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An(ge) - Evangelische Gemeinde an der Peterskirche, Weinheim

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<strong>An</strong>(<strong>ge</strong>)dacht<br />

Was ist das Leben?<br />

2<br />

<strong>An</strong> einem schönen Frühlingstag um die Mittagszeit<br />

war große Stille am Waldr<strong>an</strong>d. Die Vö<strong>ge</strong>l<br />

hatten ihre Köpfe unter die Flü<strong>ge</strong>l <strong>ge</strong>steckt<br />

und alles ruhte. Da streckte <strong>der</strong> Buchfink sein<br />

Köpfchen hervor und fragte: „Was ist ei<strong>ge</strong>ntlich<br />

das Leben?“ Alle waren betroffen über , diese<br />

schwieri<strong>ge</strong> Fra<strong>ge</strong>. Im großen Bo<strong>ge</strong>n flog <strong>der</strong><br />

Buchfink über die weite Wiese und kehrte zu<br />

seinem Ast im Schatten des Baumes zurück.<br />

Die Heckenrose entfaltete <strong>ge</strong>rade ihre Knospe<br />

und schob behutsam ein Blatt ums <strong>an</strong><strong>der</strong>e heraus.<br />

Sie sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung.“<br />

Weni<strong>ge</strong>r tief ver<strong>an</strong>lagt war <strong>der</strong> Schmetterling.<br />

Er flog von einer Blume zur <strong>an</strong><strong>der</strong>en, naschte da<br />

und dort und sagte: „Das Leben ist lauter Freude<br />

und Sonnenschein.“<br />

Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit<br />

einem Strohhalm, zehnmal län<strong>ge</strong>r als sie selbst,<br />

und sagte: „Das Leben ist nichts <strong>an</strong><strong>der</strong>es als<br />

Mühsal und Arbeit.“<br />

Geschäftig kam eine Biene von einer honighalti<strong>ge</strong>n<br />

Blume auf <strong>der</strong> Wiese zurück und meinte<br />

dazu: „Nein, das Leben ist ein Wechsel von<br />

Arbeit und Vergnü<strong>ge</strong>n.“<br />

Wo so weise Reden <strong>ge</strong>führt wurden, steckte<br />

auch <strong>der</strong> Maulwurf seinen Kopf aus <strong>der</strong> Erde<br />

und brummte: „Das Leben? Es ist ein Kampf<br />

im Dunkeln.“<br />

Nun hätte es fast einen Streit <strong>ge</strong><strong>ge</strong>ben, wenn<br />

nicht ein feiner Re<strong>ge</strong>n ein<strong>ge</strong>setzt hätte, <strong>der</strong><br />

sagte: „Das Leben besteht aus Tränen. nichts<br />

als Tränen.“ D<strong>an</strong>n zog er weiter zum Meer.<br />

Dort br<strong>an</strong>deten die Wo<strong>ge</strong>n und warfen sich mit<br />

aller Gewalt <strong>ge</strong><strong>ge</strong>n die Felsen und stöhnten:<br />

„Das Leben ist ein stets ver<strong>ge</strong>bliches Rin<strong>ge</strong>n<br />

nach Freiheit.“<br />

Hoch über ihnen zog majestätisch <strong>der</strong> Adler<br />

seine Kreise. Er frohlockte: „Das Leben, das<br />

Leben ist ein Streben nach oben.“<br />

Nicht weit vom Ufer entfernt st<strong>an</strong>d eine Weide.<br />

Sie hatte <strong>der</strong> Sturm schon zur Seite <strong>ge</strong>bo<strong>ge</strong>n.<br />

Sie sagte: „Das Leben ist ein Sichnei<strong>ge</strong>n unter<br />

eine höhere Macht.“<br />

D<strong>an</strong>n kam die Nacht. Mit lautlosen Flü<strong>ge</strong>ln<br />

glitt <strong>der</strong> Uhu über die Wiese dem Wald zu und<br />

krächzte: „Das Leben heißt: die Gele<strong>ge</strong>nheit<br />

nutzen, wenn <strong>an</strong><strong>der</strong>e schlafen.“<br />

Und schließlich wurde es still in Wald und Wiese.<br />

Nach einer Weile kam ein jun<strong>ge</strong>r M<strong>an</strong>n des<br />

We<strong>ge</strong>s. Er setzte sich müde ins Gras, streckte<br />

d<strong>an</strong>n alle viere von sich und meinte erschöpft<br />

vom vielen T<strong>an</strong>zen und Trinken: „Das Leben ist<br />

das ständi<strong>ge</strong> Suchen nach Glück und eine l<strong>an</strong><strong>ge</strong><br />

Kette von Enttäuschun<strong>ge</strong>n.“<br />

Auf einmal st<strong>an</strong>d die Mor<strong>ge</strong>nröte in ihrer vollen<br />

Pracht auf und sprach: „Wie ich, die Mor<strong>ge</strong>nröte,<br />

<strong>der</strong> Beginn des neuen Ta<strong>ge</strong>s bin, so ist das Leben<br />

<strong>der</strong> <strong>An</strong>bruch <strong>der</strong> Ewigkeit!“<br />

Frohes Erwachen am Ostermor<strong>ge</strong>n wünschen<br />

Ihre <strong>Gemeinde</strong>pfarrer Wenz Wacker und Rainer Heimbur<strong>ge</strong>r<br />

Schwarz-Weiß-Reproduktion eines Bildes mit dem Titel<br />

„Auferstehung“ von Alfred M<strong>an</strong>essier<br />

P.S.: Das Bild gibt es in Farbe im Gottesdienst am Ostermontag,<br />

10.00 Uhr, Martin-Luther-Haus<br />

www.rundumdiepeterskirche.de

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