o nein<br />

überlastet/überfordert o ja o etwas o nein<br />

hilflos, weiß überhaupt nicht wie weiter o ja o etwas o nein<br />

Sonstiges: ..............................................................................................................<br />

AuF Print Nr. 12 117


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Wie hat der/<strong>die</strong> BeraterIn auf <strong>die</strong> Verfassung des Ratsuchenden reagiert?<br />

.................................................................................................................................<br />

.................................................................................................................................<br />

..................................................................................................................................<br />

5. Mit dem/der Ratsuchenden wurden folgende Themen behandelt:<br />

� Vorgangsweise bei Berufswahl<br />

� Berufsinfos, Schulinfos (Inhalte, Voraussetzungen, Kosten, Dauer, Ort, ...)<br />

� Weiterbildungen (Inhalte, Voraussetzungen, Kosten, Dauer, Ort, ...)<br />

� Berufsalternativen/Ausbildungsalternativen<br />

� Studium, FH<br />

� Ausland (Arbeit, Ausbildung)<br />

� Berufseinstieg/Stellensuche (Gehalt, persönl. Befriedigung, Ansehen, berufl. Weiterkommen,<br />

...)<br />

� Berufsaussichten, Arbeitsmarktfragen, etc.<br />

� Förderungen / Stipen<strong>die</strong>n<br />

� Probleme des/der Ratsuchenden mit ..... (zB Arbeitslosigkeit, Schulwahl, ...)<br />

� Infos über BeraterInnen, ... (Organisatorisches)<br />

� Beratungsablauf<br />

� Eignungsfragen, Testsabklärungen<br />

� .........................................................................................................................<br />

6. Kommunikation<br />

Begrüßung (Institution, Name deutl. ausgesprochen?) o gut o mäßig o nicht gut<br />

Stimmqualität (Tonlage, ...) o gut o mäßig o nicht gut<br />

Sprechtempo (gleich bleibend, schnell, ...) o gut o mäßig o nicht gut<br />

Wärme der Stimme/sympathische Stimme o gut o mäßig o nicht gut<br />

Verständlichkeit (Verständigungsprobleme) o gut o mäßig o nicht gut<br />

klientenbezogene Sprache angewendet? o gut o mäßig o nicht gut<br />

während Telefonat Ratsuchenden ermutigt (mhm)? o gut o mäßig o nicht gut<br />

aus Stimme (Tonfall, Seufzern, ...) erkannt,<br />

wie es RS ging bzw. darauf eingegangen? o gut o mäßig o nicht gut<br />

gut zugehört? o gut o mäßig o nicht gut<br />

wurden RS Bedingungen geschaffen, möglichst frei<br />

zu sprechen? Wie? .................................................. o gut o mäßig o nicht gut<br />

Wie waren <strong>die</strong> Sprechanteile?<br />

100% RatsuchendeR 100 % BeraterIn<br />

Sonstige Anmerkungen, Beschreibungen der Kommunikation:<br />

..........................................................................................................................................<br />

..........................................................................................................................................<br />

..........................................................................................................................................<br />

118 AuF Print Nr. 12


7. Beziehung/Verhalten/Emotionen<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Beziehung zu RS:<br />

empathisch o gut o mäßig o nicht gut<br />

wertschätzend o gut o mäßig o nicht gut<br />

echt o gut o mäßig o nicht gut<br />

einfühlsam (Basis/Nähe gefunden) o gut o mäßig o nicht gut<br />

Sonstiges: .......................................................................................................................<br />

Beraterverhalten:<br />

RS zum Sprechen ermuntert? o ja o tw. o nein<br />

aufmerksam zugehört? o ja o tw. o nein<br />

offene Fragen gestellt? o ja o tw. o nein<br />

Hinterfragt?/Erklärungen verlangt? o ja o tw. o nein<br />

Gespräch zusammengefasst? o ja o tw. o nein<br />

Infos gegeben? o ja o tw. o nein<br />

verständnisvoll o ja o tw. o nein<br />

hilfsbereit o ja o tw. o nein<br />

geduldig o ja o tw. o nein<br />

Falls das Gespräch ausgeufert ist, wurde <strong>die</strong>s von<br />

der/dem BeraterIn rechtzeitig unterbunden? o ja o tw. o nein<br />

Verhalten des/der Ratsuchenden:<br />

schnippisch o ja o tw. o nein<br />

fordernd o ja o tw. o nein<br />

herablassend o ja o tw. o nein<br />

hilfesuchend o ja o tw. o nein<br />

verzagt o ja o tw. o nein<br />

unsicher o ja o tw. o nein<br />

Sonstiges: .........................................................................................................................<br />

Emotionen: bei/m BeraterIn bei/m Klienten/Klientin<br />

zuversichtlich<br />

ängstlich<br />

sachlich<br />

motiviert<br />

neugierig<br />

optimistisch<br />

von der Situation überfordert<br />

gestresst<br />

unschlüssig<br />

.................<br />

8. Wie ist es dem/der BeraterIn bei dem Telefongespräch ergangen?<br />

Telefonberatung gut gemacht? o ja o tw. o nein<br />

mir war immer klar, was der/<strong>die</strong> RS wollte o ja o tw. o nein<br />

war konzentriert o ja o tw. o nein<br />

Beratungskompetenz bewiesen? o ja o tw. o nein<br />

genügend Zeit <strong>für</strong> RS gehabt? (kein Stress/Druck) o ja o tw. o nein<br />

leicht herauszufinden, was RS wollte o ja o tw. o nein<br />

AuF Print Nr. 12 119


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

wusste immer wie auf Aussagen des RS<br />

zu reagieren war o ja o tw. o nein<br />

Telefonat hat mich nicht gestresst o ja o tw. o nein<br />

fühlte mich während Gespräch locker/gelöst o ja o tw. o nein<br />

hatte keine Angst falsch zu reagieren<br />

wenn nein, warum? .................................... o ja o tw. o nein<br />

Beratungsziel erreicht/festgelegt? o ja o tw. o nein<br />

Entscheidung des/der RS gefördert? o ja o tw. o nein<br />

9. Rückmeldung des/der Beobachters/Beobachterin:<br />

War das Gespräch ok oder hätte BeraterIn z.T. mit Situation anders umgehen müssen?<br />

Welche Probleme waren zu beobachten?<br />

.............................................................................................................. ...........................<br />

..........................................................................................................................................<br />

..........................................................................................................................................<br />

..........................................................................................................................................<br />

Vorlage: bifo Vorarlberg/Austria<br />

120 AuF Print Nr. 12


Selbsteinschätzung Kommunikation:<br />

„Mein Verhalten am Telefon.“<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

Dieser Testbogen soll Ihnen Anregungen geben, Ihr Verhalten am Telefon selbst überprüfen<br />

und schrittweise verbessern zu können. Tun Sie <strong>die</strong>s am besten in festgelegten Intervallen.<br />

Arbeiten Sie dazu einen selbstgewählten Abschnitt aus den Listen durch. Die meisten <strong>die</strong>ser<br />

Punkte werden Ihnen bekannt aber nicht immer bewusst sein.<br />

Anhand der einzelnen Aussagen haben Sie <strong>die</strong> Möglichkeit, sich verschiedener Themen und<br />

Empfehlungen zu erinnern und sich <strong>für</strong> <strong>die</strong>se zu sensibilisieren.<br />

Konzentrieren Sie sich im nächsten Zeitraum nur auf ein oder zwei Punkte, <strong>die</strong> Sie verbessern<br />

möchten, auf <strong>die</strong>se aber intensiv.<br />

Passen Sie <strong>die</strong>se Methode und <strong>die</strong> Liste an <strong>die</strong> Bedingungen Ihrer Institution und an Ihre<br />

individuellen Bedürfnisse an:<br />

Ergänzen und verändern Sie <strong>die</strong> einzelnen Schwerpunkte!<br />

Schätzen Sie sich ein in einer Skala von – bis: immer nie<br />

5 4 3 2 1<br />

1. Wenn das Telefon klingelt, konzentriere ich mich<br />

sofort auf das bevorstehende Telefonat.<br />

2. Ich merke mir den Namen meines Gesprächspartners<br />

und schreibe ihn sofort auf.<br />

3. Ich achte darauf, dass mein Gesprächspartner meine<br />

Sprache (Terminologie) versteht.<br />

4. Ich mache mir Gesprächsnotizen und vervollständige<br />

<strong>die</strong>se nach dem Telefonat.<br />

5. Ich passe mein Sprechtempo an den Anrufer an.<br />

6. Ich erledige während eines Telefonates auch noch<br />

andere Dinge.<br />

7. Ich spreche zusammenhängend kaum länger als 60<br />

Sekunden.<br />

8. Wenn ich mir meiner Informationen nicht ganz sicher<br />

bin, weise ich den Anrufer darauf hin.<br />

9. Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />

mich verstanden hat.<br />

10. Wenn mich ein Anruf stört, lasse ich <strong>die</strong>s den Anrufer<br />

direkt oder indirekt spüren.<br />

11. Wenn ich anrufe, vergewissere ich mich, ob mein<br />

Gesprächspartner Zeit und Gelegenheit<br />

<strong>für</strong> ein Gespräch hat.<br />

12. Hin und wieder fragt mich mein Gesprächspartner:<br />

„Sind Sie noch dran?“<br />

13. Ich erledige versprochene Rückrufe pünktlich und<br />

zuverlässig.<br />

14. Ich gebe meinem Partner ausreichend Gelegenheit,<br />

zu überlegen und zu antworten.<br />

15. Ich spreche am Telefon lauter als sonst üblich.<br />

AuF Print Nr. 12 121


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

16. Telefonate mit unangenehmen Gesprächspartnern<br />

beende ich schneller als sinnvoll wäre.<br />

17. Ich bin freundlich am Telefon und lächle bei der Begrüßung.<br />

18. Ich nehme schnell ab, wenn das Telefon klingelt.<br />

19. Meine Gesprächsnotizen sind so schlecht zu lesen,<br />

dass ich sie nicht mehr vollständig entziffern kann.<br />

20. Dinge, <strong>die</strong> ich sehr oft am Telefon erzähle, können<br />

etwas monoton oder „geleiert“ klingen.<br />

21. Ich spreche nur über <strong>die</strong> Dinge, <strong>die</strong> <strong>für</strong> meinen Gesprächspartner<br />

wichtig sind.<br />

22. Ich kann ein Gespräch beenden, ohne unfreundlich<br />

oder abrupt zu wirken.<br />

23. Ich achte darauf, dass ich am Telefon sympathisch<br />

wirke.<br />

24. Termine, Zahlen und andere wichtige Informationen<br />

wiederhole ich während des Gesprächs prinzipiell.<br />

25. Ich verwende bei längerem Zuhören Worte<br />

oder Sätze der Bestätigung.<br />

26. Ich wirke am Telefon engagiert.<br />

27. Ich kann den Grund eines Anrufes schnell erfragen.<br />

28. Ich habe das Gefühl, dass mein Gesprächspartner<br />

mir interessiert zuhört.<br />

29. Ich spreche meinen Gesprächspartner mit seinem<br />

Namen an.<br />

30. Ich vergewissere mich zwischendurch, ob mein Gesprächspartner<br />

mich verstanden hat.<br />

31. Mir gelingt es, Offenheit und Vertrauen bei meinem<br />

Gesprächspartner zu erzeugen.<br />

32. Ich benutze gelegentlich Verlegenheitslaute.<br />

33. Ich kommuniziere während des Telefonates<br />

mit anderen, z.B. durch Mimik und Gestik.<br />

34. Ich benutze vertraute Fachbegriffe und Abkürzungen<br />

ohne zu überlegen, ob sie meinem Gesprächspartner<br />

bekannt sind.<br />

35. Während des Gespräches benutze ich bewusst Gesprächstechniken.<br />

36. Ich spreche mit einer angenehmen, warmen Stimme.<br />

37. Ich bedanke mich am Ende des Gespräches<br />

<strong>für</strong> den Anruf bzw. <strong>für</strong> das Interesse.<br />

38. Ich verstehe es, meine Sprache dynamisch und lebendig<br />

zu gestalten.<br />

39. Ich unterbreche meinen Gesprächspartner, wenn ich<br />

das Gespräch damit beschleunigen kann.<br />

122 AuF Print Nr. 12


40. Ich erspüre <strong>die</strong> Stimmung meiner Gesprächspartner<br />

und kann auf sie eingehen.<br />

41. Wenn ich nicht gut konzentriert bin, verspreche ich<br />

mich oder suche nach Worten.<br />

42. Ich achte darauf, dass ich mich <strong>für</strong> den Anrufer verständlich<br />

melde.<br />

43. Ich rauche oder trinke während eines Gespräches.<br />

44. Wenn ich keine Lust habe zu telefonieren,<br />

rede ich einsilbig und frage kaum nach.<br />

Vorlage: Login Berlin/Deutschland<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

AuF Print Nr. 12 123


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Checkliste Organisation:<br />

„Vorbereitung des Telefonierens und Einbindung in <strong>die</strong> Beratungsabläufe.“<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

Dienstleistungseinrichtungen werden in erster Linie von außen, also durch ihr Funktionieren<br />

<strong>für</strong> Kunden bewertet.<br />

Mitarbeiter betrachten und verstehen aber ihre Institutionen häufig aus inneren Abläufen und<br />

Prinzipien heraus. Sie verhalten sich in gewohnten Arbeitsroutinen.<br />

Damit können wesentliche Aspekte der Kundenorientierung von Beratungsstellen übersehen<br />

werden.<br />

Diese Checkliste „scheinbarer Selbstverständlichkeiten“ soll Sie dabei unterstützen, <strong>die</strong>se<br />

„Betriebsblindheit“ zu überwinden, indem Sie <strong>die</strong> Organisation Ihrer Arbeit regelmäßig nach<br />

objektiven Kriterien überprüfen.<br />

Prüfen Sie <strong>die</strong> im Folgenden definierten Standards. Wo Sie <strong>die</strong>se nicht bestätigen können,<br />

sind Aufgabenstellungen <strong>für</strong> den nächsten Zeitraum ableitbar.<br />

Passen Sie <strong>die</strong>se Methode und <strong>die</strong> Listen an <strong>die</strong> Bedingungen Ihrer Institution und an Ihre<br />

individuellen Bedürfnisse an:<br />

Ergänzen und verändern Sie <strong>die</strong> einzelnen Abschnitte und Fragestellungen!<br />

A. Erreichbarkeit<br />

1. Überprüfen Sie <strong>die</strong> Zeiten Ihrer telefonischen Erreichbarkeit:<br />

Es bestehen regelmäßige Gesprächszeiten, <strong>die</strong> üblichen Standards <strong>die</strong>nstleistender Institutionen<br />

entsprechen.<br />

In <strong>die</strong>sen Zeiträumen sind Sie verlässlich erreichbar.<br />

2. Überprüfen Sie regelmäßig, wie es ist, „wenn Sie sich selbst anrufen“:<br />

Nach angemessener Zeit meldet sich jemand bzw. werden Sie weiterverbunden.<br />

Es gibt eine akustische Warteschleife, <strong>die</strong> wenig aufdringlich wirkt.<br />

Außerhalb der Sprechzeit meldet sich ein Anrufbeantworter mit freundlichen und verständlichen<br />

Informationen.<br />

3. Wie werden Telefonate weitergeleitet:<br />

Namen und Telefonnummern werden dem Anrufer mitgeteilt.<br />

Der Anrufer wird zügig verbunden bzw. nicht hängen gelassen.<br />

Es wird auf verschiedene Fachkompetenzen von Mitarbeitern hingewiesen.<br />

B. Die Beratungsstelle als homogene Dienstleistungsinstitution<br />

Von jedem Erstanrufer werden relevante Informationen vergleichbar und reproduzierbar<br />

erhoben.<br />

Bei einem Folgeanruf hat jeder (vertretende) Mitarbeiter schnell und unkompliziert Zugriff<br />

auf <strong>die</strong>se Informationen.<br />

Alle Mitarbeiter können einander ersetzen.<br />

Sie sind ständig über <strong>die</strong> An- und Abwesenheit Ihrer Kollegen informiert.<br />

Sie verfügen über alle wichtigen Adress- und Telefonverzeichnisse in aktueller Variante.<br />

Alle üblichen Kommunikationstechnologien sind unkompliziert nutzbar.<br />

C. Der Arbeitsplatz<br />

Sie verfügen über einen modernen Telefonapparat, eingebunden in eine leistungsstarke<br />

Telefonanlage.<br />

124 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

Sie können mit <strong>die</strong>sem <strong>die</strong> Stimme Ihrer Telefonpartner laut und deutlich verstehen, es<br />

lässt sich ein Headset benutzen.<br />

Sie sind mit der Be<strong>die</strong>nung <strong>die</strong>ses Gerätes gut vertraut.<br />

Sie fühlen sich an Ihrem Arbeitsplatz wohl, können <strong>für</strong> sich kurze Momente der Ruhe und<br />

Entspannung realisieren.<br />

Sie sind akustisch und optisch so gut abgeschirmt, dass Sie frei von Ablenkungen arbeiten<br />

können.<br />

Es liegen alle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung nötigen Unterlagen und Arbeitsmittel griffbereit.<br />

Vorlage: Login Berlin/Deutschland<br />

AuF Print Nr. 12 125


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Q-Plan<br />

Qualität und Qualifizierung<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

Name __________________________<br />

Funktion __________________________<br />

Option Nr. _______ Option Stichwort ______________________________<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit von ___________ bis _______________<br />

K Um welche Aufgabe oder Tätigkeit geht es? Stichworte genügen.<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

Warum befasse ich mich damit? Stichworte genügen.<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

L Ziel: Was wird am Ende der Q-Periode vorhanden sein? Möglichst genau.<br />

Möglichst nur ein Ziel.<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

M Vorgehen: A. Was tue ich, um das Ziel L zu erreichen? Möglichst präzise: 1. Schritt, 2.<br />

Schritt usw. B. Bei welcher Gelegenheit? In welcher Situation? Wann?<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________<br />

Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />

126 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

N Beurteilung: A. Massstab (in der Regel 2 - 3 Stufen: was ist sehr gut? was ist gut? Was<br />

genügend? B. Wer kontrolliert? C. Wann? D. Wie?<br />

A. Was ist sehr gut, wann bin ich sehr zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

_____________________________________________________________.<br />

Was ist gut, wann bin ich zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

_____________________________________________________________<br />

Was ist eher schwach, wann bin ich unzufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

_____________________________________________________________<br />

B. Wer kontrolliert <strong>die</strong> Erfüllung / nicht Erfüllung meines Ziels L?<br />

_____________________________________________________________<br />

C. Wann wird kontrolliert? _______________________________________<br />

D. Wie, mit welchen Mitteln wird kontrolliert?<br />

_____________________________________________________________<br />

Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />

______________ ___________________ ______________________<br />

Protokoll des Auswertungsgespräches<br />

_____________________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________________<br />

_____________________________________________________________________<br />

Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />

_____________ ___________________ ______________________<br />

Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> conselling<br />

vgl. Handbuch 3.1 / S. 25<br />

AuF Print Nr. 12 127


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Q-Plan<br />

Qualität und Qualifizierung<br />

Name Berufsberatungsstelle FL / alle<br />

Funktion<br />

Option Nr. 1/02 Option Stichwort <strong>Distance</strong> counselling<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zeit von 1.1.02 bis 30.6.02<br />

K Um welche Aufgabe oder Tätigkeit geht es? Stichworte genügen.<br />

<strong>Distance</strong> counselling<br />

Meine telefonischen Beratungen analysieren, beobachten, reflektieren,<br />

und optimieren. Reflexion was war, was ist abgelaufen, was war <strong>die</strong> zentrale Frage,<br />

wie geantwortet, wie begegnet?<br />

Warum befasse ich mich damit? Stichworte genügen.<br />

Um effizienter und kompetenter am Telefon zu beraten.<br />

L Ziel: Was wird am Ende der Q-Periode vorhanden sein? Möglichst genau.<br />

Möglichst nur ein Ziel.<br />

Analyse meiner telefonischen Beratungen (was wird gefragt?)<br />

Typische Situationen erfasst und protokolliert. Praktische Beratungsbeispiele gesammelt.<br />

Zeit: Aufwand / Ertrag<br />

M Vorgehen: A. Was tue ich, um das Ziel L zu erreichen? Möglichst präzise: 1. Schritt, 2.<br />

Schritt usw. B. Bei welcher Gelegenheit? In welcher Situation? Wann?<br />

Regelmässige Kontrolle meiner Telefonate, bewusstes Zuhören (Selbstkontrolle)<br />

Aufnahmen von Gesprächen machen (Tonband), Gespräch analysieren, reflektieren<br />

Visitieren: mithören, zuhören, beobachten (verbal / nonverbal), 2 - 3 x bei Mitarbeitern<br />

- gegenseitig<br />

Praktische Beratungsbeispiele sammeln, erfassen und protokollieren<br />

Typische Anfragen / was (Kategorien), Analyse<br />

3 bis 4 Beispiele (protokolliert oder auf Band), <strong>die</strong> sich <strong>für</strong> ein Beratungstraining<br />

am Telefon eignen könnten.<br />

Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />

128 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

N Beurteilung: A. Massstab (in der Regel 2 - 3 Stufen: was ist sehr gut? was ist gut? Was<br />

genügend? B. Wer kontrolliert? C. Wann? D. Wie?<br />

A. Was ist sehr gut, wann bin ich sehr zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

Wenn der Auftrag im vorgebenen Zeitrahmen vollumfänglich erledigt ist.<br />

Was ist gut, wann bin ich zufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

Wenn der Auftrag mehrheitlich erledigt ist.<br />

Was ist eher schwach, wann bin ich unzufrieden mit meiner 2Q-Leistung?<br />

Wenn der Auftrag nur in wenigen Teilen erledigt ist.<br />

B. Wer kontrolliert <strong>die</strong> Erfüllung / nicht Erfüllung meines Ziels L?<br />

Chef / Team<br />

C. Wann wird kontrolliert? Juli / August 2002<br />

D. Wie, mit welchen Mitteln wird kontrolliert?<br />

Berichten im Team, Fakten, Analysen, Beispiele vorlegen<br />

Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />

9.1.2001 MS, BT, MG, MÖ, CG Dr. Karl Jehle<br />

Protokoll des Auswertungsgespräches<br />

Datum Der/<strong>die</strong> Mitarbeiter/in Der/<strong>die</strong> Vorgesetzte<br />

9.1.2001 MS, BT, MG, MÖ, CG Dr. Karl Jehle<br />

Vorlage 2Q-Methode von Prof. Dr. K. Frey, Zürich adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> conselling<br />

AuF Print Nr. 12 129


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

<strong>Distance</strong> counselling<br />

Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Vistoren/innen<br />

Zur Gesprächsführung<br />

A<br />

bemerkenswert<br />

gut<br />

vgl. Handbuch 3.2 / S. 26<br />

• Der / <strong>die</strong> Berater/in geht auf <strong>die</strong> emo-<br />

tionale, intellektuelle und körperliche H H H H<br />

Situation der Klienten und Klientinnen<br />

angemessen ein.<br />

• Auf das, was <strong>die</strong> Klienten und Klien-<br />

tinnen sagen, wird einfühlsam und H H H H<br />

sachlich eingegangen.<br />

• Der / <strong>die</strong> Berater/in drückt sich ver-<br />

ständlich aus und überprüft, ob er/sie H H H H<br />

verstanden worden ist.<br />

• Die offene, anregende Fragetechnik er-<br />

möglicht den Klienten und Klientinnen H H H H<br />

im Gespräch optimale Eigeninitiative.<br />

• Zwischen Berater/in und Klientschaft<br />

entsteht ein kooperatives Klima. H H H H<br />

• Der/<strong>die</strong> Berater/in gibt konstruktives<br />

Feedback. H H H H<br />

• Konfrontation wird prozessfördernd<br />

eingesetzt. H H H H<br />

• Der / <strong>die</strong> Berater/in bezieht Stellung,<br />

wo <strong>die</strong>s angezeigt ist. H H H H<br />

• Klienten und Klientinnen wird trans-<br />

parent gemacht, was weshalb in der H H H H<br />

Beratung geschieht.<br />

• Während des Gesprächs ist dessen<br />

Struktur feststellbar. H H H H<br />

130 AuF Print Nr. 12<br />

B<br />

gut<br />

C<br />

zu ver-<br />

bessern<br />

D<br />

unge-<br />

nügend


Zum Inhalt<br />

A<br />

bemerkenswert<br />

gut<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

• Die Anliegen der Klienten und Klien-<br />

tinnen werden erhoben und geklärt. H H H H<br />

• Anamnestische Daten werden so-<br />

weit erfragt, als sie berufswahlrele- H H H H<br />

vant sind.<br />

• Beratungsziele werden erarbeitet und<br />

vereinbart. H H H H<br />

• Dem Informationsbedürfnis der Klien-<br />

ten und Klientinnen wird situationsge- H H H H<br />

recht und gesprächsfördernd entspro-<br />

chen.<br />

• Soweit schon möglich, werden berufs-<br />

wahlwichtige Faktoren (bzw. Gütekri-<br />

terien) <strong>für</strong> <strong>die</strong> angestrebten Lösungen H H H H<br />

erarbeitet und festgehalten.<br />

• Visualisierungstechniken sind im Kon-<br />

text der Beratung begründet, sowie H H H H<br />

gesprächs- und verständnisfördernd<br />

eingebettet.<br />

• Das weitere Vorgehen wird geplant<br />

und vereinbart. H H H H<br />

• Konkrete Realisationsstrategien und<br />

-schritte werden erarbeitet und, wo H H H H<br />

nötig, Realisationshilfen vermittelt.<br />

• Eine Evaluationsphase findet statt. H H H H<br />

Vorlage: Schweiz. Verband <strong>für</strong> Berufsberatung (SVB), Zürich/CH, adaptiert <strong>für</strong> <strong>Distance</strong> counselling<br />

AuF Print Nr. 12 131<br />

B<br />

gut<br />

C<br />

zu ver-<br />

bessern<br />

D<br />

unge-<br />

nügend


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Auswertung des Beratungsgesprächs „<strong>Distance</strong> counselling“<br />

vgl. Handbuch 3.2 / S. 26<br />

Im Auswertungsgespräch kommen das Beratungsgeschehen und <strong>die</strong> Stimmung zur Sprache.<br />

Dabei werden beispielsweise Themen besprochen wie:<br />

• Zielsetzung - Ist das Ziel erreicht?<br />

• Beratungsstil - Wie habe ich mich gefühlt?<br />

• Inhaltliche Aspekte - Wie klar ist das Procedere? Wie steht es mit der Information?<br />

• Abmachungen - Ist das weitere Vorgehen klar?<br />

• Berufswahlprozess - Ist der/<strong>die</strong> Klient/in weiter gekommen?<br />

• Aufwand und Ertrag - Wurde <strong>die</strong> Zeit sinnvoll genutzt?<br />

• Berufsberatung - Welches Erscheinungsbild wurde vermittelt?<br />

Anhand der Notizen (vgl. Beobachtungsbogen S. 22 + 23) werden Sequenzen und konkrete<br />

Beispiele besprochen.<br />

Fragen (oder Schlussfolgerungen), auf <strong>die</strong> man am Schluss eine Antwort erhalten hat:<br />

Visitor/in Das nehme ich mit.<br />

Das lerne ich daraus.<br />

Das werde ich in meiner Arbeit mitverwenden.<br />

Darauf werde ich vermehrt achten.<br />

Berater/in Das ist besonders gelungen.<br />

Das hat es mir gegeben.<br />

Darauf werde ich vermehrt achten.<br />

Das werde ich das nächste Mal besser machen.<br />

Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />

132 AuF Print Nr. 12


Evaluation der Dienstleistung <strong>Distance</strong> counselling bei der<br />

Berufsberatung (Kundenbefragung)<br />

1. Angaben zum / zur Ratsuchenden als Person<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Name: _______________________________________________________<br />

Alter: _______________ Geschlecht: P� Q�<br />

vgl. Handbuch 3.3 / S. 26<br />

Schulabschluss / Ausbildung: ____________________________________<br />

Derzeitig ausgeübter Beruf: ____________________________________<br />

2. Wie sind Sie auf <strong>die</strong> Möglichkeit der telefonischen Beratung gekommen /<br />

gestossen?<br />

� durch Information der Berufsberatung / des Arbeitsamtes<br />

� durch Zeitungen, Werbung, Inserate<br />

� durch Anregung von Bekannten, Verwandten und Freunden<br />

� Sonstige: __________________________________________________<br />

3. Was war der Grund Ihres Anrufes? Ich wollte:<br />

� Informationen / Beratung Berufswahl allgemein<br />

� Informationen / Beratung über Berufe / Lehrberufe<br />

� Informationen / Beratung über Erstausbildung<br />

� Informationen / Beratung über Schulen<br />

� Informationen / Beratung über Stu<strong>die</strong>n<br />

� Informationen / Beratung über freie Ausbildungsplätze<br />

� Informationen / Beratung über Auslandaufenthalte<br />

� Informationen / Beratung über Weiterbildungen<br />

� Sonstige: __________________________________________________<br />

4. Haben Sie Ihr Ziel erreicht? Haben Sie <strong>die</strong> gewünschte Information / Beratung<br />

erhalten? Wie weit sind Sie mit dem telefonischen Beratungsgespräch zufrieden?<br />

� sehr zufrieden, war mir eine grosse Hilfe<br />

� zufrieden, hat mir einiges gebracht, bin einen Schritt weiter<br />

� weniger zufrieden, hat mir wenig Hilfe gebracht<br />

� nicht zufrieden, hat mir nichts gebracht<br />

5. Wir beurteilen Sie <strong>die</strong> Kompetenz des Beraters / der Beraterin<br />

Sachkompetenz Sozialkompetenz<br />

� sehr gut � sehr gut<br />

� gut � gut<br />

� zufrieden stellend � zufrieden stellend<br />

� weniger gut � weniger gut<br />

6. Wie empfanden Sie das Gespräch mit dem Berater / der Beraterin?<br />

� sehr gut, sehr angenehm, sehr kompetent<br />

� gut, freundlich, sachkundig<br />

AuF Print Nr. 12 133


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

� zufriedenstellend<br />

� mangelhaft, hab mich nicht wohl, nicht verstanden gefühlt<br />

� unfreundlich, inkompetent<br />

7. Zur Organisation<br />

Wie hat <strong>die</strong> telefonische Verbindung geklappt, bis Sie zur richtigen Person gelangt<br />

sind?<br />

� musste das Telefon lange klingeln lassen (6 und mehr x) / lange warten<br />

� wurde mehr als 1 x weiter verbunden<br />

8. Wie empfanden Sie <strong>die</strong> Person unserer Dienststelle, mit der Sie zuerst telefonisch<br />

Kontakt hatten (Zentrale, Triage)<br />

� sehr nett und sehr freundlich, hat mich umgehendst kompetent an <strong>die</strong> richtige<br />

Person weiter verbunden<br />

� gut, freundlich, sachkundig<br />

� zufriedenstellend<br />

� mangelhaft, Person war gestresst, nicht besonders freundlich und mangelhaft<br />

sachkundig (falsch weiter geleitet)<br />

9. Wenn Sie weitere offene Fragen zu Ihrer Berufwahl / Laufbahnwahl hätten, würden<br />

Sie wieder <strong>die</strong> Dienstleistung der telefonischen Beratung mit der Person in<br />

Anspruch nehmen, <strong>die</strong> Sie heute beraten hat?<br />

� ja, sehr gerne<br />

� ja, wahrscheinlich<br />

� möglicherweise<br />

� kaum<br />

� nein<br />

10. Wenn Sie wieder einmal unser Kunde / unsere Kundin sein sollten, was würden<br />

Sie bei der nächsten telefonischen Kontaktnahme mit uns noch wünschen (Vorschläge<br />

<strong>für</strong> Verbesserungen)<br />

_______________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________<br />

11. Wenn Sie auf einer Skala von 1 bis 10 Ihren Zufriedenheitsgrad mit <strong>die</strong>ser soeben<br />

erfolgten telefonischen Information / Beratung angeben könnten (1 wäre sehr unzufrieden,<br />

10 wäre sehr zufrieden), wo würden Sie <strong>die</strong>sen dann eintragen?<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

12. Diese Kundenbefragung beinhaltet <strong>für</strong> uns eine Lernchance, Ihre Rückmeldungen<br />

sind uns Anstoß, <strong>die</strong> Dienstleistung noch zu optimieren. Wir danken <strong>für</strong> Ihre<br />

spontanen Aussagen, Einen schönen Tag.<br />

Vorlage: Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein<br />

134 AuF Print Nr. 12


DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und<br />

Beobachter/innen<br />

Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Klienten<br />

Hatten Sie das Gefühl, dass Sie:<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />

über das Problem sprechen können G ja G nein<br />

Ihre Gefühle ausdrücken können G ja G nein<br />

Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin angemessen reagiert:<br />

Klang der Stimme G ja G nein<br />

Offene Fragen G ja G nein<br />

Offene Aussagen G ja G nein<br />

Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />

Feedback zu dem Gesagten G ja G nein<br />

Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />

Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />

Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />

Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />

Sie wurden aufgefordert morgen anzurufen G ja G nein<br />

Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin unangemessen reagiert:<br />

Geschlossene Fragen G ja G nein<br />

Geschlossene Aussagen G ja G nein<br />

Warum Fragen? G ja G nein<br />

Verbindlich G ja G nein<br />

Panik G ja G nein<br />

Berater/in hat zuviel gesprochen G ja G nein<br />

Berater/in hat <strong>die</strong> Kontrolle übernommen G ja G nein<br />

Berater/in hat Sie unter Druck gesetzt G ja G nein<br />

Berater/in wurde autoritär G ja G nein<br />

Berater/in war arrogant G ja G nein<br />

Berater/in war voreingenommen G ja G nein<br />

Berater/in vermied <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />

Weitere Anmerkungen:<br />

Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />

AuF Print Nr. 12 135


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />

DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />

Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Berater/in<br />

Hatten Sie das Gefühl, dass Sie dem/der Anrufer/in Folgendes ermöglichten:<br />

Die Geschichte zu erzählen G ja G nein<br />

Seine Gefühle auszudrücken G ja G nein<br />

Meinen Sie, dass Sie angemessen reagierten:<br />

Klang der Stimme G ja G nein<br />

Offene Fragen G ja G nein<br />

Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />

Feedback zu dem von Ihnen Gesagten G ja G nein<br />

Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />

Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />

Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />

Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />

Sie sagten ihm/ihr, dass er/sie später anrufen solle G ja G nein<br />

Meinen Sie, dass Sie unangemessen reagierten:<br />

Geschlossene Fragen G ja G nein<br />

Warum Fragen? G ja G nein<br />

Verbindlich G ja G nein<br />

Panik G ja G nein<br />

Sie haben zuviel gesprochen G ja G nein<br />

Sie versuchten <strong>die</strong> Kontrolle zu übernommen G ja G nein<br />

Sie haben den Klienten unter Druck gesetzt G ja G nein<br />

Sie wurden autoritär G ja G nein<br />

Sie waren arrogant G ja G nein<br />

Sie waren voreingenommen G ja G nein<br />

Sie vermieden <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />

Weitere Anmerkungen:<br />

Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />

136 AuF Print Nr. 12


Qualitätsmanagement (QM)<br />

vgl. Handbuch 3.4 / S. 27ff<br />

DC-Beobachtungsbogen <strong>für</strong> Klienten, Berater/innen und Beobachter/innen<br />

Bewertungsbogen <strong>für</strong> G Beobachter/in<br />

Meinen Sie, dass der/<strong>die</strong> Klient/in Folgendes tun konnte:<br />

<strong>die</strong> Geschichte erzählen G ja G nein<br />

Seine Gefühle ausdrücken G ja G nein<br />

Meinen Sie, dass der Berater / <strong>die</strong> Beraterin angemessen reagierte:<br />

Klang der Stimme G ja G nein<br />

Offene Fragen G ja G nein<br />

Feedback zu den Gefühlen G ja G nein<br />

Feedback zu dem Gesagten G ja G nein<br />

Ausreichend Zeit gewährt G ja G nein<br />

Mit Respekt begegnet G ja G nein<br />

Empathie ausgedrückt G ja G nein<br />

Vertraulichkeit zugesichert G ja G nein<br />

Man sagte dem Klienten, er solle später anrufen G ja G nein<br />

Hat der Berater / <strong>die</strong> Beraterin unangemessen reagiert:<br />

Geschlossene Fragen G ja G nein<br />

Warum Fragen? G ja G nein<br />

Verbindlich G ja G nein<br />

Berater/in hat zuviel gesprochen G ja G nein<br />

Berater/in hat <strong>die</strong> Kontrolle übernommen G ja G nein<br />

Berater/in hat den Klienten unter Druck gesetzt G ja G nein<br />

Berater/in wurde autoritär G ja G nein<br />

Berater/in war arrogant G ja G nein<br />

Berater/in war voreingenommen G ja G nein<br />

Berater/in vermied <strong>die</strong> Problemlösung G ja G nein<br />

Weitere Anmerkungen:<br />

Vorlage Lehrgang „<strong>Fernberatung</strong>“ von Katharina Trlicova, SK<br />

AuF Print Nr. 12 137


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Telefonberatung<br />

Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten<br />

vgl. Handbuch 3.5 / S. 29f<br />

Sie haben kürzlich bei der Berufsberatung / Laufbahnberatung angerufen und sich in <strong>berufliche</strong>n<br />

Fragen beraten lassen. Sie haben sich auch bereit erklärt, uns eine Rückmeldung über<br />

Ihre Erfahrungen / Empfindungen zu geben.<br />

Wie bemühen uns, unsere Arbeit kompetent, engagiert und den Bedürfnissen unserer Kunden/innen<br />

angepasst durchzuführen. Sie unterstützen uns in unseren Bemühungen, indem<br />

Sie den vorliegenden Fragebogen ausfüllen und mit beiliegendem Antwortcouvert innert 8<br />

Tagen zurücksenden. Bei Fragen zu Themen, <strong>die</strong> in Ihrer Beratung nicht von Bedeutung<br />

waren (z.B. weil Ihr Anliegen / Ihre Fragestellung ganz anders war), lassen Sie <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Felder einfach frei. Wollen Sie uns etwas sagen, das über <strong>die</strong> vorliegenden Fragen<br />

hinausgeht, so notieren Sie Ihre Anregungen bitte auf der Rückseite.<br />

Wir bitten Sie um 10 Minuten Zeit !<br />

Das Beantworten des beiliegenden Fragebogens dauert nicht länger als 10 Minuten. Bitte<br />

warten Sie nicht zu lange mit dem Ausfüllen, sondern beantworten Sie <strong>die</strong> Fragen, solange<br />

Ihre Eindrücke von Ihrem Telefongespräch noch frisch sind.<br />

Ihre ganz persönliche Meinung ist gefragt. Überlegen Sie nicht zu lange und kreuzen Sie<br />

möglichst spontan <strong>die</strong> <strong>für</strong> Sie am ehesten zutreffende Antwort an. Es gibt keine richtigen oder<br />

falschen Antworten.<br />

Aus Gründen der besseren Verständlichkeit werden nur entweder <strong>die</strong> weibliche (Beraterin)<br />

oder <strong>die</strong> männliche Form (Berater) verwendet. Es sind jedoch immer beide Ge-schlechter<br />

gemeint. Für Ihre Mithilfe und Ihre wertvolle Unterstützung möchten wir uns bei Ihnen herzlich<br />

bedanken.<br />

Übrigens der/<strong>die</strong> Berater/in hat im Anschluss an das Gespräch mit Ihnen einen Fragebogen<br />

mit ganz ähnlichen Fragen ausgefüllt.<br />

Ziel ist es Ihre Antworten mit denen des Beraters / der Beraterin zu vergleichen und daraus<br />

Erkenntnisse <strong>für</strong> eine Optimierung unserer Telefonberatung zu ziehen. Wir betrachten <strong>die</strong>s<br />

<strong>für</strong> uns als Lernchance. Sie können uns ganz wesentlich dabei helfen.<br />

Die Angaben werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt und nur stellenintern zu<br />

Weiterbildungszwecken verwendet.<br />

Besten Dank!<br />

Ihr BB-Team<br />

138 AuF Print Nr. 12


1. Persönliche Angaben (freiwillig)<br />

Telefonfonberatung<br />

Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

vgl. Handbuch 3.5 / S. 29f<br />

Name: ________________________________________________________<br />

Adresse: ________________________________________________________<br />

Telefonnummer: _________________________________________________<br />

1.1 Alter, Geschlecht<br />

14 - 20 Jahre G 26 - 30 Jahre G 41 - 50 Jahre G Frau G<br />

21 - 25 Jahre G 31 - 40 Jahre G älter als 50 Jahre G MannG<br />

1.2 Muttersprache<br />

Deutsch G Französisch G Italienisch G Englisch G andere G welche? _______<br />

1.3 Abgeschlossen Schule, Ausbildung (Mehrfachnennungen möglich)<br />

Primarschule G Realschule G Sekundarschule G Gymnasium G<br />

Berufslehre G Dauer: 2 Jahre G 3 Jahre G 4 Jahre G<br />

Handelsschule G Dauer: 1 Jahr G 2 Jahre G 3 Jahre G<br />

andere Fachschule G Dauer: 2 Jahre G 3 Jahre G 4 Jahre G<br />

Fachhochschule G Universitätsstudium G<br />

1.4 Sind Sie oder waren Sie berufstätig? Ja G Nein G<br />

Falls ja: bitte Dauer Ihrer Berufstätigkeit (in Jahren) angeben:<br />

0 - 1 G 1 - 2 G 2 - 5 G 5 - 10 G mehr als 10 Jahre G<br />

1.5 Ihr Beruf oder Ihre Tätigkeit: ___________________________________________<br />

1.6 Wir würden Sie den Ort, in welchem Sie wohnen, bezeichnen? Eher als<br />

Grossstadt G Stadt G Kleinstadt G Dorf G Weiler G<br />

2. Mit welcher Beratungsstelle haben Sie ein Gespräch geführt?<br />

Berufs- und Laufbahnberatung G Akademische Berufs- und Stu<strong>die</strong>nberatung G<br />

BIZ (Berufsinformationszentrum) G Andere Stelle, welche G Name ___________<br />

AuF Print Nr. 12 139


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

2.1 Frühere Kontakte<br />

Hatten Sie wegen Ihrer aktuellen Situation bereits früher<br />

telefonischen Kontakt mit einer <strong>berufliche</strong>n Beratungsstelle? Ja G Nein G<br />

Hatten Sie wegen Ihrer aktuellen Situation schon einmal ein<br />

persönliches Gespräch mit einem/einer <strong>berufliche</strong>n Berater/in? Ja G Nein G<br />

Hatten Sie bereits früher wegen einer anderen Sachlage Kontakt<br />

mit einer <strong>berufliche</strong>n Beratungsstelle? Ja G Nein G<br />

2.2 Welches ist der Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl einer telefonischen Auskunft oder Beratung?<br />

Ich habe das Telefon benutzt, … (auch Mehrfachnennungen)<br />

- weil ich hoffte, so am schnellsten zu den benötigten Informationen<br />

zu kommen. Ja G Nein G<br />

- weil mir der Weg zu einer Beratungs- oder Informationsstelle zu<br />

weit war. Ja G Nein G<br />

- weil ich den unverbindlichen Kontakt am Telefon schätze. Ja G Nein G<br />

- aus gesundheitlichen Gründen. Ja G Nein G<br />

- weil <strong>für</strong> meine Frage oder mein Problem eine persönliche Beratung<br />

übertrieben wäre. Ja G Nein G<br />

- aus anderen Gründen, welche? ___________________________ Ja G Nein G<br />

3. Welches ist Ihre Ausgangslage? (auch Mehrfachnennungen):<br />

Die Schule ist (bald) beendet. Ja G Nein G<br />

Die Ausbildung oder das Studium sind (bald) beendet. Ja G Nein G<br />

Ich bin mit meiner jetzigen Arbeit, meinem Beruf nicht mehr zufrieden. Ja G Nein G<br />

Ich bin zur Zeit in einer Umbruchphase und orientiere mich ganz neu Ja G Nein G<br />

Ich benötige nur Informationen über administrative Belange wie<br />

Öffnungszeiten, Terminabmachungen und ähnliches. Ja G Nein G<br />

Andere Ausgangslage, welche? _____________________________ Ja G Nein G<br />

140 AuF Print Nr. 12


4. Stand im Problemlösungsprozess<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

Bitte schätzen sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />

zutreffen.<br />

Das Problem oder <strong>die</strong> Frage war <strong>für</strong> mich …<br />

ausserordentlich ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />

dringend G dringend G dringend G dringend G dringend G<br />

Ich habe mich vor dem Anruf mit Fragen der Berufswahl, Weiterbildung, Stellensuche<br />

oder meinem <strong>berufliche</strong>n Weiterkommen …<br />

gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />

befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />

Ich habe mich vor dem Anruf mit <strong>berufliche</strong>n Interessen und Fähigkeiten, Stärken und<br />

Schwächen …<br />

gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />

befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />

Ich konnte mich vor dem Anruf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl eines bestimmten Berufes, einer Weiterbildung,<br />

eines Kurses oder <strong>für</strong> eine Arbeitsstelle …<br />

gar nicht kaum teils / teils ziemlich sicher bereits<br />

entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G<br />

5. Einschätzen des Problems<br />

Konnte Ihre Anfrage am Telefon erledigt werden?<br />

keinesfalls G zum kleineren teils, teils G zum grösseren vollständig G<br />

Teil G Teil G<br />

Die Beraterin hat mir geraten, einen persönlichen Termin bei einer<br />

Berufs- und Laufbahn-, Stu<strong>die</strong>n- oder Arbeitsberatung zu vereinbaren. Ja G Nein G<br />

Ich hätte mir eine persönliche Beratung gewünscht. Ja G Nein G<br />

Die Beraterin hat mir geraten, eine andere Beratungsstelle aufzusuchen. Ja G Nein G<br />

Ich werden von mir aus eine andere Beratungsstelle kontaktieren. Ja G Nein G<br />

6. Herausarbeiten und Vervollständigen von Informationen<br />

Die folgenden Themen wurden diskutiert: (auch Mehrfachnennungen)<br />

<strong>die</strong> Wahl<br />

eines Berufes G einer Weiterbildung G<br />

einer Fachschule G eines Nachdiplomstudiums oder -kurses G<br />

einer Maturitätsschule G einer Aus- oder Weiterbildung im Ausland G<br />

eines Studiums (Uni, FH) G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> Ausbildungen und Weiterbildungen<br />

Schulische Voraussetzungen G Dauer der Aus- und Weiterbildung G<br />

Persönliche Voraussetzungen G Ort der Aus- und Weiterbildung G<br />

Kosten der Aus- und Weiterbildung G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

AuF Print Nr. 12 141


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Befriedigung in der gewählten Alternative<br />

Erwartetes Einkommen G Karriere und <strong>berufliche</strong>s Weiterkommen G<br />

Erwartete persönliche Befriedigung G Ansehen der diskutierten <strong>berufliche</strong>n<br />

Wege G<br />

keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Probleme<br />

Es wurden keine Probleme diskutiert G Persönliche Probleme G<br />

Probleme im Zusammenhang mit Andere Probleme G<br />

Ausbildung, Beruf und Arbeit G<br />

Die Abgabe von Informationen erfolgte durch<br />

<strong>die</strong> telefonische Beratung G Angabe von Internet-Adressen G<br />

Zusenden von Informationsmaterial G Empfehlen von Informations- oder Doku-<br />

Angabe von Adressen G mentationsstellen (BIZ-Besuch) G<br />

Ich habe keine Informationen erhaltenG<br />

7. Bewerten von Handlungsweisen (Beratungsprozess)<br />

Bitte schätzen Sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />

zutreffen.<br />

Diese Aussage<br />

trifft<br />

-2<br />

gar nicht zu<br />

-1<br />

kaum zu<br />

0<br />

teilweise zu<br />

+1<br />

ziemlich zu<br />

+2<br />

voll und ganz zu<br />

Dank den Fragen und Anregungen des Beraters weiss ich jetzt besser, was mir bei meiner<br />

zukünftigen Arbeit wichtig ist.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Durch <strong>die</strong>ses Telefongespräch habe ich etwas über mich gelernt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Eine Klärung meiner <strong>berufliche</strong>n Interessen, meiner <strong>berufliche</strong>n Ziele und Vorlieben ist<br />

ausgeblieben.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

8. Entschlussphase und Realisierung<br />

Dank dem Telefongespräch kann ich <strong>die</strong> Konsequenzen, welche <strong>die</strong> Aus- und Weiterbildung(en)<br />

<strong>für</strong> mich haben werden, besser abschätzen.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Das Gespräch hat meine Entscheidung nicht gefördert.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Dank dem Gespräch weiss ich jetzt, wie ich meine nächsten Schritte auf meinem <strong>berufliche</strong>n<br />

Weg angehen kann.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

142 AuF Print Nr. 12


Das Gespräch mit dem Berater hat mich<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

sehr ermutigt eher ermutigt teils ermutigt, ziemlich entmutigt sehr entmutigt<br />

G G teils entmutigt G G<br />

G<br />

Wie realistisch ist es, dass Sie <strong>die</strong> vom Berater erhaltenen Ratschläge oder Hinweise in<br />

<strong>die</strong> Tat umsetzen?<br />

gar nicht kaum teils realistisch, ziemlich sehr<br />

realistisch G realistisch G teils unrealistisch G realistisch G realistisch G<br />

9. Evaluation<br />

Das Gespräch mit dem Telefonberater hat mich weitergebracht.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hat erkannt, was ich benötige.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater nahm sich zu wenig Zeit <strong>für</strong> mich.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Diesen Berater schätze ich wie folgt ein: Als<br />

sehr unkompetent eher unkompetent teils kompetent, eher kompetent sehr kompetent<br />

G G teils unkompe- G G<br />

tent G<br />

Ich bin mit der Art, wie ich beraten wurde:<br />

sehr zufrieden G eher zufrieden G teils zufrieden, eher unzu- sehr unzufrie-<br />

teils unzufrieden G frieden G den G<br />

Die Menge an Informationen, <strong>die</strong> ich erhalten habe, war<br />

eindeutig eher zu gerade richtig eher zu eindeutig zu<br />

zu klein G klein G G gross G gross G<br />

Der Berater hatte mit mir ein Ziel <strong>für</strong> das Gespräch vereinbart: Ja G Nein G<br />

Haben Sie Bemerkungen oder Anregungen?<br />

_______________________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________________<br />

10. Kommunikation<br />

Auf Grund der unterschiedlichen Sprachen gab es Verständigungsprobleme.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich musste am Telefon lange warten, bis sich der Berater gemeldet hat.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater begrüsste mich freundlich.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

AuF Print Nr. 12 143


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

Ich habe den Namen des Beraters verstanden.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

In <strong>die</strong>sem Gespräch hatte ich Mühe, genau das zu sagen, was ich meinte.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Tonfall des Beraters war angenehm.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Die Stimme des Beraters war mir sympathisch.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich hatte genügend Zeit zum Sprechen.<br />

11. Emotionen<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Wenn Sie an Ihr Problem oder Ihre Anfrage im Telefongespräch denken, welche Gefühle<br />

hatten Sie? Bitte Zutreffendes ankreuzen, <strong>die</strong> Zahlen bedeuten:<br />

Ich war:<br />

-2<br />

gar nicht<br />

-1<br />

kaum<br />

0<br />

teilweise<br />

+1<br />

ziemlich<br />

+2<br />

ausserordentlich<br />

zuversichtlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

ängstlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

sachlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

neugierig gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

von der Situation überfordert gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

gestresst gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

Hatten Sie Gelegenheit mit dem Berater über Ihre Gefühle zu<br />

sprechen? Ja G NeinG<br />

12. Beratung<br />

Ich wollte nur Informationen, eine Beratung war nicht notwendig.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hat Präzisierungen verlangt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater wollte meine Situation nicht so genau wissen.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hat mir kaum Fragen gestellt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

144 AuF Print Nr. 12


Der Berater hat Vorschläge <strong>für</strong> das weitere Vorgehen gemacht.<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hörte schlecht zu.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hat mich <strong>für</strong> bereits von mir eingeleitete Handlungen gelobt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater hatte wenig Verständnis.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Der Berater wurde ungeduldig.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

13. Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Telefonberater?<br />

Die Beziehung zum Berater war<br />

sehr distanziert eher distanziert teils distanziert, emotional emotional<br />

G G teils nah G eher nah G sehr nah G<br />

Ich empfand das Telefongespräch als<br />

sehr angenehm eher angenehm teils angenehm, eher unan- sehr unange-<br />

G G teils unangenehm G genehm G nehm G<br />

Für mich war <strong>die</strong>ser Berater<br />

gar nicht ein- kaum einfühl- mittelmässig ziemlich ein- sehr einfühl-<br />

fühlsam G sam G einfühlsam G fühlsam G sam G<br />

Ich fühlte mich als Person<br />

sehr respektiert ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />

G respektiert G respektiert G respektiert G respektiert G<br />

14. Möchten Sie zur Beratung am Telefon oder zu <strong>die</strong>sem Fragebogen noch etwas<br />

bemerken?<br />

Bemerkungen und Anregungen bitte auf Rückseite notieren.<br />

Besten Dank <strong>für</strong> Ihre Mithilfe !<br />

Vorlage: Diplomarbeit NABB5 von Charlotte Metzler-Burren, Schweiz<br />

AuF Print Nr. 12 145


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

vgl. Handbuch 3.5 / 29f<br />

Telefonberatung<br />

Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Berater/innen oder Beobachter/innen<br />

Aus Gründen der Parallelität zum Evaluationsfragebogen <strong>für</strong> Klienten beginnt der Evaluationsfragebogen<br />

<strong>für</strong> Berater/innen und Beobachter/innen bereits mit Punkt 3.<br />

Berater/in G Beobachter/in G<br />

3. Ausgangslage (Mehrfachnennungen möglich)<br />

Haben Sie erfahren, in welcher Situation Ihr Klient ist? Ja G Nein G<br />

Die Schule ist (bald) beendet. Ja G Nein G<br />

Die Ausbildung oder das Studium sind (bald) beendet. Ja G Nein G<br />

Der Klient ist mit seiner Arbeit, seinem Beruf nicht mehr zufrieden. Ja G Nein G<br />

Wegen einer Umbruchphase orientiert sich der Klient ganz neu. Ja G Nein G<br />

Der Klient benötigte nur Informationen über administrative Belange wie<br />

Öffnungszeiten, Terminabmachungen und Ähnliches. Ja G Nein G<br />

Andere Ausgangslage, welche? Ja G Nein G<br />

__________________________________________________________<br />

4. Stand im Problemlösungsprozess (bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />

Das Problem oder <strong>die</strong> Frage war <strong>für</strong> den Klienten<br />

ausserordentlich ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />

dringend G dringend G dringend G dringend G dringend G<br />

Der Klient hat sich vor dem Anruf mit Fragen der Berufswahl, Weiterbildung, Stellensuche<br />

oder seinem <strong>berufliche</strong>n Weiterkommen<br />

gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />

befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />

Der Klient hat sich vor dem Anruf mit <strong>berufliche</strong>n Interessen und Fähigkeiten, Stärken<br />

und Schwächen<br />

gar nicht kaum mittelmässig in- ziemlich intensiv ausserordentlich in-<br />

befasst G befasst G tensiv befasst G befasst G tensiv befasst G<br />

Der Klient hat sich vor dem Anruf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wahl eines bestimmten Berufes, einer Weiterbildung,<br />

eines Kurses oder <strong>für</strong> eine Arbeitsstelle<br />

gar nicht kaum teils / teils ziemlich sicher bereits<br />

entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G entscheiden G<br />

146 AuF Print Nr. 12


5. Einschätzen des Problems<br />

Konnte <strong>die</strong> Anfrage am Telefon erledigt werden?<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

keinesfalls G zum kleineren teils, teils G zum grösseren vollständig G<br />

Teil G Teil G<br />

Ich habe dem Klienten geraten, einen persönlichen Termin bei einer<br />

Berufs- und Laufbahn-, Stu<strong>die</strong>n- oder Arbeitsberatung zu vereinbaren. Ja G Nein G<br />

Der Klient hat eine persönliche Beratung gewünscht. Ja G Nein G<br />

Ich habe dem Klienten geraten, eine andere Beratungsstelle aufzusuchen Ja G Nein G<br />

6. Herausarbeiten und Vervollständigen von Informationen<br />

Die folgenden Themen wurden erarbeitet und diskutiert (Mehrfachantworten sind möglich):<br />

Die Wahl<br />

eines Berufes G einer Weiterbildung G<br />

einer Fachschule G eines Nachdiplomstudiums oder -kurses G<br />

einer Maturitätsschule G einer Aus- oder Weiterbildung im Ausland G<br />

eines Studiums (Uni, FH) G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> Ausbildungen und Weiterbildungen<br />

Schulische Voraussetzungen G Dauer der Aus- und Weiterbildung G<br />

Persönliche Voraussetzungen G Ort der Aus- und Weiterbildung G<br />

Kosten der Aus- und Weiterbildung G keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Befriedigung in der gewählten <strong>berufliche</strong>n Alternative<br />

Erwartetes Einkommen G Karriere und <strong>berufliche</strong>s Weiterkommen G<br />

Erwartete persönliche Befriedigung G Ansehen der diskutierten <strong>berufliche</strong>n<br />

Wege G<br />

keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Probleme der Klientin<br />

Es wurden keine Probleme diskutiert G Persönliche Probleme G<br />

Probleme im Zusammenhang mit Andere Probleme G<br />

Ausbildung, Beruf und Arbeit G<br />

Die Abgabe von Informationen erfolgte durch<br />

<strong>die</strong> telefonische Beratung G Angabe von Internet-Adressen G<br />

Zusenden von Informationsmaterial G Empfehlen von Informations- oder Doku-<br />

Angabe von Adressen G mentationsstellen (BIZ-Besuch) G<br />

Ich habe keine Informationen erhalten G<br />

7. Bewerten von Handlungsweisen<br />

In <strong>die</strong>sem Gespräch wurde über <strong>die</strong> folgenden Themen diskutiert (Mehrfachantworten)<br />

Interessen G Eignung, Fähigkeiten G<br />

Vorlieben G Wunscharbeitsgebiet der Klientin G<br />

Bedürfnisse G über keines <strong>die</strong>ser Themen G<br />

Motivation G<br />

AuF Print Nr. 12 147


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

8. Entschlussphase und Realisierung<br />

Bitte schätzen Sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />

zutreffen und kreuzen Sie das entsprechende Häuschen an. Die Zahlen bedeuten:<br />

Diese Aussage<br />

trifft<br />

-2<br />

gar nicht zu<br />

-1<br />

kaum zu<br />

0<br />

teilweise zu<br />

+1<br />

ziemlich zu<br />

+2<br />

voll und ganz zu<br />

Dank dem Telefongespräch kann <strong>die</strong> Klientin <strong>die</strong> Konsequenzen, welche <strong>die</strong> Aus- und<br />

Weiterbildung <strong>für</strong> sie haben wird, besser einschätzen.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Dieses Gespräch hat <strong>die</strong> Entscheidung der Klientin nicht gefördert.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Die Klientin sollte jetzt wissen, welches ihre nächsten Schritte auf ihrem <strong>berufliche</strong>n Weg<br />

sind.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Es war nicht notwendig, <strong>die</strong>ser Klientin Mut zuzusprechen.<br />

9. Evaluation<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Bei <strong>die</strong>sem Klienten bin ich unsicher, ob ihn <strong>die</strong>ses Gespräch in seiner Situation weiter<br />

gebracht hat.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Für mich war klar, was <strong>die</strong>ser Klient benötigt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich hatte zu wenig Zeit <strong>für</strong> das Anliegen <strong>die</strong>ses Klienten.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Bei der Beratung <strong>die</strong>ses Klienten fühlte ich mich<br />

sehr unkompetent eher unkompetent teils kompetent, eher kompetent sehr kompetent<br />

G G teils unkompe- G G<br />

tent G<br />

Ich bin mit der Art, wie ich <strong>die</strong>se telefonische Beratung durchgeführt habe.<br />

sehr zufrieden G eher zufrieden G teils zufrieden, eher unzu- sehr unzufrie<br />

teils unzufrieden G frieden G den G<br />

Ich denke, <strong>die</strong> Menge an Informationen, <strong>die</strong> der Klient erhalten hat, war <strong>für</strong> ihn<br />

eindeutig eher zu gerade richtig eher zu eindeutig zu<br />

zu klein G klein G G gross G gross G<br />

Ich habe mit <strong>die</strong>sem Klienten ein Ziel <strong>für</strong> das Gespräch vereinbart. Ja G Nein G<br />

148 AuF Print Nr. 12


Haben Sie Bemerkungen oder Anregungen?<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

_______________________________________________________________________<br />

_______________________________________________________________________<br />

10. Kommunikation<br />

Auf Grund unterschiedlicher Sprachen gab es Verständigungsprobleme.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich denke, dass ich klar und deutlich gesprochen habe.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Dieser Klient hat sein Anliegen klar und gut verständlich vorgebracht.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich denke, <strong>die</strong>ser Klient hat meinen Namen verstanden.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Die Stimme des Klienten war mir sympathisch.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Dieser Klient hat mir schlecht zugehört.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Allein durch <strong>die</strong> Art, wie der Klient gesprochen hat, konnte ich erkennen, wie ihm zumute<br />

war.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Dieser Klient<br />

war sehr hat eher wenig hat gerade richtig hat eher viel hatte sehr grossen<br />

wortkarg G gesprochen G gesprochen G gesprochen G Redefluss G<br />

11. Emotionen<br />

Welche Gefühle haben Sie bei <strong>die</strong>ser Klientin feststellen können? (Mehrfachnennungen)<br />

Diese Klientin erschien mir<br />

-2<br />

gar nicht<br />

-1<br />

kaum<br />

0<br />

teilweise<br />

+1<br />

ziemlich<br />

+2<br />

ausserordentlich<br />

zuversichtlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

ängstlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

sachlich gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

neugierig gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

von der Situation überfordert gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

gestresst gar nicht G-2 G-1 G0 G+1 G+2 ausserordentlich<br />

Gab es Gelegenheit, mit der Klientin über ihre Gefühle zu sprechen? Ja G Nein G<br />

AuF Print Nr. 12 149


Jehle, Karl/Hammerer, Claudia/Staudecker, Eduard/Marks, Thoralf<br />

12. Beratung: Wie sind Sie bei Ihrer letzten Klientin vorgegangen?<br />

Bitte schätzen sie auf Grund Ihres persönlichen Eindrucks wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen<br />

zutreffen.<br />

Die Klientin wollte nur Informationen, eine Beratung war nicht notwendig.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich habe bei <strong>die</strong>ser Klientin Präzisierungen verlangt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich habe <strong>die</strong> Klientin zum Sprechen ermuntert.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich musste in <strong>die</strong>sem Gespräch kaum Fragen stellen.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich habe bei <strong>die</strong>ser Klientin keine Vorschläge <strong>für</strong> das weitere Vorgehen gemacht.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich habe <strong>die</strong> Klientin <strong>für</strong> bereits eingeleitete Handlungen gelobt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Ich fühlte, dass ich bei <strong>die</strong>sem Gespräch ungeduldig wurde.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

13. Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Beziehung zu <strong>die</strong>sem Klienten?<br />

Die Beziehung zu <strong>die</strong>sem Klienten war emotional (Bitte Zutreffendes ankreuzen)<br />

sehr distanziert eher distanziert teils distanziert, emotional emotional<br />

G G teils nah G eher nah G sehr nah G<br />

Ich empfand <strong>die</strong>sen Klienten als<br />

sehr angenehm eher angenehm teils angenehm, eher unan- sehr unange-<br />

G G teils unangenehm G genehm G nehm G<br />

Ich denke, ich war in <strong>die</strong>sem Gespräch<br />

gar nicht ein- kaum einfühl- mittelmässig ziemlich ein- sehr einfühl-<br />

fühlsam G sam G einfühlsam G fühlsam G sam G<br />

Ich habe den Klienten<br />

sehr respektiert ziemlich mittelmässig kaum gar nicht<br />

G respektiert G respektiert G respektiert G respektiert G<br />

14. Wie ist es Ihnen bei <strong>die</strong>sem Telefongespräch ergangen?<br />

Bitte geben Sie an, wie gut <strong>die</strong> folgenden Aussagen zutreffen.<br />

Es war schwierig, herauszufinden, was <strong>die</strong>ser Klient benötigt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Manchmal wusste ich nicht, wie ich auf <strong>die</strong> Aussagen des Klienten reagieren sollte.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

150 AuF Print Nr. 12


Auf Grund <strong>die</strong>ses Telefongesprächs fühle ich mich jetzt gestresst.<br />

Qualitätsmanagement (QM)<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Bei <strong>die</strong>sem Klienten fühlte ich mich gelangweilt.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Es war mir jederzeit klar, was der Klient von mir gewünscht hat.<br />

trifft gar nicht zu G -2 G -1 G 0 G +1 G +2 trifft voll und ganz zu<br />

Während dem Gespräch fühlte ich mich<br />

sehr angespannt eher ange- mittelmässig eher sehr<br />

G spannt G angespannt G entspannt G entspannt G<br />

Bei <strong>die</strong>sem Klienten war ich<br />

konzentriert eher kon- mittelmässig eher unkon- unkonzentriert<br />

G zentriert G konzentriert G zentriert G G<br />

Bei <strong>die</strong>sem Klienten habe ich be<strong>für</strong>chtet, falsch zu reagieren<br />

nie G selten G gelegentlich G oft G immer G<br />

15. Möchten Sie noch Bemerkungen zu Ihrem Arbeitsgebiet oder zu <strong>die</strong>ser Untersuchung<br />

anbringen?<br />

Bitte auf der Rückseite notieren.<br />

Besten Dank <strong>für</strong> Ihre Mithilfe!<br />

Vorlage: Diplomarbeit NABB5 von Charlotte Metzler-Burren, CH<br />

AuF Print Nr. 12 151


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

2.4 Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von Di-<br />

stance <strong>Counselling</strong><br />

1. Einleitung<br />

Die informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) ist ein eklektischer Ansatz <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung.<br />

Die ISM steht den präskriptiv-normativen Vorstellungen rationaler Entscheidungs-<br />

und Problemlösungsmodelle kritisch gegenüber. Sie beschreibt also nicht, wie man beruflich<br />

Probleme lösen soll, sondern orientiert sich an dem tatsächlichen Entscheidungsverhalten<br />

der Klienten. Als Grundlage der ISM <strong>die</strong>nen daher deskriptive Ansätze, welche <strong>die</strong><br />

individuelle Entscheidungslogik (Heuristik), begrenzte Informationsaufnahme und -<br />

verarbeitungsmöglichkeiten, Ergebnisoffenheit (eingeschränkte oder fehlende Lösungsgarantie)<br />

sowie Emotionen und Konflikte beim Entscheidungsprozess stärker berücksichtigen.<br />

Daher wird bei der ISM der Beratungsprozess verstanden als Simulation gedachter<br />

kognitiv-affektiver Informationsverarbeitungsvorgänge beim Klienten, im Rahmen eines<br />

auf das Beratungsziel ausgerichteten Lernprozesses.<br />

Voraussetzung ist <strong>die</strong> Fähigkeit des Beraters zur Einschätzung des Klienten in Bezug auf<br />

seine Betroffenheit durch ein <strong>berufliche</strong>s Problem, sein bisheriges Vorgehen (persönliche<br />

Heuristik), den Stand im Problemlösungsprozess sowie <strong>die</strong> entsprechenden Defizite in Bezug<br />

auf <strong>die</strong> faktischen, wertenden (valuativen) und präskriptiven Prämissen (im Sinne individuell<br />

verbindlicher Entscheidungsregeln).<br />

Die in der ISM enthaltenen Modellvorstellungen über den individuellen Entscheidungs- und<br />

Problemlösungsprozess, seine Phasen und Stufen der Informationsverarbeitung sowie <strong>die</strong><br />

begleitenden Emotionen haben <strong>für</strong> den Berater hypothesengenerierenden und diagnostischen<br />

Charakter. Das heißt, es werden Vorstellungen bereitgestellt, <strong>die</strong> es dem Berater ermöglichen,<br />

<strong>die</strong> gestellte Beratungsaufgabe möglichst rasch zu strukturieren, um so mit seinem<br />

Expertenwissen dem Klienten gezielt helfen zu können.<br />

2. Modell zur Einschätzung des Entscheidungsverlaufs<br />

Idealtypisch lässt sich der individuelle Entscheidungs- und Problemlösungsprozess in drei<br />

Phasen mit jeweils spezifischem Informations- und Hilfsbedarf einteilen (Folie 2):<br />

1. Phase: Suchverhalten nach Informationen vor der Entscheidung<br />

1. Stufe: Steht ein Klient erst am Anfang einer Problemlösung, so benötigt er<br />

Informationen zur Definition seiner aktuellen Situation und Motivierung zu einem<br />

möglichst eigenaktiven Vorgehen.<br />

2. Stufe: Befindet sich ein Klient bereits im Stadium der Suche nach Alternativen,<br />

so muss sich <strong>die</strong> beraterische Hilfe auf <strong>die</strong> Zielgenauigkeit des Suchvorganges<br />

konzentrieren. Dazu bedarf es der Kenntnis von problembezogenen Informationshinweisen,<br />

<strong>die</strong> zur „Vitalisierung“ der Nachfrage und der Inanspruchnahme<br />

von Datenquellen <strong>die</strong>nen.<br />

3. Stufe: Für <strong>die</strong> Bewertung von alternativen Handlungswegen benötigt der<br />

Klient Kriterien, <strong>die</strong> sich auf Interessen, Eignung, Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

oder auf <strong>die</strong> Meinung des sozialen Bezugssystems beziehen.<br />

152 AuF Print Nr. 12


Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

2. Phase: Entschluss mit persönlicher Verpflichtung (commitment) auf eine Handlungsalternative<br />

Hier benötigt der Klient informatorische Hilfen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Entscheidungsrisiken,<br />

Auswahlkonflikte, Realisierungsmöglichkeiten und <strong>die</strong> zu erwartenden Entschlussfolgen<br />

eingehen.<br />

In <strong>die</strong>ser Phase kann es vor allem bei subjektiv bedeutsamen Entscheidungen<br />

zu individuellen Konflikten kommen, <strong>die</strong> in extremen Fällen zur Entschlusslosigkeit<br />

führen. Je stärker das Hin- und Hergerissensein zwischen Alternativen mit<br />

ähnlicher Wertigkeit empfunden wird, umso weniger Sicherheit besitzt der Einzelne<br />

gegenüber der Richtigkeit eines möglichen Entschlusses. Das Bestreben,<br />

eine Festlegung in einem wichtigen Entscheidungsprozess hinaus zu schieben,<br />

wird als Reaktanz bezeichnet.<br />

3. Phase: Realisierung und Bewältigung der Entschlussfolgen (Reduzierung der<br />

kognitiven Dissonanz)<br />

Die dritte Phase des Entscheidungsprozesses bringt das Zusammentreffen von<br />

erwarteten und eingetretenen Entschlussfolgen. Meist treten hier mehr oder<br />

weniger große Diskrepanzen auf, <strong>die</strong> - besonders wenn sie als negativ empfunden<br />

werden - Gefühle des Bedauerns und des Zweifels (regret after a decision)<br />

auslösen.<br />

Zu ihrer qualifizierten Bewältigung bedarf es professioneller beschreibender und<br />

interpretierender Informationen und Hilfen in Bezug auf <strong>die</strong> neue Situation. Und<br />

besonders wirksam erweisen sich nachgehende Betreuung und aufsuchende<br />

Beratungsangebote (follow up) durch <strong>die</strong> Berufsberatung.<br />

3. Beschreibung der entscheidungsrelevanten Informationsarten<br />

Wie oben beschrieben, sind <strong>die</strong> Entscheidungsphasen jeweils charakterisiert durch spezifische<br />

Zielsetzungen, Emotionen und <strong>die</strong> Kombination folgender drei Arten von Informationen<br />

(Folie 3):<br />

Faktenwissen umfasst Angaben über mögliche Handlungsalternativen, deren Folgen („Befriedigungsangebote“)<br />

und deren Realisierungswege und -chancen. Dazu benötigt der Berater<br />

in der Praxis umfassende bildungs- und berufskundliche Datenquellen mit problemorientierter<br />

Strukturierung.<br />

Berufliches Wertungswissen umfasst Entscheidungskriterien, <strong>die</strong> der Klient aus Vorstellungen<br />

über sich selbst (Selbstkonzept) und vor allem aus der diagnostischen Phase in der<br />

Beratung generiert. Es handelt sich um Informationen über Interessen, Motivation, Fähigkeiten,<br />

Chancen auf dem Arbeitsmarkt etc.<br />

Für <strong>die</strong> Qualität beraterischer Hilfe ist weniger <strong>die</strong> Menge bewertender Informationen ausschlaggebend<br />

als vielmehr <strong>die</strong> Angemessenheit der vom Klienten letztlich getroffenen Auswahl<br />

(seine Entscheidungsprämissen). Dies ist eine deutliche Warnung vor einer zu differenzierten<br />

Diagnostik, <strong>die</strong> in der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) ohnehin an enge Grenzen<br />

stößt.<br />

Persönlich verbindliche Problemlösungsstrategien (präskriptive Prämissen) weisen<br />

dem Individuum den Weg, in welcher Weise Faktenwissen mit Wertungswissen zur Lösung<br />

eines konkreten Problems zu kombinieren sind. Vor allem bestimmen <strong>die</strong> präskriptiven Prämissen<br />

das berufskundliche Informationsverhalten, das Informationsniveau, das Entscheidungskalkül<br />

(eher rational, eher inkrementell im Sinne schrittweiser Verbesserung, eher zufällig,<br />

eher routine-orientiert), <strong>die</strong> Selbstständigkeit in der Entscheidungsfindung („personal<br />

control“) und <strong>die</strong> Reaktion auf Entscheidungshindernisse (Frustrationstoleranz).<br />

AuF Print Nr. 12 153


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

Untersuchungen zeigen, dass <strong>die</strong> präskriptiven Prämissen innerhalb der drei Informationsarten<br />

offenbar eine besondere Rolle bei <strong>berufliche</strong>n Problemlösungen und beraterischen Hilfen<br />

spielen. Als Hilfe zur Einschätzung individueller Problemlösungsstrategien <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> folgende<br />

Schemata:<br />

Folien 4 bis 6 fassen das Konflikt-Entscheidungsmodell nach Janis & Mann (1977) zusammen.<br />

Es charakterisiert <strong>die</strong> vom Entscheidungsverhalten abhängigen Informationsverhaltensweisen<br />

bei so genannten „heißen Entscheidungen“, d. h. Situationen, in denen ein Individuum<br />

existentielle Probleme lösen muss und Konflikte dadurch empfindet, dass es sich der<br />

Nachteile im Falle falscher Wahlen bewusst wird.<br />

Folien 7 bis 10 geben Modellvorstellungen von Johnson (1978) wieder. Er unterscheidet vier<br />

Grundstile des individuellen Entscheidungsverhaltens, indem er <strong>die</strong> Art der Sammlung von<br />

Informationen (auf der Senkrechten mit den Polen „spontan/unsystematisch“ und „systematisch“<br />

charakterisiert) mit der Art und Weise der Analyse (auf der Waagerechten mit den Polen<br />

„external“ und „internal“ charakterisiert) kombiniert.<br />

4. Modellvorstellungen zum beraterischen Informationsmanagement bei Problemlösungsprozessen<br />

Grundvoraussetzungen <strong>für</strong> ein wirksames Informationsmanagement bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungshilfen<br />

ist <strong>die</strong> Bestimmung, in welchem Umfang der Einzelne Informationen auf<br />

den genannten drei Dimensionen (Fakten, Wertungen, Präskripitionen) benötigt, um eine<br />

angemessene Entscheidung treffen zu können.<br />

Die ISM geht ab von den normativen Vorstellungen einer Hinführung zur rationalen Entscheidung,<br />

weil <strong>die</strong> damit verbundenen Anforderungen hinsichtlich der Kenntnis der vorhandenen<br />

Alternativen und der zu ihrer Einschätzungen notwendigen Kriterien, <strong>für</strong> <strong>die</strong> individuelle<br />

Informationsaufnahme- und Verarbeitungskapazität unrealistisch sind („information overload“).<br />

Ausgegangen wird stattdessen von heuristischem Entscheidungsverhalten, das durch eher<br />

tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien und durch Ausnützung „günstiger Gelegenheiten“,<br />

eine schrittweise Verbesserung der Problemlösung (Inkrementalismus) erreichen<br />

will, damit <strong>die</strong> intellektuellen Verarbeitungsmöglichkeiten nicht überschritten werden.<br />

Aus der Sicht heuristischer Modelle, wie der ISM, kann eine Problemlösung auch dann als<br />

„rational“ beschrieben werden, wenn ein bewusst abwägender Prozess, selbst unter Vereinfachung<br />

des Entscheidungsproblems, stattfindet. Dies bezieht Emotionen und Konflikte ausdrücklich<br />

mit ein (Folie 11 und Folie 12).<br />

5. Beraterische Umsetzung der ISM<br />

Organisiert man den Beratungsprozess gemäß idealtypischer Phasen und Stufen des individuellen<br />

Entscheidungsprozesses, so stellt sich <strong>die</strong> Frage, welche Fertigkeiten den jeweiligen<br />

Stufen besonders angemessen sind.<br />

Folien 13 bis 15 zeigen <strong>die</strong> Zuordnung der in der Fachliteratur eingehend beschriebenen<br />

Beratungsfertigkeiten zu den Stufen im Entscheidungsprozess.<br />

Für <strong>die</strong> inhaltsanalytische Bestimmung des Standes im Problemlösungsprozess, <strong>die</strong> Informationsdefizite<br />

bzw. -bedürfnisse und <strong>die</strong> begleitenden Emotionen des Klienten, empfehlen wir<br />

<strong>für</strong> <strong>berufliche</strong> Beratungsgespräche, besonders wenn sie stark zeitbegrenzt und nur auf <strong>die</strong><br />

verbale Ebene angewiesen sind (was bei der Telefonberatung in der Regel der Fall ist), folgendes<br />

Hilfsmittel.<br />

154 AuF Print Nr. 12


Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> (ISM) im Rahmen von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Schema zur Einordnung der Sprachäußerungen des Klienten während des Beratungsgesprächs<br />

(Folie 16)<br />

Aussagen zu Fakten<br />

und Alternativen<br />

Aussagen zu Wertungen,<br />

Kriterien,<br />

Vorlieben, Ablehnungen<br />

Aussagen zu Problemlösungsverhalten,<br />

konkreten Vorgehensweisen<br />

Aussagen zu Emotionen,<br />

Konflikten,<br />

Problemdruck, Ängsten,<br />

Erwartungen<br />

Die Eintragungen sollten in den Zusammenfassungen mit Linien verbunden werden, so dass<br />

der innere Zusammenhang aber auch „Gedankeninseln“ sichtbar werden. Dies lässt sich<br />

auch als „kognitiv-affektive Struktur“ des Problems des Klienten deuten und macht den Stand<br />

im Entscheidungsprozeß einschätzbar. In dem Schema können auch <strong>die</strong> Äußerungen des<br />

Beraters gekennzeichnet werden, damit richtungsgebende Impulse deutlich zu trennen sind<br />

von den Denklinien des Ratsuchenden.<br />

Die ISM zählt zu den „kognitiv-behavioristischen Beratungsansätzen“ und legt besonderen<br />

Wert auf <strong>die</strong> Lösung von Problemen durch Lernprozesse. Die Aufgabe des Beraters<br />

besteht also darin, dem Klienten zu einer angemessenen Lernerfahrung zu verhelfen.<br />

Wie eine Reihe anderer Modelle, so integriert auch <strong>die</strong> ISM qualitative Merkmale der Person<br />

des Beraters aus dem klientenzentrierten Ansatz, wie er hauptsächlich von Carl Rogers<br />

formuliert wurde. Dazu zählen Empathie, Wertschätzung, Kongruenz und Echtheit im<br />

Verhalten.<br />

Für <strong>die</strong> sehr spezifischen Bedingungen der Telefonberatung (<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>) wurde<br />

<strong>die</strong> ISM als <strong>die</strong> Methode der Wahl erachtet. Die verschiedenen Beratungsmodelle lassen<br />

sich grundsätzlich ordnen nach dem Ausmaß der Vermittlung von Lösungshinweisen (mit<br />

den Polen „Fachberatung“ und „Prozessberatung“) und dem Schwerpunkt in der Beratung<br />

(mit den Polen „Ausrichtung auf emotionale Aspekte“ und „Ausrichtung auf kognitive<br />

Aspekte)“. Folie 17 macht deutlich, dass etwa person-zentrierte Beratungsansätze vor allem<br />

durch Prozesshilfen mit Schwerpunkt auf emotionalen Aspekten zu charakterisieren sind<br />

(Quadrant I). Bei der ISM liegen <strong>die</strong> Schwerpunkte auf der Fachberatung (mit Einbringung<br />

von Lösungswissen durch den Berater) sowie kognitiven Aspekten und Lernprozessen<br />

(Quadrant III).<br />

Der seit den 1940er Jahren ausgetragene weitgehend unfruchtbare Streit zwischen „direktiven“<br />

und „non-direktiven“ Beratungsmethoden sowie bis heute immer wieder zu beobachtende,<br />

beinahe weltanschaulich begründete Versuche, sog. „non-direktive“ Verfahren auch<br />

bei Problemstellungen anzuwenden, <strong>die</strong> <strong>die</strong>s nicht rechtfertigen, bieten einen fruchtbaren<br />

Boden <strong>für</strong> Satire:<br />

Ein Geschäftsreisender mit einem schweren Koffer sucht unter Zeitdruck in einer ihm fremden<br />

Stadt den Bahnhof. Er hat <strong>die</strong> Orientierung verloren und gerät durch Zufall an einen<br />

klientzentrierten Berater.<br />

Reisender: „Bitte sagen Sie mir, wie ich auf dem schnellsten Wege zum Bahnhof komme,<br />

mein Zug fährt in 10 Minuten, ich habe mich vom Hotel aus offenbar verlaufen.“<br />

Berater: „Wenn ich Sie richtig verstanden haben, kommen Sie gerade aus Ihrem Hotel,<br />

müssen unbedingt Ihren Zug in 10 Minuten erreichen, haben <strong>die</strong> Orientierung<br />

AuF Print Nr. 12 155


Ertelt, Bernd-Joachim<br />

verloren und Umwege gemacht, so dass Sie jetzt unter Zeitdruck stehen und<br />

sehr aufgeregt sind.“<br />

Reisender: „Genau, und wo ist jetzt der kürzeste Weg zum Bahnhof zu Fuß, oder soll ich<br />

ein Taxi nehmen?“<br />

Berater: „Ich kann Ihre Situation gut verstehen, und auch, dass Sie von mir <strong>die</strong> Lösung<br />

Ihres Problems erwarten; darf ich Sie fragen, was Sie bisher unternommen<br />

haben, um noch rechtzeitig den Zug zu erreichen?“<br />

Reisender: „…?!“<br />

156 AuF Print Nr. 12


3 Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 1<br />

M. Oehri: Berufsberatung Oehri, Grüss Gott<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Anruferin: Grüss Gott hier ist Frau Sowieso, ich habe eine Frage, ich bin auf der Suche<br />

nach einer neuen Stelle evtl. als Telefonistin. Ich kann nämlich meine frühere<br />

Arbeit als Servicefachangestellte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr<br />

machen. Ich bin stark übergewichtig und habe Rückenprobleme.<br />

Beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft / Abteilung Arbeitsvermittlung war ich schon und<br />

<strong>die</strong> haben mir gesagt, ich soll mich noch an Sie wenden.<br />

M. Oehri: Haben Sie schon mit der Invalidenversicherung Kontakt aufgenommen?<br />

Anruferin: Nein<br />

M. Oehri: Wenn Sie nämlich aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln müssen,<br />

wäre es sinnvoll, wenn Sie sich dort melden würden.<br />

In der Zwischenzeit wird <strong>die</strong> Anruferin wütend<br />

Anruferin: Entschuldigen Sie, dass ich mir erlaubt habe Sie zu fragen und hängt das Telefon<br />

auf.<br />

����������<br />

M. Oehri: Nun was sollte ich machen, den Namen habe ich leider auch nicht richtig verstanden?<br />

Es kam mir dann in den Sinn, dass sie gesagt hatte, dass sie beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft<br />

gemeldet ist und so halbwegs wusste ich den Namen. Also fragte ich beim Amt <strong>für</strong> Volkswirtschaft<br />

/ Abteilung Arbeitsvermittlung nach und wir konnten dann zusammen den Namen und<br />

<strong>die</strong> Telefonnummer eruieren.<br />

����������<br />

Darauf hin telefonierte ich der Anruferin zurück.<br />

M. Oehri: Hier ist nochmals Berufsberatung Oehri, es tut mir leid, dass ich Sie vorher verärgert<br />

habe. Ich würde Sie jetzt gerne mit Herr Dr. Jehle verbinden, der kann<br />

Ihnen hoffentlich kompetenter Auskunft geben. Ist Ihnen das recht?<br />

Anruferin: Ja.<br />

Ich verbinde mit Herr Jehle.<br />

K. Jehle: M. Oehri verbindet <strong>die</strong> Anruferin mit mir. Ich habe 1. Telefongespräch und 2.<br />

Anruf teilweise mitbekommen (Türe offen).<br />

K. Jehle: Berufsberatung Jehle, Grüss Gott. Offenbar ist vorhin ein Missverständnis passiert!?<br />

Sie haben das Telefon erbost aufgehängt.<br />

Anruferin: Nicht erbost, sondern Frau Oehri hat mir geraten mich mit dem Invalidenverband<br />

in Verbindung zu setzen … und ich bin doch nicht invalid.<br />

AuF Print Nr. 12 157


K. Jehle: Mit der Invalidenversicherung! Nicht Invalidenverband! Das hat folgende Bewandtnis.<br />

Sie sind zur Zeit offenbar arbeitslos, haben gesundheitliche Einschränkungen<br />

und haben sich mit dem Gedanken getragen, einen Job als Telefonistin<br />

zu suchen. Was, wie genau?<br />

Anruferin: Arbeitslos, gekündigt, im Service gearbeitet, netter Chef, jetzt aber kann ich<br />

nicht mehr, ich bin zu langsam und zu unbeweglich und das kann ich dem Chef<br />

nicht mehr zumuten. Bin zu dick und habe Rückenprobleme …<br />

Ich habe deshalb an eine Tätigkeit als Telefonistin gedacht.<br />

K. Jehle: Rückfrage Telefonistin. Situation FL (Bürotätigkeit: also PC-Kenntnisse nötig).<br />

Anruferin hat keine <strong>die</strong>sbezüglichen Kenntnisse / Ausbildung / Umschulung?!?<br />

Anruferin: Sie sei zu alt.<br />

K. Jehle: Rückfrage wie alt?<br />

Anruferin: 40<br />

K. Jehle: lacht, wahnsinnig alt. Sie dürfen noch 24 Jahre arbeiten, also lohnt es sich doch<br />

einen Neustart, eine Ausbildung, eine Umschulung zu machen. Mut machen.<br />

Rückfrage betreffend Gesundheit, Arztmeinung. Soll ich, muss ich den Beruf<br />

wechseln, da sonst Invalidität be<strong>für</strong>chtet werden muss? Was sagt der Arzt!?<br />

2 Möglichkeiten:<br />

IV-Umschulung<br />

selber sich zurechtfinden<br />

Zurück zur IV! Arzturteil � Umschulung durch IV (Taggeld 80 % / Kostenübernahme<br />

…), also andere Voraussetzung als ohne IV!?<br />

Oder Sie haben genügend Zeit und Geld eine Ausbildung / Umschulung von 1<br />

bis 2 Jahren zu machen, ohne ein Einkommen zu haben?<br />

Anruferin: Nein, kein Geld, ich kann mir das nicht leisten.<br />

K. Jehle: Also daher IV-Abklärung! Ich erkläre ihr das weitere Procedere. Antrag IV, IV<br />

holt Arztberichte und Arbeitgeberberichte ein und gibt dann den Auftrag zur Abklärung<br />

der <strong>berufliche</strong>n Möglichkeiten mit der Anruferin zusammen an <strong>die</strong> Berufsberatung<br />

weiter. Standortbestimmung in Ruhe!<br />

K. Jehle: Rückfrage ob alles o.k.? Verstanden? Noch etwas unklar?<br />

Anruferin: Offenbar hörbar erleichtert und jetzt wissend was zu tun ist (Vorgehensweise)!<br />

K. Jehle: Habe das Gefühl <strong>die</strong> Anruferin ist wieder aufgestellt, zufrieden, dankbar <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

klare Information.<br />

Wie dick ist <strong>die</strong> Frau, wohl 130 bis 150 Kg?. Wir werden es ja sehen, wenn sie<br />

über <strong>die</strong> IV uns zur Abklärung zugewiesen wird.<br />

Telefon nach 10 Minuten beendet.<br />

Gutes Gefühl, „Image der Berufsberatung gerettet“, Kundenorientiert gehandelt, Anruferin<br />

hörbar zufrieden. Bedankt sich!<br />

158 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. - FL 2<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Am Montag, 9. Dezember 2002 um ca. 8.45 Uhr führte ich folgendes Telefongespräch.<br />

Ich: Berufsberatung Oehri<br />

Anruferin: Guten Morgen, hier ist Frau Wieser aus Planken. Ich habe am Freitag mit Herrn<br />

Negele vom Lehrlingsamt telefoniert und er hat mir ihre Telefonnummer gegeben.<br />

Ich sollte einen Termin <strong>für</strong> mein Gottakind haben und geht es grad heute?<br />

Ich: Frau Wieser da muss ich Sie leider enttäuschen, so kurzfristig ist bei uns leider<br />

kein Termin möglich. Sie könnten aber am Mittwoch oder Donnerstag von 14.00<br />

bis 18.00 Uhr in Berufsinformationszentrum kommen.<br />

Anruferin: Nein, das ist uns zu spät. Mein Gottakind ist aus Südafrika und ist nur noch<br />

<strong>die</strong>se Woche bei mir in den Ferien und sie sucht eine Hotelfachschule in der<br />

Schweiz mit Unterricht in englischer Sprache. Es muss in Englisch sein, weil sie<br />

in Südafrika vorwiegend englisch spricht. Sie kann zwar schon Deutsch, weil ihre<br />

Mutter ist Deutsche und der Vater Liechtensteiner, aber halt nicht perfekt. Also<br />

wir müssen <strong>die</strong>se Schule in <strong>die</strong>ser Woche noch aussuchen. Jetzt müssen<br />

sie doch verstehen, dass wir dringend noch heute einen Termin brauchen.<br />

Ich: Ja, ich verstehe Ihr Problem schon, aber wenn es ja klar ist, dass Ihr Gottakind<br />

Adressen von Hotelfachschulen in der Schweiz mit Englischunterricht sucht,<br />

dann kann ich Ihnen <strong>die</strong> entsprechenden Adressen heraussuchen und sie können<br />

vorbei kommen und <strong>die</strong>se abholen.<br />

Anruferin: Ja, sie möchte unbedingt eine Hotelfachschule besuchen. Könnten sie uns <strong>die</strong>se<br />

Adressen faxen? Unsere Faxnummer ist 373 39 60.<br />

Ich: Ja, das kann ich.<br />

Anruferin: Aber könnten wir trotzdem noch einen Termin haben, ich möchte nicht, dass<br />

mein Gottakind glaubt, <strong>die</strong> Adressen wären von mir. Ich habe halt nicht gewusst,<br />

dass man sich betreffend eines Termines vorher anmelden muss, meine<br />

Kinder sind eben noch nicht in der Schule.<br />

Ich: Also ein Termin geht heute wirklich nicht, aber sie können zusammen mit ihrem<br />

Gottakind <strong>die</strong> Adressen bei uns im Büro abholen, dann sieht sie, dass <strong>die</strong> Adressen<br />

von uns sind und betreffend weiteren Informationen ist es sowieso am<br />

besten, wenn sie sich direkt mit den betreffenden Schulen in Verbindung setzen.<br />

Anruferin: Ja gut, dann faxen sie uns halt bitte <strong>die</strong> Adressen und dann kann ich immer<br />

noch betreffend einem Termin anrufen. Danke und auf Wiederhören, ich muss<br />

jetzt nämlich an <strong>die</strong> Tür, es hat geläutet.<br />

Ich: Auf Wiederhören.<br />

Ich hatte über das ganze Gespräch das Gefühl, dass Frau Wieser nicht von einem Termin<br />

abzubringen ist und eigentlich gar nicht richtig hört, dass sie mit den entsprechenden Adressen<br />

vorerst be<strong>die</strong>nt sind. Das hätte ich konkret ansprechen sollen.<br />

Deshalb war ich sehr froh, dass ich ihr <strong>die</strong> entsprechenden Adressen faxen konnte und so<br />

konnte ich nochmals kurz vermerken, dass ein Termin so kurzfristig nicht möglich ist und<br />

dass sie sich sowieso am besten gleich mit den entsprechenden Schulen in Verbindung setzen<br />

sollten.<br />

AuF Print Nr. 12 159


Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 3<br />

Gesprächsprotokoll vom 22.01.2003<br />

G. Berufsberatungsstelle Casutt, Grüss Gott<br />

P. Grüss Gott ich brauche Unterlagen, können Sie <strong>die</strong>se mir herrichten mit Postit-<br />

Zettel markiert oder schicken?<br />

G. Was <strong>für</strong> Unterlagen brauchen Sie?<br />

P. Über Schulen, betreffend Einrichtungen Innen und Aussen.<br />

G. Da ist es besser, wenn Sie im BIZ vorbeikommen, da wir viele Unterlagen haben,<br />

können wir Ihnen <strong>die</strong>se nicht schicken.<br />

P. Ja, aber Sie können <strong>die</strong> doch schon vorbereiten, denn ich habe noch mehr zu tun, als<br />

da rumzusuchen und einen halben Tag zu „verplempern“ und sie können das doch<br />

schon <strong>für</strong> mich vorbereiten.<br />

G. Einen Moment bitte.<br />

Ich frage Maria, ob wir das machen, weil ich nicht möchte, dass wir (BB) als nicht<br />

entgegenkommend angesehen werden. Maria verneint!<br />

G. Sie müssen schon vorbeikommen und sich <strong>die</strong> Zeit nehmen.<br />

P. Aber ich habe nicht so viel Zeit, um da zu warten und lange zu suchen, ich habe<br />

noch Wichtigeres zu tun. Muss man da lange warten?<br />

G. Wir be<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Leute immer so schnell als möglich. Vielleicht kommen Sie gleich<br />

dran und vielleicht müssen Sie halt einen Moment warten, wenn jemand schon vor<br />

Ihnen da war.<br />

P. Wann haben Sie offen?<br />

G. Das BIZ ist am Mittwoch und Donnerstag vom 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und dann<br />

steht Ihnen auch jemand von uns <strong>für</strong> Informationen zur Verfügung.<br />

Auf Wiedersehen. Schönen Tag.<br />

P. xxx<br />

(Aus Erinnerung aufgeschrieben. Ich hatte einen sehr schlechten Eindruck von <strong>die</strong>ser Person.<br />

Hält wohl alle anderen <strong>für</strong> Idioten)<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 4<br />

Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Tel. Anfrage, da Schwierigkeit mit Lehrstellensuche<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Berufsberatungsstelle, ca. 17 Uhr, Büro<br />

160 AuF Print Nr. 12


c) Welche Personen waren beteiligt?<br />

Mutter telefoniert <strong>für</strong> Tochter<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Tochter findet als Polygrafin keine Lehrstelle<br />

Frage nach Lehrstellen oder nach verwandten Beruf<br />

Kurzberatung am Telefon<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten Sie zu den übrigen Personen ?<br />

Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Hinweis auf knappe Lehrstellensituation und auf Zahl der Interessenten Rückfragen<br />

bestätigen, dass Tochter <strong>die</strong> schulischen Voraussetzungen nur knapp erfüllt<br />

Informationen über Suche nach Alternativen (BIZ und Beratung/Abklärung) Hinweise<br />

auf Eigenaktivitäten der Tochter<br />

Thema Zwischenlösungen (Welschland, HAK etc.) angeschnitten<br />

Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstige Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Mutter telefoniert <strong>für</strong> Tochter<br />

BB-Stelle vermittelt keine Lehrstellen<br />

Was sind Alternativen außer KV ?<br />

Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

versucht <strong>die</strong> Situation zu beruhigen<br />

über Mutter Tochter zu motivieren, damit sie andere Berufe anschaut (BIZ, Schnupperlehren)<br />

Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Tochter wird im BIZ weitere Berufe anschauen und sich mit möglichen Zwischenlösungen<br />

vertraut machen<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 5<br />

Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Telefonanruf<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Berufsberatungsstelle/ Büro 15.1.03/ ca. 11 Uhr<br />

c) Welche Personen waren beteiligt?<br />

Mutter fragt <strong>für</strong> ihre Tochter<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Mutter erkundigt sich <strong>für</strong> ihre Tochter wegen Ausbildung zur Handarbeitslehrerin<br />

Informationsvermittlung; löste bei Mutter Ernüchterung und scheinbar etwas Enttäuschung<br />

aus<br />

Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten Sie zu den übrigen Personen?<br />

AuF Print Nr. 12 161


Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

sachliche Information über zukünftige Lehrerausbildung;<br />

Erklärungen über Neuerungen der Lehrerbildung begleitet von bildungspolitischen<br />

Entwicklungstendenzen<br />

Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstige Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Der Mutter musste es klar werden, dass ihre Tochter nun neue Wege beschreiten<br />

müsse in der Berufswahl<br />

schien momentan noch nicht offen <strong>für</strong> Alternativen (?)<br />

Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

ruhig; Hinweis auf PFH Rorschach, falls sie mehr Infos wünsche; Angebot des BIZ<br />

erwähnt und Hinweis auf <strong>die</strong> Möglichkeit eines weiteren Tel.-Anrufes<br />

Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Mutter hat Information erhalten<br />

Neue Wege nötig, da bisheriger nicht mehr möglich<br />

Frage des schulischen Niveau der Tochter<br />

Suche nach Alternativen<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – FL 6<br />

JK. Berufsberatung Jehle<br />

Eg. Hier Frau Eggenberger.<br />

Ich war früher schon einmal bei Ihnen und habe mich um eine Weiterbildung erkundigt.<br />

Ich hätte Interesse am Beruf Rettungssanitäter, wo und wie kann man das werden?<br />

JK. Das ist eine Lehrausbildung und dauert 3 Jahre oder eine 2-jährige Zusatzausbildung<br />

nach einem Krankenschwesterdiplom.<br />

Ich höre im Hintergrund Kindergeschrei.<br />

Allerdings Vollzeitausbildung und in der Region nur sehr bedingt möglich!<br />

Spital Chur / Grabs mit Schulausbildung in Zürich oder Olten.<br />

Eg. Dann wird es schwierig!<br />

JK. Haben Sie noch Kinder? Wieweit sind Sie flexibel?<br />

Eg. Ich habe 2 Kinder (1 und 3 Jahre).<br />

JK. Und wie schaut’s mit der Betreuung <strong>die</strong>ser Kinder aus? Da brauchen Sie doch wohl<br />

jemand.<br />

Eg. Ja, <strong>die</strong> werde ich schon unterbringen.<br />

JK. Brauchen Sie <strong>die</strong> Kinder nicht noch mehr? Eine Ausbildung beansprucht Sie doch<br />

sehr.<br />

Eg. Ja schon! Und andere Ausbildungen? Pflegerin / Krankenschwester …..<br />

162 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

JK. Da gibt es berufsbegleitende Ausbildungen allerdings Sie müssen mindestens<br />

60 % arbeiten und <strong>die</strong> Schulblöcke beanspruchen Sie zu 100 %. Zum Beispiel an der<br />

Schule in Sargans.<br />

Eg. Ich habe das KV gemacht. Gibt es dann keine Ausbildungsverkürzung?<br />

JK. Wohl kaum, allenfalls in den allgemein bildenden Fächern eine Dispens, sonst wohl<br />

nichts.<br />

Eg. Ich habe eine Freundin, <strong>die</strong> ist Pflegerin und hat eine Ausbildung in St. Gallen gemacht,<br />

aber nicht so lange.<br />

JK. Wahrscheinlich als Pflegehelferin <strong>für</strong> Alterspflege. Das sind Kurse vom Roten Kreuz<br />

und dauern total ca. 25 Tage inklusive Nothelferkurs. Damit kann Sie als Pflegeassistentin<br />

in Altersheimen und Spitälern arbeiten zusammen mit diplomierten Krankenschwestern.<br />

Eg. Und in Sargans, gibt es dort keine Ausbildung zum Rettungssanitäter?<br />

JK. Ja doch, aber nur eine Nachdiplomausbildung <strong>für</strong> Pflegepersonal. Sie müssen also<br />

zuerst das Diplom I in Krankenpflege haben.<br />

Aber aufgepasst! Zur Zeit sind <strong>die</strong> Ausbildungen im Pflegebereich wieder ganz im<br />

Umbruch. Ab Sommer 2003 gibt es eine 3-jährige Lehre als Fachangestellte Gesundheit.<br />

Diese könnten Sie in einem Spital machen und dann darauf aufbauend <strong>die</strong> Ausbildung<br />

zur Pflegefachfrau (früher Krankenschwester).<br />

Die nächsten paar Jahre wird auch noch <strong>die</strong> Ausbildung zum Diplom I Krankenpflege<br />

angeboten. Erkundigen Sie sich bei Interesse genauer direkt in Sargans.<br />

Eg. Ja das werde ich dann wohl tun! Besten Dank <strong>für</strong> <strong>die</strong> Auskunft und das Gespräch.<br />

JK. Danke, gern geschehen. Tschau<br />

NB. Ich habe das Gefühl, dass Frau Eggenberger nicht zuletzt im Verlaufe <strong>die</strong>ses Gespräches<br />

sich ihrer mangelnden Flexibilität und ihres geringen Spielraumes betreffend<br />

einer <strong>berufliche</strong>n Umschulung zur Zeit bewusster geworden ist.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 1<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

Beratung eines Sokrates-Studenten aus Spanien zu Beginn des bilateralen Programms<br />

zwischen Rumänien und Spanien.<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Nach Unterzeichnung der bilateralen Vereinbarung wollte ein Student aus Spanien<br />

ein Jahr lang in Rumänien stu<strong>die</strong>ren.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Zunächst korrespon<strong>die</strong>rte man per E-Mail über <strong>die</strong> Möglichkeiten der Fakultät und<br />

<strong>die</strong> Reise nach Rumänien während des akademischen Jahres (2002-2002).<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Der Berater der Fakultät und der Sokrates-Student.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Ein E-Mail-Austausch über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten in Rumänien.<br />

AuF Print Nr. 12 163


G Informationen über <strong>die</strong> Verwendung des Systems der Anerkennung von Stu<strong>die</strong>nnachweisen<br />

mit Rumänien.<br />

G Übereinstimmungen und Abweichungen der Stu<strong>die</strong>ninhalte in beiden Ländern.<br />

G Die Vereinbarung, den Studenten <strong>für</strong> mehrere Stu<strong>die</strong>njahre (drei - III, IV, V) zuzulassen,<br />

um <strong>die</strong> Fächer abzudecken, <strong>die</strong> in Spanien im vierten Jahr unterrichtet<br />

werden.<br />

G Erreichen einer Vereinbarung beider Seiten (Abstimmung mit dem Sokrates-<br />

Koordinator der spanischen Bildungseinrichtung).<br />

G Nicht-Erfüllung der Vereinbarung (nach Ankunft des Studenten in Rumänien), da<br />

<strong>die</strong>ser kein Rumänisch lernen konnte.<br />

G Zustimmung der Lehrer, den Studenten in Englisch zu prüfen.<br />

G Nicht-Verfügbarkeit des Studenten bei einigen Prüfungen, wegen der in Rumänisch<br />

unterrichteten Fächer bzw. der in Rumänisch verfügbaren Literatur. Sofern<br />

<strong>die</strong> Literatur in Englisch verfügbar war, stimmte sie nicht mit dem aktuellen Material<br />

überein (Rumänisch).<br />

G Der Student verließ das Land, ohne alle Prüfungen zu bestehen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das vierte<br />

Jahr vorgesehen waren.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

In <strong>die</strong>sem Fall spielte der ethnische Hintergrund keine so große Rolle, sondern vielmehr<br />

<strong>die</strong> Fachausbildung auf einem bestimmten Niveau. Zwischen dem Berater (der Berater<br />

sollte den Studenten in einem bestimmten Fach unterrichten) und dem Studenten entwickelte<br />

sich eine freundschaftliche Beziehung, was bei den Beratungsbemühungen sehr<br />

hilfreich war.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Sobald sich herausstellte, dass es bei den Prüfungen ein Sprachproblem geben würde,<br />

war es der Berater, der <strong>die</strong> Lösung, sie in Englisch abzulegen, vorschlug und hier<strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Zustimmungen einholte. Die Faktoren, <strong>die</strong> es dem Studenten unmöglich machten, <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Prüfungen in Englisch zu lernen und sie abzulegen wurden nicht beseitigt. Die Beratungsbemühungen<br />

wurden noch dadurch erschwert, dass das spezielle Stu<strong>die</strong>nfach eine<br />

ungeheure Materialfülle hatte.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Die Schwierigkeiten ausländischer Studenten (<strong>die</strong> kein Rumänisch sprechen) Fachinformationen<br />

in Rumänisch aufzunehmen.<br />

G Die Schwierigkeiten eines Studiums in einer anderen als der Muttersprache und der<br />

Unterrichtssprache.<br />

G Die Schwierigkeiten, eine Prüfung in einer anderen als der Muttersprache abzulegen,<br />

obwohl Englisch angeblich ein geeignetes Kommunikationsmedium ist.<br />

G Ein Sonderaspekt war <strong>die</strong> Belastung durch ein Studium in drei Sprachen (Rumänisch<br />

als Unterrichtssprache, Englisch <strong>für</strong> <strong>die</strong> verfügbare und verständliche Literatur und<br />

das Spanische, das praktisch immer eingesetzt wurde, um das schriftliche Material<br />

besser verständlich zu machen).<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Wurde schon unter 3 beschrieben.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Student hätte intensiv vor den Folgen des Nicht-Beherrschens des Rumänischen<br />

gewarnt werden sollen, bevor man ihm gestattete, sich <strong>für</strong> ein Jahr Studium<br />

im rumänisch-sprechenden Bildungssystem zu entscheiden.<br />

164 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Das ungelöste Problem war <strong>die</strong>ser spezielle Fall und mögliche ähnliche Fälle in der Zukunft,<br />

wenn ausländische Studenten sich <strong>für</strong> Prüfungen anmelden, ohne entweder Rumänisch<br />

oder Englisch im gewählten Stu<strong>die</strong>nfach ausreichend zu beherrschen.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 2<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Der Vater eines 17-jährigen Schülers kommt auf Empfehlung des zuständigen Beratungslehrers<br />

zur Beratungsstelle (Sekundarschulzentrum <strong>für</strong> psychologischpädagogische<br />

Hilfe). Der Vater stellte als Problem vor, dass der Junge ohne etwas zu<br />

sagen zwei Tage lang von zu Hause weg blieb.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Derartiges geschah nicht zum ersten Mal, sondern nun zum vierten Mal. In den früheren<br />

Fällen hatte der Vater seinen Sohn bei Freunden, Kollegen, Nachbarn gesucht<br />

und nachts in Diskos, da er be<strong>für</strong>chtete, dass ihm etwas geschehen sei.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Wenn er nach derartigen Eskapaden zurück kam, bewahrte der Junge völliges Stillschweigen<br />

darüber, was geschehen war, gab seinen Eltern keine Erklärungen, sondern<br />

verzog sich nur schnell in sein Zimmer.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Die Mutter versuchte, es ihm so angenehm wie möglich zu machen, kochte sein Lieblingsessen<br />

und vermied jeden Lärm im Haus. Der Vater respektierte den Wunsch<br />

seiner Frau und zog den Jungen wegen all <strong>die</strong>sem nicht zur Verantwortung, konfrontierte<br />

ihn nicht damit und vermied später jede Erwähnung der Vorfälle. Es wurde beschlossen,<br />

dass man dem Jungen vorschlagen würde, zum Beratungszentrum zu gehen,<br />

wenn er <strong>die</strong>ses Mal nach Hause kommt. Am nächsten Tag kam der Junge nach<br />

seiner Rückkehr tatsächlich zusammen mit seinem Vater.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

In einer Einzelberatung versuchte sich der Berater auf <strong>die</strong> folgenden Aspekte zu konzentrieren:<br />

G Zukunftsperspektiven (d.h. was er wohl in fünf Jahren gerne machen würde);<br />

G Was tut er seiner Meinung nach, um seine Ziele zu erreichen (was unternimmt er<br />

praktisch, um den Plan in <strong>die</strong> Tat umzusetzen);<br />

G Beziehung zu den Eltern, denen der Junge vorwirft, dass sie ihm nachspionieren und<br />

nicht genug Freiraum geben.<br />

Der Berater versuchte sich auf <strong>die</strong> konkreten Handlungen zu konzentrieren, damit der<br />

Klient seinen selbst-definierten Plan einhält.<br />

Erwähnenswert ist, dass der Klient bisher noch keine endgültige Berufswahl getroffen<br />

hat, d.h. er hatte sich nicht <strong>für</strong> einen Stu<strong>die</strong>ngang entschieden, der seinen Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten entsprach.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

In <strong>die</strong>ser Situation sah sich der Berater den folgenden Schwierigkeiten gegenüber:<br />

AuF Print Nr. 12 165


G Die Weigerung des Klient zu kooperieren, dessen herablassene Haltung während<br />

der Beratung (<strong>die</strong>s war das erste Mal in der Praxis des Beraters, dass es ihm nicht<br />

gelang, eine derartige Situation in den Griff zu bekommen).<br />

G Während der Beratung bildete sich eine Barriere (der Berater wusste nicht, was er<br />

tun sollte und welche Alternative sich anbot).<br />

G Die Probleme der Eltern des Klienten, <strong>die</strong> nicht rechtzeitig angesprochen wurden,<br />

sondern sich erst während der Beratung herausstellten.<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Bei <strong>die</strong>ser ersten Beratung verhielt sich der Klient herablassend und unkooperativ<br />

(möglicherweise lag es am Alter des Beraters, der unter 30 Jahren alt war), er weigerte<br />

sich, ernsthaft zu sprechen und zeigte deutlich, dass er eigentlich nur weg wollte.<br />

Es wurde angesprochen, dass eine bestimmte Verhaltensweise beobachtet werden<br />

sollte. Er lehnte <strong>die</strong>s nicht ab, erklärte sich aber auch nicht eindeutig bereit dazu. Es<br />

wurde ein Termin <strong>für</strong> eine weitere Beratung vereinbart, der Junge kam aber nicht. Eine<br />

Woche später kam der Vater und sagte, dass der Junge nicht kommen könne. Er<br />

fügte hinzu, dass sich das Verhalten des Sohnes nicht geändert habe (er meinte gegenüber<br />

den Eltern), aber positiv sei, dass er seitdem nicht wieder von zu Hause verschwunden<br />

sei.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Berater ist der Meinung, dass er den Vater eingehender über <strong>die</strong> Familiensituation<br />

hätte befragen sollen.<br />

6. Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Das Ergebnis des Eingriffs des Beraters war nur vorübergehender Natur, d.h. der Junge<br />

rannte eine Zeitlang nicht mehr von zu Hause weg und schwänzte <strong>die</strong> Schule nicht<br />

mehr, was dazu beitrug, dass er kein Schulabbrecher wurde.<br />

Was unbewältigt blieb:<br />

G Die Beziehung zwischen dem Jungen und seiner Familie?<br />

G Die <strong>berufliche</strong> Beratung des Klienten<br />

G Gezielte Kommunikation zwischen Klient und Berater.<br />

G Der Berater selbst hatte das Gefühl, dass er in <strong>die</strong>sem Fall beruflich an <strong>die</strong> Grenzen<br />

geriet, obwohl es sich um eine anscheinend einfache Situation aus dem täglichen Leben<br />

handelte.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 3<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

‚A' ist ein 10-jähriger Schüler in der vierten Klasse. Seine Klassenlehrerin hat sich an<br />

das psychologisch-pädagogische Schulamt gewandt und erbittet professionelle Hilfe.<br />

Sie sagt, der Junge sei unkontrollierbar, aggressiv (täglich in Schlägereien, auch mit<br />

älteren Schülern verwickelt), frech, vulgär usw.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Die Beraterin stellte Folgendes über <strong>die</strong> Lebenssituation des Betreffenden fest:<br />

G Die Eltern sind geschieden.<br />

G Er lebt mit Vater und Großmutter.<br />

166 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

G Die Mutter wohnt mit einem kleineren Kind in einer anderen Stadt<br />

(seiner Schwester).<br />

G Der Vater ist Alkoholiker, auf jeden Fall trinkt er sehr häufig, wenn er nach Hause<br />

kommt, schlägt er seinen Sohn und wirft ihm vor, ein schlechter Schüler mit miserablen<br />

Noten zu sein.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Nach dem ersten Treffen mit der Lehrerin wird ein weiterer Termin ausgemacht, bei dem<br />

der Junge selbst kommen soll. Die Lehrerin schickt/bringt den Jungen zur Beraterin, sie<br />

fängt in Gegenwart von 'A' an darüber zu reden, wie schlimm sein Verhalten sei. Sie<br />

sagt, dass sie nicht böse auf ihn ist, einfach nur professionelle Hilfe braucht und bittet<br />

ihn, mit der Beraterin zu kooperieren. Nach <strong>die</strong>ser Einleitung verläßt sie das Büro und<br />

der Junge bleibt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung zurück.<br />

Natürlich ist 'A' wütend, er sieht verletzlich und verängstigt aus. Zunächst werden Bemühungen<br />

unternommen, <strong>die</strong> Kommunikation zu ermöglichen. Die Beraterin fragt 'A' nicht<br />

aus, beschuldigt ihn nicht, sondern lässt ihn spielen und zeichnen, dadurch wird <strong>die</strong><br />

Kommunikation erleichtert bzw. seine Angst nimmt ab. Die Beraterin lässt 'A' wissen,<br />

dass er öfters zu Gesprächen im Büro nur zwischen ihnen beiden kommen kann.<br />

Zur zweiten Sitzung kommt 'A' alleine, wurde jedoch zuvor von der Lehrerin erinnert. Er<br />

wird aufgefordert, eine Phantasiefamilie zu zeichnen, <strong>die</strong>s als Test, damit <strong>die</strong> Beraterin<br />

seine emotionalen Beziehungen zu den Familienmitgliedern erkennen kann. So malt er<br />

z.B. sich selbst nahe zu seiner Mutter, <strong>die</strong> wie gesagt, an einem anderen Ort wohnt. Die<br />

Schwester befindet sich am Papierrand, unterhalb von ihm. Die Großmutter ist auf dem<br />

Bild wie in Wirklichkeit nahe bei ihm, da sie ihn vor seinem aggressiven Vater schützt.<br />

Dieser ist als Person auf dem Bild nicht sichtbar, nur als Kopf mit Gesicht und Händen<br />

(keinen Körper und keine Beine).<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

5.<br />

5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Bald kam “A” zu jedem Beratungstermin. Nach einer Weile kam er mehrmals pro Woche<br />

und wollte nur im Büro spielen oder einfach da sein und malen. 'A' suchte <strong>die</strong> Nähe der<br />

Beraterin so oft wie möglich.<br />

Man sprach auch über aggressive Zwischenfälle; nach <strong>die</strong>sen Gesprächen weint 'A' und<br />

sagt, dass es ihm leid täte. Andererseits verhält er sich in der Schule nicht wesentlich<br />

anders.<br />

Die Beraterin war <strong>die</strong> Einzige, <strong>die</strong> ihn nie wegen seines aggressiven Verhaltens bestraft<br />

oder beschuldigt hatte, sie drückte lediglich eine Meinung aus (natürlich hieß sie <strong>die</strong><br />

Schlägereien nicht gut, war sich aber gleichzeitig bewusst, dass <strong>die</strong>ses Verhalten ein<br />

'Symptom' war und nicht <strong>die</strong> 'Ursache').<br />

Die Beraterin bemühte sich, mit den Eltern (Vater und Großmutter) in Kontakt zu kommen,<br />

jedoch erfolglos. Es wurde klar, dass 'A' zwar allen anderen unsympathisch war, er<br />

aber eigentlich derjenige ist, der leidet und Hilfe braucht. Die Menschen in seiner Umgebung<br />

und <strong>die</strong> Familiensituation sind eine Belastung <strong>für</strong> ihn und treiben ihn an den Rand<br />

der Aggressivität.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Die Beraterin hat das Gefühl, dass <strong>die</strong>ser Fall zu kompliziert ist und hält es <strong>für</strong> notwendig,<br />

einen Sozialarbeiter, einen Familientherapeuten und einen anderen Fachmann einzuschalten.<br />

Somit wird der Fall zur weiteren Beobachtung an das psychologischpädagogische<br />

Zentrum <strong>für</strong> den Kreis weiter geleitet. 'A' setzt seine Tätigkeiten im Büro<br />

fort, scheint aber zu sehr an der Beraterin zu hängen, was sich als zusätzliches Problem<br />

erweist. Nachdem <strong>die</strong> Mutter ihn verlassen hat, stellte sich <strong>die</strong> Großmutter als schwach<br />

in Gegenwart des Vaters heraus und konnte sein Verhalten nicht beeinflussen, daher<br />

AuF Print Nr. 12 167


entwickelt er eine enge Bindung zu <strong>die</strong>ser neuen 'weiblichen/mütterlichen Figur' in seinem<br />

Leben. Während der Beratung ergibt sich <strong>die</strong> Notwendigkeit, <strong>die</strong> 'Grenzen' zu<br />

bestimmen, um <strong>die</strong> körperliche und emotionale Distanz festzulegen (d.h. <strong>die</strong> Beraterin<br />

sollte den Jungen nicht berühren oder liebkosen und muss ihn daran erinnern, dass <strong>die</strong><br />

gemeinsamen Aktivitäten am Ende des Schuljahres enden).<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Kurz gesagt, gelingt es 'A' das Schuljahr erfolgreich abzuschließen. Die Beratung endete<br />

eine Woche zuvor. Sein Verhalten hat sich etwas geändert, aber nicht nachhaltig. Trotzdem<br />

hat 'A' <strong>die</strong> Beratung gut getan wie aus seiner letzten Zeichnung ersichtlich ist (das<br />

Abschiedsbild).<br />

Die Beraterin hätte sehr gerne mindestens einen der Erziehungsberechtigten kontaktiert,<br />

um ihnen zu sagen, welch schwierige Situation der Junge durchlebt und ihnen zu zeigen,<br />

dass es Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen, z.B. wenn man ihm mehr Aufmerksamkeit<br />

schenkt oder wenn ihnen ihre eigenen Probleme klar werden.<br />

Die Beraterin wurde sich der Lücken in ihrer eigenen methodischen und theoretischen<br />

Vorbereitung <strong>für</strong> ihre Tätigkeit bewusst. Sie nahm <strong>die</strong>sen Fall zum Anlass, um etwas über<br />

Familienpsychotherapie und Systemtheorie zu lernen.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 4<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Ein Schüler, der <strong>die</strong> erste Klasse wiederholt, 8½ Jahre alt, aus einem Waisenhaus,<br />

<strong>die</strong> Adoption läuft, ist momentan bei eine Adoptivmutter untergebracht, bei ihm wurde<br />

ADD (Attention Deficit Disorder) festgestellt.<br />

Der Schulberater verwies <strong>die</strong>sen Fall an <strong>die</strong> Fachleute im Städtischen Zentrum <strong>für</strong><br />

Psychologisch-Pädagogische Hilfe. Dann schaltete sich <strong>die</strong> Adoptivmutter ein.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Der Schüler wird sowohl von seinen Klassenkameraden also auch von deren Eltern abgelehnt.<br />

Letztere standen fast jeden Morgen vor der Tür, um ihm den Zugang zu versperren.<br />

Die Schulleitung (Direktor und Grundschullehrer) hätten ihn am liebsten der<br />

Schule verwiesen, entsprechend der allgemeinen Haltung, dass das Prestige der Schule<br />

unter solchen 'Subjekten' leide. <strong>die</strong>s, obwohl nun ein Ministerialdekret gilt, das <strong>die</strong> Integration<br />

von Kindern mit Verhaltensstörungen und anderen Behinderungen in <strong>die</strong> 'normale'<br />

Regelschule be<strong>für</strong>wortet.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Als der Schüler ins Beraterbüro gerufen wurde, machte er auf <strong>die</strong> Berater als erstes den<br />

Eindruck unordentlich zu sein, sprachlich inkohärent, nachlässig und schmutzig gekleidet,<br />

abnormale Merkmale wie unterlaufene Augen, offenstehenden Mund, Kratzwunden<br />

überall am Körper, er stürzte sich auf alles Essbare, insbesondere Süßigkeiten. Bemerkenswert<br />

war etwas, das ihm sofort <strong>die</strong> Sympathie der Berater einbrachte, er hatte sehr<br />

angenehme Umgangsformen, zeigte sich von seiner besten Seite, schüttelte allen Anwesenden<br />

<strong>die</strong> Hand und machte sogar einen kleinen Witz wie in 'Still Me', als er denjenigen<br />

begrüßte, der als Letzter ins Büro kam.<br />

168 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Er wurde an eine professionelle Beratung verwiesen aus den Gründen, <strong>die</strong> er selbst eines<br />

Tages erklärte (als 8 Berater seinen Fall diskutierten und er wie im Spiel plötzlich<br />

hinter einem Schrank hervortrat):<br />

G Nach den ersten Stunden von der Schule weglaufen.<br />

G Verbal und allgemein gewalttätig und aggressiv gegenüber seinen Kameraden und<br />

Lehrern sein.<br />

G Lückenhafte Anwesenheit in der Schule.<br />

G Konzentrationsmangel bei der Erfüllung der schulischen Aufgaben.<br />

G Keinen einzigen Freund in der Klasse haben.<br />

G Daumenlutschen, insbesondere in emotionalen Stresssituationen.<br />

G Er wird von den Klassenkameraden ausgelacht, <strong>die</strong> ihn 'Baby', 'verrückt', 'Kind aus<br />

dem Waisenhaus' nennen.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Probleme, <strong>die</strong> sich bei der Bearbeitung des Falles ergaben:<br />

G Die klare Notwendigkeit von Kenntnissen über abnormes Verhalten und <strong>die</strong> damit<br />

zusammenhängenden Syndrome.<br />

G Wie gut sind <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste in den öffentlichen Schulen?<br />

G Besteht das Risiko, dass ein Beraterteam wegen 'Kunstfehlern' angeklagt wird?<br />

G Gibt es einen Ethikkode <strong>für</strong> Beratung und Therapie?<br />

5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Schüler wurde von Experten beobachtet:<br />

G Serien von Tests wurden mit ihm gemacht (Intelligenz, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />

Projektion), <strong>die</strong>se Ergebnisse wurden dann mit denen der psychologischen Tests<br />

des Expertenausschusses der Städtischen Schulaufsicht verglichen.<br />

G Eine Reihe von Einzelberatungen zusammen mit Peer-Group-Beratungen (Gruppe<br />

zur Persönlichkeitsentwicklung)<br />

G Der Berater nahm an Elternbeiratssitzungen teil, diskutierte alternative Lösungen mit<br />

der Schulaufsicht (schrittweise, Waldorf) und bearbeitete den Fall zusammen mit<br />

anderen Beratern.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Nach <strong>die</strong>sen Interventionen:<br />

G Die Lage verbesserte sich <strong>für</strong> eine kurze Zeit, danach erfolgte ein starker Rückfall.<br />

G Er wurde von der ersten Schule an eine andere verwiesen, in der das psychologisch-pädagogische<br />

Zentrum <strong>für</strong> den Kreis zuständig ist, damit er näher an der professionellen<br />

Hilfe ist.<br />

Der Sozialarbeiter machte einen Monat lang Hausbesuche, um <strong>die</strong> Situation dort zu überwachen<br />

und der Junge zeigte sich als der perfekte Gastgeber. Doch immer noch war<br />

man in der Sackgasse.<br />

Der Berater glaubt, dass der Fall aus den folgenden Gründen nicht richtig und endgültig<br />

gelöst wurde:<br />

G Es waren zu viele Fachleute beteiligt.<br />

G Es gab nicht genug Sachverstand über ADD.<br />

G Die Verantwortlichkeiten waren nicht klar abgegrenzt.<br />

G Bei den Entscheidungen und ihrer Durchsetzung ging man nicht fest und konsequent<br />

vor.<br />

G Mangel an Rechtsvorschriften <strong>für</strong> den gesamten Fall.<br />

AuF Print Nr. 12 169


Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 5<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Die Betroffene ist eine Schülerin der 7. Klasse, <strong>die</strong> nachweislich eine pathologische<br />

Lügnerin ist. Sie hat sich eine Lebensgeschichte zurecht gelegt, <strong>die</strong> sich völlig von der<br />

tatsächlichen unterscheidet.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Die Probleme, wegen denen sie angeblich zum Berater gelangte, waren völlig auf ihre<br />

Phantasiebiographie abgestimmt. Sie stellte sich als Kind wohlhabender Eltern vor, das<br />

unter dem Luxusleben leidet. Sie hatte das Gefühl, von allen, <strong>die</strong> sie kennt ausgenutzt<br />

zu werden, was sie darin zeigte, dass sie sich verpflichtet fühlte, denen, <strong>die</strong> ihre Freunde<br />

sein wollten, im Gegenzug finanzielle Zuwendungen zu machen. Ihre reichen Freunde<br />

'langweilten' sie mit ihrer Lebensart (Pizza, Clubs, Kleidung usw.), ohne dass es eine<br />

echte tiefere Beziehung gab. Außerdem war sie bereit, um den Anschein einer Freundschaft<br />

auch mit <strong>die</strong>sen zu wahren, <strong>für</strong> “abendliches Ausgehen' zu bezahlen. Sie wollte<br />

unbedingt ein einfaches Leben führen, mit einem Freund, der sie um ihrer selbst willen<br />

liebte, trotz all des Reichtums. Während der Beratungen zeigte sich, dass sie einen solchen<br />

Freund gefunden hatte. Soweit so gut - aber dann sagt sie plötzlich, dass <strong>die</strong>ser<br />

Junge einen Autounfall hatte und jetzt gelähmt ist. Dann kamen ihre täglichen Besuche<br />

im Krankenhaus, ihre Sorge wegen eines Selbstmordversuches ihres Freundes.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Als <strong>die</strong> Beraterin sie zu Hause anrief, gab sie vor, dass sie nicht sprechen könne, nach<br />

einer kurzen Stille schien es so, als befände sie sich in einem anderen Zimmer an einem<br />

anderen Apparat und führte das Gespräch im Flüsterton fort. In <strong>die</strong>se komplizierte Geschichte<br />

bezog sie auch noch eine andere Beraterin ein, <strong>die</strong> wie <strong>die</strong> erste Beraterin alles<br />

über den Reichtum, den Freund und <strong>die</strong> Tragö<strong>die</strong> geglaubt hatte. Des weiteren schlug<br />

sie <strong>die</strong>ser Kollegin auch noch vor, eine Verabredung <strong>für</strong> sie mit dem Bruder des Freundes<br />

zu arrangieren, obwohl sie wusste, dass <strong>die</strong>se von zu Hause sehr streng beaufsichtigt<br />

wurde und es äußerst fraglich war, dass sie zu einem solchen Treffen gehen könnte.<br />

Als <strong>die</strong> Kollegin ein Foto mit den Brüdern sehen wollte, zeigte sie ihr ein Foto mit 2 Kindern<br />

(im Alter von 4 und 5 Jahren) und behauptete, das seien sie vor vielen Jahren.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Die größten Schwierigkeiten in <strong>die</strong>sem Fall ergaben sich, als <strong>die</strong> Beraterin <strong>die</strong> folgenden<br />

Fragen stellte:<br />

G Hätte sie <strong>die</strong> 'Beratervereinbarung' aufkündigen sollen, sobald sie merkte, dass <strong>die</strong><br />

Klientin sie belog?<br />

G Hätte ich ihre Geschichte Schritt <strong>für</strong> Schritt auseinander nehmen sollen und falls ja,<br />

wie hätte ich ihr sagen sollen, dass sie log?<br />

G Welche Konsequenzen hätte ein solches Vorgehen gehabt? Vielleicht so ähnlich: 'Ich<br />

weiß, Sie lügen, aber ich verstehe Sie dennoch.'<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Die Beraterin kann nicht genau sagen, zu welchem Zeitpunkt sie bemerkte, dass etwas<br />

nicht stimmte, aber sie kann eindeutig feststellen, wann sie herausfand, dass es sich bei<br />

<strong>die</strong>sem Fall um ein klassisches Lügensyndrom handelte. Die Beraterin hatte früher eine<br />

170 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

recht enge Beziehung mit den meisten Schülern, darunter auch <strong>die</strong>ses Mädchen. Diese<br />

begann ihren Klassenkameradinnen zu erzählen, sie hätte ein besonders enges Verhältnis<br />

zu der Beraterin, sie ginge sogar mit ihr in <strong>die</strong> Stadt zum einkaufen. Zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt begann <strong>die</strong> Beraterin an den bislang gelieferten Informationen zu zweifeln:<br />

G Gespräch mit dem zuständigen Lehrer über <strong>die</strong> finanzielle und materielle Situation<br />

des Mädchens.<br />

G Gespräche mit Nachbarn und Klassenkameraden.<br />

G Gespräch mit ihrem Bruder, ohne etwas über eine mögliche Persönlichkeitsstörung<br />

verlauten zu lassen.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt<br />

In Wirklichkeit ergab sich genau das gegenteilige Bild: recht bescheidener familiärer Hintergrund<br />

(<strong>die</strong> Mutter - Grundschullehrerin und der Vater beim Elektrizitätswerk), innere<br />

Spannungen (Eltern stritten sich) und es gab überhaupt keinen Freund.<br />

Die Beratungen wurden fortgesetzt, dabei stellte <strong>die</strong> Beraterin subtile Fragen, um ihre<br />

Geschichte zu erschüttern. Das Mädchen blieb bei der gleichen Linie, merkte aber bald,<br />

dass sie sich in Widersprüche verwickelte und erschien nicht mehr zur Beratung.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – RO 6<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

An einer Sekundarschule ergab sich der Fall einer 17-Jährigen, <strong>die</strong> in letzter Zeit<br />

sehr häufig weinte. Das Mädchen kam zur Beratung und offenbarte sich der Beraterin:<br />

G Sehr spannungsgeladene Beziehung zu den Eltern.<br />

G Zwei Selbstmordversuche durch Einnahme von Medikamenten, <strong>die</strong> sie allen anderen<br />

gegenüber verheimlicht hatte.<br />

G Vergewaltigung durch eine Gang.<br />

G Promiskuität.<br />

G Die drohende Aufdeckung der Vergewaltigung durch den Vater.<br />

G Trinken, starkes Rauchen.<br />

G Posttraumatische Stresssymptome als Flashbacks, Weinkrämpfe usw. was alles<br />

zu einem depressiven Zustand führte.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Zuvor war sie in einem Schülerheim untergebracht worden, wurde dort aber wegen<br />

Fehlverhaltens hinaus geworfen (Trinken, Laden<strong>die</strong>bstahl, Verstoß gegen <strong>die</strong> Hausordnung).<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Als <strong>die</strong> Beraterin sie kennenlernte, schwänzte sie einen Großteil des Unterrichts und<br />

lebte allein in einer Mietwohnung. Von der Pädagogin erfuhr <strong>die</strong> Beraterin mehrere<br />

Dinge über <strong>die</strong> Lebensgeschichte <strong>die</strong>ses Teenagers.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Die Beratung begann im Büro der Beraterin und fand mehrmals statt (vor den Winterferien),<br />

es sah so aus, als befände sie sich auf dem Weg der Besserung. Dann wurde<br />

der Fall an das Beratungszentrum <strong>für</strong> Kind und Familie weiter verwiesen, wo es Spezialisten<br />

<strong>für</strong> sexuellen Missbrauch gibt. Das Mädchen besuchte jedoch <strong>die</strong> wöchentlichen<br />

Beratungen dort nicht.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

AuF Print Nr. 12 171


3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Zu Beginn des Schuljahres (September) kam sie in das Schulbüro und begründete ihr<br />

Fehlen bei der Therapie damit, dass sie viel gelernt habe, um <strong>die</strong> Sekundarschule abschließen<br />

zu können. Sie kam 6-7 Wochen lang zur Beratung und schwänzte dann wieder<br />

den Unterricht. Später sagte sie, sie brauche einen Pass, um im Ausland zu arbeiten<br />

<strong>für</strong> jemanden, der hier<strong>für</strong> alle Kosten übernehmen würde.<br />

Die Eltern wurden in <strong>die</strong> Schule gerufen, weil sie ständig fehlte. Vor dem Direktor versprach<br />

das Mädchen, dass sie <strong>die</strong> Schule nicht mehr schwänzen werde (obwohl sie sich<br />

Sorgen um den Pass machte, da sie sich während der Schulzeit darum kümmern müsste)<br />

und dass sie ihre Schule ehrenvoll abschließen werde.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Eines Tages erhielt <strong>die</strong> Beraterin einen Anruf von ihrer Klassenkameradin, <strong>die</strong> mit in der<br />

gleichen Wohnung wohnte, sie bat <strong>die</strong> Beraterin, in <strong>die</strong> Wohnung zu kommen, da etwas<br />

Schlimmes geschehen sei: Dem Mädchen ging es schlecht, da sie <strong>die</strong> ganze Nacht geblutet<br />

hatte und schwanger war (ca. 6-7 Wochen).<br />

5.a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Alle fuhren zusammen zum Krankenhaus und dort musste sie <strong>die</strong> Schwangerschaft beenden<br />

lassen, sie blieb einige Tage dort.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Sie kam in <strong>die</strong> Schule zurück, aber nach einer Woche verschwand sie sowohl von der<br />

Schule als auch aus der Wohnung. Anhand der augenblicklich vorliegenden Informationen<br />

scheint es wahrscheinlich, dass sie sich in Österreich befindet als ein Glied in der<br />

Menschenhandelskette <strong>für</strong> Prostitution.<br />

Was ungeklärt blieb:<br />

G Hätte <strong>die</strong> Beraterin ohne Zustimmung der Betroffenen oder ihrer Familie <strong>die</strong> Polizei<br />

einschalten sollen?<br />

G Hätte <strong>die</strong> Beraterin nicht zur Wohnung des Mädchens fahren sollen?<br />

G Hat das Mädchen <strong>die</strong> Beraterin benutzt, um <strong>die</strong> Schwangerschaft abzubrechen, wegen<br />

der sie das Land nicht verlassen konnte?<br />

Hätte <strong>die</strong> Beraterin darauf bestehen sollen, dass <strong>die</strong> Eltern auf sie aufpassen, damit sie das<br />

Land nicht verlassen kann?<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 1<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Anrufer war bei mir in Beratung und hatte in jeder Beratung neue Ideen <strong>für</strong> <strong>die</strong> er<br />

umfangreiche Informationen wollte. Nach Abschluss der Beratung ging <strong>die</strong> Informationssuche<br />

telefonisch weiter.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

An meinem Schreibtisch im Büro.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Anrufer, Beraterin<br />

172 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Ratsuchender wollte von mir wissen, welche Entscheidung er treffen sollte (Stu<strong>die</strong>nberechtigung<br />

in Stams oder in Bregenz – Erzieherschule oder Sozialakademie?)<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Ratsuchende ist mit seinen vielen Anrufen (bei jedem Anruf neue Themenstellung)<br />

immer mühsamer geworden. Habe am Telefon versucht so ruhig wie möglich zu bleiben,<br />

seine Fragen zu gliedern, System reinzubringen und systematisch zu beantworten.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

RS wollte sich nicht festlegen, wollte, dass jemand anderer <strong>für</strong> ihn entscheidet. Er wollte<br />

Infos <strong>die</strong> so ins Detail gingen, dass ihm niemand <strong>die</strong> entsprechenden Antworten geben<br />

konnte.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Entscheidung kann ihm niemand abnehmen. Er ist Spezialist <strong>für</strong> sein Leben. Habe auf<br />

<strong>die</strong> einzelnen Schulen verwiesen – zum Abklären der Detailfragen, ...<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Es gab kein konkretes Ergebnis, <strong>die</strong> Entscheidung blieb bei ihm.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 2<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Ratsuchender hat angerufen.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Infozentrum – nachmittags; Besucher/-innen und Mitarbeiter/-innen waren in Umgebung.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Ratsuchender Herr und ich (Beraterin).<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Ratsuchender wollte Infos zu bestimmten Grafikausbildungen und im speziellen zu<br />

Tests/Assessment-Centers <strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweiligen Ausbildungen.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Ein Beraterkollege, den ich um zusätzliche Ratschläge und Infos bat.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Ich informierte den Ratsuchenden; nach kurzer Rücksprache mit einem Kollegen und<br />

Recherche im Internet rief ich den Ratsuchenden nochmals an und gab Internetseiten<br />

mit allgemeinen Testmöglichkeiten weiter. Ich versuchte ruhig auf <strong>die</strong> sehr fordernde Art<br />

des Ratsuchenden einzugehen.<br />

AuF Print Nr. 12 173


4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Ratsuchender war sehr fordernd und ungeduldig und wollte sich mit gebotenen Infos<br />

nicht zufrieden geben.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Ich blieb ruhig und ging sachlich auf <strong>die</strong> Fragen ein. Innerlich hatte ich mit dem Verhalten<br />

des Ratsuchenden sehr zu kämpfen. Luft über sein Verhalten machte ich mir nach<br />

dem Telefonat im Gespräch mit einem Kollegen.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Ruhig und sachlich bleiben war o.k. Man hätte <strong>die</strong> Grenzen des Möglichen klarer aufzeigen<br />

müssen.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Der Ratsuchende bekam Angaben von Buchtiteln zu Tests, ... und Internetadressen.<br />

Unbewältigt blieb <strong>die</strong> Info zu Testinhalten der gewünschten Schulen. Diese sind nicht<br />

zugänglich.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 3<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Ich habe das Telefon am späteren Nachmittag im Informationszentrum abgenommen.<br />

Um mich herum war es eher laut, 2 Kollegen haben etwas neben mir abgeklärt.<br />

Ein türkischer Anrufer, in einem eher schlechten Deutsch, wollte Informationen über den<br />

Lehrberuf „Sticker“. Während des Anrufes habe ich im Internet in der Lehrberufsliste<br />

nachgeschaut und habe <strong>die</strong>sen Lehrberuf nicht gefunden. Ich war verwundert, weil ich<br />

überzeugt war, dass es <strong>die</strong>sen Lehrberuf gibt. Ich habe dann nochmals beim Ratsuchenden<br />

rückgefragt, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Er bestätigte. Ich habe dem<br />

Ratsuchenden gesagt, dass ich das abklären muss und dass ich ihn zurückrufen werde.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

• türkischer Anrufer<br />

• Beziehung war gut.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Zuerst habe ich eine Arbeitskollegin gefragt, <strong>die</strong> mir nicht weiterhelfen konnte. Ich habe<br />

dann bei der Wirtschaftskammer in der Lehrlingsstelle direkt angerufen und dort <strong>die</strong> Information<br />

erhalten, dass es <strong>die</strong>sen Lehrberuf nicht gibt. Ich habe den Ratsuchenden<br />

dann zurückgerufen und ihm <strong>die</strong> Information weitergegeben. Ich konnte ihm einige alternative<br />

Lehrberufe in der Textilindustrie anbieten.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

• Verständnisproblem (sprachlicher Ausdruck)<br />

• Umfeld <strong>für</strong> Berater/-in ungewohnt<br />

• Umfeld eher laut<br />

• Berater/-in war inhaltlich überfordert.<br />

174 AuF Print Nr. 12


5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Die Berater/-in hat sich verunsichern lassen, hat aber in dem Fall richtig gehandelt, indem<br />

sie dem Ratsuchenden angeboten hat, <strong>die</strong> Frage abzuklären bzw. den Ratsuchenden<br />

zurückzurufen.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Der Ratsuchende war zu seinen Informationen gekommen.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 4<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Telefonische Anfrage an bifo: Die Mitarbeiterin einer Bank ersucht mich beim Auffinden<br />

einer Weiterbildung, eines Seminars im Bereich „Goldverkauf, Golddepots“<br />

behilflich zu sein.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Ort: Mein Büro im bifo<br />

Zeit: Montag, 29. Juli 2002, Nachmittag (soweit ich mich erinnern kann)<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Ratsuchende und ich.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

• Die Bankmitarbeiterin bat mich telefonisch herauszufinden, welche Fortbildungsmöglichkeiten<br />

im gefragten Bereich bestehen. Sie habe nichts finden können.<br />

• Ich habe drauf hin nach Infomaterial gesucht: zuerst im bifo selber, dann über<br />

Suchmaschinen im Internet – erfolglos. Der Zeitaufwand da<strong>für</strong> war ziemlich hoch.<br />

Danach habe ich den zuständigen Fachbereichsleiter in der VWK telefonisch<br />

kontaktiert, der mir folgende Auskunft gab: ihm sei dazu nichts bekannt, sinnvoll<br />

wäre aber bei der Österreichischen Nationalbank nachzufragen, da Banken ihre<br />

Fortbildungen i.d.R. intern organisieren.<br />

• Gleichzeitig habe ich einen Bekannten, der an der FH in Wien Bank- und Finanzwirtschaft<br />

stu<strong>die</strong>rt, gebeten zu recherchieren. Trotz guter Kontakte und Adressen<br />

(Börsenakademie) konnte auch er nichts finden.<br />

• Ich habe dann <strong>die</strong> Ratsuchende zurückgerufen, ihr mitgeteilt, dass ich keine<br />

„Gold-Fortbildungen“ ausfindig machen konnte. Gleichzeitig habe ich sie aufgrund<br />

der Auskunft des WK-Experten an <strong>die</strong> Österreichische Nationalbank verwiesen.<br />

Erst jetzt teilte mir <strong>die</strong> Ratsuchende mit, dass sie bereits in der Nationalbank<br />

nachgefragt hatte, bzw. schon eine aufwendige Recherchearbeit hinter sich<br />

hatte.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

n.r. – im Lande bzw. Wien.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Die Telefonsituation selber war kurz und sachlich. Erst in der nachfolgenden Stunde<br />

machte sich leichter Ärger bemerkbar. Warum hatte <strong>die</strong> Ratsuchende mir nicht schon im<br />

vornherein gesagt, wo sie schon überall gefragt hatte? Eine Erörterung im Team brachte<br />

<strong>für</strong> künftige Situationen <strong>die</strong>ser Art eine Klärung insofern, dass wir den Zeitaufwand <strong>für</strong><br />

„Orchideenthemen“ nicht überstrapazieren werden, bzw. vor der Recherche abklären,<br />

was schon alles unternommen wurde und welche vertretbaren Aufgaben bifo-Berater/innen<br />

übernehmen können.<br />

AuF Print Nr. 12 175


4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Nicht offengelegte Informationen zwischen Ratsuchende und Berater/-in:<br />

Ratsuchende hat mich „missbraucht“ und wichtige Infos erst im nachhinein gegeben, hat<br />

mich suchen lassen, obwohl sie wissen musste, dass in <strong>die</strong>ser Branche Fortbildungen<br />

im wesentlichen intern organisiert werden, sie also mehr Infoquellen als ich zur Verfügung<br />

hatte.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Habe das Problem ins Team eingebracht und mit Kolleg/-innen besprochen.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Rückmeldung an Ratsuchende, dass ich nichts zu Ihrer Anfrage finden konnte. Eventuell<br />

hätte ich <strong>die</strong> Ratsuchende nachträglich noch anrufen können und darüber reden? Ich<br />

glaube nicht, dass das was gebracht hätte. Für mich war wichtig, es zu thematisieren<br />

und ins Team zu bringen, was zu einer befriedigenden Klärung führte.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 5<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Ein Vater rief wegen der Beratung seiner Tochter an. Tochter sollte Neigungstest<br />

machen.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Büro, Schreibtisch.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Anrufer, Berater/in.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Vater wollte einen Neigungstest <strong>für</strong> seine Tochter und machte mir zum Vorwurf,<br />

dass <strong>die</strong> Beratung im bifo etwas kostet im Gegensatz zum BIZ (Infozentrum des Arbeitsmarktservice).<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Habe ihm erklärt, warum bei uns ein Kostenbeitrag zu entrichten ist, wie Beratung bei<br />

uns zu verstehen ist,... und habe ihm freigestellt, <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste des BIZ in Anspruch<br />

zu nehmen, habe auf Freiwilligkeit verwiesen.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Er wollte <strong>die</strong> Unterschiede zwischen uns und dem BIZ nicht verstehen, vor allem <strong>für</strong> unsere<br />

Beratungs<strong>die</strong>nste keinen finanziellen Beitrag leisten.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

siehe Punkt 3.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

176 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Vater will es sich nochmals überlegen. Unbewältigt blieb <strong>die</strong> Wut des Vaters auf den<br />

Kostenbeitrag.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 6<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Herr K. war bereits bei mir in der Beratung. In der Beratung ist er als sehr fordernd<br />

aufgetreten und hat keinen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen. Ca. 1 Woche<br />

später hat er noch einmal angerufen und wollte einen zweiten Beratungstermin vereinbaren.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Im eigenen Büro im bifo, nachmittags.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Die Beraterin und der Anrufer.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Herr K. ruft an und beginnt das Gespräch folgendermaßen:<br />

„Da das Ergebnis unseres letzten Gespräches ja nicht sehr „erfolgreich“ war, möchte<br />

ich mich noch einmal mit Ihnen zusammensetzen und besprechen, was es sonst<br />

evtl. noch <strong>für</strong> mich gäbe.<br />

Diese Formulierung hat bei mir <strong>die</strong>selben Gefühle aufkommen lassen, <strong>die</strong> ich schon<br />

während der Beratung hatte. Es war sehr schwer, mit Herrn K. ein partnerschaftliches<br />

Gespräch auf der gleichen Ebene zu führen. Er hat immer versucht, drüber zu<br />

stehen, <strong>die</strong> Oberhand zu haben und war – meinem Gefühl nach – nie ganz offen. Er<br />

wirkte überheblich, besserwisserisch und das letzte Wort haben müssend.<br />

Ich bin sachlich geblieben, habe nachgefragt, um was es ihm bei einem zweiten<br />

Gespräch gehen würde, wir haben zwei Termine ausgemacht.<br />

Sein Abschlusssatz war inhaltlich wie im Tonfall wieder zynisch formuliert wie ich es<br />

bereits kenne von ihm: „Ja, dann komme ich einen Tag früher den Test machen,<br />

damit sie auch genügend Zeit haben, ihn auszuwerten.“<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

keine.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Glücklicherweise war aufgrund der Intervision ein Kollege als Beobachter bei <strong>die</strong>ser Beratung<br />

dabei und ich konnte <strong>die</strong> Situation gut nachbereiten. Deshalb konnte ich beim Anruf<br />

recht gut mit der Art von Herrn K. umgehen, weil ich mich nach der Beratung ausführlich<br />

damit auseinandergesetzt hatte.<br />

Ich bin sachlich und kompetent geblieben, bin ihm bezüglich Test-Termin entgegengekommen<br />

und habe mich nicht auf seine Machtspiele eingelassen.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

• <strong>die</strong> Art des Ratsuchenden<br />

• seine Überheblichkeit und Besserwisserei<br />

• sein Zynismus.<br />

Das daraus resultierende Gefühl bei mir: Aggression.<br />

AuF Print Nr. 12 177


5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Sachlich, als Beraterin kompetent wirkend, hatte meine Gefühle gut im Griff, habe mich<br />

sogar geehrt gefühlt, dass er noch einen Beratungstermin bei mir haben möchte.<br />

Mit war mittlerweile klar, dass seine Art sehr viel mit Misstrauen und auch fehlendem<br />

Selbstvertrauen zu tun hatte.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Ergebnis:<br />

2 Termine ausgemacht: einen <strong>für</strong> Test, einen <strong>für</strong> Beratungsgespräch.<br />

Vorsatz: Beim nächsten Gesprächstermin eine größere Vertrauensbasis aufzubauen,<br />

damit er sich leichter öffnen kann.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 7<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Abend<strong>die</strong>nst am Donnerstag (Öffnungszeiten von 13.30 – 19.00 Uhr). Ich bin alleine<br />

im BIFO und beginne um ca. 18.50 Uhr langsam Computer auszuschalten und aufzuräumen.<br />

3 Minuten vor Dienstschluss (19.00 Uhr) klingelt das Telefon.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

BIFO, 18.57 Uhr, Empfangsbereich<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Ich und der Anrufer, zwischen 25 und 30 Jahre alt.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Der Anrufer wollte sich über eine Ausbildung in Liechtenstein erkundigen.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Es waren keine anderen Personen beteiligt.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Der Anrufer war der Beraterin von Namen und Stimme her bekannt. Er hat schon öfter<br />

angerufen und nach Auskünften gefragt (auch bei anderen BeraterInnen). Er wurde bereits<br />

bei vormaligen Anrufen als sehr penetrant, überheblich, fordernd und besserwissend<br />

eingestuft. Außerdem wollte er immer wieder Auskünfte über verschiedenste Bildungsbereiche,<br />

was bei uns den Eindruck hinterließ, dass er nicht so recht weiß, was er<br />

überhaupt will. Auf ein tiefergehendes, vielleicht auch klärendes Gespräch hat er sich<br />

nie eingelassen. Er wollte Antworten auf seine Fragen, fertig.<br />

Schwierigkeiten:<br />

• Dieser Herr ruft um 18.57 Uhr an<br />

• Er hat eine "tolle" Frage parat und weiß ja eigentlich alles selber schon<br />

• Er ist von seiner Stimme her sehr fordernd.<br />

Das alles löst bei der Beraterin innere Agressionen aus.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

Die Beraterin hat versucht ruhig zu bleiben und <strong>die</strong> Fragen zu beantworten. Es blieb jedoch<br />

eine Frage offen, weil sie zu detailliert war. Als der Anrufer einen immer schärferen<br />

178 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Ton einschlägt, hebt <strong>die</strong> Beraterin selbst <strong>die</strong> Stimme und wird eine wenig resolut. Sie will<br />

damit Grenzen aufzeigen. Die schärfere Stimme der Beraterin bewirkt, dass der Anrufer<br />

plötzlich freundlicher und ruhiger wird.<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Einige Fragen konnten beantwortet werden, bei anderen musste der Anrufer selbst bei<br />

der Fachhochschule anrufen, um genau Bescheid zu bekommen.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – BIFO 8<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Telefonanruf<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Büro, vormittags<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Berater, Anruferin<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Anruferin wollte Physiotherapie- oder Diätassistentin-Ausbildung in Vorarlberg oder<br />

von Vorarlberg aus machen. Problem: Es gibt keine. Anruferin war enttäuscht und<br />

wütend.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Berater und Anruferin sind Vorarlberger.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Berater hörte zu.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Wütende Anruferin, Ziel ihrer Wut <strong>die</strong> Bildungspolitik, Berater konnte an der Situation<br />

nichts ändern.<br />

5a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

ruhig, zuhören<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Anruferin hat sich ein wenig beruhigt.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Martins Geschichte CZ 1<br />

Es geschah im Januar 2002 im Job Center im Informations- und Beratungszentrum. Es ist<br />

<strong>die</strong> Geschichte meines Klienten, denn ich arbeite hier als Berater.<br />

Erster Kontakt Martins Mutter war zuvor im ICC gewesen, um Informationen über <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nrichtung<br />

<strong>für</strong> ihren Sohn einzuholen. Ich fragte sie nach seinen Vorstellungen über seinen<br />

künftigen Beruf. Sie sagte nur, dass Martins Noten nicht gut seien, aber vor 2 Jahren sei er<br />

AuF Print Nr. 12 179


ein sehr guter Schüler mit sehr guten Noten gewesen. Ich fragte nach den Gründen. Die<br />

Mutter sagte, dass er ein sehr schwieriges Kind sei und dass sein Verhalten in letzter Zeit<br />

nicht gut gewesen sei. Ich sagte ihr, dass ich <strong>die</strong> Entscheidung über eine Stu<strong>die</strong>nrichtung <strong>für</strong><br />

eine sehr schwerwiegende hielte, an der Martin beteiligt sein sollte.<br />

Zum Schluss vereinbarten wir einen Termin.<br />

Zweites Treffen: Martins Mutter kam mit ihren Eltern zum ICC. Sie war sehr beschäftigt und<br />

ständig in Eile. Aber ihre Mutter (Martins Großmutter) begann über Martin zu reden. Sie hatten<br />

<strong>die</strong>ses Mal keine Zeit, weil sie zum Zentrum <strong>für</strong> Bildungspflege gehen mussten. Ein Sozialarbeiter<br />

schlug den Besuch in einer Bildungsinstitution im Diagnostischen Zentrum vor.<br />

Martins Mutter und der Sozialarbeiter sollten darüber entscheiden, ob Martin dorthin gehen<br />

solle. Ich sagte ihnen, dass sich viele Kinder <strong>die</strong>ses Alters einsam fühlen und mehr Aufmerksamkeit<br />

und Liebe von ihren Verwandten brauchen.<br />

Schließlich ging Martin nicht zum Diagnostischen Zentrum.<br />

Drittes Treffen: Martin und seine Mutter kamen zum ICC. Ich erzählte ihnen von den Möglichkeiten<br />

des ICC und dem psychologischen Dienst. Martin wollte <strong>die</strong> psychologischen Tests<br />

machen.<br />

Viertes Treffen: Ergebnisse der psychologischen Tests: Martin ist von durchschnittlicher Intelligenz,<br />

er ist an PCs und anderen technischen Berufen interessiert.<br />

Ich fand etwas Neues über Martins Leben heraus. Seine Noten waren zu der Zeit am<br />

schlechtesten, als sich <strong>die</strong> Mutter scheiden ließ. Sein Stiefvater begann immer mehr zu trinken<br />

und schrie ihn zu Hause jeden Tag an. Martin versuchte jeden Tag aus dem Haus zu<br />

kommen. Ungefähr zu <strong>die</strong>ser Zeit kam ein neuer Junge in seine Klasse. Der Neue hatte Erfahrungen<br />

mit Marihuana. Er bot Martin einen Joint an. Martin begann fast regelmäßig Marihuana<br />

zu rauchen. Er hatte schlechtere Noten, war apathisch und gefühllos. Martin wurde<br />

der beste Freund des neuen Klassenkameraden und er gab ihm <strong>die</strong> Joints umsonst. Martin<br />

selbst fühlte sich müde, zerstreut, faul, schläfrig.<br />

Seit der Scheidung musste sich Martin um seinen kleinen Bruder kümmern. Die Mutter<br />

machte Schichtarbeit, Martin musste ihn vom Kindergarten abholen, <strong>für</strong> ihn kochen, einkaufen<br />

gehen usw. Er konnte mit seinem Freund nicht ausgehen. Er hatte kein Interesse am<br />

Lernen und hatte einen sehr schlechten Ruf, gelegentlich wurde er <strong>für</strong> Dinge verantwortlich<br />

gemacht, <strong>die</strong> er nicht getan hatte.<br />

Er wollte gerne als Elektriker arbeiten, aber seine Noten waren nicht gut genug. Man bot ihm<br />

an, in eine Lehrlingswerkstatt <strong>für</strong> Maschinenbearbeitung zu gehen. Wenn er erfolgreich war,<br />

konnte er <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung einer CNC-Maschine erlernen.<br />

Man bot ihm <strong>die</strong> Möglichkeit an, an einer neuen Schule ein neues Leben zu beginnen. Wir<br />

erwogen, ihn in einem Lehrlingsheim unterzubringen - er musste das aber selbst entscheiden.<br />

Es konnte zwar passieren, dass er wieder in Schwierigkeiten geriete, aber es gab auch<br />

einen Vorteil - er müsste sich nicht mehr um seinen kleinen Bruder kümmern.<br />

Ergebnis: Martin hat nun ein Ziel, aber es wird noch viel Anstrengung kosten, es zu erreichen.<br />

Er hat <strong>die</strong> Krise überwunden, er raucht kein Marihuana mehr, obwohl er <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

hat, Joints umsonst zu bekommen. Er ist wieder bereit, zu kämpfen, aber der Kampf<br />

muss seinem Alter angemessen sein und er muss aus seinem Umfeld Unterstützung erfahren.<br />

Empfehlung an <strong>die</strong> Mutter: Sie sollte <strong>die</strong> Belastung durch <strong>die</strong> Pflichten in Form der Versorgung<br />

des kleinen Bruders von ihm nehmen.<br />

180 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – 21-jährige Frau CZ 2<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Die Geschichte ereignete sich im Herbst 2001 in einem Job Center.<br />

Eine 21-jährige Frau kam zum Job Center. Sie hatte eine Lehrlingsschule absolviert und danach<br />

noch etwas gelernt. Nach Abschluss der Ausbildung nahm sie eine Beschäftigung auf.<br />

Sie arbeitete als Verwaltungsangestellte auf einem Polizeirevier und dann in einem anderen<br />

Büro, auch in der Verwaltung. Während der Probezeit wurde sie von dort entlassen. Dies<br />

untergrub ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstsicherheit. Ihre dominante Mutter sagte ihr<br />

ständig, dass ihre Schwester sehr talentiert und eine gute Buchhalterin sei und sie nicht. Sie<br />

selbst war der Meinung, dass ihr <strong>die</strong> Verwaltungsarbeit keinen Spaß mache und war sehr<br />

unglücklich, weil sie nicht wusste, was sie wollte.<br />

Sie kam zum Job Centre, um sich arbeitssuchend zu melden. Während des Gesprächs mit<br />

dem Berater ergab sich Einiges neue, es zeigte sich, dass sie ein guter Freund ist und ihr<br />

viele Menschen von ihren Problemen erzählen und sie ihnen helfen kann. Sie hat nie <strong>die</strong><br />

Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da sie recht scheu ist. Sie kann nicht vor vielen Menschen<br />

agieren. Nach ihrer Entlassung fühlte sie sich sehr einsam. Sie kam sich wie ein Außenseiter<br />

vor. Sie sagte, sie sei 21 Jahre alt und wisse nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen<br />

wolle.<br />

Der Berater schlug einen psychologischen Test vor. Sie stimmte zu. Aus den Tests (IQ-Test<br />

und Neigungstests) ergab sich, dass sie Interesse an Sozialarbeit hat, ihre Hobbies waren<br />

Literatur, Kunst, Biologie und Sport. Der Berater empfahl ihr als Hilfskraft im Freizeitzentrum<br />

zu arbeiten. Sie könne allmählich lernen mit kleinen Kindern zu arbeiten. Sie kam zu der<br />

Schlußfolgerung, dass sie versuchen werde, eine Fachschule <strong>für</strong> Sozialarbeit und Sozialpolitik<br />

zu besuchen.<br />

Der Berater sagte ihr, dass es gut wäre, wenn sie an Kursen teilnähme, um ihr Selbstvertrauen<br />

und ihre persönlichen Vorzüge zu stärken.<br />

In <strong>die</strong>sem Fall lag der Konflikt in der Familie der jungen Frau. Die Familienmitglieder ermutigten<br />

sie nicht, vielleicht wussten sie nicht wie.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Ein Rollstuhlfahrer CZ 3<br />

Diese Geschichte ereignete sich Anfang 2002 in einem Job Center in der Tschechischen<br />

Republik<br />

Es geht um einen Rollstuhlfahrer. Er war bis zu einem Unfall als Fahrer tätig und ist augenblicklich<br />

schwerbehindert. Er verlor seine Beine. Er ist alleinstehend, fühlt sich einsam, lebt<br />

nur mit seiner Mutter. Seine Mutter begleitete ihn.<br />

Er kam zum Job Centre um sich als Arbeitssuchender zu melden. Es gab jedoch zu Schwierigkeiten,<br />

weil ihm <strong>die</strong> Empfangsdame sagte, dass es <strong>für</strong> ihn gesetzlich nicht zulässig sei,<br />

sich zu melden. Er hat einen Schwerbehindertenbescheid nach Buchstabe D des Gesetzbuches.<br />

Das bedeutet, er kann nicht arbeiten und somit kann er sich beim Job Center nicht<br />

eintragen lassen. Der Mann begann zu schreien, dass er behindert sei und daher wertlos,<br />

weil er nicht arbeiten kann. Er schrie, dass er seit 7 Monaten kein Geld bekommen habe. Er<br />

habe eine neue Arbeit gefunden, aber ohne <strong>die</strong> Registrierung im Job Center würde das nicht<br />

klappen! Bei keiner Behörde sei irgendjemand bereit, ihm zu helfen. Zumindest ein Büroangestellter<br />

müsste doch in der Lage sein, ihm zu helfen! Er wiederholte immer wieder, dass er<br />

sich ja gleich erschießen könne, da er ein Nichts sei. Er sagte, dass sein Kopf gut funktioniere.<br />

Er wolle arbeiten.<br />

Die Empfangsdame ließ einen Berater holen. Er schaute auf seinen Behindertenbescheid<br />

und kam zu dem gleichen Urteil wie <strong>die</strong> Empfangsdame zuvor.<br />

AuF Print Nr. 12 181


Aber der Rollstuhlfahrer war nicht zu beruhigen. Er schrie weiterhin, dass er sich erschießen<br />

wolle. Daher riefen <strong>die</strong> Mitarbeiter eine Psychologin zu Hilfe.<br />

Diese nahm den Mann und seine Mutter mit in sein Büro. Er schrie immer noch wie zu Anfang.<br />

Die Psychologin sagte zu ihm: "Ich würde Ihnen gerne helfen, was kann ich <strong>für</strong> Sie<br />

tun?" Daraufhin beruhigte sich der Mann etwas. Die Psychologin hörte sich seine Geschichte<br />

nochmals an. Er erzählte ihr jetzt, dass er eine Stelle gefunden habe, aber <strong>die</strong>se hänge davon<br />

ab, dass das Job Center seinem neuen Arbeitgeber gewisse Zuschüsse bezahle. (Es ist<br />

möglich und recht häufig, dass Arbeitgeber, <strong>die</strong> Behinderte beschäftigen Zuschüsse erhalten,<br />

<strong>die</strong> recht hoch sind). Die Psychologin wollte seinen Behindertenbescheid sehen. Er war<br />

befristet auf Januar 2001. Sie sagte, dass das ein sehr altes Datum sei. Plötzlich sagte er,<br />

dass er noch einen anderen vom Dezember 2001 habe. Der neuere Bescheid war ganz anders<br />

als der alte. Dort stand der Buchstabe C - das bedeutet, dass der Mann sich registrieren<br />

lassen und Arbeit bekommen kann. Plötzlich hatte sich das Problem selbst erledigt.<br />

Der Mann war plötzlich sehr beschämt, weil der ganze Konflikt sein großer Fehler war. Es<br />

verschlug ihm <strong>die</strong> Sprache. Er kam sich ganz komisch vor. Die Psychologin sagte, dass könne<br />

jedem passieren. Sie sprach mit ihm über seine neue Arbeit, über seine Ausbildung, wie<br />

er sich auf <strong>die</strong> neue Arbeit freue und das Gefühl, das alles wieder einen Sinn habe.<br />

Ergebnis: Es ist sehr wichtig, mit den Leuten über ihre Probleme zu sprechen und <strong>die</strong> Einzelheiten<br />

zu erklären. Unsere Kunden können Fehler machen. Manchmal ist ein Kunde unter<br />

Stress nicht in der Lage, <strong>die</strong> Realität zu erkennen. Wir sollten versuchen, sie zu verstehen.<br />

Als der Mann seinen Fehler feststellte, war er sehr beschämt. In <strong>die</strong>sem Fall hat ihm <strong>die</strong><br />

Psychologin gesagt, dass das jedem passieren könne und half ihm dadurch, dass sie über<br />

seine neue Arbeitsstelle sprach. Das Problem war damit schnell gelöst.<br />

Ich glaube, dass ein Berater geduldig sein und sehr viel Empathie üben muss.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Vater – Unternehmer CZ 4<br />

Dies geschah letztes Jahr im Informations- und Beratungszentrum im Job Center.<br />

Der Vater kam mit seiner Tochter, einer Siebtklässlerin, zum Informations- und Beratungszentrum.<br />

Der Vater wollte, dass seine Tochter ein zweisprachiges französisches Gymnasium<br />

besuchen solle. Diese Schule ist sehr schwer und anspruchsvoll. Aber der Vater hatte ein<br />

Unternehmen, das mit Frankreich zusammen arbeitete und er wollte seine Tochter nach ihrer<br />

Ausbildung in der Firma anstellen, um <strong>die</strong> Kontakte mit Frankreich zu verbessern. Es gab<br />

jedoch ein großes Problem. Seine Tochter wollte das nicht, weil sie sowohl vor der Schule<br />

als auch vor der Aufnahmeprüfung Angst hatte. Sie dachte, dass ihr ein Sprachenstudium<br />

nicht liege.<br />

Während des Gesprächs bot ihr der Berater an, psychologische Tests, Intelligenz- und Neigungstests<br />

zu machen. Also machte sie <strong>die</strong> Tests. Das Ergebnis – <strong>die</strong> Leistungen des Mädchens<br />

waren mittelmäßig, der Zeitdruck hatte negative Auswirkungen, daher war ihre Fehlerquote<br />

recht hoch. Gemäß ihrer Neigungen empfahl ihr der Psychologe eine wirtschaftliche<br />

Ausrichtung. Der Psychologe stellte in <strong>die</strong>sem Gespräch fest, dass der Vater mit seiner<br />

Tochter sehr streng gewesen war, sie auf Hochleistungen trimmte und zwang mindestens<br />

zwei Stunden pro Tag zu lernen. Sie lernte auch wirklich 2 Stunden, aber in ihren Noten<br />

spiegelte sich das nicht wider.<br />

Das Mädchen war mit den Testergebnissen zufrieden, aber der Vater nicht. Trotzdem war<br />

<strong>die</strong> Tochter bereit, sich ihrem Vater zuliebe bei der Schule zu bewerben. Sie war schüchtern<br />

und unentschlossen, vielleicht unreif.<br />

182 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

Der Psychologe rief den Vater an und informierte ihn über <strong>die</strong> Ergebnisse. Der Vater war<br />

sehr verärgert und sagte, dass er damit nicht zufrieden sei. Er sagte, dass sie noch sehr jung<br />

sei und vielleicht einige Fehler gemacht habe und daher <strong>die</strong> Ergebnisse nicht stimmen könnten.<br />

Er ging zu einem anderen Psychologen, aber <strong>die</strong> Ergebnisse waren <strong>die</strong> gleichen.<br />

Ergebnis: Wir können raten und empfehlen, aber <strong>die</strong> Entscheidung muss der Klient<br />

letztendlich selbst treffen. In <strong>die</strong>sem Fall konnte <strong>die</strong> Tochter nicht selbst entscheiden,<br />

der Vater wollte es ihr nicht zugestehen. Der Vater verhielt sich in vielen anderen Situationen<br />

ähnlich.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Jurij aus Kasachstan PL 1<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Eines Tages kam Jurijs Vater zum Arbeitsamt in Biala Podlaska. Nachdem er eine Einladung<br />

einer polnischen Gemeinde erhalten hatte, hatte sich <strong>die</strong>ser Mann entschlossen,<br />

mit seiner ganzen Familie aus Kasachstan zurück nach Polen zu kommen. Das<br />

polnische Recht über Rückwanderer erlaubt <strong>die</strong>s, aber zuerst müssen <strong>die</strong> Kommunalbehörden<br />

sicherstellen, dass <strong>die</strong>se Familien geeignete Arbeits- und Lebensumstände<br />

vorfinden. Die erwachsenen Rückwanderer müssen zum Arbeitsamt gehen und mit einem<br />

Berufsberater sprechen. Der Berater erstellt ein Gutachten und hilft bei der Arbeitssuche.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Arbeitsamt in Biala Podlaska, Juni 2001.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Jurijs Vater, Jurijs Berufsberater, Arbeitgeber.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Jurijs Vater war derjenige, der <strong>die</strong> Kontakte mit den polnischen Behörden abwickelte.<br />

Er arrangierte auch Jurijs Gespräch mit dem Berater. Er sprach dann mit dem Arbeitgeber,<br />

der Jurij als Fabrikarbeiter (Marine) in seinem Unternehmen einstellen wollte.<br />

(Jeder Arbeitgeber, der einen Rückwanderer einstellt, kann <strong>für</strong> einen gewissen Zeitraum<br />

dessen Gehalt erstattet bekommen).<br />

Beim Gespräch mit dem Berater war Jurij sehr nervös und wollte <strong>die</strong> Fragen über seine<br />

Interessen und sein Privatleben nicht beantworten. Er behandelte den Berater wie einen<br />

Funktionär, jemanden, dem man nicht trauen kann.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der<br />

Beratung beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

siehe I a.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Berater versuchte, mit Jurij in Kontakt zu kommen, fragte ihn nach seinen Interessen,<br />

Erfahrungen in der Schule, Hobbies usw., aber Jurij wollte nichts sagen. Dann<br />

stellte ihm der Berater einige Möglichkeiten vor und schlug einige Ausbildungsmöglichkeiten<br />

vor (Jurij war unter 18 Jahren alt). Aber der Junge hatte daran kein Interesse, er<br />

wollte einfach nur arbeiten. Er sagte, dass er <strong>die</strong>sen Job wirklich brauche, dass er sich<br />

entschieden habe in Polen zu bleiben, weil man da besser leben könne als in Kasachstan.<br />

AuF Print Nr. 12 183


4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika<br />

waren zu beobachten?<br />

Es muss erwähnt werden, dass Jurij so misstrauisch war, weil er dachte, dass der Berater<br />

zuerst <strong>die</strong> Interessen des Amtes und erst dann <strong>die</strong> des Klienten vertritt. Der zweite<br />

wichtige Aspekt waren <strong>die</strong> Sprachschwierigkeiten. Jurij konnte zwar etwas Polnisch,<br />

aber sein Wortschatz war sehr beschränkt, er konnte viele Wörter und Sätze nicht verstehen.<br />

Sein Vater, der Polnisch viel besser konnte als sein Sohn, war sein Führer und<br />

maßgebend <strong>für</strong> ihn.<br />

5 a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Berater versuchte, dem Klienten alle <strong>für</strong> seine künftige <strong>berufliche</strong> Laufbahn notwendigen<br />

Informationen zu geben, Informationsquellen und Namen von Einrichtungen<br />

und Personen in Polen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihn nützlich sein konnten.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Jurij änderte seine Meinung nicht. Er begann sofort zu arbeiten, nachdem er volljährig<br />

war. Er machte noch nicht einmal von der Möglichkeit Gebrauch, mit der Hilfe von<br />

Fachleuten seine Fähigkeiten und Neigungen festzustellen. Er hatte auch kein Interesse<br />

an den Informationen über den polnischen Arbeitsmarkt, <strong>die</strong> er vom Arbeitsamt erhielt.<br />

Vielleicht war er zu jung und <strong>die</strong> kulturellen Unterschiede zwischen seinen Lebensumständen<br />

in Polen und in Kasachstan waren zu drastisch, wahrscheinlich konnte<br />

er sich nicht so schnell an <strong>die</strong>se neue Lage gewöhnen.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Jadwiga aus Wilna, Litauen PL 2<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Alles begann mit einem Anruf im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Olsztny.<br />

Eine Frau mittleren Alters mit einem östlichen Akzent wollte einen Termin mit einem<br />

Berufsberater vereinbaren.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Das Gespräch fand im Herbst 2001 in einem speziellen 'Besprechungszimmer' im<br />

Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Olsztny statt.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Jadwiga, Sachbearbeiter des Arbeitsamtes, Berufsberater, Arbeitgeber.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Während des Gesprächs erzählte Jadwiga dem Berater, dass sie in Vilna geboren ist,<br />

aber eine Polin aus Litauen sei und eine Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsgenehmigung<br />

<strong>für</strong> Polen hat. Sie sucht eine Stelle als Buchhalterin kann aber nichts finden. Sie meint,<br />

dass <strong>die</strong> polnischen Arbeitgeber ihr gegenüber negativ eingestellt sind, weil sie aus<br />

Osteuropa stammt. Sie sagte auch, dass sie 45 Jahre alt sei, einen höheren Bildungsabschluss<br />

in Wirtschaft besitze, spezialisiert sei in Buchhaltung und über 10 Jahre lang<br />

als Buchhalterin in Litauen gearbeitet habe. Sie spricht <strong>die</strong> Sprachen: Polnisch, Russisch,<br />

Litauisch und Englisch. Sie hat auch noch andere IKT-Kenntnisse. Sie kann <strong>die</strong><br />

polnische Staatsangehörigkeit erwerben, möchte das aber nicht, weil sie dann ihre<br />

Rente aus Litauen verliert.<br />

184 AuF Print Nr. 12


Fallstu<strong>die</strong>n<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

siehe 1 c)<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Berater versuchte möglichst viele Informationen über <strong>die</strong> Klientin zu erfahren, achtete<br />

auf ihre Erscheinung und schlug vor, Videoaufnahmen zur Verbesserung der Selbstdarstellung<br />

und der Gespräche mit Arbeitgebern zu machen. Der Berater schlug auch <strong>die</strong><br />

Teilnahme an Gruppentraining in Berufsberatung <strong>für</strong> Arbeitslose und eine Computerschulung<br />

vor (fortgeschrittener Kurs). Die Lösung des Problems könnte darin liegen, sich um<br />

<strong>die</strong> polnische Staatsangehörigkeit zu bewerben.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Einige wesentliche Punkte zur Lage von Jadwiga:<br />

- Alter (sie gehört zu einer Risikogruppe),<br />

- keine polnische Staatsangehörigkeit,<br />

- ihr Auftreten, anspruchsvoll und affektiert,<br />

- ihr Erscheinungsbild, das nicht dem polnischen Standard von Einrichtungen entspricht,<br />

<strong>die</strong> Akademiker einstellen (Halstuch, schmutziger Mantel und Schuhe):<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

siehe 3.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Jadwiga machte <strong>die</strong> Schulungen mit und fand eine neue Stelle in Polen. Aber es lag<br />

letztendlich an ihr, ihr Erscheinungsbild zu ändern.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Abdul aus Syrien PL 3<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Dies ereignete sich im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Danzig: Eine<br />

(polnische) Frau rief im Zentrum an und fragte nach einem Berufsberater, den sie<br />

schon kannte, sie wollte, dass er ihrem Ehemann - Abdul, einem Kurden aus Syrien,<br />

helfe. Abduls Ehefrau erklärte <strong>die</strong> Lage - das Problem war <strong>die</strong> Erstellung des Lebenslaufs<br />

und des Bewerbungsschreibens. Wahrscheinlich wollte sie <strong>die</strong>se selbst<br />

schreiben.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Der Besuch fand im Herbst 1999 im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in<br />

Danzig statt.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Abdul, seine Ehefrau, Berufsberater.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Während des Gesprächs wurden mehrere Kernelemente erwähnt:<br />

- Abdul lebt in Polen seit er 19 Jahre alt ist und hat <strong>die</strong> polnische Staatsangehörigkeit.<br />

- Er hat an der Universität Danzig Politikwissenschaften stu<strong>die</strong>rt und mit der Promotion<br />

begonnen.<br />

- Kurz nachdem er seinen Magister abgeschlossen hatte, begann er einen Arbeitsplatz<br />

zu suchen, konnte aber nichts finden. Er hat sehr unangenehme Erinnerungen<br />

an seine Einstellungsgespräche bei polnischen Arbeitgebern.<br />

AuF Print Nr. 12 185


- Seiner Meinung nach muss jeder Ausländer, der sich in Polen <strong>für</strong> einen Arbeitsplatz<br />

bewirbt, bessere Qualifikationen haben als <strong>die</strong> polnischen Berwerber. Er hält <strong>die</strong> Polen<br />

<strong>für</strong> intolerant and manchmal sogar rassistisch.<br />

- Abdul hatte kein Interesse an körperlicher Arbeit oder an Marketing.<br />

- Er träumte davon, wissenschaftlich zu arbeiten, deswegen hatte er mit der Promotion<br />

begonnen.<br />

- Während all <strong>die</strong>ser Zeit, hatte seine Frau ihn aktiv unterstützt, auch bei seiner Diplomarbeit.<br />

Sie war sein 'Manager' und persönlicher Berater.<br />

- Es war <strong>für</strong> Abdul auch sehr schwierig, sich in <strong>die</strong> neue Männerrolle hineinzufinden,<br />

<strong>die</strong> ganz anders war als in seiner Kultur.<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

siehe 1 c)<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Berater schlug ein speziellesTraining zu Methoden der Arbeitssuche vor, aber Abdul<br />

hatte daran kein Interesse. Seiner Meinung nach wäre ein solcher Workshop sinnlos, da<br />

alle seine Probleme mit seiner ausländischen Herkunft zusammenhängen. Somit gab der<br />

Berater seinem Kunden Informationen über <strong>die</strong> Abfassung von Lebenslauf und Bewerbungsschreiben<br />

und achtete auf <strong>die</strong> persönlichen Neigungen und Gefühle während des<br />

Gesprächs mit dem Arbeitgeber.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

An <strong>die</strong>sem Punkt wurden mehrere Kernelemente erwähnt:<br />

- Die psychologische Lage des Klienten war sehr kompliziert, eine Einzel- oder Gruppentherapie<br />

könnte eine gute Lösung <strong>für</strong> ihn darstellen,<br />

- der Klient hatte eine sehr inflexible Haltung gegenüber seiner künftigen Arbeitsstelle<br />

- Abdul hatte kein Interesse daran, neue Methoden der Arbeitssuche, zur Selbstdarstellung<br />

und Methoden zur Stressreduzierung zu lernen.<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Berufsberater setzte Beratungsmethoden zur Unterstützung seines Klienten ein<br />

und versuchte <strong>die</strong> Lage auf dem polnischen Arbeitsmarkt (speziell im Raum Danzig) zu<br />

erklären. Er schlug auch Gruppentraining zu Methoden der Arbeitssuche vor.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Der Berufsberater konnte <strong>die</strong> Denkweise, Überzeugungen und das Verhalten des<br />

Klienten nicht ändern. Nach Abschluss seiner Promotion fand Abdul jedoch einen neuen<br />

Arbeitsplatz. Er ist Lektor in einer Universität in Nordpolen. Er findet seine Arbeit<br />

sehr interessant, arbeitet mit seinen Studenten, ist aktiver und selbständiger.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Wladimir aus der Ukraine PL 4<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Eines Tages kam Wladimir in das Arbeitsamt in Warschau. Er hatte eine Arbeitserlaubnis<br />

<strong>für</strong> Polen, konnte aber keine Stelle finden. Das Arbeitsamt arrangierte das Gespräch<br />

mit dem Berufsberater, der Wladimir helfen sollte.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

Das Gespräch fand im Frühjahr 2002 im Arbeitsamt in Warschau statt.<br />

186 AuF Print Nr. 12


c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Wladimir, Sachbearbeiter des Arbeitsamtes, Berufsberater.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

Wladimir kam 2001 aus der Ukraine nach Polen. Er hat <strong>die</strong> Sekundarschule abgeschlossen,<br />

verfügt aber nicht über viel Berufserfahrung. Zu Anfang seines Aufenthaltes<br />

in Polen versuchte er sich als Händler. Seine polnischen Freunde halfen ihm, <strong>die</strong> polnische<br />

Arbeitsgenehmigung zu bekommen und gaben ihm Arbeit als Bauarbeiter. Danach<br />

wechselte Wladimir mehrfach den Arbeitgeber, war aber immer noch Bauarbeiter.<br />

Der letzte Arbeitgeber entließ Wladimir, weil der seiner Meinung nach nichts anderes<br />

konnte, als <strong>die</strong> Erde umgraben. Wladimir<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Wladimir, polnische Arbeitgeber, Wladimirs Freunde, Berufsberater.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Berater stellte fest, dass Wladimir immer noch als Bauarbeiter in Polen tätig sein will,<br />

aber es immer schwieriger <strong>für</strong> ihn wird, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Der Berater<br />

schlug eine Fachausbildung <strong>für</strong> Bauwesen und Praxis in <strong>die</strong>sem Bereich vor. Wladimir<br />

stimmte zu.<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Während des Gesprächs erwähnte der Berater, dass Wladimir ungenügende Kenntnisse<br />

über moderne Techniken besitze. Er wußte nichts über Verputzen und neue Baumaterialien.<br />

Er sprach auch nicht flüssig Polnisch und beherrschte <strong>die</strong> polnische Fachsprache <strong>für</strong><br />

den Bau nicht. Aber er war fest entschlossen, mit dem Training zu beginnen.<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Berater hatte keinerlei Zweifel darüber, wie dem Klienten zu helfen sei und welches<br />

<strong>die</strong> beste Lösung sei. Er schlug eine technische Ausbildung vor.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Wladimir schloss <strong>die</strong> Ausbildung ab und wurde ein wettbewerbsfähigerer Arbeitnehmer.<br />

Er war stark motiviert, hatte neue Fähigkeiten und geringere Lohnforderungen als<br />

<strong>die</strong> polnischen Arbeiter.<br />

Fallstu<strong>die</strong>n C.I.T. – Mohammed aus Äthiopien PL - 5<br />

1. Beschreibung einer wichtigen/kritischen Beratungssituation, <strong>die</strong> Sie erlebt oder gehört<br />

haben:<br />

a) Wie kam es dazu?<br />

Mohammed rief im Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Warschau an und bat<br />

um einen Termin mit einem Berater.<br />

b) Wo spielte sich <strong>die</strong> Situation ab? (Ort, Zeit, Umgebung)<br />

In Warschau im Sommer 2002.<br />

c) Welche Personen waren daran beteiligt?<br />

Mohammed kam nach Polen, um Medizin zu stu<strong>die</strong>ren. Er beendete das Studium 1998<br />

und begann seine Facharztausbildung als Kinderarzt. Während des Studiums ent-<br />

AuF Print Nr. 12 187


schied er sich, in Polen zu bleiben. Er heiratete eine Äthiopierin, <strong>die</strong> in der äthiopischen<br />

Botschaft in Polen arbeitete und wurde bald Vater. Beim Gespräch mit dem Berater<br />

sagte Mohammed, dass er in Polen keine Arbeit finden kann. Er hatte auch einige unangenehme<br />

Erfahrungen mit Kontakten mit polnischen Patienten.<br />

d) Was war der genaue Inhalt und der Ablauf des Ereignisses?<br />

2. Welche Personen anderer ethnischer Herkunft und Kultur bzw. Länder waren an der Beratung<br />

beteiligt und welche Beziehungen hatten sie zu den übrigen Personen?<br />

Während des Gesprächs erwähnte der Berater, dass Mohammed sehr schnell Kontakt mit<br />

jungen Patienten (Kindern) herstellen kann, aber nicht mit deren Eltern, insbesondere den<br />

Müttern. Als Kinderarzt hatte er und wird er auch künftig häufige Kontakte mit den Müttern<br />

haben, daher ist das sehr wichtig <strong>für</strong> seine künftige Laufbahn.<br />

3. Genaue Beschreibung, wie <strong>die</strong> Beratungskraft <strong>die</strong> Situation bewältigte bzw. handelte?<br />

Der Berater schlug ein Training in sozialer Kommunikation vor (zur Verbesserung der<br />

Kommunikation mit Erwachsenen) und Sprachschulung (zur Verbesserung der Kommunikation<br />

mit Kindern und Müttern).<br />

4. Welche entscheidend wichtigen Probleme, Schwierigkeiten oder sonstigen Spezifika waren<br />

zu beobachten?<br />

Mohammed fühlte sich in der Umgebung mit seinen Freunden und seiner Familie nicht als<br />

Ausländer. Die Lage änderte sich, als er beschloss als Kinderarzt zu arbeiten. Er war sehr<br />

fest entschlossen und will wirklich in Polen arbeiten.<br />

5. a) Wie ist <strong>die</strong> Beratungskraft mit Frage 4. umgegangen?<br />

b) Wie hätte <strong>die</strong> Beratungskraft Ihrer Meinung nach handeln sollen?<br />

Der Berater half Mohammed sehr viel, <strong>die</strong> Ratschläge waren alle richtig und sehr wirkungsvoll.<br />

6. Was war das Ergebnis der Beratung? Was blieb unbewältigt?<br />

Mohammed beschloss mit der Promotion zu beginnen und fand nach wenigen Monaten<br />

eine Stelle in einem Krankenhaus. Er ist sehr aktiv und ist glücklich.<br />

188 AuF Print Nr. 12


4 Best Practice in der Telefonberatung<br />

Best-practice-Beispiele:<br />

I. Berichtsformular <strong>für</strong> Telefonberatung<br />

Best Practice in der Telefonberatung<br />

BERICHT über Anruf Nr.________________ Datum: _____________________<br />

Zeit: von ______________ bis ___________________<br />

ANRUFER Name: ______________ Alter: _____ Stand:______________<br />

Geschlecht: ________________<br />

TS-NAME „Deckname“ und richtiger Name: _______________________________<br />

° Erster Satz des Anrufers:<br />

° Anliegen und Situation des Anrufers:<br />

° Verlauf des Gesprächs:<br />

° Abschluss des Gesprächs (Vereinbarungen):<br />

° Beziehungsmuster:<br />

- Was soll der Berater <strong>für</strong> den Klient sein?<br />

- Was will der Berater <strong>für</strong> den Klient sein?<br />

- Welche Beziehung entsteht zwischen Klient und Berater daraus?<br />

-<br />

° Wenn ich das Gespräch jetzt noch einmal durchdenke/durchfühle – worüber würde ich<br />

jetzt gerne reden?<br />

° Wie geht es mir?<br />

° Anregungen <strong>für</strong> den Umgang mit Klienten:<br />

° Gespräch <strong>für</strong> Supervision interessant?<br />

Quelle: Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />

AuF Print Nr. 12 189


Muswieck, Wilfried<br />

II. Informationen über den Klienten<br />

Nachname und Vorname<br />

Addresse<br />

Bildung<br />

Ausbildung/Beruf<br />

Kontakt (Telefon, mobil, e-mail)<br />

Zahl der Kontakte<br />

Anliegen<br />

Empfehlungen/Ergebnisse<br />

Bemerkungen<br />

Unterschrift des Beraters<br />

Datum<br />

1 st, 2 nd , 3 rd , 4 th contact<br />

190 AuF Print Nr. 12


Kurzinfo zum Telefonkontakt<br />

III.<br />

Herr/Frau Datum:<br />

Zeit:<br />

Firma:<br />

Tel.Nr.:<br />

Fax Nr.:<br />

Was kann ich <strong>für</strong> Sie tun? ____________________________________________________<br />

Was kann ich ausrichten? _______________________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________________________________________<br />

� Rückruf erwünscht � ruft wieder an<br />

Wann können wir Sie <strong>für</strong> den Rückruf am besten erreichen?<br />

Datum: Uhrzeit:<br />

Quelle: BIFO Berufs- und Bildungsinformation Vorarlberg, Austria


Muswieck, Wilfried<br />

IV. Gesprächsvermerk<br />

1. Nummer des Anrufs: _______________________________<br />

2. Identifikationsnummer des Beraters: _______________________________<br />

3. Datum des Anrufs (Jahr, Monat, Tag, Zeit): ______________________________<br />

4. Dauer des Anrufs (Minuten) _______________________________<br />

5. Art des Anrufs: _____________ Neu _________ Wiederholer ________<br />

6. Geschlecht: ______________ weiblich ______ männlich ___________<br />

7. Alter des Klienten<br />

Alterskategorie:<br />

Status des Klienten:<br />

• Arbeitslos<br />

• Unter 14<br />

• Zwischen 14 und 18<br />

• Zwischen 19 und 25<br />

• Zwischen 26 und 35<br />

• Zwischen 36 und 45<br />

• Zwischen 45 und 62<br />

• Über 62<br />

• Schüler/Student<br />

- Klasse 1 bis 8<br />

- Klasse 9 bis 13<br />

- Universität/Fachhochschulen<br />

- Teilnehmer an der Erwachsenenbildung<br />

• In Arbeit:<br />

- Arbeitnehmer<br />

- Lehrer<br />

- Eltern<br />

192 AuF Print Nr. 12


8. Anliegen/Frage des Klienten:<br />

9. Vorschlag/Ergebnis:<br />

Quelle: NRCVG HU<br />

V. Phone <strong>Counselling</strong> Sheet<br />

Best Practice in der Telefonberatung<br />

1. Name und Vorname ...............................................................................................<br />

2. Adresse .................................................................................................................<br />

3. Telefonnummer ......................................................................................................<br />

4. Bildung:<br />

G allgemeinbildende Schule<br />

G Berufsschule<br />

G Gymnasium<br />

G höhere Berufsschule/Berufsfachschule<br />

G College – weiterführende (<strong>berufliche</strong>) Bildung<br />

G Fachhochschule<br />

G Universität<br />

G Doktorat/Postgraduierte Bildung<br />

5. Ausbildung/Beruf ....................................................................................................<br />

6. Aktuelle Tätigkeit ...................................................................................................<br />

7. Weitere <strong>berufliche</strong> Bildung:<br />

G Training ..................................................................................................................<br />

G Abschlüsse ............................................................................................................<br />

G Führerschein (Klasse/Stufe) ...................................................................................<br />

G Sonstige Erfahrungen und Zertifikate .....................................................................<br />

8. Arbeitserfahrungen ................................................................................................<br />

9. <strong>berufliche</strong> Kompetenzen ........................................................................................<br />

10. Interessen/Hobby ………………………….…………………………………………..….<br />

11. Fragen ...................................................................................................................<br />

12. sonstige Aktivitäten ................................................................................................<br />

Local Labour Office in Przasnysz<br />

AuF Print Nr. 12 193


Muswieck, Wilfried<br />

VI. Stufen der Gesprächsführung bei Problem- und Konfliktlösungsgesprächen<br />

Kontakt herstellen<br />

begrüßen<br />

„Fühler“ ausstrecken<br />

Situation kennenlernen<br />

Problem, Anliegen kennenlernen<br />

Atmosphäre wahrnehmen<br />

Sich Zeit lassen, wahrnehmen (bis zu 3/4 der Gesprächszeit)<br />

Zusammenfassen des Gehörten<br />

GesprächspartnerIn kann mehrere Anliegen haben<br />

Erwartungen klären<br />

Decisions<br />

Was möchte der Klient vom Berater? (höre einfach dem Klient zu, Informationen,<br />

Strukturen)<br />

Was will AnruferIn von BeraterIn? (nur zuhören, Info´s, Struktur,..)<br />

Entscheidung<br />

Welches Anliegen kann in <strong>die</strong>sem Gespräch aufgenommen werden?<br />

(Vereinbarungen treffen)<br />

Problem erkunden:<br />

Welche Bedeutung hat das Anliegen in der jetzigen Lebenssituation des Gesprächspartners<br />

im Zusammenhang mit der Familie, dem Beruf, dem sozialen und materiellen<br />

Kontext, der Leiblichkeit?<br />

Lösungsorientierte Arbeit<br />

Welche Lösungen wurden bisher ausprobiert?<br />

Was hat sich bewährt?<br />

Welche Alternativen gibt es dazu?<br />

Welche Ressourcen gibt es?<br />

Welche Hilfen gibt es?<br />

194 AuF Print Nr. 12


Gespräch beenden<br />

Erarbeitete Lösungsmöglichkeiten noch einmal benennen<br />

Best Practice in der Telefonberatung<br />

Den ersten Schritt dazu besprechen (bis wann wird was unternommen?)<br />

Verabschiedung<br />

Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />

VII. Gesprächsmodell<br />

Gesprächsaufnahme: Bis guter Kontakt hergestellt ist, bin ich Zuhörer, Partner, der<br />

ermuntert, bestärkt, übersetzt, zurück meldet. Ich werte nicht!<br />

Problem klären: Ist eine gute Gesprächsatmosphäre geschaffen, geht es darum,<br />

zu klären, wo genau das Anliegen/ das Problem liegt. Wertungen<br />

und Meinungen des Zuhörers behindern den Klärungsprozess.<br />

Gesprächsziele klären: Dies kann auch schon vor der Problemklärung gemacht werden.<br />

Wichtig ist das Stecken eines (realistischen und angepassten)<br />

Zieles. Z. B. Was erwartet der Gesprächspartner von mir?<br />

Was ist seine derzeit dringendste Frage? Wovor hat er/sie am<br />

meisten Angst? Welches könnte ein nächster Schritt sein?<br />

Persönliches Gespräch über <strong>die</strong> anstehende Problematik:<br />

Erst wenn ich gefragt bin, wenn Problem und Ziel geklärt sind,<br />

können eigene Meinungen und Wertungen eingebracht werden.<br />

Ziel muss es aber bleiben, dass der/<strong>die</strong> AnruferIn „arbeitet“ und<br />

eigene Lösungsansätze entwickeln kann. Dabei auch immer an<br />

<strong>die</strong> eigenen und <strong>die</strong> Gefühle des Gesprächspartners achten.<br />

Gespräch beenden: Zusammenfassen der Resultate<br />

Frage nach dem Befinden und Einschätzung des Gesprächs<br />

Frage nach dem nächsten Schritt<br />

Verabschiedung<br />

Quelle: Quelle: Telefonseelsorge Vorarlberg, Austria<br />

VIII. Best-Practise in der Telefonberatung<br />

Zentrum <strong>für</strong> Information und Berufsplanung in Poznan<br />

1. Bewerbungsunterlagen zusammenstellen (Lebenslauf und Bewerbungsschreiben)<br />

Der Klient brauchte Tipps zur Erstellung der Unterlagen entsprechend der Erwartungen der<br />

Arbeitgeber (Lebenslauf und Bewerbungsschreiben). Während des Telefonats erhielt der<br />

Klient sämtliche notwendigen Informationen - über den Inhalt der Unterlagen, <strong>die</strong> Gestaltung,<br />

nützliche Formulierungen usw.<br />

AuF Print Nr. 12 195


Muswieck, Wilfried<br />

2. Überprüfung der Unterlagen<br />

Eine junge Mutter zweier Kleinkinder bat um <strong>die</strong> Überprüfung von Unterlagen, <strong>die</strong> sie per Fax<br />

geschickt hatte. Alle Papiere wurden überprüft, korrigiert und an <strong>die</strong> Klientin zurück gesendet.<br />

Danach erklärte der Berater bei einem Telefonat <strong>die</strong> Fehler.<br />

Beim nächsten Anruf fragte <strong>die</strong> gleiche Klientin danach, wie man sich auf das erste Vorstellungsgespräch<br />

vorbereiten solle. Der Berater gab ihr alle notwendigen Informationen, u.a.<br />

einige Tipps über <strong>die</strong> nicht-verbale Kommunikation (Körpersprache).<br />

3. Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch<br />

Eine junge Frau ist vom Arbeitgeber zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden.<br />

Daher wollte sie wissen, was sie sagen sollte, wenn sie nach ihren Gehaltsvorstellungen<br />

gefragt wird. Während des Gesprächs nannte der Berater einige Beispiele <strong>für</strong> mögliche Antworten.<br />

4. Ausbildung und Kurse<br />

Ein junger Mann brauchte Informationen über IKT-Training und wollte sehr kostengünstige<br />

Angebote. Der Berater konnte ihm während des Telefonats alle notwendigen Informationen<br />

geben. Einige Tage später, rief der Klient zurück und unterrichtete den Berater über seine<br />

Tätigkeiten.<br />

5. Berufskundliche Informationen<br />

Der Klient interessierte sich <strong>für</strong> Informationen über <strong>die</strong> Tätigkeit als Makler, er wollte Einzelheiten<br />

über Ausbildung, psychologische Merkmale, Entlohnung usw. wissen. Im Telefonat<br />

beantwortete der Berater seine Fragen und bezog sich auf <strong>die</strong> Angaben im berufskundlichen<br />

Führer (Przewodnik po zawodach).<br />

6. Vertrag<br />

Der Klient wollte wissen, was der Unterschied zwischen einem unbefristeten und einem befristeten<br />

Arbeitsvertrag ist. Anhand der Erklärungen des Beraters konnte er seine Entscheidung<br />

treffen. Einige Tage später rief er zurück und bedankte sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Hilfe.<br />

Quelle: NRCVG Polska<br />

IX. Best-Practice in der Telefonberatung<br />

1. Allgemeine technische Voraussetzungen<br />

• Es sind schnurlose Telefone zu bevorzugen, da sie dem Berater mehr Bewegungsfreiheit<br />

erlauben.<br />

• Das Telefon sollte 2-3 läuten, bevor abgenommen wird.<br />

• Der Berater sollte das Telefon nicht beantworten, während der herumläuft, sich<br />

z.B. auf der Treppe befindet.<br />

2. Schutz des Beraters<br />

• Siehe Ethikkodex<br />

• Die Umgebung ist sehr wichtig <strong>für</strong> das Wohlbefinden des Beraters (angenehm<br />

gestaltetes Büro, schöne Aussicht usw.) geistiges und soziales Umfeld: <strong>die</strong> Beziehungen<br />

im Team sollten unterstützend wirken, das Team sollte <strong>die</strong> Arbeit des<br />

Beraters und <strong>die</strong> speziellen Eigenheiten der <strong>Fernberatung</strong> anerkennen.<br />

196 AuF Print Nr. 12


Best Practice in der Telefonberatung<br />

• Das Team sollte Besprechungen abhalten, Überprüfungen vornehmen und moderne<br />

Methoden anwenden.<br />

• Um gegen das Burn-Out-Syndrom vorzubeugen, sollten während und nach der<br />

Arbeitszeit verschiedene Formen der Entspannung angeboten werden.<br />

• Der Berater muss auf seine geistige Gesundheit achten: belastende Gefühle<br />

muss man abschütteln, da<strong>für</strong> eignen sich Duschen, Entspannungsübungen und<br />

der Austausch unter Kollegen.<br />

• Wichtig ist es sich vor Augen zu führen, dass der Berater dem Klienten <strong>die</strong> Verantwortung<br />

nicht abnimmt.<br />

• Während des Kundengesprächs sollte man gemütlich sitzen, besonders bei einem<br />

schwierigen Gespräch muss man fest im Stuhl sitzen und ihn als Unterstützung<br />

empfinden.<br />

• Während der Telefonberatung spricht der Berater ausschließlich mit dem Klienten.<br />

Der Berater übt keine anderen Tätigkeiten nebenher aus (schreiben, Kaffeekochen),<br />

da <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Konzentration beeinträchtigt und es der Klient an der Stimme<br />

des Beraters erkennt und negativ registriert (das Gefühl der Sicherheit in der Beziehung<br />

wird gefährdet).<br />

• Man sollte wichtige Telefonnummern und Kontaktdaten greifbar haben.<br />

• Wenn man über gewisse Informationen nicht verfügt, sollte man das offen<br />

zugeben und anbieten, <strong>die</strong>se zu beschaffen sowie einen nächsten Anruf vereinbaren.<br />

3. Sicherheit und Schutz <strong>für</strong> den Klienten<br />

• Siehe Ethikkodex.<br />

• Der Klient sollte das Gefühl haben, dass der Berater <strong>für</strong> ihn da ist.<br />

• Der Berater sollte eine positive und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, das<br />

Gefühl vermitteln, dass er den Klienten annimmt (mit non-verbalen Mitteln): vor<br />

dem Abnehmen des Telefons sollte der Berater tief durchatmen (vielleicht kommt<br />

ja ein 'schwieriges' Gespräch auf ihn zu), dadurch wird seine Stimme sicherer, ruhiger<br />

und klingt ausgeglichener.<br />

• Es wäre gut, wenn alle Berater eine einheitliche Grußformel und Einleitung verabreden.<br />

• Weiterverweisen: Es ist gut, über <strong>die</strong> Fälle zu sprechen, denn, wenn der Klient<br />

mehrmals anruft, kann er leichter an einen anderen Berater verwiesen werden.<br />

• Es ist nicht das Ziel der Telefonberatung, den Klienten an einen bestimmten Berater.<br />

zu binden. Es empfiehlt sich, dass <strong>die</strong> Berater untereinander zu einer Vereinbarung<br />

gelangen, wie <strong>die</strong> Anonymität der Berater gewahrt bleibt.<br />

• Die Grenzen zwischen Klient und Berater beibehalten.<br />

• Durch <strong>die</strong> Wahrung der Anonymität des Klienten kann er sich sicher fühlen, daher<br />

erfragt der Berater nicht seinen Namen, seine Anschrift oder Ähnliches.<br />

4. Das Anliegen des Klienten verstehen<br />

• Aktives Zuhören, Tempo und Sprache des Klienten übernehmen. Der Berater sollte<br />

dem Klienten nicht <strong>die</strong> Initiative abnehmen, <strong>die</strong> Aktivitäten sollen vom Klienten<br />

ausgehen (obwohl es manchmal notwendig ist, dass der Berater <strong>die</strong>s tut).<br />

• Das Anliegen strukturieren: Der Berater sollte dem Klienten helfen, ein klareres<br />

Verständnis des Problems zu gewinnen. Der Klient soll somit in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />

werden, sein Anliegen besser zu verstehen. Dies kann z.B. dadurch geschehen,<br />

dass man ihm mehrere Alternativen und Möglichkeiten aufzeigt.<br />

AuF Print Nr. 12 197


Muswieck, Wilfried<br />

Grenzen<br />

• In der Dienststelle sollten <strong>die</strong> Grenzen klar und deutlich gemacht werden, z.B. <strong>die</strong><br />

Grenzen zur Privatsphäre, <strong>die</strong> zum Wohle des Klienten und des Beraters einzuhalten<br />

sind.<br />

• Ferner sollten zeitliche Grenzen festgelegt werden; das Beratungsgespräch sollte<br />

eine gewisse Dauer nicht übersteigen (es gibt jedoch Ausnahmen hier<strong>für</strong>), ferner<br />

sollten <strong>die</strong> zu behandelnden Themen eingegrenzt sein (einige sind durch andere<br />

Stellen zu behandeln z.B. <strong>die</strong> Telefonseelsorge).<br />

Sylva Stepitova, Uherske Hradiste CZ, 18.9.2002 (Übersetzung: Ivan Valkovic SK,<br />

27.9.2002)<br />

X. Best-Practice in der Telefonberatung<br />

Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberatung<br />

Telefonberatung wird in Ungarn hauptsächlich durch Nummern der Telefonseelsorge angeboten.<br />

Künftig werden Informationsstellen eingerichtet, um im Rahmen der öffentlichen Arbeitsverwaltung<br />

Telefonberatung anzubieten. Unsere Planungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft basieren auf<br />

den bisherigen Erfahrungen der Telefonberatung und der Weiterentwicklung der <strong>Methodik</strong><br />

der Telefonberatung.<br />

1. Zugang:<br />

• In Ungarn gibt es 36 telefonische Hilfs<strong>die</strong>nste, von denen 8 rund um <strong>die</strong> Uhr verfügbar<br />

sind. Die anderen 28 stehen täglich 12 Stunden oder weniger zur Verfügung. Die<br />

Telefonberatung der öffentlichen Arbeitsverwaltung soll von 8 bis 16 Uhr ganz oder<br />

teilweise verfügbar sein. Wir sind uns bewusst, dass es Klienten (in unseren Zielgruppen<br />

gibt), <strong>die</strong> während <strong>die</strong>ser Zeiten aus bestimmten Gründen nicht anrufen können<br />

(sie sind z.B. bei der Arbeit oder in der Schule), während der Einführungsphase<br />

ist es jedoch nicht sinnvoll, einen ständigen Service oder Schicht<strong>die</strong>nst anzubieten.<br />

• Da der Dienst zeitweise zur Verfügung steht, sollte ständig ein Informations<strong>die</strong>nst bereitgestellt<br />

werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> grundlegenden Angaben durchsagt. Wir meinen, dass ein<br />

erfolgloser Anruf oder <strong>die</strong> Beantwortung durch den Anrufbeantworter <strong>die</strong> Kunden<br />

frustriert. Außerhalb der Bürozeiten wird eine freundliche und eindeutige Nachricht<br />

mit den grundlegenden Informationen zu hören sein. Wenn es mehr Anrufe werden<br />

und unsere Berater <strong>die</strong>se nicht mehr unverzüglich beantworten können, müssen wir<br />

eine neue Mitteilung aufnehmen und <strong>die</strong> Kunden bitten, in der Leitung zu bleiben, da<br />

wir den Anruf so schnell wie möglich entgegen nehmen werden.<br />

• Der Dienst muss über eine kostenlose '800er-Nummer' angeboten werden.<br />

2. Öffentlichkeitsarbeit und Kunden<br />

• Bevor wir den Dienst bekannt machen, müssen wir <strong>die</strong> ungefähre Zahl der Kunden<br />

abschätzen, um das Personal vorzubereiten. Dabei hängt <strong>die</strong> Zusammenstellung des<br />

Personals natürlich vor allem davon ab, wie viele Personen und wie viel Material zur<br />

Verfügung stehen. Wir nehmen an, dass wir bei einer Nummer (einem Zimmer) zwei<br />

Berater brauchen, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong>se Arbeit teilen.<br />

• Unsere Zielgruppen umfassen ein weites Spektrum an Menschen, u.a. Schüler der<br />

Grund- und Sekundarschulen (12 Klasen), Universitätsstudenten, Teilnehmer an der<br />

Erwachsenenbildung, Einsteiger in das Berufsleben, Beschäftigte und Arbeitslose.<br />

• Unserer Schätzung nach braucht jeder Zehnte in den Zielgruppen Hilfe von Dritten<br />

zur <strong>berufliche</strong>n Orientierung. Dieser Prozentsatz gilt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonberatung.<br />

Wir rechnen in den Regionen mit 5000 Kunden pro Jahr, d.h. ca. 20 Anrufe pro Tag.<br />

198 AuF Print Nr. 12


Best Practice in der Telefonberatung<br />

• Anhand der Erfahrungen aus den persönlichen Beratungsgesprächen ergibt sich eine<br />

Dauer von mindestens 1 bis 1 1/2 Stunden pro Klient. Bei der Telefonberatung sollte<br />

<strong>die</strong>se Dauer kürzer sein. Wir besitzen keine hinreichenden Erfahrungen in der Telefonberatung,<br />

aber anhand der berechneten Anzahl von Anrufen, sollten <strong>die</strong>se nicht<br />

länger als 20-25 Minuten dauern.<br />

• Die Zeitungen enthalten täglich Informationen über <strong>die</strong> Zugangszeiten zu den Telefon<strong>die</strong>nsten.<br />

Die Dienste werden auch regelmäßig in Broschüren annonciert und einmal<br />

jährlich am 'Nationalen Telefontag'. Um <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung bekannt<br />

zu machen, werden wir <strong>die</strong>se Methoden auch anwenden.<br />

3. Beratungsgrundsätze<br />

• Die Kunden brauchen und ver<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> vollständige Aufmerksamkeit des Beraters!<br />

Um sich voll auf <strong>die</strong> Kunden konzentrieren zu können, muss der Telefonberater einen<br />

angenehmen Arbeitsplatz haben. Ihnen müssen alle Informationen leicht zugänglich<br />

sein, um Anfragen schnell beantworten zu können.<br />

Es sollte keine Hintergrundgeräusche oder Störungen geben. Während des Telefonats<br />

sollte niemand anderer anwesend sein oder den Raum betreten.<br />

Die Kunden sollen nicht warten, <strong>die</strong> Berater müssen das Gespräch so schnell wie<br />

möglich annehmen.<br />

Man kann festlegen nach wie viel Klingeltönen geantwortet werden soll (z.B. nach<br />

fünf Mal Klingeln).<br />

• Jeder Kunde muss eine Antwort erhalten!<br />

Wenn der Berater, <strong>die</strong> Frage nicht sofort beantworten kann, muss er mit dem Klienten<br />

den nächsten Schritt vereinbaren. Wenn <strong>die</strong> Antwort verschoben wird, sollen <strong>die</strong> Berater<br />

sie so schnell wie möglich erledigen.<br />

• Jeder Klient soll mindestens zwei alternative Antworten erhalten!<br />

• Die Telefonberatung soll eng mit den anderen Beratungs<strong>die</strong>nsten zusammenarbeiten.<br />

Die Telefonberatung erweitert das Spektrum des Beratungsangebots, es ersetzt jedoch<br />

nicht das persönliche oder das Gruppengespräch.<br />

4. Entgegennahme eines Gesprächs<br />

• Begrüßung<br />

Zu Beginn des Telefonats sollte der Klient begrüßt werden. Als Einleitung und zur<br />

Vorstellung kann man den Namen der Organisation, den eigenen Namen oder beides<br />

nennen. Die Berater in der Telefonseelsorge und ähnlichen Diensten nennen nur den<br />

Namen der Organisation. Im Rahmen der Öffentlichen Arbeitsverwaltung übernehmen<br />

wir <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung, daher ist <strong>die</strong> persönliche Vorstellung<br />

wichtig. Zu Beginn kann man fragen: "Was kann ich <strong>für</strong> Sie tun?"<br />

• Erkennung des Problems<br />

Sowohl in der persönlichen als auch in der Telefonberatung ist es der erste wichtige<br />

Schritt, Vertrauen zu schaffen. Da es bei der Telefonberatung keine visuellen Elemente<br />

gibt, konzentriert man sich auf das Gesprochene und das Verständnis. Man<br />

muss dem Klienten zuhören und ihn verstehen, darüber hinaus auch <strong>die</strong> speziellen<br />

Botschaften erkennen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Sprechweise übermittelt werden.<br />

Da <strong>die</strong> Klienten das Gesicht des Beraters nicht sehen können, muss man ihnen akustisch<br />

versichern, dass man zuhört. Am Telefon muss <strong>die</strong> Stimme ausdrucksfähiger<br />

sein, als in einem persönlichen Gespräch. Mit stimmlicher Mimik muss man sehr vorsichtig<br />

sein. Die Wirkung über das Telefon wird hauptsächlich beeinflusst durch <strong>die</strong><br />

Lautstärke, <strong>die</strong> Artikulation, Intonation, Modulation, Betonung und Sprechgeschwindigkeit<br />

(wenn z.B. vom Berater nichts gesagt wird, denkt der Klient, dass er sich nicht<br />

AuF Print Nr. 12 199


Muswieck, Wilfried<br />

mehr auf ihn konzentriert). Mit sehr einfachen verbalen Bestätigungen wie 'ja, richtig'<br />

kann man den Redefluss des Partners fördern.<br />

Spricht man sehr laut, klingt es <strong>für</strong> den Klienten aggressiv, was dann Angst und Misstrauen<br />

erzeugt. Wenn man schnell spricht, fühlt sich der Partner unter Druck und gestresst.<br />

Um gut zu kommunizieren und dem Klienten Vertrauen zu geben, sollten folgende<br />

Beratungstechniken angewendet werden:<br />

Reflektion, offene Fragen und Zusammenfassung.<br />

Ähnlich wie beim persönlichen Gespräch sollte auch Schweigen toleriert werden, sofern<br />

es nicht zu lange dauert. Es ist sehr schwierig, in Sekunden oder Minuten anzugeben,<br />

ab wann das Schweigen 'peinlich' wird, aber <strong>die</strong> 'Bedeutung' des Schweigens<br />

ist wichtig. Entsprechend <strong>die</strong>ser 'Bedeutung' muss man <strong>die</strong> richtige Reaktionsweise<br />

wählen.<br />

Z.B. falls man denkt, dass der Gesprächspartner seine Denkpause beendet hat, kann<br />

man danach fragen, was ihm eingefallen ist. Falls der Klient anscheinend unkonzentriert<br />

wird, kann man ihn mit einer kurzen Zusammenfassung in das Gespräch zurück<br />

holen; "Sie hatten erwähnt...". Menschen, denen es schwer fällt, mit Unbekannten zu<br />

sprechen, beginnen ein Telefonat häufig mit einer Pause.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle sind Ermutigung und Bestätigung notwendig. Wenn das Schweigen<br />

andauert, kann man den Klienten bitten, zurückzurufen, wenn er in der Lage ist, zu<br />

sprechen.<br />

Falls der Klient das Problem nicht klar erkennen oder darlegen kann und dem Berater<br />

das wahre Problem nicht bekannt ist, kann er keine Lösung finden. Man sollte eine<br />

Vereinbarung mit dem Klienten treffen (Beratungsvereinbarung) und dann erst weiter<br />

machen.<br />

• Identifikation des Problems<br />

Während der Identifikationsphase werden <strong>die</strong> positiv und negativ beitragenden persönlichen<br />

und situativen Elemente <strong>für</strong> den Klienten analysiert. Am Telefon ist <strong>die</strong> Zeit<br />

knapper als in einem persönlichen Gespräch. Deshalb sind direktive Beratungsmethoden<br />

und Fragen als Hilfestellung einzusetzen. Offene, geschlossene oder Folgefragen<br />

stellen und Suggestivfragen vermeiden. Auch Verbindungstechniken einsetzen.<br />

Interferenzen (wie Konfrontation oder Interpretation), denen sich <strong>die</strong> Klienten widersetzen<br />

könnten bzw. durch <strong>die</strong> sie das Vertrauen verlieren könnten, sollten vermieden<br />

werden. In <strong>die</strong>ser Phase der Beratung, ist es sehr wichtig, alle Fähigkeiten<br />

zur Klarstellung und Zusammenfassung einzusetzen.<br />

• Handlung/Reaktionen<br />

In der Beratung sind schnelle Reaktionen <strong>für</strong> eine langfristige Lösung meistens nicht<br />

effektiv. Es ist besser, wenn der Klient <strong>die</strong> Lösung selbst findet und nicht einfach einem<br />

vorgeschriebenen Weg folgt. Aus <strong>die</strong>sem Grund hilft der Berater dem Klienten<br />

lediglich, sich beruflich zu entscheiden, gibt aber keine direkten Ratschläge. In der<br />

Telefonberatung sind beide Parteien bestrebt, das Gespräch früher zu beenden als in<br />

einer persönlichen Beratung. Es ist üblich, am Telefon kürzere Gespräche zu führen<br />

und schneller zum Kern zu kommen. Das hat nicht nur finanzielle, sondern auch verfahrensmäßige<br />

Gründe. Als Berater der Öffentlichen Arbeitsverwaltung, sind wir<br />

gehalten, keine Informationen über das Telefon zu geben, sondern Termine mit den<br />

Kunden zu vereinbaren. Diese Einstellung hat sich jedoch geändert. Es sind immer<br />

mehr Informationen im Internet verfügbar, aber <strong>die</strong> Telefonberatung hat sich immer<br />

noch nicht geändert.<br />

Da es bei der Telefonberatung hauptsächlich um <strong>die</strong> Weitergabe von Informationen<br />

geht, braucht man alle Informationsquellen, <strong>die</strong> schnelle Antworten ermöglichen. Diese<br />

Quellen müssen leicht auffindbar sein. Daher ist es unabdingbar, eine umfassende<br />

Datenbank zu haben. Wenn der Berater Daten im Computer sucht, dann soll das<br />

200 AuF Print Nr. 12


Best Practice in der Telefonberatung<br />

nicht dazu führen, dass er das Gespräch unterbrechen muss, sondern er soll dem<br />

Kunden sagen, was er gerade macht. (z.B. 'Eine Sekunde bitte, ich habe das Programm<br />

gerade herunter geladen'. Man soll dem Kunden mitteilen, wo <strong>die</strong> Quelle zu<br />

finden ist. Dann kann der Klient <strong>die</strong> Informationen überprüfen und kann er den Berater<br />

nicht mehr <strong>für</strong> eine falsche Entscheidung verantwortlich machen. Man sollte Alternativen<br />

aufzeigen, damit der Klient angeregt wird, aktiv zu kooperieren und mehr<br />

Selbstverantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Entscheidungen, <strong>die</strong> Lösungen und sein Schicksal<br />

zu übernehmen.<br />

Gelegentlich ist es nicht möglich, direkt zu helfen. Daher sollten verschiedene Stufen<br />

und Methoden zur Weiterempfehlung ausgearbeitet werden. Innerhalb der Öffentlichen<br />

Arbeitsverwaltung ist eine äußerst enge Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsberatern,<br />

den Psychologen, den Berufsberatern und den Vermittlern herbeizuführen.<br />

Diese Bereiche gelten als Links und <strong>die</strong> betreffenden Kollegen sollten auch zur Gruppe<br />

der Telefonberater gehören und gleichzeitig sollten <strong>die</strong> Telefonberater zu dem<br />

Personal gehören, dass <strong>die</strong> persönlichen Beratungsgespräche führt. Teamarbeit und<br />

ständige Kontrolle sind notwendig. Auch Kooperationsabkommen mit externen Organisationen<br />

(z.B. Telefonseelsorge usw.) sind wichtig. Die Vereinbarungen sollten festlegen,<br />

in welchen Fällen, mit welchen Anliegen und in welcher Art Anrufe dorthin weiter<br />

vermittelt werden können. Dabei sollte es sich um ein zweigleisiges Verfahren<br />

handeln; auch der Kooperationspartner kann seine Kunden an <strong>die</strong> Arbeitsverwaltung<br />

verweisen.<br />

Bei einer Empfehlung an andere Stelle sollten positive Formulierungen in der folgenden<br />

Art gefunden werden:<br />

• "Ich werde Ihr Anliegen mit meinem Kollegen besprechen. Könnten Sie uns bitte<br />

zurückrufen am (Datum und Uhrzeit)?'<br />

• "Ehrlich gesagt, ist das nicht mein Bereich, sondern der meines Kollegen,<br />

Herr/Frau xyz, der da<strong>für</strong> wesentlich kompetenter ist..."<br />

• Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Fachmann <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Themen anzurufen?<br />

• "Ich glaube, dass hier<strong>für</strong> <strong>die</strong> Einrichtung xyz zuständig ist. Könnten Sie bitte folgende<br />

Nummer anrufen?'<br />

• Falls mehrere Anrufe erforderlich sind, ist es am besten, wenn der gleiche Berater<br />

den Klienten zurückruft. Es ist ratsam Tag und Uhrzeit <strong>für</strong> den Rückruf zu vereinbaren.<br />

Natürlich kann es bei häufig anrufenden Klienten auch passieren, dass sie<br />

mit unterschiedlichen Beratern sprechen müssen. Zur besten Zeitnutzung der Telefonberater<br />

sollte ein Rotationsprinzip eingeführt werden. Dadurch kann vermeiden<br />

werden, dass einzelne Berater überbelastet werden, sie haben so mehr Zeit<br />

<strong>für</strong> Zusatzarbeiten (Daten sammeln, Dokumentation, Verbindungen knüpfen und<br />

Kontakte pflegen usw.).<br />

• Beendigung des Gesprächs<br />

Es stellt sich stets <strong>die</strong> Frage: wie lange soll ein Telefonat dauern. Das lässt sich nur<br />

schwer festlegen. Wenn der Anrufer eine konkrete Antwort auf eine gezielte Frage erwartet,<br />

kann das Gespräch nach wenigen Minuten beendet sein. Es gibt aber auch zögerliche<br />

und ängstliche Klienten, <strong>die</strong> mehr Zeit brauchen, um ihr Anliegen zu formulieren.<br />

Manchmal hat jemand auch über <strong>die</strong> Frage hinaus emotionale Probleme oder braucht<br />

nur jemanden, der ihm zuhört und dann kann das Gespräch 20-30 Minuten oder noch<br />

länger dauern. Bei derartigen Klienten sollte der Berater <strong>die</strong> Techniken des aktiven Zuhörens,<br />

der Ermutigung und Unterstützung einsetzen. Um endlose Gespräche zu vermeiden<br />

sollte ein Zeitlimit festgelegt werden.<br />

Da der Berater seine Konzentration auch nicht unbegrenzt aufrecht erhalten kann, sollte<br />

ein Gespräch nicht länger als höchstens 50-60 Minuten dauern. Manchmal ist es nicht<br />

leicht, das Gespräch zu beenden. Der Berater muss sehr vorsichtig sein, wenn er etwas<br />

AuF Print Nr. 12 201


Muswieck, Wilfried<br />

sagt wie: z.B. Haben Sie noch weitere Fragen? Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn<br />

wir das Gespräch jetzt beenden und Sie uns später noch einmal anrufen?<br />

• Telefonberater sollten folgende Voraussetzungen mitbringen<br />

- Telefonberater sollten erfahrene und ausgebildete Berater sein. Auch Training zur<br />

speziellen Vorbereitung ist erforderlich.<br />

- Sie sollten klientenzentrierte Grundsätze nach Rogers einsetzen (bedingungslose<br />

Akzeptanz, phantasiereiches Verständnis, Kongruenz).<br />

- Sie sollten mit dem Klienten Geduld haben, ihm zuhören und seine Probleme verstehen.<br />

- Berater sollten vorurteilsfrei sein<br />

- Berater sollten offen, direkt, freundlich und tolerant sein.<br />

- Berater sollten gute Kommunikationsfähigkeiten haben.<br />

Quelle: NRCV HU<br />

XI. Best-Practise in der Telefonberatung<br />

� Änderungen zur Wahrnehmung einer Schülerin, <strong>die</strong> spezieller Hilfe bedurfte<br />

Eine junge Frau, mit eingeschränkten Fähigkeiten, hatte <strong>die</strong> Ausbildung und <strong>die</strong> Arbeitssuche<br />

aufgegeben.<br />

Sie hatte Probleme, sich in den regulären Klassen der Sekundarschule zurechtzufinden.<br />

Sie konnte nicht so schnell lernen wie ihre Altersgenossen.<br />

Diese Klientin schämte sich, persönlich in <strong>die</strong> Berufsberatung im Arbeitsamt zu kommen. In<br />

<strong>die</strong>sem Gespräch war es nötig, <strong>die</strong> Selbstachtung und das Vertrauen der Klientin positiv zu<br />

fördern. Nach der Telefonberatung war sie bereit, das Beratungszentrum zu besuchen.<br />

Schlüsselwörter<br />

soziale Interaktion, Selbstachtung, Weiterbildung spezieller Art<br />

� Wenn der Klient aus einem anderen Kulturkreis stammt<br />

Galina stammt nicht aus <strong>die</strong>sem Land. Sie lebt seit 2001 in unserem Land.<br />

Sie ist zu ihrer Mutter gezogen (auch eine Ausländerin). Ihr Vater wurde verhaftet. Sie hat<br />

viele soziale Probleme.<br />

Diese Klientin konnte sich nicht entscheiden, ob sie mit der Berufsschule weitermachen sollte,<br />

eine Kurzausbildung (z.B. eine Computerschulung) machen oder direkt Arbeit suchen<br />

sollte. Während der Telefonberatung wurde klar, dass sie zusätzliche Hilfe brauchte.<br />

Nachdem all <strong>die</strong>se Informationen herausgearbeitet waren, was sehr schwierig war, weil <strong>die</strong>ses<br />

Mädchen nur sehr schlecht kommunizieren konnte, wurde ein persönliches Gespräch im<br />

Büro des Beraters vereinbart.<br />

Schlüsselwörter<br />

ethnische und kulturelle Unterschiede, Weiterbildung, Bewusstsein über Verhaltensweisen,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> interkulturelle Kommunikation fördern<br />

� Laufbahnplanung<br />

Dieser 17-Jährige wollte im englischsprachigen Ausland stu<strong>die</strong>ren.<br />

Er ist flexibel, selbstsicher und spricht nicht sehr gut Englisch.<br />

Er braucht angemessene Sprachkompetenz, zumindest auf dem Niveau der Mittelstufe.<br />

Während des Telefonats erhielt er<br />

202 AuF Print Nr. 12


Best Practice in der Telefonberatung<br />

- detaillierte Informationen über Möglichkeiten zum Englisch lernen im Inland<br />

- <strong>die</strong> Webadresse mit allen notwendigen Informationen über das Studium im Ausland<br />

- <strong>die</strong> Webadresse mit mehr Informationen über internationale Dienste<br />

- allgemeine Informationen über <strong>die</strong> NRCG (The National Resource Centre for Vocational<br />

Guidance) zum Studium und Praktika im Ausland, Beschäftigung und kurzfristige Tätigkeit<br />

im Ausland<br />

Schlüsselwörter<br />

Anregung zum Englisch lernen, aktuelle Informationen, Kontakte auf nationaler und europäischer<br />

Ebene im Bereich Lernen im Internet.<br />

Eva Juzvakova, Arbeitsministerium , CZ<br />

AuF Print Nr. 12 203


Zakar, András<br />

5 Ausgewählte Bereiche<br />

5.1 Multikulturelle Aspekte<br />

Einleitung<br />

Multikulturelle Berufsberatung kann sich zum einen beziehen auf den internationalen oder<br />

transnationale Kontext und zum anderen auf <strong>die</strong> spezifische Förderung ethischer Minderheiten<br />

im nationalen Kontext.<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang verstehen wir unter „Kultur“ das Zusammenwirken mehrerer Aspekte,<br />

wie demographische Merkmale (Geschlecht, Alter, Wohnort, usw.), gesellschaftlicher<br />

Status (Klasse, Ausbildungsniveau, Einkommen, usw.), Zugehörigkeit zu verschieden formellen<br />

und informellen Gruppen (Nationalität, ethischer Hintergrund, Sprache, Religion, usw.).<br />

Deshalb erscheint „Multikulturalität“ als wichtiger Aspekt in jeder Beratung, so auch in der<br />

<strong>Fernberatung</strong> (Ertelt, Schulz, 1997).<br />

Die Komplexität multikultureller Berufsberatung ist seit Jahren Gegenstand der Forschung.<br />

Nach Sue und Sue (1982) treffen in jeder Beratung kulturelle Eigenheiten zweier oder mehrerer<br />

Personen aufeinander, was primär an den verschiedenen Wertsystemen und Lebensstilen<br />

sichtbar wird. Es wäre jedoch gefährlich, wenn wir <strong>die</strong>se Unterschiede vorschnell als<br />

Unterschiede zwischen Gruppen verallgemeinern würden, denn das könnte mögliche bedeutende<br />

Differenzen innerhalb bestimmter Gruppen verdecken.<br />

Für <strong>die</strong> tägliche Praxis erscheint <strong>die</strong> Theorie von Speight (1991) wirksam einsetzbar, nach<br />

der in der multikulturellen Berufsberatung nicht nur kulturelle Unterschiede, sondern auch<br />

individuelle Persönlichkeitszüge und menschliche Anpassungsfähigkeiten beachtet werden<br />

sollten. Das ist besonders dann wichtig, wenn es um das Zusammenwirken von Berufsberaterin/Berufsberaterinnen<br />

aus verschiedenen Ländern mit historischen, gesellschaftspolitischen<br />

und wirtschaftlichen Unterschieden geht.<br />

Die bisherigen Forschungen haben vielfältig Aufschluss gegeben über <strong>die</strong> Vorurteile und<br />

Nachteile multikultureller Berufsberatung. Dabei standen drei Themenbereiche im Mittelpunkt:<br />

Kulturelle bedingte Eigenschaften der Klienten aus ethischen Gruppen, Unterschiede<br />

in der kulturellen Identität der Ratsuchenden sowie kulturell bedingte Unterschiede bei der<br />

Lebensauffassung zwischen Berater und Klienten.<br />

Hinsichtlich der persönlichen und kulturellen Eigenheiten der Klienten sind aus berufsberaterischer<br />

Sicht solche Unterschiede besonders wichtig, <strong>die</strong> sich aus Abweichungen zwischen<br />

ethischen Gruppen und der Mehrheitskultur ergeben,.<br />

Eine Reihe von Autoren bezeichnet <strong>die</strong> genaue Wahrnehmung der Lebensauffassung des<br />

Klienten als zentral wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Berufsberatung. Es ist bekannt, dass <strong>die</strong><br />

Lebensauffassung eine wichtige kognitive Dimension ist, da sie u. a. <strong>die</strong> Informationsverarbeitung,<br />

das logische Denken und <strong>die</strong> Interpretationsfähigkeit des Individuums beinhaltet.<br />

Daher spielt sie in dem gesamten Beratungsprozess eine bedeutende Rolle (Sodowsky-<br />

Johnson 1993).<br />

Die kulturelle Identität der Klienten ethischer Gruppen zeigt sich vor allem daran, wieweit sie<br />

<strong>die</strong> Werte und Verhaltensweisen der Mehrheitskultur erlernt und wieweit sie <strong>die</strong> Grundwerte<br />

und Gewohnheiten ihrer Herkunftskultur beibehalten haben.<br />

Es ist daher sehr wichtig, dass wir in der multikulturellen Beratung <strong>die</strong>se Interdependenz<br />

nicht außer Acht lassen, wobei folgende Aspekte besonders wichtig sind:<br />

- Zeitempfinden in bezug auf <strong>die</strong> Lebensziele<br />

204 AuF Print Nr. 12


- Sinn des menschlichen Handelns<br />

- Bedeutung der sozialen Beziehungen<br />

- Verhältnis von Mensch und Natur<br />

Multikulturelle Aspekte<br />

Nach Katz (1985) sollte in der multikulturellen Beratung <strong>die</strong> Ausformung der Werte und Normen<br />

besonders beachtet werden, <strong>die</strong>s gilt nach unserer Auffassung vor allem <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgenden<br />

Aspekte:<br />

- Im Mittelpunkt stehen individuelle Verantwortung, Unabhängigkeit, Autonomie. Probleme<br />

werden intrapsychisch interpretiert und wurzeln in Kindheit und Familie.<br />

- Der Ratsuchend kann und soll seine Probleme eigenaktiv lösen; Passivität wird eindeutig<br />

negativ interpretiert.<br />

- Der Berater hilft mit seiner Professionalität, <strong>die</strong> immer kontrolliert werden muss.<br />

- Verbale Kommunikation mit reflektierendem Zuhören und direktem Blickkontakt spielt<br />

eine wichtige Rolle in Beratung. Am erfolgreichsten ist sie im direkten Kontakt; zusammen<br />

mit anderen Kommunikationsformen kann sie aber auch in der indirekten Interaktion<br />

effektiv sein.<br />

- Die Beratungsziele umfassen Selbstreflexion, Verbesserung der sozialen und persönlichen<br />

Kompetenzen, individuelle Verhaltungsänderung, Verbesserung der Problemlösungsfähigkeit<br />

und Anpassung an das gesellschaftliche Wertsystem.<br />

- Die Beratung soll objektiv und neutral sein, rationales und logisches Denken herrschen<br />

vor. Einsatz linearer Problemlösungsmethoden neben der adäquaten Qualitätskontrolle<br />

kann wirksam sein. Die bereitstehenden diagnostischen Mittel sollen nach dem Bedarf<br />

genutzt werden.<br />

- Genaue Terminplanung ist auch wichtig. Es ist empfehlenswert, <strong>die</strong> Dauer einer Beratung<br />

innerhalb einer Stunde zu planen.<br />

Innerhalb einer multikulturellen Beratung gibt es natürlich weitere wichtige Aufgaben, wie<br />

etwa <strong>die</strong> Einschätzung der Motivation der kulturell unterschiedlichen Klientengruppen, <strong>die</strong><br />

Interpretation ihrer Ziele, Erwartungen, Probleme und Bestrebungen (Ertelt, Schulz 1997).<br />

1 Charakteristika der multikulturellen Kommunikation<br />

Die multikulturelle Kommunikation weist sowohl allgemeine als auch spezifische Charakteristika<br />

auf. Wenn verschiedenen Kulturen aufeinandertreffen kann <strong>die</strong> Kommunikation komplexer<br />

zeitaufwendiger und unterschiedlich wirksam verlaufen, als wenn <strong>die</strong> Akteure den gleichen<br />

kulturellen Hintergrund haben. Das gilt im besonderen Maße <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung<br />

und zwar gleichermaßen <strong>für</strong> Berater wie Klient. Notwendig ist daher eine besonders gründliche<br />

Problemanalyse in der multikulturellen Beratungspraxis.<br />

1.1 Zielgruppen<br />

Die multikulturelle Berufsberatung vollzieht sich in zwei Formen, einmal transnational oder<br />

international (z. B. Informationsvermittlung über Bildungs- oder Arbeitsplätze, Einzel- oder<br />

Gruppenberatung), zum anderen national <strong>für</strong> Angehörige von Minoritäten.<br />

1.1.1 Transnationale Klienten<br />

Die grundlegende Frage transnationaler Berufsberatung betrifft <strong>die</strong> Wahl einer geeigneten<br />

Arbeitssprache. Diese kann <strong>die</strong> Muttersprache (oder <strong>die</strong> Landessprache) eines der Gesprächspartner<br />

sein. Doch heute kommt es immer häufiger vor, dass sich <strong>die</strong> Kommunikation<br />

nicht in der Heimatsprache eines Partners vollzieht, sondern dass man sich auf eine dritte<br />

Fremdsprache einigt. Im Allgemeinen ist <strong>die</strong>s Englisch. Aber daraus resultieren dann Probleme,<br />

wenn <strong>die</strong> Kenntnisse nicht ausreichen und etwa schlechte Aussprache des Klienten<br />

nicht nur den Beginn der Kommunikation behindert, sondern auch den Erfolg des gesamten<br />

Gesprächs in Frage stellt.<br />

AuF Print Nr. 12 205


Zakar, András<br />

Zum zweiten, und das betrifft <strong>die</strong> transnationalen Fragestellungen, muss der Informationsstand<br />

(primär <strong>die</strong> Vorkenntnisse) der Ratsuchenden beachtet werden; darunter sind <strong>die</strong> generellen<br />

und spezifischen Kompetenzen zu verstehen. Ohne entsprechende Vorbereitung ist<br />

es schwer, präzise Fragen zu stellen und in eine effektive Arbeitsbeziehung mit dem Berater<br />

zu treten.<br />

Das internationale Netzwerk „euroguidance“ ist geeignet, schon auf nationaler Ebene Fragen<br />

zu beantworten und Sprachschwierigkeiten zu umgehen. Eine dauerhafte Lösung ist jedoch<br />

nur von einer konsequenten und kompetenten Vorbereitung junger Menschen auf <strong>die</strong> Berufswahl,<br />

<strong>die</strong> Weiterbildung und <strong>die</strong> Arbeitssuche durch internationale Kooperation zu erwarten.<br />

Eine Vorbereitung auf <strong>die</strong> Wahl eines Berufs oder Studiums, entsprechend der Standards<br />

westlicher Kulturen, beinhaltet ein umfangreiches Programm der Berufsbildung und<br />

Förderung der Kenntnisse von Sprache und Kultur des ausgewählten Landes. Daher können<br />

immer mehr Schüler und Studenten Mobilitätsprogramme nutzen, <strong>die</strong> ihnen in vielfältiger<br />

Weise praktische Fertigkeiten <strong>für</strong> eine spätere internationale Beschäftigung vermitteln.<br />

Konsequenterweise sollte <strong>die</strong>ser Aspekt der Berufslaufbahnvorbereitung in den Programmen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> EU-Beitrittsländern eine wichtige Rolle spielen. Dabei muss <strong>die</strong>se Bildungsmaßnahme<br />

in allen Aspekten den europäischen Standards entsprechen; das bedeutet, dass jeder Jugendliche<br />

<strong>die</strong> volle Übersicht über <strong>die</strong> Berufssysteme und besonders <strong>die</strong> Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in allen Berufen erhält.<br />

Danach sollte in dem gewählten Berufsbereich eine intensive theoretische und praktische<br />

Ausbildung erfolgen, so dass ein hoher Grad an Kompetenz erreicht wird.<br />

Drittens erscheint permanenter Fremdsprachenerwerb als Voraussetzung <strong>für</strong> internationale<br />

Zusammenarbeit unabdingbar. Dabei sollte <strong>die</strong> Einheit von fachlicher und sprachlicher Bildung<br />

zunehmend stärker betont werden.<br />

1.1.2 Nationale Minoritäten<br />

Die Berufsberatung <strong>für</strong> Minderheiten stellt sich je nachdem, ob sie im Heimatland oder in<br />

einem anderen Land stattfindet, sehr verschieden dar. Schwierigkeiten im Heimatland resultieren<br />

nicht primär aus der Sprache, sondern aus dem allgemeinen Informationsstand und<br />

den eingeschränkten sozialen Bedingungen. Die Berufsberatung in anderen Ländern hat fast<br />

immer auch sprachliche Probleme. Daher spielt hier <strong>die</strong> eingehende Analyse der Kommunikationsproblematik<br />

eine besondere Rolle, gerade wenn es um <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung <strong>für</strong><br />

Ratsuchende ethnischer Minderheiten geht.<br />

Eine grundlegende Herausforderung an <strong>die</strong> Kommunikation ist <strong>die</strong> Erfassung der Intention<br />

der Klienten, <strong>die</strong> sich in vielen Fällen inhaltlich und formal von einer „normalen“ Beratungssituation<br />

unterscheidet.<br />

Es ist offensichtlich, dass sich Ratsuchende aus Minoritäten gegenüber solchen aus der dominanten<br />

Kultur unterschiedlich verhalten. Sie können sich sehr distanziert oder auch äußerst<br />

vertraulich geben.<br />

Wir sollten hier sehr sensibel ermutigen, wenn sie zu zurückhaltend sind (was oftmals zeitaufwendig<br />

ist) und eine allzu direkte Kommunikation vermeiden. Dieses Vorgehen kann auch<br />

durchaus erst nach mehrmaligen Ansätzen Erfolg zeitigen. Für den Berater heißt <strong>die</strong>s Geduld,<br />

Toleranz und Verständnis aufzubringen.<br />

Es ist bekannt, dass der sprachliche Part <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation entscheidende Bedeutung<br />

hat, doch sollten auch andere Aspekte in <strong>die</strong> Betrachtung einbezogen werden. Bei der Beratung<br />

von Angehörigen ethnischer Minoritäten aus dem gleichen Land geschieht es relativ<br />

selten, dass unbekannte Wörter in <strong>die</strong> Unterhaltung einfließen. Gelegentliche Missverständnisse<br />

können leicht geklärt werden.<br />

Bei der Meta-Kommunikation kann es große Unterschiede geben; eine angemessene Metakommunikation<br />

kann jedoch das gegenseitige Verständnis fördern, wenn wir das Kommunikationssystem<br />

der jeweiligen Kultur kennen. Lautstärke beim Sprechen, Information und<br />

Gestik sind spezifisch, auch wenn <strong>die</strong> Person nicht <strong>die</strong> Muttersprache, sondern <strong>die</strong> Sprache<br />

206 AuF Print Nr. 12


Multikulturelle Aspekte<br />

der Mehrheit spricht. In <strong>die</strong>sem Fall befinden sich das gesprochene Wort mit den übrigen<br />

Merkmalen nicht in Harmonie. Eine der wichtigsten Aufgaben des Beraters ist <strong>die</strong> Auflösung<br />

solcher Gegensätzlichkeiten, was meist dann erfolgreich ist, wenn der Klient darin ermuntert<br />

werden kann, sich an der Ausbalancierung der Kommunikation zu beteiligen. Dies verlangt<br />

seitens des Beraters Geduld. Taktgefühl und professionelle Fertigkeiten, denn Menschen<br />

aus anderen Kulturen reagieren sehr empfindlich auf Änderungen ihres Kommunikationssystems,<br />

auch wenn <strong>die</strong>ses nur vorübergehend ist.<br />

1.2 Während der Berufsberatung<br />

Die Wirkungen multikultureller Kommunikation treten in der <strong>berufliche</strong>n Beratung in spezifischer<br />

Weise zutage. Dabei lassen sich zwei Hauptformen unterscheiden, nämlich <strong>die</strong> Präsenzberatung<br />

und <strong>die</strong> Distanzberatung.<br />

1.2.1 Der direkte Kontakt<br />

In der direkten Begegnung sind <strong>die</strong> kommunikativen Möglichkeiten vielfältiger als beim indirekten<br />

Kontakt. Die zwischen Berater und Ratsuchenden auftretenden Fragen lassen sich<br />

bei der direkten Interaktion viel leichter klären. Der Grund da<strong>für</strong> ist, dass <strong>die</strong> verbale Kommunikation<br />

sich automatisch mit allen anderen Dimensionen ergänzt, vornehmlich allen<br />

denkbaren Formen der Metakommunikation.<br />

In multikulturellen Beziehungen spielt <strong>die</strong> Metakommunikation eine zentrale Rolle; manchmal<br />

übertreffen sie sogar <strong>die</strong> Wirkungen verbaler Kommunikation. Bei der Schulung von Beratern,<br />

<strong>die</strong> sich mit Angehörigen anderer Kulturen beschäftigen, müssen wir den spezifischen<br />

Kommunikationsformen besondere Aufmerksamkeit schenken. Dies meint vor allem <strong>die</strong> Beachtung<br />

der Metakommunikation und ihres wirksamen Einsatzes zur Sicherstellung einer<br />

erfolgreichen Beratung.<br />

Direkte Begegnung bietet wesentliche Vorteile, z. B. bei Rückfragen. Bei direktem Kontakt<br />

können beide Parteien gleichermaßen Fragen stellen und auch (oft nonverbal) signalisieren,<br />

dass sie weitere Fragen haben. Dies dehnt <strong>die</strong> Beratungszeit nicht aus, kann aber <strong>die</strong> Qualität<br />

der Kommunikation verbessern.<br />

Der direkte Kontakt kann sehr vorteilhaft sein, weil <strong>die</strong> Berufsberatung sehr komplex ist und<br />

viele Faktoren <strong>die</strong> Wahl eines Berufs oder einer Laufbahn beeinflussen. Auf der einen Seite<br />

bieten sich dem Berater im direkten Kontakt viel mehr Möglichkeiten zu verschiedenen <strong>berufliche</strong>n<br />

Schlussfolgerungen auch ohne Fragen zu stellen. Andererseits hat der Klient mehr<br />

Gelegenheit zur detaillierten Erörterung seiner Vorstellungen und Wünsche.<br />

Der Einsatz der reichen und vielseitigen Möglichkeiten im Kommunikationsprozess kann den<br />

Erfolg multikultureller Beratung besonders dann vergrößern, wenn Berater und Klient den<br />

starken Wunsch haben, das Problem so gut wie möglich zu lösen. Die bedeutet eine große<br />

Verantwortung <strong>für</strong> den Beratungsexperten, weil Gestaltung und Leitung des Beratungsprozesses<br />

seine uneingeschränkte Aufgabe sind. Wenn der Klient vom Berater von Anfang an<br />

genügend Unterstützung und Ermunterung erhält, hat er bessere Chancen einen guten Beruf<br />

oder Arbeitsplatz zu finden. Die freie und unterstützende Beratung braucht und nutzt <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Kommunikationskanäle. Die meisten Informationen erfolgen natürlich verbal,<br />

doch Beratung in angemessener Atmosphäre erschließt gleichermaßen verschiedene Kommunikationsformen.<br />

1.2.2 Der indirekte Kontakt<br />

Es ist offenkundig, dass <strong>die</strong> Kommunikationsmöglichkeiten in der indirekten Berufsberatung<br />

begrenzter sind als <strong>die</strong> vielfältigen Formen der direkten Beratung. Daher ist es sehr wichtig,<br />

AuF Print Nr. 12 207


Zakar, András<br />

alle Spezifika der Kommunikation zu nutzen, um den Standard der <strong>Fernberatung</strong> in der Praxis<br />

zu heben.<br />

Schriftliche Formen sind in den indirekten Kontakten am häufigsten vertreten, doch nimmt<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit zur verbalen Information immer mehr zu. Und in der täglichen Praxis nutzen<br />

<strong>die</strong> Menschen mehr und mehr kombinierte Kommunikationsformen (z. B. in der Beratung).<br />

In der letzten Zeit steigt der Bedarf an indirekten Formen der <strong>berufliche</strong>n Beratung, weil <strong>die</strong><br />

Zahl der Menschen, <strong>die</strong> Hilfe bei der Weiterbildung, der Berufs- und Tätigkeitswahl suchen,<br />

stark zugenommen hat. Naturgemäß muss <strong>die</strong> Kapazität der Dienstleistungssysteme entsprechend<br />

wachsen und es müssen neue Beratungsformen bereitgestellt werden. Unter <strong>die</strong>sen<br />

Methoden spielt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> eine wesentliche Rolle und daher sind der theoretische<br />

Hintergrund, das Methodeninventar und <strong>die</strong> Möglichkeiten ihres praktischen Einsatzes<br />

so rasch wie möglich <strong>für</strong> alle Beratungsfelder auszuarbeiten. Mulikulturelle <strong>Fernberatung</strong><br />

erfordert eine spezifische Bereitschaft der Experten sowie eine entsprechende Vorbereitung<br />

der zukünftigen Klienten (etwa durch gezielte Informationen) um den Erfolg sicherzustellen.<br />

Unter den in direkten Formen der Berufsberatung dominiert heute noch <strong>die</strong> verbale Kommunikation<br />

per Telefon, doch vergrößert Video-Übertragung mit Bild und Ton <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />

<strong>die</strong>ser Methode.<br />

Auch <strong>die</strong> schriftlichen Materialien spielen eine große Rolle bei der indirekten Kommunikation,<br />

insbesondere wenn <strong>die</strong> Informationsvermittlung elektronisch (E-mail, Internet, Chat, etc.)<br />

erfolgt.<br />

Die indirekten Formen der Kommunikation verlangen von den Klienten bessere Vorbereitung,<br />

Initiative und eine aktivere Teilnahme als in der traditionellen Beratung. Die heutige<br />

Praxis der Berufsberatung sollte wesentlich weiterentwickelt werden, so dass sie sich stärker<br />

ausbreiten kann. Das bedeutet vor allem, dass <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> auf hohem Niveau und in<br />

einem doppelseitigen System funktioniert, <strong>die</strong> den Kundenbedürfnissen gerecht wird. Darüber<br />

hinaus sollten wir auf <strong>die</strong> Vorbereitung der Klienten achten und sie ermuntern, <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Formen der indirekten Beratungs<strong>die</strong>nste anzunehmen.<br />

Multikulturelle <strong>Fernberatung</strong> verlangt von den Beratern wie den Klienten spezifische Fertigkeiten.<br />

Es ist offenkundig, dass <strong>die</strong> Zugehörigkeit zu verschiedenen Kulturen (Verbindung<br />

und Übergänge zwischen den Kulturen) <strong>die</strong> Komplexität der <strong>Fernberatung</strong> wesentlich erhöht.<br />

2 Hauptmethoden der multikulturellen Beratung<br />

Ein kurzer theoretischer Überblick der Methoden multikultureller Beratung erscheint zuerst<br />

notwendig. Die meisten Fachwissenschaftler stimmen darin überein, dass neben <strong>die</strong> drei<br />

Hauptrichtungen der Beratungsmethoden, nämlich den psychodynamischen Ansätzen (Psychoanalyse,<br />

Gestalttherapie, Transaktionsanalyse, Neurolinguistisches Programmieren etc.),<br />

den kognitiv-behavioristischen Ansätzen (Rational-emotive Methode, Realitätstherapie, Verhaltensorientierte<br />

Methode, etc.) und den existential-humanistischen Ansätzen (personenzentrierte<br />

Beratung, Gestalttherapie, Logotherapie, etc.) der multikulturelle Trend als vierte<br />

Kraft tritt.<br />

Vor einiger Zeit haben Ivey und andere (1997) <strong>die</strong> folgenden wichtigen methodischen<br />

Grundsätze der multikulturellen Beratung formuliert:<br />

1. Multikulturelle Beratung integriert verschiedene Auffassungen aus übergeordnetem Gesichtspunkt<br />

(Metatheorie).<br />

2. Die Persönlichkeiten von Klient und Berater haben sich in verschiedenen Kontexten und<br />

Erfahrungen entwickelt; <strong>die</strong>se Verschiedenartigkeit ist in der multikulturellen Beratung<br />

zentral zu beachten.<br />

3. Die kulturelle Identität des Klienten ist eine Hauptdeterminante der zu beachtenden Einstellungen<br />

zu Bildung, Beruf, sozialem Umfeld und anderen Menschen.<br />

208 AuF Print Nr. 12


Multikulturelle Aspekte<br />

4. Die Effektivität der Beratung wächst, wenn der Berater solche Methoden anwendet, <strong>die</strong><br />

mit den Lebenserfahrungen und kulturellen Wertvorstellungen des Klienten kongruent<br />

sind.<br />

5. Die traditionelle Einzelberatung ist eine von möglichen Beratungsformen; daneben müssen<br />

Beratungsformen, <strong>die</strong> den spezifischen Familien- und Gruppenbindungen ethnischer<br />

Minderheiten entgegen kommen, angeboten werden.<br />

Nachfolgend wollen wir <strong>die</strong> multikulturellen Beratungsmethoden anhand der allgemeinen<br />

Tendenzen des Beratungsprozesses und der Charakteristika der Vorgehensweisen und<br />

Techniken erläutern.<br />

2.1 Der Beratungsprozess<br />

Die oben genannten Beratungsgrundsätze lenken unsere Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> folgenden<br />

wichtigen Aspekte des gesamten Beratungsprozesses in der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong>:<br />

– Die organisatorischen Rahmenbedingungen und <strong>die</strong> Rolle des Beraters werden unter<br />

Umständen von den Beteiligten so unterschiedlich wahrgenommen, dass Hemmnisse bei<br />

der Inanspruchnahme der Beratungs<strong>die</strong>nste entstehen.<br />

– Hinweise des Beraters <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steuerung des Beratungsverlaufs werden zum Teil nicht<br />

richtig verstanden, besonders was <strong>die</strong> Ergebnisfeststellung und <strong>die</strong> Beendigung der Beratung<br />

betrifft.<br />

– Es besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass Klienten ethnischer Minderheiten nach Gruppenstereotypien<br />

wahrgenommen und behandelt werden.<br />

– Die üblicherweise <strong>für</strong> ein Beratungsgespräch geplante Zeitvorgabe reicht meist nicht <strong>für</strong><br />

multikulturelle Beratungen aus. Durch nicht ausreichende Vorbereitung der Klienten<br />

muss der Berater zu viele Informationen vermitteln.<br />

– Verständigungsprobleme (<strong>die</strong> nicht nur sprachlich bedingt sind) werden durch <strong>die</strong> Klienten<br />

selten verbalisiert, so dass oft der Eindruck entsteht, <strong>die</strong> Klienten hätten alles verstanden,<br />

so dass der Berater fortsetzt.<br />

Grundsätzlich verstehen wir den Beratungsprozess im Sinne von Ertelt und Schulz (2002, S.<br />

236) als Simulation gedachter kognitiv-affektiver Informationsverarbeitungsprozesse beim<br />

Klienten im Rahmen eines Lernprozesses, der auf das vereinbarte Beratungsziel hin orientiert<br />

ist.<br />

Die wesentlichen Beratungsmodelle können in unterschiedlicher Weise zur multikulturellen<br />

Berufsberatung beitragen.<br />

Der älteste und bekannteste Ansatz, <strong>die</strong> Trait & Factor Beratung, will dem Klienten zur überlegten<br />

Entscheidung <strong>für</strong> ein erfolgreiches Berufsleben verhelfen. Dazu sollen soviel Persönlichkeitsmerkmale<br />

wie möglich einbezogen werden.<br />

Betont wird auch, im Gegensatz zu den personzentrierten und psychodynamischen Theorien,<br />

<strong>die</strong> Interaktion des Individuums mit seinem sozialen Umfeld; in <strong>die</strong>sem Netz lebenslanger<br />

Interaktion soll <strong>die</strong> Beratung arbeiten.<br />

Doch durch <strong>die</strong> besondere Bedeutung der Testanwendung in der Trait & Factor-Beratung<br />

besteht <strong>die</strong> Notwendigkeit einer kritischen Prüfung der Kulturabhängigkeit der eingesetzten<br />

Testverfahren. Relativierung der Ergebnisse ergeben sich nicht nur durch <strong>die</strong> Sprachgebundenheit,<br />

sondern auch durch den Stand der Akkulturation des Klienten.<br />

Eine <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ sehr interessante Alternative sehen wir<br />

daher in der Gesprächsdiagnostik, obwohl deren Objektivität stark von dem gegenseitigen<br />

Vertrauen und möglichen kulturellen Stereotypen des Beraters abhängt.<br />

AuF Print Nr. 12 209


Zakar, András<br />

Die „person-zentrierte Methode“ (nach Rogers) betont <strong>die</strong> Fertigkeiten aktiver Aufmerksamkeit,<br />

nämlich „Ermutigung zum Sprechen“, „Paraphrasen“, „Reflexion der Gefühle“ und<br />

„nicht wertende Zusammenfassungen“.<br />

Der Fokus der Beratung liegt beim Klienten und in der situationsbezogenen Kommunikation<br />

(„Hier und Jetzt“). Der Klient soll befähigt werden, sich frei über seine Gefühle zu äußern und<br />

sich dabei ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Doch in multikulturellen Beratungen kann<br />

<strong>die</strong>se Methode zu Schwierigkeiten führen, wenn es der Klient nicht gewohnt ist, seine Gefühle<br />

zu äußern oder zwischen seinen Emotionen und einem akuten Problem keinen Zusammenhang<br />

zu sehen vermag oder seine individuellen Sichtweisen gegenüber seinem familiären<br />

Umfeld nicht durchzusetzen vermag.<br />

Besonders <strong>die</strong> person-zentrierten Ansätze haben <strong>die</strong> Bedeutung der Kommunikation in der<br />

Beratungsmethodik betont. Daher sind <strong>die</strong> von Sue und Sue (1990) berichteten Eigenheiten<br />

„westlich“ orientierter Kommunikationsstile <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Beratung kritisch zu reflektieren.<br />

In den sprachtherapeutischen Techniken <strong>die</strong>ser Richtung wurden <strong>die</strong> verbalen und nonverbalen<br />

Aspekte, <strong>die</strong> in der Beratung sehr erfolgreich einzusetzen sind, detailliert ausgearbeitet.<br />

Doch wie bereits erwähnt, wurden <strong>die</strong>se Methoden wegen ihres „westlichen“ Kommunikationsstils<br />

kritisiert.<br />

Die entwicklungsbezogene Berufsberatung berücksichtigt den kulturellen Hintergrund des<br />

Klienten sehr stark und stellt dabei vor allem den lebenslangen Sozialisationsprozess in den<br />

Mittelpunkt. Schon bei der Sozialisation in früher Kindheit (2 – 4 Jahre) zeigen sich Unterschiede:<br />

Die westlich-eurozentrische Erziehung stärkt <strong>die</strong> Autonomie des Kindes, während<br />

andere Kulturen zuviel Autonomie als selbstsüchtig betrachten und familiäre Abhängigkeit<br />

und Anhänglichkeit betonen. In der mittleren Kindheit (5 – 7 Jahre) stehen geschlechtstypische<br />

Sozialisationsunterschiede im Mittelpunkt und in der Spätkindheit (8 – 12 Jahre) aktive<br />

Lebensgestaltung/Unternehmergeist versus Inferioritätsgefühle. Gerade hier fehlt es Kindern<br />

aus sozial schwachen Familien oft an anregenden Umfeldbedingungen, <strong>die</strong> nur geringe<br />

Chancen zur Selbst-Wertschätzung, Eigeninitiative und Gestaltungswillen bieten. In Pubertät<br />

und Adoleszenz (12 – 18 Jahre) unterscheiden sich <strong>die</strong> Kulturen in bezug auf Identitätsfindung<br />

versus Rollenkonfusion und bei jungen Erwachsenen (20 – 30 Jahre) in bezug auf Intimität<br />

versus Isolation. Auch im Erwachsenenalter (30 – 65 Jahre) bestehen kulturell bedingte<br />

Unterschiede hinsichtlich Weiterentwicklung und Stagnation oder auch hinsichtlich geschlechtstypischer<br />

Verhaltensweisen.<br />

Das <strong>berufliche</strong> Selbstkonzept entwickelt sich nach Super (1994) in dem Zusammenwirken<br />

von angeborenen Fähigkeiten, der Möglichkeit zum Erproben unterschiedlicher Rollen und<br />

der Anerkennung durch wichtige Bezugspersonen. Damit wirkt sich der sozio-kulturelle Hintergrund<br />

bei <strong>die</strong>sem interaktiven Lernen direkt auf das Selbstkonzept und dessen Vergleich<br />

mit der <strong>berufliche</strong>n Realität aus.<br />

Die von Ertelt und Schulz entwickelte „Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong>“ (ISM) lässt sich gut<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> adaptieren.<br />

Die Bedeutung der ISM <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Distanzberatung resultiert aus ihrer strengen<br />

Orientierung an dem Stand des Klienten im Entscheidungs- und Problemlösungsprozess und<br />

den subjektiv empfundenen Informationsdefiziten. Je nach Stand im Problemlösungsprozess<br />

benötigt der Klient eine spezifische Kombination aus Kenntnissen über Alternativen und Kriterien<br />

zu ihrer Bewertung sowie über Problemlösefähigkeiten. Die Diagnose der Defizite in<br />

<strong>die</strong>sen Bereichen und <strong>die</strong> Diagnose der Emotionen des Klienten im Zusammenhang mit der<br />

Problemlösung bilden <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> <strong>die</strong> beraterische Hilfe. Der Beratungsprozess muss den<br />

Werten, Lebenserfahrungen und den kulturell geprägten Reaktionsweisen des Klienten entsprechen.<br />

Daher kommt bei der ISM der Berücksichtigung der Persönlichkeitsmerkmale und<br />

des Problemhintergrunds (Input-Evaluation), der Beachtung des Involvements und der<br />

Transparenz der <strong>Methodik</strong> (Prozess-Evaluation) sowie der Akzeptanz und Umsetzbarkeit der<br />

210 AuF Print Nr. 12


Multikulturelle Aspekte<br />

Ergebnisse vor dem kulturellen Hintergrund des Klienten (Output- und Transfer-Evaluation)<br />

eine zentrale Bedeutung zu.<br />

2.2 Methoden und Techniken<br />

Alle Ansätze der Berufsberatung beinhalten implizit oder explizit Stufenmodelle. Die hier<br />

zugrunde gelegte ISM geht idealtypisch von einer dreiphasigen individuellen Problemlösung<br />

(Vor-Entscheidungs-, Entschluss-, Nach-Entscheidungsphase) mit jeweils charakteristischen<br />

Informationsaktivitäten aus. Daran orientieren sich das beraterische Vorgehen und <strong>die</strong> dazugehörigen<br />

Techniken und Fertigkeiten. Sie sollen hier exemplarisch in bezug auf ihre Anwendung<br />

in der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung mit multikulturellem Hintergrund behandelt werden.<br />

a) Bei der Klärung des Anliegens und dem Setzen der Beratungsziele können verbale<br />

und nonverbale Ermunterungen zum Reden, positive Erwartungshaltungen, Fragen, Paraphrasen,<br />

Reflexion der Gefühle, kognitive Neustrukturierung und sokratischer Dialog<br />

angewandt werden. Besonders in <strong>die</strong>ser ersten Beratungsphase spielen <strong>die</strong> kulturabhängigen<br />

Kommunikationsmuster eine große Rolle, und hier besonders offene und geschlossene<br />

Fragen sowie <strong>die</strong> non-direktiven Techniken der Paraphrase und der Reflexion<br />

der Gefühle. Es muss kritisch geprüft werden, inwieweit eine auf individuelle Entscheidungsfreiheit<br />

aufbauende <strong>Methodik</strong> in einem multikulturellen „Setting“ von in der<br />

Regel „Einmalberatungen“ praktizierbar ist.<br />

b) Zur Entwicklung von Handlungsalternativen werden vor allem Techniken des kreativen<br />

Denkens, wie z. B. „Brainstorming“, eingesetzt. Auch hier ist kritisch zu prüfen, ob<br />

Klienten aus bestimmten kulturellen Milieus sich durch solche Verfahren nicht eher entmutigen<br />

lassen, wenn ihre Erfahrungen zu weit von der dominierenden Kultur entfernt<br />

sind. Außerdem könnten Missverständnisse dann auftreten, wenn der Berater als Experte<br />

angesehen wird, er aber <strong>die</strong>se Rolle im Sinne der Förderung der Eigenaktivität des<br />

Klienten nicht akzeptieren möchte.<br />

c) In der Phase der Gewichtung spielen <strong>die</strong> Kriterien <strong>die</strong> entscheidende Rolle. In westlich<br />

orientierten und auf <strong>die</strong> individuelle Entscheidung ausgerichteten Beratungsanschauungen<br />

spielen hierbei <strong>die</strong> Interessen, Entwicklungsmöglichkeiten, Fähigkeiten und Berufswünsche<br />

des Klienten <strong>die</strong> primäre Rolle.Bei einem Teil der Klienten ethnischer Gruppen<br />

spielen jedoch Familienbezüge, kollektive Entscheidungsmuster, Orientierung der Berufsziele<br />

an der Bezugsgruppe eine größere Rolle. Außerdem sind <strong>berufliche</strong> Bewertungskriterien<br />

oft von der Herkunftskultur geprägt und können dann zu unrealistischen<br />

Berufsvorstellungen oder mangelnder Selbsteinschätzung führen.<br />

d) Bei der Vorbereitung des Klienten auf einen Entschluss mit persönlicher Verpflichtung<br />

erscheinen <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle Beratung besonders <strong>die</strong> Techniken des Vertragsschlusses<br />

<strong>für</strong> das Handeln und Formen kollektiver Problemlösung (Bargaining, Persuasion<br />

und forcierte Einwilligung) von Bedeutung. Auch sind bei Klienten ethnischer Gruppen<br />

Hilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung <strong>berufliche</strong>r Pläne verstärkt anzubieten (Advocating, Coaching).<br />

Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe <strong>für</strong> den Berater ist <strong>die</strong> Vorbereitung der Klienten<br />

auf mögliche Enttäuschungen in der Nachentscheidungsphase. Man kann davon<br />

ausgehen, dass das familiäre und soziale Umfeld von Klienten ethnischer Gruppen bei<br />

<strong>berufliche</strong>n oder schulischen Schwierigkeiten nicht gleichermaßen stützend reagiert, wie<br />

es bei Angehörigen der dominanten Kultur der Fall ist. Techniken wie Selbstbekräftigung,<br />

Vergabe von „Hausaufgaben“, Rollenspiel mit Rollentausch in der Beratung und Modeling<br />

können daher in der multikulturellen Beratung sehr förderlich sein.<br />

3 Empfehlungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> multikulturelle <strong>Fernberatung</strong><br />

Die multikulturelle <strong>Fernberatung</strong> ist eine ziemlich komplexe Aufgabe, weil sie sich (vor allem<br />

per Telefon) von den traditionellen Formen stark unterscheidet und <strong>die</strong> Begegnung von Men-<br />

AuF Print Nr. 12 211


Zakar, András<br />

schen aus zwei oder mehr Kulturen mehr Probleme verursachen kann. Der wichtigste Aspekt<br />

ist nach unserer Meinung das exakte Verstehen der Sprache, <strong>die</strong> Menschen mit unterschiedlichen<br />

kulturellen Hintergrund sich in bezug des Niveaus ihrer Kommunikationssprache unterscheiden.<br />

Die indirekten Formen der Kommunikation machen <strong>die</strong>s noch schwieriger. Deshalb<br />

sollten wir <strong>die</strong> Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation sorgfältig nutzen, obgleich<br />

sie beim indirekten Kontakten auch begrenzt sind. So scheint der zielbewusste Gebrauch der<br />

„Telefonsprache“ eine der wichtigsten Aufgaben; aber auch andere Aspekte, wie <strong>die</strong> konsequente<br />

Entwicklung des Informationsstils oder <strong>die</strong> Abklärung der Rollenerwartungen ist zu<br />

beachten.<br />

3.1 Das Sprachverständnis<br />

In der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong> hat das Sprachverständnis eine vitale Bedeutung, denn<br />

ohne ein angemessenes Level muss eine Beratung scheitern. Gleichzeitig sollten im Interesse<br />

der Beratung verschiedene Aspekte je nach Sprachverständnis einbezogen werden.<br />

Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass ethische Minderheiten der gleichen Kultur <strong>die</strong> Sprache<br />

der Mehrheitskultur neben ihrer eigenen Sprache verwenden, wobei sie teilweise <strong>die</strong><br />

Sprache mischen, je nach dem ob sie in ihrer Bezugsgruppe oder bei offiziellen Angelegenheiten<br />

kommunizieren. Für den Berater wäre es daher vorteilhaft, wenn er auch <strong>die</strong> Sprache<br />

der Minderheiten in einem gewissen Ausmaß kennt. Vor allem betrifft <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Begriffe und<br />

Sätze, <strong>die</strong> sich auf Weiterbildung, Berufswahl und Arbeitssuche beziehen. Wir meinen, dass<br />

<strong>die</strong> Kenntnis der gängigsten Formulierungen in der Sprache der ethischen Minderheit notwendig<br />

ist, um das Beratungsziel in relativ kurzer Zeit zu erreichen.<br />

Die Situation ist ganz anders, wenn wir Klienten aus anderen Ländern, in der Regel mit unterschiedlicher<br />

Kultur, beraten. Selten benutzen Angehörige <strong>die</strong>ser Gruppen bei offiziellen<br />

Kontakten ihre eigene Sprache. Stattdessen vollzieht sich <strong>die</strong> Kommunikation in der Sprache<br />

des Gastlandes. Am Anfang, wenn <strong>die</strong> sprachlichen Fertigkeiten noch unzureichend sind,<br />

können Dolmetschung oder eine dritte Sprache genutzt werden. Doch <strong>die</strong>s wäre nur eine<br />

Übergangslösung. Wenn jemand <strong>für</strong> längere Zeit in einem anderen Land stu<strong>die</strong>ren oder arbeiten<br />

möchte, dann sollte <strong>die</strong> Sprache des Gastlandes erlernt werden. Anders ist <strong>die</strong> Situation<br />

bei Stu<strong>die</strong>renden, <strong>die</strong> eine gewisse Zeit an einer ausländischen Universität im Rahmen<br />

eines Austauschs verbringen. Für sie kann eine „Weltsprache“ (vor allem Englisch) ebenso<br />

nützlich sein wie <strong>die</strong> Landesprache.<br />

Bei der Kommunikation zwischen Ländern und in der internationalen Berufsberatung kann<br />

jegliche offizielle Sprache der Partner benutzt werden. Doch in der Praxis dominieren <strong>die</strong><br />

Weltsprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch oder Spanisch). Es ist eine Frage<br />

der Übereinkunft, welche Sprache benutzt wird (und <strong>die</strong>s hängt davon ab, wer welches<br />

Sprache besser beherrscht).<br />

3.2 Nonverbale Kommunikation<br />

In allen Bereichen menschlicher Kontakte haben <strong>die</strong> übrigen Kommunikationsformen, <strong>die</strong><br />

sog. non-verbalen Aspekte, eine große Bedeutung. Naturgemäß kann auch <strong>die</strong> Berufsberatung<br />

<strong>die</strong>se wichtige Kommunikationsmöglichkeit nicht außer Acht lassen, weil eine Reihe von<br />

Faktoren <strong>die</strong> Berater-Klienten-Beziehung bestimmen, und jede Art der Äußerungen, nicht nur<br />

<strong>die</strong> sprachlichen, Bedeutung erlangen können.<br />

Die zentrale Rolle der nonverbalen Kommunikation spielt der Blickkontakt, der zur Gruppe<br />

der Gesichtsausdrücke zählt. Daneben können andere Details menschlichem Ausdrucksverhalten<br />

(Bewegung, Sitzhaltung, Gestik, Mimik, etc.) Informationen übermitteln.<br />

In der Berufsberatung können spezielle Formen der nonverbalen Kommunikation eine wesentliche<br />

Rolle spielen. Dies können wir beobachten, wenn der Klient mehr Information zu<br />

Einzelheiten eines komplexen Problems braucht, um eine angemessene Entscheidung zu<br />

treffen. In einem solchen Fall wird sich der Ratsuchende nicht nur aufgrund der verbalen<br />

Kommunikation entscheiden, sondern möchte <strong>die</strong> allgemeinen Einstellungen und Überzeugung<br />

des Beratungsexperten ergründen, um danach <strong>die</strong> beste Lösung <strong>für</strong> sich zu finden.<br />

212 AuF Print Nr. 12


Multikulturelle Aspekte<br />

Ähnlich verhält es sich aus der Sicht des Beraters, wenn er nämlich <strong>die</strong> Wünsche und Bedürfnisse<br />

des Klienten etwa aus dessen non-verbaler als verbaler Kommunikation erschließt.<br />

Doch noch nutzt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong> großen Möglichkeiten der non-verbalen Kommunikation<br />

nicht ausreichend. Wir können aber in Zukunft auf wesentliche Änderungen hoffen, da<br />

sich <strong>die</strong> Ton-Bild-Übertragung immer mehr verbreitet. Dies eröffnet weitere Räume <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Fernberatung</strong> und wird eine wichtige Rolle bei einer qualitativ guten Berufsberatung <strong>für</strong> Angehörige<br />

multikultureller Gruppen spielen.<br />

3.3 Die Anwendung „telefonischer Gesprächsformen“<br />

Das Kommunikationssystem der <strong>Fernberatung</strong> muss in verschiedener Hinsicht weiterentwickelt<br />

werden, weil in <strong>die</strong>sem speziellen Anwendungsgebiet <strong>die</strong> Kommunikationskanäle isoliert<br />

arbeiten und <strong>die</strong> verbale Kommunikation noch hauptsächlich in der traditionellen Form<br />

des Telefonierens abläuft. Es ist eine generelle Erfahrung, dass <strong>die</strong> non-verbale Kommunikation<br />

in der <strong>Fernberatung</strong> in ganz engen Bahnen verläuft und sich <strong>die</strong> telefonische Kommunikation<br />

<strong>die</strong> einzige indirekte verbale Form darstellt. Daher sollten <strong>die</strong> speziellen Anwendungen<br />

der Telefonberatung umfassend weiterentwickelt und gleichzeitig ihren breiten Einsatz in der<br />

Praxis gefördert werden, besonders mit Blick auf <strong>die</strong> Berufsberatung von ethischen Minderheiten<br />

und das internationale Klientel.<br />

In der Praxis haben sich mittlerweile einige spezifische Formen der telefonischen Kommunikation<br />

herausgebildet, <strong>die</strong> sich von einem direkten Gespräch in mehrerer Hinsicht unterscheiden.<br />

Telefongespräche sind meistens kürzer und zielstrebiger als <strong>die</strong> direkte Kommunikation.<br />

Darüber hinaus beinhaltet das Telefongespräch eine Reihe spezifischer Elemente. So<br />

ist es z. B. wichtig, dass sich <strong>die</strong> Partner zu Beginn des Gesprächs verständlich vorstellen,<br />

selbst dann, wenn sie sich kennen, eben weil sie sich nicht sehen und den Gesprächspartner<br />

an der Stimme nicht immer identifizieren können.<br />

Telefonische Konversationsformen eignen sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong>, und zwar nicht nur <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Weitergabe von Informationen, sondern auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gestaltung einer guten Beziehungsebene<br />

im Zusammenhang mit der Inhaltsebene im Gespräch. Mit Pausen können wir es z. B.<br />

unserem Gesprächspartner ermöglichen, seine Gedanken zu ordnen und passende Formulierungen<br />

zu suchen. Während des Beratungsgesprächs sollte bereits Gesagtes immer wieder<br />

zusammengefasst und am Schluss eine Vereinbarung getroffen werden.<br />

Telefonische Gesprächsformen sind weltweit verbreitet; dennoch mag es kulturelle Unterschiede<br />

geben. Hauptsächlich kann das gegenseitige Verstehen Probleme bereiten, vor allem<br />

weil sich <strong>die</strong> Partner nicht direkt sehen. Natürlich beeinflussen auch andere Faktoren,<br />

wie etwa der Informationsstiel, den Erfolg der Kommunikation.<br />

3.4 Informationsstil<br />

In der multikulturellen <strong>Fernberatung</strong> spielt der Informationsstil eine sehr bedeutende Rolle. Er<br />

umfasst formale und inhaltliche Elemente. Im günstigsten Fall harmonieren <strong>die</strong>se beiden<br />

Komponenten.<br />

Zu den formalen Voraussetzungen zählt eine verständliche Sprache, <strong>die</strong> in Geschwindigkeit,<br />

Umfang und Artikulation den Regeln einer gängigen Sprache entspricht. Ein weiteres Erfordernis<br />

in der Beratung von Angehörigen anderer Kulturen betrifft <strong>die</strong> Vermeidung überflüssiger<br />

Wörter und Sätze. Auf einen Ausländer wirkt eine ausschmückende Redeweise verwirrend,<br />

deshalb sollte man eine einfache Sprache wählen, natürlich ohne Verlust von Informationen.<br />

In Bezug auf <strong>die</strong> inhaltlichen Erfordernisse sollten wir auf eine unzweideutige Übermittlung<br />

der Bedeutung achten. Dies ist in vielfacher Weise zu erreichen; primär mit einer logischen<br />

Strukturierung unserer Aussage. Wenn wir <strong>die</strong> wichtigsten Elemente in ein klares System<br />

bringen, werden <strong>die</strong> Antworten auf <strong>die</strong> gestellten Fragen in sich schlüssig sein. Bei der Informationsvermittlung<br />

sollte der Berater immer sicherstellen, dass der Klient <strong>die</strong> Antworten<br />

nachvollziehen kann. Im Falle des Nicht- oder Falschverstehens sollten wir in eine frühe Ge-<br />

AuF Print Nr. 12 213


Zakar, András<br />

sprächsphase zurückgehen und versuchen, den Klienten Schritt <strong>für</strong> Schritt zum vollen Verständnis<br />

zu leiten. Daher sollten in einem multikulturellen Gespräch nur <strong>die</strong> gebräuchlichsten<br />

Wörter benützt werden (<strong>die</strong> der Klient sicher beherrscht). Es ist eine gängige Beobachtung,<br />

dass Begriffe mit mehreren Bedeutungen <strong>die</strong> größten Probleme verursachen. Daher lassen<br />

sich Informationen besser mit einfachen Wörtern und Sätzen vermitteln.<br />

Darüber hinaus ist es bei der telefonischen Beratung wichtig, dass der Klient <strong>die</strong> positive<br />

Einstellung de Beraters spürt. Dies macht <strong>die</strong> Menschen freier, Fragen zu stellen, bringt sie<br />

nicht in Verlegenheit und ermutigt sie, auch bei späteren Problemen wiederzukommen.<br />

In der <strong>Fernberatung</strong> von Angehörigen multikultureller Gruppen ist es nützlich, am Ende des<br />

Gesprächs eine Zusammenfassung zu machen und eine Absprache zu treffen; <strong>die</strong>s hilft spätere<br />

Erwartungen zu klären.<br />

3.5 Grenzen der <strong>Fernberatung</strong><br />

Mit Blick auf <strong>die</strong> multikulturelle Berufsberatung lassen sich nicht nur Vorteile, sondern auch<br />

Nachteile der <strong>Fernberatung</strong> nennen.<br />

Die Nachteile umfassen zwei Gruppen, nämlich solche der Einstellung und solche der persönlichen<br />

und sachlichen Mängel.<br />

Nachteile in der Einstellung resultieren aus der Tatsache, dass vielerorts <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeiten<br />

der indirekten Beratung nicht erforscht wurden, und <strong>die</strong> Einführung nur zögerlich und<br />

in engem Umfang erfolgt. Auch wird oft <strong>die</strong> Präsenzberatung bevorzugt, obgleich Ausrüstung<br />

und Fertigkeiten <strong>für</strong> indirekte Formen vorhanden sind, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erledigung einer Reihe von<br />

Aufgaben (speziell Informationsvermittlung) mit derselben Effektivität zuließen. Zur Änderung<br />

der Einstellung wäre eine gezielte Vorbereitung der Klienten erforderlich; <strong>die</strong>se könnte Teil<br />

der Einführung und Entwicklung der <strong>Fernberatung</strong> sein.<br />

Eine weitere Begrenzung bei der Anwendung der <strong>Fernberatung</strong> ergibt sich aus dem nicht<br />

ausreichenden Training der Berater sowie den Mängeln in der Ausrüstung. Doch ließe sich<br />

hier in relativ kurzer Zeit und mit vertretbarem finanziellen Aufwand ein ordentlicher Standard<br />

erreichen. Durch „training on the job“ und konsequente Entwicklung von Bildungsprogramme<br />

<strong>für</strong> Berater entsteht in Zukunft ein ausreichendes Potenzial an Experten.<br />

Einrichtungen und Ausrüstung sollten ebenfalls wirkungsvoll entwickelt werden, speziell in<br />

Richtung auf den Einsatz kompatibler Systeme. Dies betrifft nicht nur <strong>die</strong> Geräte der Telefonkommunikation,<br />

sondern auch alle anderen technischen Möglichkeiten.<br />

Als Zusammenfassung können wir feststellen, dass <strong>die</strong> Verbreitung der verschiedenen Formen<br />

der <strong>Fernberatung</strong> (<strong>für</strong> Berufswahl, Weiterbildung, Information über Berufe und Arbeitsstellen,<br />

etc.) im Interesse der transnationalen Mobilität sowie besserer und schnellerer<br />

Dienstleistungen <strong>für</strong> Klienten ethischer Gruppen in wichtigen Fragen liegt.<br />

214 AuF Print Nr. 12


Literaturhinweise<br />

Multikulturelle Aspekte<br />

Brown, D., Brooks, L. and Ass. (1966). Career Choice and Development (3 rd ed.)., San<br />

Francisco: Jossey-Bass<br />

Ertelt, B.-J., Schulz, W.E. (1997). Beratung in Bildung und Beruf,<br />

Leonberg: Rosenberger<br />

Ertelt, B.-J., Schulz, W.E. (2002). Handbuch der Beratungskompetenz,<br />

Leonberg: Rosenberger<br />

Ivey, A.E. Gluckstern, N., Bradford-Ivey, M. (1997). Basic attend skills (3 rd ed.).<br />

Nort Amherst, MA: Microtraining Associates<br />

Ivey, A.E., Bradford-Ivey, M., Simek-Morgan, L. (1997). Counseling and Psychotherapy<br />

– A Multucultural Perspective (4 th ed.),<br />

Boston-London-Totonto: Allyn and Bacon<br />

Sue, D.W., Sue, D. (1990). Counseling the culturelly different – theory and practice (2 nd ed.).<br />

N.Y. Chichester: Wiley<br />

Sue, D. (1995). Toward a theory of multicultural counseling and therapy.<br />

In: Banks, J., Banks, C. (Eds.), Handbook of Research on Multicultural Education.<br />

N.Y. Chichester: MacMillan<br />

AuF Print Nr. 12 215


Jigau, Mihai<br />

5.2 Ethische Fragen<br />

5.2.1 Ethik und Deontologie in der Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />

Vorwort<br />

Berater, <strong>die</strong> in der telefonischen <strong>Fernberatung</strong> (distance counselling by phone - DCP)<br />

tätig sind, verfügen über eine spezielle <strong>berufliche</strong> Ausbildung (einschließlich einer fachlichen<br />

Qualifizierung in <strong>die</strong>sem Bereich), um den Klienten zu helfen, <strong>die</strong> Informationen, Rat und<br />

Beratungsleistungen wünschen, um eine persönliche Entscheidung zu unterstützen, <strong>die</strong> geeignetsten<br />

Alternativen <strong>für</strong> Bildung und Ausbildung auszuwählen oder um eine Krise zu bewältigen.<br />

Mit <strong>die</strong>sen Leistungen soll eine reibungslose soziale und <strong>berufliche</strong> Integration der<br />

Klienten erreicht werden.<br />

Mittels <strong>die</strong>ses Ethikkodexes soll sichergestellt werden, dass <strong>die</strong> Berater in der Telefonberatung<br />

professionell handeln und in jeder Lage <strong>die</strong> Interessen, Würde und Individualität der<br />

Klienten beachten.<br />

Hervorzuheben ist, dass <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> eine Variante der 'klassischen' Berufsberatung<br />

ist, sie wurde an <strong>die</strong> aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse und <strong>die</strong><br />

sich ändernden Anliegen der Klienten angepasst.<br />

Die <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> verfügt über folgende Hilfsmittel: Telefon, E-Mail, Internetseiten,<br />

Chat, Diskussionsforen, Mailings, Video- und Audiokonferenzen, Software <strong>für</strong> Touchscreens<br />

und ferner Druckmaterialien: Anleitungen, Handbücher, Prospekte, Broschüren.<br />

Bei der Telefonberatung handelt es sich um eine spezielle Ausprägung der <strong>Fernberatung</strong><br />

mit dem Einsatz des Telefons zur Durchführung der Berufsberatung.<br />

Die DCP ist ein zutiefst demokratischer berufberaterischer Ansatz, da es keine Beschränkungen<br />

<strong>für</strong> den Klienten gibt: er entscheidet, ob er anruft, das Gespräch fortsetzt oder Angaben<br />

über sich selbst preisgibt usw.<br />

Die DCP zeigt alle Merkmale eines Telefon<strong>die</strong>nstes in Form einer Help-Line.<br />

Die <strong>Fernberatung</strong> (auch per Telefon) ist eine Möglichkeit, Informationen und Beratungs<strong>die</strong>nste<br />

in einer anderen Form als Face-to-Face (d.h. in synchroner Kommunikation, in Echtzeit<br />

und im gleichen Raum) anzubieten und zwar durch technische Hilfsmittel oder andere Formen<br />

synchroner oder asynchroner Kommunikation, <strong>die</strong> zeitlich oder räumlich versetzt sind<br />

und häufig nicht im Rahmen einer Organisation stattfinden.<br />

Die DCP bringt trotz all ihrer Vorteile in gewissen Umständen und <strong>für</strong> gewisse Klienten eine<br />

relative Schematisierung der Berufsberatung mit sich.<br />

Ethikkodex <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />

Kapitel I: Der Klient<br />

1. Der Klient, der um eine Telefonberatung nachsucht, hat ein umfassendes Recht auf <strong>die</strong><br />

Respektierung seiner Würde und Privatsphäre, auf eine loyale und seinen Wertvorstellungen,<br />

Interessen und Neigungen entsprechende Beratung.<br />

2. Der Berater muss alle gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften zum Schutz des<br />

Klienten in <strong>die</strong>sen Situationen kennen und sicherstellen, dass sie von ihm und Dritten<br />

beachtet werden.<br />

3. Dem Klienten muss zugesichert werden, dass das gesamte Gespräch absolut sicher und<br />

vertraulich ist (auch gegenüber seiner Familie) und der Berater verwahrt <strong>die</strong> mitgeteilten<br />

Angaben sicher. Unter allen Umständen bleibt <strong>die</strong> Identität des Klienten strengstens geschützt.<br />

Der Berater verlangt vom Klienten keine weitere Identitätsangaben als <strong>die</strong>ser <strong>für</strong><br />

angemessen hält.<br />

4. Der Klient wird über eine etwaige Aufzeichnung des Gesprächs (aufgrund interner Vorschriften<br />

oder Empfehlungen, zumeist läuft eine Aufnahme, um <strong>die</strong> Erfassung weiterer<br />

schriftlicher Angaben durch den Berater zu ermöglichen) unterrichtet und gefragt, ob er<br />

216 AuF Print Nr. 12


Ethische Fragen<br />

das Gespräch unter <strong>die</strong>sen Umständen fortsetzen möchte.<br />

5. Auf Anfrage wird dem Klienten eine Kopie der Gesprächsaufnahme angeboten (falls der<br />

Inhalt <strong>für</strong> ihn kompromittierend ist).<br />

6. Die DCP kann als Einzel-, Paar- oder Gruppenberatung durchgeführt werden (sofern es<br />

<strong>die</strong> technischen Umstände erlauben).<br />

7. Während der DCP darf der Klient nicht aufgegeben, ignoriert, vernachlässigt oder oberflächlich<br />

behandelt werden. In Ausnahmesituationen kann der Berater eine kurze Gesprächsunterbrechung<br />

verlangen und den Klienten nach der Lösung von Problemen zurückrufen.<br />

8. Bei der DCP handelt es sich um eine synchrone Interaktion von Klient und Berater aus<br />

der Ferne.<br />

9. Die DCP wird nur angewendet, wenn <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong> einzige geeignete Methode<br />

<strong>für</strong> das Anliegen des Klienten oder <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen bequemer ist.<br />

10. Der Klient wird über <strong>die</strong> Kosten der DCP unterrichtet, über <strong>die</strong> Kosten des Anrufs zu bestimmten<br />

Tageszeiten, vom Festnetz oder Mobiltelefon (und darüber, ob <strong>die</strong>se Kosten<br />

vom Klienten oder der Organisation bezahlt werden).<br />

11. Die Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP müssen der finanziellen Lage des Klienten angepasst werden.<br />

Wenn er <strong>die</strong> Kosten nicht tragen kann, wird ihm <strong>die</strong> Hilfe nicht verweigert, sondern er<br />

wird an ähnliche Dienste verwiesen, <strong>die</strong> geringere oder keine Gebühren erheben.<br />

12. Dem Klienten müssen alle Möglichkeiten eröffnet werden, damit er selbst bewusst und<br />

verantwortlich über seine <strong>berufliche</strong> Laufbahn und seine Probleme entscheiden kann.<br />

13. Durch <strong>die</strong> DCP soll dem Klienten geholfen werden, sein Selbstverständnis zu schärfen,<br />

positiv zu denken; er soll Hilfe bekommen, um schwierige Situationen zu meistern und<br />

Ermutigung erfahren, um Probleme anzugehen und <strong>die</strong> überlieferten Geschlechterrollen<br />

zu überwinden.<br />

14. Dem Klienten muss zugesichert werden, dass der Berater bei der Behandlung seiner<br />

Probleme unparteiisch ist und weder nach Alter, noch nach Geschlecht, sexueller Ausrichtung,<br />

ethnischer Herkunft, Rasse,<br />

Kultur, politischer und religiöser Überzeugung, Wertvorstellungen, sozio-ökonomischer<br />

Stellung, Personenstand, Behinderungsw. diskriminiert. Der Berater muss sich bewusst<br />

sein und eingestehen, dass <strong>die</strong> Unterschiede unter den Klienten (aufgrund von Alter, Geschlecht,<br />

ethnischer Herkunft, Behinderung usw.) spezielle Modalitäten <strong>für</strong> das Beratungsangebot<br />

verlangen.<br />

15. Der Klient ist zu unterrichten, wenn in der DCP mit neuen Methoden und Techniken experimentiert<br />

wird. Dadurch darf der Klient nicht emotional beeinträchtigt oder entmutigt<br />

werden, es dürfen keine falschen Hoffnungen oder unrealistische Erwartungen geweckt<br />

werden.<br />

16. Der Berater muss den Klienten ermutigen, sich um <strong>die</strong> Unterstützung seitens der Familie,<br />

der Lehrer, Freunde oder entsprechenden öffentlichen Einrichtungen bei der Problemlösung<br />

zu bemühen.<br />

17. Der Berater wird <strong>die</strong> Entscheidung des Klienten nicht dadurch beeinflussen, dass er sich<br />

<strong>die</strong>sen entgegen stellt oder ablehnt. In Situationen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Klienten eindeutig nachteilig<br />

sind, beschränkt sich der Berater darauf, sowohl <strong>die</strong> Vor- als auch <strong>die</strong> Nachteile der<br />

Entscheidung, deren Risiken und Chancen zu betonen.<br />

18. Sofern der Klient nichts anderes verlangt und um das Gespräch nicht unnötig zu verlängern,<br />

beschränkt sich der Berater streng darauf präzise und relevante Informationen weiterzugeben<br />

und kurze und angemessene Anmerkungen zu machen.<br />

19. Falls der Klient dem Berater wesentliche antisoziale Tatsachen oder <strong>für</strong> andere oder ihn<br />

gefährliche Handlungen anvertraut (wie z.B. einen Selbstmordversuch), hat der Berater<br />

<strong>die</strong>s als Notfall zu behandeln und dem <strong>die</strong> gesellschaftlich wünschenswerten Werte und<br />

Verhaltensweisen entgegenzusetzen sowie anzugeben, welche Institutionen (Vergewaltigung,<br />

Mord, ansteckende Krankheiten usw. ), Familie, Eltern usw. zuständig sind.<br />

20. Der Klient hat das Recht auf Erklärungen über <strong>die</strong> Ergebnisse oder Auswertung von<br />

Tests, denen er sich unterzogen hat, aber der Berater wird stets darauf achten, keine negativen<br />

Urteile über <strong>die</strong>se Methoden oder negative Aspekte der Persönlichkeit des Klienten<br />

abzugeben.<br />

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Jigau, Mihai<br />

21. Der Berater wird dem Klienten vertrauenswürdige Personen, Einrichtungen oder Dienste<br />

benennen, wenn sich seine Anliegen dem Kompetenzbereich des Beraters entziehen.<br />

22. Falls der Klient beabsichtigt, den Besuch einer Bildungseinrichtung abzubrechen, sich<br />

sozial oder beruflich zu isolieren oder zurückzuziehen, wird der Berater überzeugend <strong>für</strong><br />

eine Fortsetzung der Bildung, Erstausbildung oder Weitbildung plä<strong>die</strong>ren und derartige<br />

'Lösungen' und Einstellungen des Klienten nicht ermutigen.<br />

Kapitel II: Der Berater<br />

1. Die Berater in der DCP müssen <strong>die</strong> Bestimmungen des vorliegenden Ethikkodex lesen,<br />

verstehen und umsetzen.<br />

2. Der Berater stellt sich dem Klienten stets mit seinem echten Namen vor (bzw. mit dem<br />

von der Organisation als sein <strong>für</strong> geschäftliche Zwecke zu nutzenden Namen) und seinen<br />

fachlichen Qualifikationen vorstellen.<br />

3. Das unmittelbar anstehende Problem des Klienten, –so wie es im Gespräch geschildert<br />

wird' stellt <strong>die</strong> oberste Priorität <strong>für</strong> den Berater dar, erst später, falls der Klient nochmals<br />

anruft oder zu einem persönlichen Beratungsgespräch erscheint, geht es um <strong>die</strong> Feststellung<br />

anderer späterer <strong>berufliche</strong> Bedürfnisse.<br />

4. Für einen in der DCP tätiger Berater muss es eine Frage der ethischen Verantwortung<br />

und Aufrichtigkeit sein, sich selbst zu beurteilen, um feststellen zu können, welche Rolle<br />

folgende Elemente spielen:<br />

• allgemeines und Fachwissen (psychologische Evaluierung, Methoden und Techniken<br />

der Berufsberatung, Persönlichkeitskenntnisse, multikulturelle Ansätze, Arbeitsmarkt,<br />

europäische Personalpolitik, nationale Politik zur sozio-ökonomischen Entwicklung,<br />

Beratungstheorien, Erwachsenenfortbildung, Gruppentechniken, Psychotherapie,<br />

Laufbahnentwicklung, Informationsmanagement),<br />

• Einstellungen und persönliche Qualitäten in den Klientenbeziehungen (effektive<br />

Kommunikation, Aufrichtigkeit, Empathie, Flexibilität, Transparenz, Respekt),<br />

• Arbeitstechniken (Computereinsatz usw.).<br />

5. Sofern der Berater <strong>die</strong> Möglichkeit dazu hat und der Klient <strong>die</strong>s während der DCP<br />

wünscht oder erlaubt, verfolgt der Berater <strong>die</strong> Karriere seines Klienten weiter.<br />

6. Der Berater kann - wenn er es <strong>für</strong> hilfreich erachtet - Kontakte zwischen Klienten zum<br />

Austausch von <strong>berufliche</strong>n Erfahrungen und 'Strategien' in ähnlichen Situationen herstellen.<br />

7. Der Berater ermutigt unschlüssige, zögernde, frustrierte oder misstrauische Klienten<br />

nochmals anzurufen oder zu einem persönlichen Beratungsgespräch zu kommen.<br />

8. Der Berater empfiehlt zugängliche und relevante interaktive Software (auch Online) entsprechend<br />

des Bildungsniveaus der Klienten und ihrer Interessen, wenn <strong>die</strong> Klienten sich<br />

selbst beurteilen oder mit externen Mitteln ihre <strong>berufliche</strong>n Neigungen feststellen wollen.<br />

9. Der Berater vermeidet es systematisch, seine eigenen Werte, Vorlieben, Neigungen und<br />

Überzeugungen auf den Klienten zu übertragen.<br />

10. Der Berater wird unter gewissen Umständen ein persönliches Beratungsgespräch vorschlagen,<br />

ohne zu insistieren, wenn seiner Meinung nach dadurch den Interessen des<br />

Klienten besser ge<strong>die</strong>nt und seine Probleme besser gelöst werden können. Den Klienten<br />

müssen auch andere Kontaktmöglichkeiten mit dem Berater und zur Erlangung von Beratung<br />

und Informationen angeboten werden (E-Mail, Postanschrift, entsprechende Internetadressen).<br />

11. Der Berater arbeitet mit Behörden, Einrichtungen, Organisationen und Personen im Umfeld<br />

zusammen, <strong>die</strong> DCP-Klienten unterstützen und weiterhelfen können.<br />

12. Der Berater handelt im Interesse seiner Klienten, wenn einige ihrer Probleme in beraterischer<br />

Hinsicht eine Priorität darstellen (körperliche und geistige Gesundheit, Beziehung<br />

zu Familie und Staat, wirtschaftliche Probleme).<br />

13. Der Berater versucht im Interesse seiner Klienten in <strong>die</strong> DCP möglichst viele Vorteile der<br />

Face-to-Face-Beratung einzubringen und mit denen der Beratungs<strong>die</strong>nste im Internet zu<br />

kombinieren (So könnte <strong>die</strong> Website beispielsweise 'Anruf erwünscht'-Links haben, um<br />

weitere, individuelle Informationen abzurufen. Einige Webseiten können Unterprogramme<br />

218 AuF Print Nr. 12


Ethische Fragen<br />

haben, bei denen vor dem Anruf ein Fragebogen oder ein kurzer Lebenslauf ausgefüllt<br />

wird, <strong>die</strong>se Daten erscheinen dann zu Beginn des Gesprächs auf dem Bildschirm des<br />

Beraters; so kann der Berater sofort auf das <strong>für</strong> den Klienten wesentliche Thema kommen).<br />

14. Der Berater mischt sich überhaupt nicht oder nur minimal in das Privatleben seines Klienten<br />

ein und auch nur in dessen Interesse und mit seinem Einverständnis.<br />

15. Der Berater verweist andere Ratsuchende, <strong>die</strong> Verwandte, Vorgesetzte oder Untergebene<br />

seines Klienten sind, an andere Berater.<br />

16. Der Berater vermeidet Erklärungen über Ursachen und Effekte der Persönlichkeitsmerkmale<br />

des Klienten auf <strong>die</strong> persönliche Entwicklung und das <strong>berufliche</strong> Fortkommen nach<br />

seiner 'eigenen Theorie' und hält sich strikt an <strong>die</strong> in der Fachwelt allgemein akzeptierten<br />

Theorien.<br />

17. Der Berater handelt lediglich innerhalb seiner <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen, gibt ggf. <strong>die</strong><br />

Grenzen seiner Informationen zu, aktualisiert sein Wissen und befragt andere Fachleute,<br />

der Klient erhält <strong>die</strong> richtigen Informationen u.U. dann später, der Berater übernimmt so<br />

<strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Folgen seiner Arbeit.<br />

18. Der Berater nutzt alle Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Qualifikationen in der<br />

DCP und macht seine Erfahrungen den Kollegen durch Veröffentlichungen, Vorträge auf<br />

Konferenzen und von den Berufsverbänden organisierten Fortbildungsveranstaltungen<br />

usw. zugänglich.<br />

19. Der Berater bemüht sich um <strong>die</strong> Bewertung seiner Leistungen in der DCP durch Kollegen,<br />

andere Fachleute und Klienten und ist bereit, <strong>die</strong>ses Feedback anzunehmen.<br />

20. Der Berater ist in der wissenschaftlichen Forschung tätig und teilt seine Ergebnisse der<br />

Fachwelt in wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit, jedoch unter strenger Beachtung<br />

der Vertraulichkeit der Quellen und des Schutzes der Privatsphäre der Klienten. Der Berater<br />

bemüht sich ständig um Wissen, verbesserte Qualifikationen und Fähigkeiten, er<br />

nimmt aktiv an den Aktivitäten der Berufsverbände teil, strebt nach <strong>berufliche</strong>n Leistungen<br />

und der Förderung des Fortschritts der Berufsberatung.<br />

21. Der in der DCP tätige Berater übernimmt <strong>die</strong> fachliche und moralische Verantwortung <strong>für</strong><br />

den Umgang mit den ihm direkt oder durch <strong>die</strong> Arbeitsmittel bekannt werdenden Informationen,<br />

um dem Interesse des Klienten zu <strong>die</strong>nen, mit seinem Einverständnis zu handeln<br />

und <strong>die</strong> Vertraulichkeit der Daten gegenüber Dritten sicherzustellen.<br />

22. Der Berater berichtet an <strong>die</strong> Entscheidungsträger im Bildungsbereich und Personalwesen<br />

über wichtige Erkenntnisse, <strong>die</strong> sich aus der DCP ergeben, damit Verbesserungen in der<br />

Gesetzeslage und den Funktionsweisen von Aus- und Fortbildungseinrichtungen oder<br />

dem Sozialwesen angestoßen werden.<br />

23. Falls sich der Ethikkodex bzw. einzelne Bestimmungen im Laufe der Zeit als unzeitgemäß<br />

oder nachteilig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klienten, <strong>die</strong> Berufsberatungspraxis oder das Ansehen des<br />

Berufsstandes erweisen sollten, wird sich der Berater durch seine Berufsverbände <strong>für</strong> eine<br />

Änderung einsetzen.<br />

24. In allen Situationen, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong>sen Ethikkodex <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP nicht abgedeckt sind, wird<br />

der Berater stets zu Gunsten und im Interesse des Klienten handeln, ohne jemanden anderen<br />

dadurch zu schaden.<br />

Kapitel III: Der Kommunikationsprozess<br />

1. Die aktuelle Praxis in der DCP beinhaltet den ständigen Respekt der Meinung des Klienten,<br />

<strong>die</strong> Anwendung der Technik des aktiven Zuhörens, Höflichkeit und <strong>berufliche</strong> Ehrlichkeit<br />

unabhängig vom Bildungsniveau, Geschlecht, der Religion, politischen Überzeugung,<br />

ethnischen Herkunft, Rasse, sozialen und wirtschaftlichen Stellung, Behinderung<br />

und Wertvorstellungen des Klienten.<br />

2. Als Kommunikationsverhalten wird dem Berater in der DCP <strong>die</strong> wohlwollende Neutralität<br />

empfohlen.<br />

3. Der Berater benutzt einfache, wirksame, vertrauensvolle, aussagekräftige, erklärende<br />

Sprache, <strong>die</strong> sich vollständig auf <strong>die</strong> Lösung des anstehenden Klientenanliegens konzentriert.<br />

AuF Print Nr. 12 219


Jigau, Mihai<br />

4. Dem Berater muss klar sein, dass seine Fragen von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong> den<br />

weiteren Gesprächsverlauf sind; daher muss er sehr behutsam und bewusst mit direkten,<br />

indirekten, hypothetischen oder unvollständigen Fragen umgehen. Eine Antwort auf <strong>die</strong><br />

gleiche Art von Fragen ist auch von besonderer Bedeutung.<br />

5. Der Berater muss sich unkritisch und schnell an <strong>die</strong> unterschiedlichen Gesprächsstile der<br />

Klienten anpassen.<br />

6. Der DCP-Berater wird unter allen Umständen den Ton seiner Stimme, den Sprechrhythmus<br />

im Verhältnis zur Länge des Gesprächs, Deutlichkeit und Andeutungen sorgfältig<br />

kontrollieren und sicherstellen, dass er <strong>die</strong> Bedeutung der Mitteilungen des Klienten eindeutig<br />

versteht (durch Paraphrasieren, Synthese/Zusammenfassung der Informationen<br />

oder klärende Fragen).<br />

7. Der Berater versucht ferner unter Einsatz seiner eigenen Sprachkenntnisse, Dienste <strong>für</strong><br />

Klienten in anderen Sprachen anzubieten, wenn jemand anruft, dessen Sprache er nicht<br />

mächtig ist, kann er an einen anderen Kollegen übergeben, der <strong>die</strong> Sprache spricht oder<br />

den Anruf verschieben, bis eine Lösung gefunden wurde.<br />

8. Der Berater verwendet keine Begriffe, Fachtermini oder Slangausdrücke, <strong>die</strong> der Klient<br />

nicht verstehen kann, sondern eine dessen Verständnisvermögen angemessene Sprache.<br />

9. Der Berater gibt dem Klienten stets positives Feedback und versucht, <strong>für</strong> den Klienten<br />

und <strong>die</strong> Gesellschaft nützliches und wünschenswertes Verhalten zu verstärken.<br />

10. Der Berater ermutigt den Klienten, ein fruchtbares Gespräch zu führen, dessen Ausgang<br />

seinen Erwartungen entspricht.<br />

Kapitel IV: Informationsmanagement<br />

1. Der Berater klärt den Klienten über <strong>die</strong> Art von Informationen auf, <strong>die</strong> gewünscht wird<br />

(Quelle, Grad an Vertrauen, Konsequenz, Qualität, Eindeutigkeit).<br />

2. In einigen Fällen müssen <strong>die</strong> Informationsquellen und Informationen, <strong>die</strong> dem Klienten<br />

angeboten werden, kommentiert, bewertet, interpretiert, verarbeitet und durch andere<br />

Daten ergänzt werden, damit sie unmittelbar und leicht zu verwenden sind.<br />

3. Der Berater empfiehlt dem Klienten lediglich zuverlässige Quellen, <strong>die</strong> leicht zugänglich<br />

sind, seinem Bildungsniveau und seiner Beherrschung der verschiedenen Zugangstechniken<br />

entsprechen.<br />

4. Die bei der DCP weiter gegebenen Informationen müssen realistisch sein, passend <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Situation, mit der der Klient konfrontiert ist, aber gleichzeitig auch eine Herausforderung<br />

darstellen oder eine weitere Perspektive <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entwicklung eröffnen.<br />

5. Der Berater bemüht sich, dass <strong>die</strong> auf eine spezielle Klientenanfrage angebotenen Informationen<br />

den folgenden Anforderungen genügen: sie sollen direkt, relevant, vollständig,<br />

genauestens auf <strong>die</strong> Klientenbedürfnisse abgestimmt, dem Bildungsniveau bzw. (bei<br />

Internetquellen) der IT-Kompetenz des Klienten angemessen sein usw.<br />

6. Die den Klienten mitgeteilten Quellenangaben müssen alle notwendigen Daten zum Autor,<br />

der Einrichtung, dem Erscheinungsdatum und den Kontaktdaten enthalten.<br />

7. Die Berater sorgen da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> in der DCP angebotenen Informationen konsistent,<br />

durchgängig und zuverlässig sind und sich qualitativ ständig verbessern.<br />

8. Das Dienstangebot der DCP sollte möglichst breit in <strong>die</strong> Öffentlichkeit getragen werden<br />

und zwar unter Angabe der Zielsetzungen, der angebotenen Leistungen, der Kosten, der<br />

Terminierung, der technischen Voraussetzungen <strong>für</strong> den Anruf und alle anderen Angaben,<br />

<strong>die</strong> den Klienten den Zugang erleichtert und ihnen den Dienst bekannt macht.<br />

Kapitel V: Die Einrichtungen, <strong>die</strong> Telefon-<strong>Fernberatung</strong> anbieten<br />

1. Die telefonische <strong>Fernberatung</strong> kann von öffentlichen Einrichtungen geleistet werden<br />

(durch <strong>die</strong> Beratungs<strong>die</strong>nste der Bildungs- oder Arbeitsministerien oder anderer Initiativen<br />

und Programme), ferner auch von privaten Einrichtungen oder Verbänden. Es kann<br />

sich um kostenpflichtige oder kostenlose Leistungen handeln. Hierüber sind <strong>die</strong> Klienten<br />

im Vorhinein eindeutig zu informieren.<br />

220 AuF Print Nr. 12


Ethische Fragen<br />

2. Die praktischen Modalitäten zum Anrufen der Berater, der Kosten von Festnetz- oder<br />

Mobiltelefonanschlüssen, <strong>die</strong> Identifikation der <strong>die</strong> DCP anbietenden Einrichtungen oder<br />

Programme sind dem Klienten vorher eindeutig kenntlich zu machen und müssen von<br />

ihm bestätigt werden.<br />

3. Die Berater sind bestrebt, das Prestige und das Vertrauen zum Beraterberuf und zur<br />

DCP-anbietenden Institution zu stärken.<br />

4. Die Berater, <strong>die</strong> auf privater Basis DCP-Leistungen anbieten, unterwerfen sich dem gleichen<br />

Ethikkodex und den gleichen Standards wie <strong>die</strong> in den öffentlichen Einrichtungen<br />

tätigen.<br />

Kapitel VI: Technische Aspekte der Telefon-<strong>Fernberatung</strong><br />

1. In den Informationen und Werbematerialien <strong>für</strong> <strong>die</strong> DCP legt der Berater <strong>die</strong> technischen<br />

Empfehlungen und Bedingungen <strong>für</strong> ein effizientes telefonisches Beratungsgespräch dar:<br />

Verbindungsarten, Telefongesellschaft, Merkmale des Telefonapparats, Festnetz oder<br />

Mobilanschluss etc.<br />

2. Bei Klientenanfragen erläutert der Berater <strong>die</strong>se Punkte <strong>für</strong> <strong>die</strong>jenigen, denen <strong>die</strong>ses von<br />

einem früheren Anruf nicht bekannt ist.<br />

3. Der Berater schlägt auch den geeignetsten Ort bzw. <strong>die</strong> Umgebung vor, in der das Gespräch<br />

am besten geführt werden kann, da Aspekte wie Tonqualität, Stabilität der Telefonverbindung,<br />

psychologisches Wohlbefinden (Zuhause, Büro, Telefonhäuschen auf der<br />

Strasse) das Gespräch beeinflussen.<br />

4. Der Berater stellt sicher, dass er selbst über geeignete technische Einrichtungen <strong>für</strong> Folgendes<br />

verfügt: Lautstärkeregelung, Freisprechen, damit man während des Gesprächs<br />

<strong>die</strong> Hände frei hat zum Schreiben oder <strong>für</strong> Computereingaben, Aufnahmegeräte (falls <strong>die</strong><br />

Einrichtung <strong>die</strong>se fordert).<br />

5. Soweit möglich sollten <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Einrichtungen kostenlose oder teilweise subventionierte<br />

Telefonverbindungen bereitgestellt werden, um dem Klienten gegenüber Respekt zu zeigen<br />

und <strong>die</strong> Erreichbarkeit zu maximieren.<br />

6. Die Berater prüfen <strong>die</strong> Möglichkeit <strong>für</strong> bestimmte Arten von Anliegen kostenlose Telefonverbindungen<br />

mit vorgefertigten Antworten von einem Tonband bereitzustellen.<br />

Quellen:<br />

http://apa.org/ethics<br />

http://ericcass.uncg.edu<br />

http://ncda.org<br />

http://www.aac.com/docs/aboutus.html<br />

http://www.acsci.org/standards2.htm<br />

http://www.career.fsu.edu<br />

http://www.career-dev-guidlines.org<br />

http://www.acsci.org/standards2.htm<br />

http://www.iaevg.org<br />

http://www.iaevg.org<br />

http://www.acsci.org/standards2.htm<br />

http://www.orientation.qc.ca<br />

OFFER, Marcus; Jim SAMPSON. "Quality in the content and use of information and communications<br />

technology in guidance". In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>.<br />

Vol. 27, Nr. 4, November 1999, S. 501-516.<br />

OFFER, M. S., Sampson, J. P. und WATTS A. G. "Careers Services: Technology and the<br />

Future". Careers Services Unit Ltd. (CSU), Prospects House, Booth Street East,<br />

Manchester M13 9EP, UK, 2001.<br />

TAIT, A. "Face to face and at a distance: the mediation of guidance and counselling through<br />

the new technologies. In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>. Vol. 27, Nr. l,<br />

1999. S. 113-122.<br />

AuF Print Nr. 12 221


Jigau, Mihai<br />

WATTS, A. G. und DENT, G.: „Let Your Fingers do the Walking: the Use of Telephone Help<br />

lines in Career Information and Guidance“. In: British Journal of Guidance and <strong>Counselling</strong>,<br />

Vol.. 30, Nr. l, Februar 2002.<br />

Per E-Mail wurden folgende Personen konsultiert:<br />

Gareth Dent: gdent@ufi.com<br />

Randy Miller: randv@readyminds.com<br />

Marcus Offer: marcus@winchester.u-net.com<br />

Peter Plant: pepl@dpu.dk<br />

Jim Sampson: Jsampson@admin.fsu.edu<br />

Anthony Watts: Anthony.WATTS@oecd.org<br />

Euroguidance Rumänien<br />

www.cnrop.ise.ro<br />

222 AuF Print Nr. 12


5.2.2 AIOSP - Ethische Fragen<br />

Ethische Fragen<br />

Ethische Standards<br />

Verabschiedet von der IAEVG Generalversammlung, Stockholm, Schweden, 8. August 1995<br />

Präambel<br />

Die Internationale Vereinigung <strong>für</strong> Schul- und Berufsberatung setzt sich weltweit ein <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Bereitstellung von Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nsten, <strong>die</strong> eine hohe Qualität aufweisen,<br />

<strong>die</strong> von kompetenten und anerkannten professionellen Beratern angeboten werden, und <strong>die</strong><br />

so organisiert und gestaltet sind, dass sie <strong>die</strong> individuellen Wahlsituationen und Entscheidungen<br />

von Menschen jeden Alters unterstützen, <strong>die</strong> mit den Anforderungen und Entwicklungen<br />

des Arbeitsmarktes und ihres Arbeitsplatzes konfrontiert sind bzw. sich auf den ersten<br />

Einstieg in <strong>die</strong> Arbeitswelt vorbereiten. Die Erklärung zum Auftrag der IAEVG, einem besonderen<br />

Dokument, auf das sich <strong>die</strong> nachfolgenden ethischen Standards beziehen, listet<br />

<strong>die</strong> vielfältigen Wege auf, auf denen <strong>die</strong> Vereinigung ihrer Verantwortung entspricht im Hinblick<br />

auf: <strong>die</strong> professionelle Qualität der Bildungs- und Berufsberater; deren Ausbildung und<br />

Kompetenzen; <strong>die</strong> Entwicklung und Bereitstellung von Verfahren und Materialien, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Beratung von Personen unterschiedlichen Alters und in unterschiedlichen <strong>berufliche</strong>n Situationen<br />

nachhaltig unterstützen; <strong>die</strong> Durchführung von Forschung und Weiterentwicklungen;<br />

und das Eintreten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse der Klienten von Bildungs- und Berufsberatung gegenüber<br />

den Regierungen und Institutionen.<br />

Das Bekenntnis der IAEVG-Mitglieder zu deren Zielen als einer professionellen Organisation,<br />

<strong>die</strong> sich mit der Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Dienstleistungen, der Forschung<br />

und der Beratung auf dem Gebiet der Bildungs- und Berufswahl befasst, macht zwingend<br />

auch <strong>die</strong> Einhaltung eines offiziellen Kodex ethischer Standards erforderlich, der <strong>die</strong> Handlungsweisen<br />

der Berufsberater leitet, der Beurteilungskriterien vorsieht <strong>für</strong> deren Selbstkontrolle<br />

sowie eine vergleichende Beurteilung bezüglich der gesellschaftlichen Rolle der Berufsberater,<br />

und der <strong>die</strong> Öffentlichkeit darüber informiert, welche Standards an professionellen<br />

Verfahren und Verhaltensweisen erwartet werden können.<br />

Diese ethischen Standards stehen in essentieller Übereinstimmung mit denen der Kollegen<br />

in verwandten Berufsfeldern, <strong>die</strong> sich ebenfalls mit der Bereitstellung von Hilfen <strong>für</strong> Menschen<br />

befassen, <strong>die</strong> sich in Arbeit, Ausbildung oder Bildungsgängen befinden bzw. sich darauf<br />

vorbereiten. So sind <strong>die</strong> ethischen Standards der IAEVG, ebenso wie <strong>die</strong> der Mitglieder<br />

anderer Organisationen des Bildungswesens und des Wissenschaftsbereichs bzw. anderer<br />

Berufsverbände, der Förderung des Selbstwerts, der Würde, der Möglichkeiten und der Einzigartigkeit<br />

der Menschen gewidmet, denen <strong>die</strong> Mitglieder der IAEVG <strong>die</strong>nen.<br />

Ethische Standards wie <strong>die</strong> folgenden beschreiben <strong>die</strong> Mindestanforderungen, nach denen<br />

sich ethisches Verhalten richtet. Sie können nicht jeden Konflikt ansprechen, dem sich <strong>die</strong><br />

Mitglieder der IAEVG in ihrer Nation bzw. Kultur gegenübersehen könnten. Deshalb beabsichtigen<br />

<strong>die</strong> nachfolgenden Ethischen Standards, <strong>die</strong> persönliche Weiterentwicklung der<br />

einzelnen Mitglieder der IAEVG und <strong>die</strong> Schaffung nationaler bzw. regionaler Erklärungen zu<br />

ethischen Standards anzuregen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> folgenden Standards eine Richtlinie sein können.<br />

Ethische Standards<br />

Pflichten gegenüber Klienten<br />

1. Die Mitglieder der IAEVG haben eine herausragende Verpflichtung, <strong>die</strong> Würde jeder Person<br />

zu achten, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bildungs- und Berufsberatung angeboten werden. Diese Verpflichtung<br />

schließt <strong>die</strong> Recht des lndividuums ein, unabhängig Entscheidungen zu treffen und<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> getroffenen Entscheidungen <strong>die</strong> Verantwortung zu übernehmen, sich um Selbst-<br />

AuF Print Nr. 12 223


estimmung und persönliche Weiterentwicklung zu kümmern, und sich auf Vertraulichkeit<br />

und Verschwiegenheit verlassen zu können. Die Pflicht zur Achtung der Würde der Klienten<br />

schließt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berater <strong>die</strong> Verantwortung ein, ihre Kenntnisse gesetzlicher Regelungen<br />

und Bestimmungen zum Schutz der Rechte der Klienten und der entsprechenden<br />

Verfahren auf dem laufenden zu halten.<br />

2. Die Mitglieder der IAEVG erkennen <strong>die</strong> Verpflichtung an, in der Bildungs- und Berufsberatung<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Gleichberechtigung zu sorgen, ohne Vorurteile gegenüber allen Menschen,<br />

ungeachtet irgendwelcher Unterschiede in Geschlecht, Rasse, ethnischer Herkunft, religiöser<br />

Glaubensrichtungen, sexueller Orientierungen oder wegen einer Behinderung,<br />

sowie alle Formen entsprechender Diskriminierungen zu unterlassen.<br />

3. Die Mitglieder der IAEVG achten aufmerksam auf <strong>die</strong> Gesamtheit der Bedürfnisse ihrer<br />

Klienten (bildungsbezogen, beruflich, persönlich und sozial), während sie mit ihnen<br />

kommunizieren, um <strong>die</strong> Planungen im Hinblick auf <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Anpassung, Bildung und<br />

Ausbildung, Berufe und Laufbahnen zu gestalten. Sie sollen ihre Klienten an geeignete<br />

Experten weiterverweisen, wenn ihre eigenen Kompetenzen nicht dazu ausreichen, den<br />

Bedürfnissen der Klienten zu entsprechen.<br />

4. Die Mitglieder der IAEVG informieren ihre Klienten - mündlich oder schriftlich - über <strong>die</strong><br />

Zwecke, Ziele, Techniken, Geschäftspolitiken und <strong>die</strong> ethischen Standards, unter denen<br />

Bildungs- und Berufsberatung angeboten wird, ebenso über Bedingungen, unter denen<br />

Konsultationen mit anderen professionellen Beratern erforderlich werden könnten, sowie<br />

über gesetzliche oder geschäftliche Bedingungen, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> Art und Weise der<br />

Durchführung der Beratung beziehen. Jedwede Grenzen der Vertraulichkeit, <strong>die</strong> von Dritten<br />

vorgegeben werden, sind mit den Klienten zu besprechen, bevor sie in <strong>die</strong> Lage versetzt<br />

werden, darüber zu befinden, wie sie mit derartigen Begrenzungen bzw. deren Folgen<br />

umgehen wollen. Die Offenbarung vertraulicher lnformationen bedarf der ausdrücklichen<br />

Zustimmung der Klienten.<br />

5. Die Mitglieder der IAEVG fördern <strong>die</strong> unabhängigen Aktivitäten ihrer Klienten und verzichten<br />

deshalb auf jedes bewusste Vorschreiben oder Erzwingen von Wahlmöglichkeiten,<br />

Werthaltungen, Lebensstilen, Plänen oder Überzeugungen (z. B. grundsätzliche Ansichten<br />

zum Wirtschaftsleben), <strong>die</strong> zwar denen der Berater bzw. anderer Menschen entsprechen,<br />

nicht aber den persönlichen Einstellungen und Vorstellungen der Klienten.<br />

6. Die Mitglieder der IAEVG erklären <strong>die</strong> Inhalte, Zwecke und Ergebnisse von Testverfahren<br />

sprachlich in einer Art und Weise, <strong>die</strong> <strong>für</strong> ihre Klienten verständlich ist. Entsprechend benutzen<br />

sie angemessene Standards bei der Auswahl, Anwendung und Interpretation diagnostischer<br />

Verfahren. Mitglieder der IAEVG sind sich bewusst, dass neu aufkommende<br />

Verfahren, insbesondere computerunterstützte Testverfahren bzw. Berufsorientierungsprogramme,<br />

eine regelmäßige Anwenderschulung und <strong>die</strong> kontinuierliche Auswertung<br />

der Fachliteratur über Anwendung, Bewertung und Interpretation erforderlich machen.<br />

7. Die Mitglieder der IAEVG erschließen ihren Klienten <strong>die</strong> Vorzüge neuer Techniken und<br />

angemessener Computerprogramme, wenn Forschung und Qualitätsprüfung deren Nutzung<br />

rechtfertigen. Die Berater stellen sicher, dass <strong>die</strong> Benutzung von Computerprogrammen<br />

oder anderer Techniken den Bedürfnissen der Klienten angemessen ist, dass<br />

<strong>die</strong>se <strong>die</strong> Anwendung des Programms bzw. des Verfahrens verstanden haben, und dass<br />

eine daran anschließende Beratung sichergestellt ist. Die Mitglieder der IAEVG stellen<br />

weiterhin sicher, dass auch Angehörige von Minderheiten unbeschränkten Zugang zur<br />

besten verfügbaren Technik, auch Computertechnik, haben, und dass Computer- und<br />

andere Programme keine diskriminierenden, veralteten oder unzutreffenden lnformationen<br />

enthalten.<br />

8. Die Mitglieder der IAEVG, <strong>die</strong> ihre <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen<br />

individuellen Klienten ebenso wie Organisationen zur Verfügung stellen, verwenden<br />

lnformationen, <strong>die</strong> verständlich, zutreffend und bedeutsam sind, und <strong>die</strong> weder irreführendes<br />

noch betrügerisches Material enthalten.<br />

9. Die Mitglieder der IAEVG vermeiden Interessenkonflikte, <strong>die</strong> das objektive und uneingeschränkte<br />

Eintreten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse ihrer aktuellen Klienten beeinträchtigen, wenn sie<br />

gleichzeitig als Mitarbeiter einer entgeltlichen Arbeitsvermittlung oder als Anwerber bzw.<br />

224 AuF Print Nr. 12


Ethische Fragen<br />

Agent im Auftrag von Arbeitgebern oder Bildungsträgern tätig werden. Wenn potentielle<br />

lnteressenkonflikte auftauchen, sollten sie dem Klienten bekannt gemacht werden.<br />

10. Die Mitglieder der IAEVG begründen in geeigneter Weise, wenn ihre Dienstleistung nicht<br />

angeboten bzw. nicht fortgesetzt werden kann.<br />

Verhalten gegenüber Kollegen und Geschäftspartnern<br />

1. Die Mitglieder der IAEVG tragen dazu bei, kooperative Beziehungen zu Berufskollegen<br />

und Vorgesetzten zu entwickeln und zu unterhalten, um so <strong>die</strong> Bereitstellung eines optimalen<br />

Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nstes zu ermöglichen.<br />

2. Die Mitglieder der IAEVG sind verpflichtet, ihre Berufskollegen und Vorgesetzten über<br />

Aspekte ihres Angebots der Bildungs- und Berufsberatung zu informieren, wie etwa im<br />

Hinblick auf Richtlinien zur Vertraulichkeit und Verschwiegenheit.<br />

3. Die Mitglieder der IAEVG stellen Berufskollegen, Vorgesetzten und der Verwaltung ihres<br />

Beratungs<strong>die</strong>nstes zutreffende, objektive, umfassende und bedeutsame lnformationen<br />

über <strong>die</strong> Erfordernisse und Ergebnisse der Bildungs- und Berufsberatung zur Verfügung,<br />

und zwar zur Evaluation und zu anderen wichtigen Zwecken.<br />

4. Die Mitglieder der IAEVG arbeiten mit ihren Kollegen mit dem Ziel zusammen, <strong>die</strong>se ethischen<br />

Standards in <strong>die</strong> Verfahren, Abläufe und Arbeitsbedingungen an ihrem Arbeitsplatz<br />

einzubringen. Wenn unmittelbare Informationen Zweifel am ethischen Verhalten eines/r<br />

Kollegen/in aufkommen lassen, sei <strong>die</strong>se/r Mitglied des IAEVG oder nicht, sollen <strong>die</strong> Mitglieder<br />

ihre Bedenken mit den betreffenden Kollegen diskutieren bzw. <strong>die</strong> ggf. vorgesehenen<br />

institutionellen Verfahren einleiten, um den Sachverhalt zu korrigieren.<br />

5. In Fällen von Konflikten zwischen einzelnen ethischen Standards und Anweisungen der<br />

Geschäftsleitung bzw. mangelhafter Kooperation von Mitarbeitern wenden sich <strong>die</strong> Mitglieder<br />

des IAEVG unmittelbar an <strong>die</strong> verantwortlichen Vorgesetzten, um über <strong>die</strong> Auswirkungen<br />

solcher Konflikte zu diskutieren und nach Möglichkeiten zu suchen, <strong>die</strong>se zu<br />

beseitigen.<br />

Verhalten gegenüber der Regierung und anderen öffentlichen Institutionen<br />

1. Erforderlichenfalls wirken <strong>die</strong> Mitglieder der IAEVG in Zusammenarbeit mit Politikern,<br />

Ministerien oder Mitarbeitern der Verwaltungen beratend und unterstützend an Weiterentwicklungen<br />

der Bildungs- und Berufsberatungs<strong>die</strong>nste mit, <strong>die</strong> ethisch gestaltet und<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bedürfnisse der Klienten bedeutsam sind.<br />

2. Die Mitglieder des IAEVG sind sich der Qualifikationen und Ausbildungsgänge bewusst,<br />

<strong>die</strong> von kompetenten Bildungs- und Berufsberatern erwartet werden müssen, und sie<br />

setzen Mitarbeiter der Verwaltungen und Ministerien sowie andere Personen <strong>die</strong>sbezüglich<br />

in Kenntnis.<br />

3. Die Mitglieder der IAEVG arbeiten aktiv mit Einrichtungen, Organisationen und Einzelpersonen<br />

in anderen Institutionen zusammen, um so alle Bedürfnisse ihrer Klienten wahren<br />

und entsprechende Dienstleistungen bereitstellen zu können.<br />

Pflichten gegenüber der Forschung und verwandten Aufgaben<br />

1. Mitglieder der IAEVG, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> entsprechenden Ausbildungen und Fähigkeiten verfügen,<br />

stellen sich ihrer Verantwortung, in einer Art und Weise Forschung zu betreiben und<br />

über deren Ergebnisse zu berichten, <strong>die</strong> den üblichen ethischen und wissenschaftlichen<br />

Verfahren der psychologischen und der Bildungsforschung entspricht. Soweit Daten von<br />

Klienten <strong>für</strong> Zwecke der Statistik, Evaluation, Forschung und Bildungsplanung verwendet<br />

werden, stellen Mitglieder des IAEVG <strong>die</strong> Vertraulichkeit der Identität ihrer Klienten sicher.<br />

2. Die Mitglieder des IAEVG anerkennen ihre Verantwortung, sich an der Weiterentwicklung<br />

der Bildungs- und Berufsberatung zu beteiligen, indem sie ihre Fähigkeiten, ihr Wissen<br />

und ihr Expertentum mit Kollegen und <strong>berufliche</strong>n Vereinigungen, etwa mit der IAEVG,<br />

teilen.<br />

AuF Print Nr. 12 225


Pflichten als Bildungs- und Berufsberater/in<br />

1. Die Mitglieder der IAEVG durchlaufen <strong>die</strong> entsprechende Ausbildung und erhalten einen<br />

ständigen Lernprozess auf allen Gebieten des Wissens und der Fähigkeiten aufrecht, <strong>die</strong><br />

erforderlich sind, um ein/e kompetente/r Bildungs- und Berufsberater/in zu sein.<br />

2. Mitglieder der IAEVG sind nur innerhalb der Grenzen ihrer Ausbildung und ihrer Erfahrung<br />

tätig und verweisen <strong>die</strong>jenigen Klienten, denen zu helfen sie selbst nicht in der Lage<br />

sind, an andere professionelle Berater. Jedes Mitglied der IAEVG trägt <strong>die</strong> Konsequenzen<br />

ihres/seines <strong>berufliche</strong>n Handelns und tut <strong>die</strong>s in der bewussten und konsequenten<br />

Beachtung der vorliegenden ethischen Normen.<br />

3. Die Mitglieder der IAEVG reflektieren in ihrer Praxis sowohl <strong>die</strong> humanistischen Prinzipien,<br />

<strong>die</strong> einem ethischen Verhalten zugrunde liegen, als auch <strong>die</strong> ethischen Einflüsse,<br />

<strong>die</strong> sich aus sich verändernden sozialen und politischen Fragen ergeben. Dies schließt<br />

Fragen ein wie: Wer sind meine Klienten (Schüler, Stu<strong>die</strong>rende, Arbeitnehmer, Arbeitgeber,<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft als Ganzes), und welche bedeutsamen ethischen Aspekte ergeben<br />

sich aus <strong>die</strong>sen Beziehungen? Wie unterscheiden sich verschiedene Formen der Intervention<br />

(Einzelberatung, Gruppenarbeit, computerunterstützte Programme, Beratung von<br />

Unternehmen im Interesse der Mitarbeiter) unter ethischen Gesichtspunkten? Wie soll<br />

<strong>die</strong> Bildungs- und Berufsberatung ethisch verantwortungsvoll auf <strong>die</strong> weltweiten Spannungen<br />

zwischen ökologisch/ökonomischen Zielen mit ihren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

und <strong>die</strong> Arbeitsplätze reagieren.?<br />

4. Die Mitglieder der IAEVG sind da<strong>für</strong> verantwortlich, ihre professionellen Kompetenzen<br />

zu pflegen und aufrechtzuerhalten und kontinuierliche Fortbildung zu betreiben. Damit<br />

sollen sie sicherstellen, dass sie in der Lage sind, kompetente Dienstleistungen <strong>für</strong> Klienten<br />

unterschiedlicher kultureller Herkunft anzubieten und neue Theorien, Interventionstechniken,<br />

Computeranwendungen und Beurteilungsverfahren effizient einsetzen zu können.<br />

Die Mitglieder der IAEVG sind ständig darum bemüht, über alle Neuerungen und<br />

Entwicklungen auf dem Gebiet der Bildungs- und Berufsberatung auf dem laufenden zu<br />

sein. Sie tun <strong>die</strong>s in Anerkenntnis der Tatsache, dass ihr <strong>berufliche</strong>s und persönliches Erfahrungswissen<br />

und Wachstum während der gesamten eigenen <strong>berufliche</strong>n Laufbahn<br />

kontinuierlich weiterzugehen hat.<br />

5. Die Mitglieder der IAEVG nehmen regelmäßig an Supervision teil, um auch dadurch <strong>die</strong><br />

Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzuentwickeln, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine verantwortungsbewusste<br />

Umsetzung ihrer <strong>berufliche</strong>n Kompetenzen erforderlich sind, und um auf <strong>die</strong>se Weise<br />

persönliche Ziele <strong>für</strong> ein fortgesetztes, kontinuierliches Lernen zu entwickeln.<br />

6. Die Mitglieder der IAEVG sind sich ihrer Werthaltungen und Einstellungen bewusst, damit<br />

sie in der Hilfestellung, <strong>die</strong> sie ihren Klienten anbieten, diskret und objektiv bleiben.<br />

Insbesondere vermeiden sie alle Formen von Vorurteilen und Diskriminierungen aufgrund<br />

von Rasse, Geschlecht und Alter.<br />

7. Die Mitglieder der IAEVG beraten sich in Situationen, in denen ethische Fragen unklar<br />

oder mehrdeutig sind, mit Berufskollegen in einer vertraulichen Weise und versuchen, <strong>die</strong><br />

Situation zu klären oder Strategien zur Veränderung der Umstände zu entwickeln, <strong>die</strong><br />

das Problem verursacht haben. Scheitert <strong>die</strong>ser Versuch, sollen Bildungs- und Berufsberater<br />

Kontakt zum Generalsekretär der IAEVG aufnehmen und um Klärung bzw. Beratung<br />

nachsuchen bzw. eine Anfrage über ethisches Verhalten einreichen.<br />

226 AuF Print Nr. 12


5.3 Auswertung der Länderspezifika<br />

1. Welche Institutionen bieten in Ihrem Land Berufsberatung an?<br />

Anbieter A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten<br />

1.1 Öffentliche Anbieter<br />

Nein 5.600 Nein 200 Nein 5 Nein 680 Nein 80 Nein 200 Nein 200 Nein<br />

2.460<br />

(Beratung/Vermittlung)<br />

• Arbeitsämter/Arbeitsagenturen<br />

Nein 50 Nein 580 Nein 2500 Nein<br />

Nein 900<br />

(Schulpsychologen)<br />

2.809<br />

(meist<br />

Teilzeit)<br />

• Schulberatung<br />

10.000<br />

(Beratungslehrer)<br />

Nein 500 Nein 130 20 Nein<br />

Keine<br />

Angaben<br />

• Hochschulberatung<br />

Nein 40 Nein 1.500 Nein 40 Nein 630 Nein<br />

Nein 180<br />

(BIZ)<br />

Keine<br />

Angaben<br />

• Beratungszentren<br />

• Sonstige 88 Nein/Ja 215 Nein<br />

• Armee 380 Nein


Anbieter A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten Ca.Zahl Kosten<br />

1.2 Private Anbieter<br />

• Agenturen 4 Nein<br />

Nicht ja 50 Ja<br />

bekannt<br />

ja<br />

Zahl<br />

nicht<br />

bekannt<br />

Nicht<br />

bekannt<br />

ja<br />

Ja, aber<br />

Zahlen<br />

nicht<br />

bekannt<br />

• Vereine<br />

3 Ja<br />

20 Ja 1 Ja<br />

Ja<br />

• Sonstige Keine<br />

Zahlen<br />

bekannt<br />

1.3 Sonstige Anbieter<br />

• Kammern 70-80 nein 270 nein 30 nein<br />

• Gewerkschaften<br />

nicht<br />

bekannt<br />

nicht<br />

bekannt<br />

• Kirchen<br />

200 nein<br />

• KommunaleWeiterbildungsberatung<br />

• Sonstige 5 ja/<br />

nein


2. Für welche Zielgruppen und von wem wird in Ihrem Land Berufsberatung angeboten?<br />

ANBIETER A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Zielgruppen<br />

2.1 Öffentliche Anbieter<br />

Erwachsene<br />

und jugendlicheArbeitslose<br />

Erwachsene,<br />

Arbeitssuchende,<br />

Ungelernte<br />

Arbeitgeber,<br />

Arbeitssuchende,<br />

Jugendliche<br />

Jugendliche,<br />

Erwachsene,<br />

Arbeitssuchende<br />

Jugendliche,<br />

Erwachsene,<br />

Stu<strong>die</strong>rende,<br />

Laufbahn, Reha<br />

Schüler, Arbeitssuchende,Berufsanfänger<br />

Erstwähler, Reha,<br />

Hochschulbereich,Berufstätige,Arbeitssuchende,<br />

Betriebe<br />

Lehrstellen- und<br />

Arbeitssuchende,<br />

Jugendliche vor<br />

der Berufs- und<br />

Ausbildungswahl,<br />

— Arbeitsämter,<br />

Arbeitsagenturen<br />

Arbeitgeber<br />

— Schulberatung Schüler, Eltern Schüler, Eltern, Schüler Schüler Schüler, Eltern, Schüler<br />

Lehrer<br />

Lehrer<br />

— Hochschulberatung Stu<strong>die</strong>rende Stu<strong>die</strong>rende Studenten Stu<strong>die</strong>rende Stu<strong>die</strong>rende<br />

— Beratungszentren Frauen, Mäd- Jugendliche. Jugendliche,<br />

Jugendliche, Jugendliche Erwachsene,<br />

chen,Wiederein- Erwachsene Erwachsene<br />

Erwachsene (16 – 26 Jahre) Eltern, Lehrer<br />

steiger/Innen<br />

— Sonstige Behinderte,<br />

Arbeitslose, Ältere<br />

und Benachteiligte


ANBIETER A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Zielgruppen<br />

2.2 Private Anbieter<br />

Schüler,<br />

Jugendliche,<br />

Arbeitssuchende<br />

Alle Bevölkerungsgruppen<br />

Arbeitnehmer,<br />

Schulabgänger<br />

Jugendliche,<br />

Erwachsene<br />

Schüler, Eltern,<br />

Stu<strong>die</strong>nabbrecher,Jugendliche,<br />

Erwachsene,<br />

Frauen, Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,<br />

— Agenturen<br />

— Vereine<br />

Arbeitnehmer<br />

Reha Arbeitnehmer<br />

Existenzgründer<br />

Jugendliche,<br />

Erwachsene,<br />

Frauen Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,Wiedereinsteiger/Innen,Behinderte,<br />

Ältere und<br />

Benachteiligte<br />

Lehrer/Innen<br />

— Sonstige Jugendliche,<br />

Erwachsene,<br />

Frauen Arbeitssuchende,Lehrstellensuchen-de,Wiedereinsteiger/Innen,Behinderte,<br />

Ältere und<br />

Benachteiligte<br />

Existenzgründer Alle Bevölkerungsgruppen<br />

IHK: Berufstätige Keine speziellen<br />

Angebote<br />

Mitglieder, Schüler/Innen,Stu<strong>die</strong>rende,<br />

breite<br />

2.3 Sonstige Anbieter<br />

(Kammern, Gewerkschaften,<br />

Kirchen usw.)<br />

— Einrichtungen der Arbeitgeber-<br />

und Arbeitnehmer<br />

vertretungen<br />

Jugendliche<br />

Öffentlichkeit,<br />

Lehrstellensuchende,WiedereinsteigerInnen,Langzeitarbeitslose,<br />

BO-<br />

Maßnahmen<br />

— Sonstige


3. Welche Angebote umfassen das Standardangebot der öffentlichen Berufsberatung in Ihrem Land?<br />

Angebot A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter Anbieter<br />

Sonstige <br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentiche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige<br />

Private <br />

Öffentliche <br />

Sonstige <br />

Private <br />

Öffentliche<br />

X X X X X X X X X X X X X X X<br />

Information über Bildung,<br />

Ausbildung,<br />

Beruf, Arbeitsmarkt<br />

X X X X X X X X X X X<br />

Information über finanzielle<br />

Unterstützung<br />

Individualberatung X X X X X X X X X X X X X X X X X<br />

X X X X X X X X X X X X X<br />

Eignungsfeststellung<br />

(Assessment)<br />

Gruppenberatung X X X X X X X X X X X X<br />

Vermittlung X X X X X X X X X X X X<br />

X X X X X X X X X X X<br />

JH<br />

Nachgehende Betreuung<br />

Arbeitgeberberatung X X X X X X X X X X X X X<br />

X X X X X X X X X X<br />

Transnationale und<br />

europabezogene Beratung<br />

und Information<br />

X X X X X X X X X X<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

(<strong>Fernberatung</strong>)<br />

X X X X X X X X X X<br />

Selbstinformation (Me<strong>die</strong>n/Programme)<br />

Internetangebote X X X X X X X X X X X X


4. Gibt es einen „gesetzlichen Auftrag“ an <strong>die</strong> Berater bzw. deren Beschäftigungseinrichtungen in Bezug auf <strong>die</strong> Aufgaben der Berufsberatung?<br />

A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Wenn ja: Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja<br />

Senkung der Arbeitslosigkeit X X X X X X X X<br />

Erleichterung der Transsitionsprozesse Schule – X X X X X X X X<br />

Beruf<br />

Berufsorientierung in der Schule X X X X X X X X<br />

Beratung und Vermittlung <strong>für</strong> Erwachsene X X X X X X X X<br />

Beratung von Betrieben X X X X X X X<br />

Verbesserung der Mobilität X X X X<br />

Erleichterung der Rückkehr in den Beruf X X X X X X X<br />

Sonstige X X X X<br />

5. Wie werden <strong>die</strong> Berater qualifiziert? Welche Art von Abschlüssen/Zertifikaten werden durch <strong>die</strong> jeweiligen Qualifizierungsmaßnahme<br />

erreicht?<br />

A D HU FL PL RO SK CZ<br />

Bachelor Master Bachelor Bachelor<br />

Master<br />

Fachhochschule<br />

BA<br />

Mannheim<br />

5.1 Art der Qualifizierung<br />

3 – 4 jähriges Fachstudium<br />

in Berufsberatung<br />

Certificate<br />

Spezialisierung innerhalb<br />

Master Master Master Bachelor Bachelor<br />

eines Stu<strong>die</strong>nganges<br />

Master<br />

Postgraduiertes Studium Bachelor Master Master Master<br />

Master<br />

Interne Qualifizierung AMS, Schü- BA<br />

Lehrerfort-<br />

Zertifikate: Refreshing courses for teachers, orlerberatung,Qualifiziebildung<br />

<strong>für</strong><br />

National ganised by the Houses of Teaching<br />

Psychologirung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be-<br />

Labour Staff, School Inspectorates, Centres<br />

scheBera- Berater <strong>für</strong> rufsbera<br />

Office, for Psychopedagogical Assistance,<br />

tung <strong>für</strong> Abiturienten tung<br />

Ministry of issued with attendance certificate<br />

Stu<strong>die</strong>rende und Stu<strong>die</strong>-<br />

National Competition training modules for<br />

rende<br />

Education teachers, issued with attendance cer-<br />

and Sport tificate


Certificate<br />

Information and Career <strong>Counselling</strong><br />

Project, issued with specialisation<br />

certificate in career counselling, related<br />

a MA program in public policies<br />

Seminars:<br />

NLO,<br />

MNES,<br />

Ministry of<br />

Labour<br />

Module<br />

Seminare<br />

<strong>für</strong> Praktiker(Berater)<br />

BIWI, Verein,<br />

SAB, ...<br />

Nicht formalisierte Qualifizierung<br />

A D HU FL PL RO SK CZ<br />

JA JA JA JA JA JA JA JA<br />

5.2 Gibt es ausformulierte<br />

Curricula oder Dokumente<br />

über <strong>die</strong> Beraterausbildungen<br />

NEIN NEIN NEIN NEIN NEIN JA JA NEIN<br />

5.3 Gibt es spezielle<br />

Seminare oder Module<br />

<strong>für</strong> distance-counselling<br />

NEIN NEIN JA JA JA JA JA JA<br />

5.4 Gibt es gesetzliche<br />

Regelungen oder Standards<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung<br />

in ihrem<br />

Land?


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

6. Nennen Sie bitte <strong>die</strong> Adressen der Ausbildungseinrichtungen und Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung<br />

Institution Ansprechpartner<br />

Österreich<br />

AMS Österreich<br />

Schulpsychologie-Bildungsberatung<br />

Psychologische Beratungsstellen <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>rende<br />

WIFI Weiterbildungslehrgang <strong>für</strong><br />

BerufsorientierungstrainerInnen<br />

Lehrgang <strong>für</strong> Billdungsberatung des Bundesinstituts<br />

<strong>für</strong> Erwachsenenbildung in Strobl<br />

Lehrgang „BeraterInnenakademie“ der Kammer<br />

<strong>für</strong> Arbeiter und Angestellte<br />

Dr. Georg Waller<br />

Dr. Susanne Loudon<br />

(Leitung Interne Personalentwicklung)<br />

AMS Österreich, BGS<br />

Treustraße 35 – 43<br />

A-1203 Wien<br />

Tel: 0043-1-33178-609<br />

Fax: 0043-1-33178-160<br />

georg.waller@001.ams.or.at<br />

Dr. Gerhard Krötzl<br />

BMBWK, Abt. V/8, Schulpsychologie-<br />

Bildungsberatung<br />

Minoritenplatz 5<br />

Tel: 0043-1-53120-2582<br />

Fax: 0043-1-53120-2599<br />

gerhard.kroetzl@bmbwk.gv.at<br />

Dr. Michael Schilling<br />

BMBWK, Abt. VII/D/4c<br />

Stu<strong>die</strong>nförderung, Studentenberatung<br />

Minoritenplatz 5<br />

michael.schilling@bmbwk.gv.at<br />

Margit Voglhofer<br />

WIFI Wien, Weiterbildungslehrgang <strong>für</strong><br />

BerufsorientierungstrainerInnen<br />

(Lehrgangsleiterin)<br />

Burggasse 88/1/23<br />

A-1070 Wien<br />

Tel: 0043-664-395 33 23<br />

m.voglhofer@aon.at<br />

Mag. Ingeborg Melter<br />

(Leitung und Organisation des Lehrgangs)<br />

BlfEB St. Wolfgang<br />

Bürglstein 1 – 7<br />

A-5350 Strobl<br />

Tel: 0043-61 37-66 21*0<br />

Fax: 0043-61 37-6621 – 116<br />

Paul Bjetak<br />

AK Bildungsberatung<br />

Theresianumgasse 16 – 18<br />

A-1040 Wien<br />

Tel: 0043-1-501 65-2576<br />

Fax: 0043-501 65-3194<br />

paul.bjetak@akwien.or.at<br />

234 AuF Print Nr. 12


Weitere Personen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Auskünfte zur Verfügung stehen:<br />

Jobnet<br />

http://jobnet.uibk.ac.at/<br />

Verein SAB – Schul- und<br />

Ausbildungsberatungszentrum<br />

Deutschland<br />

Fachhochschule der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Ungarn<br />

Szent István Universität<br />

Eötvös Lóránd Universität<br />

Universität Szeged<br />

Auswertung der Länderspezifika<br />

Dr. Wolfgang Pöllauer<br />

Jobservice, Universität Klagenfurt<br />

Universitätsstrasse 65-67<br />

A-9020 Klagenfurt<br />

Tel: 0043-463-2700-9313<br />

Fax: 0043-463-2700-9398<br />

wolfgang.poellauer@uni-klu.ac.at<br />

Dr. Heidi Hudabiunigg<br />

Landesschulrat <strong>für</strong> <strong>die</strong> Steiermark<br />

Körblergasse 23<br />

A-8010 Graz<br />

Tel: 0043-316-345-129<br />

Fax: 0043-316-345-76<br />

heidi.hudabiunigg@lsr-stmk.gv.at<br />

Dr. Heinz Stegmann<br />

Fachhochschule der Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Seckenheimer Landstr. 16<br />

D-68163 Mannheim<br />

Tel.: 0049-(0)621-4209-210<br />

Fax.:0049-(0)621-4209-215<br />

Heinz.Stegmann@arbeitsagentur.de<br />

Prof. Dr. Bernd-Joachim Ertelt<br />

dito<br />

Tel: 0049-(0)621-4209-140<br />

Fax:0049-(0)621-4209-197<br />

Bernd-Joachim.Ertelt@arbeitsagentur.de<br />

Dr. Klára Szilágyi<br />

Szent István Universität<br />

Fakultät Ökonomie und Gesellschaftswissenschaft<br />

HU-2103 Gödöllö<br />

Páter Károly u.1.<br />

Tel.: +36 28 522-000/1905<br />

Fax: +36 28 522-089<br />

katonane@gtk.gau.hu<br />

www.gtk.szie.hu<br />

Dr. Margit Ritoók<br />

Eötvös Lóránd Universität<br />

Fakultät Pedagogie und Psychologie<br />

HU-1075 Budapest<br />

Kazinczy u. 23 – 27.<br />

Tel.: +36 1 461-4500/3876<br />

felvinfo@gandalf.elte.hu<br />

Dr. András Zakar<br />

Universität Szeged<br />

Juristische Fakultät<br />

HU-6720 Szeged<br />

Tisza Lajos krt.54.<br />

Tel.: +36 62 544-190, 544-198<br />

Fax: +36 62 544 204<br />

hneemese@juris.u-szeged.hu<br />

www.juris.u-szeged.hu<br />

AuF Print Nr. 12 235


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Hochschule János Kodolányi<br />

Hochschule Károly Eszterházy<br />

Liechtenstein<br />

Auskünfte über Beratungsangebote und Beraterqualifizierung<br />

in Liechtenstein erhalten Sie bei der<br />

Die Beraterqualifizierung in Liechtenstein ist analog<br />

der der Schweiz<br />

Schweiz<br />

Universitäre, postgraduale Weiterbildung in Berufs-,<br />

Stu<strong>die</strong>n- und Laufbahnberatung NABB<br />

Hochschule <strong>für</strong> Angewandte Psychologie HAP<br />

Zürich<br />

Universität Freiburg<br />

Schweizerischer Verband <strong>für</strong> Berufsberatung SVB<br />

Hochschule János Kodolányi<br />

HU-8000 Székesfehérvár<br />

Szabadságharcos u. 59.<br />

Tel.: +36 22 543-379<br />

Fax: +36 22 543-379/408<br />

felveteli@mail.kodolanyi.hu<br />

www.kodolanyi.hu<br />

Hochschule Károly Eszterházy<br />

HU-3300 Eger<br />

Eszterházy tér 1.<br />

Tel.: +36 36 520-424<br />

Fax: +36 36 520-425<br />

felvi@ektf.hu<br />

www.ektf.hu<br />

Berufsberatung des Fürstentums Liechtenstein<br />

Postfach 44<br />

Postplatz 2<br />

FL – 9494 Schaan<br />

Tel: ++423 23 67 200<br />

Fax: ++423 23 67 7209<br />

biz@bb.llv.li<br />

Benno Stecher, lic. phil.<br />

Fachpsychologe <strong>für</strong> Berufs- und Laufbahn-<br />

Beratung FSP<br />

ConPsy Atelier <strong>für</strong> Bildung & Beratung<br />

Storchengässchen 6,<br />

CH-3011 Bern<br />

Tel.: ++41 31 732 11 11<br />

Fax: ++41 31 732 11 15<br />

benno.stecher@conpsy.ch<br />

www.nabb.ch<br />

Prof. Dr. Andreas Vogel, dipl. Psych. IAP<br />

Prorektor, Leiter Diplomausbildung, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung<br />

Minervastrasse 30<br />

CH-8032 Zürich<br />

Tel.: ++41 1 268 33 17<br />

avogel@hapzh.ch<br />

www.hapzh.ch<br />

Dr. Jörg Renz<br />

Universität Freiburg, Departement Psychologie<br />

Rue de Faucigny 2<br />

CH-1700 Freiburg<br />

Tel.: ++41 26 300 76 41<br />

joerg.renz@unifr.ch<br />

www.unifr.ch<br />

Regula Bassetti<br />

Leiterin Weiterbildung<br />

Beustweg 14<br />

Postfach, CH-8032 Zürich<br />

Tel.: ++41 1 266 11 11<br />

Fax: ++41 1 266 11 00<br />

rb@svb-asosp.ch<br />

www.svp-asosp.ch<br />

236 AuF Print Nr. 12


Polen<br />

Uniwersytet Lodzki<br />

90-553 Lodz, ul. Kopernika 55<br />

Wyzsza Szkola Pedagogiczna Czestochowa<br />

Czestochowa, ul. Waszyngtona 4/8<br />

Wyzsza Szkola Pedagogiczna Towarzystwa<br />

Wiedzy<br />

Powszechnej w Warszawie<br />

02-397 Warszawa, u. Urbanstow 3<br />

Wyzsza Szkola Pedagogiczna Bydgoszsz<br />

85-064 Bydgoszsz, ul. Chodkiewicza 30<br />

Dolnoslaska Szkola Wyzsza Edukacji we<br />

Wroclawiu<br />

53-609 Wroclaw, ul. Wagonowa 9<br />

Szkola Nauk Humanistycznych i Spolecznych<br />

Uniwersytet Zielonogorski<br />

65-096 Zielona Gora, pl. Slowianski 25<br />

Rumänien<br />

University of Bucharest, Faculty of Psychology<br />

and Education Sciences<br />

Institute of Educational Sciences – ICC Project<br />

Romanian Society of Experience-centred Psychotherapy<br />

(SPER)<br />

House of Teaching Staff<br />

Dr. Anna Paszkowska<br />

Tel: 0048 42 6737870<br />

Paszkow@krysia.uni.lodz.pl<br />

Prof. Dr. Romuald Derbis<br />

Tel.: 0048 34 37 10 547<br />

Auswertung der Länderspezifika<br />

AuF Print Nr. 12 237<br />

N.N.<br />

Dr. hab. Ryszard Gerlach<br />

Tel: 0048 52 3419324<br />

Gerlach@ab-byd.edu.pl<br />

Prof. Bozena Wojtasik<br />

Tel: 0048 71 3595104<br />

Prof. Alicja Kargul<br />

Tel: 0048 68 3264513<br />

1-3 Iuliu Maniu Blv.<br />

Sector 1 Bucharest<br />

Head of MA department:<br />

Prof. Gheorge Tomsa<br />

Tel: + 402 1 410 2740<br />

Gheorgetomsa@yahoo.com<br />

37 Stirbei Voda str<br />

70732 Bucharest<br />

Working group:<br />

Luminita Tasica<br />

Tel: + 402 1 312 3384<br />

l.tasica@ise.ro<br />

36-46 Mihail Kogalniceanu Blv.<br />

Sector 1 Bucharest<br />

President: Prof. Iolanda Mtrofan<br />

Tel.: +402 1 31 48 972<br />

sperpsi@yahoo.com<br />

www.pcnet.ro/sper<br />

315 A Splaiul Independentei<br />

Sector 6 Bucharest<br />

Director: Diana Melnic<br />

Tel: + 402 1 313 4902; +402 1 314 4660<br />

Fax: +402 1 313 4927<br />

Ccdbucuresti@yahoo.com<br />

www.ccdbucuresti.yahoo.com


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Centre Education 2000+<br />

Slowakei<br />

Methodical Centre, Tomásiková 4, Bratislava<br />

Methodical Centre, Exnárová 20, Bratislava<br />

Methodical Centre, Horná 97, Banská Bystrica<br />

Methodical Centre, T. Sevcenka 11, Presov<br />

Institute of Education of the National Labour Office,<br />

Centrum 13/17, Povazská Bystrica<br />

Tschechien<br />

Ostrava University, Faculty of Arts<br />

Masaryk University, Faculty of Arts<br />

Training Centre in Bohdanec (Labour office)<br />

Training Centre in Pisek (Labour office)<br />

Training Centre in Olomouc (Labour office)<br />

33 Caderea Bastiliei str.<br />

Sector 1 Bucharest<br />

Programm coord.: Otilia Pacurari<br />

Tel: +402 1 212 0780; +402 1 212 0781<br />

Fax: + 402 1 212 0779<br />

opacurari@cedu.ro<br />

PhDr. Milan Zeman<br />

+421 2 4342 2253, -5790, -1561<br />

RNDr. Pavel Masiar<br />

+421 2 4342 2909<br />

mce@svsba.sk<br />

PhDr. Moroslav Valica<br />

+421 2 48 414 5170, -1707, - 2571<br />

riaditel@mcbb.sk; www.mcbb.sk<br />

PaedDr. Ivan Pavlov<br />

+421 51 772 4139<br />

mcpresov@vadium.sk<br />

PhDr. Drahomira Vanousová<br />

+421 42 4327 813<br />

drahomira.vanousova@nup.sk<br />

Reální 5<br />

702 00 Ostrova<br />

Arne Nováka 1<br />

660 88 Brno<br />

Bozeny Vikove-Kuneticke 2011<br />

Zelene Predmesti (Pardubice V)<br />

530 02 Pardubice<br />

Labour Office in Pisek<br />

Nábrezi 1. Máje 2259<br />

Budejovické Predmesti<br />

397 01 Pisek<br />

Labour Office in Olomouc<br />

Vejdovského 4/988<br />

Hodolany<br />

779 00 Olomouc<br />

238 AuF Print Nr. 12


6 Anhang<br />

Anhang<br />

6.1 Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninven-<br />

tars <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trai-<br />

ningshandbuches und Trainingskonzeptes<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text in den meisten Fällen auf <strong>die</strong> Verwendung beider<br />

Geschlechtsformen verzichtet. Die männliche und <strong>die</strong> weibliche Form werden alternierend<br />

benutzt, gemeint sind selbstverständlich immer <strong>die</strong> männliche und <strong>die</strong> weibliche Form.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Projekt "Entwicklung einer Beratungsmethodik/eines Methodeninventars <strong>für</strong> <strong>berufliche</strong><br />

<strong>Fernberatung</strong> einschließlich eines Trainingsleitfadens – Kurzform „<strong>Distance</strong><br />

<strong>Counselling</strong>“ überprüfte als erstes <strong>die</strong> theoretischen Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n<br />

Telefonberatung . Folgende Fragestellung wurden bearbeitet:<br />

• Welche Kommunikations-, Beratungs-, Berufswahl- oder Entscheidungsmodelle eignen<br />

sich, um als fachlichen Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung einer <strong>Methodik</strong> in der <strong>berufliche</strong>n<br />

Telefonberatung <strong>die</strong>nen zu können?<br />

• Welche Variablen können aus den ausgewählten theoretischen Ansätzen und Modellen<br />

definiert werden, um aus ihnen Inhalte und Methoden <strong>für</strong> ein Fortbildungsmodul zur Weiterbildung<br />

von Berufsberatern zu bestimmen?<br />

In einem ersten Schritt wurde <strong>die</strong> vorhandene Literatur über <strong>die</strong> Telefonberatung sowie <strong>die</strong><br />

einschlägigen Kommunikations-, Beratungs-, Berufswahl- sowie Entscheidungsmodelle gesichtet<br />

und zusammengefasst. Gemäss einer theoriebasierten Exploration wurden <strong>die</strong> Modelle<br />

in Variablen eingeteilt und nach den folgenden Merkmalen verglichen: Kommunikation,<br />

Beziehung, Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten, Berufswahl sowie Entscheidung.<br />

Nach <strong>die</strong>ser eingehenden kritischen Analyse hat sich gezeigt, dass besonders ein<br />

Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> weitestgehend als theoretische Grundlage<br />

<strong>die</strong>nen kann:<br />

Es handelt sich dabei um <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz<br />

(1997). Diese wurde als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> weiteres fachliche Entwicklung des Trainingmodules<br />

zur Verbesserung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung ausgewählt. Der theoretische<br />

Ansatz wird ergänzt durch das Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Telefonkommunikation von<br />

Rosenfield (1997) sowie dem Entscheidungsmodell <strong>für</strong> Telefonberater von Bobevski<br />

und McLennan (1998).<br />

Aus den ausgewählten Ansätzen wurde ein Ablaufschema <strong>für</strong> den Beratungsprozess des<br />

Beraters sowie <strong>für</strong> den Entscheidungsprozess des Klienten erarbeitet.<br />

I. Einleitung<br />

An allen Berufsberatungs<strong>die</strong>nsten der Projektpartnerschaft und darüber hinaus werden täglich<br />

telefonische Auskünfte und andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> zu den verschiedensten<br />

Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildungen erteilt. Durch das kulturelle und wirtschaftliche<br />

Zusammenwachsen Europas ist der Bedarf an Information und Beratung auch über transnationale<br />

<strong>berufliche</strong> Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten erheblich angestiegen. Nach welchen<br />

impliziten oder expliziten Konzepten <strong>die</strong> Ratsuchenden am Telefon oder per <strong>Fernberatung</strong><br />

informiert und beraten werden, war noch nie Gegenstand einer Untersuchung. Die fehlende<br />

AuF Print Nr. 12 239


Metzler-Burren, Charlotte<br />

<strong>Methodik</strong> kann dazu führen, dass Berufs- oder Weiterbildungswähler mit ähnlicher Ausgangslage<br />

ganz unterschiedliche Beratungsformen und damit unter Umständen auch unterschiedliche<br />

Informationen erhalten.<br />

Die vorliegende Untersuchung ist Teil eines Pilotprojektes im Rahmen des Berufsbildungsprogramms<br />

LEONARDO DA VINCI der Europäischen Union, welches <strong>die</strong> Weiterbildung von<br />

Berufsberatern über neue Ansätze in der <strong>berufliche</strong>n Information und Beratung zum Ziel hat.<br />

Durch eine effizientere und verbesserte Beratung soll jungen Menschen der Zugang zu Berufsbildung<br />

und Beschäftigung - auch transnational - erleichtert werden. Dies <strong>die</strong>nt nicht nur<br />

der Chancengleichheit <strong>für</strong> alle Nutznießer hinsichtlich des Zugangs zur <strong>berufliche</strong>n Beratung<br />

sondern auch hinsichtlich eines sich bildenden europäischen und internationalen Arbeitsmarktes.<br />

In <strong>die</strong>ser Arbeit werden <strong>die</strong> Grundlagen zur Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung<br />

erarbeitet.<br />

Im ersten Teil werden <strong>die</strong> vorhandenen Theorien und Modelle, welche den Informations-,<br />

Beratungs-, und Berufswahlprozessen im Telefongespräch zu Grunde liegen könnten, aufgezeigt.<br />

Das Modell der Telefonberatung von Rosenfield (1997) berücksichtigt <strong>die</strong> Besonderheiten<br />

der telefonischen Kommunikation und ist nach einem eher klientenzentrierten Ansatz<br />

aufgebaut. Die Kommunikationsmodelle, zeigen Vorgänge in der Kommunikation auf,<br />

<strong>die</strong> als Grundlage zum Verstehen menschlicher Kommunikationsprozesse bedeutsam sind;<br />

sie geben zumeist keine Hinweise auf Prozesse in der Beratung oder der Berufswahl.<br />

Beratungsmodelle fokussieren den Beratungsprozess vorwiegend aus der Sicht des Beraters.<br />

Folgenden Modelle werden vorgestellt: <strong>die</strong> klientenzentrierte Beratung nach Rogers (1951),<br />

<strong>die</strong> behavioristische Methoden der Laufbahnberatung, <strong>die</strong> rational-emotive Verhaltensberatung<br />

sowie <strong>die</strong> lösungsorientierte Kurzberatung. Als Integrationsmodell wird <strong>die</strong> Informationsstrukturellen<br />

<strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997) ausgewählt, sie ist ein eklektisches<br />

Modell, welches Beratungs-, Berufswahl- sowie Entscheidungsmodelle vereint .<br />

Bei den nachfolgenden Berufswahlmodellen steht der Prozess der Berufswahl im Mittelpunkt.<br />

Es werden nur <strong>die</strong>jenigen Modelle besprochen, welche größeren Einfluss auf <strong>die</strong> Praxis<br />

der 5 Berufswahl ausgeübt haben. Dazu gehören der Trait-Factor-Ansatz, das Berufswahlmodell<br />

von Holland, der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung von Super (1994)<br />

sowie das Modell von Krumboltz (1979).<br />

Bei den entscheidungstheoretischen Modellen steht der Prozess der Auswahl und der Entscheidungsfindung<br />

beim Klienten im Zentrum. Es werden <strong>die</strong> deskriptiven Modelle von Janis<br />

und Mann (1977) sowie von Gottfredson (1996) besprochen. Als letztes folgt das Modell von<br />

Bobevski und McLennan (1998), welches Entscheidungsprozesse beim Berater beschreibt.<br />

Im zweiten Teil <strong>die</strong>ser Arbeit wird das methodische Vorgehen aufgezeigt. Die dargestellte<br />

Literatur wird hinsichtlich der folgenden Fragestellungen bearbeitet:<br />

Welche Beratungs-, Berufswahl-, Kommunikations- oder Entscheidungsmodelle eignen<br />

sich, um <strong>die</strong> Vorgänge in der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung zu verstehen und zu<br />

untersuchen? Welche Variablen können aus einem gewählten Modell definiert werden,<br />

um daraus einen Fragebogen <strong>für</strong> Klienten und Berater zu konstruieren? Wie sieht ein<br />

entsprechender Untersuchungsplan aus?<br />

Im dritten Teil wird eine theoriebasierte Exploration durchgeführt. Dazu werden <strong>die</strong> dargestellten<br />

Modelle in Variablen aufgeteilt, welche den Merkmalen Kommunikation, Beziehung,<br />

Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten, Berufswahl und Entscheidung zugeordnet werden.<br />

Es zeigt sich, dass <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> nach Ertelt und Schulz (1997) am<br />

meisten Aussagen zu allen Merkmalen macht. Sie wird deshalb als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung<br />

der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung ausgewählt. Ergänzt wird sie mit den Vorgaben <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Telefonkommunikation des Modells von Rosenfield (1997) sowie mit dem Entscheidungsmodell<br />

<strong>für</strong> den Berater von Bobevski und McLennan (1998).<br />

Aus den ausgewählten Modellen wird je ein schematischer Ablauf einer Beratung aus der<br />

Sicht des Klienten sowie aus derjenigen des Beraters erstellt. Aus <strong>die</strong>sen Prozessen werden<br />

240 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Variablen definiert, welche als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung je eines Fragebogens <strong>für</strong> Klient<br />

und Berater und damit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Exploration der Telefonberatung <strong>die</strong>nen. Als letztes wird der<br />

Einsatz der Fragebogen in einer Untersuchung aufgezeigt.<br />

Die eigentliche Erforschung der <strong>berufliche</strong>n Telefonberatung mittels der erarbeiteten Instrumente<br />

wird das Ziel von weiteren Arbeiten sein. Darauf aufbauend sollen Methoden und<br />

Schulungsunterlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung entwickelt werden.<br />

Die beiden Fragebogen können später mit wenigen Veränderungen <strong>für</strong> hypothesentestende<br />

Untersuchungen weiter benutzt werden. Mit Anpassungen können sie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> persönliche<br />

Beratung eingesetzt werden und <strong>die</strong>nen so der Qualitätssicherung in der <strong>berufliche</strong>n<br />

Beratung.<br />

II. Theoretische Grundlagen<br />

Täglich werden an Berufsberatungsstellen und Berufsinformationszentren von administrativen<br />

Sachbearbeiterinnen, Dokumentaristen/Informationssachbearbeiter oder Berufsberaterinnen<br />

telefonische Auskünfte und andere Formen der <strong>Fernberatung</strong> zu Fragen der Aus- und<br />

Weiterbildungen erteilt. Dies erfolgt eher unsystematisch, da bis heute Modelle und Konzepte<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung fehlen. Auch Anleitungen und Unterrichtsmaterial <strong>für</strong><br />

Personen, welche neu auf <strong>die</strong>sem Gebiet arbeiten möchten, sind bisher nicht verfügbar.<br />

Zur Veranschaulichung des Themas ein praktisches Beispiel aus dem Alltag einer <strong>berufliche</strong>n<br />

Telefonberaterin: Frau S. gelangt mit einer telefonischen Anfrage an <strong>die</strong> Berufsberatung<br />

X: „Ich habe zum zweiten Mal <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsschule Y nicht bestanden.<br />

Diese Prüfung kann im Normalfall nur einmal wiederholt werden. Gibt es irgendwo,<br />

in einer anderen Stadt, einem anderen Landesteil, eine weitere Schule, bei der ich <strong>die</strong> Aufnahmeprüfung<br />

zum dritten Mal machen könnte?“<br />

Die folgenden Fragen und Probleme können hier anklingen. Ist <strong>die</strong>s hier eine Stelle, <strong>die</strong><br />

mir weiterhelfen kann? Gibt es tatsächlich eine Schule, bei welcher <strong>die</strong> früheren Prüfungen<br />

nicht zählen? Bin ich <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Ausbildung, <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Beruf, geeignet? Welche Alternativen<br />

gibt es <strong>für</strong> mich? Mein Berufsziel wurde durch <strong>die</strong>sen Misserfolg zerstört, ich weiß nicht mehr<br />

weiter.<br />

Auf welcher Ebene <strong>die</strong> Frage beantwortet wird, hängt davon ab, nach welchen theoretischen<br />

Vorstellungen <strong>die</strong> Beraterin arbeitet und welche Methoden sie anwendet. Sie sollte sich bewusst<br />

sein, wie der Beratungsprozess in der Telefonberatung gestaltet wird, damit der Klient<br />

sein Anliegen formulieren und eine befriedigende Antwort erwarten kann. Dazu benötigt sie<br />

Kenntnisse über <strong>die</strong> Kommunikation am Telefon, über Prozesse, welche <strong>die</strong> Berufs-, Ausbildungs-<br />

oder Weiterbildungswahl betreffen, sie sollte wissen, wie Menschen einen bestimmten<br />

Beruf wählen und wie sie Entscheidungen fällen.<br />

Ziel <strong>die</strong>ses Projektes ist es, Methoden und Qualität der telefonischen Beratung zu erheben<br />

um in einem weiteren Schritt Trainingsunterlagen, Instrumente und neue Ansätze zur Verbesserung<br />

der <strong>Fernberatung</strong> zu entwickeln.<br />

In <strong>die</strong>sem Teil der Arbeit werden als Erstes <strong>die</strong> Besonderheiten der Telefonberatung und <strong>die</strong><br />

Kommunikationsmodelle aufgezeigt. Es folgen <strong>die</strong> wichtigsten Theorien im Berufswahlprozess,<br />

nämlich <strong>die</strong> Beratungs-, Berufswahl- sowie <strong>die</strong> Entscheidungstheorien. Als Grundlage<br />

gelten <strong>die</strong> wichtigsten theoretischen Werke im deutsch- und englischsprachigen Raum zu<br />

<strong>die</strong>sem Thema, nämlich Karriereentwicklung von Brown und Brooks (1990/ 1994), Beratung<br />

in Bildung und Beruf von Ertelt und Schulz (1997), Berufsberatung als Unterstützung von<br />

Übergängen in der <strong>berufliche</strong>n Entwicklung von Busshof (1998) sowie <strong>Counselling</strong> by Telephone<br />

von Rosenfield (1997).<br />

AuF Print Nr. 12 241


Metzler-Burren, Charlotte<br />

1. Beratung am Telefon<br />

Die ersten Beratungstelefone wurden vor etwa vierzig Jahren zur Verhinderung von Selbsttötungen<br />

von den Samaritern eingerichtet. In der Schweiz gibt es seit 1957 <strong>die</strong> Dargebotene<br />

Hand, welche kostenlos Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen <strong>für</strong> Menschen in Not anbietet. Seit 1980<br />

hat <strong>die</strong> Telefonberatung in vielen, neben den karitativen (Telefonseelsorge) auch in den privatwirtschaftlichen<br />

Bereichen, stark zugenommen. Als Gründe nennt Rosenfield (1997) <strong>die</strong><br />

zunehmende Akzeptanz, bei persönlichen Problemen externe Hilfe anzufordern, <strong>die</strong> verbesserten<br />

Telekommunikationsmittel und <strong>die</strong> Einführung der Mobiltelefone. Menschen können<br />

heute an jedem Ort und jederzeit telefonieren. Gleichzeitig haben sich <strong>die</strong> Beratungsmethoden<br />

verbessert, Beratungstrainings haben stark zugenommen. Beratung als Angebot <strong>für</strong> Dritte<br />

wurde so <strong>für</strong> viele zugänglich.<br />

1.1 Definition der <strong>Fernberatung</strong><br />

Rosenfield (1997, S. 6) definiert <strong>die</strong> Telefonberatung als einen Dienst, bei welchem eine geschulte<br />

Beraterin mit einem Klienten arbeitet um <strong>die</strong>sen zu befähigen, seine persönliche Situation<br />

und seine Probleme in einer einzigen oder mehreren telefonischen Beratungssessionen<br />

am Telefon zu erforschen und anzugehen. Der Anrufer setzt den Beratungsprozess in<br />

Bewegung indem er den Anruf tätigt. Er bestimmt, was und wie viel er sagen möchte. Die<br />

Beraterin hilft zu einer Lösung des Problems oder zu einem Entschluss zu kommen. Sie<br />

kann das Problem jedoch nicht <strong>für</strong> den Klienten lösen. Die Intensität oder Tiefe der Beratung<br />

wird durch <strong>die</strong> Art des Problems sowie durch <strong>die</strong> Bereitschaft sowohl des Klienten als auch<br />

der Beratungsperson, sich auf ein Thema einzulassen, bestimmt. Dies kann vom Geben einfacher<br />

Hinweise bis zu einer psychologischen Beratung oder einem therapeutischen Gespräch<br />

reichen. Nach Rosenfield (1997) zeigt sich sehr häufig, dass <strong>die</strong> Klienten mit einer<br />

eher einfachen Anfrage das Gespräch eröffnen. Wenn <strong>die</strong> Beraterin bereit ist, auf sie einzugehen<br />

und Raum <strong>für</strong> ein vertieftes Gespräch schaffen, wird das eigentliche, tiefer liegende,<br />

komplexere Problem eingebracht. Per Definition sollen auch alle anderem Formen der <strong>Fernberatung</strong><br />

- des distance counselling – mit erfasst werden wie z.B. e-mail Beratung, beraterische<br />

Betreuung von Beratungsportalen und chats, gemeinsame Beratung an Hand von PC<br />

gestützten Informationen bis hin zu Bewerbungsunterlagen (Arbeitgeberberatung). Der Ansatz<br />

muss auch tragfähig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklungen der Mobiltelekommunikation sein.<br />

1.2 Vorteile der Beratung der <strong>Fernberatung</strong><br />

Gegenüber der konventionellen persönlichen Beratung hat <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> den Vorteil,<br />

dass auch Personen, welche an das Haus gebunden sind, in abgelegenen Gebieten wohnen<br />

oder aus sonstigen Gründen keine Beratungsstelle aufsuchen möchten, jederzeit zu Informationen<br />

und Dienstleistungen Zugang haben.<br />

Andere schätzen es, dass sie am Telefon anonym Rat holen können. Für viele ist sie so ein<br />

niederschwelliges Hilfeangebot. Bei der persönlichen Beratung müssen sich <strong>die</strong> Klienten in<br />

das <strong>für</strong> sie fremde Territorium der Beraterin oder einer Institution begeben, aus welchem sie<br />

sich vorzeitig erst nach Erklärungen wieder entfernen können. Eine <strong>Fernberatung</strong> kann jederzeit<br />

ohne Gesichtsverlust des Ratsuchenden sofort abgebrochen werden. Die Beraterin<br />

ist in <strong>die</strong>sem Setting also mit weniger Macht ausgestattet. Kritiker der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />

bemängeln <strong>die</strong> eingeschränkte Kommunikation, sie be<strong>für</strong>chten Missverständnisse aufgrund<br />

der fehlenden nonverbalen Zeichen beider Partner und daraus resultierend eine ineffiziente<br />

und schlechte Beratung.<br />

1.3 Fertigkeiten und Einstellung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Stu<strong>die</strong>n haben gezeigt, dass Klienten, welche von erfahrenen und gut geschulten Beratern<br />

be<strong>die</strong>nt wurden, mehr und differenziertere Anfragen und Informationen anbrachten, während<br />

weniger gut geschulte Berater von den Klienten eher einfache Informationen in nur einem<br />

242 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Gebiet erhielten (McLennan, Culkin & Courtney, 1994; zit. ach Rosenfield, 1997, S.20). Die<br />

<strong>Fernberatung</strong> unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der Beratung im direkten Kontakt,<br />

es gibt jedoch einige Besonderheiten, welche beachtet werden müssen. Neben den allgemeinen<br />

beraterischen Fertigkeiten sind <strong>die</strong>s <strong>die</strong> folgenden Punkte (Rosenfield,1997, S. 22 –<br />

39):<br />

1. Willkommen: Wenn Klienten das erste Mal anrufen, benötigen sie einige Sekunden,<br />

bis sie verschiedene Möglichkeiten eingeordnet haben und sich auf das Gespräch<br />

konzentrieren können: Läutet das Telefon, ist es nicht besetzt? Meldet<br />

sich ein Telefonbeantworter?<br />

• Wurde <strong>die</strong> richtige Nummer gewählt?<br />

• Es läutet tatsächlich, was muss ich nun sagen?<br />

Es wird deshalb empfohlen, das Telefon dreimal läuten zu lassen, bevor es beantwortet<br />

wird, <strong>die</strong>s ermöglicht den Beteiligten <strong>die</strong> Einstellung auf das Gespräch.<br />

Ein zu schnell beantworteter Anruf mit hastig hingeworfenem Namen verunsichert<br />

den Anrufer, er muss sich zuerst rückversichern. Die Begrüßung sollte so sein,<br />

dass der Anrufer den Namen der Institution sowie der beratenden Person auf Anhieb<br />

versteht. Sprechgeschwindigkeit, Tonfall und Freundlichkeit geben dem<br />

Klienten einen ersten Eindruck und sollten entsprechend angemessen sein. Aus<br />

<strong>die</strong>sen Gründen wurde ein professionelles Call-Center mit eigener Call-Center-<br />

Agent Qualifizierung in <strong>die</strong> Projektpartnerschaft aufgenommen, um hier einen<br />

wichtigen In-Put <strong>für</strong> das <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> Training zu erarbeiten.<br />

2. Hör- und Antwortfertigkeiten: Die <strong>Fernberatung</strong> benötigt eine interaktiver Vorgehensweise<br />

als <strong>die</strong> persönliche Beratung. Das Zuhören und Antworten ist intensiver<br />

als bei einem normalen Telefongespräch. Ein Teil des Zuhörens des Beraters<br />

bezieht sich auf das, was nicht explizit gesagt wird. Deshalb ist es wichtig, offene<br />

Fragen zu stellen und das Gehörte neu zu verbalisieren, zu spiegeln und zusammen<br />

zu fassen. Minimale Ermutigungen wie ‚mhm’, ‚aha’, ‚und dann..’ (verbale<br />

Gesten) sind wichtig und geben dem Klienten <strong>die</strong> Sicherheit, dass ihm noch zugehört<br />

wird. Es kann vermutet werden, dass im Bereich der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong><br />

mehr das explizite Anliegen des Ratsuchenden im Vordergrund steht.<br />

Gleichwohl gehört es zur professionalisierten Beratung auch im Rahmen der<br />

<strong>Fernberatung</strong> implizite Anliegen herauszufiltern.<br />

3. Gesprächspausen: Eine Pause kann sich ergeben, wenn der Klient nachdenkt oder<br />

nicht mehr weiter weiß. Am Telefon ist es schwierig, <strong>die</strong> Bedeutung einer Gesprächspause<br />

zu erkennen. Neuanfänger haben <strong>die</strong> Tendenz, <strong>die</strong> Stille zu schnell<br />

zu unterbrechen. Stille gilt es zu ertragen, der Berater sollte nachfragen und <strong>die</strong><br />

Kommunikation/den Dialog durch eine positive Wertschätzung bzw. Formulierung<br />

wieder aufnehmen.<br />

4. Emotionen erkennen und darauf reagieren: Wie werden Gefühle erkannt, <strong>die</strong> sich<br />

nicht mit Weinen oder wütender Stimme äußern? Seufzen, Pausen, Zögern, wenn<br />

das Thema gewechselt wird, erhöhte, gepresste, abgehackte oder überschlagene<br />

Sprechweise zeugen davon, dass das Gesprochene mit Gefühlen und Emotionen<br />

verbunden ist. Häufig zeigen Klienten im Telefongespräch zu einem früheren Zeitpunkt<br />

heftige Emotionen als im direkten Gespräch.<br />

5. Projektionen und Übertragungen können in der Telefonberatung wegen dem fehlenden<br />

Sichtkontakt auf beiden Seiten leichter erfolgen. Die Berater müssen darauf<br />

achten, dass sie <strong>die</strong> Situation des Klienten immer aus seinem Blickwinkel betrachten.<br />

AuF Print Nr. 12 243


Metzler-Burren, Charlotte<br />

6. Zeit einhalten: Bei der Telefonberatung kann das Zeitgefühl schwinden. Das Ende<br />

eines längeren Gesprächs soll dem Klienten angekündigt werden. Viele telefonischen<br />

Beratungsangebote sind zeitlich auf zwanzig oder dreißig Minuten begrenzt.<br />

In der Praxis dürfte <strong>die</strong> durchschnittliche Länge der Gespräche ungefähr bei fünfzehn<br />

Minuten liegen.<br />

7. Entwickeln der Beziehung: Der physische Akt des Dasitzens, Halten des Telefonhörers<br />

und des konzentrierten Zuhörens erhöht <strong>die</strong> Intensität des Kontaktes. Es<br />

entsteht eine paradoxe Intimität: Am Telefon sind beide Parteien sehr eng von<br />

Wange zu Wange verbunden und gleichzeitig physisch getrennt und ohne Blickkontakt.<br />

Es ist <strong>für</strong> Klienten oft leichter möglich, schwierige Dinge am Telefon zu<br />

sagen. Sie können sich ohne Ablenkung auf sich selber konzentrieren und müssen<br />

nichts sehen, dadurch sind sie von der realen oder auch angenommenen Reaktion<br />

des Beraters schneller berührt. Der Schlüssel zu einer guten Beziehung ist <strong>die</strong><br />

Wertschätzung, <strong>die</strong> der Berater dem Klienten entgegen bringen muss.<br />

Möglicher weise hat der Telefonklient einen größeren Bedarf an Ermutigung und<br />

der Berater muss darauf achten, dass er nicht unabsichtlich etwas sagt, was der<br />

Klient als Ablehnung auslegen könnte.<br />

8. Persönliche und soziale Fähigkeiten: Da <strong>die</strong> non - verbale Kommunikation wegfällt,<br />

erhält <strong>die</strong> gesprochene Kommunikation ein viel größeres Gewicht. Der Tonfall, <strong>die</strong><br />

Tonhöhe der Stimme, <strong>die</strong> Sprechgeschwindigkeit, der Akzent und <strong>die</strong> benützten<br />

Wörter vermitteln dem Klienten sofort einen bestimmten Eindruck. Wichtig ist eine<br />

freundliche, warme Stimme. Sie sollte einige Zeichen von Leben und Energie<br />

aufweisen, ohne zu übertreiben. Während einer Sitzung wird <strong>die</strong> kleinste Veränderung<br />

der Qualität oder des Tons der Stimme bemerkt.<br />

9. Arbeitsbedingungen: Am wichtigsten ist ein ruhiger und ungestörter Raum <strong>für</strong> den<br />

Berater. Wegen der gesteigerten Aufmerksamkeit und der hohen Konzentration<br />

auf nur einen Sinneskanal kann <strong>die</strong> Telefonberatung sehr ermüdend sein. Dem<br />

sollte durch vermehrte Pausen Rechnung getragen werden. Zur technischen Ausstattung<br />

ist eine gut funktionierende Internetanbindung per PC und ein Headset <strong>für</strong><br />

den Berater unverzichtbar.<br />

2. Kommunikation<br />

Die Sprache ist das bevorzugte Mittel der Kommunikation (Ruppert, 1999). Dabei versteht<br />

man unter der Sprache nicht nur akustisch hörbares Sprechen, sondern jede Art der Übermittlung<br />

von Zeichen, welche als Bedeutungsträger <strong>für</strong> Informationen verstanden werden.<br />

Wenn <strong>die</strong> von einem Menschen produzierten Zeichen von einem anderen Menschen als<br />

strukturiert und sinnvoll wahrgenommen und erkannt werden, gibt es eine sprachliche Verständigung.<br />

2.1 Verbale und nonverbale Kommunikation<br />

Kommunikationstheoretiker unterscheiden zwischen verbalen und nonverbalen Sprachformen.<br />

Unter verbaler Kommunikation wird <strong>die</strong> gesprochene Sprache verstanden. Als Basis <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Kommunikation werden jedoch <strong>die</strong> nonverbal übermittelten Informationen angesehen.<br />

Sie werden in den phylogenetisch älteren Gehirnarealen verarbeitet und führen schneller zu<br />

einer Situationsbewertung als verbale Zeichen, <strong>die</strong>se müssen von ihrer Wahrnehmung bis zu<br />

ihrer Bewusstwerdung im entsprechenden Gehirnareal wesentlich mehr neuronale Umschaltstationen<br />

durchlaufen. Zu den nonverbalen Zeichen gehören (Ruppert, 1999, S. 538):<br />

- <strong>die</strong> Mimik: was durch Muskulaturbewegungen im Gesicht ausgedrückt werden kann<br />

- <strong>die</strong> Gestik: alle Bewegungen von Armen, Händen, Fingern, Beinen oder Füßen<br />

- ganzkörperliche Berührungen: z. B. Art der Bekleidung<br />

- körperliche Berührung: z. B. Nähe und Distanz zum Kommunikationspartner<br />

244 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Nonverbale Zeichen können weniger bewusst gesteuert werden als der sprachliche Ausdruck.<br />

Auf dem nonverbalen Kanal gelangen folglich mehr unbewusste Inhalte zum Ausdruck.<br />

So äußert sich beispielsweise <strong>die</strong> Art und Qualität einer Beziehung zwischen zwei<br />

Personen durch <strong>die</strong> nonverbale Kommunikation meist deutlicher als durch das, was gesagt<br />

wird. Blickkontakte, Berührungen, Körper- und Handhaltungen sind zwischen Personen, <strong>die</strong><br />

gut kooperieren, deutlich anders als zwischen Menschen, <strong>die</strong> eher gegen einander arbeiten.<br />

Der Austausch nonverbaler Informationen definiert Beziehungen und bringt auch im Arbeitsleben<br />

Statusunterschiede zum Ausdruck. Die nonverbalen Signale sind jedoch alles andere<br />

als eindeutig. Dies kann leicht zu Missverständnissen führen.<br />

2.2 Kommunikation am Telefon<br />

Die Telefonberatung findet vorwiegend über den verbalen Kanal statt, <strong>die</strong> üblichen nonverbalen<br />

Zeichen fehlen. Das bedeutet, dass durch den fehlenden Sichtkontakt weder vom Berater<br />

noch vom Klienten Informationen aus der Kleidung des Gegenübers, seinem Auftreten und<br />

seiner Körpersprache, seiner Gestik oder Mimik erschlossen werden können (Rosenfield,1997,<br />

S. 18ff). Umso wichtiger wird <strong>die</strong> Interpretation der Begleiterscheinungen der verbalen<br />

Sprache, nämlich<br />

− des Tonfalls, der Modulation, der Artikulation<br />

− der Tonhöhe der Stimme, der Sprechgeschwindigkeit<br />

− des Akzents oder Dialekts<br />

− der benutzten Wörter, der ´soziologischen´ Sprache<br />

− der Pausen<br />

− der Atemregulation, dem Seufzen<br />

Sie werden wie <strong>die</strong> nonverbalen Zeichen von beiden Partnern zur vielfach unbe-wussten<br />

Interpretation, Bewertung und auch Steuerung einer Gesprächssituation genutzt. Es ist sehr<br />

wichtig, dass sich der Berater der Wirkung <strong>die</strong>ser sprachlichen Nebensignale bewusst ist.<br />

2.3 Das Sender-Empfänger-Modell<br />

Es gibt verschiedene Modelle, welche Kommunikationsvorgänge abbilden. In den Einfachsten<br />

Modellen, den Nachrichtenübertragungsmodellen, besteht der Austausch zwischen Sender<br />

und Empfänger vor allem aus der Übermittlung von Sachinformationen (Ruppert, 1999,<br />

S.541). Sowohl Sender als auch Empfänger haben nach <strong>die</strong>ser Modellvorstellung <strong>die</strong> Absicht,<br />

eindeutige Botschaften zu übermitteln und zu verstehen. Ursachen <strong>für</strong> gestörte Kommunikationen<br />

werden vor allem im Übertragungskanal vermutet. Die Informationsverluste<br />

können also durch technische Probleme – zum Beispiel durch eine gestörte Telefonverbindung<br />

– verursacht werden, aber auch zu leises Sprechen, Hör- oder Sprachprobleme können<br />

<strong>die</strong> Verständigung und damit das Beratungsgespräch erheblich erschweren.<br />

2.4 Das Zwei-Aspekte-Kommunikationsmodell<br />

Die Sender-Empfänger-Modelle erklären nur einen kleinen Teil der Kommunikationsvorgänge.<br />

Nach Watzlawick, Beavin und Jackson (1975) trägt jede Kommunikation einen Inhalts-<br />

und einen Beziehungsaspekt in sich, sie läuft auf zwei Kanälen. Ein Gespräch ist somit mehr<br />

als nur <strong>die</strong> Übermittlung einer Nachricht; es sind besonders <strong>die</strong> nonverbalen Zeichen – beim<br />

Telefongespräch <strong>die</strong> Lautstärke, <strong>die</strong> Artikulation, <strong>die</strong> Modulation der Stimme – welche <strong>die</strong><br />

unterschiedlichen Beziehungsaspekte zum Ausdruck bringen. Im Idealfall unterstützen sich<br />

Botschaften auf der Inhalts- und Beziehungsebene. Störungen ergeben sich bei inkongruenten<br />

Botschaften; wenn beispielsweise ein Berater am Telefon seinen Namen nennt und den<br />

Klienten begrüßt ist <strong>die</strong>s verbal eine Einladung zum Sprechen. Spricht er jedoch sehr schnell<br />

und in einem harschen, kaum modulierten Ton, wird der Klient sofort das Gefühl haben, dass<br />

sein Anruf unerwünscht ist und er wird seine Anfrage auf das absolut Notwendige reduzieren.<br />

AuF Print Nr. 12 245


Metzler-Burren, Charlotte<br />

2.5 Das Vier-Ebenenmodell<br />

Schulz von Thun (1994) hat ein noch differenzierteres Kommunikationsmodell entwickelt,<br />

welches sich auf Beiträge von Carl Rogers, Alfred Adler, Ruth Cohn, Fritz Perls und Paul<br />

Watzlawick abstützt. Er hat den Vorgang der menschlichen Kommunikation von vier Seiten<br />

beleuchtet (Ruppert, 1999, S. 544):<br />

− <strong>die</strong> thematische Seite („so ist es“), <strong>die</strong> Inhalte, über <strong>die</strong> kommuniziert wird<br />

− <strong>die</strong> Selbstdarstellung und Selbstoffenbarung der Kommunikationspartner („ich bin“),<br />

− das, was Sender und Empfänger jeweils über sich preisgeben<br />

− <strong>die</strong> Definition der Beziehung („so sind wir“), wie Sender und Empfänger ihre aktuelle Beziehung<br />

sehen (von gleich zu gleich, von oben nach unten, von unten nach oben)<br />

− <strong>die</strong> Art der Beeinflussung, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Kommunikation erreicht werden soll, der Verhaltensappell<br />

(„ich will von dir / von euch“).<br />

Vom Sender gehen gleichzeitig immer <strong>die</strong>se vier Botschaften aus. Auf der anderen Seite hat<br />

auch der Empfänger vier „Ohren“: Er hört aus der Botschaft den Sach-, den Beziehungs-,<br />

den Selbstoffenbarungs- oder den Appellaspekt. Er kann wählen, welchem Aspekt er den<br />

Vorrang geben will.<br />

3. Beratungsmodelle<br />

Im Psychologischen Wörterbuch von Dorsch, Häcker und Stapf wird Beratung wie folgt definiert<br />

(1991, S. 88):<br />

Beratung, Beratungspsychologie, counselling, ist ein vom Berater nach methodischen Gesichtspunkten<br />

gestalteter Problemlösungsprozess, durch den <strong>die</strong> Eigenbemühungen des<br />

Ratsuchenden unterstützt / optimiert bzw. seine Kompetenzen zur Bewältigung der anstehenden<br />

Aufgabe / des Problems verbessert werden. Beratung vollzieht sich im Medium sozialer<br />

Interaktion und wird daher im weitesten Sinn als Kommunikationsprozess zwischen zwei<br />

(Individualberatung) oder mehreren (Gruppenberatung, Systemberatung) Interaktionspartnern<br />

verstanden.<br />

Die Beratung wird durch das jeweils in einer Institution geltende und praktizierte Beratungskonzept<br />

und den Problembereich bestimmt. Es gibt keine allgemein gültige Beratungstheorie.<br />

Im Verlauf der Zeit haben sich jedoch in den verschiedenen Anwendungsbereichen der Beratungspsychologie<br />

Beratungsansätze herausgebildet, <strong>die</strong> teilweise durch wissenschaftliche<br />

Forschung überprüft werden und <strong>die</strong> durch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />

Entwicklungen und deren Auswirkungen neuen Zielsetzungen angepasst werden müssen<br />

(Dorsch et al., 1991). Nach Ertelt und Schulz (1997) kann davon ausgegangen werden, dass<br />

sich alle Berater implizit oder explizit von Theorien oder Verhaltensmodellen leiten lassen. In<br />

den meisten Fällen halten sie sich dabei nicht streng an eine einzige Theorie, sondern kombinieren<br />

verschiedene Modelle. Solange <strong>die</strong>s bewusst und nach Bedarf der Beratungssituation<br />

ausgeführt wird, ist <strong>die</strong>s Zeichen einer professionellen Beratung. Gefahren sehen <strong>die</strong> Autoren<br />

in einem unsystematischen Eklektizismus (Ertelt & Schulz, 1997, S. 15). Es gibt Beratungsansätze,<br />

welche sich an Berufswahlmodelle anlehnen. Diese werden im Kapitel 4.3<br />

besprochen. In <strong>die</strong>sem Kapitel werden <strong>die</strong> Klientenzentrierte Beratung, kognitivbehavioristische<br />

Methoden der Laufbahnberatung, <strong>die</strong> rational - emotive Verhaltensberatung,<br />

<strong>die</strong> lösungsorientierte Beratung sowie <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> aufgezeigt. Die<br />

Modelle werden nach folgenden Kriterien dargestellt:<br />

1. kurzer Abriss über <strong>die</strong> Grundphilosophie und <strong>die</strong> Beratungsziele,<br />

2. Beziehungsebene,<br />

3. Beratungstechniken und –fertigkeiten (Corey, 1990; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />

1997, S. 17).<br />

246 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Für eine ausführliche Darstellung wird auf das Werk Beratung in Bildung und Beruf<br />

von Ertelt und Schulz (1997, S. 45 – 250) verwiesen.<br />

3.1 Klientenzentrierte Beratung<br />

Die Klientenzentrierte Beratung nach Carl Rogers (1951; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S.<br />

45 -50) hatte einen wichtigen Einfluss auf den gesamten Beratungsbereich. Nach <strong>die</strong>sem<br />

Ansatz besitzt der Mensch eine Neigung zur persönlichen Vervollkommnung.<br />

3.1.1 Beziehungsgestaltung<br />

In der Geborgenheit einer therapeutischen Beziehung kann der Klient verborgene Gefühle<br />

aktivieren und so zu einer Verbesserung des Bewusstseins, der Spontaneität, des Selbstvertrauens<br />

und der inneren Offenheit gelangen. In <strong>die</strong>sem Sinn ist <strong>die</strong> Herstellung einer angenehmen<br />

Beratungsatmosphäre und <strong>die</strong> beraterische Beziehung etwas vom Wichtigsten. Der<br />

Berater muss Echtheit, emotionale Wärme, Empathie, Achtung des Anderen, eine akzeptierende<br />

Grundhaltung und Kongruenz im Verhalten besitzen. In <strong>die</strong>sem Umfeld wird der Klient<br />

zur Selbstexploration geführt, so dass er Hindernisse <strong>für</strong> seine Entwicklung erkennt und seine<br />

Persönlichkeitseigenschaften entdecken kann. In der <strong>berufliche</strong>n Beratung kann der<br />

Klient so sein Selbstkonzept klären und in eine entsprechende <strong>berufliche</strong> Rolle umsetzen.<br />

3.1.2 Beratungstechniken<br />

Die oben beschriebene Haltung wird durch <strong>die</strong> folgenden Techniken erreicht (Ertelt & Schulz<br />

(1997, S. 48 ff):<br />

1. Minimale Ermutigung zum Sprechen durch nonverbale und kleine verbale Signale<br />

des Beraters, <strong>die</strong> sich an den Aussagen des Klienten orientieren.<br />

2. Paraphrasen durch verdeutlichendes Wiederholen oder Neuformulieren der inhaltlichen<br />

Äußerungen des Klienten. Der objektive Inhalt wird durch selektive<br />

Aufmerksamkeit hervor gehoben und <strong>die</strong>nt so der zunehmenden Klarheit. Im<br />

Rahmen der <strong>Fernberatung</strong> kommt <strong>die</strong>sem Aspekt eine hohe Bedeutung zu.<br />

3. Reflexion der Gefühle stehen in Zusammenhang mit Empathie und emotionaler<br />

Zuwendung zum Klienten. Dazu gehören <strong>die</strong> Kennzeichnung der emotionalen<br />

Verfassung des Klienten und <strong>die</strong> direkte Zuwendung indem man seinen Namen<br />

oder ein Personalpronomen nennt (im Rahmen des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> wirkt<br />

<strong>die</strong>s sehr vertrauendbildend und hoch engagiert). Beides wird ergänzt durch Reflexionen<br />

von ‚Hier-und-jetzt’- Situationen und paraphrasierten Elementen von<br />

vorher genannten Aussagen des Klienten.<br />

4. In der nichtinterpretierenden Zusammenfassung versucht der Berater durch<br />

gezielte Verstärkung der Aussagen und Verhaltensweisen des Klienten ein umfassendes<br />

Bild von dessen Gefühlen und Erfahrungen zu erstellen. Rückblickend<br />

werden wichtige Inhalte eines Gesprächsabschnittes aufgezeigt und durch <strong>die</strong><br />

Stellungnahme des Klienten gesichert. Der Berater kann so feststellen, wie genau<br />

er den Klienten – auch und gerade bei der <strong>Fernberatung</strong> - verstanden hat.<br />

Gelegentlich werden auch offene und geschlossene Fragen angewandt, <strong>die</strong>se gelten<br />

Jedoch eher als ‚direktive’ Techniken (Ivey & Authier, 1985; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />

1997, S. 49). Der Einsatz von berufskundlichem Informationsmaterial orientiert sich<br />

an der Nachfrage und Selektion durch den Klienten. Sie sollen den Klienten weder<br />

beeinflussen noch manipulieren oder überzeugen. Die Klienten sollen ermutigt werden,<br />

<strong>die</strong> Informationen aus den Originalquellen (Internet, Me<strong>die</strong>n, Arbeitgeber, Berufsinhaber)<br />

selber zu erarbeiten. Der Berater soll nicht nur <strong>die</strong> objektiven Aspekte<br />

der <strong>berufliche</strong>n Informationen sondern auch <strong>die</strong> subjektiven Bedeutungen <strong>für</strong> den<br />

Klienten beachten.<br />

AuF Print Nr. 12 247


Metzler-Burren, Charlotte<br />

3.2 Behavioristische Methoden der Laufbahnberatung<br />

Die behavioristische Beratung basiert auf Lernprinzipien, sowohl was <strong>die</strong> Aneignung als auch<br />

was <strong>die</strong> Änderung des Verhaltens betrifft (Ertelt & Schulz, 1997, S 83ff.). Es lassen sich drei<br />

Hauptentwicklungslinien unterscheiden: Beim klassischen Konditionieren (konditionierte<br />

Reaktion) wird ein ursprünglicher Reflex mehrmals mit einem vorausgehenden bedingten<br />

Sinnesreiz gekoppelt, der danach auch ohne den ursprünglichen Reiz eintritt. Das operante<br />

Konditionieren ist <strong>die</strong> zweite Strömung. Positive und negative Bekräftigung, Bestrafung und<br />

Auslöschung sind <strong>die</strong> Prozesse, welche Veränderungen im Verhalten bewirken können. Die<br />

kognitive Verhaltenstherapie als dritte Strömung legt größeres Gewicht auf Denkprozesse,<br />

Einstellungen und Werte des Menschen. Diese Beratungsart wird im nächsten Kapitel näher<br />

beschrieben. Es gibt bis heute keine klare und umfassende Definition der Verhaltensberatung.<br />

Spiegler und Guevremont (1993; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 91ff.) betonen einige<br />

grundlegende Annahmen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine Verhaltensberatung wichtig sind. Es betrifft <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />

gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Berater und Klient, welche es ermöglicht,<br />

dass der Klient auch selbstbestimmt Probleme angeht. Die Konzentration liegt dabei auf<br />

Verhaltensprozessen und beobachtbarem Verhalten in den aktuellen Lebensumständen des<br />

Klienten. Durch korrigierende Lernerfahrungen erwirbt der Klient neue Fähigkeiten oder lernt,<br />

seine Gewohnheiten zu ändern. Es wird ein Ziel gesetzt, anschließend ein Behandlungsverbund<br />

angewandt und danach <strong>die</strong> erreichte Veränderung evaluiert. Die Beratung ist verhaltensbezogen,<br />

<strong>die</strong> Klienten werden dabei aktiv in spezifische Handlungen eingebunden, so<br />

dass sie sich selbst mit ihren Problemen auseinandersetzen. Dazu gehören das Einüben<br />

erfolgversprechender Fertigkeiten, Rollenspiele, Beobachtung ihres Verhaltens sowie aktive<br />

Hausaufgaben. Dem Bereich der Verhaltensänderung kommt im Rahmen der europäischen<br />

Beschäftigungsstrategien eine immer höhere Bedeutung zu. Persönliche Eingliederungspläne<br />

(Aktivierung, Qualifizierung), Aktionspläne (Schweden) und individuelle Kompetenzprofile<br />

müssen gemeinsam von Ratsuchenden und Berater erstellt werden. Der Ratsuchende muss<br />

dabei befähigt werden, <strong>die</strong>se Schritte hin zu einer ggf. neuen Berufswahl, <strong>berufliche</strong>n Weiterbildung<br />

oder Verbesserung seines Bewerberverhaltens eigenverantwortlich zu gehen.<br />

3.2.1 Beziehungsgestaltung<br />

Die Beziehungsebene zwischen Berater und Klient wird von behavioristisch orientierten Beratern<br />

als sehr wichtig eingeschätzt. Im Vordergrund stehen jedoch verhaltensorientierte<br />

Techniken.<br />

3.2.2 Verfahren und Techniken<br />

Der Lernprozess in der verhaltensorientierten Beratung kann durch folgende Schritte aufgezeigt<br />

werden (Hasford und De Visser, 1974; zit. nach Ertelt & Schulze, 1997, S. 97):<br />

1. Identifizieren des Problems: Der Berater stellt Fragen, hört zu, spezifische<br />

Verhaltensmuster werden festgestellt.<br />

2. Formulieren der Beratungsziele: Der Berater unterstützt den Klienten im Finden<br />

und Formulieren des Beratungszieles. Dieses sollte messbar sein und aufzeigen,<br />

unter welchen Bedingungen es auftreten und wie ausgeprägt es sein soll.<br />

3. Beobachten und protokollieren des Verhaltens des Klienten: Nach Festsetzung<br />

des Ziels muss der Berater feststellen, welche Verhaltensweisen der Klient<br />

beherrscht, welche er erlernen und welche er verlernen muss.<br />

4. Festlegen und einsetzen von Beratungsstrategien: Es werden geeignete Strategien<br />

und Verfahren ausgewählt, <strong>die</strong> dem Klienten helfen, sein Ziel zu erreichen.<br />

Viele Verfahren basieren auf den vier Lernprinzipien, dem operanten Lernen, dem<br />

Imitationslernen, dem emotionalen und dem kognitiven Lernen.<br />

5. Bewertung der Zielerreichung: Die Überprüfung und Auswertung der Effektivität<br />

des gewählten Verfahrens <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ziele der Klienten ist wichtig. Nach Ertelt und<br />

Schulze (1997) gehen viele Berater nach oben beschriebenem Muster vor.<br />

248 AuF Print Nr. 12


3.3 Die rational-emotive Verhaltensberatung<br />

Anhang<br />

Die rational-emotive Verhaltenstherapie (REBT oder RET) wurde von Albert Ellis (1979;<br />

zit.nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 151 - 176) entwickelt. Es handelt sich um einen kognitivemotiven<br />

und behavioristischen Verhaltensansatz. Danach sind Emotionen oder psychische<br />

Probleme nicht direkte Folge eines auslösenden Ereignisses sondern werden durch individuelle<br />

Wahrnehmungs- oder Einstellungsmuster hervorgerufen. Sie sind primär eine Funktion<br />

des Denkens und bestehen aus verinnerlichten Wörtern, Phrasen oder Sätzen. Durch<br />

Nachdenken über eine Situation oder ein Ereignis werden sie aufrecht erhalten.<br />

Das Basiskonstrukt der REBT besteht aus der ABC-Philosophie: Menschen haben dadurch<br />

Probleme oder werden psychisch gestört, weil sie sich nach einem frustrierenden Erlebnis<br />

(auslösendes Ereignis A) durch irrationale oder unangemessene Überzeugungen (B) einreden,<br />

sie müssten jetzt durcheinander, ängstlich oder deprimiert sein (Folgen C). Die Aufgabe<br />

des Beraters besteht darin, den Klienten zu helfen, sich <strong>die</strong>ser internalisierten Überzeugungen<br />

bewusst zu werden und nach neuen Wegen des Denkens zu forschen. Dabei wird mit<br />

direktiven Mitteln und Konfrontationen gearbeitet. Berater sind Experten und setzen Vernunft,<br />

Logik und empirische Evidenz ein.<br />

3.3.1 Beziehungsgestaltung<br />

Der Aufbau der Beziehung zum Klienten ist in der REBT wichtig, es wird jedoch nur wenig<br />

Zeit da<strong>für</strong> verwendet.<br />

3.3.2 Beratungsverfahren und Technik<br />

Ihr Ansatz ist aktiv-direktiv, argumentativ und fragend. Es werden auch dramatische, aufrüttelnde<br />

Methoden wie Imaginations- oder Phantasieübungen, Rollenspiele oder Übungen<br />

gegen Minderwertigkeitsgefühle eingesetzt, um den Klienten zu langfristig veränderten<br />

Grundeinstellungen zu verhelfen. Die Beratung kann in acht Hauptschritte eingeteilt werden<br />

(Ertelt & Schulze, S. 162):<br />

1. Definition des Problems. Die Klienten werden sehr direkt gefragt, woran sie zuerst<br />

arbeiten möchten. Dadurch wird ihnen vermittelt, dass <strong>die</strong> REBT ein zielgerichteter<br />

und effizienter Ansatz ist (im Bereich der <strong>Fernberatung</strong> anwendbar).<br />

2. Einigung auf das zu behandelnde Problem. Vage Problembestimmungen müssen<br />

operational gefasst werden. Die Änderung von C, der emotionalen Auswirkungen,<br />

steht im Mittelpunkt.<br />

3. Bewertung der Folgen des Problems (C). Die emotionalen Probleme der Klienten<br />

sind häufig negativ gefärbt und können den Beratungsprozess blockieren. Der<br />

Berater unterstützt <strong>die</strong> Klienten dabei, sich mehr positiv bewertete Emotionen hinein<br />

zu denken und hilft ihnen sich vorzustellen, wie sie sich bei einer Veränderung<br />

im emotionalen Bereich verhalten würden.<br />

4. Bewertung des auslösenden Ereignisses (A). Die Klienten werden angehalten,<br />

genau den Teil des auslösenden Ereignisses zu bestimmen, der ihre irrationalen<br />

Überzeugungen (B) auslöst.<br />

5. Über <strong>die</strong> Verknüpfung von Überzeugungen und Folgen (B-C) aufklären. Wenn<br />

<strong>die</strong> Klienten einsehen, dass ihre emotionalen Probleme durch ihre Überzeugungen<br />

entstanden sind, können sie mit Hilfe des Beraters <strong>die</strong> irrationalen Annahmen bewerten<br />

und sodann gegen <strong>die</strong>se ankämpfen.<br />

6. Neuerlerntes in <strong>die</strong> Praxis umsetzen. Berater verwenden kognitive, emotive und<br />

behavioristische Techniken, dazu gehören unter anderem auch Hausaufgaben<br />

(<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> fähig) .<br />

Die REBT ist nicht nur eine Theorie oder ein Modell, sondern eine Philosophie,<br />

welche <strong>die</strong> meisten menschlichen Störungen als selbstverschuldet und somit als<br />

veränderbar betrachtet.<br />

AuF Print Nr. 12 249


Metzler-Burren, Charlotte<br />

3.4 Die lösungsorientierte Kurzberatung<br />

Die lösungsorientierten Beratung wurde aus systemischen Grundlagen entwickelt. Die Betonung<br />

liegt auf den Möglichkeiten, Stärken und Ressourcen des Klienten und nicht auf seinen<br />

Beschränkungen, Defiziten oder Schwächen. Anstelle der Analyse von Problemlagen und<br />

ihren Ursachen liegt das Gewicht auf den folgenden zwei Fragen:<br />

1. Was lässt das Problem weiterbestehen?<br />

2. Wie konstruieren wir Lösungen?<br />

(De Shazer, 1985; zit. nach Ertelt & Schulze,1997, S. 181).<br />

Es müssen also nicht Einsichten vermittelt werden um als Berater helfen zu können, da <strong>die</strong>se<br />

nicht zwingend zu Änderungen führen. Die Aufgabe des Beratersbesteht vielmehr darin,<br />

<strong>die</strong> Klienten dabei zu unterstützen, ihre Fähigkeiten zu erkennen. Es ist auch nicht notwendig,<br />

viel über ein Problem zu wissen. Die beschränkte Zeit in der Berufs- und Bildungsberatung<br />

ist besser angelegt, wenn über Lösungen gesprochen wird. Eine veränderte Sicht auf<br />

beschwerdefreie Zeiten und Erfolge in der Vergangenheit statt auf Probleme ermöglicht es<br />

dem Klienten, sich auf positive Erlebnisse zu konzentrieren. So können Strategien weiterentwickelt<br />

werden, <strong>die</strong> früher funktioniert haben. Wenn danach geforscht wird, wann das<br />

Problem nicht in Erscheinung tritt, merkt der Klient, dass Lösungen möglich sind. Klienten<br />

sind motiviert, wenn sie ihre Ziele selbst beschreiben. Die besten Strategien zur Lösung<br />

kommen meist von ihnen selbst. Kleine Veränderungen können Anlass zu Veränderungen in<br />

der Umwelt sein, welche sich wieder auf den Klienten auswirken. Oft können einfache Lösungen<br />

<strong>für</strong> komplizierte Probleme verwendet werden, welche weitreichende Auswirkungen<br />

haben. Das Konzentrieren auf das Machbare und Veränderbare baut Frustrationen ab und<br />

hilft Ziele setzen.<br />

3.4.1 Beziehungsgestaltung<br />

In der Regel besteht <strong>die</strong> lösungsorientierte Beratung aus fünf Schritten (Miller, 1988; zit.<br />

Nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 186).<br />

Zu Beginn ( erster Schritt ) liegt das Gewicht im Aufbau einer kooperativen, funktionierenden<br />

Beziehung. Dabei werden drei Arten von Beziehungen unterschieden:<br />

− Wenn der Klient zwar Probleme hat, jedoch keine Hoffnung auf Änderung oder Lösung,<br />

gehört er zum Typ ‚Besucher’.<br />

− Wenn der Klient in der Lage ist, seine Beschwerden und Probleme detailliert zu beschreiben,<br />

jedoch nicht dazu gebracht werden kann, Schritte zur Lösung des Problems zu unternehmen,<br />

gehört er zum Typ ‚Beschwerdeführer’.<br />

− Das dritte Muster der Kooperation ist der Typ ‚Kunde’. Hier wird das Problem definiert und<br />

der Klient ist bereit, etwas zu unternehmen.<br />

3.4.2 Beratungsverfahren und Techniken<br />

In einem zweiten Schritt werden gut definierte Ziele ausgehandelt. Diese sollten <strong>für</strong> den<br />

Klienten klar und einleuchtend sein, sie sollten eher begrenzt, spezifisch, konkret und verhaltensorientiert<br />

beschrieben werden. Im Weiteren sollten Ziele eher als der Beginn von etwas<br />

definiert werden und bezogen auf <strong>die</strong> Möglichkeiten des Klienten realistisch und erreichbar<br />

sein.<br />

Im dritten Schritt versucht der Berater den Klienten auf Lösungen hinzulenken. Dabei wird<br />

betont, dass der Klient <strong>die</strong> Fähigkeit zur Veränderung hat und dass in der Veränderung etwas<br />

Gutes steckt.<br />

Für <strong>die</strong> Entwicklung von Interventionen und Lösungen zieht sich der Berater im vierten<br />

Schritt <strong>für</strong> zehn Minuten zurück um sich <strong>die</strong> Situation und den Beratungsprozess nochmals<br />

250 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

zu vergegenwärtigen und um zu entscheiden, welche Mitteilungen und welche Aufgaben<br />

dem Klienten zu übermitteln sind.<br />

Die Rückmeldung ( fünfter Schritt ) beginnt immer mit einem Lob oder einer positiven Bemerkung<br />

über <strong>die</strong> Arbeit des Klienten in der vorhergehenden Beratung.<br />

Im letzten (sechsten) Schritt hilft der Berater dem Klienten, <strong>die</strong> begonnenen Veränderungen<br />

zu festigen und auf Behandlungserfolgen während und nach der Beratung aufzubauen.<br />

Fragen werden als Werkzeuge <strong>für</strong> beraterische Interventionen betrachtet. Dabei werden fünf<br />

Arten von Fragen unterschieden:<br />

− Fragen, <strong>die</strong> Beschreibungen von Veränderungen im Vorfeld der Beratung anregen;<br />

− Fragen, <strong>die</strong> helfen, <strong>die</strong> Ziele des Klienten zu bestimmen und hypothetische Lösungen<br />

auszumalen (‚Wunderfrage’);<br />

− Fragen, <strong>die</strong> Ausnahmen finden sollen;<br />

− Fragen, <strong>die</strong> oft übersehene, aber entscheidende Durchhaltestrategien zeigen, welche<br />

Klienten auch in scheinbar hoffnungslosen Situationen anwenden sowie<br />

− Skalierungsfragen, <strong>die</strong> es den Klienten erleichtern, über Dinge zu reden, <strong>die</strong> schwer zu<br />

beschreiben sind.<br />

Als weitere Techniken gelten <strong>die</strong> Neudefinition, bei der eine Sachlage in einer veränderten<br />

Realität sichtbar gemacht wird, Verhaltensanweisungen oder paradoxe Vorschriften.<br />

3.5 Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong><br />

Bei der Informationsstrukturellen <strong>Methodik</strong> (ISM) von Ertelt und Schulz (1997, S. 223ff.) handelt<br />

es sich um einen eklektischen Ansatz. Er integriert Beratungs- und Berufswahltheorien<br />

und ist nach dem Entscheidungsmodell von Janis & Mann (1977) aufgebaut. Es werden <strong>die</strong><br />

<strong>für</strong> viele Beratungssysteme typischen Rahmenbedingungen (knappe Personalressourcen<br />

)berücksichtigt, wie begrenzte Beratungszeit, geringe Kontakthäufigkeit, oft nur Einmalberatung,<br />

hoher Problemdruck beim Klienten und hohe Erwartungen an den Berater bezüglich<br />

seiner diagnostischen, berufskundlichen und arbeitsmarktlichen Kompetenzen. Das Modell<br />

gehört zu den deskriptiven Beratungsansätzen, es beschreibt wie der individuelle Entscheidungsprozess<br />

abläuft und wie der Berater dabei helfen kann.<br />

Nach Ertelt und Schulz (1997) befinden sich <strong>die</strong> Klienten, welche <strong>die</strong> Dienste einer <strong>berufliche</strong>n<br />

Beratungsstelle in Anspruch nehmen müssen, meist in einer „extremen“ Situation, in<br />

welcher sie existentielle Entscheidungen und Handlungen einleiten sollten, deren Folgen<br />

schwer abschätzbar sind. Die Klienten benötigen faktische Informationen, das heißt, Informationen<br />

über Alternativen, deren Realisierungschancen und Befriedigungsangebote (Ertelt<br />

& Schulz, 1997, S. 224); wertende Informationen wie Bewertungskriterien, <strong>die</strong> aus den<br />

eigenen Interessen, Motivationen, Präferenzen, Eignungsvorstellungen und internalisierten<br />

Umfeldbedingungen resultieren sowie präskriptive Informationen, damit ist gemeint, welche<br />

und wie viele faktische und wertende Informationen wie miteinander zu verknüpfen sind.<br />

Ertelt und Schulz (1997, S. 224) halten normative Entscheidungsmodelle als wenig geeignet<br />

um <strong>die</strong> Prozesse in einer Entscheidungssituation zu erklären, weil bei <strong>die</strong>sen Modellen <strong>die</strong><br />

Überforderung der Informationsaufnahme und Verarbeitungskapazität, <strong>die</strong> daraus resultierenden<br />

Abwehrstrategien, <strong>die</strong> Konflikte, Emotionen und der oft erhebliche Einfluss von Zufällen<br />

oder guten Gelegenheiten nicht berücksichtigt werden.<br />

Die deskriptiven Ansätze des heuristischen Entscheidungsverhaltens gehen dagegen davon<br />

aus, dass das Individuum durch eher tastendes Vorgehen und Vereinfachungsstrategien<br />

eine schrittweise Problemlösung realisiert, ohne <strong>die</strong> Informationssuche und –<br />

verarbeitungskapazität bis an <strong>die</strong> Grenzen zu treiben. Dabei werden nur wenige Alternativen<br />

in Betracht gezogen, <strong>für</strong> ihre Bewertung nur einige Kriterien berücksichtigt und der Entscheidungsprozess<br />

wird möglichst lange offengehalten um neue Informationen leichter berücksichtigen<br />

zu können.<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

3.5.1 Beratungsfertigkeiten<br />

Die Hauptaufgabe des Beraters sehen Ertelt und Schulz (1997, S. 225) in der Einschätzung<br />

der Klientin bezüglich ihres Standes im Problemlösungsprozess. Er sollte einschätzen können,<br />

welche Defizite/Bedürfnisse im Bereich der faktischen, wertenden und präskriptiven<br />

Informationen bestehen, welchen Stand <strong>die</strong> Klientin im Problemlösungsprozess hat und welche<br />

Emotionen damit verbunden sind.<br />

Dabei hilft auch <strong>die</strong> von Peterson, Sampson, Reardon und Lenz (1996; zit. in Ertelt & Schulz,<br />

1997, S. 225) entwickelte Theorie der kognitiven Informationsprozesse (CIP). Es geht dabei<br />

um <strong>die</strong> Frage, wie Laufbahnberater <strong>die</strong> Ratsuchenden dazu befähigen können, sich Kenntnisse<br />

über <strong>die</strong> eigene Persönlichkeit, über Berufe, Entscheidungsfertigkeiten und Metakognitionen<br />

anzueignen, um zu einer effektiven und verantwortlichen Problemlösung und Entscheidung<br />

zu kommen.<br />

Sie gehen von vier Annahmen aus:<br />

1. Bei der <strong>berufliche</strong>n Problemlösung und Entscheidung sind immer affektive und kognitive<br />

Prozesse wie beispielsweise Ängste, Orientierungsverlust, Neugier, Enttäuschung, Ambivalenz<br />

usw. beteiligt.<br />

2. Wie <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong>n Probleme gelöst werden können, hängt von der Verfügbarkeit kognitiver<br />

Operationen und der Wissensbasis ab.<br />

3. Laufbahnentwicklung bedeutet kontinuierliches Wachstum und Wandel der Wissensstrukturen.<br />

Selbstkenntnis und Berufskenntnis bilden kognitive Schemata, <strong>die</strong> sich über<br />

das ganze Leben weiterentwickeln.<br />

4. Durch eine Ausweitung der Fähigkeit zur Informationsaufnahme und<br />

-verarbeitung werden <strong>die</strong> Problemlösungs- und Entscheidungsfertigkeiten gefördert. Im<br />

Mittelpunkt der Theorie der kognitiven Informationsprozesse stehen deshalb das Anregen<br />

von Lernprozessen zur Erweiterung der Kenntnisse über sich und über Berufe, zur Entwicklung<br />

von Problemlösungsfertigkeiten, <strong>die</strong> Informationen in Handlungen umsetzen<br />

und zur Entwicklung übergeordneter Selbstkontrollprozesse.<br />

Der Beratungsprozess versteht sich als ein auf das Beratungsziel ausgerichteter Lernprozess,<br />

bei welchem der Klient <strong>die</strong> Rolle des Lernenden einnimmt. Es finden kognitiv-affektive<br />

Informationsverarbeitungsvorgänge statt. In <strong>die</strong>sem Prozess legen Berater und Klient gemeinsam<br />

fest, auf welche Art und in welchem Masse <strong>die</strong> Informationsbedürfnisse/ angegangen<br />

werden.<br />

3.5.2 Beziehungsgestaltung<br />

Die Etablierung einer angenehmen Arbeitsatmosphäre auf der Beziehungsebene ist <strong>die</strong> erste<br />

Aufgabe des Beraters. Sie sollte <strong>die</strong> Eigenverantwortung und Motivation zur Selbsthilfe fördern<br />

und Lernprozesse auch unter Problemdruck ermöglichen. Ertelt und Schulz (1997) halten<br />

da<strong>für</strong> <strong>die</strong> Merkmale, welche bereits Rogers (1951), Carkhuff (1969) und Egan (1981; alle<br />

zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 239 ff) als unabdingbar erachtet haben, <strong>für</strong> geeignet:<br />

Empathie, emotionale Wärme, Echtheit, Achtung vor dem Individuum, Unmittelbarkeit,<br />

selektive Beachtung positiver Aspekte beim Klienten, Konkretheit der Aussagen und<br />

Konfrontation bei Diskrepanzen in den Aussagen des Ratsuchenden.<br />

Dazu kommen nach Bedarf auch direktiveren Verhaltensweisen des Aushandelns<br />

oder der bestimmenden Richtungsweisung. Als Fertigkeiten kommt <strong>die</strong> ganze Bandbreite<br />

des eklektischen Ansatzes der non-direktiven und direktiven Fertigkeiten in Frage (Ivey &<br />

Authier, 1985; Ivey, 1994; alle zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 239ff.):<br />

Zu den non-direktiven Fertigkeiten gehört <strong>die</strong> Aufmerksamkeit, welche der Berater auf den<br />

Klienten richtet und <strong>die</strong> Ermunterung zum Sprechen durch angemessenen Blickkontakt,<br />

Kontrolle der Körpersprache, der Stimmqualität und des Sprechtempos.<br />

Aktives Zuhören und inhaltliches Eingehen auf den Ratsuchenden sind ebenfalls wichtig.<br />

252 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Durch offene Fragen werden <strong>die</strong> Klienten zu eigenen Gedanken angeregt, sie fördern <strong>die</strong><br />

Selbsterkundung und erhöhen seine Sprechanteile. Dadurch können neue Handlungswege<br />

heraus gearbeitet werden.<br />

Geschlossene Fragen grenzen den ‚Antwortraum‘ des Klienten genau ab, <strong>die</strong> Verantwortung<br />

und <strong>die</strong> Initiative gehen mehr auf den Berater über.<br />

Durch Paraphrasen wird das Wesentliche in den Äußerungen des Klienten wiederholt. Die<br />

Reflexion der Gefühle des Klienten durch den Berater hilft <strong>die</strong>sem, seine Gefühle klarer<br />

wahrzunehmen und zu akzeptieren.<br />

Bei unsicheren und unentschlossenen Klienten sind positive Verstärkungen angebracht.<br />

Durch nichtinterpretierende Zusammenfassungen können Gesprächsabschnitte strukturiert<br />

werden.<br />

Zu den direktiven beeinflussenden Fertigkeiten gehören solche, mit denen der Berater<br />

das Gespräch lenken und so Einfluss auf <strong>die</strong> Lernvorgänge und Problemlösungsprozesse<br />

des Klienten nehmen kann (Ivey, 1983; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S. 242).<br />

Dazu zählen <strong>die</strong> Anweisungen und lenkenden Hinweise,<br />

− das Aufzeigen von logischen Konsequenzen,<br />

− <strong>die</strong> Selbstoffenbarung des Beraters,<br />

− <strong>die</strong> Rückmeldung, wie der Berater oder andere den Klienten wahrnehmen,<br />

− <strong>die</strong> Interpretation,<br />

− <strong>die</strong> beeinflussende Zusammenfassung,<br />

− <strong>die</strong> Weitergabe von Informationen, Rat, Instruktionen, Vorschläge und<br />

− <strong>die</strong> Konfrontation.<br />

3.5.3 Berufskundliche Informationen<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass Klienten häufig zu viel Informationsmaterial erhalten,<br />

welches sie nicht verarbeiten können. Nach Ertelt (1989; zit. nach Ertelt & Schulz, 1997, S.<br />

246) hat <strong>die</strong>s oft einen Image-Verlust des Beraters, eine Abnahme der individuellen Entscheidungskapazität<br />

und eine bruchstückhafte Informationsaufnahme zur Folge. Die Informationen<br />

sollten in beratungsvorbereitende, beratungsbegleitende und beratungsnachbereitende<br />

Systeme eingeteilt werden. Als besonders lernwirksam haben sich <strong>die</strong> während der<br />

Beratung erstellten veranschaulichenden Materialien und Informationen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nacharbeit zu<br />

Hause erwiesen. Immer wichtiger werden heute auch <strong>die</strong> computerunterstützenden Beratungssysteme.<br />

4. Berufswahlmodelle<br />

Es gibt viele Modelle und Theorien, welche erklären, wie und aus welchen Gründen Menschen<br />

einen bestimmten Beruf wählen. In <strong>die</strong>ser Arbeit werden nur <strong>die</strong>jenigen Modelle besprochen,<br />

welche nach Brown und Brooks (1994) sowie Ertelt und Schulz (1997) Einfluss auf<br />

<strong>die</strong> Praxis der Berufsberatung genommen haben. Es handelt sich dabei um den Trait-Faktor-<br />

Ansatz, <strong>die</strong> Modelle von Holland, Super sowie Krumboltz. Das psychodynamische Modell<br />

von Bordin (1994) wird hier nicht besprochen, da ihr Theoriegebäude als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

und <strong>die</strong> nachfolgenden Untersuchungen als zu komplex erscheint, zudem ist <strong>die</strong> praktische<br />

Relevanz <strong>die</strong>ser Theorie ebenfalls eher klein. Tests und Test-Interpretationen spielen in den<br />

verschiedenen Modellen eine unterschiedlich große Rolle. Hier werden sie nur kurz erwähnt,<br />

da sie in der Telefonberatung in der Regel nicht benötigt werden. Die Theorien und Modelle<br />

werden wiederum nach den Kriterien Grundphilosophie, Beziehung, Anwendung und Techniken<br />

aufgezeigt.<br />

4.1 Trait- und Faktortheorie<br />

Nach den Vorstellungen von Frank Parsons (1909, zit. nach Brown, 1994, S. 18) wird <strong>die</strong><br />

Berufswahl aufgrund von drei Techniken bestimmt, nämlich einer Persönlichkeitsanalyse,<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

einer Arbeitsplatzanalyse, sowie einer optimalen Zuordnung der obengenannten Kriterien<br />

durch professionelle Beratung. Durch <strong>die</strong>se Analysen sollte jeder Einzelne auf der einen Seite<br />

zu einem umfassenden Verständnis seiner persönlichen Eigenschaften, der Stärken wie<br />

der Schwächen gelangen; auf der anderen Seite sollte er sich genaue Kenntnisse von den<br />

Erfolgsbedingungen, Entgelt- und Entwicklungsmöglichkeiten in bestimmten Berufen erwerben<br />

und „<strong>die</strong>se Informationen nutzen, um eine Berufswahl zu treffen, <strong>die</strong> auf wohldurchdachten<br />

Argumenten und wirklich vernünftigen Überlegungen beruht“ (Brown, 1994, S. 18).<br />

Klein und Wiener (1977; zit. nach Brown, 1994, S. 21) haben <strong>die</strong> Theorie untersucht und wie<br />

folgt zusammen gefasst:<br />

1. Jeder Mensch weist eine bestimmte Struktur von unverwechselbaren Persönlichkeitsmerkmalen<br />

auf, <strong>die</strong> valide und reliabel gemessen werden können.<br />

2. Bestimmte Berufe erfordern bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, obwohl eine Person<br />

mit einem relativ breiten Merkmalsspektrum in einem gegebenen Beruf trotzdem erfolgreich<br />

sein kann.<br />

3. Die Wahl eines Berufes ist ein relativ unkomplizierter Prozess und <strong>die</strong> Zuordnung von<br />

berufs- und persönlichkeitsspezifischen Merkmalen ist möglich.<br />

4. Je besser Persönlichkeitsmerkmale und Berufsanforderungen übereinstimmen, desto<br />

größer ist <strong>die</strong> Wahrscheinlichkeit des Berufserfolgs (Produktivität und Zufriedenheit).<br />

4.1.1 Beziehungsgestaltung<br />

Williamson (1965; zit. nach Brown & Brooks, 1994/1990) betont wie wichtig es ist, dass <strong>die</strong><br />

Beratung auf einem Vertrauensverhältnis aufbaut. Er macht dazu jedoch keine näheren Angaben.<br />

Der Berater übernimmt eine aktive Rolle bei der Datenerhebung, der Eignungsbeurteilung<br />

und der Prognose.<br />

4.1.2 Anwendung des Trait- und Faktoransatzes in der Berufsberatung<br />

Nach Williamson (1939, 1964; zit. nach Brown, 1994/1990, S. 24) ist <strong>die</strong> Beratung ein Verfahren,<br />

welches in 6 Stufen eingeteilt werden kann:<br />

1. Analyse: Es handelt sich um eine Datensammlung aus allen zugehörigen Bereichen wie<br />

Schulnoten, Tests, Inventaren, Interviews, Lebenslauf usw. Die Daten werden ausgewertet<br />

und zusammen gefasst, so dass <strong>die</strong> Stärken und Schwächen des Klienten deutlich<br />

werden.<br />

2. Diagnose: Das Problem wird diagnostiziert und <strong>die</strong> Ursachen festgestellt. Es gibt vier<br />

typische Berufswahlprobleme: Bei einer unsicheren Wahl spielen beispielsweise eine<br />

übereilte Entscheidung, fehlende Bildungsvoraussetzungen, mangelnde Selbstkenntnis,<br />

eine unrealistische Einschätzung der Arbeitswelt, Entscheidungsunfähigkeit sowie weitere<br />

persönliche wie auch soziale Gründe eine Rolle. Die Gründe <strong>für</strong> eine fehlende Berufswahl<br />

ähneln denen der unsicheren Berufswahl. Möglicherweise haben <strong>die</strong> Klienten<br />

dominierende Interessen in außer<strong>berufliche</strong>n Bereichen. Eine unkluge Berufswahl liegt<br />

vor, wenn kaum etwas <strong>für</strong> eine Erfolgswahrscheinlichkeit spricht. Die Gründe <strong>für</strong> eine<br />

Diskrepanz zwischen Interessen und Eignungen sind ebenfalls ähnlich wie bei den<br />

oben beschriebenen Berufswahlproblemen, oft hat der Einzelne zuwenig Gelegenheit,<br />

persönliche Interessen zu entwickeln und Eignungen in der Realität zu erproben.<br />

3. Prognose: Nach Abschluss der Diagnose kommt der Berater zum Prognoseprozess, in<br />

welchem er dem Klienten das zukünftige Ergebnis der wahrscheinlichen Anpassung (Williamson,<br />

1939, S. 112; zit. nach Brown, 1994, S. 26) voraussagt.<br />

4. Beratung: Williamson (1939, zit. nach Brown, 1994, S. 27) betont, wie wichtig der Aufbau<br />

eines Vertrauensverhältnisses <strong>für</strong> eine erfolgreiche Entscheidungsfindung sei. Das<br />

Verhältnis sollte freundlich und respektvoll sein. Wenn der Klient eine unkluge Berufs-<br />

254 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

wahl getroffen hat, soll ihm der Berater von der Wahl „abraten“ oder Alternativen unterbreiten.<br />

Der Berater soll den Klienten in Entscheidungsmethoden unterweisen und Interesseninventare<br />

und Berufsinformationen einsetzen. Falls der Klient keine Berufswahl<br />

getroffen hat, schlägt Williamson freie Wortassoziationen vor, verbunden mit eher direkter<br />

Beratung und dem Einsatz von Interesseninventaren und Berufsinformationen. Wenn<br />

eine Diskrepanz zwischen Interessen und Eignungen besteht, sollte der Berater verwandte<br />

Berufsfelder vorschlagen, <strong>die</strong> erfolgversprechender sind. Für Klienten, welche eine<br />

unkluge Berufswahl getroffen haben, empfiehlt Williamson Praktika und Gespräche<br />

mit Berufstätigen.<br />

5. Folgegespräche: Es werden mehrere Beratungsgespräche und unterschiedliche Beratungstechniken<br />

empfohlen. Gemäss Ivey und Authier (1985, S. 72 ff; zit. nach Ertelt &<br />

Schulz, 1997, S. 37) gilt <strong>die</strong> Beratungstechnik in der Trait- und Faktortheorie als eklektisch.<br />

Es werden <strong>die</strong> in anderen Beratungsansätzen üblichen non-direktiven Methoden,<br />

wie offene und geschlossene Fragen, minimale Ermunterung, Paraphrase, Reflexion der<br />

Gefühle und nichtinterpretierende Zusammenfassungen angewendet, wie auch direktive<br />

Fertigkeiten wie Einflussnahme durch Feedback, Ratschläge, Anleitungen, Konfrontation,<br />

Interpretation, Aufzeigen logischer Konsequenzen, Selbst-Offenbarung sowie beeinflussende<br />

Zusammenfassung. Der Redeanteil des Beraters ist relativ hoch.<br />

Als Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine gute Berufswahl gelten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Be<strong>für</strong>worter der Trait-<br />

und Faktortheorie gute Kenntnisse über sich selbst, entsprechend wichtig halten sie Methoden<br />

zur Selbsterkundung. Fragebogen und Tests erlauben den Klienten einen Vergleich<br />

mit normativen Gruppen innerhalb eines Ausbildungs- oder Berufsfeldes, sie können<br />

auch neue, nicht sofort offenkundige Interessen aufdecken.<br />

Die Berufsaufklärung/-orientierung soll den Klienten über Alternativen informieren, ihm<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit von Erfahrungen bieten, ihn dazu motivieren, den Explorationsprozess zu<br />

vertiefen, sich weiterzubilden oder eine unangemessene Berufswahl zu revi<strong>die</strong>ren (Williamson,<br />

1939, 1965; zit. nach Brown, 1994, S. 30). Neben schriftlichem Informationsmaterial<br />

können visuelle und akustische Me<strong>die</strong>n das Interesse an <strong>berufliche</strong>n Informationen<br />

steigern. Williamson empfiehlt den direkten Kontakt mit Berufsausübenden und praktische<br />

Arbeitserfahrungen. Bei der Auswahl der Informationsmaterialien müssen Kriterien<br />

wie Effektivität und Effizienz berücksichtigt werden.<br />

4.2 Das Modell von Holland<br />

Dem Trait- und Faktor-Ansatz ähnlich geht Hollands Ansatz (1985; zit. nach Weinrach &<br />

Srebalus, 1994) davon aus, dass jedes Individuum sich <strong>die</strong>jenige Arbeitsumgebung sucht,<br />

welche zu seinem Persönlichkeitstyp passt. Dazu hat der Autor ein synchrones Klassifikationssystem<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Persönlichkeitstypen wie auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Umgebung geschaffen.<br />

Eine erfolgreiche Berufswahl hängt somit davon ab, wie gut der Berufswähler sich selber,<br />

sein Persönlichkeitsmuster sowie seine <strong>berufliche</strong> Umwelt kennt. Holland geht von vier<br />

Hauptannahmen aus (1985; zit. nach Weinrach & Srebalus, 1994):<br />

1. In der westlichen Kultur können <strong>die</strong> meisten Menschen einem von sechs Ideal-<br />

Persönlichkeitstypen zugeordnet werden, dem realistischen, dem forschenden, dem<br />

künstlerischen, dem sozialen, dem unternehmerischen sowie dem konventionellen Typ.<br />

Holland (1985) hat <strong>die</strong>sen Ansatz noch verfeinert, indem eine Person nicht nur daraufhin<br />

eingeschätzt werden kann, mit welchem Persönlichkeitsmodell sie <strong>die</strong> größte Ähnlichkeit<br />

aufweist, sondern auch mit welchem sie <strong>die</strong> zweit- und drittgrößte Ähnlichkeit hat (<strong>die</strong>ses<br />

Modell wurde in vielen europäischen Ländern im Bereich von PC-gestützten „Berufswahltest“<br />

als theoretische Grundlage genommen; z.B. Polen, Deutschland, Schweiz ).<br />

2. Es gibt ebenfalls sechs entsprechende Arten von Umwelten oder relativ dauerhaften Lebensbereichen<br />

mit den gleichen Bezeichnungen. Jede Umwelt ist vorwiegend von Menschen<br />

des entsprechenden Persönlichkeitstyps bevölkert.<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

3. Die Menschen suchen sich einen Lebensbereich oder einen Beruf, in welchem sie ihre<br />

Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen, Einstellungen und Werte verwirklichen und eine<br />

Rolle übernehmen können, <strong>die</strong> ihrem Typ entspricht.<br />

4. Nach Holland (1985) hängt <strong>die</strong> richtige Zuordnung von Person und Beruf davon ab, wie<br />

gut der Berufswähler sich selber kennt, wie gut er sich im Klaren ist über sein Persönlichkeitsmuster<br />

und sein Anspruchsniveau (Selbstkenntnis), wie gut er über Berufe informiert<br />

ist (Berufskenntnisse) und in welchem Masse es ihm gelingt, unter den jeweils gegebenen<br />

Bedingungen seine Vorstellungen umzusetzen.<br />

5. Verhalten ist das Ergebnis der Interaktion zwischen Persönlichkeit und Umwelt Wenn<br />

man <strong>die</strong> Persönlichkeit und den Lebensbereich kennt, kann man bestimmte Folgen, <strong>die</strong><br />

sich aus einer Wahl eines Berufes oder einer Umwelt ergeben, voraussagen.<br />

Holland hat <strong>die</strong> sechs Haupttypen grafisch in einem hexagonalen Modell angeordnet. Deren<br />

Ähnlichkeit wird mit Hilfe von Korrelationskoeffizienten deutlich gemacht. Als weitere Einflussfaktoren<br />

auf <strong>die</strong> Berufswahl nennt Holland (1985) Intelligenz, Geschlecht und soziale<br />

Schicht.<br />

4.2.1 Anwendung von Hollands Theorie in der Berufsberatung<br />

Holland hat verschiedene Instrumente zur Erkundung <strong>berufliche</strong>r Interessen geschaffen und<br />

mehrmals überarbeitet. Daneben hat er ein Berufsklassifikationssystem erarbeitet, welches<br />

<strong>die</strong> Berufe nach den psychologischen Gemeinsamkeiten, wie sie <strong>die</strong> Inhaber <strong>die</strong>ser Berufe<br />

aufweisen, ordnet.<br />

Nach Brown (1994, in Brown & Brooks, 1994, S. 375) stützt sich Hollands Theorie auf zahlreiche<br />

von ihm selber und seinen Mitarbeitern durchgeführten Untersuchungen. Die meisten<br />

seiner Thesen konnten überprüft und bestätigt werden.<br />

4.2.2 Beziehungsgestaltung<br />

Holland gibt keine weiteren Anweisungen, wie <strong>die</strong> Beratung im Einzelnen zu erfolgen hat. Er<br />

sieht seine Aufgabe in der Vermittlung einer Dienstleistung und ist gegen eine unnötige Psychologisierung<br />

des Beratungsprozesses (1994, Weinrach & Srebalus).<br />

4.3 Der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung<br />

Super hat seine Theorie aus der Differential-, Entwicklungs- und phänomenologischen Psychologie<br />

entwickelt (Super, 1994, S. 213 - 280). Er hat ein symbolisches Torbogenmodell der<br />

<strong>berufliche</strong>n Entwicklung entworfen. Dieses steht auf den biologisch-geographischen Grundlagen<br />

der menschlichen Entwicklung als Türschwelle, an welche links <strong>die</strong> Person mit den<br />

psychologischen Merkmalen und rechts <strong>die</strong> Gesellschaft mit den wirtschaftlichen Ressourcen,<br />

der ökonomischen Struktur und den sozialen Institutionen anschließt, welche den einzelnen<br />

Menschen beeinflussen und ihrerseits von ihm beeinflusst werden, <strong>die</strong> beiden Säulen<br />

stehen in Interaktion. Auf <strong>die</strong> Säulen folgen <strong>die</strong> Kapitelle, welche <strong>die</strong> Kulmination und Integration<br />

aller individuellen und gesellschaftlichen Komponenten symbolisieren. Der Bogen selber<br />

symbolisiert <strong>die</strong> Laufbahn. Anfang und Ende des Bogens repräsentieren <strong>die</strong> jeweiligen<br />

Entwicklungsstufen von der Kindheit bis ins Alter mit den rollenbezogenen Selbstkonzepten<br />

des Individuums. Von <strong>die</strong>sen Sta<strong>die</strong>n abhängig sind Veränderungen in den Lebensbereichen<br />

oder Rollen als Kind, Schüler und Student, Privatperson, Bürger oder Berufstätiger. Die Berufswahl<br />

ist als Versuch zu verstehen, ein Selbstkonzept zu realisieren. Dazu wird eine gewisse<br />

Berufsreife benötigt, das heißt, <strong>die</strong> Bereitschaft des Einzelnen, <strong>die</strong> Entwicklungsaufgaben<br />

zu bewältigen, mit denen das Individuum auf Grund seiner biologischen und sozialen<br />

Entwicklung und auf Grund gesellschaftlicher Erwartungen konfrontiert wird.<br />

256 AuF Print Nr. 12


4.3.1 Beratungsprozess und -fertigkeiten<br />

Anhang<br />

Die Beratung hängt vom <strong>berufliche</strong>n Entwicklungsstand des Klienten ab. Deshalb wird zuerst<br />

das <strong>berufliche</strong> Lebensstadium und der Grad der Berufsreife bestimmt. Um objektive Daten<br />

zu erhalten, werden verschiedene Messmethoden eingesetzt (Super, 1994, S. 266). Für den<br />

Beratungsprozess entwarf Super ein differenziertes entwicklungsbezogenes Ablaufmodell,<br />

welches hier stark gekürzt aufgezeigt wird (Super 1994, S. 262 und Super 1990, in Ertelt &<br />

Schulz, 1997, S. 63):<br />

1. Vorklärung und Vorbereitung: Zusammenstellen der Daten, Aufnahmegespräch, Vor-<br />

Begutachtung<br />

2. Intensive Begutachtung: Bedeutung der Arbeit, Stand der Berufsreife und des Selbstkonzeptes,<br />

Fähigkeitslevel und Leistungsfähigkeit, Interessen und Aktivitäten.<br />

3. Gesamteinschätzung: Gesamtschau aller Daten, Zuordnung und Prognose, Vorbereitung<br />

der Gespräche mit dem Klient und wichtigen anderen Personen.<br />

4. Beratung: Gemeinsamer Datenüberblick und Diskussion, Revision oder Akzeptanz der<br />

Einschätzung, Assimilation durch den Klienten, Diskussion der Folgen <strong>für</strong> das Handeln<br />

sowie Planung des weiteren Vorgehens.<br />

Die Beratung soll <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entwicklung des Klienten dadurch fördern, dass <strong>die</strong>ser zunehmende<br />

Klarheit über sein Selbstkonzept gewinnt, <strong>die</strong> Berufswelt besser wahrnimmt und<br />

<strong>die</strong> Aufgaben, welche zur Wahl eines <strong>berufliche</strong>n Ziels führen, bewältigen kann. Die Beratungstechniken<br />

sind sowohl direktiv als auch non-direktiv. Bei den folgenden Themen werden<br />

eher non-direktive Vorgehensweisen empfohlen (Super, 1957; zit. nach Ertelt & Schulz,<br />

S. 65): Bei der Problemklärung und Darstellung des Selbstkonzeptes, bei der Reflexion und<br />

Klärung der Gefühle zur Selbst-Akzeptanz und zum Selbst-Verständnis, bei der Exploration<br />

der Einstellungen und Gefühle in Zusammenhang mit der Realitätsüberprüfung sowie bei der<br />

Betrachtung der möglichen Handlungswege. Direktive Techniken kommen bei den folgenden<br />

Themen zum Einsatz: Festlegen von Zielen <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Exploration, Exploration von<br />

Testdaten, berufskundlichen Informationen und Erfahrungen sowie Realitätsprüfungen.<br />

4.3.2 Beziehungsgestaltung<br />

Die Aufgabe des Beraters ist es, den Wachstumsprozess des Klienten zu fördern. Nach Super<br />

(1994) werden dazu nach Bedarf alle psychologischen Techniken, von der direktiven<br />

Beratung bis zur Therapie, eingesetzt, dementsprechend ist auch der Aufbau der Beziehung<br />

unterschiedlich.<br />

4.4 Die <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung als sozialer Lernprozess<br />

Der Erklärungsansatz von Krumboltz (1979) und Krumboltz, Mitchell & Jones (1976) beruht<br />

auf der allgemeinen Verhaltenstheorie über das soziale Lernen, welche hauptsächlich von<br />

Bandura (1979) erarbeitet wurde. Diese Theorie besagt, „dass ausbildungsbezogene Präferenzen<br />

Ausdruck von generalisierten Selbstbeobachtungen in Hinsicht auf Interessen, Wertvorstellungen<br />

und Problemlösefähigkeiten sind, <strong>die</strong> aus unterschiedlichen Lernerfahrungen<br />

resultieren“ (Mitchell & Krumboltz, 1994, S. 182).<br />

Die Autoren gehen davon aus, dass bei Entscheidungen, welche mit der Berufswahl oder der<br />

Laufbahnplanung zusammenhängen, <strong>die</strong> folgenden vier Faktorengruppen eine wichtige Rolle<br />

spielen:<br />

1. Genetische Ausstattung: Eigenschaften und Begabungen, welche günstige oder hinderliche<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> persönliche Entwicklung darstellen können, wie ethnische<br />

Herkunft, Geschlecht, körperliche Merkmale und <strong>die</strong> Fähigkeit aus bestimmten Erfahrungen<br />

zu lernen. Spezielle Begabungen wie Intelligenz, Musikalität, künstlerisches<br />

Talent oder körperliche Koordinationsfähigkeit sind meist das Resultat von Interaktionen<br />

ererbter Dispositionen mit spezifischen Umwelterfahrungen.<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

2. Umweltbedingungen und Ereignisse: Die <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung wird durch<br />

soziale, kulturelle, politische und wirtschaftliche Ereignisse beeinflusst. Dazu gehören <strong>die</strong><br />

Art und Anzahl der angebotenen Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten, Zugangsregelungen<br />

zu Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen, Arbeitsgesetze, Bezahlung, technologische<br />

Entwicklungen, Veränderungen der gesellschaftlichen Struktur, Ausbildungserfahrungen<br />

und Ressourcen in der Familie, das Bildungssystem sowie <strong>die</strong> Beeinflussung<br />

durch <strong>die</strong> lokale Gemeinschaft.<br />

3. Lernerfahrungen: Jeder Mensch hat eine unverwechselbare Geschichte von Lernerfahrungen,<br />

welche zur Wahl einer bestimmten <strong>berufliche</strong>n Laufbahn führt. Mitchell und<br />

Krumboltz (1994, S. 164) unterscheiden drei Arten: das instrumentelle und das assoziative<br />

Lernen sowie <strong>die</strong> klassische Konditionierung.<br />

4. Aufgaben- oder Problemlösefähigkeiten: Diese werden als kognitive und pragmatische<br />

Fähigkeiten sowie emotionale Neigungen definiert, mit denen das Individuum an <strong>die</strong><br />

Lösung von Aufgaben herangeht. Sie sind aus dem Zusammenspiel von Lernerfahrungen,<br />

genetischen Merkmalen und speziellen Begabungen und Umwelteinflüssen entstanden.<br />

Diese interagierenden Gruppen von Einflussfaktoren führen zu Überzeugungen über das<br />

eigene Selbst (Selbstbild) und über <strong>die</strong> Arbeitswelt (Umweltbild), welche sich wiederum darauf<br />

auswirken, wie eine Person an das Erlernen neuer Fähigkeiten herangeht. Sie beeinflussen<br />

auch individuelle Zielsetzungen und Handlungen.<br />

Nach Mitchell und Krumboltz (1996, S. 170) nimmt jeder Mensch generalisierte Selbstbeobachtungen<br />

vor. Sie verstehen darunter eine Selbstbeobachtung und –bewertung des eigenen<br />

Verhaltens, ein Vergleichen mit den eigenen Wertvor-stellungen und den Einstellungen<br />

oder Fähigkeiten anderer sowie eine Verallge-meinerung <strong>die</strong>ser Beobachtungen. Es werden<br />

drei Arten von generalisierten Selbstbeobachtungen oder „Selbsteinschätzungen“ (Busshof,<br />

1998, S. 33) unterschieden:<br />

− Generalisierte Selbstbeobachtungen über <strong>die</strong> Aufgabenwirksamkeit (task efficacy, „ich<br />

bin gut in Mathematik“)<br />

− Generalisierte Selbstbeobachtungen über Interessen („ich tue gerne...“)<br />

− Generalisierte Selbstbeobachtungen über eigene Wertvorstellungen („Prestige ist mir<br />

wichtig“)<br />

Unter Generalisierten Weltanschauungen ist ein Kern von ähnlichen Umwelterfahrungen<br />

zu verstehen, der mit der Erwartung verbunden ist, dass unter vergleichbaren Bedingungen<br />

ein ähnliches Ereignisse zu erwarten ist. Einen besonderen Platz in der Berufswahl nehmen<br />

<strong>für</strong> Mitchell und Krumboltz (1994) <strong>die</strong> Problemlösefähigkeiten und <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung<br />

ein. Sie werden definiert als kognitive und pragmatische Fähigkeiten<br />

sowie emotionale Neigungen, mit denen das Individuum an <strong>die</strong> Lösung von Aufgaben herangeht.<br />

Nach Krumboltz & Baker (1973; zit. nach Busshof, 1998, S. 35) sind <strong>die</strong> folgenden Fähigkeiten<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung von besonderem Interesse:<br />

1. Eine wichtige Entscheidungssituation erkennen<br />

2. Die Aufgabe realistisch definieren<br />

3. Generalisierte Selbstbeobachtungen und Weltanschauungen überprüfen<br />

4. Ein breites Spektrum an Alternativen in Betracht ziehen<br />

5. Notwendige Informationen über <strong>die</strong> Alternativen sammeln<br />

6. Entscheiden, welche Informationsquellen am verlässlichsten, genauesten und wichtigsten<br />

sind<br />

7. Diese sechsstufige Abfolge von entscheidungsrelevanten Verhaltensweisen planen und<br />

durchführen.<br />

258 AuF Print Nr. 12


4.4.1 Praktische Anwendung<br />

Anhang<br />

Berufsfindungsschwierigkeiten treten auf, wenn Personen an gelernten Dispositionen<br />

(Selbstkonzeptinhalten, Umweltvorstellungen und Problemlösungsmethoden) festhalten.<br />

Durch Umlernen und Hinzulernen kann <strong>die</strong> Person-Umwelt-Diskrepanz wieder angepasst<br />

werden. Das Selbstbild muss auf bisher unbeachtete Wertvorstellungen hin überprüft werden,<br />

möglicherweise ist eine Umstrukturierung notwendig, so dass nicht mehr <strong>die</strong> Schwächen,<br />

sondern <strong>die</strong> Stärken <strong>die</strong> Selbstwahrnehmung beherrschen und dadurch Sicherheit und<br />

Zuversicht entwickelt werden können, welche wiederum Entscheidungen und Handlungsplanungen<br />

ermöglichen. Das Um- und Neulernen kommt zu einem vorläufigen Abschluss, wenn<br />

<strong>die</strong> Person und <strong>die</strong> Umwelt befriedigend aufeinander abgestimmt worden sind (Krumboltz,<br />

1979; zit. nach Busshof, 1998, S. 35).<br />

4.4.2 Beziehungsgestaltung und Beratungsfertigkeiten<br />

Vor den eigentlichen Interventionen wird ein Vertrauensverhältnis zwischen Klient und Berater<br />

aufgebaut ( <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> kaum möglich ). Danach werden <strong>die</strong> Ziele der Beratung<br />

und <strong>die</strong> Mittel, mit welchen gearbeitet wird, mit dem Klienten besprochen. Neben Test-<br />

Interpretationen werden verschiedene Methoden angewendet, um unlogische Denkprozesse,<br />

problematische Überzeugungen und Generalisierungen aufzudecken. Dazu gehören lautes<br />

Denken und Phantasieren oder auch das abspielen und Diskutieren von zuvor aufgenommenen<br />

Tonbandaufnahmen. Nützliche Denkprozesse oder Handlungen werden positiv verstärkt<br />

und <strong>die</strong> Problemlösefähigkeiten werden weiter entwickelt. Die Berater arbeiten eher<br />

mit direktiven Methoden (Mitchell & Krumboltz, 1994).<br />

5. Entscheidungsmodelle<br />

Entscheidungstheoretische Modelle untersuchen den eigentlichen Prozess der Auswahl und<br />

der Entscheidungsfindung beim Ratsuchenden, während Berufswahlmodelle den Prozess<br />

der Berufswahl vor dem Hintergrund der persönlichen Disposition und <strong>berufliche</strong>n Präferenz<br />

definieren. Brown (1994b, S. 427) unterscheidet zwischen normativen oder präskriptiven und<br />

deskriptiven Entscheidungsmodellen. Normative oder präskriptive Modelle erklären, wie man<br />

Entscheidungen treffen sollte; deskriptive Modelle untersuchen, wie <strong>die</strong> tatsächlichen Entscheidungen<br />

der Menschen ausfallen. Allen Entscheidungstheorien gemeinsam ist <strong>die</strong> Wichtigkeit<br />

der Informationen über alternative Wahlmöglichkeiten und über das eigene Wertesystem.<br />

Nach Katz, Norris und Pears (1978, in Brown, 1994b, S.446) muss eine Person eine gut<br />

entwickelte Selbstvorstellung haben, vor allem von ihren Werten, damit das Material vor dem<br />

Hintergrund <strong>die</strong>ses individuellen Bezugsrahmens ausgewertet werden kann. Die Informationen<br />

müssen Daten enthalten, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> zu erwartenden Ergebnisse einer bestimmten<br />

Berufswahl beziehen. Sie sollten so präsentiert werden, dass sie Aufschlüsse über alle vorhandenen<br />

Möglichkeiten geben. Die unten beschriebenen Entscheidungsmodelle von<br />

Gottfredson sowie Janis und Mann sind deskriptiv. Zu <strong>die</strong>ser Gruppe gehört auch Vrooms<br />

Erwartungsmodell (1964, zit. nach Brown, 1994b). Dieses wird hier nicht erörtert, weil es<br />

nicht Eingang in <strong>die</strong> gängige deutsche Berufs- und Laufbahnberatungsliteratur genommen<br />

hat (vergl. Ertelt & Schulz, 1997, Zihlmann, 1998). Die präskriptiven Modelle werden ebenfalls<br />

nicht beschrieben, sie wurden nach Brown (1994b) noch kaum evaluiert. Da deskriptive<br />

Entscheidungsmodelle den Prozess des Ratsuchenden fokussieren, werden Beratungsfähigkeiten<br />

des Beraters oder <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung weniger untersucht und hier nicht<br />

thematisiert.<br />

5.1 Das Entscheidungsmodell von Janis und Mann<br />

Nach Janis und Mann (1977, zit. nach Brown, 1994b, S. 433) wird jede persönlich wichtige<br />

Entscheidung von sich widerstrebenden Kräften begleitet, welche Druck auslösen. Das<br />

Ausmaß an Stress ist abhängig von den individuellen Zielen und den damit assozierten Bedürfnissen<br />

und Erwartungen. Bedrohungen und Möglichkeiten beschleunigen <strong>die</strong> Entschei-<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

dung. Falls bei einem Entscheidungskonflikt alle Alternativen große Risiken beinhalten und<br />

<strong>die</strong> Hoffnung auf eine Lösung verloren ist, wendet sich der Klient der am wenigsten problematischen<br />

Alternative zu und flüchtet in ein defensives Ausweichverhalten. Wenn in einem<br />

schwerwiegenden Entscheidungskonflikt das Individuum glaubt, nicht über ausreichende Zeit<br />

und Mittel <strong>für</strong> eine befriedigende Lösung zu verfügen, reagiert <strong>die</strong> Person mit sehr starken<br />

Stressgefühlen und es besteht <strong>die</strong> Möglichkeit, dass sie von einem überaufmerksamen, panikartigen<br />

Verhalten beherrscht wird. Wenn der Entscheidungskonflikt zu mäßigem Stress<br />

führt, werden <strong>die</strong> verschiedenen Handlungsalternativen aufmerksam geprüft und eine gute<br />

Lösung ausgearbeitet, solange Hoffnung auf eine befriedigende Lösung besteht. Neben der<br />

Einschätzung und den typischen Stressreaktionen werden Problemlösemethoden eingesetzt.<br />

Die Entscheidungsperson stellt sich verschiedene Fragen.<br />

Die erste lautet:<br />

„Sind Risiken damit verbunden, wenn ich mich nicht ändere?“ Wenn <strong>die</strong>se Frage verneint<br />

werden kann, entsteht kein Stress, <strong>die</strong> Person wird so weiter machen wie bisher. Lautet dagegen<br />

<strong>die</strong> Antwort „ja“ oder „vielleicht“, steigt <strong>die</strong> emotionale Beteiligung und <strong>die</strong> kognitive<br />

Aufmerksamkeit und es werden Alternativen gesucht. Es folgt <strong>die</strong> zweite Frage: „Ergeben<br />

sich schwerwiegende Risiken, wenn ich mein Verhalten ändere?“<br />

Bei einer negativen Antwort folgt eine Entscheidung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Alternative, ohne dass es zu Konflikten<br />

kommt. Wenn <strong>die</strong> zweite Frage auch mit „vielleicht“ oder „ja“ beantwortet wird, wenn<br />

also das Beibehalten einer Handlung als auch <strong>die</strong> Änderung bedrohend sind, steigen <strong>die</strong><br />

Stressgefühle weiter an, <strong>die</strong> Person wird intensiv aufmerksam.<br />

Es folgt <strong>die</strong> dritte Frage: „Kann ich realistischerweise hoffen, eine bessere Lösung zu finden?“<br />

Eine negative Antwort führt tendenziell dazu, den Konflikt zu umgehen, oder ihn auf<br />

sich beruhen zu lassen oder dann <strong>die</strong> am wenigsten problematische Alternative zu favorisieren<br />

und gegen Bedenken abzusichern. Janis und Mann (1979, zit.nach Busshof, 1998, S.<br />

48) bezeichnen <strong>die</strong>s als „defensives Ausweichverhalten“.<br />

Eine optimistische Antwort zieht <strong>die</strong> vierte Frage nach sich:<br />

„Habe ich genügend Zeit, um eine tragfähige Lösung zu finden?“ Bei einer negativen Antwort<br />

steigen <strong>die</strong> Stressgefühle stark an. Ein panikartiges, überaufmerksames (hypervigilantes)<br />

Verhalten setzt ein. Wird <strong>die</strong> letzte Frage mit „ja“ oder „vielleicht“ beantwortet, bewegen sich<br />

<strong>die</strong> Stressgefühle auf einem mittleren Niveau, das Problemlöseverhalten ist umsichtig und<br />

aufmerksam, es kann zu einer fun<strong>die</strong>rten Entscheidung kommen (vigilantes Verhalten).<br />

Da das vigilante Verhalten zu positiven Konsequenzen führt mit wenig Nachentscheidungsproblemen<br />

und mit Stabilität der getroffenen Entscheidung, wird <strong>die</strong>ses Problemlösungsverhalten<br />

als Prototyp des erwünschten Verhaltens erachtet. Eine „gute Entscheidung“<br />

weist somit nach Janis und Mann (1979; zit. nach Busshof, 1998, S. 49) <strong>die</strong> folgenden 7 Gütekriterien<br />

auf:<br />

1. Gründliches Prüfen von Alternativen<br />

2. Klärung der angestrebten Ziele und der tangierten Werte<br />

3. Abwägen der negativen und positiven Konsequenzen einer jeden Alternative<br />

4. Suche nach relevanten neuen Informationen zur weiteren Überprüfung der Alternativen<br />

5. Unvoreingenommene Aufnahme und Berücksichtigung neuer Informationen und gegebenenfalls<br />

von Expertenmeinungen<br />

6. Erneute Überprüfung und Bewertung der Konsequenzen aller Alternativen, auch der zunächst<br />

als nicht akzeptabel eingeschätzten<br />

7. Planung der Ausführung der präferierten Alternative unter besonderer Beachtung vermuteter<br />

Risiken.<br />

Der Entscheidungsverlauf wird nach den Autoren in fünf Phasen, <strong>die</strong> nicht zwangsläufig in<br />

der dargestellten Reihenfolge ablaufen müssen, unterteilt.<br />

1. Einschätzung der Herausforderung<br />

2. Suche und Sichtung von Alternativen<br />

3. Abwägen und informatorische Aufarbeitung von Alternativen<br />

4. Entscheidung und Planung der Realisierungsschritte<br />

5. Festhalten an der Entscheidung (auch bei Realisierungsschwierigkeiten)<br />

260 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Bei vigilantem Verhalten werden nicht immer alle Phasen durchlaufen, oft werden gewisse<br />

Phasen nur oberflächlich gestreift. Janis und Mann (1979, zit. nach Busshoff, 1998) führen<br />

<strong>die</strong>s auch auf interindividuelles Problemlösungsverhalten zurück. Die eine oder andere Verhaltensweise<br />

wird je nach Bedürfnis, Stresstoleranz und Problemlösungsgewohnheiten bevorzugt.<br />

Diese Tendenzen können sich auch so verfestigt haben, dass sie erfolgreiche Lösungsversuche<br />

unmöglich machen und therapeutische Behandlung erfordern. Die Autoren<br />

gehen davon aus, dass sich <strong>die</strong> entscheidende Person eine Reihe von Fragen vorlegt, welche<br />

prüfen helfen, was passiert, wenn sich <strong>die</strong> Person ändert oder nicht ändert. Sie haben<br />

ein Bilanzmodell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Praxis entworfen, in welchem in 16 Schritten <strong>die</strong> verschiedenen Alternativen<br />

mit ihren Vor- und Nachteilen nach ihrer Bedeutung bewertet werden.<br />

5.2 Eingrenzungs- und Kompromissmodell von Gottfredson<br />

In den meisten Fällen können <strong>berufliche</strong> Wunschvorstellungen nicht einfach umgesetzt<br />

werden. Gottfredson (1996, zit. nach Busshof, 1998, S. 41) hat sich mit Kompromissbildungen<br />

bei der Realisierung von Berufswünschen beschäftigt. Die Autorin betrachtet das Selbstkonzept<br />

und <strong>die</strong> Berufsvorstellungen als zentrale Komponenten in <strong>berufliche</strong>n Entscheidungssituationen.<br />

Mit vielen Untersuchungen konnte sie zeigen, dass dem Vorgang der<br />

Kompromissbildung ein längerer Prozess der Eingrenzung eines Feldes akzeptabler Berufe<br />

voraus geht.<br />

Die in Frage kommenden Berufe werden durch drei Grenzen umschrieben:<br />

<strong>die</strong> Geschlechtstypik-, <strong>die</strong> Prestige- und <strong>die</strong> Anstrengungsgrenze.<br />

Dieses Feld von akzeptierten Berufen gilt in der Phase der Berufswahl als Bezugsrahmen, in<br />

welchen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entscheidung <strong>die</strong> Realisierungserwartungen einbezogen werden. Zwischen<br />

den <strong>berufliche</strong>n Ideal-Vorstellungen und denen, <strong>die</strong> realisierbar erscheinen, muss ein<br />

Kompromiss gesucht werden. Gottfredson unterscheidet dabei zwischen dem Ausmaß des<br />

erforderlichen Kompromisses und dem Grad der durch den Kompromiss bedingten persönlichen<br />

Betroffenheit. Die Dynamik der Kompromissbildung entspricht den folgenden Regeln<br />

(Busshof, 1998, S. 43-44):<br />

1. Welches Gewicht <strong>die</strong> Geschlechtstypik, das Prestige und das Interesse in der Kompromissbildung<br />

erhalten, hängt vom Ausmaß der Kompromissbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl ab.<br />

2. Berufswähler streben nicht <strong>die</strong> bestmögliche Entscheidung an, sondern eine, <strong>die</strong> ihnen<br />

gut genug erscheint. Der Aufwand <strong>für</strong> eine gründlich überlegte, und differenzierte Entscheidung<br />

ist offensichtlich zu groß.<br />

3. Berufswähler vermeiden nicht-zufriedenstellende Entscheidungen indem sie an unrealistischen<br />

Vorentscheidungen festhalten, Alternativen suchen, <strong>die</strong> Anstrengungsgrenze überprüfen<br />

oder <strong>die</strong> Entscheidung aufschieben.<br />

4. Nach eingegangenem Kompromiss werden am ehesten Interessenanpassungen vollzogen.<br />

Die Anpassung an unbefriedigendes Prestige oder an <strong>die</strong> Geschlechtsidentität fällt<br />

kleiner aus.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass – entsprechend verschiedenen Komponenten des<br />

Selbstkonzeptes - Berufswünsche solange verändert werden, bis sie realisierbare Präferenzen<br />

hervorbringen, aus denen sich durch eine Entscheidung <strong>die</strong> Berufsabsicht ergibt.<br />

5.3 Der Entscheidungsprozess des Beraters<br />

Nicht nur ratsuchende Klienten stehen in einem Entscheidungsprozess. Nach Bobevski und<br />

McLennan (1998) kann <strong>die</strong> Arbeit des Beraters als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess<br />

definiert werden. Die Autoren gehen dabei nicht von klassischen behavioristischen<br />

Entscheidungsmodellen aus, bei welchen zumeist Studenten unter künstlichen Laborbedingungen<br />

einfache Aufgaben lösen mussten, sondern betrachten Entscheidungssituationen in<br />

der realen Welt. Diese werden erst seit kurzer Zeit untersucht. Das Problem, welches vom<br />

Klienten präsentiert wird, ist schlecht strukturiert, enthält komplexe Beziehungen zwischen<br />

AuF Print Nr. 12 261


Metzler-Burren, Charlotte<br />

vielen verschiedenen Faktoren, klare Kriterien <strong>für</strong> eine Lösung fehlen. Der Berater muss aktiv<br />

Informationen suchen und integrieren und er muss fortlaufend entscheiden, wie er am<br />

besten zu den Statements der Klienten Stellung bezieht. Die Beratung ist insofern dynamisch,<br />

als spätere Antworten des Beraters auf früheren Antworten und dem Einfluss, welche<br />

<strong>die</strong>se auf den Klienten hatten, basieren.<br />

Nach dem Entscheidungs-Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995, zit. in<br />

Bobevski & McLennan, 1998, S. 51) werden komplexe Entscheidungen durch Motivationsprozesse<br />

ausgelöst. Durch <strong>die</strong>se werden Intentionen, spezifische Emotionen, Aufmerksamkeitsprozesse<br />

und Entschlusshandlungen hervorgerufen, welche in spezielle Aktionen transformiert<br />

werden. Diese Aktionen und ihre Ergebnisse werden vom Individuum wahrgenommen<br />

und wirken sich wiederum auf <strong>die</strong> Emotionen aus, welche ihrerseits wieder Einfluss auf<br />

Aufmerksamkeits- und Entschlussprozesse haben und so weitere Aktionen hervorrufen. Die<br />

Autoren gehen davon aus, dass in einer natürlichen Entscheidungssituation der Entscheider<br />

Aktionen macht, welche das Ziel haben, Kontrolle über <strong>die</strong> Situation zu gewinnen, indem er<br />

fortwährend Rückmeldungen von der Umgebung sucht. Die Situation wird problematisch,<br />

wenn <strong>die</strong> Kontrolle verloren geht.<br />

Der Erfolg in einer Entscheidungssituation resultiert in der Fähigkeit, nicht nur seine kognitiven<br />

und Aufmerksamkeitsressourcen zu kontrollieren, sondern auch seinen emotionalen<br />

Status sowie <strong>die</strong> motivationalen kognitiven Anstrengungen bewusst steuern zu können, so<br />

dass der Entscheider an sich erfahren kann, effektive Aktionen erfolgreich vorzunehmen.<br />

Fehler in der Selbstregulation erlauben das Eindringen von unwichtigen oder spaltenden<br />

Emotionen und Kognitionen, welche den Erfolg von Entschlussaktionen vermindern.<br />

Um <strong>die</strong> Effektivität der Telefonberatung zu überprüfen, wurde mittels des Modells von Omodei<br />

und Wearing (1995, zit. in Bobevski & McLennan, 1998) eine Stu<strong>die</strong> durchgeführt. Ein<br />

eher tiefer Grad von emotionaler Einbindung mit dem Klienten korrelierte mit einem höheren<br />

Grad an Erfolg. Allerdings zeigten alle Berater einen sehr hohen Grad an emotionaler Involviertheit.<br />

Dieser Befund zeigt, dass großer Erfolg nicht unbedingt mit emotionaler Distanz<br />

zum Anrufer verbunden sein muss, aber eher mit einer Involviertheit, welche der Aufgabe<br />

angemessen ist. Diejenigen Berater, welche extrem hohe Werte an Involviertheit angaben,<br />

sind möglicherweise anfälliger <strong>für</strong> störende und irrelevante Gedanken bezüglich des Klienten<br />

und seiner Bedürfnisse.<br />

Der negative Einfluss von Ängstlichkeit auf <strong>die</strong> Leistung des Beraters wurde von verschiedenen<br />

Forschern bestätigt. Nach Sarason (1988) interferiert <strong>die</strong> Ängstlichkeit negativ mit Aufmerksamkeit.<br />

Eysenck und Calvo (1992) fanden, dass Ängstlichkeit <strong>die</strong> Ressourcen des Gedächtnis<br />

beeinträchtigt. Die Resultate der Stu<strong>die</strong> von Bobevski und McLennan (1998) legen<br />

nahe, dass eine Hauptquelle der Ängstlichkeit während eines Interviews in der Wahrnehmung<br />

von Kontrollverlust in den fortschreitenden Sequenzen einer hilfegebenden Interaktion<br />

mit einem Klienten liegt. Die Autoren betonen, dass der Erfolg der Telefonberatung signifikant<br />

von der Erfahrung des Beraters und von spezifischen motivationalen, emotionalen und<br />

kognitiven Variablen des Beraters abhängt.<br />

6. Zusammenfassung theoretische Grundlagen<br />

Die Kommunikationstheorien untersuchen <strong>die</strong> Übermittlung jeder Art von Zeichen, dabei<br />

kann <strong>die</strong> Telefonberatung als spezielle Kommunikationsform mit vielen Besonderheiten betrachtet<br />

werden.<br />

Alle Beratungs- und Berufswahltheorien (mit Ausnahme der klientenzentrierten Beratung<br />

und dem Ansatz von Holland) gehen von einem prozeßhaften, stufigen Beratungsmodell<br />

aus. Am Anfang erfolgt <strong>die</strong> Problemklärung oder <strong>die</strong> Diagnose (1). In verhaltensorientierten<br />

Beratungen spielt zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt <strong>die</strong> Definition des Beratungsziels (2) ebenfalls<br />

eine wichtige Rolle. Es folgt eine Sammlung von Daten über Interessen, Präferenzen,<br />

Selbstkonzept, Entwicklungsstand, Problemen und weiteren psychischen Strukturen<br />

des Klienten sowie über in Frage kommende <strong>berufliche</strong> Umwelten, Berufe, Weiterbildungen<br />

oder Arbeitsgebiete (3). Die Daten werden in unterschiedlichem Ausmaß vom Berater<br />

allein oder aber zusammen mit dem Klienten begutachtet und interpretiert(4). In der<br />

262 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

Intervention (5) werden geeignete Strategien und Verfahren eingesetzt, welche den Klienten<br />

befähigen sollen, eine <strong>für</strong> ihn ´richtige´ Entscheidung zu treffen oder zu einer angemessenen<br />

Problemlösung (6) zu kommen.<br />

Der <strong>berufliche</strong> Wahlprozess kann als eine Zuordnung von persönlichen Merkmalen zu <strong>berufliche</strong>n<br />

Umwelten definiert werden (Trait-Faktor-Ansatz, Hollands Theorie), als Verwirklichung<br />

des Selbstkonzepts in <strong>berufliche</strong>n Umwelten (Klientzentrierter Ansatz, Supers Lebenszeitansatz),<br />

als Lern- oder Verhaltensprozess (behavioristische Methoden, REBT,<br />

Krumboltz) oder als Entscheidungsprozess (Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong>, entscheidungstheoretische<br />

Modelle). Die Zuteilung in eine <strong>die</strong>ser vier Gruppen ist unscharf, es gibt<br />

viele Überschneidungen.<br />

III. Erarbeitung<br />

1. Diskussion der Ansätze und Auswahl eines Modells<br />

In <strong>die</strong>sem Kapitel geht es darum, einen oder mehrere geeignete Ansätze auszuwählen, welche<br />

sich als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> geplante Untersuchung eignen und mit denen allenfalls bei<br />

einer späteren Projektion von methodischen Hilfsmitteln und Trainingsunterlagen weiter gearbeitet<br />

werden könnte. Bei den <strong>berufliche</strong>n Telefonberatungen handelt es um psychologische<br />

Vorgänge, welche in einer meist sehr kurzen, telefonischen Sequenz stattfinden oder<br />

angeregt werden. Die ausgewählten Ansätze sollten deshalb neben ihrem wissenschaftlich<br />

erwiesenen Wert einfach und klar sein. Sie müssen als Basis <strong>für</strong> ein einfach strukturiertes<br />

Modell benutzt werden können, welches auch von psychologisch nicht geschulten Personen<br />

in kurzer Zeit gelernt werden kann. Zudem müssen sie den Rahmenbedingungen der Telefonberatung<br />

angepasst sein, das heißt, sie müssen <strong>die</strong> in Kapitel II / 1 und 2.1 genannten<br />

Besonderheiten (s.S. 4 – 10, 11, fehlender Sichtkontakt, eingeschränkte nonverbale Kommunikation,<br />

Möglichkeit des schnellen Abbruchs etc.) berücksichtigen. In den folgenden Kapiteln<br />

wird aufgezeigt, nach welchen Merkmalen und Variablen <strong>die</strong> Modelle verglichen und<br />

ausgewählt werden. Danach wird das ausgewählte Modell noch näher unter dem Fokus der<br />

beteiligten Personen in seinem zeitlichen Ablauf untersucht. Als letztes werden <strong>die</strong> Variablen<br />

zusammengefasst und operationalisiert.<br />

1.1 Auswahlkriterien<br />

Um <strong>die</strong> verschiedenen Modelle vergleichen zu können, müssen zum Einen spezifische<br />

Merkmale bestimmt werden, unter deren Fokus alle Modelle verglichen werden, zum Anderen<br />

werden <strong>die</strong> einzelnen Modelle in <strong>für</strong> sie typische Variablen unterteilt. Diese Variablen<br />

werden den Merkmalen tabellarisch zugeordnet. Sie sind in unterschiedlichem Maß operationalisierbar.<br />

Aus arbeitsökonomischen Gründen und wegen der besseren Übersichtlichkeit<br />

wird <strong>die</strong> Operationalisierbarkeit erst nach der Auswahl eines Modells überprüft.<br />

1.2 Auswahl der Merkmale<br />

Es werden eine Anzahl Merkmale bestimmt, welche <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratungssituation<br />

typisch sind und <strong>die</strong> in der einschlägigen Literatur von vielen Autoren erwähnt und als wichtig<br />

erachtet werden. Jedes Merkmal besteht je nach Modell aus unterschiedlichen Variablen,<br />

welche im nachfolgenden Kapitel definiert werden.<br />

Als Bedingung gelten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Merkmale <strong>die</strong> folgenden Punkte:<br />

− Sie sollten von mehreren Autoren als wichtig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungssituation beschrieben worden<br />

sein<br />

− Sie sollten bei mehreren Modellen beobachtet werden können.<br />

Die meisten Merkmale sind mehrdimensional, das heißt, sie werden vom Berater und vom<br />

Klienten unterschiedlich wahrgenommen. So beinhaltet beispielsweise das Merkmal Kom-<br />

AuF Print Nr. 12 263


Metzler-Burren, Charlotte<br />

munikation <strong>die</strong> Variable senden von sprachlichen Zeichen <strong>für</strong> den Sprecher und gleichzeitig<br />

verstehen von sprachlichen Zeichen <strong>für</strong> den Zuhörer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

werden beim Vergleich der Modelle <strong>die</strong> Merkmale nicht zwischen Sprecher und Zuhörer,<br />

respektive Berater und Klient aufgeteilt. Es werden <strong>die</strong> folgenden Merkmale festgelegt und<br />

im folgenden Kapitel beschrieben: Kommunikation, Beziehung, Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten,<br />

Berufswahl, unspezifische Sachebene, Entscheidung.<br />

1.2.1 Merkmal Kommunikation<br />

Das wohl nahe liegendste Merkmal betrifft <strong>die</strong> Kommunikation. Ohne <strong>die</strong>se kann weder ein<br />

Gespräch noch eine Beratung statt finden. In der Telefonberatung gibt es viele Besonderheiten<br />

in der Kommunikation, welche in einer Untersuchung berücksichtigt werden sollten (Ruppert,<br />

1999, Rosenfield, 1997, Watzlawick, Beavan & Jackson 1975 u.a.). Es interessiert, was<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Modelle zu <strong>die</strong>sem Aspekt beizutragen haben.<br />

1.2.2 Merkmal Beziehung<br />

Die Kommunikation spielt sich zwischen mindestens zwei Personen ab, welche in einer Beziehung<br />

zueinander stehen. Dass <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung auf den Therapie- oder Beratungserfolg<br />

einen Einfluss hat, wurde in vielen Untersuchungen bewiesen (Grawe, Donati &<br />

Beranuer, 1994, Rogers 1951). Auch in den meisten der hier vorgestellten Beratungs- und<br />

Berufswahlmodellen wird sie erwähnt und spielt eine wichtige Rolle.<br />

1.2.3 Merkmal Beratungsfertigkeiten / Klientenverhalten<br />

In den meisten Beratungs- und Berufswahlmodellen sind Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungsgestaltung<br />

zentral und folgen den theoretischen Annahmen des Modells (Brown & Brooks, 1994,<br />

Busshoff, 1998, Ertelt und Schulz, 1997, Zihlmann, 1998). Meist handelt es sich um Anweisungen<br />

oder Haltungen <strong>für</strong> den Berater, wie er vorgehen muss, damit beim Klienten ein<br />

Lern- oder Bewusstseinsprozess statt finden kann. Sie werden je nach Modell Beratungstechniken,<br />

Beratungsfertigkeiten, Beratungskompetenzen, praktische Anweisungen, Beratungsverfahren,<br />

Anwendung der Theorie oder ähnlich genannt. Hier sollen <strong>die</strong>se Handlungsanweisungen<br />

oder Techniken als Beratungsfertigkeiten bezeichnet werden. Ihnen entsprechen<br />

auf der anderen Seite das Klientenverhalten. Es gibt Modelle, welche den Beratungsprozess<br />

eher aus dem Fokus des Beraters beschreiben, andere untersuchen eher das Klientenverhalten.<br />

Beide hängen zusammen und werden deshalb hier - wie oben erwähnt – zusammen<br />

behandelt.<br />

1.2.4 Merkmal Berufswahl / unspezifische Sachebene<br />

Die <strong>berufliche</strong> Beratung als Sonderform der Beratung, gründet auf Konzepten, welche beschreiben,<br />

wie Menschen eine ihnen angemessene <strong>berufliche</strong> Tätigkeit auswählen. Sie bilden<br />

so den Kern der <strong>berufliche</strong>n Beratung (Brown & Brooks, 1994, Busshof, 1994, Ertelt &<br />

Schulz, 1997). Mit den beiden Merkmalen Berufswahl und unspezifische Sachebene wird<br />

unterschieden, ob ein Beratungsmodell solche Konzepte zum Prozess der Berufswahl enthält<br />

– in <strong>die</strong>sem Fall werden <strong>die</strong> Variablen unter Berufswahl aufgelistet - oder ob es Konzepte<br />

zu unterschiedlichsten Problem- oder Sachlagen bereithält und so unter dem Merkmal<br />

unspezifische Sachebene zu notieren ist.<br />

1.2.5 Merkmal Entscheidung<br />

Die Wahl eines Berufes oder einer Ausbildung geht immer mit Entscheidungen einher<br />

(Brown & Brooks, 1994, Busshoff, 1998, Ertelt & Schulz, 1997). Es interessiert daher, wie<br />

weit <strong>die</strong> verschiedenen Modelle Konzepte zum Zustandekommen von Entscheidungen enthalten.<br />

264 AuF Print Nr. 12


1.3 Auswahl der Variablen<br />

Anhang<br />

Für <strong>die</strong> in Kapitel II beschriebenen Theorien und Modelle ist bis jetzt keine Systematik bekannt,<br />

durch welche <strong>die</strong> Modelle in einzelne Variablen oder Teile zerlegt werden könnten. Es<br />

wird somit folgendes Verfahren gewählt:<br />

Als Variablen werden kleine Einheiten einer Theorie oder eines Modells bestimmt, <strong>die</strong> notwendig<br />

<strong>für</strong> das Verständnis sind und welche häufig kleine Abschnitte oder Erläuterungen<br />

zusammen fassen oder welche Unterkonzepte eines Modells darstellen.<br />

So finden sich beispielsweise unter dem Merkmal Berufswahl des Lebenszeitansatzes der<br />

Laufbahnentwicklung von Super (1994) Variablen wie Laufbahndaten, Lebensstadium, Berufswahlreife,<br />

sozialer ökonomischer Status, Selbstkonzept, Begabungen und so weiter.<br />

1.4 Vergleich der Modelle und Theorien<br />

Die Modelle und Theorien werden anhand der Merkmale und Variablen verglichen. Den Vorzug<br />

wird dasjenige Modell erhalten, bei welchem <strong>die</strong> meisten Merkmale berücksichtigt wurden.<br />

1.4.1 Vergleich der Kommunikationstheorien<br />

Im ersten Punkt der Tabelle in Anhang I (S. 64 – 66) werden <strong>die</strong> Kommunikationstheorien<br />

und Modelle aufgelistet. Einfache Nachrichtenübertragungsmodelle können als Grundlage<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> telefonische Beratung betrachtet werden. Gerade weil <strong>die</strong> Kommunikation nur über<br />

<strong>die</strong> Sprache stattfindet, muss durch <strong>die</strong> technische Einrichtung und durch bewusstes verständliches<br />

Sprechen <strong>die</strong> Verständigung gewährleistet sein. Dies ist jedoch <strong>für</strong> eine <strong>berufliche</strong><br />

Beratung sicher nicht ausreichend.<br />

Im Zwei-Aspekte-Kommunikationsmodell von Watzlawick et al. (1969) sowie im Vier-<br />

Ebenen-Modell von Schulz von Thun (1994, Punkt 1.2 und 1.3, Anhang I) wird neben dem<br />

Inhalt einer Mitteilung auch der Beziehungsaspekt berücksichtigt, im letzteren Modell zusätzlich<br />

der Verhaltensappell sowie <strong>die</strong> Selbstoffenbarung des Sprechers. Diese sind auf <strong>die</strong><br />

Gesprächssituation im persönlichen Kontakt angelegt. Es fehlen bei allen <strong>die</strong>sen Ansätzen<br />

Konzepte über <strong>die</strong> Beratung, <strong>die</strong> Berufswahl oder über das Fällen von Entscheidungen. In<br />

ihrem Modell der Telefonberatung analysiert Rosenfield (1997, Punkt 1.4, Anhang I, S. 66)<br />

ausführlich <strong>die</strong> spezielle Kommunikation am Telefon und gibt viele Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungssituation<br />

in einem Setting, welches ohne visuelle Informationen auskommen muss. Ihr<br />

Modell der Beziehungsgestaltung und Beratung ist klientzentriert, sie erläutert jedoch auch<br />

andere Beratungsmethoden. Die Berufswahl und <strong>die</strong> Entscheidungsfindung werden durch<br />

den klientenzentrierten Ansatz gefördert. Diese Ansätze werden im nachfolgenden Kapitel<br />

besprochen.<br />

1.4.2 Vergleich der Beratungs- und Berufswahlmodelle<br />

Unter Punkt zwei sind <strong>die</strong> Beratungsmodelle aufgelistet, Punkt drei (beide in Anhang I, S. 67<br />

- 74) zeigt <strong>die</strong> Berufswahltheorien.<br />

Das Modell der Klientenzentrierten Beratung von Rogers (1951) macht Vorgaben vorwiegend<br />

<strong>für</strong> das Verhalten des Beraters. Er ist in erster Linie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Etablierung einer guten Beziehung<br />

verantwortlich, eher reaktiv geht er auf Vorgänge beim Klienten ein, welcher dadurch<br />

zur (<strong>berufliche</strong>n) Selbsterkenntnis gelangt und Entscheidungen fällen kann. Die Methode<br />

enthält kein weiteres Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl und das Entscheidungsfällen. Um<br />

erfolgreich allein mit <strong>die</strong>ser Methode arbeiten zu können, wäre gemäß Rosenfield (1997)<br />

eine länger dauernde Beratungsausbildung im face-to-face Setting notwendig, da der Berater<br />

zum Entwickeln der zentralen Variablen (Empathie, Wertschätzung, Echtheit...) sichtbare<br />

Feedbacks vom ganzen Körper des Klienten einbeziehen sollte.<br />

Bei den Behavioristischen Methoden der Laufbahnberatung (Spiegler & Guevremont<br />

(1993) werden nach einer Identifizierung des Problems genaue Zieldefinitionen vorgegeben<br />

und Lernprozesse durch positive oder negative Bekräftigung oder verschiedene weitere An-<br />

AuF Print Nr. 12 265


Metzler-Burren, Charlotte<br />

leitungen angeregt. Der Berater übt eine gewisse Kontrolle über den Klienten aus, was am<br />

Telefon eher schwierig sein dürfte. Ein eigentliches Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl fehlt, zur Beziehungsgestaltung<br />

wird erwähnt, dass ein Vertrauensverhältnis etabliert werden sollte, wie<br />

<strong>die</strong>s geschehen soll, wird nicht näher definiert, auch Hinweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation sind<br />

nur spärlich.<br />

Die rational-emotive Verhaltensberatung (REBT) (Ellis, 1979) sieht irrationale Überzeugungen<br />

als Ursache von Problemen, welche unangemessene Emotionen zur Folge haben.<br />

Die Merkmale Beziehung und Kommunikation sind nicht sehr detailliert beschrieben und ein<br />

Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufswahl fehlt. Für nicht ausgebildete Psychologen dürfte <strong>die</strong> Unterscheidung<br />

zwischen dem Problem, den irrationalen Überzeugungen und deren unangemessenen<br />

Folgen recht schwierig sein.<br />

Bei der lösungsorientierten Kurzberatung (Miller, 1988) spielt <strong>die</strong> Analyse des Problems<br />

eine geringe Rolle, es geht vielmehr um das Aushandeln von Zielen und Lösungen. Dabei<br />

werden auch kleinste Veränderungen, welche der Klient im Vorfeld der Beratung selbst herbei<br />

geführt hat, berücksichtigt und es wird darauf aufgebaut. Bestandteil <strong>die</strong>ser Methode ist<br />

der kurze Rückzug des Beraters, um Lösungen zu entwickeln. Letzteres muss auch im Bereich<br />

der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> durchführbar sein. Zu den Merkmalen Kommunikation<br />

und Beziehung gibt es wenig Angaben, ein eigentliches Berufswahlkonzept fehlt.<br />

Die Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997) gibt Hinweise zur<br />

Kommunikationsgestaltung. Die Beziehungsgestaltung folgt einem klientzentrierten Ansatz<br />

und ist differenziert ausformuliert. Die Beratungsfertigkeiten sind nach einem eklektischen<br />

Ansatz aufgebaut, neben dem klientzentrierten Ansatz spielen auch Lerntheorien und kognitiv-behavioristische<br />

Ansätze eine wichtige Rolle. Die Berufswahl ist nach einem Zuordnungsmodell<br />

(Trait- Faktor Ansatz) entwickelt. Die Hauptaufgabe des Beraters besteht darin,<br />

einzuschätzen wo der Klient in <strong>die</strong>sem Prozess steht und in dort zu unterstützen. Das gesamte<br />

Modell ist nach dem Entscheidungsprozess von Janis und Mann (1977) konzeptualisiert.<br />

Es werden alle Merkmale berücksichtigt.<br />

Der Trait- und Faktoransatz (Williamson, 1964) betrachtet <strong>die</strong> Berufswahl als eine Zuordnung<br />

von Persönlichkeitsfaktoren zu geeigneten Berufs- und Arbeitsumwelten. Für <strong>die</strong> Analyse<br />

<strong>die</strong>ser Faktoren werden sehr häufig Tests eingesetzt. Die Kommunikation und Beziehungsgestaltung<br />

folgt einem eher klientzentrierten Ansatz. Angaben zum Entscheidungsprozess<br />

fehlen.<br />

Die Berufswahltheorie von Holland (1985) ordnet ebenfalls – mittels Tests - den Persönlichkeitstypen<br />

<strong>die</strong> entsprechenden Arbeitsumwelten zu. Es fehlen Angaben zur Kommunikation,<br />

zur Beziehungsgestaltung, zum Beratungsprozess sowie zur Entscheidungsfindung.<br />

Der Lebenszeitansatz der Laufbahnentwicklung von Super (1994) sieht in der Berufswahl<br />

den Versuch, ein Selbstkonzept zu realisieren. Dabei ist – neben den Fähigkeiten und den<br />

<strong>berufliche</strong>n Wertvorstellungen - auch der Stand der persönlichen Entwicklung wichtig. In der<br />

Beratung werden neben der <strong>berufliche</strong>n auch <strong>die</strong> übrigen Rollen im Leben des Menschen mit<br />

einbezogen. Das Modell macht wenig Angaben zur Kommunikation, zur Gestaltung der Beziehung<br />

und auch <strong>die</strong> Entscheidungssituation ist nicht differenziert ausgeführt. Da es sich<br />

hier um einen sehr umfassenden, breiten Beratungsansatz handelt, welcher in der Regel<br />

mehrere Termine erfordert, scheint er auch aus <strong>die</strong>sen Gründen <strong>für</strong> <strong>die</strong> sehr kurzen Sequenzen<br />

einer Telefonberatung weniger geeignet.<br />

Krumboltz (1983) betrachtet <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Entscheidungsfindung als sozialen Lernprozess,<br />

bei welchem <strong>die</strong> genetische Ausstattung, Umweltbedingungen, Lernerfahrungen und<br />

Problemlösefähigkeiten interagieren und zu Überzeugungen über das eigene Selbst und <strong>die</strong><br />

Arbeitswelt führen. Während <strong>die</strong> Entscheidungsfindung und <strong>die</strong> Berufswahl differenziert ausgearbeitet<br />

sind, macht Kurmboltz kaum Angaben zur Kommunikation und zur Beziehungsgestaltung.<br />

266 AuF Print Nr. 12


1.4.3 Vergleich der Entscheidungsmodelle<br />

Anhang<br />

Unter Punkt 4 im Anhang I (S. 75 – 76) sind <strong>die</strong> Entscheidungsmodelle aufgelistet. Das Konfliktmodell<br />

von Janis und Mann (1977) macht keine Angaben zur Kommunikation, zur Beziehung<br />

und zu den Beratungsfertigkeiten, es ist ganz auf <strong>die</strong> Entscheidungssituation konzentriert.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grund könnte es nur als ergänzendes Modell <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung in<br />

Betracht gezogen werden.<br />

Gottfredson (1996) hat sich mit der Kompromissbildung in der Berufswahl befasst und<br />

beschrieben, wie <strong>die</strong> große Auswahl an Möglichkeiten begrenzt werden kann. Über <strong>die</strong><br />

Kommunikation, <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Beratungsfertigkeiten macht das Modell<br />

keine Angaben. Während <strong>die</strong> bis dahin besprochenen Entscheidungsmodelle vorwiegend<br />

Wirkungen beim Klient im Fokus haben, konzentriert sich das Entscheidungs-<br />

Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995) und <strong>die</strong> Untersuchungen, welche<br />

Bobevski und McLennan (1998) damit gemacht haben auf den Beratungsprozess aus<br />

der Sicht des Beraters, <strong>die</strong>ser wird als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess konzeptualisiert<br />

(Anhang I, S. 77). Die Kommunikation und Berufswahlprozesse werden nicht<br />

thematisiert, <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Beratungsfertigkeiten nur am Rand.<br />

1.5 Selektion eines Ansatzes<br />

Der Vergleich der Theorien im vorhergehenden Kapitel sowie in den Tabellen im Anhang I<br />

(S. 64 – 77) und Anhang II (S. 78 – 81) zeigt, dass es nur ein Modell gibt, welches zu allen<br />

fünf Merkmalen Angaben macht. Es handelt sich um <strong>die</strong> Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong><br />

(ISM) von Ertelt und Schulz (1997). Sie berücksichtigt sowohl<br />

• <strong>die</strong> Kommunikation,<br />

• <strong>die</strong> Beratungsmethodik als auch<br />

• Berufswahlvorgänge und<br />

• Entscheidungsprozesse.<br />

Die ISM wurde explizit auch <strong>für</strong> Einmalberatungen entwickelt. Sie scheint deshalb geeignet,<br />

um als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> zu <strong>die</strong>nen. Zur besonderen<br />

Kommunikationssituation am Telefon macht das Modell wie alle anderen - mit Ausnahme<br />

von Rosenfield‘s – keine Angaben. Der Entscheidungsprozess wird aus der Sicht der<br />

Klienten geschildert.<br />

Es scheint, dass der Berater, wie in anderen Modellen, immer genau weiß, in welcher Phase<br />

der Klient steckt und welche Informationen zu welchem Zeitpunkt gerade benötigt werden.<br />

Dass <strong>die</strong>s oft nicht der Wirklichkeit entspricht, könnte jeder praktisch tätige Berater bestätigen.<br />

Bobevski und McLennan (1998) haben den <strong>Fernberatung</strong>sprozess als komplexen, dynamischen<br />

Entscheidungsprozess aus der Sicht des Beraters thematisiert und den Einfluss<br />

von Emotionen und Kognitionen mit dem Modell von Omodei und Wearing (1995) untersucht.<br />

Die ISM wird deshalb zum Einen mit den Vorgaben über <strong>die</strong> Telefonkommunikation<br />

des Modells von Rosenfield (1997), zum Anderen mit den Untersuchungen von Bobevski<br />

und McLennan (1998) mit dem Selbstregulationsmodell von Omodei und Wearing (1995)<br />

ergänzt.<br />

Zusammenfassend sei festgehalten, dass <strong>die</strong> folgenden Modelle als Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung<br />

der <strong>berufliche</strong>n <strong>Fernberatung</strong> <strong>die</strong>nen werden:<br />

1. Informationsstrukturelle <strong>Methodik</strong> von Ertelt und Schulz (1997)<br />

2. Telefonberatung von Rosenfield (1997): Kommunikation, ohne Beratungskonzept<br />

3. Telefonberatung als komplexer, dynamischer Entscheidungsprozess von Bobevski und<br />

McLennan (1998)<br />

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Metzler-Burren, Charlotte<br />

2. Definition der Variablen<br />

Zur Definition der Variablen werden zuerst aus den oben ausgewählten Ansätzen ein Modell<br />

der Entscheidung <strong>für</strong> den Klienten sowie ein Beratungsmodell <strong>für</strong> den Berater entworfen.<br />

2.1 Der Entscheidungsprozess aus der Sicht des Klienten<br />

Wie in Kapitel II / 3.5 (S. 20ff) beschrieben, realisiert das Individuum durch eher tastendes<br />

Vorgehen und Vereinfachungsstrategien eine schrittweise Problemlösung ohne <strong>die</strong> Informationssuche<br />

und –verarbeitungskapazität bis an <strong>die</strong> Grenzen zu treiben. Dabei werden nur<br />

wenige Alternativen in Betracht gezogen, <strong>für</strong> ihre Bewertung nur einige Kriterien berücksichtigt<br />

und der Entscheidungsprozess wird möglichst lange offengehalten um neue Informationen<br />

leichter berücksichtigen zu können.<br />

Der Ablauf <strong>die</strong>ses kognitiv-affektiven Informations-Verarbeitungsprozesses wird im Anhang<br />

III (S. 82 – 83) stichwortartig aufgezeigt, parallel dazu werden auch <strong>die</strong> kommunikativen Vorgänge<br />

nach Rosenfield (1997, s. Kap. II / 1., S. 6 – 10 und Kap. II / 2.2, S. 11) sowie <strong>die</strong> Beziehungsentwicklung<br />

dargelegt. Es folgen hier <strong>die</strong> sechs Stufen des Ablaufes (nach Ertelt &<br />

Schulz, 1997, Janis & Mann, 1977).<br />

1. Einschätzung der Herausforderung: Der Klient benötigt Informationen zur Definition<br />

einer <strong>für</strong> ihn neuen Situation, zu Niveau und Art des verlangten Entschlusses sowie zum<br />

zu erwarteten Informationsaufwand.<br />

2. Suche und Sichtung von Alternativen: Hier geht es um <strong>die</strong> Generierung von Handlungsalternativen,<br />

einholen von Informationen über <strong>die</strong> Auswirkungen der Alternativen <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> eigene Person (faktische Informationen: <strong>berufliche</strong> Möglichkeiten, Ausbildungen, Weiterbildungen,<br />

Realisierungschancen und Befriedigungsangebote).<br />

3. Bewertung von Handlungsweisen: Es folgen das Abwägen, Gewichten und informatorisches<br />

Aufarbeiten von Alternativen, das Einschätzen von Risiken und weiteres Einholen<br />

von Informationen. Selbsterkundung, Bewusstmachen von Wertungskriterien (wertende<br />

Informationen gewonnen aus Interessen, Motivationen, Präferenzen, Eignungsvorstellungen<br />

und internalisierten Umfeldbedingungen).<br />

4. Entschlussphase: Für <strong>die</strong> endgültige Auswahl und persönliche Festlegung benötigt der<br />

Klient informatorische Hilfen über Entscheidungswege, Auswahlkonflikte, Realisierungschancen<br />

und <strong>die</strong> zu erwartenden Folgen.<br />

5. Nachentscheidungsphase: Wenn <strong>die</strong> erwarteten nicht den eingetretenen Entschlussfolgen<br />

entsprechen, treten Dissonanzerlebnisse auf, es sind beschreibende und interpretierende<br />

Informationen erforderlich. Wichtig sind ebenfalls Informationen, <strong>die</strong> sich an den<br />

Zuschreibungsmustern <strong>für</strong> Erfolg oder Misserfolg orientieren.<br />

6. Evaluation der Entscheidung. Übereinstimmung mit den eignen ethischen und moralischen<br />

Prinzipien, Qualität der Entscheidung, Befriedigung.<br />

Nach Janis und Mann (1977) müssen <strong>die</strong>se sechs Phasen nicht zwangsläufig in der dargestellten<br />

Reihenfolge ablaufen.<br />

2.1.1 Erwartungen an <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong><br />

Der Klient kann in jeder der oben beschriebenen Phasen an <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Beratung gelangen.<br />

Je nach Stand seines Prozesses stehen Fragen nach Alternativen (faktische Informationen)<br />

und Bewertungskriterien oder <strong>die</strong> Suche nach Hilfe beim Problemlöseverfahren<br />

(präskriptive Informationen) im Vordergrund und erfordern einfachere oder komplexere<br />

Informationen und Lösungswege. In allen Phasen wird er erwarten, dass <strong>die</strong> Beraterin ihm<br />

zuhört, ihn zu verstehen versucht und ihm <strong>die</strong> benötigten Informationen gibt, auf nicht beachtete<br />

relevante Informationen hinweist oder bei der Erarbeitung von neuen Wegen Hilfe anbietet.<br />

268 AuF Print Nr. 12


2.1.2 Konflikte und Emotionen beim Klienten<br />

Anhang<br />

Konflikte treten in <strong>die</strong>sem Stufenmodell vor allem in der Entschluss- und in der Nachentscheidungsphase<br />

auf, besonders wenn es sich um existentielle Probleme mit großen Risiken<br />

handelt. Es treten Symptome wie Unschlüssigkeit, Wankelmut, Gefühle der Unsicherheit, der<br />

Ungewissheit, der Enttäuschung und des Stresses auf. Häufig haben Klienten Angst sich zu<br />

früh festzulegen und ihren Spielraum einzuengen, sie entwickeln Reaktanz. In der Nachentscheidungsphase<br />

sind Gefühle mit kognitiven Dissonanzerlebnissen zu bewältigen. Wenn<br />

kein Termindruck besteht, neigt das Individuum dazu, <strong>die</strong> Entscheidung aufzuschieben. Es<br />

besteht zwar Informationsinteresse, aber alle Hinweise mit der Aufforderung zum Handeln<br />

werden ignoriert.<br />

Wenn der Problemdruck steigt und sich <strong>die</strong> Möglichkeit auf Abschiebung der Verantwortung<br />

auf andere bietet, so konzentriert sich <strong>die</strong> Informationstätigkeit auf Experten. Gelingt <strong>die</strong>s<br />

nicht, folgt eine abgemilderte Form der defensiven Umgehungsstrategien, nämlich <strong>die</strong> selektive<br />

und aktive Suche nach bestätigenden Informationen und <strong>die</strong> Vermeidung von beunruhigenden<br />

Informationen.<br />

Zu panikartigem Verhalten kommt es, wenn der Klient in einem schweren Entscheidungskonflikt<br />

glaubt, dass es eine zufriedenstellende Lösung gibt, er aber keine Zeit hat, <strong>die</strong>se zu erarbeiten.<br />

In <strong>die</strong>sem Fall entwickelt er eine hektische Informationsaktivität, ohne noch zwischen<br />

wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden zu können. Es kommt zur<br />

individuellen Informationsüberlastung und damit zur Abnahme der Entscheidungsqualität.<br />

2.1.3 Telekommunikation und Beziehung zum Berater<br />

Im Telekommunikationsprozess ist es <strong>für</strong> den Klienten wichtig, dass er – neben einer einwandfreien<br />

technischen Verbindung - den Namen der Institution und der beratenden Person<br />

gut versteht. Auf Grund des fehlenden Sichtkontaktes erhalten Begleiterscheinungen der<br />

Sprache (Klang, Energie, Tonfall, Tonhöhe der Stimme, Sprechgeschwindigkeit, Pausen<br />

etc.) eine größere Bedeutung als im persönlichen Gespräch, sie helfen mit <strong>die</strong> Beziehung<br />

zwischen den Fernberatenden zu definieren. Der Klient kann dabei Freundlichkeit des Beraters,<br />

Akzeptanz, Wohlwollen, Geduld, Verständnis und Wertschätzung oder aber eher Unfreundlichkeit,<br />

Inakzeptanz, Ungeduld oder Verachtung wahrnehmen. Im Idealfall sollte er<br />

das Gefühl erhalten, dass <strong>die</strong> Fernbratungspartnerin auf ihn eingeht, ihn versucht zu verstehen,<br />

bei Unklarheiten nachfragt und genügend Raum <strong>für</strong> seine Schilderungen und <strong>für</strong> innere<br />

Prozesse lässt. Wenn er sich solchermaßen angenommen und verstanden fühlt, werden <strong>die</strong><br />

zu Beginn des Gesprächs bestehenden negativen Emotionen und Stress eher abgebaut.<br />

Dies wiederum fördert <strong>die</strong> „vigilante“ Entscheidung aber auch eine gute Beziehung zur Beraterin.<br />

Zur Darstellung seiner Problemlage benötigt der Klient - neben genügend Kenntnissen<br />

in der landesüblichen Sprache - sprachliches Ausdrucksvermögen. Er sollte in der Lage sein,<br />

über seine Lage und über sich selber zu reflektieren.<br />

2.1.4 Qualität der Entscheidung<br />

Die Qualität der Entscheidung wird von der ISM an der ethischen Übereinstimmung gemessen.<br />

Danach ist eine gute Entscheidung dann gegeben, wenn der Mensch sie in Übereinstimmung<br />

mit den eigenen ethischen und moralischen Prinzipien und Gesetzten sieht.<br />

Eine schlechte Entscheidung löst demnach Schuldgefühle und Gewissensbisse aus.<br />

2.2 Der Beratungsprozess aus der Sicht des Beraters<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Ratsuchende mit einer ganz spezifischen Frage an <strong>die</strong><br />

<strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> wenden. Ungeschulte Berater versuchen eine möglichst passende<br />

Antwort zu gegen und damit wird der Anruf schnell beendet. Geschulte Berater vergewissern<br />

sich, wo der Klient im Entscheidungsprozess steht und klären ab, welche Informationen tatsächlich<br />

benötigt werden. Dadurch weiten sich der Antwortrahmen und damit <strong>die</strong> Handlungsalternativen<br />

oft erheblich aus.<br />

AuF Print Nr. 12 269


Metzler-Burren, Charlotte<br />

2.2.1 Ablaufschema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung<br />

Im Modell der heuristisch-informationsstrukturellen Beratung (Ertelt, 1989b, in Ertelt & Schulze,<br />

1997, S. 249-250) wird der Beratungsprozess aus der Sicht des Beraters in sieben Phasen<br />

aufgeteilt. (s. auch Anhang V, S. 86 – 87). Es wird nicht erwartet, dass in jedem Beratungsgespräch<br />

<strong>die</strong>se Abfolge von Schritten zwingend eingehalten wird. Je nach Komplexität<br />

des Problems können <strong>die</strong> Schritte zwei und drei oder drei und vier zusammengefasst werden.<br />

1. Kennenlernen und Verstehen des Problems durch eingehende Problembeschreibung<br />

durch den Klienten, dabei werden einzelne Problembereiche unterschieden und der<br />

Stand im Problemlöseprozess sowie das Informationsdefizit analysiert.<br />

2. Definition der Beratungsziele aus der Sicht des Klienten und derjenigen des Beraters<br />

unter Berücksichtigung der Problemlösefähigkeit des Klienten, des notwenigen Beratungsaufwandes<br />

und der Kompetenz des Beraters. Der Berater entscheidet, ob er selber<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratung zuständig ist, ob der Klient eine persönliche Beratung benötigt oder an<br />

eine andere Stelle gewiesen wird.<br />

3. Aushandeln einer Beratungsvereinbarung: Was soll besprochen, was kann nicht effizient<br />

gelöst werden? Es folgt eine genaue Ziel- und Aufgabenbestimmung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

(Fern)Beratung. Dazu gehört eine differenzierte Informationsdefizitanalyse des Ratsuchenden<br />

mit Diagnosestellung in bezug auf das Beratungsproblem: Benötigt der Klient<br />

Informationen über <strong>berufliche</strong> Alternativen, muss er sich klar werden über seine persönlichen<br />

Merkmale wie Interessen, Neigungen oder Werte oder ist Hilfe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entscheidungsfindung<br />

und –Umsetzung notwendig?<br />

4. Kooperative Herausarbeitung und Vervollständigung fehlender, unstrukturierter<br />

oder defizitärer Informationen. Generieren und überprüfen von Alternativen.<br />

5. Bewertung von Handlungsweisen: Informationen zum Bewusstmachen von relevanten<br />

Wertungskriterien mit deren Hilfe <strong>die</strong> Bedeutung einer Alternative <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigenen Ziele<br />

eingeschätzt werden kann.<br />

6. Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Realisierung: Herausarbeiten von Handlungsalternativen zur Erreichung<br />

der vereinbarten Ziele, Maßnahmen, Hilfen und Absprachen in bezug auf <strong>die</strong> Realisierung<br />

der spezifischen Aktionen, möglichst an Hand konkreter Pläne.<br />

7. Evaluation des Beratungsergebnisses sowohl in Bezug auf den Beratungsprozess als<br />

auch auf das Ergebnis.<br />

2.2.2 Beratungsfertigkeiten<br />

In Kapitel II / 3.5 (S. 20ff) wird ausführlich auf <strong>die</strong> Beziehungsgestaltung und <strong>die</strong> Etablierung<br />

einer angenehmen Arbeitsatmosphäre eingegangen. Diese soll <strong>die</strong> Eigenverantwortung des<br />

Klienten und <strong>die</strong> Motivation zur Selbsthilfe fördern und Lernprozesse auch unter Problemdruck<br />

ermöglichen. Durch non-direktive Fertigkeiten wird der Klient zum Sprechen und zur<br />

Reflexion ermuntert. Direktive Fertigkeiten lenken das Gespräch und nehmen Einfluss auf<br />

Lernvorgänge und Problemlösungsprozesse.<br />

2.2.3 Telekommunikation und Beziehung zum Klienten<br />

Die Besonderheiten der Telekommunikation müssen mitberücksichtigt werden (s. Kap. II / 1.,<br />

S. 6 – 10 und Kap. II / 2.2, S. 11). Besondere Beachtung des Beraters ver<strong>die</strong>nen seine Begrüßung,<br />

seine Sprechweise, der Tonfall, minimale Ermunterungen und verbale Gesten sowie<br />

das Interpretieren der akustischen Zeichen des Klienten. Ein wichtiges Ziel der Beraterin<br />

sollte <strong>die</strong> Gestaltung einer guten Arbeitsatmosphäre auf Beziehungsebene sein. Sie sollte<br />

dabei <strong>die</strong> folgenden Merkmale entwickeln: Empathie, selektive Beachtung positiver Aspekte<br />

beim Klienten, Achtung vor dem Individuum und emotionale Wärme, Konkretheit der Aussagen,<br />

Unmittelbarkeit, Konfrontation bei Diskrepanzen in den Aussagen des Ratsuchenden<br />

und Echtheit. Dazu gehören auch direktivere Verhaltensweisen des Aushandelns und der<br />

270 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

bestimmenden Richtungsweisung. Die Eigenverantwortung des Klienten und seine Motivation<br />

zur Selbsthilfe sollten gefördert und Lernprozesse ermöglicht werden. Die Einfühlung darf<br />

nie in eine mitschwingende Distanzlosigkeit geraten. Als Beratungsfertigkeiten gelten <strong>die</strong> in<br />

Kapitel II / 3.5 (S. 21) genannten non-direktiven und direktiven beeinflussenden Maßnahmen.<br />

2.2.4 Der Entscheidungsprozess des Beraters<br />

Nicht nur der Klient steht in einem Entscheidungsprozess, sondern ebenfalls der Berater (s.<br />

Kapitel II / 5.3, S. 35). Er muss aktiv im vom Klienten präsentierten Problem nach relevanten<br />

Informationen suchen, <strong>die</strong>se integrieren, werten und fortlaufend entscheiden, wie er am besten<br />

zu <strong>die</strong>sen Statements Stellung bezieht. Für den Berater ist es wichtig, neben seinen kognitiven<br />

und Aufmerksamkeitsressourcen auch den emotionalen Status und motivationale<br />

kognitive Anstrengungen zu kontrollieren.<br />

2.3 Auswahl der Variablen<br />

Beim Entscheidungsprozess des Klienten und beim Beratungsprozess der Beraterin könnten<br />

eine Vielzahl an unterschiedlichen Variablen definiert werden. Bei <strong>die</strong>ser Untersuchung, welche<br />

eine Gesamtübersicht über <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Telefonberatung vermitteln möchte, können<br />

viele Bereiche nur relativ oberflächlich betrachtet werden, weil sonst <strong>die</strong> Länge des Fragebogens<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Probanden nicht mehr zumutbar würde. Eine Gegenüberstellung der beiden<br />

Prozesse zeigt, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt. Beide befassen sich mit faktischen,<br />

wertenden und präskriptiven Informationen oder mit dem Planen von Realisierungsschritten<br />

- wenn auch aus unterschiedlicher Optik. Auch dort, wo der Prozess des Klienten<br />

keine Entsprechung zu demjenigen des Beraters hat, kann oft nur der Klient entscheiden, ob<br />

<strong>die</strong> Absicht des Beraters bis zu ihm durchgedrungen ist – und umgekehrt. So sieht beispielsweise<br />

der Entscheidungsprozess des Klienten nicht vor, dass sich <strong>die</strong>ser Gedanken<br />

über das Ziel der Beratung macht. Aber nur der Klient kann objektiv beurteilen, ob <strong>die</strong>s der<br />

Berater tatsächlich thematisiert hat. Auch <strong>die</strong> Wirkung der Ermutigung, welche zu den Maßnahmen<br />

zur Realisierung im Beratungsprozess gehört, kann nur vom Klienten eingeschätzt<br />

werden, sie erscheint jedoch nicht im Entscheidungsprozess des Klienten. Diese Überlegungen<br />

haben dazu geführt, dass <strong>für</strong> <strong>die</strong> Klientinnen und <strong>die</strong> Berater im Großen und Ganzen <strong>die</strong><br />

selben Variablen ausgewählt werden. Unterschiede ergeben sich in der Formulierung der<br />

Items.<br />

AuF Print Nr. 12 271


Metzler-Burren, Charlotte<br />

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Muswieck, Wilfried<br />

6.2 Projektinformation <strong>für</strong> potentielle Teilnehmer (Informations-<br />

brief) 2003, Nürnberg<br />

Ziel des Projektes ist, <strong>die</strong> Qualität der <strong>berufliche</strong>n Beratung zu verbessern und <strong>die</strong> Weiterbildung<br />

der Berufsberater zu ergänzen.<br />

I. Zum Verständnis des Projektansatzes<br />

Alle bisherigen Beraterqualifikationen bauen auf der traditionellen face to face-<br />

Beratungssituation auf. Dieser traditionelle Beratungsansatz und <strong>die</strong> damit einhergehenden<br />

Qualifikationen sowie das Methodeninventar der Berufsberater und Berufsberaterinnen bietet<br />

keine professionellen Ansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> ständig steigende Nachfrage im Bereich der <strong>berufliche</strong>n<br />

<strong>Fernberatung</strong>/“distance counselling“.<br />

Im Rahmen des Projektes wurden rund 230 Berufsberater und Berufsberaterinnen in den<br />

Projektländern zu ihrer <strong>berufliche</strong>n Praxis in Bezug auf „distance counselling“ befragt. Diese<br />

Befragung ergab eine hohe praktische Involviertheit in <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong>, sei es bei<br />

Erst- und/oder Folgeberatungskontakten; so übersteigt bereits heute <strong>die</strong> durchschnittliche<br />

Zahl der Distanzberatungen mit rund 23 Erstberatungen und gut 10 Folgeberatungen pro<br />

Woche <strong>die</strong> Zahl der face to face-Beratungen mit rund 18 Erstberatungen und gut 9 Folgeberatungen.<br />

Diese Relationen sind unter Berücksichtigung der Intensität der <strong>Fernberatung</strong> allerdings zu<br />

relativieren, denn <strong>die</strong> Telefonberatung – und das ist innerhalb der Distanzberatung <strong>die</strong> am<br />

häufigsten nachgefragte Dienstleistung – dauern im Durchschnitt 9,6 Minuten, während <strong>die</strong><br />

face to face-Beratung in der Praxis zumeist umfangreicher ist (35 – 60 Minuten).<br />

Ein Blick auf <strong>die</strong> Anliegen der Ratsuchenden in der <strong>Fernberatung</strong> macht deutlich, dass <strong>die</strong><br />

Beratungskräfte auch bei der <strong>Fernberatung</strong> ein breites Themenspektrum abzudecken haben.<br />

• Überblicksinformationen (22,7 %)<br />

• Präzisieren von ersten konkreten Vorstellungen (14,6 %),<br />

• Beratung mit Vermittlungswunsch (14,3 %),<br />

• Absicherung einer bereits getroffenen Entscheidung (13,1 %),<br />

• Abwägen von Alternativen (12,9 %),<br />

• auslandsbezogene Fragen (11,7 %), und<br />

• Realisierung bereits gefasster Entschlüsse (10,7 %).<br />

Hinsichtlich der spezifischen Anforderungen der <strong>Fernberatung</strong> gegenüber der face to face–<br />

Situation ist vor allem der <strong>Methodik</strong> der Gesprächsführung von Bedeutung.<br />

Für <strong>die</strong>se spezifischen Anforderungen einer <strong>Fernberatung</strong> fühlen sich über <strong>die</strong> Hälfte der<br />

befragten Beratungskräfte (55 %) nicht und 8 % nur zum Teil ausreichend qualifiziert.<br />

Die persönlichen Rückmeldung und Erfahrungsberichte der Beratungskräfte zur <strong>Fernberatung</strong><br />

reflektieren sehr gut <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>die</strong>ser Beratungsform: Sie ist geeignet Beratungszeit<br />

zu sparen, schneller auf aktuelle Probleme der Klienten einzugehen, erweiterte<br />

Beratungsmöglichkeiten zu eröffnen und Schwellenängste abzubauen. Doch man fühlt sich<br />

auch häufiger im Arbeitsablauf gestört, unter größeren Zeitdruck gesetzt, nicht zuletzt weil<br />

mehr Klienten Zugang zur Beratung erhalten. Insgesamt jedoch zeichnen <strong>die</strong> befragten Berater<br />

ein positives Bild ihrer Kompetenzen zur Telefonberatung, denn 86 % geben an, dem<br />

Anliegen der Anrufer „häufig“ und 5 % „immer“ gerecht werden.<br />

Trotzdem haben gut drei Viertel der Beratungskräfte Interesse an der im Rahmen des LEO-<br />

NARDO DA VINCI - Pilotprojekts „<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong>“ entwickelten Weiterbildung. Bei<br />

276 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

<strong>die</strong>ser Qualifizierung soll <strong>die</strong> Beratungsmethodik einschließlich der verbalen Kompetenz das<br />

Hauptgewicht erhalten (knapp 60 % aller Nennungen). Man kann davon ausgehen, dass <strong>die</strong><br />

Befragten ihre persönliche Weiterbildung mit Blick auf <strong>die</strong> erwartete Entwicklung der <strong>berufliche</strong>n<br />

Distanzberatung planen. 90 % der Befragten erwarten, dass <strong>die</strong> Bedeutung <strong>die</strong>ser Beratungsform<br />

zunimmt.<br />

II. Strategischer – geschäftspolitischer Ansatz<br />

Die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit war der Initiator des Projektes, weil man frühzeitig – vor allem<br />

im Bereich von Euroguidance und EURES – den Trend hin zur nicht face to face - gestützten<br />

Beratung wahrgenommen hat. Auch <strong>die</strong> Einführung von Sprechstunden und Präsenzzeiten<br />

bestätigen <strong>die</strong> Erwartungen der Beratungsfachkräfte an deutlich kürzere Beratungssequenzen.<br />

Die Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit beteiligt sich am Projekt „Bund online“ der Bundesregierung<br />

mit der geplanten Einführung eines neuen Dienstleistungsangebotes „Beratung online“.<br />

Ziel ist <strong>die</strong> Erweiterung des personalen Beratungsangebotes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunden um Online-<br />

Beratungsmöglichkeiten zur Ergänzung oder - in bestimmten Fällen auch alternativ – zum<br />

face to face Beratungsgespräch.<br />

Durch <strong>die</strong> aktuellen Reformpläne der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit kommt <strong>die</strong>ser Form des Serviceangebotes<br />

eine völlig neue Dimension zu.<br />

Ziel des Weiterbildungsangebotes im Rahmen des Projekts ist es nicht, Call-Center-Agents<br />

zu qualifizieren, sondern den Beratern ein zusätzliches Methodeninventar <strong>für</strong> <strong>die</strong> fachlich<br />

fun<strong>die</strong>rte <strong>berufliche</strong> Beratung an <strong>die</strong> Hand zu geben.<br />

Der Trend, Beratungs<strong>die</strong>nstleistungen zum Beispiel über Hotlines oder Helplines anzubieten,<br />

gilt nicht nur <strong>für</strong> Deutschland sondern auch <strong>für</strong> viele der Partner im Projekt und andere öffentlicher<br />

Arbeitverwaltungen.<br />

III. Wie sollte man sich auf das Seminar vorbereiten?<br />

Die bisherigen Erfahrungen mit den Fortbildungsseminaren zu <strong>die</strong>sem Thema haben gezeigt,<br />

dass es unbedingt notwendig ist, sich <strong>für</strong> das Seminar auf Basis der angebotenen Texte<br />

vorzubereiten. Für Teilnehmer ohne fun<strong>die</strong>rte Beraterausbildung bzw. Kenntnisse im Bereich<br />

von Berufswahl und Beratungsmethodik ist dringend zu empfehlen, den Text 6.1 <strong>die</strong><br />

Diplomarbeit von Charlotte Metzler-Burren gründlich durch zu arbeiten, besonders <strong>die</strong> Informationsstrukturelle<br />

<strong>Methodik</strong> nach Ertelt/Schulz (1997) S. 28ff. und Ertelt/Schulz (2002), S.<br />

233ff.<br />

Die Input-Evaluierung sollte den Trainern rechtzeitig zurück gesandt werden, damit <strong>die</strong> Trainer<br />

sich auf <strong>die</strong> speziellen Bedürfnisse der Teilnehmer einstellen und <strong>die</strong> Trainingseinheiten<br />

anpassen können.<br />

Darüber hinaus hat sich bewährt <strong>die</strong> Kapitel Einführung, Einordnung der Telefonberatung<br />

innerhalb der <strong>Fernberatung</strong>, Spezifika der Telefonberatung und Trainingsvoraussetzungen,<br />

Gestaltung des Erstkontaktes sowie Beratungsprozess (Kommunikationsfertigkeiten) durchzuarbeiten.<br />

Den Trainern wird empfohlen den Teilnehmern zur Vorbereitung bestimmte Texte<br />

oder Teile des Handbuches zuzuordnen und <strong>die</strong> Teilnehmer zu bitten über <strong>die</strong>se Texte<br />

einen kurze Präsentation (5 Minuten) zu halten.<br />

IV. Was erwartet mich während des Seminars?<br />

Während des Seminars werden sich kurze Inputsequenzen mit praktischen Übungen (Rollenspielen)<br />

abwechseln. Die Trainer werden versuchen <strong>die</strong> richtigen Themen und Methoden<br />

adressatengerecht einzusetzen und durch <strong>die</strong> begleitende Evaluierung das Seminarprogramm<br />

bedarfsgerecht nach zu steuern. Die Bereitschaft zum aktiven Üben – wenn möglich<br />

auch per Videoaufzeichnung – wird von den Teilnehmern erwartet. Eigene Praxisbeispiele<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> kommunikativen Übungssequenzen sind <strong>für</strong> den Trainingserfolg ausschlaggebender<br />

als frei erfundene Übungsbeispiele. Deshalb sollten <strong>die</strong> Teilnehmer rechtzeitig solche sammeln<br />

und in das Training einbringen.<br />

AuF Print Nr. 12 277


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

6.3 Präsentation zum Projekt<br />

Europäische Berufsberatung<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

LEONARDO DA VINCI<br />

Pilotprojekt<br />

Entwicklung einer <strong>Methodik</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>berufliche</strong>s <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

11/24/04 Wilfried Muswieck Bür Büro o <strong>für</strong><br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

278 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

\European <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Pilotprojekt LEONARDO DA VINCI<br />

• Antragsteller Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

• Partner A, CZ, FL, HU, PL, RO, SK<br />

• Antragsdauer 3 Jahre<br />

Entwicklung einer neuen Beratungsmethodik<br />

<strong>für</strong> <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 2<br />

AuF Print Nr. 12 279


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

\ European <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Projektziel<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Ist - Analyse in den Ländern der Projektpartnerschaft<br />

Theorieanalyse<br />

<strong>Methodik</strong>entwicklung<br />

Testtrainings und Evaluierung<br />

Erstellung eines Trainer- und Teilnehmerhandbuches<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 3<br />

280 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� Projektverlauf<br />

Analyse<br />

Theorieansatz<br />

Methodenentwicklung und<br />

Trainerhandbuch<br />

Trainingsvorbereitung<br />

Handbuch Abstimmung<br />

Gesamt Evaluierung<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 4<br />

AuF Print Nr. 12 281


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Projektphasen<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Phase I Einstiegsphase - Wo stehen wir? (Projekt 1-3) 11/2001 - 1/2002<br />

Phase II Orientierungsphase - Wo wollen wir hin (Projekt 4-5) 2/2002 - 7/2002<br />

Phase III Realisierungsphase (Projekt 4-6) 8/2002 - 2/2003<br />

Phase IV Umsetzungsphase (Projekt 6-9) 3/2003 - 11/2003<br />

Phase V Operationale Phase/Training (Projekt 10-11) 12/2004 - 5/2004<br />

Phase VI Evaluierung - Beurteilung - Auswertung (Projekt 11-12) 5/2004 - 8/2004<br />

Phase VII Schlussphase (Projekt 12-13) 8/2004 - 10/2004<br />

Phase VIII Implementation (outside the Project) 1/2005<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 5<br />

282 AuF Print Nr. 12


Vorgangsnummer<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Evaluierung<br />

Trainerschulung<br />

Beraterschulung<br />

Evaluierung/Anpassung<br />

Endkonzept<br />

Endbericht<br />

Vorgangsbeschreibung<br />

Analyse der IST-Situation<br />

Qualifikationsbeschreibung<br />

der TN<br />

Auswerten IST-Analyse<br />

Theorie-Konzept-Auswahl<br />

Einstiegs-Zielkompetenz<br />

Entwicklung<br />

Trainingskonzept<br />

Auswahl der Trainer<br />

Trainerschulung<br />

Aktivitäten mit Puffer<br />

Meilensteine 1 - 5<br />

Kritischer Pfad<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Projektzeitplanung<br />

Dauer<br />

13 W<br />

52 W<br />

10 W<br />

13 W<br />

13 W<br />

52 W<br />

5 W<br />

13 W<br />

8 W<br />

26 W<br />

13 W<br />

12 W<br />

12 W<br />

11/01<br />

2/02<br />

5/02<br />

8/02<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 6<br />

AuF Print Nr. 12 283<br />

11/02<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

2/03<br />

5/03<br />

8/03<br />

11/03<br />

2/04<br />

5/04<br />

8/04<br />

10/04


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Dr. Karl Jehle<br />

Berufsberatungsamt<br />

Liechtenstein<br />

Projektmitarbeit<br />

Thoralf Marks<br />

Fa. Login<br />

Telefon<strong>die</strong>nstleistungen<br />

Projektmitarbeit<br />

Zusanna Freibergova<br />

NRCVG Czech Republic<br />

euroguidance<br />

Projektmitarbeit<br />

Milena Blatniková<br />

National Employment Service<br />

Evaluation -Training<br />

Projektmitarbeit<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Projektorganisation<br />

Wilfried Muswieck<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Chairman<br />

Projektkoordination<br />

András Vladiysavlev<br />

NRCVG Hungary<br />

euroguidance<br />

Projektmitarbeit<br />

Prof.Dr. Ertelt<br />

Wissenschaftlicher Leiter<br />

Qualifikationssicherung<br />

Trainings Handbook<br />

Eduard Staudecker<br />

NRCVG Austria<br />

Silentpartner<br />

Dissemination<br />

Dr. Klaus Mathis<br />

BIFO Vorarlberg<br />

Analyse/Evaluation<br />

Projektmitarbeit<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Mihai Jigau<br />

NRCVG Romania<br />

euroguidance<br />

Projektmitarbeit<br />

Hanna Swiatkiewicz-Zych<br />

NRCVG Poland<br />

euroguidance<br />

Projektmitarbeit<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Anna Bucic<br />

NRCVG Slovac Republic<br />

euroguidance<br />

Nationale Koordination<br />

Stefan Grajcar<br />

National Labour Office<br />

Analyse-Training<br />

Ivan Valkovic<br />

Psychological<br />

Conselling Centre<br />

Anlayse-Training<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 7<br />

284 AuF Print Nr. 12


Auf das Netzwerk<br />

"euroguidance"<br />

Berufsberatung <strong>für</strong><br />

Jugendliche<br />

Laufbahnberatung <strong>für</strong><br />

Erwachsene<br />

Bildungsberatung<br />

Teilprojekt 1: Analyse der IST-Situation/Beraterfragebogen<br />

Auf welche Tätigkeitsbereiche bezieht sich <strong>die</strong> Beantwortung des Fragebogens<br />

Sonstige<br />

23<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 8<br />

AuF Print Nr. 12 285<br />

63<br />

71<br />

92<br />

119


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1201<br />

Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />

719<br />

438<br />

236<br />

143<br />

80<br />

144 94<br />

Telefon E - Mail Brief/Fax<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 9<br />

286 AuF Print Nr. 12<br />

60<br />

Gesamtzahl<br />

Erstberatung<br />

Folgeberatung


Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />

Folgeberatung<br />

38%<br />

Telefon<br />

Erstberatung<br />

62%<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 10<br />

AuF Print Nr. 12 287


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face Situation?<br />

Erstberatung<br />

64%<br />

E - Mail<br />

Folgeberatung<br />

36%<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 11<br />

288 AuF Print Nr. 12


Wie häufig beraten Sie außerhalb der face to face<br />

Erstberatung<br />

61% Folgeberatung<br />

39%<br />

Brief/Fax<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 12<br />

AuF Print Nr. 12 289


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Wie häufig beraten Sie in der face to face Situation?<br />

Erstberatung<br />

64%<br />

Folgeberatung<br />

36%<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 13<br />

290 AuF Print Nr. 12


Absicherung<br />

Absicherung<br />

getroffener<br />

Entscheidung<br />

Realisierung<br />

Abwägen<br />

Präzisierung<br />

Auslandsbezogene<br />

Auslandsbez. Fragen<br />

Fr.<br />

Beratung<br />

Auskünfte<br />

Welche Anliegen werden in der <strong>Fernberatung</strong> behandelt?<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 14<br />

AuF Print Nr. 12 291<br />

73<br />

76<br />

76<br />

75<br />

77<br />

87<br />

133


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Sonstige<br />

z.B. unklar, zu allg., außerhalb<br />

Sonstige<br />

der Zuständigkeit<br />

Eine genaue Beantwortung<br />

ist kaum möglich<br />

Viele Rückfragen<br />

sind nötig<br />

Beantwortung macht<br />

keine Probleme<br />

Wie sind <strong>die</strong> schriftlichen Anfragen formuliert<br />

13<br />

23<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 15<br />

292 AuF Print Nr. 12<br />

58<br />

68


And. Bereiche<br />

Transnationales<br />

europabezogenes Wissen<br />

Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />

Ausbildungs u. Arbeitsmarkt<br />

Berufskundliches Wissen<br />

Sprachkompetenz<br />

Gesprächsführung<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Telefonberatung<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Welche spezifische Anforderung stellt <strong>die</strong> <strong>Fernberatung</strong> im Vergleich zur face to<br />

face Beratung an Sie?<br />

25<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 16<br />

AuF Print Nr. 12 293<br />

49<br />

52<br />

55<br />

59<br />

66<br />

69<br />

78<br />

82


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

Fühlen Sie sich qualifiziert <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Beratungsform<br />

Nein<br />

Nein<br />

56%<br />

56%<br />

Ja<br />

Ja<br />

35% 35%<br />

35%<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

teils/teils<br />

teils/teils<br />

9% 9%<br />

9%<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 17<br />

294 AuF Print Nr. 12


And. Bereiche<br />

Transnationales<br />

europabezogenes Wissen<br />

Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />

Ausbildungs u. Arbeitsmarkt<br />

Berufskundliches Wissen<br />

Sprachkompetenz<br />

Gesprächsführung<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Telefonberatung<br />

In welchen Bereichen sehen Sie Ihren persönlichen Fortbildungsbedarf?<br />

18<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 18<br />

AuF Print Nr. 12 295<br />

33<br />

36<br />

38<br />

38<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

47<br />

55<br />

71<br />

78


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

\ Fachliche Ansätze<br />

Informationsweitergabe – auch digital<br />

Erstkontakte – Beratungsvorbereitung<br />

Beratung im eigentlichem Sinne<br />

Beratungsnachbereitung<br />

Prozessbegleitung – Evaluierung – Erfolgskontrolle<br />

Online Bereitstellung von Gruppeninformationen<br />

Webbasierte Selbsterkundungs- und Testverfahren<br />

Experten Portal – Mail – Chat – FAQ-Angebote<br />

Trotzdem: problem-, lösungs- und handlungsorientiert!<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 19<br />

296 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

\ Vorteile der <strong>Fernberatung</strong><br />

Erleichterung der Kontaktaufnahme<br />

Son<strong>die</strong>rung des Beratungsbedarfes<br />

Optimierung der Erreichbarkeit der Beratungs<strong>die</strong>nstleistung<br />

Niederschwelliger Zugang <strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen<br />

Erweiterte Zugangsmöglichkeiten <strong>für</strong> Berufstätige<br />

Versorgung strukturschwacher Regionen<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 20<br />

AuF Print Nr. 12 297


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

\ Formen des <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Telefon, teilweise schon bis zu 50% des Beratungsvolumens<br />

Hotline, Europa- und Auslands-Hotline der BA, Service Center<br />

der Agentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

Videoconferencing, bisher wenig erprobt, Erfahrungen in einigen<br />

Agenturen <strong>für</strong> Arbeit, Fernsprechstunden, EBZ<br />

E-Mail, zukünftig stärker zunehmend<br />

Chats<br />

SMS<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 21<br />

298 AuF Print Nr. 12


� Grenzen<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Weniger geeignet <strong>für</strong> Beratungskommunikation im e. S.<br />

Erschwernis durch <strong>die</strong> Schriftlichkeit<br />

Mögliche Barrieren <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung (Sehen und<br />

Hören)<br />

Ausgrenzung von Menschen mit fehlenden oder nicht stark<br />

ausgeprägten digitalen Kompetenzen (digital exclusion)<br />

Manche Menschen telefonieren und schreiben nicht gerne!<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 22<br />

AuF Print Nr. 12 299


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� Faktoren gelungener (online)Kommunikation<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

In Chats und Videokonferenzen kommt der zeitlichen<br />

Abstimmung des Sprechens eine große Bedeutung zu<br />

Berücksichtigung des eingeschränkten non verbalen Verhaltens,<br />

der emotionalen Sprachtönung, von Verstärkungen, Gedanken,<br />

Gefühle, Intentionen müssen deko<strong>die</strong>rfähig gehalten werden<br />

Abstimmung der Gesprächsinhalte<br />

Aufzeigen der Grenzen der <strong>Fernberatung</strong><br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 23<br />

300 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� Sprecher – Senderfertigkeiten<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Ansichten, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle konkret, eindeutig<br />

<strong>für</strong> den Empfänger annehmbar äußern<br />

Ich-Sätze bilden, Selbstoffenbarung, beim Thema bleiben<br />

Mitteilungen/Informationen an konkrete Situationen und konkrete<br />

Verhaltensweisen des Kommunikationspartners koppeln<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 24<br />

AuF Print Nr. 12 301


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� Zuhörer – Empfängerfertigkeiten<br />

Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Meinungen möglichst genau<br />

erfassen und rückmelden<br />

Wünsche des Kommunikationspartners mit eigenen Worten<br />

zusammenfassen, aktives Zuhören<br />

Offene Fragen stellen<br />

drastifizierende Rückkoppelung, Bildersprache, Analogien<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 25<br />

302 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� „Best Practice“ Beispiele<br />

Ich bemerke, dass Ich bedauere, dass<br />

Ich nehme an, dass Ich <strong>für</strong>chte, dass<br />

Ich möchte wissen Ich wäre froh, wenn<br />

Ich vermute, dass Ich möchte, erwarte<br />

Lassen Sie mich mutmaßen Ich schätze es,<br />

Ich glaube, dass ich, Sie<br />

Es stört mich, dass<br />

Ich hoffe……..<br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 26<br />

AuF Print Nr. 12 303


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

� Realisierungsformen und Möglichkeiten BA<br />

Anruf eines Kunden – Klärung des Beratungsanliegens<br />

Prozessbegleitung – up date des Berufswahlprozesses<br />

Stand des Bewerbungsverfahrens, der Ergebnisse<br />

Beratung Online, Chats, E-Mail, SMS<br />

Service Center??????<br />

Europa- und Auslandshotline der BA bei der ZAV<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 27<br />

304 AuF Print Nr. 12


<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Anhang<br />

euroIguidance<br />

euro guidance<br />

Die Europäische Kommission, <strong>die</strong> OECD und <strong>die</strong><br />

Weltbank empfehlen <strong>die</strong> beschleunigte Integration<br />

von <strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong> in <strong>die</strong> Standardservices<br />

der nationalen Beratungs<strong>die</strong>nste und deren bessere<br />

nationale wie transnationale Vernetzung<br />

11/24/04 Wilfried Muswieck / Ertelt / Büro <strong>für</strong> grafische Gestaltung 28<br />

AuF Print Nr. 12 305


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

6.4 Erhebungsbogen zur Situationsbeschreibung der Berufsbera-<br />

tung, Berufsberatungsangebote und zur Beraterqualifizierung<br />

1. Welche Institutionen bieten in Ihrem Land Berufsberatung an?<br />

1.1 öffentliche Anbieter<br />

ca. Anzahl<br />

der Berater<br />

1.2 private Anbieter ca. Anzahl<br />

der Berater<br />

1.3 sonstige Anbieter (Kammern, Gewerkschaften, Kirchen, etc.) ca. Anzahl<br />

der Berater<br />

Kosten<br />

ja nein<br />

Kosten<br />

ja nein<br />

Kosten<br />

ja nein<br />

306 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

2. Für welche Zielgruppen wird Berufsberatung, von wem in Ihrem Land angeboten?<br />

(Jugendliche, Erwachsene, Schüler, Arbeitsuchende)<br />

2.1 öffentliche Anbieter Zielgruppe<br />

2.2 private Anbieter Zielgruppe<br />

2.3 sonstige Anbieter (Kammern, Gewerkschaften, Kirchen, etc.) Zielgruppe<br />

3. Welche Angebote umfassen das Standardangebot der öffentlichen Berufsberatung<br />

in Ihrem Land?<br />

• Information über Bildung, Ausbildung, Beruf, Arbeitsmarkt,<br />

• Information über finanzielle Unterstützung<br />

• Individualberatung<br />

• Eignugsfeststellung (Assessment)<br />

• Gruppenberatung<br />

• Vermittlung<br />

• Nachgehende Betreuung<br />

• Arbeitgeberberatung<br />

• Transnationale und europabezogene Beratung und Information<br />

• <strong>Distance</strong>- counselling (<strong>Fernberatung</strong>)<br />

• Selbstinformation (Me<strong>die</strong>n / Programme)<br />

• Internetangebote<br />

Anbieter<br />

Sonstige ........................................................................................................................................<br />

........................................................................................................................................<br />

AuF Print Nr. 12 307<br />

Öffentliche<br />

Private<br />

Sonstige


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

4. Gibt es einen "gesetzlichen Auftrag" an <strong>die</strong> Berater bzw. deren Beschäftigungseinrichtungen<br />

in Bezug auf <strong>die</strong> Aufgaben der Berufsberatung?<br />

ja nein<br />

wenn, ja:<br />

Senkung der Arbeitslosigkeit<br />

Erleichterung der Transsitionsprozesse Schule – Beruf<br />

Berufsorientierung in der Schule<br />

Beratung und Vermittlung <strong>für</strong> Erwachsene,<br />

Beratung von Betrieben<br />

Verbesserung der Mobilität<br />

Erleichterung der Rückkehr in den Beruf<br />

Sonstiges: ............................................................................................................................<br />

............................................................................................................................<br />

5. Wie werden <strong>die</strong> Berater qualifiziert? Welche Art von Abschlüssen / Zertifikaten<br />

werden durch <strong>die</strong> jeweilige Qualifizierungsmaßnahme erreicht<br />

5.1 Art der Qualifizierung<br />

Abschluß / Zertifikat<br />

3 – 4-jähriges Fachstudium in Berufsberatung Bachelor<br />

Spezialisierung innerhalb eines Stu<strong>die</strong>nganges (z.B. Psychologie,<br />

Pädagogik, Sozial Wiss., Lehrer )<br />

Master<br />

Sonstiges:...........................<br />

Bachelor<br />

Master<br />

Sonstiges:...........................<br />

Postgraduiertes Studium (1-2 Jahre) Bachelor<br />

Interne Qualifizierung (In-house- Programme)<br />

Nicht formalisierte Qualifizierung (div. Module Seminare)<br />

Master<br />

Sonstiges:...........................<br />

5.2 Gibt es ausformulierte Curricula oder Dokumente über <strong>die</strong> Beraterausbildungen?<br />

ja nein<br />

Wenn ja, bitte beilegen oder Bezugsquelle angeben:<br />

.....................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................<br />

308 AuF Print Nr. 12


5.3 Gibt es spezielle Seminare oder Module <strong>für</strong> distance - counselling<br />

ja nein<br />

Anhang<br />

wenn ja, bitte kurze Angaben:<br />

......................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................<br />

5.3 Gibt es gesetzliche Regelungen oder Standards <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung in ihrem Land?<br />

ja nein<br />

wenn ja, bitte kurze Angaben:<br />

......................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................<br />

6. Nennen Sie bitte <strong>die</strong> Adressen der Ausbildungseinrichtungen und An-<br />

sprechpartner <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beraterqualifizierung.<br />

Institution Ansprechpartner<br />

Herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit und Unterstützung des Projektes.<br />

Für <strong>die</strong> Projektleitung:<br />

Wilfried Muswieck<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit<br />

Regensburger Str. 104<br />

D-90327 Nürnberg<br />

Tel. +49-911-179-2880 Fax: +49-911-179-1307<br />

e-mail: Wilfried.muswieck@arbeitsagentur.de<br />

AuF Print Nr. 12 309


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

6.5 Erhebungsbogen zur Analyse der IST - Situation der berufli-<br />

chen <strong>Fernberatung</strong> in den Projektländern <strong>für</strong> Beratungs-<br />

praktiker<br />

Informationen über den Beantworter<br />

Derzeitige Tätigkeit:<br />

Funktion / Institution<br />

Wie viele Jahre Erfahrung haben Sie in <strong>die</strong>ser Tätigkeit:<br />

Art Ihrer Ausbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Tätigkeit:<br />

Auf welche Tätigkeitsbereiche bezieht sich <strong>die</strong> Beantwortung des Fragebogens:<br />

Sonstiges:<br />

Auf das Netzwerk „euroguidance“:<br />

Berufsberatung <strong>für</strong> Jugendliche<br />

Laufbahnberatung <strong>für</strong> Erwachsene<br />

Bildungsberatung<br />

310 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

1.1 Wie häufig in der Woche beraten Sie Ratsuchende außerhalb der traditionellen<br />

face to face Situation?<br />

Telefon: Anzahl<br />

davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />

E-Mail: Anzahl<br />

davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />

Brief / Fax<br />

davon: Erstberatungen Folgeberatungen<br />

1.2 Wie häufig in der Woche beraten Sie Ratsuchende in der traditionellen face to<br />

face Situation?<br />

Anzahl Erstberatungen<br />

Anzahl Folgeberatungen<br />

2. Welche Anliegen werden in der <strong>Fernberatung</strong> angesprochen bzw. behandelt?<br />

(Mehrfachangaben möglich)<br />

Auskünfte / Informationen zum Überblick<br />

Beratung mit Vermittlungswunsch<br />

Auslandsbezogene Fragen<br />

Präzisieren von ersten Vorstellungen<br />

Abwägen von Alternativen<br />

Realisierung bereits gefasster Entschlüsse<br />

Absicherung bereits getroffener Entscheidungen<br />

3. Wie sind <strong>die</strong> schriftlichen Anfragen an Sie formuliert?<br />

Die Beantwortung macht in der Regel keine Probleme<br />

In vielen Fällen sind Rückfragen erforderlich<br />

In der Mehrzahl lassen <strong>die</strong> Anfragen eine genaue Beantwortung nicht zu.<br />

Sonstiges (bitte in Stichworten): --------------------------------------------------------------<br />

AuF Print Nr. 12 311


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

4. Mit welchen spezifischen Anforderungen sehen Sie sich bei der <strong>Fernberatung</strong> im<br />

Vergleich zu einer persönlichen Beratung (face to face Situation) konfrontiert?<br />

Telefonberatung Insgesamt<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Gesprächsführung<br />

Sprachkompetenz<br />

Berufskundliches Wissen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />

Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />

Transnationales/ europabezogenes Wissen<br />

Andere Bereiche (bitte in Stichworten): ----------------------------------------<br />

5. Fühlen Sie sich auf <strong>die</strong>se Form der <strong>berufliche</strong>n Beratung ausreichend qualifiziert?<br />

Ja Nein<br />

Wenn nein:<br />

In welchen Bereichen sehen Sie Ihren persönlichen Fortbildungsbedarf?<br />

Telefonberatung insgesamt<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Gesprächsführung<br />

Sprachkompetenz<br />

Berufskundliches Wissen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />

Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />

Transnationales/europabezogenes Wissen<br />

Andere Bereiche (bitte in Stichworten):<br />

_________________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________________<br />

312 AuF Print Nr. 12


6. Wie fühlen Sie sich in der Situation der <strong>Fernberatung</strong>?<br />

Bitte alle Aussagen bewerten<br />

Spare dadurch Beratungszeit<br />

Fühle mich in meinem Arbeitsablauf gestört<br />

Kann schneller auf aktuelle Probleme der Klienten eingehen<br />

Bin nicht ausreichend auf solche Beratung vorbereitet<br />

Habe dadurch erweiterte Beratungsmöglichkeiten<br />

Bin informatorisch überfordert<br />

Kann Schwellenängste bei Ratsuchenden besser abbauen<br />

Bekomme mehr Ratsuchende<br />

Bin unter höherem Zeitdruck als sonst<br />

Bin methodisch überfordert<br />

Die technischen Voraussetzungen reichen nicht aus<br />

Anhang<br />

Sonstiges:<br />

________________________________________________________________________________<br />

7. Wie gehen Sie bei einer <strong>Fernberatung</strong> vor?<br />

7.1 Wie gestalten Sie <strong>die</strong> Begrüßung? ___________________________________<br />

7.2 Registrieren Sie den Namen des Anrufers ja nein<br />

7.3 Sprechen Sie den Anrufer während des<br />

Gesprächs mit Namen an?<br />

ja nein<br />

7.4 Bearbeiten Sie Fragen und Probleme direkt? ja nein<br />

7.5 Welche Hintergrundinformationen versuchen Sie über den Anrufer zu erhalten?<br />

7.6 Wie lange dauern <strong>die</strong> Gespräche im Durchschnitt? Minuten<br />

7.7 Haben Sie das Gefühl, dem Anliegen des Anrufers gerecht geworden zu sein?<br />

Immer häufig weniger häufig selten<br />

7.8 Lassen Sie sich <strong>die</strong> Nummer geben und rufen zurück? ja nein<br />

AuF Print Nr. 12 313<br />

trifft voll<br />

zu<br />

trifft eher<br />

zu<br />

trifft eher<br />

nicht zu<br />

trifft über-<br />

haupt


Ertelt, Bernd-Joachim/Muswieck, Wilfried<br />

8. Welche Hauptunterschiede im Vorgehen sehen Sie im Vergleich zu einer face to<br />

face Beratung (bitte Stichworte):<br />

___________________________________________________________________<br />

9. Haben Sie Interesse, an dem in <strong>die</strong>sem LEONARDO - Projekt zu entwickelnden<br />

Schulungssystem teilzunehmen? ja nein<br />

10. Welche Schwerpunkte sollte Ihrer Meinung nach eine Qualifizierung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong><br />

Distanzberatung haben?<br />

Telefonberatung insgesamt<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Gesprächsführung<br />

Sprachkompetenz<br />

Berufskundliche Wissen<br />

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />

Bildung/Ausbildung/Hochschule<br />

Transnationales/ europabezogenes Wissen<br />

Andere Bereiche ( bitte in Stichworten<br />

_________________________________________________________________<br />

11. Wie wird sich Ihrer Meinung nach <strong>die</strong> Bedeutung der <strong>berufliche</strong>n Distanzberatung<br />

in Zukunft entwickeln?<br />

sie wird eher steigen<br />

sie wird gleich bleiben<br />

sie wird eher sinken<br />

Herzlichen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit.<br />

314 AuF Print Nr. 12


6.6 Bewertungsbogen<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

Anhang<br />

<strong>die</strong> Auswertung der Befragung der Beratungspraktiker in den Projektländern hat ein<br />

starkes Interesse an spezifischer Fortbildung <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> <strong>Fernberatung</strong> ergeben.<br />

Wie in Wien vereinbart, hat eine Arbeitsgruppe auf der Grundlage der Ergebnisse<br />

Vorschläge erarbeitet, und bittet Sie nun, <strong>die</strong>se zu gewichten. Daraus sollen dann<br />

<strong>die</strong> Module <strong>für</strong> das „Training der Trainer“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>berufliche</strong> Distanzberatung entstehen.<br />

Wir haben uns bei den Vorschlägen auf <strong>die</strong> Kompetenzen speziell <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Distance</strong><br />

<strong>Counselling</strong> konzentriert, also nicht <strong>die</strong> gesamte Kompetenz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufsberatung<br />

angezielt. In <strong>die</strong>sem Sinne betrachten wir <strong>die</strong> berufskundlichen Kompetenzen<br />

als Gegenstand nationaler Qualifizierung.<br />

Bitte senden Sie den ausgefüllten Bewertungsbogen bis zum 15. Juni 2002 an <strong>die</strong><br />

Projektleitung:<br />

Herrn Wilfried Muswieck Tel.: +49 (0) 911/179-28 80<br />

Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit Fax: +49 (0) 911/179-13 07<br />

Regensburger Str. 104 E-Mail: Wilfried.muswieck@arbeitsagentur.de<br />

D-90327 Nürnberg<br />

Vielen Dank <strong>für</strong> Ihre Mitarbeit<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Bernd-Joachim Ertelt, Dr. Karl Jehle, Dr. András Zakar<br />

AuF Print Nr. 12 315


Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />

I. Methodisches Vorgehen<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ----------- ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

1. Kontaktaufnahme am Telefon<br />

- Organisation der Telefon-Anlaufstelle<br />

(„Triage“: Koordination, Selektion, Weiterbildung)<br />

- Qualitätsmanagement (Wartezeit des Klienten, Anzahl der<br />

Weiterverbindungen, Präsenz der Ansprechpartner)<br />

- Gestaltung der Beziehungsebene beim Erstkontakt<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ----------- ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

2. Klärung des Anliegens<br />

- Anlegen eines Personalblattes bzw. einer Gesprächsnotiz<br />

(Script)<br />

- präzises Abklären des Anliegens<br />

- sprachliche Präzision, positive Formulierungen<br />

- aktives Zuhören und Frageverhalten<br />

- Vermitteln des beraterischen Involvements<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

316 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ----------- ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

3. Beratungsvereinbarung<br />

- „Abschlusstechniken“: Zusammenfassung des Anliegens,<br />

ggf. Korrektur durch Klienten, Priorisierung, Entscheidung<br />

ob Beratung, Verweis (referral), Selbstinformation<br />

- Harmonisierung von Erwartungen des Klienten und der<br />

vereinbarten Beratungsziele<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ----------- ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorät<br />

4. Diagnostik/Assessment<br />

- Formalqualifikation<br />

- Selbsteinschätzung des Klienten, Zutrauen zu sich selbst<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ----------- ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

5. Beratungsprozess<br />

- Technik der gestuften Information und Raterteilung (nach<br />

den internen Bedingungen beim Klienten)<br />

- Erstellung eines Informationsplans <strong>für</strong> den Klienten<br />

- direkte Raterteilung (Expertenansatz)<br />

- Realisierungshilfen: Hinweise auf Vermittlungssysteme und<br />

Personen<br />

- qualifizierter Verweis (referral)<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

AuF Print Nr. 12 317


Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

6. Abschluss<br />

- Vereinbarung des weiteren Vorgehens und der „Hausaufgaben“:<br />

Wer tut was, bis wann, in welcher Abfolge?<br />

- Überprüfung, wieweit der Beratungsvertrag erfüllt wurde<br />

- Feststellung der Verbindlichkeit der Ergebnisse<br />

- Überprüfung der Angemessenheit des Vorgehens<br />

- Feedback: Atmosphäre, Beziehungsebene, Inhaltsebene<br />

- Vorbereitung der Nachentscheidungsphase<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

7. Nacharbeit und Qualitätsmanagement<br />

- Erstellung des Gesprächsprotokolls<br />

- Entwicklung eines Mindestformulars zur Nacharbeit<br />

- Aufbereitung typischer Anliegen mit Lösungswegen (FAQ<br />

etc.)<br />

- Dokumentation von Fällen nach c.i.t.<br />

- spezifische Methoden der Selbst- und Fremdevaluation bei<br />

Telefonberatung (z. B. EFQM-Methode)<br />

Bemerkungen: ______________________________________<br />

__________________________________________________<br />

318 AuF Print Nr. 12


Anhang<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

II. Gesprächsführung<br />

- Selbsteinschätzung des Gesprächsverhaltens<br />

- Sprech- und Stimmbildung <strong>für</strong> Tel.-Beratung<br />

- kritische Prüfung non-direktiver und direkter Beratungsfertigkeiten<br />

bei Tel.-Beratung<br />

Bemerkungen: ___________________________________<br />

_______________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

III. Technische Voraussetzungen <strong>für</strong> Tel.-Beratung<br />

- technische Voraussetzungen am Arbeitsplatz<br />

- Software-Spezifika<br />

- Gebührenfragen<br />

- Konferenzschaltungen<br />

- technische Voraussetzungen bei Klienten<br />

Bemerkungen: ___________________________________<br />

_______________________________________________<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

IV. Informationsmanagement bei der Tel.-Beratung<br />

- Leistungsprofile berufskundlicher Me<strong>die</strong>n <strong>für</strong> Tel.-<br />

Beratung (Synopsis)<br />

- Zugriffsmöglichkeiten, Verfügbarkeit, Bewährung von<br />

Me<strong>die</strong>n in der Tel.-Beratung<br />

Bemerkungen: ___________________________________<br />

_______________________________________________<br />

AuF Print Nr. 12 319


Ertelt, Bernd-Joachim/Jehle, Karl/Zakar, András<br />

sollte ins sollte Gegenstand des<br />

Trainer-Handbuch „Trainings der Trainer“ sein<br />

ja<br />

nein ------------ ----------höchste<br />

mittlere niedrige<br />

Priorität Priorität Priorität<br />

V. Ausgewählte Bereiche<br />

- ethische Fragen der Tel.-Beratung<br />

- multikulturelle Kompetenz (national und transnational)<br />

- Marketing der Tel.-Beratung<br />

- Tel.-Beratung im Verhältnis zu anderen Beratungsformen<br />

Bemerkungen: ___________________________________<br />

_______________________________________________<br />

320 AuF Print Nr. 12


Informationen über den Beantworter<br />

1. Nur <strong>für</strong> etwaige Rückfragen<br />

Anhang<br />

Name, Vorname __________________________________________________<br />

Anschrift ________________________________________________________<br />

Tel. ____________________________________________________________<br />

Fax ____________________________________________________________<br />

E-Mail __________________________________________________________<br />

2. Wie viele Jahre Erfahrung haben Sie in der Berufsberatung<br />

3. Ihre derzeitige Funktion (und Institution)<br />

________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________<br />

4. Ihre Qualifikation <strong>für</strong> <strong>die</strong> Tätigkeit in der Berufsberatung<br />

(Mehrfachnennungen möglich)<br />

Training „on the job“<br />

Hochschulstudium in der Fachrichtung Berufsberatung<br />

interne Qualifizierung<br />

Nach-Diplomstudium in Berufsberatung<br />

Andere Ausbildungswege (bitte Stichworte):<br />

________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________<br />

AuF Print Nr. 12 321


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Informationsbereiche bei <strong>berufliche</strong>n Entscheidungsprozessen ________________ 44<br />

Abbildung 2: Marketing-Portfolio <strong>für</strong> Informations-Dienstleistungen________________________ 47<br />

Abbildung 3: Beziehung zu Teilnehmern auf dem Informationsmarkt ______________________ 51<br />

Abbildung 4: Woher kennen Sie das Europäische Berufsberatungszentrum (EBZ)?___________ 56<br />

Abbildung 5: Auf welchem Weg haben Sie Ihre Anfrage an das EBZ gerichtet? (Frage 1.2) ____ 57<br />

Abbildung 6: Welche Themen betrafen Ihre Anfrage an das EBZ? (Frage 2) ________________ 58<br />

Abbildung 7: Entsprachen <strong>die</strong> erhaltenen Informationen/Empfehlungen Ihren Wünschen und<br />

Erwartungen an das EBZ? (Frage 6) _____________________________________ 59<br />

Abbildung 8: Würden Sie sich bei weiteren europabezogenen Fragen bezüglich der Schulbildung,<br />

der Berufsausbildung, des Studiums wieder an ein EBZ wenden? (Frage 7) ______ 59<br />

Abbildung 9: Würden Sie Freunden, <strong>die</strong> europabezogene Fragen haben, empfehlen, sich an ein<br />

EBZ zu wenden? (Frage 9) ____________________________________________ 60<br />

Abbildung 10: Individueller Stand im Entscheidungsprozess (Frage 3) ______________________ 61<br />

Abbildung 11: Wie wichtig war <strong>für</strong> Sie zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt der Kontakt zum EBZ? (Frage 4) ____ 61<br />

Abbildung 12: Hatten Sie bereits Vorkenntnisse zu den Themen Ihrer Anfrage? (Frage 5) ______ 62<br />

Abbildung 13: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Qualität unserer Me<strong>die</strong>n (Frage 11.3) (nach Schulnoten-Skala<br />

– Mittelwerte) _______________________________________________________ 62<br />

Abbildung 14: Wie hilfreich war <strong>die</strong> Antwort des EBZ auf Ihre nachfolgende Entscheidungen?<br />

(Frage 13)__________________________________________________________ 63<br />

Abbildung 15: Welche Bedeutung hatten <strong>für</strong> Ihre Entscheidung <strong>die</strong> Informationen/ Empfehlungen des<br />

EBZ im Vergleich zu anderen Quellen? (Frage 14)__________________________ 64<br />

Abbildung 16: Hätten Sie gerne eine persönliche Beratung durch das EBZ gehabt? (Frage 12.2) 64<br />

Abbildung 17: Wie gut war das EBZ <strong>für</strong> Sie erreichbar? (Durchschnitt – Schulnotenskala) ______ 65<br />

Abbildung 18: Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der EBZ (offene Frage 15)_____________ 65<br />

Abbildung 19: Alter der Ratsuchenden _______________________________________________ 67<br />

Abbildung 20: Verteilung der Geschlechter bei den ausgewerteten Fragebögen ______________ 68<br />

Abbildung 21: Beruflicher Status (Frage 16.6) _________________________________________ 68<br />

322 AuF Print Nr. 12


In der Schriftenreihe<br />

„AuF Print“<br />

(Texte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aus- und Fortbildung in der Bundesanstalt <strong>für</strong> Arbeit), ISSN 1437-7934 sind<br />

bisher erschienen:<br />

AuF Print Nr. 1: Entgeltersatzleistungen und Leistungsverfahren<br />

(Fachkundliches Kompendium); 2. geänderte Auflage;<br />

Ausgabe: Oktober 2000<br />

ISBN 3-9801946-8-X<br />

AuF Print Nr. 2: Ordnungspolitische und sonstige Aufgaben der BA<br />

(Fachkundliches Kompendium); Ausgabe: Juni 1999<br />

ISBN 3-9801946-2-0<br />

AuF Print Nr. 3: Gut beraten ... Gespräche mit Kunden führen<br />

Heinrich Locker u.a.; Ausgabe: November 1999<br />

ISBN 3-9801946-3-9<br />

AuF Print Nr. 4: Das Angebot an Arbeitsleistungen<br />

Rainer Göckler; Ausgabe: November 1999<br />

ISBN 3-9801946-4-7<br />

AuF Print Nr. 5: Aktive Arbeitsförderung der BA, Beratung - Vermittlung - Förderung<br />

(Fachkundliches Kompendium - Teil 1: Grundlagen)<br />

Ausgabe: Juli 2000<br />

ISBN 3-9801946-5-5<br />

AuF Print Nr. 6: Allgemeines Verwaltungsrecht - Rechtliche Grundlagen des Verwaltungshandelns<br />

Dr. Jochen Kurr, Uwe Lauschke;<br />

Ausgabe: März 2001<br />

ISBN 3-9801946-6-3<br />

AuF Print Nr. 7: Facetten des Wandels - Aufgabenfelder der BA - nicht nur aus hochschulischer<br />

Sicht<br />

B.-J. Ertelt, R. Heusch, J. Hoesmann, V. Möntmann, H. Stegmann<br />

Ausgabe: April 2001<br />

ISBN 3-9801946-7-1<br />

AuF Print Nr. 8: Aktive Arbeitsförderung der BA, Beratung - Vermittlung - Förderung<br />

(Fachkundliches Kompendium - Teil 2: Praxisrelevante Weiterführung)<br />

Ausgabe: Januar 2002<br />

ISBN 3-9801946-9-8<br />

AuF Print Nr. 9: KOLA - Gesprächsführung in der Arbeitsvermittlung<br />

Ausgabe: September 2002<br />

ISBN 3-936747-00-8<br />

AuF Print Nr. 10: Das Gespräch mit Arbeitgebern – Leitfaden <strong>für</strong> Vermittlungsfachkräfte<br />

Ausgabe: Juli 2003<br />

ISBN: 3-936747-10-5<br />

AuF Print Nr. 11: Fallmanagement und Netzwerkarbeit in der Beschäftigungsförderung<br />

– Ein Leitfaden <strong>für</strong> <strong>die</strong> soziale und <strong>berufliche</strong> Integration<br />

Ausgabe: November 2004<br />

ISBN: 3-936747-11-3<br />

AuF Print Nr. 12 323


Leonardo Da Vinci<br />

Pilotprojekt<br />

<strong>Distance</strong> <strong>Counselling</strong><br />

Projektpartnerschaft<br />

Projektkoordinator:<br />

Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit, Nürnberg, D<br />

Projektpartner:<br />

Dieses Produkt wurde mit Unterstützung der<br />

europäischen Gemeinschaft im Rahmen des<br />

Programms LEONARDO DA VINCI durchgeführt.<br />

Der Inhalt spiegelt nicht notwendigerweise <strong>die</strong><br />

offizielle Auffassung der Europäischen<br />

Kommission in <strong>die</strong>ser Frage wider.<br />

BIFO Berufs- und Bildungsinformation Vorarlberg , Dornbirn, A<br />

Euroguidance Austria (Silent Partner), Wien, A<br />

Ministerstvo práce a sociálních věcí, Praha, CZ<br />

Národní vzdělávací fond – Národní informační středisko pro poradenstvi, Praha, CZ Login Telefon<strong>die</strong>nstleistungen<br />

GmbH, Berlin, D<br />

Berufsberatungsstelle des Fürstentums Liechtenstein, Schaan, FL<br />

Csongrád Megyei Munkaügyi Központ, Szeged, HU<br />

Ministerstwo Gospodarki i Pracy, Warszawa, PL<br />

Institutul de Ştiinţe ale Educaţiei, Bucureşti, RO<br />

Centrum poradensko-psychologických služieb, Bratislava, SK<br />

Ústre<strong>die</strong> práce, sociálnych vecí a rodiny, Bratislava, SK<br />

Slovak Academic Association for International Cooperation, Bratislava, SK<br />

324 AuF Print Nr. 12

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