Infotafeln zur Ausstellung - Sauerland-Museum
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Gefangener der Amerikaner<br />
Zwei Tage vor der Befreiung von Paris entschied sich Stock,<br />
in der Hauptstadt zu bleiben, obwohl er mit dem letzten<br />
Verwundetentransport hätte in die Heimat <strong>zur</strong>ückkehren<br />
können. Stattdessen half er im Lazarett La Pitié, wo etwa<br />
600 deutsche schwer verwundete Soldaten <strong>zur</strong>ückgeblieben<br />
waren. Hinzu kamen 200 verwundete Franzosen und Engländer.<br />
Ein Offizier, der als Mitglied der Résistance im Gefängnis<br />
Fresnes inhaftiert war, drang mit seinen Soldaten in das Lazarett<br />
ein und forderte die Herausgabe von mehreren Geiseln,<br />
um sie wegen der Grausamkeiten von SS und Gestapo<br />
erschießen zu lassen. Als er Abbé Stock erkannte, stellte er<br />
das Lazarett unter den Schutz der Résistance.<br />
Als die Amerikaner das Lager übernahmen, geriet Stock in<br />
Gefangenschaft. Am 23. September wurde er in das Gefangenenlager<br />
nach Cherbourg geflogen. Gemeinsam mit anderen<br />
katholischen und evangelischen Geistlichen fand er in<br />
einem Zelt eine neue Bleibe.<br />
Das Lager von Cherbourg glich einer riesigen Zeltstadt. Es<br />
lag auf einem freien Feld und war dadurch besonders Wind<br />
und Regen ausgesetzt. Der Boden im Zelt war nie trocken.<br />
Die Zelte besaßen keine Betten, so dass man auf dem Boden<br />
lag und nur eine Decke zum Zudecken hatte.<br />
Die Stimmung unter den Gefangenen war bedrückt und verzweifelt.<br />
Man war müde, ausgehungert und ohne jede<br />
Nachricht von den Angehörigen. Das einzige Eigentum der<br />
Gefangenen war eine alte zerschlissene Uniform, eine Garnitur<br />
Unterwäsche, die man nicht wechseln konnte, ein<br />
Paar Socken und ein Paar Schuhe.<br />
All diese Belastungen trug Stock mit. Dabei bedrückten ihn<br />
noch die schrecklichen Erinnerungen in den Gefängnissen<br />
und auf dem Mont Valérien.