April 2011 - Sana Klinikum Lichtenberg
April 2011 - Sana Klinikum Lichtenberg
April 2011 - Sana Klinikum Lichtenberg
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nabelschnur<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />
Die Politik fordert 1- bis 2-Bettzimmer für alle.<br />
Bei uns ist das realisiert.<br />
Herzlich willkommen im<br />
<strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Lichtenberg</strong>!<br />
Behandlung<br />
Transsexualismus 4<br />
Veränderungen<br />
im Brustzentrum 5<br />
Geburtshilfliche<br />
Statistik 2010 8 - 9<br />
Intrauterine<br />
Wachstumsretardierung 10 - 11<br />
<strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />
Frauenklinik<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur
Sprechstunden<br />
Sprechstunden der Frauenklinik<br />
im <strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />
Alle Sprechstunden finden im SprechstundenZentrum (Haus H1) statt.<br />
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />
Frauenklinik / Brustzentrum<br />
Aufnahme-Sprechstunde<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
8.00 - 15.00 Uhr 8.00 - 15.00 Uhr<br />
Mamma-Sprechstunde<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
8.00 - 14.00 Uhr<br />
(Studienpatienten)<br />
8.00 - 11.30 Uhr<br />
(Facharzt)<br />
8.00 - 15.00 Uhr<br />
(OÄ Dr. J. Krocker)<br />
8.00 - 15.00 Uhr<br />
(Facharzt)<br />
Urogynäkologische<br />
Sprechstunde<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
ab 01. Juni <strong>2011</strong><br />
Chefarzt-Sprechstunde<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
13.00 - 14.30 Uhr<br />
Prof. Dr. D. Elling<br />
Chefarzt der<br />
Frauenklinik<br />
Sprechstunde Diabetes in der<br />
Schwangerschaft<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
8.30 - 15.00 Uhr<br />
OÄ Dr. S.<br />
Bauermeister<br />
Ambulante OPs und<br />
Sprechstunde<br />
Dr. U. Bauermeister<br />
(SprechstundenZentrum Haus H1)<br />
8.00 - 9.00 Uhr<br />
OPs<br />
9.00 - 10.00 Uhr<br />
Sprechstunde<br />
8.00 - 9.00 Uhr<br />
OPs<br />
9.00 - 10.00 Uhr<br />
Tumorkonferenz / Mammateam<br />
G. Generlich<br />
Haus B, Raum B 124<br />
bis 31.5.<strong>2011</strong><br />
14.00 - 15.30 Uhr<br />
ab 1.7.<strong>2011</strong><br />
7.45 - 9.00 Uhr<br />
Telefonische Terminvergabe<br />
Chefarztsprechstunde: . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 5518 - 2411<br />
Mammasprechstunde: . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 5518 - 2450 /-43 45<br />
Urogynäkologische<br />
Sprechstunde: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab Juni <strong>2011</strong><br />
Ambulante gynäkologische<br />
Sprechstunde / ambulante OPs: . . . . . . . . 030 / 5518 - 43 45<br />
Interdisziplinäre Tumorkonferenz: . . . . . . 030 / 5518 - 4472<br />
OP-Termine / Aufnahmesprechstunde:<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 55 18 - 2450 / -4345<br />
Station 4A: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 55 18 - 24 46<br />
Station 4.3: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 55 18 - 2443<br />
Kreißsaal: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 / 55 18 - 2462<br />
Neonatologie – Station 4.2: . . . . . . . . . . . 030 / 5518 - 2442<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />
Frauenklinik<br />
Fanningerstraße 32<br />
10365 Berlin<br />
Redaktion<br />
Prof. Dr. med. Dirk Elling<br />
Tel.: 030 / 55 18 - 24 11 | E-Mail: d.elling@sana-kl.de<br />
Grit Generlich<br />
Tel.: 030 / 55 18 - 44 72 | E-Mail: g.generlich@sana-kl.de<br />
Auflage<br />
1.000 Exemplare<br />
2 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong>
Editorial<br />
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,<br />
werte Patientinnen und Patienten,<br />
das neue Jahr hat mit Turbulenzen und neuen Aufgaben und deren Lösungen<br />
begonnen, die in personellen und fachlichen Bereichen liegen. In diesem Jahr<br />
haben drei neue Kolleginnen / Kollegen ihre Arbeit in unserer Klinik begonnen –<br />
Ärzte in Weiterbildung, die vielseitige Aufgaben übernehmen. Ab Mai werden<br />
zudem auch zwei neue Fachärzte die Arbeit in der Klinik bereichern. Kollegen,<br />
die über eine hervorragende Expertise verfügen und ausgebildet sind im laparoskopischen<br />
Operieren, in der urodynamischen Diagnostik sowie in der Onkologie,<br />
so dass wir das Ausscheiden von anderen Kollegen gut kompensieren werden.<br />
Gleichzeitig wurde mein Arbeitsvertrag für 2 Jahre verlängert.<br />
Prof. Dr. med. Dirk Elling<br />
Herr Dr. Gläser wird die Klinik in Richtung Ambulanz im Mai verlassen. Wir wünschen<br />
ihm dafür viel Erfolg. Frau Dr. J. Krocker wird ab 1. Juni <strong>2011</strong> das Brustzentrum<br />
des Hauses chefärztlich leiten. Wir versprechen uns davon eine weitere<br />
Qualifizierung der Arbeit für unsere Patienten. Ab Juni <strong>2011</strong> wird die urogynäkologische<br />
Abteilung revitalisiert, worüber ich sehr froh bin. Somit führt das Spektrum<br />
der Frauenklinik zu alter Qualität.<br />
Die Bauarbeiten in der alten Frauenklinik schreiten gut voran, so dass die<br />
geburtshilfliche Abteilung im Februar 2012 – zwar in den „alten“ Räumen, aber<br />
mit gehobenen Qualitätsstandards und neu renoviert für die Patientinnen – eröffnet<br />
werden kann. Wir werden Sie dann rechtzeitig zu einer Besichtigung einladen,<br />
damit Sie sich von den neuen Gegebenheiten überzeugen können.<br />
Sie sehen also, dass die Frauenklinik zu alter und neuer Qualität zurückgefunden<br />
hat, wozu auch die Krankenhausleitung wesentlich beigetragen hat.<br />
Wir beabsichtigen in der Erweiterung unseres Spektrums, eine Dysplasie-<br />
Sprechstunde zur gemeinsamen Verbesserung der Qualität der Diagnostik und<br />
Therapie des – Gott sei Dank – immer seltener werdenden Zervixkarzinoms<br />
einzurichten.<br />
In dieser Ausgabe unseres Journals finden Sie u. a. die Ergebnisse unserer Perinatalstatistik,<br />
die sich sowohl quantitativ als auch qualitativ sehen lassen kann.<br />
Im Bereich der Behandlung der Transsexualität gibt es neue Festlegungen der<br />
Begutachtung durch den MDK, worüber Sie ebenfalls in diesem Heft informiert<br />
werden.<br />
In diesem Sinne geht der Blick nach vorn.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. med. Dirk Elling<br />
Chefarzt der Frauenklinik<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
3
Transsexualismus<br />
Neue Begutachtungsrichtlinien<br />
zur Behandlung des<br />
Transsexualismus<br />
Transsexualismus ist kein Problem der<br />
Sexualität, sondern der Geschlechtsidentität<br />
(Transidentität) und der<br />
Geschlechterrolle (Transgender).<br />
Transsexualität geht häufig mit<br />
schwerem Leid der Betroffenen einher<br />
und bedarf einer multiprofessionellen<br />
Behandlung. Vorrangig ist<br />
zunächst eine psychiatrische Diagnostik<br />
und eine stützende psychiatrisch-psychotherapeutische<br />
Behandlung<br />
/ Begleitung zur Entwicklung<br />
einer individuell ausgerichteten, lebbaren<br />
Geschlechterrolle und deren<br />
Erprobung in einem sogenannten „Alltagstest“<br />
unter definierten Voraussetzungen.<br />
Es erfolgt dann die gegengeschlechtliche<br />
Hormontherapie und<br />
danach bei Wunsch die geschlechtsangleichende<br />
Operation.<br />
Bereits 1910 wurde dieses Krankheitsbild<br />
von Herrn Magnus Hirschfeld<br />
beschrieben, obwohl es bereits<br />
im 17. und 18. Jahrhundert Berichte<br />
über Transsexualismus gab. Aufgrund<br />
des seit 1981 geltenden Transsexuellengesetzes<br />
können auf Antrag<br />
Vornamen und Personenstand aufgrund<br />
der sexuellen Prägung geändert<br />
werden.<br />
Aus dem Leidensdruck betroffener<br />
Personen ergibt sich der Wunsch nach<br />
gegengeschlechtlicher Hormontherapie<br />
und nach einer geschlechtsangleichenden<br />
Operation. Die Krankenkassen<br />
sind zur Leistungserbringung<br />
verpflichtet. Der MDK führt dabei die<br />
Begutachtung durch und entscheidet<br />
über den Umfang der Leistungen, die<br />
sich nach Art, Schwere, Dauer und<br />
dem Krankheitsverlauf richten. Je<br />
nach beantragter Leistung ist ein konkreter<br />
Antrag der Betroffenen vorzulegen<br />
sowie ein transsexueller Werdegang,<br />
die Alltagserprobung, das<br />
Verhalten im Beruf und in der Familie.<br />
Weiterhin wird ein Gerichtsgutachten<br />
zur Vornamensänderung, ein endokrinologischer<br />
Befund, ein Bericht des<br />
Psychiaters bzw. Psychologen sowie<br />
ein fachärztlicher Bericht benötigt.<br />
Der Weg zur beantragten Leistung<br />
ist lang und steinig und fordert den<br />
Betroffenen viel Geduld ab. Eine Hormontherapie<br />
setzt frühestens nach<br />
12 Monaten Psychotherapie ein, die<br />
geschlechtsangleichende Operation<br />
nach 18 Monaten Psychotherapie<br />
bzw. Alltagserprobung und frühestens<br />
nach 6 Monaten Hormontherapie.<br />
Als formale Voraussetzungen für<br />
eine geschlechtsangleichende<br />
Operation gelten:<br />
• Mindestalter 18 Jahre<br />
• volle Erfüllung der inhaltlichen<br />
Voraussetzungen für eine<br />
somatische Behandlung<br />
• psychiatrische / psychologische<br />
Begleitung von mindestens<br />
18 Monaten<br />
• erfolgreiche Alltagserprobung<br />
der neuen Geschlechterrolle über<br />
18 Monate<br />
• gegengeschlechtliche Behandlung<br />
von mindestens 6 Monaten<br />
Vom Operateur sind natürlich erhöhte<br />
Narkose- und Operationsrisiken abzuwägen<br />
sowie den Patienten darüber<br />
detailliert aufzuklären. Das gilt auch<br />
für die unterschiedlichen Operationsmethoden<br />
und deren Erfolge.<br />
Von der GKV werden folgende<br />
operative Maßnahmen getragen<br />
(Mann zu Frau):<br />
• Epilation der Barthaare<br />
• Genitalangleichung (Neovagina,<br />
Neoklitoris, Aushüllung des Penisschaftes,<br />
Entfernung der Hoden)<br />
• optional Brustvergrößerung<br />
• optional phonochirurgische<br />
Stimmerhöhung<br />
• optional Verkleinerung des<br />
Adamsapfels<br />
Bei Transsexualität Frau zu Mann:<br />
• beidseitige Brustamputation<br />
unter Erhalt der Mamillen<br />
• Entfernung von Uterus<br />
und Ovarien<br />
• Scheidenverschluss<br />
• optional Aufbau eines<br />
Penoides und Implantation<br />
von Surrogathoden<br />
Darüber sind Transsexuelle aufzuklären.<br />
Oftmals ist eine Kontaktaufnahme<br />
des Operateurs mit der entsprechenden<br />
Krankenkasse nötig.<br />
Prof. Dr. med. D. Elling<br />
Chefarzt der Frauenklinik<br />
4 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong>
Gynäkologie<br />
Veränderungen im Brustzentrum<br />
Vor nunmehr 20 Jahren, am 18. Februar<br />
1991, eröffnete die Frauenklinik<br />
im Oskar Ziethen Krankenhaus auf<br />
Initiative von Prof. Dr. med. D. Elling<br />
eine senologische Station mit 26 Betten.<br />
In Berlin war dies einmalig und<br />
auch deutschlandweit, selbst an Universitäten<br />
eine Seltenheit.<br />
Aus heutiger Sicht steckte die Therapie<br />
des Mammakarzinoms noch in<br />
den Kinderschuhen und war geprägt<br />
von operativer Radikalität und unspezifischer<br />
medikamentöser Therapie.<br />
In den ersten Jahren behandelten wir<br />
zwischen 50 bis 80 Patientinnen pro<br />
Jahr, dafür lag aber jede Patientin<br />
mindestens 14 Tage stationär.<br />
Durch die Verabreichung der Chemotherapie<br />
für knapp 5 Monate unter<br />
partiell stationären Bedingungen entstanden<br />
enge Beziehungen zwischen<br />
Patientinnen, Schwestern und Ärzten.<br />
Frühzeitig wurde von Prof. Dr. med.<br />
D. Elling das Prinzip der Interdisziplinarität<br />
durch Einbindung von Radiologen,<br />
Pathologen, Strahlentherapeuten,<br />
Internisten, Chirurgen, Physiotherapeuten<br />
und Onkopsychologen<br />
gelebt.<br />
Besondere Anerkennung gilt Herrn<br />
Prof. Dr. med. D. Elling für die Entwicklung<br />
von Therapieoptimierungsstudien<br />
und die Stärkung der gynäkologischen<br />
Onkologie durch Initiierung<br />
der Gründung der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Nordostdeutschen Gesellschaft<br />
Gynäkologischer Onkologie<br />
(NOGGO) und des Berufsverbandes<br />
der Niedergelassenen Gynäkologischen<br />
Onkologen (BNGO).<br />
Auch der inzwischen stattfindende<br />
8. Berliner Patientinnentag am 3. <strong>April</strong><br />
<strong>2011</strong> wäre ohne das Engagement von<br />
Prof. Dr. med. D. Elling nicht möglich<br />
geworden.<br />
Dr. med. Jutta Krocker<br />
Mit den genannten Initiativen und<br />
deren Entwicklungen hat Prof. Dr.<br />
med. D. Elling bei Patienten, Einweisern<br />
und Kollegen hohes Ansehen<br />
und Akzeptanz erlangt.<br />
Der Entwicklung in unserem Fachgebiet<br />
folgend, beschloss die Krankenhausleitung<br />
des <strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong>s<br />
<strong>Lichtenberg</strong> im Januar diesen Jahres<br />
das Brustzentrum zum 1. Juni <strong>2011</strong><br />
unter meiner Leitung als selbständige<br />
Abteilung zu etablieren.<br />
Was bedeutet diese Separierung des<br />
Brustzentrums für Sie im Einzelnen?<br />
Das Brustzentrum wird auch weiterhin<br />
als Teilstation im Neubau des<br />
<strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong>s <strong>Lichtenberg</strong> Haus A,<br />
2. Etage verbleiben. Der 2008 eröffnete<br />
Neubau des <strong>Klinikum</strong>s hat bei<br />
den Patientinnen und Patienten große<br />
Resonanz gefunden. 13 Betten stehen<br />
dem Brustzentrum zur Verfügung.<br />
Neu für Sie und die Patientinnen wird<br />
die Organisationsstruktur sein. Unsere<br />
operative Tätigkeit beschränken<br />
wir auf zwei Tage pro Woche (Montag<br />
und Donnerstag), um den Patientinnen<br />
auch postoperativ als Arzt und<br />
Berater zur Seite stehen zu können.<br />
Diese betreuende und beratende<br />
Tätigkeit ist im Verbund mit der Frauenklinik<br />
leider oft zu kurz gekommen.<br />
Die engere Kooperation mit Ihnen<br />
als Einweiser ist eines unserer Hauptanliegen<br />
im neuen Brustzentrumskonzept.<br />
Der Zugang zum Brustzentrum<br />
wird auch weiterhin über<br />
unsere vorstationären Sprechstunden<br />
gewährleistet werden, in denen<br />
Sie Patientinnen mit Mammatumor,<br />
Brusterkrankungen, Beratungs- und<br />
Zweitmeinungswunsch vorstellen können.<br />
Diese Sprechstunden finden personenbezogen<br />
statt (siehe Sprechstundenübersicht<br />
auf Seite 2).<br />
Für die Patientinnen und deren Angehörige<br />
werden auf der Station (4A)<br />
verschiedene Informationsveranstaltungen<br />
angeboten (Aufklärung und<br />
Anleitung zu ganzheitlichen Therapieansätzen,<br />
Ernährungsberatung sowie<br />
Erläuterungen zu System- und Strahlentherapie).<br />
Sport als therapieunterstützende<br />
Maßnahme wird unter<br />
Anleitung einer speziell geschulten<br />
Physiotherapeutin in den Räumen<br />
der Physiotherapie im Haus B wieder<br />
angeboten.<br />
Mit unserer Breast Nurse (Schwester<br />
Heidi Tafelski) möchten wir Ihnen,<br />
ähnlich wie im Mammographie-Screening,<br />
die Möglichkeit geben, eine spezialisierte,<br />
onkologisch ausgebildete<br />
Schwester telefonisch zu kontaktieren<br />
und bei Bedarf für spezielle Fragestellungen<br />
in die Praxis zu bestellen.<br />
Wir bedanken uns für Ihr langjähriges<br />
Vertrauen und sehen mit Freude dem<br />
Neuanfang entgegen.<br />
Dr. med. Jutta Krocker<br />
Leiterin des Brustzentrums<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
5
Gynäkologie<br />
Entwicklung und Trends der<br />
Laparoskopie<br />
Historie<br />
Nun mehr über 50 Jahre liegen<br />
die ersten laparoskopischen Eingriffe<br />
zurück. Damals begannen die<br />
Arbeiten von Hans Frangenheim,<br />
der seit 1944 Frauen zur Diagnostik<br />
laparoskopierte.<br />
Der Begriff „Endoskopie“ bezeichnet<br />
in der Medizin den Einblick in einen<br />
bestehenden Raum mittels eines<br />
optischen Systems. In der Gynäkologie<br />
werden zumeist starre Stabkameras<br />
unterschiedlichen Durchmessers<br />
(1,2 bis 12 mm) verwendet. Über<br />
eine Kaltlichtquelle wird der Raum<br />
durch die Stabkamera ausgeleuchtet.<br />
Angeregt dadurch arbeitete Kurt<br />
Semm an der Etablierung der Laparoskopie,<br />
die er als Pelviskopie bezeichnete.<br />
Dieser Terminus sollte den<br />
Unterschied zwischen der gynäkologischen<br />
Laparoskopie und denen<br />
anderer Fachrichtungen im Oberbauch<br />
verdeutlichen. 1967 führte<br />
er die Laparoskopie zur gynäkologischen<br />
Diagnostik an der Frauenklinik<br />
in München ein. Später dann im<br />
Jahre 1983 entfernte Professor Kurt<br />
Semm, damals Gynäkologe am Kieler<br />
Universitätsklinikum, einen entzündeten<br />
Blinddarm nicht über den herkömmlichen<br />
Bauchschnitt, sondern<br />
über die laparoskopischen Zugänge.<br />
Das Ziel sollte eine möglichst minimalinvasive,<br />
eine unblutige und schonende<br />
Chirurgie, nicht nur zu diagnostischen<br />
Zwecken, sondern auch<br />
als operativ therapeutische Methode<br />
sein.<br />
In diesem Bestreben wurden von ihm<br />
als ehemals gelernter Feinmechaniker<br />
unter anderem ein automatischer<br />
CO 2<br />
-Insufflator, ein Uterusmanipulator,<br />
sowie Geräte zur Überprüfung<br />
der Eileiterdurchgängigkeit, ebenso<br />
wie laparoskopische Knotentechniken<br />
entwickelt.<br />
Dr. med. Steffen Gläser<br />
Laparoskopie heute<br />
Heute gehören laparoskopische<br />
Techniken zum Standardrepertoir<br />
einer jeden operativen gynäkologischen<br />
Abteilung. Die anfänglichen<br />
Bedenken wurden größtenteils zerstreut,<br />
die „Schlüssellochchirurgie“<br />
hat die gynäkologische wie auch die<br />
allgemeine Chirurgie nachhaltig verändert.<br />
Es gibt kaum eine Operation,<br />
die nicht schon laparoskopisch<br />
gewagt wurde. In vielen Bereichen<br />
sind die laparoskopischen Operationstechniken<br />
mittlerweile Standardverfahren,<br />
denken wir nur an die<br />
Adnexeingrifffe oder die Cholezystektomie<br />
etc.<br />
Auch in der onkologischen Chirurgie<br />
hat die Laparoskopie ihren großen<br />
Stellenwert mittlerweile unter Beweis<br />
gestellt. Mittlerweile werden durch<br />
laparoskopische Operationstechniken<br />
immer weitere Felder in der Chirurgie<br />
eröffnet. Nach der Adnexechirurgie<br />
und den mittlerweile breit etablierten<br />
Techniken wie der LAVH (laparoskopisch<br />
assistierte vaginale Hysterektomie),<br />
der LASH (laparoskopisch assistierte<br />
suprazervikale Hysterektomie)<br />
und der TLH (totale laparoskopische<br />
Hysterektomie) scheint sich das OP-<br />
Verfahren auch in der Chirurgie des<br />
Zervixkarzinoms oder des Endometriumkarzinoms<br />
zu etablieren. Hier laufen<br />
derzeit umfangreiche klinische<br />
Bemühungen. In der gynäkologischen<br />
Onkologie profitieren insbesondere<br />
Patientinnen mit frühem Endometriumkarzinom<br />
oder frühem Zervixkarzinom<br />
von minimalinvasiven Verfahren.<br />
Beim Zervixkarzinom kann die<br />
laparoskopische Lymphonodektomie<br />
als minimalinvasiver Teil des operativen<br />
Stagings eingesetzt werden,<br />
um Patientinnen primär einer Radio-<br />
Chemoradiotherapie zuzuführen (Uterus-11<br />
Studie). Im Gegensatz dazu<br />
findet beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom<br />
das laparoskopische<br />
Vorgehen nur Einsatz als diagnostische<br />
Maßnahme und ist dort nicht<br />
Bestandteil des therapeutischen Konzeptes.<br />
Gehören diese Operationen<br />
inzwischen zur Routine, werden nun<br />
die Grenzen der Tumorchirurgie ins<br />
Visier genommen. Außerdem sind<br />
auch Techniken wie die single-port<br />
Laparoskopie, NOTES und Robotik<br />
verfügbar.<br />
Die Patientin profitiert dabei auf eine<br />
besondere Art und Weise von diesen<br />
laparoskopischen Operationstechniken.<br />
Neben der nicht zu unterschätzenden<br />
Reduktion der perioperativen<br />
Morbidität und der Reduktion<br />
von perioperativen Schmerzen sowie<br />
den durch viele Untersuchungen<br />
belegten deutlich reduzierten Blutverlust,<br />
ist auch die Rekonvaleszenzzeit<br />
deutlich kürzer. Die Methode arbeitet<br />
mit einem Vergrößerungseffekt in<br />
HD-Qualität. Somit findet die Operation<br />
deutlich näher am eigentlichen<br />
Ort des Geschehens statt, die Anatomie<br />
erscheint detailgetreuer, als dies<br />
mit bloßem Auge möglich ist. Über 90<br />
Prozent der gynäkologischen Operationen<br />
werden heute mit diesen Verfahren<br />
durchgeführt.<br />
Absolutes technisches Highlight ist<br />
der OP-Roboter „Da Vinci“. „Da Vinci“<br />
6 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong>
Gynäkologie<br />
Laparoskopische OP-Instrumente<br />
bietet den Operateuren im Gegensatz<br />
zur herkömmlichen Laparoskopie<br />
mehr Bewegungsmöglichkeiten<br />
und auch ergonomisch ist der Roboter<br />
eine Verbesserung. Statt häufiger<br />
unergonomischer Bewegungen,<br />
operiert der Chirurg rückenschonend<br />
und bequem von der Bedienkonsole<br />
aus. Einen großen Fortschritt erwarten<br />
sich die Chirurgen von den Präzisionsinstrumenten,<br />
die auf engstem<br />
Raum in alle Richtungen bewegt werden<br />
können und eine genauere und<br />
sichere Entfernung des Krebsgewebes<br />
und der Lymphknoten erlauben.<br />
In den USA kommen heute bereits<br />
400 „Da-Vinci-Roboter“ zum Einsatz,<br />
in Deutschland sind es derzeit gerade<br />
mal eine Hand voll. Der Eingriff mit<br />
„Da Vinci“ spart im Vergleich zur normalen<br />
Laparoskopie allerdings keine<br />
Operationszeit. Bereits das Auf- und<br />
Abbauen des „Da Vinci“ im Operationssaal<br />
beansprucht mehr als eine<br />
Stunde Zeit. Die bisherigen wissenschaftlichen<br />
Daten zeigen weltweit<br />
keinerlei Vorteil für den Patienten,<br />
sondern lediglich eine Arbeitserleichterung<br />
für den Operateur.<br />
Ergebnisse (aus Studien der Urologie)<br />
im Hinblick auf die Sicherheit<br />
der Tumorentfernung, den Blutverlust<br />
oder die Kontinenz- und Impotenzraten<br />
sind im Vergleich zur EERP<br />
(endoskopisch extraperitoneale radikale<br />
Prostatektomie) identisch. Ein<br />
Vorteil der Methode für den Patienten<br />
konnte also bisher nicht nachgewiesen<br />
werden. In Zeiten ökonomischer<br />
Diskussionen im Gesundheitswesen<br />
ist die Robotik derzeit noch keine ökonomische<br />
Alternative.<br />
Wie die Entwicklung der minimalinvasiven<br />
Chirurgie und der Robotik<br />
letztendlich voranschreitet, bleibt<br />
abzuwarten. Doch erscheint die Weiterentwicklung<br />
der laparoskopischen<br />
Techniken ein großer Stellenwert beigemessen<br />
zu werden. Natürlich fehlen<br />
in vielen neuen Einsatzbereichen<br />
noch Studien, und gewiss ist, dass die<br />
Patienten nicht von allen laparoskopischen<br />
Methoden profitieren. Auch<br />
die durchaus längeren Operationszeiten<br />
müssen eine gewisse Berücksichtigung<br />
finden. Aber gerade im<br />
Bereich der Adipositaschirurgie und<br />
bei der Operation multimorbider Patienten<br />
scheint auch ein Vorteil für die<br />
Patienten möglich zu sein. Eine deutliche<br />
Reduktion an Wundheilungsstörungen<br />
gerade bei adipösen Patienten<br />
gegenüber konventionellen<br />
offen chirurgischen Techniken scheint<br />
ein Vorteil für diese Patienten darzustellen.<br />
Trotzdem bedarf die Wahl der<br />
operativen Methode weiterhin einer<br />
genauen Abwägung der Gegebenheiten<br />
und erfordert gerade deshalb<br />
die fundierte Kenntnis aller operativen<br />
Alternativen.<br />
Die Laparoskopie und die damit verbundene<br />
Reduktion der perioperativen<br />
Morbidität eröffnet auch den<br />
Einsatz der OP-Techniken im ambulanten<br />
Bereich. Welche Eingriffe<br />
ambulant durchgeführt werden können,<br />
hängt nicht allein von der Dauer<br />
und des Umfanges der Operation<br />
ab, sondern auch von der Narkose<br />
und vor allem von der Bereitschaft der<br />
Patientin, sich ambulant operieren zu<br />
lassen. Auch hier sind in Zeiten der<br />
stetigen Ökonomisierung erfahrungsgemäß<br />
noch weitere Entwicklungen<br />
und Veränderungen zu erwarten. Das<br />
Spektrum gynäkologischer, ambulant<br />
durchzuführender Operationen<br />
erscheint allerdings groß.<br />
Dr. med. Steffen Gläser<br />
Facharzt für Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe<br />
Gynäkologische Onkologie<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
7
Geburtshilfe<br />
Geburtshilfliche Statistik<br />
für das Jahr 2010<br />
Im vergangenen Jahr wurden in Berlin erfreulicherweise<br />
über 1.500 Geburten mehr als im Vorjahr registriert. Leider<br />
konnten wir davon nicht profitieren. Im Oskar-Ziethen-Krankenhaus<br />
wurden im Jahr 2010 insgesamt 2.374 Geburten<br />
verzeichnet, das sind neun weniger als 2009. Dabei<br />
erblickten 2.406 Kinder „im Oskar“ das Licht der Welt. Wir<br />
sind aber trotzdem mit dieser Zahl zufrieden, da wir nach<br />
dem ersten Halbjahr des letzten Jahres sogar eine Abnahme<br />
von 127 Geburten zu verzeichnen hatten.<br />
Nach dem Umzug der geburtshilflichen Abteilung in den<br />
Neubau neben der alten Frauenklinik kamen wieder mehr<br />
Frauen zur Entbindung in unsere Klinik. Ausschlaggebend<br />
waren sicher die verbesserten Bedingungen auf der Wochenstation,<br />
wo jetzt alle Zimmer mit Bad ausgestattet sind.<br />
In bewährter Weise stellen wir unsere Qualitätszahlen der<br />
letzten drei Jahre im Vergleich mit den verfügbaren aktuellen<br />
durchschnittlichen Kennzahlen der Berliner Kliniken<br />
von 2009 vor.<br />
Seit einigen Jahren beobachten wir, dass der Anteil der<br />
Mehrgebärenden in unserer Klinik leicht ansteigt: 2007<br />
waren es 41,3 Prozent, 2010 bereits 45 Prozent. In Berlin<br />
ist jedoch eher ein leicht fallender Trend zu verzeichnen:<br />
von 48 Prozent auf 47,7 Prozent (2009), so dass dies<br />
wohl eher mit unserem Einzugsgebiet als mit der Auswirkung<br />
der Familienpolitik zu erklären ist.<br />
Der Anteil der frühgeborenen Kinder vor der 37. SSW<br />
(Tabelle 1) blieb in den letzten Jahren weitgehend konstant.<br />
Es kamen bei uns im letzten Jahr 23 Kinder vor der<br />
32. SSW zur Welt, fünf von ihnen waren jedoch bereits<br />
intrauterin vor der Krankenhausaufnahme verstorben. Die<br />
frühgeborenen Kinder wurden auf unserer neuen und<br />
nach modernsten Standards eingerichteten neonatologischen<br />
Intensivstation, die sich im gleichen Haus wie die<br />
geburtshilfliche Abteilung befindet, liebevoll betreut. Als<br />
anerkanntes Perinatalzentrum der Stufe II können bei<br />
uns Kinder ab 1.250 Gramm bzw. ab der 29. SSW geboren<br />
und betreut werden.<br />
2008 2009 2010 Berlin 2009<br />
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Prozent<br />
unter 30. SSW 11 0,5 % 10 0,4 % 15 0,6 % k. A.<br />
30. bis 32. SSW 6 0,3 % 8 0,3 % 8 0,3 %
Geburtshilfe<br />
Bei 30 Patientinnen mit Beckenendlage (BEL) versuchten<br />
wir im vergangenen Jahr nach ausführlicher Aufklärung die<br />
Wendung in SL nach der 36. SSW. Dies gelang bei 20 Kindern<br />
(66%) erfolgreich und immer komplikationslos. Drei<br />
Geburten bei Z. n. erfolgreicher Wendung mussten nach<br />
spontanem Geburtsbeginn per sekundärer Sectio wegen<br />
pathologischem CTG bzw. Geburtsstillstand beendet werden.<br />
Von den zehn Kindern, die in BEL verblieben, wurden<br />
fünf Kinder vaginal und fünf Kinder meist durch primäre<br />
Sectio geboren. Das heißt also, nur acht Frauen von<br />
ursprünglich 30 mit BEL in der 37. SSW mussten per Kaiserschnitt<br />
entbunden werden. Aufgrund der bestehenden<br />
Alternativen bei persistierender BEL empfehlen wir die Vorstellung<br />
der Patientinnen in der 35. SSW zum ausführlichen<br />
Beratungsgespräch in der Entbindungsklinik.<br />
Bei den Geburtsverletzungen (Tabelle 4) verzeichneten<br />
wir in den letzten Jahren keine wesentlichen Veränderungen.<br />
Die Dammschnittrate ist weiter rückläufig. Die Häufigkeit<br />
der schweren Dammverletzungen liegt weiterhin<br />
unter der durchschnittlichen Berliner Rate. Diese Frauen<br />
erhielten bei der Entlassung einen Nachuntersuchungstermin<br />
in sechs bis acht Wochen in unserer Beckenboden-Sprechstunde.<br />
2008 2009 2010 Berlin 2009<br />
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Prozent<br />
vag. Geburten gesamt 1.814 1.908 1.940 19.727<br />
intakter Damm 856 47,2 % 837 43,8 % 901 46,4 % k. A.<br />
Episiotomie 560 30,8 % 609 31,9 % 503 25,9 % 24,4 %<br />
DR I und II 409 22,5 % 408 21,3 % 546 28,1 % 59,0%<br />
DR III und IV 12 0,66 % 10 0,5 % 11 0,56 % 4,4 %<br />
Tabelle 4: Geburtsverletzungen, bez. auf vaginale Geburten<br />
Die Auswertung der kindlichen Daten ergibt ein ähnliches<br />
Bild wie im Vorjahr. Der Anteil der Kinder mit einem<br />
Gewicht unter 1.500 g ist leicht gestiegen. Auf unserer<br />
modernen und mit erfahrenen Neonatologen und Kinderkrankenschwestern<br />
besetzten Intensivstation wurden diese<br />
Kinder fachgerecht versorgt. Vier Kinder unter 1.500 g<br />
waren leider bei der Aufnahme im Kreißsaal bereits intrauterin<br />
verstorben.<br />
2008 2009 2010 Berlin 2009<br />
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Prozent<br />
unter 1.000 g 9 0,4 % 2 0,1 % 7 0,3 % 0,8 %<br />
1.000 g bis 1.500 g 5 0,2 % 15 0,6 % 16 0,7 % 0,8 %<br />
1.500 g bis 2.500 g 122 6,3 % 148 6,1 % 137 5,7 % 6,2 %<br />
2.500 g bis 4.000 g 1.860 81,7 % 1.959 81,0 % 1.972 79,5 % 81,6 %<br />
über 4.000 g 282 12,4 % 296 12,2 % 269 11,2 % 10,6 %<br />
Tabelle 5: Geburtsgewicht, bez. auf Neugeborene<br />
Es zeigt sich in der folgenden Tabelle (Tabelle 6), dass die<br />
Azidoserate unserer Neugeborenen wieder deutlich unter<br />
der durchschnittlichen Berliner Rate liegt. Nur vier Kinder<br />
kamen schwer azidotisch und deprimiert auf die Welt. Zwei<br />
dieser Kinder wurden vaginal und ein Kind durch Notsectio<br />
(vorzeitige Plazentalösung) geboren. Ein weiteres Kind<br />
kam nach Hausgeburt bei verdrängter Schwangerschaft<br />
mit einer schweren Azidose in die Klinik und verstarb am<br />
gleichen Tag (Mb. Potter). Die anderen drei Kinder erholten<br />
sich nach sofortiger Versorgung durch den bei der Geburt<br />
anwesenden Kinderarzt schnell und wurden mit unauffälligen<br />
neurologischen Befunden entlassen.<br />
Azidotische Kinder<br />
2008 2009 2010 Berlin 2009<br />
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Prozent<br />
NapH < 7,20 180 7,9 % 195 8,0 % 229 9,5 % 15,7 %<br />
NapH < 7,10 27 1,2 % 26 1,0 % 26 1,1 % 1,9 %<br />
NapH < 7,00 7 03 % 6 0,2 % 4 0,2 % 0,2 %<br />
Azidotische Kinder<br />
und deprimierte<br />
Kinder<br />
22 1,0 % 32 1,3 % 21 0,9 % k. A.<br />
(NapH < 7,20 und<br />
APGAR < 7)<br />
Schwer Azidotische<br />
und deprimierte<br />
Kinder<br />
7 0,3 % 3 0,1 % 4 0,2 % k. A.<br />
(NapH < 7,10 und<br />
APGAR < 5)<br />
Tabelle 6: Azidose und Depression, bez. auf Neugeborene<br />
Zusammenfassend fällt bei der Betrachtung unserer Zahlen<br />
im Vergleich zu den Berliner Durchschnittszahlen wieder<br />
folgendes auf: Bei einer niedrigeren Rate an operativen<br />
Entbindungen (Sectio und VE) und einer inzwischen<br />
durchschnittlichen Dammschnittrate ist der fetale Zustand<br />
nach der Geburt in unserer Klinik deutlich besser. Als anerkanntes<br />
„Babyfreundliches Krankenhaus“ sind wir ganz<br />
besonders um die Förderung der Mutter-Kind-Beziehung<br />
bemüht. Dass wir dabei auf dem richtigen Weg sind, zeigt<br />
sich auch weiterhin in der hohen Rate der voll gestillten Kinder<br />
zur Entlassung am dritten bzw. vierten Lebenstag von<br />
85 Prozent (2007) auf wiederholt 90 Prozent (2010).<br />
Ich möchte mich bei allen Ärzten, Hebammen, Schwestern<br />
und Stationshilfen, die trotz schwieriger Bedingungen<br />
durch den Umzug in den neuen und größeren Kreißsaalbereich<br />
diese hervorragenden Leistungen vollbracht haben,<br />
ganz herzlich bedanken.<br />
Dr. med. Birgit Weber, Oberärztin des Kreißsaals<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
9
Geburtshilfe<br />
Intrauterine Wachstumsretardierung<br />
(IUGR)<br />
Als intrauterine Wachstumsretardierung<br />
(IUGR) wird eine vorgeburtliche<br />
Entwicklungsstörung bezeichnet.<br />
Sie ist durch ein beeinträchtigtes<br />
Wachstum aufgrund von einem oder<br />
mehrerer pathologischer Prozesse<br />
charakterisiert. Ungefähr 5 Prozent<br />
aller Neugeborenen sind wachstumsretardiert.<br />
Die Retardierung ist nach Fehlbildungen<br />
und Frühgeburt die dritthäufigste<br />
Ursache für die perinatale<br />
Sterblichkeit und damit für mehr<br />
als 20 Prozent der Totgeburten<br />
verantwortlich. Wachstumsretardierte<br />
Kinder weisen in ihrer Langzeitentwicklung<br />
häufiger neurologische<br />
Störungen auf. Als Synonym<br />
wird häufig auch der Begriff SGA<br />
(Small for Gestations age) verwendet,<br />
was „zu klein für das Schwangerschaftsalter“<br />
bedeutet. Ein<br />
für das Schwangerschaftsalter zu<br />
kleines Kind ist jedoch nicht zwangsläufig<br />
gefährdet. So kann ein SGA-<br />
Fetus z. B. auch genetischer Ausdruck<br />
kleiner Eltern sein.<br />
Die eigentlich gefährdeten Kinder<br />
sind diejenigen, bei denen aufgrund<br />
von endogenen und exogenen Einflüssen<br />
das Wachstum gehemmt<br />
wird. Sie werden als wachstumsretardiert<br />
bezeichnet (IUGR). Durch die<br />
sogenannte intrauterine Unterernährung<br />
besteht die Gefahr von Sauerstoffmangel<br />
im Blut (Hypoxämie) und<br />
bleibender neurologischer Schäden.<br />
Ursachen<br />
Unterschiedliche Ursachen einer<br />
IUGR bestimmen den Verlauf, den<br />
Schweregrad und die Prognose.<br />
Fetale Ursachen bei weitgehend<br />
ungestörter Versorgung<br />
• Fehlbildungen<br />
• Chromosomenstörungen:<br />
Trisomie 13, 18, 21<br />
Dr. med. Sylvia Bauermeister<br />
• Stoffwechselerkrankungen<br />
• intrauterine Infektionen: Röteln,<br />
Zytomegalie, Toxoplasmose,<br />
Herpes<br />
• Strahlenexposition<br />
Gestörte plazentare Versorgung<br />
Präplazentar<br />
• O2-Mangel (Höhenexposition)<br />
• Hyperthermie<br />
• Mangelernährung<br />
• Toxische Einflüsse: Nikotin,<br />
Alkohol, Drogen<br />
Mütterliche<br />
Störungen / Erkrankungen<br />
• Anämie<br />
• Hypertonie / Präeklampsie<br />
• Diabetes mellitus<br />
Plazentar<br />
• Plazenta praevia<br />
• vorzeitige Plazentalösung<br />
• Chromosomen Mosaik<br />
• Gestörte Plazentation<br />
Das intrauterine Wachstum ist vor<br />
allem von der Zufuhr von Nährstoffen<br />
abhängig. Diese Versorgung wird<br />
durch die Mutter sichergestellt.<br />
Je nach Zeitpunkt der Störung tritt<br />
entweder eine symmetrische Retardierung<br />
mit gleichförmiger Beeinträchtigung<br />
von Längenwachstum,<br />
Kopfumfang und Körpergewicht bzw.<br />
eine asymmetrische Form mit überwiegender<br />
Beeinträchtigung von<br />
Abdomenumfang und Gewicht auf.<br />
Die symmetrische Retardierung findet<br />
sich gehäuft bei Chromosomenstörungen,<br />
Nikotin- und Drogenmissbrauch<br />
sowie viralen Infektionen.<br />
Auch eine früh einsetzende intrauterine<br />
Versorgungsstörung kann zu<br />
einer symmetrischen IUGR führen.<br />
Wenn zu einem späteren Zeitpunkt<br />
der Schwangerschaft störende Faktoren<br />
auf das kindliche Wachstum<br />
einwirken, kommt es zu einer Blutumverteilung<br />
zugunsten lebenswichtiger<br />
Organe wie Herz, Gehirn und<br />
Nebenniere. Das Körperwachstum<br />
(Abdomenumfang) bleibt dann zurück<br />
und es resultiert eine asymmetrische<br />
Retardierung.<br />
Sowohl bei genetischen Ursachen<br />
als auch bei Versorgungsstörungen<br />
sind die therapeutischen Interventionsmöglichkeiten<br />
sehr begrenzt. Die<br />
Schwangerschaftsbetreuung konzentriert<br />
sich darauf, den Zeitpunkt der<br />
drohenden Entgleisung zu erkennen,<br />
um den optimalen Entbindungszeitpunkt<br />
festlegen zu können.<br />
Screening und<br />
Untersuchungsmethoden<br />
Die Diagnostik eines wachstumsretardierten<br />
Kindes erfolgt immer durch die<br />
Feststellung eines für das Schwangerschaftsalter<br />
zu kleinen Kindes<br />
(SGA).<br />
Voraussetzung zur Erkennung des<br />
SGA-Fetus ist die exakte Kenntnis<br />
des Schwangerschaftsalters. Dabei<br />
ist die Messung der Scheitel-Steiss-<br />
10 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong>
Geburtshilfe<br />
Wachstumskurve bei IUGR: Abdomenumfang<br />
Wachstumsretardiertes Kind mit 2.180 g<br />
Geburtsgewicht in der 38. SSW (links)<br />
Länge (SSL) in der 9. bis 12. SSW am<br />
genauesten (Genauigkeit +/- 4 Tage).<br />
Einen wachstumsretardierten Feten<br />
kann man mit der sonografischen<br />
Gewichtsschätzung des Feten am<br />
zuverlässigsten diagnostizieren. In<br />
den Mutterschaftsrichtlinien ist hierfür<br />
das zweite und dritte Ultraschallscreening<br />
(ca. 20. und 30. SSW) vorgesehen.<br />
Mit der sonografischen Messung<br />
von Kopf, Körper (Abdomen)<br />
und Oberschenkelknochen (Femur)<br />
können bis zu 89 Prozent der SGA-<br />
Feten entdeckt werden, wobei der<br />
Abdomenumfang hierfür den zuverlässigsten<br />
Messparameter darstellt.<br />
Frauen, bei denen per Ultraschall ein<br />
zu kleines Kind diagnostiziert wurde,<br />
weisen oft begünstigende Faktoren<br />
wie schwangerschaftsinduzierten Bluthochdruck,<br />
schlecht eingestellten<br />
Diabetes mellitus, starken Nikotinmissbrauch<br />
oder unzureichende<br />
Gewichtszunahme im letzten Schwangerschaftsdrittel<br />
auf.<br />
Die Dopplersonographie (Durchblutungsmessung)<br />
kindlicher und mütterlicher<br />
Gefäße ist als Screening-<br />
Methode ungeeignet, obwohl eine<br />
intrauterine Retardierung häufig mit<br />
pathologischen Flussmustern einher<br />
geht. Die Ultraschallbiometrie erfasst<br />
hingegen das fetale Wachstum viel<br />
direkter und ist dem Doppler somit<br />
überlegen.<br />
Diagnostik und Überwachung<br />
Bei Verdacht auf eine SGA muss nach<br />
entsprechender Ursachenabklärung<br />
die Diagnostik und Überwachung der<br />
wirklich gefährdeten wachstumsretardierten<br />
Kinder erfolgen.<br />
Einer besonderen Bedeutung kommen<br />
hierbei die Dopplersonografie<br />
sowie die sonografische Bestimmung<br />
der Fruchtwassermenge (AFI) zu. Zur<br />
erweiterten Diagnostik gehören die<br />
Chromosomenbestimmung, Infektionsdiagnostik<br />
sowie die gezielte<br />
Fehlbildungsdiagnostik. Das biophysikalische<br />
Profil (Tonus, Bewegung,<br />
Atembewegungen) können<br />
zur Zustandsdiagnostik des Feten<br />
hinzugezogen werden, ihr Nutzen<br />
ist allerdings wissenschaftlich nicht<br />
bewiesen.<br />
Mit Hilfe der Dopplersonografie werden<br />
die Blutströmungsverhältnisse in<br />
den fetalen und mütterlichen Gefäßen<br />
erfasst. Während unauffällige Gefäßwiderstände<br />
der Ausdruck einer ungestörten<br />
Durchblutung sind, erfasst<br />
man mit dem Nachweis pathologischer<br />
Widerstände den Gefährdungszustand<br />
des ungeborenen Kindes.<br />
Das Ausmaß der Mangelentwicklung<br />
sowie das der Dopplerveränderungen<br />
bestimmen den Zeitpunkt der notwendigen<br />
Schwangerschaftsbeendigung.<br />
Therapie<br />
Da bisher keine wirklich sinnvollen<br />
Therapien zur Verbesserung der<br />
intrauterinen Versorgungssituation<br />
des Feten gefunden werden konnten,<br />
erscheinen die Ausschaltung von<br />
Schadstoffen (z. B. Rauchen) und die<br />
durchblutungsfördernde Wirkung der<br />
körperlichen Schonung die einzigen<br />
sinnvollen Maßnahmen zu sein.<br />
Somit liegt das Hauptaugenmerk auf<br />
der engmaschigen Überwachung des<br />
Feten mit dem Ziel der Schwangerschaftsbeendigung<br />
zum optimalen<br />
Zeitpunkt.<br />
Häufig werden diese Schwangerschaften<br />
per Kaiserschnitt beendet,<br />
da der Wehenstress vom Kind nicht<br />
toleriert wird bzw. rasches Handeln<br />
notwendig ist. Je nach Schwangerschaftsalter<br />
und aktuellem Zustand<br />
des Feten kann aber auch eine vaginale<br />
Geburt stattfinden.<br />
Dr. med. Sylvia Bauermeister<br />
Oberärztin der geburtshilflichen<br />
Abteilung<br />
Kreißsaalsprechstunde<br />
(inkl. Risikoschwangerschaften)<br />
Montag bis Freitag<br />
08.30 bis 14.30 Uhr<br />
telefonische Anmeldung:<br />
030 / 55 18 - 24 62<br />
Informationsveranstaltung<br />
für werdende Eltern<br />
jeden 1. und 3. Montag im Monat,<br />
18.00 Uhr<br />
ohne Voranmeldung<br />
Haus L, Speisesaal<br />
(Beschilderung)<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
11
Onkologie<br />
Neue therapeutische<br />
Option für die Behandlung<br />
der Osteoporose<br />
Mit dem humanen monoklonalen Antikörpers<br />
DENOSUMAB, Handelsname<br />
Prolia der Firma Amgen, existiert<br />
ein Therapiekonzept mit völlig neuartigem<br />
Wirkprinzip. Die Zulassung<br />
des Medikamentes in Deutschland<br />
erfolgte im Juni 2010 für die Therapie<br />
der Osteoporose bei postmenopausalen<br />
Frauen sowie bei Männern<br />
mit Prostata-Karzinom, die durch eine<br />
hormonablative (antiandroge) Therapie<br />
einen Knochenverlust erleiden.<br />
Als erste biologische Osteoporosetherapie<br />
unterscheidet sich Denosumab<br />
grundlegend von den bisher<br />
bekannten Optionen. Die regelmäßige<br />
Erneuerung der Knochenmatrix<br />
beruht auf einem komplexen Zusammenspiel<br />
spezieller Knochenzellen,<br />
den Osteoblasten, Osteoklasten und<br />
Osteozyten und genannter Lining<br />
cells. Neue Erkenntnisse im Verständnis<br />
der Knochenbiologie führten<br />
auf die Spur eines von Osteoblasten<br />
gebildeten Proteins, des sogenannten<br />
Receptor Activator of Nuclear Factor<br />
Kappa B Lingand (RANKL), der als<br />
Signalüberträger von Osteoblasten zu<br />
Osteoklasten gilt.<br />
RANKL bindet an seinen auf der Oberfläche<br />
von Präosteoklasten lokalisierten<br />
Rezeptor RANK, einem Mitglied<br />
der Tumornekrosefaktor-Rezeptor-<br />
Familie, wandelt die Vorläuferzellen<br />
in Osteoklasten um und erhöht damit<br />
die Aktivität und das Überleben der<br />
für die Knochenresorption verantwortlichen<br />
Zellen. RANKL ist damit ein<br />
primärer Mediator des Knochenabbaues,<br />
der langfristig zur Osteoporose<br />
führen kann.<br />
Um seinen Effekt zu modellieren und<br />
die physiologische Balance aufrecht zu<br />
erhalten, sezernieren die Osteoblasten<br />
ein weiteres Protein, das Osteoprotegerin,<br />
das als Abfang-Rezeptor<br />
agiert. Diese Osteoprotegerin bindet<br />
RANKL, verhindert dadurch, mit<br />
RANK zu interagieren und steuert so<br />
die Intensität und Dauer der RANKLinduzierten<br />
Osteoklastenfunktion.<br />
Mit Denosumab (RANKL-Antikörper)<br />
wurde eine Substanz entwickelt, welche<br />
die Effekte des Osteoprotegerins<br />
imitiert. Durch Bindung an den sogenannten<br />
RANK-Linganden wird die<br />
Entwicklung der Vorläuferzellen in<br />
reife Osteoklasten verhindert, während<br />
die Standard-Therapien den reifen<br />
Osteoklasten in seiner Funktion<br />
stören.<br />
Die wichtigsten Zulassungsstudien<br />
waren die zwei multizentrisch doppelblinden,<br />
Placebo-kontrollierten randomisierten<br />
HALT- und FREEDOM-Studien,<br />
beide im New England Journal<br />
of Medicine (NJM) 2009 veröffentlicht.<br />
In der HALT-Studie wurden 734 Männer<br />
untersucht, die eine antiandrogene<br />
Therapie wegen eines Prostatakarzinoms<br />
erhielten. Nach zwei<br />
Jahren der Behandlung mit 60 mg<br />
Denosumab s. c. alle sechs Monate<br />
zeigte sich ein Anstieg der Knochendichte<br />
um 5,6 Prozent im Vergleich zu<br />
einer Knochendichteminderung um 1<br />
Prozent in der Placebo-Gruppe. Es<br />
traten 1,5 Prozent Wirbelkörperfrak-<br />
12 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong>
Onkologie<br />
turen auf, im Vergleich zu 3,9 Prozent<br />
der Placebo-Gruppe (relative Risikoreduktion<br />
um 62 Prozent).<br />
In der FREEDOM-Studie beteiligten<br />
sich 7.968 Frauen mit einer postmenopausalen<br />
Osteoporose zwischen<br />
60 und 69 Jahren. Nach 36 Monaten<br />
Therapie mit Denosumab alle sechs<br />
Monate zeigten sich 2,3 Prozent<br />
Wirbelkörperfrakturen im Vergleich<br />
zur Placebo-Gruppe von 7,2 Prozent<br />
(relative Risikoreduktion um 68<br />
Prozent).<br />
So wie die Bisphosphonat-Therapie<br />
neben der Osteoporosebehandlung<br />
in der Onkologie bei der Therapie von<br />
skelettalen Ereignissen einen festen<br />
therapeutischen Platz hat, wird nunmehr<br />
auch der Stellenwert diesbezüglich<br />
von Denosumab in Studien intensiv<br />
untersucht werden.<br />
Als häufigste Nebenwirkungen werden<br />
Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfektionen<br />
und Hautekzeme genannt.<br />
Eine erhöhte Karzinom-Inzidenz wurde,<br />
ebenso wie das Auftreten von<br />
Antikörpern gegen Denosumab bisher<br />
nicht beobachtet. In einer kleineren<br />
Studie, die im Jahre 2006 im NJM veröffentlich<br />
wurde, zeigte sich allerdings<br />
ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen<br />
und Krebserkrankungen, ohne<br />
allerdings eine statistische Signifikanz<br />
zu erreichen. Daher wird in der Langzeitanwendung<br />
darauf besonderes<br />
Augenmerk zu richten sein.<br />
Wir übersetzen die<br />
Sprache des Lebens in<br />
lebendige Medizin<br />
Wir von Amgen forschen, um therapeutische<br />
Lücken zu schließen. Unser vorrangiger Anspruch<br />
ist, Menschen mit bisher schwer behandelbaren<br />
Krankheiten zu helfen und die<br />
Lebensqualität von Patienten zu verbessern.<br />
Als Pioniere der Biotechnologie nutzen wir<br />
unseren Wissensvorsprung, um neue Therapien<br />
zu entwickeln.<br />
Die Baupläne der Natur helfen uns, Medikamente<br />
zum Nutzen der Patienten zu<br />
erforschen.<br />
www.amgen.de<br />
Osteoporose-Patienten haben aufgrund<br />
von Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten<br />
individuelle Ansprüche<br />
an ihre Therapie. Die Compliance<br />
der oralen Therapie ist im Alltag<br />
sicherlich sehr unterschiedlich. Damit<br />
kann die einfache subkutane Applikation<br />
von Prolia zweimal jährlich eine<br />
Bereicherung des therapeutischen<br />
Spektrums darstellen.<br />
Dr. med. Angelika Till<br />
Fachärztin für Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe und<br />
Gynäkologische Onkologie<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
13
MYOCET ®<br />
50 mg Pulver und Beimischungen für ein<br />
Konzentrat zur Herstellung einer liposomalen<br />
Infusionsdispersion - Wirkstoff:<br />
Liposomenverkapselter Doxorubicin-<br />
Citrat-Komplex, entsprechend 50 mg<br />
Doxorubicin-HCl.<br />
Zusammensetzung:<br />
Wirkstoff: Doxorubicin-HCl 50 mg. Sonst.<br />
Bestandt.: Lactose (Durchstechflasche<br />
mit Myocet-Doxorubicin-HCl); Ei-Phosphatidylcholin,<br />
Cholesterol, Citronensäure,<br />
Natriumhydroxid, Wasser f. Injekt.<br />
zwecke (Durchstechflasche mit Myocet-<br />
Liposomen); Natriumcarbonat, Wasser<br />
f. Injekt.zwecke (Durchstechflasche mit<br />
Myocet-Puffer).<br />
Anwendungsgebiete:<br />
In Kombination mit Cyclophosphamid zur<br />
First-line-Behandlung von metastasiertem<br />
Brustkrebs bei Frauen.<br />
Gegenanzeigen:<br />
Überempfindlichkeit gegenüber d. arzneilich<br />
wirksamen Bestandt., den Beimischungen<br />
od. einem d. Hilfsstoffe.<br />
Wechselwirkungen mit<br />
anderen Arzneimitteln:<br />
Bei Anwendung von Doxorubicin mit<br />
Cyclosporin, Verapamil, Paclitaxel oder<br />
anderen Wirkstoffen, die p-Glycoprotein<br />
hemmen, können die Plasmawerte von<br />
Doxorubicin und seinem Metabolit, Doxorubicinol,<br />
erhöht sein. Interaktionen mit<br />
Doxorubicin wurden auch für Streptozocin,<br />
Phenobarbital, Phenytoin und Warfarin<br />
berichtet. Eine gleichzeitige Behandlung<br />
mit anderen Substanzen, von denen berichtet<br />
wurde, dass sie kardiotoxisch sind,<br />
oder mit anderen kardiologisch aktiven<br />
Substanzen (z. B. Calciumantagonisten)<br />
kann das Kardiotoxizitätsrisiko erhöhen.<br />
Nebenwirkungen:<br />
Am häufigsten wurden beobachtet: Infektionen,<br />
Neutropenie-bedingtes Fieber,<br />
Neutropenie, Thrombozyto-penie, Anämie,<br />
Übelkeit/Erbrechen, Stomatitis/<br />
Mukositis, Diarrhö, Alopezie, Hauttoxizität<br />
(z. B. Ausschlag, trockene Haut),<br />
Fatigue/generalisiertes Krankheitsgefühl/<br />
Asthenie, Toxizität am Injektionsort.<br />
Weniger häufig traten auf: Fieber, Herpes<br />
zoster, Infektionen an der Injektionsstelle,<br />
Sepsis, Leukozytopenie, Lymphozytopenie,<br />
neutropene Sepsis, Purpura, Anorexie,<br />
Dehydratation, Hypokaliämie,<br />
Hyperglykämie, Agitiertheit, Ganganomalie,<br />
Dysphonie, Schlaflosigkeit, Somnolenz,<br />
Arrhythmie, Stauungsinsuffizienz,<br />
perikardiale Flüssigkeitsansammlung,<br />
Hitzewallungen (Flush), Hypotonie,<br />
Thoraxschmerzen, Dyspnoe, Nasenbluten,<br />
Hämoptyse, Pharyngitis, Pleuraeffusion,<br />
Pneumonitis, Obstipation, peptisches<br />
Ulkus, Ösophagitis, erhöhte hepatische<br />
Transaminasewerte, erhöhte alkalische<br />
Phosphatasespiegel, erhöhte Serum-Bilirubin-Spiegel,<br />
Ikterus, Rückenschmerzen,<br />
Muskelschwäche, Myalgie, Follikulitis,<br />
Nagelerkrankungen, Pruritus, hämorrhagische<br />
Cystitis, Oligurie, Schwindel,<br />
Kopfschmerzen, Reaktionen an der<br />
Einstichstelle, Schmerzen, Rigor,<br />
Gewichtsverlust. Nach der Zulassung<br />
wurde folgende Nebenwirkung beobachtet:<br />
Panzytopenie.<br />
Verschreibungspflichtig.<br />
Zulassungsinhaber:<br />
Cephalon Europe<br />
5 Rue Charles Martigny<br />
94700 Maisons Alfort<br />
Frankreich<br />
Stand: August 2008<br />
Ansprechpartner/Kontakt:<br />
Cephalon GmbH<br />
Fraunhoferstr. 9a<br />
82152 Martinsried<br />
Tel: +49 (0)89 89 55 70 - 0<br />
Fax: +49 (0)89 89 55 70 - 15<br />
Zur First-Line-Behandlung von metastasiertem Brustkrebs<br />
Freie Bahn<br />
für die<br />
Wirksamkeit<br />
Die volle Anthrazyklin-Wirksamkeit nutzen<br />
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14 nabelschnur <strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />
08.10.2008 13:07:30 Uhr
Onkologie<br />
Kardiale Nebenwirkungen<br />
durch Zytostatika<br />
Eine Zytostatika-Therapie ist neben<br />
Operation, Bestrahlung und endokriner<br />
Therapie integraler Bestandteil<br />
der Therapieoptionen beim frühen<br />
Mamma-Karzinom. Eine wichtige<br />
Substanzgruppe bei der systemischen<br />
Behandlung des Mamma-<br />
Karzinoms sind Anthrazykline.<br />
Die häufigste Chemotherapie-induzierte<br />
Kardiotoxizität ist die Kardiomyopathie<br />
bei Anthrazyklin-Therapie.<br />
Anthrazykline wie Epirubicin, Idarubicin<br />
und Mitoxantron haben zwar<br />
eine größere therapeutische Breite<br />
als das „klassische“ Doxorubicin,<br />
eine Kardiomyopathie können aber<br />
auch diese hervorrufen. Es sind bei<br />
der Anthrazyklin-induzierten Kardiotoxiztät<br />
eine dosisunabhängige Frühund<br />
eine dosisabhängige Spätform<br />
zu unterscheiden. Die frühe Form<br />
tritt nur bei < 5 Prozent der Patientinnen<br />
auf. Zu beachten ist auch der<br />
Einfluss von Kombinationspräparaten.<br />
Von großer Bedeutung ist, dass<br />
die Kombination von Anthrazyklinen<br />
mit dem monoklonalen Antkörper<br />
gegen HER2-neu Trastuzumab<br />
(Herceptin ® ) zu einer Steigerung<br />
der Kardiotoxizitätsrate auf 16 Prozent<br />
führt (bei alleiniger anthrazyklinhaltiger<br />
Chemotherapie beträgt sie<br />
3 Prozent).<br />
Aufgrund dieser Daten gilt die Kombination<br />
mit Anthrazyklinen und Trastuzumab<br />
als kontraindiziert. Im Rahmen<br />
von Studien wird aber die Kombination<br />
von Trastuzumab mit liposomalen<br />
Anthrazyklinen (z. B. Myocet ® ) geprüft.<br />
Bei 40 Prozent der Patienten treten<br />
Veränderungen während oder unmittelbar<br />
nach Anthrazyklin-Infusion auf.<br />
Sie manifestiert sich in ST-Streckenveränderungen,<br />
supraventrikulären,<br />
selten auch in ventrikulären Rhythmusstörungen.<br />
Diese kardialen Rhythmusprobleme<br />
treten nur selten auf.<br />
Dr. med. Stefan Nawka<br />
Im Gegensatz zur Spätform ist diese<br />
frühe Form der Kardiotoxizität<br />
nicht dosisabhängig und korreliert<br />
nicht mit dem späteren Auftreten<br />
einer Kardiomyopathie. In der Regel<br />
klingen die Symptome nach Beendigung<br />
der Anthrazyklin-Infusion ab.<br />
Die Spätform tritt klinisch zwar nur<br />
bei einem Teil der Patienten auf,<br />
sie wird aber mit steigender Dosis<br />
wahrscheinlicher.<br />
Der Anthrazyklininudzierten Form der<br />
Kardiomyopathie liegt eine Lipid peroxidation<br />
an der Mitochondrienmembran<br />
von Kardiomyozyten zu Grunde,<br />
die zur Myokardfibrose führen<br />
kann. Daneben existieren Patientenund<br />
therapiespezifische Risikofaktoren<br />
für die Kardiomyopathie (s. u.).<br />
Weitere sind die zusätzliche Mediastinalbestrahlung<br />
sowie die Kombination<br />
mit verschiedenen anderen Kardio-<br />
und Chemotherapeutika, wie z. B.<br />
dem Cyclophosphamid und Ifosfamid,<br />
die in hoher Dosierung selbst ein Risiko<br />
für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz<br />
bergen. Ausschlaggebend<br />
für die Anthrazyklin-Applikation ist die<br />
kumulative Schwellendosis.<br />
Die vielfältigen Manifestationen der<br />
Chemotherapie-induzierten Kardiotoxizität<br />
machen eine differenzialdiagnostische<br />
Abgrenzung von anderen<br />
Ursachen kardialer Probleme häufig<br />
schwierig.<br />
Symptome bei Tumorpatienten werden<br />
unter anderem durch direkte<br />
Tumorinfiltration ins Herz, malignen<br />
Perikarderguss, durch thrombembolische<br />
Komplikationen, tumor- oder<br />
therapiebedingte Effekte wie Exsikkose,<br />
Kachexie, Anämie, Infektionen<br />
oder durch Elektrolytverschiebungen<br />
ausgelöst.<br />
Risiko für Kardiomyopathie<br />
• Hohe kumulative<br />
Anthrazyklin-Dosis<br />
• Hohe Einzeldosis bzw.<br />
Dosisintensität<br />
• Kurze Applikationsdauer<br />
(Bolusgabe)<br />
• Vorliegen kardialer<br />
Vorerkrankungen<br />
• Allgemeinzustand des Patienten<br />
• ein sehr hohes oder<br />
sehr junges Alter<br />
Als Alternative erweisen sich neue<br />
Formulierungen der Anthrazykline. In<br />
zahlreichen Studien wurde der Stellenwert<br />
von liposomal verkapselten<br />
bzw. pegylierten liposomal verkapselten<br />
Anthrazyklinen, wie z. B. das<br />
pegylierte liposomale (pegliposomale)<br />
Doxorubicin Caelyx ® , das liposomal<br />
verkapselte Doxorubicin ohne<br />
Pegylierung Myocet ® untersucht. Für<br />
Myocet ® konnte im Rahmen einer<br />
Phase-III-Studie bei Patientinnen mit<br />
metastasiertem Mammakarzinom mit<br />
einem progressionsfreien Überleben<br />
von 2,9 vs. 3,1 Monaten die Äquieffektivität<br />
zu freiem Doxorubicin bei<br />
einem signifikant niedrigeren Kardiotoxizitätsrisiko<br />
gezeigt werden.<br />
Dr. med. Stefan Nawka<br />
Hämatologe und Internistischer<br />
Onkologe<br />
<strong>April</strong> <strong>2011</strong> nabelschnur<br />
15
<strong>Sana</strong> Kliniken Berlin-Brandenburg GmbH<br />
<strong>Sana</strong> <strong>Klinikum</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />
Frauenklinik<br />
Fanningerstraße 32 | 10365 Berlin<br />
Telefon 030 / 55 18 - 24 11 | Telefax 030 / 55 18 - 24 99<br />
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