Bayerisches Landeskriminalamt - Staatliches Schulamt im Landkreis ...
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<strong>Bayerisches</strong> <strong>Landeskr<strong>im</strong>inalamt</strong><br />
<strong>Bayerisches</strong> <strong>Landeskr<strong>im</strong>inalamt</strong>, Postfach 190262, 80602 München<br />
per E-Mail<br />
<strong>Bayerisches</strong> Staatsministerium des Innern<br />
Sachgebiet IC5<br />
Odeonsplatz 3<br />
80539 München<br />
Ihr Zeichen Bitte bei Antwort angeben Erreichbarkeit Sachbearbeiter München,<br />
Unser Zeichen Amt (089) 1212-0 Hr. Michel 14.08.2008<br />
Ihre Nachricht StB2-2743-015688A/08 CNP-Nr. -207-9 Tel. -1012<br />
vom FAX. -2356 FAX -1015<br />
Gefahrenlage <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Lagerung von Pikrinsäure<br />
Anlagen:<br />
Artikel Spiegel-Online „Kracher <strong>im</strong> Chemiesaal“ vom 01.08.2008<br />
Pressemeldung des PP Berlin „Polizei informiert über gefährliche Pikrinsäure“ vom 06.08.08<br />
Internet-Hinweis der Polizei NRW „Explosive Pikrinsäure in NRW Schulen“<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
aufgrund einer Medienanfrage bei unserer Pressestelle am 12.08.08 wurde das BLKA auf die<br />
aktuell in Berlin und NRW bestehende Problematik aufmerksam. Nach Auskunft der Entschärferdienststelle<br />
des LKA in NRW wurde der Sachverhalt, dass eine Gefährdung durch<br />
unsachgemäße Lagerung von Pikrinsäure an Schulen besteht, in NRW durch eine Presseinformation<br />
(Spiegel Online) bekannt. Daraufhin habe das Schulministerium die Schulen mit<br />
Chemielaboren angewiesen, die Bestände zu überprüfen. Diese Maßnahme hätte zur Folge<br />
gehabt, dass über 20 Schulen Meldung über handhabungsunsichere Pikrinsäure gemacht<br />
haben. Weiterhin seien Apotheken und Wertstoffhöfe mit der gleichen Problematik betroffen<br />
gewesen. Sowohl das Schulministerium wie auch das Innenministerium hätten mittlerweile<br />
Dienstgebäude Öffentliche Verkehrsmittel Bankverbindung Internet<br />
Maillingerstraße 15 U-Bahn Linie 1 Staatsoberkasse Bayern in Landshut http://www.polizei.bay ern.de<br />
80636 München Haltestelle Maillingerstraße Bayer. Landesbank München e-mail: blka.poststelle@polizei.bayern.de<br />
Straßenbahn Linie 17, Deroystraße Kto.-Nr.: 1 27 92 76; BLZ 700 500 00
2<br />
Weisungen über die sichere Entsorgung dieser Gefahrstoffe erlassen. Die Entsorgung obliege<br />
einzig den Entschärfern des LKA NRW.<br />
Zur Situation an bayerischen Schulen hat das BLKA keine konkreten Erkenntnisse. Es ist aber<br />
davon auszugehen, dass eine vergleichbare Gefahrenlage auch in Bayern besteht.<br />
Hintergrundinformationen zur Pikrinsäure:<br />
Pikrinsäure, chemisch richtig eigentlich Trinitrophenol, ist eine gelbe, geruchlose Substanz.<br />
Der Stoff ist giftig und kommt pulverig, blättrig oder kristallin vor. Die Sprengkraft der Pikrinsäure<br />
liegt leicht über der von TNT. Wird sie in nichtmetallischen Behältnissen mit mindestens<br />
30% Wasser gelagert, ist sie, abgesehen von ihrer Giftigkeit, handhabungssicher und<br />
nicht explosionsgefährlich (jedoch explosionsfähig = zur Verwendung als Sprengstoff best<strong>im</strong>mt).<br />
Bei falscher oder unsachgemäßer Lagerung kann die Chemikalie bei ihrer Handhabung unsicher<br />
werden und empfindlich reagieren. Dies geschieht insbesondere dann, wenn die Pikrinsäure<br />
bei längerer Lagerung eintrocknet oder mit Metallen in Berührung kommt (Pikrat-<br />
Bildung). In diesen Fällen ist sie nicht mehr handhabungssicher, d.h. sie kann bei Schlag,<br />
Stoß oder Reibung empfindlich reagieren. Dabei reicht es aus, wenn die Belastung nur indirekt,<br />
z.B. auf das Aufbewahrungsgefäß, einwirkt. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn das<br />
Behältnis aufgeschraubt wird oder herunterfällt. Somit kann unsachgemäß gelagerte Pikrinsäure<br />
selbst bei einer nicht außergewöhnlichen Beanspruchung detonativ umsetzen.<br />
Wird handhabungsunsichere Pikrinsäure gefunden, gelten folgende Sicherheitshinweise:<br />
• Das Behältnis darf in keinem Fall bewegt oder geöffnet werden.<br />
• Es darf nicht versucht werden, die eingetrocknete Pikrinsäure oder das entstandene Pikrat<br />
mit Wasser oder einem sonstigen Stoff zu lösen.<br />
• Es muss gewährleistet werden, dass unbeteiligte Personen keinen Zugang zu dem Stoff<br />
haben.<br />
• Es sollten sich alle Personen, auch Fachkräfte wie z.B. Chemiker, von dem Behältnis<br />
fernhalten.<br />
• Es ist unverzüglich die TSG des BLKA zu verständigen.<br />
Eine Einschätzung der Handhabungssicherheit kann nur <strong>im</strong> Einzelfall und vor Ort erfolgen.<br />
Die Entsorgung der handhabungsunsicheren Pikrinsäure kann von den USBV- Entschärfern<br />
des BLKA (TSG) durchgeführt werden. Im Regelfall wird dies durch eine sprengtechnische<br />
Entschärfungsmaßnahme erfolgen, da sich eine Öffnung der Behältnisse oder ein Transport<br />
über weitere Strecken aufgrund der Gefährlichkeit der Substanz verbieten.
3<br />
Privatfirmen, die eine derartige Aufgabe übernehmen könnten, sind dem BLKA nicht bekannt.<br />
Vorschlag zum weiteren Vorgehen:<br />
Es sollte mit dem StMUK erörtert werden, inwiefern in Bayern Handlungsbedarf besteht. Da in<br />
Berlin falsch gelagerte Pikrinsäure auch in Apotheken entdeckt wurde, sollte auch eine Information<br />
an die Apotheken in Bayern, etwa über den Apothekerverband, geprüft werden.<br />
Auf das Telefonat zwischen KOR Michel und PD Feiler darf hingewiesen werden.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
gez. Sandles<br />
Polizeivizepräsidentin