Handout 15: Bewusster Umgang mit Gefühlen - Schattauer
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Handout 15: Bewusster Umgang mit Gefühlen - Schattauer
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<strong>Handout</strong> <strong>15</strong><br />
<strong>Bewusster</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Gefühlen</strong><br />
Achtsamkeit gegenüber Emotionen<br />
Emotionen kommen und gehen. Indem wir eine annehmende Haltung einnehmen, erleichtern wir diesen<br />
Prozess. „Wahrnehmen“ und „Beschreiben“ sind wichtige Fertigkeiten, um dies zu erreichen. Wenn<br />
wir Emotionen wahrnehmen und beschreiben, setzen wir uns den Emotionen aus. Wir können die Erfahrung<br />
machen, dass wir diese Emotionen aushalten können und dass die Emotionen nach einer Weile<br />
schwächer werden:<br />
Erleben Sie Ihre Emotion!<br />
Treten Sie einen Schritt zurück, schaffen Sie Raum zwischen sich und der Emotion.<br />
Benennen Sie das Gefühl. Versuchen Sie, Ihre Emotion als Welle anzusehen.<br />
Wellen kommen und gehen. Sie können sich davon lösen.<br />
Versuchen Sie, Ihre Emotion nicht zu blockieren.<br />
Versuchen Sie, Ihre Emotion nicht zu unterdrücken.<br />
Versuchen Sie nicht, die Emotion loszuwerden.<br />
Seien Sie achtsam gegenüber körperlichen Reaktionen!<br />
Nehmen Sie wahr, wo im Körper Sie die Reaktion spüren.<br />
Erleben Sie die Gefühle, so stark sie eben sind. Niemand stirbt an Emotionen.<br />
Beobachten sie, wie lange es dauert, bis die Emotion abnimmt.<br />
Vergessen Sie nicht: Sie sind nicht Ihre Emotion!<br />
Beobachten Sie den Handlungsdruck, und belassen Sie es dabei.<br />
Wie können Sie der Emotion entsprechend sinnvoll handeln?<br />
Wenn die Emotion stimmig ist, sollten Sie sich fragen, ob Ihr Handlungsimpuls angemessen ist, das heißt,<br />
ob er Ihnen sowohl kurzfristig hilft als auch langfristig nicht schadet, und ob Sie nicht jemand anderem<br />
dadurch ungewollt Schaden zufügen. Dann erst sollten Sie diesem Handlungsimpuls folgen.<br />
Schramm/Klecha: Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe<br />
(aus: Bohus/Wolf: Interaktives Skills Training für Borderline-Patienten) © <strong>Schattauer</strong> Verlag 2010<br />
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Wie können Sie ein Gefühl abschwächen?<br />
Ein emotionales Netz besteht aus 4 Komponenten:<br />
1. Wahrnehmung<br />
2. Denken<br />
3. Körperreaktionen<br />
4. Handlungsdrang<br />
Die Emotion ist umso stärker, je mehr diese Komponenten im Gleichklang schwingen. Das heißt aber<br />
auch, dass das Gefühl schwächer wird, wenn Sie beginnen, eine oder besser mehrere dieser Komponenten<br />
zu verändern, so dass sie zu dem aktivierten Gefühl überhaupt nicht passen. Wir nennen diesen<br />
wichtigsten aller Emotionsregulations-Skills: entgegengesetztes Handeln. Wenn Sie zum Beispiel Angst<br />
haben und diese unberechtigt ist, so würde entgegengesetztes Handeln bedeuten, das Sie bewusst nicht<br />
Ihrer Handlungstendenz folgen, also davonlaufen, sondern auf das Problem zugehen, sich <strong>mit</strong> der Situation<br />
konfrontieren. Entgegengesetztes Denken hieße in diesem Falle eben nicht, sich zu überlegen, was<br />
alles schon passiert ist und schiefgehen kann, sondern sich an eine Situation zu erinnern, in welcher Sie<br />
eine derartige Situation schon mal bewältigt haben oder in der Sie sich sicher fühlten. Entgegengesetzte<br />
Körperhaltung bedeutet dann, dass Sie sich auch in Ihrer Körpersprache anders verhalten als Ihnen<br />
zumute ist. Das heißt, Sie sollten sich eben nicht zusammenkauern, sondern aufrecht stehen, die Schultern<br />
zurücklegen, die Fäuste ballen. Sie sehen, diese Vorschläge fühlen sich seltsam an, eben „nicht<br />
stimmig“, und das ist gut so. Das Gefühl abzuschwächen bedeutet, „nicht stimmig“ zu handeln, zu denken<br />
zu bewegen. Das ist nicht einfach, es bedarf der Übung, aber es funktioniert – versprochen!<br />
Entgegengesetztes Handeln = gegen den emotionalen Impuls handeln<br />
1. Annehmen: Sie erleben eine Emotion, und da<strong>mit</strong> müssen Sie jetzt umgehen.<br />
2. Prüfen Sie die Fakten, um herauszufinden, ob die Emotion berechtigt ist oder nicht.<br />
Wenn die Emotion nicht berechtigt oder wenn sie zu stark ist, wenden Sie Skills an:<br />
• Entgegengesetztes Handeln<br />
• Entgegengesetztes Denken<br />
• Entgegengesetzte Körperhaltung<br />
Je mehr Komponenten Sie aktivieren, desto besser.<br />
Am besten:<br />
Entgegengesetztes Handeln<br />
plus<br />
Entgegengesetztes Denken<br />
plus<br />
Entgegengesetzte Körperhaltung<br />
Schramm/Klecha: Interpersonelle Psychotherapie in der Gruppe<br />
(aus: Bohus/Wolf: Interaktives Skills Training für Borderline-Patienten) © <strong>Schattauer</strong> Verlag 2010<br />
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