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Che Guevara - Esoterik heisst: Neues Denken, neues Leben

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<strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong><br />

1928 - 1967<br />

Biographie eines Revolutionärs<br />

<strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong> wurde am 14. Juni 1928 in Rosario / Argentinien geboren. Er hatte vier Geschwister.<br />

Bereits im Alter von 2 Jahren erkrankte er an Asthma, was er sein ganzes <strong>Leben</strong> lang nicht mehr<br />

los wurde. Sein eigentlicher Name war Ernesto <strong>Guevara</strong> Lynch de la<br />

Serna.<br />

Sein Vater, Ernesto <strong>Guevara</strong>, Jahrgang 1900, hatte<br />

Ingenieurwissenschaft und Architektur studiert. Seine Mutter war Celia<br />

de la Serna, Jahrgang 1908.<br />

Im Jahre 1927 heirateten die Eltern. Wegen dem Asthma zogen die<br />

Eltern nach Cordoba.<br />

Der Vater war überzeugter Sozialist.<br />

Aufgrund seiner Arbeit hatte er die Leiden der Land- und Bergarbeiter<br />

kennengelernt.<br />

Später studierte <strong>Che</strong> an der Universität von Buenos Aires Medizin.<br />

Der Vater von <strong>Che</strong> (1986)


Mythos Ché 2<br />

Er war ein sehr guter Schachspieler mit aggressiver<br />

Spielweise, d. h. er nahm gut vorbereitet auch Opfer in Kauf.<br />

Dieses erzählte der mehrfache argentinische Meister Najdorf.<br />

Ernesto liebte Fußball und Rugby, spielte in Cordoba bei den<br />

"Estudiantes".<br />

Während des Studiums arbeitete er u.a. in der Impfabteilung<br />

der Stadtverwaltung.<br />

Ernesto im Kreise der Familie (Mitte)<br />

1950 bekam er eine<br />

Stelle als<br />

Krankenpfleger bei<br />

der Handelsflotte,<br />

wobei er mehrere<br />

Reisen in<br />

<strong>Che</strong> beim Schachturnier<br />

verschiedene lateinamerikanische Länder machen<br />

konnte.<br />

Im gleichen Jahr befuhr er Argentinien mit dem Motorrad.<br />

In diesen Tramp-Jahren gewann Ernesto eine Wette,<br />

seine lange Unterhose könne vor Dreck allein stehen!<br />

Obwohl er auf seinen Spitznamen "El Chanco" (das<br />

Schwein) stolz war, balzte er erfolgreich um das schönste<br />

Mädchen seines Bekanntenkreises.<br />

Hierbei kam er zum erstenmal intensiv in Kontakt mit den Resten der indianischen Kultur.<br />

1951 besuchte er Chile und Peru, wo er in einer Lepra-Klinik arbeitete.<br />

Als er mit dem Studium fertig war, reiste Ernesto abermals quer durch die ärmsten Länder<br />

Südamerikas.<br />

Mit dem Fahrrad mit<br />

Hilfsmotor (1950)<br />

In dieser Zeit wurde Ernestos weiteres <strong>Leben</strong> maßgeblich geprägt. Auf<br />

dieser Reise blieb er längere Zeit in Bolivien. Er war fest entschlossen,<br />

irgendwo dort eine Arztpraxis zu eröffnen, in der er die arme<br />

Bevölkerung gratis behandeln könnte. Während dieser Zeit erlebte er<br />

eine der vielen bolivianischen "Scheinrevolutionen". Wie schon oft<br />

versprach ein intelliegenter bolivianischer Politiker dem Volk mehr<br />

Reichtum und bessere <strong>Leben</strong>sbedingungen, kam dann an die Macht<br />

und entpuppte sich als einen Diktator, schlimmer als der Vorgänger!<br />

Einige Wochen danach beschloss er weiter zu ziehen und erst später<br />

sesshaft zu werden. Er sprach oft mit Guerilleros und entwickelte<br />

nach und nach einen Haß, gegen all die Diktatoren, welche der Grund<br />

der Armut in Lateinamerika waren. Er erlebte hautnah, wie der<br />

amerikanische Geheimdienst eine Konterrevolution gegen die damals<br />

regierenden Sozialisten in Guatemala einleitete. <strong>Che</strong> wurde klar, daß<br />

Lateinamerika in der Hand des amerikanischen Kapitals war. Der<br />

junge Ernesto war zwar immer schon ein Gegner der katholischen<br />

Kirche (seine Mutter war eine überzeugte Marxistin), doch er selbst<br />

war nie ein Kommunist, bis er in Guatemala Raúl Castro, den Bruder<br />

Castros kennenlernte. Raúl plante gerade eine Guerillaaktion, und bat<br />

Ernesto dabei mitzumachen. Ernesto willigte ein, obwohl er nicht<br />

genau wußte, worauf er sich da einließ.<br />

Dennoch erkannte er, daß nur durch eine bewaffnete Revolution die wirkliche Freiheit<br />

Lateinamerikas erreicht werden konnte.<br />

1954 verlies er Guatemala und ging nach Mexiko, wo er Fidel Castro traf.


Mythos Ché 3<br />

Zusammen mit anderen Kubanern nahm er an<br />

einem harten Militärtraining teil, daß auf einer<br />

Farm durchgeführt wurde.<br />

Die Truppe nahm Ernesto auf, da sie noch<br />

keinen Arzt hatten. Ernesto trainierte sehr hart<br />

und wurde körperlich und geistig zu einem der<br />

besten Guerilleros (der Ausbilder, ein Spanier,<br />

hatte schon im spanischen Bürgerkrieg gegen<br />

Franco gekämpft). Aus diesem Grund freundete<br />

er sich schnell mit Fidel Castro, dem Anführer,<br />

an. Dieser machte Ernesto dann auch zu einem<br />

der Führer, ihm gleichgestellt.<br />

Zu dieser Zeit erhielt er auch seinen<br />

Spitznamen "<strong>Che</strong>", nach einer argentinischen<br />

Zusammen mit Fidel bei der Knast-Entlassung Redensart welche er häufig benutzte (<strong>Che</strong> =<br />

Kumpel!).<br />

1956 wurde er zusammen mit den anderen verhaftet und wurde ins Gefängnis geworfen.<br />

Im selben Jahr nahm er an der Granma-Expedition teil, der Einleitung<br />

der kubanischen Revolution!<br />

In den Kämpfen wurde endgültig aus dem Arzt Ernesto der<br />

Guerillero <strong>Che</strong>.<br />

Während der Kämpfe viel besonders seine kompromisslose aber<br />

dennoch kameradschaftliche Vorgehensweise auf. Die Rebellen hatten<br />

sehr große Unterstützung durch die Bevölkerung. Nach Ansicht vieler<br />

Biographen war Ché <strong>Guevara</strong> zu dieser Zeit bereits überzeugter Marxist<br />

und politischer Kommunist! <strong>Guevara</strong>s eigene Erinnerungen ( pasajes de<br />

la guerra revolucionario) vermitteln eher den Eindruck, daß er<br />

militärische, politische und moralische Entscheidungen unmittelbar aus<br />

den konkreten Situationen ableitete. <strong>Guevara</strong> wurde zum MYTHOS<br />

CHE!<br />

CHE´s Hochzeit!


Mythos Ché 4<br />

Nachdem er maßgeblich am Sieg der Rebellen beteiligt war, wurde er später <strong>Che</strong>f der kubanischen<br />

Staatsbank und 1961 Industrieminister von Kuba. Ché legte dies bezüglich Wert auf eine Anekdote,<br />

in der Fidel nach dem Sieg der Revolution für den <strong>Che</strong>f-Posten der Nationalbank nach einem<br />

Ökonomen ("economista") fragte. "Comunista", habe Ché wegen des Lärms verstanden und sich<br />

gemeldet: "Hier, ich!"<br />

1961 erfolgte auch die Invasion in der Schweinebucht, welche von Exilkubanern durchgeführt<br />

wurde, die vom CIA ausgebildet und unterstützt wurden.<br />

Unter <strong>Che</strong>´s Führung wurde der Angriff der Gusanos<br />

(Konterrevolutionäre) innerhalb kurzer Zeit<br />

zerschlagen. Mehrfach beteiligt er sich persönlich an<br />

der Zuckerrohrernte, um durch sein Beispiel und<br />

Vorbild die Arbeitsmoral zu heben und die<br />

Produktivität zu steigern!<br />

Da ihm aber daß glatte Parkett der Politik nicht<br />

behagte (er legte sich auch mit den Sowjets an) legte<br />

er 1965 alle Ämter nieder, und verließ Kuba und seine Familie mit den drei<br />

Kindern.<br />

<strong>Che</strong> wollte auch in anderen Ländern die Revolution<br />

vorantreiben, er ging 1965 in den Kongo und 1966<br />

nach Bolivien. Sein Traum war, von hier aus die<br />

Revolution nach ganz Süd- und Mittelamerika zu<br />

tragen!<br />

Links: Zusamen mit Fidel nach dem Sieg der Revolution!<br />

Er war der unbestrittene Feind der kapitalistischen U.S.A.!<br />

Unvergessen sein Zitat: "Wir brauchen zwei, drei, viele Vietnams!"<br />

In Bolivien nahm die Revolution allerdings nicht den Verlauf wie auf<br />

Kuba; Nach 10 Monaten Kampf in der Guerilla, welche kaum<br />

Unterstützung der Bevölkerung fand, da diese permanent von den<br />

Militärs eingeschüchtert, und die Medien zensiert wurden, wurde <strong>Che</strong><br />

gefangen genommen und am 9. Oktober unter Mitwirkung des CIA ermordet.<br />

Sein Leichnam wurde in der Provinzstadt Vallegrande aufgebahrt, um der Welt den Tod des<br />

Freiheitskämpfers zu demonstrieren. Anschließend wurden <strong>Che</strong>´s Hände abgehackt, und der Körper<br />

in einem unbekannten Massengrab verscharrt.<br />

Guerilleros, die ihr <strong>Leben</strong> gaben!<br />

Erst 1997, also 30 Jahre nach seinem Tod, wurden seine<br />

Überreste gefunden und nach Kuba überführt, wo er am<br />

17. Oktober in einem Staatsakt in Santa Clara beigesetzt<br />

wurde.<br />

Der Mythos <strong>Che</strong> lebt auch 30 Jahre nach seinem Tod<br />

weiter!<br />

In Bolivien wird er sogar wie ein Heiliger verehrt, was<br />

aber wohl mehr auf das schlechte Gewissen der Menschen<br />

zurückzuführen ist, die ihm damals die Unterstützung<br />

versagten.<br />

Am besten trifft wohl das Wolf Biermann Zitat zu:<br />

Er singt vom JESUS MIT DER KNARRE!


Mythos Ché 5


Mythos Ché 6<br />

Unten: Die letzten Fotos von <strong>Che</strong>!


Mythos Ché 7<br />

"Ein wahrhafter Internationalist ist derjenige, welcher fähig ist, Beklemmung zu fühlen,<br />

wenn ein Mensch in einem anderen Teil der Welt ermordet wird, und der begeistert ist,<br />

wenn in irgendeinem Teil der Welt die Fahne der Freiheit aufgepflanzt wird!"<br />

Schon in der Kindheit wurde Ernesto mit den sozialen Gegensätzen in Lateinamerika konfrontiert:<br />

Die in Luxus lebende Oberschicht Argentiniens auf der einen, in den Slums dahin vegetierende<br />

Arbeiterfamilien auf der anderen Seite!<br />

Seine Reisen in den Jahren 1952 - 1956 schärften<br />

<strong>Guevara</strong>s Blick für die Armut in ganz Lateinamerika.<br />

Er gelangte zu der Überzeugung, daß alle Latinos im<br />

Prinzip eine einzige Rasse waren. Während 1954 die<br />

linke Regierung Guatemalas durch einen, von den<br />

U.S.A. initiierten, Militärputsch gestürzt wurde, und<br />

er lange Zeit mit Kommunisten und Gewerkschaftern<br />

zusammen lebte wurde er ein Anhänger der Lehren<br />

von Marx und Mao.<br />

Für in waren nicht die ehemaligen, spanischen<br />

Kolonialherren die eigentlichen Feinde, sondern der<br />

Dollar-Imperialismus der kapitalistischen<br />

Nordamerikaner!<br />

Aus dem Mediziner wurde ein Dogmatiker der<br />

bewaffneten Rebellion!<br />

Ein überzeugter Chirurg des Krieges, der festen<br />

Überzeugung, daß man tief in das Fleisch der<br />

Gesellschaft schneiden muß, um den schnell<br />

metastasierenden Radikalkapitalismus zu entfernen<br />

und zu vernichten!<br />

<strong>Che</strong> war sich aber vollkommen darüber im klaren, daß eine wirklich neue, sozialistische<br />

Gesellschaftordnung nur erreicht werden konnte, wenn es gelang, einen "Neuen Menschen" zu<br />

schaffen.<br />

Einen Menschen, der sein eigenes Interesse dem Wohle des ganzen Volkes unterordnen konnte!<br />

Einen Menschen, der materiellen Gütern abschwört, und sein <strong>Leben</strong> in den Dienst der<br />

Weltrevolution stellt!<br />

Einen Menschen der, ohne sich mit Ellenbogen seinen Weg zu bahnen, mit seinen individuellen<br />

Fähigkeiten den Mitmenschen half!<br />

Am Ende, so <strong>Che</strong>´s Traum sollte ein freies, sozialistisches Amerika aus dem Stahlgewitter der


Mythos Ché 8<br />

Revolution entstehen, in dem es keinen Hunger, keine Analphabeten und keine Dritte-Welt-<br />

Krankheiten mehr gab!<br />

Ein geeintes Lateinamerika nach den Visionen Simon Bolivars! Korruption mußte schon im Keim<br />

erstickt werden.<br />

Seine Mitstreiter beeindruckt der Argentinier durch<br />

Askese, eiserne Disziplin, Selbstlosigkeit und<br />

Todesverachtung. Kuba war damals reif für den<br />

Umsturz. Es gab eine starke, organisierte Opposition in<br />

Gewerkschaften und Universitäten. Die von Batista und<br />

Großgrundbesitzern unterdrückte Landbevölkerung<br />

versorgte die Kämpfer. <strong>Guevara</strong> aber sah vor allem<br />

eines: Eine kleine, zu allem entschlossene Truppe<br />

konnte Regierungen stürzen.<br />

Seine eigene Rastlosigkeit macht er auch für engere<br />

Mitarbeiter zur Pflicht, fordert freiwillige Arbeit an<br />

Wochenenden, Studium von Mathematik, Sprachen<br />

oder Geschichte bis spät in die Nacht. Er weigert sich,<br />

Privilegien anzunehmen, bezieht einen Minimallohn.<br />

Freunde sammeln Geld, damit er seiner Tochter eine<br />

Puppe schenken kann.<br />

Zugleich<br />

ironiserte Ché<br />

die artikulierten und von ihm gelebten Ansprüche immer<br />

wieder - wie in der Rede am 24.3.1963: "Es ging um einen<br />

Mann, der in die Partei eintreten wollte. Die Mitglieder der<br />

Sektion... erklärten ihm die Pflichten eines Kommunisten.<br />

Sie erklärten ihm, er müsse der Erste bei den Überstunden<br />

sein..., alle Stunden des Tages der kulturellen Weiterbildung<br />

widmen, sonntags freiwillig zur Arbeit kommen. Und zuletzt<br />

sagten sie ihm: 'Außerdem mußt du als Mitglied der Partei<br />

bereit sein, jeden Moment<br />

dein <strong>Leben</strong> für die Revolution<br />

zu geben. Bist du damit<br />

einverstanden?' Und der<br />

Mann antwortete: "Nun gut,<br />

wenn das mein <strong>Leben</strong> sein<br />

wird, warum sollte ich daran hängen? So ein <strong>Leben</strong> gebe ich gern!"<br />

<strong>Che</strong> blieb auch nach dem Sieg der Revolution der kämpferische<br />

Rebell. Selbst bei wichtigen Sitzungen erschien er mit Bart,<br />

zerfilztem Haar und eine Zigarre hatte er sowieso immer im Mund.<br />

Dies soll nicht heißen, daß <strong>Che</strong> ein fanatischer Militarist war, nein er<br />

konnte sich nur nie mit den Politikern, die mit ihren protzigen Villen<br />

gegen die Armut kämpfen wollen, identifizieren. In den folgenden<br />

Jahren verfeindete sich <strong>Che</strong> nach und nach mit den kubanischen<br />

Altkommunisten. Diese bezeichneten ihn öffentlich als verträumten<br />

Anarchisten und als Trotzkopf.<br />

In seiner Zeit als Politiker fragte er einen hohen sowjetischen Funktionär, als dieser in Moskau


Mythos Ché 9<br />

feinstes Porzellan auftragen lies: "Aus diesem französischem Porzellan nimmt also das Proletariat<br />

seine Speisen zu sich?"<br />

Rechts: <strong>Che</strong> und Mao!<br />

Während einer Rede in Algerien kritisierte er auch<br />

die<br />

Politik der gegenseitigen Zusammenarbeit<br />

gegenüber den U.S.A.! Es gehe nicht, daß man mit<br />

dem propagierten Klassenfeind, mit dem man sich<br />

im<br />

kalten Krieg befand, doch relativ enge<br />

Wirtschaftsbeziehungen pflegt. Er sprach seine<br />

Ansicht aus, daß die Sowjetunion und die U.S.A.<br />

die<br />

restliche Welt unter sich aufteilen wollten!<br />

Ein<br />

daraufhin bei der kubanischen Regierung<br />

eingehender massiver russischer Protest gab wohl<br />

den<br />

Ausschlag, daß <strong>Che</strong> kurz darauf alleÄmter<br />

niederlegte.<br />

Freunde berichteten, das <strong>Che</strong> nun wieder richtig<br />

aufblühte. Nie zuvor habe man ihn zufriedener<br />

gesehen, als er zuerst in den Kongo ging,<br />

zusammen mit 200 Kubanern, und später nach Bolivien.<br />

Der CIA Agent Rodriguez, der <strong>Che</strong> die Nachricht von seiner Exekution überbrachte sagte, daß<br />

dieser seinen Tod mit Mut und Würde begegnete.<br />

Seine letzten Worte waren: "Schieß doch, Feigling, du wirst bloß einen Mann töten!"<br />

Doch mit <strong>Che</strong> wurde wohl auch seine Utopie von der Befreiung Lateinamerikas zu Grabe getragen!"<br />

Sein rebellischer Geist aber war ungebrochen!<br />

Aber vielleicht auch nicht: Auch in Deutschland wird<br />

die Kluft zwischen arm und reich immer größer! Sollte<br />

doch noch das große Aufbäumen der Unterdrückten<br />

und Ausgebeuteten stattfinden?<br />

Patria libre o muerte!


Mythos Ché 10<br />

Die kubanische Revolution<br />

Nach 7-tägiger Überfahrt von Mexiko landete am 2. Dezember des Jahres 1956, am Strand von Las<br />

Coloradas, die kleine Truppe um Fidel Castro mit dem Ziel, Kuba von der Batista - Diktatur zu befreien!<br />

Am 25. November 1956, <strong>Che</strong> war damals 28, sticht ein kleines Boot mit dem Namen Granma in die<br />

Karibische See, mit dem Ziel KUBA. Das Boot ist für 18 Mann gebaut worden, bei dieser Überfahrt<br />

sind aber 82 Guerilleros an Bord. Anführer dieser Truppe sind Fidel Castro und <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong>. Auf<br />

Kuba gelandet, sollten diese zu ihren kubanischen Guerillakumpanen in den Bergen geführt<br />

werden. Doch als sie die kubanische Küste schon fast erreicht hatten, wurde das Boot so von der<br />

Brandung durchgeschüttelt, dass der Steuermann über Bord fiel! Bei der Rettungsaktion ging so<br />

viel Zeit verloren, daß das Boot schon wieder weit von der Küste weggetrieben wurde. Zu allem<br />

überfluß haben sie auch noch all ihre Navigationsinstrumente verloren.<br />

Im Morgengrauen des 30. November, die Granma ist zu dieser Zeit<br />

immer noch im Wasser, greifen 300 Junge Guerilleros das Zollhaus<br />

und das Polizeipräsidium von Santiago de Cuba an. Das Zollhaus wird<br />

in Brand gesteckt und das Präsidium vorläufig besetzt. Gleichzeitig<br />

greift eine Gruppe Fidelistas (Castro Anhänger) das Staatsgefängins<br />

an und befreit alle politischen<br />

gefangenen. Wenige Tage nach diesem<br />

Schlag gegen die kubanische<br />

Staatsgewalt mussten sich die Rebellen<br />

aber wieder zurückziehen.<br />

Am 2. Dezember erreichte die Granma,<br />

mehr durch Zufall als durch<br />

planmässige Navigation die kubanische<br />

Küste. Sie waren allerdings am total<br />

falschen Ort und zu Spät um an den<br />

Kämpfen in Santiago teilzunehmen.


Mythos Ché 11<br />

Vermutlich wurde das Boot von Flugzeugen entdeckt, denn als die Guerilleros an Land gingen<br />

kreuzten auch schon die ersten Boote der Seepolizei auf. Ein Bauer, der die Rebellen gesehen hatte<br />

lud sie auf dessen Hof zu Essen ein. Kaum hatten sie sich gesetzt vielen aber auch schon wieder<br />

Schüsse und sie mussten weiter landeinwärts eilen. <strong>Che</strong> schrieb später: "Die Moral unserer Truppe<br />

lag auf dem Nullpunkt, wenn nicht noch tiefer. Wir hatten keine Nahrung mehr, und unsere<br />

Wasservorräte gingen auch langsam zu Ende. Wir marschierten so gut wie es ging durch die<br />

riesigen Zuckerrohrfelder. Einige aßen gegen meinen ausdrücklichen Befehl Zuckerrohr, doch die<br />

steigerte ihren Durst ins Unerträgliche."<br />

Am 5. Dezember schien schon alles<br />

verloren..............!!<br />

Nahe Cabo Cruz gerieten die Rebellen in einen<br />

Hinterhalt der Truppen des Diktators.<br />

Erst Jahre später erfuhren die Männer, daß der<br />

Wegführer ein Verräter war!!<br />

Die Guerillakämpfer gerieten in einen<br />

fürchterlichen Kugelhagel!<br />

Auch <strong>Che</strong> wurde dabei in der Brust und am Hals<br />

verwundet, der größte Teil der Männer starb.<br />

Wie durch ein Wunder konnten einige der<br />

Guerilleros entkommen, und sammelten sich<br />

Tage später in den Bergen: Es waren nur noch<br />

12 Mann mit 7 Gewehren!<br />

Unter den Männern befanden sich außer <strong>Che</strong> u.<br />

a. Fidel und Raoul Castro und Camilo Cienfuegos,<br />

welche später die Rebellion entscheiden sollten.<br />

In einem Lager begannen sie wieder mit dem<br />

Anwerben von Männern und dem Training. In den<br />

Radiostationen war, natürlich verschlüsselt, zu hören,<br />

daß <strong>Che</strong> und Castro in der Sierra Maestra<br />

angekommen sind. Viele Bauern kamen zum Lager<br />

und schlossen sich den Guerilleros an; langsam aber<br />

sicher wurde eine<br />

ganze Armee<br />

zusammengestellt.<br />

Nach mehrwöchiger<br />

Regeneration und<br />

Neuorientierung<br />

erzielten die Rebellen am 16. Januar 1957 den ersten Sieg; die<br />

Einnahme einer kleinen Kaserne am La Plata Fluß!<br />

Nach vielen kleineren und großen Gefechten geschah am 13. März<br />

´57 etwas, was den Krieg schon fast beendet hätte: ein Anschlag<br />

auf Batista!<br />

Dieser scheiterte zwar, doch die Männer um Castro wußten nun,<br />

daß sie nicht allein waren! Batista antwortete mit übertriebenem<br />

Gegenterror, jeder, der verdächtigt wurde mit der Guerilla in<br />

Verbindung zu stehen, wurde gefoltert oder sogar getötet.<br />

Am 15. März erhielt die kleine Armee weitere Unterstützung von<br />

einigen kubanischen Emigranten.<br />

Im Mai bestand die Streitmacht wieder aus 80 Mann.<br />

Nicht viel im Vergleich zu der mit modernsten Waffen<br />

ausgerüsteten 60000 Mann starken Regierungsarmee!<br />

Die Guerilla hatte zwar auch ein ganz schönes Waffenlager, aber<br />

viel zu wenig Munition. <strong>Che</strong> hatte da eine gute Idee, er schickte hübsche Bauerstöchtern zu den<br />

jungen Soldaten der Armee. Die Mädchen flirteten dann mit diesen und verlangten zum Abschied<br />

ein paar Patronen, in seltenen Fällen konnten sie sogar gleich die ganze Munition mitgehen lassen.<br />

Wie man an diesem Beispiel sieht, war es ein Krieg, der von Seiten der Rebellen, mit Witz und<br />

Tollkühnheit geführt wurde.<br />

Die Taktik der Guerilleros war einfach aber effektiv: Sie führte Überaschungsangriffe durch, legten<br />

Hinterhalte, schossen auf die Offiziere und den Vortrupp der gegnerischen Armee.


Mythos Ché 12<br />

Diese Methode demoralisierte das Batistaheer, da auf diese Weise diejenigen an der Spitze zuerst<br />

fielen. Aus der Rebellion wurde ein Befreiungskrieg!<br />

Die zunehmende Unterstützung durch die Bevölkerung gab den Kämpfern den nötigen moralischen<br />

Rückhalt!<br />

In der zweiten Jahreshälfte 1957 hatten die Rebellen ihr Gebiet in den Bergen so weit ausgedehnt,<br />

daß sie ihre eigenen Fabriken eröffnen konnten. In dieser Zeit waren die Guerilleros sehr<br />

undiszipliniert und hochmütig. <strong>Che</strong> griff in solchen Fällen immer hart durch. Einmal wurde ein<br />

Guerillero von ihm, mit verbundenen Augen, an einen Baum gebunden, <strong>Che</strong> erklärte ihm, er würde<br />

ihn jetzt erschiessen. <strong>Che</strong> schoss dann aber nur zweimal in die Luft, denn die Angst sei Strafe<br />

genug. Trotz solcher Aktionen wurde <strong>Che</strong> nie als ein <strong>Che</strong>f betrachtet, er blieb immer ein guter<br />

Freund aller, der immer einen guten Rat auf Lager hatte.<br />

Im Laufe der monatelangen Kämpfe, bei denen <strong>Che</strong>´s<br />

taktische Fähigkeiten immer mehr zum Tragen kamen, erhielt<br />

er den Rang eines Comandante, Major, den höchsten Rang<br />

der Guerilleros.<br />

Nach mehreren Niederlagen der Batistaarmee in Oriente<br />

entschied Fidel Castro, neue Kampffronten zu errichten.<br />

Die Commandantes <strong>Guevara</strong> und Cienfuegos startete die<br />

Operation "Die Invasion"!<br />

<strong>Che</strong>´s Gruppe bestand aus 146 Männern, welche am 27.<br />

September 1958 aufbrachen, um bei Santa Clara mit Camilos<br />

Männern zusammenzutreffen, wo es zur entscheidenden<br />

Schlacht kam.<br />

Sie marschierten immer nur in der Nacht, um nicht in einen<br />

Hinterhalt zu kommen und sie hatten nur wenig Nahrung bei<br />

sich. Nach 40 Tagen und vor allem Nächten erreichten sie die<br />

Stadt.<br />

Nachdem die Kasernen, welche Santa Clara wie einen Ring<br />

umgaben, eingenommen waren sank die Moral der Gegner<br />

ins Bodenlose. Das Militär zog sich langsam zurück und <strong>Che</strong>'s<br />

Männer konnten die zentralgelegene Stadt einnehmen. Von<br />

dort konnten sie alle wichtigen Straßen- und Eisenbahnverbindungen besetzen.<br />

Auch die internationale Presse war inzwischen auf der Seite der Befreier, und so kam es am 1.<br />

Januar des Jahres 1959 zum Sturz Batistas und zum Sieg der Männer um Fidel und <strong>Che</strong>.<br />

Triumphzug.<br />

Viva la Revolucion!<br />

Seit dem Missgeschick mit der Granma sind<br />

nun mehr als 2 Jahre vergangen, aus den<br />

Guerilla Verbänden ist eine revolutionäre Armee<br />

geworden, die es geschafft hat, die kubanische<br />

Hauptstadt Havanna ohne Kampfhandlungen zu<br />

erobern. Auch Batista sah ein, dass seine Zeit<br />

abgelaufen war und verließ mit seinen Leuten<br />

das Land. In der Nacht auf den 2. Januar 1959<br />

sprach Castro in Santiago vor einer riesigen<br />

Menschenmenge über ihre Ziele. Einen Tag<br />

später wurde im ganzen Land, als Schlußstrich<br />

unter die Batista-Ära, gestreikt.<br />

Alle Zeitungen der Welt verkündeten dieses<br />

Ereignis. Der Einzug nach Havanna wurde zum


Mythos Ché 13<br />

<strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong><br />

Die Afrika-Expedition<br />

Sechs Jahre nach der gelungenen Revolution verließ <strong>Che</strong> Kuba, in Richtung Afrika. Er trennte sich<br />

nicht im Streit, wie heute viele denken, von Castro, nein er schrieb ihm einen förmlichen aber<br />

freundschaftlichen Abschiedsbrief. In diesem Brief schrieb er ungefähr dies: "Kuba hat mit Dir einen<br />

der besten Präsidenten, den es überhaupt haben könnte. Ich sehe nicht ein was für eine Rolle ich<br />

da noch spiele. Ich stelle meine bescheidenen Taten im Kampf gegen die Unterdrückung lieber<br />

anderen Ländern zur Verfügung. Ich denke, dies bereitet mir mehr Freude".<br />

CHE GUEVARA, RAFAEL ZERGUERA und VICTOR DREKE<br />

In Afrika traf sich <strong>Che</strong> mit einem hohen Minister Kongos, den <strong>Che</strong> schon von früher kannte. Es<br />

wurde <strong>Che</strong> angeboten eine Guerillaeinheit zu führen. <strong>Che</strong> vertiefte sich in das Staatswesen Kongos<br />

und willigte schliesslich ein. Doch seine sogenante Armee war nicht mehr als eine Horde<br />

schiesswütiger Männer, die noch nie etwas von Marx oder Lenin gehört hatten.


Mythos Ché 14<br />

DIE BASIS IN DEN FIZI-BERGEN<br />

Durchaus ähnlich wie schon einmal gut acht Jahre vorher hatten diesmal 14 kubanische<br />

Freiheitskämpfer ein Boot bestiegen, einen See überquert und waren in die dahinterliegenden Berge<br />

gestiegen, um dort ihre Basen und eine befreite Zone zu schaffen, um den Aufstand von dort bis in<br />

die ferne Hauptstadt zu tragen. Doch dieser See war nicht die Karibik und das Boot hieß nicht<br />

Granma. Die Kubaner starteten im tansanischen Kigoma, überquerten den nur 50 Kilometer breiten<br />

Tanganjikasee und landeten am gegenüberliegenden Strand im Süden der zairischen Kivuregion.<br />

Dort befand sich eines der letzten geschlossenen Rebellengebiete des Kongos. Vorher hatte der<br />

kubanische Geheimdienst das namenlose Boot an der Küste des indischen Ozeans gekauft und quer<br />

durch Tansania transportieren lassen, wie ein halbes Jahrhundert zuvor die deutschen<br />

Kolonialtruppen ein Kanonenboot, welches dann im Film von Humphrey Bogart mittels der "African<br />

Queen" torpediert wurde, in Wirklichkeit aber von einem kolonial-belgischen Flieger.<br />

Empfangen wurden die Kubaner am Ufer Zaires von einer Abteilung gut ausgerüsteter Rebellen in<br />

neuen chinesischen Uniformen. Es ist der 24. April 1965. In den nächsten Wochen und Monaten<br />

werden immer neue Trupps kubanischer Militärs über Tansania in den damaligen Kongo gebracht,<br />

im November sind es fast 200. In Kuba überwiegend aus Eliteeinheiten rekrutierte Freiwillige,<br />

schnell und intensiv auf einen Einsatz in Afrika vorbereitet, hat ihr Eingreifen die Zustimmung der<br />

bereits in Auflösung begriffenen kongolesischen Revolutionsregierung, der antikolonialistischen<br />

Staaten in Afrika wie Algerien, Ägypten oder Tansania und vermutlich auch die Unterstützung der<br />

Sowjetunion und Chinas. Selbst aus den weitgehend isolierten Fizi-Bergen wechselt <strong>Che</strong> Briefe mit<br />

dem chinesischen Außenminister Chu En Lai. Im Kampf gegen die Allianz der Mörder Patrice<br />

Lumumbas - Staatspräsident Kasavubu, Ministerpräsident Tschombe und Militärchef Mobutu -<br />

gegen die dahinterstehenden Gruppen des internationalen Bergbaukapitals und gegen die in<br />

Leopoldville angeheuerten Söldnerverbände. Unter diesen Söldnern waren auch eine ganze Anzahl<br />

Deutscher, wie der berühmte "Kongo-Siegfried"(Bild-Zeitung), Siegfried Müller aus Neu-Isenburg,<br />

der immer mit Eisernem Kreuz an der Brust ins Gefecht gegen die Simbas zog. Einige (zu wenige)<br />

blieben in kongolesischer Erde.Es besteht eine breite Solidarität der eben unabhängig gewordenen<br />

Staaten in Afrika. Nur eine Bedingung hatte Soumaliot, der Ministerpräsident der<br />

Rebellenregierung, den Kubanern gestellt: nur Militärs mit schwarzer Hautfarbe.<br />

WELTREVOLUTION ODER BEWAFFNETER FRIEDE<br />

Links: <strong>Che</strong> in Algerien mit Premierminester Ben Bella<br />

In seiner berühmten Rede am 24. Februar 1965 in Algier hatte <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong><br />

gefordert: "Auf den unheilvollen Angriff des nordamerikanischen<br />

Imperialismus gegen Vietnam oder den Kongo muß geantwortet werden,<br />

indem diesen Bruderländern die Mittel zur Verfügung gestellt werden, die<br />

sie zu ihrer Verteidigung benötigen, und indem wir ihnen unsere<br />

bedingungslose Solidarität beweisen." Doch schon bald stellt sich heraus,<br />

daß <strong>Che</strong>s globaler Revolutionsbegriff weder den Auffassungen der<br />

kongolesischen Nationalistenführer noch den Vorstellungen der<br />

afrikanischen Guerilla vor Ort entspricht. Das Ziel der lumumbistischen Elite<br />

im Conseil National de la Révolution ist die Unabhängigkeit des riesigen<br />

Landes, das Ende der kolonialen Bevormundung des Kongos und der Plünderung seiner Reichtümer<br />

- Ziele, die erst Jahrzehnte später und in der Form von Ruin und Desinteresse absurd verwirklicht<br />

werden.<br />

Die Simba (kiswahili: Löwe)-Rebellen vor Ort, haben die Niederlage bereits erfahren. Schon im<br />

Herbst '64 hatten die Söldner den Bezirk Fizi angegriffen, gebrandschatzt und durchquert, und<br />

nichts hatte sie aufhalten können. Wenn es für die Kubaner einen militärstrategischen Hintergrund<br />

der Ereignisse der Monate vor ihrem Eintreffen gab, dann wurde er zumindest nicht bekannt. Denn<br />

zum Zeitpunkt der kubanischen Intervention waren alle Städte im Norden und Osten Zaires durch<br />

Mobutus Armee, die Söldner Mike Hoares und Bob Denards, durch - von amerikanischer Luftwaffe<br />

transportierte - belgische Fallschirmjäger zurückerobert worden. Durch den Fall von Städten wie<br />

Kisangani nach Mobutus Staatsstreich im November 1965 begann er als symbolisches Zugeständnis


Mythos Ché 15<br />

an die nationalistische Opposition mit der sogenannten "Authentizitätskampagne", durch die unter<br />

anderem alle kolonialen geographischen Bezeichnungen getilgt wurden und durch teilweise ältere<br />

afrikanische Bezeichnungen ersetzt wurden. Z.B. wurde Stanleyville zu Kisangani und zum Schluß<br />

auch der Kongo in Zaire umbenannt. Es gab rechte "Oppositions-"Gruppen in Kinshasa, die die<br />

Wiedereinführung der Kolonialnamen anstrebten, Mbandaka, Kindu, Goma oder Isiro - den<br />

politischen Zentren der Nationalbewegung war die Infrastruktur wie die soziale Basis der<br />

"Volksrepublik Kongo" zerstört. Dazu hatten die Rebellen selbst beigetragen, denn ihre<br />

Eroberungszüge im Frühjahr und Sommer '64 waren kaum weniger grausam verlaufen als die dann<br />

folgende Rückeroberung, ihre kurzfristige Herrschaft über zwei Drittel des Landes war von<br />

Massakern der überwiegend aus den rückständigsten ländlichen Gebieten rekrutierten Kämpfer an<br />

der städtischen Bevölkerung begleitet. In der Revolte selbst brachen nicht nur uralte<br />

Stammeskonflike wieder unkontrolliert und blutig aus, sondern sie richtete sich auch massiv gegen<br />

all die städtischen Schichten, die ursprünglich mit Demonstrationen und Streiks für die<br />

Selbstbestimmung des Kongos gekämpft hatten, aus der Sicht der noch völlig traditionell<br />

denkenden Simbas aber Verräter an den Traditionen, Repräsentanten einer modernen Gesellschaft<br />

waren, die sie selbst nur als äußerliche Gewalt von Steuern, Zwangsarbeit und Gefängnissen<br />

kennengelernt hatten. Dann kam die Rückeroberung zum Beispiel von Stanleyville (Kisangani) -<br />

110 Tage Hauptstadt der "Volksrepublik" - und wer hier die Herrschaft der Simbas überlebt hatte,<br />

stand nun im Verdacht, Lumumbist zu sein. Allein 2000 Menschen wurden von Mobutus Armee im<br />

Stadion der Stadt im November 1964 massakriert.<br />

Demgegenüber glich <strong>Che</strong>s Expedition nach Fizi einer Ethnologenreise in ein völlig rückständiges<br />

ländliches Gebiet. Hier trafen die Kubaner auf zwar gut bewaffnete, aber politisch und militärisch<br />

desorganisierte Rebellen, untereinander heillos zerstritten, aber allesamt hoffnungslos abergläubig<br />

an die Macht ihrer jeweiligen "Dawa" (arabisch und swahili: Medizin). Jeder Versuch der Kubaner,<br />

die noch mehreren tausend kongolesischen und ruandischen (Tutsi) Rebellen zu organisieren und<br />

auszubilden, scheitert. Als schließlich das erste Gefecht nach mehr als zwei Monaten stattfindet,<br />

können die Kubaner ganze 170 einheimische Kämpfer<br />

mobilisieren, von denen bereits 70 vor dem Beginn des<br />

Angriffs desertiert sind. Dieser Angriff auf Bendera, einer<br />

starken Garnison samt Wasserkraftwerk nördlich Kalemie<br />

in der damaligen Katangaprovinz, ist organisatorisch ein<br />

Desaster und bleibt militärisch eine Episode. Kurz vorher<br />

hatte Mobutus Söldnerarmee das zweite größere<br />

Rückzugsgebiet der Rebellen entlang der sudanesischen<br />

Grenze fast widerstandslos überrannt und beginnt nun im<br />

Sommer '65 den Ring um Fizi-Baraka enger zu ziehen. Es<br />

kommt immer häufiger zu kleineren Abwehrgefechten der<br />

Rebellen und ihrer kubanischen Helfer gegen die Regierungsarmee und deren Söldner unter<br />

Führung des Südafrikaners Mike (Mad Mike) Hoare. Schon nach dem Angriff auf Bendera analysiert<br />

Viktor Dreke, der stellvertretende Kommandeur der kubanischen Brigade: "Die Kubaner haben das<br />

Gleichgewicht des bewaffneten Friedens zerbrochen, in dem sich die Kongolesen eingerichtet<br />

hatten. Sie waren zwar bewaffnet, doch sie blieben zuhause bei Frau und Kind. Sie kämpften nicht."


Mythos Ché 16<br />

<strong>Che</strong> sagte über die Zeit im Kongo: "DAS JAHR IN DEM WIR NIRGENDWO WAREN!"<br />

Doch dieses Nirgendwo steht unbeabsichtigt auch dafür, ein Jahr im Nirgendwo verbracht zu<br />

haben! Ein Land, dem <strong>Che</strong> abstrakt eine globalstrategische Bedeutung zumaß und dem er sich dann<br />

nur hyperkonkret nähert, in der Form seitenlanger Beschreibungen über den Aberglauben und die<br />

Organisationsmängel der Bauern und Hirten in den entlegenen Fizi-Bergen. Doch die Geographie,<br />

die politischen und militärischen Ereignisse im damaligen Kongo jenseits der eigenen Hügelketten<br />

spielen nur eine ganz marginale Rolle, die sozialen Verhältnisse im Zaire werden nicht<br />

berücksichtigt. Die Rebellenführer wie Soumaliot oder Kabila haben zumindest ein begrenztes<br />

nationales Ziel, das sie noch irgendwie mit Hilfe des Auslandes erreichen wollen, bei <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong><br />

aber fehlt jeder Versuch, die primär weltstrategische Beurteilung der Ereignisse in die sozialen und<br />

politischen Verhältnisse des Kongos 1965 zu vermitteln. Dieser Voluntarismus der Revolution, der<br />

zwar die Eingeborenen solidarisch behandelt und beschreibt, aber auf eine wirkliche Analyse der<br />

Verhältnisse im Kongo verzichten zu können glaubt, wird sich unter den bolivianischen Indios<br />

wiederholen und den "Comandante" schließlich das <strong>Leben</strong> kosten.<br />

<strong>Che</strong> verließ dieses Land schnell wieder und machte sich auf eine Weltreise. Er lernte viele<br />

interessante Männer kennen und vertiefte seinen Marxismus. 1966 kehrte er wieder nach Südafrika<br />

zurück, unterwegs traf er sich noch kurz mit Castro.<br />

Kampfpause der internationalistischen Guerilla-Truppe!


Mythos Ché 17<br />

<strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong><br />

Guerillakampf in Bolivien<br />

Was ich hier wiedergebe, beruht auf den Notizen von <strong>Che</strong>; seinem berühmten bolivianischen<br />

Tagebuch!<br />

"Kein Volk Amerikas ist schwach, denn es ist Teil einer Familie von 200 Millionen Brüdern, die<br />

das gleiche Elend zu ertragen haben und die gleichen Gefühle hegen, die denselben Feind<br />

haben und die alle von einer besseren Zukunft träumen!"<br />

(La Habana, 1962)<br />

Im November 1966 landet <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong>, getarnt als Geschäftsmann aus Uruguay, mit<br />

Halbglatze, grauem Haarkranz, Hornbrille und gefälschten Papieren in La Paz, Bolivien,<br />

um den Kampf in der Guerilla zu beginnen! <strong>Che</strong> ist der 3. von rechts!


Mythos Ché 18<br />

Der Einsatz in Bolivien begann damit, Verstecke anzulegen, in denen Munition, Verpflegung<br />

und Medikamente, darunter auch die gegen <strong>Che</strong>´s Asthma, deponiert wurden.<br />

Am 29. November sind es 12 Aufständische, die im Lager waren.<br />

In den bolivianischen Anden wurde ein Lager, mit <strong>Guevara</strong> als Leiter, errichtet. <strong>Che</strong> machte<br />

mit seinen Männern Trainingsmärsche, die teilweise über 20 Tage dauerten und trainierte sie<br />

hart.<br />

Im Laufe des Dezembers wurde die Zahl der Bolivianer und Kubaner weiter erhöht, der<br />

Kontakt mit Kuba und La Paz war gut.<br />

Im Januar jedoch der erste Rückschlag.<br />

Nach <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong>s Weigerung, die<br />

militärische Leitung des Unternehmens an<br />

die kommunistische Partei Boliviens<br />

abzutreten, kam es zum Bruch mit Monje,<br />

dem Parteichef! Die Eingliederung der<br />

bolivianischen Kämpfer gestaltete sich<br />

zudem recht schleppend.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Agentin in La<br />

Paz, Tanja (Tamara Bunke, Deutsch-<br />

Argentinierin),<br />

klappte noch gut!<br />

Im Februar wurde zum abschließenden<br />

Test der Kampfkraft ein mehrtägiger Gewaltmarsch unternommen, bei dem der junge<br />

Benjamin ertrank. Ansonsten war <strong>Che</strong> relativ zufrieden mit der Truppe.<br />

Der März 1967 war sehr ereignisreich! Die Rebellen-Einheit bestand aus 50 Personen:<br />

29 Bolivianern, 16 Kubanern, 3 Peruanern, dem Argentinier <strong>Che</strong> und eben Tanja, der einzigen<br />

Frau. Die Guerilla wurde in einem Umkreis von 120 Km von 2000 Mann umzingelt. Wenige<br />

Tage darauf kam es auch schon zu den ersten Kampfhandlungen zwischen den Rebellen und<br />

der Armee, dabei sind einige Soldaten getötet worden. Nach diesem Gefecht war dem Militär<br />

der Standort des Guerillalager bekannt, deshalb musste <strong>Che</strong> früher als er eigentlich wollte in<br />

die bewegliche Taktik übergehen.<br />

Der April brachte zwar einerseits<br />

beachtliche militärische Erfolge für die<br />

Guerilla, jedoch war die Isolierung der<br />

Truppe weiterhin vollständig! Der Kontakt<br />

zu der Zivilbevölkerung war absolut<br />

unzureichend! Genau dieser Kontakt ist<br />

aber für eine Revolution ausschlaggebend!<br />

Die Moral der Kämpfer war jedoch sehr<br />

gut, jedoch schätzte <strong>Che</strong> die zukünftige<br />

Unterstützung der Bauern viel zu<br />

optimistisch ein.


Mythos Ché 19<br />

Mai:<br />

Die Nachhut unter Joaquin verlor den Kontakt zur Hauptgruppe, da diese den Franzosen<br />

Debray zu einer Stadt begleiteten!<br />

Diese bestand somit, wegen der Verluste der Vormonate, nur noch aus 25 Männern.<br />

Die Verbindung mit Kuba und La Paz war abgerissen, was sehr schwer wog!<br />

Die bolivianische Armee zeigte auf militärischem Gebiet eklatante Schwächen, jedoch der<br />

Terror gegenüber der Landbevölkerung zeigte Wirkung: Sie teilte die Festnahme aller Bauern<br />

mit, die mit den "Terroristen" kollaborierten!<br />

Diese Maßnahmen zeigten Wirkung.<br />

Juni:<br />

Es sind noch 24 Mann, die sich um <strong>Che</strong> scharen. Beteiligung der<br />

Bauern: Fehlanzeige!<br />

Ein Teufelskreis: Um Neuzugänge zu erreichen müssen<br />

die Aktionen in bewohntere Gebiete verlegt werden. Dazu<br />

bräuchte <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong> aber mehr Männer!<br />

Zudem wuchsen die Legenden über die Guerillabewegung wie<br />

Schaum: Sie wurden bereits als unbesiegbare Supermänner<br />

angesehen, was aber nur an der Unfähigkeit der Gegner lag!<br />

Juli 1967:<br />

Weiterhin ungeklärt war der Verbleib der Nachhut von Joaquin,<br />

bei der auch Tanja war!<br />

Der Kontaktmangel war weiterhin das schlimmste Manko.<br />

Zwei Tote und ein Verwundeter bei den Guerilleros!<br />

Die Moral ist jedoch weiterhin sehr gut!<br />

August:<br />

Ein schwerer Schlag war der Verlust aller<br />

Höhlen mit den Dokumenten und<br />

Medikamenten!<br />

Durch die fehlenden Medikamente brach<br />

<strong>Che</strong>´s Asthma unkontrolliert aus, was<br />

bei den Männern zu einer<br />

Verschlechterung der Moral führte!<br />

Die Guerilleros Inti und Coco profilierten<br />

sich jedoch immer deutlicher als<br />

Revolutionäre!<br />

September:<br />

Was eigentlich ein Monat der Erstarkung werden sollte, wurde, bedingt<br />

durch einen Hinterhalt, bei dem einige fielen, zum Desaster!<br />

Zudem wurde die Vernichtung der Nachhut am Vado del Yeso bekannt,<br />

bei dem nur Paco überlebte, und die Armee begann effektiver zu<br />

werden!<br />

Die Moral der verbliebenen Leute war, so schrieb <strong>Che</strong>, aber noch in<br />

Ordnung!<br />

"Paco", nach der<br />

Gefangennahme!


Mythos Ché 20<br />

Links der CIA-Agent Rodriguez! Dieses Bild ist das letzte, das<br />

<strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong> lebend zeigt!<br />

Oktober 1967:<br />

Es war am 8. Oktober 1967, als <strong>Che</strong> mit<br />

einer kleinen Gruppe zur Erkundung<br />

durch eine der zahlreichen bolivianischen<br />

Schluchten marschierte. <strong>Che</strong> hat soeben<br />

seinen Männern befohlen nur noch im<br />

Wasser weiter zulaufen, um keine<br />

Spuren zu hinterlassen, da fallen die<br />

ersten Schüsse. Es vielen Schüsse von<br />

Links und von rechts, die Guerilleros<br />

waren also in der Schlucht gefangen. Die<br />

Rebellen schiessen zurück, doch sie<br />

wissen nicht einmal wo genau sich ihre<br />

Gegner befinden. Plötzlich schreit <strong>Che</strong> auf. Eine Kugel hat seine Wade durchbohrt. Die<br />

Soldaten haben eingesehen, daß sie gewonnen haben und kommen runter, dabei erschossen<br />

sie einige Rebellen. <strong>Guevara</strong> und zwei weitere Männer werden von den Soldaten<br />

mitgenommen. <strong>Che</strong> schafft nur mit größter Mühe den Abhang hinauf. Die anderen wollen ihm<br />

helfen, doch er wehrt sich energisch dagegen. Er schleppt sich, die Waffe und sein Tagebuch<br />

umklammernd, den Hang hinauf.<br />

<strong>Che</strong> wurde von der Regierung festgenommen und vorübergehend in einem Schulhaus<br />

festgehalten, dort merkte er, daß das ganze Vorhaben von Anfang an aussichtslos war, da die<br />

Bauern keinerlei revolutionäre Ambitionen zeigten.<br />

Nach 11 Monaten Guerillakampf wurde <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong>,<br />

zusammen mit dem ehemaligen Bergarbeiter Willy und<br />

Chino, dem peruanischen ELN-Führer, in der armseligen<br />

Ortschaft La Higuera, ca. 50 Km von Vallegrande,<br />

ermordet:<br />

Am 9. Oktober bekam ein einfacher Soldat den Befehl,<br />

den 39 Jahre alten <strong>Che</strong> <strong>Guevara</strong> zu erschießen. <strong>Che</strong><br />

bekam nie eine Gerichtsverhandlung, er wurde nicht<br />

einmal vor ein Exekutionskommando gestellt, nein er<br />

wurde von dem einfachen Sergeanten Mario Terán "zum<br />

Wohle des Staates" erschossen.<br />

Anschließend wurden er nach Vallegrande gebracht, wo<br />

er der Öffentlichkeit präsentiert wurde um die Welt vom<br />

Tod des Revolutionärs zu überzeugen. Nachdem man<br />

<strong>Che</strong>´s Hände abgeschnitten hatte, wurde sein Leichnam<br />

an einem geheimen Ort verscharrt, um nicht sein Grab<br />

zu einer Wallfahrtstätte der internationalen Linken zu<br />

machen!<br />

Heute versammeln sich jedes Jahr die<br />

Einwohner von Vallegrande an <strong>Che</strong>´s<br />

Todestag, um das Andenken an den<br />

Freiheitskämpfer zu ehren! Sie legen<br />

Blumen nieder, zünden Kerzen an und<br />

sprechen Gebete, in denen sie seinen<br />

Geist bitten, ihnen zu helfen!!<br />

Die Männer, die den 8. Oktober<br />

überlebten wurden noch in mehrere<br />

Scharmützel verwickelt, ehe es<br />

schließlich fünf Männern gelang, im<br />

März 1968 nach Chile zu entkommen.<br />

Es waren die 3 Kubaner Pombo,<br />

Benigno und Urbano, und die Bolivianer<br />

Inti und Dario.<br />

La Higuera, der Ort in dem <strong>Che</strong> erschossen wurde!


Mythos Ché 21<br />

Cln. Quintanilla vom Ministerium für innere<br />

Angelegenheiten, der für das Abhacken von <strong>Che</strong><br />

<strong>Guevara</strong>s Händen verantwortlich war, wurde ein<br />

paar Jahre später in Hamburg, wo er als Konsul<br />

tätig war, von einer Frau mit mehreren<br />

Schüssen aus einer autom. Waffe getötet!<br />

Der bolivianische<br />

Generalstabschef<br />

Juan José Torres<br />

Vallegrande!<br />

wurde 1976 in<br />

Argentinien<br />

entführt, später wurde seine Leiche dann in einem Vorort von<br />

Buenos Aires gefunden. Der Körper war von mehreren Kugeln<br />

durchsiebt worden!<br />

Der Kommandeur der 8. Division, Cln. Joaquin Zenteno, wurde<br />

ebenfalls 1976, in Paris von einem Guerillakommando liquidiert!<br />

Der Bauer Honorato Rojas, der die Guerilleros in den Hinterhalt<br />

von Vado del Yeso führte, wurde nur ein Jahr nach <strong>Che</strong>´s Tod<br />

von der Guerilla getötet!<br />

Seargeant Terán

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