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Chancen der Wandlung durch Trauer

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Neurobiologische und spirituelle Impulse<br />

von Dr. Klaus Onnasch<br />

Bad Salzuflen, 31.10.2009


Einführung<br />

In <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong>begleitung:<br />

Wandel notwendig<br />

<strong>durch</strong> den Tod eines nahen Menschen<br />

Am Anfang oft eine traumatische Erfahrung<br />

Nachricht vom Autounfall; Tod <strong>durch</strong> Ersticken<br />

Unheimliche Erinnerungen: Wie damit leben?<br />

In <strong>der</strong> Praxis weiterführend:<br />

• Spirituelle Traditionen, Symbole und Orientierungen<br />

• Neurobiologische Modelle (K. Grawe, G. Flatten: Landschaft)<br />

2


Gewöhnlich Verän<strong>der</strong>ungspotential gering<br />

Bei schweren Verlusten:<br />

V erdrängen und Ausblenden<br />

oft Hektik o<strong>der</strong> Erstarrung<br />

Wandel <strong>durch</strong> <strong>Trauer</strong> hin<strong>durch</strong><br />

(vgl. G. Roth)<br />

3


In Deutschland nach 1945 kaum Aufarbeitung <strong>der</strong><br />

Vergangenheit: Unfähigkeit zu trauern (A.<br />

Mitscherlich), transgenerative Weitergabe von<br />

Traumatisierungen<br />

Erst jetzt zunehmendes Bewusstsein (Kriegskin<strong>der</strong>)<br />

Im Israel-Palästina-Konflikt vielfach Wie<strong>der</strong>kehr von<br />

Traumatisierungen und entsprechenden Verhaltensmustern<br />

bei fehlen<strong>der</strong> Aufarbeitung (Avraham Burg)<br />

Nach Kapitalismuskrise häufig Wie<strong>der</strong>kehr alter Muster,<br />

Urheber <strong>der</strong> Krise setzen ihre Interessen oft weiter<br />

<strong>durch</strong><br />

→ Wie sind Lernprozesse möglich,<br />

die <strong>Wandlung</strong>en bewirken ?<br />

4


Übersicht<br />

1. Die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong> – in Begleitung und Therapie<br />

2. Praxisfel<strong>der</strong> und <strong>Trauer</strong>situationen<br />

3. Spirituelle Ressourcen für <strong>Wandlung</strong>sprozesse<br />

• im Christentum<br />

• im Islam<br />

• Im Buddhismus<br />

Exkurs: Kapitalismus als Pseudoreligion<br />

4. Konsequenzen<br />

• für den Einzelnen<br />

• für gesellschaftliche Prozesse<br />

• für <strong>Trauer</strong>begleitung und Therapie<br />

5


Prozesse <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong><br />

Schutz<br />

• Sonst Zusammenbruch<br />

• Keine Spiegelungen wie zuvor<br />

Abspaltung<br />

Mitteilung<br />

• Ablenkung<br />

• Schmerz, Flashbacks, Alpträume<br />

• Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

• Tränen, Träume, Bil<strong>der</strong>,<br />

Symbole<br />

• Sprachfindung<br />

6


Broca -<br />

Zentrum<br />

Amygdala<br />

Hipppocampus<br />

O. F .C.<br />

7


Werte<br />

• Einwirkung Cortex (PFC)↓<br />

auf Amygdala<br />

Integration<br />

• Abgespaltene Teile gehören<br />

• wie<strong>der</strong> zur Lebensgeschichte<br />

Einübung<br />

• Neue Verhaltensweisen<br />

• Neue Lebensperspektive<br />

8


Die <strong>Trauer</strong> braucht<br />

Kortikale Karten än<strong>der</strong>n sich langsam innerhalb von Wochen<br />

Ausweitungen und Verschiebungen von Repräsentationen<br />

R a u m<br />

brauchen Jahre<br />

(M. Spitzer, Lernen, S. 41)<br />

Raum, Gefühle zuzulassen und mitzuteilen<br />

Raum, <strong>der</strong> Orientierung und Geborgenheit bietet<br />

Raum für neue Spiegelungen und Beziehungen


Aus <strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong>begleitung<br />

in Kiel<br />

in Verbindung mit therapeutischen<br />

Angeboten<br />

Drei Situationen aus <strong>Trauer</strong>gruppen<br />

10


Geschichten von<br />

Passion und Auferstehung<br />

Heilung eines Traumas<br />

17


Räume und Zeiten <strong>der</strong> Heilung<br />

Passionszeit und Ostern ( über 6 Wochen)<br />

Pfingstzeit ( 7 Wochen)<br />

Adventszeit ( 4 Wochen)<br />

Zum Reformationstag:<br />

Leben <strong>der</strong> Christen als ständige Umkehr<br />

19


• Der Weg <strong>durch</strong> die <strong>Trauer</strong><br />

Drei Tage, vierzig Tage, ein Jahr<br />

• Die Bedeutung des Schmerzes<br />

Mevlana Rumi<br />

• Maria als Modell<br />

20


Keine Anhaftung<br />

Möglichkeit des Mitfühlens<br />

Avalokiteshvara als Modell<br />

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•Glaube an die Macht des Kapitals<br />

•Regelung <strong>durch</strong> „unsichtbare Hand“<br />

•Zeit ist Geld, Gier, Totalität, Expansion<br />

•Heilige Räume, Berater und „Weise“<br />

•Kein Mitgefühl, deshalb Zerstörung<br />

•Bei Scheitern keine <strong>Trauer</strong><br />

22


Konsequenzen<br />

23


•Öffnung für eigene Gefühle und Gefühle <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n<br />

•Oft spüren von mehr Freude<br />

•Lebenszeit als kostbares Geschenk<br />

•Entwicklung eigener Ressourcen<br />

•Verständnis für Bil<strong>der</strong>, Symbole, Träume<br />

•Mehr Mitgefühl für sich selbst und für an<strong>der</strong>e<br />

•Entwicklung von Solidarität<br />

•Oft innere Bereicherung des eigenen Lebens<br />

24


För<strong>der</strong>ung einer Kultur,<br />

die <strong>Trauer</strong> Raum und Zeit gibt<br />

25


Verdrängung <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong><br />

•Verleihung von Tapferkeitsorden<br />

•Umgang mit Bombardierung (Afghanistan)<br />

•Abwrackprämien statt Umdenken<br />

•Diffamierung an<strong>der</strong>er (T. Sarrazin u.a.)<br />

•Erstarken kapitalistischer Tendenzen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>Trauer</strong><br />

•Kultur des Mitfühlens<br />

•Lernziel Solidarität (H.E. Richter)<br />

•Versöhnung als gesellschaftlicher Prozess<br />

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<strong>Trauer</strong> ist keine Krankheit<br />

son<strong>der</strong>n die Kraft, die es ermöglicht<br />

trotz des schweren Verlustes zu leben.<br />

Für <strong>Trauer</strong>nde ist oft Begleitung notwendig:<br />

• sich mitteilen, aussprechen<br />

• sich orientieren<br />

• neue, eigene Wege finden<br />

29


Angebote zur <strong>Trauer</strong>begleitung (einzeln und in Gruppen)<br />

•för<strong>der</strong>n<br />

•vernetzen<br />

•Bekannt machen, vgl. www.interrel-kiel.de/trauer<br />

Ziel: Alle <strong>Trauer</strong>nde finden ein Angebot für ihre Situation<br />

(auch zur Prophylaxe von seelischer und leiblicher Erkrankung)<br />

Therapie bei erschwerter <strong>Trauer</strong> oft notwendig<br />

Übergänge von Begleitung und Therapie oft fließend<br />

Zusammenarbeit von Begleitung und Therapie notwendig<br />

(in einer Region, vgl. in Kiel, Stuttgart, Münster…)<br />

30


Ziele <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

von Begleitung und Therapie:<br />

•Angebote für die jeweilige Situation koordinieren<br />

und bekanntmachen<br />

•Eine Kultur des Mitfühlens und des <strong>Trauer</strong>ns entwickeln<br />

•Damit z.T. Ansätze und Möglichkeiten gewinnen,<br />

einer kapitalistischen Ausrichtung entgegenzuwirken -<br />

- im persönlichen Leben<br />

- in gesellschaftlichen Strukturen<br />

32


Fazit<br />

1. Zur Grundausstattung des Menschen gehören<br />

Verarbeitungsmöglichkeiten in schweren Krisen.<br />

2. In dem Prozess <strong>der</strong> <strong>Trauer</strong> kommt es<br />

• zu Verdrängungen<br />

• zu Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

3. Wichtig in diesem Prozess sind oft spirituelle Impulse<br />

zur Orientierung, Symbolfindung, Sprachbildung.<br />

4. Kapitalistische Tendenzen in <strong>der</strong> Gesellschaft nehmen oft<br />

Zeit und Raum, <strong>der</strong> für <strong>Trauer</strong> und Mitfühlen nötig ist.<br />

5. Die Zusammenarbeit von <strong>Trauer</strong>begleitung und Therapie<br />

für eine Kultur des <strong>Trauer</strong>ns ist notwendig.<br />

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Die <strong>Trauer</strong> ermöglicht <strong>Wandlung</strong>en<br />

im Prozess zwischen Verdrängung<br />

und Auseinan<strong>der</strong>setzung.<br />

Wie weit können sich diese Potentiale<br />

in gesellschaftlichen Strukturen<br />

<strong>durch</strong>setzen<br />

gegenüber wi<strong>der</strong>strebenden Interessen<br />

und eingeprägten Mustern ?<br />

Jede und je<strong>der</strong><br />

kann an diesem Prozess mitwirken.<br />

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