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Was kann man tun? - Salam Shalom

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Besatzung bedeutet unter anderem: Vertreibung und Enteignung der einheimischen Bevölkerung.<br />

Ras al Ahmar, eine kleine Ortschaft im von<br />

Israel besetzten Jordantal. Es ist der 4. Juni<br />

2009. Soldaten der Besatzungsarmee zerstören<br />

mit ihren Planierraupen die Wohnhäuser<br />

und Tierpferche von 18 Familien. Sie<br />

konfiszieren Traktor, Anhänger, <strong>Was</strong>sertank,<br />

womit die Dorfbewohner bisher den <strong>Was</strong>sertransport<br />

bewerkstelligt hatten. 130 Menschen<br />

– davon viele Kinder – sind mit einem<br />

Schlag obdachlos, in der heißesten Zeit des<br />

Jahres ohne <strong>Was</strong>ser sich selbst überlassen.<br />

Der Grund: Sie sind „Araber“, keine Juden.<br />

Sie sollen von hier verschwinden. Ihr Land<br />

können die jüdischen Siedler in der Nachbarschaft<br />

gut brauchen. Zur Steigerung der<br />

Produktion. Es gibt einen ergiebigen Brunnen,<br />

ausschließlich für den Bedarf der drei<br />

Siedlungen Ro´i, Beka´ot, Hamdat. Deren<br />

ausgedehnte Felder sind gut bewässert. Hier<br />

wird u.a. Gemüse angebaut, das meiste ist<br />

für den Export nach Europa bestimmt. Im<br />

Jahr zuvor hatten die landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnisse hier einen Wert von ca. 500 Millionen<br />

Neuen Schekel (NIS), etwa 100 Millionen<br />

Euro.<br />

Quelle: amnesty international, <strong>Was</strong>sernöte S.47 f<br />

Seit nunmehr 45 Jahren lebt die palästinensische<br />

Bevölkerung in den besetzten Gebieten<br />

unter Militärherrschaft: Rechtlos der Willkür<br />

einer feindlichen Besatzungsmacht ausgeliefert,<br />

eingemauert oder umzäunt in voneinander<br />

getrennten Enklaven, ohne Bewegungsfreiheit,<br />

ohne die Perspektive einer ungehinderten<br />

individuellen, gesellschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen, politischen Entwicklung.<br />

Nach dem hu<strong>man</strong>itären Völkerrecht ist eine<br />

Besatzungsmacht für das Wohlergehen der<br />

von ihr kontrollierten Menschen verantwortlich.<br />

Die Besatzungsmacht Israel tut alles,<br />

um die Lebensumstände der palästinensischen<br />

Bevölkerung materiell wie psychisch<br />

unerträglich zu machen: Sie erschwert oder<br />

verhindert den Zugang zu lebensnotwendigen<br />

Ressourcen wie <strong>Was</strong>ser, sie erschwert<br />

oder verhindert die landwirtschaftliche Nutzung<br />

des Bodens, sie enteignet Land im<br />

großen Stil – alle 124 Siedlungen und 100 so<br />

genannte Außenposten im besetzten Westjordanland<br />

stehen auf geraubtem palästinensischen<br />

Land –, sie entwurzelt massenhaft<br />

Oliven- und Obstbäume, verwüstet Ackerland,<br />

vernichtet Ernten, zerstört Häuser und<br />

ganze Dörfer und lässt den gewalttätigen<br />

Siedlern bei ihren Angriffen auf Palästinenser<br />

freie Hand.<br />

Die Siedler erfahren von Seiten des Staates<br />

großzügige Unterstützung: Ausbau der Infrastruktur<br />

(Straßen, Versorgung mit <strong>Was</strong>ser und<br />

Strom), Subventionierung des Wohnungsbaus<br />

und öffentlicher Einrich<strong>tun</strong>gen (Schulen,<br />

Bäder), wirtschaftliche Förderung, umfangreichen<br />

militärischen Schutz.<br />

Das Völkerrecht<br />

Es gilt festzuhalten: das Völkerrecht verbietet<br />

einer Besatzungsmacht, sowohl die einheimische<br />

Bevölkerung aus dem besetzten Gebiet<br />

zu vertreiben als auch Teile der eigenen<br />

Bevölkerung im besetzten Gebiet anzusiedeln<br />

(4. Genfer Konvention, Art. 49). Nach<br />

dem Statut des Internationalen Strafgerichtshofs<br />

(IStGH) sind das Kriegsverbrechen.<br />

Dass die Errich<strong>tun</strong>g der Mauer auf palästinensischem<br />

Gebiet ein klarer Verstoß gegen<br />

das Völkerrecht ist und abgerissen werden<br />

muss, hat der Internationale Gerichtshof<br />

(IGH) in Den Haag im Jahr 2004 festgestellt,<br />

und die UN-Vollversammlung hat es (mit<br />

den Stimmen der EU-Staaten!) bekräftigt.<br />

Fazit: Israel missachtet Menschenrechte und<br />

Völkerrecht konsequent und – straflos.<br />

<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>?<br />

Im Juli 2005 wurde von Organisationen der<br />

palästinensischen Zivilgesellschaft eine Bewegung<br />

für Boykott, Investitionsentzug und<br />

Sanktionen (Boycott, Divestment, Sanctions,<br />

BDS) initiiert. Inzwischen engagieren sich weltweit<br />

zahlreiche Initiativen in dieser Sache.<br />

Worum geht es? Ähnlich wie seinerzeit gegen<br />

das südafrikanische Apartheid-Regime soll<br />

Druck auf Israel ausgeübt werden, damit<br />

es endlich das Völkerrecht achtet und die<br />

Unterdrückung und Vertreibung der Palästinenser<br />

beendet. Erreicht werden soll das<br />

u.a. durch einen Boykott der Produkte israelischer<br />

und mit Israel kooperierender Firmen,<br />

sowie durch den Entzug von Investitionen<br />

bei israelischen oder mit Israel kooperierenden<br />

Firmen.<br />

Neben diesem wirtschaftlichen soll es auch<br />

einen akademischen und einen kulturellen<br />

Boykott geben: Keine Zusammenarbeit mit<br />

israelischen Wissenschaftlern, keine Konzertauftritte<br />

in Israel, keine israelischen Filme<br />

bei internationalen Filmfestivals usw.<br />

Auch das Israelische Komitee gegen Häuserzerstörungen<br />

(„Israeli Committee Against<br />

House Demolition“, ICAHD) plädiert für einen<br />

Boykott. „Das ist kein Boykott gegen Israel<br />

als solches, sondern gegen Israel, bis es<br />

die Besatzung beendet“, heißt es in der Begründung.<br />

Das heißt, Israel hat es in der Hand:<br />

Der Boykott wird eingestellt, sobald<br />

Israel den Grund für<br />

den Boykott beseitigt.<br />

weiter auf der Rückseite


Die Christen in Palästina appellieren in ihrem<br />

KAIRóS genannten Aufruf „Die S<strong>tun</strong>de der<br />

Wahrheit“ vom Dezember 2009 „an Einzelne,<br />

an Firmen und Staaten, sich für den Entzug<br />

von Investitionen und für Boykottmaßnahmen<br />

der Wirtschaft und des Handels<br />

gegen alle von der Besatzung produzierten<br />

Güter einzusetzen. Wir sehen darin die Befolgung<br />

des Grundsatzes des friedlichen Widerstands.<br />

Sein Ziel [ist] nicht Rache, sondern<br />

die Beseitigung des bestehenden Übels,<br />

sowie die Befreiung der Täter und der Opfer<br />

des Unrechts.“ (4.26)<br />

Das Beispiel Co-op<br />

Am 27.04.2012 kündigte die fünftgrößte Supermarktkette<br />

in Großbritannien einen Boykott<br />

aller israelischer Produkte an, die aus<br />

den völkerrechtswidrigen Siedlungen im Westjordanland<br />

stammen bzw. aller Lieferanten,<br />

die für die Herstellung ihrer Erzeugnisse Produkte<br />

aus den Siedlungen beziehen.<br />

Beispiel United Methodist Church (UMC)<br />

Sie ist in den USA die zweitgrößte protestantische<br />

Kirche (in Deutschland heißt sie Evangelisch-methodistische<br />

Kirche, EmK).Sie hat<br />

kürzlich auf ihrer General-Konferenz dazu<br />

aufgerufen, jede finanzielle Unterstützung<br />

für die völkerrechtswidrigen israelischen Siedlungen<br />

einzustellen, dafür zu sorgen, dass<br />

diese Siedlungen nicht von Steuerbefreiung<br />

profitieren, dass der Import von Produkten<br />

aus den Siedlungen verhindert wird und<br />

dass die Kirchen-Mitglieder sich für einen<br />

Boykott dieser Produkte einsetzen.<br />

Unser Vorschlag: Keine Produkte aus den israelischen<br />

Siedlungen in den Einkaufskorb,<br />

weil das Unrecht, das geschieht, durch unser<br />

Kaufverhalten nicht unterstützt werden soll.<br />

Welche Produkte vermeiden?<br />

Vor allem Obst und Gemüse. Die großen israelischen<br />

Export-Unternehmen heißen u.a.<br />

Adafresh, Agrexco, Arava, Mehadrin.<br />

Weitere Marken-Namen: Alesia, Carmel, Carmel<br />

Bio Top, Dalia, Jaffa; Jordan Plains.<br />

In Siedlungen hergestellt werden auch der<br />

beliebte Sprudler sodastream (vormals Soda-Club)<br />

und die <strong>Was</strong>serfilter von Brita,<br />

Kosmetika der Marken Ahava, Arad, Gilead,<br />

L´Oreal,<br />

Generika der Marke Teva (hat die deutsche<br />

Firma Ratiopharm gekauft)<br />

Israels größter Textilhersteller Delta Galil Industries<br />

(hat soeben die dt. Firma Schiesser<br />

gekauft) liefert Kleidung und Unterwäsche<br />

an Marken wie Gap, J-Crew. Calvin Klein,<br />

Playtex, Victoria´s Secret.<br />

<strong>Was</strong> fehlt, ist die eindeutige Kennzeichnung<br />

von Produkten aus den Siedlungen<br />

Um die Zollfreiheit, die im Assoziierungsabkommen<br />

mit der EU den Waren aus Israel<br />

eingeräumt wird, auch für Siedlungsprodukte<br />

zu bekommen, werden diese mit dem Vermerk<br />

„Made in Israel“ und mit dem den Ziffern<br />

729 am Beginn des Strichcodes versehen.<br />

729 bedeutet: Herkunftsland Israel.<br />

Verbraucher-Täuschung<br />

Diese Kennziffer im Warencode<br />

bezeichnet das Herkunftsland<br />

(oft fälschlicherweise ausgewiesen als<br />

direkt aus Israel stammend)<br />

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in<br />

einer Entscheidung vom 25.02.2010 festgestellt,<br />

dass Waren aus den israelischen Siedlungen<br />

keine EU-Zollvergünstigungen erhalten<br />

dürfen, denn die besetzten Gebiete sind<br />

nicht israelisches Staatsgebiet!<br />

Die Konsequenz für Verbraucher:<br />

Wer sicher gehen möchte, dass er keine<br />

Waren aus den Siedlungen erwirbt, der muss<br />

derzeit notgedrungen auf den Kauf sämtlicher<br />

Produkte aus Israel verzichten.<br />

<strong>Was</strong> mit solchem Kaufverzicht erreicht werden soll<br />

1. In unserer Gesellschaft das Bewusstsein für das große<br />

Unrecht, das in Palästina tagtäglich geschieht, schärfen,<br />

2. einen kleinen Beitrag dazu leisten,<br />

dass die völkerrechtswidrige Besatzung des Westjordanlandes, Ostjerusalems, der Golanhöhen<br />

und die völkerrechtswidrige Blockade des Gaza-Streifens aufgehoben werden,<br />

dass die völkerrechtswidrigen Siedlungen abgebaut werden,<br />

dass die völkerrechtswidrigen Enteignungen der Palästinenser rückgängig gemacht werden,<br />

dass die völkerrechtswidrige Mauer auf palästinensischem Gebiet demontiert wird,<br />

dass für die durch die israelische Politik verursachten Schäden umfassende Wiedergutmachung<br />

geleistet wird.<br />

Wenn Israel durch weltweiten Boykott und<br />

Investitionsentzug zu einer grundlegenden<br />

Kursänderung in diesen Punkten gezwungen<br />

wird, dürfte auch für die palästinensischen<br />

Flüchtlinge eine befriedigende Lösung<br />

gefunden werden. Einem von seiner<br />

rassistischen Engstirnigkeit erlösten Israel<br />

wird auch ein menschlicher Umgang mit seiner<br />

palästinensischen Minderheit möglich<br />

sein.<br />

Für Fragen zu den hier angeschnittenen Problemen wenden Sie sich bitte an:<br />

salam shalom.ak@googlemail.com<br />

Günter Fieger-Kritter, Forstenrieder Allee 234, 81476 München, 089 / 75 67 47<br />

Kurt Behrens, Tannenfleckstr. 50, 82194 Gröbenzell , Tel.: 08142 / 59 75 36<br />

Wolfgang Westphal, Frauendorferstr. 73, 81247 München, Tel.: 089 /8 11 70 13<br />

Eckhard Lenner, Rottenbucher Str. 3 A, 82166 Gräfelfing, Tel.: 089 / 85 34 95<br />

www.salamshalom-ev.de<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Eckhard Lenner, Rottenbucher Str. 3 A, 82166 Gräfelfing, Eigendruck im Selbstverlag, Gestal<strong>tun</strong>g: Wob

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