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Auswertung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung

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1. Einführung<br />

<strong>Auswertung</strong> <strong>von</strong> <strong>Bilanz</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong><br />

Nehmen wir mal an, Sie werden mit der Aussage konfrontiert, daß ein Unternehmen<br />

im abgelaufenen Geschäftsjahr einen <strong>Gewinn</strong> in Höhe <strong>von</strong> 75.000 € erwirtschaftet<br />

hat.<br />

Was können Sie mit dieser Information anfangen?<br />

Ist ein <strong>Gewinn</strong> in Höhe <strong>von</strong> 75.000 € eigentlich viel oder wenig?<br />

Die richtige Antwort lautet: Kommt drauf an.<br />

Für einen kleineren Handwerksbetrieb ist ein <strong>Gewinn</strong> in dieser Größenordnung eine<br />

wirklich beachtliche Leistung. Bei einem industriellen Automobilhersteller würde ein<br />

Ergebnis in dieser Größenordnung jedoch sehr wahrscheinlich Depressionen auslösen<br />

<strong>und</strong> auf Null abger<strong>und</strong>et werden. Dieses Beispiel macht deutlich, daß sich das<br />

Lesen eines Jahresabschlusses (<strong>Bilanz</strong> sowie <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong>) nicht<br />

allein auf die Feststellung beschränken sollte, ob <strong>und</strong> in welcher Höhe ein <strong>Gewinn</strong><br />

oder Verlust erwirtschaftet wurde. Diese Größe allein sagt über ein Unternehmen<br />

noch lange nicht alles aus. <strong>Bilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong> sind das Abbild<br />

des gesamten Betriebsgeschehens. Sie enthalten vielfältige Informationen, die über<br />

die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens <strong>und</strong> dessen Perspektiven wesentlich<br />

mehr aussagen als der Unternehmenserfolg für sich genommen. Diese für eine<br />

erfolgsorientierte Unternehmensführung wichtigen Informationen erhält man, indem<br />

Einzelpositionen aus der <strong>Bilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong> in Gruppen zusammengefaßt<br />

<strong>und</strong> zu anderen Werten ins Verhältnis gesetzt werden. Den <strong>Gewinn</strong><br />

aus dem Eingangsbeispiel sollte man ins Verhältnis zur Größe des Unternehmens,<br />

also beispielsweise ins Verhältnis zur Betriebsleistung, zum Kapitaleinsatz oder zur<br />

Mitarbeiterzahl setzen. Auf diese Weise ergeben sich dann betriebliche Kennzahlen.<br />

Diese Kennzahlen sind eines der wichtigsten Mittel, aussagefähige Daten des Betriebs<br />

zu ermitteln <strong>und</strong> unternehmerischen Dispositionen zugr<strong>und</strong>e zu legen. Sie sollten<br />

im Rahmen eines Zeitvergleichs <strong>und</strong> Branchenvergleichs beurteilt werden. Der<br />

Vergleich der Unternehmenskennzahlen der letzten Jahre (Zeitvergleich) zeigt die<br />

Unternehmensentwicklung auf. So erkennen Sie beispielsweise, ob die Produktivität<br />

<strong>und</strong> / oder die Rentabilität des Unternehmens zu- oder abnimmt. Stützt sich eine<br />

Analyse jedoch lediglich auf einen Zeitvergleich, laufen Sie Gefahr, daß lediglich ein<br />

Schlendrian mit dem anderen verglichen wird. Es empfiehlt sich daher zusätzlich der<br />

Vergleich Ihrer betrieblichen Kennzahlen mit Branchenwerten, die im Rahmen sogenannter<br />

Betriebsvergleiche für fast alle Branchen ermittelt werden.<br />

Bei korrekter <strong>und</strong> wiederkehrender Anwendung wird diese Form der <strong>Auswertung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Bilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong> dann zu einem Diagnoseinstrument, daß<br />

vorhandene Schwachstellen <strong>und</strong> mögliche Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennen


läßt <strong>und</strong> die frühzeitige Einleitung <strong>von</strong> Gegenmaßnahmen ermöglicht. Denjenigen,<br />

die diese Vorzüge noch nicht restlos überzeugen, sei gesagt, daß Banken die Jahresabschlüsse<br />

ihrer K<strong>und</strong>en regelmäßig auf Stärken <strong>und</strong> Schwächen analysieren.<br />

Die meisten Kreditinstitute arbeiten heute mit computergestützten Analysesystemen<br />

<strong>und</strong> haben ihre eigenen Betriebsvergleiche. Will man vermeiden, daß Banken besser<br />

über ein Unternehmen informiert sind als dessen Inhaber, wird man sich mit dem<br />

Thema Jahresabschlußanalyse intensiv beschäftigen müssen.<br />

Die Ermittlung betrieblicher Kennzahlen setzt natürlich voraus, daß ein ordnungsgemäßes<br />

Rechnungswesen im Unternehmen vorhanden ist, dem die benötigten Daten<br />

frühzeitig entnommen werden können.<br />

Es gibt in der betriebswirtschaftlichen Literatur eine Vielzahl <strong>von</strong> Kennzahlen, die alle<br />

ihre spezielle Bedeutung haben. Eine Auswahl der vermeintlich wichtigsten ist nachfolgend<br />

aufgeführt. Dabei macht es im allgemeinen wenig Schwierigkeiten, die Kennzahl<br />

zu ermitteln, Probleme bereitet dagegen sehr häufig die korrekte Interpretation.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist jede hier aufgeführte Kennziffer mit einer Erläuterung versehen.<br />

Bei der Analyse begleiten soll uns als Beispielbetrieb die Firma Muster.<br />

Aktiva B I L A N Z Firm a Muster Passiva<br />

Anlageverm ögen Eigenkapital 27.500,00 EUR<br />

Technische Anlagen <strong>und</strong> Maschinen 27.500,00 EUR Frem dkapital<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Geschäftsausstattung 17.500,00 EUR<br />

Fuhrpark 30.000,00 EUR langfristige Bankverbindlichkeiten 25.000,00 EUR<br />

kurzfristige Bankverbindlichkeiten 140.000,00 EUR<br />

Um laufverm ögen Verbindlichkeiten aus Lieferung <strong>und</strong> Leistung 100.000,00 EUR<br />

Sonstige Verbindlichkeiten 42.500,00 EUR<br />

Vorräte 80.000,00 EUR<br />

Forderungen aus Lieferung <strong>und</strong> Leistung 175.000,00 EUR<br />

Kasse, Bank 5.000,00 EUR<br />

335.000,00 EUR 335.000,00 EUR<br />

Gew inn- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong> Weitere Angaben:<br />

Betriebsleistung 1.150.000,00 EUR Einzelunternehmen<br />

./. Fremdleistungen 15.000,00 EUR 10 produktiv Beschäftigte<br />

./. Materialeinsatz 517.500,00 EUR 2 unproduktiv Beschäftigte<br />

= Rohertrag (Wertschöpfung) 617.500,00 EUR St<strong>und</strong>enverrechnungssatz = 36,25 EUR / Std.<br />

./. Personalkosten 377.500,00 EUR Materialaufschlag = 20%<br />

./. Sonstiger Aufw and 140.000,00 EUR Aufschlag Fremdleistungen = 10%<br />

./. Zinsen 16.500,00 EUR<br />

./. Abschreibungen 17.500,00 EUR<br />

= Gew inn 66.000,00 EUR<br />

./. Kalkulatorische Kosten 55.000,00 EUR<br />

= Betriebsw irtschaftliches Ergebnis 11.000,00 EUR


2. Kennzahlen zur Kapital- <strong>und</strong> Vermögensstruktur<br />

Eigenkapitalquote =<br />

Eigenkapital<br />

×<br />

Gesamtkapital<br />

100<br />

Die Eigenkapitalquote gibt Auskunft über den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital<br />

(<strong>Bilanz</strong>summe). Diese Kennzahl kann als Maßstab für die Stabilität des Unternehmens<br />

angesehen werden. Je höher die Eigenkapitalquote, desto geringer wird<br />

die Belastung mit Fremdkapitalzinsen <strong>und</strong> der Liquiditätsabfluß durch Kredittilgungen<br />

ausfallen. Eine hohe Eigenkapitalquote verschafft dem Betrieb ein hohes Maß an Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Handlungsfreiheit.<br />

Je geringer die Eigenkapitalquote, desto größer ist die Abhängigkeit <strong>von</strong> Kreditgebern.<br />

Fehlendes oder zu geringes Eigenkapital ist in der Regel ein Risikofaktor, der<br />

vor allem bei unsicherer Unternehmensentwicklung <strong>und</strong> in wirtschaftlich schlechten<br />

Zeiten zum existenzgefährdenden Problem werden kann. Sollten im Anlagevermögen<br />

des Unternehmens stille Reserven vorhanden sein, würde es sich anbieten, diese<br />

Kennzahl einmal auf Basis der Buchwerte <strong>und</strong> ein weiteres mal auf Basis der Verkehrswerte<br />

zu errechnen <strong>und</strong> zu interpretieren. In der Literatur wird häufig die Forderung<br />

erhoben, daß das Eigenkapital r<strong>und</strong> ein Drittel der <strong>Bilanz</strong>summe ausmachen,<br />

die Eigenkapitalquote also bei r<strong>und</strong> 33% liegen sollte. Die Eigenkapitalquote der Firma<br />

Muster liegt bei 8,2% <strong>und</strong> kann somit nicht als zufriedenstellend angesehen werden.<br />

Bei der Interpretation dieser Kennzahl sollte aber auch die Situation im Privatvermögen<br />

des Betriebsinhabers mit berücksichtigt werden. Die Ursache für eine geringe Eigenkapitalquote<br />

im Unternehmen könnte beispielsweise darin liegen, daß in der Vergangenheit<br />

die Privatentnahmen sehr hoch ausgefallen sind. Dann stellt sich die Frage,<br />

was mit diesen Privatentnahmen im privaten Bereich geschehen ist. Ist im privaten<br />

Bereich entsprechendes Vermögen aufgebaut worden (Immobilie bezahlt, Geldanlage<br />

in Fonds o.ä.) muß eine geringe Eigenkapitalquote in wirtschaftlich schlechten<br />

Zeiten nicht zum Problem werden, da im privaten Bereich Liquidität bzw. beleihungsfähiges<br />

Vermögen vorhanden ist. Findet bei hohen Privatentnahmen ein solcher<br />

Vermögensaufbau im privaten Bereich jedoch nicht statt, muß die Situation dagegen<br />

als kritisch eingestuft werden. Für unsere Firma Muster wollen wir ersteren<br />

Fall (Vermögensaufbau im Privatbereich) unterstellen.<br />

Verschuldungsgrad =<br />

Fremdkapital<br />

Eigenkapital<br />

Diese Kennzahl zeigt an, um das wievielfache das Fremdkapital das Eigenkapital<br />

übersteigt. Je geringer die Eigenkapitalquote, desto höher fällt der Verschuldungsgrad<br />

aus. Die Überlegungen zum Verschuldungsgrad sind die gleichen wie vorstehend<br />

zur Eigenkapitalquote. Bei der Firma Muster ist das Fremdkapital 11,2 mal so<br />

hoch wie das Eigenkapital.


Anlageintensität =<br />

Anlagevermögen<br />

Gesamtvermögen<br />

× 100<br />

Die Anlageintensität zeigt, wieviel Prozent des Gesamtvermögens auf das Anlagevermögen<br />

entfallen. Bei Muster ergibt sich ein Wert in Höhe <strong>von</strong> 22,4%. Die Höhe<br />

dieses Wertes ist dabei zunächst einmal abhängig <strong>von</strong> der Branche <strong>und</strong> der Betriebsstruktur.<br />

Im produzierenden Gewerbe wird die Anlageintensität in der Regel wesentlich<br />

höher sein als beispielsweise im Dienstleistungsbereich, sie sollte dann mit<br />

niedrigeren Personalkosten <strong>und</strong> hohen Umsätzen pro Mitarbeiter verb<strong>und</strong>en sein.<br />

Umgekehrt kann eine niedrige Anlageintensität bedeuten, daß das betriebliche Anlagevermögen<br />

(Maschinen) überaltert ist.<br />

Umschlagskennzahlen<br />

Die folgenden Kennzahlen sind für die Vermögensstrukturanalyse besonders aussagekräftig.<br />

Die Umschlagshäufigkeit des Materials, der Forderungen <strong>und</strong> der Lieferantenverbindlichkeiten.<br />

Materialumschlag<br />

Mit den folgenden beiden Kennzahlen läßt sich sehr gut die Wirtschaftlichkeit der Lagerhaltung<br />

überprüfen:<br />

Lagerumschlag =<br />

Lagerdauer =<br />

Materialverbrauch<br />

∅ Materialbestand<br />

360 Tage<br />

Lagerumschlag<br />

Sich im Zeitablauf oder im Vergleich zur Branche verschlechternde Kennziffern weisen<br />

hier auf eine zu hohe Lagerhaltung hin. Für unseren Beispielbetrieb ergibt sich<br />

ein Lagerumschlag in Höhe <strong>von</strong> 6,47 <strong>und</strong> somit eine durchschnittliche Lagerdauer<br />

<strong>von</strong> 55,6 Tagen. Es dürfte klar sein, daß jede Lagerhaltung finanziert werden muß<br />

<strong>und</strong> somit auch Geld kostet. Ziel sollte daher eine möglichst geringe Lagerhaltung<br />

sein. Allgemeingültige Vorgabewerte gibt es hier nicht. Vielmehr sind die Umstände<br />

des Einzelfalls entscheidend. Der Wert der Firma Muster sollte sich jedoch reduzieren<br />

lassen.<br />

Forderungs- bzw. Debitorenumschlag<br />

Unternehmen, die ihre Leistungen im Regelfall nicht sofort bar vergütet bekommen,<br />

haben einen gewissen Zeitraum <strong>von</strong> der Rechnungslegung bis hin zur Bezahlung der<br />

Rechnung durch den K<strong>und</strong>en zu überbrücken. Die folgenden Kennzahlen lassen<br />

eine Aussage darüber zu, wie lange es durchschnittlich dauert, bis eine Rechnung zu<br />

Geld wird. Auch hier soll letztlich ermittelt werden, ob im Umlaufvermögen des Unternehmens<br />

unnötig viel Kapital geb<strong>und</strong>en ist.


Debitoren – Umschlag =<br />

∅<br />

Debitorendauer =<br />

Betriebsleistung<br />

Bestand an Forderungen<br />

360 Tage<br />

Debitoren - Umschlag<br />

Die Umschlagsdauer der K<strong>und</strong>enforderungen soll auf unnötigen Kapitaleinsatz <strong>und</strong><br />

mögliche Rationalisierungsansätze im Umlaufvermögen aufmerksam machen. Solche<br />

Ansätze könnten beispielsweise darin zu sehen sein, daß die Rechnungslegung<br />

künftig unmittelbar nach Auftragfertigstellung erfolgt <strong>und</strong> zusätzlich das Mahnwesen<br />

verbessert wird. Für Firma Muster errechnen wir einen Forderungsumschlag <strong>von</strong><br />

6,57 <strong>und</strong> daraus resultierend eine durchschnittliche Forderungsdauer in Höhe <strong>von</strong><br />

r<strong>und</strong> 55 Tagen. Hier sollten auf jeden Fall Optimierungsmöglichkeiten bei der Rechnungslegung<br />

<strong>und</strong> im Mahnwesen geprüft werden.<br />

Kreditorenumschlag<br />

Kreditoren - Umschlag =<br />

Kreditorendauer =<br />

Rechnungseingang<br />

Lieferanten<br />

∅ Lieferantenverbindlichkeit<br />

360 Tage<br />

Kreditoren - Umschlag<br />

Der Vergleich der Umschlagsdauer der Lieferantenverbindlichkeiten soll auf die Zahlungszielinanspruchnahme<br />

bei den Lieferern aufmerksam machen. Sie können also<br />

erkennen, wie lange es durchschnittlich dauert, bis Sie eine Rechnung Ihres Lieferanten<br />

beglichen haben. Bei unserer Firma Muster wollen wir die eingesetzten Subunternehmer<br />

auch als Lieferanten berücksichtigen. Muster hat demzufolge im vergangenen<br />

Jahr für 517.500 € Material <strong>und</strong> für 15.000 € Leistungen seiner Subunternehmer<br />

eingekauft. Die hieraus resultierenden 532.500 € setzen wir ins Verhältnis zu<br />

den Lieferantenverbindlichkeiten in Höhe <strong>von</strong> 100.000 €. Es ergibt sich ein Kreditoren<br />

– Umschlag in Höhe <strong>von</strong> 5,325 <strong>und</strong> eine durchschnittliche Kreditorendauer <strong>von</strong><br />

ger<strong>und</strong>et 68 Tagen. Es bietet jetzt sich ein Vergleich der Kreditorendauer mit dem<br />

Skontozahlungsziel der Lieferanten an. Muster ist sehr wahrscheinlich kein Skontozahler.<br />

Schlecht ausfallende Kennzahlen signalisieren einen Finanzengpaß, liegen<br />

also oft in einem zu geringen Kreditspielraum oder einem aufgeblähten Umlaufvermögen<br />

begründet. Hier gilt es, zusätzliches Kapital zu erschließen oder Material- <strong>und</strong><br />

Forderungsbestände abzubauen, um in die Lage zu kommen, den Skontierungsvorteil<br />

zu nutzen.<br />

Merke: Bei Verzicht auf Skonto ist der Lieferantenkredit häufig der teuerste Kredit!


Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Kapitalbindung im Umlaufvermögen der<br />

Firma Muster eindeutig zu hoch ausfällt. Könnte Muster die Kapitalbindung hier halbieren,<br />

könnten die Lieferantenrechnungen künftig sehr wahrscheinlich regelmäßig<br />

innerhalb der Skontofrist beglichen werden. Bei einem Einkaufsvolumen <strong>von</strong> 532.500<br />

€ pro Jahr <strong>und</strong> einem Skontosatz in Höhe <strong>von</strong> 3% würden sich dann Erlöse in der<br />

Größenordnung <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 16.000 € ergeben.<br />

3. Kennzahlen zur Finanz- <strong>und</strong> Liquiditätsstruktur<br />

Anlagedeckung<br />

Anlagedeckung I =<br />

(Goldene <strong>Bilanz</strong>regel)<br />

Eigenkapital<br />

Anlagevermögen<br />

× 100<br />

Erhalten Sie hier einen Wert <strong>von</strong> 100% oder mehr, gilt die goldene <strong>Bilanz</strong>regel als erfüllt.<br />

Dies ist immer dann der Fall, wenn das Eigenkapital das Anlagevermögen übersteigt.<br />

Im Umkehrschluß bedeutet dies, daß das Anlagevermögen über Eigenkapital<br />

finanziert werden sollte. Wie läßt sich dies begründen? Man geht da<strong>von</strong> aus, daß das<br />

Anlagevermögen der Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft dient, für jedes Unternehmen<br />

also <strong>von</strong> großer Bedeutung ist. Ohne Fuhrpark kein Service vor Ort beim<br />

K<strong>und</strong>en. Ohne Maschinen, Werkzeuge <strong>und</strong> Geräte ist eine betriebliche Leistungserstellung<br />

kaum denkbar. Diese eminent wichtigen Vermögensteile sollten daher so sicher<br />

wie möglich finanziert werden, <strong>und</strong> die sicherste Finanzierung ist die Finanzierung<br />

aus eigener Kraft, also über Eigenkapital.<br />

Gerade in anlageintensiven Branchen fällt es natürlich schwer, die goldene <strong>Bilanz</strong>regel<br />

zu erfüllen. Ein Malerbetrieb dürfte die 100% - Marke bei der Anlagedeckung I<br />

leichter <strong>und</strong> schneller erreichen können als eine Tischlerei. Unser Beispielbetrieb erreicht<br />

hier ger<strong>und</strong>et einen Wert in Höhe <strong>von</strong> 37%. Die goldene <strong>Bilanz</strong>regel ist somit<br />

nicht erfüllt.<br />

Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten reicht es allerdings auch aus, wenn<br />

bei der Anlagedeckung II ein Wert erreicht wird, der (hoffentlich deutlich) über 100%<br />

liegt.<br />

Anlagedeckung II =<br />

(Silberne <strong>Bilanz</strong>regel)<br />

(Eigenkapital<br />

+<br />

langfristiges<br />

Fremdkapital)<br />

Anlagevermögen<br />

× 100<br />

Die Anlagedeckung II prüft die Stabilität der Finanzierung des Anlagevermögens, wobei<br />

der Gr<strong>und</strong>satz gilt, langfristig geb<strong>und</strong>enes Vermögen soll auch langfristig finanziert<br />

sein. Dieser Gr<strong>und</strong>satz der Fristenkongruenz beruht auf folgender Überlegung:<br />

Da das Anlagevermögen langfristig im Unternehmen geb<strong>und</strong>en ist, sollten auch ausreichende<br />

langfristige Mittel zur Verfügung stehen. Die ausreichende Anlagedeckung


ist daher vor allen Dingen im Hinblick auf die Bewältigung möglicher Krisensituationen<br />

<strong>von</strong> Bedeutung.<br />

Anhand unseres Beispielunternehmens Muster soll diese Überlegung verdeutlicht<br />

werden: Muster erreicht bei der Anlagedeckung II gerade noch einen Wert <strong>von</strong> 70%.<br />

Erhebliche Teile des Anlagevermögens werden also kurzfristig finanziert. Oder anders<br />

ausgedrückt: es könnten kurzfristig 282,50 T€ Verbindlichkeiten fällig werden,<br />

die nur bei teilweisen Verkauf <strong>von</strong> Anlagevermögen beglichen werden könnten. Es<br />

wird also sehr deutlich, daß die Verbindlichkeiten umstrukturiert werden müssen. Die<br />

Lösung des Problems könnte darin bestehen, kurzfristige Kredite (Lieferanten- <strong>und</strong><br />

Bankkredite) in längerfristige Kredite umzuwandeln oder dem Unternehmen Eigenkapital<br />

zuzuführen.<br />

Liquidität<br />

Was heißt Liquidität? Gr<strong>und</strong>sätzlich ist ein Betrieb immer dann liquide (zahlungsfähig),<br />

wenn er allen anstehenden Zahlungsverpflichtungen rechtzeitig <strong>und</strong> in vollem<br />

Umfang nachkommen kann. Die jederzeitige Aufrechterhaltung der betrieblichen<br />

Zahlungsfähigkeit muß wichtigstes betriebswirtschaftliches Ziel sein. Ohne ausreichende<br />

flüssige Mittel kann kein Betrieb existieren. Die Zahlungsunfähigkeit ist Insolvenzgr<strong>und</strong><br />

nach der Insolvenzordnung.<br />

Die Zahlungsfähigkeit ist definiert als das Verhältnis <strong>von</strong> flüssigen Mitteln bzw. leicht<br />

liquidierbaren Vermögenswerten zu kurzfristigen Verbindlichkeiten.<br />

Liquidität 1. Grades =<br />

Liquidität 2. Grades =<br />

Liquidität 3. Grades =<br />

Liquide Mittel<br />

kurzfristige<br />

Verbindlichkeiten<br />

× 100<br />

Geldwerte + kurzfristige<br />

Forderungen<br />

kurzfristige<br />

Verbindlichkeiten<br />

Umlaufvermögen<br />

kurzfristige<br />

Verbindlichkeiten<br />

× 100<br />

× 100<br />

Wenn bei der Liquidität 2. Grades ein Wert in Höhe <strong>von</strong> 100% erreicht wird, kann <strong>von</strong><br />

einer ausreichenden Zahlungsfähigkeit ausgegangen werden. Muster liegt hier jedoch<br />

erst bei 63,7%. Spätestens bei der Liquidität 3. Grades sollte sich ein Wert ergeben,<br />

der deutlich über 100% liegt. Erreicht ein Unternehmen diesen Wert nicht,<br />

kann <strong>von</strong> einer bedrohlich schlechten Finanzierungsstruktur ausgegangen werden.<br />

Firma Muster liegt bei der Liquidität 3. Grades bei 92%. Was bei der Anlagedeckung<br />

II bereits festgestellt wurde, bestätigt sich erneut. Die betriebliche Finanzierungsstruktur<br />

<strong>von</strong> Muster ist als problematisch anzusehen.<br />

Die Liquiditätskennziffern sollten monatlich in den betriebswirtschaftlichen <strong>Auswertung</strong>en<br />

der Finanzbuchhaltung ermittelt werden. Außerdem ist eine kontinuierliche Liquiditätsplanung<br />

als absolute Notwendigkeit anzusehen.


4. Liquiditätsplanung<br />

Liquiditätskennzahlen bieten nur ein eingeschränktes Bild, da sie vergangenheitsbezogen<br />

ermittelt werden <strong>und</strong> nur eine statische Momentaufnahme am Jahres- bzw.<br />

Monatsende darstellen. Es ist für den Unternehmer jedoch wichtig zu wissen, wie<br />

sich seine Zahlungsbereitschaft in der Zukunft entwickeln wird, um frühzeitig Maßnahmen<br />

zur Verhinderung der Zahlungsunfähigkeit ergreifen zu können. Diese Planungs-<br />

<strong>und</strong> Kontrollmöglichkeit bietet die Finanz- oder Liquiditätsplanung. Hier werden<br />

die erwarteten Einnahmen den Ausgaben eines bestimmten Zeitabschnittes<br />

(meist Monat) gegenübergestellt <strong>und</strong> so eine Überdeckung oder Unterdeckung festgestellt.<br />

Der Liquiditätsplan ergibt sich aus anderen Planungen wie dem Auftragsplan <strong>und</strong><br />

dem Fertigungsplan. Es muss abgeschätzt werden, wann welche Aufträge zu erledigen<br />

sind, wann diese zu Auszahlungen führen (z.B. für das Material) <strong>und</strong> wann diese<br />

voraussichtlich zu Einnahmen führen werden. Darüber hinaus sind die regelmäßigen<br />

Zahlungen (Löhne <strong>und</strong> Gehälter, Miete, Telefonkosten etc.) zu berücksichtigen. Während<br />

die Auszahlungen meist relativ einfach vorausgeplant werden können, ist dies<br />

für die Einnahmen schwieriger, denn es ist insbesondere bei Unternehmen, die auf<br />

Ziel verkaufen, nicht bekannt, wann der K<strong>und</strong>e bezahlen wird. Hier muß man auf die<br />

Erfahrungswerte der Vergangenheit zurückgreifen. Wichtig ist auch ein straffes Forderungsmanagement,<br />

um die Frist bis zum Zahlungseingang möglichst kurz zu halten.<br />

Liquiditätsplan<br />

Monat 1 Monat 2<br />

Einnahmen Soll Ist Soll Ist<br />

Zahlungsmittelbestand<br />

Umsatzerlöse bar<br />

Forderungseingänge<br />

Mieteinnahmen<br />

Zinseinnahmen<br />

Einlagen aus Privatvermögen<br />

Aufnahme <strong>von</strong> Krediten<br />

Sonstige Einnahmen<br />

= Summe der Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Löhne <strong>und</strong> Gehälter<br />

Sozialabgaben<br />

Materialeinkauf<br />

Steuern <strong>und</strong> Abgaben<br />

Fremdleistungen<br />

Reparaturen<br />

Miete, Pacht<br />

Energie


Gebühren, Beiträge<br />

Versicherungen<br />

Werbung<br />

Telefon<br />

Leasing<br />

Sonstige Ausgaben<br />

Zins <strong>und</strong> Tilgung für Kredite<br />

Fällige Wechsel<br />

Investitionen<br />

Privatentnahmen<br />

= Summe der Ausgaben<br />

- Summe der Einnahmen<br />

= Überdeckung oder<br />

Unterdeckung<br />

Abgleich mit dem Kontokorrentrahmen (Überziehungsmöglichkeit der laufenden Geschäftskonten):<br />

Kontokorrentrahmen (€)<br />

Reicht aus (ja/nein)<br />

Bei der Erstellung eines Liquiditätsplanes kann folgender Fragenkatalog helfen:<br />

I. Planung der Einnahmen<br />

1. Welche Aufträge sind gerade in Arbeit ?<br />

- Wann werden sie beendet sein ?<br />

- Wann werden hieraus Einnahmen zu erzielen sein ?<br />

- Sind zusätzliche Arbeiten zu erwarten ? Sind diese schriftlich vereinbart worden<br />

?<br />

- Wurden die Rapporte vom K<strong>und</strong>en abgezeichnet ?<br />

- Ist ein Abnahmetermin vereinbart ?<br />

2. Welche Aufträge sind in den letzten 4 Wochen beendet worden ?<br />

- Wurde hierzu (Schluß)-Rechnungen erstellt ?<br />

- Wenn ja, sind diese schon gebucht ?<br />

- Wenn nein, warum nicht <strong>und</strong> wer ist dafür verantwortlich ?<br />

- Wurden Abschlagszahlungen vereinbart <strong>und</strong> erhalten?<br />

3. Welche Forderungen sind offen ?<br />

- Durchgehen jeder Forderung !<br />

- Liste mit voraussichtlichem Zahlungseingang erstellen !<br />

- Jede offene Forderung ggf. mahnen ! (ggf. eintreiben)<br />

- Schnellstmöglich jedes Zahlungshindernis beseitigen !


4. Welche Einzahlungen sind wann sonst noch zu erwarten ?<br />

- z.B. Mieten/Pachten<br />

- z.B. zu erwartende außerordentliche Eingänge<br />

II. Planung der Ausgaben<br />

Hier kann die Erstellung einer Fälligkeitenliste mit konkreten oder voraussichtlichen<br />

Beträgen helfen.<br />

Beispiele:<br />

- Welche Auszahlungen für Material fallen in dem jeweiligen Monaten voraussichtlich<br />

an ? (Hilfsmittel: z.B. Auftrags-/Lagerbestand, Materialrechnungen)<br />

- Welche Auszahlungen für Personal einschließlich Personalnebenkosten fallen<br />

im Planungszeitraum an ?<br />

- Welche Auszahlungen fallen regelmäßig für z.B. für Telefon, Fahrzeuge, Steuerberater<br />

etc. an ?<br />

- Welche Auszahlungen fallen nur z.B. zweimonatlich, vierteljährlich, halbjährlich<br />

oder jährlich in welchem Monat an ? (Beispielsweise Versicherungen,<br />

Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Steuern).<br />

- Welche Privatentnahmen fallen wann in welcher Höhe an ?<br />

Nach der Ermittlung der voraussichtlichen Summen muß in Abgleich mit den Zahlungsmittelbeständen<br />

am Anfang der Planung <strong>und</strong> den offenen Kreditlinien festgestellt<br />

werden, ob eine Unterdeckung oder eine Überdeckung vorliegt. Im Falle einer<br />

Unterdeckung können frühzeitig Maßnahmen zur Deckung des Defizits eingeleitet<br />

werden.<br />

Da es sich um eine Planung der zukünftigen Entwicklung handelt, ist es sinnvoll, den<br />

Planzahlen die tatsächlich erreichten Zahlen am Ende des Planungszeitraumes gegenüberzustellen.<br />

Dieser Soll-Ist-Vergleich liefert möglicherweise wertvolle Hinweise<br />

auf Schwächen <strong>und</strong> beschleunigen deren Abstellung.<br />

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Maßnahmen zur jederzeitigen Erhaltung der<br />

Zahlungsbereitschaft nicht erst bei Auftreten eines Zahlungsengpasses eingeleitet<br />

werden sollten. Liquidität fängt schon bei den Auftragsverhandlungen an !<br />

Die nachfolgende Checkliste gibt hierzu einige Hinweise.<br />

Tipps zur Sicherstellung der Liquidität<br />

1. Auftragsverhandlungen<br />

- Einholung <strong>von</strong> Informationen über die Bonität <strong>von</strong> Neuk<strong>und</strong>en (z.B. durch Bankauskunft,<br />

Wirtschaftsauskunfteien)<br />

- Vereinbarung <strong>von</strong> klaren Zahlungsvereinbarungen, z.B. über Anzahlungen, Abschlagszahlungen<br />

- Vereinbarung <strong>von</strong> kurzen Zahlungsziele, wenn möglich Barzahlung


- Vereinbarung <strong>von</strong> vertraglichen Sicherungsmitteln (z.B. Eigentumsvorbehalt, Bauhandwerker-Sicherungshypothek)<br />

- Schriftliche Bestätigung jedes Auftrages durch den K<strong>und</strong>en<br />

- Beobachtung des Zahlungsverhaltens der K<strong>und</strong>en<br />

2. Auftragsabwicklung<br />

- Zusatzarbeiten nur schriftlich vereinbaren<br />

- Rapporte jeweils zeitnah abzeichnen lassen<br />

- Erbringung eines schriftlichen Leistungsnachweises, damit Abschlagszahlungen<br />

angefordert werden können<br />

- Gebrauch des Leistungsverweigerungsrechtes, wenn der K<strong>und</strong>e seinen Zahlungsverpflichtungen<br />

nicht nachkommt<br />

- Durchführung <strong>von</strong> Qualitätssicherungsmaßnahmen, um eine mängelfreie Arbeit<br />

abliefern zu können<br />

- Festgestellte Mängel sofort beseitigen.<br />

3. Abrechnung<br />

- Umgehende Erstellung der Rechnungen<br />

- Angabe eines Fälligkeitsdatums auf der Rechnung<br />

- Ausgefüllte Überweisungsträger der Rechnung beilegen<br />

- Bei Stammk<strong>und</strong>en mit dem Abbuchungsverfahren arbeiten<br />

- Zahlungsanreiz durch Skonto geben<br />

- Nutzung des Avalkredites bzw. des Bürgschaftsservices (Bürgschaftsvermittlung)<br />

des Fachverbandes, insbesondere für Ausführung- <strong>und</strong> Gewährleistungsbürgschaften<br />

bzw. die Vorteile eines Kautionssicherungsvereins<br />

- Regelmäßige Durchführung <strong>von</strong> Nachkalkulationen.<br />

4. Mahnwesen<br />

- Regelmäßige Kontrolle der Zahlungseingänge<br />

- Frühzeitige außergerichtliche Mahnung säumiger Zahler<br />

- Gerichtliche Durchsetzung des Zahlungsanspruchs (gerichtliches Mahn- bzw.<br />

Klageverfahren) bei hartnäckigen Nichtzahlern<br />

- Nutzen des Inkassodienstes der zuständigen Kreishandwerkerschaft (wenn möglich)<br />

- Beachtung der Verjährungs- <strong>und</strong> Verfallfristen.<br />

5. Banken <strong>und</strong> Versicherungen<br />

- Frühzeitige Information über voraussichtliche Zahlungsengpässe an die Bank geben<br />

- Kurzfristige in mittelfristige Darlehen umschulden<br />

- Verminderung der Liquiditätsbelastung durch Tilgungsstreckung <strong>und</strong> Tilgungssetzung<br />

- Führung <strong>von</strong> Verhandlungen mit Ziel, die Kreditlinien zu erhöhen<br />

- Informationen über öffentlichen Finanzierungshilfen einholen<br />

- Möglichkeiten zur Versicherung der Forderungen prüfen.


5. Kennzahlen zur Rentabilität<br />

Bei der Betrachtung der Rentabilität eines Unternehmens fällt der erste Blick häufig<br />

auf den <strong>Gewinn</strong> <strong>und</strong> dessen Relation zur Betriebsleistung. Das Verhältnis <strong>Gewinn</strong> zu<br />

Betriebsleistung wird Umsatzrentabilität genannt.<br />

Umsatzrentabilität =<br />

<strong>Gewinn</strong> + (Fremdkapitalzinsen)<br />

Betriebsleistung<br />

× 100<br />

Der hier zu berücksichtigende <strong>Gewinn</strong> ergibt sich als steuerlicher <strong>Gewinn</strong> abzüglich<br />

der kalkulatorischen Kosten. Bei einem Einzelunternehmen muß vom steuerlichen<br />

<strong>Gewinn</strong> zumindest der kalkulatorische Unternehmerlohn als Entgelt für die vom Inhaber<br />

erbrachte Arbeitsleistung in Abzug gebracht werden. Einige Autoren erhöhen bei<br />

dieser Kennzahl den <strong>Gewinn</strong> noch um die gezahlten Fremdkapitalzinsen. Diese Vorgehensweise<br />

hat vor allem bei zwischenbetrieblichen Vergleichen Ihre Vorteile, weil<br />

unterschiedliche Finanzierungsstrukturen der zu vergleichenden Betriebe bei dieser<br />

Vorgehensweise den Vergleich nicht erschweren. Bei Firma Muster ergibt sich mit<br />

2,4% ein im Branchenvergleich noch zufriedenstellender Wert.<br />

Die folgende Kennzahl zeigt an, wie häufig das im Unternehmen investierte Kapital<br />

über die Betriebsleistung in das Unternehmen zurückfließt.<br />

Kapitalumschlag =<br />

Betriebsleistung<br />

Gesamtkapital<br />

Der Kapitalumschlag kann als ein Erfolgsmaßstab für den planvollen Kapitaleinsatz<br />

im Unternehmen gesehen werden. Fast überall dort, wo Kapital geb<strong>und</strong>en ist, sind sicherlich<br />

auch Ansatzpunkte zur Verbesserung des Kapitalumschlags gegeben. Im<br />

Anlagevermögen durch planvolle Investitionen, im Umlaufvermögen bei der Vorratshaltung<br />

oder bei den Außenständen. Bei Firma Muster erhalten wir einen Wert in<br />

Höhe <strong>von</strong> 3,4. Wie oben bei den Umschlagskennzahlen bereits zum Ausdruck gebracht,<br />

halten wir die Kapitalbindung bei Muster für zu hoch. Ein Wert in Höhe <strong>von</strong><br />

5,5 sollte bei konsequenter Rationalisierung im Umlaufvermögen erreichbar sein.<br />

Die nächste Kennzahl wird sehr häufig auch als Return on Investment (ROI) bezeichnet.<br />

Sie zählt zu den interessantesten Unternehmensführungsdaten, denn nahezu<br />

alle unternehmerischen Entscheidungen wirken sich auf sie aus.<br />

Gesamtkapitalrentabilität =<br />

(ROI)<br />

(<strong>Gewinn</strong> + Fremdkapitalzins)<br />

Gesamtkapital<br />

× 100<br />

Die Gesamtkapitalrentabilität ergibt sich aus der Multiplikation <strong>von</strong> Kapitalumschlag<br />

<strong>und</strong> Umsatzrentabilität. Es gilt also: ROI = Kapitalumschlag x Umsatzrentabilität. Je<br />

höher der <strong>Gewinn</strong> bzw. je kleiner das Gesamtkapital, desto höher wird die Rendite<br />

ausfallen. Die Kennzahl zeigt Ihnen an, welche Verzinsung bzw. Rendite jeder in Ihren<br />

Betrieb investiert Euro erreicht. Diese Rendite sollte den Marktzins für Fremdkapital<br />

möglichst deutlich übersteigen. Wenn Sie einen Kredit über eine bestimmte<br />

Summe aufnehmen <strong>und</strong> für diesen Kredit beispielsweise 8% Zinsen zahlen sollen,


sollte das aufgenommene Kapital in Ihrem Unternehmen natürlich eine Rendite in<br />

Höhe <strong>von</strong> mehr als 8% erwirtschaften. Andernfalls würde sich die Kreditaufnahme zu<br />

einem Verlustgeschäft entwickeln. Firma Muster erreicht eine Kapitalrentabilität in<br />

Höhe <strong>von</strong> 8,2%. Auch hier bleibt festzustellen, daß bei einer geringeren Kapitalbindung<br />

im Umlaufvermögen dieser Wert erheblich besser ausfallen <strong>und</strong> deutlich im<br />

zweistelligen Bereich zu finden sein könnte.<br />

Sind im Anlagevermögen stille Reserven nennenswerten Umfangs vorhanden, könnte<br />

die Gesamtkapitalrentabilität zu hoch ausgewiesen werden. Eigentlich müßte<br />

dann die Verzinsung des wirklichen Wertes des eingesetzten Kapitals errechnet<br />

werden. Dies erreichen Sie, indem Sie die stillen Reserven dem Anlagevermögen<br />

<strong>und</strong> dem Eigenkapital zurechnen.<br />

6. Cash – flow – Kennzahlen<br />

Beim Cash - flow handelt es sich zum einen um eine gute Vergleichskennzahl, die<br />

über mehrere Jahre hinweg Abschreibungs- <strong>und</strong> Zinsanteile neutralisiert <strong>und</strong> somit<br />

den echten Überschuß darstellt.<br />

<strong>Gewinn</strong><br />

+ Abschreibung laut GuV - Rechnung = Cash - flow I<br />

+ Fremdkapitalzinsen = Cash - flow II<br />

Cash – flow I – Rate =<br />

Cash – flow II – Rate =<br />

Cash - flow I<br />

Betriebsleistung<br />

Cash - flow II<br />

Betriebsleistung<br />

× 100<br />

× 100<br />

Gerade auch bei Branchenvergleichen hat der Cash-flow gegenüber dem <strong>Gewinn</strong> als<br />

Bewertungsmaßstab deutliche Vorteile, weil beim Vergleich die unterschiedliche<br />

technische Ausstattung der zu vergleichenden Unternehmen über die Zurechnung<br />

der Abschreibungen <strong>und</strong> die unterschiedlichen Finanzierungsstrukturen über die Hinzurechnung<br />

der Zinsen ausgeschaltet werden. Daneben hat der Cash – flow noch<br />

eine weitere Bedeutung. Die Abschreibungen in der <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong><br />

werden zwar als Aufwand verbucht, was jedoch nicht bedeutet, daß mit diesem Aufwand<br />

tatsächlich auch Abfluß liquider Mittel verb<strong>und</strong>en ist. Insofern ist der Cash –<br />

flow I auch als Maßstab für die innerhalb eines Jahres erwirtschafteten Geldmittel anzusehen.<br />

Banken prüfen regelmäßig anhand der Cash - flow Kennzahlen, ob ein Unternehmen<br />

in der Lage ist, aufgenommene oder noch aufzunehmende Darlehn zurückzuzahlen.<br />

Der Cash - flow ist somit ein Maßstab für die Kapitaldienstfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.


7. Kennzahlen zur Produktivität<br />

Produktivitätskennzahlen bringen immer das Verhältnis eines Ergebnisses oder Outputs<br />

mit dem dazu erforderlichen Mitteleinsatz zum Ausdruck. Die folgenden Kennzahlen<br />

sprechen für sich <strong>und</strong> bedürfen daher wohl kaum größerer Erläuterungen. Allen<br />

ist gemein, daß sie so hoch wie möglich ausfallen sollten. Im Zeitablauf sollten<br />

sie nach Möglichkeit steigen <strong>und</strong> auch beim Branchenvergleich sollten die Werte des<br />

betrachteten Unternehmens über den Branchenwerten liegen.<br />

Für die Firma Muster ergeben sich folgende Ergebnisse:<br />

Betriebsleistung je Beschäftigten =<br />

Betriebsleistung<br />

Beschäftigte<br />

<strong>Gewinn</strong><br />

<strong>Gewinn</strong> je Beschäftigten = =<br />

Beschäftigte<br />

Wertschöpfung<br />

Wertschöpfung je Beschäftigten = =<br />

Beschäftigte<br />

Wertschöpfung<br />

WPK - Wert = =<br />

Personalkosten<br />

Produktive St<strong>und</strong>en<br />

=<br />

95.833,33 €<br />

916,67 €<br />

51.458,33 €<br />

1,64<br />

Bei der Analyse der Produktivität sollte auch versucht werden, die im vergangenen<br />

Abrechnungszeitraum „verkauften St<strong>und</strong>en“ zu ermitteln. Ein Handwerksbetrieb sollte<br />

in der Lage sein, den K<strong>und</strong>en für eine produktive Arbeitskraft ca. 1.400 – 1.500 Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />

pro Jahr in Rechnung zu stellen. Wir wollen versuchen nachzuvollziehen,<br />

ob Firma Muster dieses Ziel erreichen konnte.


Ermittlung der produktiven St<strong>und</strong>en<br />

für Firma Muster<br />

Betriebsleistung<br />

gesamt<br />

1.150.000,00 EUR<br />

Betriebsleistung Betriebsleistung<br />

Betriebsleistung<br />

Material Fremdleistungen<br />

Mitarbeiter<br />

- 517.500,00 EUR * 1,2 - 15.000,00 EUR * 1,1<br />

= 512.500,00 EUR<br />

621.000,00 EUR<br />

16.500,00 EUR<br />

Erläuterung:<br />

Division durch<br />

A nzahl produktiv 10<br />

Beschäftigter<br />

= 51.250,00 EUR<br />

Division durch<br />

durchschnittlichen 36,25 EUR<br />

St<strong>und</strong>enverrechnungssatz<br />

=<br />

Produktive St<strong>und</strong>en<br />

je 1.414<br />

produktiver A rbeitskraft<br />

Wir sollten uns zunächst klarmachen, wie sich die Betriebsleistung zusammensetzt.<br />

Muster stellt seinen K<strong>und</strong>en verschiedene Dinge in Rechnung. Zum einen berechnet<br />

Muster seinen K<strong>und</strong>en das eingekaufte Material. Auf den Materialeinkaufspreis<br />

schlägt Muster im Durchschnitt 20% drauf. Es ergibt sich also ein Materialumsatz in<br />

Höhe <strong>von</strong> 621.000 €. Ebenfalls stellt Muster seinen K<strong>und</strong>en die zugekauften Fremdleistungen<br />

mit einem Aufschlag <strong>von</strong> 10% in Rechnung. Hier ergibt sich ein Umsatz in<br />

Höhe <strong>von</strong> 16.500 €. Die Differenz zwischen der gesamten Betriebsleistung in Höhe<br />

<strong>von</strong> 1,15 Mio. € <strong>und</strong> dem Materialumsatz sowie dem Umsatz aus Fremdleistungen<br />

ergibt die Betriebsleistung, welche die Mitarbeiter über ihre handwerkliche Arbeitsleistung<br />

erwirtschaftet haben (im Beispiel: 512.500 €). Nach der Division dieser Größe<br />

durch die Anzahl produktiv Beschäftigter <strong>und</strong> durch den kalkulierten St<strong>und</strong>enverrechnungssatz<br />

ergibt sich als Ergebnis, daß je produktiver Arbeitskraft 1.414 St<strong>und</strong>en<br />

in Rechnung gestellt werden konnten.


8. Zusammenfassung<br />

Die Abschlußbeurteilung bei der Firma Muster führt zu dem Ergebnis, daß im Bereich<br />

der Produktivität zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. Hauptkritikpunkt ist<br />

die vergleichsweise hohe Kapitalbindung im Umlaufvermögen. Sie verhindert noch<br />

bessere Rentabilitätswerte <strong>und</strong> führt letztlich dazu, daß auch die Finanzierungs- <strong>und</strong><br />

Liquiditätskennziffern schlecht ausfallen. Im Bereich des Umlaufvermögens lassen<br />

sich am ehesten Ansatzpunkte für künftige Verbesserungen finden. Außerdem ist<br />

dringend über eine Neuordnung der betrieblichen Finanzierungsstruktur nachzudenken.<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Tips <strong>und</strong> Hinweise zum Umgang mit Kennzahlen<br />

geben:<br />

Kennzahlen müssen sich an den Unternehmenszielen orientieren, sie dürfen niemals<br />

Selbstzweck sein. Wichtig ist, daß sie schnell <strong>und</strong> aktuell zur Verfügung stehen <strong>und</strong><br />

in gleichartigen Positionen zusammengefaßt sind. Hierbei bietet es sich an, lieber<br />

weniger, aber dafür aussagefähige Kennzahlen zu verwenden. Eine wirtschaftliche<br />

Ungenauigkeit ist in diesem Fall allemal besser als eine unwirtschaftliche Genauigkeit.<br />

Sie sollten nie eine Kennzahl isoliert für sich betrachten, sondern immer im Zusammenhang<br />

mit anderen Kennzahlen sehen. Zeitreihen bilden <strong>und</strong> Zeitvergleiche<br />

durchführen sind genauso bedeutungsvoll, wie eigene Kennzahlen mit Branchendaten<br />

zu vergleichen.<br />

Nachfolgend noch ein Vorschlag für zwei Formblätter, mit deren Hilfe Sie Ihren Jahresabschluß<br />

im Zeitvergleich immer wieder systematisch auswerten können.<br />

<strong>Auswertung</strong> der <strong>Gewinn</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlustrechnung</strong> im Zeitvergleich<br />

<strong>Gewinn</strong> ( + Zinsen)<br />

Umsatzrentabilität × 100<br />

Betriebsleistung<br />

Personalkosten<br />

Personalkosten - Quote × 100<br />

Betriebsleistung<br />

Materialeinsatz<br />

Materialeinsatz - Quote × 100<br />

Betriebsleistung<br />

So. Aufwendungen<br />

Sonstige Aufwendungen × 100<br />

Betriebsleistung<br />

2001 2002 2003<br />

% % %<br />

% % %<br />

% % %<br />

% % %


Abschreibung<br />

Abschreibungsquote × 100<br />

Betriebsleistung<br />

WPK – Wert<br />

Pro – Kopf – Leistung<br />

Cash – flow - Rate<br />

Wertschöpfung<br />

Personalkosten<br />

Betriebsleistung<br />

Mitarbeiter<br />

- Anzahl<br />

<strong>Gewinn</strong> + AfA<br />

Betriebsleistung<br />

Produktive Std. pro Kopf s. Seite ?<br />

(Produktive St<strong>und</strong>en)<br />

<strong>Bilanz</strong>analyse im Zeitvergleich<br />

1. Eigenkapitalquote %<br />

2. Anlagedeckung I %<br />

3. Anlagedeckung II %<br />

4. Liquidität 1. Grades %<br />

5. Liquidität 2. Grades %<br />

6. Liquidität 3. Grades %<br />

7. Umsatzrentabilität %<br />

8. Kapitalumschlag X<br />

9. Gesamtkapitalrentabilität %<br />

10. Lagerdauer Tage<br />

11. Debitorendauer Tage<br />

12. Kreditorendauer Tage<br />

% % %<br />

T€/Kopf T€/Kopf T€/Kopf<br />

%<br />

%<br />

%<br />

Std. Std. Std.<br />

Dim. Zeitreihe<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Letztlich müssen die Kennzahlen ausgewertet <strong>und</strong> zur Unternehmensplanung (Controlling)<br />

mit herangezogen werden. Im Anschluß an eine Jahresabschlußanalyse sollte<br />

der Unternehmer also immer Planzahlen bzw. Plankennziffern für das Folgejahr


definieren <strong>und</strong> die zur Erreichung derselben erforderlichen Maßnahmen <strong>und</strong> Strategien<br />

für die Zukunft entwickeln. Die einzuleitenden Maßnahmen sollten gemeinsam mit<br />

den Mitarbeitern entwickelt <strong>und</strong> am besten auch schriftlich festgehalten werden. Im<br />

Verlauf des dann folgenden Jahres ermöglicht die Interpretation der Betriebswirtschaftlichen<br />

<strong>Auswertung</strong>en erste Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der eingeleiteten<br />

Maßnahmen. Spätestens nach Vorliegen des nächsten Jahresabschlusses sollte<br />

dann mit geeigneten Kennzahlen überprüft werden, ob sich die betriebliche Situation<br />

entsprechend den Zielvorgaben gebessert hat. Sollten einzelne Ziele nicht erreicht<br />

worden sein, so ist selbstkritisch nach den Ursachen hierfür zu suchen. Auf diese<br />

Weise ergibt sich dann ein immer wiederkehrender Ablauf.<br />

9. Controlling<br />

-> Analyse der Ist – Situation<br />

-> Erkennen <strong>von</strong> Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

-> Analyse der Ursachen<br />

-> Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung geeigneter Maßnahmen<br />

-> Zielkontrolle über Analyse der Ist – Situation usw.<br />

In zunehmendem Maße wird das oben beschriebene System erfolgsorientierter Unternehmensführung<br />

mit dem Begriff "Controlling" umschrieben. Das aus dem amerikanischen<br />

Sprachgebrauch stammende Wort "Controlling" wurde dabei lange Zeit<br />

mit dem Wort "Kontrolle" gleichgesetzt. Beide Wörter klingen zwar ähnlich, sind jedoch<br />

in ihrer Bedeutung gänzlich verschieden. Unter Kontrolle versteht man Aufsicht,<br />

Überwachung <strong>und</strong> Prüfung. Die korrekte Übersetzung <strong>von</strong> Controlling bedeutet jedoch<br />

„steuern“. Unter Controlling verstehen wir im betriebswirtschaftlichen Sinne also<br />

die Unternehmenssteuerung. Controlling bedeutet somit, auf ein Ziel zuzusteuern. Es<br />

wird festgelegt, wohin der Weg geht.<br />

Der Schwerpunkt liegt beim "Controlling" auf einer Analyse der wirtschaftlichen Zahlen.<br />

Eine gute Umschreibung für den Begriff ist daher auch "Das Unternehmen in<br />

Zahlen führen". Entsprechend den betrieblichen Planungszeiträumen unterscheidet<br />

man strategisches (langfristiges) Controlling <strong>und</strong> operatives (kurzfristiges) Controlling.<br />

Das strategische Controlling dient der nachhaltigen Existenzsicherung unter Einbeziehung<br />

<strong>von</strong> Umweltfaktoren <strong>und</strong> qualitativen Entwicklungen. Operatives Controlling<br />

ist die ergebnisorientierte Steuerung im relativ kurzfristigen Planungszeitraum<br />

<strong>von</strong> wenigen Monaten bis hin zu fünf Jahren. Es arbeitet vorwiegend mit unternehmensinternen<br />

Daten <strong>und</strong> zahlenmäßiger Analyse.<br />

Was macht der Controller?<br />

Der Controller ist Steuermann <strong>und</strong> Motivator, er weckt Bereitschaft zum Planen <strong>und</strong><br />

führt Mitarbeiter durch Vorgabe <strong>von</strong> Zielen. Er wird diese Position einnehmen, wenn<br />

er mehr als andere lernt, erkennt <strong>und</strong> im Wirkungsnetz der Umwelt ziel- <strong>und</strong> zukunftsorientiert<br />

denkt <strong>und</strong> handelt, um ein Unternehmen erfolgreich zu steuern. Die<br />

Unternehmensziele sind: Wirtschaftlichkeit, Erhöhung der Rentabilität, Sicherung der<br />

Liquidität <strong>und</strong> Verbesserung des Unternehmensbildes.


Aufgaben des Controllers<br />

a) Operativ<br />

- Mitwirkung an der Beschreibung <strong>von</strong> Führungszielen<br />

- Festlegung <strong>von</strong> Soll- <strong>und</strong> Plandaten<br />

- Vergleich <strong>von</strong> Ist- zu Soll- <strong>und</strong> Plandaten<br />

- Veranlassen <strong>von</strong> Korrekturen (zu viel Verbrauch, zu geringe Auslastung, zu wenig<br />

Umsatz)<br />

- Empfehlung <strong>von</strong> Gegenmaßnahmen<br />

- Hinweis, wann <strong>und</strong> wie die Unternehmensleitung eingreifen soll<br />

b) Strategisch<br />

- Entwicklung <strong>von</strong> Verbesserungsvorschlägen (Was können wir in der Organisation<br />

ändern?)<br />

- Suchen nach neuen Lösungsansätzen<br />

(Liegen wir mit den angebotenen Produkten <strong>und</strong> Preisen richtig auf dem Markt?)<br />

Controlling aus der Sicht der Unternehmensphilosophie<br />

Das operative Controlling liefert Daten aus der Vergangenheit, um neue Daten für die<br />

Zukunft festzulegen. Dabei wird gleichzeitig festgestellt, wie Plan- <strong>und</strong> Ist-Daten <strong>von</strong>einander<br />

abweichen. Der ganze Entscheidungsprozeß ist eingebettet in die Unternehmensphilosophie.<br />

Sie bestimmt die Stellung des Unternehmens in Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft.<br />

Dabei stehen folgende Fragen im Vordergr<strong>und</strong>:<br />

Wer sind wir?<br />

Was sollen wir tun?<br />

Wie tun wir das?<br />

Wem nutzen wir?<br />

Wo werden wir tätig?<br />

Warum tun wir das?


Die Unternehmenspersönlichkeit wird geprägt<br />

- durch das Unternehmensverhalten (wie handelt das Unternehmen <strong>und</strong> wie<br />

reagiert die Umwelt?)<br />

- durch das Erscheinungsbild (wie bekannt ist das Unternehmen, welche Produkte<br />

sind zu einem Qualitätsstandard geworden; wie stellt sich das Unternehmen dar?)<br />

- durch die Kommunikation (inner- <strong>und</strong> überbetrieblich, Kompetenz <strong>und</strong> Qualität,<br />

d. h. vertrauensbildend), Zielvereinbarung, Zielsteuerung <strong>und</strong> Zielerfüllung müssen<br />

sich demnach auf zwei Bereiche stützen, dem<br />

qualitätsorientierten Controlling<br />

- Beziehung zwischen Unternehmen, Umwelt, Mensch<br />

- Steuerung über Unternehmenspersönlichkeit<br />

- Existenzsicherung über qualitatives Wachstum<br />

durch<br />

- optimalen Einsatz menschlicher Potentiale<br />

- Steuerung durch Entwicklung der Unternehmenspolitik<br />

quantitätsorientierten Controlling<br />

- Beziehung zwischen Anschaffung, Produktion/Absatz<br />

- Steuerung über Zahlen<br />

- Optimale <strong>Gewinn</strong>strategie<br />

durch<br />

- wirtschaftlichen Einsatz ökonomischer Faktoren<br />

- Steuerung der Ist – Soll - Plananalysen<br />

Ein entscheidender Punkt der langfristigen Controllingstrategie ist die Existenzsicherung<br />

nicht nur aus der Sicht rein quantitativer, betriebswirtschaftlicher Faktoren, sondern<br />

die Einbeziehung qualitativen Denkens in ökonomische Ziele. Das heißt konkret<br />

über den berühmten „Tellerrand hinaus zu blicken“ <strong>und</strong> beispielsweise Umweltbilanzen<br />

parallel zu anderen Steuerungsinstrumenten wie z.B. dem ROI zu erstellen.

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