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White Paper: Photovoltaik-Anlagen sicher trennen (pdf) - ETA

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<strong>White</strong> <strong>Paper</strong><br />

Sicheres Trennen von <strong>Photovoltaik</strong>anlagen<br />

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Bei <strong>Photovoltaik</strong>anlagen kommen zum Trennen von Strömen und Spannungen zwischen dem<br />

Generator und dem Wechselrichter in der Regel DC-Lasttrennschalter zum Einsatz. Hybridsysteme,<br />

die durch die geschickte Kombination von Mechanik und elektronischem Schaltelement höhere<br />

Spannungen und Ströme schalten können, sind hier eine interessante Alternative. Zumal sie<br />

zusätzliche Sicherheitsaspekte berücksichtigen<br />

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Klar ist, dass sich in der Zwischenzeit fast jeder an den Anblick der zahlreichen <strong>Photovoltaik</strong> (PV)<br />

Dach- und Freiflächenanlagen gewöhnt hat. Dank dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) trägt die<br />

Solarenergie Ende 2010 bereits im Jahresmittel 2% zur deutschen Stromproduktion bei, was<br />

insgesamt rund 840.000 installierten PV-<strong>Anlagen</strong> mit einer Kapazität von 17 GWp entspricht [1]. Doch<br />

kaum jemand kennt die einzelnen Komponenten einer PV-Gesamtanlage und deren speziellen<br />

Anforderungen auch im Bezug auf die Sicherheit. Veranschaulicht wird dies vom Konzept bis zum<br />

Praxistest anhand eines DC-Lasttrennschalters (auch DC-Freischalter oder Feuerwehr-Schalter<br />

genannt), welcher durch die DIN VDE 0100-712 [2] normativ gefordert ist. Die Norm verlangt, dass<br />

eine Einrichtung zum <strong>sicher</strong>en Trennen von Strömen und Spannungen zwischen dem PV-Generator<br />

und dem Wechselrichter (also auf der Gleichstromseite) vorzusehen ist. Dieser Trenner kann<br />

entweder im Wechselrichter integriert und/oder separat, zum Beispiel in Generatoranschlusskästen,<br />

installiert werden.<br />

Steigende Anforderungen an die Technik im PV-Markt<br />

Je nach Verschaltung der einzelnen Solarmodule werden in PV-<strong>Anlagen</strong> Spannungen und Ströme<br />

gebündelt. Hierbei wird die Spannung durch die Reihenschaltung einzelner Module zu einem Strang<br />

erhöht. Dadurch treten in der Praxis auf der Gleichspannungsseite je nach <strong>Anlagen</strong>größe mehrere<br />

hundert Volt eingangseitig am Wechselrichter auf. Im Falle eines Leerlaufs (abgeschalteter oder<br />

getrennter Wechselrichter), können i.A. 600 bis 1.000 V DC erreicht werden, wobei die<br />

Niederspannungsrichtlinie [3] die oberste Grenze bei 1.500 V DC legt. Der Strangstrom beträgt dabei<br />

typischerweise 5 bis 10 A bei voller Einstrahlung. Weiterhin können mehrere Stränge parallel<br />

geschaltet werden - diese Ströme addieren sich entsprechend auf. Bei diesen Spannungen und<br />

Strömen ist das Auf<strong>trennen</strong> des Stromkreises wegen der Gefahr eines Lichtbogens im Kontaktsystem<br />

nicht unproblematisch. Dies gilt insbesondere beim Abschalten eines fehlerbedingten Kurzschlusses,<br />

aber auch für den Einspeisebetrieb bei bestimmten Wechselrichtertopologien.<br />

Im Gegensatz zu den derzeit verwendeten DC-Lasttrennschaltern, welche das Trennen von hohen<br />

Gleichspannungen durch eine Serienschaltung von mehreren Löschkammern realisieren, trennt ein<br />

Hybridsystem zuverlässig durch die geschickte Kombination von Mechanik und elektronischem<br />

Schaltelement. Dieses speziell für DC-Anwendungen entwickelte und optimierte Konzept ermöglicht<br />

das Trennen von Spannungen bis 1.500 V DC und max. 30 A auf kleinstem Raum mit nur einer<br />

einzigen Bauvariante. Sowohl die herkömmlichen als auch die Hybrid-Lasttrennschalter werden<br />

hierbei i.d.R. nach der DIN EN 60947-3 [4] und/oder UL 98B [5] zertifiziert.<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />


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Funktion des Hybridschalterkonzepts<br />

Das Funktionsprinzip (siehe Abbildung 1) des Hybridschaltsystems basiert im positiven Pfad auf zwei<br />

in Reihe geschaltete mechanische Kontaktsystemen (S1 und S2) mit einem elektronischen<br />

Schaltelement parallel zu einem mechanischen Schalter (S1). Das elektronische Schaltelement ist im<br />

Standardbetrieb spannungsfrei (S1 und S2 geschlossen) und wird nur während des Schaltens und im<br />

geöffneten Zustand mit der Nennspannung belastet. Die Elektronik verbraucht in dieser Stellung keine<br />

Energie. Beim Betätigen des Trenners werden S1, S2 und S3 geöffnet. Durch die Potentialdifferenz<br />

(minimal 16 V) des an S1 entstehenden Lichtbogens schaltet das elektronische Element durch, d.h.<br />

der Strom von S1 wird übernommen und der Lichtbogen verlöscht. Dies hat zur Folge, dass für das<br />

gesamte Hybridsystem keine externe Spannungsversorgung benötigt wird. Nach der Kommutierung<br />

des Stroms auf das elektronische Schaltelement geht dieses verzögert in den Sperrzustand und<br />

unterbricht den Stromfluss. Somit kann der mechanische Kontakt S1 stromlos weiter öffnen. S2 und<br />

S3 stellen die zweipolige galvanische Trennung <strong>sicher</strong>, womit diese Technologie auch für ungeerdete<br />

<strong>Anlagen</strong> geeignet ist. Beim Wiedereinschalten des Trenners bzw. im geschlossenen Zustand hat das<br />

elektronische Schaltelement keinerlei Einfluss [6]. Die Hybrid-Funktion ermöglicht insbesondere auch<br />

ein <strong>sicher</strong>es Trennen bei Strömen weit unter der Nennstromstärke des Trenners. Diese niedrigen<br />

Ströme entstehen im Betrieb von PV-<strong>Anlagen</strong> bei geringer Einstrahlung beispielsweise in den frühen<br />

Morgen- bzw. späten Abendstunden. Beim Abschalten mit rein mechanischen Schaltern besteht hier<br />

die Möglichkeit, dass der Lichtbogen auf Grund der geringen Stromstärke nicht in die dafür<br />

vorgesehene Löschkammer wandert, sondern im Bereich des Kontaktsystems verharrt und diese<br />

übermäßig belastet.<br />

Abbildung 1: Hybridschalter-Konzept für PV-<strong>Anlagen</strong> (2-polig)<br />

Schaltlichtbögen sind zu vermeiden<br />

Hauptschwierigkeit bei Anwendungen im Bereich PV ist, dass sich PV-Quellen anders als übliche DC-<br />

Spannungsquellen verhalten und über weite Bereiche der Kennlinie eher einer Konstantstromquelle<br />

gleichen. Beim Ausschalten eines Kurzschlusses wird der Strom während des bestehenden<br />

Lichtbogens im Schaltvorgang trotz ansteigender Lichtbogenspannung nahezu konstant weiter<br />

getrieben, bis er dann ungefähr ab dem Punkt maximaler Leistung (MPP) einbricht. Somit wird die<br />

gesamte Schalteinrichtung bei PV-Anwendungen im Gegensatz zu herkömmlichen DC-Anwendungen<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />

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thermisch erheblich belastet. Daraus lässt sich ableiten, dass der Einsatz von schnellen Schaltgeräten<br />

mit weitgehender Vermeidung eines Schaltlichtbogens und somit sehr niedrigen Schaltenergien von<br />

Vorteil ist. Zudem können nicht einfach vorhandene AC-Systeme für DC-Anwendungen adaptiert<br />

werden. Sogar Schaltgeräte, welche für normale DC-Kreise ausgewiesen sind, müssen nicht<br />

zwingend für PV-Generatoren geeignet sein [7]. Da es bisher für höhere Leistungsklassen am Markt<br />

nur wenige praxisgerechte und realitätsnahe Nachbildungen der Strom- und Spannungscharakteristik<br />

von PV-Quellen für Laboranwendungen gibt, ist es fast unvermeidbar, nach der Entwicklung und<br />

ersten (kleineren) Prüfungen im Labor, Tests bzw. Schaltversuche an realen PV-Testanlagen<br />

durchzuführen um die Praxistauglichkeit nachzuweisen.<br />

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Abbildung 2: Der Schaltschrank der PV-Testanlage ermöglicht es, je nach Anforderungen verschiedene<br />

Stränge zu verschalten<br />

Die PV-Testanlage von E-T-A (siehe Abbildung 2) verfügt über insgesamt elf Stränge mit<br />

unterschiedlicher Anzahl von Modulen, welche zudem mit unterschiedlichen Wechselrichtertypen<br />

betrieben werden können. Durch den zentralen Schaltschrank besteht die Möglichkeit, diese Stränge<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />

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je nach Anforderungsprofil zu verschalten. Die hierdurch entstehenden Testszenarien ergeben ein<br />

breites Portfolio zur Beurteilung von PV-Komponenten. Vergleichend wurden hier herkömmliche<br />

Schaltgeräte sowie Hybridsysteme (wie oben beschrieben) getestet. Insbesondere die<br />

problematischen kleinen Ströme waren hierbei von Interesse. Die Ergebnisse (siehe Abbildung 3)<br />

verdeutlichen die großen Unterschiede der Trenner in Bezug auf die zu schaltende Energie. Vor allem<br />

im Hybridsystem ist die Schaltenergie sehr niedrig und ermöglicht somit ein langlebiges und<br />

verschleißarmes Kontaktsystem. Die rein mechanischen Systeme werden hingegen deutlich mehr<br />

belastet, da der Lichtbogen bei kleineren Strömen länger im Kontaktsystem verharrt.<br />

Abbildung 3: PV-Lasttrennschalter Kurzschlussschaltversuche<br />

Zusätzliche Sicherheitsaspekte<br />

Neben der normativen Forderung nach einem Lasttrennschalter auf der Gleichstromseite werden<br />

insbesondere die Sicherheitsaspekte bezüglich brandschutzgerechter Planung von PV-<strong>Anlagen</strong>,<br />

getrieben durch Feuerwehren und Verbände (BSW, BSFB, DGS, ZVEH, etc.), immer mehr in den<br />

Vordergrund gestellt. Durch durchdachte Konzepte kann hier der Lasttrennschalter auch gezielt als<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />

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"Feuerwehrschalter" betrieben werden. Wichtig ist neben den Mindestanforderungen sowie<br />

Zusatzfunktionen auch der richtige Einbauort. So sollte ein solches System beispielsweise<br />

- ein Fail Safe Verhalten aufweisen,<br />

- einen Auslöser am Hausanschluss (Remote Off) besitzen,<br />

- den Schaltzustand klar ersichtlich machen,<br />

- eine Sicherung gegen Wiedereinschalten enthalten<br />

und direkt am Gebäudeeintritt auf dem Dach in unmittelbarer Nähe zu den Modulen angebracht<br />

werden, und nicht wie meist üblich im Keller des Gebäudes. Durch diese Maßnahmen kann das<br />

Gebäudeinnere im Brandfall frei von berührbaren Spannungen gehalten werden, wodurch ein<br />

<strong>sicher</strong>eres Arbeiten der Feuerwehren ermöglicht wird [8] [9].<br />

Fazit<br />

Der Fokus liegt zukünftig klar auf speziell für den PV-Markt entwickelten und abgestimmten<br />

Schaltgeräten (siehe Abbildung 4) [10], welchen den Sicherheitsstandard von PV-<strong>Anlagen</strong> optimieren.<br />

Zusätzliche und integrierte Funktionen ergeben hierbei einen Mehrwert, der schon bei der Planung<br />

einer PV-Anlage mit in Betracht gezogen werden sollte.<br />

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Abbildung 4: DC-Lasttrennschalter auf Hybridbasis speziell für PV-<strong>Anlagen</strong><br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />

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Literatur<br />

[1] Statistikpapier "<strong>Photovoltaik</strong>" Fassung 01/11:<br />

http://www.solarwirtschaft.de/medienvertreter/marktdaten.html<br />

[2] DIN VDE 0100-712 (VDE 0100-712):2006-06<br />

Errichten von Niederspannungsanlagen - Teil 7-712: Anforderungen für Betriebsstätten, Räume<br />

und <strong>Anlagen</strong> besonderer Art - Solar-<strong>Photovoltaik</strong>-(PV)-Stromversorgungssysteme. Berlin,<br />

Offenbach: VDE Verlag<br />

[3] Richtlinie 2006/95/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006<br />

zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend elektrische Betriebsmittel<br />

zur Verwendung innerhalb bestimmter Spannungsgrenzen. Amtsblatt Nr. L 374 vom 27.12.2006<br />

S. 10-19. Luxemburg: Amt für amtl. Veröffentlichungen<br />

[4] DIN EN 60947-3 (VDE 0660-107):2010-02<br />

Niederspannungsschaltgeräte - Teil 3: Lastschalter, Trennschalter, Lasttrennschalter und<br />

Schalter-Sicherungs-Einheiten. Berlin, Offenbach: VDE Verlag<br />

[5] UL 98B:2010-08<br />

Enclosed and dead-front switches for use in photovoltaic systems. Camas/WA/USA: Uderwriter<br />

Laboratories<br />

[6] Gerdinand, F; Meckler, P.: Hybridschalter für den Einsatz in PV-<strong>Anlagen</strong>. In: ep <strong>Photovoltaik</strong> -<br />

1/2-2011 (ISSN 1867-7339); sowie Meckler, P.: Mechatronische Sicherheit. In: EL-Info Extra,<br />

2010-04<br />

[7] Zahlmann, P; Birkl, J.: Prüfung von Schaltgeräten für <strong>Photovoltaik</strong>-Generatoren. In: etz -<br />

Elektrotechnik + Automation 130 (2009) Heft 8, S. 30-38 (ISSN 0948-7387)<br />

[8] Broschüre "Brandschutzgerechte Planung, Errichtung und Instandhaltung von PV-<strong>Anlagen</strong>" der<br />

Expertenkommission Brandschutzgerechte Planung, Installation und Betrieb von PV-<strong>Anlagen</strong>.<br />

Berlin 2011: http://www.dgs-berlin.de<br />

[9] Schulz, W.: Gefahren für die Feuerwehr durch Solarstromanlagen. In: VDI Nachrichten (2011),<br />

Heft Nr. 10 (ISSN 0042-1758)<br />

[10] E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH: http://www.e-t-a.de<br />

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Markus Wiersch ist Geschäftsfeldmanager<br />

für Energie & Umwelttechnik bei der<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH<br />

in Altdorf.<br />

E-Mail: markus.wiersch@e-t-a.de<br />

E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf Mai 2011 ���<br />

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