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46 I SCHWEINE BLW 20 I 17. 5. 2013<br />
Beim Schaett-Dach stoßen zwei Pultdächer mit unterschiedlichen Firsthöhen zusammen. Dadurch ergibt sich ein Lüftungsband.<br />
Platz für 780 Öko-Schweine<br />
Soll das Einkommen dauerhaft gesichert werden, sind auch in der Mast von<br />
Bioschweinen Bestandsausweitungen unabdingbar. Eine solche eröffnet jetzt<br />
Johannes Hohenester und seinem Sohn die für die Zukunft nötigen Perspektiven.<br />
Es war für die Teams der Firmen<br />
Weihmüller aus Bruckberg<br />
bei Landshut und Völkl<br />
aus Andermannsdorf zweifellos eine<br />
Herausforderung, einen Stall zur<br />
Mast von 780 Bioschweinen zu erstellen.<br />
Diesen Auftrag erteilte Johannes<br />
Hohenester aus Buchenthal im vergangenen<br />
Jahr. Er mästet jetzt schon<br />
auf 450 Plätzen Schweine nach den<br />
Vorgaben des ökologischen Landbaues<br />
(Naturland). Hohenester: „Die<br />
Nachfrage legte eine Bestandsaufstockung<br />
nahe.“ Hohenester ist seit <strong>mehr</strong><br />
als 20 Jahren Biobauer. Der erfahrene<br />
Landwirtschaftsmeister wirtschaftet<br />
auf den 136 ha mit Weizen, Roggen,<br />
Dinkel, Triticale und Ackerbohnen<br />
sowie Pflanz- und Speisekartoffeln<br />
nach einer weitgefächerten Fruchtfolge.<br />
Es galt jetzt, die Veredelung auf<br />
passende Füße zu stellen.<br />
Den Entschluss, intensiver in die<br />
Schweinemast einzusteigen, fasste<br />
Hohenester zusammen mit seinem<br />
Sohn, der in Kürze sein Landwirtschaftsstudium<br />
an der Fachhochschule<br />
in Weihenstephan abschließen<br />
wird. Als Gesellschafter werden beide<br />
den Betriebszweig „Schweinemast<br />
nach den Vorgaben des ökologischen<br />
Landbaues“ in einer GbR betreiben.<br />
Und dieses Mastverfahren unterscheidet<br />
sich grundlegend von dem<br />
der konventionellen Schweinemast.<br />
Zu einer so beachtlichen Aufstockung<br />
sind die Ferkellieferungen zu<br />
sichern. „Die haben wir mit zwei<br />
zuverlässigen Lieferanten vereinbart,<br />
die erfahren sind in der ökologischen<br />
Ferkelerzeugung und über<br />
ausreichende Kapazitäten verfügen“,<br />
berichtet Hohenester. Dass die<br />
Futtergrundlage vom eigenen Betrieb<br />
gestellt wird, versteht sich. Die<br />
oben angeführte Fruchtfolge kann<br />
die Komponenten für eine ausgewogene<br />
Ration in der Öko-Schweinemast<br />
bereit stellen. Die Vermarktung<br />
der schlachtreifen Schweine<br />
beziehungsweise deren Schlachtkörper<br />
überlässt Hohenester der Naturland<br />
Markt <strong>GmbH</strong>.<br />
Für die Vormast bis 50 kg Lebendgewicht<br />
(LG) lässt sich der bestehende<br />
Maststall umbauen. Der nagelneue<br />
Maststall soll unmittelbar nach dem<br />
18. Mai erstmals bestoßen werden.<br />
An diesem „Tag der offenen Tür“ ist<br />
er für das Publikum geöffnet. Danach<br />
gilt wie für alle anderen Anlagen der<br />
Schweinemast: Betreten verboten!<br />
Was ist nun zu berücksichtigen<br />
beim Planen und Projektieren eines<br />
Maststalles für Bioschweine:<br />
● Als Platzbedarf sind in der Vormast<br />
zwischen 50 und 80 kg LG<br />
mindestens 1,9 m 2 vorzusehen. Davon<br />
sind 0,5 m 2 als Ruheraum gesondert<br />
auszuweisen. Die verbleibenden<br />
1,4 m 2 teilen sich in 0,8 m 2 Außenfläche<br />
und 0,6 m 2 Aktivzone im Stall<br />
(Fressen, Abkoten, Tierkontakt).<br />
● Mit 2,3 m 2 steht Endmastschweinen<br />
rund 20 Prozent <strong>mehr</strong> Platz zur<br />
Verfügung. Die Ruhezone je Tier davon<br />
misst 0,6 m 2 die „Aktivfläche“<br />
0,7 m 2 und die Außenfläche einen<br />
Quadradmeter.<br />
● Grundsätzlich darf der Außenbereich,<br />
der für die Schweine vorzusehen<br />
ist, nicht vollständig überdacht<br />
sein. Die Naturland-Vorgaben verlangen,<br />
dass die Tiere laufend Zugang<br />
zu allen Klimareizen haben<br />
müssen, also auch zu denen von Sonne,<br />
Schnee und Regen. Das schließt<br />
ein Schleppdach über der gesamten<br />
Auslauffläche aus.<br />
● Schließlich legt die Pflicht zur Einstreu<br />
den Verzicht auf Spaltentboden<br />
mit Güllewirtschaft nahe.<br />
„Wir haben uns für einen Kaltstall<br />
entschieden“, erklärt Hohenester.<br />
Das Konzept, das er mit dem Stallbauunternehmen<br />
Völkl realisiert hat,<br />
sieht einen Stall auf einer Bodenplatte<br />
von 80 x 24,40 m vor, die durch einen<br />
70 cm mächtigen Frostkoffer gegen<br />
Witterungsschäden gesichert ist.<br />
Die Dachkonstruktion liegt auf Betonsäulen,<br />
die an der Traufe 4,75 m<br />
hoch sind. Im First misst die Höhe<br />
8,30 m. Es ist ein sogenanntes „Shed-<br />
Dach“, bei dem die deckenden Faserzementplatten<br />
auf die Holzleimbinder<br />
aufgeschraubt sind.<br />
Bei einem Shed-Dach stoßen<br />
gleichsam zwei Pultdächer unterschiedlicher<br />
Neigung und damit unterschiedlicher<br />
Firsthöhe aneinander.<br />
Dadurch ergibt sich ein etwa ein Meter<br />
hohes Lüftungsband, durch das die<br />
warme Abluft nach oben austritt.<br />
Die Giebel dieses Kaltstalles sind<br />
mit Holz verschalt. Die Giebelkonstruktion<br />
steht auf einem etwa<br />
ein Meter hohen Betonsockel.<br />
An den Längsseiten des Stalles<br />
hängen Windschutznetze, die sich<br />
einrollen lassen. An ihnen ist etwa<br />
1,2 m über dem Boden eine stabile,<br />
aber bewegliche Gummischürze angebracht,<br />
durch die die Schweine immer<br />
Zugang zum Auslauf haben.<br />
Der Stall wird kontinuierlich belegt.<br />
Die Absetzferkel kommen in<br />
Gruppen mit 26 Tieren. Diese Gruppe<br />
wird für die Mittel- und Endmast<br />
halbiert.<br />
Das „Innenleben“ des Stalles ist relativ<br />
einfach strukturiert. Von einem<br />
1,30 m breiten Gang gehen zu beiden<br />
Seiten je 30 Buchten weg. Jede<br />
von ihnen misst in der Breite 2,5 m.<br />
In der Länge weichen die Maße der<br />
westlichen Buchtenreihe von denen<br />
der östlichen ab.<br />
Umtreiben<br />
zur Endmast<br />
Hans Hohenester schiebt die geöffnete Buchtenabtrennung wie ein Teleskop ineinander.<br />
Die Verriegelungen sind in die Wand eingelassen und stören nicht bei der Durchfahrt.<br />
Die Ruhekisten für die Mittelmast<br />
sind mit 2,5 m um 50 cm kürzer als<br />
die für die Endmast, damit die Tiere<br />
auch bei kalter Witterung ausreichend<br />
Eigenwärme „abbekommen“.<br />
Die Aktivzone ist aber bei der westlichen<br />
Reihe mit 4,8 m um 1,3 m tiefer<br />
als der bei der östlichen. Auch ist<br />
die Auslauffläche um einen Meter bei<br />
den westlichen Buchten tiefer.<br />
Die Buchten mit der kleineren Fläche<br />
sind eben für die Mastschweine<br />
in der Mittelmast vorgesehen. <strong>Sie</strong><br />
werden dann mit einem LG von rund<br />
80 kg in die westlichen Buchten umgetrieben,<br />
wo ihnen gemäß den Öko-<br />
Vorgaben“ dann wieder ausreichend<br />
Platz zur Verfügung steht.<br />
Der Ruheraum jeder Bucht ist<br />
mit einer Platte abgedeckt. Ein daran<br />
befestigter Kunststoffvorhang<br />
verhindert, dass zuviel Wärme dort<br />
entweicht.<br />
FOTOS: BAUER
BLW 20 I 17. 5. 2013 SCHWEINE I 47<br />
Zur Tierbetreuung sowie zur Einstreu<br />
und zum Reinigen kann die<br />
Abdeckung an vier Seiten von einem<br />
Elektromotor angehoben werden.<br />
Das Stroh (bei Bio-Mastschweinen<br />
ist Einstreu Pflicht) fällt von oben in<br />
die Bucht. Dazu ist über dem Mittelgang<br />
eine Bühne errichtet, auf der<br />
ein Rundballen ausgerollt wird. Von<br />
Hand kann der Tierbetreuer die vorgesehene<br />
Menge bei geöffnetem Deckel<br />
zuteilen.<br />
Teleskop-Tore<br />
sperren ab<br />
„Der Stall ist als Tretmiststall ausgelegt“,<br />
erläutert Hohenester. 1,5 Prozent<br />
Gefälle in der Ruhezone und<br />
5 Prozent in der Aktivzone reichen<br />
aus, dass die Tiere verbrauchtes Stroh<br />
und Kot selbst aus der umbauten<br />
Bucht ins Freie „transportieren“. Es<br />
sammelt sich im Auslauf. Der Auslauf<br />
ist um drei Prozent geneigt, damit<br />
die flüssige Phase im Stallmist in<br />
einer Jaucherinne abfließen kann.<br />
Die Schweine koten erfahrungsgemäß<br />
meist im Auslauf ab. Dort markieren<br />
sie „ihr Revier“ gegenüber<br />
Artgenossen ab.<br />
Gemistet wird mit einem Traktor,<br />
dessen Frontladerschaufel die passende<br />
Arbeitsbreite hat. Dazu werden<br />
mit den eingeklappten Abtrennungen<br />
die Ausläufe der Buchten im Stallinneren<br />
versperrt. Es kann sich kein<br />
Schwein in den Weg stellen. Diese<br />
Abtrennungen sind als Schwenktore<br />
konzipiert, die sich teleskopartig auf<br />
Buchtenbreite von 2,5 m ineinander<br />
schieben lassen. Damit die Verriegelungsvorrichtungen<br />
das Ausmisten<br />
nicht behindern, sind sie in die<br />
Wand eingelassen.<br />
Der Mist wird auf einer 18 m x 18 m<br />
großen Betonplatte gebunkert. Für<br />
die flüssige Phase der Exkremente ist<br />
eine 980 m3 große Güllegrube notwendig.<br />
<strong>Sie</strong> muss auch das Regenwasser<br />
aufnehmen, das wegen des<br />
verkürzten Daches direkt auf den<br />
Ausläufen niedergeht.<br />
Im Stallgebäude sind die einzelnen<br />
Buchten durch Kunststoffpaneele<br />
von einander abgetrennt. <strong>Sie</strong> lassen<br />
sich gründlich reinigen.<br />
In die Abtrennungen integriert<br />
sind die Automaten für die Breifütterung.<br />
Jeder Automat ist von zwei<br />
Seiten also von jeder der jeweils benachbarten<br />
Buchten zugänglich (jede<br />
Seite zwei Fressplätze). Eine Rohrketten-Förderanlage<br />
beschickt sie mit<br />
der Futtermischung für die Mittelbeziehungsweise<br />
Endmast.<br />
Der Breifutterautomat steht<br />
beiden benachbarten Buchten<br />
zur Verfügung.<br />
Die Wasserversorgung ist durch<br />
Nippeltränken sichergestellt. In den<br />
Zulaufrohren sind elektrische Heizbänder<br />
eingezogen. <strong>Sie</strong> beugen dem<br />
Einfrieren während der kalten Jahreszeit<br />
vor.<br />
„Der Stall ist als Kaltstall ausgelegt“,<br />
erläutert ein Mitarbeiter<br />
von Weihmüller Stalltechnik. Das<br />
Mastver fahren dort ist also sehr<br />
energiesparend. Damit relativieren<br />
sich die Baukosten von rund 1000 €<br />
je Mastplatz.<br />
Bei der Planung und Projektierung<br />
des Mastschweinestalles konnte in einer<br />
Reihe von Kriterien auf die Erfahrungen<br />
aus Milchviehställen zurückgegriffen<br />
werden, auch wenn<br />
Schweine und Rinder unterschiedliche<br />
Bedürfnisse haben. Diese waren<br />
natürlich zu berücksichtigen. Wie<br />
das gelungen ist, darüber können sich<br />
intressierte Schweinehalter anlässlich<br />
eines Tages der offenen Tür am<br />
Pfingstsamstag, dem 18. Mai ab 13<br />
Uhr auf dem Naturland-Betrieb von<br />
Hohenester in Buchenthal bei Landshut<br />
umfassend informieren.<br />
Karl Bauer<br />
Die am Bau beteiligten Fimen gratulieren der<br />
Johannes Hohenester Bioschwein GbR zum Neubau<br />
Landwirtschaftlicher<br />
Komplettbau